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Full text of "Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und Lande, oder Sammlung aller Reisebeschreibungen : welche bis itzo in verschiedenen Sprachen von allen Völkern herausgegeben worden und einen vollständigen Begriff von der neuern Erdbeschreibung und Geschichte machen worinnen der wirkliche Zustand aller Nationen vorgestellet und das merkwürdigste, nützlichste und wahrhaftigste in Europa, Asia, Africa und America ... enthalten ist; mit nöthigen Landkarten ... und mancherley Abbildungen ... versehen"

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der Reiſen zu Waſer und Lande; 


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Sammlung 


aller 


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Ftiſcheſchrribungen, 


welche bis itzo 


in verſchiedenen Sprachen von allen Bölkern herausgegeben worden, 
und einen volftändigen Begriff von der neuern Erdbeichreibung 
und Gefchichte machen ; 
Worinnen der wirkliche Zuftand aller Nationen vorgeftelfet, und dag 
Merkwuͤrdigſte, Nüslichfte und Wahrhaftigſie 


in Europa, Aſia, Africa, und America 


in Anfehung ihrer verfchiedenen Reiche und Länder ; deren Lage, Größe, Graͤ 
inehei ' anzen 
Eintheilungen, Himmelsgegenden, Grödreichs, Trüichte, Shiere, Thufte 998 A 
— großen und Kleinen — —— hie, lt WAREN, Sebirge, 
wie and) der Sitten und Gebräuche der Einwohner, ihrer Religion, Regierungsart, 
Kuͤnſte und Zr Hg und Manufacturen, 
enthalten iſt; 


Mit nöthigen Landkarten 


nach den neueften und richtigſten aſtronomiſchen Wahrnehmungen, und mancherley Abbildungen 


der Städte, Kuͤſten, Ausſichten, Thiere, Gewaͤchſe, Kleidungen, 
und anderer dergleichen Merkwuͤrdigkeiten, verfehen; 


Durch eine Geſellſchaft gelehrter Männer im Englifchen zufammen getragen 
| und aus demfelben und dem Franzöfifcyen ins Deutſche überfege, 


Sechzehnter Band. 


Mit Koͤnigl. Poln. und Churfuͤrſtl. Sächf. allergnaͤdigſter Freyheit. 
Leipzig, bey Arkſtee und Merkus. 1758. 












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Nachricht 
des Herrn Prevoſt. 


as fuͤr ein Urtheil man auch von meiner Olrbeit fps 

len koͤnne, ſo muß man doch meine Beſtaͤndigkeit lo⸗ 

ben. Auf dieſen Band wird nun bald der letzte 

folgen; das iſt, ich werde in kurzem meine Verſprechungen mit al⸗ 

ler der Treue geleiſtet haben, die man der Welt ſchuldig iſt. 

Meine Achtſamkeit iſt nicht geringer geweſen, denen Geſe⸗ 

tzen zu folgen, die ich mir in dem Vorberichte des dreyzehnten 

Bandes aufgeleget habe; vornehmlich diejenigen, welche den un⸗ 

ermeßlichen Umfang meiner Materie zuſammenziehen, und mich 
geſchwinder zu dem Ende einer ſo langen Laufbahne fuͤhren koͤn⸗ 

nen. Man wird uͤber die Menge Reiſende erſtaunen, die ich 

in meine Schranken gezogen habe da ich mich nur 

fie zu nennen, wein fie Beine andere Ehr 

jenige in meine Erzählung mit 
ches bey ihnen gefunden Dabe, 

ich fie hintereinander 


begnuͤget, 
e verdieneten, oder dag, 
hineingebracht, was ich nuͤtzli⸗ 
ohne mich daran zu binden, daß 
in einer Menge von Auszuͤgen erſcheinen 


a 2 lie⸗ 


Vorbericht des Herrn Prevoſt. 

ließe. Ich habe diefen Borzug nur denjenigen zugeſtanden, die 
mir Deffelben wegen eines befonderen Kennzeichens des Nutzens, 
der Verdienſte oder des Ruhmes, wuͤrdig zu ſeyn geſchienen. 
Wie viele Artikel würde man weniger haben, wie viele Wie⸗ 
derhohlungen würden in den erften Bänden weggeblieben feyn, 
wenn die englandifhen Urheber eben der Methode gefolget wären, 

Bon allen auslaͤndiſchen Reiſebeſchreibern, die ih ohne Er⸗ 
loͤnuterung angefuͤhret, oder foͤrmlich auf den Schauplatz gebracht | 
habe iſt nicht ein einziger „_defjen Zeugniß ſtreitig gemacht wird. 
Damit ih alſo diefen Band nicht unnüger Meijevergrößere, der 
fo ſchon ſtaͤrker iſt, als die andern: fo verweiſe ich die Erlaͤute⸗ 
rungen, die man wegen ihrer Werke verlangen kann, zu dent 
alphabethiſchen Verzeichniſſe der Namen. Dan würde fich aher 
wundern, daß man in dem Artikel von Neufrankreich nicht ver⸗ 
ſchiedene Berichte findet, die eines gewiſſen Ruhmes — — 
wenn ich hier nicht die Urſachen anzeigete, die mich bewogen ha, ' 
ben, folde zu unterdrücken, vn | 

Es ift hier befonders von den Reiſen des P. Hennepin, ei⸗ 
nes Recolleten, und des Ritters von Tonti die Rede. Die 
Meynung, welche ih von den Einſichten und der Redlichkeit des 
P. Charlevoir habe, deſſen Werke mir zu dem meinigen fehr 
nuͤtzlich geweſen find, erlauben mir nicht, von dem firengen Lir- 
heile abzugehen, welches er wider den P. Hennepin geſprochen 
hat; vornehmlich wenn ich — daß meine eigenen Unterſu⸗ 


chun⸗ 


Vorbericht des Herrn Prevoſt. 

chungen mich nichts zum Beſten dieſes armen Recolleten haben ent⸗ 
decken laſſen. Er war mit dem Herrn de la Salle ſehr verbunden, 
und war ihm zu den Illineſen gefolget, von da er den Miſſiſſipi 
hinauffuhr. Dieſe Reiſe machete er im 1683/ten Jahre, unter. 
dem Titel einer Befchreibung von Luiſiana, welches erſt kuͤrzlich 
gegen Suͤdweſt von Neufrankreich entdecket worden a) bekannt. 
Man ſehe hier des P. de Charlevoix Urtheil davon: 

¶Dieſer Titel iſt nicht richtig; denn das Land, welches der 
„P. Hennepin, und der Herr Daran entdecketen, da ſie dieſen 
„Fluß von dem Illineſenfluſſe an bis an den St, Antonsfprung, 
„hinauffuhren, ift Fein Stück von Luiſiana, fondern von Neu⸗ 
„frankreich. Der Titel eines zweyten Werkes, welches ſich in 
„der fuͤrften Sammlung der Reiſen gegen Norden findet, iſt nicht. 
„richtiger. Er heißt; Reiſe in ein größeres Land, als Europa. 
wiſchen dem Eiömeere und Neumerico b), So weit mar. 
den Miſſiſſpi auch hinauf gefahren: ſo iſt man noch ſtets von. 
„dem Eismeere weit entfernet geweſen. Als der Verfaſſer dieſe 
„ʒweyte Beſchreibung herausgab: fo hatte er ſich mit dem Hrn. 
„de la Salle uͤberworfen. Es ſcheint ſo gar, daß ihm verbo⸗ 
„then war, wieder nach America zurück zu kehren; und daß der 
„Verdruß, den er darüber empfand, ihn bewog, nad) Holland. 
„zu gehen, woſelbſt er ein drittes Merk drucken ließ: Mene 


} 2 
0) Defeription.de la Louiſiane, nouvellement decouyerte au Sud-Oucft dela Nouvelle 
France &c, inı2, } Paris, chez Aurois, 

5) Voiage en un Pai Plus grand que? Europe,entre la Mer glaciale et le NouveauMexique, | 


Vorbericht des Herrn Prevoſt. 
„Beſchreibung eines ſehr großen in America zwiſchen Neumeri⸗ 
„eo und dem Eismeere gelegenen Landes, c). Er läßt darin⸗ 
gnen nicht allein feinen Verdruß über den Heren de la Salle aus; 
„ſondern er laͤßt ihn auch noch über Frankreich ergehen, wovon 
„er glaubst, daß es ihm übel begegnet ſey, und er denft , da, 
„durch feine Ehre zu retten, daß er die Erklärung thut, er ſey 
„ein gebohrener Unterthan des Fatholifihen Könige, Er ſollte 


„ſich aber erinnern, daß er auf Frankreichs Koften in America 
„gereiſet ſey, und daß er und. der Herr Dacan im Namen des 


„allerchriſtlichſten Königes, Befiß von denen Ländern genom⸗ 


„men, die fie entdecket hatten. Er ſcheuet fih nicht, vorzuge- | 
„den, daß es mit Genehmhaltung des katholiſchen Koͤniges, ſei ⸗ 


„nes erſten Herrn geſchehen ſey, daß er fein Buch dem Könige 


Wilhelm den TIL in England zugeeignet, und diefen Monar- 


„hen erſuchet Habe, die Eroberung dieſer weitläuftigen Land- 
„ſchaften zu unternehmen, Kolonien dahin zu ficken, und den 


„Ungläubigen das Evangelium allda predigen zu laſſen; ein Un⸗ 


„ternehmen, welches die Katholiſchen ärgerte und die Proteftan- 
„ten zu lachen machete, die fih wunderten, daß fie einen Reli— 


„gioſen, der Die Titel eines Miffionars und apoftolifhen Note 


„ring fuͤhrete, einen irrglaͤubigen Prinzen ermahnen fahen, eine 


„Kirche in der neuen Welt zu ftiften, Uebrigens find alle die 


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£) Defcription d’untres grand P.is;z fitud dans]’Amerigtie, entre le Nouveau Mexique. 


et la Mer glaciale depuis lan 1670 jusqu’ en 1682 etc. in 12, à Utrecht 1697. 


Vorbericht des Heren Prevoſt. 

„ſe Werke in einer. ſchulredneriſchen Schreibart geſchrieben, die 
„durch ihren Schwulſt anftößig iſt, und durch die Freyheiten, 
„die ſich der Verfaſſer nimmt, und durch ſeine unanſtaͤndigen 
Anzuͤglichkeiten ekelhaft wird. Was den Grund der Sachen 
„betrifft, ſo hat der P. Hennepin geglaubet er koͤnne ſich des 
„Vorrechtes der Reiſenden zu Nutze machen. Er iſt auch in Ca⸗ 
„nada ſehr beſchrien; und diejenigen, die ihn begleitet hatten, ha⸗ 
„ben oftmals betheuert, er ſey nichts weniger, als wahrhaft in 
„einen Geſchichten mn En 

Der P. de Charlevoig urtheilet von der Reiſebeſchreibung, 
die unter des Ritters von Tonti Nomen erſchienen, ſie haͤtte 
nichts anders, als Lobſpruͤche, verdienen koͤnnen; wenn ſie das 
Werk dieſes Officiers geweſen, der ſehr vermoͤgend war, gute 
Nachrichten von einer Colonie zu geben, an deren Errichtung er 
mehr, als ſonſt jemand, gearbeitet hatte: er verſichert aber, der 
Herr von Tonti habe dieſe Geburt nicht fuͤr ſeine erkannt; die 
ihm auf keinerley Art und Weiſe Ehre machen wuͤrde. Dieß 
ſind die Ausdruͤcke des geiſtlichen Kunſtrichters; und man wird 
außerdem ſehen, daß der Herr von Iberdille die Unrichtigkeit die⸗ 
ſer Reiſebeſchreibung erkannt hat. S——— 

Das hiſtoriſche Tagehuch des Herrn Joutel, des Herrn de 
la Salle Gefaͤhrten, auf feiner letzten Reife Bat nur erſt im 1713 
Jahre das Licht gefehen; und der P. de Charleboix bat den Ber. 
faſſer 1723 kennen Iernen, Er war, ſaget er, ein ſehr ehrlicher 


Mann, 


Vorbericht des Heren Prevoſt. 
Mann, welcher dem Herrn de la Salle wichtige Dienfte gelei- 
ftet Hatte, und der einzige von dem ganzen Haufen, auf welchen 
ſich diefer berühmte und unglückliche Neifende verlaffen Eonnte, 
Sein Werk war von dem Herrn de Michel umgearbeitet wor: 
den „Er beflaget ſich, daß man ſolches ein wenig verändert 
„hätte, es ſcheint aber nicht, daß man weſentliche Sa | 
„gen darinnen gemacht habe. 

Was den berühmten Baron de la Hontan betrifft: fo l 
es ſehr natürlich, daß ein Jeſuit, welcher ein Freund der Religion 
und des Wohlſtandes iſt, kein geneigtes Urtheil davon gefaͤllet 
babe: man ſieht aber nicht fo gut, aus was für einem Grunde der 
Kunſtrichter feine Aufrichtigkeit vornehmlich bey feiner Reife auf 
dem langen. Fluſſe angreift, welchenicht weniger durch das Zeugniß 
ſeiner Soldaten, als durch ſein eigenes beſtaͤtiget zu ſeyn ſcheint. 

Damit ich den Weg aufklaͤre, den ich noch zu thun uͤbrig 
habe: ſo kuͤndige ich meinen Leſern an, daß ſie in dem folgenden 
Bonde die Sitten und Gebraͤuche der Indianer in Nord ⸗Ame⸗ 
rica, die Reiſen gegen Norden, gegen Nordoſt und Nordweſt; 
die Reiſen nach den Antillen und andern Inſeln des Nordmeeres, 
und zum Beſchluſſe die Naturgeſchichte aller dieſer Länder fin⸗ 
den werden, 


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Verzeichuzßzgz 


der in dieſem XVI Bande enthaltenen Reifen und Belchreibungen, 





Verfolg Des VI Buches des III Teiles. 


Sertfegung der Reifen, Entderfungen und Niederlaffungen in dem ſuͤdli— 
chen America, 2 


Das VI Capitel. Reifen auf dem Maranjon ober Amazonenfluffe 16 
Einfeitung, 
Der LAHfehn. Diele Reifen, die zu verſchiedenen Zeiten verfuchet worden 2 
Der II Abſchn. Reife ver PP. d’ Acunja und d’Artieda auf dem Amazo- 


nenfluffe — 


Der III Abſchn. Reiſe des Herrn de la Condamine 

Dos VII Cap. Reifen auf dem Fluſſe de la Plata und an der magelfanifchen Kuͤſte 
Einfeitung won 57 
Der J Abſchn. Sebaſtian Cabots Reiſe — 59 
Der II Abſchn. Des Don Pedro von Mendoza Reife — 
Der II Abſchn. Des Alfonſo von Cabrera Reiſe 70 
Der V Abſchn. Beſchreibung von Chaco 74 


Der V Abſchn. Wiederherſtellung und Beſchreibung der Stadt Buenos Ayres 83 
Der VI Abſchn Erläuterung wegen des magellanifchen Landes 


87 
Der VII Abſchn. Reife des P. Quiroga nach der Kuͤſte des magellanifchen 

$andes A 88 

Der VII Abſchn. Küfte der Statthalterfhaft Rio de In Plata bis nach 
Braflien | 105 

Das VIE Cap. Naturgefchichte der fpanifchen Landſchaften in dem fühlichen 
America 108 
Der J Abſchn. Naturgeſchichte der americaniſchen Landenge 108 


Der IE Abſchn. Naturgeſchichte des Landes Guayaquil 


Der III Abſchn. Naturgeſchichte vom Peru und den benachbarten Sand, 
fchaften 


124 


12] 


b Das 


25 _ 


“I Berzeichnig der in dieſem Bande 
Das IX ap. Reifen nad Braſilien 
Der JAbſchn. Reifen und Niederlaſſungen der Portugiefen in Brafilien 


138 
156 


Der U Abſchn. Niederlaſſung der Franzoſen in Brafilien, Johanns ri 


Lery Reife 
Her DI Abſchn. Reifen und Niederlaffungen der Holländer in Brafılien 
Der IV Abſchn. Beſchreibung von Brafifien 


1 
199 


Der V Abfehn, Beſchreibung der Inſel Marignan, der Provinz Guayra 7 


und anderer Voͤlkerſchaften in Braſilien 
Der VI Abſchn. Gemuͤthsart, Sitten und Gebräuche ber Braſilianer 
Der VII Abſchn. Naturgeſchichte von Braſilien 
Der VIII Abſchn. Inſecten und Pflanzen in Surinam 


Das X Cap. Reifen auf dem Orinoko und weiter an den Kuͤſten von Suͤdamerica 
Der JAbſchn. Sir Walther Raleighs Reiſe in Guiana 
Der II Abſchn. Reife des Lorenz Keymis nach Guiana 
Der III Abſchn. Franzoͤſiſches Guiana 


⸗ 


6 
29 


> 


31 

3 

35 
Der IV Abſchn. Niederlaſſungen in Neuandaluſien von dem Orinoko big an 


Rio de la Hacha 
Der V Abſchn. Statthalterſchaften Rio de la Hacha und St. Martha 
Der VIAHfchn. Neues Königreich Grenada 


Das XI Cap. Reifen und Niederlaſſungen in dem nordlichen America 
Herl Abſchn. Ferdinands von Soto Reiſe nach Florida 
Der II Abſchn. Deſſen Verrichtungen in Florida 
Der II Abſchn. Begebenheiten des Soto in der Provinz Apalache 
Der IV Abfchn. Begebenheiten der Spanier in verſchiedenen Provinzen 
Der V Abfchn. Aufnahme der Spanier in verfihiedenen Provinzen 
Der VI Abſchn. Fernere Verrichtungen der Spanier in Florida 


Der VII Abſchn. Entdeckung vieler Provinzen und Zubereitung der Spanier 


J— 
390 


zu ihrer Mückfehe a7 
Der VII Abſchn. Rückkehr der Spanier aus Florida 489 
Der IX Abſchn. Sitten und Gebraͤuche der alten Floridaner 498 


enthaltenen Reifen und Beſchreibungen. 


Das XII Cap. Reiſen, Entdeckun 


gen und Niederlaſſungen der Englaͤnder in dem 
nordlichen America 


su 
Der I Abſchn. Niederlaffung in Virginien su 
Der II Abſchn. Beſchreibung von Birginien und Maryland 338 
Der IIII Abſchn. Wirklicher Zuſtand von Virginien 549 
Der IV Abſchn. Niederlaſſung in Neuengland 579 
Der V Abſchn. Niederlaſſungen in Neuyork und Neuyerfey 599 


Der VIAbſchn. Niederfaffung und Beſchreibung von Penfyfvanien 609 
Der VII Abſchn. Niederlaſſung der Engländer in Carolina und deſſen Bes 


fihreibung 65 
Der VIL Abſchn. Spaniſches Florida und Reiſe des P. Charlevoix an deſ⸗ 
ſen Kuͤſte —* 624 


Der IX Abſchn. Niederlaſſung in Neugeorgien und deſſen Befchreibung 6 
Das XIII Cap. Fortſetzung der Reiſen, 


Franzoſen in Nordamerica 


31 
Entdeckungen und Niederlaſſungen der 


641 
Der I Abſchn. Beſchreibung der Hudſonsbay und dafıger Wilden 64: 
Der II Abſchn. Beſchreibung von Canada oder Neufranfreich 659 


Der II Abſchn. Reifen und Beobachtungen des P. de CHarlevoip 666 
Der IV Abſchn. Reife des Barons de la Hontan auf dem langen Fluffe, 694 
Der V Abſchn. Reife des P. Charlevoix nach Luiſiana auf dem Mififfipi, 703 
Der VIAHEHN, Verfolg der Küfte des feften Sandes; Inſeln und große 
Bank von Neuland 719 


Der VO Abſchn. Eriäuterung wegen ber Zwiſtigkeiten der Sranzofen und 
Engländer in Nordamerica 729 





63 Vrerzeich⸗ 


Verʒeichniß 


der Karten und Kupfer, 


nebſt einer Anweiſung fuͤr den Buchbinder, wo er ſolche hinbringen ſoll. 


1 ar von dem Fluffe de In Plata i 
2 Grundriß von der Stadt Buenos = Ayres 
3 Karte von Brafilien, erftes Stuͤck 
4 Fortfeßung von Brafilien. 
3 Reidung und Häufer der Floridaner- 
5 oder S Zack Rot oder furinamifche Ratte, Kröten mit Entenfüßen 
7 Xusfiht und Grundriß der Stadt St. Salvador 
: Terwandlungen der americanifchen Froͤſche 
9 Verfolg von Braſtlien von der a bis nach St. paul 
10 Karte von Guyana n a 
12 Karte von der Bay Cheſapeak j 
12 Palikour, Akoquoua, Indianer und — aus Guyana 
13 Waffen der guyaniſchen Indianer 
135 Mancherley Putz, womit ſich die Indianer bey ihren Taͤnzen ſchmuͤcken 
16 Fernerer Putz der Indianer 
17 Karte von Neuengland, Neuyork und Penſylvanien 
8 Grundriß von der Stadt Boſton 
19 Karte von Karolina und Georgien 
20 Opfer, welches die Floridaner der Sonne miweinem Hirſche bringen 
21 Mitiven aus Florida, bie ihre Haare auf das Grab ihrer Männer ſtreuen 





©; 57 
83 


199 


204 





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310 


209 


312 


212 
353 


538° 


368 
37° 


569 7 


582 
584 


587 


618 
503 


22 Sloridanerinnen, die ihre Männer im Kriege verloren haben, und ihren —— um Mn Beyſtand 


anflehen 
23 Opfer, welches die Floridaner der Sonne mit ihrer Erſtgeburt bringen 
24 Ratte von der Hudſonsbay 
35 Ein Equimau in feinem Canotte 4 
26 Karte von dem Laufe des Fluffes St. Laurenz von feiner Mündung an bie über Qucber 
27 Grundriß der Stadt Quebec 
28 Fernerer Lauf des Fluffes St. Laurenz von Quebee bis an den Sr Ontario 
29 Rarte von den Seen in Canada, 
30 Waſſerfall von Niagara. 


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ı 


506 


503 


648° 


654 
686 


670 


676 


680 
684 


Allge⸗ 


507 





4 





erh ) K ne 


Allgemeine Sammlung 


Reiſcheſchteſhungen. 
Dritter Theil. 


Verfolg des VI Buches, 
Fortſetzung der Reiſen, Entdeckungen und Nieder: 


laſſungen in dem ſuͤdlichen America, 
| Das VI Kapitel, 
Reifen anf dem Maranjon oder Amazonenfluſſe. 


Ne 107 Einleitung. 
RL, an IE nicht geſonnen, dasjenige zu mieberhohlen, was die Entdeckung bie- 
a es großen Zluffes angeht. Die Begebenheiten des Orellana, welche 
> in einem gehörigen Umfange find angeführet worden a), und die Hiftori- 
E ſchen Anmerkungen, die man der Beſchreibung der Statthalterſchaft 
Ne Maynas bepzufügen, nicht Hat Umgang haben können, find hinlaͤnglich, 
re UNg zu einigen berühmten Reiſebeſchreibungen zu führen, ‚denen wir einen 
anfehnlichen Rang in diefer Sammlung einräumen müffen. Allein, ob fie gleich nur auf 


zwo 
“) Im vorhergehenden Bande a. d. 1ro S. 
Allgem, Veiſebeſchr. XVI. Band, 4 













Fun 


2 Reifen auf dein Maranjon 


Grſua 15600. zwo Fonnen gebracht werden, welche dieſen Lobſpruch verdienen, nämlich der Jeſuiten 
Acunja und Artieda ihre und des Heren de la Condamine feine: fo muͤſſen wir dennoch 
der Neugier des Leſers Diejenigen verfchiedenen Reifen, die vor der erftern von dieſen bey“ 
den vorhergegangen find, und in eben diefer Abficht unternommen worden, fo mistheilenz 
wie fie der P, Acunja felbft zu fammeln Sorge getragen 5), | 


Der J Abſchnitt. 
Diele Reiſen, die zu verſchiedenen Zeiten verſuchet worden. 
Des Orſua Abreiſe. Er wird ermordet, Seine lalobos und Miranda. Bonito Macul. Kar: | 





Moͤrder nehmen den Königstitel an. ,Des vallo. Brito und Toledo. Pedro Tereira 
Aguirre Grauſamkeit; Strafe, Ferrier. Bil: Reife, 


Der ungluͤckliche Erfolg des Orellana hatte die Spanier nothwendig bey dem Ku 
ihrer Entdeckungen Falt und fchläfrig machen müffen, und die bürgerlichen Kriege in 
Peru fehienen fo gar die Luſt dazu ausgelöfcher zu haben, als im 1560 ften Jahre ein nas 

varrifcher Edelmann, Namens Pedro d'Orſua, welcher fi durch feinen Verſtand und 

Muth hervorthat, dem Marquis von Cannete, Unterfönige in Peru, mwährender feiner 
Regierung, feine Dienfte zu diefer wichtigen Unternehmung anboth. Sie wurden ange⸗ 

nommen. Die Meynung, die man von ſeinen Berdienften hatte, zog eine große Anzahl 

Des Orſua Officer und alter Soldaten unter feine Fahnen. Er reifete von Eufeo in eben dem Jahre 
Abreife. mit einem Haufen von ungefähr fiebenhundert Mann, Pferden und Lebensmitteln ab⸗ 
Eine vollfommene Kenntniß von der peruanifchen Küfte, und lange Betrachtungen über” 

fein Unternehmen ließen ihn gerade nach der Provinz Mofilones marfchieren, um den Fluß, 
Mayabamba anzutreffen, durch welchen er in den Amazonenfluß zu fahren, fich — 





men hatte. Man verſprach ſich viel von einer mit fo vieler Weisheit angefangenen Reife, 
indeffen ift doch niemals eine-fo unglücklich geweſen. h 

Er wird er⸗ Orſua hatte unter ſeinen Befehlshabern Don Ferdinand von Guſman, einen 

mordet. jungen erſt ganz kuͤrzlich aus Spanten gekommenen Menſchen, der eben feine gar zu or⸗ 
dentliche Lebensart fuͤhrete, aber vielen Much beſaß, und Lopez d'Aguirre, einen bas⸗ 

quiſchen Edelmann von eben dem Charafter, aber kleiner Statur und böfer Mine, den e 

| zu feinem Fähndriche gemacht hatte. Diefe beyden Abentheurer , welche die Gleichheit ih 

rer Meigungen zu fehr guten Freunden gemacht hatte, wurden zu gleicher Zeit in die Frau 

ihres Heerführers auf eine unordentliche Ark verliebt, Sie hieß Agnefe und hatte ſich ent? 

fehloffen , ihrem Gemahle auf allen feinen Streifereyen zu folgen. Der Ehrgeiz nebft der 

Liebe ließ fie Mittel ausfündig machen, die Truppen des Orſua wider ihn aufzumiegelnz 

und in dem Laͤrmen ermordeten fie ihn. 

Seine Mir: Nach einer fo fhändlichen That erwähleren einige Berräther, die ihnen wohlgewollt 
IS — hatten, den Don Guſman zum Oberhaupte und gaben ihm den Titel eines Koͤniges. Sei⸗ 
— Sr ne Eitelkeit verblendete ihn, Daß er folhen annahm, Er genoß diefer Ehre aber wenige 

Diejenigen, welche ihm folchen Titel gegeben hatten, wurden darüber aufgebracht, daß fi” 
ihn dieſe Würde auf einmal misbrauchen ſahen, um ihnen übel zu begegnen, und "eo 
ihn 
5) In dem Berichte von feiner Neife, welcher gliede der franzoͤſiſchen Academie, ins Franzoſiſch 
von dem Herrn von Bomberville, einem Mit: überfeget worden. Amſterdam 1725; mit Willein 


oder Amazonenfluſſe. VL Buch, VI Capitel. ug 


ihn faft eben fo bald um. Ihm folgete Aguirre, welcher auch den Titel und bie Ehrenzei: Orſua 1560. 
hen ber Foniglichen Würde annahm, und. die Unverſchaͤmtheit hatte, fo gar die Namen —v— 
eines Aufrührers und Verraͤthers noch felbft hinzuzufügen. 


Seine Regierung mar ſo tyranniſch und blutig, daß fie noch ist bey den Spanien Des Aguirre 
zu einem Sprichworte dienet. Indeſſen bewogen doch das. Vorhaben, welches er bekannt Brauſamkeit. 
machete, ſich Peru und Neugranada zu bemächtigen, nachdem er fic) erftlich in Guiane 
gefeget, und das Berfprechen, welches er den Soldaten that, ihnen alle Reichthuͤmer die- 
fer drey großen Länder zu uͤberlaſſen ‚ viele Kriegesleute, daß fie ihm folgeten. Er gieng 
mit ihnen über Coca in den Amazonenfluß : er Fonnte den Strom deffelben aber nicht über- 
winden. Der P. Acunja erzaͤhlet: „nachdem er gezwungen worden, fich demfelben bis 
„an die Mündung eines Fluffes zu überlaffen, der über taufend Meilen von dem Drte eut 
„fernet war, wo er fich eingefchiffer Hatte, fo fey er bis in den großen Canal gebracht worden, 

„der nach dem Nordcap führe, Das war eben die Straße, wodurch Orellana aus dem 


„Fluſſe gefommen. Als er ins Meer fam: fo fuhr er nach Mergsrerhen. Er ländete Fe 
„dafelbit an einem Orte an, welcher noch der Eyrannenbafi 


en beißt. Er toͤdtete dafelbft 
„den Starthalter der Ynfel, Don Juan de Villa Andrsds, und deffen Bater, Don 
„Juan Sarmiento. Mach ihrem Tode machete ihn der Beyftand eines gewiſſen Jo⸗ 
„bann Burq, welchen der Pater Acunja durch) nichts weiter bekannt mache, zum, Mei⸗ 
„ſter des Eylandes, Er pluͤnderte es ſogleich mit unerhoͤrten Grauſamkeiten. Don da 
„gieng er nach Cumana und uͤbete dafelbit eben die Wuth aus, Er verheerete alle Rüften, 
„welche den Namen Caracas führeten, und die Sandfehaften Denezuels und Boccho, 
„Darauf begab er fih nad) St. Martha ‚ wofelbjt er feine Verheerungen fortſetzete, und 
„von da drang er in Neugranada, um nad) Quito zu ruͤcken, mit dem Borfage, den 
„Krieg mitten in Peru zu bringen. Nachdem er aber einige fpanifche Truppen angetrof⸗ 
„fen, mit denen er nothwendig fechten mußte: fo wurde er gänzlich gefhlagen und gezwun⸗ 
„gen, fein Heil in der Flucht zu füchen. Man hatte gehörige Maaßregeln genommen, ihm 
„den Weg zu verfperren. Cr Hielt feinen Untergang für gewiß, und feine Verzweifelung 
„ließ ihn eine Grauſamkeit begehen, vergleichen man noc) nie gehöret harte, ine Toch- 
„ter, die er mit der Donna Mendoza, feiner Frau » gezeuget hatte, war ihm auf allen 
„feinen Reifen gefolget. Er liebete fie fehr zärtlich, und fagete zu ihr: meine Tochter, du 
„mußt von meiner Hand fterhen. Meine Hoffnung var, dich. auf den Thron zu erheben, 
„Weil fich aber das Glück widerſetzet: fo will id) nicht, daß du leben follft , um eine &cla- 
„oinn meiner Feinde zu werden und dich die Tochter eines Wuͤtherichs und Verräthers nen, 
„nen zu hoͤren. Stirb yon der Hand deines Waters, wofern du nicht das Herz haft, 
„von deiner eigenen Hand zu ſterben. Cie bath fich einige Stunden von ihm aus, um 
„ſich zum Tode zu bereiten, Gr bewilligte ihr ſolche. Da ihm aber ihr Gebeth gar zu 
„lange bauerte; fo ſchoß er fie mit einem Cavabiner, da fie nod) auf den Knien ag , durch 
„den Leib; und weil er fie nicht gleich getodiet hatte, fo vollendete er es noch mit feinem 


»Dolche, den er ihr ins Herz fieß. Sie fagete mit dem fegten Seufjer zu ihm; ach, 
„mein Bater, esiftgenug! 


a y 


Ya „Er 
de * * und einer Abhandlung von dem Amazonenfluſſe, Man ſehe weiter unten a.d,8. Seite 
die Note d), \ 


4 Keifen auf dem Maranjen J 


Orſua 1560. 
Üben 4 
Strafe, 


Serrier 
1606, 


villalobos 
und Miran⸗ 
da 1621. 


Bonito 
Macul. 


1626, 


Carvallo. 
1633. 


“ „tigfeitsinfel gebracht, wo er viele Güter gelaffen hatte. Ihm wurde fein Proceß foͤrmlich 














„Er wurbe einige Tage darnach ergriffen, und als ein Gefangener auf die Drayfal 


„gemacht; und fein Urtheilsfpruch, der nach dem Buchftaben ausgeführet wurde, enchich 
„er follte geviertheilet, fein Haus bis auf den Grund gefchleifer, und auf die Stelle fo vi 
„Salz geſaͤet werden, daß fie auf immer unfruchtbar würde c). 

So unglüdliche Begebenheiten macheten, daß man fogar den Gedanfen verloren, 
die Entdeckung des Maranjong weiter zu treiben; und dieſe Vergeſſenheit dauerte über vier⸗ 
zig Jahre. Im 1606ten und 16o7ten Jahre veifeten einige Jefuiten , die durch die bloße Bez 
gierde, Wilde zu befehren, befeelet waren, von Quito ab und giengen bis in das Sand de 
Cofaner, welche Die benachbarten Derter bey der Duelle des Coca bewohnen. Nachden 
fie aber mit der Predigt des Evangelii anfangen wollten: fo fanden fie ſo wilde Menfchen 
daß fie fich bey dieſen Barbaren gar Fein Gehör verichaffen Fonnten, fondern vielmehr den 
Schmerz hatten, einen von ihren Mitbruͤdern, Namens P. Raphael Serrier, nieder 
machen zu ſehen. Die andern. wurden gezwungen, die Flucht zu ergreifen, 

Im 1621ften Fahre entſchloß fih Vincent de los Reyes de. Villalobos, Ser 
gene, Statthalter und Generalhauptmann des Sandes Duiros, die Schiffahrt auf de 
Amazonenfluffe zu verfüchen , und ſchickete fich zu dieſer Unternehmung an, als er von fel 
ner Statthalterfchaft zurückgerufen und genöthiger wurde ‚ feine Zurüftungen fahren 5 
laſſen. Alonzo Miranda, welder ihm gefolget zu ſeyn ſchien, faſſete eben den Vor— 
ſatz und reiſete mit aller noͤthigen Vorſicht ab, um die Hinderniffe zu überfteigen: der Te 
aber ergriff ihn unterwegens. Vor beyden hatte ſchon der General Joſeph de Dillams 
yor Maldonado, Statthalter in eben der Provinz, fein ganzes Bermögen mit eben ſe 
wenigem Erfolge angewandt, um einen Siz an diefem Fluffe anzulegen, ’ 

Die Spanier waren nicht die einzigen, welche diefen Eifer, ſich in noch unbekannte 
Sändern miederzulaffen, blien ließen. Einige Portugiefen, welche nicht weit von de 
Mündung des Amazonenfluffes entfernet waren, beredeten fih, im 1626ften Jahre, dieſe 
Entdeckung wäre ihnen vorbehalten. Bonito Macul, damaliger Statthalter zu Para, 
erhielt von dem fpanifchen Hofe den Auftrag, mit guten Schiffen in diefen Fluß einzulau 
fen, und nichts zu ſpahren, um die Schwierigkeiten des Stromes zu überwinden; zu De 
Zeit aber, da er alle feine Sorge darauf wandte, wurde er durch andere Befehle zurück g 
eufen, die ihn nöthigten, zu Fernambuc zu dienen. 

Im 1633ſten und dem folgenden Jahre trug der fpanifche Hof, deffen Ungeduld me 
gen des Erfolges einer. fo vielmals fehlgeſchlagenen Unternehmung von neuen zuzunehme 
fhien, durch fehr dringende Schreiben dem Statthalter, Generalhauptmanne der nf 
Maragnan und der Stadt Para, Franz Carvallo ‚auf, eine ſolche beträchtliche Schiffi 
ruͤſtung vorzunehmen, daß Feine menfchliche KHinderniffe vermögend wären, ihn aufzuha 
sen. Sein Befehl enthielt, wenn er Eeinen Befehlshaber hätte, auf den er fich verlafle 
Fönnte, fo follte er felbft abreifen, damit man einmal gewiß würde, ob es dein unmoͤglich 
waͤre, dieſen Fluß hinauf zu ſchiffen, und deſſen Laͤnge und Quelle zu erfahren. Carval 
fo, deſſen Macht durch die Aufmerkſamkeit, die er auf die beftändigen Sandungen El 
Holländer in Brafilien haben mußte, getheilet war, konnte nicht Volk genug zufamm 
bringen, um dem Befehle fo gleich zu gehorchen; und unterdeffen daß er fich mit a 

Son 


8) Bericht des P. Acunja, i0o Capp. — 


oder Amazonenfluſſe. VI Buch. VI Capitel. 


Sorgfalt beſchaͤfftigte, machete ein gluͤcklicher ungefaͤhrer Zufall, daß die Schwierigkeiten Carvallo. 
verſchwanden, welche ſo viele Bemuͤhungen ſeit einem Jahrhunderte nicht hatten über- — 
winden koͤnnen. 


Man hat, nach des Don Ulloa Anzeige, in der Beſchreibung der Statthalterſchaft Brito und 
Maynas gefehen, wie zween Franciſcaner Layen 


brüder, Namens Dominicus Brite d) — 
und Andreas von Toledo ſich entſchloſſen, mit dem Hauptmanne Juan de Palacios 
von Quito abzugehen, wie groß ihre Standhaftigkeit gewefen ‚ Nachdem diefer Hauptmann 

durch die Waffen der Indianer umgefommen, mit was für einem Muthe fie bis an das 

Ufer des Antazonenfluffes gedrungen; und endlich mit was für einem Gluͤcke fie in einer 

fleinen Barfe, die fie 


der Willkuͤhr der Winde und der Fluthen überließen, das folgende 
Jahr an der Mündung anfame 


N, von da fie nach Para geführee wurden. Man wird 
nicht vergeffen haben, daß Don Jacob BRaymund von Noronſa, weldher dem Cars 
vallo in der Statthalterfchaft diefer Stadt gefolger war , ſich über eine Erzählung erfreuet, 
die ihm Gelegenheit darbsrh, den Fluß durch eine Flotilie von Canoten unter der Anfuͤh⸗ 
tung bes Don Pedro Texeira 


hinauffahren zu laffen. Die Umftände diefer Reiſe aber 
muͤſſen wir in gegenmwärtigem Abſchnitte etwas ausführlicher anzeigen, 


Tereira gieng den 2gften des Weinmonates 1637 mit fieben und vierzig Cansten von Texeira. 
verſchiedener Größe unter Segelg welche außer den Lebensmitteln und ‚Kriegesvorrathe, 1637. 
fechs und fechzig portugiefifche Soldaten und zwölfhundert freundfchaftliche Indianer führe: 
en, welche fähig waren, die Rudar und Waffen auf gleiche Arc zu führen. Mit den 
Weibern und Dienftleuten belief ſich das ganze Schiffsvolk auf zweh taufend Perfonen, 

Man fuhr in die Mindung des Amazonenflufies an der nächften Küfte bey Para ein. Als 

lein, obgleich.die beyden Franciſcaner die Reife mitthaten: fo waren fie doch Eeine Weg: 

weiſer, auf deren Erfahrung man wegen der Kenntniß des Weges vielen Staat machen 

konnte. Man wurde durch die Gewalt der Ströme bald gegen Süden, bald gegen Nor: 

den gefuͤhret, welches die Schiffahrt überaus langſam machete. Die $ebensmittel nahmen 

ab. Man mußte einige Kühne abſchicken, fich ſolche zu verfchaffen, und oftmals Sandun: 
gen thun, wovon man feinen Nugen batte, A 

Die Furcht vor einem noch fraurigern Schickſale machete bald großen Eindruck bey 
den Indianern. Man war bey einer fo beſchwerlichen Schiffahrt noch nicht weit gefom- 
men, ſo beſchwereten fie fich ſchon über die Arb:it, verließen ihre Ruder und verlangeten von 
dem Generale ihren Abfchied. Seine erften Ermahnungen vermochten gleichwohl fo viel, 
daß fie wieder Muth faffeten. Da fie aber nur von lauter Hoffnung reden böreten,, und 
ſolche von einem Tage zum andern unerfüllet fahen: fo wandten viele ihre Canote um und 
nahmen nad) Para die Ztuche, Der General fah gar wohl ein, wie viel daran gelegen: 
wäre, daß er feine Schärfe brauchete. Er feßere alfo den Slüchtlingen nicht nach, fondern 
redete vielmehr verächtlich von ihnen, fo wie fie es verdieneten; und da er alle feine Sorge 
anwandfe, fich die andern noch zu yerbinden: fo gab er ihnen niche allein reichlich von dem 
ſtarken Getraͤnke zu trinken, welches er bisher noch zuriick gehalten hatte, fondern er fiel auch 
nachdem er fie dafuͤr hatte verfprechen laſſen , fie wollten ihn nicht verlaffen, auf eine üſt, 
welche ſie in dieſem Entſchluſſe beſtaͤrkete, Dieſe beſtund darinnen, daß er einige von den 

eſten Canoten ausſuchete und fie mit Lebensmitteln beladen lieg, Er feßete einige Solda⸗ 
A3 ten 
1bth. vI Buch. 5C. ad. 291 ©. des IX Bandes dieſer Sammlung. 


5 


d) Don Ulloa nennet ihn Brieda. 


6 0 Reifen auf den Maranjon 


Cexeira. ten nebft den geſchickteſten Ruderern hinein, und gab dieſem Eleinen Geſchwader Kodeil 


1637, 


monates 1638 fort. Als er endlich an dem Orte, wo fi) der Pagamino mit dem A 


guez von Oliveira, aus Brafilien gebürtig, zum Anführer, Nachdem er ihn von | 
nen Abfichten unterrichtet Hatte: fo Heß er ibn abgehen, und empfohl ihm mit lauter Sti 
me, er follte der Flotte oftmals Zeitungen fihicken, welche den Indianern angenehm waͤren 
Oliveira war fein gemeiner Mann von der ordentlichen Art. Er hatte bey einem le 
haften und Durchdringenden Verſtande fich eine fo vollfommene Kenntniß von den J 
dianern, Durch ein beftändiges fleißiges Achtgeben auf ihre Geſichter und auf ihr Tom 
und Laſſen erworben, daß er auf einen Blick erfannte, was fie im Herzen hatten, 
hielten ihn auch für einen Wahrfager e); und diefe Meynung hatte ihm eine folche Ho 
achtung bey ihnen erworben, daß fie ihm einen blinden Gehorfam leiſteten. Diejenige 
welche erwähle wurden, ihm zu folgen, freueten ſich über diefen Vorzug. Er bevien 
fich ihres Vertrauens und ihrer-Unterthänigfeit zuerft dazu, daß er fie mit einem ung 
meinen Fleiße rudern ließ. Zum andern ſchickete er von Zeit zu Zeit eines von feinen C 
noten mit einem portugieſiſchen Soldaten ab, welcher der Florte fo ſchmeichelhafte Na 
richten brachte, als der General fie verlanget hatte. Vornehmlich aber war ihm aufg 
fragen worden, an dem Ufer des Fluffes eine umgängliche Nation zu entdecken, mit wel 
her man Freundſchaft machen koͤnnte. Er feßete feine Fahre bis den 2gften des Brad) 

















zonenfluffe vereiniget , die Ueberbleibfel von einer ſpaniſchen Schanze entdeckete, welche v 
Zeiten gebauet worden, die Quixoer im Zaume zu halten, die noch nicht recht unter da 
Joch gebracht waren: fo zweifelte er nicht, daß an dem Orte, wo bie Spanier gewohn 
hätten, nicht einige weniger wilde Indianer in der Nähe feyn follten. Diefe Hoffnun 
machete, daß er dafelbft ausftieg. Der P. Acunja bemerfer, daß, wenn er noch etwa 
weiter gefahren, fo würde er die Mündung des Fluffes Napo angetroffen haben, wo dl 
Portugiefen beffer würden feyn aufgenommen worden, und denen Befchwehrlichfeiten nich 
fo ausgefeget gemefen feyn , die fie auszuftehen hatten, 
An eben vem Tage, da Dliveira ans Sand ſtieg, fchickete er auch ein Canot an dei 
General, um alle die Hoffnungen zu beftätigen, die er zu unterhalten nicht aufgehoͤret ha 
te, und gab ihm Nachricht von der Wahl, die er getroffen hatte. Diefe Zeitung, mel 
he in dem Heere ausgebreitet wurde, gab denenjenigen wieder Muth und Stärke, meld 
die Länge der Arbeit und der Hunger ganz entkraͤftet hatten. Texeira ließ den Fleiß bey 
Rudern verdoppeln. Die Portugiefen und die Indianer thaten ihre Pflicht um die Weit 
Es gieng fein Tag hin, daß fie nicht glaubeten, er wäre der legte von ihrer Reiſe. En 
lich Fam dieſer Tag; und der General ließ, um das Vertrauen defto mehr zu erregen, j 
dermann ausfleigen. der 
Die Indianer, bey denen ſich Dliveira aufgehalten, waren von einer Nation, mel 
che fo lange Haare trug, als die Weiber, Sie hatten ſich wirklich mit den Spaniern ve? 
bunden; fie harten ihnen fo gar verſtattet, daß fie fich auf ihren Laͤndern niederlaſſen durß 
ten, Nachdem fie aber einige übele Begegnungen von ihnen erhalten, welche gemadt 
hatten, daß fie zu den Waffen gegriffen: fo waren fie ihre unverföhnlichen Feinde geblie⸗ 
ben. Der portugieſiſche General, welcher von dieſer unterbrochenen Freundſchaft no | 
nichts wußte, entſchloß ſich leichtlich, feine Völker in dieſer Gegend ſich erfrifehen zu P 
A en/ 


e) Acunja im 14 Cap, ER? 


oder Amazonenfluſſe. VI Buch. VI Capitel. 7 


ſen, die er fehr fruchtbar und fehr bequem fand. Er waͤhlete zu feinem Lager die Erdfpige, Texeira. 
die von ben beyden Fluͤſſen gemacht wurde; und nachdem er das Lager von der Seite der, 1837. 
Ebene wohl verſchanget hatte, fo ließ er feine Poreugiefen und die Yndianer unter der Ans 
führung des Peter von Acofta Favulta, und des Hauptmannes Peter Bayere einrüs 
den. Diefe beyden Befehlshaber gaben ihrem Generale die größten Proben von ihrer gu= 
ten Aufführung und Treue, Sie brachten eilf Monate in diefem Lager mit fehr dringen- 
den Beſchwehrlichkeiten zu; und waren oftmals genöthiger, mit den Indianern mit langen 
Haaren handgemein zu werden, um Lebensmittel zu erhalten. Biele von ihren Soldaten 
wurden franf, und hatten Fein Hülfsmittel wider die Beſchaffenheit der Luft, welche zwis 
fihen zweenen großen Flüffen nothwendig ungefund ſeyn mußte, 

Dliveira war bey der Ankunft der Flotte abgereifet, um in Woraus den Weg nad 
Duito zu fuchen. Texeira ſaͤumete nicht, gleichfalls mit einigen Canoten abzureifen, die 
ihn bis an den Dre brachten , wo der Fluß aufhoͤret, ſchiffbar zu feyn. Don da begab er 
ſich zu Fuße auf den Weg. Seine Reiſe war glücklich, Dliveira war ſchon feit einigen Tas 
gen zu Quito: feine Erzaͤhlung aber Hatte noch niemand überredet, bis der General anfam, 
welcher eine fehr Iebhafte Freude in der ganzen Stadt aushreitere, „Alle diefe Portugiefen, - 
„ſaget der P. Acunja f), wurden von den Spanien mit einer brüderlichen Zärtlichkeit em⸗ 
„pfangen und geliebfofet, nicht allein, weil fie alle Unterthanen eines einzigen Koͤniges 
„waren, ſondern auch weil fie 'einen Weg lehreten, den fie fo lange ohne glücklichen Er- 
„folg gefucher hatten. Einige rühmeten ſich, fie wären die erften geweſen, welche auf dem 
„großen Fluſſe von feiner Duelle an bis ins Meer geſchiffet waͤren. Die andern behaupte: 
„ten, fie wären ihn wieder hinaufgefahren, und hätten ihn von feiner Mündung an der 
„orafilianifchen Küfte bis an feine Quelle dicht bey Duito gänzlich entdecket und völlig era 
„kannt. Alle geiftliche Orden in Liefer Stade ftelleren befondere Freudensbezeugungen au, 
„um dem Himmel zu danken, daß er ihnen einen Weinberg eröffnet hätte, der noch nicht 
„war gebauet worden, und fie erborhen fich alle mit einerley Eifer, bey der Predigt des 
»Evangelii zu Dienen,,. 

Die Sache wurde in Berathſchlagung genommen ‚und der Kath in Lima dabey zu 
Rathe gezogen; und dieſes oberfte Gericht eines großen Königreiches antwortete dem Prä- 
fidenten zu Quito, Don Alonfo de Salszar, durch einen Befehl vom roten des Wind— 
monates 1638, welcher enthielt, man follte den General Texeira mit allen feinen $euten 
durch eben den Weg wieder zuruͤckſchicken , den er genommen hätte, um dabin zu fommen, _ 
und ihm alles das geben laſſen, was zur Bequemlichkeit feiner Neife dienen fönnte, Er 
verordnete zugleich inebefondere, man füllte zween angefehene Spanier ausfuchen, und den 
portugiefifchen General fülche mitnehmen laffen, damit fie im Stande wären ‚ einen treuen 
Bericht zu erſtatten, und Seiner katholiſchen Moajeſtaͤt von allem Nachricht zu geben, 


was fie beobachtet hätten, 


s Der 


) Ebend. 17 Cap. 


Heunja und 
Artieda. 
1639, 
Kun 


Umſtaͤnde ihr 


ver Abreife 


Altgemeine allen Fluͤſſen in der Welt ausgiebt, Nach der angeführten Erklaͤrung kann diefe Abfchil 


Vorftellung 
des Amazo⸗ 
nenfluffes. 


at 


Be Reiſen auf den Maranjon J 


Der II Abſchnitt. 
Reife der PP. d' Acunja und d' Artieda auf dem Amazonenfluſſe. 


Umſtaͤnde ihrer Abreiſe. Allgemeine Vorſtellung hauer. Beſchreibung des Rio Negro. Aufe 
des Amazonenfluſſes. Umfang der Länder, wel: ſtand der Portugiefen von der Flotte. Eyland 
ehe um ihn liegen. Einwohner. Ihre Waffen, der Topinambuer; deren Gemüthsart. Nach— 
Werkzeuge; ihre Meligion. Der portugieſiſche richt von den Amazonen in America, Bezeu⸗ 
General koͤmmt wieder zu feinem Lager. Nation gen der Portugiefen gegen die Sindianer. Curz 
der Aguaer oder Omagnaer. Der P. Aeunja patubaer und Reichthum ihres Landes. Verſuch 
£ennet wenig Menfchenfrefler. Seine Nachrich- der Hollaͤnder, fih da niederzulaſſen. Nach 
ten von Goldbergiverfen. Nationen der Bari: des P. Aeunja. Erklärung der Abfichten des 
mauxer · Guchigaraer,  Nirfennation, Bild: ſpaniſchen Hofes bey dieſer Reiſe. 


u einem / ſo ruͤhmlichen Unternehmen gaben fih viele angefehene Perfonen an. Mall 
I ‚ernannte unter Diefer Anzahl den Ritter von Calatrava, Don Vaſquez d'Acunjſa 
Lieutenant des Öeneralhauptmannes des. Unterföniges und Corregisors von Quito, „Seil 
„Eifer für die Ehre des Königes ließ ihn Die Gelegenheit ergreifen, ihm mit der Begierde 
„u dienen, Die er bey dergleichen Unternehmungen ſeit mehr als funzig Jahren gehabt, und 
„welche feine Vorfahren ihr ganzes Sebenlang bezeuget hatten, Er erhielt von dem Un— 
„rerfönige die Erlaubniß, ſich auf feine eigenen Koften zu diefer Unternehmung zu ruͤſten 
„ohne daß er fonft weiter eine andere Abficht daben hatte, als einem guten Herrn zu die 
„ten gg)» Der Unserfönig aber, welcher feine Einfichten beauchete, lobete bloß feine Ant? 
erbierhungen, und noͤthigte ihn, in feinen Verrichtungen fortzufabren, Damit er ihm im 
defien einigermaßen willfahren möchte: fo waͤhlete er fuͤr ihn ven P. Chriſtoph d'Acunſ⸗ 
feinen Bruder, welcher von eben den Gedanfen eingenommen war, und fihs für eine gro⸗ 
fe Ehre fhägete, feinem Herrn bey einer fo wichtigen Gelegenheit zu dienen A), Mail 
gab ihm den P. Andreas d' Artieda, Profeffor der Gottesgelahrrheit in dem Collegio zu 
Euenza, wo der P. Acunja Rector war, zum Gefährten, Sie erhielten ihre Befehl 
durch offene Briefe, die in der Ranzelley zu Quito ausgefertiget waren, welche ihnen an⸗ 
deuteten unverzüglich mit dem Generale Tereiva abzureifen, und nach ihrer gethanen Rel 
fe nach) Spanien zu gehen, um dem Könige von ihren Beobachtungen Machricht zu geben 
Der Tag der Abreife war den ıöten des Jenners 1639 angefeßet 3). 
Bey ihrer Abreife von Quito nahmen fie den Weg über diejenigen hohen Gebirge, all 
deren Fuße die Quellen des Amazonenfluffes find. Der P, Acunja faͤngt mit einer allg 
meinen Borftellung diefes Fluſſes an, welchen er für den größten und berüßmteften unfe 



























derung für Feine Überteiebene Bergrößerung-angefehen werden, „Ev geht, fager er, durch 
„ſehr große Königreich , und bereichert fie mehr, als der Ganges, mehr, als dev Euphra 
„und Nil. Er ernäbrer unendlich mehr Leute; er führer fein füßes Wafler viel weicer M 
„das Meer, Er nimmt piel mehr Flüffe ein. Sind die Ufer des Ganges mit einem pe 


g) Man urtheilet gar wohl, daß der P. Aeun⸗ im gerinaften zu nahe träte; und er neunet meh 
ja hier veder, und man lobet ihn wegen des Zeug: als dreyßig Spanier und Portugiefen, die mit MI 
niſſes, welches er ſich jelbft und feiner Familie giebt, der Neife gewefen, zu Gewährsleuten feiner All 

hy Ebend. 19 Cap, i richtigkeit hey feinem ganzen Berichte. 19 Cap: | 

9 Der P. Acunja betheuert, er wuͤrde ſein Ge- wurde folher unmittelbar nach feiner Zurückeunf 
wiſſen für verletzet haften, wenn er der Wahrheit mit Erlaubniß des Königes, zu Madrid bekannt PH 


— ee 


oder Amazonenfluſſe. VI Buch. VI Capitel. 


9 
„goldeten Sande bedecket: ſo ſind die Ufer des Amazonenfluſſes mit einem Sande von rei. Acunja und 
„nem Golde beleget, und feine Gewaͤſſer entdecken, indem fie ihre Ufer von Tage zu Tage —“ 
»aushöhfen, nach und nach die Golde und Silberadern, welche die Erde, die fie benezen , 
„in ihrem Schooße verbirgt. Kurz, die Sünder, wodurch ev geht, find ein irdiſches Pas 
„radies; und wenn ihre Einwohner der Natur ein wenig zu Hülfe kamen: fo würden alle 
„Ufer eines fo großen Fluſſes weitläuftige Gärten feyn , Die. ohne Aufbören mit Bluhmen 
„und Früchten angefüllet find. Das Austreten feines Waffers machet alle Felder frucht⸗ 
„bar, die es befeuchtet, und das nicht allein auf ein Jahr, fondern auf viele Jahre. Sie 
„brauchen Feiner andern Düngung, Ueber dieſes finden fich alle Reichthuͤmer der Natur 
„en den benachbarten Gegenden; eine ungeheure Menge Fiſche in den Fluͤſſen, taufender- 
„ley verfchiedene Thiere auf den Gebirgen, eine unendliche Anzahl allerhand Vögel, die 
» Bäume beftändig voller Früchte, die Felder mit Getreyde und eßbaren Gewächfen bedes 
„cket, und die Eingeweyde der Erde voller Edelgeſteine und der reicheften Metalle. Kurz, 
„unter fo vielen Völkern, welche an den Ufern des Amazonenfluffes wohnen, fieht man 
„nur mohlgebildete, gerade und gefchickte Leute, wenigftens in folchen Sachen, die ih⸗ 
„nen nüglich find R) 5. 


Bir wollen uns nicht mit dem P, Acunja in die Beſchreibung der Quellen und Bä- Umfang des 

che einlaffen , die wir bereits nach neuern Unterſuchungen angeführet haben ), welche durch Laͤnder, die um 
die Zeit muͤſſen richtiger geworden feyn ‚ und die in dem folgenden Abfchnitte durch des ihn liegen. 
Herrn de la Condamine Beobachtungen werden vollfommener gemacht werden. Die An- 
merfungen des gelehrten Yefiten aber yon dem weiten Umfange des Sandes, von der Men- 
ge feiner Einwohner und von Ihrer Gemüthsart oder ihren Gebräuchen müffen um fo viel 
weniger hindangefeget werden ‚ weil die beyden Marhematifverftändigen wenig Acht darauf 
gehabt haben. „Diefe große Sandfchaft, ſaget der P. Acunja »n), kann etwa viertauſend 
„Meilen im Umfange haben, Wenn die Laͤnge des Fluſſes eintaufend dreybundert und 
„ſechs und fünfzig richtig gemeffene Seemeilen, oder nad) des Drellana Rechnung eintau⸗ 
„ſend achthundert Seemeilen iſt; wenn die meiſten Fluͤſſe, die ſich an der Nord: oder Suͤd⸗ 
„ftite damit vereinigen, von zwenhundert Meilen und viele von mehr als vierhundert Mei- 
„len berfommen ‚ohne daß fie fi irgend einem von Spaniern bevölferten Sande nähern : 
„ſo wird man zugeben, daß dieſe Strede tandes wenigſtens vierhundert Meilen breit in 
„feinem fhmalen Theile feyn muß. Mit den eintaufend dreyhundert und fünfzig Meilen 
„alſo, die man in der Laͤnge rechnet, oder den taufend achthundere Meilen des Orelfana 
„hat man wenigſtens viertauſend Seemeilen im Umfange, nad) den Regeln der Arichme— 
„tik und Coſmographie , fehließe der gelehrte Jeſuit „. 

Diefer ganze Raum mar zur Zeit feiner Entdeckung mit einer unendlichen Menge Einwohner 
Wilden bevölkert, die in derfchiedene Provinzen abgetheilet waren, und eben fo viele beſon⸗ 
dere Nationen macheten. Die beyden Reiſenden kannten ihrer uͤber hundert und funfzig, 


deren 
macht. Da man indeſſen nachher aus politiſchen ſertat. fur la Riviere des Amazones acd, 20 S. 
Urſachen dieſe Ausgabe Hatte unterdr 


uͤcken laffen: Ak) Vericht des Acunja, 20 Cap. 
jo wurden die Eremplarien davon P felten,, daß h Man fehe den IX Band diefer Sammlung . 22 
man zu den Zeiten des ‚Heren von Bomberpilfe 0.d.278 
nur ihrer zwey kannte, dag ſeine, und ein anderes, m) Acunja, im 37 Cap. Man fehe weiter uns 
welches in der vatieaniſchen Bibliothek war, Dis- ten des Herrn dein Condamine Nachricht, 


Allgem, Reifebefchr, XVI Band. — 


u; Reifen auf dem Maranjon i 


Henna und deren Namen und Sage fie anzugeben im Stande waren; indem fie einige davon gefehil” 
Artieda. und andere aus den Machrichten verfhiedener vollfommen daven unterrichteter nn 


1639. 


Ihre Waffen, 


Ihre Werk⸗ 


zuge. 


bedienen, das zarte und leichte Holz damit zu hauen, woraus fie nicht allein Canote, ford 


hatten Fennen lernen. Das Land war fo bevölkert, und die Einwohner fo.nahe beyſa 

men, daß man aus den legten Dorfeeiner Voͤlkerſchaft in vielen andern Dörfern-einer al 
dern Holzhacken hörete. Diefe große Nähe dienete nicht dazu, daß fie in Friede lebeten 
fendern fie waren beftändig im Kriege mit einander , tödteten fich unter einander, oder fill 
refen einander als Selaven fort. Allein, ob fie gleich unter fich tapfer waren: fo hie 
ten fie doch wider die Europäer nicht Stand, Die meiften nahmen die Flucht, warfen fid 
in ihre Canöte, die fehr leicht find, erreicheten in einem Augenblide das Sand, nahmell 
ihre Canote auf den Nücken, und flüchteren gegen einen von denen Seen, die der Fluß 
in großer Anzahl bilder. 


























Ihre Waffen waren gemeiniglich Wurfſpieße von einer mittelmäßigen Sänge, Spieß 
von einem fehr harten Holze, deren Spitze fehr feharf war, und die fie mit vieler Stärft 
und Geſchicklichkeit warfen. Sie hatten auch eine Art von Lanzen, die fie Eſtolica nanm 
ten, welche flach , eine halbe Ruthe lang, und drey Finger breit waren, an deren Endt 
ſich ein Knochen in der Geftalt eines Zahnes befand, welcher einen Pfeil von ſechs Fuß 
lang hielt, deffen Spige mit einem andern Knochen oder einem fehr fpigigen und mie ein 
Barbe gefchnittenen Stücke Holze bewaffnet war. Cie nahmen diefes Inſtrument in die 
rechte Hand, richteten ihren Pfeil mit der linfen Hand, oben in dem Knochen , und ſchoß 
fen ihn mie fo vieler Heftigkeit und Richtigkeit, daß fie ihr Ziel auf funfzig Schritte weih 
nicht fehleten. Was ihre Vertheidigungswaffen betraf, fo hatten fie Schilde von gefpa 
tenem Rohre, und fo dicht geflochten, daß fie ungeachtet ihrer Leichtigkeit doch ſtark waren 
Einige Voͤlkerſchaften bedieneten ſich Bogen und Pfeile, deren Spigen fie mic fo giftigen 
Säften vergifteten, daß die Wunde davon allezeit tödtlich war, 


Ihre Werkzeuge zue Erbauung ihrer Canote und ihrer Gebäude waren nur Aexte und 
Beile. Die Natur hatte fie gelehret, die härtefte Schildfrötenfchale in Blätter von vie 
bis fünf Singer breit zu theilen, welche fie auf einem Steine weßeten, nachdem fie ſolche 
im Rauche getrocknet hatten. Sie ſtecketen fie in einen hoͤtzernen Griff, um ſich ihrer zu 


dern auch Tifche, Schränke und Stühle machen. _ Zum Däumefällen oder das haͤrte 
Holz zu hauen, hatten fie Aexte von fehr hartem Steine, welche fie durch ftarfes aneinau 
der. Reiben wetzeten. Ihre Scheren, ihre Hobel und ihre Bohrer waren von Eberzäßf 
nen und Thierhörnern, welche in hölzerne Hefte eingefaffet waren, Sie bedieneten fid 
derſelben, als wenn fie von dem beften Stahle wären. Obgleich alle ihre Provinzen voll 
Natur verſchiedene Arten von Baumwolle hervorbrachten: fo bedieneten fie ſich derfelbel 
Doch nicht zu ihrer Kleidung. Sie giengen fat alle und ohne Unterfchied des Gefchlechte 
mie eben fo weniger Scham, nackend, als die erſten Aeltern des menfchlichen Sefchlechrt 
in dem Stande der Unfchuld =). | 


Dj 


D 
m) Aeunſa im 39 Cap Kreuz zu loſſen, nach dem Beyſpiele der Portugte 
H L ? 3 h Beyſpiele der Portug 
„Man fůget die Antwort nicht bey, die ſich von fen, welche auf irgend einem erhabenen Inte in DT 
ſelbſt ergiebt. Der ehrliche Jeſuit aber ſetzet hin: indianiſchen Flecken eines aufzurichten pflagen, MT 
zu, er habe es nicht für dienlich erachtet, ihm ein den Einwohnern empfohlen, große Sorge bafl ‚n 


. 


oder Amazonenfluſſe VI Buch, VICanitl, u 


Die Religion von allen diefen Voͤlkern ift faft einerley, Cie haben Gösen, die von 
ihren Händen gemacht find, denen fie verſchiedene Berrichtungen zufchreiben. Die einen 
fieden dem Waſſer, die andern dem Getreyde und den Fichten vor. Sie rühmen ſich, 
diefe Gottheiten waren vom Himmel gekommen, um bey ihnen zu wohnen und ihnen Bu: 
tes zu thun; fie erweiſen ihnen aber nicht den geringften Dienft, Sie werden in einem 
Winfel oder in einem Futterale verwahret, bis die Gelegenheit koͤmmt, wo man ihren 
Beyſtand braucet. Wenn fie alfo in den Krieg ziehen wollen : fo fegen fie den Gögen, 
von dem fie den Sieg erwarten ‚ vorn auf ihre Canote; oder wenn fie zum Fiſchen ausfahe 
ven, fo ftellen fie denjenigen auf, welcher den Waffern vorfteht. Indeſſen erfennen fie 
doch, Daß es wohl machtigere Götter geben koͤnne. Da P. Acunja erzähfee, einer vor 
biefen Wilden, der in feiner Bekehrung noch) nicht weit gefommen war, tie er ſaget, woll⸗ 
fe mit den Portugiefen reden, nachdem er ihnen Lebensmittel gebracht hatte, Er bezeugete 
viele Berwunderung ber das Gluͤck, das fie gehabt Hatten, 

Sluffes zu überfteigen, und bath fichs zur Gefälligkeit und zur Erkenntlichkeit für die gute 
Begegnung, die er ihnen erwiefen hatte, aus, fie möchten ihm 

laſſen, welcher vermögend wäre, ihm mit eben fo vieler Macht 

Unternehmungen zu dienen 0), 

Ein anderer Cacique ließ den P. Acunja urtheilen, daß er ſich auch einen Begriff 
von einem Gotte machete, welcher höher wäre, als feine, weil er die thörichte Eitelkeie 
hatte, und ſelbſt der Gore feines Landes feyn wollte. »Diefes erfuhren wir, faget der Rei⸗ 
„fende, einige Meilen vorher, ehe wir an feine Wohnung Famen, Wir ließen ihm mel⸗ 
„den, wir brächten ihm die Kenntniß eines weit mächtigern Gottes, als er wäre, Er kam 
„mit allen Zeichen einer lebhaften Neugier ans Ufer, Jh gab ihm die Erklärung von 
„den, was man ihm verfprochen hatte. Weil er aber im feiner Blindheit blieb, unter 
„ben Vorwande, er wollte den Gott mir feinen eigenen Augen fehen, den ich ihm predigs 
„te: ſo fagete er zu mir: er wäre ein Sohn der Sonne; er gienge alle Nahe im Geifte 


»gen Himmel, um feine Befehle auf den folgenden Tag zu geben, und die allgemeine 
» Regierung der Welt einzurichten p) 


ei . Ein anderer g) zeigete mir mehr Vernunft. ch 
»fragete ihn: warum feine Gefährten bey Erblickung unferer Flotte die Flucht genommen 
„hätten, da er doch mic einigen feiner Verwandten uns freywillig entgegen Fame? Er ant- 


»twortete mir: Menfchen, welche vermögend geweſen, fo vieler Seinde ungeachtet, den 
»Stuß hinauf zu fahren, und ohne den geringften Verluſt zu leiden, müßten dereinſt 
„Herren deffelben werden, Sie würden wiederfommen ſich folchen zu unterwerfen, und 
„würden ihn mit neuen Einwohnern bevölkern, Er wollte nicht ſtets in Furcht leben, und 
„in feinem Haufe zittern, fondesn ſich lieber bey Zeiten unterwerfen, und diejenigen zu ſei⸗ 
„men Herren und Freunden annehmen, welche dereinft die andern zwingen würden, fie 
„dafür zu erfennen, und ihnen zu dienen 7). — 
Alte dieſe Indianer haben, wie die Einwohner der andern Theile von America, eben 
ſo viel Vertrauen, als Ehrerbiethung gegen ihre Wahrſager, die ihnen anftatt der Aerzte 
32 — und 
entweihet hätten, 2) Ebendaſ. 40 Cap. 


M Das beißt, auch an einem andern Orte, 
r) Ebendaf. 


ragen. Wenn nun dieſe armen Goͤtzendiener fol- 
ches verloren oder zerfchlugen: fo wurden fie und ib: 
ve Kinder zur Selaverey Yerdammet, und ohne 


Barmherzigkeit weggeſchleppet, weil fie das Kreuz 


N 


Acunja und 
Artieda. 
————— 


Ihredteligion. 


die Schwierigkeiten des großen 


einen von ihren Göttern. 
und Güre bey allen feinen _ 


1 Reiſen auf den Maranjon 


Acunſa und und Priefter dienen, Was die Todten betrifft: fo laffen einige die Körper durch ein lang 
Artieda. fames: Feuer trocknen, und verwahren fie in ihren Hütten, damit fie ftets das Andenkel 
1639, besjenigen, was ihnen lieb geweſen ift, vor den Augen hätten. Andere verbrennen fiel 
großen Graben mit allem, was. fie in ihrem Leben befeffen haben. Die Seichenbegängnill 
dauern viele Tage, welche unter Saufen und Weinen getheilet werden s), 
Der portugieſ. Der portugiefifhe General hatte zu Quito erfahren, daß der Flecken, bey welchen 
General ESÜÜE ge fein Lager gelaffen hätte, Anofe hieß, und daß folcher in dem Sande wäre, wo DI 
a a Hauptmann Palscios mit dem größten Theile feiner Begleitung wäre erfchlagen worden 
F Zwanzig Meilen darüber trifft man den Fluß Agaric an, der wegen des vielen Gold 
berühmt ift, Das er in feinem Sande mit fich führer, und weswegen er auch der Bold 
fluß (Rio d’Oro) genannt wird, An feiner Mündung auf beyden Seiten des Amazond 
fluſſes fängt die große Provinz der langhärichren Indianer an, die fi) über hundert und 
achtzig Seemeilen an der Nordſeite erſtrecket, wo das Waſſer aus dem Zluffe große Sedl 
mache. Die erfte Kenntniß, die man von diefem Sande erhalten, hatte bey den Einwoh 
nern zu Quito die Begierde erwecket, ſolche zu erobern. Sie hatten es aber bisher ned 
immer vergebens verfucher, und das Schickſal des Palacios batte fie vollends abgeſchrecke 
Es waren faft eilf Monate vergangen, feit dem der General vierzig Portugiefen um 

den größten Theil feiner Indianer in dem Lager zu Anofe gelaffen hatte. Sie hatten fi 
darinnen, aber mit großer Unruhe und beftändigen Befchwerden, erhalten. Die Einwoh 
ner des Landes hatten fie zwar anfänglich gut aufgenommen, und ihnen $ebensmittel vel 
fhaffer, nachher aber fich in den Kopf gefeget, fie gerächten den Tod des Palacios zu rü 
chen. Diefe Furcht hatte fie die Waffen ergreifen laffen, um ihr deben und ihre Felder pH 
vertheidigen. Sie hatten einige Indianer von Para entfuͤhret. Die Portugiefen hatten fi) 
in. den Stand gefeßet, ihnen in dem Bezirke ihres Lagers zu widerftehen, Seit beynah 
einem Sabre aber waren fie gezwungen, mit der Schärfe des Schwerdtes $ebensmittel ji 
ſuchen. Bey einer fo dringenden Roth, welche ihre Anzahl unvermerft minderte, fegef 
fie die Ankunft der Flotte in eine entzückende Freude, Der Namen der Sanghärichten, we 
chen die erften Spanier den Völkern diefer Landſchaft gaben, fam von ihrem Haupthaart 
welches Männer und Weiber fehr fang trugen £). Ihre Waffen ſind nur Spiefe. 
+ — vr Gegen Suͤden, das iſt an der andern Seite des Fluſſes findet man vier andere Vo 
er. er kerſchaften, die Avixiraer, die Puruſnier, die Nquitoer und die Zapotaer, mit dend 
die Langhaͤrichten ohne Aufbören an einem und dem andern Ufer Krieg führen. Hunde 
und vierzig Meilen darunter fängt ſich die große Provinz der Aguaer an, welche die fruch⸗ 

barefte und geräumigfte unter allen denen iſt, durch welche die Flotte gehen mufite, DI 
Spanier nennen fie nach einen verderbten Ausfprahe Gmaguaer. In einer Strecke vl 
mehr als zweyhundert Meilen ift fie fo bevölkert ‚und die Dörfer liegen fo dicht auf einafl 
der, daß man kaum aus einem heraus geht, fo ſieht man ſchon ein anderes, Ihre Bro 
iſt nicht ſehr beträchtlich; weil die meiften Wohnungen an dem Ufer des Amazonenflufl 
und in den Eylanden find, die in großer Anzahl da find, fo daß man fagen kann, fie ei 

nicht viel breiter, als der Fluß ſelbſt. Die Voͤlkerſchaft der Aguaer oder Omagua 
IE viel vernünftiger und geſitteter, als alle andere, Diefen Vortheil hat fie den Indian! 



























1640, 


3 ) Ebendaſ. 42 Cap. 
) Der P. Aeunja faget gerade heraus bis an die Knie, A 


oder Amazonenfluſſe. Vl Buch. VI Capitel. 13 
von Quiros zu danken, welche der uͤbeln Begegnungen müde waren, bie fievon den Spas Acunja und 
niern erhielten , fich auf ihre Canote ſetzeten, und ſich von dem Strome bis zu den Eylan⸗ Arsiedn: 
den der Aguaer' hinunter reiben ließen, wo fie mitten unter einer mächtigen Bölkerihaft 4 | 
Ruhe zu finden glauberen. ie führete 


n daſelbſt einen Theil von denen Gebräuchen ein, 
die fie in den fpanifchen Sitzen beobachtet hatten; 


Su vornehmlich, daß fie Zeuge von Baum: 
wolle macheten, deren fie eine ungeheure Menge fammelten , und fich auf eine wohlanftän- 
dige Art kleideten. Ihre Zeuge find Flar, und mit vielem Golde.aus Fäden von unter 
fehiedenen Farben gewebet. Sie verfertigen deren fo viel, daß fie ein beftändiges Gewers 
be mit ihren Nachbarn treiben koͤnnen. Ihre Ehrerbiethung für ihre Caciquen geht bis 
zu einer blinden Unterthänigfeit. Sie haben von ihrer alten Wildheit noch die Gewohn⸗ 
heit beybehalten, daß fie ihren Kindern den Kopf mit einem Brette platt machen ‚ womit 
fie folchen drücken, Ihr größtes Unglück aber ift, daß fie unaufhörlich mit verfchiedenen 
Volkerſchaften im Kriege find, dergleichen die Curinger gegen Süden und die Zeunger 
gegen Morden find, - 


Der P. Acunja, welcher die Portugiefen wenig ſchonet, ob fie gleich feine Sandes- Der P. Aeun⸗ 
leute find, beſchuldiget fie, ſie haͤtten boshafter Weiſ⸗ vorgegeben, die Aguaer weigerten ja erfennet we⸗ 
ſich, ihre Sclaven zu verkaufen, weil fie folche fett macheten, damit fie diefelben effen koͤnn⸗ nie Menſchen⸗ 
ten. „Es iſt eine Verleumdung‘, faget er, die fie in der bloßen Abficht erfunden haben, freſer. 

„ihre eigenen Grauſamkeiten wider dieſe unſchuldige Voͤlkerſchaft zu beſchoͤnigen, Er vers 

ſichert, es hätten ihm zween Indianer aus Para gebürtig, welche acht Jahre Sclaven der 

Aguaer gewelen, berheuert, fie hätten fie niemals Menfchenfleifch effen fehen: es wäre 

wehl wahr, wenn fie unter ihren Feinden einige Gefangene macheten, welche einen großen 

Ruf der Tapferkeit hätten, fo tödteten fie folche bey ihren Feſten, oder ihren Verſammlun— 

gen, um fic von einer Urfache der Furcht zu befreyen: nachdem fie folchen aber den Kopf 

abgehauen , fo hingen fie denfelben in ihren Hütten als ein Siegeszeichen auf, und wür- 


fen den Rumpf in den Fluß, „Ich leugne nicht » Fährt er fort, daß fich in dieſen Gegen⸗ 
„den nicht einige Wilden finden — 


welche feinen Abfcheu Haben, ihre Feinde zu freffen: fie 
ſind aber in einer Eleinen Anzapt, haben, ihre Feinde zu freffens fi 


„Man kann über diefes fich darauf verlaffen, daß man 
„niemals Menſchenfleiſch in den Fleiſchbaͤnken diefer Nation verfaufet habe, wie die Por⸗ 
„tugiefen geſchrieben, die unter dem Vorwande, dieſe Grauſamkeit zu raͤchen, ſelbſt viel 


„größere Grauſamkeiten begehen, wenn fie freygebohrene und ununterwuͤrſige Völker indie 
„Selaverey bringen,,«). 


Die Flotte ländete in der Mitte bes Sandes der Aguaer ganz frey bey einem Flecken 


an, wo der Öeneral Texeira fie drey Tage lang liegen ließ. Die Portugiefen empfanden 
dafelbt eine fo heftige Kälte, daß fie gezwungen wären, dickere Kleider anzuziehen. Die: 
fe Veränderung der Witterung nahm fie Wunder, Sie erfuhren von den Einwohnern, 
daß ſolches in ihrem Lande nichts außerordentliches wäre, und daß fie alle Jahre drey Mo- 
nate lang , nämlich den Brachmonar, den Heumonat ‚und Auguftnonat, eben die ftren- 
ge Witterung ausftünden. Dieß beftätigte zwar die Sache, beantwortete die Frage aber 
nicht. Nachdem der P. Acunja eg felbft unterſuchet; fo fand er, daß an der Suͤdſeite tief 
im Sande, eine Kette von mit Schnee bedeckten Bergen war; und daß der Wind in diefen 
dreyen Monaten von der Seite berfam ; welches die Luft bis unter die Linie erfriſchen mußte. 


B 3 Er 
a) Ebendaſ. 42 Cap. 


Acunja und Er verwunderte fih nicht mehr, daß das Land dafelbft Getreyde in Ueberfluſſe nebft allen⸗ 
Artieda. hand andern Fruͤchten hervorbrachte. 


1040. 


14 0 Reifen auf. den Maranjon | BE 


























Man tibergeht noch ferner die Quellen und Mindungen der Fläffe, indem man vet 
ausſetzet, daß ſolche von dem fpanifchen Marhematifverftändigen, deſſen Befehreibung DW 
von wir mitgetheilet haben, viel genauer vorgefteller worden. Bey Gelegenheit des Put k 
mayo aber, welcher dreyßig andere Zlüffe einninime, bevor er ſich mit dem Amazone 
fluffe vereiniget; und welcher, da er von den Gebirgen Paſto, nad) Neugranada hinun 
ter geht, gegen feine Mündung den Namen Iza annimmt, bezeugst der P. Acunja, dal 
man in feinem Sande eine Menge Gold finde, und daß die Völkerfchaften, die an deſſel 
Ufer wohnen, die Nurimoer, Bustsicaer, Porisnaer, Ziser, Abyver, und Cd 
voer hießen, Funfzig Meilen darunter find die Ufer des PNotau von den Topanaerih 
Gevsinern, Ozuangern, Worvsern, Naungern, Cenomansern, und IM 
riavern bevölkert. Man glauber, diefe Völker haben viel Gold; weil fie große Platte 
davon in den Nafen und Ohren tragen, Der Strom Notau iſt fehr fanft und zur Schi 
fahre geſchickt. 

Der legte Wohnplag der Aguaer, wenn man mit dem Strome des Amazonenfluffed 
hinunter geht, iſt ein.fehr bevölferter Flecken und die Hauptfeftung diefer Nation an eben 
der Seite. Sie halten darinnen eine ſtarke Beſatzung, ob fie gleich allein Meifter vor 
den fern des Sluffes find. Sie erſtrecken fich aber fo wenig in die Breite, daß man voll 
dem Öeftade ihre legten Hütten landwärts fieht. Tauſend Eleine Fluͤſſe, die in den Ama⸗ 
zonenfluß fallen, werfchaffen ihnen alle Güter derjenigen Sander, Die fie benegen. An der 
Mordfeite Haben fie die Curier und Quirabaer zu Seinden, und an der Süpfeite die Ca⸗ 
chiguraner und die Incurter. Der P, Acunja Eonnte diefe Voͤlkerſchaften nicht befiüz 
chen. Seine Befehle erlaubeten ihm nicht, fich von der Flotte fo weit zu entfernen: & 
entdeckete aber gegen Süden die Mündung eines Fluffes, welchen er den Eufcofluß nett 
nen zu fonnen glaubere; weil nach dem Berichte des Orellana der Fluß der, Stadt Cufed 
gegen Norden und Süden diefer Stadt iſt, und in den großen Amazonenfluß gegen den 
fünften Grad füblicher Höhe, vier und zwanzig Seemeilen von dem legten Flecken del 
Aguaer, fällt, Die Einwohner des Landes nennen ihn Nurna, j 

Acht und zwanzig Seemeilen tiefer an eben der Seite fängt die große und mächtige 
Voͤlkerſchaft ver Curuzicarier in einem mit Bergen bedecfeten Sande an Sie nimm 
über achtzig Meilen das Ufer des Fluſſes ein. Die Leute find darinnen fo zahlreich, daß 
man nicht vier Meilen geht, ohne Wohnpläge zu finden, zwifchen welchen ihrer viele mul 
eine halbe Tagereife weit find. Die Furcht hatte einen großen Theil der Einwohner ver 
jaget. Schien aber diefe Volker chaft furchtfam zu feyn: fo fanden die Portugiefen dage 
gen in ihren Hütten alle Merkmaale einer guten Wirthſchaft und einer ungemeinen Rein⸗ 
lichkeit, Man ſah darinnen nebft einer Menge ebensmittel fehr fauberes und gut gearbei® 
tetes Geraͤth, vornehmlich Diejenigen Stücke, vie zu den Speifen dieneten. Das Golo ll 
dafelbft auch fehr gemein. Weil aber diefe Indianer die Gierigkeit der Portugiefen nach DIE 
ſem Metalle merketen: fo verbargen fie die Platten forgfältig, die fie in ihren Ohren u 

e 


* 


x) Ebend. 47 Capitel. Stadt Manoa del Dorado liegen ſollte, die ber 
E ttiges Tages für fabelhaft gehalten wird. Indeſ 
4) Dieß iſt der See, Parime, an welchem die wird man doch einige Erlaͤuterungen deswegen 


— 


oder Amazonenfluſſe. VI Buch, VI Capitel. 15 
gen, Das portugiefifche Heer hatte niche viel Nachricht einziehen Einnen, da es ben Fluß Acunja und 
hinauf fuhr, weil es keine Dolmetſcher hatte. Der P. Acunja, welcher fich ſehr geſchick Mon, 
te Dolmetfcher verfchaffer Hatte, vernahm durch ihre Bermittelung , daß, wenn man ei- 2 
nen Fluß, Namens ARurupail, der fich hier mit dem Amazonenfluffe vereiniget, hinauf: Nachrichten 
führe, man an einen Ort fäme, wo man die Canote verließe, um zu Sande einen DIT Fo Pleunja 
von dreyen Tagereifen zu thun, und daß man alsdann hinter einander zween Slüffe Fande, yon den Golds 
wovon der zweyte feine Duelle an dem Fuße eines Berges häcte, wo die Einwohner eine unz bergwerfen. 
geheure Menge Goldes ſammelten. Diefe Völker führen davon den Namen Puma⸗Gua⸗ 
vier, welches Metallzieher beißt; und die Portugiefen beobachteten in der That, daß 
man in dem ganzen Lande ihre eiferne Werkzeuge Duma nannte ‚ Welches der allgemeine 
Namen aller Arten des Metalles iſt. Der Weg aber, den man nehmen mußte, um fih 
nad) den Bergwerfen zu begeben, fam dem P, Feunja fo befihwerlich vor, daß er, ohne 
mehr Begierde nach dem Goldezu haben, als es ſich für einen Jeſuiten ſchicket ‚ nicht eher 
ruhen konnte, faget er x) ‚ als bis er einen andern Weg entdecket hätte, Den Curuzʒi⸗ 
cariern gegen über, das iſt an der andern Seite des Fluſſes, sent man ein ſehr flaches 
mie Flüffen durchfchnietenes Sand ‚ welche große Seen und eine enge Inſeln machen; 


und alle diefe Gewäfler ftürzen fich in den Rio Negro. In denen achtzig Meilen hin⸗ 


gegen, welche die Curuzicarier einnehmen, iſt das Land erhaben, 


Vierzehn Meilen tiefer hatten. die Nachforichungen des P, Acunja den Erfolg, ben Kurzer Weg 
er fich verfprochen hatte, um einen Fürzern Weg nach ven Bergwerken zu entdecken. Dieß dahin. 
iſt die Mündung eines Fluſſes, welcher von der Nordfeite koͤmmt, und defien Sage in 
drittehalb Grade der Hoͤhe iſt, wie bie Sage eines Fleckens, der ihm faft gerade gegen über 
an der Südfeite, an dem Rande eines jähen Abfturzes, Heat, an deſſen Fuße ein anderer 
Fuß läuft, deffen Ufer van der zahlreichen Bölkerfihaft der Paguaroer bewohnet werben, 

Sechs und zwanzig Meilen darunter, indem man fortfähre, dem Fluſſe zu folgen, findet 
man andere Völker, welche die Pacareten beißen, Diefe Bölferfchaften reden verſchie⸗ 
dene Sprachen; und in ihr Land an der Nordſeite ſetzet man den beruͤhmten Goldſee, wel 
cher fo lange von den Reiſenden aus veeſchiedenen Nationen gefucher worden y). 

An eben der Seite folget auf die Bölkerfehaft der Curusicarier längft dem Fluſſe die Volkerſchaf⸗ 
Voͤlkerſchaft der Porimauxer, Die friegerifchfte unter affen denen, bie,man genannt har, ten der Yoris 
Sie hatte das portugiefifche Heer zittern gemacht, als es von Para hinauf fuhr, und dag Maurer, 
über fechzig Meilen, die fie an dem Fluſſe und in den Enlanden einnahm, Nachdem 
aber die Dolmerfcher diefe wilden Indianer zu einer fanftmüchigen Gefinnung gebracht hat⸗ 
ten: ſo gieng kein Tag vorbey, da man nicht uͤber zwey hundert mit Weibern und Kin— 
dern angefuͤllete Canote bey der Flotte ankommen ſah, welche allerhand Erfriſchungen 

brachten. Die Norimauger find eben fo zahlreich, als irgend eine andere Voͤlkerſchaft 
an den Ufern dieſes Fluſſes. Die meiſten find beſſer gebildet, und von einem ſchoͤnern 
Wuchſe. Sie gehen nackend, wie die andern. An ihrem bloßen Anfehen aber erkennet 
man, daß fie voller Herzbaftigkeir find. Sie kamen an Bord und giengen mit einer 
Standha tigkeit wieder zuruͤck, welche die Portugieſen in Erſtaunen ſetzete. Zwey und 


zwanzig 
der ſolgenden Nachricht und toch mehrere in den Beſcheidenheit, Gott werde vielleicht dereinſt erlau⸗ 
Nachrichten von den engländiichen Reiſen 


uf dem ben, dag man ans dem Ziveifel komme. 50 Ey 
Drinoko antreffen. Der P. Arunja jager mem ben, B P» 


u ' 


16 Reifen auf den Maranjon 


Acunja und zwanzig Meilen unter ihrem erften Wohnplage fah man an eben dent Ufer einen and® 

Artieda. deſſen Häufer ordentlich zufammen ftießen, und ſich alfo über eine Meile weit erftrecketl 

164°. Der General erhielt daſelbſt für Eleine Glaskügelchen, Nadeln und Meffer ungefähr! 

Hundert Maaß Maniocmehl, welches für feine noch übrige Keife genug war. So bil 

kert dieſer Flecken auch zu ſeyn ſchien: fo Eam die Anzahl feiner Einwohner dach der M 

ge Indianer von eben der Völferfchaft nicht bey’, welche eine große Inſel bevölfern, 

auf dreyßig Meilen tiefer liegt, Zehn Meiten unten Diefer Inſel endiget fich die Landſe 

der Norimauxer. J 

Cuchigaraer. Zwo Meilen weiter findet man die Voͤlkerſchaft der Cuchigaraer, an einem ſi 
reichen und ſchiffbaren Fluſſe gleiches Namens, ob er gleich an vielen Orten mit Fe 

verfehen iſt. Beym Hinauffahren findet man über den Cuchigaraern, die Cumayari 

und noch höher an defien Duelle die Curiguirer, welche Niefen fechzehn Spann hoch ſi 

Curiguirer „Der P. Acunja giebt hier nur das Zeugniß vieler Perfonen, welche fie gefehen haben, U 
er —— „die ſich erbothen, ihn in das Sand dieſes Rieſengeſchlechtes zu führen, Die Laͤnge! 
volllerſchaſt. Meges aber ſchreckete ihn ab, welcher von der Mündung des Zluffes an zween ga 

„Monate erfordert 2), 

Nation von Noch weiter an dem mittäglichen Ufer des Amazonenfluffes fand er Voͤlker, die C4 
Bildhauern. panger und Zurinaer genannt, bie eine munderfame Gefchicklichfeit zur Handarbeit 9 
fen. Sie macheten ohne andere Werkzeuge, als die andern Indianer hatten, Stühle 

Geftalt der Thiere, Menfchenbildfäulen und andere Bilder in einem folchen Grade # 
Bollfommenheit, daß man darüber erftaunen mußte a). 

Voͤlkerſchaft, Zwey und dreyßig Meilen nach den Cuchigaraern iſt das Land mit vielen Seen bull 
die eifernes ſchnitten, welche fehr bevoͤlkerte Inſeln bilden, Die Einwohner führen überhaupt 0 
Sewehrhatte, Namen Carabuyaͤvaer: fie werden aber unter einander durch befondere Namen untl! 

fhieden , wovon der P. Acunja nur den Namen der Caraguanaer anführe. „Obgle— 
„dieſe Indianer faget er, fich der Bogen und Pfeile bedienen: fo habe ich doc) bey « 
„gen auch eifernes Gewehr, als Streitarten, Hellebarden, Sicheln und Meffer gefehl 
„Ich ließ fie von unfern Indianern fragen, woher fie diefe Werkzeuge befämen? & 
„antworteten, fie Fauferen folche von Indianern, die nahe am Meere wohneten, wel 
fie für ihre Waaren von gewiſſen weißen Leuten, wie wir, eintaufcheten, deren Woh 
„pläße an der Seefüfte wären; und der einzige Unterfihied unter ihnen und uns wäre, ® 
„fie weiße Haare hätten, An diefem Merkmaale glaubeten wir mit Gewißheit die Hol 
„der zu erkennen , welche fich feit einiger Zeit in den Befig der Mindung des füßen SI 
„fe oder Philippfluffes gefeger Hatten. Als fie im 1638 ſten Jahre in Guiang ausgel 
„gen waren, welches zur Statthalterſchaft Neugrenada gehoͤret ſo hatten fie ſich des A 
„zen Eylandes bemeiftert 5), und hatten es überfallen , bevor die Spanier Zeit gehabt B 
„ten, bas Hochwuͤrdigſte von dem Altare wegzunehmen, welches unter ihren Händen! 
„fangen blieb. Sie verfprachen fi ein großes Söfegeld dafiir zu erhalten: unfere M 
„aber ergriffen eine andere Partie; fie eileten zum Gewehre, und ſchicketen fich zu DI 


u 
9 



























2) Ebend. 63 Cap. dem Orinoko, und den Amazonenfluffe, liegt 
a) Ebendaſelbſt. fern er nicht bloß die Juſel Cayenne verftehlt 
5b) Der Berfaffer nennet Guiana ein Eyland, Richt weit von der Seeküfte iſt. - Pr 
vermuthlich weil es zwiſchen zweenen großen Fluͤſſen, c) Ebendaſ. 64 Capitel. 4) Ebendaſ. 69” 


oder Amazonenfluſſe. VE Buch. VI Capitel. 17 
„Unternehmen an, als wir in See Siengen, um in Spanien von unferer Reife Rechen: Acunja nnd 
shaft zu geben z), Artieda. 

Der P. Acunja machet eine ſehr poetifche Beſchreibung von dem Rio Negro, wel: 164% 
her etwas unter dreyßig Meilen unter dem Sluffe Baſurura liege, welcher das Sand der 
Carabuyavaer bewaͤſſert. Er iſt der ſchoͤnſte und größte unter allen, die ſich mit dem y.5 Ho Ne: 
Amazonenfluffe in einem Raume yon faufend dreyhundert Meilen vereinigen. „Man kann gro. 

„fagen, diefer mächtige Fluß fen fo ſtolz, daß es ihn verbrieße, einen noch) größern zu fin⸗ 
„den, als er ift. Der unvergleichliche Amazonenfluß ſcheint ihm auch die Arme zu reichen, 
„da hingegen der andere aus Ummillen und Stolze fich nicht mic ihm vermengen will, ſon⸗ 
„dern fich beſonders hält, und, da er allein die Hälfte ihres gemeinfchaftlichen Bettes eins 
„nimmt, feine Fluth über zwölf Meilen weit unterfcheiden laͤßt. Die Portugiefen haben 
„einige Urfachen gehabt, ihn den ſchwarzen Fluß zu nennen ‚ weil an feiner Mündung 
„und an vielen Orten darüber feine Tiefe nebft der Klarheit aller derer Gewaͤſſer, die aus 
„dielen großen Seen in fein Bette fallen, ihn eben fü ſchwarz feheinen läßt, als wenn er 
„gefaͤrbet wäre; ‚obgleich fein Waffer in einem Glaſe fo iſt, als Erpftall d), er Die, 
Bölfer, welche an feinen Ufern wohnen, beißen Die Canicuarier, die Caruparabaer, 
und Ouaravaguazanaer. Alle diefe Voͤlkerſchaften Haben zu Ihren Waffen Dogen und 
vergiftere Pfeile, Ihr Sand giebt fehr gute Steine, und allerhand Wild. 

Die Flotte war noch in der Muͤndung des Rio Negro den ı2ten des Weinmonates, Aufftand dee 
als die portugiefifchen Soldaten ‚ aus Verdruſſe, daß fie fo wenig Nusen von ihrer Reiſe Portugiefen 
in den zweyen Jahren hätten, da fie den Fluß hinaufgefahren, den Entſchluß faſſeten, auf ber Flotte. 
i { men, um ſich wegen fo vieler Beſchwer. 
lichkeiten, durch ihre eigenen Hände fehables zu halten. Der General, welchem fie auf 
eine aufrührifche Art von ihrem Vorhaben Nachricht ertheileten, willigte barein, aus 
Furcht, er möchte fie aufbringen. Der P. Acunja und fein Gefährte aber widerfeßeten ſich 
demfelben durch eine Proteftation » twelche fie die Kuͤhnheit harten vorzubtingen, fo nach— 

ira, welcher durch das B piel ihrer Standhaftigkeit befkärker wurde 
Daher Gefegenheit nahm, fo gleich unter eh — * zu en I; E i 

Dierzig Meilen weiter kam man vor die Mündung des Fluſſes Cayari, welchervon Inſel der To: 
Suͤden koͤmmt und durch welchen die Topinambuer in ven Amazonenfluß gefommen pinambuer 
ſeyn füllen 6), Sie bielten fi), faget man, acht und swanzig Meilen darunter in einer Und ihre Ge: 
großen Inſel auf; die nicht weniger als fechzig Meilen in der Breite bat, und alſo über ſchichte. 
zwey hundert im Umfange haben muß. Die Portugiefen fanden ſolche auch in der Thar 


durch * mächtige Vdlterſchaft fehr ſtark befeget, wovon uns der P. Aeunja die Geſchich 
te mittheilet. | 


Nach ver Eroberung yon Brafilien wollten die Topinambuer, welche in ber Pro- 

vinz Sernambuc wohneten,, lieber allem, was fie befaßen, entfagen, als fich, den Portus 
giefen unterwerfen; und verbanneten ſich freywillig aus ihrem Vaterlande. Sie verließen 3 

ungefähr vier und achtzig ſtarke Flocken wo fie ſich geſetzet hatten, und ließen Feine leben. 


dige 
e) Die Voͤlkerſchaften dieſer Fluͤſſe find die Zu⸗ ber Muͤndung an findet man an den Ufern deg > 
Finger, die Eayanger, die Urarchauer, pie Amazonenfluffes die Guaranacacoer die Ma⸗ 
Anamarier, die Guarinumger, die Curana⸗ raguger, die Guſimagier, die Buraier, die 
rier, die Papunacaer, und die Abacarier. Von 


Punovier, die Groquarger, und bie Aperger. 
Allgem, Reiſebeſchr. XVI Band, 2 


Defchreibung 


Acunja und 
Artieda. 
1640. 


nichts hätten finden koͤnnen, wovon fie ſich ernähren mögen, wären bey einem Marſch 


Außerordent⸗ 
liche Ge⸗ 
muͤthsart der 
Topinambuer. 


Nachrichten, 
die ſie den 
Portugieſen 

geben. 


38 200° Reifen auf den Maranjon I 


dige Creatur darinnen. Der erfte Weg, den fie nahmen, war zur linken der Cordillit 
ven, Sie giengen über alle Gewäffer, die davon herunter fommen. Die North zwall 
fie varauf,, fich zu trennen und ein Theil von ihnen gieng bis nach Peru und. hielt fich W 
einem ſpaniſchen Wohnfige nicht weit von den Quellen des Cayari auf. Nach einigen 
Aufenthalte aber gefchah es, daß ein Spanier einen Topinambuer geißeln ließ, weil er? 
ne Kuh getöbtet hatte. Dieſer Schimpf verurfachete einen fo großen Unmillen bey alle 
andern, daß fie fic) in ihre Canote fegeten und bis an die große Inſel den Fluß binunk 
fuhren, welche fie heutiges Tages inne haben, ’ i 
Diefe Indianer reden die allgemeine brafilianifche Sprache, welche fich in alle Pit 
vinzen diefes Landes bis nach Para erſtrecket. Sie erzähleten dem P. Acunja, ihre Bol 


rt 


fahren, welche bey ihrem Ausgange aus Brafilien in denen Wüften, wodurd) fie gemuſ 


























von mehr. als neunhundert Meilen gezwungen worden, ſich mehr als einmal zu frenne 
und biefe verfchiedenen Haufen hätten verſchiedene Theile der Gebirge in Peru bevölfel 
Diejenigen, welche bis an den Amazonenfluß hinunter gegangen, hätten wider die In 
laner zu fechten gehabt, deren Stelle fie eingenommen, und fie fo vielmal überwundel 
daß fie einen Theil derfelben aufgerleben, und die andern nachher gezwungen, eine Zufluch 
in entfernten Ländern zu ſuchen. | 
Die Topinambuer auf dem Amazonenfluffe find. eine fo unterfchiedene Voͤlkerſchaft 

daß der P. Acunja eine Schwierigkeit machet, fie mit den erften Völkern in Europa 3 
vergleichen; und ob man gleich fieht, faget er, Daß fie anfangen, durch die Berbindunge 
die fie mie den Indianern des Landes eingehen, aus ihrer Väter Art zu fehlagen: fo gie 
chen fie ihnen doch noch etwas Durch ihr edles Herz und durch ihre Geſchicklichkeit, ſich DT 
Bogens und der Pfeite zu bedienen. Sie find über diefes fehr geiſtreich. Weil die Po 
tugiefen , welche meiftens die brafiliänifche Sprache verſtunden, Feine Dotmerfcher bra 
cheten, fich mit ihnen zu unterreven: fo zogen fie fehr merfwürbige Nachrichten von ihnd 
ein; und dee P. Acunja glaubet nicht, daß man auf ihr Zeugniß daran zweifeln könne f} 
„Dicht bey ihrem Eylande, an der Südfeite, waren damals zwo Völferfehaften, DI 
„gleich merfwirdig waren. Die eine hieß Guayazier, und beftund aus Zwergen ; ' 
„andere war ein Stamm. von Männern und Weibern, die mie verkehrten Füßen gebohrl 
„wurden, woran das Hinterfte zuvorderft ftund, fo daß man fich von ihnen: entfernefl 
„wenn man in ihre Zußtapfen trat. Sie hießen die Marayuer g)., Sie waren DA 
Topinambuern zinsbar, denen fie fteinerne Aexte verſchaffeten. Die Nordſeite des Fluſſ 
war von fieben zahlreichen Voͤlkerſchaften bevölkert, Die aber Fein Herz hatten; und da |} 
nur in Friede und Ruhe von ihrem Viehe und ihren Früchten zu leben dachten, fich nF 
mals mit den Topinambuern in einen Streit eingelaffen. Weiter hin aber fand fich ein 
andere Voͤlkerſchaft, wovon dieſe durch einen ordentlichen Handel taufenderlen zum Led 
noͤthige Dinge, befonders Salz, erhielten , welches fie in einigen benachbarten Ländern 
Ueberfluffe hatten. „Es fällt mir um ſo viel weniger ſchwer, folches zu glauben, (a9 
„der P. Aeunja, weil im 1638ſten Jahre, da ich zu Lima war, zwey Seute, die zu verſch 
„denen Zeiten abgereiſet waren, welches zu ſuchen, mis einer guten Ladung davon zur 
„kamen. Sie hatten ſich auf einem von denen Fluͤſſen eingeſchiffet, welche in den Ama 
nenpt 

f) Ebendaſ. 79 Cap. Man fehe unten die Befchreibung von Brafilien. ' 





oder Amazonenfluſſe. VI Buch. VI Capitel. 19 


„nenfluß fallen, und fie an den Fuß eines Salzberges geführee hatte, mit welhen Satje Acunja und 
„bie Einwohner dafelbft einen großen Hanvel trieben, * Artieda. 

Die Topinambuer befräftigten den Portugiefen, es gäbe wirkliche Amazenen, von ———— 
welchen der Fluß feinen alten Namen hatte. Diefer Punct ſcheint um fo vielmehr Acht: Erläuterung 
famfeit zu verdienen, weil die Beweiſe, die man davon zum Belten einer fo lange Zeit wegen ver. 
zweifelhaften Sache allhier beygebracht, von dem Herrn de la Condamine 
und durch ſeine eigenen Unterſuchungen beſtaͤtiget worden. 
daß man fie nicht verwerfen kann ſaget er 4), wofern man nicht allem menfchlichen Glaus 
ben entfagen will, Wir wollen ihn aber ſelbſt reden laſſen. 

„Ich halte mich nicht mit den ernſtlichen Unterſuchungen auf, die das Obergericht zu 
„Duito dieſerwegen angeſtellet bat, Viele, die aus den Otten felbft gebürtig find, haben 
»bezeuget, daß eine der benachbarten Provinzen des Fluſſes von Eriegerifchen Frauen 
„bewohnet wäre, welche affein ohne Mannsperfonen lebeten und fich regiereten; zu gewif- 
„fen Zeiten des Jahres nähmen fie folhe an, um von ihnen gefchtwängert zu werden: die 
„übrige Zeit aber leberen fie in ihren Flecken, wo fie nur das Land zu bauen und fih durch 
„ihrer Hände Arbeit alles das zu verfchaffen gedächten, was ihnen zur Erhaltung des $e- 
„bens noͤthig iſt. Sch will mich auch eben fo wenig bey andern Nachrichten aufhalten, 
„bie man in Neugrenada, in dem Füniglichen Sitze zu Pafto eingezogen hat, wo man das 
„Zeugniß einiger Indianer und vornehmlich einer Indianerinn befam , die in dem Sande 


„diefer tapfern Weiber gewefen, und nichts anders gefaget bat, als was demjenigen ge⸗ 
„maͤß war, was man bereits aus den vorhergehenden Nachrichten wußte, Ich kann aber 
„dasjenige nicht verſchweigen, was ich felbft mit meinen Ohren gehöret Habe, und. wovon 
„ich die Wahrheit erforfchen wollte, fo bald ich mich zu Schiffe gefeßet haste, Man fage- 
„te mir in allen Wohnplägen , wo ich durchgieng , es fänden fic) in dem Sande folche Wei: 
»ber , wie ich fie abſchilderte; und ein jeder insbefondere gab mir folche beftändige und fo 
„einförmige Merfmaale davon an, daß, wenn dieSache nichts ift, die allergrößte füge in 
„der ganzen neuen Melt für die allerbeftändigfte von allen biftorifchen Wahrheiten gehal⸗ 
„ten wird. Indeſſen erhielten wir, doch die groͤßten Erlaͤuterungen von der Landſchaft, 
„welche dieſe Weiber bewohnen, von denen Wegen, die dahin gehen , von denen India- 
„nern, Die mit ihnen Gemeinſchaft Haben, und von denen, die ihnen Dienen, fie zu bevölfern, 


„in dem legten Dorfe, welches die Gränze zwifchen ihnen und den Topinambuern ift, 
„Sechs und dreyßig Meilen unter diefem legten Dorfe, wenn man den Fluß hinun⸗ 
„ter fährt, trifft man an der Nordfeite einen Fluß an, welcher felbft aus der Provinz der 
„Amagonen kommt, und welcher bey den Indianern des Sandes, unter dem Namen Cu⸗ 
„nuris bekannt iſt Ex nimmt dieſen Namen yon dem Namen eines dicht an feiner Mün- 
„dung wohnenden Bolfes, Darüber, das ift, wenn man diefen Fluß hinauffaͤhrt, fin— 
„bet man andere Indianer Namens Apotoev, welche die allgemeine brafilianifche Spra⸗ 
„che reden, Mod) höher find die Tagarier; die darauf folgenden find die Guacarer, 
„das glückliche Volk, welches die Gunft der Amazonen genießt, Sie haben ihre Woh- 
„nungen auf Gebirgen von einer ungeheuren Höhe, worunter man eines, Namens Vs: 
„camiaba, unterfcheidet , welches ſich außerordenclich hoch über die andern erhebt, und 
„von Binden fo beſtürmet wird, daß es dadurch unfrugsehar if, Diefe Weiber erhalten 
€ 2 


yſich 
g) Ebendaſelbſt. 


Der P. Acunja fand fie fo ſtark, America. - 


h) Ebendaf, 70 Eapitel, 


angenommen, Amazonen in 


Aounja und „ſich ohne den Beyftand der Maͤnner. Wenn igre Nachbarn fie zu der won ihnen Dr 
Artieda. 


1640. 


nn Bier und zwanzig Meilen darunter Fam die portugiefifche Flotte an einen Ort, WM 
der Portugie⸗ 
fen gegen bie 


Indianer. 


20 Reiſen auf dem Maranjon 
























„ſtimmten Zeit beſuchen: ſo empfangen fie, ſolche mit Bogen und Pfeilen in der Hand, al 
„Furcht, fie möchten überfallen werden. Sie haben fieaber nicht fo bald erkannt: fo bei 
„ben fie fich haufenweiſe in ihre Canote, wo eine jede das erſte Hängebette oder Ham 
„nimmt, welches fie da finder, und es in ihrem Haufe aufhaͤngt, um denjenigen darill 
„nen aufzunehmen, welchem das Hamac zugehöre. Nach einigen Tagen, wenn fie Mil 
„einander vertraulich gefebet Haben, kehren dieſe neuen Gäftewieder zurück nach Haufe, S 
„thun alle Fahre zu eben der Jahreszeit dieſe Reiſe. Die Mägdchen ‚. welche da gebehtl 
„werben, werden von ihren Müttern erzogen, zur Arbeit und zur Führung der Wall 
„gerwöhnet, Man weis nicht, was fie mit den Knaben machen. ch babe aber von 
„nem Indianer erfahren, der fich bey dieſer Zuſammenkunft befunden , daß fie die K 
„ben, die fie zur Welt gebracht, das Jahr darauf ihren Vätern geben. Indeſſen glei 
„ben doc) die meiften, daf fie die Knaben ven Augenblick, da fie zur Welt fommen, u 
„bringen; und dieſes gefcaue ich mir nicht, auf das Zeugniß eines einzigen Indianers 
„entfheiden. Dem fen aber wie ihm weile, fo haben fie doch in ihrem Sande Schaf 
„welche vermögend find, die ganze Welt zu bereichern, und bie Mündung des Fluſſe 
„welche aus ihrer Provinz koͤmmt, iſt zween und einen halben Grad mittäglicher Hoͤhe i) 


der Fluß durch das Land eingezwaͤnget wird, und eine Straße machet die nicht über eil 
Viertheilmeile breit iſt. An dieſem Orte, welchen der P. Acunja für ſehr vortheilhaft hal 
um dafelbft zwo Schanzen anzulegen, die nicht allein die Durchfahre verfperren mürde 
fondern auch zu Zollhäufern dienen koͤnnten, wenn der Fluß jemals von Europäern fol 
bevoͤlkert werden, laͤßt ſich die Ebbe und Fluth fpühren, ob es gleich nicht weniger 4 
dreyhundert Seemeilen bis in das Meer iſt. Vierzig Meilen tiefer gieht die Völferfchal 
der Tapajocoer ihren Namen einem fehönen Fluſſe, welcher diefe Provinz bewäffere, Di 
Sand ift fehr fruchtbar, und feine Einwohner werden von den benachbarten Bölferfchaftl 
‚gefürchtet , weil das Gift ihrer Pfeile fo eödelich ift, daß man fein Mittel darwider finde 
Sie erwecketen den Portugiefen ſo gar Furcht, ob fie gleich im Grunde Freunde der Ai 
laͤnder waren , und fich bey der Durchfahrt der Flotte um die Wette bemüheren ‚ Alterhalt 
Sebensmittel dahin zu bringen. Der P. Acunja aber erkläret uns freymuͤthig, woher M 
Haß der Portugiefen gegen dieſe unglückfeligen Indianer koͤmmt. Sie wollten fie zu Sl 
den machen; und diefer grauſame Entſchluß brauchete eines Vorwandes. Ihre Teuppll® 
hatten ſich ſchon verfammelt, ſolchen auszuführen. Sie ſchicketen ſich an, aus einer ve 
ihren Schanzen, el Deſtierro genannt, abzugehen, als die Flotte daſelbſt ankam. „J 
bemuͤhete mich, als ein rechtſchaffener ehrlicher Reiſender, ein ſo barbariſches Unterne 
„men aufzuhalten, oder es wenigſtens doch fo lange zu verſchieben ‚ bis ich mich mie dat 
„Statthalter von Para dieſerwegen unterredet hätte, welches ich bald zu thun hoffere; un 
„ſein Sohn, Benedict Maziel, Befehlshaber beh dieſem Unternehmen verſprach ml 
„nichts zu verſuchen, bevor er neue Befehle von feinem Vater erhalten hätte, Kaum ab 


) Cbendaf, im Si und 62 Capitel. Man fehe . merke bier, daß einige Jahre zuvor, ein grehe 
des Herrn de la Condamine Nachricht im folgenden engliſches Schiff den Fluß der Tapaſocoer binauſe 


* 


Abſchnitte. 34 fahren, um daſelbſt einen Handel mit Tabad un 
*) Ebendaſ. im 74 und 75 Capitel. Man ber richten, welcher in dem Lande im Ueberfiuſfe wi 


Oder Amazonenfluſſe. VI Buch. VI Capitel, 


21 
sshatte ich ihn verlaſſen, fo ſchiffete er feine Soldaten auf eine mie einigen Stücken befegete Acunja und 
„Brigantine und andere Fahrzeuge von geringerer Größe ein, und befriegete die Tapajo- u re 
„coer. Sie nahmen den Frieden vergebens mit faufenderley Unterthänigfeitsbezeugungen — 
„an. Maziel befahl ihnen, ſie ſollten alle ihre vergifteten Pfeile herbey bringen; und als 
„er ſie ohne Waffen ſah, ſo ließ er ſie unter einer guten Wache wie eine Heerde Schafe in 
„einer Huͤrde verwahren. Die freundſchaftlichen Indianer, die er auf feiner Flotte mitge- 
„bracht hatte, und welche rechte Teufel waren , wenn eg auf das böfe Thun ankam , wurden 
„auf diefe elenden Leute geheger, und begiengen fo große Ausſchweifungen wider ihre Weis 


ber und Töchter, felbft vor den Augen ihrer Väter und Männer, daß mir einer Yon denen 
Portugieſen, welcher ein Zen 


ge diefes enrfeglichen Schaufpieles gewefen , zuſchwor, er wolf 
„te dem Sclavenhandel lieber 


| entfagen, als um folchen Preis Sclaven haben. Man nahm 
„ihrer taufend gefangen, die nach Para geſchickt wurden, wo ich fie anfommen ſah; und 
„diefes Einfangen verurfachete den i i 


Portugiefen fo vieles Vergnügen, daß fie bald in einer 
„weit entlegenern Provinz ſolches noch einmal 


vornahmen, wo fie ohne Zweifel eben die % 
en werben ausgeüber Haben, "Das nennet man die Eroberungen von Dras 
„ſilien, R), 


Die Curupatubaer, welche man vier 


zig Seemeilen weit von dem Sluffe der Tapa. Eurnpatubaer 
jocver finder, und welche auch ihren Namen 


von einem Fluffe haben, welcher ihr Land bes und Reich⸗ 
waͤſſert, waren damals bie erfte Völferfhaft von den Indianern, welche in gutem Ver⸗ hum ihres 
ſtaͤndniſſe mit den Portugiefen lebete. Indem man ihren Fluß ungefähr fechs Tagereifen EANbHR: 
weit wieder hinauf fuhr: fo fraf man einen andern an ‚ deflen Sand und Ufer viel Gold 
don einem mittelmäßigen Berge, Namens Nuquaratinci, an, darbothen, deſſen Fuß er 
beneßet, Die Einwohner verficherten ‚ Daß fie in eben der Gegend aus einem Orte, Na: 
mens Picari, oftmals eine andere Art von Metalle zögen , weiches viel härter, als Gold, 
aber weiß wäre, woraus fie vor Alters Aexten und Meſſer gemacht hatten; nachher aber, 
da ſie erfahren, daß dieſe Werkzeuge leicht ſtumpf wuͤrden, ſo hatten ſie aufgehoͤret, ſolche 
daraus zu machen. Sie erzaͤhleten auch, eg fänden fi) an einem andern Orte zween Huͤ⸗ 
gel, wovon der eine, nach der Vorſtellung, die fie davon macheten, wahrſcheinlicher Weie 
von Azur, der andere aber, welchen fie Penagara nannten, bey Tage und auch ben Flaren 
Nächten fo ſchimmernd war, daß er mit Diamanten bedecket zu feyn fehien, Auf dem 
zweyten hörete man zumeilen entfegliche Geraͤuſche; welche, nach des P. Acunja Mey. 
nung, ein gewiſſes Zeichen find, daß er in feinem.Eingeiveide Steine yon großem Wers 
she enthält“ 7) i 
Er ruͤhmet die Provinz Ginapape eben fo fehr, welche ihren Namen ebenfalls von 

einem Fluſſe, ſechzig Meilen yon dem Wohnſitze Curupstube Hat. Die Indianer, für 
get er, erheben den Reichthum diefer Provinz fo fehr, daß, wenn man ſich auf ihr Zeug⸗ 
niß verlaffen darf, folche mehr Gold befigt, als fich deſſen in ganz Peru finder. Die Län: 
der, welche ihr Fluß bewaͤſſert , Werden unter Der Statthalterfchaft Maranjon begriffen. 
Allein, ohne ihre Bergwerke, die in ber That wirftich in großer Anzahl find, und ohne 
C3 ihre 
Allein, dieſe Voͤlkerſchaft wollte den Euglaͤndern kein koum begreifen. Allein, dieſes iſt nicht der einzi⸗ 

ehoͤr geben, jondern toͤdtete einen Theil davon und ge Ort, wo man den Herrn von Gomberville im 
hatte das Gewehr derſelben noch. 


Verdachte hat, daß er den ſpaniſchen Text nicht 
I) Man kann diefe vhyſikalſchen Vorſtellungen getreulich gegeben, j 


Da Kia 1 AL 


— bevoͤlkert. Dieſer Eylande und ihrer Einwohner iſt eine große Anzahl. Die Böll 


mwmuta. die Anzahl feiner Einwohner, und wegen der Gewohnheit beruͤhmt war, welche die Indi 


22. Reifen auf dem Maranjon 1 


Acunja und ihre Strecke, die weitlaͤuftiger iſt, als ganz Spanien zuſammen, in Betrachtung zu 
Artieda. hen, fo haben dieſe Länder wegen ihrer Fruchtbarkeit vor allen andern den Vorzug, Die 

164%. dem Amazonenflaffe liegen. Sie enthalten große Voͤlkerſchaften barbarifcher Indiam 

Verſuch der Die Holländer harten ihre Vortrefflichkeit fo wohl erkannt, daß fie verfchievene Berful 

Holländer,fichgetdan, um ſich daſelbſt zu.fegen: fie find aber fters von den Portugiefen verjager wor 

da nieder zu Der P, Acunja glaubet, verfichern zu koͤnnen, diefes Erdreich ſey wenigftens fehr gefihl 

laſſen. zum Taback und Zuckerroͤhren, und ſeine weitlaͤuftigen Weiden koͤnnen viele Heerden V 

‚ernähren. Sechs Meilen über der Muͤndung des Ginapape hatten die Portugiefen I 

Schanze del Deſtierro, das ift der Verbannung. Sie iſt aus verfchiedenen Urſach 

zerftöree worden. Zehn Meilen darunter findet man an dem Fluſſe Paranaiba einell 

dianiſche Voͤlkerſchaft, die mit den Portugiefen Freund iſt; und noch weiter im Lande v 

fe andere Völker, die dev P. Acunja nicht konnte Fennen lernen. | 


Alle die Eylande aber, welche der Amazonenfluß nachher bilder, find noch weit met 


























ſchaften gleichen einander fo wenig, ihre Sprachen find fo fehr von einander unterſchiede 

wiewohl fie Doch meiftens die allgemeine oder brafilianifihe Sprache verftehen ; ihre © 

Bräuche gehen dergeftalt von einander ab, furz, die Materie ift fo weitläuftig für ein! 
Schriſtſteller, daß fie mehr als einen Band erfordern würde m). Die beträchtlichften w 

ter diefen Völkern waren damals die Tapuyaer und Pacaraer. Hier fängt der P. Acul 

ja an, die Beobachtung zu machen, daß feit der Eroberung von Brafilien faft alle oil 

Flucht der Völker ihr Land verlaffen haben, um ſich von den Siegern zu entfernen, Dierzig Meill 
Bölfer, unter den Pacaxgern, welche die Ufer eines Fluffes ahtzig Meilen von Paranatva und A 
Flecken Coms eben der Seite bewohneten, ſieht man noch den Flecken Commuta, welcher vor dem du 


ner hatten, ihre Rriegesheere daſelbſt zufammen zu ziehen, wenn fie fich zum Kriege anfchickerell 

Edc iſt faft zu nichts geworden. Indeſſen ift der Boden dafelbft fehr fruchtbar ; die Landfchd 

ten find allerllebſt; und es fehler daſelbſt nichts zur Annehmlichfeit und den Bequemlidl 

feiten des Sebens a). Der Fluß der Tocantiner, welcher hinter den Flecken weggeh 

iſt einer von denen reichen Dertern, deffen Werth niemand Eennet, wie der P. Acunja 

Jaͤhrliche get. Er redet gleichwohl von einem Sranzofen, welcher jährlich mit vielen Schiffen dah 
Reife eines Fam, und welcher mit Sande aus diefem Fluſſe befrachtet, wieder zuruͤckkehrete wora 
Franzoſen. gu Gold zu ziehen wußte: dach hatte er niemals die Einwohner des Landes lehren woll⸗ 
wozu er den Sand brauchete, aus Furcht, er möchte ſich ihren Haß zuziehen o). Vor well 

gen Jahren waren einige portugiefifche Soldaten von Fernambue, welche durch die Gebirge@k 

dilliera in Begleitung eines Priefters von ihrer Mation gegangen waren, an die Duelle eh 

des Fluſſes gekommen, in der Hoffnung, neue Entdeckungen zu machen und mit Golde! 

laden wieder zu fommen, Nachdem fie aber bis an die Mündung hinunter gefahren: 


m) Ebendaſ. im 79 Cap. ; gen Süden bis an das nordliche Worgebirge gl 
n) Ebendaf. go Kap. und daß er hier deutlich wiederhohlet, fein eu 
0) Ebendaf. gr Cap. fey dreyzehnhundert ſechs und funfzig Seemel” 
pP) Man bemerfe, daß ihm der P. Acunja vier Stlop, 


und achtzig Meilen in der Breite, ſechs und zwan⸗ q) Ohne gleichwohl die Pflicht feines Amt⸗ 
zig Meilen unter der Sonneninſel, von Zapara vergeſſen; denn er laͤßt ſich auch wegen derer 7 


oder, Amazonenfluſſe. VI Buch. VI Capitel, 23 


ſohen fie fich von den Tocantinern umringt, welche fie insgeſammt tödteten. Als der P. Acuna und 
Acunja in dieſes Sand kam fo fand man den Kelch wieder, deffen ſich der Priefter zu ſei— — 
nen geiſtlichen Verrichtungen bedienete — 
Die Stadt Para, welche der P. Acunja die große Feſtung der Portugieſen nennet, Anmerkun⸗ 
iſt dreyßig Meilen von Commuta Damals war ein Statthalter daſelbſt, und den gen — 
Compagnlen Fußvolk, mit allen dazu gehoͤrigen Befehlshabern.“ Der ſcharfſinnige Rei des — 
| eneralftatthalter yon Maranjon ſtuͤnden, der über)" 
g Seemeilen von Para nach Brafilien zu wäre; welches nichts anders, als 
verdrießliche Verzögerungen, in Anfehung der Statthalterſchaft verurfachen Eönnte, „Wenn 
„unſere Leute, ſaget er gluͤcklich genug wären, ſich an dem Amazonenfluffe zu fegen: fo 
„müßte der Statthalter zu Para nothwendiger Weife unumſchraͤnkt ſeyn, weil er den Schluͤß 
„fel des Sandes in Händen haben würde, Man will damit eben nicht fagen, daß der Ort, 
„wo Para liegt, der befte fen, den man erwählen kann; es würde aber leicht ſeyn, ihn zu 
„verändern, wenn die Entdeckung weiter getrieben würde, Ich für mein Theil würde kei⸗ 
„uen bequemern Ort, als das Sonneneyland, dazu finden , welches. vierzehn Meilen tiefer, 
„gegen die Mündung des Fluſſes iff P). Diefes ift ein Poften, worauf man nothivendi- 
„ger Weife das Auge richten muß, weil der Boden daſelbſt allerhand Sebensmittel giebt, 
„weil die Schiffe vor den Stürmen der befchwerfichften Winde ſicher find, und weil fie bey 
„der hohen Fluth im Vollmonde herauslaufen koͤnnen. Ueber dieſes hat dieſe Inſel uͤber 
„ehn Meilen im Umfange, fehr gutes Waffer „ einen großen Meberfluß an Seefifchen und 
„ſuͤßem Waffer, vornehmlich) eine unendliche Menge Krabben , welche die ordentliche Spei- 
„fe der Indianer und Armen find. Man foge hinzu, daß felbft heutiges Tages in der 
„ganzen Nachbarfihaft Feine Inſel iſt, welche mehr Wildpraͤt fuͤr die Beſatzung und fuͤr 
„die Einwohner von Para liefert. ,, 


Mit diefer politifehen Frucht feiner Beobachtungen endiger der P. Acun 

um auf die Abfichten des fanifchen Hofes zu antworten, die er nur merken läßt r), die der Abfihten 
ſich aber in der angeführten Abhandlung febr wohl erflärer finden s). Die Franzofen;, Die 5, ———— 
Englaͤnder, und die Hollaͤnder hatten ſeit langer Zeit angefangen, befchtwertiche Streiferenen fer Reife. 
in die benachbarten Meere der fpanifchen Niederlaffungen und big in. das Suͤdmeer zu thun, 
von da fie mie Ruhme und Reichthuͤmern beladen zurück kamen. Es war nicht leicht y Dia 
fe Unordnung unter Karin dem Vten aufhören zu laſſen, weil alle Küften von America noch 
nicht genugfam befannt waren ‚ daß dieſer Herr die ordentliche Fahrt feiner Galionen fo 
wenig als den Ort ſicher hätte verändern bürfen , wo fie ſich verſammeln, um wieder nach 
Spanien zu gehen. Philipp der Hre fah Fein anderes Huͤlfsmittel wider faſt unvermeibti- 

che Uebel, als daß er den Hauptleuten feiner Tlotte das Geſetz auflegete, fich bey ihrer 
Schiffahrt nicht zu rennen; ein einziger Befehl aber war nicht hinlaͤnglich, fie zu bewah- 
ven. Es war faft unmöglic), daß fich bey einer Reife von mehr als taufend Meilen viele 


Schiffe 
eeite Heraus, Die der Religion davon zuwachſen s) Diejenige, die vor der franzoͤſiſchen Ueberſe⸗ 
PS sung feines Werkes ſteht, a. d. 16 u. f. S. Sie 
r) Sn denen Anmerkungen, die man angefuͤhret iſt fehe merkwürdig: der Verfaffer davon aber ift 
hat, und an dem Orte, wo er davon redet, daß man nicht genannt. Es ſcheint nur, daß fie nicht von 
wo Schanzen bauen folle, die Durchfahrt des F 


Sluf dem Ueberſetzer fen. 
fes zu verfperren, und zu Zollhaͤuſern zu dienen. er 


ja fein Werfg), Erklärung 


24 Reifen auf dem Maranjon 


Aeunia und Schiffe fo dicht zuſammen hielten, daß fich nicht ein einziges davon verirrete; und ein # 
Arrieda. cher Corſar folgete den Galionen von der Havana bis nad) San Lucar, um feine Beute 1 
\ 164% „entfuͤhren. Philipp der Illte hielt auch dieſes Huͤlfsmittel für fehr ungewiß. Er wo 

man follte ein Mittel ausfündig machen, daß man die Fahre feiner Galionen niche wii 

und von allen denen Vorfihlägen, die ihm Deswegen gethan wurden , fand er Eeinen beqil 
mer, die Armateurs irre zu machen, als daß man die Schiffahrt auf dem Amazonenfll 
von feiner Mündung an bis an feine Quelle eröffnete. Da die größten Schiffe unter 
Feſtung von Para vor Anker bleiben konnten: fo hätte man alle Reichthuͤmer von Pel 
aus Neugrenada, aus Terra Firma und fo gar aus Chili Finnen dahin Fommen lafll 
Duito hörte zur Niederlage und Para zum Sammelplage für die brafilianifche Flotte d 
nen koͤnnen, welche die Eorfaren durch die Stärke und Anzahl würde erſchrecket habe 
wenn fie fih mit den Galionen zu ihrer Rückkehr nad) Europa vereiniget hätte. D 
Deyfpiel bes Drellana beivies, Daß der Fluß fhiffbar wäre, wenn man hinunter fuͤh 
Die Schwierigkeit beftund nur Darinnen, daß man bie wahre Mündung fände, um | 
nach Duito hinauf zu ſegeln. Daher kommen alle die angeführten Berfuche, bis auf 
Texeira feine, die glücklicher war. Allein, obgleich feine Entdefung durch feine Ruͤckke 
und durch die Beobachfungen des P. Acunja volltommen gemacht zu feyn fehienen: fo W 
ſchwanden doch alle Anfchläge der Krone Spanien gleich, fo bald nur die Portugieſen d 
Herzog von Braganza auf den Thron gehoben hatten. Sie hatten gelernet, ben Anal 
nenfluß von feine Mündung an bis an feine Duelle hinauf zu fahren, und der König | 
Spanien befürchtete mit Rechte, fie möchten, da fie feine Feinde geworden wären, i 
bis nach Peru, dem reichften von feinen Rrongütern, über den Hals kommen ‚ wenn fiet 
Holländer aus Brafilien gejager hätten, Weil man auch Urfache zu befürchten hatte, 

Nachricht des P. Acunja möchte ihnen zum Wegweiſer dienen: fo ergriff Philipp der IV 
die Partey, alle Eremplare dayon unterdrücken zu laſſen, wie bereits angeführet worden 

























Bon ber Zeit an find die Unternehmungen der Spanier auf dem Amazonenfll 
nur dahin gegangen, die Indianer desjenigen großen Stuͤckes bes Fluſſes unters Joch 
bringen, welches in der Statthalterſchaft Maynas eingeſchloſſen iſt. Man Hat deſeh 
daß, wenn fie einigen glücklichen Erfolg gehabt, fie ſolchen micht fo wohl ihren Wafld 
als dem unermüderen Eifer der Miffionarien, zu danken Haben, Der Zuftand ihrer 
fisungen war fo beſchaffen, wie man ihn in der Beſchreibung der Audieneia Quito word 
ftellet Hat, als die Reife und die Karte des Herrn de la Condamine ein neues Licht über ® 
fes Sand, über den Sauf des Fluſſes, und über verſchiedene fehlecht erläuterte Punete in 
vorhergehenden Nachrichten ausgebreitet har, IJ 


H Bleichwohl ift es das erſte Werk, welches er. abregée d un Voiage dans Pinterjeur del’ AM 
 feie feiner Zuruͤckkunft unter dem Titel Relation rique Meridionale, etc, zu Paris bey der 


x 
J 


Der Anazonenfluffe VI Buch. VI Enpitel. 


Der I Abſchnitt. 
Reife des Herrn de [a Condamine. 


Bewegungsgruͤnde zu dieſer Reiſe. 
des Amazonenfluſſes. Weg von 
Jaen. Hoͤhe des Berges Loxa. 
gina. Verfall vieler Staͤdte. 
Chuchunga. Condamine ſchiffet 


ſich ein. 
fe und enge Straßen des Fluſſes 


Alte Karten 
Darqui nach 
Pfl nze Quin 
Hafen zu Jaen, 
Tie⸗ 
San Jago 


de las Montanjas. Pongo de Manferiche. Def: 


ſen Abmeſſung. Zuſtand des Verfaſſers zu Bo 
ja. Bulean Sangay. 

Wilde Yameoer. 
der Omaguaer. 
Pflanze, wovon 


Atronomifhe Wahrnehmungen an dem Nay 
Spanifhe Miffion Pevas. 


Flug Heayale, Voͤlkerſcha 


Hit ʒweyte Reife des berühmten 


man fthon einen Auszug gemacht hat. 
academifchen Arbeiten 


Bedeutung ihres Namens, 
fie Erfiheinungen bekommen. 


Seltfame Gebrän: 


r⸗ 


Geſtalt der Canote. 


ft 


che. Erſter portugieſiſcher Ort St. Paul. Cea⸗ 
ri und andere portugiefiſche Pflanzſtaͤdte. Er: 
(äuterung wegen der Amazonen. Rio Negro. 
Gemeinſchaft des Orinoko mit dem Maranjon. 
Nio Mader. Kork Pauxis. Fluß Topayos. 
Hollaͤndiſches Fort Part. Gewuͤrzhafte Bäus 
me. Feſtung Eurupa. Sage der Stadt Para. 
Des Heren de la Condamine Ankunft daſelbſt. 
Beobachtungen von der Stadt; van den Poren 
daſelbſt. Zwo Mindungen des Amaʒonenfluſ⸗ 
ſes. Veränderung des Bodens gegen Norden. 
Sonderbare Ebbe und Fluth. Eondamine ge⸗ 
raͤth auf eine Sandbank; kommt nach Cayenne, 
und wieder nach Aufnahme daſelbſt. 


Mitgliedes der franzoͤſiſchen Academie der Wiſſenſchaf⸗ 
ten iſt eigentlich nur die Folge und der Beſchluß ) 


Man hat dafelbit 


von feinem Tagebuche, woraus 


gefehen, daß, nachdem er feine 


errichtet hatte, er fich 


Peru befand. 


„Bir 


hatten es verabredet 
„wollten durch verfchiedene Wege 
„genheiten befämen , etwas w 


„welcher mich nicht dem Neide ausfegen Fonnte, 
„welcher von Abend nach Mer. 


auf den Gebirgen 
gegen das Ende des Märzmonates 


faget er, Herr Godin 


ahrzunehmen z). 


Diefes w 


zu Duito geendiger und 


‚ Herr Bouguer und ih, 
wieder nach Europa gehen, damit wir defto mehr 
Ich waͤhlete einen faft unbekannten 


feine befannten Pyramiden 
1743 zu Tarqui bey Cuenca in 


mir 


ar der auf dem Amazonenfluffe, 


„Und welcher mit Recht für de 


Beobachtungen von allerhand 


feſte Sand des ſuͤdlichen America geht, 
„Oer mE Kecht von der Welt gehalten wird, 
„vor, diefe Reife nüglich zu machen ‚ Inden i 


Art wegen einer 


Ich nahm mir 


eine Karte von dieſem Fluſſe aufnahm und 


ſo wenig bekannten Gegend fammelte,,. 
Herr de la Condamine beobachtet x), daß S 


Laufe diefes Fluffes, welche nad) des P. 
worden, nachher von allen Erpbefchreibern 

und daß mir bis 1717 feine be 
zum erftenmale in Frankreich ei 


worden, 


P. Fritʒ 


anfons fehr mangelhafte Karte von dem 
Acunja bloß Hifkorifchen Machri 
‚ aus Mangel neuerer Nachrichten, ift copirer A 
ſſere davon gehabt haben. 
ch eine Copie von derjenigen, die im 1690 
aufgefeßet worden - 


und zu Quito im 1707 Jahre geftochen mar, 
viele Hinderniffe dieſem Miffionar niemals erlaubet haben 


Damals erfhjien 
Jahre von dem 
Da aber 
» folche vollfommen zu ma: 


e s Fluſſes: fo ift fie nur mit einigen Moten beglei- 
ftändliche hiſtoriſche Nachricht, 
Condamine Karte dag 


fo daß man bis qu 


Sand um den Amazonenfluß nur aus des P, Aeun. 
ja Derichte Eannte ‚ Wovon man den Auszug vorher gelefen bat. 


Pilfot 1y45 ing herausgegeben hat. 
vorher zu Amſterdam ſpaniſch drucken 


Allgem, 


laſſen. 


Reiſebeſchr. XV Band, 


Er hatte es 


weitlaͤuftiger erkläre. x) Ebend. 
D 


Weil 


ſeinem Tagebuche 
a. d. 15 u. vorh. S. 


u) DieſeBewegungsgr. werden in 


F 


De la Con⸗ 
damine. 
1743. 


Bewegungs: 


Oele. gründe dieſer 
Weg, R 


eiſe. 


Alte Kar⸗ 


cht aufgefeger ten von dem 


Mmagonen- 
uſſe. 


De la Con: 
damine. 
1743. 
ah 


Sein Reg 
von Tarqui 
nach. Jaen. 


Lage von Ja: 
'zuma. 


- den, Die Mitglieder der Academie hatten es ganze Jahre hindurch zu Quito erfahren, d 


kunft, nebft den Umſtaͤnden von dem Morde an das wähnung. Er bedienete fich zu diefer Ned 


dem fpanichen Hofe geftvafet werden, Leute beftel- nung. bis: hieher beſſer, als fonft irgend einer 4 


26, Reifen auf dan Maranjon 


Weit wir fhon des Ulloa genaue Anmerkungen von dem Namen, der Duelfe u 
allgemeinen taufe des Maranjon, von denen dreyen Wegen, die von Duito nach DI 

Fluſſe führen, von dem Wege von Jaen, wo diefer Fluß anfängt, fehiffbar. zu nett 
und von denen vornehmften Fluͤſſen, wovon er fich bildet und vergrößert, mitgetheilet habel 
und alle diefe umftändlichen Befchreibungen aus des Herrn be la Condamine Reiſe auf Ü 
Amazonenfluffe genommen zu feyn feheinen, weil er der einzige von den neuern Reiſen 
iſt, welcher bis in diefe Gegenden gedrungen: fo ift uns nichts weiter übrig, als daß N 
diefem Mitgliede der Academie, von Tarqui bis nach Jaen, von Jaen bis nach fell 
Eingange in das Nordmeer und von da bis in Europa folgen. 


Er reifete den ırten May 1743 von Tarqui, fünf Meilen gegen Süden von Et 
ab: Auf feiner Reife von Lima im 1737ſten Jahre hatte er den ordentlichen Weg von Ei 
ca nach $ora genommen. Diefesmal nahm er einen Umweg, welcher durch Zaruma gi! 
bloß damit er diefen Ort auf feine Karte fegen könnte. Er lief einige Gefahr, da a! 
großen Stuß los Jubones durchwadete, welcher damals fehr groß war und allezeit U 
aus-fchnell iſt. Dieſe Gefahr aber bewahrete ihn vor einer größern, die ihn auf dem 
ge von Loxa erwartete 2). u 
Bon einem Gebirge, worüber de fa Condamine feinen Weg nahm, fieht man ® 
Hafen Tumbez. Bon diefem Puncte fing er eigentlich an, fi von dem Suͤdmeere zu dl 
fernen, um das ganze fefte Land Ducchzureifen, Zaruma, welches im dritten Grade, viel 
Minuten Süderbreite liege, giebt einer Eleinen Provinz gegen Welten von der Prod 
Loxa feinen Namen. Die Bergmerfe diefes Landes, welche vordem fo berühme wat 
find heutiges Tages faft ganz verlaffen. Das Gold daraus ift mit Silber vermifche i 
iſt dennoch unter dem Hammer fehr gefchmeidig. Der Gehalt aber ift nur von vierzehn Call 
Die Höhe des Barometers zu Zaruma befand fich vier und zwanzig Zoll, zwo Linien. ME 
weis, daß fich diefe Höhe in dem heißen Erdgürtel nicht verändert, wie. in unfern Geg 



























fein größter Unterfchied nicht über anderthalb Linien iſt. Godin bemerkete zuerft, daß 
ne Beränderungen , Die bey nahe von einer Linie in vier und zwanzig Stunden find, zil 
liche ordentliche Abwechfelungen haben. Da diefes einmal erfannt war, fo konnte mt 
aus einer einzigen Erfahrung, von ber mittlern Höhe des Mercurius urtheilen. Affe 
jenigen, die man auf den Küften des Sübmeeres gemacht, und welche de la Condamll 
auf feiner Reife von Lima wiederhohlet hatte, haften ihn gelehrer, daß diefe mittlere H 
be, in der Gleiche mis dem Meere acht und zwanzig Zoll war a), woraus er ſchließen 
fonl 
9) Sm IX Bande diefer Sammlung a. 8.275 let hatten, die ihm auf dem Wege auflanern | 
2. ff. ©. 1 ten, welchen er nehmen wuͤrde J 
2) Da Herr Seniergues, Wundarzt bey der a) Dan fehe das biftorifche Tagebuch und“ 
academifchen Gefellichaft. im 1737 Sabre zu Cuene Auffchrift, welche die zu Quito gemachten 9" 
ca war ermordet worden: fo hatte der Herr de la achtungen enthält. ad. 163 ©, 
Eondamine eine beglaubigte Abfchrift von dem pein: b) Der Verfaffer beobachtet, Laet thue 
lichen Procefie bey ſich, die er, nach feiner Zuruͤck- ben in feiner Befhreibung von America kein 


Licht geftellee hat, Er erhielt Nachricht, deß die einer von dem Herrn Bouguer nad) einer angen 
Mitgenoffen , welche hefinchreten, fie Möchten von menen Mepnung anfgefegeten Tafel, welche % 


— 


oder Amazonenfluſſe. Vl Buch. VI Capitel. 27 


koͤnnen glaubete, daß der Boden zu Zaruma ungefaͤ 


bes nicht die Hälfte von der Höhe des 
Man trifft auf diefem Wege vie 


Vergleichung mit denen zu 9, 


De la Eondamine brachte de 
diefen Gebirgen zu 
fonnte aber mit Hilfe 


Beſchreibungen mitgerheilet haben. 


* 


ge in der Nachbarſchaft nur Hügel find, in 


d uito: ſo dienen ſie dennoch den Gewaͤſſern der Provinz zur 
Verteilung ; und einerley Abhang des Gebirges, 


quina waͤchſt, zwo Seemellen gegen Süden von $ 
tauf nehmen, einige gegen Welten, um ſich i 
dern gegen Oſten, welche ven Maranjon vergrö 


Caxanuma genannt; wo die befte Duin- 
oxa, giebt Fluͤſſen, Die einen gegenfeitigen 
n das Suͤdmeer zu ergießen, und bie ans 
Bern, ihren Urfprung, 


N ganzen dritten Tag des Brachinonates auf einem von Pflanze 
‚ um daſelbſt Senker von dem Baume Duinquina zu fammeln. 

zweener Indianer, die er zu Wegweiſern mitgenomnten hatte, auf 
feiner ganzen Tagereife nicht mehr, als acht oder neun 


Europa Fonnten verfeget werben. Gr fieß fie mit d 


junge Pflanzen, fanmeln, welche nach 
er Erde, die er an eben dem Orte aus« 


bob, in eine Kifte ſehen, welche er mit vieler Vorſicht von einem Menfihen auf der Schule 


ter bis an den Ort tragen ließ 


‚ 100 er fich einfchiffete, 


Bon fora nach Jaen gieng man über die Iegten Berge der Cordillieren. Auf diefer 


ganzen Reife geht man faft beftändig durch Gehölze, wo es alle 
vegnef, und zumeilen auch das ganze Jahr Hindurch, Es iſt nich 
Die mit Nindsfeder bedeckeren Körbe, welche die 


zu trocknen. 


Sabre eilf Monate lang 
£ möglich, etwas dafelbft 
Kuffer diefes Landes find, 


Loxa Höhe des 
x r r} . F N, 
r höher, als Duito, umd Die Hige ift da⸗ Derges urn. 


Er Quinquina. 


de ſiebenhundert Toifen Hoch iſt, wel De fa Con 
zu Quito ift 5). ni 

fe von denen Brücken aus Stricken von Baumrinde 
und Bindweiden an, wovon wir verfchiedene 
iſt um dreyhundert und fünfzig Toifen ungefäß 
ſelbſt merklich größer- Allein obgleich bie Ber 


verfaulen, und geben einen unerfräglichen Geftanf von ſich. De la Condamine ging Verfall vie, 


nämlich Loyola und Dal ter Städte. 


zu Heinen Dörfchen mit Indianern oder Meftizen geworden‘ 
und von ihrer erſten Sage verleger, een fo gar, welches noch den Titel einer Stadt füß- 
tet, und welches der Sitz des Staftpalters feyn follte, iſt heutiges Tages nur noch ein 
drecfichtes und feuchtes Dorf, ob es gleich auf einer Höhe liege, und ift bloß wegen eines _ 
efelhaften Ungeziefers, Namens Garrapata, bekannt, wovon man dafelbft gefreffen 


wird. Eben der Verfall ift den meiften Städten in Peru, die von ben Meere entfernee 
und außer dem großen Wege von Carthagena nach Lima liegen, wiederfahren. 


Diefer 
Weg biethet eine Menge von Flüffen dar ‚ deren einige man durchwadet, über andere J 
D2 au 


den verſchiedenen Erfahrungen des Barometer unter der Linie, beftändig erkannt Haben , daß die 


übereinftimmet, die man in verfchiedenen geome⸗ 
triſch beſtimmten Höhen gemacht hat. Da eryon 
Tarqui, einem ziemlich kalten Sande, kam: po 
empfand er eine große Kälte zu Zaruma, ob es 
gleich nicht Höher, als auf dem kahlen Berge in 
Martinit war, wo er eine ſtechende Kälte ausge: 
fanden, als er ang einem niedrigen und armen 
Lande gekommen, 

Condamine Hinzu, man wiſſe, daß wir bey un- 
ſerm langen Aufenthalte in der Provinz Quito, 


Ich vermuthe, ſetzet de fa 


Hoͤhe des Bodens, nachdem ſie mehr oder weni⸗ 
ger groß geweſen, faſt gaͤnzlich wegen des Grades 
der Hitze den Ausſpruch thue; und daß man nicht 
Über zweytauſend Toifen Hoch fteigen dürfe, um 
fh aus einem von der Sonnenhige verbrannten 
Thale bis an den Fuß eines Haufen Schnees zu 
verſetzen, der fo alt, als die Welt ift, und womit 
der benachbarte Berg gekroͤnet ſeyn wird, Am 
angef. Orte, a. d. 22 ©, ’ 


De la Eon: 


damine. 


1743. 
— LA 


Ehuchunga, 
Hafen von 
Jaen. 


Familien, die durch einen Caciquen regieret werden. 


28 Reiſen auf dem Maranjon 


auf Bruͤcken und Floͤßen geht, die an dem Orte ſelbſt aus einem ſehr leichten Holze geil 
werden, womit die Natur alle Wälder verſehen hat. Dieſe vereinigten Fluͤſſe machen! 
nen großen und ſehr ſchnellen Strom, Namens Chinchipe, welcher viel breiter. iſt,“ 
die Seine zu Paris. Man aeht ihn in einer Flöße hinab, fünf Meilen weit, bis M 
Tomepends, einem indianifchen Dorfe.in einer angenehmen Sage, bey der Bereinigl 
Dreyer Zlüffe. Der Maranjon, welcher in der Mitte ift, erhält von der Suͤdſeite den 
der Chachapoyaer und den Fluß Chinchipe an der Weftfeite, im fünften Grad drei 
Minuten Suͤderbreite. Bon hier angeht der Maranjon, ungeachtet feiner Limmege 
immer ein wenig näher und näher nad) der Linie bis zu feiner Mündung. Unter eben 
fem Puncte ziehe füch der Fluß eng zufammen und öffnet fich einen Durchgang zwifd 
zweyen Gebirgen, wo ihn die Heftigfeit feines Stromes, die Felſen, die ihn verfchliefen, I 
viele Wafferfprünge unfahrbar machen. Was man den Jaener Hafen nennet, das iſt 
Ort, wo man fic) einfchiffer, ift vier Tagereifen von Jaen an dem Fleinen Fluſſe Ch 
chunga, wodurch man unterhalb der WBafferfprünge in den Maranjon hinunter fährt, 

Ein Bothe, welchen de la Condamine von Tomependa abgeſchicket hatte, mit % 
fehlen von dem Statthalter zu Jaen an feinen Lieutenant zu Sant Jago, um ein Cal 
in dem Hafen fertig halten zu laſſen, hatte alle diefe Hinderniffe auf einer Floͤße gehobt 
welche aus zweyen oder dreyen Stücken Holz beftund. Bon Jaen bis nach dem Hafen 9 
man über den Maranjon, und man findet fich vielmals an feinen Ufern. In diefem Raul 
erhält er von der Nordſeite viele Flüffe, welche bey großem Regen einen mit Goföftriemen w 
Goldförnern vermifchten Sand fortführen; und die beyden Seiten des Fluſſes find mir Cal 
bededet, welcher eben fo gut ift, als der, den man bauet, woraus ſich aber die indianer ® 
$andes nichts mehr machen, als aus dem Golde, welches fie nur fammeln, wenn man in]! 
dringt, daß fie ihren Tribut bezahlen follen. | 


Den vierten Tag, nachdem de la Condamine von Jaen abgereifer war, wadete er® 
und zwanzigmal durch den Fluß Chuchunga, und das zwey und zwanzigftemal gieng! 
in einem Schiffe hinüber, Die Mlaulefel fingen an zu fhwimmen , fo beladen fie al 
waren, als fie fich der Herberge näherten; und de la Condamine hatte den Berdruß, ſe 
Papiere, feine Bücher und feine Inſtrumente ganz benäffer zu ſehen. „Diefes war I 
„bierte Zufall von der Art, welchen er ausgeftanden hatte, feitdem er in den Gebirgen M 
„fete. Seine Schiffbrüche, faget er, höreten nicht eher auf, als bis er fich eingefchiffer haftl 

Der Jaener Hafen, welcher Chuchungs beißt, ift ein Dorf von zehn indianifdl 


‚ 


De la Condamine war genoͤthiß 























c) Er machet eine allerliebſte Abfchilderung von 
denen acht Tagen, die er in dem Dorfe Chuchun— 
ga zubrachte. » ch hatte, faget er, weder Die: 
„de noch Neugierige zu befürchten. Ich war mit: 
„ten unter den Wilden. Ich erhohlete mich un: 
„ter. ihnen von dem Leben mie Menfchen, und 
„wenn ich eg fagen darf, Ich bedauerte deren Um: 
„gang nicht, Nach vielen in einer beftändigen 
„Bewegung verbrachten jahren genoß ich zum er: 
„ftehmale einer fügen Ruhe. Das Andenken mei: 
„ner vergangenen Müpfeligkeiten und Gefährlich: 


„keiten fehien mir ein Traum zu feyn. Die EU 
„te, welche in diefer Einfamfeit herrſchete, mad 
„te fie mir viel liebenswuͤrdiger. Es ſchien, 
„wenn ich daſelbſt freyer Athem hohlere. 
„Hitze der Himmelsgegend war durch die KIN 
„des Waſſers aus einem Bache, der kaum aus 
„ner Duelle kam und durch das dicke Geho 
„iwelches feine Ufer befchattete, gemäßiger. &% 
„ungeheure Anzahl fonderbarer Pflanzen und HIT 
„eannter Bluhmen both mir ein neues und Mi 
„nichfaltiges Schaufpiel dar. Zwiſchen meng 


2 








FERNER, 


oder Amazonenfluſſe. VI Buch. VI Capitel. 


worden, die beyden jungen Meſtizen ab 
nen fönnen. Die Rocthwendigkeit ließ 


ihn ein Mittel erfinden, ſolches zu erſetzen. 
wußte beynahe eben fo viele Worte von der Sprache ver Yncae , welche diefe Indianer re⸗ 
wußten. 

den er von Sant Jago 


nocht er den Caciquen, eine ziemliche große Balſe bauen zu laſ—⸗ 
ſen, die ihn mit feinem Geraͤthe tragen Fönnte, 


deten, als fie von der ſpaniſchen Sprache 
Canote antraf, und derjenige, 
ankommen Fonntes So vermo 


und Bücher trocknen 
genug, die Höhe zu nehmen. Er fand 
te; und das Barometer, welch 


che mit dem Meere, Fluͤſſe ga 


Den sten des Heumonates Nachmitta 
derern, vor welchem die Balſe unter der 


dem Orte, wo er 


geſtiegen. 


einer großen Tiefe iſt. 
im Drittel feiner Breite auf den Grund, 

tes zu ergründen , wo ein Canot, welches d 
thel von einer Toife in einer Secunde lief. 


zu laſſen c), + Die Sonne zeigete fich nur Mittages. 


29 


Er 


Da er zu Chuchunga nur ſehr wenig 
erwartete, nur erſt in vierzehn Tagen 


zuſchaffen, welche ihm Hätten zu Dolmetſchern die. De In Con 


damine. 


1743. 
—— 


Dieſe Arbeit gab ihm Zeit, feine Papiere 


Diefes war: 


fünf Grad ein und zwanzig Minuten Süderbrei- 


es über fechzehn Linien niedriger war, als am Ufer des Mee- 
res, lehrete ihm, daß es zweyhundert und fünf und dreyßig Toi 


fen weit überhalb der Glei- 


be, die ohne Unterbrechung ſchiffbar wären 4). 


n feinen Wafferfprüngen, auf- 
ier Meilen gegen Norden, von 
ift er eigentlich erft fhiffbar. Die 
gerichtet war, verlangete, größer und 


zehn Fuß 


daſelbſt 


Gutbefinden feiner Führer aufgehalten wurde, 


Er maß auf eine geometrifche Art 
fund dreyßig Toifen breit fand, ob 
Viele Flüffe, welcher diefer 

urtheilen kann, daß er von 


in der Mitte feines Bet- 


her, als in dem Hafen war, zeigete dem Herrn de la Eondamine, daß die Fläche des Waſ⸗ 
fers ungefähr fünfzig Toifen von Chuchunga an, geſunken wäre, von da er nur acht Stun: 


den gebrauchet hatte, hinunter zu fahren, 
fünf Graben eine Minute fünlih,. 


beiten nahm ich an den unſchuldigen Vergnuͤgun⸗ 

„gen meiner Indianer Theils idy dadete mich mit 
„ihnen, ich bewunderte ihre Geſchicklichkeit auf 
„der Fagd und beym Fifchen. Sie liegen mir dag 
„Ausleſen von ihren Fiichen und ihrem Wildprä- 
„te. Sie waren alle zu meinem Befehle, Der 
„Cacique, welcher fie anführete, twar am eifrig. 
„ſten, mir zu dienen. Ich befam Licht von wohl 
„riechenden Holze und Harze. Der Sand, wor: 
„auf ich gieng , war mit Golde verniengt. Man 
„ſagete mir, meine Floͤße wäre fertig und ich vers 


Er beobachtete an eben dem Orte die Breite von 


D 3 Der 


„gaß alle diefe Annehmlichkeiten. Mem. de l’Aca- 
em. des Sciences pour 1745. 

d) De la Condamine behauptet nicht, daß fie 
nicht in einer größern Höhe feyn innen, und bes 
ziebt fich bloß auf die Folge, die er aus feiner Er— 
fahrung zieht. Indeſſen hat es doch Wahrſchein— 
lihfeiten genug, faget er, daB der Punct, wo ein 
Fluß anfängt, Schiffe zu tragen, wenn er won eben 
dem Orte über taufend Seemeilen gelaufen iſt, weit 
erhabener ſeyn muß, als derjenige, wo die ordentlichen 
Fluͤſſe anfangen, ſchiffbar zu werden. A. 8.335, 


ge ftieg er in ein Fleines Canot mit zweenen Ru: De In Con 
r Bedeckung dreyer Indianer aus d 
aus fuhr, die bis an den Gürtel im Waſſe giengen, um 
wider die Gewalt der Ströme, zwifchen den Felſen und in de 
zudalten. Den folgenden Tag Fam er in den Maranjon, v 
zu Schiffe gegangen war; 
Floͤße, welche nach dem Bette des Fleinen Fluſſes ein 
flärfer gemacht zu werden. Man wurde den Morgen gewahr daß der Fluß um 
De la Condamine, welcher auf 
hatte Zeit, fich feinen Wahrnehmungen zu überlaffen, 
die Breite des Maranjon, welche fich auf hundert und fün 
fie gleich ſchon um funzehn bis zwanzig Toifen abgenommen. 
Strom oberhalb Jaen einnimmt, find viel breiter ‚ woraus man 
In der That reichete ein Tau von a 


em Dorfe por. damine fhife 
fie mit der Hand zu führen, oder fet fih ein. 


Tiefe des 


ht und zwanzig Faden nur Fluſſes. 
Es war unmöglich, ihn 
em Strome überlaffen wurde ‚eine und ein Vier— 

Das Barometer, welches um vier Sinien hoͤ⸗ 


— N, 1 an, Aue 


De la Eon 
damine. 
1743. 


Enge Straße 


Gefährlich wird, woran er ſenkrecht ſtoͤßt, wendet ſich auf einmal ab, und machet mit feiner er! 


keiten dabey. 


Sant Jago de 
las Montan⸗ 
jas. 


Vorja. 


Pongo von 
Manſeriche. 


so | Reifen auf dem Maranjon 
































Den gten da er feinen Weg fortfegete, gieng er über die Engebey Cumbinama, M 
che wwegen der Steine gefährlich ift, womit fie angefüller ift. Ihre Breite ift nur ud 
fähr zwanzig Toifen. Die bey Eſcurrebragas, welche man ben andern Morgen anttl! 
ift von einer andern Art. Der Fluß, welcher von einem ſcharfen Felfenftücke aufgehall 


Richtung einen geraden Winkel; und durch die Geſchwindigkeit, die er von feiner Bert 
gerung befömmt , hat er eine tiefe Bucht in den Felfen gehoͤhlet, wo die Gewäffer fell 
Ufers, welche durch die Geſchwindigkeit derer in der Mitte von einander getrieben wert! 
wie in einem Gefängniffe aufgehalten find. Die Flöße, worauf de la Condamine da J 
war, wurde durch den Strom in dieſe Hoͤhle getrieben, und that uͤber eine Stunde ie 
nichts anders, als daß fie fich herum drehete. Die Gewaͤſſer führeten fie zwar im Bil 
wieder gegen die Mitte des Fluſſes, wo der große Strom ihnen begegnete, und Well 
machete, die vermögend waren, die Balfe zu uͤberſchwemmen, wenn ihre Größe und ? 
ſtigkeit fie nicht dagegen vertheidiger Hätte: die Gewalt des Stromes aber trieb‘ fie ſt 
wieder in die Bucht zurück; und de fa Condamine würde niemals ohne die Geſchicklichl 
von vier Indianern herausgefommen ſeyn, welche er mit einem Eleinen Canote bey fid) 
behalten die Vorſicht gehabt hatte. Diefe vier Leute, welche zu Sande am Ufer Hingege 
gen waren, und fich um die Bucht herum begeben hatten, Eletterten auf den Felfen Hinal 
von da fie ihm nicht ohne Mühe Bindweiden zumarfen, welches.die Seile des Landes fill 
womit fie Die Zlöße wieder bis in den Schuß des Stromes zogen, An eben dem Ti 
gieng man über eine dritte Enge, Namens Guaralayo, wo das Bette des Fluſſes dul 
die Felfen zuſammen gezogen wird, und nicht über dreyßig Toiſen breit ift.  Diefe 
aber ift nur bey bem großen Anwachſe des Waſſers gefährlih. Den Abend an eben J 
Tage traf de la Condamine das große Canot an, welches man ihm von Sant- ago FÜ 
ckete, und welches noch fechs Tage würde gebraucher haben, um bis an den Ort zu Full 
men, von da die Flöße in zehn Stunden herabgefommen war. 
De la Eondamine gelangete den ıcten zu Sant Jago de las Montanjas, einl 
Dorfe, an, welches heutiges Tages an der Mündung eines Fluffes gleiches Namens lid 
und von den Trümmern einer Stadt errichtet worden, die ihren Mamen dem Fluſſe ged 
ben at, Ihre Ufer werden von einer indianifchen Bölferfihaft mit Namen die ib 
roer, bewohnet, bie ehemals Ehriften geweſen, und fich feit hundert Jahren wider 9 
Spanier empoͤret hatten, um fich der Arbeit in den Goldbergwerken zu entziehen. Sie 
ben frey in Gehölgen, wozu niemand fommen kann, und woraus fie die Schiffahrt @ 
dem Sluffe verhindern, wodurch man innerhalb weniger, als acht Tagen, von den Gege 
den um Sora und Euenca herunter fommen fönnte, Die Furcht vor ihrer Grauſamkeith 
gemacht, daß die Einwohner zu Sant Zago zweymat ihre Wohnung verändert haben, WE 
daß jie feit vierzig Jahren die Party ergriffen, bis an die Mindung des Fluffes in ® 
Maranjon hinunter zu fahren. Unterhalb Sant Jago finder man Borja, eine Stel 
die den vorigen beynabe gleich, ob fie wohl die Hauptſtadt der Statthalterfhaft Mayn 
iſt, welche alte ſpaniſche Miffionen an den Ufern des Fluſſes begreift. Sie ift von GA 
Jago nur durch den berühmten Pongo von Manferiche abgefondert, Man har in 
vorhergehenden Beſchreibungen gefehen ‚ daß Pongo eine Pforte bedeutet ‚und dog MT 
diefen Namen allen engen Durchfahrten giebt, wopon diefe die berühmtefte ift. Es It! 
Weg, den ſich dev Maranjon, welcher nad) einem Laufe von mehr, als zweyhundert e 


“ 


ca 


uns 


Oder Amazonenfluffe VI Buch. VI Capitel. g1 
meilen gegen Norden, indem er ſich gegen Often mendet, mitten durch die Gebirge der De la Eon 
Cordilliera eröffnet, indem er fich ein Bette zwiſchen zwo gleichlaufenden Felſenmauern aus: — 
hoͤhlet, welche faſt nach der Bleyſchnur gehauen ſind. Es ſind nicht viel uͤber hundert — 
Jahre, daß einige fpanifhe Soldaten yon Sant Jago diefe Durchfahre entdecketen, und 
ſich zuerft darauf wageren. Zween Jeſuiten Miffionarien-aus der Provinz Quito folge⸗ 
ten gleich hinter ihnen ber, und legeten im 1639ſten Jahre angeführter maßen die Miffien 
zu Maynas am, Die fich ſehr weit erftvefet, indem man den Fluß hinabgeht. Bey der 
Ankunft zu Sant: Jago ſchmeichelte ſich de la Condamine, noch an eben dem Tage zu Bor⸗ 
ja zu ſeyn, und brauchete in der That nur eine Stunde, ſich dahin zu begeben. Ungeach⸗ 
tet feiner zu wiederhohlten m i der Empfehlungsfchreiben aber, 
worauf man niemals viel Acht gehabt, war das Holz zu der großen Slöße, worauf er über 
den Pongo gehen follte, noch nicht gehauen. Er ließ alfo feine nur Durch einen neuen Um- 
ſchlag feſter machen ‚ damit fie die erſten Anftöße aushalten fönnte, die beyden Kruͤmmen 
und Umwegen aus Mangel eines Steuerruders unvermeidlich find, deffen fich die India— 
ner auf den Flößen nicht bedienen. Sie baben auch, um ihre Eanote zu ‘regieren, nur 

einerley Pagaie, die ihnen zum Ruder Diener, —* 


Zu Sant⸗ Jago konnte de la Condamine den Widerſtand ſeiner Schiffleute nicht über: 
winden, welche den Fluß noch nicht feicht genug fanden, um bie Fahrt Darauf zu wagen, 
Alles, was er von ihnen erhalten Fonnte, war, daß fie hinüber fahren und den guͤnſtigen 
Augenblick in einer £leinen Bucht nahe bey der Einfahrt in den Pongo erwarten wollten, 
wo der Strom fo reißend und beftig iſt, daß ſich das Waſſer, ohne einen wirklichen Sprung 
zu haben, herab zu ſtuͤrzen ſcheint, und ſein Stoß gegen die Felſen machet ein fuͤrchterliches 
Geraͤuſch. Die vier Indianer aus dem Jaener Hafen, die nicht fo neugierig waren, als 
der veifende Franzofe, den Pongo in der Nähe zu fehen, waren fehon zu Sande, durch ci- 
nen Fußfteig, oder vielmehr durch eine in delfen gehauene Treppe voraus gegangen, um 


feiner zu Borja zu erwarten, Er blieb, wie in der ‚vorhergehenden Macht, mit einem Seltſame Be⸗ 
Schwarzen ailein auf feiner Floͤße. Eine ſehr außerordentliche Begebenheit aber machete, gebenheit des 
daß er es als ein Glück anfah, daf 


h aß er fie nicht hatte verlaffen wollen, Der Fluß, deffen Perrn de la 
Hohe um fünfund zwanzig Fuß in fechs und dre f ee 


Big Stunden abnahm, fiel noch immer Tondaruine, 
mehr und mehr. Mitten in der Macht hatte fih ein Splitter von einem ſehr großen Zwei⸗ 
ge eines unter dem Waſſer verborgenen Baumes zwiſchen die Hölzer der Flöße geſtecket, 
wo er mehr und mehr durchdrang, ſo wie fie ſich mit dem Waſſer hinunter ließ, De la 


Condamine ſah fi) alfo in Öefahr angehafer, und mit feiner Flöhe in der uft Hängen zu 
bleiben ; und der geringſte Zufall, welcher ihm begegnen konnte, war, daß er feine Pa- 


piere, Die Frucht einer achtjährigen Arbeit ‚ verlor, Endlich fand er ein Mittel , fich wies 
der los und feine Flöße flott zu machen e). Ä 

Er Harte ſich feinen gezwungenen Aufenthalt zu Sant · Jago zu Muge gemacht, um Abmeſſung 
die Breite der beyden Flüffe auf eine geometrlſche Art zu meſſen, und die Winkel zu neh. des Pongo v. 
men, bie ihm dienen follten , eine befondere Karte von dem Pongo zu entwerfen, Den Manſeriche. 
12ten des Heumonates zu Mittage da er fich wieder auf den Fluß begeben, wurde er gar 
bald durch den Strom in einen engen und tiefen Gang geführet, welcher abhängig und. an 
einigen Orten fenfrecht in ven Felfen gehauen war, In weniger als einer Stunde fander 


E ſich 
&) Ebendaſ. a, d. 358, , i - 2, 


De In Con: 
damine. 
.. 174% 


Meile unterhalb Sant: ago an, und wird immer enger und enger; fo daß er von F 


Gefährlichkeit 
diefer Fahrt. 


Zuftand des 
Verfaſſers zu 
Vorja. 


32 Reiſen auf dem Maranjon 


ſich nach Borja gefuͤhret, wohin man drey Seemeilen vor Sant-Jago rechner, 
ſen konnte das Geſchleppe von Holze, welches nicht einen halben Fuß tief im Waſſer ge 
und welches wegen der ordentlichen Größe feiner Fracht, vem Widerftande ver Luft eint 
ben bis achtmal größere Fläche, als dem Strome des Waflers darboth, nicht alle | 
ſchwindigkeit des Stromes anttehmen; und diefe Geſchwindigkeit ſelbſt verminderte ſich 
ſehnlich, fo wie das Bette des Fluſſes nad) Borja zu breiter wurde, De la Condam 
urtheilete, daß fie in dem engeften Raume zwo Toifen in einer Secunde lief, in Berg) 
hung mit andern genau abgemeffenen Geſchwindigkeiten. 

Der Canal des Pongo, welcher von Natur ausgehoͤhlet ift, fängt eine Fleine 




























hundert und funfzig Toifen, die er unterhalb der Bereinigung der beyden Fluͤſſe haben mi 
nicht über fünf und zwanzig mehr hat. Bisher hatte mandem Pongo nur fünf und zw 
zig fpanifche Varen, welche ungefähr zehn franzöfifche Toifen machen, gegeben; und n 
der gemeinen Meynung Fonnte man in einer Bierthelftunde von Sant-Jago nach Be 
fommen. Cine aufmerkfame Beobachtung aber gab dem Herrn de la Condamine zu 
kennen, daß er in dem fehmaleften Theile der Durchfahrt dreymal die $änge feiner 9 
von jedem Ufer hatte, Er zählere fieben und funfjig Minuten auf feiner Uhr von der © 
fahrt des Pongo bis nach Borja, und ungeachtet der angenommenen Meynung, fand 
kaum zwo Seemeilen, deren zwanzig auf einen Grad gehen (weniger fechs taufend Teil 
von Sant: Jago nad) Borja anftatt der drey, die man gemeiniglich dahin zurechnen p 
Zween oder drey recht harte Stöße, die er in den Krümmen nicht vermeiden konnte, W 
den ihn erſchreckt haben, wenn er nicht zuvor fehon davon wäre eingenommen geweſen, 
hielt dafür, ein Canot wirde dafelbft tauſendmal und ohne Huͤlfe zerſplittern. Man 
gete ihm den Ort, wo ein Statthalter von Maynas umgefommen. Da aber die — 
een einer Flöße nicht in einander gefüger, noch zufammengenagelt waren: fo brachte 
Diegfamfeit ver Bindweiden, welche fie zufammen hielten, die Wirfung einer Feder N 
vor, welche ven Stoß ſchwaͤchete. Die größte Gefahr iſt, wenn man außer den Sl 
in einen Wirbel geführee wird. Es war noch Fein Jahr, fo hatte ein Miffionar, we 
diefes Unglück gehabt, zween ganzer Tage darinnen ohne Lebensmittel zugebracht, und 
de verhungert fern, wenn das fehnelle Anlaufen des Fluſſes ihm niche wieder in den S ) 
des Waſſers gebracht Härte. Man faͤhrt nur bey niedrigem Waffer in Canoten Hit 
ter, wenn das Canot Fann vegieret werden, ohne daß es von dem Strome gar zu | 
bingeriffet wird. 
De la Eondamine glaubete, zu Borja in einer neuen Melt zu ſeyn. „Er fand] 
„daſelbſt, ſaget er f), von allem menfchlihen Umgange enrferner, auf einem Meere 9 
„füßem Waſſer, mitten in einem Labyrinthe von Seen, Fluͤſſen und Canaͤlen, weh 
„allen Seiten einen unermeßlichen Wald durchdringen, zu dem man nur durch fie a 
” 
F) Man fehe im IX Bande diefer Samml. teten Weiten, kann man die Abweichung der * 
a. d. 283 S. des Ulloa Anmerkungen. gnetnadel ſchließen, ohne der Sonne ihre zu" 
E) Die Beobachtung dev Sonne bey ihrem Auf: nen. Man darf nur auf die Veränderung ? 
gange und Niedergange, gab wie zu Quito Abwei- in dem Zwiſchenraume der beyden Wahenehil 
ungen der Magneenadel, acht und einen halben gen Acht haben, wenn fie beträchtlich gend, 


Grad von Norden gegen Often. Aus zivoen aljo um mit dem Compaffe wahrgenommen zu wel 
hintereinander des Morgens und Abends beobach- Ebend. a. d. 59 ©. a. 


der Amazonenfluſſe. VI Buch, VI Capitel. 


33 
„kommen Eat. Er traf neue Pflanzen, neue Thiere und neue Menfhen at, Seine De la Con⸗ 
„Augen, bie ſeit fieben Jahren gewoͤhnet 


; waren, Berge zu fehen, verloren fih in den damine. 
» Wolfen, und konnten es nicht müde werden, 


den Horizont zu umlaufen, wobey fie Fein u, 
„anderes Hinderniß, als die Huͤgel des Pongo hatten, ie feinem Anblicke bald ver- 
„ſchwinden wollten. Auf diejenige Menge von mancherley Gegenftänden, welche die in 
„den Gegenden un Quito ‚gebaueren Felder abändern ‚ folgete bier das allereinfoͤrmigſte 
„Anfehen, An melche Seite er fich auch hinwendete, ſah er nichts, als Waſſer und Gruͤ⸗ 
„nes. Man trat die Erde mit Süßen, ohne fie zu fehen. Sie iſt mie bufchichten Kraͤu⸗ 
„teen, mit Pflanzen und Öefträuchen fo bedecket, daß man viele Arbeit brauchet, um ei- 


„nen Zußbreit Raum davon su entdecken. Unterhalb Vorja, und vier bis fünfhundere 
„Meilen weiter, wenn man den 


Fluß hinunter führe, iſt ein bloßer Kiefelftein fo felten, als 
„ein Diamant. Die Wilden diefer Gegend haben nicht einmal eine Borftellung davon. 
»Die Berwunderung derjenigen 


‚ die nad) Borja gehen, wenn fie zum erſten male Steine 
„antreffen, ift ein zeitkuͤrzendes Schaufpiel, Sie bemühen ſich eifrigſt, ſolche zuſammen⸗ 
»zu lefen; fie beladen ſich damit, als mit einer Eoftbaren 


Waare, und fangen nicht cher an, 
„ſolche zu verachten , als wenn fie ſehen, daß fie fo gemein find, 


De la Condamine wurde zu Borja von dem P. Magnin, einem Jeſuiten Miffionar, 
erwartet. Nachdem er die Breite diefes Ortes beobachtet hatte, die ex vier Grad, acht und 
zwanzig Minuten ſuͤdlich befand: ſo reiſete er den ıaten des Heumonates mit dieſem Pater 
nad) der Laguna ab, Den sten ließen fie die Mündung des KYJocona nordwaͤrts, wel: 
der von dem feuerfpeyenden Berge Sangay herabgehr, deffen Afche über die Provinzen Feuerfpeyens 
Macas und Quito, zuweilen jenfeits Guayaquil fliegt, Weiter hin, und an eben bey der Berg Sans 
Seite trafen fie die drey Mündungen des Fluſſes Paftaca an, welcher Damals ſo ausge 9% 
treten wer, daß fie die wahre Breite feiner Hauptmuͤndung nicht meſſen konnten: fiefchä- 
tzeten ſie aber uͤber vier hundert Toiſen und faſt eben ſo breit, als den Maranjon g), 
Den ıgten kamen fie nad) Laguna, wofelbft de la Condamine ſeit fechs Wochen von Der Verfaffer 


Don Pedro Meldonado, Starthalter der Provinz Eſmeraldas, erwartet wurde, wel: wird von Mal⸗ 
cher ſich fo, wie ex, entfehfoffen batte, den Weg auf dem Amazonenfluffe zu nehmen ‚um donado erwar⸗ 
wieder nach Europa zu gehen, Da er aber den zweyten von den dreyen Wegen genommen 

hatte, die von Quito nach Jaen gehen: fo war er zuerſt auf dem Sammelplage angefom- 

men h). Laguna ift ein großer Flecken von mehr, als tauſend Indianern, die aus ver⸗ 

ſchiedenen Völkerfchaften geſammen ſind. Er iſt die vornehmſte von allen Miſſionen in 

Maynas, Er liege auf einem frodenen und erhabenen Orte 5), welche Lage in dieſem Lan⸗ 

de ſehr ſelten iſt, und an dem Ufer einer großen See, fünf Meilen über der Mündung des 
Guallaga, welcher feine Delle ‚wieder Maranjon, in den Gebirgen gegen Diten von ° 

kima hat. Durch diefen Fluß ging Pedro d Orſoa, in den Amazonenfluß Binunter, 

Das Andenken von ſeinem Unternehmen, und von denen Begebenheiten, die feinen Ver— 


uf 
h) Maldonado hatte unterwegens mic dem Com: Ta Eondamine von feinem Wege unterrichtet , wie 
PONe und einem Taſchenſonnenzeiger die nörhigen ſie 8 verabredet hatten, 
Veobachtungen gemacht, den Lauf des Paftaca zu . Viele Deobachtungen, welche Herr de fa Con: 
beſchreiben ‚und de la Condamine hatte ihm ſelbſt damine durch die Sonne, und durch Die Sterne an⸗ 
die Mittel dazu gegeben. Ein Zettel, den er aneis ſtellete, ließen ihn die Breite auf fünf Gray viey⸗ 
nem Baume geiaffen, hatte, als er den iſten des zehn Minuten ſetzen. Ebeudaſ. a,d, 62S, 
Vrachwonates da dolbeh gegangen, den Seren de — 


Allgem, Reifebefehr, XVI Band, € 


ee en 


34 Reiſen auf dem Maranjon 


De la Con⸗ luſt verurſacheten, erhaͤlt ſich noch zu Lamas, einem kleinen nahen Flecken bey dem Hal 
damine. wo er ſich zu Schiffe ſetzete. De la Condamine giebt der Mündung des Guallaga MM! 
74.  fähr zweyhundert und funzig Toiſen in der Breite. Bu 
Geflalt der Er gieng den 23ſten mit Maldonado, von Laguna in zweenen Canoten von zwehy! 
Eanote, wor⸗ vierzig bis vier und vierzig Fuß lang, und nur drey Fuß breit, ab, deren jeder aus eill 
auf fie abge einzigen Baumftamme gehauen war. Die Ruderer fisen Darinnen von vorn bisin die? 
ben. te. Der Reifende ift mit feinem Geräthe in dem Hintertbeile, unter einem langen DI 
von einem Gewebe zufammen geflochtener Palmenblätter , welches die Indianer noch Fil 
fich genug machen, vor dem Regen bedecket. Es ift eine Art von Bogenlaube, wi 
in der Mitte unterbrochen und zerſchnitten iſt, damit gicht in das Canot falle, und M 
bineinfteigen Fönne. Ein fliegendes Dach von eben der Materie, welches über das | 
Dad) weggeht, dienet diefe Deffnung zu bedecken, und ift zugleich anſtatt der Thuͤre 
des Fenſters. Beyde zufammengefellete Keifenden waren entfchloffen , fie wol 
Tag und Nacht fahren, damit fie, wenn es möglich wäre, die Brigantinen oder gre 
Canote erreichen Fönnten , welche die portugiefifchen Miſſionarien jährlich nach Para || 
den, um ihre Lebensmittel von da fommen zu laffen. Den Tag über ruderten die In 
ner, und die Nacht über hielten nur ihrer zween Wacht, einer an dem Vordertheile, 
der andere an dem Hintertheile, um das Canot in dem Schuffe des Stromes zu erhal 
De la Eondamine läßt uns anmerken, daß er fich dadurch , daß er fich vorgefl 
die Karte von dem Saufe des Amazonenfluffes zu machen, ein Hulfsmittel wider die LM 
tigfeit bey einer Reiſe verfchaffet, welche der Mangel an Abmwechfelung, ſelbſt bey den al 
neueften Gegenftänden, fehr verdrießlich würde Haben machen Fönnen. „Ich hatte, | 
„er, einer beftändigen Aufmerkſamkeit nöthig, um mit dem Compaffe und der Uhr im’ 
„Hand, die Veränderungen der Richtung in dem Saufe des Fluffes und die Zeit, die 
„von einer Krümme zur andern anwandten, zu beobachten, um die verfchiedenen Breiten fd 
„Bettes und der Mündung derer Zlüffe, die er aufnimmt, den Winkel, welche diefell 
„hen, wenn fie hineinfallen, die Aufftoßung der Eylande und ihre Sänge zu unterfud 
„und vornehmlich auf unterfhiedene Art die Geſchwindigkeit des Stromes und des Cal 
„bald zu Lande, bald in dem Canote felbft, zu meflen, Alle meine Augenblicke waren 
„ſetzet. Oftmals habe ich die Tiefen erforſchet, und auf eine geometrifche Art die ZH 
„des Hauptfluffes und der andern Fluͤſſe gemeffen, welche hinein fallen, Ich habe 
„täglich die Mittagshöhe der Sonne genommen; und babe oftmals ihre Weite bey ih 
„Aufgange und ihrem Untergange beobachtet. An allen Orten, wo ich mich aufgehal 
„habe ich das Barometer geftellee u. f. m. „A). 
Wilde Ya⸗ Den 25ften ließ er den Fluß Tigris gegen Norden, welchen er fir viel größer DE 
RR als den Fluß gleiches Namens in Afien; und an eben dem Tage hielt er ſich an eben 
Seite in einer neuen Miffion von Wilden auf, die erft kürzlich aus den Gehoͤlzen get 
Ihre Spꝛache men waren, und die Nameoer biegen. Ihre Sprache ift von einer unbefchreibl + 
Schwierigkeit , und ihre Art der Ausfprache noch außerordentliche. Sie reden mit? 
ruͤckziehung des Athens, und laſſen faft Feinen Selbftlaut hören. Ein Theil von 
Wörtern Fönnte nicht geſchrieben werden, auch nicht einmal unvollfommen, ohne dl 
ſtens neun bis zehn Sylben dazu zu gebrauchen; und diefe Wörter ſcheinen, wenn ſie 
in) 




































k) Ebendaſ. a. d. 64 und 65 ©. 


oder Amazonenfluſſe. Vl Buch. VI Capitel. 35 
ihnen ausgeſprochen werden, doch ihrer nur drey oder viere zu haben. Poettarrarorin⸗ De la Con⸗ 
EUVOSC heiße in ihrer Sprache dry, Ihre Rechenfunft geht nicht weiter; das iſt, fie wif- damine 
jen nicht mehr zu zählen. Diefe Volker find font ſehr geſchickt, lange Blasröhre zu ma 174 
hen, welche ihr ordentliches Jagdgewehr find, Sie ſtecken Eleine Pfeilevon Palmenholze Ahr Jagdges 
hinein, die anftate der Federn mit einem kleinen Büfchel Baummolle verfehen find , wel: wehr, 
cher den Ieeren Kaum der Röhre genau ausfuͤllet. Sie fihießen ſolche mit ihrem bloßen 
Athem auf dreyßig bis vierzig Schritte weit, und verfehlen felten ihres Schuſſes. Ein fo 

i in diefem ganzen Sande ‚ auf eine vortheilbafte Are, den Abgang 
des Feuergewehres. Die Spige diefer Eleinen Pfeile ift mie einem fo Fräftigen Gifte beftri. 
hen, daß, wenn es frifch ift, eg in weniger, als einer Minute, das hier toͤdtet, wel⸗ 
chem der Pfeil das Blut genommen hat; und das ohne Gefahr für diejenigen, welche das 
Fleiſch davon effen; weil es nicht wirker, wenn es nicht unmittelbar mit dem Blute ver- 
Menget wird, De la Condamine befam oftmals, wenn er von dem Wildpräte aß, das 
mit diefen Pfeilen erleget war , die Spige des Pfeiles zwiſchen die Zähne, Das Gegen: 

ift bey den Menfchen , die dadurch berwunder worden, iſt das Salz, und nach ficherer der 

ucker, wenn er innerlich eingenommen wird D. 

Den 26ften trafen die Herren de la Condamine und Maldonado an der Suͤdſeite die Fluß Ucayale. 

Mündung des Ucayale, eines der größten Flüffe, an, die den Maranjon vergrößern. 
De la Condamine zweifelt fo gar, welcher von beyden der Hauptſtamm ift, nicht allein, 
weil der Ucayale da, wo fie einander begegnen , fich am menigften abwendet, und brei- 
ter iſt, als der Fluß, deffen Namen er annimmt, fondern auch , weil er feine Quellen wei⸗ 
ter hin hat, und ſeibſt viele große Flüffe annimmt, Die Stage kann nicht eher völlig ent⸗ 
fhieden werden, als bis er beffer bekannt feyn wird, Die an feinen Ufern errichtegen Mif 
fienen aber wurden im 1695ften Jahre, nach der Empörung der Cuniwoer und Piroer 
verlaſſen, welche ihre Miffionarien todtſchlugen. Unte 


r dem Ucayale wächft die Breite des 
Maranjon merklich, und die Anzahl feiner Eylande nimmt zu. 


Den z7ften landeten die beyden Neifenden bey der Miffien St. Joachim an, die V — 
aus vielen indianiſchen Voͤlkerſch [ ſſ Joach ' 


1 aften, vornehmlich Omaguaern, beſteht, welche Voͤlker Omaguaer 
ſchaft vordem ſehr maͤchtig mar, und die Eylande ynd die Ufer des Fluſſes in einem Rau- 
me von ungefähr zweyhundert Meilen unter der Mündung des Rapo bevölferte, Man 
glaubete, daß fie aus dem neuen Königreiche Grenada durch einen von denen Flüffen her⸗ 
unter gekommen, welche daſelbſt ihre Quelle haben, um der Herrſchaſt der Spanier in den 
erſten Zeiten ihrer Eroberung zu entfliehen, Cine andere Voͤlkerſchaft, die fich eben fo 


nennet, und an der Duelle eines von diefen Fluͤſſen wohnet, der Gebrauch der Kleidung, 
welcher bey den einzigen O 


Maguaern unter allen denen Indianern eingeführet ift, melche 
die Ufer des Ymazonenfluffes bevölfern, einige Spuren von der Ceremonie der Taufe, und 
einige verftelfete mündliche Sagen betätigen die Muthmaßung von ihrer Wanderung, 
Sie waren zu Ende des legten Jahrhunderts insgefammt zum chriftlichen Glauben bekeh⸗ 
ct, und man zaͤhlete damals in ihrem Sande dreyßig Dörfer, bie auf der Karte des P, 
—* mit ihren Namen bezeichnet find, 


Da fie aber durch die Streifereyen einiger Raͤu⸗ 
er aus Para erſchrecket worden, welche ſie entfuͤ 


hreten, um ſie zu Selaven zu machen; ſo 
haben ſie ſich in den Gehölzen und fpanifchen und portugiefifchen Miffionen zerftrener, 
& a Ihr 


I Unten kommen Erfahrungen vor, die mit dieſem Bifte zu Cayenne gemacht worden, 


56 * Reiſen auf dem Maranjon 
Se la Con Ihr Namen Omaguaer, fo wie auch der Namen Camberser , den ihnen die" 

























damine, tugieſen aus Para in der brafilianifchen Sprache geben, heißt Plattkoͤpfe. Sie haben 
17743. der That den ſeltſamen Gebrauch, daß fie den Hirnſchaͤdel ihrer Kinder, wenn fie auf ® 
T Welt fommen, zroifchen zweyen Brettern drücden, und ihnen die Stirne platt mad 
— — um ihnen dieſe ſeitſame Geſtalt zu verſchaffen, welche machet, daß fie, nach ihrer Austad 
dem Bollmonde ähnlich feden. Ihre Sprache hat Feine Verwandtſchaft mit der peruall 
ſchen oder brafilianifchen, wovon die eine oberhalb, und bie andere unterhalb ihres Lande 
längft dem Amazonenfluffe geredet wird, Diefe Völker bedienen fich zweyerley Plant 
ſehr, wovon die eine beh den Spaniern Floripondio heißt, deren Bluhme die Ge 
einer umgefehreen Glocke hat, und von dem P. Feuillee befthrieben worden, Die anl 
Pflanze, die re heißt in der Sandesfprache Curupa; und beyde reinigen ven Leib. Sie verfchaffen ihn 
Erſcheinungen eine Trunkenheit von vier und zwanzig Stunden, ‚in welcher fie feltfame Erſcheinung 
verurſachet. Haben follen. Die Eurupa wird gepülvert eingenommen, wie wir den Schnupftabad nel 
men, aber mit mehrer Zuräftung. Die Dmaguaer bedienen fich einer Röhre von SA 
fe, die vorn wie eine Gabel ift, und die Geftalt eines Y hat, wovon fie jedes Ende in 
nes von den Naſeloͤchern ftecken, Diefe Berrichtung, worauf ein gewaltiger Hauch fold 
läßt fie verfehiedene feltfame Geberden machen. 
Ihre Spri⸗ Die Portugieſen zu Para haben von ihnen verſchiedene Hausgeraͤthe aus einem f 
gen. efaftifchen Harze machen lernen, welches an den Ufern des Maranjon fehr gemein ift # 
und aflerley Geftalten annimmt, wenn es frifch iftz unter andern auch Pumpen ol 
Sprigen, die feinen Stöpfel brauchen, Ihre Geftale ift wie eine Birne, die inmwer 
hohl und an der Spige mit einem Fleinen Löchelchen durchbrochen ift , worein man ( 
Röhrchen ſtecket. Man füllee fie mit Waffer an; und wenn fie gedrücker werden, nal 
dem ſie voll find, fo thun fie die Wirkung der ordentlichen Spritzen. Dieſes Geräch! 
bey den Dmaguaern fehr in Ehren. In allen ihren Berfammlungen unterläße ver Hal 
berr nicht, einem jeden Anweſenden eine zu überreichen, und man bediener fich derſelben 
Tezeit vor einem Ceremoniengaftmable m). 

AMtronomi⸗ Die Reiſenden richteten es nach ihrer Abreiſe von St. Joachim fo ein, daß fie? 
ſche Wahrneh⸗ zen Auguſt die Nacht an die Mündung des Napo kaͤmen, in der Abficht, eine Emerfl 
nn des erften Trabanten des Jupiters dafelbft zu beobachten. De la Eondamine Hatte feit | 
Drape, gdes ner Abreiſe feinen nach der Sänge beftimmten Punct, um feine von Often nach Weftend 

fhägeten Weiten zu verbeffern. Außerdem macheten die Neifen des Drellana, Toreira il 
des P. Acunja, welche den Mapo berühmt gemacht, und der Anfpruch der Porrugiel 
auf das Sand an den Ufern des Amazonenfluffes von feiner Mündung bis nach Napo, 
viel daran gelegen war, dieſen Punck feftzufegen. Die Wahrnehmung geſchah giiickll 
ungeachtet aller Hinderniffe, mit einem Sehrohre von achtzehn Fuß, welches niche mel 
Mühe gekoſtet hatte, auf einem fo langen Wege fortzubringen, Da der Herr de la Cl 
damine anfanglich die Mittagshöhe der Sonne auf einer Inſel der großen Mündung 


‘ mi) Memoires de PAcademie des Sciences fion beobachtet hatte, fo gleich die Höhe der b 


de Pan 1751. ? ; Sterne,.um die Stunde daraus zu ſchließen. * 
n) Memoires de } Academie des Sciences de Zwiſchenraum der Zeit zwiſchen der Emerſion— F' 
Pan 1745. Beobachtung des Trabanten, und der Höͤhe 


0) De la Condamine nahm, nachdem er die Emer⸗ Sterne wurden mit einer guten Uhr gemeilelt 


oder Amazonenfluſſe. VI Buch. VI Capite, 


Napo gerade gegen über beobachtet hatte: fü 


fand er folche drey Grad, vier und zwanzig 
Minuten Süderbreite, Er hielt die ganze 


Breite des Maranjon neun hundert Toifen un⸗ 
terhalb der Inſel, indem er nur einen Arm 


Davon auf geometrifche Art hatte mefien Fön- 
nen; und die Breite des Napo oberhalb den Inſeln welche feine Muͤndungen theilen, 
ſechs hundert Toiſen. Die Emerſion des erſten Trabanten wurde mit eben dem guten Er: 
folge beobachtet 0), und die Laͤnge Diefes Punctes beftimmer. 

Den andern Morgen, den ıften Auguft, begab man fich wieder auf dem Fluſſe bis 
wach Pevas, wo man zehn oder zwölf Meilen von der Mindung des Napo ans Land ftieg. 
Dieß ift die legte von den fpanifchen Miffionen an dem Maranjon. Sie erſtrecketen fich 
über zwey hundert Meilen jenfeitsz im Sabre 1710 aber haben fich die Portugiefen in den 
Belig des größten Theiles diefes La 


2andes geſetzet. Da die wilden Nationen, welche nahe 
an den Ufern des Napo find, niemals von den Spaniern haben fönnen überwunden wer: 
den: fo haben einige zu verfehiedenen Zeiten die Statthalter und 


Miſſionarien erfehlagen, 
welche es verſuchet hatten, fie unter das Zoch zu bringen, Indeſſen haben doch die Je⸗ 
ſuiten zu Quito die alten S ‚wieder aufgerichter, und feie funfzig Jahren neue Miffio- 
nen an dieſem Fluſſe angeleget, die heutiges Tages fehr blühend find. Der Namen Des 
vas gehöret zugleich einem Flecken und einer indianifhen Voͤlkerſchaft, die einen Theil fei- 
ner Einwohner ausmache, Man dat aber dafelbft Indianer von verschiedenen Voͤlker⸗ 
ſchaften zufammen gebracht, wovon jede eine befondere Sprache redet , welches in diefen 
Pflanzftädten ziemlich gewoͤhnlich iſt, wo zumeilen eine Sprache nur von zwoen oder dreyen 
Familien noch verſtanden wird ‚ welche elende Ueberbleibfel eines Volkes find, das von dem 
andern aufgerieben und verfchlungen worden, Heutiges Tages giebt es Feine Menfchen- 
freffer an den Ufern des Maranjon: es find aber noch welche inwendig im Sande übrig, 
vornehmlich gegen Norden; und de la Condamine verfichert ung, wenn man den Nupu- 
ra binaufgehe, fo finde man noch Indianer, die ihre Gefangenen freffen, 

Unter den wunderlichen Gebräuchen diefer Voͤlkerſchaften bey ihren Schmauſereyen, 
ihren Tängen, ihren Juſtrumenten, ihren Waffen, ihrem Yagdgerärhe und Fiſchergeraͤ⸗ 


the, ihren laͤcherlichen Zierrat Fiſchen, die durch ihre Nafen und 


ichen ‘den von Thierknochen und 
Sippen geftochen find, ihren wie ein Sieb durchbohreten Backen voller $öcher ‚ welche als 
erſtaunet man fonderlich bey einigen 


lerhand bunten Bogelfedern zum Futterale dienen 

über die ungeheure Ausdehnung der unterften Ohrlappenſpitze, ohne daß die Dicke dadurch 
vermindert zu ſeyn ſcheint. Man ſieht dergleichen vier bis fünf Zoll lange Ddrlappen mit 
einem $oche durchbohret, welches fiebenzehn bis achtzehn Linien im Durchſchnikte hat; und 
diefer Anblick iſt gemein. Die ganze Kunft, folche zu machen, beftehtdarinnen, daß man 
anfänglic) eine Fleine Hölzer | ch ſtecket, an deren Statt man hernach eine 
dickere nimmt, fo wie die Deffnung größer wird, bis der Lappen auf die Schulter hinunter 
hängt. Der größte Schmuck dieſer 


/ Indianer ift, daß fiedas Loch miteinem großen Strau⸗ 
Be oder einem Krauf: und Sluhmenbüfchel anfüllen, welcher ihnen zum Ohrenringe dienet, 
E33 


Man 
ches den Vortheil Hatte, da man feine Pendule wird, wenn man die Stunde der wirklichen Wahr⸗ 
brauchen durfte. Der Unterſchied der Mittagsli- nehmung an einem Orte genauer haben wird, def 
nien zu Paris und an ter Mündung des Napo fen Lage nach der Länge bekannt ift, und ton diefe 
wurde durch Rechnung, vier Stunden drey Vier⸗ Emerſion ſichtbar geweſen. A. d. z2 
thel geſunden, welche Beſtimmung genaner ſeyn 


37 


De la Eon 
damine. 
1743. 


Pevas,bie letz⸗ 
te fpanifche 
Miffion an 
dem Maran⸗ 
jon. 


Wundberliche 


Gebraͤuche. 


38 Reifen auf dem Maranjon 


De la Con Man rechnet fechs bis fieben Tagereifen von Pevas, der legten fpanifchen Mi 
damine, welche die Jeſuiten beſorgen, bis nach St. Paul, der erften portugiefifhen Miſſion, 
73 von den Carmelisern verfehen wird. In dieſem Raume findet man an den Ufern des Flu 
St. Paut, er⸗ ſes keinen Wohnplatz. Daſelbſt fangen die großen Inſeln an, die ehemals von den >) 
fter portugiefi: guaern bewohnet worden ; und das Bette des Fluffes breiter ſich fo anfehnlich aus, daß! 
ſcher Ort: einziger von feinen Aermen zumeilen acht bis neun hundert Toifen bat. Diefe große W 
giebt dem Winde freyen Lauf, der wirkliche Stürme darauf erreget, welche oftmals dieb 

note verfenfer haben. Die beyden Reifenden ftunden einen davon aus, wider welchen 

nur in der Mündung eines Fleinen Baches Bedeckung fanden. Dieß ift der einzige F 

Gefaͤhrliche fen in dergleichen Falle, Man entfernet ſich auch felten von den Ufern des Fluſſes: & 
Schiffahrt, aber auch gefährlich, fich demfelben gar zu ſehr zu nähern. Eine von den größten Y 
fährlichfeiten diefer Schiffahrt iſt, daß man auf Stämme von ausgeriffenen Bäumen fol 

welche in dem Sande oder dem Leime am Ufer ftecfen bleiben, und unter dem Waffer ® 

borgen find. Wenn man gar zu dicht am Ufer hingeht, fo wird man auch von dem pil 

lichen Falle einiger Bäume bedrohet, die entweder losgeriffen find, oder weil der Bol 

worauf fie ftehen, auf einmal einfinfe, nachdem er fhon lange von dem Waffer unterg! 

ben worden. Was diejenigen betrifft, die von dem Strome weggeführet werden, ſo kal 

man fich Seicht vor ihnen in Acht nehmen, weil man fie von Ferne ſieht. 


Ob es gleich igo an dem Maranjon Feine Voͤlkerſchaft giebt, die den Europäern fl 
iſt: fo finden fich dennoch Derter , wo es gefährlich feyn würde, die Nacht am Lande zu 
bringen. Da der Sohn eines fpanifchen Statthalters, welchen de la Condamine zu DAT 
gekannt hatte, fi vorgenommen, den Fluß hinunter zu fahren; fo wurde er von Wil 
aus dem Innerſten des Sandes überfallen und ermordet, Die ihn am Ufer antrafen, wo 
nur verftohfener Weife hinkommen, 


Der Miffionar zu St, Paul fehaffere den beyden Neifenden ein neues Canot, welch 
mit vierzehn Ruderfnechten und einem Patrone, fie zu regieren, verfehen war , nebſt 
nem portugiefifchen Führer in einem andern Eleinen Canote. Anftatt der Häufer und K 
chen von Schilfe fange man in dieſer Miffion an, Capellen und Bethhaͤuſer von M 
werfe, von Steinen und Ziegeln und fauber geweißere Mauern zu ſehen. Noch vermi 
berfamer Fanı es dem Herrn de la Condamine vor, daß er mitten in diefen Wüften H 
den von Bretagner Seinewande bey allen indianiſchen Frauensperfonen, Kuffer mit A 
nen Schlöffern und Schlüffeln in ihrer Wirthſchaft bemerfete, und daß er dafelbft A 
deln , Eleine Spiegel, Meffer, Scheeren, Kämme und verfchiedenes anderes Eleil 
europäifches Geräth fand, welches fich die Indianer jährlich von: Para hohlen , mE 
fie die Reifen dahin thun, und den Cacao dahin bringen, den fie an dem Ufer” 
Fluſſes fammeln, wo er ohne Wartung wächft. Diefer Handel giebt ihnen ein = 
fehen von Bequemlichkeit und guten Umftänden , welches gleich auf den erften © 
blick die portugieſiſchen Miffionen von den caftilianifchen oben an dem Maranjon 
terſcheidet, in welchen man es an allem merket, daß es ihnen wegen der Entfertlf 
unmöglich fälle, fich die Bequemlichkeiten des Lebens zu verfhaffen, Sie hohlen 
[es von Quito, wohin fie kaum alle Jahre einmal ſchicken, weil fie durch die CAT 
liera mehr davon abgefondert find, als fie durch ein Meer von tauſend Meilen 0 
fondert feyn würden, | 




























! 


oder Amazonenfluſſe. VI Buch. VI Capitel. 


39 

Die Canote derer Indianer, die unfer den Portugiefen ftehen, find viel größer und De la Con 
bequemer, als der fpanifchen Indianer ihre. Der Stamm des Baumes, welcher den damine. 
ganzen Körper bey der legten ihren ausmachet „iſt bey den andern nur der Boden. Er, 17a. 
wird erftlich gefpalcen und mie dem Eifen ausgehoͤhlet. Man öffner ihn darauf vermittelft Canote der 
des Feuers, um feine Dreite zu vermehren, Weil aber die Höhlung dadurch um fo, viel portugiefifchen 
abnimme: fo giebt man ihm durch die Borde, Die man daran ſetzet, und! die man durch Indianer. 
Krummhoͤlzer mit dem Schiffskorper verbindet, mehr Höhe, Das Steuerruder wird 
bergeftalt geftellet, daß feine Wendungen Feine Hinderniffe in der Huͤtte machen, welche 
im Hintertheile des Schiffes it, Man beehret fie mit dem Namen der Brigantinen, 
Einige Haben fechzig Fuß in der Laͤnge, fieben in der Breite und viertehalb in der Tiefe, 
Sie tragen bis auf vierzig Nuderer, Die meiften haben zween Maften und führen Segel ; 
welches eine große Bequemlichkeit ift, 


den Fluß mit dem Oftwinde hinaufzufahren, wel- 

cher dafelbft vom Weinmonate an big gegen den Maymonat wehet. 
Juͤnf Tage und fünf Nächte brachten die beyden Reifenden von St. Paul nach Coa⸗ Coari und 

ri zu, obne die beyden Tage ungefähr mit darunter zu ifen, Dieftein denen dazwiſchen andere portu⸗ 
liegenden Miſſionen Yviratuha Trapnarıba Paraguari und Tefe zubrachten. ade * 
Coari iſt die letzte von den ſechs Miſſionen der portugieſiſchen Carmeliter, wovon die — 
erſtern von den Ueberbleibſeln der alten Miffion des P, Fritz errichtet worden, und aus ei- 
nem Mifhmafche verfehiedener Voͤlkerſchaften beftehen ‚ die meiftens verpflanzer find. Sie 
liegen alle fechfe an dem mittäglichen Ufer des Slufles , 100 die Laͤnder viel höher und folg: 
lich vor den Ueberſchwemmungen ſicher ſind. Zwiſchen St. Paul und Coari trifft man vie⸗ 
le ſchoͤne Fluͤſſe an, die ſich in dem Amazonenfluffe verlieren, und alle fo groß find, daß 
man von ihrer Mündung an nur in vielen Monaten hinauffahren Fann, Berfchiedene 
Indianer berichten, fie haben auf dem Fluſſe Coari oben im Sande ein mit Bienen und ei- 
ner Menge Hornvich bederftes Sand gefehen ; welches neue Gegenſtaͤnde für fie waren, und 
woraus man fchließen kann, daß die Quellen dieſes Sluffes ſehr von dem ihrigen unters 
fihiedene Länder bewäffern , welche ohne Ziveifel einigen fpanifchen Pflanzftädten in Ober: 
Peru nahe liegen, wo man weis, daß fich das Vieh ſehr vermehret bat, Der Amazo- 
nenfluß nimmt in diefem Raume / an ver Nordſeite aud) noch andere große Fluͤſſe auf, de- 
von Namen man in der allgemeinen Beſchreibung feines Saufes gelefen hat: m diefen 
Gegenden lag ein indianiſches Dorf, wo Tereira, als er im 1637ften Jahre ven Fluß hin: 
auf fuhr, von den alten Einwohnern einige goldene Kleinodien eintaufchete, die zu Quito 
probiret und von drey und zwanzig Carat im Gehalte gefchäget wurden, Er gab dieſem 
Drte den Namen Goiddo ; und bey feiner Zuruͤckkunft den a6ften des Augufimonates 
1639 ſehete ev daſelbſt eine Säufe ‚und nahm im Namen der Krone Portugall Durch eine 
Urkunde davon Befig, die fich noch in den Archiven zu Para befindet, wo de la Conda- 
mine fie gefehen hat, Diefe Urfunde, die von allen Befehlshabern bey der Mannfchaft 
unterzeichnet worden , enthält, og fen folches auf einem erhabenen Sande den Mündungen 
des Goldfluſſes gegen über gefhehen. Der P. Acunjo und der P. Zeig befräftigen die 
Wirklichkeit der Reichthuͤmer des Sandes und des Goldhandels, welcher daſelbſt unter den 
ndianern und vornehmlich der Manaver oder Manauer geführet 
che Ufer des Amazonenfluffes Famen; und alle diefe Oerter fte- 
der K Fritz. Indeſſen find doch der Fluß, der See, das Goldberg. 
werk, die Säule und dag Golddorf, weiche durch) Die Ausſage fo vieler Zeugen beftätiger 


morden, 


De la Con worden, gänzlich verſchwunden; und man har fo gar an den Orten ſelbſt das Anden! 


damine. 
1743. 


Erlaͤuterung 


wegen der 


Amazonen in Hätten, von welchen der Fluß unter den Europäern feinen Namen erhalten ; und ol 


America, 


let in Anfehung der in dem Golddorfe gepflanzeten Säule, wenn man die Gegend ! 


ausgebreitet, welche die Ufer des Amazonenfluffes in dem Innern des $andes und die @ 


- eopäer, der diefen Fluß hinunter gefahren, vor ihnen gemacht hat. Er führet-die EI 


40 v0. Reifen auf dem Maranion 

























Davon verloren, — 
De la Condamine beobachtet, daß von den Zeiten des P. Fritz an, das iſt full 
Jahre nach dem P. Arunja, bie Portugiefen, welche das Recht vergeffen hatten, malt 
fie ihren Anfpruch gründen, fehon behaupteten, die von Tereiva gefegete Säule läge po 
als die Provinz der Omaguaer; und daß zu eben der Zeit der P. Fritz, ein fpanifcher MM 
fionar, welcher auf die andere äußerfte Seite verfiel, behauptete, fie wäre nur in dei 
gend des Fluſſes Cuchivara, das ift über zweyhundert Seemeilen tiefer gefegee wor 
De la Condamine wirft beyden Parteyen vor, fie trieben die Sache zu weit, und ut 9 


unterſuche, wo die vierte portugieſiſche Miſſion liege, wenn man hinunter gehe, Nam 
Paraguari, an dem mittäglichen Ufer des Amazonenfluffes, einige Meilen oberhalb 
Mindung des Tefe, im dritten Grade zwanzig Minuten Süperbreite, nach feiner eigen 
Beobachtung, fo werde man finden, daß er alle die Kennzeichen vereinige, welche bie j 
ge diefes berühmten Dorfes im der Urkunde des Texeira und in dem Berichte des P. Aal 
anzeigen. Gr beftätiget feine Meynung durch verfihledene Erläuterungen p). 

Bey dem Fortgange feiner Schiffahrt hatte er nicht aufgehövet , Die Indianer von! 
fehiedenen Nationen zu befragen, ob fie einige Kenntniß von denen Friegerifchen Weih 


wahr wäre, wie es der P. Acunja fo zuverfichslich berichtet, daß fie von den Mannspdf 
nen entfernet Iebeten, mit denen er ihnen nur einmal des Jahres einen Umgang zufcht? 
De la Condamine beobachtet‘, diefe Sage fen durchgängig bey allen den Voͤlkerſcha 

J 


kuͤſten bis nach Cayenne in einer Strecke von zwölf bis funfzehnhundert Seemeilen bew⸗ 
nen; viele von dieſen Voͤlkerſchaften haͤtten keine Gemeinſchaft mit einander gehabt; F 
aber gäben einftimmig einerley Gegend zum Orte des Aufenthaltes der Amazonen | 
die verfchiedenen Namen, wodurch fie folche in verfchiedenen Sprachen bezeichneten , DW 
Weiber obne Wann, vortreffliche Weiber u. ſ. m. Man hätte in Diefen Ländern 1% 
vorher von den Amazonen geredet, ehe die Spanier da hinein gedrungen, welches er 
der Furcht beweiſt, die ein Cacique im 1540ſten Jahre dem Orellana, als dem erften 


Geſchichtſchreiber und Neifebefchreiber, verfhiedener Bölferfchaften an, die vor dem PA 
Acunja vorhergegangen, welcher, wie man gefehen hat, im 1ö4ıften Jahre ſagete 
Beweiſe fin das Daſeyn der Amazonen an dem Ufer diefes Fluſſes wären ſo befchaffen, 
man allem menfhlichen Glauben entfagen müßte, wenn man fie veriverfen wollte. 
führer neuere Zeugniſſe an, welchen er diejenigen beyfuͤget, Die er felbft und fein Kell 
führte, Don Pedro Maldonado, auf ihrer Schiffahrt gefammelt haben, Er feget HIT 
wenn jemals eine Gefeltfchaft unabhängiger Weiber und ohne eine ordentliche Beywohl 
bey den Männzen habe beſtehen koͤnnen, fo fey folches vornehmlich unter ven wilden * 
kerſchaſten in America möglich, wo die Männer ihre Weiber nicht anders, als Sclaven 
Saftehiere, anſehen. Kurz, er ſcheint durch Die mannichfaltigen nicht verabredeten Zeug! 
überredet zu ſeyn, daß es americanifche Amazonen gegeben; es hat aber alle Waohrſch 
lichkeit, ſaget er, daß ſie nicht mehr da find 4). 2. 


p) Ebendaf. a. d, zor und 126 © 9) Zum Beſchluſſe verweiſt er auf die Si 


\ 


« 


oder Anazonenfluffe "VI Buch. VI Capitel. 41 
Er veifete den soften Auguſt, mit einem neuen Canote und neuen Zührern ab. DieDe la Con: 
pernanifche Sprache, welche vem Herrn Maldenado geläufig war, und welche de la Con: damine. 
damine auch etwas verſtund, hatte ihnen gedienet, ſich in allen fpanifchen Mifftonen ver= „_"74- 
Rändlich zu machen , wo man ſich bemuͤhet hat, eine allgemeine Sprache daraus zu machen. 
Zu St. Paul hatten ſie portugieſiſche Dolmetſcher gehabt, welche die braſilianiſche Spra⸗ 
he redeten, die auch in den portugieſiſchen Miffionen eingeführet war. Da fie aber zu 
Coari feine angetroffen hatten, wo fie, alles ihres Fleißes ungeachtet, vor der Abfahrt des 
großen Miffionariencanotes nach Para, nicht hatten ankommen Eönnen: fo ſahen fie fich ung 
ter Indianern, mit denen fie nicht anders, als Durch Zeichen, reden konnten, oder mit Huͤl⸗ 
fe eines kurzen Wörterbuches, welches de la Condamine von verfchiedenen Fragen in ihrer 
Sprache gemacht hatte, welches aber zum Unglüce die Antworten nicht enthielt. Dieſe Die Indianer 
Völker kennen viele Sirfterne und geben verfchiedenen Öeftirnen Namen der Thiere, Sie haben einige 
nennen die Hyaden oder den Kopf des Stieres mit einem Namen, welcher heutiges Tages See nö 
in dem Sande Ochſenkinnbacken beißt; weil feit der Zeit, da man. Ochfen nach America ge: — 
bracht hat, die Braſilianer fo, wie die Eingeboprenen in Peru, diefen Thieren den Namen a 
beygeleget, den fie in ihrer Mutterfprache dem Elendsthiere gaben, welches das größte 
unter den vierfüßigen Thieren war, das fie vor der Ankunft der Europäer kannten. 
Den zweyten Tag, nachdem man von Coari abgegangen, ließ man an der Nord ſei⸗ 
te eine Mündung des Yupura, hundert Seemeilen weit von der erftern; und den folgens 
den Tag traf man an der Süpfeite die Mündungen des Fluffes an, welcher heute zu Tage 
Purus, vor Alters aber Cuchivarg dieß, von dem Namen eines benachbarten Dorfes, 
Er giebt den größeften von denen Fluͤſſen nichts nach, welche den Maranjon vergrößern, 
Sieben oder acht Seemeilen darunter fah de la Eondamine den Fluß ohne Inſeln und tau- 
fend bis zwoͤlfhundert Toifen breit; daher er dafelbft das Senkbley auswarf, und auf hun- Große Tiefe 
dert und drey Faden noch Feinen Grund fand. des Fluſſes. 
io negro, ober ber fehwarze Fluß, in welchen ex den 2zſten einlief, ift ein ande- Rio negro 
res Meer von füßem Waſſer, fager er ‚ welches der Amazonenfluß von der Nordſeite ein- und feine por- 
ungeachtet ber Karte des. . Zeig und des Deliffe, weiche diefen Fluß feinen Malefiihe . 
Sauf von Norden gegen Süden nehmen faffen, feget er doc) auf das Zeugniß feiner eigenen SEE 
Augen feit, daß er von Welten koͤmmt, und gen Often läuft, indem er fich ein wenig 
gegen Süden neiget, wenigftens in dem Raume von vielen Seemeilen oberhalb feiner Muͤn⸗ 
dung in den Amazonenfluß, mo er fo gleich gerade hinein läuft, daß man ihn ohne die 
Durchſichtigkeit feines Waſſers, wovon er der ſchwarze Fluß genannt worden, für einen 
Arm diefes Sluffes nehmen würde ‚ ber durch ein Eyland abgefondert worden. Er gehe 
ziwo Seemeilen weit hinauf Bis an die Schanze, welche die Portugiefen dafelbft an dem 
nordlichen Ufer an einem Orte gebauet haben, wo er nicht gar fo breit ift, ven er aber doch 
tauſend zweyhundert und drey Toifen breit fand, und deffen Breite, die ev zu beobachten 
niche unterließ, drey Grad neun Minuten ſuͤdlich war. Dieß iſt der erfte portugiefifche Sig, 
den man gegen Norden findet, wenn man den Amazonenfluß hinunter geht. Sein Fluß 
wird ſeit mehr als Hundert ya 


| Jahren von diefer Nation befucher, die dafelbft einen großen 
Selavenhandel treibt. Eine abgeſchickte Mannſchaft von der Beſatzung in Para die bes 
ſtaͤndig an ihren Ufern ein Sager bat, haͤlt die indianifchen QWölkerfchaften , welche fie bes 


wohnen, 
ſchrift des erften Theiles des critiſchen Schauplatzes deg P. Feijo von dem P. Sarmiento. 
Allgem, Veiſebeſchr. XVi Band. 


k 


del. dung, weil er eine große Anzahl Inſeln und Seen mache. Das Erdreich iſt in diel 


42 Reiſen anf dem Maranjon 


De la Eon: wohnen, im Zaume, um den Sclavenhandel in den von den porfugiefifchen Gefegen "7 
damine. gefihriebenen Öränzen zu halten; und diefes fliegende Lager, welchem man den Nal 
73 des Wiederkaufshaufen (Trouppe de rachat) giebt, dringt alle Jahre weiter in , 
— Sand hinein. Der ganze entdeckete Theil des Rio negro iſt von portugieſiſchen PM 
Sr * nen bevoͤlkert, die von Carmelitern regieret werden. Wenn man vierzehn Tage oder 
Sclavenhan: Wochen in diefen Fluß hinauffaͤhrt: fo findet man ihn noch breiter, als bey feiner 
























ganzen Raume über feinen Ufern erhaben. Die Gehölze find dafelbft nicht fo dicke, 
das Sand ift von den Ufern des Amazonenfluffes ganz unterfihieden. 


Gemeinſchaft De la Condamine fand bey der Schanze Rio negro Beweiſe von der Gemeinſe 
8* Bee 008 Orinoko mie diefem Fluſſe, und folglich auch mit dem Amazonenfluffe, wesweget 
un. * Umgang haben zu fönnen glaubet, ſich darüber weitläuftig herauszulaffen, nachdem ® 
en Sache im 1744ſten Jahre durch eine Reife beftätiget worden, die Feinen Zmeifel 
übrig läßt vr). Man hat in der großen Inſel, die von dem Amazonenfluffe und demꝰ 

nofo gebildet wird, denen der Rio Negro zum Bande dienet, den vergolderen See PM 

Manoa del me und die Stadt Manoa del Dorado geſuchet. Dela Condamine findet Die I 
Dorado. dieſes Irrthumes, wenn eg einer ift #), in einiger Achnlichfeit der Mamen, welche 9 
Dorf der Manauer, , der obgedachten Voͤlkerſchaft, in eine Stadt verwandelt har, DM 

Mauern mit Goldblechen bedecfet geweſen. Die Gefchichte ver Entdeckungen der nel 

Melt giebt mehr als ein Beyfpiel von folchen Verwandlungen. Die davon vorhergefäl 

Meynung aber, faget er, war im 1740ſten Jahre noch) fo ftarf, daß ein Neifender, Nantt 

Nicolas Jortsmann 2), aus Hildesheim gebürtig, den vergoldeten See und die SH 

mit den goldenen- Dächern zu entdecken hoffete, und deswegen den Fluß Effequebe Hill 

gieng , deffen Mündung in dem Weltmeere zwifchen dem Fluſſe Surinam und dem 

nofo ift. Nachdem er über Seen und weite Gefilde gegangen, und fein Canot mit #° 

8 glaublihen Befchwerden bald gefchleppet, bald getragen, ohne Das geringfte anzutrefl 
was demjenigen glich, was er fuchete: fo Fam er an das Ufer eines Fluffes, der ge 

Süden läuft, und wodurd) er in den Rio Negro hinab fuhr, -an deffen Nordfeite er # 

einfällt. Die Portugiefen haben ihm den Namen des weißen Sluffes gegeben, '% 
Holländer nennen ihn Eſſequebe und Parime, ohne Zweifel weil fie geglauber halt 

er führe zu dem See diefes Namens, Man wird glauben, wenn man will, es fey & 

von denjenigen geweſen, über welche Hortsmann gegangen, Allein, er fand an ihnen 

wenig Xehnlichkeit mit der Vorſtellung, die er ſich von dem vergoldeten See gemacht, ® 

er felbft diefer Muthmaßung ganz und gar nicht beypflichtete. 

- Rio de Ma⸗ Nicht weis von der Mimdung des Rio negro triffe man an der Nordſeite die N 
— dung eines andern Fluſſes an, welcher nicht weniger von den Portugieſen beſuchet m! 
und den fie Rio de Madera oder den Holzfluß benennet haben, vornehmlich weil‘ 

bey feinem Austreten eine Menge Bäume fortfuͤhret. Man machet eine große Borftelhll 

— weiter yon feinem weiten Laufe, indem man verſichert, man ſey im ız41ften Jahre ihn 


9) Die Reife des Superiors der Jefniten der diefer Sammlung a. d. 280 Seite. De 1a 
ſpaniſchen Miſſionen an den Ufern des Orinoko, damine hat auf feiner Karte von dem Amazen 
welcher von, dieſem Fluſſe mach der Schanze des fluſſe den Lauf des Rio negro nach der Karte 

Rio negro kam. Man fehe hiervon den IX Band P. Sam, Fritz mit Puncten bezeichnet. 


Oder Amazonenfluſſe. VI Buch. VI Capitel. 43 
Gegenden von Santa Erz de fa Sier \ 
7 und einem halben Grade Suͤderbreite gelegen, hinaufgefahren. Dieſer Fluß fuͤhret 
den Namen Mamura an feinem obern Theile, wo die Miffionen der Moxen find %), 
wovon die Jeſuiten im ı713 fen Jahre eine Karte herausgegeben haben x). Seine en ffern- 
tefte Quelle aber ift nahe an P 


oft, und folglich bey des Pilcomayo feiner, der fich in 
den großen Fluß Is Plata ergießt, — - yo-feiner, 
rhalb des Rio neg 


Der Amazonenfluß ift unte 
eine Seemeile breit. Wenn er Eylande bildet: fo bar er bis auf zwo oder drey Seemei⸗ 
len, und zur Zeit der Ueberſchwemmungen hat er gar feine Graͤnzen mehr. 


die Portugiefen von Para an, ihm den Namen des Anazonenfluffes 


weiter oben hinauf Nur unter dem Namen Rio de Solimoes, Giftfluß, kennen, wel. 
chen Namen ſie ihm wahrſcheinlicher Weiſe daher gegeben, weil die vergifteten Pfeile die 
vornehmſten Waffen der Einwohner an demſelden fi 

Den 28ften flieg de la Condamine ‚ nachdem er. den Fluß Jamundas, welchen der 
Pater Acunja Cunuris nennet, zur Linken gelaffen 


zu geben, da fie ihn 


+ 


‚ ein wenig unterhalb beffelben ‚an Pauris. 
eben der Seite, an dem Fuße der portugiefifchen S 


hanze Pauxis, wo das Berte des 
Fluſſes in eine Enge von neunhundert und fünf Toifen zufammengedränger wird, an das 
Sand, Die Ebbe und Fluth des Meeres läßt ſich bis hieher durch das Auſſchwellen des 
Waffers merfen , welches von zwölf Stunden ; 


vo und des Rio de Mabera gemeiniglic 


Hier fangen 


ta, einer bifchöflichen Stadt in Hber-Peru, in De la Eon. 


damine. 
1743. 


Schanze 


Ebbe und 


u zwölf Stunden gefchieht, und welches dluth läßt fich 
ſich jeden Tag wie an den Küften verfpätet.. Die 


Eondamine bey Para maß, mar nicht über eilftehalb Fuß, woraus er fchloß, daß der Fluß 
von Pauris bis ins Meer, das iſt über zweyhundert Meilen, oder auf dreyhundert und 
ſechzig Meilen, nach dem P. Acunja, nur ungefaͤhr eilftehalb Fuß Abfall haben muß; 
welches mit der Höhe des Mercurius übereinftimmer, die der Herr de la Condamine in der 
Schanze Pauxis, vierzehn Toifen über der Gleiche des Waffers, ungefähr eine Linie und 
ein Bierthel weniger als zu Para am Ufer des Meeres fand, Er machet Darüber nuͤtzliche 
Betrachtungen. 


„Man begreift gar wohl, ſaget er, daß die Ebbe und Fluth, 
„nordlichen Borgebirge, bey der Mündung des Am 
„Pauxis, das ift, fo weit von dem Meere, 
„lechs Stunden kommen kann, , welche die ordentliche Zeit find, die das Meer braucher, 
„aufzufteigen. In der That find auch von der Küfte bis nach Pauxis ein und zwanzig 
„Paragen, oder Höhen, welche fo zu fagen die Tagereifen der Fluch bezeichnen, wenn 
„fie den Fluß hinaufgeht. "An allen diefen Orten offenbaret fich die Fluth zu eben der 
„Stunde, wie an der Küfte; und wenn man ſetzet, daß diefe Höhen oder Paragen unge- 
„faͤhr zwölf Meilen von einander ent 
„in ihren Zwifchenräumen zu allen Zwiſchenſtunden bemerken laffen ; nämlich bey der Vor 
»ausfgung von zwölf Meilen, eine Stunde ſpaͤter von einer Meile zur andern, wenn man 
» weiter vom Meere geht, Eben fo verhält es fich auch mic ver Fluch zu den übereinftim- 
5 2 „men⸗ 
Man ſehe unten Dir Walter RaleighsVericht. 


. Man fehe die Beſchreibung von Peru an 
€) De la Condawine befitst einen Auszug von dem verschiedenen Orten. 
Tagebuche diefes Neifenden und eine von feiner eigenen 


x) Sie ift im XIL Theile der Lett 
Hand entworfenen Karte feines genommenen Weges, 


res edifiantes 
& curieufes, E 


N - 


fernet find: fo wird ſich einerley Wirkung der Fluch 


größte Höhe der Fluch, welche de la da ſpuͤhren. 


welche ſich an dem Betrachtun⸗ 
azonenfluffes ereignet ‚an die Enge zu ir * = 
nur erſt in vielen Tagen anftate der fünf oder 2 


uch 


De la Eon: „menden Stunden; Uebrigens find alle diefe abwechfelnden Bewegungen jede an IM 


damine. 


1743. 
— — 


Fluß und 
Schanze To⸗ 
payos. 


Voͤlkerſchaften bewohnet werden, welche zahm zu machen die Jeſuiten Miffionarien | 


Amazonen: 
Reine. 


die Mierenfchmerzen und wider die fallende Sucht zufehried, Sie find weder an Hal 


‚welcher einer von dem erftern Range if. Er koͤmmt von den brafilianifhen Bergmeil 


44 “0 Reifen auf dan Maranjon 



























„Orte den täglichen Verzögerungen ‚wie an der Küfte, unterworfen. Dieſe Art vom DL 
„fehe der Fluch durch Freisförmige Bewegungen bat vermuthlich in offenbarer See M 
„und muß fich von der Spige an, wo das Zurücktreten des Waffers anfängt, bis al! 
„Küften mehr und mehr verzögern, Das Verhaͤltniß, in welchem die Geſchwindig 
„der Ebbe und Fluch abnimmt, wenn fie in ven Fluß hinauf ſteigt; zween einander en 
„gengefegete Ströme, die man zur Zeit der Fluch bemerfet, einen auf der Oberfläche? 
»Waflers, den andern in einiger Tiefe; zween andere, wovon der eine längft den Ul 
„des Fluffes hinauf geht und eiler, da unterdeflen der andere mitten in dem Bette des 
„ſes hinunterläuft und zögert; endlich noch zween andere, gleichfalls entgegen geſetzete, 
„einander oftmals nahe bey dem Meere in den natürlichen überqueer gehenden Canaͤlen 
„gegnen, wo die Fluch durch zwo einander entgegengefeßete Seiten auf einmal bineing® 
„alle diefe Dinge, wovon die meiften, fo viel ich weis, nicht beobachtet find, ihre — 
»fchiedenen Verbindungen, verfchiedene andere Zufälle bey der Ebbe und Fluth, die o 
Zweifel viel häufiger und viel mannichfaltiger in einem Sluffe find, wo fie wahrfehell 
scher Weife in einer weit größern Entfernung vom Meere hinauffteigt, als an irgend 
„nem andern Orte in der Welt, würden zu eben fo befondern als neuen Anmerfung 
„Anlaß geben. „, ’ 

Um fich aber über Murhmaßungen zu erheben, müßte man eine Folge von gendl 
Beobachtungen haben; melches einen langen Aufenthalt an einem Orte und einen Beil 
erfordern würde, der fich zu der Ungeduld nicht fchickete, die de la Condamine hatte, # 
Vaterland wieder zu fehen. Er begab fich in fechzehn Stunden von Pauris nach TOR 
yos, einer andern portugiefifchen Seftung am Eingange des Fluſſes eben diefes Name! 


herunter, indem er queer Durch unbefannte Sander geht, Die von wilden und £riegerifd 


Mühe geben. Aus den Ueberbleibfeln des Fleckens Tupinambara, welcher vordem in 
ner großen Inſel an der Mündung des Fluffes Madera lag, hat fid der Flecken Topaß 
gebildet, deffen Einwohner faſt der einzige Ueberreft von der tapfern Voͤlkerſchaft der U 
pinambaer oder Lopinambuer find, welche vor zweyhundert Jahren in Brafilien 
fiheten , wo fie noch ihre Sprache gelaffen haben. Man hat ihre Gefchichte und ihre WM 
derungen in dem Berichte des P. Acunja gefeben. Bey den Topayvern findet man M 
heutiges Tages leichter, als fonft anderswo, diejenigen grünen Steine, welche unter O 
Namen der Amazonenfteine bekannt find, deren Urfprung man nicht weis, und wel 
lange Zeit wegen derer Kräfte gefuchee wurden, die man ihnen wider den Stein , mil 


er 


noch an Farbe von den orientalifchen Achaten unterſchieden. Sie widerftehen ver IH 
und man kann fich faum einbilden, wie die alten Einwohner des Sandes fie haben hal 
und ihnen verfihtedene Geſtalten ver Thiere geben Fönnen. Diefe Schwierigfeie hat? 
‚macht, daß einige Schiffahrer, welche ſchlechte Naturfündiger geweſen, geurtheiter HAT 
fie wären nur aus dem Leimen des Ufers, welchem man leichtlih eine Geftalt gäbe, 
fie Hätten ihre ungemeine Härtigkeit nur der &uft zu danken. Wenn auch eine ſo W 
wahrſcheinliche Vermuthung nicht durch Verſuche widerleget würde: fo würde doch DET 
nen gerundeten, gefchliffenen und durchbohreten Schmaragden, wovon in dem Abſt * 


Eder Amazonenfluſſe. VI Buch. VI Eapitel, 


45 
von ben alten Denkmaͤlern in Peru gereder worden, noch eben bie Schwierigkeit übrig De la Con. 
bleiben. De la Eondamine beobachtet, es würden die grünen Steine von Tage zu Tage —J— 
immer ſeltener, ſowohl weil die Indianer welche viel Weſens daraus machen, folchenicht __"7#- 


gern weggeben, als auch weil man eine große Anzahl davon nach Europa gebracht hat. 
Den gten des Herbftmonate 


vb 8 fingen beyde Keifende an, an der Nordfeite, zwoͤlf 
bis funfzehn Meilen weit ing Sand Hinein , Gebirge zu entdecken. Diefes war ein neuer 
Anblick für fie, nachdem fie zween Monate von dem Pongo an gefihiffer hatten, ohne den 
geringften Berg zu ſehen. Mas fie wahrnahmen, das waren bie vordern Hügel einer 
langen Kette von Bergen, die ſich von Weiten gen Dften erſtreckete, und wovon die 
Gipfel die Puncte ausmachen i er Guiana vertheilen. Diejenigen, 
welche ihren Abhang von der Nordſei bilden die Fluͤſſe an der Küfte von Ca⸗ 
yenne und Surinam, und Diejenigen, welche gegen Süden fließen , fallen nach einem kur— 
zen Laufe in den Amazonenfluß. Sn dieſe Gebirge Haben fich, nach der Sage des Sandes, 
die Amazonen des Orellana geflüchtet: eine andere Sage aber, vie beſſer bewiefen feyn 
foll, ob fie gleich eben ſo ſchlecht aufgeklaͤret ift, verſichert, fie Hätten viele Adern von vers 
fehiedenem Erze. 

Den sten gegen Abend war die Veränderung ber Magnetnadel, die man bey der 
Sonnen Untergange beobachtete, fünf Grad und einen halben von Norden gegen Dften. 
Ein Stamm eines ausgeriffenen Baumes, welchen der. Strom an das Ufer getrieben, 
hatte zum Schauplatze diefer Wahrnehmung gedienet, und de la Condamine „ welcher ſich Ungeheuer 


über feine Größe verwunderte, war fü neugierig, daß er ihn maß. Ob er gleich ganz aus; großer Baum, 
getrocknet und feiner Rinde völlig beraubet war: fo hatte er dennoch) vier und zwanzig Fuß 


ifhen den Zweigen und Wurzeln, Man 
oͤnheit di en Ufern des 
Ind, die er aufnimmt. Den 6ten beym Anz 

bruche ver Nacht ließen die beyden Reiſenden den 


Fluſſes der Schanze 
dem nordlichen Ufer liegt, und feit furzem 


von den Portugiefen Paru, eine 
. banze wieder aufgebauet worden , wo fi) die Holländer alte helländi- 
ehemals niedergelaffen hatten, Damit fie nicht über den Ringu bey feiner Mündung ge⸗ ſche Schanze 
ben dürften, wo eine Menge Canote verloren gegangen: fo liefen fie aus dem Amazonen- 
fluffe in den Ringgu felbft durch) einen von Natur gemachten Gemeinfchaftsgraben ein, Die 
Eylande, welche die Mündung dicfes Fluffes in viele Canäle heilen, erlauben nicht, daß 
man feine Breite auf geometrifche Yet meffen kann. Dem Augenſcheine nach aber ift fie 


nicht über eine Geemeile breie, . Es ift eben der Fluß; welchen der P. Acunja Paranai⸗ 
ba, und der P. Fritz in ſeiner 


29 Karte Aoripana nennet; welcher Unterfchied von den une 
tetſchiedenen Sprachen Herrüßrer, Ringu ift der indianifhe Namen eines Dorfes, bey 

welchem eine Miffion an dem Ufer des Fluſſes, einige Meilen von feiner Mindung ift, 

Er koͤmmt, wie der Fluß Topayos, von den brafilianifihen Bergwerken herunter; und ob 

er gleich fieben oder acht Tagereifen von dem Amazonenfluffe einen Sprung hat: fo ift er 

dennoch über zween Monate im Hinaufgehen ſchiffbar. Seine Ufer haben einen Ueberfluß 

don zweyerley gewuͤrzhaften Bäumen 4), deren Früchte beynahe von der Größe einer Oli⸗ Zweyerley ge: 
ve ſind, wie die Mufcatennüffe gerieben werden ‚ und zu eben dem Gebrauche dienen. Die wuͤrzhafte 


Rinde Baͤume. 
) Der eine beißt Cuchiri, 


und der andere Puchiri, 




























46 Reiſen auf den Maranion 


De ls Con Rinde des erften hat den Geſchmack und Geruch von den Gewuͤrznelken, welche die Po 
damine, gieſen Cravo nennen, Diefes hat gemacht, daß die Franzofen von Cayenne den NM 
‚78 Crabe dem Holze gegeben , welches diefe Rinde trägt. De la Condamine beobachtet, v 
die morgenländifchen Specereyen noch andere verlangen ließen , fo würden diefe in Eu 

. befannter feyn. Indeſſen hat er doch) in dem Lande erfahren, daß fie nach Waͤlſchland 

England giengen, wo man fie zur Berfertigung verfchiedener ftarfen Getränke brauchele⸗ 


Der Amazonenfluß wird fo breit, nachdem er den Eingu eingenommen bat, daß M 
nicht würde von einen Ufer zum andern fehen koͤnnen, wenn aud) die großen Eylande, 
auf einander folgen, dem Gefichte erlauben würden, ſich auszubreiten. Es ift merkwuͤrh 
daß man hier anfängt, weder Muftiquen, noch Maringeinen, noch allerhand anderes 9 
gengefchmeiß weiter zu fehen, welches die Schifffahrt auf diefem Fluſſe am allerbefchmeri! 
ften machet. Ihre Stiche find fo grauſam, daß die Indianer felbft nicht ohne leinwan 
ne Dede reifen, um fich des Machts davor zu fichern. Man findet ihrer aber an dem t 
ten Ufer Feine mehr. Denn das entgegenftehende Ufer höret nicht auf, davon angefüllel 
feyn. De la Condamine glaubete, bey Unterfuchung der age der. Derter , er fönne der 
änderung der Richtung des Laufes des Fluffes Diefen Unterſchied zufchreiben. Er wel 
fich gegen Norden ; und der Oftwind, welcher daſelbſt faſt beftändig wehet, muß diefe I 
geziefer an das weftliche Ufer führen. 

Feſtung Eu: Die portugiefiche Feſtung Curupa, mo die beyben Keifenden den gten ankamen, w 

rupa. de von den Hollaͤndern erbauet, als fie Meiſter von Braſtlien waren. Sie iſt von Pol 

giefen bevölfert, und es find Feine andere Indianer darinnen, als ihre Sclaven. Die 4 

deffelben it angenehm, an: einem erhabenen Drte, an dem mittäglichen Ufer des HN 

ſes, acht Tagereifen über Para. Bon diefem Orte an , wo die Ebbe und Fluch fehr mil 

lich werben, gehen die Canote nicht weiter, als nur wenn Fluch iſt. Die Befchreibil 

. des Heren d' Ulloa hindert ung nicht, mit dem Herrn de la Condamine, der als ein Aug 

zeuge davon redet, noch genauer anzumerken, daß einige Meilen unter eben der Schd 

Fluͤſſe, die ei⸗ ein £leiner Arm von dem Amazonenfluffe, Namens Taſipuru, von dem großen C , 

—— > ber fich gegen Norden wendet, abgeht, und, da er einen entgegen gefegeten Weg gegen © 

* ben nimmt, die große Inſel Joanes oder Maraſo, umfaſſet, die auf allen Karten! i 
ſtellet wird. Bon da koͤmmt er durch Often gegen Norden und befchreibt einen halben 2 

kel. Bald darauf verliert er fih einigermaßen in einem von dem Zufammenfluffe v 

großen Flüffe gebildeten Meere, die er hinter einander antrifft. Die anfehnlichften | 

erftlich Rio de dos Bocas, Fluß zwoer Mündungen , welcher von der Vereinigung? 

beyden Fluͤſſe Guanapu und Pacajas, gebildet wird, bey feiner Mündung über zwo M 

len breit iſt, und den alle die alten Karten, wie Laet, den Fluß von Para nennen ; 5 

tens ber Fluß der Tocantiner, welcher noch viel breiter ift, als der vorhergehende, und 

man viele Monate braucher, wenn man ihn hinauf gehen will, der wieder Topayos und der # 

gu, aus den brafilianifhen Bergwerken Fommt, wovon er einige Stuͤcke in feinem Sande mitſ 

führer; endlich der Fluß Muju, welchen de In Condamine fiebenhundert neun und vierzig * 

fen breit, zwo Seemeilen weit im Sande fand, und worauf er eine portugiefifche Fregatte an 


2 


= 


; 


2) Des Herrn de (a Condamine Beobachtun: durch gereifet iſt, werden bis in ihren eigentliche 
gen von einigen Thieren in denen Ländern, wo er ſchnitt verſparet. a) Ebendaf a, d.177 U- pi gl 


‘ 


der Amazonenfluffe, VI Buch. VI Eapitel. | 

bie mit vollen Segeln Hinauf gieng, um noch einige Meilen Höher hinauf Holz zu Tifchler- — * 

arbeiten zu ſuchen welches in andern Gegenden ſelten und Eoftbar ift 2). £ = " 
An dem oftlichen Ufer des Muju liege die Stade Para, unmittelbar über dr Min _—# 

dung des. Capim, welcher einen andern Fuß aufnimmt, Guama genannt. Nach der — — 

Meynung des Heren de la Eondamine kann nur das Anfchauen einer Karte einen richtigen 

Begriff von der Sage diefer Stabr an dem Zufammenfluffe einer fo großen Anzahl Fluͤſſe 

geben, Ihre Einwohner, faget er , glauben ganz und gar nicht, daß fie an dem Amazo- 

nenfluffe liegen, wovon auch vermuthlich nicht ein einziger Tropfen ihre Mauern befeuchtet; 

beynabe ſo wie man fagen Fann , eg fomme das Wafler der Loire nicht nach Paris, obgleich 

diefer Fluß durch den briariſchen Canal eine Gemeinfchaft mit der Seine hat. Man -fager 

aber —* in der angenommenen Sprache, Para liege an der öftlichen Mündung des Ama- 

zonenfluſſes. 


De la Condamine wurde von Curupa nach Para, ohne wegen des Weges befraget zu 
werden, durch enge Canal⸗ gefuͤhret voller Ummege, die von einem Sluffe in den andern ges 
hen , und wodurch man die Gefahr ihrer Miündungen vermeidet. Da alle feine Sorgfalt. 
dahin gieng, feine Karte zu entwerfen: fo mußte er feine Achtſamkeit verdoppeln ‚ damit 

er nicht den Faden feines Laufes in diefem Erummen Sabyrinthe und unzähligen Cand- 
len verlor. 


Den ıgten deg Herbſtmonates, das ift beynahe vier Monate nad) feiner Abreife von Ankunft da- 
Cuenca, Fam er glücklich in das Geficht von Para, welches die Portugiefen groß Para, das ſelbſt. 
iſt den großen Fluß in der brafilianifchen Sprache, nennen. Er flieg bey einem Wohnpfa- 
se an das Sand, welcher dem Jeſuitencollegio gehoͤret, woſelbſt er acht Tage lang von den 
Superioren dieſes Ordens aufgehalten wurde, unterdeffen daß man ihm in der Stadt kraft 
eines Beſehles Seiner porkugiefifchen Majeftät an alle ihre Statthalter, eine Wohnung zus 
vechte machete. Er fa 


nd dafelbft den 27ſten ein ſehr bequemes und ſchoͤn meublirtes Haus 
mit einem Gatten, woraus man den Horizont des Meeres entdedet⸗ und in einer folchen 
tage, wie er fie zur Bequemlichkeit ſeiner W 


N ahrnehmungen gewuͤnſchet hatte, „Wir glau· Verſtellung 
„beten, ſaget er, bey unferer Ankunfe zu Para ‚als wir aus dem Gehölze des Amazonenfluf: von der Stadt 
„ſes heraus kamen, uns nach Europa verſetzet zu fehen. Mir fanden eine große Stade, Para- 
„gerade Gaſſen, ſchoͤne Häufer, die meiftens feit dreyßig Jahren erft von Steinen erbauet 
„Waren, prächtige Kirchen. Der unmittelbare Handel der Einwehner mit Liſſabon ‚ von 

„Da fiealle Jahre eine Kauffarthenflotte erhalten, machet esihnen leicht, fich mit allerhand Be- 
„quemlichkeiten zu verfehen. Sie erhalten die Waaren aus Europa durch Umfegung gegen 

„ihre Landesgüter, welche außer dem Staubgolde, das man aus dem innerften ande von 
„der brafifianifchen Kuͤſte bringe, die Rinde von dem Crabenholze, Saſſeparil, Vanille, 
„Zucker, Caffee und vornehmlich Cacao find,, a), 

Niemals ift die Breite von Para zu Sande 
ben Herrn de la Condamine bey feiner Auf 
fand fie durch verfchiedene Wahrnehmun 

as die Länge betrifft, ſo ließen ihn eine 


47 


genommen worden, und man verficherte 
unft, die Stadt läge gerade unter der Knie, Er 
gen einen Grad acht und zwanzig Minuten ſudlich 5), 
Mondfinfternig, welcheer den ıften des Windmonates 


1743 
des P. Fritz ſetzet diefe Stadt ei⸗ fa Condamine unterſchieden. Der neue portugieſiſche 
kaets feine iſi nicht merklich yom de Wegjzeiger hat einen Grad vierzig Minuten jdlich. 


b) Die Karte 
nen Grad füdlich, 


TER EEE 


48° | Reifen auf dem Maranjon 3 4 


De la Con: 1743 beobachtete, und zwo Immerſionen des erſten Trabanten des Jupiters 5), durch AU 
damine. nung urtheilen, daß der Unterſchied ver Mittageslinie zu Para von der zu Paris und 
174. drey Stunden vier und zwanzig Minuten gegen Weften fer. 


Andere Unter vielen andern Wahrnehmungen, deren einige die Abweichung und Zune 
Wahrneh⸗ der Magnetnadel, andere die Ebbe und Fluch betrafen, die zu Para fehr unordentlich 
mungen. war die wichtigſte, die fich unmittelbar auf die Geſtalt der Erde bezog, melche der H 

gegenftand feiner Reiſe war, die von der Länge der Pendule der mittlern Zeit, oder viell 
der Unterfchied der Länge der Pendule zu Quito und zu Para d). Meun Erfahruf 
wovon die beyden am weiteſten von einander entferneten nur drey Schwingungen Unter! 
bey acht und neunzig taufend fiebenhundert und: vierzig macheten, ließen ihn finden, daß 
Pendule von einer metallenen Stange in vier und zwanzig Stunden der mitelern Zeiln 
Para ein und drepßig oder zwey und dreyßig Schwingungen mehr, als zu Duito, und 
zig bis ein und funfzig mehr, als zu Pichincha, Hundert und funfzig Toifen über Quito, 
chete. Hieraus ſchließt er, Daß unter der Linie zween Körper, wovon der eine in einer # 
hen Ebene mit dem Meere ein taufend fechshundert Pfund, und der andere taufend PI 
wiegen würde, wenn fie, der erfte-auf eine Höhe von ein faufend vierhundert und funfzig 
der andere von zwey taufend und zweyhundert Toifen gebracht würden, ein jeder übe 
Pfund von feinenr Gewichte verlieren würde e), : 


Es war nörhig, die eigentliche Mündung des Amazonenfluffes zu fehen, damit die) 
te von diefem Fluffe vollender würde, und fo gar feinem nordlichen Ufer bis an das ni 
- he Borgebirge zu folgen, wo er feinen Lauf endige. Dieſe Urfache war hinlaͤnglich, 
Heren de la Eondamine zu bewegen, daß er den Weg über Cayenne nahm, von da MI 
vade nach Frankreich gehen Fonnte, Da er fich alfo der portugiefifchen Flotte, welche 
zen des Chriftmonates nach Liffabon abgieng, nicht, wie Maldonade, zu Nuge gemacht 
te: fo fah er fich, nicht fo wohl durch die widrigen Winde, die in dieſer Jahreszeit wi 
als vielmehr durch die Schwwierigfeit Ruderburſche zu befommen, bis zu Ende des Ja 
Anmerkan⸗ zu Para aufgehalten. Die Pocken hatten die meiften Indianer verjaget. Man bem 
gen über die zu Para, daß diefe Krankheit den erſt Fürzlich aus den Gehölzen gezogenen Indianerf 


ne en in giſſionen, die noch nackend gehen, weit fehädlicher ift, ats denjenigen, die feit langer‘ 
























©) Den Stenund 2oſten des Chriſtmonates eben ©) Beynahe wie es gefchehen müßte, wenn 
deffelben Jahres. 2 \ eben die Erfahrungen unter der zwey und B 
d) Eine von diefen beyden Städten iſt am Ufer zigſten und acht und zwanzigften Parallele 
des Meeres ; die andere vierzehn bis funfzehnhun: Rewtons Tabelle, machete; oder gegen bie IN 
dert Toifen über deffen Flache; und alle beyde un: zigſte und fünf und zwanzigfte, nach der ® 
ter der Linie. Denn anderthalb Grad ift hier chung der unter der, Linie und an verfchiedenen 
von keiner Wichtigkeit. De la Eondamine war in Europa gemachten unmittelbaren Erfahrun 
im Stande, dieſen Unterſchied vermittelſt einer Mebrigens erinnert de la Condamine, daß die 
unveränderlihen Pendule acht und zwanzig Zoll Herftehenden Zahlen nur den wahren eigentl 
lang, welche ihre Schwingungen uͤber vier und nahe kommen. A.d.182©. - 
zwanzig Stunden behielt, und womit er viele 5) Man finder in dem Hifkorifchen Tage 
Wahrnehmungen zu Quito und an einem Orte des Heren de In Condamine verfchiedene uͤmt 
auf dem Berge Pichincha angeftellet hatte, welcher die er hier nicht wiederholet hat. Para 
ſiebenhundert und funfzig über den Boden zu Qui-⸗ er, iſt der Sitz eines Bishumes und DR 
to erhaben iſt, zu beſtimmen. A. d. 181S. die einzige europaͤiſche Pflanzſtadt, worinnen 


— — 


oder Amazonenfluſſe. VI Buch, VI Capitel. 


49 
unfer ben Portugiefen leben und Kleider fragen. Die erften, welche eine Art von zweylebi. De la Eon: 
gen Thieren find, und ſich eben fo oft im Waſſer, als auf dem Sande, aufhalten, auch von damine. 
ihrer Kindheit an zu ben Ungemächlichfeiten der Luft abgehärtet find, Haben vielleicht eine _ #3, 
dichtere Haut, als der andern Menfchen ihre; und de la Condamine iſt geneigt, zu glauben, 
dieſe einzige Urſache koͤnne den Ausbruch bey ihnen deſto ſchwerer machen. Leber diefes fo kann 
auch ihre Gewohnheit, die fie haben, fich den Leib mit Roucou, Genipa und verfchiedenen 
fetten und dicken Delen zu reiben ‚die Schwierigkeiten noch vermehren, Diefe legte Muth: 
maßung fcheint Durch eine andere Anmerkung beftätiger zu werden; daß nämlich die Neger⸗ 
felaven , die nach Africa gebracht werden ‚und welche nicht eben vie Gewohnheit Haben, eben 
dem Uebel beffer widerftehen , als die Sandeseingebobrenen. Ein wilder Indianer, der erſt 
kuͤrzlich aus den Gehoͤlzen gefommen iſt, iſt ordentlicher Weife ſo gut, als todt, wenn er von 
dieſer Krankheit angegriffen wird. Indeſſen hat eine gluͤckliche Erfahrung zu erkennen ge- 
geben, daß es mit den künftlich gemachten Blartern nicht eben fo feyn würde ‚ wen diefe 
Art einmal in die Miffionen eingeführet wäre, und die Urfache Diefes Unterſchiedes iſt nicht 
leicht zu finden. De la Eondamine erzäßler,, dag funfjehn oder fechzehn Jahre vor feiner Deren Ein 
Ankunft zu Para ein Carmeliter Miffionarius, da er geſehen, daß alle feine Indianer einer Pitopfung 
nad) den andern geftorben, und da er aus einer Zeitung von dem Geheininiffe der Ein n a 
pftopfung etwas vernommen, welches damals viel taͤrmen in Europa verurſachete ‚ dafür verfüchet. , 
hielt, fie koͤnnte wenigſtens einen Tod zweifelhaft machen , der bey den ordentlichen Hülfss 
mitteln nur gar zu gewiß wäre, in folcher natürlicher Vernunftſchluß hätte allen denjeni— 
gen einfallen follen , welche von d Diefer Ordensmann 


er neuen Wirkung reden hörcten, 
aber war der erfte in America ‚ welcher das Herz hatte ‚ die Einpfropfung zu verfuchen, Er 
noch nicht davon waren angegriffen wor: 


ließ allen denen Indianern in der Miffton , welche 
und von dieſem Augenblicke an verlor er nicht einen einzigen, Ein 


den, folhe einpfropfen ; 

anderer Miffionarius zu Rio Negro folgete feinem Benfpiele mit eben dem Erfolge. Nach 

zwoen fo bewährten Erfahrungen füllte man ſich einbilden , es wuͤrden alle Diejenigen, wel- 
che indianifche Sclaven hatten, bey der Seuche, welche den Herrn de la Condamine zu Para 
aufhielt, ihre Zuflucht zu diefem Huͤlfsmittel genommen haben, um fie zu erhalten. Gr 
wuͤrde es felbft geglaubet haben, ſaget er, wenn er niche ein Zeuge von dem Gegentheile ge- 

weſen wäre, Man dacht noch nicht daran als er von Para abveifete f) = 
r 


Geld im Gange war. Die gemuͤnzeten Stücke, „hatte ihm verſprochen, es niemand zu fagen. 


find nachher cingeführet worden, Damals aber „Nachdem der Statthalter zu Para mir die Ab⸗ 
war die einzige Courantmuͤnze der Cara, : = - „schrift von den Befehlen Seiner portugieſiſchen 
Bey Gelegenheit der Abreife des Maldonado, wel⸗ Majeſtaͤt wieder zugeſtellet hatte, und wir das 


her ſich nach Liſſabon auf eine portugieffcjeFintte „freymuͤthige und offenherzige Bezeugen des Com— 
einſchiffete, fanet ev: „dag Beyſpiel des P Fritz, 


nandanten geſehen hatten: fo that ich mein mög: 
„eines ſpaniſchen Miffionars zu Maynag, welcher „lichſtes, den Heren Maldenado zu Bewegen, gleis 
„den Fluß bis nach Para im 1689 


Sahre hinunter ‚sches mit gleichem zu vergelten. Sch fellete ihm 
„gieng, um daſelbſt feine Gefundheir wieder herz „vor, der Paß machete keinen Unterſchied unter 
vduſtellen, und welchen der Statthalter diefer Stadt 


} »irgend einer Nation; weil er ſich auf alle dicjes 
„über ein Jahr fang behielt, hatte den Herrn Malz „tigen erſtreckete, die mic begleiten würden; dep 
„donado in Furcht geſetzet, fich für einen Spanier ‚alte Starehalter, welcher den P. Fritz aufgehal⸗ 
„unter den Portugieſen auszugeben. Seine An: „ten, wäre von feinem Hofe deswegen getadele 
„verwandten und Freunde hatten es ihm fuͤr ſeine „worden, und hätte Befehl bekon min, ihn mie 
„Abreiſe von Quito Fark eingebunden , und ich „großen Ehrenbezengungen wieder in feine Miffion 

Allgem, Reifebefchr. XVI Band, 6 uruͤck 


—— 


De la Con⸗ 


1744. 


so | Reifen auf den Maranjon 


Er fehiffete fich den zgften des Chriſtmonates in ein Canot des Generales ein 8) | 
damine. Hatte zwey und zwanzig Ruderburſche bey fich, war auch mit Empfehlungsfchreiben A 
Franciſcaner Miffionarien der Inſel Joanes oder Marajo verfehen, die ihm neue Ru 







De la Sonda, burſche zur Forrfegung feiner Reife beforgen follten. Da er aber in den vier Dorfſcho 


mine verläge dieſer Vaͤter Feinen guten Lootsmann hatte finden fönnen, wo er in den erften Tagen 
Jenners 1744 anfam, und er alfo der Unerſahrenheit feiner Indianer und der Furl 
keit des Mamelus A), den man ihm gegeben hafte, fie zu regieren, überlaffen wat 
brachte er zween Monate auf einer Reiſe zu, die nicht vierzehn Tage erforderte, 


Mara. 


Beobachtun⸗ 


beyden Muͤn⸗ durch die große 


dungen. 


Einige Meilen unterhalb Para gieng er uͤber die oſtliche Muͤndung des Amazonen 
gen wegen der ſes oder den Arm von Para, welcher von ber wahren Mündung, welche die weſtliche 
Inſel Joanes, die zu Para mehr unter dem Namen Marajo bekann 
abgefondert wird. Diefes Eyland nimmt allein faft den ganzen Raum ein, welche? 


beyden Mündungen des Fluſſes abfondert. 


hundert und funfjig Seemeilen im Umfange. 
Inſeln 5), Der Arm von Para fünf oder fechs Meilen unterhalb der Stade ift ſchon | 
drey Seemeilen breit und wird immer noch breiter. De la Condamine fuhr an der E 

des Eylandes von Süden gegen Norden, dreyßig Seemeilen weit bis an feine legte SP 
welche Magnan hieß und fo gar den Canoten wegen feiner Klippen. fehr gefährlich 
Jenſeits diefer Spige wandte er fich gegen Welten, wobey er ftets der Küfte des Eylal 
folgete, welche über vierzig Seemeilen läuft, ohne fich faft von der Linie zu entfernen. 
ſah zwey große Eylande, die er gegen Norden ließ, wovon das eine Machiana und 
andere Caviana genennet wird, Sie find beyde heutiges Tages wüfte, wurden aber 
Alters von der Voͤlkerſchaft der Aruacr bewohnet, die zwar heutiges Tages zerſtreuet 
jedennoch aber ihre befondere Sprache behalten hat. Der Boden diefer Eylande, wie! 


„zuruͤck zu führen; die gegenwärtigen Umſtaͤnde 


- „wären viel günftiger, weil die beyden Höfe, Spar 


„nien und Portugall, feit langer Zeit in gutem 
„Vernehmen wären. Er empfand die Stärfe die: 
„fer Gründe: eine boͤſe Scham aber hielt ihn zur 
»ruͤck. Er hatte fich für einen Franzofen ausge: 
„geben, und hatte als ein folder von dem Statt: 
„halter Empfehlungsfchreiben mach Liffaben bekom⸗ 
‚men. Er getrauete jich nicht; den Verdacht zu 
„bekennen, den man ihm beygebracht hatte. Dieß 
„iſt noch nicht alles; er verlangete auch von mir, 
„ich ſollte auch nach feiner Abreife nichts ſagen. 
IIch habe mich die Zeit meines Lebens in keiner 
„folchen Verlegenheit befunden. Auf der einen 
„Seite warf ich mir vor, daß ich die Freymuͤthig⸗ 
„keit eines Mannes von vielem Verſtande und 
„vielen Berdienften, der mich mit HöflichFeiten über: 
„haͤufete, durch eine Verſtellung bezahlete, die ei: 
„ner Betruͤgerey ähnlich ſah; und auf der andern 
„Seite Eonnte ich das Vertrauen meines Frenndeg 
„nicht verrathen. Ich vermied, fo viel mir eg 
„möglich, war, mit dem Statthalter befonders zu 


. 

























Sie hat in einer unregelmäßigen Geftalt! 
Ale Karten fegen dafür eine Menge M 


„reden, welcher oftmals von dem Heren Maldo 
„mit mir ſprach „. 
De fa Eondamine ſtund bey feinem Aufent) 
zu Para in genauer Freundfchaft mit einef 
lehrten Geiftlihen, dem Sohne eines Fran 
der fih in diefer Stadt gefeget hatte, Es mil 
ches Dom Anurenzo Alvares Roxo de, PN 
Großcantor der Domkirche und Greßvicar DE 
fhufes. Er hatte viele Neigung zur Mall 
fhichte und Mechanik. Viele curidfe Stuͤcke 
mit er den Herrn de la Condamine bejchel 
und andere, die er ihm nachher fchickere, ME 
ein Theil von denjenigen aus, die er in das ” 
net des Föniglichen Gartens gefeget hat. 4 
Porflis iſt beutiges Tages Eorrefpondent der 
demie der Miffenfchaften. Tageb. a. d. 196 u. 
g) Her d' Abreu de Caftelbranco, I 
Höflichkeit de la Condamine fehr ruͤhmet. 
Titel waren: Excellentiſſino Senhor Gover” 
e Capitan General do Eflado do Maran 
Derjenige, welchem Herr d'Abreu aufge 
hatte, das Canot auszueäften, hatte fh I 


| oder Amazonenfluffe, 


eines großen Theifes von der Inſel Mara 
nicht zu bewohnen. Als de la Condami 
fie fich gegen Süden beuget: fo gerieth 


ſes gegen uͤber, weiche von den Portugi 
verleget worden. Es würde unmöglich 
Über den Fluß zu gehen, wenn der Canal 


vr Buch. VI Capitel. a 


jo ihrem ift meiftens unter Waffer gefeßet, und faft De Is Con 
ne die Küfte von Marajo an dem Drte verließ, wo 
er wieder in das eigentliche Bette oder den Haupt⸗ 
canal des Amazonenfluffes, der neuen Schanze von Macapa an dem oftlichen Ufer des Fluſ⸗ 
efen zwo Seemeilen gegen Norden von dem alten 
feyn, an diefem Orte in den ordentlichen Canoten 


Osmine, 
1744, 


eben, nicht durch Eleine Eylande zufammen gezogen würz 
de, unter deren Bedeckung man mit me 


nimmt, von einem 
zwo Meilen übrig, 


Schanze Macapa gab 


Der Boden von Macapa ift au 
fers erhaben. 


ener unbefegter Boden, der 


hr Sicherheit 

zum andern zu gehen. Won dem fe 
In diefer legten Ueberf 
der , und zwar zum letztenmale ‚ über die Linie. 


ſchiffet, wenn man feine Zeit wahr⸗ 
sten bis nach Macapa find noch über 


ahrt gieng de la Condamine noch einmal wies 


Die Beobachtung der Breite bey der neuen 


ihr nur allein drey Minuten gegen Norden 


f zwo oder drey Toifen hoch über die 
Nur das Ufer des Fluſſes ift mie Bäumen bedecket. 
Landes ift ein eb 


Fläche des Waf- Veränderung 


Das Inwendige des des Bodens 
e, 


te, welchen man von der Art feit der Corpif. gegenNorden 
liera in Quito antrifft. Die Indianer verfichern, er gi 


Norden und man fünne von da zu Pferde bis an die Quellen des Oyapo 
Von dem an die Quellen des Oyapoc graͤnzend 
Apruague, die man auch in der See, viele 


deckete Ebenen reiten, 
gegen Norden die Gebirge 


den von der Küfte ſehr deurlich wahrnimmt, 
nachbarten 


Höhen bey Cayenne können gefehen 


enge fo immer weiter fort gegen 
e durch große unbe- 
en Lande ficht man 
Meilen gegen Nor 


Sie müffen alſo noch vielmehr von den be: 
werden R), 


Zwiſchen Macapa und dem nordlichen Vorgebirge, an dem Orte, wo der große Canal Sonderbarer 
des Fluſſes durch die Eylande am dichteften zufa 


mmen gezogen if, 


vornehmlich dev großen Umftand bey 
Mündung des Arauary gegen über, welcher an der Nordſeite in d 


gert, das Geld zu nehmen, welches ich ihm an⸗ 
both, faget de la Condamine 


\ . ch trug alfo in 
dem Augenblicke meiner Abreiſe ingeheim zweyhun⸗ 
dert Cruſaden (ungefaͤhr fünfhundert franyafifeje 


Livres) zu einem reichen Kanfmanne , dem ich aufs 
trug, fie für die Fracht meines Canotes ihm zu: 
zuftellen. Sch Habe feit meiner Zuruͤckkunft nad) 
Frankreich erfahren , daß die Summe nicht ange 
nommen worden, und daß fie auf Befehl: des 
Statthalters in Verwahrung geblieben. Bey dies 
fer Gelegenheit Habe ich erfahren „wie weit fich die 
Defehle und die Freygebigkeiten ſeiner portugiefi- 
ſchen Majeftät erſtrecket hatten, Tageb 4.0.1995, 
h) Man nennet in Brafilien Mamelus ge: 
wife Kinder der Portugiefen und Indianerinnen. 
Man ſehe unten die Beſchreibung von Brafilien. 
’) Sie würden von ungefähr und nach Belie⸗ 
ben hingeſetzet zu ſeyn feheinen, wenn eg nicht au⸗ 
genfcheintich wäre, daß fie von der Karte aus dem 
Flambeau de Mer abcopiret wären, welche in die; 


ſem Theite mit vielen falfihen einzelnen Stücken 
angefüller iſt. 


en Amazonenfluß fällt, er und 
zeige diuth. 

n dieſen Vermuthungen ſchließt de 
Ia Eondamine, man würde, wenn man im fünften 
Grade nordlicher Breite von Cayenne abreiſete 
und gegen Süden gienge, fehr bequem zween, drey 
und vieleicht auch vier Grade von der Mittags: 
linie haben meffen Fönnen, ohne aus den franzöft: 
ſchen Ländern zu gehen, und unterwegens dag In⸗ 
nere der Länder kennen lernen, die bisher noch. 
wicht vecht bekannt find. Endlich würde man, 
wenn man gewollt hätte, mit portugiefiichen Päf: 
jen, die Meffung bis an die Parallele von Mas 
copa, das ift bis unter die Linie ſelbſt, haben treiben 
koͤnnen. Die Ausführung diefes Vorfchlages, faget 
er, wuͤrde viel leichter gewefen feyn, als er es ſelbſt 
geglanber Hätte, da er es ber Academie der Wiſ⸗ 
ſenſchaften ein Jahr vorher vorgeſchlagen, als man 
von der Neife'nach Quito geredet, Wo man mehr 
Leichtigkeit zu finden glaubete. Er geſteht aber, 
dag es möthig geivefen, die Derter zu ſehen, um 
von dem gewiß zu feyn, was er vorgefchlagen. ebens 
daſ. Ad, 192 S. 


2 


k) Aus alle 


—⸗ 


S 


nn “— — 


33 Reifen auf den Maranjon 


De la Con: zeiget die Ebbe und Fluch etwas fonderbares.. In denen drey Tagen, die dem Boll 
damine. de und Neumonde am nächiten find, wo die größte Ebbe und Fluch zu feyn pfleget, ot 
1744, das Meer in einer oder zwoen Minuten zu feiner größten Höhe, daes fonft fat ſechs 4 
den brauchet, anzulaufen. Man hoͤret anfänglich eine oder zwo Seemeilen weit ein FI 
terliches Geräufch, welches die Pororoca anfündiger, Diefen Namen geben die JM 
ner dieſer entfeglichen Fluth. Das Geräufch nimmt zu, fo wie fie heranfonme; und! 
‚darauf erblicker man ein Borgebirge von Waffer zwoͤff bis funfzehn Fuß hoch, darnach 
‚anderes, darnach noch ein drittes und zuweilen auch noch ein viertes, die dicht auf ell 
der folgen, und welche die ganze Breite des Canales einnehmen. Diefe Meereswoge 
mit einer ungeheuren Geſchwindigkeit vor, zerbricht und fhläge ‘alles nieder, was ih 
derſteht. De la Condamine fah an einigen Orten ein großes Stück Sand von der PA 
roca wegführen, ftarfe Bäume aus der Erde reißen, und allerhand andere Verheer ii 
anrichten. Das Ufer, wo fie hinkoͤmmt, ift auch überall fo rein, als wenn es ſorgſ 
gefeget wäre. Die Canote, die Piroguen und die Barken ſelbſt find von der Wurh U 
Fluth nicht anders ficher, als wenn fie an einem Orte liegen, wo tiefer Grund if, 
Ihre Erklaͤ⸗ De la Condamine, welcher ſich nur begnuͤget, die Urſachen der Begebenheiten an 
rung · gen, hat an vielen andern Orten bemerket, ſaget er, wo er die Umſtaͤnde bey dieſem Bl 
le unterfuchet hat, daß folches bloß gefchieht , wenn die Fluch in einem engen Canale an! 
oder dahinein geräth, und unterwegens eine Sandbank oder einen hoben Grund an 
welcher ihr Hinderniß machet; dafelbft und fonft nirgend fängt die heftige und unordl 
‚He Bewegung des Waffers an, und hörer ein wenig über der Bank auf, wenn der Ü 
‚wieder fief wird, oder ſich auf eine anfehnliche Arc ausbreiter/), Cr feßet hinzu, es ge 
be etwas dergleichen bey den orcadifchen Eylanden, und an der Einfahrt in die Garal 
wo man diefer Wirfung der Zluch den Namen Maſcaret giebt, | 
De la Conda⸗ Die Jndfaner und ihr Haupt, welche befürchteten, fie möchten in denen fünf Ta 
mine geräth die zu der großen Fluth noch Bin wären, nicht bey dem nordlichen Vorgebirge angelall 
— koͤnnen, welches nur noch funfzehn Meilen entfernet war, und über welchem hinaus 
* einen Schuß wider die Pororoca finden kann, hielten den Herrn de la Condamine auf 
ner wuͤſten Inſel zurück, wo er feinen Ort fand, wo er feinen Fuß trocken hinfegen M 
ee; und wofelbft er, aller feiner Vorſtellungen ungeachtet, neun ganzer Tage lang aufge? 


















HO Ebendaf. a. d. 195 ©. „Bergen, deren verſchiedene Spige und Hall 
. m) Ev bemerket einen ſehr gefährlichen Be „gen ſehr umſtaͤndlich vorgeftellet werden. G 
auf den Seekarten , wegen der Gegend, woran die „wohl ift es böchft wahr, daß man niche DEANT 
Schiffe die Küfte erkennen, umd wodurch vielleicht „tingften Schein eines Huͤgels auf dem 

viele umgekommen find, twie Diejenigen, wovon er „wahrnimmt, fo weit das Geſicht reichen "7 


die Trümmern auf der benachbarten Küfte fah, wel: 
he gegen Norden bis an das Vorgebirge Orange 
läuft. Die Wichtigkeit der Materie erfordert eg, 
daß feine Erklärungen bier angeführee werden. 
Nichts ift der Wahrheit weniger gemäß, fageter, 
als die Ausſicht und der Anblick diefer Küfte po, 
» wie fie in der Seefackel (Flambeau de Ja Mer) 
„einem aus dem Hollaͤndiſchen in alle Sprachen 
uͤberſetzeten Buche, abgezeichnet find. Man fieht 
„daſelbſt die Vorſtellung von einer langen Kette von 


k 


„Die Küfte iſt ein niedriges und unter Waſſek 
„hendes Land, mit Manglebäumen bedecket, DIE 

„weit in die See hineingehen. Eben diefelbel 
„laͤndiſchen Karten, und nach ihnen alle at 
„verſtellen auch die Sufel Marajo oder TO 
„und machen aus einer einzigen Inſel ein % 
„von Inſeln mit Kanälen dazwiſchen, dere | 
„fen nach dem Bleywurfe angezeiger finde < 
Eondamine findet nur ein Mittel, dasjenige 
er gefehen hat, mit der Karte zu vergleichen / 











ober Amazonenfluſſe. VI’ Buch. VI Capitel. 


wurde, um fo lange zu warten, 
weniger als zween Tagen nach dem noroli 
das letzte Vierthel und die kleineſt 
men; und da die See fiel, ſo zo 
nicht bis an das Canot. 


cher Zeit feine Ruderburfhe, deren Arbeit au 
hatten, als daß fie von fehr weit Her , halb fü 


Guͤrtel in dem Leimen giengen 


er noch immer einen Grad ‚ein 
ches in einen verhärteren Leimen 
die Veränderung der Magneten 
als zu Pauris, Er hatte auch 
len Seiten herum 
ſtatt derjenigen hoben Gebirge, 


fen Fluthen des folgenden Neumondes e 
flott, allein mit einer neuen Gefahr; 
Schnelligkeit in dem Leimen binftreich 


den Namen der fieben Tage Bauf 
dung des Arauari an, welche beutig 


che diefes Borgebirge decken, 
bey er beobachtet, 


zehn Minuten Morderbreite iſt, und no 


machen feheint, doch in der That über fünf; 


ft, daß er vermuthet, es Haben die Erde und der 
Leimen , welche von dem Amazonenfluffe, und von 
der Ebbe und Fluch des Meeres zufammen gefüh: 
vet worden, mit der Zeit aug vielen Inſeln eine 
gemacht, deren Boden fich befeſtiget und erhebt, 
nachdem er von den Einwohnern zu Para bebanet 
wird, welche dafelbft viele Sitze und dieles großes 
Vieh haben. Diefe Urfache nebft der Eigenfchaft, 
welche die Manglebäume haben, ſich durch ihre Zivei: 
ge fortzupflangen , welche Murzeln werden, Kann 
auch gemacht haben, daf die Küfte des feften Lan— 
des viele Meilen gegen Oſten weiter vorgeruͤcket iſt, 
md auch wohl fo weit, daß die Berge in dem tt: 
nern des Landes nicht ferner in der See koͤnnen ges 
ſehen werden; wie es viefeicht vor hundert Jah— 


bis der Vollmond vorbey wäre, 
hen Vorgebirge, . 
e Fluth war, fhrandere fein Canot auf eine Bank von Lei⸗ 
g fie fich weit zuruͤck. Den 
Kurz, er brachte fieben Tage in diefem Zuftande 

fgehoͤret hatte, Feine 
ßes Waſſer Hohleten , 
Er Hatte Zeit, faget er, im Angefichte des nordlichen Vor— 
gebirges feine Wahrnehmungen 3 ſehr überdrüßig zu werden, daß 
Sein Canot, wel- 


u wiederhohlen mn), 
und fünfzig Minuten Morderbreite war, 
eingefaffet war, wurde ein feftes Obfervatorium, Er fand. 


adel vier Grad Nordoſt ‚ das iſt drittehalb Grad weniger, 


eine ganze Woche lang Zeit und Muße, 
gehen zu laſſen, ohne weiter erwas zu entdecken, 


deren Spigen fehr umfländlich in d 
vorgeftellet find, welche ven Karten in der Seefächel 


chen Vorgebirges, und den 
einläuft, find der Fluß und die Bay Dinc i 
es haͤtten die Portugieſen ihre Urſachen 
poe zu vermengen, deſſen Muͤndung unter dem Vor 
elche, 


ungeachtet des Artikels in 
den, der aus dem Oyapoc und dem Fluſſe Pinzon'nur einen einzigen und einerley Fluß zu 


ig Seemeilen von einander find 2), Die fran⸗ 
& 


Den andern Morgen aber, da 


folgenden Tag kam die Fluch 
zu, unter wel: 
woben fie bis an den 


und eg 


fein Geſicht auf al- 
als Manglebäume an- 


beygefüget worden. Bey den gro- 


ndlich machete ihn die Anſchwemmung felbft wieder 
diefe führete das Canot weg, und ließ es mit mehrer 


en, als es de la Condamine am Pongo erfahren, 
Einige Meilen gegen Weften von der Banf ‚ welcher er we 


gab, und in eben der Höhe t 


gen feiner Begebenheit, 
vaf er eine andere Mün- 


es Tages durch Sand verfchloffen iſt. Diefe Mün- 
dung, faget er, und der breite und tiefe Canal 


Neordfeite zwifchen dem feften Sande des nordli 


welcher dahinein fuͤhret, wenn man vonder 
en Eylanden, wel⸗ 


gehabt, ſie mit dem Fluſſe Oya⸗ 


3 zoͤſi⸗ 
ren geſchehen, da die Ausſicht davon gezeichnet wor⸗ 
den. Dieſe Muthmaßung, welche der Anblick des 
Landes bey dem Herrn de la Tondamine an dem 


Orte felbft erweckete, war ihm entfallen, als er. 


1745 feinen Bericht davon herausgab. Es fehlet 
ihr nicht an Wahrſcheinlichkeit, wenigſtens iſt fie 
glaublicher, als daß man vermuthen ſollte, der 


Verfaſſer der Karten in der Seefackel habe feine Le⸗ 


fer nur zu betrügen geſuchet. Tagebuch, a. d. 202 
und 203 S. 


”) Zu Gewährsleuten deſſelben fuͤhret gr die af. 
ten Karten und Originalſchriftſteller an, welche vor 
der Niederlaſſung der Portugieſen in Braſilien von 
America gefchrieben haben. 


53 
Bon ba begab er fihinDe la Eon: 


damine. 
1744. 


Er bringt 


andere Beſchaͤfftigung — 


enen Beſchreibungen 


Die Fluͤſſe Oy⸗ 
apoe und Vin⸗ 
gebirge Orange im vierten Grade funf⸗ cent Pinzon 


x .„_töerden ver- 
‚dem Utrechter Frie⸗ menget. 


RE RN, 


De la Conszöfifche Schanze Oyapoc, weldie an dem norblichen Ufer des Fluſſes gleiches Nam 


dem Gifte der gifteten Pfeile, Die er über ein Jahr verwahrete, feine Wirkſamkeit behielt; und ob der 


———— Reifen auf dem Maranjon 



















2 


damine. ſechs Meilen von ſeiner Muͤndung liegt, iſt drey Grad fuͤnf und funfzig DIN 
1744. Norderbreite. 

Condamine Nach einer zweymonatlichen Schiffahrt zu Waſſer und zu Lande, wie de Ian Conde 

fömme nach ne fie ohne Vergrößerung nennen zu fonnen glaubet, weil die Küfte zwifchen dem nel 

Cayenne» chen Vorgebirge und dev Kuͤſte von Cayenne fo flach) ift, daß das Steuerruder unaufho 

in dem $eimen fährt, fam er den 25ften des Hornunges an das Ufer von Cayenne, 7 

weis, daß Richer, ein Mitglied der Academie der Wiſſenſchaften, in diefer Inſel, 

die Entdeckung von der Ungleichheit der Schwere unter verfchiedenen Parallelen gemacht! 

und daß feine Erfahrungen die erfien Gründe von ven Theorien der Herren Huygens 

Newton wegen der Geftalt der Erbe geweſen. De la Condamine hatte fich vorgenomm 

eben die Erfahrungen dafelbft zu wiederhohlen, worinnen er fehr geibet war, und die WF 

tiges Tages mit weit mehr Genauigkeit, als fonft gefehehen. Sie gehören nicht in DI 

Abfchnittz fie macheren aber auch nicht die einzige Sorgfalt diefes Gelehrten aus; undl 

der Menge anderer Wahrnehmungen 0) giebt uns feine weitläuftige Kenntniß einige all 

Hand, die fich beffer zu unferee Abſicht ſchicken. A 

Zuerft machete er einen Verſuch mit feinen Samenförnern der Quinquina, welched 

mals nur erft acht Monate alt waren, und ihm Hoffnung macheten, den Verluſt der H 

. gen Pflanzen eben dieſes Baumes wieder zu erfegen, Die er nicht Hatte erhalten koͤnnen, 

wovon ihm die leßte Durch eine Meereswelle entführet wurde, melche fein Canot an ® 

Vorgebirge Drange beynahe verfenker hätte. So zarte Samen aber, die fo große H 

ausgeftanden hatten , gingen zu Cayenne nicht auf, 


Verſuche mit De la Condamine hatte die Neugier, zu Cayenne zu verſuchen, ob das Gift der! 


indianischen cker ein fo Fräftiges Gegengift fen, als man ihn verſichert hatte. Diefe beyden Erfa 
Pfeile: gen wurden vor ben Augen des Heren d’Orvilliers, Commandanten der Colonie, vi 
Befehlshaber von der Befagung und des Arztes des Königes gemacht. Eine Henne, 
mit einem Eleinen Pfeile, deſſen Spitze feit dreyzehn Monaten mie Gifte überzogen M 
und den man durch ein Blaſerohr auf fie ſchoß, leicht verwundet wurde, lebete noch f 


0) De la Condamine machete Erfahrungen von iſt, Er fuhr einige Fläffe des feften Landes 


fi 





der Gefchwindigfeit des Schalles, um fie mit de: 
nen zu vergleichen, die er in einer ganz andern 
Himmelsgegend gemacht hatte. Er beftimmete auf 
eine geometrifche Art Die Lage von dreyßig Bis vier 
zig Puncten , fo wohl auf der Inſel Cayenne, als 
auf dem feften Lande und auf der Küfte; unter an: 
dern einige Felfen, und befonders denjenigen, wel: 
hen man den Connetable nennet, und welcher 
den Schiffen zum Mierkzeichen dienet, das Land zu 
erkennen. Er nahm die Winfelder Höhe der Vor⸗ 
gebirge und ſichtbarſten Berge, Wenn man ihre 
Höhe recht ennete; ſo wuͤrde ſolches von einem gro: 
fen Nutzen feyn, in der See zu wiſſen, wie weit 
man voneiner Küfte fey, woran ſehr viel gelegen 


auf, um ihre Umwege durch Fahrten und UT 
zu mefjen, und um werföhiedene Breiten zu 99 
achten, Diefes find Diaterialien, welche we 
dienen koͤnnen, eine gute Karte von diefer EX 
zu machen. Seine Beobachtung der Breite 
fehung der Stade Cayenne felbjt , gab ihm. 

des Heren Nichers feine , ungefähr fünf Grad! 
und funzig Minuten Nlorderbreite; und vier 
achtungen des erften Supiterstrabanten, DIENT 
fi) einfermig waren, ließen ihn den Unterſchi 
Mittagslinie zwiſchen Cayenne und Paris und“ 
einen Grad weniger finden, als er in dem Bucht 
noiffance des Tenis angegeben iſt.  Nicher I 
zu Cahenne feine Beobadhtung der JUNk 










Vierthelſtunde. Eine andere, die mie ei 
durch Waffer verdinnere Gift getunf 
der herauszog, 


Bald darauf folgeten die B 
ſtarb fie dennoch, Eine dr 
funfet worden, geftochen wurde } 
fam, gab nicht Das 
fes Gift ift ein Ertract von den S 
meiden, die durch das Feuer hera 

» 8 kaͤmen über d 
naer, welches das beruͤhmteſte u 


mit dem machete er auch diefe Probe, 


Es ift ſehr zu 
fern , welche ohne Aufhören ein fo ficher 


es 

rer Eiferſucht und ihrer Mache 
Verfchiedene Verſuche 
wunderſame und ſtets neue Sache ihrer 
Die Gelbeſucht, wovon er 
ten ihn, ſolche zu wiederhohlen. 


e la Condamine, welcher durch verſchiedene 
ſechsmonatlichen Aufent 
Defehtshaber ſchaffete, und begab fich nach Surinam — 


de, reiſete nach einem 


hollaͤndiſchen Cotonie , 
Stunden glücklich hinüber, 


ein, welchen er fünf Seemeilen weit bis na 
binauf fuhr. Seine Beobachtun 
und vierzig Minuten Morderbreit 
zu gehen. Das Schiff, welches am 
ſich den zten des Herbftmonates auf 
nur zwölf Mann Schiffsvolk Hatte, 


Trabanten angeftellet, Ebendaſelbſt a, d. 204 
u. f. S. 


P) De la Condamine ſtellete den 23ſten des Jen⸗ 
ners eben deſſelben Jahres gu Leyden, in Segen: 
wart der berühmten Profefforen ‚ Herren Mu— 
ſchenbroeck, van Swieten, und Albinus, eben die 
Verſuche an. Das Gift, welches durch die Fänge 
der Zeit und durch die Kälte ſchwach geworden feyn 
mußte, that nur erſt nach fünf oder fechg Min 
een feine Wirkung: der Zucker wurde aber ohne Er⸗ 
folg gegeben. Bir Henne , welche den Zucker wer. 
ſchlucket hotte, ſchien nur etwas länger, als die an: 
dere, zu leben. Der Verſuch wurde nicht wieder: 
hohlet. Ebendaß and. 209 S. 


Wir haben nachher vernommen, daß Reaumuͤr 


oder Amazonenfluſſe VIBuch. VI Capitel. 


erzuckungen; und o 
itte, Die mit eben d 


geringſte Zeichen yon ſich, 
aͤften verſchiedener 


nter den Voͤ 


und ſo eiliges Werkzeug haben, 
ein Genügen zu leiften, ein Gife von diefer 
Affen und Geflügel hädlih it ). - 

um an den großen Seepolypen ‚ die 


Vermehrung zu beftätigen 
angegriffen wurde, 


Halte in einem Canote ab, welches 


Herr Wauricius, eingeladen hatte, 
Den 27ften des Augufts lief er i 

ch Paramaribo A 
g von der Breite diefes Orte 
e. Er füchete nur eine Öelegenheit, wieder n 
erften abgieng, 


eine holländifche Flüte yon vierzehn Canonen ein, die 
Er lief im Gefi 


55 


fhien eine Minute fang betäuber zu ſeyn. 
b man ſie gleich Zucker verſchlingen ließ, ſo 
em Pfeile, welcher wieder in das Gift ge- 
ſo gleich mit eben dem Gegenmittel zu Hülfe 
daß ihr das Gift etwas ſchadete p), Die: 
Pflanzen, befonders gemiffer Bind- 
Man hatte den Seren de la Conda⸗ 
der Wurzeln zu dem Gifte der Ticu⸗ 


(Ferfchaften an dem Amazonenfluffe ift, und 


bewundern, faget er, daß unter Voͤl⸗ 


ihrem Haſſe, ih⸗ 


Feinheit nur den 


hier ſehr gemein ſind, die 
r), gluͤcketen ihm nicht, 
und woran er gefährlich Eranf lag , hinder: 


Hinderniſſe zu Cayenne aufgehalten wur- 
ihm der 
wohin ihn der Statthalter diefer 
Er fuhr in einigen fechzig 
n den Fuß von Surinam 
der Hauptftade der Eofonie, 
s gab ihm fünf Grad neun 
ad) Europa 
Er ſchiffete 


war das befte für ihn. 


chte der hollaͤndiſchen Kuͤſten große Ge⸗ 
fahr 


und Heriſſant, zwey bis drey Jahre darnach ande- 
ve Verſuche mit dem indianiſchen Gifte gemacht 


i i la Con⸗ 
nem dergleichen Pfeile, der nur erſt neulich in das De la 
et worden, und den man ſo gleich aus der Wundewie- damine. 
in den Flügel geftochen wurde, 


1744. 
—— — 


Verſuche we⸗ 
gen Vermeh⸗ 


rung der Po⸗ 
lypen. 


Ruͤckkehr des 
Herrn de la 
Condamine. 

nach] Europe. 


haben, welches in wenig Minuten einen Adler, ein 


Pferd, undeinen Bären getödtet hat, den eine lin: 
ze Arſenieum nur etwas weniges laxiret; und daß 
der Zucker, welchen man dieſe meiſten Thiere hat 
verſchlingen laſſen, fie nicht vor dem Tode verwah⸗ 
ret hat. 

N Kbendaf. 4.8. 210 Seite. 

r) Man weis, daß die Vermehrung der Poly: 
pen von dem Herrn Trembley entdecket, und nach⸗ 
ber durch die Verſuche der Herren Reaumur, 
fien, und einer großen Anzahl Natu 
ftätiget worden. 


mur, Jůß 
kuͤndiger be⸗ 


‘ Aufnahme in 


lande, 


er der Hochachtung gewiß war, 


56 Reifen auf dem Maranjon oder Amazonenfluſſe. 


De la Con: fahr.r). Endlich lief er den goften des Windmonares in den Hafen zu Amſterdam il 
damine. und ben azften des Hornungs 1745 fah er ſich wieder zu Paris nach einer Abwefenheit 
1745: 3 


ungefähr zehn Jahren. 


Ein ausnehmender und wohlverdienter Ruhm, der auf befannte Verdienſte und | 
ſeinem Vater⸗ eben fo nügliche, als beſchwehrliche Arbeiten gegründet war, hielt zu feiner Zuruͤckkunft 
Bey feiner Ankunft Hatte er die Ehre, dem Kl 
vorgeftellet zu werden, Er las in der öffentlichen Berfanmlung der Mcademie den B N 
von feiner Reife auf dem Amazonenfluffe vor, der eigentlich ihm zugehörete und noch ind" 
Er brachte in das Cabinet des föniglichen Gatl 

eine Sammlung von zweyhundert Stücken aus der Naturgeſchichte, und verfihiedene 
fe ber Kunſt, die er auf feinen rühmlichen Reifen gefammelt hatte. 
welche ihn mit feinem Schickſale zufrieden machen ko 
ruhig der Erfennelichfeit derjenigen, denen er gut gediener hatte, das ift, feines Bater 
Wir muͤſſen noch hinzufegen, daß, als er fich im 1756ften Y 
ve verheivathete, ber König ihn bey dieſer Gelegenheit mic einem Jahrgelde von vierta 


Frankreich vielen Benfall fertig, 


dem Jahre an das Licht geftellee wurde, 


des, und ganz Europa. 


Livres begnadigte #), 


9) Wir wollen die Eurze Nachricht davon den 
Neugierigen nicht entziehen, „Dan kann urthei⸗ 
„len, ſaget er, wie langſam die Regierung unfers 
„Schiffes bey ſo wenigem Volke von Statten ge: 
„gangen: man würde ſichs aber ſchwerlich vorſtel⸗ 
„len koͤnnen, was ich von der Grobheit derer Leute 
„ausſtehen mußte, mit denen ich zu thun hatte. 
„Den 2oſten eben deſſelben Monates entgiengen 
„wir, Dank fey es dem üblen Wetter , -einem 
„englifchen Corfaren , welcher ein Seeraͤuber 
„ſeyn mußte, weil ihm die Flagge der General: 
„Staaten nicht abhielt, uns in der Nähe feine 
„Lage zu geben. Den Sten des Windmona⸗ 
„tes, da wir uns den Kuͤſten von Bretagne 
„naͤherten, hielten toir mit einem Corfaren von 
„St. Malo, der Kilie, Sprache, die vondem Herrn 


‚ „de la Cour Gaillard gefuͤhret wurde. Sc) bes 


„antwortete alle feine Fragen, welches dem hollaͤn⸗ 
„diſchen Schiffshauptmanne die Mühe erfparete, 
„daß er niche feine Schaluppe bey einem ſtarken 
„Winde ansfegen durfte. Nichts deftoweniger wei: 
„gerte er ſich, mich in eine Fiſcherbarke auszufe: 
„Ben, da wir vor Calais vorbey fuhren, wie ereg 
„dem Statthalter zu Surinam verfprochen hatte, 
„Bis hieher war unfere Schiffahrt gluͤcklich gewe— 
„ſen. Sie war es auch noch bey der Einfahrt in 
„Texel, wo wir den ıöten einen Küften: Soote- 
„mann annahmen. Das Boot, auf welchem er 
„ſelbdritte gekommen war, lief vor unfern Augen 
„wider in den Canal, Wie bedanerte ich 08, daß 


yſchen Werter durch einen beftändigen Nebel, | 


J 




























Endlich genoß er 


„ich mich nicht mit eingeſchiffet hatte! Da ſich 
„Wind in dieſem Augenblicke verdoppelt hatte 
„irreten wir den übrigen Monat in dem hollal 
„chen Meere, auf Untiefen bey einem fehr furl 


„ftets mit dem Bleywurfe in der Hand, heil 
„Bey eben diefem Sturme fheiterte in dem 
„male la Manche das Schiff des Admirales DH 
„chen, welches hundert und zwanzig Canonen | 
„tete, Weil unſer Schiff nicht, tief im Ball 
„gieng: fo erhielt ung ſolches noch, da wir 
„an der Kuͤſte fiheiterten; wovon wir fehr off, 
„Feuer in der Nähe ſahen. Sch Hatte bey melll 
„Reiſen nach der Levante und America einige — 
„fahr auf dem Meere gelaufen: ich Hatte aber 
„niemals gefehen, daß der Hauptmann alle fd 
„Kuffer verſchloß, einen Sack, twelcher feine ® 
„fe und feine wichtigften Papiere enthielt, zul 
„nahm, den Augenblist erwartete, da er auflall 
„wuͤrde, und nur eine ſchwache Hoffnung 5 
„ſich in der Schaluppe zu retten. Wir erfaull 
„endlich Wlteland, wovon wir uns ned) fepe M 
„entfernet hielten ; und wir liefen in die Zuiden 
„ein. Als ich den zoſten zu Amſterdam den 
„an das Land ſetzete: ſo war alles Uebrige ve 
„fen. Tagebuch a.d. 206 ©. f 
) Man fehe in der Nachricht zu dieſem DA 
einige Erfäuterungen wegen der Karte des D 
Eondamine, von der Provinz; Quito, die in 
vorhergehenden Bande mitgerheilet worden, 


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— — ne 


AUNENEEITERUSTHNN — ——u T — — IIIIIXXXVVVV——— SEIEN EUGENE EEE TEE 


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1111 ERREGER 111111111111) 111111111) RG 1 


KARTE VON DEM 


FLusse PDELA — 
OXur — — 


Maas fe, — 
nn SP erreenen Sranzofr, 
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in Suͤdamerica. VI Buch. VII Capitel. 57 
EEE ee Ba un a0 rn a a 


Das VII Kapitel, —— 


Reiſen auf dem Fluſe de ja Plata, und an der magellaniſchen 
Kuͤſte. 


Binleitung. 
Duelle und Lauf des Rio de ( : 


5 Plata. Zeit ſei { d feines Sohnes. Andere Portugie⸗ 

Entdeckung von den Spaniern eit feiner Sarcia und fein 
i : Un luͤckli i dem Paraguay und Parana um⸗ 
Verſuch der Portugiefen, Schickſal * Ale — 


8 ei — —— ras Die Reiſen und Beſitzungen der Spanier in 
DBrafilien an * betrifft, su Ende bringe, ehe man mit den Portugiefen nach 
‚ta, welcher es gegen Süden — wiederum zu dem beruͤhmten de ae 
hat fehon Gelegenbei gefaßt, nach de ” Ss wie der Amazonenfluß gegen Norden. an 
| f 2 erichte des P illee feine Mündung vorzus 

ftellen 2) , ohne die Umftände von der erften Pi Feuillee ſe 
Ve derlaff Spanier dafelbft zu erzählen. 

Es find noch viele beobachtete Umftändevo 2 nero 

n der . - 
nern des Landes beyzubringen. fanzftadt Buenos Ayres und dem In 


Rio de la Plata oder der Silberfluß welcher fich; ; aͤ⸗Quelle und 
rn 4 © < i uͤ Grade Suͤ⸗ uelle und 
derbreite In das Nordmeer ſtuͤrzet, koͤmm ni t Bar — Quelle. Er a 9 Rio 
fließt aus dem Earayer - See gegen fechszehn Gran dreyßig Minuten, unter dem Namen de la Plata. 
araguay 5), welchen er einer unermeßlichen Stre 


Fe Landes giebt, die Feine andere Graͤn⸗ 
sen gegen Norden, als den EZarayer s See die P Sa 


R \ ; rovinz Santa Eruz de la Sierra und 
darcas, gegen Mittag Die magellanifche Meerenge ; 


ar gegen Morgen Braſilien, gegen 
bend Peru und Chili har. Nach) dem Ausgange aus dem See vermehret der Paraguay 
kin Waſſer mit dem Waſſer aus vielen Flüffen, deren einige ziemlich groß find; bis auf 


den 


H Im vorhergehenden XV Bande a, d.3718,. Haben, fie zwifchen den Amazonenflug und Orino⸗ 
— hetza heißt — Haupt, ds wenn fo ſetzen; und gewiß, es wuͤrde ee 
Don Martin o et fliege, ihm eine-Krone bildete, lichkeit haben, den Paraguay unter dem 2 T 
ſtoriſchen Gedic Barco der Verfaſſer eines his nenfluffe wegzuleiten, wie man es nothwendig t hun 
Ma — i —* welches man ſchon angeführet müßte, wenn man ihn aus dem See Parime u 
le Biees 5 5* — ee ep nicht die Duel- dem XRarayer See wollte kommen laffen. Wir wo 
fahren fe s wi A. weit hinaufge⸗ lem doch gleichwohl, wie er, eine andere Sache * 
to er d > achbenn man über den ee gegangen, führen, die aus einem fpanifchen Geſchichtſchreiber, 
Ai ucchgeht, ohne daß man deſſen Urſprung Namens Lozano, genommen iſt: „Johann Gars 
‚ade finden fünnen, Gr Ftet hinzu, gg führeten „cia, aus Aſſuncion, der Hauptftadt in Paragnay,. 

— einige aus dem Ste Parima in er Provinz „geblietig h welcher viele Sabre ein Sclave der Pa- 
— —— Der Geſchichtſchreiber von Paraguay, „yaguaer geweſen, und zu Anfange des achtzehnten 
nicht * —* gung anzunehmen ſcheint hat „Jahrhundertes wieder in ſein Vaterland zuruͤck⸗ 
welche von re: & —— diejenigen, „cam , erzählete, fie hätten fh auf einer Reife, die 


ee — der Provinz del „er im Gefolge diefer —— gethan, nachdem ſie 
va fabelhaſt oder nicht, gerenge ‚den Paraguay hinauf und Über den Karayır See 
Allgem, Aeifebefchr, XVvi Band » P guay 8 


ge⸗ 


\ 


58 Reiſen und Entdeckungen - 


Einleitung, den fieben und zwanzigſten Grab, wo er fich mic einem andern Fluſſe vereiniger, J 


gleich mit ihm laͤuft, nachdem er ſich von Oſten gegen Weſten gewandt, und lange 
nordoſtwaͤrts gelaufen, da er denn wegen feiner Breite Parana, das ift Meer, gell 
wird. Nach diefer Vereinigung ift er zwar viel tiefer, aber nicht mehr fo breit, und! 
„det ſich gerade gegen Suͤden bis auf den vier und dreyßigſten Grad, mo er einen andern | 
Ben Fluß einnimmt, welcher von Mordoft fomme, und der Urugay heißt. Darauf! 
er unter dem Namen be la Plata gegen Oſt Nordoſt bis in das Meer. 


Zeit feiner Man hat gefehen e), daß die Spanier die erſte Entdeckung diefes Fluffes im 
Entdeckung v. re, dem großen caftilianifchen Sootsmanne, Johann Diaz von Solis, zu danken, 
denSpaniern. hen, welcher ihn feinen Namen gegeben d), dabey aber das Unglück gehabt, mit einem* 

le feiner $eute durch die Pfeile der Wilden umzufommen, Das Schiefal einiger Port 
fen, welche einige Jahre darnach in den Fluß Paraguay durch Brafilien giengen, 2 
nicht gluͤcklicher. Auf das Gerücht, welches ſich auszubreiten anfing ‚ es hätten die * 

nier unermeßlichen Reichthum in Peru gefunden, faflete Don Martin de Sofa, Stal 

Ungtücktihe ter und Generalhauptmann zu Brafilien, den Vorſatz, folchen mit ihnen zu theilen. 
Verſuche der trug diefes Unternehmen dem Aleris Barcis auf, welcher mit feinem Sohne und d 
Portugiefen. andern Portugiefen abgieng, und feinen Weg nach Welten nahm. Es war ihm 

fhwer, das Ufer des Paraguay zu finden, Er traf dafelbt eine große Anzahl nal 

an, von denen er faufend bewog, ihm zu folgen, wie man faget; und nachdem er uͤbe 

Fuß gegangen, fo drang er bis an die Gränzen in Peru, wo er ein wenig Gold um 

Silber zufammen brachte. Als er darauf wieder.an den Ort des Zluffes kam ‚ von 

abgereifet war: fo entfchloß er fich, daſelbſt einen Siß anzulegen, welcher denen Ka IR 

ten von feiner Nation, die etwas wagen, und fich feiner Entdefungen zu Nuge mi 

wollten, gleichfam zur Niederlage dienen fönnte. In diefer Abfiche fehickete er zweer 

feinen Leuten zu dem Generale zuruͤck, um ihm von dem glücklichen Erfolge feiner Keife 

Schickſal des richt zu geben, und ihm feinen Anfchlag zu eröffnen, Allein, das hieß das Vertraue 
Aleris Garcia gen feine Indianer gar zu weit getrieben, daß er mit feinem Sohne und feinem dritten 
u. feines Soh- faͤhrten allein unter ihnen blieb, Denn kaum waren die beyden andern abgereift 
Mer brachten diefe Barbaren ihn und den Portugiefen um, nahmen feinen Sohn gefongen 
ſehr jung war, und bemächtigten fich aller feiner Reichthuͤmer. 


Indeſſen verurfacheten die Ankunft feiner beyden Abgefchickten , die Zeitung vor 
bis nach Peru entdeckten Wege und einige Gold und Silberftangen , die es glaublich 
cheten, den Portugieſen in Braſilien eine ſehr lebhafte Freude. Sechzig von den eiftl 
veifeten fogleich mit einem Haufen Brafilianer unter der Anführung des Seldeno ab⸗ 
zum Garcia zu floßen, Als fie ſich dem Orte naheten, wo fieihn finden folten: fo 





























„gegangen wären, an einem Fluſſe befunden, der „Fledermaͤuſe zu verwahren, welche fie An 
„fch dahinein ergoffen: nachdem fie einige Tage „nennen, und von einer ungehenern Größt 
„lang hinauf gegangen , fo twären fie einem Berge „aud) die Reiſenden anfallen, wenn fie mil 
»gegen Über gefommen, unter welchem ex fliege; „Vorſicht brauchen ; fie haͤtten zween Tage zug 
„darauf hätten die Payaguaer, ehe ſie ſich in dfefen „ihn hinauf zu fahren ; nachdem fie wieder 
„fnftern Canal eingelaffen, Fackeln von einer ge- „gekommen, hätten fie nod) einige Zeitlang. 
„wiſſen Art Harze angezündet, um ſich wider die „Lauf fortgeſetzet, und hätten ſich aq dem 


in Suͤdamerica. VI Buch, vn Capitel. 


men fie einigen Verdacht wegen der Treulofigkeit der Indianer; 
dergebens mit Vorſicht Cie wurden in den Gehöfzen überfaklen 
® einigen wenigen , die glücklich nach dem Parama flüchteten, 
Fluß gehen, um fich dem Feinde zu entziehen, welcher ihnen nachfegere,, und. andere Jin 
dianer bothen ihnen ihre Piroguen anz eine neue Verraͤtherey, deren ſie ſich nicht verſahen. 


ieſe Piroguen waren durchbohret, und die Löcher zugeftopfe. Kaum waren die Portu⸗ Andere Por⸗ 
gieſen mitten auf dem Strome 


fo fprangen ihre Führer ing Waſſer, und ſchwammen wie⸗ tugieſen, ud 
der an das Ufer, da indeffen diefe — Fluͤchtlinge, welche das MWaffer um fi Dt. * 
herum eindringen ſahen, und die Urfache davon fucheten , ohne daß fie folche begreifen konn tama umkoms 
sen, verfanfen, und alle sufammen umfamen. Man erfuhr ihr Schickſal das Jahr dar: men. 
auf von einigen Indianern, welche yon ihrer Nation entführee wurden, 


Der I Abſchnitt. Sebaſtian 
Sebaſtian Cabots Reiſe. Gabor. 1526, 
Woher Cabot nad) Spanien koͤmmt. Er wird das ben; geht wieder nach Spanien; laͤßt Lara zum 
Haupt eines Geſchwaders nach den Molucken. Befehlshaber der Schanze. Traurige Sefchiche 
Man berenet diefe Wahl, Seine Abreife, Er te einer ſpaniſchen Dame, Cabots Thurm wird 
Hält ſich zu Rio de Solig aufs bauet vergebeng verlafen. Die Spanier feßen fich anders to. 
eine Schanze ; eine andere, Cabots Thum; raͤ⸗ Sie werden von den Portugiefen verjaget. 
het des Garcia Tod; will am Paraguay Blei: 


Urgesee der Nacheiferung , welche damals unfer den Spaniern und Portugiefen herr⸗ 

ſchete, ſchien es doch, daß nichts bey ihnen den Wunſch erregen follte, ſich in einem 
Sande zu fegen, welches fie nur durch fo traurige Begebenheiten kannten. Spanien dach⸗ 
te auch wenig daran, als es auf ziemlich leichte Gründe die Hoffnung faffere, aus Para- 
guay eben fo viel Reichthum zu ziehen, als aus jedem andern Theile von America, Se 
baſtian Cabot oder Babo 


E, deffen Namen bereits in Diefer Sammlung erfihienen, und 
welcher im 149Öften Fahre mit feinem Vater und feinen Brüdern die Inſel Neuland (Terz 
ra nueva,) und einen Theil von dem benachbarten feften Sande für Heineich den VII in 
England entdecker hatte, fah ſich von den Engl 


ändern Dindangefeget , die Damale gar zu 
fehr mit ihrer Inſel beſchaͤfftiget waren, als daß fie hätten darauf denfen follen, fich in der 


neuen Melt Sitze anzulegen. Gr gieng alfo nach Spanien, wo ihm fein Ruhm die Be. 
dienung eines Dberpilsten yon Caſtilien verſchaffete e), 
Die Victoria, dieſes ſo beruͤhmte Schiff, das die Ehre gehabt, das einzige zu ſeyn, 
welches von Magellans Geſchwader wieder nach Spanien gekommen, und das erſte geweſen, 
welches die Reiſe um die Welt darum gerhan ‚ hatte aus den Molucken verfchiedene Arten 
N 2 


von 


—— 
fie bewaffneten ſich aber Einleitung 
und niedergehauen, au- 
Sie mußten über diefen 


Moher Cabot 
nad) Spanien 
koͤmmt. 


„ge eines Sees befunden, wovon man kein anderes 


»Nſer geſehen fie wären nicht weiter gegang 
„dern durch eben 
iftoire du 


ma und der Provinz del Dorado anzuſehen. 
en, ſon⸗ ) Man fehe den XII Band diefer Sammlung 

den Weg wieder zurück Hekehret,,. a. 8.208 ©, 

Paraguay Liv.I, p,6, Wir fönnen ) Die Indianer nannten ihn vorher Ama: 
diefe Begebenheit zulaſſen, wenn man will: wie raya. 

brauchen fie aber Nicht mit 


Y 
dern Gefihichtfchreiber 1) Servern Dead III im 3 Kap. des IX 
als eine Beſtaͤtigung deg Daſeyns des Sees Pari. Buches, 


kuchen ernanit, 





60. Reifen und Entdeckungen — 


Sebaſtian von Specereyen und Foftbaren Waaren mitgebracht, Einige Handelsleute in Sevilla 
Tabot. 1326, gen Caboten den Vorſchlag, eine Flotte dahin zu führen, welche fie auf ihre Koſten 
Er wird zum rüften wollten. Er ließ ſich ſolches gefallen. Weil er aber glaubete, es waͤre ſeinet 
Haupte eines ven zu nahe, wenn er nur einzig und allein einer KHandlungsgefellfchaft dienete: fo M 
Geſchwaders ev mit einem Auftrage von dem Kaifer beehret feyn; und nachdem er ſich nach Madrid! 
nach den Mo: geben, fo machete er mit Karln dem V einen Bertrag, welcher den gten März 1525 

zeichnet wurde, Herrera hat ung die vornehmften Artikel davon aufbehalten: „Kabel 
„te ein Geſchwader von vier Schiffen als Generalhauptinann führen. Man gab ihm 
„tieutenante Martin Mendez, welcher Magellans Schagmeifter gewefen und auf det 
„ctoria zurück gefommen war. Er follte durch die Meerenge geben, ſich nach den 
„cken begeben und darauf Tharſis, Ophir und Cipango entdecken, welche Namen ſeh 
„waren, und worunter man Japon verſtund; er ſollte daſelbſt fein Schiff mir Golde 
„Silber beladen und durch eben den. Weg wieder nach Spanien zurück geben. Erf 
s hatte dem Kaifer diefen Vorſchlag gethan. Mit was für Zuverficht ev aber auch die 
Man bereuet führung eines fo fehönen Verſprechens verficherte: fo gereuere es doch die Reeder zu S 
dieſe Wahl. die einen Anfang von Misverftändniffe unter ihm und dem Mendez bemerfer Hatte 






















bald, daß fie ihn erwaͤhlet hatten ,„ ihre Schiffe zu führen. Sie ließen fo gar dem A 
vorſtellen, daß, wenn es nicht viel zu fpät wäre, fie ihn gern um die Erfaubniß erfl 
wollten, ein anderes Haupf zu ernennen, 


Seine Abreife. Diefe Bewegungen waren vergebens, Cabot gieng den ıften April 1526 unter 
gel, nachdem er fein Geſchwader mit einem fünften Schiffe vermehrer hatte, welche? 
einer Privatperfon befrachter worden, Herrera beſchuldiget Caboten, er habe ſich auf 
fer Reife weder als ein Hauptmann, noch als ein gefchickter Seemann, erwiefen. DI 

Er machet ſich bensmittel giengen ihm, aus Mangel einer guten Wirthſchaft ‚ bald ab. Er ſchonete 

verhaßt jenigen nicht, welche nicht ſucheten, ihm zu gefallen. Als er ohne Waffer und ohm 

bensmittel bey der Inſel Patos, oder dem Bänfeeylande anfam ‚ welches niche weil 
dem St. Auguftinsvorgebirge in Brafilien entfernet iſt: fo wurde er von den Einweh 
ſehr wohl aufgenommen, welche ihm mit allem halfen, was in ihrem Vermögen 
Anftate daß er diefe guten Dienfte hätte erkennen follen: fo hatte er die verhaßte Und 
barkeit, einige Kinder der Häupter dieſer Eylande entführen zu laſſen. Kurz, als 
die Mündung des Zluffes kam f), welchen man damals Rio de Solis nannte: f 
ſchloß er ſich, feine Schiffahrt nicht weiter zu reiben, unter dem Vorwande, es fehfett 
an Lebensmitteln, Durch Die Straße zu gehen; wahrfcheinlicher Weife aber, weil fein SE 

volk anfing zu murren. Er ergriff fogar die Partey, den Martin Mendez, Fran 
Rojas und Michael von Nodas, welche feine Aufführung frey tadelten, in einer wi 

Inſel abzufegen, | 

Er Hält ſch zu Ob gleich die Mündung des Fluffes eine von den fehwereften, fo wie eine von 
A de Solis groͤßten, iſt, die man Eennet; daher ihr auch die Seeleute den Namen der Sciffer* 


F} Der Gefhichtfereiber von Paraguay faget, 
die Bay, weil es vielen Leuten nicht ſheint, daß 
man die Mündung des Fluffes an dem Vorgebir: 
ge St. Maria, wo das. Land anfängt, fich von 
Suͤdweſt nach Weften zu wenden, noch anjdem 


Vorgebirge St, Anton bezeichnen diirfe, 19 
fünf und vierzig gemeine fpanifche Seemeileh 
iſt die ganze Breite der Einfahre der Dan 
entfernet iſt; jendern daß man der Menmtll 


jenigen folgen mürfe, welche jie zu Put 


in Suͤdamerica. VI Buch. VII Capitel. 61 
le gegeben haben: fü fuhr er gluͤcklich uͤber alle die Felſen bis an die Se. Öabrielsinfeln , Sebaftian. 
denen er diefen Namen gab, und welche ein wenig unter Buenos Apres anfangen. Die — 
erſte, die nur eine Seemeile im Umfange hat, both ihm einen guten Ankergrund dar. Er 
ließ ſeine Schiffe daſelbſt, um mit den Schaluppen in ven Canal zu fahren, welchen diefe 
Inſel mit dem feften Sande Machen, das er zu feiner vechten Hand hatte, und von da in 
den Urugay, welchen er für den wahren Fluß annahm. Diefes Berfehen hatte zwo Urſa⸗ 
chen; bie eine war, daß die St, Gabrielsinfeln, die er zur Sinfen ließ, ihm den Anblick 
des Fluffes verbargen ; Die andere, weil der Urugay fehr breit ift, wenn er fih mit dem 
Rio de la Plata vereiniger, Er fuhr ihn in eben dem Jerthume hinauf ; und da er zur 
Rechten einen Fleinen Fluß fand, den er Rio de San Salvador nannte, fo bauete er Erbauet vers 
daſelbſt eine Schanze, worinnen er Alvarez Ramon und einige Soldaten. mit dem Befehle gebens eine 
ließ, die Beobachtungen auf dem Sluffe weiter zu treiben.  Drey Tage darnach aber ge- Schanze ; 
rieth Diefer Befehlshaber auf eine Sandbanf, und wurde dafelbft mit einem Theile feiner 

eute von einigen Indi 


anern getoͤdtet. Die andern retteten fih durch Schwimmen ‚ und 
famen wieder su Caboten, welchen eine fo traurige Begeben 


— *— beit in die Sr. Gabrielsinfeln 
zurückkehren ließ, 


Er erkannte dafelbft den Irrthum, melcher 
nehmen laffen ; 


ihn einen Canal für den andern hatte 
und da er ungefähr dreyßig Seemeilen höher in den wahren Fluß einlief, 
fo bauete er eine eftung an der Einfahrt eines Fluſſes, welcher aus den fucumanifchen 
Gebirgen fommt, und deffen indianifchen Namen Zacariong die Spanier in den Namen 
Rio Tercero verwandelt haben, Er gab viefer Schanze ven Namen des beil, Beiftes: eine andere Ca⸗ 
ſie iſt aber in den Reiſebeſchreibungen unter dem Namen Cabots Thurm bekannter g). Er bots Thurm. 
ließ daſelbſt eine Defagung.und fuhr weiter hinauf bis an den Zufammenfluß des Paraguay 
und des Parana. Da er fich nun zwiſchen zweenen großen Flüffen befand : ſo fuhr er in 
denjenigen hinein, welcher ihn am breiteften zu ſeyn fhien. Man bat bereits angemerfer, 
daß folcher der Parana if. Da er aber ſah, daß fich derfelbe gar zu ſehr nach Often 
wandte: ſo gieng er wieder bis an den Zufammenfluß zuruͤck, und fuhr den Paraguay 
hinauf, aus Furcht, er möchte fich gar zu weit in Drafilien hinein begeben, 
Er wurde dafelbft von Indianern angegriffen, melche i n 
erſchlugen und drey gefangen nahmen. Bald darauf hatte er das Vergnuͤgen, durch ein —* des Alexis 
großes Blutbad gerächer zu werden, welches er unter diefen Wilden anrichtere, Man >atela, 
hält fie für eben diejenigen, welche den Aleris Garcia erfchlagen hatten und man verfichert, 
die Frucht feines Sieges fey ein großer Theil von der Beute gewefen, welche fie den Porz 
tugieſen entführet hatten. Da er aber von diefer Degebenheit nichts wußte: fo urtheilete 
er; fo viel Gold und Silber käme aus den Bergwerken des. Sandes; und dieſe Vorſtellung 
ſchien ihm gewiß zu ſeyn, weil ihm andere Indianer, mit denen er ein Buͤndniß gemacht, 
nicht allein uͤberfluͤßig Lebensmittel verſchaffeten, ſondern ihm auch Goldſtangen für fehlech- 
te fpanifche Kaufmannswaaren gaben, Weil er nun nicht mehr zweifelte, daß das Sand Urſprung des 
53 Sit. Namens Rio 
dela Plata. 


din fünf und zwanzig Mann Er raͤchet den 


Piedta, Montes video gegen über, mehr af funf⸗ daß er Sebaſtian Cabot zu einem gebohrenen Englän: 
zig Seemeilen weit von dem St. Antonsvorgebitae dermacher Man iehe fein Tagebuch) a.d. agr uns, 
ſetzen. Der Geſchichtſchreiber hat den P Feuillee und im XV Bande dieſer Sammlun 

nicht zu Rathe gezogen, welcher ſehr genaue Be⸗ 


Ang a. d. 205 S. 
) Man fehe oben im XV Bande diefer Samm⸗ 
geiffe davon giebe; wiewohl er ſich darinnen irret, lung a. d. 309 ©. 


Gebafttan 
Cabot. 1526, 
ud 


Er will am fung beurlaubet hatte: fo glaubete er, er müßte dem Borfage entfagen, den er gehabt! 


Paraguay 
bleiben. 


1527. 
Er geht wie: 


‚der nad) Spa: 


nien. 


Er laͤßt Lara 


zum Befehls⸗ 
haber der 
Schanze: 


m. Reiſen und Entdedungen 


Silberbergwerke haͤtte: fo gab er dem Fluſſe Paraguay den Namen Rio de la pi 
oder Silberfluß. 

Er ſchickete fih an, mit feinen Schägen wieder nad) feiner Flotte zurück zu keh 
als er einen portugiefifchen Befehlshaber, Namens Diego Bardias anfommen fah ," 
hen der Generalhauptmann in Brafilien ausgefchicket hatte, fich des Landes zu erfundii 
und im Namen der Krone Portugall davon Befiß zu nehmen, Er hatte aber gar zu 
nig Leute bey ſich, dasjenige, was ihm aufgefragen werden, wider Willen der Sp 
auszuführen, die er in: fo großer Anzahl an den ‚Ufern des Paraguay anzutreffen, 
vermuthet hatte, Cabot begriff eben ſowohl, daß, wenn die Portugiefen mic ftär 
Macht zurück kaͤmen, welche fie wegen der Naͤhe von Brafilien fters erhalten koͤnnten 
wuͤrde er fie nicht hindern Fonnen, fich zu Meiftern von dem Sande zu machen. Era 
alfo die Partey, dem Garcias höfich zu begegnen, und ihn zu vermögen, daß er! 
nach der heiligen Geiftes: Schanze folgete. Nachdem er ihn aber mit eben der Berl 






















fe, wieder nach) Spanien zu gehen. Was für Abfichten man ihm auch beylegen kann 
fchien ihm feine Gegenwart am Paraguay nörbig zu ſeyn. Gr übergab Serdinand © 
Devon, den er. an des Mendez Stelle zum Schagmeifter des Geſchwaders ernannt Hal - 
allen Reichthum, den er gefammelt und einen Brief, wodurch er dem Kaffer von DE 
Urfachen Nechenfihaft gab , die ihn zurück gehalten hatten. Er machete diefem Herrn fl 
Beſchreibung von dem Sande, welches er entdecket hatte. Er. zeigete ihm an, durch fl 
für Maaßregeln er glaubete, daß man der Krone Spanien den Befig davon verſich 
koͤnnte; und zum Befchluffe erfuchete er ihn um Beyftand, den er wider die Porrugll 
und Indianer gleich nöthig erachtete, 
Ealderon und Barloque, welchen Cabot mis ihm abreifen ließ, Eamen im Anl 

ge des 1527ſten Jahres in Spanien an, Sie hatten bey dem Kaifer ein gnädiges GW 
bey welchem fie alles erhielten, mas fie zu bitten Befehl hatten. Der Anblif der Sch! 
welche fie ihm überreicheten, und welche, wie man fager, die erften waren, die aus dem bel 
Sande von America nad) Spanien gefommen , und nod) mehr die Hoffnung, welche der 
auf das Künftige davon fchöpfete, macheten, daß Cabots Aufführung gebilligee wu 
Kart der V befahl fo gar, eine große Flotte auszurüften, und wolle, daß ein Theil des 
wandes von feinen Einfünften follte genommen werden. Indeſſen vergiengen doc) HH 
Jahre, ehe diefer Befehl ausgeführet wurde. Cabot wurde des Warteng müde und U 
bete, er wäre in Spanien nöthig, um den Beyſtand zu befchleunigen, ohne welche, 
den Portugiefen aus Brafilien widerftehen zu Fonnen verzweifelte. Er verließ alfo I 
Schanze, worinnen er Nunſo de Lara als Befehlshaber mit Hundert und zwan 
—9 — ließ, werfügete ſich wieder zu feinem Geſchwader, und ließ es ſogleich unter 
gel gehen. 
Kara, welcher die Gefaͤhrlichkeit feines Zuſtandes mitten unter vielen Völkern 1 
deren Unterthaͤnigkeit er nur in fo weit hoffen Fonnte, als er im Stande feyn würden | 
duch Gewalt im Zaume zu halten, war gleich anfänglidy darauf bedacht, wie er dieEN 
buefen, feine naͤchſten Nachbarn, auf feine Seite dringen möchte; und wandte feine 
erbiethungen nicht vergebens dazu an, Diefe Verbindung aber wurde ihm bafd durch 
g 


in Suͤdamerica. VI Buch, VII Capitel. 63 


glückliche Begebenheiten klaͤglich, die er nicht Hatte vorher fehen koͤnnen. Die Geſchichte Sebaſtian 
nimmt bier eine etwas romanhafte Geſtalt an » Ohne jedoch etwas dabey zu verlieren, weil Bam, 
ihr nichts Yon Seiten der Wahrheit und des edlen MWefens abgeht h), — 

Wangora, der Caecique der Timbueſen, beſuchete den Befehlshaber zum oͤftern. — 
Eines Tages hatte er Gelegenheit gehabt, ein ſpaniſches Frauenzimmer, Namens Lucia —— 
Miranda, eines der vornehmſten Befehlshaber in der Schanze, Sebaftians Hurtado, Dame. 
Gemahlinn, zu feben, und wurde fterblich in fie verliebt. Es blieb ihr nicht lange unbe= 
fannt, und ihre Klugheit ließ fie leicht einfehen, was fie von dieſer Seidenfchaft bey einem 
Wilden zu befürchten hätte, deffen Freundfchaft über diefes der Befehls ichti 
Urſachen ſchonen mußte. Ihre erſte Sorge alſo war daß fie vermied, ſich ſehen zu laſſen, 
und daß ſie beſtaͤndig auf ihrer Hut ſtund. Mangora deutete nichts zu ſeinem Nachthei⸗ 
le aus, ſondern ſchmeichelte ſich vielmehr, wenn er fie nur zu ſich befommen fönnte, fo 
wollte er fie ſchon zu Alfen feinen Abfichten bewegen. Er lud alfo den Hurtado ein ‚ibn zu 
befuchen, und bath ihn, feine Frau mit zu bringen, Der Spanier wandte zur Entfchuldiz 
gung vor, er dürfte, ohne Erlaubniß des Befehlshabers nicht aus der Schanze geben ; 
und er würde ihn nur vergebens um folche erfuchen,  Diefe Antwort ließ den Caciquen 
einſehen, daß er ſich nichts, als durch den Tod des Hurtado verfprechen koͤnnte. 

Währender Zeit da er mit den ſchaͤndlichen Anfchlägen umgieng, vernahm er, daß 
diefer Befehlshaber mir fünfzig Soldaten abgefchickt worden, Sebensmittel zu hohlen. Die 
Schwäche der fpanifchen Beſatzung war eine fchöne Gelegenheit , die er nicht aus den Haͤn⸗ 
den zu laſſen, fich entſchloß. Er verfammelte vier tauſend Indianer und ftellete fie in eis 
nen ſehr bedeckten Moraſt, we i i Schanze entfernee war, Darauf 
jeigete er fich mit dreyßig Mann, welche Lbensmittel trugen an dem Thore derſelben und. 
ließ dem Befehlshaber fügen, weil er die Zeitung erhalten, daß man Feinen Vorrath von 
Lebensmitteln mehr hätte, fo brächte er genug, daß fie die Ankunft ihrer darnach ausges 
ſchickten Leute ruhig erwarten fönnten, Sara empfing ihn mit vielen und großen Erfennt: 
licyfeitsbezeugungen , und wollte ihn mit feinem Haufen bewirthen. Der Cacique, wels 
cher folches vermuthet hatte, Hatte feiner Begleitung Anmeifung, und denjenigen, die er 
hinter ſich gelaffen , eine Loſung gegeben, 

Die Schmauferey fing fich ſehr froͤhlich an und d 
durch. Nachdem endlich) die Spanier den Vorſchlag 


anerte einen Theil der Macht hin: 
fo gab Mangora die erite Loſung, 


gethan, ſich zur Ruhe zu begeben: 
welche war, das Magazin in Brand zu ſtecken, wenn 
ſich die Befehlshaber wuͤrben nach Haufe begeben Haben. Dieſer Befehl wurde mit fo. 
vieler Gefchicklichkeig ausgeſuͤhret, daß niemand daffelbe gewahr geworden, Der Com- 
mandant war kaum zu Bette, fo hörete er dag Gefchrey einiger Soldaten ‚ welche bie 
Slammen ſchon fahen. Alte Spanier liefen nach dem Magazine und die Indianer ergrife 
fen diefen Augenbuͤck, fie anzufallen. Viele wurden niedergemacht,, ehe fie ſich befinnen 
fonnten ; und da die viertaufend Mann, welche unferdeffen angerüicket waren, zu gleicher 
wurde folcher gar bald mit Blute und Morde ange⸗ 
t. Da der Commandant, welcher ſchon ſehr verwundet war, den treuloſen Cacique 
erblickete, der ſich über den gluͤcklichen Erfolg ſeiner Verraͤtherey zu erfreuen ſchien ſo ei⸗ 
lete er auf ihn zu und verſetzete ihm einen ſtarken Stoß mit feinem Degen, Weil er aber 
j mehr 


und feine Gedanken damit zu beſchaͤfftigen. Diedaͤrtlichteit des Herzens kann mit der Tugend gar wohl beſtehen 


Sebaftian mehr befchäfftiget war, ſich zu rächen, als für fein eigenes Leben zu forgen: fo J 
Cabot 1527. nicht auf, feinen Degen dem Verraͤther in den Leib zu ſtoßen, als bis er ihn den 


iebe! ruft der Gefchichtfehreiber aus. Sie befänftigee den wüthenden Zorn, welchen! 


und erhielt ſo gar die Erlaubniß, feine Frau zuweilen zu befuchen. Der Caciqu 

meieldete ihm dabey, die erſte Vertraulichkeit, die, fie mit einander Haben würden, fol! 
nen das eben koſten. Vielleicht hatte er ihm nur die Frenheit bewilliger, fie zu be 
"damit er dem Spanier einen Fallſtrick legen und einen Vorwand bekommen möcht! 

Verſprechen zu wiederruſen. Hurtado füumere nicht, ihm bald die Gelegenheit PH 
‘verfchaffen, Wenig Tage darnach meldete die Frau des Sirips, welche ihres © 


‚der erften Bewegung feiner Wuch, da er mehr der Eiferfucht feiner Frau dienete, ä 
‚feiner-eigenen gedienet hatte, verurtheilete er die Miranda zum Zeuer und den Hurtliat 


m 


64 | Reifen und Entdeckungen 
























aufgeben ſah; und da er ſelbſt von den Barbaren, die ihn umgaben, durchbohret w 
fü fiel er faſt in eben dem Augenblicke todt darnieder. 
Es waren in der Schanze nur noch die ungluͤckliche Miranda, als die unfall 
Urfache eines fo traurigen Schaufpieles, vier andere Frauen und eben fo viele kleine k 
übrig, welche gebunden und zum Siripa, dem Bruder und Nachfolger des Cac 
gefuͤhret wurden. Der Himmel erlaubete, daß er bey Erblickung der Miranda ed 
Leidenſchaft gegen fie faffete, die feinem Bruder das Leben gefofter hatte, Er behit 
dem Fleinen Haufen der Gefangenen nur fie für ſich, und ließ fie geſchwind losbindel 
meldete ihr, fie wäre feine Sclavinn; es kaͤme nur auf fie an, bey ihm zu regieren 
er glaubete nicht, daß ſie blind ſeyn und einen duͤrftigen und huͤlfloſen Mann dem 
haupte einer mächtigen Voͤlkerſchaft vorziehen würde, der ihr Die Herrfchaft über ihn 
und über fein ganzes Volk anboͤthe. Miranda fonnte nicht zweifeln, daß ihre abſchl 
Antwort fie nicht der Gefahr ausſetzen würde, ihre übrigen Tage in der haͤrteſten SIT 
ven zuzubringen. Sie waͤhlete aber zwiſchen ihrer Pflicht und ihrer Furcht nicht N 
Sie gab dem Cacique ſo gar eine Antwort, die vermögend war, ihn aufzubringen; If 
Hoffnung, feine Liebe in Wuth zu verwandeln, und ihre Ehre Durch einen ſchleunigen 
in Sicherheit zu ſetzen. 
Sie irrete fi. Ihr Widerftand entflammete die Seidenfhaft des Sirips nur 
mehr. Er verzweifelte an einem glücklichen Exfolge gar nicht, und fubr fort, ihr mi 
fer Sanftmuth zu begegnen; er trieb die Ehrerbierhung und Gefälligkeit gegen fie got 
daß es bey einem Wilden zum Erftaunen war. Einige Tage darnach Fam Hurfd 
der Spige der ausgefchiketen Mannfchaft an und erfehrad heftig, daß er an dem * 
wo er die Schanze gelaffen, nur einen Afıhenhaufen fand. Seine erfte Sorge warı | 
er ſich eifrigſt nach feiner Frau erkundigte. Man berichtete ihm, fie wäre bey dem Ca 
der Timbuefen. Er eilete dahin, ohne zu erwägen, in was für Gefahr ihm diefe N 
heit ſtuͤrzete. In der That war auch der Cacique bey Erblictung eines Mannes, DE 
allein geliebet wurde, feiner nicht mächtig. Er ließ ihn an den Stamm eines DIT 
binden, und befahl, man ſollte ihn mit Pfeilen todt ſchießen. Man fhickere fich UI 
an, ihm zu gehorchen, als Miranda kam, fich ihm zu Füßen warf, faft ganz in 
nen zerfloß und ihn alfo um Gnade für ihren Mann bath. Erſtaunliche Wirkufl 


dem Herzen eines Menfehenfreffers hervor gebracht hatte. Hurtado wurde losgebilf 


Bortheiles wegen aufgebracht war, ihrem Manne, Miranda hätte bey ihrem 
Hurtado gelegen. Er überzeugete fich deffen auch bafd durch feine eigenen Augen s * 


in Suͤdamerica. VI Buch, VII Capitel. 65 


Pfeilen erſchoſſen zu werden. Das Urtheil wurde auf der Stelle vollzogen, und die bey Sebaftian 
den Eheleute fturben einander vor den Augen in ih 


mv 
Indeſſen hatten die Spanier, welche unter der Anfuͤhrung eines Befehlshabers, Na- Cabots Thurm 
mens Moſchera, uͤbrig geblieben waren, einige Ausbeſſerungen an Cabots Thurme dor: wird verlaffen. 
genommen, — Gie verzweifelten aber gar bald, daß fie fich daſelbſt wider die Indianer 

würden halten koͤnnen, welche ihre Treuloſigkeit unverſoͤhnlich gegen ihre Nation gemacht 

hatte. Moſchera ergriff alſo die Partey, ſich mie feinem Haufen auf ein Eleines Fahr⸗ 

zeug einzuſchiffen, welches vor Anker geblieben war. Er fuhr den Fluß hinab ins Meer; 

und da er an der Kuͤſte hinlief, ſo ruͤckete er bis gegen den zwey und dreyßigſten Grad ber 

Breite vor, woſelbſt er einen be 


’ quemen Hafen fand , der ihn auf den Einfall brachte, da- 
felbft eine Eleine Schanze zu bauen, i ; 


Die Sandeseingebohrnen maren fehr leutfelig, E 
er für fruchtbar hielt; 


amens Eduard P 


S welcher von dem Generalhauptman- —— 
ne zu Braſilien in einen benachbarten Dre verwi . 


iefen war, zu ihm Fam, Er nahm ihn 
freundſchaftlich auf: ihre Ruhe aber dauerte nicht lange, Were; erhielt Befehl von dem 
Generaldauptmanne, nach dem Orte feiner Verbannung zurück zu kehren; und Mofchera 
wurde Durch eben den Bothen aufgefordert, dem Könige in Portugal, welchem feine Be: 
fehlshaber die Oberherrſchaſt über das Sand jueigneten, den Eid der Treue zu leiften, Pe: 
rez gehorchete. Der Spanier aber antwortete mündlich, da die Teilung von Indien un- 
ter den Königen , ihren Herren, noch nicht zur Richtigkeit gebracht worden: fo wäre er 
entſchloſſen, fich in feinem Poften zu behaupten, Es fehlete ihm an Gewehre und Krie- 
gesvorrarhe. Da fich aber ein franzöfifches Schiff an ver Inſel Canance ſeiner Schan⸗ 
je gegen über, vor Anker geleget hatte; fo machete er ſich der Gelegenheit zu Muse, die ihm 
das Glück anboth. Er ſchiffete ſich mit ſeinem ganzen Haufen ein, der von zweyhundert 
Indianern in ihren Canoten untertuͤtzet wurde, uͤberfiel die Franzoſen bey der Mache und 
bemeifterte fich ihres Schiffes, Das Geſchuͤtz, welches er daraus nahm, und die neuen 
Berfhanzungen, die er an feinem Orte machete, ſetzeten ihn in den Stand, den erſten An- 
fällen der Portugiefen zu widerſtehen. Nachdem er fie murhig zurück getrieben: fo bebie- 
nete er fich feines Vortheiles fo weit, daß er fie auch ſelbſt zu St. Vincent angriff, wo er 
die Vorrathshaͤuſer der Stadt plünderte, Weil er indeſſen aber wohl einſah, daß diefer Sie werden 


glückliche Erfolg nur zu feinem Verderben gereichen koͤnnte, indem er ſich alle Macht des von den Par- 
Generalhauptmannes über den Hals zöge; 


fo fuchete er mit alfen feinen $euten einen ruhi⸗ — ver⸗ 
gern Aufenthalt in der Juſel Se, Catharina, get. 
Auf ſpaniſcher Seite hat 


ten Cabots Erzaͤhlun 
wogen, das Unternehmen am P 


gen und Anhalten den Hof be— Schlaͤfrigkeit 
araguay fortzufegen, 


Als man aber erfuhr, daß Fein des fbanifhen 
Spanier mehr da wäre, und dap man mit neuen Koften anfangen müßte: fo. wurden die dofes. 
Entſchließungen fo langfam , daß der Hof zu Liſſabon Zeit hatte , eine zahlreiche Flotte aus. 
zuruͤſten, die zu eben dem Unternehmen beftimmer zu feyn ſchien. Man erfuhr gleichwohl, 
daß fie einen andern Weg genommen hatte; und die Spanier , welche die Zeitung dom 
(eier neuen Nüftung zu erwecken gefhienen, verfielen wieder in ihre eiſte Schlafſucht 
Sebaſtian Cabor, deſſen Namen nicht weiter unter don Reiſenden der daſigen Zeig m. 
heine, war entweber todt oder einer fo langen Schläfrigkeit uͤberdruͤßig. Sieben oder 
Allgem. Reifebefchr, XVI Band, J 


acht 


rer Tugend anſtaͤndigen Regungen. Cabot. — 


— — — 


r beſaͤete ein Stuͤck Landes, welches Die Spanier 
; Und feine kleine Colonie ließ ſich dafelbft fehr glückfich nieder ‚ als ein ſetzen fih an. 
portugiefticher Edelmann, R 


ei dt — nn —— te » - — — 


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66 Reifen amd Entdeckungen 


Sebaſtian acht Jahre, die ſeit feiner Zuruͤckkunft verfloſſen waren, ſchienen alle feine Vorſchlaͤge 

Cabot. 1527. Vergeſſen gebracht zu Haben, als neue Bewegungsgruͤnde, die aber der Geſchichtſche N 

> nicht weis, ernftlicher, als jemals, den fpanifchen Hof darauf denken ließen, einen OR 
dem Rio de la Plata anzulegen. a 


Pedro von Der TI Abſchnitt. 
en — Des Don Pedro von Mendoza Reiſe. 


Bedingungen feiner Reiſe. Eifer der Spanier, ihm einer Spanierinn. Unternehmung des Zul 
zu folgen. Seine Abreiſe. Cr laͤßt ſeinen Biene d'Ayolas. Seine Hoffnung. Des Mendil 
tenant erftcchen, Buenos Ayres wird angeleget. Ruͤckkehr. Sein Elügliches Ende. 
Hunger in der neuen Pflanzftadt. Begebenheit 


Sjpiemats ift ein Unternehmen für die neue Welt mit mehrerm Aufſehen gemacht wald 

Don Pedro de Mendoza, Oberſchenk des Kaifers, wurde zum Haupte derfelbei 

klaͤret, unter dem Titel eines Ndelantade und Generalſtatthalters aller der Länder, WE 
Bedingungen bis an das Suͤdmeer würden entdecket werden. Er füllte auch wirklich auf feine Koftt 
ſeiner Reiſe. zwoen Reiſen taufend Leute, und hundert Pferde, Gewehr, Kriegesbeduͤrfniſſe und Leb 
mittel auf ein Jahr dahin führen. Außer einem jährlichen Gnadengelde von zweytauß 
Ducaten aber, die ihm von dem Hofe waren bewilliget worden, ließ man ihn auch N 

große Summen von den Früchten feiner Eroberung nehmen. Er wurde zum Groß 

ealde und Alguafil Major dreyer Feftungen ernannt, die er bauen zu laſſen Befehl HA 

und diefe beyden Bedienungen follten in feiner Familie erblich feyn, Nach einem dran 

‚rigen Aufenthalte Fonnte er wieder nach Spanien zurücd fommen, und an feiner Stell 

‚ nen Statthalter ernennen, mit der Freyheit, ihm alle feine Borrechte zu ertheilen. Obg 


fuͤr gut, daß ſie zum Beſten des Statthalters und der Truppen ohne andere Bern 

tung, als den Zehnten, für den Föniglichen Schag bezahle winrden. Wenn die Shif 
im Kriege getoͤdteten Caciquen in der Spanier Gewalt geriethen: fo follten fie unter) 
Könige und dem Statthalter zu gleichen Theilen getheilet werden. Endlich ſollte ex 

acht Ordensleute, den Landeseingebohrnen das Evangelium zu predigen, und alle M 
zu verſehen, Aerzte, Wundaͤrzte und Arzneymittel mit ſich nehmen. Nachdem ef 
Bedingungen unterzeichnet hatte: fo meldete der Kaiſer ſelbſt dem Mendoza, er ſchoͤbe 
Ungerechtigkeiten und Plackereyen, die man wider die Indianer begehen würde, au 
Gewiffen; und da ihm ihre Bekehrung zum Chriſtenthume am meiften am Herzen Id 
würde er niemand wegen diefes wichtigen Punctes Gnade ertheilen, 
Eifer der Die Befehle waren bereits gefteflet, zu Cadiz eine Flotte von vierzehn Segelt 
— ihm zuruͤſten 1). Oſorio, ein waͤlſcher Hauptmann, der fich in den italienifihen Kriegel 
h "  bervorgerhan hatte, erhielt unter den Befehlen des Mendoza die Anführung, So 
Zwüftungen und der Auf von den Reichthuͤmern Des Rio de la Plata zogen fo viele i 

theurer herbey, daß die erfte Ausruͤſtung, die nur aus fünf hundert Mann beftehen F 
von zwölfhundere Mann war, worunter fich dreyßig vornehme Herren, meiftens die! 


) Berrers faget zwoͤlfe. 





* 


in Suͤdamerica. VI Buch. VII Capitel. 67 


ſten von ihren Haͤuſern, viele Officier und eine Menge Flaͤminger befanden, Man verſi⸗ Pedro von 
chert, es habe Feine ſpaniſche Pflanzſtadt in der neuen Welt fo viele vornehme Namen unter Aeneon; 
ihren erften Stiftern gehabt, und die Nachfommenfihaft von einigen dauret noch in Para: _ 
guay, vornehmlich in der Hauptſtadt diefer Provinz, Die Ziotte gieng im Auguftmonate Seine Ab⸗ 
des 1535 ten Jahres, als der bequemſten Jahreszeit zu Diefer Reife, unter Segel, Denn reiſe. 

wenn man nicht vor dem Ende des März an die Einfahrt des Rio de [a Plata koͤmmt: fo 

läuft man Gerape, der Nord - und NRordoſtwinde zu verfehlen und von den Süd: und 
Suͤdweſtwinden ergriffen zu erden ‚ die einen nöthigen würden, in Brafilien zu übers 
wintern. 

Mendoza brauchete dieſe Vorſicht und war deswegen nicht gluͤcklicher. Die Flotte 
wurde, nachdem fie über die Linie gegangen, von einem gewaltigen Sturme ergriffen, Viele 
Schiffe kamen nur erft an dem Ziele wieder zufanmen. Des Don Diego von Mendoza, 
eines Bruders des Don Pedro von Mendoza, feines und eine Kleine Anzahl andere kamen = 
glücklich bey den Se. Sabrielsinfeln an. Der Adelantade aber war mir allen andern ges 
noͤthiget, in dem Hafen des Rio aneiro anzulegen 6); und dieſe Widerwaͤrtigkeit war 
gleichſam der Anfang feines Ungluͤckes, welches fi) nur mit feinem $eben endigte, Die 
Verdienſte des Oſorio und vielleicht auch weil er ein Auslaͤnder war, hatten ihm Meider gr» 
wecket, welche ihn beym Mendoza verdächtig macheten, Sie gaben ihm zu verſtehen, Of: 
rio trachtere nach dem Obercommande, Auf dieſen bloßen Verdacht gab er Befehl, die Er laͤßt feine 
fon vermeynten Mebenbuhler aus dem Wege zu räumen; und der unglückjelige Sforio wurde Lieutenant ers 
erſtochen. Ein Theil von den Truppen wurde Darüber unwillig. Viele wollten in Braſis⸗ ſtechen. 

lien bleiben, und anders waren entſchloſſen, wieder nach Spanien zurück zu kehren, als der 
Adelantade, welcher Nachricht davon erhielt, unter Segel gehen ließ, 
Dey feiner Ankunft an dem Vorgebirge St. Maria vernahm er, daß fein Bruder 
und alle diejenigen, welche der Sturm zerſtreuet hatte, bey den Er, Gabrielsinfen waren, 
Er ſaumete nicht, zu ihnen zu ſtoßen. Don Diego Fonnte den Tod des Oſorio nicht ohne 
> Schmerzen anhören. Er fagete öffentlich ‚ eine ſo unanftändige That würde den Fluch des 
Himmels über feinen Bruder uud über fein ganzes Unternehmen ziehen. Da fih nun die 
ganze Flotte ißo wieder zwiſchen den Sk, Gabrielsinfeln und dem weſtlichen Ufer des Fluſ 
fes beyfammen befand: fo wählete Don Pedro diefen Dre zu feiner erften Niederlaffung und 
trug dan Don Sancho del Campo auf, einen fichern und bequemen Platz auszufüchen, Die- 
fer Befehlshaber wäblete einen Ort , wo fich das Ufer noch nicht gegen Weſten gewandt har, 
auf einer Spige, die in den Fluß gegen Norden hinaus geht, Der Adelantade ließ dafelbft Anfegung der 
fo gleich den Grundriß zu einer Stadt abftefen, welche Nueſſa Seniors de Buenos Stade Bu: 
Apres genannt wurde; weil die Luſt daſelbſt fehr gefund iſt. Jedermann legete Hand an z NOS Ayres 
und die Gebäude waren bald fo zahlreich, daß fie zum Sager dienen Fonnten, 

Die Leute der dafigen Gegend aber fahen eine folche fremde Niederlaffung fo nahe bey 
ihnen mit feinem guten Auge an, Sie weigerten fich, Schensmittel herzugeben. DieMoth-, 1536. 
tendigfeit die Waffen zu ergreifen, um welche zu erhalten, gab Gelegenheit zu vielen Ge- 
fechten, worinnen den Spaniern übel mitgeſpielet wurde, Von dreyhundert Mann, 


a dem Don Diego von Mendoza abgefhicket wurden, Fa 
ruͤck. Er 


= Hunger in der 

ke Die neuen Pflanz- 

men faum achtzig wieder zu- ſtadt. 

blieb felbjt mic vielen angefehenen Sfficieren , unter denen ein Hauptmann, Ma- 
2 


mens 
k) Am angeführten Orte Buche 0.338, 


— — Reiſen und Entdeckungen 


Pedro von mens Luzan, bey dem Uebergange über einen Bach getoͤdtet wurde, der noch feinen > h 
Mendoʒa. men führee. Der Hunger wurde zu Buenos Ayres heftig; und der Adelantade konnte 
1536 chem nicht abhelfen, ohne Gefahr zu laufen, alle noch übrige Spanier zu verlieren. % 
es gefährlich twar, die Ungläubigen zu gemöhnen , Chriſtenblut zu vergießen: fo verbil 
bey Lebensſtrafe, es follte niemand aus dem Bezirke der neuen Stadt geben; und WE 
befürchtete, man möchte aus Hunger feine Befehle uͤbertreten, fo ftellete er alfer Orten 
fen aus, welche beordere waren, auf diejenigen zu ſchießen, welche fuchen würden, HIN! 
zu geben, 
Außerordent: Diefe Vorficht hielt die Hungerigften zurück ‚ ausgenommen eine einzige Frau, 
liche Begeben: mens Maldonata, welde die Wachſamkeit der Wachten hintergieng. _ Der Geſch 
it einer ſchreiber von Paraguay, welcher ſich hier auf das Zeugniß der Spanier verlaͤßt erzahll 
Ban Begebenheit dieſer entflohenen Frau ohne das geringfte Merkmaal eines Zweifels, und 
fie für einen Beweis der Vorfehung an ‚ welcher dadurch, daß es jedermann bekannt, 
beftätiget wird. Nachdem Maldonata auf den wüften Feldern herum geirrer: fo & 
kete fie eine Höhle, welche ihr eine fichere Zuflucht wider alle Gefaͤhrlichkeiten zu feyn ſch 
fie fand darinnen aber eine Loͤwinn, über deren Anblick fie ſich enefegere. Indeſſen 
ten ihr doch die Liebkoſungen diefes Thieres wieder einigen Muh, Sie erfannte fo} 
daß diefe Liebfofungen eigennüßig waren. Die Loͤwinn war frächtig und konnte nicht 
ja; fen. Sie fhlen einen Dienft zu verlangen, welchen Maldonata ihr zu feiften, fh I 
ſcheuete. Als fie ihrer Bürde glücklich los geworden: fo ließ es ihre Erfennelichkeit N 
bey den gegenwärtigen Zeugniffen bewenden; fondern fie gieng aus, um ihre Nahrun 
ſuchen; und von dieſem Tage an unterließ fie nicht, zu den Füßen ihrer Befreyerinn Fi 
Vorrath zu bringen, den fie mit ihr theilete. Diefe Sorgfalt dauerte fo lange, als 
‚ Jungen fie in der Höhle erhielten. Als fie diefelben aber mit ſich hinausgenommen: |, 
Maldonata fie niche weiter, und war genöthiger, ihren Unterhalt felbft zu fuchen. F 
konnte aber nicht oft ausgehen, ohne Jndianer anzutreffen, die fie zur Sclavinn mad 
Der Himmel erlaubete, daß fie von Spaniern wieder weggenommen wurde, die ſie 
Buenos Ayres zurück führeten. Der Adelantade war von da mweggegangen. Don F 
Ruiz de Galan, welcher in feiner Abweſenheit Befehlshaber dafelbft war, ein bie) 
Graufamfeit harter Mann, wußte, daß diefe Frau ein Hauptgeſetz übertreten hatte und & 
bete nicht, daß fie durch ihr Unglück genug dafür geſtrafet wäre, Er ftellete alfo SE 
fie follte in freyem Felde an einen Baum gebunden werden, und dafelbft Hungers MAT 
das iſt, fie füllte daſelbſt eben das Lebel erfahren, welchem fie durch ihre Flucht Ha 
gehen wollen; oder fie follte auch daſelbſt von den wilden Thieren gefreffen. werden. ‘ 
Tage darnach wollte er gern willen, tie es mit ihr fhünde, Einige Soldaten, del 
dazu Befehl gab, erflauneten, daß fie folche noch am $eben , wiewohl mit Tigern und 
umtinget, fanden, Die ſich nicht getraueten ſich ihr zu nähern, weil eine Sömwinn, 
vielen jungen Löwen zu ihren Füßen (ag, fie zu verrheidigen fehlen. Bey Erblicund 
Soldaten begab ſich die Loͤwinn ein wenig zurück, um ihnen gleichfam die Freyheit IN 






















= 


4) Der Geſchichtſchreiber, welcher viel zu ver⸗ heit aus dem Munde der Meldonata felßft | 
nünftig iſt, als daß er ſich auf das Bloge Zeugnif führet den P. del Techo au, der fie zu # 
des Derfaflers der Argentina verlaffen follte, 06= guay felbft als eine gewiſſe und noch niche ME 
gleich diefer Dichter betennet, daß er die Degeben: ſchehene Sache gehöret Hat, 


in Suͤdamerica. VI Buch, VI Capitel. 69 
ſen, ihre Wohlthaͤterinn losʒubinden. Maldonata erzaͤhlete i nen ihre Begebenheit mit die · Pedro von. 
ſem Thiere, kei fie auf den erften Anblick ——— ER Kine fie ihr ihre Ban- 
de abgenommen hatten und fie wieder nach Buenos Apres führen wollten ſo liebfofete Das,_ 3°, 
Thier fie noch ſehr, und ſchien betruͤbt zu ſeyn, daß es fie abreifen ſaͤhe. Der Bericht, wel⸗ 
chen fie dem Befehlshaber davon erſtatteten, ließ ihn erfennen, daß, wofern er nicht wilder, 

als die Loͤwen felbft, zu feyn feheinen wollte ‚ er nicht Umgang haben koͤnnte, einer Frau 
Gnade — zu laſſen, welche der Himmel ſo ſichtbarlich in Schutz genommen 
hatte 7). 

Der Adelantade, welcher inzwiſchen abgegangen war, um Huͤlfsmittel wider den Hun⸗ Unterneh⸗ 
ger zu ſuchen, wodurch ihm ſchon über ziweyhundere Mann umgefommen, war den Rio de mungen be6 
bfel des Cabotsthurmes Dinaufgefahren. Weil ihn nun fein — dAye⸗ 
Leutenant, Juan dAyolas „ den er vor ſich Hergehen laſſen, verfichert Hatte, die Timbue- *° 
fen verlangten nur, mit den Spani — er würde bey ihnen oder den Cura- 
coaern allezeit Lebensmittel finden: e alte Schanze unter dem Namen 
der guten Hoffnung wiederum aufbauen mr ), Darauf gab er feinem Lieutenant Befehl, 
die Entdeckungen auf dem Sluffe mit dreyen Barfen und unfzig Mann weiter zu treiben, unter 
welchen man Don Martineʒ d Irala, Don Juan Donce de Leon, Don Carlos Du- 
brin und Don Luis Peres, einen Bruder der heil, Therefia m) nennet, Er empfahl ihnen, 
ihm innerhalb vier Monaten Zeitung von ihnen zu geben, wofern fie ihm folche nicht felbft 
bringen fönnten; und da er felbft wieder nach Buenos Ayres zurück gegangen, um dem groaͤu⸗ 
lichen Hunger daſelbſt 0) ein Ende zu machen ſo hatte er bald das Beranügen, den Bey- 
fand dafelbft anfommen zu ſehen, welcher nur noch das Andenken der vorigen Noth zurück 
ließ. Es kam nicht allein Gonzales von Mendoza, welcher aus Drafilien Lebensmittel 
hohlen follte, auf einem damit beladenen Schiffe von da zurück; fondern es folgeren ihm 
auch faſt eben fo bald zwey andere Fahrzeuge, welche den Mofchera und feine ganze Eolonie von 
der Juſel St. Catharina mit einer großen Menge von allerhand Lebensmitteln brachten, 
Die Umftände der Spanier zu Duenos Ayres wurden viel beffer ; indeffen wurden fie doch 

durch Die Furcht beunruhiger, wieder in eben den Zuftand su gerathen, vornehmlich weil der 
Haß einiger benachbarten Voͤlker ihnen allerhany Hinderniffe machete ‚ daß fie nicht das 
Sand bauen konnten. 


Da Ayolas fange den Fluß Hinaufgefahren war: fo wurde er von den Guaraniern, Seine Hoff⸗ 
welche eine große Strecke Landes an dem oſtuüchen Ufer und noch weiter in dem Innern des nung. 
Landes bis an die Gränzen von Brafilien bewohnen, wohl aufgenommen, Er fuhr im- 
mer weiter hinauf bis auf die 


Höhe von zwanzig Grad vierzig Minuten, wo er zur Rechten einen 3 
leinen Hafen fand, welchen er Maria di 


chtmeß (chandeleur) nannte. Die Guaranier 

hatten ihn verſichert, er wuͤrde auf dieſer Höhe, wenn er gegen Weſten gienge, Indianer 
finden, welche viel Gold und Silber hätten, Cr ließ ſich dem Lichtmeßhafen gegen über 
aus ſeten, wohin er feine Sahrzeuge zurück ſchickete. Ey ließ fie Dafelbft unter des Irala 
Anführung mit einer £leinen Mannfchaft von Spaniern unter dem Hauptmanne Vergara, 
Sg und 

m) Man finder fie auch Corpus Chrifti genannt, {ih von einem Indianer, gegeſſen. Diejenigen, 
M) Nach einigen Nachrichten. welche ſich diefes Wergehens ſchuldig gemacht er⸗ 


hielten nachher eine Vergebung und Los vechun 
0) Man hatte ſo gar Menſchenfleiſch, vermuth⸗ “Aus Spanien. Ü ü : 

























70 Reiſen und Entdeckungen 


Pedro von und uͤberließ ſich der großen Hoffnung, die er auf das Zeugniß der Guaranier GM 
Mendoza. hatte. u 
130 © Man Fan nicht zweifeln, daß er nicht vor feiner Abreife an den Adelantade ge I 
Pedes de ben babe, um ihm feine Anfchläge zu eröffnen: feine Briefe aber kamen nicht nach BUT 
Mendozageht Apres. Die vier Monate waren verlaufen. Dieſes Stillſchweigen des Officieres der 
zuruͤck. ſtadt, auf welchen der Adelantade das meifte Vertrauen hatte, und der es am beſten 
nete, verurfachete ihm fo viele Unruhe, daß er viele Perfonen abgehen ließ, um zu erfl u 
wo er hingefommen ſey. Er hatte bereits den Vorſatz gefaſſet, wieder nach Spanten # 
zugehen. ine große Krankheit, welche feine Bekuͤmmerniß vermehrete, ließ ihn 
Entſchluß befihleunigen. Kaum war er im Stande, die See zu vertragen, fo gieng 
feinem Schaßmeilter, Juan de Caceres, unter Segel, nachdem er Fraft feiner Doll 
. den Ayolas felbft zum Statthalter und Generalhauptmanne der Provinz gemacht Hatte 
5 — reiſete mit einem Herzen voller Verzweifelung ab, und verfluchete den Tag, an meld 
Spanien verlaffen hatte, um in einem wilden Sande einem Hirngefpinfte nachzulaufen 





% fich zu verunehren. 
4 Sein klaͤgli⸗ Als er auf der See war: fo ſchienen alle Elemente ſich wider ihn zu verbinden. & 
“ i cher Tod. Vorrath von Lebensmitteln war erfchöpft oder verdorben, und er ſah ſich genoͤthiget 
Be‘ Huͤndinn zu effen, welche eben Junge werfen wollte; und diefes ungefunde Fleiſch mebllf 
nen ſchwermuͤthigen Gedanken derurfachete, daß er von alfen Sinnen Fam, woraus den 
eine Raſerey entſtund. Er flarb in einem Anfalle davon, und diefes Elägliche Ende MÜ 
ols eine Beſtrafung der Ermordung des Oſorio angefehen, 
# Alfonfo von Bun — * III itt. 
4 * Cabrerq. © Der Abſchnitt 
1538. es Alfonſo von Eabrera Reiſe. 
| | — fi ſ € ſe. | 
; 2 — welchem Zuſtande er Buenos Ayres findet. la wird erwaͤhlet; Buenos Ayres wird ver” 
H Trenfofe Indianer. Stiftung von Affımeion, fen. Schiffbruch eines genuefiichen Schill 


der Hanptfiade in Paraguay. Wunder für die Aſſunelon waͤchſt an. Begebenheit, die ihl 
Indianer. Schickſal des Zuan d'Ayolas. Seas Meiber verfchaffet. . £ 


ä | AR In welhen Nie Stadt Buenos Apres, welche unter fo unglücklichen Zeichen entſtanden war, ! 
en - ET a noch lange Zeit wider das Unglück zu Fampfen. Alfonſo von Cabrera, nl 
Ä a, yres fg Inſpector aus Spanien dahin geſchickt wurde, fonnte niche verhindern , daß der HU 
% i 3 ; nicht übermäßig dafelbft wurde. Unter der Zeit kamen Salazar und Gonzales Men 


welche den Ayolas ſucheten, in dem Lichtmeßhafen an, ohne daß fie die geringfte Nach 
von feinem Schickſale hatten einziehen fönnen. Man fagere ihnen, Irala wäre bey 
Payagnaeın, einer benachbarten Voͤlkerſchaft. Sie begaben fich dahin; und als ſie ihn 
felbft angetroffen hatten, ſo thaten ſie mit ihm viele Reifen umher, die aber bey dem, 14 
ihnen aufgetragen war, nicht glücklicher waren. Endlich ergriffen fie die Parteh, nad 
YA Uchtmeßhafen zurück zu gehen, dafelbſt eine Schrift an einen Stamm eines Baum 
£ er beften, wodurch fie hoffeten, den Don Juan D’Ayolas, wenn er in diefen Hafen zung 
* Treuloſe In⸗ Me, don allem zu belehren, was ihm zu wiſſen nothig waͤre. Sie warneten ihn word 

dianer. lich, der Voͤlkerſchaſt der Payagucer nicht zu frauen, deren Treuloſigkeit fie erfahren DEF 
rer Man giebt vor, es ſey wirklich Feine gefährlichere Boikerſchaft in der Wele, weil fie ME 





dem Wunderbaren machete — 


las zu ſuchen. Eines Tages, da er ſich 


in Suͤdamerica. VI Buch, VIL Capitel. 7 
nem überaus wilden Naturelle ein ſehr freundliches und fanftmürhiges Bezeugen zu verbin- Alfonfo von 
den wüßte, und fie wäre niemals liebEofender , als wenn fie auf eine Verraͤtherey ſonne. 

Als fie den Sichtmeßhafen verließen ; fo giengen Mendoza und Salazar den Fuß hin TI 
ab bis ein wenig unter dem nordlichen Arme des Dilco Mayo, welcher um den fünf und 
zwanzigſten Grad ber Breite hineinfaͤllt. Einige Minuten jenfeice fanden fie eine Art von Stiftung von. 
Hafen, der durch ein Vorgebirge gebildet wurde ‚ welches füdwärts gegen Weften des Fluſ⸗ Aſſuneion der 
es vorgeht. Dieſe Sage ſchien ihnen bequem zu ſeyn, und fie baueten dafelbft eine Shan ame 
je, welche bald eine Stade wurde und heutiges Tages die Hauptſtadt der Provinz Para- guay. . 

i von Peru und Brafilien und ungefähr dreyhundert 
Meilen weit von dem Borgebirge Ct, Maria, wenn man dem Fluſſe folge. Ihre Stif- 
ger gaben ihr den Namen Affuncion, 


den fie noch führer, 

Mendoza blieb daſelbſt allein, und Salazar reifete ab, um dem Adelantade, welchen 
er noch zu Buenos Aires zu ſeyn glaubete, von ihrer Reife Rechenfchaft zu geben, Er fand 
den Cabrera dafelbft: die Stadt aber war fhon in der Außerften Hungers noth. Ein Krieg 
mit den Indianern, wo bie Treufofigfeit auf beyden Seiten angewandt wurde, vermeh- 
rete die Verwuͤſtung. Die Spanier verloren dabey anfänglich einen Theil von ihrer Macht; 
und als fie darauf Durch die Ankunft zwoer Brigantinen von Ihrer Nation verftärker wur 
den, fo erhielten fie einen herrlichen Sieg. Ihre Feinde macheten zur Entſchuldigung ihrer Wunder für 
Niederlage bekannt, fie Hätten unter waͤhrendem Treffen einen weißgefleideten Mann mit die Indianer. 
einem bloßen Degen in der Hand geſehen, der ein folches Licht von fich geftralee, welches ſie 
ganz verblendet hätte, Man zweifelte unter den Siegern nicht, daß diefes nicht der heil, Bla⸗ 
fius geweſen, deffen Feft an dem Tage gefeyert wurde; und die Neigung ihrer Nation zu 
daß fie den heil. Blaſius zum vornehmften Patrone der Pro- 
vinz erwaͤhlete. Indeſſen binderte doch diefer Vortheil 


nicht , daß man nicht die Schanze 
der guten Hoffnung fhleifere , welche fie erhalten zu Fönnen verzieifelten, 


Ihre Freude wurde durch die verdrießlichen Nachrichten ‚ Die fie vom Irala erhielten, 
nicht wenig vermindert, Diefer Befehlshaber Hatte nicht aufgehöret, den Don Juan D’Ayo- 
beym Anbruche der Nacht, auf dem Sluffe vor An- Schiefaldes 
fer geleget, hörete er eine Stimme, die ihn vom Ufer Her rief. Er ſchickete ein Canot da- Juan d Ayo⸗ 
hin. Man ſand einen Indianer daſelbſt, welcher verlangete, man follte ihn zu dem Hauptelas. 


der Spanier bringen, und welchen man aufzunehmen Feine Schwierigkeit machete, Er 
erzählete den Tod des Ayolas a 


welcher von den Payaguarın erfchlagen worden, da er mit 
Reichthuͤmern beladen von den Graͤnzen von Peru zurück gekommen. Irala brannte vor 
Degierde, diefe Treulofen zu zuͤchtigen und ihnen die Schäge wieder abzunehmen , welche in 
ihren Händen geblieben waren, eiler aber feinen Mann hatte, der nicht Fran war: fü 
begab er fich nad) Aſſuncion, wo ihm niemand die Gewalt ftreitig machete ‚die ihm Anolas 
bey feiner Abreiſe zugeſtellet hatte, Indeſſen fah er doch bald Nebenbuhler. Seine Rüc. 
reife nach Aſſunclon, nebſt der raurigen Nachricht, die er von des Ayolas Tode gab, 
Machete, daß die Einwohner zu B 


a ‚db „eos Ayres, deren Anzahl von Tage zu Tage abnahm, 
den Entſchluß fafferen, ihm nach diefem neuen Sitze zu folgen. Cabrera und Galan entſchloſ⸗ 
fen ſich ſeibſe den Fluß mit allen den 


jenigen hinauf zu gehen, weiche Raum in dem Fahr 
zeuge finden konnten, dag ſie fuͤhrete. hinauf gu gehen, Fah 


Als 


ZJrola wird keit, indem er einen Befehl des Kaifers hervor brachte, den ihm diefer Herr zugefteflet UT 


‚eines gemueflz yon einem genueſiſchen Schiffe nicht weniger, welches auf einer Sandbanf bey der Ein 































72 Reifen und Entdeckungen 


— Dot As fie nach Aſſuncion kamen, welches anfing, das Anfehen einer Stadt au 
pe ER. mens fo bemerfeten ſie daſelbſt einige Theilung wegen des Jrala Anfehen; und Galan I 
I fich anfänglich zu denjenigen, die ihm zumider waren. Eabrera aber endigte diefe ZW 


erwaͤhlet. und welcher den ızten des Herbftmonates 1537 gegeben war, Er enthielt, wenn der von? i 
Pedro Mendoza ernannte Statthalter geftorben wäre, ohne fich einen Nachfolger zu beit 
fo follte Cabrera, welcher mit der Würde eines Inſpectors verfehen war, die Stiftet 
Eroberer der Provinz zuſammen kommen und ſie einen Eid ſchwoͤren laſſen, denjenigen 
waͤhlen, welchen ſie zu dieſer Stelle am wuͤrdigſten hielten; und er ſollte denjenigen, WE 
durch die mehreſten Stimmen erwaͤhlet worden, im Namen Seiner Majeſtaͤt dafuͤr 
nen laſſen. Der Befehl des Kaiſers wurde beobachtet, und die Wahl fiel auf de 
Dominicus Martinez von Trala, 

Buenosyres Er that fo gleich den Vorſchlag, Buenos Ayres zu verlaffen, wo man aus der Ü 

wird verlaffe. „ung genugfam gelernet hatte, Daß es unmöglich fey, fic) Dafelbft zu Halten, fo lange 9 

nicht im Stande wäre, Die benachbarten Voͤlkerſchaften zu unterwerfen. Die Verſte 
lung war getheilet. Viele ſtelleten die Nothwendigkeit eines Hafens für die Schiffe 

welche aus Spanien kaͤmen, und frageten; was aus Affuncion bey ihrer Entfernung 
Meere werden würde, wenn fie feinen mächtigen Beyſtand erhielte. Der neue Sta hi 
antwortete, es wäre nicht fehmwer, eine Gemeinfchaft mit Peru zu errichten; woraus 

allen nörhigen Beyſtand -Teichtlich erhalten Fönnte; und da feine Meynung feinen X 

fpruch fand, fo erhielt Don Diego d'Abreu Befehl, mit dreyen Brigantinen abzutt 
und Buenos Ayres zu räumen, 


Schiffbruch Seine Ankunft breitete dafelbft eine lebhafte Freude aus und verurfachete den 2% | 


RScHies in den Fluß gefeheitert war. Diefes Fahrzeug war nach Peru, mit dem Werte von] 
zigtaufend Ducaten an Kaufmannsgütern, abgegangen, Es war in der magellanll 
Straße von roidrigen Winden aufgehalten worden, von da es nad) dem Rio de la Pr 
gekommen, um dafelbft anzulegen, wo es durch die Unwiffenheit der Lootſen untergegal 
und man hatte nichts, als die Menfchen, gerettet , welche Gefahr liefen, in dem Hall 
verhungern. Man zählete einige italienifche Edelleute unter ihnen, deren Nachkon 
ſchaft noch itzt in Paraguay zu beftehen feheint, als Anton von Aquino, Thomas“ 
und Tohann Baptiſta Trocht. 
Affuncion Nachdem die Leute von Buenos Apres unter des Abreu Anführung ben Fluß gl ich 
wachſt an. hinauf gefahren waren; ſo fand ſich Aſſuncion auf einmal durch die Vermehrung 
Einwohner und Gebaͤude vergrößert. Es ſcheint, daß es noch ohne Ringmauern ETF 
weil man bier bemerket, Irala habe es nunmehr mit einem Pfahlwerke umgeben 
und. eine Policey dafelbft errichtet, Man rechnete damals fechshundere Mann Dark 
ohne die Weiber und "Kinder mit zu zählen, h 


Begebenheit, Die Weiber waren in Feiner großen Anzahl daſelbſt; und dieſes war eine Hinde 
die ihnen SBelz welche den Fortgang einer fo fehönen Pflan ſtadt lange Zeit verzögern mußte. Sie" 
ber verſchaffet aber Durch eine eben fo luftige, als traurige, Begebenheit fehr glücklich gehoben, meld 

Gluͤcke der Spanier ausfchlug , nachdem fie ihnen erft den Untergang gedrohet hatter 1 


m - 


in Suͤdamerica. VI Buch. VII Capitel. 
ge Miffionarfen hatten angefangen, das Licht des Glaube 
ner verlangeten eifrigſt, getaufet zu werden. D 
chriſtlichen Religion machen möchte: ſo erſann er einen allgemeinen Umgang , welcher zum 
Andenken des Leidens unfers Heilandes mit all 
he Spanien eigen find; das iſt, eg folgen alle Spanier mit eneblößtem Ruͤcen und der Geiſ⸗ 
ſel in der Hand, um ſich zu geißeln, dabey erfiheinen, Er ud die benachbarten Indianer 
dazu ein. Die Art und Weife aber, wie man ihnen ſchon damals begegnete, brachte ihnen 
nicht viel Neigung gegen die Spanier bey; und die meiften hatten das Chriſtenthum nur 
aus Yewegungsgründen der Furcht oder des Eigennuges angenommen, und Famen bloß 
dahin, um die Gelegenheit zu ſuchen, ein Joch abzufchüttein,, welches ihnen unerträglich 
ward, Man verfichert es hätten ſich ihrer an der Zahl achttaufend, ohne andere Waffen, 
als Bogen und Pfeile, haben eingefunden , wovon man wußt⸗ ‚ daß fie folche niemals able— 
geten, und die ihnen zur Ausführung ihrer Abficht hinlaͤnglich waren; denn fie hatten Nach= 
richt, in was für einem Zuftande die Spanier dabey erfcheinen jollten, " 

Den Augenblit da 


der Umgang anfangen wollte ‚ trat eine Ind 

Sıulazar in Dienften war, in fein Zimmer; und da fie ihn bereit ſah, in feinem poſſierli⸗ 
hen Aufzuge auszugehen , fo fagete fie zu ihm, mit fhränenden Augen, fie bedauerte ihn, 
daß fie ihn fühe zu feinem Untergange daufen. Er fragete, was fie damit fagen wollte, 
Sie entdeckete ihm die Verfchwörung. Der Statthalter , dem er folches fo gleich meldete, 
ergriff die einzige Partey, die ſich bey einer fo dringenden Gefahr darboth. Er ſtellete ſich, 
als wenn er vernaͤhme, eg wären die Tapiger, eine furchtbare Voͤlkerſchaft und offenbare 
Feinde der Spanier, faſt vor den Thoren der Stade. Er gab den Einwohnern Befehl, 
ſich im Gewehre zu halten, und ließ Die vornehmſten Häupter der Indianer bitten, 
ten doch zu ihm kommen, um fi) mit ihnen über einen Zufall zu berathſchlagen 
ſich zu glauben fteflete, daß er ihnen fo wohl, als ihm drohete. Sie giengen ohne Mis⸗ 
frauen zu ibm. Go wie fie aber ankamen, wurden fie gebunden und beſonders verwahret. 
Als er ſie alle zuſammen in feiner Gewalt batte: fo ließ ex fie vor fih fommen, um ihnen zu 
melden, daß er von ihrem Anſchlage unterrichtet waͤre, und daß er ſie zum Tode verurthei 
lete. Die Hinrichtung geſchah vor den Augen einer Menge von ihren Unterrhanen wel⸗ 
che die Stadt umringeten, und da fie die Spanier wohl gewaffnet fahen, nicht allein die 
Kuͤhnheit verloren, fich zu widerſetzen, fondern auch geftunden, daß fie.ebenfalls den Top 

‚ verbienet Hätten. Damit fie fold)es wieder gut macheten: fo bothen fie unter andern denen 
Spaniern, bie Feine Weiber Hatten ‚ welche an; und diefe Anerbiethung wurde angenom⸗ 
men, Die Indianerinnen waren fruchtbar und von gutem Naturelle. Diefes bewog her⸗ 
nachmals einen großen Theil der Einwohner, diefe Verbindungen fortzuſetzen. Einige ha- 
9e; und Daher koͤmmt die große Anzahl von Meftizen und 
Mulatten, welche man heutiges Tages in dieſen Landſchaften ſieht ). 


73 


ianerinn, die beym 


— 


Wovon er 


P) Clarlevoix, Hiſtoire du 


Allgem. Reiſebeſchr. XVI. Band, K 


en den Ceremonien gehalten werden ſollte, wel⸗ 


fie moͤch⸗ 


Paraguay. Liyy; a. d. 49 u. ff. S. re 


ts auszubreiten „und viele India Alfonſo von 
amit ihnen Jrala einen hohen Begriff von der, Cabrerm, 


1538. 





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ee ER En 5 hen 


AP VRR ET N ©. ne 


Beſchreib. Dee V Abſchnitt. 
non Chaco. 
— Beſchreibung von Chaco, 4J 


Einleitung. 


ſprung der fo beruͤchtigten Reductionen in Paraguay zu zeigen. Inzwiſchen will ich 


welche fie Chaco nennen, Da fie niemals von den Spaniern erobert worden: ſo 


Lage: diefes: 


Landes: 


Urfprungdesfeite bis an den großen Fluß, welcher diefe beyden Namen führe z). Der Namen CH 


Namens. 

























74. Dr Reifen und Entdeckungen 


Einteitung. Rage diefes Landes und Urſprung fer Waffen. Ihre Weiber. Shre Begraͤb 
nes Namens. Schönheit des Landes, Flüffe Chiriguaner und deren Urfprung. Sie iM 
Pilco Mayo. Nio Salate. NRio Bermejo. verföhnliche Feinde der Spanier, Ihre Ge— 
Andere und ihre Eigenfchaften. MWeberfchwern: che. Alte cheifliche Völkerfchaften. Des? 
mungen und deren Wirkungen. Gebräucheund fo Ebenen. Stadt Santa Fe. Schwaͤcht | 
Charakter der Einwohner. Zwo fonderbare Spanier in Paraguay. Wölferfchaften, ME 
Voͤlkerſchaften. Fircchterliches Anfehen der In⸗ nicht können kennen lernen. Weißagung 
dianer von Chaco. Ihre Kriegesränfe. Shre heil. Franciſeus Solane- 


MM" iſt nicht gefonnem, den Spaniern von Aſſuncion bey allen ihren Eroberungen/ 
F auch affen den Reiſenden des Landes auf ihren Fahrten allhier zu folgen q). 4 
Beſchreibung, welche man fchon von. dieſem Theile von America gefehen hat r), ent 
Namen und Sagen derer Städte, welche nach und nach angeleget worden, nebft ihr 
rographifchen Eintheilung und der Eintheilung ihrer Statthalterfhaften. Meine A 
ift nur, nachdem ic) dem Rio de la Plata durch die erften Reifen auf diefem Fluſſe DET 
gemacht babe, meine Lefer bald zu der Wiederherſtellung der Stadt Buenos Ayres J 
xen, welche diefe Sorgfalt, ihres berühmten Hafens wegen, verdiene, und ihnen DM 


unterdeffen der Befchreibung einer großen Provinz diefes Landes, deren Iramen nuk 
aus ben Berichten der Miflionarien bekannt ift, einen Platz einräumen. Es ift die] 


fie den gemeinen Geſchicht⸗ und Neifebefchreibern unbekannt zu feyn- J 


Der P. Lozano, ein Jeſuiten Miſſionar, von welchem der Geſchichtſchreibet 
Paraguay dieſen Artitel entlehnet s), ſetzet Chaco zwiſchen die eigentliche Provinz % 
guay und die Provinz Rio de la Plata, welche lange Zeit nur eine einzige davon — 
macht haben „und giebt ihr eine Strecke, melche die beyden andern begraͤnzet, von der 


ſcheint nicht fehr alt zu ſeyn; und der Geſchichtſchreiber beobachte, Daß er fich auch nicht ET 
in den geben des heil. Franeifcus Solano m), eines Neligiofen aus dem Orden des heil-d 
eifeus, finde, welcher diefes Sand von einem Ende bis zum anderır durchftrichen, um!) 
nen das Evangelium zu predigen. In ber peruanifchen Sandesfprache aber nenne 
diejenigen großen Heerden roth Wildpraͤt Chaco, welche die Volker diefes Teiles von 
rica auf ihren Jagden zuſammen treiben; und man hat eben diefen Namen dem geh! 
Sande gegeben, weil ſich nac) der Eroberung von Peru eine große Anzahl Peruaner 
gefluͤchtet. Aus Chacu wie es die Spanier ausfprechen, hat man Chaco gemacht: 

fcheine fo gar, man habe anfänglich umter dieſem Namen nur dasjenige Sand begriffen 


9) Außer vielen ſpaniſchen Neifgbefihreibungn  r) Sm IX Bande diefer Sammlung M 
find die Lettres gurieules et edifantes mit Ber Defchreibung der Provinzen von Peru. |, 
richten, einer großen Anzahl Mifionarien ange 9 Relacion chorographica del gran 9% 
fuͤllet. H Unbeſchadet des Rechtes dieſer behden 

vinzen, ſaget er, wie auch der Provinz TF 


in Suͤdamerica. VL Buch. VI Capitel. ns. 
es zwiſchen den Gebirgen der Cordilliera, dem Pilco⸗Mayo und dem rothen Fluffe ein- Beſchreib 
geſchloſſen ift, und man habe in hernach weiter ausgedehner, fo wie ſich andere Bölkerfhaf- on Ebaco. 
een zu denen dahin geflüchteten Peruanern geſchlagen. 
Man iſt darinnen einig, daß man Chaco afg eines der fhönften Laͤnder in der Welt Schoͤnheit 
vorftellet. Allein‘, diefes Lob gehöret wirffich nur denjenigen Theile, welchen die Peruaner des Landes. 
im Anfange einnahmen. Cine Kette yon Bergen, die fich im Geſichte von Cordua anfängt, 
und bis nad Santa Cruz de la Sierra erffrectet,, indem fie fih von Welten gegen Norden 
endet, bildet an biefer Seite ſo wohl verwahrete Schranken, vornehmlich in dem, was 
man die Eordilliera der Chiriguaner nennet, daß man nicht dazu fommen kann. Viele von 
diefen Bergen find fo Hoc), daß die Dünfte aus der Erde nicht bis zu ihrem Gipfel Hinauf 
kommen, und daß, weil die Luft daſelbſt beftändig heiter ift, nichts die Ausſicht befchrän. 
ket. Die Winde aber find allda ſo ungeftäm, daß fie oftmals die Reiter aus dem Sattel 
heben, und man muß ‚ um daſelbſt bequem Athem zu holen, einen Schugore füchen. Der 
bloße Anblick der Abgründe würde die Unerſchrockenſten ſchwindlich machen , wen nicht di⸗ 
cke Wolken, die man unter den Füßen ficht, die Tiefe derſeiben verſtecketen. Man kann 
nicht zweifeln, daß dieſe Gebirge, welche ein Stuͤck von der großen Cordilliera find, nichteini- 
ge Exztadern enthalten follten. Man hat fo gar feit kurzem einige entdecfer: man läßt uns 
aber noch in der Unmiffenheit , mas es für welche find. Indeſſen ift es doch eine beſtaͤndi⸗ 
ge Sage zu Peru, daß die Chicaer und die Oreſonen, welche ehemals eben diefe Gebirs 
ge bewohneten, und wovon ihrer viele nach Chaco und andere in eine Inſel geflüchtet find, 
welche mitten in dem Farayer See liegt, wor der Ankunft der Spanier + Gold und Silber 
nach Eufco gebracht, 


Aus den meiften diefer Gebirge koͤmmt auch eine fehr große Anzahl Fluͤſſe, deren Ge- 
waͤſſer, Die fehr gefund find, vieles beytragen, Chaco fruchtbar zu machen; ohne diejenigen 
zu rechnen, die nach Norden fließen, dergleichen ver Guapay und der Pirspiti find, wel- 
che fich in den Mamore ergießen, und ſich zufammen mit dem Maranjon vereinigen, 
Die anfehnlichften von denen, welche durch Chaco fliehen, find der Pilco- Mayo, Rio 
Salado und Rio Vermeſo 


Der Pilco⸗Mayo, welcher ale Die andern übertrifft, würde allein ſchon genug ſeyn, Pileo⸗Mayo 
dieſes Land zu bereichern, wenn er ſtets überall ſchiffbar wäre Allein, an einigen Orten 

bat er nicht genug und an andern zu viel Waller, Man bat gefehen ‚ daß er aus den Ge, 

birgen fomme, welche Potofi von Peru abfondern; und einige Berichte verfichern, daß ein 

fleiner Fluß, Namens Taxapaian, welchen der Pilco⸗Mayo ziemlich dicht bey feiner Ruel 

le einnimmt, eine Menge Silber enthält, welches man nicht herausbringen kann, weil es 

ſich in den Seimen einſenket. Die Bergleute haben ausgerechnet, daß in fechs und fünfzig 

Jahren diefer Verluſt vierzig Milfjonen machete, Man feget Hinzu, es gehe auch, durch 
eben den Weg, fo viel Silber in den Pilco-Mayo, daß einige Seemeilen weit Fein Fifeh darin 
nen leben fönne, Dieſer große Fluß theilet fh, wenn er über die Manfoes-Ebenen ge⸗ 


2 gan⸗ 
und fo gar der Provinz Charcas welche Anfpräs die Feindfeligkeiten der Voͤlker aus Chaco zuruͤck zu 
he auf das Land haben können, welches unter dem treiben, Am angeführten Örte 4.9.1455, 
Damen Chaco begriffen wird, weil fie keine he; 

ſtimmte Gränzen an diefer Seite erfennen, und 3) Er wurde im ıyasften Jahre zum Heiligen 
deren Statthalter fo gar aus Noth gezwungen find, gefprochen. 


Fluͤſſe. | 


























6 2 Reifen und Entdeckungen 


Befchreib, gangen it, in zweene Aerme, die für ziemlich große Fahrzeuge ſchiff bar find. DAT 
von Ebacarfer des norblichen Armes ift faft ſalzigt; auch findet man am feinen Ufern vier SUR 
Der Pilco-Mayo fängt nur erft bey feinem Eintritte in Chaco an , ſehr fifchreich ſ 
den, und enthält viel Kayymanen. Seine beyden Aerme ergießen ſich in den Patd 
der eine ein wenig unterhalb des Zuſammenfiuſſes dieſes Stromes mit dem Parang, 
andere ein wenig unterhalb Aſſuncion, welches fich al in einer Inſel befinder, deren 
lere Breite fünf Seemeilen, und die Lange achtzig if. Dieſe Inſel ift ziemlich N 
und folglich fumpficht bis auf eine gewiſſe Weite von der Abfonderung-beyder Aerme- 
der Regenzeit vermengen fich beyde Aerme. Denn alsdann laufen fie.dergeftalt al 
? fie fi) zufammen und fo gar mit dem Rio Vermejo vereinigen, und wenn fie darauf 
der in ihr Bette zurück treten, fo laffen fie, auf dem Boden, welchen fie bedecket 
viele Sümpfe, die niemals austrocknen. Mach dem Garcilaffo de Ia Vega heißt & 
men Pilco-Mayo in der peruanifchen Sprache Sperlingsfluß; und der Araguayı 
cher der nordlichfte von feinen beyden Aermen ift, bedeutet in der Sprache der Gudl 
Derftandesfluß, weil man mit vieler Vorfichtigkeit darauf ſchiffen muß, damit malt 
den Strom verliere, und in die Sümpfe gerathe, welche ein Labyrinth ausmachen; 
aus nicht Leiche zur kommen feyn würde, a. 
Nio Salado. Rio Salado fümmt nach Ehaco unter dem Namen des Vebergangesfluffet 
iſt da von einer fo großen Schnelligkeie, daß man ihn nicht ohne Gefahr hinaufgeht. 
dem Orte, wo Die Spanier im ı562ften Jahre eine Stadt unter dem Namen Sarı 
go d Eſtero erbauet hatten, verändert er feinen erften Namen in Rio de Valbu 
und von ſeiner Quelle an bis hieher, das iſt, in einem Raume von ungefähr vierzig 
meilen, hat ſein Waſſer eine Blutfarbe, welches man dem Erdreiche in dem Thale Gi 
SR ui zufchreibe, mo diefer Fluß durchgeht, und welche Farbe fich vermindert ‚ jo wie 9 





dere Waſſer einnimmt, Ex fängt nur erft in der Höhe von San Jago an, den J 

Salado, oder geſalzener Fluß zu führen, ohne daß man weis, woher er ſolchen befül) 

| Endlich ehe er fich in den Rio de la Plata verliert, machet er einen Umweg nach 9 
5 und da er einen kleinen Fluß, Saladillo genannt, einnimmt, fo bilder er eine 
die gleichfam einen Bogen macher, woran die Sehne der Fluß iff. _ Diefe Kam 

führer den Nanıen Rio de Corunda. | J 
J Rio Vermejo. Rio Vermeſo geht queer durch Chaco von Nordweſt gen Suͤdoſt, und verd 
— x auch fehr ofe feinen Namen. Man weis niche, woher diefer Fluß den Namen vor, 
welcher den Rio Salado beffer zuzufommen ſcheint. Er verliert fih in ven Rio de la 
ta unter dem Namen des großen Fluſſes, Nio grande. Sein Sauf ift fo ruhig, 

faft eben fo Teiche iſt, ihn hinauf, als hinunter zu fahren ‚ vornehmlich mie einen HZ 

: Suͤdwinde, der fih alle Morgen um neun Uhr erhebt, und die Luft fehr erfrifchee. I 
— ne üfer find allerliebſt. Cr iſt ſehr fiſchreich und man eignet feinem Waſſer alle 
BE Kräfte zu, als daß es den Stein und Gries, alle Harnübel, das Grimmen, die 7 
die Wafferfucht, und die Unverdaulichkeit hebt. Es nimmt folhe, fager mar, vor 

an feinen Ufern fehr gemeinen Kraute, welches die Spanier Nerva de Urina genann 

ben. Man ſetzet hinzu, diejenigen, die es gewöhnlicher Weiſe trinken, lebeten bis UP, 

boͤchſte Alter ohne Runzeln und ohne Krankheit, Wenigftens iſt es eine feſtgeſetzete 

ge unter den Spaniern, Daß von allen denen Soldaten, die von 1628 bis 1635 all? 

bauung der Stadt San Jago de Guadalcazar gearbeitet, in der ganzen Zeit Fell 


! 


— — > 


CE a ee 


in Sudamerica. VI Buch. VII Capitel. 77 
ziger geſtorben oder krank geworden, obgleich die bloße Umgrabung der Erde vermoͤgend Beſchreib. 
gervefen, Krankheiten zu verurſachen; und da im 1710 und ızır Jahre Don Eſtevan von Ebaco. 
d Urizar, weicher Iange Zeit an diefem Fluſſe in Chaco hinfuhr, und in ſehr fehlechter ; 
Geſundheit dahin gekommen, faum von feinem Waſſer getrunken , fo habe er fich vollfoms 
men wieberhergeftellee befunden. Man fiſchet in einem Sumpfe, den er- unter dem Na: - 
men Rio grande machet, die Perfen ‚ Wobon man an einem andern Inte geredet hat x). ; 

Die meiften andern Fluͤſfe in Chaco haben einige merkwürdige Eigenfchaft. Man Andere Fluͤſ⸗ 
unterſcheidet einen, welcher grünes Waſſer hat, und Rio verde beißt, ohne daß man hat ek 
entdecken fönnen, woher es diefe Farbe bekoͤmmt, welche nicht hindert , daß es nicht an⸗ igenſ 
genehm und geſund ſey. Dieſer Fluß ergießt ſich in den Paraguay, ungefähr fechzig Mei⸗ 
ten über Aſſuncion. Man hatte an feinen Ufern eine Stadt gebauet, Namens KIuevg 
Rioja y), die nicht lange geftanden bat. Ein Fluß in Chaco, Namens Guayru, wel: 
cher von, der chiriguanifchen Cordilliera herunter koͤmmt, und zwiſchen dern Pileo⸗ Mayo 
und Rio Vermejo fließt hat ſehr ſalzigtes Waſſer. Einige andere gehen wieder in den 
Schooß der Erde, wi in Tucuman beobachtet, Es gebt ihrer 
eine fo große Anzahl aus der Cordilliera, daß, wenn der Schnee fehmelzer , womit fie be- 


decket ift, und weil alsdann auch die Regenzeit einfällt, fie austreten, und aus einem Thei- 
fe von Ehaco nur ein großes 


Meer machen, wovon fie das ganze Jahr über eine Menge Ueberſch 

Sümpfe faffen , die voller Fiſche find, Alsdann find die Einwohne 
in ihren Piroguen zuzuhringen, oder auf die Baͤume 
lange nehmen, bis die Waſſer verlaufen find. Diefe 
große Vortheile erfeger. Kaum iſt die Ueberſchwem 


wem⸗ 
r genoͤthiget, die Zeit Augen u. Des 
zu klettern, wo fie ihre Wohnung fo!" Wirkung. 
Beſchwerlichkeiten aber werden durch 
mung vorbey, fü werden die Ebenen 
don Chaeo wie große Öraspläge, die von den hohen Bergen eine angenehme Ausficht ma⸗ 
hen. Es fehler diefem fhönen Lande nichts, als arbeitfamere Einwohner; denn die In⸗ 
dianer in Chaco begnuͤgen ſich nur, die Erde ein wenig umzugraben, wenn ſie bedecket iſt; 
welches gleichwohl nicht hindert, daß ſie ihnen nicht uͤberfluͤßige Früchte bringen ſollte; wie- 
wohl die Fiſcherey und Jagd zu ihrem Unterhalte Hinlänglich ſeyn Fönnten, Ein Theil 
von biefer Provinz ift mit großen Wäldern bedecket, wobon einige Fein anderes Waſſer ha- 
ben, als was man in den Bohlen Bäumen finder, Dieß find gleichjam fo viele Behälter 
von einem fehr klaren und fehr gefunden Waller, Die Hitze follte nafürlicher Weife daſelbſt 
übermäßig ſeyn; und das um ſo viel mehr, weil die Mifchung der Luft dafelbft viel War- 
‚ mes und Trocknes an fich Hat. Der Suͤdwind aber, welcher ordentlich alle Tage dafelbft 
wehet, breitet viele Kühle aus. In den mictäglichen Theilen ift die Kälte zuweilen 
hart und ſtechend. Kr 
Man verweiſt die Beobachtungen des P. Lozano von den Thieren und Pflanzen in Gebräuche, 
Ehaco zu der Naturgefehichte des mittaͤglichen America, und will ſich hier nur bey der und Charakter 
merkwuͤrdigen Abfchilderung zu halten, die er von feinen Eimvopnerm mache. Wenn man De Einwoh⸗ 
nach der Anzahl der Volkerſchaten ‚ deren Mamen er angiebt,, davon uetheilen wollte ; pr 
follte man ſich einbilden, Die Welt Habe Eeine ſtaͤrker bevoͤlkerte Gegend; und der Geſchicht 
ſchreiber von Paraguay verficherr, eg fey in der That mehr bevoͤlkert, als irgend eines yon 
| —“ NE SE de⸗ 
M Dan ſehe im dem XV Bande, auf der fe des P. Cattaneo, eines Fefüiterr, welcher hinter 
92. ©, ..- in —— des Muratori Schrift: I Chriffianifmo felice 
Yy) Man finder ihre Veſchreibung in einem tie: :nelle Miffoni del Paraguay gedruckt if; 



























vg — * Reiſen und Entdeckungen 


Befchteib. denen Laͤndern, die es umgeben; wiewohl es doch nicht fo ftarf bewohnet ift, als MET 
von Ehaco. wegen der angenehmen Himmelsluft und der Fruchtbarkeit des Bodens wohl glauben⸗ 
Eine jede von dieſen Voͤlkerſchaften hat nicht mehr, als drey oder vier Flecken inne 
es fey nun, daß die Seichtigfeit, daſelbſt ohne Arbeit zu leben, die Menſchen viel loſt 
ter, und folglich viel ſchwaͤcher machet, oder, daß auch die Zänkereyen und Kriege, "7 
aus der Trunkenheit entſtehen, mehr Menfchen hinrichten , als ihrer koͤnnen gebohren 
den, fo ſieht man ihre Anzahl merklich abnehmen. Ueber diefes weis man aus eine] 
lich neuen Sage, daß die ziemlich häufigen epidemifchen Krankheiten in den benachb ' 
Gegenden, vornehmlich in Tucuman, eine Menge Einwohner binaus getrieben , MM 
nach Chaco zu flüchten, wohin fie die Seuche mitgebracht haben. Diefe Wander 
wozu man noch der Peruaner ihre und die verfchiedenen Miederlaffungen fo vieler 9 
fchweifenden Bölfer rechnen Fan, Haben nicht ohne Verluſt und ohne tauſenderl 
Fortpflanzung ſchaͤdliche Hinderniffe geſchehen koͤnnen. Nichts giebt die Vermiſchun— 
i Völker , welche Chaco bewohnen, beffer zu erfennen , als der Unterſchied ihrer Geft 
ver Gemuͤthsart, und ihrer Gebräuche, 
Bi Ben Der P. Lozano bemerket Barunter zwey fo fonderbare Völker, daß, da das Ze 
erfcjaften, eines Miffionars nicht verdächtig feyn Fann, dasjenige, was er davon erzähfer, allel 
mögend iſt, den Ohnkoͤpfen des Raleighs und Keymis eine Wahrſcheinlichkeit — 
benz). Er giebt den erſtern den Namen Culluer oder Eullugaer, in der peruan 
Sprache Suripchaquiner, welches Straußfüße heit. Man nennet fiefo, weil! 
ne Waden an den Beinen haben, und weil ihre Füße bis auf die Ferfen den St a 
fen gleihen. Sie find falt von einer Niefengeftalt. Ein Dferd kann ihnen nicht ! 
laufen. S;hre Tapferkeit ift fürchterlich; und fie haben ohne andere Waffen , als die 
ze, die Palomoer, eine fehr zahlreiche Völkerfchaft , ausgerortet, Die zweyte Hat IE 
ungeheures, als die Größe, welche der Cullugaer ihre noch übertrifft. Sie wird nich 
nannt: ein Miffionarius aber, welcher nachher mit der Märtyrerfrone beehret wordt 
verſicherte, als er einen Haufen von diefen Indianern angetroffen, fo märe er erſt 
daß er fie fo groß gefunden, daß, wenn er feinen Arm aufgehoben, er noch nicht 
| ihren Kopf babe reichen Eönnen. ‚Er hatte nicht weniger die Zärtlichkeit und den M 
Ei : „thum ihrer Sprache, die Schönheit ihrer Gemuͤthsart, ihre Höflichkeit, die Lebhaft 
; „und Scharfjinnigkeit ihres Geiftes bewundert: kuͤrz, er bedauerte e8, daß man einer 
„kerſchaft nicht beffer begegnete, Die wegen ihrer Tapferkeit, ihrer Höflichkeit, ihrer 
„Aufführung , und ihrer Beſcheidenheit fo hochachtungswuͤrdig war, und daß malt 
„angefangen hatte, ihnen eine Luft zu den Lehren des Chriſtenthumes beyzubringen, ed 
„ihnen ein Joch auflegere, welches man ihnen von Tage zu Tage ſchwerer machete X 








J 
Fuͤrchterliches Ueberhaupt ſind die Indianer in Chaco von einer vortheilhaften Geftal, · Sy 
Ä —— no ben ganz andere Gefichtszüge, als die meiften Menfchen gemeiniglich Haben; und DIA 


Eharo. ben, womit fie ſich malen, geben ihnen vollends ein ſchreckliches Anſehen. Ein fral 
— Hauptmann, welcher mit Ehren in Europa gedienet hatte , wurde beordert, wide 
| Bölkerfihafe aus Chaco zu marfhiren, die nicht weit von Santa Fe war: er wurde 
durch den bloßen Anblick diefer Barbaren fo beunruhiger ‚ daß er in Ohnmacht fiel 


Da ee 
» 5 f X 


©) Man feheunten ihre Berichte. Der P. Lozano er verſichert 


| aber, daß er alle Beweiſe ge 
ſaget nicht , daß er dieſe beyden Völker geſehen babe; i * 


man von der Wahrheit einer Sache verlag 


in Stdamerica VI Buch. VII Capitel. 
meiſten gehen nackend und haben ganz und 
von Rinde, woran Vogelfedern von derfchiedener Farbe haͤngen. An ihren Feſten aber 
tragen fie eine Muͤtze von eben dergleich auf dem Kopfe. Im Winter bedecfen 


! geben die Weiber eben fo wohl nackend, alsdie 
Männer, Ihre gemeinften Safter find die Milpheir ar 

feit und die Trunkenheit. i zuſammen Lebhaftigkeit, aber nicht die geringſte 
Faͤhigkeit des Geiſtes, etwas leicht zu begreifen, was nicht in die Sinne faͤllt. Man weis 
nicht, daß ſie eine Art von Regierungsform haben. Ein jeder Flecken hat gleichwohl ſeine 
Caciquen. Allein, dieſe Oberhaͤupter haben keine andere Gewalt, als die fie durch ihre 
perfönlichen Eigenfchaften erlangen fönnen. 


Diele von diefen Völkern fhweifen herum, Herumfchtveis 
und haben alle ihr Hausgeraͤth bey fich ‚ welches eine Matte, ein Hamack, und eine Cale fende Völker. 


baffe iſt. Die Gebäude derjenigen, die in Flecken leben, verdienen kaum den Namen der 
Cabanen. Es find elende Huͤttchen von Baumzweigen mic Strohe oder Graſe bedecket. 
einige an Tueuman graͤnzende Voͤlkerſchaften bekleidet, und haben 
beſſere Wohnungen, 


Faſt alle dieſe Indianer ſind Menſchenfreſſer, und haben 
gung, als den Krieg und das Pluͤndern. 

geimmigen Blurbegierde in dem Gefechte, und noch mehr wegen ihrer Ränfe, deren fie 
ſich bedienen , fie zu überfallen, fehe furchtbar gemacht. Wenn fie fich vorgenommen has 
ben, einen Wohnplag auszuplündern z fo iſt nichts in der Welt , was fie niche verfuchen, 
diejenigen durch Bertrauen einzufchläfeen oder zu entfernen, welche ihn vertheidigen koͤn⸗ 
nen. Sie ſuchen ein ganzes Jahr lang den Augenblick, ſie zu uͤberfallen, ohne ſich in 
Gefahr zu begeben. Si⸗ haben unaufhoͤrliche Kundſchafter im Felde, welche nur bey 
Nacht gehen, auf den Ellbogen friechen, wenn es feyn muß, und feiche daher fters voller 
Schwielen haben, Diefes hat gemacht, daß einige Spanier geglauber Haben, fie naͤh⸗ 
men die Geſtalt eines Thieres an, um dasjenige zu beobachten, was bey ihren Feinden 
vorgienge. Wenn ſie ſelbſt uͤberfallen werden: fo machet die Derzweifelung fie fo geimmig, 
daß man feinen Spanier findet, der mit gleichen Waffen wiver fie ftreiten wolle. Man 
bat Weibesperfonen gefeden, Die ihr Leben den am beften bewaffneten Sofdaten fehr theuer 
verkaufet haben, 

Ihre Waffen find von der andern Indianer ihren nicht unterſchieden. Es iſt ein 
Bogen, ein Pfeil ‚ der Macana, nebft einer Art $anze von einem fehr harten und wohl⸗ 
gearbeiteten Hohe, die ſie mie vieler Geſchicklichkeit und Staͤrke fuͤhren, ob ſie gleich ſehr 
ſchwer iſt. Denn ihre Lange iſt funfzehn Spannen, und die Dicke nach Verhaͤltniß. 
Ihre Spige iſt von Hirſchhorne mit einem krummen Haden , welcher verhindert, daß fie 
nicht aus der Wunde herausgehen kann, ohne ſolche zu vergroͤßern. Ein Strick, woran 
fie gebunden iſt, dienet, foldhe nad) dem Stoße wieder zuruͤck zu ziehen. Das einzige 

‚Mittel alſo, wenn man verwundet iſt, iſt, daß man fich fangen laͤßt, oder ſich den Aue 
genblick aufreißt, um ſich loszumachen.  Menn dieſe Unmenſchen einen Gefangenen ma⸗ 
hen: fo fügen fie ihm den Hals mic einem Fiſchkinnbacken ab. Darauf ziehen fie ihm die 

Haut 
— eos Of, der 1038 von — ) Hiftoire du Paraguay, Liv. III, P- 155, 


79 
gar nichts meiter am Leibe, als einen Gürtel Befchreib, 


von Chaco. 


feine andere Beſchaͤffti⸗ ——— 
Sie habem ſich bey den Spaniern wegen ihrer ser Volker in 


Shre Waffen. 


— 





Ber 


30. se Reifen und Entdeckungen 
Befchreib. Haut yon dem Kopfe, Die fie als cin Denfmaal ihres Sieges aufheben, und mol 
von Ehaco. hey ihren Feften prangen. 4 
— Sie find gute Reiter, und es hat die Spanier off gereuet, daß fie alle dieſe 
Sie reiten vor⸗ des feſten Sandes mit Pferden befeßet haben. Man erzaͤhlet, fie Hielten ſolche im * 
trefflich. auf, und fie ſchwaͤngen ſich ohne Unterſchied von den Seiten, oder von hinten uͤber das 
hinauf, ohne einen andern Vortheil, als daß fie ſich auf ihre Wurffpieße ſtuͤtzeten. 
bedienen ſich Feiner Steigbuͤgel; fie lenken ihre Pferde nur mit einem bloßen Halfter, 
treiben fie fo muthig an, daß der am beften berittene Spanier ihnen. nicht folgen # 
Weit fie faft allezeit nackend finds fo haben fie eine überaus harte Haut, Der P. U 
fah den Kopf von einem Mocovi, deffen Haut ber den Hirnſchaͤdel einen e 
Finger DI war. A 
Ihre Weiber. Die Weibesperfonen in Chaco zerftechen fich das Geficht, die Bruft und die A 
\ wie die Mohrinnen in Africa. Die Mütter zerftechen ihre Töchter auf diefe Are, ſo 
fie gebohren worden; und bey einigen Völferfchaften reißen fie allen ihren Kindern 
der Stirne an bis auf die Scheitel des Kopfes, fechs Fingerbreit die Haare aus: F 
Meibesperfonen in Chaco find handfeſt. Sie fommen leicht nieder. So bald fit 
bunden find, baden fie fih, und waſchen ihre Kinder in dem nächften Fluſſe. 
Männer begegnen ihnen hart, vielleicht, murhmaßer der Gefchichtfchreiber , weil fie. 
füchtig find. Er feger Hinzu, fie hätten ihrer Geits Feine zaͤrtliche Liebe zu ihren Kind 
- pre Begraͤb⸗ Im Chaco iftes der Gebrauch, Daß man die Todten an eben dem Orte begräßtt 
niffe, fie geftorben find, Man ſtecket einen Pfeil auf das Grab, und hänge ven Hill) 
eines Feindes daran, vornehmlich, eines Spaniers. Darauf verläßt.man den Dt,” 
vermeidet fo gar, dahin zu gehen, fo lange bis der Todte ganz vergeffen ift. 
Chiriguaner Der Geſchichtſchreiber beobachtet, daß Die größte Hinderniß nicht allein bey de? 
und ihr Ur⸗oberung, fondern auch bey der Befehrung des Landes Ehaco, bis hieher von den Chill 
prung; nern hergekommen iſt. Die Meynungen, ſaget er, find wegen des Urſprunges dieſet 
kerſchaft ſehr getheilet. Techo c) und Fernandez d) haben auf guten Glauben eines 
nuſcriptes von Ruy Diaz von Guſman geglaubet, ſie kaͤmen von denen Indiane 
welche ven Alexis Garcia bey feiner Zuruͤckkunft aus Peru umgebracht und aus Fur! 
möchten die Portugiefen aus Brafilien feinen Tod zu rächen denken, fich in die chiriß 
ſche Cordilliera geflüchter Hätten. Fernandez feßet Hinzu, es wären damals nicht 
viertauſend geweſen. Garcilaſſo de la Vega aber, deffen Zeugniß vorgehen muß 
zaͤhlet: es hätte der Ynca NYupanqui, zehnter Kaiſer in Peru, unternommen, 1 
Chiriguaner zu unterwerfen , welche fehon in Diefen Gebirgen wohneten, wo fie ſich d 
ve Tapferkeit und Öraufamfeit auf gleiche Arc fürchterlich macheren. Er feget hinzu 
Zug des Pnca fey ohne Frucht geweſen. Man weis über diefes, daß fie Eeineandere 9 
che haben, als der Guaranier ihre. Diefes fheint, einen zu nöthigen, daß mal 
eine Eofonie von diefer Voͤlkerſchaft halten muß, welche ihrer viele in Paraguay fo 
Brafilien geftiftet bat, wo ihre Sprache geredet, oder wenigftens überall verſtanden 
Sie find un Es ſcheint aber, daß Die Spanier Feine unverföhntichere Feinde haben, als die Eh" 


are ner, welche an vielen Orten der Landſchaften Santa Cruz de la Sierra, Charcas und) 



























©) Hiftoria Paraquarienfis Lib. IT. 
. d) Relacion hiftorical de los Chiquitos. 


* — 
Tu * 


ee 


in Suͤdamerica· VE Buch.) Vn Capitel. 68 


ed ausgebreitet ſind. Ob fie gleich in dieſen letzten Zeiten in dieſer Voͤlkerſchaft Bundesge⸗ Befchteib, 
noſſen gehabt en N ihnen fehr wohl gedienet: fo können fie ſich doch auf fie nicht won Chaco 
weiter verlaffen, als fie ſolche durch die Furcht lenken koͤnnen; und das Unternehmen iſt 
nicht leicht, Man kennet in diefem Sande feine ftolzere, Eeine härtere, Eeine unbeftändigere 

und Feine treuloſere Voͤlkerſchaft. Alle Macht in Tucuman hat ſie nicht zu Paaren trei⸗ 

ben konnen. Sie haben ungeftrafet eine Menge Berheerungen in diefem Sande angerich- 

tet; und der unglüdliche Erfolg eines Zuges , welcher im 1572ſten Jahre Durch den Uns 
terfönig in Peru , Don 5 


vanz von Toledo, verſuchet wurde » fie zu unterwerfen, har ih⸗ 
ren Uebermuth nur vermehret 


Man belehret uns, die Chiriguaner haͤtten ordentlicher Weiſe nur eine Frau. Oft⸗ Ihre Gebrau⸗ 
wals aber ſuchen ſie ſich unter denen Gefangenen, die ſie im Kriege machen, die jüngften dr 
ie zu i äferi Diefes Verfahren beweiſi 
ärlih. Das Sonderbarefte an ihnen ift, feget eben der Gefchicht: e 
{ daß fie von einem Tage zum andern nicht mehr einerley Menfchen find, 5 
Heute find fie ganz vernünftig, und laffen gut mie ich umgehen; morgen find fie ärger, als 
die Tiger in ihren Wäldern, Man erhält alles von ihnen, wenn man fie fo nimme, dag 
fie ihren Musen dabey fehen. Wenn fie nichts zu Hoffen haben: fo iſt jeder Menfeh ihr 
Feind. Kurz, das lüberliche Seben und das Bollfaufen werden in ihrer Nation bis zue 
Ausſchweifung getrieben, 


Wenn man dem rothen Fluffe, oder Rio Bermejo, nach Werten folget: fo findet man Alte chriſtliche 
viele friedfertige Voͤlkerſchaften, die niemals angreifen, Die ſich aber zu ihrer gemeinfchaft. Volkerſchaften 
lichen Verteidigung vereinigen, wenn fie angegriffen werden. Der Geſchichtſchreiber, 
an welchen man ſich hier haͤlt, ſaget nach einem ſpaniſchen Schriftftellere), diefe Völker 
waͤren zur Zeit der Entdeckung getaufet worden: da ihnen aber ihre neuen Herren übel bes 
gegnet, fo hätten fie die Partey ergriffen, fich zu entfernen ; fie hätten noch einige Gewohn⸗ 
beiten des Ehriſtenthumes beybehalten,, vornehmlich das Gebeth, wozu ihre Caciquen ſie 
verſammeln. Sie bauen das Feld, und ernaͤhren ſich vom Viehe. Im Noten Jahre 
machete Don Eſtevan d'Urizar, Statthalter in Tucuman, einen Vertrag mit ihnen, 
wovon. fie noch das Original, als einen S brief wider die Unternehmungen der Spa⸗ 
nier gegen ihre Freyheit, aufbewahren. Sie find fonft von einem guten Naturelle, und 
die Fremden werden mit vieler Seutfeligfeit von ihnen aufgenommen, 

Don Hurtado von Mendoza, Marquis von Canjete und Unterkoͤnig zu Peru, Manſoesebe 
war der erſte, welcher den Vorſatz faſſete, der Krone Spanien den Veſitz von Chaco zunen. 
verſichern. Er ſchickete im 1556ften Jahre den Hauptmann Manſo dahin, welcher ohne 
Hinderniß bis zu den großen Ebenen vorruͤckete, die man zwiſchen dem Pilco Mayo und 
Rio grande antrifft.  Diefer Befehlshaber harte unternommen, daſelbſt eine Stadt zu 

auen, als er mitten unter der Arbeit und in der größten Sicherheit von den Ehiriguanern 
mit allen feinen Soldaten niedergemacht wurde, Der 


Name Manſo iſt denen Ebenen 
geblieben, Die fein Ungluck berühme gemacht bat f). 


, Die Stadt Santa Se, welche im 1573ften Jahre von Johann von Garay, zehn See. Stadt Santa 
Meilen oberhalb der Zufammenfügung des Rio Salado mit dem Rio de la Plata, geftif- Se. 


| tet 
€) XARQYE Liv, III, ch, 28, 


F) Man nennet fie Alanos de Manſo. 
Allgem. Reiſebeſchr. XVI Band, 


*“ 


Beſchreib. tet worden, wurde anfänglich als eine Stadt won Chaco angefehen; weil fie an dem 


koͤnnen Eennen 


























82 Reifen und Entderfungen 


von Ebaco. fichen Ufer diefes Fluſſes gebauet war, bis dahin viele diefe Provinz erftrecken. D 
oͤber feitdem ihre Lage geaͤndert: fo iſt fie heutiges Tages viel zu weit von denen GM 
entfernet, welche man der Provinz Chaco giebt, Man hatte eine andere Stade untl 
Namen Conception an dem Ufer des rohen Fluffes gebauer, oder vielmehr an" 
Morafte, welchen diefer Flug dreyßig Seemeilen weit von feiner Mündung in dem 
la Plata machet. Sie erhielt ſich aber kaum ſechzig Jahre lang; und man fiche nid 
Schwäche der mal mehr Die Meberbleibfel davon, Nichts, beobachtet der Gefchichtfchreiber, bezeichn 
Spanier in Schwäche der Spanier in Paraguay beffer, als daß fie einen Sitz nicht haben erhaltell 
Paraguay, nen, welcher ihnen eine fo fhöne Thuͤre eröffnete, in Chaco zu dringen. Kurzı® 
ſehr fehwer geworden, den Det wieder zu finden, wo die Stadt Guadalcazar gelegen T 
welche fie ebenfalls zu verlaffen gezwungen worden. Man vernimme von dem P. 
daß unter der Zeit, da fie folche auf Befehl des Don Martin von Ledeſma bauel⸗ 
nicht bis zu den Chicas Orejonen, noch bis zu den Chutumecaern haben dringen FÜ 
welche ſich gegen Weiten in den Thälern ‚ die unten an der Cordilliera find, und fd 
bey ihm niedergelaffen, daß er den Rauch von ihren Dörfern fah, wovon fein Sage 
Voͤlkerſchaf zehn oder zwölf Seemeilen entfernet war. Der Fuͤhrer, welchen Sedefima nahm, u 
ten die ſie nicht mie feinen Truppen dahin fuͤhren zu laſſen, fuͤhrete ſie allezeit irre. Eines Tages, I 
cn ihn feiner Untreue überzeugeten, und ihm folche verwieſen, geftund er ihnen, daß ® 
; fein Seben Foften würde. „Warum wollen denn aber diefe Leute nicht, fragere man 
„daß man zu ihnen fommen folle? Weit fie befürchten, antroortete er ihnen, daß, 
„ihr einmal den Weg dahin wuͤßtet, ihr fie alle umbringen möchtet, wie es eure BA 
„ren mit dem Ynca gemacht, um fic) feines Reiches und feines Reichthumes zu bat 
»tigen,. Der Führer, fegete hinzu, die Chicas Örejonen wären diejenigen deren 
die Meae bediener hätten, ihre Bergiverke zu bauen: nad) dem Eläglichen Tode dei 
Bualipa aber wären fie zu den Churumacaern geflüchter , welche fie wohl aufgene 
hätten. Diefe Chicas ftammen, nach des P. Lozano Berichte, von den edlen Drejall 
Peru her, denen die Dncae ihre Eroberungen zu danken haben, und find vermurblid 
der Anzahl deverjenigen , welchen Raleigh und Keymis die Stiftung eines neuen M 
in Öuiana zufhreiben g). | 
Es fey nun aber Schwäche beym Angeiffe, oder außerordentliche Stärke bei 
rſtande, fo iſt es doch gewiß, daß die Spanier die Schränfen noch nicht Haben?! 
en fönnen, melche die Eroberung von Chaco fehr fehwer machen, Sie verlaffel! 
faget der Gefchichtfchreiber , auf eine Prophezeyung des heil, Srancifeus von Solane 
von ihrem Vorgeben nach, ein großer Theil fhon in die Erfüllung gegangen, 
„eine beftändige Sage unter ihnen, fhreibt er A), diefer heil. Miffionarius habe die 
„beerung der Stadt Eiteco ‚ die Entdeckung vieler neuen Bergwerke, die Anlegung, 
„neuen Stadt zwiſchen Salta und St. Michel und die Bekehrung der Provinz I 
„prophezeyet. Nun beſteht Efteco nicht mehr, und man hat Bergwerfe zwifchen “ 
und Jujuy gefunden: die beyden andern Theile den Prophezeyung aber find noch hi 
»Öeheimniffen der Vorfehung. 7 


— 
des heil. Fran⸗ pr; 
eiſeus Solano. — 


E) Man ſehe unten ihre Berichte, | ‘ 
h) Hiftoire du Paraguay Liv. III. p. 163. 


rn N x 


a — 
* A. - * * 


——— { 
VON DERS TADT 
Bvrnos -ÄYREs 


A. nung des Stutthalters. 
B. KaupEwache. 

CD Capcble. 
* Waafs - 


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ab yon hundert Terfen. 
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ET RE 


En an 


in Suͤdamerica. yj Buch. VIE Capitel, 


Der V Abſchnitt. 


Wieder herſtellung und Beſchreibun der Stade Buenos Ahres. 
Ortiz vom Zarate iſt ihr Wiederherſteller. 
dieſer Stadt. Abneigung der S 
Indianer vor der Arbeit. Vo 
nos Ayres. Erſter Eintritt de 


Zuſtand 





etheile yon Bue⸗ Entw 
g deſſelben 


Senien zauderte auch ſehr lange, bevor es ſich einen 


verſchaffete. Die Stadt 


Sand hinein zog, ſchien ſie vergeſſen 
fuͤr die Schiffe nöthig 
bielten, ® macheren endlich, daß fie 
- Befehl, den im 1539ſten Jahr 
berzuftellen, Diefes Unternehmen war feit den neu 
nern Provinzen errichtet hatte, viel leichter geworden, weil m 
ten hohlen fonnte, um die Wilden im Zaume zu halten, 
Don Yuan Ortiz von Za 


en aufthaten, 


flungen 
AN daraus 


i er liche: 
— Land. Meynung von ihnen. Außerordent 
und fien Ankunft einiger Miffionarien, Ihr Fortgans. 
urf zu einer ehriſtlichen Republik. Aus: 
rDeſuiten in dieß fuͤhrun 


83 


Beſchreib. 
von Buenos 
Ayres. 


Buenos Ayres blieb uͤb — a “ £ er | 
} — Uber vierzi ahre oͤde; un — 
oberungsbegierde oder vielmehr die ee — Spähler el in * 
ſſen, daß fie ein Zuflucht und.einen fichern < 
{ hatten ‚ don welchen fie ihre Truppen Und ihren Kriegesvorrarh er: 
Häufige Schiffbruͤch e Aug, Es kam 
\ > Angelegere Stade wieder 
en Niederla » Die man in denin- 
Beyſtand von $eu- 


missoſten J. te alſo, ließ Ortiz von Za- 
rate, damaliger Statthalter zu Parag Sabre alfo, 
lich diejenigen unterworfen, die ſich 


eben dem Orte wieder au 
änderte ihren erften Na Namen der h 
von Buenos Ayres. 


Indeſſen blieb ſie doch noch lange Zeit in einem Zuſtand 


fbauen, wo Don Pedro Mend 
men Unſere liebe Frau in den 


achere, 


1) aus verfchichenen Viertheln , zwifchen welchen m 


it ie Fe 
uay, nachdem er anfang: zne IE ide 
feinem Vorhaben widerſeten konnten + die Stadt an ereberperfiel 
30 fie an eleget Hatte ‚ und ver- 
eil. Dreyeinigkeit 


BE a) e, Welcher der Provinz, wo: Zuſtand die u, 
zu fie gleichfam die Stufe und der Schlüffel iſt, Feine Ehre m Sie heftund anfäng: fer Ctavt. | | | 
lich 


an Baumgarten und Ebenen gelaf: 
fen Hatte, Die Häufer, welche meiftens von Erde geh 
werk. 


auet waren 


S waren lange Vierecke, die nur ein Fenfter hatten : 


das Ucht nur durch die Thuͤre. Es find noch nicht übe 


+ baten nur ein Siock⸗ me 
3 UND viele erhielten fo gar 


: r dreyßig ober vierzig Jahre, va 
hatte ſie dieſe alte Geſtalt noch. Ein Jefuitenbruder ab 


um die Collegienkirche zu bauen, lehrete die Einwohner Maueritein 
Machen, 


Seit dem find die Häufer von Steinen und — 4 
Stockwe egebaue worden. Zween andere Bruͤder von eben dem O — 
meſteree der andereein Maurer, beyde Staliener, baueten, nachdem fie ı 
legienkirche fertig waren, die Kirche der Väter von der Gnade, 

das Portal der 


nten fehen laffen, 
AUS zu bauen. Da aber das Werf nad) einem gar zu p 
gefangen warı ſo fehlete cs im 1730ften Jahre am Gelde, und d 
Indeſſen hatte die 


er den man hatte kommen laſſen, 
e, Ziegel und Kalch 
ele mit doppeltem 
N, der eine ein Bau. 
nit der Col⸗ 
die Franciſcanerkirche, und 
auptficche, lauter Gebaͤude, ſaget man, die fich in den beſte 

ſchen Staͤdten kon 


n ſpani⸗ 
Man hatte auch dieſe beyden Meiſter angeı 


nommen, 
raͤchtigen Grundriſſe an. 
er Day blieb ausgeſetzet. 


| auf eine fehr vortheilhafte Art ihre Geſtalt geaͤndert. 
AN zaͤhlete beteit fechzehntaufend Seelen darinnen, wovon zwar faſt drey Vierthel Ne— 
sau, eſtizen, und Mularten waren, » 


ie erften, deren Anzah 
leben Eon Ten, deren Angası 


der andern ihre weit übertrifft, machen, daß die Spanier Abne igung der 
en, welche ſich durch) Die Arbeit 


zu verunehren glauben würden, 


Diejenigen Spanier une 


ſelbſt, 





Beſchreib. felbft, welche erſt neulich aus Spanien gefommen, beftreben fich, ein evelmännifche 
von Buenos ſehen anzunedmen und fegen auf ihre Kleider alles, was fie mitgebracht haben. | 
det fich nicht ein einziger, der fich zum Dienfte eines andern will gebrauchen laſſen; 


Ayres. 


freyen India⸗ 
ner vor der 
Arbeit. 


hat man hier, wie in den andern ſpaniſchen Eroberungen, gewiſſen Eintheilungen der 
der gegeben, welche zum Beſten der Eroberer gemacht worden, und in welchen bie N 


in den Gegenden um Buenos Ayres herum noch einige Flecken, welche diefes Joch ft 


Vortheile von Die Stadt Buenos Ayres ift ziemlich groß ). Ein Bach fondert fie von Dei 


Buenos Ays 
res. 


84 Reiſen und Entdeckungen { 







































J 
Es 


man hat eben fo viele Mühe, die freyen Indianer zur Arbeit zu bringen, welche über 
fes die Freyheit haben, in die Stadt zu fommen, und fich auf den benachbarten Felde 
niederzulaffen. Diefe Abneigung vor der Arbeit koͤmmt daher, daß ſie bey der erften Errichfll 
der Commanden übermäßig dazu gezwungen werben.  Diefen Namen Comman 


dianer, Die darinnen begriffen waren, zu Frondienften unterworfen wurden, Man 


und deren Einwohner ihre Pfarrfirche an dem außerften Ende der Stadt haben, w | 
£eine andere Kirche für die Spanier hat, als die Hauptkirche. Sie wurde im 16201 
Sabre zu einem bifchöflichen Sitze erhoben 7). 


ftung ab, worinnen der Statthalter wohnet. Sie hat fonft wegen ihrer Sage, und 
gen der guten $uft, die man dafelbft einathmet, alles, was eine Pflanzftadt bluͤhend / 
hen kann. Die Ausficht eines Drittels von dem Bezirfe erſtrecket ſich über weite Gel 
welche ftets mit einem fehönen Grüne bedecket ſind. Der Fluß machet die beyden a 
Drittel feines Bezirkes, und feheint gegen Norden wie ein weites Meer, welches Feine 
dere Gränzen hat, als den Horizont, Der Winter fänge in diefem Sande in unferm SON 
monate, der Frühling in unferm Herbftmonate, der Sommer im Chriſtmonate, und 
Herbſt im Maͤrzmonate an; und dieſe vier Jahreszeiten find daſelbſt ſehr ordentlich. 
Winter find die Regen dafelbft ſehr ſtark, und ſtets mit ſo erſchrecklichen Donner, 
Blitzen begleitet, daß die Gewohnheit das Schrecken vor demfelben nicht vermindert, 3 
Sommer über wird die Hiße durch Eleine Kühlungen gemäßiget, bie ordentlicher 2 
zroifchen acht und neun Uhr des Morgens entſtehen. 
Die Fruchtbarkeit des Erdreiches um die Stadt ſtimmet mit der vortrefflichen 
überein, und die Natur hat nichts geſparet, um einen angenehmen Aufenthalt darauf 
machen. Das Holz dafelbft ift felten; weil man fich noch nicht bat einfallen laſſen, 


) Aſſuncion hat dieſe Ehre feit 1547- de, fie auf weniger ehrwuͤrdige Zeugniſſe mid zg 
k) Man hat feit einigen Jahren neue Wohnun: len. Es waren ihrer fünfe von Brafilien A 
gen dazu gebauet. Man fehe weiter unten einige , fer, nämlich der P. Yeminio, Superior 
Erfänterungen von dem beruͤhmten Flecken St. Sa⸗ Haufens und die Väter Johann Salonid 
crament, welcher dabey liegt, und von dem Ge: mas Silds, Stephan von Brao, und m 
richte, welches man zum Rachtheile der Zefuiten nuel Grtega. Sie tharen diefe Reife ze 
ausgebreitet hat. „als fie in die Einfahrt dev Bay von WO 
D) Diefe Befhreibung,, als die neuefte, die ich „Plata gekommen waren, fo hielten fie ſich 9 
kenne, ſſt aus den ſchon angeführten Briefen des P. „aller Gefahr zu ſeyn, als ihr Fahrzeug von 
Eataneo genommen, f „englifchen Schiffe angegriffen wurde, weldTz 
1) Hiftoire du Paraguay Liv. IV.p. 172. „deffelben leicht bemeifterte. Der Hauptman 
*) Ob es gleich nicht mit zu diefem Werke ger „‚rüftere fich bey dem Anblicke fünf Kefuiteh Ö 
hoͤret: fo kann ich dennoch ihren erften Vorfall da- ne unanfändige Art wider fie; und na al 
von abfondern, welcher eine Neifebegebenheit, und „ſie mir Schimpftvorten beleget, fo ſetzete ei 
fo fonderbar iſt, daß ich nicht das Herz haben wuͤr⸗ „eine wüßte Juſel aus und war ent 4 
„ 


N 


in Suͤdamerica. V Buch. VIE Capitel. 85 | 
2 J ib. 
me daſelbſt zu pflanzen, Man finder aber ihrer viele in denen Inſeln, wovon Ma 
voll iſt. Der einzige fruchttragende Baum, den man um Buenos Apres heru I, yres. 
iſt der Pfirfichbaum deſſen Fruͤchte daſelbſt vortrefflich find, Er ift über dieſes ſo sb — 
daß man Zweige davon zu verfchiedenem Gebrauche abſchneidet. Der Weinſtock 
daſelbſt nicht fort, weil man noch Fein Mittel hat ausfuͤndig machen komen ‚ Ihn vor ein 
Art von Ameifen zu verwahren, die ihn big auf bie Wurzel abfrefjen » fo bald er anfängt, 
zu freiben Z). Was das Sand fonft hervorbringt, wird zur Naturge chichte verwieſen. — 
Das Jahr der Wiederherſtellung von Buenos Ayres wurde noch auf eine andere Art, Er in 
durch die erfte Zulaffung der Yefiniten in dieſem Sande verherrlichet, wo ſie nicht allein ‚an es Sand. 
der Bekehrung der Ungläubigen arbeigen ſondern auch den alten Chriſten die geiftliche Huͤlfe dieſes Fand 
leiften follten, welche ihnen fehlete, Die erften Miffionarien, welche Spanien dahin ge⸗ 
"waren einige Keligiofen des heil. Franciſcus, welche nur noch Tauter Kinder: 
niffe bey ihrem Eifer gefunden hatten, Man bat bereits den P. Franciſcus von So⸗· 
NO genannt, welcher Ans Peru dahin gekommen war, und deffen Tugenden die Ehre x 
der Heiligfprechung verdiene Haben, Allein, dieſer apoftolifchen Männer war eine fo Elei- 
ne Zahl, daß die Chriſten des Sandes bey dem Rathe von Indien nicht aufhoͤreten zu bit⸗ 
ten, daß fie doch, Diener der Religion bekommen möchten, — 
Man fing damals an Die Jeſuiten in America kennen zu lernen. Sie waren ſo Meynung die 
„gar ſeit dreyßig Jahren in Drafilien, welches der P, Anchieta mie dem Gerüche feiner man von ih⸗ 
„Heiligkeit und dem Glanze feiner Wunder erfüllete, Seit Eurem Hatten fie ſich in Por nen hat. 
»»Niedergelaffen. ie hatten bereits {in diefen beyden Königreichen eine unendliche Anzahl 
„Bekehrte gemacht, und man ſagete überaff Öffentlich, es hätte dieſer neue Orden, deffen Stif⸗ 
„ter zu der Zeit gebohren worden, da Chri 


riſtoph Columbus anfing, die neue Welt zu ent⸗ 
„decken, eine befondere eigentliche Sendu 


ortgang in diefer Provinz verfchafferen. 

Intien von eben dem Orden aus Brafilien nach — 

Buenos Apres, und bald darauf erhielt Paraguay eine noch viel größere Anzahl, DieEr- Ange 8* 

zaͤhlung von ihren Reiſen und evangeliſchen Serichtungen ) machet das Hauptwat der fionarien, 
— 


neuen 
„daſelbſt verhungern zu laſſen. 


Er aͤnderte darauf „dem Kopfe wider ein Stuͤck Holz und verwun⸗ 
„ſeine Gedanken und ließ fie wieder an Bord kom⸗dete ſich leicht. Indeſſen gerieth das Schiffovoit 
men, wobey er fagete, er wollte fie an die große „bey Erblickung des Blutes, welches aus ſeiner 
„Rhaa hängen laſſen. den bey ihrer An: „Wunde floß, in Wuth und warf in dem erſten 
„kunft, daß man ihr ganzes Geräthe geplündert hat: „dorne den Sefuiten ins Meer. Weil diefer Pa⸗ 
»fe, und fie hatten fich deffen fchon verſehen. Cie „ter fehr gut ſchwimmen konnte: fo erreichete er 
nen Augenblick darnach erblicketen fie einen Eng: „leichtlich das Schiff wieder, und die Engländer 
»lander, welcher die Agnus Dei auf dag Verdeck „halfen ihm herauf, damit fie ihm, wie fie fageten, 
War, dabey wider den Pabft fluchere, unp fie „einen geaufameren Tod anthun Fönnten. Unter⸗ 
„mit Füßen ‘treten wollte, Der P. Ortega konnm⸗ »deffen daß fie fich dariiber berathfchlageten , fing 
„dieſe Gottloſiglei nicht ertragen. Er lief auf den „der Heiligthumsſchaͤnder den ſie rächen wollten 
Ketzer zu; und da er durch feine Vorſtellungen „An zu ſchreyen; er empfände fehr heftige Schmer⸗ 
nichts yon ihm erhalten fonnte, fo nahm er j hen an dem Fuße, womit er auf die Agnus Dei 
„bey dem Deine, um folches wegzuziehen. Indem »Hetreten. Man erblickete auch in der That ein 
aofich) dieſer Ungluoͤckſelige fräubere: fo ſtieß er mir „Geſchwuͤr daran, und der Falke Brand war ſchon 


„dazu 


Ze 


— Reiſen und Entdeckungen 


Beſchreib. neuen Geſchichte von Paraguay, und ohne Zweifel ein ſehr erbauliches Stuͤck der KIM 
von Suenos gefchichte aus, Man fah im ı594/ten Jahre ein Collegium zu Aſſuncion mit fo viel! 
Apres. for von Seiten der Einwohner aufführen, daß alle, fo gar Frauensperfonen o), mit” 
$ an die Arbeit legen wollten. Die Miffionarien, welche unter den Gegenftänden ihr? 
3 - fers getheilet waren, gaben ein Beyſpiel der höchften Tugenden. Sie fanden Hindell 
- und oftmals mehr von Seiten der Spanier, als der Indianer: der Himmel abet 
au Wunderwerfe zu ihrem Beſten, und ber fpanifche Hof unterftügete fie duch | 
chutz. J 
hatten unter ihren Arbeiten erkannt, daß die Bekehrungen durch zwo Hall 
fahen aufgehalten würden, Die eine war, daß man das Chriftenehum der Landes] 
‚ bohrenen durch die Art und Weife verhaßt machete, wie man denjenigen begegnete, I 
angenommen hatten; die andere war, daß alle Bemühungen der Miſſionarien, vie I 

befehrten zu einem frommen $eben zu beivegen, durch das freche Leben der alten Ch 
Entwurf zu unnuͤtz gemacht wurden. Sie macheten daher einen Entwurf zu einer chriftlichen Rep 
einer chriftl. welche die fchönen Tage des aufgehenden Chriſtenthumes in dieſer Barbarey wieder U 
Republik. fen koͤnnte indem fie die Strenge durch Abſchaffung der Commanden und das Aerh 
— bes boͤſen Exempels durch die Entfernung der Spanier wegſchaffete. Dieſer Ent 
| wurde Philippen dem III mit einer feyerlichen Verbindung überreichet, ihm alle Ned 
Oberherrſchaft vorzubehalten. Er billigte ihn; er beftärigte ihn durch Verordnungen 
— — alle feine Nachfolger haben ihn nad) ihm bekraͤftiget. Einige Jeſuiten Hatten die Au 
-, rung beffelben fchon in vier Reductionen p) verſuchet, die fie zum Voraus gemacht 
ten, und deren glücflicher Erfolg fie aufgemuntert hatte, Man rechnet die Reduction 
retto an dem Fluſſe Paranapane, im ı61oten Jahre für die erfte, und folglich (N 
. Mefprung aller andern. Dieſe Einrichtung fam mit dem Beyſtande des Himmels ul! 
Genehmhaltung des Hofes in wenigen Jahren zu derjenigen Vollkommenheit, die, 
an. einem andern Orte vorgeftellet hat ). Was bat fie indeffen nicht in den ande 
| ; S hundert Jahren, die fie blühet, von dena Hafle und Reide ausgeftanden ? Dieje nigen 
welche wegen boshafter Vermuthungen noch ungewiß geblieben find , finden endlich 
— neuen Geſchichte von Paraguay, Erläuterungen wegen aller ihrer Zweifel, und viel 
Nachrichten von Buenos Ayres haben noch weit unbilligere Befchuldigungen zern 

welche niemals beſſer gegründet geweſen #). 
























A ei; 


„dazu gefhlagen. Man eilete, ihm das Bein ab» „ohne Muder , ohne Segel und ohne Lebt 
„zunehmen: es war aber zu fpätz der kalte Brand „ſteigen und fagete zu ihnen, fie Fönnten hi . 
* war ſchon in das Blut getreten, und der Kranke wohin fie wollten. Da fie alfo der Milk!) 
„farb noch an eben dem Tage. Eine jo ſichtbare „Shuthen überlaffen waren: ſo fahen fie Fell 
„Strafe Gottes ſetzete alle Engländer in Furcht. „icheinung, davon zu kommen, dag ſie nicht 
„Matt fagete nicht mehr, daß man den Miffionar „der untergiengen oder verhungerten, A 
yhinrichten wollte; und Das Schiff machete fich zn: ‚waren unter dem Schuke-desjenigen , der 2% 
»techte, bie magellanifche Straße zu erreichen. Nah ‚‚menten.gebent. Ahr Fahrzeng giengs IR 
„Verlaufe einiger Tage, welche die Sefuiten zn: „durch eine unfichtbare Hand gefuͤhret/ 
„brachten, ohne dag man ihnen etwas zu effen gab, „aufzuhalten, bis an. den Hafen Buero? 
Aließ fe der Hauptmann in ein kleines Fahrzeug „hinauf, Der blope hiſtoriſche Siauben 










in Suͤdamerica VI Buch, VH Capitel. 87 
| Der VAbſchnitt. 


Magellani⸗ 
ſche Land. 
Erlaͤuterung wegen des magellaniſchen Landes. — 
Keine Kuͤſte gegen Suͤden von Buends Ay 


Dres iſt Lande und der Republik der Caͤſareer. Sie find 
bewohnet. Zeugniß des P. Feuilige von dem von den Spaniern gebildet, 
uenos Ayres muß nicht alfein als die Gränze ver ſpaniſchen Pflanzſtaͤdte an der Suͤdſei- Keine Küfte 
B ee , fonbern auch aller menſchlichen Wohnplaͤtze an — Be angefehen werben, on 

é — ü ach der magellaniſchen Straße. hrs ift ber 

Selbſt die Patagonen und andere herum en, welche die innern An yyohner, 
der jenfeits Chily und Paraguay inne haben, nähern fich diefen unfruchebaren Ufern ni h 
gern. Indeſſen kann man ſich doch ni i i 


wären alle Theile davon nicht auf 

gar Hoffnung gefchöpfer Einwohner dafelb u fin- 

den, Wir wollen mit dem Zeugniffe des ——— * 
Er berichtet wie man ſchon gethan Hat, nach ältern Zeugniſſen, es habe Kaiſer Zeugniß des 
Karl der V im 1539Iten Jahre em... damaligen Difchofe zu Placentia erlaube ‚ vier Pater Feuiliee 
Schiffe nach den moluckſſchen Eplanden durch die magellaniſche Straße zu fehicken, Sie n den Caſa⸗ 


liefen auch den 20 ften Jenner des folgenden Jahres durch eine si 
Straße ein, Als fie ungefäh 


r fünf und wanzig Seemeilen weit dainnen 
ten: fo warf ein Weftwind d 


en fortgeruͤcket wa⸗ 
rey davon an die Kuͤſte und ſcheiterte fie, jedoch aber mit fol: 
chem Glüce, daß ihr Schiffsvol 


‚ Morunter man einige Priefter und achtzehn bis ziwans 
zig Srauensperfonen zaͤhlete, fich noch retteten. Der Hauptmann des vierten Schiffes, 
welches auf der hohen See geblieben war, ohne von dem Sturme etwas gelitten zu baben, 
wurde durch das Heulen und Schreyen feiner Gefährten nicht geruͤhret. Die Furcht, es 
möchte ihm an Sebengmitteln gebrechen , und ex fein Schiff zu ſehr überladen, machete daß 

‚ er diefen Haufen Unglücffeliger verließ, und feine Sabre bis an den Eingang in das Süp- 
meer fortfeßete, von da er die Zeitung von ihrer Degebenbeit nach fima bringen wollte, 

„Man glauber , ſaget der P. Feuillee diejenigen » "welche an ber Straße geblieben, Sie find yon 
„ſeyn der Urſprung eines Volkes geworden, die Caͤſreer genannt, welche ein Land im dreySpaniern ge- 
‚ und vierzig oder vier und vierzigften Grade der Höhe des Suͤdpoles mitten auf dem feften Bilder, 
„sande bewohnen, welches das Rordmeer von dem Suͤdmeere abfondert; melches tandun. 
„gemein fruchtbar und ſehr angenehm, und an der Weftfeite durch einen großen und fehnel. 

„ten Fluß verfchloffen wird, Diejenigen, welche die Ufer deffelben befucher, haben auf ve: 


„ren 
hierbey nicht zu. Man ſehe aber Hiſtoire du Pa: So viel iſt wahr, daß ſich die Indianer der Kedus 
$aguay Liy, IV. P- 175. erionen wider Willen ihrer geiftfichen Führer, bey 

0) Ebendaf. a. d, 177 S. Gelegenheit des Fieckens St. Sacrament empärer 
P) Diefer Namen hat in Peru angefangen, Man haben, welchen fie nicht gern in den Händen der 
gab ihm allen denen ehriftlichen Flecken , die von Portugiefen fehen wollten, Nachdem fie nun den 
Ungläubigen gebildet und von Neligiofen regieret vereinigten fpanifchen und portugieſiſchen Truppen 
wurden. eine Schlacht geliefert: fo find fie mit Verluftevon 
DIMIX Bandevdiefer Sartlung a.d. 481 u £&, tauſend oder zwölfhundere Mann geſchlagen worden 
72 Man hau⸗ falſchlich ausgebreitet, es hätte Diefer Streit aber hat fich durch glückliche Verſoͤh⸗ 
ein Jeſuit den Titel eines Koͤniges von Paraguay ungen geendiget, welche die beyden Kronen den Je⸗ 
angenommen, und führer, Krieg wider die Spanier, ſulten zu danfen haben, : 


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fhe Land. 
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lichen Namens, unter deſſen Schuge fie geſchehen, gleich wichtig ift. 


Guiroga. 
I 


Ar. | der Reife. 


Magellani⸗ „ven andern Seite Menfchen gefehen, die von ben eingebohrenen Voͤlkern des gandt . 


„Er führete ihn auch wirklich an das andere Ufer und verbarg ihn in einem Gehölze IE 
„nem Bebienten, nachdem er fich anheifchig gemacht Hatte, er wollte fie in der fÜlß 
Ffern er fich nicht durch eine glückliche Flucht entzogen Härte, die ihn nach Chili ME 


breyen Schiffen gezwungen, die Trümmern davon nach ihrem Schiffbruche zu (aM 
fo kann man glauben, daß fie in dieſem weiten Sande eine Gegend gefucher, die fie WI 


; 1. 5, 
| — —— Aunſtalten zu der Reiſe. Anfchlag des fpanifchen 


Anftalten zu 





























88 Reifen und Entdeckungen 


unterſchieden geweſen, und weißes Leinenzeug zum Trocknen aufgehängt haben. IE 
„ben fogar Glocken Täuten hören. Sch habe zu Chili vernommen, fahrt dic geiſtliche 
„thematiker fort, daß es allen Fremden, die Spanier nicht ausgenommen, bey Lebe 
„re verbothen ift, in das Land der Caͤſareer zugehen.  Diefes hat man von einen 
„Dianer, ihrem Kundfchafter, erfahren, welcher ſich durch einen eifrigen Miffionatid 
„gewinnen laffen, und ihm verfprach, ihm den Uebergang über den Fluß zu eriel 


„Nacht daſelbſt abhohlen, und fie in die Stadt führen, Er fam zu der beftimmten? 
„dean. Allein, anſtatt daß er fein Berfprechen vollends hätte ausführen füllen, PT 
„te er den Miſſionarius um, und wiirde auch den Bedienten nicht verſchonet Habeif 


woſelbſt er Das Unglück feines Herrn erzählete,,,. Der P. Feuillee feheine von der * 
beit Diefer Gefchichte überredet zu feyn +). Da die Noch, faget er, die Spanier W 


nen fönnten, und in welcher fie heutiges Tages, nachdem fie ſich darinnen vermehret N 
eine ſehr wohleingerichtete Nepublif bilden. Da diefe Völker nichts zu wünfhen X. 
indem fie in ihrem Sande fo viel finden, daß fie allen ihren Beduͤrfniſſen abhelfen 
fo wollen fie ihre Ruhe erhalten, welche fie zu verlieren befuͤrchten, wenn fie fich M 

dern Voͤlkerſchaften verbinden, | 4 
“Diejenigen aber, welche in den Murhmaßungen des P. Feuillee Ungewißheit 

und glauben möchten, fie müßten noch auf fichere Erläuterungen ivarten, werden IT 
dent Berichte von einer Unternehmung finden, welche wegen ihres Gegenftandes, ! 
des Charakters derjenigen, die dazu gebrauchet worden, und wegen der Majeftär de 


Der VI Abſchnitt. 
Reiſe des P. Quiroga nach der Küfte des magellanifchen Landes. 


Schifferbeobachtungen in dem Hafen Sb; 
lian. Generaltabelle der Kuͤſte von Buene?? 
res bis an die magellaniſche Meerenge. 
fie des magellaniſchen Landes kann nicht DIT 
net werden. Zween kuͤrzlich erkannte ſonde 

Umftände. i nt 


“ Hofes. Hafen Defive, Inſel Dlivares. Na: 
. = Santa Cruz: Day und Hafen St. Julian. 
Seltfame Antreffung einiger Leichen. Marſch 
des P. Eardiels. Die Hoffnungen des Hofes 
ſchlagen fehl. ı Irrthum in Anſons Tagebuche, 


Qm 1745 ſten Jahre £) ſah man zu Buenos Ayres eine ſpaniſche Fregatte ‚der be 
—8* ton genannt, von hundert und funfzig Tonnen ankommen, die mit acht 

feget war , und vom Don Joachim de Olivarez, Regidor zu Cadiz, wo fie au 
fen, geführgt wurde, Philipp der V hatte die Piloten verfelben unter den geſchickle 


8 


* 





s) Journal des Obfervations &c. T. J. a. d. danken, der es nach den Nachrichten der PR 
295 und 296 8. roga und Cavdiel in Ordnung gebracht, MT 
2) Mon hat diefes Tagebuch dem P. Lozano zu Sicht gefiellet hat, 2; 


in Suͤdamerica. VI Bud, vI Capitel. 89 
Spanien ausgeſuchet. Der erfte war Don Diego Varila, ein Basquer; der zweyte 
Don Baſilius Ramire⸗ von Sevilla; und dieſer Monarch wollte, es ſollte der P. Jo— 
ſeph Ouiroga, ein Jefuit, welcher ſich vorher, ehe er der. Melt entfager hatte, den 
Ruhm eines fehr gefchickten Seemannes erworben, die Reife mit thun. 

Die Fregatte war beftimmer » fo nahe, als es mi 

Küfte des magellanifhen Meeres von Buenos Ayres bi 
hinzufahren und dem P, 9, 


glich ſeyn wuͤrde, an der weſtlichen Anfchlag des 


8 nach ber magellanifchen Straße fpanifchen Ho⸗ 
uiroga war aufgetragen, Beobachtungen zu 
te Befehl, fich von zweenen 


machen, Er hat⸗ fes. 
andern Jeſuiten aus Paraguay begleiten zu laffenz und die 
Wahl fiel,auf bie Patres Matthias Strobel und Joſeph Cardiel, 
des Königes in Spanien bey Diefe 


Die erſte Abfiche 
m Unternehmen war, aufdiefer Kuͤſte Lem⸗ füchen zu taf- 
ner die Führung der Jeſuiten zu begeben um das Chriften- 
thum anzunehmen, und Reductionen nad) dem Mufter 


von Paraguay zu bilden; die 
weyte war, einen bequemen Hafen ausfündig zu machen, welcher koͤnnte befeſtiget wer- 
den, damit er ben fpanifihen Schiffen zur Zuflucht Dienete; damit man fich eines leichten 
i fte fand derficherte, und damit man an 
fe, ſich daſelbſt zu ſetzen. 


dere Voͤlkerſchaften verhinder⸗ 
Da der Statthalter von Rio de la Plata, 


nehmen unterrichtet war, alle Anſtalten gemacht hatte: ſo gieng die Fregatte den sten des 
Chriſtmonates eben deſſe i « Sie begab fich anfänglich nach 
Monte Video, wo ihr die Befagung fü i 

met waren, den Hafen zu bewachen, den man zu einer g erwählen würde, 
Die Patres Strobel und Cardiel ſollten ſich auch daſelbſt aufhalten, in der Hoffnung, eine 
große Anzahl Indianer daſelbſt zuſammen zu bringen. Obgleich M 

zig Seemeilen von Buenos Ayres iſt: 


onte Video nur funf⸗ 
fo konnten fie daſelbſt doch nur ? 
Anker legen; und die fünf u 


ur erft den 13ten vor 

Nd zwanzig Soldaten wurden unfer dem Befehle des koͤnigli⸗ 

chen Alferez, Don Salvsdor Martin del Olmo eingeſchiffet. Man lichtete den 17 ten 
die Anker mit einem Nord und 


ordweſtwinde. Der Schnee aber, welcher den ganzen 
Tag fiel, machete, daß man vor der Inſel Flores vorbey fuhr, ohne ſie zu ſehen. 

Den Sonntag, den 19 ten I y Seemeilen unter der 

welche gegen Nordnordweſt liegt, i ; 

läuft Oftfüdoft , und Weſtnordweſt. Gegen Oſtſuͤdoſt hat ſie ei 

Felſen, die ſich nicht uͤber die Flaͤche des Waſſers erheben. Den zı ften befand man ſich 


ilf Minuten Suͤderbreite; den Sonntag, den 26ften in 
acht und dreyßig Grad vier und dreyßig Minuten, Suͤdoſtwind; und ven Dienftag, den 
28 ſten in neun und dreyßig Grad, neun Minuten wo ſich die Piloten in dreyhundert 
und drey und zwanzig Grad ſieben und funfzig Minuten der Fänge zu feyn ſchaͤtzeten. Als 
man den Nachmittag die Bleyſchnu auswarf: fo fand man zwey und fünfzig Faden Tie. 
fe, einen feinen und grauen Sand; und die Wallfiſche fingen an, ſich fehen zu laffen. Den 
Mittewochen,, den sten des Jenners, 1746 um zehn Uhr des Morgens, entdeckete man 
das weiße Vorgebirge gegen Suͤdſuͤdoſt und die Nordfüfte, welche einen großen Strich 
wie eine Bucht ausmachet, wo die Fahrzeuge, unter einem hohen und wie glatt geſtriche⸗ 
nen Sande, gleich des Vorgebirges Se, Vincent feinem, vor Anker liegen Fönnen, Der 
Auiroga, weicher fie Suͤdoſt gen Suͤd in ſechs und vierzig Grad acht und vierzig Mi. 
nuten der Breite gefchäger hatte, hielt dafür, das weiße Vorgebirge wäre in fieben und 
Allgem, Reifebefchr, XVI Band, M 


vierzig 


fen, Die geneigt wären ſich u 


Quiroga. 
1746. 


weißen Vorgebirges drey hundert und acht Grad, dreyßig Minuten ſeyn. Man fand! 


Hafen Defire, 


ſelchen kenntlich, welches fo weiß wie dee Schnee ift, und ein wenig außen liegt. 


daß die Fluch um fieben Uhr des Abends anzulaufen anfing. Sie wurden an dem 
























90 0 Reifen und Entdeckungen 


vierzig Grad. Diefes muß wohl in Acht genommen werden, damit man diefes Vorge 
ge nicht mit einer andern Spige, einem weißen, ‚hohen und ebenfalls flachen Sande IF 
wechfele, welches fich bis an das Meer erſtrecket, und eine Deffnung voller Felfentk 
bat. Mac) der Fahrt, die man von Buenos Ayres gehalten hatte; follte die Länge 


diefer ganzen Küfte feinen Grund mit dem Bleywurfe: an der Spige des weißen BR 
birges aber fieht man gleichfam einen Felfen, welcher entzwey gefchnitten zu ſeyn fehl 
und weiter gegen Süden eine Spiße niedrig fand. Darauf läuft die Kuͤſte Nord 
Sid, und bilder eine fehr große Bucht bis an den verlangten Hafen (Port Deſiré). 
- Den Donnerftag, den öten fand man ſich gegen Süden von dem weißen Vorgel 
ge, vier Seemeilen von der Küfte, die nach) der großen Inſel zugeht, welche fich an 
Eingange des verlangten Hafens zeige. Man gab ihr zu Ehren des Feſttages den? 
men der heil. drey Könige, den fie ſchon in einigen Berichten führere, Die ganze Dil 
welche zwifchen dem weißen Borgebirge und dem verlangten Hafen ift, ift ziemlich HOF 
und hat einige Deffnungen voller Gebüfche und Saljgruben. Die Fregatte lief an 
dem Tage von der Mordfeite der drey Königsinfel ein. Diefer Eingang ift an einem 


der Süpfeite fieht man ein ziemlich erhabenes Land, worauf ein Felfen iſt, den malt 
einen abgehauenen und gefpaltenen Baumſtamm halten ſollte. Die beyden Seiten! 
Einganges bietden auch ziemlich hohe Felfen dar, welche abgefhnitten zu feyn ſchein 
und derjenige, welcher an der Nordſeite iſt, hat alles Anſehen eines Schloſſes. \ 
Abend fand der Pater Cardiel, welcher mit den beyden Lootſen an das Sand geftiegen W 


kleine Pfühle gewahr, deren Oberfläche eine Salzrinde von der Dicke eines filbernen 
les war, Den Freytag, den zten war der Anfang der Fluth um fieben Uhr funfzehn 
nuten des Morgens. 
Der P. Cardiel ſtieg noch einmal mit dem Alferez und fechzehn Soldaten ant 
Sand, in der Hoffnung, einige Indianer anzutreffen. Auf der andern Seite ſetzeten 
der Hauptmann, die beyden Loetſen, der Pater Quiroga und der Pater Strobel ind 
Schaluppe, um den Hafen vollends Fennen zu lernen. - Sie wandten fich gegen UAN 
und fuhren an der Küfte des ganzen mittäglichen Theiles der Penguineninfel hin. U 
forfcheten die Tiefe des Canales bis an die Inſel los Pararos, und da fie zwifchen Mb 
Inſel und dem feften Sande durchfuhren, fo giengen fie einen Eleinen Fluß Hinaufr 
ganz voller Röhre war und vor allen Winden bedecket zu feyn fehlen. Als fie endlich 
das feſte Sand getreten waren: fo fliegen fie auf die höchften Hügel hinauf, um das! 
zu beobachten, wekbes ihnen duͤrre, voller Nigen, mit fleinen Bergen, Felfen ud 
feinen befäet und ohne einen Baum zu feyn vorfam, außer in einigen Tiefen, wo 
ſehr kleine mit vielen Gebuͤſchen und Geſtraͤuchen finden. So iſt die ganze Norbküſte 
ſes Hafens von dem Eylande de los Paxaros an, welches eine kleine ſehr fichere Buck, 
decket, worinnen allerley Fahrzeuge überwintern koͤnnten. Sie fanden eine andere ML 
gegen Weſten an eben der Küfte, und der drey Königsinfel gegen über, Alle— ige M 
ſuchen, um Waſſer zu finden, ließ fie nur einen alten Brunnen entdecken, deffen W 
ihnen fehr gefund verfam. Dieß ift das einzige, faget man, welches die Hollandel 
dieſem Hafen haben finden koͤnnen. 1 


in Suͤdamerica. VI Buch. VILCapitl. gt 
Der 


P. Eardiel batte die Neugier, mit feinem Haufen auf einen ſehr hohen Berg 
zu ſteigen. Er fand auf dem Gipfel ein 


Quiroga. 
erippe von einer ordentlichen Geſtalt und 


großes Stuͤck Stein, welches ein faſt verweſetes 2 
nicht von derjenigen Niefengeftalt bedeckete, welche E 
der Bericht von des Jacob le Maire Reife ven Einwohnern dieſes Landes giebt. Uebrigens 
fand er, nachdem er das ganze Sand durchſtrichen hatte, nicht die geringfte Spur, woraus 
er urtheilen konnte, daß man dahin gefommen wäre; nicht einen einzigen Daum, fondern 
Nur einiges Strauchiverf; Fein füßes Waſſer, und vielleicht winde er daſelbſt mit alfen fei- 
nen Gefaͤhrten verdurſtet ſeyn, wenn der Regen, welcher einige Tage zuvor gefallen ‚fie 


nicht ein wenig Wafler in den Selfenrigen hätte finden laffen, Das Erdreich ſchien ihnen 
ſo gar niche einmal fähig zu n findet Eein Thal daſelbſt: 


m, gebauet zu werden; und ma 

as Land, Welches fie von der Spiße der hoͤchſten Berge entdecketen hatte ein beſſeres An⸗ 
ſehen. Zn demjenigen aber, welches fie zu befüchen, das Herz Hatten, würde ein Menfch 
nichts finden eine Hütte bauen Fönnte, Cie ſahen daſelbſt Fein 


‚ wovon er leben, oder fich 

Thier, wenn man einige Eleine Vögel und die Spuren von einem oder zwehen Öuanacoen 
ausnimmt. Gegend Abend fa jenigen , welche auf dem Schiffe geblieben waren, 
einen Hund kommen der ihnen ein Hauͤshund zu ſeyn ſchien, und welcher aus allen Kräf- 
ten bellete, als wenn er verlanget hätte, aufgenommen zu werden. Das Schiffevolt aber hielt 
es nicht für dienlich, ſich damit zu beſchweren. 


en andern Morgen ließ ſich der P. Cardiel, und diejenigen, die ihn den Abend vor⸗ 

ber begleiter hatten, an der Süpfeite ausfegen; da unterdeflen Diejenigen, die fich indie Scha- 
luppe begeben hatten, wieder hineintraten, um den Hafen zu umfahren, Diefe wandten fi) Inſel Oliva⸗ 
i i i ‚ der fie dem Hauptmanne zu Ehren den Na: tes. 

men Ölivares, gaben, ls fie von da in ein fen waren, welcher 

diefe Inſel von dem feften Lande abfondert, deffen weftliche Spige eine Bleine Bucht bilder ; 
ſo hatten fie viele Mühe, fich dem Ufer zu no i i 
anden laffen: fo waren fie gezwungen Fluch wieder anlief. 
beobachteten von dem hoͤchſten Orte derſelben, daß 
der Canal des Hafens eim i gegen Weſtſüdweſt läuft. Der P. Quiroga 
ich von der tage der Inſel las Penjss, und drey 
Königsinfel, Sie fahen in der Inſel Dfivares einige Hafen, Strauße und Marmor von 
verfhiedenen Farben, aber fein füßes Waſſer und durchgaͤngig ein dürreg Ervreih, Sie 
fanden einige Auftern 


an der Weftipige; und die Matrofen fifcheten 
ne Perlen , aber von feinem Werthe. 


daſelbſt große und klei⸗ 
Den Sonntag, den gten fuhr man zum zweytenmale an der Sidfüfte gegen Weſt⸗ 
ſuͤdweſt hin; darauf gi 


teng man nad) der Nordküfte, um Waffer zu fuchen. Um zehn Uhr 
des Morgens fand man einen Kleinen Bach, welcher Durch eine ziemlich überflüßige Quelle 
gebildet wurde, die oben von einen Hügel fünf Meilen von der See herunter fällt. Das 
affer aber‘, welches man darang fehöpfete, glich nicht fo wohl dem Duell- ober Flußwaſ. 
ſer, als vielmehr dem Brunnenwaſſer. Sonſt iſt der Ort bequem ſo viel Waſſer einzu- 
nehmen, als man mill, Weil der zweyte Pilot⸗ dieſe Entdeckung gemacht hatte: ſo wurde 
die Quelle Bamirezbrunnen genannt. Das ganje Land umher iſt demjenigen gleich, was 
man bisher geſehen hatte, und nicht beſſer mie Bäumen bewachfen. 
en Montag, den ıoten, da fie auf eben dem Canale ſtets gegen Weſtſuͤdweſt weiter 
vorruͤcketen, trafen ſie eine ganz mit F 


elſen bedeckete Inſel an, welche die Roldansinſel Roldansinſel. 
Ma genannt 








1746. 


9% | Reifen und Entdeckungen — 


Quiroga. genannt wurde. Sie mar ihr Ziel; weil fie fanden, daß die Tiefe immer mehr und! 
von vier Faden bis auf einen abnahm; und daß darauf der Canal nur ein bloßer & 


was, woraus man Glas und Seife machen kann, viel Marmor mit weißen, fehroarzel 


Seelowen. Dieſes ift der Namen, welchen die Schiffer einem zweylebigen Thiere 99° 


‘che fie wie Flügel ausbreiten. Die Hinterfüße haben fünf Zehen, wovon ihrer drey 























ward. Sie kehreten wieder nach der Fregatte zurück, wo fie faſt zu gleicher Zeit m 
P. Cardiel anfamen. Dieſer Miffionarius hatte überall ein Sand von eben der u 
die andern, aber nicht fo gar vaud, gefunden, Zwo Meilen vom Meere hatte er eine? 
le trinkbares, wiewohl etwas falziges Waffer angetroffen. . 4 
Aus allen diefen Beobachtungen ſchließt der Berfaffer des Tagebuches, der ver 
Hafen, oder der Port Defire, ſey einer von den beften Häfen in der Welt: weil es ihm 
an allem fehle, und das Land nichts hervorbringen könne, was zum Leben nüßlich iſt / 
die Entdeckung deffelben zu einer Miederlaffung unnig. Man findet daſelbſt gleichwelf 


grünen Adern, eine Menge Kalkfteine, große Felſen, Slintenfteine, weiß und roth, 
einen, wie Diamant fhimmernden, Talkſtein in fich fließen, Wesfteine, und ® 

ve, die wie Vitriol zu feyn feheinen. Was die Thiere betrifft, fo hat man auf dem DAN 
barten feften Sande nur eine Eleine Anzahl Ouanacoe, einige Hafen, und einige Fleine 
fe gefehen. Auf denen Eylanden, welche den Bezivk des Hafens einfihließen, finde 


das fie auf ihren Karten mit langen Mähnen vorftellen, die es nicht hat. Es har nlld 
Halfe ein wenig mehr Haare, als an dem übrigen Körper: dieſes Haar aber ift nich! 
einen Finger lang; übrigens hat es mehr von einem Seewolfe, als irgend einem andel 
Fannten Thiere an fih. Die größten find von der Größe eines drenjährigen Ochſens 
haben einen Kopf und einen Hals, wie ein Kalb, Die Borderfüße find Floßfedern 


Nägel Haben. Sie find nicht alle von einerley Farbe, Man fieht vorhe, fehwarze, M 
Ihr Gefchren gleicht dem Bölfen der Kühe, und läßt fic) über eine Vierthelftunde will 
ten. Ihr Schwanz ift ein Fiſchſchwanz. Sie gehen fehr langſam: fie wehren ſich 
fehr gut, wenn man fie angreift ; und fo bald man einen angreift, fo kommen alle DIE 
dern ihm zu Hülfe a). Sie leben von Fifchen , welches vermuthlich die Urfache iſt 
man deren fo wenige in diefem Hafen findet, Das Schiffsvolf von der Fregatte konnte 
einen Seehahn, einige Meergründeln und einige Calemaren dafelbft fangen, 1 

Die Breite des verlangten Hafens ift, nach dem P. Quiroga und den beyden 
fen, fieben und vierzig Grad. vier und vierzig Minuten; und feine Länge dreyhll 
und drenzehn Grad fechzehn Minuten. Seine Einfahre ift fehr eng und Leiche zu be 
gen. Man Eann fo gar sicht allein diefe Fahrt, fondern auch noch) den Canal, welch 
und Weft bis an bie oftliche Spige der Inſel Olivares läuft, wo nur ein einziges au 
auf einmal einlaufen Fann , durch eine eiferne Kette verſchließen. Es giebt ihrer kein⸗ 
nicht bis an die Inſel Roldan vor Anker legen koͤnnten. Der befte Ankergrund a% 
gegen Weiten von ber Penguineninfel, wo die Schiffe vor allen Winden ficher find 4 
kann auch zroifchen den Inſeln Pararos und dem feften Sande vor Anker legen. 
Windftöße, welche zwiſchen den Bergen vom Sande kommen, koͤnnen den Schiffen ni) 
ſchwerlich fallen, und bewegen auch das Meer nicht fehr, 


‚m Die Namen der Seethiere find in den Bes Zweifel übrig bleibt. Seeloͤwe, Sect# # 
richten verfchieden, und die Beſchreibungen ſelbſt Seewolf feheinen Namen von einerley 37” 
einander oft fo wenig gleich, daß faft immer ein feym. 


in Suͤdamerica. VI Buch. VIE Copitel. 
Den Dienftag } den uten li 


Jullan zunehmen, 


ne Eleine Fnfel und eine Kippe ein 
weit und Suͤdweſt ein Vierthel 
gerades ebenes Land ohne Anfu 
dem Geſichte gefallen koͤnnte; 


Sid. Es iſt hoch, 
det. Man fieht dafe 


93 


tete man ben Anker, um den Lauf nach dem Hafen St, 
Bon dem acht und vierzigften Grade acht und vierzig Minuten der Brei⸗ 
te bis auf den sven und funfzigften Grad bilder die Kuͤſte eine Bude, in deren Mitten man 

e halbe Meile vom Sande antrifft. Diefes Sand läuft Suͤd⸗ 


uiroga. 
1746. 


unten an der Kuͤſte aber machet es ein 


lbſt feinen Baum, noch) etwas, welches 


und die Yusficht befteht in einer ‚Kette fahler Berge, Das 
Senfbley, welches um ſechs up 


nahm, ließ fünfzehn Faden W 
aber, legete man in zwan 
gegen Suͤdoſt, um aus de 


n Untiefen 


v des Abends ausgemorfen wurde ‚ weil man Untiefen wahr 
Waſſer und einen Kiesgrund finden. 
zig Faden Waſſer vor Anker. 


Donnerſtages den 1zten 
Freytages den raten fteuerte man 


heraus zu kommen, welche fich gegen Nordweſt erſtre 
cken, und auf welchen man nur ſechs Faden Waſſer Hat. Sie find drittehalb Seemeilen 
n dieſem Orte durch die acht und 


von der Kuͤſte, welche a 


Minuten Südiveft ein Vierthel Su 


d und Suͤdſuͤdweſt läuft, Um dre 
erfchien gegen Suͤdweſt eine von denen MWafferhofen, welche den Se 
einjagen. Es mar ein Wirbelwind, der 
ches fehr felten ift, Denn die Wafferhofe 
fe. Diefe Wafferhofe hatte die Wirkun 


Höhe zog, 
Wehe dem Schiffe, weldyes i 


dem Meere in die 


Stuͤckſchuß darauf thut, 
fie alle ihre Segel einzog. 


ten an den Küfte hingefahren: 
fen St. Julian nicht mehr 
als auf den Karten finde, 
ſchloß man ſich, bis nach der S 
der Ruͤckkunft auszuſetzen. 


zehn Grad. 
Sonnabends, den 


aus einer ſehr dunkeln W 
n ſteigen faſt immer aus 
g aller andern, nämlich 
und daraus eine Säule bildete, 
dr in den Weg koͤmmt 


vierzig Grade fechs und fünfzig 


y Uhr Nachmittages 
leuten ein Schrecken 
olfe Heraus sieng, wel- 
einer Eleinen weißen Wof- 
‚ Daß fie das Waſſer aus 
welche der Wind verjager, 


Ob man gleich insgemein einen 
Damit man fie zerfprenge: fo Eam do 


fah. Hieraus urtheilete 


Die Ybweichung der 


ı5ten fleuerte man mi 


Nachdem fie bie zum neun und vierzigften G 
fo verwunderte man fi 


Weil nun der Wind niche aufhörete 
fraße zu fahren, und die Beſuch 
Magnetnadel 


ch die Fregalte damic los, daß 
rade funfzehn Minu- 

ch, daß man die Einfahrt in den Ha⸗ 
man, daß er weiter gegen Suͤden laͤge, 
guͤnſtig zu ſeyn: fo et 

ung dieſes Hafens bis zu 
war auf dieſer Höhe neun- 


mit einem guten Winde aen Suͤdweſt. Bon 
dem neun und vierzigften Grab achtzehn Mi R B 


rade und fo ficher, 


daß man chne die gerin 


Sand ift niedrig. Man finder daſelbſt nur einen fehr ho 


eine große Mauer jeiget, 


gegen Suͤdweſt da 
einem Felfen endiget, m 


An eben dem Tage, Nachmittages u 
5 Gebirge Rio de Saı 


ſuͤdweſtwaͤrts. Sie iſt ge⸗ 
ahr dicht daran hinfahren kann. Das 
ben Zugang, welcher ſich anfänglich, wie 

m drey Uhr, entdeckete man 


ta Cruz, eine fehr hohe Erdſpitze, die ſich mit 


n end elcher fich auch fer Hoch erhebt. Man war Oft und Wet, um 
fünf Uhr, in vierzehn Faden Wa jet, auf einem Kiesgrunde, ungefähr zwo Meilen vom 
ande Da einige Ratten eine 


zeichnen: ſo fegelte man 
am Sande binzufahren. 


mehr gerade gegen Suͤdoſt gen Sp, 


Gefahr zu, 
fo wurden die Kuffer, u 
von einem O 


Day gegen Süden von de 


fort, um daſelbſt die Nach 
Man fand aber Feine Day, 


wellete ; und man brachte die ganze Nacht in aros 


8 nicht que feſt gemacht war, 
- Man fonnte ſich 
M3 


m Vorgebirge St. Agnes be- 
t Über vor. Anker zu legen, und darauf 


und die Kuͤſte erſtrecket ſich Dagegen viel. 
Um neun Uhr des Abende vermebrete fich der Wing 
dergeftalt, daß er auch das Meer aufſch 


‚ welche fie mit Waſſer anfülleten ; 


zwifchen den Verdecken 
weder ftehend noch) liegend erhal⸗ 


ten. 


———— 





ir en az 


Quiroga. 
1746. 


‚und fünfzig Grad, zen Minuten Breite; und nad) der Schaͤtzung dreyhundert und 


Hafen San: 
ta Cruz. 








































94 han? Reifen und Entdeckungen 


ten. Der zweyte Lootsmann befam einen Stoß an den Kopf, wovon Ihm das ganze 
ſicht gefährlich zerquetſchet wurde, Den andern Tag endlich um zwey uͤhr Nachmu 
wurbedas Wetter in fünfzig Grad, eilf Minufen der Breite, und nach der Schägung? 
Hundert und eilf Grad, drey Minuten der Länge ruhiger. 4 
Den ızten, da man gegen Weften den Fluß Santa Cruz erblickete, fuhr M 
der Küfte hin, welche eine große Bucht in einem halben Monde von dieſem Stuffe #7 
an die St. Petersbucht machet. Diefes Land it eben fo dürre, eben fo leer von Bald 
als alle diejenigen, die man bisher gefehen hatte. Denn ıgten, nachdem man an ber = 
hingefahren , entdecfeie man eine Abfonderung , welche man für die Mündung eines F 
nahm. Als man aber dahin Fam: fo fah man nichts anders, als Untiefen, wo |Ü 
Meilen legeten. Da man beym Nachſuchen feinen guten Anfergrund dafelbft gefil 
fo folgete man der Küfte, um den Rio de Bsllejos zu ſuchen, welchen man ein ! 
weiter gegen Süben zu feyn glaubere. Die Höhe, welche man zu Mittage nahm, 9 


Grad, vierzig Minuten fange. Man fuhr den ıgten ein wenig hinaus auf die hohe 
ohne daß man dabey aufhörete, der Kuͤſte bis an ein fehr hohes Vorgebirge zu folgen 
welchem eine Spitze geht, Die eine Untiefe machet, wofelbft man nur ſechs Faden 
fand, Ein wenig weiter gegen Süden erblicete man eine große Oeffnung, und mall 
daſelbſt Anker, In der Meynung, es wäre die Mündung des Rio de Santa Cr 
des Rio de Ballejos. Ein Pilote, welcher es über fich nahm, folche zu befehen um 
erft beym Einbruche der Mache wieder zurück kam, berichtete, die Deffnung wäre gege 
den und. man müßte über die Spige einer Untiefe gehen, wen man dahin Fommen l 
Er harte andiefem Dere einen todten Wallfiſch, die Spuren von verſchiedenen Thiere 
die uͤeberbleibſel einer Art von Lager gefunden, wo man euer gehabt hatte. Man IA 
die Hoffnung , bald einen Hafen und Indianer zu finden, Die Polhöhe war damal⸗ 
und funfzig Grad, acht und zwanzig Minuten; und die Fluth ſtieg an dieſem Orte ſehl 
Nachdem fie in ſechs Faden Waſſer geankert hatten: fo fand man, daß ſolches inn 
drey Stunden auf drey Faden gefunfen war, Man hatte erkannt, daß die ganze? 
bis an das Jungfernvorgebirge, welches an der Einfahrt der magellanifchen Straße lied) 
niebriges Sand ift, das gegen Suͤdoſt läuft, und daß man nur vierzehn Seemeilen mel 
diefem Vorgebirge entfernet war. Weil ber Befehl des ſpaniſchen Hofes nicht enehiel 
man in die Strafe einfahren follte, und weil in dem Raume der noch übrigen vierzehn 
meilen Fein Wegweifer weder einen Hafen, noch einen Fluß angab: fo ergriff der 
mann die Parkey, es dabey bewenden zu laffen, daß er den Fluß Santa Cruz forg! 
erforſchete. Er bielt dafür, er dürfte nicht fo weit gegen Suͤden liegen, als er auf DENT 
ton gezeichnet ift, und man müßte daher nach Norden hinauf gehen. | 
Man folgete diefem Einfalle; man fand fich den andern Morgen, ben 2ıften win 
tage, im ein und funfzigften Örad, vier und zwanzig Minuten. Den 22ften, da man— 
Mordoft gefteurek, Hinderten der Regen und der Donner, welche nicht aufhöreten , gleich 


% Man hat im eilften Bande diefer Samm⸗ her hatte der beruͤhmte Magellan zween 
lung a. d. 348 ©. geſehen, daß im 1526ſten Jahre daſelbſt zugebracht. Selbſt zu unfern Zeitll 
der Comthur von Lonyfa mit feinem Geſchwader ten fich die Gebrüder Nodale im 17ısten Je 
ruhig dafelbft vor Anker lag; und fechs Jahre vor-⸗ jelbft auf, als fie nach der Meerenge des le 


in Suͤdamerica. VI Buch. VI Capitel. 95 


doch nicht, daß man nicht glücklich weiter fortruͤckete; und den 2aften bey Anbruche bes Ta- 
ges kam man auf die Küfte, welche gegen Suͤden von dem Hafen Santa Eruz läuft, mel- 
hem gegen Dften man um halb eitf Uhr, eine Halbe Meile yom Sande ‚in neun Baden Waf- 
fer, im funfzigften Grade, zwanzig Minuten ‚ dor Anfer legete. Der erfte Pilote fuchete 
eine Einfahrt, Er fand eine an der Nordfeite, und nahm fie anfänglich für die Mündung 
des Fluſſes. Da er aber bald erkannte, daß er fich geirret hatte: fo wurde er gezwungen, 
wieder an Bord zu fommen, weil eg unmöglich war, dem Strome der Fluth zu widerfte: 
hen. Um drey Uhr des Abends mar die Ehhe big au 
fürchtete nunmehr, man würde ſich im Trocinen befinden; weil man anfing, Sand und 
Kiippen um das Schiff herum zu erblien. Man mußte einen ficherern Ankergrund ſuchen. 
Kaum aber hatte man angefangen » das Schiff zu lenken: fo fah man fih von Sandbän- 
fen umgeben, welche nicht erlaubeten , diefen Ort zu verlaſſen. Um Mitternacht war wieder 
hohe Fluch und man wollte anfangen , fich derfelben zu Nuge zu machen. Sie fing aber 
an, abzulaufen, als der Anker gelichtet war; und die Klugheit erlaubere nicht ‚im Sinftern 
die Fahrt zu wagen, 


Man wartete bis den andern Morgen den 2 
i allen Klippen befreyet war, womit die Einfahrt in den 
Fluß Santa Cruz befeget iſt: fo ließ man es doch dabey bewenden, daß man erfannt hatte, 
diefer Hafen fey nicht zu befahren, Indeſſen ift er folches nicht immer geweſen x). Bon 
der Mindung an findet man ein ſehr gleiches Sand, dag von einer gänzlichen Unfruchtbars 
feit und ohne Bäume und ohne Hügel bis auf den neun und vierzigften Grad, fechs und zwan⸗ 
zig Minuten der Breite if. Won da aber bis auf den Anblick des weißen Borgebirges, 
welches im ficben und vierzigften Grade ift, fieht man einige Ketten von Bergen und ziemlich 
hohe Hügel, die fich gegen Norden erſtrecken. 
Da das uͤbele Wetter nur erlaubet hatte, mit großen Beſchwerlichkeiten bis den Mon- 
tag, den zıften zu laviren: fo fuhr man gegen Weften ‚ um fich dem Sande zu nähern , das 
man aus dem Gefichte verloren hatte, _ Den iſten des Hornungs wurde die Fahrt gegen 
Velten fortgefeger: Die Ströme aber trieben gegen Süden. Man erkannte endlich das 
Sand im neun und vierzigften Grade, fün 


f Minuten: cs brach aber die Macht ein, ehe man 
ſich demſelben naͤhern konnte. Man mußte drey Seemeilen weit von der Küfte anfırn, 


* welche von dem acht und vierziaften Dis neun und vierzigften Grad mit Klippen drey Meilen in 
die See hinaus befeget iſt, ofine daß man den geringften Schutzort finden kann. Den zten 

und 4ten konnte man nach nichts entdecken. Den 4fen um drey Uhr Nachmittages war 
man Oft und Weſt von denen Klippen, die ver P. Feuillee im acht und vierzigften Grad, 
fiebenzehn Minuten feger, Diejenige, die am weiteften in die See hinaus geht und fechs 
Seemeilen vom Sande iſt, gleicht einem Schiffe ohne Maften und Tackelwerk. Unter eben 
der Breite finden ſich ihrer noch vier oder fünf andere, die nur anderthalb Meilen vom Lan⸗ 
de entfernet find, und wovon man nur die Spigen wahrnimmt. Dieſe ganze Küfte iſt 
niedrig, duͤrr und das Land flach, einige Felſen oder Elsine Hügel ausgenommen, die man 


von 
re giengen, und ihr Bericht redet davon, als. von dag man nicht hinzukommen kann. Der P. Qui⸗ 
einem guten Hafen. Es Icheint aber, als wenn voga beobachtet, die Fluch laufe daſelbſt ſe 
die Fluth, welche ſtets daſelbſt ſehr ſtark geweſen, Stimden an, und die Ebbe eben fo viel wieder zu⸗ 
Dandbaͤnke allda gebildet habe, welche machen, rück 


f ſechs Faden gefunfen. Man be-- 


aften, mit der Hohen Fluch unter Segel 


Quiroga. 
1746. 





Quiroga. 
1746. 


Bay und Ha⸗ 
fen St. Su 
lian. 


Nachmittage noͤthigte fie die Ebbe, welche immer ſchneller wurde, nachdem Maaße M 


. aus, in der Hoffnung, Indianer zu finden; und die Patres Duiroga und Cardiel 


fen. Der P. Strobel, welcher ſich mic dem Alferez an das Ufer ausfegen laffen, b 


06. | Reifen und Entdeckungen 


von einer Weite zu andern entdecke. Den 6ten im acht und vierzigften Grab, & 
dreyßig Minuten , war man fehr weit vom Sande; und von da bis auf den neun MT 
zigften Grad, fiebenzehn Minuten, bildet die Küfte zwo große Buchten, deren Spk | 
gen Süden ein Vierthel Süd find. Das Land ift hoch; und man erblicket dafelbiE 17 
nem Raume zum andern große Striche ohne Anfuhrten. Ben der Sonnen Untergang" 
derte man ſich, daß man eine fehr Falte Luft empfand, welche auf diefen Küften par 
ift, Den ten zu Mittage endlich warf man im acht und vierzigften Grad, acht un 
zig Minuten, zwo Meilen von einer Bay, die anfänglich nur eine kleine Buche geg@! 
von eben dem Hügel zu feyn fchien, in einem fetten und ftarfen Sande Anker Dean 
Morgen fand man bey der Einfahre in die Bay vierzehn Faden Waffer und einen 
und ſchwarzen Grund, wo man leichelich vor Anker legen konnte; und an der Sidl® 
fünf bis auf fieben Faden eben folchen Grund. Die ganze Einfahrt ift rein, ausgnf 
an der Suͤdſpitze, wo fie zwo Fleine Inſelchen hat, die fich nur bey ver Ebbe zeigen. ° 
Da der Weſtwind um neun Uhr des Morgens aufgehöret hatte: fo eneftund AN 
ner Nordwind, mit welchem man in die Bay einlief. _ Ste wurde gleich anfänglich 
St. Juliansbay erkannt, und man fuhr darinnen eine Seemeile weit vor, Um zii 





























Waſſer ablief, Anker zu werfen, Der P. von Quiroga, und der erfte Pilore gienge 
and. Sie beobachteten die Umſchweife und die Untiefen des Canales, Das Ufer 
einige, wo es ſchien, daß man erſt kuͤrzlich dafelbft Feuer gemacht hätte. Gegend ? 
da die Fregarte weiter in Die Bay gegangen war, legete fie fich in zwölf Faden Waſſe 
einem fetten und weißen Erdgrunde vor Anker, 


Der Alferez und der P. Strobel ftiegen den andern Morgen mit einigen Sal 


fih mit dem erften Lootsmanne in die Schaluppe um die Tiefe der Bay zu erforſche 
den Fluß zu ſuchen, welcher in der Karte gezeichnet ift. Sie fuhren ganz um dieDMl 
um, ohne die geringfte Spur von einem Zluffe zu ſehen: fie verficherten aber ‚es M 
die größten Schiffe anderthalb Sermeilen weit in den Canal hinein dringen. Weil! 
ben beften Grund finden will: fo muß man vor einem kleinen fehr niedrigen Eylande ’ 
fahren , welches die volle Fluch faſt ganz bedecket. Was niemals bedecket ift, das Il} 
voller Gänfe und Wafferhühner. Bey der hohen Fluth fheine der ganze füdliche und, 
liche Theil gleichfam ein Meerbufen zu feyn: bey der Ebbe aber bleibe er trocken. * 
Suͤdweſt entdeckete man Selfen, die man für weiße Paliſſaden halten follte, drey BUT 
meile von welchen man fich wieder im Trockenen befindet. Der P. Eardiel ſtieg MT 
gieng bis an die Kuͤſte. Er ſuchete den Fluß St. Julian und fand ihn niche, wit 
nichts von demjenigen, was in den Karten und auf denen beyden Kupferplatten beme 
die man dem Tagebuche des Admirals Anfons beygefüget Hat, Auf den Spigen der ® 
Felfen findet man große Schichten von Talke, | | 


Nach forgfältigen Beobachtungen Fam man wieder an Bord, wo man bis A 
andern Tag ein wenig ausruhete. Um acht Uhr ſtrandete die Schaluppe, und man mad 
Diefes Zufalles zu Nutze, um die Bay vollends zu beſuchen. Man konnte aber me 
ſes Waffer, noch anderes Holz, als einige mie Dornen bewaffnete Steäuche daſelbſt 


in Suͤdamerica. VI Buch. VI Capitel. 97 
auch, daß alles, was ex um die Bay herum gefehen Hätte, von ven benachbarten Dertern Quiroga. 
ee — Hafens nicht unterfchieden wären, er hätte aber an dem Geftade des Meeres ee 
einige Brunnen drey oder vier Fuß tief entdecke, die mit einem erwwas falzichten Waſſer ange- 
füller wären. Ee fegete hinzu, fie ſchienen von einigen Reifenden gemacht zu ſeyn; fie waͤ⸗ 
ren ziemlich neu; und anderthalb Meilen von der See hätte er eine Lache geſehen, Deren 
Oberflaͤche nur eine Salzrinde wäre. Da die Matrofen nicht unterlaffen Hatten , ihre Netze 
auszumerfen : fo fingen fie daſelbſt eine große Menge Sifche von einem fehr guten Gefchma: 
die, weiche den Stockfiſchen ſehr aͤhnlich waren: indefien verficherten doch einige, es wären 
diejenigen, welche die Spanier Deje Palo nennen. 

Den ı2ten fie 


| gen die beyden Lootſen ang Sand, um die Lage der Salzbrunnen zu beob⸗ 
achten, und kamen den Abend mit zweenen Sol 
weil ſie gar zu weit 


daten weniger zuruͤck, die ſich verloren hatten, 
wegegangen waren. In einem allgemeinen Rathe wollte der P Qui⸗— 
roga die Meynung des Hauptmannes, der beyden Piloten, des Alferez und feiner beyden 
Mitbruͤder wegen der Nied rlaſſung vernehmen, die man in dieſer Bay zu errichten Willens 
war. Es wurde ausgemacht, der Alfereʒ und der P. Strobel follten ehe man noch den 
legten Entſchluß faffete, im Gefolge 


von achte Soldaten auf der einen Seite, und der P. 
Cardiel mit zehn Soldaten auf der andern Seite um die ganze Bay herum gehen. Sie 


nahmen auf vier Tage Sebensmittel zu fih, In dem Augenblice, da fie abgehen wollten, 
kamen die beyden Soldaten, die fich den Tag vorher verirret hatten, in guter Geſundheit 


— 
an, und berichteten, fie hätten vier Meilen von der See eine Lache von füßem Waſſer gex 
funden; fie hätten Guanacoe und Strauß 


e geſehen; doch hätten fie, fo weit ihr Geficht ge- 
fragen, nicht einen Baum entdecket. 

Da die Patres Strobel und Cardiel wieder an das Sand getreten waren: fo nahm ber 
erfte feinen Weg gegen Morgen und der andere nach der entgegen gefeßeten Seite, Ihre 
Abſicht war, in einer großen Weite vom Meere ganz um die Bay herum zu gehen. Rach⸗ 
dem fie ungefähr fechs Me fand der P. Strobel gegen Süden von 


ilen gegangen waren: po 
eilen von der See und eben fo weit-von dem Außerften Ende der 


ge, deſſen ganze Oberfläche mit Satzebes 
iteten , ftecketen einige Gefträuche, die fih an 
den Ufern fanden, in Brand, und die Flamme breitete fich bis auf zwo Seemeilen weit 
aus. Diejenigen, welche dem P. Cardiel felgeten, macheten fich eben den Zeitvertreib, 
Diefer Miffionarius legete den erften Tag fechs Meilen gegen Abend zurück und fand füßes 
Waſſer. Er brachte die Nacht an dem Orte zu, und ven andern Morgen begab er ſich 
wieder auf den Marfch, Nachdem er eine Stunde Weges weit gegangen war; fo Hatte er 
einen Anblick, welcher ihm in diefer Einfamfeit viel Verwunderung erwecken mußte, Die: 
fes war ein Haus, au 


f deſſen einer Seite fechs Bahnen von verfhiedenen Farben flatterten, SeltfameXns 
die an fehr Hohe und in die Erde geſteckete Pfähle angemacht waren. Auf der andern Seite sung vieler 
waren fünf todte mit Strohe umwickelte Pferde, deren jedes auf drey fehr hohen und ebenfalls elchen. 
in die Erde geſtecketen Pfaͤhlen ſteckete. Als der Miſſionarius mit ſeinen Soldaten in das 
Haus gegangen war: ſo fand er daſelbſt ausgebreitete Decken, welche jede einen todten Koͤr⸗ 
per bedeckete. Dieſe waren zwo Frauen und eine Mannsperfon, Die noch nicht verweſet 
waren. Eine von denen Srauensperfonen hatte ein meflingenes Blech auf dem Kopfe 
und Oprenringe von eben dem Metalle, 


\ Auf den Bericht, welchen der P, Cardiel und 
feine Gefahrten bey ihrer Zuruͤckkunft davon abſtatteten, erfannte man, daß die drey Todten 
Allgem, Reifebefchr. XVI Band, N 


von 



















98 0 Reifen und Entdeckungen 


Quiroga. von der Völkerfchaft der Puelcher waren; und diefer Miſſionarius ſchmeichelte ſich, 
1745 hin einiges bewohntes Sand zu finden. Nachdem er aber über drey Seemeilen weitet I 
gen war, und feine Spur von Menfihen entdeckete, fein Vorrath von Sebensmitfel ; 
alle war: fo ergeiff er die Partey, ftille zu halten. Seine Soldaten ſahen Gänfe 7 
‚Rande einiger Suͤmpfe. Die Hoffnung, die er noch immer behielt, Indianer, HF 
decken, ließ ihn den Vorſatz faſſen, zu dem P, Strobel zu ſtoßen; woben zween Sol 
mit einem Briefe vor ihm ber gehen mußten, in welchem er dreyßig Mann und 
mittel verlangete, ; 
Es war der ıste. An eben dem Tage ftiegen einer von den Pilsten und der 
roga in die Schaluppe, um die Tiefe der, Einfahrt der Bay zu erforfchen, und MEZ 
Bänke derfelben zu bemerken. Ein heftiger Wind aber noͤchigte fie, in einer Eleinen* 
an das Land zu fleigen, wo die Matrofen ihre Netze auswarfen, und eine Menge Ü 
ner Art Forellen fingen, die nicht weniger als fieben oder acht Pfund wogen, Die 
war ganz mit Bäumen bedecket, deren Holz nur zum Brennen gut zu feyn fehien, J 
P. Strobel, welchen die beyden Soldaten des P. Cardiels vergebens gefucher hatten/ 
den Abend am Borde an, und berichtete, es fände fich in einer Sache ‚ die er ang 
hätte, wohl eine Elle hoch Salz, fo weiß, wie der Schnee, und ſehr hart: er haͤtte 
x auf diefer Seite feine Anfheinung von einer Wohnung gefehen. Er empfing den AS 
Morgen den Brief des P. Cardiels; und er ließ ihm nicht allein den Beyftand von 
und Sebensmitteln, den er verlangete, zugeftehen, fondern er gieng auch felbft wicht 
dem Alferez und den Soldaten ans Sand, um zu ihm zu ftoßen, Zu eben der Zeit ſu 
der erſte Sootsmann, und der P. Duiroga, welche die Tiefen der Bay vollends erfüllt 
wollten, bey einem ziemlich hohen Hügel, welcher gegen Norden von der Day ift, dl 
Sand. Sie entdecketen vonder Höhe dieſes Hügels eine Sache ‚ Die fich ungefähr drey 
meilen weit gegen Weften , und faft eben fo weit gegen Norden erſtreckete. Sie feld 
aber nicht wiſſen, ob das Waſſer darinnen ſuͤß war, und alle ihre Aufmerkſamkeit 
ſich zu verſichern, daß ſie keine Gemeinſchaft mit der See hatte, | 
Auf der andern Seite fehickere der P. Strobel ‚ nachdem er ungefähr vier Seal 
weit gegangen war, einen Soldaten an den P, Cardiel, um ihn zu erfüchen , er 
doch zu ihm ſtoßen. Diefer Pater Fam, aber überaus abgematter; und der Po 
meldete ihm, er glaubete, nach einer reifen Ueberlegung, nicht, daß es die Klugheit M 
‚bete, weiter zu gehen, weil man wohlberittene Wilden antreffen möchte, und man Ü 
nur Leute entgegen zu fegen hätte, die von einem langen Marſche abgematter waͤren 7 


KL: 


der Wichtigkeit dieſer Öelegenheit. Der P. Strobel aber , welchem die benden al 2 
Fre ; WMiſſionarien zu gehorchen Befehl hatten, hoͤrete auf nichts, und brauchete fein Anl 
= Seine vornehmſte Urfache-war,, Die Sebensmitel reicheten für feinen Haufen nicht zu. 9% 

kehrete nach dem Schiffe zurück, \ ‚ 

| Indeſſen fehlug der P, Cardiel, welcher feiner Meynung eben fofeftanhing, dem“ 

4 2 perior vor, folche wenigftens in Ueberlegung zu nehmen, und die Befehlshaber des 
4 fes zu Rathe zu ziehen. Der P. Strobel willigte darein; und der Schluß von der 
rathſchlagung war es ſollte dev P. Cardiel feine Entdeckungen mit denen Soldat ng 





in Suͤdamerica. VI Buch. Vil Capitel. 
Matroſen die ſich freywillig dazu anbiethen wuͤrden, fortſetzen und auf acht Tage Lebens⸗ 
mittel mitnehmen. Er gieng den 2often, am Tage des Neumondes ab, Der P. Qui⸗ 
v0ga und die beyden Loorfen hatten die Z 


\ eit der Ebbe und Fluch forgfältig beobachtet. Sie 
batten gefunden ‚ daß es um fünf Uhr des Morgens Ebbe und um eilf Uhr Fluth feyn 


würde, Der P. Quiroga führer die Nothwendigkeit diefer Beobachtung für diejenigen an, 
welche in diefen Hafen einfahren, weil der Unterfchied der Ebbe und Fluch von fechs Fa⸗ 
den in gerader Linie iſt, und weil bey der Fluch ein großes Schiff über die Bänke fahren 
kann, welche trocken find, wenn eg Ebbe iſt. 

Der P. Cardiel, welcher mie vier und drey 
erſtlich gegen Welten, Er war mitten in feinem Haufen, welcher zween Flügel machete, 
um die Sachen, die Gehelze, die Thiere und den Rauch defto beffer zu beobachten, welcher 
die Nachbarfchaft einiger Indianer anzeigen koͤnnte. Diefer Marfch wurdevier Tagelang 
fortgefeget, und mehrentheils auf Sußfteigen einen Fuß breit, 
dianer nicht verfennen fonnte 


wo man die Spur der In— 
ı 3 und jeden Tag that man fechs bis fieben Seemeilen, Den 
Abend des vierten Tages erblicete man ein wenig abfeiten, einen ziemlich Hohen Hügel, wo⸗ 
von man eine große Strecke Landes entdecket⸗ ‚ Weiche demjenige 

man bisher durchſtrichen hatte, das iſt, ohne Bäume 
fand ſich aber längft denen von den Indianern gebaͤhn 


‚und ohne dasgeringfte Grün, Es 
le Sachen teinfbares Waller, Man 


eten Wegen Waffer genug, und vie— 
ſah Feine andere Thiere, als einige Öuanacoe, die 
auf eine halbe Meite weit die Flucht nahmen, und einige Strauße, Es fchien aber nie: 
wanden an Stärke und Muth zu fehlen. Doch giengen gleichwohl viele 
Sohlen den fo rauben Wegen nicht hatten widerftehen koͤnnen, barfuß, 
les von denen Wunden 


aus, Die fie unaufhoͤrlich bekamen. Der P, Eardiel, welcher an⸗ 
fänglich erft große Schmerzen an den Lenden füblete, 


fand ſich den fünften Tag außer 
Stande, ohne eine Kruͤcke zu gehen. Die Nachtfälte fiel ihnen am befehwerlichften. Ob 
fie gleich Gefträuche fanden, Feuer zu machen: fo machete Doch die Strenge ber Luft, daß 
fie auf der einen Seite erfroren, da fie auf der andern verbrannt wurden, Alle dieſe 
Schwierigkeiten würden den P. Eardiel, und diejenigen, 
den Much einflößeten , doch niche aufgehatten Habe 
weil fie nur auf acht Tage Lebensmittel hatten, p 


hen Erfolg vergangen waren, fie Feine andere 
wieder zurück zu nehmen, 


Währender ihrer Abweſenheit hatte der P. Auivaga mit dem Duadranten die Breite 
der St. Yuliansbay beobachtet, die er neun und vierzig Grade zwölf Minnten fand, Die 
Lotſen, der Aferez und der P. Strobel entdecketen viele neue Sachen, deren einige fühes 
Waſſer hatten, andere mit einer Salzrinde von einer blendenden Weiße bedecket zer 
Sie wurden ſieben big acht Vicunjas und ein Guanaco gewahr. Sie blieben aber über: 
zeuget, es koͤnnten die Indianer felbft die St, Juliansbay nicht bewohnen; ihre Bohn: 
pläße müßten ſehr weit Davon entferne feynz diejenigen, wovon fie Fußtapfen gefeden, wä- 
ven Aucaer, Peguencher ober Indianer aus Chili, welche dahin kommen koͤnnten, Sal 
u bohlen, Es war in der That zu bewundern, daß man, todte Pferde daſelbſt gefunden ; 
die Reiter aber mußten yon | 


andern Orten hergekommen feyn, vornehmlich von Ber Seite 
von Chili, wo diefe Thiere in großer Anzahl find; 


u, wenn fienicht eingefehen hätten, Daß, 
ovon bereits viere oder fünfe ohne gluͤckli⸗ 
Partey zu ergreifen hatten, als ihren Weg 


da hingegen die Volker an der Mit 
tagsſeite des feſten Landes ſich keiner bedienen. 


Na. Sonn⸗ 


yßig Mann abgegangen war, marſchirete 


ganz gleich war, das 


Soldaten, Deren. 
und ffunden vier 


denen feine Ermahnungen eben . 


99: ° 


Quiroga. 
‚ 1745. 
RER ; 


l 


March des 
P. Cardiels. 




























100 0 Reifen und Entdeckungen 


Quiroga . Sonnabends, den agften endlich, wurde in dem Rathe ausgemacht, die Abß | 
1745. Königes wäre nicht, daß fich die Miffionarien in einem Sande aufhalten follten, ME 
Die Hoffnun, allein feine Ungläubigen zu befehven wären , fondern wo es auch nicht einmal moͤglich 
gen des Hofes zu leben. Man ſchickete ſich auch an eben dem Tage zur Abreiſe an, da ſich der . 
ſchlagen fehl. gen Suͤdweſt wandte. Da die Schaluppe an das Sand gegangen war: fü fand elf 
denen Soldaten , die man dahin gefchicket hatte, mitten auf dem Felde einen Pfahl 
fer Schrift: " JOOHN WOOD, Der Wind, welcher fich den folgenden Tag nich ö 

derte, erlaubete noch nicht, die Bay zu verlaffen, und diefe Zeit wurde angewandt, 
falls ein Denfmaal, dem Ankerplage gegen über, mit diefen vier fpanifchen Worten? 

nando Phelipe V, ano. de 1746, aufjurichten. An eben dem Tage, welches 
März war, da fich der Wind gen Weften gedrehet hatte, wurde der Anker um pi 

des Abends gehoben, und man gieng aus der Bay ‚ um das Vorgebirge gen 
liegen zu laſſen. * J 

Serthum in Nach fo vielen genauen Beobachtungen, die mit denen verglichen worden, 
des Admiral man bisher gemacht hatte, wird man nicht verlegen ſeyn, was für eine Partey ml 
Anfons Tage hen des Admiral Anſons Capellane ‚ welcher auf Treu und Glauben einiger Reiſend 
buche, ſichert, die St. Juliansbay nähme einen großen Fluß auf, der aus einem großen GT 
me, woraus auch ein anderer großer Fluß entfpränge, den er la Campana nenne 
der fich in das Südmeer ergießt, ober fo vielen gefchickten DBeobachtern ergreifen ſoll 

che vielmals zu Sande und zu Waſſer ganz; um die Bay herum gegangen, und verfl 
daß fie Feinen Fluß erhielte, Gleichwohl war es diefe vorgegebene Gemeinſchaft derb 
Meere durch zween Flüffe, von denen man vermuthet, daß fie ihre Quelle in eine 4 

ßen See haͤtten, welche verurſachet hatte, daß man in dem koͤniglichen Rathe von 
einen Anſchlag gefaſſet, ſich in der St. Jullansbay niederzulaſſen. Da ihre eu 
nach) dem P. Quiroga, im neun und vierzigften Grade zwoͤlf Minuten Suͤderbreite 
fo find diejenigen, welche fie in neun und vierzig Grad mie dem Unterfchiede einiger WI 
ten gefeget, eben in feinen großen Irrthum gerathen, Eben diefer Miſſionarius bel 
ihre Länge, nach dem Pico von Teneriffa genommen, wo die Spanier ihre erſte DL, 
linie fegen , durch dreyhundere und eilf Grad, vierzig Minuten. Die Einfahrt bel 
iſt um fo viel ſchwerer, weil faſt nichts vorhanden ift, woran man fie erfennen fang 
wenn man nicht. die Höhe hat nehmen Fönnen, fo Fann man nur nad) der Schäguf 
von urtheilen, welche niemals eine gewiſſe Regel ift. Wenn man auch die Höhe fehl! 
fo darf man fich ihr doch niemals, als mit grofer Vorſicht nähern; meil die erſte 
Die man entdecket, voller Untiefen bey der Einfahrt if, Die drey Miffionarien habel 
unterlaffen, gute Lehren allhier zu geben ‚ welche durch ihre Erfahrung beftätiger mol 
Syifterbeob · Faſt gegen Weſten von der Einfahrt des Hafens, fiht man einen fehr hoben 
— wer der ſich denjenigen von weiten zeiget, die von Nordoſt fommen, und.den man anf 

Ei a für eine Inſel alten ſollte. So wie man fid) aber verfelben nähert, fo entdecket man 
die Spitze der drey andern Huͤgel, welche ebenfalls das Anſehen fo vieler Inſeln 
Kommt man von der drey Königesinfel; fo muß man ſich ein wenig von Sande N 
weil die Küfte mit Klippen befeger ift. Wenn man aberim neun und vierzigften Gra 
fo muß man dem höchften von den vier Hügeln mit den Augen folgen, und fich dem” 
nähern, um ſich Oft und Weft von dieſem Huͤgel zu feßen. Aledann wird man die 
Bucht finden, welche vonder Nordoſtſeite Fennelich ift; weil fie gegen Norden eine 


x 


in Suͤdamerica. VI Buch, VI Sapitl, 0 
von ſehr weißen Felſen bildet, Das Sand, welches gegen Süden iſt, bis nad) Santa Cruz 
iſt niedrig, und ebenfalls mit Felſen befeget, die gleichfam eine große weiße Mauer machen. 

Bey der Ebbe koͤnnen bie Schiffe in den Hafen nicht einfahren. Es bleibt alsdann 
nur ein ſchmaler Canal, der nur drittehalb oder hoͤchſtens drey Faden Waſſer hat, und 
welcher gegen Suͤdweſt bis an den Fuß einer Spise läuft, wo einige Felſen find. Bon 
da wendet er fich. gegen Süden, ziemlich nahe bey: der Weſtkuͤſte. Bey der Fluch ift die 
Einfahrt den größten Schiffen leicht, weil fich noch fechs Faden mehr Waſſer dafelbft be: 
finden. Wenn man indeſſen feinen erfahrenen Sootsmann dat: fo muß man das Senf: 
biey auswerfen , ehe man einfähre, und die Mündung des Canales erforschen laffen. Man 
värh ſo gar, Die Zeit zu nehmen wo die Fluth anfaͤngt, nicht mehr fo ſtark zu ſeyn, da— 
mit man im Stande fen, vor Anker zu legen, wenn es anfängt, zu ebben. - Die großen 
Schiffe fönnen ſo weit vorfahren, bis ſie hinter den Inſeln ſind, wo ſtets dreyzehn bis 
vierzehn Faden Waffer auf einem guten Grunde fettes, ſchwarzes Erdreiches find , das 
mit einem feinen Sande dermenget iſt. Die ftarfen Winde machen da feine Wellen, weil 
das fand den ganzen Hafen bedeeker, 


BL Er fihließe Eleine Inſelchen ein » welche die Fluth 
nicht bedecket, und die niemals ohne Warferhühner find. Wenn es um die Hälfte Ebbe 
iſt: ſo iſt eine Vertiefung , die fh gegen Süden befindet, und 


welche man bey der Fluth 
für das Meerıfelbft nimmt, ganz trocken. 


Der Hafen St. Julian ift den Sommer über durchaus ohne fühes Waſſer. Die 
Quellen und Lachen, die man gegen Weiten finder, find drey bis vier Meilen davon ent: 
fernetz und die nächfte „ Die ſich gegen Nordweſt des Einganges befindet, ift zwiſchen zwee⸗ 
nen Huͤgeln ſehr erhaben, die es ſchwer machen, fie zu finden, Im Winter aber, werden 
von dem Zerfihmelzen des Schnees kleine Bäche, die ſich in das Meer ergießen. Man 
giebt vor, es wuͤrde leicht feyn, dieſen Hafen zu befeftigen , wenn man eine Batterie auf 
der Steinfpige machete, die gegen Suͤ 


dweſt von der erften Einfahrt iftz weil diefe Ein. 
| fahet ſehr ſchmal ift, der Canal nur einen Flintenſchuß breit ift r 


—* wg und, da bey der Ebbe die 
ganze Bucht, ausgenommen an ihrer Spise, faſt trocken tft, fo, daß fie nur drey Faden 
Waſſer in dem Canate felbft Hat, die Schiffe ihr Geſchuͤtz nicht vu a — 
dieſes wuͤrde es zu den Feſtungswerken nicht an Steinen feblen; und aus den fich verſtei⸗ 
nernden Auſterſchalen würde man einen fehr guten Kalch machen fünnen, Man finder 
auch in denen Hügeln , die gegen Süden von den Hafen liegen, einen fehr guten Talk, 
Pflaſter daraus zu machen, In dem Hafen felbft würde man viele Fifche fangen Eünnen, 
Er ift mit einer Art Fiſche angefüller, welche dem Cabillau fehr ähnlich find. Man fieht 
daſelbſt eine Menge Wafferhühner Gaͤnſe und andere Seevögel. Die gemeinften Sand: 
thiere find Strauße, Bus 
ganze tand aber ift-unfruchtbar, und volle, Salpeter. Die Viehheerden würden daſelbſt 
keine Weide finden, außer um den Geſtraͤuchen und unter den Roͤhren bey den Quellen. 
| Es finder fich nirgend ein Baum, deſſen Holz koͤnnte verarbeiter werden, Was die 
Witterung bereifft,, ſo iſt die Suft trocken, und die Kälte im Winter fehr ſcharf. | 
| Die Fregatte, welcher man auf ihrer Ruͤckreiſe zu folgen , nicht Umgang haben Fann, 
fand ni j im fünf und vierzigften Grade auf der 
Hohe einer Bucht gegen Süden von dem Vorgebirge Ins Matas war, wo fie das Meer 
ſehe aufgeſchwollen fand. Gegen dieſem Vorgebirge über find zwo Inſeln, wovon die 
größte eine Meile von dem feften Sande, und die fleinefte, welche auch die niedrigſte iſt, 
N 


3 vier 
* 


nacoe, Fuͤchſe, Vicunjas und die Duichinchoe, Das. 


Ouiroga, 
1735. 
——— 


Quiroga. 
1745: 





gen Abend wieder an Bord, nachdem fie vier Seemeilen ung 


liansbay Camaronen. 


dern Worgen ſetzete man ſich Nord und Suͤd von dem Vorgebirge St. Selena, ! 



























102 Reiſen und Entdeckungen 


vier Seemeilen davon liegt. Alle beyde find in gleicher inie Suͤdoſt und Nordweſt 
her um das Vorgebirge herum find vier andere, eine große an der Suͤdſpitze, und | 
dere in dem Innern der Bay. Uebrigens Hat dieſes Vorgebirge ſehr ſchlecht den 
des Straͤuchervorgebirges erhalten. Die ſpaniſchen Beobachter ſahen nicht einen AN 
Strauch daſelbſt. Es iſt das duͤrreſte Land von der Welt, Die Ströme gehen MR 
ſehr ftarf gegen Süden und Norden und folgen einerley Richtung mit der Fluth · 
Kuͤſte iſt von mittler Höhe, und von Zeit zu Zeit mit einigen Felfen durchfchnirte 4 
beyden Spigen des Vorgebirges bilden eine Buche, Man lief ohne Hinderniß in DE 
ein, und legete faft im Mittelpuncte in dreyßig Faden Waffer, anderthalb bis zwo 
meilen vom Sande, vor Anfer, Der Alferez, der erfte Piste, und der P. Quiroge 
ten fich in die Schaluppe, und fanden in dem Innern der von den beyden Spih⸗ 
Vorgebirges gebildeten Bucht, eine ſehr gute Bay, die in allen ihren Theilen ſo tie 
daß man zehn Toiſen weit vom Ufer fieben bis acht Faden Waſſer auf einem (MT 
Sandgrunde fand, und vor allen Winden, ausgenommen den Dft- und Nordoſtw 
bedecket lag, welche in diefer Gegend nicht fehr zu fürchten find. ’ u 
Sie fliegen darauf auf die hoͤchſten Hügel, um gegen Norden bie Day los © 
vones zu entdecken, welche eine andere und einen Eleinen Arm von der See gegen 
yon dem Vorgebirge einfchließe. - Nachdem fie fich um fechs Uhr des Abends wid 
Schiffe geſetzet: fo kamen fie ungemein ermüder von einem drey Meilen in einem gan 
ler Steinen gerhanen Marſche zurüct, Den andern Morgen legete man fich bey 
bruche der Nacht in der Day los Camarones in fünf und zwanzig Faden Waſſer 
nem feinen Sandgrunde, anderthalb Meilen vom Sande, vor Anker, Dieſe Bay 
groß, Man würde vafelbft allen Winden ausgefegee feyn, wenn man an der CH 
nicht ziemlich nahe bey dem Sande vor den Suͤdweſt, Sidund Suͤdoſtwinden beved 
gen fünnte, Es fcheint fo. gar, daß man an der Nordfeite, vor den Nord und NE 
winden nicht weniger. bedecket feyn wiirde, In der Miete der Day ift eine Inſel 
ner Seemeile lang, deren Dftfpige eine Reihe von Untiefen und Eleinen mit Seewögl 
Seewölfen bedeckten Inſelchen machet. Die Beobachter gaben der Inſel den 9 
St. Joſeph; und ihre Höhe, die nach dem Mittelpuncte genommen wurde, wi 
und vierzig Grad, zwey und dreyßig Minuten, 9 


. 4 

Den ızten giengen der Alferez, der P. Strobel, und fechs Soldaten‘ aus, 
ſchaffenheit des Erdreiches zu beobachten, und einige Indianer zu füchen, Sie tal 
er Dornen und Felſen 
von ihnen die Füße ganz blutig waren, vergebens gegangen, Ein großer Pag voll 
fer , welches fie in der Entfernung gefehen hatten, war ihnen anfänglich als ein Fluß 
gefommen. Da fie fich demfelben aber genäbert: fo hatten fie nur einen Regenbach 
den, welcher fich bloß zur Zeit des Negens, und wenn der. Schnee ſchmilzt, anfülli 
übrige Zeit'bes Jahres aber trocken bleibt, . Die it der Fluß, den man in einige | 
fen angemerfet findee, den. man in diefe Bay fallen läßt, um welche herum 
weder ſuͤß Waſſer, noch Holz, noch die gevingfte Spur von Wilden finde. J. 
kann das Sand nicht bewohnet werden, Man finder nur in Diefer und in der — | 


Den ı4ten ſchickete man fich an, den Rio de los Sauces zu fuchen, und den 


in Suͤdamerica. VI Buch. VII Capitel. 103 


gegen Norden von der Bay iſt, woraus ne pen vorigen Tag gegangen war. —— u 
böbe Fand fich vier und vierzig Grad dreyßig Minuten, Diefe Küfte ift faft durchgängig — 
ſehr niedrig. Man ſieht daſelbſt nur einige Felſen, die ſich ein wenig erheben und ſich 
von weitem wie Inſeln zeigen. Man fand ſich den ıgten in zwey und vierzig Grad fünf , 
und dreyßig Minuten, auf welcher Höhe man gemeiniglich Rio de los Sauces feger: der - 
Wind aber erlaubere nicht, ſich der Küfte zu nähern; und da das Warfer anfing, abzuneh⸗ 
h iefer Fluß, welcher ziemlich nahe an Buenos Ayres ift, 
und leichelich kann befucher werden, um fo viel weniger Beobachtungen verlangete, weil 
man viel näher bey der Straße einen SIE anzulegen gedachte, Ueberdieſes noͤthigte der Win⸗ 
ter, worinnen man ſich bereits befand, fi der Ströme, welche anfingen, 
fih im ein und vierzigften Grade merfen zu laffen, zu Nutze zu machen ‚, damit man wie. 
der nach Buenos Ayres fommen möchte, Man fteuerte alfo gegen Norden, und kam den 
Ziſten bey dem Vorgebirge St, Maria an; und den andern Morgen entdeckete man gegen 
Welten ven Zuckerbur. An eben dem Tage wurde man ein Schiff gewahr, welches in 
den Rio de la Plata einlaufen wollte, Es war eine fpanifche Tartane, Die dom Don os 
ſeph Marin, einem Sranzofen von Geburt ‚ der fich aber in Spanien geſetzet Hatte," ge- 
fuͤhret wurde, und im Jennermonate mit neuen Defehlen an den Statt 
Plata aus Capir ausgelaufen war, 


halter zu Rio de fa 
Die GefährlichFeiten eines Sluffes, den er nicht kann⸗ 
fe, macheten, daß er es als ein Glück 


anfah, daß er vie Fregatte angetroffen. Den an⸗ 
dern Morgen um ſechs Uhr fand man ſich vor Maldonado; und den ten April Abends 
y iten von Buenos Ayres glücklich vor Anker, 


iner allgemeinen Vorftellung der Küfte von der Bay Auqemeine 
de Rio de la Plata an big an die magellaniſche Straße, Sie iſt zwiſchen dem fechs und Borftellung 
eyfii ierzi und dem zwey und funfzigften Grade zwanzig Minu- 5 a ve 

irge St. Anthon, wo an der Weſtſeite die nach * 
Muͤndung des Rio de la Plata anfaͤngt bis an die Bay St. Georg läuft fie gen Suͤd⸗ magellaniſch. 
| 3 birge; von dem weißen Vorgebirge bis an die drey Königs- Strafe, 
inſeln Nord und Süd; von da bis nach Rio Gallejos Suͤdſuͤdweſt und in dieſem Nau- 
me machet fie viele Buchten. Bon Kio Sallejos bis an dag Jungfernvorgebivge , das 
iſt faſt bis an die magellanifche Straße , läuft fie gen Scdoft, "Das Sand ift bis auf vier- 
zig Grade fo niedrig , daß die Schiffe gar nicht Binanfommen Fönnen, Don diefer Höhe 
an aber finder man folches, wenn man gegen Süden fährt, bis an die &t. Suliansbay ſehr Hoch, 
Man finder big auf die Höhe yon fechs und vierzig Grad, vierzig Faden Waſſer bis auf 
eine halbe Meife yom Sande, Bon ber St, 


| Juliansbay bis an den Fuß Santa Cruz ift 
das Sand niedrig, mit einem fehr guten Grunde überall, aber wenig Geftade, Bon dem 
Fluſſe Santa Cruz bis an Rip Gallejos ift es mittelmäßig Hoch, darauf fehr niedrig bis an 
das Jungfernvorgebirge, Man Fann ſich dem Borgebirge las Matas bey Nacht nicht 
naͤhern, ohne bey den Inſeln gegen uͤber einige Gefahr zu laufen, die ſehr weit in die See 
vorgehen. Die Küfte von den drey Königesinfefn endlich bis an die Inſel St, Jullan iſt 
nicht ſehr her , und die Klughen raͤth, daß i 


; ver— 








Ag ee Reifen und Entdeungen 


Quiroga. verſichert, bey den Zufammenfünften, dem Gegenfheine und den Veränderung] 
745. Mondesvierthel die See aufgeſchwollen zu finden. Die Ebbe und Fluch macher eine 
— den größten Schwierigkeiten bey dieſer Schiffahrt. An einigen Orten feige die Sul 
auf fechs Faden gerade in die Höhe, und macher, daß fich Die Ströme fehr ändern, “S 
einige gegen Norden, andere gegen Süden treiben, oder wenn fie einander begegnen 
lenken fie fich gegen Often und Suͤdoſten. 1 
Diefer weite Kaum beut Feine andere Zuflucht für die Schiffe dar, als den ve 
gen Hafen, die St. Juliansbay und die St. Gregoriusbay. Man finder in der erflll 
‚ne Duelle, wo man Waffer einnehmen kann. Die ganze übrige Küfte aber iſt N 
daß man nicht einmal einen einzigen Baum ſieht. Nur in der St, Zullansbay kann 
Brennholz, überflüßige Fiſche, und viel Salz finden, Die Kälte laßt ſich an viel 
zen Küfte und f gar im Sommer fühlen; und man hält dafür, fie müffe im Wintel 
aus ſtark ſeyn, wenn man die große Menge Schnee bedenkt, die auf der Cordilfierl 
‚dem platten. ande fälle, welches ex nicht fruchtbar machet, und welches wegen feiner Ü 
digen Duͤrre nichts hervorbringen kann. Daher kommt es, daß diefe ganze 9 
unbewohnet iſt. 
Ungewiſſe Es ſcheint, daß von dem Fluſſe de los Sauces oder der Weidenbaͤume , welch 
Nachrichten nige el Deſaguadero genannt haben, ſich kein anderer auf dieſer ganzen Kuͤſte finde 
vondiefer KÜ- senigen, welche fich gerühmet haben‘, daß fie einen gefehen, und welche ihn auf ihre 
ER ten gezeichnet Haben, haben einige Negenbäche, die beym Schneefchmelzen und bey DA 
pen Regen anlaufen, dafür angenommen. Judeſſen ift es nicht unmöglich, daß die 
nier nicht einige ſollten überfehen haben, ob fie gleich die Kuͤſte mit mehr Genauigkeit 
ſuchet haben, als man vor ihnen gethan hat, und daß Diejenigen, wovon einige andere 
fahrer geredet Haben, nicht vorhanden find. Man darf fich auf eine Menge anderen 
ftände, die fic) in den Tagebüchern der erſten Reiſenden befinden, nicht mehr verlaſſen 
eine verfichere z. E. er habe auf ben höchften Küften des verlangten Hafens Knoche 
Menfchen fechzehn Fuß lang gefehen: indeffen hatten doch die einzigen drey Leichnamlı 
che die fpanifchen Beobachter gefunden, nichts außerordentliches. Andere fagen, mal) 
ge in einer Bucht eben deffelben Hafens viele Fifcye, und indefien warfen Doch die 
nier daſelbſt vergebens ihre Nege aus. in anderes Tagebuch endlich giebt der Sk 
liansbay Auftern von eilf Handbreit im Ducchfehnitte; und das Schiffsvolf auf dent 
Anthon wurde nichts dergleichen gervahr. - 
Die Kiftefoi Man muß ſchließen, daß diefer legfe Beſuch einer fo wenig befucheren Kuſte 
nicht bewohnet weit richtigere Kenntniß Davon gegeben, als man bisher noch gehabt Hat, Es if 8 
werden, geworden, daß fie weder Einwohner hat, noch haben kann, und die Miffionarien 3 
der Hoffnung entſaget, daſelbſt ihren Eifer auszuüben. Bey denen Unterredungen, II 
P. Cardiel das Jahr darnach mit einigen Gebirgern von den aͤußerſten Enden der DR 
ten Sünder gehabt , vernahm er von ihnen einige befondere Merkwürdigkeiten ihres 
Zwo Mert deren Wahrheit zu erforfchen einer andern Miffionarius 5) aufgefvagen wurde, EU 
wuͤrdigkeiten. Yon war, es befände ſich In ihren Gebirgen eine fteinerne Bildfäule, die bis an den ” 




















= 


„9 De P. Salconet. Man feet aber nicht hinzu, was er für Erfolg Bey demjenigen geheh 
ihm aufgetragen worden, s — 


l 





in Suͤdamerica. vı Buch, VII Capitel. 105 


tel eingegraben wäre, deren Arme fo dick, wie ein Schenkel eines Menfchen, wären. Si — 
andere weit wichtigere Sache, welche durch den Bericht aller Indianer aus diefen Gegenden 1745 
beftätiger wurde, betraf ven Weidenbäumefluß. Man fagete dem P. Cardiel, es theilete 

ſich derſelbe, wenn er nahe an das Meer kaͤme, in zweene Aerme, und auf der Inſel, 
welche durch biefe Theilung gemacht würde, fänden fich Spanier, das ift Europäer; denn 
die Indianer des Landes. nennen alle Europaͤer Spanier. Man bemerket geich⸗ 
wohl, daß die Jefuiten in Paraguay nicht wiſſen, ob dieſes Eyland bewohnet fey. Dieje⸗ 
nigen, welche dieſe Erzählung macheten, ſeheten Hinzu, ihre Vorfahren hätten mit diefen 
Spanien gehandelt; da fie aber einige von ihnen getödter, fo wäre ihre Gemeinfchafe 
unterbrochen worden ; man fähe fie gleichwohl noch zumeilen mit Scaluppen in das 
große Land gehen; uͤn 


d die älteiten Indianer hätten niemals gewußt, wie, und zu wel- 
Mer Zeit fie ſich in diefer Inſel gefeger Hätten, 


nn.3883 
Kuͤſte der Statthalterſchaft Rio de In Plata bis nach Braſilien. 


Wem man dabey vornehmlich folget. Weiten. rineninſel. Iſla de Arvoredo. Inſeln Gale 
Ilha dos Caſtilhos. St Petersfluß. Fluß Tama: und Tayagua. Enſeado de Garoupas. Toja⸗ 


vondahu, Lagoa. Hafen Bioza. Upaba. Rio hug. Tapuea. See Paruagua. Fluß Arara⸗ 
Patos. Beſchaffenheit der Einwohner, Catha⸗ pira. Fluß Uguaa. 


Mr has noch, in Anſehung der Folge der Küfte bis nach Braſilien, dasjenige zu thun, Wem man da— 
was man bis hieher in Anſehung der vorhergehenden Theile gethan hat. Ob ſie gleich * — 
zu der Statthalterſchaſt de la Plata gehöret; fo hat man dennoch nur eine unvollfommene üch foiget 
Kenntniß davon, welche durch die Mannichfaltigkeit der Berichte und Zeugniffe noch dunk⸗ 
ler wird. Unter vielen Tagebüchern von verfchiedenen Nationen aber, wollen wir uns nur 
bey des Emanuel Figueredo eines Portugiefen, und Theodor KReuters ‚ eines Hol- 
länders, ihren aufhalten, die für Die richtigften geachtet werden. 
Sigueredo vechnet fiebenzig Meilen von dem Borgebirge St. Maria bis an den St. Weiter. 
Petershafen, und nennet in dieſem Zwiſchenraume nichts. Reuter ſetzet zehn Seemeilen 
von eben dieſem Vorgebirge eine andere Spitze, und vor ſol 


he zwo Infeln / wovon eine Ji Ilha dos Ca⸗ 
ha dos Caſtilhos heißt, und ſich von weitem in der Geftale einer Schanze zeige, Idre Rilhes. 
Sage, faget er, ift vier und dreyßig Grad vierzig Minuten Süderbreite, Von diefer Yin 


fel vechnet man fechs und zwanzig Seemeilen bis nach Marmanto, und von Marmanto 
fechs und zwanzig bis nach dem 


großen Sluffe, welcher mit dem St. Petersfluffe einer: St, Peters, 
Icp ift, Die gange Küfte, welche fich zwiſchen Weſt und Ford fireeket, ift beftändig mit Anb. 
Fleinen fandigen Höhen befeger, Man ſieht, daß der Unterfhied in dev Rechnung der bey- 
den Sootfen acht Seemeilen iſt. Der große, oder St. Petersfluß ift bey feiner Mündung 
nicht ſehr breit zer ift aber weiter im Sande breiter, und feige gegen Nordweſt bis an dag 
Sand der Indianer hinauf, welches man Patos nennet, Man ſieht ihn als einen der tief: 
fen und fchiffbarften von dieſem Theile des feften Landes an, r 
Darauf nennet Figueredo den Fluß Tamarandahu, ohne die Weite zu melden; und Fluß Tama⸗ 
Reuter rechnet zehn Seemeilen zwiſchen dieſen beyden Flüſſen. Figueredo ſetzet vierzehn kandahu. 
und eine halbe von Tamarandahu bis an Kio Jboipetinbiz von da Bis nach Arrsran- 
Allgem, Reifebefchr. XVI Band, >) que“ 





"Hafen Binza der Seite ein, die ſich gegen Mittag neiget, und zeiget eine fleine Infel, Namens — 


REN RR I A RE 17. ME —— 


CLatharinen⸗ Die St. Catharineninſel deren Beſchreibung man im einem andern Bande nl 





















106. — ‚Reifen und Entdeckungen 


Kuͤſte Rio gue zehn, und noch fünfe weiter bis an den Fluß Lagoa. Keuter zähler ihrer vierze 
delaplara. Tamarandahu bis nach Arrarangue, und neune von Arraranguie-big nach fagoa, #7 
5 legte Fluß, welchen andere den Hafen Biaza nennen, nimmt nur Eleine Fahrzeug‘ 

agoa. 


ro, unter welcher man in einer Bucht bequem vor Anker liegt, 


Upaba. Bon Lagoa bis nah Upaba find acht Seemeilen nach dem Figueredo und ſechs 
Reutern. Die Spaniernennen Upaba ohne Unterfchied Barra de Ibuaſup und? = 
de Upaba. Sie laffen ihr bis ih das fand der Pater hinaufgehen. Seine Müll 
iſt nicht fehr breit und hat nicht über fieben Handbreit Waffer: inwendig im Sande at 

er breiter und tiefer, 

Rio Patoss. Don Upaba rechnet Figueredo zehn Seemeilen bis an die Inſel St, 
- welcher gegen über erden Rio Patos aus dem feften &ande im neun und zwan 

Süperbreite kommen läßt :" Reuter aber feger nur fieben Seemeilen zwifchen U 
de Patos, den er vor der mittäglichen Spiße der St. Catharineninſel Heraustommen MM 
Beſchaffenheit Die ganze Kuͤſte, welche man durchſtrichen hat, iſt von Menſchenfreſſern beit 
der Einwoh. wovon die meiften den Portugieſen todtfeind, und auch für die andern Europäer für 
ga lich find. Selbſt diejenigen, die fih dem portugiefifchen Joche unterworfen haben, 
gegen die Europäer von andern Nationen nicht beffer gefinne. Da anderer Seil 
Meer hier fehr ſtuͤrmiſch und die Kälte von dem Märzmonate bis in Yuguft fehe ME 

iſt: fo räth man niemanden ſich alsdann diefer Küfte zu näherer, : 


infel. theilet, erſtrecket fich acht Meilen in die Länge von Mittage gegen Norden. Cie h 
nen bequemen Ruheplatz, außer vielleicht unter einer Eleinen Inſel, die ihre mirtäß 
Isla de Arvo⸗ Spitze befeger, und Isla de Arvoredo heißt; weil fie in der That mit einer großen 
redo. zahl Baͤume bewachſen iſt. Man finder daſelbſt Waſſer und Hol; im Ueberfluffe, wol 
auf diefer Küfte fehr felten iſt. ze 
Inſeln Safe Bon St. Catharinen rechnen die beyden Lootſen drey Meilen bis nach der Inſel, 
und Topagua, fie Balenennen. Nach dem Vorgebirge Mandivi gegen Süden ſetzet Reuter eine! 
Eleinen Inſeln angefüllete Bay in das fefte Sand, welche nur unter dem Indianifchen NA 
Topagia befannt if, Er feget die Sage dieſes Borgebirges in acht und zwanzig 9 
fünfzehn Minuten Süderbreite, Won dem Borgebirge Mandivi trifft mar, nad® 
Sigueredo, gegen Nordweſt für Diejenigen, welche der Küfte folgen, eine Bay ar, 
— Enſeada de che die Portugiefen Euſeada de Garoupas nennen, und von da eine hohe Kuͤſte DET 
Soja den Fluß, welchen bie Indianer Tajahug heißen, Der Raum ift von fechs Semi) 
Bon dem Fluffe Tajahug bis an den Fluß St. Franeifeus rechner eben der Keifebefcht! 


fieben ji zwanzig Seemeilen, und läge in dem Zwiſchenraume den Fluß Map 
heraus gehen. 


Keuter rechnet nur fünf Meifen von dem Vorgebirge Mandivi bis nach dent J | 
Tajahug, und ftellet hier die Küfte zwifchen Wet und Nord vor. Erfe Bet eine fehr 9 


Day darzwifchen , die er Garoupas nenner, Nach feiner Beobachtung ift der Fuß * 
jahug ache und zwanzig Grad Süderbreite, 


in Suͤdamerica. VI Buch. VIE Eapitel. 

Der Fluß Tapuca, welcher ihm auf eben der Küfte folger, ift bis ige nur noch 
dem Namen nach bekannt, Won ba Dis zu dem Fluſſe St. Srancifeus zaͤhlet Reuter zwoͤlf 
Seemeilen zwiſchen Nordweſt und Nordoſt. Er giebt dem Fluffe St, Seaneifeus zo 
Muͤndungen, welche zwo Seemeifen weit bis in das Meer geben, und welche durch drey 
Eylande verfchloffen werden, fo daß die 


Schiffe von Süden und Norden daſelbſt einlaufen. 
Der erſte von dieſen beyden Canälen das iſt derjenige, w 


o man von Suͤden einläuft, heißt 
Aracari, und der andere Bopitanga; dieſer Fluß aber wird wenig von den Schiffah⸗ 
rern beſuchet. 
Bon dem St, Franci 


ſcusfluſſe bis zum See Paruagua zaͤhlet Keuter zwoͤlf Seemei⸗ 
len, und Figueredo funfzehn. Diefer & fiegt in 25 Gr. 10 Minuten und nad) dem Si: 
gueredo 40 Minuten ‚ In dem gebirgigen Sande Pernacapisbe, und i 
fechs bis fieben Meilen lang in eben der Richtung wie das Ufer des Meeres, womit er durch 
drey Canäle eine Gemeinfchaft bat. Der mittäglichfte, welchen die Indianer Tbopupes 
tuba nennen, bat gegen die Mündung fechs Faden Waffer; und zeiget eine Seemeile von 
der Kuͤſte einen fehr bequemen Aufenthalte für Die Schiffe. Der mittelſte, welcher von dem 
erften eine oder zwo Seemeilen weit entfernet ift, und Daifaguazu beiße, ift an der 
Mündung fünf Faden tief. Der dritte, welcher nur zwo Meilen von dem mittelften ift, 
bat fechs Faden Tiefe und heit Suͤparabů. 


Zwiſchen dem See Paruagua und dem Flufe Ararapira zaͤhlet man fünf oder 
ſechs Seemeilen, Diefe Gegend biethet ſuß Waſſer und allerhand 


andern Vorrath dar, 
ie Einwohner find Feinde der Portugiefen ‚und bezeugen nur gegen Diejenigen eine Ge- 
wogenheit, die eben den Haß gegen fie fragen. Der Arsrapiva fälle der mittäglichen Spi⸗ 
tze der Inſel Cananea gegen über in das Meer, welche in einer Bay liege, Die fie anfül- 
let, und deren andere Spige, die hordliche nämlich, nad) einem andern Fluſſe geht, Ita⸗ 
cuͤatiara genannt ovnan an dieſer Inſel am beſt 


en liegen kann. Man giebt ihm un⸗ 
gefaͤhr fünf Faden Waſſer. Figueredo rechnet eilftehalb Seemeilen zwiſchen dem Ararapira 
und Itacuͤatiara. Die Portugiefen haben Wohnpläge daſelbſt. 

Bon dem zweyten diefer Fluͤſſe bis nah 


und nach Meuters Anzeige sehen bis Capivari, 


Kuͤſte ſtrecket ſich hier zwiſchen Weſt und Nord. Zwo 
Hauptmannſchaft (Capitainie) St. Vincent, die 
gueredo belehret uns, d 


mens Concepcion, habe 


eredoes feiner aber zwoölfe, Die 
Seemeilen von Eapivari fängt die 
die erſte Provinz von DBrafilien, an, Si. 
aß Die Portugiefen an der Mündung diefes Sluffes eine Stade ‚ Na: 
N, und daß die Rhede Itatiano heiße, 





Das 


107 | 


Kuͤſte Kie 
de la Plata. 


Tapuea. 


See Paruas 
gua. 


ſt nicht weniger, als 


Fluß Arara⸗ 
pira. 


Fluß Uguaa 


I 















——— Reifen und Entdeckungen 1 
TI 


| Das VIII Copitel. 
Naturgeſchichte der ſpaniſchen Landſchaften in dem ſůdlich 
| America. | 


z | Einleitung. 
Einleitung. D ich bier das ſpaniſche Gebleth verlaſſe, um meine Keifen in die andern UM 


fhen Eolonien in America fortzufegen : fo darf ich es nicht vergeffen, daß ich 
als einmal eines Artikels von der Naturgeſchichte gedacht, wohin ich alle die ”2 
— wuͤrdigkeiten verwieſen, welche unter dieſem Titel koͤnnen begriffen werden. Es iſt eh 
ich mein Verſprechen erfuͤlle, welches ich nicht von ungefähr gethan habe, Sch und? 
mis, mir ein Verdienft aus der Sorgfalt zu machen, die ich bey den geograph 
Beſchreibungen angewandt Babe, dasjenige mit einiger Methode zu verteilen, ml 
Witterung der Himmelsluft, die allgemeinen Beſchaffenheiten des Erdreiches, mit & 
Worte alles dasjenige betrifft, was zu den phyſikaliſchen Eigenfchaften einer jeden © 

gehoͤret. Ich Habe dadurch denenjenigen, die Feine Neigung zu dergleichen Kenntill 
haben, viele verdrüßliche Beſchreibungen erfparet, Es Ift mir aber itzt noch übrige 

denen Sachen, welche diefe Sänder von Natur hervorbringen, und derjenigen Ordnull 

Handeln, welcher ih in Anſehung der Berichte. von den Reifen und der Befchreibil 
gefolget habe, Ber 





3 
- 
3 


ER - — Der 1 Abſchnitt. 
Naturgeſchichte der americaniſchen Eandenge, 
ı) Baͤume, Fruͤchte und Pflanzen. 


derbaren Eigenſchaften. Bibby und fein Saft. Baͤume des Landes Carthagena. Habilla WE 
Cocosbaͤume und Platanen. Mammey. Ana: deſſen außerordentliche Tugenden, Schr ME 
mas und beißende Birne. Anmerkung wegen ne Senfitiva, Getreyde und Korn. Wie 


der Mozanillen. Wie aus dem Maho Seile 
gemacht werden. Berühmte Calebaffen von 
Darien. Seidengras. Leichtholz und deffen Ge⸗ 
brauch. Braune Tomarinden und unächter Zim⸗ 
met, Zwo Arten von Bambus, Deobächtun: 
gen wegen der Manglebäume, Zweyerleh Pfef 


' — Baumwollenbaum. Cidern. Maca und ſeine ſon⸗ fer: Vortreffllches Faͤrbeholz. Die arsblt 
| 


Dollo gemacht wird; wie die Caffave, ROM 
brodt ſelten. Canoten. Verſchiedene Arc Frl 
te. Dreyerley Plantanen. Papaien und ON 
nabanen. Art von Limonien, Sutiles genan 
Früchte, die nicht da fortfommen. Landieb 

Are der Indianer, ihn zu tauchen. 











De das ganze Sand voller Gehoͤlze iſt forenthäle es eine große Mannichfaltigkeit | 

Daumen, Pflanzen, und Früchten ‚ Deren Arten nicht-allein in Europa unbel 
fündern auch von denen in den andern Theilen eben diefes Sandes unferfchieben find. FT 
nel Waffer, welcher ſich befenders befliſſen, folche zu beobachten, giebe dem BAT 


in Suͤdamerica. VI Buch. VII Capitel. 100 

welcher die Baumwolle traͤgt, den erſten Rang. Es iſt der größte Baum auf der Land⸗ Naturgeſch. 

enges und der Ueberfluß davon ift erftaunlich 2). Er traͤgt eine Schote wie eine Mufca- — 

tennuß groß, die mit einer Art von Pflaumenfedern oder kurzer Wolle angefuͤllet iſt. Wenn — — 

ſie kaum reif geworden, ſo zerſprengt ſie die Schote und wird von dem Winde weggefuͤhret. Banmwollen 

Die Indianer brauchen diefe Baumwolle ftarf: dag Holz aber nehmen fie, Piroguen Baum. 

daraus zu machen, welche eine Art Fahrzeuge mit Rudern find, die fich eben fo fehr von 

den Canoten unterfcheiden,, als unfere Barken von den Booten. Sie brennen die Baͤu⸗ 

me hohl. Da die Spanier aber erkannt haben, daß ihr Holz zart und leicht zu arbeiten 

ift: fo bauen fie ſolche forgfältig ab, um verfhiebene Arbeiten daraus zu machen, 
Die Cedern des Sandes, vornehmlich die an den Nordfüften, find niche allein wegen Cedern 

ihrer Höhe und Dicke, fondern auch noch wegen der Schönheit ihres Holzes bekannt, 

welches fehr vor mic fchönen Xp 


ern iſt, und deffen Geruch den Namen eines 
verdiene, Indeſſen wird eg zu nichts be 


ſſerm gebrauchet, als der ; 

die Indianer nehmen diefe Bäume auch, Canote und Piroguen daraus zu machen, E 

Da Maca iſt ein ſehr gemeiner Baum, deffen Stamm beftändig gerade waͤchſt und Maca und 

nicht über zehn Fuß Hoch ift, Seine Eigenfchaften aber find ganz fonderbar, Er ift mit Tone befon= 

einer Art non Bluhmenbinden oder uirlanden gefrönet, bie von langen und fharfen Spi- — 

Ken vertheidiger werden, ‚ wie des Hollunders fei- MEN. 

nes, Der Stamm ift bis an die geben Zweige heraus, die 

sjeni hmenbinden genannt bat, weil fie an— 
derthalb Fuß breit und eilf bis zwoͤlf Zoll lang find ı 

äußerfte Ende abnehmen, und 


‚ unbermerft nach und nach bis an das 
ve Ordnung und ihre Dice alfo dieſes Anfeden machen, 
Sonſt find diefe Zweige, wie gelaget, mit langen Spigen bedecket, und dazwiſchen mit 
einer Frucht vermiſchet, welche eine Art von eyrunder Traube it, die aus vielen Fruͤchten 
von der Größe einer kleinen Birne gebildet wird, Ihre Farbe ift anfänglich gelb: fie 
wird aber beym Reifen vörblich. Eine jede Frucht bat ihren Kern, Das Fleiſch iſt zwar 
ein wenig hart, aber doch lieblich und gefung, Die Indianer Dauen oftmals die Wäume 
ab, in der bloßen Abſicht, Die Frucht davon su eſſen. Weil indefien das Holz derfelben 
hart, ſchwer, ſchwarz und Teicht zu fDalten ifk» fo Brauchen fiees vrdenclich, ihre Haͤuſer da⸗ 
von zu bauen. Die Mannsper ſonen machen Pfeilfpigen, und die Weibesperfonen Sıif: 
chen zu ihrer Baumwollenarbeit daraus, 


n Palmbaume, welcher diefen Namen von einem Safte Bibby uns 
hat, den er troͤpfelt, iſt ein gemeinen Baum auf der Sandenge, welchen fein Gebrauch den fein Saft, 
Indianern fehr lieb mächet, Gr hat einen geraden aber fo duͤnnen Stamm, daß er um: 
geachtet feiner Höhe, die bis auf fiebenzig Fuß hinauf geht, nicht dicker it, als ein Schen- 
kel. Er iſt ganz kahl, und nie Stachein bewaffnet, wie der Maca ; und feine Zweige, 
die auch oben aus dem Baume herausgeben, fragen eine große Menge runder Früchte 
von weißlicher Farbe und fü groß mie Nuͤſſe. Die Indianer machen eine Art von Oele 
daraus, ohne weitere Kunft, als daß fie ſolche in einem großen Mörfer zerftoßen, fie Fo, 

a 


chen 
2) Dr V 


erfaſſer erinnert, er rede nur von 
dem feſten Rande, Er rrinnert ſich nicht, ſaget er, 
daß er auf den Sa 


irgend einer andern von den benach 
Au welche geſehen habe, A. d,95 ©, 
Malen, oder St. Blaſius oder 


hbarten Inſeln 





























— 1o 0 Reifen und Entdekungen 


VNsturgeſch. chen laſſen und ſie preſſen. Darauf fhäumen fie den Saft fo wie er Fale wird, DM 
* gneric. re, welches fie abnehmen, wird ein ſehr klares Del, welches fie mit den Farben vermil 
Andenge- womit fie den Leib bemalen. Wenn der Baum jung iftz fo durchbohren fie den GH 
um durch ein Blatt, welches fie zufammen vollen, wie einen Trichter, den Saſt 

laufen zu laſſen, den fie Bibby nennen. Man ficht ihn mie großen Tropfen heral® 

gen, Der Gefchmack ift ziemlich angenehm, aber fters ein wenig Herb, Sie 

ihn, wenn fie ihn einen oder ein Paar Tage haben ftehen laſſen. | 


Cocosbaͤume Auf den Inſeln der Landenge finden ſich Cocosbaͤume: auf dem feſten Lande ad 

u. Platanen. Waffer Feinen geſehen. Dagegen haben die meiſten Inſeln Feine Platanen, und da 
Sand iſt damit angefuͤllet. Die Platanen der Landenge haben Fein anderes Holz, 
ren Stamm, um welchen viele fange und dicke Blärter eines über dem andern wachſe 
Arten von Büfchen oder Sträußern machen, an deren Spige oben die Früchte ſich 
der Lange erheben, Die Indianer pflanzen dieſe Bäume Alleen - und Bufchweife, ® 
die Sandfchaft durch das bloße Grün der Stämme ſehr angenehm machen. Man’ 
fiheidet eine andere Art von Platanen, Bonanos genannt, welche eben fo gemel 
der Landenge find, deren Frucht aber kurz, dick, füß, mehlicht ift und roh gegeffe 
da man die andern hingegen gefocher iße. a J 


Mammey. Der Mammey waͤchſt nur in den Inſeln; oder wenigſtens hat Waffer i 
Theilen der Erdenge, die er durchſtrichen, feinen davon geſehen. Sein Stammil 
vade, und ohne Zweige, und nicht weniger als fechzig Fuß hoch. Man macher all 
ner Frucht viel, welche Die Geftalt einer Birne hat und hier viel größer ift, als in 
ſpanien. Dagegen ift die Frucht des Mammey Sapota viel fleiner, aber viel feſte 
N j von einer fchönern Farbe, Diefer Baum aber ift in ven Inſeln der Sandenge felten rg 
| — waͤchſt fo gar nicht einmal auf dem feften Lande. Es kommen auch daſelbſt Feine & 
F s dillen hervor, da fie Hingegen in den Eylanben fehr gemein find. Diefe Frucht iſt 
größer, als eine Bergamottenbirne, und ihre Schale gleicht der Keinetten ihre. 
Baum ift von einer Eiche wenig unterfchieden, 


Ananas und Die Ananas, welche alle englifcheKeifebefchreiber Fichtenapfel ( Pomme de Pf | 
| — Dir nennen, iſt auf der Landenge ſehr gemein, und wird in allen Sadreszeiten reif. . 
. „ e. —3 
| 


SC Sa a U Da ae Ehren rar en 6 aha 


findet daſelbſt eben fo überflüßig eine andere Frucht, welche die Indianer nicht wer 
gierig eſſen, und Waffer die beifende Birne nennet, Ihre Pflanze ift ungefaͤht 
Fuß hoch und ſehr dornicht. Sie hat Dicke Blätter; an deren Außerfte Spige M 

Birne erhebt, welche die Ausländer für eine fehr gute Frucht Halten. 


Die Zuckerroͤhre wachfen Hier ohne Wartung. Die Indianer aber brauchen fl 
ger zu nichts, als daß fie ſolche kauen und den Saft ausfaugen, unterdeffen daß die 
nier in ihren Pflanzungen nichts ſparen, guten Zucker daraus zu machen. 


Anmerkun⸗ Waffer fuͤget zu der Beſchreibung, die man bereits von der Mazanilla se 
gm — hat, noch hinzu, dieſer ſchaͤdliche Apfel verbinde mit der Schoͤnheit feiner Farbe einee 
Mazanillen. ni 


* 


2 Vermuthlich von der Spanier Pina, welchen Namen fie ihr anfänglich gaben. Man u 7 
in Waffers Beſchreibung nicht irren. A. d. 102 ©, b 


\ 
/ n , \ 


* 


8 


angenehmen Geruch; der Baum wachſe in einem mit dem Ihönften Grüne bebecfeten San- 
de; er ſey niedrig und mit Blättern wohl beffeidet, der Stamm aber ſey fo ſtark und das 

olz fü koͤrnericht daß man es zu den eingelegeten Arbeiten ſtark brauchet; indeſſen koͤnne 
man es doch nicht ohne Gefahr abhauen und der geringfte Tropfen von feinem Safte brin⸗ 
ge eine Blaſe auf dem Sliede hervor, das er berüßte, „Ein Sranzofe von unferer Ge- 
»tellfhaft, fager eben der Neifende, Gare ſich nach einem kieinen Regen unter einen von 
»diefen Bäumen gefeget. Es fielen ihm auf feinen Kopf und auf feine Bruft einige Tro- 
pfen Wafler , welche daſelbſt fo gefährliche Blaſen macheten, daß man Mühe hatte, 
„lm das Leben zu erhalteır, 5 blieben ihm davon noch Narben, fo wie von den 
„Blattern 6),. 


in Suͤdamerica. VI Buch. VI Capitel. im 


> ge iſt von der Stärke einer Eſche: es finder fich aber noch) 
eine andere Art, die nicht fo ft 


arf und viel gemeiner iſt, welche an den feuchten Oertern 
waͤchſt. Ihre Rinde iſt ſo kla 


* r, wie unſer Canevas. Wenn man ein Stück Davon neh⸗ 
men will; fo zerre t fie ſich fadenweiſe bis oben hinauf an dem Stamme. Dieſe Faͤden 
find fo dunn, aber fo Mark, dag man alferhand Seife und Thauwerk daraus 

fer erzaͤhlet, wie die Indianer auf der? 


aus machet. Waf⸗ 
andenge ſolche verfertigen. „Anfaͤnglich, ſaget er, 
„ſchaͤlen ſie die ganze Rinde von dem Baume ab 


und zerreißen fie in Stücke, Diefe 
„Stücke klopfen fie ‚ reinigen fie, drehen fie zufammen und relfen fie zwiſchen ihren Han: 
„den oder auf ihren Schenkefn , tie unfere Schufter ihren Pechdraht machen r aber viel 
„geſchwinder. Darinnen befteht ihre ganze Kunſt. Sie machen auch Netze davon, die 
„großen Fiſche damit zu fangen „. 


Die berühmten Calebaſſen von Darien wachſen daſelbſt, wie in andern Theilen von 
America, auf einem ziemlich kleinen, aber fehr dicken Baume, und finden fi auf den 
Zweigen zerftreuer wie unſere Aepfel. Die Dicke der Frucht iſt ungleich; und ihre Scha⸗ 
fe, weiche allezeit vund ift, enthält in ihrem Raume von zwo bis fünf Pinten, Auf der 
Sandenge aber giebt es ihrer zweyerleh Art, eine ſuͤße und eine bittere, obgleich ihre Baͤu 
me eine genaue Aehnlichkeit Haben, Das Wefen der einen und andern Frucht iſt fhivam- 
micht und voller Saft. Die füßen Calebaſſen dienen den Indianern zur Erfrifhung auf 
ihren Reifen; das iſt, fie faugen den Saft daraus, und werfen Dasandere weg. Die andere 
Art iſt von einer Bitterkeit, die nicht erlaubet, davon zu offen. Machet man aber einen 
Ar zeneytrank daraus : ſo hat fie eine vortreffliche Kraft, das dreprägige Fieber und die Co⸗ 
lik zu heben. Die & alen der Calebaſſen auf der Landenge find faft eben fo hart, als 
die Eocosfchalen , nur daß fie nicht fo dic find. Die Indianer, welche fie zu dielerley 
Sachen gebrauchen, wiffen fie mit einer gewiſſen Kunſt zu malen, und verkaufen ſie den 
Spaniern ziemlich theuer Sie Haben auch Kürbife, welche fie, wie die unferigen, auf 
der Erde kriechen laffen, oder die fie durch Unterftügung einiger Bäume zu erheben Sorge 
ragen. Man unterfcheider ihrer auch weyerley Arten ;- die füße „ welche gegefien wird, 
und die bittere ‚ woran fonft nichts nuͤtzet, als ihre Schafe, deren man fich bedienet, Wafe 
ſer zu ſchopfen , wie die Calebaſſen zu Schuͤſſeln und Gefäßen dienen, 


Das 
ein kraͤſtiges Gegengift wider dieſes 


6) Ebendaſ aud. 104 S. errera ſaget d in 
Gift. 1 Decad VIE Bud ı6 En SF das gemeine m 


Naturgeſch. 
der Americ. 
Aandenge. 
— —⸗— 


Wie aus dem 
Maho Seile 
gemacht wer⸗ 
den. 


Beruͤhmte 
Calebaſſen 
von Darien. 





Naturgeſch. 
der americ. 
Landenge. 

ne 


Seidengras. 


Lichtholz. 


Braune Ta⸗ 
marinden und 


nnaͤchter Zimt: 


met. 


“fie dafelbft bis auf dreoßig und vierzig Fuß hoch wachſen und eine gemaſe Hohe Habt | 


Anmerkun: 
gen Wegen der 
Manglebaͤu⸗ 
Mies 


‚fie ſehr teuer verkaufen, und gelbe Neſteln, womit fich die Megerinnen von den # 


Mann auf dem. Waſſer trugen. Die Indianer brauchen diefe Arc won Flößen zu 


den. Das Holz davon ift fehr have, dicht, ſchwer und viel weißer, als irgend ein / 


‚ver Zweige eben fo viel Berwirrung verurfachen, nichts fagen, wenn nicht Waffer w 


























1 Reifen und Entdeckungen 


Das Seidengras auf der Landenge iſt nur eine Art flacher Binſen, welches 
feuchten Oertern im Ueberfluffe waͤchſt. Seine Wurzel iſt voller Knoten, Seine 4 
welche die Geſtalt einer Degenklinge haben, find zumeilen zwo Ellen lang und aM? 
ſtets wie eine Säge ausgezacket, Die Indianer ſchneiden diefes Gras ab, laſſen BF 
Eonne doͤrren und zerflopfen es in einem Mörfer von Ninde, damit Fäden daraus | 
Darauf drehen fie folche, wie die vom Maho und machen Stricke daraus zu ben hr 
und zur Fiſcherey. Diefe Art von Seide wird in Jamaica gefuchet, wo die Eng 
viel ſtaͤrker finden, als ihren Hanf, Die Spanierinnen machen Strümpfe daraus 


gen ſehr gepußt zu fenn glauben. | 

Die Landenge bringe einen Baum hervor, Namens Leichtholz, welcher fe 
men von feiner überaus großen Leichte hat; ob er wohl von der ordentlichen Stärke d 
ſter iſt. Der Stamm deſſelben ift gerade, und fein Blatt gleicht den Nußblaͤttern 
Menſch kann erftaunlich viel davon ragen. Waffer weis nicht, ob er ſhwamm 
wie das Pantoffelholz: er ſah aber mit Berwunderung , daß vier Eleine Bretter vol 
Holze, die mit hölzernen Nägeln von dem Maca zufammen geheftee waren, zivey 


fahrt über die Fluͤſſe oder zur Fiſcherey an denen Orten, wo fie feine Canote haben, 
baben noch einen andern Baum, Weißholz in ihrer Sprache genannt, welcher N 
eher Weiſe achtzehn bis zwanzig Fuß hoch if, und beffen Blättern den Senesblärtl 


Europa, Es ift von einem fo fehönen Kerne, daß es zu allen Arten von eingelegte 
gebrauchee werden kann. Diefer Baum finder ſich num auf der Sandenge, - 


Die braunen Tamarinden find dafelbft fehr ſtark und fehr hoch. Sie wach 
an den Slüffen in fandigem Erdreiche. Der unächte Zimmerbaum ift in allen 
bes Landes gemein, und träge eine Frucht, die zu nichts gebraucher wird, deren * 
aber wie Zimmet iſt, in einer viel fürzern und dickern Schote, als der Bohnen ihre 


Die dornichten Bambue wachſen in allen Theifen der Sandenge. Waffer BT 
fie mit den Dornſtraͤuchen oder dem Gehäue, welche machen, daß man in den GET 
nicht fort kann, die damit bedecket find. - Eine einzige Wurzel, faget er, bringe auf? 
zwanzig oder dreyßig Zweige hervor, welche durch fehr feharfe Spigen vertheidiget 
Man ficht wenig von diefen Stauden in den Inſeln: von dem hohlen Bambu ab 
man dafelbft gar keine, obgleich diefe Art auch auf dem feften Sande fehr gemein IM 
Stamm hat von einem Raume zum andern Knoten, welche zwoͤlf bis fünfzehn Dintlld 
fer enthalten würden. Man braucher diefen Baum zu vielerley. Seine Blärrer N! 
Hollunderblättern niche unaͤhnlich. — 


‚Man würde von den Manglebaͤumen, die auf der Erdenge eben fo gemein , &° 
fen benachbarten Sanden find , und die dafelbft durch Die ordentliche Verwickel 
fer beſchwerlichen Art Baͤume zwo Anmerkungen machete, die ſich bey keinem ande 
beſchreiber finden, Die eine iſt daß die Rinde der Manglen, die in dem € a 
wachſen, roth ift, und zum Sederfärben dienen kann; die andere ‚ daß die unter DM“, | 


- 


in Suͤdamerica. VI Buch. VII Capitel. 
Auinquina fo beruͤhmte peruaniſche Rinde von eben de 3 
get er, die ich nach dem Hafen Arica gethan habe, fab ich dafelbft eine Caravane von et- —— 
an zwanzig Mauleſeln ankommen, die mie Diefer Rinde beladen waren, - Als einer von ZI enge. 
- „Meiner Geſellſchaft gefraget hatte, wo folche Herfäme: fo wies uns der Spanier, ‚welcher 7 
„die Caravane führete, mit dem Finger hohe fehr mei 
„antwortete, diefe Waare kaͤme aus einem großen See ſuͤßes Waſſers, 
„von dieſen Gebirgen wäre. ch Uaterſuchete die Rinde mit Aufmerk 
„te zum Spanier, das iſt Man lerinde. Er antwortete mir in feiner Sprache, fie wäre 
„von den füßen Waſſermanglen Oder von einem Eleinen 
„nahmen einige Pa 


Daume von eben der Art. Wir 
ihm Eichen von dieſer Kinpemit > und ich Habe in Birginien erfahren, daß es 
„wirklich Manglenrinde war,, rc), 


ge hat zweyerley Pfeffer; die eine Art wird in der Landes ſprache Glo⸗ Zweyerley 
ckenpfeffer und die andere Vogeipfeffer genannt, Die beyden Arten find dafelbft inglei. Diefer von _ 
chem Ueberfluffe und die Frucht don ziwoen Stauden. Die Indianer brauchen fie ſehr, por. Per Landenge. 
nehmlich die zweyte Art ‚ welche fie der erftern vorziehen, 

Unter vielem Faͤrbeholze giebt es auch ein rothes, wovon Waffer glaubet 
vielen Vortheil daraus ziehen. Dieſe Bäume m 


achſen in großer Menge, ſa 
die Nordkuͤſte an einem Sluffe, welcher yon den Sambaleninfeln herkoͤmmt, drittehalb 
Meilen von dem Meere. Er redet als ein Augenzeuge davon, Ihre Höhe ift dreyßig 
bis vierzig Fuß. Die Kinde ift rauh und fehr ungleich. - Kaum ift das Holz gefäller, 
fo ſcheint es vorhgelb zu ſeyn. Die Indianer vermifchen es mit einer Art Erde, die fie 

in dem Sande haben, und färben die Baumwolle zu den Hamacken und zu ihren Roͤcken da- 
Diefes Holz und diefe Erde dürfen nur ʒwo Stunden zufammen in Elarem Waſ⸗ 
ſer kochen, wenn es ſo roth werden ſoll, wie Blur, „Ich habe die Probe davon ge: 
„macht, ſetzet Waffer hinzu. Ich tunkete in dieſes Waſſer ein Stuͤc Baumwolle, wel« 
»ches ſehr roth wurde, Ge bleichete zwar ein wenig aus, als ich es wuſch: ich ſchrieb 
„mir aber die Schuld davon zu; und ich hielt dafuͤr, ich hätte es an etwas ermangeln 
„laffen, um die Farbe beftändig zu Machen; denn es iſt gewiß, daß das Warfer dieſe Farbe 
„nicht vertilgen Fanın,,. 

In den Gegenden um 

oder Acajır, die Ceder ‚der 
der erftern Diener „Canote d 


By 
x Art iſt. „Auf der legten Reife, fa- Naturgeſch 


welcher hinter einem 
ſamkeit und ich ſage⸗ 


wir koͤnnten Vortreffliches 
get er, gegen Faͤrbehoiz 


Carthagena find die größten und dickſten Bäume der Caobo Die größten 
Dalfambaum, der Marienbaum und die Palmen. Das Hol; Bäume des 
raus zu machen, und vornehmlich Champanen, welche eine —— Car⸗ 
Art Barken find, die yon den Einwohnern zu ihrem Handel längft ver Küfte und laͤngſt Pagına, 

den Fluͤſſen gebraucher werden Man ſieht daſelbſt zweyerley Cedern; die einen find 

weiß, die andern roͤthlich, die am hoͤchſten geſchaͤtzet werden, Der Balſambaum und 

der Marienbaum töpfeln Einen Karzigen Saft von verſchiedener At. Der eine heiße 
Maerienshl und der andere Toluer Baſſem ‚ von einem Dorfe, wo biefer Baum im 

Ueberfluſſe waͤchſt. Die Palmenbaͤume welche ihre buſchichten Haͤupter auf dem Ge. 

bivge erheben, machen dafelbft eine ſehr angenehme Ausſicht. Man unterſcheidet ihrer 

Sielerley Arten, die dem Anſehen nach wenig unterfchieden, wegen des Unterſchiedes ihrer 
Fruͤchte aber merkwürdig find; ob fie gleich faft alle eine Art von Weine geben, welcher 


das 
) Ebendaf. ad. 14©. 


Allgem. Reifebefehr, XVl Band p 





Landtoback. Es wächft auf der Landenge Toback Die Europäer aber finten ihn nicht fo ſtark, ale 


rauchen, dere, um zu verhindern, Daß es nicht fo hurtig wegbrennt. Der Tobacksraucher mW 









































114 Reifen und Entdeckungen 


Naturgeſch. das ordentliche Getraͤnk der Indianer des Sandes ausmachet. Der befte iſt derjenid” 
der americ. man aus der föniglichen Palme und dem Corozo zapfet. Nachdem er fünf oder 
— se aesohwen,, fo ſchaͤumet er wie der Champagner. Er iſt angenehm, ſcharf und! - 

nd berauſchen. Selm Fehler iſt, daß er gar zu bald ſauer wird, welches eh 
Aufhoͤren noͤthiget, frifchen zu machen. 3 
Sobilla von Der Gapac und das Ebenholz von den Gebirgen in Carthagena haben faft de 
Eostönzena te des Eifens. Man findet auch daſelbſt eine Menge Bejufen oder Bindweiden, 
„re aus ſehr biegen laſſen und gefickt find, Bänder daraus zu machen. Sie wachfen auch 
2 — andern Theilen von America: fie find aber bier viel mannichfaͤltiger in ihren Arten · 
SE Interſcheidet eine darunter, deren Frucht vorzugsweiſe, carthageniſche Habilla ode 
ne heißt. Sie iſt in der That eine Art von Bohne, einen Zoll breit und neun Linien 
flach und beynahe wie ein Herz geſtaltet. Ihre Schote iſt weißlich, hart und rauh, 
duͤnn. Sie enthaͤlt einen Kern, der von der ordentlichen Mandel wenig unterfchieb 
nicht fo gar weiß, und fehr bitter iſt. Man verfichere, fie fen das vortrefflichfte OW 
wider allerhand Schlangenbiffe. Man darf nur unmittelbar, darauf, wenn man 
det iſt, davon eſſen, um den Fortgang des Giftes aufzuhalten, und um alle Wirkung 
felben zu vertreiben, Es ift auch ein Verwahrungsmittei dafür; und diefe Meynull 
durchgängig angenommen, daß bie Jäger und Arbeitsfeute niemals auf Die Gebirge 
wenn fig nicht vorher ein wenig Davon zum Srühftücke genommen. Darauf fo gehen 
bin und arbeiten , ats wenn diefe Vorſicht machete, daß fie nicht Fönnten verwundet N 
Die carthagenifche Habilla iſt im hoͤchſten Grade hitzig. Man ißt auch fo wenig 
daß die ordentliche Dofis nur der vierte Theil von einer Nuß iſt; und wenn man filed 
men bat, fo muß man ſich hüten, daß man nicht fo gleich einiges Getraͤnk dara 
welches erhitzen kann. Don Anton von Ulloa giebt hier fein eigenes Zeugniß zum 7 
dafuͤr an, wie man ſchon anderswärts geſehen hat 4). 
Veriveifang, Man übergeht hier auch feine Nachricht von der Senfitios oder empfing 
wegen ander Pflanze, welche in diefen Gegenden fehr haufig wächft und fonderlich zu Guanad 
rer Orwähfe Hoc wird. Wie das Maizbrodt Bollo und das Wurzelbrodt Caffave oder Callf 
macht wird, ift aus ihm ebenfalls bereits angezeiget worden e), mo man zugleich # 
kungen von dem Gebrauche des Walzenbrodtes, den Camoten, den dreyerley Arten DE 
tanen, ben Papaien und Guanabanen und der Art von Limonien, die man Sutiles 
antrifft. 





Virginien. Dieſes ſchreibt Waffer nur bloß der Traͤgheit der Indianer zu, die ihn 
warten und ihn niemals verpflanzen. Sie laſſen es dabey bewenden, daß fie ihn in ihren 
zungen ſaen. Die Natur mag weiter für ihn ſorgen, und fie warten nur fo lang 
trocken it, um ihm feine Blätter abzunehmen, welche fie in zwey bis drey Fuß lang 
Art der In⸗ zuſammen rollen, in deren Mitte fie ein Kleines Loch faffen. Wenn fie in Geſellſch 
Bianer, ihn zu chen wollen: fo zuͤndet ein kleiner Junge ein Ende von der Rolle an, und benetzet fl 


benegte Ende in feinen Mund, wie man eine Tobadspfeife hinein nimmt, Er blaſ 


d) Im IX Bande diefer Sammlung a. d. ) Ebendaſ. a.d.59u.ff. ©. h 
28 Vonuel Waffers Reife a.d. 19 87 


ze 


in Suͤdamerica. Vl Buch. VIII Capitel. 115 


das och und treibt den Rauch denjenigen in das eiht,, bie um ihn figen. Ein jeder hat Yasurgerch,. 
unter der Naſe einen fleinen Trichter, welcher ihm. di 


tenet 


ſolchen zu empfangen; und fie dee americ. 
ziehen ihn über eine halbe Stunde lang wolluͤſtiger Weißen. 


un ne eure Me 


ri ei A 


ee N Eu © 


mit fehr dicken Borſten bedecket und bat große 


. Kandenge. 

in, — — 
2. Thiere. 

Anmerkung über das Erdreich auf der Landen— 

ge. Wilde Schweine. Vares, Roth Mifp- 


dentliche Kaninihen. Fuͤchſe. Armadikla. 
pret. Hunde auf der Landenge, 


Viele Ratten. Der Perico ligero. Igua⸗ 
Außeror⸗ na. 


Lonnel Waffer, deſſen Zeugniß von den 


2 „fo Fame es nur darauf an, daß man ei: 
„nen anfehnlichen Theil davon ‚ welcher aus Gehoͤlzen bejtünde, umackerte ‚um vortreffliche — 
„Viehweiden daraus zu machen, auf welchen ſich alle Arten von europäifchen Wiebe fo ma- 
„’ften würden, daß man fih darüber würde wundern muͤſſen, ).  Yndeffen beklaget ſich 
doch Don Ulloa, wie man anderwaͤrt⸗ gefehen hat g), daß das Rindfleiſch daſelbſt niche 
ſehr gut ſey, wiewohl er dagegen dem Schweinefieiſch deſto mehr Lob beyleget. 

Man findet auch auf der Landenge beſonders eine große Anzahl von derjenigen Art Wilde 
Eber oder wilden Schweinen, welche die Indianer Peccaris nennen. Sie ſind, nach Schweine. 
Waffers Berichte, wie die Schweine in Virginien geſtaltet. Ihre Farbe iſt beſtaͤndig 
ſchwarz. Sie haben kleine Beine, welche ſie aber nicht hindern, ſehr geſchwind zu laufen. 

Das Sonderbareſte an dem Peccari ift, daß es den Nabel oben auf dem Rücken hat, an 
ſtatt daß es ihn unter dem Bauche haben ſollte; und wenn man nur, nachdem es erleget wor⸗ 
den, ein wenig ſaͤumet, ihm ſolchen auszufchneiden, fo verdirbt das Fleiſch in zwoen bis dreyen 
aß es nicht * gegeſſen — Schneidet man hingegen gleich den 
age lang ſehr friſch. Sonft i es ſehr nahrhaft, ge— 
fund und von gutem Geſchmacke. Diefe Tiere 2 ——— —— — 
unden und toͤdten fie mit Lanzen eder Bogen, 
von wilden Schweinen, die fie Vare nennen. Es ift folche Bares. 
Hauer und Fleine Ohren, Es ift ein wilde 
bier , welches affe die andern Thiere angreift. Man jaget es wie den Peccari, und fein 


Fleiſch wird eben fo hoch geſchaͤtzet. Es dat den Nabel nicht auf dem Rücken 2). 
Man trifft in den 


Gehoͤlzen der sandenge eine ziemlich große Menge roth Wildprer Noch Wilde 
an , twelhes unfern Dampirfchen ſehr aͤhnlich ift. Die Zndianer jagen es nicht allein nie⸗ bret. 
mals, ob gleic) das Fleifh davon vortrefflich iſt; fondern fie wollen auch aus einem unbe- 
kannten Aberglauben nicht davon e en; und wenn fie Hörner Davon finden , welche dieſe 
Thiere zu gewiſſen Zeiten abwerfen, fo Heben fie folche ſorgfaͤltig auf. 

Die Hunde von der sandenge find fehr Klein und übelgebilder, "Sie haben ein rauhes Hunde auf der 
und langes Haar. So viel dieiß man Auch anwendet, fie zur Jagd abzwihten: fo dienen Landenge. 


ſie 


welche 


= Im IX Bande diefer Sammlung ad, A) Don Ulloa vedet von einer andern 
44 0 


die Indianer Sajones nennen ſaget ex, 


116 Reiſen und Entdeckungen 


Naturgeſch. ſie doch nur, das Wild aufzujagen; und von vierhundert Thieren, die ſie in einem Tage 
der americ, auftreiben, fangen fie nicht ihrer viere im Saufe. Wenn fie folche aber in eine Enge treiben, 
Aandenge. fo halten fie folche darinnen renlich beſetzt, fo lange bis die Jäger fommen, : 

4 Die Kaninichen des Sandes find von den unferigen unterfchieden , nicht allein in An⸗ 
Kaninichen. fehung ihrer Größe, welche der Hafen ihrer gleich koͤmmt, fondern auch noch in Anſehung 
der Ohren, die ſehr kurz bey ihnen ſind und der Nägel, die fie ſehr lang haben. Sie har 
ben feinen Schwanz. Sie machen jich niemals Löcher, hr Aufenthale ift unter deit 
Wurzeln der Bäume, Die Indianer lieben ihr Fleiſch, und Waffer rühmer die Vortreff⸗ 
lichkeit deſſelben. Ex hat Feine Hafen auf der Sandenge gefehen. 
Fuͤchſe. Die große Menge Affen und deren verfehiedene Arten ; bie Süchfe und. deren befondere El 
Armadillo. genfchaften ; wie auch das Thier Armadillo, für deffen Bertheidigung die Natur auf eine 
eigene Art geforger hat, find bereits vom Don Ulloa angeführet worden ;), 






















Menge Kat: Man finder auf der Landenge feine andere Ziegen, und feine andere Schoͤpſe, als die⸗ 
ten, jenigen, die man aus Spanien dahin bringe; und diefe Thiere haben fich niemals daſelbſt 


vermehren fönnen. Die Ratten und Mäufe fallen daſelbſt durch ihre Gefraͤßigkeit, und 

durch ihre Anzahl ſehr befchwerlich. Ihre Farbe ift gran und ihre Dicke außerordentlich. Ein 

Wurf Kagen, faget Waffer k), wuͤrde ein fehönes Geſchenk feyn, das man den Indianern 
machen koͤnnte. Hieraus laͤßt ſich urtheilen, daß die Himmels luft zu ihrer Vermehrung 

‚auch nicht ſehr vorteilhaft ſeyn müffe;, weil es nicht wahrfcheinfich iſt, daß die Spanier 

nicht jemals welche follten dahin gebracht haben. Ehen der Reiſende erzäblet: als er auf 

den Sambaleninfeln gemefen und denen Indianern, die ihm gut gedienet Hatten, feine Erz 

kenntlichkeit durch einige Gefchenz e bezeugen wollen, fo haben fie nichts andere verlange, als 

eine Kaße, die er am Borde hatte, 
Der Perico An der Seite von Ports Bello findet man ein Thier, wovon man glauben ſollte, daß 

figero, 68 ſchon unter dem Namen des Trägen in der Naturgefhichte vom Merico befchriehen wor⸗ 

, den, wenn nicht einige fonderbare Eigenſchaften, die man nicht dabey bemerker baf, mehr, 

als der Linterfchied des Namens, einen bewegeten, zu glauben, es ſey bier nicht eben baffelber 

oder die erfte Beſchreibung verlange einen Zuſatz. Man nenner cs bier Derico ligero Ir 

mit einem ivonifchen Namen, um feine überaus große Sangfamkeit anzuzeigen. Es hat die 

Geſtalt eines Affen von mittelmäßiger Größe: es iſt aber von einer weit garftigern Haͤßlich⸗ 

keit. Seine Haut ift runzelicht und braungrau. Seine Pfoten und Deine find faft gamj 

ohne Haare, Es hat einen folchen Abſcheu vor der Bewegung, daß es den Plag nicht vers 

läßt, wo es fidy befindet, als bis es Durch den Hunger Dazu gezwungen wird. Der Anblick 

der Menfchen und der wilden Thiere ſcheint es nicht zu erſchrecken. Wenn es ſich beweget 

fo iſt jede Bewegung mit einem fo klaͤglichen Geſchrehe begleiter, daß man es nicht ohne eine 

Vermiſchung von Mitleiden und Schrecken anhören kann. Es bemweget fo gar nicht einmal 

den Kopf, ohne biefe Zeugniffe des Schmerzens, welche vermuthlich von einer natürliche 

Zufammenziehung feiner Nerven und Muskeln herrüßret, Seine ganze Bertheidigung be⸗ 

ſteht in dieſem klaͤglichen Schreyen. Es unterlaͤßt nicht, die Flucht zu nehmen, wenn 9 

von einem andern Thiere angegriffen wird. Wenn es aber flieht: fo verdoppelt es cben bad 


Schreyen fo heftig, daß es feinen Feind genugfam erfchtecker oder verwirrt machet, um ihn 


2) Im IX Bande dieſer Sammlung a.d. 45 ©. 2) Das heißt, der Laͤuſer Peterchen. R J 
k) In ſeiner Reiſebeſchreibung a. d. 125 ©. m) Des Don WloaReife nach Peru Th. 2B. "zZ 


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‚gleich als wenn die Bewegung, die es gehabt har, ihm 


in Süuͤdamerica. Vl Buch. VII Capitel. 


n7 
a det, baßser abfihe, es zu verfolgen. Ee fährt fort, zu ſchreyen, wenn es ſtill Hält, Naturgeſch 

grauſame Schmerzen hinterließe. — 
Devor wieder auf den Weg miacher: fo bleibt ee lange Zeit unbeweglich. Diefes 
Thier lebet von wilden Früchten. 


Wenn es Feine auf der Erden finder: fo fteige es mit 
großer Beſchwerlichkeit auf einen Daum, den eg am meiſte 


n damit beladen ſieht. Es wirſt 
viel herunter, als es nur kann, um fich die Mühe zu erfparen, wieder hinauf zu fteigen. 
Wenn es feinen Vorrath eingefammele hat: fo wickelt es ſich wie ein Knaͤuel zufammen und 
fällt von dem Baume, damit es nicht die Mühe habe, berunter zu fteigen. Darauf bleibe 
es fo lange unten ‚ bis es feine Lebensmittel verzehret hat, und der Hunger es nöthiget, ans 
dere zu ſuchen m), — 
Von dem beruͤhmten Thiere Iguana, welches zugleich im Waſſer und auf der Erde 
Iebet , und auf der Sandenge und in den benachbarten Provinzen da herum für ein Leckerbiß. 
en gehalten wird, ift bereits an einem andern Drte ausführlic) gehandelt worden m), 


3. Vögel, Ungeziefer und Bewürme, 

Ro die meiften davon beſchrieben find. Der Chir Iey Art Hühner. Seev oͤgel. Unſchaͤdliche Spei⸗ 
ealy. Der Corroſu. Die Indianer ahmen fei⸗ je von dem Carocol Soldado. Zwo Arten von 
nem Geſange nach. Art Rebhuͤhner. Zweyer⸗ Bienen, Gefluͤgelte Ameiſen. 


Hr Voͤgel in diefem heißen Himmelsſtriche find eine fo große Anzahl, und von fo man- Wo die mei⸗ 
cherley Arten, daß man noch keinen Reiſebeſchreiber finder ‚der es unternommen hätte, ften davon be⸗ 

eine genaue Beſchreibung derfelben zu geben. Das allermeifte indeffen, was unter dieſem ſchrieben find. 

Artifel geſammel⸗ worden, ift aus dem Don Ulloa genommen, deffen Nachrichten man, wie 

chon oft gedacht iſt, anderwärts unverftümmele geliefert hat, Man verweift alfo die Lieb⸗ 

haber abermals dahin 0), und will Hier nur dasjenige noch nachhohlen, was denfelben et⸗ 


Iguana. 


wan zur Ergänzung dienen koͤnnte. 


Der Cbicaly, deffen Federn vor ‚ blau und weiß ae ifchet und ſo ſchoͤn find, da bie 
Indianer ihren fhönften Schmuck RAR machen, —— iS nn En 
noch etwas kraurigers im dem Klange. Er ift ein geoßer und langer Vogel, welcher feinen 
Schwan; beftändig gerade trägt, und ſich auf den Bäumen hält, da er von einem auf den 
andern fliegt, ohme daß er faft jemals auf die Erde kͤmm Er naͤhret ſich von Srüchten, 
Sein Fieiſch ift ſhwaͤrzlich, aber von gutem Gefchmacke. i 

Die Quamen, die Corroſue, die Pelicane, die blauen und grünen Papageye, die Der Corroſu. 
Paraquiten, die Macae und die meiſten andern Voͤgel, welche man bey der Beſchreibung 
von Merico genannt bar, find auch auf der Sandenge gemein, Waffer machet eine befon- 
ders merkwuͤrdige Abſchilderung von dem Corrofu, Es iſt ein großer, ſchwarzer und 


ſchwerer Landvogel, von der Groͤße eines indianiſchen Huhnes: das Weibchen aber iſt nicht 

ſchwarz, als das Männchen, Außerdem hat er auf dem Kopfe ein ſchoͤnes Buͤſchel yon 
gelben Federn ‚ welches er nach feinem Belieben beweget. Sein Hals ift wie eines calecy. 
tiſchen Hahnes ſeiner. Er lebet auf den Baͤumen und naͤhret ſich von Fruͤchten. 


Chiealy. 


©. iefer 


Sammlung a. d. 0) Man findet fie im IX Bande diefer Samm⸗ 
fung 0.0.46 u. ff. S. 


Naturgeſch. Die Indianer haben ſo viel Vergnuͤgen an ſeinem Gefange, daß fie ſich befleißigen 
der americ, ſolchen nachzumachen und es gelingt ihnen auch meiſtens in einer ſo großen Bollkommel 
Aandenge, 
— entdecken, und ausfuͤnbig zu machen. Man ißt fein Fleiſch, ob es gleich ein wenig hart MM 
ahmen feinem Wenn aber die Yndianer einen Corroſu gegeſſen: fo unterlaffen fie niemals, die Knochen de 
Geſange nach. felben zu vergraben oder in einen Fluß zu werfen, Damit ihre Hunde folcbe nicht bekommen 


ner. 


Zweyerley 
Hühner, 


Seevoͤgel. 


Unſchaͤdliche 


Speiſe von 
dem Caracol 
Soldado. 


Art Rebhuͤh⸗ Man finder auf der Sandenge einen vörblichen Vogel, welcher einem Rebhuhne zienn 



























ng - Reifen umd Entdeckungen 


heit, daß fich der Vogel darinnen irret, und ihnen antwortet. Diefe Lift dienet, ihn 


als welche, ihrem Vorgeben nach ‚ fol davon würden, wenn fie ſolche fraͤßen. 


lich aͤhnlich iſt, aber viel längere Beine und einen noch kuͤrzern Schwanz bat, und auf ” 
Erde hinlaͤuft, ohne fich faft jemals feiner Fluͤgel zu bedienen, Das Fleiſch derfeiben M 
vortrefflich. 4 
Die Indianer haben um ihre Huͤtten herum eine große Anzahl zahmgemachter Huͤh 
ner, don zweyerley Art. Die einen haben fo, wie die unferigen, alle zufammen eine Kopf 
oder ein Buͤſchel Federn auf dem Kopfe und ein fehr mannichfältiges und buntes Gcfiedel 
Die andern find viel Eleiner ‚ baben einen Kreis von Federn um die Beine ‚einen fehr vice 
Schwanz, den fie aufgerichter fragen , und ſchwarze Spitzen an den Flügeln. Diefe zwei? 
fe Art vermengt fich niche mit der erftern, und frähet ein wenig vor Tage, wie unfere le 
ne. Sie entfernen fi) niemals von den Wohnplägen, Das Fleiſch und die Eyer dicht 
beyden Arten von Hühnern find eine dortreffliche Speife. Sie find fehr fett, weil die ZW 
dianer ihnen reichlich Maiz zu freffen geben. 
Um die fambatifchen Inſeln herum und an der Kuͤſte der Sandenge, beſonders an Di 
Nordfeite, fieht man beftändig eine unendliche Menge Seevoͤgel. Es giebt ihrer auch nich⸗ 
weniger gegen Abend an der Küfte des Südmeeres: an der mittäglichen Kuͤſte aber ſieht 
man ihrer wenig, wenigſtens in Vergleichung gegen Die Nordſeite. Waffer führer zurllt? 
fache davon an ‚weil die Panamabay lange nicht fo filchreich iſt ‚ als die See um.den Sam 
balen, auf welcher man insbefondere eine Menge von Pelicanen ſieht. Diefer Vogel ift hie 
von denjenigen nicht unterſchieden, deffen Beſchreibung man fihon mitgetheilet har. 
Unter allen den befchwerlichen Juſecten auf der Landenge ift der Caracol ſoldade⸗ 
oder die Soldatenſchnecke eines der gefährlichften,, wie folches fihon Don Ulloa bey deffen- Ve 
ſchreibung mit angemerket hat p), Indeſſen ſaget doch Waffer, welcher dieſes Inſect nik 
auf den ſambaliſchen Inſeln geſehen hat, ſun Schwanz ſey eine ſehr gute Speiſe, und eigne 
ihm einen zuckerhaften Marksgefhmad zu. Er ſetzet hinzu; 68 naͤhre fich Yon dem, wa 
von den Bäumen falle; es habe unter dem Halſe einen kleinen Sack, worinnen es einen 
kleinen Vorrath von Nahrung für fich verwahre; inwendig habe es noch einen andern , we 
cher mit Sande angefüllet fey; fein Fleiſch werde ein Gift, wenn es von der Marzanild 
gefrefien, und viele Engländer, die ohne Vorſichtigkeit davon gegeſſen hätten, wären ge 
faͤhrlich Frank geworden. „ Nach) eben diefem Zeugniffe ift das Del von diefen Inſecten ei 
vortreffliches Huͤlfsmittel für die Quetſchungen und Verrenkungen. „Die Indianer, (age 
„er, lehreten es uns. Wir haben es oftmals probiret; und wir ſucheten dieſe Thiere MU 
»fD wohl, um fie zu eſſen, als vielmehr das Oel daraus zu machen, welches fo gelb iſt, wie 
„Wachs, und eben fo dick wird, wie das Palmol 2) 


P) An angef. Orte a. d. 51G. 
9) Waffer am angef. Orte a d. 126 u. 127 ©, 


vermiſchen das Honig mit Waffer 


in Suͤdamerica. VI Buch. VII Capitel. 


119 

Auf der Landenge giebt es Bienen und folglich auch Honig und Wachs. Waffer hat —— 
zweyerley Arten von Bienen daſelbſt bemerken, Die einen find dick und kurz, von röthli- Bann 
cher Farbe; die andern ſchwarz, lang und dünn, Sie machen ihr Honig in den hohlen —— 
Baumſtaͤmmen, wo die Indianer ihre Arme hinein ſtecken, um es Heraus zu hohlen, und fül- Zwo Arten 
che mit diefen kleinen Thieren ganz bedeckt wicherum berausziehen, welche niemals ftechen. von Bienen. 
Sch wolfte daraus gern fließen, ſaget diefer reifende Engländer, daß fie feine Stacheln ha⸗ 
ben: allein, ich babe die Wapıheig davon nicht vecht erforfchen Eonnen, Die Indianer 

N ‚ Ohne weitere Zubereitung, und machen fich einen fehr ab- 
geſchmackten Trank daraus. Das Wachs gebrauchen ſie gar nicht, und bedienen ſich da⸗ 
für lieber eines leichten Holzes , welches ihnen ftatt des Lichtes Diener r). « 

Sie Haben viele Beſchwerlichkeiten yon den Ameiſen auszuftchen , welche nicht allein Gefluůͤgelte 
ſehr dicke find, ſondern auch Hlügel Haben , deren fie fich bedienen, an den Seiten der Berge Ameifen, 
herum zu fliegen. Sie ftechen heftig, vornehmlich, wenn fie in die Häufer fommen. Man 
huͤtet fich daher forgfältig,, fich auf die Erde zu legen; und die Indianer , welche reifen, uns 
terfaffen daher niemals, den Boden genau zu betrachten , bevor fie ihre Hamacken an die 
Bäume binden. Alle Arten i aaren, Die Leinenzeuge, die 


ilbernen Zeuge haben andere Inſecten zu Seinden ‚ wovon man 


4. Sifche, 
Der Tarpon. Der Vielſraß. Seehund. Cavel— Der Sulpin. Muſcheln. Fiſcherey der India⸗ 
hy. Das alte Weib. Paracod. Der Gar, ner auf der Landenge. 


Ja bat bereits angemerfer ‚ daß wenig Küften einen fo gro 
ben, als die Nordkuͤſte der $andenge. Waffer Hat oft 

vornehmften Arten derfelben zu bemerken, y 

Der Tarpon, ſaget er, iſt ein großer feſter Fiſch, welcher wie der Sachs und Stof- Der Tarpon. 
fiſch, in Stuͤcke zerſchnitten wird. Es finden fich einige Darunter, die auf fünfzig Pfund 
wiegen. Man zieht aus ihrem Fette eine gute Menge Thran. 

Der Vielfraß, welchen die Engländer Shark nennen — 
auf den benachbarten Kuͤſten: man 


ßen Ueberfluß an Fiſchen ha⸗ 
mals Gelegenheit gehabt, die 


ſt hier nicht ſo gemein, als 
ſieht aber daſelbſt einen Fiſch, der ihm ziemlich gleich 
koͤmmt, nur daß ſeine Schnauze viel länger und ſchmaͤler und der $eih nicht fo dick ift, 
Das Fleiſch deffelben ift auch vielzärter. Ohne uns feinen vechten wahren Namen zu fagen, 
feet ev nur hinzu, die englaͤndiſchen Matroſen hätten ihn Sea⸗Dog, das heißt Seehund 
genannt, und er haͤtte nur eine Reihe Zähne, 

Der Cavelly ift um die fambalifhen Eylande ſehr gemein. Es iſt ein langer, Cav 
duͤnner Fiſch und von einem vortrefflichen Geſchmacke, welcher den Makrelen ſehr ähnlich 
koͤmmt. 

Das alte Weib iſt daſelbſt ebenfalls ſehr gemein und wird auch fuͤr ein vortreffliches Alte Weib. 
Gericht gehalten. — 


Vielfraß. 


Sechund. 


elly. 


Der 
r) Ebensaf. a. 8,140, { 5 
M Man fehe den IX Band diefer Sammlung a,d.5au, ff. S. 


der americ. 
CLandenge. 


Paracod. 


Der Sur. 


‚herein Driccheil von feinem Körper lang ift, Er ſchwimmt oben auf dem Waſſer fall 


Sulpin. 


Muſcheln. 


Moͤhe aber wird einem durch das Vergnügen reichlich vergolten, daß man ihn fehr | 


Flußfiſche. 


Fiſcherey der 
Indianer an 
der Landenge. 


120 * Reiſen und Entdeckungen 
Naturgeſch. 



























Der Paracod iſt rund, und von der Staͤrke eines großen Hechtes: er iſt aber ll) 
licher Weife viel länger. Man finder ihn auch nirgends fo gut, als auf diefer Kuͤſte. 
deffen bemerfet man doch), daß es einige Dexter giebt, wo man Feine andere fängt, MT 
che, die giftig find, Waffer muthmaßet, es ſey nichts anders daran Schuld, ais 
was fie freffen. Er hat aber viele Derfonen gekannt, faget er, die, wenn fie davon #J 
jen haben, geftorben find, oder die Eranf davon geworden, und denen die Haare a I 
len, und die Nägel abgegangen find. Er feget Hinzu, der Paracod führe auch gleich 
Gegengife bey ſich. Diefes ift feine Ruͤckgraͤte, die man in der Sonne trocknen laͤßt 
fie alsdann fehr fein zu Pulver ſtoͤßt. Eine Mefferfpige davon in einem Tranfe eingelig 
men, beilet gleich aufder Stelle, Waffer machete einen glücklichen Verſuch damit, 
verficherte ihn, wenn man die giftigen Paracoden von denen unterfcheiden wollte, 
nicht wären, fo dürfte man nur die Leber unterſuchen. Wenn fie füß ift, fo bat manl! 
zu befürchten, und nur diejenigen find gefährlich, bey densn fie bitter ſchmecket. 
Eben die Küfte beut auch im Ueberfluffe einen Fiſch dar, welchen Waffer Ga 
net, und den man für den Degen oder die Becune halten follte, wenn er feine Lange 
auf zween Fuß einſchraͤnkete. Er hat, faget er, aufder Schnauze einen Knochen,‘ 


fo geſchwind, als eine Schwalbe fliege, mit beftändigen Sprüngen; und da fein KT 
fo fpigig ift, daß er zuweilen Die Canote durchbohret, fo ift es für einen Schwimmer übe! 
gefährlich, wenn er ſich auf feinem Wege befindet. Das Fleiſch deffelben iſt vorerefflld 

Des Sulpins feines ift eben fo gut. Dieſes iſt ein Fiſch, der mit Stachein # 
hen, und einen Fuß lang iſt. 

Die ftechenden Kochen, die Seepapegeye und die Congreffen find in fo große 
zahl, daß die Seichtigfeit, fie zu Fangen , das Vergnügen zu fifchen mindert, 

Alle Sambalen find mit Mufcheln befeget. Diejenige, welche Waffer Congquil 
net, ift groß, einmärts gewunden, an der Seite der Deffnung flach, welche ihrer DIE 
maͤß ift, auf ihrer ganzen Oberfläche höckericht, inwendig aber weit ebener und glatte! 
die Perlmutter, deren Farbe fie auch hat. Sie enthält einen fehr fehleimichten Fiſch, 
man nicht eher braten laßt, um ihn zu effen, als bis man ihn lange Zeit mit Sande 
niget hat, Man Flopfet ihn auch fehr lange, weil er ein fehr feftes Fleiſch hat. Alle 


Haft findet. Es giebt weder Auftern, noch Meerkrebfe an der Küfte der Landenge. 
fieht nur bloß zwiſchen den Selfen der Sambalen einige große Krebfe, denen die beyded 
fen Scheeren fehlen, welche die Seekrebſe ordentlicher Weife Haben, 4 
Was die Flußfifche auf der Sandenge betrifft: fo zweifelt Waffer, ob irgend ein 
fender mehr Zeit, als er, auf deren Beobachtung gewandt habe. Indeſſen Hat er DOW 
lange nicht alle die Arten von Fifchen in dem füßen Waffer erfanne, und befchreibt P 
nur zwo. Die eine, faget er, gleicht unfern Rochen, ift fhwärzlich, und voller OF 
einen Fuß lang, ſehr fÜß, und fo gar von fehr gutem Geſchmacke. Die andere Art 
fonderbarer, von der Geſtalt eines Hechtes mit einem Kaninichenkopfe, in welchem dien 
ne hineinftechen, und die Sippen voller Knorpel find. Ihr Fleiſch ift von einen! 
erlefenen Geſchmacke. Mr 
Die Fifcherey der Indianer gefchiche mic großen Negen von der Ninde des 
ober Grashalmen, welche unfern Wachtelgarnen ähnlich find. In den ſchnellen SH 


u 


in Suͤdamerica. Vl Buch. VIII Capitel. 


welche uͤber Felſen gehen, ſchwimmen ſie den 
Löchern ergreifen. Bey Nacht haben ſie Fa 
Lichtern brauchen; und ihre Hurtigkeit, den 
koͤmmt, ift überaus groß. Ihre A 


321 


Fiſchen nach, die ſie mit der Hand in ihren Naturgeſch. 

Keln von eben dem Holze, welches fie zu ihren — 

Fiſch zu fangen, welcher nach dem Fichte zu— — 
te, ihn zuzurichten, iſt, daß fie ihm die Gedaͤrme aus⸗ 

nehmen, und ihn im Waſſer Fochen oder auf den Kohlen braten laffen. Sie effen ihn oh— 

ne andere Brühe, als von dem Salze aus dem Seawaffer , weiches fie felbft machen, in- 

dem fie das Wafler auf dem Feuer verrouchen laffen, und einer Menge von ihrem Pfeffer, 

welcher ihre allgemeine Würze ift, 


Der II Abſchnitt. 


Naturgefchichte des Landes Guayaqquil. 


N alles, was in dieſem Abfchnitte von dem Herrn Prevoft beygebracht worden, einzig 
und altein aus den Machrichten des Don Ulloa genommen iſt; man aberdiefem Wer: 
fe feine Reifebeichreibung ſchon ganz in ihrem Zufammenhange einverleiber bat: fo finder 
man gegenwärtig nichts weiter allhier zu thun, als daß man feine Leſer auf diefelbe zu-. 
rück weiſt 2), 


Her II Abſchnitt. VJeturgeſch. 
Naturgeſchichte von Peru und den benachbarten Landſchaften. —— 


m ud 
Verweiſung wegen derfelben. Kraut von Para: Cahuitahu. Der Trompeter. Condor. Tucan, 
guay. Deſſen Eigenfchaften, Biel Stiere in Chinche. Wilde Enten am Rio de fa Plata, 
Paraguay. Wilde Hunde, Bienen der mit: Colibri oder Quinde. Wirkung des Giftes einer 
täglichen Landfchaften, Allerhand Weine, Oper: Klapperſchlange. Kraut, das die Weiber frucht⸗ 
lingstraut. Schlangen, Jaͤgerſchlange. Kay⸗ bar machet. Contrayerva, Große Goldſtufe. 
wane · Große Chamaleone, Hirfche, Anta, Verſteinerung des Waſfers aus einer Duelle, 
Bäume im Chaco. Thiere daſelbſt. Guanaco Queckſilber, wie man folches ausbringt, Aper 
ober Wanotra, Zorillo. Quinquinchon. Tatu, marinus Waſſerſalamander. Beſchreibung eis 
A und — in — Sir er Holoture. Wein in Chili, Früchte Arze⸗ 
inge verſagen Menſchen. Ochfenfiih. Mira meperäurer. Mund ter 
nos. Puraque. Schildkröten und Krokodile ——— N 


den Bergen bey Valparaifo. Fiſche. Pulpo, ein 
in dem Amazenenfinie, Affen an demfelben, I Dal 
Schlangen. Euglacuru. Vogel an dem Ama: 


auperordenzliches Thier. Pacay und deffen Zu⸗ 
ckererbſen. Sonderbare Bluhmen und Pflanzen. 

zonenfluffe, Art, die Papegeyen zu verfchönern. 
Ern großes Theil von denen 


Curvi bey Buenos Ayres, 

allhier geſammelten Anmerkungen ſind ehenfalls aus der ſo oft 
gedachten Reifebefehreibung gezogen worden 
kannt feyn , oder koͤnnen doch 


don ihnen dafelbft 
einerley zweymal zu fagen, verweiſe 


Verweiſung 
‚ und werden unſern Leſern daher ſchon be: wegen vderfet- 


leicht nachgeſehen werden x). Um alſo nicht ben. 
N wir fie dahin, wo fie bey jeder dandſchaft auch dasjenige 
finden werden, was barinnen hervorkommt, ober fonft in Anfehung der Naturgefchichte da- 
ſelbſt zu merken ift, Da aber auch) aus andern Reifebefchreibern noch verfchiedenes ange: 
hänge 
#) Vornehmlich a. d. 2ı9 u. ff: 262 u, 


Uff 323 uff: S. des IX Bandes dieſer Samml. 
Allgem. Beiſebeſchr. XVI Band, O 


m Reifen und Entdefungen 4 


Naturgeſch. hänge iſt, welches Die Neugier oder Wißbegier eines Leſers und Siebhabers der Naturlehtẽ 
von Peru. reizen und zufrieden ſtellen kann: ſo duͤrfen wir ihnen ſolches allhier nicht vorenthalten. 
— Man hat vielmals von dem Paraguaykraute, als dem vornehmften Reichthume 
Hate * von der Spanier und Indianer geredet x), welche zu der Provinz Paraguay entweder durch Ya 
f "ven Aufenthalt dafelbft, oder durch ihren Handel dahin, gehören. Die Nachrichten von DI 
ſem Kraute muß man aus dem neuen Gefchichtfchreiber dieſer Sandfchaft nehmen, meil mal 
nichts genaueres und richtigeres zu finden vermurhen kann, indem er feine Nachricht felbft von 
den Miſſionarien des Landes erhalten hat. Alles davon iſt merkwuͤrdig, und ſo gar ſein Ein 
gang. „Man behauptet, faget er, daß der Abfas diefes Krautes anfänglich ſo berrächtlid 
„geweſen, und eine fo große Duelle des Keichthumes geworden, daß ſich die Pracht um 
„Schwelgerey bald bey, den Exoberern des Sandes eingefchlichen, die anfänglich. genöchige 

„waren, nur mit bem-bloßen nothduͤrftigen Unterhalte zufrieden zu ſeyn. Damit fie nl 
„einen übermäßigen Aufwand befkreiten koͤnnten, welcher von Tage zu Tage zunahm: M 
„waren fie gezwungen, ihre Zuflucht zu denen Indianern zu nehmen , die fie Durch Ihe 
Waffen überwunden, oder die fich ihnen freywillig unterworfen haften, und woraus ſe 
„erftlich ihr Hausgefinde, und bald darauf ihre Sclaven macheren, Weil man ihrer abel 
i „nicht fehonete: fo erlagen viele unter der Saft ihrer Arbeit, welche fie nicht gewohnet warell 
„und noch mehrere unter denen übeln Begegnungen, womit man vielmehr die Erſchoͤpfung 
„ihrer Kräfte, als ihre Trägheit, beftrafete. Andere nahmen die Flucht, und wurden DEF 
„unverföhnlichiten Seinde der Spanier, Diefe verfielen wieder in ihre erſte Duͤrftigkeit/ 
„und wurden dadurch nicht arbeitſamer. Die Pracht und Schwelgerey hatten ihre Ber 
„duͤrfniſſe vermehret. Sie konnten mit dem bloßen Paraguaykraute nicht mehr ausfom® 7 

„men. Die meiften waren nicht im Stande, folches einzukaufen, weil der große Abgang 
„deſſelhen den Preiß gefteigert hatte y)..  - I 

Dieſes * welches in dem mittaͤglichen America fo beruͤhmt iſt, iſt das Blatt’ 

von einem Baume, welcher die Größe eines mittelmäßigen Apfelbaumes bat, Sein Ge 

ſchmack koͤnmmt dem Gefchmacke der Pappeln nahe, und feine Geſtalt ift faft wie ein Oran⸗ 
geblatt. Es bat auch einige Aehnlichkeit mit dem Blatte der pervanifchen Coca: es wird 

‚ aber in Peru ſelbſt weit höher gefchäßet, mo man viel hinbringt, vornehmlich nach den Ge⸗ 
birgen, und nach allen denen Dertern, mo man in den Bergwerfen arbeiter. Die Spar 
nier halten es dafelbft um fo viel nothivendiger, weil der Gebrauch der Sandiveine alle 

da ſchaͤdlich iſt. Es wird trocken und faft in Staub zerrieben, verführer. Man laͤß 
‚das darüber gegoffene Waffer niemals lange ftehen, weil es folches fo ſchwarz, wie Dinte 
‚machen würde, Man unterfcheidet gemeiniglich zweyerley Arten deſſelben, ob esgleich mul 
einerlen Blatt iſt. Die erſte Art heiße Caa oder Caamini; und bie zweyte Caacuys 
oder Yerva de Palos. Det P. del Techo 2) aber behauptet, der allgemeine Hamen 

fey Caa, und unterſcheidet dreyerley Arten deſſelben, unter den Namen Caacuys, Caa⸗ 

‚mini und Caaguazu. u 
Nach dem Berichte eben diefes Keifenden , welcher einen großen Theil feines Leben⸗ J. 

in Paraguay zugebracht hat, iſt das Caacuys das erſte Knöfpchen, welches kaum — 
ee 




























*) Man fehe and) davon des Don Ulloa Neife nach Peru IYSth, VD, 5 Cap,.209&. 
4) Hifloire du Paraguay Tom, 1. p.13. 


3) Er ft Bereits in den Neifen auf dem Fluſſe deln Plata angeführet worden. 


x 


in Stönmerieh. VI Buch. Vm Capitel. 


feine. Blätter zu entwickeln. Das Caamini iſt das Blatt, welches ſeine voͤllige Groͤße hat 
und wovon man die Rippen oder Struͤnke abzieht, ehe man es röften läßt, Bleiben ſol⸗ 
che daran, ſo nennet man es Caaguazu oder Palos. Die Blaͤtter welche man gedoͤr⸗ 
ret hat, werden in Gruben verwahret, die man in die Erde graͤbt, und mit einer Kuh⸗ 
baut bedecket. Das Caacuys kann ſich nicht ſo lange halten, als die beyden andern Ar— 
ten, wovon man die Blaͤtter nach 


nad) Tueuman, Peru und fo gar nach Spanien verführen, 
Es laͤßt fic aber ſchwer verführen, 
an Ort und Stelle trinkt 


Man verfihert, es habe diefes Kraut, wenn man es 
ich weis nicht, was für eine Bitterkeit, 
Bat, und weiche feine Tugend wie feinen Werth vermehret. Die Art und Weife, wieman 
das Caacuys trinkt, ift, daß man ein Gefäß voll kochendes Waſſer gießt, und das ges 
pülverte und in einen Teig gebrachte Blatt hinein wirft, So wie es fih nun auflöfer, 
ſchwimmt die wenige Erde, Die noch darinnen geblieben feyn mag, oben daß fie leicht 
kann abgenommen werden. Man feiget das Waſſer darauf durch ein Tuch, und läßt es 
ein wenig ftehen, da man es denn mit einem Röhrchen einfauget, Gemeiniglich thut man 
keinen Zucker hinein: man miſchet aber ein wenig itronenfaft oder gewiſſe Kuͤgelchen von 
ſehr lieblichem Geruche darunter. Wenn man es zum Brechen einnimme:- ſo gießt man 
ein wenig mehr Waſſer darauf, und läßt es laulicht werden. 
Die größte Zubereitung di 


eſes Krautes iſt zu la Villa ober in dem neuen 
welches in der Mähe der Gebirge von Maracanı ſteht, die gegen Dften von 


fünf und zwanzigfien Grad fünf und zwanzig Minuten Suͤderbreite liegen. 
met dieſe Gegend, daß der 


Baum daſelbſt am beften fortkoͤmmt. 
auf den Gebirgen, fonbern, in den fumpfichten Gründen, welche fie von einander abfon- 
dern. Man hohlet daraus für Peru bis auf Dunderttaufend Arroben, von fünf und zwan⸗ 
zig Pfund fechs Unzen ſchwer jede; und die Arrobe koſtet ſieben franzoͤſiſche Thaler. Indeſ⸗ 
ſen hat doch das Caacuys keinen geſetzten Preis; und das Caamini wird noch einmal fo 
theuer verfaufer,, als das Caaguazu. Die Indianer, welche ſich in den Provinzen Ura⸗ 
guay und Parana unter der Regierung der Jeſuiten geſetzet 
dieſem Baume geſaͤet, den ſie 


mit aus 
Art geſchlagen if. Die Samenförner 


123 


Villaricca, 
Paraguay im 

Man ruͤh⸗ 
Er waͤchſt aber nicht 


/Naturgeſch. 


von Peru. 
u 


Die es anders mo nicht - 


“ 


Wo es am 
meiſten zube⸗ 
reitet wird. 


und der faſt nichts aus der. 
j gleichen faft dem Epheufamen. 
ften aber machen £ein Paraguaykraut v 


on ber erſten Acrt. Das Caamini behatten fie zu 
ihrem Gebrauche, und das Caaguazu oder Palos verkaufen ſie, um den Tribut zu be⸗ 
zahlen, den ſie der Krone Spanien geben muͤſſen. 
Die Spanier glauben ‚ in dieſem Kraute ein Hilfsmittel 
mittel wider alle ihre Kran 


‚ Ober ein Verwahrungs⸗ 
heiten zu finden. Niemand leugnet, daß es nicht Öffne, und 
den Harn treibe, Man erzähle, daß in den erften Zeiten, 
genommen, es ihnen eine gan 


nur erft,viele Tage nachher wieder zuruͤck gekommen, es fiheine aber gewiß zu ſeyn, daß es 
oftmals einander fehr entgegen gefeßere Wirkungen hervorbringt, als z. E. daß es bey den- 
jenigen, die nicht fchlafen koͤnnen ‚ ben Schlaf erreger ‚ md Diejenigen aufwecket, die in 
‚eine Schlaffucht gerathen ; daß es während und abführend iſt. Die Gewohnheit, daſſelbe 
zu brauchen, machet es nothwendig; und oftmals hat man viel Mühe, fich in einem maͤ⸗ 

ßigen Gebrauche deſſelben zu erhalten, ob man gleich verſichert, daß die Uebermaaße be: 
vaufhe, und die meiften Unbeqemlichkgigen verurfache, welche man den Disigen Ge: 
traͤnken beyleger, 


22 


verurfachee habe, wovon fie 


Eben 


Diefe neuen Ehri- _ 


Eigenſchaften, 


die man j 
da es einige übermäßig zu fich Afthreise, 
jliche Beraubung aller Sinne 


— ———— 
x r 


x 


‚ von Peru. Paraguay und einige benachbarte Provinzen noch fonft von Natur hervorbringen. 



























124 = Reifen und Entdeckungen 
Naturgeſch. Eben der Geſchichtſchreiber hat auch Sorge getragen, dasjenige anzuführen, i | 


Ungeheure NEN weitläuftigen Ebenen, faget er, welche fih von Buenos Ayres.bis nach Epili u 
Menge Rin gen Süden erſtrecken, haben ſich einige Pferde und einige Kühe, welche die SpanktfT 
der in Para- den Gefilden ließen, da fie bald nach Anlegung diefer Stadt folche wieder verließen 
guay. uͤberfluͤßig vermehret, daß man im 1628ffen Jahre ein fehr gutes Pferd für zwo NA 

deln und einen Ochſen nach Verhaͤltniß befommen Eonnte. Heutiges Tages muß 
ziemlich weit gehen, wenn man welche finden will. Vor dreyßig Fahren aber fuhr IT 
noch Fein Schiff aus dem Hafen von Buenos Ayres, welches nicht mit vierzig bis Fl! 
taufend Rindshaͤuten beladen war. Man mußte ihrer auf achtzigtaufend getödter BAT 
um diefe Anzahl zu liefern, weil alle Felle, die nicht gut, das ift von Stieren und vl 
nem gewiſſen Maaße find, nicht mit in den Handel famen. Ein Theil von den JM 
“  nimme auch nur, wenn es diefe Thiere erleget hat, Die Zungen und das Fert, welch 
diefem Sande ftatt der Butter, des Deles, des Spedes und deg Schmalzes diener. 
Wilde Hun⸗ Dieſer Bericht giebt noch keinen richtigen Begriff von ihrer Vermehrung. 
de und andere Hunde, wovon eine ſehr große Anzahl wild geworden iſt, die Tiger und die Löwen fl 
Tiere. ihrer mehr auf, als man es fid) einbilden Fann. Man erzäblet fo gar, die Löwen WE 
ten nicht einmal fo lange, bis der Hunger fie dazu nöthigte , daß fie Stiere und Kühe! 
teten; fondern fie macheten fic) einen Zeitvertreib daraus, fie zu jagen, und fie brad 
zuweilen ihrer zehn oder zwölfe um, wovon fie nur einen einzigen fraͤßen. Die geil 
Feinde diefer Thiere aber find die Hunde. Es hat fic) feit mehr als zwanzig Jahren 
Preis des Leders und des Talches zu Buenos Ayres um zwey Drittheile erhöher; und 
Geſchichtſchreiber urtheilet, wenn die Rinder jemals aus diefem Sande verſchwinden, ſo 
de folches vornehmlich durch den Krieg der Hunde wider fie gefchehen, welche die Menfl 
faget er, verzehren werden, wenn fie feine Thiere mehr finden, Das Seltfamfte iſt 
die Einwohner Feine Borftellung dieferwegen annehmen. Da ein Statthalter diefer # 
vinz einige Soldatencompagnien einmal ausgeſchicket hatte, diefe graufamen Thiere UT 
gen: fo wurden fie nur durch beißende Spötterenen dafür belohnet, Man hieß die I 
daten nach ihrer Zurückfunft nicht anders, als Hundeſchlaͤger. Man hat fie auf 
dem nicht mehr vermögen koͤnnen, dem Sande dieſen Dienft zu leiften 2). J 

Pferde und Die Pferde werden mit Schlingen gefangen. Sie find ſchoͤn, und von einer UT 

Maulthiere. tigkeit, welche ihre ſpaniſche Herkunft nicht verleugnet. Die Maulthiere find in PM 
guay eben fo gemein, als in Tucuman, von daraus, wie man bereits angemerfet 9 
jährlich ihrer eine große Anzahl nach Peru gehen. Diefe Thiere find von großem Mu 
in denen Laͤndern, wo man fo viel auf und ab zufteigen hat, und oftmals auf Wegen 
ſehr ſchwehr zu baͤhnen find. J 

Bienen in den Man findet faft überall in den Wäldern diefer mittäglichen Provinzen Bienen, 

mittäglichen che die hohlen Baͤume zu ihren Stoͤcken nehmen; und man zäbler ihrer auf zehnerlen? 

Linden.  fhiedene Arten. Diejenigen, welche wegen der Weiße ihres Wachfesam höchften-gel® 
Set werden, heißen Öpemus, hr Honig ift auch viel Tieblicher, h 

Baumwolle. Die Baummolle iſt dieſem ganzen Sande von Natur eigen; und der Baum weld 
fie träge, wächft daſelbſt ſtrauchweiſe. Ex verlange, jährlich beſchmiten zu werben , WIEN 
Weinſtock. Seine Bluhme koͤmmt der gelben Tulpe nahe, Sie bluͤhet im Chriſtmon 


e) Hiftoire du Paraguay Liv. I. 0.8, um. ı2 S. 


1 


in Suͤdamerica. VI Buch. VII Capitel. 


und Jenner auf. Drey Tage darnach verwelket ſie, und wird trocken. Die Knoſpe, Naturgeſch· 
welche ſie einſchließt, hat im Hornunge ihre völlige Keife, und enthält eine fehr weiße von Peru. 
Wolle von einer guten Beſchaffenheit. Die Indianer aus genannten beyden Provinzen 
hatten angefangen, Hanf zu ſaen: fie fanden aber zu vi i n dabey, ihn fa: 
ſicht zu machen; und die meiſten haben ihn alſo nicht weiter gebauet. Die Spanier, wel⸗ 
e beſtaͤndiger darinnen geweſen, bedienen ſich deſſelben ſehr vortheilh 
Außer dem Maize, dem M 


aft. 
aize, anioe, und den Pataten, welche in vielen Theilen dieſer 
Provinzen ſehr gemein find, und vor der Ankunft der Europäer 


wovon fich Die Indianer 
genieiniglich naͤhreten, finder ma 1d verfchiedene Kräuter, welche 


. n daſelbſt viele Früchte, u 
dem Sande eigen find, Die panier, welche hier eben fo, als in Peru, auf Die einge- 
machten Sachen erpicht find, machen aus einigen Früchten, die ihnen belichen vortreffli⸗ 


125 


che Confituͤren. Einige haben daſelbſt Weinberge gepflanzet, aber mit ungleichem Erfol⸗Allerhand 
ge. Zu Rioja und zu Cordua, zwoen Städten in Tucuman, machen fie viel Wein, Der Weine, 

zu Cordua ift die ſtark und fteigt in den Kopf. Der zu Rioja hat diefen Fehler nichts. 

man bauet aber welchen zu Mendoza, einer zu Chili gehörigen Stade ‚ fünf und Zwanzig 

Meilen von Cordua ‚ welcher nicht viel geringer iſt, alg der ſpaniſche. Man Dat an eini- 

gen Orten Waizen gefäet, um Kuchenund anderes Gebackenes daraus zu machen. 

Wenn diefes Land voller giftigen Kräuter i ‚ womit die Indianer ihre Pfeile ver- Sperlinge⸗ 
giften: fo findet man auch überall Gegengifte; und dergleichen ift befonders das Sper: kraut. 
lingskraut, welches ziemlich große Geſtraͤuche mache. Man belehret uns, woher es ſei⸗ 
nen Namen habe ‚ und wiees befannt geworden. Unter den verfchiedenen Arten von , 
Sperlingen, welche man in dieſen Provinzen ſieht, und wovon die meiften von der Groͤ— 

Be unferer Amſeln find, unterfcheidet man eine fehr Hübfche Art, welche Macagua heißt. 
Dieſes kleine Thier fuͤhret einen beſtaͤndigen Krieg wider die Ottern, worauf es fehr be- 
gierig it. So bald os ei ird, fo verbirgt es feinen Kopf unter einem von ſei⸗ 
i Otter nahet ſich, 
Ma nicht fo bedecket iſt, daß er nicht durch ſeine Federn ſehen 
koͤnne, fo bewegt er ihn nicht eher i Feinde einen Stoß mit dem Schna⸗ 
bei geben kann. Die Drter gieb einen Stich mit der Zunge. Sobald 
fich aber der Macaqua verwundet fühle: fo frißt er yon feinem Kraute, welches ihn den 
Augenbtic heilet. Ex eilet wieder zum Kampfe; und fo oft er geftochen wird, nimmt‘ er 
auch feine Zuflucht zu feinem Huͤlfsmittel. Diefes Spiel Dauert fo lange, bis die Otter, 
welche nicht eben dergleichen Huͤſſsmittel hat, alle ihr Blut verloren, Alsdann friße der 
Sperling fie auf, und wenn er ſatt iſt, fo bedienet er ſich noch einmal feines Gegengiftes, 

Tueuman und Paraguay ernähren eine außerordentliche Anzahl verfchiedener Arten Schlangen in 
"von friechenden Gewiürmen: es find aber nicht alle Schlangen daſelbſt giftig. Sie ſind den Tucuman und 
Indianern bekannt, welche ſie mit der Hand lebendig fangen, und ſich Gürtel darausma- Paraguay, 

hen, ohne daß ihnen deswegen ein Zufall begegne, Man findet welche von zwey und 

wamig Fuß lang, und nach Verhaͤltniß dick, welche ganze Hirſche verſchlingen, wenn 

man den Spaniern glauben till, welche vorgeben, daß ſie davon Zeugen geweſen. Die In. 
erſichern, fie paareren fich durch den Rachen, unddie Jungen zernageten den Baud 
ter , damit fie herauskaͤmen d) ; worauf die färfften die fehwächern auffräßen, 
N Wenn 
egung dieſes Maͤhrchens yon d m Herrn Charcas in Dodarts Naturgeſchich⸗ 
zu iff. S. nach der deutſchen Ausgabe, - 


der Mu 


b) Dan fehe die Mider 
te 11 Baude ad, 4 


Naturgeſch. 
von Peru. 
— — 


daſelbſt, daß, wenn ihr Zahnfleiſch gar zu voll Gift iſt, fie viel ausſteht; daß fie alsdann 


Sägerfchlans 


gen. 


Bezoar und Knoblauch, welchen man Eauet, und auf die Wunde lege. Der Kopf de 


| i 
126 Reiſen und Entdeckungen = 
2 — * ® H 

Wenn folches nicht geſchaͤhe, ſaget ein berühmter Miffionarius 93 fo würde man unaufho⸗ 
ich den Angriffen diefer ungeheuern Gewuͤrme ausgefeget feyn. Unter denjenigen , welche 
aus Eyern gebohren werden, legen einige febr große Eyer, welche die Mütter ausbrüren- 
Die Klapperfihlange ift nirgends fo gemein, alsin Paraguay. Man beobacht* 





























um ſolches los zu werden, alles angreift, mas fie antrifft; und daß fie durch zween Hohl 
Hakenzaͤhne, die an-ihrer Wurzel ziemlich breit find, und fpiß ausgeben, in den Thal, 
deſſen fte fich bemächtiget, den Saft auslaͤßt, welcher ihr beſchwerlich fäll, Die WIR 
fung ihres Biſſes und vieler andern Schlangen aus eben dem Sande ift fehr ſchnell. ZUR 
weilen dringt das Blut in großer Menge durch Die Augen, die Nafelöcher, die Ohren, DE 
Zahnfleiſch, und aus den Nägeln. Es feblet aber nicht an: Gegengifte dawider, Mall“ 
brauchee vornehmlich einen Stein, den man St, Paul nennet, mit gutem Erfolge; de 


Thieres ſelbſt und deffen Leber, die man zur Blutreinigung ißt, find ein eben fo geruͤhm⸗ 
tes Huͤlfsmittel. Indeſſen ift es doch das allerficherfte, daß man gleich auf der Stelle Ü 
nen Schnitt in den geftochenen Theil thut, und Schwefel hineinleger , welches zumelldl® 
zur Heilung ſchon genug iſt. ne / 
Paraguay hat Schlangen, welche man Jäger nennet, die auf die Bäume feige" 
um ihren Raub zu entdecken, und menn fich folcher nähert, auf ihn berabfchießen , ihn mi 
folcher Stärfe druͤcken, daß er fich nicht bewegen fann, und ihn lebendig auffreffen, Wen! 
fie aber ganze Thiere verfihlungen haben ; fo werden fie fo ſchwer, daß fie fich niche mel 
fortfhleppen koͤnnen. Man feger hinzu, da fie nicht ſtets natürliche Hiße genug haben Bu 
große Stüce zu verdauen, fo wirden fie umfommen, wenn ihnen die Natur niche ein ſeht 
fonderbares Hülfsmittel eingegeben hätte. Sie kehren ven Bauch gegen die Sonne deren 
Hitze ihn zum Faulen bringt, Es kommen Wuͤrmer hinein; und die Vögel, welche ſich 
Darauf fegen, nähren fich von dem, was fie megbringen koͤnnen. Die Schlange ermall 
gelt nicht, zu verhindern, daß fie nicht zu weit gehen, und ihre Haut wird bald wieder De 
geſtelet. Es gefchieße aber zuweilen, faget man, daß fie bey ihrer Wiederherſtellung IT 
Baumʒweige mit einfchließe, auf welchen das Thier gelegen hat: doch befehrer man 1? 
nicht, wie es fich von diefer neuen Befchwerlichkeit befreye M Ä 
Viele von diefen ungeheuern Gewuͤrmen Ieben von Fiſchen; und der P. von IM 
1098, von welchem diefe Nachriche genommenift, erzählet, er Habe eines Tages eine Schlall 
ge geſehen, deren Kopf fo dick, als. ein Kalbeskopf, gewefen, und die an dem Ufer eine 
Stuffes geffcher. Anfänglich, faget er , twarf fie aus ihrem Rachen vielen Schaum ‚in De 
Waſſer; darauf tauchete fie den Kopf hinein, und blieb einige Zeitlang unbeweglich,, M 
einmal öffnete fie den Rachen, um eine Menge Fifche zu verſchlucken, die der Schal 
herbey zu ziehen fchien. Ein andermal fah eben der Miſſionarius einen Indianer von u 
größten Geſtalt, welcher bis an ben Gürtel im. Waſſer ſtund, und fiſchete, von ei 
Schlange verſchlingen, die ihn den andern Tag wieder ganz von fich gab, Es wat” 
ihm alle Knochen zermalmet, als wenn er zwiſchen zweenen Muͤhlſteinen geweſen nal“ 
Die Schlangen von dieſer Art kommen niemals aus dem Wafler ; und man ſieht fie an“ 


— 


OD Der P. de Montoya in der ſchon angeführt, ⸗ 4) Diefer Umſtand hat fo, wie das Folgende nu 
ten geiftlichen Eroberung. ne Zweifel das Zeugniß eines ſolchen —— 


* 


— J 


in Suͤdamerica. VI Buch, VI Capitel. m 
nen Orten, wo ber Strom ſchnell ſchießt, fg fi 
mit dem Kopfe in der Höhe ſchwimmen, welcher bey ihnen fehr groß iſt, wobey ſie einen 
ſehr breiten Schwanz haben. Die Indianer geben vor, fie begasteren fih, wie die Land⸗ 
thiere, und die Männchen griffen die Weibchen fo an wie man es von den Affen meldet. 
Der P. von Montoya wurde eines Tages gerufen, eine Indianerinn 
welche von einem dieſer Thiere, da ſie am Ufer eines Fluſſes befchäfftige 
zu wafchen, war angefallen worden und eine verliebte Gewaltthaͤtigkeit von ihm erlitten 
hatte. Der Miſſionarius fand ſie an eben dem Orte liegen. Sie ſagete 


u ihm, fie füß- 
lete es, daß fie nur noch einige Yugenblicke leben wide; und fie hatte ihre Beichte kaum 
vollendet ſo ſtarb ſie. 


ie Kaymanen ſind hier von einer ungeheuern Dicke und haben eine Eigenſchaft, die 


ar an denen in Guapaguil nicht. bemerfet. Sie haben nämlich unter den Vorderpfoten 
Deutel, die mir eier Subfta 


. nz angefülfee find, deren Geruch fo ſtark ift, daß er fogleich 
in den Kopf fteigt, Wenn fie an der Sonne getrocknet ift: fo bat fie alle Suͤßigkeit des 
Mufeus, Die Requine des Sluffes fa Plata find auch viel größer, als Die in den andern 
Zlüffen. Sie lauern den Rindern auf, die dahin Fommen zu faufen, packen fie bey der 
Schnauze an und erfticken fie, r 

Man ſieht in einigen Gegenden diefer Provinz Chamälsone von einer ſehr fonderbaren 
Art, weil man ihnen fünf oder fechs Fuß Sänge giebe „ ohne zu gedenken, Daß fie ihre 
ungen mie ſich tragen, und den Rachen (ters nach der Seite offen Halten, wo der Wind 
berfomme, Man feßet hinzu, es ſey ein fehr ſanftmuͤthiges Thier, aber erſtaunlich dumm. 

Die Affen dieſes Sandes find faft von Menfhengröße, haben einen großen Bau und 
einen fehr fangen Schwanz. Sie machen ein entfeßliches Geſchrey, wenn fie von einem 
Pfeile getroffen worden ‚ reißen ihn aus der Wunde heraus und fhmeißen ihn wieder nach 
denjenigen, die fie verwundet baben, 


‚Die Füchfe find fehr gemein in Paraguay. An der Seite yon Buenos Apres haben 
fie vieles von den Hafen ‚an ſich, und ihr Haar ift von einer ſchoͤnen Mannichfaltigkeit. 
Man verſichert, es ſeh nichts fo arci 


9, as diefes Thier. Es iſt vertraut, Daß es die 
Vorbeygehenden zu liebkoſen Fömmt, ein Harn abe: ift wie iR hu 


48: y , den andern Theilen des 
mittäglichen America, von einem felchen Geftanfe, 


beichten zu bören, 
€ gervefen , Seinen 


daß man alles dasjenige ins Feuer 
werfen muß, was damit beneget iſt. ‘ 
Man unterfcheider zweyerley Arten von Tataren; die einen, welche von der Geſtalt 
eines fechsmonatlichen F 


erkleins ſind, haben in dem Bauche eine Art von Perkmukter oder 

Mufchel und eine andere in der Gegend der Nieren. Sie haben alle lange Schnauzen; 
die beyden vorder Pfoten dienen ihnen ſtatt der Hände, und jede Pſote hat fünf Zehen, 

Die Kaninichen des Landes ‚ Welche die Spanier Apercos nennen ‚ baben Fast feinen 

Schwanz und find filbergrau, Eine Art, die man unterſcheidet, ohne fie zu nennen, hat 

ein fo Fleines Maul, daß kaum eine Ameiſe hineingehen kann. 

Man kennet in eben dieſen Provinzen dreyerley Arten yon Hirfhen. Die einen, tel. 

che faft-von dem Wuchfe der Ochfen find, und ein Geweih mit vielen Enden haben , dal: 

ten ſich gemeiniglic) in fumpfichten Dertern auf, Andere, die etwas größer find, als die 


Ziegen, 
thig, als der angeführte ft, Denn, wer wollte ſich keit eines Miſſionars zu ſetzen, welcher 
unterſtehen, ein Mistrauen in bie Glaubwuͤrdig 


jenige berichtet, was er geſehen har? 


reiche in dem Fluſſe Parana fehr häufig find, 


Naͤturgeſch. 


von Peru. 
Du — 


\ 


Kaymane und 
Requine. 


Sehr große 
Ehamäleone, 


Affen.‘ 


duͤchſe. 


Tataren. 


Üpercos 


Dreyerley 
Arten Hirſche. 


hier nur das⸗ 


63 


a Du nn Ze VE Are a rer pa 
* * 


Naturgeſch. 
von Peru. 


Anta. 


Baͤume in 
Chaco. 


‚den hohlen Bäumen befindet, Die Hitze follte natürlicher Weiſe übermäßig heftig 04 



























128 Reifen und Entdeckungen 


Ziegen, aßen fich in den Ebenen. Die dritten find nicht größer, als ein ſechs monau 
Stier. Die Rede in Paraguay haben faſt nichts, was fie von den unſerigen unterſche 
Die Eber oder wilden Schweine, von denen man ſchon unter dem Namen der pi 
geredet hat, haben, wie in dem ganzen übrigen America, den Mabel oder vielleicht" 
Art von Luftloche auf dem Rücken, Ihr Fleiſch aber ift Hier fo delicat, und fo geil N 
daß man es fo gar den Kranken zu effen giebt, Die Dambirfhe und Rehe gehen 
truppweiſe. 4 
Ein in dieſem Theile des feſten Landes ſehr gemeines Thier ift eine Art von P 
welches man Anta oder Denta nennet, Es ift von der Größe eines Efels, dem es 
der Geſtalt nach, ſehr nahe fommt, die Ohren ausgenommen, die bey ihm ſehr kut 
Das Sonderbareſte an ihm iſt ein Ruͤſſel, den es nach Belieben verlängert und verfl 
und wodurd) es Athem hohlet, wie man glaube. Jeder von feinen Füßen hat drei) 
gel, denen man eine allgemeine Kraft wider afle Arten von Gifte benleger ; vornehmlich 
nen an dem linken Vorderfuße, worauf es fich leget, wenn es fich übel befindet e). 
bedienet fich der beyden Borderfüße, mie die Affen und Biber, Man hat bey ihm U 
Bauche Bezoariteine gefunden, Die fehr hochgefchäger werten. Es beißt den Tag 
das Gras und Kraut ab, und des Nachts frißt es eine Art von Thone, welchen es Ü 
Moräften findet, wo es ſich bey dem Untergange der Sonne hinbegiebt. Sein Fell 
fehr gefund und von dem Ochfenfleifche nur darinnen unterſchieden, daß es viel leichte 
zaͤrter iſt. Es Hat eine fo ftarfe Haut, daß man glaubet, es könne keine Flinten 
durchgehen, wenn fie trocken if. Die Spanier machen au Caſquete und Kuͤraſſe 
aus. Die Antajagd ift ſehr leicht: fie geſchieht aber nur des Nachts. Man wartet 
diefe Thiere in ihrem Sager find, wohin fie ſich gemeiniglich truppweiſe begeben. * 
man fie fommen ſieht; fo gebt man ihnen mit brennenden Fackeln entgegen, meld 
blenden; und indem fie über einander herfallen, fo ſchießt man mic fo glücklichen & 
auf fie, daß man beym Tageslichte gewiß ihrer viele entweder todt oder gefährlich ven 
det auf die Erde geftrecker finde, ’ 4 
Die Landſchaft Chaco, woyon man eine befondere Beſchreibung gegeben hat, 1 
weitläuftigen Wäldern bedecket, wovon einige Fein anderes Waffer haben, als was Ef 


ſeyn, und das um fo vielmehr, weil die Luft dafelbft fehr warm und trocken it. J 
der Suͤdwind, welcher alle Tage dafeibft weher, bringt eine fühle friſche Luſt dahin 
den mittäglichen Theilen erfährt man zumeilen eine fehr ſcharfe Kälte Die Baͤume 
dafelbft von fonderbarer Schönheit längft an einem fleinen Fluffe, Sinta genannt/ 
man Cebern, die an Höhe aller andern Laͤnder ihre übertreffen; und an der Seite 9 
fen Stadt Guadalcagar fieht man ganze Wälder, darinnen die Stämme über Dr) 
ter im Umfange haben, - a hg ö 
Die Quinaquina iſt daſelhſt fehe gemein, Es ift ein großer Baum, defel 
roh, und von einem angenehmen Geruche ift, und woraus ein wohlriechendes Harz 4 
Seine Frucht iſt eine große, fehr Harte Bohne, die wegen ihrer medicinifchen Kal 
berühme it, Eben dieſes Sand har zehn bis zwoͤlf Meilen fange Wälder, die Im 


e) Man lief in den Memoires de Trevoux Grignalen in Canada fehr ähnlich. er; 
(O&tobre 1751.) fie wären den Elendthieren oder  /) Wenn, es nicht eine andere Are its 


“ 


A 
ei 
ME 


9 


in Sudsmerica, VI Buch. VUI Capitel. 129 
allein aus großen Palmbaͤumen beſtehen. Der Kern diefer Bäume mit feinem Marke ge- 
kocht iſt eine gefunde Speife und von fehr gutem Geſchmacke Diejen 
dem Pilco- mayo wachfen,, find eben fo hoch, als die großen Eedern, 
Der Rival ift ein Baum, der mit breiten und harten Dornen ganz befeget iſt, deſ 
fen Blätter, wenn fie gefauet worden, für ein allgemeines Huͤlfsmittel wider alle Augen⸗ 
krankheiten gehalten werden. Seine Seuche ift füß und angenehm. 
ns sand Ehaco Hat zweyerfey Arten non Baysc, wovon dasjenige am höchften ges 
Khäger wird, was die Spanier Sanro Palo nennen. : 
Die Löwen in diefer Provinz haben rothes und 
ſanftmuͤthig und gar fo furchtſam 
men, und 


Naturgeſch 
igen, welche laͤngſt —————— 


Sie find ziemlich Thiere d 


en eines Hundes die Flucht nehe innen. 
‚ und nen Baum Flettern können ſich fangen laſſen. Die Ti: 

ger find nirgend großer und geimmiger Man hat dafelbft bemeuker 

eines Menfchen nicht vertragen koͤnnen 


et, daß fie den Harn 
€ — —— 2 vor ih⸗ 
en. n bemerket daß fie alle ihre Stärke erlie⸗ 
ren, wenn ſie in den Vanee —— —— 
ſie eben ſo gute Jaͤger im Waſſer, als auf dem Sande, Diefe Provinz Hat Peccaris 
oder Eber von zweyerley Farbe, grau und ſchwarz. Die Ziegen find daſelbſt ſchwarz oder 
roth; und man ſieht keine weiße, als an den Ufern des Pilcomayo. Man findet in dies 
fem Lande bis auf fechferley verſchiedene Arten von Gänfen und allerhand Federvieh. 
er Anta in Chaeo iſt von dem vorherbeſchriebenen ein wenig unterſchieden 5). Die Anta in dle⸗ 
panier nennen ihn das große Dich, Es bat Faftanienbraune und ſehr lange Haare, ft Provinz, 
einen Pferdekopf und Maulefelsopren \ Kalbeslippen , die Vorderfuͤße 
interfuͤße in dre Auf der Schnauz 
Rüffel, den es in fe 


in zwey und die 
e hat es, wie das andere, einen 
ı feinem Zorne verlängert; fein Schwanz ift kurz, feine Beine find zart 
aͤhne fpigig. Es hat zween Maͤgen, wovon ihm der eine zur Vorrathskam⸗ 
mer dienet, wori i Holz und Bezoarſteine finder, Wenn ſei⸗ 
dv nd zu Leder gemache werden: fo Fann man fie ni £ 
durchſchießen; und fein Fleiſch ift von * Büfetseifn. nicht ara — Fi 
an feinem linken Vorderfuße Hat eben die Kraft, welche man dem Elendsthiere oder Dri- 
gnale in Canada zufchreibr, Es bedienet fich deffelben eben fo bey ven Anfällen der fals 
lenden Suche, denen es unterworfen ift, wie das Drignal. Endlich ſo derfichert man, 
daß, wenn eg zu viel Blur habe, es fich die Ader mit einer Rohrſpitze oͤffne, und daß die 
Indianer dieſes Huͤffsmittel von ihm gelernet haͤtten. 


Das Guanaco, eine Aır von peruaniſchem Hama, welches man von den 


dern Wanotra genannt finder, vermuthuch weil ihm andere Völker in 
Namen geben, iſt in Chaco nicht weni 


ger gemein, und trägt Bezoarfteine, 
ſchwer. Man erzählet ‚ der Indianer ‚ don welchem die Spanier die erfte Kenntniß da⸗ 
von erhalten hätten, wäre von einen Sandesleuten umgebracht worden, Im 1723ften 
Sabre Hatten einige Engländer die eugier, zwey Guanacoe, die fie zu Buenos Ayres 
gekaufet hatten, mit nach England zu nehmen: es hat ſich aber niemand bie Mühe ge. 
nommen, bekannt zu machen, ob ſich dieſe Thie 


re in einer von ihrem urſpruͤnglichen San. 


Englän: Gugnaed oder 
America diefen Wanotra, 
viertehalb Pfund 


“man vermuchen, daß 


de 
ſich dieſer Unterſchied nur in von dem P. Montoya und dieſe von dem PD. Loza⸗ 
den beyden Beſchreibungen findet. Die erſte iſt no, beyde Miffionarien, 
Allgem, Reifi ebefchr. XVI Band, 


A — 


4 



























130 0 Neifen und Enddeckungen 


Naturgeſch. de fo verfchiedenen Himmelsgegend vermehrer haben. Man fiche fie nientals anders 
von Peru. truppweiſe, außer in den wuͤſten Gegenden; und waͤhrend der Zeit, da fie ſich afenı, 
allezeit eines auf einer Höhe Schilowacht, um die andern, bey der geringften OM 
durch eine Art von Wichern zu warnen. Alsdann flüchten fie fich alle zufammen in? 
ter, die mit jähen Abftürzen befeget find; und die Weibchen gehen mir ihren ung 
erft. Das Guanacofleifch ift weiß und von ziemlich gutem Geſchmacke, aber ein 
trocken. “ 
Zorillo. Die andern Thiere in Chaco ſind der Zorillo, welcher von dem ftinkenden % 
Capivara. in Canada nicht unterſchieden zu ſeyn fiheint; der Capivara, welcher ein zweylebiges 
von der Geſtalt eines Schweines iſt; der Jquana, welcher von dem auf der Sandeii 
nig unterſchieden iſt. — 
Quinquin⸗ Der Quinquinchon iſt ein ſehr ſeltenes Thier, welches ſein Haus mit ſi Ih 
on, ein felte: Diefes ift eine fehr harte Schale, in welche es ganz hineinkriecht. Sonſt har es dl 
nes Thier. ſtalt eines Schweines,. Es gräbt ſich mit feinen Pfoten und feiner Schnauze ein 4 
die Erde drey bis vier Fuß im Durchſchnitte worein es fich verſtecket. Won den u 
pen, bie es unter dem Bauche hat, geht ein fehr langes und fehr dickes Haar hervor? 
verfichert, es lege fich, wenn es vegnet, auf den Ruͤcken ‚ um den Regen aufzunt 
und bringe einen ganzen Tag in diefer Stellung zu; indem es warte, daß ein ER 
Damhirſch kommen, und das Waffer faufen foll, womit feine Schale angefülfer if. 
. bald aber der Damhirſch feine Schnauze nur hineingeſtecket har, fo finder fich folhl 
fangen, ohne daß er Athem hohlen kann; und da ihn alle feine Bemühungen nicht ME 
losmachen fönnen, fo dienet er dem Duinguinchon zur Speife, Einige Englände 
fen im 1728ften Jahre dem Könige, ihrem Herrn, zwey von Diefen Thieren lebendig 
Ihr Fleifch giebt einen Geruch, welcher ven Geſchmack deffelben unangenehm mas 





i Tatu oder ° Man unterſcheidet nod) eine andere Art, in Paraguay Tatu und in Tucumall 
Be Mulica. lica genannt, welches in ſeiner Schale eine ſo feſt verſchloſſene Kugel bildet; daß 
| nicht einmal eine einzige Zuge gewahr wird. Es bat fein Haar, und fein Fleiſch WE 


eines Spanferfels feinem nicht unterſchieden. a 

Die Täler endlich, welche zwifchen den Gebirgen find, wodurch man in © 
} koͤmmt, haben diejenige Art von Schafen, die man in Peru Hamas nenner ‚und! 
; man für kleine Kameele halten follte, wenn fie einen Höfer hätten. Die indian 
a Sandes bedienen fich derfelben zu $aftthieren , wie die Peruaner, 
Gift und Ge: Einige Reifende verfichern, Chaco bringe fein giftiges Thier hervor, Indeſſe 


| gengift, ben. doch vie Miffionarien eine große Anzahl derfelben allda gefunden. Sie beiehtell 
| - auch, daf das Sand reich an Gegengiften ſey, und daß das vornehmſte darunter die! 
liche und weibliche Contra: yerva und die Diperina fey, melde der P. Lozano Mi 
= \ Diofeorides Triffago hält, Die andern find der Colmillo de Vibora oder Sol 


| de la Tierra bas Tobacfsblatt, die Aehre und der Halm von dem Maiz und der 
E chen von dem Beine einer Kuh gedoͤrret und auf die Wunde gelegt. Man feget M 
| man müffe, um biefem letzten Gegengifte mehr Stärke zu geben, den Klochen mit # 
und Mitch wafchen, und ihn fo lange auf der Wunde (affen, bis er von felbjt abgaf" 

bes gefchieht, wenn Fein Gift mehr da ift, 

! : Alle Wälder im Chaco find voller Bienen; und in den meiſten iſt kein Baum 
einer gewifſen Dicke, welcher nicht einen Bienenſtock enthält, Dieſe Provinz konnte 


e 
- 
- 


| 
| 


in Suͤdamerica. VI Buch. VII Capitel. 131 
einen großen Theil von America mit Honig und Wachſe verſehen, und man kennet keinen, Naturgeſch. 
der von beſſerer Eigenſchaft wäre. Man fager nichts von den Vögeln Diefes Landes, wor: — 
aus der Geſchichtſchreiber von Paraguay ſhließt, daß fie daſelbſt, wie in allen andern Bogen 
heilen der neuen Welt, nicht fo fehr ‚die Ohren durch ihren licblichen Geſang, als die Chaco. 
Augen durch den Glanz und die Mannichfaltigkeit ihrer Federn, entzücken, 

In dem Sande ber Magnacicaer welches an dem nordlichen Ende des Sandes der Was — 
Ehiquiten, zwo Tagereifen von der Neyucrion St, Franciſcus Kavier ift, bringt das fand der re 
überall ohne Wartung verfchiedene Arten von Srüchten hervor. Die Vanilla ift daſelbſt a * 
eben fo gemein, als eine Art yon Eocosbäumen, die nicht von der Natur derer in den an: oringt. 
dern Ländern iſt, und deren Frucht vielmehr eine Melone, als ein Coco, i 

Unter den Thieren unterfchei 


if, 

ı befonders dasjenige, welches Famacoſio heißt. , Samacofio, 
Es hat einen Tigerkopf, den Lib eines Schafhundes und Feinen Schwanz, ee ein erfihrecklis 
tigkeit und feine Wildpeit Haben ni i Wenn man es gewahr wird: fo 9 Thier, 

kann man der Gefahr, von ihm gefreflen zu werden, nicht anders entgeben, als wenn 
man fogleich auf einen Baum klettert; und dach. findet man nur auf einige Augenblicke da: 
felbft Sicherheit, Denn das Thier, welches nicht Elettern kann, bleibt an dem Zuße des 
Baumes und erhebt ein Geſchrey, welches viele andere herbey zieht, Alsdann arbeiten fie 
alle zuſammen, den Baum aus den Wurzeln zu heben, und würden dazu nicht viel Zeit 
brauchen, wenn der Menfch nicht bew 


affnet genug wäre, um fie alle mit Pfeilen zu 
durchbohren. Wenn er keine Waffen hat 


» fo ift er unvermeidlich verloren, Die India: 
ner haben nur ein Mittel ausfündig gemacht, die Anzahl diefer fürchterlichen Thiere zu ver⸗ 
mindern, deren Vermehrung das Sand durchaus unwohnbar machen wiirde. Sie verei- 
nigen fich zufammen in einem wohlverpfählten Bezirke, we fie ein großes Geſchrey erhe— 
ben, welches die Famacoſioen von allen Seiten herbey zieht, Unterdeffen daß fich nun 
eine Legion von dieſen Ungeheuern befchäfftigee, in die Erde zu wühlen, um dasPfahlwerf . 
umzuwerfen, erfchiefit man fie mit Pfeiten ohne die Heringfte Sefahr. - 

ie Wopficaer, welche eine yon den mächeigften Bölferfchaften diefes Landes aug-  Sperfinge 
macheten, find nicht fo gluͤcklich geweſen, ſich von einem dem Anſehen nach nicht fo fürchterti. entvollern ein 
hen Feinde zu befrehen ‚ weil es nur eine Apr von Vögeln war, Denen der Geſchichtſchrei. 935 Land. 
ber den Namen der Speriinge giebt g), - Alein, wenn diefer gottſelige Schriftfteller 
nicht das Vertrauen misbrauchet , welches man feinem Charakter fehuldig iſt: fo muß man 
mit ihm glauben , „es hätten dieſe Fleinen Thiere die Menfchen ſo geimmig angefallen, daß 
„ſie ſolche getoͤdtet, ohne daß ſie ſich ihrer erwehren koͤnnen, und daß ſie faſt das ganze 
„and von Leuten entbloͤßet Hätten,,, Mir müffen anmerken, daß das Sand der Magna- 
cicaer von vielen fifchreichen Slüffen gewaͤſſert und mir Wäldern umgeben ift ‚ die fich ſehr 
weit gegen Diten und Weiten erſtrecken, und fo dick find, daß man die Sonne faft nies 
mals darinnen fieht; hinter diefen Waldungen findet man weite Einoͤden, die faft fters 
uͤberſchwemmet find; und die Einwo 


; und Di ner find einer Ark von Ausfage unterworfen, weicher 
Ihnen den ganzen $eib mit einer Rind bedecket 4), die aber doch 
en Schnabel der Sperlinge i 


Lage — u 
g) Hifloire du Paraguay, Tom. IL Liv, 15, p. 273. h) Ebendaſelbſt. — 
























PERS. Ah Reiſen und Entdeckungen 
Naturgeſch. „guas, ben größten von den bekannten Fiſchen in ſuͤßen Waſſern, nach dem Leben ab 
von pers. „net. Die Spanier und Portugieſen geben ihm den Namen Pexe buey oder 9 
De „fiſch, und man muß ihn nicht mit dem Phoca oder Seefalbe vermengen. F 
oder Ochfen- „Odon bier die Rede ift, näher fich von dem Graſe an den Ufern des Fluſſes. P 
fi, „Fleiſch und fein Fett fommen dem von einem Kalbe ſehr ähnlich. Das Weibchen % 
»geit, die ihm dienen, feine Zungen zu fingen. Der P, Acunja macher die Aehn 
„mit dein Dchfen noch vollftändiger, indem er dieſem Fiſche Hörner beyleger, womit 
„Natur nicht verſehen hat. Er ift, eigentlich zu reden, Fein zweylebiges Thier, weil 
„mals ganz aus dem Waſſer geht, und auch nicht heraus gehen kann, indem er Mil 
„Floßfedern an der Seite des Kopfes hat, welche flach und rund , in Geſtalt der Rude 
„sehn bis fechzehn Zoll lang find ‚ die ihm ſtatt der Arme und Füße dienen, ohne daß 
„ren Geſtalt Haben, wie Laet nach dem P Ecluſe fälfchlich voraus ſetzet. Er ſtecket 
. „nen Kopf aus dem Waſſer, damit er das Gras am fer erreichen koͤnne. Derjenän 
ich abgezeichner habe, war ein Weibchen, Seine Sänge war achthalb Fuß und fell 
„te Breite zween Fuß. Ich habe ihrer noch groͤßere geſehen. Die Augen dieſes 
„haben Fein Berhältwiß mie der Größe feines Körpers, Sie find rund und haben nu 
„Linien im Durchſchnitte. Die Drffnung feiner Ohren ift noch kleiner, und feheint ® 
80) von einer Stecknadel zu ſeyn. Einige haben geglauber, diefer Fiſch fen dem 9 
„nenfluffe befonders eigen: er ift aber in dem Orinoko eben fo gemein, Er finder ſich 
„obwohl nicht fo häufig in dem Oyapoc und vielen andern Fluͤſſen um Cayenne, an di 
„ſte von Guiana und den Antillen. Es iſt eben derfelbe, den man font Yanati Id 
Shat und heutiges Tages auf den franzöfifchen Inſeln von America Lamentin 1 
Indeſſen glaube ich doch, daß die Art in dem Amazonenfluffe ein wenig unter ſchiede 
Man findet ihn nicht auf der hohen See; man ſieht ihn fo gar ſelten an den Muͤn a 
„der Fluͤſſe: man finder ihn aber über faufend Seemeilen von dem Meere in dem Gu⸗ 
„den Paſtaca u. q. w. Er wird in dem Anazonenfluffe nur durch den Pongo aufg® 
„über welchen hinaus man ihn nicht weiter findet „, €), i 3 
Mixano. Dieſes iſt kein Hinderniß fuͤr einen andern Fiſch, Namens Mixano der eben A 
als ber andere groß iſt. Denn es finden ſich welche nur eines Singers lang. "Die #7 
noe kommen alle Jahre haufenweife nach Borja, wenn das Waſſer anfängt zu fa 
Ende des Brachmonates, Sie haben nichts befonders, als die Stärke womit fl 
den Strom hinauf gehen, Weil’das ſchmale Bette des Fluſſes fie nothwendiger WE 
der Straße zufammen bringe: fo fieht man fie truppmweife yon einem Rande zum 4 
hinuͤher gehen und wechfelsweife an einem oder dem andern Ufer die Gewalt ber) 


| womit das Waffer ſich im diefem engen Canale uͤberſtuͤrzet. Man fängt fie mic per 
wenn das Waffer niedrig iſt ‚, In den hohlen 


: Selfenlöchern des. Ponao, wo ſie fidh@ 

— um wieder Kräfte zu befommen, und deren fie ſich als Mittel bedienen, um UT 
34 fleigen, 

Prague, - De la Condamine 


De ſah in den Gegenden um Para einen Fiſch, welcher Puraque 
deffen Körper, wie ber & 


ampreten ihrer, mit einer großen Anzahl Oeffnungen dad 





©) Voyage für Ia Riviere des Amazones, edit, 
w > .; © 1749 in 4. a. d. 77. 

— Herr von Reaumur hat die verborgene Trieb⸗ 
1 Dal : j x ; . z i 


feder entdecket, welche dieſe Wirkung bey MT 
pedo hervorbringt. 


wi r ag ; 


weilen in die Hütten der Indianer, 


in Suͤdamerica. VI Buch, Vm Sapitel, 


iſt, und welcher über dieſes noch eben die Eigenſchaft ha 
fiſch. Derjenige, welcher ihn mit der H 


Hand oder auch nur mit einem Stocke anruͤhret, 
empfindet in dem Arme eine ſchmerzhafte Betaͤubung, 


133 


und wird zuweilen, wie man ſaget, 
‚ davon umgeſtoßen. De la Condamine iſt Fein Zeug 


fer That geweſen: er ver- 
fichert aber, die Beyfpiele davon feyn fo 
kann k). 


n Zweifel gezogen werden 

Die Schildkröten von dem Amazonenfluffe werden, als die leckerhafteſten, in Cayenne 

fehr geſuchet. Diefer Fuß ernährer ihrer von verfchiedener Größe, und verfchiedenen Ar- 

ten in fo großem Ueberfluſſe, daß fie allein mie ihren Eyern Die Bere i 

von konnten. Es giebt auch Land i 

butis nennet, und die Einwoher 

ſich alle zuſammen beſonders diel 
es merket, daß ſie ſreſſen. 


eNatur ſcheint der Traͤ eit der Indianer Vor ſchub an 
Beduͤrfniſſen * DE, | —* 


zu haben, und ihren 
Zuvor gekommen zu feyn. und Moräfte, di 
Schritte an den Ufern des Amzazoneı 


te man faft bey jedem 
afluſſes und zuweifen ſehr weit im Sande antrifft, Füllen 
ſich zur Zeit des Anwachfes des Fluſſes mir allerhand Fifchen an; und wenn das Waſſer 
fällt, fo bleiben fie darinnen eingefperrt, wie in natürlichen Teichen und Fiſchhaltern, wo 
man fie denn leichtlich fifchen kand. 
Die Krofsdile 7 ) 


find in dem Amazonenfluffe, ſo weit er läuft , und in den meiften 
Slüffen, die der Amazonenfluß einninme ‚ fehr gemein. Man verſicherte den Heren de la 
Eondamine, es fänden fich welche von zwanzig Fuß lang und noch wohl länger, Cr hatte 
ſchon in dem Fluſſe Guayaquil eine große Angahl von zwölf ‚ fünfzehn und mehr Fuß gefe- 
ben. Weil die in dem Amazonenfluffe weniger i 
fuͤrchten ſie ſich vor den Menſchen wenig. Zur Zeit Der 


e von die 
häufig, daß fie nicht i 


der einzige Feind, der 

fich unterſteht einen Kampf mit ihnen anzureren, iſt der Tiger, Ihr Gefecht muß ein 

befonderes Schaufpiel feyn. Allein, man kann felches nur bioß durd) einen glücklichen un⸗ 

gefähren Zufall zu hen befommen. Man febe Hier, was die Indianer dem Heren de fa 
ondamine davon erzähleten. 

Wenn der Tiger an das Ufer des Fluſſes komme, zu ſaufen: ſo ſtecket der Krokodil den 
Kopf aus dem Waſſer, um ſich feiner zu bemächtigen, wie er eg ben gleicher Gelegenheit 
mit den Ochfen , den Pferden, den Maulchieren und allem, was feiner Gefraͤßigkeit vor- 
koͤmmt, mache. Der Tiger ſchlaͤgt zugleich feine Klauen feinem Feinde in die Augen, als 
dem einzinen Orte ‚ welchen ihm die Härte feiner Schuppen noch die Mache läßt zu verlegen, 
Der Krokodil aber fährt alsdann unters Waſſer und sieht den Tiger mir 
viel cher erſauft, als daß er loslaͤßt. Die Tiger, welche de la Eon 
gefehen , und welche in allen heißen und mit Holzungen bedeckten Ländern gemein find, fehie- 
en ihm weder ar Schönheit noch Gro denen in Africa unferfchieden zu ſeyn. Sie 
greifen Beinen Menfchen an, wenn fie nicht ſehr hungrig find, Man unterſcheidet eine Ars, 

R 3 


deſſen 
iſenden 


damine auf ſeiner Reiſe 


) De la Condamine ſcheint fie mit den Kaymanen obaleich si 
verwechſeln, obgleich die meiſten Re 
einigen Unterſchied darunter machen. oe ki; st 5 


* 


Dinunter, welcher. 


t, wie der Torpedo oder Krampf: Naturgeſch. 


von Peru. 
— — 


Schildkroͤten 
auf dem Ama⸗ 


gonenfluſſe. 


Leichte Fi⸗ 
ſcherey. 


Krokodile. 


Kampf eines 
Krokodiles 


und Tigers. 


\m 


Naturgeſch. deffen Haut braun iſt ohne Flecken. Die Indianer Maynaer find ſehr geſchickt, die TIgE 
von Peru. mit der Halbpique zu beſtreiten, welche ihr ordentliches Gewehr iſt. 
— De la Condamine traf an den Ufern des Amazonenfluſſes das Thier nicht an, meld 

von Löwen, 


Bäre, U: Es wuͤrde kein Wunder ſeyn, wenn fich die Bären ‚die nur die Falten Länder bewel 
mari genannt. nen, und die man in vielen Gebirgen bon Peru finder, in den Gehölzen des Maranje 


Verſchiedene Bey Gelegenheit des Anta, welches in den Gehoͤlzen des Amazonenfluſſes nicht fe 
Namen des iſt, und wovon man ſchon oben die Beſchreibung mitgetheilet hat m), belehret er uns, 


Anta. 


Coati. 


Affen am 


Amazonen⸗ 


fluſſe. 


134 Reiſen und Entdeckungen 





















die Indianer in ihrer Sprache Puma und die Spanier in America einen Loͤwen nennen 
„Es iſt, ſaget er, eine ganz unterfchiedene Art von denen, die wir kennen. - Sie iſt MM 
„eleiner, als die africanifhen men, Ich habe feinen Iebendig, fondern nur einen ausg“ 
„ſtopfet gefehen,,. J 


nicht aufbielten, deſſen Himmelsluft fo verſchleden iſt Indeſſen reden doch die Indiant 
des Sandes von einem Tpiere, Namens Uchmari; und die iſt gerade der Namen des B 
res in der peruanifchen Sprache. De la Eondamine konnte nicht gewiß werden, ob diel® 
Thier eben daffelbe fey. 


ta fen der Namen, den ihm die Portugiefen in Para geben; die Spanier in Peru nenn 
es Danta, die Peruaner Uagra, die Brafilianer Capiira und die Galibier ander Kill 
von Guyane Maypuri. 
Als er bey den Yameoern vorbey gieng: fo zeichnete er eine Art von Wieſel ab, welch 

leicht zahm wird: er konnte aber den Namen ‚den es in Diefer Sprache führer, weder fehre® 
ben noch ausfprechen, Als er es darauf wieder in den Gegenden von Para antraf: fo eh 
fuhr er, daß es in der braſilianiſchen Sprache Coati hieß »). Be 
Die Affen find das gewöhnlichite Wildprät, weldyes von den Indianern am Amaje 
nenfluffe am meiften gefuchee wird. Wenn fie nicht gejaget , oder verfolger werden : ſo be 
zeugen fie Feine Furcht bey der Annäherung des Menfchen: und daran erkennen die Wilden 
des Amazonenfluffes, wenn fie auf Entdeckung der Länder ausgehen, ob das Sand, weh 
fie beſuchen, neu oder noch nicht von Menfchen befucher ift. De la Condamine fah ben ſe 
ner ganzen Schifffahrt auf diefem Fluſſe eine fo große Anzahl Affen, hoͤrete fo viele Aut 
derfelben nennen , Daß er es aufgiebt, fie alle zu erzählen. Es giebt ihrer, ſaget er, die 
groß find, als ein Windfpiel, und andere, die fo Elein find, als eine Ratte, das ift noch FL 
ner , als die Sapajue, und ſchwer zahm zu machen, deren Haar lang , glatt, gemeiniglld 
Faftanienbraun, und zuweilen falb geflecket ift. Sie haben einen Schwanz, der zweyn⸗ 
fo lang ift, als der Leib, einen kleinen und viereckichten Kopf, fpige und hervorſtehende 
ren, wie die Hunde und Katzen und nicht wie die andern Affen mit denen fie wenig Ach 
lichkeit haben, indem fie vielmehr, wie ein Eleiner Sönye ausfehen. Man nennet fie zu MI 
nas Pinches und zu Cayenne Tamsrinen. De la Condamine hatte ihrer viele, die 
aber nicht erhalten Fonnte. Giefind don der Art, welche man in der brafilianifchen Sprach 
Sahuinen und im Franzöfifchen verftümmele Sagouin nennet 0). Der Statthalter 
Para fehenfete dem Herrn de la Condamine einen, welcher der einzige von feiner Are mE 
“ Den man in dem Sande gefehen hatte. Das Haar an feinem Leibe war fülberfarben 






die 

De la Condamine ſaget in der Befchreibung, 1) Laet erwaͤhnet deſſelben. 9 
die er von diefem Thiere machet, nichte von dem J 
Ruͤſſel deffelben, 0) Laet redet nach dem l Eeluſe und bery MT 


in Suͤdamerica. VI Buch. VII Capitel. 135 
ee i : | Naturgeſch. 
die ſchoͤnſten weißen Haare; das an ſeinem Schwanze war glaͤnzend kaſtanienbraun wel 
ches — en & hatte noch eine andere fonderbare Merkwuͤrdigkeit an fi. Sei» von heru 


ne Ohren, ſeine Backen, und feine Schnauze waren mic einem fo lebhaften Rothe gefärbet, 
daf man Mühe hatte, 


ich zu überreden , diefe Farbe ſey von Natur fo. „Ich Babe ihn ein 
»ganzes Jahr lang a faget de Ia Condamine p); und alg ich diefes ſchrieb, faſt im 
»Angefichte der Küften von Frankreich, wohin ich ihn Tebendig zu bringen, mir ein Ver⸗ 
»gnügen machete, ſo lebete er noch. Ungeachtet meiner Vorſichtigkeit aber, ihn vor der 
„Kälte zu verwahren, bat die firenge Witterung ihn doch vermutblich getödte. Da es mir 
»auf dem hollaͤndiſchen Schiffe an Bequemtichkeit feblete, ihn im Dfen trocknen zu laffen: 
„fo Habe ich ihm nur im Branteweine erhalten Fönnen, welches vielleicht genug feyn wird, 
„ju zeigen, daß meine Beſchreibung nicht übertrieben iſt, 

8 Land hat noch andere feltene vierfüßige Thiere, die man aber auch in verfchiebes Andere feltes 
nen andern Theifen von America anfrifft , oder die bereits beſchrieben worden ‚ dergleichen Die ne vierfüßige 
verfchiedenen Arten von Eber und Kaninichen ‚ ber Pac, der Sourmilier welcher in der Thiere. 
brafitianifchen Sprache Tamandiın beiße, ein anderer Eleiner Tamandüın-hi ge: 
nannt; das Stachelfchwein ‚ das Faulthier, welches die Spanier Perico-ligero und die 
Drafilianer Unau nennen; der Tatu oder Armadillo, und eine Menge andere, wovon de 
la Condamine einige abgezeichner, oder deren Abzeichnungen von dem Heren von Morains 
ville in des Heren Godins Händen geblieben find g), 

Man lieſt in einigen Reiſebeſchreibungen daß die Schlangen des Amazonenfluffes oh⸗ Ob die 
ne Öift find: allein, de ia Condamine berfichert, daß, ob es gleich wirklich einige gebe, die Schlangen 
nicht böfe find ‚ die Biffe von vielen dennoch faft allezeit den Ton wirfen, ine von den —— 
gefaͤhrlichſten iſt die Klapperſchlange. Dergleichen iſt auch die Schlange, von der man un— 
ter dem Namen Coral gereder hat, den fie von den Spaniern hat, Das feltenfte und fon- 
derbarefte Thier von diefer Art ift eine groß i fünf und zwanzig bis 

i } ‚ Welche die Indianer Nacu- Mama, das ift, Yarı-Mama, 
Vaſſermutter nennen , und die gemeiniglich, wie man faget , in denen großen Seen lebet, eine ungeheus 
bie durch das Austreten des Waffers des Shuffes in dem Innern des Sandes gebildet wer, ve Schlange. 
den, Wir wollen uns hier an des Herrn de la Condamine Worte halten, damit man das= 
jenige, was er von dieſem Ungeheuer denket, mit demjenigen vergleichen kann ‚, was man in 
des Don Ulloa Nachrichten davon gelefen hat r), 


„Man erzähler, ſchreibt er, Dinge von ihr, woran ich noch zweifeln wuͤrde } 
„fie gefehen zu 


wenn ich Des de laCon⸗ 
haben glaubete, und die ich hier nur nach dem Verfaſſer des erläuterten damine Ur⸗ 
„Orinoko 5) zu wiederhohlen wage, welcher 


fie in allem Ernſte anfuͤhret. Dieſe unge — 
„deure Schlange verfchlinge nice allein, nach dem Angeben der Indianer, ein ganzes Reh, N 
„ſondern fie zieht auch wie fie hoch und theuer verfichern durch ihr Athemhohlen die Thies 
„te, die ihr nahe kommen, auf eine unmiderftepliche Art an ſich und frißt fie. Verſchiede⸗ 
„ne Portugiefen aus Para unferfingen fih, mich faft eben fo wenig wahrfcheinlicher Dinge 
„don der Are und Weile zu überreden ‚ Wie eine große Schlange einen Menſchen tödtet in⸗ 
„dem ſie ſich um ſeinen Leib herum fhlinge, und ihn mit ihrem Schwanze ſpießet. Nach der 


„Größe 
P) Am angef. Orte a. d. 92. S. : 


) Sm IX. Bande diefer Sammlun ad, 
DE dat die von dem Fourmillier und dem 300 &” 3 
Moypuri aus Cayenne mitgebracht.: 


5) Der P. Gumilla, ein portugieſiſcher Jeſuit. 




























136 0 Keifen und Entdeckungen 


Naturgeſch. „Größe und der Geſtalt zu urtheilen, koͤnnte fie wohl mit derjenigen einerley ſeyn, bie ſich in 
von Peru. „den Gehoͤlzen von Cayenne findet, wo Die Erfahrung zu erkennen gegeben hat, daß fie vich 
my 7 fürchterlicher, als gefährlich, iſt. Ich habe dafelbft einen Dfficier gekannt, welcher von WE 

„in das Bein gebiffen worden, ohne daß es Die geringite verdrießliche Folge gehabt HT 
Vielleicht war er aber nicht bis auf das Blut gebiffen. Ich babe zwo Haͤute davon MIT 
„gebracht, wovon die eine, fo eingefrocfnet fie auch iſt, fünfzehn Zuß lang und über eine 
„Fuß breit it, Ohne Zweifel find folche von den größten „, 2). I 
Der Suͤgla⸗ Der Wurm, welcher bey den Maynaern Süglschrb und zu Cayenne der Wurl! 
hei oder Ma⸗ Macaque, das ift Affenwurm, heißt, hat feinen Wuchs in dem Fleiſche der Thiere M 
caque. der Menſchen. Er waͤchſt daſelbſt, wieeine Bohne fo groß, und verur ſachet einen unerträgl® 
hen Schmerz: er iſt aber ziemlich felten. De la Condamine zeichnete den einzigen AT 
den er gefehen hat, und verwahret ihn im Branntewein. Man faget, er wachfe in 0° 
Wunde, die von dem Stiche einer Art von Moskiten oder Maringoinen gemacht word 
Das Thier aber, welches fein Ey hineinleget, ift noch nicht bekannt. 
Vögel am Die Menge ver verfehledenen Arten von Vögel, womit die Waldungen am Amaf 
Amazonen⸗ nenfluſſe bevölkert find, ift noch viel größer und mannichfältiger ‚als der vierfüßigen Thie 
ſluſſe. ihre. Man bemerket aber hier, wie in der übrigen neuen Welt, daß bey dem allerſchoͤnſte 
Gefieder faſt fein einziger einen angenehmen Geſang habe. Die meiften find in den Al 
dern Theilen des mittäglichen America gemein, Der Colibri, welcher ſich daſelbl 
in dem ganzen heißen Erdgürtel findet, führet bier Den Namen Duinde, wie in Paragud) 
Die Arten von Papegeyan und Arafen find unzaͤhlig und nicht weniger an Größe, # 
an Farbe und Geſtalt, unterfchleden. Die gewöhnlichften, welche man zu Cayenne un 
dem Namen der Tahuas oder dev Amazonenpapegeye Fennet, find grün, und oben auf 
Kopfe, unter den Flügeln und an den Spigen derfelben, fhön gelb. Cine andere Art, MA 
che zu Cayenne auch Tahuas heißt, ift von eben der Farbe nur mit dem Unterſchiede, dal 
dasjenige, was bey den andern gelb iſt, bey diefen vorh ift. Die ſeltenſten aber find ka: 1 
jenigen , welche ganz gelb find, citronfärbig, außen und unter den Flügeln und an den OF 


gen zwoer oder Dreyer Federn deflelben ein fehönes Grün haben. Man kennet in um 

rica die graue Art nicht, welche feuerfarbene Spigen der Flügel hat, und in Guined! 

mein ift. u J 

Art der In⸗ Die Indianer an den Ufern des Oyapoe haben Die Geſchicklichkeit, den Papegeyen DNTE 
— Kunſt natürliche Farben zu verſchaffen, die von denen unterſchieden find, welche fie I 
a Natur erhalten haben , indem fie ihnen an verſchiedenen Orten am Halſe und auf dem 
cken Federn ausreißen, und den gepfluͤckten Ort mit dem Blute von gewiſſen Froͤſchen 

fiben. Diefes Heiße man in Cayenne einen Papegey tapezieren (tapirer), De la Coll 

mine merfet dabey an, die ganze Kunft beftehe vielleicht in nichts weiter, als daß man“ 

gepflückten Theil mit einigem fcharfen Safte benege, oder daß vielleicht auch nicht ein“ 

eine Zubereitung dazu noͤthig ift, Er bat feinen Verſuch damit gemacht: er feget aber Y 

zu, es komme ihm nicht außerordenelicher vor, an einem Vogel rothe oder gelbe Federn 

fast der grünen, bie ihm ausgeriffen worden, wieder wachfen zu fehen, als auf bem 


& € hatte ſolche Häute , wie viele andere Merk commiſſar, dem Herrn Artur, Arzte des EM 
wuͤrdigkeiten aus der Naturgefchichte den Jeſulten und vielen Officieren aus der Beſatzung zu MT 
39, Sayenne, dem Herrn de l Jle Adam, Ser A. d. 83 ©. — 


* 


in Suͤdamerica. VI Buch, VIH Capitel. 
Een eines Pferdes, welches verwundet worden ‚ an ftate des ſchwarzen Haares, weißes > —S 
vor kommen zu ſehen. Ein Beweis, daß der Saft, faget er, womit man die Haut veibt, 
einen ‚Einfluß in die Farbe der neuen Federn hat, ift, daß fie bey der Art, welche rothe Fe⸗ 


dern in den Flügeln hat, ftets wieder roth, und bey denen, welche gelbe Slügelfpigen haben, 

ſtets wieder gelb wachfen , ob man gleich einerley Saft brauche. Die Mapnaer, die Oma⸗ 

Yuaer und verfchiebene ander ini, aus den Federn; die aber 
und Sauberkeit nicht beykommen. 


137 


e Fndianer machen einige Arbeiten 
der Mericaner ihren an Kunft 


Cahuͤitahů. 
wel⸗ 
it einem Sporne oder fehr fcharfen Horne, wie eine 
Stecknadel einen halben Zoll lang, b 


ſtarke 
ewaffnet iſt. Dieſe Eigenſchaft iſt ihm mit dem Vo— 

welcher zu Quito Canelon genannt wird. Außer dem aber, daß er viel gröfs 

fer ift, hat er auch oben auf dem Schnabel ein anderes fleines, gerades, dünnes und bieg- 

fames Horn , eines Fingers lang. Sein Namen druͤcket fein Geſchrey aus, 

Der Vogel, welcher von den Spaniern in der Provinz Maynas der Trompeter, Der Trom⸗ 
Trompetero, genannt wird, ift eben derfelbe, welchen man Agami zu Para und in ver peter. - 
Inſel Cayenne nennet, Er ift fehr bekannt in, und hat weiter nichts befonders, 
als das Geräufch, welches er zuweilen machet, und wovon er den Namen befommen hat. 

Nach des Herrn de fa Condamine Urtheile haben einige ſehr übel dieſen Ton fuͤr ſeinen Ge— 
ſang oder ein Waldgeſchrey gehalten. Es ſcheint, daß er in einem ganz unterſchiedenen 
und dem Halſe gerade entgegen ſtehenden Werkzeuge gebildet werde. 

Der beruͤhmte Vogel, welchen man in Peru Contur und verderbt Condor nennet, Kondor oder 
iſt den Augen des Heren de la Condami 


birge der Provinz Quito Kontur, 
nicht entwifche. Man verficherte ihn, er fände ſich auch in den niedern Landen der Ufer 

des Maranjon, Er machet fich gar fein Bedenken, ihn den größten Vogel nicht allein in 
America, fondern auch unter allen dene 


n, die ſich in die Luft erheben zu nennen. 
ſcheint eine Ausnahme des Straußes in 


Diefes 
ſich zu ſchließen. Die Indianer ſtellen ihm auf 
verfchiedene Art nach, worunter die wißigfte, wie man faget, darinnen befteht, daß fie E zur 
Lockſpeiſe das Bild eines Kindes von einem ſehr klebrichen 
ſo einem ſchnellen Fluge ſchießt, und feine Krallen 


Thone darftellen , worauf er mit 
dergeftalt hinein fhlägt, daß es ihm niche 
moͤglich ift, folche wieder heraus zu bringen. 


ie Fledermaͤuſe von der Art derjenigen, welch 


Mauleſel Fledermaͤuſe, 
gen, wenn ſie ſich nicht davor in Acht nehmen, i 


indem ſie die das Vieß 
eine Plage an dem Amajonenfluſſe, wie in den meiften heif- aufreiben. 
fen Sändern in America, " &g giebt einige ungeheuer große, welche zu Borja und an an- 
dern Orten das Rindvieh gänzlich aufgerieben haben, welches die Miffiondeien dafelbft ein- 
geführet hatten, und welches anfing ſich zu vermehren. 
De la Condamine ſah den T 


ucan, einen Vogel, den man ſchon unter denen in Da: Beſchreibung 
raguay genannt, hat. Seine Sonderbarkeit aber verdienet eine weitläuftigere Defchreibung des Tucans, 
nad) dem P, Feuillee u) und mit deffen eigenen Worten. 


Er ift von der Größe einer Tau- 
be, 
de la Condamine 


%) Journal des Obfervations etc. Tom.I, p, gag, Der P. Feuillee ſchreibt Tocan, 
oucan und die Miſſionarien Tucan, 


Allgem, Reiſebeſchr. XVI Sand, .S 


Naturgeſch. 
von Peru. 


Defehreißung, Als fich eben dieſer Neifende zu Buenos Ayres befand: fo fah er daſelbſt andere fl 


des Chinche. 


Ex i 


138 Reifen und Entdeckungen = 


be, und wegen feines Schnabels fo beruͤhmt, daß man ihn unter die ſuͤdlichen Geſtirne aM 
Himmel gefeget hat, Der Schnabel desjenigen, welchen man dem P. Feuillee fchenkeltr 
war. bey feinem Anfange drittehalb Zoll ftarf und feine Länge war fechs Zoll. Diefer 
fehrte Drdensmann glaubete anfänglich, ein fo großes Gewicht müßte dem Tucan zur Laſt 
ſeyn. Nachdem er den Schnabel aber in der Nähe unterſuchet: fo fand er ihm hohl und 
fehr leicht. _ Der obere Theil, welcher oben gerundet war, hatte die Geftalt einer Sichel, de 
vorn an der Spitze ſtumpf war. Die beyden Raͤnder, welche ihn endigten, waren wie Zaͤh⸗ 
ne an einer Säge eingeſchnitten, mit einer feinen Schneide. Sie nahmen ihren Anfand 
an der Wurzel des Schnabels und giengen fo fort bis an das Ende. Man fah längft HM 
oben auf diefem Theile eine gelbe Binde, ungefähr vier Linien breit, welche auf deffen gatf 
zen Länge hin gieng. Eben biefe Farbe erftreckete fich auch vom Anfange des Schnabel? 
bis auf einen halben Zoll darüber Binaus, und faffete diefen ganzen Theil ein, der fich af 
feinen Rändern mit einem Fleinen himmelblauen Streife anderthalb Linien breit endigte, wel 
ches eine höne Wirkung that. Alles Lebrige diefes Theiles war eine Bermifchung voll 
Schwarz und Roth, bald heil, bald dunkel, Der untere Theil des Schnabels, welcher el 
wenig gefrümmet war, hatte bey feinem Anfange einen himmelblauen Streif acht Linie! 
lang, und alles Uebrige war eine Bermifchung gleich derjenigen an dem obern Theile, SW 
ne Ränder waren wellenförmig, zum Unterfhiede des andern Theiles, welcher wie Zähne MT 
einer Säge war. 
Die Zunge des Thieres, die faft eben fo lang war, als der Schnabel, beftund aus eh 
nem weißlichen, fehr dünnen, auf jeder Seite mit fo vieler Zartheit tief eingefehnittenen Haͤut⸗ 
en, daß man es für eine Feder wiirde gehalten haben. Seine Augen, die auf zweenen 
nackten und mit einem himmelblauen Häuschen bedecketen Backen lagen, waren groß, rund, 
von einem lebhaften und funfelnden Schwarze. Seine Krone oben auf dem Kopfe, ſein 
ganzer Mantel und fein Flug waren ſchwarz, außer einem großen Streife von einem ſchoͤnen 
Geld, der ein wenig oben von dem Schwanze entfernet war, und fich bey dem Anfange DIE 
ſes Theiles endigte. Sein Auspug oder die Flecken an den Flügeln waren milchweiß, WE 
diefes gieng fort bis auf die Bruſt, wo ein gelber zwo Linien breiter Streif diefes fehönt 
Weiß mit einer rothen Farbe ungefähr vier Linien breit theilete, worauf eine ſchwarze Fark 
folgete, bie fi) unter dem Bauche verlor, wo ein Hellroth anfing und.bis zum After fo 
gieng. Der ganz fhwarze Schwanz war vier Zul lang und an feinem Ende gerund# 
Seine bläulichen mit großen Schuppen bedecketen Beine waren zween Zoff lang. Ein 
der von den Füßen beftund aus vier Krallen, zwo vorn und zwo hinten, Die beyden MT 
ſtern waren anderthalb und die beyden andern einen Zoll lang, und endigten ſich alte mis # 
nem drey Linien langen ſchwarzen und flumpfen Nagel. Man unterfchied die Nafelöhtt 
des Tucans fo Menig, daß man glauben follte, er Hätte Feine, weil fie zwiſchen dem Kohl 
und der Wurzel des Schnabel verftecker find. Diefer Vogel wird fo leicht zahm, als DH 
Hühner Er fümmt auf die Stimme derjenigen, die ihn rufen, und feiße alles ohne WF 
terſchied, was man Ihm vorwirft. 






















derbare Thiere, wovon er ebenfalls die Beſchreibung mittheilet. Eines Tages, ſaget RE 
wurde ich in dem Graſe das Hintertheil eines Thieres gewahr, welches ich anfänglich, N 


2) Ebendaſ. a. d. 272 ©. —J—— 


in Suͤdamerica. VI Buch, VII Capitel. 139 
das Gras fehr hoch wor, für einen Fuchs hielt. Ach näherte mich; es lief fort. Ein Flin⸗ Naturgeſch 
tenſchuß, den ich auf ihn — * faͤllete es. Meine Abſicht war, es mitzunehmen. Ein un- xon Peru 
ertraͤglicher Geruch aber, der aus feinem Leib⸗ gieng, machete, daß ich zurück wich; und ich 
ließ es nur daben bewenden ‚ daß ich es auf der Steffe abzeichnete. , 

Diefes Tier, welches von den Sandesfindern Chinche genannt wird, iſt von der Groͤſ⸗ 


fe einer Rage. Es bat einen langen Kopf, der fich von feinem obern Theile an bis an 
das Ende des obern Kinnbackens 


h zuſammen zieht, der über den ungern Kinnbacken vorgeht, 
und bie benben bilben einen Rachen, der bis an die fleinen Canthus oder äußern Augenwin- 
el gefpalten iſt. Seine Augen find lang und fehr fehmal, Das Traubenhäucchen ift 
fehwarz und alles andere weiß, ine Ohren find breit und faft den Ohren eines Men⸗ 
ſchen gleich. Die Knorpel, woraus fie beſtehen, Haben ihre Ränder nad) inwendig gekeh⸗ 
vet, Ihre Sappen oder ihre untern Theile hängen ein wenig hinunter, und die ganze Ein- 
i ‚ daß das Thier ein ſehr zärtliches Gehör bat, Zween weif- 
fe Streifen, die ſich auf dem Kopfe anfingen, gehen über die Ohren, indem fie ſich von ein- 

ander entfernen, und endigen ih in Bogen Des es. Seine Füße find 
kurz und die Pfoten in fünf Zehen gethellet, welche an ihren Spigen mit fünf fehwarzen, 
langen und fpigigen Nägeln verſehen find, die ihm dienen ſich fein Lager zu graben. Sein 
Ruͤcken iſt gewölber , gleich eines Schweines feinem und der Bauch unten ganz flach. Sein 
Schwanz ift eben fo lang, als fein Leib, und in feinem Baue von einem Fuchsſchwanzje nicht 
unterſchieden. Sein Haar iſt dunfelgrau und fo lang wie unferer Ragen ihres, Es mas 
het feine Wohnung in der Erde: fein Loch aber ift niemals fo tief, als unferer Kanini- 
chen ihre. 


Der unerträgliche Geſtank welchen der P. Feuillee dem Chinche beyleget, und einige 
andere Zuͤge in dieſer Beſchreibung laſſen faſt nicht mehr zweifeln, daß ſoiches nicht eine 
Art von americaniſchen Fuͤchſen geweſen, von denen man ſchon geredet hat, ohne fie zu 
befchreiben, 

Zu einer andern Zeit brachte ma 
Sluffe la Plata, deren Größe unferer leich kam. Ihr Schnabel war Hart, vondemziute 
durch ein großes Naſenloch geöffuet und ſonſt unferer nn ale, 2 mit —* la — 
rothbraunen Flecke in der Mitte, Ihre Krönung, das jft derjenige Theil, welcher den obern 
Theil des Schnabels mit dem Kopfe theilet, war durch einen weißen runden Höfer in Ge- 
alt einer Schwicle erhaben, deren Dicke wie eine Daumfpiße war. Ihre Augentieder 
waren ſchoͤn weiß; ihre Augen blutroth, und die Sehe darinnen himmelblau. Ihr Kopf 
war dunkelſchwarz, deſſen Dunkelheit gegen den Mantel zu unvermerkt abnahm, uͤnd von 
ſeinen Fluͤgeln oben unter den Bauch hinunter gieng. Sie wurde ſchieſerfarben und erſtre⸗ 
efete ſich bis an das Ende eines ſehr kurzen Schwanzes. Die Flügel waren von eben der‘ 
Farbe, und das Gefieder außer an den Flügeln beftund aus überaus feinen, fehr dichten 
Pflaumfedern, die fehr ſchwer auszureißen waren. Die Beine maren fo fang, wie der Huͤh⸗ 
ner ihre, gelblichgrün, außer an dem Theile über dem Knie, welches fcharlachroth war und 
immer zunahm, fo wie es fich den Federn des Schenfels nahete. Die Schienbeinroͤhre war 
ein wenig dünner unter dem Knie, als gegen die Fußwurzel. Die Füße waren von eben 
‚ ber Sarbe, wie die Beine, und beftunden qug yier Krallen, drey ſehr langen vorn und einem 

Heinen hinten, die mit harten, ſchwarzen und ſpitzigen Nägeln verfehen waren, Die drey 
vordern Krallen waren mit einem Knorpel umber verfehen,, welcher zur Floßfeder dienete, 

Sa \ 


drey⸗ 


3 


1 
J 


| 140 | | Reifen und Entdeckungen 3 
Naturgeſch. dreyfach eingeferbet, und an dem Orte der Bergliederungen oder Gelenke der Gliedreihen . 


‘von Peru. ſtets eng zufammengezogen waren, Deren drey die mittelfte Kralle, zwo Die inwendige, un 
Vvier bie auswendige, eine einzige aber die hintere ausmacheten, Die ſehr kurz war. Died 

, Vogel iſt felten ; und ob man gleich ſolchen aud) in Europa bat, defien Leib faft eben fo ir 

fo iſt doch der Kopf ganz anders Y) 

Seſchreibung Nach einem ſo genauen Beobachter, als der P. Feuillee iſt, muß man auch die 
des Colibri. ſchreibumg des Quinde oder Colibri geben , fo wie er ihn in dem beißen Erdgürtel geſe⸗ 
























hen hat. Er hatte ihrer ſchon eine große Anzahl in den americaniſchen Inſeln geſehen 
Da ihm die zu Peru aber noch viel Eleiner vorfamen: fo unternahm er, einen Davon nad" 
dem eben vorzuftelfen. Diefe Vögel find lange noch nicht fo groß, als die Zaunkoͤnig⸗ 
in Europa. Ihr Schnabel iſt uͤberaus ſpitzig ſchwarz und dünn, Die Federn am Kop bh 
fangen gegen die Mitte des obern Theiles des Schnabels an. Sie find im Anfange (ed 
Flein, Schuppenweiſe geſtellet, "und nehmen an Größe ftets zu, bis oben auf dem Kopler 
mit einer bewundernswürdigen Ordnung. Sie bilden dafelbft einen Fleinen Buͤſchel vol 
einer Schönheit ohne ihres gleichen, Durch den Ölanz einer gofögelben, und nach denen verſchie⸗ 
denen Anbliken des Auges, welches fie anfieht, abwechſelnden mannichfältigen Farb 
Bald ſcheint fie von einem Schwarz, gleich dem. fhönften Sammte, bald von einem fri⸗ 
fhen Grüne, bald Himmelblau, und bald autorenfärbig zu ſeyn. Der ganze Mantel DR 
Eotibri ift von einem Dunfelgrime, aber goldfarbig. Die großen Schwungfedern find” 
dunfel, violett, ein wenig blaß der Schwanz beſteht aus neun £leinen Federn, und ift ebe 
fo lang, als der ganze $eib, werinnen die in dem heißen Erdguͤrtel von denen von eben 
der Art unterfchieden find, welche der P. Zeuillee in den americanifchen Inſeln gefehen hat 
te. Diefer Schwanz ift ſchwarz, mit violett und grün gemifcht, welche Miſchung eine er⸗ 
ſtaunliche Mannichfaltigkeit wirket, nachdem das Auge ſie anſieht. Ihr Ausputz, oder DIE 
Federn oben an den Fluͤgeln, iſt tief dunkelgrau, und der ganze Bauch unten bis an Del 
Schwanz fälle in das Schwarze, mie Violett, Grün und Aurora vermiſchet, welches field 
— ein unterſchiedenes Anſehen har, nachdem derjenige ſteht, der es beobachtet. Ihre Augen 
ſind lebhaft und glaͤnzend, von der Schwaͤrze eines Achats, und der Größe des: Kopf nr 
gemäß. Sie haben kurze Beine, und ſehr Eleine Füße, die aus vier Krallen beſtehen 
wovon drey vorn, und die vierte hinten, und alle zuſammen mit kleinen ſchwarzen, und 
ſehr ſpitzigen Naͤgeln bewaffnet find. 
Dieſe Voͤgel ſchweben heftändig mit einer wunderſamen Geſchwindigkeit umher, ST 
fliegen von Bluhmen zu Blumen, und fuchen in deren runde, mit einer fehr zarten ZU" 
ge, den Saft, der ihnen zur Nahrung dienet. Ihre Zunge iſt anderthalb Zoll laug 
knorpelicht, und von ihrer Mitte bis an ihre Spige ausgezacket, wie eine Eleine Si" 
Ihr Geſang ift nur ein kleines Knirſchen, welches feine Scbhaftigfeit weit genug hören IA! 
welches aber nicht lange Dauert, Sie legen ordentlicher Weife nur zwey Eyer, fo groß! 
unfere Erbſen. Ihre Nefter, die fie von Baumwolle machen, find nicht größer, als el! 
. Everfchale , und von einer fehr artigen Bildung, Sie hängen ordentlicher Weife zwiſchen 
Wirkung des den Kräutern oder den Zweigen Eleiner Stauden 2). J— 


Giftes einer ** fi tn d tigkeit ift ini S Ne 
‚Slapperfhlane 5 Um einigen Begriff von der Heftigkeit des Giftes bey einigen Schlangen diefes far 
98 


geben, erzaͤhlet der P. Feuillee dasjenige, was zu feiner Zeit bey einer Quelle si 


— 


Ebendaß. mb, 276 S. 2) Ebendaſ. q. d. 414 ©. — I 


Br * Due = 





in Suͤdamerica. VI Bud, VII Capitel. 


dem fuͤnften und ſechſten Grade Suͤderbreite, ſiebenzig Seemeilen von dem Suͤdmeere vor— Naturgeſch. 
gegangen. 


Eine Indianerinn, von ungefähr achtzehn, Jahren, war bingegangen , ne — 
einer Quelle, funfzig Schritte von ihrem Haufe, Waſſer zu ſchopfen; und hatte das Un⸗ 
gluͤck von einer in dem Graſe verborgen liegenden Klapperſchlange, die ſie nicht geſehen hat⸗ 
te, gebiffen zu werden.” Sie fhrie um Huͤlfe. Ein flamaͤndiſcher Arzt, den die dloße Neu- 
gier nach Peru getrieben Hatte, und welcher in dem Sande herum reifete, befand fich da- 


141 


mals mit einem Sreunde eben in diefer Gegend, um allda neue Pflanzen zu füchen. Sie 
liefen beyde auf das Flägliche Geſchrey, welches fie hoͤreten, Hinzu, und wurden von dem 
Zufalle unterrichtet, Da 


fie nun aus andern Erfahrungen mußten, wie fürchterlich diefe 
Thiere find: fo lief der eine yon ihnen nad) dem Haufe des Pfarrers, um den Beyftand fei- 
nes Amtes zu verlangen , unter deffen der andere fi) bemübete, der Kranken beyzufprin: 
gen, De r nicht eilig genug kommen. Er fand die Indianerinn ſchon todt; 
und was einem am ſeltſa 


ſo gieng das Fleiſch, als er den Leichnam 

als wenn es bereits Zerweſet wäre, fo daß man genöthiget war, ihn 

in ein Tuch zu ſchlagen, und fo nach der Kirche zu bringen. Der PB, Feuillee bewundert 

welche beweift, fager er ‚ mit was für Heftigfeie die Theile, wor« 

aus das Gift diefer Schlangen beſteht, auf die thierifchen Körper wirke, Gr ſetzet Hinzu, * 

eine ſo ſonderbare Begebenheit, die ihm ſelbſt von einem erleuchteten Manne erzaͤhlet wor⸗ 

den, der nur nach Indien gefommen , neue Einſichten zu erwerben, und das Wahre von 

dem Falfchen zu unterfcheiden, verdienete wohl, daß er fein Wort bräche, welches er im 

Anfange feines Tagebuches gegeben ‚ Nichts hinein zu bringen als was er felbft mit Augen 

angefehen, oder erfahren hätte a). 

Eben derfelbe Arzt hatte auf den Feldern in Bambon ‚ einer, Provinz von den hoͤch⸗ Pflanze, wel⸗ 
ſten in Peru, zehn Grad vonder Linie an der Suͤdſeite, die berühmte Pflanze entdecket, hedie Weiber 
woraus die Indianer fo viel Werkes machen ‚ dafs fie ihre Weiber fruchtbar macyete, Cie — * 
nennen fie Macha, und unzählige Erfahrungen erlauben nicht, zu zweifeln, daß fie niche De 
ein vortveffliches Hülfsmittel wider die Unfruchtbarfeie bey denen Meibern ſey, die einige 
Tage davon effen. Ihr Stengel ift nicht über einen Fuß hoch. pre Blätter, und ihr 
Samen gleichen der Gartenfreffe ihren, Ibre Wurzel ift eine Zwiebel, gleich den unferi- 
gen, von einem wunderfamen Geſchmacke ‚und einer hitzigen Figenfchaft 5). 

- Man hat des Don Ulloa Befchreibung der Contra Nerva geſehen, wie fie auf den 


Paramos in Peru waͤchſt. Der P. Feuillee beſchreibt dieſe beruͤhmte Pflanze fo, m 
auf dem Abhange des Gebirges Yıdeo ‚an der Nord 


feite des Fluſſes la Plata, gefehen hat, te Video, 

Man findet davan fehr merkwuͤrdige Unterſchiede, welche nicht verhindern, daß ſie nicht 
eben die Kraft wider das Gift babe. Unter dem untern Theile ihres Stengels bat fie ei- 

nige Faſern und Knorven , ‚die durch die Sortfegung eines und eben deffelben Welens an 
einander geheftet find. Diefe Knorren Haben unter ihrem Untertheile Faſern, welche den 
erſten gleich, und ein wenig rauch find, die fich in ihrer Richtung nicht von der fenfrech. 
sen entfernen, ausgenommen, daß fie bey ihrem Anfange, und ungerdeffen daß Die Natur 
an der Bereinigung der Samen arbeiter, einige Hinderniſſe in der Erde antreffen, 
als etwan einen Stein, welcher dieſe Samen nöthiger , anderswo einen andern Meg zu fürs 


S3 chen, 
d) Ebendal a d. 4226. 


ß N Kontra Herva 
te er fie anf dem Mon- 


a) Tbendaſ a.d, 418 &, 


Naturgeſch. 


von Peru. 


Außerordentli⸗ 
che Größe ei— 
ner Goldſtufe. 


142 Reiſen und Entdeckungen 


chen, um ihre Verſammlung zu vermehren, und das Zuſammengeſetzete zu Ende zu brin⸗ 
gen, welches ſich die Natur vorſetzet. 

Die Knorren find mit einer Haut von grauer Farbe bedecket, die ſich, wenn fie tro⸗ 
Ken wird, in ein ſchmutziges Weiß verwandelt, Gie find gifeig, und ihr inneres Weſen 
iſt von einem etwas gelblichen Weiße, | 

Der Stengel diefer Pflanze erhebt fich über der Fläche der Erde noch einen Zoll hoch. 


Er iſt ſechs Knien dick und rund, Die Schuppen, die man an feinen Umfange entdecket, 


find die Behältniffe von den Untertheilen der Stiele der Blätter, welche die kleinen Wer: 
tiefungen und Unregelmäßigfeiten laſſen, die daran erſcheinen, wenn fie abgefaflen find. 
Diefer Umfang ift von einem Heugruͤne, und das Inwendige des Stengels, welches mit 
Diefen Schuppen umgeben ift, ift von einem gelblichen Weiße. 


Das aͤußerſte Ende des obern Theiles des Stengels bleibt ſtets mie fünf oder ſechs 


Blaͤttern gekroͤnet, die an eben diefem äußerften Ende wachſen, Deren runde mit einem ums 


merffich weißen, Eleinen ‚rauen Wefen bedecker find ‚ ungefähr drey Zoll in der Sänge has 
ben, und bey ihrem Urfprunge zwo Sinien breit find, Das kleine rauche Wefen, womit fie 


verfehen find, fteller fie alg weißlich grün vor, Sie tragen an ihrer Spige Blätter, die 


unfen an ihrem Grunde wie Ohrlaͤppchen gekruͤmmet ſind, wovon die mittelſten zween Zoll 


lang, und anderthalb Zoll breit ſind. Ihr Umriß iſt wellenfoͤrmig, und die Spige, wels 
che fie endiget, ftumpf. Die Rippe, welche mitten durchgeht, und eine Verlängerung des 
Stiefes ift, der ſich an ihrer Spiße endiget, ift auf der unvechten Seite, eine $inie hoch 


über der Fläche erhaben, einwärrg gefurchet, und auf jeder Seite mit acht andern Eleinen 


Rippen verſehen, die eben ſo auf der unrechten Seite gerundet und einwaͤrts ausgefurchet 
find, und fich von jeder Geite der Blätter bis an ihren Umfang erſtrecken wobey fie In 


r 


viele kleine Nerven getheilet find, die wiederum getheilet ſind. Das Obere ‚ oder die un⸗ 


rechte Seite der Blätter, welche mit einem weißlichen Zotten, wie das Rauche an ihren 
Stiele, bedecket iſt, ſtellet fie auch von einem mweißlichen Grüne vor ‚ wiewohl man das 


Rauche nur durch ein Vergrößerungsglas wahrnimmt; und das Inwendige oder 


das Untere von eben den Dlättern iſt von einem munfern Grüne, wo nichts raus | 


ches zu fehen iſt. 


Die Bluhnten werden auf der Spige eines gerundeten Stieles getragen, der mic eis 


nem unmerflichen weißen, rauchen Weſen bedecket, zween Zoll lang, und anderthalb Sr 
nien dick iſt. Die Bluhmen ſind nicht geſtrahlete Straͤußer, welche eine runde Scheibe, 
fünfzehn Knien im Durchfchnicte, vorftellen. Diefe Scheibe iſt ein Haufen Eleiner ſehr 
dichter Bluͤhmchen, von einem hellen Biolefte, und werden jedes auf einem unreifen Sa⸗ 
menfötnchen getragen, Wenn die Bluͤthe vorbey iſt, Po reifet folches, ohne daß es ein 


Buͤſchchen behält, Diefe Samenförner gleichen dem Hanffamen ‚ find ein wenig finfen« 


förmig , mit einer hellgrauen Haur bedecket, und anderthalb Sinien im Durchfehnitte ). 
Bey Gelegenheit des Namens Pepite, melchen die Spanier einer Gold- oder Sil⸗ 
berftufe geben, die noch nicht gereiniget, fondern ſo iſt, wie fie aus dem Bergwerke koͤmmt, 
eſtaͤtiget der P. Feuillee dasjenige, was man von der Groͤße geſaget hat, welche dieſe 
fücke zuweilen haben, durch denjenigen Goldklumpen, den er zu Lima in dem Cabinette 


des Don Anton Porto Earrero fah, Er wog drey und dreyfig Pfund und einige oe 2 


I Ebendaf: a. d. agı S. 


« 





en Be 


in Suͤdamerica. VI Buch, VIII Capitel. 143 


Es Hatte ihn ein Indianer in einem Regenbache gefunden, welchen das Waſſer entdecket ig 
atte. Sein oberer Theil war viel vollfommener ‚ als der untere, und dieſer Unterſchied vo eru 

ließ ſich ſtufenweiſe mit einem vortrefflichen Verhaͤltniſſe wahrnehmen; das iſt, das Gold 

war gegen das Aeußerſte des obern Theiles von zwey und zwanzig Carat, zwey Graͤn, 

wenig tiefer, ein und zwanzig Carat, ein halb Gran; zween Zoll tiefer, ein und zwanzig 

Carat; und an der äußerften Fläche des untern Theiles nur fiebenzehn Carat, ein halb 

Graͤn. Hieraus ſchließt der P. Feuillee, es waͤre der Natur, da ſie an deſſen Bildung 

gearbeitet, durch den Einfluß der Sonne, geholfen worden, ihn zu reinigen. Diejenige 

erſte Wärme, fager er, welche Jährlich wieder koͤmmt, den Pflanzen das Leben zu geben, 

tweibt die beterogenifchen Theile , die mit denen Eleinen Theilchen vermifcher find, deren 
Zufammenpäufung das Gold machet, von oben nad) unten , und nöthiger fie dadurch, un 

en ren zu ſteigen, fich von diefem Eoftbaren Erze abzufcheiden und es ganz 

zu laſſen 4). gi 

Die Arbeic der Natur ift bey der folgenden Beobachtung nicht weniger merkwürdig. Sonderbare 
Man ficht zu Buanca Delica, einer Stadt in Peru ‚ bie wegen ihrer Dueckfilbergruben Berfteinerung 
berühme ift, fechzig Seemeiten von Lima, eine Quelle, bie mitten aus einem vierecichten ee er 
Becken herausgeht, deffen Seiten ungefähr zehn Toifen haben, und deſſen Waffer, wenn Mr Quelle. 
es herauskommt, überaus heiß it, fich aber auf den Feldern, wo es fich ausbreitet, niche 

weit von feiner Quelle, verfteinert, Die Farbe diefes verfteinerten Waſſers ift weiß, wel- 

ches ins Gelbliche fälle , und feine Oberfläche ift fo ‚ wie der Spiegelgläfer ihre, Die aus der 

Hand des Werfmeifters fommen, und nur auf die Polierung warten , um durchſichtig zu 
werden. Man hat ſich diefer Steine bevienet, den größten Theil der Häufer zu Guanca 
Delica zu bauen, Es koſter den Arbeitsfeuten nicht viel Mühe, fie zu zu hauen. Sievür- 

fen nur Formen von der Geftalt, die fie ihren Steinen geben wollen , ‚mit dieſem Waſſer 
anfüllen, und wenig Tage darnach werden fie ohne Winkelmaß und Hammer ſolche Stei⸗ 
ne finden, wie ſie verlangen. Die Bildhauer ſelbſt ſind von der langen Arbeit befreyet, 
die fie anwenden müffen, die Kleidung und Züge ihrer Bildfäulen recht auszuarbeiten. 
Wenn ihre Forme gut gemacht iſt: fo duͤrfen ſie ſolche nur voll Waſſer aus dieſer Dueffe 

gießen, welches nicht unterlaͤßt, zu Steine zu werden, Alsbann ziehen fie ihre Bildfäulen 
ganz fertig aus ihren Formen heraus, und es fehlet ihne 


n nichts mehr, als daß ſie ſolchen 
eine ſchoͤne Polirung geben, um ſie durchſichtig zu machen, „Ich babe, 


faget ver P. 
„Feuillee, unendlich viel ſolche Bildſaulen geſchen. Alle Weihkeſſel in den meiſten Kir⸗ 
„chen zu Lima find von folcher Materie ‚, und von einer folchen Schönheit, daß man bie 
„Geſchichte, wie fie gemacht worden, nicht glauben würde, wenn man nur nach dem Ay: 
„ßenſcheine Davon urtheilete, Die große Queckſilbergrube, woraus man zu allen Berg Queckſilber zu 
„werken in dem mittäglichen America hohlet, das Silber zu laͤutern iſt diche bey Guanca Guanca yelica 
»Delica, in einen großen Berg gegraben, welcher 1709 einzuſtuͤrgen drohete. Das Holz⸗ 
„werk, welches ihn an vielen Orten unterſtuͤtzete, war halb verfauler, und der Aufwand, 
„den man bisher nur alfein am Holze dabey gehabt, belief ſich auf drey Millionen, ʒwey⸗ 
„hundert tauſend Livyres. Man findet in dieſer Grube Plaͤtze, Straßen, und eine Capel⸗ 
„le, worinnen an den Feſttagen Meſſe geleſen wird. Man macher es darinnen durch ei- 
»ne große Menge angezimdeser Lichter Helfe, Die ſubtilen Theilchen des Duckfilbers, wet 


che 
Ebendaſ. a. d. 478 S. 


























144 0 Reifen and Entdeckungen 


Naturgeſch. „che ausdänften, machen die Luft darinnen ſehr geſaͤhrlich z), Von diefer faft augenfchell 
von Peru. lichen Berfteinerung des Waffers leget auch Frezier ein gültiges Zeugniß ab f), 
a; * Da ſich die Beobachtungen des gelehrten Ordensmannes über alle drey Meiche 
Be, Natur erſtrecket haben: fo giebt er uns die Beſchreibung von einigen ſehr fonderbaren 9— 
ſchen, die er in der Concepcionsbay in Chili abgezeichnet. in indianiſcher Fiſcher, — 
deſſen Hauſe er eingekehret war, brachte ihm einen, deſſen Geſtalt ihm Rondelets Up 
nahe zu kommen ſchien g); und dieſe Urſache, nebft verſchiedenen ſonderbaren Eigenſcha 
fen, Die er beſchreibt, machete, daß er ihn Aper marinus aureus maculatus nannte, er 
hat faft die Geſtalt der Tornbutte, und ift eben fo in feiner Dicke gedruͤcket. Sein sb" 
ein wenig länger, als er breit if. Seine Länge iſt pon dem äußerften Ende der Schnauj 
bis zum Anfange des Schwanzes nicht über zehn Zoll; und feine Breite von dem Hiuck 
bis unter den Bauch hat nicht unter fieben Zoll, Sein Machen, der überaus Flein If 
gehe nad) Art eines Fleinen Schweinerüffels vor. Er ift mit einigen Fleinen fo dicht anellt 
ander gefügten Zähnen verfehen, daß fie nur einen einzigen Zahn auszumachen fcheinell 
Seine Augen find, in Vergleichung mit dem Kopfe, ſehr groß. Sie find rund, gotbfal? 
bicht, und mit einem Fleinen ſchwarzgrauen Sterne verfehen. Der Kopf ift ganz in dei 
Wefen des Seibes, und mit fehr Fleinen Schuppen bedechet. Sein Schwanz iſt einemfld# 
nen, runden Fächer ähnlich, deffen Handgriff ein Eleines Stück des Leibes , und mit kleinee 
Schuppen bededet ift. / 
Der Selb, welcher mit eben folchen Schuppen, als der Schwanz, bedecket iſt, iſt ve“ 
einerley Farben. Der ganze Grund iſt von einer ſchoͤnen Gofdfarbe, mit einigen grau 
und ſchwarzen Streifen queerüber. Die erfte , welche ſchwarz ift, nimmt ihren Urfprud 
am Anfange der Floßfeder auf dem Rücken, gebt mitten Durch das Auge Durch, bildet € 
nen großen Zivfelbogen, und endiget fich unter dem Kopfe. Zween andere große Stl® 
fen gehen queer über den Leib, nehmen ihren Urfprung auf dem Rücken endigen fich uk 
dem Bauche, und theilen den Leib in vier gleiche Theile. Man ſieht auch noch zween all 
dere Streifen, wovon der eine grau iſt, und den Handgriff des Schwanzes umgiebe, Mi 
der folgende, welcher fchön ſchwarz iſt, und den Schwanz von dem Leibe theite. DA 
ganze Schwanz ift filberfarben, und mit einem ſchoͤnen gelben Zirkel umgeben. Die bi 
den äußerften Enden des Körpers, welche durch den Schwanz abgefondert find, find MT 
einem fchönen Schwarze, etwas hell, umgürtet, und beyde mit einer Eleinen Floßfeden 
gleich einem fehönen goidfarbenen Kamme, beſetzet. Gegen das aͤußerſte Ende des Kid? 
zwifchen dieſer ſchwarzen Farbe und diefer Goldfarbe des Seibes fichtman einen großen IA 
lich vunden Flecken, der wiel ſchwaͤrzer iſt, als der ganze übrige $eib, Eine jede Seite 
ihre Fleine fülberfarbene und dreyeckichte Floßfeder, dicht bey den Ohren. Auf dem game! 
Rücken ſteht eine Reihe fpisiger und ſchwarzer Graͤten, die durch einen etwas dichten MT 
Braun und Gelb vermifchten Knorpel zuſammen gefüget find, welche einen ſehr (han 7 
Kamm machen, der ihm zur Floßfeder diene. Lnter dem Bauche ift er auch mit zul 
Eleinen fchwärzlichen Zloßfedern verfehen, und mit zwoen Fleinen ſchwarzen Stacheln, 
durch einen gelben Knorpel zufammen gefüger find, welcher eine andere Reihe Kleiner, ' 


ö y ‚ = 

d Cbendaf. a. d. 433 11.434 ©. dieſer Schriftfteller den Liebhabern die Sorge — | 
) Relat, @un Voyage à la Mer du Sud. p. 165. laffen , zu beſtimmen, welches der eigentliche ° —9 
&) Hiltoire des Poiſſons Liv, V. ch. 27. Da eber, oder Aper marinus der Alten geweſen: ſo u 
Br. 


in Suͤdamerica. VI Bud. VICapitl, 145 
einer ſchwarzen gelb befegeren Haut bedecketer Graͤten begleitet, die fich an dem Handgrif- —— 
fe des Schwanzes endiget. A 
Diefer Fiſch ift von fehr gutem Geſchmacke. Er ift in diefen Meeren felbft felten ; 
und derjenige, welchen man dem P, Feuillee brachte, ift der einzige, den, er, dafelbft 
efehen hat A), - ; 
en —* a eben der Bay fah ver P. Feuillee, als er auf "einem Gebirge Plans Waſſerſala⸗ 
zen ſuchen wollte, in dem Waſſer einer fchönen Duelle ein Thier, welches ſich zu verſtecken mander. 
füchete, das er aber glüclich fing, Cr gab ihm den Namen eines WOafferfalamans 
ders, weil es einen langen, flachen, am Ende gerunderen Schwanz, faft wie ein Spabel, 
Dame, a * ſonſt noch einige Aehnlichkeit mit dem Salamander d 
van fand, 


es Fabius Columna 
Seine Laͤnge von feinen &i 


feines Schtwanzes war vierzehn Deffen Ber 
Zoll, fieben Sinien; feine Haut ohne Schuppen, von der Eidechfen ihrer unterfchieven, Khreibung. 
fein geförnet, gleich ber Chamaͤleonen ihre, die man von Alerandrien bringt, und die ſich 
auch auf den Feldern um Smyr i 


verfallenen Bergſchloſſes ge⸗ 
gen Oſten von dieſer Stadt, gefunden. Dieſe Haut war von einer Schwaͤtze, welche in 
das Indigoblau fiel; Die Augenlieder, und etwas weniges unter dem Bauche ausgenom⸗ 
men, wo dieſes Schwarz heller wurde ‚ und ſchieferfarben zu ſeyn ſchien. Seine Schnau: 
je war ein wenig fpigiger, als der Eidechfen ihre; und fein weit mehr erhabener Kopf hat⸗ 
te eben auf feinem Schädel eine Art von wellenformigem Kamme ‚, welcher vorn an der 
Stirne anfing, ſich bis an dag Ende des Schwanzes erfkrecfere ‚ Wo er weit breiter und ges 
vade über der Fläche in die Höhe gerichtet war, nz 


Zwiſchen der Schnauze und der Stirne fah man auf jeder Seite ein ſehr weit offenes 
i i fe eingefaſſet, welches das Thier ruckweiſe, wie 

vn, öffnete, und ſchloß. Seine Augen ftunden gerade mieten in 

den Seiten bes Kopfes, Sie waren groß, viel länger, als breit, und mit zweyen großen 
filberfarbenen Augenliedern bedecker, Ihre Sarbewar fafrangelb, den Stern darinnen aus⸗ 
genommen, welſcher dunkelblau war, Er hatte einen geſpaltenen Rachen mit zwoen Reihen ſehr 
kleiner ſpitziger, und ein wenig gekruͤmmter Zähne bewaffnet. Seine Dicke, breite, rohe 
Zunge ift in der Kehle durch feinen Untertheil ganz angeheftet, welcher fich auswärts durch 
einen großen Kropf ausſtrecket, den er wie eine Blaſe aufbläft und zuſammen zieht. Gei: 
ne Aerme ſind, nach Verhaͤltniß der Füße, ſehr kurz, die Vorderpfoten viel kleiner ‚ als die 
Hinterpfoten; bie Zehen an beyden durch einen Knorpel, wie bey den Enten und Gaͤnſen 
zuſammen gefüget, und ihr äuferftes Ende ſchloß ſich durch einen andern gerundeten, platz 
ten , breiten und durch einen Kamm erhabenen Knorpel, der ihnen ſtatt des Magels die 
net. Seine Bruſt iſt ſehr fehmal und kurz; der Schmeerbauch aber, welcher Theil durch 
den Rüden und Bauch gehalten wird » Üt ſehr aufgeblafen, und durch vierzehn bis 
funfzehn Rippen fo wohl wahren , als falfihen, erhöher , die ihn, wie Faßbaͤn⸗ 
der umgeben, je" 2 


Das 
der P. Feuillee diefem lieber ben Namen geben, den liche Aper marinus des Ariſtoteles und Athe⸗ 
er ihm giebt, umd ihm zu einer Gattung beftellen, näus fen. —* 
als ſich mit dem Beweiſe aufhalten, daß er der wirk⸗ h) Ebendaſ. a. d. 337 u. 338 ©. 

Allgem. Beiſebeſchr. XVI Band, — 


\) 


Naturgeſch. 
von Peru. 
—i — 


Seeblaſe. 


\ 


Holoture. 


Deren Ber 
fchreibung. 


/ 


— Ey 
an 


146 Reifen und Entdeckungen 


Das Sonderbarefte an diefem Thiere it der Schwanz. Er iſt lang, fehmal und 
im Anfange rund, darauf wird er nach und nach bis auf zween Zofl breit, wie vie Schau? 7 
fel an einer Spatel, und runder fih an dem Ende mit feinen wie eine Säge ausgezackten 
Rändern; und das Obertheil ift durch einen breiten und welfenförmigen Kamm erhaben. 
Da mir meine Graͤnzen nicht erlauben, den Reiſenden in allen ihren Beſchreibun⸗ 
gen zu folgen: fo halte ich mich nur bey demjenigen auf, was fie in jeder Art am merfioil: 
digften und bewährteften haben... Der P. Feuillee traf eines Tages an dem chiliſchen LITE 
einen außerordentlichen Körper an, welchen. die See auf den Sand geworfen hatte, 
war eine Blaſe ( Velcie ); eines von den wunderfamften Werfen, welche diefes Element 
hervorbringt. Diejenigen, welche die Bewegung derſelben nicht unterfucher haben, glaw 
ben, fie bewege fich nur nach der Willführ der Winde und Wellen. Der Pater abe 
welcher aus ihrer periſtaltiſchen Bewegung, da fie ſich ordentlich auf und niederhob, ball 
gemerfet hatte, daft fie lebendig wäre, glaubete, man müßte vergleichen Dlafen unter DIE 
Gattung derjenigen Gefihöpfe fegen, welche die Naturkuͤndiger Holoturen nennen, Did 
ohne Pflanzen oder Fiſche zu feyn, gleichwohl ein wirkliches Leben haben, und fich durch 
ihre eigene Bewegung von einem Orte zum andern, ohne Beyftand der Winde und Wel 
len, bringen. : 
Er Dief Holoture ift eine längliche, in ihrem Umfange runde, und an beyden Enden all 
dem einen aber mehr, als.an dem andern, gleichjam abgeftümpfte Blaſe. Sie beftehl 
aus einem einzigen, fehr harten und durchfichtigen Haͤutchen, gleich den beyden Halbku— 
geln, die ſich auf der Zläche des Waffers erheben, wenn es regnet, vornehmlich went 
große Tropfen fallen. Dieſes Häuschen beftedt aus zweyerley Faſern, deren einige zirkel⸗ 
mäßig, andere laͤnglich ſind, wodurch man eine Bewegung der Zufammenziehung, wie 
diejenige entdecket, welche die Zergliederer den Gedärmen und dem Magen zufchreiben 
Sie ift ſtets feer , aber. wie ein Balon vom Winde aufgeblafen, An ihrem fpisigften ENT 
de Dat fie ein wenig. fehr helles Waſſer, welches durd) eine Art von Scheidewand eing® 
ſchloſſen iſt, die wie ein Teummelfell ausgefpannet iſt. Man fiedt an ihr längft auf dem 
Rüden ein anderes fehr zartes Häuschen, wie ein Segel ausgefpannt, an feinen Rande 
wellenförmig, gleich einem ſchoͤnen gefältelten Kamme, welcher in Geftale der Furchen bis 
über den Rücken hinab geht. _ Diefes Häutcyen, welches ihm gleichfam zum Segel die⸗ 
net, um zu ſchiffen, ziehe ſich ein, zieht ſich auf und richtet ſich nad) allen Arten des Wi 
des, fchüßete das Thier aber doch nicht vor dem Schiffbruche, weil es durch die Hefrigkel 
eines Sturmes an den Strand geworfen war. Es hat unter dem Bauche viele ſohr Fun 
Beine, wie. ein Fleiner Finger Dick , in zween Aeſte getheilet, die fich wieder in viele ande 
noch Eleinere aber viel längere heilen. Diefe unter einander gemifehten Beine haben DE 
Anfehen von vielen in einander gewickelten Wuͤrmchen, die insgefammt durch eine Meng 
Feiner Ringelchen vergliedert find, an denen man eine periftaltifche Bewegung wahrnimm 
Alle diefe Beine, die in viele getheiler find, gleichen ſehr fehönen hängenden und wie 0 
ſchoͤnſte Bergeryftall durchfichtigen Quaſten, die mic andern ſehr langen Beinen, ld" 
Bimmelblauen Schnüren, von ber Diefe einer Schreibfeder begleitet, und ihrer ganzen A 
ge nach mit Fleinen Freisförmigen, feuerfarbenen und nach Are einer Fleinen Zackenfpißt ge 
ſtellten Adern befeset find. . Der P. Feuillee nahm wahr, daß ſich alle diefe Eleinen A J— 
N bewegeten, obgleich die Beine, durch welche fie liefen, beftandig hänge! 7 
ieben, hl 





























D 
ea 


— 
> 


— 


in Suͤdamerica. VI Buch. VIII Capitel. 

Er kann die wahre Farbe dieſer Holoture, ſaget er, nicht beſtimmen. Er verſpricht 
ſich aber, einigen Begriff davon zu geben, wenn er fie fo anfehen ließe, als diejenige ‚die 
man in einem griechifchen Feuer oder bey der beftigften Gluht eines Schwefelofens ſaͤhe. 
Da ift eine Bermifchung von Blau, Violett und Roth, fowohl unter einanderigemengf, daß 
man nicht unterfcheiden kann, welche von den dreyen Farben vor den andern ven Borzug hat, 
Endlich fo glich diefes Thier dem griechiſchen Feuer nicht allein in Anfehung feiner Far: 
en, nach dem Leben; fonbern es ahmet ihm auch noch durch das ſchmerzhafte Brennen 
nach, welches es denjenigen verurſachet, die es angreifen. Die Erfahrung lehrete ſolches 
den P. Feuillee. Er wurde davon angegriffen, ob er ſich gleich davor in Acht genommen 
und nicht recht getrauet hatte, Ein Stab hatte ihm gedienet ‚die Holoture in ſein Schnupf⸗ 
tuch zu bringen; damit er fie abzeichnen koͤnnte. Den andern Morgen, als er nicht dar— 
an dachte, wozu er fein Schnupftuch gebraucher hatte, wollte er ſich die Hände damit ab- 
trock "en, nachdem er fie gewaſchen hatte. Er empfand fogleich ein heftiges Feuer , wel: 
ches fich dergeftalt vermehrete, daß es ihm Zuckungen über den ganzen Leib nebft einem 
unerträglichen Schmerzen veruvfachete, wovon er ſich niche ‚anders 
feine Hände in ein Bad von Weineffige und. Wafler biete 5% 
von diefen Seeblafen von verfchiedenen Arten in 
nehmlich in den fandichten Bayen, nach einem ; er hatte aber nicht die Zeit, 
zu beobachten, ob fie derjenigen glichen ‚ die er befchrieben hat, 

Man Hat mehr als einmal von dem Weine und den Weinbergen in Peru geredet. 
Frezier giebt ung feine Anmerfungen von dem in Chili, Nachdem er es überhaupt bedau⸗ 
ert hat, daß man ſich ſo wenig Muͤhe gebe, das Land daſelbſt zu bauen, welches doch fo 
fruchtbar und fo leicht zu bearbeiten fey, daß man es mit einem Pfluge, der oftmals nur 
aus einem Kreuzafte von einem Baume beftände ‚ und von einem Paar Hchfen gezogen 
würde, nur obenhin ein wenig fhürfete, und wenn der Saame gleich kaum bedecker wäre, 
es dennoch nicht weniger, als Bundertfältig träge: fo beklaget 
nicht mehr Fleiß auf ihre Weinberge wendeten. Sie ſind dem ungeachtet fruchtbar ‚und 
die Weinftöcke tragen guten Wein, ſaget er. Meil fie aber die Bottiche oder irhenen Kruͤ⸗ 
ge, worein fie ihren Wein füllen , nicht zu glefiren wiffen: fomuffen fie ſolche inwendig mic 
Harze verpichen. Dieſes nebft dem Geſchmacke von den Bockfellen , worinnen fie ihn her— 
nad) verführen , geben ihm einen bittern Geſchmag faft wie Theriak, und zugleich einen 
Geruch, woran man fich nicht leichtlich gewöhnen kann. 

Die Früchte diefes Landes wachen auch ohne alfe Wartung, Man pfropfet daſelbſt 
die Baͤume nicht erſt. Aepfel und Birnen hängen von Natur in den Wäldern, und 
wenn man die Menge derſelben anſieht: ſo iſt es ſchwer zu begreifen, wie dieſe Baͤume 
ſeit der Ankunft der Spanier ſich ſo haben vermehren und an ſo viele Oerter ausbreiten 
koͤnnen, wenn es anders wahr iſt, wie man doch fuͤr gewiß verſichern will ‚daß Feine vor— 
her da gewefen find, | 

Man pflanzet daſelbſt ganze Felder voll don einer Art Erdbeeren, die ſich von unfern 
europaͤiſchen durch die Blätter unferfcheiden , als welche viel runder ‚ dicker und ſehr rauch 
find. Die Beeren ſelbſt find ordentlicher Weife fo groß wie eine Nuß, und zuweilen 1fe 
en Huͤhnerey. Die Farbe ift weißrörhlich und der Geſchmack nicht fo gar angenehm, als 

NZ unfere 
i) Ebendaſ. a. d. 380 u. ſ. S. dar 


Er fah noch einige andere 
America an den Ufe 


en Des Meeres, vor- 
großen Winde; 


147. 


Naturgeſch. 

von Peru. 

Pe] 

Ihre Farbe 

iſt ſchwer zu 
beſtimmen. 


Gefahr, ſie 


anzuruͤhren. 


befreyete, als daß er 


Wein inChili. 


er es insbeſondere, daß ſie 


Fruͤchte. 


Erdbeeren 
und andere 
Gewaͤchſe. 


kraͤuter. ſtrauch, die Meliſſe, die Taneſia, die Camomillen, die Krauſemuͤnze, die Salben , MN 


148 0 Reifen und Entdeckungen 


Naturgeſch. unfere Holzerdbeeren. Es mangelt aber auch nicht an ſolchen, die, wie bey uns, in OFT 
von Peru·, hoͤlzen wachſen.  Gleichfalls gerathen dafelbft alle unfere Wurzel und Küchenkräuter HF 
Ueberfluſſe und faft ohne Wartung auf den wüften Feldern, ‚als z. E. Nüben, Evan 

oder Pataten, Wegmwarten oder Chicoreen von zweyerlen Art; u.d.g. N 

Gewürze Die Gewuͤrzkraͤuter aus unferer Himmelsgegend, dergleichen der Eleine Balſam 























Art Mäufeöhechen, deren Geruch dem Wermuthe nahe koͤmmt, bedecken vafelbft alle ST 

der. Man bat da eine Eleine Art von Salbey, die zu einer Staude enwächft, vet! 
Blätter von Geftalt dem Rosmarin und vom Geruche dem ungarifhen Waffer ein wei 
gleich kommen. Die Indianer nennen fie Palghi; und fie ift vielleicht eine Gartulld 
von der Coniza Africana Salvie odore, Mach dem Geruche und Gefchmacfe davon # 
urteilen, muß fie viel flüchtiges Salz bey fich haben. Die Hügel find mit Roſenſtoͤcke 
geſchmuͤcket, welche daſelbſt ungepflanzet wachfen; und die gemeinfte Art ift ohne Dorn 
Liuto. Man ſieht auch auf den Feldern eine Art von Lilien, welche die Einwohner Liuto nal 
nen A). Es giebt ihrer von allerhand Farben; und unter ihren fechs Blättern find zu 
allezeit wie Federbuͤſche. Die Wurzel von dee Zwiebel diefer Bluhme wird im Dfen 9 
doͤrret und giebt ein fehr weißes Mehl zum Confectteige, J 
Arzeneykraͤu⸗ In den Gaͤrten zieht man ein Baͤumchen mit einer weißen Bluhme in Geſtalt einer Glo⸗ 
ter. cke /), deren Geruch ſehr angenehm iſt, vornehmlich gegen Abend und des Nachts, Die HT 
ift acht bis zehn Zoll, und die Dicke unfen vier Zoll im Durchfchnitte, Die Blätter fin! 
rauch und-ein wenig fpißiger, als an den Wallnußbäumen. Diefes ift ein vortreffliche 
Zertheilungsmittel bey gewiſſen Gefchwulften. Die Einwohner in Chili Haben auch el 
unfehlbares Mittel dafür, wenn einer einen fehweren Fall thut, daß einem das Blut av 
der Naſe ftürzer. Sie kochen nämlich das Kraut Quinchamali, eine Gattung von Tal 
ſendguͤldenkraut (Santolina ) mit einem gelben und rothen Bluͤhmchen. Außer den me 
ſten von unferen Wundkraͤutern und andern Arzeneykraͤutern haben fie auch noch eine MA 
ge andere, welche diefem Sande eigen find, 2 
Faͤrbekraͤuter. Neben denſelben Haben fie auch etliche Kräuter zum Färben, welche die Seife MI 
mals vertragen koͤnnen, ohne daß die Farbe ausgeht. Darunter gehöret das Beilbo 
eine Gattung Färberröthe mit Eleinern Blättern, als die unferige. Diefe Wurzel wird! 
Waſſer gekochet, um roth damit zu färben. Poquell iſt eine Art Stabwurz oder Ab“ 
tanuım femina folio virente vermiculato, welches gelb faͤrbet und gleichfalls ſehr all 
hält, Der Stengel fällt ins Grüne. Llanil ift eine Gattung Indigo zum Blaufaͤrbe 
Die ſchwarze Farbe wird von dem Stiele und der Wurzel des Panque gemacht, dell 
Blätter rund und gleichfam gewebet, wie am Bärenflaue und zwey bis drey Fuß im Dur 
ſchnitte find»), Wenn der Stengel roͤthlich iſt: fo ißt man ihn roh zur Erfriſchung. Seil 
hat er eine ſehr zufammenziehende Kraft. Man fiedet es mie dem Maki und Buch! 
ziveyen In dieſem Sande allein wachſenden befondern Baͤumchen, und macher eine (mad 
Farbe daraus, Diefe ift fehön, und verbrennet auch die Zeuge nicht, wie unfere ShWF 
ze in Europa, Uebrigens finder fich diefe Pflange nur in fumpfigen Dertern, * 


* 


x Frezier verweiſt es dem P. Senillee, daß er tagne Guerneziaiſe nennet, und von dem P 
dieſen Namen in Lictu verwandelt habe. Die Feuillee Hemorocalis floribus pürpurefcent 
Bluhme gleicht der Art Lilien, die man in Bres friatis genannt wird, 


in Suͤdamerica. VIBud. VII Capitel. 
ie Bi ürgbä / i 't Lorber⸗ Naturgeſch 
Die Waͤlder ſtehen voller Gewuͤrzbaͤume, als allerhand Myrthen, einer Art tor 
bäume, deren Rinde —* Geruch von Saffafras, aber noch weit lieblicher, an fich Dat. — 
Food, defen Bitter wie Wehrauch viechen, umd deffen Rinde etwas von dem Gewürzte 
Simmetgefchmacte an fich hat; der Zimmerbaum felbft, welcher yon dem oftindifehen zwar ze; me, 
unterfchieden, aber doch deffen Eigenſchaften hat. Sei 


n Laub ſieht aus wie das an den 
großen Lorberbaͤumen: jedoch iſt es noch ein wenig größer, 


Der Licti ift ein fehr gemeiner Baum in Ehili, von deffen Schatten der ganze Leib Der Listi, 
denjenigen aufſchwillt, die daruncer fhlafen. Srezier wurde durch das Benfpiel eines fran⸗ 


zoͤſiſchen Officiers davon uͤberzeuget. Das Huͤlfsmittel dawider aber iſt nicht ſchwer. Es 
iſt ein Kraut Pelboqui genannt, eine Art von Erdepheu, das man mie Salze zerſtoͤßt, 
. und womit man ſich nur das Geſicht reiben darf, fo feger fich die Geſchwulſt bald. 
Es waͤchſt hier auch ein Baum, Deumo genannt, defien Rinde gekocht eine gute Peumo. 
&inderung in der Waſſerſucht iſt. Dieſer Baum trägt eine rothe Frucht, in Geftale einer 
live, Sein Holz kann zum Schiffbaue dienen. Das befte Holz dazu aber in’ diefem 
Sande ift der Roble ‚ eine Are von Eichen, deſſen Rinde, wie der Sieuſe ihre, dem Pan 
toffelholze aͤhnlich ift, — 


Die Ufer des Fluſſes Biobio ſind mit Cedern bewachſen, welche nicht allein zum 
Schiffezimmern, fondern auch zu recht guten Maſtbaͤumen dienen Fönnen, Die Schwie⸗ 
rigkeit iſt nur, daf man ſie auf dem Fluſſe, deſſen Muͤndung nicht Waſſer genug fuͤr ein 
Schiff hat, nicht hinunter bringen und ſich ihrer alſo zu Nuse machen kann. 


ie Voͤgel, womit dieſe Gefilde bevoͤlkert ſind, unterſcheiden ſich wenig von denen Mancherley 
in andern mittäglichen Ländern. Man finder dafelbft über diefes viele yon den unferigen, Vögel. 

als Holztauben, Turteltauben , Rebhuͤhner, Schnepfen, allerhand Arten von Enten 3 
worunter man eine unterfcheidet, Patos reales genannt, die einen rothen Ramm auf dem 
Schnabel haben; Corlinen und Kriechenten, 

Die Pipelienes, deren Namen ich fonft nirgends, als bier gefunden babe, und 
die nach Freʒiers Berichte einige Aehnlichkeit mie dem Seemeven Haben, find von einem 
fedr guten Geſchmacke „Sie haben einen toten, geraden, langen, fihmalen und oben 
„platten Schnabel, mit einem Striche von eben der Farbe über den Augen, und Straußens ER 
»füße. Sie find übrigens angenehm zu eſſen. Die Dechiolorados find eine Are von Pechiolora: 
„Rothkehlchen, mit fehr fehönen Federn, Man ſieht auch einige Schwäne und eine Men: dos, 
„ge fogenannter Flaminge, deren Federn, die eine ſchoͤne Mifdung von Weiß und Roth 
„machen, auf den Müsen der Indianer zum Puge dienen, Das Vergnügen der 
„Jagd aber wird Hier durch die Menge derjenigen Voͤgel fehr unterbrochen, die man ° 
„Vyolos nennet, und die Franzoſen auf Freziers Schiffe Criards, Schreyer, hießen, 
„weil ſie, ſo bald ſie nur einen Menfehen ſahen ‚ um ihn herum flatterten und ſchryen wo⸗ 
„durch fie die andern Thiere ſcheu macheen, und fie gleichfam warneten, Die auch gleich 
„davon flohen, wenn fie fülche höreten, Dberhalb dem Gelenke an jedem Flügel Haben 
„fie eine rothe Spitze einen Zoll lang, fo Bart und ſpitzig, als ein Sporn, womit fie fich 
„gegen andere Vögel wehren. Mir müffen anmerken, daß. alles, was man itzo hier 

RK 


3 von 
I) Der Pater Feuillee nennet es Stramonoi. m) Frezier verweiſt es dem P Feuillee, d 
* 3 
des arboreum » oblongo & integro folio „frucdu Panke Anapodopkilt folio nennet a 
evi. 


abermal, daß 
er ihm nur zehn Zoff im Durchſchnitte gebe, 


Pipelienes. 


Vyolos. 


150 — Reiſen und Entdedungen | 


Naiurgeſch. 


von Peru. 


Arzeneykraͤu⸗ 
ter um Vak: 
paraiſſo. 


von Chili geleſen hat, vornehmlich die benachbarten Gegenden der Eoncepeionsbay 
betrifft =). —* 
den Gegenden um Valparaiſſo bringen die Gebirge, ob fie gleich wegen Selten: 
heit des Regens fehr duͤrre find, dennoch eine Menge Kräuter hervor, deren Tugenden 
man ſehr ruͤhmet. Das berühmtefte darunter ift die Eschinlagus, eine Art von dent 
£leinen Tauſendguͤldenkraut (Centaurium minus), welche aber bitterer ift, als die in Frank 
reich, und folglich, mehr Salz bey fich Haben muß. Sie wird für ein vortreffliches Mittel 
wider das Fieber gehalten. Die Virszverda ift eine Art von Heliochryſum oder der 
Immortelle, Sonnengoldbluhme, mit deren Tranke ein franzöfifcher Wundarze das drey⸗ 
fägige Fieber vertrieb. Das Unnoperquen ift eine Art Senesblätter, denjenigen gan 
gleich, die wir aus der $evante befommen. Die Alva quilla von den Indianern Cülen 
genannt, iſt eine Staude ,. deren Blaͤtter ein wenig nach Bafılicum viehen, Cs ſtecket 
ein herrlicher Balſam darinnen, der bey den Wunden ſehr gute Dienſte thut. Frezier hat 
erſtaunliche Wirkungen davon geſehen. Ihre Bluhme iſt lang, wie eine Aehre, weiß 
von Farbe, die ins Violett fällt, Ein anderes Geftäude, Namens Havillo, welches 
aber von der tucumaniſchen Havilla unterfhieben ift, wird wegen eben der Tugenden feht 
geruͤhmet. Es hat eine Bluhme wie dev Genfter, fehr Eleine Blätter und einen ſtarken 
Geruch, der etwas von des Honiges feinem an fich hat, und ift fo voller Balſam, daß es 
ganz klebricht davon iſt. | ERS * 
Der Payco iſt eine Pflanze von mittelmaͤßiger Höhe, deren Blaͤtter ſehr zerkerbet 
find, und hat einen ſtarken Geruch, wie verfaulete Citvonen, Ein Trank daraus gekocht 
‚treibt den Schweiß und wird für gut wider das Geitenftechen gehalten. - Der Palqui, 
eine Gattung von Attich, ſtinkt fehr, Hat eine gelbe Bluhme und vertreibt den Grind- 
Thupa ift eine Staude wie die $orberrofen oder der Dleander, mit langen hochgoldfaͤrbigen 
oder Aurorabluhmen, die der Geſtalt nach faſt wie der Hohlwurz ihre find 0). Aus den 
Blaͤttern und der Rinde geht eine gelbe Mil, womit man gewiſſe Krebsfchäden heilete 
Der P. Feuillee redet davon, als von einem Gifte: Frezier aber verfichert nur, ohne ihm 
in diefem Stuͤcke zu widerfprechen, aus feiner eigenen Erfahrung, daß er fich darinnen 
irre, daß er ihm eine fo fhleunige Wirfung zufchreibe, Die Bisnaguas, woraus mall 
in Spanien Zahnftocher machet, und deren Pflanze dem Senchel ſehr aͤhnlich kommt 

wachfen häufig in den Thälern um Valparaiſſo. Der Quillay iſt ein Baum aus eben 
dem Lande, deſſen Blaͤtter einige Aehnlichkeit mit der en Eiche ihre haben. Geile 
Rinde gaͤhrt im Waffer wie Seife und machet es gut, Wolle damit zu wafchen. Zu SR 
nenzeuge aber dienet es nicht „. welches gelb Davon wird, Die Indianer brauchen es, ſich 
die Haare Damit zu reinigen, und diefes foll ihnen, wie man fager, die fehöne Schwäne 
geben , weiche ihre ordentliche Farbe ift, BE 
Man findet an eben den Drten den Mollo, welchen die Indianer Ovighan dd 
Huͤinam nennen. Diefer Baum, deffen Blätter der Acacia ihren faſt glei) fehen, traͤ — 
eine Traube von kleinen rothen Beerchen, faſt wie die hollaͤndiſche Johannisbeere, meld" 
wie Pfeffer und Krammets: oder Wacholderbeeren ſchmecken. Die Indianer machen 




















4 


) Frezier Reiſe nach der Sübfee 1Th. ru Cap. 0) Der P. Feuillee, welcher fie in Kupfer 5 ; 
a. d. 72 u f. S. Suhl: ſtochen mittheilet, nennet fie Rapontium fpical# 
foliis acutis, 


in Stdamericn VI Buch. vm Capitel. IST. 


nen Trank daraus, der ftärfer ift, als Wein, 
führend. Man zieht aus diefem Baume auch H 


ein wenig öffner: "fo fliege eine Mitch heraus, welche die delle in den Augen vertreibt, 


Aus dem Herze feiner Sproffen machet man ein Waſſer 


welches die Augen heiter machet, 
und das Geſicht ſtaͤrket. Endlich giebt feine Rinde, 


| wenn fie gefocht wird, eine caffee⸗ 
raune Farbe, die ins Roͤthliche fälle, womit die Indianer be 


fonders ihre Fiſchernetze fürs 
ben, damit die Fiſche folche deftoweniger feben ſollen. 


Unter denen Fiſchen, wovon die meiften auch an den andern Theilen der Rüfte zu finden 
find, als die Corbinen, Tollen, Dejes Reyes oder Rönitsfifche, die Gournaug, die 
enguados oder Zungen, die Muͤleten Alſen, Carreaux, Sardellen, Anchoiſen 
der Meergruͤndein ‚ das Seepferdchen, der. Sagefiſch, der Petinbuabs und eine Artvon 
Ai, —— in dem Weinmonate und den beyven folgenden Monaten an die Küfte 
9 een 2 * — * befonders bey dem Peje⸗Gallo oder KHabnenfifche auf, welchen 


feinem den El t t il er ei irkli aͤſſel 
auf feiner Scpnane a eb i n Slephanten nannten, weil er einen wir lichen Rüffel 


Beuillee giebt eine fe ondere ibung von die: 
fem Fiſche. „Die Indianer, faget er, br befi Beſchrei ung von 


nennen ihn Alce. Achagual⸗ Chalgua. Er iſt 


„wohl drey Fuß lang und in der Mikte auf fünf Zoff dick, 
„bis mitten am Bauche an Dicke ju, und von 


„eher wie eine Sichel gebildet und nach dem Bauche zu gekruͤmmet iſt. Er hat fuͤnf Floß— 
„federn, viere unter dem Bauche und eine auf dem Ruͤcken. Dieſe iſt dreyeckicht, wie 
„das Segel einer Barke oder das Beſanſegel. Sie ſtuͤtzet ſich auf eine ſehr ſpitzige Graͤte, 
„welche uͤber den ſcharfen Winkel des aͤußerſten Endes der Floßfeder weggeht, und hinter 
„dem Kopfe ihren Anfang nimmt. Dieſes iſt die einzige Graͤte, die man bey dieſem Fi⸗ 
„ſche antrifft; indem alles andere nur ein Kuorpel iſt. Von den ‚vier andern Floßfedern 
„ſind zwo unter dem After, wie Schaufeln gemacht; und die beyden andern, welche ſehr 
„breit find, nehmen ihren Urſprung unter den Luftroͤhren. Der Ruͤckgrad iſt eine Schnur, 
„bie ſich hinten von dem Kopfe an » wo fie ihren Anfang nimm, bis an ben Schwanz er⸗ 
„Ätrecket, wie bey der Samprete, und nur eine Art Yon Knorpel ift da fie weder Mar 
„noch Höhlung, noch Merven hat. Der 4 eis 


Kr Grund ihrer Augen iſt ſchwarz und der Umkreis 
„gelb, Der Ruͤſſel welchen man an dem aͤußerſten Ende des Kopfes verlängert fiept, 


„ft auch ein Knorpel, der mit einer bläulich grauen Haur bedecfer ift, Der Rachen ift 


„ʒween Zoll weit, Man fieht darinnen eine Reihe Zähne ‚ wie eine Säge, die aus einem 
„Knorpel beſteht, w 


ie der, welcher ſtatt des Ruͤckgrades dienet. Die Haut dieſes Fiſches 
„iſt glatt, ohne Schuppen, von einer bläulichen Farbe auf dem Rücken , welche nach dem 
„Bauche zu abnimmt 


wo fie filberfarben wird, 
„lich angenehmen Sefchmarte, \ x 


ar — er einzige Fehler daran iſt, daß es ein wenig gar zu 
»weichlich ſchmecket p). Dieſer Reiſende 3 noch, er —* N Zeit Diele Meine 
durchftrichen , ohne jemals einen fo fonderbaren Fiſch gefehen zu haben. Er ſah ihn zu Bue⸗ 
nos Ayres: er hätte ihn aber nachher in Chili ſehr gemein finden folfen, weil Frezier ver⸗ 
hhdert, man fiſche 30 Seemeilen von Balparaitio in einer Bucht, worein ſich der Fluß 
Aconcagua oder Chille ergießt, Corbinen, Toffen und Peje- Gallos oder Hahnenfiſche - 
die man trocknet und nach Sant: Jago, der Hauptſtadt in Chili, ſchicket, weldye ihn auch 


vi 
p) Journal du P, Feuillee T,L a. d, 219&, 2 


Er nimmt von dem Kopfe an 


Das Gummi von dem Ovigham ift ab- Platurgefch. 
onig und Effig. Wenn man die Rinde von Peru. 


Fiſche. 


Peje: Gallo 


da bis an den Schwanz wiederum ad, wels ⸗ 


Sein Fleiſch ift weiß, von einem ziem- | 


152 Reifen und Entdeckungen 


Naturgeſch. feifch befümmt: Cr feger hinzu, die Franzoſen nenneten ihn Fraͤulein (Demoifelle) 
von Peru. und die vorderſte Floßfeder an jeder Seite, welche ſich gleichſam in zween Fluͤgel theilet, 
fen ein fo harter hornener Stachel, daß er ftatt einer Ahle zu Durchftechung des allertro⸗ 
ckenſten Leders gebraucher wird, 
Beſonderer Eben diefer Schriftſteller hat auch eine befondere Art Meerkrebfe einer Abbildung und“ 
Meerkrebs. Beſchreibung würdig geachter, Er fager, fie komme derjenigen gleich, welche Rondelet 
auf griechifch Tetis, und Rumph im Lateiniſchen Squilla lutaria nennet, und deffen Far: 
ben ungemein lebhaft und fchön wären, Die zwo Länglich runden obern Sloßfedern am 
Schwanze find von dem fhönften Blaue, das man nur erblicken kann, und mit goldfar⸗ 
bigen Keinen Franſen beſetzet, vergleichen auch die ſechs Füße unter dem Bauche find. Uns” 
ter dieſen Floßfedern am Schanze figen zwo andere grünliche Sloffen etwas tiefer und fürs 
zer, Die ebenfalls mit ihren Sranfen eingefaffee find. Die Scheeren oben am Kopfe find 
ſchoͤn blau, und zwiſchen denſelben und den wie längliche Perlen hervorſtehenden Augen bes 
finden fich zwo ducchfichtige Floßfedern. Die Schale ſieht wie Muyfcus aus und das En⸗ 
de des Schwanzes fleifchfarben weiß gebrähmer. Unter dem Kopfe fisen noch fechs geber 
gene Füße, die nicht zum Vorſcheine fommen, aber an den Enden rund, platt, blau un® 
gleich den andern mit goldfarbigen Sranfen befeger find q) . 2 
Pulpo, ein Ein noch weit fonderbarer Thier aber ift dasjenige, welches die Einwohner in Chili 
auferordentli: Pulpo nennen. Wenn man es ohne Bewegung ficht: ſo follte man es für ein Stuͤck 
ces Thier Sf von einem Baumaſte halten, der mit einer Rinde, wie an dem Eaftanienbaume übers 
zogen iſt. Die Dicke iſt eines Fleinen Singers ftarf, die Sänge fechs bis fieben Zoff und 
mit vier bis fünf Knoten oder Gelenken abgetheilet, die gegen den Schwanz zu Eleiner wer⸗ 
den. Diefer Schwanz ſieht, wie der Kopf, veche wie das Ende eines abgebrochenen Aftes 
aus. Wenn es feine fechs Füße ausſtrecket und fie gegen den Kopf zufammen haͤlt, fo ſoll⸗ 
ge man fie für Wurzeln und den Kopf für einen abgebrochenen Stift oder Zapfen halten. 
Man faget, wenn man das Thier in der bloßen Hand balte: fo werde folcheauf eine Fleine 
Weile ſtarr; ſonſt aber habe man weiter feinen Schaden davon. Frezier urtheifer darausy 
es müfle diefes eine Heufchrerfe von eben der Gattung feyn, als der Pater du Tertre im 
Kupfer vorgeftellet, und in feiner Hiſtorie der Antillen, unter dem Namen Coqſigrue 
beſchrieben, außer mit dem Unterſchiede, daß er keinen in zween Aeſte geſpaltenen Schwangy 
noch die kleinen an der Coqſigrue befindlichen Hübelchen daran wahrgenommen, Uebri⸗ [ 
gens meldet der Pater du Tertre auch nichts von einer kleinen in dem Pulpo vorhandenen J 
Blaſe voller ſchwarzen Saftes, woraus die ſchoͤnſte Dinte gemacht wird vr), Es gieht 
auch zu Valparaiſſo die abſcheulichen haarichten Spinnen, die per P. du Tertre ebenfalls 
in Kupfer vorgeftellet, und für hoͤchſtgiſtig ausgiebe, wovon man aber in Chili nichts 
* wiſſen will. SE B 
Dorodilla. In den Gegenden von Coquimbo ſieht man eine Art von Steinfahrenkraute oder Ce⸗ 
terach, welches dje Spanier Doradillg genannt baben, deſſen Blätter ganz gekraͤuſelt 
find, und wovon man den abgefochten Tran fehr ruͤhmet. Er ſoll zu einer Blutrein⸗ 
gung, und vornehmlich zur Erquickung eines Reiſenden dienen, der von einem lange! 
Marfche abgemattet ift, | 3 







| ma 
2) Stier am angef. Orte a. d.110 G. ia Brafilie beym Marggrav, VII Buch. auf DF 
*) Es ift diefes Thier ohne Zweifel die Aruma- 257 Beits, — —— 


ae \ a 
TEE u 
Ze er 


in Suͤdamerica. Vl Buch. VIU Capitel. 153 
Man bauet daſelbſt auch eine Art von kleinen Kuͤrbiſſen, Lacatoya genannt, die das Naturgeſch. 
ganze Jahr hindurch waͤhren. Man zieht ſie auf die Daͤcher der Haͤuſer hinauf und ma- von Peru. 
chet aus ihrem Fleifche ein herrliches Confect 


% Lacatoya. 
Daſelbſt faͤngt auch allmaͤhlich ein Baum an zu wachſen, der ſich ſonſt nirgends in Lucumo. 

dem ganzen übrigen Chili findet, und wovon Frezier glaube, daß er Peru nur ganz allein 

eigen ſey. Er nennet ihn Lucumo. Sein Laub, ſaget er, gleicht ein wenig den Pome⸗ 

ranzen und dem Floripondio, und ſeine Frucht iſt auch der Birne aͤhnlich, worinnen der Sa— 

men bes feßtern ſtecket. Wenn die Frucht veif äft: fo iſt die Schale gelblich, und das Fleiſch 

ſehr gelb und hat beynahe den’ Gefchmack und das Wefen eines friſch gemachten Käfes, An 

der Mitte liegt ein Keen, der Farbe und dem haarichten und fleifchichten Wefen nach voll- 

ige wie eine Kaftanie, nur daß fie bitter und zu nichts nüße iſt. 
Segen die Cordilfiera zu in den Thälern finder man eine Pflanze, die man, wenn fie Sonderbares 

erſt frifch aufgefchoffen ift, wie einen u ee kann. So En * etwas kärfer = Kraut, 

größer gewachfen : fo wird fie den Pferden zu einem fo gewaltigen Gifte, daß, fo bald fie 

nur davon gefreſſen, blind werden aufſchwellen und in kurzer Zeie gar berften. 2 
Fresier fand in dem Thale Mo unter andern Sruchtbäumen auch eine Gattung Früch- Paltas oder 

te, die man in Peru Paltas, auf den Antillen aber die Advocaten nenne, Sie fehen Advocaten. 

wie eine große Birne aus, worinnen ein tunder und etwas fpißiger Kern ſtecket ‚ fohartund 

groß wie eine Kaftanie, die aber weiter zu nichts Diener, als Mufcus damit zu färben. Die 

Hank umher if grünlic) und ſo weich, wie Butter, Sie ſchmecket auch) faft fo, wenn man 

fie mit Salze ift; doch hat fie etwas von einem Nußgeſchmacke mit an fih. Am beten 

ſchmecket fie, wenn fie mi Zuder und Eitronenfafte gemenget wird, Sie ſoll fehr gefund 


feyn und dabey zum Benfchlafe reizen, 

F Er ſah auch daſelbſt den Pacay, welches ein Baum iſt, deffen Blätter den Nußblät: Pacay und 
fern ähnlich aber größer find, Sie Hängen zwey und wey an einem Stiele, fo daß fie feine Zuder» 
immer zunehmen, je weiter fie fich von dem Stengel entfernen. Seine Bluͤthe ift beyna- erbſen. 
be fo ‚ wie Pifon und Plümier die von der Ynga malen: feine Srüchte aber find anders. 

Die Hilfe, welche der P, Plümier in Kupfer vorgeſtellet, ift ſechseckicht, die Pacanfruche 

aber hat nur vier Seiten, wovon die wo großen einen Zoll vier bis ſechs tinien, die Kleinen aber 
nur fieben bis acht Linien breit find. Die Länge ift fehr ungleich, Denn es giebt Schoten 
von vier Zoll, und andere, die über eine halbe Efle ſang find, Inwendig find fie in viel⸗ 
kleine Fächer abgetheilet, in deren jedem ein Korn wie eine platte Bohne in einer weißen 
und faferichten Materie ftecfer, die man für Baumwolle anfehen follte. Cs ift aber in der 

That nichts anders, als ein geftandenes Del ‚ welches zur Erfriſchung genoffen wird und in 

dem Munde einen zarten und ſehr lieblichen Muſcusgeſchmack hinterlaͤßt. Die Franzoſen 

nannten fie daher Zucererbfen M | | 

_ Unter den Gartenbluhmen ſahen fie daſelbſt n 

glich der Orangebluͤthe und ar don einem lieblich 
wird Niorbes genannt, NER 

Man bedauert es, daß Frezier und feine Reifegefährten Eein Augenzeugniß von vier 

ſehr ſeltſamen Pflanzen haben ablegen fönnen , deren Eigenſchaften fie nur aus anderer Leute 


—— Berichte 
Frezler am angef. Orte Il Th. ı Cap, 
Allgem. Keiſebeſchr. XVI Band. 


ur eine, die dem Sande eigen war. Sie 


Niorbes. 
ern aber nicht fo ſtarken Geruche. Sie ; 


u 


154 © Reifen und Entdefungen 1 


Naturgeſch. Berichte kannten. In den Ebenen von Truxillo waͤchſt ein Baum, welcher zwanzig DE 
von Peru. dreyßig Bluhmen von ganz verſchiedener Farbe und Geftalt traͤgt, die zufammen eine Art⸗ 
von Traube ausmachen, Man nennet fie Flor del Paraiſſo, Paradieeb iuhme. 
Paradies In den Gegenden um Cara Tambo und San Matheo, einem Dorfe in der Sande” 

bluhme .  fhaft Lima, an dem Bergfalle findet man gewiſſe Stauden , welche blaue Bluhmen tragey 
Staude die deren jede, wenn fie fich in Srüchte verwandeln, ein fo vollfommenes Kreuz hervorbringt, daß 

Kreuze trägt: man es mit dem Zirkel und Winkelmaße nicht richtiger machen fönnte, 3 
Baum voller In der Landſchaft Charcas an den Ufern des großen Fluſſes Miſco, wachfen große 
Herzen. Boͤume, welche das Laub vom Arvayan oder Myrthen Haben, und deren Frucht eine Traube 

von grünen Herzen, ein wenig Fleiner, alsdieflache Hand iſt. Wennman fie öffnet : fo zeigen 
fie viele kleine weiße Blaͤttchen wie Buchblätter und auf jedem Blatte ein Herz, in deſſen 
’ Mitte man ein Kreuz mit drey Nägeln Darunter, ſieht. 
Dos Kraut Sn eben ber Provinz finder man das Kraut Pito real genannt, welches zu Pulse T 
Pito real. geſtoßen, Eifen und Stahl auflöfer. Es hat feinen Namen von einem Vogel, welcher ſich 
damit purgiret, und den man gruͤn vorſtellet, faſt von der Geſtalt eines Papegeyes, wofern 
er nicht einen langen Schnabel, und auf dein Kopfe eine Krone hätte. Wir haben voll 
diefem Kraute bereits in dev Befehreibung von Mepico geredet, woman anführer, daß die 
Einwohner die Reſter, welche dieſe Vögel auf ven Bäumen machen ‚ mit eifeenem Drahte 
verſperrten, um folhes Kraut zu befonmen, Denn, faget man, dieſer Draht findet fich bad 
durch bie Kraft eines Krautes zerfreffen , welches die Vögel dahin bringen, und man vorn al 
den Neftern forgfältig ſammelt. In Neufvanien aber, wie in Peru, fcheint diefe Erzaͤhlung 
nur auf das Zeugniß der Indianer gegruͤndet zu feyn. 
Condor zu Frezier beftätiget alles, was man von dem Condor gefaget hat, Er ſchoß einen nahe bei 
Valparaiſſo. Valparaiſſo, deffen Schwingen von einem Ende zum andern neun Fuß lang waren. 
hatte einen braunen Kamm, der aber nicht wie ein Hahnenkamm zerferbet war. Dorn un⸗ 
ser dem Halſe, welcher roth war, ſaßen Feine Federn, wie bey dem calecutiſchen Hahne 
Was man noch mehr aus Freziers Beſchreibung nehmen kann, iſt, daß diefer Vogel gat 
nicht ſelten in Peru, ſondern fo Häufig und gemein iſt, daß man zuweilen ihrer viele zuſam⸗ 
men die Heerden Schafe angreifen ſieht. Wenn fie ein Lamm davon weghefen wollen: 4J 
ſtraͤuben fie ſich, laufen mit ausgefpannten Fluͤgeln auf fie zu, damit die Schafe in einan⸗ 
der ſchlupfen, und, wenn fie die Köpfe zufammen ſtecken, ſich nicht wehren koͤnnen, worauf 
fie denn das befte davon wegfhleppen A). _ N 
Der Curvi ift ein ungemein ſonderbarer Fiſch. Er ift nur einen Fuß lang: er hal 
aber auf der Oberlippe zwey Hörner, die nad) jeder Seite beweglich , acht Zoff lang , im A 
fange eine Linie dick, am Ende fpig und goldfarbig find. An dem aͤußerſten Ende der UM? 
terlippe hat er noch vier andere Hörner, wovon Ihrer zwey fechs Zoll und die beyden andern 
drey Zoll lang find; alle mit den beyden auf der Oberlippe von einerley Farbe und Bieg* 7 
famfeit, Sein Kopf ift platt. Gegen oben zu hat er fechs Sloßfedern, zwo unter den DI“ 
ven, die mit einer fehr harten, wie eine Säge gezackten Gräte anfangen. Unten und gegen 
die Mitte des Bauches ſieht man an ihm noch eine andere Floffeder, die aus fieben SW 
cheln beftehen, welche ſich gegen ihre Enden in viele Zacken vertheilen, zwifchen denen 
duͤnnes Häuschen von grauer Fatbe if. Ueber dem After und noch ſtets unter dem Dez u 

























@ 
— 


9) Freuer am angef. Orte ITh. 10 Cap. 


in Suͤdamerica. VE Buch. IX Capitel. 


iſt eine andere Floßfeder, die gleichfalls Aus fieben Gräten beſteht, welche an ihren Enden Naturgeſch. 
zertheilet, und auch mit einem grauen Haͤutchen bedecket find. Zwo andere Floſſen haben von Peru. 
ihren Sitz auf dem Rüden. ’ Die erſte nimmt ihren Urſprung hinter dem Kopfe, faͤngt 
mit einer Graͤte an, die wie eine Saͤge gezacket iſt bey dem Milcher » bey dem Roͤgner aber 
ganz gleich ift. Auf dieſe folgen ſechs andere, Die mit einer den andern gleichen Haut bede- 
et find. Die zwepte, welche gegen den Schwanz zu und ihre 
fihieden ift, hat ſehr dünne Gräten in großer Anzahl, ohne die geringste Zertheilung an ih⸗ 
tem Ende, und ſo, wie alle andere, bedeckt. Der Schwanz des Curvi in gegen die Mitte 
durch eine blauliche Linie in zween Tpaife getheilet, die ihren Anfang bey de 
gen hat, und ſich in dem Winkel der Theilung endiget, welcher durch) die beyden Theile ge- 
macht wird. Auf dem obern Theile einer jeden Seite des Leibes giebt es drey Keihen grauer 
Flecke, welche hinter dem Kopfe anfangen und ſich gegen den Schwanz zu endigen. Die: 
fer ganze Theil ift von einer blaffen Goldfarbe, welche immer abnimmt, indem fie fich der 
Theilungslinie nahet. Der untere Theil Hat nur zwo Reihen von einem Hellgrau auf filberfar- 
benem Grunde; welcher diefen Theil angenehm macher, und die Beranderung der beyden 
Farben, die ſich unvermerkt vermengen , giebt dieſem Fifche einen allerliebften Glanz. Sein 
Fleiſch it außerdem von einem vortrefflichen Geſchmacke. Er dat feine Schuppen. Ale 
äußere Theile aber find mit einer febr ſchoͤnen Haut bedecket u), 
Diefes Werf hat wenig Abſchnitte, wo man fü viele befondere merkwürdige Nachrich⸗ 
ten antrifft, die alle zuſammen aus den beften Quellen genommen find, Man wird ung 
bier alfo auch das Vertrauen nicht verfagen , welches der natürliche Sohn der Genauigkeit und 
Wahrheit iſt. Was noch hier abzugehen ſcheint ‚ Das wird man ſchon in den andern Bäns 
den einzeln befchrieben finden, 


155 


Bas nn u a in 2 2 2 0 ee EEE Be 


Das IX Capitel. 


Reiſen nach 
Braſilien. 
— — ad 

Reifen nag DBrafilien, 

Kinleitung. 
Die Spanier und Portugiefen find wegen der Graͤnzen von Broftlien nicht einig. Verſchie⸗ 
dene Meynungen wegen deſſen Entdeckung. 
an begreift unter dem Namen von Braſilien weitlaͤuftige Provinzen des mittaͤgli· Die Spanier 
chen America, welche gegen Oſten an das atlantifche 


ren Gränzen 


\ Meer ftoßen und wegen de- und Port gie⸗ 
‚die Spanier und P 
Mach den erftern wird die tängevon 


ortugieſen nicht mit einander übereinfommen, fen And wegen 
Drafifien zwiſchen dem neun und zwanzigſten und neun und un Sägen 
oe toledifhen Mittagestinie Eraft eines alten Vertrages unter nicht — 
den Koͤnigen von Caſtilien und P tugall und einer Abſonderungslinie geſetzet, die von dem % 
Vorgebirge Humos durch die Inſel 


i Buenabrigo gezogen wird x), Die Portugiefen, 
welche ihre Rechte" weiter erſtrecken, ziehen dieſe Linie durch die Muͤndung des Amazonen. 
we a 


fluſſes 
P Feuillee am angef, Orte a. d. 220 S. %) Berrera XX Decad. XX Bud. 


156 0 Reifen und Entdeckungen 


Reifen nach fluffes gegen Norden und durch die Mündung des Rio de la Plata gegen Mittag. 7° 
Srafilien. muß fic) der Urfachen diefes Unterſchiedes erinnern. Da der Pabft Alerander der vi Br 
Spanier von Geburt, den Königen in Caſtilien eine Bulle zugeftanden , welcher fie # 

eine fehr vortheilhafte Art zu der Theilung der neuen Welt, durch) die berühmte Grämill 
mit berief, wovon wir bereits geredet haben 9): fo hielten fich die Portugiefen dadurch k 
leidige genug zu ſeyn, daß fie ihre Klagen darüber erheben dürften. Man verglich IP 
über eine andere Eintheilung an den beyden Höfen, und es wurden von beyden Seiten Y 
ſchickte Erdbefchreiber ernannt, diefe große Zwiftigfeit innerhalb zehn Monaten auszulff 
chen. Da aber neue Schwierigkeiten, welche wegen des Befißes der Molucken entſtunde 
die Anfprüche nur dunkler gemacht hatten: fo blieb eine jede Partey auf ihrem Kopfe, W 
der Schluß fo lang ausgefeger , bis die beyden Kronen auf ein Haupt gefommen mare; 
denn die Bereinigung des beyderfeitigen Nutzens alle Wider ſetzungen vertrieb, Die 
gen, welche fich nachher wiederum erneuert, füllen da angeführet werden, mo fie hin 9@ 
ven, und find noch heutiges Tages die Beranlaffung zu denen Kriegen , die fich zuweilen 
eben den Orten entzunden. 
Verſchiedene Wenn man dem Herrera glaubet: ſo geſchah es unter den catholiſchen Könige, ® 

Meynungen die Kuͤſte von Brafilien durch Vincent Danez Pinzon im 1499ften Jahre und durh 27° 

wegen deſſen dacus von Lope imısooten Sabre entdecke wurde. Wenn anderer Seits die Berichte, M 

Entdeckung. che des Americus Veſputius Namen führen, von ihm find: fo koͤnnte man auf fein eigelf 

zeugniß glauben, daß er diefe Ehre wenigftens getheilet habe. Allein, die Erzäptung 
Herrera ſcheint ungewiß zu ſeyn: und man hat ſchon angemerket, daß die vier Berichte # 
Veſputius Kennzeichen der Unwahrheit an fich haben 2), welche nicht erlauben, daß Me 
fich dabey aufhalte. Es würde dem Ehriftoph Columbus, nachdem er auf feiner drill 
Reife die Dreyeinigfeitsinfel und die Mündungen des Drinoko entbecer hatte, leicht gef 
fen ſeyn, einer Küfte zu folgen „ welche ihn bis an ben Amazonenfluß geführer Härte, * 
er aber durch feine erften Siederlaffungen und ducch feine Hoffnung noch einen neuen W 
gegen die oftliche Küfte von Indien zu finden, wenn er-diefem Meere folgete,, welches IF 
zwiſchen Terra firma gegen Mittag und zwiſchen Florida gegen Norden vertiefer, zurücd IT 
rufen wurde; fo verließ er Exöffnungen, weldyen er glücklich haͤtte folgen koͤnnen. 4 























M- 


Portugiefif. F Der J Abſchnitt. 
et Reiſen und Niederlaſſungen der Portugiefen in Braſilien. 


Brafiliens Entdeckung durch Alvarez Cabral. Fal- der. Schwierigkeiten von Seiten der Wilden 
ſche Nachrichten des Amerieus Veſputius. Erz Der portugieſiſche Hof nimmt ſich Braſillen⸗ 
fie Menbregeln des portnoiegſchen Hofes. Defs mehran. Es werden Miffionarien berufen. ZU 
fen Gleichgultigkeit, wegen Eintheilung der Län ſtand der portugiefifcpen Niederlaffungen big 133% 


Braſiliens raſilien wurde alſo eigentlich das folgende Jahr von den Portugiefen entdecket, meld" 
Basen; an deffen Yuffuchung nicht dachten, - Peter Alvarez Cabral, ein angefehener Befed 


Cabral, haber, welcher von Liſſabon im Monate März 1500 mit einer Slotte von dreyzehen Sch 3 


Y) Wan ſehe ſolches im XIIIB. dieſerSamml. ließen. Es iſt ſehr ſeltſam, daß der gelehrte u? 
2) Dan bat ſich ſchon im XII Bande wegen liener, welcher Eürzlich die Gefchichte won dem * 
der guͤcklichen Betruͤgereyen herausgelaſſen, wel: ben und Schriften des Vejpurius ieatienifd Tal 
ehe dem neuen feften Lande feinen Namen geben aus gegeben Hat, und die Verfaffer des ran 


in Stidamerica. VI Buch. IX Capitel. 157 

i u I[te 

Sofala abgegangen war, von da er ſich nach der malabariſchen Kuͤſte begeben fo ‚ 

ae Bi w dur ie Inſeln des en: Vorgebirges gegangen, fuhr, um die Windſtillen 

den africanifchen Küften zu vermei en, fo wei i 

bie Avis eine unbekannte Küfte fah, die fich gegen Weiten jeigete, Er fegete feine Schiff- 
fahrt dis auf, den funfzehenten Grad der Süder 

fand, den er aus der Urfache Porto fegur 


o nennen ließ, wie er dem Sande den Namen 
des heil. Kreuzes gab, weil er dafelbft das Zeichen des Chri 


. Man gab ihm nach der Zei 
5 im Ueberfluſſe entdeckete 


und welches dreyhundert Fahre zuvor unter dieſem Namen 
betannt war. Cabral, welche 


"von der Beſchaffenheit ver Felder Erfundigung einziehen 
laſſen, vernahm mit Vergnügen, daf fie fruchtbar zu feyn fchienen, das fie von fehönen 
Slüffen gemäffere würden , mic allerhand Ba ier 
ſehr bevölkert wären. r flieg daſelbſt aus, um im Namen der Krone Portugall Befig 
Davon zu nehmen. Einige —— die durch ihre Geſchenke und Lebkoſungen herbey⸗ 
gezogen worden, macheten kane ‚ Erfrifchungen zu feiner Flotte zu bringen. 
Er glaubete, in ihrer Gemürhsart Gͤtigket zu bemerken, 

ligion oder Regierung bey ihnen fah: 


'onavien, die er nach Oft: 


arauf eines von feinen Schiffen nach Liſſabon abgeſchicket 
hatte, welches die Zeitung von ſeiner Entd 


eckung dahin bringen ſollte; ſo gieng er nach den 
Orten wieder unter Segel, wohin feine Flotte beftimmer war, u 


Die Berichte des Americus Veſputius enthalten eine Nachricht von den beyden Reifen, 
die er im Namen des Königes von Portugall nad) eben der Küfte gethan hat. 
unterfchriebenen Zeiten 
aus allen Zeugniffen der damaliger 
net, zu andern Berrichtungen geb 


fen, Baye und Slüffe des Landes zu beſuchen. Die Fel: 
nd eben fo fruchtbar , als hie von Cabral vorgeftellet wwor- 
den. Weil fie aber nicht gleich den Augenblick die Bergwerke und andern Reichthuͤmer 
entdecketen: fo wurde der Eifer niche fehr heftig, Pflanzftädte daſelbſt anzulegen. Man 
nahm nur Faͤrbeholz, Affen und Papegeye 


"davon mit, welche feine andere Mühe koſteten, 
als daß man fie einnahm, und doc) in Europa ſehr theuer verfaufet wurden, 
u 


3 Indeſſen 
Etranger, welche einen Auszug davon geliefert, 


0) Serrera ruͤhmet ſeine Verdienfte, uns ſaget, 
nicht ein Wort davon geſaget haben. Sollte eg er ſey nachher Bifchof zu Ceuta geworden. 
ihnen unbekannt geweſen ſeyn: fo muß man ſich b) Dan ſehe den Bericht des Ojeda im XIII 
noch mehr darüber wundern. Bande diefer Sammlung. akt 


Poetugiefif. 

= — 
raſilien. 

— ⸗ 


Falfche Nach⸗ 


Allein, die richten des 
find falſch, und darinnen befteht eben ver Detrug. Denn man Eanıl Arnericus 


158 Reifen und Entdeckungen: 


Portugiefif. Indeſſen ließ ber Hof zu Liſſabon einige Elende, die wegen ihrer Verbrechen zu andern 

Reiſen nach Zuͤchtigungen verdammet waren, und einige luͤderliche Weibesperſonen, wovon man das 
Braſilien. Königreic) reinigen wollte, dahia bringen. Dieſes bieß fie einem taufendfachen Tode auge 
ErfteMaaf- fegen ‚ indem man ihnen das Leben fehenfere. Denn die Eingebohrenen des Sandes welche 

regeln des por⸗ bey Der Gefahr der Knechtſchaſt, die innen drohete, die Augen eröffneten , hatten die- Wal? 
ugiefijhen fen ergriffen, um ſich dawider zu verrbeidigen, und führeten Krieg, obne jemandes gebeil” 
Hofes. dabey zu verſchonen. BR 
Deſſen Gleich⸗ Inzwiſchen ließ ſich der Hof eben nicht ſehr bitten, denjenigen weitlaͤuftige Bewilli⸗ 
güftigkeit wer gungen zu geben, welche ſich erbothen, Sitze daſelbſt anzulegen, Er wies fo gar einige 
gen Ser Herren ganze Provinzen an, in der Hoffnung, fie follten dafelbft Einwohner zufammelt 
— der FA bringen, Es koſtete um fo viel weniger, das Land wegzugeben, weil der Staat feinen Auf⸗ 
mand dabey machete.  Zulege wurde Brafilien fo gar für ein mäßiges Geld verpachteft 
und der König, welcher mit einer neuen Herrſchaft zufrieden war, begnugete fich faft allein 
mit dem Titel. Oſtindien zog damals faft alle Aufmerkſamkeit der Portugieſen an ſich⸗ 
Es fanden nicht allein die Kriegestugenden daſelbſt etwas zu thun; ſondern man Fam auch 
daſelbſt durch die Tapferkeit zu allen Ehrenſtellen im Soldaten - und Buͤrgerſtande: in Bra⸗ 
filien hingegen mußte man unaufhörlich unter der. Nothwendigkeit, ſich zu vertheidigen, und 
durch eine beftändige Arbeit, Felder zu umackern, getheilee feyn, die zwar wirklich fehr fruchk® ; 
bar waren, aber nichts deſtoweniger gebauet zu werden verlangeren ‚ wenn fie zu den B 
dürfniffen der Einwohner zureichen follten. - 




















BIER. Den diefen erften Unternehmungen hatten fie viel von den Vrafilianern zu erdulden 
der Wilden, welche in ihrem Haſſe unverföhrliche Wilde find, die man niemals ungeftraft beleidige 


Ihre Haupfrache war, daß fie ihre Gefangenen auffraßen. Wenn fie einen Portugieſel 
allein antrafen: fo unterließen fie nie, ihn umzubringen und einen von denen abfcheulich 
Schmäufen davon anzuftellen, wovor die Natur erbeber, Alle Reifen, die damals na 
Drafilien geſchahen, haben weiter nichts merfwürdiges, als diefe Graufameeiten. © 
gehören Über diefes nicht zu unferer Abfiche, weil fich Feine befondere Nachrichten davon & 
Balten haben , und mir bisher nur Dasjenige gefammele, was fich bey den Gefchichtfchreibert 
zerſtreuet befindet. 
Ungeachtet fo vieler Schwierigkeiten wurde das Land dennoch mit vielen Europaͤe 
bevoͤlkert; und die Früchte ihrer Arbeiten erregeten andere, ihnen zu folgen, Der Kricdl 
welchen fie unaufbörlich wider $egionen von Indianern auszuftehen Hatten, noͤthigte ſie 
fih in Aauptmannfchaften zu teilen; und man fad in einer Zeit von fünfzig Jahr 
laͤngſt an ber Küfte verfchiedene Flecken entſtehen, wovon die fünf vornehmften Tamach 
= potfugier ra/ Sernambuc, Ilheos, Porto feguro und St, Vincent waren. Die Borchell 
Ba welche diefe Pflanzftädte aus ihrer Lage zogen, macheten, daß dem portugiefifchen Hofe en 
DBrafilien an, lich die Augen aufgiengen. ‚ Er erkannte den Schaden, den er fi dadurch gerhan hatt 
daß er unbefchränkte Bewilligungen ertheilet; und Johann der IH unternahm, che 


abzuhelfen. 
ar Ver Er fing damit an, daß er alle Vollmachten wiederrief, die er den Häuptern der gar 
waltung . mannfchaften bewilliget hatte; und er ſchickete im 15ggften Jahre Thomas von SM 


nach Brafitien mit dem Titel eines eneralftatthalters, Seine Flotte beftund aus ſechs mob 
auegerüfteten und mit einer großen Anzahl Dffieieren befegeten Schiffen. Er hatte Dei 
nicht allein eine neue Regierung einzuführen, wozu er den Entwurf mitnahm, fondern Fin 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitd. . 159 


in der Bay aller Heiligen eine Stadt zu bauen, Der König, welcher auch an die Bekeh⸗ Portugiefif. 
* der Brafllare * die er als ſeine Unterthanen anſah, hatte ſich an den Pabſt Paul — 
den Ill und an den Heil, Ignatius, Stifter der Jeſuiten, gewandt, und fie um einige Miſ ZT Ten, 
fionarien erfuchet. Er erhielt deren fechfe , welche bie Patres, Johann Afpilcuere, von Es werden 

Navarra, Anton Pirco, Leonhard Nugnez, Diego von Sant Jago und Vin⸗ lg 

cent Rodriguez, alle viere Portugiefen, unter der Anführung des P, Emanũuel Nobrega berufen, 

don eben der Nation , waren. 


Diefe apoftolifchen Männer giengen mit Soufa ab, und fiegen Im Drachinonate in. Zuſtand der 
Braſilien ans Sand, 


Bey ihrer Ankunft erbaueten fie eine Stadt, welche San Salva- rt 

or €) genannt —— el blutige Kriege führen ; welches aber die Staͤd⸗ ee 
<e nicht verhinderte, fich zu vermehren. Die erftern hatten nur fehr einfache Feſtungswerke, 9 r 
- welche wider die Ueberfallungen der Wilden Binlänglich waren. Da aber die Europäer von 

verfhiedenen Nationen ſich in diefen Meeren gar bald furchtbar gemacht hatten: fo mußte 
man fich wider ihre Streifereyen in Sicherheit fegn. Soufa Hatte noch nicht fünf Sabre in : 
Braſilien vegievet: fo tegeten Die Sranzofen vor feinen Augen dafelbft einen Sig an, Die 
Umſtaͤnde von diefem Unternehmen haben ſich in ihren eigenen Berichten erhalten, 


Der II Abſchnitt. 


Niederlaſſung der Franzoſen in Braſilien. Johanns von Lery Reiſe. 


Villegagnon will in Braſilien eine Pflanzſtadt an: begeben ſich nad) la Briqueterie. Beſchreibung 
legen. Bewegungsgruͤnde und Zuruͤſtungen zu der Colignyſchanze. Sie wollen ſich zu la Bri⸗ 
des Lery Reiſe. Proteſtanten reiſen mit ihm queterie ſetzen; werden wieder nach Frankreich 
ab; werden zu KHonfleur befchimpft. Ihre Ab⸗ geſchicket; laufen Gefahr bey ihrer Abreiſe. Sie 
reiſe von da. Ankunft zu Rio Janeiro. In-  follen wieder nad) Brafilien zurück kehren. Lery 
dianer daſelbſt. Paraiben und Retacaer. Anz bleibt am Borde. Merkwuͤrdigkeit Bey der 
Eunfe bey dem BVorgebirge Frio. Ungeheurer Fahre unter der Linie, Urfprung des Unglückes 
Fiſch Rio Janeiro. Villegagnong Umftände bey der Nückkehr. Das Schiff Malte. Uns 
in der Koligunfchanze. Seine Aufnahme der wiffenheit des Piloten. Graufamer Hunger. 
Proteftanten. Er fteflet ſich fromm; führee Das Schiff wird ver frangöfifchen Küfte anfich- 
öffentliche Bethſtunden ein; Ändert feine Auf tig. Eifte Umftände ihrer Ankunft. Unter 
führung. Fünf Franzoſinnen werden verheira⸗ richt für Neifende, Wirkungen derer Uebel, die 

thet. Y erkläret Villegagnons Anderung Lery ausgeftanden. Erläuterun 

und befhuldiger ihn der Sraufamkeit. Die 

Proteftanten werden feiner uͤberdruͤßig. Sie 


Ja geht über die Bewegungsgrunde und die erften Erfolge dieſer Fahrt Teiche Kin, Villegagnon 
weil fie niemals unter dem Titel einer 


Reife bekannt gemacht worden, Im ı555ften will in Braſi⸗ 

Jahre faſſete Nicolas Durand von Villegagnon, aus Provins in Brie gebuͤru ein Ei eine 
Malteferritter und Viceadmiral von Dretagne, welcher den Meynungen der Neformirten zu⸗ Are 
gethan und einiger Verdruͤßlichkeiten wegen, die er bey der Ausübung feiner Bedienung ge: j 

habt hatte, aufgebracht war „den Borfag, in America eine Colonie von Proteftanten anzu⸗ 

legen. Er war tapfer, kühn, ſcharfſinnig, und auch gelehrter , als ein Kriegesmann ge- 

| | mei⸗ 

weil fie an der Bay aller Keil 


Kery 1356. 


gen wegen der 
Colignyſchanze und Vilfegagnons. 


— haben ſie auch nur ſchlechtweg die Bay genannt, 
gen liegt. 


Lery. 1356. 
u 


worinnen er dem Hofe von feinen Umſtaͤnden Nachricht gab. Er legete aber nod) einig 


Bewegungs⸗ 
gruͤnde u. Zu⸗ 
ruͤſtungen zu 
Lerys Reiſe. 


Prediger und 
andere Prote⸗ 
ſtanten, die 
mit ihm abrei⸗ 
fen: 





‚Der Admiral Coligny, ihr offenbarer Bertheidiger , welchem Billegagnon zu fehreiben 





















160 Reiſen und Entdekungen | 
meiniglich iſt. Seine Abfichten wurden dem Hofe unter dem bloßen Vorhaben, einen fra“ 
zöfifchen Sitz in der neuen Welt nach dem Beyfpiele der Portugiefen und Spanier any 

gen, verdecket; und da er unter diefem Vorwande von Heinrichen dem II zwey oder MI 
wohlausgerüftete Schiffe erhalten hatte, Die ee mit offenbaren oder heimlichen Catvinilt 
anfüllete: fo fuhr er im Maymonate aus Havre de Grace, und Fam nur erft im JB 
monate in Braftlien an. Seine Klugheit fehien ihn bey der erften Erwählung eines per 
ften zu verlaffen, Er ftieg bey einem großen Felſen ans Land, von da ihn die Ebbe WN 
Fluch bald vertrieben, Nachdem er aber weiter gegangen war: fofam er in einen Fluß, 
fait unter dem Wendezirkel des Steinboces liegt, und bemächtigte ſich einer Fleinen Jill 
auf welcher er eine Schanze bauete, welche ex die Colignyſchanze nannte. Kaum PT 
te das Werk angefangen, fo ſchickete er feine Schiffe wieder nach Frankreich mir Briefe 


andere Briefe an einige feiner Freunde zu Genf bey. Diefe Erläuterung finder fid) " 
einer Schußfchrift wegen feiner Aufführung, die er felbft nach feiner Zuruͤckkunft herau 
gab. Man erfährt daraus auch, Daß er bey feiner Ankunft in Brafilien einige Noumdf 
nen gefunden, welche ein Schiffbruch an diefe Rüften geworfen hatte, Sie harten 
mie den Wilden vermengf, verftunden ihre Sprache, und dieneten den Franzofen 
Schanze zu Dolmerfihern. Alles Uebrige ift aus dem Berichte desjenigen Neifenden F 
nommen, von dem diefer Abfchnitt den Namen führer, — 

Als die Kirche zu Genf Villegagnons Briefe erhalten hatte: ſo ergriff fie die Ge 
genheit begierig, fich in einem Lande auszubreifen , wo ihr, allen Anfcheinungen nach, IE 
ihre Anhänger eine Freyheit verfprochen wurde , deren fie in Frankreich nicht genoſſ 


unterlaſſen hatte, nahm dieſe Eröffnung ſehr zu Herzen, Cr Fannte die Klugheit und IE 
Eifer eines alten Edelmannes, mit Namen Philipp von Corguilleray, welcher aber! 
ter dem Namen Düpont viel befannter war, welcher der Namen eines Gutes war, DA? 
bey Ehatilfon an der Loire befaß, mo der Admiral feine Güter hatte, und welcher fich M 
Genf begeben hatte, um dafelbft gerubig in der Ausübung feiner Neligion zu leben. 7 
erfuchete ihn durch ein Schreiben , er möchte fich Hoch an die Spise derjenigen ſtellen, 
nad) Brafilien abgehen wollten. , Diefer Greis, welcher durch Cafoins Ermahnungen 
gefrifchet wurde, deffen Ruhm und Anfehen damals auf dem höchften Puncte bey der & 
genfeitigen Parten der römifchen Kirche war, machete feine Schivierigfeit, feine Ruhe! 
Dienfte feiner Kirche aufzuopfern d). | J— 
Nebſt einem fo angeſehenen Oberhaupte mußte man nicht allein gut geſinnte Pr!“ 
perfonen, welche geneigt waren, ihr Vaterland auf ewig zu verlaffen, fondern auch 
diger von ihrer Religion, Künftler , und allen nöthigen Beyftand fuchen, um ven ON, 


zu einev neuen Republik zu legen, Unter einer Menge von Profefforen und Stubenktlig 


Gortesgelahrtheit, wovon Genf faft eben fo voll, als von Bürgern, war, ſiel es nicht My 
zw 


d) Hiftoire d’un Voyage fait en la Terre du gefunde Vernunft Thuans Lob verdienet ve 
Brefil, par Jean de Lery, natif de la Margelle, greift in einer ſehr langen Worrede, den font um 
Terre de Saint Senne, au Duche de Bourgogne. fenen Gefchichtichreiber Thevet an, und wi 
Fünfte Ausgabe, a.d. 51.6 ©. Die erfte Aus: eben fo viel Falſchheit, als Unwiſſenheit, vor: Fe 
gabe iſt von 1578. Der Berfaffer, deſſen Treue und * * 


J 


* 


in Suͤdamerica. Vl Buch. IX Capitel. . 161 
\ © vo = - 
meen Prediger von einem befannten Verdienfte auszufuchen,, die fich durch diefen Vorzug Lery. 1356, 
—— fin glaubeten, Der eine war Peter Richer, funfzig Jahre alt, und der an ——— 
„dere Wilhelm Charrier, welche der Verfaſſer alle beyde Magiſter betitelt; und welche 
„man gewiſſe Stellen aus der heil. Schrift erklaͤren hoͤrete. Duͤ Pont aber, welcher nie⸗ 
„mand hintergehen wollte; verheelete es nicht, daß man uͤber hundert und funfzig Meilen 
„zu Lande, und uͤber zwey tauſend Meilen zur See veifen müßte; daß , wenn man an Ort 
„und Stelle kaͤme, man ſich anftatt des Brodies mit Früchten und Wurzeln behelfen, in. 
„einem Sande, welches feinen Wein hervorbringt, ſolchem abſagen, und kurz auf eine 
„ganz andere Art leben müßte, als in Europa. Alle diejenigen, welche die Theorie lieber, 
‚ „als die Praris, hatten , verloren die wſt, die Luft zu ändern ſich den GefährlichFeiten zue 
»See auszufeßen , und die Hitze des heißen Erdſtriches zu ertragen, und folglich fich zur 
„Reife anzugeben Eon doc) ihrer vierzehn dar ‚ deren Namen man 
). Sie giengen den zoten des Herbftmenates 1556 von Genf ab, < 
Ihr Anführer unterließ nicht, durch Chatillon an der Ding zu gehen, woſelbſt der Ad⸗ Sie gehen ze, 
miral einen feiner Würde inem von den fehönften Schloͤſſern in 
Frankreich, führete, Sie wurden dafelbft durch feine Ermahnungen und: Berfp 
aufgemuntert. Von da begaben fie fich nach Pari 


Paris, wofelbft einige Edelleute, die eben 
den Grundfägen zugethan waren, und andere Proteftanten aus diefer Hauptſtadi, ſich ent. 
fhloffen, ihren Haufen zu vermehren. Weil fie fich zu Honfleur einfchiffen follten : fo nah 
men fie ihren Meg über Rouen ‚ woofeibft fie fich auch einige zugefeleten; und unterdeffen 
daß man ihre Schiffe durch die Sorgfalt des Admirales vollends ausruͤſtete, verabfäumes 
sen fie die Zurüftungen nicht ‚welche ihnen die Entdeckungen und Arbeiten in den Berg⸗ 


rechungen Coligny. 


werfen erleichtern konnten, 


HS, welcher. dafuͤr berühmt war, daß er in dieſen Werden zu 
Kenntniſſen vortrefflich wäre, hatte ſich auf ihrem Wege nach Paris zu ihnen gefeller. We. Honfleur anz 
nig Tage vor ihrer Abreife aber, da einige Einwohner zu Henfleur in Erfahrung gebrache, Lefallen. 5 
daß fie des Nachts das heil. Abendmahl wider das Verboth des Königes gehalten, welches 2 
den Proteftanten nur erlaubete, bey Tage zuſammen zu Fommen, ſahen fie fich in ihren 
Herbergen mit fo vieler Wuth angegriffen, daß St, Denis bey feiner Vertheidigung er- 
ſchlagen wurde, Die andern wußten Fein befferes Huͤlfsmittel/ als dag fie ſich nach der 

ee begaben, und ihre Abreife unter fo unglücklichen Zei 


) chen befchleunigten, Bey ihrem 
Aufenthalte in Braſilien bedauerten fie mehr, als einmal, den Berluft eines Mannes, deffen 
Geſchicklichkeit niemand zu erſetzen fähig war, 


Sie ſchiffeten fh auf drey Fahrzeuge ein, die auf Koften des Königes ‚ von Ville Flotte zu die⸗ 
gagnos Neffen, Bois le Comte zum Kriege ausgeruͤſtet waren. 
er als Viceadmiral beſtieg hieß d 


Dasjenige, welches ſer Reife. 
ie kleine Roberge, und führete etwan achtzig Mann, 
Lery befand ſich auf dem größten 


‚ Welches Sainte Marie de 1 Epine führete, und 
die große Roberge genannt Wurde, deſſen Schiffsvolk aus hundert und zwanzig Mann 
beſtund g). Das dritte, welches man den Thau nannte, Harte neunzig Mann, ſechs jun- 
©) Ebendaf. 


ge 
der Verfaſſer diefes Berichtes, det damals Nur zwe 
> Peter Bourdon, Matthaͤus Vernenif Se: und San alt 7 "Cbent, nd. & k 
hann dů Vorbdel, Andreas de la Fond, Nicolas 8) Lery ruͤhmet die Gefchicklichkeit feittes Ponte; 
Denis, Joh. Gardien, Martin David, Nicofag mannes, der Zumbert bie, und aus Harfleur ger 
Raviquet Nicolas Carnieau, Jaeob Rouſſeau, und buͤrtig war, 
Allgem. Beiſebeſchr. XVI Band, £ 


dem Admirale 


























16 Reifen und Entdeckungen 


Lery. 1556. ge Knaben mit darunter gerechnet, welche die Landesſprache lernen ſollken, um ſich de = 
v7 leichter mit den Wilden zu verbinden, und fünf junge Mägdchen, die man nach Gelege 
heit verheirathen wollte, nebft einer Frau, welche die Aufficht über fie harte, Es ſche ni 

daß Calvins Beredſamkeit und des Duͤ Pont Bemühungen bey dieſem Gefchlechte well 
haben ausrichten koͤnnen, weil fie ihrer nicht mehr haben zufammen bringen koͤnnen. | 

Abfahet von Obgleich die proteftantifche Colonie die Einwohner zu Honfleur eben nicht ſehr hi: 
Honſleur. men fonnte: fo erhielt fie Doch bey dem Auslaufen aus dem Hafen diejenigen Ehvenbet 4 
gungen, welche für die Kriegesſchiffe beſtimmet find; das iſt, fie wurde von allem Geſch 
tze in der Feſtung unter Trompeten, Pauken, Trummeln und Pfeifen, ſaget der Bell 
fer, begleitet, welche feiner Abfahrt, das Anfehen eines Triumphes gaben, Die Frl 
aber, welche diefe Pracht auf den drey Schiffen erreget hatte, wurde bald von den gefä f 
fichften Laͤrmen abgelöfet, Ein Sturm y welcher zwölf ganzer Tage andielt, machete, U 
diejenigen, welche das Meer noch nicht Fannten, alle Bewegungen und Schrecken di # 
Elementes erfuhren, Sie glaubeten, den dreyzehnten Tag davon befreyet zu ſeyn, inde 
fie die Ruhe wieder um fich herum eneftehen fahen. Allein, die Wellen wurden bald mE 
derum fo heftig, daß fie in eben die Gefahr gerieben, Da alle Welt bey einem Zuſtan⸗ 
lebete, der ſich nur erſt nach fieben Tagen änderte: fo wurde Lery dadurch zu einem Pac 
wie er meldet, Er machete einige Berfe, und verfchiedene gute Betrachtungen ‚über 1 
Thorheit der Menſchen, welche fie mitten in ven Wellen dem Tode trotzen läßt h). 
erzählee auch eine fehr fonderbare Begebenheit, wovon er ein Zeuge geweſen, und wel 
demjenigen , was man, beym Valerius Marimus ;), von einem Mafrofen lieft, der v¶ 
feinem Schiffe durch eine Welle weggeführet, und durch Die andere wieder zuruͤckgebrac 
worden, einige Wahrſcheinlichkeit giebt. „Ein großes hoͤlzernes Faß, worinnen man P 
»Pöfelfleifh auswaͤſſern ließ, faget er, wurde über eine Pike lang aus dem Schiffe 2 
„aus gefuͤhret, und fo gleich durch eine andere Welle, welche diefer entgegen Fam, wied 
„zurückgebracht, und nicht einmal umgekehret.. Die Beſtuͤrzung aber, worinnen alled! 
dere bey einem fo langen Sturme gewefen waren, Binderte fie nicht, ihrer Stärfe zu ME 
- brauchen, um fich einiger fpanifchen und portugiefifchen Caravellen zu bemächtigen , meld! 
nicht im Stande waren, ihnen zu widerſtehen; welcyes eine andere Urſache für Lery MM 
die Gemuͤthsart der Menfchen zu beweinen, j 
Ankunft des Da der Wind nicht weiter aufgehöree harte, günftig zu ſeyn: fo Famen die PH 
Beſchwaders Schiffe, den 2öften des Hornungs, im Gefichte von America bey einem fehr hohen Sal 
zu Rio Ja⸗ an, welches die Einwohner Hůvaſſu nenneten. Man belehret uns von deſſen Sage ni 
as Da der Verfaffer aber angemerfer hat, daß man den ızten eben deifelben Monat? 7 
zwölften Grade der Suͤderbreite geweſen: fo ift es wahrſcheinlich, daß einige Seeleute, MT 
ehe ſchon dieſe Reiſe gethan hatten, und welche glaubeten, das Land der Wisrgejaek 5, 


hy Sch überfegete und erweiterte die Verſe des Horaz auf diefe Art: 


Obgleich das wilde Meer dem, der es ſtuͤrmen fieht, 

Vor Furcht und Schrecken leicht das Haar zu Berge zieht: 

Doc traut er einem Brett, vier bis fünf Finger dicke, 

Und ſchifft durch Sturm und Fluch, und ſuht ein fernes Gluͤcke. 
Er fiehe nicht die Gefahr, in der er alio lebt, 

Und dag der Tod von ihm vier Finger breit nur ſchwebt. 


in Suͤdamerica. VI Bub. IX Capitel, 163 


erkennen, fich nicht irreten. Sie berichteten dem Viceadmiral, if Volkerſchaft nähe — 
mit den Portugieſen verbunden: man unterließ aber nicht, 


die Schaluppe an das Sand zu en 
nieten 7’nadjben san "einige Sanorenfchüffe gerhan hatte. Da ſich ein ‚Haufen India⸗ — si 
a ss Man ihnen von weitem Meffer, Spiegel und Kaͤm⸗ ſteu finder. 
me, in ber Hoffnung, Sebensmittel yon ihnen dafür zu erhalten, Sie verftunden auch 
nicht allein das, was man von ihnen verlangete, ſonder 
von Erfrikpungen gubringenz fo macheten fechfe von ihnen und ei 
nee gu teten, ih) nach dem Schiffe führen zu laſſen. Der&in- — 
druck, welchen ihr Anblick bey dem erfaffer gemacht, verdienet in feinen eigenen Aus 
drücken vorgefteller zu werben, 


Weil diefe die erften Wilden waren ‚ die ich in der Nähe fah: fo fa 


N ſſe ich einen jeden Abfchildernng, 
denfen, ob ich fie aufmerffam angefehen und betrachtet. Habe, Erſtlich waren die Manns- die Lery vom 
perfonen ſowohl, als di i ſo, wie fie von Mutterleibe ge: ihnen macher. 
kommen waren. Damit fie aber noch ftattlicher ausfehen möchten z fo waren fie über den 

ganzen Leib gemalet und geſchwaͤrzet. Uebrigens hatten die Mannsperfonen allein ‚ welche 

nach Art und wie eine Mönchskrone ſehr Dicht am Haupte befchoren waren, hinten lange 

Haare, die aber fo, wie diejenigen, welche Perrüfen fragen, u 

ven. Ferner hatten fie alle die i 


chbohret, und ein jeder hats 
te und frug einen grünen, fchön gefhliffenen Stein darinnen ‚ der gehörig angebracht, und 
gleichfam eingefaßt war, Diefer war von der Breite und Zahlpfennigs, wel⸗ 
hen fie wegnahmen, und twieher hinthaten, wenn es ihnen gut dünfete, Die Wahrheit 
zu fagen, wenn diefer Stein meggenommen worden, und die große Spalte in der Unter 
lippe ihnen gleichfam einen zweyten Mund machete, fo verunftaltete folches fie ſehr. Was 
die MWeibesperfon anbetraf: fo trug folche außerdem, daß ihre Sippe nicht fo gefpalten war, 
lange Haare: ihre Ohren aber waren fo wunderlich durchbohret, daß man den Finger 
queer Durch) die Löcher hätte ſtecken koͤnnen. Sie frugen geoße Ohrenbaumeln von weißen 
Knochen darinnen, die ihnen bis uf die Schultern hingen. Und weil fein Geld bey ih⸗ 
ven gäng und gebe ft: fo geſchah die Bezahlung , die wir ihnen gaben, in Hemden, Meſ⸗ 
ſern, Fiſchangein, Spiegeln, und anderer kurzen Waare, ie aber diefe guten $eute bey 
ihrer Ankunft eben nicht geizig geweſen waren, uns alles zu weifen, was fie hatten: fo 
wollten fie auch zulegt und beym Ende dieſes Suftfpieles, da fie die Hemden angezogen, die 
wir ihnen verfaufet hatten, daß wir noch ihren Hintern und ji 

Denn als fie ſich in der Barke niederfegen ſollten, fie aber ni 


oder fonft andere Kleidungen anzuhaben: fo hoben fie 


‚ Steinen, 
duͤrben, bis an den Nabe 


fh, damit fie ja nichts ver. 
auf, und entdecketen alfo das, was fie doch vielmehr be- 
decken fellten %), 
E 2 Den 
Drum kann man den gewiß fuͤr unb 


eſonnen ſchaͤtzen, 
Der ſich zur See begiebt in die efahr zu ſetzen, 
Vertraut er ſich dabeh nicht Gottes Vorſit an; 
Denn Gott iſt es allein, der ihn erhalten kann 
Er ſetet Hinzu; „und daher antworteie auch ein ‚weil fie nicht unter die Lebenden d 
„Weltiveifer, den man fragete, ob der Lebenden oder „werden, da fiedem Tode fo nahe wär 
„der Todten mehr wären ? auf welche Seite man i) Im VII Cap. des 1 Buches, 
„diejenigen fegen wollte, die jur See giengen; k) a. d. zu u. ff. S. 


uͤrfen gerechnet 
en. Ard. 15S. 


ur Aukunft bey Man war am Aſchermittewochen. Das Geſchwader hatte den andern Mord 3 


« J 
— 





















164 Reiſen und Entdeckungen 
Lery. 1356. Den andern Morgen ließ Bois-le Come, welcher ſich fuͤrchtete, das Vertrauen 
gen die Wilden gar zu weit zu treiben , die er noch nicht beffer Fannte, Die Anker ie 
Portugieſiſche und folgete dem Sande. Kaum war man neun oder zehn Meilen gefahren, jo PT 
Schanze, Spi man fich vor einer portugiefifchen Schanze, mit Namen El Spirit Santo, mi 
ritu Santo. Sande, welches die Indianer Woab nenneten, Da die Porrugiefen aus der Beſche— 
eine Caravelle erkannten , welche die franzöfifchen Proteftanten unterwegens weggenomw⸗ 
hatten, und fie nicht zweifelten „ Daß folche von ihrer Nation wäre : fo thaten fie in 
Schuͤſſe auf die franzoͤſiſchen Schiffe, welche ſolche muthig beantworteten; allein, oDMeTZ 
x fie ihnen in dieſer Entfernung viel ſchadeten. Man fuhr weiter nach einem Drte ‚> ET 
miry genannt, deren Einwohner den Franzofen Fein Zeichen des Hafles gaben, CME 
Paraiben nig weiter im zwanzigften Grade, gieng man vor den Paraiben , welches andere N 
waren , vorbey, deven Länder Kleine Gebirge mit Spigen-zeigeten, welche wie Feuerma 
ausfahen. Den ıften März war man auf der Höhe der Fleinen Untiefen, bie mit Ö 
: unfermifche weit ins Meer vorgehen, und den Marrofen Furcht erwecken. Gegen bet! 
und Uetacaer. deckete man ein einförmiges Sand, ungefähr fünfzehn Meilen lang, welches die Ve 
inne haben. Diefes Volk ift fo wild, daß es beftändig mit feinen Nachbaren Krieg 
- rer, und fo fehnell im Saufen , daß diefe Eigenfihaft folches nicht allein von aller Gefad! 
freyet, fondern ihm auch Dienet, ſich einen ungemein großen Ueberfluß al 
bensmitteln anzufchaffen, weil es ihn auf feinen Jagden leicht falle, allerhand ZT 
zu fangen, M 
Senfeits diefes Landes erblicketen fie das Sand Maghe, defien Ufer einen Zell? 
: der Geftalt eines Thurmes zeiger, welcher dergeftalt glänzer, wenn die Sonnenftralen® 
Smaragd yon auf fallen, daß man ihn fir’ eine Art von Smaragden halten follee. Die Franzofen 
Maghe. Portugieſen nennen ihn daher auch einſtimmig ven Smaragd von Maghe: die Op! 
x 2 "aber , welche ihn über zwo Seemeilen weit in der See umgeben , erlauben nicht, daß 
die Schiffe ihm nähern; und man verfichert, daß man ven der Sandfeite eben ſo weniß 
zu Eommen kann. An eben der Küfte trifft man drey kleine Inſeln an, welche auch 
Namen der Inſeln Maghe führen, woſelbſt die Heftigkeit ver Fluthen, welche durch 
nen geimmigen Wind verdoppelt wurde, der fi) auf einmal erhob, dem Lery den? 
- noch viel näher zeigete, als er bey den beyden erften Stürmen war. Nach einer dreyß 
digen großen Gefahr hatte die große Roberge ihre Erhaltung bloß der Gefchicktichllf 
niger Matroſen zu danken, welche den Anker ſehr geſchickt auswurfen, um ihn in Det“ 
2 genblice zu befeftigen, da das Schiff auf den Spigen der Klippen war, die es in tal! 
Stücke zerfihmertern wollten, Nad) einer Begebenheit, bey deren bloßen Erinnerung 
Verfaſſer Das Blut in den Adern flarvete, hatte Lery, der fih von dem verdorbenen 
fer , welches man anfänglich trank, fehr übel befand, den ungemeinen Troft, daß me 
einer von ben Inſeln frifches fand; verfchiedener Arten von Vögeln zu geſchweigen / 
noch feinen Menfchen gefehen hatten, und fich daher mic der Hand fangen liefen. 


demVorgebir⸗ ; : ; ; 
Ber nen fo guten Wind, daß es gegen vier Uhr des Ybends an das Borgebirge Frio 
¶ Das if. der Namen, welthen Lery) biefer Bl: Wweſen, ein Woͤrterbuch davon zu geben, POT, 

kerſchaft giebt; und man muß urtheilen, weil erie nicht unbefanntgetvefen 5 wieder Namen m 

#e Sprache fo gut gelernet, daß er im Stande ger geſprochen und geſchrieben werden, Indeſſen ? 


in Suͤdamerica. Vl Buch. IX Capitel. 165 
welches der Hafen war, dan es füchete, und der damals durch die Schifffahrt der Sranzo- 
fen berühmt 


war. Auf die Abfeurung des Gefhüges wurhe pas Ufer gar bald mit einem 
Haufen Indianer beſetzet, Tuupinambaulte 7) 


genannt, und Villegagnons Bundesge⸗ 
noſſen, welche die franzoͤſiſche Flagge erkannten, und ihte Freundſchaft durch große Freu⸗ 
densbezeugungen ausbrechen ließen. Bois⸗ [e-Comte ſtund nicht einen Augenblick an, An⸗ 
ker zu werfen, Außer denen Erfriſchungen die man von den Wilden erhielt, that man auch 
einen gluͤcklichen Fiſchzug, wo man unter einer Menge außerordentlicher Fiſche auch einen 
von den allerungeheuerſten fing. ery, welcher eine kurze Beſchreibung davon machet, re⸗ 
det von ihm, als von einem unbekannien Ungeheuer, Gr war ‚ faget er, beynahe von der 
Größe eines guten jährigen Kalbes. Seine Schnauze allein war fünf Suß lang, achtzehn 
Zoll breit, und mir fharfen Zähnen bewaffnet. Als man ihn auf dem Sande fab: fo ftund 
ein jeder auf feiner Huf. Lery empfahl feinen Gefährten eben die Sorgfalt, aus Furcht, 
fie möchten verwundet werden, Man tödtere ihn. Das Fleiſch davon war fo hart, daß 
MAN es, ungeachtet des Hungers, welchen das Schiffsvolk Harte, über vier und Zwanzig 
Stunden kochen ließ, und es boch nicht eſſen Fonnte, 2* * —— 
Man hatte nur noch fuͤnf und zwanzig oder dreyßig Seemeilen bis 
ganzen Reife. Die Ungeduld, dafelbft anzufommen, machere, daß ma 
gel gieng, als man es fich vorgefeßer hatte; und die übrige Schifffahrt wurde fo leicht voll: 
endet, daß man den andern Morgen, den zten März, in die Mündung des Rio Janei⸗ 
ro einlief, welchen Namen Lery durch Genevre, Wacholderbeere, uͤberſetzet, ob er gleich 
forgfätig hinzuſetzet, die Portugiefen Hätten diefem Fluſſe den Namen gegeben , weil ſie ihn 
den ıften Januar entdecket hätten, Er giebt uͤber dieſes vor, die Eingebohrenen des Landes 
nenneten ihn Bansbara, | 


WVillegagnon und feine $eute, deren Aufenchalt auf einer kleinen Inſel war, wo fie eis 
ne kleine Schanze, unter dem Namen Colisny,, erbauer hatten, eileten auf die Abfeurung 
des Gefchüges zu anmwerten, und erkannten, daß ihre Hoffnung durch die Ankunft einer 
Verſtarkung erfüller wäre, Der Eifer war 


auf beyden Seiten gleich, zu einander zu fom- 
men. Nachdem das Geſchwader bis an das e wurde 


Geſtade der Inſel angeruͤcket war: 
es mit freudigen Zurufungen aufgenommen, Bey dein Eifer, womit die Proteftanten bez 
feclet waren, vergaßen die einen ein Jahr Einſamkeit und lange Weile und die andern 
alle Gefahr , die fie ausgeftanden hatten; und damie fie einander auf eine ehriftliche Are des. 
wegen Glück wuͤnſcheten fo fingen fie zufammen an , dem 


Himmel dafür zu danken m), 
Man darf bey diefer Gelegenheit die ausführliche Beſchreibung 
unterdruͤcken, noch befuͤrcht 


zu dem Ziele der 
n eher unter Se— 


Kery, 1356, 
— N ⸗ 


— 


Ungeheurer 
Fiſch. 


Rio Janeiro 
oder Ganaba⸗ 
ra. 


Villegagnons 
Umſtaͤnde, u. 
der Coligny⸗ 
ſchanze. 


der Umſtaͤnde nicht 
en, daß ſie die Erzaͤhlung des Lery langr 


veilig machen, Die 
Gewohnheiten, und die Sprache der Proreftanten haben, in den erften Zeiten der Refor⸗ 
mmation, fo etwas befonderes gehabt, daß ein Leſer, dem fie unbekannt find, vielleicht eben fo 
| vergnügt über die Art, als über den Inhalt der Erzählung, feyn wird, Sch werde alfo 
nichts in dem Vortrage ändern, fondern mich fo genau an das Zeugniß, und die Schreib: 
art des Verfaſſers halten, als es nur möglich iſt. — 
Nachdem dieſes geſchehen, ſaget er, 
| auf einem freyen Plage erwartete, Wir grüßeren ihn insgeſammt einer nad) Dem andern, 
| 3 ! A Er 
| der Gebrauch Topinambuer daraus gemacht, fuel: des Boileau anferdem fo zu fagen geweihet finder, 
Her Namen ſich durch das beruͤhmte Ginngedichte m) Amzangef, Orten. 2®, . 





fo giengen wir zum Villegagnon, welcher ung: 


Wie er die 
Proteftanten 
aufnimmt. 


z 


* 


Kery. 1556. 
— — 


Umſtaͤnde bey 
ihrer Ankunft. 


Villegagnon 


ſtellet ſich an⸗ 


daͤchtig 


Bewirthung 
der Neuange⸗ 
kommenen. 


166 4% Reifen und Entdeckungen 


Er für feine Perſon umarmete ung mit einem offenen Geſichte, und nahm ung ſehr wohl 
auf. Als ihm darauf der Herr Dü Pont, unfer Fuͤhrer, nebft den evangelifchen Predi— 
gern Richer und Chartier, in wenig Worten den Hauptbewegungegrund unferer Reiſe ge 
meldet hatte, - welcher darinnen beftund, daß man denen Briefen zu Folge, die er nad) 
Genf gefchrieben hatte, eine reformirte Kirche nach dem Worte Gottes aufrichten wollte : fo 
antwortete er ihnen in diefen Worten: „Da mir meines Theiles nichts mehr am Herzen 
„liege: fo nehme ich fie unter dieſer Bedingung hoͤchſtwillig auf. Ich will fo gar, daß un- 
„tere Kirche den Ruhm Habe, daß fie beffer reformiret fey, als alle andere; und in diefer 
„Abſicht will ich, daß von heute an die Lafter beftvafet, die Kleiderpracht gebeffere werde, 
„kurz, Daß alles dasjenige unter uns verſchwinde, was uns hindern Eönnte, Gott zu die— 
„el, Darauf hob er die Augen gen Himmel, faltete die Hände, und fegete hinzu : 
„Herr Gott, ich danke dir, daß du mir Diejenigen gefchickt Haft, um die ich dich fo lange 
„mit vieler Inbrunſt geberhen habe. Er wandte ſich Darauf wieder zu unferm Haufen, - 
und fagete: „Meine Kinder, (denn ich will euer Vater feyn,) fo wie Jeſus Chriftus in dier 
„ſer Welt nichts für fich gethan hat, und wie alles das, was er gethan hat, fir ung gefche- 
„sen ift, eben fo hoffe ich, daß mir Gott fo Tange das Leben friften werde, big wir in bier 
„ſem Sande verftärfer find, und ihr meiner entbehren koͤnnet. Alles, was ich bier hun 
„will, ift für euch und für alle diejenigen, die in eben ven Abfichten kommen werben, Ich J 
„bin Willens, den armen Glaͤubigen, die in Frankreich, in Spanien und anderswo der 
„folget werden, eine fichere Zuflucht zu verſchaffen; damit fie ohne Furcht vor dem Könige 
„oder Kaifer oder anderer Macht, Corte nach feinem Willen rein dienen fönnen,,. Diefes 
waren Billegagnons erfte Reden bey unferer Ankunft, die an einem Mittewochen, den roten 
März geſchah m). | 

Darauf befahl er, es follten fic) alle feine Leute geſchwind mic uns in einem Eleinen 
Saale verfammeln, welcher mitten auf der Inſel war. Nachdem ſich jedermann dahinber 
geben : fo rief der Prediger Richer Gott an; und der fünfte Pfaln : Herr, höre meine 
Worte ꝛc. 0) wurde gefungen. Nach diefem nahm Richer den vierten Vers des XXVIE 7 
Pfalmes: Pins bitte ich vom Heren, das hätte ich gern, daß ich im Haufe des 
Herrn bleiben möge mein Lebenlang , zu fehanen die fdyönen Bottesdienfte des 
Herrn und feinen Tempel zu befüchen; zu feinem Terte, und hielt Darüber die erſte 
Predigt in der Colignyfchanze in America. . 

Unter währender feiner Predigt hörere Villegagnon nicht auf, die Hände zu falten, die 
Augen gen Himmel zu heben, tiefe Seufzer auszuftoßen, und verurfachete ung allen da 
durch großes Exftaunen. Als die feyerlichen Gebethe, nach dem in den reformivten Kite 
chen in Frankreich eingeführten Sormulare, vollendet waren: fo wurde die Berſammiung 
beurlauber. Indeſſen blieben doc) alle Neuangekommene da ; und wir fpeifeten diefen er⸗ 
ften Tag in eben dem Saale, wo wir ſtatt aller Gerichte Wurzelmehl, bucanivere ‚de 
iſt, nach Art der Wilden geröftete Fiſche, andere unter der Aſche gebratene Wurzeln, und 
zum Getränke, in Ermangelung einer Duelle und eines Brunnens auf der Inſei, Waſſet 
aus einer Eifterne, oder vielmehr aus einem Behälter alles des Regenwaſſers hatten, weh 
ches eben fo grün und unrein war, als ein alter mie Zröfchen bedeckter Graben ift. er. 


— — 


) Ebendaf. a.d. 64 u. 65 ©. x 
9) Nah Maxots Ueberfeßung, welche in den proteftantifchen Kirchen gebrauchet wurde. 


in Suͤdamerica. VI Buch, X Capitel. 167 


iſt wahr, wir fanden es in Bergleichung mit dem ftinfenden und verderbten Wafler, wel- "Kery. 1556. 
es wir am Borde hatten, febr gut, Endlich fo führere man uns, zur legten Erquickung — 
nach einer ſo langen Seereiſe insgeſammt hin, Steine zu der Schanze zu tragen, woran 
Man noch bauete. ! a 
Gegen Abend, da die Frage war, woman herbergen follte, wurden. der Herr Di 
ont und die beyden Prediger in eine Art von Kammer gebracht. Am ung andern Refor⸗ 
mitten aber zu willfahren und beffer zu begegnen, als den Matrofen, welche meiftens ka⸗ 
tholiſch waren, brachte man uns in eine Cabane am Ufer des Meeres, welche ein India⸗ 
ner, Villegagnons Sclave, vollends mit Grafe, nach der Sandesart bedeckete, und wir 
bekamen Hamacken, oder baummollene Hängebetten, wworinnen wir in der Luſt ſchwebend 
fhliefen. Den andern Morgen ließ man ung wieder anfangen, Erde und Steine nach der 
Schanze zu Dringen , Ohne daß man die geringfte Acht darauf hatte, daß wir noch von der 
Reife ſchwach, und es in dem Lande übermäßig heiß war. Der Unterhalt, welcher ung 
engewiefen wurde, betrug ſich auf den Tag auf zween Becher (gobelet) hartes Mehl, von 
defien einem Theile wir einen Brey mit dem tr 


y trüben Waffer aus der Cifterne macheten, 
und das übrige trocken afen. Wir hatten keine andere Labung bey unferer Arbeie ‚ bie or- 


dentlicher Weife von ſruͤh Morgens an bis in die Nacht dauerte, Diefe harte Befchäffti- 
gung währete wenigſtens einen Monat lang. Die Begierde aber, die Gebäude zu vollen⸗ 
den, welche den Glaͤubigen zum Aufenthalte dienen ſollten ‚und die Ermahnungen unfers 
älteften Predigers, Nichers, welcher es uns unaufhörlic; wiederhohlete, wir hätten am 
Vilegagnon einen zweyten Paulum gefunden (und es redete auch wirklich niemals ein Menſch 

beſſer von der chriſtlichen Reformation, al Villegagnon damals) macheten, daß wir mit 

Freuden alle unfere Kräfte anwandien ‚ eine Arbeit zu hun, wozu niemand won. ung 

gewöhnet war, 

Gleich in der erften Woche hatte Billegagnon eingeführet, es ſollten, außer den oͤf⸗ Anordnungen 
fentlichen Gebethen, welche alle Tage nach verrichteter Arbeit, Des Abends gehalten wur. des Gottes⸗ 
ben, und wobey man die Umfchreibung des Gebethes des Herin, fo wie man es in franza, dienſtes. 
ſiſche Verſe gebracht hatte, fang, welches wir zur See beftändig gethan Hatten, die Prebi- 
ger zweymal des Sonntages, und alle 


andere Tage einmal predigen. Er hatte auch die Er⸗ 
klarung gethan, er wollte, es ſollten die Heil, Saeramente nach dem reinen Worte Gortes 


und ohne den geringften menfchlichen Zufag ausgefpendet, und bie Kirchenzucht wider die- 
jenigen fharf ausgeuͤbet werden, die es an ihrer Pflicht ermangeln ließen. Diefer Ein: 
richtung zu Folge, wurde den Sonntag, den 2iſten März, nachdem die Prediger jeder. 
mann Dazu vorbereitet hatten, zum erftenmale das heil. Abendmahl in der Colignyſchanze 


gehalten, und ber Bottesdienſt fing mit zweenen außerordentlichen Auftritten an, Ein al- ' 
ter Doctor der Sorbenne, N 


POTTER mens Johann de Cointa, welcher diefen Namen verlaffen 
hatte, und fich dafür Hector nannte, als er mit uns über die See gieng , wurde geberhen, 
ein öffentliches Bekenntniß fei 


18 Glaubens abzulegen, wovon man feine gute Meynung 
hatte. Er machete ven Zufchauern dieſes Bargni 


. gen. Darauf erhob fih Billegagnen, 

welcher noch ſtets vielen Eifer bezeugete, und ſtellete vor, es wären die Hauptleute, die 

Schiffer, die Matrofen, und alle Diejenigen, die fich noch nicht zur veformirten Religion Scheinbarer 
bekannt hätten, nicht fähig, dem Geheimniſſe tes Beil, Abendmahles beyzuwohnen. Er he. Eifer Ville 
fahl ihnen alfo, hinweg zu geben; und fein Wille gefhah. Darauf that er die Erklaͤrun g, gagnons. 

er wollte feine Schanze Gott wiedmen 


‚und feine wahren Gefinnungen vor dan Angefichte 


== ‚der 


68 AR Seifen und Entdeckungen 


Lery. 1556. der ganzen Kirche bekannt machen. Er knieete auf ein ſammetenes Kiffen nieder, welches 


Er aͤndert 
ſeine Auffuͤh⸗ 
rung· 


Fünf Franzoͤ⸗ 


ſinnen werden 


verheirathet. 


Vermoͤgens gelaſſen hatte. Die beyden andern, denn man bat gefaget, daß ihrer fuͤnſ 
Veſetz wider geweſen, wurden auch bald an-ziveen normannifche Dolmetfcher verhelrathet. Darau 


— ließ Viliegagnon, welcher durch die Unfeufhheit einiger Franzoſen geärgert wurde, — 


er ſich ordentlicher Weiſe von einem Edelknaben nachtragen ließ, Er zog ein Papier aud 
der Taſche, worauf zwey Gebethe ftunden, die er gemacht hatte, und las fie mit lautet 
Stimme her. Ich habe eine Abſchrift davon erhalten , die ich in meinen Bericht mit di 7 
ruͤcke, ohne eine Sylbe darinnen zu ändern 9), damit man deſto beſſer erkennen möge 
wie ſchwer fein Herz zu erfennen war, Mach einer fo fonderbaren Pralerey ſtellete er fl / 
am erften dar, das Brodt und den Wein aus der Hand des Predigers zu empfangen, 
Weil es aber nicht leicht iſt, fich lange zu verftelfen: ſo nahm man auch bald wahtr 
daß man fich auf zween folche Neubekehrte, als Villegagnon und Cointa waren, wenig 
verlafien Fonnte, Sie fingen am, Gtreitigfeiten wegen der Lehre, fonderlic) von dem 
Abendmahle, zu erregen, welches fie alle beyde mit fo großen Anfeheinungen der Bekehrung 
genommen hatten. Ob ſie gleich) noch die weſentliche Berwandfung der Katholiken vet? 
warfen: fo konnten ſie doch nicht predigen hören, daß das Brodt und Der Wein nice wirf? 
lic) der Leib und das Blut des Heilandes würden. Wenn man fragete, wie fie das ver 
ſtuͤnden: fo wußten fie es vielleicht felbft nicht. Indeſſen ergeiff Vilfegagnon , welcher DEE 
genfer Kirche nicht weniger ergeben zu feyn fehlen und betheuerte, er verlangete nur unter⸗ 
richtet zu werden, die Partey, den Prediger Chartier nad) Frankreich zurück zu fchicken, DA 
mie er die Doetoren von ihrer Partey und befonders Calvinen zu Rathe ziehen möchte, voll 
dem man ihn oft hatte ſagen hoͤren, er wäre der gelehrtefte Mann ‚ der nach den Apoftelll 
geleber Hätte, Er ſchrieb an ihn mit allen Ausdruͤckungen des Vertrauens und der Ehrer 
bierdung. - Eins von den dreyen Schiffen des Bois: le- Comte, welches fhon im Apr! 
abgegangen war, hatte fich dieſer Gelegenheit bereits zu Nuge gemacht, Calvin zu ver 
‚Gern, er würde feine Rathſchlaͤge in Kupfer graben laffen.‘ Diejenigen, denen er feine 
Auftrag gethan, harten auch Befehl, eine neue Anzahl Manns: und Weibesperfonen, um 
Kinder aus Frankreich mit zu bringen, für welche er die Fracht zu bezahlen ‚ fich anhe 
fhig machete; wie er Denn auch noch Durch Briefe, die er an Chartier ſchickete, verfprad 7 
alte Unkoſten zu tragen, die der Religion wegen gemacht würden. Er vertrauete ihm auf) 
zehn junge Wilden, die er im Kriege gefangen batte, und wovon der ältefte nicht abe" 
neun oder zehn Jahre war, daß er fie dem franzöfifehen Hofe bringen ſollte Man. hi 
ige Heinvich dem IT vorgeftellet worden, welcher v7 



























nachher erfahren, daß fie dem Koͤni 
fhiedene Herren Damit beſchenkete. , ä 

Billegagnon ließ eben fo wenig von der Kirchenzucht nach, Er ließ zwey junge set 
von feinen Hausgenoffen zwey von denen jungen Maͤgdchen heirathen, die wir mitgebrach 
hatten, Cointa heirathete das dritte, eine Anverwandtinn eines Kaufmannes von Rouan 
Namens la Rogquerte, welcher mit uns über See gegangen, und da ex die Luſt in DM 
filien nicht lange hatte ausftehen koͤnnen, geftorben war and fie zur Exbinn feines game! 


2) Cr führet fie auch wirklich ans es ift Hier g) Man will dasjenige nicht hinzuſetzen , wid 3 
aber ſchon genug, die Lofer dahin a. d. 70 u. f. ©. Lery nach feiner Zurückkunft gehörer zu haben vor⸗ 
5U verweiſen. Das erſte ift ſehr lang und es fehlet giebt; es ſey Villegagnon vor ſeiner Abreiſe A 
ihm nicht an Kraft und Nührung. Frankreich, damit er fich des Namens und de - 


le 


* 


D 1 
J 


in Suͤdamerica VI Buch, IX Capitel. 


169 
ſich an bie Küfte gefluͤchtet hatten, nachdem fie daſelbſt Schiffbruch gelitten und fich unter Le 
die Indianer begeben hatten, wo fie mit den MWeibern des Landes in der Auferften Lüder- 
lichkeit lebeten; und befürchtete, es möchte dag boͤſe Beyfpiel auch, die in feiner Schanze 
anfteen, ein Verboth ausgehen, cs follte niemand 


von allen Chriſten den Weibern oder 
Maͤgdchen der Wilden beywohnen. Gleichwohl aber erlaubete er, Diejenigen zu heirathen, 
die ſich in dem Chriſtenthume unterrichten und faufen ließen, Alein, da der Unterricht — 
der profeftantifchen Prediger fo wenig Fortgang hatte, daß fie nicht eine einzige befchreten; 
fd wurde das Gefeg getreulich beobachtet; und ich muß BVillegagnen das Zeugniß geben, 


daß er folches eben fo wohl durch fein Benfpiel, als durch feine Standhaftigkeit aufrecht 


erhielt. 

Die Urſachen, welche er ſeiner Kirche zu klagen gab, betrafen nur die Ausfpendun- Andere Strei⸗ 
gen der Sacramente. Er Hatte darüber einen WBiderfprechungsgeift ‚ welcher den Frieden — 
beſtaͤndig in Gefahr ſetzete. Da der Pfingſttag angefeger war, zum zweytenmale das hei. egagnons. 
ige Abendmahl zu Halten ſo erittnerte er fich, Daß der Beil. Eyprian und der beit, Clemens 
gefchrieben Hatten, man füllte unter den Wein mifchen; und er wollte ni 
daß man fich nad) diefer Vorſchrift richten ſollte, 


cht allein, 
ſondern er unterfing ſich auch, Die Wer: 
fanmlung zu bereden , das gefegnete Brodt wäre dem. $eibe e 


ben fo nuͤtzlich, als der Seele, 
Darauf behauptete er, man müßte Salz und Oel unter dag Taufiwaffer mifchen; und ein 
Kirchendiener Fönnte fich nicht zum andernmale verheirathen. Ceinta, welcher fich mit ſei⸗ 
ner Gelehrſamkeit Ehre machen wollte, unternahm auch, öffentliche Vorleſungen zu hal: 
een, welche die Unruhe und Spaltung vermehreten. Mit einem Worte, die Unordnung 
gieng fo weit, daß Villegagnon, 


ohne Calvins Antwort zu erwarten, auf einmal der Mey- 
nung entfagete, die er von ihm gehabt Hatte, und ſich heraus ließ, er ſaͤhe ihn für einen 


boshaften Keger an, der vom Glauben abgefallen wäre, Won dieſem Augenblicke an hoͤ⸗ 
rete er auf, den Proteſtanten ein gutes Geſicht zu machen. Er wollte die Predigt ſollte 


nicht laͤnger waͤhren, als eine halbe Stunde, und er Fam ſelten hinein. Endlich wurde Lery erklaͤret 
ſeine Verſtellung erkannt. „Fraget man was die Veranlaſſung zu dieſer Empörung ge. feine Aende⸗ 
„weſen: ſo ſagen einige von den Unſerigen, es haͤtten ihm der Cardinal von Lothrugen kung. 

„und andere, die ihm mit einem Schiffe aus Frankreich gefchrieben » welches um dieſe Zeie 

„bey dem Vorgebirge Frio angekommen, fehr beftig vorgeworfen, daß er die römifche Ke- 

„ligion verlaffen hätte, und er hätte aus Furcht feine Meynung geändert 9) Es ſey aber 

„damit, wie ihm wolle, ſo kann ich verſichern, daß er nach feiner Veränderung, gleich 
„als wenn er feinen Henker in feinem Gewiſſen bey fich getragen hätte, fo verdruͤßlich ge: 
„worden, daß er alle Augenblicke ‚bey St, Tacobs Leichname, feinem gewöhnlichen 
„Schwure, fluchete, er wollte dem erſten, der ihn verdruͤßlich machete, Hals und Beine 
„brechen ; daher fich niemand getrauete, fich vor ihm fehen zu laſſen. 


Da er fo übel aufgeräumer war, fo ließ er einem Franzoſen, Namens de la Ro; 
che, welcher feit langer Zeit in B 


i anden gelegen ‚ und im Verdachte war, 
einigen andern den Borfag geraffet, ihn ins Meer 
famfeit begegnen. „Er ließ ihn platt auf die Erde 


ty. 1557. 


Er beſchul⸗ 
er haͤtte mit diget ihn der 

zu werfen, mit der aͤußerſten Grau. Gtanfamkeit. 
legen und von einem feiner Trabanten 


mie 
febens des Admirales defto beffer bedienen, und die Proteftant ſtellen. Lery felöft heine diefe grauſa⸗ 
Genfer Kirche defto leichter hintergehen koͤnnte, mit me Befchuldigung zu verachten. 
dem Cardinale eing geworden, er wolle fich als ein ; 


Allgem, Reiſebeſcht. XVI Band, hi » 


Levy. 1537, 


Die Brote: 
ftanten wer: 
ben feiner 
uͤberdruͤßig, 


und er jaget 
ſie aus der 
Schanze, 


Beſchreibung 
der Coligny⸗ 
ſchanze. 


ſo kann man doch an der Wahrheit einer Erzählung nicht zweifeln, wobey er fich auf # 


2a 2 | Reifen und Entdeckungen 


„mit ſtarken Schlaͤgen dergeſtalt auf den Bauch pruͤgeln, daß ihm faſt der Athem vergieng 
„Nachdem der arme Menſch auf der einen Seite alfo gemartert worden: fo fagere dieſet 
„Unmenfch: daß did St. Jacobs Leichnam! Hurenfohn, drehe dich um; jo daß 7 
„noch mit einem unglaublichen Kammer diefen armen Menfchen ganz hingeſtreckt,  zerfehll# 
„gen halbtodt liegen ließ, welcher doch nicht weniger feine Arbeit als Tiſchler verrich 
„ten mußte r), J 

Lery faͤhrt fort, noch verſchiedene Beyſpiele von Villegagnons Grauſamkeit anzufuͤh 
ven; und ob er gleich merken läßt, daß die Rache viel Antheil an feinen Vorwuͤrfen haft 























viele Zeugen beruft, als Franzofen in DBrafilien gewefen. Er geſteht felbft, daß, ment 
die Proteftanten , deren Anzahl groß genug war, fi) furchtbar zu machen , nicht du 
die Furcht, fie möchten dem Admirale misfallen, wären zurück gehalten worden, fo mil 
den fie fich mehr als einmal der Gelegenheit bedienet baben , ihn-fich vom Halfe zu ſchaffen⸗ 
Sie ließen es aber nur dabey bewenden, daß fie ihre Berfammlungen ohne ihn hielten 
und vornehmlich die Nachtzeit waͤhleten, das Abendmahl zu halten, Dieſes Betragen/ 
welches er nothwendig merken mußte, und die Unruhe, die er darüber Hatte, macheten 
daß er fich endlich) erflärete, er wollte Feine Proteftanten mehr in feiner Schanze lekden⸗ 
Diefes hieß viel gewagt bey Leuten, die im Stande waren, ihn felbft Hinauszujagen , wenll 
er nicht eingefehen hätte, daß die angeführte Urſache ftets vermögend feyn würde, fie in Def 
Unterthänigfeit zu erhalten s). 

Nachdem wir alfo, fährt Lery fort, acht Monats in einer Schanze zugebrache, DIE 
wir ſelbſt hatten bauen helfen $ fo waren wir genöthiget ‚ aus der Inſel zu gehen, um aul, 
die Abfahrt eines Schiffes von Havre 5u twarcen, welches mit Färbeholze beladen gekommen 
war. Wir begaben uns an das Geftade der See zur Linken der Mündung des Fluſſes 
an einen Ort, welchen die Franzoſen la Briqueterie genannt hatten, und der mir ein 
halbe Seemeile von ver Schanze war, Die Wilden, welche viel leutſellger waren , a8 
Villegagnon, brachten uns Lebensmittel dahin. Zween ganze Monate, in welchen DE 
Guͤtigkeit der Indianer unfere ganze und einzige Hilfe war, gaben mir Zeit, die benach 
barten Derter zu beobachten. * 

Die Art von Meerbuſen, welchen der Fluß hier machet, iſt ungefaͤhr zwoͤlf Seemel 
len in das Land hinein lang und an einigen Orten fieben bis acht Meilen breit, Seind 
Sage nach gleicht er dem Genferfee ziemlich; die Gebirge aber, womit er umgeben iſt, find 
nicht fo hoch. Die Mündung deffelben ift ziemlich gefaͤhrlich. Nachdem man die def 
fleinen Inſeln, wobey wir bald umgefommen wären, in der See gelaffen bar: fo ge 
man durch eine Straße, die nicht eine halbe Seemeile breit iſt, und deren Eingang ue 
Linken durch einen pyramidenfoͤrmigen Berg geſchloſſen iſt, den man fie ein Werk der 
Kunſt halten ſollte. Außer ſeiner aͤußerſten Höhe, weiche ihn von ferne entdedfen rap | 


) Ebendaſelbſt. de, eine Stadt geſetzet, die er Zeineichsfiadl 
6) Ebendaſ ad. 94 U. f.©. (Ville Henri) nannte, „Und ob er gleich Zeit f 
Lery haͤlt fich hier über den Thevet auf, daß „nug gehabt hatte, nachzudenken, daß foldhes nit 


er im 155ſten Jahre, um den Könige feine Auf: „eine bloße Spötterey war: fo hat er folhe den 

Wartung zu machen, eine Karte von dem Ris Ja⸗- „noch von neuem in feine Meltbefchreikung ve 

neiro, und der Colignyſchanze verfertigen laffen, in „laſſen. Denm ich meines Theiles beheupte, 

weicher er zur Linken der Schanze auf dem feften Lanz z,5u der Zeit, da wir aus diefem Rande —— 
* „we 


—1 


- 


in Suͤdamerica. Vl Buch. IX Capitel. 


iſt er rund in Geſtalt eines Thurmes und auf allen ſeinen Seiten fo regelmaͤßig gehauen, Lery. 1; 
daß wir ihm den Namen des Burtertopfes gaben, E 
lich flachen Felfen von hundert oder hundert und zwan 
der Ratier genannt worden, und worauf Villegagnon anfaͤnglich ſein Geſchuͤtz ausgeſetzet 
hatte, wovon ihn aber die Gewalt der Fluth wiederum verjagete. Eine Meile daruͤber 
hinaus ift die Inſel Coligny, welche dor der Ankunft der Franzoſen wuͤſte war, In einem 
Umfange von einer halben franzoͤſiſchen Seemeile iſt fie ſechsmal länger, als breiter , und 

mit Eleinen Felfen umgeben, die mit dem Waſſer gleich find und nicht erlauben, daß Schif⸗ 

fe naͤher, als auf einen Canonenſchuß weit, hinan fahren. Die kleineſten Barken koͤnnen 

daſelbſt nur durch eine Deffnung anländen ‚ welche ihnen zum Hafen dienet und fo leicht zu 

bewachen ift; daß der geringſte Widerſtand fie bey allen Bemuͤhungen der Portugiefen un- 

uͤberwindlich machen Eönnte, Das Eyfand hat zween Berge an beyden Enden ‚ auf deren 

jeden Villegagnon eine Schanze hatte bauen laffen; wie er felbft fein Haus aufeinem funf⸗ — 
zig bis fechzig Fuß hoben Felſen mitten in der Inſel, hatte bauen laſſen. An beyden Seiten 

des Felſen hatten wir einige kleine Raͤume zurechte gemacht, welche Wohnungen genug fuͤr 

achtzig Perſonen, das iſt für ſo viel, als unſer waren, nebſt einem Saale zum Predigen, 

der auch zum Speifefaale dienere, enthielten. Außer dem Felſengebaͤude aber, two man — 
ein wenig Zimmerwerk angebracht hatte, und einigen Bollwerken fuͤr die Stuͤcke, welche 

mit einem gewiſſen Mauerwerke verſehen waren, war alles Uehrige nur bloße Hütten, wel. 

che die Wilden gebauer hatten, und folglich nach ihrer Art aufgeführet waren ‚ das ift von 
hölzernen Pfäplen und mie Graſe bedecket. So war die Schanze befchaffen, welche Bil 

legagnon mit dem Namen Coligny beehret hatte 2), 

Diefer Befchreibung der Schanze füger der Berfaffer noch die Beobachtungen bey Lerys Bean 
die er über die Eingebohrenen des Laudes gemacht bat, welche um fo viel merfiwürdiger achtung we⸗ 
find, weil er dieſen Theil won Braſilien und feine Völker in dem Zuftande vorftellet , wel. = San- 

oßen Natur nennen kann; das ift fo ‚ ie fie vorher waren 7 ee, 
ne andere Geſtalt gegeben, und die Einführung ber europäi: t 
emuͤthsart der Einwohner geändert hatte. Wir verſchieben aber al 
le diefe Anmerkungen in die allgemeine Beſchreibung, und begnügen uns Hier nur, dem Reis 
fenden auf feiner Rückfahrt zu folgen, welche einen ſehr feltfamen Auftritt zeigen wird, 

Die Briqueterie ‚ wohin fich die Proteftanten begeben hatten , war ein Dre, inwel: Dan will ſich 
chem man einige ſchlechte Huͤtten gebauet hatte, um die Franzoſen zu bedecken welche auf zu la Brique 
den Fiſchfang giengen , oder andere Urfachen nach eben der Seite riefen, Diefer Aufeng, kerie fegen, 
halt war fehr bequem, den flüchtigen Haufen auf den Vorſatz zu bringen, ſich daſelbſt nie⸗ 
derzulaſſen, wenn man einige Hoffnung hätte, ſich der Gewalt Villegagnons zu entzie; 
ben, welcher mit den koͤniglichen Orden betleidet war. Lery verſichert fo gar, auf Fari— 

Dans Zeugniß, welcher mit feinem Schiffe in dem Fluſſe vor Anker lag, daß ſich obng 
2) ur 


diefe 


171 


57. 
inwenig weiter trifft man einen ziem- 
sig Schritte im Umfange an, welcher 


„welches über achtzehn Monate nad „Heinrichsberg nennten, wie wir auch zu unſern 
„war, noch keine Art von Gebaͤude, „zeiten einen andern Eorguilleray, von dem Na; 
„ein Dorf pder eine Stadt an dem Orte gewefen, „wen Philipps von Eorguillersy Herrn du 

„wo er uns eine in ſeiner Einbildung hingeſetzet »Pont nannten, welcher uns dahin geführer hatte; ' 
„dA... Ich geftche es ihm gern, daß ein 


\ in „es iſt aber ein großer Unterfchied unter einem Ber⸗ 
»,derg in diefem Lande iſt, welchen die erften Fran: S N 


’ 


Theveten 
vielweniger 


r ge und einer Stadt. Ad, 1o1 u. f. 
»oſen, die ſich daſelbſt wohnhaft niederließen, den \ 


Lery. 1557, 
— — 


Villegagnon 
ſchicket ſie wie⸗ 
der nach 
Frankreich. 


Verraͤtherey, 
deren man ihn 
beſchuldiget. 


1553. 


Ruͤckkehr der 
Proteſtanten. 


„kleinen Kuffer, welchen er dem Schiffer gab, und der mir Wachsleinwande, wie es au 


172 Reifen und Entdeckungen 


dieſe Schwierigkeit eine Menge anderer Proteſtanten an dieſem Orte wuͤrden niedergelaſſen 
haben. Fariban hatte dieſe Reiſe nur gethan, um die Umſtaͤnde auf Bitte vieler angel 
henen Perfonen in Frankreich zu beobachten, welche ebenfalls ihr Vaterland zu verlaſen 
dachten. Es ſollten gleich in eben dem Jahre ſieben bis achthundert Perſonen auf große! 
Hurken von Flandern nach Braſilien gehen, um daſelbſt eine Stadt anzulegen, Mir de 
nem Worte, Sery ſcheint uͤberredet zu ſeyn, man würde in Furzer Zeit auf zehntauſend Fra?” 
zoſen daſelbſt gefehen haben, welche nicht allein die Inſel und die Colignysſchanze beſſe 
wuͤrden beſetzet haben, ſondern auch itzo unter der Bothmaͤßigkeit des Koͤniges eine ſchoͤnt 
Provinz ausmachen würden, die man Suͤdfrankreich (la France antardtique ), faget e 
nennen koͤnnte z ). ! 
Einige Leute von Villegagnon, worunter auch Is Chapelle und Boiſſy genan 
werden, hatten ihn inzwifchen verlaffen, und waren zu den Proteftanten geſtoßen. Aus 
Furcht nun, es möchten ihm noch mehrere weglaufen, bedienete er ſich feiner Gewalt ‚'ye 
ve Abreife zu befchleunigen. Er fehrieb an Fariban, er koͤnnte fie ohne Schwierigkeit a 
„Bord nehmen; und hatte die Bosheit, hinzu zu fegen, daß, wenn ihm ihre Anfunf 
„viel Bergnügen gemacht hätte, weil er geglaubet, dasjenige gefunden zu haben, was # 
„fuchere, fo wuͤnſchete er nunmehr ihre Rückkehr, weil fie fich nicht mit ihm vertrügen,.e 
Auf der andern Seite ſchickete er ihnen einen mit feiner Hand unterzeichneten Abfchied® 
Lery aber befchuldiger ihn bier einer gräulichen Verrätherey, „Er hatte, fager er, in einen 


























„der See gewöhnlich ift, umhuͤllet und voller Briefe war, die er an verſchiedene Perfone 
„bin und wieder fehicfete, auch einen förmlichen und ohne unfer Wiffen wider uns ang® 
„ftellten Proceß hineingeleget, mit dem ausdrücklichen Erfuchen an den erften Richter, dem 
„man ihn in Frankreich einhandigen follte, daß er uns Eraft deſſelben fefthalten und al 
„Ketzer verbrennen laffen follte, wofür er uns angab x),,. Machdem das Schiff, wel 
ches der Jacob hieß, vollends Faͤrbeholz, Pfeffer von der Küfte, Baumwolle, Affenn 
Pfauen und andere Sachen, die das fand hervorbringt, eingenommen hatte: fo mar & 
den aten Jenner 1558 bereit, abzufahren. Man fhiffete fich fo gleich ein, und der Ankel 
wurde noch an eben dem Tage gelichter, Alles, was von Seuten am Borde mar, beii 
fih auf fünf und vierzig Mann, Matrofen und Keifende, ohne den Hauptmann ‚und DER 
Schiffer, Martin Balduin von Havre, mit zu rechnen. ä 
Man muß den Verfaffer feine Erzählung ſelbſt wieder vorbringen laſſen, ohne etwas 
weiter darinnen zu aͤndern, als daß man ſeine Laͤnge ein wenig abkuͤrzet. Er machet, bey 
ſeiner Abreiſe, ſehr ſonderbare Aninerkungen. „Ich fuͤr mein Theil geſtehe es, daß J 
ſehr ich auch mein Vaterland ſtets geliebet habe und noch liebe, da ich gleichwohl nicht ab 7 
„lein die wenige und faft gar feine Treue, die darinnen noch übrig ift, fondern auch, was 
„noch ärger iſt, die Unvedlichfeiten, deren man ſich gegen einander bediener , und Furz a 
„fer ganzes Betragen überhaupt, welches igt ganz italienifch IE, und nur aus Verftellull 

„gen und Worten ohne Nachdruck beſteht, wahrnehme, fo bedaure ich oftmals, daß 9 

sticht unter den Wilden bin, bey denen ich mehr Redlichkeit als bey vielen anderwärts 9 

»funden habe, bie zu ihrer Berdammung den Namen ver Chriften führen y),. ag w 


iſt es doch gewiß, daß man damals zu Paris | 


. ) Auf der 437 Seite. 
) Ketzer verbrannte. 


0.455, Was man fih auch für einen 
Begriff von diefer Befchuldigung machen muß; fo 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX-Capitel. 173 


Wir Hatten große Untiefen vorben zu fegeln , die mie Klippen untermengt waren, 
fih ungefähr dreyfig Seemeilen weit in das Meer hinaus erftrecteten, Da der Win 
nicht bequem genug war, daß wir das Sand verlaſſen konnten ohne an der Küfte binzu- 
fahren: fo Hatten wir anfänglich &uft, wieder in die Mündung des Fluſſes einzulaufen. 
Indeſſen gefchah es, bey der Nacht, da man fieben bis acht Tage gefahren war, daß die 
Matrofen , welche bey der Pumpe arbeiteten, das Waffer nicht ausfchöpfen fonnten, ob 
fie gleich über viertaufend Ausgüffe gezaͤhlet Hatten, Der Unterfhiffer, welcher über einen 
Zufall erftaunet war, deffen ſich memand verſehen hatte, ftieg hinunter in den Raum des 
Schiffes, und fand es nicht allein an vielen Drten läd, fondern auch fo voller Waffer, daß 
man merkete, als ob es gleichfam ſchon nach und nach unterfänfe, Es wurde jedermann 
aufgeweckt, und die Deltürzung war überaus groß. Es hatte fo viel Anfcheinung, man 
würde zu Grunde gehen, daß die meiften an ihrer Rettung verzweifelten, und fich zum To— 
de bereiteten, Indeſſen faſſeten doch einige, uͤnter deren Anzahl ich war, den Entſchluß, 
alle ihre Kräfte anzuwenden » Ahr teben einige Yugenblicke zu verlängern. Eine unermüde- 
te Arbeit machere, daß mir mit zwoen en das Schiff bis zu Mittage, das ift fait 
auf zwölf Stunden lang erhielten ‚ In welcher Zeit das Warffer fortfuhr, ſo grimmig hinein 
zu dringen, daß wir feine Höhe nicht vermindern Eonnten, Es lief durch das Brafilien- 
holz , womit das Schiff beladen war, hindurch und zu den Ninnen, fo roch wie Rinderblut, 
wieder hinaus. Die Matrofen und der Zimmermann, welche unter dem Verdecke waren, 
die Löcher und Ritzen zu ſuchen, ſtopfeten endlich die gefährlichften mit Specke, Bleye } 
Tüchern und allen andern Sachen, die man ihnen reichlich darboth. Der Wind, welcher 
nach dem Sande zutrieb, hatte ung folches an eben dem Tage gezeiget, und wir faſſeten den 
Entſchluß, dahin zurück zu kehren. Diefes war auch die Meynung des Zimmermannes, 
welcher bey feinem Nachfuchen gefunden Hatte, daß das Schiff ganz von Wiirmern gefreſ⸗ 
fen wäre. Der Schiffer aber ‚ welcher befücchtete, er möchte von feinen Matroſen verlaf 
fen werben, wenn er nod) einmal das Ufer berührete, wollte Tieber fein geben „als feine 

aaren, wagen und fagere, er wäre entſchloſſen, die Reife fortzufegen. Indeſſen both 
er doch den Reiſenden eine Barke an, um wieder nach Braſilien zuruͤck zu kehren; worauf 
Dü Pont, den wir noch immer für unfer Oberhaupt erkannten, antwortete, er wollte eben- 
falls nach Frankreich gehen, und vierh allen feinen Leuten, ihm zu folgen. ‚Hierauf be- 
obachtete der AUnterfhiffer, er fähe voraus, daß man lange zur See feyn würde, und da 
das Schiff nicht Sebensmiktel genug mitgenommen hätte, Es fanden fich alfo unfer ſechs, 
welche aus doppelter Furcht vor dem Schiffbruche und dem Hunger die Partey ergriffen, 
wieder nach dem Sande zu gehen, wovon wir nur neun oder zehn Meilen entfernet waren. 

Man gab ung die Barke, worein wir alles dasjenige ſetzeten, was ung zugehörete, 
nebft etwas wenigem Mehle und Waſſer. Als wir Abfehied von unfern Sreunden nahmen : 
fo fagete einer, der eine befondere Zuneigung gegen mich hatte, zu mir: ich beſchwoͤre 
dich, daß du bey uns bleibeſt; wobey er die Hand gegen die Backe ausftveckete, worinnen 
ich-bereits war, Bedenke nur, wenn wir nicht nach Frankreich fommen koͤnnen, fo ba: 
ben wir doch mehr Hoffnung, uns entweder an den Küften von Peru, oder in einer an- 
dern Inſel zu retten, als unter Billegagnons Macht, von dem wir feine Gewogenheit je- 
mals zu hoffen haben. Diefe Borftelfungen macheten fo viel Eindruck bey mir, daß, weil, 
mir die Zeit nicht erlaubete, viel zu veden, ich einen Theil meines Geraͤthes in der Barke 

lie 
) A. d. 438 S. —* ß 


Bery. 1558, 
Gen 


Gefahr bey 
ihrer Abreife 
umzufommen. 


Ihnen wird 
die Rückfahrt 
nachBrafilien 
angebothen, 


Warum Lery 
am Borde 
bleibt. 


CLery issg, 


Ruͤckreiſe von 
Braſilien. 


Kleine Inſel 
ohne Namen. 


hen konnte. Die meiſten aber erklaͤreten ſich für die Partey, die 


Sonderbares 
bey der Fahrt 
unter der 
Linie, 


genſchaften der &inie, und denen Urſachen zu reden, welche Die Schifffahrt daſelbſt beſche 


niß und Beweis, er Habe ſie wegen des Beleun, 


4 Reiſen ge 


ließ und geſchwind wieder an Bord flieg. Die fünf andern, welche Bourbon , dir Border 
Verneuil, a Fond und le Balleur waren, nahmen mit thränenden Augen von uns MA 
ſchied und kehreten wieder nach Drafilien zurück. Ich will es niche länger verfchieben , IT 
Dank abzuſtatten, welchen ich dem Himmel ſchuldig bin ‚ Daß er mir eingegeben , dem MAT 
the meines Freundes zu folgen. Denn als unfere fünf Abtruͤnnige mie vieler Schmied 
keit wieder ans Sand gekommen waren: ſo empfing fig Villegagnon fo übel ; daß er die ON 
erſtern hinrichten ließ 2). 4 
»Das normanniſche Schiff gieng alfo wieder unter Segel, wie ein wahrer S a 
„ſaget Lery, in welchem diejenigen, die ſich darinnen eingefhloffen fanden, weniger erwan 
„ten, bis nach Frankreich das eben zu behalten, als fich bald in der Tiefe der Wellen? 
„graben zu fehen. Außer ver Schwierigkeit, die man anfänglich hatte, uͤber die Unti— 
„zu fommen, ftund man auch den ganzen Jenner hindurch beftändige Stürme aus; U 
„da das Schiff nicht aufhörete, viel Waffer zu fchöpfen, fo würde es hundertmal in einem d 
»ge untergegangen ſeyn, wenn nicht jedermann unaufhörfich bey den beyden Pumpen gell 
„beitet haͤtte, Man entfernete ſich alfo von Brafilien,, ungefähr auf zweyhundere GE 
meilen bis man eine bewohnte Inſel anfichtig wurde, die ſo rund, als ein Thum war, 
nicht über eine halbe Meile im Bezirke Hatte, Indem wir fie ſehr dicht ben zur linken Ha 
ließen : fo ſahen wir fie nicht allein mit ſehr fehönen grünen Bäumen bedecket, fondern a 
mit einer ungeheuren Anzahl Vögel angefüller, wovon viele aus ihrem Aufenthalte BIT 
aus famen, und fih auf die Maften unferes Schiffes fegeten, 109 fie fich mic der HART 
fangen ließen, Es waren fchwarze, graue, weißliche und von.andern Farben darunter, db 
insgeſammt in Europa unbefanne waren , und „wenn fie flogen, fehr groß zu ſeyn fchienl 
nachdem fie aber gefangen und gerupfet worden, nicht mehr Fieiſch hatten , als ein ST 
ling. Zwo Seemeilen zur Rechten nahmen wir ſehr ſpitzige, aber nicht ſehr hohe SAT 
wahr, die ung befuͤrchten ließen, wir möchten andere mit dem Waſſer gleich finden , meld" 
das legte Unglück würde gewefen ſeyn, und ung ohne Zweifel auf immer von der Arbeit? 
Pumpen befreyer haben, Wir kamen aber glücklich hindurch. . Auf unferer ganzen KEN 
die ungefähr fünf Monate dauerte, fahen wir fein anderes Land, als diefe Eleine Kufel, 
che unfer Lootsmann fo gar nicht einmal auf feiner Karte fand, und weiche vielleicht nie" 
war entdecket worden a). * 4 
Man befand ſich den zten des Hornungs, drey Grad der Linie, das iſt man hatte 
ſieben Wochen faſt noch nicht den dritten Theil des Weges zuruͤck geleger. Weit die seh 
mittel fehr abnahmen: fo ſchlug man vor, man wollte bey dem Vorgebirge St. Roch 
legen, wo man ſich, nach der Verſicherung einiger alten Matroſen, mit Erfriſchungen BER 


Papegeye und andere? 
; und dieſe Meynung behielt die Oberhall 

























zu effen, Die man in großer Anzahl mitfühvere 
Einige Tage darnach, da der Lootsmann die "öhe genommen, meidere er, man fände" 
gerade unter ber Sinie an eben dem Tage, da bie Sonne da war, das iſt den zıren MM 
welches eine fo fonderbare Merkwuͤrdigkeit nach Lerys Meynung war, daß er nicht glaub 

Fann, fie fey vielen andern Schiffen begegnet. Gr nimmt daher Gelegenheit, von ben“ 


J - \ 
2) Der Verfaffer ſetzet hinzu, aber ohne Zeuge niſſes des Evangelli hinrichten laſſen. X.d. 442 — 
m 


m Ihre Lage wird nicht bemerkt, Dieß iſt 


J 


+3 


—4 


v 
. ⸗ 


x 


— ® 

in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel. 173 
lich machen. Seine Philoſophie aber , die nicht ſo aufgeklaret if, als die zu unfern Zeiten, 
je —9 derer — die fie ſich machet, ſo wenig Erläuterung, daß man über : 
diefe eitele Unterfuchung hinweg gebt, um Ihn etwas erzählen zu laſſen, welches einen mebr 
ugeht. 
a * Ungluͤckſeligkeiten, ſaget * fingen ſich mit einem Streite 
ſchiffer und dem Lootsmanne an, welche ſich befliſſen, ihre Verri 
um nur einander zu aͤrgern. Den 26ſten März, da der foots 
ift, das Schiff dreg Stunden füßrete, und alle Segel aufgezogen und ausgefpanner hielt, 
ftieß ein heftiger Windwirbel fo ſtark auf das Schiff, daß er fülches auf Die Seite legete, 
und zwar fo ſehr, daß die Maftkörbe ‚ und Spißen ber Maften in das Waſſer taucheten. 
i und alle Ruffer , die niche gut befeftiget waren ‚ wurden in die 
Fluthen geſtuͤrzet und es fehlete nicht viel, daß nicht das Unterfte von dem Schiffe zu oberft 
gekommen — —— ae ‚ die Thaue abzubauen, 

tzuftellen. ie Gefahr, ob fie leich Außerft aro war, 
ur Berföhnung beyder Feinde, SE fie DE Zube: i= 4 a 
die man anmandte, fie zu befänftigen, über ein- 
ander herfielen und fich mit einer geimmigen Wurh fhlugen, 
Diefes war nur der Anfang einer gränfichen Folge von Unglüce. 

nach bey einer ſtillen See, da ver Zimmermann und andere Arbeitsleute d 
denjenigen Erleichterung zu ſchaffen, die an den Pumpen arbeiteten, bew 
me bes Schiffes einige Stuͤcke Holz fo unglücklich ‚daß eine ziernlich gr 
aufgehoben wurde, wodurch das Waſſer auf einmal mir ſolchem Ungeftüme hinein drang, 
daß diefe elenden Arbeitsleute, welche gezwungen wurden auf das Verdeck zu ſteigen, fei- 
nen Athem hatten, die Gefahr zu fügen , „und mit einer Fläglichen Stimme anfingen zu 
„rufen: wir find verforen wir find verloren! Hierauf ware 
„der tootsmann, 


n der Hauptmann , der Schiffer, 
welche an der Größe der Gefahr nicht zweifelten, nur bedacht, die Barfe in 
„alfer Eile auszufegen und (i 


fen Menge Brafilienhofz u Dane matt, Weihe bas Schiff bebeeteten, mebft einer groß 


Nd andern Waaren ins Meer werfen: un i 

„verlaſſen dachten, fo wollten fie ſich am erften retten. —— Ye — 
„te, die Barke möchte wegen der großen Anzahl Perfonen, die hinein wollten, zu fehr uͤber⸗ 
„laden werben, flieg fo gar mit einem großen Meffer in der Fauſt hinein, und ſagete, er 
„wollte dem erſten, der Mine machete, hinein zu ſteigen, die Arme abhacken. Da wir 
„uns alſo dergeſtalt der Gnade des Meeres uͤberlaſſen ſahen, und uns des erſten Schiff. 
„bruches erinnerten , wovon uns Gott befreyet Hatte; 

„waren, zu fterben, als zu leben 


; und da mir eben fo gut entfchloffen 
e ſo giengen wir mit allen unfern Kräften 
„fer ausjupumpen ‚damit das Sch 


daran, das Waſ 
8 Schiff nicht zu Grunde genge. Wir thaten fo viel, daß ung 
„das Waſſer nicht überwältigee, ie gluͤcklichſte Wirkung unferer Entſchloſſenheit aber 
„Mar, daß wir die Stimme des Zimmermannes hoͤreten, welcher ein feiner junger berzhafz 
„tee Mann war und den Kaum des Schiffes nicht wie die andern, verfa 
„te vielmehr feine Matrofenjacke über 


die große Deffnung, die gemacht war, geworfen und 
„trat mit beiden Füßen darüber ‚um dem 


Waffer zu widerſtehen, welches ihn oftmals, wie 
* „er 


aren 
t. 


Wenig Tage dar⸗ 


egeten fie im Mau: 
oße Bohle dadurch 


ne getwöhnliche Nachläfigkeit bey den altem Reiſe— daß Lerys Bericht nur wegen feines fonderb 
beſchreibern. Wir můſſen auch noch anmerken, J 


Inhaltes einen weitläuftigen Auszug verdieng 


zwiſchen dem Unter⸗ Urſprung des 
chtungen zu verabfäumen £ —— 
mann fein Quart Hatte, dag DER . 


a5 Mittel ſucheten, veißt, 


Lery 1558. 
— ⸗ 


Unwiſſenheit 
desLoots man⸗ 
nes 


„Leute wurden durch Das Feuer befchädiget , wovon der eine wenig Tage darnad) ſtarb; 


Anfang einer 


entſetzlichen 


Hungersnoth. 


176 | Reiſen und Entdeckungen 


„er uns nachher ſagete, durch ſeine Gewalt in die Hohe hob. In dieſem Zuſtande ſchrye er aus 
„allen feinen Kräften, man ſollte ihm Kleider, baumwollene Berten und andere Dinge beit? 
„gen, um Das Eindringen des Waffers zu verhindern , unterdeflen er das Loch wieder zu“ 
„Een würde, Man frage nicht, ob ihm gleich gemwillfahret wurde; und dadurch wurdel 
„wir erhalten ,, 5). 

Man fuhr fort, bald nach) Often, bald nach Welten zu feuern, welches niche unl® 
Weg war, faget Lery; denn unfer Lootsmann, der fein Handwerk nicht que verftund, mußt 
feine Fahrt nicht mehr zu beobachten ; und wir giengen aifo in ber Ungewißheit bis zum Well 
dezirfel des Krebſes, wo wir vierzehn Tage lang in einem grafichten Meere waren. DE 
Gras, welches auf dem Waſſer ſchwamm, war fo die und dicht, daß man es mit Bell 
jerhauen mußte, um dem Schiffe eine Bahn zu machen cd). Daſeloſt Hätte uns bald elf 
anderer Zufall ins Berderben geflürzet. „Unſer Conſtabler, welcher Pulver in einem eilt 
„nen Topfe trocknete, ließ ihn fo lange am Feuer ftehen, daß er glühend wurde; und DE 
„Slamme, welche das Pulver gefaffet, fhlug fo gefehwind von dem einen Ende des Schiff 
„bis zum andern , daß fie die Segel und das Thauwerk in Brand ſteckete. Es fehlt 
„nicht viel, fo hätte das Feuer auch das Holz angegriffen, welches getheeret war, und fich all 
„gefchwind würde entzündet und uns mitten in dem Wajfer lebendig verbrannt haben. DM 



















„ich würde eben das Schickſal gehabt haben, wenn ich mir nicht dag Gefiche mit mein 
„Müge bedecket hätte, daß ich alfo nur noch damit los Fam, daß mir das Dhrläppchen un 
„die Haare ein wenig verfengt wurden ,,. J 

Allein, Lery ſetzet dieſen Unfall nur noch unter diejenigen, die er fein Vorſpiel genan 
hat. Es war, fährt er fort, den ısten April. Wir hatten noch ungefähr fünfhundere S# 
meifen bis nad) der franzöfifchen Küfte.  Unfere Lebensmittel Hatten, ungeachtet man [hl 
von eines jeden Portion viel abgebrochen, dergeftalt abgenommen, daß man die Parten 
griff, uns die Hälfte davon noch abzubrechen ; und diefe Strenge hinderte doch nicht, DA 
nicht alle Lebensmittel zu Ende des Monates erſchoͤpfet waren. Unfer Unglück Fam von 
Unwiſſenheit des Lootsmannes, welcher glaubete, daß er nahe an dem Borgebiege ginf 
terraͤ in Spanien wäre, da wir noch auf der Höhe der azerifchen Eylande waren, die i ji 
dreyhundert Meilen davon find. Ein fo graufamer Irrthum brachte ums auf einmal zu DIT 
äußerften Hülfsmittel, welches darinnen beftund, daß wir Die geweißte und gepflafterre Ka“ 
mer, wo man den Zwieback verwahret,, ausfehreten. „Man fand darinnen mehr Wirt 
„und Rattendreck, als Brodtkruͤmmchen. Indeſſen theilete man doch ſolche Loͤfelweiſe a 
„um daraus einen eben ſo ſchwarzen und noch bitterern Brey, als Ruß, zumachen, Die 
„gen , welche noch Papegeyen hatten, (denn viele hatten ihre ſchon vorlängft verzehret) ich 
„fen fie im Anfange des Maymonares zu ihrer Speife dienen ‚ da alle ordentliche ge 
„mittel unter ung alle maren. Zween Seeleute, die in der Unſinnigkeit vor Hunger 4 
„ftorben waren, wurden über Bord geworfen; und damit man den höchftfläglichen Zuftal Y 
„„worein wir nachher gebracht worden, deſto beffer erfenne, fo ſtund einer von unfern DL 
troſen, Namens Nargue, aufgerichtet, an den großen Maft gelehnet, und harte Die Hr 
„ſen niebergelaflen, ohne daß er fie wieder aufziehen Fonnte. Ich ſchmaͤhlete auf ihn, Ale 
„weil wir ein wenig guten Wind Hätten, er niche mie dem andern die Segel Hiffen Dr 
; Ei 






5) Am angef. Orte, n.d.455 und vorherg. S. c) Ebendaf. a. d. 456 ©. 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel. 


37 

„Der arme Menſch antwortete mir mit einer matten und klaͤglichen Stimme: ach! ich kann Zery 1558. 
„nicht; und den Augenblick fiel er ſtarr todt nieder. } — 

Dieſer erſchreckliche Zuſtand wurde noch durch ein fo gewaltiges Meer verftärfer, daß —— 
man ſich aus Mangel der Kunſt oder Staͤrke, die Segel zuregieren, genöthiger fah, fie zufam- Sa a 
men zu legen, und fo gar das Steuerruder anzubinden. Das Schiff wurde alfo der Willkuͤhr 
der Winde und Waffer überlaffen. an fege hinzu, daß das fchlimme Wetter die einzige Hoff- 
nung benahm, womit man fich fehmeichein fonnte, nämlich ein wenig Fifche zu fangen, Es 
war auch jedermann überaus ſchwach und mager. „Weil indeffen die Noth einen jeden 
„hin und wieber denfen ließ ‚ womit er doch feinen Hunger ftillen möchte: fo gerierhen eini- Andere Kir, 
„ge auf den Einfall, Stücke von gewiſſen Rundeln oder Tartfehen, die von der Haut eines kungen des 
»Thieres Tapiruſſue genannt, gemacht waren, zu fehneiden, und fie im Waſſer Fochen zu Pingers. 
laſſen, um fie zu effen, Allein ‚ man fand dieſes Hülfsmictel nicht gut, Andere legeten 
„dieſe Rundeln auf die Kohlen; und wenn fie ein wenig geröfter waren, und das Berbrannte 
„mic dem Meffer abgefchaber wurde, fo gieng ſolches fo gut, daß, wenn wir fie auf die Arc 
„aßen, wir meyneten, e8 wäre Carbonade von Schweineſchwarten. Nachdem dieſer Ver 
„fuch gemacht worden: fo hielten diejenigen, welche Rundeln harten, fie zu Rathe; und 
„weil fie eben fo hart waren , als trockenes Rindesleder, fo brauchete man Hacken und andere 
„Brecheiſen, fie von einander zu bringen, Diejenigen , die welche hatten, trugen die Stücke 
„davon in leinwandenen Sädchen in ihren Aermeln, und hielten nicht weniger Rechnung 
„darüber, als die großen Wechsler über ihre Beutel voller Thaler Halten. Cs fanden ſich 
„einige, die fo weit giengen, daß fie ihre faffianen Collete und ihre ledernen Schuheaßen. Die 
»seibdiener und Schifffungen fraßen vor unfinnigem Hunger alles Horn aus den Saternen, 
„deren ftets eine große Anzahl auf den Schiffen iſt, und alle Talchlichte, die fie nur ertappen 
„eonnten. Unſere Schwachheit und unfer Hunger aber binderten doc) nicht, daß wir bey 
„Strafe, in den Grund zu finfen, nicht Tag und Nacht mit großer Beſchwerlichkeit an der 

»Pumpe arbeiten —— — 

wuͤrde es ohne bedauern, wenn die Folge dieſer Erzählung in einer an⸗ 
dern, als des Verfaſſers, Schreibart abgefaſſet waͤre. BR Umftände würde 
man nicht der Zierlichfeit aufopfern müffen, »Den ı2ten May ungefähr, faget Sery, ftarb - 
„unfer Canonier , den ich Das Geſchlinge von einem Papegeye ganz roh batte effen fehen, vor 
„Hunger. Wir wurden wenig dadurch geruͤhret. Denn an flatt, daß wir Hätten daran 
„denken ſollen, uns zu vertheidigen, wenn man ung angegriffen Hätte, fo würden wir viel⸗ 
„mehr gewuͤnſchet haben, von einem Seeraͤuber weggenommen zu werden, der ung etwas 
„au eſſen gegeben Hätte. Wir fahen aber auf unferer Rückfahrt nur ein einziges Schiff, 
„an welches wir unmöglich Dinanfommen-fonnten,,. 

„Nachdem wir alles Leder yon unferm Schiffe bis auf die Ueberzüge an unfern Kuf⸗ 
„fern gegeffen hatten: fo dachten wir, den legten Augenblick unfers Lebens zuerreichen. Allein, 
„die Noth brachte einen auf de ; 


en Einfall, die Karten und Mäufe zu jagen 
„Hoffnung, fie um fo viel leichter 


zu fangen, meil fie Feine Drofamen und andere Sachen 

„mehr zu freſſen fanden, und alfo in großer Anzahl herum liefen, und in dem Schiffe vor 

„Sunger flarben, - Man verfolgete fie mit ſo vieler Sorgfalt und fo mancherley Fallſtricken, 

„Daß ihrer ſehr wenig übrig blieben. Man füchete fie fo gar in der Macht mit offenen Au— 

»gen, wie die Katzen. Eine Ratte wurde höher geſchaͤtzet, als ein Ochfe auf dem Sande, 

„Der Preis von einer ftieg auf vier Thaler, Man ließ fie mit allem ihrem Eingeweide im 
Allgem, Reifebefi chr. XVI Band. 3 


„Waſſer 


Lery 1358. 


Das Waſſer 
fehlet auf dem 
Schiffe. 


Beyſpiel von 
ihrer North. 


Braſilienholz übrig war, welches viel trockener ift, als anderes Holz; und welches doch vie 


Graufamfeit,' 
welcher der 
Hunger ein: 
floͤßet. 


we — Reiſen und Entdeckungen 


„Waſſer kochen, und aß das Eingeweide eben ſo wohl, als den Leib. Die Pfoten und an⸗ 
„dern Knochen waren nicht Davon ausgenommen, welche man zu erweichen Mittel fand 
Das Waſſer war auch alle. Es war von Getränke nichts mehr übrig, als eine kleine Ton⸗ 
„ne Eider , welche der Hauptmann und die Matrofen mit geoßer Sorgfalt fpareten. Wenn 
„Regen fiel: fo breitete man Tücher aus, mit einer Kugel in der Mitten, damit es durch⸗ 
„troͤpfeln möchte. Man behielt fo gar dasjenige, welches durch die Rinnen des Schiffes ab⸗ 
„lief, ob es gleich viel trüber war, als das aus den Goſſen. Man lieft beym Johaun von 
„Leon, daß die Kaufleute, welche durch die Wuͤſten in Africa reifen, wenn fie fich in der 
„außerften Noth des Durftes fehen, nur ein einziges Hülfsmittel dawider haben; nämlich, 
„baß fie eines von ihren Kameelen fehlachten und das Waffer, welches fich in feinen Gedaͤr⸗ 
„men findet, heraus nehmen, e8 unfer fich theilen, und es trinken. Was er Darauf von ei⸗ 
„nem veichen Kaufmanne ſaget, welcher eine von diefen Wuͤſten durchreifete, und von einem 
„heftigen Durfte gequälet wurde, da er denn eine Taffe Waffer von einem Fuhrmanne, weh 
„cher bey ihm mar, für zehn tauſend Ducaten Faufete, zeiget die Stärke diefer Beduͤrfniß 
„Indeſſen, ſetzet eben der Gefchichtfchreiber Hinzu, fturben doch ver Kaufmann und derjeni⸗ 
„ge, welcher ihm fein Waſſer fo theuer verkaufet hatte, auf gleiche Art vor Durft; und malt 
„ſieht ihr —2 in einer Wuͤſte, woſelbſt ihre Begebenheit auf einen großen Stein ge⸗ 
‚graben ift,, 4). x 
= 3 es ung beteifft, fo war die äußerfte Nord f groß, daß ung nichts mehr, als das 


- 














„te in ihrer Verzweifelung zwifchen ihren Zähnen kaueten. Corguilleray DüPont, unfer Fuß? 
„ter, welcher eines Tages ein Stück im Munde hatte, fagete mit einem großen Seufzer ZH 
„mir: ach, mein lieber Freund Lery, man ift mir in Sranfreich eine Summe von viertau⸗ 
„fend Franken ſchuldig; wollte Sort, daß ich igo für einen Dreyer Brode und ein einziges 
„Ölas Wein dafür hätte. Was unfern Prediger, den Magifter Richer anbetraf, welche 
„vor Furzem zu Rofchelle geftorben iſt: fo Fonnte der gute Mann, welcher in unferm Elende 
„vor Schwachheit in feiner Eleinen Cabine lag, nicht einmal den Kopf aufheben, um GM 
„zu bitten, welchen er gleichwohl anrief, da er fo auf dem Boden lag». 4 
„Ich will hier im Vorbeygehen mit anfuͤhren, was ich nicht allein bey andern beob ⸗ 
„achtet, fondern auch in den beyden grauſamen Hungersnoͤthen, worinnen ic) geweſen bi 
„felbft empfunden habe, daß, wenn die Körper ausgezehret find, Die Natur hinfaͤllig Ib 
„und die Sinne durch die Zerftreuung der $ebensgeifter abgefondert find, dieſer Zuftand bie 
„Menſchen fo wild machet, daß fie folche in einen Zorn bringe, den man eine Art von Wu 
„nennen fannz und es iſt nicht ohne Alefache, daß Gott, welcher feinem Volke mit Hunger dr! 
„dere „ ausdruͤcklich fagere, es würde ein Mann, der zuvor ſehr zärtlich und in üffen geleb 
„hätte, alsdann in der Angft und Noth fo unnatuͤrlich rauh und wild werden ‚daß, went 
„er feinen Nächften und auch feine eigene Frau und Kinder anfaße, er fie zu effen wuͤnſchen 
» würde e), Denn außer dem Beyſpiele des Vaters und der Mutter, welche in der DO 
. „tag“ 2 
d) Hiftoire d’ Afrique, Liv.I. Da die Aus⸗ „hatten daſelbſt, wie ich angemerket habe, dod 
Habe. der Reiſebeſchreibung des Lery erſt von 1011 Feinen Mangel an Waſſer und Weine; und eb 
iſt fo vergleiche ex hier die Hungersnoth auf feir ‚fie gleich länger anbiele, fo Eann ich doch ſagen 
nem Schiffe mit der in Sancerre bey der Bela: „daß ſie nicht fo aͤußerſt geweſen; denn wenigſteus 
gerung von 1573, worinnen er ſich auch befand, > hatten wir zu Sancerre einige Wurzeln, mi 
und wovon er die Nachricht Herausgegeben. „Wir „Kräuter, Weinteben und andere Sachen, die 9* 


uf 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel. 179 


„agerung von Sancerre ihr eigenes Kind gegeffen, und einiger Soldaten, welche erſtlich 
„bie Seichname der durch ihre Waffen erlegeten Feinde zu effen angefangen und hernach be- 
„Eannten , daß, wenn der Hunger fortgefahren, fie entſchloſſen gewafen wären, die Lebendi⸗ 
»gen anzufallen: fo waren wir von einer fo finftern und derdrießlichen Laune auf unferm 
„Schiffe, daß wir kaum mit einander reden fonnten, ohne uns über einander zu ärgern; 
„und fo gar (Gott verzeihe es uns!) ſchiele und muͤrriſche Blicke einander zuzuwerfen, wels 
„che mit einem böfen Willen ung gegenfeitig einander zu effen begleitet waren 

„Den ısten Und I6ten May ftarben uns noch ween Matrofen 
„heit, als die Exfihöpfung,, welche durch den H 
„den einen, Namens Kolevilfe, ſehr, weicher uns durch fein luſtiges Naturell allezeit auf⸗ 
munterte, und welcher bey unfern größten Gefährtichkeiten zur See, wie auch bey unferm 
„größten eiden allezeit fagete: meine lieben Freunde, das ift noch nichts: Ich, der ic). an 


„dieſem unausfprechlichen Hunger meinen Antheil gehabt hatte, in welchem alles dasjenige, 
„was gegeffen werden fonnte, 


war gegeflen worden, hatte doch noch immer heimlich einen 
»Papegey verwahret, den ich hatte, welcher eben fo groß war, als eine Gans, und fo deutlich, als 
„ein Menfch, dasjenige ausfprad), mas ihn der Dolmetſcher, von dem ich ihn Hatte, von 
„der franzöfifchen Sprache und der Sprache ver Wilden geledret hatte, auch fonft reche al 
„terliebfte Federn befaß. Die große Begierde, die ich hatte, den Herrn Admiral damit zu 
„beſchenken, hatte gemacht, daß ich ihn fünf bis fechs Tage verborgen gehalten, ohne daß 
ich ihm etwas zu freſſen geben koͤnnen . er wurde aber endlich der Noch, wie die andern 
»aufgeopfert; ohne der Furcht zu gedenken, daß er mir nicht bey der Nacht geftohlen wuͤr⸗ 
»de. Ich warf nur die Federn davon weg: alles übrige, das iſt, nicht allein der Leib, 
„ſondern auch das Eingeweide, die Fuͤße, Naͤgel, der krumme Schnabei ‚ unterhielt vier 
» Tage lang einige Freunde und mich, Indeſſen veuete es mic) doc) fehr heftig, da wir den 
„fünften Tag Sand erbliceten. Da die Vögel diefer Art des Saufens Umgang haben 


»fönnen : fo hätte ich eben nicht drey Monate Webraucher,, ihn während der Zeit zu uns 
»terhalten \ 


„Endlich veichete uns Gott die Hand aus dem Hafen und erwies fo vielen Elenden Gnade, wel. 
sche faſt ohne Bewegung auf den Verdeck Sf f 1 


e lagen, daß wir den 24ften May 1558 das Sand £ 
» Bretagne zu Geſichte befamen, Wir waren p vi 


„worden, daß wir uns Faum getraueten, auf das erſte Geſchrey, welches ung unfer Gluͤck 
„anfündigte, einiges Vertrauen zu fegen. Indeſſen erfuhren wir doch bald, daß wir uns 
„ſer Vaterland por Augen hatten. Nachdem wir dem Himmel dafür Dank gefaget hatten : 
»fo geftund uns der Schiffer aufrichtig und öffentlich, wenn unfer Zuftand noch einen einzi⸗ 
„gen Tag laͤnger gewaͤhret hoͤtte, ſo haͤtte er den Entſchluß gefaßt, uns nicht, wie es vier 
„oder fünf Jahre nachher auf einem Schiffe geſchehen ift, weiches von Florida zuruͤck Fam, 
»lofen zu laſſen f); fondern ohne jemanden ermas davon zu melden, einen unter uns zu töb- 
» en, welcher. den andern zur Speife dienen fellen. Ich erſchrack um fo viel weniger da- 
. 3 2 . 


„vor, 
„auf dem Lande und in der Erde finden fan... la Chere, getödtet; und das Schiffsvolk, welches 
» d. 466 Geite. 


Überang ſchwach geweſen, babe zuerft fein Biut 

e) Man lieft dergleichen in dem Fluche im zB. ganz warın getrunken, Er führet dir Gefhichte 

Mofe XXVIIEEap. 530.548. von Florida an, wo man diefe Begebenheis wirg, 
F) Lery erzäßler, man habe im 156aſten Jahre lich im 3 Enp. finder. 
vor Hunger zur See einen Ungluͤckſeligen, Namens 


2* 


Lery 1358, 
—t — 


ohne andere Krank. Lery ißt feinen 
unger verurſachet wurde. Wir bedauerten Papegey. 


Das Schiff 


oͤmmt an die 
elmal durch den Loots mann hintergangen franzöfifche 


Kery 1358. 
— — 


Erſte Umſtaͤn⸗ 
de bey ihrer 
Ankunft. 


Unterricht fuͤr 
die Reiſenden. 


180 | Reifen und Entdeckungen 4— 


„vor, weil, ungeachtet der äußerften Magerkeit meiner Gefährten, ich doch nicht derjenige I 
„weſen ſeyn würde, den er zum erften Schlachtopfer würde gewaͤhlet haben, wofern er NT 
„bloße Haut und Knochen hätte effen wollen ,,. 2 

Wir fanden ung nicht weit von Roſchelle, wo unfere Matrofen beftändig gewuͤnhe 
Hatten, ans Sand zu fleigen und ihr Brafilienholz zu verfaufen. Nachdem der Schi 
zwo oder drey Seemeilen vom Sande hatte Anker werfen laſſen: fo nahm er mir Di PU 
und einigen andern die Schaluppe, um gebensmittel zu Hodierne zu Faufen, welchem = 
wir am nächften waren, Zween von unfern Gefährten, die mit ihm abfuhren, fahen 
nicht fo bald am Ufer, als fie aus Verwirrung wegen des Andenfens ihrer Mühfeligeelttl 
und aus Furcht, fie möchten wieder hinein gerathen , die Flucht ergriffen, ohne ihr Gerd 
zu erwarten, indem fie hoch und theuer fehmuren , fie wollten nicht wieder auf das SM 
fommen. Sehr lange hernach, ſchrieb der eine von beyden da er, die erften Ausgaben 9 
der Reife des Lery gelefen Hatte, nach Genf an ihn, und meldete ihm, wie viel Mühe 
gehabt häfte, wieder zu feiner Gefundheit zu gelangen. Die andern kamen fo gleich # 
allerhand Lebensmitteln zurück und empfahlen den Alerverhungerteften, nicht gleich fo viel? 
von zu effen, Man dachte weiter an nichts, als wie man fich nach’ Roſchelle begeben mo⸗ 
te, da ein franzoͤſiſches Schiff, welches ſo nahe vorbey fuhr, daß man einander hoͤren fon 
te, ihnen meldete, die ganze Küfte da herum wäre voller Seeräuber. Die Ohnmache, mE 
innen man fich befand, ſich zu vertheidigen, bewog jedermann ‚dem Schiffe zu folgen 
dem man diefe Nachricht erhalten hatte; und ohne es aus dem Gefichte zu verlieren, 
man ſich den 26ſten in dem fehönen Hafen Blaver vor Anker, 

Wir wollen uns zum Unterrichte für die Reifenden einen Augenblick bey Serys BF 
achtungen aufhalten, deffen natürliche und merkwürdige Borftellung von einigen Dingen M 
in feiner Schreibart fünnen erhalten werden. „Unter vielen Kriegesſchiffen, die ſich 
„dieſem Hafen befanden, war auch eines von St. Malo, welches ein fpanifches Schiff, das! 
„Peru gekommen, und mit guten Waaren beladen gewefen, die man über fechzig rau 
»Ducaten am Werthe ſchaͤtzete, weggenommen und mit fich gebracht hatte. Da fh 
„Gerücht davon durch ganz Frankreich ausgebreitet hatte: fo waren viele Kaufleute von Pakt 
„yon und andern Orten dahin gekommen, welche zu faufen.  Diefes mar ein Gi I 
„uns; denn da viele darunter ſich nahe bey unferm Schiffe befanden, als wir ausftieg” 
„ſo führeren fie uns nicht aflein unter dem Arme, wie Leute, die noch nicht auf ihren SUP 
„ſtehen koͤnnen, fondern riethen ung auch, als fie vernahmen, was wir vom Hunger auf 
„fanden häften, wir möchten ung in Acht nehmen, daß wir nicht zu viel äßen, und I 
„uns anfänglich nach-und nach gute Brühen von alten Huͤhnern, Ziegenmilch und and“ 
„Speifen zu ung nehmen, welche dienlich find, die Gedaͤrme zu erweitern, die uns’ allen 
„eingefprumpfer waren. Diejenigen, welche dieſem Rache fölgeten, fanden fich ſehr MIT 
„dabey. Was die Mafrofen anbetraf, die ſich gleich den erften Tag fatt effen wollten? 
„glaube ich, daß von zwanzigen, die der Hungersnoth enfgangen waren, über die 2 
„darauf giengen und plöglich ftarben. Von uns andern funfjehnen, die wir nur als bl 
„Reifende zu Schiffe gegangen, ſtarb nicht ein einziger, meer zu Waffer noch zu Lan 
Man würde uns in Wahrheit, da wir nur bloße Haut und Knochen davon gebracht ha 9— 
nicht allein fuͤr ausgegrabene Leichen gehalten haben, ſondern wir empfanden auch [0 8 # 
da wir angefangen, die Landluft einzuziehen, einen ſolchen Ekel vor allen Arten von 9— 
ſen, daß ich insbeſondere, als ich in meinem Quartiere war „und die Nafe an ve J 

J 























— 


9 


— 
4 


in Suͤdamerica. VIBuh. IX Capitel. 
brachte, ben man mir veichere, ruͤcklings hinfiel, und in einem 
id) glaubete, ich würde meinen Geift aufgeben, Weil 


leget worden; fo fhlief ich dieſes erftemal fo gu 
aufwachete, 


181 


folhen Zuftande war, daß Kery ısze. 
ich indefien war auf das Bette ge — 
t, daß ich nur den folgenden Tage erft 

Nachdem wir vier Tage zu Blavet ausgeruber hatten : chen 
nebon, > kleinen Stadt, die nur zwo Meilen davon iſt, wo ung die Aerzte riethen, ung ——— 
Suriven zu laſſen. Die gute Diät aber binderte doch nicht, daß nicht die meiften vom Kopfe in wer: 

bis auf die Fußſohlen ſchwollen. ur allein drey oder viere, worumer auch ich war, ſchwollen * 

nur am Unserleibe. Wir hatten alle zuſammen einen ſo hartnaͤckigen Bauchfluß, daß er 

uns wuͤrde die Hoffnung benommen haben, ihn jemals ſtillen zu koͤnnen, wenn uns nicht 

ein Mittel geholfen hätte, wovon ich der Welt das Recept mittheifen zu müffen glaube, Es 

beſteht aus Erd:Epheu oder Öundelmanne und Mei 


nd Reiße, wohl gekocht, welches man hernach 
inem und eben de pfe mi 
f das Gelbe vom Eye hinein; 
Schuͤſſel auf dem Kohlfeuer wohl 


fo begaben wir uns nach Hen- Mit was für 


ß zuſammen in einer 
wohl umgeruͤhret werden. Dieſes Gericht 
mit Löffel, wie Suppe eſſen ließ, 
nicht noch einige Tage länger hätte dauern duͤrfen „ wenn wir 
umkommen follen g). 


Lery und ſeine Gefaͤhrten aber wurden noch von einer andern Gefahr bedrohet, wovon Unnuͤtzlichkeit 
fie bisher noch nicht den geringften Argwohn gehabt Hatten. Pan muß fich erinnern , daß des von Wille: 
Villegagnon dem Schiffer einen Eleinen Kuffer zugeftellet Hatte, welcher nebft einigen Brie⸗ Felle Pre 
fen einen Proceß enthielt, den er wider fie angeftellet hatte, und den er ganz fertig den Nich- ve 
tern des erften Ortes zuſchickete, wo der Kuffer würde eröffnet werden, ' Dieß gefchah in 
Hennebon, weil DVillegagnon, der aus Bretagne gebürtig war, an verfchiedene Perfonen diefer 
Provinz fehreiben wollte, Der Proceß wurde den Richtern übergeben, . Di Pont aber 
fennete einige davon » welche der genfer Kirche eben fo zugethan waren , als er, und alfo 
feine Acht auf diefe verhaßten Anklagen Hatten, fondern fie vielmehr unterdruͤcketen, und 
denjenigen nur qute Dienfte leifteten,, deren geben dadurch bedrohet wurde. 

Sie verließen Hennebon, um ſich nach Nantes zu begeben, ohne daß fie noch die Kraͤf⸗ Wirkungen 
te hatten, ihre Pferde zu fuͤhren, oder den geringſten Trot aus zuſtehen; ſondern fie waren des ausgeſtan 
genoͤthiget, jeder noch einen Kerl zu halten, der das Pferd bey dem Zaume führete, Unſe- denen Ins 
re Sinne, fager Lery, waren ganz umgekehret. Zu Nantes hatten fie no 
ein fo hartes. Gehör u 


ch acht Tage lang ohicks. 
MD ein fo dunkles Geſicht, daß fie befürchteten ‚ fie möchten taub und 
blind werden, nad) dem B 


' eyſpiele des Jonathan, Sauls Sohnes. Denn Lerhy läßt Feine 
Gelegenheit vorbey, ſich auf ein Zeugniß der heil, Schrift zu ſtuͤten. Da Jonathan, fager 
er, welcher mit der Spige 


i feines Stabes in Honig getauchet, und folchen abgelecket Hatte, 
ſaget, fein Geſicht wäre aufgeffärer worden: fo giebt ex fattfam zu verſtehen der Hunger, 
Wovon er getrieben worden, hätte folhes dunkel gemacht h), Indeſſen würden fie doch ſo 
gut curiret, daß ſie einen Monat darnach nicht die geringſte Schwaͤche mehr an den Augen 
hatten. Sie wurden auch von ihrer Taubheit geheilet Lerys Magen aber blieb noch ſehr 
ſchwach, und das neue Ungluͤck von eben der Art, worein er bey der Belagerung von San. 
cerre gerieth, verderbeten ihn vollends. Er meldet uns nicht, wohin er fich begeben nach⸗ 
33 dem 
ED Am angef. Orte a, d. 475. und vorherg. ©, h) X. d. 484 ©. 


, 

















182 ® Keifen und Entdeckungen 


Cery iz. dem er Nantes verlaſſen. Andere Umſtaͤnde koͤnnen urtheilen laſſen, daß er ſich wiebel 
Genf begeben. | 
Erläuteruns Er laͤßt aber dasjenige, was er mir einiger Dunkelheit von der Niederlaffund 
gen wegen der Franzoſen in der Schanze Coligny gefager bat, nicht ohne Erläuterung. Billegagnon, M 
— hen einige, faget er, den americaniſchen Cain genanne haben, verließ diefen Dre, ME 
—— durch fein Verſehen wieder in die Gewalt der Portugieſen, mit allem mit dem franzofl 
Wapen bezeichneten Gefchüge gerieth. Er Fam wieder nad) Frankreich, wo er nicht M 
hörete, Calvins Anhänger zu befriegen, und ftarb 5) im Chriſtmonate des ıszıften 3a 
in einer Comthurey des Maltefer Irdens, Namens Beauvais ‚in Gatinois, nahe by.“ 
Sean von Nemours. 


Zeltinoifr — Der II Abſchnitt. 
—— Reiſen und Niederlaſſungen der Hollaͤnder in Braſilien. 


Einleitung. Unternehmungen und Eroberungen Vergleich an die Portugieſen. Zwang der HoF 
der Holländer in Brafilien. Widerfegungen der länder in den portugiefiichen Staaten, Belle 
Portugiefen dagegen; find vergebens. Cie wol- nehmungen der Portugiefen. Niederlaſſung Del 
len die Holländer heimlich umbringen. Es Holländer in Surinam. Inſeln, die fie auf 
koͤmmt darüber zum Kriege. Verſtellung des eben der Kuͤſte beſitzen. 
portugieſiſchen Hofes. Braſilien koͤmmt durch 


Einleitung. Mr Fann von Beafilien fagen, es finde ſich Feine große Landſchaft, wohin man (0 M 
nig Reifen gethan hat, welche den Titel davon führen, und es finden fich zur 
geltung dafür auch nicht mehrere, wovon fo viele Keifende zu reden Gelegenheit gehabt 
ben k). Daher koͤmmt es denn, daß wir noch Feine vollftändige Nachricht davon habe 
Man kann fid) aber, um eine davon zu machen, mit denen Einfichten helfen , die ſich 
einer großen Anzahl Berichte zerſtreuet finden, Es ſcheint nur bloß nothwendig zu fenn, M 
der Borftellung einiger hiſtoriſchen Begebenheiten anzufangen, welche tauſenderley Arm 
kungen auffläven koͤnnen, die dergleichen erfordern; und wir wollen fie von den genaue 
Geſchichtſchreibern leihen, 4 
Unterneh⸗ Portugall beſaß noch immer Braſilien ſeit Emanuels Regierung, welcher den erſ 
mungen und Niederlaſſungen dafelbft eine fefte Dauer zu geben angefangen hatte, Da diefe Krone a 
Eroberungen im 15gıften Jahre auf Philipps des II, Königes in Spanien , Haupt gekommen war? k 
der Holländer ließen ihn die Kriege, welche dieſer Herr wider Stanfreich und England, und vornehm⸗ 
m Vraſlen. — Misvergnügten in ben Niederlanden, welche unter feiner Regierung die Rep 
‚der vereinigten Provinzen bildeten, führen mußte, wenig Zeit, fic mit feinen ausmäl 
erlangten Ländern zu befchäfftigen. Auf der andern Seite waren diefe neuen Republican 
die er nicht unter feiner Bothmaͤßigkeit Hatte erhalten Fönnen , noch gar zu ſchwach oder DI 
ten doch mit ihren Angelegenheiten zu Haufe noch gar zu viel zu thun, als daf fie fich 
ten unterftehen Fönnen, den Seind ihrer Freyhelt durch Eroberungen zu ſchwaͤchen. 9 
na 
®) Da er, wie einige protefkantiiche Schriftftef: die Portugiefen, die einige Nation in Europa wi 
(et fagen, yon einem Feuer an feinem ganzen Pei- che eigene ausdrückliche Keifen dahin chut, NOIT 


be angegriffen worden. : nicht befleißiger, ihre Länder bekanut zu —— 
¶). Die Urſache davon iſt deutlich, weil nämlich welche Staatskluohelt ihnen mit den Sr in 
’ Ei - * * 9 * 


dd, 


4 4 
ee A 


\. 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel. 


nahmen aber unter Philipps des II und Philipps des 
nachdem fie ihre oftindifche Compagnie errichter hatten 
weftinbifihe zu errichten, Die big bicher niche aufgehört Hak, einer von ben vornehmften Zwei⸗ 
gen ihrer Handlung zu ſeyn /). / 

Diefe Errichtung wurde den Portugiefen gleid) von ihrem Anfange an ſchaͤdlich. Ja⸗ 
cob Willekens und P Hermite zween Befe i 
mitan, daß fie an ben portugieſiſchen Kaſten herum ftreiferen, 
ihre Macht vermehreten. Sie wußten nicht, daß diefes Sand, welches ni 
zroölfbundert Meilen an der Küfte af, von Natur reich und fruchtbar ift 
eben, daß ſich wenig große Häufer fm | Sändereyen 
befaßen. Diebenachbarten Brafilianerswaren nach und nad) fufenweife unterwiir 
worden, Man nahm dafelbft wenig X 


fig gemacht 
ntheil an denen Kriegen, welche Europa beuntuhigten; 
a8 Unternehmen der Sranzofen ausnimmt, welches man ſchon zu vergeffen 
anfing, fo genoß man feit langer Zeit daſelbſt eines tiefen Friedens. Die Statthalter be- 
flifien fich auch nur auf die Handlung , und die Soldaten waren Kaufleute geworden. In⸗ 
deffen waren doch einige bolländifche Privatkaufleute, die ſich dafe 
niger Waaren gezeiger hatten, von i 
ſolche guten Kaufes gaben, und alſo mehr Nutzen dabey war wenn man ſie von ihnen, als 
von den Portugieſen, nahm, Diefer heimliche Handel hatte alle Eingebohrene des Lander 
fuͤr ſie gewonnen. 


So waren die Umſtaͤnde befchaffen ; als Willek 
Die Portugiefen dachten nicht fo wohl, nie fie ſich vertheidigen, als wie fie ven beften Theil ih- 
ver Reichthlimer retten wollten. Der hollaͤndiſche Admiral machete fich zum Meifter von 
St. Salvador, der Hauptſtadt dieſes großen Landes. Don Diego von Mendoza, welcher 
Statthalter dafelbſt war, hatte weder das Herz, ſich zu vertheidigen, noch die Klugheit, fich 
zu veften, Der Exzbifchof allein 7m) ‚ unternahm, an der Spige feiner Geiſtlichkeit die Eh: 
ve feiner Nation zu behaupten ; er 308 ſich in einen benachbarten Flecken, wo er ſich befe- 
ftigte, und nachher in der Solge den Erobereen diele Verdrienfichkeie verurſachete. 
cheten aber eine unſchaͤtzbare Beute in der Stade und bemaͤchtigten ſich der größten Haupt- 
mannfhaft von Brafilien in wenig Tagen, | £ ; 

Diefe Zeitung fe 
Meynung vermehrer wurde, es wäre der ſpaniſchen Regierung eben nicht zuwid 
Portugiefen ein Stüc yon dieſem fchönen Lande verloͤren; in der Hoffn 
biegſamer und nicht mehr fo ſtolz feyn , wenn fie dieſes Hilfsmittel niche mehr hätten, Phi. 
fipp aber urtheilete ganz anders davon. Er ſchrieb eigenhaͤndig an die Großen in Portugall 
und bath fie, alle ihre Kräfte aAnd wenden, dieſen Cchaden zu erſetzen. Sie ruͤſteten aud) 
in weniger als dreyen Monaten , eine Flotte von ſechs und zwanzig Schiffen auf ihre Koften 
aus. Der ganze Adel beeiferte fi 


ch, etwas zu dieſer Ausruͤſtung entweber durch Anwerbung 
der Truppen, oder daß man ſelbſt mit zu Schiffe gieng, etwas beyzutragen. Weil indef. 


ſen 


ens in der Bay aller Heiligen erſchien. 


gemein iſt; und au 
Lage von Braſilien, 
mals da anlegen, di 
abſaͤumen, dasjenige 


f der andern Seite machet die fie daſelbſt beobachten. 

daß meugierige Reiſende oft: I) Man fehe die Errichtung diefer Handelsge⸗ 
e denn feine Gelegenheit ver: ſellſchaft im VI Bande diefer Sanımlung, 
zu Papiere zu bringen, tung m) Er hieß Michael Tereirn, 


— 


183 


IV Regierungen dergeſtalt zu, daß, Zollaͤndiſch. 
» fie ſich im Stande fahen, auch eine — — 
— — 


welche noch durch die Wider 
er, daß die der Po 
ung, fie würden weit ſen dagegen, 


fekung 
rtugie⸗ 
























184 2% Reiſen und Entdeckungen 


Hollaͤndiſch. fon Spanien auch feine Macht damit vereinigen wollte: fo waren die beyden Flotten 
Reifen nach grft im Hornung des 1626ften Jahres fertig, auszulaufen. Sie wurden von ‚Kriedllt 
Braſilien. Yon Toledo Oſorio, Marquis von Valdueſa geführee, „Die Anzahl der Matti 
und Soldaten belief fih auf zwölf oder fünfzehn tauſend, und die Ueberfahre war ziem 
gluͤcklich bis an die Bay Aller Heiligen. 2. 

Die Holländer hatten feit der Eroberung zu San Salvador vieles ausgeſtande 

Der Erzbifchof hatte mit funfzehnhundert Mann, die ſich unter feinem Befehle zuſamm 
gezogen hatten, ihre Parteyen oftmals geſchlagen, ihnen die Lebensmittel abgefchnirten.! 
hielt fie genau eingefchloffen , als er durch den Tod entriffen wurde... Nugnez LITT 
nahm die Anführung der Soldaten über fi, Er Harte zum Nachfolger Don Franci 

de Moura. Weil diefe Veränderungen aber die Bloquade nicht unterbrochen hatten“ 
mar der Zuftand der Holländer bey der Ankunft der vereinigten fpanifchen und hollaͤndiſ 


Flotte noch nicht geändert. Man fegere viertaufend Mann unter Don Manuels von 2 
nezez Anführung ans fand. Man brauchete nicht einmal fo viel, einen durch eine [al 
Belagerung ſchon abgematteten Dre zu überwältigen, Der Statthalter wollte einigen FE 
derftand thun: Die Befagung aber, welche fich wider feine Befehle empörete, zwang MT 
den ıoten April einen Vergleich anzunehmen. Mach diefer Berrichtung gieng die Fa 
wieder unter Segel, und Fam durch einen Sturm, der einen Theil davon aufgerieben 
: te, ſehr befchädiger , wieder nach Europa. 
Die Hollaͤn⸗ Die Republik der vereinigten Provinzen ließ es bey der Mache nicht bewenden, 
der raͤchen fih. in Europa deswegen nahm, indem- fie viele portugiefifche Schiffe aufbrachte, mob®, 
oftmals eine veiche Beute bekam. In der Mitte des 1629ſten Jahres gieng der ADml 
Lonk mit einer Flotte von fieben und zwanzig Kriegesfihiffen aus verfc)iedenen holloͤn 
ſchen Haͤfen ab. Die Truppen, welche ans Land ſteigen ſollten, wurden von Dietrich 
von Wardenburg gefuͤhret. Dieſe Flotte vermehrete ſich auf ihrer Fahrt bis auf | 
und vierzig Schiffes fie lief aber lange herum, weil fie nur erft den zten des Hornug 
1630, die Küfte von Fernambuc entdeckete. Wardenburg flieg den ısten deffelben IM 
Hauptmannfchaft Diefes Namens mie zweytaufend vierhundert Soldaten, und vierhull 
Mann von dem Schiffsvolfe ans Sand. Er rücfete den ı6ten gegen die Stadt Olinda 
er einnahm, nachdem ev ſich dreyer Schanzen bemeiftert hatte, Die ihm drey blutige 
fen Fofteten, Die Brafilianer , welche durch die Portugiefen ermuntert worden, hatten 
= nen den Eingang in ihr Sand heftig Helfen ſtreitig machen. Lonk aber brachte ihnen 
Sieg dadurch zumege, daß er fich auf die gegen Mittag von Dlinda gelegene Klippe 
auf die Spige eines langen Sandftriches ſetzete, wo die Portugiefen eine Schanze, 


dem Namen des h. Georgs, erbauet haften, | 
' Die Portugie: Ein Vortheil von diefer Wichtigkeit breitete das Schrecken in dem ganzen Sande IT 


fen wollen fie und die Holländer macheten fich daffelbe zu Nuge, um ſich von der übrigen Haupt 
wieder vertteia ſchaft vollends zum Meifter zu machen. Sie befeftigten die vornehmften Derter derle 
ben: - vornehmlich die Klippe, die fie in weniger Zeit zu einem der beften und flärfften PIMT 
America macheten. Man fparete in Portugall nichts, um die fpanifchen Minifter 
wegen, fich wieder in den Befig eines fo fhönen Sandes zu fegen. Man warb Thy 
an; man rüftere eine zahlreiche Flotte aus; und man ſchoß fehr große Summen IT 
ber. Da die Spanier fih entfhloffen haften, auch einige Schiffe abgehen zu lafle! 
wurde Oquendo ernannt, dieſe neue Flotte zu führen, welche zureichend gewefen ſeyn 


„a 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel, 185 
de, dasjenige wieder wegzunehmen, was man verforen Hatte , wenn nicht das Sterben un: Holländifch, 
fer die Shares gefommen, ehe fie zu Schiffe ge wer, Bon fünftaufend Mann, wor: Den nad 
aus fie beitehen follten, ftarben ihrer zweytauſend und die Furcht vor eben dem Schick fale —— 
zerſtreuete die übrigen, a Man mußte Öewalt Drauchen, um Diejenigen , welche weggelau⸗ 
fen waren, wieder zuruͤck zu bringen und einzuſchiffen. ie giengen im Maymonate auf 
dreyßig Schiffen ab, wovon die Haͤlfte kaum im Stande war ein Seetreffen auszuhalten. 
Da indeſſen dieſe Flotte auf den canari funfzehn Kriegesſchiffe 
und durch neune an den Küften des Cap verftärfer worden: fo fand fie fich vier und fuhfz 
zig Schiffe ſtark. Die Holländer, welche auf die erfte Nachricht von ihrer Abfahrt, ih- 
nen mit vierzehn Schiffen und woen "achten entgegen gegangen, erftauneten über eine 
Vermehrung, deren fie fich niche verſehen hatten. Man hatte ihrem Admirale Dater, ge⸗ 
ſaget, fie beftünne nur aus acht Gallionen; anſtatt daß ſie zwölf caſtilianiſche Gallionen 
und zwo Patachen , fünf portugieſiſche Gallionen, neunzehn Koͤnigsſchiffe und die andern 
von verſchiedener Art, Hatten. Die ungleiche Macht Hiele Patern nicht ab, ein Treffen 
zu wagen. Er fam darinnen durch das Feuer um ‚ welches fein Schiff in die Luft fpren- 
gete, und Thys, ein anderer hoftändifcher Befehlshaber, hatte eben das Schiefal, Die 
Holländer zogen fich gleichwohl auf eine gute Art zurück, und führeten ein fpanifches Schiff 
nach Dlinda, welches fie in dem Treffen weggenommen hatten, Oauendo , welcher ih⸗ 
nen folgete, warf an der Küfte Paraiba Anker ‚ Und fegete zwölfhundere Mann jur Be⸗ 
wachung des Landes aus, forgete für die Sicherheit des Sluffes St, Francifcus, der Haupt⸗ 
mannſchaften Segeripe und der Bay aller Heiligen, und erfriſchete das portugieſiſche Krie⸗ 
gesheer, welches vom Albuquerque gefuͤhret wurde: er nahm darauf aber feine Fahre wies 
der nad) Liſſabon, ohne daß er daran gedacht hatte, die Belagerung von Olinda vorzuneh⸗ 
men. Auf ſeiner Fahrt begegnete ihm eine hollaͤndiſche Flotte 
lich uͤbel zurichtete. 


welche die ſeinige entſetz⸗ 
Deas folgende Jahr that Don Friedrich von Toledo, welcher eine andere 
nad) Brafilien führete, den Hollände — + 


e Flotte aber verge⸗ 
En wenig Schaden, Sie bemächtigten ſich, ungeach- beus 

tet derſelben, noch der Hauptma Alten Tamaraca, Paraiha und Rio grande, die ihnen 

nur drey Feldzüge Fofteten. ’ ac 


Im 1636{ten Jahre, wandten fie die letzte Mühe an, die Eroberung von Braſilien 
zu vollenden. Der Graf Moritz von Naſſau, den ſie sum Generale erwaͤhleten, gieng 
den 25ſten des Wein 


monates eben des Jahres vom Terel ab y UND warf den 2gften eben 
deffelben Monates des fol Er richtete yon 


genden Jahres in der Bay aller Heiligen Anker, 
denen Truppen, die er am Bord hatte, und Yon denen, die er in den hollaͤndiſchen Sigen 
fand, ein anfehnliches Kriegesheer auf, wovon die meiften Defeblshaber das Sand und die 
Art und Weife der Portugiefen, Krieg zu führen, fannten, wider welche fie verſchiedene 
Vortheile erhalten hatten. Raum war er angefommen , fo zog er zu Felde, Er ſuchete 
den Grafen von Banjola auf, und Khlug ihn in die Fluch nach einem fehr hartnäckigen 
Treffen, Porto Calvo öffnete dem Sieger die Thore, welcher auch fo gleich die Citadelle 
von Porvacaon belagerte. Die Porfugiefifche Beſatzung vertheidigte ſich darinnen gut. 
Nachdem fie aber gezwungen worden, fich auf Bedingung su ergeben: fd folgete auf dieſe 
- Eroberung die von Ipeneda und andere wichtige Vorfälle, 

eil der Graf Morig den Portugiefen nicht die Zeit laſſen wollte 

men; fo unternahm er, fie noch auf einer a 


u Athem zu kom⸗ 
Allgem. Beiſebeſchr. XVI Band, 


ndern Seite zu ſchwaͤchen. Er ſchickete nach 
Aa 


— 


186 | Reifen und Entdeckungen 7 


Hollaͤndiſch. der Küfte von Guinea eine anfehnliche Flotte, welche dafelbft die berühmte Schanze je 
Reifen nach Georg de la Mina wegnahm. Der folgende Feldzug war nicht glücklicher für die PT 
Braſilien  giefifchen Waffen, Banjola, welcher fie noch immer anführete, wurde zum zweyten 
m yon den Holländern in der Hauptmannfchaft Segeripe geſchlagen, deren fie fich beme Wi. 
gen, nachdem fie die Hauptftadt in Brand geftecker Hatten. Die Bölferfchaften von OT 
ra, eine von den nordlihen Hauptmannfthaften in Brafilien, begaben ſich unter N 
Schuß, und bathen fie um Beyſtand wider die Unterdruͤckung ihrer ‚alten Herren. * 
Graf Morig ſchickete ihnen einige Truppen unter der Anführung Gartuans zu, well 
von dem Caciquen in Siara, Algodojo, unterftüger wurde, die Stadt Siaga belagt 
te, fie einnahm, und dieſe ganze übrige Hauptmannſchaft eroberte, h 
Die Hauptmannfchaften Paraiba und Rio grande fehienen ſchwer zu erhalten zul 
weil die Portugiefen dafelbft Verftändniffe und Pläse hatten. Der Graf wandte alle ke 
Kräfte an, dieſe Pläge zu befommen; er verficherte fich der Indianer durch allerhand 
fälligfeiten, ließ in Paraiba die alte Stadt Philippine wieder bauen, und nannte 
Friedrichsſtadt, nach dem Namen des Prinzen von Oranien. Er verſuchete es al 
fih zum Meifter von San Salvador zu machen, wo fi) die Portugiefen auf eine 
theilhafte Ark wiederum gefeger hatten, Nachdem er ſich aber ver Schlöffer Albrech 
St. Barcholomäus und St. Philipp bemächtiger hatte, welche dieſe Stadt bedecken 
verlor er bey einem muthigen Ausfalle feine meiften Dfficier ‚ feine Ingenieurs, und A 
Menge Soldaten. Diefer Unfall, nebft der Ankunft einer portugiefifchen Berftärfull 
die er nicht in den Ort zu fommen, hindern Fonnte, noͤthigten ihn , die Schlöffer zu MT 
laffen, und ſich mit großer Eilfertigkeie wieder zurück zu begeben. 
Das 1639ſte Fahr war nur eine Folge von Unglüdsfällen für die Unternehmund 
der Krone Spanien und Portugall, Die beyden Nationen ließen unter Anführung * 
tapfern Fernand von Maſcarenhas, Grafen de Ia Torre, eine Flotte von fechs H 
; vierzig Kriegesfchiffen in See laufen, worunter man fehs und zwanzig doppelt ausgeril 
te Salionen mit fünf taufend Soldaten, und einer gehörigen Anzahl Matrofen zahl 
Sie wurde unterwegens noch verſtaͤrket und fie würde wahrſcheinlicher Weife den Grdl 
Morig gezwungen haben, Brafilien zu verlaffen, vornehmlich. zu einer Zeit, da die W 
ländifchen Truppen fehr gefehmolzen waren, und an sebensmitteln Mangel harten, 
fie aber an den africanifchen Küften herum fuhr: fo entſtund an dem grünen Borgedl® 
auf diefer fürchterlichen Flotte eine anſteckende Krankheit, welche dreytauſend Soldaten)! 
riß. Da das Uebrige in einem traurigen Zuſtande nach San Salvador gekommen WI 
fo wandte Maſcarenhas die Zeit an, feine Schiffe wieder mit fo vielen Leuten zu verfehlt 
als er. in ber Hauptmannſchaft Rio Janeiro aufbringen Eonnte, Diefes war ein geücli 
Hülfsmittel, welches ihn in den Stand fegete, den Anfer mit zwoölftaufend ſtreitbarer M a 
zu lichten. Es gieng aber damit ſo langſam, daß man ſchon im Jenner des 16goften Jr, 
res war, und unfer ber Zeit hatte Morig noch nicht die geringfte Anftalt zu feiner Bert 
digung gemacht. Er erwartete aus Holland Beyſtand, welcher zu rechter Zeit a f 
Der Aomiral Loos hatte fich mit ein und vierzig Schiffen von verfchiedener Groͤße in 
begeben, und befand fich vier Meilen von dem Hafen von Olinda, als die Portugieſen 
' der Bay aller Heiligen ausliefen, Die beyden Flotten lieferten einander vier geil 
Treffen. Loos blieb in dem erften, und dennoch behielten feirie Truppen den Sieg. 
cob Zupgens, welcher in der Defehlshaberftelle folgete, lieferte die drey andern, un 




























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in Stödamerica. VI Buch. IX Capitel. 
lor nur acht und zwanzig Mann, da der Bert * Bollaͤndiſch 
—* Ei Spril von ihrer Flotte ſchei Klippen, Namens Baxas de —— 
Roccas, wo einige verdurſteten, und die andern nicht wenig Muͤhe hatten, ſich zu ret- Braſilien. 
ten, Die übrigen zerſtreueten fich, Endlich vollendete die Zwietracht unter Diefen beyden 
Nationen ihre Berluſt; und es Famen von einer ſo fehönen Flotte niche mehr, als vier 
Gallionen nebft zweyen Kriegesſchiffen wieder nad) Spanien, 

Weil der Graf Moritz faft ale feine Soldaten eingefchiffee hatte: fo waren feine Be: 
fagungen fo geſchwaͤcht, daß ſich die Portugiefen in Drafılien fhmeicheften ‚ fie würdenfich 
leicht wieder in den Befig einiger Plaͤtze ſehen fönnen, Juan Lopez von Carvalho 
an der Spitze eines Heereshaufens und die Braſilianer welche von einem ihrer tapferften 
KHauptleute, Namens Cameron, angeführer wurden, verwuͤſteten das hollaͤndiſche Braſi⸗ 
lien, ſchlugen daſelbſt einige Voͤlker, und nahmen Städte ein. Diefes Gluͤck aber dauer- 
te nicht lange, Sie wurden wiederum von Coine, welcher den Zug nad) Brafilien ger 
than hatte, gefchlagen, und gezwungen, ihr Heil in der Flucht zu fuchen, Zu gieicher 
Zeit breitete Lichthart, welcher mit fünf und zwanzig Schiffen in die Bay aller Heiligen 
eingelaufen war , auf alfen Seiten die Schrecken des allergraufamften Krieges 
taleran, der Unterfönig des portugieſiſchen Braſiliens wurde dadurch ſo geruͤhret, daß er 
dem Grafen Moritz einen ſtatthaften Vergleich antrug, um den Feindſeligkeiten endlich ein⸗ 
mal Öränzen zu ſetzen. Unterdeffen aber, daß die Commiffarien mit Diefer Unterhandfung 
befchäfftiger waren vernahm man in Drafilien die Reichsveränderung » welche Portugali 
don der Krone Spa 
Portugiefen zu i 


nien abgeriffen hatte, 

Johann der IV, welchen die hrem Herrn erwaͤhlet hatten, Hatte alle 
feine Mache noͤthig, fich wider Spanien zu erhalten, welchem der Berluft eines fo ſchoͤnen 
Königreiches fehr nahe ging, Da uͤ panien und Portugafl zuſammen ihre ge- 
meinfchaftlichen Feinde nicht Hatten aus Brafilien veri 
nung da, daß Portugal allein i 
vermögend dazu feyn follte, Der neue Monarch w 
Holländer mit fich wider Spani i 
fein Gefandter im Haag, fhloß mi ' 
Sachen in Europa, und einen Sti ahre, was Oſt und Werkindien be De 
traf. Diefer Vertrag wurde den a3ften des Brachmonates 1648 unterzeichnet, Ein jeder . 
blieb in dem BVefige desjenigen, was er an dem Tage der Bekanntmachung haben würde; 
und die Staatsbepienten von beyden Parteyen follten acht Monate nach der Katification in 
dem Haag zufammen fommen, und wegen eines allgemeinen Friedens mit einander han- 
deln, Es war fo gar die Verfügung getroffen, daß , wenn man auch nicht damit zum 
Zwede kaͤme, der Stillſtand gleichwohl beftehen, und die Handlung frey feyn follte, bloß 
mit der einzigen Einfhränfung, daß die Holländer Feine Waaren, die aus Brafilien 
— nach Portugall, und die Portugieſen keine dergleichen nach Holland ſchi⸗ 

en ſollten. 

Es entſtunden aber Schwierigkeiten welche die Wirkung dieſer Verfuͤgungen auf⸗ 
hielten. Die Hollaͤnder fanden allerhand Vorwand, warum fie einige Plaͤtze nicht wieder 
herausgeben konnten, die ſie nach der durch den Stilleſtand bemerketen Zeit, weggenom— 
men hatten; und Johann der IV, welcher durch diefe Aufführung aufgebracht wurde, fa: 
fete den Enefehluß, den Portugiefen in Drafilien die Freyheit zu laſſen, zu feinem Beſten 

— 


zu 


188 Reifen und Entdeckungen 


Hollaͤndiſch. zu handeln , ohne daß er ſichs merken ließ, als ob er den geringften Antheil daran nähe 
Reife nach Seine Befehlshaber , welche fich auf feinen Befehl ſtelleten, als wenn fie nur bloß gedad 7 
Braſilien gen, in einer vollfommenen Einigkeit mit den, Hollandern zu leben, wandten alle ihre le 
“an, damit fie die Holländer bewegen möchten, ihre Truppen wieder nad) Europa zu 0 7 
den. Der Graf Morig ließ ſich ſelbſt dadurch Hintergehen. Er glaubere‘, die Ruhe w 
ve fo guf hergeftellet, daß er feine Schwierigkeit machete, mit dem beften Theile ſeinet 
geute nach Holland zurück zu gehen n). Die Directoren, melde die weſtindiſche Geſe 
ſchaft ernannt hatte, nach) ihm zu regieren, waren Hamel, ein Kaufmann aus Amſte 
dam, Daflis, ein Goldfchmied aus Harlem, und Bulleftraat, ein Zimmermann aus 
Mittelburg, das ift, einfältige Leute, die nicht fo geſchickt zur Regierung, als zur Hand 
lung, waren. Sie befchäfftigten fich in einem Nathe, ven fie unter fich errichteten, und 
welcher alle Gewalt hatte, nur bloß mit den Mitteln, ihren Reichthum zu vermehren, OR 
verfaufeten Gewehr und Pulver an die Portugiefen , die ihnen einen übermäßigen Preisd4“ 
für bezahleten. Sie vernachläßigten Die Feſtungswerke, wovon die meiften zu verfalle 
anfingen, Sie gaben den Soldaten, welche wieder nach Europa gehen wollten, leichtlich 
Abſchied, damit fie den Aufwand auf die Befagungen, die ſie bey dem Stilleftande fir u 
nüß bielten, zum Vortheile des Handels anwenden fönnten, 
Die Wirfungen einer fo ſchlechten Verwaltung ließen fich bald merfen, Im 1645ft 
Jahre wußte ein Porfugiefe, Namens Anton Cavalcante, auf einmal feine Naciell 
aufzubringen, Er wohnete in der Moritzſtadt, welche gleichfam die Hauptſtadt des La⸗ 
des Fernambuc geworben war, woſelbſt cr das Amt eines Richters der Portugieſen a 7 
uͤbete. Die Hochzeit feiner Tochter follte den 24ften des Brachmonates feyn, Er lud all 
Holländer dazu, welche an der Regierung Theil harten, und war Willens ‚ fich ihrer mi“ 
sen in der Luſt zu bemächtigen, fie umzubringen, und darauf alle andere niederzumachen 
welche ohne Vorſicht lebeten, weil fie ohne Gefahr zu ſeyn glaubeten. Die vornehmſte 
Portugieſen, welche Theil an dieſem Vorhaben hatten, oder doch darum wußten, hatte! 
eine Menge Waaren auf gewiſſe Friften ‚von den Hollaͤndern gekaufet, in der Hoffnunb 
fie nach der Ausfuͤhrung des Anſchlages zu behalten. Er wurde aber von einem Mi 9“ 
noſſen derfelben entdecket. Cavalcante hatte das Glück, fich nebft den vornehmften " 
verſchworenen zu retten, und zog einige Truppen zuſammen, mir denen er die holländifchl! 
Landereyen verheerete. Der Oberrath zu Fernambue ſchickete vergebens feine Klagen MT 
den portugiefifchen Statthalter; er betheuerte nicht allein, daß er nicht die geringfte ET 
ſenſchaft von Diefem Unternehmen hätte, ſondern er verſprach auch, den Stilleſtand heilig he 
beobachten. Der portugieſiſche Geſandte in dem Hang chat auch im Namen feines Kon 
ges eben die Berficherung. j 9 
























1 


Sie wollen 
ſolche heimlich 
umbringen. 


n) Le Clere giebt in feiner Geſchichte der verei⸗ 


pen gar zu ſehr hätte vermindern laſſen, wel 
nigten Niederlande vor, er ſey zuruͤckberufen worden, „den gar z ſſen, wel⸗ 


„man auf achtzehn hundert Mann herunter Er 


weil er einen fo großen Aufwand in Brafilien mas 
chete, und die Aetien der Compagnie hätte finfen 
laͤſſen; und anftatt, daß er geftehen follen, er wä- 
ve durch falfche Anfheinungen Bintergangen wor— 
den, verfichert er , „er hätte ſich ſchon bey den Ge: 
„meralftaaten Aber eine übelverffandene Haushaltung 
„beſchweret, welche den Gehalt der Officier der Ger 
oſellſchaft, und vornehmlich die Anzahl der Trup— 









„wollte, welche Macht nicht hinlaͤnglich mwärer , 
»Seinde der helländifchen Niederlaffung im er 
„su halten. Nach eben dern Zeugniffe hatte Ing 
tiß auch vorgeftellet: „alle Melt beſchwerete A 
„über die Verachtung, welche die Gefellfchaft 4 — 
„diejenigen bezeugete, die in ihren Dienften w mir 3 
„die Portugieſen, welche in den hollaͤndiſchen — 


„derlaffungen geblieben, wären heimliche a? J 


= 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel. 189 

ndeffen war doch ſchon im folgenden Augufimonare ein ſehr hitziges Treffen zwiſchen Sollaͤndiſch· 
——— der wi Compagnie und des Eavalcante feinen, bey St. Anton —— 
vorgefallen. Der Vortheil war gleich; und der porkugiefifche Statthalter ftellete ſich noch, — — 
als wenn er keinen Theil daran nähme, Allein, nicht lange darnach, da ſich Cavalcante Darüber koͤm̃t 
im Stande befunden, die Schanze Puntal ‚ auf dem Borgebirge St. Auguftin mit ʒwey⸗ es zum Kriege. 
tauſend vierhundert Mann, und einigem Geſchuͤtze, zu befagernz fo erſchien es genugfam, 
daß man ihm unter dev Hand Beyſtand ſchickete. Den andern Morgen legete ſich eine 
Flotte von acht und zwanzig portugieſiſchen Schiffen vor der Klippe von Olinda vor Anz 
ker. Ihre Führer betheuerten ebenfalls, fie hätten Feine Wiffenfhaft von der Verſchwoͤ⸗ 
rung, und nahmen nur Erfriſchungen ein, womit ſie wieder Unter Segel giengen. Die 
Holländer, welche nun anfingen , die Augen zu eröffnen, fhrieben diefe Aufführung der 
Furcht zu, welche die portugiefifche Flotte vor den acht Kriegesſchiffen gehabt haͤtte, welche 
auf der Rheede und in dem Hafen von Olinda, unter Achtharts Anführung geblichen wa- 
ren, ie wurden in dieſer Meyn beftätiger, als fie erfuhren, daß fieben von denen 
Schiffen aus der Day aller \ nen waren, an erfuhr darauf auch, es. 
hätte dieſe Flotte bey Rio Formoſo funfzehn Hundert Mann ans Sand gefeger, welche fich 
zu den Rebellen gefchlagen, Serinhaim angegriffen, und die hollaͤndiſche Beſatzung ges 
zwungen haͤtten, ſich nach einer achttaͤgigen Belagerung zu ergeben. 


” 


Die Feindfeligkeiten wurden heftig fortgefeßer, ohne daß der Hof zu &ffabon feine Verftellung 
Aufführung änderte; dag iſt, unter der Zeit ‚ da man fich in Brafilien ſchlug, that der des portugieſi⸗ 
König in Portugaft die Erklärung , er wollte ſich nicht im dieſe Zwiſtigkeiten miſchen, und ſchen Hofes. 
verſprach fo gar, den Statthalter in Braſilien zu beſtrafen, wenn man erweifen koͤnnte, 
daß er einigen Antheil daran hätte, Indeſſen verſichert Doch der Gefchichtfehreiber der ver. 
einigten Provinzen, es hätten im Haag di i fehler. „Man brachte ſaget 
„er, ein Schreiben vor, welches nach) der Day aller Heiligen geſchickt, und von dem Koͤni⸗ 

„ge eigenhändig unterzeichnet war, das man Fahrzeuge gefunden Gat- 
„te, weiches Kriegesporrarh dahin führete, und Yon den Agierern war genommen worden, 
„Sie Hatten ihre Prife verfaufer, und die Papiere Daten in Bie Hände eines Yuden gera- 
„then, welcher einen Driefwechfel mit andern Juden zu Amfterdam Hatte, Diefe Hatten 
„fie der Geſellſchaft zugeſchickt, welche fie den Generalſtaaten zeigete, Diefes Schreiben 
„dienete auch noch zu entdecken, Daß ein Jude, der mit dem Grafen Morig aus Brafiz 
„lien gekommen Wiſſenſchaft von dem Vorhaben der Portugieſen gehabt; und daß die 
Verſchwoͤrung des Cavalcantı vor der Abreiſe des Grafen Morig angezettelt worden. 
Ya 3 


„Die⸗ 
welche darnach fenfjeten, daß ſie ſich wieder unter „dem Unterſchiede der Sprache und Gebräuche gä- 
„ihrem Könige fehen möchten, und welche der Ge: „de ihnen eine unuͤber windliche Abneigung vor den 
„ſellſchaft anſehnliche Summen ſchuldig waͤren, wel⸗ „Hollaͤndern. Hiftoire des Provinces unies Tom. 
sche fie nicht zu bezahlen ſich freuen würden. Die I Liv.ı2. p 230. Der Graf Moritz irrete ſich al⸗ 
„ſes koͤnnte über Eur oder lang eine Empoͤrung ver, fo nicht, und der Verfall der Holländer war gleich⸗ 
„urſachen, er hätte nicht Truppen genug zu Be⸗ fam angekuͤndiget: die Geſellſchaft aber ſchwaͤchete 
„ſetzung der Thore und Schanzen; eben dieſe Por: ſich, nad) dem Berichte diefes Geſchichtſchreibers, 
»tngieſen beklageten ſich auch, man ließe ihnen nicht indem fie etwas vornahm, was über idee Kräfte 
„ine fo freye Ausübung ihrer 


ine Religion, als man yar, Ebend. 4.0.2188, 
„ſie ihnen verſprochen hätte, und alles das, nebſt 



























190 Be Reifen und Entdeckungen 


Hollaͤndiſch. Dieſer Jude wurde eingezogen, und zu einer großen Geldſumme verdammet: & 
Reifen nach „aber die Geſchicklichkeit » fih aus feinem Gefängniffe zu flüchten 0), J 
Braſilien. Was fuͤr Mittel hat man, einen König zu überzeugen, welcher hartnaͤckig baden” 
harret, alle Arten der Beweife zu leugnen? Da die Generalftaaten nicht unterlaſſen 
. ten, Befehle zu einer ftarfen Rüftung in Holland zugeben: fo trieb der König in PT 
gall die Berftellung fo weit, daß ex ihnen durch feinen Geſandten rathen lieg, es waͤre 
Beſtes, daß fie ven Weg eines Vergleiches ergriffen, fie würden bey ihrer Unterneh 
mehr Schwierigkeiten finden, als fie fich vermutheten; die Aufrührer in Brafılion DA 
fechstaufend wohl bewaffnete Mann, und hätten noch andere dreytaufend aus der KU 
mannfchaft der Bay befommen ; bey diefer Mache würde es den Holländern fchwer F 
den, fie zu Paaren zu treiben, und fie hätten Eeinen beſſern Weg vor ſich, als daß IF 
Anerbiethung annähmen, die er ihnen ehäte, daß er fie felbft unters Joch bringen M 
wenn er fich wegen des Uebrigen mit den Generalftaaten vergleichen fünnte. Der Geſch 
ſchreiber, welcher anmerfen läßt, daß, wenn der Brief nicht untergefchoben germefelln 
gleich in die Augen fallen müffen, daß ſich die Staaten Bintergehen liefen, erklaͤret 
Berblendung nur durch eine unerforfchliche Fuͤgung der Vorſehung, welche nice geil 
daß aller Handel aus Dften und Welten in die Hände einer einzigen Nation fallen "1 
Die Erfahrung haf gezeiger, daß fie durch die Vermehrung ihrer Reichthuͤmer nicht 
gendhafter geworden feyn würde p). Auf der andern Seite macheten fich die Portugl 
Rechnung, fie leicht deswegen zu hintergehen, feit dem fie den often März veffelben« 
ves mit ihrer oftindifchen Compagnie den vortheilhaften Vergleich gefchloffen hatten / 
durch ſie in der That Meiſter von allem Zimmte geblieben waren, indem fie verfprali 
nad) der Schanze Bale, wo fich die Holländer auf der Inſel Ceylan gefeget harten, | 
hundert Centner für einen ausgemachten Preis zu bringen, ohne daß es ihnen erlaub 
folfte, felbft welchen zu hohlen, oder welchen auf der Inſel zu pflanzen g). | 
Braſilien geht Der Krieg wurde ungefähr zehn Fahre hindurch im Brafilien mit einerley QM 
den Hollän: fung von Seiten des Königes in Portugall und feiner Statthalter fortgefeger, die zul 
dern verloren. zu einigen Einrichtungen wegen der Handlung die Hand bothen, womit die großen 
ſchaͤffte in Europa die Generalftaaten zwangen, fich zu begnügen. Im 1654ften J 
nachdem der Friede mit den Engländern gemacht worden, merketen fie endlich, mie 
daran gelegen fey, ihre weſtindiſche Compagnie wiederum herzuſtellen; und da fie ert⸗ 
ten, daß man fich nichts aufrichtiges von den Portugiefen wegen der Sachen in Brig 
verfprechen Fonnte, fo entfehloffen fie fih, um fie zur Vernunft zu bringen, fich mi 
DBefchüger von England zu vereinigen. Weil fie. aber auch dafür hielten, fie müßte! 
ihr Seewefen in guten Stand fen: fo gaben fie Befehl zur Ausrüftung einer Flo 
dreyßig Kriegeskhiffen, die ſich anfänglich nach Siffaben begeben, und ven König 
tugall wegen aller derer Treulofigkeiten zur Rechenfchaft ziehen follte, welche ihm 
publif vorzumerfen hatte. Man war eben mit diefer Ausrüftung hitzig befchäfftig 
man im Anfange des Mayes die fraurige Zeitung, erhielt , es hätten die Portug 
den 25ften Jenner ſich alles deffen bemeiſtert, was die Holländer in Biaſilien 
ſeſſen haͤtten. ur 


4 
‘ 


0) Ze Clerc am angef. Orte a.d.232 S. 2) Ebendaſelbſt. 
9 Aitzema II Theil, 0.0.28 ©, 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel, 

Man ztweifelte anfänglich an einer fo verdrießlichen Nachricht. Die Commiſſionen, 
welche gegeben worden, auf die Portugiefen in MWeftindien zu flreifen, wurden nicht wi⸗ 
derrufen, ſondern man gab ſo gar noch neue. Allein, das Unglüc der Republik wurde in 
dem folgenden Monate beftätiger. € i 
deyſchiffe von Amſterdam zu Aſſabon welche ver Koͤnig in Portugal haͤtte koͤnnen anhal⸗ 
ten laſſen: er faſſete aber den Entſchluß ſie frey zu laſſen, um die Ge 
zu ſehr aufzubringen, und ſich die Mache vorzubehalten, defto leichte 

Schonemburg, Präfident deg braſilianiſchen Rathes und Hacks, einer yon den 
Rüthen, welche den ızten des Heumonates, nad) einer Reife von vier Monaten, in See: 
land anfamen, ftatteren den een Auguft, den Öeneralftaaten ihren Bericht ab, Er ent. 
hielt, da fie oftmals den Staaten von dem Zuftande der Sachen in DBrafilien Nachricht gez 
geben: fo hätten die Erklärungen ‚ Welche fie zu überfchicken nicht müde geworden ‚ Zeit ges 
geben, dem Ungluͤcke vorzufommen » welches gefihehen wäre; es hätte ihnen an $ebensmit- 
teln und andern Bepiefni " gemangelt; diefes Härte gemacht, daß di hollaͤndiſche Com- 
pagnie die Ehrerbier ‚ welche man ihren Häuptern ſchuldig waͤre; ſie haͤtten 
Geduld gehabt, in der Hoffnung, man wiirde ihnen Beyſtand leiften, Allein 
fand wäre gar zu lang ausgeblichen , 


der Gelegen- 
beit bedienet, und fie den acften des Chriſtmonates zur See mit einer Flotte von fechzig Se⸗ 
| von Portugiefen, Drafilianern,, Negern und Mu: 
latten angegriffen, welchen die Flotte ü i 


te uͤberfluͤßig Kriegesbeduͤrfniſſe und rebensmittel ges 
i i gesverrichtungen zu machen, 
) und ihrer Truppen Auffuͤh⸗ 
en; fie hätten die Plage nur mit Gutheißen, und auf den 
Nath des Generales der Republif Schouppe, anderer Dfficier, verfchiedener Zünfte, und 
fo gar der Juden ‚ übergeben, , 
Sie ftelleten vor ‚ alle Truppen, das iſt, die zu Sande ſo wohl, als zur See, beſchwereten 
ſich, daß ſie von der Regierung waͤren gezwungen worden, dreymal länger zu dienen ‚ als fie fich 
verbunden härten; lange vor der Belagerung ſchon Hätte es allen Soldaten an Lebensmit. 
ein und Mondurſtuͤcken gefehlet ; die Berzweifelung, daß fie fo 
den, daß fie auch) nicht einmal einen Heller Sold befommen, hätte einen Theil bewogen, in 
der Portugiefen Dienfte zu freten ; andere hätten fich auf denen Schiffen verſtecket, welche 
abgeben ſollen, und man hätte ſich genöthiget gefehen , fie mit Gewalt Heraus zu hohlen, 
und aufhaͤngen zu laſſe 


N; unter denen, die geblieben wären, häfte man von der Anfunft 
der Seinde als von einer nung geredet, anftatt daß man hätte bedacht fegn 


glücklichen Befre 
follen , wider fie zu fechten ; ungeachtet des Befehles der Regierung hätten fich 
Schiffe, welche zur Bewachun der Kuͤſte wären, zuruͤck begeben; 
einige Prifen gemacht, die aber nicht Hinlänglic wären, die Be 
ober zu verhindern, daß ſich die Portugiefen nicht wieder in den Beſitz des ganzen Landes 
fegeten, welches fie verloren hätten; es wäre darauf mit einigen hofländifehen Schiffen et: 
was Geld gekommen, und bie Truppen wären bezahlet worden: ihr Elend aber hätte da— 
durch nicht abgenomnien ‚ weil fie auch ſelbſt für Geld £eine Sebensmittel hätten befommen 
koͤnnen; wäre man auch gleich in den letzten Zeiten von diefer Außerften Noch befreyet ge: 
weſen, fo folgete daraus doc) nicht, dag man nicht wieder hinein zu gerathen wäre beprg- 
het worden; dieſe Furcht Hätte die Soldaten und das Volk bewogen, Abſchiede und Päffe 


zu 


die drey 
fie hätten zwar wirklich 
faßung zu unterhalten, 


191 


Hollaͤndiſch. 
Reiſen nach 
Braͤſilien. 

{3 


Urfacdyen das 
von, 


in, Diefer Bey- 
und die Portugiefen hätten fich endlich 


dvernachläßiger wuͤr⸗ 





























192 Reiſen und Entderfungen 


Hollaͤndiſch. zu verlangen, damit fie fich hinweg begeben koͤnnten; und fie wären in diefer Geſinn 
' Reifen nach durch Zettel beftärfet worden, welche Die Feinde im Namen des poreugiefifchen Genen 
Braſilien. Barretto ausſtreuen laſſen, worinnen er den Soldaten und andern Leuten hundert und 
zig Gulden, ein neues Kleid, und die Freyheit verſprach, wieder in ihr Vaterland 
kehren zu koͤnnen, wie man durch einige ſolche Zettel beweiſen konnte, welche Schonemburg 
gehoben hätte , die Soldaten hätten über Diefes gedrohet, die Klippe oder das Recif zu pi 
welches fie fehon zu Stamarica und an andern Orten gethan hatten; und da das Volk ſein 
glück Durch diefe Furcht vermehret geſehen, fo hätte es feine Obrigkeiten beſchworen, fich MI 
Portugiefen zu vergleichen; endlich fo müßte man noch bedenfen, daß, wenn man nicht, 
ſe Partey ergriffen Härte, alle Brafilianer, die der hollaͤndiſchen Regierung treu geblic 
in Gefahr gewefen wären, in eine beftändige Sclaverey zu geraten, wie es zu San 
vador, und in vielen andern Städten gefihehen wäre, wenn ſich die Portugiefen daſelbſt 
der geſetzet. Zum Schluſſe wiederhohlete man, es wäre weltfündig und gewiß, daß! 
niemals einen ordentlichen Beyftand erhalten hätte, ob man gleich oftmals traurige AM 
derungen von dem Zuftande der Sachen in Brafilien gemacht hätte. Diefe Schrift! 
mit dem Namen derjenigen unterzeichnet , die fie überreicheren, | 
Schouppe, welcher auch angefommen war, gab eine andere Schrift ein, worinnl! 
die Staaten erinnerte, daß er in Denen fünf oder fechs Jahren, fo lange er die Trupp@l 
Braſilien commandiret, und Theil an der Regierung gehabt hätte, nicht unterlaffen I 
von feinem Zuftande und vornehmlich, was die Soldaten beträfe, Rechenſchaft zu ge 
als welche man durch allerhand üble Begegnung, 5. E. daß man ihnen die Sebensmittel 
zogen, ihnen fein Brodt gegeben, und fich geweigert häfte, diejenigen wieder nach EM 
‚geben zu laffen, welche ſchon über ihre Zeit gedienet; er hätte oftmals die einzigen DM 
angezeiget, welche übrig wären, fo wichtige Eroberungen zu erhalten, die der Republ 
hoch zu ftehen gekommen, man hätte aber auf feine Borftellungen Feine Acht gehabt ; p' 
fe Urfachen hätten die Regierung in Brafilien genöthiget, Olinda und die Klippe, ben’ 
tugieſen zu übergeben, um eine große Menge Unglückliche'zu retten, welche niche mehl 
Stande wären, ſich zu vertheidigen: es wäre fein anderes Mittel vorhanden geweſen: 
» lich, weil die Anzahl der Truppen nicht mehr zur Verteidigung der Pläge zuveichere; I 
’ tens, weil die Soldaten, welche ſchlecht befoldet und ſchlecht unterhalten worden , die AN 
der Portugiefen vor der Klippe, als das Ende ihrer eigenen Uebel angefehen, und ſich 
fauten laffen, fie wollten den Dre plündern, um ſich viel eher eigenhändig bezahlet zu 
chen, als noch ferner einige Kriegesdienfte zu thun. Drittens, weil nur noch ein ei 
Schiff zur Vertheidigung der Küfte wider acht und ſechzig portugiefifche Schiffe uͤbrig 
‚und weil auch felbft diefes Schiff nicht in den Hafen der Kippe habe einlaufen wollen / 
dern in See gegangen ſey; viertens, weil es dem Plage an Kriegesbediwfniffen fehlete / 
er vornehmlich Feine Lunten hätte, 4 
Die Kammern ber meftindifchen Gefellfchaft ernannten Abgeordnete, diefe I 
Schriften zu unterſuchen, und man glaubete, viele Widerfprüche darinnen zu finden. 
Geſchichtſchreiber ift uͤber zeuget, daß man auf beyden Theilen große Fehler begangen 
und daß der beſondere Nutzen die allgemeine Wohlfahrt uͤberwogen. Indeſſen finge! 
Die Generalftaaren nach einer langen Unterfuchung an, den Präfidenten Schonemburg 
und Schouppe, gefangen fegen zu laffen. Man gab ihnen Nichter , die aus den 
befehlshabern der Republik erroähler waren, Schouppen wurde der Gehalt abge! pi 


in Suͤdamerica. VI Bud, IX Capitel. 


193 
den er ſeit Dem 2often Kenner, als dem Tage der Uebergabe der Klippe, fordern Fonnte und vollaͤndiſch. 
er zu allen —S verurtheilet, welches eine leichte Strafe mar, wenn er ſchuldig ge— — eg 
weien. Es ſcheint, daß die beyden andern losgeſprochen worden, 
Die Portugiefen, welche mit dem Erfolge ihrer Staatsklugheit zufrieden waren ‚die 
ihnen nur durch ihre Sangfankeit Geduld gekoſtet Haste, verfageten denen Holländern , die 
ſich noch Hin und wieder an verſchiedenen Orten in Braſilien zerftreuer befanden, nicht die 
Freyheit, nach Europa zuruͤck zu gehen, Man weis kein Unternehmen von Seiten der Ge- 
neralftaaten oder der holländifchen weſtindiſchen Compagnie 
machen. Sie feßeten den Krieg wi 
de anzugeben, als Diejenigen, weswegen er vor diefem Unfalle 
Lich fahen, daß fie nur den Unt 


en welche Berbindungen der Hana 
fung wegen zu Liſſabon hatten: ſo war die Provinz Holland die erſte, welche fich entſchloß, 
den aften März 1661 Abgeordnete an die Öeneralftaaten zu fehicken, um den andern Pro: 
vinzen vorzuftellen, daß, was für Klagen man auch wider die Portugieſen vorzubringen hät- 
te, es dennoch) Zeit wäre, an den Frieden zu denken. Man fand eine günftige Gelegenheit 
bey der Vermittelung des Königes in England Karls des IT, welcher fich mic der Infantinn 
von Portugall vermählen wollte, Diefer Herr erboth fich ſchon ‚ einen Waffenftillftand p 
lange vorzufhlagen, bis er von den Streitigkeiten der Republik mit den Portugiefen hin⸗ 
laͤnglich unterrichtet wäre ‚ damit er durch feine Sorgfalt zu Wiederherſtellung des Friedens 
deſto nuͤtzlicher ſeyn £önnte, Indeſſen ſchien doch die Abſchickung der Abgeordneten von der 
hollaͤndiſchen Kammer wel anfangs vergebens zu ſeyn. Die 

für, ehe man in einen Vertrag fräte, müßte Portugall erft Bra⸗ 
ſilien wieder herausgeben, Mas den Waffenſtillſtand anbetraf, ſo behaupteten fie auch, 
man müßte, ehe man daran dächte, fo lange warten ‚bis Portugall erſt einige billige Bars 
fhläge gethan hätte, und fie mit den Waffen in der Hand forden, Man unferließ niche, 
die Schriften, welche die fehlechte Treu und Glauben ‚ die man dem portugiefifchen Hofe vor- 
warf, bemweifen konnten, nach England zu ſchicken; u uͤr ei ey man auch we⸗ 
gen Englands Anerbietyungen ergreifen konnte, fo that man Dennoch die Erklärung, die Eh— 
re der Republik erlaubete nicht, Daß die 1 dungen mit Portugall anderswo, als in 
Holland, gefchähen, Diefe noch übrige Standpaftigkeie dienete vielleicht, Die Unterhand⸗ 
lungen zu befördern, Sie fingen in dem Haag bald an, ohne daß der König von Großbri⸗ 
tannien ſich ſehr darein mifchere, Ihre Aufloͤſung, welche das Schickſal einer großen Sand: 
ſchaſt entſchied Kann nicht unterdruͤcket werden, 

Da die Portugieſen eingewilliget hatten, durch einen Staatsbedienten den ſie an die Braſilien 
Generalſtaaten ſchicketen, Unterhandlungen zu pflegen: fo ließen fie ihnen vorstellen , der Kerne durch 
Vorſchlag, ihnen die Länder wieper su geben, Die fie in Brafilien befeffen hätten, koͤnnte — 
niemals angenommen werden; fie Härten ſich aber ſchon erbothen, eine Verguͤtung in Geld gall, = 
dafuͤr zu geben , und der Republik die Vortheile vorgeſtellet, welche der Friede beyden Par- ° "- 
teyen bringen muͤßte; das Beſte von Portugall und Holland in Oſtindien wäre in Anfe- 
hung Spaniens einerley, welches ſich Gerechtſamen auf alles dasjenige anmaßete, was die 
Republik daſelbſt beſaͤße; der Hof zu iſſabon Hätte im vorigen Jahre eine Schrift befanne 
machen laſſen, welche die Anerbiethungen Seiner Majeftär enthielten, und man hätte dar: 
auf feine Antwort ertheilet; zuletzt verlangete er eine, welche ihm die legte Entſchließung der 
Teneralftaaten zu erkennen gäbe, 


Allgem, eiſebeſchr XY Band. Bb Man 


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Sollaͤndiſch. Man übereilete ſich nicht, ſich wegen dieſer Vorſtellungen zu erklären: indeffen HF 


































94,0... Reifen und Entdeckungen 


Reifen nach man doch endlich die Partey ‚ die Zufammenfünfte mie dem portugieſiſchen Staatsb y 
Sraſilien. con im Ernſte anzufangen, Die Schwierigkeit unter den Provinzen mar. nur eg, 
— Materien, welche der Gegenſtand derſelben ſeyn ſollten. Geldern „Seeland, und die 

vinz Utrecht wollten nur, man ſollte wegen der Forderungen unterhandeln, die man al Any 
tugall bereits gethan hatte: Holland aber, welches vermuthlich die Unnuͤtzlichkeit einer 
terredung von der Art voraus ſah, verwarf ihren Vorſchlag. Den ꝛzſten May erboth j 
fpanifche Staatsbebiente: erſtlich zur Vergütung die Summe von vier Millionen Er ug 
welche fich auf acht Millionen bolländifche Gulden belaufen, an Zucker, Tabacke, Salz In 
andern Waaren zu geben; zwehtens, ſich mit den hofländifchen Compagnien wegen DB? 
ſes des Salzes zu vergleichen, welches fie zu Saint Ubes hohlen ließen; drittens DIET 
Handlung mie allerhand Waaren außer dem Braſilienholze in allen portugiefifchen 
zu bewilligen; viertens, dasjenige zu bezahlen, was die Privatleute an Schulden AR 
ben hätten; und fünftens, den Frieden fo gleich befannt zu machen, als die Genehmhea 
angekommen ſeyn wuͤrde. 
> Nach diefen Anerbierhungen erhob fich ein Streit in der Berfammlung weg! 
Austheilung der angebothenen Summe, Einige wollten, fie follte den Actionavien und 
dere, fie follte den Directoren dee weſtindiſchen Compagnie ausgezahlet werden. ZN 
führee doch Aigema ein Schreiben von den Ständen in Seeland an ‚ woraus erhellet 
fie ſich ſehr Darüber beſchweret, daß die Abgeordneten der Staaten von Holland, ud 
beyden andern Provinzen befchloffen hätten, man müßte die Zufammenfünfte und m 
Bandlungen mit dem portugiefifchen Staatsbedienten wiederum anfangen. Geeland 
feft darauf, keinen Vorfchlag eher anzunehmen, als bis fich Portugall wenigftens erbo 
aͤtte, die Länder in Braſilien wieder heraus zu geben. „Unter währender diefer ST 
feit hielt der fpanifche Gefandte um eine Audienz bey den Generalftaazen an, worin 
meldete, er hätte Befehl von dem Könige, feinem Herrn , durch ein Schreiben vom 27 
April, fie zu verfichern, daß, fo bald er Portugal würde unterwuͤrfig gemacht haben, © 
nen treulich alle die Pläge wieder geben wollte, die ihnen bie Portugiefen entzogen oder 
den weftindifchen Compagnien feit dem 164iſten Jahre weggenommen hätten, wie ſolch 
dem fünften Artikel des münfterifehen Friedens ausgemacht wäre, Man fah ben dieſe 
legenheit eine vollfommene Uebereinftimmung zwifchen Spanien und Seeland, welch je 
einander fehr entgegen geſetzet waren. Weil aber Spanien die Portugiefen nicht wied 
ter die Bothmaͤßigkeit bringen konnte: fo ſahen auch die Seeländer eben fo wenig 7° 
lien wieder-in die Gewalt der Republik kommen. 
Aller Hinderniffe ungeachtet und ohne Achtung auf das nicht gar zu voreheilbalt sı 
theil, welches man von der Uebereilung der fünf Provinzen faͤllet⸗ , die fich fuͤr den F 
erklaͤreten, wurde ſolcher den 6ten Auguſt, in dem Haag von dem Grafen yon MIT 
portugieſiſchen Abgefandten, und von ſechs Bevollmächtigten des Staates unterzeichnet? 
den roten eben deffelben Monares darauf bekannt gemacht, Weil indeſſen zwoifchen DI 
fen zu Sondon und Portugall ein Bererag gefehloffen worden, welcher argwohnen MAT 
nicht darinnen etwas geſchloſſen ſeyn möchte, welches dem Könige in Portugall die 
benaͤhme, alles das zu beobachten, was er in dem Haag verſprochen hätte: fo fest! a 
Staaten noch durch einen befondern Artikel, der an eben bein Tage unterzeichnet 
feſt, daß, wenn ſich eine dergleichen Schwierigkeit ereignete, Portugall eine Vergůtung 


\ 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel, 
den Schaben geben follte , welchen fie den Holländern v 


Bertrag follte dem ungeachtet treulich gehalten werden, 


BI: 
erurfachen fönnte; und der übrige »olländifch. 


Man verglich ſich auc mir dem Xeifen nach 
_ portugiefifchen Gefandren , welcher unverzüglich nach Siffab 


dafelbft anfäme, er fich das Original von dem © 


on abgeben follte, daß, wenn er 
Vertrage feines Hofes mit England follte eis 
gen laffen, um zu fehen, ob folder etwas enthielte , welche 


s dem andern zuwider wäre „und 
er follte gleich einen beglaubigten Auszug davon nad) dem Haag ſchicken; darauf ſollte es 
der Krone Portugall nicht ferner erlaubt ſeyn etwas anders dawider vorzubringen, um die 
Erfuͤllung des Vertrages in dieſem Stücke zu verzögern; und wenn fie es in diefem Stuͤ 
cke ermangeln ließe, oder eg 


, dergienge ein Jahr nach der Unterzeichnung dieſer Aueikef ‚ohne 
daß bie Vergütung bezahlet n erfüllet würden, fo folle die Re. 


\ ern Bedingunge 
pubtif eben die Gerecht ſame önig i | und feine Unterehanen baben, vie 
Vertrages gehabt har, 


— d zwanzig an der Zahl, wurden lateinifch aufgeſetzet. Ob man 
gleich einige davon in den Anerbiethungen des Grafen de la Miranda angeführer hat: ſo muß 
doch die Wichtigkeit eines fo feyerlichen Bergleiches, kraft deſſen Portugall Meifter von 
Braſilien geblieben iſt, das iſt von einem Lande, ige 

für diefe Krone iſt, wuͤ 


ſentliches enthalten r). 


weitläuftig geweſen. 
ch aneifhhig, den Staaten ber vereinigten 
Eruzaden, die auf acht Millionen hollaͤndiſche Gulden gerechnet 


wurden, zu bezahlen, und diefe Summe in baarem Gelde ‚ in Zucker, in Taback ‚und in 
alze abzutragen, Dieſe Waa 


ven follten nach dem ordentlichen Marftpreife gefchäger wer 
den, Wenn die Summe nicht voll waͤre, entweder an Gelbe ober an den beftimmten Waa- 
ven; fo behielt fich der König die Örepheit.vor , folche nach feinem Belieben, entweder durch 
einige Waaren von einer andern Art, oder durch Nachlaffung der Zölle voll zu machen, 
welche Die hollandiſchen Kaufleute von andern Waaren bezahleten, die in Portugall gefau- 
fet oder verfaufer würden; und die Staaten foliten Macht baben, zur Ausführung deſſelben 
Buchhalter zu fegen, Die Zahlung ſollte in ſechzehn gleichen Theilen geſchehen, und die 
erfie davon gleich nach der Genehmhaltung des Vertrages abgetragen werden. Der König 
verfprach, alle Gefchüß wieder zu geben, welches in Drafilien weggenommen worden, und 
mit dem Wapen der Republik oder der reftindifchen Compagnie bezeichnet ſeyn würde. Die 
Holländer fellten die Freyheit Haben » Jährlich zu Saint Ubes, Salz für den Preis zu kau⸗ 
fen, worur es in Portugal verfaufet würde; und wenn man wegen des Preifes nicht einig 
werden konnte, ſo wollte man zu ihrem Vortheile die Vertheilung des Salzes aufheben, 
welche feit einigen Jahren dafelbft eingefuͤhret worden; fo daß es ihnen frey ſtehen follte, 
ſolches von denjenigen, die es ber ohne Unterſchied, und ſo viel als ſie wollten, zu 
kaufen. Die Unterthanen der Staaten fönnten in aller Sicherheit von Portugall nach Bra- 
filien, und von Braſilien nach Portugall handeln, wenn fie nur eben die Zoͤlle bezahleten, 
Elche Die Portugieſen bezahlen; und fie koͤnnten alles, das Faͤrbeholz ausgenommen ‚ eilt 
führen und ausführen: fie koͤnnten auch yon Braſilien nach andern Orten der portugieſiſchen 
Hereſchaft ſchiffen, daſelbſt frey einladen und ausladen, nur mit der Unterwerfung, die Zoff. 
Br: b 2 bedien⸗ 

Man nimmt es aus dem Aitzema Il Th. des Refolutions fecretes, a.d. 309 1, f.©. 


Srafilien. 
DD 


— 


»oltändifeh. bedienten in ihre Schiffe zu laſſen, um die Kaufmannsiwaaren darinnen zu beſichtigen 


PEN ig En en — ee + ee 5 ii 





196 Reiſen md Entdeckungen 


Braſilien. 
— — 


Reiſen nach zu wiegen, und die gewöhnlichen Abgaben einzufordern. Sie follten ohne Ausnahme", 

der Freyheiten genießen, welche die Engländer damals genoffen, oder fünftig genießen" 
den. Wenn fie einmal den Zoll bezahlet hätten: fo konnten fie nach allen Colonien Ye 
und Häfen dieſer Nation an den ofricanifchen Küften mit eben der Freyheit, nie die 
laͤnder, oder wie die Kaufleute eines andern Landes Fhiffen, ſich daſelbſt aufhalten, DAT 
handeln, allerhand Waaren zur See, oder auf den Fluͤſſen, oder zu Lande, dahin bild 
ſich daſelbſt Magazine und Haͤuſer errichten. 


nerley Vorwand koͤnnen uͤbertreten werden; 


die es beſaͤßen. 


in der Hauptſtadt und in einigen Seehaͤfen 


s) Man ſieht aus dieſem letzten Artikel, beob⸗ 
achtet der Geſchichtſchreiber, daß die oſtindiſche Com⸗ 
pagnie, welche durch das Recht des Krieges dagje: 
nige erworben hatte, was fie den Portugiefen in 
Oſtindien abgenommen, in ihrem Beſitze war bes 
ftätiget worden, und daß fie Erine Urſache zu irgend 
einer Klage hatte Mur die weſtindiſche Compa- 
gie harte fich zu beklagen. Mußte man aber den 
Krieg mit Portugall verewigen, um Privatperſo⸗ 
nen zur bereichern, ohne bie geringſte Gewißheit ihn 


mit Vortheile zu endigen? Leber diefes Forte mar : 


nicht hoffen, Braſilien anders, als mit einem an— 
ſehnlichen Kriegesheere und uuendlichen Sorgen 


und wenn dieſes Ungluͤck von Seiten der 
tugieſen geſchaͤhe, fo follten die Generalſtaaten das Recht haben , ihnen eben fo zu begeg 
fie follten eben das wider Portugall thun koͤnnen, was fie in waͤhrendem Kriege gethan 
ben, und Portugall ſollte gehalten ſeyn, ihnen Genugthuung zu leiſten: wie og denn A 
eben das Recht wider fie haben follte, wenn fie in den Fall geriethen. Alle Feindfeligl® 
follten auf beyden Seiten , zween Monate nach Unterzeichnung des Vertrages in Eutt 
und in den andern fanden gleich) nach Bekanntmachung deffelben aufhören. Was matt 
ander unter der Zeit wegnehmen würde ‚ das follte wieder heraus gegeben werden: was⸗ 
vorher in Oſtindien und Weſtindien weggenommen worden, das ſollte denjenigen be 
Dieß waͤre das einzige Mittel, den Frieden zu unterhalten ‚ welchen 
unter den beyden Nationen dauerhaft machen wollte s), 
Die meiſten andern Artikel betrafen die Sicherheit der bolfändifchen Handlung in 
tugall, vornehmlich die Freyheit, dafelbft ihre Religion auszuüben, ohne daß fie deswegt! 
was zu dulden hätten, wenn fie nur diefe Ausübung allein auf ihren Schiffen, oder in 
Zwang der ven Häufern einſchraͤnketen, wenn fie einige haͤtten. 
en förmlich wegen dieſes Punctes iſt: fo iſt dennoch das Kegergericht ein fo fürchterliches 
fen Stangen, richt für die Proteftanten, daß fich wenig Holländer twagen, in Portugall zu wohnen, AR 
i wo fie durch den Schutz der Geſandten 
Conſulen ficher find, „In Braſilien merket der Gefchichefchreiber ihrer Nation any“ 
„in den africanifchen Colonien , wo diefe Zuflucht fehler, iſt es nicht Sicher, fich zur eine 
„oern Religion, als der Portugiefen ihrer , zu befennen wofern man nicht durd) Sturm 
„hin gervorfen iſt. Weber diefes hänge die Handlung, welche die Holländer dafelbik I 
„ren koͤnnten, fo fehr von den Statthaltern und andern Befehlehabern der Serhäfen ab“ 
„man von ihnen Beleidigungen erhält, welche alle andere Nationen davon entfernet DAT 






















Diefe beyden legten Artikel follten unter 


Allein, ob gleich diefer Vertrag 9 


De 


wegzun hmen und zu erhalten; weil dieſts 
veller Portugiefen war; weil cs nicht mögll 
fie daraus zu verjagen, und weil man nicht 
genug hatte, ihre Stelle einzunehmen. — 
ſeit langer Zeit angemerket, daß die Einwohn 

vereinigten Provinzen nicht geſchickt find, pP 
fädee anzulegen und zu erhalten, ob es gl 
Spaniern, den Porkugiefen, den Engländell 
den Franzoſen, vornehmlich in America, 
damit von Statten gegangen ift. 2 
i) Mon wird in der Sofge ichen,, daß ſi 
Neu» Belgien in dem nordlichen America 
treten. Be. 


in Suͤdamerica. VI Buch, IX Capitel. 


Will man ſich bey Hofe Darüber beſchweren, fo fürzer man ſich in fo große Unfoften, und Zotländifd-, 


„in fo verdrießliche Langmierigkeiten, daß ſich Niemand gern denfelben ausfegen will. Dieſe Reifen nach 
„Freyheit alfo, welche die Verträge von 1661 den H 


e don olländern, wie den Engländern, bewilli⸗ — 
»gen, nach allen portugieſiſchen Plaͤtzen in Africa und America zu Schiffen, ift nur eine ſchein— 
„bare Gunft, bie nirgend, als in Portugali ſelbſt, etwas wirkliches hat, 
Die Portugiefen faben ſich nicht fo bald yon den Holländern befreyet, fo dachten fie Beſitzneh—⸗ 

fich ausjubreiten und giengen weiter Nach Mittag gegen den Fluß Plata, welcher fie von den mungen * 
Spaniern an ſeiner Muͤndung abſo und gegen Norden bis an den Amazonenfluß. Portugieſen. 
Die Inſeln/ welche an der Einfahrt dieſes legten Fiuſſes find, kamen ihnen fo ſchoͤn und fo 
bequem zu ihrem brafifianifchen Gebiethe vor, daß fie niche füumeten, ſich daſelbſt nieders 
zulaſſen. Sie giengen ganz uͤber den Fluß; undda fie andere Bequemlichkeiten in der Guia⸗ 
na fanden, fo bernächtigten fie fich derfelben ebenfalls, und verficherten fich deren Beſitz durch = 

Schanzen, wobey fie fortführen, zu behaupten ‚ alle diefe Länder gehöreten zu Braſilien. Auf 
die Art wuͤrden fie, wenn fie nur immer über die Flüffe gegangen wären ‚, ganz Ainerica dar- g 
unfer haben begreifen können ‚ wenn fie Volk genug gehabt Hätten, ihre Anfprüche zu unter 
ſtuͤtzen. Die Unordnungen, welche in der franzöfifchen Eolonie Cayenne, die im 1635 ften 
Sabre angeleger worden, entftunden, gaben ihnen bis 1664 Zeit, fich gegen Norden des Amas 
zonenfluffes feft zu fügen ‚ welchen die Sranzofen, als eine natürliche Graͤnze zwiſchen ihnen 
anfahen. Sie feßeten fich dafelbft fo feft, daß, als man Acht darauf hatte, es nicht mehr 
möglich war, fie daraus zu verjagen. Bie find fo gar bis an dag Borgebivge Drange fort: 
geruͤcket, welches fie wirklich von den Sranzofen abfondert, 

uf der andern Seite waren die Holländer, welche aus Braſilien vertrieben worden, Niederlaſſung 

bedacht, ihren Verluſt durch eine andere Niederlaffung in dem mittäglichen America zu erz der Holländer 
fegen. Im 16aoſten Jahre hatten die Franzofen einen Sitz an dem Fluffe Surinam an. in Surinam. 
geleget. Weil aber der Boden dafelbft fumpficht und ungefund war: fo verliefen fie folchen 
bald wieder, England , welches fich defielben bemächtigte, machete auch nicht wiel Veen 
daraus. Die Holländer, deren Vaterland nur ein Moraft ift, bequemeten fich beffer dazu; n 
und es fiel Karln dem IT nicht ſchwer ſich deſſelben im 166bſten Jahre in Anſehung ihrer. 
zu begeben ). Es ſcheint, daß die Holländifche Nation gebohren ſey, Sümpfe fchägbar zu 
machen, wofelbft andere Völker nur ein undanfbares Erdreich und einen unfruchtbaren Bo⸗ 
den finden. Sie hat an den Ufern des Fluffes Surinam ein fe 
gefunden 4), wo fie gleichwohl ein Fort ‚ Namens —— 


197 


uchtes und ſumpfichtes Sand 
dicht bey dem Flecken Para⸗ 
3 


maribo 
m) Dan fehe hier, was der Geſchichtſchreiber der nichts dazu beytrug. Nachdem fie aber endlich ge: 
Republik für eine Vorftellung davon Macher, Karl fehen, dag man viel Zucker daraus bekommen koͤnn⸗ 
der IL, ſaget er, ſchickete dem Heen deg Heumena te, fo hat man die Holzungen fo fehr ausgehauen, 
te8 1668 denjenigen, welche Surinam für England daß fie viel gefunder geworden, fo wie der Boden 
inne hatten, Befehl, fie follten diefen Poften den ausgetrocknet iſt; welches denn die Pflanzftadt ans - 
Holländern uͤbergeben. Er liegt an der oftlichen fehnlich vergrößert. Eine Privatverfon, welche 
Kuͤſte in America im fünften Grade Norderbreite; dafeldft lange gewohnet hatte, und von da veich zu⸗ 
fünf Grad, neun und vierzig Minuten nach dem ruͤck gekommen war, ſagete, wenn die vereinigten 
Herrn von Condamine). Die Gegend dafelbft war Provinzen nicht fo viel oder noch) mehr daraus zo⸗ 
damals überaug ungeſund, weil fie mit Waldungen gen, als aus Oftindien, fo wäre es ihre Schuld. — 
bedecket war, welche verhinderten, daß die Sonne, Die Pflanzſtadt, welche immer zugenommen, har 
eb fig aleich zweymal im Jahre gerade darüber ſich in der That laͤngſt dem Fluſſe von Norden ge: 
fund, fie nicht austrocknete, und der Wind auch gen Süden erſtrecket. Sie ſchickete gar bald eine 


ſehr 























198 | Reifen und Entdeckungen 


Hollaͤndiſch. maribo erbauet Haben; und dieſe Pflanzſtadt, welche durch die gefluͤchteten Grangofel In 
Reifen nad gewachfen, iſt fehr blühend geworden, Sie gehöret verfchiedenen Geſellſchaften, u 
Srafilien. die weſtindiſche Compagnie einen Theil ausmachen, - Einige Privarperfonen haben Br 
nungen an der Berbice gegen Welten von Surinam angeleget, Dieſe Niederlafllll 
aber find nicht fo gue unterftüger worden , und haben auch nicht eben den Fortgang IA" 
Inſeln, die Eben vie Geſellſchaft, welche die Eroberung von Braſilien gemacht, befißt no 
fiean eben det gen Norden von der Küfte Venezuela drey Inſeln von denen, die man unter dem; 
Kaͤſte beſihen. de nenne, Die vornehmſte davon iſt Curacao, welches man Cuͤrazo ausſpricht 
beyden andern find Bonnaire und Aruba oder Oruba. Man feget die Erlangung 
Eylandes Curacao in das 1634fte Jahr, Während der Zeic, fager der Geſchichtſch 
der Kepublif , da die Staaten daran arbeiteten, Braſilien zu erobern waren fie aug 
dacht, ſich einige Inſeln zu verſchaffen. Sie warfen die Augen ‚auf das Eyland 
cao, welches im zwoͤlften Grade Norderbreite, nicht weit von der Kuͤſte von Vena 
liege. Sie ift fieben Seemeilen lang und drey breit. Sie ift fruchtbar ; man weidet 
darauf; es wuchs verſchiedenes Färbhol; dafelbft, Dieß war aber nicht die Uefache, 
wegen man fie erobern wollte, fondern man wollte fie nur deswegen haben, damit ji } 
hollandiſchen Schiffen zur Zuflucht dienere, welche bie Compagnie in diefe Meere (hl 
auf die Spanier zu kreuzen, welche von Neuſpanien und las Honduras nach dem mil 
lichen Theile von America giengen. Die Compagnie ſchickete vier Schiffe und d% 
Mannſchaft dahin, welche den fpanifchen Statthalter leichtlich zwangen, fich den 2U 
Auguft unter der Bedingung zu ergeben, daß er mit feiner ganzen Colonie nach dem ML 
ande folfte gebracht werden ; und es denjenigen gleichwohl frenftehen follte, auf dei, 
— fel zu bleiben, welche Luſt dazu harten Außer denen zwanzig Familien , welche die HF 
der gern da behalten wollten, meil fie einige Dienfte in Anfehung ihrer Nieberlaſſung 
von hoffeten. Dieſe Inſel iſt noch in den Händen der Holländer und dienet vielmeß 
Schiffe diefer Nation aufzunehmen, welche an der Küfte mit den Spaniern ungeachten 
Verbothes des Koͤniges in Spanien, Handeln wollen ‚ als von dem, was das Hnd be 
bringt, Vortheil zu ziehen. Die Pflanzitade auf der Inſel kann feinen Neid ent 
Sie ſteht unter einem Statthalter von der Anzahl derjenigen, bie in Europa ſich nicht 
naͤhren koͤnnen, und die es nur verlaffen, um fich durch allerhand Miktef zu bereichert! 
Bonnaire ift im zwölften Grabe und einigen Minuten eben der Breite, Iht 

fang ift fechzehn bis-fiebenzehn Meilen, und ihre Küften find ſehr fehroff. Sie ijt mb 
fruchtbar, als Curacao; das Särbeholz aber waͤchſt daſelbſt noch überflüßiger, - Berl 
nur ein wenig hell ift; fo fieht man diefe Inſeln von einer jur andern, Aruba if 94 

über drey Seemeilen lag, und nur ungefähr acht Meilen yon dem Vorgebirge Er, 
main entfernet, Unter vielen Gebirgen har fie auch einen Berg, der fic) wie ein r r 
hut erhebt. Eine andere Eleine Inſel, die fehr nahe dabey ift, bilder ihr einen begucn 

Hafen von fünf bis ſechs Faden Waſſer auf einem Lehmgrunde. Auf allen andern GE" 

find die Küften ſehr ſchroff y), — — 


ſehr große Menge rohen Zucker nach Holland ‚und erſt aus der Erfahrung lernet, wie er am b 
man bat feit kurzer Zeit verſuchet, Eaffee dafelbft zu Bauen if. & 
5u pflänjen, der fehr gut fortgefommen ift, und mit %) Am angef. Orte im 3 Buche 0.0.1507 
der Zeit noch beſſer fortkommen wird, wenn man 4) Caet XVIII Bud), ı6 Cap 2 


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in Suͤdamerica. VI Buch. IX Eapitl, ; 


199 
itee Beſchreib 
Der IV Abſchnitt. Bee 
Beſchreibung von Braſilien. — er 


infeitung. ahl der Statthalterſchaften oder Hauptmannfchaft Fernambue, Dlinda und Ga 

—— Hauptmannſchaft Sanet raſm. Amatta do Brafi Guarape, Moriba: 
Vincent. Stadt Santos. Gr. Vincent. Ber: ta, Camaſſarim, Vergea. Feſtungewerke der 
ge Pernabiacaba. Goldbergwerke zu St. Paul. Holländer an dem Hafen Olinda Hauptmanns- 
Gebirge Beraſueaba. Colonie Paratininga. ſchaft Tamaraca. Fluͤſſe an der Kuͤſte. Beſich⸗ 
Hauptmannſchaft Rio Janeiro. Hauptmannfchaft tigung der. ganzen Küfte, Hauptmannſchaft Pa⸗ 

Spiritu Santo. Hafen Spiritu Santo. Villa raida. Stade gleiches Namens, Inſel Fer⸗ 
vega. Stadt Spirltu Santo. Hauptmannſchaft nando de Noronha. Kuͤſte von Mongiangape 
Porto ſeguro. Felſen Abrolhos. St. Amato iſt bis Rio grande. Die Franzofen laſſen ſich da- 
Werlaffen. . Hauptmannſchaft Ilhevo. Haupt⸗ ſelbſt nieder. Kuͤſte von Rio grande, Haupt⸗ 
mannſchaft Bahia, Beſchreibung der 


Bay aller mannſchaft Ciara und dag Uebrige der Kuͤſte bis 
Heiligen. Staͤdte in dieſer Hauptmannſchaft. nach Maranjon, 


+ fie in einer ordentlichern Beſchreibung zu- ? 
fammen zu faffen, Die Erdbeſchreibung iſt ſtets ei 
dieſer Sammlung g 


Man ſchreibt es denen faft immerwaͤhrenden Kriegen zu, welche die Portugiefen wi- 
der die Landeseingebohrenen in Brafilien haben führen müffen, daß fie allezeit fo abgeneigt 
geweſen, fich in dem Innern des $andes zu feßen. Doch was für einen andern Bewe— 
gungsgrund man ihnen aud) andichten mag: fo find die meiften von ihren Colonien, ih⸗ 
ven Städten und Schanzen. dennod) längft an dem. ſtade, in ungleicher Entfernung, die 
oftmals ziemlich weit ift, gelegen. Man bat bereits bemerket, daß ſie ihren Provinzen 
oder ihren Statthalterfehaften ven Namen der Hauptman Weil ſie ſich, 
nach dem Beyſpiele der Spanier befliffen Haben , Feine umftändliche Nachricht ‚ welche das 
Zeichen eines Anfehens an fich Hätte, davon heraus zu geben: ſo muß man fih an die ber _ 
fondern, entweder fremden ober einheimifchen, Zeugnifie Halten wobey man oftmals ven er 
Verdruß hat, daß fie nicht mit einander uͤbereinfiimmen. Herrera, z. E. und andere Ge, Anzahl der 
ſchichtſchreiber nach ihm zählen nur neun Statthalterfchaften in dem ganzen Umfange von len, 
Drafilien, Oliveira, den man für beffer unterrichtet halten muß, weil er ein Portugieſe ee, 
iſt, und gefteht, daß er nad) den Nachrichten feiner eigenen Nation fehreibe zaͤhlet ihrer fehnften. 
vierzehn, von Para, faget er, das ift faſt unter der Sinie ‚ anzufangen, bis auf den fünf 
und dreyßigſten Grad Suͤderbreite, und nach der Küfte in allen ihren Umfchweifen läßt er 
diefen Kaum über taufend und vierzig Seemeilen fich erſtrecken. Man gebe ihm, feget er 
hinzu, den Namen Brafilien oder fonft einen andern Namen: fo begreift er vierzehn 
Hauptmannfchaften ‚ welche Parse, Maranjon Ciara, Rio grande, Paraiba, 

maraca, Fernambuc, Seregipe, Bahia, Ilheos, Spiritu ſanto, Porto 
ſeguro, Rio de Janeiro, und St. Pincent find, Sechs davon gehören befondern 

even zu, welche fie durch die Waffen erobert haben; und die acht andern gehören 
dem Könige, Er rechne ſo gar ihre Entfernungen, Don Para bis nach der zwenten, 
| i a welche 





Beſchreib. 
v. Braſilien. 
— 


un 


Hanptmann⸗ 
ſchaft Sanct 
Vincent. 


te haben ſie die Topinambuer, eine wilde Voͤlkerſchaft, welche ſtets die Portugieſen 






















200 Reifen und Entdeckungen 


welche Maragnon iſt, zaͤhlet er hundert und ſechzig Seemeilen; von Maragnon DET 
Ciara Hundert und fünf und zwanzig; von Clara nah Rio grande hundert; von Rio 
de bis Paraiba fünf und vierzig; von Paraiba bis nad) Tamaraca fünf und zn 
von Tamaraca bis nad) Fernambuc fechfe; von Fernambuc bis nach Seregipe fieben 
von Seregipe bis Bahia fünf und zwanzig; von Bahia bis Ilheos dreykig; von 4 
bis Porto feguro.dreyfig ; von. Porto fegure bis Spiritu fanto fünf und fechzig; von 
ritu fanto bis Rio Janeiro fünf und fiebenzig; und von Rio Janeiro bis nad) St. PT 
fünf und fehzig. Man wird Gelegenheit haben, verfehiedene Anmerkungen Ubel 
Ausmeffung nad) einigen neuern Reifebefchreibern zu machen. Da man aber feine 
Ordnung in Anfehung der Befhreibung dieſer Propinzen kennet: fo wird man ihr 1% 
fo wie fie hier entworfen iſt. J 
Die Provinz; St. Vincent, welche die mirtäglichfte iſt, faͤngt nach dem AR 
an dem Fluffe an, den man unfer dem Namen Rio de In Plata befchrieben hat, ,* 
Gränzen aber fiheinen ungewiß und fhlecht.erfläret zu feyn. Ein alter Mifftonarl g 
der auf diefe Arc davon, „Die Stade diefer Hauptmannfchaft liege in einem Eleinen 7 
„buſen, im vier und zwanzigſten Grade Suͤderbreite, vierzig Seemeilen gegen Suͤden d 
„Stadt Rio Janeiro, Sieben oder acht Jeſuiten, Die daſelbſt wohnen, Taffen ſich mit 7 
„Arbeit und vielem Eifer die Seligkeit der Indianer angelegen ſeyn, welche in vielen? 
„fern da herum ausgebreiter find. Sie gehen oftmals in das Innere des Sandedr 
„nehmlich gegen Bas Sand der Carigen, welche achtzig Seemeilen weit gegen Suͤdel 
„der Stadt St. Bincent find, und welche ſich nicht weniger, als zweyhundert SH 
„an diefer Küfte bis an bie Ufer des Rio de la Plata erſtrecken. Von allen Zndiatl 
„Braſilien find diefe die gefitterften, Sie bedecken fich den Leib mit Sellen. Die meill” 
„von fhönem Wuchfe und ftreifen mit den Europäern um die Weiße, Man hat IF 
„ſehr vedlich im Handel gefunden; die Furcht vor der Sclaverey aber, wozu fie 
„mals von den Portugiefen entführet fehen, benimmt ihnen die Kuͤhnheit, fich St. 7 
„zu nähern, Man beobachtet, Durch ein gerechtes Gericht Gottes, daß diejenigen 
„nien, welche diefen unglücklichen Indianern grauſam begegnen, von Tage zu 
„nehmen; da hingegen diejenigen, bie ſich menfchlicyer bezeugen, auf eine marfl#® 
„zunehmen. 2). { Eier L Ai. 
Stadius a) giebt denen Brafilianern diefer Hauptmannfchaft, melche bie: 
der Portugiefen erfannt haben, den Mamen der Tupinikinfer. Sie bewohnen, 
die Gebirge über achtzig Meilen weit im Sande, und erſtrecken ſich ungefähr vie 
meilen an der Küfte. Ihre Nachbarn gegen Süden find die Carigen, An vet 


feheuer Hat. Die in dieſen Gegenden beftelleren Miſſionarien reden von einem wi 
Fe, welches fie die Wiirammıminer nennen, wovon die Dortugiefen viel ausge 
Habt, aber fait allezeit durch ihre eigene Schuld. Es iſt feine Lift und Feine Gewa Tu 
keit mehr übrig, die fie nicht beftändig angewandt haben, daſelbſt Sclaven zu ME u 
daß fie ſich auch oftmals als Sefuiten verkleidet, und das Gewehr unter ihren MT 
ſteckt gehabt haben, - : ı 


2) Der Pater Jarrie in feinem Schatze. Pl 
a) Man hat zwey unfoͤrmliche Tagebücher von ihm, die fich im des Ramuſto Sammlung Be ’ 


t 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel. 


Die vornehmfte Stadt dieſer Hauptmannſchaft fuͤhret den Namen Santos. Ihre 
Lage iſt vierzig Seemeilen von Rio Janero gegen Suͤden, drey bis vier Meilen von der 
Ste in einer Bay, wo die größten Kauffahrdenfchiffe vor Anker legen können, Man zaͤh⸗ 
let nicht über achtzig Haͤuſer darinnen, Die Englänter ‚ welche fich deſſelben ehemals un- 
ter dev Anführung des berufenen Candifh bemächtiger hatten, blieben ungefähr zween Mo⸗ 
nate Meiſter davon, und fanden in der Beute eine gute Menge Geldes, welhes die In⸗ 
dianer von einem Orte, Namens Mutinga, dahin brachten, wo die Portugiefen heutiges 
Tages Bergwerke haben. Es waren damals in der Gegend der Stadt drey Zuckermuͤh⸗ 
len. Laet berichtet auf das Zeugniß eines Flaͤmingers, welcher einige Zeit in dieſem Lande 
zugebracht hatte, die Stadt Santos liege der Spige der Inſel St, Amaro, drey See- 
meilen im Meere, gerade gegen über; fie ſey mic einer Mauer an der Seite des Fluſſes 
eingeſchloſſen, weichem er an dieſem HOrie eine halbe Meile in der Breite giebt; ſie habe 
uͤber dieſes zwo klein⸗ Schanzen, eine gegen Suͤden, die andere gegen die Mitte der Mauer; 

u ‚ deren Einwohner ein Mifhmafh von Portugiefen und Me« 
ftizen ift, eine Pfarrkirche, ein Denedictinerflofter und ein Sefuitercoffegium 6). Die 
Einfahrt des Hafens Heiße Barca grande, 

St. Vincent, welches nur für die zweyte Stade diefer Hauptmannfchaft gehalten 
wird, ob fie gleich davon den Namen führer, iſt drey oder vier Meilen gegen Süden von 
Santos. Man rühmer ihre Gebäude: der Hafen aber iſt nicht fo bequem , und große 
Schiffe fönnen faft nicht hinein laufen. Sieben oder acht Meilen in dem feften Sande fin 
det man Tanfe und Cavane, zween von Portugieſen bewohnete Flecken, die wegen ihres 
fruchtbaren Bodens berühmt find, An dieſer Seite endigen ſich die portugiefifchen Nie⸗ 
derlaffungen. Der Fläminger Laet zaͤhlete ungefähr fiebenzig Käufer zu Sr. Vincent, und 
drey oder vier Zuckermuͤhlen. 

Eine dritte Stadt, oder wenigſtens ein Ort, den die Porfugiefen mit diefem Namen 
beehren, ift Sitaubacin, Eben ver Släminger nenne noch Hange und Cananee, wel: 
Ge gegen Süden von St. Vincent find, enge iſt zehn oder eilf Meilen davon, und 
Cananee auf vierzig, Man giebt fie aber nicht ſowohl für Städte, als vielmehr fir be- 
völferte Gegenden aus; weil man Cananee aus zweyen oder dreyen Dörfern oder Eleinen 
unbefeftigten Städten beftehen läßt, wozunur Kleine Fahrzeuge fommen Eönnen, 

Don St, Vincent nah Barra grande rechnet man drey Seemeilen. Die größten 
Schiffe fahren durch dieſe Barre bis nad) Santos hinauf: eine andere Darre aber, Na. 
mens Britioca, Hier oder fünf Seemeilen nordwärts von der großen , läßt nur ſehr Flei- 
ne Fahrzeuge mach Santos, wiewohl man Sorge getragen, fie mit einem Efeinen ſteiner⸗ 
nen Fort zu verſehen, weiches an them Eingange felbft, auf einer Sandfpige, liegt. 

Drey Meilen von Santos, wenn man den Fluß weiter hinauffaͤhrt, trifft man fehr 
hohe Gebirge an, welche die Indianer Pernabiacaba neunen „und welche ſich in der 
Laͤnge in Geſtalt einer Seefüfte erſtrecken Der Fluß ſelbſt enthaͤlt viele Eylande, wor— 
auf die Portugieſen Meyerhoͤfe und Gärten haben, Man fährt in Barken bis an den Ort, 
den fie Cabatra beißen, wo man das Waffer aus dem Fluſſe trinken Fan; und zwo See. 
meilen weiter fteige man durch einen ſehr ſchnellen Abſchuß von den vorigen Gebirgen her⸗ 
unter, Die Berge Pernabiacaba find alfo 


don außerordentlicher Höhe, daß man niche 
b) Defeript, des Ind 


201 


es Oceidentales. Liv, XV, ; 
Allgem, Beifebefchr, XVIBand, Ge 


Beſchreib. 
v. Braſilien. 
— 
Stadt San⸗ 
tos. 


Stadt St. 
Vincent, 


Gebirge Per⸗ 
nabiacaba. 


weniger, 
ch, 16. * 


ET nn VB 


x. Peafilien, unter den Bäumen Hinaufzufteigen, und der Gipfel derfelben ift niche über hundert M 


202 ; Reifen und Entdeckungen — 
Beſchreib. weniger, als zwo Stunden, brauchet, mit vieler Muͤhe durch ſtufenweiſe gehauene mn 


























funfzig Schritte breit. Er zeiger einen Weg, der erftlich gegen Süden darauf gegen 
fien durch andere Gebirge, und durch einen Wald von fechs oder fieben Meilen na® 
Stadt St. Paul führe. Dieſer Weg wird durch zween kleine Bäche durchſchnitte 
die ſich außer dem Walde vereinigen, um ihren Lauf nach Often zu nehmel, 
fie fich endlich in den Fluß Injambi ergießen. Wenn man aus dem Walde her 
koͤmmt: fo geht eben der Weg noch eine Meile gegen Welten, und von da gegen MM 
Stadt St, bis nach St. Paul durch eine fehr offene Ebene, Die Stade St. Paul liege auf ein 
Paul. Hügel, ungefaͤhr hundert und funfzig Schritte Hoch, aus deſſen Fuße zween Baͤche 
auslaufen, der eine an der Suͤdſeite, und der andere an der Weſtſeite, welche bald ihr 
fer mit einander vermengen, und ſich ebenfalls in den Injambi ftürzen, Man hat 
der Stadt eine fhöne Ausficht gegen Süden, gegen Dften und Norden auf unbegran 
Ebenen, gegen Welten auf fehr große Wälde, Sie enthält einhundert Häufer, 
Pfarrkicche, ein Benedictiner: und ein Carmeliterflofter , und ein Sefultercoflegiums F 
Handlung iſt daſelbſt nur mit Viehe und den Früchten des Sandes, vornehmlich mit 7 
deſſen ganzer Fehler iſt, Daß er Feine Farbe hat, Die Natur bat diefem Sande nichts — 
faget, als Del, Salz und Wein. Die Luft, welche durch diejenige erfrifcher wirdr 7 
von den Bergen herabkoͤmmt, ift niemals von einer übermäßigen Hitze. Der Binkt 
ziemlich Falt, und zuweilen friert es darinnen aud) ein wenig. 
Der Fluß Injambi fließt gegen Norden von St. Joehann, faſt eine Meile vol 
Stadt. Er ift ſehr fiſchreich, ziemlich breit, und fähig, mirtelmäßige Schiffe zu tro 
Seine Duelle ift gegen Morgen von der Stadt, in den Gebirgen Pernabiacaba, M 
er gegen Werten hinunterfteige. Die Regenzeit machet zuweilen, daß er austricr und 
benachbarte Felder uͤberſchwemmet. Gegen Norden des Fluſſes erſtrecken ſich die Ge 
ge auf dreyßig oder vierzig Seemeilen in die Laͤnge zwiſchen Oſten und Weſten, und 
,boldberge zehn oder zuweilen funfzehn Seemeilen in die Breite, Sie enthalten viele Goldbergu 
* zu St. und findet man das Gold daſelbſt in Körnern und im Staube, und es hal gemeim 
zwey und zwanzig Carat, Laet fuͤhret die Namen davon anz die zu Sant Jago 
Santa Cruz in den höchften Theilen der Gebirge; die zu Pefnispiscolba, el 
fünf Meilen von dem Meere, die zu Beragua, fünf Meilen gegen Norsen von © 
und fiebenzehn oder achtzehn von der See; die zu Sierra dos Öuamuncis, zwo 
meilen über Geragua; Die zu Noſtra Segnova de Monferatte zehn oder zwoͤff 
meilen von St. Paul gegen Weſten, wo man Körner finder ‚ bie bis auf drey Ling! 
gen; bie zu Buturunde, zwo Seemeilen gegen Weften von diefen; und die zu P 
Cattiva, dreyßig Seemeilen von St, Paul gegen Süden, Pr 
Gebirge Be: An eben der Seite faft in eben der Weite von Er. Paul trifft man die Gebirge 9— 
raſueaba. raſueaba an, welche viel Eiſenadern haben, und auch am Golde ziemlich reich find el 
ches die Indianer von Cananca dafelbft hohlen. Die Portugiefen haben daſelbſt A 
ne Stadt gebauet, Namens St, Philipp, Der Fluß Injambi wird hier durch DIE an 
einigung vieler Zlüffe größer, welche von Often und Welten herunter fommen ; fe 
giebt vor, er führe ihr Waffer mit dem feinigen in den Parana, Seine häufigen sie r 
fälle aber machen ihn bis an feine Mündung wenig fehiffbar, Vier oder fünf Se einl 
von St. Paul, dem Wege gegen über, welcher nach Beraſueaba fuͤhret, ſieht me gi N 





/ 


in Suͤdamerica. ‚VI Buch. IX Capitel. 203 
ſchoͤne Zuckermuͤhle, wovon aller Zucker zu, Conſituͤren 


—— und Conſerven verbrauchet wird, — 
weil die Citronen und allerhand Frü te Bier in dem äußerften Ueberfluffe ind, ra 
Bier oder fünf Seemeilen endlich von Sr, Pauf gegen Dften ei Abk einen großen 

Flecken von Indianern an, mit einigen Portugiefen untermenge, welcher St. Miguel 
beißt, und an dem Ufer eben des Sluffes Injambi liegt. Noch fuͤnf Seemeilen weiter, 
aber gerade gegen Oſten, koͤmmt man nach Magi⸗Miri einem Dorfe on ſehr wenig 
Häufern, nicht weit von dem Injambi und von den Gebirgen Pernabiacaba, Einige 
Meilen von diefem Dorfe zwiſchen Diten und Werten koͤmmt der Fluß Injambi aus drey 
oder vier Quellen. enn man über dieſe legten Gebirge weggeht: fo finder man andere 
Felder und weite Ebenen ‚ die von einem ſehr großen Sluffe gewaͤſſert werben, 
den Namen Rio de Sorobis gegeben hat, welcher erſt ein weites Land durchſtroͤmet, 
und ſich durch mehr als einen Fall geftürzer Hat, Hernach aber in den Dcean zwifchen dem 
Vorgebirge Frio und Spivitu Santo ergießt, Gegen Weften von dieſem Fluffe finder 
man nur unermeßliche Gefilde, die meiftens wuͤſte oder wenig bebauet find , und von vie- 
ten Fluͤſſen Lucchftrömer werden » Welche gegen Süden laufen und ſich vermuthlich in dem 
Fluſſe la Plata verlieren. Dieſe Gefilde werden gegen Dften du 

bivge eingeſchloſſen, won denen man glaubet, daß fie nicht ohne viele Silber und Goldberg. 
werke find, Es kommen viele Slüffe daraus , vor jeni 
bia und Fernambuc in die See ergießt und unter dem Namen 
kannt ift, 


Der Hafen und die Mündung des Fluffes Santos haben in der Entfernung von un⸗ 
gefähr zwanzig engländifchen Meilen die Jnſel St, Sebaftian vor fih, melche ziemlich 
groß und von länglicher Geftalt IR; und gegen Süden in einiger Entfernung von Diefer 
die Inſel Alsteaffe, welche nicht fo groß, aber viel höher ift, Zwifchen der Inſel Se, 
Sebaftian und dem feiten Sande können alle große Schiffe auf einem ſehr fichern Grunde 
vor Anker liegen, Das Eyland ſelbſt bat viel Häfen, mo es leiche iſt, Fiſche zu fangen, 
und Waffer einzunehmen, Es ift aber mic Holzungen und Gefträuchen fo bewachfen, daß 
man nicht hindurch Eommen kann. < Sein vornehmiter Hafen heißt Porto dos Caftel- 
lanos. Zwo Eleine benachbarte Inſeln führen den Namen Victorio und dos Buſios. 
Auf dem feſten Sande St, Sebaftian gegen über finder ‚man einige Portugiefen 

feinen Flecken, welchen Aniver, ein engländifcher Reifender, von dem wir eine Eleine 
Reiſebeſchreibuug haben, Jaquevere nenne, Er geht noch weiter; er ſetzet ein Dorf, 
Pisniteo genannt, welches yon Indianern bewohnet wird, die .er Doriex nenne. Ä 

Dliveira giebt dieſer Hauptmannſchaſt funfzig Seemeilen von Santos gegen Suͤden, 
und funfzehn bis Smanzig gegen Norden, Er begreift auch die Pflanzſtadt Paratininga Colonie 
mit darunter, die zehn oder zwoͤlf Seemeilen von der Stadt S. Vincent auf den gedachten ratininga. 
großen Ebenen liege, wo die Jefijten ein Haus hatten, welches im 1600fen Jahre von den 


in einem 


Pa⸗ 


„oder des Januar- Hauptmann: 
ſſelben im 1525ften Jahre zu: Lhaft Kie 
zig Minuten Süperbreite ſetzet. Man har gefehen, vaneiro. 
ch die Franzoſen unter BVillegagneng An 
en zu der Befchreibung des Sluffes und feiner Inſel, 
mitgetheilet, nichts weiter hinzuſetzen. Nach der Ruͤckkehr der Frau⸗ 
C J 


c2 zoſen, 


Beſchreib. 
v Braſilien. 
— — 


Hauptmann⸗ 
ſchaft Spiritu 
anto. 


Margajaten. 


204 | Reifen und Entdeckungen 


zoſen, welche im 155ſten Jahre vom Emanuel de Sa von da vertrieben wurden, baue- 
ten die Portugiefen dafelbft eine Stade an der Mittagsfeite des Fluffes an einer Eleinen 
Bay, welche einen halben Zivfel, zwo Meilen vom Meere machet, an einem flachen Or— 
te, aber zwiſchen zween Bergen von einem fanften Abhange. Ihre Laͤnge ift in dieſer 2a» 
ge eine halbe Stunde Weges, da fte in der Breite Faum zehn oder zwoͤlf Häufer hat, Die 
Straßen waren in der Mitte des vorigen Jahrhunderts noch nicht gepflaftert. Sie hatte 
noch weder Thore noch Mauern : fie wurde aber von vier Schanzen vertbeidiget, wovon 


fich die erfte an der Dftfeite auf einem ſehr hohen Felfen, die zweyte in einer Inſel oder- 


auf einem Felfen, in der Geftalt eines Zuckerhutes, nicht weit von der weftlichen Seite 


der Küfte, die dritte gegen Süden der Stadt, und die vierte gegen Morden zeigete. Die 


Stadt wird fonft in drey Theile eingetheilet, wovon der erfte und vornehmfte Die Hauptkir⸗ 


che und das Sefuitercolfegium enthält; die zweyte ein wenig tiefer, heißt Barrio de St. 
Antonio; und die dritte erſtrecket fich an dem Ufer eben der Bay, von der innern Schan- 


ze bis an die Mauern eines Benedictinerklofters, Der P. Jarric belehret uns, der Kö— 


nig Sebaftian habe das Syefuitereollegium zu Rio Janeiro, wie die meiften in Brafılien, 
erbauet. Man zählet ordentlicher Weiſe nicht unter funfzig Jeſuiten darinnen, diejenigen 
gleichwohl mit darunter gerechnet, welche an andere Fleine Orte zerfireuet find, Die mit das 
zu gehören, vornehmlich zwey große nahe an der Stadt gelegene Dörfer, die aus vielen 
taufend Brafilianern beftehen, welche das Chriſtenthum angenommen haben. 

Diefe Provinz enthält das Vorgebirge Srio und die Bay dos Reyes, wo die Por: 


tugiefen eine Stadt haben, Namens Angra dos KReyes, ungefähr zwölfSeemeifen weit - 


von der Mündung des Rio Janeiro, und auf dem feften Sande eine Inſel gegen über gele- 
gen, welche die Portugiefen Grande nennen, welche eine Fleinere, Namens Ypoja, bey 
ſich Hat, Dieſe Pflanzftadt, die nicht fehr ale ift, hat noch Feinen großen Fortgang ge 
habt. Syn diefem Sande des Rio Janeiro hatte die berühmte Völkerfchaft ver Topinams 
buer ihren vornehmften Sitz. Es find nur noch wenige von diefen furchtbaren Indianern 
übrig, ausgenommen an der Küfte der Inſel Marigua, wo fich die Eingebohrenen des 
Sandes rühmen , daß fie von ihnen herftammen, und fie find ihnen auch wirklich in ihren 


Sitten, in der Sprache, und in der Geftalt äbnlih. Die andern Braftlianer des tanz. 


des find ein Mifchmafch von verfchiedenen Völkerfchaften , welche das Jod) der Portugie- 
fen über fich genommen, und ihnen mit einer blinden Unterehänigkeit dienen, 

Die dritte Hauptmannfhaft in Brafilien, Spiritu Santo genannt , liegt im zwan⸗ 
zigften Grade Suͤderbreite, fechzig Seemeilen gegen Norden von Rio Janeiro, und funf- 


zig gegen Suͤden von Porto ſeguro. Man rechnet nicht über zweyhundert portugiefifche - 


Familien darinnen in zwoen Städten, wovon Die eine, wie ihre Bay oder ihr Hafen, den 
Namen Spirit Santo führer. Laet redet von einer Eleinen fehr fehlecht verfehenen 
Schanze, die fich zur Rechten, wenn man in den Becken des Hafens einführt, zeiget. 
Man ruͤhmet diefe Provinz, als die fruchtbarftein Brafilien. Es fehlet daſelbſt nichts 
an dem, was zum Leben nöthig iſt. Die Jagd giebt dafelbft allerhand Thiere, die Fluͤſſe 


eine unglaubliche Menge Fiſche; und die Felder, welche von den fihönften Gemäffern in - 


der Welt gewäflere werden, verfagen ter Arbeit derjenigen nichts, bie fie bauen. Ihre 
alten Völker, welche ſich Margajaten nenneten, find lange Zeit Todtfeinde ver Portugie— 
fen gewefen. Nachdem fie aber nach und nach gezaͤhmet worden : fo haben fie mit ihnen 
Buͤndniſſe gemacht, welche die Zeit beftätiger bat, — 

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in Suͤdamerica. VI Burh. 1X Capitel. u 


Die Gegenden, welche diefe Hauptmannfchaft von der Hauptmannſchaft Nio Janei⸗ 
ro abſondern, werden durch einen großen Fluß, Namens Parayba, gewaͤſſert, welcher ſich 
im ein und zwanzigſten Grade, undeinigen Minuten in den Ocean ſtuͤrzet, und deſſen Ufer 
von der Voikerſchaft dev Pareyben bewohnet werden. Man bemerfer bier, zur Vermei⸗ 
dung der Verwirrung, daß dieſe Kuͤſte drey Fluͤſſe mit Namen Parayba hat ec), Der ei⸗ 
ne, wovon man geredet ‚hat, fälle zwifchen dem Rio de la Plata, und der Haupfmannz 
{haft St. Vincent in das Meer; der zweyte, wovon hier die Rede ift, foll von weitem 
herkommen, und ſich durch eine große Anzahl anderer Flüffe vergrößern, wie man faget; 
Und der dritte if in dem mitternächtlichen Theile von Brafilien, deffen Lage noch zu bemer- 
ken übrig iſt. 

Die Holländer , welche den Hafen Spiritu Santo unter dev. Zeit beobachtet ha⸗ 
ben , da fie Brafilien im Beſitze hatten, haben folgende Befchreibung Davon gegeben. 
Er eröffnet ſich gegen Dften in eine Bay von mittelmäßiger Größe, welche einige Fleine 
Inſeln enthält, und deren Merdfeite mit gefährlichen Felſen befäet ift. Die Einfahrt 
des Hafens giebt fid) durch ein hohes Gebirge, in Geftalt eines Glockenthurmes zu, erfen- 
nen , welches die Portugiefen Alva nennen, und ben Soorfen gleichfam zum Ziele Diener. 
Wenn man darauf ein wenig weiter fährt : fo entdecket man auf einer ſcharfen Höhe einen 
weißen Them, nicht weit vom Ufer der fonft eine Kirche, mit Namen Noſtra Segno- 
ra de Penna gewefen. Es befand ſich an diefem Orte eine Eleine Stadt, wovon noch 
einige Häufer ftehen, unter dem Namen Dilla veja, Ehe man dahin koͤmmt, findet 
man einige Schwierigkeit über den Hals des Hafens zu kommen, welcher ducch eine. Kleine 
längliche Inſel verfhloffen wird, wovon eine Sanbbank abgeht. Macher aber ift die 
Schiffahrt ohne Gefahr. Wenn man hineinläuft, fo entdecket man zur rechten einen Fels 
fen, der fich wie ein fiumpfer Kegel erhebt ; zur linken felbft an dem Rande des Ufers fieht 
man ein ziemlich hohes Gebirge, welches die Portugiefen den Zuckerhut genannt haben, 
weil es wirklich fo ausfieht ; und an der andern Seite, das ift über den Felfen hinaus, ein 
7 Be ie = welches wenig Achtung verdiene. Man koͤmmt alfo nach der 

‚So pirien ante, welche an der rechten Seite des Hafens felbft auf dem Ufer, un- 
gefähr drey Seemeilen weit vom Meere liegt, und weder Graben noch Mauer hat. Man 
ſieht in ihrem oftlichen Theile ein Klofter mit feiner Kirche, Benedictinerordens , welches 
auch zu St. Benedict heißt; in der Mitte der Stadt ift noch eine andere Kirche , Die zu 
St. Srancifco Heißt, und in dem: weſtlichen Theile ift das Collegium und die Kirche 
der Jeſuiten. 

Der P. Jarric fager, diefe Stadt fey der vierte Sig feiner Geſellſchaſt in Braſilien; 
fie liege im zoften Grade Suͤderbreite, und ſey fiebenzig Seemeilen von der Statt Janei⸗ 
to. Er rechnet zehn tauſend bekehrte Indianer in ſechs benachbarten Dörfern. Dasjeniz 

ge, welches den Namen der drey Könige führer, ift am zahlreichſten. Die Tapujaer 

und die Apiapetanſaer, wilde Indianer des Landes, verurſachen den Portugiefen viel 

Boͤſes, mit denen fie ſich nicht verfohnen wollen. \ 

Porto feguro, die vierte Hauptmannſchaſt in Braſi llen behäfe den Namen, den 
fie vom Alvarez Cabral befommen hat, als er zuerft an diefer Külte Hinunter fuhr. Sie 
€c 3 . i 


) Dan Hat fon vielmals angemerkt, daß Para in ber, Sprache diefer Indianer ein großes 
Waſſer bedeutet. 


Beſchreib. 
v. Braſilien. 
so 


Hafen Spiri- 
tu Santo. 


Billa Veja. 


Stadt Spiri⸗ 
tu Santo. 


Hauptmann: 
ſchaft Porte- 


ft ſeguro. 


Beſchreib. 


v.·Braſilien. 
—— — 


Klippen Abrol⸗ 
hos. 


St. Amaro 
wird verlaſſen. 


Hauptmaũſch. 
Ilheos. 


* 


BG > | Reifen und Entdeckungen 


iſt dreyßig Seemeilen weit gegen Suͤden von dem, was man die Statthalterſchaft der In⸗ 
ſeln nennet, funfzig gegen Norden von Spiritu ſanto, und in ſechzehn Grad, dreyßig Mi⸗ 
nuten Suͤderbreite. Man giebt dieſer Provinz drey portugieſiſche Srädte St. Amar, 
Santa Cruz und Porto ſeguro, die aber alle ſehr fehlecht bevölkert find. Porto ſegu⸗ 
ro liegt auf der Spige eines weißlichen Felſen, gerade gegen welchem über das Sand at 
der Nordfeite ſehr Hoch iſt, an der Gegenſeite aber wird der Boden flach, und bilder nad 
und nad) ein ſandiges Ufer, Die Stadt Santg Cruz ift von diefer ungefähr drey Ser 
meilen weit entferne, an einem andern Hafen, welcher nur ſehr Eleine Schiffe ein 
nehmen Fann, 

Diefe Hauptmannfchaft gehöret dem Herzöge von Aveyra, und die Handlung feine 
Einwohner, der Portugiefen , beftche darinnen, daß fie zur See nad) andern Provinzen 
in Brafilien alerband $ebensmittel verführen , melche ihre Länder in einem überaus großen 
Ueberfluffe Hervorbringen. Nicht weit von diefer Küfte fangen die berühmten Klippen at, 
welche Abrolhos heißen, und welche fich ſehr weit in die See erſtrecken ohne daß man 
noch ihre Graͤnzen hat beſtimmen koͤnnen, da ſie denn das Schrecken der Soorfen find, 
vornehmlich bey der Schiffahre nach Oftindien, Man hat gleichwohl viele Candle dazwi⸗ 
fhen entdecfet, wodurch man eine Fahrt findet, aber mit vieler Gefahr, welches denn ftet6 
die größte Vorficht erfordert. Sechs oder fieben Meilen von dem feiten Sande trifft man 
durch dieſe Felfen vier Fleine Inſeln an, melche die Portugiefen Monte de Piedras, Il⸗ 
ba Seca, Ilha dos Paſſeros und Ilha de Meo nennen. Die beyden erftern liegen 
außen, und laffen gegen Weften von ifneneinen fhiffbaren Canal, Die beyden andern, welche 
inmendig find, Fönnen auf beyden Geiten befahren werden, aber mit einer ungemeinell 
Achtfamfeit. Ueberhaupt find die Klippen Abrolhos bey hohem Meere bedecfet , oder ges 
ben niche über die Fläche der Fluthen hervor. Bey niedrigem Meere entdecket man ihre 
Spitzen, welches die Gefahr bey Tage fehr vermindere ‚ vornehmlich da fich die Wellen 
genugfam brechen, um den Schiffen zur Warnung zu dienen, Das Waffer iſt über vie 
fes umber ſehr hoch, 

Die Holländer , welche die Küfte Porto feguro befucheten ‚und auch fel6ft in das fe 
ffe Sand giengen, fanden dafelbft nur wuͤſte Eindden „faſt undurchdringliche Felder ‚und 
überaus fifshreiche Fluͤſſe. Der P. Jarrie giebt ihr fünfzig Seemeilen gegen Norden bid 
Bahia oder nad). der Bay aller Heiligen, und zwanzig bis nach Ilheos. Er zaͤhlet in 
den Gegenden um die Stadt herum eilf Flecken, oder Dörfer von bekehrten Indianern; 
welches aber doch nicht gehindert har, ſaget er, daß fie nicht jo vieles von der Unmenfchlich? 
feit einer wilden Voͤlkerſchaft, die Guaymuren genannt ‚ erlitten hat, daß kaum ne 
zwanzig Familien darinnen übrig find, welche unaufhoͤrlich eben den Anfällen ausgefegel, 
und zumellen dahin gebracht find, daß fie von Wurzeln und Kräutern in einem Sande leben 
müffen, weiches man wegen feiner Fruchtbarfeie geruͤhmet hat, Eben die Urſache hat ge⸗ 
macht, daß man St Amaro verlaffen, obgleich diefe Stadt viele Vortheile von funf Zu⸗ 
ckermuͤhlen gehabt, die fie Hatte bauen laffen. Da die Guaymuren den größten Theil der 
Arbeitsleute und Bedienten aufgezehver ; fo blieb den Herren ‚nichts uͤbrig, als daß | 
die Flucht nahmen. | 

Die Hauptwannfhaft, weiche man Ilheos nenner , bat diefen Namen von vielett 
Inſeln, welche die Einfahrt einer Bay bedecfen wo ihre Hauptſtadt liegt, Sie iſt dreyſ⸗ 
ſig Seemeilen gegen Norden yon Porto feguro, und faft eben ſo weit von Bahia auge 


ch 
ß 
Su 


| 


\ 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Eapikel, 207 


Siden, Ihre Breite ift , nach dem Herrera, funfzehn Grad, vierzig Minuten; und Boſchreib. 
nach den Seekarten fünfzehn Grad fünf und funfjig Minuten Diefe Pflanzftadt ent: P-Denfilien, 
haͤlt ungefaͤhr zweyhundert portugieſiſche Familien. Andere geben ihr nicht uͤber hundert 
Und funfzig. Sie gehoͤrete im Anfange einem Portugieſen, Namens Lucas Giraldo. 
in mäßiger Fluß, welcher queer durch die Stadt geht, hat viel Zuckermuͤhlen. Die 
vornehmſte Beſchaͤfftigung dev Einwohner iſt der Ackerbau , wovon fie die Früchte auf klei⸗ 
en Barken nach Fernambuc und einigen andern Orten verführen, 
, Sieben Seemeilen von der Stadt in dem Innern des Landes trifft man einen See 
ME trinkbarem Waſſer an, welcher drey Seemeilen breit und lang, und funfjehn Faden 
efiſt, woraus ein Fluß, aber durch fo enge Canäle geht, daß kaum ein Canot durchfoms 
M kann. Das Gemwäffer in dem See ſchwillt jedoch auf, wie das in dem Meere ‚wenn 
dom Winde beweget wird, Die Fiſche, deren es verſchiedene Arten ernaͤhret, find da— 
bbſt vortrefflich, und von einer befondern Größe, vornehmlich die Manateen oder La: 
entine, wovon man verſchiedene gefangen hat, welche vierzig Arroben, dag ift, ungefähr 
Aſend franzöfifche Pfund, wogen. Die Kaymane und Requine find daſelbſt auch unge- 
Mer, Man findet in diefer Provinz Bäume, aus denen, bey dem geringften Einfchnitte, 
ch Balſam fleuße, welchem man wunderfame Kräfte zuſchreibt. Das an Ilheos gränzen- 
de Sand Hat ſich feit der Ankunft der Portugiefen mit einer barbarifchen Nation bevölkert, 
die bermurblich aus ihrem eigenen Lande verjaget worden, und viel weißer, als die india: 
Fir insgemein , aber fo kriegeriſch und ſo graufam iſt, daß die Colonie ftets vieles davon 
Mszuftchen gehabt bat. Man bemerket, daß diefe Wilden entweder aus alter Gewohn— 
Ber ‚ ober weil fie nad) dem Verluſte ihres Vaterlandes fich Feine neue Sitze anlegen wol— 
en, niemals zween Tage an einem und eben dem Orte wohnen ; fondern daß fiein den Fels 
ern und Wäldern herum’ fehweifen, und Feine andere. Betten, als die Erde, haben. Ihre 
ogen find maſſiv, und ihre Pfeile von einer außerordentlichen Fänge. 

De P. Jarric feger auch die Hauptmannfchaft Ilheos dreißig Seemeilen gegen Süs 
den von Bahia. - Er giebt den Wilden , wovon fie beunruhiget wird ‚ den Namen ver 
Aimuren oder Guaymuren; und ihre Wildheit, ſaget er, geht fo weit, daß fie ſo gar 
ihre eigenen Kinder freſſen. Diefe Provinz wire eine der beten in Braſilien feyn, wenn ; 
die Nachbarfchaft diefer Wilden erfaubere, fie anzubauen. 

Man vechnet diejenige, als die fechfte Hauptmannfchaft, welche den Namen Bahia Hauptmann⸗ 
de todos Santos » Bay aller Heiligen, oder ſchlechtweg vorzugs weite Bahia, Bay, ſchaſt Bahia. 
"sur Ehre ihrer Sage an einer fehr großen Bay, nennet. Gie ift dreyßig Seemeilen von 
Iheos gegen Norden, und hundert Seemeilen von Fernambuc gegen Süden, im drey⸗ 
ehnten Grade Süderbreite, Ihre Bay ift nicht über drittehalb Seemeilen breit: fie thei« 

et ſich aber in viele Buchten, Die fie bis über vierzehn Seemeilen weit ins Sand hineinges 
ven laffen, zu grogem Bortheile ver Einwohner, Sie enthält eine Menge großer und 
Heiner Eylande, Drey Fluͤſſe von eben der Größe, Namens der Pitange, der Gere 
!Ppe und der Gachocira, kommen aus den Innern des Sandes herunter. Man übers 
SCdt es, viele kleine zu nennen, 
Das groͤßte und äuferfte von den Eylanden führer don Namen Taperica. Man Befchreibung 
lefert Bier, nach den Beobachtungen der Holländer, die umſtaͤndliche Beſchreibung, welche der Bay aller 
Ne allein gegeben haben. Die Deffnung der Bay ift gegen Süden, von da fie ſich gegen Heiligen, 
orden erſtrecket. Bey der Einfahrt hat fie zur Rechten das fefte Sand von Braſilien, 


und 


Beſchreib. 
v. Braſilien. 
— ng 


kleinen halbrunden Buſen, welcher eine angebauete Inſel enthält, Die Kuͤſte laͤuft vol 


durch eine Eleine Inſel getheilet und durch einige andere verdecket wird, Darauf läuft fl 


° Städte der 
Hauptmann: 
ſchaft Bahia. 


208 Reifen und Entdeckungen 


und zur Linken die Inſel Taperica, deren Geſtalt länglicht if. Die Entfernung von be 
einen Ufer zum andern iſt anfänglich ungefähr drey Seemeilen; darauf verengert fie fi 

zur Rechten durch eine Erdſpitze, welcher gegen über das Fort St, Anton und dasjeniger 
was man Pills veja genannt bat, in einer; Bucht liegen, die gegen Norden von 1 
ziemlich ſchmalen Erdzunge gemacht wird, welche in Winfel vorgehr, und die Schan 

Tageſipe enthält, Die Entfernung diefes Winkels von der Inſel Taperica ift ungefäßf“ 
zwo Seemeilen. Bon da fänge die Küfte an, fich nach Dften zu wenden, und die Bam 
welche ſich erweitert, geht in das Sand hinein, wo fie eine Art von nicht fehr breiter Stab 
fe machet, die ſich aber darauf in zween Arme erweitert, wovon der eine gegen Nordel 
bis an die Mündung des Fluſſes Pitange geht, nad) welcher er noch ungefähr eine Set 
meile gegen Norden geht, nnd dafelbft beuger er fich an der Weftfeite, und bildet eine 
























da weiter gerade gegen Weſten zwo Seemeilen weit; und in diefem Raume findet man ei⸗ 
ne andere Inſel mit Namen Marre, eine Seemeile lang, und eine halbe Seemeile brei 

Das aͤußerſte Ende der Kuͤſte endiget ſich gegen Weſten durch eine ſtumpfe Erdſpitze, wel 
che eine dreyeckichte Inſel vor ſich hat, der die Holländer ven Namen der Sperlingsin 
fel gegeben haben. Bon diefer Spiße läuft fie wieder gegen Norden, und läßt gegen W 
ſten in einem Raume von etwas mehr, als zwo Seemeilen die Mündung des Fluſſes Ca— 
chocra, noch zweener Fleinen Slüffe ihre, und vier kleine Inſeln, die von dem feften Sart 
de durch einen fehr fihmalen Kanal abgeföndert find, und wovon die erftere Burapabara 
und die andere Porto Madero Heißt. Man meldet uns den Namen der beyden a 
dern nicht, Nach der legten, welche die Mündung eines Eleinen Fluſſes verdecket, bild 
die Kuͤſte einen Ellbogen, um ſich nad) Weſten zu drehen; und vor der Spiße des El 
bogens liegt eine andere Inſel, welche Fontes heißt. Darauf wendet ſich die Küfte ger 
de gegen Norden, und öffnet ſich bald, um der Mindung eines mittelmäßigen Fuuſſe 
Raum zu machen, welchen man Rio Tambaris nenne, Endlich führet fie durch an 
dere Umſchweife zu der Mündung des Fluffes Bevefipe, welcher den Grund diefer großel 
Straße und folglich der Bay mache. Diefer Fluß koͤmmt von Norden herab, und nimm 
auf beyden Seiten viele Zlüffe ein. Er hat zwo £leine Inſeln vor ſich, ohne einer ander! 
zu gedenken, welche in der Mündung felbft ift, und fie ebeilet, Von den beyden äufel 
ften Heiße die nächfte Pyca, und die andere Caraiba. Bon dem Fluſſe Gereſipe mel 
det fich die Rüfte gegen Süden, und läßt einem Fluſſe Durchgang, deffen Muͤndung aud 


* 


über drey Seemeilen weit in eben der Richtung fort, und koͤmmt an die Mindung de⸗ 
Zluffes Cachocra, welcher in dem Lande breiter, als bey feinen Ausfluffe, ift, und dafelbft 
eine Art von Bufen oder See machet, worinnen man einige Eylande findet, nebft vielel 
Buchten, wodurch er verſchiedene Eleine Fluͤſſe empfängt. Bey feiner Mündung hat dr 
die Inſel Meve. Die Küfte hoͤret nicht auf, gegen Süden zu laufen, und wird durch 
eine Menge Buchten und viele kleine Fluͤſſe zerfchnitten , bis fie endlich vor die Sinfel Tap 
rica koͤmmt, bie ſich gegen Often zeiget, und von welcher fie durch eine ziemlich breite Stral? 
fe abgefondert iſt, wie man gefaget hat. So ift die berühmte Bay befchaffen , die une { 
dem Mamen Bahia oder Bay aller Heiligen bekannt ifk. J 
Die Hauptſtadt dieſer Hauptmannſchaft iſt San Salvador, wovon man berel® 
eine befondere Befhreibung gegeben hat. Cs wird genug feyn, bier anzumerken, baf 
“ 7 


Anweifung 
%. Die Domkirche 
?. Zur Barmherzigkeit. 
_ 
I Jefanten. 
St Zraneileus 


6 . 
ı Coppelle des dritten Ordens. 


Se. Clara. 


" UK von Palmen. 
i, ULEYom Rojen-kranze 
Se Benedict“ 
22. ———— 
72. Die Capucen 
I, Se.Therefia. 
14. VER For Carmiel. 
15. SeÄAnthen. 


26. Die Jacobinen. 


17. UV.LF. von der Empfengniß. 


28. St. Elno od. St.örafmus. 
19. St.Barbara . 
20. ULF. vom Pfeiler. 


Maß Jin vor’ 3oo Lofer : 








A. Bort Praya. 

B. Port Diego: 

C. Meues Fort. 

D. Haupt -wache: 

E. Cajernen. 

F. Bulver-magazın = 

G. VerfalleneBollwerke von Örde. 
H. Schloß-battarıe: 

I. Markt platz vor dem Pallafıe : 
-K. Der Pallaff. 

L. Die Audienca. 
M. Die Aunze - 

N. Mafchtnen.die Waaren auf und 

hinunter zu laßen r 5 

OD. Platz vor der Domkırche. 

P. Platz vor den Jefuiten x 

Q, Se Anthons Pork. 

R. Neue Batterie mit dem Waßergla i 
Ss. Ma er-platz 

T. Francıfeus Battene- 

V. Batterie der Schaluppen ens 
X. Paflete. 

Y. — Badene 

— niworfene Baktarıe . 

a. Arfenal 

b. Schaluppen-hafen . 

c. Baugerufter“ 

d. Bauhalde . . 

0. Wege nach der Stadt hınauf 





Se. 


Se Fr Tre rer ee 


A 
E —J —— 
— 


— — 





in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel. 209 


die Sage veraͤndert hat, und daß fie vor derjenigen, die fie it in einer halbrunden Bucht Befchreib. 
einnimmt, an dem Orte lag, welchen man heutiges Tages Ville veja nenne, dicht bey v-Srafilien, 
der St. Antonsfhanze. Die zweyte Stadt, Namens Peripe, ift vier Meilen von San —ñ 
Salvador im Lande. Einige fegen in eben die Hauptmannfchaft noch eine andere Stadt, 
die auch im Sande zwifchen Bahia und Fernambuc liege, und Dliveira felbft mit dem Titel 
der Hauptmannſchaft beehret. Er nenner fie Seregipe del Key. Man geht von der 
Ay durch einen Eleinen Fluß dahin, der bey der höchiten Fluth nicht über dreyzehn Hand 
ho Waſſer hat. Sie iſt zehn oder eilf Seemeilen weit von dem koͤniglichen Fluſſe ge— 
gen Norden, und ſieben von dem Franciſcusfluſſe gegen Mittag. 
Braſilien hat keine reichere und mehr bevoͤlkerte Provinz, als Bahia. Die Stadt 
an Salvador iſt auch der Aufenthalt des Generalſtatthalters, des Biſchofes, des Audi- 
"8, und aller Bedienten bey der Regierung. | | 

Der Namen Fernambuc, der fiebenten Hauptmannfchaft in Braſilien, ift eine Hauptmamm⸗ 
verderbte Ausfprache von Pernambuc, ohne daß ſich Laet getrauet, zu entſcheiden, ob Fee 
Man folche den Holländern oder Franzofen zufehreiben müffe. Diefe Provinz ift hundere 

eemeilen von Bahia gegen Norden, und nur fünfe von Tamaraca gegen Süden ; wel- 

® Entfernung bloß von ben Hauptftädten muß verftanden werden; denn die Öränzen 

® Hauptmannfihaften ftoßen an einander, Oliveira belehret uns, Zernambuc habe zum 
ten Heren Eduard von Albuquerque gehabt. Er giebt ihr einen weiten Umfang. 
Sur Dlinda erſtrecket fie fich gegen Güden, ungefähr vierzig Seemeilen weit bis an den 
« uß Sr. Francifeus. Gegen Norden von diefem Fluſſe liege die Stade Alagoa, wo zwee— 

e Flüffe zufammen kommen, fich ins Meer zu ergießen. Dicht darbey ift Porto Cal⸗ 

9, welchen gegen über man gegen Norden zween Flecken finder, welche Lina und Seri: 
Pham heißen, und weiter bin ift ein anderer , aber viel anfehnlicherer Flecken, welcher den x 
Namen Poyucar führet, an dem Fluſſe eben deffelben Namens, welcher fich ein wenig 
oberhalb des Worgebirges St. Auguftin ergießt. Bey eben dem Vorgebirge ift der File- 
Een St. Anton, und tiefer die Kirche KIoftea Segnora de la Candelaria, von da 
ein Weg geht, welcher nach denen Deyerpöfen, Euvacanas genannt, führe , wo man 
viel Viehzucht hat. Don Curacanas nad) Olinda rechnet man fünf Seemeilen, und neun _ 
oder zehn von dieſer Stade nad) Malta de Brafil, einer überaus fehr bevölferten Stadt, 
wo man einen Handel mit Färbeholze treibt, welcher nach dem Sieden St, Lorenz verfuͤhret 
wird,  Diefes ganze Sand, feget Dliveira hinzu, bat viel Zuckermuͤhlen. 

Die Holländer, welche viel genauer find, vechnen von dem Fluſſe St. Franciſcus, 
toelcher in der That vierzig Seemeilen weit von Dlinda ift, fünf Meilen bis an einen klei— 
nen Fluß, den fie Coreripe nennen, und welcher auf fünf oder fechs Meilen von der See 
mit einem indianiſchen Flecken befeger ift, wo man aud) einige Portugiefen findet. Sie 
derfichern , man haue an biefem Orte allein eine große Menge von demjenigen Färbeholze, 
Welches durch den Namen Brafiliendolz vornehmlich unterfchieden wird. . Bon biefem 
Flecken rechnen fie zwo Seemeilen bis nach dem Fluſſe St. Michael, wo man auch eben 
dergleichen Holz faͤllet, aber vermuthlich nicht fo viel. Alagoa iſt drey Seemeilen von 
St. Michael. Man nennet Alagoa einen Binnenſee, ſieben oder acht Meilen vom Mee— 
re, wo man durch einen Fluß hinein geht, der ziemlich ſchwer hinauf zu fahren iſt. Von 
der Muͤndung dieſes Fluſſes find ſieben Meilen bis zu dem Fluſſe St. Anton, und noch) 
wo bis CTomaragibe. Bon Camaragibe nach Porto Ealvo find drey, und von Porto 

‚Allgem. Reifebefchr. XVI Band. Dd "Cal: 


Befchreib. 
v · Braſilien. 
—— — 


Olinda und 


Sarafı, 


210 Reifen und Entdeckungen 


Calvo nach Barra grande vier. Der Fluß fälle hier in eine fhöne Bay, wo der Anfers 
grund fehr guf, und die Einfahrt ohne Gefahr von der Noröfeite fo wohl als der Suͤdſeite 
ift. Sie ift aber auf der Nordſeite nur für Eleine Schiffe bequem, Man bauer hier viel 
Tabac, weil das Land nur flache Gefilde ohne Bäume hat, Bon Barca grande hat man 
eine Seemeile weit bis nad) Una, von da es vier Meilen find bis nach dem Fluſſe, der uns 
er dem Namen Rio Sormofo befannt, und ziemlich groß ift, Handelsfhiffe aufzuneh⸗ 
men. Bon diefem Fluffe bis Serinhan zähle man zwo Geemeilen. Der Mündung des 
Sluffes gegen über, eine halbe Seemeile weit » zeiget ſich die Inſel St. Alexis, der es an 
füßem Waſſer fehle. Von Serinhan find es zwo Seemeilen bis nach dem Fluffe Tas 
caripo, wo man nicht über acht oder neun Hand hoch Waſſer finde. Don dieſem Fluſſe 
bis nach Poyucar ſind es vier Seemeilen; von Poyucar hoͤchſtens eine bis nach dem Bor: 
gebirge St. Auguftin. Der Fuß Morekipu fälle in den Hafen diefes Borgebirges, Die 
Einfahrt des Hafens ift leicht: die Felfen und Sandbänfe aber, welche fie auf beyden 
Seiten umgeben. machen das Auslaufen fehr gefährlich. Die Holländer warfen dafelbft 
eine kleine Schanze auf, als fie Olinda befaßen, Man trifft darauf gegen Morden vier 
Geemeilen von einem Fiecken, Peciffa genannt, den Fluß an, welchen man Rio de Sam 
13008 nennet, und der nicht über fieben oder acht Hand hoch Wafler in feiner Mündung 


hat. Bon Dlinda gegen Norden findet man anfänglich-ven Fluß Tapado, darauf Rio 


Dols, und weiter hin Dao Amorello, von da man zwo Seemeilen bis nach Maria Fu⸗ 
rinha zaͤhlet. Bon da iſt nur noch eine halbe Meile bis an den Fluß Garaſu übrig, wel 
her die Graͤnze diefer Hauptmannſchaft machet. 

Laet beobachtet hier, auf das Zeugniß eines Hollaͤnders, mwelcher viele Jahre in Bra⸗ 
filien zugebracht, es hätten-die Portugiefen. damals Jährlich über vierzig taufend Kiſten Zus 
der allein aus den Hauptmannfchaften Sernambuc, Tamaraca und Paraiba bis nach Rio 
grande gebracht; welches ihm, ſaget er , nicht Wunder nimmt, weil er fonft ſchon wußte, 
daß man über hundert Mühlen in der Hauptmannfchaft Fernam bue zaͤhlete. Er ſetzet nach 
eben den Nachrichten hinzu, die großen Muͤhlen braucheten funfgehn oder zwanzig Portu⸗ 
giefen und Hundert Megern; die mittelmäßigen acht oder zehn Portugiefen und fünfzig Ne 


gern; die geringern fünf oder füchs Portugiefen, und zwanzig Megern. Von ben großen 


Mühlen zöge man jährlich fieben oder achttaufend Aroben Zucker, von den mittelmäßigen 
vier oder fünftaufend, und von den kleinen dreytauſend d). Die ordentlichen Schiffe, wel 
he von Brafilien mit diefem Zucker abgiengen, bejahleten dem Könige zehn von Hundert, 
nach dem Oliveira, und noch fünfe, wenn fie in die portugiefifchen Laͤnder kommen: die 
Herren der Mühle aber, welche ihn auf ihre eigenen Koften verführeten, wären von dem 
Sünften frey. Das Farbehol; gehörete dem Könige zu oder denjenigen, welche von ihm 
das Recht Faufeten, es zu fällen, und die Schiffe, welche zur Verführung deffelben diene 
ten, wären verbunden , nach ihrer Größe, eine gewiſſe Saft für feine Majeftät 
mitzunehmen. | 
Dlinda iſt eine berühmte Stade , nicht affein wegen ihrer Sage und Größe, ſondern 
auch noch mehr, wegen ihrer Eroberung von den Holländern, den roten des Hornungs 1630 
und weil fie einige Jahre von denfelben beſeſſen worden, ie ift an einem erhabenen Orte 
des Ufers gebauer, und enthält viele Hügel in ihren Ringmauern, Ihre Sage ift gi bat 


A Am angef, Orte, XV Buch 24 Cap. 


\ 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capite, 2 


That fo feltfam , daß ale menfehliche Kunft fie nicht würde befeftigen Fönnen, Unter ihren 
Öffentlichen Gebäuden thut fich das Ssefuitercollegium hervor, welches von dem Könige Se: 
aftian auf dem Abhange eines fehr angenehmen Hügels erbauet worden, Dieß ift der er— 
ſte Gegenſtand, welcher denjenigen in die Augen fällt, die von der See herkommen. Mar 
lehret daſelbſt die jungen Leute des Landes die Wiffenfchaften, und ‚die Kinder fo gar lefen 
und ſchreiben. Gegen über ift ein Eapueinerflofter: dev Dominicaner ihres ift faſt dicht 
am Ufer; und die Benedictiner haben in dem obern Theile der Stadt ein von Natur fo 
wohl befeftigtes Klofter, daß es deren vornehmfte Vertheidigung ausmachet. Sie hat 
Über diofes ein Frauenkloſter, unter dem Titel der Empfängnig U. L. 5. zwo Pfarrfit- 
en, deren eine dem heil. Heilande, und die andere dem heil. Petrus geweihet iſt; ein 
Hoſpital, die Barmherzigkeit genannt, welches faft in dev Mitte der Stadt, auf einem 
hohen Huͤgel liegt, an deſſen Fuße eine andere Kirche ſteht, welche den Namen Noſtra 
Zegnora del Gonparo fuͤhret; die Kirche zu St. Johann; die zu 11. 8. Frau de Is 
uadelupe; und zwo andere U. 2. $. vom Berge und St. Amaro, die außer den 
ingmauern find. Die Anzahl der portugieſiſchen Einwohner beläuft ſich nur auf zwey⸗ 
tauſend; der Indianer und Sclaven ihre aber, oder Des Gefindes von beyderley Gefchlech- 
wiſt ſehr groß. Indeſſen iſt doch in Braſilien kein Ort, wo die Lebensmittel und andere 
Nothwendigkeiten ſeltener find. Man bringe fie aus andern Gegenden, oder den Cana— 
rieninſeln und aus Portugall ſelbſt dahin. — 
Der Hafen iſt Elein, und nicht ſehr bequem. Außerdem iſt er durch eine Reihe Fel- 
fen und Bänke, womit diefe Küfte in einer großen Strecke befeger ift, dergeftalt verſchloſ— 
N, daß die großen Kauffahrdeyſchiffe nur durch einen engen Canal einlaufen fönnen; und 
das Becken, welches einen Kleinen Fluß einnimmt, ift über eine Meile weit von der Stadt. 
r hat aber an feinen Ufern einen Flecken oder eine Art von Vorſtadt, in welcher man 
Vorrarhshäufer für den Zucker und andere Kaufmannswaaren gebauet hat, nebft einer klei— 
nen Schanze an der Einfahrt des Canales felbft, welche die Portugiefen ſeit dem Einfalle, 
den fie von den Engländern zu Ende des fechzehnsen Jahrhunderts unter der Anführung 
des Hauptmannes Lancaſters, auf einem Felſen aufgeführer Babeh, und welche nebft der 


natürlichen Lage ber Devter den Zugang zum Hafen faft unmöglich mache, 


Befchreib. 
v.Brafilien, 
— 


Der Fluß, Namens Rio Bibiribi, geht an der Seite der Stadt vorbey, und 


nimmt nur fehr Eleine Schiffe ein. Er fällt zwiſchen dem feſten Lande und dem Eanale 
oder dem Halfe des Hafens hinein, woſelbſt er eine kleine Inſel machet, welche Vaaz 
beißt, indem er fich mit einem andern Fluſſe, Rio Capefecia oder Fidalgos und von 
andern auch Capibarivi genannt, vereiniget, welcher von Der Mordfeite der Inſel herab- 
koͤmmt, wie der Bibiribi von der Suͤdſeite. Sie vereinigen fich dinch einen Arm, wel- 
ber von diefem abgeht, und die Inſel von dem feften Sande abfondert. 


Garaſu verdienet weniger den Mamen einer Stadt, als eines Fleckens. Es iſt 


dier oder fünf Scemeilen von Olinda; und feine erften Einwohner waren arme porfugiefiz 
ſche Handwerfsleute, welche von ihrer Handthierung oder dem Fällen des Färbeholzes le— 
eren. Als fih aber die Holländer Dlinda bemeiftere hatten: fo zogen ſie fich in Diefe 
Stadt, wo fie bey ihnen mehr zu geroinnen hoffeten. Man koͤmmt auch von Garaſu in 
die See durch einen Eleinen Fluß, welcher aus dem Gebiethe Tamaraca herkoͤmmt. 
Neun oder zehn Meilen von Dlinda findet man ven uͤberaus fehr bevölferten Flecken, 
matta do Braſil, deſſen Einwohner fi) vornehmlich beſchaͤfftigen, Faͤrbeholz zu fäl- 
— Dd2 len; 


Amatta do 
Braſil. 


in 


— — — Reiſen und Entdeckungen 


Beſchreib. len; und es weit nach der See zu verfuͤhren. San Laurenzo iſt ein anderer Flecken, 
v. Braſilien. der zwiſchen Amatta und der Stadt liegt, wo man eine große Menge vortrefflichen Zucker 
— — machet. 

Guarape, Von den Curacanas endlich rechnet man nur fuͤnf Seemeilen bis nach Olinda; und 
Moribara, in dieſem Raume findet man zwey und zwanzig Zuckermuͤhlen, deren Gegenden Guarape, 
Lam ſarim, Moribara, Camaſſarim und Vergea de Capivari heißen, nach dem Namen des Fluſ⸗ 

— ſes, welcher deren Lander waͤſſert. Das ganze Land iſt wegen feiner grünen und fruchiba⸗ 
ren Öefilde uͤberaus anmuthig; ohne zu erwähnen, daß die Negern und die andern Arbeits⸗ 
leute dafelbft die Bequemlichkeit haben, zu fiſchen, indem fie ſich auf zmo Meilen von der 
See erftreden. 

Feſtungswer⸗ Die Holländer unterließen nicht, ſich in demjenigen Theile der Provinz zu befeftigen, 
fe der Holläns deſſen fie ſich bemeiftert hatten, Man bat vielmals geſaget, daß faft die ganze Oſtkuͤſte von 
der an dem Braſilien mit einer Kette von Felfen befeßer iſt, die fich bey niedrigem Waſſer, wie eine 
Halendlinde Roue ungefähr funfzehn Toiſen breit zeigen, und ob fie gleich an vielen Orten offen find, 

jedoch nur durch eine Eleine Anzahl fehr ſchmaler Canäle den Schiffen eine Fahrt laffen. 
Diefe Art von Gürtel ſcheint ſich Olinde gegen über in einem ftumpfen Winfet zu endigent, 
wo die Portugiefen vor Alters eine Kleine Schanze in dem Felfen gebauer hatten. Es fand 
ſich auch an der Spiße einer Sandzunge, welche von Dlinde herunter koͤmmt, ein Flecken, 
Namens le Recif oder die Rlippe; und diefe Zunge, welche fo ſchmal ift daß fir nirgend 
über funfzig ober fechjig Toifen Breite Hat, wird gegen Abend Durch den Fluß Bibiribi, 
fo wie gegen Morgen durch das Meer, zufammmen gezogen. Der Flecken, welcher vordem 
offen war, wurde mit einer Mauer und Paliffaden eingefchloffen. Die Schanze, welche 
gegen Oſten lag, und von den Portugiefen St, Georg genannt wurde, ward vergrößert 
und durch neue Werke befeftiger, und Die Holländer nannten fie Bruga. Sie fuͤhreten 
jenſeits des Fluſſes auf der Ecke des feſten Sandes ‚ der Inſel Vaaz gegen über, ein Horns 
werf auf, welches den Namen Wardenburg befam, und in der Inſel ſelbſt, faft vor 
dem Öefichte der Klippe, oder des Recif, baueten fie eine andere Schanze, die gegen 

Suͤden zu fah, und Ernſt genannt wurde. Hundert und fünfzig Echritt yon dieſem 
Werke, macheten fie noch ein anderes von fünfecfichter Geftaft, und einer fonderbaren Stärs 
fe , welchen fie den Namen des Prinzen Friedrich Heinrichs gaben. Endlich, fügeten fie 
noch die Amalienſchanze, und viele Eleine Redouten hinzu, welche alle Zugänge durchaus 
verfchloffen. ——— 

Hauptmann: Tamaraca, die achte Hauptmannfchafe in Brafilien, wird für die afferältefte gehal— 
ſchaft · Tama⸗ ten, obgleich die Nachbarfihaft von Fernambuc und Paraiba fie faft unbekannt bleiben daſ⸗ 
raea. fen. Sie hat ihren Namen von dem Eylande Tamaraca oder Tamarica, welches durch 

einen ſehr ſchmalen Canal von dem feſten Lande abgeſondert iſt, und deſſen Laͤnge ungefaͤhr 
drey Seemeilen, und die Breite zwo machet. Ein Geſchichtſchreiber verſichert e), die Fran⸗ 
zoſen waͤren die erſten Beſitzer dieſer Provinz geweſen, und die Portugieſen haͤtten ſie ihnen 
weggenommen. Sie erhält noch ihren Namen in einem der Inſel nahegelegenen Hafen, 
welchen die Portugiefen felbft Porto dos . ranceſes nennen, — 
Dieſe Inſel, die nur fünf Seemeilen von Olinda ift, Bat in Süden einen ziemlich 
guten Hafen, in welchen man durch einen Canal einläufe, welcher niemals — — 
unf⸗ 
a Popliniere in feinem Buche von dem dreyen Welten. 













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in Südameric VI Buch, IX Eapite, ag 
fünfzehn oder ſech zehn Hand Hoch Waſſer hat, Er wird durch eine portugiefifche Schan- 


Beſchreib. 


5° vertheidiget, die auf einem hohen und ſehr ſchwer zu erfteigenden Hügel liegt, In— v. Braſilien. 


deffen führeten doch die Holländer aus Olinda, um ihren Feinden diefe Bequemlichkeit zu 
nehmen, an dem Eingange des Canales felbft, eine andere Schanze auf, die fie Orange 
nannten, und zwangen fie zu der einzigen Fahrt, welche an der Nordſeite übrig iſt welche 


Aber nur neun oder zehn Hand hoch Waſſer hat, und alfo nur fehr Eleine Schiffe einnehmen - 


ann. Sie wird Catuaina genannt, 

.. Die Inſel Tamaraca und das Stück von dem feften Sande, welches feinen Namen 
führer, gehören den Grafen von Monſanto, die jährlich dreytauſend Ducaten Einkünfte 
AUS den Zuckermühlen ziehen, welche fie befonders auf dem Fluffe Goiana oder Govana 
und in den Gegenden Aracipe und Parstibe haben, 

Eine Seemeile weit von der Inſel kommt aus dem feſten Sande der Eleine Fluß Maſ⸗ 
ſarandu, auf welchem man mit kleinen Fahrzeugen hinauf gehen kann; und von der Inſel 
fel gegen Weiten find zween andere eben fo Eleine Fluͤſſe, welche Aripe und Ambor heiſ⸗ 
N Sechs Seemeilen von der Inſel gegen Norden finder man den Fluß Govana, pei— 

U nicht über neun oder zehn Hände hoch Waffer an feiner Mündung bar, deſſen Bette 
Aber welter im Sande felbft viel tiefer if. Sieben oder acht Meilen von der See liegt an 

einen Ufern ein kleiner Flecken, bis an welchen die kleinen Fahrzeuge hinauf gehen fönnen, 

M Zucker aus vielen Muͤhlen zu laden. Zwo Meilen vom Govana gegen Norden liege 

Franzoſenhafen oder Porto dos Srancefes. Er ift durch weene Felſen verſchloſ⸗ 
N, hinter denen man ſehr ficher liegen kann, es wohnen aber heutiges Tages nur einige 
Fiſhe daſelbſt. 

Bevor man zu der folgenden Hauptmannſchaft geht, laßt man ung hier wieder zu⸗ 
ruͤck kehren, damit wir uns eine tichtigere Vorſtellung von der Küfte machen mögen, 

Don Britioga, dem nordlichen Hafen der folgenden Hauptmannfchaft St. Dincent, 
nach der Juſel Se. Sebaſtian rechnet man neun ober zehn Seemeilen, Diefes Eyland 
fiegt, nad) den Beobachtungen der Holländer im vier und zwanzigſten Grade der Süder- 
breite, Sein Ufer bringt eine Art von fehr giftigen Exbfen hervor. Man rechnet vier 
Seemeilen von St. Sebaflian bis nach der Schweininfel, Der Anfergeund ift ſehr be- 
guem zwiſchen diefen Inſeln und dem feiten Sande. Dafelbft finder fich die Bay Lbarube, 
Bon der Schweininfel bis nach der großen Inſel rechnen einige fieben, andere mehr Meilen : 
Alle zufammen aber ftelten die große Inſel als ein hohes Sand voller Holzungen und Felſen 
vor, welches einen Ueberfluß von friſchen Waſſerquellen und viele bequeme Hafen hat, Waſ⸗ 
fer und Holz einzunehmen, 


Zwo Meilen von diefer Inſel gegen Weften findet man das Borgebirge Caruſſuͤ und 


gen Norden Angra dos Reyes. Sie hat an der Oſtſeite Morembaya, von da man 
dier Meilen bis nach dem Fluſſe Garachba ‚und von dieſem Fluſſe auch viere bis nad) dem 
luſſe Toyuͤgua rechnet. Dieſe beyden Fluͤſſe nehmen nur kleine Fahrzeuge auf. Zwo 
Meilen yon Toyuͤguͤa ift ein fehr hoher Felſen, wie ein Zuckerhut gemacht , aber mit einer 
Machen Spitze, welcher Gavea beißt; und noch zwo Seemeilen weiter koͤmmt man zu dem 
Stufe Saneiro, Diefer Ztuß iſt alfo beynahe zwölf Seemeilen von der großen Inſel. Don 
iM Saneirg rechnet man achtzehn bis nach dem Vorgebirge Frio, welches im drey und 

awangigſten Gen⸗ liegt, bis hieher geht die Kuͤſte gegen Oſten. 
Dd 3 Von 


Fluͤſſe an der 
Kuͤſte. 


Beſichtigurg 
der ganzen 
uͤſte. 


Befchreib.' 
v. Braſilien. 
— — “ 


214 | Reifen und Entdeckungen 


Von dem Vorgebirge Frio bis nach der San Salvadorsbay iſt die Entfernung neun 
Seemeilen; und die Kuͤſte wendet ſich hier gegen Norden, Won eben dem Vorgebirge bi⸗ 
nach der Inſel St, Anna, welche gegen das feſte Sand zu ſieht, ſind zwo Seemeilen ; und 
diefer Raum bilder ein fehr bequemes Stilllager für die Schiffe. Die Inſel ſelbſt ift an 
genehm, und mit Bäumen bekleidet, unter welchen man eine Art von Kirſchbaͤumen fit 
det, deren Frucht einen fehr rauhen Kern in fich fliege, und doch nichts deſtoweniger 
von einem füßen Gefihmade ift. Ts füße Waſſer aber fehler daſelbſt. Won di 
Inſel St. Anna rechnet man acht Seemeilen bis nach den Borgebirvge St. Thomssı 
deffen Lage in zwey und zwanzig Grad it; und von diefem Worgebirge noch acht bis zu 
dem Fluſſe Pavaiva. Bon Paraiva nach) Manage fünf Seemeilen; eben fo viel vor 
Manage nach Itapemeris. Die Holländer fegen den Fluß Dolce, an welchem Por 
giefen wohnen, in ein und zwanzig Grad; und noch zehn Minuten weiter die Infel St 
Clara, welche ‚eine halde Meile von dem feften Lande entferner, mit Palmbaͤumen bedecket, 
und mit füßem Waſſer wohl verfehen iſt. Bier oder fünf Scemeilen von Itapemeris 
nad) Gleretebe, welches im zwanzigften Grade, fünf und vierzig Minuten iſt; fieben von 
Öleretebe nah Guarrapare, welches die Portugiefen Sierra de Guariparis nenne 
Bon Guarrapare nach) der Stadt Spieitu Santo, acht Seemeilen. Von der Bad 
diefer Stade fechs Seemeilen bis an ben Fluß der heil. drey Rönige, welcher in neunzehn 
Grad, vierzig Minuten iſt; und von da ache bis nach dem Fluſſe Dolce; fieben vol 
diefem Fluſſe bis Criquare; zehn von Criquare nach Maranepe oder Mucuripe, im 
achtzehnten Grade, funfzehn Minuten gelegen. Bon Maranepe bis Parauepe oder Pe⸗ 
ſteripe vechnet man fünf; und von Parauepe bis nad) las Caravelas drey; darauf bi 


Barreiras Vermeilhas fechs und noch weiter bis Corebado, welches in fiebenzehn und 


einem halben Grabe der Linie iſt, zwo Seemeilen. Bon Corebado nad Porto feguro 
zaͤhlet man achtzehn. er 


Es find nur drey Seemeilen von Porto ſeguro nah Santa Crus, wo die Portu⸗ 
giefen anländeten, als fie diefes fefte Land entdecketen; und neun oder zehn von Santa Cruß 
bis Rio grande. In diefem Raume trifft man bie berühmten Klippen an, wel 
Baixos de San Antonio genannt werden. Achtzehn Seemeilen von Rio grande nal) 


Ilheos; und man findet zwiſchen beyden fehr hohe Gebirge, welche das Ufer uncer de 


Namen Sierra de Ayınuves befegen, 


Bon Ilheos nach dem Fluſſe das Contas find acht oder neun Seemeilen; von MI 
bis nah Camamu fechs, und drey von Camamu nach Guepena ; darauf viere bis al 
den Fluß Finchares, welcher mit einem großen Gebirge, Morro de St. Pablo genaunkr 
befeget ift. Von diefem Fluſſe nach der Bay aller Heiligen, find nur noch zwoͤlfe übrig: 
Darauf zähler man fechs und zwanzig bis zu dem £niglichen Fluſſe, welcher im eitften Or 
de dreyßig Minuten ift: ſiebenzehn von diefem Fluſſe bis nach dem Zluffe St. Franciſcus 
fünfzehn von dem Fluſſe St, Franciſcus bis nach der Spige, die man Guira nennet; 19 
fe von diefer Spige nad) dem Felſen Cameraguba; fünfe von Cameraguba nach de 
Steinfluffe; und von da zwölfe bis nach dem Vorgebirge St. Auguftin. Das Eylzut 
St. Alexis ift fünf Meilen weit von diefem Vorgebirge gegen Süden im achten Grad u 
und vierzig Minuten, und es fehlet ihm an keinen Bequemlichfeiten, Holz und Waſſer ein 
zunehmen. Vom Borgebirge St, Auguftin bis Fernambuc find acht; von Euer 


— 


| 


— — — 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel. 2 


buc nah Tamarica vier oder fünf; funfzehn von Tamarica nad) Paraiba, wo man Defchreib, 


ung —* diefe lange Herrechnung hat hinfuͤhren wollen, . — dBraſilien. 
Por Die Hauptmannſchaft Paraiba hat ihren Urſprung den Franzoſen zu danken. J 
in & ieſen baueten daſelbſt, nachdem fie folche im 1584ften Jahre daraus verjagee haften, ſchaſt Para— 


(ade und einige Flecken, deren Einwohner ſich nur auf den Zuckerbau legen. Man ita, 
or, fie ſammelten jährlich ungefähr Hundert und funfzig Aroben. 
anf ae man der Küfte gegen Norden folget von Porto dos Srancefes: fo trifft man 
— das weiße Vorgebirge in ſechs Grad fuͤnf und vierzig Minuten an; von da 
— wo Seemeilen bis an den Fuß Paraiba rechnet, welcher der Hauptmannſchaft 
kr * giebt. Dieſer Fluß faͤllt ‚ durch eine ziemliche große Mündung, in das 
* ER Dften, indem er ein wenig gegen Süden abweicht. Er enthält eine längliche 
Batten die auf ihrer mittaͤglichen Spige ganz mit Bäumen bedecket ift. Die Sranzofen 
nad eine Eleine Schanze gebauet , welche die Portugiefen vergrößert haben , vornehmlich, 
Achdent fich die Holländer Dlinda bemeiſtert. Der Fluß, welcher von Weften in feinem 
aufe herunter koͤmmt ‚it fo voller Klippen und Sand, daß ihn nur erfahrene $ootsleute 
mauf Fahren koͤnnen. An ſeinem mittaͤglichen Ufer liegt die Stadt Paraiba, welche auch Stadt glei⸗ 
ilippea genannt wird, in einer Art von Bucht drey Seemeilen vom Meere, wohin die bes — 
aAfffahrdeyſchiffe gleichwohl nur mit einiger Schwierigkeit kommen. Dieſe Stadt, wel- 
in der Mitte des vorigen Jahrhunderts nur von vier oder fuͤnfhundert Portugieſen be⸗ 
ohnet worden, iſt ſeit der Einnahme der Stadt Olinda von den Hollaͤndern, weit maͤch⸗ 
IA geworden. Sie war offen; Die Nachbarfchaft des Feindes aber hat gemacht, daß 
AM fie mit einer Mauer und einigen andern Feſtungswerken umgeben hat. 
Diefe Yauptmannfhaft hat an der Mordfeite ein anderes Borgebirge, Namens Punta 
de Yucena, wofelbft man einen fehr guten Ankergrund hinter einigen Felfen finder, welche ins 
eer gehen. Einige geben dem Fluſſe Paraiba den Namen Sarı Domingo. Zwo 
eemeilen von feiner Muͤndung finder man einen andern Fluß, welder Mangiape heißt, 


und welcher vor feiner Mündung eine mit Manalebäumen bedeckete Inſel bat, von welchen 
Bäumen er auch feinen Namen hat, — Sufel bat, ch 


Seine Ufer werden von einigen Portugiefen bewoh— 
net, welche dafelbft viel Vieh halten. * —— — 


Der ganze Boden in dieſer Hauptmannſchaft iſt uͤberaus fruchtbar, und nicht ohne 
Annehmlichkeiten. Man findet dafelbſt an vielen Orten Faͤrbehoig und fo gar einige. Sil⸗ 
berbergwerke vornehmlich in einer Gegend, welche die Indianer Cayuba nennen, Die— 

Jenigen, welche dieſen Theil des feſten Landes bewohnen, heißen Petivarer. ie lebeten 
IN einer genauen Verbindung mit den Franzoſen, und ihre Treue zeiget ſich gegen die Por- 
ugiefen eben fo. Sie haben aber barbarifche Völker zu Nachbarn, die Figuarer genannt, 
mit denen fie beftändig Krieg führen, 

Bor dieſer Kuͤſte liegt, nach der Rechnung der Portugiefen, funfrig Seemeilen weit, und Inſel Fer: 
Nach) der Holländer ihrer fiebenzig, die Juſe Sernand de Noronha, von welcher man ſchon nand de Nos 
einige Nachrichten „ nebft ihrer wahren Lage gegeben hat f). Sie ift ungefähr zwo Mei— ronha. 

lang und eine breit, Diejenigen, welche ihre Geſtalt forgfältig beobachtet haben, vers 
 Veichen fie mir einem Sorberblatte. Sie ift in ihrem groͤßten Theife flach, einige zerſtreue⸗ 
Berge ausgenommen, wovon ſich einige in Geſtalt eines Thurmes erheben, und mit einem 
andern 


giebt v 


) Im xıy Bande diefer Sammlung. ei . 


Beſchreib. 
v. Braſilien. (pn g). Man giebt vor, das Erdreich ſey fo ſalpetricht, daß die Quellen, die daſelbſt IN 


Küfte von 
Mongiangas 
pe bie Rio 
grande. 


216 2 Keifen und Entdeckungen 
andern flachern begleitet find, welche fehr gut eine Kirche mit ihrem Glockenthurme vorſtel⸗ 


— 


großer Anzahl find, und die Ströme ſelbſt, die man von den Bergen zu der Regenzeit her⸗ 
unter ſchießen ſieht, nach Salpeter ſchmecken. Es iſt dennoch) fehr fruchtbar. Verſchiede⸗ 


ne Arten von Hülfenfrüchten wachſen dafelbft von Natur. Der P. Claudius von Abbevil⸗ 
fe ſah daſelbſt, bey feiner Fahrt mit den Sranzofen, welche nach der Inſel Marignan gie 
gen, Bäume von einer fo cauftifchen Befchaffenheit, daß diejenigen, welche deren Bläftel 
angerühret hatten, und Darauf Die Hand an das Gefiche brachten, fcharfe Schmerzen em? 
pfanden , und des Gefichtes auf einige Stunden beraubet wurden. Es finder fid) daſelbſt 
aber auch ein anderer Baum, deſſen Blaͤtter gleich zum Huͤlfsmittel dienen, 

Die Kuͤſten der Inſel find faſt durchgaͤngig ſehr ſteil, vornehmlich an der Nordſeite, 
wo die See ordentlicher Weife fo ſtark geht, daß es den Schaluppen ſchwer faͤllt, dafelbſt 
anzuländen. An der Oſtſpitze fieht man einige andere Fleine Inſeln, oder vielmehr einige 
Felſen, die durch fandichte Canäle davon abgefondert find. Die Weſtſeite hat zwo ziemlich 
bequeme Rheden; die eine Dicht bey der Oftfpige der Inſel, wo ein Bach hineinfaͤllt, def 
zum Waffer einnehmen bequem fällt; die andere unter demjenigen Berge, welcher die GR 
ſtalt einer Kirche hat. An der Oſtſeite und faft mitten in der Inſel findet man eine Efeln! 
Bay in Geftalt eines halben Mondes. Der angeführete Reiſende redet von einer ander 
Inſel, die von diefer nicht weit entſernet, aber viel kleiner iſt, welche er die Feuerinfel nen⸗ 
nef, und worinnen man eine fonderbare Menge Vögel finder. 


Ein Winkel, welchen das fefte Land an dem Ende ver Hauptmannſchaft Paraiba ma | 


chet, iſt der letzte Ort, wo die brafilianifche Küfte gegen Often geht, Sie wender fich hie 
gegen Welten, und zeiget ſich faft gerade gegen Norden. Diefes hat ihr von den Hollaͤn⸗ 
dern den Namen des nordlichen Brafiliens geben laffen. Da diefe Küfte bis an Rio gran? 
de wenig befanıte iſt: jo ift man hier verbunden, diejenigen Nachrichten zu ſammeln, mel 
che in ber portugiefifchen Neifebefchreibung des Figueredo , in den holländifchen Nachrichten 
und in einigen franzöfifchen Neifebefehreibungen Hin und wieder zerftveuer find, 


Von dem Sluffe Mongiangape bis nach der Berrätherey: Bay, Bahia de Trey⸗ 


ciaon, rechnet man eine Seemeile. Diefe Bay ift nad) den Hollaͤndern fieben Meilen von 
Paraiba in fechs Grad zwanzig Minuten Suͤderbreite. Sie wird gegen Oſten durch) eine ni“ 
drige Spige verſchloſſen, von welcher eine Sandbank abgeht, die ſich beym Abgange DE 


‚ Fluch zeiget, und einen großen Theil dev Bay bedecket, wodurch fie denn einen fichern un 


bequemen Ankergrund für zwölf oder funfzehn Schiffe hinter ſich laͤßt. Das fefte Sand eb 
get hier ſehr dicke Gehölze, zwiſchen welchen und dem Ufer man eine Art von Teiche finde 
eine Vierthelmeile breit, wo man durchwaden kann, ausgenommen in der Regenzeit, Weh 
er Hin haben bie Portugiefen eine Kirche und einige Meyerhöfe, wo fie Vieh halten. 

Theil von der Völkerfchafe der Figuarer, welche diefe Orte bewohnete, if den andern DIE 
filianern weder in der Sprache, noch in den Sitten ähnlich, Sie hegete fo großen Heß 
wider die Portugieſen, daß fie ſich nicht ſehr bitten ließ, ſich wider fie für die hollandiſchen 
Truppen zu erklaͤren. Nach deren Abzuge aber ſah fie ſich der Rache derjenigen ausgeſet 
die ſie verrathen hatte. Sie erfhlugen einen Theil derfelben , und trieben den andern IN oit 
Flucht. Einige von den Fluͤchtigen begaben fich nach der Seite von Dlinda, von da hie 9 

a 


8) Die Hollaͤnder haben fie and) die Inſel Kerke, das iſt Kirche genannt. 


— — — 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel. 217 
länder viele mit na 


ch Europa nahmen, fie ihre Sprache Ichreten und nügliche Exrläuferuns 
gen. wegen des 


Landes von ihnen erhielten, welches fie bewohnet hatten, 

ein Bon der Verräthereybay bis nach dem Eleinen Fluſſe Cromataym ift die Entfernung 
® Stemeile, Figueredo giebr diefem Fluffe den Namen Camaratuba und endiget an 
nem Ufer die Hauptmannfihaft Paraiba, Mai kann ihn nur in Barken Hinauf fahren, 
fü . Sguarer Haben vier Seemeilen von dem Ufer einen großen Flecken, Namens Tabuf- 
nt deſſen Caeique Yayuͤari hieß. Vier Seemeilen von eben dem Fluſſe findet man 
gieſm 3 Figueredo ‚ eine Landſpitze, hinter welcher ſich eine Bay öffnet, welche die Portu— 
vr Seife 18 formoſa nennen, woraus gegen Oſten ein Fleiner Fluß geht, welchen eben 
fünf Mei * Rio Huagau und die Holländer Congaycu nennen. Er traͤgt vier oder 
einen Flecken weit Fahrzeuge von mittelmäßiger Größe bis an den Dre, wo die Portugiefen 
den Andi en und Zuckermühlen haben. Die Bay hat den Namen Quartapicaba unter 
N ianern. Man findet dafelbft eine Menge Faͤrbeholz, welches die Sranzofen ehemals 
Bon Bahia formofa rechnet man nur eine Seemeile bis an den Hafen Cuͤruü— 
— welcher eben ſo ſicher, als bequem iſt. Eine halbe Seemeile weiter koͤmmt man 
den Fluß, welchen Figueredo Rio Suͤbauma nennet; und ein wenig weiter Darüber 
dinaug trifft man eine Erdfpige, Punta de Pipa genannt, an, hinter welcher die Schiffe 
—* Bedeckung ſinden. Darauf trifft man ein Ufer ohne Hafen, und mit Holze bedecket 
h welches Parananbuco heißt, in deſſen feſtem Sande man nur einen See Guairara 
anne, Eenner. Die Figuarer rechneten vier Meilen von Cuͤruͤmatau nach diefem See, 
5 rauf noch drey bis An den Fluß Tareyrik, wo man, wie fie fagen, eine Art gelbes 
hes finder, welches fie Tatapuba nennen. Sie verficherten , Diefes Theil des feften Lan— 
es Babe Eifen oder Tea , welchen Namen fie dieſem Metalle gaben. Auf ihr Zeugniß fe- 
et man auch noch, eine Seemeile weiter hin, den Fluß Pirsngue und den Hafen, welchen 
die Portugiefen 808 Buſios nennen, von welchem Siguerebo drey Seemeilen bis nach Pum- 
ta nigra rechnet. Die Schiffe finden Hinter dieſer Spige einen bequemen Ankergrund ; 
unb von Da find nur noch zmo Seemeilen bis Riogrande übrig. Punta Pipe ift in ſechs 
Grad, Nicht weit von dos Buſios ift ein anderer Hafen, Turus genannt, in fünf Grad 

vierzig Minuten, Zwiſchen diefen beyden Hafen Hat der Pirangue feine Mündung. 

Vor diefer Küfte zehn oder zwölf Seemeilen von dem feften Sande, trifft man die 
große und berühmte Klippe an, weiche die Portugiefen los Baixos de San Rogue nen- 
nen. Sie erſtrecket fich viele Seemeilen zwifchen Oſten und Welten, wobey ſie ſich dem 
feſten Sande auf dieſer letztern Seite nähert, fo daß fie zuweilen nur vier oder fünf Meilen 
davon entfernet iſt. Die Klugheit erlaubet nicht, anders als bey Tage hinan zu fahren, 
Weil man alsdann durch die Weiße des Waffers vor der Gefahr gewarnet wird. | 

Der Fluß, welchen die Portugiefen Rio grande nennen, führet unter den Brafilia- 
nern den Namen Poteingi. Seine Mündung ift in fünf Grad, dreyßig Minuten Sü- 
derbreite, Die Einfahrt in denfelben ift ſchwer; weiter hinein aber ift er angenehm, und 
hat Waſſer genug. Die Franzofen Hatten es unternommen ,fich daſelbſt zu feßen , nachdem 
fee Rio Janeiro verlaffen hatten, und hatten fich daſelbſt durch eine Verbindung mit den 

ndianern des Landes befeſtiget, welche die Petivarer hießen. Der König in Spanien 
aber, welcher damals Portygall beſaß, litt fo gefährliche Nachbaren nicht lange daſelbſt. 
eliciano Euello de Carvalho, Statthalter zu Paraiba, erhielt Befehl, fie von da zu 
bertreiben; und er ruͤhmete ſich in einem Briefe von 1397 , er hatte Diejenigen zurück getrie- 
Allgem. Reifebefchr, XVI Band, Se ben, 


Sefchreib. 
v. Braſilien 


Hauptmann⸗ 
ſchaft Rio 
grande. 


DieFranzoſen 


ſetzen fih an 
dieſem Fluſſe. 


218 Reifen und Entdeckungen 


Beſchreib. ben, welche die Schanze Capo delo zu uͤberrumpeln verſuchet haͤtten, wobey er um Bey⸗ 
v. Braſilien. ſtand anſuchete, fie von Rio grande zu verjagen, wo er feinem Bekenntniſſe nach fie anzu⸗ 
greifen, nicht im Stande wäre, Er ſetzete hinzu, fie hätten an einem Orte des feften Landes/ 
Namens Capsoba, viele Silberbergwerfe entdecket, woraus fie großen Reichihum gezoge! 
hätten. Indeſſen feheint es doch nicht, daß fie gezwungen worden, ihren Gig vor dem roouſten 


Sabre zu verlaſſen. Knivet, ein veifender Engländer, deſſen Zeugniß man ſchon ange 


führet hat, erzaͤhlet, da er in diefem Jahre von Kio Janeiro abgegangen, fo habe er ſi 
nad) Sernambuc begeben, von da der Statthalter Einanuel de Maſcarenhas vierhundet 
Portugiefen und dreytauſend Indianer dem Feliciano Cuello zu Hülfe geführer, welch 
damals von einer Menge Wilden, der Franzoſen Bundesgenoffen, bedränger worden, und weP 
cher diefe Zeinde von Portugall, nachdem er fie gefchlagen, den Frieden unter gewiffen BP 
dingungen annehmen ließ; darauf habe er eine Schanze an dem Ufer des Fluſſes bauen laß 
fen, und diefes Land fey eine neue portugiefifche Statthalterſchaft geworden, welche heutiget 
Tages die zehnte Hauptmannſchaft in Braſilien iſt. . r 
Die Holländer, welche 1631 von Fernambuc mit einer Flotte abgiengen, um fich de 
Schanze Rio grande zu bemeiftern, bezeugeten, daß fie zur Linken der Mündung des Fluß 
ſes auf einem Selfen lag, der durch einen ſehr fehmalen Canal von dem feften ande abgefolf 
dert war; fie wäre mit einer fleinernen Mauer, und verfchiedenen Seftungswerfen umge 
ben, die in den Fluß hinein giengen, und mit vielem Geſchuͤtze verfehen ; fo daß ihre Sagt 
und ihre Bertheidigungen den Schiffen die Annäherung ſehr ſchwer macheten; endlich 
fönnte fie nur durch Hunger oder Mangel an füßem Waffer gezwungen werden ‚ welches ſich 
die Einwohner aus einem kleinen benachbarten Fluſſe muͤßten bringen laſſen. 

Dieſe Hauptmannfchaft enthält keine große Anzahl Portugiefen. Sie befteht auf 
fechzig oder achtzig Mann, welche die Beſatzung der Schanze ausmachen, und einigen alt 
dern, die ein benachbartes Dorf bewohnen, um Zuckerroͤhre zu bauen, und Vieh zu halte 
Die Indianer find dafelbft fehr felen. Die meiften find von den Portugiefen aufgeriebel 
worden, und die übrigen haben fich zu den Tapuyraern begeben, E 

Kuͤſte von Rio Figueredo, welcher die Beſchreibung diefer Küfte unternimmt, verſichert, es ſey zwo 
grande. Seemeilen von dem großen Fluſſe nach dem Vorgebirge Siara, hinter welchem er eine! 
Fluß gleiches Namens hervor kommen läßt. Die Holländer fegen in diefen Raum, no 
feine Meile von Rio grande, eine’Eleine fehr bequeme Bay, welche die Indianer Tenip# 
Unterſchied bu nennen. Figueredo rechnet noch ferner von dem Vorgebirge Siara bis nach der Bah 
unter giguere⸗ Petitigua, welche ſehr groß ift, und wider alle Arten von Winden geſchuͤtzet wird, neu 
A un ven oder zehn Seemeilen: die Holländer rechnen zwo Seemeilen vom Borgebirge Siara bi 
Holländern. nad, dem Zhuffe Morunjape, und ſechs von diefem Fluffe bis nach einer Sandfpige, die N 
Pequetinga nennen. 

Don der Bay Petitigua erſtrecket fich die Kuͤſte, nach den Figueredo „noch ferne 
gegen Werten, und ift bald hoch, bald niedrig, und an verfhiedenen Orten bis nach Omer⸗ 
co, welches nur fünf und zwanzig Seemeilen davon entfernet ift, mit Holzungen bedecket⸗ 
Es fcheint, faget eben dev Gefchichtfchreiber, diefer Dre habe ehemals die Portugiefen DO! 
den Caftilianern abgefondert. Die Holländer rechnen ſechs Seemeilen von Pequeringa na 


der Spitze Chugaſu oder Ugaſſumha, und bemerken, daß ſich die Klippen St, Roch 


bey diefer Spige endigen. Es folger eine andere Spige auf fie, heißt es, welche fie HL 
randuͤba nennen. * 
Figue⸗ 


— — — 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Eapitd. ig 


Figueredo rechner von Omarco nach Guamarae funfjehn Seemeilet von einer nie- Beſchreib 
drigen Kuͤſte, die mit einigen Sandhuͤgeln untermiſchet iſt, hinter welchen man ſehr weit v. Braſilien. 
in dem feſten Lande hohe Gebirge entdecket, welche die Indianer Buturuna nennen, Die * 

ollaͤnder ſetzen Buamare in vier Grad fünf und vierzig Minuten Suͤderbreite. 

icht weit von Guamare entzieht fih die Küfte, nach dem Sigueredo, um eine 
Day zu bilden , deren Ufer ſehr fumpficht und mit Manglebäumen bedecket find. Dafelbft 
find die berühmten Salzquellen, welche den Namen von Guamare führen, und woraus man 
erfluſſe Salz von einer ungemeinen Weiße zieht, welches ſich daſelbſt von Natur 
Die Hollaͤnder bemerken, daß es ein Fluß iſt, welcher Caru Bretuma oder Rio 
linas heißt, und daß er drey Meilen von Guamare gegen Weſten fließt. Figue⸗ 
wag duet zwo Seemeilen von den Salzquellen nach Maretuba, einer ſehr geraumen Bay, 
Bir; das Meer durch vier Eingänge einläßt, und wo die Küfte fih bis an die Spige zu 
voran Anfänge, die er Punta do mel nennet, vor welcher ein Strom, Namens Gua- 
en HU, Heraus geht. Die andern melden, daß man ſich auf zwo Seemeilen von ber 

uͤſte entfernen muͤſſe, um eine Menge Felſen und Sandbaͤnke zu vermeiden, und daß 
AUS dieſer Küfte vier "Stüffe herausgeben, jeder eine halbe Meile von einander, welche 
u Aperuba, Manetuba, Gararaſſu und Perfin heißen, und mit einer Menge In ⸗ 
laner bevolkert ſind, obgleich ihre Muͤndungen von vielen Felſen beſchwerlich zu befahren 
Yacht werden.Si⸗ eGen hinzu, Punta do mel heiße unter den Indianern Cucara⸗ 

eig Iwo Seemeilen von Guararahu gebe der Fluß Uquiaguara und acht Seemeilen 

big der Fluß Supankına heraus; die KRüfte fange hier wieder an, niedrig zu werden 

S Nach gewiſſen röthlichen Hügeln, worauf die Bay Ubarana folge, von da fie acht 
kemeilen bis Jaguaribe zählen, welches im vierten Grade liegt. 

Jenſeits Jaguaribe wird die Küfte höher, und ift in einem Raume von zwanzig 

Sermeiten, bis nad) Iguape beftändig mit Bäumen bekleidet. Iguape iſt eine ſehr 
Offene Bay, wo man aber Fein füßes Waſſer finder, 
„Don guspe bis Moeuripa rechnet man acht Seemeilen an einer fehr hoben Kuͤ—⸗ 
fie, hinter welcher große Berge ftehen, welche die Indianer Camume oder Aguimume 
nennen. Fünf Seemeilen von Jguape geht der Fluß Mpocara heraus, welcher ohne 
Hafen und ohne Rhede iftz und zwo Seemeilen weiter Rio Coco. Die Bay Moca⸗ 
tipe ift im dritten Grade vierzig Minuten. Man finder darauf nicht weit davon das Sand 
Ciara, wo ſich die Portugiefen in der Mitte des vorigen Jahrhundertes niederzulaffen an⸗ 
fingen, und welches Oliveira unter die braſilianiſchen Hauptmannſchaften rechnet. 

Die Indianer Figuarer, von denen die Hollaͤnder Nachrichten einzogen, macheten ihnen 
von dieſer Kuͤſte eine etwas unterſchiedene Beſchreibung von dem Vorgebirge Siara. Sie rech⸗ 
neten eine Seemeile bis nach dem kleinen Fluſſe Piracabuba; und von da zwo Seemei— 

Mn bis nach Pecutingaz darauf ſechſe bis nad) dem kleinen Fluſſe Uguaſu; achtzehn von 

guaſu bis Kaalſa; zwo von Kaalſa bis Guamare; und eine von Guamare bis Ca- 

ruarchama, wo man ſchoͤne — in den trockenen Zeiten findet; eine halbe Meile 
von den Salzquellen bis nach dem kleinen Fluſſe Barituba, und von da eine Seemeile 
Weiter big nad) dem Fluſſe Guararahug. Ueber diefem Fluſſe wohnen die Tapuyaer, 
er Portugiefen Todtfeinde, und hinter ähnen noch eine andere barbarifhe Volkerſchaft, 

welche die Jandaver heißt. Von Guararahug bis Jandupatiſſa zwo Tagereiſen; 
und von da eine Halbe Tahereiſe bis nach dem PT Wupanama, von da man 5 
; 62 ee⸗ 


e 
bildet. 


redo te: 


x 


220 — Reiſen und Entdeckungen | | 


Befchreib. Seemeilen bis nach) dem Fluſſe Avarance hat; von da find noch fechs Seemeilen bis nach 
*Braſilien. dem’ Fluſſe Yuguarich; eine halbe Seemeile darauf bis nach) dem Fluffe Pariporie, und 
eine Seemeile bis Bustapugui. Diefe Slüffe werden von einer Sinie der Tapuyael | 

die Japovatonen genannt, bewohnet, welche große Seinde der Portugiefen find. Su 
Seemeilen weiter koͤmmt der Eleine Fluß Wichoro heraus, deffen Mündung nicht I 
wohnet ift, im Sande aber findet man die Voͤlkerſchaft der Hyta rtayuer, welche auch De | 
den Tapuyaern herſtammet. Figueredo raͤth den Portugieſen, alle dieſe Wilden ſrgföb 
tig zu vermeiden. Zwo Tagereiſen vom Ufer ſieht man bier noch die Gebirge Wichoro 
wofelbft der Salpeter in fo großem Ueberfluffe ift, daß er aus den Steinen troͤpſelt. BA 
Wichoro rechneten die Siguarer fechs Sermeilen bis Iguaguaſu, darauf eilfe n 
Mucuruͤ, und von da noch eine bis Ciare, 


Hauptmann: Ehe man zu der Hauptmannfchaft Ciara geht, machen unfere Führer noch einige MM 
ſchaft Ciara mierfungen wegen Mucuruͤ. Die Holländer find wegen der Sage diefes Ortes nicht einiß 
und Übrige welchen einige in drey Grad zwanzig Minuten ſetzen, und ihn für die Day halten, mel 
Käfte bis nach die Sranzofen die dry Schildkröten nennen: da hi € fie in Dreh Grad amen u 
Maragnan, vanzof ey Sc oͤten en; da hingegen andere ſie in drey Grad zwey 
funfzig Minuten ſetzen. Es ſcheint, daß fie alfo zwoen verfchiedenen Bayen, die wo 
Meilen von einander find, einerley Namen geben, Der Berfaffer einer holl aͤndiſchel 
Reiſebeſchreibung, welcher im Windmonate 1601 in einer Bay, die er Mucurö menndi 
vor Anker lag, erzählet, es wären viele Indianer an Bord gekommen, die ihm gemeldeh 
Diefer Ort wäre nicht weit von einem Berge, mo man eine Menge Smaragden fände; al 
er darauf mit ihnen ans Sand geſtiegen, habe er die Nacht in einem fehr bevölferten FM 
en zugebracht, und von da fey er an den Fuß eines ſehr hohen Gebirges geführer worden 
aus welchem ein fehr harter und ſehr weißer Felſen hervorgieng, welcher Smaragden vi 
dem ſchoͤnſten Gruͤne in ſich zu enthalten fehlen: aus Mangel eiferner Werkzeuge ab 
Fonnte er diefe Muthmaßung nicht beſtaͤtgen. Eben die Indianer fageren zu ihm, | 
hätten zuweilen Sranzofen an ihrer Küfte gefehen. 


Bir wollen nun in Ciara hinein geben, welches Oliveira, wie wir geſaget habe! 
unfer Die portugiefifchen Hauptmannfchaften rechnet, Sie hat aber doch nur wenig porfl# 
giefifche Einwohner, Sie haben dafelbft eine Schanze an dem Fuße eines Berges ji 
Rechten des Hafens gebauet, welcher Feine große Schiffe einnehmen kann. Ein “leine 
Fluß, welcher da hinein fälle, ift der einzige, den man in einem Raume von drey Meile! 
antrifft. Unter dem Fort baben die Portugiefen ein Dutzend Haͤuſer, unter welchen m 

des Statthalters feines erkenne. - Man giebt diefer Elginen Provinz nicht über zehn ode 
zwölf Seemeilen im Umfange. Zwey oder drey Fahrzeuge, welche alle Jahre daſeibſt aM 
laͤnden, hohlen verſchiedene Waaren von da, als Hauf „Cryſtall, einige andere koſtba 
Steine und vielerley Holz. Die Zuckerroͤhre wachſen hieſelbſt von frehen Stuͤcken: u 
Zeit aber, wovon bier die Rede ift, hatten die Portugiefen wenig Zuckermuͤhlen daſelbſ 
und waren ſo gar nicht einmal im Stande, ſich zu vertheidigen. Das innere Sand mil 
von Barbaren bewohnet, bie ihnen nicht gut ſind, und deren Oberhaupt dem Vorgebe 
nach viele andere kleine Koͤnige unter ſich haben ſoli. Man verfichere auch, zwo Tage 
fen von der See finde fich ein ſehr wohl eingerichteter Staat, deffen Einwohner bie 
varobaten hießen, Vier Seemeilen von Mucuruů findet man den’ Flecken Tapirügı | 
der von einer Linie der Voͤlkerſchaft der Figuarer bewohnet wird; und fechs Seemellet 


jenſeit 





in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel. a2 


Tapiruͤg trifft man ein Gebirge an, Boraguaba genannt, wovon man glaubet, Beſchreib. 
es viel Silberadern ‚Habe. | — 
am Stetedo feßet fechs Seemeilen von Ciara an eben der KRüfte eine Bay, die ev Pa⸗ 
Y * nennet, nach dem Mamen eines ſehr schönen Fluſſes, welchen ſie einnimmt, deſ⸗ 
* ae fehr füß, und deſſen Ufer mit Acaſouen bedecket ſind. Die Hollaͤnder ſetzen 
iara einen See mit füßem Waſſer, den ſie Upezes nennen. Von dem weſtlichen 
ni diefes Sees oder diefer Bay bis an die Spiße, welche die Indianer Itajuba oder 
dung nennen, rechnet man acht Seomeilenz und im diefem Zwiſchenraume geht der 
fen, sing heraus. Von Titajubs bis an den Fluß Mondahůg find vier Seemei- 
Ping Be trifft darauf den Fluß Satahuba und Die Bay Jeruquacuara an, wo der 
Yacın Mm Waffer einzunehmen, fehr bequem if. Man muß fic aber vor den Tapu— 
* und Tabaparen ſehr in Acht nehmen, als welche Indianer die Portugiefen verab- 
Namen Gleichwohl fah man im iGraten Jahre einen portugieſiſchen Flecken, unter dem 
AN den Noſtra Senhora de Roſario daſelbſt entſtehen: er wurde aber das Jahr darauf 
aranjon verleget. 
fünf On hier nach dem Fluſſe Cammfi oder Camocipe rechnet man acht Seemeilen; 
don dieſem Fluſſe nach dem Fluſſe Guaſipuira, und drey darauf nach Joſara; 
einni geht man weiter nach einer breiten und tiefen Bay, welche ven großen Fluß Para. 
Net Be, deffen Mündung ſehr fandicht it. Ein anderer poreugiefifcher Soetsmann vech- 
Und reyßig Seemeilen von Camocipe nad) dem Zluffe, den er Para Ovaſa nennet, 
KOT Grad dreyßig Minuten Suͤderbreite feget. Es find noch von da bis an den 
— fünf und zwanzig Seemeilen von einer niedrigen Kuͤſte ohne Bäume, vor— 
2 = an dem Orte, wo fie ſich öffnet, um bie Mündung des Fluſſes Maripe zu ma⸗ 
Ua; - — we. hinaus fie mit Manglebäunen fechs Seemeilen weit bedecket iſt. Das 
ehr ſandicht bis an den ſchoͤnen Fluß Perca, deſſen Mündung nicht über eine Sees 
eile breit iſt, —— Eiunfahrt der Bay Maragnan gegen die Stadt oder das 
ER ae — ee —— Jahre von den Portugieſen angefangen 
. ver S i i- 
fe ara Ovafı bis an das Ufer eines andern Stufe, machen he Ki an Demuhıh 
nennen; und neune von diefem bis nad) dem Sluffe Mario, von da noch fechfe bis nach 
Perca übrig find. Figueredo redet an einem andern Orte von einer großen Bay, welche 
viele Eleine Eylande enthält und die er Ototoy nennet, zwanzig Seemeilen von dem Ma- 
ranjon gegen Oſten, im zwenten Grad vierzig Minuten Güberbreite, 

Die Holländer, welche diefe Kuͤſte forgfältig befichtiget Haben, feßen ein Vorgebirge, - 
Welches die Dortugiefen Cabo blanco nennen, in zween Grad acht und dreykig Minuten, 
obgleich andere es faft auf drey Grad fegen, und rechnen fechs ‚oder fieben Seemeilen von 

a bis an den Fluß Camuſi oder Camocipe, den ſie auch Campocip nennen. Sie re— 
en von einem Fluſſe, Namens Rio de Cruz, zehn Meilen von dem Camuſi: die Por⸗ 
Mügiefen aber erinnern, Camuſi oder Camocipe fey in einigen hydrographiſchen Karten 
119 de Cruz genannt werden, und ſey zween Grad vierzig Minuten von der Linie. Bon 
dieſem Fluſſe bis Rio grande rechnen fie neun Seemeilen. Die hollaͤndiſchen Figuarer 
etzeten den kleinen Fluß Upeſes fuͤnf Seemeilen von Ciara auf der einen Seite, und auf 
nr dern eben fo weit von dem Fluſſe Para, In dem Raume dazwifchen merfeten fie 
uru, Tarequy, Tatayug, Puraſag, Aracatihuͤg, Paratihuͤg, Tiruͤohuͤg, 
Ee 3 Juͤr a⸗ 


jenfeits 
daß 


Befchreib. 
v. Braſilien. 
— — 


Große Unge⸗ 
wißheit wegen 
des Maran⸗ 
jons. 


222 Reiſen und Entdeckungen 


Juͤriaqueto, Upeba und Camoſipe an, bey welchem ſich ihrer Verſicherung nachSil- 
berbergwerfe und Cryſtall finden. 

‚ Ein holländifcher Lootsmann, welcher im 1600ten Jahre dieſe Küfte befuhr , fah drey 
Grad gegen Süden von der Linie eine Bay, die er Arrekeytos nennet; und noch näher 
einen Örad fünf und vierzig Minuten einen Fluß, den er Rio de Kies heiße, deffen Ein? 
wohner fehr lang find, ein ungeftaltes Gefiht, lange Haare, durchbohrete und bis auf 
die Schultern herabhangende Ohren, eine ſchwarzgefaͤrbte Haut, außer von den Augen 
bis an den Mund, eine fo wie die Ohren durchbohrete Unterlippe und Nafelöcher, nebſt 
kleinen Steinen und kleinen Knochen zum Zierrathe darinnen haben. J 


| | Der V Abſchnitt. 
Beſchreibung der Inſel Maragnan, der Provinz Guayra und anderer 
Voͤlkerſchaften in Braſilien. 


Große Ungewißheit wegen des Maranjons. Ei: ten die Indianer zu bewaffnen. Befehreibung 
genfchaften diefer Infel. Die Franzoſen laſſen fih der Provinz Guayra. See der Caracaraer. 
dafelbft nieder. Sie verlaffen folche wieder. Gebirge Tape, Verſchiedene Bölkerfchaften in 
Das Innere von Brafilien. Stadt Santosvon Braſilien. Ihre gemeinfte Sprache, Peti⸗ 
Eorreal befehrieben. Republik St. Paul, De: guarer. PViataner. Tupinaben. Caetaer. 
ven Geſetze und Gebraͤuche. Zeugniß der Mifr Tupinaquen. Tummimiver. Tamviager. En 
fionarien. Urſprung der Mamelden in demmit: roer. Tapuyaer. Petivarer und ihre Gebräus 
täglichen America. Sie verkfeiden ſich wie Se: che. Maroquiten, Tomomymier, DOvaitaguafer. 
füiten. Wie die Miffionarien Erlaubniß erhal: Uaiyanaſſer, Porier. Motayer. 


E⸗ iſt erſtaunlich, daß noch ſo viel Ungewißheit von einer ſo fleißig beſuchten Kuͤſte übrig 


iſt. Laet ſchreibt ſolches faſt auf gleiche Art den erſten Karten und den erften ſpani⸗ 
ſchen und portugiefifchen Geſchichtſchreibern zu, „melche die Namen, faget er, fo fehr ver⸗ 
„mengt haben, Daß fie ohne Unterfchied den Namen Maranjon denen drey großen Fluͤſ⸗ 
„fen gegeben haben, welche aus dem mittäglichen America an deffen Nordfüfte kommen, 
„das iſt dem Amazonenfluffe, dem Drinofo und demjenigen, welchen man bier Maragnan 
„genannt hat, der aber nicht ſowohl ein Fluß, als vielmehr eine große Bay, zu feyn ſcheint, 
„vor welcher eine Inſel gleiches Namens liegt, und welche drey Flüffe einnimme, die von Mit 
„tag geradenach Norden hinter den portugiefifchen Provinzen in Brafilien ommen, Uebrie 
„gens hindern diefe Ungewißheiten eben den Schriftfteller doch fo wenig, als den Dliveira, 
„die Inſel — von der ke SE Provinzen des nordlichen Braſiliens 
„zu ſetzen, und er haͤlt ſich, was die Kenntniß der Inſe i i B 
FEN von Abbeville 3). ; Sat — — 
Alte Erdbeſchreiber faget er, nach dieſem Mifionar, haben in ihren Beſchreibun⸗ 
gen von Braſilien die Inſel Maragnan vergeſſen. Die Bay, vor welcher dieſes Eyland 


liege , öffnet ſich zwiſchen zwoen Spitzen, und geht ungefähr fünf und zwanzig Meile 


tief in das fefte fand. | Sie bat auf der andern Seite nicht weniger gegen den Grund zu— 
Auf dev Oftfeite wird fie erftlich durch eine Eleine Inſel verfhloffen, welche die Indianer 
) Upaon⸗ 


A) Er würde zu Paris 1612 unter dem Titel FPIle de Maragnan heraus gegeben. Man wirt 
Hiftoire de la Million de Peres Capucins dans Bald ſehen, bey was für Selegenpeit 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Eapitel, 223 


Upaonmici nannten, welchen Namen die Franzoſen aber nachher in das St. Annenin⸗ Beſchreib. 
elchen, Ilette Sainte . ‚ verändert haben. Einige Seemeilen weiter hin erifft v.Brafilien. 
man die große Inſel Maragnan an, die nicht weniger, als ungefähr fünf und vierzig 
Ni —* im Umfange hat, und zween Grad dreyßig Minuten gegen Suͤden von der ti: 
e liegt, - 
Aus dem Grunde ver Bay kommen gegen diefe Inſel zu, drey fehöne Fluͤſſe heraus, 
Velche fie auf allen Seiten umzingeln; fodaß fie auf der einen Seite nur fünf oder fechs Meilen, 
On der andern zwo oder drey, und an allen andern mehr oder weniger von dem feſten Sande 
enferner iſt. Der größte und oftlichfte von diefen Fluͤſſen heißt Munin; und feine Brei 
— an der Muͤndung iſt eine Vierthelmeile. Er nimmt feinen Urfprung nicht über funfzig 
rn * dom Ufer. Der zweyte oder der mittelſte heißt Tabucuru, und fümmt über 
8 under Meilen weit herunter gelaufen. Seine Mündung ift eine halbe Meile breit, 
—* Dritte, welcher der weftlichfte ift, heißt Miary. k Er ift an feiner Mündung fünf 
d Tech Meilen breit; und die gemeinfte Meynung ift, er entfpringe unter dem Wenz 
SE dog Steinbockes. Diefes Sand hat noch andere Slüffe, z. B. den Pinare, wel: 
DT erſtich den Maracu einnimmt, und hernach in den Miary fällt, fechzig oder acht- 
89 Meilen yon feiner Mündung; und der Uaicu, welcher aus Wäldern koͤmmt, um ſich 
enfallg in den Miargy zu ergießen, welches die Schnelligkeit diefes Fluſſes ſehr vermeh⸗ 
dur Der Tabucuru ift eben fo fhnell, „vornehmlich gegen feine Mündung, nachdem er 
FOR zween Felfen eingefehloffen wird. Die großen Wellen , welche durch diefe beyden 
Üfe Yerurfacher werben, machen den Zugang zu der Inſel Maragnan ſehr ſchwer; ohne 
au gedenken daß fie von außen, das iſt gegen das Meer zu, von Sandbaͤnken und Klip⸗ 
EN umgeben wird, welche den $ootsleuten viel Unruhe machen. Gleichwohl ift fie gleich- 
M der Schlüffel zu Diefer ganzen Provinz ,. deren Küfte gegen Often fowohl, als Weftert, 
don Untiefen und Eleinen Sandbergen befeget ift, die noch gefährlicher find. Don dem 
SHitöfrötenvorgebirge bis an das Borgebirge der dürren Bäume, welche Namen von den 
Sramzofen Herrühren , erſtrecken fich diefe Klippen vier oder fünf Meilen, und zumeilen noch 
° weiter in die See, Eben bie Abſchilderung machet man ven der ganzen Küfte von dem 
Vorgebirge Tapuytapere, welche die Bay gegen Welten bildet, bis.an den großen Ama- 
jonenfluß; das ift, fie wird durch unzählige Inſelchen und Sandbänfe bedecket, und das 
Ufer fetbft fteht voller fo dichten Manglebäume, daß es bey der Natur des Erdreiches, wo 
die Fußtapfen fo gleich verſchwinden, unmöglich ift, hinein zu dringen, 
Da alle Gegenden um die Inſel und Bay Maragnan herum fo befehaffen find, wie 
Man fie vorftellet: fo Hat man nur zween Zugänge entdecket; den einen zwifchen dem Vor— 
gebirge der vürren Bäume und dem St. Anneninfelchen , welcher nicht einmal ganz ohne 
Gefahr für diejenigen iſt, die ihn am beften fennen. Die großen Schiffe koͤnnen nicht 
Über dieſe Eleine Inſel hinweg geben; und die fleinen wagen ſich nur bis an das große Ey: 
and. Der ziveyte Zugang. ift von der andern Seite von St. Annen; er Fann bie größten 
Schiffe einnehmen. Weil ſoiches aber nur zu gewiffen Zeiten und niemals ohne einige Ge— 
fahr ift; fo Fann man bey dev Wahl der Lootſen nicht Vorficht genug brauchen. 2 
‚ Die Indianer, welche die große Infel Maragnan bewohnen, nennen ihre Wohn Wohnplaͤtze 
laͤtze Oc oder Tave. Sie beftehen aus vier langen Gebäuden, die ein Viereck mit einem derändianer, 
großen Hofe in der Mitte machen. Eine jede Seite ift ordentlicher Weiße zweyhundert 
uß lang; bey einigen aber hat fie wohl auf fünfhundere Fuß. Ihre Dreite ift zwanzig 
j oder 


224 ige Reifen und Entdeckungen 


Beſchreib. oder dreyßig Fuß. Es find große Baumſtaͤmme, deren Zwiſchenraͤume mit dazwiſchen gefloch⸗ 
Braſilien· genen Zweigen vollgefuͤllet find; und vom Fuße an bis auf die Spise ift alles mir Palm 


Eigenfhaften 


diefer Inſel. 


blättern bekleidet. Man fieht daſelbſt viel Hundert Indianer, welche friedlich unter einem 
Dache leben. Die Inſel enthält fieben und zwanzig Flecken oder Dörfer von diefer ÖM 
ſtalt; und aus der Schägung der vornehmften urtheileten die Sranzofen, es wären m 
weniger als zehn oder zwölf taufend Einwohner darinnen, 

Der Himmel ift gemeiniglich in diefer Inſel heiter und rein. Man empfindet faſt 
gar Feine Kälte daſelbſt. Die Duͤrre iſt daſelbſt nicht übermäßig, fo wie der Nebel nit 
mals dafelbft dick, noch die Dünfte der Gefundheic ſchaͤdlich find. Man weis daſelbſt we⸗ 
der von Ungewittern noch Stürmen. Es ift dafelbft noch niemals weder Hagel noch 
Schnee gefallen. Es donnert allda ſehr ſelten, oder man hoͤret es ſonſt niemals, als I 
der Regenzeit donnern. Man ſieht dafelbft ziemlich oft Wetterleuchten gegen Abend, um? 
auch fo gar des Morgens, wenn die Luft doc) am allerheiterften if. Wenn die Sonne 
von dem Wendezirfel des Steinbockes nad) dem Wendezirkel des Krebſes zurück kehret: ſ 
jaget fie in allen Diefen Gegenden vierzig Tage eher, als fie in deren Zenith fomme, RE 
gen vor fih herz darauf hat man, fo bald als fie vorüber iſt, zween oder drey Monate 
nad) Befthaffenheit der Gegend, beftändigen Regen. In der Inſel Maragnan regnd 
es vom Ende des Hornungs bis zum Anfange oder gegen die Mitte des Brachmonates 
Nac) dem Sonnenftillftande im Sommer, wenu die Sonne wieder zurück nach dem Wert 
dezirfel des Steinbockes kommt, fangen die Dftwinde an, fich zu erheben, welche malt 
Briſes nenne, und verftärken fih nad) dem Maaße, tie fie fich dem Zenith nähert; wie 
fie auch eben fo, wie fie fich davon enffernet, ſchwaͤcher werden, Sie erheben ſich gemel⸗ 
niglich nach der Morgendaͤmmerung, das iſt fruͤh um ſieben oder acht Uhr; und ihre Heß 
tigkeit nimmt zu fo wie die Sonne über den Horizont ſteigt. Nach Mittage verlieren fit 
unvermerkt ihre Stärke, und des Abends hören fie ganz aufzu wehen. In der Inſel und 
auf dem benachbarten feſten Sande empfindet man einen andern Wind, als den Oſtwind 
welcher die Luft wunderfam erfriſchet, und fie ſehr gefund machet. In fo weniger Entfer⸗ 
nung von ber Linie find die Tage und die Nächte gleich, die gemäßigte Artder Luft faft all? 
zeit einevley, und man würde Mühe haben, ein Sand zu finden, deſſen Himmelsgegend 
angenehmer wäre, 2 

Ob gleich die Inſel mit dem Seewaſſer, oder mit folhem, das die Eigenſchaften delt 
felben hat, umgeben iſt: fo hat fie dennoch viele Quellen von dem veineften und gefünde 
ften füßen Wafler, woraus ſich viele Bäche bilden, die fie waͤſſern. Das Erdreich If 
dafelbft auch fo fruchtbar, daß es ohne Beyſtand und ohne Ruhe innerhalb drey Monate! 
eine veiche Erndte von Maiz, nebft allen Arten von Früchten, Gartengewächfen und Wur⸗ 
zeln nach Berhättniß bringt. Die Waaren, die es font liefern kann, find Färbeholbr 
Saffran, Hanf, diejenige rothe Farbe, die man Rocu nennet, einige Arten von Sage 
Balfam, welchen der P. Claudius mit dem mexicaniſchen vergleicht, vortrefflichen Tabak 
und diejenige Art von Pfeffer, weiche die Indianer Api nennen, Diejenigen , welche an 
die Befchaffenheit des Erdreiches Acht gehabe haben, glauben, es fey gefchickt, Zuckerroh⸗ 
re zu fragen. Man findet oftmals Ambragries auf den Kuͤſten, und in den Kaſelſteinen 
eine Art von weißen und roͤthlichem Cryſtalle, Die viel Härter iſt, als dasjenige, was m 
Alenzoner Steine nennet, Die Inſel iſt nicht weniger ohne andere koſtbare Steine; M 
die Einwohner diejenigen Daraus boblen , welche fie in den Sippen tragen, und die fie u 


L) 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel, "225 


zu poliven wiſſen. Sie find auch mit Steinen zum Bauen fehr wohl verfehen, 06 fie fich Beſchreib 
eich nicht des Tpones, Ziegel zu machen, noch des Mörtelsund Kalches bedienen. Da end. v.Drafilien, 
ih biefes Eyland weber gar zu hohe Berge, noch gar zu weite Ebenen hat, und fich überall veich 
on Holze und Waffer befindet: fo kann es für eines der ſchoͤnſten Länder in der Welt gehalten 
Werden, Seine Tpiere und Pflanzen find wenig von den braſilianiſchen unterſchieden, unter 
welchen man diejenigen mit beybringen wird, die eine beſondere Beobachtung verdienen. 
egen Weſten von der Inſel Maragnan finder man eine kleine Provinz, Tapui— 
Npere genannt, welche nur Durch eine Meerenge von drey oder vier Meilen davon abge= 
* RER, Sie machet ein Stüc von dem feſten Lande, ob fie gleich bey hopen Fluthen 
find Mer umgeben zu feyn ſcheint. Die niedrigen Felder, welche alsdann uͤberſchwemmt 
derien bleiben bey der Ebbe trocken. Dieſes Land wird wie die Inſel von einer Colonie 
I nigen tapfern Topinambuer bewohnet, welche ihr Vaterland freywillig verließen, 
plä ii dem Joche ver Portugiefen zu entziehen. Cie haben funfzehn oder zwanzig Wohn. 
üeh; e, Die fo, wie der Eyländer ihre, gebauet find; und ihr fand ift auch) noch viel ange⸗ 
Mer + diel fruchtbarer und viel bevölferter, als die Inſel. Von dieſer Provinz geht 
in eine andere, welche ihren Namen von dem Fluſſe Comma hat, wovon ihre Graͤn⸗ 
jen bewaͤſſert werden, und welche auch die Inſel Maragnan an Fruchtbarkeit übertrifft. 
Man techner daſelbſt fechzehn Flecken, deren Einwohner auch noch eine Kolonie von Topis 
pn tern find, Zwiſchen der Provinz Comma, und der Provinz Cayete, vie an 
we föße, von da die Iuſel Maragnan ungefähr achtzig Seemeilen entfernet iſt, findet 
—* Andere ven den Copinambuern bewohnete Laͤnder, vornehmlich nach dem Meere zu. 
ie In Maragnan, in Tapuitapere und Comma leben in einer genauen Berbindung, 
erheirathen fich unter einander, und find in einem beftändigen Kriege mit der Völker: 
haft der Tapuyaer, In den letztern Jahren des fechzehnten Jahrhunderts ſchicketen die 
Amſterdamer und Rotterdamer Kaufleute viele Schiffe hieher. Wir muͤſſen aber nicht 
vergeſſen, nad) dem P. Claudius von Abbeville allhier anzufuͤhren, welches die Unter— 
nehmungen ber Sranzofen Damals geweſen. ; 


Ein franzöfifcher Hauptmann, Namens Riffeur, welchem ein Brafilianer, der _ Wie ſich die 
Uyrapire hieß, und in feiner Voͤlkerſchaft fehe angefehen war, heftig angelegen, er möch- Franzofen im’ 
te doch mit Kaufmannswaaren, und Mannſchafẽ wieder kommen, ruͤſtete im ı5g4ften — 
Jahre einige Schiffe aus, um fein Gluͤck in dieſem Theile von America zu verſuchen. Die deriaſſen. 
Uneinigkeit aber, welche unter feinen $euten entftund, und der Berluft eines Theiles von 
feinem Schiffvolke erlaubeten ihm nicht, ſich lange in Brafilien aufzuhalten. Nichts des 

oweniger ließ er einige Soldaten unter ber Anführung eines Edelmannes von Dany de, 
welcher fich die Gewogenheit der Wilden dergeftalt erwarb , daß fie eifrig wuͤnſcheten, in 
Ihrem Sande eine franzöfiiche Pflanzftadt errichtet zu fehen, Bon Baur, welcher wieder nach 
Frankreich gekehret war, ſtattete dem Könige von der Gefinnung der Braſilianer und den Eis 
genfchaften des Landes Bericht ab; und diefer Herr bekam einen fo hohen Begriff davon, Daß 
er verfprach, nichts zu fehonen , damit man dafelbft einen Siß anlegen koͤnnte, und ent— 
Khloß fich, nur erftnoch gewiſſere Nachrichten davon zu verſchaffen. La Ravardiere wur— 
de alfo mit dem von Vaux abgeſchickt, um neue Belehrungen einzuziehen, Sie brachten 
ſechs ganzer Monate in der Bay Maragnan zu. Bey ihrer Zurückfunft aber fanden fie 

tanfreich bes beften Königes durch einen abſcheulichen Meuchelmord beraubet; und ihr 
Unternehmen biich alfo bie 1617 ausgeſehet. AUnterdeffen bedienete fih la Ravardiere, 
Allgem, Beifebefchr, XVI Band, BT ae toelchet 


4 


F 


6. Reifen und Entdeckungen — 


Beſchreib. welcher ſich mit Raſilly und dem Barone Sanſy verbunden hatte, dieſer Zeit, neue A 
v.. Braſilien. fchläge zu machen, Auf feine Beobachtungen erhielt er von der Königinn Mutter vier CR 
IT pueiner, unter welchen man den Pater Claudius von Abbepille, den Berfaffer des Be 
 vichtes, zählete; und da er ſich nichts weniger, als eine für die Brafilianer vortheilhaſte 
Vertauſchung ihres Goldes und Silbers gegen die Lehren des Glaubens verſprach, fo fuht 

er den igten März des ı612ten Jahres mit dreyen Schiffen von Concale in Bretagne 4 
Ein Sturm, der ihn an die mittägliche Küfte von England verſchlug, noͤthigte I! 
fich fünf Wochen lang zu Plymouth aufzuhalten. Als er darauf wieder unter Segel IE 
gangen war: fo fuhr er den zten May zwifchen Fortaventura und der großen Canavienli# 
fel hindurch; und vier Tage darnach hatte er Rio del Oro an der africanifchen Kuͤſte MM 
Öefichte, an welcher ev bis zu der Sinie hinfuhr. Den rzten des Brachmonates fand & 
ſich in vier Grad Süderbreite; von da er fich gegen Weften wandte, und den agften in Def 
Inſel Fernandez de Noronha anfam, Er hiele fich dafelbft bis ven gten des Brad? 
monates auf; und nachdem er fich von da innerhalb drey Tagen nach der Bay Mucuru 
begeben, wo er den itten zu Mittage einfuhr, fo folgete er der Küfte bis nach dem Schild 
Frötenvorgebirge Durch zwey Grad zwanzig Minuten gegen Süden. Er brachte dafelbif 
zwölf Tage zu, und den 2öften fand er fich nahe bey dem St. Anneninfelhen, von da # 

ohne Hindernig nach der: Inſel Maragnan gieng, 

Seine erfte Sorgfalt war, an einem bequemen Orte daſelbſt ein Fort aufzuführell 
Er wählete dazu einen ziemlich hohen Hügel, welcher die Einfahrt des Haupthafens Di 


ſtrich, zwiſchen zweenen Fluͤſſen; die in die Meerenge fallen, Diefer Sig erhielt DA 


Namen Saint Louis, und wurde mit zwey und zwanzig Canonen verfehen. Unterd 
fen fpahrete man nichts, ihn zu befeftigen;; die Capuciner ließen ſich die Bekehrung DE 
Indianer angelegen feyn, wovon viele die Augen bey dem Sichte eröffneten. Da der Patel 
Claudius Befehl erhalten harte, wieder nach Frankreich zu kommen: fo nahm er einig 
f mit, die zu Paris feyerlich getaufet wurden. 
Die Franzo⸗ Es ſcheint gewiß zu ſehn, daß die Franzoſen nicht fange Meifter von der Inſel ge 
fen verlaſſen weſen find: man weis aber nicht, in welcher Zeit fie fich gezwungen geſehen, folche zu vel⸗ 
fie. laſſen. Laet urtheilet, es fey ſolches im 1örgten Jahre geſchehen, ‚da Hieronymus von A 
buquerque mit einer mächtigen Flotte ausgefchicket worden, diefe Provinien der Krone Por 
tugall zu unterwerfen. Er Fam in Weinmonate in der Einfahrt des Fluſſes Deren an⸗ 
wo die Portugieſen, wie geſaget worden, ſeit kurzem eine kleine Colonie, Namens NHo⸗ 
ſtra Senhora del Rofario gebildet Hatten. Man finder in Feiner Nachricht, was ul? 


ter den Sranzofen und ihm vorgegangen: es iſt aber ausgemacht, daß fie gezwungen wor⸗ 


den, ſich hinweg zu begeben, und daß fich die Portugieſen an ihre Stelle feftfegeten. da Na 
vardiere hatte mit den Snbianern, welche das Gebirge Poallyahap bewohneten, ein Bund⸗ 
niß gemacht, und diefe Wilden wurden ebenfalls von den an der Zahl ftärfern Feinden 


verjaget. Diefes Gebirge, welches nicht weit von dem Fluſſe Camuſt liege, iſt fo hoch⸗ 


daß man kaum in vier Stunden hinaufſteigen kann: feine Spise aber machet eine ſchoͤne 
und weite Ebene, welcher man vier und zwanzig franzoͤſiſche Meilen in der Lange und zwan⸗ 
zig. in der Breite giebt; und fie ift eben fo reich am Waffer, alsan Bäumen und Zrüchfelt 
Man zählete damals uͤber zweyhundert indianifche Dörfer dafelbit, 

‚ Nicht weit davon enthielt ein anderes Gebirge, Namens Cotiova, welches aber la 
ge nicht fo groß war, fieben oder acht derfelben. ; Bir 


- 


in Suͤdamerica. VJ Buch. IX Eapitel, 227. 


* Wir haben die nordliche Kuͤſte von Braſilien bis an den Fluß Perea beſchrieben, Beſchreib. 
F )er gleichſam den Eingang in die Provinz Maragnan von. der Oſtſeite machet, und 9: Braſilien. 
J Er man auf zween Grad fünfzehn Minuten gegen Süden von der Sinie ſetzet. Von 
cn uͤndung diefes Fluſſes nähere man fich dem St. Anneninſelchen welches nicht über 
= große Seemeile im Umfange hat; und wenn man fih nach. dem Fort Saint Louis 
a en will, fo erfennet man anfänglich das Borgebirge Tapuitapere, von da man fi) 
% der großen Inſel wende, wo dasjenige Fort gelegen, welches die Porfugiefen den 
Ken tweggenommen haben. Darauf findet man ein anderes Fort, welches ſie ſelbſt 
dio dem Namen San Franciſco erbauet haben. Saint Kouis iſt in zwey Grad, 
anzig Minuren, 
h der sine portugiefifche Karte, welche Laet für ſehr richtig und genau hält, ftellet die Bröf 
i —— Maragnan vor. Sie ſetzet an — linke = des Sue ‚Perea, 
einen t Entfernung von feiner Mündung, das portugiefifche Hort St. Jacob, in einer 
fe Bucht, vor welcher viele Fluͤſſe, die in den Fluß fallen, und eine Menge Fleiner 
Sr N ihn ſehr breit machen, Ssenfeits der Inſeln findet man einen Canal, welcher aus 
ay Maragnan zwiſchen zwoen kleinen laͤnglichen Inſeln herausgeht, und in welchem 
On zur sinken ein anderes portugieſiſches Fort, Namens St. Maris, ſieht. Ein we⸗ 
Weiter qm eben der Kuſte feiffe man die Mündung des Fluſſes Munin, darauf bes 
uſſes Tapocoruͤ feine, gegen ben britten Grad an, wovon Die Küfte, welche faft geras 
a Süven geht, einen Ellbogen gegen Welten bis an die Mündung des großen Fluſ⸗ 
eary machet. Von da kehret ſie wieder nach Norden bis an das Vorgebirge Ta⸗ 
tapere. Die Inſel Maragnan, welche in der Mitte der Bay nach Norden und Suͤ⸗ 
Ms in ihrer Sänge ilt, nimmt faft den ganzen Kaum ein, Der Hafen oder die Bucht, 
elche das Fort Saint Louis vor ihrer Mündung, zwifchen zweenen Fluͤſſen, bat, die eis 
ne £leine Inſel daraus machen , öffnet fi gegen Weften. Das Fort San Srancifco 
ift am Ende dieſer Bucht, und fat in der Mitte ihres Umfanges. Rund um der Jufel, 
auf den Küften der Day findet man viele Wohnpläge, wovon die anfehnlichften St. Anz 
dreas faſt an det Nordfpige der Inſel, und St, Jacob an der mittäglichen Spitze find. 
Man lieſt auf eben der Karte, die Sranzofen wären den Fluß Tspocorü in Darfen 
hinaufgefahren, bis auf fünf Grad Süderbreite, wo diefer Fluß einen großen Fluß ein- 
Nimmt, welcher von Oſten herunter kommt, und fie wären auch den Meary bis auf den 
achten Grad hinaufgefahren, 
Woen⸗ man von dem Vorgebirge Tapuitapere der Küfte in einiger Entfernung vom 
Ufer, welches niedrig, und mit Santbänfen befeßet iſt, folget: fo trifft man anfänglich 
don dem Borgebirge den Hafen Aippe an, von da man zwo Meilen bis nach) der Inſel 
Camara, und noch zwo von diefer Inſel bis nach dens Eylande Supst:nve rechnet; von’ 
da find vier Seemeilen bis nad) der weißen Inſel oder St. Johann, Die nur ein Grad 
zwoͤlf Minuten gegen Süden von der Linie iſt. i 
Auf der Karte, deren Nichtigkeit Laet ruͤhmet, führen die Derter, die zwifchen dem 
orgebirge Tapuitapere und der Spiße , die nad) Süden geht, unterdem Namen Dun: 
ta ſeparata liegen, ganz verſchiedene Namen von denjenigen, die ſich auf andern Kar⸗ 
ten befinden. Rach der Provinz Comma, wenn man der Küfte gegen Weiten ungefähr 
uͤnf und zwanzig Seemeilen weit ſolget, trifft man, nach diefer Karte, eine Bay an, die 
ſich einige, Meilen in das feſte Sand verriefet, und Comma Vaſſu heißt. Don diefer 


f2 Bay 


228 Reifen und Entdeckungen 


Beſchreib. Bay bis nach dem Fluſſe Comaſamu ſetzet die Karte fuͤnf Seemeilen; darauf funfzeht 

v Braſilien. bis an den Fluß Joroque. Sie giebt allem Lande, das dazwifchen ift, den Namen Co⸗ 
ſta Alagoada, weil fie voller Moräfte und Suͤmpfe find. Bon dem Fluſſe Joroque 
soeicher von fehr weiten in dem feften Sande koͤmmt, bemerfet fie ungefähr fünf und zwan⸗ 
zig Seemeilen bis an den Fluß Paraguacote; und das Land zwiſchen dieſen beyden gtüß 
fen führet ven Namen Coſta Baxa. Auf ven Paraguacote folger der Fluß Suriang 
me, auf acht oder neun Seemeilen, und diefer Fluß iſt von dem Fluſſe Surama fl 
eben fo weit enfernet, Der esta ift eilf Meilen von diefem, und der Name vier odel 
fünf von dem Teste. | Bon Name endlich bis zu dem Vorgebirge, welches Punts 


parata beißt, bemerfet die Karte ungefähr neun Meilen, Sie feget vor diefe Spige eine 


Kleine Inſel, welche ſie Iſla de Arca nennet. 
Nach Punta feparats finder man anfänglich einen Fluß, do Sol genannt; da" 
auf die laͤngliche Inſel das Bandeiras, und weiter eine Landecke, dieman Punta do mt 
nennet, von da man nach einem ftumpfen Winkel geht, wo auf einem Arme von dem Ama⸗ 
zonenfluffe die Feftung Para liegt, deren Land eine andere Hauptmannfchaft in Bra— 
filien machet ). 
Inneres von Wir wollen aber der Kuͤſte nicht weiter folgen, ohne dasjenige zufammen getragen HP 
Braſillen. haben, was man deutlicheres und gewifferes vondem Innern des Sandes Brafılien finde 


welches die Drdnung uns nicht erfaubet, hinter uns zu laffen. Wir wollen bey der erſtel 


Hauptmanuſchaft wieder anfangen, welche St. Vincent ift, Correal, welcher ſich für 
Sabre lang in den portugiefifhen Laͤndern von 1684 bis 1690 aufgehalten, erzähle, als e 
zu Bahia, ober der Bay aller Heiligen geweſen, fo fey er mit Anfehen auf einigen Ba 
fen gebrauchet worden, die man nad) St. Vincent ſchickete, um dafelbft Sebensmittel hin⸗ 
zubringen, welches ihm Gelegenheit gab, faget er, fich ganz befonders von dem Zuſtan⸗ 
de dieſer Provinz zu unterrichten 2). 2 ' 

Stadt San⸗ Suntos, welches die Hauptftadt davon ift, ift eine Eleine Seeſtadt, die ihm fehl 
— Lor⸗ wohl gelegen zu ſeyn ſchien. In ganz Weſtindien iſt kein Hafen , welcher beſſer Eonnteb# 
* eſchrie feſtiget werden , noch welcher geſchickter fey, große Schiffe einzunehmen. Die Pflanzſtadl 

E beftund damals aus drey oder vierhundert Portugiefen, Meftisen, die meiſtens mit befehl“ 
ten Indianerinnen verheirathet waren, und von Prieftern oder Drdensleuten regieret wurden 
welche allen Reichthum des Sandes befigen. Sie haben eine große Anzahl Sclaven um? 
zinsbarer Indianer, die fie anhalten, ihnen eine geroiffe Menge Silbers aus denen Berg⸗ 
werfen zu geben, welche zwiſchen Santos und St, Paul find, Diefe reichen Geiſtlichen 

Unwiſſenheit denken wenig an ben Unterricht ihrer Unterthanen. Correal hält die Einwohner in Salt 
 Ahrer Einwoh- 105 für die duͤmmſten unter allen Indianern. „Einer von ihnen fragete ihn, ob es au 

Ber, „in Europa Indianer gäbe ‚md ob die Menfchen daſelbſt eben fo ausfähen, als in Bra 

„lien? Da das Geſpraͤch auf die verfchiedene Sage von Braſilien und Portugall gekommen / 
„welche machet, daß in dem einen dieſer Laͤnder Sommer ift wenn das andere Winter hab 
„und daß es hier Macht iſt, wenn es in Brafilien Tag it: fo konnte Correal niemand nbe 
„reden, daß er folches im Ernſte ſagete. Er wurde noch viel verlegener, als. er aus Un— 


„vorſichtigkeit von den Engländern redete, unter denen er gedienet hatte, Man fragete 


„' 


HLaet im XVI Buche 26 und vorhergehenden Capitel. 
&) Voyages de Frane, Corxeal Part. IL ch. 9, 


2 


in Suͤdamerica. VI Buch, IX Capitd. 229 


ah wohl zwanzig mal, ob er nicht ein Ketzer wäre; und diejenigen, welche ihn angehd: Befehreib: 
an —— brachten Weihwaſſer, womit fie den Ort beſprengeten, an welchem er ſich mit v. Braſilien 
onen befand, SCHE LE 
. Erfah die State St, Paul nicht, welche über zwölf Meilen von Santos im Sande Repubit St. 
iſt, und auf allen Seiten von unzugaͤnglichen Bergen, und von dem großen Walde Per— Paul. 
Sbiaba eingeſchloſſen wird. Er wurde aber von demjenigen bald unterrichtet, was 

"bisher nur aus ungeriffen Zeugniffen gewußt hatte. „Sie ift eine Art von Republik, 

die bey Ihrem Urſprunge aus einem Mifehmafche von Einwohnern ohne Glauben und 

Bebeh beſtanden, die aus Mord, ſich zu erhalten, gezwungen worden, eine Regierungs⸗ 

En zunehmen, Es finden fich daſelbſt Fluͤchtlinge von allen Ständen und Völkern, 

et, Ordensleute, Soldaten, Handwerfsleute, Portugiefen, Spanier, Creolen, 

? Risen, Caribocten, welches Indianer find, die von einem Braſilianer, und einer 

erinn gezeuget worden, und Mulatten,,. Sie beftund anfaͤnglich nur aus hundert IhrUrſprung · 
lien, die ſich etwan auf drey ober vierhundert Perſonen belaufen mochten, ‚die, Sela— 
und einige Braſilianer aus den benachbarten Gegenden mit darunter begriffen, In⸗ 
al fünfzehn oder zwanzig Jahren aber wuchs dieſe Anzahl zehn bis zwölfmat fo ſtark. 
= Pauliften, dieß iſt der einzige Namen, den ihnen dev Verfaſſer giebt, achten ſich 

ein freyes Volk, und geben kein anderes Merkmaal einer Abhaͤngigkeit vonPortugall, Sr San 
vr Einen jährlichen Tribut von dem Fünften des Goldes, welches fie aus ihrem eigen Lan⸗ 

Hehen,, Man giebt vor, es belaufe ſich ſolcher auf achthundert Mark. | Die Tyran⸗ Me· 

iv der Statthalter hat zu diefer Kleinen Gefellfchaft Anlaß gegeben, Sie hält fo eifrig 

hi ihre Freyheit, daß fie den Fremden den Eintritt in ihr Sand verſchließt, wenn fie fich 

icht in der Abſicht angeben, daß fie fich dafelbft fegen wollen, Alsdann unterwirft man 

langen Prüfungen, fo wohl um fich zu verfichern, daß fie Feine Rundfchafter und Vers 
kaͤther find, als auch) um zu erfahren, wozu fie fönnen gebraucher werden. Wenn man 
wegen ihrer Öefinnungen gefichert zu feyn glauber : fo läße man fie beſchwerliche Streifer 
reyen thun, in denen, fie jeder zween Indianer zu far 


Ya : igen verbunden find, vie fie zur Dienfts 
barfeit mitbringen müffen, und welche in den ne oder bey FE eh 
het werden. Wenn man bie Prüfung niche aushäle, oder wenn man in den Verbachtei- 
niger Treulofigkeit fommt: fo wird man ohne Barmberzigeeit getoͤdtet. Die Erlaubniß, 
ſich hinweg zu begeben, wird denjenigen auch) nicht leichtlich zugeſtanden, welche dieſes 
Zwanges müde find. So oft fie hinſchicken, ihren Tribut zu bezahlen laſſen fie die Er- 
klaͤrung thun, es Habe die Schuldigkeit und Furcht feinen Antheil daran, und ihr einziger 
Dervegungsgrund ſey eine alte Empfindung der Ehrfurcht gegen den König in Portugalle 
Man verfichert, da fie eine Menge Gold und Silberbergwerke hätten, fo fey dasjenige, z 
"as fie den koͤniglichen Bedienten. bezahleten, „bey weitem nicht der Fünfte von dem, was 
'e ausbrächten, Die portugiefifchen Statthalter find davon uͤberzeuget: allein, mie fl > 
Man eine Bande Räuber zwingen, die mic unzugänglichen Felſen umringt find, und die 
Unaufhörlich neue Befeftigungen an denen Päffen binzufegen, von denen fie glauben, daß 
ſo che durch die Natur noch nicht befeſtiget genug find? Sie marſchiren nur haufenweiſe, 
Dit Pfeiten und Schießgewehre bewaffnet. Man weis nicht, ob fie die Kunft verftehen, 
Slinten zu machen: es ift aber gewiß, daß es ihnen niemals darangefeblet bat. Correal 
E dafür , weil fie die Reiſenden, die fic) entfernen, wenig achten, und eine Menge ent— 
ufener Negern aufnehmen, fo fammelsen fie dadurch Feuergewehr genug.  Gie unter 


[3 neh⸗ 


Ep eg 
Fam 


Befchreib. 
v. Braſilien. 


Zeugniß der 


Miſſionarien. 


Urſprung der 
Mamelucken 
in Suͤdame⸗ 
rica. 


J 


230 Reiſen und Entdeckungen 


nehmen Streifereyen von vier oder fuͤnfhundert Meilen weit in das Land hinein, ʒwiſchen 


den Fluͤſſen de la Plata und der Amazonen. Zuweilen find fie wohl gar fo dreuſt, da 
fie queer durch Braſilien gehen. Man hat vernommen, daß die Jeſuiten aus Paraguah 


vielmals Mühe angewandt, fich in das tand der Pauliften einzufchleichen: allein, diefe un? 


gelehrigen Raͤuber haben fich entweder aus Mistrauen gegen ihre Abfichten oder aus Gleich⸗ 
gültigkeit gegen die Religion, denfelben allezeit hartnaͤckig widerfeget 7). 

Es ift ein Gluͤck, daß Correals Zeugniß bier durch der Miffionarien ihres beſtaͤtigkl 
wird. Ob aber gleich ihre Erzählungen einander im Grunde ähnlich find; fo kann mal 
dennoch aus den Beobachtungen des P. Lozano noch andere Nachrichten ziehen, DI 


Portugiefen, fager er, hatten, nachdem fie die Stadt St. Pincent an dem Ufer des Mer 


ves gebauet haften, einige Colonien weiter in das Sand hinein geſchickt. Sie legeten DM 
ſelbſt Städte an, wovon eine der beruͤhmteſten St, Paul ift, welche in einer. Gegend 
Namens Piratinings von ben Eingebohrenen des Landes gebauet wurde; daher fie au 
den Zunamen von Piratiningue erhalten. Nicht lange nach ihrer Erbauung verlegeft 
der P. Emanuel von Nobrega, , welcher von dem heil, Ignatius nad) Brafılien 9% 
fhickt worden, um daſelbſt der erſte Superior Provincial feiner Gefellfchaft zu feyn, das 
Collegium von St. Vincent dahin, weil er dafuͤr hielt, daß dieſe kleine Stadt zu 
Abſicht vortheilhafter laͤge, die er hatte, daſelbſt eine zahlreiche Kirche von Brafilianer! 
zu errichten, welche ev alloa viel gelehriger zu finden glaubete, als an dem Ufer des Me 
res. Weiler an eben dem Tage, da man das Feft der Befehrung Pauli feyerte, in 1354 
ften Jahre, in dieſer Stadt angefommen mar : fo weihete er die Kirche des neuen Collegl 
diefem Apoftel, deſſen Namen hernach der Stadt ihrer geworden ift, 
Ihre Einwohner erhielten ſich einige Zeitlang in der Gottſeligkeit; und die Indianel 
der dafigen Gegend, welche von den Jeſuiten beſchuͤtzet wurden, Die ihnen leutſelig begegnel 


ließen, nahmen das Chriſtenthum um Die Wette an. Allein , diefer Eifer dauerte nicht 
fange; und die portugiefifche Pflanzftadt St, Paul von Piratiningue, wovon die MM 


fionarien allerhand Beyſtand zu erhalten hoffeten, wurde bald ihr größtes Hinderniß. D 
erſte Dueffe des. Uebels war eine andere Pflanzſtadt, nahe an St. Paul, wo das por 
giefifche Blut mit dem braſilianiſchen ſehr vermifcher war. Dieſes Beyfpiel war anfl® 
ckend für St. Paul; und nach und nach entftund aus. der Vermiſchung beyderley Geblu⸗ 
es ein verkehrtes Geſchlecht, deſſen Unordnungen fo weit getrieben wurden, daß fie viele! 
Meſtizen ven Namen der Mamelucken gaben; um vermuthlich ihre Aehnlichkeit mic DA 
alten Raͤubern in Aegypten anzuzeigen. 


Die Bemühungen der Statthalter, der Obrigkeiten, und. der geiftlichen Obern konn⸗ 


ten nicht hindern, daß das ungebundene chen nicht allgemein wurde, und die Mamelu— 


cken ſchuͤttelten endlich Das Joch der göttlichen und menfchlichen Gefege ab. Banditen 


aus verſchiedenen Völkern, Portugieſen, Spanier, Italiener und Holländer, welche DA 
den Verfolgungen ber Gerechtigkeit der Menfchen flohen ‚Lund ſich vor der Sercchrigfelt 
des Himmels nicht fürchteten, ließen fih zu St. Paul nieder, Das Fürzefte, beobachte 


diefer Schviftfteller, wuͤrde gewefen ſeyn, die Erde davon zu reinigen; und es war dem DK 


den Kronen Spanien und Portugal, die damals auf einem Haupte vereiniget waren, auf 


gleiche Art daran gelegen. Allein, die Stadt, welche auf der Spige eines Zelfen * 
— 


u Correal am oben angef Orte. 


in Stdamerica. "VI Buch, IX Eapitel. 231 


konnte nicht anders, als durch Hunger, uͤberwaͤltiget werden. Man brauchete zahlreiche Beſchreib. 
delegesheere, welche Braſillen zu erhalten nicht im Stande war; ohne zu gedenken, daß v-Drafilien. 
Cine kleine Anzahl herzhafter Seure Die Zugänge dazu vertheidigen konnte, und daß man, um y 
“zu Paaren zu treiben , eine Uebereinſtimmung beyder Nationen gebrauchet hätte, die man 
niemals gefunden hat. | 
Es ſcheint erftaunfich zu ſeyn, und vieleicht hat auch ſolches verhindert, daß man 
nicht einige Maaßregeln, wenigftens wider die Mamelucken, ergriffen bat, daß fie nicht noͤ⸗ 
ig hatten ‚ aus ihrem Aufenthalte heraus zu gehen, um alle DBequemlichfeiten des Lebens 
N genießen, Man deht zu Sc. Paul von Piratiningue eine geſunde Luft unter einem 
Fandigen heitern Himmel ein. Der Himmelsſtrich liege zwar in vier und zwanzig Grad 
debreie: er iſt aber doch ſehr gemaͤßiget. Alle Felder find fruchtbar und tragen ſehr 
h eg Getreyde. Die Zuckerroͤhre wachſen daſelbſt im Ueberfluſſe; und die Weiden ſind 
ktrefflich allda. Man Eann es alſo nur der Neigung zum Laſter und zur Raͤuberey zu⸗ 
teiben, daß fie fo lange Zeit mit unglaublichen Befchwerden und beftändiger Gefahr weis 
e Wilde Gegenden würhend Durchftrichen, und fie von mehr als zwo Millionen Menfchen 
enthloͤßet haben Ihr Ueber diefes war nichts elender, als das Leben, welches fie auf die- 
M Zügen führeten , die oftmals viele Jahre dauerten. Es Famen ihrer eine große Anzahl - 
* Andere fanden bey ihrer Zuruͤckkunft ihre Weiber wieder verheirathet. Kurz, ihr 
enes Land würde bald. ohne Einwohner geweſen ſeyn, wenn Diejenigen , die nicht wieder 
UF kamen, nicht durch die Gefangenen, die man von dieſen langen Streiferegen mit: 
f achte, oder durch die Indianer, mit denen die Stadt in Gefellfehaft fund, wären er— 
Ger erben, 
Die Spanier in Paraguay haben nicht weniger von diefen öffentlichen Feinden erlit- 
fen, als die indianifchen Voͤlkerſchaſten, die fich ihren Streifereyen ausgeſetzet fanden. 
Der Gefchichefchreiber von Paraguay aber wirft ihnen vor, daß fie die Schuld davon nur 
ſich felbft zufchreiben können. Sie durften, faget er, nur die Reductionen, das ift, die 
ehriftlichen Flecken in Paraguay wider die Mamelucken unterftügen, welche diefe Vor⸗ 
mauern nicht würden haben über den Haufen werfen Fönnen. Der Eigennug verblende- 
te fie. Sie fahen an diefen neuen Kirchen nur einen Damm, der ihrer Habſucht entge- 
gen gefeget war; und fie haben den Vortheil niemals erkannt, den fie mit Recht Davon zies 
ben konnten, als nach dem Umſturze diefer Bormaner, Weil indeſſen die Mamelucken 
doch mehr Widerſtand von dieſen neuen Chriſten fanden, als ſie ſichs vermuthet hatten, 
und fie fich ſelbſt nicht dadurch ſchwaͤchen wollten, daß fie ſolche mit Gewalt uͤberwaͤnden: | 
ſo nahmen fie ihre Zuflucht zur Kift, und wandten vielerley Raͤnke an. Derjenige Rank Sie verfleiten 
Welcher ignen am meiſten glückete, wenigftens auf eine Zeitlang, war, daß fie in kleinen 16 als Jeſui⸗ 
Haufen, deren Anführer wie Jefuiten gefleidet waren, nach denen Orten marfchireten, wo en. 
le mußten, daß diefe eifrigen Glaubensborhen Neubekehrete zu machen fücheten. Eie 
pflangeten dafeibft anfänglich Kreuze, macheten denen Indianern, die fie antrafen, Fleine 
eſchenke, gaben den Kranfen Arzeneyen; und da fie die Buaranie Sprache verftunden, 
welche die gemeinfte in diefem Sande ift, fo giengen fie gar fo weit, daß fie in diefelben 
tangen, das Chriftenthum anzunehmen, wovon fie ihnen eine kurze Erklärung gaben. 
a dieſe Kunſtgriffe die Macht gehabt hatten, eine große Anzahl derfelben zuſammen zu 
rin⸗ 
Man fehe des P. le Charlevoix Hiſtoire du Paraguay, 


Befchreib. 
vraſilien. 
— 


Wie die Miſ⸗ 
ſiongrien die 
Erlaubniß er: 
halten haben, 
die Indianer 
zu bewaffnen. 


> Reifen und Entdeckungen 


beingen fo ſchlugen fie ihnen vor, ſich an einem bequemen Orte niederzulaſſen, mo ihrem 
Gluͤcke nichts abgehen follte. Die meiften ließen ſich durch diefe Verräther führen, welche 
endlich die Maſke abnahmen, und anfingen, ihnen die Hähde zu binden. Sie eriwiirg” 
ten diejenigen, von denen fie befürchteten,, daß fie einigen Widerftand thun möchten, un 
ſchleppeten die anderen in die Dienftbarfeit, Indeſſen entwifcheten doch einige, welche gar 
men macheten. Bevor aber diefe hoͤlliſche Treulofigkeit recht erkannt wurde, empfandel 
die Jeſuiten auf ihren apoſtoliſchen Reifen durch die Gefahr, der fie ausgeſetzet waren, UN? 
vornehmlich durch die Schwierigkeit, die fie lange Zeit antrafen, ehe ihnen die Indianel 
folgen wollten, traurige Wirkungen davon 

Die ganze neue Geſchichte von Paraguay ift von den blutigen Unternehmungen der 
Mameluden angefüller ; und bey der Gelegenheit eines Uebels, welches von Tage zu IF 
ge zunahm , erhielten die Jeſuiten endlich von dem Könige in Spanien die Erlaubniß, ihre 
Indianer zu bewaffnen. Man wuͤrde es mir nicht verzeihen, wenn ich bier einen fo mel! 
würdigen Umftand wegließe. 

‚Es war nicht genug, faget der fromme Geſchichtſchreiber, daß man die neuen Chr 
ſten in den Reductionen zuſammen gebracht, und fie fo gar auch vor einem Ueberfalle in 
Sicherheit gefeget hatte. Ihre Häupter ftelleren dem Superior der Miffionen vor, daß, F 
lange fie nicht gleiches Gewehr hätten, alle Vorfichtigkeit nicht würde hindern koͤnnen 
daß fie nicht den Mamelucken unterlägen. Die Miffionarien waren davon eben fo m 
überzeuget, als fir Man hatte fich aber in Spanien eine Staatsregel daraus gemadlı 
den Öebraud) des Schießgewehres unter den Indianern nicht einzuführen; und nic 
war in der That Flüger in Anſehung der unter der Borhmäßigfeit ſtehenden Zudi® 
ner, welche unter ben Spaniern lebeten, denen an ihrer Erhaltung gelegen war. Mall 
konnte ſich auf die Treue dieſer Art Sclaven nicht verlaſſen, deren Unterthaͤnigkeit nur inf 
weit erzwungen war, als fie ſich nicht im Stande befanden, das Zoch abzufchitteln, 
lein, fo war es nicht auch mit andern, Ihre Unterthänigkeit war feeywillig, und die Vor 


— 


theile, die fie dabey gefunden harten, haften ihnen den Werth derfelben zu erkennen gege 


ben; daher fie auch nichts zur Empörung bewegen Fonnte, wenigſtens fo langeman nid) 
wider ihre Freyheit unternehmen würde, welche der Fürft ihnen zu erhalten fich anpeifehd 
gemacht hatte. Weber diefes waren fie die einzigen, auf die man fich bey der Vertheid 
gung der Provinzen Paraguay, und Rio de la Plata, wider die Unternehmungen ® 
Portugiefen und Indianer aus Brafilien, Rechnung machen fonnte, welche nur erft 
Städte Xeres, Villsrica und Ciudad Real nachher zerftörer, die ſich nur erſt nachhe 
einen Weg nach Peru durch Paraguay eroͤffnet, und ſich nur evft nachher in den Beſitz vie 
ler ſchoͤnen Goldbergwerfe, als Montegroſſo und Buriaba, gefeßet haben da man I 
die Reduetionen von Guayra zu Grunde richten Iaffen, Es war ſehr zu verwunden 
daß die ſpaniſchen Statthalter, denen man diefe Borftellung vielmals gemacht hatte, j 
en — — — ſich durch verſchiedene Perſonen einnehmen, bie, 
ihren Eigennu aften, und die ihn doch fehr fehleche verfti i je de 
Beſte des Staates und der Religion ihm —— —— lg os De 


m) Man fehe oben die Neifen auf dem Fluſſe de kunft erwarten kann. Es ſcheint gewiß zu vun | 
Ia Plata. En daß die Reductionen die Waffen wider Spaule, 
- 0) Wir laffen ung hier nicht in die letzte Streis felbft bey Gelegenhet des Vergleiches beyder vie 


tigkeſt ein, die von einer andern Natur iſt, und wegen dieſer Colonie ergriffen haben, und DA 


" 3 fi A 4 en 
| —— brauchet, die man nur von der Zu⸗ Indianer im 173oſten Jahre von den verein 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel. ° 33 


Bey den gegenwärtigen Umftänden, wo diefe falſchen Vorftellungen wohl befeftiger Beſchreib. 
zu ſeyn ſchienen, wuͤrde auch der am beſten geſinnte Statthalter es nicht haben uͤber ſich v. Braſilien 
nehmen dürfen ‚den Gebrauch des Schießgewehres unter Den neuen Chriſten zu beſtaͤti— 
gen; und die Mifftonarien gefraueten es ſich noch weniger, folches vorzufchlagen. Als 
Aber der P. von Montoya, einer von den vornehmften 2), nad) Madrid reifen follte: fo 
Anterließ man nicht, dieſen Artikel mit in ſeine Anweiſung zu ſetzen. Er eroͤffnete ſolchen 
gt koͤniglichen Rathe von Indien. Weiler es ſchon vermuchet hatte, daß man ihm den 

inwurf machen würde, wenn bie einmal bewaffneten Meubefehreten fich wider die Spa⸗ 
ler Mdöreten, fo würde es unmöglich ſeyn, fie zu Paaren zu treiben, weil man fie nicht 
HE unters Joch bringen können , da fie nur noch ihre Pfeile und ihre Macanas zu 
ee gehabt: ſo kam er diefem Einwurfe dadurch zuvor, daß er vorftellete, die Abficht 
dern lionarien wäre nicht, ihren Indianern das Gewehr nach Willführ zu laffen ſon⸗ 
nich fie gedächten ſolches felbft mit allem Pulver und Bleye zu verwahren, und es ihnen 
J “rt in die Hände zu geben, als wenn fie mit einem Einfalle von Seiten ihrer Fein⸗ 
eh; edrohet wuͤrden; fie wollten fo gar in den Reductionen nur fo viel verwahren, als noͤ⸗ 
Dig feyn würde ſich vor einem Ueberfalle zu fichern, und alles übrige wollten fie in Der 
- Panifgpen Stade Affoncion aufzuheben geben. Ex fegete hinzu, diefes Gewehr füllte von 
denen Almoſen gekaufet werden , die fie erhalten würden; es follte der Föniglichen Caſſe nicht 
aan Pfennig often, und damit die Indianer damit umgehen lerneten, fo wollte man von 

Chili einige Jeſuitenbruͤder kommen laſſen, die unter den Soldaten gedienet hätten, 

mie Der Hof fah endlich diefe Gründe ein, und war mit der Borfichtigkeit zufrieden, wo⸗ 
R "man folche zu unterftügen bedacht gewefen. Es wurde alles im 16391ten Jahre zuges 
anden; und die befondern Statthalter fo wohl, als der Unterfönig,, erhielten Befehl, auf 
welchen die Vollʒiehung bald folgete. Einige Spanier fehrien ſehr wider diefe Meuerung. 
er Fönigliche Rath von Xndien aber ließ fich nicht bewegen; und die Fatholifchen Könige 
baben nicht aufgehöret, feine Entfcheidung gut zu Beißen. In diefen legten Zeiten hat Phi- 
Lipp ber V_, weicher Dafür hielt. daß den Miffionarien mehr, als jemanden, daran gelegen 
fen daß ihre Indianer ihres Gewehres nicht mishraucheten, nur durch eine Verordnung 
vom 28ſten des Chriſtmonates 1743, dem Superior der Neductionen empfohlen, alle Sorg⸗ 
falt anzuwenden, damit dem Misbrauche gleich im Anfange geſteuert würde, und dem 
Rathe von den geringften Anordnungen Nachricht zu geben. Weil aber niemals etwas 
gefchehen ift, was das Mistrauen rechtfertigen fonnte: fo hat der fpanifche Hof erkannt, 
es fey Fein Sitz weisficher eingerichtet, Seit mehr als hundert Jahren haben die Mame: 
lucken und ihre Bundesgenoſſen den chriftlichen Reductionen nichts anhaben, noch unge: 
ſtraſt in die Provinzen dringen fönnen, wo fie errichtet find: fondern es iſt unter den Neu— 
ekehrten eine Militz entftanden, welche die vornehmfte Hülfe des Oberherrn in dieſem Theile 
don Süpamerica ausmachet, und deren Anwendung ihm nichtmehr koſtet, als ihr Unterhalt. 
Man bat insbefondere Benfpiele in den Streitigkeiten der Krone Spanien mit Portugall 
wegen der berühmten Colonie St. Sacrament, gefehen 0); Im 


bangen und portugieſiſchen Truppen geſchlagen nuͤtzlich geweſen find. Dieſes bewegt einen zu 
worden. Was fir eine Vorſtellung man ſich aber glauben, daß ſich der gegenwärtige Handel zu ih⸗ 
auch von diefem Kriege machen kann: fo iſt es rem MVortheite aufklären wird. Wir Haben ſchon 
"ches deſtowenige wahr, dan ſeit hundert und angemerket, daß die lehtten Nachrichten der Auf 
Wanzig Jahren die Nerntionen Spanien fehr führung der Miffionarien Ehre machen. 


Allgem, Reiſebeſchr. XVI Band. 2.08 


234 | Reifen und Entdeckungen 


Beſchreib. 
v. Braſilien. 


Tapferkeit der 
Neubekehrten 
in Paraguay. 


' Sm azosten Jahre, da ſich die Portugiefen diefer Colonie benächtiget hatten, berich 
tete dee Sergent Major, Don Baithazar Harcia de Ros, welchem die Belagerung DM 
felben aufgetragen worden , und weicher die Spanier darinnen wieder herſtellete ‚ In einer an 
den König, an den Eöniglichen Rath von Indien, an den Unterfönig in Peru, an alle Tr 
bunalien des fpanifchen America, und an die Dfficier der Truppen gerichteten Schrift, E 
Bätte den Indianern aus den Reductionen won Parana und Uraguapy alle Verbindlichkeit, 
wegen des guten Erfolges; „ſie haͤtten alle Beſchwerlichkeiten über ſich genommen, fo gar, da 
„ſie auch mit ihren Armen das Geſchuͤt auf die Batterien getragen hätten; fie wären ft 
„an der Spitze des Angriffes geweſen; und haͤtten, mit dee größten Unerſchrockenheit, dasgen® 
„aus dem Plage ausgehalten. Die Delagerten wären dadurch fo in Schresfen geſetzet wit 


‚„den, daß, als fie folche zum Sturmlaufen anmarfehiren ſehen, fie fich auf viele Schiff 


„die mit einem Beyftande angekommen, welcher nicht die Zeit gehabt, fich auszuſchiffen / 
»„gefeßet, und in dem Plage alle ihr Gefchüg und ihr Pulver und Bley gelaffen Härten 
Man feget zur Ehre eben diefer Indianer binzu, daß, als fie abgedanket worden , fie hilf 
dert und achtzig tauſend Piafter großmuͤthig ausgefchlagen , welche ihnen der Statthalter a 
both, und welche fie für die Zeit ihres Dienftes haben ſollten. 
Wir wollen bier dem Leſer eine andere Abbildung von diefem Siege nicht entziehe 
die ihnen eben fo ruͤhmlich iſt. » Da ein franzöfifches Schiff in den Hafen Buenos An 
„waͤhrend der Zeit eingelaufen, als man die Zurüftungen zu diefem Zuge daſelbſt machele 
„0 vernahm der Hauptmann, daß Die Spanier einen ingenieur hätten, und erborh ſich⸗ 
„ihnen zu dienen. Sein Anerbiethen wurde angenommen, Man gab ihm den Grundelß 
„don dem Orte, den man angreifen wollte. Als er ſich darauf erkundigte, was für Truß⸗ 
„pen dahin marſchiren follten ; fo erftaunete ex fehr, daß der Statthalter, bey Herrechnud 
„derfelben, fich fehr viel auf die Indianer aus den Miffionen dev Fefuiten zu verlaffen ſchien 
„welche ebefter Tage ankommen follten. Was wollen Sie denn, fagete er zu ihm , mie die 
„fen Leuten machen ? Warten Cie nur , anfwortere der Statthalter, ehe Sie davon urhl 
„len, bie Sie ſolche gefehen haben. Wenig Tage darnach meldete man ihm, daß ihr # 
„ter Haufen erfhien. Der Statthalter lud den franzöfifchen Hauptmann ein, mit ihm auf 
„zureiten. Sie wurden bie tapfern Neubekehrten bald anſichtig, welche zween und zwei! 
„Aus einem engen Wege heraus kamen, und fich auf der Ebene in Batallionen formirtel 
„ihr Gewehr in gutem Stande hatten, und einige Stücke hinter fich berführeren, DI 
„Ordnung, dag Stillſchweigen und die Leichtigkeit ihrer Bewegungen verurfacheren def 
„Franzoſen ein Erftaunen. Er wollte fpanifch mit denen reden ‚ welche im erften Gliede 
„funden: fie antworteten ihm aber nicht anders, als mit den beyden Worten log Padres 
„wobey fie im bie Jeſulten zeigeten, die ihnen folgeten. Er gefellete fich zu einem von 
„ben Miffionarien , weicher zu ihm fagete, ihre Sndianer redeten Feine andere Sprache, 
„die Ihrige, wenn man ihnen einen Befehl zu geben Hätte, fo wären er und die ande! 
»Jeſuiten da , ihnen zu Dolmetfchern zu dienen, und man koͤnnte fich auf eine richtige und 
„treuliche Vollziehung verlaffen. Man wies ihnen den Poften an, welcher dem Feuer al 
„ben Plage ausgefeget war. Sie beantmorteten folches heftig, und verlangeren bald Erlaubt 
„niß, folhen beftürmen zu Dürfen, Man fagete zu ihnen, Die Brefche wäre noch nicht gro 
„genug x fie antworteten, das waͤre ihre Sache, und fie gedächten ſolchen doch wohl zu übel 
»twältigen. Man erlaubete ihnen, ihren Abfichten zu folgen. Als fie anfingen, auf KR 


»then loszumarſchiren: fo feuerte man mit dem geoben Gefchüße aus der Stadt auf fie, 2 


” 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel. 235 


sches fie aushieften, ohne ihre Glieder zu verlaſſen. Das Feuer aus dem Fleinen Geſchuͤtze, Befcheeib. 
»eiches innen auch viel Bolk hinnahm, Hatte niche mehr Macht, fie aufzuhalten. Die ».Seafilien. 
luerſchrockenheit endlich womit fie beſtaͤndig anruͤcketen, erſchreckete die Portugieſen, und 
»machete, daß fie die Flucht nahmen. Der franzoͤſiſche Hauptmann, nach deſſen Berichte 
Man dieſes erzaͤhlet, bewunderte nicht weniger die Gelaſſenheit der Miſſionarien, welche nur 
NR Breviar in der Hand hatten, und wenn fie einen von ihren Leuten fallen ſahen, fo gleich 
Hinliefen, und ſich dem heftigſten Feuer ausſetzeten, um ihn zu einem chriſtlichen Tode zu 
»ermahnen. Sie ſchienen eben fo wenig bewegt zu ſeyn, als wenn fie in der Kirche wären p). 
iR « Die obgenannte Provinz; Guayra ſtoͤßt auf der Oftfeite an Braſilien; gegen Norden, — 
ge fe durch ein bedecktes und fumpfichtes Land beſetzet, welches man noch wenig kennet; ge: — 
Ferne dag hat es Uruͤguay, und gegen Abend Paraguayz wiewohl ſich dagwiſchen viel BL. 7 
in haften finden , die noch meiſtens herum irren. Der Wendezirkel des Steinbodes geht 
* Breite, und faſt in der Mitte queer hindurch. Das Erdreich iſt feucht, die Him— 
* luft ungleich, und gemeiniglich ungeſund. Ihre Felder außer den Gebirgen find ſehr 
chtbar an Huͤlſenfruͤchten, an Wurzeln und verfchiedenen andern Pflanzen, welche wenig 
artung erfordern. Das fand ift voller Schlangen, Ottern und Kaymanen. Unter vielen 
‚ Siffen die es bewäffern, find die anſehnlichſten nad) dem Parana, der Psranspane, 
— viele andere einnimmt, und der Guibay, an welchem die ſpaniſche Stadt, die den 
An Ville rich führete , ziemlich nahe an dem Orte erbauet war, wo er in den Parana 
‚ welchem alfe Fluͤſſe in diefer Provinz ihr Waſſer zollen, j 
u Gegen Welten von der Hauptmannfchaft St. Vincent, in acht und zivanzig oder neun See der Ca⸗ 
N zwanig Grad Süperbreite, findet man einen See vierzig Seemeilen lang, aber von einer kacaraer. 
M nicht gemäßen, und fehr ungleichen Breite, In den alten Karten führet er den Namen 
er Caracaraer, und in den neuern den Namen Ibera. Seine Geftale ift unregelmäßig; 
er hat in feinem mittäglichen Theile zween Spigen, welche in die See vorgehen, und wor» 
aus zween Eleine Slüffe Fommen, wovon fich der eine in ven Rio de la Platz, und der an- 
‚bere in den Uruͤguay ergießt; ber erfte unter dem Namen Rio Mirinay, der zweyte un- 
ter dem Namen Rio Corrientes, Ein Miffionarius fager, diefer See, oder wie er ih 
ausdruͤcket, der Sumpf ver Caracaraer, hänge mit dem Pavana zufammen. Man hat 
aber bey den Reifen auf dem Rio de la Plata angemerfet, daß man dieſem Fluffe oftmals 
den Namen Parana, von feiner Bereinigung mit dem Parguay an, bis er das Waſſer des 
Uruͤguay einnimmt, gebe, Der See der Caracaraer hat ſchwimmende Inſeln, welche ven 
Wilden von verſchiedenen Voͤlkerſchaften zum Aufenthalte dienen, 
Hinter den erften Hauptmannfchaften von Brafilien, aber fünfzehn Tagereifen von Gebirge Tape. 
dem Meere, geht wohl auf zweyhundert Seemeilen weit von Dften gegen Welten eine Rei: \ 
Be Gebirge, Tape genannt, welche acht Tagereifen, von dem Uruguay anfängt. - Man 
finder daſelbſt fruchtbare Thäler , und fehr gute Weiden, Die Zefuiten von Paraguay hate 
een dafelbft eine Menge Nedurtionen angeleget, wovon die meiften Durch die Mameluden 
zerſtoͤret worden. | 
Man denkt hier nicht die Namen von allen Denen Ländern und Voͤlkern zu geben, wel. Verſchiedene 
e Braſilien in einer fo großen Strecke umringen, als diejenige ift, die man von Rio de fa Volkerſchaf— 
lata bis an den Amazonenfluß vorgeftellet hat, Außer dem, Daß die meilten niemals A in Braſi⸗ 
692 recht en. 
P).Hiftoire du Paraguay, Liy. XV. p. 261. 


236 Reifen und Entdeckungen 


Beſchreib. recht bekannt geweſen, ſo haben auch die beſtaͤndigen Wanderungen einer großen Anzahl wil⸗ 
v. Braſilien. der Voͤlkerſchaften eine ungemeine Verwirrung in den Zeugniſſen der Reiſebeſchreiber und 
Geſchichtſchreiber gemacht. Wir muͤſſen noch hinzu ſetzen, daß die chriſtlichen Reductionen 
die ordentlicher Weife unter heutigen Namen gemacht werden, und oftmals von den Mameluchen 
zerſtoͤret oder von einem Drte nad) dem andern verleget worden, um ihre Streifereyen zu vorm? 
den, eine andere Duelle der Dunkelheit find g). Es feheint, daß die Portugiefen nach Bra— 
filien ſelbſt mehr Sorgfalt gebracht haben, die erften Einwohner kennen zu lernen, die NE 
daſelbſt angetroffen haben, Ein Engländer, welcher auf feinen Reifen eben fo neugierd 
geweſen, die Menfchen, als die Sage der Derter, Fennen zu lernen, hat fich auch viele Fahre 
lang , bey feinem Aufenthalte in verfchiedenen Theilen von Brafilien, befliffen , die verfhl® 
denen Gefchlechter der Indianer zu bemerken, Diefes ift Knivet, ven man bereits ang“ 
. führer hat. Endlich hat auch Laet, welcher überzeuget ift, daß an diefer Kenntniß der 9* 
willen Namen viel gelegen ift, um den Urſprung derer Bölferfchaften zu erfennen, welche man 
noch immer in dem Innern des feſten Landes entdecket, ſich die Mühe genommen, das jenige 
zu ſammeln, was er in dieſen beyden Quellen am deutlichſten erlaͤutert gefunden hat. öl 
wollen aus feiner Machricht einen Furzen Auszug machen. 
Ihre gemeins Er fange mit der Beobachtung an, daß die Judianer in Brafilien nicht einerley Spt 
fie Sprache. che reden; daß es indefjen dennoch eine gebe, die man allgemeiner, als die andern, nentel! 
Eann, teil fie die Sprache der zehn Völkerfchaften ift, die das Geftade, und einige Theile 
von dem Innern des-Landes bewohnen. Die meiften Portugiefen verſtehen fie, Sie 
leicht, veich und aud) fo gar ziemlich angenehm. Die portugiefifchen Kinder , welche IM 
Sande gebohren oder erzogen werden, verftehen fie eben fo vollfommen , als die natürliche 
Einwohner des Landes, vornehmlich in dev Hauptmannfchaft St. Vincent; und die Jeſul⸗ 
ten bedienen fich feiner andern bey diefen Völkern, welche über diefes die leutfeligften unfe 
allen Wilden find. Mir ihrem Beyftande haben die Portugiefen die andern Voͤlkerſchaftel 
ar 36 gebracht, und diejenigen, die ihnen widerftehen wollen, entweder verjage odel 
aufgerieben. y 
Petiguarer. Unter allen Völkern in Brafilien giebt man ven Petiguarern den erſten Rang. SI 
wohnen um den Fluß Paraiba, ungefähr dreyßig Seemeilen weit von Sernambuc, und ha⸗ 
ben in ihrem Sande das koſtbareſte Faͤrbeholz. Eines Ungenannten Reifebefehreibung , DIE 
für ein Werk eines portugiefifchen Sefuiten gehalten wird, febreibt ihnen viel Neigung gegen 
die Sranzofen zu, mit denen fie fich fo gar durch Verträge und Heirathen bis 1584 verbal“ 
den , da fich) die Portugiefen in der Hauptmannſchaft Paraiba, unter des Diego von Flo⸗ 
ves und Fructuoſo Baroſa Anführung niederliegen, Ein großer Theil von dieſer Bol 
kerſchaft erhält noch das Andenken feiner alten Bundesgenoffen, welches macher daß fie ih⸗ 
ve letztern Herren verabſcheuen, und fie ſtets geneigt find, die Partey wider fie zu ergrei⸗ 
fen, wie es die Holländer erfahren Haben, 
Viatanen. Sie hatten zu Nachbaren die Voͤlkerſchaft der Viatanen, die ehemals ſehr zahlreich 
war, itzo aber faſt ganz aufgerieben iſt. Die Portugieſen, welche erkannt hatten, daß 
mit den Petiguarern ſehr genau verbunden waren, wandten Liſt an, fie uneinig — 
en; 


9) Daher koͤmmt es vielleicht, daß die neue Ge⸗ -als es wohl zu wuͤnſchen wäre. Dieſen Vorwurf 
fhichte von Paraguay nicht fo lehrreich in Anfe- hat man ihr in dem Annde litteraire gemacht. 
dung der geographifchen Kenntniß des Landes: ift, | 


| Diltef 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Eapited. 237 


Gen; und als fie ſolche in einen Krieg mit einander gebracht hatten, fo gaben fie ihren eige— 
hen s undesgenoffen die Erlaubniß, Die Vistanen zu freffen, won denen ein Theil graue: 
Der Weiſe aufgefreffen wurde. Darauf bemächtigten fie ſich der übrigen teichtlich , welche 
Ne zu Sclaven verfaufeten, oder zwangen , ihnen felbft zu Fernambuc zu dienen , wo die mels 
en dor Elend umfamen. 
Bon Rio Neal bis an das Ende der Hauptmannſchaft Ilheos findet man die große 
haft der Tupinaben r), welche ſich in eine große Anzahl Zweige getheilet hat, un⸗ 
* enen wenig Bereinigung iſt. Diejenigen, welche ſich an der Bay aller Heiligen nie— 
gelaſen ‚ find mit denjenigen beftändig im Kriege, die um Camanu wohnen. 
übel le Caetaer beſaßen ehemals die Ufer des Fluſſes San Franceſco, und hegeten einen 
Sen Haß gegen die Indianer, welche Fernambuc am nächften waren. 
naqu wiſhen der Hauptmannfjaft Jiheos und Spiritu Santo findet man die Tupi- 
für er N, welche vor Zeiten aus den Gegenden um Fernambuc weggegangen, um ſich an dies 
Pi zu fegen, mo ihre Eolonie fehr zahlreich, wurde: fie iſt aber heutiges Tages fr 
Für dj dert, Von allen Wilden werden fie für Die hartnaͤckigſten in ihren JIrrthuͤmern, un ? 
fe rachgierigſten gehalten, welche der Vielweiberey am ftärfften ergeben find. Indeſ⸗ 
— bleiben doch diejenigen, die das Chriſtenthum annehmen, beftändig daben. R 
Die Tuͤpiquen, , welche von den Tuͤpinaquen herftammen, wohnen in bem Innern 
Kun ande, von der Hauptmannfehaft St. Vincent an bis an die Hanptmannfchaft Fernam⸗ 
Sf, Sie macheten ehemals eine anfehnliche Voͤlkerſchaft aus; die Berfolgung der Portu⸗ 
ihne aber , welche fie zur Sclaverey wegführeten, hat gemacht, daß die groͤßte Anzahl von 
N N einen andern Aufenthalt geſuchet. Sie haben zu Nachbaren die Apigapitangaer, 
p ariapigtangaer und die Guaracaer. Dieſe legte Voͤlkerſchaft, welche auch Die 
ataer heißt ¶ heget einen töbtlichen Haß gegen bie Tuͤpinaquen. 
Die Tuͤmmimiver bewohnen die Gegenden um die Stadt Spiritu Santo, und 
—— ee es ift aber heutiges Tages nur noch eine Eleine Anzahl 
Die Ufer des Rio Janeiro waren ehemals von den Tamviaern bewohnet. Da fich 
aber die Portugiefen daſelbſt niedergelaffen: ſo Baben fie diefe Wölferfihaft faft- gänzlich auf: 


gerieben. Ihre Weberbleibfel haben ſich in das feſte Land begeben, wo ſie den Namen ber 


Ararapaer fuͤhren. 
Das ganze Ufer in einem Raume von ungefähr achtzig Seemeilen, ʒwiſchen der Haupt- 
Mannfehaft St. Vincent und der Miindung Rio de fa Plata wird von den Caroern, einer 


Überaus zahlreichen Voͤlkerſchaft und Todtſeinden der Tuͤpinaquen, befeffen. 


Man findet auf allen Seiten eine Menge Zweige von einer Volkerſchaſt, die Tapuͤy 

RT genannt, welche verfihledene Namen bey ihren mannichfältigen Niederlaſſungen ange: 
Nommen haben. Diejenige, welche ſich die Buaymürser nenner, iſt der Tüpinaquen 
dachbar, fieben oder acht Seemeiten vom Meere, und hat fich fehr weit in das innere Sand 
nein erſtrecket. Die Indianer von diefer Wölkerfchaft find von langer Statur, unermis 
et zur Arbeit und von einer erftaunlichen Behendigkeit. Sie haben ſchwarze und lange 
©g3 Haare, 

® Vermuthlich find es diejenigen, welche Topingmbuer genannt worden, und welche man 
gen ihrer Zerſtreuung allenthalben antrifft. 


Beſchreib. 
v. Braſilien. 


Tupinaben. 


Caetaer. 


Tupinaquen. 


Tuͤpiquen. 


Tuͤmmimi⸗ 
ver. 


Tampiaer. 


Caroer. 


Tapuͤyaer und 
ihre verfchie: 
denen Linien. 


238 Reifen und Entdeckungen 


Beſchreib. Haare. Man kennet Feine Dörfer, oder andere ordentliche Wohnpläge von ihnen. ei 
v. Braſilien. führen ein herumfchweifendes geben, und verheeren alle Oerter, wo fie hinkommen koͤnnen 

Sie nähren ſich von Wurzeln und rohen Früchten, oder dem Fleiſche derer Menfchen, M 
ihnen in Die Hände gerathen. Sie haben Bogen von einer fonderbaren Größe und Ser 
fe, und Keulen mit Steinen bewaffnet, womit fie ihren Feinden den Kopf zerſchmettern 
Ihre Grauſamkeit hat fie bey allen Einwohnern in Brafilien, die Portugiefen ſelbſt nich 
ausgenommen, furchtbar gemacht. 

Man rechnet unter die Zweige der Tapuͤyaer alle folgende Voͤlkerſchaften; die ci 
canlıcoer , welche die Ebenen von Caatinga um Rio grande, hinter der Hauptmannſcheſ 
Porto ſeguro bewohnen; die Nacioer, welche ſich bey Aquitigpe geſetzet haben; weil! 
bin die Oquigtaiubaer, und die Pahier, welche ſich den Leib mit einem Rocke von H 
fe ohne Aermel bedecken, und welche eine beſondere Sprache haben; darauf die Arver, dit 

Aquitigbaer, und bie Laratioer; auf eben der Linie die Mandevier, die Macuͤtuoel 

und die Naporaer, welche den Aderbau treiben; die Cuͤxaraer und die Ruͤhinhoch 
welche die großen Innern Ebenen betvopnen. Ziemlich nahe bey der Bay aller Heilige 
findet man die Guͤayavaer, welche ihre eigene Sprache haben; und in eben ver Gegen 
die Taichivioer und die Corivioer, welche beftändige Wohnungen haben, Diefe di! 
Völker find mit den Portugiefen durch alte Verträge verbunden. Die Pigruͤver habt! 
auch ordentliche Wohnungen. Die Obacatiarer haben die Infeln des Fluffes Sarı Fra! 
ceſco inne, Die Anhelimer, die Aracuͤitoer und die Caiviarer wohnen in Höhlen u 
unterivdifchen Klüften. Die Cantichisver haben Zigen, die ihnen bis auf die Hüften pin 
unfer hängen und find genöthiger, ſich ſolche bey ihrem Laufen zu binden s). Die Tobiorae 
Apuͤyarer find ein herumſchweifendes Volk, welches nur uncen am Ende gebrannte Knie 
zu feinen Waffen hat, Bey einer Menge von Menfchenfreffern find die Cuͤmpehaer fi 
die einzigen, die Fein Menſchenfleiſch efien. Sie fihmeifen aber, wie die andern f herufl 
und ſchneiden ihren Feinden den Kopf ab, ben fie an ihre Seite hängen und tragen. DI 
Buayoer haben ihre Wohnungen. Sie find wegen der Kunft, die fie beſitzen, ihre pie 
le zu vergiften, furchtbar, Die Cincer, die Pahaiver, die Faichiver, die Tüpioilt! 
die Maracaguͤacoer, bie Jaracuͤver, die Tapechver, die Anscher, die Piracuͤel/ 
die Taraguͤargaer, die Pahacuͤver, die Parapoter, die Cavaciboinen, die Ca 
cuͤiver, die Maimimier find Bundesgenoffen , oder Abkoͤmmlinge von den Guaymürel!! 
ob fie gleich eine andere Sprache reden. Die Atuͤraraer, die Cüigtaer, und die 
paer wohneten ehemals in den Gegenden von Porto ſeguro. Die Brüigravibaer und 
die Augararier waren nicht weit von dem Ufer zwiſchen Porto ſeguro und der Haupem 
ſchaft — Santo — er 4 

Die Amixocoroer und die Carajaer beſitzen noch das innere Land Norden 
der Hauptmannfhaft St. Vincent. Gegen — zu findet —— 
die Caraguͤatayraer, die Aquigiraer und die Tapiguͤirier, ein fo kleines, aber hand 
fies Volk, daß ihm die Portugiefen den Namen der Pygmaͤen geben; die Quincigůigier⸗ 
welche vortreffliche Reiter ſind; die Quajeraer und die Anaguͤigier. 

Die Guaitacaer bewohnen die Kuͤſte der Hauptmannſchaft Spiritu Santo und bei 
Fluß Janeiro, Sie lieben die freye Sufe, und fliehen die Gehölze. Man finder fie un 


2 Bermutblih redet an bier mar von ihren Weibern. 


\ 


in Suͤdamerica. VI Buch: IX Capitel. 239 


mals ini 
Mit den 


"eyen find, erregen ein Schrecken durch den Gebrauch , den fie Haben, ein großes Geraͤuſch 
— Stoͤcken von klingendem Holze zu machen welche fie an einander ſchlagen. Die Qui⸗ 
Niger, welche yon ven Topinambuern aus denen Oertern verjaget worden, bie fie an 
er Day aller Heiligen inne hatten, deren vornehmſte Einwohner fie waren, und die von 
nen den Namen Quirimuͤren führeten, haben ihre Zuflucht nach Süden genommen. Die 
aribuͤcoer wohnen bey dem Rio grande, die Catagüser gegen Jequericare über zwi⸗ 
N den Hauptmannſchaften Porto feguro und Spiritu Santo; die Tapipenguler und 
ve Anmacarier Zeinde der Tüpinaquer, gegen St. Vincent in dem Innern des Landes; 
die N der Gegend die Noncaer, die Aptiyer, die Pansgüiriev, die Bigrargier, 
Ppvivier, die Anciuvier und die Guaracativier. ; 
w Man rechnet alſo nicht weniger, als ſechs und ſiebenzig Geſellſchaften der Tapuͤyaer, 
ON die meiften nicht einerley Sprache reden. Es find wilde, unzaͤhmbare Voͤlker die 
mit Affen andern in beftändigem Kriege leben, außer mit einer Fleinen Anzahl nicht, bie an 
= Fluſſe San Franceſco wohnen, oder den portugieſiſchen Pflanzſtaͤdten nahe find 2). 


I » faget er, als bie andern Wilden diefer Provinzen. Sie nehmen die Fremden ziem: 


ich auf, und find fehr tapfer im Kriege. Ihre Statur iſt mittelmaͤßig. In der 
ndheit FETT man ihnen die &ippen mit einer Spitze von einem Ziegenhorne; und 
enn ſie aus den Kinderjahren ſind, ſo tragen ſie kleine gruͤne Steine darinnen, womit ſie ſich 
viel wiſſen, daß fie alle Volkerſchaften verachten, welche nicht dieſen Zierrath haben. Man 
eis nichts von ihrer Religion. Sie nehmen fo viel Weiber, als fie ernähren koͤnnen: ben 
eibern aber erlauben fie nur ben Umgang mit einem einzigen Manne. Im Kriege tra 
gen felche in Körben auf ihren Rüden den Vorrath von Lebensmitteln, welche Wurzeln, 
Wildprat und Stügelverf find, ihren Männern nach. Während ihrer Schwangerfihait 5d+ 
tet der Mann Fein Weibchen von den Thieren, in der Meynung, ihre Frucht möchte fich des⸗ 
wegen zu rächen ſuchen. Wenn fie entbunden find: fo leget er fich ins Bette, um die Gluͤck⸗ 
wunſche von allen feinen Nachbaren anzunehmen. Bey ihren Streifereyen in wüßte £än- 
der, wo fie befürchten, einen Mangel an Lebenswmitteln zu leiden, nehmen fie eine große Men- 
ge Tobac mit, deffen Blätter fie zwiſchen das Zahnfleifch und den Backen ſtecken, und laf- 
fen ihren Speichel durch das Loch heraus trͤpfeln, welches fie in den tippen haben. Ih— 
te Leutſeligkeit gegen die Fremden hindert nicht, daß fie nicht ihre Feinde graufamer Wei⸗ 
ſchlachteten, um deren Fleiſch zu verzehren. Sie wohnen in großen Flecken; und ein je— 
der Hat fein befonderes Feld, welches er forgfältig bauet. 


Ehen derſelbe feget an die Kuͤſte des atlantifchen Meeres zwiſchen Fernambue und Ba- 
dia die Moriquiten / ein Geſchlecht der Tapuͤpaer, deren Weiber zwar von einer ange- 
nehmen Geftale, aber ſehr kriegeriſch, find. Diefe Völkerfehaft bringe ir Leben in Waͤl⸗ 

ern, wie die wilden Thiere, zu, und erſtrecket fih bis an den Franciſcusfluß. Sie greift 
Ülten ihre Feinde mit offenbarer Gewalt an. Sie bedienet ſich der Hinterhalte und Lift 
mit 


#) Laet Deſeript. des Indes Oceidentales Liv. XIV. ch. 3. 


hren Hütten, als zur Zeit, wenn fie fhlafen. Die Ighigranuͤpanier, — — — 
Guaimuͤrern genau verbunden, und ihre ordentlichen Geſell ſhafter bey ihren Strei⸗ un 


Knivet nennet einige andere Völferfehaften. Die Petivarer, welche er in einem — ii 
J i i i ii n läßt, find lange nicht fo ihre Gebraͤu⸗ 
im groBen Sande in dem nordlichen Theile von Brafilien wohnen laßt, 


D 


Moriquiten, 


240 i Reifen und Entdeckungen 


Beſchreib. mit deſto beſſerm Erfolge, weil fie überaus geſchwind im Saufen iſt. Sie verjehret auch 

v. Braſilien. ihre Gefangenen. 

— za Knivet bemerket von den Topinambuern, welche die Bay aller Heiligen bewohnen 
daß ſie eben ſolche Gebraͤuche, und eben ſolche Zierrathen, wie die Petivarer haben; daß 
fie eben die Sprache reden; und daß ihre Frauensperfonen für fehön gehalten werden: deß 
aber von allen Indianern durch die Gewohnheit, ihren Bart wachſen zu laſſen, U 
chieden find, ‚. 

Tomomymier In der Hauptmannſchaft Spiritu Santo, rechnet Knivet eine ſehr wilde Voͤlkerſcheft 

und ihre die er die Tomomymier nennet, und wider welche er oftmals in portugiefifchen Dien 

Etodte. Krieg gefuͤhret. Er griff eine von ihren Staͤdten, Morogeges genannt, an; denn 
glaubet, er koͤnne den Namen der Staͤdte ihren Wohnplaͤtzen geben, die in großer Ameh 
an dem Fluſſe Paraiba find, Sie find von außen mit einer Ringmauer von großen Steindl 
nach Art der Paliffaden gefeger, und hinter derfelben mit einer Mauer von Kiefeln umgeben. D 
Dächer der Käufer find von Baumeinden, und die Wände von einer Bermengung 

Belagerung Balken und Erde, worinnen fie einige Löcher laffen, ihre Pfeile durch zu ſchießen. „Un 
von Moroger Herr, erzäßlet Knivet, beftund zu diefer Belagerung aus fünfhundert Portugiefen und dr 
ges. „tauſend Indianern Bundesgenoſſen. Indeſſen thaten Doch Die Tomomymier fo gem 

„tige Ausfaͤlle, daß ſie uns noͤthigten, uns ſelbſt zu verſchanzen, und von Spiritu Saul! 
„Beyftand zu verlangen. Diefe Wilden zeigeten fich kuͤhnlich auf ihren Mauern, mit? 
„dern gezieret, und den $eib roth gemahlet. Gie feßeten auf den Kopf eine Art von di 
„Eleinen verbvennlichen Rade, welches fie anzündeten ; und indem fie folches in diefer SH 
„tung ſich umdrehen ließen , fo riefen fie uns mit vollem Halfe zu: Lovae eyave pom 
„bana; das ift, fo follet ihr auch verbrannt werden. Bey der Ankunft unferer Hürfsvölkt 
„aber fingen fie an, fich heimlich hinweg zu begeben; und die Portugiefen wurden ſolche 
„nicht fo bald gewahr, fo bedecketen fie ſich mit Hürden von Roͤhren, wodurch Fein girl 
„geht, und ſtuͤrzeten auf Die Mauer zu, die fie nicht ohne Mühe ummarfen, und fo in ot 
„Stadt drangen. Sie verloren dabey viel Soldaten, Da fie aber die Wilden niederhl® 

Sn „benz fo toͤdteten und fingen fie ihrer etwan fechzehn tauſend. Darauf macheten fie ſich vol 

„einigen andern nicht fo großen Städten zu Meiftern,, deren Einwohner eben das Shit 

„fal hatten, und das ganze Sand wurde verheerer. Bon da giengen wir auf dem Full 
„Daraiba bis nach der Stadt Moru hinunter; und nachdem wir über Das Gebirge IF 
„gangen, welches die Brafilianer Parapiaguena nennen, fü kamen wir ins Geſicht 2 
Tuͤpa Boyers, nahe an dem Rio Janeiro, und von den Portugiefen Organa genanil! 
„von ba wir nurnoch) den Fluß Maccein, bis nach der Stade St. Sebaftian Hinunter M 
„fahren hatten, wo das Heer abgedanfer wurde, 


Ovaitaguͤaſer. Die Ovaitaguaſer bewohnen Die Gegenden um das Vorgebirge Frio, welches DE | 


Namen Zocor unter den Indianern fuͤhret. Das Land iſt feucht und ſchlammicht. Die 
fe Indianer, welche viel größer find, als die Guaymuͤrer lafjen ihre Haare wachfen. Sie 
haben ihre Weiber gewoͤhnet, Krieg zu führen. Ihre Betten find keine Hamacken, M 
bey den andern Völkerfhaften. Sie liegen auf der Erde auf einem wenig Mooß vor ihrem 
Feuerheerde. Sie leben mit niemanden in Friede, und ihre graufamften Feinde find ihre 
Nachbaren. oa 


Haiyanaffer. Die große Inſel, oder Grande, welche achtzehn Seemeilen von der Mündung des Riod 
ſe 


neiro liegt, wird von den Uaiyanaſſern bewohnet, die von ſehr kurzem Wuchſe ſind, cine 
r pi 


= 


in Suͤdamerica. VIl Buch. IX Capitel. 241 


Vauch haben, und ſich nichts aus der Staͤrke und Herzhaftigkeit machen. Ihre Weiber ha⸗ Beſchreib. 

ben ein ziemlich huͤbſches Geſicht, der übrige Leib aber iſt ſehr ungeftalt, was für Sorgfalt v . Braſilien. 
auch anwenden, folchen ſchon roh zu malen. Die beyden Gefchlechter halten fehr viel 

auf ihr Haupthaar, welches ſie ſehr lang tragen, wobey ſie ſich Doch gleichfam eine Krone 
dem Kopfe gefehoren haben. Ihr vornehmfter Wohnpiag beißt Jauaripipo. 

f Kuivet bemerfet von den Tupinaquern der Hauptmannfchaft St. Vincent, daß ſie 

je efangenen mie vieler Zurüftung erwürgeten, und daß fie drey Tage lang bey diefer 

Wbarifchen Ceremonie tanzeten. 

in ie Porter , welche ziemlich weit vom Meere wohnen, fommen den Usiyanaflen Porier. 

Er tatur, und den Gebräuchen ſehr gleich: fie leben aber von Früchten. Die Manns | 

Bienen bedecken ſich den Leib, da, bingegen die Weibesperfonen nackend gehen, und ſich mit 

au Barden malen. Diefe Voͤlkerſchaft lebet mit den Portugiefen in Srieden , und hat 

ie Fine Abneigung vor dem Kriege mit ihren Nachbaren. Sie ißt fein Menſchenfleiſch, 

Ni ie etwas anders hat. Ihre Betten find eine Art Hamacke von Baumrinden die ſie 

d die Baͤume ſelbſt haͤngen: und in denen ſie ſich vor den Ungemaͤchlichkeiten der Luft 

urch kleine Daͤcher von unter einander geflochtenen Zweigen und Blaͤttern verwahren. Eie | 

Daben feine andere Wohnung. "Man glaubet, diefe Gewohnheit fomme von der Menge 

yen und Loparden her, Die fie in ihrem Lande haben, und die wider fie fich nicht anders 

eidigen Eönnen, Ihr einziger Reichthum ift ein Balfam, der aus ihren Bäumen 

. Pf, und den fie den Portugiefen gegen Meſſer und Rämme vertauſchen. 

J Die Molopaquer haben ein weitläuftiges Land jenſeits des Fluſſes Paraiba inne. Man Molopaquer. 

he Leiche fie, was die Geftalt betrifft, mitden Deutfchen. Dieſe Volkerſchaft iſt von der klei⸗ 

Anzahl derjenigen, die ihren Bart wachſen laſſen, und ſich den Leib ziemlich wohlan⸗ 

Mdig bedecken. Ihre Sitten haben nichts an ſich, welches den natürlichen Wohlſtand 

—3 Sie Haben Städte, die mit einer Mauer von Balken umgeben find, deren Zwi— 


enräume mit Erbe ausgefüllet find. Eine jede Familie wohnet in einer befondern Hüfte, 
Sie erkennen die Gewalt: eines Oberhauptes , welches fie Moroshova nennen, und wel: 
es außerdem nur durch das Vorrecht, 


s auf ſich mehr als eine Frau nehmen zu fönnen , unter- 
ſchieden ift. Ihr Sand enthält Bergwerfe, welche fie zu eröffnen, fich nicht die Mühe neh: 
men; fie fammeln aber nach dem Regen das Gold, welches fie in den Strömen und Bä- 


en finden, vornehmlich an dem Fuße der Gebirge, unter welchen man ven Reichthum des- 
or tüßmer . wu Fra nennen, Es fehlet diefem glücklichen Volke - nach 
dem Berichte des Verfaflers, nichts als die Erkenntniß der Religion. Sie ragen ihre 
aare fehr lang, und Haben fie eben fo ſchoͤn, als die europälfchen Frauensperfonen, die am 
Meiften dafür forgen. Die ganze Voͤlkerſchaft hat ihre ordentlichen Stunden zum Eifer. 
ie lieber die Reinlichkeit. Kurz, ihre Sitten und Gebräuche haben nichts Wildes an ſich, 
Außer dem Geſchmacke an Menſchenfleiſche, welchem die Molopaquer in ihren Kriegen 
Noch nicht entſaget haben. | 
Die Morayer, welde Ihre Nachbaren find, Haben eine Furze Geſtalt und gehen na> Motayer. 
end. Sie laſſen ihre Haare nur bis an die Ohren Hängen, und leiden fein Haar an allen an- 
dern Teilen deg Seibes, ohne die Augenrahmen auszunehmen, DieNachbarfhaft der Mo: 
lopaquer hindert nicht, daß ſie nicht alle Wildheit der andern Wilden haben. 
Weiter hin findet man die Lopier, welche die Portugieſen Bilvaros nennen, und 
Welche in Gebirgen leben , wo fie fich mit Srüchten nähren. Ihr Land ift fehr reich an Erz: 
Allgem. Reifebefchr. XVI Band, 5 ten 


242 | Keifen und Entdeckungen 


Beſchreib. ten und Edelgeſteinen: es iſt aber ſchwer dazu zu kommen; und die Voͤlkerſchaft iſt ſo zahb 
».Srafilien. reich und fo wild, daß man noch nicht verfucher hat, hinein zu dringen, 


Man geht von da zu den Uapanawaſſonern, einfältigen und groben, wohlgebildeten 
Leuten von einer angenehmen Geſtalt, aber fo faul, daß fie den ganzen Tag mit Schlält 
in ihren Kürten zubtingen, unterdeſſen, daß fich ihre Weiber befleifiigen, ihnen Lebenemit⸗ 
tel zu verſchaffen. 

Kıivet Fährt fort, die Namen verſchiedener andern Voͤlker anzufuͤhren, die aber von 
Braſilien ſo weit entfernet find, daß fie zu Feiner von ihren Provinzen gehören konnen. 


Der VI Abfehnite. | 
Gemüthsart, Sitten und Gebräuche der Brafilianer, 


Ihre Religion. Ihre Heirathen. Lerys Beob- Braſilianer. Muͤndliche Sage, das Chriſten⸗ 


Ihre Reli⸗ 
gion. 


achtungen von ihnen. Gute Leibesbeſchaffen- thum betreffend. Treue bey den Brafilinmifchen 
heit. Ihr Putz; vornehmlich bey den Weibes⸗ Ehen. Erziehung der Kinder. Befchaͤfftigun⸗ 
perfonen. Speifen. Ihre Kriege Degege gen der Weiber. Leutſeligkeit der Brafiliener 
nung gegen ihre Gefangenen. Ihre Begierde gegen. die Fremden. Ihre Krankheiten und 
nach Menſchenfleiſche. Beobachtung wegen der KHülfsmittel. Beyſpiele von der hraſilianiſchen 
Brafilianifchen Menfchenfreffer.- Anmerkung ‚Sprache. Brafilianifches Geſpraͤch. 
- Über ihre Religion. ° Zeugniß von der Güte der 4 


er bat aus dem Vorhergehenden ſchon bemerken koͤnnen, daß die Neltgion wenig A 

£heil an den Begriffen der Brafilianer hat, Sie Eennen Feine Art von Gottheit; I 
beten nichts an, und ihre Sprache hat fo gar nicht einmal ein Wort, welches den Namil 
Gottes ausdruͤcket. In ihren Babeln findet man nichts, welches ſich im geringften auf ir 
ren Urfprung oder auf die Schöpfung der Welt bezieht, Sie haben nur einige verwirt 
Geſchichte von einer großen Waſſerſluth, wodurch das ganze menfchliche Geflecht umg® 
kommen, einen Bruder und eine Schweiter auegenommen, welche die Welt zu bewöikenl 
anftıgen. Indeſſen verbinden fie doch einige Vorftellung von Mache mir dem Donnecc 
welchen fie Tupan nennen; weil fie ſich nicht allein vor ihm fürchten, fondern auch glatt 
ben, daß fie den Ackerbau von ihm gelernet haben. Es fomme ihnen nicht in den Sim 
daß auf dieſes Leben ein anderes folgen koͤnne; und folglich haben fie auch eben fo wenig 
nen Namen, den Hinmel, als die Hölle, zu bezeichnen, Sie glauben aber boch, daß nad 
ihrem Tode etwas von ihnen übrig bleibe, weil man fie fagen höret, viele von ihnen wäre! 
in Geifter verwandelt worden, und macheten fich eine Luſt, beftändig auf angenehmen un 
mit allerhand Baͤumen bepflanzeten Gefilden zu tanzen. 


Sie haben Wahrſager, an welche ſie ſich nur wenden, um bey ihren Krankheiten die 
Geſundheit zu erhalten. Indeſſen finden doch dieſe Betruͤger Mittel und Wege, ſie dur 
Blend werke, oder vielmehr durch außerordentliche Bewegungen und Geberbungen zu intel 
gehen, Sie fügen Verfprechungen und Vorperfagungen hinzu, welche zuweilen ewaltige 
Veränderungen bey einer Voͤlkerſchaft durch die bloße Wirkung der Hoffnung oder Fu 
verurfachen. Beny diefen Gelegenheiten aber waget der Wahrfager viel; denn wenn ma 
den Betrug wahrnimmt: ſo wird er von denjenigen umgebracht, die er hat hinterge⸗ 
ben wollen. ; n } 

Ueber⸗ 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel. 243 


Ueberhaupt nehmen die Braſilianer viel Weiber, und verlaſſen fie eben fo leicht wie- Befchreib, 
er, als fie ſolche nehmen. Indeſſen Dürfen fich doch die Mannsperfonen nicht eher verhel- v- Beafilien. 
en, als bis fie einen Feind ihrer Voͤlkerſchaft gefangen oder erleget haben; und Die ap ger 
hi agdchen muͤſſen die erſten Merkmaale ihres mannbaren Zuſtandes abwarten. Dis da⸗ rahen. 
N dürfen fie Fein ſtarkes Getränk trinken. 5 
* u welcher fich unter allen Reiſebeſchreibern am meiften bey der Gemuͤthsart und 
itten der Brafilianer aufgehalten, hat es zum Ungluͤcke mit fo vieler Verwirrung ges 
* daß es bey dem Miſchmaſche von Beyſpielen, Betrachtungen, Vergleichungen, und 
ur tungen fremder Stollen, womit er feine Erzählung nicht fo wohl fehmiücket , als ver- 
— At, nicht leicht iſt, dem Faden der Materie zu folgen, noch ihn zu ber Methode zu brins 
Aus. welche man fich bey den Auszügen dieſer Art vorgefeger bat. Indeſſen muß man doch 
As eſer ſchlammichten Quelle dasjenige nehmen, was man bey andern nicht findet, oder 
Andere ſelbſt von ihm genommen haben. ’ 
Bı Erfttich nennet er bey Der Untereintheilung, die er von allen natürlichen Einwohnern Lerys Beob⸗ 
ie Ailieng machet , nur die Margaſaer, die Uetacaer, die Maguher, die Topuier und Er 
wi Pinambuer , welche ev Tonupinambanulier nennet. Man weis aber gar wohl, nern. 
e ſehr alle indianiſche Namen durch die verſchiedenen europäifchen Ausſprachen verändert 
im n. Udcberhaupt eflen , nad) Lens Berichte #), alle Brafilianer die Feinde, die fie 
Stiege bekommen. Sie gehen nadend, und reiben fich den Leib mit einem ſchwarzen 
u Die Mannsperfonen tragen ihre Haare, wie die Pfaffen, mit einer Krone, und 
fig bohren fich die Unterfippe, in die fie einen Stein ſtecken, der eine Art von grünem as 
Korn Diefes machet fie fo ungeftalt , daß fie zwen Mäuler zu haben feheinen. Die 
ab eibesperſonen laſſen ihre Haare wachen, und durchbohren fich Die Lippen nicht: fie haben 
* > * — — ee man einen Singe ftecfen fönnte , und welche die⸗ 
‚ ) en 
die — an Frei ” n Knochelchen und Steinen zu tragen, der ihnen bis auf 
- Die Uetacaer find ohne Aufhören mit ihren | 
nicht einmal die Fremden auf, bi Engl en — — > 
gen: fo fliehen fie mit einer Schnelligkeit , welche der Berfaffer mie dev Veſchwindigkeit der 
Hirſche vergleicht, Ihr ſchmutziges und efelhaftes Anfepen, ihr wilder Blick, und ihre be 
ſtialiſche Geſichtsbildung machen fie zu einer der verhaßteſten Bölferfchaften auf der Welt. 
Ueber diefes find fie von andern Brafilianern durch ihr Haupthaar unterschieden, welches 
fie bis mitten auf den Rücken hinunter hängen faffen , und wovon fie nur einen Fleinen Kreis 
auf der Stirne abſchneiden. Ihre Sprache iſt auch ihrer nächften Nachbaren ihrer niche 
Ähnlich. Die uͤberaus große Wildheit dieſer Indianer Hat es noch wicht erlaubet, fie zu ei- 
ner ordentlichen Handlung zu vermögen. Man handelt mit ihnen nur von weitem, und 
ſtets mit Feuergewehre in der Hand, um duch die Furcht eine unordentliche Begierde zu 
unterdruͤcken, die bey Erblickung des weißen Sleifches der Europäer in ihnen aufwachet. 
Der Taufch geſchieht in einer Weite von hundert Schritten; das ift, man bringt auf bey⸗ 
en Seiten an einen gleich weit entferneten Yet die Waaren, welche den Gegenſtand der 
Handlung ausmachen, Man zeiger fie einander vom weiten, ohne ein Wort zu fügen, und 
ein jeder läßt oder nimmt dasjenige, was ihm anfteht. Es gehe dabey redlich genug zu. 
22 - Es 
%) Hifoire d’un Voyage ete. ch. VIIL 


244 end Reifen und Entdeckungen 


Beſchreib. Es feheint aber, Daß das Mistrauen gegenfeitig if, und daß, wenn die Portugieſen be 
».Srafilien. fürchten, gefreffen zu werden, die Uetacaer fich eben fo fehr vor der Sclaverey ſcheuen⸗ 
Pigmäen, Außer einigen nicht fehr zahlreichen Voͤlkerſchaften, die man wegen ihrer Kleine DI 
möen genannt, ohne daß man eine Lirfache von diefer fonderbaren Eigenſchaft in einer) 
Himmelsgegend finden Fönne, koͤmmt die ordentliche Geftalt der Brafilinner der unferige® 
gleich : fie find aber viel dauerhafter, und den Krankheiten nicht fo unterworfen, al6 | 

Gute Leibes- Europäer. Man fieht Feine Gichtbrüchige, feine Lahme, Feine Blinde , noch fonft einige 
beſchaffenheit. an ihren Gliedern verftümmelte unter ihnen, Es ift nicht felten, daß man fie auf Du 

dert Jahre leben ſieht. Ihre Haare werden faft niemals grau. Sie find fters luſtig 
wie ihre Geſilde ſtets grün find, Die Farbe ihres Leibes iſt bey ihrer beſtaͤndigen Bloße 
nicht ſchwarz, und auch fo gar nicht einmal brauner ‚ als der Spanier ihre. Indeſſel 
find doch, außer an ihren Feſten oder Freudentagen, Männer, Weiber und Kinder fie 
der größten Sonnenhitze ausgefeget. Sie haben nur erſt feir der Miederlaffung der Port 
giefen angefangen, fich in der Mitte des Seibes zu gürten, und an ihren Feften von def 
Gürtel bis unten ein blaues oder geſtreifetes Tuch zu fragen, woran fie Fleine Knochen od 


Schellen hängen, wenn fie welche im Taufche befommen fönnen, Die Häupter haͤnget 


alsdann fo gar eine Arc von Mantel über die Schulter: man nimmt aber wahr, daß 
nen dieſer Schmuck zum Zwange iſt, und daß ihr groͤßtes Vergnuͤgen iſt, nackend zu gehen 
Ihr Putz. Sie koͤnnen fein Haar an irgend einem andern Theile des Leibes leiden, als auf def 
Kopfe. Die Scheeren und Zangen, welche ihnen dienen, fich foiche hinweg zu ſchaffen 
find einer von den größten Gegenftänden der Handlung. Was man von der Gewohnhe 
gefaget bat, die fie haben, ſich die Unterlippe zu durchbohren, ift gleich von ihrer Kind 
heit an wahr: in dieſem zarten Alter aber tragen fie nur einen Eleinen Knochen, fo md 


wie Elfenbein, darinnen, In dern männlichen Alter ſtecken fie einen Stein hinein, DE 


oftmals eines Fingers lang iſt; und den fie ohne das geringfte Band darinnen feſt zu pal 
en wiffen. Einige ſtecken fich auch fo gar welche in die Baden. Sie fehen es für. ei 
andere Art von Schönheit an, eine platte Nafe zu haben; und die erite Sorgfalt der DE 
ter bey der. Geburt der Kinder ift, daß fie ihnen diefen wichtigen Dienft leiften. 
ſchwarze Farbe, womit fie fich den ganzen Leib malen, außer dem Gefichte, hindert nich! / 
daß fie nicht an einigen Orten auch noch Flecken von verſchiedenen Farben aufſchmieren 
Ihre Beine und ihre Schenkel aber behalten ſtets einerley Schwaͤrze, welches machet, da 
fie in einiger Entfernung wie ſchwarze Hoſen ausſehen, die auf Die Ferſen hinunter Hänge 
Am Halfe tragen fie Halsbänder von Knochen von einer fHimmernden Weiße ‚und vol 
Geſtalt eines halben Mondes, welche oben an ein baummollenes Band angereiher find“ 
zur Abwechfelung aber hängen fie zuweilen Eleine Kügelchen von einem ſehr glaͤnzenden 


ſchwarzen Holze darunter, wovon ſie eine andere Art von Halsbande machen, Weit fie # 


ne Menge Hühner Haben, die fie zuerft aus Europa befommen: fo fuchen fie die weißeftet 

Darunter aus, und rupfen Ihnen die Pflaumfedern ab, welche fie roth färben, und fich mW 

einem ſehr Elebrichten Gummi auf den Leib ſtreuen. In ihren Kriegen und an ihren dm 
he 


x) Lery glaubet, in. dieſen wilden Gebraͤuchen „ren, binden und ordnen fie auch Federn von U 


den Urfprung einiger franzöfiichen Moden feiner ‚syelflügeln zufammen, woraus fie fich Stirnbinden 


Zeit zu finden. „Außer det Krone vorh auf dem ‚machen, welche der Seftalt nach den wahren © ke 
‚ »Kopfe, und den hinten hinunter hangenden Han: „falfchen Haarzierathen ziemlich ahnlich find, "at 
2 , „ 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel. 245 
den Feſttagen kleben fie fich mic Wachfe auf die Stirne, und auf die Baden Fleine Fe- Beſchreib. 
en don einem fördaricn geh, den fie Tücan nennen x). Zu den Schmauferegen 9 Deafilien. 
von Menfehenfleifche, welche ihre größten $uftbarfeiten find, machen fie fich Aermeln von 
Nünen, vothen und gelben Federn, die mit fo vieler Kunft unter einander gewebet find, 
man fie für einen Sammer von allen diefen Farben anfehen follte. Ihre Keulen, bie 
von dem Harten und rothen Holze find, welches wir Brafilienholz nennen, find auch mit 
diefen Federn überzogen. Auf ihre Schultern nehmen fie Straußfedern, „welche fie, ſa⸗ 
et dery, fo zu vechte machen, daß alle Kiele auf der einen Seite dicht zufammen ftehen, 
»UND das Uebrige fih in der Runde wie ein Eleiner Pavillon oder eine Roſe ausſperret. 
Veſes bildet einen großen Federbuſch, welchen ſie Araroya nennen, den ſie auf ihren 
* mit einem baumwollenen Stricke nach dem Leibe zu enge und auswaͤrts breit binden, 
x * Man ſagen ſollte fie trügen einen Hühnerforb,. Wenn fie tanzen wollen: ſo 
fol En fe Früchte, die fie Ahual nennen, von der Größe der Caſtanien. Sie Höhlen 
N che aus, fuͤllen fie voll kleine Steine, und heften ſich ſolche an die Beine. In den Haͤn⸗ 
* ſie hohle und auch mit Steinen angefuͤllete Calebaſſen oder einen Stock eines 
ußes lan war fie diefe Ealebaffen heften. — — 
die — betrifft, ſo muß man ſich aus den Worten des le eh 
Einen richtigen Begriff von ihrem Puge machen, Man muß doch fehen, faget er, ob ih · Sperfonete 
Weiber und Mägdchen, welche fie Duoniam nennen, und feitdem bie Portugiefen oft 
man gekommen find, an einigen Orten Macia beißen, befier geſchmuͤcket und geputzet 
Nast Zuerft haben fie, außerdem daß fie gedachtermaßen wie die Mannsperfonen ‚ganz 
adend geben, noch das mit ihnen gemein, daß fie fich alles Haar, was bey ihnen waͤchſt, 
5 auf die Augenrahmen und Augenlieder ausreißen. Es iſt wahr, daß fie es ihnen, 
as das Haar auf dem Kopfe betrifft, nicht nachmachen ; denn fie feheeren es nicht fo, wie 
ie, vorn ab und fpigen es Binten ab, fondern laſſen es dafür vielmehr nicht allein fang wer⸗ 
en, fondern Fämmen und wafchen es auch, wie die Weiber an andern Diten, ſehr forgfäl- 
tig, feheiden es in zween gleiche Teile, binden fie zuweilen mir einem rorhgefärbten baum⸗ 
wollenen Bande auf, und la ſen fie über Die Schultern hängen, wieesdie in Neufchatel und 
an einigen andern Orten in der Schweiz thun, die ich geſehen habe, Gemeiniglich aber ge= 
ben fie mit fliegenden Haaren, Ueber dieſes laſſen fie fich auch nicht die tippen und Ba- 
Gen durchſtechen, und tragen folglich, Feine Steine im Gefichte, Was aber vie Ohren be⸗ 
trifft, ſo ſind ihnen ſolche entſetzlich weit durchſtochen und die Ohrenringe welche fie Hinz 
ein machen, find von großen Seemuſcheln, Vignolen genannt, Sie find weiß, rund 
Und eben fo lang, als ein mittelmäßiges Talgficht; und da ihnen ſolche auf die Schultern, 
IR fo gar über die Bruft hängen, fo läßt es, wenn man fie ein wenig von fern fiehe, nicht 
Mders, als wenn es die Odrenlappen von einem Spuͤhrhunde wären, bie ihnen auf bey- 
en Seiten herabhaͤngen. Was das Geficht betrifft, fo fehe man hier, wie fie ſolches auf- 
Pußen.. Nachdem die Nachbarinn oder Geſpielinn mit einen kleinen Pinfel in. der Hand, 
“nen Eleinen Kreis gerade mitten auf der Backe derjenigen angefangen bat, bie fich — 
— apt, 


he man RXzquettes oder Ratepenades nennet, „dieſe Erfindung von den Wilden genommen, wel⸗ 
»womit ſich die Frauen und Jungfrauen in Franke „che ſolches Pampenambe nennen. Am angef, e 
Eh und andern Ländern feit einiger Zeit fo fhön Orte a, d. 116 S. 
MWoputhet haben; und man folkse fagen, fir Hätten 


Beſchreib. 
». Braſilien. 
— — 


246 Reifen und Entdeckungen | E 
laͤßt, indem fie folchen rund herum wie eine Rolle und Schnecengeftalt drehet, fo wird fe 
nicht. allein fortfahren, bis fie ihr mit blauer, gelber und vorher Farbe das ganze Seid | 
verftellet hat, fondern machet auch noch an der Stelle der Augenlieder und ausgeriſſen 
Augenrahmen den Hauptſtrich mit dem Pinſel. Uebrigens machen fie große Armbaͤn 
von vielen Stuͤcken weißer Knochen, Die wie große Fiſchſchuppen zerſchnitten find, m 
fie ſowohl zufammen zu paffen und mit unter einander gemifchtem Wachfe und Gummi A! 
einander zu fügen wiſſen, daß es beffer nicht möglich if. Sie find ungefähr andershalb 
duß lang, und Fonnen nicht beffer , als mit denen Armſchienen, verglichen werden, ni 
man bey dem Ballenfehlagen auleget. Sie fragen auch von denen weißen Halsbaͤndern 


„bie man in ihrer Sprache Bure nennet, nicht zwar um den Hals, wie die Mannsper 


nen, fondern um die Arme gewunden; und hieraus fieht man, zu mas für einem Gebrall 
che fie Die Eleinen gelben, blauen, grünen und andern farbichten Glasknoͤpfe fo artig finden 
die man ihnen angereihet zum Bertaufipen bringe, Wir mochten entweder in ihre DÖN 
gehen, oder fie mochten in unfere Schanze fommen, fo wollten fie dergleichen von uns 
ben, und bothen ung Früchte oder andere Sachen ihres Sandes mit fehmeichelbaften WA 
ten an, deren fie fich gemeiniglich bedienen, wobey fie uns den Kopf faft müfte macheten 
und fie waren unaufhoͤrlich hinter uns her, und fageten: Mair, desgatorem amd 
marubi, das it: „Sranzofe, du bift gut, gieb mir von deinen Ölastnöpfen,,, © 
thaten dergleichen, um Kämme, welche fie Guap oder Kuap nennen, Spiegel, die 
Ars heißen, und alles, wozu fie &uft hatten, von uns zu erhalten, - Sr 
‚ _ Unter den zwiefach feltfamen und wahrhaftig wunderbaren Sachen aber, die ich al 
diefen Srauensperfonen beobachtet habe, ift, daß, ob fie fich gleich nicht fo oft den deib, OF 
Arme, die Schenfel und die Beine malen, als die Mannsperfonen , ob fie fich auch giail 
weder mit Feberwerfe, noch andern Sachen bedecken; fo bat eg dennoch, wenn 
ihnen gleich Sriesvöde und Hemden geben wollten, nicht in unferer Macht geſtanden, 
folche anziehen zu laſſen. Es it wahr, fie führeten uns zum Vorwande ihre Gewohnh 
an, daß fie bey allen klaren Brunnen und Fluͤſſen, die fie anträfen, am Ufer niederkal 
ten, ober hineinftiegen und ſich mir beyden Händen Waſſer über den Kopf göffen und 
wuͤſchen, und alſo ven ganzen Leib wie Rohr untertaucheten, da es ihnen denn, wie IF 
fageten, beſchwerlich feyn würde, fich fo oft auszuziehen; und ob wir gleich die Krieges 
fangenen, die wir gefaufer hatten, und die wir als Sclaven hielten, in der Schanze 
arbeiten, mit Gewalt anhielten, fich zu bedecken, fo zogen fie doch allezeit, fo bald ' 


ter unferer Inſel ſpatzieren gehen. 


y) Am angeführten Orte. 

2) Die erſte Art heißt Ui⸗pu und die andere 
Ui⸗ antan. 

a) Dieſe Verfertigung iſt ſehr ekelhaft. Sie iſt 
den Weibern uͤberlaſſen, „welche zuerſt die Mur: 
„zehn abichneiden und fie in großen irdenen Gefäßen 
„im Waſſer Fochen laffen. Man nimmt fie vom 
„Feuer, wenn fie weich find und laͤßt fie ein wenig 


gab, und fie mußten zu ihrem Vergnügen und ehe fie fich niederlegeten 
In Kurz, wenn es in 
ſie nicht mit vielem Geißeln gezwungen haͤtte, ſich 


Nacht angebrochen war, heimlich ihre Hemden und andere Lumpen aus, die man ihn 


, ganz nadend! 
ihrer Wahl geftanden, und mol 
zu beffeiden: fo würden fie lieber ha 
;- Son! 


„verfälten. Darauf Fauern viele Weiber u de 
„Gefäße herum, nehmen die’ weichen heraus 

„kauen fie. Nach diefem thun fie felche fo ge it. 
„wieder in andere irdene Gefäße, die auf dem 

„bereit ſtehen, und laſſen fie zum zweytenmale f 
„hen, ohne weitere Mühe dabey, als daß man in 
„mit einem Stecke umwühret, Es if all, 


h TER re 
„nichts weiter übrig, als daß man fie in —* 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel, 


247 


Sonnen Brand und Hitze ausgeſtanden, und ſich auch die Arme und Schultern durch das Beſchreib. 
rde und Steine tragen gefchunden haben, als etwas auf fich Tetden wollen, 


Vergn 
viel fetter ſind, 


Was die Rinder betrifft, die fie Conomi⸗ Miri nennen: fo war es uns ein großes 
ugen, die großen unter Drey oder vier Jahren zu fehen, welche Dicfarfchichter und 
als die bey ung, und mit ihren Pfriemen von weißen Knochen in ihren ge= 


Paltenen Sippen ‚ den nach ihrer Mode gefchorenen Haaren, und zumeilen gemaleten $eibern 


memals u 


nferließen,, haufenweife uns entgegen zu kommen und vor ung her zu tanzen, 


enn fie uns in ihre Dörfer kommen ſahen. Lery verfichert, zum Befchluffe diefes Gemaͤl⸗ 


5, „daß die Bloͤße der Brafilianerinnen, ob fie gleich an Schönbeit, wie ex faget, an 
N Stauensperfonen nichts nachgeben, die Mannsperfonen weniger reize, als der Auf— 


PUB, die Schminke, die falfehen Haarlocken, die gefräufelten Haare, die großen gefäls 


„een 
hi ; 
MAIS genug haben y). 


by und 
Nate in 


J Ai rn : \ Wi Br 
elten Ueberſchlaͤge, die Wuͤlſte, Röcke über Roͤcke und die andern unzähligen Kleinigkei⸗ 
, Womit ſich die Weiber und Maͤgdchen in unſern Landen ſchniegeln, und woran fie 


Die Brafilianer nähren fich ordentlicher Weife mit zweyerley Art Wurzeln, der Ai⸗ 
Manioc. Dieſe Pflanzen werden gebauet, und brauchen nicht über drey Mo- 
der Erde zu feyn, da fie einen halben Fuß bach und fo dick wie ein Arm werden. 


Ka laͤßt fie am Feuer auf Hurden trocknen; und indem man fie mit ſcharfen Steinen 
über, ſo macher man Mehl daraus, defien Geruch fat wie das Staͤrkmehl iſt. Diefes 
Pi wird in großen Toͤpfen gekochet, und man muß es forgfältig fo lang umrühren, bis 


fm; dt 


. eyen und in den Krieg 


Wenn es verfälter iſt, und.eine gewiſſe Feftigkeit und Dichte hat: fo 
et es beynahe wie weiß Brodt. Dasjenige, wovon man einen Vorrath auf Strei- 
mitnimmt, wird fo lange gefocher, bis es hart wird, 


Sie find 


Ur beyde fehr pi 3), und man machet fowohl von dem einen, als andern, wenn 


Man. fie mit Slei 
— AH 


ruͤhe zurichter , ein Gericht, 
n, wenn fie frifch gefto 


welches dem gefochten Reife nahe koͤmmt. 
Ben werden , einen Saft fo weiß, wie Milch, 


welcher nur batf an bie Sonne gefaget werben, fo wird ex fo dick, wie Käfe, und machet 


darauf ein gufes Gericht, wenn er nur ein wenig am Feuer gekochet wird, 
ihn nur in eine irdene Pfanne thut, um ihn zu 


don mit unfern Eyerkuchen. 


Weil man 
kochen: fo vergleicht Lery das Gericht da- 


Diefe Wurzeln dienen aud) zur Verfertigung des Getränfes a), und man wird über 
ihren Ueberfluß in einem Lande nicht erſtaunen, woſelbſt ſich ſo fruchtbare Gegenden fin⸗ 
en, daß ein junger Menſch in weniger, als vier und zwanzig Stunden, Land genug bauen 


ann, ein ganzes Jahr lang davon zu ieben. 


Weber diefes fehlet es den Indianern in 


tafilien nicht an Maiz, welchem fie den Namen Avari geben, 


»rdene Gefaͤße gießt, wo fie folche ein wenig ſchaͤu⸗ 
Men und aufſtoßen iaſfen; und dieſe Gefäße, wel- 
»Üe an der Mündung eng find, bleiben bedeckt, 
»Rie gleichen den großen irdenen Kufen, welche 
> einigen Orten im Burbonnifchen und in Auver— 
ae hm Lange machen dienen. Die Brafilias 
—— laſſen auch die Avariförner kochen und 
auen fie eben fo, um eine andere Art von Getraͤn⸗ 


Wenn 


„ke daraus zu machen,,. Der Verfaffer wieder⸗ 
hoblet, daß es die Weiber thun; denn die Männer 
meynen, wenn Jungfern die Wurzeln und den 
Avari faueten, fo würde das Getränk davon 
nicht fo gut werden. Sie wuͤrden es auch als ei⸗ 
ne Unanftändigfeit für ihr eigenes Geſchlecht anfe: 
ben, wenn fie Hand an diefes Werk legeren. Am 
angef. Orte a, d. 142 S. 


v. Braſilien. 
m ud 


Shre Nah⸗ 


rung- 


248. Reifen, und Entdeckungen 


efchreib. 
v. Braſilien. 
ea 


Ihre Kriege, 


Ihre Waffen. 


' 


\ 


Wenn fie ſich zu einem Schmaufe verfammeln, wozu die Hinrichtung eines Gefang®, 


nen, deſſen Sleifch fie eifen wollen, die gewöhnlichfte Veranlaſſung ift: fo zünden die 

ber bey denen Gefäßen, welche ven Trank enthalten, ein Feuer an, Sie öffnen eines da⸗ 
von, woraus fie eine Kürbisfchale voll eingießen, welche die Männer einer nad) dem al 
dern im Tanzen nehmen und in einem Zuge ausleeren. Sie kommen nach der Reihe wie⸗ 
der mit eben den Ceremonien bis das ganze Gefäß ausgeleeret ift. Es werden viele Ta 
mit eben der Freude zugebracht ; oder, wenn die Luſt unterbrochen wird ‚ fo geſchieht es mu 
durch Die Rede eines Tapfern , welcher die andern ermahnet, es niche an Herzdaftigkei 
wider die Feinde der Voͤlkerſchaft ermangeln zu laſſen. 


Es iſt eine beſondere Gewohnheit der Indianer in Braſilien, daß ſie zu verſchiedenen 


Stunden eſſen und trinken; das iſt, daß ſie nicht eſſen, wenn fie trinken, und nicht er 
fen, wenn fie eſſen. Zu eben der Zeit laffen fie auch alle ihre Sorge und Gefchäffte MM 
gen, ohne fo gar ihren Haß und ihre Rache auszunehmen, welche fie ftets fo lange ve 
fihieben , bis fie fich gefättiger Haben, Alsdann reden fie mit Hige davon, wie fie ihre 
Feinde angreifen, fie fangen, fie mäften, fie feyerlich hinrichten und ſie verzehren wollen 
Die Braſilianer fuͤhren niemals aus Eigennutze oder Ehrſucht Krieg. Sie find nk 
bedacht, den Tod ihrer Anverwandten oder Freunde zu rächen, die von andern Wilde 
verzehret worden. Lery verfichert, man würde ins Unendliche hinauffteigen , ohne eine 
andern Urfprung ihrer biutigften Einfälle zu finden. Die Rache ift eine ſo lebhafte 
denſchaft bey allen dieſen Volkern, daß fie einander niemals Duartier geben, Diejenigel! 
welche einige Verbindungen mit den Europäern haben, kommen nach und nach von dielt 
Wildheit zuruͤck. Sie fhlagen die Augen mit einer Ark von Beſchaͤmung nieder, wen! 
man ihnen deswegen einen Vorwurf machet. F 
Es find wenig Förmlichkeiten bey ihren Kriegen. Sie haben weder Könige noch 
Fuͤrſten; ſie kennen keinen Unterſchied des Standes. Sie ehren aber ihre Alten, und e 
ben fie zu Rathe, weil dgs Alter, wie fie fagen, ihnen Erfahrung giebt; und da fie gef 
nicht mebr im Stande find, Hand anzulegen, fo find ‚Nie doch vermögend, junge Kried® 
durch ihren Rath zu ſtaͤrken. Ein jeder Aldeja, welchen Namen fie vier oder fünf &* 
banen geben, die in einem und eben.demfelben Bezirke liegen, hat zu Fuͤhrern vielmeh⸗ 
als zu Oberhäuptern, eine gewiffe Anzahl von diefen Alten „ die zugleich Kedner der Gefel” 
ſchaft find , vornehmlich wenn es darauf ankoͤmmt, die jungen Leute zu ermabnen, daß | 
die Waffen ergreifen. Sie geben das Zeichen zum Aufbruche, und hören bey ihrem wre 
ſche nicht auf, die Ausdruͤckungen des Haffes und der Rache erfchallen zu laſſen. % 
diefes Geſchrey fehlagen die Wilden in die Hande, ſchmeißen ſich auf ihre Schultern und 
Billen,und verſprechen, ihr Seben nicht zu ſchonen. Zuweilen halten fie ftilfe, um I 
hige Reden zu hören, welche zu ganzen Stunden dauern 5). Darauf bewaffnet fid) * 
jeder mit feinem Tacape r), welches eine Art von Keule aus Brafilienhofze oder einer I 
von ſchwarzem Ebendolze ſehr ſchwer, an dem aͤußerſten Ende rund, und an den RAM 
dern fhneidend iſt. Sie hat fechs Fuß in der Sänge ‚einen in der Breite, und einen 80 
in der Dicke. Sie haben Bogen von eben dem Holze, deren fie ſich mit einer ungen! 
rien GefchicklichFeie bedienen, Sie nennen ſolche Grapaten. Die Sehnen find yon 9— 
| aber 


b) Lery verfichert, fie dauerten zumeilen wohl €) Diefe Keulen gleichen denen in Nordameric⸗ 
ſechs Stunden. A. d. 232 ©. welche Macanae heißen, 


in Suͤdamerica. Vl Buch. IX Eapitd. 249 


fden, und ſo ſtark, wiewohl ſehr duͤnne, daß ein Pferd daran ziehen koͤnnte, ſaget der Befchreik. 
erfaſſer. Er ſetzet hinzu, ihre Pfeile ſind eine Klafter lang, und beſtehen aus dreyen v. Braſilien. 
tuͤcken; das Muͤtelſte ft von Schilfe, und die beyden andern von ſchwarzem Hole, und \ 
dieſe Stuͤcken ſind ſehr gut in einander gefuͤget, und mit kleinen Baumrinden verbunden. 
ie haben nur zwo Federn, die mit baumwollenen Fäden ſehr ſauber angebunden find, 
N das Ende derſelben ſtecken fie bey einigen ſpitze Knochen, bey andern einen halben Fuß 
ang, duͤrre und harte Röhre, nach Art der Lanzette und eben fo fpiß: und: zuweilen auch 
1? Spige eines Rochenſchwanzes, der fehr giftig iſt. Sie haben auch), ſeitdem die Franzo— 
N Und Portugieſen diefes Sand beſuchet haben, nach ihrer Art angefangen, wo nicht ein 
Pfeileifen, doch wenigftens eine Nagelfpige, Daran zu ſtecken d), Ihre Schilder find von 
—* breit, flach und rund. Mit dieſer Ruͤſtung und mit Federn geſchmuͤcket, ziehen fie 
Der ſechs tauſend an der Zahl, die aus vielen Aldejaen gebildet worden, nebſt einigen 
— welche ihren Vorrath an Lebensmitteln tragen, zu Felde. Die Heerführer werden 
hab enjenigen erwählet, welche Die meiften Seinde gefangen oder getoͤdtet haben. Sie 
en zu ihren Kriegesloſungen eine Art von Horne, welches ſie Inubia nennen, und 
feifen von Knochen ‚ welche gemeiniglich von den Gebeinen ihrer Schlachtopfer find. Zus 
Weilen gefchehen ihre Kriegeszlge zur See: ihre Canote aber, welche von Baumrinde find, 
Finnen der Stärke der Wellen nicht widerftehen; und daher entfernen fie ſich auch nicht 
PL vom Ufer... Wenn fie in das fand kommen, welches fie verheeren wollen: fo halten 
fih die nicht fo Muthigen bey den Weibern auf, da unterdeffen die Krieger Durch Die Ge— 
he dringen. Ihr erſter Angriff geſchieht niemals offenbar. Sie verbergen ſich in el- 
Pe Entfernung von den feindlichen Wohnplägen,, um Gelegenheit zu fuchen, fie zu über: 
Men, Sie warten bis es dunkel ift; fie legen Feuer. an, und machen fih der Verwirs 
Fung zu Nutze. Sie üben alle Arten der Graufamkeit aus. Ihr vornehmfter Gegen: 
ftand aber ift ftets, ©efangene zu machen. Diejenigen, bie fie ergreifen, und bey diefer 
Gelegenheit wegführen Fönnen, werben forgfältig vermahret; damit fie nach dem Kriege 
a — — 
enn ſie es ni mgang haben koͤnnen, ſich im freyen Felde zu ſchlagen: 
ihr Zorn, welcher durch die Staͤrke der ——— iR, u — > > 
„ich felbft davon ein Zufchauer geweien bin, faget Sery e): ſo kann ich mie Waßrheit davon SEEN 
„reden. Ein anderer Tranzofe undich haften einesmales, ob wir gleich in Gefahr ftunden, — 
„von den Margajaern gefreſſen zu werden, wenn ſie uns gefangen oder getoͤdtet haͤtten, 
„dennoch die Neugier, unſere Wilden, ungefähr vier taufend an der Zahl, in ein Schar- 
„muͤtzel zu begleiten, welches an dem Ufer des Meeres geſchah; und wir fahen diefe Bar- 
„baren mit folcher Wuth fechten, daf es vafende und unfinnige Leute nicht ärger Hätten mas 
schen koͤnnen. Zuerſt, als die Unferigen den Feind ungefähr. eine Vierthelmeile gewahr 
„wurden, fingen fie Dergeftalt an zu heulen, daß, wenn es am Himmel gedonmert hätte, 
„wir es nicht wuͤrden haben hören fonnen. Co, wie fie ſich naͤherten, verdoppelten fie 
sihr Geſchrey, bliefen ihre Höruer , ſtrecketen die Arme aus, droheten einander, und zeige: 
sten einander die Knochen von Denen Gefangenen, die fie gefreffen haften, und fo gar die 
„angereiheten Zähne, wovon viele über zwo Rlafter an ihrem Halſe Hängen hatten, Cs 
„dar etwas entfegliches, iht Bezeugen zu fehen. Es war aber noch viel ärger, als fie fich 
„ein⸗ 
a) Ebendaſ. ‚dd. 240 uf. S. 
Allgem, Reifebefchr, XVI Band. gi 


Befchreib.. 
v. Braſilien. 
— x — 


oBundesgenoſſen, da wir durch ihre Dörfer gegangen , entgegen gekommen. Sie tal 


250 Reifen und Entdeckungen 


„einander naͤherten. Denn da fie zwey oder dreydundert Schritte von einander waren? p 
„grüßeten fie einander mit vielen abgeſchoſſenen Pfeilen; und gleich nach dem erften malt 
„Abſchießen ſah man die Luft ganz damit angefülfer, Diejenigen, welche davon getroffen 
„wurden, viffen fie mit einer wunderfamen Herzhaftigkeit aus ihren Leibe heraus, zerbra⸗ 
„chen fie, zerbiſſen fie mit ihren Zähnen ‚ Und unterließen nicht, ungeachtet ihrer Wunden 
„ihnen die Spige zu biethen 5, wobey man beobachten muß, daß diefe Indianer fo hitzig | 
„ihren Kriegen find, daß, fo lange fie nur Arm und Bein vegen koͤnnen, fie nicht aufh 
„ten zu fechten, und auch nicht zurück weichen, noch dem Feinde den Rücken zuwenden?) 
„Als fie zum Handgemenge gefommen waren: fo liegen fie die hölzernen Keulen mir DW 
„ven Händen fpielen, und fehlugen einander grimmig, ſo daß derjenige, welcher feine! 
„Feind an den Kopf traf, ihm nicht allein zur Erde flürzete, fondern auch tode fehlug, M 
„unfere Sleifcher die Dchfen Man wird mich, fragen, was ic) und mein Gefaͤhtte Di 
„dieſem vauhen Scharmügel gemacht haben ? Ich antworte, um nichts zu verhehlen 
»daß wir uns begnuͤgeten, die erſte Thorheit begangen zu haben, welche darinnen beſtund 
„daß wir uns mit diefen Barbaren gewaget daten, und da wir uns bey dem Nach 
„aufhielten, nur allein befchäfftiget waren, von den geführten Streichen zu urtheilen. a 
„fein, ob ich gleich in Frankreich die Gendarmerie zu Fuße und zu Pferde gefehen habe: f 
„muß ich Doch ſagen, daß die vergofdeten Pickelhauben und die bligenden Waffen unfe 
„Franzoſen mir nicht fo viel Vergnügen gemacht haben, als ich gehabt, die Wilden fi 
„ten zu ſehen. Außer ihren Sprüngen, ihren Pfeifen, und ihren hurtigen Wendung! 
„tar es ein wunderſames Schaufpiel, fo viele Pfeile mit ihren großen Befiederungen voh 
rothen, blauen, gruͤnen, fleiſchfarbenen und andern farbichten Federn unter den Stral 
„der Sonne, die fie gleichſam funkeln ließen, in der Luft fliegen, und auch fo viele 
„sen, Armbänder und andere Dinge von eben diefen natürlichen Federn ſchimmern zu ſ 
„hen, womit fih die Streiter befleider hatten, 

„Nachdem der Streit ungefähr drey Stunden gedauert hafte, und auf beyden Selle 
„eine gute Anzahl Todte und Verwundete waren: fo macheten unfere Topinambuch 
„welche endlich den Sieg davon getragen, über dreyßig Margajaer, Männer und WE 
„ber, zu Gefangenen, die fie in ihr Sand führeten; und ob wir beyden Franzoſen glei 
„nichts anders gethan, als daß wir unfere bloßen Degen in der Hand gehabt, und einige 
»Piftolenfchüffe in die Luft gerhan hatten, um unfere Leute anzufriſchen: fo erkannten w 
„doch, daß man ihnen Fein größeres Vergnügen erweifen Fönnte, als wenn man mie ihnen 
„in den Krieg zöge; denn fie fhägeren uns nach der Zeit dergeftalt hoch, daß ung die 
„ten in benen Dörfern , die wir befucheten, allezeit mehr Sreundfehaft deswegen erwieſen 

„Nachdem bie Gefangenen mitten in den fiegreichen Haufen gebracht, gebunden und 
„gerätelt worden, um ſich threr deſto beffer zu verfichern: fo Fehreten wir nach unferm SUP 
„fe Janeiro zurück, in deſſen Gegenden diefe Wilden wohneten. Weil wir auf zwölf bis 
„funfzehn Seemeilen weit gegangen waren: ſo darf man nicht fragen ob uns unft 


„ie⸗ 
F) Der Verfaſſer nimmt hierbey Gelegenheit, auß erordentlichen Herzhaftigkeit und Tapferkeit 9° 


‚au erzählen, daß bey unſern bürgerlichen Kriegen weſen/ die fichldie Bewunderung, und dag Lob | 


zu Saint Sean d' Angely unter den franzöftichen _ rer Officer ugezogen. A. d. 241©, 
Truppen zween braſilianiſche Soldaten von einer — 


— 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel. 251 


»yeten, huͤpfeten, Elopfeten in die Hände, um uns zu liebkoſen, und zu preiſen. Die ar- 
„men Öefangenen mußten, nach der Gewohnheit unter ihnen, als fie nahe bey ben Haͤu— 
„fern waren, fingen, und-zu den Weibern ſagen: ſehet da die Speife, die ihr fo ſehr lie: 
»det, fie nähert fih euch. Zum Beſchluſſe, als wir vor unferer Inſel angefommen waren, 
»)0 ließen wir, mein Gefährte und ic), uns in eine Barke fegen, und hinüber fahren, und 
» ie Wilden giengen auch ein jeder nach feiner Wohnung. Einige Tage darnach Famen 
»iinige von denjenigen, welche Gefangene hatten, uns in unferer Schanze zu befüchen; 
UND da fie von unfern Dolmerfihern erfuchet wurden, einen Theildavon dem Dilegagnon 
> verkaufen: fo willigten fie darein, um uns-einen Gefallen zu erweiſen. Ich Fauiete 
ne Frau und ihren £leinen Jungen , der noch nicht zwey Jahre alt mar, Die mir unge- 
»lähe drey franzöfifche Livres an Waaren Fofteten, Allein, es gefchab ſolches ſehr wider 
»Üllen der Herren; denn wir wiſſen nicht, fagete derjenige, welcher mir foiche verfaufes 
Cr Was gefchehen wird, Seitdem Paycolas, fo nannten fie Billegagnon, in unfer 
„sand gekommen iſt, effen wir nicht die Hälfte von unfern Seinden. Ic) dachte zwar 
A, den Eleinen Jungen für mich zu behalten: allein, Billegagnon , der mir meine 
»Waaren wieder geben ließ, wollte ihn fir ſich haben. Als ich auch zu der IR gar 
>, ich wollte ihn mit nad) Frankreich nehmen : fo antwortete fie mir: weil fie a N EN 

Mfnung hätte, Daß, wenn er groß geworden , er Davon laufen und ſich zu den * 
Baaern begeben koͤnnte, um fie zu rächen, fo hätte fie lieber gefehen , daß er von ben To⸗ 
Auombuern gefreffen, als bey ihr gelaffen worden. So ſehr ift die Rache bey diefer 

oͤlkerſchaſt in ihrem Herzen eingewurzelt „ 2 
ff Yan ee je elften Brahlianer mäften ihre Gefangenen, um ihr Fleiſch 
Ma 


Beſchreib. 
v. Braſilien. 
ls 


Begegnung 


ckhafter zu machen, und unter der Zeit, daß fie ſolche leben laſſen, geben fie dem gegen ihre Ge⸗ 


annsperfonen Weiber, ven Weibern aber geben fie Feine Mannsperfonen. , Der Stod- 
Meifter , faget man , machet Eeine Schwierigkeit, ihnen feine Tochter oder feine Schweſter 
ju überlaffen. Diefes Weib leifter ihm übrigens allerley Dienſte; bis zu dem Tage, da cr 
foft geſchlachtet und gegeflen werden. Inzwiſchen bringt er feine Zeit mit Jagen und Fi— 
ſchen zu. Der Tag des Todes ift niemals feft gefeger; er koͤmmt darauf an, wenn der 
Gefangene wohl bey Leibe ift. Wenn der Tag gefommen ift : fo werden alle Indianer 
aus der Aldeja zu dem Feſte eingeladen, Sie bringen anfänglich einige Stunden mit 
Trinken und Tanzen zu; und der Gefangene iſt nicht allein mit unter der Anzahl der Gä- 
fte; fondern wenn er auch gleich weis, daß fein Tod nahe ift, fo befleißiget er fich noch, am 
allerluſtigſten zu ſeyn. Nach dem Tanze bemächtigen fich zween handfeſte Seute feiner, oh⸗ 
ne daß er einigen Widerftand thut, oder die geringfte Furcht blicken laßt. Sie binden ihn 
mit einem großen Stricke mitten um den Leib; und in dieſem Zuſtande führen fieign gleiche 
ſam im Triumppe in die benachbarten Aldejsen. Er ift darüber gar nicht niedergeſchla⸗ 
gen, ſondern ſieht vielmehr Diejenigen, die ihm unterwegens vorkommen, mit einem tro— 
Bigen Geſichte an. Er erzaͤhlet dreuſt, was er für Thaten gethan, und vornehmlich wie 
er oftmals die Feinde feines Volkes gebunden habe, wie er fie gebraten und gegeſſen habe; 
er fager es ihnen voraus, fein Tod werde nicht ohne Rache bleiben und ſie werden dereinſt 
Eben fo, wie er, gegeffen werden. Wenn er einige Zeit zum Scaufpiele gebienet, und 
die Schmachreden angehöret Hat, die man ihm giebt: fo treten feine benden Wächter zus 
ruͤck, der eine zur Rechten, der andere zur Linken, auf acht oder zehn Fuß weit, und zie⸗ 
en den Strick, womit ſie ihn gebunden hatten, auf gleiche Art an, ſo daß er nicht einen 
EEE Schritt 


ſangene. 


J 


252 Reiſen und Entdeckungen 


Beſchreib. Schritt aus ihrer Mitte thun kann. Man leget ihm einen Haufen Steine zu ſeinen gif 
v Braſilien. fen; die Wächter, welche fich mit ihren Schildern bedecken, melden ihm , man faffe! i 
noch vor feinem Tode die Macht, ſich zu rächen. Darauf ergrimmet er, ergreift die St 
ne, und wirft fie nach denjenigen, die um ihn ftehen. Co forgfältig fie ſich auch zur 
begeben, fo werben dennod) ihrer eine große Anzahl verwundet. 
Ihre Begier⸗ Sobald er alle ſeine Steine verſchmiſſen hat: ſo naͤhert ſich derjenige, von welchem 
de nach Men: den Tod empfangen foll, und der ſich bisher noch nicht gezeiget hat, mit dem Tacape 
ſchenſleiſche. der Hand, und mit feinen fhönften Federn geſchmuͤcket. Cr redet Ltwas mit dem Gefan⸗ 
genen, und dieſe kurze Unterredung enthaͤlt die Anklage und das Urtheil. Er fraget.ihn 
ob es nicht wahr ſey, daß er viele von ihren Gefährten getoͤdtet und gegeſſen habe? Deralt 
dere machet fich eine Ehre aus einem hurtigen Geftändniffe, und fordert fo gar feinen HP 
fer, durch eine in der Sandesfprache nachdrüctliche Nedensare heraus: „saß mich frey, 19 
„er, ich will dich und Die Deinigen auch freffen,. Nun wohl, erwiedert der Henkel 
„wir wollen dir fehon zuvor kommen; ich werde dich todtſchlagen, und du ſollſt noch heut 
„gefreſſen werden „. Der Schlag folger fo gleich auf die Drohung. Die Weibesperfl 
die mit dem Todten gefebet hat, läuft geſchwind herzu, und fälle auf den Leichnam, il 
einen Augenblick zu beweinen. Das ift nur eine Ceremonie, die fie nicht hindert, | 
Theil von dem Ungfücfeligen zu effen, den fie zu mäften Sorge getragen, Darauf brill 
gen andere Weiber warmes Waffer, womit fie den deichnam wachen. Andere kommen 
und fchneiden ihn mit einer ungemeinen Hurtigkeit in Stücke, und reiben die Kinder 
feinem Blute, um fie bey guter Zeit zur Grauſamkeit zu gewöhnen, Bor der Europä 
Ankunft wurden die Körper mit fcharfen Steinen zerfchnitten. Heutiges Tages haben “ 
Brafilioner Meffer in großer Anzahl. Es ift nichts weiter übrig, als daß die Stücke 
von dem Leibe, und die Eingeweide, die man forgfältig veiniger, noch gebraten werden 
Dieß ift das Amt der alten Weiber ; fo wie das Amt der alten Männer bey Berzehrumd 
diefer abfcheulichen Speife ift, die jungen Leute zu ermahnen, gute Krieger zur Ehre ihrth 
Volkes zu werden, und ſich oft dergleichen Schmaus zu verfehaffen g) Ber 
Der gemeine Gebrauch der Brafilianer iſt, daß fie in ihren Dörfern Stuͤcke vond 
Köpfen der Todten aufheben, und wenn fie von einem Fremden befuchet werden , fo untel? 
laſſen fie nicht, ihm folche als ein Siegeszeichen ihrer Tapferkeit und derer Bortheife zus 
gen, die fie über ihre Feinde erhalten haben. Sie verwahren auch die ſtaͤrkſten Knecht 
der Schenkel und Arme forgfältig, um verfehiedene Arten von Pfeifen daraus zu mache 
und alle Zähne, ‚die fie wie Roſenkraͤnze anreihen, und fich um den Hals hängen. D 
diejenigen, welche viele Gefangene gemacht haben, ihre Ehre mohlgegriindet zu ſeyn glau⸗ 
ben: ſo laſſen fie ſich an eben dem Tage zur Verewigung des Andenkens ihrer Thaten, d 
Bruſt, die Arme, die Schenkel, das dicke Fleiſch und andere Theile des Leibes einſchnel⸗ 
pet 


9) Lery am angef. Orte ıs Cap. Er erjzaͤhlet, „nicht Gott, fondern nur den Donner bedentel® 

als er einsmals unvermuthet in ein Dorf gekom⸗ „und ich wolle fie zu ihm Bethen lehren , fo warf ; 

; men, Namens Piravi iu: fo habe er gefunden, ‚sftatt aller Antnsort den Kopf in die Höhe, pie 
daß man mit diefen Förmlichkeiten daſelbſt eine ges ‚sfich mur Über mich auf, und fagete ; was wilſt 
fangene Fran tödten wollte. „Da ich mich ihr näs du mir geben? fo till ich das thun, tag du 
„herte, faget er, und um mich nach ihrer Sprache „geſt. Sch antwortete ihr: armes Menfd) A 

Iu richten, zu ihr ſagete, fie follte ſich dem Tür „wirft bald nichts mehr in diefer Melt nothig 5 

»pan empfehlen , obgleich diefes Wort bey ihnen „ben; denk an das, wie es deiner Seele nad de 


\ N 2 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Eapitel. 253 


den, Ley trug Sorge, die Geſtalt eines Braſilianers mit allen dieſen Merkmaalen der Beſchreib. 
te zeichnen zu faffen. Wenn es ſich endlich ereignet, daß die Gefangenen ein Kind mit v.Srefilien. 
enen Weibern gezeuget, welche ſie zu maͤſten Sorge getragen: ſo werden dieſe ungluͤckli⸗ 
Fruͤchte, entweder gleich bey der Geburt, oder wenn ſie ein wenig Staͤrke bekommen 
en, verzehret. 
— uns oftmals, ſaget Lery, Menſchenfleiſch zu eſſen vor, und es verdroß ſie, 
ben mir ſolches ausſchiugen, als wenn wir ihnen Urſache gegeben Hätten, unſerm Buͤnd— 
»niſſe nicht zu trauen. Ich muß hierbey zu meiner großen Betruͤbniß erzählen, daß eini⸗ 
ge Normannifche Dofmerfeher, welche acht oder neun Jahre in dem Sande zugebracht, wo 
= je ein recht arheiftifches Leben geführet, fich nicht alfein durch allerhand Unordnungen mit 
N Weibern beflecketen, ſondern fih auch rühmeten, daß fie Gefangene getödtet , und ges 
»ftefen Bätten, "Eines Tages, als ich mit vier oder fünf Franzoſen in einem Dorfe der 
»großen Inſel war, wo man einen jungen Menſchen in Feſſeln hielt, welchen unſere Wil- 
„ben einigen Europaͤern entführer hatten: fo fanden wir Gelegenheit, uns ihm zu nähern, 
»Er ſagen uns im ſehr guten Portugieſiſchen/ er wäre ein Chriſt, und da er nach Portu⸗ 
»g gebracht worden, unter dem Namen Antonio daſelbſt getaufet worden. ob er gleich 
a Margajaer, und entfehloffen war, den Tod herzhaft zu leiden: fo gab er ung doch zu 
»berffehen, daß er nicht verdruͤßlich ſeyn würde, wenn er ung das geben zu danken haͤtte. 
Wir Hatten Mitleiden mit ihm. Einer von den Unferigen, ein Schlöffer feines Hands 
derkes, welcher ſpaniſch genug verftund, um etwas im Portugiefifchen zu verftehen, ver— 
Pac ihm eine Zeile, feine Eifen zu zerfeilen, und verabredete mit ihm, er follte fich ſei⸗ 
en Hütern entziehen, unterbeffen daß wir ung bemühen würden, fie aufzuhalten, und er 
»ollte unfer in einem Fleinen benachbarten Walde erwarten, wo wir ihn wirden mitneh: 
»Men fönnen, wenn wir wieder nach unferer Inſel giengen. Diefe Hoffnung hatte ihn z 
»dor Freuden ganz entzückt gemacht. Allein, obgleich die Wilden nicht verftanden hatten, 
„das man ihm angeborhen: fo fhöpferen fie doch einigen Verdacht aus unferer Linterres 


Den andern Morgen, 


„dem Tode des Gefangenen beyzumohnen, und richteten ihn bin. 
„als wir wieder mit einer Zeile und andern Huͤlfsmitteln zu ihnen Eamen , unter dem Vor— 
‚„wande, Lebensmittel bey ihnen zu fuchen, fo führeren fie uns aneinen Ort, wo wir die 
„Stuͤcke von dem Seibe des Antonio auf dem Roſte liegen ſahen. Sie wußten fich viel da⸗ 
„mit, daß fie uns hintergangen haften, und wieſen uns zuletzt mit hellem Gelächter den 
»Ropf, An einem andern Tage ließen ſich zween Portugiefen von unfern Bildenin einen 
„kleinen Haufe von Erde, ziemlich nahe bey einem ihrer Schanzen, bie Moripione bieß, 
»uͤberrumpeln. Ob fie fich gleich mit vieler Herzhaftigkeit vom Morgen bis an den Abend 
»vertheidigten ; und nachdem fie allen ihren Vorrath an Pulver verſchoſſen hatten, ein a 
; Si 3 er 
»hem Tode ergehen wird. Sie lachete von neuem, von Fener nnd Manche braten; welches denjenigen 
wurde todtgeſchiagen, und farb auf ſolche Art. nahe koͤmmt, was die Flibuſtier Bucanieren 
Ebend. 0.2.2352 &, Lebrigens befihnldiget der genannt haben. Die alten Weiber, feket Lery hin⸗ 
erfaſſer diejenigen eines Irrthumes, welche ges zu, welche das Menfchenfleifih ſehr lieben, foms 
tieben haben ‚die Brafilianer ſtecketen die Stu⸗ meln das Fett, welches an dem Roſte hernuter troͤ⸗ 
Een des dbes an eitten Spieß , um fie zu braten. pfelt, und lecken es mit den Fingern ab. Die ha: 
Ze Haben große und hohe bölgerne Flechten, awis be er felbft gefehen, ſaget er. Am angef, Orte, 
en welchen fie diefelhen mit einen Vermiſchung a. d. 257 ©, 


Beſchreib. 
v. Braſilien. 


254 Reiſen und Entdeckungen 


„Her mit einem zweyſchneidigen Degen in der Hand, womit fie ein großes Blutbad anrich 
„teten, einen Ausfall thatenz fo hatten fie dennoch einer Menge Feinde nicht wide ſtehen FÜ 
„nen, die hartnäckig dabey blieben, fie zu fangen. ie Hatten das Ungluͤck, in ihre Hau 
„de zu gerathen. Ich Faufere noch des einen Raub, welcher in einigen Kleidern von vif⸗ 


„„felshaut beſtund. Einer von unſern Dolmetſchern bekam für zwey Meſſer eine große ſ 


Beobachtun⸗ 
gen wegen der 
braſiltaniſchen 
Menſchen⸗ 
freſſer. 


Anmerkung 
wegen ihrer 
Religlon. 


„berne Schuͤſſel, die man in ihrem Hauſe geſunden hatte. Wir vernahmen von den 
den ſelbſt, fie hätten ihnen zu erſt, nachdem fie ſolche in ihren Wohnplag gefuͤhret, den DA 
„auggeriffen; darauf hätten fie Diefelben getödter, und graufamer Weiſe gefreffen; und al 
„ſtatt, daß fie fich Durch ihre Klagen hätten follen erweichen laffen , hätten fie ihnen yielmebt 
„vorgeworfen, ſie wuͤßten nicht. mit Ehren zu fterben, — 

Endlich, weil doch alles bey einem aufrichtigen Reiſebeſchreiber koſtbar iſt, wenn er nu 
dasjenige erzählet, was vor feinen Augen vorgegangen iſt, feget Lery hinzu: „eines Taget/ 
„da die Topinambuer Bundesgenoſſen der Franzoſen einer gar zu langen Ruhe muͤde 9% 
worden, woben fie den Geſchmack am Menjchenfleifche verloren , fo erinnerten fie fich, doß 
„fie in ihrer Nachbarſchaft einen Wohnplatz von Margajaern Härten, die ſich ihrer Volk 
ſchaft feit zwanzig Jahren ergeben , und die fie in Frieden hatten leben laſſen. Unter dom 
Vorwande aber, daß fie von ihren ärgften Todrfeinden herſtammeten , faffeten fie den E 
„fhluß , folche aufzureiben. Es wurde Die Nacht Dazu genommen, Cie richteten ein ok 
„bes Blutbad an, daß man das Geſchrey der Sterbenden fehr weit hören Eonnte, Di 
„Seanzofen, die in der Mitternacht davon Nachricht bekamen, fuhren wohlbewaffnet in # 
„ner großen Barke ab, um ſich nach diefem Dorfe zu begeben , weiches nicht weit von d 
„Sort lag. Ehe fie aber dahin Fommen fonnten, Hatten die grimmigen Topinambuer PF 
„Häufer in Brand geſtecket, und die Einwohner niedergemacht, welche heraus liefen. LM 
war nicht mit unter der abgegangenen franzöfiichen Mannſchaft: er vernahm aber von Alf 
dern, fie harten viele Stücke von Männern und Weibern auf den Roſten liegen, und a 


der gatız gebraten gefehen. Gleichwohl hatten fic) einige im Finftern zur See gerettet , UM 
kamen nach der franzöfifhen Schanze, daſelbſt eine Zuflucht zu füuchen. Sie wurden | 
leutfelig aufgenommen, Die Topinambuer aber, welche ſolches bald erfuhren ‚ befchmwel‘ 
ten fich fehr heftig Darüber, und wollten fie durchaus nicht unter Dem Schuge der Franzoßel 
laſſen, ats Dis fie durch Geſchenke deswegen waren befänjtiger worden, — 
Man glaͤubet, aus allen dieſen Erzaͤhlungen ſchließen zu koͤnnen, daß die Brafilianl 
bey einer fo heftigen Begierde nach Menſchenfleiſche, nicht allein nur bloß ihre Feinde gef 
fen, fondern daß fie and) bey ihren Kriegen ſelbſt nur Diejenigen verzehren, die ihnen Lebe 
dig in Die Hände gerathen, und fie mit gewiffen Foͤrmlichkeiten toͤdten. Man bemerfet nicht 
ein einziges mal, daß fie nac) einem Gefechte, worinnen fie den Vortheil erhalten haben 
und bey welchen fie Meifter vom Felde geblieben find, fich damit aufgehalten, daß fie? 
$eichen der Ueberwundenen verzehret; und alle ihre Bemühungen feheinen nur dahin zu 
hen, daß fie Gefangene machen, die fie in ihren Dörfern erwürgen. 
Correal, welcher ein großes Theil feiner Nachrichten vom Lery entlehnet zu haben ſcheinn | 
füget doch zumellen noch feine eigenen Beobachtungen hinzu. Da er zum Beyſpiele er 
net, daß die Drafilianer feine Art von Tempel oder Merkmaale eines Gottesdienſtes haben⸗ 
und daß fie nicht den geringſten Begriff vom Urſprunge dev Welt beſitzen: fo behauptet er Be 
daß fie nicht ganz und gar von einer Gottheit nichts müßten, fondern daß fie ihr auch 


in Suͤdamerica. VI Bud. IX Eapitd. 255 


eine Art von Verehrung erwieſen, indem fie oftmals ihre Hände gegen die Sonne und den — 
ond mit Merkmaalen der Bewunderung aufhoͤben, die ſie durch ſehr lebhafte Auerufun⸗ — 
gen ausdruͤcketen. Er verſichert auch, daß ſie die Unſterblichkeit der Seele und Strafen fuͤr 
e Verbrechen ſo wie Belohnungen fuͤr die Tugend glauben. Man hat auch in der That, 
nach Lerys Berichte, geſehen, daß ſie die frommen Leute nach ihrem Tode hinter hohe Gebir⸗ 
ge an fehr angenehme Drre gehen laffen , wo fie denfelben Feine andere Befchäfftigung geben, 
a daß fie tanyen und dachen. Böfe Geifter, welche fie Aymanen nennen, und von Des 
J fie oftmals , wie fie ſich beklagen, ſchon in diefem Leben geplaget werden, ſind die Hen⸗ 
er, welche ſie in der andern Welt beſtimmet zu ſeyn glauben, die Boͤſen zu martern. Ein 
„Te Beweis, daß man ihnen einiges Sicht von der Religion zuſchreiben kann, iſt, daß 
ton etjeuget zu ſeyn feheinen , ihre Wahrſager hätten einen Umgang mit unfichtbaren Mach⸗ 
F von denen fie die Gewalt erhielten, den Kriegesleuten Muth und Stärfe ER OR 
Bein e Pflanzen und Fruͤchte wachfen zu laſſen. Endlich fo laffen auch ihre Feſte Correa n 
& N Zweifel, daß fie nicht eine Kenntniß von einem höhern Weſen, als das menfchliche 
eſchlecht, haͤtten h), Man erzaͤhlet, ſaget er, daß fie ſich an gewiſſen Tagen verſammel⸗ 
een, dre Wahrfager, welche diefen. Berfammlungen vorftehen ‚ Stimmen Lieder an, und 
eben einen fehr lebhaften Tanz, wobey fie ihre Maracae, das ift die mit hohlen Srüch- 
ER und kleinen Steinen verfehenen Stäbe, die fie in der Hand tragen, ſchuͤtteln. In dieſer 
Vegung, und ohne daß ſie aufhoͤren, zu fingen, ergreifen fie alle Diejenigen, welche Br Feſte 
wohnen, welche ſo wie ſie zu ſingen und zu tanzen anfangen, und alle ihre Geberdungen 
tellungen genau nachmachen, Die Weiber bewegen ſich fo ſtark, daß ihnen der 
m chaum vor dem Maule fteht. Die Männer und Kinder fehlagen fich auf die Bruſt, und 
“hen ein unglaubliches Geräufch,. Nach diefem ‚erften Auftritte ruhet man ein wenig aus, 
 nimme wenigftens ein ftilleres Wefen an, und der Ton des Siedes wird weit fanfter, 
Allein, ſolches Dauert nicht lange, Man fängt wieder an zu tanzen, nur mit dem Unter 
fhiede, Daß man fich in die Runde ftelle , einander bey der Hand nimmt, und den Leib et⸗ 
was beuget. Der Tanz Häle in diefer Or 


i dnung und Stellung länger an. Wenn jeder 
mann von der ftarfen Bewegung muͤde iſt: focheileeman ſich in drey Kreiſe, deren jedem ein 
Wahrſager feine Maraca reicht, von welcher er verſichert, Daß der Geift mit ihnen rede, 


Er nimmt darauf lange Schilfrögre, die er mir angezuͤndetem Tobade anfüllerz und indem 
er fich rund herum drehet, um den Rauch davon auf die Tänzer zu blafen ‚f meldet er ih⸗ 
hen, daß der Geift ihnen Stärfe und Muth eingebe. - Diefe Ceremonie dauert wenigſtens 
ſechs bis ſieben Stunden. „Es iſt gewiß, ſchließt Correal, daß ſie einige Kenntniß von ei⸗ 
»nem hoͤchſten Weſen voraus ſetze, wofern man nicht vermuthen will, daß alles, was er bey 
»diefer Gelegenheit ſaget, nur eine von allem Verſtonde leere Formel ſey , wie ich es von eis 
„nem portugiefifchen Mifftonar Habe behaupten hören. Ich für mein Theil bin überzeuger, 
»daß überall, wo man einigen Schein von Bernunft antrifft, es auch einige entweder wah⸗ 
»oder falſche Vorſtellung von einer Macht über uns gebe; und daß, wenn die Einfichten 
»davon nicht lebhaft genug find, dieſe Kenntniß aufzuklären, fih dennoch ſtets einige gro⸗ 


e — erhalten, welche auch die allerviehiſchſten Menſchen nach ihrer Art ein⸗ 
»tleiden, 7), 


Lery, 
— ) Voyages de Frang, Correal, I Part, ch. 7. 
Corregl ebendaß, a. d. 228 ©, 


’ 


Befchreib. 
v. Braſilien. 
u 


‘ 


Be. Reifen und Entdeckungen 
erk⸗ 


Lery, welcher ſich gemeiniglich für einen Augenzeugen ausgiebt, machet eine weit m 
wuͤrdigere Abſchilderung von dieſen Verſammlungen. Eines Tages, ſaget er, nach eu 
ungepwungenen Art, da ich mit einem andern Franzofen, Namens Jacob Rouſſeau, M 


einem Dolmetfcher durch) das Sand gieng, fhliefen wir in einem Dorfe , welches Cotiva di" 


Den andern Morgen fehr früh, da wir uns zu unferer Abreife anſchicketen, fahen wit ” 
allen Seiten die Wilden auis den benachbarten Orten ankommen, zu denen fic) die aus DET 
Dorfe auf einem großen Plage gefelleten ; und ihre Anzahl war bald fünf bis ſechshunden 


ſtark. Die Neugier hielt uns auf. Wir ſahen, daß fie ſich alle zuſammen in drey Hau 


fen theileten. Die Maͤnner waren in einem Hauſe, die Weiber in einem andern, und 
Kinder in einem dritten. Wir befanden ung in demjenigen, wo die Weiber hinein Fam 
und weil wir noch frühftücketen, fo Drang man ung eben nicht, daß wir hinaus gehen 
ten, fondern man empfohl uns nur, wir möchten uns darinnen ruhig und ftill halten, 4 


Männer ihres war nur dreyßig Schritte davon. Anfänglich Höreten wir nur eindump 


tes Geraͤuſch, fo wie der Priefter ihres, wenn fie ihr Brevier bethen. So gleich ftund! 

die Weiber, deren ungefähr zweyhundert an der Zahl waren, auf, hielten ihre Ohren DW 
und fügeten fic) fehr Dicht in einen Haufen zufammen, Darauf erhoben die Männer nad 
und nad) ihre Stimme; und wir hoͤreten fie fehr deutlich zufammen, nach zwoen ſehr A 
fachen Noten, die Sylbe Se, He, He fingen, welche fie zu wiederhohlen nicht aufpör 
Auf einmal wurden wir fehr erftaunee, daß die Weiber, welche anfingen, ihnen mit ei 

zitternden Stimme zu antworten, eben dieſe Sylbe wiederhohleten, und über eine Biert } 
funde fo ſtark zu fehreyen anhuben, daß wir wegen unfers Ruhig haltens ſehr verlegen MF 
ven, da wir fie anſahen. Sie heuleten nicht allein aus allen ihren Seibesfräften, fondern fprul 


gen auch mit vieler Heftigkeit, ließen ihre Brüfte baumeln, ſchaͤumeten mit dem Maule, u 


einige fielen fo gar ohmmächtig nieder. Ich kann nicht anders glauben, als der Teufel # 
ihnen lebendig in den Leib gefahren. Auf einer andern Seite höreten wir in einem ab 
fonderten Haufe, welches nicht weit von ung war, die Kinder eben fo fehr fhreyen und I 
men, Es ift wahr, daß ich Damals, ob ich gleich ſchon über ein halbes Tyahr mit den Dt 
den umgegangen, und ihrer Are und Weife gewohnet war, in einiger Furcht ftund, W 
geroünfchet hätte, mieder in der Schanze zu feyn. Endlich macheten die Männer nad) 
ſem verwirrten Gelaͤrme und Geheule, eine Fleine Paufez und die Weiber blieben fo, 
die Kinder, in einer fiefen Stille, Bald darauf hoͤreten wir Die Männer wieder anfard 
zu fingen, allein mit fo vieler Kieblichfeit und Harmonie, daß ic) duch fo angenehme T 
mieberum ein wenig aufgemuntert wurde, und hinaus gehen wollte, fie in der Nähe aid 
hören. Die Weiber wollten mic) zurüc halten; und der Dolmetfcher fagete zu mir, er ; 
be fich in den ſechs oder fieben Fahren, die er in dem Sande gewefen , noch niemals une, 
ftanden , fich bey diefem Feſte fehen zu laffen. Ich blieb ein wenig in Zweifel, Dal \ 
aber erwog, Daß er mit feine Urſache von feiner Furcht angab, und ich mich auf die Grau, 
ſchaft einiger Alten in dem Dorfe verließ, wohin ich fehon vielmals gefommen war: ſo 9 
ich ihm kein Gehör, und entzog mich dem Orte, wo ich war, "Die Häufer der Wilden ſu 
ſehr lang , wie unfere Alleen, mit Gitterwerfe gedecket, und bis auf die Erde mit Graſe N, 
kleidet. Als ich mich dem Haufe genähert hatte, worinnen ich nod) immer fingen HOT, 
fo machete ich mit der Hand eine Eleine Deffnung in dev Wand, bloß in der Abficht, ji 
Binein zu fehen, Als ich nun fah, daß man ſich über meine Dreuftigkeie niche beſchweren 
fo winkete ich den beyden andern Sranzofen, die auf mich Acht hatten. Sie folgeren * 


— 
— —— ZU TE = 
—— — — — 


- 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel. 27 


Als wir endlich verſichert waren, daß es den Wilden nicht zuwider war, Beſchreib 
"8 zu fehen, fondern fie vielmehr ihr Singen und Tanzen luſtig fortfegeten: fo giengen *- Braſilien 
wir in dag Haus bi —— Winkel 4 —⸗ꝰ 
inein, wo wir uns in einen Winkel ſtelleten, um es mit anzuſehen. 
iv fönnen die Beſchreibung ihres Tanzes nicht übergehen. „Die Wendungen ‚die 
Beberden, die Stellungen die fie macheten, ſaget er, waren dieſe. Sie ſtunden alle zu- 
»AMmMen dicht an einander , ohne daß fie fich bey den Händen hielten, und ohne daß fie ſich 
Don der Stelle zicketen. So in die Kunde geftellet , vorwärts gefrümmt hoben und wo⸗ 
»IN fie den Keiß ein wenig, und bewegeten nur das rechte Bein und den Fuß. Ein jeder 
vate auch die rechte Hand auf den Billen liegen, und den linken Arm und die Hand hin⸗ 
»Unter aͤngen, und auf diefe Art fangen und tanzeten fie. Ueber diefes waren wegen ber 
Renge drey Kreiſe, und mitten in einem jeden drey oder vier von den Wahrſagern, welche 
hs Öfen, Mügen, Armbaͤndern von fehönen natürlichen und bunten Federn gemacht, 
»teich geputzet waren, und übrigens in einer jeden Hand ein Maraca, das ift Klappern von ei= 
Be viel groͤßern Frucht, als ein Straußey, hatten, damit der Geift, wie fie fageten, re— 
oe, und die fie allen andern vorflappern ließen. Ich bemerfere, daß fie oft ein hoͤlzernes 
Rohr, Hier bis fünf Fuß lang zeigeten, an deffen Ende trodenes und angezündetes Petun⸗ 
„kraut war, womit ſie ſich herum dreheten, und den Rauch davon auf die andern Wilden 
umher bůefen wobey fie zu ihnen ſageten: damit ihr eure Feinde uͤberwaͤltiget ſo empfan⸗ 
e den Geiſt der Staͤrke; und dieſes thaten ſie zu vielen malen. Bey dieſen Ceremo⸗ 
un Aum, welche ber zwo Stunden gedauert hatten, war eine ſolche Melodie ‚ daß dieje= 
en, welche fie gehöret haben, es niemals glauben würden, daß fie fo wohl jufammen 
ffinmten, vornehmlich, was die Cadanz , und den Rundgefang des großen Tanzliedes bes 
I wo fie bey jedem Abfage ihre Stimme fchleifeten „. Der Verfaffer bringe die Worte von 
ieſem Rundgeſange bey, welche hießen Heu, huraure, heura, heuraure, heura, heura, 
uch; und die Noten, die er. auf fol fa mi, ia la la, fol fa mi, fa mi fa re mi bringt ). 
Bir müffen noch anmerken, daß Correals Erzählung bier in einem wichtigen Puncte 
beftärfet wird, nämlich der Borausfegung einer unfichtbaren Macht, oder eines Geiftes der 
Stärke, welcher durch die Wahrfager eingegeben wird, Zum Befchluffe ſtampfeten fie mie 
dem rechten Fuße viel ftärfer, als vorher. Sie ſpucketen ein jeder vor fih aus, und fan«- 
gen alle zufammen, drey oder viermal chorweiſe, aber nach eineriey Note, das iſt ohne Ber⸗ 
änderung des Tones Ze, be, hua; He, bus, bus, hua. Beil ich ihre Sprache noch 
nicht vollfommen verftund; fo fagete der Dolmetfcher zu mir, fie hätten in dem großen 
anzliebe zu erft ihre tapfern Vorfahren bedauert; darauf hätten fie fich durch) die Verſiche- 
tung getroͤſtet, fie wiirden nach dem Tode wieder zu ihnen fommen, und ſich hinter den groſ⸗ 
n Bergen mit ihnen luſtig machen; fie hätten ihren Feinden gedrohet, fie wollten fie fan⸗ 
gen und freſſen; endlich ſo Hätten fie von einer alten Ueberſchwemmung des Waſſers geſun— 
gen, welche alle Menfchen erfäufer hätte, außer ven Urhebern ihres Gefchlechtes. 
Man hat geglaubet, man müffe fich in diefe umftandliche Nachricht von denen Voͤlkern Zeugniß zum 
Amaſſen, welche mit Recht für die barbariſchſten in America gehalten werden, und durch ihr — der 
eyſpiel einigen Begriff von allen andern Voͤlkerſchaften machen, die man genannt hat, Vraſiliauer. 
ne daß man fie auf andere Art und Weiſe Hat bekannt machen fönnen, Indeſſen muß 
Man ſich doch auf fo widrige Abfhilderungen nicht einbilden, daß es den Brafılianern an. 


Ber 
#) Am angef. Orte a. d. 321 und 322 © 
Allgem, Beifebefcht, XV Band, * 


nem Beyſpiele. 


nien 


Beſchreib. 
v. Braſilien. 


Tradition we⸗ 
gen des Chri⸗ 
ſtenthumes. 


Wie Lery ſol⸗ 
che aufklaͤret 


259 Reifen und Enfderfungen 


Vernunft und Güte fehlen. Eben der Reiſebeſchreiber, welchen man willig anfuͤhret, “ 
er von demjenigen vedet, was er gefehen hat, machet eine andere Erzählung, welche au an 
noch angeführet zu werben verdiene. Ein andermal, ſaget er, da ich mich mit einig 
Franzofen in einem Dorfe, Okarentin zwo Meilen von Eotiva, befand , und migten all 
einem Plage fpeifete, wo fich die Einwohner verſammelt hatten, um ung zu bewundern 
denn wenn fie einen Ehre ermeifen wellen ‚ fo fpeifen fie nicht mie ihm: fo harten | mi 
fie um uns, als ſo vice Wachten fiehen, und war ein jeder mit einer 5 
graͤte, zwey bis drey Fuß lang, und wie eine Saͤge ausgezacher, bewaffnet, nicht — 
wohl um jemand anzugreifen, oder ſich zu vertheidigen, als vielmehr die Kinder meggh® 
gen, zu denen fie in ihrer Sprache fageten: Fort, du Eleines Pack; ihr ſeyd niche wert 
diefen Fremden vor die Augen zu fommen! Machdem fie uns ruhig harten effen laffen, 
uns durch ein einziges Wort zu föhren: fo fagete ein Alter, welcher bemerket hatte, daft 


dor und nach den Eſſen unfer Gebeth verrichter hatten ‚ In einem fehr befeheidenen Tone P 
uns: „, Was bedeutet das, mas ich euch Habe chun fehen, daß ihr eure Hure abgenommel 
„ohne den Mund zu eröffnen, unterdeſſen, daß einer von euch allein redete? Mir wall 
„ſprach er? Mit euc) felbit, die ihr gegenwärtig feyd, oder mic einem andern, deffen Abw⸗ 
„ſenheit ihr bedauert, ? Ich ergriff dieſe Gelegenheit, ihnen einigen Begriff von dem cr 
ſtenthume beyzubringen. Er fprach mit Gott, fagete ich zu ihm, an den wir unfer Gebeh 
richteten ; und obgleich der große Gott nicht fichtbar war ſo hatte er uns doch gehörer, U 
wußte auch, was wir im Grunde unfers Herzens dachten, Hierbey fing ich an, ihnen mit 
Huͤlfe unfers Dolmerfchers einen Theil unferer Religion zu erklären, und wandte über zu⸗ 
Stunden dazu an. Sie hoͤreten mir mit großer Verwunderung zu. Endlich fagere all 
anderer, Alter, zu uns: „hr lehret uns: viele hübfche Sachen, wovon wir niemals ermdf 
„gehöret Haben: indeffen erinnern mich doch eure Reben an das, was uns unfere Vaͤter oft 
„mals erzählet haben, Lange Zeit vor ihnen, und fehon fo lange, daß fie es nicht mehr af 
„Monden herrechnen Fonnten, fam ein alter und fo bärtiger Fremdling, wie ihr, in diel® 
„Land, welcher eben das fügete, was ihr da ſaget, er überredere aber Eeinen Menfehen, 
„auf Fam ein anderer, der uns feinen Fluch nebft einer Tacape gab, deren wir ung zu be 
„dienen nicht aufgehöret haben, einander nieder zu machen z gegenwärtig iſt es eine Mi 
„uns eingeführete Gewohnheit wollten wir fie verlaſſen, fo wuͤrden wir alfen unfern Ma 
„barn zum Gelächter werden „.. Sch erwiederte mit-aller möglichen Stärke, das Licht DE 
Wahrheit follte fie das Urtheil einer Menge Blinden verachten Taffen ‚ und der wahre Got 
welchen ich ihnen verkuͤndigte, wuͤrde ſie alle ihre Feinde uͤberwinden laſſen. Sie wurd! 
bewegt, ſo daß fie auch verfprachen , fie wollten der Lehre folgen , die fie gehoͤret hätten, und 
fein Menſchenfleiſch mehr effen, . Sie fielen auf die Knie, un nah unferm Benfpiele 
beihen, und ließen ſich folches erklären , nachdem fie mic vieler Aufmerkſamkeit zugehörer HA 
ten. Den Abend aber, da wir uns in unfere Hamacken fehlafen geleget , und ung wege! 
ihrer Veränderung glücklich priefen, hoͤreten wir fie weit heftiger, als jemals fingen, IF 
wollten fih an ihren Feinden vächen, ihrer eine große Anzahl fangen, und fie auffrelle® 
Dieß iſt die Unbeftandigkeit ihres Narunelleg, im: I): 
Uebrigens finder Lery bey dem Goſchichtſchreiber Nicephorus die Sage diefer Bil 
ziemlich aufgeklaͤret. „Man left ausdı ücklich, ſaget er, daß der Beil, Matthaͤus das er 
»gelium Bölkern geprediger habe, welche die Menfchen aßen „ 7), — 
I) Niceph, L.Il, c. At. = 


in Suͤdamerica. VI Buch, IX Capitdl. 259 


Obgleich die Brafilianer Feine andere Geſetze Haben, als ihre-Gebräuche, wovon Beſchreib. 
Mnige offenbar den Grundfügen der Gerechtigkeit und Menfchlichkeit zuwider find: ſo 2-Drafilien. 
2 "tet man dennoch bey dieſem feltfamen Verderben einige Spuren von einer beffern Orb» 
11.97 die fie eben fo ereulich erhalten, als ihre barbariſchſten Uebungen. Der Ehe: 
ruch iſt bey allen dieſen Voͤlkerſchaften ein Graͤuel; das iſt, ungeachtet ihrer Freyheit, 
viele Weiber zu nehmen und. fie wieder zu verfloßen, darf. doch Feine Mannsperfon eine an⸗ 
„er® erfennen, alg diejenigen, bie er unter diefem Titel nimmt; und die Weiber müffen id 
N Maͤnnern ereu ſeyn. Vor der Heirath uͤberlaſſen ſich die Maͤgdchen nicht allein ohne 
fe AMde den ledigen Mannsperfonen, fondern ihre Anverwandten biethen fie auch dem er: 
ni dem beiten an ‚und liebkoſen ihre Liebhaber ſehr; fo daB, nad) Lerys Ausſpruche wohl 
Nu ne einzige, als Jungfer , in den Eheſtand tritt. Allein , wenn fie ſich einmal durch 
il rechungen an jemand ergeben, welche bie einzige Förmlichkeit find, die fie bindet: fo 
Au € man nichts weiter von ihr. Sie hören auch felbft auf, dem Anfuchen anderer Gehör 
om; und diejenigen, welche ohne Gutheißen ihres Mannes ihre Berfprechung übers 
ft U, werden ohne Barmherzigkeit umgebracht, Cine ſchwangere Grau ift von ber gemein 
haftüchen Arbeit nicht befreyet, weil man ſie zum gluͤcklichen Fortgange ihrer Entbindung 
für noͤthig Hält; denn es iſt nicht an Dem, faget Sery, daß bie DBrafilianerinnen ohne Schmer⸗ 
ER Nieder Fomman, Er erzähle die Umſtaͤnde von einer Niederkunft, wovon er ſelbſt Zeus 
egeweſen. 2 
he Man fehe Hier, fchreibt er , was ich davon fagen kann, weil ich es ſelbſt geſehen ha⸗ — der 
"Ein anderer Framoſe und ich, fehliefen in einem Dorfe, als wir ungefähr ‚um Mit: Kinder. 
che ein Weib fehreyen Höreten, daß wir dachten, es wäre ein wildes Thier, Januare 
»genannt, da, welches fie verſchlingen wollt, Als wir nun plöglic) hinzugeeilef waren: 
»/d fanden wir, daß es das nicht war; fondern daß die Arbeit, worinnen fie ſich befand, 
ein Kind zur Welt zu bringen, fie alſo fehreyen ließ. Ich fah alfo dergeſtalt felbft, 
„daß der Vater, nachdem er das Kind in feine Arme genommen, ihm erftlich die Nabels 
ſchnur band, und fie Darauf mit feinen Zähnen abbiß. Zum andern fo drückete er mit dem 
„Daumen, da er ftets Die Hebammenftelle vertrat, feinem Sohne die Mafe ein , welches bey 
„allen andern Kindern gefehieht. Nach diefem malete er es mit rother und. ſchwarzer Far— 
„be, und legete es, ohne es einzuwindeln, in ein kleines baumwollenes Bette, welches in ber 
„Luft Bing; er machete ihm einen Eleinen hölzernen Degen, einen kleinen Bogen und Fleine 
Pfeile mit Papegenenfebern gefiedert , legete folches alles zu dem Kinde „ und fügete, da er 
„es mit einem lächelnden Geſichte kuͤſſete: mein Sohn, wenn du groß werden wirt, fo fey 
geuͤbt in Waffen, ſtark, tapfer, und- recht abgehaͤrtet, Damit du dih an deinen Feinden 
nrächen konneſt. Was die Namen anbetriffe, ſo nannte der Vater deffen, den ich gebeh⸗ 
sten werden fah, ihn Dropscom, das ift Bogen und Sehne; und fo machen fie es bey 
sallen andern m). i 
Die erfte Nahrung der Kinder ift nicht allein die Muttermilch, fondern auch ein tde= Erziehung der 
nig gekauetes Mehl. Man bat bereits angemerfer, daß ſich der Mann gerubig ine Ber: Kinder, 
fe legt, um die Guͤckwuͤnſche feiner Nachbarn wegen der Vermehrung feiner Familie anzus 
nehmen. Die Frau bleibt nur ein oder ein Paar Tage im Bette; ſie traͤgt ihr Kind am 
Halſe hangend in einer dazu gemachten baummwollenen Binde, und nimmt auch — ihre 
F fa daus⸗ 


M Am angef. Orte XVII Cap· a. d· z31 u. f. S. 


Beſchreib. Hausarbeit nieder vor, 
v. Brafilien. ſcherey und der Krieg, 


260 


Reifen und Entdeckungen 


Das einzige, wozu man die Kinder erzleht, iſt die Jagd, die IM 
Lery aber erzuͤrnet ſich wider 


diejenigen, welche geſchrieben haben 


die Braſilianer kennten weder Scham noch Ehrbarkeit, und fie macheten ſich Fein Beden 


gungen: dep 
Treiber. 


Een, die Rechte des Eheftandes öffenelich auszuüben. | 9 
ohne daß ihre Bloͤße jemals eine Gelegenheit 9 


eifrig auf den natürlichen Wohlſtand vor, 


Er fiellet fie dagegen vielmehr MA 


be, es daran ermangeln zu laffen; und wag die WBeibesperfonen anbetriffe, fo melder er MW 


eine fo 


unter ſich ſelbſt lebeten. Lery fah 
reyen. 


ſonderbare Merkwuͤrdigkeit, daß fie in einer Note Platz finden muß»). 9 
Alle Wildheit der Braſilianer gegen ihre Feinde hindert nicht, daß ſie nicht ſehr vb 
in einer Friſt von einem Jahre nur zwo befondere Zaͤn 
Indeſſen bringt man doch diejenigen, Die ſich mit einander ſchlagen wollen, nich 


aus einander, ſondern man laͤßt ihnen die Freyheit, ſolches zu thun. Wenn aber einer 9 
den Schlägern verwundet wird: fo bringen feine Anverwandten dem andern eben die Wun 


de bey , oder toͤdten ihn, wenn er feinen Gegner getödter bat. 


Das Recht der Wiedervel⸗ 


geltung wird ftets mit der Außerften Schärfe ausgeuͤbet. 
Die Befchäfftigung der Weiber nach denen andern Beforgungen, die man angefuͤhret hd 


iſt, daß fie Baumwolle fpinnen, um Hamaden und Seile daraus zu machen. 


uns ihre Art zu fpinnen und zu weben, 


Lery lehl 


„Wenn fie die Baumwolle, ſaget er, aus "denk! 


„Buͤſchen, woran fie wächft, gezupfet haben: fo breiten fie folche mit den Fingern aus el 


„ander, ohne fie auf andere Art weiter zu kaͤmmen, und 


Halten fie in kleinen Haufen bey ſih 


Ihre Spindel iſt ein runder Stock, wie ein Finger di, und einen Fuß lang, welcher 9 


„rade mitten durch ein Eleines rundes Brett geht. 


Sie heften die Baumwolle an das laͤng 


„fte Ende dieſes Stockes drehen fie auf ihren Hüften, und ziehen fie mit der Hand, 


„Rolle läuft alfo an der Seite herum, 
„Sie haben hölzerne Weberftühle, 


bie vor ihnen ſtehen, fo wie unferer Taperenwirkt 


ihre, auf welchen fie anzetteln, und ihre Gewebe von unten anfangen; die einen wie 


oſchernetze, und die andern viel dichter, 
„den. Brafilianern 
„tet breit, mehr oder weniger, 


wie grober Canevas. 
nis heißen, find meiftentheils fünf bis 
Sie haben alle.an beyden 
„Baumwolle gemacht find , woran man zween Stricke bindet, damit man fie an ein Stuͤck 


Die Hamaden , welche untl 
ſechs Fuß lang, und eine Kiaf 
Enden zwey Debre, die auch 


„Holz aufhängen koͤnne, welches ausdrücklich dazu queer durch Bie Häufer geht. Bey ih 


„ren Streifereyen hängen, 
„find: fo faubert man fie mit dem 
„fe dienet, 0). 


Sie machen auch irdene Gefäße, die zu ihren Getränken und Speifen dienen, Ob fr 
iſt dennoch) dag Inwendige nicht allein glatt, fo 


gleich von außen rauh und grob find: fü 


fie folche zwifchen zween Bäume. 
Schaume einer Art von Kuͤrbiſſen, welcher ftatt der Seh 


Wenn die Inis ſchmuh 


dern auch mic einem weißen Safte überzogen, welcher beym Trocknen bart wird, Sie I 


n) „Es ift noch mehr, daß wir in einer Zeit 


„von einem Sabre, die wir in dem Rande blieben, 


„und unter ihnen herum giengen, niemals gefehen 
„haben, daß die Weiber ihre ordentliche Bluhme 
„gehabt, ob fie gleich beftändig nackend giengen. 
*Es iſt wahr, ich habe die Meynung, daß fie fol: 
»che abivenden, und daf fie eine andere Art haben, 
»ſich zu veinigen , welche Diejenigen in unfern Ran: 


„den nicht haben. Denn ich habe junge Möge 
„von zwölf oder vierzehn Fahren geſehen, weil! 
„die Mütter oder ihre Anverwandtinnen get® 1f 
„aufgerichtet, mit zuſammen gefügeten Beinen ek 
„einem Sandfteine ſtehen licßen, und ihnen M 
„einem Thierzahne, der fo fcharf war, wie ee 
„Meſſer, unten von den Achſeln an die ganze el 
„Oeite lang hinunter, und den Schenkel bis ur 
* 


— 


— — — — — — — — 
—— — —————— — — 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel. 261 
ben über diefes grauliche Farben, womit fie auf den weißen Boden verfchiedene Figuren mit Beſchreib. 
Ei Pinfel machen, vornehmlich in dem Gefäße, worinnen man die Speifen aufträgt; wel: v. Braſilien. 
ihrem Tifchgeräche ein fehr angenehmes Anfehen giebt. Der Verfaſſer beobachtet aber: — 
2 fie feine Regel von der Malerey hätten , und nur ihrer Einbildung folgeten , fo macheten 
niemals einerfey Figuren zweymal; und diefe Mannichfaltigfeit felbft wäre überaus an⸗ 
genehm, Ob auch gleich die großen Cabanen, deren Geftalt man vorgeftellet hat, viele 
awilien in fich Halten fo Hat dennoch eine jede ihre Abtheilungen, welche befondere Woh— 
ngen ausmachen, 
* immt man einige Voͤlkerſchaften aus, deren Wildheit von der Thiere ihrer wenig 
au thieben iftz fo nehmen die meiften Braſilianer die Fremden leutfelig auf, Man er: 
u fo gar, daß man bey ihrer Bewirthung eine Aehnlichkeit von einem Dorſe zum an⸗ 
u idee, welches von einem gefellfchaftlichen Leben herzuruͤhren fheint. Lery bemerfer 
mus „daß, wenn man mehr, als einmal, in ein und eben daffelbe Dorf gehen muß, fo 
eink Man sich ven Muſſacat, das ift den Hausvater, ausſuchen, bey dem man beftändig 
nkehren will; weil derjenige, bey dem man zu erſt geweſen, ſich ſehr beleidiget halten wuͤr— 
wenn man ihn verließe, und einen andern naͤhme. Bey der Ankunft des Reiſenden, 
wecher ſich an feiner Thuͤre zeiget, noͤthiget er ihn, ſich in ein baumwollenes Bette zu ſetzen, 
ches in der Luft haͤngt, wo er ihn einige Zeitlang laͤßt, ohne ihm ein Wort zu ſagen. 
ns gefchieht, damit er Zeit habe, feine Weiber zu verfammeln, die fich auf die Erde um 
* Bette herum niederfauern, und beyde Hände vor ihr Geſicht Halten. Bald darauf ver- 
en N fie Sreudenthränen, und fagen ihrem Gaſte, ohne daß fie aufhören zu weinen, tau— 
h erley Schmeicheleyen. „Du bift doc) recht gut! Du Haft dir die Mühe gegeben, und 
DR Hieger gekommen! Du bift vecht huͤbſch! Du bift tapfer! Was für Verbindlichkeit 
»daben wir dir nicht! Was für Vergnügen macheft du uns oh! u.d. g.,. Will der 
emde eine gute Meynung von ſich geben: fo muß er fich dadurch gerühret zeigen. Lery 
berfichert ,.ew Habe Sranzofen gefehen, welchen wirklich Das Harz Dadurch fo weich geworden, 
baß fie aud) wie Die Pälber geeiner pätten. Er raͤth aber denjenigen, die Fein ſo zaͤrt⸗ 
liches Harz Haben, daß fie menigftens einige Seufzer ausftießen, ° Mach diefer erften Bes 
grüßung kommt der Muſſacat, welcher fich unterdeffen in einen Winkel der Cabane bege- 
ben, und fich ftellet, als ob er einen Pfeil oder fonft etwas machete, und nicht wüßte, was 
dorgienge, wiederum zurück zu dem Bette, und frage den Fremden, wie er fich befände? 
und höret feine Antwort an; fraget ihn auch weiter, was für eine Urfache ihn herbrächte, 
Man muß ihm auf alle feine Fragen antworten, Darauf läft er, wenn man zu Fuße ge- 
ommen ift, Waffer bringen, womit feine Weiber dem Mair, (dieß ift der Namen, ven 
fie den Europäern geben) die Süße und Beine wachen. Darauf erfundiget er ſich, ob 
Man zu teinfen oder zu eſſen nöthig habe, Antwortet man, daß man eines oder dag andere 
Kk 3 wuͤn⸗ 


Leutſeligkeit 
gegen die 
Fremden. 


»Knie, bis aufs Blut aufritzeten; fo daß dieſe 
Maͤgdchen, die vor großen Schmerzen die Zähne 
»öhlammen Biffen, dergeftalt eine Zeitlang Blutes 
„ten; und id) denfe, wie ich geſaget habe, daß 
>Ne fih im Anfange gleich dieſes Hulfsmittels be: 


»ienen, um dadurch vorzubeugen, dag man ihre 


»Nemfeligkeiten nicht fehen möge 


Fraget man, 


„wie fie denn innen fo fruchtbar ſeyn, angefehen 


„die Weiber, wenn folche bey ihnen aufhören, Feis 
„ne Kinder befonimen fünnen‘? fo antworte ich, 
„meine Materie verbinde mich nicht, dieſe Frage 
„anfzulöfen,. Ebend. a. d. 357 ©, 


0) Ebend. a. d. 364 u. f. S. 


* 


262 Reiſen und Entdeckungen 


Beſchreib. wuͤnſchete: fo laßt er gleich alles, was er vom Wildpraͤte, Fluͤgelwerke, Fiſchen und andern 
v. Seafilien, Speiſen im Haufe hat, und auch eben fo reichlich das Landesgetraͤnk, auftragen. * 
— Will man die Nacht an eben dem Orte zubringen: ſo laͤßt der Muſſacat nicht allein 
ein ſchoͤnes weißes nis aufhaͤngen; ſondern er nimmt auch, ob es gleich in Braſilien ſehr men 
friert, von der Feuchtigkeit dee Nacht einen Vorwand, um das Bette herum drey oder P 
Eleine Feuer anmachen zu laffen , welche unter währendem Schlafe des Mair mit einer 
von Eleinen Fächern Tatapecun genannt, die unfern Feuerſchirmen fehe ähnlich find, MM 
terhalten werden. Den Abend, feget Lery hinzu, welcher noch von fich felbft redet, Heß" 
damit nichts unfere Ruhe ftöhren möchte, alle Kinder wegbringen. Endlich Fam er, als! 
aufwacheten, zuuns, und ſagete: Atur Affaps, dasift, volllommene Bundesgenoffen, h 
ihr guf gefchlafen? Wir antworteten ihm mit einem zufriedenen Geſichte. Es thut nid 
erwiederte er, ruhet noch ein wenig, meine Kinder; denn ich habe geftern Abend wohl 9 
ſehen, daß ihr überaus muͤde waret. Weil es bey dieſen Gelegenheiten der Gebrauch ift, za 
man ihnen einige Geſchenke machet, und wir niemals ausgiengen, ohne daß ein jeder feine! 
ledernen Sack voller Fleinen Waare hatte, die uns ſtatt der Gold» und Silbermuͤnzen DIE 
netens fo waren wir bey unferer Abreife freygebig, das ift, wir gaben dem Alten Melt) 
Scheeren und Zangen, den Weibern Kaͤmme, Spiegel, Armbänder und Glastnöpfe; U 
den Kindern Fiſchangeln. Diefes war ein Fönigliches Geſchenk für diefe Wilden. „ge 
„muß doch hier, fährt Lery fort, anzeigen, wie * ſie dieſe Kleinigkeiten ſchaͤtzen. 
„mich in einem andern Wohnplatze mein Muſſacat gebethen, ich möchte ihm doc) alles 
„weifen , was ich in meinem Carameno, das ift, ledernen Sade haͤtte: fo ließ er eine ph 
„une und große irdene Schüffel bringen, in welcher ich meinen ganzen Kram auslegete, 
„erftannete über das, was er ſah, rief fo gleich die andern Wilden ‚und fagete zu ihnen 
vich bitte euch, meine lieben Freunde, kommet einmal und ſehet, was ich für.eine Perſon 
„meinem Kaufe habe; denn weil er folhen Reichthum hat, muß er da wohl nicht ein 7 
rey 


„ter großer Herr ſeyn? Indeſſen war doc) alles, was ihm fo koſtbar vorkam, überhaupt 
„oder ſechs Meffer mit verfchiedenen Handgriffen, eben fo viel Rämme, zween oder D 
er und * Kleinigkeiten, welche zu Paris nicht würden zween Heller werth 9 
„weſen feyn „ 2). j 
Der Verfaffer läßt ſich hier fragen, ob er, ungeachtet aller diefer Anfcheinungen of 
Aufrichtigkeit und Güte, fich ohne Gefahr unter Barbaren zu feyn geglauber bar, © 
Grauſamkeit er aus andern Proben Fannte. Er antwortet? „er habe wegen feines geban? 
„ganz und gar nichts beſorget; fondern unter ihnen geruhig geſchlafen: wenn fie glei) nr 
„Seinde verabfeheuen, folhe umbringen und freffen, fo hegen fie doch eine überaus groß 
„Neigung gegen ihre Freunde und Bundesgenoſſen; ſie wuͤrden ſich, um ſie vor allem nie 
„vergnügen zu verwahren, in Stücke zerhacken offen; kurz, ee glaubete, daß er bay © 
„Menfhenfreffern in Braſilien weniger in Gefahr wäre, als man damals in Franfeel 
„war, wo bie Zwiſtigkeiten der Neligion die Treufofigkeit und den Mord zu berechtigen 
ſchienen „ —* - Du 


p) Ebend. a, d. 378 Seite. „bie Flecken davon, ihr ganzes Lebenlang. m 
q) Diefe Seuche verkehret ſich in Blattern, die „fiehe junge Kinder, die vermuthlich von DAT 
„breiter find, als der Daumen, welche fich uͤber den „Gehafteten Aeltern erzeuget find, ganz damit f 
»ganzen Leib bis ing Geſicht erſtrecken. Diejeni- decket; und ich Habe in Frankreich einen 


„gen, welche davon angegriffen werden, tragen „onen gebürtigen Dolmetfcher gefehen, we 
* 3 


* 


in Suͤdamerica. VIBuh, X Capitel. 263 


tu Bey ihren Krankheiten warten bie Brafilfaner einander mit ſolcher gärtlichen Ach⸗ 

"9, daß, wenn einer eine Wunde hat, fich fo gleich ein Nachbar angiebt, fie ihm auszu— 
Br und alle Freundſchaftsdienſte werden mit gleichem Eifer geleiftee. Außer den ver: 
er 
vr Er ? 

E Sgegend fie mehr davor verwahret, haben fie eine Krankheit, die für unheilbar gehalten 

OD, und die Lery nur dem Umgange mit Weibesperſonen zuſchreibt. Er verſichert, daß 
“le Pian nennen, ohne zu erklären, woher fie diefen Namen erhalten, welcher eben 
Tenige iſt ‚ den diefes Hebel in andern Theilen von America und den Inſeln führer, Die 
for reibung, die er davon machet, und deffen Elägliche Mitteilung ) geben dem Ur: 

"ge der Benusfeuche in Europa ein neues Licht, 
kein, Nebſt den Kräutern in ihven Wäldern und auf ihren Gebirgen haben die Brafilianer 
ef andere Arzenepmittel, als Faften: Sie geben den Kranken ganz und gar nichts zu 
lieder, Ihre Leichenbegängniffe beftehen weniger in Ceremonien, als Thränen und Klag- 

UN, welche das Lob des Berftorbenen enthalten. Sie begraben fie aufgerichtet in einer 
unden Grube, melche $ery einer Tonne vergleicht; die Arme und die Beine merden in ih— 
ren natuͤrlichen Gelenken gebogen, und mit dem Leibe zuſammen gebunden. Denn es ein 
Haypr der Familie iſt: ſo begräbt man feine Federn, feine Halsbänder, fein nis und feine 

fen mie ihm. Wenn die Wohnpläge den Ort verändern, welches zumeilen ohne ans 

1 Urfache geſchieht, als die &uft zu verändern: fo wirft jede Familie auf die Gruben feis 

ne „odten, die es am meiſten verehrer hat, einige mit einem großen Kraute bedeckete Stei⸗ 
fi ’ weiches Kraut Pindo beißt, und fich lange Zeit trocken erhält, Die Wilden nähern 

©) diefen Denkmaalen niemals, oßne ein großes Geſchrey zu erheben. 

, Man muß es an einem Reifenden, als ein befonderes Verdienſt anfehen , wenn er ei- 
ige Achtfamfeit auf die fremden Sprachen, vornehmlich auf der wildeſten Voͤlker ihre, ge: 
babe hat, weiche als das bloße Werk der Natur Fönnen ahgefehen werben. Lery hat fich 
——— hervorgethan. Er hatte nicht allein die Sprache der Topinambuer 
gelernet; ſondern da er ſich noch nicht auf eines ganzen Jahres Exlernung derfelben verließ, 


ſo bedienete er fich des Beyſtandes eines Dolmerfchers, welcher fieben bis acht Jahre bey 


djefen Leuten zugebracht, um diejenigen Beobachtungen zu ſammeln, die er uns hinterlaſſen 
at; und Laet beftätiget die Nichtigkeit derſelben, Durch die Vergleichung, die er ſich mit 
&nes Hofländers feinen gemacht zu haben rühmet 7), welcher lange Zeit. in verſchiedenen 
deilen yon Brafilien gelebet hatte, Die meiften Voͤlkerſchaften in diefem großen Sande, 
ben zwar ihre eigene Spradye: man hat aber bereits angemerket, daß der Topinambuer 
hre die herrſchende ift, Laet findet etwas erftaunliches darinnen, welches ſich durch die 
wunderſame Anzahl dieſer Indianer, und durch ihre haͤufigen Zerſtreuungen erklaͤret. 
Die ſelbſtaͤndigen oder perſonlichen Fuͤrwoͤrter find che, ich, te, du; abe, er; or, wir; 
Pee, ihr; aurabe, fie; bey der dritten Perfon, in der einzelnen Zahl ift abe das Be 


> Mit den wilden Weibesperſonen in allerhand „ſich bie Narben dergeftalt eingedruͤcket, daß es 
aͤderlichkeiten herum gewaͤlzet, und feinen Lohn „ihm unmöglich war, fie jemals zu vertilgen. Arch 
\ « e fo gut bekommen hatte, daß fein Leib und- „iſt diefe Krankheit in Brafifien gefährlicher, als 
un Öeficht eben fo verftellet waren, als wenn er „anderwärts. Ebendaſ. XX Cap. 391 ©, 


ig haͤßllch geweſen wärs, Cs hatten ) Am angef. Orte XVI Buch ı Cap. 


Beſchreib. 


v. Braſilien. 


Ihre Krank⸗ 


n Arten von Fiebern, und den mit andern Indianern des ſuͤdlichen America gemei⸗ heiten und * 
tanfpeiten, wovon man gleichwohl bemerket hat, daß ihre Lebensart oder Ihre Him- zeneymittel. 


Beyſpiele von - 
ihrer Sprache. 


264 Reifen und Entderfungen 


Beſchreib. Geſchlecht; und das weibliche und ungemiffe iſt, se ohne Hauchlaut. In der mehrern 
v.Srafilien. Zahl it aurahe für beyde Gefchlechter. 
—— Was die Sprachlehrer ein Zeitwort nennen, heißt in der brafilianifchen Sprache 
Guengave. | 
Der Verfaffer giebt uns ein Stück von der Abwandelung des felbftändigen Zeitwor⸗ 
tes Aico, id bin; Ereico, du biſt; Oico, er iftz Oroico, wir find; Peico, ! 
feyd; Auraheoico, fie find. } 
Die unvollfonmene oder juͤngſtvergangene Zeit, das ift diejenige, die noch nich 
ganz vorbey iſt, weil man dasjenige noch ſeyn kann, was man damals war, wird durch 
Aquoeme ausgedruͤcket, welches heißt, zu der Zeit da. Aico aquoeme, ich wardamal®T 
Ereico aquoeme, du wareſt Damals; Oico aquoeme, er war damals, Oroi 
aquoeme, wir waren damals; Peico aquoeme, ihr waret damals; Aurabeoi® 
aquoeme, fie waren Damals. 
Die völlig vergangene Zeit. Man nimmt das Zeitwort Oico wieder, und füger D4 
Zumort Aquoe⸗ mene, welches Zeit vor dieſem, ganz vollbrachte Zeit heiße, hinzu. 
Beyſpiel von einem andern Zeitworte: Affe vuffu gatu aquoe-mene, ich habe ihn I 
der Zeit da geliebet, ’ 
Die fünftige Zeit von Aico, ich bin, ift Aico iren, ich werde feyn.. Iren, j 
get alfo das Zufünftige an; und man wiederholet es nur bey jeder Perfon des Zeitwortes in 
der einzelnen und mebrern Zahl. 9 
Die gebiethende Art Oico, fen du; Toico, ſey er; Oroico, wir ſollen ſeyn; zw 
peico, feyd ihr; Aurahe toico, fie follen feyn. Wenn man auf die gegenwärtige za 
befiehlt: fo feget man Caugo Hinzu, welches heißt, fo gleich. | 
Die wuͤnſchende Art: Aico momen, ich wäre gern, und fo weiter, da man ni 
immer das Wünfehwort momen hinzu feßet, - 
Das Mittelwort: Re corure, feyend; es kann aber nicht allein verftanden werbill 
Man feget die Fuͤrwoͤrter in der einzelnen und mehrern Zahl hinzu, ee 
Die unbeftimmte Zeie macher den fogenannten nfinitivus. 4 
Ein anderes Zeitwort Aiut, ich Fomme, oder ich bin gekommen; Breiut, d 
koͤmmſt oder bift gekommen; Out, er koͤmmt, oder iſt gekommen; Oroiut, wir Fol 
men oder find gefommen; Peiut, ihr kommet oder ſeyd gekommen; Aurabe iut, 
kommen oder find gekommen; Aiut aquoeme, id Fam damals, Aiut aquoemen! 
ich bin zu der Zeit gefommenz Aiut iren, ich werde fommen, Mit einem Worte, 
wird Fein Zeitwort abgewandelt, ohne ein Zuwort, welches die Zeit anzeige. Eori ode 
Eiot, komm; Emo ur, laß ihn kommen. In der mehrern Zahl Peori oder peioh 
* kommet. Die Wörter Eiot und Peiot haben einerley Bedeutung: Ziot aber iſt un * 
den Menſchen hoͤflicher; und Peiot wird nur bey den Thieren gebrauchet. Ta int, d 
ich doch kaͤne. Teu uͤme, kommend. 4 
Nennwoͤrter für die vornehmſten Theile des Leibes. Man bemerke, daß Che, neh 
ches ich heißt, auch das zueignende Fuͤrwort meinift. Che Acan, mein Kopf; che ar 
meine Haare; che Viva, mein Gefiht; che Nembi, meine Ihren; che Sfhua me; 
Stine; che Reſſa, meine Augen; che Tin, meine Naſe. Juru, der Mund. | 
tupeve, die Baden, Redmiva, das Kinn, Redmiva Ave, der Bart. ap 
die Zunge BRam, die Zähne, Aiure, der Hals. Aſſeoc, die Kehle, 2 uf 


\ 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel, 265° 


Bruſt. Rocape, der Vorderleib überhaupt. Atucupe, der Hinterleib. Pui aſſoo, 
ver Ruůͤckgrad. Ausbony, dieNieren. Aevire, die Billen. Inuͤanboni die Schul. 
“en, Inua, die Arme, Papony, die Fauſt. Po, die Hand. Ponen, die Fin— 
ger, Püyac, der Magen oder die Leber. BRequie, ver Bau, Puru aſſen der 
Nabel. Cam, die Zigen. Upy, die Schenkel. Roduͤponam, die Knie Pora⸗ 
„die Ellbogen. Ketemen, die Beine. Puy, die Füße, Puſſempe, die Naͤgel 
a den Füßen, Ponampe, die Nägel an ben Händen, ° Cuy, das Harz. Eneg, vie 
dinge, Eneg, die Seele oder der Gedanken. Eneguve, die Seele, wenn fie von dem 
Kibe gefchieden, Rencovam, der Hinter, Die Schamglieder, Bementieu, Bapupit. 
ie zueignenden Fuͤrwoͤrter bey den Nennwoͤrtern ſind che Acan, mein Kopf; te 
Kopp ein Kopf; A Acan, fein Kopf; Oro Acan, unfer Kopf; Pe Acan, euer 
P; Aurahe cam, ihr Kopf. Ken a 
an. 1» Teßet viele gewoͤhnliche Nedensarten Hinzu, Emireduͤ tata, zünde Das Feuer 
euer anı — ori pira, laß den Fiſch baden. Eſſeſſuͤ, brat ihn; 
——— — 5 amo, mach Mehl. Emogip ne Ka 
ui; dieß ift der Namen ihres Getränfee. Coein uͤpe, geh nach dem Brunnen. 
Fury, ichefüse, being mir Waſſer. Quere me che remiu racoap, gieb mir zu effen. 
Fair Poe, Bartiit ich meine Hände waſche. Taie iuru, damit ich den Mund waſche. 
u embuaſſi. Mic hungert. Nam che iuru, ich habe keine ruſt zu eſſen. Che 
38 mich duͤrſtet. Ehe raic, mir iſt heiß, ich ſchwitze. Che vu, mic friert, Che 
Achp, ich habe das Fieber. Che caroch aſti; ich bin betrübt. Man bemerket, Ca⸗ 
DICH Heiße eigentlich der Abend ‚ die Dunkelheit. Aico teve, ich bin unruhig, verlegen. 
Che pura —* ich bin ſchlecht oder armſelig bewirthet worden. Che rocup, id) bin 


Beſchreib. 
v. Braſilien. 
— —⸗ 


tong Emo goap tata, Löfch das Feuer aus, Erut che tata emi⸗ rem. Bring etz 
a 


reudig. Aico memovoh, ich bin zum Gefpötte. Aico gatır, ich bin in einem anges 


hebmen Zuftande. Che remiac uſſu, mein Sclav. Che remiboie, mein Diener, 
Ebe roisc, mein Unterer. Che Puracaſſare, 


mein Fiſcher, der Fiſche für mich fängt. 
Che mac, mein Gut, meine Waare, was mir gehöre. Che remimo güem ‚ich has 
be es gemacht, es ift mein Werk, Rereeusre, eine Wache. Rubichac, Haupt, 
Oberer. Muſſacat, Hausvater, der die Durchreifenden aufnimmt. uerre muͤhau, 
tapfer, furchtbar im Kriege. Teuten, Großpraler. Bup, Vater. Aequept, -ältes 
fer Bruder, Rebuͤre, jüngfter Bruder. Renadire, Schweſter. Aüre, Schwe- 
ſterſohn. Tiper, Schweftertochter oder Nichte. Aiche, Muhme. Ai, meine, Mut⸗ 
ter, wenn man zu ihr redet; che Si, meine Mutter, wenn man von ihr redet. Che Ravit, 
Meine Tochter. Che Rememynu, meine Kindeskinder. Der Oheim heißt Rup wie der 

ater, und der Vater nenmet ſeine Neffen und Nichten, Söhne und Toͤchter. Mac, der 
Himmel, Cuaraſſt, die Sonne, Jaſce, der Mond. Jaſſi tara uff, der Schäfer- 

em Jaſſi tata nuri, alle Kleine Sterne, Ubuy, die Erde, Paranan, das Meer. 
Übere, "fig Waller. Uheen, Salzwafler. Ubeen buͤho, etwas ſalzichtes Waſſer. 

ta, Stein, Erzt und alles, was zum Grunde der Gebaͤude dienet. Aoſa its, Pfei- 


eines Hauſes. Napuo ir, Giebel eines Hauſes. Tuͤra ita, Queerbalken. Igu⸗ 


2 buy bairah, allerhand Hol. Arapat, ein Bogen. Arre, bie Luft. Arraip, 
böfe Luft. Amen, Regen. Amen poitu, Regenwetter. Tupen, Donner, Tüpen 
vergp, Blig, Ibeco⸗ itin, Wolken oder Nebel. Ibuͤctuͤre, Gebirge, Guͤum, 

Allgem. Heiſebeſchr. XYI Band. et Gefilde 


266 2 Keifen und Entdeckungen 


Befchreib, Gefilde oder flach) fand. Tave, Dorf. Aoh, Haus. Ohecnap, Fluß oder Walt: 
v.Srafilien. ſtrom. Uhpaon, Eyland. Ras, Gehöfze oder Wald, ‚Raapan, Holz mitten au 
einem Felde. Ras: onan, Eimvohner der Gehölze, gar, Canor oder Fahrzeu⸗ 
von Baumrinde, welches dreyßig oder vierzig Mann enthält. Nguͤeruſſu, Schiff. Pu 
iſſa⸗ uaſſu, Fiſchernetz. Inguͤea, großer Fiſcherkahi. Inquei, Fahrzeug ben DEN 
Ueberſchwemmungen. Mocaͤp, allerhand Feuergewehr. Mocap⸗ cut, Schießpulvel⸗ 
Urs, Vogel. Pira, Fiſch. 

Die Braſilianer haben nur fuͤnf Zahlwoͤrter: Augepe, eins; Mocucin, zweh 
Moſſapuͤt, drey; Oiucudic, vier; Ecoinbo, fünf. Haben fie mehr, als fuͤnfe, M 
zählen: fo weifen fie ipre Finger und der Umſtehenden ihre, bis es fo viel find, als fie DU 
rechnen wollen, “ 

Bon vielen Gefprächen, welche Lerys Dolmerfcher aufzufchreiben forafältig war, void 
man nur diejenigen anführen, worinnen ihre Art zu reden leicht zu entdecken iſt. Denn d 
Ueberſetzung iſt ſtets buchſtaͤblich. Lery zeiget ſich das erſtemal bey einem Wilden, und de 
Dol wetſcher redet für ihn, 

Brafilianie Indianer. Ere inbe, biſt du angekommen? Dolmetſcher: Pa, aiut, ja, ih 
ſches Geſpraͤch angeko mmen. Indianer: The! auge ni po, nun! das iſt gut gethan. Mara P 
derera, wie heißt du? Dolmerfcher: Lery- Uſſu, eine große Aufter. Man muß bi 7 
bey anmerken, daß die Topinambuer feinen Mamen behalten, wenn er ihnen niche ein 
Begriff machet, der ihnen befannt if, Die Europäer ‚ welche mit ihnen umgehen m® 
len, find verbunden, ven Namen von etwas ‚, das im Lande iſt, anzunehmen; und 
traf ſich von ungefaͤhr, daß in der Sandesfprache Lery, wenn es zu Uſſu gefetzet wird, el 
große Aufter hieß. MN. 
Indianer. Ere iscaffo preneg? Haft du dein Sand verlaſſen, um bier zu woh⸗ 
nen? Dolmetſcher: Da, ja. Indianer: ori deretani ovanı vepiaci, fomm dent! 
den Ort zu befeyen, we du wohnen willft. Ir ende vepiac! Aue ir ende tepiac auf 
ehe raire che! Uerete Eeoji Lery⸗ U fir ‚ Ameen! Sehet nur, er ift von dort ange 
kommen, ſehet nur, eriftgefomimnen, der uns in feinen Gedachtniffe getragen hat, der II" 
Sohn große Auſter, ach!Ererute Carsmeno: Haft du deinen Beutel mitgebracht? D 
metfiher: Pa, arut, ja, ich Habe ihn mitgebracht. Indianer: Mae pererut te Car 
meno puope? Was haft du in deinem Beutel mitgebracht ? Dolmerfcher: A caub 
Kleider, Indianer: Mara vae? vonwasfirFarbe? Dolmerfchers Sobui ere, bla 
pirenk, roth; jup, gelb; fon, ſchwarz; Sobut maſſu, grün ‚ Pirienf, vielfarbichl/ 
bunt; tin, weiß, Durch weiß oder tin, verfieht man auch Seinenzeug und Hemden 
Indianer: Mae pamo, was noch mehr? Dolmetſcher: Acang auberupe, Kit 
Indianer: Sera pe? viel ? Dolmetfcher: Itacupere, fo viel, daß man fie nicht zähle 
kann. ndisners Aipoguüo? Iſt das altes? Dolmetſcher: Etimen, nein. IM 
* Eſſe non bat; nenne denn alles, Dolmetſcher: Coromo, ein wenig 
eduld. 

Man nannte alles, was der Wilde kannte, und er ſeiner Seits erzäblete auch ales 
her, was er anbiethen konnte. Darauf wandte er ſich zu den Indianern, die ipn beglei⸗ 
teten, und hielt ihnen geruhig dieſe Pepe; Ty ierobah apo m ariʒ wir muͤſſen ung mit de 
Welt viel wiſſen, die uns ſuchet. Apoau ae mae gerre iendeſue; es it die Welt, > 
uns ihre Guͤter giebt, Ty veco gar iendeſue, man muß ihr fo begegnen, daß fie jr 


\ 





in Suͤdamerica. Vl. Buch. IX Capitel, 267 


gen ihrer Guͤter zufrieden if, Iporencg ete am reco iendeſue; das find fehöne Guter, Beſchreib. 
die ung angeböthen werden. Ly mara gatu apoan ape, laffet ung dieſem Volke zuge: v. Braſilien. 
dan ſeyn. Ty momuru me mae gerre iendeſue; laſſet uns denen nichts zu Leide 
un, die uns ihre Güter geben. Ty poih apoare iendeſue, laſſet uns ihnen Guͤter 
ben zu leben. Tppotraca apoave, laſſet uns bemühen, ihnen etwas zu bringen, 
orraca, bedeutet insbefondere etwas Fiſcherey. Tyrrut mae tyronam ani ape, 
fie Uns ihnen alles bringen, was mir finden koͤnnen. Tyre comremoich me⸗i⸗ ende 
* recuſſave, laſſet uns denen nicht uͤbel begegnen, die uns das Ihrige bringen. Pe 
Mroine accu mecharaire ueh, ſeyd nicht böfe, meine Kinder; La pere eo ihmae, 
ihr Güter bekommet; To erecoih poaete amo, und eure Kinder welche haben. 
kan coih tendera muen da € puaire. Wir * * — ee > 
to * cheramuen mae puaire aiih; in = “ * — en —— 
Be gelaffen bat. Apocu mae ry oi jrobish, en — 
NS die Welt bringt; jendersmuin reſuie pyec potategue sven aire, Die unfere 
in Bbäter gern hätten ſehen mögen, und Doch nicht gefeben haben, Teb! oip otarhete 
Ion eramuin veco biare te iendeſue; o! welch ein Glück fir uns, daß größere Güter - 
zu ung gekommen find, als unferer Großvaͤter ihre, Jende porrau uſſu vocave; das 
Diet Uns außer aller Traurigkeit; iende⸗ co uaſſu gerre, das läßt ung große Gärten has 
N En faffi piram Iendere memy non ape; es thut unfern kleinen Kindern nicht 
1 Uebels, wenn man ſie beſchiert. Tyre coih aponau ienderova gere ari, loſſet 
fie, dieſe Fremden mit uns wider unfere Feinde nehmen, Toere coih mocap o mae ae; 
Mgen Flinten haben, die ihr Eigenthum find, das mit ihnen gekommen. Mara 
o ſenten gatu merin ame; warum follten fie nicht tapfer ſeyn? Me me tae more⸗ 
obiarem; es ift eine Volker ſchaf⸗ ‚ die ſich vor nichts fuͤrchtet. Ty ſenanc apuau mar 
FM iende iron, wir wollen ihre Stärke verſuchen, wenn fie bey uns ſeyn werden. Mau⸗ 
ve tge moretoar rupiare, fie find diejenigen, welche Die Ueberwinder überwinden. Agne 
be ueh. Was ich gefager Habe, ift wahr. * hen! 
„Nach diefer Rede fährt das Gefpräch fort.  ndigner; Emurbeu derer anlıchez 
für, rede mit mir von deinem Sande und deiner Wohnung, Dolmerfcher: Augebe, 
derenque efenrendnb, Gut; thu nur erſt Fragen en mich. Indianer: Tach, ma⸗ 
tape deretani rere? Wie heißt dein Sand und deine Wohnung? Dolmerfcher: Rouen, 
Indisner: Tau ufeu pe uim? Iſt es ein groß Darf? Dolmerfcher: Pa. ja. Tin 
dianer: Mobui pe rerupicha gatu? Wie viel Herren habet ihr? Dolmetſcher: 
Augepe, einen. fndianers Marape ſere? Wie heißt er? Dolmetſcher: Koͤnig 
einrich. Indianer: Tere potene, das iſt ein fehöner Namen, Mara pe peru pi⸗ 
su eta chim? Warum habet ihr nicht mehr Herren? Dolmetſcher: Moroere ih 
Me, wir haben ihrer nicht mehr; ore ramuin are, feit unferer Großvaͤter Zeiten. In⸗ 
ianer: ars pichepee? wie befindet ihr euch dabey? Dolmetſcher: Oraicoguůüe; 
zufrieden; dree mac gerre; wir haben Güter, Indianer: Epe nocre coih perupi⸗ 
mac? Hat euer Fuͤrſt viel Guͤter? Dolmerfeher: Jere coih; er hat ſehr viel; 
oree mae gerre, a hepe; alles, was wir haben, iſt zu feinem Befehle. Indianer: 
Salve pe oge pez zieht er in ben Krieg? Dolmerfcher: Ps, ja. Indianer: 
. obuitave pe iuca ni mac? Wie viel Dörfer habet ihr? Dolmetfcher: ‚Seta ga⸗ 
U; mehr, als ich fagen fan, Indianer: ae icho perte? Willſt du mic 
& 2 fie 


+ 


268 


Beſchreib. fie nicht nennen? Dolmetſcher: 
v. Srafilien. ner: Iporrene pe paratani? 
Iporrota gatıız er ift ſehr ſchoͤn 
Käufer fo, wie hier? Dolmerfcher: 
dianer: Mao vae? 
Indianer: Juruſſu pe; 


Reiſen und Entdeckungen 


Ipoe copoi; es wuͤrde zu lange werden, Indi⸗ 
Iſt der Ort, wo du ber biſt, han? Dolmerfehtl” 
Indianer: Eugaia pe per ances Sind al 

Oicoe gatu; fie find ſehr unterfhieen. 
tie find fie denn? Dolmerfcher: er gape; 
find fie groß? Dolmerfcher: 


ganz von Steinen 
Juruſſu gatu; ſehr gie 


Indianer: Date gatu pe; find fie fehe Hoch? Dolmetſcher: Mahmo; mund 


ſam. Tjndisner: 
metſcher: Krimen; Feinesweges. 
füe; nenne mir die Dinge, 
alle die Theile, 


die zum Leibe gehören. 
wovon man im Topinambuiſchen die Namen 


Eugaia pe per ancinim? it das Inwendig f wie bier? D 
Indianer: Eſoe nonde rete venondan ers ich! 


Hier nennet man im Franzoſiſche 
gegeben; und Lery beme 


mit Verwunderung, daß der Dolmetſcher, welcher gut griechiſch verftund , viele ao 
aus diefer Sprache in der brafilianifehen gefunden Habe s), 


Der VE Abſchnitt. | e | 
Naturgeſchichte von Brafilien, 4 


MH 

| 1) Thiere und Schlangen. F 
Tapiruſſu. Seo aſſu. Tasjaffu. LeAguti. Le Binracata, Ton. Giboya. Giraupiagara 
Tapiti. Waldratten. Pag. Luce. Sari— Caninana. Boytiopua, Gayhtiepua. Boyunde 

goy oder Earigue, Tatu. Tamandua. Igel. Bom, Boyeupecanga. Viererley Jarataca ⸗ 

Jocare. Januare. Hirara. Affen, Coati. Curueucu. Bolcininga. Ibiracua. Ibiboen. 

Wilde Katzen. Wilde Hunde, Jaguacin. Abſcheuliche Menge Schlangen in Braſilien. # 


zn man aus der Sage dieſes weitfäuftigen Landes ureheilen muß, dag man darinndl 
alle Thiere aus denen Gegenden finder ‚die es umgeben: fo begreift man auch [eid 
daß, weil es in vielen großen Theilen wuͤſte, und vornehmlich ſehr bergicht iſt, es einl 


Thiere enthalten muß, die ihm eigen ſind. 


n Diefes wird man nicht ſowohl den Unterſchi⸗ 
de dev Himmelsgegend, wenn man will ‚ ls vielmehr der Gewohnheit 


die fie in gewiß 


fen Öränzen erhält, oder auch wohl dem Triebe der Natur felbft zufchreiben, welcher fie un 


ruhigen Dertern halt, 
Zeugniß in diefem 


tugieſe, den man fihon vielmals angeführet bat, 


man anderwärts nur wiederhohlet findet, 


5) Am angef. Orte a. d. 400 1.f.&, 

2) Am angef. Orte ad. 152 S. 

u) Der portugieſiſche Scheiftſteller nennet es 
Tapyrete und Thevet Tapihire. 

%) „Sie ſtecken, ſaget er, vier Holzgabeln, fo 
„dick wie ein Arm, ungefaͤhr drey Fuß weit von 
„einander in Viereck, ziemlich fief in die, Erde, 
„doch daß fie noch drittehalb Fuß in die Höhe ſte⸗ 
„ben. Auf ſolche legen fie Stäbe queer über einen 
Zoll, oder zween Finger breit von einander ‚wel: 


wo nichts fie zu ihrer Unterhaltung beunruhiget. 
Stuͤcke niemand verwirft, Lery, Knivet und der 


Thevet, dell 
ungenannte PO 
haben hiervon dasjenige geſammelt, oa 


gan 


„ches gleichfam einen großen hölzernen Roſt machet 
„Wenn fie nun alſo viele dergleichen in ihren ; 
„ſern errichtet haben: fo legen diejenigen, we ' 
„Fleiſch Haben, folches Stuͤckweiſe darquf, und ma⸗ 
„cen mic ſehr trockenem Holze, welches nicht © 
„ten Nouch giebt, ein kleines langfames Feuer DM x 
„unter, wobey fie es alle halbe Bierthelftunde # 
„wenden, und es aljo backen laffen, fo lang es ihn 
„beliebt. And weil fie ihr Fleifch miche einfalhe 
„um es zu verwahren: fo haben fie Fein ander 
„Mitt 


in Suͤdamerica. VI Buch, IX Eapitd. 269 
% 


Hehe anfänglich opne Ausnahme die Erklärung: man fehe in ganz Brafilien Naturgeſch. 
nicht ein einziges — —— eine a Aehnlichkeit Se den feld habe t), Er v-Srafilien, 
* hinzu; es faͤnden fich unter den Thieren des Landes ſehr wenige, welche die Einwoh— 
ernaͤhren beliebeten; und daß folglich Fein Unterſchied unter den wilden und zahmen 
hieren zu machen ſey. 
ig, Das erſte und gemeinfte ift dasjenige, welches Tapiruſſu heißt u), Es bat ziem⸗ 
ih langes und vörhliches, Haar. Seine Größe und Geftalt kommen bey nahe einer Kuh 
Sa gleich. Es hat aber Feine Hörner; einen kürzern Hals ‚ längere und hängenbe Oh— 

* duͤrre Beine ‚ einen Fuß ohne das geringſte Anſehen einer Spalte, und einem Eſels⸗ 
eg His gleih, Man giebt auch vor, es habe von dem Efel und der Kuh etwas an ſich: 

e uber auch noch von beyden durch den Schwanz unterſchieden, ben es ſehr kurz hat, 
Parı ch die Zähne, bie es viel fehärfer und fpigiger bat, ohne daß es folche zu feiner . 
une Bigung brauchen kann. Es weis ſich nicht anders zu helfen als durch die Flucht. Die 
5 ianer erlegen es mit Pfeilen, oder fangen es mit Fallſtricken die ſie ihm liſtig genug 
gen, Sie machen überaus viel aus feiner Haut, woraus fie das Ruͤckleder rund heraus 
Nneiten, um Schilder von der Größe eines Fapbodens daraus zu machen, Wenn es recht 
locken geworden, ſo iſt es fe hart, daß der Verfaſſer glaubet, der ſtaͤrkſte Pfeil konne nicht 
bdeingen, Er nahm zivey davon mit nad) Frankreich: in der äußerften Hungersnoth 
*, woreindas Schiffsvolf gerieth, wurden fie alle beyde, fo wie alles andere Leder auf dem 

iffe geröftet und gegeffen. Das Fleiſch des Tapiruſſu gleicht dem Rindfleiſche an 
bei made; und die Brafilianer bucaniren oder doͤrren es. Lery ergreift Diefe Gelegen— 
‚ung zu belehren, wie fie es machen x), 
Das größte Thier in Brafilien nach dem Tapiruſſu, welchen ern Aubefel zu nen- 
"en, Feine Schwierigkeit machet, iſt eine Yet von Hirſche, welche die Brafilianer Sco- 
h u Pe 2 —* — ſo — ai Hirfch. Sein Geweih ift viel fürzer, und 
n Haar eben ı „als unferer Ziegen ihres. i irſche i = 
—— —— ga Man finder Feine große Hivfche in Bra 
Der Eber des Sandes, welchen die Wilden Tajaſſu nennen, hat aufdem Rüden, 
tie die in den andern Gegenden des mittäglichen America, eine natürliche Deffnung, wos 
durch er hauchet, und welche zum Athemhohlen dienet, Allein, ob er gleich einen folchen 
teih , einen ſolchen Kopf, folche Ohren, folhe Beine, und ſolche Füße, wie der unferige 
und auch eben folche Zähne, das ift, hafichte, fpigige, und Folglich fehr gefährliche hat : 
P ift er dennoch durch fein Geſchrey, , welches fürchtertich ift, wie auch durch das Loch, wel- 
ches er auf dem Ruͤcken hat, davon unterſchieden. 


—— Der 


Tapiruſſu. 


dur 


Seo⸗aſſu. 


Der Tajaſſu. 


Mittel es zu erhalten, als daß fie es fo backen laß⸗ 
> Wenn fie alſo in einem Tage dreyßig Stück 
»Rothipildpräc gefangen hätten: fo würden fie un: 
»oerzüglich ſtuckweiſe auf den Bucan oder diefen 
Mernen Roſt geleget werden, damit ſie nicht 
»llinfend wirden. Sie bleiben zuweilen uͤber vier 
ZUR wanzig Stunden darauf, bis fie in der Mit- 
“ — ſo gebacken ſind, als außen. So machen 
auch mit den Fiſchen, von welchen fie guch, 

N fie ihrer eine große Menge haben, Mehl 


„machen. Da ihnen diefe Bucane zu Einfalz 
„faͤſſern, Fleifhhafen und Speifefammern dienen: 
„ſo wird man niemals in ihre Dörfer fommen, dag 
„man nicht folche nicht allein mit Wildpräte oder 
„Fiſchen, fondern auch fehr oftmals mit Schenfeln, 
„Armen, Beinen und andern Stüden Menfchen: 
„fleiſch von ihren Kriegsgefongenen wohl verfehen, 
„erblicken follte,,.. Uebrigens beſchuldiget Lery The: 
veren eines Irthumes, wenn er verfichert, Di Bra⸗— 
filianer Agen niemals gekochtes Fleiſch. A.d. 155 S. 


2 


270 Az Reifen und Entderfungen 


Naturgeſch Der Aguuti in Braſilien iſt ein rothbraunes Thier vom der Größe eines Spanferfel? 

v· Braſilien· yon einem Monate, Es hat einen gefpaltenen Fuß, einen fehr kurzen Schwanz, M 

Haſenſchnauze und Haſenohren. Sein Fleiſch ift eine ſehr gute Speife, Man hat von 
Topiti. dieſem Thiere noch eine andere Art, welche Tapiti heißt, | 


Golzratten. Die Gehölze find mit einer Art Ratten angeſuͤllet, von der Größe eines Eichbhoͤrm 
chens und von vörhlichem Haare, deren Fleiſch auch uͤberaus zart ift, “= 
Pag. Der Pag ift ein Thier von der Größe eines mittelmäßigen Hundes, Er hat einen 


wunderlich geftalteten Kopf: fein Fleifch aber ſchmecket wie Kalbfleiſch; und feine Hau 
welche weiß, grau und ſchwarz geflecket iſt, wuͤrde in Europa ein ſehr hochgeſchaͤtzes Pl 
werf ſeyn. , 
Luchs. Der portugieſiſche Schrijtfteller verſichert, man finde in Braſilien, vornehmlich N 
| der Hauptmannfchaft St. Vincent, eine Menge $uchfe, und zwar von verfchiedenen At 
ten, deren einige roth, andere auf eine angenehme Art geflecket, alle aber ſo grimmig fin!’ 
daß ihren Klauen nichts widerſtehen kann. Er ſetzet hinzu, es ſey ein gleicher Ruhm fi 
die Braſilianer, ob fie einen Luchs auf der Jagd oder einen Feind im Kriege getoͤdtet haben 
Sarigoy oder Der Sarigoy, nach dem Lery, oder Carigue, nach dem portugiefiſchen Schrſtſtel 
Carigue. ler, iſt eine Art von Wieſel, deſſen Haare graulich find, und wovor die Brafilianer wege! 
feines Geſtankes einen Abſcheu haben. Da Lery und andere Franzoſen aber einen abge" 
gen hatten: fo bemerketen fie, daß er diefen garſtigen Geruch nur von dem Fette auf den 
Nieren Hätte. Nachdem fie folches weggenommen: fo fanden fie fein Fleiſch fahr gut. 
- Tat. Der Tatu in Brafilien ift eben das Thier, welches die Spanier in den andern The 
fen von America Armadillo, und die Portugiefen Encubertado genannt haben, Mal 
Bat feine Befchreibung bereits mitgetheiler. Lery aber belehret uns, daß die Brafifiandi 
welche in diefem Stüce viel geſchickter find, als die andern Indianer, aus feiner Haut Fl 
Seine Eigen: N Kuffer machen , die von einer undurchdringlichen Härte find, Laet erzähler,, auf 
Khaften. imenes Zeugniß, daß die Schuppen Diefes Tieres, wenn fie zu Pulver geftoßen und 
ein Drachma davon in einem Tranfe yon Salben eingenommen würden, einen fo Heitfantel! 
Schweiß trieben, daß die venerifhen K rankheiten dadurch gehoben würden. Dieſes ‚ 
niche feine einzige Kraft, Er zieht auch aus alfen Theilen des Leibes die Dornen aus, 
und nad) des Monardes Berichte heben die Eleinen Knoͤchelchen des Schwarzes biel® 
Thieres die Taubheit y). x | — 
Tamandua, Der Tamandua iſt ein vortreffliches Thier. Er iſt fo groß wie ein Hund, Eu 
ein fonberdar Leib iſt Dicker, als er lang iſt, und fein Schwanz , welcher wenigftens dreymal länger Ir 
es Thier · ofg fein Leib, machet einen fo großen Buſch Haare, daß er, um fich vor der Kaubigeet 
der Luft und Witterung zu verwahren ſich ganz Damit bedefe, Er hat einen kleinen 
Kopf, eine überaus lange Schnauze, einen runden Rachen und eine fehr lange Zung® 
Sie dienet ihm, mie des Ameifenfängers feine, die Ameifen zu befriegen, Er ift al 
eben fo fürchterlich fir die Menſchen und für die allerwitdeften Thiere, welche er angreift 
wenn er fie überrafchen Fan, Sein Fleſſch nuͤtzet zu nichts, 4 
Igeln und das Unter vielen Arten von Igeln haben die Brafilianer auch eine ſehr Eleine, bere! 
befondere ih⸗ Stacheln gelblicht, und an den Spigen ſchwarz find. Man verfichere, daß fie von feld 
ser Stacheln. wenn fie dem Thiere abgenommen worden, in das Menfchenfleifch dringen, fo bald man! 
folhes nur ein wenig berühren laͤßt. Di 


y) Sm XV Bude, a, d. 552 ©. 


N 


in Sidamerica VI Buch. IX Eapitel, 277 


de Die Braſilianer haben eine ſehr kleine Art Kaymane, die fie Jacare nennen, und ——— 
ven Fleiſch fie begierig effen. Sie find nicht über eine? Schenkel did, und haben eine v. Braſilien. 
69 gemäße Sänge, Sie find. auch gar nicht ſchaͤdlich , man fängt fie Icbendig , Sacare. 
die Kinder fpiefen damit. Lery hat folhes vielmals mit angefehen. Dieſes hindert 
er niche, daß die großen Kaymane in Brafilien nicht eben fo fürchterlich feyn ſollten, als 
en andern Teilen. von America. Die Jacaren haben einen fehr meit geſpaltenen 
er hohe Schenkel, einen weder runden nod) ſpitzigen, fondern platten, und am Ens 
Innen Schwanz. 


ve Der Januare iſt ein gefräßiges Thier, welches wegen feiner hoben und dürren Bei Jannare. 
Gi * ein Windſpiel, uͤberaus ſchnell laufen kann. Es iſt ſo groß, wie ein Hund, und 
%y Bart Haare um das Kinn, und eine fchöne figerhafte Haut, wiewohl es ſonſt dem 
Dia: nicht ähnlich if. - Es frißt allerhand, die Menfchen ſelbſt nicht ausgenommen. 
kaſilianer zittern auch vor ihm, und Ihr Widerwille gegen ihn gebt fo weit, daß, 
* —— in ihren Fallſtricken fangen, fie ihm erſt allerhand Marter anthun, ehe fie 
jagen, , i 
er Zirara gleicht der Hyaͤna, die wir heufiges Tages die Zibehfage nennen: Hirara. 
Man — Re ie eben das Thier. Es finden ſich ſchwarze, rothe 
— weiße, Sie leben nur vom Houige, und fie haben eine überaus große Ge— 
ftir, ſolchen zu entdecken. Wenn fie mic eben der Verſchlagenheit den Eingang 
tun, Schage eröffner haben: fo führen fie ihre Jungen dahin, und fangen nicht eher an, 
Neffen, als bis fie folchen Zeit gelaſſen, fich zu ſaͤttigen. 
6 Es iſt Fein Ort in der Welt, wo die Affen in größerm Ueberfluffe und von fo man» Affen. 
N) Art find, Es finder fich darunter eine, welche die Brafilianer Aquiqui nennen, 
Ne viel geößer ift, als alle die andern „ und mit einem langen ſchwarzen Barte unter dem 
nne gezieret ift. Es koͤmmt von ſoicher ein Männchen von einer rothlichen Farbe, wel- 
ches in dieſem Sande für den Affenfönig gehalten wird. Cs bat ein ziemlich weißes Geficht 
und fo ordentlich geftellete Haare von einem Ohre zum andern, Daß es gefchoren zu feyn 
ſcheint. Man erzähler, es fteige zuweilen auf einen Baum , und Laffe fich dafelbft mit ges 
wiſſen Tönen hören, die man für eine Rede Halten follte. "Die Matur hat ihm dazu ein 
hohles Werkzeug oder Gliedmaß gegeben, welches aus einem ftarfen Haͤutchen befteht, 
Und von der Größe eines Eyes iſt, welches fih unter dem Gaumen leicht aufbläft. Man 
ehet hinzu, er gebe bey diefen Bewegungen, die er fich machet, vielen Schaum von ſich; 
Und ein anderer Affe, von welchem man urtbeilet, daß er beſtimmet fey, ihm zu folgen, | 
trockne ihn ſehr ſorgfaͤltig ab. Knivet verſichert, die Petiguͤarer nennen dieſe Art Affen 
ariva. 
Man hat noch andere, welche Cay heißen, klein, ſchwarz und von einer fo ange- 
Nehmen Geſtalt find, daß man fie mit gleicher Luſt höret und fieht. Sie halten fi) auf 
Aumen auf, welche Hülfenfriichte tragen, wofelbft fie ihre Nahrung finden, und nicht 
hören, vornehmlich , wenn es ſchlimm Werter werden will, die $uft von einer feltfa- 
* Melodie erſchallen zu laſſen. Diejenigen, welche die Iundianer Sagoinen nennen, 


in nicht größer, als ein Eichhörnchen. Sie haben auch vorhes Haar: Lery aber giebt 
Sr Schnauze, einen Hals, einen Vordertheil, und fo gar einen Stolz, wie der 
e hat, r 


„Es iſt das artiafte Thier, faget er, welches er in Brafilien gefehen hat; und 
es eben fo feicht über See führen Fonnte, als die Meerkatze, fo würde es weit 


„höher 


Naturgeſch. 
v. Braſilien. 
u — 


Coati. 


Wilde Katzen. 
Jagoaruͤcuü. 


Jaguͤgein. 


me, gerade und ſpitzige Ohren. 


* 


Reiſen und Entdeckungen 


„hoͤher geachtet werden. Allein, außer feiner Zartheit, die ihm nicht erlaubet, DIE Be 
„wegung eines Schiffes auszuſtehen, iſt es fo hochmuͤthig, daß es vor Verdrüſſe MM 
„wenn man es nur ein wenig kraͤnket 8) „ ’ 
Der Say ift ein ungeftaltes Thier, von der Größe eines Budelhundes, und def! 
Geficht auch etwas von einem menfihlichen an ſich bat. Es bat aber einen haͤngende 
Bauch, wie eine traͤchtige Sau, ein rauchgraues Haar, wie die ſchwarze Schafwolle, 9 
nen ſehr kurzen Schwanz, eben ſo behaarte Beine, wie der Baͤr, und ſehr lange Klauen 
In den Gehoͤlzen iſt es überaus wild: es wird aber leicht zahm, wenn es gefangen IE 


272 


Der Coati iſt, nach dem portugieſiſchen Schriftfteller , ein Thier von brauner Fa 
be, ven portugieſiſchen Fibriscaſtoren ziemlich gleich. Es klettert auf die Bäume, mie? 
Affen; und man Fann es zuweilen zahm machen. Es ift aber boshaft und gefräßig, wel 
ches misfällt, Lery machet eine merkwuͤrdigere Befchreibung davon, die in einer Note ? 


geführet zu werden verdienet 5), 


„_ Die wilden Rasen find hier fo mannichfaltig, als häufig. Man ſieht (han 
weiße und rothe, alle von einer erftaunlichen Behendigkeit, und nicht allein den Zögell! 
fondern auch den Indianern felbft ſehr ſchaͤdlich. Die Nutzbarkeit ihrer Felle macher, de 


man fie ſuchet. 


Der Jagoaruͤcuͤ ift eine Are von wilden Hunde; oder wenigftens koͤmmt fein or 


ſchrey Dem ©ebelle der Haushunde gleih, Die Sarbe diefes Thieres ift braun , mit 
gemiſcht. Es hat fehr dickes Haar am Schwanze, und läuft überaus leicht. 
vom Raube oder von Fruͤchten, wenn es kein Fleiſch hat. 

Man vergleicht den Jaguͤacin mit dem portugieſiſchen Fuchſe an der Groͤße. 
iſt auch an der Farbe nicht fehr davon unterſchieden; h 
ckerrohre. Sonſt ift es ein unfihuldiges Thier, und bringt einen Theil feiner 
Schlafen zu; daher man es denn leicht fangen kann. 


2) Indeſſen bringt 
nach Europa, 


2) „Es ift wahr, daß unfere Tupinambuer, 
„bey denen fie find, wegen feiner ſcharfen Klauen, 
„ein großes Vergnügen haben, mit ihm zu ſpie— 
„ten. Bey meinem Aufenthalte dafelbft habe ich) 
„nicht allein von Wilden, fendern and) von Dol⸗ 
‚metfchern , die fich fange in dem Lande aufgehal- 
„ten, gehöret, es Habe noch fein Menſch dieſes 
Thier, weder auf dem Felde, noch in den Haͤu— 
„een freffen gefehen ; ſo daß einige Daher dafiir hal: 
„ten, es lebe von der Luft,. Kery a. d. 169 ©, 
Thevet nennet es Hauͤt oder Sauͤthi; und ob er 
gleich auf eben die Art davon redet, wie Lery, fo 
glaubet er doch, daß es von Baumblaͤttern lebe. 


b) „Das Thier, ſaget er, welches die Wilden 
„Coati nennen, iſt von der Hoͤhe eines großen Ha⸗ 
„ſen, hat kurzes, glattes und geflecketes Haar, Elei: 
Was aber den 
„Kopf anbetrifft, fo hat ſolcher außer dem, daß er 
„nicht gar groß iſt, von den Augen an einen Ruͤſ—⸗ 


man doch zuweilen einige mit 


„brachten uns die Wilden einen Cogti, wwelhee N 


Es Ill 
Sein Biß ift fürchterlich. | 


Zeit ’ 


Dr 
„ſel, der über einen Fuß lang, fo rund, wie Bu 
„Stock ift, und ſich auf einmal A 
„ohne daß er oben dicker, als bey dem Munde!" 
welcher auch jo Eleiniff, daß man kaum die en 
He des Eleinen Fingers hinein ftecken Fanır, I 
„gleicht ſolche Schnauze der großen Bafpfeife an 
„nem Dudelſacke. Es iſt nicht möglich, eine w 

„derlichere und von einer ungeftaltetern Art on 
„hen. Wenn diefes Thier gefangen wird: Id 4 
„es die vier Füge dicht zufammmen; und dab 
„wanket es ſtets von einer Seite zur andern, et 
„es fällt ganz plast nieder, und man kann esn 

„aufrecht ftehend erhalten; und es wird auchn ii 
„freſſen, als einige Ameifen, wovon es rd! . 
„cher Weiſe in den Gehoͤlzen zu leben pflegt: Y 
„gefahr acht Tage nachher, da wir in der - 
„angekommen waren, wo Villegagnon fich aufd 


— 


er lebet aber von Muſcheln und 


iell/ 
it 


„jedermann, weil es was nenes war, bewun 
wurde. Da er ſehr ungeftalt war: fo habe 1 
„oftmals einen aus unferer Compagnie, Na a’ 
Johann Gardien, der in der Zeicenkunf, 
a 





in Suͤdamerica. VI Buch. IX Eopite, 


Der Biaracata iſt von der Groͤße einer Katze, und d 
dem Rüden hat eg ein fehr ordenzliches weißes Kreuz. ö 
gewöhnliche Nahrung: es hat aber fo viel Neigung zum Ambra, daß es die Nacht spiaracata. 


Auf 


ſeine 


273 


J > — 
n dem Ufer des Meeres zubringt, dieſe Beute zu ſuchen. 


Brafilie 


N gemein, 


ſndern 
N} 
ber 
u 
g 
fhmert 


„Geri 


Km Öten, fehreibt er, die er in 


»yn 


"be, iſt entfeglich . 


er Perico ligero oder Das Faufthier, welches man ſchon befihrieben hat, 


Endes Fleiſch, als die Bruft von einem Kapaune. 
’ America gegeffen. 
die Wilden vorhe und ſchwarze Schlangen, fo did, wie ein Arm, undeine Elle lang, 
Pdrachten oder ſchleppeten, und fie mitten in ihre Häufer unter ihre Weiber und Kinder 
on fen, Da er fie aber mit ſolchen ohne die geringſte Furcht handthieren ſah: fo ges 
hoee er ſich bald zu dieſem Anblicke. Indeſſen, 
9 einige andere Arten, deren Biß ſehr giftig iſt; 


Die Brafilianer effen nicht allein verfhiedene Arten von Eidechfen und Schlangen, 
i auch große Kröten, welche mit der Haut und dem Eingeweide Ducaniret werden, . 
u ! Tonu ift eine graue Eidechfe, die eine fehr glatte Hau hat, vier oder fünf Fuß lang, 
von einer gemaͤßen Dicke. Ihre Geſtalt ift haͤßlich: fie iſt aber nicht viel gefährli= 
—* als die Froͤſche, unter welchen fie an den Ufern der Fluͤſſe und in den Suͤmpfen le— 
. ty, welcher oft davon gegeffen, ſaget, wenn fie abgezogen, forgfältig gereiniget, 
gut gebacken worden, fo hästen fie ein eben fo weißes, eben fo zartes, und eben ſo wohl- 


„Es ift eines von Denen guten 
Er fab anfänglich mit Erftaunen, 


feget er hinzu, hat doch Braſilien 
und Das Beyfpiel, welches er davon 


ge Knivet und der portugiefifche Schriftfteller aber nennen ihrer viele, welche Lery nicht 
Anne hat. Das Giboya oder Jaboya, ein vierfüßiges Thier, welches unter Die 
langen gerechnet wird, und zuweilen ungefähr zwanzig Fuß lang ift, ift fo groß, daß 


Man es einen ganzen Hirſch bat verfhlingen feben. 


„fahren war, gebethen, er möchte diefes Thier fo 
„wohl, als viele andere überaus feltene, abzeichnen : 
„er hat eg aber zu meinem Leidweſen niemals thun 
tollen. A. d. 109 u. f. ©. 


©) Eines males begiengen zween andere Frau— 
oſen und ich den Fehler, daß wir unganf den Weg 
Macheten, das Land zu befehen , ohne daß wir Wil: 
° zu Wegweifern hatten, Da wir uns in den 
ehoͤlzen verirret hatten, und eben durch ein tie: 
Thal giengen: ſo hoͤreten wir das Geraͤuſch und 
en Gang von einem Thiere, welches auf ung zus 
am; und da wir dachten, e3 wäre einiges Wild: 
"At, ſo macheten wir uns nichts weiter daraus. 
—— darauf aber ſahen wir zur rechten, um: 
dog {u SreHBig Schritte von uns, auf dem Abhanse 
ein ——— eine Schlange, die viel dicker war, als 
in Wenſch im Leibe iſt, und ſechs bis fieben Fuß 
Kon Länge Hatte. Sie ſchien mit weißlichen, ran 
in pe böferichten Schup en, wie Aufterſchaa⸗ 
Rote, eser zu ſeyn, und blieb mit einem won den 
erfüßen aufgehahen, in die Höhe gerichteten 


ligem. Reifebefchr. XVI Band, 


Wenn es fich eines Stüces Rorb- 
Kopfe, und funkelnden Augen auf einmal ſtehen, 
um uns zu betrachten, Als wie folches fahen, und 
damals fein einziger von uns eine Flinte oder Pi⸗ 
ſtole bey ſich hatte, ſondern bloß unfere Degen, und 
jeder feinen Bogen, nach Art der Wilden, bey ſich 
führete, die uns wider diefes geimmige Thier nicht 
viel helfen konnten; gleichwohl aber befuͤrchteten, es 
moͤchte, wenn wir liefen, noch ſtaͤrker laufen, als 
wir, und ung verſchlingen: fo blieben wir ſehr er- 
ſtaunet, wobey wir einander anſahen, an einem Or⸗ 
te ganz ſtill ſtehen. Nachdem nun dieſe ungeheure 
Schlange, welche wegen der großen Hitze den Nas 
hen auffperrete, und fo ſtark ſchnaubete, dag wir 
8 leicht hoͤreten, uns faft eine Vierthelftunde an⸗ 
gefehen hatte: fo kehrete fie auf einmal um, und 
floh den Berg hinan, wobey fie ein größer Geraͤuſch 
machete, und die Blaͤtter und Zweige, wodurch ſie 
gieng, ſtaͤrker zerknickete, als ein Hirſch thun wuͤr⸗ 
de, welcher in einem Walde läuft. Wir giengen weis 
ter, und lobeten Gott, daß er uns von diefer Ges 
fahr befreyet ‚hatte. Am angef. Örte, 9,0, 


12 ©, 
Mm 


er Geſtalt eines Eichhoͤrnchens. Naturgeſch. 
Die Vogel und ihre Eyer find v-Drafilien. 


ift in Perico ligero. 


Tonu. 


Giboya. 


274 7° Reifen und Entdeckungen 


Naturgeſch. wildprätes bemaͤchtiget hat: fo umwickelt es folches mit fo vieler Stärfe, daß es. ihm “ 
vBraſilien. Knochen zerdrücker, Darauf leder es folches mic feiner Zunge, und feget es in den Stan! 
daß es leicht kann verſchlungen werben. Ueber dieſes hat es nicht das geringfte Gift, un 
feine Zähne fommen mit der Größe des Körpers nicht überein, % 
Giraupiagara. Der Giraupiagara, welcher Namen ſo viel, als Eyerfreſſer heißt, iſt ſchwarz, 9 
lich lang, unter dem Bauche gelblich, und ſteigt eben ſo leicht auf die Baͤume, als A| 
Sich im Waffer ſchwimmt. Er führet dafelbft wider alle Arten von Voͤgeleyern Krieg | 
Eaninana, Die Caninana ift von grüner Sarbe, und hat lauter angenehmes in ihrer Geſtal. 
Sie naͤhret ſich auch von Eyern. —* | 
Die Hoptiopüs, eine runde und ziemlich lange Schlange, lebet einzig und all! 
von Froͤſchen. Sie muß fehr gemein ſeyn, weil die Wilden die Seiten der unfeuchebatt! 
Weiber damit reiben, um fie fruchtbar zu machen. Zum 4 
Gaytiepua. Die Baptiepus finder fich nur in dem Laude der Karim. Sie ift von einer außel⸗ 
ordentlichen Dicke, und ſtinkt ſo ſehr, daß die Wilden ſelbſt ihren Geruch nicht per! 
gen fonnen. 


Boytiopuͤa. 


Boyuna. Die Boyuna iſt eine ſchwarze, lange und duͤnne Schlange die auch einen ſehr W 
angenehmen Öeruch von fich giebt. " J— 
Bom. Bom, welches Geraͤuſch heißt, iſt der Namen einer großen Schlange, ‚welche Al! 


Art von Geſchrey mache, wodurch man von ihrer, Annäberung Nachricht erhält, —* 
ſie nichts ſchaͤdliches an ſich hat. * 


Boyeupecan⸗ Die Boycupecanga iſt ſehr groß, und die Flecken, womit der Ruͤcken gezeichnet 
ga. laſſen urtheilen ‚ daß fie eine von den giftigſten fen. * — 
Viererley Ja⸗ Unter dem Namen Jararaca begreift man viererley Arten von kriechendem Geroilf 


rarara. me. Das größte, welches Jararacucu heiße, iſt zehn Hände breit lang. Es hat lol 
ge Zähne, welche zum Beißen vorzugehen fcheinen, als wenn es fo viel Finger wären, ot 
vielmehr es zeiget folche alsdann , indem es die Sippen zurüchzieht, ‚ Diefe Zähne geben eil 
ſo gefährliche Feuchtigkeit von fich, daß fie. die Menfchen innerhalb vier und zwanzig Sul 
den födtet, ine andere Art Jararacoaypitinga genannt iſt eben fo giftig, als of 
fpanifche Otter, und ift der Geſtalt und Farbe nach nicht fehr davon unterfchieden. gr 
dritte Arc heißt Jararaepeba. Sie hat einen rothen Strich auf dem Rücken, und m 
übrige Leib ift afchfarben. _ Die Eleinften endlich unter diefen fürchterlichen Schlangen fl 
nicht über einen Fuß lang, und erdfarben mic einigen Adern auf dem Kopfe, wie die 
fern, deren Geziſche fie auch nachahmen. | 
Enruenen. Die Curucucu iſt eine gräuliche und fürchterliche Schlange, welche zuweilen big auf 
funfzehn Hände breit lang iſt. Ihr Gift ift eins Yon ben fubrileften : man bat aber K 
kannt, baß fie ſolches nur in dem Kopfe babe. Die Drafilianer ſchneiden ihr dieſen ah 
ab, und verfcharren ihn forgfältig. \ — 
—— Außer der großen Klapperſchlange, welche in Braſilien den Namen Boiecining⸗ 
Drietningpe- fuͤhret, und ſo geſchwind kriecht, daß ſie zu fliegen ſcheint, findet ſich auch noch eine fl ; 
ba. nere, Sriciningpeba genannt, welche eben die Eigenſchaften hat. Sie iſt von ſchwa 
zer Farbe, und das Gift uͤberaus fubeil, 
Ibiraeua. Die Ibiracua ſchießt ein ſo gewaltiges Gift, daß man denjenigen, die ſie gebiſt 
hat, faſt den Augenblick das Blut aus den Augen, Ohren, Nafenlöchern, dem Halle m 


‘ 


in Suͤdamerica. vI Buch. IX Capitel. 275 


* untern Theilen des Leibes dringen ſieht. Ihr Biß iſt auch toͤdtlich, wenn man nicht Naturgeſch. 
Se) Auf der Stelle Huͤlfe dawider brauchet. —— 
Den gefährlichen Schlangen in Brafilien, ebglid Zitos. 
er wunderfamen Schönheit wegen der Drönung der rothen, fihwarzen und weißen 
* und Striche, womit der Kopf und der ganze Leib gezeichnet find. Ihre Bewegun— 
e ſind außerordentlich langfam. h F 
ſhild ie Reiſenden, von denen man dieſen Artikel entlehnet, machen eine abſcheuliche Ab⸗ Sräul Men⸗ 
Lung von denen Martern, denen man in Brafilien durch den Biß dieſer fuͤrchterli- ge Schlangen. 
ni, oire ausgefeger ift, und von der großen Anzahl der Unglückfeligen, welche ſolchem 
dern entgehen koͤnnen. Es finden fich Schlangen bey einem jeden Schritte auf den Fel⸗ 
7 in den Gehoͤlzen, inwendig in den Haͤuſern, und fo gar in den Betten oder Hama: 
Dura Man wird des Nachts, wie des Tages, geſtochen; und wenn man nicht fo gleich 
—* Aderlaſſen ‚ durch Erweiterung der Wunde, und durch die fräftigften Gegengifte 
ten er zu Hülfe fommt, fo hat man den Tod in den graufamjten Schmerzen zu erwar⸗ 
w . Einige Arten, vornehmlich die Jararacae, geben einen Biſamgeruch von ſich, 
elcheg fehr viel Hilft, daß man nicht von ihnen überrafchet wird. Die Scorpionen find 
(ie I gemein: ihr Biß aber ift ſelten toͤdtlich, obgleich vier und zwanzig Stunden lang 
merzhaft. re 
— — — als die Nigua, welche hier Ton heißt, die Mosquiten, die hier 
de IN genannt werden, und die gefräßigen Schmetterlinge, Aravers genannt, find mit 


filhe, in den andern Theilen des mittäglichen America einerley, und verurfachen eben dies 


N Unordnungen, ' 


h° 


E 2 Vögel und Fiſche. a 


Zahmes Federvieh. Dreyerley Arten Faſanen. Fuͤn⸗ 
ſerley Rebhuͤhner. Der Arat und Canide. Pa- 
vegeyen und ihre ſchoͤnſten Arten. Der Guran⸗ 
he⸗ Engera. Der Tangara. Der Quereiva. Tu— 
can. Cuirapanga. Andugoaeus. Panu und Qui⸗ 


pes. Comarupi. Piraembu. Fiſche dienen wi⸗ 
der das Fiber. Amayaen und deſſen drey Ar— 
ten, Puraque. Caramaru. Amorcati. Amacu— 
ruͤb. Jerepomonga. Ypupiapra. Muſcheln. See⸗ 


voͤgel. Flußfiſche. Thiere, die nad) Braſilien ge- 
bracht worden. 
ten, Nochen in Rio Janeiro. Bey upira. Bao— * 
En Sand, welches mit Holzungen fo bedecket ift, als Braſilien, ift der natürliche Auf- Zahmesdeder— 
enthalt unzäpliger allerliebfter Vögel. Lery zaͤhlet nur dreyerley Arten yon zahmem vieh. 
ederviehe, welches die Braſilianer aufziehen, nicht fo wohl ſolches zu eſſen, als vielmehr 
die Federn, fonderlich die weißen, davon zu nehmen , welche fie roth färben, und womit 
le ſich vornehmlich pußen, Die beyden erftern find indianifhe Hühner d), die in ihrem 
SANDdE erzeuget worden, von da fie auch, wie er verfichert, nach Europa gefommen find; 
und die gemeinen Hühner ©), diefie von den Portugiefen befommen haben. Sie eſſen 
Nicht einmal die Eyer davon; und dergrößte Vorwurf , den fie den Europäern machen, ift 
ie uͤbermaͤßige Gefraͤßigkeit, welche ſie bey jedem Eye, das ſie verſchlingen, ein Huhn ver⸗ 
jehren laͤßtSie wugen die indianiſchen Enten f) faſt eben nicht mehr, die fie auch in 
Mm a2 ihren 


anpian. Der Klagevogel. Acaropep. Arara-Buz 


4) In Brafifien Arignan⸗uſſu genannt, 


©) Nrignanzmiri genannt, 
I Upac genannt. 


. 276 Reifen und Entderfungen 


Naturgeſch. ihren Wohnungen aufziehen; und die Urfache, die fie davon anführen, iſt, meil * 
*Braſilien. Thier ſehr langſam gehe, fo befürchten fie, eine Speiſe von der Art möchte fie ſchwerſan 
zum Saufen machen, Aus eben dem Grunde verwerfen fie auch das Fleifch von allen I 
nen Tieren, deren Gang langfam ift, und fo gar gewiffe Fiſche, die nicht fo geſchwi 
ſchwimmen, , als die andern. | — 
Dreyerley Fa⸗ Unter denen wilden Voͤgeln, die gegeſſen werden giebt Lery den Jacutinen, Er 
fanen. eupenen und Jacuanaſſuen, dreyerley Arten von einer Gattung Fafanen, den et 
Rang, welche alle ſchwarze und graue Federn haben, und nur an Größe unterſchich 
ſind. Er verſichert, die ganze Welt habe nichts leckerhafters. An ihrem Geſchmacke, A 
get er, habe er fie für Faſanen erfannt, Die Mutonen find andere Bögel von einer 
trefflichen Eigenfchaft, aber viel feltener, Sie find fo groß wie ein Pfau, und habena 
faft folche Federn. f 
Fünferley Die Macacuaen und Inanbu:naffiren find zwo Arten von Kebhühnern von! 
Rebhuͤhner. Größe, wie unfere Gänfe, Man Eann die Menburien, die Pegaſſuen und die pe" 
cauen als drey andere Arfen davon anfehen, wiewohl fie von ungleicher Größe find, = 
erſten haben die Größe der gemeinen Rebhühner; die zweyten der Holztauben, und 
dritten der Turteltauben ihre, 
Wir wollen aber das verlaffen, was nur Vogelwildpraͤt ift, deſſen Ueberfluß Sep 
gemein ruͤhmet. Er eilet zu zweenen Voͤgeln, Die er für Wunder der Welt ausgiebt, W 
welche ihn, wie er faget, zu Bewunderung des Schöpfers erwecket haben, Der eine bill 
Arat und Ca- Arat, und der andere Canide, „Sie find von der Größe eines Nabens. Es find FF 
nide. „ne Papegeyen, weil ſie ihnen nicht an den Federn aͤhnlich ſind. Indeſſen koͤnnte manſt 
„doch, weil ſie krumme Fuͤße und einen krummen Schnabel haben, unter dieſe Anzahl 
„sen, wenn nicht faſt alle Bögel in America diefe beyden Eigenfchaften hätten „,. Dr 
Abfchilderung ihrer Vollkommenheiten aber muß in den eigenen Ausdrücken des Verfl 
fers bleiben g). En 
Papegeye, und Da die braſilianiſchen Papegeyen die beruͤhmteſten aus beyden Indien ſind: ſo af 
ihre Arten. man fich angelegen ſeyn, uns die fchönften Arten derfelben befanne zu machen, Der 
Rang feheint den Ararsen und Macgen zu gehören, welche in den Sandfehaften an D* 
See ziemlich felten find, Sie haben fo wohl wegen ihrer Größe, als ihrer Schönheit, J 
nen Vorzug. Ihre Federn auf der Bruſt find von einer fehr fchönen Purpitefarbe; 
gen den Schwanz zu find fie von einem Gelb oder einem Grüne, oder einem Blaue R wi 
ches nicht weniger Glanz hat, und an dem ganzen übrigen $eibe yon einer underfamel 
Vermiſchung diefer drey Farben, die bald mehr oder weniger heller oder dunkler ift. 


8) Der Heat bat die Federn in den Flügeln und hält: fo kann fein Auge müde werden, ihm zu 
diein dem Schwarze, welcher bey ihm anderthalb trachten. 
Suß lang ift, die Hälfte fo roth wie Scharlach, und Der Eanide hat alle Federn unter dem on 
die andere Hälfte bimmelfarben, eben fo glänzend, che undum den Hals fo gelb ‚ als feines Gold; ® 
als der feinfte Scharlach , den man nur fehen kann: oben auf dem Nücken, die Flügel und der Schwa “ 
Der Kiel ift ſtets in der Mitte einer jeden Feder, find von einem folchen natürkicyen Dlau, daf nicht 
und theilet, die auf bepden Seiten einander entges daruͤber ift; und da man in Gedanken ſteht, er) 
gen fiehenden Farben. Uebrigens iſt der ganze ihen mit einem Goldſtuůcke unten betleider, und habe — 
ge Leib laſurfarben. Wenn diefer Vogel in der Son: nen violettblauen damaſtenen Mantel darüber, Fe 


ne ſteht, worinnen er fich denn semeiniglich aufs man über folche Schönpeit ganz entzückt. Die: en 


in Suͤdamerica. Bi Buch, IX Capitel. 277 


haben einen ziemlich langen Schwanz, Man ſieht fie niemals meh, als zwey Eyer, le: 
gen; und der Ort wo fie ſolche hinlegen , iſt gemeiniglich ein Loch in dem Stamme eines 
aumes oder in einem Felſen. Sie werden leicht zahm, und lernen auch eben fü ge: 
Wind reden, 
Die zweyte Art heißt Anapura. Ihre Farben find von einer ſchoͤnen Miſchung 
Rothen, Grünen, Gelben, Schwarzen, Blauen und Braunen, welche mit einer ers 
Aunlichen Mannichfaltigkeit vertheiler find. Man ziehe dieſe Gattung allen andern vor, 
til fie ſehr Teiche zahm wird, und reden ferner, und außerdem die einzige iſt, welche ihre 
Der inwendig in Gebaͤuden leget, und ausbrütet. “ 
—* Der Araruna oder Machao verdienet den dritten Rang. 1er Fe 
iſt zwar ſchwarz, allein fo ſchoͤn mit Gruͤn gemifcht, daß er bey dem Sonnenlichte ei⸗ 
J wunderſamen Glanz von ſich giebt. Ex har gelbe Füße, einen rothen Schnabel und 
be Augen. Man fieht ihn nirgend, als in dem Innern des Sandes Eyer legen. 
von Die vierte Art iſt diejenige, welche die Braſilianer Ajͤruͤcuros nennen. Sie iſt 
einer reizenden Schoͤnheit. Der größte Theil des Leibes iſt von gruͤner Farbe; der 
als und der Kamm ſind gelb. Einige Federn, die er auf dem Schnabel hat, ſind blau, 
AND die in den Flügeln ſchoͤn roth. Der Schwanz iſt roth und gelb, mit einer Vermi— 
ſhung von Grün. 2 
a Die Eleinefte Art ift diejenige, welche Turin heißt, gruͤn ober von mancherley ſchoͤ⸗ 
M Farben, < Sie wird wegen ihrer Gelehrigkeit fehr gefüchet. Die Papegeyen, welche 
huiaruͤbae, das ift, gelbe Vögel, beißen, ſchwaßen nicht, und find von Natur trau⸗ 
9 und einfam: fie find aber dennoch in Brafilien in Achtung, weil fie aus dem Innern 
es feften Sandes kommen, und nur in den Wohnungen gefunden werden, Man machet 
Eben fo viel daraus, als unfer Adel ehemals aus den Sperbern und Balken machete. End» 
lich, fo kommt der Papegen, welcher Yapu heißt, und der Alfter, wegen feiner Schwänze, et— 
was ähnlich ift, die durch einen weißen Schwanz erhoben wird. Er hat über diefes drey 
Eleine Federn auf dem Kopfe , Die ſich wie Hörner erheben; die Yugen find blau, und der 
Schnabel ift gelb, Es ift ein fehr fehöner Vogel, Wenn er aber zornig iſt: fo giebt er 
einen fehr unangenehmen Geruch von fih. eine beftändige ei 202: 
alles Fleine Ungeziefer in einem Haufe auffüchet, ſich davon zu ernähren, Es ift ſtets ges 
füßrlich, ihn auf der Hand zu fragen, weil er oftmals in die Augen hader, 
$ery hat in Braſilien nur drey Arten von Papegeyen gefannt; die Ajurne, welche er 
für die geößte Art haͤlt, die Margange, wovon man eine große Anzahl nach Frankreich 


Naturgeſch· 
v. Braſilien. 
—— — 


des 


Der Grund feiner Fe⸗ 


bringe, wie er ſaget, und den Tuir, 
ſons nennen. 


den gedenken dieſes letztern oftmals in ihren Liedern, 
Und fingen und wiederholen in ihrer Mufit: Cani⸗ 
e juve, Canide juve heuͤra web : dag heift, 
gelber Vogel, gelber Vogel, du biſt ſchoͤn! Obgleich 
ieſe beyden Vögel nicht zahm find, und in den 


aͤuſern gehalten werden: fo find fie doch gleich: 


wohl gewoͤhnlicher Weiſe mehr auf den großen Bäu- 
en mitten in den Dörfern , als in den Gehoͤlzen, 
9 denn unfere Tupinambuer fie drey oder vier⸗ 
Mal des Jahres zupfen, und. ſeht ſaubere Rüde, 


welchen die franzöfifchen Matroſen M 


oiſ⸗ 
Mm3 Von 
‚und andere Sachen aus bies 
fen fchönen Federn machen, womit fie fi) ſchmuͤ⸗ 
ken. Ich hatte viele ſolche Federbuͤſche mit nach 
Frankreich gebracht, und vornehmlich von denen 
großen Schwaͤnzen, die von Roth und Himmelfar⸗ 
Sen fo ſhon bunt find. Da ich aber bey meiner 
Nückehr durch Paris gieng: ſo ließ ein gewiſſer 
Herr bey dem Könige hixhe cher mit feinem unges 
fiümen Anbalten nach , als bis er fie von mir bes 
fommen hatte, Am angef. Drte, ad, 1730.174 ©. 


Müsen, Armbänder, 


Naturgeſch. 
v. Braſilien. 


Guͤranhe⸗En⸗ 
gera. 


Tangara. 


Quereiva. 


Tucan. 


Guirapanga. 


Andugoacue. 


278 Reiſen und Entdeckungen 


Bon andern Arten Voͤgeln ruͤhmet man den Guͤranhe Engera ſehr, welcher vor 
der Größe eines Finken ift. Er hat blaue Flügel, und einen blauen Rüden; die Bru 
und der Bauch find gelb, und auf dem Kopfe Hat er einen fihönen Bufch, von eben a 
Farbe. Sein Waldgefang ift nicht nur fehr verändert; fondern er ahmet auch der meill® 
andern Bögel ihrem nah, Man hat ihrer vielerley Arten, ; 

Der Tangara ift nicht größer, als ein Sperling. Er hateinen ſchwarzen Leib, M 
gelben Kopf. Sein Waldgefang ift nicht fo wohl ein Singen, als vielmehr ein blo 
Murmeln, Man erzähle, die Vögel diefes Namens hielten eine Art von Tanze unter 
ſich, in welchem einer hinfaͤllt, und ſich ſtellet, als wenn er todt wäre, und alle anderel 
fen alsdann ihr Klaggeſchrey hören, fo lang, bis fie fehen, Daß er fich wieder aufricht ! 
da fie denn insgefammt davon fliegen, Weil man binzufeget, der Tangara fen. der 
lenden Sucht unterworfen : fo hat man einige Wahrfcheinlichkeit , daß dasjenige, was m 
für einen veritellten Tod anſieht, ein Anfall von diefem Ueber iſt. 

Die Brafilianer machen viel Wefens aus dem Quereiva, wegen der beſonderl 
Schönheit feiner Federn. Die Bruft ift ſchoͤn roth, die Flügel find ſchwarz, und der galt 
ze übrige Leib blau, J 

Nach dem Berichte des portugieſiſchen Schriftſtellers, iſt der Tucan in Braſiliel 
nur von der Groͤße einer Aelſter, ob er gleich einen eben ſo langen Schnabel hat, als mal 
ihn in andern Theilen des ſuͤdlichen America vorgefteller, das ift, wenigftens von ein 
Hand breit. Er wird auf einem Hofe leicht zahm , fo, da er auch feine Jungen, wie 
ne Gluckhenne führe, Die Farbe feines Schnabels ift außen geld, und inwendig 
Auf der Bruſt hat er gelbe Federn, und an dem übrigen Leibe fhwarze. Man feger Hi 
zu, um es begreiflich zu machen, wie ein fo Eleiner Bogel einen ſo großen und fo lang 
Schnabel tragen koͤnne, daß ſolcher fehr zart und ſehr Teiche fey. - 

Der Guirapanga ift über und über weiß, und von einer mittelmäßigen Größt 
Er Bat eine fo ftarfe Stimme, daß man ihn faft eine Halbe Meile, wie den Klang ein 
Glocke, hören kann, | 

In den innern brafilianifchen Provinzen findet man viele Strauße, welche die EI 
wohner des Sandes Andugoacne nennen, Sie find von denen in andern Gegenden ni 
unterfchieden: man verfichert aber, daß die Art von Horne, welches fie auf dem Schne 
bei haben, denjenigen, welchen es ſchwer fällt, zu reden, einen freyen Gebrauch der ZUM 
ge giebt, wenn man es am Halfe träge. J 
Die Adler, die Sperber, die Geyer und andere Raubvoͤgel ‚ deren es hier eine groß 


ſe Anzahl giebt, ſind von einer ſolchen Wildheit, daß man noch niemals einen einzigen DA 


Colibri. 


von hat zahm machen koͤnnen. 

Man fager hier nichts von dem Colibri, welcher in Braſilien fehr gemein if und 
wegen deffen Befchreibung man auf Clufüi Exotica verweift. Man muß aber aumerken 
daß ihm Thevet und Lern einen ſehr angenehmen Gefang in Brafilien zuſchreiben, fo 9 
daß fie ſolchen mir der Nachtigall ihrem vergleichen, obgleich alle andere Keifende dave 
nur als von einem fehr gemeinen Summeit reden, Lery läßt ihn von den Brafilianern 
Ghomanbuͤch nennen; und der portugieſiſche Schrifiſteller nenner ihn nach denfell 
Büsiminibigue. Er unterfcheidet ihrer auch zweyerley Arten unter den Namen BF 
cariga und Guͤaracicaba. Man weis, daß in den franzöfifchen Eylanden diefer klein 


Vogel Rene genannt wird; weiler fechs Monate im Jahre fhläft, und von neuem gebob, 


in Stdamerica. VI Buch. IX Eapitel. 279 


en werden fheine, indem er aufwachet. Die Spanier nennen ihn Tominejos, weil er Naturgeſch. 
ammt ſeinem Reſte nur zwey ſpaniſche Tominen, das iſt vier und zwanzig Gran wiegt. v. Braſilien. 


ee er & FF 
bei Der Panu ift ein fehwarzer Vogel von der Größe einer Amfel. Seine ganze Schön: gan, Auis 
ih beſteht in ſeinen Federn auf der Bruſt, deren Farbe wie Rinderblut iſt. Der Qui- anpian- 


ian, welcher nicht viel größer iſt, hat alle Federn von einer ſchoͤnen Scharlachfarbe. 
di Die Sledermäufe find viel größer, und eben fo biutbegierig, als die in Guayaquil. Der Klagevo⸗ 
hi ie Bienen dafelbft find unfern ſchwarzen Sommerfliegen ähnlich, und machen nicht wer geh 
9er lieblichen Honig. Das Wachs aber ift faft eben fo ſchwarz, als Pech. Endlichre— 
her ty auch noch von einem Vogel, welcher afchgraue Federn bat, und von der Groͤße ei⸗ 
N Taube ift, den die Brafilianer fehr verchren, weil fie ſich einbilden , daß er mit ihnen 
Yan Amen der Berftorbenen rede, indem er ſich nur bes Nachts hören läßt, und das frau- 
N f Klaggefchren hat, das man fid) nur. einbilden kann. „Einesmale, faget er, da er 
"br, Nachts durch ein Dorf, Namens Upec gieng, mußte er ſich von den Einwohnern 
in: himpfen laffen, weil er über ihre andächtige Aufmerkſamkeit lachete, womit fie diefen 
> Vogel anhöreten. Halt das Maul, fagere ein Alter auf eine fehr grobe Art zu ihm, und 
»Andere ung nicht, die Zeitungen anzuhören, Die uns unfere Großvaͤter ankündigen laſſen Be 
f Unter den Sifchen ift der Manate oder 2 amsntin von einer befondern Güte in Bra 
lien, Lery belehret uns, Pira fey der allgemeine Namen, den die Brafilianer allen Fi⸗ 
EN geben ; und die größten nenneten fie Camuru Uaſſu; welches aber doch nicht hin- 
+ daß fie nicht auch befondere Namen für eine jede Art hätten. Man wird ſich aber 
f bey denjenigen aufhalten , welche den Seefüften und den Fluͤſſen des Landes eigen zu 
Mn fcheinen. * | 
8; Der Acarapep ift ein großer platter Fiſch, deſſen Fleifch von einer wunderſamen Acarapep. 
Ute, nach Lerys Meynung, ift, Er giebt auf dem Feuer ein gelbes Fett, welches ihm 
re — * — * 
er Acara⸗Buten iſt ein anderer platter ſchleimichter Fiſch von rörhlicher Farbe. Acaꝛra-Buten. 
Die Kochen des Fluſſes Janeiro und Mareveſcona, welche Be Ineonca nen⸗ Inevucea, oder 
net, ſind viel groͤßer, als unſere. Sie haben zwey ziemlich lange Hoͤrner auf dem Kopfe, Rochen des 
und fünf bis ſechs Spalten unter dem Bauche, die man durch Kunſt gemacht zu ſeyn glau- Janeiro. 
ben ſollte. Ihr Schwanz iſt nicht allein lang und zart, fondern auch fo giftig, dag von 
dem geringften Stiche deſſelben, die verwundeten Theile mit einer Entzündung auf- 
ſchwellen. Das Fleife) des teibes und fo gar das Eingeweide find nichts deſtoweniger gut. 
Der Beynpira, welchen der portugieſiſche Schriftiteller mit dem Störe vergleicht, Beyupira- 
wird yon den Braſilianern ſehr hochgeſchaͤtzet. Man fange ihn mit Angeln auf der hoben 
Ser, Er iſt ſechs bis fieben Hände breit lang, und in diefer Laͤnge rund, unter dem 
auche weiß, und auf dem Rücken ſchwarz. Man findet ihn allezeit fett, und von vor— 
trefflichem Geſchmacke. —* | 
Die Baopen, welchen die Portugiefen diefen Namen geben, weil ihre Augen den Baopen. 
Ochfenaugen ähnlich find, ift an Größe und Geſtalt von dem Thonfiſche nicht ſehr unter- - 
‚Neden, aber nicht von eben dem Geſchmacke, ohne zu gedenken, daß er auch viel fetter 
iſt. Aus feinem Fette machet man eine Art von Dele oder Butter. 


Der 
A) Am angef, Orte, a. d. 182 ©. 


280: Reifen und Entdeckungen 


Naturgeſch. Der Camartıpi, deſſen Guͤte man ſehr ruͤhmet, iſt ein großer Fiſch, uͤber und über 
v · Braſilien. voller Stacheln, weicher auf dem Rüden eine Art von einem allezeit aufgerichteren Kam : 
hat, Er muß ſehr groß ſeyn, weil man verfichert, daß ihn kaum zween Menfchen aufhe 
ben koͤnnen. Man fange ihn mir Harpunen ‚, und zieht viel Thran daraus, - 

Piraembuͤ. Der Pirsembü iſt wenig von demjenigen Fiſche unterſchieden ‚ den man in einer = 
bern Belchreibung den Schnauber oder Schnarcher genannt hat, und machet auch el! 

Art von Schnarchen: er iſt aber von befferm Geſchmacke, und-acht bis neun Hände bl 
lang. Cr hat in dem Rachen zween Steine einer Hand breit , welche ihm dienen, die DU 
ſcheln zu zermalmen, wovon er fich naͤhret. 

Fiſche dienen Der portugieſiſche Schriftfteller verſichert, alles Fiſchwerk an den brafiftanifchen Ki— 
wider das Fie- ſten ſey fo gefund, daß man es die Febricitanten einnehmen läßt, oder daß es ihnen wenig 
ber. ftens nichts ſchadet. Er nimme aber doc) die Requinen aus, deren in diefem Meere eint 

unendliche Anzahl iſt, und die ſo gar in die Fluͤſſe gehen. Er feger hinzu, ihre Zähne ſeynd 
giftig, und viele wilde Wölkerfchaften bedienen ſich derfelben , ihre Pfeile zu bewaffnen. 

Amayaen und Der Amayaen , eine Art von Seefroſche, ift ein Eurzer Fiſch von mancherley Farbeilr 

feine drey Ar- welcher fehöne Augen Hat, und eine Art von Koachfen machet, wenn er aus dem Wall 

ten. koͤmmt. Er blaͤſt ſich auch auf, wie der Zroſch. Sein Fleiſch iſt ſehr gut: allein nid 
eher, als bis man es forgfältig ven der Haut abgefondert hat, unter welcher er eine Art vol 
Gifte verbirgt. Man unterſcheidet noch eine andere Art, die mit Spigen ‚ wie ein Ig 
bewaffnet, und noch viel giftiger ift, als die erfte, Indeſſen ißt man doch auch das Fleiß 
davon, wenn man die Haut abgezogen hat, Cs wird für ein Huͤlfsmittel wider den Dur 
fall angeſehen. Endlich it noch eine dritte Are ‚ welche Die Brafilianer Itaeca nennelt 
von dreyeckiger Geftalt, und ſcheint blaue Augen zu Haben. Sie hat nicht allein in DE 
Hanf, fondern auch in der Leber, und den Gedärmen Gift; melches fie aber doch nicht 9* 

faͤhrlich machet, wenn man nur alfe diefe Theile Davon nimmt, 

Puͤraque. Dar Puͤraque an den braſilianiſchen Kuͤſten iſt eine Art von Krampffiſche, deſſel 
Geſtalt der Roche ziemlich nahe koͤmmt. Laet glaubet, ihm dieſe Geſtalt nach einer in Br 
filien gemachten Zeichnung geben zu Fönnen. Der Zeichtrer aber nennet ihn Araua IM 
pebbe. Vielleicht bat er den Namen Pürsque von den Poreugiefen bekommen, Gr b# 
täubet, wie ber Krampffiſch, das Glied desjenigen, der ihn, auch nur vermittelft eines St 
des, anruͤhret. 

Coramarlı. Die Caramaruͤen haben viel Aehnlichteit mic denen Meerſchlangen, die fich an del 
poreugiefifchen Küften befinden, Ihre Länge iſt zehn bis fünfzehn Hände breit, Sie fin 
fo fert, daß fie auf dem Roſte einen Geruch von Schweinefleifche von ſich geben, ‘hr Sit 
haben fie um die Zähne herum, die bey ihnen ungeheuer groß find, und deren Biß den ve“ 
wundeten Theil zur Faͤulung bringe, ie find uber dieſes mic vielen Stacheln bewaffnel· 

Die Braſilianer verſichern, man ſaͤhe fie oft mic den Sandfchlangen fich begatten. 

Amorcati. Der Amorcati, eine Arc von Seefroſche, ift voller Stacheln und verbirge fich unf" 

dem Sande dus Ufers, wo Die geringfte Wunde, die er a dem Buße des Voruͤbergehenden 
macher, fehr gefährlich iſt, wenn man nicht fchleunig etwas dawider brauchet, 

Amacuͤruͤb. Der Amachrub, ein ſehr ſchwielichter Fiſch, gleicht demjenigen, welchen die por 
tugieſen Bugallo nennen, und iſt wegen der außerordentlichen Staͤrke feines GH 
fürchterlich, pie 


Camaruͤpi. 


m Suͤdamerica. Vl Buch. IX Eapitd. 281 


Die Icrepomonga iſt eine Seeſchlange, die ſich gemeiniglich unter den Fluthen un⸗ Naturgeſch 
betveglich er Man 4 ihr 9 ſeht — —— zu, ob fie gleich nicht v-Drafilien. 
Nerbarer it, als des Püraque und des Krampffifches ihre. Alle Thiere, die ihr zu Jerepomon 
e kommen ‚ faget man, kleben ſich fo feſt an ihren Körper, daß es ſchwer ift, fie Davon ga. 
08 zu veißgen, Sie machet fie zu feiner Naprung. Dasjenige aber, was am wenigften 
wahrſcheinlich zu ſeyn ſcheint, iſt, daß man hinzu ſetzet, fie fomme zuweilen ans Ufer, und 
iede ſich dergeftalt zufammen, daß fie fehr Elein zu ſeyn ſcheint: wenn nun alsdann jemand fie 
er Hand anrühret, fo Elebet folche fo gleich an; greift man nun mit ber andern dar⸗ 
80: fo klebet ſolche ebenfalls an; und alsdann nimmt die Schlange wieder ihre ganze 
ße an und zieht ihren Raub in die See, wo fie folchen auffrißt. ? 
Un Vermuthlich vedet auch der portugieſiſche Verfaſſer auf das bloße Zeugniß ber Braſi⸗ Vpupiapra. 
—* von dem, was er Tritonen und Nereiden nennet. „ Diefe Meerwunder führen in 
»Dtafilien den Namen Ypupiapra. Sie find dafelbft fo ſchrecklich, daß die Wilden zu: 
»weilen uͤber ihren bloßen Anblick vor Schrecken ſterben. Ihr Geſicht koͤmmt dem Menſchen⸗ 
»Iutlitze ziemuͤch gleich, ausgenommen die Augen, die ihnen viel tiefer in dem Kopfe liegen. 
vVle Weibchen haben lange Haare auf dem Kopfe, und ſcheinen nicht weniger durch ange⸗ 
»nehmere Geſichtszuͤge unterſchieden zu ſeyn. Man findet ſie gemeiniglich an der Muͤndung 
der Fluͤſſe, vorneymlich bey dem Eingange in den Jagoaripe, welcher nur ſieben bis acht 
»Meilen Yon der Bay aller Heiligen iſt; und Porto Seguro gegen über , wo fie eine grofs 
> Anzapı Jndianer gerödtet haben, wie man verſichert. Ihre Art ſie zu toͤdten iſt, daß 
e folche mit fo vieler Inbrunſt umarmen, daß ſie dieſelben erſticken. Denn es hat nicht 
das Anſehen, daß fie den Borfag haben, ihnen das Leben zu nehmen ; und dieſe ſeltſamen 
»eiehfofungen feinen vielmehr aus Zuneigung herzufommen. Sie feufzen fo gar, wenn 
„ſie ſolche erſticket Haben. Sie entziehen ſich und ruͤhren die Leichen nicht an, ausgenommen 
„die Augen, die Naſe, die Fingerſpißzen und die Schamglieder, die fie ihnen wegnehmen, 
„Zum Beweife davon führe man an, daß die von dieſen Meermundern getödteten Indianer 
„alfo verftünmele find, wenn fie von den Wellen an das Ufer geworfen werden. Man 
hat ſich bey diefer Fabel nur aufgehalten, damit man beobachten moͤge, wie erſtaunlich es 
ſey; daß ein fo vernünftiger Schriftſteller, als Laet, fie ohne das geringſte Merkmaal eines 
Zweifels abgefchrieben habe i). an © 
Ein junger hollaͤndiſcher Maler, welcher einige Zeit in Braſilien zugebracht hatte, gab 
ihm, wie ex faget, die Abbildungen von drey andern Fiſchen, welche in diefem Meere ſehr 
gemein find. Der eine, Namens Ubitre, Hat nichts außerordentliches ‚ als den Schwanz. 
Er ift über die Hälfte des Körpers lang, rund wie ein Kuhſchwanz, und erhebt ſich auch 
ſo. Nah dem übrigen Körper koͤmmt der Ubitre dem Hechte ſehr ähnlich. Der an⸗ 
dere, Ramens Aiua oder Jahnakatto, iſt von der Größe der Tellerfiſche (poiſſons or- 
bieulaires): der Kopf aber, welcher dem Geſichte eines Ochſen ahnlich ift, nimmt die Hälfe 
te des Körpers ein. Der Schwanz ift gefpalten. Der Pira-Utoab, welcher der dritte 
iſt, Hat eine ganz ungeheure Geftalt, und ſcheint aud) von der Öattung der Rundfiſche zu 
eyn. Außer zweyen knochichten und nach hinten zu gekruͤmmten Hoͤrnern iſt ſein Schwanz, 
wie eine Spadel gemacht; feine Lippen find fehr dick, und fein Kachen öffnet fich mit einer 
ſehr haͤßlichen Verdrehung. 
Unter 
ĩ) Am angef. Orte XV Buch. 12 Cap. 


Allgem, Reiſebeſchr. XVI Band, Nu 


Naturgeſch. 
v. Braſilien. 


Muſcheln. 
Ura. 


z 


Guainuͤmuͤ. 


Aratu. 


Deevoͤgel. 


Caripira. 


Guiraton⸗ 
teon. 


282 Reiſen und Entdeckungen 


Unter den braſilianiſchen Muſcheln iſt die Apula, welche dem Stuͤcke von einem Rob 
ve gleicht , welches zwiſchen zweenen Knoten iſt, nicht allein eine fehr gefunde Speife, ſonder! 
wird a für ein Hilfsmittel wider die Milzbefchwerden gehalten , wenn ſie zu Pulver ge⸗ 
ſtoßen iſt. | i — 

Der Ura iſt ein Seekrebs, welcher ſich in dem Lehme laͤngſt dem Ufer in fo groß 
Menge finder, daß niche allein die an der See wohnenden Brafilianer, fordern auch DI 
Negern, die von den Porkugiefen gebraucht werden, ihre ordentliche Speife daraus made 
Das Fleiſch ift von gutem Gefchmade und fehr gefund, wenn man feifch Waffer daral 
feine, nachdem man folches gegefien hat. , 

Der Guainuͤmuͤ iſt eine andere Art Yon Krebfen, aber viel größer, und har einel 
fo weiten Rachen, daß ex einen Menfchenfuß faffen kann. Er ift nicht fo wohl ein Woß 
ſerthier, als vielmehr ein Landthier. Denn man findet ihn nur in den Löchern derer Felfettr 
bie an das Meer ftoßen. Wenn es donnert, fo geht er aus diefem Aufenthalte heraus , und 
macher felbft ein anderes Geraͤuſch, welches den Wilden Schreden verurſachet. Man fegt 
hinzu, um es zu erklaͤren, er laſſe fie glauben , der Feind fey bereit, fie anzufallen. 

Der Aratu haͤlt ſich in den hohlen Bäumen an der See auf: er geht aber heraus 
um fic von Auſtern und Mufcheln zu ernähren , wobey er den Kunſtgriff brauchet, den mal 
den Affen zufchreibe, daß er, wenn fie fich öffnen , einen Stein hinein wirft, der fie hindert 
fich wieder zuzuſchließen. 5 

Man läßt es nur bey denjenigen Arten bewenden ‚ welche diefen Küften befonders ei⸗ 

gen zu ſeyn ſcheinen; denn man findet außerdem daſelbſt faſt alle Arten von Muſchelwerken⸗ 
und die Auſtern allda enthalten zuweilen ſehr ſchoͤne Perlen. Vor Alters fiſcheten die Wil 
den deren eine ungeheure Menge, wovon fie die Schaalen ſammelten, nachdem fie das Fleiſt 
daraus gegeffen haften; und an vielen Orten des Ufers findet man noch große Haufen DW 
von, welche durch die Zeit mie Graſe und Öefträuchen bewwachfen find, Die Portugieſel 
bedienen ſich derſelben, einen vortrefflichen Kalk daraus zu machen, den fie ſtatt des Mörtel 
zu ihren Gebäuden brauchen, und das Regenwaſſer ſehr ſchwarz machet. 
Unter den Seevoͤgeln unterſcheidet man beſonders, als eigen in Braſilien, den But 
rantinga, welcher von der Größe eines Kraniches iſt, aber weiße Federn, einen ſehr langen 
und ſpitzigen Schnabel von blauer Farbe, wie auch fehr lange Beine von einem Roche har 
das in das Gelbliche fälle. Sein Hals ift ganz lang hinunter mit kleinen Federchen uͤber⸗ 
leider, welche an Schönheit mic des Straußes feinen ftreiten. 

Der Caripiva ift ein großer Vogel, welcher einen gefpaltenen Schwanz bat, und deß 
fen Federn von den Braſilianern ſehr geſuchet werden, Sie brauchen fie zu ihren Pfeilen 
nachdem man beobachtet, daß fie fehr lange dauern, Man redet bier nur davon, um dieſe 
Eigenſchaft zu erkennen zu geben; denn es fheine, daß der Caripira eben der Bogel fr 
den die Spanier Rabo forcado genannr haben, und der in beyden Indien fehr gemein Ib 
Wir wollen noch hinzu fegen, daß nad) des Eimenes Berichte fein Fett die fonderbare Kraft 
Bat, die Narben im Gefichte zu vertreiben, Allein, ob er fich gleich überall finder: ſo it 
er Doch nicht Teiche zu fangen ‚ außer in den wuͤſten Inſeln, wo er feine Eyer leget. Eben 
derſelbe Schriftſteller hatte einen geſehen, deſſen ausgebreitete Fluͤgel einen Raum einnah⸗ 
men, welchen der groͤßte Menſch mit beyden Armen nicht ausmeffen Fonnee, 

Der Buirstonteon bat feinen Namen von der fallenden Suche, welcher er untel⸗ 
worfen ift, und man hat durch dieſes zuſammengeſetzete Wort ausdrucken wollen daß 4⸗ 


in Suͤdamerica. VI Buch: IX Cape 283 


Richt UNd wieder auflebet. Sonſt iſt er wegen feiner Geftalt, und der überaus fhönen Weiße Naturgeſch⸗ 
ner Federn von einer ſeltenen Schönheit. » | v. Srafilien. 
, Der Calcamar ift von der Größe einer Taube. eine Flügel dienen ihm nicht UM Sfamar, 

Öliegen ‚ fondern ſehr Teiche zu fhwimmen. Er verläßt die Fluthen nicht; und die Braſi⸗ 
ianer verſichern, er lege darinnen fo gar feine Eyer: fie erklären aber nicht, wie er folche 
aſelbſt ausbruͤten Fönne. — — 
Der Ayaca iſt von einer ſonderbaren Geſchicklichkeit, die kleinen Fiſche zu fangen. Ayaca. 
Nan ſieht ihn niemals vergebens auf das Waſſer ſchießen. Seine Größe iſt wie einer Xel- 
E * Er hat weiße mit rothen Flecken gezeichnete Federn, und einen Schnabel, der wie 
offel gemacht iſt. 
€ Der Ervaslın ift afchfarben, und verbirgt einen Fleinen Körper unter einem ſehr dis Enrachra. 
N Gefieder, Ex has fhöne Augen, vornehmlich einen ſchoͤnen Stern, dev von einem 
fr lebhaften Rothe iſt; und die Stimme ift fo ftarf, daß man glauben follte, fie kaͤme 
ee ſehr großen Werkzeuge. Sie läßt ſich vor Aufgange der Sonne und gegen 
oͤren. We 
er Fuara iſt nicht groͤßer, als eine Aelſter. Er hat aber einen länglichen und ge- Guara. 
—* a ie ie und lange Füße, Seine erften Federn ſind ſchwaͤrz⸗ 
Ih, darauf kommen die aſchfarbenen. Wenn er anfängt zu fliegen fo find fie ganz weiß ; 
arauf werden fie unvermerft roth, bis fie ſcharlachfarben werden, welche Farbe fie denn be- 
Kindig behalten. Dbgleich diefer Vogel gefraͤßig iſt, und nicht allein von Fiſchen, fondern auch 
allem andern Fleiſche lebet, welches er ins Waſſer tauchet: fo niftee und leget er den⸗ 
Noch feine Ener auf den Dächern. Er fliege oft truppweiſe, welches einen fehr fhönen Anz 
lick inter den Stralen der Sonne mache. Die Wilden brauchen feine Federn zu ihrem 
F f 


Kop uße, . A | 
| un Flauͤſſe in Brafilien haben einen Ueberfluß an Sifchen von allerhand Größe. Oh: Flußfiſche in 
he von denjenigen zu reden, bie ihnen mit den andern Theilen von Südamerica gemein find, Brafilien. 
fo nennet man den Tamovata oder Tamutiata, welcher eine Spanne lang ift, und den 
man mit dem Heringe vergleichen oftede, wenn er nicht einen fehrdicten Kopf, fer fharfe Zäb- 
ne, und vom Kopfe bis an das Ende des Schwanzes fo Harte Schuppen hätte, daß faum 
das Eifen durchdringen kann. Seit Fleiſch iſt von einem ſehr angenehmen Geſchmacke. | 
Der Panapana iſt von mittelmaßiger Länge; er hat eine Harte und unebene Haut, Panapana. 
tie der Seehund. Uebrigens ift er der Spgone ganz gleich, Die zu Marfeille Cagnole ge: 
nanne wied; Das iſt, er hat einen platten, ungeftalteten und gleichfam in zwey Hörner ges 
theilten Kopf, an deren äuferften Enden zwey Augen ſtehen die fich alfo weit von einander 
befinden, Der Schwanz endiget fich mit zwoen ungleichen Floßfedern, welche auch ihre ges 
gen einander ftehende Richtung haben. Die Abbildungen, welche Thevet, Ballon - 
Rondelet und Aldrovandus von diefem Fiſche gegeben Haben, ſtimmen nicht mit einander 
Überein, | | 
Der portugiefifche Schriftfteller giebt die Cuͤruͤryuba für die größte und ſchoͤnſte unter Cäräryige, 
Allen Waſſerſchlangen in Brafilien aus. Es finden fich einige, faget er, Die nicht weniger, 
als fünf und zwanzig oder dreyßig Fuß in der Länge haben. Es geht ihnen eine Art von 
ette wellenförmig mit verſchiedenen Farben von tem Kopfe bis an das Ende des Schwan: 
38. Sie hat Hundeszähne, Ihre Gefraͤßigkeit machet fie auch febr gefährlich. Sie 
greift Menfihen und Thiere an, welche fie Ba freffen, wenn fie fie ertappen koͤnnen. f 
: — Die 


Fsturgefch. 
v. Braſilien. 


Matiima. 


Atacape. 


Zaziguemeju. 


Nach Braſi⸗ 
lien gebrachte 
Thiere. 


284 an Reifen und Entdeckungen 


Die Brafilioner legen ihr fo wenig wahrſcheinliche Eigenfchaften bey ‚ daß ihr Zeugniß ſob 
che nicht wahrſcheinlich machen kann. 

Die Matiima ift eine andere Schlange von ungeheurer Größe, die aber niemals aus 
dem Fluſſe fomme. Ihre Farben find fo ſchoͤn, daß die Wilden ſich eine Ehre daraus ME 
hen, wenn fie ihren Leib nad) ihrem Mufter malen fonnen; und fie erfennen, daß fie ihrd 
Gebrauch diefer feltfamen Malereyen zu danken haben, | 

Das Atacape ift ein Thier, welches im Waffer und auf dem Sande Ieber , nicht I 
groß, als ein Wolf, aber viel grimmiger, Es führet Krieg wider die Menfchen ‚und iauſt 
fo ſchnell, daß alle ihre Vorſichtigkeit es nicht hindert, fie zu erhafchen. 

Das Zaziguemeju, ein anderes Flußthier in Brafilien ‚ wird wegen feiner Haut ehr 
geſuchet, welche der Verfaffer ruͤhmet, ohne eine Befchreibung davon zu geben, 

Die europäifchen Pferde, welche in verfchiedene Hauptmannfchaften von Brafilten 9 
bracht worden, haben fich Darinnen fo ſehr vermehret, daß man jährlich eine große Anzahl 
davon nach Africa überführet. Eben fo verhält es fich auch mit den Stieren und Kuͤhen 
wovon viele Portugieſen große Heerden halten. Obgleich überhaupt die Weiden nicht HN 
der größten Schönheit find, und befonders in der Hauptmannfchaft Porto Seguro ein Kral 
waͤchſt, welches dem Viehe ſchaͤdlich ift: fo finden fich dennoch Gegenden , wo nichts an ihr 
ver Weide mangelt; dergleichen find die Gefilde Piratininga. Die Maftung, die mal 
daraus hohlet, find für alle Arten von Viehe vortrefflich. Auch vermehret es fich daſelbſt 
wunder ſam, ſonderlich das Schweinvieh, wovon das Fleiſch uͤber dieſes fo lieblich und ge 
ſund iſt, daß man ſolches den Kranken zu eſſen vorſchreibt. An den Ufern des Fluſſes Jr 
neiro ſind die Schoͤpſe zwar im Ueberfluſſe, und ſo fett, daß ſie zuweilen vor übermäßige 
Bette fterben: fie find aber nicht fo leckerhaft, als die in Europa. Die Ziegen hatten fl 
niche fo glücklich vermehret: zu der Zeit aber, da der Verfaſſer diefe Beobachtungen ma⸗ 
chete, fing man an, die Hinderniſſe zu überwinden, 

Die europaiſchen Hühner ſchicken fich ſehr gut in die brafilianifehe Witterung. ZW 
defien verlieren fie doch etwas von ihrem Gefchmacke ‚ Indem fie größer und ftärfer werden 
als die in Europa. Die Enten und Gänfe Dingegen befommen einen zärtern Geſchmack— 

Die Indianer in Braſilien haben eine große Neigung zu unfern Hunden bekomme 
wovon nicht allein die Mannsperfonen eine Menge zur Jagd aufziehen, fondern auch DI 
Weiber Haben ein Vergnügen, fich von ihnen begleiten zu laſſen; fie tragen fie auf ihren 
Armen und ernähren fie oftmals mit ihrer eigenen Milch. 


3. Baͤume und Pflanzen, 


Mangaba. Muͤruͤeuͤge. Araca. Ombü. Sa mes. Arabutar. Mancherley Färbeholz. Anal 
eapuͤha. Aratich, Pequea und feine beyden Hiurae, Choyne. Sabauce. Pocoaire. Whebe⸗ 
Arten. Gabuͤeriba. Cocosbaͤume und zwan⸗ haſu. Mamoera. AypiInana. Mürtcien. Ta⸗ 
zigerley Palmen. Cuͤpayba. Ambayba. Anz jaoba. Jambig. Zerijench. Igpecaya. Cayapia. 
baigtinga. Ighuͤeamiei. Jaciega. Cuͤruͤpi⸗ Tyroqui. Embeguaca. Caobetinga. Cabama. 
caiba. Caaroba. Jabuͤrandiba. Anda. Muͤ— Guͤraquimyia. Tamara Catimba. Aipo. Cara 
ratibira. Ajabuͤtipita. Janipaba. Seguitin: guata, Timbo. Bluhmen und Röhre. Wurzeln 
guacu. Wunderfame Eigenfchaft eines Bau- und Hälfenfrüchte. Manobi. Pfeffer. 


Alen denen Bäumen in Suͤdamerlea, wovon man bereits die Beſchreibung gegeben, I 
gen ber poreugiefifehe Schrifefteller und andere Beobachter noch folgende bey, als ſob 
de, die Brafilien eigen find. oe 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel. 288 


Der Mangaba, ein ſehr großer Baum, welcher ſich nirgend, als um der Bay To: Naturgeſch. 
ei Santos F ee findet, Er hat eine Rinde, wie eine Buche, und taub, — 
eeine Eſche. Er verliert ſolches niemals, und feine Blaͤtter find allezeit gruͤn. Er traͤgt Mangaba. 

prymet des Jahres Fruͤchte, anfaͤnglich in Knoſpen, die wie eine Frucht gegeſſen werden, 
ar welche bey ihrer Deffnung eine Bluhme hervor bringen, die dem Yafmine ziemlich aͤhnlich, 
Don einem viel ſtarkern Geruche, und doch gleichwohl noch lieblich iſt. Die Frucht. welche 
LAUF folget, iſt nicht viel ftärker , als die erſte. Außen iſt fie gelb, mit Eleinen ſchwarzen 
ii chen geflecket. Sie enthält einige Kerne, die mit der Schale gegeffen werden. Auſ⸗ 
dem lieblichen Geſchmacke ift fie auch gefund, und fo leicht, daß man nicht befürchten 
Yen alt werde zu viel eſſen. Sie fällt ab, ehe fie völlig reif iſt daher man ſie lange 
rohren muß, damit fie Zeit babe, füß zu werden. Die Braſilianer machen eine Art 
don Beine daraus. Aus den Blättern und Früchten, ehe fie reif find, zieht man eine Art 
bitterer und £lebrichter Milch, 
de Der Muͤruͤcuͤge, ein großer Baum, welcher eine Frucht gleiches Namens trägt, iſt Muͤruͤcuͤge. 
M wilden Birnbaume ähnlich, Seine Frucht Hänge an einem langen Stiele. Man 
* tſie grün ab, beym Reifen aber wird fie von beſſerm Gefhmade, und leicht zu ver- 
ven, Der Stamm giebt, wenn man hinein ſchneidet, einen milchichten Saft, welcher 
Sn, und ſtatt des Wachfes zu den Schreibtäfeldhen diener. Man bedaurer, daß dieſer 
m ſo felten iſt, weil die Braſilianer Die Gewohnheit haben, ihn umzuhauen, damit ſie 
Nr feine Frucht befommen, 
(Der Araca ift eine andere Art von Birnbaume, welcher zu allen Jahreszeiten Fruͤch⸗ Araca · 
im Ueberfluſſe trägt. Man unterſcheidet ihrer vielerley Arten, deren Früchte roth, gruͤn 
oder gelb, alle zuſammen aber überaus lieblich find. 
Der Ombů, ein dicker Baum, aber fehr niedrig, trägt eine runde und gelbliche Ombi. 
Ötucht,, welche unfern weißen Pflaumen ſehr aͤhnich fümmt. Sie ift den Zähnen fo ſchaͤd⸗ 
lich, daß die Wilden, welche viel davon effen, fie faft alle verlieren. Sie effen auch die 
Wurzeln des Baumes, und finden fie eben fo füß, als das Zuckerrohr. Sie find über die— 
fes fehr gefund und fo erfrifchend, daß die portugiefifchen Aerzte Tränfe in higigen Fiebern, 
und andern folhen Krankheiten Daraus machen, A 
Der Jacapuͤya wird für einen der größten Bäume in Brafilien gehalten. Er träge Jacapuͤya. 
eine Frucht, die man für ein Becherchen mit feinem Deckel anſehen wuͤrde, und welche ei⸗ 
nige Caftanien enthaͤlt, die den Mirobolanen ziemlich gleichen, Der Deckel öffnet ſich von 
ſelbſt, wenn die Früchte veif find, und läßt fie heraus fallen, wenn fie nicht abgebrochen 
werden. Man verfichert, wenn fie roh etwas übermäßig gegeffen würden, ſo verunfacheten 
fie, daß einem am ganzen Leibe die Haare ausfielen: gebraten aber find fie niemals ſchaͤd⸗ 
lich. Das Holz iſt ſehr hart, und verdirbt nicht leicht; daher eg denn ſehr geſchickt iſt, Ach 
M in den Zuckermuͤhlen daraus zu machen. ; 
| Der Aratich, ein Baum von der Größe des Drangenbaumes, hat Citronenblaͤtter, Kratich. 
Und träge eine Frucht von einem eben fo lieblichen Geſchmacke, als Geruche, deffen Größe 
nicht größer ift, als eine große Nuß. Man unterfcheidet ihrer vielerley Arten, worunter 
"ejenige, welche Aratickpanauia heißt, eine Frucht von fo Falter Beſchaffenheit giebt, 
AB ein wenig zu viel davon gegeſſen ein Gift wird, Sein Holz iſt von der Eigenſchaft des 
orkes, und dienet auch zu eben Dem Gebrauche. 
Jen 3 Der — 


286 Reifen und Entderfungen 


Naturgeſch. Der Pequea hat zwo Arten; die eine, deren Frucht den Orangen gleicht, aber.ehtt 
v.Brafilien, dickere Schale hat, und einen honigartigen Saft enthaͤlt, deren Suͤßigkeit mit dem a0 

Pequea und ſtreitet. Sie iſt mit einigen Kernen vermiſcht. Der zweyte Pequea wird fuͤr das haͤrte 
feine zwo Ar⸗ Hol In Braſilien gehalten. Man glaubet, es verderbe nicht, Die Portugieſen nem! 
ten. es Setis. 

Jacatiba. Der Jacatiba träge eine Frucht von der Größe einer Limonie, und einem ſehr fh 
fen Geſchmacke. Seine Rinde bat von der Spige der Zweige an bis an dag Ende 
Wurzeln eben die Eigenſchaft. Diefer Baum ift jelten, und wird nur in der Haupemanl® 

$ ſchaft St. Vincent gefunden, 

Gabuͤeriba. Der Gabuͤeriba iſt ein ſehr großer Baum, welcher einen vortrefflichen Balſam gräu® 
felt, und daher von den Braftlianern in großen Ehren gehalten wird. Sie rigen bie DI 
de ein wenig auf, und flecfen etwas Baumwolle hinein, die fich in Fleiner Menge von dr 
nem Safte voll zieht, welchen die Portugiefen Balfam genannt Haben , weil er bey dem ÖM 
ruche, welcher wirklich des Balfams feinem nahe koͤmmt, die Kraft hat, die frifchen Wun 
den fehr gefchwind zu heilen. Die Derter, wo diefer Baum wächft, geben fich durch 
überaus große Lieblichfeit der Suft zu erfennen. Man rechnet fein Holz in Anfehung bei 
Gewichtes, und der Härte, welche es befondersgefchickt zu den Gebäuden machet, mit U 

ter das befte. Die Thiere fo gar reiben fich an feiner Rinde, vermuthlich einigen Banfkan) 
bey ihren Uebeln Davon zu erlangen. Er ift in der Hauptmannſchaft St. Vincent —* 
gemein, und anderswo ſehr ſelten. 

Cocosbaume Es fehlet Braſilien nicht an Cocosbaͤumen: fie werden aber nur um die beſtaͤndigel 
* Wohnpläge herum, und in den Baumgärten gezogen, In den Gehölzen und an einoͤde 
ie Orten fieht man feine, Der porfugiefifche Schrifefteller zaͤhlet über zwanzigerley Arten P 

men; und Lery beſchreibt ihrer viere oder fünfe, wovon die gemeinſten der Gerau und 
Nri heißen. In den innern Theilen, jenfeits St. Vincent und gegen Paraguay trifft md 
ganze Wälder von Fichten an, welche Früchte tragen, mie die europäifchen , nur etwas ruf 

: der, ftärfer und gefünder, 4 

Cuͤpayba. Der Cuͤpayba, welcher an Geſtalt einem Feigenbaume gleicht, aber viel höher, on 
gerader und viel dicker iſt, enthält eine fonderbare Menge Dehl, welches eben fo Heil ift, alt 
das von Dliven, und man brauchet ihn nur ein wenig einzufchneiden, um fehr viel davon 
befommen, Es dienet nicht allein zu Heilung der Wunden, fondern nimme auch fo gat 
die Narben weg. . Man unterfcheidet es durd) den Namen Copal Pos, welcher dieſe er 
genfihaft ausdruͤcket. Der Ueberfluß davon ift fo groß, daß man es in den Lampen bra 
cher. Das Holz des Baumes aber kann zu nichts gebraucher werden, \ 

Ambayba. Der Ambayba gleicht ebenfalls dem Feigenbaume, und finder fich unter den Dot! 
fteäuchen auf denen Feldern, die man aufgehöret hat, zu bauen. Man verficherr, das I 
neve Haͤutchen feiner Rinde heile die Wunden, wenn es darauf geleget wird, eben ſo 9” 
ſchwind, als der beſte Balſam. Seine Blätter find fo rauf, daß man fie brauchet, un 
fihiedene Arten Holz damit zu glaͤtten: der Splint aber nuͤtzet zu nichts, * 

Amboigtinga. Man ruͤhmet die Kräfte des Ambaigtinga, eines andern Baumes von eben der MM 
ſehr, welcher fich in den Fichtenwäldern finder. Er giebt einen ölichten Saft, deffen BER 
filtanifeher Namen, wie Monardes vorgiebt, Abſeguͤa heißt. Er giebt folgende Beſchre— 
bung von diefem Baume, Er ift weder eine Fichte, noch eine Cypreſſe; er ift viel hoͤhe 
als die erſte, und viel gerader, als die andere. Er traͤgt auf dem Gipfel eine Art ei 


\ 


1 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel. 287 - 
löschen, we 


. (che einen vortrefflichen Saft tröpfeln, wenn fie zerpfagen, Die Indianer find FH 
Drgfälig, ſolchen in Muſchelſchalen zu ſammeln: fie brauchen aber viele Tage, um nur ei- v-Srafilien, 
ne Fleine Menge zu fammeln, Er ’dienet zu allem, wozu der Balfam gebrauchet wird, vor⸗ Y 
nehmlich die Wunden zu verharſchen, die kalten Feuchtigkeiten zu verjagen, und die Magen 

erden zu Heben, Zu diefem legtern nimmt man ihn mit einem wenig Weine ein. 

T Porkugiefifche Schriftfteller ruͤhmet die Kraft der Blätter wider das Erbrechen, und er 
AR) fuͤr die Schwäche des Magens, man folle fich äußerlich mit dem Dele reiben. Er bes 
Upter auch, die Rinde und die Blätter, wenn fie geftoßen und in etwas Waffer gefochet 
a gäben ein ee welches eben die Kraft hätte, als das Del felbit, und 

es man leicht oben abfchöpfen koͤnne. u e 
ge ie en & Vincent träge im Ueberfluffe einen Baum, Ighuͤcamici Ighuͤeamiei. 
St, deffen Frucht der Quitte ziemlich ähnlich, aber voller Körner, und ein kräftiges 

Smittel wider den Durchfall if. | J——— 
Nam Igciega bringt eine Art Maſtic von vortrefflichem Geruche hervor. Aus ie Igeiega. 
"Rinde fomme, menn fie geftoßen wird, ein weißer Saft, der ſich wie Weihraud) ver⸗ 

icket, an deſſen Statt er auch dienet, und welcher nuͤtzlich bey denen Theilen gebrauchet wird, 
die von Falten Feuchtigkeiten angegriffen find. Man hat noch eine andere Art, Igtaigci⸗ 
e ‚das iſt Steinmaftic , genannt, wovon das Harz fo hart und fo durchfichtig ift, daß si 
Mi, Ölas halten würde, Die Brafilianer bedienen fich deſſelben, ihr irdenes Gefchirr 

IE zu überziegen. ia RE 

en Der Chrhpicaiba ift ein Baum, deffen Blaͤtter ben Pfirfichblättern gleichen, und Cuͤruͤpicaiba. 
fi en weißlichen Saft geben, die ein vortreffliches Hilfsmittel für Wunden und Blaſen 

nd. Seine Rinde giebt, wenn fie aufgeriget wird, eine Art von Seime, den die Brafilias 

er brauchen, Vögel zu fangen. 

Der Caaroba iſt ein fehr gemeiner Baum in allen brafilianifchen Hauptmannfhaf- Caaroba. 
in. Seine Blaͤtter ein wenig gefauer, werden auf die venerifchen Blaſen geleget, und 
sersheiten fie glücklich, Man eignet dem Holze die Kräfte des Gayac wider dieſe Krank: 
beiten zu; und aus den Bluhmen machee man ein Eonferve zu eben dem Gebrauche. Man 
muß diefen Baum nicht mit einem andern von eben der Are vermengen, welcher Caorob 
macorandiba heißt, deffen Holz aſchfarben, und das Mark ſehr Hare iff. 

Der Jabuͤrandiba, welchen die Brafilianer auch Betele nennen , liebet die Ufer der Jabuͤrandiba, 
Fluͤſſe. Seine Blätter ſind ein Mittel wider alle Krankheiten der Leber, und die Erfah- dder Vetele. 
ung ift bewaͤhrt. Eine andere Art von Betele mit runden Blättern, und nicht fo groß, 

AS die erfte, hat die Kraft in feinen Wurzeln , welche die brennende Hige bes Ingwers ha⸗ 
— Wenn fie auf das Zahnfleiſch geleget werden: fo zertheilen fie alle innere Uebel Dies 
heiles. 

Der Anda iſt ein großer Baum von ſehr ſchoͤner Geſtalt, deſſen Holz zu verſchiedenem na. 
Bebrauche dienlich ift: die Indianer aber ziehen aus feinen Blaͤttern ein Del, womit fie 
ſich den Leib reiben; und der Rinde bedienen fie fich zum Fiſchen. Das Waffer , worinnen 
Man es einige Tage liegen läßt, erlangt die Kraft, alle Arten von Thieren zu betäuben. 
Burn Auͤratibira iſt nur eine Staude: er träge aber eine roche Frucht, woraus die Auͤratibira. 

raſilianer ein Oel von eben der Farbe machen, welches auch zu ihren Salben dienet. Der 
Sn tipita ‚ eine andere Staube ‚giebt durch ihre Frucht welche eine Ar von ſchwarzer Ajabuͤtipita. 
"del iſt, ein Oel, welches nicht weißer iſt, und nur zum Salben der Kranken — 
raſi⸗ 


Naturgeſch. 


v. Braſilien. 


Janipaba. 


Jequitin⸗ 
guacuͤ. 


Wunderſame 
Eigenſchaft ei⸗ 
nes Baumes. 


Arabutan oder 
Braſilienholz. 


288 Reifen und Entdeckungen 


Braſilien hat wenig fo ſchoͤne Baͤume, als der Janipaba if. Sein Grün iſt = 
trefflich, und wird alle Monate erneuret. Seine Früchte fehen wie Orangen aus, ſch 
cken wie Quitten und werden für vortrefflich wider den Durchfall gehalten. Ihr OP ‚ 
welcher anfänglich ziemlich weiß ift, wird bald fo ſchwarz, daß er den Wilden zur Din 
dienet, ſich Figuren von diefer Farbe auf die Haut damit zu malen. Sie dauern M 
Tage, worauf man nichts weiter davon fieht, Man merfet an, daß nur der Saft 
grünen Frucht dieſe Eigenſchaft hat. N 

Die Frucht Tequitinguach gleicht unfern großen Erdbeeren : 
aber hat fie eine Art von fehr harter, runder, ſchwarzer und wie Achat glänzender Et 
deren Schale überaus bitter iſt. Man zerftößt fie, um fie zur Seife zu brauchen. 

In dem Innern des Landes, der Bay aller Heiligen gegen über, findet man an 
nen Dertern einen fehr großen und fehr dicken Baum, deſſen Zweige alle zufammen vor 
Natur mit tiefen Löchern durchbohret find, worinnen fih im Sommer fo wohl, als it 
Winter, eine wäflerichte Feuchtigfeie fammelt, welche niemals überläuft, und was noh 
wunderſamer iſt, auch niemals weniger wird, wie viel man auch daraus nehmen mag 
Ein jeder Zweig iſt alſo gleichſam eine unerſchoͤpfliche Quelle; und da der Baum fo 9 i 
ift, daß er bis auf fünfhundere Mann in dem Umfange feiner Zweige faffen kann, 1 
er eine vortreffliche Zuflucht, wo man allezeit Waſſer hat, zu trinfen und fich zu wald 

Der berühmtefte Baum in Brafilien, und von welchem, mie man glaubet, d 
Sand feinen Namen bat, fuͤhret unter den Einwohnern den Namen Arabutan, nad)? 
Lery, und Öraburan nach Thevers Anzeige. Er ift fo hoch, als unfere Eichen, ui 
treibt eben fo viel Zweige, Man findet ihrer, die fo groß find, Daß drey Menfchen gi 
he haben würden, fie zu umflaftern, Seine Blätter gleichen des Buchsbaumes fein 
und er träge nicht die geringfte Frucht. Das Holz deffelben ift roth und von Natur ſo 
en, daß es wenig Rauch mache, wenn man eg verbrennet. Seine Kraft zum Far 
ift fo ftark, daß, nad) Lerys Erfahrung, fo gar feine Afche, wenn fie zu einer Lauge 
macht wird, dem keinen eine Farbe giebt, die es niemals verliert %), gi 


an ſtatt des Kun 


troch 


k) Am angef. Orte a. d. 203. S. Erbe 
richtet, wie man es zu feiner Zeit geladen. Mes 
„gen der Schwierigkeit, diefes Holz zu fällen, faget 
„er, und weil man dafelbft weder Pferde noch Efel hats 
„te, es fortzubringen und man aljo nothwendig 
Menſchen dazu brauchen mußte, wenn man fich 
„wicht von den Wilden Helfen ließ, würde man 
„nicht ein mittelmäfiges Schiff in einem Jahre 
„damit haben beladen Finnen. Vermittelſt einiger 
Friesroͤcke, leinewandenen Hemden, Hüte, Mef: 
„’fer und anderer Waaren alfo, fälleten diefe India⸗ 
„ner bloß mit den Aerten, eifernen Keilen und an 
„derem Eiſenwerke, das man ihnen lief, diefes 
Holz, fügeten es, fpalteten es, macheten Scheite 
„daraus und richteten es ſonſt gehörig zu; ja, fie 


„erugen es auch auf ihren Schultern, ganz nackend. 


„oftmals eine oder zwo flarfe Meilen weit durch 
„Gebirge und andere verdrießliche Derter bis an das 


- „Ufer des Meeres. 8, 0.201 ©, 


Lery feßet einige Neben eines Brafilianers si, 
welche den natürlichen Verftand diefer Wilden M 
eine wunderfame MWeije abichildern. „Einst 
„that einer von ihren reifen, welcher ſich 1 
„wunderte, daß er die Franzofen und andere Tr 
„weit entlegenen Ländern fich fo viel Mühe Hr 
„ah, ihr Arabutan zu hohlen, biefe Sn] 
„mich: Mas beißt das, daß ihr Mairen 
„Peroer, d. i. Franzoſen und Portugiefeit, \y 
„ſo weit herfommet, Holz zu ſuchen, um € N 
waͤrmen? St denn feines in eurem SA 
„Als ich ihm darauf geantwortet hatte: JA af 
„zwar in großer Menge, aber nicht von folchet 
„als ihres, welches wir auch nicht verbrei fr 
„wie er dächte, fondern fo, wie fie ſelbſt ſich d 
„bedieneten, ihre Schnuͤre und Federn zu jat 
„führeten es auch die Unferigen zur Farbered ige 
„ſich fort: fo antwortete er mir: nun, brau 
„denn aber fo viel? Sa, fagere ich zu ihm „ot 


z 


in Suͤdamerica. Vl Buch. IX Capitel. 


Die Monnichfaleigfeit des Faͤrbeholzes ift überaus groß, Man findet gelbes, vior 
* 5, mancherley vorhes; „weißes, ſaget Lery, wie Papier; eines hat fo Dice Blaͤtter, 
Er ein Teſton, andere haben ſolche über achtzehen Zoll breit, 


lettne 


»eitten 


>* 


239 


PR Derjenige Baum , welchen ee Auai und Thevet Ahovay nennet, giebt einen uner— 
Aglichen Geruch von fih, wenn man ihn fälle. Er hat Blätter wie ein Apfelbaun, 


Und iſt 


vr beftändig gruͤn. 


en, welche die Brafilianer an den Beinen t 
er Hiurae hat eine Rinde einen Halbe 


Seine Frucht ift eine Art von Caftanie, in Geftalt einer Glocke 
ſehr giftig, Weil aber die Schale in dem Sande dienet, die Schellen Daraus zu ma“ 
ragen: fo wird der Baum ſehr hoch geachtet, 
n Zoll did, Sie wird gegeffen, wenn fie 


Ki von dem Stamme gefhälet ft. Zween franzöfifche Apotheker erfannten diefen Baum 


— Art von Gayac und wurden in ihrer Meynung beſtaͤtiget, 
raſilianer deſſelben wider das Pian bedieneten, 


enusblattern erkannten 2), 


da ſie ſahen, daß ſich 
welches ſie auch fuͤr eine Art von 


Der Choyne iſt ein Baum von mittlerer Groͤße, deſſen Blaͤtter das Gruͤn und die 


— der Lorberblaͤtter haben, 
fen Fleiſch wird nicht gegeſſen: 
auf verſchiedenen Seiten durchſtechen, 


aracca nennen; und aus feinen hohlen Theilen machen fie fleine Taflen, 


Unfen dienen, 


und welcher eine Frucht trägt, fo groß mie ein Kinderkopf. 
die Schale aber ift fo Hart, daß die Braſilianer, welche 
das Juſtrument daraus machen, melches fie 


die ihnen zum 


Der Sabauce trägt eine Frucht viel groͤßer, als zween Faͤuſte, und von der Geſtalt 


Bir, 
Schönheit daraus, 


fies Bechers, welcher Fleine Kerne von Geſchmacke und ber Geſtalt unferer 
Ein feanzöfifcher Bilohauer, Namens Bourdon, machete Gefäße von einer grof 


Mandel ent: 


‚ Der Pocosire ift eine Staube, die gemeiniglich zehn bis zwölf Fuß hoch wählt; 
deren Stengel aber fo zart ift, daß ein gut gefchliffener Säbel ihn auf einen Strich durch⸗ 
hauet. Die Beſchreibung ſeiner Frucht und ſeiner Blaͤtter giebt ihm viel Aehnlichkeit mit 


„da ein ſolcher Kaufınann in unſerm Lande iſt, 
»swelcher mehr rothen Fries und rothes Tuch hat, 
»als ihr jemals in eurem Reben gefehen, fo wird ein 
einziger alles Arabutan faufen, womit viele 
»Schiffe beladen zuriick Eommen, Ka ha, fagete 
»mein Wilder, du erzähleft mir Wunderdinge. 
>» Darauf dachte er demjenigen etwas nach, was ich 
»ihm gefaget hatte und fagete weiter: aber der fo 
reiche Mann, wovon du mir gefaget haft, ftirbt 
denn der nicht? Ey freylich, antwortete ich ihm, 
eben fo wohl, als andere. Weil fie nun große 
»Schtwäßer find: ſo fragete er mich Hierauf von nen: 
»em; und wenn er nun todt iſt, wem gehöret denn 
»das lieg, was er hinterlaßt? Seinen Kindern, 
Pgete ich zu ihm, wenn er welche hat, und in deren 
Ermangelung feinen Brudern, Schweſtern oder 
»hächften Anverwwandten, In Wahrheit, ſagete dar⸗ 
wein Alter, iho erkenne ich, daß ihr andern 


Maire große Rarren fepb; denn muͤſſet ihr ſo viel 


Allgem. Beiſebeſchr. XI Band. 


dem 
„arbeiten, über das Meer zugehen, um für diejeni⸗ 
„gen Reichthuͤmer zu fammeln, die euch überleben s 
„als wenn Die Erde, die euch ernähret, nicht Binz 
„länglich wäre, fie auch zu ernähren? Mir haben 
„Rinder und Verwandfen, dieuns lieben, wie dur 
Fiehſt; weil wir aber verfichert find, daß nach unſerm 
„Zodedie Erde, die uns ernaͤhret hat, fie auch ernaͤh⸗ 
„een voird: fo verlaſſen wir uns darauf. a. d. 204. 
„und 205 ©. 

h Bery a. d. 210. ©. Thevet führet die Art 
und Weiſe an, wie man es brauchet. Seine Frucht, 
ſaget ev, ift von der Größe einer mittelmäßigen 
Pflaume, goldfarben und wächft nur einmal it 
fünfzehn Fahren, Der Kern, welchen fie enthält, 
iſt von einem fehr angenehmen Geſchmacke. Die 
Rinde des Baumes iſt von. außen filderfarben und 
inendig rörhlich, und giebt Einen milchichten Saft, 
welcher etwas von dem Geſchmacke des Suͤßholzes 
an ſich hat, 


Naturgeſch. 
v. Braſilien. 
nt 


und noch viele andere Mancherley 
Farbeholz. 


Hiurae. 


Choyne. 


Sabauce. 


Pocoaire 


Naturgeſch. 
v. Braſilien. 
m — — 


Whebehaſu 
und Pono⸗ 
abſu. 


Mamoera. 


Aypi, eine be⸗ 


ſondere Art 
Manioe. 


290 Reifen und Entdeckungen 


dem gemeinen Platane in America. Thevet nennet ihn Paquovere; und Lery verſchenn 
feine Blätter waͤren nicht weniger, als fechs Fuß lang und zween Fuß breit, aber ſo duͤnn 
daß ein etwas flarfer Wind fie zerreißt. Es bleiben nur die Rippen davon übrig, w 
machen, daß fie von fern wie die großen Straußfedern ausfehen. be⸗ 
Thevet redet von einem Baume, deſſen Abbildung er giebt, und den er Whe * 
haſu nennet, deſſen Blaͤtter dem Kohle aͤhnlich ſind. Seine Frucht iſt laͤnglicht und va 
einer Suͤßigkeit, welche machet, daß die Bienen ſie eifrig lieben. Sie laſſen ihr nicht 
Zeit bis fie reif wird. Der Pono-abfir, welcher von eben demſelben befchrieben werd" 
trägt eine Frucht, rund wie ein Ball, von der Größe eines ftarfen Apfels, welcher ſe 
platte Kerne enthält, deren Mandeln in Brafilien für ein wunderſames Heilungsmittel 9 
halten werden, | ” fr 
Cluſius hat in feiner nachgelaffenen Sammlung, nad) des Johann Ban Uffele Be 
achtungen, die Geftalt und Befchreibung von zweenen brafilionifhen Bäumen gegebe! 
welche eine befondere Aufmerkſamkeit verdienen, Sie Haben alle beyde von ven Portug 
fen den Namen Mamoera erhalten, weil fie von einerley Art find. Ihr Gefchiecht abe 
iſt unterſchieden. Der eine, welcher das Männchen ift, träge eine Frucht, ſondern 
Blumen, die an langen Stengeln hängen und zufammen eine Art von Trauben aus 
hen, faſt wieder Holunder. Ihre Farbe ift gelblich. Sie haben feinen Geruch, und mal 
weis aud) nicht, daß fie fonft eine Kraft haben. Das Weibchen Bingegen träge nur Fru 
ohne einige Bluhme. Sie müffen bey einander ſtehen; denn fonft höret das ie 
auf, Früchte zu ragen. Dieordentliche Dicke feines Stammes ift ungefähr zween SU 
Cr erhebt ſich neun Fuß hoch, ehe er Früchte träge; darauf wird der ganze Gipfel da 
in dem größten Ueberfluffe bedecket. Diefe Frucht it rund, von der Größe einer klei 
Melone von ſolcher Geftalt, Sie hat ein gelbliches Fleiſch und die Indianer effen fie, u 
den Berrichtungen des Bauches zu Hulfe zu Eommen, Sie enthält viele Köcher von IF 
Größe einer Erbſe, welche ſchwarz, glänzend, aber zu nichts nüße find. Die Blaͤtt 
welche des Ahorns feinen ähnlich find, Fommen auf langen Stengeln zwifchen den Frucht! 
hervor, Sie haben feinen Unterfehied, fo wenig als der Stamm bey beyden Gefchlechti 
des Baumes, Der Beobachter wußte den Namen nicht, den fie unter den Indianern [IR 
ven: ev feßeteaber hinzu, die Frucht heiße Mamaon, „sermurblich, bemerket Cluſius, 
ihre Aehnlichkeit mic den Zigen anzuzeigen, welche bie Spanier Mamas und Teras ne 
„nen,. Diefe beyden Bäume wachfen in dem Theile von Drafilien, welcher die DW 
aller Heiligen enthält. i 
Unter den Pflanzen haͤlt man fich bey dem Manioc, der in faſt ganz America gemalt 
ift, nur deswegen allbier auf, um eine befondere Art in Brafilien anzumerfen, welche { 
felbft Aypi Heiße und oöne bie geringſte Gefahr roh kann gegeffen werden. Die Brafill® 
ner machen einen Tranf für die Leberkrankhelten Daraus, miter die eg ein gewiſſes Kl 
mittel iſt Einige Bölferfhaften von dem Gefchlechte der Tapuyaer effen auch den gemne 
nen Manioc roh, welcher vor allen andern ein Gift ift, und empfinden doch nichts Liebe 
davon, fager Laet m), weil fie von Kindheit an dazu gewoͤhnet find, Lery vergleicht 
Blätter des Manisc mit den Pöonienblättern und Thever mit dem öwenklaues Blaͤttern 


Die Brafilianer machen von dem Mehle diefer Pflanze zweyerley Speifen, Die on 


m) Am angef. Orte XV. Buch, 160. Cap. 


in Suͤdamerica. VI Buch. IR Capitel. 291 
hart und 


ſehr gekocht, welche fie Uienta nennen; die andere iſt weicher, das it nicht fo Aaturgeſch 
ſche gekocht, die Re * km, —— — 
an faget auch nichts von der Anana, die igo ſo gar in Europa wächft. Braſilien HSrafitianifse 
er kann ihr eigentliches Vaterland heißen. Sie iſt daſelbſt in ſo großem Ueberfluſſe, Anana. 
aß die Wilden ihre Schweine damit maͤſten. Man bemerket dreyerley Eigenſchaften dar⸗ 
ME iſt die Schafe ver Frucht daſelbſt fo Hart, daß fie die Spitze des Eiſens ſtumpf ma⸗ 
etz 2. iſt der Saft eine vortreffliche Seife, die Flecken aus den Kleidern zu machen; 
3 die beafılianifche Anana ein Verwahrungsmittel wider die Seekrankheiten. - 
h ie Mürhehce ift eine Pflanze von feltener Schönheit, vornehmlich wenn fie blü- Muͤruͤcuͤca. 
Sie erhebt ſich wie der Epheu und laͤuft an den Baͤumen und Wänden hinauf. 
Ir Frucht rund / zuweilen länglich von mancherley Farbe, gelb, braun, ſchwarz ober 
rmiſcht. Sie enthaͤlt viele Kerne, die mit einer Art Schleime von angenehmem Geſchma⸗ 
+ der aber etwas ins Säuerliche fällt, überzogen find, Die Blaͤtter haben, wenn fie mit 
nem wenig Vitriole geftoßen werden, eine munderfame Kraft für die böfen Gefchwüre. 
ie Dfranze Tajaoba genannt, ift von. unferm fehlechten Kohle wenig unterfchieden Tajaoba. 
Man ſchreibt ihm aber abführende Eigenſchaften zu. — 

Das Jaͤmbig iſt ein ſehr heilſames Kraut fuͤr die Seber und für den Stein. | Dat I, 

Die Fetijeuchh koͤmmt ber Mechoacanswurzel viel Ähnlich; wovon man in den Jetijeucu. 
Vefpreibungen von Merico geredet hat. Ihre Länge iſt wie einer gemeinen Ruͤbe ihre, 

Ger viel dicker. Man feßet fie unter die Zahl der abführenden Mittel, Nimme mar fie 
N) geftoßen im Weine mit einem gekochten Huhne ein: fo hebt fie das Fieber. Die 

"tugiefen pflegen fie auch in Zucker einzumachen. Man wirft ihr nur einen Fehler vor, 
‚OB fie nämlich den Durſt verurfacher, ohne welchen fie eine von den heilfamften Pflanzen 
in Brafilien ift, 

Die Igpecaya oder Pigaya wird für den Durchfall geruͤhmet. Der Körper der Igpecaya. 
Pflange ift eine Halbe Elle lang und ihre Wurzel hat eben die Lange. Sie bringt hoͤch ⸗ 
ftens nur ‚pier oder fünf Blätter von einem ftarfen und nicht fehr angenehmen Geruche 
hervor. Ihre Wurzel geftoßen und in einem Tranke eingenommen, ftopfet den Bauch: 
fluß durch eine gelinde Abführung, | 2 

Man hat vor Furzem, bemerfet der portugiefifhe Schriftfteller, ein Kraut, Namens Cayaria. 
Cayapia, entbecet, welches ein Hülfsmittel von einer faft einzigen Kraft wider allerhand 
Sifte, fonderlich der Schlangen, it; daher man ihm auch den Namen Schlangenkraut 
gegeben. Man eignet der Wurzel oder vielmehr dem Knoten, welcher ſie theilet, dieſe 
Beſchaffenheit zu. Man zerſtoͤßt dieſen Knoten und verſchlucket ihn im Waſſer. Er iſt 
auch ein Mittel wider Die Wunde von vergifteten Pfeilen. Die Blätter geben einen Ge- 
vuch, welcher des Feigenbaumes feinen gleicht. > 
Die Tyroqui oder Tareroqui ift eine Pflanze, welche Widenblätter und eine in Tyroqui. 
biefe Lappen getheilete Wurzel nebſt zarten Sprößchen und rothen Bluhmen hat, die am Enz 
de der Stengel heraus fommen. Sie wächft überall im Meberfluffe. Man fiedt fie faft 
b gleich, da fie abgefchnitten wird, gelb werden, und nad) und nach nimmt fie ein wenig 

ße an, Ihre vornehmfte Tugend ift wider den Durchfall, Die Brafilianer laſſen 
Ni) bey alten ihren Rranfheiten den Dampf von diefem Kraute zublafen. Man ficht fie 

als ein vortreffliches Mittel wider die Würmer an, welches ein gemeines Uebel dieſer 

ind iſt. Sie verwelket nach der Sonnen Untergange; und das Licht des Tages giebt 
X alle ihre Munterkeit wieder, 202 Man 


298 Reiſen und Entdeckungen 
Naturgeſch. Man bewundert die Wurzeln der Embeguaca, welche zuweilen ihrer dreyßig M 


vBraſilien. der Zahl und viele Elfen lang find. Die Rinde derfelben ift fo hatt, daß die Brafiliane! 
SE Seile davon machen, die im Waſſer ftärfer werden. Ihr Dampf auf glühenden Kohlen 
ftopfet den Blurfluß , fonderlich bey Weibesperfonen. 

Caobetinga· Caobetinga iſt der Namen eines kleinen Krautes welches wenig Blaͤtter treibt, und 
das ſelbſt aus feiner Wurzel, die unten weißlich und oben grün find, Es trage eine eleb, 
ne Bluhme, ver Haſelnuß ihrer gleich; ihre Wurzeln und ihre Blätter zuſammen gell? 
fen befeftigen das Fleiſch in den Wunden. Die Blätter ganz auf eine Wunde gelegt 
bleiben fo lange darauf, bis folche Heil if, 

Cobaura. Das Kraut, Cobaura genanne, darf nur zu Aſche gemacht und auf die ältefte! 
Schäden geftveuet werden, um die Faͤulniß zu vertreiben ‚ und eine neue Haut wachſen M 
laſſen. Auch felbft die grünen Blätter geftoßen ‚ Find vortrefflich wider die Krankheitel 
der Haut. EA: 

Guaraguiz Das Guaraquimyia gleicht der Myrthe in Portugall, Unter vielen Tugenden put 

myia. es auch die Kraft, die Wuͤrmer aus dem Leibe zu verjagen, ohne andere Zubereitung, 4 
daß man nur die beften Blätter einnimmt, 

Samära:Ca: Das Camara Catimba träge eine ſehr fehöne Dluhme, die einen Mufeusgerud 

timba. giebt, und der Nelke gleicht. Das Waffer, worinnen man fie kochen läßt, ift ein Huͤlſe⸗ 
mittel, fo wohl wider die Geſchwuͤre und Beulen, als auch wider die feifchen Wunden. 
Aipo. Das Aipo iſt eine Peterſilie, die man mit der portugieſiſchen für einerley haͤlt, odel 

* die wenigſtens einerley Kräfte mit ihr hat. Sie wird nur in den brafilifchen Seeprovil 
zen und nahe am Meere, vornehmlich in der Hauptmannfihafe St, Vincent und Rio Ja⸗ 
neiro, gefunden. Indeſſen iſt ſie doch viel ſchaͤrfer, als die europaͤiſchen Peterſilien, neh 
ches man nur der Nachbarfchaft der See zufchreiben kann. 

Die Pappel des Landes, welche man dafelbft als fehr gemein vorſtellet ‚ trägt ſehl 
| ſchoͤne rothe Bluhmen, die man für Roſen halten follte, 

Caraguata. Das Caraguata iſt eine Art Dieſteln, welche eine gelbe Frucht traͤgt. Dieſe Fruch 

roh, ſchadet durch ihre Spitzen, wenn fie eines Fingers lang iſt: geroͤſtet oder gekocht abe 
hat fie Feine böfe Beſchaffenheit. Indeſſen verfichere man doch ‚daß fie verurfache , daß 
den Weibern unrichtig gehe. Man bat noch eine andere Art, deren Frucht der Anand 
gleicht, nur mit diefem gewaltigen Unterſchiede, daß nichts unſchmackhafter iſt. Die BIP 
ter Davon geröftet und gebrochen, geben eine Art von fehr zaͤhem Flachſe, woraus die Br 
filianer Fifchergarne machen. : . 
Timbo. Das Timbo iſt eine vortreffliche Pflanze, die ſich wie eine Schnur bis auf den GP 
pfel der größten Bäume erhebt, und fie, wie der Epheu, umfihlinge, Ob ſie gleich zume# 
len fo dick ift, als ein Schenkel, fo ift fie dennoch daben fters fo geſchmeidig und fo ſtark, da 
auf was für einer Seite fie aud) gebogen wird ‚ fie niemals zerreißt. Ihre Rinde iſt ei 
toͤdtliches Gift, welches die Indianer zum Fiſchen brauchen. Sie werfen folche nur in 
Waſſer, wo fich Ihr Gift auf allen Seiten umber ausbreiter, und die Fiſche bald toͤdtet. 


Man 


> ; f ( 
”, Am angef. Orte, a. d. 224 ©, feine Samenkoͤrner tragen: fo thun die Weiber hab 

‚ 0) Er vergleicht ihre Farbe des weißen Mein: Wilden, welche möglichtt forgfältig find, fie zu * 

ſtockes ſeiner. Uebrigens, ſehet er hinzu, weil fie mehren, nichts anders, als, welches ein minen 


Veh 
Embeguaca. 


2 


in Suͤdamerica. Vl Buch. IX Cahit. 293 


Man finder Bier eine Menge vortrefflicher Arzeneykraͤuter, welche alle Arzeneywiflen: Naturgeſch. 
ſchaft der Einwohner ausmachen, und vornehmlich eine große Anzahl wohlriechender Kraͤu⸗ v· Braſilien. 
Kt. Die Münze ift in der Landſchaft Piratininga fehr gemein. Der Wohlgemuch und Kräuter, 
Mere Pflanzen von diefer Art wachfen bey jedem Schritte: ihr Geruch aber ift nicht fo Stupmen und 
angenehm, als in Spanien; welches vermuthlich von der Feuchtigkeit des Bodens oder Roͤhre. 
dielleicht auch von der übermäßigen Hitze der Sonne herkoͤmmt. Die Bluhmen find in 

raſilien von einer großen Mannichfaltigkeit: man redet aber von ihrer Schönheit nicht 
Mit Bewunderung. Die Roͤhre und Schilfe find auch daſelbſt mancherley. Insbeſon—⸗ 
Ne nennet man das Tucuara, welches von der Dicke eines Schenkels iſt. Andere wach⸗ 
ko die Hoͤhe, vornehmlich) in den Gehoͤlzen, wo die Feuchtigkeit fie ernaͤhret, da fie ſich 
AM über die größten Bäume erheben. Man fieht ganze Striche davon voll, Die Bra» 
Nliangr aber geben den mittelmäßigen Schilfröhren den Vorzug, weil fie ihre Pfeile dar⸗ — 
t machen. (Es iſt kein Land in der Welt, wo es eine groͤßere Anzahl verſchiedener Ar⸗ füge 
en eßbarer Wurzeln und Huͤlſenfruͤchte giebt. Die Bohnen find daſelbſt viel geſuͤnder, 
m In Portugall. Man findet daſelbſt viele Arten von Erbſen, welche Laet beſchreibt. 
Me von den merkwuͤrdigſten hat eine Schote zehn Zoll lang, und zween Zoll breit. Die 
norpelhafte Haut, welche ſie bedecket, iſt mit vier Merven beſetzet ‚bie fih von einem En: 
de big an das andere nach der Laͤnge erſtrecken. Das Inwendige ift braun; und das Aus: 
r Vendige weißlich aſchfarben. Die Erbfen, deren zehn ander Zahl find, haben einen Zoll 
MN der Sänge, und. einen halben Zoll in der Breite, und find durch ein. fehr dünnes Haͤut⸗ 
—* —— abgeſondert. Ihre Farbe iſt ſchoͤn roth, welche dem Scharlache in 
8 nachgiebt, \ 
.  Thevet beſchreibt eine Art Bohnen, bie viel größer und länger find, als unfere, ſich 
Aber darinnen , daß fie feinen Nabel Haben, nad) mehr davon unterftheiden, Was die 
uzeln und Ruͤben betrifft: fo finden ſich ihrer gemeiniglich, welche zwo Fäufte dick, und 
achtzehn bis zwanzig Zoll lang find. Lery beobachtet %), wenn man fie aufer der Erde fü- 
be, fo füllte man glauben, daß fie alle von einerleh Art wären. Wenn man fie aber für 
her; po werden einige violett, die andern gelb * und noch andere weißlich. Weil er nur 
dieſe dreyerley Farben geſehen hat: fo glaubet er, fie könnten auf droyerlen Arten gebracht 
werden, Unter der Afche gekocht fchienen fie ihm von eben fo gutem Gefchmade zu feyn, 
als unfere beten Birnen; vorgehmlic, diejenigen , welche gelb werden, Die fich auch durch 
das Feuer nicht zerfochen laſſen, fondern eben fo feſt erhalten, als die Quittenbirne. Ih⸗ 
fe Blaͤtter laufen an der Erde, wie die Gundelreben, und gleichen den Gurkenblaͤttern, nur 
daß fie nicht fo gruͤn find 0). r 
Der portugieſiſche Schriftftefler faget nichts won einer Erdfrucht, welche Lery befchreibt, Matobi, eine 
Und Laer fo merkwürdig fand, daß er fi) eine Schulöfgfeit daraus machete, die in Kupfer merkwuͤrdige 
ftochene Borftellung davon heraus zu geben, nachdem er Gelegenheit gehabt, eine da: Frucht. 
don zu befommen p). Die Drafilianer nennen fie Manobi. Sie ift eine Art von Nüffen, 
le in der Erde wachſen, Durch zarte Faͤdchen an einander geheftet find, und deren. Sarbe 
Lraulich ift, „Sie find von der Größe und dem Geſchmacke der Sranknüffe BE 
203 ches), 


free Mer beym Ackerbaue iſt, daß fie folche in eben fo viele große Wurzeln, als fie kleine Stuͤck⸗ 
Ban Stiche gerichneidens und da-fie folche auf die chen gefärt haben. Ebendaft. 
Der ſaen/ jo Haben fiennd; Werlaufe einigergeit. 2) Defeript, Ind, Occident, Lib, XV, cap. AL. 


294 


Reifen und Entdeckungen a 


Yatuegefeb, ches). Ihre Schale ift nicht Härter, als die Erbisſchote. Da Lery fie ſehr gut muß be 
v.Brafilien. funden haben, weil er ſich ruͤhmet, daß er viel davon gegeffen hat: fo Fann man kau 


begreifen, warum er nicht anmerket, ob der Manobi Blätter und Samenkoͤrner hat 27 
Die Geſtalt einer jeden Frucht, fo, wie fie Laet giebt, ſieht eher einer Eichel, als einer Nuß 
aͤhnlich. Lery nennet die braſilianiſchen Bohnen Commands Uaſſu, und die Erb 
Commanda Miri, Man har bereits angemerket, daß Uaſſu groß, dick, und gi 


klein, dünn heißt, 


Elufius rechnet auf zwölf Arten brafilianifchen Pfeffer. 


Es feheine, Lery habe m 


eine gefehent er giebt aber eine merkwuͤrdige Belchreibung davon 7), welche ein wenig tt" 
der Beſchreibung des Ari oder Chille unterfchieden ift. 
Wir wollen, wie er, mit einer Beobachtung beſchließen, welche allen Artikeln von 
dieſer Art zukoͤmmt; nämlich daß in einer Sammlung von natürlichen Seltenheiten 
Verfaſſer oder der Reiſende ſtets ſehr weit entfernet üft, alles dasjenige beygebracht zu DM 


ben, was feinem Titel gemäß iſt. 


Wer will ſich unterfangen, ruft Lerh mic Davi 


Worten aus, alle Wunder des Schöpfers vorzuftelfen ? Ex feget aber überhaupt hinzu9 
„wie Braſilien keine Thiere hat, welche den europaͤiſchen ganz und gar gleich ſind, ſo 

„er auch ſorgfaͤltig beobachtet, daß fich da kein Baum, Feine Pflanzen, Feine Früchte find! 
die nicht von dem unferigen unterfehieden find; die Portulacke, das Bafılicum und Fa 
„renfrauf gleichwohl ausgenommen, welche dafelbft, ſaget er, an einigen Orten mir eb 


„den Eigenfchaften, und in eben der Geftalt machfen ,,. 


Faſt alles dasjenige aber, m 


man aus Portugal dahin gebracht hat, ift ſehr glücklich daſelbſt fortgekommen 2). 
4. Was die Inſel Maragnan von Natur bervorbringt. 


Agutitreva. Araticu. Caup. Morgoya. Vier fon: 
derbare Arten Palmen. Pacury. Amiju. Aras 
fa. Karuata. Yaramacarl, Uyra, ungeheurer 


De Beſchreibung, welche man von dieſem Eylande gegeben hat, erlaubet nicht, 
wir die Anmerkungen des P. Claudius von Abbeville von demjenigen vergeſſen, w 


Raubvogel. Salian. Arumara. Uru. Nah 
tigalle, Wunderbare Erzeugung von Fifchen, 


vb 
a 


es hauptfächlid hervorbringt, Das ift von dem, was ihm mit dem feften Sande von Br 


filien niche gemein zu ſeyn feheint, 


Unter den Bäumen ruͤhmet der P. Claudius den Agutitreva, welcher bey e 
übermäßigen Größe, Drangenblätter , aber viel breiter , und die Frucht eines Granada 
mes, aber viel dicker, nebft einer grünen Schale hat. ! 

Der Araticu, welcher von dem vorhergehenden, was die Blätter und Bluhmen pr 
trifft, nicht ſehr unterfihieden iftz feine Seuche aber iſt noch viel größer, von befferm 3 


ſchmacke, und einem vortrefflichen Geruche, 
q) Am angef, Orte a.d.225 ©, 


r) Es findet fih in Brafilien, faget er, eine Men: 
„ge Pfeffer, der nicht, wie ich ihn anfangs unrecht ge: 
„nannt habe, lang, ſondern gehörnet ift. Seine Pflan⸗ 
Ze bringe Blätter hervor, wie die Morelle, aber 
„viel breiter und länger. Der Stengel ifteine El: 
Ae hoch, und Höher, gruͤn, zweigicht und knoticht. 
„Die Bluhmen ſind weiß, aus welchen Futterale, 
wie kleine Hoͤrnerchen kommen, die zuerſt grün 


„ſind, bald darauf roth, und glaͤnzend wie Coro 


„werden, ſehr ſcharf im Geſchmacke find, und A 
„Pfeffer mit ihrer Schärfe übertreffen. Das 
„menkorn inwendig iff weißlich, wie denn au ir 
mnige Hörtierchen fo bleiben, und nicht roth 9 
„den; dünn ‚wie eine Eleine Linſe, und ebenen 
„von fehr ſtarkem Geſchmacke, dabey aud Io N 
„end , daf, wenn jemand, vornehmlich ebe Air 
„Frucht trocken ift, fie anruͤhret, und darauß 
„Hand ing Geſicht oder an einen andern Theil gel 


+ 


in Suͤdamerica. VI Buch. 


IX Capitel. 295 


Gary Der Caup bar die Blätter eines Apfelbaumes, und frägt eine Frucht, die man dem 

be und der Geſtalt nach für eine Drange halten follte : fie ift aber voller Kerne. 

a Morgoya iſt eine Staude, die fich ſehr hoch erhebt, wenn fie einen Baum 
ft, der ide jur Stüge dienet. Er traͤgt eine von den angenehmften Bluhmen in der 


elt. 
pur 
ner. 
wenn ſie 


—3 13 


t Uacuri, der Meuruͤti⸗uͤwe, der Inaia und der 


Sie har die Geftalt eines Sternes, ausgezacfete Blätter, und eine fehone Purs 
farbe, Die Seuche ift ſo groß, wie ein Ey, aber viel 
Sie Hat eine gruͤne mit Weiß vermifchte Haut. 

gekocht if, Man macher fie aud) viel mit Zucker ein. 


runder, und voller Samenkoͤr⸗ 
Der Geſchmack derſelben ift fein, 


Carana: uͤwe, find vier Ar⸗ 


fen s % E : 
; Palmen, wovon ber erſte der wahrejindianifche Palmbaum ift : der zweyte trage eine 


degen for 
men aͤhnlich find, 

n er Pacury 
tine we ee 

in weiße Bluhme. Er trägt eine Frucht 
+ wenn fie in Zuefer eingemacht worden. 


dt 


Frucht, von der Größe eines Eyes, 
F uß von ſehr gutem Geſchmacke enthält; der Dritte trägt 
veilen ihrer dreyhundert von der Größe einer Olive enthalten. 
ei Blätter merfwürdig , welche die Geftalr eines Faͤchers haben. 
ne Art kleiner Pflaume, wie Die Damafcener Pflaume. 
Der P. Claudius nennet noch zwanzig andere Bäume, 


geflecket ift, und eine Art 
feine Fruͤchte in Trauben, 
Der vierte ift nur 
Seine Frucht 


deren Frůchte den Pflau⸗ 


die mit Schwarz 


ein ſtarker und großer Baum, hat Blaͤtter wie der Apfelbaum, und 
ʒwo Fauſie dick, die wegen ihrer Guͤte berühmt 


Kr Amiju Hat Blätter eines Birnbaumes, aber viel länger, und trägt eine runde 
t, die wie Pfirfchen ſchmecket. Dich iſt das einzige Beyfpiel von einer Are Pfirſchen, 


elche dem ſuͤdlichen America von Natur waͤchſt. 
Inte er Araſa trägt einen Eleinen Apfel, welchen der P. Claudius unter den beiten 
{ * oben an ſetzet, wenn er vollkommen reif iſt. 
Man uͤbeegeht eine Menge anderer Baͤume, aus deren Beſchreibung man urtheilen 


kann, daß ſie mit denen in 
allhier fuͤhren. 


Braſilien einerley ſind, ob ſie gieich verſchiedene Namen 


Unter denen Pflanzen, traͤgt der Karuata, w RER 2 

, R ni ‚ welche eine von den hochgefchägteiten i 

oifsen Blättern einer Elle lang, und zween Zoll breit, einen See ee a 
e breit von der Erde über fünfzig Früchte eines Fingers lang, inwendig und auswendig 
roth, und von vortrefflichem Geſchmacke, fommen, taet, welcher davon vebet 2), verfis 


Gert, es fände fich folche auch in der Infel 


> giebt fo ‚gar die Abbildung davon, nebft ber Fruͤchte ihrer, 
nnen fie Slyptongen und vie Franzoſen Cypreceville. 


— bringt, ſo gleich eine Blaſe auffährt, wie 
»Kanfl aus der Erfahrung geſehen ‚habe. Unſere 
„ben, ar bedienen ſich defielben auch nur zum Faͤr⸗ 
— te Wilden aber zerſtoßen ihn mit Satze, 
„in a sdecktich dazı aus dem Seewaſſer 
„ſen. En behalten, und es alſo zu machen wif 
„und — Vermiſchung nennen fie Jonquet, 
AUF dom nen fh derfolben, wie wir des Salzes 
den ſo ehe: wiewohl doch nicht vollkommen 

‚ Die wir, Denn fie nehmen den. Diffen 


Tabago, und er habe ſich ſolche angeſchaffet. 


Die Hollaͤnder, ſaget er, 
Sie ſind mit einer ſchwam⸗ 


mich⸗ 


„uerſt und beſonders, darauf nehmen fie mit den 
„senden Fingern jedesmal ein wenig Jonquet, 
„und verfehlucfen es, um demjenigen, was ſie eſ⸗ 
„fen , einen Geſchmack zu geben. 4.0.27 ©, 

s) Ebendaf. a.d.228 ©. 

& Omnes paene hortenfes herbae, flores, radi- 
eesque huc translatae tantopere adoleverunt, ut 
domefticae jam videri poffint. Zaet I, c. cap. XP. 


u) Am angef. Orte, XVI Buch 12 Cap. 


Naturgeſch. 
v. Braſilien. 


Caup. 
Morgoya. 


Vier ſonder⸗ 
bare Arten 
Palmen. 


Pacury. 
Awmijn. 


Araſa. 


Karuata. 


Naturgeſch. 
v. Braſilien. 
— x — 


VYaramacaruͤ · 


uyra, ein un⸗ 
geheureꝛ Raub⸗ 
vogel. 


Salian. 


Aru⸗mara .· 


Uru. 


Nachtigallen. 


Wunderbare 


Erzeugung der bemerket, daß darinnen ohne Gemeinſchaft mit andern Gewaͤſſern eine Menge kleiner 


Fiſche. 


—— Reiſen und Entdeckungen 


michten Materie, und vielen kleinen Koͤrnern angefuͤllet. Ex ſehzet hinzu, ihr Saft m 
überaus angenehm : wenn man aber viel davon effe, fo ziehe er Blut aus der Zunge und 
dem Zahnfleiſche; daher fie von den Hollaͤndern Slyptongen genannt worden. Endlich 
eignet er ihnen nügliche Eigenfihaften wider den Scorbut u 

Die NYaramacaruͤ ift eine vortreffliche und faſt ungeheure Pflanze, die fich zehn ode 
zwölf Spannen hoch, von der Dicke eines Schenfels, erhebt, und dreh oder vier Zweig 
von eben der Höhe, aber fo zart treibt, daß man mit einem Mefier, fo ftumpf es auch tr 
viele auf einmal abſchneiden kann. Die Rinde derfelben ift grün, und das Mark P 
weiß. Sie bringt feine Are von Blättern hervors fie träge aber zwiſchen Stacheln el! 
Fingers lang eine blaue Bluhme, worauf eine Frucht, wie eine Fauſt groß, außen f 
ſchoͤn roth, inwendig weiß, voller feinen Körner, von einem fehr angenehmen Geſhmot 
folget, der von der europaͤiſchen. Erdbeeren ihrem nicht unterfchieden if, 

Unter den Bögeln ift der Lyra &), welcher in dem Eylande Maragnon gemein if, 
faft zweymal größer, als der Adler, Sein Gefieder, welches man ſehr rühmer, mach 
ihn von dem Condor ſehr unterſchieden: er gleicht ihm aber an Staͤrke und Wildheit. e 
führet ein Schaf fort, und zerreißt es; er greift ſo gar Menfchen und Hirſche an, 
glaubet, er habe eine Feder von feinen Flügeln gefehen, welche über eine Elle lang mE 
faget er, und auf eine angenehme Art mit runden Flecken, wie der Pintaden ihre, gezeich 
net war y). Der Uyra thut fih auch durch die Stärfe feines Schnabels, und fel® 
Klauen hervor, deren Nägel überaus fpigig find, Man beobachtet, daß alle Kaubeif! 
diefer ae rn, eier haben, 

Der Salian iſt ein Vogel von der Größe eines calecutifchen Hahnes, welcher ei 
Storchsſchnabel und Storchsbeine hat, und fich feiner Flügel in a ; ale 
bedienet, Er iſt aber fo fehnell im Saufen, daß er den Jagdhunden entgeht, und man N 
nur mit Fallſtricken fängt. { 

Der Aru mara ift eine Art von Taube, wenigftens der Größe und Geſtalt nad 
Die Zierlichkeit und Mannichfaltigkeit feiner Federn machen einen bewundernswuͤrdige 
Vogel daraus, N 

Der Uru iſt einer von der Größe eines Rebhuhnes, welcher einen Kamm auf be 
Kopfe hat, wie unfere Haushähne. Seine Federn find von Roth, Schwarz und weh 
allerliebſt gemiſcht. 

Die Nachtigallen ſind in der Inſel Maragnan nicht allein ſehr gemein, ſondern mal 
unterfcheidet ihrer auch vielerley Arten, welche auch fehr Mannichfaltige Federn haben. 

In dieſem Eylande bilder die Regenzeit eine große Anzahl Teiche, bey denen 2 
i 


fehe erzeuget wird, welche die Indianer begierig wegfangen. In der fehönen Jahrese 
bleibe Feiner davon übrig ; und man. fiehe leicht ein ‚daß die Hitze, el —* — 
austrocknet, fie zernichtet. Indeſſen wachſen doch ihrer eben fo viele alle Jahre mie) 
welches der P, Claudius als ein jaͤhrliches Wunderwerk ver Natur anſieht. — 


zwi 


2%) Uyra heißt in ber Landesſprache, Wogef: derjenige alfo, welchen man Bi eibt, fuͤhret dee 
ſen Namen Vorzugsweiſe. — — Br Dar verne | 


> Am angef; Orte, XVI Buch, 13 Cap, 





in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel. 


Der VIII Abſchnitt. 
Inſecten und Pflanzen in Surinam. 


dohetloque. Uyl, Nachtſchmetterling · Maccairau⸗ 


* Jaſminraupe · Baumwollenbaum, und def: 
NR Raupe. Paliſſadenbaum. Pflaumenbaum. 
—* auf der Waſſermelone. Caſchuaͤpfel, und 
* Raupe. Limonienraupe. Guaiave. Unge⸗ 

te Spinnen. Ameiſen. Guaiaveraupe. Baum, 

. Gommeguete giebt. Artiges Raupenneſt. 
ve sleins Atlas. Vauilleraupe. Sodomsapfel. 
* ſeltene Inſeeten. Pompelmus. Caraiben⸗ 

en. Der Schlaͤſer. Weinreben und Trauben. 


nderbare Pflanzen und Raupen. Andere 


exwandlungen. Schönheit der Ricinsraupe. 


Baum mie Marmeladenbuͤchſen. Pfauenbluh⸗ 
me, Aufenthalt der Schlangen und Eidechſen. 
Tabruba, und deren Wirkungen. Palmwurm. 
Käfer und Fliegen von ſonderbarer Art. Later 
nenträger, Uike⸗Bockje. Große Drangenbäume, 
Weſpenneſt. Waſſerſcorpion. Froͤſche, die Ob: 
ven haben. Giftige Raupen, Kröten, die ihre 
ungen auf dem Nücen tragen. Der aroße 
Arlas, Schöne Raupenſeide. Wanderndes Blatt, 
Natur diefes Inſectes. Waldratten. Verwand⸗ 
fung der Froſche in Fiſche. Salvıgarde. Anmer: 
fung von den Froͤſchen in Aſia und Arien. 


297 


Inſecten in 
Surinam. 
— — 


an hat bis zu dem letzten Abſchnitte dieſes Capitels einen kurzen Auszug aus der Samm⸗ 
* lung von den Inſecten in Surinam verſparet, welche mit einer außerordentlichen 
— von einem jungen deutſchen Frauenzimmer 2) gegeichnet worden, welches aus⸗ 
lich deswegen 1699 eine Reiſe nach diefer ee Eolonie that, Es wurde fols 
' 8 ʒwey und fiebenzig Kupferplatten an das &iche geſtellet a), wovon man itzo keine Ab⸗ 
uͤcke mehr, als nur in Ben Cabinettern der Lebhaber und Naturſorſcher, findet. 
Das Kaberlaken, welches die erſte Stelle in dieſer koſtbaren Sammlung hat, iſt 
N Inſect, welches die Zeuge und Wolle zerfrißt, und ſich auch an allerhand Speifen 
Macher, Insbeſondere liebet es die Anana. Dieſes Thierchen leget feinen Samen auf 
nen Haufen, und umhuͤllet ihn mit einem feinen Fellchen, wie einige von unfern Spin⸗ 
nen thun. Wenn feine Eyer zu ihrer Neife gefommen find: fo freffen die Jungen diefe 
Art von Huͤlſe oder Bälglein durch, geben mit einer überaus großen Eilfertigkeit heraus; 
und da fie nicht größer find, als ‚die Ameifen, fo Eriechen fie leichtlich durch ‚die Nigen, 
Spalten und Schluͤſſelloͤcher, in die Kuffer und Kleiderfihränfe, wo fie alles verderben. 
Sie werden endlich von der in der Abbildung vorgeſtelleten Größe, und ihre Farbe ift 
braungraulich. Alsdann ſpaltet fich ihre Haut auf dem Rücken, und es geht ein geflügel- 
fes, weiches und weißes Aaberlaten heraus, uud der Balg bleibt leer. 

Auf der andern Seite der Frucht ſieht man_eine andere Art Kaberlaken, welches 
fine Eyer unter dem Bauche in einem braunen Saͤckchen trägt. Ruͤhret man aber das 
Thier an: fo verläßt es Diefes Saͤckchen, um ſich deſto geſchwinder zu flüchten. Die Ber 
wandlungen der Jungen , welche daraus fommen , find von der andern ihren nicht 
Unterfehieden. 

Die Merianinn fand auf der Anana eine artige Raupe, die fih nach Verlaufe von 
zehn Tagen in eine Bohne, und acht Tage darnach in einen ſchoͤnen Schmetterling ver 
wandelte, wovon fie Die Abbildung giebt. Sie fand aufder Krone eben derfelben Frucht 
einen Eleinen vorhen Wurm, welcher ein ſehr dünnes Baͤlglein ſpinnt, in. welchem eine Fleiz 

— 


Kaberlaken. 


2%) Maria Sibylla Merianinn, aus Frankfurth am Mayn. 
2) Zu Haag 1726, bey Peter Goſſe. i 


Allgem, Beiſebeſchr. XVI Band. Pp 






298 R Reifen und Entdeckungen 


» 2 ’ r © — — r 1 d 

Infecten ‚in ne Bohne eingehülfer iſt. Es ift eben das Wuͤrmchen, welches bie Cochenille frißt, W 
Suringm. verdauet, und ſich alle Tage in derjenigen findet, Die man nach) Europa verführet. 

Man findet auf einer Eleinen Frucht, die in Surinam Zurſack 5) heißt, außen j hr 


Uyl, oder ; Eh * 
Nachtfhmer und voller ſchwarzen Kerne ift, die ein weißes Mark haben, und welche auf einer zweig 


terling. ten Pflanze wächft, eine fehöne gruͤne Raupe, vie fih in eine braune Bohne verwandt 
woraus ein ſchwarz und weißer Schmetterling koͤmmt, den man den Nachefchmerterl 
heißt c). Die Schmetterlinge von dieſer Arc haben einen doppelten Ruͤſſel, ven fie berg 
ſtalt ftellen, um das Honig aus den Bluhmen zu faugen, daß er mur eine einzige R ih 
zu feyn ſcheint. Nachdem fie ihre Nahrung daraus gezogen haben : fo falten fie diefen R 
fel wieder zufammen, und verbergen ihn unter die Haare ihres Kopfes, fo daß man M 
fehwerlich entdecke, Sie fliegen nur des Nachts ‚ind munter und leben lange, We ‚ 
man fie mie einem Bergrößerungsglafe betrachtet: jo bilder der zarte Staub, welder ist 
Slügel bedecket, dafelbft Federn, wie eines tigerfleckichten Dubnes feine. Der Seib iſt van 
wie ein Bär.“ Sie haben fo gar unter den Augen Haare, Der Küffel gleiche einem EV 
tenhalſe, oder einem Gänfehalfe; die Füße und die Hörner find von einer großen Schön" 
Die Manivepflanze, aus deren Wurzel man eine Art Brodt mache, Caffave #° 
nannt, ernaͤhret auf ihren Blättern eine braune Kaupe, bie ſich in eine Bohne ver 
dein, und hernach-ein ſchwarz und weißgefleckter Schmetterling wird. Die Felder; 
welchen man diefe Pflanze bauer, find gemeiniglich davon vol. Man findet auch uff 
einen Nachtſchmetterling, welcher viel Schaden thut, und vortrefflich ſchwarz, weiß U 
‚orangenfarben geflecer ift, Es ſchlingt fi oftmals eine eben fo gefledfete Schlange 
den Stengel diefer Pflanzen, ; 
Maccaisrau⸗ Auf der Dieftel, Maccai genannt ‚ wovon Menfchen und Thiere die Frucht eſſch 
ven welche gelb und roch iſt, bilder ſich eine Raupe, die ein ſchoͤner Nachtſchmettetling wi 
Eben die Pflanze iſt der Sitz einer andern Art Raupen, . welche Bewunderung verdient 
Sie verfammeln fich in großer Anzahl: Die eine Hänge den Kopf anden Schwanz der andelll! 
und fo machen fie einen großen Kreis. Wenn man den Kreis unterbricht, indem man ® 
nige daraus wegreißt: fo vereinigen fie fich fo gleich wieder, Es werben auch Nachefepml! 
terlinge daraus. Wenn man diefe beyden Arten mit dem Bergrößerungsglafe anfiehes P 
* heine ihre Haut eines hungariſchen Bären feiner ähnlich zufeyn. So ffhön aber ihre Gert 
ift, fo haͤßlich wird ſie. Alle ihre Haare feheinen Gerftenähren zu ſeyn. Die Frau MA 
vianinn beobachtete, daß alfe Nachtſchmetterlinge Haare haben, daß die andern Federn ha⸗ 
ben, und daß alle durchſcheinende Schmetterlinge Schuppen haben. J 
Die Kirſchen in dieſem Theile von America ſind zwar mit unſern, was den Geſchmad 
betrifft, nicht zu vergleichen: ihre Bluhmen aber, welche weiß und roth ſind, nähren just | 
gelbe Raupen, Die eine, deren Berwandelung die Merianinn gefeben, verändert fi) erfili 


ineine grüne Bohne, und wird darauf ein großer und ſchoͤner Schmetterling. Der 


6) Man findet vielerley Gattungen Zurſack Eule. Er iſt die Phalaͤna der Griechen und lo⸗ 

unter dem Namen Annong in dem Prodromus feiner, — 
Paradiſi Batavi und dem Hortus Malabarieus. d) Diefer Baum iſt eben derſelbe, welchen er 
Die Holländer bauen in ihren Gärten zu Amſter⸗ in Merico Buautblepgeli nennet. Hernande. 
dam dreyerley Arten. ſchreibt ihn Hift. Mexic, c, 33. unter diefem al 


c) Die Holländer geben ihm den Namen Uyl, men und unter Arbor ignea, In dem Hort Fig 


‘ 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitd. 299. 


60, Der indifche Safmin d) ernaͤhret auf feinen Blättern eine gefrönte Raupe, bie ein Inſecten in- 
ſhoͤner a nn Er hat außen fechs wohlgeordnete weiße Flecken Surinam. 
auf feinen Slügeln, welche roth, und unten fhmwarz find, Wenn man dieſes Inſect Durch Indiſche Jaſ— 
w rgrößerungsglas betrachtet: fo ift es von einer fo großen Schönheit, Daß es der minraupe. 
erfaſſerinn unmoͤglich vorkam, eine vollſtaͤndige Beſchreibung davon zu geben. 

Der Baumwollenbaum in Surinam waͤchſt fo geſchwind, daß er ſechs Monate bar- — 
0), wenn er gefüet worden, ein Baum von der Gröfe des europäifchen Duittenbaumes * re 
if, Seine grünen Blätter find vortrefflich wider die Wunden, Ei träge zweyerley Bluh⸗ —* 

wen e); die einen ſind roth, die andern ſafrangelb. Die erſtern bringen keine Frucht: 


= 
2 


> en gelben aber koͤmmt die Baummolle, Auf die Bluhme folge eine Knoſpe, welche 
ick wird, und welche bey ihrer Reife eine braune Farbe hat, ſich ſpaltet, und dasjenige 
Kae, was fie enthält, Es ift eine fhöne weiße Baummolle, die aus dreyen Theilen be- 
NR , !ovon ein jeder einen ſchwarzen Samen enthält, woran fie hängt. Man fpinnt fie, 
Fuge daraus zu machen. Diefer Baum nährer ziweyerley Raupen; Die eine ift ſchwarz, Deffen Haus 
woraus gleichwohl ein Schmetterling\von der Farbe ver Baumwolle wird; die andere iſt Pen. 

eiß, welche einen mit braunen und filberfarbenen Flecken bedecketen Nachtſchmetterling 

Die Hörner des erſtern haben das Anſehen zwoer weiß und ſchwarz gefleckter 
r Schlangen, Die andere hat den Rücken ganz mit Federn bedecket. Unter feinen Flügeln 

ſeht man kleine Beulchen deren Farben vortrefflich ſind. Es ſind kleine Buͤſche von ro⸗ 
* blauen, gold⸗ und filberfarbenen Federn. Die aͤußerſten Enden der Fluͤgel erheben 
Segen den Schwanz, wie andere Kleine Büfchel von fehönen Federn, eine Hörner 

nen zwo kleine ſchwarze Schlangen zu fenn. 

Ein Baum in Surinam, der Paliffasdenbaum genannt, welcher zur Erbauung Paliſſaden⸗ 

der indianifchen Hütten dienet, träge gelbe, fo dicke und fo ſchwere Bluhmen, daß der un baum. 
(er ihrer Saft gefriimmte Zweig ſich erhebt, wenn fie abgefallen find. Die Hülfen , welche 
en Samen enthalten, bilden gleichfam einen Kehrbeſen , und dienen auch wirflich jum 
Ausfegen. Sie find mit einem Korne angefüllet , welches der Geftalt und Größe nach dem 
Hirſekorne ähnlich ift. Auf diefem Baume ſieht man dreymal des Jahres eine Art von 
gelben, ſchwarzgeſtreiften Raupen, die gleichfam mit fechs Spigen bewaffnet find. Wenn 


fie auf das Dritthel ihrer natürlichen Größe gefommen find: fo verlaffen fie ihre erſte Haut, 

“um eine orangenfarbene mit einem ſchwarzen und runden Flecke auf jeder Abcheilung dafür 
anzunehmen, Diefe Veränderung aber hindert nicht, daß fie nicht ihre Spisen behalten s eini: 
ge Tage darnach aber nehmen fie noch eine neue Haut an; und wenn alsdann ihre Spigen ver⸗ 
ſchwinden: ſo verwandeln ſie ſich in Bohnen, woraus ſehr ſchoͤne Nachtſchmetterlinge werden. 

Auf der Banana, welche den Indianern ſtatt des Apfels iſt, findet man eine hellgruͤ⸗ 

Ne Raupe, welche einen ſehr ſchoͤnen Schmetterling hervorbringt, und fich nicht eher in 
*ine Bohne verwandelt, als bis fie fich gehäutet hat, ch 


Pp 2 Der 

Relodamenfis hei Ameri h cht, daß man von ihm , als von zweenen 
heißt er Apocynum Americanum bat gemacht, 3 

ruteſcens, longillimo folio albo odorato, verfchiedenen Bäumen geredet hat, und Tonrnefort 


ift demfelben in feinen en zur Botanik 
, 9 Herman iſt der erſte, welcher in feinem Hor- gefolget. Das Zeugniß der Frau Merianinn aber 
us — RE — daß der Baum: beweiſt, daß es einerley Baum ſey, welcher zwey⸗ 
wollenbaum zweyerley Biuhmen trage. Dieſes erley Bluhinen trage. 


Inſecten in 
Surinam. 


Pflaumen: 
baum. 


Rauve der 
Waſſer melo⸗ 
ne. 


Apfel und 
Naupe des 
Caſchu. 


Kriegeriſche 
Raupen der 
Limonienbaͤu⸗ 
Me. 


+ 


300 Keifen und Entdeckungen 


Der Pflaumenbaum in Surinam wird eben ſo hoch, als der Nußbaum in Europe 
ordentlicher Weife ift, und von einer gemäßen Dicke. Seine Blätter und Blumen Fon 
men des Holunders feinen fehr Ahnlich. Die Frucht Hänge fraubenmeife, Man bemer 
es, als eine ziemlich fonderbare Wirkung, daß er einen Schweiß treiber, deffen Farbe in das 
Roͤthliche fällt, welches auch feine Farbe iſt. Indeſſen find doch die Raupen, die man DA 
auf findet, gruͤn. Sie find über diefes ganz mie Spigen verfehen,, fehr träge, und ſo ge 
fräßig, daß fie ohne Aufhören freffen. Es kommen blaue Schmetterlinge davon, 

Die Waffermelone, deren Fleiſch in Surinam wie Zucker glänzt, und im Mundest 
geht, indem es dafelbft einen angenehmen und gefunden Saft ausbreitet , ift der Sit einel 
großen viereckichten Raupe, die vorn und hinten blau, und in der Mitten gruͤn iſt. gar 
Pfoten find mit einer Elebrichten Haut bedecket, wie der Schneden ihre. Die Frau MA 
vianinn erwartete etwas außerorbentliches Davon: fie wurde aber in ihrer Hoffnung hintel⸗ 
gangen. Es kam ein haͤßlicher Nachtſchmetterling heraus. Sie hat oftmals, faget IF 
die fhönften Raupen ſich in fehr häßliche Schmetterlinge verwandeln fehen, da fie hinge⸗ 
gen einen vortrefflichen Schmetterling aus der haͤßlichſten Raupe kommen ſah. ’ 

Der Baum Caſchu genannt f), bringe einen Apfel gleiches Namens hervor. MA 
hat ihrer zweyerley Arten; die eine, deren Bluhme weiß und die Frucht gelb iſt; die and 
dere, deren Bluhmen und Früchte roth find: ihre Blaͤtter aber find gruͤn und einander glei!" 
Obgleich Die Aepfel fauer und zufammenziehend find: fo find fie dennoch nicht übel zu Fochell 
Man zieht in einigen Gegenden von America einen Saft. heraus ‚, welcher gleich berauſchel 
wenn man nur ein wenig zu viel davon trinkt. Ein Auswuchs, den fie in Geftalt bet 
Niere haben, iſt eigentlich dasjenige, was man Cafchu nenne, Gr ift von einer fo be 
fenden Schärfe, daß er zum Brennmittel dienen kann. Indeſſen brauche man ihn do 
geröftet wider den Durchlauf und zur Vertreibung der Würmer des menfchlichen Körpa® 
Die Feucht ſchmecket wie Caſtanien. Die Bluhmen wachfen, wie eine Krone um dl 
Zweig herum, Von den zweyerley Kaupen, die ſich von den Blättern dieſes Baumes er 
nähren, fah die Merianinn einen ſchoͤnen ducchfichtigen Schmetterling, und einen helzfe® 
benen Nachtſchmetterling. N 

Nichts ift fo merkwuͤrdig, als die braunen Raupen mit weißen Stecken, die auf PU 
Eimonienbäumen in Surinam gefunden werden, Diefe Bäume wachfen in den Walde! 
von der Höhe eines großen Apfelbaumes, und geben eine Dienge Eleiner fimonien, diem" 
allerhand Gerichten gegeffen werden, Die Blätter Haben an Größe nur die Hälfte von de 
ordentlichen Citronenbäumen ihren; und die Bluhmen, die nach Verhaͤltniß Elein find, 9e 
ben ein foitbares Del. Man fiehe aber mit Erftaunen die braunen und weißen Raupen 
die ſich Haufenweife auf die Blätter fegen, aus ihrem Kopfe zwey gelbe Hörner hervor MF 
fen, womit fie ſich vertheidigen, und diejenigen fo gar angreifen, welche fie beleidigen. NE . 
dem fie ſich in braune Bohnen verwandelt haben: fo werden fie fehwärzliche, weil; und roth⸗ 
gefleckete Schmetterlinge. 

Kleine weiße Inſecten, welche auch in großer Anzahl auf den Limonienbaͤumen gefu! 
den werden, verwandeln ſich in weiße oder ſchwarze Käfer, — 


) Es iſt vermuthlich derjenige, den man anderwaͤrts Acaju heißt, und welchen Herman Ana" 
cardium occidentale nennet. 





in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel. gor 


fi Die Guaiavepflanze ift ein gemeines Behaͤltniß fir Lie Raupen, Spinnen, Amel: Infecten in 
und Für eine Are kleiner Vögel, welche die Hollaͤnder Colobritgens genannt haben, Surinsm. 
le dieneten diefe Vögel zur Speife der Priefter des Landes , welche fo gar nicht ein⸗ Guaiave, 
fr je Freyheit Hatten , etwas anders zu effen, Die Befchreibung, die man davon giebt, Thiere, die ſich 
Jeine nur dem Eolibri zugufommen. „Sie legen vier Eyer, wie die andern Vögel, und darauf befin⸗ 
5 — ſie; fie fliegen hurtig; fie ſaugen das Honig aus den Bluhmen, indem fie ihre dei. 
* daruber ausbreiten; fie halten ſich in der Luft, ohne die geringſte Bewegung; ſie 
»und mit viel ſchoͤnern Federn geſchmuͤcket, als der Pfau, 
bau Die Merianinn fand auf der Öualade viele dicke ſchwarze Spinnen, welche ihre Be⸗ — 
Si den Bälglein dev Raupen hatten. Sie find mit Haaren bedecket, und mit fpi, Spinnen. 
in Zaͤhnen bewaffnet, deren Biß mit einer gewiſſen Feuchtigkeit begleitet wid, welche 
und ebr gefährlich macher. Sie überfallen die Colobritgens in ihren Neſtern, tödten fie 
augen ihnen das Blut aus, Cie ernähren fich von Ameiſen, welche fie auf den Baͤu⸗ 
I leicht erhaſchen; weil es den Ameiſen unmöglich ift, ihnen zu entgehen, da fie acht Au⸗ 
ang Haben ‚ wovon zwey nach unten, zwey nach oben, ʒwey nach der einen ‚und zwey nach der 
dern Seite ſehen. Sie haͤuten fich, wie die Raupen : indeſſen hat doch die Frau Merianinn 
hei gefluͤgelte gefehen. ine andere Art von Spinnen, Die viel kleiner ift, trägt ihre Eyer 
Net dem Bauche in einer Art von Rinde, worinnen fie ihre Jungen aushecken. Sie has 
N ebenfalls acht Augen: fie ſtehen aber nicht fo ordentlich, als der großen ihre, 
v Es finden ſich in Surinam gefluͤgelte Ameiſen von einer auferorbentlichen Größe, — 
9 in einer einzigen Macht die Bäume aller ihrer Blaͤtter berauben koͤnnen. Sie find h ——— 
kurzen Zaͤhnen bewaffnet, welche wie Scheeren über einander geben, und deren fie ſich 
die Imen, die Blätter abzubeißen;, daß fie auf die Erde fallen müffen, Alsdann falten te: 
en "en andere Ameifen über diefe Blätter ber, und tragen fie in ihre Mefter, nicht zu ihrer 
lahrung, fondern für ihre Jungen, welche nur Fleine Würmerchen find. Denn die ge: 
fluͤgelten Ameiſen legen ihren Samen, wie die Schnaken. Es koͤmmt eine Art Wuͤr⸗ 
mer oder Fliegen heraus, wovon man zweyerley Arten unterſcheldet. Die eine huͤllet ſich 
in ein Baͤlglein, und Die andern, deren eine größere Anzahl iſt, verändern ſich in kleine 
Bohnen. Einige unwiſſende Leute, bemerket die Verfafferinn, nennen diefe Eleinen Boh— 
nen Ameifeneyer; fie irren ſich aber; die Eyer find viel Fleiner, Man füttert in Suri- 
Dam die Hühner mit diefen Bohnen, wovon fie viel fetter werden, als von ber Gerfte 
der dem Haber. Die Ameifen fommen aus diefen Bohnen; fie haͤuten ſich; es wachen 
ihnen Flügel; und von eben diefen Ameifen kommen die Eyer, morans die Wuͤrmer krie⸗ 
Gen, die ſie mit fo vieler Sorgfalt ernahren. In einer fo heißen Gegend find fie nicht ver- 
Anden , ſich einen Vorrath auf den Winter einzutragen: fie machen aber im ber Erde 
öhlen, die zumeilen über acht Fuß hoch find, und die menſchliche Kunft nicht beffer 
Machen wiirde, Wenn fie nach einem Drte wollen, wohin ſich Fein Weg finder: 
wiſſen fie ſich Brücken zu machen. Die exfte ftellet fih an den Rand auf ein 
leines Stuͤckchen Holz, welches fie mit ihren Zähnen feft haͤlt; eine zweyte hängt fi an 
ie erftere, eine dritte an bie zweyte, eine vierte an Die dritte, und fo weiter, In dies 
em Zuftande laffen fie fi von dem Winde fortführen, bis die legte an die andere Seite 
Serieben wird, wofelbft fie auch ein Mittel finder, fich anzuheften. Alsdann dienet diefe 
allen andern zur Bruͤcke. Dieſe Ameiſen ſind beſtaͤndig mit den Spinnen und al⸗ 
Jagaſecten des Landes im Kriege. Sie gehen einmal des Jahres aus ihren Hoͤhlen in 
Dp 3 undaͤh⸗ 


302 | Reiſen und Entdeckungen 


Infeeten in unzaͤhligen Schwaͤrmen heraus, welche in die Haͤuſer kommen, alle Zimmer derſelben 
Surinam; durchſtreichen, alle andere Inſecten tödten und fie ausfaugen, Wenn fie eine große Spt 
ne anfreffen, fo machen fie ſich in fo großer Anzahl über fie her, daß fie folche in einem Ar 
genblice auffteffen. So gar die Einwohner in einem Haufe fehen fich gezwungen, die Sl 
zu nehmen, vermuthlich aus feinem andern runde ‚ als der Unbequemlichkeit wegen ; DE 
man ſaget nicht, daß fie die Menfchen angreifen. Wenn fie ein Gebäude gereiniget fe 
F ben: fo befuchen fie alle die andern auf eben die Art, und begeben ſich darauf wieder ! 
Ze ihre Höhlen, 
Guaiava⸗ Die Guaiavaraupen ſind von verſchiedenen Farben. Die Merianinn fand eine, web 
raupen. che weiß, ſchwarzgeſtreift war, und auf jeder Seite funfzig Koͤrner von einer Art rother U 
glaͤnzender Corallen hatte. Sie bemerkete nicht, daß es Augen waren ob gleich Leeuwel⸗ 
hoek in ſeinem hundert und ſechs und vierzigſten Briefe davon uͤberzeuget zu feyn ſcheit 
Dieſe Raupe wurde, nachdem fie ſehr geſchwind ein großes Baͤlglein gefponnen , welches |! 
an einen Ziveig hing, in eine Bohne verwandelt, woraus ein ſchwarz und weifigeftreiff! 
Nachtfchmetterling koͤmmt. Aus den Bohnen einer grünen Raupe kommen Durchfichtidt 
ſchwarzgefleckte Schmetterlinge- Andere Raupen von eben der Pflanze bringen durch ei 
außerordentliche Verwandlung, weiße Myten hervor, die fich innerhalb zehn Tagen in [het 
“ grüne Stiegen verwandeln. J in m 
Baum, der Auf einer Plantage des Heren von Sommelsdyck, la Providence genannt fat 
‚Sommegufte die Merianinn einen Gommegurtebaum welcher den europäifchen Birken ähnlich ift ul 
giebt. woraus man das Gummi durch einen Einſchnitt in die Rinde befömme, Eine große geil 
und ſchwarz geftreifete Raupe, die fie von einem Zweige nahm, brachte einen von den geht 
ften Schmetterlingen bervor, die fie jemals gefeben hatte. Ehe die Kaupe in eine Bohl 
verwandelt wurde, hatte fich das Grin in Roth verändert, fo bald fie ihre vechte Größe 
langer hatte; 
Artiges Neſt Eine grüne Raupe, welche auf der Marquias, einer PM lanze, welche wie die Ca 
einer Raupe: panella läuft, deren Frucht gelb und deren Bluhmen, die fo genannten Paffionsbluhmen find! 
war gefunden worden, hatte fich in der Bluhme ſelbſt eine kleine ſehr artige Behaufung I 
macht, die aus vielen Kleinen Röhrchen beftund., welche auf Fleinen hohlen Stuͤckchen 6%) 
zufammen gebracht waren, Das Inſect, welches diefe Eleine Hütte durchlief, die in vl 
Gemächerchen abgetheilet war, Fuckete bald durch eines von feinen Röhrchen , bald durch 
andere, nach dem was draußen vorgieng. Machdem es ſich in eine Bohne ——— hat: ß 
wird ein Fleines geflügeltes, roch und braun geflecktes Thierchen daraus, Bon einer and 
' Raupe koͤmmt ein Fleiner Schmetterling , und noch. von einer andern eine fprengliche Flieg⸗ 
welche ſehr geſpaltene und ſehr zarte Fuͤßchen hatte. 
Man findet auf dem Blatte einer rothen Lilie, welche ungebauet waͤchſt, ei up! 
die mit eben fo harten Haaren bedecket iſt, als das a m a 
vorhe Pfoten. Der Selb iſt mit blauen Flecken gezeichnet, um die ein gelber Kreis geht 
and bie grünen Blaͤtter der Lilie find ihre ahrung. Das Bälglein , welches fie ſich mir 
net, ift wie ein Ey geftaltet. Sie fchließe fi) darinnen ein, und wird zu einer braul! 
Bohne, woraus-ein ſchoͤner Nachefchmerterling koͤmmt, der oben Beflbraune, und u 
orangenfarbene Flügel mit ſchwarzen unfermifchten lecken bat. Eine andere, welche 
den Kräutern bey eben der Lilie gefunden wurde, war roth, grün und weiß geftreift, und 
wurde eine weiße und ſchwarze Fliege daraus, - Sit 


* 


I 





in Suͤdamerica. VI Buch. IX Kapitel, 1908 


Die Baccove, eine Art Banana, deren Fleiſch viel zärter, als der andern ihres, It, Inſecten in 


bat Raupen, deren Ruͤcken mit vier Spisen bewaffnet if, Ihr Kopf fcheint mit einer 
TORE umgeben zu feyn. Sie verwandeln fich in holzfarbene Bohnen, die auf jeder Seite 
wern filberfarbene Slecken Haben. Es kommen fehr ſchone Schmötterlinge heraus, deren 
Kun Obern Flügel unten hell orferfarben, und die beyden-andern fhön blau find. Dben 
—* er braun, weiß und ſchwarz geftreifet. Man nennet fie im Holländifchen der 
08, 
Unter der Wurzel einer dornichten Dieſtel, welche auf den furinamifchen Feldern wächft, 
eine gelbe Bluhme träge, Fand die Merianinn Eleine orangenfarbene Würmerchen , des 
hf und Schwanz ſchwarz waren, und die fich von diefer Wurzel naͤhreten. Nach 
fü Ya verwandelten fie ſich in gelb gefprengelte Käfer, In eben dem Märzmonare 
Und ie Merianinn eine Art von Würmern in dem verfaulten Holze, die fich auch nach 
bei und fichtbarlich in Käfer verwondelten, unter dom Bauche aber etwas vom Wurme 
* ten. Sie beobachtete, daß die Zaͤhne dieſer Wuͤrmer, welche wachſen und ſich aus⸗ 
9* en, endlich die Hörner des Kaͤfers bilden, daß bie Fluͤgel, welche den Körper bedecken, 
ya glich ockerfarben find, und ſtufenweiſe ſchwarz werden, Diefe Käfer legen Eyer, und 
aus erwachſen die Würmer, von denen fie entftehen. 


' und 


Surinam. 


Der kleine 
Atlas. 


Käfer. 


Die Raupen der Vanille und auf dem Cacaobaume find fehr mannichfältig. Die Vanillerau— 
Ne hat oft braune, gelb geſtreifete, welche fehr feböne rothe, braune und fafranfarbene PEN 


Ömerterlinge mit flberfarbenen Flecken bilden. Des Cacao feine find ſchwarz, roth ge: 
In ts und mit Fleinen weißen Puͤnctchen gefprenget. Es warden weiße, ſchwarz geſtrei— 
And gefprengete Nachtſchmetterlinge daraus, F 
B Der fo genannte Sodomsapfel wächft auf einem anderthalb ober zwo Ellen hohen 

Aume voller Dornen, wovon aud) die Blärter nicht frey find, die über Diefes fehr füß find. 

8 ift eine fehr giftige Frucht. Die Raupe, welche ſich auf diefer Pflanze finder, ift braun, 
!oth geftreifer, und bringe einen braungefieckten Nachtfehmetterling hervor, Man finder 
Auf dem Stengel orangenfärbene Würmer, wovon fchöne Heuſchtecken kommen. - Die Me: 
rianinn giebt diefe Verwandelung nur auf eines andeın Zeugniß, weil fie ven Verdruß har- 
te, ihren Wurm sterben zu fehen , als er fich in eine braime Bohne verwandelt hatte. 

Auf den großen Eiteonenbäumen der Ebenen in Surinam, findet man ein fehr felte- 
nes Thier, welches von den Raupen ganz unterfihieden iſt. Es nährer fich.von Baum- 

lättern, worauf es fich wie eine Schnecke vermittelit feiner Pfoten klebet, die mit einer 
Haut bedecket find, Diefes Gewuͤrme ift fo giftig, daß die Glieder, welche es berühret, ſtarr 


Sodoms⸗ 
apfel. 


Zwey ſehr ſel⸗ 
tene Inſecten. 


werden und ſich entzunden. Nachdem es ſich gehaͤutet hat: fo ſpinnt es ein Baͤlglein, wor⸗ 


AUS ein fehöner Nachtſchmetterling koͤmmt. Man findet auf der-Frucht zuweilen eine Art 
von ſchwaͤrzichem roth und gelb gefprengten Käfer, deffen Urfprung die Merianinn nicht 
Weis, und den fie auch für ein ſehr feltenes Inſcet hält. 
y Der Baum, welcher die Frucht, Namens Dompelmnus träge, welches eine Art von 
"Dfel iſt, die nicht fo ſüß, als die Orangen, und nicht fo fauer, als die Eitronen ift, hat 
Stüne Raupen mit blauen Köpfen , teren $eib mic fo harten Haaren, als Eifendraht bede⸗ 
Set Aus ihren Bohnen kommen fihöne ſchwarze, gruͤne, blaue und weiße, wie 
‚und Gold glänzende Schmetterlinge hervor, deren Flug fo ſchnell und hoch iſt ; 
Hr man ‚feinen befommen kann, wofern man nicht Sorge trägt, ſolchen aus den Rau— 
AU erziehen, 


Man 


Pompelmus 


D 


304 Reiſen und Entdeckungen 


Inſecten in Man bewundert an benen fehwarzen und gelbſprenglichten Kaupen, die ſich auf vi 
Surinam. Palma Chriſti befinden, die Eigenſchaft, die fie haben, ſich wie die Indianer in eine ? 
von Hamak zu hüflen, woraus fie faft niemals ganz koinmen. Wenn fie den Dre vera! 
dern, um ihre Nahrung zu ſuchen: fo fragen fie, wie die Schneden ‚ Diefe Eleinen Huͤtten 
mit ſich, welche duͤrre Blaͤtter ſind; und ſie wiſſen ſolche uͤberaus geſchickt an die Zweige # 
beften, wo fie fih aufhalten wollen. Sie verwandeln ſich in garftige und milde NA 
ſchmetterlinge. 
Roſe der Eine Roſe, die aus dem Lande der Caraiben nach Surinam gebracht worden, wo 
Caraiben. ſehr gut fortkoͤmmt, hat die ſonderbare Eigenſchaft, daß fie des Morgens, wenn ſie ſich if 
net, weiß und des Nachmittages vorh iſt. Sie hat weiße braunfleckichte Raupen, welche 
zweyerley Schmetterlinge hervor bringen; wovon der eine ſchwarz und gelb; der andere U 
ten braungeün und oben gelb, blau und roth gefleckerift. j 
Der Schlaͤfer. Es geſchieht nicht fo wohl wegen der Raupen des Slapertjes oder Schlaͤfers, as it 
mehr wegen der ſonderbaren Eigenfchaft diefer Pflanze, daß man ſich aufhält, fie zu befeht? 
ben. Sie hat ihren Namen von der Are und Weife, wie ihre Blätter die Mache zubell! 
gen. Nach der Sonnen Untergange fügen fie fic zwey und zwey dergeftalt über einand!! 
daß fie nur ein einziges in einer Are von Schlafe auszumachen ſcheinen. Die Merianim 
welche Sorge trug, fie zu warten, erkannte an ihr and) die Kräfte eines guten Wundkrau 
Ihr Stengel iſt ſehr hart, und waͤchſt fechs Fuß hoch. Sie trägt Eleine gelbe Bluhmen 
woraus lange und ſchmale Schoten voller kleinen Körner wachfen, Ihre Wurzel ift weh 
und voller Faſern. Die Raupe des Schläfers iſt gruͤn, roſenfarbicht geſtreift, mit zweyel 
Hoͤrnerchen verſehen; und ihre Schmetterlinge ſind von einem mit Gelb gezierten Braune · 
Weintrauben, Die Feigen und Trauben in Surinam find mic den europaͤiſchen einerley. Die roth! 
und Feigen. weiße und blaue Weintraube waͤchſt daſelbſt fo gern, daß eine abgeſchnittene und in die@ 
de gelegte Rebe ſechs Monate darnach reife Weintrauben trägt; und wenn man fie alfo all 
Monate pflanzete, fo würde man das ganze Jahr Weintrauben haben. Wenn man 
ein wenig Fleiß auf den Weinbau wenden wollte: fo würde man gar nicht noͤthig bat 
Wein nach diefer Eolonie zu bringen, fondern fie würde Holland damit verfehen font 
Eigenfihaften Die Kaupen der Feigenbäume verändern die Farbe vor ihrer Verwandelung. - Aus gruͤ 
ihrer Raupen. gelbgeſtreiften werden fie orangenfarben mit rothen Streifen; der Kopf und der Schr 
= ſchwarz. Ihre Bohne ift von der Farbe verwelkter Roſen. Es koͤmmt ein brauner Malt 
fihmetterling, aber von der größten Schönheit, heraus. Auf den Weinyeben find vie RA 
pen braun, auf eine angenehme Arc weiß gefleckt. Sie kriechen fehr gefchwind, frefi® 
viel, und werfen eine Menge Unrath aus. hr legtes Gelenke ift mit einem ſchwa 
Flecke gezeichnet, in deſſen Mitte ein weißes Haͤutchen, wie Cryſtall iſt, welches fich orheht 
und erniedriget, wenn das Inſect Athem hohler, Seine Verwandelung in eine Bohne 9° 
ſchieht in einem wunderfamer Weiſe zufammengefaltenen Weinblarte, Es koͤmmt ein geh, 
ner Nachtſchmetterling heraus, deſſen Spigen an den Flügeln roch und blau find. 
Sehrfonder: © Eine außerordentliche Pflanze g), deren Bluhmen der Pfirſichbluͤthe an Farbe gie 
bare Pflanzen chen, und welche grüne und runde Früchte traͤgt, bie wie die Knoͤpfchen eines Roputeen f 
i 


und. Raupen, 


’ 3 ’ # 

g) Herr Eommelin, welcher einige Anmer⸗ gend beſchrieben ober abgezeichnet geſehen, und a⸗ 
kungen zu der Sammlung der Merianinn gemacht „bet, er fönne fie Coronillam Americanam 39° 
bat, bemerket hier, daß er diefe Pflanze noch nir⸗ refcentem Aoribus dilute rubefcentibus nenuen. 


© 





in⸗Suͤdamerica. VI Buch. «IX Capitl. 305 


er fieben oder acht an der Zahl, an einander hängen, ernaͤhret eine Art Raupen , Die eben» Inſecten in 
“ ſonderbar ift, Sie ift roch, mit braunen Flecken; und die Merianinn traf dieſe Sar- Surinam · 
— Rer zum erſtenmale an; indeſſen fand fie ſolche doch auch nachher auf den Palmbaͤu⸗ — 
N, welche den Coco tragen. Dieſe Raupen ſpinnen einen gelben, dicken und ſtarken 
ME, eine halbe Eile lang, welcher mit Raupen und ihren Bälgen angefüllet ift. Die 
ie erianinn nahm einen mit ſich, um Diefe Menge Inſecten zu unterfuchen. Sie beobach⸗ 
e, daß ſolche des Tages in dem Sade blieben, und des Nachts heraus Fröchen, ihre 
la zu ſuchen. Die Schmetterlinge , welche fie hervor brachten, waren gelb, braun 
X Auf einer andern eben fo wenig befannten Pflanze, als die vorhergehende, welche eine ve — 
J Me, wie die Tuberoſe, trägt, findet man nebſt ſchoͤnen, ſchwarz und weiß gefleckten Raus wandlu IR; 
Eleine weiße Thierchen, die ihre Haut ablegen, folche nad) fich ſchleppen, wenn fie fie 
geleger Haben, und fich von gewiffen grünen Läufen ernähren, Sie machen ſich aus Dies 
aut ein Baͤlglein, woraus die Holzfarbenen Fliegen kommen. Die Raupen bringen 
—* ei — Schmetterlinge hervor, welche auf den hintern Fluͤgeln vier orangenfar⸗ 
ecke aben. * 
Die ches, welche in Surinam Okkerum heißt, wird dafeldft Höher, als Man⸗ 
eshoch, und traͤgt zweyerley Bluhmen, wovon die einen blaßgelb, die andern rofenfarben 
Ind, und giebt eine Feucht, welche die Indianer eſſen. Ihre Raupen bringen roͤthliche 
chmetterlinge hervor. Man findet auf ihren Blaͤttern ein kleines weißes, ſchwarz gefleck⸗ 
Thierchen, welches ſich in ein gefluͤgeltes Thierchen verwandelt, aber nichts anders thut, 
daß es huͤpfet, damit man es nur nicht anruͤhre. ‚ Kali 
J Eine Art von Richt, welche acht Fuß hoch wächft, deren Bluhmen dunkelroth, die — 
latter grün mit einer Art von Franfe beſehet find, deren jede ſich mit einem kleinen Kno- a 
fen endiget, ernaͤhret eine ſehr befondere Raupe, Sie ift munter; und ob fie gleich frißt, ſo At Ricin. 
wirſt fie doch wenig Unrath von fh: wenn man ſie aber anruͤhret, fo ftößt fie mit Gewalt 
zurück, Wenn fie ihre Haut abgeleget hat: fo ift fie einen ganzen Tag roth, und den anz 
dern Morgen gleich ift fie in eine Bohne von der Farbe verwelkter Roſen verwandelt, mo- 
bey fie noch einen Nüffel behält. Das Meuefte dabey aber ift, daß dieſe Bohne, die bey 
andern unbeweglich liege, fih Bewegungen giebt, die zumeilen wohl eine Vierthelſtunde 
dauern. Nach fechs Tagen endlich koͤmmt ein großer Nachtſchmetterling heraus, deffen 
Leib mit fechs runden orangenfarbenen Flecken, vier Flügeln und ſechs Füßen gezieret iſt. 
Er ift ſchwatz und wunderſam geflecket. Sein Küffel Dafelbft beſteht aus zweyen Roͤhren, 
die er zuſammen zu fuͤgen weis, um nur eines daraus zu machen, womit er das Honig aus 
den Bluhmen ſauget. Darauf voller er ihn zuſammen, und verbirgt ihn unter feinen Kopf 
zwiſchen feinen beyden Augen fo que, daß man ihn faft nicht entdecke, Er ift fo friſch und 
munter, daß man Mühe hat, ihn zu toͤdten. Die Eyer, die er leget, find weiß, und in a 
ſehr großer Anzahl. ; ‘ 
Weil es ſehr langwierig fallen würde, der Frau Merianinn in allen ihren Befchrei- Baum mit 
bungen zu folgen: fo hält man ſich nur bey denjenigen auf, welche außerordentliche Pflan- Narmeladen⸗ 
zen oder Verwandelungen betreffen. Auf einem Baume, den die Holländer in ihrer Spra- buchſen. 
be den Karmeladenbichfenbsum nennen, weil feine Frucht zwar rauh und mit Haa⸗ 
ren bedecket iſt, aber doch ein markichtes Weſen von dem Geſchmacke der Miſpeln enthaͤlt, 
Und die Schale wie eine Buͤchſe ausſieht, findet man eine ſchwarze Raupe, deren Leib gan; 
Allgem, Reifebefchr, VI Hand. at ' mit 


— en m 


deren Bir: einem großen Baume gleiches Namens wächft, deren Blätter von einem grünlichen 


306 0 Reifen und Entdeckungen 


Inſecten in mit Spitzen bedecket iſt, an deren Ende eine Art von Eleinem Sterne hänge. Es Fön 
Surinam, cin allerliebfter Schmetterling Heraus, welcher den Namen des Pagen der Röniginn F 
Schmerter, pfangen hat. Man beobachtet, daß die Zweige des Baumes kleine, harte, mit runden JM 

fing, Page der nerchen bedeckete Auswuͤchſe haben, die man bey Lungenkrankheiten brauchet. 


Königinn, Man kann die Farbe derer Raupen nicht ohne Meugier betrachten, die fich auf dem 9— 
me befinden, wovon die Indianer ihre beruͤhmteſte Maleren nehmen. Es iſt der Rocu, engl? 
fer Baum, welcher hellrothe Bluhmen trägt, wie die europäifehen Apfelbäume, Wenn fie add 
len, fo machen fie langen und runden mit Spigen, wie die Caftanienfchalen bedecketen SAP 
ten Plag. Diefe Schoten enthalten fchönrorhe Körner, die man im Wafler einweicht. 
Farbe ziehe ſich davon heraus, und ſinkt zu Boden, Man gießt das Waſſer ſacht ab, M 
nimme die Farbe, welche Davon abgefondert bleibt, und läßt fie trocken werden. Die 
dianer brauchen fie, fich allerhand Figuren damit auf die Haut zu malen. Die Kauft! 
haben nur bloß von den Blättern ihre Nahrung. Sie find braun, gelbgeftreifer und mit 
vothen Haaren bedecket. Die Berwandelungsbohnen find hart und haaricht. Es komme 
Nachefchmetterlinge von einem ins Braune fallenden Grüne heraus, 


Pfauenbluh⸗ Die Pflanze, welche man Pfauenbluhme oder Pfauenkamm genannt hat, # 
er en wegen der Tugend berühmt, die man ihrem Samenforhe zueignet, die Geburt der in KIM 
— ar desnöthen liegenden Weiber fogleich zu befördern. Die Merianinn verfichere fo gar, 

Sndianerinnen, welchen als Sclavinnen der Holländer ſehr hart in Surinam begeg! 

. würde, bedieneten fich derfelben zur Abtreibung der Kinder, in der bloßen Abficht, danıit job 
che nicht eben fo unglücklich ſeyn möchten, als fie. Die Raupe diefer Pflanze 5) iſt geil 
die Bohne braun, und der Schmetterling afchfarben. r 

Aufenthalt Eine Art von Jaſmin von vortrefflichem Geruche, welcher überall auf den ſurinam⸗ 
der Schlangen ſchen Gefilden ſtrauchweiſe waͤchſt, iſt der ordentliche Aufenthalt der Schlangen und Eid) 
undEidechſen. fen, vornehmlich der Jguana. Es iſt etwas wunderfames, wie ſich dieſes legte Gewuͤrn 

an dem Fuße dieſer Pflanze in einander ſchlingt, und feinen Kopf mitten in allen feine! 
Falten verbirgt, Die Raupen, welche fich von deren Blättern nähren, find grün 1 
Bohne iſt braun und ſchwarz geftreifer. Ihr Schmetterling, welcher ein Nachtſchmetleh 
ling iſt, Hat unten gelbe Flügel, und alles Uebrige iſt aſchfarben. 


Tabruba und: Die Fndianer in Surinam haben eine grüne Frucht, Tabruba genannf, Ve a 
tungen. find , und den Affen zur Nahrung dienen. Wenn die Blätter abfallen: fo bleibt ein Kraulı 
woraus Die Frucht unvermerkt waͤchſt. Sie enthält eine Menge weißer Körner, faft W 
die Zeigen. Man drücker ven Saft aus, welcher ſchwarz wird, wenn man ihn an de 
Sonne ſetzet. Er iſt alsdann eine Farbe, deren ſich die Indianer bedienen, um ſich ver⸗ 
ſchiedene Theile des Koͤrpers ſeltſam damit zu bemalen, und ſie vergeht nicht eher, als nach 
Verlaufe von neun Tagen. Wenn ſie einen Zweig von dieſem Baume abfchneiden? k 
läuft ein milchichter Saft heraus, womit fie ſich den Kopf reiben. Weil fie mit goiche 
bloß gehen: fo legen verſchiedene Eleine fliegende Fufecten ihren Samen darauf, woraus fd 
befchwerliche Würmerchen erwachfen, welche diefer Saft tödtet, Die Raupe der Lan 


h) Dan findet fie in dem Hortus Malabaricus daru befchrieben. Sie hat noch andere name 
abgezeichnet, und unter den Namen Tfjetti Man⸗ bekommen, welche Herr Commelin in feiner en 


' 


| in Stdamerien. VI Buch, IX Eapitel. 307 
s it gelb und ſchwarz mit Haaren in Fleinen Buͤſchelchen abgefondert, wie eine Buͤr· Inſecten in 


bedecket. Surinam. 
„Det Palmwurm, welcher fo genannt wird, weil er ſich auf biefem Baume ernaͤhret, Palmtenent, 
waͤchſt in dem Stamme, deſſen Marf er frißt, Er iſt anfänglich nicht größer, als eine den man ipt. 
Nenyte; er wird aber einen Zoll lang und noch größer. Man ißt ihn geröfter; und die 
. Haniın verwirft den Geſchmack derjenigen nicht, welche ihn als eine fehr leckerhafte Spei⸗ 
Suſchen. Aus dieſem Wurme wird ein ſchwarzer Käfer, welchen die Holländer in ihrer 
Prache die Palmwurmesmutter nennen, Fi 3 
—— folgende Artikel verdienet in den eigenen Ausdruͤckungen der Merianinn angefuͤh⸗ — * 
BU werden, „Auf einem Granatbaume, ſaget fie, welcher aller Orten in Surinam waͤchſt, ia 
be ich eine Arc Käfer gefunden, die von Matur langfam und träge und folglich ſehr leicht 
pr fangen find, Sie Haben vorn unter dem Kopfe einen langen Rüffel, welchen fie auf 
zu Bluhmen zu richten wiſſen, um das Honig heraus zu ziehen. Den 2often May hiel⸗ 
> fie ſich ruhig; und da fich ihre Haut auf dem Rücken gefpalten hatte, ſo kamen gruͤne 
» legen heraus bveren Flügel durchſichtig waren. Man finder ihrer viele in dieſem Lande, 
»Deren Flug fo leicht ift, daß man ihnen lang nachläuft, ehe man einen fängt. Diefe Art 
»von Fliegen machet ein Geſumme, welches dem Klange einer Leyer ähnlich ift, und fich weit 
»Üten [äße, Die Holländer haben ihnen auch den Namen Lierman oder Leyermann gegeben. 
Die hatten den Rüffel des Kaͤfers behalten ; ihre Pfoten, ihre Augen, mit einem Worte, ihr 
Langer Leib war durch den Rüden heraus gegangen, als fie ihren Balg verlaffen hatten, 
EN man für das wahre Inſect würde genommen haben, welches er in fich gefehloffen ge- : 
Abt. Die Indianer haben mich bereden wollen, von dieſen Fliegen kaͤmen die Lanta⸗ ——— 
endragers oder Laternentraͤger. Dieſe find andere Fliegen des Landes, wovon ich das tkraͤger. 
Maͤnnchen und Weibchen abgezeichnet habe, wie fie fliegen und in Ruhe ſitzen. Ihr Kopf, 
»Oder beffer zu fagen, eine lange Kappe, welche ihn endiget, glänzet im Sinftern. Bey 
»Tage ift fie durchfichtig,, wie eine Blafe, und vorh und grün geftreifet. Der Schein, wels 
„her bey Macht daraus koͤmmt, ift dem aus einer Laterne fo ähnlich, daß man leichtlich 
„dabey würde lefen Eönnen, Ich habe nach eine von biefen Fliegen, die auf dem Puncte 
„ſteht, fich zu verwandeln, Sie hat noch ihre ganze Fliegengeftale, ohne die Flügel aus- 
„genommen: die Blafe aber fängt an, ihr an dem Ende des Kopfes zu wachfen. Die In— 
„dianer nennen diefe Fliege Laternenträgermutter, wie fie den Käfer die Mutter diefer 
Fliegen nennen, Ich habe einen Leyermann abgezeichnet, welcher nach und nad) die 
»Öeftalt eines Laternenträgers annimmt. Uebrigens giebt man ihnen diefe Namen nur, 
om ihre Geſtalt zu unterfcheiden; denn fie machen alle beyde einen Klang, wie eine 
»eeyer, vermutlich mit dem Rüffel, der ihnen gemein ift, und den fie in aflen ihren Ver— 
„wandiungen nicht verlieren. Da mir eines Tages einige Indianer eine große Anzahl Laters 
„nentraͤger gebracht hatten: fo that ich fie zuſammen in eine Schachtel, und wußte damals 
Och nicht, daß fie ein folches Licht von fich gaben. In der Nacht hörete ich ein Geraͤuſch; 
vich ſprang aus dem Bette, und ließ mir Licht bringen. Ich fand gar bald, daß das Ge⸗ 
»täufh aus meiner Schachtel kam, und machete fie geſchwind auf. Ich erſchrack aber, als 
xich eine Flamme oder vielmehr fo viele Flammen daraus fommen ſah, als Inſecten darin⸗ 
—X 2 „nen 


harſchen Flor t er ihr eine neue Benennun 
a geſammelt hat. Da Tournefort geſetzet werden: fo hat er ih hung 
Leurtheilet, ſie —— keine bekannte Claſſe geſchmiedet, nämlich Poinciana flore pulcherrim⸗ 


Inſecten in 
Surinam. 
—t⸗ 


uike⸗ Bokje. 


Außerordent⸗ 
liche Groͤße 

der Orangen⸗ 
baͤume in Su⸗ 


rinam. 


Weſpenneſt. 


terlinge heraus, Deren jeder Fluͤgel mit einem Flecke gezieret iſt, welchen man für Talk h 


308 | \ Reifen und Entderkungen 


„nen waren, und ließ die Schachtel aus den Händen fallen. Da ic) mich aber von — 
„nem Schrecken wieder erhohlet: fo fiel es mir nicht ſchwer, die Inſecten wieder zu fü 
„mel, an denen ich eine fo fonderbare Eigenfchaft erkannt hatte, eh 

Es ernähren fich weiße Raupen, welche fehwarze Pfoten haben, und deren Ruͤ 
mit Spitzen bewaffnet iſt, auf einem Baume, der von den Indianern Uike-Bokje 
nannt wird. Seine Bluhme hat lange weiße Faſern. Die Capſeln, welche den Sam 
tragen, machen eine lange und gekruͤmmte Schote, welche ſchwarze, mit einem weißen — 
me bedeckete Bohnen enthaͤlt, und ſo angenehm iſt, daß man ſie mit Luſt ausſaug 
Die Hollaͤnder nennen dieſe Huͤlſenfrucht ſuͤße Bohnen, ohne deren Gebrauch weiter a 
wiffen. Die Schönheit der Raupen harte die Merianinn bewogen, ihrer viele zu je 
meln: zu ihrem Leidweſen aber ftarben fie ihr alle, weil die Blätter, die fie zugleich! gel 
melt hatte, fie zu füttern, ſo gleich vertrocknen, wenn fie von dem Baume abgepflücket ſiut 
Eine einzige, die fih ſchon in eine Bohne verwandelt hatte, wurde nach vierzehen Tage 
einer der fehönften Schmetterlinge von der Welt, 

Surinam hat feine größere und fettere Naupen, als die auf dem Drangenbaufl! 
welcher daſelbſt eben fo hoch wächft, als der größte Apfelbaum in Europa. Sie find gt 
mit einem gelben Streife über den ganzen Körper, und ein jedes Gelenk zeiget viel ‚Kür n 
von einer Art orangenfarbenen Koralle, die mit kleinen fehr zarten Härchen umgeben [HF 
Diefes Bälglein, welches fie ſich fpinnen, iſt ockerfarben. Es fommen fehöne Nachtſchm 
ten follte. Sie fliegen überaus gefcehwind. Der Faden ihres Baͤlgleins iſt jo ſtark, I) 
die Merianinn, welche überzeuger war, man koͤnnte fehr fchöne Seide daraus machen, vi 
davon mit nad) Holland brachte, wo man eben die Meynung davon harte, 

Eines Tages, fagete fie, da ich einen wüften Ort durchſtrich, fand ich unter viel! 
Bäumen eine Art von Mifpeln, welchen die Leute diefes Sandes den Namen geben, 
gleich feine Sucht einen weißen Körper von der Geftalt eines Herzens und mic fehwarjl 
Samen bedeckt enthält, Sie hat außerdem zwey dicke blutfarbene Blätter unter fich, 
unter diefen fünf andere grünliche Blätter, welches zuſammen einen fehr angenehmen A 
blick machet. Auf diefem Baume fand ich eine gelbe Kaupe, deren Körper nach: der gar 
ge vofenfarben geftreifee war, Die Pfoten waren von eben ver Farbe, der Kopf Grau 
und ein jedes Gelenk mit vier ſchwarzen Spigen bewaffnet. Kaum hatte ich fie nach Ha 
fe fragen laffen, fo verwandelte fie fich in eine helle hoizfarbene Bohne, Bierzehn Tag 
darnach bewunderte ich den Schmetterling, welcher heraus kam. Er fchien von geglaͤtte 
tem Silber zu ſeyn, wodurch das Gruͤn, das Blau und der Purpur ſchimmerten; mit, 
nem Worte, er war von einer folchen Schönheit, welche die Federn der Pinfel ſelbſt nich 
vorſtellen Fönnen. . Ein jeder von feinen Fluͤgeln Hatte drey runde Flecke von einem drang 
farbenen Gelb mit einem ſchwarzen Kreife umgeben. Diefer Kreis war mit einem an 
umringt, welcher grün war. Das Neußerfte der Flügel war orangefarben mit ſchwarhen 
und weißen Streifen. E 

Im Monate April, fährt die Merianinn fort, fand ich an meinem Fenfter eine! 
Dreckklumpen, welcher Die Geſtalt eines Eyes hatte. Ich eröffnete ihn. Er enhielt 
vier Abrheilungen weiße Würmer, welche ihren Balg bey fich hatten. Ich zeichnete zwee 
davon ab. Den dritten May kamen wilde Weſpen heraus: Dieſe Inſecten fielen M 
zu Surinam fehr beſchwerlich. Sie höreten nicht auf, mir vor den Augen herum zu — 


in Suͤdamerica. VI Buch. IX.Capitl 309 


Und bie Ohren voll zu fummen, indem ich fie abzeichnete. Ich ſah fie neben mir in 
Meiner Farbenſchachtel ihr Neſt von Thone ſo volllommen rund machen, als wenn es auf 
nem Toͤpferrade gedrehet worden. Es ſtund auf einer Art von einem kleinen Buße, wel⸗ 
hen die Weſpen mir einer Decke von Thone umgaben, damit nichts hinein kaͤme. Sie 
ten gegen oben zu eine runde Deffnung gelaffen, welche ihnen bienete, hinein und heraus 
riechen. Ich bemerkete, daß ſie alle Tage kleine Raupen dahin trugen, womit ſie ihre 
angen, nach meinem Urtheile, ernaͤhreten. Da mir endlich ihre Geſellſchaft ſehr beſchwer⸗ 
mu: fo zerbrach ich ihre Wohnung und jagete fie alle fort, worauf ich ihren Bau mit 
e betrachtete, 21,407 f 
he In * Teiche, wo ſolche Bluhmen, wie die blaue Crocus auf einem Stengel ei⸗ 
* Ele hoch ohne andere Blaͤtter, als ein einziges blaues und gelb gefprengeltes unter eis 
E% Iden Bluhme wuchfen, fand die Merianinn Inſecten, welche die Einwohner des Lan⸗ 
He sfferfcorpionen nennen. ie fing ihrer viele den ofen May 17015 und den 
vor. kam ein fehr Häßliches fliegendes Inſect heraus, welches fie abzeichnere. Sie erklaͤ⸗ 
eſſen Natur nicht weiter. In eben dem Teiche fand ſie viele Froͤſche, gruͤn und braun 
Wuͤpfelt, welche wey Ohren und eine Eleine Kugel an der Spitze der Zehen einer jeden 
More hatten. Diefe zweyte Eigenfihaft fehlen ihr ein ſehr ſonderbares Geſchenk der Natur 
— um ihnen nicht allein ſhwimmen, ſondern auch im Schlamme gehen zu helfen. 
'efe Froſche werfen ihren Samen an den Rand der Teiche. Um die Verwandlungen 
& beobachten, that fie diefen Samen auf einen Rafen in einem mit Waſſer angefuͤllten Ge⸗ 
& Der Samen iſt nur ein kleines ſchwarzes Korn mit einer Art von einem weißen 
dbeim⸗ umhuͤllet, welcher dem Korne fo lange zur Nahrung zu dienen ſcheint, bis es de 
an erhalten Hat, ſich zu bewegen. Innerhaib acht Tagen befümme es einen Schwanz. 
sdann ſchwimmt es im Waffer. Einige Tage darnach bekoͤmmt es Augen; darauf 
ommen die Hinterpfoten und acht Tage darnach die Vorderpfoten, welche aus der Haut zu 
gehen ſcheinen. Se bald das Thier feine vier Pfoten hat: fo fällt dee Schwanz ab; und 
da es nun ein vollfommener Froſch ift, fo geht es aus dem Waſſer heraus und fpaßieret 
auf dem Sande herum. Dieſer Verſuch erfordert, da das Waffer und der Rafen von 
Zeit zu Zeit erneuert werden, und daß man Brodtfrümelchen in das Waffer werfe, fo: bald 
Man ein wenig Bervegung an dem Korne merket ). 
Auf einem Baume, welchen Commelin in feiner Anmerkung für den im dritten Thei- 
‚le des Hortus Malabaricus befehriebenen Malakka Pela hält, findet man eine grüne Rau: 
Pe, welche fechs weiße Streifen}auf jeder Seite hat, nebft einem ſchwarzen und runden 
lecke auf jedem Gelenke, und auf dem legtern ein vorhes Horn, In zwanzig Tagen fümmt 
aus feiner Bohne ein Nachtſchmetterling deffen Flügel afchfarben, ſchwarz und weiß ge‘ 
Marmele find. Er hat auf dem Leibe zehn orangefarbene Flecke. Sein Kopf ift mit einem 
angen rothen Küffel verfehen, deſſen er fich bedienet, die Bluhmen auszufaugen. So fon: 
derbar diefes Inſect auch iſt, ſo fad die Frau Merianinn doch mit mehrerm Erftaunen auf 
eben dem Baume andere mit weißem oder gelbem Haare ganz bedeckte Naupen, die eine 
K Auf vollkommen wie Menfchenhauf hatten. Sie find fo giftig, daß, wenn man fie nur 
in wenig anrühret, die Hand mit großen Schmerzen aufläuft, Ob fie gleich vier Beine 
'Dg3 haben: 
a Zeeuwenhoek Hat eben die Beobachtung in feinem Briefe vom ısten des Herbſtmonates 1699 a. d. 
MER S. gegeben. 


Inſecten in 
Suriham. 
m 


Waſſerſcor⸗ 
pion. 


Froͤſche mit 
Ohren. 


Sehr giftige 
Raupen. 


310 : Reiſen und Entdeckungen 


Inſecten in haben: ſo ruhen ſie doch auf ihren Gelenken, wenn ſie kriechen. Das Baͤlglein, worin⸗ 
Surinam. nen fie ſich einſchließen, beſteht aus ihren Haaren. Es kommen nur ſchlechte Eleine 0 
gen heraus; und dieſe ſeltſame Verwandlung ift um fo viel gewiſſer, weil die Frau Meria 
ninn fie an vielen dergleichen Raupen für wahr befand. Eine andere, die auf dem Pr 
me der füßen Bohnen gefunden wird, ift eben den Gefegen unterworfen. Sie hat ge! r 
Haare auf dem Seibe und ſchwarze um den Kopf, deren fie ſich beraubet, um fich ein aſh 
farbenes Baͤlglein von der Geſtalt eines Eyes daraus zu machen. Wenn ſie darinnen AM 
gefchloffen iſt: fo verwandelt fie fich anfänglich in eine Bohne und drey Tage darnad) ! 
eine Fliege. Viele andere von eben der Art, welche eben die Veränderungen gelitten 
ten, wurden Sliegen, beren Fluͤgel braun und der Leib roth, grün, gold-und ſilberfarbel 
geflecket war. 
Kroͤten, die ih⸗ Bey einer Waſſerpflanze, die eine Art von blaßrother Kreſſe iſt, und gut zum S 
ve Jungen auf late ſchmecket, fand die Merianinn eine Art von Kroͤten, deren Weibchen ihre ungen auf 
dem Ruͤcken dem Mücken tragen. Sie hat die Bärmurter felbft laͤngſt dem Rücken, und darinnen w 
RR den ihre Jungen empfangen, Wenn fie darauf das Leben erhalten Haben: fo öffnen 
fi) einen Ausgang durch die Haut und Friechen eines nach) dem andern heraus, Die? 
vianinn wollte fich in den Stand fegen, die Wahrheit einer fo fonderbaren Eigenſchaft M 
Europa zu beftäfigen. Sie warf daher eine folhe Mutter mit ihren Jungen, wovon | 
nige ſchon mit dem Kopfe und andere mit halbem Seibe aus der Bärmurter waren, in Well 
s geift. Sie feget hinzu, bie Megern in der Colonie effen diefe Kroͤten ‚ und finden fie vor 
trefflich. Sie find fehwarzbraun. Ihre Borderpforen gleichen der Fröfche ihren und ihrt 
Hinterpfoten der Enten ihren, - 
Der große At: Im Jenner 1701 fand die Merianinn in einem Gehölze bey Surinam auf einer ga" 
fas und JE nen vorhen Bluhme von einem Baume, deſſen Namen und Beſchaffenheit ihr die er 
Schonheit. wohner nicht fagen konnten, eine große Raupe von eben der Farbe, welche auf jedem je 
lenke drey Körner wie blaue Korallen hatte, aus deren jedem eine ſchwarze Feder giend 
Sie ſchloß fich bald in ihr Baͤlglein ein und verwandelte fich in eine ganz feltene Behr 
Es fam ein vortrefflicher Schmetterling heraus. Die Hinterflügel waren unten ſchoͤnb 
und oben weiß und blau geftreifet, und mit braun untermifchet, Die andern hatten DIT 
ſchwarze, gelbe und braune Zirkel, die gleichfam vortrefflich gefchmelzet waren, Die 2 
laͤnder haben diefen fhönen Schmetterling den großen Atlas genannt. | 
Eine von den größten Raupen iſt diejenige, die man auf dem Cacaobaume finde 
Die Merianinn nahm eine von einem gelblichen Grüne, die ganz mit fpisigen, unten gel 
nen und gegen die Spige zu gelben Haaren bedecfer war, Aus ihrer Bohne Fam ein gef 
fer vofenfarbener Machtfehmerterling, deſſen Flügel unten zween große ſchwarz eingefa Fi 
weiße Flecken mit dreyen ſchwarzen Flecken in der Mitte Hatten. Diefe Are iſt ſehr gift 
Die, Meria⸗ und die Finger der Frau Merianinn, womit fie ſolche angefaffet hatte, wurden ihr bea 
ninn wird von und blau, ſchmerzeten heftig, welcher Schmerz fich bald in die Hand und bis an den € 
Ku ae bogen hinauf zog. Sie brauchete Scorpionöt, weiches für ein geroiffes Külfgmiccel wide 
ergiftet. die Stiche der meiften Inſecten gehalten wird, und in weniger als einer halben Stuf 
tar fie völlig geheiler. Eine andere Raupe, welche das Gras an dem Fuße eben 
Pflanze fraß und von verfdiedenen Farben mit ſchwarzen Streifen und Zirkeln war, 3 
eine fehr fehöne graue und ſchoͤn meergruͤne Fliege, die mir filbernen Flecken geyieret, u 
merEwürdiger aber wegen Der Schmänze und dritten Zügel war, die fie an ihren Un & 
flügeln Haste, un 





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> in Suͤdamerica. VI Buch. IX Capitel, zu 


hi Unger denen Raupen, bie man auf den Citronenbaͤumen findet, bedauret die Meria: Inſecten in 
un ſehr, daß die Art derjenigen, welche einen gelben Ruͤcken, rothen Bauch und auf dem Surinam. 
N Wanze einen doppelten Streif haben, welcher eine Flamme machet, nicht gemeiner ſey. pi 
er Faden ihres Baͤlgleins iſt eine Seide, die viel glaͤnzender und dicker iſt, als der Sei⸗ 
„über ihre. Es hat wiel Anfcheinen, daß, wenn man ein Mittel fände, fie leicht zu 
Heben, man vielen Gewinnft davon befommen würde, Ihr Schmetterling ift fehr groß, 
oldfarben und roth, mit weißen Streifen über alle Flügel, deren jeber mit einem hellen und 
. fichtigen Flecke wie das Ölas gezieret, mit zweenen Zirkeln, einem weißen und ‚einem 
h Bde, umgeben iſt. Weil diefer Fleck einem eingefaßten Spiegel fehr ähnlich ift: fo 
ben die Holländer diefes Inſect Spiegeldrager genannt, ri u 
be ie Merianinn beobachtet, daß viele Reifebefchreiber in einen groben Irrthum ge: Sn 
then ſind, wenn ſie geglaubet und ſo gar verſichert haben, daß das Thier, welchem die he Pee 
$ ander in ihrer Sprache den Namen des wandelnden Blattes gegeben, ‚auf EINEM gen, 
aume wuͤchſe, wovon es als eine Frucht bey ſeiner Reife abfiele, damit es gleich anfinge 
gehen oder zu fliegen. Sie verſichert, es komme aus einem Eye ‚ tie Die andern In⸗ 
"ten, deren Erzeugung fie in zwenen Worten erkläret. „Sie gefchicht, faget fie, durch 
ö ie natuͤrlichen Begattungen. Das Weibchen leget feine Eyer an ſolche Derter ‚ wo bie 
"singen, melche daraus erwachfen follen, ihre Nahrung finden koͤnnen. Anfänglich find 
Wuaͤrmer oder Raupen, welche das Gras oder die Blätter freffen und davon wachen, 
Wenn fie ihre gehörige Größe haben: fo ſpinnen fie und verwandeln ſich in Bohnen, wel⸗ 
"De Mehr oder weniger Zeit brauchen, um die ihnen zufommende Lebhaftigkeit zu erhalten, 
08 Inſect, welches aus diefen Bohnen heraus koͤmmt, iſt feucht und in einander ge: 
Y Ölungen ; und nachdem es ſich über eine Halbe Stunde beweget hat, fo fangen erft feine 
>Ölügel, die nunmehr trocfen geworden, an, fich auszubrelten und laffen einen vollkomme⸗ 


nen Schmetterling feben, der oftmals zehnmal größer ift, als die Bohne, aus welcher er 
hervor gefommen,,. 


Das wandelnde Blatt ift nur eine Heuſchrecke, welche eben ſo waͤ . Dieſe Natur diefes 
Erfenneniß hat die Mevianinn ihren en jun fee — Eines Sl, — Inſectes.· 
Gere ihr ihr Neger, welcher Befehl Hatte, ige alle die Würmer, die Raupen, und 
die andern Inſecten zu bringen, die er in den Gehoͤlzen fände, ein zufammen gelegetes 
Blatt. Sie öffnete es fehr geſchickt, um in ihrer natürlichen Lage einige meergrüne — 
Eyer von der Größe eines Corianderkornes darinnen zu finden, Wenig Tage darnach Ea- 

Men fleine ſchwarze Ungeziefer, twie Ameiſen, heraus. Als fie wuchfen, fo nahmen fie faft 
Geſtalt der Seefrebfe an; und da fie ihre natürliche Größe erhalten hatten, fo befamen 
* Slügel, ohne daß fie fich in Bohnen verwandelt hatten, wie die Schmetterlinge. Diefe 
Slüger taten einem grünen Blatte ähnlich, und man ſah eben die Faſern darauf, ben eini- 
gen find fie Hellgrün, bey andern dunkelgruͤn. Es finden fid) fo gar gemarmelte, graue 
SD welche, die wie trockene Blätter ausfehen, Wenn das Inſect die Geftalt in feinem 
ei Re angenommen hat, welches an einem Baumzweige hängt, fo bedecket es ‚fich daſelbſt 
n wenig mit einer Art von Gewebe; darauf beweget es fich heftig, fo lange bis feine Fluͤ⸗ 
gel frey werden. Alsdann fehler ihm nichts mehr an feiner Lebhaftigkeit; es zerreiße fein 
R webe und fällt oder fliegt von dem Daume, Weil feine Flügel grün find und die. Ges 
alt eines Blattes haben: ſo haben ſich die unwiſſenden Reiſebeſchreiber eingebildet, es ſey 
fehn 7 Baume hervorgebracht, von welchem fie es haben berunfer fallen oder fliegen 
a Die 


Inſecten in 
Surinam. 


Waldratten, 
die ihre Jun⸗ 
gen tragen. 


Berwandlung 
der Fröfche in 
Fiſche, 


iſt der europaͤi⸗ 
ſchen Froͤſche 
ihrer entge⸗ 
gen. 


312 Reiſen und Entdeckumgen 


Die Merianinn ſah und zeichnete eine von denen großen Waldratten ſorgfaͤltig abı 
welheipre Jungen auf dem Rücken tragen, Sie bringen gemeiniglich fünf oder ſechſe HE 
einem Wurfe. Ihre Farbe ift gelblich) braun, außer dem Bauche, der bey ihnen weiß iſt 
Wenn fie herausgeben, um ihre Nahrung zu fuchen: fo folgen ihnen ihre ungen. K 
ihrer Ruͤckkehr aber oder wenn fie durch ein Geräufch erſchrecket werden: fo fpringen de 
ungen auf den Ruͤcken der- Mutter, hängen fich mit ihrem Schwanze an ihren und wer⸗ 
den alfo bis nach ihrem Aufenthalte getragen. 


Endlich endiget die Merianinn ihre Sammlung mit befonders merkwürdigen Zeich N 
nungen und noch merfwürdigern Erklärungen aller Verwandlungen der Zröfche in de 
mittaͤglichen America. Sie zeiget anfänglich einen vollkommenen Froſch von einem gel 
lichen Gelb, welches etwas ins Braune fällt, auf dem Rücken und ax den Seiten gefled" 
iſt. Die Farbe des Bauches ift ein wenig blaß. Die Hinterpfoten find der Enten ihren 
ähnlich, und die Vorderpfoten wie der ordentlichen Fröfche ihre, Es finden ſich viele 
dem Fluſſe Surinam, vornehmlich in den Buchten Cornaecians und Pirica. Wenn! 
zu ihrer natürlichen Größe gelangee find: fo fangen fie ihre Berwandlungen an. € 
waͤchſt ihnen unvermerft ein Eleiner Schwanz auf Unfoften ihrer Vorderpfoten, die nd 
und nach abnehmen, bis fie endlich ganz verfchwinden. Eben dag gefchieht auch den — 
terpfoten, worauf fie Fein Anſehen mehr von einem Froſche haben, welcher ſich in el 
Fiſch verwandelt hat, wovon die Merianinn die Abbildung mie allen den Stücen BE” 
feltfamen Verwandlung giebt, Die Sandeseingebohrenen und die dafelbft wohnenden EN 
topäer nennen diefen Fiſch Jarkjes, und finden ihn fo leckerhaft, daß fie ihn mit der ua 
prete vergleichen, deren Geſchmack er auch, ihrem Worgeben nach, haben foll, Alle ihe 
Graͤten, ohne die Ruͤckgraͤte auszunehmen, find zart, Fnorpelhaft und durch gemäße i 
lenke abgetheilet. Seine Haut ift fanft und mit Eleinen Schuppen bedeefet, Keine Y 
zarte Floßfedern, die ihm ſtatt der Pfoten dienen, welche er verloren hat, erftrecfen |Ü 
hinten vom Kopfe an bis an den Schwanz und von da bis mitten an den Bauch. 
veraͤndert ſich auch feine Farbe, und was dunkelbraun war, wird grau. 


Diefe Verwandlung bemerket die Frau Merianinn ift der Fröfche in Europa ige 
zuwider, welche fie auch auf eben der Platte vorftellet. Sie ſetzet die Zeit derfelben in ne 
März und Aprilmonate feft, wenn der Fruͤhling anfaͤngt, der $uft mehr Wärme zu — 
ben. Alsdann ſuchen die Froͤſche von beyderley Geſchlechtern einander und begatten ſich 
den Teichen und Moraͤſten. Wenn ſie ihren Samen ausgeworfen haben, ſo koachzen ui 
hauchen fie darüber, bis fie ihn erwärmen. Diefe Flebrichte Materie verdicket fih, und! p 
ſieht darinnen auf allen Seiten Augen erfheinen. Sie bekoͤmmt von der Sonne das m 
ben, Bald erlanget jedes ſchwarze Auge eine Art von Bewegung und ſcheint gleichfat 
fleiner ſehr ſchwarzer Fiſch zu feyn, welcher von Tage zu Tage größer wird. Er bekam! 
hinten zwo Pfoten. Acht oder zehn Tage darnach würdeman ihn für einen Eleinen HIN), 
fen, welchen die Natur zwo Pfoten gegeben hätte, Darauf koͤmmt eine Borderpfor dl, 
aus, und man fieht, Daß die andere auch heraus fommen will, indem fie nur dur m 
fehr dünne Haut fo lang zurück gehalten wird, bis fie Stärke genug hat, durchzubrech J 
Wenn ſich die vier Pfoten zeigen, fo ſieht man den Kopf und die wahre Geſtalt eines & 

fhes. Der Schwanz verfchwinder gleichwöhl nur erſt fkufenweife. Endlich bleibt ie 
noch eine fehr Eleine Spitze davon, welche einen, vollkommenen Froſch fehen läßt, el ge 
















in Suͤdgmerica. VI Buch. IX Eapit, 33 


Ögefaffen iſt. Die Zeit aͤßt ihn nach eben dem Verhaͤltniſſe wachſen; und nad) und nach Infecten in 
Mine er auch endlich bie natürliche Geſtalt feiner Are an. Surinam. 
LUebrigens geſteht die Frau Merianinn, daß ſie dieſe Anmerkungen, vornehmlich die Salvegarde 
‚gen, welche die aus Fiſchen gebildeten Fröfche und die aus Fröfchen gebildeten Fiſche eine Art von 
She, dem Herrn Seba zu danken habe. Es fheint, daß fie ſich nicht getrauet- habe, Schlangen. 

ei mehr auf ihre Erfenneniß von einer Gattung Schlangen zu verlaffen, die fich in den 
thamiſchen Wäldern finden und welche die Holländer Salvegarden nennen, Sie uns 
a Heide fie nicht allein von der Eidechfe, weil fie weit größer iſt; ſondern auch von der 
ang, deren Größe fie nichehat, und von dem Kaymane, demfie nicht an Gefraͤßigkeit 
Kir, Ihre Schuppen find dünn und glatt. Sie fümmt aus einem Eye, wie alle Ei⸗ 
fen, und ihr Trieb treibt fie, die Eyer der Vögel zu verzehren. Die Frau Merianiun. 
fa rack mehr als einmal, daß fie eine Salvegarde an dieſem Raube in ihrem Hofe hängen 
Ye Allein, ob fie fich gleich auch von Aafe nähren : fo thun fie doch den Menſchen nichts, 
y Ihrer Jugend Elettere fie auf die Bäume, um dafelbft Eyer in den Neſtern zu ſuchen. 
ie Art und Weiſe, wie fie ihre leget, gleicht der Kaymanen ihrer, das iſt, ſie graͤbt ſie 
den Sand am Ufer eines Fluſſes und laͤßt fie von der Sonne ausbrüten. Sie find von 
"t Größe eines Ganfeeyes, aber etwas laͤnger; und die Jndianer machen Feine Schwie⸗ 
Ngkeig, fie zu effen. Mac) diefer Erklärung aber, welche in zwoen Abbildungen wiederholet 
tden, meldet die Frau Merianinn, daß ihr die Erfahrung und die Exfenntniffe fehlen, 
NM die Natur des Thieres felbft zu erflären. — —J 
Sie reder mit mehr Verirauen von den Froͤſchen in Aſia und Africa, ob fie gleich 
url die Reife nad) diefen beyben großen Laͤndern gethan har, Man würde wünfchen, 
don „F wenigſtens ihre Gewährsleute angeführet hätte. Da aber das Stillſchweigen das 
ihre gute Treue und Glauben bey der Welt nicht verdächtig gemacht hat: fo glaubet 
nit Binzufeßen zu Dürfen, der Unterſchied unter den europäifchen und aſiatiſchen und afri⸗ 
hen Seöfehen beſtehe nur in ber Farbe und der Größe; das iſt, fo viel man aus ihrer 
1 rblung urtheilen kann, die unferigen find nicht fo groß und nicht fo braun, Gonft 
N ihre Erzeugung und ihr Wachsthum einerley. Die aftatifchen und africanifchen be— 
Amen Hinterpfoten, da fie alsdann den europäifchen Froͤſchen ähnlich feben. Darauf 
Mm die linke Worderpfote heraus. Die andere fänge nur erft an: fie bricht aber bald 
Haut durch und zeiget fich auch Ihrer Seits, Der Schwanz verfürzet ſich nach und 
y und verſchwindet endlich ganz. Die Frau Merianinn ift nur wegen eines einzigen 
u. tteg verlegen, moon fie hat vorher ſehen müffen, daß es alle ihre Leſer eben fo wie fie 
S fon würden; nämlich, daß man gern wiffen möchte, ob bie Froͤſche in Aſia und Africa 
Der Fiſche würden, fo wie die Froͤſche in dem mittäglichen America, 





x 


Allgem. Beiſebeſchr. XVI Band, Rr = Das 


Raleigh 


1595. 


314 Reifen und Entdeckungen 
Bd a 2 22 5 NENNE 


Das X Kapitel, 


Reifen auf den Orinoko und weiter an den Küften von 
Suͤdamerica. | 


Einleitung, ı — 
We kommen bier wieder in den natürlichen Lauf diefes Werkes, in dem wir zu de 


Berichten von Guiana fihreiten, nachdem wir mit unfern Reifenden alle piole 

Gern Gegenden durchſtrichen find. Wenn diejenige, wohin wir gehen wol! 
uns feine große Niederlaſſungen darbeutz fo machen die Berlaffung felbft, worinnen fie ge 
blieben iſt, und die Schwierigkeiten, welche dem erften Eifer der Europäer erkaͤltet hab 
eine um fo viel wichtigere Materie daraus, da man noch nicht begreift, was doch digenn 
die ſich mit der groͤßten Hoffnung daſelbſt niederzulaſſen unternommen haben, auf einm 
in die Gleichguͤltigkeit und Unthaͤtigkeit geftürzer hat. Das Innere von Ouiana wird 
figes Tages nicht haͤufiger befucher, und ift vielleicht noch nicht beffer befanne, als es 
zweyhundert Jahren war, Einige Miffionarien haben ihre evangelifchen Borhfchaften 
Bingerichtet; allein, mit fo weniger Ordnung bey ihrem Wege und bey ihren Beobachtulf 
gen, daß man faft Feine Erläuterung aus ihren Tagebüchern erhalten kann. Sie nentl! 
Dexter, deren Sage fie nicht bemerken, fie geben auf gut Gluͤck weiter, ohne die Augen 3 
ſich herum zuiwerfen, Man leget mitdem P. Beiller und dem P. Bechameil k) zwengu 
dert Meilen zurüc, und man bat nichts. meiter davon, als die Beſchwerlichkeit, daß mal 
ihnen gefolget iſt. Andere, von denen man einige fehr Furze Berichte in der Samm 
der erbaulichen Briefe finder, halten fich nur bey der Erzählung von ihren Mifionen all 
und glauben, es fey ſchon genug, wenn fie einige Kirchen nennen, die fie in diefen Sünde 
angelegt Haben, ohne daß fie uns ihre Sage melden, Mit einem Worte, man er£ennet A 
ihnen die ruͤhmliche Neugierde nicht, die fie in andern Sändern mit den Pflichten ihrer‘ 
richtung zu verbinden wiſſen, und welche gemacht Hat, daß fie den menfchlichen Wiſen 


ſchaften eben ſo viele Dienſte geleiſtet haben, als der Religion. 


Um die Unfruchtbarkeit der heutigen Kenntniffe von dem Innern von Ouiana zu ee 
fegen, will man, ungeachtet des Geſetzes, das man fich aufgeleget bat, die meiften Reife 
ſchreibungen in dem Terte zufammen zu bringen, dennoch, zwo Davon ausnehmen, mol 
die erſte einen angefehenen Namen führet, Der Ritter Walther Raleigh iſt wegen ſein 
Verdienſte, ſeiner Unternehmungen und feines unglücklichen Endes auf gleiche Arc beruͤhn 
Er Hatte fich vorgefeget, durch neue Entdeckungen einen Theil von dem Ruhme der Kröll 
Spanien auf fein Vaterland zu bringen; und man wird feine Abfichten bald von einer A 


dern Seite mit mehrerm Erfolge erfüller ſehen. Doch man muß ihn felbft die Erflärund 
davon thun laſſen. — 


| | > 
A) br Bericht findet fih hinter dem Berichte des Acunja von den Amazonenfluffe in Bomber" 
s fanzöfijihen Ueberfegung. ’ : — 


Unter 


ſeyn. 


ſei 
Re 


reyel 


in Suͤdamerica. VI Buch. X Capitel. 


Der J Abſchnitt. 
| Sir Walther Raleighs Neife auf der Guiana. 
Daleigß begiebt fc; nach, der Drepeinigfeitsinfel 


eren Eigenſchaften. Die Spanier ſind wegen 


sonkunft unruhig. Doppelte Abſicht ſei⸗ 


eife, Er wird verſtaͤtket; verläßt Die 
nigkeitsinſel. Berro Nachricht von Guia⸗ 


daleigh eröffnet ihm feine Abſichten. Sei⸗ 
aßregeln, dahin zu gelangen. Er läßt ei⸗ 


to 


Aleaffe bauen; Mündung des Drinofo. 
auf Bes Bette deffelfen. Schwierigkeit ihn hin⸗ 
Sufapren, Milde an demſelben. Raleighs 


eisheit fie zu Ienfen. Lauf des Drinofo. Ser: 


nere S 


Mag, 
de Ra 


chiffahrt der Engländer, Ebenen Say: 
Gebirge Arvami und Aio: Nachrichten, 
leigh erhält. Die Engländer Eommen an 


den Fluß Caroli. Sie gehen zurück nach Often. 
Raleigh unterredet fh) mit dem Cacique Topia⸗ 
riri. Haß deifelben wider die Spanier. Topi⸗ 
auri machet einen Vergleich mit Raleigh, der 
ihm zween Englaͤnder da laͤßt, und ein goldfar⸗ 
benes Gebirge beſuchet. Was er darinnen wahr: 
nimmt. Fluͤſſe des Landes, Raleigh führe den 
Drinofo weiter hinunter. Seine Anmerkungen 
wegen der Yncae an der Guiana. Sein Urtheil 
von diefem Lande, Zeugniſſe daven. Domin⸗ 
go de Bra nimmt Befig von der Guiana; fei- 
ne großen Hoffnungen fehlagen fehl. Einleitung 
zue folgenden Deifebefchreibung. Gedicht zu 
Kaleigbs Ehren. 


15 


Raleigh 


1595. 


Kiefer beruͤhmte Neifende gieng den 6ten des Hornungs 1595 aus England ab N, Er ; 


gie 


der 
— dolge urteilen kann, e 


en 


Kl der a 

gen und ließen vergebens auf fich warten, 
fe, welche der Hauptmann Croſſes führete. 
Wir wollen aber alles das fahren laſſen, was nicht fo wichtig zu feyn ſcheint, 


DE niche die geringfte Kenntniß von ber Anzahl feiner Schiffe, 
v fen nicht allein unter Segel gegangen. Eine Fregatte von Ply⸗ 
vefton und die andern, faget er, verließen ihn oder wurden ver“ 
Er hatte zur ganzen Geſellſchaft nur eine 


ffe, ob man gleich aus 


als feine Raleigh be: 


a nehmung. Den 2gften März fam er an der Dreyeinigkeitsinfel an. Er warf da- — 
Anker an der Spitze Curiapan, welche die Spanier Punta del Gallo nennen, und 


bindung mit den Spaniern und den 
fern gefürchtet wurden ; fo wie fie bey den 
nen alle Gemeinfchaft mit Ihm unterfa 


Und die Spanier Tieres de ray nennen. 
welche in ein falzichtes Waffer fielen, das er 


— Lage acht Grad an er dafelbft vierzig Tage ohne einige Ber- ——— 
Indianern des Eylandes zugebracht, die von den er— 

den Indianern gefuͤrchtet genug waren, daß ſie ih⸗ 

unterſagen konnten: fo gieng er weiter nach einem Orte ber 

Küfte, den er nur durch den inbianifchen Namen Parico zu erfennen giebt, und welcher 

ihm wuͤſte zu feyn ſchien. Von da begab er 


ſich nach einem Orte, Den die Indianer Piche Unterfchiedene 
Er fand daſelbſt viele Bäche ſuͤßes Waſſers, Theile der In— 


für einen Fluß hielt, der mit Bäumen befegee er 
var, deren Aeſte fo niedrig waren, daß ſich die Auftern daran Hängen, und daß man fie 
- US eine Are Früchte vavon abnehmen kann. Tierra de ray bringt ein vortreffliches 


heer hervorz welches Die Engländer verfucheren und für unvergleichlich beſſer achteten, als 


dag nordifche, Es ſchmelzt an der Sonne nicht, welches ein überaus großer Vortheil für 


ie mittaͤglichen Länder ift. Raleigh legete ſich Darauf unter Anna Perima vor Anker, 
On da er nah Rio Carone gieng, in der Abficht, unvermerke bis nach Puerto de los 


Span 


h 


iolos zu fommen. 


den Leſer mit begriffen. a. d. 62 ©. 


Die Geftale der Droyeinigkeitsinfel fchien ihm mie die Geftalt eines Hirtenftabes 
Dieſes Eyland ift an der Nordfeite erhaben. Das Erdreich deffelben ift fehr gut, und Eigen: 


zu Ihre Geftalt 


Rr 2 und ſchaften. 


riche Nachricht nimmt in Hackluyts Sammlung 33 Folioſeiten ein, das Schreiben und den Der 


FR 


316 | Reifen und Entderfungen 


Raleigh, und geſchickt, Zucker, Ingwer, Tobad und dergleichen darauf zu pflanzen. Es hat = 
1595. fihledene Arten von Thieren, vornehmlich eine Menge wilder Schweine. Fifhe, Voͤg⸗ 
und Früchte find daſelbſt in großem Ueberfluſſe, und die Spanier geſtunden Raleighen 
es fände ſich Gold in den Fluſſen. Der alte Namen der Inſel iſt Cairi: die indiſchen EM 
wohner ihrer verfchiedenen Theile aber waren damals durch verfehiedene Namen von einan⸗ 
der unterſchieden. Die bey Parico hießen Jaioer; die bey Carao, Arvacger; die HUF 
fhen Carao und Curiadan Salvojoer; die zwifchen Carao und Punta Galera Nepo 
joer u. ſ. w. 

Unruhe der Sie Engländer bey Puerto de los Hifpaniolos vor Anker legeten: fo nahmen 
Spanier bey ſie einen Haufen Spanier wahr, die an der Kuͤſte Wache hielten, und fie anfänglich el 
— An: juden, ſich zu nähern, Raleigh ſchickete ihnen den Hauptmann Whidon, gegen den 

eine große Begierde bezengeten, mit ihnen zu handeln, und aufrichtig daben zu verfahlen 
Diefe ſcheinbare Freundſchaft aber Fam nur von dem Mistrauen auf ihre Kräfte her. > 
eben dem Tage gaben zween Indianer, welche in einem fehr Fleinen Canote an Bord fl 
men, den Engländern von dem Zuftande der Inſel und der Entfernung des Hauptſihe⸗ 
der Spanier, welcher St. Joſeph hieß, Nachricht. Darauf kamen einige Kaufleute de 
Pflanzſtadt, unter dem Vorwande Zeuge und andere Waaren zu faufen, und beobadıt 
ten, wie ftarf die Engländer waͤren. Ihnen wurde höflich begegnet ; Raleigh aber ha 
auch andere Abfihten. „Schwelle, faget er, von ihnen felbft Nachrichten von dem THE 
„te des feften Sandes einziehen, welches nach der Inſel zu ſieht; und ungeachtet | 
„ver Verftellung ſchien es doch, daß fie mir alles ſageten, was fie, davon wiſſen konnten⸗ 
, „weil ich ihnen veichlich Wein einſchenken ließ, den fie lange nicht getrunken hatten, MP 
„een unter diefer Freude ruͤhmeten fie nicht allein die Guiana und ihrem Reichthum, fe 
„dern fie machten auch Feine Schwierigkeit, mir die beften Wege dahin zu berichten. Bl 
„für mein Theil aber fagete ihnen. meinen Borfag gar nicht, fondern ſtellete mich, ch 
„ob meine Schiffahrt eine ganz andere Abſicht Hätte; und ich gad ihnen zu verftehen, ih 
„haͤtte bey der Dreyeinigkeit nur angeleget, um Erfriſchungen einzunehmen „. \ 
Doppelte Indeſſen wurde Raleigh nur durch zween Gründe aufgehalten, worunter der ne 
Abſicht feiner nehmſte derjenige war, den er fo forgfältig verhehlete; und ber andere war die Hoffnundt 
Reife, fih an dem Statthalter zu St. Joſeph, Den Anton Berreo, zu rächen, welcher ud 
Jahr vorher dem Hauptmanne WPhidon acht Mann 'entführet hatte Er wußte, dah 
Berreo eine Reiſe auf dem Orinoko gethan, daß er die Eroberung von Guiana verſuche 
hatte, und daß er ſich vorſetzete, ſein Unternehmen zu erneuern, da es ihm das enftemäl 
Berreo, ſpan, fehl gefhlagen war. Er vernahm gar bald von einem Caciquen der nordlichen Theile 
Statthalter Inſel, daß diefer Feind der Engländer wirklich in dem Fort St. Joſeph wäre, daß er #" 
der Inſel, und? Margarethen und an der Küfte von Cumana Soldaten werben ließ um ſie zu uͤberfallen; 
— ver Ei daß er den Indianern des Eylandes bey Lebensſtrafe verbothen, den geringften Umgan 
er mit ihnen zu haben; daß er, um diefe ungfücklichen Indianer unter dem Joche zu erha 
ten, viele alte Caciquen gefangen nehmen, und in Bandelegen laffen; daß er von Zeit HH 
Zeit brennendes Speck auf ihre Haut träufeln ließ, Dieſe Iegtern Nachrichten und wa 
Raleigh fhon vorher von dem Zuftande ver Inſel erfahren hatte, bewogen ihn , feine Ra 
che nicht zu verſchieben. Gleich in der folgenden Nacht, ließ er den Hauptmann 
field mit ſechzig Soldaten abgehen, Er ſolgete ihm ſelbſt an der Spitze eines andern HM 
fens, und fie griffen ven Platz fo heftig an, daß er ſich nor) vor Tage ergab. - Sie In 


Seine Berfkel- 
lung. 





in Suͤdamerica. Vl Buch. X Capitel. 37 


den fuͤnf halb todte Caclquen in Banden, und unter der Marter, denen ſie die Freyheit ga. Raleigh. 
F und alle Einwohner erfuhren eben die Gelindigkeit. Berreo aber wurde mit ſeinen Leu· 1595 _, 
gefangen genommen und an Bord geführet, wird gefangen 
Den Tan We diefer Unternehmung kamen zwey englifche Schiffe, welche von den genommen. 
Hauptleuten Gifford und Keymis gefuͤhret wurden, zu Puerto de los Hiſpaniolos Raleigh wird 
au. Es wurde ein großer Rath unter den Befehlshabern wegen Raleighs Vorhaben ges verſtaͤcket. 
Batten, und darauf alle Caciquen, die den Spanien feind waren, zufammen berufen; 
MN es fanden ſich einige darunter, die dem Berreo ergeben waren, und viel beygetragen 
ten, daß er fich in der Inſel fegen können. Diejenigen, welche ſich nicht weigerten, an 
oed zu kommen, wurden mit Achtung angeſehen. „Ich meldete ihnen, ſaget Raleigh, Verbindet ſch 
auch meinen Dolmerfeher , ich wäre der Unterthan einer hoͤchſtmaͤchtigen Königin, die mit ben In— 
mehr Caciquen unter ihrer Herrſchaft Hätte, als man Bäume in der Inſel füge. „Die dianern. 
OB Prineſfinn, feßere ich Hinzu, if eine Feindinn der Spanier, wegen ihrer Tyran ⸗ 
N, Sie bat alle an ihre Staaten gränzende Völker und die nordlichen Theile der Welt 
davon befzener, Sie fihichet mich. auch ber, euch von dieſem Joche los zu machen, und 
U Vaterland wider die unrechtmäßigen Beſitznehmungen zu vertheidigen. ag 
»Aberreichet⸗ ich ihnen das Bildniß der Koͤniginn Eliſabeth. Sie bewunderten es, un 
»tuͤſſeten es, Sch haste viel Mühe, fie abzuhalten, daß fie es nicht anbetheten, An der 
Plge wandte ich eben das Mittel bey denen Voͤlkern an, wo ich durchgieng a und diefe 
Wehode gelang mir fo gut , daß fie die Königinn noch unter dem Namen Czrabeta 
puna aquereruna, das ift, Eliſabeth, unumſchraͤnkte und allermächtigfte 
quinn, Eennen.: - * 
6. Die Engländer verließen darauf Puerto de los Hiſpaniolos, und kehreten mit ihren Er verläßt 
fangenen nach wiapan zurücd, Berreo, den fie eifrig befrageten, gab ihnen Antwor- Vie — 
(N, welchen fie micht recht traueren. Indeſſen änderten fie doch ihre Gefinnung gegen ihn, keitsinſel. 
A fie erkannt hatten, daß er ein Edelmann aus einem guten Haufe wäre, welcher feinem 
"Könige in den italienifhen und niederländifchen Kriegen lange Zeit gedienet hatte, Nas 
eigh fand, daß er viele Berdienfte befaß; und da er ihm nur feine Graufamfeit vorzumer: 
fen hatte, fo begegnete er ihm als einem Edelmanne, faget er. Ex hatte-fih mit des Bon- 
zales Kimenes von Caſada Tochter vermäßler, welcher vor ihm, aber mit eben fo we— 
nigem Erfolge, verſuchet hatte, in Guiana zu dringen, und welcher in den letzten Augen⸗ 
liefen feines $ebens ihn mit einem Elde hatte verſprechen laſſen, er wollte bis an fein En- 
edas Vorhaben diefer Unternehmung fortfegen, Berreo ſchwur es den Engländern zu, 
e: Eoftete ihm fehon dreyhundert taufend Ducaten, und machete ihnen eine Erzählung da: 
on, welche Raleigh hurtig aufſchrieb. F — 
Berreo hatte anfänglich den Fluß Caſſanar geſuchet, welcher ſich in den Fluß Der Aare 
* ergießt, fo wie dieſer in den Meta und der Meta Mn den Orinoko fallt, welcher bis nt 
m in Baraquan heißt. Er hatte über fünf hundert Seemeilen zurück gelegt, ohne Ann Eungder&ui 
03 u finden, wodurch man hinein Eommen fönnte; und da er mehr verdrießlich,, als ana, 
‚ Müder war, fo Hatte er feinen Weg durch das neue Königreich Grenada genommen, wor- 
"nen feiner Frauen Güter lagen. As er zu feinem Unternehmen abgieng: fo Bauen 
Rr3 ⸗ 
1 Er Hatte nicht di erfunden zu gefehen, daß Drake eben das gethan, nachdem er 
haben. —* ee wi — eu Albion entdecke atte. 


Raleigh. 
1595 · 


318 Reiſen und Entdeckungen 


Gefolge aus ſiebenhundert Pferden, und einer großen Anzahl indianiſcher Sclaven DW 
derley Gefchlechtes n), J 
Nach Raleighs Nachrichten hat der Fluß Caſſanar ſeine Quelle in den an Tuni⸗ 
liegenden Gebirgen, woraus auch der Pato entſpringt. Der Meta, welcher ſie beyde eiu⸗ 
nimmt, koͤmmt aus den an Pampelune liegenden Gebirgen. Der Wera und die Cuaia⸗ 
ve formen aus den Gebirgen Timanga, verlieren beyde ihren Namen in Haraqualı 
welcher nicht lange darnach anfängt, den Namen Oripoko zu führen. Der Rio gral 
nimmt feinen Lauf von der andern Seite ber Gebirge Timana ‚ und vereiniget fich bey 6 
Martha mit dem Meere, As Berreo über den Kaffanar gegangen war: fo fam er ö 
das Ufer des Meta; und da er feine Leute laͤngſt demfelben hingehen ließ, fo führere et 
nad) dem Baraquan: Die Geſchwindigkeit diefes Fluſſes aber, fein Sand und die Zell!" 
womit er durchſchnitten ift, macheten, daß ein Theil von feinen Barken ſcheiterte, 
viele Menfhen umk amen. Er ſchweifete ein ganzes Jahr umher, ohne daß er den DR 
nach) Guiana finden konnte. Endlich begab er ſich an das Ende des Amapeia, Ü 
welchen er nicht ohne Schwierigkeit gieng, und der Fluß Karl begrängere feinen Saufe 
Die Indianer von Amapeia hatten ihm Guiana ſehr geruͤhmet. Die Provil 
welche ev Amapeia nennet, Et an dem Drinofo, Er verlor dafelbft fechzig von feinen ww 
ften Soldaten, und faft alle feine Pferde, Nachdem er daſelbſt drey Monate zugebradt 
hatte, ohne diefe Voͤlkerſchaft zu Paaren sreiben zu Fönnen: fo machete er mit ihnen 
Art von Stilleftande, wodurch er von den Caciquen fünf Bilder von reinem Golde, und 
verfchiebene ſehr artige Werke erhielt, Die Geſchicklichkeit diefer Völker, ohne das gerl 
fie eiferne Werkzeug, in Gold zu arbeiten wobey fie den Beyſtand nicht haben, wel 
unſern Goldſchmieden dieſe Arbeit erleichtert, verbiene viel Bewunderung. Die mol 
ner aus Amapeia, yon denen Berreo diefes Geſchenk empfing nennen fi) Anabser, un 
find zwoͤlf englifche Meilen von dem Orinoko entferne, Won ihren Wohnungen find n 
weniger, als achthundert, bis an die Mündung diefes Fluſſes. Diefe Provinz ift nich 
und fumpficht. Ihre Moräfte, welche durch die Austrefungen des Fluſſes gebildet mitt 
den, enthalten rörhliche und ungefunde Waſſer voller Würmer, Schlangen und anderell 
geziefer. Sie verurfacheten den Spaniern verdrießliche Dyffenterien, deren Gefaht 
nicht Fannten. Ihre meiften Pferde wurden anfänglich vergiftet, und da die Menſche 
nicht befier widerftehen Fonnten ‚fo fahen fie fih von ſiebenhundert auf ſechs und zwang 
gebracht. Die Indianer, welche die übelen Eigenſchaften ihrer Gewaͤſſer wohl Eennen, 
dienen ſich derfelben dennoch beftändig. Sie haben aus der Erfahrung gelernet, Eh 
die Mittagsitunde wählen muͤſſen, wenn fie welches fhöpfen wollen. Die Hitze dar © 
ne machet es alsdann frinfbar; es verändert ſich aber Darauf; und es iſt niemals —J 
cher, als um Mitternacht. Die Fluͤſſe des dandes empfinden auch eben die Beränderult 
gen. Berreo gieng im Anfange des Sommers aus Amapeia ab, um einen Eingang 
Guiana durch die mistäglichen Gränzen zu fühen, Seine Bemühungen waren —— 


n) Raleigh verſprach in der Nachricht, die er zu bemuͤhet, die Laͤnder zu entdecken, aber 
Londen ausgehen ließ, eine Karte von dem Lande, weil fie nicht den guten Weg nähen. Stell 


je 
2 fit 
welche den Lauf aller Fläffe, den Weg des Eafada, ihn , faget er; durch den Amazonenfluß, wohin 
des Berreo und ſeinen eigenen enthalten ſollte. haͤufige Reiſen thun, Gold zu hohlen. Sie 
Man weis nicht, vb er fie herausgegeben Bat. Er den ihn von Diefer Seite nienrals finden. Rp 
ſetzet Hinzu, die Franzoſen hätten ſich auch ſchon redet bey diefer Gelegenheit von den Amazenen. (au 


in Suͤdamerica. VI Buch. X Capitel. 319 
nerfegfiche Gebirge , die fich von Oſten des Drinofo bis nach Quito erſtrecken, verſchloſ⸗ 
N ihm den Weg. Ueber dieſes hatten feine Leute, die viel Befchwerlichfeit und Elend 
geftanden ; unaufhörlich mie wilden Völkern zu ſtreiten, welche geſchworene Feinde der 
Panier tvaren,. Er vorficherte die Engländer, er wäre wohl über Hundert große Zlüffe 
"gangen, welche in den Orinofo fallen: er wußte aber deren Namen und Lauf nicht, weil 
r feine Dolmetſcher verloren hatte, und nichts von den Sprachen des Sandes verftund; 
* °5 ihm über dieſes an Wiſſenſchaft und Kenntniſſen fehlete ſo daß er nicht einmal Oſten 
her Weiten unterfeheiden Fonnte, Raleigh, welcher fich diefes Beyfpieles zu Muse mas 
ven Röaffere ſich einen aus Guiana gebüvtigen Dolmetfcher, welcher einige von * 
die edenen Sprachen diefer Völker Eannte, und ihm wichtige Dienfte leiftete. Er ließ 
ale, fen Indianer auffuchen, welche in denen Streifereyen am geübteften waren, bie in 
Yon ofen tändern gewöhnlich find. Seine beftändigen Fragen macheten, daß er eine 
Big iche weitlauſtige Erkenntniß von den Fluͤſſen und Provinzen, von dem Nordmeere an 
M die Grängen von Peru, und von dem Orinoko bis an den Amazonenfluß erlangete, 
5 bernete auch ihre Regierungsform und ihre Gebräuche kennen⸗ welche Kenntniß, fageter, 
ih umgaͤnglich ift , weil diefe Voͤlker unaufhörlich mit einander im Kriege liegen, und F 
reunde und Feinde wohl unterſcheiden muß, um ſich ihrer Zuneigungen und er 
we zu Nuge zu machen; wie Ferdinand Cortez und Franz Pizarro, welche diefer Lift 
Eroberungen zu danken hatten. N 
& verdrießliche Hinderniffe macheten, daß Berreo alle Hoffnung fahren ließ, in ſei⸗ 
Hin Anternehmung glüclich zu feyn. Indeſſen Hatte er dennoch das Herz / bis in die Pro- 
3 Emeria gegen die Mindung des Fluffes zu dringen, woſelbſt er Voͤlker von einer ſanf⸗ 
Gemüthsart und Lebensmittel im Ueberfluffe fand. Ihr vornehmſter Cacique hieß Ca⸗ 


hana ein weiſer Greis, von eine 
i Yahrung, Die ndiar iſche He ‚ welcher nicht weniger, als hundert Jahre hatte, war 
N feiner Jugend auf der Dreyeinigfeitsinfel gewefen, wo ihn die Handlung der Spanier 
en Unterſchled der Natignen und der Menfchen Eennen gelehret hatte, Er liebete den Frieden, 
welches mehr beytrug, als die Fruchtbarkeit der Feier, daß in feinem Lande durch die Hand» 
ung, dieer mit feinen Nachbarn unterhielt, der Ueberfluß Herrfchete. Berreo brachte über fünf 
dochen in den Wohnungen des Carapana zu, nicht jo wohl, um fich zu erquicen, als 
vielmehr neue Hoffnung zu faffen, welcher ev nicht entfagen konnte. Es blieben ihm aber 
F fo wenig Lete übrig, daß er endlich feinen Vorſatz bis auf das folgende Jahr verſchob, 
N der Abfiche, wichtigere Maafregeln zu faſſen, und eine Berftärfung aus Spanien 
erwarten. 
De Er ſchiffete ſich auf einem Canote an der Mündung des Orinoko ein, um nach der 
Xeyeinigkeitsinſel zu gehen. Won da gieng er, nachdem er fid) nach der Küfte von Pa: 










m muntern und gefunden Wefen, und einer langen 


Raleigh. 
1595, 


vr geben hatte, nad) Margarethen , wo er feine Entdeckungen dem Statthalterdiefer In - 


» Don Juan Sarmiento, erzählete. Sarmiento, welcher von dent Reichthume des Be 


Uls 
lau 


—* daß fie wirklich da find. Ein Cacique ver⸗ lang. Das find nicht die Berge, wo fie nad) al: 


te ihm, dieſe Eriegerifchen Weiber twohneten len denen Zeugniffet, wovon man in dem Auszuge 
N Süden * —— der Provinz Tor aus des — dela Condamine Nachricht geredet, 
Ina ihre vornehmſte Stärke wäre in diefen Ey: ihren Aufenthalt haben follen, wie er zu glauben 
Ein a ſaͤhen keine Mannsperfonen, als nur ſcheint. 

98 Jahres, und folches wan einen Monat 3 


Raleigh· Guiana gerühree war, gab ihm funfjig Mann, und ließ ihm verfprechen, er wollt 


1595. 


920 Reiſen and Entdeckungen 
ef 


gleich. wieder zu dem Carapana zurück zu gehen, um dafelbft neue Eröffnungen zu ſuchen 
Berreo aber, welcher ſich nicht für ſtark genug hielt, begnuͤgete ſich nur, wieder nad) 
Dreyeinigkeitsinſel zurück zu gehen, von da er feinen Lieutenant und einige Soldaten NA 
dem Cacique fehickete , mit dem Befehle, allen ihren Fleiß anzuwenden, fich die entfen 
teſten Indianer zu Freunden zu machen, Carapana empfing die Abgeordneten wohl, un 
ließ fie zu einem andern Caciquen, Namens Morquito, führen, nachdem er fie —J 
chert hatte, es waͤre niemand faͤhiger, ihnen wegen Guiana gute Nachrichten zu 
ben. In der That hatte auch Morquito, einer von den maͤchtigſten Caciquen des sarr 
des, große Handlungsbekanniſchaften. Da er aber zu den Spaniern nach Cumana 9" 
reift wars fo hatte er fich mit dem Statthalter diefer Provinz, Vides, in Sreundfchaftel 
gelaflen, welcher auf des Caciquen Erzählungen nach) Spanien geſchickt, und um die er 
laubniß und nöthigen Beyftand anfuchen laffen, die Eroberung von Guiana zu verfuht” 
Vides wußte Damals von des Berreo Unternehmung noch nichts, Er hatte fie aber faul 
erfahren: fo wandte er alles an, fie zu bintertreiben; und diefe beyden fpanifchen Befeh 
haber fafleten einen tödtlichen Haß wider einander, Man weis nicht, was für Ancheil 
des an des Morquito Aufführung gehabt hat, Diefer Cacique aber, welcher des Ber ; 
Soldaten erft gütig aufnahm, ließ fie alle umbringen, einen ausgenommen, welcher 
Glück hatte, fich zu flüchten, indem er über einen Fluß fehwamm.. Berreo unternahm 
gleich, den Tod feiner Leute zu rächen. Er lief alles dasjenige, mas er von Truppen zufal” 
men bringen konnte, in die Provinz Aromaja, welche des Morguito feine war, mar 
ven. Der Eacique, welcher über den Drinofo und Durch die Sünder der Saymaer und ib 
kirier gieng, begab ſich geſchwind nach Cumana, wo er fich unter des Vides Schuße i 
Sicherheit zu ſeyn glaubete. Berreo ließ ihn im Namen des Königes, als einen geeul! 
fen Mörder, abfordern, welcher bey den Spaniern ein Abfchen feyn müßte, und ba id 
Vides nicht getrauet hatte, es abzuſchlagen, ihn in ſeine Haͤnde zu liefern; ſo ließ * 
ihn hinrichten. ‚a 
Die Truppen bes Berreo verheereten nichts deſtoweniger die Provinz Aromaja , IH 
macheren eine Menge Öefangene, worunter fih Topisvari, bes Morquito Oheim, br 
fand, Diefes war ein Greis, der weit über hundert Kadre altwar. Er wurde mit: if 
ten beleget, und lange Zeit in diefem Zuftande fortgefchleppes, um den Spanien zum W , 
weifer zu dienen. Endlich Faufete er fich durch hundert Goldplatten los. Die. Strafe? 
Morquito hatte die Indianer fehr erbittert. Sie brachte den Berreo um die Verbindun 
gen, bie er mit dem Carapana angefangen hatte. Da aber ver glückliche Erfolg fell! 
Truppen und das Gold des Topiavari nur die Leidenſchaft vermebtete, Die er hatte, M 
Guiana zu geben: fo entſchloß ev ſich, nichts zu fparen , um fih in den Stand me 
gen, feine Waffen mit gutem Gluͤcke dahin zu bringen. Aller Reichthum, welchen f 
durch Plünderung oder durch Auslöfung erworben hatte, wurde nach Spanien gefchidfr., 
der Hoffnung, fo viel Gold würde die Begierde feiner Sandesleute anflammen, und er we 
de zur Ausführung ſeinet großen Abfichten, Soldaten genug befommen, Er ſchichete 
gar dem Könige verſchiedene Gefchenfe von Menfchen, Thieren, Wögeln, und gifhen! 
gediegenem Golde. Seine Anforderungen waren um fo viel fheinbarer, weil die SH 
die er verſprach, und wovon er gleichfam eine Probe ſchickete, wenig Mühe koſteten, I 
fammeln; da es hingegen in den andern americanifchen Laͤndern unermeßliche Arbeiten 


I) 


in Suͤdamerica. VI Buch. X Capitel. 321 


au unendlichen Aufwand foftete, das old aus den Bergwerken zu ziehen. Zu gleicher Raleigb. 
gab er feinem Sohne, den er in Neugrenada gelaffen Hatte, Befehl, ihm Verſtaͤr _ 1595 
ung zu ſchicken, teren Marfch er einzurichten nicht vergaß. Sie follte in die Provinz 
Metig gehen, und den Ufern des Orinofo folgen. Dieſes waren feine Abfichten und 
offnung, als er in die Hände der Engländer gerieth. 
Die Nachdem Raleigh diefe Nachrichten von ihm erhalten hatte: ſo meldete er ihm, er er 
I ben den Vorſatz gefaſſet, das ift, er war entfchloffen, nad) Guiana zu gehen, und nur Yoat, m 
dieſer Abſicht nach der Dreyeinigkeitsinſel gekommen. „Er mußte mich fuͤr aufrichtig 
en, weil ich das Jahr vorher , und eben zu der Zeit, da er ſich große Bewegungen 
ete, einen von meinen Befehlshabern abgeſchicket, ſich zu erkundigen, wie es ſtuͤn⸗ 
* Und er bey dieſer Gelegenheit dem Hauptmanne Whidon zehn Engländer entfuͤhret hat⸗ 
Indeſſen ſchien doch meine Erklaͤrung ihm einen heftigen Unwillen zu verurſachen. 7 
Srauf verabſaumete er. nichts, mich von meinem Unternehmen abzuziehen. Er ſtellete Cinwuͤrfe des 
»Mir die Gefährlichkeiten und Beſchwerden vor, in welche ich mic) einlaffen würde ; meine Spaniers da⸗ 
chiffe koͤnnten nicht in den Fluß einlaufen , oder würden durch die Sandbänfe und Un- gegen. 
»flefen aufgehalten werden, wovon feine Canote ein gewiſſes Zeugniß waren, weil ſie of 
Mals auf den Grund geftoßen , da fie doch kaum zwoͤlf Zoll tief im Wafler gegangen; 
> Indianer wuͤrden fich hüten, mir entgegen zu Fommen, und fich tiefer in das fand 
“ eben ; und wenn ich fie verfolgen ließe, fo würden fie ihre Wohnungen abbrennen, Er 
ir Hinzu, da fich der Winter näherte, fo fingen die Ueberſchwemmungen an ; man koͤnn⸗ 
KA der Ebbe und Fluth nicht zu Nutze machen; man dürfte vermittelft der Eleinen 
f arken nicht genugfamen Vorrath zu erhalten hoffenz kurz, es wuͤrden alle Caciquen der 
„niet von Öuiana fic) weigern, mit. mir in Handlung zu treten, weil fie nad) dem 
e enfpiele fo vieler andern Bölfer glauben wuͤrden, die Ehriften droheten ihnen ihre ganze 
he Verheerung: welches er denn für das Fräftigfte hielt, mich abzuſchrecken. ch fand fei- 
»ne Gründe mi e Stärke. Außer dem Mistrauen aber, welches ic) natürlicher Wei— 
»iEBegen den Rath eines Spaniers Haben mußte, wurde ich auch noch von den Fräftigen 
»Sorftellungen unterftüßet, womit ich angefüllet war z. 
Er erkläre fies erftlich, fo war er überhaupt überreder, da biefes Sand mit Peruben- Gründe, tvel- 
Nabe unter einerley Himmelsfteiche liegt, fo mußte das Gold dafelbft nicht weniger gemein he Raleighen 
eyn; und die Reichthuͤmer der Yncae, wovon er in allen ſpaniſchen Reifebefchreibungen ein unterſtuͤtzen. 
lches Aufhebens gemacht geſehen, hatten ſich feiner Einbildungskraft dergeſtalt bemächti- 
SE, daß er es ohne Seufzen nicht anſehen konnte, wie fie den König in Spanien zu 
*inzm der größten Monarchen in der Welt, aus dem armen Kleinen Rönige in 
aſtilien gemacht hatten, der ev vorber war. Zweytens hatte er erzählen hören, 
9 Huayna Capac, Kaiſer in Peru, nur drey Soͤhne hinterlaſſen hatte; und daß nach 
Mm Tode der beyden erſtern, Huaſcar und Atahualipa, der dritte den Graufamfeiten der 
Panier entgangen war; daß er mit allem feinem Reichthume und einigen taufend Men: 
F welche durch die Vereinigung mit einer Menge anderer Indianer Orejonen ges 
— angewachſen waren, aus Peru gegangen; daß er ſich in derjenigen Strecke Landes, 
bir he zwiſchen dem Amazonenfluffe und dem Orinoko ift, gefeßet hätte; daß er dafelbft weit 
; endere Städte angeleger, als die peruanifchen bey dem größten Wohlftande der Pneae 
: weſen; und daß man dafelbft ihrer Negierungsform und ihren Gefegen folgete. Wir muͤſ⸗ 
anmerken, daß Raleigh wenig WahrfcheinlichFeit bey diefer Erzählung würde gefunz 
Allgem, Beiſebeſchr. XVIJ Band. 85 den 






322 Reiſen und Entdeckungen 


Raleigh. den haben, wenn er gewußt haͤtte, daß Manco Ynca, Huaſcars und Atahualipas Dun 
1595. im Peru nach der Eroberung ermordet worden; daß Paulu Ynca, ein anderer von i , 
Brüdern den Spaniern treulich dienete, und daß alle die andern Prinzen von eben dem — 
bluͤte, das klaͤgliche Ende gehabt hätten, welches wir in dem vorhergehenden Bande J 
fuͤhret haben. Drittens, ſo hatte man ihm auch wunderſame Dinge von der vorgegeben — 
Stadt Manoa erzaͤhlet, Die bey den Spaniern unter dem Namen EI Dorado be 
it, und von einigen Reiſenden diefer Nation befuchet worden 7). Et wußte daß Ju 
Martinez, Stuͤckmeiſter zu Ordaco, zuerft die Hauptftadt des neuen Reiches der Yu 
entdecket hatte; daß man in der Kanzelley zu Portoric ſah, was für einen Erfelg fein 9 
ternehmen gehabt hatte; daß er ſieben Monate in diefer Stade zugebracht,, wo er fin ein 
Spanier erkannt worden; daß man ihn indeffen doch gut gehalten, dabey aber ihm nicht ein 
bet habe, irgendwo ohne Wache und ohne verbundene Augen hinzugehen; daß, nachdem 4 
endlich die Freyheit erhalten, mic vielem Golde abzureifen, er von den Indianern an de 
Mündung des Orinoko beſtohlen worden, und nur zwo mit Golde angefüllete Flaſchen s 
rettet, welche die Indianer mit Getränke angefüller zu ſeyn geglaubet; daß er fich haral 
noch Portoric begeben, und dafelbft geftorben fey; daß er fich auf feinem Sterbeberre Pl! 
Gold und feine Reifebefchreibung habe bringen laffen, daß er das Gold der Kirche zu © 
tung einiger Seelmeffen, und feine BE ei 9). Bierteng wart! 
Raleighen die Reifen des Pedro d Orſun Hieronymus d Ortal, Pedro Hernando 
von Serpa und Gonzales Rimenes von Caſada nicht unbefannt, welche unternon 
men waren, bie Entdeckung des Martinez zu beftätigen. Cr wurde dutch die Ueberredunh 
des Berreo in eben den Gedanken beftärfe, Aus diefen Gründen war er aus Engl 
abgegangen; und er verfüchere, derjenige, welcher Gulana erobern wird werde mehr So 
befisen, und über mehr Völker regieren, als der König in Spanien und der türkifche Kar 
fer. Er wiederhohlet vielmals, dasjenige, was er unter Öuiana verftehe, fey der Kauf 
zwiſchen dem Amazonenfluffe und dem Orinofo auf dreyhundert Seemeilen oder ſechshundet 
andere Meilen von den Kuͤſten des Morbmeeres, 
Seine Maaß⸗ Alle diefe Gründe, fie mochten nun wahr oder erdichtet ſeyn, macheten den Englaͤnde 
— ao bey den Einwuͤrfen des Berreo fo taub, daß er eilete, feinen Viceadmiral, Bifford un) 
7 Da Hauptmann Calfield abgehen zu laffen , um die Muͤndung des Fluſſes Capuri zu eufel‘ 
ſchen. Es waren vorher ſchon Whidon und Douglas dahin gefchicker worden, mel 
nicht weniger, als neun Zuß Waffer Dafelbft gefunden hatten : allein, das war bey der Fluth; und 
da es geebbet Hatte, bevor fie von den Untiefen weggefommen ſo hatten fie ihr Unternehmen 
aufgegeben, Ein anderer Befehlshaber, welchem aufgefragen worden ‚ die Bay Guan!⸗ 
pa oder Amana zu erforfchen , damit man Mittel finden möchte, 
über zu geben, fand es nicht leichter; und er getrauete ſich nicht weit in die Bay hinein, weil 
von feinem indianifchen Wegweiſer vernahm, dieſer Ort würde una 


| ufhörlich von Cannibalen 
beunruhiget, welche nicht unterlaſſen wuͤrden, ihn mit ihren vergifteten Pfeilen anzufallen. 


Er läßt eine Da Giffort und Calfield in dem Fluffe Capuri fünf Fuß Waſſer nach der Ebbe 9% 
—— OH Funden hatten: fo ließ Raleigh Bänke zum Rudern machen; und da er anfing, King® 
wegen beforget zu ſeyn, den er nach Guanipa geſchickt Harte, fo mußte ihm Douglas nel 
eine! 
) Man fehe oben des Herrn de la Condamine M Diefes war in der That die Meynung/ Die. 

Reife auf dem Amazonenflnffe. ſich ausgebreitet harte, 


in Suͤdamerica. Vl Buch. X Capitel. 323 


* alten Caeiquen aus der Dreyeinigkeitsinſel folgen, welcher ihm zum Lootsmanne die⸗ Raleight 
nme erkannten endlich, daß man durch vier gleich bequeme Orte in Capuri einfahren 1595, 
Me. Die Galeaſſe wurde mit drey Schaluppen ausgerüftet, welche Vorrath auf einen 
onat führeten, Raleigh und einige Befehlshaber fehiffeten fich mic hundert Mann ein, 

 sootsmann, Namens Aruacan, war ein Indianer von bem Fluſſe Baienua, gegen Weg, der fie 
Men des Orinoko zwiſchen dieſem Sluffe und dem Amazonenfluffe gelegen. Er hatte ver- ae En Dr 
bin en, fie nach dem Orinoko zu führen. Wofern fie aber Eeinen andern Beyſtand gehabt olo Ban 
fen: fo wuͤrden fie ohne Ende in diefen Flüffen, als in einem Labyrinthe, herum geirret 
a Raleigh zweifelt, od an einem Orte in der Welt eine felche Menge Gemäffer zu fin- 
R find, welche fo in einander und durd) einander fließen. Als er den Weg ‚ vermittelft des, 
an, Paffes und der Höhe der Sonne, gefunden zu haben glaubete: fo gieng er nur um eine 
* "ge kleiner Inſeln herum, welche insgeſammt mit fo hohen und ſo buſchichten Baͤumen 
— waren, daß ſie auf gleiche Art das Geſicht und die Schifffahrt verwirreten. Er 
für "te einen von biefen Flüffen ober Canälen Red.crof , das ift Rothkreuz, weil er da- 
Ele; Diele, es wäre vor ihm noch Fein Chriſt dahinein ‚gefahren. Daſelbſt entdeckete er ein 
N "es Canot, welches einige Indianer fuͤhrete, und die Galeaſſe Fam zu ihnen, bevor fie 
Ö in den Krümmen entziehen Eonnten. Andere Indianer, Die ſich am Ufer ſehen ließen, 
ſnen das Betragen der Englaͤnder zu beobachten; und da fie fein Zeichen der Gewalt: 
atigkeit ſahen, fo kamen fie bis an den Rand des Waſſers, und verlangeten zu handeln, 
1uldigh ließ fo gleich nach ihnen zu ſteuern. Unterdeſſen aber , daß er ihnen dasjenige an⸗ 
Nat? was fie verlanger hatten, traf fein indianifcher Lootsmann, der ſich ein wenig entfers 
atte, um bas Land Eennen zu lernen, einen Caciquean, welcher ihn umbringen wollte, weil 
Fremde in ihr Land gebracht Härte; und es koſtete ihm nicht wenig Mühe, fih noch durch 
le Flucht zu werten. Die Indianer, welche diefe Inſeln bewohnen, find die Linitiver, 
wovon man zweyerlen Arten unterfcheidet, die Ciausrier und die Uarauarier. 
Der Drinofo theiler fich bey feiner Mündung in fechzehn Arme. Neune laufen gegen Muͤndung 
Norden und fieben gegen Süden, Die legtern bilden anfehnliche Infeln. Von dem nord- dieſes Slufes: 
tichften Arme bis zu dem ſuͤdlichſten zaͤhlet Raleigh nicht weniger, als hundert Meilen. Die 
Mündung diefes Fluſſes uͤbertrifft alſo, ſchließt er, des Amazonenfluffes feine an Größe. 
Die Tinitiver Haben ihre Wohnungen in Denen Inſein, die durch dieſe Menge Arme ger 
Mache werden, Dieſe Indianer, welche in zwey Völker getheiler find, haben jedes feinen 
aciquen, welche beftändig mit einander im Kriege find. Im Sommer haben fie ihre Indianer, die 
Wohnungen auf der Erde; den Winter über aber wohnen fie auf Baͤumen, wo ihre Flei- a * 
hen Huͤtten, die mit wunderſamer Geſchicklichkeit angebracht ſind, ſie vor den großen Ueber⸗ vohnen· 
chwemmungen des Orinoko ſchuͤtzen, welcher vom May bis in den Herbſtmonat, ungefähr 
wanzig Fuß hoch über die Felder feige. Diefe Unbequemlichfeit erlauber ihnen gar nicht 
Mu fürn. Sie machen aus dem Marke des Palmbaumes Brodt, nebft welchem fie Fiſche, 
ögel, Wild und verfchiedene Früchte von ihren Bäumen eſſen. Die Cuparier und Ma 
reger, zwo Voͤlkerſchaften, welche die Ufer des Orinoko bewohnen, find wegen ihrer Ge⸗ 
hicklichkeit und Herzhaftigkeit nicht weniger berühmt. Vor der Spanier Ankunft füdreten 
® beitändig Krieg wider ihre Nachbarn: das gemeinfchaftliche Beſte aber vereinigte alle 
ieſe Voͤlker wider ihre gefaͤhrlichern Feinde. Raleigh wurde von einem ihrer Gebraͤuche 
ehe geruͤhret. Bey dem Tode ihrer Caciquen fangen fie die Trauer mit großem Wehkla- Sonderbares 
gen an: fie begraben aber ihre Leichname nicht, fondern laſſen fie verwefen ; und wenn das Merfmant 
: Ss 2 


2 Fleiſch 


— Reiſen und Entdeckungen 


Raleigh. Fleiſch ganz verweſet iſt, ſo nehmen ſie das Gerippe, welches ſie mit ſeinen koſtbarſten Kiel 
1595. nobien, mit Federn von verſchiedenen Farben an den Armen und. Beinen ſchmuͤcken u j 
der Ehrerbies 8 in feiner Hütte alfo aufgehangen, verwahren, Die Aruscger, welche das mil 
thungfür die Ufer des Orinoko bewohnen, verbrennen das Gerippe ihrer todten Anverwandten zu Pulvet- 
Todten. miſchen dieſe Aſche in ein Getraͤnk und verſchlingen fie alfo. n 
Großes Bette Als Raleigh die Ciauarier verließ: fo gerieth er in das große Bette des Orinoko, w 
des Drinofo. chen er hinauf gehen wollte, Mach einer viertägigen Schifffahrt aber ſtrandete er ged 
Abend an einem fo gefährlichen Orte, daß es nicht viel gefehlet hätte, fo wären fechzig Mann 
dafelbft verloren gegangen, indem man fich beftrebete, die Galeaſſe von ihrem Ballafte zu m 
leichteren. Nachdem man fie endlich wieder flote gemacht: fo fegete er feinen Lauf drey IX 
ge lang glücklicher fort; und den vierten ließ ihn fein indianifcher Lootsmann in einen groß 
ſen Fluß einlaufen, Amana genannt, deſſen Waſſer ohne den geringſten Umſchweif gal 
ruhig herunter zu kommen ſchien; der Lauf deſſelben aber war fo ſtark, daß man ihn m 
Schwierigkeit mit ſtarken Rudern hinauffahren konnte. Die Matrofen hatten die lebhafteſten Ermal” 
ihn hinauf zu nungen ihres Oberhaupfes nöthig, um eine fo beftändige Arbeit auszuhalten. Die HE 
fahren. mar überaus groß; und die Zweige der Bäume, welche die beyden Ufer befegeten , verurſe 
cheten den Ruderern eine andere Befchwerlichfeit. Diefe Hinderniß dauerte fo lang, bis® 
Lebensmittel anfingen zu mangeln, da es Raleighen fehr ſchwer fiel, feine Leute im 3a 
‚zu halten. Indeſſen ftellete er ihnen doc) vor, der Lootsmann verfpräche in wenig Tage 
eine leichtere Fahrt und überflüßigen Vorrath; es wäre nicht fo viel Gefahr dabey, ihre 
Schifffahrt fortzufesen ‚ als wieder umzukehren. Lieber diefes fehlete es an den Ufern 9 
Sluffes ja nicht an Srüchten, noch an Fiſchen und Wildpraͤte, ohne zu gedenken, daß DF 
Bluhmen und Pflanzen, womit die Felder bedecket wären, alle Berfprechungen des Lots⸗ 
mannes zu beſtaͤtigen ſchienen. 

Dieſer Indianer, auf deſſen Geſichte Raleigh oftmals Unruhe zu bemerken glaubettı 
flug ihm vor, die Canote zur Rechten in einen Fluß laufen zu laſſen, welcher fie eifigft 
nach einigen Wohnungen der Aruacaer bringen würde, wo man allerhand Erfriſchunge 
finden Fönnte, und die Galeaſſe vor Anker liegen zu laſſen, wobey er verficherte, man koͤnnte 


vor Abends wieder zurück feyn. Es war Mittag. Dieſe Eröffnung wurde fo gut au? 


genommen, daß Raleigh felbft die Führung der Canote beforgere, und nicht den gering“ 
ſten Vorrath von Lebensmitteln mit ſich nahm, in dem Vertrauen, der Beyftand koͤnme 


Wie ſich die nicht weit entfernet feyn. Indeſſen vermehrete fich Doch fein Misttauen ‚ Nachdem man dr) 
Engländer Le⸗ Stunden gerudert hatte, ohne einigen Anfchein von einer Wohnung zu feben, Man ru⸗ 
bensmittel Horte noch drey andere Stunden mit eben fo wenigem Erfolge; und das Mistrauen und de 
verſchaſfen. Argwohn wurden fo lebhaft, daß alle Engländer in den Canoten, welche fich verrachen I 

ſeyn glauberen, ſchon von Rache redeten. Endlich bemuͤhete ſich Raleigh, eg ihnen begrelf⸗ 
lich zu machen, daß die Beſtrafung eines Verraͤthers nichts in ihrem Zuftande verändert 
fondern ihn nur noch elender machete. Der Zorh und Hunger liefen fie nur das gegenwaͤt⸗ 


tige Uebel empfinden; als endlich ein Licht, welches fie wahrnahmen, und einiges Geraͤuſch 


welches fie zu hören glaubeten, fie zu gemaͤßigtern Empfindungen zuriick riefen. Es war in 
der That eine Wohnung der Aruacaer, wo fie indeffen nur erſt nach Mitternacht ankamen⸗ 
Sie fanden dafelbft wenig Leute, weil der Cacique des Fleckens nach der Mündung dest" 
noko mit einer großen Anzahl feiner Indianer gegangen war: die Cabanen aber waren M 
allerhand Vorrathe angefüllet, womit die Engländer ihre Canote beluden, Sie 


in Suͤdamerica. VI Buch. X Capitel. 325 


— er kehreten ohne Mühe zu ihrer Galeaſſe wieder zurück, Die Ufer bes Stuffes, dee Raleigh. 
Nnehmlichkeiten ihnen ihre Nord entzogen zu haben ſchien, kamen ihnen nunmehr recht 1595. 

i Merfam fhön vor, Sie entdecketen ein allerliebftes Thal, ungefähr zwanzig Meilen 
I und voller verſchiedenen Arten von Thieren. Das Wildprät war dafelbft nicht we⸗ 

Be überflüßig, und ber Fluß gab ihnen noch immer vortreffliche Fiſche. Sie hielten fich 
— vor dem Hunger in einer fo ſchoͤnen Gegend gefichert. Es fanden ſich aber un⸗ 
eure Schlangen darinnen. Ein junger Neger, welcher an eines von den Ufern ſchwim⸗ 

en wollte, wurde bey feiner Ankunft daſelbſt aufgefreffen. —* 

Un eben dem Tage ſahen die Engländer vier Canote zum Vorſcheine kommen, welche Sie treffen 
Fuß hinunter fuhren, in den fie eingelaufen waren. Raleigh ließ auf fie zu rudern. Wilde an. 
$ ei nahmen gegen Das Ufer zu die Flucht , wovon diejenigen, welche da ausftiegen, indie 
naht flohen; umd die beyden andern folgeten dem gaufe bes Waſſers fo ſchnell, daß es 
ah tar, ſie zu erreichen. Raleigh aber bemächtigte fich nicht nur der beyden erftern 
h Me und des Vorrarhes, welchen er barinnen fand, fondern ließ aud) die Flüchtigen aufs 
u M Man fing einige niche weit davon, Es waren Aruacaer, welche dreyen Spaniern, 

Net Welchen fich ein Golofiheider befand , und die glücklicher entronnen waren, zu Lootſen 
Wenet Hatten, Raleigh ſetzete vergebens einen Theil feiner $eute ans Sand, Ihren Spuh⸗ 
ju folgen, Gr behielt aber einen von den Lootſen bey ſich, deſſen Einficht und Treue ihm 

DE nügtich wurden. Unter vielen Nachrichten lernete er auch von ihm diejenigen verſchie·ö 
gan Dexter kennen, wohin die Spanier kaͤmen, Gold zu ſuchen. Es dienete ihm — el 
, "weil die Ueberſchwemmung ihm nicht erlaubere, einen Verſuch zu machen. Er ae 
he hete auch nicht einmal feinen Leuten etwas davon, aus Furt, der Berdruß darüber, daß nichtzu Nuse 
ke es ſo ſchone Gelegenhelt, ſich zu bereichern, müßten aus den Händen gehen laffen, möh- macyen. 

N dren Muth ganz erfälten. Die Waffer wuchſen fo ſchnell, und mit folcher Heftigkeit in 

fer Landſchaft an, Lob Me en Abend Mannes hoch am denen Dertern find, wo man ben 

dorgen faft ganz frocfen gieng; und diefe Austretungen find allen denen Fluͤſſen, die in 
den Srinofo fallen, fehr gemein, 

Der Aruaca, welchen Raleigb zum Lootsmanne Behalten hatte, ſchien zu befürchten, er Raleighs 
Möchte das Schickfal haben , lebendig gefreffen zu werden. „Denn dieſe Vorſtellung, fager Weisheit fie. _ 
Raleigh, macheren die Spanier allen diefen Völfern von meiner Nation. Er kam aber zu lenken. 
„bald aus feinem Irrthume, wie alle die andern Indianer, mit denen wir zu thun hatten, 

»da er nur erſt unfere Gemuͤthsart, und unfere Gebräuche hatte Fennen gelernet. Die 
»Birfung diefes Betruges fiel auf unfere Feinde zurück‘, deren Ungerechtigfeiten und Ge⸗ 
Waltthaͤtigkeiten unfere Seutfeligfeit ihn mehr, als einmal, empfinden ließ. Keiner von mei» 

Men uten ruhrete jemals die Weibesperfonen des Landes nur mit einem Finger an. Was 

De Waaren und Lebensmittel anbetraf , fo nahm man nichts davon, wofern man nicht die⸗ 
> Migen vergnüge hatte, die fie brachten. Kurz, damit ich mir nichts vorzumerfen hätte, ſo 
derlleß ich niemals einen Wohnplatz, ohne die Indianer vorher zu befragen , ob fie einige 

Klage wider meine Seute au führen hätten. ch befriedigte fie vor meiner Abreife, und 

Veeß den Strafbaren züchtigen. - So gar die beyden Canote, melche ich den Aruacaern weg⸗ 

genommen Hatte, wurden ihnen wieder gegeben ; und der Leotsmann wurde nicht anders 

»witgenommen ‚ als nachdem er freywillig eingewilliget hatte, mir zu folgen, Die Spa: 

Mer Hatten ihm den Namen Martin gegeben. 


den 


© 3 Unter 


26 Reifen und Entdeckungen 


Raleigh. Unter ſeiner Fuͤhrung ſetzeten die Englaͤnder ihren Weg fort. Sie ruderten vierzed! 
1395. Tage lang, in weicher Zeit fie feiner andern Gefahr, als von Sandbaͤnken, ausgeſchet 
von, im Öefichte des Orinofo fort. Raleigh giebt vielen Fluͤſſen Feine Namen, in welche! 
hintereinander eingelaufen, und hält auch Feine beſſere Rechnung von den Höhen, And 
Drte aber, wo er ſich ige vorftelle, war er gegen Often yon der Landſchaft Carap⸗ 
welche die Spanier damals inne hatten. Die Indianer aus den dreyen Canoten, wel i 
er zu feinem Gluͤcke angetroffen hatte, Famen zu ihm ohne Furcht binan, nachdem fie * 
kannt hatten, daß er nicht von dieſer verhaßten Nation war; und da fie ihn An 
werfen fahen, fo verfprachen fie ihm, fie wollten morgen mit ihrem Cacique wiederkommen 
Es fanden fich an diefem Oete eine unendliche Menge Schildkröteneyer, welche eine feht # 
genehme Erfrifchung für die Engländer waren, Den folgenden Tag fahen fie den Caciq 
Caeique von Wovon man ihnen gefaget hatte, mit einem Gefolge von vierzig Indianern anfommen. 
Toparimaca. Flecken , welcher nicht weit davon war, hieß Toparimaca. Er brachte den England 
verfchiedene Arten von Vorrathe, wofür fie ihn fpanifchen Wein trinken ließen, defien 
ſchmack er nicht aufhörete zu bewundern. Da ihn Kaleigh um einen Furzen und 15 
Weg nad) Guiana befraget hatte: fo erboth er fich gegen die Engländer, er wollte fie N 
feinem Flecken führen mit dem Verfprechen, ihnen einen Beyſtand zu geben, welchen kB 
Gluͤck nur für fie aufgehoben hätte. Bey ihrer Ankunft daſelbſt ließ er ihnen ein fo ftal 
Getränk reichen, daß fie faft alle davon beraufchee wurden. Es wird aus americanifehe! 
Pfeffer, faget Raleigh, und aus dem Safte vieler Kräuter gemacht, den man in großen I 
fäßen fich abElären und hell werden läßt, Der Cacique und die Indianer beraufcheren fich auch 
Sie bekom⸗ Nach dieſem Feſte ließ der Cacique den geruͤhmten Beyſtand vor den Englaͤndern 
men einen gu⸗ ſcheinen. Es war ein ſehr alter Indianer, von dem fie fich eben feine große Meynung med 
een Fuͤhrer. ſeiner Geſtalt macheten, der aber alle Theile des Drinofo vollkommen Fannee ‚und ohne f 
chen fie fich in der That vor denen Sandbänfen, Felfen und Inſelchen, die man ohne U 
terlaß antrifft, nicht würden zu fichern gewußt haben. Raleigh nahm ihn als ein Gerät 
bes Himmels an. - 
. Gleich den folgenden Tag erfuhren die Engländer die Geſchicklichkeit diefes neuen sit 
vers, da er ihnen den Kath gab, fich eines Oſtwindes zu Nutze zu machen, melcher fie ? 
Lauf des Ori⸗ Mühe des Ruderns überhob. Der Drinoko ift, nach Raleighs Anzeige, ziemlich sn 
nofo. Oſt und Welt, von feiner Mündung an, bis an die Gegenden feines Urfprunges, | 
Engländer hätten, da fie feinem Laufe von Toparimaca folgeten, an vielen Dertern in PF 
payan und Meugrenada Eommen können. Den erften Tag über folgeten fie einem —T 
des Fluſſes, Namens Juana, der auch ſehr groß, und an eben der Seite von dem 


durch einen andern Arm abgeſondert iſt, welcher Arrarropana hieß. Alle dieſe Brio 


find für große Schiffe ſchiffbar; und der Drinofo, wenn man die Juſeln mic dazu mm! 
ift an dieſem Drte wenigftens dreyßig Seemeilen breit. Leber Aſſapana, ein wenig? e 
ter gegen Weiten findet man einen andern Fluß, Namens Arops , welcher fid von M . 
den in den Drinofo ergießt. Die Engländer iegeten fich jenfeits deffelben, und an eben a 
Seite, bey einer Inſel, Namens Occaueta, ſechs Meilen lang und zwo breit ‚vor up 
Raleigh fegete hier am das Ufer des Fluſſes zween Indianer von Guiana aus, die er 9 
ſeinem neuen Lootsmanne zu Toparimaca genommen hatte, mit dem Befehle, fie ſollten * 
aus gehen, und feine Ankunft dem Cacique von Putimac, einem Baſalien des TO f 
Hari, anmelden, welcher dem Morquito in der Landſchaft Arromaja gefolger war- aber 





F 


in Suͤdamerica. VI Buch. X Capitel. 327 | 
an Raleigh. 


1595- 


“ Putima ziemlich weit davon lag: fo war es dieſen beyden Indianern unmöglich, 
dem Tage wieder zurück zu kommen; und die Galeafje war genöthiget , den Abend bey 
den tapayma ‚ einer andern Inſel von eben der Größe, wie die vorige, vor Anker zu le⸗ 
* Dieſem Eylande gegen über zeiget die Kuͤſte des Fluſſes ein großes Gebirge, melches 
I Vpa Heiße, Die Engländer mochten fich gern bey den Inſeln vor Anker legen, weil 
8; dafelbft yiele Schilökröteneyer fanden, und man viel bequemer fifchen fann, als an der 
jeni °, wo die Felſen nicht erlaubeten, das Segegarn auszumerfen. Die meiften von den⸗ 
5 die den Fluß beſetzen, ſind von blaͤulicher Farbe, und ſcheinen Eiſen zu enthalten, 
Alle die Steine , die auf den benachbarten Gebirgen gefunden werden. 
R en Morgen des folgenden Tages, führt Raleigh fort, gieng unfer Sauf gerabe nach —— 2 
hs S mit weniger Mühe dem Strome zu widerſtehen. Das fand öffnete fich an bey: vor Engländer, 
kein een, und die Ufer waren von einem fehr lebhaften Rothe. Ich ſchickete einige Leu— 
anoten ab, das Land zu verkundſchaften. Sie berichteten mir, fie hätten in der ganz 
gef; trecke, fo weit fie ſehen koͤnnen, und auch von den höchften Bäumen ‚auf welche fie 
— um ſich umzuſchauen, nur Ebenen entdecket, ohne die geringſte Anſcheinung von 
Hoͤhe. „Mein Lootsmann von Toparimaca ſagete, dieſe ſchoͤnen Gefilde hießen die 
Aupenen Saymas; ſie erſtrecketen fich bis an Das Sand Cumana, und der Carracaer, BER 
* wuͤrden von vier mächtigen Voͤlkerſchaften bewohnet, den Saymaern, den Aſſa⸗ 
al⸗ ern, den Arorsern und den Wikiriern, welche den Hernando ven Serpa ſchlugen, 
ie von Eumana nach dem Drinofo mit dreyhundert Pferden Fam, Guiana zu erobern, 
Ins Aroraer haben eine fat eben fo ſchwarze Haut, als Die Negern. Sie ſind handfeſt 
Con ſonderbarer Tapferkeit. Das Gift ihrer Pfeile iſt fo ſubtil, daß ich mich auf die 
—— meiner Indianer mit ben beſten Gegengiften verſah, um meine Leute Davor zu 
»en — Außer dem daß es beftändig toͤdtlich iſt, verurſachet es abſcheuliche Schmer- 
aus und ſtuͤrzet die Verwundeten in eine Art von Raſerey. Die Eingeweide geben ihnen 
dem Seibe; fie werben ſchwarz/ und der Geftanf, den fie ausduͤnſten, ift unerträglich, 
N — verwundert ſich ſehr, daß die Spanier, denen die vergifteten Pfeile dieſer Wil: Schroterigkeit 
© Khaplich geweſen, niemals ein Zutſs mictel wider ihre Wunden erfunden haben, Die oches zu ber 
he faget er , wiffen auch wirklich ſelbſt Feines damider; und wenn fievon einem Pfei- ben- 
verwundet worden, fo laufen fie zu Ihren Pfaffen, die ihnen ftatt der Aerzte dienen, und 
EN großes Geheimniß aus denen Hilfsmitteln machen , die fie anwenden. Das ordentliche 
egengift der Indianer iſt der Saft von einer Wurzel Tuͤpara genannt, welche aud) al. 
£ ni Sand Sieber hebt, und die innerlichen Blutfluͤſſe ſtillet. Raleiah vernahm vom Berteo, 
ten einige Spanier ben Rnoblauchsfaft mit gutem Erfolge gebrauchet, Bey den über- 
k fubtiten Giften aber, als der Aroraer ihres, väth er, nicht zu frinfen;, weil alles, was 
king biges hinunter ſchlucket, nur zur Fortpflanzung des Giftes dienetz und wenn malt 
E ra bald darnach, wenn man verwundet worden, der Tod alsdann unver= 
» ift, 


Say: 


Subtiles Gift. 


meidlich 
Gehirge Ar⸗ 


en dritten Tag nach ihrer Schifffahrt legeten die Engländer an den linken Ufer des Ge 
vami und His, 


Flu — * 
* zwiſchen zweyen Gebirgen, wovon das eine Arvami und das andere Ai heißt, 
einer "ter, Nachdem fie ſich bis um Mitternacht daſelbſt aufgehalten : fo giengen fie vor 
H — Inſel, Manoripano genannt, vorbey, von welcher ihnen ein mit einigen 
ben nern vefegeres Canot folgere, welche fie einluden, fich in ihren Wohnungen aussurus 
* Da fie aber ſolches höflich. ausgeſchlagen; fo Famen fir den fünften Tag in die kand- 
| ſchaft 


328 Reifen und Entdeckungen 


Raleigh. ſchaft Aromaja, wo fie ſich gegen Weſten von einer Inſel, Namens Muͤrrecoermo, ne 
195 che zehn Meilen lang, und fünf Meilen breit ift, vor Anker legeten. Den andern Mord 
kamen fie nach dem Hafen Morquito, wo fie fich aufzuhalten entfchloffen waren, um ne 

Alter Caeique Vorrath einzunehmen, Einer von ihren Indianern wurde an den Cacique Tapiauari 
Tapiauari. ſchickt, welcher den folgenden Tag Fam, fie in feinem Hafen zu bewillfommen. Es 7 

ein Greis von hundert und zehn Jahren, und noch ſo ſtark, daß er vierzehn Meilen zuß 
fe gekommen war, feine Gaͤſte zu fehen, und noch an eben dem Tage nach feinem gied —9 
wieder zuruͤck kehrete. Die Erfriſchungen, die er ihnen brachte, waren eine große Meng 
Wildprät, Wurzeln ımd Früchte, | 0 

Nachrichten, Raleigh that verſchiedene Fragen an diefen alten Cacique, wegen des Todes fell , 
die er Jalei- Moffen, und den Unternehmungen der Spanier. „Sch meldete ihm, faget er, von was fuͤt 
ghen giebt. ner Ration ich wäre, und daß ich die Abſicht hätte, die Sudianer von der Tyranney der 

„nier zu befreyen. Darauf redete ich von Guiana mit ihm, und bath ihn, mir einige dr 
„teifungen zu geben, wie man dahin kommen fönnte. Er antworte mir, das Sand, M 
„ich wäre, und alles, was den Fluß bis an die Provinz Emeric befegete, Tarapanı M 
„darunter begriffen, machete einen Theil von Guiana aus; überhaupt hießen die V 
„ſchaften aller dieſer Sander Orinoccoponi, weil fie an den Orinoko ſtleßen; diejeni 
„welche ʒwiſchen dieſem Fluſſe und den Gebirgen Wacarimar wohneten, wären mit untl 
„diefem Namen begriffen: und auf der andern Seite diefer Gebirge wäre ein großes ze 
„Amariocopana genannt, welches auch von alten Völkern aus Guiana bewohner mit" 
„Ich fragete ihn, wer denn diejenigen wären, welche jenfeits diefes Thales hinter ven 

Anfunft eines birgen wohneten, die es an diefer Seite begränzeten? Er fagete mir darauf mit Seuff 
neuen Volkes os wäre in feiner Jugend und bey Lebzeiten feines Vaters, welcher fehr ale geftorben, &' 
RINEHHNGUN: „unzähliges Volk, welches große Roͤcke und rothe Mügen trüge, aus denen Oertern, 

„die Sonne untergienge, in Diefes große Thal von Guiana gekommen; es beftünde aus of! 
„Nationen, die Örejonen und Eporemerioer genannt; nachdem die alten Einwoh 
„des Landes verjaget worden, fo hätten fie ſich ihrer $änder bis an den Fluß der 
„birge bemächtiger, der Irauaquarier und Caſſipagotoer ihre ausgenommen ; fein" 
„tefter Sohn, welcher nachher in der Folge des Krieges erwählet worden, den Rauagn 
„riern Huͤlfe zuzuführen, wäre mic allen feinen Leuten in einem Treffen wider die unrech 
„mäßigen Befignehmer umgefommen ; und er hätte nur noch einen Sohn, Er ſetzete pi 
„zuu, die Eporemerioer hätten an dem Fuße des Gebirges bey dem Eingange in das TI" 
„eine große Stadt gebauet, deren Gebäude febr hoch wären; der Kaifer diefer beyden frei 
„den Völkerfhaften ließe die Wege beftändig durch zahlreiche Truppen bewachen, welh 
„lange Zeit nicht aufgehoͤret hätten, ihre Nachbarn zu verheeren und zu plündern. ‚Qt 
„dem aber die Spanier ſich ihres Landes zu bemächtigen fucheten ; fo wäre der Friebe un 

„ben Indianern gemacht worden, welche alle zufammen darinnen übereinftimmeren , daß IF 
„ſolche als ihre ärgften Todfeinde anfähen ,, r). | \ 

Die Engläns Raleigh, welcher mit dem alten Cacique fehr zufrieden war, Bey dem er nur Weis? 
‚der fommen und Ehre angetoffen, fuhr den Fluß gerade gegen Welten weiter hinauf, und legete ® 
— SUB Abend bey einer Jnſel, Namens Catuma, deren Sänge fünf oder feche Meilen ift, vor At 

i Den andern Morgen, zu Ende des Tages, traf er die Mündung des Fluſſes Caroli an. a 


Raleigh ſetzet diefes Land zwiſchen den vierten und fünften Grad Norderbreite. 


in Suͤdamerica. VI Buch; x Capitel. 329 


Nr nf machet si y Wootoich , einen fo betraͤchel— 
ohne fo breit zu fern, als die Themfe bey Woolwich, einen fo befra 

e Varferfalt, = ir nicht — dem Hafen Morquito an das Geraͤuſch deſſelben ges 

Be hatten, fondern auch durch die Heftigkeit des Waffers zurück gehalten wurden und 

übe Hatten, hinan zu kommen. Nachdem fie alle ihre Ruder angewandt, welches 

he och in einer Zeit von einer Stunde nicht einen Steinwurf weit fortruͤcken ließ: foergriffen 

die arten, fich bey einem Fluſſe vor Anker zu legen, und einen Jirdlaner an den Caci⸗ 


F des Landes zu ſchicken, um ihm zu melden, daß fie geſchworene 


Feinde der Spanier 
ten, 


An diefem Orte hatte Morquito ihrer zehen hinrichten laſſen. Der Cacique, Na: 
snuretong, Fam mit einer großen Anzahl feiner Leute bis an das Lifer des Fluß 
rachte den Engländern reichliche Erfrifchungen. Raleigh wiederhohtefe es ihm, 
gen Oo Fommen, die Spanier zu befriegen, und befam von ihm neuen Unterricht we⸗ 
ana. 
Di 
LKpor 
Vie ge 


fes 
eb 


Indianer des Fluffes Caroli haben einen gleichen Haß gegen die Spanier und 
emeriver, Ihr Sand ift reich an Golde. Raleigh vernahm von dem Cacique, 
“ "der würden gegen die Duelle des Fluffes von drey mächtigen Völferfchaften bene h⸗ 
Ca Welche die Caflipaggatoer, Die Eparagotoer und bie Arauragotoer hießen; der 
Pr fomme aus einem großen See; alle Bölfer des Landes würden ſich gern zu bene.N 
R agen welche fie von den Spaniern befreyen wollten; endlich wenn er über die Gebirge 
na gegangen wäre, fo würde er viel Gold und Edelgeſteine finden. Einer von den 
ifchen Dffieieren, den er mit dem Berreo gefangen genommen hatte, ruͤhmete ſich, 
h feinen Reifen ein ſehr veichhaltiges Silberbergwerk nicht weit von dem Fluſſe entdecket 
ben der Orinoko und alle benachbarte Fluͤſſe aber waren um fünf Fuß hoch ange 
ſen, ohne der Schwierigkeiten zu gedenken, den Earoli- Fluß hinauf zu fahren. Ras 
Ri ſchickete nur einige von ‚feinen Leuten zu Sande nach einem Flecken, Annatapoi ge⸗ 
w Int, ber zwanzig Meilen weit davon. entfernet war. Sie fanden dafelbft Führer, die fie 
"ter in eine geoße Stade brachten, weiche Capurepana hieß und an dem Fuße der Gebirge 
Unter der Herrſchaft eines Cacique Ing, welcher ein naher Anverwandter des Topiauri 
war ¶ Indeſſen wurde doc) dem Hauptmanne Whidon aufgetragen, mit einigen Solda- 
ten dem Ufer des Fluſſes fo viel moͤglich nachzugehen and Acht zu haben, ob fich einiger 
thein von einem Bergwerke faͤnde. eh ”, 


die be 


Roleigh. 
1395. 


Warum fiede 
ſtill liegen * 
muͤſſen. 


Verſchiedene 
Voͤlkerſchaf _ 
ten an dieſem 


Fluſſe. 


Zu gleicher Zeit ſtieg Raleigh in Begleitung der Hauptleute Gifford und Calfield auf Raleighs Be: 
nachbarten — a da er den ganzen Fluß Caroli entdeckete, welcher fih zwanzig obachtungen 


. i I wegen des 
eilen von Orindko in Drey Arme theilete, Er bemerkete zehn oder zwölf Sprünge die: ae 


5 Sluffes; und alle zufammen von einer ſo großen Kühe, daß die Waſſertheilchen, die in 
Rem Falle yon einander gefondert wurden, gleichfam eine Dampfwolke macheten, "Als er 
fi darauf den Thälern genähert haster fo bemunderte er das ſchoͤnſte Land, welches er jes 
Als gefehen Hatte, Das Gras iſt daſelbſt alferliebft grün, der Boden iftfeft, das Wildpraͤt 
* berfluffe; und die Vögel, Deren Anzahl und MRannichfaltigkeit unendlich find, machen 
Melbft das angenehmfte Concert. „Wir bemerferen, faget Raleigh, in den Steinen 
»Gold. und Silberfäden. Da wir aber nur unſere Hände und unſere Degen hatten: fo 
onnten wir dje Natur derfelben nicht vollkommen ergründen. Indeſſen nahmen wir 
»doch einige davon mit, die ic) nachher unterfuchen fieß, Ein Spanier von Caracas nann⸗ 
mir fie in feiner Sprache Madre del oro oder Goldmutter, und verficherte mich, es 
muͤßte fich eine Goldoda darunter finden, Man wird mic) nicht in dem. Berdachte hal⸗ 
Allgem, Reifebefchr, XVIBANd, Tt „ten, 


Landes. 


Raleigh. 
1595 · 


Ungeheure 
Voͤlkerſchaft. 


 „befanne waren /), zu Zeugen an, 


930 Reifen und Entdeckungen | 


„ten, als ob ich durch falfche Einbildungen mich felbft betrogen, oder mein Vaterland be 
„trügen wollte. Was für ein Bewegungsgeund würde mich haben antreiben können, ein 
„ſo beſchwerliche Reife zu thun, wenn ich nicht verfichert geweſen, es fände fich fein sa 
„unter ber Sonne fo veich an Golde, als Guiana? Whidon und Milechap, W 
„Wundarjt, brachten mir als eine Frucht ihrer Nachforfhungen einige Steine, die I 
„Sapphire fehr gleich waren. Ich zeigete fie verfehiedenen Örinoccoponiern, melde 
„ein Gebirge rühmeren, wo ſich dergleichen im Meberfluffe fanden. Ich weis deren IH 
„eur und Werth nicht: ich kann aber nur eine hohe Meynung davon haben; und ich 
„venigftens verfihert, Daß diefe Gegend denjenigen gleicht, aus welchen man die Fol 
„ften Steine hohlet, und daß fie beynahe in eben der Hoͤhe ift. ,, 

Zuur linfen des Fluffes -findet man bie Irauaquarier, unverföhnliche Seinde 
Eporemerioer. Der See, woraus er entfpringe, heiße Caſſipa. Er ift fo groß, ® 
man faum in einem Tage mic einem Canote hinüber gehen kann. Es fallen viele Früfte hit 
ein; und ber Sand, welchen man den Sommer über darinnen findet, ift gemeiniglich MI! 
Golöförnern vermiſchet. Jenſeits des Caroli trifft man den Fluß Arvi an, welcher (ängl 
dem See gegen Weften hingeht, und fich auch in den Drinofo ergießt. Diefe boden dl | 
bilden zroifchen fich eine Art von Inſei, deren Fruchtbarkeit und Annehmlichfeie R nf 
ruͤhmet. Er fheint aber bier ſehr verlegen zu feyn ‚ dasjenige, was er nur auf das Zeug 
eines andern weis, allhier anzuführen, und wovon er gleichwohl gefteht, daß er nicht denge 
tingften Zweifel deswegen hege. „Der Fluß Arvi, faget er, bat noch zween andere zi 
„lich nahe bey ſich, welche Atoica und Caora heißen. An den Ufern des zweyten findd 
„man eine Bölferfchaft von Indianern, welche den Kopf mit den Schultern ganz aus d 
„nem Stüde haben, welches misgeburtsmäßig ausfehen muß, und welches ich dennoch) fir 
„gewiß glaube s). Dieſe außerordentlichen Indianer heißen die Fuaipanomaer, MM 
„giebt vor, fie hätten die Augen auf ihren Schultern, den Mund in der Druft, und 
„Haare auf dem Rüden. Der Sohn des Topiauari, welchen ich mit nach Ei 
„land nahm, verficherte mich, es fen die fürchterlichfte Wölkerfchaft diefer Gegend, und‘ 
„re Waffen, welche Bogen und Pfeile find, haben dreymal die Größe von der Orinoe 
„ponier ihren. Mein Indianer, welcher nicht völlig auf einmal von feiner Erzähl 
„überzeuget worden, betheuerte es mir, es hätten die Irauaquarier vor Furzem eines 
„biefen Misgeburten gefangen genommen, und fie wäre von dem ganzen Sande Arom 
»gefehen worden. Raleigh feget hinzu, wenn er alle diefe Umftände vor feiner Abreife 
„fahren hätte, fo würde er auch Das Unmögliche verfucher haben, einen von diefen ſeltſe 
„Indianern zu entführen, und mit nach Europa zu bringen. Als er wieder an die Kult 
„bon Eumana zurüc gefommen war: fo fragete ihn ein Spanier, ein vernünftiger und 
„erfahrener Mann, da er vernahin, daß er in Guiana bis an den Fluß Caroli gefomme! 
„wäre, ob er Euaipanomaer angetroffen haͤtte, und verſicherte ihn, er hätte viele von? 
„fen Ohnkoͤpfen gefehen. Raleigh ruft Hierüher Kaufleute, die in der ganzen Stade Sonde 


Der 


) Man hat ſich nicht enthalten koͤnnen, dieſe ten man vorausſetzet, daß diefe Biiterfcuft 
Erzählung aus ‚einem folchen Reiſebeſchreiber, als Gewohnheit, hat, ihren Rindern einen fehr — 
der Ritter Raleigh iſt, anzuführen: es wird aber Hals zu machen, indem fie eben fo etwas thi 


ein Theil von diefem Wunderbaren verſchwinden, als was andere Völker in America zu thun ee 


in Suͤdamerica. Vl Buch. X Copitd. 331 


Der Caſnero ift ein vierter Fluß, welcher in den Orinoko, oberhalb Caroli gegen 
alen, aber yon der Seite von Imapeis, fällt. Seine Größe übertrifft der größten 
6, "in Europa ihre. Er nimmt feinen Urfprung gegen Mittag von Guiana in denen 
ſergen welche dieſes Land von den Ländern des Amazonenfluffes abfondern, Die Eng⸗ 
} der wuͤrden folchen hinaufgefahren ſeyn, wenn die Annäherung des Winters fie nicht in 
IN E gefeßer, fie möchten dafelbft ihren Untergang finden; nicht weil der Winter dieſen 
Ken eigentlich in einem Sande verdienet, wo die Bäume beftändig mit Blättern und 

Nhten verfehen find; fondern weil er von gewaltigen Regen vergeſellſchaftet wird, welche 
und liche Ueberſchwemmungen verurfächen. Alle Gefilde werden unter Waſſer gefeget; 
I der Donner ift dabey fo erfihrecklich, daß er der Marur ihren Untergang zu drohen 

fing, Raleigh hat bey feiner Rückkehr eine traurige Erfahrung davon gehabt, 

An der Rordſeite ift dev Cari der erfte Fluß, der In den Orinoko fälle, und man trifft 
ve oMaufgepen diefen großen Fluß an. Darauf findet man den Fluß Limo, Die del: 
Einen m pen werben bon ben Auacariern, einer Art von Cannibalen, bewohnet, welche 
vi Markt halten, wo fie für Aexte ihre Weiber und Töchter ihren Nachbarn ‚verkaufen, 
"fie Wieder an die Spanfer verhandeln, Gegen Weſten von dem Fluffe Limo findet 
man den Fluß Pao; darauf den Cauti, hernach den Vocari und den Capuri, welcher 
Y dem Fluſſe era fommt, Durch welchen Berreo von Neugrenada gefommen war. 

Ne andfhaft Amapaia ift gegen Weften von dem Capri; und da hat das Waſſer, 
ere⸗ den Winter daſelbſt mit feinen Leuten zugebracht, eine große Anzahl derfelben 
Berichte. Ueber Amapala, wenn man nach Neugrenada zugeht, fallen der Pato und 
—— in den Meta. Gegen Weſten von dieſen Fluͤſſen hat man die Laͤnder der 


B,. quen und der Catuploer und bie Fluͤſſe Hera, Dauney und Ibarra. An den 
RRuaͤnʒen yon A ndet man die Sandfchaften Tomebamba und Caxamalca, und wenn 
Man nad) Quito 


und Popayan zu egen Morden von Peru, die Flüffe Guayara 
und Guayacuͤro. E eh Popayan —— den Pampamena oder 
Syanano an, welcher von dem Amazonenfluſſe herunter koͤmmt, durch das Sand der 
Moteyonen hindurch geht, wo Pedro d° Hrfua das Unglück hatte, umzufommen. Zivi- 
Khen dem Dauney und Beta iſt die große Inſel Baraquan. Der Orinofo iſt unter 
dieſem Namen jenfeis des Beta unbekannt; er heiße daſelbſt Athuͤle; und weiter bin wird 
er von großen Waſſerfaͤllen unterbrochen, die den Schiffen nicht erlauben, darauf zu fahr 
tm. Kaleigh, dem man in diefer Befhreibung Wort. für Wort folget, verfichert, die 
Schifffahrt fer, auf diefem Fluſſe für diejenigen Fahrzeuge, die er Laſtſchiffe nennet, unge: 
hr raufend englifche Meilen weit, und für Canote zweymal fo weit ſicher und frey; ſein 
aſſer führe emweder Durch) ſich felbft oder Durch die Fluͤſſe, die hineinfallen, nach Popa— 
van, nach Neugrenada und Peru; durch andere Fluͤffe konne man ſich in die neuen Staa- 
{en der Hncae, welche von den peruaniſchen, wie ex beftändig faget, Herfommen, zu den 
Mapaisern und Annabaern begeben; endlich fo naͤhmen auch) einige von denen Fluͤſſen, 
man die Aerme des Orinoko nennen koͤnne, ihren uͤrſprung in denen Thaͤlern, welche 

Auiana Yon den oftlichen Provinzen von Peru abfondern, 
Ita Da 


— Rindern den Kopf mit beſtaͤndig darauf dachte Haben, daß fie die Sache ein wenig übers 


{en und zufammen fattma: trieben 
ammengezogenen Brettern P er 
Shi Ueber diefes Fan man die Indianer aus Die Herren Moncheron. 
ANA und die Spanier aus Cumana in dem Ver: : 


Raleigh. 
1595. 


Flug Caſners. 


Verſchiedene 
luͤſſe. 


Der Drinofe 
verändert ſei⸗ 
nen Namen. 


> Reife und Entdeckungen 


Raleigh. Da die Gewaͤſſer von Tage zu Tage immer mehr und mehr austraten: ſo machen 
1595 tauſend Gefaͤhrlichkeiten, wovon die Engländer bedrohet zu werden glaubeten, daß Ne Ar 
ee Rückkehr wuͤnſcheten. Raleigh widerſtund ihrem Anhalten auch nicht. Er harte gi iv 
um- die Eng he Kenntniffe erlanger, Die Ueberſchwemmungen aber ließen ihm Feine Hoffnung, 
länder nad Früchte davon zu fammeln. Ueber dieſes waren feine Seute ohne Kleidungen; und. 4 
Dften zurůck Kleider, die fie noch hatten, wurden ihnen wohl zehnmal des Tages vom Regen dur = 
gehen. Het. Sie Hatten ſo gar nicht einmal Zeit, ſolche zu troknen. Cr entfchloß fich alſo, 9J 
der nach Oſten zuruͤck zu gehen, in der Abſicht, alle Theile des Fluſſes beſſer kennen zu 
nen; welches eine wichtige Beobachtung war, die er verabſaͤumet zu haben, ſich vorwarf M 
Raleigh beſu⸗ Als er die Mündung des Caroli verließ, fo legete ev den erſten Tag an dem Sal 
— Morquito vor Anker, welchen er als einen ſichern Aufenthalt anſah, dem er trauen purjlt 
Dell er auf die Gemuͤthsart des Topiauari ein Vertrauen gefeger hatte. Diefer alte 
cique, dem er feine Ankunft melven ließ, eilete, ihn zu befuchen, und hatte einen’ groß 
Borrath von tebensmitteln bey fih. Mach fehr zärtlichen Liebkoſungen ließ Raleigh, m 
cher ein Eleines Sager auf einer Anhöhe an dem Ufer des Sluffes gefchlagen, jedermantl 
feinem Zelte hinausgehen, um fich mit diefem weifen Alten allein zu unterreden, M 
muß ſich aber doch gleichwohl vorftellen, daß diefe Unterredung nicht ohne einen Del, 
fher geſchehen. Man muß Erklärungen von folcher Wichtigkeit aus dem Munde! 
Verfaffers felbft. vernehmen. — — Mr 
Seine Unter Ich fagere anfänglich zu ihm: da ich wüßte, daß er einen gleichen Haß gegen 
vedung mit Spanier und gegen die Eporemerioer hätte, fo erwartere ic von ihm, daß er mir ! 
ihm. Weg nach der Faiferlihen Stadt der Yncae melden würde. Er antwortete mir; er part 
fich nicht vorgeftellet, daß mein Vorfag wäre, Diefen Weg zu nehmen, nicht allein, rl 
ihn die Jahreszeit mir nicht erlaubete, fondern auch noch vielmehr, weil er — 
ich zu einer fo gefährlichen Unternehmung nicht $eute genug hätte; wenn ih aber ja da 
beftünde, es mit fo weniger Macht zu verſuchen, fo verficherte er, ich würde meinen Anl 
gang dabey finden; die Macht des Kaifers von YYJanoa £) wäre furchtbar, un 
noch dreymal fo viel Leute, als ich hätte, würden nicht zureichen, ihm Unruhe zu gerunft 
chen. Er feßete hinzu, ich dürfte mir niemals die Hoffnung machen, daß ich in Guicn 
ohne den Beyſtand der Feinde dieſes großen Staates würde dringen Fönnen, ich m 
nun Beyſtand an $euten von ihnen nehmen, oder Erfrifchungen und Vorrath an sehe 
mitteln von ihnen befommen, welchen die Sänge des Weges und die übermäßige Hige 4 
gleiche Art nöthig macheren: dreyhundert Spanier, welche eben dergleichen unternomm 
hätten, wären in dem Thale Macchreguary geblieben, ohne daß ihre Feinde weitet © 
was gethan, als daß fie diefelben von allen Seiten bevennet und das Gras in Brand gell? 
efet, da denn der Rauch und die Flamme fie erſticket hätten, Von bier, fuhr er fort, f 
nee man bis nach Maccuͤrequary vier große Tagereifen. „Die Völker dieſes Thales in? 
„die erften Indianer von den Gränzen der Drcaez fie find ihre Unterthanen; und de 
„Stade iſt überaus reich. Alle Einwohner tragen Kleider. Mon Maccüreguary kom, 
” 
2 Manfieht, daß in Raleighs Einbildung nicht Frlästerung geblieben? Wir hören nicht auf 9 
allein die Wanderung der Yncae fondehn auch das Da: fere Pofer zu dev Neffe des Herrn de la Condamine P 
feyn der Stade Manon noch immer als ausgemacht dem Amazonenfluffe zu verweifen, 
gewiß iſt. Wie ſind doch Sachen von der Art ohne AR 


in Suͤdamerica. VI Buch. X Capitel. 333 


nAlfe die Goldplatten, die man bey den Indianern an der Küfte ſieht; zu Maccuͤreguary Raleigh. 
erden fie gemacht, Weiter bin aber ift die Arbeit noch unvergleichlich fehöner, Man 595: 
Macher dafelbft Bilder von Menfchen und Thieren aus Gold. Y 
* Ich fragete ihn, wie viel Menſchen er wohl glaubete, daß ich brauchete, die Stadt 
hunehmen? Seine Antwort war ungewiß. Ich fragete ihn auch noch, ob er wenig— 
NS glaubete, daß ich mich auf den Beyſtand feiner Indianer verlaſſen koͤnnte. Er verfi- 
ke mich, es wuͤrden ſich alle Bölfer der benachbarten Länder in diefem Kriege zu mir ge 
ei U: Doch feger er voraus, daß aus Mangel der Canote für fo viele geute ver Fluß alsdann an 
"gen Orten Fuhrten hatte, und wenn ich ihm nur fünfzig Soldaten ließe, die er mir, bis 
Meiner Zupückkunft, zu unterhalten verfpärche, Ich antwortete ihm, ich hätte nur mit 
en Matrofen und Arbeiteleuten zuſammen diefe Anzahl; und da ich ihnen über dieſes 
n Pulver und anderen Kriegesvorrath laſſen koͤnnte, fo würden fie in Gefahr feyn, durch 
Ande der Spanier umzufommen, welche fich wegen des Uebels zu rächen fuchen wuͤr— 
Su das ich ihnen auf der Dreyeinigfeitsinfel zugefüger haͤtte. Indeſſen ſchienen doch Die 
, Auptleute Calfield, Brenville, Gilbert und einige andere geneigt re zu bleiben : 
f in aber verfichert, fie würden insgefammt umgefommen feyn, Berreo erwartete Bey- 
— aus Meugrenada. Ich vernahm fo gar nachher, daß er ſchon zweyhun⸗ 
Pferde zu Caracas bereit hatte, ab ‘2 = 
m Topiauari ſagete darauf zu mir, es wuͤrde alfo alles auf das Zufünftige und auf die Haß — 
AH ankommen womit ich wieder in feine Laͤnder zuruͤck fommen würde: er baͤthe mich En 
hr ihn für diefes mal zu verfihonen, daß er mir feinen Beyſtand von feinen Indianern 
dee dürfte, weil nach meiner Abreife die Eporemeriver nicht unterlaffen würden, ihre Ra⸗— 
J "auf ihn fallen zu laffen. Er feßete hinzu, die Spanier ſucheten auch die Gelegenheit, 
Mm fo, wie feinem Neffen zu begegnen, ben fie duch eine fchändliche Strafe hingerichtet 
Bätten; ex hätte es noch —— mit was für Strenge fie ihn in Banden gehalten, 
Ind wie einen Hund herum gefchleppet Härten, bis er ihnen hundert Goldplatten fir fein 
Lſegeld bezahlet Hätte; ſeitdem er Caeique geweſen, Hätten fie ſich vielmal bemuͤhet, ihn zu 
Überfatfen, fie würden ihm aber das Buͤndniß niemals verzeihen, das ic) ihm vorfchlüge, 
Er fagere auch nod) zu mir: „Nachdem fie alles angewandt haben, meine $eute wider mich 
ußzuwiegeln, fo haben fie einen meiner Neffen, Namens Aparscana, entführet, den 
»fie unter dem Mamen Don Juan haben taufen laffen: fie haben ihn auf ſpaniſch bemaff- 
net und gekleidet; und ich weis, daß fie ihn, Durch bie Hoffnung , mir zu folgen, aufbe- 
»sen, mir den Krieg anzufindigen,. Endlich bath mic) Topiauari „ meine Entſchließ 
ungen bis auf das folgende Jahr aufzufchieben, und verfprach mir, er wollte indeffen die 
emüther für mic) gewinnen. Unter verfchledenen Urfachen, weswegen er Die Epore⸗ 
Metioer verabſcheuete, erzaͤhlete er mir, fie hätten In dem legten Kriege alle Weibesper- 
fenen des Sandes entführet oder geſchaͤndei. Wir verlangen nur unfere Weiber wieber, fuhr 
ort; denn wir fragen nichts nad) ihrem Golde. Er fegete mit thraͤnenden Augen hin⸗ 
WU ehemals hatten wir zehm ober zwölf Weiber; und itzo ſind wir bis auf drey oder vier 
erunter gekommen; da unfere Feinde dafür ihrer fünfzig, ja wohl hundert baben,,. In 
That beſteht der Ehrgeiz dieſer Leute darinnen, daß ſie viel Kinder hinterlaſſen, um ih⸗ 
Samilien durch eine zahlreiche Nachfommenfchaft mächtig zu mache. 
ing, > Wurde durch die Gründe bes Caciquen überredet, daß es mir unmöglich wäre, Seine Verab— 
dieſem Jahre etwas wider die Yncae zu unternehmen. Wir mußten unſere Begierde — mit 
3 nad) haleigh, 


Raleigh. 


1595 · 


Er lehret ihn 
die Verferti⸗ 
gung der Gold⸗ 


platten. 


Raleigh laͤßt 
zween Englaͤn⸗ 
der in Guiana. 


Er beſuchet ein 
goldfarbenes 
Gebirge. 


234 Reifen und Entdeckungen 


nach dem Golde unterdruͤcken, die uns, wie den Spaniern, den Haß und bie Verachtung 
dieſer Indianer würde zugezogen haben, Wer weis fo gar, ob fie ſich nicht, wenn fie e 
kannt hätten , daß wir fie ebenfalls zu plündern daͤchten, zu ihnen würden gefchlagen pabett 
um uns den Eingang in ihr Sand zu verfperren? Das hieße denen Engländern, die I! 
nach uns eben den Weg werden eröffnen Eönnen, neue Schwierigkeiten zuzubereiten; 
Hingegen diefe Völker, aller WahrfeheinlichFeit nach, wenn fie fehon mit uns vertrauet ſind 
unfere Nachbarfchaft der Spanier ihre vorziehen werden ‚ welche ihren Nachbaren ftets 
der äußerftien Grauſamkeit begegnet find. Der Cacique, den ich um einen von feinen Ih 
Dianern bath, welchen ich mit nach England nehmen und ihn unfere Sprache lernen If 
fen wollte, verfrauete mir feinen eigenen Sohn an. Ich ließ ihm zween junge Engländer 
die Feine Abneigung bezeugeten , in einem Sande zu bleiben, wo mir lauter Zeugniffe 
Aufrichtigkeit und Seurfeligkeit erhalten hatten, - * 

SH fragete den Topiauari, wie die Goldplatten gemacht wuͤrden, und wie man ® 
anfinge, um fie aus dem Gefteine oder den Bergwerken zu bringen. Er antwortere mi! 
„Das meifte von dem Golde, woraus man die Platten und die Figuren machet, wird 
„dem See Manoa , und aus vielen Flüffen genommen „wo man es in Koͤrnern, und I" 
„weilen in Fleinen Klumpen findet, Die Pporemerioer fegen ein Theil Kupfer dazu, br 
„mit fie es verarbeiten Fönnen, Ihre Art und Weife ift, daß fie ein großes irdenes 
»faß volfer Locher nehmen, worinnen die Goldkoͤrner und das Kupfer zufanımen vermil d 
„find, Sie fegen das Gefäß auf ein brennendes Feuer ‚ und verfehen die Lcher mit irde 
„nen Roͤhren oder Pfeifen, Sie blaſen fo lange, bis daß die beyden Metalle geſchmohe 
„ſind. Darauf gießen fie ſolche in irdene oder fteinerne Sormen,. Sch babe zwo yon 
diefen goldenen Figuren mitgebracht, nicht fo wohl wegen ihres Werthes, als bieimepehl 
Geſtalt derfelben allhier bekannt zu machen. Denn da ich mic, ftelfete, als ob ich d 
Reichthuͤmer der Eporemeriver verachtete: fo gab ich dem Cacique einige Medatllen vol 
eben dem Metalle dafür, worauf das Bildnif der Königinn war. Sch habe auch 2 
ge getragen, etwas von dem Golderze mitzubringen , welches in Diefer Gegend niche IT 
iſt, und welches ich für eben fo gut halte, als irgend eines auf der Welt, Aus Ma 
der Arbeitsieute und Werkzeuge aber, das Gold abzuſondern, iſt es mir unmöglich gemelt! 
eine große Menge mitzunehmen, Zi 

Raleigh vergaß nicht, denen beyden Engländern, Die er zu Topiauari ließ, fih A 

a 










ge Nachricht zu verſchaffen, wie man nach Macchreguari handeln koͤnnte, und ſich EI 
fältig nach dem Wege und den umliegenden Dertern diefer Stadt zu erkundigen, Ju P" 
fer Abficht hinterließ er ihnen einige Waaren mie dem Befehle, bis nach Mana zu se 
wenn es möglich wäre. Darauf fuhr er den Fluß in Begleitung des Cacique yon PH 
tima, eines Oberhauptes der Provinz Warrapana, noch ferner hinab, welcher ſich bey ber! 
Topiauari befand, und die Engländer geberhen hatte, nach feinem Sande zu kommen. 
vernahmen von ihm ſelbſt, er haͤtte die Spanier zu Berreo hingerichtet; und fein vertran⸗ 
ſchien gegen Die Feinde einer Nation, die er beleidiget hatte, überaus groß zu ſeyn. € 
fie bis an ben Fuß eines Berges zu führen, wo der Felfen goldfarben 5° 
eyn ſchien. ; 
Raleigh verließ ſich auf niemand wegen einer Beobachtung von folder Wicheigfe 
Er veifete felbft mie feinen vornehmſten Leuten ab, um ein fo reiches Gebirge zu befuche, 
Man lieg ihn anfänglich dem Ufer eines Fluſſes, mit Namen Mans, nachgehen , wob f! 


in Suͤdamerica. VI Buch. X Capitel. 335 


er zur Rechten ein indianiſches Dorf ließ, welches ee Tutevitona nennen hoͤrete, und wel- 
* du der Landſchaft Taraco gehoͤrete. Weiter jenſeits deſſelben gegen Süden, kam er in 
Amariocapana, worinnen ein Dorf gleiches Namens liegt, und welches ihm 
nes Yon den fhönjten Laͤndern der Welt zu ſeyn ſcheint. Es erſtrecket ſich von Dften ges 
di, Welten, wenigftens fechzig Meilen weit, Man muß aber den Reifenden felbit bey 
en Erzählungen hören, | 
Au von dem Ufer bes Mana giengen wir nad) dem Ufer des Oiana, eines andern 
uſſes, welcher durch das Thal geht; und wir hielten uns an dem Rande eines Sees auf, 
Mac diefer Fluß von feinem eigenen Waffer machet. Weil wir fehr durchnaͤſſet waren; 
i hete einer von unfern Wegweiſern Feuer, indem er zween Stöde wider einander vieb ; 
— zuͤndeten ein ziemlich großes Freuer an, um dabey unſere Kleider zu trocknen. Indem 
Aber damit beſchaͤfftiget waren: fo verurfachere uns die plögliche Erſcheinung einiger 
& Mmaten yon der Groͤße einer Tonne, die fich in dem See ſehen ließen, eben ſo viel Schres 
in’ als Erſtaunen. Wir fegeten unſern Weg nicht ohne Mühe fort. Wir harten noch 
halbe Tagereife bis zu dem Gebirge zu thun. Ich ergriff die Partey, den Hauptmann 
R, eymis wieder an Bord zu ſchicken, weil ich aus den Nachrichten des Caeique ſchloß, ich 
onnte mich bey meiner Ruͤckkehr dem Orinoko durch einen fürzern Weg, wieder nähern. 
* mis uͤberbrachte der Galeaſſe den Befehl, nach der Muͤndung des Cumana hinunter zu 
ehren wo ich vaſprach, ihrer zu erwarten, damit ich dev Mühe überhoben wäre, wieder 
N) Putima zurück zu geben. 


Raleigb: 
1595. 


An eben dem Tage kam ic) an den Fuß eines Gebirges, defien verſchiedene Felſen Ex trifft einen 
bfarben waren, wie diejenigen, wovon man mir geſaget hatte. Ich konnte es aber von gleicher 


Sf für gewiß ausfuͤndig machen, ob fie wirklich von dieſem koſtbaren Metalle wären, 
we jeigete mir zur Sinfen ein anderes Gebirge, welches verſchiedene Arten von Minera- 
—* enthalten ſchien. ch hatte alfo nur die Freude, einen glänzenden Anblick zu haben. 

On da begab ich mich durch einen fehr Furzen Weg nach dem Dorfe Ariacoa, wo fic) 

er Orinoko in drey Canäle theilet. Die Galeaffe war ſchon bis Cumana Binunter gefah- 
ren, aber ohne Keymis, welcher nicht die Zeis gehabt Hatte, ihr meine Befehle zu uͤberbrin⸗ 
gen. Ich ließ zu Cumana zwey von meinen Leuten auf fie warten; und da ich mir vor- 
Nadın , wieder dahin zu den Canoten zu fommen, fo ließ ich die Hauptleute, Thyn und 
Grenville, mit der Galeaſſe abgeben. Darauf begab ich mic) nad) dem Gebirge des Ca: 
que auf die Reife, indem ich meinen Weg nach Emeriac nahm ‚ welches nicht weit von 

Mm Fluſſe iſt. Man mußte über den Fluß Cararopana gehen , welcher fich in den Ori⸗ 
noko ergießt, und auf welchem viele kleine Eylande die Ausſicht ſehr angenehm machen. Ge⸗ 
gen Abend kamen wir an das Ufer eines andern Fluſſes, Winicapara genannt, welcher 

auch mit dem Orinoko vereiniger. . 
bi n einiger Entfernung von diefem Orte zeigete man mir enblich das berühmte Ge⸗ 
Fra » welches ich fuchete. Die Ueberſchwemmung aber war wider Verhoffen bes Cacique 
Khon in diefer Gegend fo groß, daß es uns unmöglich war, hinan zu fommen. Sch muß- 
Alſo das Gebirge nur bloß ziemlich weit von fern betvachten. Es ſchien mir ſehr hoch zu 
PN, von der Geftalt eines Thurmes, und vielmehr von weißer, als gelber Farbe, wel⸗ 
S ih nur der Entfernung zufehreiben konnte. Ein heftiger Strom, welcher fich von dem 


Farbe an. 


” 


Mas er bey 


dem angefün: 
digten ficht, 


ipfel herunter ſtuͤrzete, und vermuthlich von dem beftändigen Regen der Jahreszeit war | 
Mache worden, machere ein Geraͤuſch, melches wir ſeit einigen Stunden gehöret hatten, 


und 


Raleigh. 


1595. 


Fluͤſſe des 


Landes. 


336 Eu Reiſen und Entdeckungen 


und welches uns in der Entfernung, wo wir waren, faſt taub machete. Ich urtheilen 
aus dem Namen des Landes und aus andern Umſtaͤnden, daß diefes Gebirge eben das wa 
ve, wovon mir Berreo verfchiedene Wunderdinge erzähler haste, als . E der Schimme 
der Diamanten und anderer Edelgeſteine iſt, welche es in allen ſeinen Theilen cathat 
Sch verbinde niemand, daß er mir glauben foll: es ift aber Doch gewiß, daß ich eine uͤbel 
aus große Weiße hervor bligen ſah. Indeſſen muß ich doch auch binzufegen, daß ner 
reo nicht felbft da geweſen ift, weil außer ber Ueberſchwemmung, die ihn aufgehalten pa 
te, die Landeseinwohner Todtfeinde der Spanier find, Nachdem wir an dem Ufer 
Winicapara ein wenig ausgeruhet hatten: fo giengen mir demfelben nad) bis an de⸗ 
Dorf gleiches Namens, von da mich der Caeique, wie er verſprach, durch große ummweg⸗ 
nach dem Gebirge führen wollte. Die Lange und Beſchwehrlichkeiten des Weges ablı 
vornehmlich bey einem Unternehmen, wo ish nur meine Neugier ftillen Fonnte , kE 
— ne Sn: a — # 
Ich Eehrete Darauf wieder nach der Mündung des Cumana zuruͤck nir 
benachbarte Caciquen allerhand Sachen aus ihren Landern ei Re : 
traͤnke, Hühner, und Wildpraͤt nebſt einigen von denen Eoftbaren Steinen ‚ welche die 
nier Piedras Huadas nennen. Bey meiner Zuruͤckkunft von Winicapara hatte id) 
gen Often vier Slüffe gelaſſen, welche von den Gebirgen Emeria herunter kommen, W 
fi) in den Orinoko ergießen. Andere, welche aus eben dem Gebirge fommen , laufen 
gen das Nordmeer, als der Aratuͤri, der Amacuͤma, der Batima , der Wans 
Maroaca, der Paroma, Die Nacht war finfter und ſtuͤrmiſch geivefen Den Mg! 
Fam ich an die Mündung des Cumana, wo ich den Eques und Porter elaffen af 
daß fie auf den Hauptmann Keymis warten folleen , welcher zu Sande * kam 6 
hatten noch Feine Nachrichten von ihm gehabt: er kam aber den folgenden Tag an, | 


Raleigh fährt Nachdem Raleigh von den Caeiquen, welche ihn mit thränenden Augen verfichtl" 


den Orinoko 


‚ weiter hinab. 


tie er ſaget, Abfchied genommen hattet fo ſetzete er fich wieder in feine Canote, und I 
te den Abend bey der Inſel Affipans an. Den Morgen fand Be Galeaffe by Y 
parimaca vor Anker. Er legete beym Hinunterfahren Hundert englifche Meilen den d 
zuruͤck: er konnte aber nicht durch den Weg wieder zurück Fehren , den er bey der El 
fahre in den Fluß genommen Hatte, weil die Kühlung und der Strom aus der See na 


Amana trieben. Die Nothwendigkeit machete, daß er dem Saufe des Capuri folgete, we 


her ein Arm von dem Orinoko if, wodurch er ins Meer fällt, Gral un⸗ 
2 , f o aub fl 
mehr alle Gefahr vorbey wäre. Indeſſen ihn doch die folg ai Nach wi pet 
ber Mündung des Capuͤri, welcher nur eine Seemeile breit iſt, angeleget hatte die Di 
eigfeit bes Stromes, daß er fich mit feinen beuten unter der Rüftein Sicherheit fegen mil 
Ve: N De te p dicht an das Land gezogen wurde, als es nur möglich : 
fo hatte man doch viel Mühe, fie dor dem Scheitern zu bewahren. Am Mitternacht 
* ſch = — — und gegen neun Uhr des Morgens hatten die — 
ander die Dreyeinigkeitsinſel vor Augen, wo fie wieder zu ihren Schi r 
zu Cüriapana auf fie gewartet * bo fie wieder zu ihren Schiffen ftießen, we | 
Man findet darauf in Raleighs Nachricht eine ziemli . . der 
y ziemlich unnüge Wiederpopfung @ 
der Länder, die er befuchet Hatte: feine Anmerkungen über einige von ihren — abe 
und fein Schluß verdienen ans Hackluyts finfterer Sammlung ans Licht zu kommen 


u 


in Suͤdamerica. VI Buch.) X Capitel. 337 
M 


en an verficherte ihn, faget er ‚die Eporemeriver beobachtefen die Religion der Pns Aaleigh, 
h AUS Peru, das ift ; fie glaubeten die Unſterblichkeit der Seele, fie verehreten die Son — 
uf, Es wird niemand leugnen, daß dieſer Punct, wenn er recht feſt geſetzet wäre, SeineAnmer— 
anderung der Peruaner nicht viel Wahrſcheinlichkeit gäbe: es würde aber Doc) noch kungen über 
beweiſen uͤbrig bleiben, daß: ſich ſolche Wanderung ſeit den Zeiten der Eroberung zuge- die Yncae in 
N gen. Man verficherte Raleighen auch, der Ynca, ivelcher in Guiana herrſchete, hätte Guiana. 
ro eben einen folchen Pallaft erbauen laſſen, dergleichen feine Vorfahren in Peru ge- 
h . „Yedermann weis, faget er bey diefer Gelegenheit, was für eine Menge Gold die 
"Pnifchen Eroberer aus diefem weitläuftigen Reiche gezogen Haben: ich bin aber uͤberzeu⸗ 
ed daß der Prinz, welcher zu Manoa herrſchet, deffen mehr beſitzt, als. in gang Weſt—⸗ 
en iſt. 
»360, fagef er, will ich von dem reden, was ich ſelbſt gefehen habe. Diejenigen, Sein Urtheil 
"yde die Entdeckungen lieben, koͤnnen fich Rechnung darauf machen, daß fie etwas zu le 
»Be riedigung ihrer Reugier finden werden, wenn ſie den Orinoko hinauf gehen, in wel- 
schen eine fo große Menge Flüffe fallen, die in eine ſo große Strecke Landes führen, der 
>" von Dften gegen Weften über zweytauſend, und von Morden gegen Suͤden über acht 
undert englifhe Meilen gebe. Alle dieſe Länder find reichhaltig an Golde und an Waa⸗ 
ee zur Handlung dienlich find. Man finder dafelbft die Ihönften Thäler von der 

Welt. Ueberhaupt verſpricht das Land denjenigen viel, die es zu bauen unternehmen wer⸗ 

wen, Die Luft ift dafelbft fo rein, dag man allenthalben Greife von hundert Jahren ans 

fe Mir brachten ganze Mächte dafelbft unter freyem Himmel zu, ohne andere Bede⸗ 
ung; und auf meiner ganzen Reiſe darinnen habe ich keinen einzigen kranken Englaͤn⸗ 
de gehabt ‚Gegen Süden des Fluſſes giebt es Faͤrbeholz, welches, meiner Einſicht nach, 
” 85 in dem übrigen America übertrifft. Man findet daſelbſt auch viel, Baumwolle, 
»Seidengras,, Balſam und Pfeffer, verfehiedene Arten von Gummi, Ingwer und eine 
»Menge andere Sachen, die bloß von der Natur hervorgebracht werden. 
m Die Meberfahrt iſt weder gar zu langwierig noch gar zu gefährlich. Sie kann in. 
fechs oder fieben Wochen gefeheden ; und man bat vor feinen böfen Fahrten verbey zu-fe- 
»geln , dergleichen ver Canal von Bahanıa , das. ftürmifche Meer der Bermuden, das Bor- 
»gebirge der guten Hoffnung und andere find, Die zu diefen Reiſen gehörige Zeit ift der 
Heumonat, damit man zu Anfange des Sommers in dem Sande anfomme, welcher 
> Se bis auf den Maͤrzmonat dauett, Die Zeit. der Rückkehr iſt Der May oder 
»Dradmonat. | 

»Öuiana Fann als ein. Land angefehen werden, das noch eine Sungfer ift, und das 

och Feine Europäer berühret haben. Denn die ſchwachen Sige, welche fie an den Kü- 
often des Mordmeeres haben, verdienen den Namen der Eroberungen nicht. Derjenige aber, 
Pelcher nur zwo Schanzen an dem Eingange in das Sand bauen wollte, würde nicht zu 
»efücchten Haben, daß ihm dieſes große fand würde ftreitig gemacht werden, Man würs 
»de Den Fluß nicht hinauf fahren koͤnnen, ohne das’ Feuer aus. ben beyden Schanzen aus: 
»uftehen, Ueber diefes fo. konnten Die Saftfihiffe dafelbft nur an einem einzigen Orte leicht: 


»lich anländen; und man fann ſich fo gar nicht einmal der Küfte nähern, als nur mit klei⸗ 
zen Fahrzeugen und Canoten. Man: srifft an den Ufern des Fluſſes ſehr Dicke Gehölze 
’ ’ ni P F 


welche zweyhundert engliſche Meilen lang find. Der Weg zu Sande ift eben fo ſchwer. 
an hat auf allen Seiten eine große Anzahl hober Gebirge; und wenn man nicht mit 
llgem. Reiſebeſchr. XVI Band. — Uu „den 


338 RN. Reifen und Entdeckungen 


Raleigh. „den Eingebohrnen bes Landes recht gut ſteht, fo find die Lebensmittel daſelbſt ſchwer * 
1595 „zutreffen. Dieſes haben die Spanier ſtets mit Schaden erfahren, ob fie gleich oftm 
„verſuchet haben , diefes große Sand zu erobern, — 9— 
Schluß aus „Endlich, ſchließt der weiſe Raleigh, bin ich verſichert, die Eroberung von Gulale 
feinen Einfich „werde den Prinzen auf eine wundernswuͤrdige Weiſe größer machen, welchem diefes ON" 
ven, „vorbehaften ift, und welcher daraus fo viel Reichthum und Mache wird ziehen koͤnnen 
„daß er der Krone Spanien ihrer das Gleichgewicht halten kann. Wenn ver Himmel! 
„fo fhönes Looß der Krone England beſtimmet hat: fo zweifele ich nicht, es werd? m 
„Commercienkammer, welche zu London für Guiana wird errichtet werden, gar ba 1 
„der Contratacion gleichen, welche die Spanier zu Sevilla für alle ihre weftlichen er 
„oberungen haben. 
Zeuaniffe we⸗ Hackluyt füget diefem Berichte noch eine beglaubigte Abfchrife vieler Briefe ben v2 
gen Guiana. welche um eben Die Zeit von einem englifchen Hauptmanne, Namens Georg Poph· 
in einem fpanifchen Schiffe aufgefangen, und dem Staatsrathe in England überreid 
worden. Es wird genug feyn, einige Stellen daraus anzuführen, um die Meynung 
rechtfertigen, welche die Spanier Damals vondem Innern dessandes Guiana hegeten. 
Aufgefangene Don Alonſo fehrieb von der großen Canarieninfel an einige Handelsleute zu OF 
Briefe, ruͤcar, er hätte Feine andere Neuigkeit zu berichten , als die Zeitung vonder Entpecung® 
. ner Stadt, Namens Manoga ober el Dorado, und von einem Lande, wo das Gold 
einem ungebeuern Meberfluffe wäre. Er feßete hinzu, er wäre von verfchiedenen Per! 
davon benachrichtigef, welche die Neife dahin gethan hätten, und er wäre felbft eniſchloſel 
ſolche zu unternehmen. Endlich fuͤgete er noch folgenden Auszug von einer Nachricht bel 
melche nicht verdächtig feyn Fonnte , weil fie an den Konig in. Spanien folte gr 
ſchickt werden, Beh . ⸗ 7 


An dem Fluſſe Pato, den 2zſten April, 1593. 9 
Wie DomingoIn Gegenwart meiner, Rodriguez von Coranza, Secretärs bes Scenweft 
von Bera Be: ließ Domingo von Vera, des Antonio von Berreo Sieutenant, feine Soldaten zufall! 
fit von Guia- men fommen; und nachdem er fie in Schlachtordnung geſtellet Hatte : fo bielt er diefe 
nanimmt. de an fies „Meine Freunde, ihr wiſſet alle zufammen was für Mühe ſich unfer Gen 
„Don Antonio von Herteo, gegeben, und was fuͤr Unkoſten er feit eilf Jahren a f 
„wandt, um den mächtigen Staat von Guiana und del Dovado zu entdecken. Euch in? 
„bie außerordentlichen Befchwerlichfeiten nicht unbekannt, welche er bey dieſer wichtig 
„Unternehmung ausgeſtanden hat. Weil indeſſen der Abgang an Lebensmitteln, und Dr 
„ſchlechte Zuftand feiner Seute feine Unkoſten und Arbeiten unnuß- gemacht haben: fo eis 
„er mir auf, heute neue Berfüche zu machen, In diefer Abficht foll ich von Guiana — 
„Namen feiner Majeſtaͤt, und unſers Generales, Befis nehmen. Ach) trage PL 
„Franz Carillo alfo auf, diefes Kreuz, welches an der Exde liege, aufzurichten, 
„es darauf nach Oſten zu drehen. 
Nachdem Carillo ſolches gethan hatte: fo knieten der Lieutenant ‚ bie andern office 
und alle Soldaten vor dem Kreuze nieder, und verrichteten ihr Geberh. Darauf —T 
Domingo von Vera eine Schale Waffer, trank fie aus, nahm noch eine andere, und I 


a) Richard Hackluyts Samml. a. d. 662 u. ff. ©. 





in Suͤdamerica. Vl Buch. X Capitd, 339 


= Waſſer auf die Erde, jo weit er konnte; er 308 feinen Degen aus, hieb das Gras und Raleigh. 
raut nieder, welches um ihn. herum war, und darauf auch einige Baumzweige ab, wobey | "9% 
er ſagete: „Ich nehme im Namen Gottes Beſitz von dieſem Lande fuͤr Seine Majeſtaͤt, 
Don Ppilipp unſen unumfhränkten HerrnNach dieſem fiel man wieder auf die 
ne, und alle Umftehende, Befehlshaber und Soldaten, anfworteten, fie wollten diefe 
Leſitzung bis auf ihren legten Blutstropfen vertheidigen. Darauf befahl mir Domin- 
von Vera mit dem bloßen Degen in der Hand, ich follte ihm eine Urkunde von biefer 
b snchmung ausfertigen, und dabey melden, daß alle diejenigen, die fich hier gegenwärtig 
“finden » Zeugen Davon find. 
do Darauf drang der Lieutenant noch zwo Meilen toeiter in das fand bis an das erſte Sein Verſuch 
m tf, woſelbſt er dem Caciquen durch unſern Dolmetſcher, Anton Bizanze, melden ließ, — — 
r An hätte fich im Namen feiner Majeftät in den Befis des Landes geſetzet. Der Cacique beur 
au. (ee, er wollte ein Ehrift werden, und erlaubete es, Daß das Kreuz in feinen fanden 
gerfchper yiirde, Den ıften May famen wir nach Carapana, von da wir nad) Toraco 
— welches fünf Seemeilen weiter iſt. Der Dolmetſcher, welcher dem Cacique Dies 
Dorfes eben die Erflärung gethan, erhielt auch die Erlaubniß, Das Kreuz aufzurichten. 

Den sten Eamen wir in ein fehr bevölfertes Land. Der Cacique kam uns entgegen, Sehe reiche 
go führete ung in fein Hans, wo er ung mit vieler Freundſchaft begegnete, und uns eine er an 
— Gold ſchenkete. Der Dolmetſcher fragete ihn, wo er dieſes Metall herbefäme? No. 
antwortete, aus einem Lande, welches nur eine Tagereiſe weit von ihm ey. Er ſehzete 

Yu, die Indianer des Landes hätten fo viel, als nur in das Thal gehen könnte, worin⸗ 
* wir waͤren. Die Einwohner dieſer Provinz haben den Gebrauch, daß ſie ſich die 
aut mit dem Safte gewiſſer Kraͤuter reiben, und darauf den ganzen Leib mit Goldpulver 
"teuen. Der 5* boih ſich, er wollie uns bis zu ihren erſten Wohnplaͤtzen fuͤh⸗ 
N er melbete ung aber zugleich dabey, ihre Voͤlkerſchaft wäre ſehr zahlreich, und vers 
Mögend , uns alle, ohne Barmherzigkeit umzubringen. Wir frageten ihn, wie es biefe 
‚ Leute macheten , daß fie Das Gold fanden? Er antwortete uns, fie grüben in einer gewifs 
fen Gegend ihres Landes In die Erde, näpmen das Gras mit ſammt ber Wurzel heraus, 
thaͤten das Gras und die Erde in große Gefaͤße, wo fie denn alles wuͤſchen, und daraus eis 
"e Menge Gold jögen. a he a | 

Den gten gierigen wir noch) ſechs Meilen bis an den Zuß eines Gebirges, wo wir eis Vera ſchoͤ⸗ 
nen Caciquen, in Begleitung von ungefähr drey taufend Indianern beyderley Öefchlechtes, pfet gꝛoße Hoff⸗ 
welche mie Hihnern und andern Lebensmitteln beladen waren, antrafen. Sie boten fie nung. 

UNS an, und drangen in uns, wir möchten doch bis nad) ihrem Dorfe gehen, welches aus 
fuͤnfhundert Häufeen beſtund. Der Cacique ſagete zu uns, er haͤtte dieſe Menge von Le⸗ 
bensmitteln yon einem weitlaͤuftigen Gebirge, wovon wir die Seite nicht weit von feiner 
Wohnung wahrnahmen; es wäre ſolches überaus ſehr bevölkert, alle feine Einwohner trü- 
gen goldene Platten auf der Bruft, und Ohrenringe von eben dem Metalle; Furz, fie was 
ven ganz mic Golde bedecket. Er feßete Hinzu, wenn wir ihm einige Aexte geben wollten, 
d wollte er ung Goldplatten dafür bringen, Man ließ ihm nur eine geben, damit wir ihm 
nicht gay zu viel Habgier beeugeten, ſondern vielmehr glauben ließen, wir. macheten uns mehr 
US dem Eifen, als aus dem Golde. Er brachte uns bald eine Goldſtange, fünf und zwan— 
1 Pfund fhmer, Der Keutenant unterdruͤckete feine Freude darüber; und indem er uns 
ieſes Stück mis einem ernſthaften Gefichte mies, ſo rom er es mit Fleiße auf die a 
u2 un 


Reifen und Entderfungen 


349 
Raleigh. und ließ es ohne bie geringfte Bezeugung eines Eifers- wieder wegnehmen. Wir F 
1595. im den aller angenehmſten Hoffnungen ruhig, als uns ein Indianer mitten in: ber Hi H 
2 meldete, die Leute vom Gebirge wären in Bewegung ‚um uns anzugreifen, Vera 
uns fo gleich mic den Waffen in der Hand ‚und in der beſten Ordnung aufbrechen. 4 
Andere Zeug Da das Uebrige von diefem Berichte unterdruͤcket worden ſo hat.es viel Wahrſche 


niffe wegen el lichkeit, daß Vera durch den Widerftand der Indianer fey aufgehalten worden, Mall 2 
Dorade. heim dem Auszuge eines andern Briefes, die Spanier hätten fich damals zu Carthag 
na nur mit der Entdeckung von el Dorado in ihren Gefprächen unterhalten; und es w⸗ 
feit kurzem eine Fregafte angefommen , welche ein ungeheures großes Bild. von gebiegenll 
Golde, fieben und vierzig Zentner ſchwer, am Borde gehabt. Es war ſolches, wie 2 
fagete, die Gottheit einer großen Landſchaft, deren Einwohner den Entſchluß gefaffer hatt — 
das Chriſtenthum anzunehmen; und alle Spanier auf der Fregatte verficherten , Das + 
del Dorado hielte unermeßliche Reichthuͤmer in fih. Ein anderes Schreiben von AT 
la Hacha enthielt, des Martinez Nuevo Dorado wäre fein Hivngefpinnft; man part 
das Gluͤck gehabt, es wieder zu finden, und es enthielt wirklich eine unermeßliche Me 
Goldes. Endlich findet man unter andern Zeugniffen,, ‚die man nicht, in dem Verda on 
einer Verabredung mit einander, noch. einer Falſchheit haften kann, auch eines Franz v 
Cherburg, Boutillier genannt, feines, welcher ein ſpaniſches Schiff angetroffen , ® 
mit zwoen Millionen in Golde beladen geweſen, und deffen Hauptmann ‚„ mit dem er d" 
le Linterredungen gehabt, ihm geftanden, er kaͤme von Nuevo Dorado, wo diefes DZ 
tall in einem ungemeinen Ueberfluffe wäre, Fi 
Einleitung zur Nichts aber giebt der Meynung, die fich davon feft gefeget, mehr Wahrfcheinlichktl! 
folgenden fiel: als zwo andere Reifen der Engländer, welche Raleighs ſeiner unmittelbar folgeten. Die!) 
ſebeſchreibung. yurde glei im folgenden Fahre von dem Hauptmanne Keymis ‚ welcher die erfte © 
fahrt mit gethan hatte; und die andere im 1597ſten Jahre, auf Naleighs Koften feibft HF 
ternommen x), welchen feine Erhebung y) noch nicht in feinem Vorſatze erkaͤltet san 
in Öuiana niederzulaſſen. Des-Hauptmannes Keymis Bericht ift um fo viel merk 
ger, weil erı nebft neuen Erläuterungen wegen diefes Landes, den Berfolg don des Bell 
Unternehmungen und die Urfachen enthält ‚welche die Hoffnungen der Engländer. und E 
nier auf gleiche Art haben fehl fhlagen laffen. Er wurde Raleighen unter feinen neuen 






teln zugefchrieben ; und damit er feines Namens würdiger wäre: fo fügere Keyınis , wel L 
Gedicht, Ras gelehrter geweſen zu ſeyn ſcheint/ als man es fich von einem Schifffahrer wohl einbiiden 1 
eigben zu Eh⸗ ge, ein Heldengedicht in ſeiner Sprache, mebft einigen lateiniſchen Verſen bey, die uns Ha 
ir luyt erhalten Hat Ja" x) rn) © u) a 
x) Det Zitelläge es gleichwohl in Zweifel, ober 
nicht wirklich die Anführung felbft übernommen ha- 
be. Weber diefes wird das Tagebuch einem freywilli⸗ 
gen Officer auf dem Schiffe Thomas Masham, 
zugefehrieben. Hackluyts Sammlung a. d.692&., 


han ah i 
Stelle einräumer. Wir müffen noch anmerken 
die Engländer den DrinofoRaleana oder Ralei 
Fluß genannt hatten, indem fie ihm wietohl " 
recht die Ehre zuſchrieben, felchen entdecket zu haber 
Montibus eſt Regio, quafi muris obfita multis- 


Y) Er wird nicht allein wuͤrdiger Nitter, fon- 
dern aud) Lord Warden of the Stanneries, Haupt: 
mann der Garde Seiner Majeftät, und General: 
liextenant der Grafſchaft Cornwallien in einem an 
Molord Howard gefchriebenen Briefe genannt, 
soovon man bald reden wird. 

2) Sie verdienen, daß man ihnen hier eine 


Circumfepit aquis quos Raleana ſuis. 
Intus habet largos Guaiana receflus, ; . 
Hoftili geſtans libera colla jngo. 
Hifpanus clivis illis ſudavit, alſit, 
Septem annos novies; nec tamen invaluli a 
Numen & omen ineft nıımeris. Fatale 
Et nobis virtus fit recidiva precor! 


in Suͤdamerica. VI Buch. X Capitel. 


z0 


Der II Abſchnitt. 
Reiſe des Eorem Keymis nach Guiana, 


fen Abreiſe. Er nennet ein Vorgebirge Cecile. 
Seine Beobachtungen. Er beſuchet die india: 

9 *F nſeln Oneario und Guater. Fruchtbar⸗ 
Yu es Landes. Spaltung der Spanier. Er 
Er ft in den Orinoko ein. Fragen und Nach— 
of ken von den Caciquen. Betätigung des Da: 
Ruh einer Voͤlkerſchaft ohne Köpfe. Er beuns 
et Berreo. Deſſen Kundſchafter. Nach— 
ei die Keymis von ihm erhält. Er. ver: 
or die Spanier zu überwältigen. Schöne 
Mung, die man ihm machet. Warum er 


ı9 


folcher entſaget. Er nimmt drey Abgefchickte 
von Berreo. Machrichten von einem derfelben. 
Er ziehe fich ferner zurück. Seine Ankunft zu 
Carapana. Er befümmt einen Abgeordneten 
von dem Cacique; bewundert deſſen Staats- 
klugheit; kann den Cacique nicht zu fprechen bes 
fommen. Wozu ihn die Neth ‘zwingt. Er 
fährt aus dem Fluſſe Hinaus; und verbrennet 
feine Pinaſſe. Seine Ruͤckkunft. Dritte Reis 
fe der Engländer nad) Guiana. Tabelle von 
den Flüffen und Bölferfchaften. 


‚PMiS gieng als ein Abentheurer zu Schiffe, der ſich auf den Beyſtand des Gluͤckes 


font rtete. Er gieng von Portland zu einer Unternehmung , welche eine zahlreiche Flotte er⸗ 


te, mit einem einzigen Schiffe, der Herzgeliebte von London (le Cheri de Londres) 


h N, und einer Pinaffe ab, die er gar bald auf dem Meere verlor. Seine übrige Schiff⸗ 
twar glücklich bis an das fefte Land von America, woſelbſt er an der Mündung des fchönen 

goßen Fluſſes Agruaria, den er in ein Grad vierzig Minuten ſuͤdlich feget, Anker warf. 
— er ſey deswegen fo weit gegen Süden gegangen, damit er Raleighs Rathe fol: 


Er fand feine Einwohner an der Küfte; und nachdem er derfelben bis an die Nord- 


Piße dcr 9 


Ju 


1 war, die. er das Borgebirge Cecile nannte: fo fah er zwey bo- 


e Gebira ay nachgegangen 
>ebirge, die — zwo Infeln zeigeten, ob fie gleich an das feſte Land ſtoßen. Es 


Allen viele 


das Meer gegen Norden und gegen Mordweft, längft der Küfte, 


®ymis legete bey den zweyen Gebirgen an, um ſich dafelbft mit Waſſer zu verforgen, 


Darauf ließ er fein Schiff vor Anke 
And feinem indianifchen Dolmetſcher, 


» flieg mit acht oder neun Mann von feinen Leuten, 
in Die Schaluppe 
nzuziehen, und einige Verbindungen mit den Einwohuern 


Zwanzig oder dreyfig Cabanen, die er an dem dluſſe Utapoco entoectete, macheten, Seine Beob⸗ 


von den Flüffen Erfundigung 
des Landes einzugehen. 


Keymis. 
1596. 


Deffen Ab⸗ 
erw verließ, und mehr von feiner Aufführung und feinem Muthe, als von feiner Stärke, reiſe. 


Er nennet ein 
Vorgebirge 
Cecile. 


N er an das Ufer fuhr; und da er folche leer gefunden hatte, fo faſſete er, in Hoffnung achtungen. 
* Einwohner derjelben wieder zuruͤck zu locken, den Entſchluß, die Nacht dafelbft zu zu 


7 Jim: r 


u J J z 
u Wantt, | | 
"altero hatefacta via eft duce & aufpice Ra- 


Meig Ieieh ; DR en 
enſe uno: of factum hoc, nomine quo ce- 
lebrem? 4 | 


—— datis velis remiſque laborans, j 
—— umma dexteritatis opus · 
— magnis non ille, pepereit, 
Povidus cn. natıs confuluifle bono. 
fie. xcubuit, fimili!diferimine, Jofeph, 
Fam, v res Fratrem deferuere finum, 
Aoratam defigner fi bona veſtem: 
s ſciſſa malis fic fuit-illa modis. 


Un 3 bringen. 


Miraleges.Aures animumque tuum arrige: Tellus 
Axec aurum &gemmas, graminis inftar, habet, 


"Ver ibi perpetuum eft; ibi prodiga terra quot- 


annis 
Luxuriat, fola fertilitate nocens. — 
Anglia noſtra, licet dives fit & undique felix, 
Anglia, fi confers , indiga frugis erit. 
Expertes capitum, voluceres, pifcefque , ferafque 
Pretereo: haud profimt que novitate placent, 
Eft ibi, vel nufquam, quod qırerimus, Ergo 
petamus 


PDet Deus hanc Canaamı poflideamus. Amen. 


342 Reiſen umd Entdeckungen 


Keymis. bringen. Allein, es Fam auch an dem Tage ſelbſt niemand dahin zuruͤck. Von da gie) 
1596. ex vor dem Wanari vorbey , one dafelbft anzulegen , weil der Grund bey der Einfahrt 
Selfen iſt, und ſehr wenig Tiefe Hat. Ex fuhr vierzig Meilen auf dem Fluſſe Caperua⸗ 
ohne einen Indianer wahrzunehmen: er fand dafelbft aber auf der andern Seite eines 
birges Faͤrbeholz, womit er feine Schaluppe belud; und unter einer Menge anderer B 
me, erkannte er auch) eine Art von Zimmtbaͤumen, wovon er gleichfalls eine Probe mitndbny 
Bon dem Fluſſe Caperuaca lief er in den Fluß Cauo ein, und fah endlich dafelbft ein * 
Indianern beſetzetes Canot, welche anfänglich nur auf ihre Flucht bedacht waren, I 
Meynung, er waͤre ein Spanier, Als fie aber von dem Dolmerfeher ven Namen gem? 
Nation und feinen Haß gegen die Spanier vernommen hatten: fo kamen fie zu ihm ‚a 
erborhen fich, fie wollten ihn in ihren Wohnplag führen. — 
Er beſuchet die Die Engländer wurden daſelbſt ſehr leutſelig aufgenommen. Der Cacique me fi 
Indianer. ihnen, er wäre mit allen ſeinen Unterthanen, durch die Spanier von Moruga, einem 
nachbarten Fluſſe des Drinofo, aus feinem Lande verjaget worden; er wäre von ber 
Ferfchaft ber Jaoer, einer von den mächtigften an der Küfte, Da er aber ven Schme! 


gehabt hätte, feinen Flecken abbrennen und feine Länder den Arruacaern geben zu jet 
fo Hätte er fich entſchloſſen, fein Vaterland zu verlaffen, und fich gegen den Amazonenf” 
zu an Dertern zu fegen, die ihn vor der Gewaltthaͤtigkeit der Spanier fichern Fonntt! 
Darauf gab er den Engländern freywillig einen Lootsmann, um fie nach dem Orinoke [N 
führen. Dieſe Borfiht aber ſchutzete fie nicht vor einem Sturme, welcher fie zwang, I 
Faͤrbeholz auszumerfen, bevor fie ihr Schiff erreichen konnten. 4 
Inſeln Onea⸗ Die Stürme find bey der Jnſel Oneario, welche fechs Seemeilen von dem zul 
rio und Öua Faperuaca iſt, ſehr häufig, und die Schifffahrt iſt daſelbſt niche weniger fhlimm, ala! 
Fi dem Canale la Manche bey dem Winterftillftande ver Sonne. Der Nordiwind herrſ 
daſelbſt am meiſten auf dieſer Kuͤſte: er drehet ſich aber ein wenig nach Often, Be 
gegen Welten findet man das Eyland Buster, welches von den Sebaivern bemohl! 
wird; und an eben ber Seite bierhet die Bay fehr gute Rheden unter verfchiebenen 
















Eylanden dar. 
Fruchtbarkeit Jenſeits der Gebirge bringe das Land von Natur viel Pfeffer, Baumwolle, —— 
bes Landes . dengras hervor, einer Wurzel, Uiapaſſa genannt, nicht zu gedenken, deren Geſchue 
dem Ingwer nahe koͤmmt, und welche für ein Mittel wider das Kopfiveh und den DU 
lauf gehalsen wird, Alle Fluͤſſe diefer Küfte, und in den umliegenden Gegenden bes: 
nofo, Eommen aus den Thälern von Guiana. Indeſſen gehen die Indianer doch 
über Berbice hinaus, um zu handeln. Man fammelt auf dem Cuͤritini viel Honig. 
Spanier waren noch nicht üher den Fluß Eſſequebe Hinaus gegangen ‚welchen die fe 
lichen Sandeskinder des Drinofo Schwelter nennen, weil er auch fehr groß iſt, und au 
ner Mündung viele Inſeln machet. Sie gehen ihn zwanzig Tage lang hinauf; DA 
nehmen fie ihre Canote und ihren Vorrath an $ebensmitteln auf den Kücen, und begeht! 
fih in einer Tagereiſe zu Fuße an das Ufer eines Sees ‚ welchen die Xaver Roponcuin 
Vermeyntli und andere Indianer Parime nennen, der von einer folhen Größe ift, daß fie ihn mit & — 
He See Pari: Meere vergleichen. Sie ſtellen ihn mic einer unendlichen Anzahl Canote bedecket vor; 
m aus Keymis geurtheilet, dieß müßte der See feyn, an welchem die Stadt Manva läge ni 
Spaltung der Einige Spanier dachten damals, eine Stade an dem Fluſſe Effequebe zu erbau ge 
Spanier, fie waren aber nicht von der Zahl der Anhänger des Don Bert, Sie nahmen || gen 









in Sidamerica. Vl Buch. X Capitel. 543 


„rk vielmehr vor, da fie fih aus Margaretha und Caracas unter einem Anführer, Na: Aeymis. 
I Sant ago, zufammen gezogen hatten, fie wollten bes Don Berreo Verſuchen Ein⸗ A— 
* gun; und diefes Unternehmen koſtete ihrem Dberhaupte Die Freyheit. Keymis liefert 
h efchichte davon , weil er fich bald mit darinnen verwickelt ſah. Nach den legtern Un— en 
len des Berreo a) hatten die beyden Statthalter zu Caracas und Margaretha , welche es ken * 
roß, daß er nichts mehr auf ihr Gutachten und ihren Rath gab, ſich es feſt vorgenom- —5 
u ſie wollten ihn bey dem Koͤnige in Spanien um ſein Anſehen bringen, und fuͤr ſich 
N den Auftrag erhalten, Guiana zu entdecken. Sie hatten ein jeder einen Abgeordne= 
Pen) Hofe geſchickt, mit dem ‘Befehle, unter der Hand zu verftehen zu geben, Berreo 
eu ait, ein fo großes Vorhaben auszuführen; er gedächte nur bloß feines Keichthumes 
rei weichlichen geben zu genießen, und ein Unternehmen von diefer Art verlangete eis 
Menfcyen „der noch den Kopf und Die Hände gebrauchen Fönnte, Sie hatten nicht uns 
einen p’ es dem Könige zu berichten, daß die Engländer unter Raleighs Anführung fchon 
ton fürchebaren Fortgang in dem Sande gehabt Hatten; und nachdem fie den Reichthum 
AM Buiana haͤtten kennen lernen, ſo waͤre es ſehr wahrſcheinlich, daß ſie bald mit mehrer 
Aaht wieder erſcheinen würden, 
te Berreo welcher ſich dieſer Verraͤtherey nicht verſah, und keinen Argwohn darauf hat- Er a 
A in Gefahr, ſich aus dem Sattel gehoben zu fehen, wenn fein Lieutenant, Do- jene Fr 
SEN von Vera, nicht bey diefen Umftänden mit allem dem Golde, welches er auf ſeinem 
IM Ife gefammelt hatte, in Spanien angekommen waͤre. Er brachte nicht allein fein Dbers 
„Mt bey dem Könige und der Nation wiederum in Anfehen, fondern erhielt auch für ihn 
N Schiffe und allen zu feinen Abſichten nöthigen Vorrath; und der Hof, welcher ges 
(gt war, bey einem fo wichtigen Gegenftande nichts zu verabfäumen , befahl, es follten 
I andere Segel um die Dreyeinigkeitsinfel kreuzen. Die Statthalter zu Curracas 
m Margaretha hatten fich auf den glücklichen Erfolg ihrer Liſt gar zu viel Rechnung ge- 
Nacht, als daß fie die Ruͤckkunft ihrer Abgeordneten erwarten wollten. Sie hatten ven 
Ton Berreo verdringen wollen ‚ welcher fich nach dem Fluſſe Caroli begeben hatte, in dev, 
% ffrung, dafelbft einigen Bevftand aus Meu-Grenaoa zu erhalten. Da aber die Ankunft 
ser Schiffe aus Spanien alle Maafregeln feiner Feinde zernichtet hatte: fo fah ſich Sant 
ago, welcher angerdicfet war, ihn zu fuchen , auf feinen Befehl gefangen genommen, und 
e Truppen der beyden Statthalter wurden bald zerftreuet, 


y. Keymis hatte fich ſchon an dee Mündung des Orinoko vor Anker geleget, als er diefe Keymis läuft 
achrichten von einem Indianer erhielt, welcher dem Don Berreo gebiener hatte. Er n den Orino⸗ 
ahm zu gleicher Zeit, Sant Jago hätte in den Landen Des Gacique Topianariden Spar- " ein. 
nn einen von denen Engländern, aufgehoben, welche Kaleigh daſelbſt gelaffen hatte. Er 
* aber dadurch nicht niedergeſchlagen, ſondern verſprach ſich vielmehr eben die Gewo⸗ 
* it des Himmels, welche ihn den Spaniern hatte entwiſchen laſſen, indem er faſt vor 
* gen vorbey gegangen; und den folgenden Tag lief er in den Orinoko ein, wo ſich 
* eruͤcht von feiner Anfunft bey a''en benachbarten Caciquen ausbreitete. Die meiften 
Born Feinde der Spanier , weiche ihnen, wie er faget, viele von ihren Weibern entführet 
Alten, und wovon einige fi fein Gewiſſen macheten, Deren zehn oder zwoͤlfe zu ihren > 
\ N en 


Man ſehe die vorhergehende Reiſe · 


344 Reiſen und Entdeckungen 


Keymis. ſten zu brauchen. Zween von den groͤßten Todtfeinden der Spanier, kamen den Engloͤn⸗ 

1596. dern entgegen, und brachten ihren Vorrath von allerhand Lebensmitteln. a 
—— „Sie frageten mich, erzaͤhlet Keymis, ob ich Macht genug mitgebracht hätte, WON 

Sariquen an ſie ihre Befreyung hoffen könnten? Ich antwortete ihnen, da ich geglaubet haͤtte, daß 4 
ihn, „Land ruhig wäre, und ich nur gekommen wäre, Waaren umzutaufchen ſo hätteich nur ® 

„einziges Schiff mitgebracht: Bey meiner Ruͤckkunft nach England aber wuͤrde eine je db 
„reiche Slotte unter Segel gehen ; und ich wollte ihnen bis zu meiner Abreife mir aller M 

„ner Macht benftehen. Darauf mußte ich einem von den Caciquen, zue Beftärigung m 
„Buͤndniſſes, welches er mit mir machete, in die rechte Hand ſpucken. Nach dieſem! 
„er einem Haufen Indianer, welche in ungefähr zwanzig Canoten noch weiter entfernet w 

„melden, fie koͤnnten fic ohne Mistrauen nähern, Ich ſah fie bald um uns herum verfammt 

„Sie zündeten euer an; fie fegeten ſich in ihre Hamacken, wo fie fich unter einand bu 

„großen Thaten ihrer Vorfahren erzählen, woben fie die Feinde ihrer Nation verfluchen, und 

„ihre Freunde durch Lobfprüche und prächtige Titel erheben, J 

Nachrichten, Eben der Cacique, welcher verſchiedene Reifen in das Innere des Sandes — 


I 


die er bee ſich nicht fang bitten, den Engländern feine Einfichten mitzutheilen. Ex belchrete fie 
koͤmmt. Provinz, wo Maccuͤreguari läge, fuͤhrete den Namen Muͤchikart, und diefe S 
würde für die vornehmfte in Guiana gehalten ; fie läge in einem fchönen Thale, bey hi 
Gebirgen, welche ſich gen Nordweſt erftrecfeten; man rechnete fechs Seemeilen von © 
pana nad) diefer Stadt, und Manoa wäre noch fechs Tagereifen weiter bin; Die Indio 
nähmen den Weg der Irauakerier längft dem Fluſſe Amacur ‚ als den bequemften, 
er gleich nicht der kürzefte wäre: die Gebirge aber macheten den von Carapana febt " 
ſchwerlich. Die Caffanaren ein Volk, welches Kleider trägt, lägen an denen Dat 
herum , wo der Orinofo‘anfinge, dieſen Namen zu führen; und da fie ſich ſehr weit in IT 
Sand hinein erſtrecketen, fo giengen ihre Graͤnzen bis an den See Parime ; Manoa MT 
zwanzig Tagereifen von der Mündung des Uiapoko, fechzehn von Barimo dreyzehn 
Amacur und zehn von Aratori; die Indianer, welche oben am Orinoko wohneten, "7, 













neten die andern Voͤlkerſchaften des Landes fehr wohl, und vedeten eben die Sprache, MUT 


der Dolmetſcher der Engländer redete, — AT 
Betätigung  Keymis-fragete den Cacique um neue Erläuterungen wegen der Ohnkoͤpfe, monen MI 
= a die Befchreibung in Raleighs Tagebuche gefehen hat; und fie wurde nicht allein mit Hi 
fehaft ohne ſtaͤnden beftäriger, welche alle feine Zweifel vollends hoben; fondern der Cacique feßete 
Köpfe, hinzu, es hätte eine andere Völferfchaft der Earaiben die Kunft gefunden, ven Kopf ih 
Kinder durch Drücken ſehr lang, und faft einem Hundeskopfe gleich zu machen. Ken 
thut die Erklärung, er fordere nicht, daß ihm feine Sefer wegen dergleichen —J 
glauben ſollen; indeſſen beſtaͤtigte er doch mic feinen Augen die Wahrheit, daß’ viele vor 
fen Bölferfchaften, um fich entweder von andern zu unterfcheiden, oder fich bey ihren * 
baren fuͤrchterlich zu machen, ſich befleißigen ihren Kopf zu verunſtalten, und ſich ih 
Haͤßlichkeit rühmen. "Die Jaoer zum Erempel haben den Gebrauch, daß fie fich M ‚br 
Baden feltfaome Schmarren mit dem Zahne eines Thieres machen, den fie wie einen Ö! Mr 
ftichel führen. Keymis war bey feinem Aufenchalte unter diefer Voͤlkerſchaft Zeuge Do 
Der Cacique fagete ihm auch von einem Fluſſe Namens Caniomo ‚ welcher in den ZT, 
fällt, und ungeheure Fiſche hervor bringe. Er fagete zu ihm, die Gebirge Cuepyn/ sy 
deren Gegenden man die Wohnpläge der Carapanaer fände , wären unzugängliäh), 4 






in Suͤdameriea⸗ VI Buch. X: Capitel. — 


navagotoer hätten Bilder vom dichtem Golde von einer unglaublichen Größe, und eine Keymis- 
se Pferde, von denen man glaubete, daß fie von fpanifcher Zucht, und von Caracas 19% 
* mmen waͤren. net — — — 


* Englaͤnder, welche Indianern, die ſo viele Gewogenheit gegen ſie bezeugeten, ihr 
fin en nicht verſagen konnten fuhren mit der kleinen Flotte von Canoten gegen den Has 
tigron Carapana, von da einige Ausgeſchickte, telche fie vor fich her dahin geben laffen, zu- 
a ame, und ihnen meldeten, es wären feit kurzem zehn Spanier vorbey gegangen, die 
Kun Sluffe Barimo Waaren umfegen wollten, und dem Cacique zu Carapana die An⸗ 
Ren woer Barfen von ihrer Nation durch den Fluß Amana angefündiget hätten, Des 
Sen Mis Ind ianer hielten hierüber Rath, und entſchloſſen fich, wieder nach ihren Wohnplaͤ⸗ 
Den sehen ‚aus Furcht, die Spanier, welche fie ohne Vertheidigung faͤnden, moͤchten ih⸗ 
Any Ne Weiber und ihren Vorrath wegnehmen. Sie ergriffen fo gar den Entſchluß, fie 

m — und die Englaͤnder vernahmen bey ur Au —— 2 Hu — 

ver .Indeſſen wurde Berreo benachrichtiget,, es wäre ein s ⸗ 

AN) fo gleich von der Dreyeinigkeitsinfel —— 

br yſtand verlangen. Man wird bald ſehen, wo er damals war, und wozu er die Macht . 
Aſchete, die er aus Spanien erhalten hatte. — 

hi Ein günftiger Wind ließ die Engländer in acht Tagen bis an den Hafen Topiauari 
uf fahren. In dieſer ganzen Zeit aber fahen fie nicht einen einzigen von denen India⸗ 

Un sum Vorſcheine fommen , welche fie Das vergangene Jahr hatten kennen lernen, Ihre 

Ube wurde überaus groß, vornehmlich, als der Dolmetſcher — welchem aufgetragen wor⸗ 
dife, Erkundigungen einzuziehen, ihnen berichtete, es hätten fich die Freunde die ſie ſich in 
kig Li Provinzgemacht hätten, ba fie gefehen, daß die Zeit verſtrichen wäre, in welcher Ras 

wieder zu kommen ihnen verfprochen hatte, und fie verzweifelten / ihn jemals wieber zu 

„sen, in andere Lander zerſtreuet. Er ſetzete hinzu, die Spanier hätten Oberberrfchaft genug 
er die Ufer des Fluffes gewonnen, da ſie nicht weit Davon einen Wohnplag von zwanzig oder 
keyßig Häufern angeleget; und fie hätten noch höher hinauf eine kleine Schanze, der Muͤn— 
ng des Earoli gegen über, auf einer Fleinen fteinichten Inſel erbauet, Die ihnen zur Zuflucht 
Ienete, wenn fie von einiger Gefahr bedrohet zu werden glauberen. Da fie aber die An- Die Spanier 

Kae eines engländifhen Schiffes vernommen: fo. hätten fie fo wohl den Wohnplag, ale MM — 
Jgyuſel verlaſſen, um alle ihre Macht an der Muͤndung des Caroli zu vereinigen , wo fte färtenfihe 

"le Dinterhalte geleget, in welche fie ihre Feinde gerathen zu laffen hoffeten. 

Mu Keymis Fonnte es ohne fhmerzlichen Verdruß nicht anhören, daß er allen feinen Hoff 
nn gen entfagen, und feine Sicherheit, dem Anſehen nach, in ber Zlucht ſuchen follte. Cr 
. gar bald mit feinen eigenen Augen die Haͤuſer, welche die Spanier verlaffen hatten, Er 

* ſich aber dennoch dicht am Ufer, hundert Schritte von dieſem neuen Wohnſitze vor An⸗ 

A Indem er fich aber feinen traurigen Betrachtungen überließ : fo kam ein Indianer Kundſchafter 
ihm mit einem traurigen Wefen, ‚welcher ihm berichtete, die Spanier wären in großer von Verreo. 
Nah an der Mündung des Caroli; fie hätten Berreo und feinen Sohn an ihrer Spiße, 
ber letztere mit einigen Völkern von Neugrenada gekommen wäre; fie hätten nach der 

eheinigkeitsinſel geſchickt, um andern Beyſtand daher zu Hoblen ; und fie AROMEN von 

$% 3e zu Tage zwo wohl bewaffnete Pinaffen. Unter diefem Reden fehien der Indianer die 

Mdaffenheit des engländifehen Schiffes mit vieler Aufmerkſamkeit zu betrachten, Endlich 


llgem. Beifebefchr. XV Band, $r fragere 


Keymis. 
1596, 


346 Reiſen und Entdeckungen 1 


fragete er den Hauptmann: ob er den Sohn des Caeique Topiauari wieder miegebrad 
wie es Raleigh verfprochen hätte, 


Die Neugier dieſes Unbekannten ‚und andere Umftände macheten ihn verdaͤchtig va 


Nachrichten, ven Engländern, Sie braucheten Drohungen, um die. Wahrheit von ihm heraus zu u 


die Keymis 
von ihm er⸗ 


hält. 


Er verzwei⸗ Da diefe Erzählung dem Hauptmanne Keymis aufeichtig vorgefommen: fo Brad! 
felt, die Spa: er zween Tage zu, um fich zu berathſchlagen, was er chun ſollte. Die Vorftellung | 
— der Mündung bes Caroli war ihm gar zu gegenwärtig, als daß fie ihm Hoffnung id 


gen, und dieſes Mittel gelang ihnen. Cr war ein Kundfchafter der Spanier. eu M 
fannte, Berreo hätte nicht über fünf und funfjig Mann von feinet Nation, nebft nn 
Arruacaern, welche er an fich zu ziehen, Mittel gefunden haͤtte; er erwartete aber wirflid 
nen Sohn aus Neugrenada, und feinen Lieutenant von der Dreyeinigfeitsinfel: da er @ J 
geeilet haͤtte, mit ſo weniger Mache vorʒuruͤcken, fo wuͤrde er ſich gewiß nicht une 
ſich von dem Orte zu entfernen, wo er fich gefeger hätte. Der Cacique Topiauari M a 
todt. Die Indianer aus dem Flecken hätten fich wirklich zerſtreuet, außer einigen von 
vornehmſten, deren ſich Berreo unter dem Vorwande bemächtiger haͤtte ſie Hätten an? A 
Tode der zehn Spanier Antheil, welche auf Befehl des Marquito umgebracht wol? 
Jviakanar, ein naher Verwandter des Topiauari, hätte den Titel eines Eacique al 
nommen, und tegievete die Provinz feit einigen Monaten. Es wäre gewiß, daß Die y 
nier wirklich zehn Schiffe bey der Dreyeinigkeitsinfel Hätten; und Berreo erwartete ur 
nonen , welche in feine Schanze kommen follten , damit ex ven Fluß beftreichen Eönnte, M 
lich fo glaubeten die Indianer ‚ welche noch ihre Gewogenheit für die Engländer beht 
hätten, Raleigh und alle feine $eute wären von den Spaniern gefangen oder mit ihrer * 
te aufgerieben worden. Dieſes Geruͤcht hätte Berreo in Guiana ausbreiten laffen; 
der Cacique von Putima, welcher darüber erſchrocken, hätte fich mit den getreueften DIN" 
des Topiauari in die benachbarten Gebirge Aio begeben. . 


vol 
! 


er fönnte den Berreo in diefem Poften fchon überwältigen ; und Diefes war gleichwohl 4 
einzige Mittel, fich einen Weg zu eröffnen, deffen natürliche Schwierigkeiten er Eannte. f 
ergriff die Partey, wieder zurüc zu geben, um den Eacique von Putima in den Gehiit 
aufzufuchen. Der Anker wurde fo gleich gelichtet, und innerhalb fünf Stunden eg! 


Er feige zu zwanzig Meilen zurück, indem er fich dem Strome des Fluſſes überließ, Den fact, 
Putimaans. Tag flieg er vor Putima aus ‚ und gieng mit zehn Buͤchſenſchuͤtzen nach dieſem Flecken 


enn ſich die Einwohner nicht für ſtark genug hielten, mit ihm die Spanier anzugrel 
fo war feine Abſicht, bey ihnen Beile und andere eiferne Werkzeuge gegen Goldkorner i 
diejenigen Edelgefteine umzufegen ‚ welche Die Engländer im vorigen Fahre nur von 
tem gefehen hatten, wohin fie aber einer von ihren i Dianifihen Lootſen durch ‚andere Ds 
zu bringen fehmeichefte. Gr fand niche 


gleich aus verfchiedenen Kennzeichen urtbeilen konnte, daß er noch nicht lange verlaffen ! 


—— r 
Schöne Hoff⸗ Sein indianifcher Lootsmann, welchen er Gilbert genannt hatte, erboth fich, ihn entwete 


nung, die ma 


ihm machet. 


n zu dem Berge von dem goldfarbenen Gefteine, bey dem Sluffe Dainacapars, ODE 
andern Bergmerfe zu führen, welches Raleigh mit dem Cacique von Putima haste I" 
chen wollen. 


Ri) 


rde 
b) Diefer Better, welchen Raleigh mit nach, Eng: Keymis aber fager nirgends, daß er mit am > 


ne iehet 
land genommen hatte, wird bier vielmals genannt, geweſen ſey. Er konnte wohl zu Londen a 


in Suͤdamerica. VIl Buch. X Capitel. 347 
Ihh ſah in der Entfernung, ſaget Keymis, das Gebirge, welches an dieſes Berg: Reymis. 
Pi ſtoßt; uͤnd da ich mich noch des Weges erinnerte, den wir im vorigen Jahre gethan 1598. 
"atten, ſo urthellete ich, es konnte nicht über funfzehn Meilen weit von dem Orte ſeyn, 
d wir vor Anker lagen. Ich erinnerte mid) fehr deutlich, daß diefes eben der Berg wär 
» welchen uns der Cacique mit fo vieler Aufmerkſamkeit hatte beobachten laſſen. Wir 
Atten aber feine Zeichen übel verftanden. Die Ader ift unten; und wir hatten geurthei- 
we er zeigete fie ung oben auf der Spitze, da er uns nur den Wafferfall Hatte zeigen wol? 
nn Delchen der Fluß Curuara machet. Mein Sootsmann erklärete mir, wie man, oh— 
Iſch viel mit Ausgraben zu bemühen, das Gold aus dem Sande eines andern Fleinen 
J 8, mit Namen Macauini, zoͤge, welcher auch von einigen benachbarten Selfen her⸗ 
3 er kommt. Er ſagete mir, er ſey zu Putima geweſen, als Morquito von den Spa— 
—J zum Tode verdammet worden, und die Caciquen des Landes haͤtten ſich damals be— 
5 lager, ob fie wohl hoffen Fönnten, fein geben dadurch zu erhalten , wenn fie diefes 
* rgwert ihren, Feinden entdecketen. Da fie aber deren Haß für unverſohnlich gehalten : 
> Hätten fie ſich eingebilder, dieſe Anerbiethung wäre nur fähig, den Untergang ‚Ihres 
andes zu Yerurfachen, ohne daß fie deswegen für ihr Oberhaupt Gnade erhalten würden, 
N haͤtten fich feitdem in dem Entfchluffe verftärket, das Bergwerk feinen Fremden befannt 
DU ma en ; und damit fie auch Die gemeinen Indianer davon zurück halten möchten, ſo 
bit fe ausgefprengt, es fräße einegräuliche Schlange alle diejenigen auf, welche das Uns 
ick Hätten, hinan zu fommen, „ | | 
Ich heran Fühet Reymis fort, mit Gefahr meines $ebens gewuͤnſchet haben, we Urſachen war⸗ 
eng die Wahrheit von dem Dafeyn dieſes Bergwerkes zu beftätigen. Meine Reife gr | 
»bütte feinen andern Bewegungsgrund; und mie viel Mühe hatte ich nicht wegen Dinge — 
"ON weit geringerer Wichtigkeit gehabt? Da id) aber auf der andern Seite betrachtete, 
dag kein Indianer von unferer Bekanntſchaft zu uns Fam, daß Don Juan, des Topiau⸗ 
Are Neffe, nachdem ſich folcher wider die Spanier empöret hatte, dagegen ihre Religion 
Angenommen und in dieſem ganzen Sande ven Titel eines Dberhauptes der Indianer jüh- 
rete, welcher denn gegen uns nicht gut gefinner feyn Fonnte, Die erials Freunde und “Be 
Ihüßer feines Wetters anfah 5); daß Berreo ohne Zweifel auf uns Achtung geben ließ, 
"Und daß er entweder mein Schiff, wenn ich mit einem Theile meiner Leute davon entfer- 
»NeE waͤre, ober mich felbft ben einer Arbeit, wozu eben diefe Urſache mir nicht erlaubete, 
»eine große Anzahl Leute zu gebrauchen, überfallen koͤnnte; da ich auch) gedachte, daß un- 
»lte Entdefung nur von uns koͤnnte erkannt werden, und daß, wenn wir das Unglück 
Dätten, gefangen oder erfehlagen zu werden, alle Früchte unferer Reife für unfer Vater“ 
Aand Yerloren wären; da ich endlich dafür hielt, daß, wenn wirklich etwas an dem Bey: 
"Rande märe, welchen Berreo erhalten follte, wir uns nicht aufhalten Fünnten, ohne uns 
ber Gefahr auszufegen, Daß wir den Weg verfperret finden und uns vielleicht genörbiget 
»iehen möchten, unfer Schiff zu verlaffen und eine Zuflucht in dem Lande zu ſuchen: ſo 
Hloß ich, die Klugheit und Ehre ließen mir keine andere Partey uͤbrig, als daß ich un⸗ 
et Abreife befchleunigte, und uns vor fo vielen Gefährlicyfeiten, die uns droheten, in 
Bicherheit fegete, „, 
h Era Uns 
ON, wo er gewi ihm alle Chriſt geworden, und babe Raleighs Taufnamen 
Ciglanbe — — — — * RE, welcher Walther hieß, 


— Reiſen und Entdeckungen ı: 


Keymis. Unterdeſſen daß Keymis einen Indianer an dem Geſtade des Fluſſes ſuchen te, Bil 
1596. feine Schaluppe ein Canot an, welches drey Mann fuͤhrete, worunter einer in des ge f 
Er fängt drey Dienften, und die beyden andern Kaufleute von Caflave waren, . Sie hatten einen * nen | 
Ausgeſchickte bey ſich, den fie nach der Dreyeinigkeitsinfel fhaffen follten. _Befonders aber war vr 
von Verreo. aufgetragen, an dem Fluſſe fünf Canote zu kaufen und Indianer zu Dingen , welche uf 
Neugrenada geben und des Berreo Sohn mir allen feinen Seuten abhohlen folften. o 
Schreiben, welches fie dem Hauptmanne Keymis zuzuftellen, Feine Schwierigfeiten * 
cheten, enthielt nur Klagen von der Verʒoͤgerung der beyden Pinaſſen und einige Erklaͤt ir 
gen wegen des Vorhabens der Engländer, wovon Berreo vermuthete, daß ſie ſchon mit ! 
rem Schiffe aus dem Zluffe gegangen wären. ‚Keymis urtheilete, daß, wenn fünf Ca 
binlänglich wären, den Beyſtand an Menfchen und Vorrathe überzuführen , welchen M 
Spanier von feinem Sohne erwartete, fo müßte dieſe Verſtaͤrkung für die Feinde W 
Spanien eben nicht fürchterlich ſeyn. 3 
Was er von Außer dem Vertrauen, welches Berreo auf den Indianer gefeget, welchen er bra 
einem derſel⸗ het, und woraus man ſchon vortheilhaft von ihm urtheilen Eonnte, fanden die Englaͤn 
ben erfaͤhrt. auch mehr Einſicht und Geſchicklichkeit bey ihm, als ſie noch bey den meiſten Landeseing 
bohrenen erkannt hatten. Er erklaͤrete ihnen wie die fuͤnf Canote, welche er für Seite u 
Meffer, die er in feinem hatte, einkaufen follte, durch verfchiedene Fluͤſſe bis in die gänd! 
einer Voͤlkerſchaft der Caffanaren Hätten fommen koͤnnen; und da er von den Abſichten fr 
‚nes Herrn fehr wohl unterrichtet zu feyn fehien, fo feßete er hinzu, es würden diejenil 
die mit. den Canoten abgegangen ſeyn würden, mit einigen Yemtern bey den Caffanak 
feyn verfehen worden, da inzwifchen eine gleiche Anzahl Caffanaren ihre Stelle auf den er 
noten würden eingenommen haben und mie den Spanien aus Neugrenada zurück gelo 
men feyn, um auch einiges Ame in anderer ihver Voͤlkerſchaft zu befleiden, damit mM" 
mehrere Verbindung unter den Indianern errichtete, welche Sreunde der Spanier wältl" 
Ein anderer- Borfaß des Berreo war, aus der Dreyeinigfeitsinfel alle die Einnopnet 
verjagen, die er unters Joch zu bringen Mühe haben würde ‚ Diejenigen zu nehmen, 
ſich regieren liegen, um fie in verfchiedenen Theilen von Guiana auszubreiten, und in nie 
fer Inſel und an den Ufern des Orinoko einzig und allein die zahlreiche Bötkerfhl 
der Arruacger zu errichten, welche fters viel Ergebenheit gegen bie Spanier bezeuger hat" 
Er harte ſchon eine fehr große Anzahl Negern zu der Arbeit in denen Bergwerken fa 
laffen, die er an den Ufern des Sluffes Fannte. Endlich hoffete er, durch diefe Wander! 
gen ſich entweder alle Indianer zu verföhnen und zu gerwinnen, oder beftändigen Haß ı 
Krieg unter ihnen zu erhalten, welcher fie wenigſtens abhalten wuͤrde, ihre Macht wi 
ihn zu vereinigen. Keymis vernahm auch von dem Wertrauten des Don Berreo: die MF 
kunft der Spanier wenig Monate nach Raleighs Abreife Härte verurfachet, daß der CA 
que Topiauari nebft Godwinen, einem von denen beyden Engländern, welche Kate! 
da gelaffen, eine Zuflucht in den Gebirgen gefucher hätte; feit dem hätte man ausgeſpreng 
der Cacique wäre geſtorben, und Godwin Yon einem Tiger gefreffen worden; bie OF, 
nier glauberen aber dieſem falfchen Gerüchte; fie erwarteten die zehen Schiffe, welche f 
bey der Dreyeinigfeitsinfel hätten, vor der Regenzeit nicht, wo bie Menge Waſſer den 
Fluß ſchiffbar machen würde; Berreo hätte ſeit ſeiner Ankunft in Guiana die Zeit nur 9* 
gewandt, ſich Lebensmittel zu verſchaffen; nichts waͤre ſo felten, weil die meiften Indian⸗ 
ihre Wohnplaͤtze verlaſſen hätten, und ein großer Theil Landes alſo unbebauet geblieben, of 


Ri 


in Suͤdamerica. VI Buch. X Capitel. 349 


abe den Spaniern oftmals an Vorrathe mangelte, ober fie genoͤthiget wären, folhen Keymis. 
hr weit zu ſuchen. — 


M ‚ f als Er fährt fort 
Bon allen diefen Nachrichten war dem Hauptmanne Keymis nichts angenehmer, fc zurück gu 


he Verzögerung der Schiffe von der Drepeinigfeitsinfel, welche ihn wenigftens von feiner Ihen. 
arkſten Furcht befreyete. Ob er nun gleich noch die zwo Pinaffen zu fürchten hatte: fo ü 

Meichelte er fich doch, daß es nur ein gleiches Treffen feyn würde, wenn er fie anträfe, 

N fein Much ipnen eine gleiche Gefahr zutheilen würde, wenn er gleich, im Falle er ger 
lagen toirde, nicht einerlen Zuflucht mit feinen Feinden hätte, Er folgete dem Fluſſe bis 
hi dem Hafen Toperimaka: der Arm aber, wodurch er hinunter gegangen, ‚haste fo we⸗ 
vn Waſſer bey diefem Hafen, daß er gendthiget war, ihn fange Zeit wieder hinauf zu fah⸗ 

"um den großen Canal an der Südfeite zu erreichen, 

ef ſah in einiger Entfernung von dem Hafen von Carapana fünf oder fechs Canote mc 
n inen, welche ihm ohne das geringſte Zeichen einiger Furcht entgegen zu kommen ſchie⸗ a 

EN Er legete an, um fie zu empfangen. Es waren einige Abgeordnete von dem Ca’ 

Que diefeg Hafens, welcher ihn bitten ließ, er möchte nicht vor feinem Flecken ausſteigen, * 
6 egen er aber verſprach, er wollte zu ihm an Bord kommen. Es vergiengen viel Tage, Er ar 
m er auf ihn wartete. Endlich kam ein ſehr alter Indianer, welcher ihm in ſeinem Na er = — 
* meldete, er wäre alt, ſchwach und krank, und die Wege wären gar zu fhlecht, als daß Site 

ihm erlaubeten, ſich an das Ufer des Fluſſes zu begeben, Diefer Vertraute des Cacique 
wheelen es den Engländern nicht, daß fein Herr, in der Hoffnung, fie würden wieder kom⸗ 

"en, die Zeit über, da fie abweſend gewefen, in unzugänglichen Gebirgen zugebracht ; 
x anier, welche über die abfchlägige Antwort böfe geworden, die er-ihnen ertheilet, ih⸗ 
n Lebensmittel zu geben, hätten ihm einen Theil feiner Weiber entführetz Don Juan, 
Peldyer ſich noch Eparacamo nennen ließe, hätte bie Negierung bes Sandes übernommen 
Und ihm nur eine Fleine Anzahl Menfehen übrig gelaffen, Die ihn in feiner Einfamfeit nicht 
aͤtten verlaſſen wollen; da er fich mie Schmerzen alles deffen erinnerte, was er ſeit der Zeit 
Ausgeftanden, da er Fremden ben Eingang in feine Provinz eröffnet Hätte, fo hätte er viel⸗ 
mals den Vorſatz gefaſſet, einen Sitz in ſehr entferneten Oertern zu ſuchen; er machete 
War einen großen Unterfchied unter den Engländern, deren Maͤßigung er erkannt hätte, 
UNd den Spaniern, die nicht aufgehöret hätten, feinen $euten mit der äußerften Grauſam— 
keit zu begegnen. Allein, da er den Beyſtand, welchen man ihm aus England verfpro- 
en hätte, nicht zum Borfcheine Fommen fähe: fo müßte er urtheilen, die boshafteften waͤ⸗ 
“en die ftärfften, vornehmlich weil er nur von Des Borreo Kriegesruͤſtung hörete, DIE zu 
e rinitas oder auf der Dreyeinigkeitsinfel geſchaͤhe. Die Veränderungen, welche in * 
em Sande geſchehen wären, haͤtten nicht allein die Ruhe daraus verbannet, ſondern auc 

e Menſchlichkeit und gute Treu und Glauben, und an deren Stelle das Mistrauen, die 

Serrätherenen und die feltfamften Wildheiten eingeführet ; bie Freundſchaft wäre dafel 

Ihe mehr bekannt; niemand fihliefe mehr in Ruhe, und man fähe feine Mittel wider ſo 

le Uebel. Da er endlich die Hoffnung verlöre, daß ihm die Engländer beyſtehen wuͤr⸗ 
—9 und er ſich nicht entſchließen koͤnnte, bey den Spaniern zu leben: ſo haͤtte er den Ent⸗ 

a gefaffe, den Umgang mit allen beyden zu vermeiden, und mare gefonnen, das Un: 

uck, welches er nicht verhindern Fönnte, Das ift, feinen und feines Vaterlandes Unter: 


ang geduldig zu erfragen, 


Er3 Die | Keymis 


450 Reifen und Entdeckungen 


Reymis. Keymis war überaus ſehr erſtaunet, als er-fo vernünftige Klagen aus dem Munde 
is96. nes Indianers hörete. Sein Erſtaunen vermehrete fih, als der Greis-von freyen SM 
A den anfing, ihm zu melden, welches Diejenigen Gegenden wären, die das meiſte Gold haͤ 
r bewundert —— A — anf 
deffenStangs; ten, tie man es dafelbit fammelte, und durch was für Wege man dahin fommen Fonn* 
klugheit. Er zweifelte nicht, daß dieſe Erklaͤrung nicht die Wirkung einer tiefen Staatsklugheit MM 
ve, um die Engländer zu vermögen, daß fie mit einer den Spaniern überlegenen M 
wieder Famen, und daß der. Zweifel an ihrer Macht nicht eine andere Lift wäre, fie mit ber 
Ehre zu reizen, Der Indianer feßete hinzu, und wahrfeheinlicher Weife in eben der A 
ficht, bey allem dem hätten die Spanier nur die Arruafatr, auf deren Ergebenheit fie ſch 
Rechnung machen fönnten; die Caraiben von Guanipa, die Cievanser, die Sebaioet, 
die Amapsgotoer, die Caffipagotoer, die Purpagoroer, die Samipagotoer, 
Seruoer, die Etaiguinacuer und eine Menge anderer Wölferfhaften, welche er her el 
- zählete, wären allezeit bereit, fich wider fie zu rüften; des mächtigen Reiches ver Oreſo⸗ 
nen und Eporemerioer nicht zu gedenken, in welchen ſie einen unuͤberwindlichen Wider 
ſtand finden würden; die Voͤlkerſchaft ver Pariagotoer, durch deren Sand fie gehen muͤß 
ten, wäre durch ihre Tapferkeit und Anzahl allein vermögend, fie aufzuhalten, die Jual⸗ 
cuakarier hätten ſeit dreyen Jahren alles Gras wachſen laſſen, um es in Brand: zu 1 
fen, wenn die Feinde in ihr fand gefomnien feyn würden; kurz, alle Indianer des Jan 
wären entfchloffen, den Spaniern nicht ‚entgegen zu geben, weil fie fich zwar vor ihren 
Stuͤcken und ihren Flinten fuͤrchteten, jedoch insgeſammt bey der Vertheidigung ihrer Pro⸗ 
vinzen umkommen wollten; und unter der Zeit würden fie nicht unterlaffen, alle diejenige! 
zu erfchlagen, welche fie zerſtreuet faͤnden, damit fie deren Anzahl unvermerft verminderte 
Er fan den Ca⸗ Der Ort diefer ernfthaften Unterredung war nicht über eine Tagreife weit von Car 
eique nicht ZU pana. Keymis, welcher überaus neugierig war, mit dem Cacique felbft zu reden ſchlug 
— de dem alten Indianer vor, er möchte doch mit den Leuten von feinem Gefolge am Bord 
‚ bleiben, und ihm nur einen Führer geben, der ihn nach der Wohnung des Cacique führe 
Man antwortete ihm: fein Vorſchlag wäre nicht ohne Gefahr; die Spanier koͤnnten ind 
Nachbarſchaft Kundfchafter Haben; fie Hätten es vielmals verfucher, fich mit dem. Cacique 
zu verföhnen; feit einiger Zeit hätte er fie mit der Hoffnung hingehalten, und dabey mic gl 
cher Sorgfalt vermieden, ihnen weder Haß noch Freundfchaft zu bezeugen, Wenn | 
aber vernähmen, daß er ihre Feinde ingeheim gefprochen hatte: ſo wuͤrden fie Feine Maaß 
tegeln mehr gegen einen Mann beobachten, von deffen hohem Alter fie nichts zu befuͤrch 
ten hätten; und im Grunde wäre biefes der einzige Bewegungsgrund, welcher ihn verhlt" 
dert hätte, fich an Bord zu begeben. { E 
Partey, die et Ich ſah nunmehr ein, ſaget Keymis, daß es vergebens ſeyn würde, folche kluge Könft 
aus Nord 2% durch vieles Anhalten zu bewegen z und ich bach fie nur um Standhaftigkeit in ihrer Freu?” 
greifen muß. ſehaft, wobey ich verfprach, bald mit einer großen Anzahl Schiffe und Truppen wieder 3 
kommen. Ein Haupfmann,von den Ciavangern, welchem die Spanier zwanzig 5 
getoͤdtet hatten, weil fie ihnen einige goldene Bilder verfaget hatten, kam an eben dem Dr 
te mit fünfzehn Canoten voller Fndianer zu mir. Da ich aber von feinen Dienfte feine! 
Nusen haben konnte: fo empfohl ich ihm nur, er möchte allen unfern Freunden das — 
ſpre 
9) Da der Verfaſſer nicht ſaget, von was für len, es muͤſſe ſehr klein geweſen ſeyn, weil es 
Groͤße fein Schiff geweſen: fo koͤnnte man urtheis diefen- Fahrten nicht aufgehalten worben. Er gi 


in Suͤdamerica. VI Buch. X Capitel. 351 
rechen Dinterbringen, welches ich ehäte, daß ich mit einem maͤchtigen Beyſtande bald wie⸗ 


ommen wollte. Darauf ließ ich dem alten Abgeordneten ein Geſchenk von Eiſen für 


Inen Herrn und gieng wieder unter Segel. 


führen, 


Sur es auch nur drittehalb und zumeilen nur ein Faden ce). Keymis, welcher fein Senf- 
in ey feiner Ankunft nicht gebraucher hatte, erftaunete, daß ein fo großer Fluß fo wenig 
Be, und fürchtete fich vor den Angriffen der Spanier wenig bis an das Ende des 
für * 8. Er läßt ſich ſonſt wegen ber Vortheile des Orinoko nicht heraus, weil er be⸗ 
Sup et, wie ex faget, er möchte nicht genug davon fagen koͤnnen. Er nannte ihn Raleighs- 
“geh Raleana. Alser aus der Mündung hinaus fuhr: fo wurde er auf eine anges 
di e Art erfehrecfet, da er feine Pinaffe antraf, die er für verloren hielt. Sie war auf 
1 Küfte ein wenig gegen Süden von dem Vorgebirge Cecile gerathen, von da fie immer 
‚ei ande unter verfehiedenen Hinderniſſen Bingefahren, welche ihr nicht erlaubet hatten, 
üb, die Slüffe hineinzugehen, noch an bie Mündung des Drinofo zu fommen, Da fie 
N er Lebensmittel gefunden, und Feine Spanier angetroffen hatte: fo war fie im Stande, 
{ Keymis beyzufpringen, welcher anfing, die Schwierigkeiten feiner Fahrt zu befuͤrch⸗ 
Er ergriff auch die Partey, nicht allein den Vorrath, ſondern auch die Menſchen, 
fr Gewehr, und Pulver und Bley heraus zu nehmen, um fich wider alle Zufälle zu ver: 
ten, Endlich verbrannte er fie, weil er nur Hinderniſſe dabey fah, wenn er fie hinter 
Nachfchleppen würde, | | 
doch Was fuͤr Gefahr er auch von Seiten der Spanier ausgeſetzet ſeyn mochte: ſo war er 
der Erefchloffen, fich der Dreyeinigkeitsinfel zu nähern, um ſich dafelbft mit den Indianern 
€ Inſel zu unterreden, deren Öefinnungen zu erfennen, ihm von Wichtigkeit zu feyn ſchien. 
ruͤckete ſechzehn Seemeilen gegen Oſten von der großen Mündung des Fluſſes fort, um 
don der Heftigkeit der Steöme zu befreyen; und von da begab er fich in vier und 
ki nzig Stunden nad) Punta de Balera, dem nordlichften Theile von der Dreyeinig- 
infel. Da fie aber die Inſel Tabago im Gefichte hatten: fo ließ fie die Hoffnung, eben 
an Stläuterungen mit weniger Gefahr dafelbft einzuziehen, den Entfehluß faſſen, dafelbft 
„onulegen, Er erftaunete aber überaus fehr, daß er eine Inſel, deren Sruchtbarfeit man fo 
uͤhmet, ohne Einwohner fand. Er ſchrieb ihre Flucht den Grauſamkeiten der Caraiben oder 
Sranier zu; und da er nach Punta de Galera wieder zuruͤckkehrete: fo warf er fünf oder 
ns Meilen gegen Norden von dieſer Spige Anker. Ein Canonenſchuß, den erthat, und 
h Ne Schafuppe felbft, die er an das Ufer ſchickete, verfchaffeten ihm nicht, daß er eines ein⸗ 
gen Indianers anfichtig wurde. Aus Verdruſſe, daß er nicht mehr Nutzen von feiner 
ühnheit Haben follte, both er denjenigen von feinen Leuten, die ſich getrauen würden, in 
R Land zu gehen, eine große Belohnung an. Weil ſie ſich aber wegen der Naͤhe der 
f ee fürchteten, welche fie alle Augenblicke überfallen fonnten s fo gaben fie zur Ent» 
Mdigung an, diefer Theil der Inſel wäre derjenige, welchen fie am wenigften Fenneten, 
nur a alle die andern Mittel dem Hauptmanne Keymis verſperret waren: fo dachte er 
» den Weg wieder nach feinem Vaterlande zu nehmen, und dem Ritter Raleigh Re- 


: chen: 
et 

ter en der große Canal ſey durchgaͤngig von gu⸗ gruͤndung ſey nur mit der. Schaluppe an der Kuͤſte 
N fe; daraus muß man alſo ſchließen, die Er⸗ geſchehen, Er 


Keymis. 
13596, 


ie Engländer braucheten acht Tage, bis an die Mündung des Fluffes hinunter zu Er gebt aus 
Sie fanden an fehr'vielen Orten bis auf zwanzig Baden Waffer: oftmals aber dem dluſſe. 


Er verbrennet 
feine Pinaile- 


Die Inſel Ta: 
bago ohne Ein⸗ 
wohner · 


Des Keymis 
Ruͤckkehr. 


35% 


Reifen und Entdeckungen 


Beymis. chenſchaft zu geben, was für Hinderniſſe und mas für leichte Beförderungen "a de) 
. 1596. diefer zweyten Fahrt gefunden hätte, Es war, faget er, eine Vermiſchung von Fur N 
und Hoffnung, welche, wenn man alles gegen einander ftellete, ihm vermögender zu im 


Dritte Neife 


nicht, fie aus der Bergefienheit zu ziehen, die fie verdiener, 
ſuche aber kamen Raleigh und Keymis von ihrem Vorurtheile noch nicht zurück, Sie he 

reten nicht auf, dem Hofe anzuliegen und die Handlungsgefellfehaften aufzumuntern. 

erſte betheuert in einem Schreiben an Mylord Carl Howard, welchen er den berühmte , 
Admiral von England nennet, er wollte gern fein noch übriges Vermögen und $eben aufs 
wenden; und in einer Schrift, die er zu London befanne machen ließ e), giebt er die © j 
gung des Gewinnſtes an, welchen man aus den Marcaſſiten und andern Geſteinen PM 

Guiana gezogen, die er der Neugier der Ungläubigen vorgefteller harte. Diefe Rechnund 


ift erftaunlich, wenn man fie nicht übertrieben hat, 


ſchien, den Much und das Vertrauen der Engländer zu erhitzen, als zu erfälten. - Di 
Hackluyt Hat uns aud) in der That den Bericht von einer dritten Neife erhalten #} 
ber Engländer- welche ebenfalls auf Raleigbs Koften und Anweifung, aber mit eben fo wenigem Erfolge! 
menigerer Gefchicklichfeit, unternommen worden, als die.beyden erftern, K 

Nach diefem letztern DE 


Man gedenft 


Man zog, faget er, bey einer Probe 


aus einer Tonne Steine den Werth von zwölf bis dreyzehn taufend Pfund Sterling 0 
einer andern Tonne noch) einmal fo viel, und acht Pfund ſechs Unzen Gold aus einen! 
Zentner Goldftaube. Er ruft jedermann zum Zeugen und nenner die Probirer, Mall 


kann hierzu nichtsweiter fagen, als daß die Fran 


zoſen, die Holländer, die Spanier und 


Portugiefen, welche beutiges Tages verfchietene Theile von Guiana befigen, großes UM 


recht haben, die Duelle fo vieler Reichthuͤmer zu ve 
tiger war, als Raleigh, durch verdrießliche Erfahrungen aber 
kennen lernen, erfannte, daß die Eroberung von Guiana andere 
befondern Gefellfchaft ihre, und brachte feine übrigen Sebenstage da 


rabſaͤumen. 


Keymis, welcher viel el 
bie Schmwierigfeiten h 
Macht erforderte, als einck 
mit zu, daß er den Staa‘ 


bedienten anlag, die Macht des Staates dazu anzumenden. Nichts iſt fo fonderbar, 4 
feine Urtheile in dem Befchluffe, welcher feine Erzählung endiger, Diefe Hiengeſpinnſt⸗ 
aber wuͤrden hier nicht ſo nuͤtzlich ſeyn, als die beygefuͤgte Tabelle von denen Flaͤſſen und 


Voͤlkerſchaften, deren Entdeckung er ſich zuſchreibt. 


genden Artikels dienen f). 


Fluͤſſe. 
ı Arruari. 


2 Juaricopo. 


3 Maipari. 
4 Sanpurog, 
5 Arcoa. 

6 Wiacopo, 


Einwohner im “jahre 1596, 
Arruaer. Pararrouaer. 


Eariben. 
Mapuromanaer, Ya: 
ver. 
Arricarier. 
Aricurrier. 
Maruanaer. 
Cunorakoer. Waca⸗ 
coaer. Waricaoer. 


dd) Geſchrieben, wie man ſaget, von Thomas 
Masham, einem von den Abentheurern. Hack— 
luyts Sammlung a. d. 692 u. f. ©. 

e) Dieſe beyden Schriften ſtehen auch bey Hackluyt. 


Fluͤſſe. 
7 Uanari. 
ic? 
9 Same, 
10 Wia, 


11 Caiene. 


Sie Fann zur Erläuterung des ii 


. Einwohner im Jabre19 Y 


Cariben. 
Jaoer. 
Mauriaer, 
MWiacaer. 


12 Öuateria. Inſel. Sebaiver. 


13 Macuria. 


14 Caurora. F Spni 
j paiver, 


135 Mamanuri 


Piraoer. 


zit 


F) Der franzöfifche Herausgeber ſteht für de 


Rechtſchreibung des Engländers nicht, worinne 


er bloß das WB in Du oder U geändert hat. 


E M 20. 


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II 


zur allgemeinen Hiltorie der Reifen 
zchlchen See meılen 
JF 4 SM. 


us des Hrk: Danrille Karte von America 
fr 


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Westliche Lange von der Parifer Mittages - line 





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| | * Teen THE Irene = 
| ° 17 711773 Ä ; 





EI, 
E* 
3 





in Stdamerica. VI Buch. X Capitel. 353 
8 Einwohner im Jahre izx86. SFluͤſſe. SeinwohnerimJabre1596. Franzoͤſiſch 
Curari. Siokieer " 42 Derbice, Arruacaer. uiana. 
1 Caraffamini, P — 43 Uapari. Sebaioer und Arrua⸗ * 


unanama. Jaoer und Arruacaer. eaer. 
I Moraga, Eben diefelben, 44 Waicavini. Panipier. 
.Rawarpari. Eben dieſelben. 45 Mahawaica. Arruacaer. 
Amana. Cariben. 46 Lemerare. Uacavaioer. 
Capalepo. Paracoſtoer. 47 Eſſequebe. Jaoer. Sebaioer. 
arawini. Eben dieſelben. 48 Marurui. Cariben. 
Nu, Eben diefelben. 49 Coquini. Maripier. 
— Wiaviami. Eben dieſelben. 50 Chipanama. Uace vaioer. 
Aramatapo. Eben dieſelben. zi Araruana. Irawaquerier. 
Wiapo. Eben dieſelben. 52 Horebeci. Eben dieſelben. 
Macuruma. Eben dieſelben. 53 Pawraoma. Jaoer. 
vacco, Eben diefelben. "54 Aripacoio. Panipier. 
30 Carapi. Eben dieſelben. 55 Ecawini. Eben dieſelben. 
Charimawimi. Caripinier. 56 Manutiwini, Eben dieſelben. 
Eurobwio. Apotamoer. 57 Moruga. Jaoer. 
3 Daro, Arruacaer. 58 Piara. Arruacaer. 
+ Surinam. Caribinen. sg Chaimeragoro. Eben dieſelben. 
hurama. Eben dieſelben. 60 Waini, Cariben. 
upana. Arruacaer. 61 Barima. Arruacaer. 
Wioma. Nequerier. 62 Caituma. Eben dieſelben. 
* Ivana. Eben dieſelben. 63 Awoca. 
Cuſwini. Eben dieſelben. 64 Amacur. 
PCuritimi. Charibinier. 65 Aratori. 
N Winiuari. Arruacaer  Paratir 66 Cawruma. 
nier. 67 Orinoko, ober Raleana. 


Der III Abſchnitt. 
Franzoͤ ſiſches Guiana. 


Urſprung der franzoͤſiſchen Niederlaſſung. Kuͤſte 
von Guiana. Fluͤſſe Cachipur. Uyapok; Ca— 
wmoppi. Apruak; Eau; Makuria; Kuru; Ka 
ruabo; Marony. Beobachtungen wegen der 
Intel und Stadt Cayenne. Verluſt auf der Inſel. 
Sr Handel. Eigenschaften der Inſel. Son: 
derhare Krankheiten; Makaque, Cayenner 
Wurm, Coffee von diefer Colonie. Ihr Cacao, 


ihre Baumwolle und Pitte. Henachbarte In⸗ 
fein yon Cayenne. Fiſcherey des Schwerdtfi⸗ 
ſches, und der Schildkroͤten. Beobachtung we⸗ 
gen der Schwierigkeiten, nad) Guiana zu fom: 
men, Wirkliche Einwohner der Küfte. Ihre 
Sprache, Zeugniffe der Holländer wegen der La⸗ 
ge verfchiedener Deuter: ; 


\ 


it was für Sorgfalt man auch in einem andern Bande alle das abgehandelt hat, was 


die Inſel Cayenne und die franzöfifche Pflanzſtadt betrifft: pp 
ſchiedene Rachrichten und Erlaͤuterungen, die man bey u der benachbarten Ge: 
)y 


Algen, Reifebefchr. XVI Band. 


erwarteten doch vers 


genden 


354 200 Neffen und Entdeckungen 


Seansöfifeb genden zu ſammeln nicht hat unferlaffen Fonnen, noch einen Platz, welchen fie hier finden 
Guians. muͤſſen, vornehmlich diejenigen, welche man aus dem Herrn Barrere g) und dem P. 
milla h) gezogen. h 
Urſprung der Unmittelbar nach der großen Entdeckung von America fingen die Franzofen at, f / 
franzöfiihen in Guiana zu fegen. Laet belehret ung, auf das Zeugniß verfehiedener ausländifcher 
Niedeꝛlaſſung. richte, daß fie anfänglich dahin gegangen, Faͤrbeholz daſeibſt zu laden, und daß fie fort 
fahren, ohne Unterbrechung dahin zu reifen, Er ſetzet ihre erfte Niederlaffung nur in da 
1624fte Jahr, Einige Kaufleute aus Kouen ſchicketen damals eine Colonie vo 
ſechs und zwanzig Mann an die Ufer des Fluſſes Tinamary, welcher in fünf und eine 
halben Grade Norderbreite in die See faͤllt. Zwey Jahre darnach ſetzeten ſich andere al 
dem Fluſſe Conamarac. Mit der Zeit ſchickete man Verftärfungen von Mannfchaft und 
Kriegesvorrathe dahin, welche dieſe aufwachſenden Colonien unvermerkt vermehrte! 
Endlich macheten viele Kaufleute von eben der Bölferfhaft eine Gefellfchafe mit offene 
Briefen des Königes Ludwigs des XII, welcher fie berechtigte, die Handlung in Gulal 
allein zu treiben, wovon fie die Graͤnzen durch den Amazonenfluß und Orinoko bezeichneit! 
Diefe Gefellfehaft befam den Namen der Geſellſchaft des Nordcap, melches dasjenige HM 
das die Mündung des Amazonenfluffes an der linken oder nordlichen Seite begränzet ui 
dadurch berühmt wird, daß der Hof vielen Perfonen vom Stande erlaubete, daran The 
zu nehmen und ihnen dazu neue Privilegien ertheilete, Sie fchicfeten nach und nach ra 
auf achthundert Mann hin, ſowohl um neue Sander zu entdeden, als die erften rieverlof 
füngen zu beſtaͤtigen. Nachdem enpiich Ludwig der XIV, im 1669ften Sabre eine weft” 
diſche Compagnie errichtet Harte: fo gab er ihr Durch neue offene Briefe das Eigenehuft 
von allen denen Inſeln und $ändern, welche von den Sranzofen in dem mittäglichen Amt‘ 
rica befeffen würden; und diefe Geſeliſchaft nahm Befis von Cayenne und den benachbal⸗ 
ten Laͤndern dieſer Inſel. 
Kuͤſte von Barrere giebt Guiana, oder vielmehr der ganzen Kuͤſte, faſt dreyhundert Seemeilel 
ulana. in der Laͤnge von dem Nordvorgebirge an bis an die Mündung des Orinoko. Er gefted 
daß, ungeachtet der Streifereyen der Spanier , der Engländer und einiger jefuitifchen gib 
fionavien, das Innere des Landes nur noch fehr unvollfemmen befanne if. Es iſt elf 
Sand, das noch Sungfer ift, faget er mie Raleighs Worten, welches bis itzo noch Fell 
chriſtlicher Prinz zu erobern ernftlich verfucher hat. Ex ſtellet aber die ganze Küfte als ® 
nen bewundernswuͤrdigen Anblick, wegen ihres Grünes, vor, Es erftrecken fich nur oidt 
Wälder von vielerley Bäumen fo weit in das Sand hinein, daß man fie aus dem 
ſichte verliert, Die faft beftändigen Regen machen die Luft dafelbft drey Biereheljaht? 
lang fehr gemäßiger, Die Kälte des Morgens iſt daſelbſt fo gar fo heftig, daß man H* 
meilen genötbiget iſt, Feuer anzumachen, An ber Küfte felbft find die meiften Feld‘ 
ſehr niedrig, und werden von der hohen Fluth unter Waffer gefege, So wie mA 
ſich aber von dem Ufer entfernet, fo erheben fie fich oftmals ſelbſt zu Gebirgen, wienohll 
den Alpen und Pyrenaͤen an Höhe nicht ſehr zu vergleichen find. Unter den Gehölzen w 


8) Sein Merk fuͤhret den Titel; NouvelleRe- 1’ Univerfitd de Perpignan Medecin de I Hop 
lation de la France equinoxiale ete. par Pierre tal. Militaire, ei-devant Medecin Boranifte I 
Barrere, Correfpondant de ’Academie des Sei- Roi dans I Isleode Cayenne, A Paris 1743 in u 
ences, Docteur et Profefleur en Medecine dans 4 


im Suͤdamerica. VI Buch. X Capitel. 355 


den ic) pfatte und unbewachfene freye Gegenden und fumpfichte Wiefen, die nurim Som: Seanssfife, 


er austrocknen, und ein Aufenthalt einer großen Anzahl Kaymane find, welche ben 
Au enden allezeit gefährlich werden. Diefe Derter ſelbſt aber würden nicht weniger frucht⸗ 
A feyn, wenn fie nur ein wenig gebauet würden, Die Sprünge, welche den Lauf der 
—* unterbrechen, find eine andere Hinderniß für Diejenigen, welche in das Innere des 
8 dringen wollen. Man giebs diefen Mamen großen Helfen , welche ordentlicher 
eiſe das ganze Bette defielben einnehmen, und da fie fih zuweilen über eine Vierthel— 
hie wei erſtrecken, einen noͤthigen, die Canote zu verlaffen,, fie heraus zu ziehen, und 
N dahin zu tragen. Das Waffer fällt mit einer Heftigkeit, welche nad) ver Höhe ber 
der größere oder Fleinere Wirbel macher, Die Jndianer haben zuweilen, um fich Die 
ge ju erfparen ‚daß fie ihre Canote und ihr Geräche nicht heraus ziehen dürfen , bie 
hnheit, über dieſe Waſſerfaͤlle hinweg zu fahren , deren Schnelligkeit einem ein Schre— 
e es koſtet aber zuweilen den Europaͤern das Leben, die es ihnen nach⸗ 
tollen. 
MN Man kann eg den Keifenden nicht genug anpreifen, ſich nach der Ebbe und Fluch zu 
‚ten , wenn fie an der Küfte hinfahren, vornehmlich an dem Amazonenfluffe, wo man 
Rändig wider bie Barre zu ſtreiten hat. Mar nennet Barre die Fluch, welche eine 
Fan, Schlamm zufammen führe , oder nach der Sprache der Sranzofen des Sandes, wel⸗ 
Mit großem Schwellen anſteigt, und die ſtaͤrkſten Piroguen umwirft, die doch das ein⸗ 
— ſind, welches man brauchen kann. Sie halten die Staͤrke der Wellen bey 
ol: und Neumonden nicht aus. 
N Der Verfaſſer, welcher diefe ganze Küfte befahren, breitet durch feine Beobachtun— 
Mein neues Sicht über fie aus. Der größte Fluß, faget er, den man antrifft, wenn mar 
im das Nordvorgebivge Herumgefahren, iſt dev Cachipur 9). Er koͤmmt von vielen weit 
abe gefegenen Bergen herunter, und ergießt fich in ziween Grad Norderbreite in das 
eltmeer An feine Quellen wohnen Indianer, welche Palicurier und Noraguer 
Beiden, wovon die legtern für die größten Menfchenfreffer gehalten werden, Jenſeits des 
rpipurs trifft man nur Fleine Buchten an der Küfte an. Darauf erfennet man das 
hal range, ein ziemlich Hohes Sand, welches fehr wenig in die Spe hinaus geht. Nahe 
dem Vorgebirge iſt ein Kleiner Fluß, welchen die Indianer Eupiribo nennen. 
d Weiter hin, wenn man an der Kuͤſte von Oſten gegen Weſten faͤhrt, koͤmmt man in 
e Muͤndung des Uyapock, des größten Fluſſes an dieſer Kuͤſte. Barrere ſetzet ihn in 
"% und einen halben Grad nordlich. Man ſieht noch die Ueberbleibfet von einer Scans 
6, welche die Holländer 1576 auf einen Höhe zur Rechten der Einfahrt des Hafens baueten. 
ieſer Fluß har, in ſeiner Mündung, nicht allein einen guten Anfergrund für große Schif⸗ 
ſondern auch verſchiedene Oerter, welche leicht koͤnnen befeſtiget werben. Dieſe vor⸗ 
ee Sage hatte die Holländer gereizet, fich daſelbſt nieberzulaffen ; zumal ba das gan⸗ 
f — dafelbft ſehr gut iſt. Mac) ihrem Rückzuge macheten auch die Franzoſen den Anz 
ag, ſich daſelbſt zu ſetzen. Mein, biefer Entwurf iſt nur erſt im 1726ſten Jahre an- 
Yy 2 gefangen 
N Orineco illuftrado y defendido, Hiftoria 5) Es ift der Eachipuri der Engländer, Man 
an a Civil y Geographica ete, por elPadre wird bey allen andern die a Rechtſchrei⸗ 
Malt, Gumilla de la Compaiiia de Jefus ete. bung der beyden Nationen anmerken. 
1745, 2 Bände in at. 


uiana. 


Fluͤſſe. 


Cachipur. 


Uyapock 


Franʒoͤſiſch 
Guiana. 


nn Reifen und Entdeckungen 


gefangen worden, durch die Erbauung einer neuen Schanze ins Werf gerichtet zu „6 
wohin man einen Commandanten und eine Defaßung gefeget hat, Im 1735ffen Jahre h * 
ben die Miſſionarien viele indianiſche Voͤlkerſchaften, die ſich an den Ufern des Unyapoa 
ausgebreitet hatten, dahin vermocht , daß fie fich zufammen in einem Kreife vereinige 
und daraus iſt eine Miſſion Namens St, Paul, einige Meilen von der Scham 
entftanden, # 
Wenn man den Uyapok hinauffaͤhrt: fo trifft man vier Seemeilen weit von ® 
Mündung eine große Barre von Felſen an, welche man feinen erften Sprung nennefi! 
über den man viel leichter fahren kann, als über den zweyten, der einige Seemeilen Wfl 
bin ift. Man findet darauf noch einen dritten. Die Berengerung des Fluſſes, wel 
die Geſchwindigkeit des Gewaͤſſers bey diefen gefährlichen Fahrten anſehnlich vermehren 


nebſt den Regenbaͤchen, machet die Schiffahrt dafelbft faſt unmoͤglich. Die Voͤlkerſcha 


Camoppi. 


Apruak. 


fen, welche die Ufer dieſes Fluſſes bewohnen, find die Pirivaer, die Marsoner, 
Tarupier, die Uenen, die Maurionen, die Karamer und die Tokoyener. Es 

bey allen dieſen Indianern der beſondere Gebrauch, daß ſie ſich auf dem Geſichte Schwe 
ren oder Linien graben, die von einem Ihre zum andewı gehen, Sie nennen diefen pr 
famen Zierrath Juparats, und die Sranzofen einen Palicuri-Barr, 

Der Camoppi, welcher auf den Uyapock folget, ift ein ziemlich beträchtlicher guß 
deſſen Lauf vom Abend gegen Morgen gebt. Seine gefammelten Gewäffer machen 
ſchiffbarer, wiewohl ſich auch eine Menge Zelfen und viele Sprünge darinnen befinden, die 
einen noͤthigen, dasjenige daſelbſt zu thun, was man allda Portages, oder Ueberfuhrtel 
und Uebertragungen nennet. Seine indianiſchen Bewohner ſind die Cuſſanier , bie Ar⸗ 
magutuer, die Caiomerancoer, und beſonders die Acoquoaer, welche ſich Deffnunge 
in die Backen machen, um daſelbſt Zierrathen von Federn binein zu ſtecken. Diefer gib 
bewäffert ein fehr fehönes Sand, und enthält ein Gebirge, welches man den Silberbid 
‚genannt. hat, weil man dafelbft vordem Adern von diefem Metalle entdecket hat, an wel 
die Holländer , vielen Anfcheinungen nach, haben arbeiten laſſen. 

Achtzehn Seemeilen unter dem Uyapock trifft man einen Fluß an welchen die A! 
dianer Apruak nennen, der vor Alters yon den Sranzofen ift befuchet worden, Die Nach 
barſchaft von Cayenne und die gute Gemuͤthsart der indianiſchen Volkerſchaften des dande⸗ 
ziehen daſelbſt noch die Kaufleute zum Umſetzen einiger Waaren bin, und um Lamantine 
und Schildkröten zu fangen. Es ſcheint, daß fich die Holländer daſelbſt geſetzet gehabt 
nachdem fie Die Güte der Felder allda erfannt: denn man fiehe noch die Ueberbleibfel voll 
einer Schanze ihrer Nation, welche an der Einfahrt des Fluſſes erbauet worden, um d 
Eingang deſſelben zu verfperren. Er hat zwar auch feine Bänke und Sprünge, ma 
fährt aber mit wenigerer Gefahr darüber. Sieben Seemeilen von Apruak, wenn mie 
von Süden gegen Norden fährt, entdecket man mitten in den Fluthen einen kahlen Felle" 
der wie eine Kuppel ausfieht, und den Namen des großen Conftabels führer, damit M 
ihn von einem andern Fleinern, der faft mic dem Waffer gleich iſt, unterfcheide, mel ö 
man den Eleinen Conftabel nenne,  Diefer Zelfen, welcher wenigfteng eine Vierthel 
meile im Umfange hat, iſt ein gewiſſer Puner nach welchem alle Lotſen ſehen, um ! a‘ 
Schiffahrt in diefem Meere darnach ju richten. Die Ströme find dafelbft alfezeit ſehr 
heftig. Einige alte Einwohner in Eapenn⸗ verſicherten den Verfaſſer, man finde auf de 
Felſen ſelbſt eine Art von ſuͤßem und mineraliſchem Waſſer. Man koͤnnte ihm, Be 





in Suͤdamerica. Vl Buch. X Capitel. 357 


ho Namen der Vogelinſel geben , weil er beftändig mit Vögeln umringet oder bedecket iſt, Franzoͤſiſch 
8 Boilanden, Muetten, Fregatten und Gecken, die daſelbſt brüten. Guiana. 
‚Der Fluß Cau, welcher auf ven Apruak folget ‚hatte ehemals an feinen Ufern einen Cam * 
oͤſiſchen Sig, wovon aber feine Spur mehr übrig iſt. Heutiges Tages werden fie 
Die einigen Indianern bewohnet, mit denen die aus Cayenne einen Fiſchhandel treiben. 
I dem Fluffe Cau kommt man bald in den Oyak, welcher die Inſel Cayenne von dem Oak 
en Lande abfondert, und eine von den Spigen des Eylandes an feiner Mündung hat, 
DS bat im 17agften Jahre eine Pfarre, Namens Aura, an den Ufern des Oyaks zur 
Hay lichkeit derer Einwohner von Cayenne angeleger, die laͤngſt dieſem Fluſſe ihren Sig 
N Wenn mar von Weften hinunter fährts ſo nimmt er acht Seemeilen von feiner 
Br ng die Fluͤſſe Bennes und Urapeu aufs Gegen die Duelle bes Urapen zu, hatte 
fl, den berühmten Weg angefangen, welcher zu Lande bis an den Amazonenfluß führen 
—* um nicht allein die Portugieſen zu verjagen, welche ſich in den Laͤndern der Statt⸗ 
Un erſchaft von Cayenne geſetzet hatten, fondern auch um bie Entdeckung der Bergwerke, 
den Handel mit einer unendlichen Anzahl indianiſcher Voͤlkerſchaften zu erleichtern, wel⸗ 
ich in dieſem weitläuftigen Lande ausgebreitet hatten. \ 
Das ganze fand, welches von diefen beyden Fluͤſſen gewaͤſſert wird, ift wenig ge- 
—* Es zeiget nur dicke Waͤlder, worinnen Das Ebenholz, das Violetholz, das Roſen⸗ 
Fr das Eiſenholz, das Meſſingholz und andere farbichte Hölzer in dem größten Lieber: 
N wachen, Die Vanille und die Copaubäume wachfen in allen diefen Feldern von 
* Sie Haben faſt gar keine Gebirge, die nicht voller Eiſenadern find, welches man bey 
a — jeden Schritte wahrnimmt. Der Talk iſt daſelbſt nicht ſelten. Man findet daſelbſt 
Si ein weißes und weiches Erdreich, welches mar mur ins Waſſer wirft, um damit die 
br Uer zu weißen; und diejenige Art von Bolus oder roͤthlicher Erde, welche die Sclaven 
da oen ‚ ihre Pfeifen daraus zu machen. Die Portugiefen von Para machen vortreffli- 
Öpferzeug Daraus, vornehmlich Bardagues, welches große Krüge find, worinnen 
Ma das Waffer ſich frifch Halten läßt. Barrere verwundert ſich, daß man fie zu Cayen- 
ie Niche eben dazu brauche. Diefer ganze Theil des feften Sandes, faget er, welcher dem 
Brafitien gleich zu ſeyn ſcheint, ift fo reich an Mineralien, daß er nicht zweifelt, man 
Eönne mit einen wenig Mühe einige foftbare Bergwerke Dafelbft entdecken, welche den zu 
ieſer Aufſuchung nöchigen Vorſchuß reichlich vergüten würden. Außer dem Fluſſe Oyak 
N HAle das Sand noch viele Eleinere, an deren Ufer Die Franzofen verfchiedene Wohnungen 
ben , und wo die Schiffe Waſſer und Holz einnehmen, Sie ergießen fich in den Mont 
ei enery, welcher fich mit dem Gyak vereiniget, da fie alsdann denjenigen bilden ‚den man 
Ienrlich den Fluß Cayenne enter. —— 
enn man fortfaͤhrt, der Rüftezu folgen: fo findet man ſieben Seemeilen von Cayenne Makuria. 
een kleinen Fluß, Namens Makuris, wo die Ebbe und Fluth von fechs Stunden zu ſechs 
— einen ſehr tiefen Schlamm laſſen. Affe feine Ufer ſind mit Paletuviern, die in an · 
une eiebefhreibungen Manglebäume genannt werben‘, befeger, an deren Zweige ſch die 
K * bey Hoher See Hängen. Man findet an dem Fuße eben ber Bäume eine Menge 
gend den, welche die gemöpnliche Speife der Sclaven find. Die Weiden find in diefer Se 
Top ortefich, Es ift auch die ganze Küfte mit franzöfifchen Meyerhöfen angefüllet, 
um ſt man Heerden Vieh hält. Die Bäume, welche wir Rothholz und die Indianer 
ery nennen, find an der Seite des Makuria viel — als gegen die andern = 
: 93 ſe 


kan 3 


| wo Reifen und Entdeckungen 


Stanzöfifch 
Guiana. 
J 


Rus, 


Andere Flüffe. 


Sinamary. 


ſe zu. Sie ſind uͤberaus harzicht, und breiten einen ſehr angenehmen Geruch von weiten 
aus, welcher des Storax feinem gleich kͤmmt. Ihr Stamm traͤufelt einen rothen Saft 
deſſen Tugenden für allerhand Wunden Barrere rühmer, Er bedauert bey einem ſo jo 
nen Lande, daß darinnen die Schlangen , vornehmlich diejenigen , welche man Klapperſchlan⸗ 
gen nennet, in ſo großer Anzahl ſind. 
Der Fluß Kuru folget in einer Entfernung von acht Seemeilen, auf den Makuri⸗ 
Einige Sandbaͤnke und andere Klippen, die ſich bey niedrigem Waſſer zeigen, machen I 
ne Einfahrt fehr befehwerlich, Das Salzwaffer, welches die Wellen dafelbft über gef 
ziemlich flache Selfen werfen, cryſtalliſiret fich von felbft, fo daß es zu Salze wird. Die 
gefchieht aber nur bey der großen Hige, vornehmlich, wenn der Nordwind bläft. Er 
Kuru nimmt in feinem $aufe einige Eleine Slüffe auf, als den Itarua, den Auſſa, den 
Paſſura, und die Gewaͤſſer vieler fifchreichen Buchten. . Man fieht an feinen Ufern eine! 
Wohnplatz von mehr, als fünfdundert Indianern, welcher im 1714ten Jahre ven dem 7 
Croffart, einem Sefuiten und berühmten Miſſionar angeleget worden, Wenn man aus ” 
Mündung diefes Fluſſes hinaus faͤhrt: fo geht man vor fünf oder fechs Klippen vorbey, wel 
che auf vier Seemeilen weit in der hohen See find, und insgemein Teufelsinſelchen 9- 
nannt werden. Die Indianer fangen dafelbft im Heumonate und Yuguftmonate eine 1 
ge Schitdfröten und Eidechfen ohne andere Mühe, als daß fie das Holz diefer Eleinen F 
felcjen anzänden, damit fie diefe Thiere nöthigen, heraus zu gehen. Es finden fich ñ 
den Kuru hinaus Feine franzöfifche Wohnpläge mehr; und es ift eigentlich das Land # 
Galibier , einer zahlreichen Voͤlkerſchaft, welche diefe ganze Kuͤſte bewohnet ‚ und deren or 
bräuche man in der befondern Befehreibung der Inſel Cayenne angeführet hat. , 
Die Zlüffe, welche auf den Ruru bis an den Fluß Surinam folgen, find der © 
namarp, ber Karua, der Canamana, der Iraku, der Organa, der Amana und of 
Marony. Der Sinamary ift größer, als der Kuru, wovon er nur zwölf Sermellt! 
entfernet iftz und Barrere belehret ung, daß Die erften frangöfifchen Colonien an diefer 
fie an feinen fern angefangen haben. Die Buchten, welche man zwifchen diefen beydel 
Fluͤſſen antrifft, werden zur Zeit des Schildkroͤtenfanges beſtaͤndig beſuchet, welcher M 
März His in den Brachmonat geſchieht, in welcher Zeit dieſe Thiere ihre Eyer in den O4 
legen. Man findet in dem Sinamary eine Art Auſtern, Meypa genannt, deren Schal 
bis auf acht Zoll im Durchfihnitte hat, aber bey weitem nicht fo guf ift, als die Eleinen gr 
fenauftern , welche auch beffer find, als die von den Paletuͤviern. 
Der Karua, welchen die Sranzofen KRaruabo nennen, ift einige Seemeilen von demn 
Sinamary, und hat nichts merkwuͤrdiges, als die Karbeten einiger Galibier, die an MF 
ner Mündung wohnen. Man geht von da nad) dem Lansmang, wo die Framoſen vor 
dem eine zahlreiche Niederlaffung hatten. Man ſieht aber gegenwärtig Dafelbft nichts, al 
Galibier, welche ihre Karbeten an feinen Ufern haben. Weiter hin koͤmmt man an 
Iraku, einen Fluß, der von den Tayraern bemohner wird, welchen Namen man hier gr 
nen Indianern giebt, die fi an den Mündungen der Fluͤſſe gefeger haben, um fie von — 
nen zu unterſcheiden, die man Auraner, das iſt Bergbewohner, nennet. Auf den IR 
Fur folgee der Organa, insgemein Organabo genannt, welches große Bucht heißt. if 
haben ſich daſelbſt einige Indianer gefeger. Der Amana, welchen man darauf finder, t 
einer von den großen Flüffen des Landes. Man giebt feiner Mündung wenigftens eine bar 
be Seemeile, . Die Sander, welche er Dewäffert, geben denen Indianern allerhand Gral 





in Suͤdamerica. VI Buch. X Capitel. 359 


r 
A der legte Fluß vonder Statthalterſchaft Cayenne, ſcheidet die franzöfifchen- Ländereyen 


ao hollaͤndiſchen. Barrere feger feine Mündung auf fieben Grad Morderbreite. Sie 
iy m den Galibiern nicht übel bevölfert. Seine Ufer find, wie der vorhergehenden Fluͤſſe 
4— p niedrig, daß die nah gelegenen Felder vor den Ueberſchwemmungen bey hoher Fluth 
tkoͤnnen geſichert werden. Ueberhaupt iſt dieſe ganze Kuͤſte ſehr niedrig, und man fin⸗ 
> gar ziemlich weit im Innern des Landes nur Savannen oder Wieſen, welche im 
neben fo viel Moräfte find, Weil fie aber im Sommer austrocknen: fo nimme 
nn Asdann diefen Weg, um zu Sande von Koru nach Surinam zu gehen. Die 
Hfiſchen Ueberlaͤufer, welche ſich keine Canote verſchaffen koͤnnen, machen ſich die⸗ 
Ve ges mit Hülfe der Indianer zu Nuge und finden fie ftets geneigt, ihnen zu 


5* ſehlet an dieſer Beſchreibung der Kuͤſte von Guiana nichts, wiederholet Barrere. 
große Provinz, in deren Beſitz ſich die Franzoſen zu erſt gefeßet hatten , ift Heutiges 
Igleichſam unter viele europaͤiſche Seemachten getheilet; und Frankreich hat wirklich 
den den Fleinften Theil davon. Die Holländer machen ihm, ungeachtet Die Gränzen durch 
di ug Yarony bezeichnet find, doch noch einige Ländereyen über demfelben ſtreitig. 
We Portugiefen hören nicht auf, Streifereyen nach Cayenne zu hun, und bemächtigen ſich 
— nvermerkt, was den Franzoſen zugehoͤret. Sie hatten im ırazften Jahre die 
— ein Verhau von Baͤumen an dem Fluſſe Upyapok zu machen, und daſelbſt ei⸗ 
dr Pfahi mit dem Wapen des Koͤniges in Portugall zu errichten. Man kann alſo, ins 
man die Unterſuchung der Gerechtſamen denjenigen uͤberlaͤßt, welche ſich ſolche zueig⸗ 
Und fügen , die Statthalterfhaft von Cayenne fey heufiges Tages zwiſchen dem Marony 
R hapok, das ift in einem Raume von ungefähr hundert Seemeilen eingefchloffen, 
Were machen keine Schwierigkeit, zu verfichern, es Fönne diefer Fleine Theil des feften Lan⸗ 

hu * großem Nutzen fuͤr die Franzoſen von Cayenne ſeyn vornehmlich da es unmoͤglich 
F ſcheint, in das Innere des Landes weiter hinein zu dringen. „Es finden fich , ſa⸗ 
al er, fo wenig freye Indianer zwifchen dieſen beyden Fluͤſſen, daß man feinen Beyſtand 
»} m Kriege daraus ziehen kann; und man hat keine Hoffnung mehr, ſich daſelbſt Sclaven 
AM Ackerbaue zu verſchaffen. Ueber diefes find. die Indianerinnen ſehr geſchickt zum. 
R Qustpefen , und die Mannsperfonen ſehr fertig zur Jagd und Fiſcherey. Die Franzofen 
„ N alſo gänzlich eines Vortheiles beraubet, welcher ehemals den Reichthum dieſer Pflanze 
n ME ausmachere, und welcher fehr beträchtlich war, um Kauffahrdeyſchiffe dahin zu zie⸗ 
* Wie ſoll man hoffen, daß fie ſich wieder erhohle, fo lange man ihm nicht ein Sand 
»fe ik. geben wird, welches fie feit fo langer Zeit befigt, und welches ihr ungerechter Wei⸗ 
> genommen worden. Es würde wenigftens zu wünfchen ſeyn, fahrt eben der Reiſe⸗ 
Sb et fort, daß man hinfuͤhro den neuen Unternehmungen dev Portugiefen Einhalt 
neinen Man begreift nicht, auf was für einen Grund fie fich unterfangen , auf Länder 
u fpeuch zu machen, welche fie nur erft nach den Franzoſen haben Fennen lernen, 
— Kenntniß ihnen zu entziehen, Philipp der V fo viele Sorge getragen, Ihre 
»fes —— zu Corruͤpa und Deſtierro, die an dem nordlichen Ufer des Amajonenfluſ⸗ 
aſſun er hundert Seemeilen von dem Nordvorgebirge liegen, ſind ſpoͤter, als die Nieder⸗ 
»land g der Franzoſen in Guiana, angeleget, und koͤnnen ihnen alſo Fein Recht auf dieſes 
dum Nachtheile der erſten Beſitzer, geben. Frankreich wuͤrde beſſern Grund haben, 

ER 


Ve fein are 
' feine Ufer beivoßnen , und die Fiſcherey iſt daſelbſt nicht weniger überflüßig. Der Mia: Franʒoͤſiſch 


Öuisne. 


Framzoͤſiſch 
Guiana. 


Beobachtun⸗ 
gen, wegen der 
Inſel und 
Stadt Cayen⸗ 
ne > 


% 


0. Heffen und Entdeckungen 


„in Brafilien das fand Janeiro, Tamarica, Rio Grande und die Inſel Maragnan igme 
„wieder abzufordern wo es vor ihnen, wie man geſehen hat, Pflanzſtaͤdte gehabt» #), 

Die Beſchreibung, welche man ſchon von der Inſel Cayenne und ihrer Stadt milde 
sheilet bar ' wird einen neuen Glanz von des Heren Barrete Beobachtungen erhalten , w 
che über vierzig Jahre fpäter gemacht find, und alfo den wirklichen Zuftand diefer Color! 
beffer vorftellen, Die Stadt, welche er lieber den Flecken nennet, beftcht aus ungefähr er 
dert und funfzig Käufern, die meiftens von Erde gebauet find , wierohl es doch einige $ 
unter giebt, die vom Zimmerholze zwey Stockwerke hoc) und mit Schindeln gedecket * 
Des Statthalters ſeines iſt ziemlich bequem. Die Jeſuiten wohnen auch ſehr gut. 
ı736ften Jahre waren daſelbſt zehn Patres und drey Fratres, die nicht allein beschafft") 
waren, die Pfarren auf der Inſel und dem benachbarten feften Sande zu verfehen , for 4 
auch unter die Wilden zu gehen, und ihnen das Evangelium zu predigen. Die Pfarr u 
zu Cayenne ift das ſchoͤnſte Gebäude im Sande: man wuͤrde aber Mühe haben, fic) darin 
nen zu regen, wenn alle Einwohner daſelbſt verſammelt wären, 

Die Ringmauer der Stadt ift fehr niedrig. Sie machet ein unregelmäßiges Sech 

eck mit fuͤnf Baſteyen, die mit vielen Stuͤcken verſehen ſind. Die Graͤben aber ſind ni 


fehr tief und werden fhlecht unterhalten. Die Befasung hat faft allezeit aus — 


Mann ordentlicher Feldtruppen beſtanden, welche vier von dem Seevolke abgeſonderte galt" 
fein ausmacheten, Cie wurde im 1724ften Jahre um zwey Fähnlein vermehrer. au 
dem Staatsmajor iſt Dafelbft noch ein unumfihränfter Rath, worinnen der Hrdinatel 
Commiſſar in Abwefenheit des Statthalters den Vorfiß hat. Die Notwendigkeit, DIE si 


dereyen einträglich zu machen, verbindet alle Einwohner, fich auf ihren un en! 
Halten, welches die Stadt gemeiniglich ſehr leer an — Bu Bahr Ne kei 
Menfchen auf der Straße; und man fönnte dafelbft an hellem lichten Tage jemand er 
den, wie der Berfaffer faget, ohne daß man Gefahr Tiefe, gefehen zu werden. 9 
großen Feſten oder zur Zeit der Muſterungen iſt fie am meiſten bevoͤlkert. Man fe 
dann die Einwohner in ihren Canoren, oder zumeilen in ihren Hamacken mit einem r 
ge von Negern und Negerinnen anfommen, welche Gefluͤgelwerk, Caffave, Taffia d 
Wurzeln und andern Vorrath fragen, —— 
Die Einwohner in Cayenne find ſehr geſpraͤchig und ſehr freygebig. Sie nehme! “ 
Fremden höflich auf, Ob fie gleich insgefammt die franzöfifehe Sprache reden: fo —9 
ben ihre Kinder doch kaum zwey Worte, Die Mundart auf der Inſel hat viel von 
Negerſprache, vornehmlich in der Ausſprache, an ſich. Die Negerinnen, denen man 
Erziehung der Kinder anvertrauen muß, haben unzaͤhlige africaniſche Woͤrter eingeſühn 
Indeſſen iſt Doch die creoliſche Sprache in Cayenne bey weiten nicht ſo laͤcherlich, als 9 
den andern franzöfifihen Eylanden. Die Weibesperfonen find daſelbſt auch beffer gebil — 
Sie haben feine ſolche gelbe oder blaſſe Geſichtsfarbe ‚ als die zu Martinif oder San 74 


„ 


mingo, und die meiften haben yon Natur viel Wis. Die Reinlichkeit, welche ihnen W 


weniger von Natur angebohren ift, traͤgt viel zu der Gefundheit bey, der fie genieße h 
wird aber zuweilen in ihrem Putze zu weit getrieben. Zu Cayenne find die Männet 
wie in den andern Inſeln, genöthiget, zur Befriedigung der’ Eitelfeit ihrer Weibet! u 
der Ankunft eines jeden Schiffes, einen außerordentlichen Aufwand zu machen, un 


R) Am angef. Orte a: d, 35 und vorherg. Seite, F) Brandtewein von Zucker. 





in Suͤdamerica. VI Buch. X Capitel. 361 


Daten leiden darunter ſehr. Ein Gefes, welches die Verſchwendung und den Pracht der Franoͤſiſch 
ondern Privarfamilien aufpöbe, wuͤrde die Pflanzftädte reich machen. — 
NY Verſchiedene Veränderungen, die fich feit den erften Niederlaffungen auf der Inſel Werluſt auf 
Menne ereignet, hatten daſelbſt mancherley Schaden verurfachet, von welcher fie ſich zu der Inſel. 
ohlen, viele Muͤhe gehabt hat. Barrere erzaͤhlet einige Umſtaͤnde davon, die ſich in den 
Ftgeffchgen nicht finden. - Die Franzofen, faget er, hatten fich gleich vom Anfange be= 
Ni, ihre Pflanzungen mit fo vieler Geſchicklichkeit, als Eifer, einträglich zu machen. 
vr Geminnft, welchen ihre Kauffahedenfchiffe dafelbft von ihrem Handel zogen, ervegete 
ci Eiferfuche der Holländer, welche feit Tanger Zeit im Beſitze waren, ihre Waaren und 
ter den feanzöfifchen Pflanzftädten zu verfaufen. Sie fehideten im 1676ften Jahre eilf 
h fe ab, fich dee Inſel zu bemächtigen; und nachdem fie diefelbe überrumpelt hatten, 
fe, "Mehreten fie nicht allein die Zeftungsmerfe der Stadt und das Geſchuͤtz, fondern fie 
Ken auch eine Befagung von vierhundert Mann hinein. Die Niederlaſſungen, welche 
h Mit eben fo wenigem Rechte an den Fluͤſſen Uyapok und Apruak angefangen hatten, 
ten aud) verftärfet. Sie befaßen fie aber nicht lange. Den 2oſten des Ehriftmona- 
5 chen deffelben Jahres gab ein Geſchwader von fechs Schiffen, unter der Anführung des 
—R von Etrees, den Franzofen Cayenne wieder, und ließ in den aufwachſenden 
Manyftätten an dem Uyapok und Apruak nur bie Spuren von denen Schanzen, die man 
Seit aufgeführet hatte, Darauf gedachten die Franzoſen, ſich in ihrer Inſel, und dem 
— feften Sande feft zu fegen. Alles, was zum Handel nüglich ſeyn konnte, wur» 
ME einem ungemeinen Eifer getrieben. Man zog Kauffahrdenfchiffe an, um dasjenige, 
N in den Pflansftäbten gezeuget wurde, ins Geld zu ſetzen; und es ließen ſich eine Menge 
* Familien daſelbſt nieder. Die Flibuſtier trugen zu ihrer Aufnahme nicht wenig bey ; weil 
«den Reichthum aus der Südfee dahin brachten , aus welcher diejenigen , Die am wenigſten 
lich gemefen, doch mit acht oder zehntaufend Livres an Piaſtren wieder zurück famen. End» 
fand ſich Cayenne wiederum ziemlich bevölkert, als Dücaffe 1688 dafelbft, in der Abfiche 
Strinam zu uͤberrumpeln, anfanı, und Durch die Hoffnung, gufe Beute zu machen, dengrößs * 
m Theil der Einwohner vermochte, fich mit ihm zu Schiffe zu fegen, Das Unternehmen hat- 
eſo wenigen Erfolg, daß faſt alle Freywilligen zu Gefangenen gemacht, und von da nach 
franzoͤſiſchen Eylanden gebracht wurden, wo andere Hoffnungen ſie einluden ſich 
Nfegen, . 
ee diefer Widerwaͤrtigkeit hat die Inſel Cayenne den Verluſt ihrer Einwohner nicht 
wiederum erſetzen koͤnnen. Zur Zeit des Herrn Barrere zaͤhlete man daſelbſt nicht uͤber 
zig Franzoſen, welche Verminderung ſehr erſtaunlich iſt, wenn man dieſe Anzahl ge⸗ 
SH die Anzahl der Indianer und Negerfelaven rechnet. Bey einer allgemeinen Muſte⸗ 
ung, welche nur erft ganz Fürzlich gefchehen war, hatten fich hundert und fünf und zwan⸗ 
8. Ndianer, Männer, Weiber und Kinder, und fünfzehn Hundert zur Arbeit tüchtige Ne: 
En befunden. Bey fo wenigem Verhältniffe unter den Herren und Arbeitsleuten wird 
Mnoch die Ordnung erhalten. Man ſah ſechzig Rucufabrifen, neunzehn Zuckerſiedereyen 
nd vier Indigowerke auf gutem Fuße. Faſt alle Sclaven unter ſechzig und uͤber vierzehn 
Jahren gaben der Krone achtehalb Livres Kopfgeld jährlich, welche von Landesguͤtern bes 
et wurden , und man damals auf ſechs bis ſiebentauſend Livres rechnete. 
aſt die ganze Inſel iſt ein ſandiges mit Gebirgen oder Huͤgeln erhoͤhetes Land Ihr Handel. 
man Zuckerroͤhre, den Rucu, Indigo, Cacqo, Caffee, Baumwolle, den großen 
em, Reiſebeſchr. XVI Hand. 33 He, 


worauf 
Allg 


Stansöfifch 
Guiana. 


der Inſel zum andern gehen kann; welches die Einwohner denn noͤthiget, große Umwege 


——— Reiſen und Entdeckungen 
edri⸗ 


Hirſe, Maniok und andere Wurzeln pflanzet und bauet. Das übrige iſt ein ſehr ni * 
ges, und an einigen Orten ſo ſumpfichtes Land, daß man zu Lande nicht von einem Er 


nehmen, wenn ſie ſich nach ihren Pflanzungen begeben wollen. Man ſieht daſelbſt “ 
Menge Pferde, feitvem die Engländer aus Boften und Neu: Nork ordentlicher Weiſe 5 
Handlung dahin gekommen find, Diefe Thiere Foften wenig zu unterhalten. Man — 
vet fie nicht ein. Wenn man ihnen Sattel und Zaum abgenommen bat: fo pflegt iR 
fie gemeiniglich nach ihrem Betieben auf die Weide gehen zu lnffen. "Man hätt daſel 4 
auch Schafe, Ziegen und groß Vieh, und forget dabey, im Auguft und Herbftmonate ” 
Savannen in Brand zu ſtecken, damit gute Weiden daraus werden. Diefe Felder beit! 
gen vortveffliches Gras hervor, wenn fie vor der Regenzeit abgebrannt werden. i 
auch das Schöpfenfleifch und Rindfleifch in Cayenne von befferm Geſchmacke, als in den 
andern Inſeln, wo das geſchlachtete Fleiſch abſcheulich iſt; welches einzig und allein von 

Guͤte der Weiden herzuruͤhren ſcheint. Die Nothwendigkeit, dieſes Vieh ſich erſt vermch 
ren zu laſſen, erlaubet nicht, vieles davon zu ſchlachten, und man muß noch eine Eubi 
von dem Statthalter dazu haben. Die groͤßte Hinderniß bey ihrer Vermehrung ſind 


Tiger, vornehmlich diejenigen, die man in dem Lande rothe Tiger nennet, und welche 


Eigenſchaften 
der Inſel. 


dem feſten Lande hinuͤber ſchwimmen, um ihren Raub zu ſuchen. Man iſt oftmals verbunden 
alle Negern und indianiſche Jaͤger zuſammen kommen zu laſſen, diefe grimmigen Th! 
zu jagen. Derjenige, welcher einen erlegete, bekam vordem eine von denjenigen groß⸗ 
Flinten zur Belohnung, welche man Boucanier nennet. Heutiges Tages iſt es noch ot 
Gewohnheit, daß er den Kinnbacken des Tigers in den Wohnplägen herum zeiger, umd ein 
jeder den Ueberwinder beſchenke. a 
Obgleich Cayenne eine gebirgige Inſel und voller Wälder iftr fo fehfer es ihr dad"! 
einigen Orten, vornehmlid) an der Küfte, an Holze, wo man genöthiger ift, in den Fal 
fen Bagaſſen zu brennen, das ift Zuckerroͤhre, die man zweymal in ber Mühle gebt 
bat,, und woraus man nichts mehr ziehen kann. Der Aufenthalt in den Pflan jungen ii 
viel angenehmer, als der in der Stadt. Der Ueberfluß herrſchet daſelbſt, vornehmlid) 
Ankunft der Kauffahrdeyſchiffe. Man lebet daſelbſt ſehr gut. Es findet ſich kein emwos 
wohlhabender Mann, welcher nicht einen Hof hat, auf welchem man eine Menge Fed 
vieh erzieht, deffen Geſchmack man rühmer, wenn es einige Zeitlang mit Hirfe gefuͤtt 
worden. Das Feld giebt allerhand Waidwerk, welches auf dem feſten Sande gefund 
wird; und die Fiſche in den Fluͤſſen und an der Kuͤſte ſind vortrefflich. Eine jede Pfla 
zung bat ihren Garten. Die europaͤiſchen Fruchtbaͤume kommen dafelbft nicht recht fo" 
dagegen aber. wachfen die Kuͤchenkraͤuter deſto beſſer. Man machet dafelbft fehöne Salla 
von Lactuke, Koͤrbel, Pimpernelle, Cicorien und Celeri Man bauet allda Fleine ibſe 
Kürbiffe, Pfifferlinge und vornehmlich Waffermelonen von einem lieblichen Geſchmock 
die, bey der großen Hitze, auf eine wunderſame Weiſe den Durſt loͤſchen. Alle Geht? 
des mittäglichen America fommen dafelbft mit weniger Sorgfalt fort, Der Tape! 
ift eine Landpflanze, deren Blätter, wie der Spinat gegeffen werden, und deren Wut 
den Sclaven zur Speife dienen m), Man bereitet auch unter dem Namen Spinat, pie 


Blätter von einer andern Pflanze, welche von der ordentlichen Phytolacca nur — im 
‚Kiel 


) Barrere nennet.fie Arm maximum, Aegyptiacun , quod vulgo Colocafia, 





in Suͤdamerica. VI Buch. X Capitel. 363 
„enfei ihrer Frucht unterſchieden iſt. Der Verfaffer Hält dafür, es fey eben die Pflan- 
‚ welche nur durch die verfehiedene Himmelstuft etwas verändert worden. Man ißt zu Ca: 
Mr dortreffliche Feigen; und es waͤchſt vafelbit ſehr ſchoͤner Wein. Man hat aber viel 
Ar die Trauben vor den Vögeln und vornehmlich vor den Ameiſen, zu verwahren. Es 
leicht, zu allen Jahreszeiten welchen iin feinem Garten zu babe. Man theilet Das 
eingeländer in zwey; man befhneidet es wechfelsweife, das iſt einen Monat um den an: 
und die Trauben wachfen hinter einander auf dem einen und dem andern, Indeſſen 
Indern doch die ftarfen Regen im Winter, daß er nicht vollfommen reif wird, oder Taf: 
ihn wenigſtens einen etwas fänerlichen Geſchmack bey feiner größten Reife behalten: 
a dat es vielmals, und ftets mit gutem Erfolge, verfüchet, Wein zum Trinfen daraus 
ge hen; er iſt gut und auch leicht zu verwahren, wenn man ihn nur fieben bis acht Ta: 
vorher gähren laßt, ehe man ihn auf Bouteillen fuͤllet. 

Die Luft auf der Intel iſt ſehr regnicht, aber gefund. Man weis dafeldft nichts von 
dem Besen : Ra HN NR San Domingo fo viele Leute hinreißt. Die 
Wartigen Fieber und die Blattern find daſelbſt ſelten. Man empfindet auch dafelbft die= 
Khige heftige Hige nicht, welche die vornehmfte Befchwerlichkeit der andern Inſeln aus- 
Nahen, Ein Sſtwind, welcher ſich alle Tage um neun Uhr des Morgens erhebt erfri⸗ 
Ne Aufl die Luft. Die Trockenheit und die Feuchtigkeit aber ſind allda uͤbermaͤßig. 
NEN neun ganzer Monate lang; und dieſe Regenzeit nennet man ben Winter, 
Me Jahreszeit fange an, fich durch Sprühen anzumelden , welches. in dem Weinmonate 

komme, und Acaju⸗Regen genannt wird, weil dieſe Fruͤchte alsdann reif werden, und 
Kauf folgen bald fo beftändige und fo ftarfe Negen, daß man fein Geräte in den Hüt- 

halten kann. Das Vieh aber findet alsdann überall ſchoͤne Weide; da im Som: 
Dingegen die Felder zuweilen fo duͤrr find, daß, weil Waffer und Beide zugleich man⸗ 
Kin, ein Theil der Pferde und Rinder vor Hunger und Durft umfaͤllt. Die Muſti⸗ 
N en, die Maringoinen, Die Maken, , die Chiquen, die Tiquen, die Aguthylaͤuſe, 
 Hofrfäufe, die Ameifen, die Raverde oder Käfer, und die Kroͤten würden eine andere 


Franzoͤſiſch 
Guiana. 
— — 


ÜBEL fur die Inſel wegen ihrer Anzahl und ihrer Gefräßigkeit feyn, wenn alle diefe Une 


Hefee nicht einander gegenfeitig befriegefen und ſich dadurch aufrieben. Nichts iſt wun- 
der — eine ee Ameife, die nur auf eine Zeitlang da ift, welche man ins⸗ 
gemein Ameifenläuferinn (Fourmi-conreufe ) nennet, So bald fie in eine Gegend 
y Mes fo rödtet fie Dafelbft alles, Fliegen, Welpen, Raverde, Spinnen , und fo gar 
ten, fie mögen fo groß ſeyn, wie fie mollen, und machet vollfommene Öerippe daraus, 


en unterworfen. Die meiften fleinen Negern farben fajt alle in der Geburt an einer Krankheit. 


he Bevor die Inſel umgeackert werden, waren die Einwohner ſehr verdrüßlichen Krank. Sonderbare 
r 


ankheit, wowider man fein Mittel fand» Sie herrſchet noch, wiewohl lange nicht ſo 
ark mehr. Barrere, welcher als ein Arzt von dieſer merkwürdigen Krankheit redet, be: 
— daß man ihr uneigentlicher Weiſe den Namen eines Catharres giebt. Es iſt 
NE allgemeine Verzuckung, ſaget er, oder ein wahrer Terhanos, , Db fie gleich vor— 
»behmlich nur die Eleinen Regerchen angreift: fo fhonet fie doch der Negern von höhern 
> Jahren eben fo wenig. Man hat aber noch niemals gefehen, daß Weiße davon befallen 
»worden oder wenigftens geſchieht es hoͤchſt ſelten. Aus einer beſtaͤndigen Beobachtung 
> man erkannt, daß die Zeit, mo Die Kinder — am meiſten unterworfen find, inz 
5; 2 „Niels 


6° A > Reifen und Entdeckungen 


Frawoͤſiſch „nerhalb den neun Tagen nach ihrer Geburt iſt Wenn fie über den neunten Tag for 
Guiang. „men, ohne einige Anfcheinung von diefer Krankheit an ſich zu zeigen: fo glaubet war 
daß fie außer Gefahr find, und die Weiber fürchten ſich nicht mehr, fie an die buſt ö 
„bringen. Einige werden mit diefer Krankheit gebohren, und fterben fo gleich. Die r 
„ſten Kennzeichen davon find, daß es ihnen durch eine Fleine Verzuckung des Kinnbackens 
„ſchwer fällt, die Milch zu faugen ‚ und fie ein ganz gezwungenes Gefchren made 
„Darauf fihließe fich ver Kinnbacken noch ferner zufammen s° die aͤußerſten Glieder werd! 
„ſtarr; und ver zuckende Bewegungen, welche die Vorbothen des Todes ſind, reißen d 
„Kranken ploͤtzlich hin,,. 
„Die Erwachfenen widerſtehen länger, In dieſem Alter offenbaret fich das ud 
„durd) einen Schmerz, den man am Halfe empfinder, und welchen die Kranken mit £ 
„Wirkung eines Strickes vergleichen , womit ihnen der Hals zugezogen würde, Der Ki 
„backen ziehe fich zufammen, und läßt bie Speife nicht mehr durch, Die Arme und Beine ml 
„ben fo ſtarr, daß, wenn man den Kranken bey dem Kopfe oder den Beinen nimmt, MA 
„ihn wie ein Stück Holz hebt, Indeſſen bleiben doch die Glieder nicht beftändig ſo fiat! 
„und fteif, daß nicht zuweilen ein Zucken wider Willen dazu koͤmmt. Dieſe Zufaͤlle mal 
„teen die Kranken dergeftalt, daß fie folche laut zu fehreyen zwingen, Gie verlangen, M! 
„tolle fie unterftügen; fie wollen, man folle ihnen den Kopf etwas in die Höhe halten, 
„mit man ihnen das Athemhohlen erleichtere. Das fonderbarefte bey diefer Krankheit @ 
iſt ein fo unerfättlicher Hunger, dag man alle Augenblicke effen wirde, wenn man es 
„terſchlucken koͤnnte. Es ſchlaͤgt allezeit ein Fieber dazu. Man fchwigt häufig über den 
„ganzen Leib; und da die Schmerzen immer zunehmen, fo ftirbe man mir entſetzli 
„Verzuckungen. | 
Der Verfaffer ſetzet bey diefer Beſchreibung die Huͤlfsmittel hinzu, die ihn eine its 
liche Erfahrung hat entdechen laffen. Diele Sclaven ‚ faget er, welche er in der Colonle 
euriren das Glück gehabt hat, müffen dem gluͤcklichen Erfolge ſeiner Methode ein gef 
Zeugniß geben. Er will ‚ man folle die Kranken, um gleich Anfangs den Fortgang „ 
Uebels aufzuhalten, vielmal des Tages mit dem alterfrifcheften Waſſer befprengen, er 
man nur finden kann, vornehmlich die Kinder, fo bald man wahrnimme, dafs ihnen DA 
Saugen beſchwerlich faͤllt. Dieſe Beſprengungen muͤſſen ſo lange fortgeſetzet werden, b 
die Zufaͤlle ſich zertheilen, und die Theile des Leibes ihre natuͤrliche Geſchmeidigkeit wied 
erlangen. Damit man den Kranken, vornehmlich in hoͤhern Jahren bey Kräften erhal 
fo muß man ihn Brüben zu fich nehmen laſſen, und das wenig und oft, und dazwiſch 
einige Loͤffel Wein. Man muß das verfüßte Dueckfilber oder Etioph mineral mit abfiih? 
renden Mitteln, als Rhebarber, Scammonienfaft und Jalap vermengt, daben braucht 
Der Extract von Aloe hat zumeilen gute Dienfte getan; und wenn der Kranke feine $ 
wergen hinterbringen Fann, fo muß man dafür einen Tranf von Senesblättern mir MA 
na und andern abführenden Mitten nehmen. Mach diefen Vorſchriften Haben die Neger 
nen nicht fo bald die erfien Zufälle von dem Uebel an ihren Kindern bemerfer, fo bad 
| fü Ri ohne viele Vorbereitung und befprengen fie darauf mit großen Gefäßen vohb 
affer. 
Makaque oder Man ſaget nichts von dem Guineawurme, wovon man ſchon viele Beobachtungen 
—— gemacht hat. Hier iſt aber die Gelegenheit, von dem Makaque zu reden, melcher 
Cayenne unter den Indianern, den Negern und Ereolen ſehr gemein iſt, und welchen 9— 


x 


in Suͤdamerica. VJ Buch. X Capitel. 365 
die 
eeines Federkiels, einen Zoll lang, roͤthlich oder dunkelbraun, und an Geſtalt faft eis 
h aupe-gleich, Er wächft unter der Haut, gemeiniglich an den Beinen, den Schen: 
hir’ bey den Gelenken, vornehmlich am Knie. Anfänglich läßt er fich durch ein Juͤcken 
ren, worauf bald eine Geſchwulſt auf der Haut folge. Man ſchneidet fie auf, wenn 
—9 ſie hat groͤßer werden laſſen. Das Thier findet ſich daſelbſt im Blute ſchwimmend. 
Se Are und Weiſe, es heraus zu bringen, iſt, daß man bloß die Haut druͤcket, und es 
t einem kleinen gefpaltenen Hölzchen faſſet. Damit die Geſchwulſt deſto eher zu ihrer 
Pa gelange , fo beſchmiert man fie mit dem Schmurgel, der ſich in den Tobadspfeifen 
Mmele, Wenn der Wurm: heraus ift: fo heilet die Wunde bald von felbft wieder zu. 


eh Unter des Heren Barrere Beobachtungen von der Handlung in Cayenne $ findet man 
Kg fehr merkwürdige von gewiſſen Pflanzen, welche diefe Eolonie gleichfam an Kindes- 
[Q ! Aufgenommen hat. Er belehret uns, daß man nur erft 1721 angefangen habe, bafelbft 
Me ee zu bauen, Einige franzöfifche Ueberläufer , welche nach Surinam gegangen waren, , 
meichelten ſich, von dem Statthalter zu Cayenne ihre Verzeihung zu erhalten, wenn fie 
Um einige Caffeebohnen mitbraͤchten, welche die Holländer ſchon in ihrer Pflanzſtadt mit 
BE M Erfolge zu bauen angefangen hatten. Sie wurden in die Erde geftecer. Drey 
nfeetbete, die bald aufgiengen, brachten eine gute Anzahl Bohnen j welche unter bie Ein- 
apa vertheilet wurden, und innerhalb wenig Jahren war bie ganze Inſel damit verſe⸗ 
die Geſtalt der Caffeebaͤume aber iſt von denen in Arabien ſehr unterſchieden m). 


* Der Caffee in Cayenne erhebt ſich nur zehn Fuß hoch. Die Wurzel bringt einen 
den Stengel, unten zween Zoll dicke hervor, welcher gleich von ſeinem Urſprunge an 
igicht iſt. Die Zweige, weiche ins Kreuz und zween und zween einander gegen über fte= 

h » erftrecken ſich rund herum bis auf drey oder vier Fuß, und machen eine ziemlich 

dichte Staude,, faft von Pyramidenfoͤrmiger Geftalt. Die Blätter wachfen audy zween 

ween ‚ gleich des Sranklorbeers (Laurier franc) feinen, aber viel größer, Ihre Länge 
Kemeiniglich einen halben Fuß, und ihre Breite drittehalb Zoll, Sie find.oben dunfels 

Ei, und unten blaßgrün, und an dem Rande ein wenig flammicht,  Zwifchen ihnen 

nofen Abfagmweife viele Bluhmen heraus, die ziemlich dicht ftehen, aber faft feinen Ges 

9 haben. Eine jede ift ein kleines weißes Röhrchen, fechftehalb Sinien- lang , welches 

at des kleinen Jaſmines feinen aͤhnlich, und oben in fünf Theile getheilet iſt. Der Grif⸗ 
welcher von unten herauf koͤmmt, iſt anfangs nur ein ſehr kleines flaches Knoͤpſchen 

in ‚dat oben ein gabelförmiges Faͤdchen, ungefähr fechs &inien lang, Ex verändert ſich 

we grüne Beere, welche die Kirfchfarbe annimmt, wenn fie reif wird, und zwey Gas 

dener oder zwo Bohnen enthält, die auf der einen Seite bauchicht, und auf der andern 
find , und deren jede in eine weißliche Capfel eingefehloffen it. on 

“ie, vote Jahreszeit, worinnen die Bäume blühen und ihre Fruͤchte Bringen, if — 

re Regenzeit, Beym Anfange, da man fie pflanzete, jieifelte man, ob fie Die Wit⸗ 

Pü würden vertragen konnen, Die überaus große Dürre machete, daß viele ausgiens 

Eonn und der übermäßige Regen im Winter hinderte, daß Die Srüchte nicht reif werden 

{en , oder machete, daß auch felbjt die Wurzeln verfauleten, fo. wie fie fich im Grunde 
; "343 aus⸗ 
Man ſehe die Reiſe nach dem gluͤcklichen Arabien im XI Bande diefer Sammlung, 


1 


* 


ander fo gar bekommen, wenn fie fich lange daſelbſt aufhalten. Er iſt von der Franzoͤſiſch 


Buiane. 


Caffee. 


366 FT Reifen und Entdeckungen 


Seanssfifeh ausſtrecketen. Ueber dieſes Hatte man unendliche Mühe, die neuen Pflanzen vor den Amel 


Guiana. 


Cacao/ 
Baumwolle 
und Pitte. 


Benachbarte 


und anderm Ungeziefer zu verwahren, welche fie abfraßen. Heutiges Tages machte 
Bäume vollfommen; und wenn fie ihre natürliche Größe erreiche haben, fo geben fie 0 
dentlich jeder zwölf Pfund Bohnen. Barrere verfichert, Der Cayenner Caffee gebe, wenn 
ein wenig alt ift, dem von Mofa nichts nach. Man halt zwo Erndten mit ihm; die, arte 
Drachmonate und die andere um Weihnachten. Die Zweige, welche im Brachmon 
bluͤhen, bringen im Chriſtmonate Frucht; und diejenigen, die um Weihnachten blute 
geben im Brachmonate Fruͤchte. Der Baum koͤmmt auf einem erhabenen Lande b he 
fort, als in einem niedrigen; er wächft auch lieber in einem ſchwarzen und fetten Er 
che , welches zum Ungluͤcke in der Colonie ziemlich felcen ift, alsim fandichten Boden. 
lich fo vermehret er fich lieber Durch ven Samen, als durch Reifer, 

Seit 1735 hat man auch Cacao gepflanzet; und die Cofonie machete fich von ſeinen 
guten Fortkommen gleich große Hoffnung. Man bauet daſelbſt auch Baumwolle, wet 
der Verfaſſer für feiner und ſchoͤner hält, als die auf den andern Inſeln, ob fie gieich 
eben der Art ift, das ift von der Elaffe derjenigen, die man Staudenbaummwolle nenne 
weil ihre Pflanze zehn oder zwölf Zuß hoch waͤchſt. Die Pitte , welche auf der Inſel nl 
verabfäumer wird, giebt einen fehr müglichen Faden, Man verfichert, der Faden DE 
fey viel ftärfer und feiner, als die Seide; und die Furcht, man möchte den Seidenfahtl i 
fehaden , ift die einzige Urfache, daß man fie nicht nach Europa verführee. Die Portud 
fen machen Strümpfe daraus, die fie ſehr hoch fehägen; und die Indianer fcheelen pie 
Pflanze, wie den Hanf, um Stricke und Hamacken daraus zu machen, 

Allein, ob gleich bey diefen neu angenommenen Pflanzen die In on MF 
fur vortreffliche Bäume bat, und eine forgfältige Bann alle a 
gar den Zimmer und Pfeffer nicht ausgenommen, kann wachſen laffen : ſo ift doch ihr ME 
nehmſter Handel mit Zucer und Rocu, wovon Barrere die jährlichen Einkünfte, 9 
denen von andern Waaren über hunderttauſend Thaler ſteigen läßt. Die Schiffe, meld 
man dahin ſchicket, haben zu ihrer Ladung nur Wein, Mehl, Pöfelfleifch, grobe $einmand) 
vornehmlich gemalte Leinwand, Eifenwerf, verfchiedene Arten Zeuge und Kramwaaren⸗ 
mit einem Worte die einfacheften, und zum menfehlichen eben nothivendigften Baal! 
Und doc) würde es unnüß oder fchädlich feyn, wenn man gar zu viel dahin bringen wollt? 
weil man folche nicht leichtlich würde log werden Fonnen. Das Unglück der Inſel ift, oa 
es ihr an Einwohnern, vornehmlich an Megern fehlet, noch vieles gutes fand an zu bau! 
welches in einer fo kleinen Strecke unbebauet liegen bleibt, 

Vier Seemeilen von der Küfte, demjenigen Theile gegen iiber ‚ den man Kemil 


Inſeln von nennet, findet man fünf Kleine Inſeln, welche nach der Sage der Wilden ehemals an Cap 


Cayenne. 


Zeiten diejenigen dahin, welche dieſe Strafe in der Pflanzſtadt verdienet hatten. 


ne gehangen. Die beyden am weiteften entferneten, welche faft von einerley Größe je 
und fich wie Zigenmwärschen zeigen, heißen die beyden Zitzen oder die Söhne; wie au 

die Namen der drey andern ebenfalls von ihren Eigenfchaften, oder ihrer Geftalt berd 
nommen find, und der Oster, die Mutter und die Malingre Heiffen. Die größft bi 
nur ungefähr drey Vierthelmeile im Umfange. Sie find nicht fo wohl Inſeln, als vie 
mehr große Felſen, Die mit einer unendlichen Anzahl Ameishaufen durchlöchert find- M 
deſſen find fie doch mit Öehölgen bedecket und mit Waidwerfe befeger. Man verwies N 


geuti⸗ 





in Suͤdamerica. VIBuh. X Eapitel. 367 


&% Heutiges Tages- pflegen die Einwohner der Küfte zwifchen diefen Klippen den Franzoͤſiſch 
3 werdtfiſch und die großen Seefihildfröten zu fangen, die fich gemeiniglic) nad) den a, 
fen zu begeben, an welchen ſich die Wellen brechen. Sie brauchen zu diefer Fiſcherey gFirherep des 
I Art Garn, die Sole genannt, Diefes Netz ift funfzehn bis zwanzig Fuß breit und Schwerdtfi— 
We bis fünfzig Fuß lang: Die Maſchen find einen Fuß weit im Vierecke und ber Bas ſches und der 
dazu nicht aͤber anderthalb Linien did. Man heiter von zwo zu zwo Mafchen zwo Floͤße Schudkroͤten. 
* halben Fuß lang, die von einem ſtachlichten Stengel gemacht werden, welchen die F 
ianer Mucu⸗ muůcu nennen und ſtatt des Pantoffelholzes oder Gorkes dienen. Anz 
Re man vier oder fünf große Steine vierzig bis funfzig Pfund ſchwer an, um das 
Ale recht ſtraff ausgefpannt zu halten. An die beyden Enden, welche mit dem Waſſer 
find, bindet man andere große Stuͤcke Mucu⸗ mucu, welche zu Zeichen dienen, 
den Ort zu bemerfen, wo das Netz geworfen ift. Die Kolen werden ordentlicher 
"AR ſehr nahe bey den Inſelchen ausgemorfen, weil bie männlichen Schildfröten,, als 
einzigen, die man bey diefer Fiſcherey fängt, eine Seepflanze oder vielmehr eine Art 
Yin wanım, abzufrefien gehen, die nur auf den mit dem Waſſer gleichen Felſen waͤchſt. 
Au her halten ordentlich ihr Duart; das ift, fie befüchen von Zeit zu: zeit die Netze. 
j ei N die Sole anfängt zu caliven, nach ihrer Sprache, Das heißt, wenn das Neg aufder 
& Seite mehr einfinft, als auf der andern: fo eilet man, es heraus zu ziehen. Die 
" ÜdEröten Eönnen ſich aus dergleichen Negen nicht leicht‘ Iosmadhen, weil bie Wellen, 
Me bey ven Inſelchen ziemlich hoch find, den beyden Enden eine beſtaͤndige Bewegung 
welche fie betaͤubet, oder fie verwickelt. Der Eſpadon oder Schwerdtfiſch hinge⸗ 
Agent fich zuweilen ‚'wenn er gefangen ift, fo heftig, daß er das Netz zerreißt und 
eht, und man erkennet es an der Zerreißung der Maſchen, ob einer von diefen Fi- 
Ein durchgegangen. So wenig man es au) verfchiebt, die Diese zu befuchen, wenn man 
I Schilpfröten gefangen hat; fo findet man fie doch gemeiniglich erfoffen und ganz 
darinnen. ar Kl 
dei Die ordentliche Zeit, um die Schildfröten zu fangen, ift von Jenner bis inden May: 
N Schmwerdtfiich aber fangt man zu Anfange bes Winters, vornehmlich wenn der Nord- 
regieret. Im Chriſtmonate, Kenner, Hornung, und März iſt dieſer Wind zuwei⸗ 
An o heftig, daß er die Pflanzen ausrottet. Der Schwerdtfiſch fümmt niemals fo nahe 
—8 Land, als die Schildkroͤte. Man wirft die Folen auch ein wenig mehr auf der 
Ode AUS; und wenn diefer Fiſch gefangen iſt, fo unterlaßt man nicht, ihm mit einem 
Pc die Yrt von Schwerdte abzubauen, welche feine Vertheidigung it, und das noch) 
M Als man ihn in das Canot nimmt, vornehmlich wenn er auferordentlih groß iſt. 
fi N Diefe Vorficht würde er einen Fiſcher toͤdten oder gefährlich verwunden. Es finden 
welche yon fünf und zwanzig und dreyßig Fuß lang. Da des Fleiſch deſſelben nicht 
üben E gut ift, die Arbeit und Gefahr zu vergüten: fe wird es den Indianern und A: 
er fen. Die Seber aber iſt wegen der Menge Deles, das man daraus —* — 
gen — in den Zuckerfiedereyen verbrennt, ſehe nuͤtzich. Die große Schildkroͤte hinge⸗ 
ſt in dieſem Meere vortrefflich. 


kedte Man fängt auch zroifehen den vier Inſelchen, aber fehr felten, die ſchoͤne Art Schild. 
$ » welche man Carter nennet, und Deven Schaale ſtets ein Grund zu einer reichen 
ung geweſen. Barrere glaubet, ſie ſey um Eayenne eben ſo gemein, als die andere, 
Rn a de ' und 


« 


Seansöfifch 


Guiana. 
“= 


Beobachtun⸗ 
gen wegen der 
Schwierigkei⸗ 
ten in Guiana 
zu dringen. 


Wirkliche Be⸗ 
wohner der 
Kuͤſte. 


Handlung dahin zu verſuchen. Es würde nicht allein dieſe Schwierigkeit durch die LA 


368° | Reiſen md Entdeckungen 


und bedauret hier wieder, daß die kleine Anza Ei ni er 
nen ordentlichen Fang — — * Be * 
Die Sitten und ‚Gebräuche der Indianer in Guiana find in den beyden Beſchreibun⸗ 
gen, Ai welche man ſich hier haͤlt, eben fo, wie in denen, die vorhergegangen find; " 
diefe Beſtatigung muß denjenigen gefallen, welche die genaue Wahryeit in dieſen 9 
maͤlden lieben. Barrere hat noch das beſondere Verdienſt, daß er allen den feinigen ⸗ 
Erzählung der verfchiedenen Volkerſchaften beyfüger, welche den Franoſen bekannt IP 
„Man unterſcheidet fie, faget er, in Indianer von den Küften und Indianer aus ‘ 
„Lande. Die Anzahl derjenigen, welche in dem Innern des Landes ausgebreitet fin 
„muß viel größer ſeyn: die Entfernung aber, worinnen ſie von einander ſind, und 
„Schwierigkeit in ein fo meitläuftiges Sand, durch gräuliche Wüften, Wälder von hunden 
„Meilen und über folhe Slüffe, als man vorgeftellee hat, zu bringen erlauben nicht f 
„diejenigen Nachrichten zu verfchaffen, die man wünfcher, und erlauben noch 5 ein 
„und die boͤſen Beſchaffenheiten des Weges, ſondern auch noch) durch die mancherley SM 
„heit, den unmäßigen und faft beftändigen Regen, welcher es eben fo gefährlich mache 
„über die Fluͤſſe zu gehen, als fie von Natur hinauf zu fahren find, und vornehmlich —* 
„die Wildheit der Einwohner unüberfteiglich feyn, als welche einen Reiſenden, da fie —9 
re Re gefeben, eben fo wohl aus Luft, um ihm feine Kleider zu nehmen, 
5 vde, ihn zu d uͤrden; i iß ſi 
— — tdten würden; denn es iſt gewiß, daß fie alle zuſau⸗ 
as diejenigen betrifft, die man Indianer von den Kuͤ 
angemerket, daß ſich ihre Anzʒahl / nicht über zwölf oder es — —— Er 
man die Galidier ausnimmt, welche die einzigen find, die der Krieg nicht auf erieben ber 
Kin die ſich von der Inſel Cayenne bis jenſeits des Orinoko erſtrecken: ſo find alle vie. 0 
— — en BE eu Ban Gebräuche mit ſich in veribene Ri 
‚au en die Galibier fie nicht haben verjage ie m 
als hundert Jahren giebt man fich, Mühe, en — * ge 
gion beyzubringen. Die Jeſuiten haben einen Theil dverfelben in ordentliche Wohnurd 
zufammen gebracht und hören nicht auf, ihren Eifer dafelbft auszuüben q), —— 
hat man durch dieſes Mittel ihre meiſten Namen erfahren. Wenn aber alle dieſe gndi 
ner zuſammen nicht über fünfzehn tauſend find: fo muß man urtheilen, daß bey ein ! 
großen Mannichfaltigfeit von Bölkerfchaften jedes Karbet nichesfehr bevölert fe H kann 
Die Galibier machen alſo die vornehmſte und zahlreichſte Voͤlkerſchaft 
* —— — den zweyten Rang. Die ie * genen | 
5 ‚, find Eriegerifch und arbei i ron ; 
großen Anzahl Indianer * dieſen — Den FR = T 
. Die Tairaer find nicht fd wohl eine befondere Voͤlkerſchaft, als vielmehr ein mig 
mafch von verfchiedenen Bölkerfchaften, welche an der Mündung der Zlüffe wohnen. ; 
Raraner werden noch für Menſchenfreſſer gepalten, ob fie gleich Nachbarn der granef, 
' % ul 


) i 
— ee RR verſchiedenen 
Menge merkwuͤrdiger Beobachtungen von den Wan⸗ ENTE 














Indianer — Indtanerınn 
aus Gwana . 





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in Suͤdamerica. VIBuh. X Capitel. 369 

in Miſſionen find. Die Uayaer, welche die Franzoſen Uenen nennen, haben nichts Franzoͤſiſch 
Ne olrdiges, als ihre Luſt zur Handlung. Man hat von den Palicuriern geredet, die Busns 
N) das Geſicht von einem Ohre zum andern durch eine Kreislinie zergraben, welche über 

08 Kinn geht. Die Aramayonen, die Noraguer, die Piviuer, die Macuanier, 

ie Nauriuer, die Tokoyenen, die Palanguer, die Taveupier, die Armagutuer, 
* die Mapruaner ſind zehn Voͤlkerſchaften, welche laͤngſt denen Criquen und Fluͤſſen 
Eeſeeuet find, die fich in den Uyapok ergießen. Die Acuquaer, welche die Gewohnheit 

ben, ſich die Backen zu durchftechen, damit fie Zedern hinein ftefen fonnen, wohnen an 

en Ufern des Ramops. Man nennet nur die Mayeten, bie Marakupier, die May⸗ 

ger und die Karanariuer, ohne ihre Kreiſe anzuzeigen, Die Arikareten ſind die alten 

inwohner der Inſel Cayenne; ihre Volkerſchaft it faſt ganz ausgegangen. Die Itu⸗ 

Mer, welche in Maoaper, Opanpier, Ayuaniquer, Caicucianer und Machicue⸗ 

en getheilee werden, bewohnen die Wälder; und Das zeiget ihr gemeinfchaftlicher Namen 

Sltaner an, Man nennet zehn Voͤlkerſchaften, die fich an der Mündung des Amazo⸗ 

g Ruffes gefeget haben, als die Aruscaner, die Aruakaer, die Cumanter, die Mai- 

ner, die Amaciduer, die Urubaer, bie Amenepuer, die Apiauser und die Acu⸗ 

dienen, Die Farpuyranaer, welche man auch) an eben die Seite zu fegen feheint, find 
de Volker welche eine fehr platte Stien und eben folchen Hinterkopf haben, Gleich 

MM der Geburt an geben die Mütter dem Kopfe ihrer Kinder diefe Geftalt durch Fleine 

1 ter, welche fie ſtark zufammen binden. Die Marupier, die Manauten, die Cer⸗ 

mer und die Aronkayuer find andere Bölferfchaften, die in dem Sande fich gefeget has 
a Calipuruer reden eine Sorache ‚ die man mit eben De a — 
8; elche ſich in einem großen Theile bes mittäglichen America ausgebreitet hat. ie 
N Hgauer, die Bacikurrer, die Maker oder die Anchionen, die Ayer, bie Para⸗ 
inter, die Cayaer, die Saliner, die Supayer, und die Pacaxer fcheinen aus ver- 

hiedenen Thalen von Braſilien gekommen zu feyn. Es iſt fein Zweifel, daß die Ta- 
ayaer nicht ein Zweig von der braſilianiſchen Volkerſchaft eben dieſes Namens ſeyn ſoll⸗ 

N Sie bewohnen eine Gegend in Ouiana, woraus man grüne Steine hohlet. 
ai, Yebrigens werden die meiften von diefen Volkerſchaften auch beym Saet genannt, aber Ihre Sora⸗ 
gie die geringfte Erläuterung wegen ihres Urfprunges. Er hat ſich fo gar befliſſen, viele he. 

orter aus ihrer Sprache zu fammeln, vornehmlich faget er, aus ber Naoer ihre, welche 

* gemeinfke in diefer Gegend ift und aus der Aruakaer und Chebaoer ihre. Er ver⸗ 
Ace einige mit einander, damit man ihre Aehnlichkeit oder ihren Unterſchied fehen möge. 
Iefes iſt eine befondere Beobachtung, die wir niemals bindangefeger haben, wenn fie uns 


v 
"gekommen ift: 


Maoiſch. Aruakaiſch. Chebaoiſch 
Dater Pape, Pilplii Heja 
— Immes Saecki amma 
5 Boppe Uaſſiki Uakewirri 
Dr Pannae Uadike Uakenoely 
Auge Doere | Uakoſie Noeyery 


Naſe 
P) Am angef. Orte a. d. 234 u. f © 0 fes und die Reiſebeſchreibung der PP Grillet 
Man fehe Les Lettres edifiantes et curieu- und Bechameil. 


Algen, Keifebefchr, XVI Band. a 


370 Reiſen und Entdeckungen 


Franʒoͤſiſch Naſe Hoenaly Uaſſieri Uaſſibaly 

Guians. Mund Hopataly Daleroke Darrimaily 
Zaͤhne Hoicelii Darii Uadacoely 
Beine Pollelii Dadane Uatabaye 
Fuͤße Poepe Dackoſie Uakehirry 
Baͤume Ueue Hada Ataly nd 
Bogen Hoerappe Lemarape Hoerapall 
Pfeile Mapoetoe Symare Hewerry. 


Alle dieſe Indianer theilen die Zeiten nach den Monden ab, Die Paser nennen den Dre 
Nonna oder Noeneʒ die Aruakaer Cattchi und die Chebaser Rireriere, - Die Sen 
wird von den erſtern Ueſo genannt, welche diefes Wort auch brauchen, den Tag damit I 
bezeichnen. Die zweyten nennen jie Adaly, und die Chebaoer Uecoelie. — 
Obgleich die gemeine Gewohnheit dieſer Wilden iſt, daß fie an ihren Fingern ei 
abzählen und beyde Hände aufheben, wenn fie zehn andeuten wollen, und wenn fie md, _ 
zig auszudrücken gedenken, auch zugleich die Zehen an ihren Füffen zeigen: fo haben ©" 
Yaoer dennoch eigene Namen für jede Zahl: als ı Tewyn; 2 Tage; 3 Terrewal 
4 Tagine; 5 Mepstoen; 6 Tewyn Tellikene; 7 Toge Jeklikene; g Terrew 1d 
Jeklikene; 9 Tagine Teklitene; 10 Jemersle Wepatoen. Darauf fegen fie N 
ein anderes Wort zu den fünf erftern Zapfen und eilfe beißt Tewyn Abopene; ı2 Cag 
Abopene uf. w. 16 Tewyn Sabopbopene; zı Tewyn Demoene, Die folgenden 
Woͤrter ſind auch aus der Yaoer Sprache. 


Kehle, Icene, ruft und Wind, Pepeite. Gans, Rapone 
Hals, Boppomery. Regen, Renape, Geyer, Uakare 
Schulter, Hoomotaly. Donner, Toniment, Papegey, Kurga. 
Her, Hoppelabolle. Erde, Soie, Krebs, Cois, 
Bauch, Holopotacy. Meer, Parona. Art, Moe 
Bruſt, Pielapo. Feuer, Uapoto. Meſſer, Rapoie. 
Zitzen, Mannatü. Stein, Tapır, Ruder, Aguebuͤte 
Arme, Japelly. Gold, Carecury. Spaden, Maſſera. 
- Knie, Goenaly. Daum, Vene, Effen, Uewine. 
Bruder, Zuoroie, Hirſch, Uſſari. Trinken, Kvenike. 
Schweſter, Uarie. Eber, Pingo. Schlaſen, Uniguene. 
Tochter, Corͤi. Tiger, Arua. Kommen, Tafe. 
Himmel, Capu. Hund, Pero. Weinen, Uamonci—. 
Stern, Chirika. Caninichen, Acuri. Schlagen, Pogue. 


Sie machen eine Menge Zeitwoͤrter, indem ſie zu den Nennwoͤrtern das Wort Ery im! 

fegen. Alſo heißt Amara · Ery einen Hamak machen, oder die Kunſt einen Hamad 5 

machen. jafay beißt ja; uati nein; toporne weiß; cure gut; icone böfe; seh" 

ruͤme ſchwarz, nomone groß; enchique klein r). Bun 

Zeugnig der Die Holländer, denen man diefe Anmerkungen zu danfen hat, und deren Beud, 

— von der Lage einiger Derter nicht verdächtig iſt, wo fie fich geſetzet haben, wie man et 
ger Oerter. An 

r) Laet Defeript. Ind, Oceid, Lib. XVIIcap. 12, s) Ebendaf, im 9 Cap. 





* 








277 





verföhredene ‚Zrt ben 


7 ogen 
2.duf 


2% 
3.Holzernes Spitze. 





7: Indianische Flinte - 





5. Steinerne Axt. 
6. Schild. 


2. 


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in Sidamerica. V Buch. X Capitel. | 371 


bat, feßen den Fluß Oyac, welchen ſie Wia nennen, in vier Grad vierzig Minuten Mor 
* — ſie laſſen ihn von ſehr weit aus dem feſten Lande herkommen, ruͤhmen die Frucht⸗ 
rkeit feiner Ufer, und laſſen fie von der Voͤlkerſchaft der Chebaoer bewohnen. Sie ſetzen, 
e Keymis, nicht weit von dieſem Fluſſe eine vortreffliche Rhede unter gewiſſen Inſeln, 
ie gegen das feite and zu liegen, und wovon fie die größte Guateri nennen, welche eben⸗ 
. von Chebaoern bewohnet iſt, und allerhand Vorrath hat, wo man uͤber dieſes einen 
guten Hafen findet. Sie zählen auch noch drey andere; die mehr außen liegen und 
en Namen, tvie Laer faget s), von ihrer Lage in Geſtalt eines Dreyeckes haben. End: 
e (e$en fie zroifchen die Fluͤſe Oyak und Cayenne eine Inſel, Namens Msttory, 
— he nichts anders, als die Inſel Cayenne ſelbſt ſeyn kann, weil fie ihr ſechzehn See: 
len im Umkreiſe geben, Andere, faget Harcourt, nennen fie Mayeri und geben dem 
“ N Theile des Eylandes, welcher nad) dem Oyak zu fieht, den Namen Mariori, und 
un atdern Höhen mitten in der Inſel nennen fie Matoruy. Sie fegen hinzu, fie wären 
x Alters yon einer Volkerſchaft Caraiben bewohnet worden, die aber fehr leurfelig gewe⸗ 
N, und es wuͤchſen daſelbſt bey jedem Schritte, auf den Gefilden Stauden zween Spannen 
don, welche eine Art von purpurfarbenen Pflaumen trügen, die faft eben fo ſchmecketen, 
IE die Myrabolanen. Endlich reden fie von vier Eleinen Inſeln, welche nicht weit von 
* gtoBen find gegen Often, wovon fie die öftlichfte Sannaum, die weſtlichſte Spene⸗ 
ie Und die beyden andern Eporcere gemers nennen: fie geftehen aber: es wären Dies 
arbarifche Namen, die wohl von verfihiedenen Europäern koͤnnten feyn geändert 
Wer 2), 
m Eben der Harcourt verfichert, die Inſel Cayenne würde von ihren alten Einwohnern 
N uecumbro genannt; fie wären in der That Caraiben; und Arrauicary, ihr vornehm= 
$ Iperhaupt, wohnete nahe bey einem Berge Cillicidemo genannt, von deffen Gipfel 
AM die ganze Inſel überfehen koͤnnte. Diefer Reifende, welcher fich rühmer, die folgen⸗ 
Kuͤſte forgfältig beobachtet zu haben, rechnet nur zehn Seemeilen von dem Fluffe Ama⸗ 
N big zu dem Fluſſe Marony, und ſetzet den Marony in fünf Grad fünf und vierzig 
N innen Norderbreite. Er gieng 1608 diefen Fluß hinauf. „Er ift bey feiner Mündung 
Uber eine deutſche Meile breit, faget ev: ob er mum aber gleich auch ziemlich tief ift, ſo 
Machen doch viele Sandbänfe das Einlaufen ſchwer. Wenn man diefe Hinderniffe über: 
Wunden hatı fo findet man gegen Das finfe Ufer zu, acht Fäden Waffer; und diefe Tiefe 
bee Big an drey Kleine Inſeln fort, über welche hinaus: fie immer mehr und mehr ab: 
Nimmt. Dieſe Inſeln fuͤhren unter den Indianern den Namen Cuüruapory und fonnen 
= I bewohnet werden, weil fie zur Regenzeit unterm Waſſer ftehen „. Bon der See 
— zu dieſem Orte nimmt der Fluß noch viele andere ein, unter welchen Harcourt den 
ſſeuni nennet, welcher zwo Meilen von der Mündung hinein fälle. 
„Ueber den dreyen Inſeln ftieg er in einem Flecken, Namens Mogunan, ans Land, 
Welcher an dem linken Ufer lag, und deſſen Einwohner, von ber Voͤlkerſchaft der Para: 
»goten, den ehrlichften Mann von der Welt, mit Namen Maperitaka, zum Dberhaus 
Pe Hatten, Den andern Morgen flieg er an dem rechten Ufer in einem andern Wohnpla⸗ 
* aus, deſſen Oberhaupt Minapa hieß. Zwey Canote, die er von dieſem Indianer 
rhielt, führeten ihm über zwanzig Seemeilen von der Mündung zwifchen viele Flecken, Die 


) Ebendaſ. im 9 Cap. 


Aaa2 „ſich 


Seanzöfifch 
Guiana. 


— — — 


| Franzoͤſiſch 
Guiana. 


Neu Anda⸗ 
luſien. 


Graͤnzen die⸗ 
ſes Landes, 


372 Reiſen und Entdeckungen 


en das 


„ſich am behden Ufern’ zeigeten. Er traf aber eine Menge Felſen an, von den ifer 
n 


„Waſſer mit vieler Heftigkeit herunter ſtuͤrzete. Der Beyftand ver Indianer ließ ih 


dieſe Waſſerfaͤlle glücklich hinweg fahren, die immer zunahmen, fo wie er hinanrůͤ 


„Endlich fand er ſich nach einer fechstägigen Schiffahrt vierzig Seemeilen vom Ma" 
„und da ihm die Hinberniß von den Zelfen nicht erlaubete, weiter zu gehen, fo entdech 
„et von einem hohen Orte, Sapporu genannt, noch weit höhere Berge, welche ſeine 
„dianifchen Führer Wiatauere- Mupanana nannten, Sein Vetter Bosher, wel N 
„ſich eines Anlaufens des Waſſers zu Muse machete, gieng mit eben den Fuͤhrern N » 
„weiter hinauf, und Fam an den Flecken Taupuͤramuͤne, welcher hundere Meilen von? 
„Mündung iſt. Bon da begab er fich weiter nach dem Flecken Moreshego, vier Ta“ 
„reifen weiter, und vernahm daſelbſt, man fände fechs Tagereifen davon viel größere un 
„ftärfere Indianer, welche ſich die Ohren, die Naſe und die Unterlippe durchbohreten u 
„deren Bogen und Pfeile außerordentlich groß wären. Auf einem fo langen Wege ſah 
„eine Menge Fluͤſſe, welche in den Marony fallen, als der Arrene, der Toppanauin 
„der Errewin, der Cowama, ber Porakette, der Arrova, der Arretuere, der IM 
„ne, der Anape, der Aunime und der Karapion. Man verficerte ihn, von dem 
„en Taupuͤramuͤne bis an die Quellen des Marony wären zwanzig Tagereifen, 


Der IV Anfehnitt. 


Niederlaſſungen in Neu - Andalufien von dem Orinoko bis an Nio- 
de la Hacha, 


Graͤnzen dieſes Landes, Cap Araya. Außeror⸗ Verſchiedene indianiſche Voͤlkerſchaften. Kuͤſte 
dentliche Salzgrube. Schanze Sant Jago. von Nen-Andalufien, Vorgebirge Coquibocoa 
Provinz Cumana. Venezuela. Andere Pro: und Bela. Inſeln an der Kuͤſte.  Ylanıd 
vinzen. Spanifhe Städte. Coro. Ebene Tortuga. Drchille, Rocca. Abes. Marge 
Earora. Caravaleda. Sant Jago von Leon. retha und Cubaga. Coche. Los Teſtigos⸗ 
Nova Valencia. Nova Xeres. Nova Segovi. Tabago. 
Tueuyo. Truxillo. Laguna. See Naraeabo, 


N: oftliche Theil des feften Landes, welcher ich von dem Drinofo bis an Rio de W 
Hacha erftredfer, enchält verſchiedene Provinzen, welche die Spanier fange Zeit un 
fer dem Namen Neu-⸗Andaluſien begriffen haben. Allein, obgleich viele Scprifeitell® 
folchen nod) behalten : fo finder man ihn doch in ihren neuen Eintheilungen auf die Jän 
Paria und Cumana eingefchränfet, und das Uebrige wird durch den Namen Beneju 
unterſchieden. Nachdem wir die Entdeckung dieſer Kuͤſte =) und die Anlegung der e 
Sitze darinnen erzaͤhlet haben x): fo gedenft man hier fülches mur bloß zu wiederhohlen⸗ 
un einigen Begriff von feinem wirklichen Zuftande zu geben, und damit wir vollends 9 
das feſte Sand bis nach Tierra firma hinum Eommen , womit man die Befchreibung de 
mittäglichen America angefangen hat, \ eV 
Es ift fehr ſeltſam, daß diefes große Sand, welches eines von den erften ift, das J 
Spanier entdecket haben, von ihren Schriftfkellern am meiſten verabfäumet und von den ger 
fenden am wenigften beſuchet worden. Man Fennet nicht eine einzige Reifebefehreibunn 
w 


20) Sm XI Bande dieſer Samml. a. d. d ñS. 4) Im XVBande dieſer Samml. a. d.51 © 


in Suͤdamerica. VI Buch. X Capitel. 373 


Welche den Titel davon hat, noch eine befondere Befchreibung davon giebt: es fehlet aber Neu Anda⸗ 
Nicht an Nacheichten, welche bey den Reiſebeſchreibern hin und wieder zerſtreuet find, luſien. 
an andern Hülfsmitteln, die man nur zufammentragen darf. — 

Wenn man aus dem Meerbuſen von Paria durch das Drachenmaul oder Bocca Eapde Sa⸗ 
7 Drago hinaus fährt, welches man zur Zeit feiner Entdeckung beſchrieben hat: fo Inn 
et man an der Ecke der Dreyeinigkeitsinfel gegen Welten das Vorgebirge de Salinas, 
es man auch das Borgebirge Paris von dem Namen der Provinz, wozu es gehörer, 
Niet, Man kann kaum begreifen, woher biefes Sand, welches auf fiebenzig Sermeilen 
der Rüfte bis nach) dem Borgebirge Arays hat, fo wenig bekannt, und vermuthlich fo we— 
* wohnet iſt, daß auch in dem ganzen mittaͤglichen America wenig unbekanntere Theile 
et Außer einer Eleinen Anzahl Spisen und Seebufen, die man gleihfam ‚als von uns 
Y dr auf die Karten gefeget findet, als Tres Puntas, welches die meiften faft in die Miete 
Raumes ſetzen, findet man von der Provinz Paria fonft nichts , als ihren Namen. 
en Das Borgebirge Araya, welches in dieſem Meere fehr berügme ift, gebt faft in ei⸗ Vorgebirge 
borſen Winkel, der Weftfpige von Margarethen gegen über, vor, und bilder gegen Araya. 
S N einen Buſen, welcher auf viele Seemeilen weit in das fefte Sand hinein gebe. Die / 
Rwier nennen ihn Golfo de Cariaco. Er iſt hier ſehr breit: er zieht ſich aber gegen 
pitze der kleinen Stadt Cumana ein wenig enger zufammen. Die Gegenden bes 
In, bitges find, wie alles Erdreich des feften Landes, in einem Raume von einigen Meilen 

niedrig und mit Dornen bedecket. Hinter dem Vorgebirge hat die Natur eine Salz⸗ 

Br, welche den Schifffahrern fehr nuͤtzlich ſeyn würde, wenn fie nicht fo weit 
er wäre. 

Gen, In dem Innern des Meerbuſens aber bildet das feſte Land einen Ellbogen, bey wel⸗ Außerordent⸗ 
eine andere Salzgrube iſt, die größte vielleicht, Die man bisher noch gekannt hat. Sie liche Salzgtu⸗ 


BD 


ten he über dreypundert Schritte vom Ufer, und man finder darinnen zu allen Jahreszei⸗ be· 
ein vortreffliches Salz, ob gleich nicht fo viel zur Kegenzeit. Die Meynungen von 
in Urfprunge diefes Salzes find verfchieden. Einige glauben, die Meereswogen, welche 
ben den Stuͤrmen in den Teich getrieben werden, und bavaus feinen Yusgang weiter ha⸗ 
verdicken fich dafelbft durch Die Wivfung der Sonne, wie es in den durch Kunft an- 
en Salzgruben, in Frankreich und Spanien geſchieht. Andere, denen das Ufer gar 
en dicht vorkoͤramt, als daß es die Wellen fönnte hinuͤber gehen laſſen, urtheilen, es 
—* das Salzwaſſer aus der See durch unterirdiſche Gänge dahin. Noch andere end— 
m dreiben dem Erdreiche ſelbſt einige ſalzige Eigenſchaft zu, welche es dem Regenwaſſer 
der le  Diefes Salz ift fo Hart, daß man es ohne Eifen dabey zu gebrauchen , nicht 
u VS bringen kann. Man bedienet fich Fleiner Barken, um es an das Ufer des Teiches 
S%, Ken, von da e8,auf-Fleinen Schleifen, an das Geſtade des Meeres geführet wird. 
bahen & die Salzgrube an einem fehr ebenen Orte iftz ſo iſt fie doch an vielen Seiten mit 
Auſche 'birgen beſetzet. Das ganze Land iſt über dieſes ſehr duͤrr, ohne ben geringften 
ih, ein von Quellen oder Baͤchen. Diefes feget die Arbeitsleute in bie Nothwendigkeit, 
ebensmittel ‚und ihr Waſſer von der andern Seite des Meerbufens zu hohlen wo 
* ten Seemeilen weit im Sande einen kleinen Fluß, Bardones genannt, findet, Die 
re Snvitsel befommen fie aus der Stadt Cumana ſelbſt. Indeſſen iſt doch dieſe Gegend 
An wilden Thieren befeger, als Hirſchen, Neben, Hafen und Kaninichen, aufer ver- 
en in Europa unbekannten. Thieren. Die Tiger und Schlangen find daſelbſt in 
| | %aaz großer 





374 Reiſen und Entdeckungen 


en Anda⸗ großer Anzahl. Die Salzgrube ſelbſt iſt mic fo ſpitzigen Dieſteln umgeben, daß man 
ufien. dazu kommen kann, wofern man ſich nicht erſt mit vieler Mühe einen Weg dahin gem 
hat, welcher in Eurzer Zeit wiederum verwächft,, wenn man nicht mehr dahin geht. ” k 
Holländer pflagen dafelbft Salz zu hohlen. Nachdem fie im verwichenen Kapı hundert 
von einigen fpanifhen Kriegesfhiffen überfallen worden: fo wurden fie aufgehoben, Y 
ihnen mit vieler Strenge begegnet. Darauf ließ Spanien, um fich allein in einem ung 
theilten Befige zu erhalten, an diefem Orte eine Schanze erbauen, die mit gutem Ge it 
und einer gemäßen Beſatzung verfehen war, r 
Schanze St. Laet giebt die Befchreibung von diefer Schanze, fo wie er fie von vielen — 
Jago. gehoͤret, welche dieſen neuen Sitz geſehen hatten. Sie iſt auf einem ziemlich erhabenen 
fen gebauet, ungefähr hundert Schritte von der See. Sie iſt ein Viereck mit vier 2 
fteyen an der DOftfeite flanquirer. Die Mauer if} von Feldſteinen, und ift wenigftens v 
zig Spannen hoch. Die Seite, welche nach der See zu geht, iſt die niedrigfte. * j 
zaͤhlet dafelbft nicht weniger, als drey und dreyßig Canonen, wovon die Hälfte metallen 
find, und nicht weniger, als zweyhundert Mann Beſatzung. Ihre einzige Schwaͤche 
daß ſie von einem Berge kann beſtrichen werden, welcher nur durch ein ziemlich enges hl 
davon abgefondert ift. Sie befümme zweymal die Woche ihren Vorrath aus Eumall 
außer dem Weine, Dele und den Zeugen, die fie zur See befümmt. Cine Warte, ode 
Wachthaus, welches auf dem benachbarten Gebirge ſteht, dienet beftändig, die Shift! 
entdecken, welche an die Küfte fommen. Kurz, diefe Schanze, welche die Spanier SM 
Jago nennen, liege zur Verteidigung der Salzgruben fo vortheilhaft, daß die kleinſteh 
Scuͤcke Geſchuͤtz die Schiffe und Barken in Grund bohren koͤnnen, die ſich ihnen naͤhetl 
wollten. 
‚Provinz Cu⸗ Das Land, welches auf das Vorgebirge Araya folget, und von den vorhergehend 
mana. Laͤndern durch den Meerbufen Cariaco abgeſondert wird, iſt die Landſchaft Cumana. 
man ſich auf die Beſchreibung der Spanier beziehen will: fo geht fie ungefähr vierzig S 
meilen in das fand, Man hat an einem andern Orte die Gemürhsart und —— 
ihrer Einwohner y), nebſt den erſten Heereszuͤgen der Spanier dahin, und der Stift! 
einiger Städte mitgetheilet.  Diejenige, welche den Namen Cumana führer, liege IM 
Meilen von der See zwiſchen Gehoͤlzen, die fie vor denjenigen verbergen, welche an bie Ki 
kommen, ausgenommen das Haus des Statthalters, welches man wegen feiner Lage ehr 
einem Hügel in der Ferne wahrnimmt. Die Rheede ift überaus bequem wegen ihrer je 
fe, welche zwölf bis dreyzehn Faden auf einem fehr reinen Grunde ift, und wegen ihrer h 
runden Geftalt , wovon fie den Vortheil hat, daß fie vor vielen Winden bedeckt liege, opt 
zu gedenfen , daß man dafelbft nicht weit vom Ufer anlegen Fann. | 
Veuezuela. Die Landſchaft Venezuela, oder klein Venedig, wovon man den Urſprung be 
mens anderwärts angezeiget hat 3), erſtrecket fich heutiges Tages von den Graͤnzen ie 
Neu Andalufien bis an die Gränzen der Statthalterfchaft Rio de la Haha, Man * 
dieſer Strecke ungefaͤhr eine Lange von hundert und dreyßig Seemeilen, und ach 
feiner größten Breite bis an dag neue Königreich Grenada. Die Länder find daft * 
fo fruchtbar, daß man jaͤhrlich zweymal erndtet; man haͤlt daſelbſt auf den Weiden , hr 
an es einen Ueberfluß bat, eine große Anzahl Vieh; und diefe beyden Vortheile haben " 


9) Man fehe oben den XV Band a. d. 9 ©. 2) Im XI Bande a,d. 99 ©. 


in Suͤdamerica. VI Buch, X Capitel. 375 


| BR Namen des Kornhaufes, unter vielen andern Sandfchaften, erworben, welche fie mit Neu Anda⸗ 
acmeple , mit Seezwiebacken, mit Kaͤſen, mit Schmalje, mit Baumwolle und ver- — 
Denen Arten von Zeugen verſieht. Sie giebt auch eine Menge Leder und Salfeparille, 
ie ® aus den Hafen Guayra und Caracas oder Caraques nach Europa verführet wird. 
fh — und Fiſcherey find daſelbſt fehr gut. “Der Fluß Unare, welcher durchgeht, ift 
5 lhreich, daß in dem letzten Jahrhunderte die Landeseingebohrenen oftmals wegen des 
ya, darinnen zu filkhen, Krieg unter einander geführet haben. Es fehler ihr auch nicht an 
Rgherken, vornehmlich an Goldadern, worinnen man das Gold fo gar für rein und lau- 
H Bälk, und es auf zwey und zwanzig Carat und einen halben ſchaͤtzet. 


wen Dieſe Statthalterſchaft enthaͤlt viele beſondere Provinzen, die durch ihre eigenen Pa: Andere Pro⸗ 

Bu isieten werden, und an der Kuͤſte und in dem Innern bes Sandes liegen, als vinzen. 
m, nam, Cuicas, Coracas, Bariquicemeto, Tacuyo und einige andere, Weil 
An der wegen ihrer Gränzen nichts gewiffes finder: fo iſt es genug, daß man mir die 
"dmiten genannt hat, deren Namen bey Öclegenheit, der heutiges Tages von den Spa- 
Und: bewohnten Städte wieder vorkommen koͤnnen. Laet berichtet nach ihren Reifebefchreibern 
ſchichtſchreibern, alle diefe Provinzen enthielten über hunderttauſend Indianer, wel⸗ 
* Spanlern zinsbar waͤren, ohne Diejenigen mit unter der Zahl zu begreifen, welche 
Men achtzehn und über funfzig Jahren, und alfo durch einen befondern Befehl des Indlanl- 

athes von den Abgaben frey find. 


anıe berufene Unternehmung ber Welfer aus Deutfchland hat an einem andern Orte 
un, halt eines wichtigen Abſchnittes ausgemacht a), Man hatte ſeit 1550 aus Africa 

An oe Anzahl Negern in die Provinz Benezuela gebracht, worauf man Die größte Hoff: 

und ser, Kaum aber waren fie Dafelbft angelanget, fo fingen fie an, ſich zu empören; 

da wurden alle Mannsperfonen von ihren Herren niedergemacht. 

He Man zähle in diefer Statthalter fchaft acht Städte oder große Flecken, die von Spa: Spanifhe 
A bewohnet find, worunter Die vornehmfte ordentlicher Weiſe Coro heißt, wiewohl fie Städte. 
A) Unter dem Namen Venezuela befannt ift. Die Indianer nennen fie Corana. Ihre Coro· 
in iſt gegen eilf Grad Norderbreite in einer ziemlich gemäßigten Gegend, der es aber 

Au Fund gar am Woſſer fehler: Ob ſie gleich mitten auf einer Ebene liegt: ſo hat ſie doch 

ie: um fich herum Berge; welches vielleicht etwas beytraͤgt, ihre Gegend fo gefund zu 

wien, daß man Feine Krankheiten daſelbſt kennet, oder daß man feiner andern Arzeney⸗ 

Kun  rauhet ‚ als Rräuter und Pflanzen, welche daſelbſt im Ueberfluſſe wachen. Es 


An Melbit eben folche See- und Landthiere, als in den andern Theilen des mittaͤglichen 
Inte Man bemerket allein, daß die Löwen dafelbit fo furchtfam find , daß ein In⸗ 
r 


ten SR mit einem Stabe in die Flucht jaget, da die Tiger hingegen von einer — 
weit ldheit find. Die Stade Coro hat zueen Hafen, einen gegen Werten, eine Meile 
davon in einer Bay, die hinter das Borgebirge St, Romani hinein geht, mo das 
niemals heftig ift, aber nicht über deey Faden Waſſer hat; den andern gegen Nor⸗ 
ſten ra Seemeilen von ber Stadt, viel tiefer und ſtuͤrmiſcher. Vor dieſem Theile des fer 
vige andes liegen die Inſeln Aruba, Curacao, Bonaire, Aves oder Voͤgel, und ei⸗ 
andere, die ſich von Oſten gegen Weiten fait unter einer Linie erſtrecken. Die Ber 
uͤſte 


M 
„ie 


@ | 
x Dan ſehe vorher den XV Band dieſer Samml. 6. d. 32 0. f ©. 





376 Reiſen und Entdeckungen 


| Neu Anda⸗ Küfte iſt Winden ausgefeget, welche fie zum Anfern nicht gar fiher machen. Sie bat “ 


Iufien. 


Ebene Las 
2010, 


Caravaleda. 


treffliche Salzgruben, eine Meile weit im Lande. M) 

Don der Stade Coro an geht Das fefte fand auf zwölf Meilen in das Meer vor „ft 
bildet eine Are von Halbinfel, welche vie Indianer Paragoana nennen. Das aͤuße 
Ende ihrer Spige macher das Vorgebirge St. Roman aus. Man giebt dieſer H if 
infel ungefähr fünf und zwanzig Seemeilen im Umfange. Der größte Theil derſelben r 
flach und mic wilden Thieren bevoͤlkert. Dieſes und der Mangel an ſuͤßem Waſſer ab 
Hindern doch nicht, daß fie nicht von einer guten Anzahl Indianer bewohnet werden, DR" 
Sanftmurh man fehr ruͤhmet. Coro ift der ordentliche Sig des Statthalters der grooit) 
eines Bifchofes und Weihbifchofes des Erzbisthumes San Domingo auf der Jnſel 9 
ſpaniola. 

In der Nachbarſchaft eben dieſer Stadt ſindet man die berufene Ebene, welche d 
Spanier los Llanos de Carora nennen. Sie iſt ſechzehn Meilen lang und ſechs an 
fen breit, und enthält in dieſer Strecke alle Nothwendigkeiten und Vergnuͤgungen a 
menfchlichen Lebens in einem außerordentlichen Ueberfluffe, # 

Bon Coro nad) der Provinz Bariquicemeto geht der Weg durch Gebirge gizab! 


ras genannt, welche ziemlich nahe bey der Stadt anfangen, und nicht fo wohl wegen To 


Höhe, als vielmehr wegen ihres rauhen Bodens, befchwerlich find, und deren Bew 

die man unter dem Namen der Araguaer kennet, für Menfchenfreffer gehalten werde! 
welche die Spanier noch nicht haben bandigen fönnen. 

Die ʒweyte Stadt diefer Statthalterfhaft heißt Noſtra Segnora de Caravaled⸗ 
Sie liegt in einer Provinz, deren Indianer ſich Caracaer nennen, nicht weit von ir 


Nordmeere. Matt rechnet ungefähr achtzig Seemeilen von Coro nad) Caravaleda. 


fe Stadt hat einen Hafen, der aber gefaͤhrlich iſt, und nicht ſehr beſüchet wird. Die S 
nier haben nicht weit davon an dem Ufer ſelbſt, eine Schanze erbauet, welche fie —— 
nennen. Das feſte Land erhebt ſich hier zu Bergen, deren Höhe man mit dem Pico ® 


Tenerifa vergleiche. Das Meer, welches fie umgiebt, ift beftändig fo ſtuͤrmiſch, daß in 


Sant Jago 
de Leon. 


Nova Va: 
lenein. 


eine kleine Bucht ausgenommen, welche die Schanze enthaͤlt, keinen Dre daſeibſt hat, 
man mit den Schaluppen ohne Schwierigkeit hinan kommen könnte, 
Sant Jago von Leon, die dritte Stadt der Statthalterſchaft Venezuela fi * 


auch in der Provinz der Caracaer funfzehn oder ſechzehn Seemeilen vom Meere, fieben 


fiebenzig von Coro gegen Oſten, und, nach dem Herrera, drey oder vier von Caravalede 
gen Suͤden. Sie ift der Sig des Statthalters. Cs gehen zween Wege von diefer 
nad) dem Meere; der eine ift ziemlich Teiche, er Fann aber von den benachbarten Zul 
nern gefperret und vertheidiget werden, vornehmlich gegen Die Mitte des Weges, w 
durch Gebirge und unzugängliche Hölzer zuſammen gezogen wird, dafs er nicht iiber Me 
sig Buß breit bleibt. Der andere ift fehr rauh, und geht über die Gebirge felbft und de 6 
Abftürze. Wenn man von der See her hinüber ift: fo feige man hinunter in ein pad 
Sand, wo die Stadt liegt, A 
Die vierte Stadt, Nova Valencia genannt, liege fünf und zwanzig Meilen —3 
Sant Jago de Leon, und ſieben von einem Hafen, welcher Burburata genannt wird’ * 
ſech ig von Coro, nad) dem Herrera. Laet aber muthniaßet, er irre ſich, und urtheilet 
der Vergleichung der Entfernungen, ſaget er, daß Coro nicht uͤber fünf und vierzig 
meilen von Nova Valencia entfernet feyn koͤnne. rn 


* 


alb⸗ 


in Suͤdamerica. VI Buch. X Capitel. 377 
kn 008 Xeres, die fünfte Stadt , iſt funfzehn Meilen davon entfernet, faſt gerade NReu Anda— 


* uͤden, ſechzig von Coro gegen Oſten, und ein und zwanzig von Nova Segovia. 
au w 


en Namen nur erſt ſeit kurzem In der Geſchichte und bey den Reiſebeſchreibern findet. 
Die ſechſte Stade, welche den Namen Nova Segovis führet,, wurde im ıszaften 


Yin von Juan de Villegas erbauet, welcher in der Provinz, im Namen der Welfer, “ 


de Aegierung fuͤhrete. Er war aus ber Provinz Tucuyos mit einigen Truppen bis an 
Ma Uß derer Gebirge vorgeruͤcket, welche heutiges Tages die St. Petersberge beißen, 
he bey einem Fluſſe, welchen die Indianer damals Buria nannten, und die Spanier 
ter nennen, weil fie daſelbſt an dem Tage dieſes Feſtes angefommen waren, Nach- 
Bart illegas einige Anfheinungen- von Goldadern in den benachbarten Gebirgen entdecket 
* fo erwählete er dieſen Ort, um daſelbſt eine Pflanzſtadt anzulegen. Die ungefunde 
R aber bewog ihn nachher, ſolche an das Ufer des Fluſſes Bariquicemeto ‚ unter dem 
Pan Neu Segovia zu verlegen. Dieſer Fluß hat den indianifhen Namen, den er 
en Immer fortfuͤhret, von ber Farbe feines Waffers , welches afchgran wird, wenn man 
Mein wenig bewegt. Das Sand wird von verfchiedenen barbarifchen Volkerſchaften 
hnet, welde nicht einerley Sprache reden. Es iſt wenig, was die Himmelsluft be⸗ 
uf von den benachbarten Gegenden unterſchieden. Die Hitze ift daſelbſt ſehr lebhaft in 
Ehenen: die Gebirge aber, womit es, als mit einer Mauer umgeben ift, theilen ihm 
bends eine friſche Luft mit, Die Zeit des Sommers flimmet dafelbft mit der Zeit 
Winters in Spanien vollkommen überein. Die Einwohner, welche nur wenig Mais 
iin. Deres Korn haben , nähren ſich von Pflanzen und Wurzeln, Es fehlet ihnen nicht an 
Inen in den Fluͤſſen Acarigua und Borante und einer Menge Baͤche, welche durch 
Felder gehen. Die Gebirge geben ihnen auch allerhand Wildprät, vornehmlich in den 
di Nmermonaten, Weil es alsdann in Die Ebenen koͤmmt: fo zünden Die Einwohner das 
te Gras und Kraut an, und ftehen mit ihren Pfeilen und Bogen bereit, um eine Mei 
4 her, Hirſche und Damhirſche zu erlegen. Man behauptet, es begeben ſich alle Fluͤſſe 
ns $andes und viele andere, welche von der mittäglihen Seite der Gebirge herunter 
en, durch einen langen $auf in den Orinoko. Das gebirgichte Sand, welches zur Lin⸗ 
"bon Men Segovien ift, wird von Volkern bewohnet, weiche man bie Chicaer nennek, 
wird fuͤr reich an Golde gehalten. Dieſe ganze Provinz war ehemals ſehr bevoͤlkert: 
nn Anheiten aber und, wenn man — auf die Spanier verlaͤßt, die Laſter der 
ohner ſelbſt, haben fie faſt ganz wuͤſte gemacht. —* 
we ao —— eu Segovia fieht man einen Eleinen Fluß fließen, 
Den die Klarheit feines Gewaͤſſers Rio Claro hat nennen lajjen, und welcher ee 
Wi 08 Land ziemlich nahe zu feiner Quelle gebt. Er it ſehr Elein im Winter, und —— 
* die gemeinen Geſetze im Sommer dergeſtalt an, daß bie Einwohner an a 
—* ableiten , ihre Felder und ihre Aecker damit zu bewaͤſſern welche ihnen ee * 
Br liche Erndte bringen, Da über diefes das Land fähig iſt, verfhiedene Arten vor 
Ha de zu ernäßren: fo ziehen die Einwohner einen großen Gewinnft von dem, mas fie in 
Neue Königreich Grenada bringen, Sie bringen auch baumwollene Zeuge dahin. * 
zeh ova Segovia oder Neu Segovien iſt zwanzig Seemeilen von nt 
* von Tucuyo, und achtzig von Coro. Man get von biefer Stadt. nach Tucuyo, 
Zn Tat von ungefähr zwölf Meilen lang. Fr 
Ügen, Reifebefchr, AV Hand. Be Die 


luſien. 
eis die Zeit ihrer Stiftung nicht: fie ſcheint aber ziemlich neu zu feyn, teil man yoya Xeres. 


Nova Sego⸗ 
ia, 


Neu And 


Iufien. 


Tueuyo. 


Truxillo. 


Laguna. 


378 Reiſen und Entdeckungen 


Die ſiebente Stadt der Statthalterſchaft Venezuela heißt Tucuyo von dem Nant! 
des Thales, welches fich zwifchen Norden und Süden erſtrecket, und in einer fo großen * 
ge nicht uͤber eine halbe Meile breit iſt. Ein Fluß, welcher mitten durchgeht, fuͤhret a 
eben den Namen. Man ruͤhmet die gute Luft, und den Ueberfluß deſſen, was das 
reich hervor bringt. Es fehlet daſelbſt nichts an den Beduͤrfniſſen noch Vergnuͤgungend 
Einwohner. Die Stadt iſt funfzig Seemeilen von dem. Pordmeere ſiebengig von Sa 
Jago von Leon, eilfe von Nova Segovia vierzehn von dem, was man Portillo od 
den Fleinen Hafen von Carora nennet ‚fünf und achtzig von Coro und fünf und zwar} 
von Truxilſo. Die Zuckerröbre mwachfen in dem Thale daſelbſt glücklich, Die Baum⸗ 
wolle, woraus die Indianer Zeuge machen ‚und anfangen, ſich Kleider zu verfertigen, w 
fihiedene Arten von Korne, Pflanzen und Hülfenfrüchten, die ausländifchen Fruͤchte gib 
welche in einem fo guten Erdreiche wohl anſchlagen, machen dieſes Thal zu einem der fruch 
bareiten von der Welt, Die benachbarten Gefilde und Wälder find mie wilden Tbiet! 
angefüllet, vornehmlich mit Hirſchen, wovon man zuweilen bis auf fünfbundere in un 
Zeit erleget hat. Zum Unglücke verfammeln ſich dafelbft eine Menge Tieger, und and 
den Menfchen fchädlihe Thiere. Ob man gleich aus vielen Anfcheinungen erkannt hat, u 
das Land Goldadern hat: fo hat der Mangel an Arbeitsleuten doch noch nicht erlaubet, 
he zu eröffnen. Man bleibt nur bey dem Ackerbaue und der Viehzucht, vornehmlich ahe 
der Pferdezucht. 
Die Einwohner dieſes Landes ſind von der Voͤlkerſchaft der Caibaer. Man untl! 
ſcheidet viele Linien derfelben‘, deren Sprachen auch fehr verfchieden find : fie find aber in? 
gefamme alle ſehr kriegeriſch · Ihre Waffen find, nebft den Bogen und Pfeilen, Keule un 
Steine. Ein Theil von diefen Völkern bat das Joch der Spanier auf fich genemmel! 
und fängf an, feine alte Wildheit zu verlieren, Man rechnet von Tucuyo nach dem nal 
Königreiche Grenada hundert und funfjig Meilen, wovon hundert nur angenehme Eben! 
darbierhen, die an allerhand Früchten fruchtbar find, und wodurch fehr fifchreiche zeäft 
gehen. Hohe Gebirge und dicke Wälder machen den übrigen Weg befchwerlicher. 
Trurxillo, die achte Stadt, welche auch Noſtra Segnora de Ia Das heißt, fügt 
in einer Provinz, deren natürliche Eingebohrene, durch den Namen der Enicger unerſchl 
den werden, Sie iſt ungefähr achtzig Meiten von Coro, gerade gegen Mittag, fünf U 
zwanzig von Tucuyo gegen Weften, und achtzehn von dem großen See Maracsibo, wel 
an feinen Ufern einen lecken bat, der zu dieſer Stadt gehoͤret, wohin er verſchiedenes 
Markte bringt, als Mehl, Seezwiebade, Schweinefleiſch u, d. g. welches man pafelbft 
im May und Windmonate einfehiffee, und es in verfchiedene Provinzen‘ des mittaͤgli A 
America verführer. Dieſer Handel macher den Ort bluͤhend. 
Die Spanier haben in eben der Statthalterſchaft eine andere Stadt, welche fie la 2# 
gung nennen. Sie liegt an dem weſtlichen Ufer des Sees Maracaibo vierzig Send 
len von Coro. Dieſer Theil des Sees aber, oder vielmehr bie Bucht "welche vie Stall 
enthält, ift fo voller Sand, daß fie nur ſehr fleine Barfen einnehmen ann. Der Honde 
wird daſelbſt auch fo vernachlaßiget, daß die benachbarten Gefilde unbebauet und sde liegel 
bleiben , ob fie gleich ſehr eben find. Man findet dafelbft einen überaus großen Ueberfluß 
an allerhand Waidwerfe, vornehmlich an Holztauben und Rebhuͤhnern, und in allen Baum⸗ 
fämmen Honig. Die Tiger ſind dafelbft in fo großer Anzahl, und von einer folchen il 
den Kuͤhnheit, daß fie offenbaren Krieg wider die Einwohner führen, De 


in Suͤdamerica. VI Buch. X Capitel. — 


Der genannte große See Maracaibo hat von den Spaniern auch den Namen La- Freu Anda⸗ 
„de oſtra Segnora erhalten. Er ift eigentlich ein Meerbufen, weil er von dem Infien, 
‚te gebilder wird, von da er in Das fefte Sand hineingeht, einige fagen vierzig, andere See Mara 
In UNd zwanzig Seemeilen. Seine größte Breite iſt zehn Seemeilen; und fein ganzer caibo. 

n fang nach der erſtern Meynung ungefähr achtzig Seemeilen. Man giebt ihm bey feis 

ündung nicht über eine halbe Seemeile Breite. Cr hat feine ordentliche Ebbe und 
— welches machet, daß, ungeachtet der Menge Slüffe und Bäche, die er einnimmt, 
dem affer doch ftets etwas falzichtes an ſich hat. Ein ziemlich großer Fluß, welcher von 
m Neuen Königreiche Grenada herunter koͤmmt, diene zur Unterhaltung eines fehr vors 

haften Handels, zroifchen dieſem Königreiche und Der Starthalterfchaft Venezuela. 

3 Einige von denen indianifchen Völkern, welche feine Ufer bewohnen, behalten noch Die Verſchiedene 
fh vohnheit, daß ſie ſich auf den Baͤumen mitten in dem Waſſer wovon ihre Felder uͤber- indianiſche 
x emmet find, Cabanen machen. Diefe Voͤlkerſchaften find mancherley. Den erſten ea 
er? giebt man den Pocsbupern, welche viel Gold befigen, wie man faget. Die A: ken · 

holader, welche man nach ihnen nennet, ſind eben ſo reich: ſie haben aber bey dem 
* erfluſſe an Golde auch noch eine Neigung zum Aderbaue, welche machet, daß ſie aus 
Ländern allerhand Vorrath von Lebensmitteln ziehen. Man ruͤhmet auch ihre Sanfte 
N ſehr, und die Policey, welche in ihren Wohnplägen herrſchet. Zwiſchen den Gebir⸗ 
nr Und dem See, ift eine ſehr ebene Gegend, Rurnara genannt, bie nicht weniger, ges 
yi wird die Gebirge aber, welche fie beſetzen, werden von der wilden und friegerifchen 

erſchaft der Coromochier bewohnet, Am Ende des Sees, welchen bie Spanier 

a nennen, wohnen die Bolaquer, andere Wilden, deren Land mit einem feuchten 
Moanm⸗ angefülfet iſt, welcher es ſehr ungeſund machet, und daſelbſt eine unglaubliche 

ge Ungeziefer hervor bringt. — 
fi Bon Eurnara bis Coro, das ift in einem Raume von ungefähr achtzig Seemeilen, 

n et man viele andere arme und barbarifche indianifche Völferfchaften, die von den Spa— 
tn Noch nicht unter das och gebracht worden. * 

Dieſe S vichafe hat faſt gegen Oſten den Hafen Maracapana zur Graͤnze, 
Meer * een — gehalten wird. Zwiſchen den Gebirgen, deren 
Ange fich auf. zwo Seemeilen, andere auf fechs und zehn von dieſem Hafen fich erſtrecken, 

N & man eine Wölkerfehaft, Chuigotoer genannt, beren verſchiedene Aefte ſich ſchlecht 
er einander vertragen , ob fie gleich einerlen Sprache veden: fie kommen aber einander 
R ildheit ihrer Gemuͤthsart, und vornehmlich in ihrem Haſſe gegen die Spanier gleich. 
fie * Pflanzftade der Inſel Cubagua hatte ehemals an diefer Küfte eine Schanze, HRS 
ne ziemlich zahlreiche Befagung unterhielt, unter Dem Vorwande, auf die Vertheid 
Bi !Wdinz Acht zu haben, im Grunde aber, diefe elenden Indianer zu entführen, und 10 
eSelaven daraus zu machen, welche in andere Pflanzſtaͤdte gebracht wurden, Ri Dr 
enpr, thäigkeit hat viel beygetragen, eine fo weitlaͤuftige Statthalterſchaft vom ol BE EN 

on Ben, Zwiſchen Maracapana und der Provinz Bariquicemeto iſt — große * 
en ungefähr hundert Seemeilen in der Länge, worinnen man heutiges Tages mehr Tiz 

als Indianet antrifft, und es nicht ſehr ſicher zu reiſen iſt. J 
dal, Laet hat Sorge getragen, alles dasjenige zu ſammeln, was die Kuͤſten von Neu An⸗ 

lien, dag ift, den beyden Statthalterſchaſten Cumana und Venezuela, betrifft. 

Bbb 2 Bor 


Neu Anda⸗ 
luſien. 
a —— 


Kuͤſten von 
Neu Anda⸗ 
luſien. 


380 = Keifen und Entderfungen 


Don Cumana geht die Küfte, faget er, gegen Norden. Sie öffnet fich anfengl 
um ben Fluß Durch zu laffen, welchen die Spanier Rio de Canoas nennen, und De he 
aud für den Bardonesfluß. Man findet den Hafen Moxinga oder Morino, wel St 
feine Sage vor allen Wnden in Sicherheit feget; und weiter bin die Bay Santa A 
Darauf trifft man eine Klippe an, welche von den Helländern Borsts genannt wird, M ie 
ſehr gefährlich ift , wenn der Canal, welcher fie von dem feften Sande abfondert, nicht 1 
lich tief wäre, daß die größten Schiffe eine freye Fahrt darüber hätten. Nach Duft 
fomme man an die Einfahrt einer andern Bay, Commenagos genannt, weſtwaͤrts m 
Maracapana, die zur Schifffahrt gleich ſchoͤn und bequem it, und deven weſtlicher ef 
einen Fleinen Fluß einnimmt, wo man fehr leicht Waffer fchöpfen ann. An den ufe 
dieſer Bay, und in dem Innern des Landes findet man Bäume, die wegen verſchiedel 
Arten von Faͤrbeholze, vornehmlich gelb und roth, ſehr hoch geſchaͤßet werden. Don bi { 
Thönen Gegend rechner man nicht über vier Meilen bis an die kleinen Eylande Piri® 
und ihre weſtliche Ecke fteht der oftlichen Spiße diefer Inſeln entgegen. U 

Die Eylande Pirito, deren zwey an der Zahl find, find nur eine Meile von ee 
der entfernef „ und in gleicher Weite von der Küfte, Sie find wuͤſte, und fo niedrig «he 
fie mit dem Meere gleich zu feyn ſcheinen. Das fefte Sand öffner fich ihnen gegen ! 
durch einen Fluß, defien Waffer auf drey Meilen weit ins Sand hinein falzicht iſt. je 
heißt Rio de Ermacito, und feine Ufer werben von der Voͤlkerſchaft der Cariboe! 
wohnet. Vor der weſtlichen Spitze der zweyten Inſel Pirito, findet man in dem feſt 
Lande eine Bay, Oychiero genannt, wo es nicht gar zu bequem iſt, vor Anker zu legen 

Man trifft Darauf ein merfwürdiges Gebirge an, welches die Spanier Morro 
Correbicho nennen, vor welchem bie Schildkroͤteninſel Fön eitf zwoͤlf Rimutl 
Norderbreite. Bald darnach gelanget man an das Vorgebirge Caldera oder Cordtleil 
welches eine ziemliche niedrige Spitze iſt, wo aber das Sand anfängt, ſich ſo mertlich zu 
heben, daß, wenn man gegen Weſten hinum gefahren iſt, man in der Entfernung if 
hohe Gebirge entdecket, welche Caracas oder die Caraquen heißen. Figueredo ſetzet 
ſes Vorgebirge zehn Grad Norderbreite, und andere thun noch einige Minuten DM # 
Sunfjehn Meilen von diefem Vorgebirge liege die Schanze Caracas, und zwo ne 
weiter, findet man ein anderes Vorgebirge, welches die Spanier Blanco nennen, pin 
welchem der Anferplag ziemlich bequem auf neun Faden Waſſer iſt. Dreyzehn MA 
von Blanco koͤmmt man an den Hafen Turiame, deſſen Küfte mit fehr grünen Daun 
> ift, und fich durch einen Beh — ſuͤßem Waſſer eröffnet, Zwo Bi 
en von diefem Hafen, welcher fehr ficher ift, und Salsar ale. die fehr et w 
den, entdecket die Inſeln Burbuvata, — Hör eu Die I BEI 

Nach Turiame trifft man eine Bay an, welche die S anie iſte genann 
haben, vor welcher die hollaͤndiſche Inſel Nonalke En OBeiter ni — sand 
durch eine Spige vor, welche Punta feca heiße. Die folgenden Derter find weniger 
Fannt, oder ohne Namen und Beſchreibung bis an das Vorgebirae St. Roman gebll 
ben, welches nad) den holländifchen Karten in zwölf Grad, fehs Minuten nordlich MI" 
Es macher die Teste Spitze der Halbinfel AUS, wovon man unter dem Namen Paragt* 
geredet hat, welche in allen ihren Theilen niedeig iſt, und in der Entfernung nur ein einge 
ges Gebirge, Namens St. Anna, zeiger, agon 











in Suͤdamerica. VI Buch. X Eapitd. 381 


drge Bon dem Vorgebirge St. Roman wendet fich die Küfte fieben oder acht Meilen weit Neu Anda⸗ 
N Weſten; darauf zieht ſie ſich gegen Mittag, und geht gegen Coro vor, welches die luſien. | 
Auptftade der Statthalterſchaft Venezuela ift, wo der See Maraibo fein Waſſer zu Ende 
a) ergießt; und von der Einfahrt Diefer Bay geht fie wieder gegen Norden, 
R Die zur Schifffahrt bequemfte Jahreszeit ift bier von dem Monate May bis in den a 
— denn zwifchen dem Windmonate und April wehen die Nordwinde heftig, und Na, 
ken das Meer ſehr gefährlich. Diefe Straße, wie taet fie nennet, weil fie von einer 
be AR Ynzapı Eleiner Inſeln befeget ift, wird gegen Werten Durch bas Borgebirge Coqui⸗ 
b — verſchloſſen, welches nach den Beobachtungen der Spanier, zwölf Grad Norder⸗ 
fans’ tief liege, und mit einer fandigen Spige in die See vorgeht, Das Innere des fe⸗ 
Mdes zeiget an dieſem Orte hohe und rauhe Gebirge, welche bie Spanier Sierras 
Zeyte nennen, Bor dem Vorgebirge find die Eylande Mongas, nad) welchen man 
ter her Weiſe zufteuert, wenn man fih nad) Carthagena begeben will, Es find drey 
Vi; dier Eleine Eylande, wovon die mittäglichfte fehr boch und vom Vogelmiſte weiß iſt. 
di ige , welche gegen Norden liegt, unterfcheider fich durch ein Gebirge, wie ein Sattel, 
andern find nicht fo wohl Inſeln, als vielmehr Selfen. 
Bon dem Vorgebirge Coquibocoa bis zu dem berufenen Vorgebirge Dels, zaͤhlet 
Weredo fünf und zwanzig Seemeilen. Das fefte Land hat in diefem Raume viele Bayen. 
Sulriige, welche man Bahia honda nennet, ift fehr offen, fehr ſandig, und an ihren 
en durch eine Menge kleiner Buchten gleichfam ausgepacket, Die Indianer, welche 
rſelben wohnen, find außerordentlich mager und blaß; fie gehen nackend, und find 
— den Thieren unterſchieden. Man findet darauf noch eine andere Bay, welche 
d ortete heißt, vier Seemeilen von dem Vorgebirge Vela gegen Oſten. Man glaubet, 
% ſie auch voller Sand und Klippen ſey; wiewohl es ihr nach einigen Nachrichten in dem 
Neem nicht am Waſſer fehler, und die Gefahr nur an der Muͤndung ift, er 
Das Vorgebirge Bela, welches die Statthalterfehaft Benezuela von der Statthalters 
ig Rio de la Hacha abfondert, iſt an der Seeſeite ſehr erhaben; und weil es fi) nad) 
Nach) gegen das feſte Land zu erniedriget, ſo nimmt man es fuͤr eine Inſel, wenn man 
N der Sete dar Küfte hinzu koͤmmt. Sein Boden ift fo unfruchtbar, daß man Faum 
E Gras darauf wachſen ſieht. — in Yen: ee . 
u den obbenannten Inſeln, welche gegen die Küften von Venezuela zu liegen, wol⸗ Ulmen der 
e: wir noch die Inſeln —— Orchilla, Rocca und Aves oder Vöselinfeln hinzu- Kuͤſte. 
hi Die drey letztern liegen auf einer gleichen $inie, zwiſchen Tortuga und Bonaire; die 
dh; weiter vor in der See gegen Nordoſt. Diefe, das Ift die uf Blanca, iſt nad) Blanca. 
N Meynung in zwoͤlf Grad Merverbreite, und nad) andern eilt Grad adıt und vierzig 
een, Sie ift nur vierzig Seemeilen gegen Suͤdweſt von Grenada, und fechjehn ge⸗ 
de,  ediwelt von Margarethen entfernet. Sie hat ungefähr ſechzehn Meilen im Umfan⸗ 
Yu, an kennet keinen andern Hafen daſelbſt, als an der Wetfiite, in einer ehr fandigen 
* Sie hat wenig Berge und Bäume in diefem Theile; die ganze Oftfeite aber iſt 
hoͤlzen bedecer; und unter den meiften Bäumen ſieht man auch eine Art von Gal- 
eren Geruch die Luft erfuͤllet. Sonſt iſt der Boden ſo ſteinicht und trocken, daß man 
ir bauen kann. Man findet dafelbft feire Quellen, noch anderes Waſſer als dom 
+ Welches fich im verſchiedenen Teichen ſammelt. Unter den wohlriechenden Kräu- 
ER | bb 3 = tern 


J— 
& 
ei 


3822 Reiſen und Entdeckungen | 


Neu Anda⸗ tern find die Wälder dafelbft voller Pflanzen, die mit fpigigen Stacheln bewaffnet "a 


Lufien. 


— — 


Tortuga. 


Orchilla. 


Roeca. 


welche ſo weit in das Fleiſch dringen, daß man ſie nur mit vieler Muͤhe heraus reißen 9— 
Die Felder und Ebenen zeigen nur hohes Gras, welches bis an die Knie geht. ° — 
muß auf dieſer Inſel keine andere Thiere ſuchen, als Boͤcke und Ziegen, Man weis ihren 
Urſprung daſelbſt nicht: ſie haben ſich aber dergeſtalt vermehret, daß man ſie zu tauſend 
antrifft; und obgleich dieſe Inſel ſtets wuͤſte geweſen, ſo zieht doch dieſe Jagd oftmals 
Spanier und Holländer dahin, Man finder daſelbſt auch einige Salzquellen, aber in ® N 


fehr unbequemen tage, 
woſ 


Die Inſel Tortuga, welche auf die Inſel Blanca folget, iſt in eilf Grad, 3 ; 
Minuten, und nur ungefähr vierzehn Meilen von Margarethen, wie fie nur funfzeht dt 
fechzehn von Blanca iſt. Ihre Länge ift drey oder vier Meilen von Dften gegen We el 
und ihre Breite eine halbe Meile. Ihr ganzer weftlicher Theil ift mit einem fehr dichen 
Gehoͤlze bedecket. Sie hat nichts merkwuͤrdiges, als eine Salzgrube, welche hinter ihret 
oſtlichen Spitze liegt, wo man im Herbſtmonate, Weinmonate und Wintermonate 
genug zu Beladung dreyer oder vier Schiffe findet. Allein, es laͤßt ſich daſelbſt nicht ve 
bequem vor Anker legen; und die ganze Inſel hat nur einen ganz guten Platz an der 
fpige, die durch einen fehr engen Hals vorgeht, hinter welchem die Schiffe bedeckt liegen. 

Orchilla ift funfzehn Meilen von Tortuga gegen Nordweſt. Diefe Inſel befteht aus 
vielen Theilen, wovon der größte fehr wohl einen halben Mond vorftellet, und von den 
dern nur durch ſehr fandige Canäle abgefondert iſt. Diefe liegen nach Norden zu, O 
große iſt ein niedriges Land, welches nur an feiner Oſt- und Weſtſpitze einige Anfpeinud 
von Gebirgen hat, wo man eine Menge Ziegen antrifft. Die mittägliche Seite und ol 
Abendfeice find fehr ſteil. Man finder nur in den füdlichen und nordlichen Theilen Baum 
Weil aber der ‘Boden von einer überaus großen Duͤrre, ohne Duelle und ohne die ger! 
ſte Arc ſuͤßes Waſſers ift: fo find felbft die Bäume allda duͤrr und ungeftal, Eben j 
Ri aa ‚ daß man faft gar feine Vögel, noch andere Ungeziefer , als Eidechfen, u 
elbſt ſieht. 

Rocca, welches darauf folget, iſt ſechs Meilen von Orchilla gegen Weſten, soon! 
man ein wenig gegen Süden abweicht. Seine Breite ift, nach den Beobachtungen 0 
Hollaͤnder, zwölf Grad vier Minuten. Es ift nicht fo wohl ein Eyland, als vielmehr ei 
ziemlich lange Reihe von Felſen, wovon einige gleichwohl mit einer großen Anzahl Bau 
bekleidet find. Man giebt ihr fünf Meiten in die Länge zwifchen Oſten und Weften, # 
ungefähr drey in die Breite. Von allen Teilen der Inſel Rocca, entdecket man das jeft 
Sand des mittäglichen America. Der nordliche Theil unterfcheider ſich durch ein hohes y 
birge, welches man wegen feiner Weiße fehr weit von fern fieht. Die mittägliche 
aller diefer Fleiner Inſeln iſt fteil, und das Meer daſelbſt fo tief, daß man mic dem Sf 


bleye Eeinen Grund findet; da man hingegen an der mweftlichen Seite eine Menge ick 


bat. Es ift febr zu bewundern ‚ daß man in einem fteinichten Erdreiche, welches N 
fähig ift, ein einziges Thier zu ernähren, und deſſen Bäume felbft faft Feine einzige * 
von. Vögeln an fic) ziehen, man dennoch diejenigen dafelbft findet, welche die Spa 
Flamingos nennen, welche ſich, wie man weis, durch die Schönheit ihrer Federn, UT 
ihre Beine, die faft eben fo lang find, als des Storches feine, und durch die auferorpentl# 
che Geftalt ihres Schnabels unterfcheiden, welcher fo wohl lang als krumm ift, Oie 


a 


Sell 


— 





in Suͤdamerica. Vl Buch. X Capitel. 383 


— oſtlchſte, welche die größte iſt, eine dreyeckichte Geſtalt hat, faft mit dem Meere gleich, 
Mit Baͤumen beſetzet iſt, obgleich der Boden auch fehr fteiniche ift. Sie ift zehn Meilen 
hr Rocca, gegen Weſten, wenn man ein wenig gegen Norden abweicht. Die Hollän: 
j, Keen fie in zwölf Grad Norderbreite. Acht oder neun Eleine Eylande, welche das grofs 
Meingen , find durch fandichte Canäle einer Meile breit, davon abgefondert, 


Yon Man fager Hier nichts von Margarethen und Enbags, welche gegen bie Küfte 
dh umana zu fehen, weil man die Befchreibung davon fhon an einem andern Orte ge- 
go dat, Diefe Küfte von dem Drachenmaule an, bis an die Spige Araya, bat vorbem 
dm samen der Perlenküfte gefuͤhret, welcher auch fo-gar bis an das Vorgebirge Bela zu 
U At ausgedehnet wurde, als die Perlen dafelbft im Ueberfluffe waren, und die Spanier 
Meßliche Reichthuͤmer aus diefer Eoftbaren Fiſcherey zogen. 

Mer Coche iſt eine andere Inſel, aber viel Eleiner , ale die beyden vorhergehenden ‚ vierzig 
fan." von Cubaga gegen Dften „und das feſte Sand. Man giebt ihr drey Meilen im Um⸗ 
Be Ihr Erdreich iſt ſo niedrig, daß es ſich kaum uͤber die Wellen erhebt. Die Per: 

N Varen daſelbſt auch fehr gemein; und wenn man den Geſchichtſchreibern von der Ent⸗ 
eine glauber: fo hat man ihrer bis-auf zwölf, ja wohl funfzehnhundert in einem Tage 
A rt Da das Meer aufgehöret bat, welche zu geben, Indem es vermuthlich durch den 
up deren Eifer der Fiſcher erfchöpfer worden: fo hat man fehon feit mehr als Hundert 
Ken unterlaffen, noch ferner nach zu fühen, Einige Keifende aber muthmaßen, es 
h en die Perlenmuſcheln bey einer fo langen Ruhe ſchon Zeit gehabt , ſich zu bilden, gröfs 
W werden, und fich zu vermehren; daher man dennedie Arbeit wohl wieder anfangen, 
u eben fo viel Mugen, als ehemals, davon verfprechen koͤnnte. Man verfichert ſo gar, 

Mit guten Erfolge verfuchet worden. 

Iog oegen Oſten von Margareten trifft man viele kleine Inſeln an, welche den Namten 
in Teſtigoo fuͤhren. Die Hollaͤnder, welche ſie beſuchet haben, verſichern es wären ih⸗ 
hi Aht an der Zahl, und ftellen fie, wie bloße Selfen vor, Sie fegen fie in eilf Grad 
ie und dreyßig Minuten Morberbreite, "Man vernimme auch aus ihren Berichten , die 
h Schanze, welche die Spanter in Margarethen gehabt, hieße Monpater; ihre Schif⸗ 
‘geten ſich unter dem Geſchuͤtze dieſes Platzes vor Anker, welcher auf der Oſtſpitze ber 


Die Inſel Aves oder Vögelinfel befteht auch nur aus vielen Fleinen nfeln, wovon Neu Anders 


lufien. 
ne 


Aves. 


Margaretha 
und Cubaga· 


Coche. 


Los Teſtigos. 


a E 
N ſel gelegen, und nach und nach mit der Perlenfiſcherey eingegangen wäre. Herrera nen 


I Io fpanifche Flecken; der eine nabe bey dem Flecken, beißt Makanao; der andere- 


ne eifen von der See, welchen er el Valle de Santa Luzia nennet, Er giebt DR 
On eine Länge von funfzehn Seemeilen, und eine Breite von fechs Seemeilen. — ** 
Ua. tt, ihr ganzer Umfang ſy nur fünf und dreyßig Seemeilen. Nach genauen Be⸗ 
Vom Angen , faget Laet, liege Margaretha in eilj Grad Norderbreite , welches man nut bon 
ittelpuncte der Inſel verftehen muß. 
nur — die Inſel Tabago, welche die Holländer Neu Walchern ——— — 
fie en bis achte Meilen gegen Oſten von der Dreyeinigkeitsinſe er ift: ann © 
Big, man doch ihre Befchreibung unter die Antillen, unter deren Anzahl fie gerechne 


Her 


Tabago, 


384 | Keifen und Entdeckungen 


Ri de 1a E Der V Abſchnitt. 
—— Statthalterſchaften Rio de In Hacha und St. Martha. 


Stadt Rio de la Haha. La Nancheria und zween Tenerifa; Los Reyes; Ocanınz Ramada güüp 


andere Flecken. St. Martha, ihre Strecke und fe des Landes. Magdalenenfluß. 
Eigenſchaften. Ihre Städte, St. Martha; 


Stadt Rio rs dem Vorgebirge Bela koͤmmt man in die Starthalterfehaft Rio de la Ha 
de fa Hacha. 
von den Spaniern den Mamen Noſtra Segnora de los Nieves, und nach der 


deren vornehmfte Stadt, welche heutiges Tages eben den Namen führet, — 


chq 
dich 
ei 


den Namen los Remedios erhielt: Sieliegt an dem Nordmeere dreyßig Seemellen Ay 


der Stadt St. Martha gegen Oſten, und fechzig von Coro gegen Abend, und gegen 
von dem Vorgebirge Bela. Ihre Lage ift auf einem Hügel, taufend Schritte vom 
und ihr Hafen wird nicht wider die Nordwinde vertheidiget. Bon dem Borgebirge 
bis an diefe Stadt rechnet man achtzehn Seemeilen, und hat einen fehr niedrigen un 
nen Boden, wo man weder Waffer noch Steine antrifft. Die Gegend der Stadt € 
cket fih nur ungefähr acht Seemeilen in das fefte Land: fie ift aber ungemein fru 


une 


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Man finde dafelbit alle fpanifche Früchte, Goldabern und verfehiedene Arten von Edelg 


fteinen, deren Tugenden man fo wohl rühmer, als ihre Schönheiten, ohne der vorft 
chen Salzgruben zu gedenfen. Diefes fhöne Gefilde ift zum Ungluͤcke mit einer großen ” 
is de 


mane, Die Stadt befteht aus hundert Häufern, die ehemals fehr reich waren, al 


wilder Thiere, vornehmlich Tiger und Bären angefüllee, und feine Fluͤſſe find voller 


Perlen an allen. benachbarten Orten überflüßig gefunden wurden, 


Man hat hier wiederum den Verdruß, daß man von dem gegenwärtigen Zuftd 


diefes Landes wenig Nachrichten antrifft. Cooke und andere Engländer verfichern, 

la Sachs fey zwanzig Seemeilen von dem Borgebirge Bela gegen Weften ; die 
fey klein, es fehle ihrem Gebiethe aber an feiner Annehmlichfeit; gegen Dften eine Se 
le von ihren Ringmauern, habe das Meer Sandbänfe und Klippen, denen man fi 
über eine Meile nähern muß, wenn man gegen den Hafen zu fährt; auf eben der 


9 


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10 M) 


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galt 


koͤmmt ein Eleiner Fluß nicht weit von der Stadt herab, und feine Mündung ift von r rm 
ie 


de faft verftopfer: wenn man aber mit Kleinen Fahrzeugen hinein fährt, fo Fann man 
bis acht Seemeilen weit frey hinauf gehen. 


La Rancheria Schs Seemeilen von der Stadt, und ftets gegen Often, findet man einen Fleden 
und zween an⸗ Ramens la Bancheria, welcher vordem von denjenigen bevölkert worden, die ſich auf“. 


dere dlechen · Perlfiſcherey Iegeten. Fünf Seemeilen gegen Weſten, wenn man der Kuͤſte folge, 


n 
man einen andern, Tapia genannt, der mit vielen fpanifchen Meyerhöfen umgeben " 
und weiter hin noch einen dritten, Namens Oſalamanca, welchen man auch unter de 


Namen Ramada angeführer finder. 


Da die Engländer die Stadt und die Sieden zu der Zeit abgebrannt, als die gell f 


gt 


ſiſcherey noch dafelbft bluͤhete: fo hat es wenig Anfcheinen, daß fie ſich nach der Zeit / 
diefe Duelle des Reichthumes verfiegen HE, von ihrem Verfalle auf eine vortheilhafte pe 
wieder habe erhohlen koͤnnen. Man unterläße noch nicht, einige Indianer zu eben der Re 


beftändig zu.brauchen: allein, der Mugen davon muß nicht beträchtlich ſeyn, weil alle 
— Oerter heutiges Tages fo wenig beſuchet werden, und auch fo wenig bekannt find- 


Di 


in Suͤdamerica. VI Buch. X Gapitd. 385 


en Statthalterſchaft St. Martha ift zwar viel weitläuftiger, in den neuern Rei. St. Maꝛtha. 
9 teibungen aber doch nicht vortheilhaſter vorgeſtellet. Sie erſtrecket ſich von Oſten cq⸗ 
* Weſten ungefaͤhr ſiebenzig Seemeilen weit von Rio de la Hacha bis an die Provinz ipre Strecke 
Inn Dagena ‚ mit dem Vortheile, daß fie Feine geringere Breite vonder See an bis nad) u. Eigenſchaf⸗ 
* Neuen Koͤnigreiche Grenada bat, welches fie gegen Suͤden begraͤnzet, und viele ande ten, 
ni. ine Provinzen in dieſer Strecke mit einfhlieft. Man nennet Pozigueica, Beto— 
u; Tairona Chimiia und Buritaca, ohne einige fhöne Thäler mitzurechnen, wel: 
eben fo viele befondere Kreiſe unter den ihnen eigenen Mamen ausmachen. 
(id, In dem Theile dieſer Gegend, welche nach dem Meere zugeht, iſt die Hitze beſchwer⸗ 
* die Nachbarſchaft der Gebirge aber, welche bis auf zwanzig Seemeilen von der 
Dann maunſchaft gehen, machen die Luft in dem Innern des Landes, vornehmlich in der 
Tairona, nicht fü heiß, wo die Höhe des Bodens macher, daß man zuweilen ei- 
Fir lebhafte Kälte empfindet. An der Küfte wird man durch Oft: und Nordwinde er⸗ 
et, welche man Briſes oder Kuͤhlungen nennet. Den Herbſtmonat und Wein- 
dan A über, da dieſe trockenen Winde nicht blafen, vegnet e8 fehr, und man empfindet als« 
N einen Landwind, welchen die Spanier Dandavals nennen. i 
Zwiſchen der Stadt St. Martha und dem Fuße der Gebirge, in einem Raume 
ton 9 Seemeilen, wenn man aus den Ningmauern herausgeht, ift das Erdreich ſehr 
* Ss wie man aber gegen die Höhe zu gehe, findet man es viel fteinichter und un- 
I !barer, ohne Bäume, und eben fo wenig geſchickt, Vieh zu ernähren , als eine Art 
din orne hervor zu bringen. Es wird gleichwohl durch eine Menge Bäche und kleiner 
egewaͤſſert, welche von den Gebirgen herunter kommen. In den fruchebareften Ge⸗ 
en ſieht man oftmals die Erndte durch Winde verbrannt oder verderbt , welche nichts 
— und die Einwohner dem entfeglichfteF Hunger ausſetzen. Man hohlet aber or⸗ 
her Weife allerhand Korn und Früchte daraus, ohne ſelbſt die fpanifchen Früchte aus⸗ 
ben dmen ‚ welche bier fehr glücklich wachfen. Die europäifchen Hühner und Tauben ha⸗ 
in ich daſelbſt mit eben dem guten Erfolge vervielfältiger: das Sand aber enthält eben fe 2 
Hl, als dela Hacha, eine Menge Bären und Tiger. 
In der Provinz Buritaca an dem Wege, welcher von St. Martha nah Sala 
br Na führer, Eennet man viele Goldener. Die Provinz Tairona bringt Edelgeſteine 
dei or, wovon einige Fräftige Tngenden wider verfchiedene Leibesſchwachheiten haben, der⸗ 
due die Mervenkranfheiten und der Blutfluß find, Man findet daſelbſt auch Jaſpis, 
Pyr, und einige Goldadern. Eine halbe Meile wenigftens von St. Martha hat die 
—* ! Salzgruben gebildet, woraus man vortreffliches Salz zieht, welches in die benach⸗ 
en Provinzen verfuͤhret wird. pie Ser 
ſ en Indianern dieſer Statthalterſchaft fehlet es nicht an Behendigkeit, noch Fleiße: 
MD aber yon einer ſchlechten Gemuͤthsart und einem anſtoͤßigen Hochmuthe. Ihre 
Decken „erden yon Oberhaͤuptern vegieret. Sie vergiften ihre Pfeile zum Kriege und bes 
De fe ſich den $eib mit einer baummollenen Cafaque , die von verfhiedenen Farben auf eis 
‘ ame Are bunt gefärbet, und ſehr Dick gewebet iſt, welche fie vor den Pfeilen eines 
die & verwahret. Es iſt noch eine große Anzahl von diefen Wilden übrig, mit denen ſich 
Panier niemals haben vergleichen koͤnnen. Sie führen Häufig Krieg mit einander; 
Tarercle blutige Berfuche paben die Spanier noch nicht in den Beſts ber reichen Provinz 
yo feßen koͤnnen. Das Thal gleiches Namens ift ſehr groß und überaus fruchtbar. 
gem, Reiſebeſchr. XVI Hand. Cec Es 


J 


St Maꝛtha. 


386 Reifen und Entdeckungen 


Es liegt fechs ober ſieben Seemeilen von St. Martha 5), fechs von dem Meere, und na⸗ 
he bey einem andern Thale, Mongay genannt, welches nicht weniger reich ift. — 
Buritaca iſt dreyzehn Seemeilen von St. Martha gegen Salamanca, und De 
da viertehalb Seemeilen, Pozigueica ift durch ein großes und ſchoͤnes Thal, Name 
Coto von eben der Stadt abgefondert, Man -faget bier nichts von Euparis, fl 
Sruchtbarfeit man an einem andern Orte anführen wird. Die Provinz Chimilai 9 
gen der Staͤrke und des Muthes der Indianer, welche ſie bewohnen, und wegen der dir 
beit der Indianerinnen berühmt. In disfem Sande fiehtman diejenige Kette dev mit Sant 
bedecften Gebirge entftehen, welche die Spanier las Sierras nievadas genannt babe 
und da fie durch eine Menge Landſchaften gehen, fich endlich. an der magellanifchen SP 
fe endigen. Sie zeigen ſich auf dreyßig Seemeilen weit in der See; und. die Nachbet 
fhaft des Thales Tairona machet, daß fie von den Matroſen die Berge von Tairend ge 
nannt werden, Es fommen zuweilen, wenn man es ſich am wenigften verfieht, an 


„von einer überansgroßen Heftigkeit herunter, welche ein Schrecken ver Schifffahrt auf air 


Ihre Städte, . 


St, Martha, 


. Borgebirge St. Anton in der Inſel Cuba, und darauf auch feichelich nad) Wera Cruß bs 


- Hof zu dieſer Anerbiethung gedachts es ſchrieb aber, nach dem Berichte eben Diefes Geſchi 


fer Küfte find. | J 
Man zähler heutiges Tages in der Statthalterfchaft St, Martha nur fünf Sräblı 
die etwas in Betrachtung kommen. Die erſte, wovon fie den Namen bat, ift St. a 
tha, welche Herrera in zehn Grad Norderbreite, Peter Martyr in eitf, und einige Keil 
befchreiber in zehn Grad, dreyßig Minuten fegen. Die Spanier feßen fie auf vier un 
fiebenzig Grad der Länge weftlich, von der Mitcageslinie zu Toledo. Sie bat eine 04 
gefunde Sage an dem nordlichen Oceane nebft einem weiten und ſichern Hafen , welcher? 

fo bequem zum Anfern, als zur Ausbeſſerung der Schiffe, ift, Er hat an der Seite) 
Stadt ein hohes Gebirge, welches ihn vor vielen Winden in Sicherheit feget. Das Mt 
iſt daſelbſt nicht fonderlich tief, es hat abekweder Sand noch Felſen; undes fehlet anf" 
nen Ufern weder Holz noch Waſſer. Sr. Martha mar vordem eine fehr bevolkerte Std) 
und iſt nur ſeit der Zeit leer geworden, da die fpanifchen Flotten aufgeböret haben , — 
anzulaͤnden. Sie iſt von Salamanca oder Ramada ungefähr achtzig Seemeilen 9 
Weſten; und von Tenerifa, welches dicht an dem großen Magdalenenfluſſe liege, viet 
Seemeilen gegen Norden entfernet. Der Statthalter der Provinz hat daſelbſt mit ale! 
Föniglichen Beamten feinen Aufenthalt. Es ift ein bifchöflicher Siß, und der Biſchof 
hoͤret zu dem Erzbisthume Neu-Grenada. Laet führer einen Brief an „welchen er ber 
rühmte Ingenieur, Johann Baptiſta Antonelli an den König in Spanien im 1587 
Sabre, gefchrieben, um ihm verfchiedene Mittel zur Defeftigung des Hafens yorzufehl 
gen, in der Meynung, man wolle die Slotten dahin gehen lafien, die man nach Neu 
nien ſchickete. Er rieth ihm ſolches mit Beyfalle aller derjenigen, ſaget er, die ſich 
das Seeweſen verftunden ; weil man ſich von da mit ordentlichen Winden gerade nach 


geben Fönnte; da hingegen die Erfahrung alle Tage Iehrete, was man auf der Fahrt 9* 
der Inſel Hiſpaniola zu befuͤrchten Härte, Er ſehete hinzu , es fanden ſich Steine, SM 
Mörtel und Hol; genug In der Nachbarfchaftdiefer Stade. Man weis nicht, was der fpanil 


⸗ 


ſchreibers, ein Statthalter von St, Mariha, an den König, um Die Mitte des lehten ir 


6) Herrera faget achtzehn Seemeilen. 


4 


in Suͤdamerica. VI Buch. X Capitel. 387 


— „Die Kuͤſte erſtrecket ſich hier zwiſchen Oſt und Welt, Die Deffnung St Maꝛtba. 

hei Bay hat zwo Spitzen, welche wie ein halber Mond vorgehen, Die eine —— 
it Taganga, und die andere Lipar. Die Mitte wird von einer fandigen Inſel ein⸗ 

rtommen, welche el Moro beißt, und welche die Deffnung vor der Heftigkeit der Wel- 

i N dertheidiger. Auf der Spitze Taganga, melde bie Oſtſpitze iſt, ſteht eine Fleine 

„Ni danze, welche Tag und Nacht von drey oder vier Mann bewachet wird, deren Amt iſt, 

* Anzahl der Schiffe zu melden, welche fie heranfommen fehen. Die Stadt liege an 

* ertiefung der Bay an einem niedrigen und mic dem Waſſer fat gleichen Orte. Sie 

N t gegen Meiten ein viereckichtes Schloß, auf jeder Seite hundert Schritte lang, Deren 
e ver ungefähr drenfig Spannen hoch, und mit vier Stuͤcken befeger find. Die Befagung 

eht ordentlicher Weife aug fieben oder acht Mann ). 
A Unter den andern Städten giebt man der Stadt Tenerifa den erften Rang, welche Tenerife, 
N auf ache Grad Norderbreite, zwo Scemeilen von dem Magdalenenfluffe, und vierzig 
fi ot. Martha gegen Süden feget, Die Hige ift in diefer Gegend überaus groß, weil 
en Suͤdwinden einen großen Theil des Jahres über, und zuweilen auch den ungeſun⸗ 
N Wefhpinden ausgefeget iſt. Das Erdreich ift zwar hoch und fteinicht; es beut aber 
PAS ebene Weiden und dicke Gehoͤlze, vornehmlich laͤngſt dem Fluſſe, dar, deſſen Ueber⸗ 

4, emmungen viel fetteres Erdreich da laſſen, und auch eine Menge Teiche machen. In 
trockenen Theilen dieſer ſumpfichten Oerter haben die Indianer ihre Cabanen. Sie le: 
vn aeloft von ihrer Fifcheren, deren Ueberfluß den Abgang anderer Speiſen erſetzet. Denn 
bi R man die Drangen und die Wurzeln, welche man Buisves nennet, ausnimmt: [0 
NH das Sand dafelbft fait nichts hervor. 

* Die dritte Stadt iſt los Reyes, oder Ciudad de [os Reyes, an dem Thale Eu⸗ us Reyes. 

ei is, funfjig Seemeilen von St. Martha gegen Dften , dreyßig don la Hacha, und 

ii Hundert und achtzig von der Hauptitadt des neuen, Königreiches Grenada, an dem Ufer 

NS breiten und fehnellen Stromes gelegen , welcher Suatori beißt. Die Hise iſt in 

en Gegenden nicht übermäßig , weil im. Sommer , das ift hier im Chriſtmonate, Jen 

a Hornung, März und April, die Oſtwinde, welche beſtaͤndig find, die Luft erfrifchen, 
UND {im Winter die MNachbarfchaft der Gebirge fehr große Regen dabin zieht: man iſt aber 
fh verfehiedenen Krankheiten , als Flüffen und Biebern , vornehmlich dem Quartan ⸗ 

Im tr ausgeſetzet. Das ganze Sand ift von Norden gegen Süden durch Gebirge — 
woraus von beyden Seiten eine große Anzahl Fluͤſſe und Stroͤme kommen. Die Lan⸗ 
" Daben vortreffliche Weiden, und bringen allerhand Früchte hervor, Die ganze Pros 
ER iſt Yon Indianern fehr bewölfert , welche meiſtentheils allen aftern ergeben ,' aber ſo 
In deriſch und tapfer find, daß die Spanier fie noch nicht haben zum Gehorfame bringen 

men, Han bemerfet, daß, wenn fie von einem giftigen Thiere gebiffen worden, fie 

ih Anderes Hilfsmirtel, als die Wurzel Scorfonere brauchen, welche fie vob eſſen, und 
N Blätter fie auf die Wunde legen. Wider die Fluͤſſe und das Kopfweh nehmen ſie zu 

Khnne 3etiebenen Toͤback durch die Nafe, wie fie denn auch den grünen Saft Davon ver— 

Mucken, um fich einen offenen Leib zu verfihaffen. s , b 

Sn Man ift aus fehr ftarfen Anfcheinungen überzeuget, Daß ihre Gebirge Erzigruben, 

eygruben, und fo gar Silberadern haben, ge Spanier aber find noch niemals ſo * 
cc2 r 


6) Defeript, Ind, Oceident, Lib. VIIU. cap. 19. 


St.Maꝛtha. 
—t⸗— 


Ocanua. 


Ramada. 


Fluͤſſe desLau⸗ 
des. 


388 Reiſen und Entdeckungen 
m 


oder jo fühn getvefen, folche mitten unter fo vielen kriegeriſchen Voͤlkerſchaften zu eröfl if 
Sie beſchaͤfftigen ſich nur mit der Viehzucht, und vornehmlich mit Pferden, die daß — 
vortrefflich ſind. Das Erdreich wuͤrde auch gut zum Wachsthume der Zuckerroͤhre 9 
wenn die Einwohner daſelbſt zu Fleiß und Arbeit fähig wären. kr 
- Öeanus, welches auch St. Anna genannt wird, ift die vierte Stadt in Der Sr y 
halterſchaſt St. Martha. Esift ein Eleiner Ort, an der Vertiefung einer Bay auf " 
Graͤnzen einer Provinz, Namens Tamalsıneque, gelegen. an 
Die fünfte Stadt endlich it Ramada oder Neu Salamanca, deren Lage r M 
ſchon acht Seemeilen von der Stadt und dem Fluffe la Hacha bemerfer hat. Sie ie! 
dem Fuße des Schneegebirges ober la Sierra nievada, dicht an dem Thale Eupa 
welches fie gegen Süden begraͤnzet. Man findet daſelbſt, nach des Herrera Ausdrucke, t 
fo viele Rupferadern, als Steine, M 
An der Seefüfte diefer Statthalterſchaft ift der erfte Fluß, welcher in das Meer 1. 
Bahia, nicht weit von Ramada entfernetz darauf koͤmmt der Fluß Piras, auf wel 
der Palomint folge. Diefer Iegtere hat feinen Namen von einem fpanifchen Hauptma 
ne, welcher das Ungluͤck hatte, darinnen zu erſaufen, als er mit ſeinem Pferde hindu 
Gen wollte. Man finder darauf den Fluß Didaci, welcher insgemein Don Diego 
nanne wird. Ein wenig weiter hin biethet die Küfte viele Buchten dar, welche die © 
nier Ancones von Buritaca nennen. Alle Keifende beobachten, daß, wenn man voll 
See koͤmmt, man bier fehr weit ein weißliches Ufer wahrnimme, deraleichen man au h 
ganzen KRüfte nicht finder; es ift an der Weftfeite der Buchten. Darüber hinaus vi 
das Borgebirge Aquia, deffen Breite, welche von gefchickten Wotſen beobachtet wirds 
Grad nordlich ift. | ĩ 
Dieſer Strich iſt Wirbelwinden unterworfen, welche haͤufige und gefaͤhrliche ei, 
me verurfachen. Man fehreibt ſolches der Befchaffenbeit bes feften Sandes zu, welche 
zu hohen und abgefonderten Hügeln erhebt. Gegen Nordweſt von dem Borgebirge ii, 
man eine Eleine Inſel, Die wegen ihrer weißen Steine merkwuͤrdig iſt. Darauf entzießel 
die Küfte gegen Welten, und man entdecfet drey Meilen von dem Borgebirge auf Dune 
pfel eines Felfen einen andern Felfen, dergleichen man Vigie zu nennen pflegt; daran 
man noch eine £leine Inſel an, welche zwiſchen ſich und dem feften Sande einen Canal 
het, durch welchen man bis an die Bay St. Martha geht, Be 
MNach diefer Bay, wenn man der Kuͤſte gegen Welten folget, ift der erſte Fluß, 
ſich zeiget, der Gayra, welcher nach Peter Martyrs Befchreibung , groß genug iftr ", 
Schiffe vom erften Range einzunehmen. Er koͤmmt von einem ſehr hoben Berge herunten 
welcher ſtets mit Schnee bedecket iſt. Die Indianer geben vor, fein Waſſer loſſe fi nid! 
trinken: man findet aber bald einen andern Fluß, welcher vortreffliches Waffer hakı 
man gleid) feinen Namen in feinem Tagebuche antrifft. Beer’ 
In dem Innern des Landes nennet man folgende Zlüffe: Den Buatapori, al = 
fen Ufer Ciudad de Ios Reyes liege, und welcher von Sierras nievadas herunter koͤmmt⸗ 
er denn ein fo Faltes Waffer führer ‚daßman Catharre und Durchlauf davon befommt- 
fällt in einen andern Fluß, Namens Cefar, wenigftens eine Seemeile von los Ber 
Diefer Fluß Cefar läuft nach Süden, und führet unter den Indianern den Namen Po 


&. k j 8* BR 
patao, welcher Fuͤrſt dev Slüffe heißt; weil er deren eine fehr große Anzahl einnimn 


vornehmlich den Badillo, von welchem man behauptet ‚x komme aus drey ver 


| 





E 


in Suͤdamerica. VI Buch. X Capitel. 389 

Seen, 

nigug genannt wird, welches bberflüßig heißt. Der Ayumas ift ein anderer Fuß, 

Acher ſich in dem Ceſar verliert. Er laͤuft alſo über ſiebenzig Seemeilen gegen Weſten, 

ſich endlich in den großen Magdalenenfluß zu ergießen. Das ganze Sand, welches ſei⸗ 
"Ufer befeger, ift angenehm und fruchtbar. | 


hr Ungefähr zwanzig Seemeilen weit von Los Reyes findet man ʒwiſchen den Felſen 
große Brunnen, welche in einem Dreyecke liegen, wo ſich, nach der Verſicherung der 
dens, eine Schlange von einer unermeßlichen Groͤße aufhaͤlt, welche eine Menge Men⸗ 
je aufgefreſſen hat. Die Spanier haben es vergebens verfuchet, fiezu entdecken : fieglau- 
der, einige Spuren davon gefehen zu haben. Die Furcht entfernet alle Wilden der 
be u von dieſem fuͤrchterlichen Orte. Man kennet in eben der Gegend noch viele ande- 
% Tünnen, die eine Art von fo klebrichtem und fo zaͤhem Harze ausfpenen, Daß er Die größ- 
fing aufhält. Die Indiener überziehen Die Netze damit, welche ihnen zur Fi⸗ 
*) Dienen. ! 


Obgleich der Magdalenenfluß, welcher die Starthalterfchaft St. Martha von ber 
Dein, ee obfondert, von Popayan herunter kommt, wovon man bereits Die De: 
f., Dung gegeben hat: fo ift doch hier der Dit, feine Eigenfchaften gegen Das Meer zu zu ers 
ken zu geben, Man findet ihn zuweilen Rio grande genannt, um feine Größe zu er— 


An 1; zumeilen heißt ev auch der Magdalenenfluß, weil er an deren Tage entdedfet wor- 


im 
hir je den Wellen zu liefern ſcheinen, den Schiffen nicht erlauben, ohne Gefahr ſich zu nä- 
N 


JF Und zuweilen auch der St. Marthafluß, weil er an die Provinz St. Martha grän- 
dur Und den vornehmften Reichthum derfelben ausmachet. Weil die Barken ungefähr 
ert Seemeilen weit auf ihm hinauffahren koͤnnen: fo brauchet man nur ungefähr zween 

f Mate, alfe europäifche Waaren, bald Durch Rudern, bald durch Schleppung des Schif⸗ 
veit zu führen; und es koͤnnen auch gegenſeits alle Reichthtimer bes neuen Königs 
goes Grenada durch Diefen Weg innerhalb drey Wochen in das Meer hinunter fahren, 
"fälle ducch eine weite Mündung, fechs und zwanzig Seemeilen von Carthagena und zehn 
ein von der Stadt St. Martha, in das Weltmeer. Mon bezeichnet feine Breite zwölf 

nordlich. 


Neere den Lauf feines Waſſers untevfcheide, und daß feine Wirbel bey dem Streite, wel- 


&, In feiner Mündung findet ſich eine Jufel, fünf Seemeilen lang, und eine halbe 


emeile Kreis, Sein größter Canal zur Einfahrt it derjenige, welcher an die Pros 
2 St. Martha Hößt; und daher komme cs vermuthlich, daß ihm bie Spanier. den 
M geben, 


Die Salländer , welche ſich ihm oftmals genäfert haben, geben ihm alle einftimmig 
we Mndungen Ä wovon die eine welhe fie als die naͤchſte bey St. Martha —— 
dien ſehr niedrigen Theil des feſten Landes zerſchneidet, und die beyden andern werden durch 
tig, gemacht, Sie fagen aber nichts von dem Unterſchiede feines Waſſers und auch 
von den Wirbeln. Sie beobachten nur, daß man vor dieſer Kuͤſte vornehmlich an 
w Muͤndung des Fluſſes, gegen Abend und die Nacht uͤber ſehr kalte Nordwinde ſpuͤhre, 

U fie yon den Gebirgen kommen, und fie vie Schiffe flets einiger Gefahr bloß ſtellen. 
| RBB Der 


Sein Gewaͤſſer ift gruͤnlich, und fehr fifhreich; Daher er von den Indianern So⸗ St Maꝛtha. 


Magdalenen⸗ 


Ruß. 


Acoſta, welcher ihm befuchet hatte, bezeuget, daß man noch auf zehn Seemeilen weit 


390 Reifen und Entdeckungen 


St Maꝛrtha. Der Donner, die Blitze und der Regen find andere Beſchwerlichkeiten, die auf dieſen 

Fiuſſe ſehr häufig vorfallen, vornehmlich von Mitternacht an bis zur Sonnen Aufgange 
ſchen dem Weinmonate, und April laufen ſeine Waſſer gewaltig an, und treiben enefeglicht 
Wellen, wovon man Eeine andere Urfache weis, als den beftändigen Regen, welche 
dann in den Gebirgen von Popayan fällt, wo er feinen Urfprung bat. gr 


Neues Roͤ⸗ | Der VI Abſchnitt. 
nigr. Gre⸗ Br 
nada. Neues Koͤnigreich Grenada. Kr 


Sein gegentwärtiger Zuftand. Indianer, die es nen. Tudela. Trinidad, La Palme. Tunia · 
bewohnen. Daſige Witterung und Himmels- Pamplona. St. Chriſtoph. Merida. Held 
Luft, eine fpanifhen Städte. Santa Fe. Marequita. Pbague. Vittoria. Planis. 

St. Mihel. Tocayma. Merkwuͤrdige Bruns 


SS dem Innern diefes großen Stückes von dem mittäglichen America ift nur noch de! 
dem neuen Königreiche Grenada zu reden übrig, deffen Befchreibung man hieher ‚2 
fhoben hat, weil es eine befondere Statthalterſchaft ausmachet 4), die mit denen von Pr 
und Terra firma nichts gemein hat, an welche es auf verfchiedenen Seiten ftößt. Es 
hier nicht von feiner Entdeckung die Rede, welche man zu anderer Zeit angeführet hat e | 
noch auch von feiner Eroberung durch Bonfalvo Kimenes de Queſada, welcher dafeld 
Santa Se von Bogota, die erfte ſpauiſche Stadt in diefem Lande, anlegetef). 

hält fich nur bey feinem gegenwärtigen Zuftande auf, 


Sein gegen: Die Spanier geben diefem Sande hundert und dreyßig Seemeilen in der Laͤnge; br 
wärtiger Zu:fig in feiner größten Breite; und zwanzig oder etwas weniger in feinen fchmäleften 
Rand. fen, Es hat zur Öränge gegen Dften die Provinz Venezuela, gegen Norden St. PT, 

tha, wovon es Durch bie weirläuftigen Gebirge Opono abgefondert iſt; gegen Weiten p 

payan, und gegen Süden weitläuftige Gegenden, die noch) nicht recht befannt find. e 

ne Entfernung von der Linie gegen Morden ift drey bis vier Grad und mehr. Es regh 

daſelbſt viel. Die Wälder find allda ſehr groß und ſehr dick. Man finder allda eine MA 

ge indianifcher Voͤlkerſchaften, welche noc einen toͤdtlichen Haß gegen die Spanier babe 
und unzähliges Vieh, vornehmlich Pferde und Maulefel, wovon ein Theil in verfchied® 

Theile von Peru gebt. | = 

Indianer, die. Die vornehmſten Provinzen, zur Zeit der Entdefung, waren Bogota und Tun 

53 bewohnen. deren Eimwohner die Moxoer hießen. Der größte Theil diefes Sandes ift mit Indian 
umgeben, welche Panchier heißen, deren Land ſehr heiß iſt, da hingegen Bogota 
oder doch wenigſtens gemaͤßiget iſt. Bey der Ankunft der Spanier wurden alle dieſe 
baren durch kleine Könige oder Eaciquen regieret. Das Gold und die Smaragden mel, 
unter ihnen gemein. Ihre Häufer beftunden aus Brettern, die noch gut genug gelöst) 
und mit Strohe oder Blättern bedecket waren. Sie ernähreten fih von Maiz , von en 
zeln und von dem Fleiſche wilder Thiere. Das Salz, welches ſie im Ueberfluſſe hatuen 
machete ihnen einen ziemlich weitläuftigen Handel mit den Einwohnern der Gebirge, m 


ch Man fehe den XV Band diefer Samml. ad. 9 Im XI Bande dieſer Sammlung. „40 
234 ©, Fr Er war im 1536ften Jahre durch den Tu 


: in Suͤdamerica VI Buch. X Capitel. 391 


* Rio grande, welche ſolches fuͤr Federn, Edelgeſteine und verſchiedene Arten von Be: Neues RS; 
"Mlichkeiten oder Zierrathen von ihnen befamen. Diefe Gewohnheiten dauern noch, — Gre⸗ 
Spy In dieſen Provinzen ſind die Gewohnheiten, die Sitten und fo gar die Geftalt der PRONS > 
h aner niche weniger unterſchieden, als Die Miſchung der Luft, Die in Bogota und Tu⸗ 
2 find lang und wohlgewachfen. Sie find behend und arbeitſam. Ihre Weiber find 
‚ON, und weißer, oder wenigftens nicht fo braun, als in den andern Theilen von dem mittaͤg⸗ 
en America, Die beyden Geſchlechter tragen eine Art von Mantel, huͤllen ſich den 
‚per in ein Stuͤck Zeug, flechten ihre Haare ein, und ſchmuͤcken fie mit Bluhmen oder 
den Keinen aus Bluhmen und Baumwolle gemachten Kraͤnzen. Einige bedecken ſich auch 
ihn, Kopf mic einer Müge. Sie tanzen und fingen gern. Die Reiſebeſchreiber werſen 
— auch Fein anderes daſter vor, als die Neigung zum fügen, und die wenige Geſchick— 
ee und Luft zu den Künften. Die Danchier hingegen find wild, langſam, ungeftals 
— allen Arten von Laſtern ergeben. Man verſichert ſo gar, fie waͤren vordem Men⸗ 
freſſer geweſen, da die Moxoer Dagegen ſtets einen Abſcheu vor allem dem gehabt ha⸗ 
Kar Was wider die Menfchlichkeit ift. Ob es gleich überhaupt dieſem Sande an feiner 
Sung fehler: fo mußten fie doch in einigen Gegenden febr felten ſeyn, weil die erſten 
— daſelbſt viele Völker fanden, welche ſich von großen Ameiſen ernaͤhreten, und ſie 
erzogen. 
Die Drovingen von Bogota werden gegen Nordweſt von den Provinzen Mufa und — u. 
ma veſchloſſen, deren Völker Canapeyer beißen und welche fünf und zwanzig Ser — 
— lang, und dreyzehn breit find, Dieſes $and iſt ſehr heiß und feucht. Es hat or: 
Unfe her Weiſe zween Sommer, und ziveen Winter. Sein erſter Sommer fangt mit 
Kran Chriſtmonate an, und dauret bis zu Ende des Hornungs. Der Winter, welcher 
ber ffolget, dauret bis zu Ende des May, und machet dem zweyten Sommer Platz, wel 
IS zu Ende nes Herbfimonates dauret. Darauf fängt wieder ein anderer Winteran, 
"fh nur mit dem Windmonate endiget. Dielen Unterſchied machet nicht ‚fo wohl die 
e, als vielmehr der Negen. In den beyden Sommern ift die Luft beftändig heiter; 
der Regen ift in den Naͤchten der beyden Winter nicht weniger beftändig ; Denn, des 
gs regnet es ſehr felten. Ueber diefes wird er mit entfegtichem Donnern und beftigen 
leiten ywifchen dem Nordwinde und Suͤdwinde begleitet, — 
1. Unter ven ſpaniſchen Wohnplaͤtzen werben in diefer Statthalterfehaft mit dem Namen @ — 
Eadte benennet: San ge de Bogota, S. Michel, Tocayma, Trinidad, Stadte. 
a Damplona, Merida, Belez, Marequits, NYbague, Vittoria, San 
Man de [ps Llanos, Palma und St. Chriſtoph. — 
Santa Fe von Bogota iſt ſowohl die Hauptſtadt, als Metropolitankirche des Santa Fe. 
—* Königreiches Grenada. Seine tage iſt in vier Grad Morderbreite, und zwey und 
Hg Grad dreyßig Minuten weftlicher Laͤnge von der Mittagslinie zu Toledo an dem 
Bungee Gebirge, welche eben den Namen führen, Man rechnet daſelbſt fechshunert 
Me Familien, Es halten ſich bier der Statthalter, diefönigliche Audieneie , und Das 
Kihe zgericht, melches die Spanier Cafa de Fundieion nennen, bet Erzbiſchof und alle geiſt⸗ 
und weliliche Oberhaͤupter der Provinz, auf. Die Weihbiſchoͤfe dieſes Erzſtiftes ar 
ie 


Ienen x 
Bean hinauf gegangen, und man hat gefehen, daß den Fluß hinunter gieng, welches große Graͤnzſtrei⸗ 
Jar zu eben der Zeit von Popayan durch eben tigkeiten verurſachete. 


Neues Rs: 
nigr. Gre⸗ 
nada. 


* 


St. Michel. 


Tocayma. 


392 Reiſen und Entdeckungen 


⸗ 
die Biſchoͤfe zu Carthagena, St. Martha und Popahan. Die Domkirche machet bien" 
nehmfte Zierde der Stadt aus, welche fonft Feine fhöne Gebäude bat, als das Franc 
ner und Dominicanerflofter. Man finder nicht fehr weit von Santa Fe einen Set, a 
mens, Guatavita, an deſſen Ufern die alten Goͤtzendiener des tandes ihren Gögen opfet 
ten, Indem fie ihnen viel Geld und andere koſtbare Sachen braditen, die fie in den in 
warfen. Die Luſt in diefer Gegend ift fehr gefund und der Ueberfluß herrſchet daſelbſt 
Anſehung aller Bequemlichkeiten des Lebens. 

Die Stadt St. Michel iſt zwoͤlf Meilen gegen Norden von Santa Fe. Sie 
ihren Urfprung der Handlung zu danken, welche diefe Hauprftadt mit den Panchiern h 
unterhalten wollen, die in einemfehr Heißen Sande wohnen und ſich daher nicht leichtlich 
ſchloſſen, in eine viel kaͤltere Luft zu gehen. 

Tocayma iſt eine andere Stadt, welche zwiſchen Weſt und Nordweſt funfgeh⸗ 
Seemeilen von der Hauptſtadt an dem Ufer des Pati, eines großen Fluſſes, liegt, welch 
fich in dem Magdalenenfluffe verliert, Die Luft ift dafelbft faft in allen Monate pub 


Jahres trocken und heiter, Die Indianer des Sandes find Pandhier, welche daſelbſt 


nicht eben fo ungeftaltet find, als in den andern Theilen ihrer Provinz, jedoch aber ai 
überaus kleine Stirne haben, und von ihren Machbaren fehr gefürchtet werden, Sie 
ben feine Neigung zum Golde, welches fie fo gar ſehr frengebig wegſchenken; die N 
aber iſt ihre ftärffte Leidenſchaft. Unter verfchiedenen barbarifchen Gebräuchen pero, 


zen fie ſich die Zähne mit dem Safte eines Krautes, welches fie ohne Aufhoͤren im 


Merkwuͤrdige 
Brunnen. 


laͤßt, welche die Indianer brauchen, ihre Schiffe zu kalfatern. Eben die Gegend hat 


haben. Sie gehen nackend, ohne Unterſchied des Geſchlechtes, außer einem kleinen Sie 
Zeuge, welches ihre Weiber am Gürtel ragen. Sie find der Völlerey ergeben ; mit 
nem Worte, der Handel der Spanier hat ihre Wildheit niche gemildert, 

Man findet in den Gegenden um Tocayma Brunnen, welche eine ſchwefelichte SW" 
ſtanz geben. Die Erde, woraus fie fommen, wird zu allen Krankheiten der Hauc nie 
lich gebrauchet, ohne andere Zubereitung, als daß man fich damit reibt und hernad) in 
Waſſer eben der Duelle badet. In einem benachbarten Thale findet man auch Sathbru 
nen, deren Waſſer uͤber die Pflanzen, die es benetzet, eine Art Harz ausbreitet und —* 

a 
warme Bäder und Gefundbrunnen zwifchen ziweenen Bächen mit fehr Faltem We 
Mitten unter dem Schnee; womit die Spige der benachbarten Berge bedecket ift, hat f 
ein feuerfpenender Berg hervor gethan, welcher bald Flammen, bald Kauch mir eine! 
großen Menge Afche ausftößt, daß fie ſich zumeilen auf neun oder zehn Seemeilen weit 
breitet. Die Gefilde von Tocayma find nicht weniger fruchtbar. Sie geben Trau — 
Feigen, Orangen, Zuckerroͤhre und allerhand americanifche und europäifche Fruͤchte. 4 
Getreyde felbft waͤchſt allda in den Höchften Theilen, wo die Kälte am empfindlichſten ib 
Man hält jährlich daſelbſt zwo Maizerndten. Das Vieh gedeihet dafelbft auf eine wu 
derfame Weiſe und vermehret ſich, ungeachtet ver Baͤre und Tiger, welche fie befri 
Man erzieht daſelbſt ſehr gute Pferde. Mur den Schafen und Ziegen will die Himmel? 
ober Weide nicht recht befommen, Das Gayakholz, die Cedern, die Eichen und an a 
nugbare Bäume find allhier fehr gemein. Der Indigo wächft da von Narur: Die w 
wohner aber verabfaumen es, ihn Durch die Wartung zu verbeffern. Man redet mit Ve 


wunderung von einem Baume, deſſen Blätter alle Tage abfallen und wieder ausjeplagt"" 


Er beißt Zeyba. Eint 





in Suͤdamerica. VI Buch. X Capitel. 393 
an von den erſten Städten, welche die Spanier bewohnet haben, war Tudela, in St.Martba. 
— der Muſaer und Coiymaer, an dem Ufer eines Fluſſes, Namens Zarbi. — 
— eſchwerlichkeit der Gebirge und die übermäßige Wildheit der Indianer aber mache⸗ E 
N daß ihre Stifter fie wieder verließen, um dem Deter von Orſua auf dem berühmten 
Er nad) el Dorada zu folgen. Darauf baueten andere Spanier eine zweyte Stadtun · 
ir em Namen Trinidad, nicht weit von der erftern, und verließen fie aud) wieder, um fie Trinidad: 
Einen bequemern Ort zu legen, wo fie noch immer geblieben if. Sie liegt achtzig 
len gegen Rordweſt von Santa de; und gegen Welten fechs von Sierrasnievsdss, 
Sr fich, wie man gefaget bat, von der Provinz St. Martha bis an die magellanifche 
a eftrecfen, Herrera feger dieſe Stade fieben Grad von der Linie gegen Norden: 
Gar aber nur, nach ihrer Entfernung von ber Hauptſtadt zu rechnen, nicht über fünf 
eyn. 
der Der Fluß Zarbi, welcher drey Meilen von Trinidad fließt, wird Durch viele andere 
Gun abet; und da er feinen Lauf gegen Norden nimmt, fo findet er ſich zwiſchen zwey 
® Gebirge an einem Orte ſehr eng zuſammen gezogen, welchen die Indianer Furatena, 
hi iſt in ihrer Sprache, Männchen und Weibchen, nennen, ohne daß man den Urſprung 
N Namens weis. Das ganze Sand war vordem reich an Stnaragden, an Cryſtall 
yet wie Diamant und vornehmlich an weißen und geftreiften Marmor. Der Berg 
Zu that fich befonders wegen feiner vielen Edelgeſteine fehr hervor; und von diefem 
N ge bis an den Berg Abipi hatte. man in einem Raume von drey Seemeilen eine Men: 
ern von den beften und fhönften Smaragden gefunden. Allein, fie find entweder 
—* pfet, oder der Mangel an Waſſer ſchrecket auch die Arbeitsleute ab, daß man feit lan 
eit aufgehöret hat, weiter welche zu ſuchen. In den Gegenden um Trinidad findet 
an noch Berillen und Eryftallen von einer wunderfamen Weiße, 
ine andere Stadt eben der Provinz ift Is Palma, welche von den Spaniern' im La Palma. 
Qaten, Japıe, funfzehn Meilen von Santa Se gegen Rordweſt in einer ziemlich beißen 
gend erbauet werden. u 
if Unia, eine Stadt, welche ihren Namen von der Provinz hat, worinnen fie liege, Tania. 
I A und zwanzig Seemeilen von Santa Fe gegen Norden auf einem hohen Hügel, 
en er eine fichere Zuflucht wider die Streifereyen dev Wilden ift. Sie ift außerdem der 
nr ° Stapel yon ver Handlung mit diefem ganzen Sande, Die Miſchung der Luft iſt da⸗ 
angenehm und der Ueberfluß an Lebensmitteln erhaͤlt ſie ſtets in ſehr niedrigem Preiſe. 
kann daſelbſt auf einmal zweyhundert Mann Reiter ausrüften ; und man zaͤhlet daſelbſt 
der Pfarrfirche zwey Klöfter, eines für Dominicaner und eines für Franciſcaner. 
Dont Stadt Pamplona ober Pampeluna iſt ſechzig Seemeilen von Santa Fe gegen Pamplona. 
kin en. Die Dominicaner haben dafelbft ein reiches Klofter. Diefe Gegend ift wegen 
er Goldbergwerke und wegen feines Ueberfluffes an Biehheerden berühmt. Bien 
die Von Pamplona nach St. Chriſtoph, welches auch gegen Norden liegt, vechnet man Od · huiſtoph. 
Seemeilen. Diefe Stadt iſt an dem aͤußerſten Ende einer kleinen Provinz, 
M ilta genannt, welche arm an Golde, aberveich an Viehheerden, und Durch ihre vortreff⸗ 
Beiden vermögend ift, fie zu mäften. | j 
erida ift faft auf den Gränzen von Venezuela und des neuen Königreiches Grenada, Merida. 
auch 3 Seemeilen von Pamplona und achtzehn von dem See Maracaiboe. Man rühmet - 
“ Fruchtbarkeit ihres Bodens fehr, welcher nicht ohne einige Goldbergwerke ift, 
gem, Reifebefchr, XVI Band, v8 ER | Sie 


394 Reiſen und Entdeckungen 


St.Martha. Sie hat an dem Ufer des Sees einen Flecken, welcher zur Verführung ihrer Guͤter und 


— 
Belez. 


Marequita. 


Maque. 


Vittoria. 


Planis. 


Einleitung. 
ee 


- Anfprüche der Spanier auf Canada oder Neufranfreich, als welches fie noch mit zu 


MWaaren Diener, f 

Belez, eine Eleine Stadt, dreyßig Seemeilen von Santa Fe gegen Norden und A 
zehn von Tunia hat nichts berühmtes, als ein reiches Franciſcanerkloſter. Ihre Segen 
ift, wie die ganze benachbarte Provinz, gewaltigen Blisen und andern Himmelsfeuen 
—— Man ſieht daſelbſt einen feuerſpehenden Berg, welcher Wolken von Steine 
auswirft. 

Die Stadt Marequita, welche man auch St. Sebaſtian del Oro nennet, iſt been 
fig oder vierzig Seemeilen gegen Nordweſt von Santa Fe, Sie liege in einer fehr ® 
nen und gleichen Gegend an dem Fuße eines Gebirges, welches die Hige in der Ebene 
beftig machet; da man inzwifchen durch eine wunderfame Abwechfelung,, in dem kurze! 
Raume, den man bis nad) Santa Fe hat, faft von Kälte bedrohet wird, Man giebt DH 
es hätten bier die Spanier zu Anfange des fiebenzehnten Jahrhunderts ſehr reiche Betg 
werke entdecket. Marequita iſt auch zweyhundert Seemeilen von Carthagena. f 

Mbegue, eine Stadt an den Öränzen. des neuen Königreiches gegen Dopayanı I 
dreyßig Seemeilen von Santa Fe gegen Weſten, und hat nichts merfwürdiges, als A 
Dominicanterklofter, ' 

Vittoria de los Remedios ift eine andere Stade fünfzig Seemeilen von Santa 3 
gegen Nordweft, und bat viele Adern von verfihiedenen Metallen. 

Endlih St. Juan de Planis, eine Stadt funfzig Seemeilen von Santa Fe gegen 
Süden, wird für reich an Goldadern geſchaͤtzet. 

raet redet auf das Zeugniß eines Spaniers, welcher lange Zeit in Peru gelebet hatt⸗ 


von einer Stadt des neuen Koͤnigreiches Grenada, Namens Sarragoſſa und von einen! 


Goldbergwerke, welches er Scuvo nennet: er getrauet fh aber nicht zu verfichern, d 
diefes nicht ein neuer Namen von einigen der genannten Derter ſey. 


I et 


| Das XICapitel. 
Reifen und Piederlaffungen in dein nordlichen Aınerica, 9 


Einleitung. Yet 


8 wird den Franzoſen erlaubet ſeyn, ſaget Herr Prevot ‚ alte Vortheile hervor 
ſuchen und gültig zu machen ; und man wird einen Schriftſteller von eben der 
tion nicht in dem Verdachte eines Schmeichlers halten dürfen, wenn er fich in bie 

fem Stücke mit etwas mehr Gefälligkeit heraus laͤßt. In diefer Abficht hat er — 
rida 
7 f. 
g) Im XIV Bande, wo man das, was hieher 5) A. d. 17 ©. des. XIV Bandes dieſer Sum, 
sehöret von der 16 big 75 ©. finder, k) Es ift folches Garcilaſſo de la Veger ; 
hy Man fehedavon im XIII Bandediefer Samm: dem Geblüte der peruaniſchen Yneae, wel ge 
kung a, d, 188 ©, der Mitte des ISten Jahrhunderts zu Cuſeo 9 gen 





in Suͤdamerica. VI Buch. XI Eapitel, 395 


J rechnen, nach dem P. Charlevoir wiberleget, und bie eigentlichen Graͤnzen biefes Lan⸗ Soto 1337. 
> fe zwiſchen Alt-und Reu-⸗Mexico, Neu⸗ Frankreich und dem nordlichen Carolina gefe: — 
Zugleich hat er auch von den erften Unternehmungen der Franzoſen auf Florida und 
Reiſen eines Johann von Ribaut, eines Renatus Laudoniere, und eines Do: 
f Mens von Gourgues geredet, wobey er deren Niederlaſſungen dafelbft von 1562 bis 
7 als das vornehmſte Recht ber Krone Frankreich auf biefen Theil des nordlichen Ame⸗ 
Mi h rgfaͤltig anzuzeigen nicht vergeſſen bat. Weil wir aber dieſes alles ſchon aus der Ge⸗ 
ber fe und Beſchreibung von Neu: Frankreich wiſſen, welche wir diefem Werke mit ein 
eiber haben g); und hingegen von den fernern Unternehmungen der Spanier auf Flo⸗ 
ern deffen erſter Entdeckung von Ponce de Leon h), und ber erften fpanifchen Ero⸗ 
(ig leſer Lande durch Ferdinand von Soto, welche der franzoͤſiſche Jeſuit und Ge⸗ 
bar iſchreiber von Reufrankreich fehr geringfehägig achtet i), nichts gedacht worden: fo 
fe geglaubet, man dürfte ſolches wohl nach einem beglaubten americanifchen Schrifte 
* er, der nicht lange nach denen Zeiten gelebet hat k), für dasjenige allhier beybringen, 
m Man zu übergehen genörhiget ift; und diefem aud) eine kurze Nachricht von den Sit: 
Und Gebraͤuchen der alten Floridaner beyfuͤgen. 


Der JAbſchnitt. 
Ferdinands von Soto Reiſe nach Florida. 


dahlit die Erlaubniß, Florida zu erobern. Es rico fein Vorhaben melden; koͤmmt mit Ferdi⸗ 
Kellen fich viele zu ihm. Sie gehen zu Schiffe. nand Vonce zu Havana zuſammen; laͤßt ihm feis 
erdrießlicher Zufall, Er ſcheitert beynahe in nen Schals wegnehmen ; ftellet ihm folchen wie⸗ 
’ Kup, ofen. Viele Indianer erhängen ſich zu Der zu, und geht nach Florida, Poncens nie: 
rg Porcalto schlägt ſich zu ihm. Erbegiebt derträchtiges Betragen. 
ch nach Havana; laͤßt dem Unterkönige zu Mes 


nee yon Leon hatte Faum die Entdefung von Florida befannt, gemacht, fo ſchicketen fich Er erhält die 
i verſchiedene habfüchtige Perfonen.an, dafelbft entweder Handlung zu freiben, oder ſich Erlaubniß, 
fi diefes ganzen Landes zu bemächtigen. Allein, ihr Unternehmen war allezeit ungluͤck⸗ en zu 
In? UND es Fonnten weder Lucas Vasquez d Ayllon, noch Pamphilo von Nar vaez —— 
ein vem Zwecke gelangen. Endlich unternahm es Ferdinand von Soto, ein Sohn 
J ſchlechten Edelmannes von Feres von Badajor in dem portugiefifhen Eftremadura, 
& er aber einer von den zwoͤlf Eroberern von Peru war, und fich daſelbſt ſehr hervorgethan 
Er erhielt auch von dem Kaiſer Karl dem V im izzy ſten Jahre die Erlaubniß da⸗ 
Und ſollte er in dem Sande, welches er erobern würde, eine Strecke von dreyßig Ser 
für en in der Sänge und funfzehn in der Breite zu einem Marquifate errichten, und folches 
— und ſeine Nachkommen zum Eigenthume haben. Der Kaiſer gab ihm auch die 
te tthalterſchaft ͤber St. Jago von Euba, damit er aus dieſer Inſel alles nehmen koͤnn⸗ 
a zu feiner Abſicht nöthig wäre; und wenn er ſolche ausgefuͤhret haͤtte, fo ſollte er all» 
einer Statthalter über Florida ſeyn. * 
Dodod2 So 


ten h — 

er worden und 1560 nach Spanien kam, woſelbſt erſchien; La Florida del Vnca. Hiſtoria del Ade- 

Geig Meine Geſchichte von Florida verfertigte, laptado Hernando de Soto eferitta por el Yuca 
1605 zu Liffabon unter folgendem Titel in 4 Garcilajfo de la Vega. 


396 0 Reifen amd Entdeckungen 


Soto. 1538. So bald diefe Zeitung in Spanien ausfam : fo glaubete man, Soto würde der rel 
Ce gefeten NEUE Königreiche zubringen. Weil er auch zu dieſem Unternehmen alle ſein Vermoͤgen 
ſich viele zu wandte, welches er in Peru gewonnen hatte: fo bildete man fich ein, es mürde biefe f 
ihm, berung jene weit übertreffen, und man würde fich fehr bereichern, wenn man mit um 
ge. Es fanden fich alfo viele Leute von allerhand Stande bey ihm ein, die ihn begle 
wollten; und unfer andern auch fieben Edelleute, die aus Peru zuruͤck kamen, und fi 
andere Abficht Hatten, als fich noch mehr zu bereichern. Innerhalb fünfzehn bis ſech m 
Monaten hatte Soto über neunbundert Spanier, worunter viele auf ihre eigenen RO m 
diienen wollten, nebſt allem, was zu feinem Vorhaben nöthig war, zu San Lucal 
Barramede beyfammen 7). J 
Pr: geben zu. Als die Zeit zur Schiffahrt bequem war: fo fhiffete man fich auf zehn Schiffe 
chiffe. worunter ſieben große und drey kleine waren. Der General Soto begab ſich mit I 
ganzen Zamilie auf den St. Chriſtoph; fein Generallieutenant Nugno Tovar M 
Karl Henriquez auf die Magdalena; Ludwig von Meſcoſo, Meftre de Camtı 
auf die Conception, welche über fünfhundere Tonnen war. _ Andreas Dafconcelo M fi 
Hauptmann auf der Gallion das gute Glück, und harte ein Fähnlein portugi r 
Eoelleute, wovon einige in Spanien gedienet hatten. Diego Garcia führete den at 
Juan; und Arias Tinoco die St, Barbara. Alonfo Rome de Cardeniofe U" 
nebft dem Oberftfähndrich der Flotte Diego Arias Tinoco auf der Ballion Se, Ant 
und Pedro Calderon führete eine ſehr ſchoͤne Caravelle und hatte in feiner Gefeitfht! 
Miffer Epindols, Hauptmann über fechzig Hellebardier von der Seibwwacht des General 
Außer dein befanden fich noch zwo Brigantinen dabey, welche zur Entdeckung ſollten 
brauchet werden. Es ſchiffeten ſich auch viele Geiſtliche und andere Drdensleute mit ei 
Zu biefen gefellete ſich noch die nach Merico beftimmte torte, welche aus jwanzig sc 
fen beſtund. Soto war General darüber bis nach der Inſel Cuba, wo fich diefe FI 
abfondern und nach Vera Eruz abgehen follte, da denn Gonzalo von Salazar die zul 
—— rung er befam m). ö ab 
erdrießlicher ieſe beyden Flotten giengen ben ſechſten April des 1538ſten Jahres von St, Lucar⸗ 
Zuſal. Sooto befahl kurz vor Nacht feinem Vertrauten Silveftve, ex füllte n Wachten befucht 
und dem Artilleriehauptmanne, das Geſchuͤtz zurechte zu halten, damit, wenn ein Sch f 
feine Schuldigkeit nicht beobachtete, man auf-folches Feuer geben Fönnte, Diefes mul 
fo gleich ins Werf gerichter, und um Mitternacht erhob ſich einige Unordnung. Die 
troſen von Salazars Schiffe wollten die Leichtigkeit deſſelben zeigen, oder weil fie den Gent” 
führeten, an ber Spige der Flotte feyn, oder fie wußten auch nicht, was bey einer Sch! 8 
flotte gewoͤhnlich iſt, und entferneten fich alfo auf einen Stuͤckſchuß weit, und fuhren DE 
Soto feinem vor, welches fih an der Spige befand, _ Silveftre erbfickete diefes Sci 
weckete den Stuͤckhauptmann auf und fragete ihn, ob ſolches von der Flotte waͤre? 
ſem duͤnkete es nicht, das Anſehen zu haben, weil die Matroſen, welche ſo vorgerie 
wären, den Tod verdienen würden. Gr ließ alfo Seuer auf folches geben. Der ef 
Schuß zerriß ihm die Segel, und der andere zerfchmetterte ihm den Bord, der außer — 
Waſſer war. Diejenigen, die auf dem Schiffe waren, ſchrien, man follte einhalten, 
waren bon der Flotte. Indeſſen hatten fich die andern Schiffe aud) ſchon in den * d, 
9 
A) Hiftor, del Florida Lib. 1. e, 5. a) Ebendaſ. VI Cap. 


in Suͤdamerica. VI Buch. XI Capitel. 397 


Pa auf diefes Schiff zu feuern, welches nach zerriffenen Segeln der Willkuͤhr der Flu⸗ 
Br des Windes überlaffen war, und auf Das Admiralsſchiff zutrieb, welches ihm bie 
a gab, Diefes Unglück war. faft noch verdrießlicher, als das andere. Die einen 
* ten in der Furcht und Unordnung, worinnen ſie ſich befanden, mehr ihren Fehler 
—* ſchuldigen „als ihr Schiff zu führen ; die anderen hingegen meyneten, Das, was Sa⸗ 
und s Leute gethan haͤtten, waͤre ein Zeichen der Verachtung, welches ſie ahnden muͤßten, 
hatten alſo nicht Acht, wie fie ſegelten. Als fie endlich fahen, daß diefe beyden Schiffe 
AMmen ftoßen würden: fo. bedieneten fie fih der Stangen und Pifen, deren fie über 
oundert zerbrachen, um nur die Gewalt des Stoßes aufzuhalten und die Gefahr abzu⸗ 
Darf en. Sie konnten aber doch nicht hindern, daß ſich diefe Schiffe nicht mit dem Tafel- 

® in einander verwickelten und in Gefahr geriethen, zu Grunde zu geben. Es Fam ih⸗ 
ni bey diefer Verwirrung fein anderes Schiff zu Huͤlfe, und man mußte bey der Finfter- 


Sot0.1538.. 


der Nacht nichtrecht, was man thun follte. Endlich kam man auf den Einfall, das Tas 


f 
def von Salazars Schiffe abzubauen, welches diefe ganze Unordnung verurfachet hatte, 
U, fi) denn Soto bald Davon enffernete. Er war aber diefes Zufalles wegen über 
Keen fer aufgebracht; und es fehlete nicht viel, fo hätte er ihm den Kopf abfchlagen 
S N Allein, Salazar entſchuldigte fi), und man unterftügete ihn ſo nachdruͤcklich, Daß 
“feinen Zorn fahren ließ, und was gefchehen war, als einen bloßen Zufall anfah. 
IM Die Flotte legete fi) darauf an ber nfel Gomera vor Anker, wo ſich das Schiffe- 
un. Ttifchete, Nach einigen Tagen fegelte fie mit einem günftigen Winde wieder ab, 
luynuede zu Ende des Maymonates die Inſel Cuba anfichtig. Hier erhielt Salazar Er- 
dn ß, fich von der Flotte zutrennen, und mit dem für Merico beftimmten Bolfe abzugeben. 
Ale seneraf wollte ſo gleich in ben Hafen einlaufen, als man einen Reiter fporenftveiche Daher 
8 M ſah, welcher dem Admiralſchiffe aus vollem Halfe zurief: Backbord, oder Hechter 
Dep Diefer Reiter war von der Stadt San Jago abgeſchickt worden, um das Schiff 
Benerales zu verfuͤhren, damit es zwiſchen den Baͤnken und Klippen feheitern möchte, 
be an dem angeriefenen Orte befindlich waren. Man hielt es für ein franzöfifches 


abi, welches einige Tage vorher ein feharfes Gefecht mit einem Spanier Diego Perez 
ker 


Er fcheitert 
beynahe. 


fen hatte, und glaubete, es kaͤme zurück, die Stadt auszuplündern. _ So bald aber der Reis 


‚Mannce ‚daß es ein freundfchaftliches Schiff war, fo winfete und ſchrie ev ihnen noch 


iu: Stherbord, oder linker Hand! Er flieg ab vom Pferde, und gab ihnen durch 
hand Zeichen zu verſtehen, fie ſollten diefer und nicht feiner erften Anweiſung folgen, 
fen hatten die Matrofen das Schiff doch fehon fo weit rechter Hand gewandt, daB es, 
nah, Feißes ungeachtet, gegen eine Klippe ſtieß. Man glaubete, es ſey geborſten und 
Km Pumpen feine Zuflucht. Anſtatt des Waſſers aber zog man nur Wein, Bran⸗ 
fr. Weinefjig und Del heraus; und es Fond’ ſich, daß von dem Stoße Bloß einige Faͤſ⸗ 
Frfprungen waren, das Schiff felbft aber feinen Lak befommen hatten).  , 

Mr tief alſo glücklich ein, und nahm von feiner Statthalterfchaft auf Diefer Inſel 

e 
—* Richter und Verweſer darinnen an feiner Statt, Er kaufete viele Pferde zu ſei⸗ 
Mernehmung von den Einwohnern, welche fehon damit nach Peru und Merico handel» 
Die Inſel war damals veich und noch voller Indianer. Die meiften aber erhingen 
Dod ich, 


her 
fen, 


"> Ebendar. VILEap- 


Diele Andias 
ner erhängen 


Er Hiele fich faft drey Monate dafelbft auf, befuchere alte Plaͤtze derſelben, und fh Eu. 


Soto 1338. 


Porcallo 
ſchlaͤgt fich zu 
Soto. 


Er begiebt ſich 
nad) Havana, 


laͤßt dem Un⸗ 
terkoͤnige in 
Merico fein 
Borhaben 
melden. 


398 Reifen und Entdeckungen 


ſich, nicht lange nach des Soto Ankunft, aus folgenden Urſachen. Weil die Volker in 9 
ba von Natur faul ſind, und das Erdreich von ſelbſt vieles hervor bringt: ſo gaben je ff 
nicht viele Mühe, folhes zu bauen. Sie fäeten bloß ein wenig großen Hirfe, den ſie — 
fich erndteten, fo viel fie zur Nothdurft ihres Lebens braucheten. Das Gold achteten 
nicht, weil es nicht zum geben nöthig war; und fonnten es alfo auch nicht ertragen , DA if 
Spanier fie zwangen, ſolches aus denen Dertern zu ziehen, wo man esantraf. Damit ſie fe 
nicht genoͤthiget wären, etwas zu thun, wovor fie fo vielen Abſcheu harten: fo erhingen 
fich faft alle; und man fand an einem Morgen in einem einzigen Dorfe fünfzig Samt 
die fic) aus Verzweifelung auf folche Art das geben genommen, Die Spanier erfeht? 
über einen fo gräufichen Anblick, und bemüheten fi), die übrigen von einer fo grauſe 
Entſchließung abzuziehen 0): es war aber vergebens; und meiſt alle ihre Nachbaren eb 
ten dergeftalt ihre Muͤhſeligkeit mie ihrem Leben ; daher heutiges Tages die Inſel gan vo 
ihren ehemaligen Einwohnern entbloͤßet iſt p). 
Inzwiſchen Hatte Soto unter einem feiner Hauptleute Meteo Axeituno, Trup 
zur See nach Havana geſchickt, um den Ort wieder aufzubauen, welchen die flampſiſh 
Corſaren verheeret hatten, und machete ſich zur Eroberung von Florida fertig, worin! 
ihm Vaſco Porcallo von Figueroa hülfreiche Hand both. Porcallo war poll 
tem Herkommen, und befaß Vermögen und Herzhaftigkeit. Er hatte lange Zeit bie a 
fen geführet, und in Europa und America vieles ausgeftanden. Da er min in die off 
fam, und des Krieges überdrüßig war: fo begab er fich nach Trinidad, einer Stadt! 
der Inſel Cuba. Auf die Nachricht aber, daß Soto mit einem Heere nach San age" 
fommen wäre, befuchete er ihn, und hielt fid) einige Tage lang daſelbſt auf. Weil er mi 
fo viele tapfere Leute bey ihm, und fo große Zurüftungen auf Florida fab: fo Fam ih 
Luft an, noch einmal die Waffen zu ergreifen. Er gab ſich alfo bey dem Generale any at 
nberbrachte ihm zugleich allen feinen Reichthum, Soto nahm ihn mit Freuden auf) u? 
machete ihn, anſtatt des Nugno Covar, welcher fich wider feinen Willen verheirathet pr 
te, zu feinem Öenerallieutenante. Sein Beyfpiel munterte noch viele andere in der zu 
auf, dem Öenerale zu folgen , weldjes denn feine Mannfchaft überaus verftärfete g): 
Gegen das Ende des Yuguftmonates begab ſich Soto, in Begleitung von funfzig a 
tern, nach Havana, und befahl feiner übrigen Reiterey, die aus Dreyhundert Mann beit! 
ihm in Fleinen Haufen nachzufolgen: das Fußvolk aber ließ er längft der Küfte hingehe 
So bald er daſelbſt angekommen war, befahl er dem Juan von Aniaſco, zwo B gar 
tinen zu bemannen, die Küften von Florida zu entdeden, und von den Fluͤſſen und u 
ſchen Kundſchaft daſelbſt einzuziehen. Aniaſco Fam, nachdem er zween Monate an der * 
ſte herum gefahren, und viele Oerter beſuchet, mit einer genauen Nachricht von dem, B 
er allda gefehen hatte, zurück, und brachte zwo Perfonen aus dem Lande mit, ; 
Aniafeo wurde noch) einmal abgeſchicket, den beften Dre auszufuchen , wo man au ic 
Sand fteigen koͤnnte. Unterdeſſen befam Soto Nachricht, daß der Unterfönig in DM 


0) Ein anderer Geſchichtſchreiber erzählet eine im die Hand, und gieng zu ihnen an dei ort, 
ſehr ſchlaue That, deren ſich ein Spanier, des er wußte, daß fie zufammen kommen, Ma 
Vaſco Porcallo Verwalter, bedienete, um einige gleichen vornehmen wollten. Er fagete zu mit 
von diefen Zndianern in Cuba abzuhalten, daß, er wollte fih mit ihnen zugleich, aufbängel/. nad 


fie fich nicht erhingen. Er nahm einen Strid er fie nach ihrem Tode in der andern pur 


1 





in 


in Suͤdamerica. Vl Buch. XI Enpitl. 309 


dena Truppen zur Eroberung von Florida anwerben ließ. Weil er nun befürchtete, 
Be einige Verdrießlichkeiten feßen, wenn fie einander begegneten: fo entſchloß er ſich, 
in — ſeine Beſtallung mitzutheilen „bie er von dem Kaiſer dazu hatte. Er ließ 
are erfuchen , er möchte ihn in feiner vorhabenden Eroberung nicht foren; worauf der 
di nig zur Antwort gab: Florida ware ein großes fand, es fönnte ein jeder daſelbſt 


“ 9— zur Befriedigung ſeiner Ehrliebe finden; Soto koͤnnte feine Reiſe in aller Sicher⸗ 


hehten; er ſchickete ſeine Truppen an ganz andere Orte, als mo er feine Flotte hinzu— 
Me N daͤchte; er wollte ihm nicht ſchaden, fondern wuͤnſchete vielmehr, ihm dienen zu koͤn⸗ 
i Soto war mit dieſer Antwort zufrieden, und fing nunmehr an, fein Volk einzuſchif⸗ 
Kl ode er feine Gemahlinn Iſabella von Bovadilla zur Regentinn in Cuba wäh: 
feiner Abweſenheit beftellet hatte 7). 
Saggdem er nun auf einen günftigen Wind wartete, unter Segel zu gehen: fo bielt ſich 
be Far Ponce, welcher in See war, halsftarriger Weife dafelbft auf, damit er nicht 
— vana anlegen duͤrfte. Der Sturm aber wong ihn dazu, Er wollte nicht in den 
ihr —— weil er ſich mit Soto bey deſſen Abreiſe aus Peru verglichen hatte, ſie wollten 
"Glück und Unglück mit einander theilen. Denn Soto war entfehloffen, wieder dahin 
ya und der Belohnungen zu genießen, welche feine Dienfte bey der Eroberung Dies 
Yan iches verbienet hatten, Weil er aber nachher feinen Entfchluß geändert: fo erhielt 
* vom Pizarro ein Land, in welchem er viel Gold, Silber und Edelgeſteine ſammelte. 
im. ſich auch einige Schulden bezahlen, welche ihn Soto einzutreiben gebethen; und nad): 
dp fich bereichert hatte, fo nahm er den Weg nach Spanien, Zu Nombre de Dios 
fi Ühiele er die Zeitung, daß fih Soto zur Eroberung von Florida ruͤſtete. Er bemühete 
der, weiter zu gehen, aus Furcht, er möchte gezwungen werden, mit ihm zu theilen, 
Wenn möchte unter dem Vorwande feiner Unternehmung fich feiner Reichthuͤmer oder 
tens eines Theiles derfelben bemächtigen. 


| day So bald Ponce im Hafen war , ließ ihm der Öeneral bewillfommen , und befuchete ihn 


b fih 


Melt, damit er ihm noͤthigen möchte, ans Sand zu ſteigen. Ponce meldete ihm, er 


de 


han. Mich von dem Sturme fo ſchlecht, daß er nicht aus dem Schiffe treten fönnte: fo 


& ſich aber ein wenig erhohlet hätte, wollte er fich feiner Höflichen Anerbierbungen zu 
arg. nachen, Soto drang aus Gefaͤlligkeit nicht in ihn. Weil er aber etwas argwoh⸗ 
ſo wollte er ihn auf die Probe ſtellen. Indeſſen trauete Ponce dem Generale auch 
damie Und wollte gern feinen Keichthum, den er aus Peru mitbrachte, vor ihm verbergen, 
Alfg * nichts davon erführe. Cr befahl alſo, man foltte um Mitternacht alles Gold, und 
tem -l® Perlen und Edelgefteine, welche über vierzig taufend Thaler werth waren, aus fels 
Ihm anf abhohlen, und in das Haus eines feiner Freunde bringen, Diefes glüdete 
6 nicht, Denn als diejenigen, bie auf ihn Acht hatten, ein Schiff anfommen fa» 

bielten fie ſich ganz fill und verſteckt; und ba fie den Schatz ausgeſchiffet ſahen, 


fie diejenigen an, die ihn in Verwahrung genommen, jageten fie in die ze 
bemei⸗ 


hundet 
Khan bin ärger plagen koͤnnte, als er in diefer ſehr fie die Spanier müffen gehaffet haben. 
N — 8— Diefe Rede machete, daß ſie von7) Am angef. Orte X Cap. 
I Sien en Entfchluffe abftunden , und mit ihm g) Ebendaf. XI Cap. 
Ren Gpepiat, alles dasjenige zu thun, maß m 7) Ehendaf. im XU Eap- 
kfehlen wuͤrde. Man fieht daraus, wie ' 


Soto. 1538. 
— ⸗ 


Koͤmmt mit 
Ferdinand 
Ponce zu Ha⸗ 
vana zufam⸗ 
men. 


Laͤßt ihm ſei⸗ 
nen Schatz 
wegnehmen. 


400 eiſen und Entderfungen 
Soto.ısz9. bemeifterten fi der Beute, und brachten fie dem Generale, welcher befahl, fie ſollten nich 


davon laut werden laſſen. 
ſtellet ihm ſol⸗ Den andern Morgen kam Ponce, welcher das Betruͤbniß uͤber ſeinen verlorenen ei 
chen wieder verbiß, zum Generale, wo fie eine lange Unterredung mit einander haften. Beil, 
zu. auch das Geſpraͤch auf das Ungluͤck der vorigen Macht kam: ſo beſchwerete ſich Sort? 
Poncen, daß er ein Mistrauen in ihn ſetzete; und damit er ihm zeigete, daß or Rech 
fe, fich zu befchweren, fo ließ er die Edelgefteine hervor bringen, und ftellere fie ihm 9 
zu, mit der Verſicherung, wenn ein einziger daran fehlete, fo ſollte er ihn wieder em 
Damit er erfennete, Daß er die Guͤter der Geſellſchaft nicht anrühren wollte, und ſeine 
führung von feiner ganz unterſchieden wäre, Er fagete dabey, der Aufwand, den er / 
macht Hätte, die Erlaubniß zu erhalten, Florida zu erobern, märe in der Abficht — 
allen Vortheil, den er davon haben koͤnnte, mit ihm zu theilen, und er haͤtte ſich dar f 
in Gegenwart vieler reblichen Leute erfläret ; ‚nichts deſtoweniger Fame es auf ihn at 4 
mit nach Florida gehen wollte; men’ er es wuͤnſchete, fo wollte er der Titel und MT 
famen entfagen, die ihm zugeftanden worden ; und er würde ihm verbunden feyn, WET, 
ihm meldete, was er zu ihrem gemeinfchaftlichen Beften für zuträglich Hielte; er ſollte 
Treue und Redlichkeit antreffen, die man von einem großmuͤthigen Manne mi 
ten koͤnnte. u 


Poncens Ber Ponce wurde über fein Verfahren ganz beſchaͤmet, und erſtaunete noch mehr übe 

tragen dages Ark, wie man mit ihm redete. Er erſuchete den General, ihm feinen Fehler zu verzeih 

gen. und ihn noch ferner zu lieben, Er bath ihn auch, es für genehm zu halten, daß ein 
feine Reife fortfegen möchte, und die Gefellfchaft zu erneuern, wozu er zehntauſend 9 
in Iſabellen von Bovadilla Haͤnde niederlegete, deren ſich der General zum Vortheile 
Geſellſchaft bedienen koͤnnte. Soto ließ ſich ſolches gefallen; und weil ihm der Wind Ir 
ſtig und alles zu ſeiner Abreiſe ſchon veranſtaltet war, ſo nahm er von Poncen Abſh⸗ 

und ſtach mit feinen Schiffen den ızten May, 1539 in See. Kaum aber war er abge, 

fo überreichete Ponce dem Richter zu Havana ein Schreiben, worinnen er vorftellefer M 
wäre dem Generale Soto nichts fhuldig, und hätte nur aus Furcht, er möchte ſich jr 
deffen bemächtigen, was er aus Peru mitgebracht, feiner Gemahlinn zehntaufend E11 
zugeſtellet: ev bäthe alfo, man möchte fie anhalten, daß fie ihm dieſe Summe wiedet 
aus gäbe, oder er wuͤrde ſich bey dem Kaiſer daruͤber beſchweren. Dieſe Dame anti! 
tete Darauf, es wären zwifchen ihrem Gemahle und Poncen, vermöge ihres; mit eina“ 
gemachten Gefellfchaftsverfrages noch einige Rechnungen abzuthun, auf welche 
noch über funfzigtaufend’Ducaten ſchuldig wäre; fie bäthe alfo, man möchte ihn pl, 
anhalten, bis man die Rechnungen unterfuchet Hätte, welche fie mit eheftem vorzulegen alı 
ſprach. Ponce, welcher in der That eine große Summe an die Gefellfchafe ſchuldig jr 
erſchrack über dieſe Gegenantwort, trieb feine Forderung nicht weiter, fondern eilele/ 
er wieder in die See fam »), j 


‚gi 


s) Am angef. Orte XUICap 





in Suͤdamerica. VI Buch. XI Capitel. 


Der I Abſchnitt. 
Ferdinands von. Soto Verrichtungen in Florida. 


nf deſſelben. Haß des Carique Hirriga wi⸗ 
Spanier. Tod dreyer Spanier und 
J die Juan Ortis ausſteht. Ortis vet: 
nn ch. Groß muth des Cacique Mucozo. So— 
Bt Ortis abſordern. Mucozo ſchicket ihn 
Die Spanier werden irre gefuͤhret. Or— 
und Gallego kommen zuſammen. Mucozo 
J * den General. Seine Mutter koͤmmt 
— Zuruͤſtungen, weiter ins Land zu 
N Gallego geht nach Urribaracuri. Uns 
Fa es Porcallo. Bericht von Gallego. Ueber: 
der einen Moraft. Silvefter bringt dem 
Br ſeoſo Befehle von Soto. Deſſen Ruͤckkehr. 
Aovinz Acuera. Trotz des daſigen Cacique. 


achdem Soto neunzehn Tage zur See geweſen: fo € 
fich in einer ſehr fhönen Bay, 
\ Morgen ſchickete er Kühne 
Uben, die noch ganz grün waren, zuruͤck kamen. 
au den fpanifchen Trauben gleich) waren ‚und er 

Hatte, von der Fruchtbarkeit des Landes, 
me Amen des Kaifers davon Beſitz zu nehmen, 


Ma d leget 
Inn yes, und legete 
"Anker, Den andern 


N 


and 
Ungafs 
oe 


Dis 


zwo Seemeilen in das 


die ah 
A I bewaffneten Spanier in Furcht 
Man ihm nicht bringen fonnte, 


ſetzenz; und nachdem fie fich neun Tage lang erfrifcher 


Die Spanier gehen nad) Dcaly. Veſrſtellete 
Freundfchaft des dafigen Cacique. Die Spa: 
nier rücken in Dchile in der Provinz Vitachuco 
ein. Des Ochile Bruder koͤmmt ins Lager und 
ſchicket zu Vitachuco; deffen Antwort. Er füs 
het die Spanier zu erſchrecken; begiebt fih zu 
ihnen, und will fie heimlich ermorden faffen- 
Solches wird verrathen, und er felbft ergriffen. 
Die Indianer werden zerſtreuet; und viele in 
den Teich gejaget. Muth derfelben. Vitachu⸗ 
co iſt nicht zu geivinnen. Neue Verrätherey 
und Tod deffelben. Folgen davon. Die Spa⸗ 
nier rücken nach Oſſachile. 


ans Sand, welche mit einigen wilden 
Der General urtheilete aus denfelben, 
dergleichen weder in Peru noch Merico 
und befahl fo gleich dreyhundert Mann, 

Der General ließ zugleich die übrigen 
hatten, fo marfchirete er 


Sand hinein bis zu dem Hauptfige Hirriga 2), welcher 
Namen des Landes und des Heren führete. 


Denn in Florida haben gemeiniglich die 


inz der Cacique und fein Hauptort einerley Namen. 


Indem der General alſo anruͤckete: ſo verließ der Cacique, welchen die Ankunft ſo 
ſetzete, den Ort, und begab ſich in die Gehölze, wor— 
was für vortheilhafte Vorſchlaͤge man ihm auch that. 


ki War wider die Spanier aufgebracht, weil fie ihm vormals die Naſe abgeſchnitten, und 


If utter von den Hunden hatten zerreißen laflen. 
Einige Zeit nachher, ; fi 
Und gangen war, kam eines von deffen Schiffen , welches zurück geblieben , auf die Rheede 
Uchete ihn. Der Cacique wuͤnſchete nichts mehr, 


ö Ren Grauſamkeiten. 


zu ber 


Seine Rache gieng bis zu den ent= 


da Narvaez aus feinem Lande wieder 


als das Schiffsvolf in feine Hände 


tag Mmen, Er ließ ihnen alfo fagen, ihr Hauptmann hätte ihm Befehle hinterlaſſen, 


n AR x — 
J auch einige Blaͤtter weißes Papier neb 
3 ut mit i 
PR: mit ihm ftund 
eiſeln 
bekam 


ee Sierihigun. 
gem, Reiſebeſchr. XVI Band. 


ie thun ſollten, wenn ſie ungefaͤhr in ſeinen Hafen kaͤmen. 
ſt Briefen, die er 
ßen ſich dadurch aber 
d ſtiegen. Hirriga ſchickete ihnen alſo viere von ſeinen vornehmſten Unterthanen zu 
‚und Durch dieſe Sit gluͤckete es ihm, as 
So bald die Indianer auf dem Schiffe muthmaßeten, daB ſolche in * 

errn 


Die Spanier lie 


vom Narvasz erhalten, da 
nicht verleiten, daß fie 


daß er vier Spanier Dagegen an das fand 


Eee 


461 


Zu dem Ende zeigete er 


Soto. 1539. 
— — 


ntdeckete er Florida zu Ende des Ankunft def: 
die man Spirito ſanto nannte, felben. 


Haß des Las 
eique Hirriga 
wider die 
Spaniere 


402 Reifen und Entdeckungen 


Soto. 1539. Herrn Gewalt ſeyn wuͤrden: ſo ſprangen fie ins Meer und ſchwammen unter dem Su 
ſer davon u). 
Tod dreyer Hirriga verwahrete die Gefangenen forgfältig bis zu einem Feſte, welches Im, W 
Spanier. gen Tagen follte gefeyret werben. Als folches erſchien: fo ließ er die Spanier ganz na — 
öffentlich vortreten, und noͤthigte fie, Reihe herum von einem Ende des Platzes bis zum = 
dern zu laufen, Man fchoß von Zeit zu Zeit mit Pieilen nach ihnen, damit ihr zund 
flo langſamer, und ihre Marter deſto einpfindlicher wäre, Der Cacique ſah mit Vergun 
gen zu, wie die drey Spanier von einem Ende zum andern dem Tode vergebens zu ent! 
nen fucheten. Was den vierten betraf, welcher Juan Ortis hieß, und nur erſt achth 
Jahre alt und wohlgebilder-war, fo nahen fic) die Frau und Töchter des Eacique IM 
; an, und bathen für ihn. Der Cacique behielt ihn alfo nur zu feinem Sclaven. 
und Marter, Diefe Gnade war faft ärger, als der Tod, Man zwang ihn, beftändig Holz und Steine 
die Juan Or: zu tragen, und bey den öffentlichen Luſtbarkeiten mußte er auf einem großen Plage yon dr 
tis ausfteht. nem Ende zum andern laufen, wo fie mit ihren Pfeilen bereit ſtunden, ihn zu — 
ſen, wofern er ſich ausruhen wollte. Dieſes Laufen waͤhrete vom Aufgange der Sonne 
in die ſpaͤte Nacht, da er denn vor Mattigkeit mehr todt, als febenvig , war, und nut 
des Hirriga Frau und Töchtern Mitleiden fand, Die in wieder zu erquicken ſucheten. Dr 
durch aber wurde er allezeit zu neuen Martern aufbehalten. Der Cacique ließ an einen 
ſolchen Feſttage mitten auf dem Plage ein Feuer anzuͤnden, einen Bucan, , oder höher!“ 
Roſt über die Kohlen fegen, und feinen Sclaven darauf legen, um ihn lebendig su braten · 
Sein erbaͤrmliches Geſchrey aber zog noch des Caciquen Toͤchter herbey, daß fie ihm jn 
Huͤlfe kamen, und ihn halb verbrannt in ihr Haus tragen ließen, wo fie feine und 
bald wieder heileren. Als ihn der Cacique nad) einigen Tagen alfo Heil fah: fo freuete 
fih, daß er feine Rache noch länger an ihm ausüben Fünnte, und erfand eine MT 
Art von Marter, wobey ihm feine Töchter nicht einreden, noch) dem armen Hrris Gel 
fonnten. Er befahl ihn, die todten Leichname der Einwohner feines Wohnplatzes 
und Nacht zu bewachen. Dieſe Leichname lagen mitten in einem Walde in hoͤlzernen Sir 
gen, mit Brettern bedecket, welche aber nicht darauf feft gemacht, fondern bloß Dal 
ber geleget waren, und von einigen Steinen oder Stuͤcken Holz auf denfelben feſt gehalt 
wurden. Weil nun dietöwen, deren es in diefem Sande viele giebt, zuweilen die Körper aß 
diefen Särgen hohleten: fo follte Dreis Acht Haben , daß fie feinen entführeten, bey Sal 
lebendig verbrannt zu werden, Ex befam zu feiner Vertheidigung wider diefe wilden TI" 
ve vier Wurffpieße, und gieng mit Vergnügen in den Wald ‚ wofelbft er etwas ruhig® u 
. leben gedachte. Indeſſen geichah es doch, daß, als er des Nachts einmal eingefchla 
war, ein Löwe einen Sarg entdeckete, und ein Kind daraus weghohlete. Ortis erwa 
von dem, Galle der Bretter, lief hinzu und ſah, daß die Leiche weg war, Aus Angſt, 
es nun um ſein Leben gethan ſeyn würde, eilete ev den Loͤwen nach, um zu verfüchen, v 
ihm den Raub wieder abjagen, oder auch einen kuͤrzern Tod von ihm erhalten Fönnter ©, 
welchen er fonft zu befürchten hatte, wenn die Unterthanen des Hirriga den Morgen r 
Saͤrger beſucheten, und eines ler fänden. Er hörete auch bald etwas, als einen Hund | 
einem Knochen nagen. In den Gedanken, daß folches wohl der Löwe ſeyn koͤnnte, ſch 


er ſich durch die Geſtraͤuche, und fah bey dem Mondenfcheine, wie der Löwe feinen Raub * 
ze" 


eni⸗ 


1% 


⸗ 


#) Hiftor, del Florida Lib. II, cap. I. 


= 


in Suͤdamerica. VI Buch. XI Capitel. 403 


* © Exr faſſete ein Herz, und ſchoß einen feiner Wurfſpieße fo gluͤcklich, daß er den Loͤwen Soto. 1538. 
te x). Er legete das, was noch von dem Kinde übrig war, wieder in den Sarg, und 
"rl den Hwen zum Hirriga. MWeil es nun in diefem Lande etwas erftaunliches 
ie einen Löwen zu erlegen, wo fie gleichwohl nicht fo geimmig find, als in Africa: fo 
* e Ortis fuͤr ein Wunder der Tapferkeit angeſehen, und auch von dem Cacique auf 
ge Zeitlang ein wenig beſſer gehalten. Gleichwohl aber erwachete die Begierde zur Ra⸗ 
% % dem Cacique, fo oft er feiner nur anfichtig ward, und er entfchloß fich endlich, ihn 
» dem erften Feſte hinrichten zu laſſen. 
hi Seine Fran und Töchter, welche feine hitzige Gemuͤthsart kannten, durften nichts da⸗ Drtisrettet 
* fügen. Gleichwohl war die aͤlteſte entſchloſſen, den Ortis zu retten, und meldete ihm ſich. 
* was vorgleng. Zugleich ſagete ſie ihm, er ſollte nur nicht verjweifeln, fie wollte ihn 
der Gefahr reifen, wofern er Muth genug hätte, zu entfliehen ; er follte in der folgen- 
auf acht zu einer geroiffen Zeit, und an einem geriffen Orte, einen Indianer antreffen, 
N den fie ſich verlaffen koͤnnte; der follte ihn bis an eine gewiſſe Brücke, zwo Meilen von 
Orte bringen, und alsdann vor Tage wieder zurück fehren, damit der Cacique ſich 
yon feiner Flucht , an niemanden yächen koͤnnte. Sie feßete hinzu, ſechs Meilen jenfeits 
M Bruͤcke wiirde er einen Wohnplag antreffen, deſſen Herr Mucozo hieße, und der ſie 
belrathen wünfchete: dieſem ſollte er ſagen, ſie ſchickete ihn zu ihm, und ſie waͤre verſi⸗ 
Hair daß er ihn aus Achtung gegen fie beſchuͤtzen würde. Drtis dankete ihr auf den Knien, 
ine Gewogenheit, und ſchickete fih zur Flucht an. Kaum waren des Hirriga geute 
be Khlafen , fo ſuchete er feinen Führer , den er an dem beftimmte Drte antraff. Cr gieng 
) lich mie ihm fortz und als fie Die Brücke erreicher harten, fo bath er den Indianer, 
er ihn auf den rechten Weg weiſen möchte y.) N 
ih Iris kam alfo glücklich zu dem Wohnſitze des Mucoz0. Zween Indianer, welche Großmuth 
begegneten wollten ihn erſchießen. Sras aber meldete ihnen, daß er von bes Hirriga des Cacique 
york an den Mucojo geſchickt wäre. So gleich) Eehreten fie mit ihm wieder nach) dem Mucogo. 
(en, und meldeten es ihrem Cacique, welcher ihm entgegen Fam. Ortis berichtete ihm 
NN Zuftand und bath ihn, um die Siebe, die er zu des Hirriga Tochter trüge , er moͤch⸗ 
Ri) ihre Abſicht erfüllen , und ihn in feinen Schuß nehmen. Mucozo verfprach ihm 
es gleich, mit der Verfiherung ı fo lang er lebete, follte ihm niemand etwas zu feide 
ee Er Hiele fein Wort treulich , und begegnete ihm beffer , als es Ortis jemals gehoffet 
H fe, Er mußte Tag und Nacht um ihn ſeyn, und feine Achtung gegen ihn wuchs, da 
Vernahm , daß er einen Lowen erleget hätte. R 
lg; udeffen befam Hirriga Nachricht, daß fein Sclave beym Mucozo wäre, und er 
ihn alſo durch den Cacique Urribaracuxi, ihren gemeinſchaftlichen Freund, abfordern. 
Gar aber gab zur Antwort: Ortis hätte fein Haus zu einer Zuflucht und feinem Si⸗ 
eitsorte erwaͤhlet, Daher er niemals erlauben wirde, daß man ihn Daraus weghohlete. 
tg luft eines Renſchen, welchen Hirriga wollte hinrichten laſſen, ja — * 
* lich. Auf dieſe Antwort beſuchete Hirriga den Mucoʒo ſelbſt, a ne. fl 
bee ale mit einander, und Mucozo wollte fieber ſeine Liebe aufgeben, als ſein Wor 


Gee2 . Ortis 


Am angef. Orte II Cap. r 
I Am angef, Orte ILLCap. des l Buches. 


404 | Reifen und Entdeckungen 


Soto. 1339. Ortis blieb alfo bey ihm , bis Soto in das Sand Fam , und lebete in allem zehn 3% | 
Soro läge or⸗ re unter den Indianern; anderthalb naͤmlich bey dem Cacique, der ihn marterte, und — 
tis abfordern. übrige Zeit bey feinem Beſchuͤtzer. Als Soto in dem Flecken Hirriga warı fo vernahm 
deſſen Begebenheiten wovon er ſchon etwas zu Havana, von einem derjenigen Indian 
erfahren hatte, welche Aniafco aus Florida mitgebracht. Weil aber folcher den Namen j 
Orotis ausſprach: fo glaubeten die Spanier, ungeachtet ihrer Dolmetfcher, der Indianer 2 
ficherte, fein Sand wärereich an Golde. Jedoch als der General nun gewiß wußte, daß fh > 
beym Mucozo aufhielt: fo befahl er dem Majerfergenten des Heeres, Balthaſat 
Gallego, ihn von da abzuhohlen, und den Cacique zu verfichern, die Spanier naͤhm 
Antheil an der Gnade, die er dem Ortis erwieſen ; und er wuͤrde ſehen, daß er ſich — 
Undankbare verbunden haͤtte, wofern er zu ihnen kommen wollte; wie es ihnen denn 
Freude ſeyn wuͤrde, einen ſo großmuͤthigen Mann zum Freunde zu haben. h 
Muecoʒo fehle Gallego gieng fo gleich mit fechzig Langen ab ; und Mucozo erfuhr unterdeſſen, a 
fet ihn ab. die Spanier zu Hirriga angefommen wären, das fand zu erobern, Weil er fich nun * 
dieſen Volkern fuͤrchtete: fo redete er mit Ortis davon, und ſagete zu ihm , ißo geigete j , 
eine Öelegenpeit,, wo er ihm feine Erkenntlichkeit beweifen Fönntes er wollte ihm mie FON 
zig von feinen vornehmften Untertanen zu dem Generale ſchicken, welchem erfeine Freum 
ſchaft anbiethen, und fein Sand in deſſen Schutz geben ſoilte. Ortis warüber dieſen 
trag erfreuet, und verſicherte ihn, die Spanier wuͤrden ſeine Großmuth erkennen, und! 
als ihren befondern Freund anſehen. Die funfzig Indianer, welche ihn begleiten ſolllen/ 
wurden ſo gleich ernannt; und er nahm mit ihnen den Weg nach Hirriga. 
Die Spanier Unterwegens merkete er an einigen Fußtapfen, daß hier Spanier geweſen ſeyn miß⸗ 
werden irꝛe ge⸗ fein, Die vielleicht irre gegangen, oder verfuͤhret worden wären, Des Gallego egmell! 
Mrs Hatte auch wirklich den Einfall gehabt, er dürfte die Spanier niche richtig führen , sell MP 
doch nur. als Feinde kaͤmen, und feinen Landesleuten ihre Freyheit, nebft ihrem er 
mögen nehmen wuͤrden. Er gieng alfo von dem vechten Wege ab, und Ienkete ſich nad 
der See zu, in der Abſicht, fie in einige Moräfte zu bringen, morinnen fie umfomme 
müßten, Die Spanier merfeten feine Bosheit nicht eher, als bis einige von ihnen k 
Spigen von den Maftbäumen ihrer Schiffe zwifchen den Bäumen erbliceten. Man 
dete es dem Gallego , welcher dem Wegweifer feinen Spieß durch den Leib ftoßen wollte 
wodurch folcher aus Furcht bewogen wurde, fie wieder auf den rechten Weg zu bringen? 
Drtis und .  Detis, welcher dergleichen Berrätherey argwohnete, entſchloß fich mit feinem Hau { 
Sallego kom⸗ den entdecketen Spuren zu folgen, Er traf auch ven Gallego mit feinen Leuten gar MT 
men zufamen. quf einer großen Ebene an, die. auf der einen Seite mit einem dicken Walde befeget war 
Die Indianer waren fo gleich der Meynung , in das Gehoͤlze zu laufen, weil man fid) 
Gefahr ausfegete, von den Chriſten übel begegnet zu werden, wenn man nicht vorher, ft 
man zu ihnen kaͤme, als ihr Freund erkannt worden. Drtis achtere auf ihren Kath nich 
ſondern glaubete, es waͤre genug, daß er ein Spanier wäre, und feine Nation wuͤrde ; 
nicht verfennen. Weil er aber auf indianifch gekleidet war, ‚eine mit Federn bedeckete B 
ge auf dem Kopfe, Furze Hoſen am Seibe, und Bogen und Pfeile in-der Hand hatte: p 
gieng es nicht fo, wie er dachte, Denn fo bald ihn die Spanier mit feinem Haufe, 
kommen ſahen, fo verdoppelten fie ihren Marſch, und fielen über die Indianer ber. 2 


&) Ebendaſ. IV und V Cap, 


ine Kan 


in Suͤdamerica· VI Buch. XI Capitel. 405 
Raben hielten nicht Stand, ſondern flohen gleich in die Gebuͤſche. Jedoch wurde einer Soro. 1539: _ 


gudıen, welcher feinen unerſchrockenen Much zeigen wollte, mit einer Lanze verwundet. 
15, welcher ebenfalls eine Lanze auf ſich gerichtet ſah, parirete ſolche anfänglich mit ſei⸗ 
r Bogen aus, Weil er aber befürchtere ‚ jedennoch niedergeſtoßen zu werben: fo fing er 
Ku ibilla, Eibille für Sevilla zu rufen, und machete zugleich mit feinem Bogen ein 
& 4, um dadurch anzuzeigen, daf er ein Chriſt wäre; denn fagen konnte er es nicht. 

ra feine Murterforache die Zeit über, da er bey den Indianern gelebet ‚und fie nicht 
a hatte, dergeftalt vergeſſen, daß er auch. feinen Geburtsort, Sevilla, nicht mehr vecht 


ti, techen Eonnte, Bey Anhörung des Wortes Fibilla fragete ihn der Spanier, wer er 


und nachdem er geantwortet hatte s Ortis: fo nahm er ihn bey dem Arme, warf 
Iypanten auf fein Pferd, und eilere voller Freuden mit ihm zum Galego. Diefer ließ ei⸗ 
ae $eute zurüchrufen, welche den Indianern nachfegeren. Ortis gieng ſelbſt in den 


, tief feine Gefährten, und fehrie ihnen zu, fie Fönnten in aller Sicherheit zuruͤck kom⸗ 


ag Die einen aber liefen voller Schrefen zum Mucozo, und gaben ihm von allem, 
vorgegangen war, Nachricht. Die andern, welche nicht fo furchtfam waren, und ſich 
* nicht fo weit verlaufen hatten, kamen auf Ortis Rufen einer nach dem andern wieder 
dem Walde hervor. Sie waren aber insgeſammt boͤſe auf ihn, und ſchalten ſeine uͤbe⸗ 
aihrung die auch ſelbſt von den Spaniern getadelt wurde, welche fuͤr den verwun⸗ 
Ü N Indianer alle Sorgfalt tragen ließen. Man fhickere jemand zu dem Cacique Mus: 
— um ihn aus der Bekuͤmmerniß zu ziehen, worein ihn die Flüchtigen wurden geſetzet 
Mn, und gieng wieder nach dem Lager zurück a). 
19 „Es war ſchon fpär in der Nacht, als man dafelbft anfam, Der General wunderte 
über eine fo fehleunige Zuruͤckkunft, und bildete fi) ein großes Unglüd deswegen ein, 
. hm aber Drtis zu Geſichte fam : fo faffeteer wieder Muth. Er ließ ihm eine ſchwarʒſamm⸗ 
be Jacke geben, die aber Ortis nicht am Leibe leiden fonnte, weil er ſich angewoͤhnet hat⸗ 
u Nackend zu geben, Er trug nichts weiter, als ein Hemde, leinwandene Höschen, eine 
Me und Schube, bis er ſich nach und ‚nach wieder Kleider zu tragen gewoͤhnete. Sote 
une denen Indianern, welche den Ortis begleitet hatten, guͤtlich, und ließ den Mu- 
9. freundſchaftuch zu ſich einladen, Er erfundigte ſich beym Ortis nach dee Befchaffen- 
the und einigen befondern Umftänden des Landes. Ortis aber konnte ihm richt viel Nach⸗ 
si davon geben. Er hatte fich niemals weit ausgewaget, aus Zurcht, er möchte dem 
ga wieder in Die Hände gerathen, oder von feinen $euten ermordet werden s doc) wuß⸗ 
u daß das Land immer fruchtbarer würde, je weiter man hineinfame. Indem Ortis 
a Mit dem Generale redete, kam Nachricht, Mucczo näherte ſich in Begleitung vieler 
un dem Lager. Man ſah ihn aud) faft eben fo bald, als die Nachricht einlief, und 
—* ihn zum Generale, welcher ſich für die Guͤte bedankete, die er gegen Ortis gehabt 
Rp; Mucozo erflärete fih dagegen, man wäre ihm dafiir Feine Verbindlichkeit ſchuldig, 
—* loß gethan, was er, als ein Cacique, hätte thun muͤſſen, und fonft auf nichts wei⸗ 
fi fehen : er hätte auch den Ortis bloß abgeſchickt, um zu verhindern, daß die Volker 
dee, ber nicht verheereten; Indeffen wäre es ihm lieb, daß der General, für den er ei⸗ 
—* ondere Hochachtung haͤtte, ſein Betragen ſo guͤnſtig auslegete; er baͤthe ihn, ſein 
N zu ſeyn, und ihn unter feinen Schuß zu nehmen; er wollte Eünftig nur den Me 
ee3 t 


®) Ebendaſ. VI Cap. 


Muecodo beſu⸗ 
chet den Gene⸗ 


406 Reiſen und Entdeckungen 


‚Soto. 1539. fer und ihn für feinen rechtmäßigen Oberheren erkennen. Porcallo und die andern Sau 
feute verwunbderten fich über Die gefunde Vernunft Diefes Cacique und ermiefen 1 
viel Ehre 2). A 
Seine Mutter Zween Tage darnach kam des Mucoʒo Mutter, welche ihn niemals zu den Spaniet! 
koͤnumt ins La⸗ wuͤrde haben gehen laſſen/ wenn fie bey feiner Abreife gegenwärtig gewefen wäre, zum“ — 
. Be to ins fager, Die Traurigkeit faß ihr im Gefichte; und fie fehien fo voller Unrube über 
= ven Sohn zu ſeyn, daß fie den General gleich. ben ihrer Annäherung beſchwur, ihr ben = . 
6030 wieder zu geben, aus Furcht, man möchte ihm eben fo begegnen, als dem Hirrig 
Sie erboth ſich, für ihren Sohn zu fterben, wofern er ihm ja das Leben nehmen WON, 
Der General empfing fie höflid),, und verficherte fie, man würde ihrem Sohne micht 
geringfte Misvergnügen machen; er verdienete alle mögliche Hochachtung, und fie font 
feinetwegen ganz rubig fern, und haͤtte für ihn nichts zu befürchten, wieman ihr fetbft den 
auch alle gehoͤrige Ehrerbiethung erweiſen würde, Dieſe Verſicherung munterte ſie a 
derum ein wenig auf, daß fie fichs gefallen ließ, in dem Sager zu bleiben. Sie hegete ab 
fters fo viel Mistrauen , daß fie befürchtete, da fie mit an des Generals Tafel fpeifere, MP 
möchte fie mit Gifte vergeben; fo daß fie nichts aß, mas nicht Ortis zuvor gefoftet pa N 
und fie Dadurch verfichere war, daß es ihr nichts ſchaden wuͤrde. Diefes bewog einen ” 
mann bey dem Generale zu fagen, er wunderte ſich, daft fie ihr Leben für ihren Sohn pr 
gebothen, da fie fich doch fo fehr fürchtere,, folches zu verlieren. Sie antwortete ihm be 
auf, nachdem man ihr erflärer hatte, was gefager worden: es wäre wahr, das fie das 
ben überaus lieb hätte, ihren Sohn aber hätte fie doch noch lieber, und fie wollte altes in de 
Welt fuͤr ihn hingeben. In dieſer Betrachtung flehete ſie den General inſtaͤndigſt an 
moͤchte ihr doch ſolchen wieder zuſtellen, da ihre ganze Zaͤrtlichkeit auf ihn gienge; ſie ir 
ſchete eifrigft, daß fie ihm wieder mie ſich zurücknehmen Fönnte; Eurz, fie Fönnte es nich 
von ſich erhalten, daß ſie den Worten der Chriſten trauete. Der General erwiederfe , 
fünde ihr frey, hinweg zu gehen, wenn eg ihr beliebete; ihr Sohn aber fände ein Bagıl 
gen, noch bey den Spaniern zu bleiben ‚ bie meiftentheils von feinem Alter wären; ME, 
er zuruͤckkehren wollte ſo würde fich ihm niemand widerfegen. Dabey berheuerte ek, N 
Sohn winde die Spanier mehr zu rübmen, als ſich über fie zu befehmeren haben. 
dieſe neue Verſicherung gieng ſie endlich aus dem Lager ab: doch bath fie den Drris vorh 
noch, er moͤchte ſich erinnern, was ihr Sohn ihm Gutes erwieſen, und ihm in der 
fahr, worinnen fie ihn ließe, Gleiches mir Gleichem vergelten. Man lachete über sif® 
Mistrauenz und Mucozo, welcher felbft mit vielem Wiße darüber fherzete, trug e sh 
der Luft bey. Damit er auch den Spaniern jeigete, daß er ihnen rrauere fo blieb er! 
acht Tage bey ihnen, und kehrete darauf vergnuͤgt wieder zurück, Nach der Zeit bei! M 
te er fie noch vielmals ‚ und machete ihnen insgefammt verfchiedene Gefchenke, Er = 
ungefähr fechs bis fieben und zwanzig Jahre alt, von einer ſchonen Geftät und wohl H* 
bildetem Öefichter). * 
Zuräftungen, Während der Zeit gab ber General zu allem Befehl. Nachdem man die gehensttl” 
weiter in das tel und den Kriegesvorrath ausgeladen , und nach Hirriga gebracht: ſo ſchickete er dieg! 
Land zu gehen. fen von ſeinen Schiffen wieder nach Havana, mit Vollmacht an feine Gemahlin, I 
Belieben damit zu verfahren. Die andern behielt er, um fich deren im Nothfalle zu Fi 
5) Ebendaſ. VII Cap. 0) Am angef. Orte VIII Cap, 


EN 


in Suͤdamerica. VI Buch. XICapite. 407 


hen» 


eron. Er verfuchere darauf, den Cacique Hirriga zugeminnen, in der Meynung, es 


"de ihm nicht fchwwer werden, 


ſich mit denen andern Herren des Landes zu feßen, welche 


Misvergnuͤgen von den Spaniern erhalten hatten. Wenn er daher einige Öefangene 
ih er fo (Hickte er fie dem Hirriga, mit Geſchenken zuruͤck. Er lie ihm ſagen, er wuͤn⸗ 


Nun, 
Sih 
& 


R weil die Knechte bey dem 


feine Gewogenheit inftändigit, und wollte ihm Genugthuung wegen derer Befchim- 
gen geben , die man ihm erwieſen hätte. Der Cacique aber antwortete nur : die 
Mach, bie im angethan worden, erlaubete ihm nicht, einigen Antrag von Seiten der 
Mer anzuhören, Gleichwohl hatte das Betragen des Öenerales fehr,gute MWirfungen. 


Heere täglich unter der Bedeckung von dreyßig bis vierzig 


“daten auf Fütterung ausgiengens fo geſchah es, da fie nicht auf ihrer Hut waren, daß 


Mdianer mit großem Geſchreye über fie Herfielen, fie in Unordnung brachten, und eis 


= . — 
Spanier Namens Graia 


les, gefangen bekamen. Der General ſchickete ſo gleich 


altene Nachricht den Indianern einige Reiter nach, welche ſie auch zwo Meilen da⸗ 


fi U einem mit Schilfe verm 


achten Orte antrafen , wo fie fich mit ihren Weibern und 


dern luſtig macheten. Die Spanier drangen wüthend hinein, erſchrecketen fie, jageten 
‚N die Flucht, und nahmen Weib und Kind gefangen, Graiales, welcher in diefer Ber- 
ang die Stimme derer von feiner Nation hörete, eilete zu ihnen. Man fannte ihr 
ungüch nicht, weil er ſchon auf indianiſch gekleidet war. Bald darnach aber erkannten 
und kamen vergnugt mit ihren Gefangenen ins Lager. Soto wollte, von dieſem 
28 umſtaͤndlichere Nachricht haben, und Graiales meldete ihm, die Indianer waͤren 
Willens geweſen, den Spaniern zu ſchaden, ſondern hätten nur ihre Pfeife abgeſchoſ⸗ 


DA zu erſchrecken; es wäre i | 
fo 3,34 erlegen: fie häften fich aber bloß begnüget, einen Gefangenen zu machen ; 


hnen leicht gewefen , einen Theil von ihnen in ihrer Unord⸗ 


Aten ihm nicht das Geringſte zu Leide gethan , fondern wären ihm. höflich 
Net, und hätten ihn genoͤthiget, Eſſen zu fich zu nehmen. Der General ließ 
Yan ch ſeine Gefangene fommen, danfete ihnen für ihr Bezeugen, und ſchickete fie wieder 
* Er bethenerte ihnen, fie hätten von den Spaniern nichts zu befürchen , und wuͤn⸗ 


ter &, daß feine Leute auch von i 
dern ıy nehmen leben möchten; 
ae Freundſchaft zu erwerb 

Zungen, und die Indianer 


hnen nichts befürchten duͤrften, und fie mit einander in gu⸗ 
ex wäre nicht in ihre Sand gefommen, fich ihren Haß, ſon⸗ 
en. Der General begleitete diefe Worte mit einigen Gunſt⸗- 
kehreten höchftjufrieden zurück d). 


achdem Soto ungefähr drey Wochen mit feinen Zueäftungen, meiter zu. geben, zus 


g 

Knnche hatte: fo befahl er dem 
fh 
M 


m 
IN , 
bay. den wollten , ihn zu verbi 
} 


Gallego, mit fehsig tanzen und eben fü vielen Buͤchſen 


in die Provinz Urribaracuri zu rücten. Gallego gieng fo gleich ab, und begab 
um Mucozo, wo fie wohl aufgenommen würden, und ihr Nachtlager hielten. Den 
ern IN, da fie weiter marſchiren wollten, verlangeten fie einen Wegweifer von ihm. Mus . 
ſegete zu ihnen, er hielte ſie für viel zu redliche Leute, als daß fie feine Freundſchaft 


nden, daß er etwas wider feine Ehre tun ſollte. Urri⸗ 


urxi wäre fein Vetter; und er wuͤrde von aller Welt geradelt werden, wenn er ihnen 


td mitgabe, der fie in fein Sand führete, Wenn aber auch der Eacique nicht fein Vet⸗ 


vand er ſo duͤrfte er ihnen dar 


* Ebendaſ. IX Cap. 


innen doch nicht dienen, weil er alsein Verraͤther feines 
erden, und er lieber ſterben, als eine ihm fo unanftändige 


Ihar 


Cu Und gab die Aufficht darüber einem wachfamen und erfahrenen Hauptmanne, Pedro Sorte. 1339. 


Gallego geht 
nach Urribara⸗ 
cuxi· 


408 Keifen und Entdeckungen 


Soto. 1539. That begehen wollte, Ortis, welcher die Spanier führete, antwortete ihm, auf des Ga⸗ 
lego Befehl: fie wollten feine Freundfchaft nicht misbrauchen, fie verlangeten nur bloß 


Unfall des 


Poreallo. 


nen Sadianer, welchem Urribaracuxi Glauben beymeſſen koͤnnte, damit fie ihm fönnt 


melden laſſen, ex follte fih vor ihrer Ankunft nicht fürchten ; wenn er auch weder Frie 
noch Buͤndniß mit ihnen eingehen wollte, fo hätten fie doch Befehl, aus Achtung MUT" 
großmürhigen Mucogo, fein Sandniche zu verheeren , wie fie aus$iche für ihn auch flo 
ihres offenbaren Feindes, des Cacique Hirriga, Sande feine Unordnung angerichtet partei 
In diefer Abſicht erhielten fie denn einen Wegweifer, fo, wie fie ihn verlangeren, und ww 
men innerhalb vier Tagen in das Sand Urribaracuxi, welches ungefähr ſiebenzehn jr‘ 
fen von des Mucozo Eige war. Weil fich diefer Cacique aber mit feinen $euten in et 
Gehölze geflüchtet hatte: fo fhicferen die Spanier ihren Wegweifer an ihn, welcher } 
ihr Buͤndniß anfragen mußte. Er ließ ihn aber ohne etwas zu ſchließen, wiederum 
fih. Gallego traf auf feinem Marfche von Hirriga bis Urribaracuri, welches fünf und 
zwanzig Seemeifen weit war, viele Weinftöce, Fichten, Maulbeerbäume und andell 
Baͤume an, die den ſpaniſchen gleich waren. —— erſtattete dem Generale Bericht davol⸗ 
und meldete ihm, es koͤnnte ſich das Heer drey oder vier Tage lang in den daſigen Ge 
den aufhalten e). 
Unter der Zeit faffete Porcallo, auf die Nachricht, daß Hirriga in einem Gehi 
dicht bey dem Lager waͤre, den Entſchluß, ungeachtet des Generales Bitten, dieſen ev 
eique zu fangen. Er gieng alfo mit Reiterey und Fußvolfe ab, in der Hoffnung, ige 
weder gefangen einzubringen, oder zu noͤthigen, Daß er Friede verlangete. Hirriga, ni 
cher Nachricht davon Harte, ließ den Porcallo vielmals warnen, er möchte nicht ME 
geben, weil die Moräfte und andere Beſchwerlichkeiten des Weges, die man überwin? 
müßte, wenn man zu ihm wollte, ihn genugfam vor den Spaniern ficherten, Er HR 
ihm folches nicht aus Furcht, fondern aus Erfenntlichkeit, daß fie fein Sand nicht perheit 
und feinen Unterthanen nicht übel mitgefpielet hätten. Porcallo lachete nur über diefe b 
nung, und glaubete gewiß, der Cacique ftünde in Furcht, und fönnte ihm nicht € 
fhen. Er verdoppelte alſo feinen Marſch, und Fam an einen moraftigen Ort, wo niemd 
zuerft hindurch wollte. Ex fpornete alfa fein Pferd an, vite hinein, und noͤthigte dad 
viele von feinen Seuten, ihm zu folgen. Er kam aber‘ nicht weit, fo fanf fein Pferd un! 
ihm, und er blieb mit feiner Rüftung unter demfelben fterfen. Niemand konnte ihm, 
gen der Tiefe des Moraftes, vecht zu Hülfe fommen : doch half er fich durch ein befon? f 
Glück noch endlich wieder heraus, Er ärgerre und fehämere ſich, daß er ohne Gefechte! 


‚überwunden werden, und fo gar Feine Hoffnung mehr- hatte, dem Cacique beyzukomm 


Voller Verzweiſelung eilete er nach dem Lager; und da er fein Alter und Die vubige gebe 
art, die er zu Trinidad geführet, gegen die Befchtoerlichkeiten erwog , denen er fich, ® " 
Noth, , ausfegere, auch in feiner Jugend ſchon Ruͤhm genug erlanget zu haben glaubete j 
überließ er diefe Eroberung jüngern Perfonen, und bach, daß er wieder nach Cuba geh? 
duͤrfte. Man gab ihm ein Schiff, und er theilete fein Geräthe unter einige Soldaun 
denen er gut war. Er ließ die Lebensmittel und den Kriegesvorrath, den er hatte, 
Truppen, und wollte, es ſollte fein natürlicher Sohn, Suarez von Sigueros, DENT, 
neval bey feiner Unternehmung begleiten, Figueroa geborchete wit Bergnügen, UN ur 


ey Ebendaſ. X Top 


Nie 


in Suͤdamerica. Vl Buch. XI Capitel, "409. 


tert | 

Ni eine Gelegenheit, feinen Much zu zeigen. Er war aber ungluͤcklich, und bie In⸗ 

tun, öreten ihm alle feine Pferde. Seit der Zeit marfehirete er zu Fuße, und wollte 

er Yon dem Generale noch feinen Hauptleuten etwas annehmen , fich wieder beritfen zu 

Kon > ſehr und oft fie auch in ihn drangen, welcher Stolz ihnen denn hoͤchſtmis⸗ 
ar f), 


Porcalis war Faum abgegangen ſo lief der Bericht von Gallego ein, welcher das 


Sptd! 1339 k: 
en nd 


Bericht von 


enge Lager freudig machere. Er enthielt unter andern, drey Meilen über Urribaracuxi Gallego. 


ein fehr gefährlicher Moraft, Allein, diefes dienete nur, die Spanier deſto mehr an— 
Ühen. Der General befahl, fich innerhalb drey Tagen zum Aufdruche fertig zu mas 
* Und ſchickete dreyßig Reiter unter Silveſters Anfuͤhrung ab, dem Gallego zu melden, 
J gleich nachfolgen. Er ließ eine Beſatzung von vierzig Lanzen, und achtzig Buͤch⸗ 
Üßen in Hirriga, und befahl ihnen, mit den Nachbaren friedlich zu leben, und die 
I Weg über Mucozo, woofelbft er den dritten Tag fruͤh Morgens ankam. - ‘Der Cacique 
9 ihm entgegen, und noͤthigte ihn, etwas Da zu bleiben. Soto aber entſchuldigte ſich, 
I er eilen müßte, und empfahl ihm die Befagung zu Hirriga. Sie nahmen zärtlichen 
Und von einander, und der General fegete feinen Marfch von Dften gegen Norden bis 
Macuri fort g)- Mer f 
Gen ven ex beym Gallego ankam: fo vernahm er, daß der Cacique in Das Gehölze geflo⸗ 


Undfchafe mie Mucozo zu erhalten. Mit den übrigen marfihivete er ab, und nahm feis 


Uebergang 


A at. Er ſchickete ſo gleich zu ihm, und ließ ihm ein Bündniß mit ben Spaniern über einen Mo⸗ 
Inden, Weil folcher aber nichts davon hören wollte; fo ließ Soto einen großen und raſt. 


ie Moraft unterfuchen , welcher ihm im Wege lag. Er erfuhr, daß ver Grund def 
Nam Rande nicht gut war, und ſich in dev Mitte deſſelben viel Waffer befände, daß 
—* alſo zu Fuße nicht gut hinuͤber gehen koͤnnte. Gleichwohl ſuchete man ſo lange, bis 
endlich nach acht Tagen eine Fuhrt fand, Weil foiche nur ſehr ſchmal war; fo brach⸗ 


% AM einen ganzen Tag zu, ehe man hindurch Fam, und lagerte ſich eine halbe Meile 


PN, auf einer großen Ebene. Den folgenden Tag ließ ev von dem Wege Erfundis 
3 einziehen; und man berichtete, man koͤnnte nicht weiter fort, weil das Waſſer vie 
Hilde uͤberſchwemmet haͤtte. Auf dieſe Nachricht nahm er hundert Reiter und eben ſo 
* ann zu Fuße, und gieng wieder zuruͤck uͤber den Moraſt, einen andern Weg zu ſu⸗ 
An. Da indejfen die übrigen, unter des Moſcoſo Anführung, auf ber ae blieben. 
N piſhen fielen die Indianer, welche in den Waͤldern ſtecketen * oto en 
—* auf ſie, und eileten gleich wieder in die Gehoͤlze. Die Spanier erlegeten 
in Ober bekamen welche gefangen Diejenigen, welche ſich gefangen fahen, wo a" 
day, änden entziehen, und erbothen ſich zu ihren Wegweiſern. Sie fuͤhreten ſie 8: — 
* wo die Indianer im Hinterhalte lagen, und mit Pfeilen auf fie ſchoſſen. Pa 

&e dieſe Bosheit, und ließ viere von den Strafbareften durch Hunde zerreißen. Die 
u Wurden dadurd) ſchuͤchtern gemacht, und tharen ihre Schuldigkeit beffer. — 
Van en General auf einen Weg, wo man nach einem Marſche von vier Meilen fich über 
Ein Hoßen Moraſte an einem Pafie befand , deffen Eingang und Yusgang ee 
ur elle weiter Hin aber hatte man Waſſer bis unter die Armez und in ber Mitte. die: 
Suhrt konnte man auf Hundert Schritte lang nicht durchwaden. Die Feinde — 
€ Dies 

A Am angef, Orte, XI Cap. g) Ebendaſ. XII Cap. 


Ugem. Reiſebeſchr. XVI Band. 


Soto. 1539. 
> — — 


Sllveſtre 
bringt dem 
Mofcofo Be⸗ 
fehl von Soto. 


410 Si Reifen und Entdeckungen 


dieſem Orte eine fehlechte Brücke von zweenen in das Waſſer geworfenen Bäumen gemacht 
die von einigen in Die Erde gefteceten Pfaͤhlen) und einigen Stuͤcken Holz darüber, iM 
terſtuͤtzet, und mit einer Art von Geländer verfehen waren. Bey Erblickung dieſer Br m 
cke befahl der General zweenen guten. Schwimmern von feinen $euten, die Baumzwen 


abzuhacken, welche auf diefer Brücke binderlich fielen, und alles zu thun, was ſolche 


quemer machen koͤnnte. Indem fie damit befchäfftiget waren, fo Famen Indianer, ah 
in dem Schilfe verſtecket hatten, auf Eleinen Kähnen heraus, und fchoffen auf fie 
beyden Leute aber fprangen fo gleich ing Waſſer, und ſchwammen unter demfelben fort 
fie denn nur einige leichte Wunden erhielten, und glücklic) davon kamen. Ihre Unerſch 
ckenheit ſetzete die Indianer in ſolches Erſtaunen, daß ſie ſich nicht weiter ſehen ließen ‚it 
die Spanier die Brücke zurechte macheten, Zween Slintenfhüffe höher hinauf, fanden 
einen Ort, wo die Reiter hinüber gehen Eonnten. Der General ließ dem zuruͤckgelaſſen \ 
Mofcofo davon Nachricht geben, mic dem Befehle, ihm zu folgen, und eiligft gebensm 
tel zu ſchicken. Silveſtre follte folches ausrichten; und obgleich der Weg lang und beſchwe 
lich waͤre, jedennoch Morgen Abend mit dreyßig Lanzen, und einigem Kriegesvorrathe 
der zurück fommen. Lopes Cacho mußte ihn begleiten ; und fie ritten bey der Son 
Untergange fort b), Ar 

Silveſtre und Cacho, deren jeder nur zwanzig Jahre alt war, fegeten fich allen, 
ihnen begegnen fonnte, unerſchrocken aus. Anfänglich legeten fie vier bis fünf eilt 
ohne Schiwierigkeit, zurück, weil der Weg gut war, und fie feine Indianer antrafen. 
auf aber gerierhen fie wegen des Moraftes auf febr ſchlimme Wege, woraus fie zu kom 
faft verzweifelten. Weil fie Feine gewiſſe Kenniniß von dem Sande hatten: fowaren fie 
nöthiget, auf gut Glück fortzureiten, und zu verſuchen, vb fie ſich der Straße wieder eh 
nern fönnten, wodurch fie mit ihrem Generale vorher gegangen waren, Hierinnen A 
waren ihre Dferde gefchickter, als fie; und da fie folches merketen ‚ fo ließen fie def! 
nach ihrem Belieben laufen, Sie ritten alfo die ganze Nacht fort, ohne einen gemil 
Weg zu halten, und waren von Wachen und Hunger ganz abgematter, weil fie in JM 
nen Tagen nichts weiter, als ein wenig Hirſe, gegeffen hatten. Ihre Pferde waren AT 
ganz entfräftet, indem fie drey Tage hinter einander fortgemußt, und nicht abgezaͤu 
‚waren, als nur auf einen, Yugenblick zu meiden. Die Gefahr des Todes trieb fie pe : 
Denn fie hatten auf beyden Seiten ihres Weges Indianer, welche fie bey ihren ange, 
deten Feuern fich Iuftig machen fahen. Das Gefchrey, welches fie dabey verführeten, h h 
derte, daß ſie ven Trab von ihren Pferderi nicht Höreten ; denn fonft würden fie nfehlbel 
verloren geweſen ſeyn. 

Nachdem fie alſo unter vieler Furcht zehn Meilen zurück geleget hatten: fo bath © 
cho Eilveftren, er möchte ihn entweder tödten, oder fehlafen laſſen, und betheuerte MT 
er Fönnte nicht weiter, und ſich auch nicht länger auf dem Pferdeerhalten. Silveſtre ar 
wertete ihm hitzig, ſo möchte er denn fihlafen, weil er mitten unter der Gefahr, die DI 
drohete, nicht die Macht hätte, dem Schlafe eine Stunde zu mwiderftehen ; der Ueberga 
über den Moraſt wäre nicht mehr weit, und wenn fie nicht vor Tage hinuͤber kämen 
wären fie verloren. Cacho hoͤrete nicht, was er fagete, fondern fiel auf die Erde, 
wenn er tobt wäre. Silveſtre nahm fo gleich den Zügel des Pferdes ‚ und die Lanze “oe 


4) Ebendaſ. XIII Caps E 








in Suͤdamerica. VI Buch. KI Eapitel au 


nen; und in dem Augenblicke wurde es ftockfinfter, und fing an gewaltig zu regnen, Soto: 1539. 
aber Cacho nicht aufwachete. Doc auch Silveftre fchlief mitten unter dein en a 
Y * Pferde ein, und aͤrgerte ſich, daß er, nach aufgehörtem Regen, den Tag ſchon anz 
* chen ſah. Er weckete ſeinen Gefahrten auf, und ſie ritten weiter. Der Tag aber 
fi eth fie; und fo gleich kamen von allen Seiten Indianer mit großem Gefchreye, Pfei⸗ 
Trummein ans dem Schilfe, auf ihren kleinen Kähnen hervor, und ſucheten ihnen 
Paß uͤber das Waſſer zu verſperren. Allein, unſere beyden Waghälfe ſetzeten muthig 
er und hatten Das Glück, von ber großen Menge Pfeile, die auf fie abgedruͤcket 
— wegen ihrer guten Ruͤſtung, nicht verwundet zu werden. Indeſſen wurde Das 
* en, welches die Indianer macheien, von den in der Naͤhe ſtehenden ſpaniſchen Trup⸗ 
BE, und da folche leicht vermutheten, daß etwas vorgehen müßte, fo wurden dreyſ⸗ 
eiter nach der Fuhrt geſchickt ). 
VS die Indianer, welche die beyden Spanier auch aufer dem Waſſer verfolgeten, Deſſen Ruͤck⸗ 
be Beyſtand anruͤcken fahen: ſo kehreten ſie wieder in ihre Schlupfwinkel; und Syls kehr. 
—* kam unbeſchaͤdiget ins Lager, wo er dem Moſcoſo des Generals Befehl uͤberbrachte. 
gleich wurde folcher ins Werk gerichtet; und Silveſtre gieng nach dreyen Vierthelſtun⸗ 
in welcher Zeit er ſich durch ein wenig Kaͤſe zu erquicken geſuchet, denn was beſſeres 
DD er nicht , mit feiner Begleitung von dreyßig Neitern, und zweenen mit Käfe und Zwie⸗ 
be beladenen Maulefeln wieder zurück, Cacho, der feinen Befehl hatte , fo bald zurüc 
habten , blieb beym Mofeofo, welcher feinen Leuten Befehl gab, aufzubrechen. Unterdef 
am Silveftre mit feiner Begleitung ohne Hinderniß um zwey Uhr in der Nacht andem 
te an, wo ihn der General erwarten wollen. Zu ſeinem deidweſen aber traf er ihn nicht 
Ro an, da er denn die Macht daſelbſt ſtill lag. Den andern Morgen fah er indem halb 
en Morafte die Spuhren, wohin fih Soto gervandt hatte, Er eilete ihm nad, und 
8 ihn, nach einem Marſche von ſechs Meilen, in einem Thale voller Hirfe, der fo hoch 
Ar’ daß man fie zu Pferde einfammeln fonnte, und von den Spaniern aus großem Hun⸗ 
roh gegeſſen worden. Mad) einigen Tagen kam auch Moſcoſo, welcher ohne weitere 
Merniß über den Moraſt gegangen War, in die Provinz Acuera zu dem Generale k). 
Das Sand Acuera iſt gegen Norden von Urribaracugf, wovon es zwanzig Meilen Provinz Acu— 
M entferner iſt. Weil aber der Eacique deſſelben, bey der Annäherung der fpanifchen era. 
Uppen geflüchtet war: fo ſchickete man einige gefangene Indianer an ihn. Sie hatten 
N ht ‚ ihm zu bereden, daß er ein Buͤndniß mit den Spaniern machete, welche tapfer 
’en, und feine Lander und Unterthanen zu Grunde richten koͤnnten; gleichwohl Hätten fie 
noch nicht fo weit kommen laſſen, weil ihre Abficht bloß wäre, die Einwohner des Lan⸗ 
—— Guͤte zu gewinnen, daß fie dem Könige in Spanien gehorcheten, und dieſerwe⸗ 
ae nfheren fie, mit ihm zu reden, und ihm von den Befehlen ihres Herrn, mit den 
y, len. Unterhandlung zu pflegen, Nachricht zu geben. Acuera antwortete ihnen: DA Trotz des dafi- 
don Spanier ſchon in das Sand gekommen wären, ſo erkennete er ſie fuͤr Sandläufer , — gen Cacique. 
auben und Pluͤndern lebeten, und diejenigen erſchluͤgen, die ihnen nichts zu Leide 
* et wollte mit einer jo abſcheulichen Nation weder Friede, noch Umgang haben ; und 
pfer ſie auch ſeyn moͤchten, fo fanden ſich anderwaͤrts doch eben ſo tapfere Leute; er 


f ie 
uͤndigie ihnen von itzt den Krieg an: doch wollte er es zu keinem Treffen mit ihnen kom⸗ 


f2 Ä men 
Ebendaſ. XIV Cap. k) An angef. Orte XV Cap. 


’ 


Ar Reiſen und Entdeckungen 


Soto. 1539. men laſſen, ſondern ihnen fo manchen Hinterhalt legen, daß er fie gänzlich ausrotten ol 
— — te; wie er denn fehen befohlen , daß man ihm wöchentlich zween Ehriftenföpfe = 
gen follte , wodurch ex fie um fo viel leichter auszurotten hoffete, meil fie Feine =. 
Hätten. Was den verlangten Gehorfam gegen ihren; Herrn beträfe, fo follten fie il 
daß es aͤußerſt niederträchtig für freye Leute wäre ‚ Sid) unter fremde Bothmaͤßigkeit zu 
geben; er und feine Unterthanen wollten eher das Leben, als die Freyheit, verlieren; ei 
andern Antwore hätten fie von keinem freyen Herrn zu gewarten; fie wären elende © it 
ven, die ſich für das Beſte eines andern aufopferten, und alfo feiner Freundfchaft un! 
Dig; er wollte weder ihre Befehle feben, noch fie in feinem Lande leiden, het 
Der General erſtaunete über dieſen Stolz, und bemuͤhete ſich, ihn zu gewinnen, 
vergebens. Sein Heer hielt ſich zwanzig Tage lang in der Provinz auf, die man EM 
fand, und wo man Vorrath einfammelte, um weiter zu gehen, Unter der Zeit ſtelle 
die Indianer den Spaniern fo fleißig nach, daß fein Soidat hundert Schritteaus ber.” 
ger geben durfte, wofern er nicht wolite erfchlagen werden. Diefes Unglü traf ungef 
ihrer achtzehn, deren Köpfe fie ihrem Cacique brachten, und die Seichname wiercheilet!" 
und die Stücke davon an die Däume Bingen, Miele andere kamen fonft um, oder "T; 
den verwundet :; fie felbft aber buͤßeten bey dieſen öftern Anfällen nur etwan fun 
Mann ein), 


Die Spanier Das Heer brach alfo, ohne etwas weiter auszurichten, aus Acuera nach ber Mi 
gi nach vinz Oealy auf, welche zwanzig Meilen davon undggegen Nordoſt lag. Es gieng de 2 
— eine Wuͤſte zwiſchen den beyden Ländern ungefähr zwölf Meilen lang, die mit alleche" 


Bäumen fo ordentlich bepflanzet war, als wenn es ein $uftwald gewehn wä h an; 
in Ocaly nicht fo viel Moräfte und ſchlimme Wege, * * a 
es höher, und weiter von der Küfte lag, daß alfo das Meer nicht fo hinein dringen Fol! 
Das fand war auch mehr angebauer, und hatte einen Ueberfluß an allerhand Frucht 
und Lebensmitteln. Als die Truppen durch die Wuͤſte hindurch waren: ſo mare 
noch fieben Meilen, und trafen bin und wieder einige Häufer an. Sie famen in den ® 
des Caciquen von Ocaly, welcher fich mit allen feinen Leuten in die Gehölze begeben “ 
Der Ort beftund ungefähr aus fechs Hundert Käufern , wo ſch die Spanier Hineinegt!" 

weil fie He viele Hülfenfrüchte, Nuͤſſe, getrocknete Trauben und andere Ft 
te anfrafen, £ 1 
Berftellete Der General fchickete fo gleich einige Indianer an den Cacique, Freundfchaft a 
— ——— ihm zumachen. Er entſchuldigte ſich, cr konnte fo bald noch nicht kommen; fechs nr 
eique, nachher aber erfehlen er. Ungeachtet man ihn nun fehr wohl aufnahm, und er auch ein DU f 
niß gemacher hatte: fo argwohnete man duch bald, daß er Böfes im Sinne hätte, mod r 
man fich aber nichts merfen ließ. Bey Ocaly war ein tiefer Fluß, deffen fteile Ufer w 
Difen hoch waren, tiber welchen man gehen mußte Weil nun Feine Brücke darüber I! 5 

fo verabredete man, die Indianer ſollten eine machen. Der Cacique und General, in 
gleitung vieler Spanier, giengen hinaus, um den Drr Dazu anzumeifen. indem ie 4 
mit befhäfftiger waren: fo kamen wohl über fünfhundere Indianer, die fich in dei = 
fräuchen an der andern Seite des Fluſſes verſtecket hatten an das Ufer, und ſchryen Ger 
Spaniern zus ihr wollet eine Brücke Haben, verzagte Spisbuben; wir werden eu) * 


Hd Ebendaſ. XVI Cap. 


Bun 


im Suͤdamerica. VI Buch. XI Capitel. 413 


Ei | 
"te bauen, Zugleich ſchoſſen fie eine Menge Pfeile hinüber. Der General fah biefes Soto. 1339: - 


—— Friedensbruch an, und verlangete, dieſe That ſollte geſtrafet werden. Der Ca⸗ 
kn entſchuldigte fih, das ftünde nicht in feiner Macht; denn da feine Unterthanen gefe- 
ba daß er den Spaniern zugethan wäre, fo wollten fie ihm nicht mehr gehorchen: er 
te aber doch zu ihnen gehen und verſuchen, ob er fie bewegen fönnte, fich dem Generale 
A werfen: wo aber nicht, fo wollte er nichts deftoweniger wiederkommen, und dem 


kere feine Zuneigung bezeugen. Er hielt aber Feines von beyden m). 


Indeſſen macheten die Spanier ſelbſt eine Bruͤcke, worüber Menfchen und Pferde 


ieten, und fie in eine fechzehn Meilen von Dealy gelegene Provinz führeten. Das Land, 
inc fie giengen, mar unbevoͤlkert, aber angenehm, eben, voller Baͤume und Bäche, 
} bien fehr fruchtbar zu ſeyn. Soto gieng mit hundert Neitern, und eben ſo vielen 
Zug hen voraus, und Fam den vierten Tag früh nach Ochile, welches einer von den 
en in der Provinz Vitachuco war. Dieſes Land war ungefaͤhr zweyhundert Meilen 
„und unter drey Bruͤder getheilet. Der aͤlteſte fuͤhrete den Namen der Provinz und 
auptortes Vitachuco, und beſaß von denen zehn Theilen, woraus dieſes Land be⸗ 
“pn fünfe; der zwente, deſſen Namen man nicht weis, hatte drey; und ber jüngfte, 
te; ach feinem Sige Ochile hieß, nur zween. Man kann von der Urfache diefer Ver 
Mlung Feinen Grund angeben, da es fonft in diefen Provinzen gewöhnlich war, daß der 
—* alles erbete, und allein Herr wurde. Ochile beſtund aus funfzig Haͤuſern, die feſt 
Shin waren, ihren feindlichen Machbaren zu widerstehen, Der General überrumpelte 
a er und ließ die Trompeten blafen, um die Indianer zu erſchrecken. Viele verließen 
& einem fo unvermutheten Getoͤne ihre Käufer, und fielen den Spaniern in die Haͤn⸗ 
N welche fie zu Gefangenen macheten, und darauf Die Wohnung des Cacique angriffen. 
—* war ein ziemlich ſchoͤnes Haus, welches eigentlich nur einen Saal von hundert und 
9 Fuß lang und vierzig breit, mit vier Thüren in den vier Ecken, und vielen Zins 
‚Number hatte, in Die man durch den Saal hinein gieng. Der Eacique befand ſich 
ſeinen Kriegesleuten in dieſem Haufe, wozu ſich geſchwind die meiſten von feinen Uus 
Ahen fehlugen, als fie die Spanier Meifter von der Stadt fahen. Sie fucheren ſich 
te vertheidigen „aber vergebens. Man hatte fehon die Thuͤren eingenommen , und nöthig- 
er theils durch Drohungen, theils Durch Verſprechen /ſich zu ergeben. Nichts defto- 
iger blieb der Cacique ftandhaft, bis man ihm endlich viele von feinen Unterthanen 
iitete, die ihn verficherten, eg wären fo viel Spanier in dem Orte, daß er ihnen vers 
t A widerftehen wiirde; und fie hätten auch bis itzt noch niemanden etwas zu Leide ge⸗ 
Run, er würde alfo wohl tun, wenn er fich ergaͤbe. Der Cacique ließ fich bereden, und 
lang don dem Generale Höflich aufgenommen , welcher ihn bepielt, und allen andern In⸗ 
tag gu die Freyheit gab, Weil er aber an der andern Seite des Drtes ein fehr bewohn⸗ 
fan fah: fo hielt er es nicht fin ficher , die Nacht in Ochile zu bleiben , wo ihn bie zu⸗ 
üb; engerotteten Indianer leicht überfallen Fönnten , fondern begab fich wieder zu feinem 
den Heere, welches etwan drey Meilen davon ftund n)» 


= VS as 
* Am angef. Orte I Buch XVII Cap 
Ebendaſ XVII Cap, 


Die Spanier 


2 & 4 4 ® [4 ® r ze < a 4 
‚Nem gehen konnten. Sie nahmen einige Indianer gefangen, die ihnen zu Wegweiſern ruͤcken inOchi⸗ 


le, in der Pro⸗ 
vinz Vitachn⸗ 
co, ein. 


414 Reiſen und Entdeckungen | 


Soto. 1539 Als es darauf den andern Morgen mit Elingendem Spiele in Ochile eingeruͤcket watt 
a Des Ole fo bach der General den Cacique, er möchte zu feinen Brünern ſchicken, und fie zum a 
Bruder den bewegen. Ochile that 68; und der zweyte ftellete fich auch drey Tage darnach mil fer 
Fimmting La⸗ nen vornehmften Unterthanen ein. Der ältefte oder Ditachuco aber antwortete auf ſel⸗ 
ger und ſchi⸗ nen Antrag nichts und behielt Die Abgeſchickten bey fih. Man fandte, auf des Soto Au⸗ 
ee = Vita⸗ regen, noch andere an ihn, die ih beſchwuren, den angeberhenen Frieden anzunehmen; un 
eo . ihnm vorſtelleten, ex wiirde Die Spanier doch nicht ſchlagen koͤnnen, welche ihren Urſprung 
vom Himmel haͤtten, und wahrhafte Soͤhne der Sonne und des Mondes waͤren, die af 
fo —5— und gewaltigen Thieren einher jageten, daß man ihnen nicht entrin⸗ 
nen koͤnnte. 
Deſſen Ant⸗ Vitachuco antwortete mit vielem Stolze, und der groͤßten Verachtung gegen die Spt 
wort. nier, den Abgeordneten: „ſie ſollten nur ſeinen Bruͤdern ſagen, ſie haͤtten wi⸗ junge teut 
„gehandelt, die weder Verſtand noch Erfahrung befüßen ; fie fehrieben ihren Feinden eine 
„erdichtete Herkunft und eingebildete Tugenden zu; die Spanier wären weder Kinder ® 
„Sonne, noch) fo tapfer, als fie fichs beredeten; feine Brüder wären feige Memmen, J 
„ſie ſich in ihre Haͤnde gaͤben; ſeitdem ſie die Knechtſchaft der Freyheit vorgezogen, ſo 
„deten ſie auch als Sclaven, und lobeten Leute, die man nur verachten ſollte; ſie betrachte⸗ 
„ten nicht, daß diejenigen, deren Verdienſte fie fo herausſtrichen, eben fo grauſam waͤren 
„als die andern von ihrer Nation, die man ſchon in dem Lande geſehen haͤtte; ſie wäre! 
insgeſamint Berräther, Mörder, Räuber und Erzböfewichter ; fie entführeten die We 
„ber, raubeten die Güter, bemaͤchtigten ſich der bewohneten Laͤnder, und ernaͤhreten ne 
„niederträchtiger Weife von der Arbeit anderer Seute; wenn fie ſo viel Tugenden parte"! 
„als man fagete, fo würden fie nicht Ihr Sand verlaffer, fondern es vielmehr gebauet habe! 
„und fich nicht den Haß aller Menſchen, durch Ihre Räubereyen, zuziehen; man fönntt 
„ihnen in feinem Namen fagen, fie follten fein and nicht betreten, fonft Ionen fie nit 
„mals wieder hinaus kommen; ; denn er wollte fie alle graufam verbrennen laffen. 
—— Mach dieſer Antwort ſchickete Vitachuco viele von ſeinen Unterthanen gegen 
erfäireden. fpanifche Lager, die es auf allerhand Art zu ſchrecken ſuchen ſollten. Bald kamen ihr 
zween, bald viere, bald mehrere, die auf Hörnern blieſen, und ein ſchreckliches Getoͤſe m 
cheten, auch allerhand Drohungen ausftießen, worüber aber die Spanier nur lacheren, mt 
fie ihnen erfläret wurden. Denn bald hieß es, ihr Caeique würde der Erde befehlen, d 
fie ſich auſthun und fie verſchlingen ſollte; bald, es ſollten die Berge, zwiſchen denen In 
——— ſich EN fügen, Ei fe ——— bald, es ſollten die Winde X 
Bäume in den (dern ausreißen, folche über fie herftürsen und fi ie erfchlagt"? 
bald, es follten die Vögel in ihren Schnäbeln en De a er 4 hr BEE 9— f 
fen, damit fie dadurch umkaͤmen, und was dergleichen mehr war, woraus man des 9 
chuco Gemuͤthsart genugſam erſehen konnte. Seine Brüder fuͤhreten ſich indeſſen se 
die Spanier viel gefälliger auf, welche fich acht Tage lang in iprem Sande aufhielten. 
giengen mit Genehmbaltung des Generales auch noch ſelbſt zu ihrem Bruder, und gene 
ten ihm endlich, Daß er der Spanier Freundſchaft annahm, und zu ihnen mit ing Lager ga 
Es war aber lauter Verftellung bey ihm, und er ſann nur auf Mittel, fie unter dem Sch 
ne der Freundſchaft deſto ſicherer aufzureiben 0), — 


6) Hiftor, del Florida Lib. II. cap. XIX. 





—8 


in Suͤdamerica. VI Bud. XI Capitel. 415 


leg Soto war ihm auf zwo Meilen entgegen geruͤcket, und empfing ihm höflich.  Bite- 
da —— ſich wegen der harten Worte, die er im Zorne wider fie vorgebracht, und 
i —* ſolches durch Freundſchaftsbezeugungen wieder gut zu machen, und den General 
u an für feinen Herrn zu erkennen. Man war damit zufrieden, und zog in guter 
* Ang in feinen Hauptſitz ein. Er hatte über zweyhundert große wohl verwahrete Haͤu⸗ 
rer einige fleine, weiche gleichfam die Vorſtaͤdte ausmadjeten. Das Heer wurde in 
ken a ofen Häufer verleger, und die Eaciquen, und der General mit feinem Gefolge, blie> 
die br des Vitachuco Behauſung. Nachdem fie drey Tage daſelbſt zugebracht: ſo bathen 
* den Bruͤder um Erlaubniß, zuruͤck zu kehren. Soto bewilligte ihnen ſolches, und ließ 
Fr einigen Gefehenfen vergnügt von ſich. Vitachuco unterhielt die Spanier noch vier 
ang um fie deſto ſicherer zu machen, und ſeinen Anſchlag beſſer ausfuͤhren zu koͤnnen. 
Aue dabey niemand zu Rathe, und eröffnete ihm nur denjenigen, welche feiner eingebil⸗ 
Yon Macht und Klugheit fehmeichelten. _ Unter dieſen befanden ſich viere von denen In⸗ 
Kon 7 welche ven Spaniern zu Dolmetfchern dieneten. Er entdecfete ihnen: er hätte 
© Vo zehntaufend von feinen Unterthanen, fauter ſtarke und herzhafte Leute beyfammen ; 
5 te ihnen befohlen, ihre Waffen in dem benachbarten Walde zu verftecken, und mit 
® und Sebensmitteln in die Stadt zu kommen , und unter dem Vorwande, den Feinden 
nen, wieder hinaus zu geben, damit, wenn fie nichts argwohneten , fie auch deftoweni« 

auf ihrer Hut ſtͤnden. Er feßete Hinzu, er wollte auf einer großen Ebene, alle feine 
Merthanen in Schlachtordnung ftellen, und den General bitten, fie mit anzufehen ; hernach 
te er zwölf von den ſtaͤrkſten und muthigſten befehlen,, dieſen Befehle haber zu beglei⸗ 
len, unter dem Scheine, als wenn er ihm eine Ehre. erweifen wollte: fie folften ihn aber, 
* fie eine guͤnſtige Gelegenheit dazu füben, mitten unter feinen Bölfern wegführen: in⸗ 
ale foffgen die andern über die Spanier berfallen, die über ein fo fühnes Unternehmen er⸗ 
N Nen, und nicht wiffen würden, wie fie ihnen widerſtehen follten: Hernach wollte er denen, 
en feine Hände gerathen würden , alle Die Martern anthun, die er ihnen gedrohet hätte. 
leich yerfprach er den Dolmerfchern , große Belohnungen und Ehre, wenn fie etwas bey- 
f In, die Spanier noch ficherer zu machen, und ihm deren Untergang befördern zu hel⸗ 

* fie müßten fie ja fo, als ihre Zeinde anfehen , welche ihnen nicht anders, als Eclaven, 

um SNeten, und fie ohne Ruhe weit von ihren Freunden und Anverwandfen mit. fich her⸗ 
& leppeten, Er ermahnete fie noch , feinen Anſchlag verſchwiegen zu halten ‚weil er bie 
* und das Beſte ihres Landes beträfe. Sie verfprachen ihm folches heiligſt, und ber 
"Aque machere alle Anftalten zu glücklicher Ausführung feines Borhabens p)- 
ndeſſen erwogen die Dotmerfcher , fein Unternehmen koͤnnte, wegen der Wachſamkeit 
——— und der Tapferkeit der Spanier, doch wohl nicht ſo gelingen und alsdann 
Sg fie mehr zu befürchten, als fie beffen koͤnnten, wenn es auch glückere. Sie hielten 
Se ſo für ficherer für fih, dem Drtis Nachricht davon zu geben, mit Bitte, folches dem 
Hier le zu Hinterbringen. Es wurde fo gleich Rath gehalten, und man beſchloß, fich 
ter davon merken zu laſſen, und unter dieſer angenommenen Sorgloſigkeit ſtets auf gu⸗ 
de zu ſtehen. Man glaubete auch, man müßte, um ſich Des Cacique zu bemaͤchtigen, 
Wunden Mittel anwenden, deſſen er ſich bedienen wollte, den General zu fangen. Es 
n alſo zwölf der hanbfefteften Soldaten beordert , bey dem Generale zu ſeyn, En 
n 


&) Ebenda . XX Cap. 


080. 1539, 
— 7 
Begiebt fich 
zu ihnen, und 
will ſie heim⸗ 
lich ermorden 
laſſen. 


Solches wird 
verrathen · 


Soto. 1539. 
— 


und der Caei⸗ 
que ſelbſt er⸗ 
griffen. 


Die India⸗ 
ner werden 
zerſtreuet, 


und viele in 
den Teich ge⸗ 
jaget. 


416 Reifen und Entdeckungen 


ihn Vitachueo bitten würde, feine Sehte zu befehen; und man gab auf alle Schriffe pi 
Tritte veffelben ingeheim genaue Achte Der zur Ausführung feines Vorhabens beſtimm 
Tag kam; und Soto wurde erſuchet, mit dem Cacique hinaus auf das Feld zu ge . 
und der Mufterung feiner Leute mit beyzumohnen, welche durch feine Gegenwart Mil, 
aufgemuntert werben, ihre Uebungen deſto beffer zu machen. Soto mar dazu bereitwilg 
und antwortete, um dem Cacique allen Verdacht zu benehmen, als wenn er etwas von 
nem Vorhaben wüßte: er würde mit Vergnügen die Indianer in Waffen ſehen; UN. 
wollte zur Vermehrung der Luftbarfeic feine Völker auch hinaus marfchiren , und ihre a 
gesübungen machen laſſen, da fie denn ein Luſttreffen mit einander halten koͤnnten. 
nun gleich Vitachuco folches nicht gern fah: fo redete er doch nichts dagegen, ſondern 
ließ fich auf feine genommenen Maaßregeln, und die Tapferkeic feiner Leute, die folde chon 
ausführen wuͤrden y). 
Die Spanier rüderen alfo in Schlachterdnung aus; und ber General gieng mit den 
Caeique zu Fuße. Dicht bey dem Flecken war eine große Ebene, die auf der einen — 
an einen Wald, und auf der andern an zween Moraͤſte ſtieß, wovon der eine gewiſſer je 
fen ein Teich mit fehr tiefem Waffer, und der andere auf drey Vierthelmeile breit und 
lang war, daß man ihn nicht überfehen Fonnte. Die Indianer ftunden zwiſchen dem M 
de und diefen Moräften in einem halben Monde. Sie waren faft auf zehntaufend Man 
ſtark, lauter auserleſene und ſtreitbare Leute, mit hohen Federn auf den Koͤpfen, sie ft 
dem Anfehen nach beynahe noch einmal fo groß macheten,, als fie in der That waren. 
Waffen hatten fie unter der Erde verftecker, damit man nicht denken follte, daß fie era 
Boͤſes im Sinne hätten, Das fpanifche Fußvolf marfchivere nach der Seite des But 
zu, und die Neiterey mitten auf der Ebene, zur Rechten des Generales, welcher mit de 
Cacique, jeder in Begleitung von zwölf Mann, und in der Abfiche einander zu fange 
ankam. Kaum war er an dem Orte angelanget, wo ihn der Cacique wollte ergreifen 1 
fen, fo Fam er ihm zuvor, und ließ einen Slintenfhuß ehun, welches die Loſung war. 
gleich bemaͤchtigten fich die zwolf Spanier des Vitachuco, und Die Indianer Gemüpeten ſ | 
vergebens, ihn zu retten, 
Soto, welcher unter feinen Kleidern gewaffnet war, haste befohlen ‚ihm ein gar! 
Pferde bereie zu halten, Gleich nach Ergreifung des Cacique, ſchwang er fich auf ein 
und rannte auf die Indianer los, welche nun ihre Waffen ergriffen hatten, und ihn muß!) 
empfingen. Es wurde ihm fein Pferd unter dem Leibe erfchoffen, als wornach fie am Mi 
fen zieleten, weil fie fid) einbildeten, daß die Erlegung diefer Tiere ihnen yorcheilhalft 
wäre, als der Menfchen. So bald fein Edelknabe das Pferd fallen ſah, fo gab ev ip | 
nes; und die Indianer, welche ohne Pifen ven dreyhundert Pferden nicht widerſte 
konnten, wurden zum Weichen gezwungen. 
Als ihre Schlachtordnung einmal getrennet war: ſo fingen ſie an, ſich zu Früchten, 
nige in die Gehölze, und andere in den Teich. Ueber dreyhundert wurden auf der E # 
getödtet, und weit mehrere gefangen genommen. Derer, die fich in dem Zeiche zu 1 ! 
fucheten,, waren über neunhundert; und da die Spanier denen, die in den Wald gell FR 
waren , nicht nachfegen konnten, fo fucheten fie die im Waſſer zu zwingen, daß fie ſich ag 
ben. Man ſchoß nur dann und mann auf fie, weil fie ohne bieß nicht entrinnen konn in 


9) Ehendaf. XXI Cap. 


t 





in Suͤdamerica. VI Buch. XI Capitel. 7 


u 4 
— ihnen nicht viel Schaden zufuͤgen wollte. Allein, ſie wehreten ſich tapfer, und 


tm. offen alle ihre Pfeile auf die Spanier. Weil ſie aud) in dem Teiche nicht fußen fonts 
’ ſo ſchwammen ihrer drey oder vier in einer Reihe zuſammen, und hatte ein jeder einen 
feinen Spiefigefellen auf dem Rüden, welcher fo lange ſchoß, als er noch Pfeile hatte, 
N) diefe Art ftritten fie den ganzen Tag, ohne daß fich einer ergeben wollte, Als die 


N Reiter , und fechs und ſechs zu Fuße, in einer Eleinen Entfernung von einander, das 
je ihnen nicht in der Dunkelheit entwifchen möchten. Hoͤreten fie einen ſich nähern, 


Ä ) wollte fich nicht ergeben: fo fhoffen fie auf ihn, damit er wieder zurück wich, und 


R durch Schwimmen abmaiteten, daß er fich ergeben oder erfaufen müßte r) 
Ye, Dich fingen doch, auf Drtis Zureden, die ſchwaͤchſten an, fich einzeln heraus zu be- 


Da die andern fahen, daf man ihren Gefährten gut begegnete; fo Famen mehrere, b 


ic) ſo ungern, daß verfchiedene, die ſchon am Ufer waren, wieder ins Waſſer fprangen, 
Yon ihrer viele über vier und zwanzig Stunden darinnen herum ſchwammen. Sieben 
Ne M durchaus nicht heraus, und würden im Waſſer geftorben feyn, wenn nicht der Ges 
en befohlen haͤtte, ſie mit Gewalt heraus zu ſchleppen. Zwoͤlf gute Schwimmer faſſeten 
bey den Haaren, bey den Armen und Beinen und brachten fje auf bie Art ans Ufer. Sie 
aber mehr todt, als lebendig, wie man fichs von $euten vorftellen Fann, die auf 
g Stunden im Waſſer geſchwommen und gefochten Hatten. Man hatte Mitleiden 
ihnen, trug fie in den Flecken, und fuchete fie zu erquicken. Da fie wieder ein wenig 
— gebracht waren, ließ fie der General hohlen, und fragete: warum fie in dem klaͤg⸗ 
N Zuftande, worinnen fie ſich befunden Hätten, nicht dem Beyſpiele ihrer Gefährten 
fh et? Ihre Antwort war: fie hätten die Gefahr, die ihnen gedrohet, wohl gefannf; 
ne wegen derer Bedienungen, die ihnen Bitachuco bey feinen Truppen gegeben ‚und 
di Erkenn lichkeit für die gute Meynung , die er von ihrer Tapferkeit gehabt, für verbuns 
gehalten ‚zu zeigen, daß fie feiner Gnade nicht unwürbig gewefen, und er fich in ihrer 
N nicht geirret hätte: außerdem hätten fie ihren Kindern ein Beyfpiel der Treue und des 
bes Hinterlaffen, und alle andere Hauptleute durch ihre Tapferkeit unterrichten wollen; 
en alfo zu beklagen, daß fie nicht ihre Pflicht getban, und das Mirleiden ‚ twelches 

e Mit ihnen gehabt, wäre in Anfehung ihrer Ehre graufam; man würde ihnen bie 
ere Gnade erweifen , wenn man ihnen das Leben nähme; denn da fie nicht in dem Dien- 


in nes Cacique geftorben wären, fo müßten fie ſich [hämen , ſich noch weiter auf der Welt 


dor ihm fehen zu laſſen. e 
Br Der General bewunderte ihre Antwort , begegnete ihnen höflich, und gab den meiften 
in, genen , nachdem er fie einige Tage bewirthet hatte, Die Freyheit, mit dem Ermahnen, 


Bi ‘eunde und Sandesleute zu verfichern, daß er mehr ihr Freund, als ihr Feind zu feyn 


un dere. Dem Cacique und deſſen gefangenen Hauptleuten ftellete er ihre Treulofigkeit 
ten Deträtheren vor, wodurch fie den Tod verbienet Hätten: gleichwohl gebächte er es ih⸗ 
By Derzeißen, wofeen fie nur Fünftig die Gewogenneit erfenmen wollten, die er für fie 
ie Darauf nahm er den Vitachuco insbeſondere vor , und fuchete ihn, durch allerhand 
af zu bewegen, daß er feinen Haß fahren ließe: allein vergebens ; und alle Freund⸗ 
bezeugungen vermehreten nur deſſen Widerwillen gegen die Spanier 5). Viele 
Au Am angef. Orte XXTI Cap. 5) Ebendaſ. XXIII Cap 
llgem. Reifebefchr. XVl Band. gg 


“ 


089. 1539. 


at herein brach: fo berenneren die Spanier den Teich, und hielten allezeit zween und 
‚ ee 


Muth derfels 
en. 


Vitachueo iſt 
nicht zu ge⸗ 
winnen. 


Soto. 1339. 


U 
Neue Verraͤ⸗ 
therey und 

Tod deſſelben. 


j 
\ 


418 | Keifen und Entdeckungen A 


Diele von denen Indianern, die man aus dem Teiche gefangen genommen haffe er 
ren als Selaven unter die Spanier vertheilet worden , theils damit man fie wegen ihrer 
treue beſtrafen, theils auch defto beffer im Zaume halten möchte. Diefes konnte Bird 
nicht gelaffen mit anfehen, fondern tar auf einen neuen Anſchlag wider die Spanier be 
Er fchmeichelte ſich, daß diefe Gefangenen , welche die herzhafteften unter feinen Leuten ge 
weſen, das allein ausrichten würden, was fie zuſammen niche hatten werfftellig machen 
nen. Er gab vier jungen Indianern, die man ihm zu feiner Aufwartung gelaflen hatte 
Befehl, fie follten den vornehmften Gefangenen feinen Anſchlag eröffnen, und innen and! 
ten, daß fie folchen auch dei übrigen heimlich kund machen möchten.  Diefer beſtund * 
innen, es ſollte ein jeder feinen Herrn umbringen, und ſich den dritten Tag zu mitte 
um Tifchzeit dazu fertig halten. Er felbft wollte zu eben der Stunde tem Generale d 
Seben nehmen, und wenn er mit ihm bandgemein feyn würde, zur Loſung ein ſo gt 
Geſchrey erheben, Daß es die ganze Stadt hören ſollte. Es wurde folches allen Gefang⸗ 
nen ſo heimlich hinterbracht, daß niemand das geringſte von einer neuen Verraͤtherey muß“ 
maßete. Als der Tag Fam, und der Cacique mit dem Generale abgefpeifet hatte: ſo 
kete er feinen ganzen Seib, wandte fid) von einer Seite zur andern , fhloß die Fäufte, fi 
ckete feine Arme aus, und z0g fie wieder zurück, fo daß er fie hinten bis auf die Schulte! 
brachte, und ſchuͤttelte fie mit folcher Gewalt , daß die Knochen davon Enacketen , welches f 
ordentliche Gewohnheit der Iudianer ift, wenn fie etwas unternehmen wollen , wozu Ku 
und Stärke gehöret. Darauf erhob er fich mit einem ſolehen Troge auf feine Füße, dergle 


chen man ſich nicht einbilden kann, draͤngte ſich an den General, faſſete ihn mit dem II 


Folgen davon. 


Een Arme um den Hals, und verſetzete ihm mit der rechten Hand ei een Fa 
ſchlag in das Geficht, daß er ihn zu Boden warf, Er jan A — — 
kes Geſchrey, daß man es auf eine Vierthelmeile weit hoͤrete. Die Officier, welche mi 
an der Tafel gemefen waren, und die Wuth des Caciquen fahen, durchboßreten ihn nit 
zehn oder zwölf Stichen, daß er, voller Bosheit feinen Borfaß noch nicht ausgeſuͤhret 
haben, feinen Geiſt mit Fluchen und Laͤſtern aufgab. Ohne die Officier würde er. ben { 
neral durch einen andern Schlag vollends umgebracht haben. Deun derjenige, welchen 
ihm verſetzet hatte, war ſchon ſo ſtark, daß Soto in einer halben Stunde nicht wieder zu ft 
felbit Eommen konnte. Das Blut gieng ihm aus Augen, Maul und Nafe, und ihm 
ven babey einige Zähne ausgeichlagen worden. 7). 

Als man Vitachueo ſchreyen hörete: fo geiff gleich jeder Indianer den Spaniel pe 


- bey welchem er dienete, einige mit Feuerbränden, andere mit Kochtöpfen und Kefieln, ® R 


was fie fonft den Augenblick in der Hand haften. Sie richteten damit aber nicht ſo 

aus ‚ als fie wohl gewuͤnſchet hätten. Vielen wurden zwar Arme und Beine zerferlas! 
die Naſen zerquetſchet, das Geſicht verbrannt, oder ihnen fonft eine Wunde bengebrad’ 
in allem aber doch nur viere wirklich getödter, Sie kamen einander zu Hilfe, und 3 
cheten alles nieder, was fie von Wilden antrafen, zumal da fich das Gerücht ausbreitettr * 


Cacique haͤtte den General Übel zugerichtet, und man über diefes den allgemeinen Au fe 


ſah. Indeſſen fanden ſich doc) einige die es ſich für ſchimpflich hielten, zu geftehen, da fe 
gefchlagen wurden, und Für unanftändig, Sclaven dag Leben zu nehmen.  Eie lief" e% 
aljo lieber von andern Indianern, Die bey dem Heere dieneten, niedermachen, oder gr 
| "gab 


? 


2 Ebendaſ. XXIV Cap. 


* 





. in Suͤdamerica. VI Buch. XI Eapitel. 419 


* ſie den Provoſen, die ſie mit Pertuiſanen mitten auf dem großen Platze niederſtießen. Bea, 
= trieb fie die Ver ʒweifelung, noch fo viel Schaden zu thun, als in ihrem Vermögen war. 
"andern Hatte Saldagna feinem Sclaven einen Strick um den Hals gebracht, und 
M fe ihn alfo der Wacht übergeben, Als diefer Wilde aber auf den Platz Fam, und 
FW Was dafelbft vorgieng? ſo gerieth er in eine ſolche Wuth, daß er mit der einen 
feinem Haren ben Hals anpadere, und mit der andern zwiſchen die Beine 
if, ihn umkehrete, und dergeſtalt auf den Kopf ſtuͤrzete, daß er ganz betaͤubet davon 
— Er ſprang ihm ſo gleich mit beyden Fuͤßen ſo grimmig auf den Bauch, 
a folchen würde zertreten haben, wofern nicht einige Spanier mit bloßen Degen 
hf ihn jugeftürzet wären. Der Indianer aber riß feinem Herrn den Degen weg, und 
ÜE fie dergeftalt won ſich ab, daß man ihn zulegt erſchießen mußte. Es würden dieſe 
den noch mehr ausgerichtet Haben, wofern fie nicht größtentheils gebunden und gefeflelt 
fen wären. So aber hatten fie ſelbſt den größten Nachtheil davon; und es mußten ih⸗ 
— neunhundert, der Kern von des Vitachuco ſtreitbaren Leuten, ſeinen Anſchlag mit 
Tode buͤßen =). * 
Nach dieſem Blutbade blieb der General noch vier Tage in Bitachuco, um fich und Die Spanier 
die a Be Spanier wiederum heilen zu laſſen, worauf er feinen Marſch nach en 
Öfchite fortfegere. Den erſten Tag legete er vier Meilen zurück, und lagerte ſich an 
8 großen Fluſſe, welcher beyde Provinzen von einander ſchied. Weil man aber dur) 
yon nicht waben fonnte: fo ließ er bey einiger Widerſetzung der Indianer eine Brüde 
in ber ſchlagen. Man gieng hinüber, und fand das Land mit Hirſe und allerhand Huͤl⸗ 
Atüchten beſaͤet, ſah auch bin und wieder einige Häufer bis an den Hauptflecken. Diefer 
Wi hieß, wie gewöhnlich, nach dem Namen feines Cacique, Oſſachile, und beftund aus 
na übe weyhundert Feuerſtaͤtten. Er lag zehn Meilen von Vitachuco in einer ange- 
dinen Ebene. Anfänglich getraueten fich die Einwohner des Sandes nicht, den Spa- 
MM die Spige zu biethen. Als fie folche aber auf ihren beſaͤeten Feldern ſahen fo grif⸗ 
ſie dieſelben hier und da an, und nöthigten fie vier Meilen weit, fait beſtaͤndig zu 
ſehin. Wal die Spanier Oſſachile verlaſſen, und den Cacique mit allen ſeinen Leuten 
hen Fanden: fü ſchicketen ſie einige gefangene Indianer an ihn, daß er Freundſchaft 
nit ihnen machen woͤchte. Er gab aber darauf keine Antwort; und die Abgeſchickten ka⸗ 
en auch nicht wieder zuruͤck. Indeſſen hielten fich doch die Truppen zween Tage in die⸗ 
fm Sande auf, und macheten viele Gefangene, die ihnen nachher gewogen wurden, und 
Ne Dienfte feifteten =). 





| SB Der 
”) Cbendaſ. XXV Cap. — 
Ebendaſ. XXVI Cap. 


Soto. 1539. 
— 


Ankunft der 
Truppen in 
Apalache, 


420 Reifen und Entdeckungen 
Der IT Abſchnitt. 
Begebenheiten des Soto in der Provinz Apalache, 


Ankunft der Truppen in Apalahe. Cie gehen Generales. Vorfälle in den Gegenden 9— 
uͤber einen Moraſt. Ihr Marſch bie nach dem Hirriga. Abmarſch von dieſem Otte. Fort? 
Hauptorte. Beſchaffenheit des Landes. Ent: ſetzung des Marſches. Entdeckung der Küuſte 
deckung der Kuͤſte. Dreyßig Lanzen werden Man ſchicket einen Bericht davon nach So 
nach Hirriga geihick. Capafi wird gefangen. na. Kühnbeit eines Indianers. Man Wi 
Er will fine Unterehanen unter das od) Brit die Spanier Hinführen, wo Bold und Sb 
gen und rettet ſich Fernerer Marfch der dreyfe if. Einige befondere Gefechte. Fruchtbarkeit 
fig Lanzen. Fortſetzung deſſelben. Ihre An: von Apalache. at 
Eunfe zu Hirviga, Ausführung der Befehle des 


If die Verficherung , welche die Spanier erhielten, fie wären nicht weit yon der pro 
Apalache, wovon man ihnen fo viele Wunderdinge erzaͤhlet hatte, bathen fie ben = 
neral, er möchte fie dahin in die Winterquartiere führen; welches er ihnen denn leicht BF 
willigte. Sie marfchireten alfo nad) Apalache, und legeten zwölf Meilen in dreyen 
gen zurück, ohne einen Wohnplag anzutreffen. Den vierten zu Mittage Eamen fie be) — 
nem Moraſte an, der eine halbe Meile breit und nicht zu uͤberſehen war. Außer dem je 
te er an beyden Geiten einen mit Strauchwerfe zwiſchen den großen Bäumen fo verwaf 
jenen Wald, daß man nur durch einen ſchmalen Weg hinzu fommen Eonnte , wo faul 
3100 Perfonen neben einander zu gehen vermochten. N 8 
Sexvor fie dafelbft anlangeten, Hatten fie fich auf einer Ebene gelagert: und wel 
noch hoch am Tage war, fo befahl der General zweyhundert Fußknechten nebſt dreyßig 
fern, Erkundigung von dem Paffe einzuziehen, Gr ſchickete auch zwölf gute Schwil 
ab, den Moraſt zu erforfehen, und die errer wohl zu bemerfen, damit man Sich det @ 
dern Morgen mit Zuverläßigkeit dahin begeben Fönnte, Allein, Faum kamen vie Sol 
ten in den Wald, fo macheten ihnen die Indianer den Paß fireitig; und weil der 2 
fhmal war, fo konnten nur die beyden vorderften von jeder Partey fechten. Es rüdilt 
alfo die am beften bewaffneten zween Spanier vor, und ließen fich von zweenen Buͤchen 
ſchuͤten und zweenen Armbruſtſchuͤtzen unterſtuͤtzen. Sie griffen die Indianer mic dem 
gen in der Fauſt an, frieben fie durch den Wald zurück, und nöthigten fie, in das af 
zu fpringen, Hier hielten fie Stand, und es wurden auf beyden Seiten viele verwun 
und getoͤdtet, welches denn verhinderte, daß man den Moraft niche unterfuchen font, 
Man meldete es dem Generale, der denn mit feinen beſten Leuten heran kam, worauf 1 
das Gefecht von neuem anhob, und man bis an den Gürtel im Waffer ſtritt. Endh 
trieben doch die Spanier die Indianer hinuͤber, und fanden babe zugleich, daß mat en 
Moraſt bis auf die Mitte durchwaden koͤnnte, wo man etwan vierzig Schritte lang auf 
Stücken Holz übergieng. Sie fahen auch auf der andern Seite des Moraftes einen ch 
cken Wald, durch den nur ein enger Weg ſuͤhrete, und hatte man in allem, fo wohl MH! 
die Waldungen auf beyden Seiten, als durch den Moraft felbft, etwan anderthalb il 
So bald der General den Weg verfundfehafter hatte ‚ febrete er wieder zurück zu fein 
Truppen , und munterte fie auf, die morgenden Schwierigkeiten, bey der Duͤcchmai ſchirung⸗ 
zu überwinden 9). So 


5) Hiſtor. del Florida, Parte I, Lib. III. cap, I, 


I} 





in Suͤdamerica. VI Buch. XI Capitel. aar 


u bald der General feine Befehle geſtellet harte, fo nahm jeder Soldat gefochten Hir- Soto-1539. 
' nt Tag; und es marſchireten ungefähr zweyhundert der Tapferften voran. Weil Ze Topen 
U, E 2 waren, die Wilden zu überrumpeht: fo giengen fie zwo Stunden vor Tage in gder den Mo: 
br le ab, und Eamen ohne Widerfiand über die Brüde, welche die Indianer nicht raſt. 
ki hatten, in der Meynung, die Spanier wuͤrden ſich in der Nacht nicht durch die Ge⸗ 
Wagen, Als fie aber mit anbrechendem Tage folche fehon übergegangen fahen: fo rü- 
M fie mie großem Gefchrene und voller Wuth an, um ihnen noch eine Bierthelmeile von 
m oraſte ftreitig zu machen , wo fie hindurch mußten, Die Spanier empfingen fie 
ng oem und trieben fie bald aus dem Waffer in den jenfeitigen Wald, wo fie folche 
— Funfzig von ihnen beſetzeten den engen Weg, und die andern macheten eine 
% Erbe oder Ebene, worauf ſich die ihnen nachkommenden Truppen lagern konnten. 
tin „e Indianer ihnen nicht beyzufommen, oder auf fie zu fhießen vermochten: fo ſuche⸗ 
Gihe dieſelben durch Schreyen zu erſchrecken, und ließen ſie die ganze Nacht vor ihrem 
le nicht ſchlafen. Mit anbrechendem Tage marſchireten die Spanier durch den en⸗ 
fin 9 Meiter, und jageten die Indianer nur Schritt ver Schritt vor ſich ber. Sie 
ihn, darauf in einen lichtern Wald, wo fih die Indianer mehr ausbreiten fonnten, und | 
ti alfo auf allen Seiten mehr zu ſchaffen macheren. Die Pferde fonnten nur an ges 
u Drten ein wenig rennen; und Diefes machete die Wilden deſto kuͤhner; wie denn 
I, die unglaubliche Geſchwindigkeit, womit fie ihre Pfeile abdrücketen, den Spaniern 
fie hrheilig fiel, denn ehe ſolche einmal laden und ſchießen Eonnten, hatten fie ſchon 
* dis ſiebenmai geſchoſſen. Die Oerter, wo die Pferde rennen konnten, waren Fleine 
Ken welche die Wilden aber mit langen Stuͤcken Hölzern beleget, und dadurch bes 
fe g; ich gemacht hatten: an denen aber, wo ſie unmoͤglich hinkommen konnten, hatten 
i Sorge und Ausgänge gemacht, damit fie die Spanier anzwaden, und dieſe ihnen 
ben hun koͤnnten. Dieſe Anſtalten waren einige Tage vorher bewerkſtelliget, und an 
—* Orte war Narvaez zehn oder zwölf Jahre vorher aufgerieben worden. Die 
et droheten auch ſchon des Soto Leuten ein gleiches Schiefal: allein, diefe Famen 
—8* nach einem fo verdrießlichen Marſche von zwo Meilen, wo fie ſich mehr vertheis 
ten N mußten , als fie angreifen fonnten, auf das freye Feld, wo fie gewonnen Spiel hat- 
ie, Sie marfihireten noch zwo Meilen bis fie an die gefäeten Felder kamen, und begeg- 
A keinem Indianer, dem fie nicht entweder gefangen nahmen vber nicbermacheten 2). 
ihn Der General lagerte ſich darauf bey einem Dorfes. die Wilden aber beunruhigten Mari bis 
x die ganze Naht hindurch, daß ſich jeder auf feiner Hut halten mußte. Als der Tag = > 
nn ochen, fo marfchiveten die Spanier durch befücte Felder, welche ſich auf zwo Mei: Wyrtorte. 
Ardt erſttecketen. Man traf doſelbſt viele einzel ſtehende Häufer an, welche nicht das 
im "eines Dorfes hatten. Die Indianer, welche in dieſen Häufern waren, fielen 
mig auf die Spanier los, und ſucheten fie zu toͤdten. Dieſe aber trieben fie mit. id» 
voch anzen durch die Felder, und ſtießen ſie nieder, wodurch ſie gleichwohl dieſelbigen nur 
muthiger macheren. Mach diefen zwoen Meilen gelangeten fie an einen ſehr riefen 
kin’ wo fich die Indianer verſchanzet hatten, und die Spanter zu fhlagen dachten. Als 
h G gieng anders , als fie ſichs eingebildet. Die Epanier hieben ihr Pfahlwerk nieder, 
JAgeten fie, ungeachtet ihres tapfern Wiverftandes, dennoch hinaus, Sie marſchireten 
6993 darauf 


9 Ebendaf. I Cap. 


2 


4m > Reifen und Entdeckungen 


Soto. 1539. darauf noch zwo Meilen ohne fonderliche Beunruhigung von den Indianern, und Inge ‘ 


rten 


ſich auf einer Ebene, wo ſie ein wenig Ruhe zu haben hoffeten. Allein, ſo bald es du 


geworden mar, hielten Die Indianer fie in beſtaͤndigem Larme. Den Morgen, »% v 
Truppen weiter marſchireten, erfuhr man von den Gefangenen , Daß man mur noch A 
Meilen von dem Hauptorte waͤre, und der Cacique daſelbſt mit einer großen Anʒah 


Unterthanen die Spanier erwartete. Der General ließ ſo gleich zweyhundert Reiter 
hundert Fußknechten voraus gehen, und ruͤckete auf den Ort zu. Bey ſeiner Ankunft 
er ihn verlaſſen, und den Cacique geflohen. Auf die Nachricht, daß er noch nicht weit (en! 
Fonnre, Heß er ihn zwo Meilen umher ſuchen, und alles gefangen nehmen oder ziederha 
was man antraf. Capafi aber war nirgend zu finden. So hieß der Cacique von 
lache; und er iſt der erſte, welcher nicht den Mamen ſeiner Provinz gefuͤhret hat. Der 
neral, welcher verzweifelte, daß er ihn fangen wuͤrde, Fam wieder zu feinem Heere, — * 
in dem Hauptorte lag, der. aus zweyhundert und fünfzig Haͤuſern beſtund. Soto nad . 
des Capafi feines ein, welches an dem Ende des Ortes und etwas höher lag, als ni 


andern, 


Beſchaffen⸗ Die Provinz Apalache hat, außer einer großen Anzahl hin und wieder 
heit des Lan: Wohnungen, viele Dörfer von funfzig und ſechzig Feuerſtaͤten jedes, welche eine und 
Bes. weilen auch wohl zwo ode drey Meilen von einander entfernet find. Die Lage bes AT, 

ift angenehm. Man findet dafelbft viele Teiche, worinnen man das ganze Jahr che 
und die Einwohner Haben einen Vorrath von Fifchen zu ihrer Nahrung, Das sand 


getreu 


J 


auch ſonſt noch an andern Sachen fruchtbar a). Soto ſchickete die Hauptleute Tino) 
Pafconcelo und Aniaſco aus, von demſelben und den benachbarten Gegenden Er und 
gung einzuziehen, Zee von ihnen giengen auf verfehiedenen Wegen weiter vor 99 
Norden, und kamen nach acht oder neun Tagen mit dem Berichte zurück, fie haͤtten zielt 
fehr volfreiche Dorfichaften gefehen; das Land wäre fruchtbar, und hätte weder OT 
noch Moraͤſte. Aniafeo hingegen berichtete, es wäre in dem Lande ſehr übel zu mat 
ven; es wären nur Wälder und fumpfichte Derter da; und je weiter man hinein Famer 


flo befchwerlicher würden die Wege 6). 


Entdeckung As Aniaſco zur Entdeckung der Kuͤſte abgieng: fo nahm er unter andern au 
der Kuͤſte. tapfern und erfahrenen Soldaten, Arias Gomez, mit, welcher fehr gu ſchwimmen! 
Arias war in ber Barbarey ein Sclav gewelen, und hatte die Landesfprache fo gut 
net, daß ihn die Mauren mit Denen er redete, für feinen Fremden hielten, als er den 2 MM 


honnte 
gel 
⁊ den 


der Unglaͤubigen entfloh, und ſich zu den Chriſten auf die Graͤnzen begab, Aniafco 9 1%) 
mit feinen Gefährten gegen Mittag, und wurde von einem \ndianer gefuͤhret, welch?! af 
freywillig dazu erboth, und ihnen viele Freundſchaft bezeugete, Sie legeren in 3 n 
Tagen zwölf Meilen zuruck, giengen über zween kleine Fluͤſſe, und kamen gluͤcklich— 
dem Flecken Aute, den fie verlaſſen und mic allerhand Lebensmitteln angefuͤllet Fan 


Sie nahmen davon auf vier Tage mit fih, und fesesen ihren Marſch auf einem ſch 


Wege fort. 


a Am angeführten Orte III Cap. 


b) Nugne ſaget in feinen Commentarien faft 
eben das, und ſetzet noch hinzu, die Provinz Apa⸗ 


J 


lache ſey voller Moraͤſte, mit Gehoͤlzen bed 


eat! 
r ‚uch 
unfruchtbar und fehlecht bevoͤlkert. Dieſes ine 


ſetzet Garcilaſſo de Ir Vega hinzu, von pet, 
am Meere gelegenen Orten wirklich wa!’ che 


‚feine 


in Suͤdamerica. VI Buch, XI Capitel. 443 


fi, Endlich aber fiel es ihrem Wegweifer ein, er thaͤte wohl unrecht, daß er fie ſo treulich 
ee Solches nun wieder gut zu machen, brachte cr fie in Wälder, wo viele große 
Bde Bäume lagen, und Feine Bahne war. Er lieg fie auch durch gewiſſe Derter ge: 


Soto, 1559. 


—t 
Ihr Wegwei⸗ 
er will ſie um⸗ 


die ohne Gehölze, aber fo voller Koth waren, daß weder Pferde noch Menfchen Herz eymen laſſen. 


hie ommen Fonnten, Was ihnen am meiſten befehwerlich fiel, war bie große Menge von 
En Dornen und Diefteln, wodurd) fie mußten. Gleichwohl marfchiveten fie fünf. Tas 
auf dieſem befehmertichen Wege, Da fie aber feine Lebensmittel mebr hatten: ſo muß⸗ 
ie wieder nach Aute zuruͤck kehren, da fie denn noch neue Befchwehrlichkeitenunterwe- 
in Keben ‚und vier Tage lang von nichts, als Wurzeln, leben mußten, Sie erqui⸗ 
ih + fich zu Aute ein wenig, nahmen auf fünf Tage $ebensmittel mit ſich, und ſetzeten 
durch noch beſchwerlichere Wege fort, als die erſtern. Da fie fich einftens 
fir, Nacht in einem Gehoͤlze bey einem großen Seuer ausruheten : fo nahm ihr indiani- 
i Wegweiſer, welcher es uͤberbruͤßig war, daß es fo lang waͤhrete, ehe fie umfamen, 
Ye Feuerbrand, und fehlug einen Soldaten damit ins Gefiht. Die andern, welche 
Kg ehhei fahen, würden ihn ohne Zweifel gerödter haben, wenn es Aniaſco nicht ver⸗ 
— haͤtte, welcher ihnen vorſtellete, ſie konnten ihn iho nicht entbehren, und müßten alſo 
— die Finger ſehen. Der Indianer wurde dadurch nur verwegener und bez 
fin te noch einigen andern eben fo übel, daß man ihn endlich nach vielen Schlägen feſ⸗ 
mußte, Da er fich alfo aufer Stande ſah, ihnen zu ſchaden, oder zu entfliehen s. fo 
—* voller Verzweifelung uͤber denjenigen her, der ihn bewachete, riß ihn nieder, und 
In mie Fuͤßen. Man ſtach mit Degen und sangen auf ihn, Fonnte ihn aber wenig, 
den, tfhaden; fo daß fie faft glaubeten, er Fönnte ſich feſt machen; daher fie ihn denn eis 
Hunde zum Zerreißen überließen. Allein, auch dieſem ri er den Rachen von einan⸗ 

+ da man ihn denn noch endlich mit vielen Stößen todt machete, 
ach diefem feßeten fie ihren Weg fort, und befahlen einem andern Indianer , ‚ben 


Sie gelangen 


Rec: en, Sit 
\ uf ihrer Ruͤckkehr nach Aute gefangen hatten, bey Sebensftrafe, er ſpilte fie treulich endlich an das 


n M. Dieſer hatte fich bisher taub geſtellet, weil ihm der andere mit dem Tode gedvo- 
ben, tte, ſo bald er ihnen dienen würde, Als er fich aber nunmehr von feinem Gefährten 
vu fah: fo gab er ihnen durch Zeichen zu verjtehen , daß er fie an das Meer führen 


deer. 


tige’ wo Narvaez feine Schiffe gebauer hätte ; fie müßren abeverft wieder mach Autezus 
g 


ben , weil es fonft unmöglich wäre, dahin zu gelangen, ungeachtet fie die Wellen 
Insı " döreten. Er hielt auch fein Wort; und fie kamen nad) zwölf Meilen von Aute an 
Rechen eines großen Meerbufens, an welchem fie hingiengen, und endlich den Ort er⸗ 
SAL wo Marvaez ausgeftiegen war, Sie fanden dafelöft noch viele Merfmoale und 
anten davon, konnten aber doc) nirgend, wie fleißig fie auch fucheren , von ihm ſelbſt 
Nachrichten irgendwo antreffen, dergleichen ſonſt die erſten Entdecker zu hinterlaſſen 
Mei, Sie folgeten der Küfte diefes Bufens bis an das Meer, welches nut noch drey 
Bukı davon entfernet war, Darauf traten zwölf gute Schwimmer in halb geſtrandete 

en, und erforfcheten Die Einfahrt in den Buſen, welche fie vermögend fanden, ws 


hi . | 
de dene, welche der. General entdecken ließ. in der That iſt, damit fie den Spaniern die Luſt 
dodlane Nugnez Nachrichten groͤßtentheils von benaͤhmen, ſolches zu erobern. Am angef. Or⸗ 
hoſt IN herruͤhren: fo glaubet er, fie haͤtten bos⸗ te IV Cap. 

Weiſe ihr Land ſchiechter beſchrieben, als es 


Soto. 1339 
—N 


Dreyßig Lan⸗ 
zen werden 
nach Hirriga 
geſchickt. 


Capafi wird 
gefangen. 


| 7 
424 | Reifen und Entdeckungen ; 
fe == zu fragen, Sie Eehreten mit diefer Entdeckung wieder zu dem General 
zuru C)s f 
in pie 


Unterdeffen legete Soto, welcher den Winter heran ruͤcken ſah, feine Leute HM h 
Winterquartiere. Er ließ Lebensmittel zufammen bringen, und Häufer bauen, dan 
ne Leute defto bequemer wohnen koͤnnten. Er befahl auch, die Stadt Apalache zu bee, 
gen, damit er vor den Anfällen der Wilden ficher wäre, und ſchickete einige Snotanek! 
Gefchenfen an den Capafi, um ihn zum Frieden zu bewegen. Diefer Cacique aber wol 
von nichts hoͤren, und verſchanzete ſich in einem ſehr beſchwerlichen Walde. Da oT 
fe Hoffnung verlor , ihn zu gewinnen < fo befahl ev dem zurückgefommenen Aniaſco, ft 
dreyßig Lanzen nad) Hirriga zu gehen, und den Caldero von da abzurufen , welcher DA — 
nichts mehr zu thun hatte. Dieſes war ein beſchwerlicher und gefaͤhrlicher Marſch * 
ungefaͤhr ein hundert und funfzig Meilen. Nichts deſtoweniger traten fie ihm ben goft 
des Weinmonates 1539 an. Sie famen glücklich über den apalachifchen Moraft, und 
nach Dffachile, wo fie gegen Abend Halte macheren, und darauf zu Mitternacht vor * 
ſem Orte vorbey ritten, aus Furcht, ſie moͤchten ſonſt geſehen werden. Sie ſetzeten oh! 
Schwierigkeit über den Fluß gleiches Namens, und gelangeten nach Vitachuco, wel 
ſie ganz verlaſſen, und die Haͤuſer voͤllig zerſtoͤret, auf den Gaſſen aber noch die neulich &* 
mordeten liegen fanden. Die Indianer zerftöreten diefen Ort, in der Meynung, er 
unglücklich. Sie ließen aud) die Todten unbegraben, weil fie folche als elende Leute auſt 
hen, die ihr Vorhaben nicht hatten ausfuͤhren koͤnnen, und den Thieren zum Raube go! 
müßten, welches ordentlicher Weife die Strafe für diejenigen war, die im Kriege ungli® 
lich geweſen. Hinter Birachuco trafen die dreyßig Spanier zween Indianer an, mo! 
ſich ihnen einer mit gefpanntem Bogen entgegen ſtellete. Weil fie es aber nicht für 
befanden, einen unter ihnen verwunden zu lafjen: fo ritten fie nicht auf ihn zu, ſoud 
neben ihm vorbey. Der Indianer fhalt fie mit vielem Stolze, und großen Dropunst! 
feige Memmen, die fich nicht getrauet hätten, ihn anzugreifen. Durch fein Großth 
und auf fein Rufen kamen andere Indianer herbey, und wollten ihnen den Weg verrenn A 
Sie brachen aber durch und erreicheten eine Ebene, wo fie fic) ein wenig ausruheten, ir 
dem fie diefen Tag, welches der dritte von ihrem Marfche war, ſiebenzehn Meilen ZT, 
geleget hatten. ‘Den vierten vitten fie eben fo viel Meilen, Da fie merfeten, daß malt is 
Marfch ausgefpührer hatte, und ſolchen den andern melden wollte, Damit fie ihnen die je 
fe verfperreten : fo eileten fie, was fie konnten, hohleten einige Bothen ein, und ſtießel 
nieder. Jedoch hatten ſich ſchon viele an dem Fluſſe Ocaly, welchen ſie wider Ver J 
ehen ſehr angelaufen und ſchnell fanden, geſetzet, daß fie alſo Feine Zeit zu verlieren Eu 


ten, hinüber zu geben, wofern fie nicht hier ihren gewiſſen Tod finden wollten. ° 


machete alfo alle nöthige Anftalten dazu, und verfertigee von abgehauenen Zweigen gi u 
um das Geräthe hinüber zu bringen , wenn die Pferde und Menfchen hindurch gel® 
men wären d). * 
Indem dieſe dreyßig Reiter alſo nad) Hirriga zu kommen beſchaͤfftiget waren, ſu 
Soto, wie er den Cacique Capafi habhaft werden Fönnte, weil er glaubere, daB e⸗ 
alsdann leicht feyn würde, die andern zu Paaren zu treiben. Er erfuhr, daß ſolcher 9— 
Meilen von dem Heere in einem dicken Walde war, wo er ſo wohl, wegen der age ge 


eft 
in 


£) Am angef, Orte, VCap. q) Am angef, Orte VI Cap: 





in Suͤdamerica. Vl Buch. XI Capitel. 425 


Bla r Ye der Morälte, und derer Leute, die er zur Vertheidigung bey ſich hatte, ſicher Sors. 1539. 
Als ü eat. Um fich.alfo feiner zu bemächtigen, nahm der General fo viel Soldaten, —v— 
Rn tauchete , und kam in Dreyen Tagen ‚ nad) vieler Beſchwerlichkeit, an den Ort des 
es, welchen die Indianer befeſtiget hatten. Es war ein Verhau, wozu man nur 
89 einen fehr engen Weg, eine halbe Meile lang, fommen Fonnte, Alle hundert 
* ritte war ein gutes Piahlwerf, welches wohl vertheidiget wurde. Als Soto bey ſol⸗ 
Manlangere: fo fand er Leute, welche entſchloſſen waren, ihm den Eingang zu vers 
Kr und er ließ fie fo gleich angreifen. Wegen des engen Weges aber konnten nur 
tern fechten: doc) drangen fie, mit dem Degen in der Fauft, durch das erfte und 

[ ie Pfahlwerk „welches fie niederriffen. Ungeachtet einige von ihnen durch die Pfei— 
int i Indianer verwundet wurden , fo ftürmeren fie doch auch die andern, und famen 
ing Fuß vor Fuß bis an den Ort, wo Capafi war. Als die Indianer ihren Cacique 
fahr fahen: fo verdoppelten fie ihre Kräfte, jochten voller Berzweifelung , und ftürs 


Nites 


fon re *8 en Ei 3 i 
vi ſich blindfings in die Degen und Lanzen. Die Spanier verloren ven Cacique nicht 
du Gefichte, aus Furcht, er möchte ihnen entwifchen. Als endlich die Wilden Feine 


mehr hatten, und es ihnen auch an anderem Gewehre fehletes fo gaben fie nach), und 
Yo cen faſt insgeſammt niedergebauen. Bey Erblifung diefes Blurbades befahl ihnen 
MM cique, welcher ſah, daß die nad) übrigen ihn Doch nicht vertheidigen Fonnten, fie ; 
he 1 ergeben; und den Augenblick fielen fie vor dem Generale auf die Knie, und 
I uren ihn mit thraͤnenden Augen, er möchte doch ihres Herrn verfehonen, und ihnen 
h das Leben nehmen laffen, als ſolchem ein Leid zufügen. Soto wurde von diefer Groß⸗ 
h geruͤhret, und ließ fih bewegen, unter der Bedingung, daß fie gehorfam bleiben 

. Capafi begrüfßete den General, der ihn ſehr höflich empfing , und fic) freuete, daß 
E* N in feiner Gewalt harte, Der Cacique wurde von einigen Indianern unterſtuͤtzet, die 

Sagen halfen, weil er außerordentlich did war. Er konnte für ſich allein feinen 
ih ritt thun, noch fich auf feinen Füßen erhalten , fo daß man ihn auf einem Tragſeſſel 

all hintrug, wohin er mollte: und in feinem Haufe kroch er auf allen viren. Diefe 

Were war Urfache, daß er fich nicht weit entfernen Fonnte e). 

Yun, Nahdem Capafi alfo gefangen worden: fo Eehrete der General wieder nach feinem Cr will fein: 
& tiere, in der Hoffnung , die Indianer würden nunmehr feine Truppen in Ruhe laflen. ae 
Br geſchah aber gerade das Gegentheil. Sie waren über des. Cacique Gefangenſchaft bandigen, 
anliner; und da fie ihn nicht mehr bewachen durften, fo richteten fie mehr Unorönung. 

» Als vorher, Soto beſchwerete ſich darüber beym Capafi, daß feine Unterfhanen die 
ne gegnung nicht erfenneten, die man ihm erwieſe, da fie ſich doch in Anſehung ih⸗ 
RN ft anders bezeugen folften, Er hätte ihnen weder ihre ‚Güter geraubet , noch ihre 
der verheeret; und er würde aud) nicht erfaubet haben, daß man einen verwundet ober 
fee tet Härte, wofern fie Ihn nicht angegriffen hätten, Der Cacique moͤchte ihnen alfo bes 
Ri’ daß fie feinen Truppen nicht mehr nachſtelleten; fonft würde er einen öffentlichen 
ty; leder fie führen, und alles mit euer und Schwerdte verheeren; er ſollte endlich 
& gen, daß, wenn in dem Stande, worein ihn das Glück gefeger hätte, Die Indianer den 
vn onlern fo graufam begegneten, fie diefelben noͤthigen koͤnnten, etwas hartes wider ihn 
unehmen,  Capafi antwortete , Die Aufführung feiner Untertanen misftele ihm um z 

* vie * 
€ 


: x Ebendaſ. VII Cap. 
llgem. Reiſebeſchr. XVI Band. Hbh 


—- 


Soto. 1339. 


426 = Reifen und Entdeckungen 


viel mehr, weil er feit feiner Gefangenfchaft ſchon an fie geſchickt, und ihnen befohlen 
te, den Spaniern nichts zu thus fie hielten aber feine Bothſchaften für verdaͤchtig, m 
koͤnnten nicht glauben, daß man ihm fo begegnete, fondern bildeten ſich vielmehr ei 
füge in Feſſeln, und wäre allerhand Befchimpfungen ausgefeser; er bärhe alſo ben = 
ral, einigen von feinen Leuten zu befehlen, daß fie ihn fechs Meilen vom fager in ® 
Wald begleiten möchten, wo er die tapferften von feinen Untesthanen finden wirde, vie 
mit Namen rufen wollte: fie würden alsdann zu ihm kommen, und da wollte er ihnen 
gute Bezeugen der Spanier gegen ihn erzählen, da fie denn von allen Feindſeligkeiten r 
fichen würden; und das wäre das einzige Mittel, fie zu bandigen, 


* flüchtet Der General ließ ihn alfo von einer Compagnie Reuter und Fußknechten bis a 
fi. 


Sernerer 


Marſch der 


F} 


Fortſetzung 


deſſelben. 


Ort begleiten, wo er verſichert war, daß ſich feine Unterthanen befänden, und befah / 
nen, auf den Cacique wohl Acht zu haben, apafi ließ fo gleich drey von feinen an 
dahin gehen, welche bald mit zwölf andern zurück Famen, Er befahl ihnen, fie poll 
den vornehmften feiner Untertanen melden, daß fie morgen zu ihm kaͤmen, weil er i 
etwas zu eröffnen hätte, welches ihre Ehre und ihre Wohlfahrt berräfe. Die Indie 
giengen mit diefem Befehle fo gleich wieder in den Wald; und die Spanier ware hr 
dem Betragen des Cacique zufrieden. Indeſſen ftelleten fie doch überall gute Schildwf hi 
ten aus, Allein, nachdem es Tag geworden: fo fanden fie feinen Cacique, und au 
nen von denen Indianern meht, die ihn begleitet hatten. Sie erftauneten über viele”, 
gebenheit, und frageten einander, wie das zugienge ? Man glaubete, es müßte ihn ; 
boͤſer Geiſt weggeführer haben, weil die Schildwachten verficherten,, fie hätten die galt 
Nacht Uber gewachet. Es ift aber wohl gewiß, daß fie aus gar zu großer Müpigfeit! 
gefhlafen ; da denn der Cacique feine Gelegenheit erfehen ‚und auf allen vieren ohne 
raͤuſch davon gefrochen, bis er einige von feinen Unterthanen im Hinterhalte angerrof 
die ihn denn geſchwind weiter gebracht, und fich nicht ferner um die Spanier diefen 3 
befümmerten. Ungeachtet num der General über die Nachläßigfeit feiner Befehlshaber — 
willig war ; fo ſtellete er ſich doch, als wenn er ihrem Berichte Glauben beymäße, da 
Indianer große Zauberer wären, und 2WBunderdinge thun fönnten f). A 
In wiſchen waren die dreyßig Keiter unter beftändigem Scharmügeln mit den 3 
dianern über den Ocaly gegangen, und nahmen ihren Weg nach der Stadt pih® 


Peyßigtanen. namens, aus welcher die Einwohner, bey ihrer Einruͤckung, entflohen. Sie wollten 


felbft die Nacht über ausruhen. Weil fie aber merfeten, daß ein Haufen Indianer ar, 
zogen Fam: fo macheten fie fich eifigft davon. Sie ritten diefen Tag, welches der ſech 
von ihrem Marfche war, zwanzig Meilen; und den folgenden Tag eben foweir, da Ih! 
aber einer von ihren Gefährten, wegen der ausgeſtandenen Beſchwehrlichkeiten, FF 
wurde, und auf dem Pferde ftarb, Gegen Abend Eamen fie bey dem großen Morafleiy 
welchen fie fo aufgeſchwollen fanden, dafs die Gewaoͤſſer deſſelben, die mit Gewalt hei 
und hinein giengen, Aerme von der See zu ſeyn fehienen 2). m 
Sie brachten die Nacht voller Unruhe, fie möchten überfallen werben, an demfell 
zu, und verloren noch einen ihrer Gefährten , durch einen plößlichen Tod, Mir at 
hendem Morgen faben fie, daß das Waſſer etwas gefallen war, Ste macheten die ſchl * 
te und ſchmale Bruͤcke in demſelben ein wenig wieder zurechte, ſattelten ihre Pferde ad, er 


DD Ebendaf: im VIll Cap. 8) Ebendaſ. IX Cap, 





in Suͤdamerica. VI Buch. XI Capitel. 427 


Dan das Zeug davon hinüber, Weil die Pferde felbft auf ſolcher niche gehen konnten; Soto. 1539. 
* llen fie hindurch ſchvimmen. Es koſtete ihnen aber viel Muͤhe, ehe fie folches werk. 
ig machen konnten, indem ſie durchaus nicht hindurch wollten, obgleich einige gute 
hi wimmer ſolche vorn an den Halftern zogen ‚ und andere hinter her peitfiheten, Sie 
In, inige Stunden mit ihnen im Waſſer zu thun, und brachten fie nur erft nach drey 
' Nachmiteages yöllig hindurch. Es war ein Gluͤck, daß fi) Feine Indianer da herz 
‚Merken ließen, weil fie fonft gewiß verloren gewefen ſeyn würden, Sie ruheten ſich 
—* acht uͤber auf einer Ebene ein wenig aus, und ritten vor Anbruche des Tages weiter, 
—9 denn einige Indianer auf dem Wege antrafen, welche fie niederſtießen. Sie ritten 
en Tag dreyjehn Meilen, und blieben die Macht wieder auf einer Ebene. Che die 
a aufgieng, brachen fie auf, und marfchiereten bey fruͤhem Morgen bey Urribaracurf 
hi ey. Vieſes war der zehnte Tag ihrer Reife, an welchem fie funfzehn Meilen zu⸗ 
kin egeten, und einen Theil der Nacht drey Meilen von Mucozo zubrachten. Nach Mits 
" Ahr begaben fie ſich wieder auf ven Marfch ; und da fie zwoͤlf Meilen zurück geleget, ſo 
en fie an der Seite in einem Gehölze ein Beuer gewahr. Einer unter ihnen, Nas 
Moron, welcher eine fo zarte Naſe hatte, als ein Spürhund nur ‚immer haben 
Ar und daher auch vielfältig duch feinen Geruch die Jndianer, wie die Hunde das 
” aus ihrer Wirterung, ausfpührete, hatte folches über eine Meile weit vorher gerochen, | 
ihnen gemeldet. Sie ritten gerade auf daffelbe zu, und fanden einige Indianer mit 
M Meipern und Kindern da herum figen, welche Fiſche briethen, Es waren des Mus 
7 Unterthanen, und alſo ihre Freunde. Gleichwohl ſprengeten fie auf fie zu, und nah— 
Rh Ihrer neunzehn davon gefangen, Sie ließen ſich aud) ihre Fiſche gut ſchmecken und 
"eten ſich nicht daran, ob gleich Die Indianer nad) Ortis ſchrien, und ſie an die guten 
ve erinnerten, welche fie demfelben erwiefen hatten. Bey einem ſolchen Verfahren, 
ſe nicht anders zu bemaͤnteln wußten, als damit, man wuͤßte noch nicht, ob ihr Herr 
ieden gehalten haͤtte, und wollte alſo einige von feinen Unterthanen zur Sicherheit 
Sn! gefrauieren fie fich nicht nach Mucozo, fondern nahmen einen Umweg bis nad) 
ah), 


As fi Meile davon an einen Eleinen Moraſt gekommen waren: fo ent- Ihre Ankunft 

k ten ee en worüber fie ungemein erfreut wurden. - Denn fie be- 34 Hirriga. 
teten, Calveron möchte mit feinen Leuten ein Unglüd gehabt, oder fonft aus andern 
F n feinen Poften verlaſſen haben, weil fie noch nichts von ihrem fortdauvenden Aufs 
| nuoalte dafelbft Hatten merken fönnen. Zone Pferde ſelbſt fhienen dadurch munterer zu 
kn ib, und eileten, daß fie mit der Sonnen Untergange Hirriga vor Geſichte hatten. Es 
en gleich einige Reiter heraus, welche auf Kundſchaft um den Ort vitten, und mit ein: 
‘ egeten Lanzen, Paar und Paar giengen. Aniaſco und ſeine Gefährten, Be fie 
Kir Mahmen, ſielleten fich In eben die Ordnung, und eileten ihnen in — HI: 
— Bey dem Laͤrmen, das dadurch entſtund, kam Calderon und bie übrige es 
“ng Aus dem Orte, und empfingen fie mit großen Freudensbezeugungen. Ihre erſte 
® aber war nicht, was der General und feine $eute macheten, fondern ob ſich in ber 


Vin; Ypaladpe viel Gold befände, 


) Hißtoria del Florida, II Sud, X Car 


28 | Keifen ud Entdeckungen 


Soto. 1339, Der ganze Marſch, welchen Aniafco mit feinen $euten gethan, hatte eilf Tage ge 
waͤhret, wovon. fie zween zugebrache, über den Dealy und den großen Moraft zu gehen 
in den andern aber über ein hundert und funfzig Meilen zurück geleget hatten, So 4 
er erfuhr, daß Mucozo den Frieden nicht gebrochen: fo ſchickete ev die Gefangenen zurů : 
und ließ ihm melden, er möchte in ihr Quartier fommen, und Leute mitbringen, we 
die Lebensmittel und andere Sachen wegtragen Fönnten , die man ihm fehenfen wollte, we 
man wegmarfchiven müßte, Mucozo Fam auch) den dritten Tag darnach an; und da 
nicht ſo vom Golddurſte geplaget wurde, daß er daruͤber die Menſchenliebe haͤtte vergeſſ 
ſollen, fo erkundigte er ſich gleich, wie ſich der General und. ihre übrigen Landesleute 
fanden, und wie es ihnen ergangen wäre ? Er blieb vier Tage da, und unter der 
ſchaffeten feine Leute einen großen Vorrath von. Sebensmitteln + Tafelwerfe,, und ander! 
Schiffsgeräthe, Kleidungsſtuͤcken und Gewehre hinweg 5). / 
Ausführung Nachdem Mucozo damit fertig war: fo fuchete man die Befehle des Generale in? 
ee Werk zu richten. Sie enthielten, Aniaſeo follte die in der heil, Geiftes Bay gelaſſe 
RE · Brigantinen nehmen, und an der Küfte gegen Welten bis nach dem Meerbufen Aueh 
mit hinfahren, welchen er felbft entdecket hätte, Arias aber follte mit der Garavelle N 
Havana gehen, und der Gemahlinn des Generales Nachricht von ihm und feiner Entde 
ckung uͤberbringen, auch ſonſt noch andere Sachen daſelbſt ausrichten. Beyde nahme! 
Abſchied vom Calderon, welcher auch feinem Befehle gemäß ſich zum Abmarſche von 
viga anſchickete, um zu dem Generale zu floßen %), ‘ 
Vorfälle in Bey feinem Aufenthalte zu Hirriga hatten feine Leute viele Gärten angeleget, mer 
— —— nen ſie Rüben, Lactuke und-andere Küchengewächfe gefäct batten. Die Indianer fir 
auch) einige Spanier, und zwar durch ihre eigene Schuld, welches ſo zugieng. Es bet 
die Wilden an dem Ufer der heil. Geiftesbay große mit getocfneren Steinen verſchloſſc 
Oerter angeleget, um die Rochen und andere Fiſche zu fangen, welche in dieſe Oerter far 
men, wenn die Fluth anlief, und hernach, wenn fie fich zurück zog, und es Ebbe kr 
faft ganz im Trockenen daſelbſt blieben. Dieſe Fifeheren war groß; und Calderons er 
Daten genoffen derfelben nebft den Indianern. Eines Tages befamen Lopes und Di 
van Luft, ohne Befehl des Sauptmannes zu fiichen. Sie feßeten fich in ein Spell 
und nahmen ihres Befehlshabers Pagen, Mugnos, mit fih. Indem fie fifcheren: 
kamen einige Indianer in Fleinen Kaͤhnen, und fageten Halb auf Indianiſch, halb auf Sr“ 
niſch, fie müßten an dem Sifchfange Theil Haben. Lopes, welcher ungeſtuͤm war, ſag J 
man wollte fie den Hunden vormwerfen, fie hatten nichts mir ihnen zu theilen ; und legete 
gleich die Hand an feinen Degen, und vertwundete einen Fndianer, der ihm etwas zu nal 
Fam. Die andern entrüfferen fich dariiber ‚ fielen über die drey Spanier her, fehlugen J— 
Lopes mit ihren Rudern todt, liegen Galvan fir fode liegen, und nahmen Mugnos mit 9 
dem ſie, wegen ſeiner Jugend, nichts thaten. Einige Soldaten von der Defagund, 5 
nicht weit davon waren, und den $ärm hoͤreten, eileten hinzu: fie famen aber zu ſpaͤt, 
konnten nur Galvanen beyſpringen, daß er ein wenig wieder zu fich ſelbſt kam, Ei 
Zeit darnach fingen die Indianer aus eben der Urfache noch einen Soldaten, welcher a) 
der Ebbe an dem Fuße eines Waldes zwiſchen der Stadt Hirriga und der heit. Geifteeb?) 
Meerfrebfe fing. Als ihn die in dem Gehölze verſtecketen Indianer allein fahen: ſo ger ik 


©) Ebendaf. XI Cap. k) Ebendaſ. XL Cap. 





| in Suͤdamerica. VI Buch. XI Capitel. 429 ° 


—* ſie ſich ihm, und fageten ganz freundlich: man müßte den Fang theilen, Vin⸗ Soto. 1539. 
Bike a, hieß der Soldat ‚gedachte, fie zu ſchrecken, und antwortete ihnen froßig, er 
nichts mir ihnen zu theilen. Die Indianer verdroß es, daß ſich ein einziger Kerluns 
Me! ſo trogig gegen fie zu thun, da fie doch ihrer zehn oder zwölf waren, Sie pas 
in ihn alſo an, und fuͤhreten ihn fort: doc) thaten fie ihm nichts zu Seide. Mugnos 
en tie lebeten zehn Jahre unter ihnen, und fonnten hingehen, wohin fie wollten, 
en lich, aber entflohen fie ihnen, da fich ein chriſtliches Schiff, welches von den Untertha⸗ 
In, es Hirriga verfolge, und durch einen Sturm ergriffen wurde, in die heil, Geiftes- 
geben mußte. So bald fih der Sturm geleget hatte; fuhr eswieder hinaus auf die 
und die Indianer fingen an, ihm wieder nachzuſetzen. Bintimilla und Mugnos, 
—* fie begleiteten, waren in einem Fahrzeuge allein; und weil fie willens waren , zu 
„nen, fo both ihnen das Gluͤck eine fehöne Gelegenheit Dazu. Es erhob fich ein Nord: 
r * und weil.die Indianer befürchteten, ev möchte fie zu weit in das Meer treiben ‚wenn 
"er wiirde, fo eileten: fie wieder an das fand. Die beyden Spanier ftelleten fi, als 
fen fie ein gleiches thaͤten, aber nicht vecht wider den Wind fortkommen fönnten. Da 
| M fahen , daß fich die Indianer von ihnen entferneten: fo wandten fie ihr Fahr⸗ 
g, Id -ruderten nach dem Schiffe zu, welches fie aufnahm ). 
Machdem Aniaſco und Arias abgegangen waren: fo nahm auch Calderon mit funfe Abmarſch 
—* an zu Fuße und ſiebenzig zu Pferde den Weg nad) Apalache, und Fam den zwey von da. 
Ka beym Mucoze an, Der Cacique gieng ihnen entgegen, bewirthete fie wohl, und 
hi, ete fie bis an die Gränzen feines Gebiethes, wo er auf das zärtlichfte von ihnen Ab- 
dp nahm. - Die Spanier fegeten ihren Marfch fort bis an den großen Moraft, ohne 
Nen etwas merkwuͤrdiges begegnete, als daß fie zumeilen von Indianern angefals 
den m). 
Y bi en die ganze Nacht an dem Ufer des Moraftes, und giengen ven folgenden Fortſetzung 
128 





hne Widerſtand hinuͤber, und eileten mit großen Maͤrſchen durch die Provinz Acue⸗ des Marſches. 
ie kame endlich nach Dcaly, welches fie verlaſſen fanden, fü wie auch Dflachile, 
AUS fie eben fo, als aus dem vorigen Drte, Lebensmittel mitnahmen, Sie feßeten ih: 
are durch ein wüftes Land zwiſchen Oſſachile und dem apalachifchen Morafte fort, 
daß die Wilden fie weiter angriffen , als ein einziges mal. Da fie an das Gehölze 
are ware, welches den Moraft umgiebt: fo blieben fie die Nacht über auf der bes 
Arten Ebene; und mit: anbrechendem Tage giengen fie durch den engen Pop, und 
das Waſſer bis an die Brücke, die fie ein wenig ausbefferten. Das Fußvolf gieng 
ar und die Pferde ſchwammen gluͤcklich daſelbſt durch, wo es am tiefſten war. Da man 
ia Inu mepe durch In Moraft vollends dringen wollte, und bie vorderſten Rei⸗ 
dad einer: Mann hinter ſich auf dem Pferde hatte: ſo brachen bie im Hinterhalte lie⸗ 
dern Indianer alfe zu gleicher; Zeit auf einmal los, griffen fie mit großem Gefchreye an, 
Undeten und-röbreten einige, Die Pferde bäumeren fich in dem Waffer und Morafte, 
den gerfen die hinter den Neitern figenden herunter, daß alfo eine große Unordnung unfer 
$h Paniern entſtund, und fie befürchteten, insgefammt niedergehauen zu werden. Weil 
ya aber glückete, einen von den indianifchen Hauptleuten toͤdtlich zu verwunden : po 
IM die andern Indianer dadurch) etwas ſcheu, und ließen allmählich nach, ag die 
Hhh3 pa⸗ 

endaſ, KIN Cap. m) Ebendaſ. XIV Cap. 


430 Reiſen und Entdeckungen 


Bots. 1539. Spanier aus dem Moraſte kamen, und ſich von dem engen Paſſe des andern Duteht 
en 
2 


Meifter macheten, wo fie die Nacht blieben, und ihre Berwundeten verbanden. D 
gen trieben fie die Indianer vor fich her bis zu einem andern Walde, ungefähr zwo ein 
len weit, welcher nicht fo dicht war. Die Indianer hatten dafelbft auf beyden Seiten 
gutes Pfahlwerf gemacht, und fhoffen darauf mit gutem Erfolge auf die Spanier, e 
daß ihnen folche etwas anhaben konnten. Diefe eileten indeffen dennoch muthig hindur 
bis fie auf ein weites Feld kamen, wo ſich die Indianer vor ihrer Reiterey fuͤrchteten, * 
ſie nicht weiter angriffen. Sie lagerten ſich fuͤnf Meilen davon auf einer Ebene, — 9* 
die ganze Nacht unter allerhand Drohungen von den Indianern zubrachten. Den par 
gen fegeten fie ihren March fort, und kamen an einen tiefen Bach, der auf der al — 
Seite mit Pfaͤhlen beſetzet war. Sie ſetzeten hindurch, hieben die Pfaͤhle nieder, u 
achtet die Indianer foldye murbig vertheidigten , und viele von ihnen verwundeten. 
fie aber die Ebene erreichet harten: fo hatten fie wiederum ein wenig Ruhe; indem fit gie 
Indianer nur bloß getraueten , fie in den Gehölzen ind Gebuͤſchen anzugreifen, wo ſi 2 
Pferde nicht jo brauchen konnten. Indeſſen munderten fie fich doch, da fie fo nahe an ” 
lache waren, daß ihnen niemand daraus zu Hülfe kam, und fie auch Feine Spur —— 
woraus fie ſchließen konnten, daß Spanier in der Nähe wären, Sie ruͤcketen alfo 1 
hinan, und ritten endlich mit der Sonnen Untergange hinein, wo fie mit fo viel 9 * 
Freuden empfangen wurden, weil manfie ſchon wirklich, nach denen vielen Berichten, & 
che die Indianer von ihren Mieberlagen ausbreiceten, für verloren geſchaͤtzet Batte- 
farben auch nach einigen Tagen noch zwoͤlfe von ihnen an ihren Wunden m). 
Entdeckung Als Calderon dafelbft ankam: fo war Aniafco ſchon vor fechs Tagen angekommen⸗ 
der Kuͤſte. welcher zu Aute ans Land geſtiegen war, ohne daß er etwas merkwuͤrdiges angetroff 
Man harte zwölf Tage vor feiner Ankunft daſelbſt zwey Faͤhnlein, eines zu Fuße, und f 
andere zu Pferde dahin geſchickt, welche alle vier Tage abgelöfet wurden. Man brach 
die beyden Schiffe allda in Sicherheit, und gedachte, die Winterquartiere vergnuͤgt zu 
bringen. Der General aber befahl dem Hauptmanne Maldonado, er follte die be, 
Brigantinen nehmen, und damit an der Küfte hundert Meilen gegen Weften hinfabr* Rh 
die daſelbſt befindlichen Bayen, Häfen und Flüffe genau beobachten, und innerhalb 5 
sion Monaten zurück kommen, und einen getreuen Bericht davon. abftatten. Mao 
begab ſich alfo nach dem Meerbufen Aute; und Fam, nachdem er längft der Küfte sind 
fahren war, in der vorgefchriebenen Zeit wiederum zuruͤck. Er berichtete, er hätte wc, 
Meilen von dem Meerbufen einen Hafen entdecket, welchen man Achuffi nennere. P und 
Hafen wäre fehr ſchoͤn, und vor allen Winden ſicher; er Fönnte viele Schiffe enthalten, 
hätte einen ſo guren Grund, daß man leicht dich an das Sand kommen könnte, Er brun 
te von da zween Indianer mit, worunter der eine ein Cacique war, Die er auf eine I 
unredliche Weiſe gefangen harte, Als er in den Hafen eingelaufen war: fo bathen Ih" « 
Einwohner höflich, ev möchte an das Sand feigen, und verfprachen, ihm Lebenemittel * 
ben. Maldonado, welcher ihnen nicht trauete, wollte ihre Anerbiethung nicht aueh! w 
die Indianer aber, welche fein Mistrauen merfeten , fucheten, ihm folches zu benehmen a 
dem fie ſelbſt ohne Bedenken zween und zween, oder viere und viere auf die Schiffe kam iet 
und ihnen alles brachten, was fie nöthig hatten. Mach: und nad) bekamen die aM " 


2) Ebendaf. XV Cap, — 0) Ebendaſ. XVI Cap. | 


in Suͤdamerica. VI Buch. XI Capitel. 431 


Fi ‚ und erforfcheten den Hafer Nachdem ’fie nun alles eingenommen , was fie brau- 
en, und gethan hatten, was fie follten ; fo giengen fie wieder unter Segel, und nah⸗ 


N die beyden Indianer, welche denen Freundſchaftsbezeugungen getrauet, die man ein⸗ 


Über gegeben Hatte, verratheriſcher Weife mit 0). 


k Die Spanier vernahmen bie Entdeckung des Hafens Achuffi, und der ganzen Kuͤ— 
F Vergnügen, Es ſchien ihnen, fie koͤnnten nun endlich in Florida wohnhaft wer- 
KR weil fienunmehr einen Hafen gefunden , wo die Schiffe mit allen nöthigen Sachen 
Ben Wohnſitze, anlanden Fonnten, Maldonado erhielt daher Befehl, mit den bey: 
Vrigantinen nah Havana zu des Öenerales Gemablinn, Ifabella von Bovadilla, 
When, und ihr und der ganzen Inſel Euba die Zeitung von allem, was vorgegangen, 
N bringen. Man befahl ihm auch, er follte im Weinmonafe des folgenden 1541ſten 
res p), ſich mit den Brigantinen, des Arias Caravelle , und einigen andern mit Ge: 
Wi , Pulver und Bleye, und anderm Kriegesgeräthe beladenen Schiffen, wieder nach 
tal Hafen Achuſſi begeben, und den Arias zugleich mit fich zuruͤck bringen. Der Gene- 
hatte folches beſohlen, weil er glaubete, daß er zu der beftimmten Zeit das Innere des 
Meg wuͤrde entdecket, und feine Maafregeln genommen haben, ſich daſelbſt zu fegen, 
uf ex fich denn nach dem Hafen Achuſſi begeben wollte, Vorher aber mußte man ſich 
gi Hafens bemächtigen, weil ſolches bey den Gedanfen, ſich in Florida wohnhaft nie⸗ 
a affen, unumgänglich noͤthig war. Maldonado gieng alfo nady Havana ab, wo 
ine Nachrichten mit Vergnügen anhörete, und zur Ausführung ber Abfichten des 
tales alles mögliche beyzutragen, ſich befliß N. 

I Unterdefien lebeten die Spanier in Apalache nicht gar zu ficher; weil bie Indianer in 
Gegenden da herum überall im Hinterhalte Sagen, und ihnen auflauerten. Eines Ta- 
Ma ſich Aniafco feld fieben zu Pferde; und es fiel ihnen ein, etwas um bie Stadt zu 
M, Sie hatten Fein anderes Gewehr bey ſich, als Ihre Degen, außer Pegado, wel⸗ 
eine Lanze fuͤhrete. Als ſie ſo ſacht fortritten, wurden ſie eines Indianers gewahr, 
‚Ser nebſt feinem Weibe, auf einer Ebene bey einem Gehölze, Eleine Bohnen fammelte, 
titten gleich gerade auf fie zu, Da die Frau vor Schreden nicht entfliehen Fonnte: 
j. „Ahm fie der Indianer, trug fie in den Wald, warf fie in dag erfte Gebüfche, und ſtieß 
En Gewalt weiter hinein. Darauf fam er Dreuft wieder an Den Dit, wo er feinen Bo= 
Mr gelaſſen Harte, und gieng mit fo vieler Unerſchrockenheit auf die Spanier zu, als wenn 
Nur wider einen zu fechten hätte, Sie erftauneten über diefe That; und weil fie glaube: 
* es wäre eine Schande, wenn ihrer ſieben einen einzigen toͤdteten: ſo wollten ſie ihn 
fangen, Sie ftürzeten auf ihn fo geſchwind zu, daß er nicht Zeit hatte, ein einziges 
A ſchießen. Cr wurde nieder geritten, und fie viefen ihm zu, er ſollte ſich ergeben. 
Eye’ je mehr fie ihm zuredeten, defto mehr Herz zeigete er, Denn ob er gleich auf ber 
0 lag: fo derwundete er fie doch alle mit feinen Pfeilen an den ‚Beinen, und ftieß ih⸗ 


Soto. 1349: 


Man ſchicket 
einen Bericht 
davon mad 
Havanga. 


Kuͤhnheit ei⸗ 
nes Indianers · 


N ferden damit in den Bauch, Endlich Fam er unter deren Fügen wieder auf, nahm fel- 


ogen in beyde Hände, und gab dem Pegado einen fo ſtarken Schlag damit vor dent 
daß er ganz betäubet wurde, und ihm das Blut ſtromweiſe über das Geficht tief. 
her r deriech darüber in Wuth ſpornete fein Pferd an, und ftieß den Indianer mit et 
Ange todt Harnieder, Die Spanier befaben indeſſen ihre Pferde, und fanden, daß fie 
ings 


® . 
) Man war damals air Ende des Hornungs 3540. 93 Am angef. Orte IE Vuch, KVIE Kap, 


Kopf 


432 Keifen und Entdeckungen 


Soto. 1345. insgeſammt leicht verwundet waren; wie fie ſich denn auch ſchaͤmeten, daß ein ein" 
Menſch ihnen fo viel zu fchaffen gemacht Hatte vr), 


Man will die Während diefer Winterquartiere entfchloß fich Soto, nach denen Ländern von gr 
Spanier hin⸗ da zu gehen, welche gegen Weiten zu liegen, Er erfundigfe fich daher bey allen Imian 
— die in feinem Heere waren, wie auch bey denen, die man täglich, als gefangen einbrachte, 0 
by“ ik. feine Kenntniß von den weftlichen Gegenden des Landes hätten, Unter diefen führeft 

ihm einen jungen Menfihen von ungefähr ſiebenzehn Jahren zu, welcher bey Indian 
geweſen, die oftmals ſehr weit in Florida hinein gegangen, Waaren umzutauſchen. 
meldete ihm, er kennete nur Diejenigen Laͤnder, wo er mit feinen Herren geweſen, u ih 
wollte. die Truppen in zehn bis zwölf Tagen dahin führen. Der General gab ihm 1 En 
einen Soldaten in Verwahrung, damit er nicht entwifchen folltes er hatte aber dazu pı 
nig Luſt, daß er fich vielmehr in allem nach ihren Sitten bequemete, und man iu 
einen gebohrenen Spanier hätte halten follen. Wenig Tage darnach ergriff ma 4J 
andern, welcher ihn kannte, und dasjenige beſtaͤtigte, was er geſaget hatte. Er erb 
ſich auch, die Spanier in diejenigen Provinzen zu fuͤhren, welche er beſuchet haͤtte, un 
von einem fehr weiten Umfange wären. Als man ihn aber fragete, ob fich in ſolchen 
genden Gold, Silber und Edelgefteine fanden, und man ihm alle diefe Dinge zeigeftr 
es ihm deſto begreiflicher zu machen, was man von ihm zu wiſſen verfangere: fo ba 
er, daß es in Cofaciqui Erzt gäbe, das dem gelben und weißen glich, welches mal In 
wies; die Kaufleute, denen er gebienet, handelten ſolches ein, und feßeten es in ande 
Ländern wieder um; man fräfe auch in Cofaciqui eine große Menge Perlen an, und — 
gete dieſerwegen eine unter den Edelgeſteinen, die man ihm wies, Die Spanier w ; 
voller Freuden über diefe Zeitung und dachten nur bloß auf Mittel, nach Cofaciqui mi 
ben, und fich der Reichthuͤmer diefes Landes zu bemächtigen's), 
‚eat 
M 


Einige beſon⸗ Eines Tag gieng eine Partey von funfzig Mann zu Fuße und zwanzig zu Pfe 

dere Gefechte. dem Lager, um eine Meile von da große Hirſe zu holen, wo fie auch fo viel fammelteit, 7 
fie braucheten. Sie legeten ſich darauf in Hinterhalt, um einige Indianer zu erhal 
und ftelleten eine Schildwache dazu aus, Dieſe meldete ihnen fo gleich, es liche ſich 
Indianer blicken, der uͤberall herum ſaͤhe, als ob er etwas vorhaͤtte. Den Augenblick > 
Diego von Soro mit feinem Pferde auf ihn zu. Als der Indianer fah, daß er nicht 
fliehen Eonnte; fo fuchete er nur einen Baum zu gewinnen, welches ihre — 
flucht iſt, machete feinen Bogen zurechte und erwartete feinen Feind feſten Fußes Mr 
Nähe, da er ihn treffen konnte. Weil nun Soto nicht unter den Baum kommen Fer 
fo ritt er vorbey, und gedachte dem Indianer mit der Sanze eines zu verfeßen. Diele! 
mehrete den Stoß ab, und ſchoß fo gleich darauf das Pferd, daß es nach einigen SH 
todt nieder fiel. Velasques eilete feinem Gefährten zu Hülfe, ritt auf den Indianel 
und wollte ihn ebenfalls mit der Lanze niederſtoßen: doch auch dieſen Stoß ſchiug de 
dianer aus, und ſchoß dafuͤr deſſen Pferd nieder. So gleich eileten ſie beyde mit den 
zen auf ihn zu: er erwartete ihr aber nicht, ſondern floh davon, und rief ihnen mit ie 
verächtlihen Mine zu; fie follten einzeln und zu Fuße fommen, fo wollte man ſehen / 
Sieger würde, Pr 


J 


= 


©) Ehendaf. XVII Cap. 5) Ebendaf. KIX Cap. 


in Scdamerien VI Buch. XI Enpitd, 48 


sn Nicht lange nach dieſem Vorfalle ritten Rodriguez und Nelves aus, um aus einem Soto. 1540, 
Q ei 3 ae 


ade bey der Stadt Früchte zu hohlen. Als fie dahin gekommen waren: fo ſaßen fie ab, 
ſtiegen auf einen Baum, ſolche zu brechen. Die Indianer, welche im Hinterhalte 
Ma wurden ihrer gewahr, und fhlichen Hinzu, fie zu überfallen. Nelves, welcher fie 
a fprang von dem Baume, und eilete nach feinem Pferde, befam aber einen Schuß 
N einem Pfeife ‚ welcher ihn darnieder ſtuͤrzete. Rodriguez hingegen wurde wie ein Bor 
don dem Baume geſchoſſen, und ihm hernach der Kopf abgehauen. Nelves wurde 


von einigen Reitern hinweg gebracht: er ſtarb aber bald darauf, - Eines von denen - 


N 
h ſerden, die bey dem Geräufche ſchuͤchtern nach dem Lager liefen , war auch verwundet, und 


den Tag darauf um. Garcilaſſo de la Vega erzählet diefe Begebenheiten, um zu zei⸗ 


daß dleſe Wilden ihrem Manne ſtehen, daß fie muthig, herzhaft und trotzig find; daß 
m &S auf ihrer Hut und zum Fechten bereit geweſen, auch ven Spaniern bey ihrem Auf⸗ 

Malte in Adalache viel zu ſchaffen gemacht Haben, | 
wz Sonſt hat dieſe Provinz einen Ueberfluß au Hirſe, Kuͤrbiſſen und andern Kuͤchenge⸗ 
hen Man findet daſeloſt verſchiedene Arten von Pflaumen und Nüffen, nebft einer 
N Gen Menge Eichen, daß fich große Heerden davon mäften fönnten wenn die Einwoh⸗ 
Vieh hielten. Kurz, das Hnd iſt ſo fruchtbar, daß die Truppen die fünf Monate 
nur bie fie darinnen lagen, überflüßig zu leben hatten; und fie braucheten jich deswegen 
„it über eine Meile von dem Lager zu entfernen. Ueber dieſes giebt es in dem Sande vie⸗ 
; yriße Maulbeerbäume, fehr gute Beiden, vortreffliches Waſſer, Teiche voller Fiſche, 
fig fen voller Kräuter, deren Bluhmen gut für das Vieh, und alfein vermögend find, 


8 zu ernähren Z). 


Der IV Adfchnitt. 
Begebenheiten der Spanier in verfehiedenen Provinzen von Florida, 


Mari von Apalache- Gefecht swifchen ficben des Landes. Abgeſchickte aus demfelben. Aufe 
Spaniern und fo vielen Indianern. Ankunft führung der Frau von Cofaciqui. Das Heer 
Ih der Provinz Altapaha und Achalaque. Cas geht Äber den Fluß. Man ſchicket zu der Mut 
que Eofa und feine Provinz. Cofaqui em⸗ ter des Frau von Cofaeiqui. Tod eines indianie _ 

NE die Spanier. Empfiehle feinem Feld— fehen Herrn. Nückkunfe der Abgeſchickten Me 
banptmanne, ſich an Cofaciqui zu rächen. Marſch tall, das man in Eofaciqui findet: ey 
er Truppen. Sie wiffen nicht, wo fle weiter worinnen man bie vornehmften Einwohner e⸗ 
Sin follen. Man fehicket einige auf Entdeckung gräßt. Hauptort Talomeco.  Abreife aus 
Aus, Begebenheit in der Wuͤſten. Erfolg der Eofaciqui. Vorfälle auf dem Mariche nach 
Pr Entdeckung ausgekhickten Hauptleute. Ans Chovala. Großmuth der Frau von Cofaciqul. 
ft dog Generales in Cofacigun. Entbeckung Begebeuheit der Truppen in der Wuͤſten. 


März im Haoſten Jahre von Apalache auf, und nahm feinen Weg gegen Norden, 


br die wie eine Brücke in dem Morafte lagen, zu dem lecken, welcher auf Ei 
9 Am angef. Orte XX Cap. 
Allgem. Reiſebeſchr. xXV1I Band. Ili 


Fruchtbar⸗ 
keit des Lan⸗ 
des. 


achdem Maldonado nach Havana geſchickt war: fo brach der General zu Ende, des: Abmarſch von 


Apalache. 


marſchirete di lang , ohne von jemanden angegriffen zu werben, und legete IE 
in „ Arichivete drey Tage lang, ob n jeman gegen ; ; 

1 einen Stecken, der von einem Morafte faft verſchloſſen wurde, melcher über Bde Seele / 
8 t war, und. wo man bis an bie Knie hinein ſank. Man gelangete aber auf Stuͤcken 


&oto. 1340. 
— 


Gefecht zwi⸗ 
ſchen ſieben 
Spaniern 
und fo vielen 
Indianern. 


Ankunft in 
der Provinz 
Altapaha, 


ſo viel von dem Haufen ab, und kamen auf ſie zu. Da die Spanier weder Funten M 


— 2 Vi 


44 Reifen und Entdeckungen 


Hoͤhe lag, von da man viele Doͤrfer hin und wieder in einem angenehmen Thale 4 
pr Truppen hielten ſich drey Tage lang in diefem Orte auf, welcher noch zu Apalat 
gehoͤrete. . 

Unter der Zeit giengen fuͤnf von der Leibwacht des Generales, nebſt Aguilera und Mo⸗ 


reno aus, die Dörfer des Landes zu beſehen. Die von der Leibwacht trugen ihre Hellebar 


den, und die andern ihre Degen, Aguilera hatte auch noch eine Kondtartfche und FT 
eine Lanze. Sie giengen über den Moraft, und kamen auf eine mit Hirfe beſaͤete Eben 
wo ihnen, etwan zweyhundert Schritte vom Lager, ungefaͤhr fünfzig Indianer aufſti 4 
Als ſolche ſahen, daß fie zu Fuße und nur ihrer ſieben waren: fo ſonderten ſich gleich 


Armbruͤſte bey ſich hatten, um fie zuruͤck zu treiben: fo konnten die Indianer ſich — 
nad) Bequemlichkeit nähern. Sie griffen fie muthig an, und fehoffen mit ihren pfeil 
auf fie, wie auf wilde Thiere, die in einen Fallſtrick gerathen, da indeffen die andern JF 
dianer fill ſtunden, und nur Zuſchauer abgaben. Die Spanier, welche ihnen nicht 5 
wachſen zu feyn glaubeten , riefen fo gleich: ing Gewehr! und die Soldaten, welche ehe 
höreten , eileten aus dem Flecken durch den Moraft ihnen zu Hilfe, Sie kamen abe) 
fpär, und fanden die von der Leibwacht fehon jeden von zehn oder zwölf Pfeilen erleget, — 
den beyden andern war gleichfalls uͤbel mitgeſpielet worden. Moreno hatte einen Sch 
in der Bruſt, der ihm bis an die Schulter hinauf gieng, und ſtarb, da er verbunden 

de. Aguilera, welcher ſich muthig gewehret und mit feiner Rondtartſche geſchuͤtzet hatte 
war von zweenen Pfeilen an den Schenfeln verwunder ‚ und der $eib ihm ganz braun u 


blau; der Kopf auch ebenfalls verwundet. Denn da die Indianer keine Pfeile mehr ge 
habt j fo hatten fie feine Rondtartſche genommen, und ihn damit wacker — dr 
fie indeffen den Beyftand fahen : fo ließen fie ihn liegen und flüchteten davon =). ” 


Der General brach von dieſem Orte auf, und begab ſich nach den Graͤnzen ber 
vinz Altapaha. Cr hatte ſolche felbft mic hundert und fünfzig Mann ſowohl zu fer 
als zu Buße verfundfchaftet, und Fam den dritten Tag in den erften Dre diefes nd 
Die meiften Einwohner hatten fich von da hinweg begeben‘, fo daß man nur ihrer ee 
fing, worunter zween Hauptleute waren. Man führete fie zum Generale, damit er 9 
ihnen einige Kenntniß des Landes erfuͤhre. Kaum aber kamen ſie vor ihn, ſo Feagenen 
ihn dreuft, ob er Krieg zu führen oder Friede zu machen Fame? und er ließ ihnen m ei 
er verlangere nur Frieden nebft einigen Lebensmitteln, damit er weiter gehen koͤnnte. 
antworteten, man würde fie nicht aufhalten, das Anfinnen wäre billig, und könnte ihn 
leicht gewaͤhret werden, und man würde die Truppen überall giitig aufnehmen, Gie 
cketen auch gleich zwey von ihren Leuten zu dem Eaeique, folches zu berichten, und Gefohfe" 


ihnen, allen denen, die fie anträfen, zu melden, daß die Spanier nur Surchmarfehlretl} 


und nichts verheeren würden, Daher fie ſolche auch niche anfatlen follten, Der Get 
fhöpfete hieraus gute Hoffnung, daß alles nach feinem Wunfche gehen wiirde, und Re 
die beyden Hauptleure in Freyheit. Sie riethen ihm, feinen Marſch nach) einem giecen I 
nehmen, ber beffer wäre, als der Dre, wo er fich befände, Soto ließ fich bereden, “ 
wurde daſelbſt mie großen Sreudensbeeugungen aufgenommen. Det Cacique Fam zu ib 
und Die geflüchteten Einwohner ftelferen fich wiederum ein; und alfes lebete drey Egg 


#) Hiftor. del Florida Lib. IV. cap.I. 


Maren, 





in Suͤdamerica. VI Buch, XI Capitel. 45 
{ii 


ung. Nach folchen marfchireten fie zehn Tage längft dem Zluffe hin, wo fie fehöne Maul: Soto. 1540, 
tbäume fahen , und bemerfeten, daß die Einwohner freundlich und gefelfig waren; daher — 
Ne dern auch auf beyden Seiten einander Fein Seid zufügeten,, und die Spanier bloß mit 
m Nothwendigen zufrieden waren, | 
Aus Altspaba ruͤcketen fie in Achalaque, eine arme und unfruchtbare Sandfchaft, und Achala⸗ 
man nur Greiſe antraf, wovon die meiſten ein ſchlechtes Geſicht hatten, oder gar blind que. 
Die Spanier, welche keine junge Leute ſahen, befuͤrchteten, ſolche moͤchte ihnen 
auren. Sie erkundigten ſich daher forgfältig darnach, und vernahmen, Daß es wirk⸗ 
eine darinnen gaͤbe, ohne daß ſie ſich um die Urſache davon viel bekuͤmmerten; denn 
dachten nur bloß an Cofaciqui, wo fie ſich zu bereichern vermeyneten. Sie thaten große 
ine ‚ und Eamen, weil das Sand ſchoͤn, ohne Fluͤſſe und Waldungen ift, innerhalb 
Tagen hindurch. Man befchenfete den Cacique deffelben , fo wie den von Altapaha, 
dl einige andere, welche mic ihnen Buͤndniß gemacht, mit einem Paar Schweinen, ders 
en man über hundert mitgebracht, weil Florida zu Deren Maftung bequem war. - Sie 
ten auf dem Marfche bey vielerley Gelegenheiten, und man gab allezeit eine Sau und 
Nen Eher, damit fie ſich vermehren möchten x). / hr 
it Wenn der General aus einer Provinz in bie andere marfchivete: fo pflag er allezeit Caeique Cofa 
er auf Erfundigung auszureiten , ober ließ feine Ankunft voraus melden. Er fihicfete und feine Pros 


diene 


n — zu dem Eacique von Cofa, um ihn zu einem Bundniſſe zu bewegen, Cofa und PN 


bin Unterehanen ließen fich folches gern gefallen , und wünfcheten, fie mit nächftem zu ſe⸗ 
Die Spanier verdoppelten ihren Marſch und kamen den vierten Tag nach ihrem 
ruche von Achalaque an den erſten Ort von Cofa, wo ber Cacique mit feinen vornehm⸗ 


| — Unterthanen ihrer erwartete, und ſie hoͤflichſt empfing. Sie blieben fuͤnf Tage in dem 


Me, welches ſehr gut zur Viehzucht und ſehr fruchtbar an großer Hirſe iſt. Cs bat groß 
Bälder , fehöne Fluͤſſe, fruchtbare Ebenen und Gebirge, und vornehmlich fehr. gefellige 
awohner. Man gab dem Cacique, zum Zeichen des Vertrauens und der Hochachtung 
Segen ihn , die einzige Canone in Verwahrung, welche die Spanier bey fich führeten, nad): 
a fie ihm erft die Wirfung derfelben an einer ftarfen Eiche gezeiget „ die fie damit um— 
Seffen, Er begleitete fie einige Tage, und fehickere zu feinem Bruder Cofaqui, ihm die 


iherung des Heeres zu melden, und folches zu einer geneigten Aufnahme in feine täns 


* ken empfehlen. Soto ließ zugleich um deffen Buͤndniß anhalten, und kam nach einem 


aͤgigen Marfche an deſſen Gränzen . 


het So bald Cofaqui vernommen, daß die Spanier nach feinen Ländern fämen: ſo ma⸗Cofaqui ew⸗ 
e 


[Br r P} 4 4 t 4 
ke er alles zurechte, fie anftändig zu empfangen. Er ſchickete ihnen viere von feinen alt: pfängt die 


fi uften Seuten, in Begleitung vieler andern entgegen, fie feiner Unterthaͤnigkeit zu ver⸗ 
en, Soro empfing fie mit großen Liebkoſungen, und kam mit ihnen nach dem erften 
* welcher Cofaqui hieß . Bey feiner Ankunft gieng ihm der Cacique Im Gefolge dies 

feiner Untertanen, die mit ihren Bogen, mit Federn und Mänteln von Marderfel- 
Ehmuͤcket waren, entgegen. Er wies ihnen die Quartiere an, und begab ſich mit 


Spanier, 


Ya zeinigen ‚um ihnen nicht beſchwerlich zu fallen, in ein benachbartes Dorf. Den ans 


Ay Morgen aber fam er wieder zu dem Generale, und fragete ihn, ob er fich ben ar 

balten oder weiter marſchiren wollte, Damit er feine Anstalten darnach machen Fönnte ? 

* Jii 2 Sorte 
9 Ebendaſ. II Cap. ) Ebendaf. III Cap. 


⁊ 
— f | 


436 Reifen und Entdeckungen 


Soto. 1540. Soto antwortete, er wollte nach Cofaciqui geben, und ſich nirgend aufhalten, bevor & e 
dieſem Sande geweſen wäre, Hierauf erwiederte der Cacique; es wäre ſolches von ſein 
Lande nur durch eine Wuͤſte von ſieben Tagereiſen abgefondert; er boͤthe ihm dazu geben 5 
mittel und Kriegesleute an, und er dürfte nur befehlen, es follte fo gleich ausgerichtet > I 
den, Der General nahm fein Anerbiethen mir Vergnügen an und innerhalb vier . 
hatte man viertaufend Mann zur Bedeckung des Heeres, und eine gleiche Anzahl zu 
bringung / der $ebensmittel und des Geräthes beyfammen. Cine fo große Menge Jubialf j 
machete, daß die Spanier mehr auf ihrer Hut ftunden ‚ als jemals, damit fie nicht? 
ihnen überfallen wuͤrden. Allein, diefe dachten nicht daran, fondern ſucheten ihre Freund 
ſchaſt immer mehr und mehr zu gewinnen, damit fie ſich defto beſſer an den Einmehnt! 
in Cofaciqui rächen koͤnnten ‚mit denen fie Krieg führeten, * Bi 
Ewpfiehlt In dieſer Abſicht ließ auch der Cacique wenig Tage vor der Spanier Aufbruche l 
ſeinem Feld⸗ nen oberſten Feldhauptmann Patofa rufen, und empfahl ihm ernſtlich, der Spal 
ey Freundſchaft zu erhalten, und unter deren Schutze fih an den Feinden ihres Landes zu B; 
I 4 — hen. Patofa, welcher von Natur wohl gehildet war „und in feinem Gefichte etwas 9 
. fes zeigere, legete bey Erhaltung diefes Befehles feinen Mantel von Kagenfellen ab, 14 j 
einen Palmziweig, welchen ihm einer von feinen Bedienten nachtrug, und machete vor ft 
nem Heren viele Capriolen und Sprünge, mit fo vieler Anmuth, daß er bervundere wu an 
Darauf gieng er mit dem Palmzweige in der Hand zu feinem Cacique, machete ihm, ö 
Kompliment faft auf foanifche Art, und verficherte ibn, daß er fein Leben in feinem Die 
ſte aufopfern, und alles thun wollte, ihn an feinen Feinden auf eine ausnehmende Arts 
rächen. Der Cacique wollte ihm dafür ſchon im Voraus feine Erkenntlichkeit bezeugen 
und nahm einen Mantel von Marderfellen ‚ den er frug, und die Spanier auf ʒweytauſ⸗ 
Ducaten ſchaͤtzeten, von ſeinen Schultern, und hing ihn dem Patofa um, welches un 
den Indianern eine der größten Ehre war, die ein Unterthan erhalten Fonnte 2). 
Marſch der Cofaqui begleitete den General zwo Meilen; und befahl dem Patofa won neuem, 
Ziuppen. Spaniern zu gehorchen, und fih zu erinnern, daß er fich zu etwas großem anheifchlg I 
macht hätte, Die Indianer und Spanier bildeten zwey abgefonderte Heere, und = 







er : 


reten den ganzen Tag fo, mit eines jeden Feldoberften an der Spige, und dem Gerät 
nebft dem Troffe in der Mitte, Als die Nacht anbrach: fo theileten die Indianer Lebe 
mittel unter die Spanier aus, Die beyden Heere Iagerten fich, ftelleren Wachen au 
und hielten fich dergeſtalt auf ihrer Hut, als ob fie zweh feindliche Heere geweſen malt” 
Nach Berlaufe zweener Tage, kam man in guter Ordnung an eine Wüfte, welche die PT 
vin zen Cofaqui und Cofaciqui von einander abſonderte. Die Spanier marfchiereren (echt 
Tage ohne große Vefchmerlichkeit, durch diefe Wüfte, weil die Gehöe und die BE 
leicht waren. Außer einigen Bächen giengen fie auch über zween fehr breice Fluͤſſe — 
aber nicht tief‘, jedoch fo fehnell waren, daß fie viele Pferde in eine Reihe zufammen MI 
peln mußten, um der Heftigkeit des Stromes zu widerſtehen, und den Durchgang der Tr f 
pen zu erleichtern, welche fich nicht aufreche erhalten konnten, wofern die Pferde nicht 9J 
deſſen Gewalt brachen. Den ſiebenten Tag zu Mittage befanden fie ſich am Ende If 
Weges, dem fie bisher gefolgee waren, und trafen nur Fußſteige an , die hier und ve 
den Wald Binein giengen, und ſich faft eben fo bald wieder verloren, Weil 


2) Ebendaſ. IV Cap. 





in Suͤdamerica. VI Buch: XI Capitel. 437 


ein Weil fie alſo nicht wußten, welchen Weg fie nehmen follten ; ſo fing der General an, Sot0.1540. 
* Argwohn wider die Wilden zu haben. Er ſagete zum Patofa, er haͤtte ſie unter Sen toiffen 
fer der heine der Freundfihaft wollen umkommen laffen ; es mare nicht glaublich, daß un⸗ nicht, wo fie 
F en achttauſend Indianern, die er fuͤhrete, nicht ein einziger den Weg wiſſen ſollte, da weiter hin 
‚Fe doch ſtets mit denen von Cofaciqui Krieg fuͤhreten. Patofa antwortete, er wäre nie: ſollen. 
AS fo weit gekommen, und auc feiner von feinen Leuten; man fönnte die Scharmuͤtzel, 
rei ihnen vorfielen, keinen Krieg nennen; es ſchluͤgen ſich nur einige Parteyen , die 
m er Wuͤſte auf die Jaͤgd und den Fifchfang gegangen, wobey auf beyden Seiten einige 
m en Oder gefangen genommen würden; weil die von Cofaciqui beftändig den Vortheil 
Nabe, fo fuͤrchteten fie fich vor ihnen, und hätten fich nicht unterſtanden, in ihr Land zu 
A daß alfo weder er, noch feine Leute wüßten, wo fie wären; er bärhe, man möchte 
—* Gedanken von ihnen faſſen, als man von ihnen zu hegen ſich merken ließe. Die 
Ye faquier wären zu feiner Niedertraͤchtigkeit fähig; der Tacique und,er wären viel zu edel 
Inne, als daß fie eine fo fehändliche Verraͤthereh gegen fie begehen follten; man koͤnnte 
Verſicherung deſſen, was er ſagete, ſo viel Geifel nehmen, als man wollte; und er boͤ⸗ 
fort feinen Kopf dar, nebft aller feiner Soldaten ihrem , welche ſich blindlings für des 
"igue und für ihre eigene Ehre aufopfern würden. ’ { 
Soto wurde von dieſer Nede gerühret und befuͤrchtete, es möchte dieſer Befehlshaber Man ſchicket 
Weſrgung ſeiner Unſchuld etwas vornehmen, welches einige Verdrießlichteiten nach ſich — aufEnt⸗ 
In könnte, „Er entfehuldigte ſich alfo, daß er ganz und gar nich glaubete, als wenn * — 
Ye; ® Spanier boshafter Weife irre geführet hätten , ſondern 180 vielmehr von dem Gegen 
ie überredet wäre, Man rief darauf den Jndianer, den man aus Apalache mitgenom⸗ 
N, und der fie bisher fo ficher geführet hatte, fich aber auch ige nicht weiter zu helfen 
ußte, und ſich damit entſchuldigte, Daß er ange nicht nach Cofasiqui gefommen wäre, Sie 
ußten alfo ihren Marſch auf gut Gluͤck fortfegen, und Famen gegen Abend bey einem 
ya Fluße an, worüber Feine Fuhrt war. Man hatte nichts zum Ueberſetzen, und die 
ensmittel aufgezehret, welches denn ihr Uebel verdoppelte, daß ſie die Nacht in großer 
—** zubrachten. Mit Anbruche des Tages verſprach ihnen der General, er wollte 
ht eher weiter marſchiren, als bis man einen Weg ausfündig gemacht hätte. Er befohl 
den Hauptleuten Gusman, Vaſconcello, Aniaſco und Tinoco, es ſpilte ein jeder mit. 
en Leuten zuf Erkundigung ausgehen , einige an dem Fluſſe hinauf, die andern hinunter, 
über eine Meile weit in das Sand hinein, und innerhalb fünf Tagen wieder zurück fommen, 
> Bericht abftatten, was fie entdecket hätten. Aniaſco gieng mit dem indianifchen Feld 
tmanne und dem indianifchen Wegweiſer, nebft taufend Indianern den Fluß hinan. 
* andern Hauptleute hatten eben fo viel bey ſich, damit fie ſich deſto beſſer ausbreiten koͤnn⸗ 
Senke Indeſſen ftund Soto am Ufer des Fluffes großen Hunger aus, und aß mit feinen 
N ordenglicher Weife nur dasjenige, was ihm die Indianer brachten. Diefe gingen 
N orgens aus, Hbensmittel zu ſuchen, und Famen Des Abends mit Ber —— 
—8 in, Fiſchen, kurz, was fie nur eßbares finden konnten, wieder zuruͤck, welches ſie * 
 mictheifeten, Beil aber der General wohl ſah daB diefes nicht zuveichen wuͤrde: 


f a — 
li einige Eapineine flachten, wobon jeder Spanier ein haib Pfund, und bie India⸗ 


auch i i 
He Antheii befamen a), | giis | Den 


1 


) Sender. V und VI Cap. 
[4 


* 


48 Reifen und Entdeckungen | 


Sotd.1540. Den fünften Tag, da das Heer in der Wuͤſte marfchirete, lief einer von denen Indin 
X nern, welche für Die Lebensmittel forgen mußten, davon, Patofa, weicher Nachricht 
— von erhielt, ließ ihm nachfegen. Man bekam ihn wieder, und brachte ihn gebunden 
ac den Feldhauptmann, welcher ihm feine That verwies, und ſolche an ihm , andern zum 
ſpiele, nachdrücklich beftrafen wollte, Er ließ ihn alfo an einen Bach führen, und d 
Spitzruthen eines Armes lang bringen. Man mußte das Waffer trübe machen, * 
befahl dem Miſſethaͤter, ſich hinein zu legen, und es auszuſaufen. Viere von den ia y 
ften Indianern Hatten Befehl, die Ruthen zu nehmen, und aus vollen Kräften auf ihn 3 
hauen, wenn er zu faufen aufpörete, Der arme Menfch ſoff, fo viel er konnte. Wen 
aber Athem hohlete, fo gab man ihm fo viel Streiche, daß man ihn zwang, fotzufan, 
Er würde fich haben zu Tode faufen müffen, wofern ihm nicht noch die Borbitte des 
nerales zu Statten gekommen wäre, die er für ihn beym Patofa einfegete 5). " 
Erfolg, der Hatten aber Die im Lager Hunger auszuftehen: fo litten die auf Entdeckung aued 
anf Entder ſchickten Befehlshaber noch mehr, In den fuͤnf Tagen brachten ſie drey ohne Eſſen f 
— ausge- Sie waren auch in ihren Entdeckungen nicht glücklich, außer Aniaſco, welcher ein em 
— an dem Ufer des Fluſſes antraf. Es befanden ſich nicht viel Leute darinnem, aber Kir 
mehr Vorrath an Lebensmitteln. Die Leute des Patofa und Aniaſco waren daruͤber m 
erfreut, und fliegen auf die höchften Häufer, da fie denn dießſeits und jenfeits des Flu 
viele Wohnplaͤtze ſahen. Sie ſchicketen um Mitternacht vier Reiter an den General, 3 
von dem, was ſie gefunden, Meldung zu thun, und zur Verſicherung deſſen, was ſie 
geten, mußten fie Hülfen von dem groben Hirſe und Kuͤhhoͤrner mitnehmen, Bis hihe 
hatten fie noch Feine Kühe in Florida geſehen, ob fie gleich friſch Fleiſch davon gefunden 
und die Indianer hatten ihnen nicht ſagen wollen, wo fie diches berbefämen, Man tt 
nahm noch in eben der Nacht, daß diefes Dorf ſchon zu der Provinz Eofaciqui gebe" 
Des Patofa Seute fielen daher fo gleich über die Einwohner her , und ködteten ohne Aufſchun 
des Alters und Geſchlechtes alles, was ſie bekommen konnten, und nahmen die Köpfe 
von mit, um fie ihrem Cacique zum Beweiſe ihrer Rache an feinen Feinden zu einge! 
Sie plünderten den Tempel, wofelbft die Reichthümer des Ortes waren, und verwuͤſtt 
alles, Diefe Unordnung dauerte bis an den Morgen. Da aber Aniaſeo und Patofe 
fücchteten, es möchten ſich die Einwohner der benachbarten Derter berfammeln ‚und fie übe 
fallen, wenn fie länger da blieben: fo brachen fie gegen Mittag auf, um wieder zu de 
Generale zu ſtoßen re). ic 
Ankunft des Diefer brach auf die erhaltene Nachricht von des Aniaſco Entdeckung ebenfalls 1 gie 4 
Benerales in auf; und der Hunger frieb fie fo geſchwind fort, daß fie in anderthalb Tagen zwölf * 
Cofaciqui. len zurück legeten, und in dem Orte ankamen, wo ber gemeldete Vorrath war. Se 
quicketen ſich daſelbſt ſieben Tage lang; und unter der Zeit Famen auch die andern aus 
ſchickten Hauptleute, ganz verhungert und abgemattet, wiederum zurück, one daß fie ai 2 
entdecket, oder einen Indianer gefangen hatten, Inzwiſchen breitete ſich Patofa M — 
nen Leuten vier Meilen umher aus, toͤdtete ohne Unterſchied Männer und Weiberr 1 
heerete und plünderte alles, wo er nur hinkommen konnte. Der General, wel 
fürchtete, es möchten diefe Wilden ihre Rache noch weiter treiben ‚ und folches feine 
ſichten ſchaͤdlich werden, ließ den Patofa bitten, feinen Völkern Einhalt zu thun. port 


b) Ehendaf, VII Cap. ; ) Ebendaſ. VIII Cap. 


or 
gu 


| 


I  —— —— ne ru 


in Suͤdamerica. VI Buch. XI Capitel. 439 


hete und bey feiner Zuruͤckkunft befchenfere ihn der General, dankete ihm fir feine 


— Dienſte, und bath ihn, nicht weiter zu gehen, fondern zu feinem Caclque zurück zu 
h N j 


FO und ihm auch einige Gefchenfe von dem Generale zu überbringen, Patofa, wel» 


Mit dre genug erworben, und feinen. Herrn fattfam gerächet zu haben, glaubete, Fehrete 
und Setgnügen wieder nach Haufe. Der General blieb noch zween Tage in dem Lager, 
„m 


ie arſchirete darauf längft dem Fluffe weiter; wo er fich nach Verlaufe dreyer Tage an 


rte lagerte, der voller Maulbeerbaume und anderer fruchtbaren Bäume ftund, 


fg Nachdem man das Lager daſelbſt gefchlagen : fo befahl er Aniaſco, er ſollte mie dreyß 
N ann zu Fuße, den Weg, den man bisher gehalten, weiter fortgehen, und verfüchen ' 
F ekliche Indianer einbringen Eönnte, damit man einige Kenutniß von dem Sande und 

Yan, „„aelque erhielte. Er empfahl im auch), alles forgfältig anzumerfen ‚ Damit das Heer 
N icherer marfchiren koͤnnte, und verließ fich übrigens auf feine Einficht, feine Klugheit 
don N Glück, Aniaſco gieng mit feinen Leuten kurz vor der Nacht in der Stille aus 
in. er ab, Nach zwoen Meilen ungefähr höreten fie ein verwirrtes Geräufih, als aus 
kp Dorfe, Sie fegeten ihren Marfch weiter fort, und Das Geröfe wurde deutlicher ‚ 10 
une fhließen konnten, fie müßten nicht weit mehr von einem Flecken fenn. Sie ſchi⸗ 
( Nic alſo an, einige Indianer zu fangen, und ſchlichen ſich in aller Stille um die Wet⸗ 
rade nach dem Dorfe. Sie ſahen es auch bald, aber jenfeits des Fluſſes. Beil fie 
un, eine Ueberfuhrt finden Fonnten, wie fehr fie auch ſucheten: fo fehreten fie wieder um 
&, Men noch vor Tage zu dem Öenerale. Auf ihren Bericht, nahm Soto, fo bald die 


Kup aufgieng , hundert Reiter und eben fo viel Mann zu Fuße, um den Flecken zu ver- 


ing Aften. Als er dahin kam, wo die Schiffe über zu fahren pflegen: fo riefen Ortis 


Soto. 1540. 


Entdeckung 
des Landes. 


er indianiſche Wegweiſer den Einwohnern zu: man kaͤme, mit ihrem Cacique ein 


Mn NE zu fehließen, und die Leute, die fie fühen, wären von dem Öefolge des Abgefands 
Die Wilden erftauneten über das, was fie höreten und fahen, und eileten geſchwind 
Kr in den Flecken ‚die Nachricht zu überbringen 4). 


ei Sechs ver vornehmften Indianer des Ortes fegeten ſich darauf mit einigen andern in 
w dahrag , und giengen an Das andere Ufer. Als fie vor den General famen: fo 
—* fie fich erh gegen Morgen, und bezeugeten der Sonne ihre Ehrerbierhung, dar⸗ 


ib. Cenftpaftigeei inem Stuhle faß, welchen man ftets für ihn bereit hielt, und 
ü aftigkeit auf einem ö 
ea en ae die Fa gehörig empfangen fönnte, die man efwan an 
— ſchicken möchte, Sie frageten ihn nad) der Gewohnheit des Sandes ‚ode 2. 
jagt ieden wollte; und er antwortete ihnen, Frieden und ihr Buͤndniß, nebft Sabr- 
dan» Über den Fluß zu geben. Cr boch fie, ihm den Durchzug durch ihre Sünder zu 
Bienen, und Lebensmittel zu geben, damit er weiter gehen koͤnnte. Die er 2 
mittel en, fie naͤhmen den Frieden an: fie ſetzeten aber hinzu, es waren —— — 
ben IM Sande, weil ein Serben unter ihnen geweſen , da fich viele in bie Waͤlder bege 
gend niche gefäer Hätten, Doch wollten fie thun, was fie fönnten; fie haͤtten eine jun⸗ 
Via ensperfon zu ihrer Gebietherinn,, die eben fo Flug, als großmürbig wäre, welcher fie 
SM abſtatten, und ihm ihre Antwort wieder melden wollten. Sie begaben ſich * 
u) Cendaſ. IX Cap. 


Abgeſchickte 
aus demſel⸗ 
en. 


dia gen Abend, dem Monde und hernach erft beugeten fie fich vor dem Soto, der mit 


2.440 Reifen und Entdeckungen 


Soto izs * —— nach Ihrem Orte, und meldeten ihrer Prinzeſſinn, was ihnen war aufgetragen 
Auffuͤhrung Kaum hatte fie ſolches gehoͤret, fo befahl fie, ihr ein Fahrzeug fertig zu halten, in 
ber Grau von welchen fie nebft acht ihrer vornehmften ——— J eh J 
Cofaciaui. Gefolge der vorigen ſechs Indianer in einem andern Schiffe, hinuͤber zu dem Generale ſuht. 
* Sie beſtaͤtigte ihm, was ihre Geſandten geſaget hatten: doch both fie ihm die Haͤlſte von 
denen Lebensmitteln an, die ſie in ihren Vorrathshaͤuſern haͤtte; ſie wollte auch zur Einquat 
tirung ſeiner Leute alle Anſtalten machen; und morgen ſollten Floͤße und Fahrzeuge zu er 
führung derſelben in Bereitfehaft feyn ©). Indem fie alſo mit dem Generale redete 
reihete fie eine Schnur großer Perlen, die ihr dreymal um den Hals, und bis hinunlet uf 
den Gürtel gieng, eine nach) der andern ab, und machete dem Sctis ein Zeichen, @ nit 
; fie nehmen und dem Generale geben. Weil ihr folcher aber meldete, fie würden noch 

= mal fo fhön ſeyn, wenn fie felbft ihm folche überreichere: fo antwortete fie, die Sicefamf 
ihres Gefchlechtes verböthe ihr ſolche Freyheit. Soto, welcher ſich das, wg fie fageteı 
Flären laffen, fagetes ihre Hand würde wirklich den Werth des Gefchenfes erhöhen; u 
da es ein Zeichen des Friedens feyn follte, fo wäre es nicht wider den Wohlſtand, noch ® 2 
die Ehre ihres Gefchlechtes. Diefes machete fie denn fo dreuft, daß fie ihre Perlen dem y 
nerale mit einer befondein Annehmlichkeit uͤberreichete; welcher denn zugleich einen ſ — 
Kubin von feinem Finger zog und ihr anſteckete. Die Spanier, ſchreibt Garcilaſſo, 
ren voller Verwunderung über ſte, und von ihrer Schönheit und ihrem Verſtande page 
ſtalt eingenommen, daß fte fich auch nicht einmal nad) iprem Namen erfundigten. 

Das Heer Man machete darauf alle Anftalten zu der Ueberfahre übe n de 
geht uͤber den Matroſen fuͤr eben denjenigen hielten, der an der Kuͤſte RR Et, 
Fluß. macheten eine ſo große Anzahl Floͤſſe, und brachten ſo viele Fahrzeuge herbey daß man def 

andern Tag bey guter Zeit hinüber Fam, Jedoch erſoffen ven Spanien daher ein 
Pferde, weil fie gar zu fehr eileten. Die vornehmſten wurden in den Flecken verlegek un 
für die andern außerhalb demfelben Hütten von Baumzweigen gemacht f). 


Man ſchicket Den Morgen darauf erkundigte ſich Soto ſorgfaͤltig nach der Beſchaffenheit der 9 
zu der Mutter vinz Cofaciqui, und erfuhr, daß das Erdreich ſehr gut zum Feldbaue, und zur Vie gu 
der Frau von waͤre. Ex vernahm über Diefes, daf die Mutter der Frau des Landes eine Witwe M 
Cofaciqui. und zwoͤlf Meilen von dem Drte Iebete. Ihre Tochter Tief fie, auf Anſuchen des Generd⸗ 
les, durch zwölf von den vornehmſten Indianern zu ſich bitten. Allein, fie wollte ni fon 
men, beſchuldigte ihre Tochter einer Leichtfinnigfeit, und bezeugete viel Verachtung geaf! 
Die Spanier. Auf dieſe Nachricht befahl der General dem Aniaſco, er ſollte mit pn") 
Mann zu Fuße längft dem Fluſſe hinunter nach dem Orte gehen, wo fie fich aufbielte, gi 
fie mit aller Freunblichfeit in das Sager zu bringen füchen. Die Frau yon Cofacigu 39 
ihm zum Wegweiſer einen jungen Indianer von vornehmem Stande mit, ber yon el “ 
Bedienten begleitet wurde. Sie hatte ihm aufgetragen, er follte, wenn fie bald an! 
und Stelle wären, vorausgehen ‚und ihrer Mutter die Ankunft der Spanier melden, 
fie erſuchen, freyroillig mit ins Sager zu Fommen, wo fie alle Ehre und alles Vergnügen er 
würde, Diefer junge Herr ſah wohl aus, und befaß viel Gefchicktichkeir, Er mar jr 


©) Ebendaſ. X Cap F) Ebendaſ. XI Cap, 


J 


in Suͤdamerica. Vl Buch. XICapitel. 44 


der h * 

den * der Frau von Cofaciqui erzogen worden, und deswegen bey ihr ſehe in Gna · Soto. 1548. 

du & aß man daher hoffen konnte, er würde fie den Spaniern geneigter machen; zumal — 

Midi vr ar Freundfchaft zu gewinnen fuchete, und ein Vergnügen bezeugete, ihnen S 
8) - 


Ben; Nachdem Aniaſco und feine Gefährten ungefähr drey Meilen bey der größten Sons Xobeines in⸗ 
Fi an marſchiret waren: fo ruheten fie fich unter großen Bäumen ein wenig aus, Hier dianiſch. Herm 
I der junge indianiſche Herr, welcher fie bisher auf eine angenehme Art von Cofaciqui 

ag en benachharten Ländern unterhalten hatte, auf einmal an, in tiefe Gedanken zu 
— ſtuͤtzete feinen Kopf auf den Arm, und ſeufzete von einer Zeit zur andern. Man 

e ihn aber nicht um die Uxfache feinee Bekuͤmmerniß befragen, damit man ihn nicht 

mehr Fränfete, Er börete auch bald ein wenig auf zu feufzen, nahm feinen Köcher, 
dep 309 einen Pfeil nach dem andern Geraus. Sie waren überaus ſchoͤn; weil Die vor⸗ 

ſten Floridaner darinnen eine Ehre ſuchen, und ſie ihnen mit zum Putze dienen. Die 
danier betrachteten fie, und lobeten fie. Unterdeſſen aber zog der Indianer, da er merkete, 
wan nicht Acht auf ihn hatte, ganz facht einen heraus, deſſen Spige von einem Feuerſtei⸗ 
gleich einem Dolche war. Er ſtieß ihn ſich in den Hals, ehe es jemand wahrnahm, und 

" {dE Harnieder. Die Spanier erſchracken über diefen Zufall, und.ärgerten fich, daß fie 
Ws nicht Hatten vorbeugen fönnen, Sie riefen feine Leute, und frageten fie, was ihn 
—* die ſem Selbſtmorde koͤnnte bewogen haben. Sie antworteten, fie glaubeten, er 
An, Gedacht, der Dienft, welcher er den Spaniern erwieſen, würde der Frau fehr uns 
nehm feyn, zu ber er fie fuͤhrete; es ſtuͤnde zu glauben, daß fie ſich fehr darüber aͤr— 
N wuͤrde, teil fie nicht gleich auf das erftemal gefommen wäre; und er erfennete alſo 
# Siebe ſehr ſchlecht, die fie für ihn gehabt; dabey hätte ex ſich aber auch eingebildet, daß 
u ihrer Tochterin Ungnade gerathen wuͤrde, men er das nicht thäte , was fie ihm 
| ig ragen hätte; und da er alfo gefeben, daß er entweder der Mutter oder ber Tochter 
Hallen muͤßte, fo hätte er lieber den Tod erwaͤhlet. 

Die Spanier fanden diefe Muthmaßungen wahrſcheinlich, und fegeten ihre Meife Ruͤckkunft ber 
W Sie frageten die Bebdienten Des verftorbenen Indianers, ob ſie wuͤßten, wo fich die Abgeſchickten. 
ir aufbielte, und mie weit es noch) dahin wäre, Sie geftunden ihnen aber aufrichtig: 
h Herr allein hätte folches nur gemußt: doch wollten fie ſich bemuͤhen, ſolche ausfuͤndig 
Machen, Man marſchirete alſo noch vier Meilen weiter, und fing einen Indianer 
dreyen Meibesperfonen , die ihnen fagen follten,, wo ſich die Mutter der Frau von 

irigi aufhielt. Allein, dieſe wußten wohl, daß fie ihren gewöhnlichen Aufenthalt vers 

N Hatte, nicht aber, mo fie ißt anzutreffen wäre: gleichwohl meyneten fie, es müßte ſol⸗ 
gender Mühe ſeyn. Die Spanier , welche fich eben feiner unnötigen Gefahr ausſe 
dere olten, und glaubeten,, daß ihnen dieſe Frau, bie fo viel Abneigung gegen fie bezeus 

» doch nicht viel nügen würde, hielten es für das Befte, daß fie wieber zurück kehreten. 
Tage dernoch erboth fihein Indianer, er wollte ſie zu Waſſer dahin führen. Aniaſco 
is mit zwanzig Mann auf zweyen Fahrzeugen ab, Fam aber nach ſechs Tagen, und 
in r ausgeftandenen Beſchwerlichkeiten eben fo fruchtlos wieder, weil ſich die Frau 
daß > Wald begeben, woraus man fie ſchwerlich bringen fonnte, fo bald fie erfahren, 
ie Spanier fie von neuem ſucheten h).; Bi 
\ ah⸗ 


Ebendaſ. XII Cap. m) Ebendaſ. XIII Cap. 
gem. Beiſebeſchr. XVI Band, 2 


42 SH Reifen und Entdeckungen 


Soto. 1540. Waͤhrender Reife des Aniaſco erkundigten ſich die andern Spanier, wecht A, 
SE — ; — ———— Ackethuͤmerm 
ſammt hoffeten, in Cofaciqui ihr Gluͤck zu machen, ſorgfaͤltig nach denen Reichthü 

ae die man darinnen anfräfe. "Der General ließ die beyden jungen Indianer rufen, die of 
—— ihm in Apalache zugefuͤhret hatte. Er ſchickete ſie nach der Frau von Cofaciqui, und fan 
— ſie erſuchen, ſie moͤchte doch Perlen nebſt dem gelben und weißen Metalle bringen ia job 
welches die "Kaufleute eingetauſchet, denen fie gebienet hatten. Sie ließ auch ſo gield) ik 

bes Metall auffüchen, und man brachte Kupfer) von einer ftarfen Goldfarbe, nebft ger 
fen weißen Tafeln, wie Silber, eine Elle lang und; breit, drey bis vier Finger dick, 
insgeſammt ſehr leicht. Wenn man ſie aber rieb: ſo wurden ſie, wie ein ſehr ae 

Erdklos, zu Staube, Dabey ließ fie den Spaniern fagen , es fänden fich zu Ende 
Fleckens in einem Tempel, wo man die vornehmften Einwohner begrübe, allerhand jr 
von Perlen im Ueberfluſſe: fie koͤnnten ſo viele davon nehmen, als ſie wollten : went! 
daran noch) nicht genug hätten, fo wirden fie eine Meile davon in dem Hauptorte des f 
des, wo fich ihre Vorfahren aufgehalten, einen andern Tempel antreffen, worinnen 
gleichfalls eine große Menge derfelben fehen würden : fie überließe folche ihrer Willl 
und. über dieſes koͤnnten fie auch viele durch Die Fiſcherey im Lande bekommen. Dieſe 
richt troͤſtete die Spanier noch über ihre fehlgeſchlagene Hoffnung/ Geld und Silbe 
finden: jedoch glaubeten auch einige, es müßte in dem Kupfer viel Gold ſtecken: gell” 
ten es aber nicht probiren 2). are re in 
Tempel, wor: Da man von dem Reihthume des Tempels wußte, worinnen Die vornehmften 9 
innen man die wohner begraben wurden: fo ließ man folchen fo gleich bewachen; und nach des AM 
sornebmften Zuruͤckkunſt begab fich der General mit feinen vornehmſten Hauptleuten dahin, Sie fat 
ihr hnerbe · den im dieſem Tempel große hoͤtzerne Kiſten, woran nur die Schlöffer fehleten. es" 

den folche.an den Mauern herum auf Baͤnken, zween Fuß hoch von der Erde, und ie 
die ſo gut einbalfamivten Leichen in fich, daß fie nicht vochen. Außer dieſen großen si, 
fanden ſich auch noch einige Fleinere und fehr huͤbſch gemachte Körbe von Schilfe par N 

Diefe legten Kiſten waren voller Manns- und Frauenskleider, und die Körbe mit allerhan 

Ba Perlen angefüllet, "Die Spanier freueten fich über fo viele Reichthuͤmer; denn es waren 

als tauſend Maaß Perlen da. Sie wogen zwanzig Maaß davon, und nahmen oe 
allem zwey Maaß mit eben fo viel Derlenfaamen , die fie nach Havana fchickeren. X, 
‚General wollte nicht, daß man fich. viel damit beläftigen ſollte; und er hätte auch Die! de 

gen wieder in Die Körbe legen laſſen, wenn man ihn nicht geberhen hätte, fülche ausgaft 

len. Er gab alfo den Soldaren ganze Hände voll, mit dem Befehle, Roſenkraͤnze d 

aus zu machen, wozu ſte dienlich waren. st — 
Hauptort Ta⸗ Dieſer Schatz machete fie begierig, auch den in dem Hauptorte des Landes zu ner 
Iomero, wo die Caciquen felbit begraben wären, Soto nahm alfo zween Tage darnad) brehhune 
‚Mann von feinen vornehmſten Truppen, und gieng /damit nach dieſem Orte welchet 9 
lomeco hieß. Der Weg von dem Lager bis dahin, war mit Bäumen bedeckt, woren 
Theil Srüchteerugs; und es ſchien, man fpazierete imeinem Baumgätten,  » Sie‘ 

alſo mit: Vergnügen daſelbſt an, fanden ihn aber, wegen des Sterbens ni verlaſſen. 

meco war ein ſchoͤner Ort„und zeigete genugſam, daß er der Sitz der Caciquen ge ige 

Er lag auf einer Fleinen Anhöhe bey dem Fluſſe, und beftund aus fünfundert we 


) Ebendaf. XIV Eap, 


in Suͤdamerica. VIl Buch. XI Capitel. 443 


tn Häufern, Der Herren ihres erhob ſich über die Stadt, und ward ſchon von wei- Soto. iza 
3 Selen. Es war auch viel größer, viel ſtaͤrker, und viel angenehmer, als die andern. J 

& ade demfelben gegen über Tag ber Tempel „ worinnen die Gärge ‚der Caciquen ftunden, 
hi A voller Reichthuͤmer, und auf eine prächtige Art gebauet k).. - Der General aber ließ 

8 davon nehmen, fondern begnügere ſich nur, fie gefeben zu haben, und fehrete wies 

Nach feinem Lager zurück N. 
Yun So bald; er dafelbft angekommen, zog er von den benachbarten Sändern Erfundis _Abreife aus 
bb ein; und nachdem man ihn verfichert hatte, Daß fie fruchtbar und bewölfert wären: Cofaeiqui. 

eſahl er feinen Leuten, ſich marſchfertig zu halten, und nahm Abſchied von der Frau 

ofaciqui. Weil fie aber nicht Lebensmittel genug hatten: fo mußten fie ſich (heilen; 

ae? von den Hauptleuten mit zweyhundert Mann zu Fuße und hundert zu Pferde 

| Meilen in das Sand hinein , an der Seite des Weges nach Chovala, wo man hin⸗ 
nie ten wollte, gehen, um bafelbft aus einem Stecken groben Hirſe zu hohlen, und da⸗ 

Wieder zu dem Heere zu ſtoßen. | an x 
be Diefe Hauptleute brachen fo gleich auf ; und der General nahm den Weg, den er Borfälle auf 

Hoffen hatte. Er kam innerhalb acht Tagen nach Chovala, welches an die Provinz dem ructse 
fa aciqui graͤnzet, und die Hauptleute in den Flecken, wo ſie die Hirſe hohlen ſollten. Sie nach Chovala · 

den daſelbſt einen großen Vorrath Davon, und nahmen p viel, als ſie noͤthig zu haben 
Uber, Sie eileten, um wieder zu Dem Generale zu ftoßen ; ‚und weil einige befürchte: 

unterwegens Mangel zu leiden, indem fie nicht wußten , wie weit ſie von ihm entfers 

aten: fo marſchireten fie geſchwinder, als es die Hauptleute, wegen einiger Franken 
de ‚ zugeben wollten. Hieruͤber wäre es beynahe zu einiger Meuterey gekommen, DIE 
— gluͤcklich beygeleget wurde; amd fie erreicheten endlich den General, welcher. ſeit 

N Tagen in. einem Thale der Provinz Chovala ihrer erwartete, welches auf dem Wer 
big den fie genommen hatten, fünf Meilen entfernet war. Sie marfihireten faft beftäna 
ft durch ein ebenes fand dahin, welches alle drey bis vier Meilen von kleinen Fluͤſſen durch⸗ 
je, een wurde, Sie trafen aud) einige Berge mit fehr angenehmen Abhängen und voller 

Önen Viehweiden an. Uebrigens war der Weg von Apalache dis nach Chovala ungefähr 

und fünfzig Tagereiſen, und faft immer gegen Norden oder Nordoſt. Es war 
Hi vuͤrdig, daß fie in denen; Dörfern , welche ‚unter der Frau von Cofaciqui ſtunden, 

Yun, "Dianifche Sclaven aus andern Ländern antrafen, welche diejenigen, Die auf die 
Y d und Fifcheren giengen, zu Gefangenen macheten. Dieſe Selaven dieneten zum 
bbaue ‚ und man hatte fie ſehr gemishandelt damit fie nicht entfliehen ſollten. Denn 

Ngen waren die Sehnen an der Kniekehle, und andern über der Zerfe zerſchnitten m). 

Die Spanier hielten ſich vierzehn Tage in dem Hauptorte Chovala auf, welcher ——— 
ſhen einem Fiecken und einem ſeht ſchnellen Strome lag. Sie wurden daſelbſt ſehr Innnvn 
ul Aufgenommen; weil die Provinz unter Der Frau von Eofaciqui ftund. Sie — 
du auf, und marſchireten ben exften Tag durch beſaete Felder; Die fünf andern gi ig 
w unbewohnete Gebirge , welche voller Eichen, Maulbeerbäume , und fehönen Vieh⸗ 


= n waren. Die Frau von Eofaciqui hatte es nicht dabey bewenden faffen, daß ſie den 

ur Ktfa Spa: 

9% 

in, Die Befehreibung deſſelben wird unten im dem 1X Abſchnitte won den Sitten und Gebraͤuchen ber 
er vorkommen. N — 

h Ebendat, KV Eas; m) Ebendaf, XVII Cap * 


’ 


444 Reiſen und Entderkungen 
| 2 


Soto. 13540. Spaniern Wegweiſer bis nach Chovala mit gegeben; fondern auch ben Einwohnern die h 
Provinz befohten, ihnen fo viel Sebengmittel zu ſchaffen, als fie verlangeren, und De 
gar Indianer zu geben, Die ihnen die zwanzig Meilen ber dienen ſollten/ weiche ſie du 

die Gebirge marſchiren mußten, ehe ſie nach Guachule kamen. Damit auch alles = 
ordentlicher zugienge: fo ließ fie die zum. Dienfke beftimmten Indianer von vier der 39 
nehmſten des Landes führen, denen fie noch über dieſes anbefohlen Harte ‚fie folften, ſ ” 
fie in das Sand Guachule kaͤmen ‚ ls ihre Geſandten, voraus geben, und ven Cacig 
deſſelben erſuchen, die Spanier in feinen Staaten guͤnſtig aufzunehmen; und wofern 
fich deffen weigerte, ihm den Krieg von ihr anzufündigen. Der General wußte hie? ui 
nichts, und erfuhr folches erſt, da man aus den Gebirgen heraus war, und die vier J 
dianer * Erlaubniß bey ihm anhielten, voraus zu geben, und ihre Bochſchaft M 
sichten m), 


Begebenheit Den Tag, da die Truppen aus Chovala ausmarſchireten, vermiſſeten ſie drey ee 
der Truppen gen, wovon zween Megern, und der dritte ein Maur war. Die Liebe zu den Weibssf" 
in der Wuͤſte fonen hatte fie vielmehr, als eine übele Begegnung, beröogen , davon zu laufen, und = 

ter den Indianern zu bleiben, welche fo vergnüge darüber waren, fie bey fich zu ha 4 
daß man fie niemals wieder finden kennte, wie viel Mühe man fid) auch gab, ZW 
Tage nad) diefer Flucht, da die Truppen durch die Wuͤſt⸗ marfchiveten, wurde einer ® ’ 
den ftärfften Soldaten, Juan Tervon, des vielen Tragens überbrüßigz und we 
feinen Ranzen unnöthiger Weife befchwerer zu haben glaubete: fo nahm er ungefähr pe 
Pfund Perten heraus, und bath einen feiner Freunde unter den Reitern, er follce fie —9 
men. Da ſich folcher dafür bedankete, und ihm rieth, er möchte fie doch ſelbſt behalte" 
oder mit nach) Havana fehicken , um ſich Pferde dafür zu faufen, damit er nicht mehl 
Fuße gehen dürfte: fo wurde Terron dadurch fo aufgebracht, daß er fagete: fie ſollen nich 
weiter gehen. Darauf ftreuete er fie fo gleich umher in das Gras und Gebüfche auf oh 
den Seiten. Man erftaunete über diefe Narrheit. Denn die Perlen waren fo großr f 
Ruͤſſe und hatten ein ſehr ſchoͤnes Waſſer. Weil fie auch noch nicht gebohret ware’ : 
ſchaͤtzete man fie über fechstaufend Ducaten am Werthe, und las ungefähr noch dreyßig — 
von wieder auf, die den Verluſt der andern deſto mehr bedauern ließen o). — 


m) Ebendaſ. XVnl Cap. s) Ebendaſ. XIx Cap. 





in Suͤdamerica VIBuch. XICapitl. 445 
Der V Abſchnitt. Soto. 1548, 


Bots: 508 
Aufnahme der Spanier in verſchiedenen Provinzen von Florida. | 


Het eiquen von Gunchufe und Schi fie auf: gen des Nathes des Taciqu Gefecht bey 
—* Art der Indianer, die Perlen aus der Mauvila. Verzweifelung eines Indianers 
— bringen. Aufnahme der Spanier Zuſtand der Spanier nach dem Gefechte, Ver⸗ 
— und Cozas Kfichkeit des Cacique Co⸗uſt der Indianer. Beʒeugen der Teuppen nach 
——— der Truppen, Mifnahme des dem Gefechte. Abfichteu des Generales. Meus 
—* def a Tafealuza, Verſtellete Freund» terey einiger Soldaten. Eintritt der Spanier in 
h * en. Man kommt nad) Mauvila. Chicaʒa. Sie gehen über deu Sup. Gefecht 
der 9 ng dieſes Ortes, Entdeckung eis bey Chicaza. Erfindung wider die Kälte, 
errätherey in Mauvila. Entſchließun⸗ 
Ih die Spanier durch die Wäfte waren: fo ruͤcketen fie in den Hauptort von Buachn- Aufmbme 
le ein, welcher zwiſchen vielen Bächen lag, die von den umberliegenden Bergen a 
en 2 N g, d erneg gi que zu Gun 
gl " und die Stadt auf allen Seiten umgeben. Der Cacique diefes Landes Fam, in Dez ule, 
Ng von fünf hundert, nach ihrer Art, herrlich geſchmuͤckten Jndianern, dem Generale 
1 ne halbe Meile entgegen, und führete ihn mit vielen Freundfchaftsbezeugungen in ſei⸗ 
g, Oleken, der aus dreyhundert Feuerftäten beftund, Er verfah die Spanier , auf bie 
ih Mehlung der Frau von Cofaciqui, mit allen Nothwendigfeiten; und ber Generat hielt 
Vier Tage fang bey ihm auf. 
Darauf nahm er feinen Marſch nach der Provinz Iciaha, oder Ichi, und kam, da And dem zu 
he Tage fünf Meilen marfchirete, den fechften in dem Hauptorte derfelben an. Um Wr 
fa; zu gelangen „gieng er an vielen Bächen laͤngſt hinter die von Guachule fommen, 
{N AN einiger Entfernung von da mit einander vereinigen, und einen fo mächtigen Fluß 
lg en, daß er in der Provinz Iciaha, welche von der andern dreyßig Meilen entfernet 
tn, größer ift, als der Guadalquivir bey Sevifla. Der Hauptort in Iciaba gleiches Na- 
lie” liegt an der Spige einer Zufel von mehr als fünf Meiten im Umfange. Der Cacique dere 
dung. Sleng dem Generale bey feiner Annäherung entgegen , und Heß ihn mit vielen Freu⸗ 
ke gungen empfangen, Man bewirthere die Spanier auf das Befte, und bemuͤhe⸗ 
6 h, ihnen allen guten Willen zu erweiſen. Der. General erfimdigte, ſich, nad) feiner 
Ka po deit, was man in dem Sande befonders Finde; und der Cacique meldete ihm, dreyß 
fin, etlen von feinem Orte faͤnden ſich Bergwerke von dem gelben Metalle, wornach er 
fh 3 und wenn er Seute dahin ſchicken wollte, fo wollte ex fie ficher hin und wieder herr 
Auf E laſſen. Villalobos und Silvera erbothen fich, diefe Reife zu tun, und giengen, 
fen, * Generales Einwilligung, auch ſo gleich mit einigen indianiſchen Wegwei⸗ 
Po Den andern Morgen beſuchete der Cacique ben General, und gab ihm ‚eine Schnur — 
ten > ungefähr zwo Klafter lang. Dieſes Geſchenk hätte ohne Zweifel fuͤr ſchon Fön- 2 ich Kor 
norbalten werden, wenn bie Perlen nicht gebohret geweſen wären. Denn fie waren ins? Mehr a ke 
tg gt gleich, und fo grof, wie die Nüffe. Soto gab ihm zut Erfennslichkeit dafuͤr ei gen, 
tücfen Sammet und Tuc) , welche von den Indianern befonders hoch geſchaͤtzet wur⸗ 
Er fragete ihn, wo die Perlen gefifcher würden, und vernahm zur Antwort, daß es 
Kkk3 m 
®) Hüter, del Florida, Part, I. Lib. 1. cap. L. Be, 


Soto. 1540. 


446 Reifen und Entdeckungen 


in ſeiner Provinz geſchaͤhe; es befaͤnde ſich in dem Tempel zu Jeiaha, wo feine Vorfah ale 
begraben wären, deren eine große Anzahl, und man möchte fo viel davon nehmen ı 
man wollte. Der General wolle ſich diefer Anerbiethung nicht zu Nutze machen, ſon 


ren 


dern 


erkundigte ſich bloß, wie fie Die Perlen aus den Schalen befämen. Das follte er mer 
ſelbſt ſehen, antwortete ihm der Cacique, und befahl darauf fo gleich, es follten vier Fa in 
zeuge auf die Perlenfiſcherey ausgehen, und gegen Morgen zuruͤck Fommen, Unterdt * 
ließ er viel Holz am Ufer verbrennen, und ein großes Kohlfeuer machen worauf man 


e 
der Zuruͤckkunft der Fahrzeuge die Muſcheln legete, welche ſich denn von der Hitze eroſu 
ten. Man traf bey der Eröffnung der erſten zehn oder zwölf Perlen von der Größe 


Erbſe an, die man dem Cacique und dem Generale brachte r 
ſehr fhön fanden, nur das ihnen daß Feuer etwas von ihrem 


eine 
ie 

welche mit zu fahen, und f 

Ölanze entzogen hatte, 


cos 
nad) der Tafel brachte ihm ein Soldat, der von denen Mufcheln gegeffen , welche DIE 3 ; 


dianer gefifchee hatten, eine fehr fehöne Perl von einer lebhaften Farbe, die er unterbem 
fen zwiſchen die Zähne befommen hatte, und von den Kennern auf vier hundert Duca 


gen 


geſchaͤtzet wurde, weil fie nichts won ihrem Glanze durch das Feuer verloren hatte. 
. Einige Tage darnach kamen diejenigen, die auf Entdekung ausgegangen waren, 


ruͤck, und berichteten, die Bergwerke wären Kupfer von einer fehr hoben Farbe; 
man forgfältig füchete, fo würde man vermurhfich auch Gold und Silber antreffen; 


N * 


guet 
br 


} 41 
gens wäre das Land, wodurd) fie gegangen waͤren, gut zur Viehzucht und zum Feld en 


in denen Stecken, wo fie Durchgegangen, hätte man fie gut au 


fgenommen, und fo gat 


Nacht, nachdem man fie gut bewirthet gehabt, ein Paar hübfche, junge, artige Re 
chen gefchickt, bey ihnen zu ſchlafen: fie haͤtten fie aber nicht angerühret, aus Furcht; 


„Indianer möchten ſich den andern Morgen dafiir rächen q). 


Aufnahme der Den folgenden Tag nad) ihrer Zuruͤckkunft brach man v 
Spanier in de ſchirete laͤngſt der Inſel hin. Fuͤnf Meilen von da, wo ſich 


eofte 


und Coza⸗ 


dem Fluſſe desjenigen vereiniget, in welches man kam trafen 


a 
on Iciaha auf, und ml 
der Fluß dieſes Sandes ey 
fie den Hauptort von HT, 


fte gleiches Namens an. Der Cacique deffelben empfing fie anfänglic) ganz anders, 


feine Nachbarn. Denn als fie in Acoſte einrückeren: fo hatte er über — 


Mann in den Waffen, lauter herzhafte und ſtreitbare Mannſchaft, welche den ganzen 
in den Waffen blieben, und den Spaniern mir fo vielem Stolze und Uebermurhe begeg 


fen, daß man vielmal bereit war, handgemein zu werden: be 


r General aber hindert, 


damit man den Frieden nicht bräche, den man feit dem Ausmarfche aus Apalache bee 


tet hätte. Man gehorchete, und blieb die. ganze Macht im Gewehre, fo wie auc die 
den, welche den; Morgen hoͤflicher, und nicht mehr fo mistrauiſch waren, Der Cacique! 


kan 


in Begleitung ſeiner vornehmſten Unterthanen ‚und both den Spaniern, auf’ eine verhl } 
fihe Art, grobe Hirſe an, welche fie annahmen und fogleich über den Flug und aus d 
‚f 


Sande giengen, aud) froh waren, daß es noch ohne Streit abgelaufen, 


Sie ruͤcketen in die Provinz Cosa, deren Einwohner fie 
nen von einem Flecken zum andern Wegmeifer gaben. Eojai 
Meilen queer hindurch, Das Erdreich derfelben iſt gut, u 
Denn die Spanier giengen in einem einzigen Tage, ohne die 
ihres Weges zu vechnen, durch zehn oder zwoͤlf kleine Flecke 


D Am angef. Orte IL Cap. 


ihr 
geneigt aufnahmen, ud 
ft eine Provinz von bull ri 
nd das Sand ſehr bebol iur 
Dörfer auf beyden 


huen 
n, deren Einwohner "a 


in Suͤdamerica. VIBudh. XI Capitel. 447 


P 
—— erwieſen, und ſie von einem Orte zum andern, ihren ganzen Marſch über, Soto. 1540. 

* en, welcher vier bis fuͤnf Meilen in einem Tage war, "Der Cacique, welcher an 
ke; ndern Ende der Provinz feinen Sig hatte, ſchickete alle Tage zu dem Generale, und 
lee wegen feiner Ankunft bewillkommen, und ihn erſuchen, ſich nach ſeiner Bequem⸗ 
Ion. naͤhern; er erwartete ihn in dem Hauptorte, woſelbſt er mit ſeinen Truppen gut 
* aufgenommen werden. Die Spanier kamen auch, nach einem Marſche von drey oder 
zwanzig Tagen, gluͤcklich an dieſem Orte an. Der Cacique gieng ihnen mit mehr, 

ae fehr wohl gebildeten und fehr ſchoͤn gepußten Indianern, wovon die meiften 

, erfelle umhatten, auf eine Meile entgegen, und hohleten fie alfe in ihren Wohnpfas, 
fi und aus fünfhundere Käufern, und lag an den Ufern eines Fluſſes. Sie hielten 
fr aſelbſt ungefähr zehn oder zwölf Tage auf, und erhielten allerhand Zeichen einer grofs 

Sreumdfchaft r) 
Eines Tages, da der Cacique Coza mit Soto und feinen vornehmſtem Befehlsha- Höflichkeit des 

ha geſpelſet Hatte, fagete er zu ihnen: er wünfchete, wofern fie fi in dem Sande niederz Cacique · 
ur en gedächten, daß fie feine Provinz vor andern Dazu erwaͤhlen möchten; fie hätten nur 

Pad unfruchtbareften Gegenden Davon geſehen; er verficherte fie, Das Erdreich waͤre 
Me Und der Aufenthalt angenehm, wie fie es felbft finden würden, wenn fie es ganz be= 

N offen ; fie Fönnen ſich die befte Öegend davon erwählen, und eine Stadt und 
hin darinnen bauen, und fie bevölfern ; follten fie folches aber nicht annehmen wollen; 
fe Me er, daß fie wenigitens ben herannabenden Winter bey ihm zubringen möchten, da 

I denn von affem mit Mufe beffer unterrichten fönnten, Der General dankete ihm 
hi ine Anerbierfung, und bach, diefe gute Gefinnung gegen ihn zu erhalten ; er koͤnnte 

N eher an eine Miederlaffung gedenfen, als bis er ſich eines guten Hafens verſichert haͤt⸗ Jin 
pr Ip die Schiffe aus Spanien mit den dazu gehörigen Norhwendigfeiten einlaufen koͤnn⸗ 
et würde fich indeſſen feines Erbierhens zu Muse machen, und bald wieder zuruͤck 
ben Men, Der Cacique bezeugere fich fehr vergnuͤgt daruͤber, welcher etwan ſechs bis ſie⸗ 
& und zwanzig Jahre alt feyn mochte, wohlgebildet, vernünftig und fanftmüthig war, - 
Rbegleitete die Spanier bis an die Graͤnzen feines Landes. 


day, Sie kamen innerhalb fünf Tagen bis an den Flecken Taliffe, welcher der Schlüffel Asmarfih der 
ig ft, Er war wohl umpfaͤhlet, mit ſehr guten Wällen, ober Erhöhungen von Erde verſe⸗ Truppen, 
heil und einem Fluſſe umgeben. Er erkannte den Cacique Coza nicht recht für feinen Herrn, 
tete ein benachbarter Cacique das Volk wider ihn aufzuwiegeln ſuchete. Gleichwohl fuͤh⸗ 
Aal £einen Krieg mir ihm. Allein Taſcaluza, ſo hieß dieſer Cacique ‚ war betruͤ⸗ 
Kinn’ verwegen uhd unternehmend , und mochte gern Handel anſtiften. Eya, welcher 
* feit langer Zeit wußte, begleitete Daher den General um fo viel lieber mit vielen Kies 
euten, damit er die Einwohner in der Furcht und im Gehorfame erhielt, Bey dem 
; Marfche der Spanier aus Coza hatte fich einer von den gemeinen Leuten verſtecket, da⸗ 
in, % ihnen nicht folgen dürfte. Man vermiſſete ihn nur erſt zu Taliſſe, und verſuchete, 
wieder zuruͤck zu bringen, aber vergebens, und er wollte bey den Indianern bleiben. 
— wandte ſich dieſerwegen an den Caeique, daß er ihn ausliefern möchte + doch 


nutſchuldigte fich damit, er konnte niemand aus feinem Lande gertreiben , der Eis 
u 


?) Ebendaſ. 1II Cap 


Soto 1540. 
mn 


Des Oma: i 
es Aufnahme zu ihm, Diefes war ein junger Menfch von ungefähr achtzehn Jahren, aber fo groß, 


von Taſcaluza. 


Verſtellete 
Freundſchaft 
deſſelben. 


448 0 Reifen und Entderfungen 


a, — und es waͤre doch billig, daß einer da bliebe, da ſie alle nicht haͤtten da bie 
en wollen +), 

Bey dem Aufenthalte des Generales zu Taliffe kam des Cacique Tafcaluss Zr 
er alle Spanier und alle Indianer bey dem Heere, fat um die Hälfte übereraf. Er art 
viele anfehnliche Leute in feinem Gefolge, und kam, als ein Gefandter, dem Genera * 
Freundſchaft von feinem Vater, und deſſen fand anzubierhen, Soto empfing ihn hope 
und da er ihm bezeugete, daß er felbft zum Tafcaluza gehen wollte, fo melvere im ſoie 
fein Vater wäre nur zwoͤlf Meilen von dem Lager, und man koͤnnte durch zween BI 
dahin fommen, welche er möchte befehen laſſen, da man denn durch ben einen bit, un? 
auf dem andern wieder her marfchiren, und alsdaun den angenehmften wählen £önnte 
Villalobos erboth fich zu dieſer Unterfuchung ; und nach feiner Zurückkunft nahm man vor! 
Eosza Abſchied, und gieng mit Flößen über den Fluß. Taliffe. Mach einem öreneäglaf! 
Marſche gelangete man in das Geficht eines Fleinen Dorfes, mo Taſcaluza der Span 
erwartete. Er war ihnen entgegen gegangen, und hielt fih auf einer Anhöge auf, UM h 
befto beffer zu fehen. Es ftunden auf hundert der vornehmften Indianer um ihn her 


da er auf einem hölzernen zioeen Fuß hohen Stuhfe faß, der ohne Armlehne und RrRůckte 


ne, und ganz aus einem Stuͤcke war. Bey dieſem Stuhle ſtund ein Indianer mit & 
Sahne vom Gemfenfelle mit drey blauen Duserftreifen, von der Geftalt einer Reiter 
darte. Die Spanier erftauneren darüber, weil’ fie noch Feine Fahne unter den Indianer 
beſchen x Er: % 6 . 4 
aſcaluza war etwan vierzig Jahre alt, und uͤber zween Fuß hoͤ Is die, ME 
che ihn begleiteten, ſo, daß er ein Rieſe zu feyn ſchien. ve —* ae ec 
dick wohl gewachſen ‚ein fhöner Mann von einem edlen und flolzen Wefen, Es nd) 1 
ten fich ihm einige Officier: er that aber, als ob er fie nicht ſahe. Bey der Ankunft de 
Generales hingegen ſtund er auf, und gieng ihm einige Schritte. entgegen. Sie unter! 
beten fich unter der Zeit, Daß die Truppen einquartiret wurden; und darauf gab er ht 
Generale „ welcher bey feiner Annäherung abgeftiegen war, die Hand, und führere iD N 
die fir ihm zubereitete Wohnung. Man ruhete zween Tage lang in dem Dorfe auf, — 
machete ſich den dritten wieder auf den Marſch. Taſcaluza wollte ihn, unter dem 
wande der Freundſchaft, auf dem Marſche durch ſeine Lande begleiten, und der Generali j 
ein Pferd für ihn ſuchen, fo wie er es bisher mit allen Caciquen gehalten hatte. Da 
Fonnte aber Feines recht für ihn finden, und auch bey dem aller größten hingen ihm die 20 
ne faſt auf die Erde, nachdem man ihn darauf gefeget hatte. Man gab ihm einen ſcha 
lachenen Rock, und eine Kappe von eben der Farbe. Den dritten Tag, da man in 
nem jeden vier Meilen marſchirete, kam man endlich in der Hauprftadt = — 
gewöhnlich, nach dem Namen ihres Herrn und des Landes, Taſcaluza nannte. * 
war groß und ſtark, weil ſie mitten in einer Halbinſel lag, die von dem Fluſſe geh! 
tird / welcher bey Taliffe vorben geht, und hier viel größer und ſchneller iſt. Den and 
Morgen gieng man über den Fluß, Weil man aber nicht Zlöße genug hatte: fo brach 
man faſt den ganzen Tag damit zu, und lagerte ſich eine halbe Meile von da, in ei 
angenehmen Thale, Hier vermiſſeten fie Billalobos und einen andern Reiter, oßne de 


> 5) Ehendaf, IV Cap. BER J 


} 


in Suͤdamerica. VI Buch, XI Capitel. u 


Pi u | 
* konnte, wo ſie hingekommen waͤren. Man muthmaßete nur, ſie möchten ſich etwas Soto. 1540, 
ernet haben, und von den Indianern ſeyn erſchlagen worden. Denn Villabos pflag 


Be Aus dem Lager zu reiten, und im Sande herum zu fehmeifen. Die Freundſchaft des 
“que ſchien den Spaniern nicht mehr vecht aufrichtig zu feyn, zumal feine $eute, als fie 
ben bey ihnen nach ihren verlorenen Gefährten erfundigten, “ihnen trogig zur Antwort ga= 
* ſie waͤren nicht ſchuldig, ihnen Rechenſchaft davon zu thun, da ſie ſolche nicht in 
wahrung gehabt. Der General wollte es für igt nicht weiter treiben, fondern verfchob 
e Rache bis zur bequemern Zeit f). 
Be andern Morgen ſchickete er ein Paar erfahrene Keiter, Gonzal Quadrado —* koͤmmt 
* amillo, und Diego Vaſques, nach Mauvila, welches anderthalb Meile von dem "* hMauvila. 
war, um dieſen Flecken zu verfundfchaften , und feiner dafelbft zu erwarten. Er felbft 
M hundert Mann zu Fuße, und eben fo viel zu Pferde, um mit dem Cacique den Vor⸗ 
% auszumachen. Das. übrige Heer folgere ihm fpat nach, und zerſtreuete fich weit. herz 
N weil gs glaubete, es hätte nichts zu befürchten. Der General Fam um acht Uhr des 
rgens zu Mauvila an, welches aus achtzig Häufern beftund, in deren einigen man funf- 
Mundert, in andern taufend, und in den fleinften ungefähr fechshundert Perfonen be- Beſchreibung 
Mergen konnte. Diele Haͤuſer hatten indeſſen nur ein Hauptgebäude, oder ein Haupt- dieſes Ortes. 
Mer, und jedes Hauptzimmer iſt wie ein großer Saal mit einigen Kleinen Mebenzim- 
N; denn das ift der Indianer Art zu bauen. Sonſt waren die Häufer, weil Mauvi— 
9 Graͤnzort iſt, ſtark und ſchoͤn, und zeigeten die Macht des Cacique genugſam an. 
d meiſten gehoͤreten auch ihm zu, und die andern ſeinen vornehmſten Unterthanen. 
Ru se Flecken lag in einer fehr angenehmen Gegend, und mar mit einem, ſehr hohen 
Be ® umgeben, der mit großen Stücden Holz verpallifadivet war, die man in die Erde 
et, und mit großen Dueerbalfen von außen verfehen hatte, welche inwendig mit ſtar⸗ 
I, Seifen zuſammen geheftet waren. Das Sbertheil der Stuͤcken Holz war mit einer fet- 
B,20 mit langem Strohe vermifchten Erde überzogen, welches den leeren Raum wifchen 
Stücten Holz dergeftalt ausfüllete , daß es eine Mauer zu ſeyn ſchien. Alle funtiig 
A nite ſtunden Türme, welche acht Mann enthalten fonnten, mit Zinnen vier bis fünf 
3 doch von der Erde. Es waren nur zwey Thore in Mauvila, eines gegen Morgen, 
PR das andere gegen Abend, und in der Mitte ein großer Platz, der mit den vornehmften 
N ufern umringet war. So bald fie auf demfelben angefommen , flieg der Cacique ab, 
tief Ortis, um ihm die Wohnung des Generales und feiner Befehlshaber anzuzeigen, 
NG Agere zu ihm, die Bebienten follten das naͤchſte Haus einnehmen, und die Truppen fich 
erhalb lagern, wo man ſehr gute Hütten für fie gemacht hätte, Der General antwor⸗ 
nn müßte erſt feine andern Leute erwarten. Der Corique gieng darauf in das Hau, 
$ fein Kriegesrath war; und der General blieb mit den Selvaten auf dem Plage, wel- 
ihre Pferde außerhalb dem Flecken ſchicketen. j } x 
ii Indem diefes vorgieng, kam Quadrado, welcher von Mauvila Erkundigung einge Entdeckung 
in Datte, zum Generale, und meldete ihm, man ditefte dem Caeique nicht trauen; er er — 
ihete eine Verraͤtherey; es befaͤnden ſich in den Häufern des Fleckens wohl auf zehn Prev daſelbſt. 


ind Mann , lauter junge und wohl bewoffnete Leutez viele Käufer wären a: 
sh ehr; 


* Ebendaſ. V Cap. 
, Mgem, Reiſebeſchr. XVI Band. su 


450 Reifen und Entdeckungen 


Soto. 1340. wehr; man ſaͤhe Feine Kinder, ſondern nur junge Weibesperſonen da, welche fechten Fort 
ten; die Einwohner wären frey, und ohne Untuße, eine Vierthelmeile von der Stadt We 
ten fie alles verheeret, welches zu erkennen gäbe, daß fie Luft hätten, zu fechten; ſie 
gen alle Morgen hinaus auf das Feld, und macheten ihre Uebungen in fehr guter Ordnun 
er roäre alfo der Meynung, man moͤchte etwas auf feiner Hut feyn. Der General be 
fo glei) , man follte feinen Seuten unter der Hand davon Nachricht geben, damit fie j > 
im Falle eines kaͤrmes, fertig hielten; und Duadrado ſollte ſolches auch den noch zuruͤch 
bliebenen melden z). 


Entſchlleßun⸗ Als der Cacique in das Haus trat ‚ wo ihn fein Kriegesrath erwartete: fo ſagete A 
gen des Rathes zu feinen Hauptleuten, man hätte Feine Zeit zu verlieren, und man müßte fic) geſchw 
des Caeique. entſchließen, ob man die Spanier, die in dem Flecken wären, erwürgen, oder fo fange ur; 
fen wollte, bis fie erſt alle beyfammen wären; er jweifelte an dem Erfolge der Untern 
mung nicht, man moͤchte ſich auch entſchließen, wozu man wollte; weil ſie nur mit ein f 
kleinen Anzahl verzagter und ungeſchickter Seute zu thun hätten ; fiemöchten alfo dreuſt je 
ausfagen, mas fie für gut befanden. Die Meynüungen des Rathes waren geteilet. 7 
nige behaupteten, man follte mir Angreifung der Spanier nicht fo lange warten, bis ' 
beyfammen wären, weil ihre Erfegung alsdann defto ſchwerer ſeyn würde. Andere 9° 
ten: es wuͤrde niedertraͤchtig ſeyn, wenn man ſie angriffe, da ihrer noch ſo wenig matt!) 
man miite fo lange warten, bis fie fich alle zu Mauvila befänben; und alsdann mil 4 
mehr Ehre dabey feyn, fie zu uͤberwinden. Hierauf erwiederten die erften, man duͤrſ 
nichts wagen; wenn die Spanier beyſammen waͤren, ſo wuͤrden ſie ſich deſto muthiß 
wehren, und koͤnnten einige Indianer toͤdten; der Tod ihrer Feinde wiirde ihnen viel 
theuer zu ſtehen kommen, wenn er ihnen das Leben einiger von den Ihrigen Foften pol" 
es wäre alfo am beften, fie ohne weitere Berathſchlagung anzugreifen. Dieſe Meynn 
behielt die Oberhand; und es wurde befchloffen, man wollte eine Gelegenheit zum ZT 
fühen, und wenn man folche niche fände, fie fo angreifen, / Bi 


Anfang des . JIndem diefes vorgieng, wurde dem Generale gemeldet, die Tafel wäre fertig. 5 
—— bey befahl alfo, dem Cacique, welcher beftändig mic ihm gefpeifet hatte, folches zu melden. >) 

auvila. tisgieng demnach zu deffen Wodnung: esmwurde ihm aber der Eintritt werfaget, und mat * 
wortete ihm, Tafcaluza wäre ausgegangen, Er kam zum andern male wieder, und erh! 

eben die Antwort, Dasdrittemal fageteer: Tafcaluza möchte zur Tafel kommen, wen 

ihm beliebete, fie wäre fertig. Hierauf antwortete ein Indianer, der wie ein Dfficier ausladı y 

munberte ſich wie Raͤuber ſich unterſtuͤnden, ihren Heren mie fo weniger Ehrerbiethung 
nennen, und ihm nicht feinegebührenden Titel zu geben; er ſchwuͤre bey der Sonne, es 

dieſen Schurken ihr Uebermuth noch das Sehen foften, und man muͤßte gleich anfangen, fi? — 

wegen zu züchtigen. Kaum hatte er folches ausgeſagt, fo Fam ein anderer, welcher ihm og? 

{ und Dfeile gab, das Gefecht anzufangen, Der Wilde warf fo gleich die Zipfel von fet Ar 

Mantel über die Schulter, machete feinen Bogen zu rechte, und wollte unter einen Ha } * 

Spvpanier ſchießen, der ſich auf der Straße befand. Gallego, der ſich von ingean 

der Thuͤre befand, aus welcher der Indianer gekommen mar, und dieſe Verraͤtherey * 

gab ihm einen ſolchen Hieb über die Schulter ‚ daß er ihn bis auf das Eingeweide ar 


j 


te⸗ 
0) Ebendaſ. VI Cap. 


R* in Suͤdamerica. VI Buch. XICapit. 441 


t „ 2 
"Der Milde fiel todt darnieder, da er eben abdruͤcken wollte, Er hatte beym Heraus: Bote. 1540. 


a ſchon allen Indianern befohlen, die Spanier anzugreifen. ie fielen daher in vol⸗ 
* uth auf.fie, und trieben fie über hundert Schritte aus dem Flecken. Es fand fid) ein 
ötiehener junger Menfch} von etwan achtzehn Jahren Darunter, welcher fich den Gal— 
90 auserſah, und wohl fechs bis fieben Pfeile auf ihn ſchoß, aber vergebens, Voller 
up darüber drängete er ſich dergeftalt an ihn hinan, daß er ihm drey bis vier Schlaͤ⸗ 
Mit feinem Bogen über den Kopf gab, daß das Blut darnach giengew Gallego aber 
Ehſtieß ihn mit feinem Degen, daß ex tobt darnieder fiel, Man glaubete, es wäre der 
un des erfchlagenen indianifchen Hauptmannes, und habe er den Tod feines Vaters raͤ⸗ 
N wollen. Die Reiter, welche ihre Pferde außerhalb Mauvila geſchickt, eileten geſchwind 
‚ Ihnen, Sie konnten ſich aber nicht alle auf folche ſchwingen, und fehnitten ihnen nur 
x einen ab, damit fie der Wuth der Wilden entfliehen koͤnnten. Denn es hatten folche 
* Be gemacht, wovon die eine auf Die Pferde, und die andere auf bie Spa— 
eng ıx % . { 

I Die Keiter, welche hatten auffigen fönnen, eileten dem ‚Zußvoife zu Huͤlfe, welches 
drängt war, und erieben die Indianer wieder im ihre Feſtungswerke hinein, Weil 


l 
None fo plöglich wieder heraus, Daß auch ihrer viele von den Mauern fprangen, und ſich 
lanzen einiger Reiter bemaͤchtigten. Sie erhielten aber keinen ſonderlichen Vortheil; 
di⸗ Spanier wußten fie liſtig heraus auf das Feld zu ziehen, wo fie mit den Pferden 
88 wieder fie ausrichten konnten. Es wurden auf beyden Seiten ihrer viele verwundet 
. erleget; und da die Inbianer fahen, daß ihnen die Pferde den Sieg entriffen, fo 30° 
} fie fich in den Flecken, und verſchloſſen deſſen Thore. _ Der Öeneral ober befahl den 
Ken, welche beffer gerüftet waren, abzufigen, und ſolche aufzufhlagen, Diefes ges 
& einer tapfern Gegenwehr der Indianer. Sie drangen mit hellen Haufen hinein; 
da die Thore nicht weit genug waren, fo riß das Fußvolk auch ein Stuͤck von dem 
1 ühlterfe um, und drang fo in den Flecken. Die Indianer fochten voller Derzweifes 
Ng auf den Straßen, und fucheten, Die Häufer zu erreichen, um ſich Daraus deſto ficherer 
I Dertheidigen. Die Spanier aber legeten Feuer an, wodurch ſolche, weil fie meiften- 
Weis von Strohe waren, bald in völligen Brand geriethen. Als die Indianer noch einen 
hen Theil der Ihrigen dadurch umkommen faben: fo bothen fie die Weiber mit zum 
ab &hte auf, wovon fehon ein Theil an der. Seite ihrer Männer ſtritt. So bald man fie 
mie zum Gefechte rief: fo eileten fie in voller Wurh mit Bogen und Pfeilen, mit Des 
a Hellebarden, und Partifanen, welche die Spanier hatten fallen laſſen, und allerhand 
& N Waffen, hinzu, welche fie geſchickt zu führen mußten. Sie ftelleten fih an Die 
Piße der Ihrigen, und ſucheten mehr, zu fterben, als zu ſiegen. 
N Indeſſen kamen die übrigen Spanier auch aligemach herbey; und ba fie, das Ges 
m ti von weitem höreten : fo muthmaßeten fie leicht, daß es etwas geben — > 
Auf N nunmehr eben fo fehr, als fie erſt gezaudert hatten. Es wurde auch bas efech 
N dem; Felde eben fo blutig, als es in dem Flecken war. Denn da ‚die Indianer federn 
tig, oaen ihre Anzahl ſelbſt in einem-fo kleinen Orte ſchadete, und fie ihre Geſchicklich eit 
recht brauchen konnten: ſo ſprangen ſie EN von ber Maner hinunter, ei 
12 ⸗ 


* 


®) Ehendaf. VII Cap 


r 
Faber nicht ſelbſt, ohne großen Nachtheil, mit hinein dringen konnten: fo fielen die In⸗ 


Fortſetzung 
deſſelben. 


Soto. 1540. 


ne 


Verzweife⸗ 
lung eines 
Indianers. 


Zuſtand der 


452 Reiſen und Entdeckungen 


eileten auf das Feld wider die ankommenden Spanier, Sie hatten aber daſelbſt I 
mehr Gluͤck, als in dem Stecken. Der Vorteil, welchen fie über die Fußvölfer erhielt 
wurde ihnen Durch die Reiter wieder genommen, die fie mit ihren Pferden leicht uͤberwaͤltig 7 
und mit den Lanzen niederſtießen. Bisher waren ‚ außer einigen wenigen, no 


‘7 
Ä 


Reiter mit ihren Pferden in den Flecken gefommen. Nunmehr aber drangen viele fell 


Geſchwader hinein, rannten die Straßen durch, und tödteten alles ‚was fie von Indian 
antrafen. Sie rannten ſo gar einige Spanier mit nieder, welche zu Fuße fochten, 9 
macheten endlich durch eine völlige Niederlage der Indianer dem Gefechte ein Ende, 

ches auf neun Stunden, bis lange nach Untergange der Sonnen, gedauret hatte, und wo⸗ 


bey der General ſelbſt in den Schenkel verwundet worden 7). h 

Nach Endigung des Gefechtes fand fich in Mauvila noch ein Indianer, well 
hitzig wider die Spanier gefochten hatte, daß er niche wahrgenommen, was für ein U h 
bad unter den Seinigen angerichtet worden, Als aber die Wuth, womit er gefochten ha 
fe, ein wenig vorbey war, und cr ſah, in was für Gefahr er ſich bey dem Ungluͤcke get 


artey befand: fo eilete ev nach dem Walle, um zu fehen, ob er das Feld erreichen Font 
/ j F 


Da er aber die ſpaniſche Reiterey und ihr Fußvolk überall herum vertheilet ſah: ſo verlb 


er alle Hoffnung zur Flucht. Er nahm alſo die Sehne von ſeinem Bogen, knuͤpfete Br 
eine Ende an den Ait eines Baumes, welchen man zwifchen den Pfählen hatte ftehen i 
fen, und das andere fich um den Hals, fprang von dem Walle hinunter und erdroffelte ſ 
aljo felbft 2). 

Den Tag nach dem Öefechte, ließ man die Todten begraben, und die Verwundelel 


Spanier nach verbinden: es ſtarben aber ihrer viele noch vorher. Denn man fand ſiebenzehnhundert un 
dem Gefechte. ſiebenzig gefährliche Wunden, ohne der leichten zu erwähnen. Es waren faft alle Solbalt! 


Verluſt der 
Indianer. 


verwundet, und ihrer viele zehn bis zwölfmal, Man hatte nur einen Seldfcheerer, der NO 


Dazu fehr langfam und ungefchickt war; und es fehlete an allem, was nöthig war, pa! 


hatte weder Lebensmittel noch Kleidung, noch Geräth, weil alles in Feuer mit aufgegen 


gen war. Die noch am ſtaͤrkſten waren, macheten Hütten für ihre ſchwaͤchern ——— 


ten; ſie ſchnitten die erſchlagenen Wilden auf, und macheten von deren Fette eine 
falbe, Sie nahmen die Hemden von ihren todten Gefährten, oder auch wohl das u 
aus ihren Hofen, und macheten Bandagen und Schabfel für die Wunden daraus. a 
308 die getoͤdteten Pferde ab, und gab deren leifch den Schwächften zu effen, An 4 
hielten Wache, um ſie vor einem Ueberfalle der Indianer zu ſichern; und ſo brachten 
vier Tage zu, ehe die gefaͤhrlichſten Wunden alle verbunden waren. Indeſſen ſtarben nf 
ver doch noch viele; und es Eoftete ihnen dieſes Gefecht zwey und achtzig Mann, außer fü 
und vierzig Pferden, die man als die vornedmfte Stärke des Heeres bedaucrte 12). 
Die Indianer verloren beynahe eilftauſend Menſchen. Man tödtere ihrer in den ", 
genden um Mauvila zweytauſend fuͤnfhundert, unter denen der Sohn des Cacique h 
und in dem Flecken über dreytauſend, außer einer gleichen Anzabf, die verbrannten. ot 
in einem einzigen Haufe waren auf taufend Weiber erſticket. Vier Meilen um ben a 
in den Gehöhen, Baͤchen, und: andern dergleichen Oertern fanden bie Soldeten/ Mey 


fi 


“ 


9) Ebendaf, VIII Cap. s 2) Ebendaf. IX Cap. 
2) Cbendaf, X Cap, ge 


in Suͤdamerica. VI Buch. XI Capitel. 453 


Dütepn ausgiengen , uͤber zweytauſend Wilde, bie theils ſchon todt, theils doch toͤdtlich Soto.isae. 
ige Under waren, Es wußte aber niemand, wo der Eacique hingefommen wire Ei: — ⸗ 
verſicherten, er haͤtte zaghafter Weiſe die Flucht genommen, andere aber, er waͤre mit 
ranut worden a). 
an mußte ſich einige Wochen wegen der Heilung der Verwundeten in den Huͤtten Vezeugen ber 
Mmerlich bepelfen. Diejenigen, welche fich beifer befanden, ritten vier Meilen umher, aa 
Y ensmittel in den Dörfern zu fuchen, wo fie viele Hirfe, und eine Menge verwundeter In⸗ dem 
h Ne antrafen, ohne daß fie jemand fahen, der für fie ſorgete. Sie vernahmen nur, daß 
Nachts einige kämen und ihnen Hilfe leifteten, und hernach den Tag überifich in die 
* der Yerftecketen. Man ſuchete alſo einige Gefangene zu bekommen, um zu erfahren, 
uf = Sande vorgienge, Die Neiter brachten auch achtzehn bis zwanzig Indianer ein, 
I ausfageren ‚es fände fich niemand, welcher die Waffen führen könnte, da die flreit- 
N von ihnen, in dem Gefechte geblieben wären. Man glaubete ſolches leicht, weil 
N auch wirklich nach diefem Vorfalle nicht weiter beunruhiget wurde, 
F Unter der Zeit vernahm Soto, daß Maldonado und Arias Schiffe braͤchten, und die Abſichten des 
© glücklich entdecketen. Er erfuhr auc) von den Gefangenen, daß das Meer und Die Senerales. 
bs Binz Achuffi, wohin er zugeben wuͤnſchete, nicht brenßig Meilen weit von Mauvila 
Pe Diefe Nachricht erfreuete ihn, in der Hoffnung , feiner Reife ein Ende zu machen, 
6 In Achuſſi zu fegen z denn er war ensfchloffen ‚eine Stadt an dem Hafen zu bauen, 
One er den Namen diefer Provinz führere, wo er alle Schiffe aufnehmen wollte, und eine 
n zwanzig Meilen weit im Lande anzulegen, damit er die Einwohner nöthigte, die 
ii, liſche Religion anzunehmen, und fie nad) und nad) unter die fpanifche Bothmaͤßigkeit 
me In Betrachtung einer fo guten Zeitung, und weil man aus dem Lager leicht 
* Auf kommen konnte, gab er dem Cacique diefer Provinz, welchen er ſeit ei= 
Zeit bey ſich gehabt Hatte, die Freyheit, und erſuchete ihn, ben Spaniern ſeine 
in ofnaft zu erhalten, welche nicht fäumeh würden, In fein Land zu fommen, Dev Cas 
N verſprach folches, und reifete vergnuͤgt ab · t7 | 
Allein, alle Anfihläge des Generales gedachte Provinz zu bevölfern, wurden zu Waſ- Menterey eir 
Es fanden ſich unter den Truppen einige Soldaten, welche Peru hatten erobern hel⸗ — 
J ihnen nun diejenigen —— * — In — ER : 
te, und-fie fahen , daß fie nicht dergleichen In Florida zu hoffen hatten: je konnten 
Il re — —— —* allda zu ſetzen. Sie waren über dieſes der Beſchwerlich⸗ 
kei, uͤberdruͤßig, und durch das legte Gefecht abgeſchrecket worden, und fageten , man hätte 
is * Hoffnung, fo wilde und fo friegerifche Völker, als die Einwohner der weiten Lands 
fi, waren, die fie täglich entdecketen, jemals zu bandigen; fie fiebeten ihre Freyheit zu 
len wuͤrden eher ihr Leben laſſen, als ſich dem ſpaniſchen Joche unterwerfen bey als 
Nenn wären ihre fruchtbareften Sünder nicht der Mühe werth, Daß man fich ſo unglüd« 
Denn. fe abzehrete: und weil man fein Gold noch Silber darinnen fände, fo müßte man, 
leg, Man an die Rüfte gekommen wäre, nach Peru oder Merico gehen , wo es jebermanne 
Dar fenn wiirde, ein anfehnliches Glück zu machen, Diefe Reden wurden dem Ge: 
Nie hterbpache Weiler ihnen aber feinen Glauben beymeffen wollte, wofern ‚er folche 
re fo gieng er des Nachts —— ri ganz allein herum, ebene 
3 


9 
Wendaſ. XI Cap. 


454 Reifen und Entdeckungen 


Soto. 1540, 
—N 


"to glaubete daher, feine Leute würden bey der erſten Gelegenheit aus einander EDEN 
| 


Eintritt der 
Spanier in 
Chicaza. 


die Spanier giengen ihnen dergeſtalt in die Hacken, daß ſie ins Waſſer ſprangen, un 


Sie gehen 


Aber den Fluß. 


reten, elleten hinzu, fchoffen mit Pfeilen auf fie, und macheten ihnen die Anländund yfe 


r i j ul 
hörere darauf, daß ein Kriegeszahlmeifter und andere Befehlshaber ſchwuren, ſie a 
bey ihrer Ankunfe in Ahuffi, wenn fie daſelbſt Schiffe fanden, damit nad) Neuſpa 4 
fegeln , und fie wären es müde, fich zue Eroberung eines efenden Landes aufzuopfern. 


er wuͤrde des Pizarro Schickfal haben, welcher mit dreyzehn Soldaten auf der Inſe fi 
gonne blieb: nad) diefem würde es ihm unmöglich fallen, neue Truppen. anzuwerben ⸗ 
er feine Mühe, feine Ehre, feine Gewalt und auch fein Vermögen wuͤrde verloren DAT, 
Alle diefe Betrachtungen bewogen den General, welcher auf feine Ehre hiele, uͤbereilte “ 
verzweifelte Entſchließungen zu faffen. Damit alfo die Soldaten das nicht ausführen pe 
ten, was fie ſageten: fo gab er mie ſolcher Verſchlagenheit Befehle, daß man noch 
in das Land hinein gieng, Damit er ſich von der Küfte defto mehr. entfernete 2), I 

So bald die Truppen demnach im Stande waren, zu marfchiren: fo brachen —9— 
Mauvila auf, und kamen nach dreyen Tagen in die Provinz Chicaza, durch unbenalkelf” 


aber fehr angenehme Dexter. Der erfte Flecken, welchen fie auf der Seite antrafen, h 


an einem großen, tiefen und mic hohen Ufern verfehenen Fluſſe. Der General ſchickete 
gleich hinein, und ließ um ein Buͤndniß anſuchen. Man antwortete ihm aber troßigr M 
wollte Krieg. Die Spanier fanden auch wirklich bey ihrer Annäherung eine Schaat jr 
etwan funfzehuhundere Mann ; welche fie anariff. Mac) einigen Scharmügeln —5 
ſie ſich gegen den Fluß zuruͤck, in dem Vorſatze, deſſen Uebergang zu vertheidigen. ib 


⸗ 
hinuͤber ſchwanmen, theils in Kaͤhnen hinuͤber ſetzeten, um ihre anderen Truppen Pr 
reichen , welche wohl achftaufend Mann ausmachen mochten, Sie hielten die andere ß 
te des Fluſſes ungefaͤhr zwo Meilen lang beſetzet, und ſucheten muthig zu verhindert, ” 
man nicht hinüber gienge. ie brachten die Nacht auf Fahrzeugen zu, und kamen? | 
mit oft herüber , die Spanier anzufallen, welche es endlich müde wurden, und heim! A 
Oertern, wo fie ausftiegen , einige Gräben macheten,, wo fie Armbruſtſchuͤtzen und Buͤ ef 
fügen hinein ftelleten. Dieſe mußten auf fie ſchießen, fo bald fie fich etwas von 
Fahrzeugen entferner haften, und fie darauf mit dem Degen in der Fauft angreifen (pP 
durch hielt man fie ab, daß fie ſich nicht mehr fo kuͤhn wageten, nachdem fie dreym 
ruͤck getrieben worden, —X d de 

Indeſſen verwehreten fie doch den Spaniern den Uebergang nachdruͤcklich; Mn 
Soto fein anderes Mittel ſah, fo befahl er hundert von feinen Leuten, die ſich auf das I 
merwerk verſtunden, eine Meile von dem Lager in einen Wald zu gehen, und —— 
große Barken zu machen, worauf viele Leute auf einmal uͤbergehen koͤnnten. net 


‚zwölf Tagen waren fie damit zu Stande, und man ließ fie von Pferden und. Manlefel 64 


Blockwagen nach einem Drte bringen, mo man bequem. über den Fluß gehen fonnkes dei 
fegeten fid) zehn Reiter und vierzig Mann zu Fuße in jede, und ruderten pinuber: ir 
fünfpundert Indianer, welche auf Entdecfung ansgegangen twaren, und das Geraͤuſ —9— 

17 


aus ſchwer. Gleichwohl Famen fie endlich, wiewohl meifteneheils verwunder, an das ⸗ 


und trieben die Wilden von da zuruͤck. Die andern konnten darauf etwas geruhiget m. 
Fon, Als die Indianer ihre Feinde alſo zunehmen ſahen: fo zogen fie ſich in u Zu 


“il 


5b) Ebendaſ. XII Eay. 


= 


ir Suͤdamerica. VIBuch. XI Capitel. 455 


en da nach ihrem Hauptfager , welches ihnen zu Huͤlfe anruͤckete. Auf die Nachricht Soto. 15an: 
* a die Spanier faft alle ſchon herüber gegangen wären, eileten fie wieder nad) ih⸗ BERGER! 
* Ba Stande, wo fie fih zu verpallifadiren fucheten. Doch die Spanier fegeten ih⸗ 
n uthig nach, und bemüheten fich, fie daran ‚zu verhindern, da fie fich denn in Der. 
N zurück zogen ce). 
Eine Die Spanier feßeten darauf ihren Marfch. fort, und famen nach vier Tagen durch Gefecht bey 
— Doͤrfern gleichſam beſaͤete Ebene nach dem Hauptorte Chicaza. Dieſer Flecken Ehienz- 
9 weyhundert Feuerftäte, und lag auf einem Huͤgel, der fich von Norden gegen Süden 
ken * Er ward von vielen kleinen Baͤchen gewaͤſſert, die mit Haſeln, Eichen und anz, 
Kine aShichen Bäumen befeget waren. Goto rückete dafelbft im Chriftmonate 1540 mit 
He euten ein; und weil er ihn verlaffen fand, fo nahmen fie dafelbt ihre Winterquarz, 
be. Sie baueten ſich auch noch, zu mehrerer Bequemlichkeit, Haufer von Holze und Stros 
„' Welches fie in den benachbarten Dörfern auffucheten. Der General ſchickete einige von 
Uno @fgen genommenen Indianern mit Gefchenfen an den Cacique, ihn zur Freundſchaft 
M zu einem Bündniffe zu bewegen. Der Cacique bielt ihn auch mit ber Hoffnung dazu 
‚Und fandte ihm dagegen Fruͤchte, Fiſche und Wildpraͤt. Indeſſen kamen doch alle 
Indianer, die Spanier anzuzwacken, zogen ſich aber fo gleich wieder zuruͤck, fo bald 
eſlbigen nur anſichtig wurden, um fie durch eine verftellte Zagheit und Furcht befto 
wu ige zu machen, und fie um fo. viel eher zu überwinden, wenn fie. diefelben nun 
ig ich angriffen. Sie fehämeten ſich aber. diefer Berftellungen bald, und entſchloſſen 
in Ende des Jenners 1541, den Spaniern Proben ihrer Tapferkeit, durch deren ganze 
fig Aufreibung zugeben. Sie rücfeten in_einer Nacht, da ihnen der Nordwind güns 
Dar in dreyen Haufen bis auf hundert Schritte von den fpanifchen Schilowachten an. 
Caeique befand ſich an der Spitze des mittelſten, und fuͤhrete den ganzen Angriff ‚ 
h U mic einem enefeglichen Gefchreye und Faden. in der Hand auf den Flecken geſchah. 
® Fackeln, welche von Wachſe zu feyn febienen, waren von einem gewiſſen Kraute 
cht, welches in dieſem Lande waͤchſt, und wenn es wie ein Strick zuſammen gedre— 
M angezündet wird, gleich einem Dochte fort glimmet, und eine fehr helle Flamme 
—* wenn es bewegt oder geſchuͤttelt wird. Außer diefen Fackeln, welche ihnen bey dem 
e dieneten , zündeten fie auch an den Enden ihrer Pfeile diefes Kraut an, womit 
ar den Flecken ſchoſſen, und folchen ohne Mühe leicht in Brand ftecferen , welchen der , 
lin bald zu der größten Feuersbrunft aufblies, Ein fo unverfehener und außerordente 
I Angriff, fegete die Spanier in Erſtaunen, und zugleich in eine entjegliche Verwir⸗ 
Bor Beſtarzung mußte feiner, wo er zu erſt Hin ober mas er ergreifen plite, Ende » 
kam Soto zu Pferde, und eilete mit zehn bis zwoͤlf Reitern, deren Pferde nur halb 
Mr nicht geſattelt waren, zum Flecken hinaus, um den Feinden Die Spige zu biethen. 
dorf N ruͤcketen einige Indianer in den Flecken und macheten alles nieder, mas ihnen 
m. Vierzig bis funfzig ſpaniſche Fußknechte erſchracken über dieſe grauſame Wutd, 
day, oinen verzagter Weife die Flucht. Tovar eilete ihnen mit dem Degen in der Fauſt 
Und rief ihnen zu, fie ſolten wieder umkehren; aber. vergebens, bis ihnen endlich 
fep, mit drehßig ‚andern Soldaten den Weg verrennee , und fie alſo wider ben Feind 
Da ſich nun auch noch andere um den General gefammelt hatten: fo drang Te he 
Ä an 


Wendaſ. XIV Cap 


Boto. 1zäl. 


Verrichtun⸗ 
gen der Spa⸗ 
nier nach dem 
Gefechte. 


Erfindung wi⸗ 
ber die Kälte, 
4 


456 Reifen und Entderfungen 


Schaar des Cacique hinein, wider den er focht. Er hätte daſelbſt bald hoͤchſt ung ie 
feyn koͤnnen. Denn da er fi in feinen Steigbügeln erhob, um einem angefehenen il 
dianer vollends den Reſt zu geben: fo Drehete fich der Sattel, deffen Gurt man in Der wis 
nicht feft geſchnallet Hatte, mit ihm herum, und er fiel mitten unter die Feinde, Mat 
Iete ihm aber ploͤtzlich zu Hülfe, drang blindlings unter die Indianer, und brachte ihn — “ 
der zu Pferde, durch welchen Anfall denn folche zu weichen anfingen, und da fie IM m 
mehr Spanier herzu eilen fahen, fich endlich völlig zurück zogen. Man fonnte fie? 
Dunfelheit wegen nicht weit verfolgen; und der General ruͤckete wieder in den Fle 
um die Unordnung zu betrachten, welche die Wilden in den beyden Stunden des Gefe f 
tes angerichtet hätten, Er fand vierzig Soldaten erſchlagen, nebft vielen verwundeten, 
funfzig todten Pferden, wovon einige, die man nicht hatte losmachen fönnen, an ven KlP 4 
verbrannt waren,  Diefes Schiekfal hatten auch die meiften Schweine gehabt; melde ſ 
noch bey fich führeten: doch waren nod) einige dem Feuer entlaufen d), f 
Drey Tage darnach befahl der General, aus Furcht vor einem neuen Ueberfalle; 9 
die Feinde nur etwan hundert Mann verloren hatten, eine Meile weiter zu ruͤcken, UM uf 
nen Flecken zu bauen, welchen fie Chicacilla nannten. Sie legeten daſelbſt auch, Ar 
fie fonnten , eine Schmiede an, und verfertigten fich Lanzen und anderes Gewehr, wel k 
fie braucheren. Die Judianer kamen auch“ wirklich nad) einigen Tagen wieder, fe 
flärferer Macht anzugreifen. Es fiel aber ein fo ftarfer Regen, daß fie zurück wei N 
mußten. Die Spanier, welche von neuem in eine Feuersbrunſt zu gerathen befuͤrchun 
ruͤcketen aus ihrem Wohnplage hinaus, und ſtelleten hin und wieder Schildwachten. © J— 
wohl kamen die Indianer alle Nacht wieder, und toͤdteten auch einige Soldaten, Zt 
welcher ſich vor ihren Anfällen in Sicherheit fegen wollte, ſchickete alle Morgen einige m 
feyen Reiter und Fußvolk aus, welche alle Indianer, die fie antrafen, niederhieben , J 
nur erſt bey der Sonnen Untergange mit der Verſicherung zuruͤck kamen, man wuͤrde 
Meilen umher keine lebendige Seele antreffen. Es war aber etwas erſtaunliches, 
kaum vier oder fünf Stunden darnach, ſchon wieder feindtiche Schaaren fich zeigeten, 
mit den Spaniern ſcharmuͤtzelten e). AM) 
Ungeachtet diefer beftändigen Anfälle von den Indianern blieben die Spanier DE! af! 
bis zu Ende des März in ihrem Poften. Sie hatten viel von der Kaͤlte auszuff 
weil fie die Nächte meift im Gewehre zubrachten, und viele von ihnen feine Schube it 
Steimpfe harten, auch nur fehlechte Bockslederne Hofen trugen. Aller Waprfeheinl ai 
nach würden ihrer alfo noch viele Darauf gegangen feyn, wofern nicht Juan von y 
Mittel dawider erfunden hätte, Erfah, Daß viel fehr gutes Stroh in der Naͤhe warı Ri) 
fing alfo an, ſich eine Matte zu flechten, welche vier Finger dick, und nach Verhaͤlt 
lang und breit war. Bon dieſer Matte dienete ihm die eine Hälfte zur Matratze, und 
dere zur Dede. Er erfannte, daß ihn diefe Erfindung wider die Kälte ſchuͤtzete — — 
machete geſchwind noch viele andere dergleichen Matten, für die andern Soldaten, bie und 
arbeiten halfen ; indem ein jeder Hand mit anlegete, Man trug folche in die Wachen uf 
auf die Waffenpläße, wodurch die Spanier denn der Kälte leicht widerſtunden. nt 
denen Unruhen und Beſchwerlichkeiten, welche ihnen die Wilden verurfächeren, bean 
den Winter noch vergnüge genug zu; denn fie haften Früchte und groben Hirſe IM 
fluffe, und es fehlere ihnen nichts an den Notwendigkeiten des Lebens 5). Da 


) Ebendaſ. XV Cap. 6) Ebendaſ. XVI Cap. ) Ebendaſ. XVII Cap 


in Suͤdamerica. VI Buch. XICapitel, 457 
| Der V Abſchnitt. | Soro.isaı. 
Fernere Verrichtungen der Spanier in einigen Provinzen von Florida. 


"ug aus Chicaza. Feſtung Alibamo. Angriff Friede mit Capaha. Der Cacique koͤmmt zu 
tſelben. Spanier ſterben aus Mangel des ihm. Friede zwiſchen Caſquin und Capaha. 
A, Sie kommen nach Chiſea; machen Nangftreit unter ihnen. Die Spanier laflen 
jede mie dem Cacique. Vorfälle auf ihrem Salz fuchen. Sie marſchiren nad Duiguate. 
ancle nach Caiquin. Sie halten einen Um Sie kommen nad) Eolima, machen Sal; und’ + 

Öle auf des Cacique Anfuchen, Regen zu ers gehen nad) Tula. Einwohner daſelbſt. Ge: > 

de M Marſch nach Capaha. Beichreibung fecht eines Indianers wider vier Spanier. Auf⸗ 
Hauptortes Der Cacique begiebt fich hin: bruch von Tula. Winterquartiere in Utiangue. 

Unordnung, welche die Caſquiner in dem Liſt des daſigen Cacique. Entdeckung der Pro⸗ 
ſgen Tempel machen. Verfolgung des Caci⸗ vinz Naguatex. 

N Die Caſquiner fliehen, Soto machet 


Dr General und feine Hauptleute brachen, nach einem viermonatlichen Aufenthalte in der Abzug aus 
Landſchaft Chicaza , zu Anfange des Aprils im 1z4ften Sabre, mit Bergnügen auf, Chicaza. 
marſchireten den erften Tag vier Meilen durch ein mit vielen Dörfern, jedes von funfzehn 
ya Vanzig Häufern, bevölfertes Sand. Sie lagerten fich eine Vierthelmeile von diefen Wohn- 
Nun, in der Meynung, endlich ein wenig Ruhe zu genießen; allein, es lief anders. 
Im nachdem die auf Kundfchaft ausgeſchickten Bothen meldeten, es befände fi) dicht bey 
N Lager eine Feſtung, worinnen ungefähr viertaufend Mann zu feyn fhienen ; p gieng 
Mi Mn eneral fo gleich mit funfzig Reitern aus, ſolche zu verfundfchaften. Bey feiner Zu: 
Ya tft fagete er zu feinen Hauptleuten, man müßte noch vor Nacht alle Wilden daraus 
Yarden, weil man fonft vor ihnen nicht ficher feyn würde, indem fie ihnen mit gar zu viel 
achtung und Hochmufhe trogeten. 
b Alle Befehlshaber billigeen die Meynung des Generales, welcher einen Theil des Feftung Ali⸗ 
1.8 im Lager ließ, und mit dem andern nach der Feſtung marfehirete, die man Aliba- bamo. 
Natınte, Sie war ein Viereck mit vier Pfahlwerken, jedes vierhundert Schritte lang 
Ri Noch zwey andern inwendig. Das erſte von allen hatte drey ſo niedrige Thore, daß 
Reiter nicht hinein kommen konnte; eines in der Mitte, und die andern in den Ecken. 
vn Thoren gerade gegen über waren in jedem Pfahlwerfe drey andere, damit, went - 
Br die erftern gewann, fie fih in den folgenden vercheibigten. Die Thore des letztern 
ng lwerkes giengen auf einen Fleinen Fluß, welcher fehlechte Brücken hatte, und an eis 
[ie Oeten fehr tief und mit fo Hohen Ufern verfehen war, daß man zu Pferde faft nicht 
der Eonnte, Die Indianer hatten auch diefe Feftung fo gebauef , damit fie ſich wider 
Pferde fichern koͤnnten, und die Spanier nörhigten, zu Fuße zu fechten. 
Bi Als man ſich diefem Orte näherte: fo befahl der General hundert von den am beften Angei dere 
Ay, Neten Reitern abzuſitzen; und nachdem er drey Haufen daraus gemacht, fü befahl er felben. 
Bu fen, und das Fußvolk ſollte fie unterftügen, Die Belagerten thaten fo gleich mit 
Men Mann aus jedem Thore einen Ausfall, - Sie harten große Federn auf ihren Kö: 
= — und das Geſicht und die Arme ſtreifenweiſe mit verfchiedenen Farben gemalet damit 
—* 0 fürchterficher ausſehen möchten. Anfaͤnglich verwundeten fie einige Epanier mit 
ben feilen. Dieſe aber giengen ihnen fo dicht auf den gelb, daß fie ihnen die Mittel 
yımen, fich ihrer Pfeile zu bedienen, und trieben fie fechtend bis nach den Thoren, Sie 
gem, Reifebefchr. XVI Band. Mmm zwan⸗ 


458 s * Reiſen und Entdeckungen 


Soto. 1541, zwangen fie, eiligft hinein zu flüchten. Weil aber ſolche eng waren, und nur Ihrer ui 
neben einander hindurch Fonnten: fo hieb man ihrer viele nieder , und drang mit ihnen Mr 
gleich hinein, wo noch cine große Menge uͤber die Klinge ſpringen mußte. Die 5 
verließen in voller Unordnung ihre Feſtung. Einige fprangen über das Pfaptwerk — | 
geriethen denen Reitern in die Hände, welche nicht abgeftiegen waren, und fie mit } — 
Lanzen darnieder fließen. Andere giengen über die Brüden: fie draͤngeten fich aber * 
geſtalt, daß ſie einander in das Waſſer ſtuͤrzeten. Viele, welche die Bruͤcke nicht ei? 
en konnten, fpramgen in den Fluß, ſchwammen hinuͤber, und ſtelleten ſich an der — 
Seite in Schlachtordnung. Der General, welchen ihr Widerſtand verdroß, gieng ! 
halb der Feſtung, wo man den Fluß durchwaden fonnte, hinüber, zog die Reiterey at id) 
und verfolgete fie bis in die Macht. Es blieben ihrer, die in der Feftung mirgere — 
auf zwey tauſend Mann, von den Spaniern Dingegen nur ihrer drey: Doch hatten fie 
viele ——— daß fie zu deren Verbindung vier Tage in der Seftung ſtill liege 
mußten g), 
Spanier ſter⸗ Außer dieſem Fleinen Verluſte welchen die Epanier erlitten, buͤßeten fie defto mehr 
pr — aus Mangel des Salzes ein. Anfänglich ergriff ein bösartiges Fieber diejenigen, wel 
— der" zu effen am nörhigiten hatten‘ Das Eingeweide verfaulete ihnen dergeftalt, po 
nach vier oder fünf Tagen fo übel rohen, daß man den Geſtank von ihnen auf funſſ⸗ 
Schritte weit nicht ertragen Eonnte, Diefes Uebel nahm fie nach einigen Tagen ohne 9, 
febin. Die andern, welche fich über ‚einen fo feltfamen Zufall wunderten; — 
gutem Gluͤcke zu dem Verwahrungsmittel der Indianer ihre Zuflucht, welche ſich vor W 
her Faͤulniß vermittelft eines gewiſſen Krautes fichern, welches fie verbrennen , und die ar 
davon unter ihre Speifen mifchen. Diejenigen, welche dieſes Mittel verachteten, gieng 
ungluͤcklicher Weiſe darauf, und es half ihnen in der Krankheit ſelbſt nichts meh ‚fo? 
innerhalb einem Jahre, da es ihnen an Salze fehlete, über fechzig alfo ftarben A). 


Sie kommen As die Spanier von Alibamo wieder aufbr hen: fo marſchireten fie durch at 
vo Chiſca. Wuͤſte ſtets gegen Norden, um ſich immer ii: * von See “ entferne? 
und nach Verlaufe dreyer Tage wurden ſie den Hauptort von Chiſca gleiches Namens 
wahr. Er lag dicht an einem Fluſſe, welchen die Indianer Chuͤcagua nennen, und I" 
größte unfer allen war, welche die Spanier bisher geſehen hatten. Die Einwohne is 
Ehifca, welche von der Ankunft der Truppen feine Nachricht gehabt, weil fie mit ihren 
achbaren im Kriege waren, erſtauneten ſehr Darüber, Die Spanier pluͤnderten fie, W 
macheten ihrer viele gefangen. Die übrigen entfloben, theils in den Wald theils in des 
Haus des Cacique, welches auf einer Höhe lag, und den ganzen Orr befkreichen fonn® 
Diefer Herr war alt und Damals ſchwach und krank, daß er darnieber fag. Er war klein 
von Geſtalt, und ſah ſo elend aus, daß man dergleichen im ganzen Sande noch nicht ge 
ben hatte, Gleichwohl ſprang er bey dem Larmen und der Nachricht ‚daß man feine jr 
geh 
8) Hiftor. del Florida, Part, II. Lib, IT, c. J. den Caeiquen Babe fprechen und unterhandelt 9 


nen, da ihre Sprachen nicht einexfoy , ſondern Une 

h) Ebendaf. IT Cap, von einander unterfehieden gewvefen. oe * 

De a adazır , ſaget er, dreygehn bis vierzehn Dolmel 

) Wir müffen bier anzeigen, wie Soto, nad) „Dieſe ftelleten fich, "ber man Ka den Eniiie, 

des Garcilaſſo de lg Vega Berichte mit allen „zu unterhandeln hatte, in eine Reihe, ſo Meer 
„” 


in Suͤdamerica. VI Buch. XI Capitel. 459 


“ethanen plünderte und gefangen nahme, auf, ergriff eine Streitaxt, eilete aus feiner Woh⸗ 
8 und drohete allen denjenigen den Tod, die dergleichen in feinen Landen vorgenommen, 
Seine Weiher und Bedienten aber nebft einigen von feinen zu ihm geflüchteten Untertha⸗ 

ielten ihn zurück, und ftelleten ihm die Unmöglichkeit, ſich itzo zu rächen, vor, da es 
n er ſeyn würde, die Feinde durch eine fheinbare Sreundfchaft zu beruͤcken. Chiſea ließ 
h endlich bewegen: er mar aber wider das Unrecht, welches ihm die Spanier zugefügt. 
auten, fü aufgebracht, daß ex die Gefandten des Generales, welche um Frieden anfucheten, 
Nfünglich durchaus nicht anhören wolle, fondern ihm den Krieg anfündigte, 


Kan 


Sotoe 1 


Soto ließ ſich dadurch nicht abſchrecken. Er ſchickete andere an ihn, welche bie vor⸗ machen Friede 
gene Unordnung entſchuldigen und von neuem um Friede anhalten mußten. Er mit dem Cari⸗ 


um fo viel mehr bewogen, dieſen Schritt zu thun, weil er ſah, daß feine Truppen I 


ih Mnaufhörlichen Fechtens überdrüßig waren, und fi in weniger, als drey Stunden, 
vn über viertauſend wohl bewehrte Mann, zu dem Cacique begeben, auch vermuthlich 
— en noch mehrere kommen wuͤrden; uͤber dieſes auch die Lage des Ortes den Indianern 
" boreheifhaft ‚und den Spaniern nachtheilig wäre, weil ſich viele Gehoͤlze da herum be⸗ 

en, wo ſie ihre Pferde nicht ſo brauchen konnten. Endlich fo ſah auch Sots, daß er, 
On etwas zu gewinnen, fi) von Tage zu Tage nur mehr durch den Krieg ſchwaͤchete, 
d zu Grunde richtete. Die verfammelten Indianer hingegen hatten ganz andere Abſich⸗ 
und es hielt ſchwer, ehe man ſie alle dahin bringen konnte, daß ſie den Frieden 
Kriege vorzogen. Doch die Betrachtung, daß ihnen gegenwaͤrtig der Krieg mehr 
den ‚als die Ausführung ihrer Rache nügen koͤnnte, behielt endlich die Oberhand, und 
* acique verbiß ſeinen Zorn. Er fragete die Abgeſchickten des Generales, mas fie 
f Mittetjt des Friedens wollten, wozu fie fo viel uſt bezeugeten? Gie antworteten, ein ru: 
Ds Duartier in dem Flecken und Lebensmittel, damit fie weiter gehen Fönnten, Chiſca 


u ligte ihnen folches unter der Bedingung, fie follten feine Unterthanen,, die fie gefangen 
en ger 7 


Ommen.. wieder loslaffen, alle gemachte Beute wieder heraus geben, und nicht in fein 
dan kommen; welches fie denn gern eingiengen, zumal da es ihnen nicht an Indianern 
1 Benienung fehlete, und die Beute einige fhlechte Gemfenfelle und Mäntel von ge: 
ingem Werthe waren. Die Spanier legeten ſich alſo in die von den Einwohnern ver⸗ 
fee Häufer , und blieben dafelbft ſechs Tage lang, ihre Kranken zu beforgen, ‚Den 
Mn Tag erhielt Sore Erlaubniß, den Cacique zu fprechen i), wo er ihm denn für die 
 fapeigeei ‚ feine Truppen aufzunehmen, danfete, und darauf den andern Morgen feine 
Mderfung fortſetzete A). 


‘ Die Truppen marfchireten den Fluß hinauf, und kamen in vier Tagen ‚ da fie der 
anken wegen nur zwoͤlf Meilen zuruͤck geleget, an einen Ort, wo man uͤber das Waſſer 
N konnte, weil es leicht. war, da hinan zu kommen, und er anderwaͤrts auf beyden Sei⸗ 
mit einem ſehr dicken Gehoͤlze beſetzet, und das Ufer fo ſteil war, daß man weder hin⸗ 
Mmm 2 auf, 


rien de : i i ie Indianer hingegen, die bey dem 
8 andern Sprache verſtunden; und bie „ſie giengen. Die Indi— ) 
ten glengen alſo * einem zum andern bis — waren, hatten nicht viel Maͤhe, ſpaniſch zu 
\ N Hrtig, welcher zulegt Rund, und was gefa „lernen, und fonnten fih auch innerhalb drey bis 
Ki Orden, dem Generale meldete. Es fiel aljo „vier Monaten darinnen erläreny» Um angef. 
EN Leuten fehr fch ch von ben befondern Orte. 
s ehr ſchwer, ſich von de 
—2* derer Lande zu untereichten, wodurch A) Ebendaſ. TIL Cap, 


Vorfälle auf 


ihrem Marſche 


nad) Caſquin. 


460 — Reiſen und Entdeckungen 


Soto. 1541. auf, noch hinunter ſteigen konnte. Sie blieben daſelbſt ſtehen, um fich Barken zu mi 

——r chen; und fahen bey ihrer Anfunff ungefähr fechstaufend wohl bewaffitete Indianer 
pielen Fahrzeugen an dem andern Ufer, welche ihnen den Uebergang ſtreitig machen 
wollen ſchienen. Den folgenden Tag aber kamen viere von den angeſehenſten unter dem 
fen, im Namen ihres Cacique, zu dem Generale und verlangeten den Frieden umd ſel 
Freundſchaft. Soto nahm fie mit Vergnügen an ‚ und fertigte: fie wohl zufrieden 3 
Daher dieneten ihm auch dieſe vier Caciquen die zwanzig Tage über, da die Spaniet 
dem Ufer des Fluſſes blieben, nach allen Kräften bey ihrem Cacique. Gleichwohl Br 
es nicht möglich, ibn zu bewegen, daß er in das Lager fam; und er entfchuldigte fich IE 
auf eine oder die andere Art. Man glaubere auch, er habe nur aus Furche zu dem⸗ 

nerale geſchickt, um zu verhindern, daß feine Provinz nicht verheeret würde; weil die 3" 

der Eendte heran Fam, und folche fehr ſchoͤn zu werden ſchien. Die Spanier verfertig⸗ 

in vierzehn Tagen zwo Barken, weil jedermann daran arbeitete ‚ und bewacheten fie J 
und Nacht, damit die Indianer fie nicht verbrennen moͤchten, welche von allen Seiten p 
Sahrzeugen herbey kamen, fich den Spaniern mit großem Gefchreye näherten, und ſie 
Pfeilen bedecketen. Sie wurden aber fters mit Flintenfchüffen aus der Berfchanzung He 
ruͤck getrieben. Endlich brachten die Spanier vier Barken ins Waſſer „ weiche hundert U 
funfzig Soldaten, nebft dreyßig Reitern halfen Eonnten. Sie ruderten in Gegenwart 

Feindes hinüber, welcher verzweifelte, fie verhindern zu fönnen ; daher denn jeder wie 

in feinen Flecken eilete, Es fegeten alſo die übrigen vollends hinüber , zerfchlugen ihre al 
fen wieder, und nahmen das Eifenwerf davon auf Fünftigen Nothfall mit ſich, wie e# 
fihon bisher. gethan hatten. Den fünften Tag von ihrem Marfche durch unbevälferte Her 
ter, entbecfeten fie auf einer Anhöhe einen Flecken von ungefähr vierhundert Zenerftät! 
an dem Ufer eines großen Fluſſes. Sie fahen auch, daß die Felder. umher mir geb, 
Hirfe und einer Menge fruchktvagender Bäume bedecket waren, Die Einwohner pie 
Dres, welche von ihrem Anmarfche Nachricht hatten, kamen ihnen entgegen , und 99, 
ſich und ihre Güter unter des Generals Schug. Einige Zeit darnach kamen zween u 
Namen ‚des Cacique, das zu befräftigen, was Die andern gefaget hatten. | in 
Die Provinz, der Hauptort. und Cacique derſelben biegen Caſquin. Die Spa! 

- hielten ſich fechs Tage lang in dem Flecken auf, weil fie viel Lebensmictel dafelbft fande 
und nach einem zweytaͤgigen Marſche kamen ſie an kleine Doͤrfer wo der Here des Lan 
feinen Sitz hatte. Sie waren vier Meilen von dem Hauptorte entferne, wenn malt“ 
Fluß hinauf geht. Der Cacique fam in Begleitung feiner vornehmften Befehlshaber # 
Diefen Dörfern heraus, und empfing den General, dem er feine Sreundfchaft und fein Du ir 
anborh. An einer Seite deffelben waren noch zehn bis zwölf andere, worinnen die 89 
lie des Cacique mit feinen Weibern und Bedienten wohnete. Soto nahm die Ste! n 
ſchaft an: doch wollte er dem Cacique in feinem Haufe nicht beſchwerlich fallen, und 19° 
ſich alfo in den Garten, wo die Einwohner geſchwind Hütten von Zweigen macheten 

Der Caeique Man befand ſich damals eben in dem Monate May, Das Heer hatte fid - 
en Tage zu Caſquin aufgehalten, als der Cacique in Begleitung feiner angefehenften er 
san * thanen zu dem Generale Fam und fügete: weil die Spanier ftets die Indianer beſieget Si 

ten, fo müßte ev glauben, fie würden von einem größern Gotte begnadiger, als Det ihr 





2) Ebendaſ. IV Cap. 


in Shdamerien, VI Buch, XI Capitel. 461 
er waͤre 


Rn alfo mit feinen vornehmften Unterthanen gekommen, den General zu erſuchen, daß 
Ba en Gott um Regen bitten möchte, weil bie Srüchte des Landes foichen hoͤchſtnothig 
—* ten. Soto antwottetes er und feine: Seute waͤren zwar große Sünder, gleichwohl 
NM arte Gott bitten der ein Vater der Barmherʒigkeit waͤre daß er regnen ließe. ZU 
* > Zeit befahl er, man follte aus der höchften Fichte, die man im Lande finden würde, 
Bang 3 machen. + Man mwählete auch wirklich eine fo hohe und fo Dicke dazu, daß felbft, 
Km fie ſchon zugehauen worden, hundert Mann noch Mühe hatten, fie aufzuheben. 
a ade innerhalb zween Tagen daraus ein Kreuz gemacht, und folches auf einen erhabe⸗ 
den * an dem Ufer des Fluſſes geſetzet. Nach dieſem ordnete Soto ‚einen Umgang auf 
vs genden Tag anz und Damit man nicht überfallen würde, fo mußte ein Theil des Hee— 
Im Gewehre ftehen. 
Pa Eacique und der, General giengen bey dem Umgange neben. einander, und ihnen 
Bir N viele Spanier und: Indianer, welche ungefähr taufend Mann ausmacheten. _ Die 
N ſter nebſt den Ordensleuten giengen voran, und fangen ihre Litanenen , welche die Col: 
bearieworteten. In diefer Ordnung Famen fie dahin, wo das Kreuz ſtund, wofelbft 
" gleich auf die Knie fielen, und nad) einigen" Gebethen folches mit vielem Eifer und 
In a Demuth oerehreten; Die Geiftlichen zuerft, darauf Soto, ber Cacique und die übti- 
Au Spanier und Indianer, die bey dem Umgange geweſen. An der andern Seite des 
| u ſtunden wohl auf fünfzehn bis zwanzigeaufend Perfonen von allerhand Alter und 
In, ehre. Sie hoben die Augen und Hände gen Himmel, und zeigeten durch ihre Ge⸗ 
| — daß ſie Gott baͤthen, den Chriſten ihre Bitte zu gewaͤhren. Man hoͤrete auch 
dj onen ein Geheule, als von $euten, welche weineten, um den Himmel zu bewegen, Daß 
dar en dasjenige geben möchte, was fie bäthen. Die Spanier hatten viel Vergnügen 
Ay, daß fie ihren Schöpfer alfo erfannt, und das Kreus in Laͤndern verehret ſahen, 


Gott, dich loben wir an, und die Spanier giengen mit den Indianern in eben 


Soto. 154. 


Sie halter 
deswegen eis 
nen Umgang · 


Au den das Chriſtenthum unbekannt geweſen. Die Geiſtlichen ſtimmeten darauf das 
der 


Up rdnung wieder in Das Dorf.  Diefe Ceremonie währete vier ftarfe Stunden lang ; 
in der folgenden Nacht fing es an zu regnen, welches die Indianer denn derſelben al: 
| — dufchrieben m). — 
| Aa Nachdem ſich nun die Truppen neun bis zehn Tage lang in den Dörfern ausgeruhet 
hir * fo wollten fie ihre Entdeckung fortſetzen. Caſquin bath den General um Erlaub⸗ 
| MAR: er ihm mit einigen Kriegesleuten, und andern zur Fortbringung ber Lebensmittel, 
| ten durfte, weil man durch Gegenden müßte, mo man feine Wohnungen anträfe, 
Ni, Veneral tieß ſich folches gefallen ‚und der Aufbruch geſchah nach der Provinz Capaha. 
au Ariquen derfelben · waren mit: Denen von Caſquin fters im Kriege geweſen, und daher 
te, Mebepen igigen einander feind, Weil der von Capaha ber maͤchtigſte war: fo hat⸗ 
{MN „firs den Bortheil vor dem andern gehabt, welcher fich innerhalb den Grängen feines 
len gehalten, und: fi) nicht hinaus gewagerbatte, aus Furcht, den Eacique Capaha zu 
an a Als er aber igt'eine Gelegenheit ſah, fich aus feinem Zwange zu ziehen, und 
I Feinde: vermittelſt der ſpaniſchen Truppen: zu rächen: fo nahm er fünftaufend 
Being eruͤſtete und ſtreirbare Männer, außer denen dreytauſend Indianern, welche zu Fort⸗ 
Wung der sebensmittel bejtimmet, und auch gut bewaffnet waren. Er zog in guter 
Mmmz Ord⸗ 





m 
Wendaſ V Ep. 


Marſch der 


Truppen nach 


apaha. 


Soto. 1541. 


462 Reifen und Entdeckungen 


Ordnung unter dem Vorwande einigen Hinterhalt zu entdecken, und einen gufen Daft 
zum Lager für beyde Heere auszufuchen, vorher, Die Spanier marſchireten eine Vierh 
meile von ihm entfernet, und lagerten ſich darauf in ſehr guter Ordnung. Man mar 

rete drey Tage lang auf ſolche Art, und kam den vierten bey guter Zeit an einen Moreſ⸗ 
welcher die Provinzen Caſquin und Capaha von einander unterſchied, und deſſen Gr 
am Rande fo fhlecht, und das Waſſer in der Mitte fo tief war , daß man über — 


Schritte weit fehwimmen mußte Das Fußvolk gieng auf ſchlechten hoͤlzernen Bru 


Beſchreibung 
des Hauptor⸗ 
1:8, 


\ folche Menge Fiſche, daß alle Spanier und Indianer, die bey dem Generale ward 


Der Caeique 
begiebt ſich 
hinweg. 


Unordnung 


der Caſquiner 
in dem daſigen 
Tempel, 


und die Pferde ſchwammen hinüber. Man brachte'aber faft ven ganzen Tag damit 
und konnte nur noch eine halbe Meile weit fommen, wo man ſich auf ſehr angenehr! J 
Weiden lagerte. Nach dreyen Tagen kamen ſie auf eine Anhoͤhe, von da ſie den a 2 
ort Capaha wahrnahmen, welcher wohl befeſtiget war. x 
Diefer Flecken lag auf einem Eleinen Hügel, und hat einige fuͤnfhundert gufe zur 
fer nebſt einem Graben, welcher zehn bis zwölf Faden tief, und an den meiften Orten jur! 
zig, und an andern vierzig breit war, Hierzu muß man noch fegen, daß er —— 
eines Canales, den man von dem Orte bis an den Chuͤcagua gezogen hat, voller af 
iſt. Diefer Camal ift drey Meilen lang, bat wenigftens eine Pike hoch Waſſer, und 
fo breit, daß zwey große Fahrzeuge leicht neben einander hinauf und herunter fahren Ar 
nen, Der Graben, welcher von diefem Canale angefüllet wird, umgiebt die Sadt, ® 
fer an einem Orte, welcher durch ein Pfahlwerf von großen in die Erde gefteckten Half! 
verfchloffen wird, die mit andern Dueerhölgern befeftiget, und mic fetter Erde und — 
he überzogen find, Uebrigens fand man in diefem Graben, und in diefem Canale 


viel daraus fiſcheten, als fie. wollten, und es doch nicht ſchien, daß man einen einzigen dar’ 
aus genommen hätte, 
Der Eacique Capaha war in dem Orte, als die Indianer ſolchen entdecketen. 2 

es ihm aber an Seuten fehlete, ſich zu vertheidigen : fo zog er fich auf eine Inſel, nel 

der Fluß Chuͤcagua machet. Diejenigen von feinen Unterthanen , welche Fahrzeuge be) 
Fonnten, folgeten; Die andern fucheten die Gehölze, und die übrigen blieben in vom ON 
Gleichwohl flüchteten fh noch einige, weil die aus Cafquin befürchteten , es möchten W" 
des Capaha Leute eine Falle geleget haben, und fi) erinnerten, daß fie vielfältig von! 5 

N 


überwunden worden; daber fie nur erjt den andern Morgen in den Flecken eintl * 
As fie aber num verſichert waren, daß ſich Feine Gefahr dabey befaͤnde: fo eileten ſie 9 
fenweiſe nach dem Orte, toͤdteten über fuͤnrfhundert Einwohner, nahmen ihnen, zum, 
chen ihres Sieges, die Hirnfchale ab, und plünderten den Flecken, befonders ie Haͤu 
des Cacique. Sie nahmen außer vielen jungen Leuten, auch zweh don feinen —* 
gefangen, die ſehr ſchoͤn waren, und ſich bey dem Laͤrmen undıder Beſtuͤrzung, wege 

Ankunft der Feinde, mit den andern nicht Hatten retten koͤnnen w). x ; 
Nachdem Cafquins Unterthanen die Stadt geplündert hatten : fo riefen ſie einan 
und in der Meynung, den Cacique grauſam zu kraͤnken, welcher ſtolz und hochm nt 
war, giengen fie in den Tempel, wo die Begräbnifie feiner Vorfahren waren, un ih 
führeten daraus allen Reichthum. Sie warfen die Siegesjeichen um, welche man er 
sem Raube errichtet hatte, zerbrachen die Särger, und ftreueten die Knochen überall ya 


2) Am angef. Orte VI Cap. 





in Suͤdamerica. VI Buch, RI Eapitel, 463 


“ „as Wuth traten fie folche mit Süßen, nahmen die Köpfe ihrer Sandesleute, welche Soto. 15er, 
u yen-an den Thüven des Tempels ftesfeten , herunter, und ſtecketen dafuͤr diejenigen 
— ſie den Einwohnern abſchlugen. Kurz, ſie unterließen nichts, was nur ihre 

fe auf das empfindlichfte Fränfen fonnte. Sie wollten fo gar ben Tempel und die 
hi: ? des Cacique in Brand ſtecken, und wurden bloß durch die Furcht, Soto möchte 

J damit zufrieden ſeyn, davon abgehalten. Er kam bey dieſen Unordnungen an; und 
nahm daß fich der Cacique hinweg begeben hatte, fo ſchickete ex einige von feinen 

* Senen Unterthanen an ihn, und Heß ihm den Frieden und feine Freundſchaft antra⸗ 
Ügee Allein, der Eacique bezeugete nichts , als eine Begierde, fich wegen bes ihm zuge: 
* Unrechtes zu raͤchen, und zog dieſerwegen ſeine Voͤlker zuſammen. Der General 
daher ſeinen Leuten und den Indianern, ſich fertig zu halten, nach der Juſel zu mar⸗ 

n Caſquin aber erſuchete Ihn, noch drey bis vier Tage zu warfen, damit er Fahr-⸗ 
Mn hi auf dem Chücagua koͤnnte kommen laffen, welcher auch durch fein Sand gieng; wie 
af An fo gleich Befehl gab, fechzig derfelben herbey zu fhaffen. Indeſſen ſchickete Soto 
fe äge zum Capaba, in der Abſicht, Sriede zu machen. Weil er aber daran verzwei⸗ 
Unpı Und mußte, daß ſich Die Fahrzeuge näherten: fo nahm er fie mit feinen Truppen an, 

begab ſich nach der Inſel, wohin ſich Capaha gefluͤchtet hatee.. — 
Un ie Caſquiner folgeren dem Generale fo gleich ; und damit fie bie Länder ihres Fein⸗ * — 
** beffer verheeren möchten: fo breiteten fie ſich ungefähr eine halbe Meile weit auf 7 
¶Marſche aus. Sie fanden viele Sclaven in ihrer Provinz, denen man die Sch- 
ker dem Kiefter des Fußes zerfihnitten Hatte, damit fie nicht entlaufen Fönnten. Dies 
do Keten fie wieder in ihr Land zurück, mehr um ihren Sieg dadurch anzuzeigen, als 
tim einigen Mugen von ihnen zu gewarten hätten, Darauf kamen fie nebft den Spa- 
dp, nad) der Inſel, welche der Chuͤcagua bildet, worauf fich der Cacique mit guten 
— verſchanzet hatte, und wo es ſchwer war, ihn wegen der daſigen Gehoͤlze, und der 
8 N Leute die er um ſich hatte, zu fangen. Gleichwohl ließ der General zweyhundert 
ha er in zwanzig Fahrzeuge und drehtauſend Indianer in die andern einſchiffen, und bes 
$ + die Spnfel anzugreifen, Sie fliegen an das Sand, und riffen die erften Pfähle um. 
" Kiehen den Feind bis zu dem andern Pfahlwerke, welches denn die Weiber und Dienft: 
— auf der Inſel waren, dergeſtalt erſchreckete, daß fie fich mit großem Gefchreye zu 
I, ® begaben , und längft dem Fluſſe hinunter fuhren, Diejenigen aber, weiche das 
Sa Tabfwert vertheidigten , ftritten wie die —— und ſo verzweifelt, daß ſie die | 
Niere und Casquiner hinderien, weiter zu dringen 6). 
top, Da die Leute des Capaha den Angriff ausgehalten hatten: ſo bekamen fie Herz, und — 
mihnen zu, fie wären Memmen; fie ſollten doch weiter dringen, und fie gefangen neh⸗ 
weg Weil fie fo übermürhig geweſen wären, und ihren Cacique beleidiget hätten; fie woll⸗ 
Ip ihnen fchon gedenken, und dereinft wieber einbringen. Diefe Worte erſchrecketen die 
dan ner, welche fichs erinnerten, daß fie vielmals von denen waren überwunden wor⸗ 
ON ae fie ige angegriffen. Sie ftunden alſo von dem Gefechte ab, und flohen nach ih⸗ 
li u Abrzeugen , ohne daß das Bitten bes Generales, noch die Drohungen bes Cacique 
tn. halten konnten. Sie fhiffeten fich alfo in der größten Unordnung ein, und woll- 

die Schiffe der Spanier mitnehmen, damit ihnen die Feinde auf ſolchen nicht * 


0 — 
Wendaſ vo Cay. 


Soto. 1548. 
—, 


Soto machet 
Friede mit Ca⸗ 


paha. 


Der Caeique 
koͤmmt zu ihm. 


fen verbiß, die Knochen feiner Vorfahren, welche die Caſquiner auf die Erde heru 


464 | Reiſen und Entdeckungen 


ſetzen koͤnnten: fie wurden von einigen Spaniern, die fie bewacheten, daran verhintt 
Nach einer fo fhimpflichen Flucht erfannten die Spanier gar wohl, daß fie der DM ab 
der Feinde nicht widerſtehen Fönnten, weil es ihnen an Pferden fehlete, und fie ſingen anf 
fo an, ſich in fehr guter Ordnung zurück zu ziehen. Die Indianer fielen aud) fo gleich yet 


fie, fo bald fie mahrnapmen, daß ihrer nur fo wenig waren. Capaha aber, welcher ir 


nünftig war, und die Gewogenheit des Generales gewinnen wollte, damit er, durch 
ne Vermittelung die Caſquiner abhielte, daß fie fein Sand nicht weiter verwuͤſteten, 
feinen Unterthanen zu, und verborh ihnen, den Spaniern etwas zu hun. Sie zogen 
alfo mit guter Art zuruͤck, und die Spanier waren mit des Cacique Aufführung fr of 
zufrieden , ohne welche fie würden in Stücke zerhauen worden feyn. 


Den andern Morgen Famen viere von den. vornehmften Indianern zum General 
welche Friede mit ihm machen wollten, und ihm ihre Dienfte nebft ihrer Freundſchaft an 
bothen, zugleich aber ihn auch erfucheren, er möchte nicht zulaffen , daß ihre Feinde M 
mehr Unorönung in dem Sande anrichteten. Sie bathen ihn auch, wieder nach Capaha 
ruͤck zu kehren, wo ihr Cacique ſelbſt zu ihm kommen wollte. Der General awieberte 
ihr Cacique moͤchte kommen, wenn cs ihm beliebete, er follte wohl aufgenommen werden 
er naͤhme feine Freundſchaft mit Vergnuͤgen an, und wollte ſchon verhindern, daß K! 
Sander nicht weiter verbeerer würden ; ihr Cacique wäre ſelbſt viel Schuld daran, weil! 
flets den Frieden ausgeſchlagen hätte: es möchte indeffen auf beyden Seiten alles ver h 


und vergeben feyn. Die Abgeordneten Fehreten vergnuͤgt zurück: Caſquin aber war, 
W 4 
„u 


durch die fremden Truppen alſo ſeinen Untergang gefunden hätte. Der General MM 


auch gleic) den Weg wieder zurück, nach dem Flecken, und ließ ausrufen es ſollte Fein 
nier noch Indianer etwas vornehmen, welches den Indianern zum Nachthelle gere 
Bey feiner Ankunft in Capaha befahl er den Caſquinern, wieder in ihr Sand zu Ei 
und von ihnen nur. fo viel da zu laffen, als der Cacique zu feiner Bedienung brauch 
welcher das Heer nicht. verlaffen wollte, = 


Den andern Morgen um acht Uhr fah man den Gaeigne Capaba , in En] 
von hundert feiner vornehmften und nach ihrer Ark, trefflich gepusten Unterthanen, a a 
men. Go bald er in den Flecken trat, gieng er nach dem Tempel, wo er feinen U 9— 


ſtreuet hatten, ſelbſt auflas, und, nachdem er ſie gekuͤſſet hatte, wieder in ihre Saͤrgen A 
gete. Darauf begab er ſich nad) des Generales Quartiere, welcher ihm entgegen ge, 
und mit vieler Hoflichkeit aufnahm. Der Cacique verficherte ihn, daß er fich und feine 
vinz unter feine Bochmaͤßigkeit begäbe, Er war ungefähr fünf und zwanzig bis —* 
zwanzig Jahre alt, wohl gebildet, und von gutem Berſtande. Der General ;rfumd 
ſich nach der Beſchaffenheit feiner Provinz; und nachdem er ihm Nachricht davon gg mi 
jo brach er wieder den Cacique Caſquin los, welcher gegenwärtigmwar, Er ſagete zu ih — 
er koͤnnte nunmehr zufrieden ſeyn, daß er dasjenige gefehen , was er ſich wohl nie a * 
bildet, und von ſeiner eigenen Macht zu Hoffen wohl nie getrauet hätte; er hätte ſich er ge 
lich an feinem Seinde gerächet, und die Schande ausgelöfcher, die er in dem Krie er 
Habt, Doch hätte er, die Wahrheit zu fagen, folches der Tapferkeit der Spanier ju BON 


verbrüßlidy daruͤber denn er hätte gern geſehen, daß fein Feind balsitarrig geblieben," 
© 





in Suͤdamerica. VI Buch, XI Capitel. 465 
welch 


* ebald aus der Provinz marſchiren würden, und alsdann würde man ſich afler der er- Soto. 1z4r. 
nen Beleidigungen wieder erinnern P). > ı 
had Da der General den Haß der Caciquen wußte, und leicht erachten Fonnte, daß ſich, — zwi⸗ 

u, em Abmarſche, der Krieg unter ihnen wiederum heftig entzünden würde: fo be: — an 
N gete er ihnen, wie nabe es ihm gienge, daß fie ſich einander fo aufreiben wollten, und. ' — 
ein log ſich, zu verfuchen, ob er fie nicht vergleichen Fönnte, Er forderte es fo gar, als 

Zeichen ihres Gehorfames von ihnen, daß. fie mit einander friedlich Iebeten, und ihre 
ze Feindſchaft vergaͤßen. Capaha antwortete, et waͤre von Herzen bereit, mit Cafquin 
Nen ® ju machen; und hierauf mußten ſich beyde Caciquen umarmen : doch fah man es ih⸗ 

AN, daß folches mit einigem Zwange geſchah. 
het Der General behielt ſie beyde zur Tafel. Als ſich aber Caſquin zur Rechten deſſelben Rangfeit uns 
In ſo ſtellete ihm Capaha Höflich vor, diefe Stelle gehörete ihm, als dem Angefehen- ser ihnen, 
Kal und Mächtigften, der zugleich auch von einer erlauchtern Herkunft wäre. Soto, 

IM & von diefem Wortwechfel die Urfache wiſſen wollte, fagete ‚als er folche erfuhr: Ca⸗ 
möchte, ohne Acht auf die Vorzuͤge zu haben, welche einer dor dem andern häste, ges 
8 asquins graue Haare einige Ehrerbiethung hegen, und ihm die vornehmſte Stelle 
umen und es wäre ein Ruhm für einen jungen wohlgegogenen Herrn, wenn er die 
“en in Ehren hielte. Capaha ermiederte, wenn Caſquin fein Gaft wäre, fo würde er 
** ohne auf ſein Alter Acht zu haben, die Oberſtelle einraͤumen: da er aber an der 
& eines britten fpeifete, fo dürfte er feinem Range nichts vergeben; und wenn er nicht 
&t feine Ehre hielte, fo würden alle feine Unterthanen darüber murren : wollte alfo der 
Meraf, daß er mit ihm fpeifen follte, fo möchte er zulaffen, daß er feinem Stande und 
| hi Ehre feiner Vorfahren nichts vergäbe ; fonft würde es ihm vortheilhafter ſeyn, mern er 
he enge, und mit feinen Soldaten fpeifete,, die ihn um fo viel mehr lieben würden, went 
h kin Betragen erführen, Caſquin, welcher den Capaha befänftigen wollte, und era 
une, daß er Recht hatte, ftund auf, und fagete zum Oenerale: Capaha verlangete nichte, 
was hoͤchſt billig wäre; er baͤthe ihn alſo, er möchte denfelben feinen Plag einnehmen 
Idz er fuͤr ſein Theil ſchaͤhete ſichs für eine Ehre, mit an feiner, Tafel zu ſeyn er moͤch⸗ 
uch figen , mo er wollte, Bey diefen Worten gieng er an die linfe Seite des Generales, 
dadurch den Cacique Capaha, welcher die ganze Tafel über Feine Empfind« 
Gurte mehr bezeugete. Die Spanier aber verwunderten fih über, das Verfahren dieſer 
et Herren, weil fie niemals geglaubet hatten, daß auch Wilde in diefer Art von 
NE ſo zärtlich wären. 
din Nach aufgehobener Tafel brachte man die beyden Weiber des Capaha, welche man 

Tag vorher, nebft andern Gefangenen, in Freyheit gefeger Hatte, Der Cacique em⸗ 
duſe benden Frauensperſonen ſehr höflich, und erſuchete darauf den General, er mo 6 
der für fich nehmen, ober wenigfteng einigen von feinen Officieren geben, weil fie Me 

in feinem Haufe noch in feinem Sande bleiben dürften. Der General „ welcher diefes 
dan NE nicht ausfehlagen wollte, aus Sucht, er möchte dem Cacique dadurch ae 

te ihm auf das verbindlichfte dafür. Sie waren beyde ſehr ſchon: man glaubete a = 


®) Ebendaſ. VIIL Cap- Br 
Allgem. Beifebefchr, XVIBand; Nun, 


\ 


466 Reifen und Entdeckungen 


Soto, tzat. ber. Cacique haͤtte fie im Verdachte, daß fie von dem Feinde beflecket worden, bey dem f 
gefangen geweſen g). | er dr 
Die Spanier Weil das Sterben unter,den Spaniern, wegen Mangeldes Salzes, noch. nicht 1 d 
laſſen Salz ſu⸗ Heß: fo erfundigte fich der General, wo man dergleichen antreffen Fönnte, Zum ou 
en. fanden ſich acht Indianer da, welche durch die Provinzen damit handelten, Sie fage!! 
es fände fich welches in den Gebirgen vierzig Meilen von Capaha. Sie verficherten all! 
man fräfe daſelbſt Das gelbe Erzt, nämlich Gold, an, wovon man mit ihnen geredet © 
fe. Die Spanier erfreueten fich über diefe Zeitung, und Woreno und Silvers erbetl! 
fih,, mit den Indianern dahin zu gehen, und die Wahrheit davon zu erforfchen. h 
General ſchickete fie fo gleich mit dem Befehle ab, die Beſchaffenheit des Sandes zu DM 
achten, wodurch fie gehen würden, und Capaha ließ fie von Indianern begleiten, und 94 
ihnen Perlen, Bocksfelle und Fleine Bohnen mir, Gold und Salz dafür einzurauft 4 
Nach Verlaufe von eilf Tagen Famen fie mir fechs Saften Salz, wie Ernftallitein , zu i 
Sie brachten auch fehr gelbes Kupfer mit, und ſageten, das Sand woher fie Fämen, wit 
fehr unfruchtbar, und fehlecht bevölkert, ; 
Sie marſchi⸗ Auf diefen Bericht nahm Soto den Weg nach Cafquin, um von da gegen Abend 
vennad Quiz gehen; denn von Mauvila hatte er fich ftets gegen Morden gehalten, um fich von de { 
Br Meere zu entfernen, Er rubete fünf Tage zu Cafquin aus, Darauf marfchirete er ur 
laͤngſt dem Fluſſe hinunter, durch ein fruchtbares und bevölfertes Sand, und Fam nad) 
Provinz Quiguate. Der Cacique und feine Unterthanen Famen ihm entgegen, und 
pfingen ihn höflich. Den Morgen aber bach man ihn, er möchte bis nach dem Ka 
orte gehen, wo er beffer würde bebienet werden. Der General glaubere, was man ME 
fagete, und fegete feinen Marfch noch fünf Tage längft dem Sluffe hinunter fort, 9 
Oerter, die einen Ueberfluß an Sebensmitteln hatten, und fam den fünften Tag nad) ® 
Hauptorte Quiguate, wovon die Provinz den Namen hatte, Diefe Stade war in Di 
Vierthel abgerheilet. Die Spanier nahmen zwey Davon ein, und die Indianer das beit 
te, wo das Haus bes Cacique war, Dieſe Wilden liefen ziween Tage nach der Ank f 
weg, ohne daß man die Urfache davon wußte, und Famen nach zweenen Tagen wieder ſue 
ruͤck, um Verzeihung wegen ihres Fehlers zu bitten. Der Cacique entſchuldigte fir, , 
hätte noch in eben dem Tage wieder zu kommen gedacht; man glaubere aber „ea 9— 
nur aus Furcht, die Spanier möchten bey ihrem Abmarfche ven Dre und die grobe Hirſe 
Brand ſtecken, zuruͤck gekehret. Denn vermuthlich war er in einer boͤſen Abſicht wegh 
gangen, weil feine Unterthanen bey ihrer Flucht alles Boͤſe thaten, was fie nur thun ol ; 
ten, Sie legeten fich in Hinterbalte , und verwundeten zween bis drey Spanier: gie) 
: wohl wollte der General nicht mit ihnen brechen r), * 
* Die Spanier hielten ſich ſechs Tage zu Duiguate auf, Den ſiebenten racketen NO 
xech Col ppieder aus; und nach einem fünftägigen Marſche giengen fie längft dem Fluſſe hinun n 
und kamen an den Hauptort der Provinz Colima. Der Cacique empfing Soto mit gu 
ſen Freundſchaftsbezeugungen; und die Spanier waren ſehr erfreut darüber ;.denn mal? 
te ihnen Furcht eingejager, die Einwohner in Colima vergifteren ihre Pfeile, Sie Vi 
zweifelten, ihnen widerftehen zu fönnen, weil dieſe Wilden, ohne ſich eben der vergiftete 
Pfeile zu bedienen, ſo ſchon ſtark genug in den Gefechten waren, Man erfuhr a 


2 


9) Ebondaſ. IX Cap, r) Ebendaf, X Cap, 


in Suͤdamerica. Vl Buch. XI Capitel. 467 


Vergnügen, daß fie feine vergifteten Pfeile abfhöffen, und man ſchaͤtzete ihre Freundſchaſt Soto. 154. 


degen deſto höher, welche aber gleichwohl nicht lange dauerte. Denn zmen Tage nach 
* unft der Truppen traueten fie ihnen nicht mehr, und zogen fich. mit. ihrem Cacique in 
Ri Gehoͤlze. Die Spanier blieben darauf noch einen Tag in dem Flecken Colima, wo ſie 
& ensmittel zuſammen brachten, und von da ihren Marfch Durch fruchtbare Felder und ans 
i Nehme und Leicht zu paflirende Waldungen fortfeßeten, und nach vier Tagen an das fer 
nes Fluſſes kamen, wo fie ſich lagerten. 
4* Einige Soldaten ſpatzireten an dem Ufer des Fluſſes herum, und wurden daſelbſt ei⸗ 
ii Ba Sandes gewahr. Der eine darunter nahm etwas davon auf, koſtete 
en, und ſchmeckete, daß er ſalzicht war. Er meldete es ſeinen Gefaͤhrten, und ſagete, 
ubete ‚ man fönnte Salpeter daraus verfertigen, woraus fehr gufes Pulver werden 
er In diefer Abficht fammelten fie den Sand, und befliſſen ſich, nur folchen zu neh» 
in N, welcher himmelblau zu ſeyn ſchien. Als fie deflelben genug hatten: fo warfen ſie ihn 
R Waffer. Sie wufhen ihn, und Hrucketen ihn darauf zwifchen den Händen aus. Daͤr⸗ 
uf ließen ſie ihn bey einem großen Feuer backen, und er verwandelte ſich in ein etwas gel⸗ 
* Satz, melches aber ſehr geſchickt zum Salzen war. Die Spanier erfreueten ſich über 
fe neue Erfindung, hielten ſich acht Tage fang allhier auf, und macheten deffen einen 
Nrichen Borrath. Allein, einige aßen zu viel Davon, und befamen dadurch) die 
Vaſſerſucht. 
bes Sie marfchireten Darauf zween Tage lang, um aus diefem Sande zu fommen, wel- 
fie die Salzprovinz hießen. Bon da giengen fie nach der Provinz Tula. Die Ta- 
® lang führete fie der "Weg durch ein unbevölfertes Sand; und den vierten zu Mittage las 
Feten fie fic) auf einer ſehr angenehmen Ebene, eine halbe Meile von dem Hauptorte, 100» 
in Ber General noch nicht gehen wollte, weil feine $eufe zu abgemattet waren. Den an⸗ 
N Morgen aber nahm er fechzig Mann zu Buße, nebft Hundert Keitern, und befichtigte 
n Oet, welcher auf einem ebenen Sande Awifchen zweenen Bächen lag. Die Einmwoh- 
W, welche nichts von feiner Ankunft mußten, geiffen zun Waffen. Als fie ihn fahen, 30° 
Sen fie wider ihn aus, und wurden von vielen Weibern unterftüger , welche fehr tapfer foch 
* Die Spanier trieben ſie wieder in den Flecken, und drangen zu gleich mit hinein, wo 
08 Gefecht erft recht hitzig wurde. Denn die Indianer, und vornehmlich die Indiane⸗ 
Men ftritten ganz verzweifelt, und zeigeten, daß ſie insgeſammt der Knechtſchaft den Tod 
rigen, - Weil darüber nun der Abend herein brach: fo ließ Soto zum Abzuge blafen, 
d ipar perdräßlich , daß er fo viel Verwundete hatte +). * 
Den andern Morgen ruͤcketen die Spanier in den Hauptflecken Tula ein, Weil fie 


mache Salyı 


u. gehen nach 
Tula. 


Einwohner 


verlaſſen fanden: ſo nahmen fie dafelbſt Quartier, und gegen ben Abend ſchickete der daſelbſt. 


Generag auf allen Seiten Reiter auf Entdeckung aus. Sie fingen einige Indianer, wel: 
m Scpilowache unden : fie fonnten aber wegen derer Sachen , die fie frageten, feine Ant⸗ 
* erhalten, noch fie ſonſt aus der Stelle bringen , weil fie ſich auf bie Erde nieder lege 
a und fortſchleppen ließen. Die Spanier fanden in Tula viele mit den Haaren zubereis 
— , und bedieneten ſich derſelben anſtatt ber Dedebetten. Sie trafen dafelbft 
) noch ungegerbere Felle und Kuhfleiſch an, ohne daß fie, Kühe gefehen hatten, ober entde⸗ 
En, woher fie fo viel Selle Fonnten gebracht haben. Die Mannsperfonen in biefer 
Nun 2 Pro⸗ 


Ebendaſ. XI Cap. 


Sote. 1548, 


fie fich folhes mit ſpitzigen Kiefelfteinen zerritzen, und befonders die &ippen, welche fie 


468 | Reifen und, Entdeckungen 


Provinz, find fo wohl, als die Srauengperfonen , fehr ungeſtalt. Sie haben einen fange! 
and außerordentlich fpisigen Kopf, mweldyen man ihnen gleich von ihrer Geburt an, 
ihr neuntes oder zehntes Jahr alfo bilder. Sie haben auch ein fehr haͤßliches GE 
zen, wenn fie folche zerfchliget haben. Sie machen ſich alfo fo entfeglich , daß man fl? w 
nicht ohne Schrecken anſehen kann. Man ſetze noch hinzu, daß ihr Gemuͤth noch ſch 
ter beſchaffen iſt, als ihr Leib. ui 
In der ‚vierten Nacht, da die Spanier in Tula waren , naͤherten fich die Zub, 


Ä kurz vor Anbruche des Tages in fo großer Anzahl, und mit fo wenigem Geräufche, daß? 


Schildwachten fie nicht eher merketen, als bis fie über fie Herfielen. Sie griffen anfand‘ 


lich das Lager an dreyen Orten an, und drangen fo geimmig und plößlich in das Dual 


der Armbruſtſchuͤtzen, daß fie ihnen nicht Zeie ließen, ihre Ruͤſtungen zu rechte zu machen 
ſondern fie zwangen, ſich in Unordnung nach Guͤſmans Poſten zu begeben. Dieſer end? 
fo gleich aus, und die Wilden ſtritten um ſo viel heftiger mit ihm, teil fie glaubeten, 9 


er ihnen den Sieg entriß. Auch an andern Orten fhlug man fich muthig, und man 


Gefecht eines 
Indianers wi: 
der vier. Spa⸗ 
nier⸗ 


rete uͤberall nichts als ein Geſchrey. Ueber dieſes war die Verwirrung ſo groß, daß malt 
eben fo bald auf die von feiner Partey, als auf die andern traf. Die Spanier nahmen al? 
gleich zuihrer Loſung das Wort, St. Jacob, und die Indianer Tula, welche meiſtentheils gt" 
fe lange Prügel Hatten, womit fie den Spaniern derbe Streiche verfeßeten. Mit anbreche 
dem Tage endlich ließ das Gefecht nach, und die Wilden eileten in die Gehölze, wort 
die Spanier fehr vergnügt waren, welche viele Berwundete und vier Tote hatten 2). 
Nach dem Gefechte giengen einige Spanier nad) ihrer Gewohnheit hinaus, bie zo | 
fen und Verwundeten zu beſichtigen. Caſpar Caro ‚ welcher in dem Gefechte ein PIE 
verloren hatte, ritt eines von einem feiner Freunde ‚um feines zu ſuchen, welches Feld ein 
gelaufen war. Caro fand ſein Pferd wieder, und kam, da er es vor fich herjagete, MI 
die Waslftatt, wmofelbft er vier Fußknechte antraf, wovon einer, Namens alazel 
feine Geſchicklichkeit im Reiten zeigen wollte, und auf das Pferd fprang, welches Caro 
gete. Indem ſolches geſchah, vief Juan von Carranza, einer von den vier Fußknechten 
er hätte einen Indianer nahe in dem Gebitfche bey ihnen gefehen. Die Reiter ritten aM N 
fo gleich) Hinzu, der eine von der einen, der andere von der andern Seite, damit er nic) 
entwifhen koͤnnte. Carranza lief dahin, wo er ihn gefehen Hatte, und ihm folgeten feine 
Gefährten, wovon der eine geſchwind hinter ihm, der andere aber fache nachkam. > 
Indianer, welcher fih auf allen Seiten berennet ſah, gieng aus dem Gebüfche hervor, M 
fief auf den Carranza mit einer Streitart zu, bie er bey dem Angriffe der Armbruſtſ ji 
Sen erbeutet hatte. Dieſe Art war fehr fharf, und batte einen fehr langen —— 
Der Indianer faſſete fie mit beyden Händen, und gab dem Carranga einen fo ſtarken 21 
damit auf die Rundtartſche, daß er die Hälfte davon herunter fehlug, und ihn dergeftalt r 
den Arm verwundete, daß er nicht mehr fechten Eonnte, ' arauf gieng er blindlings * 
dem andern Soldaten los, und begegnete ihm eben po," Salaʒar, welcher zu Pferde MAT 
und fah, daß feinen Gefährten fo übel mitgeſpielet ward r griff den Indianer geimmige 
welcher aus Furcht vor dem Pferde, zu einer Eiche lief , die da ftund, Salazar verſog 
ihn, und ritt fo nahe hinan, als er konnte, hieb auch mit dem Degen einigemalt it, 


m jfa 


©) Ehmdaf, XI Cap, 


Bang 


in Suͤdamerica. VI Buch. XI Capitel. 469 
Im 
—9— die Schulter des Pferdes, daß er fie zerſpaltete. Indeſſen kam Bonzalo Sil⸗ 
an, welcher langſam nachſchlich, in der Meynung', feine Gefährten würden den In⸗ 

Net Teiche überwältigen. So bald er nahe genug war, gieng der Wilde ganz trogig ges 
db auf ihn zu, that aus aller feiner Kraft einen flarfen Streih nad) ihm. Silveſtre 
in wich ſolchem fo geſchickt aus, daß die Streitart auf feiner Rundtartſche nur abglitſchete, 
2 gab dem Indianer fo gleich einen Queerhieb mit feinem Säbel, welcher ihm die linfe 
Duft wegnahm, und ihn zugleich an der Bruft, im Gefihte und an ber Stirne vers 
—* Hierüber frürzere der Indianer in der grimmigſten Wuth auf ihr: allein, Sit: 
Fa ſchlug feine Rundtartfihe vor, und gab ihm noch einen fo ftarfen Hieb in die Sei: 
daß er todt darnieder fiel u). 


vinz, und fanden ſie ſehr bevoͤlkert. Siefingen viele Indianer, konnten aber feinen, 
e durch Gewalt, noch durch Guͤte mit in das Lager bringen, fondern mußten fie laſ⸗ 
vo fie waren, oder todtſchlagen, welches auch mit allen denen geſchah, welche tüchrig 
fe treiten waren. - Gleichwohl brachte Serrano eine Indianerinn mis gift ins Lager: 
a War aber fo wild, daß, wenn er fie an ihre Schulbigfeit erinnerte, fie ihm einen Topf, 
Feuerbrand, oder was fie fonft in die Hände befam, an den Kopf warf. Sie woll⸗ 
Ve. ar ſollte fie nach ihrem Willen fehalten und walten laffen „ oder fie umbringen; und 
medete, fie wäre nicht zum Gehorchen gebohren. Daher ließ ihr Herr fie aud) alles 
w Ihrem Kopfe machen : nichts defto weniger lief fie bey Gelegenheit davon, Man bringe 
em bloßen Namen Tula die Kinder zum Schweigen, wenn fie weinen, und bie wils 
Yin Müchsart der Einwohner machet fie bey. ihren Nachbaren fofurchtbar. Alsdie Spas 
aus dieſem Sande giengen: fo nahmen fie einen Knaben von neun bis zehn Jahren mit, 
h enn nun die Kinder in denen Flecken, die fie nachher entdecketen, und wo fie gut anfges 
Minen wurden, Kleine Hanfen macheten, um wieder einander zu ſtreiten: fo befohlen die 
zu hier dem jungen Indianer aus Tula, er ſollte ſich eine von den Parteyen erwählen. 
X tige ‚zu deren Haufen er trat, macheten fon fo gleich zu ihrem Hauptmanne, Er 
y Me fie in Ordnung, und griff mit großem Gefchreye die Gegenpartey an, welche er fo 
zum Weichen zwang, wenn er Tula rief. Darauf befahlen fie ihm, er ſollte zu dere 
fin Bundenen treten, und Die Sieger zurück treiben, Er gehorchete ; und fo bald er an⸗ 
—28 zu rufen: ſo kehreten ſie den Ruͤcken, fo daß er ſtets den Sieg erhielt, er. moch⸗ 
Auch Hinwenden, wohin er wollte, 


— Br Re ö | 
Hal ber vergebens, dagegen verfegete Ihm der Indianer einen folchen Hieb mit ber Streit» Soto. 1sar. 


—_ 


« 


di * lang ſich die Spanier zu Tula aufhielten, thaten ſie verſchiedene Streifereyen durch Wildheit und 
tg 


Fuxchtbarkeit 
der Einwohner 
in Tula. 


% aintachdem fich die Spanier zwanzig Tage zu Tula , wegen ihrer Verrundeten „ Auf: Auſbruch vor 
Guten 


Hatten: fo marfchireten fie fort, und Famen nach Verlaufe zweener Tage, in das 

8, tiangue, in der Meynung „ den Winter dafelbft zu zu bringen, welcher heranfam. 
bi, Marfehiveren vier Tage Durch Diefe Provinz, und fanden Das Sand fehr gut, aber ſchlecht 
in tr und die Einwohner kuͤhn. Denn auf dem Marfihe zwacketen ſie die Spanier 

fern abe Meile zu halbe Meile beſtaͤndig an. Sie fchoffen erſt in einer ziemlichen Ent- 

in 9 eine Menge Pfeile auf fie, und darauf nahmen fie Die Flucht, Auf freyem Felde 
ing," die Reiter fie leicht aus einander. So bald aber nur ihrer zwanzig. oder fünf. und: 
98 wieder beyfammen waren : ſo fielen fie die Spanier von neuem Altı. Sie verſtecketen 

EN ie Mınz ſich 


“ Ehendaf. im XI Kap. 


Tula. 


Soto. 1541. 


Winterquar⸗ 
eierefin Utian⸗ 
gue. 


Liſt des daſi⸗ 
gen Enrique. 


Entdeckung 
der Provinz 
Naguatex. 


470 Reiſen und Entdeckungen 


ſich auch zuweilen unter die großen Kräuter, um fie deſto beſſer zu überfallen; es gelang I 
nen aber nichts, und fie wurden beftändig gefehlagen. Die Truppen kamen endlich 
dem Hauptorte, welcher den Namen der Provinz führete, und legeten fich da hinein, 
er verlaffen war, Der General ſchickete Indianer des Sandes an die Einwohner diefe? A 
tes; fie wollten aber weder Friede, noch Buͤndniß mic den Spaniern, Die So 
der Provinz Utiangue find kuͤhn, ſtolz, verwegen, und weit beffer gebildet, als die I *" 
la; denn fie haben weder ein verunftaltetes Geſicht noch einen Misgeburtskopf, 


Da Soro und feine ni Sa gefehen, daß es Lebensmittel in dem Flecken un 
angue gab, welcher in einer fruchtbaren Ebene lag, bie auf der einen und ander © 

von einem, Bache gemäffert wurde, umber gute Weiden hatte, und von einem Pfahl M 
verfhloffen war : fo entfehloffen fie fich, daſelbſt ihre MWinterquartiere zu nehmen. i 

außer dem, daß es ſchon in der Mitte des Weinmonates 1541 war, fo wußten fie auch m! K 
ob fie anderswo eben fo viel Bequemlichfeiten , als in diefem Orte antreffen würden. — 
befeſtigten ihn alſo und ſammelten ſich einen Vorrath von Holze, groben Hirſe, gedorn 
Trauben, Pflaumen und andern Fruͤchten, die ſie im Ueberfluffefantrafen. Sie ee, 
auch auf der Jagd viele Kaninichen, Hirſche und Hehe, worauf fie einander zu Gafte m 
then; und fie würden es in Spanien nicht beffer gehabt haben. Es ift wahr, der Win 
war daſelbſt rauh, und es ſchneyete ſo ſtark, daß ſie anderthalb Monate lang nicht aus! 
ben konnten x). r 


‚ Der Cacique, welcher wußte, daß die Spanier ihre Winterquartiere zu uriu 
hielten, entſchloß ſich, fie von da zu verjagen. Er hen daher, = General durch a 
hin zuhalten, Die er in ber Nacht an ihn abſchickete, und welche ihn derficherten , ihr —— 
wuͤrde bald zu ihm in den Flecken kommen. Unter dieſem Vorwande aber hatten ſie — 
Erkundigung von der Beſchaffenheit der Truppen einzuziehen, Damit man auf ihren —3 
richt, ſich über die Mittel berathſchlagen koͤnnte, wie man fie ſicher angreifen moͤchte. "sie 
Spanier, welche Fein Mistrauen auf diefe Leute ſeheten, zeigeten ihnen die Pferde 
Waffen und die Wachten, die fie in dem Orte hatten, Weil indeffen Soto von DE ns 
ſicht der Wilden Nachricht erhielt: fo fagete er zu ihren Abgeordneten: fie follten vu 
Täges nad) Utiangue kommen. Sie beharreten aber darauf, des Nachts zu Fommen; ) 
man glaubete alfo, man müßte fie mit Gewalt gehorchen lehren, weil die Gelindigkeit 
bey ihnen verfinge. Daher södtete Bartholomäus von Argote ‚ welcher Befehl VON ⸗ 
Generale hatte, als er des Nachts die Wache in dem Thore hatte, einen von dieſen 9 
— ir hinein is er mit dem Befehlshaber zu veden. Dieſes wurd? jr 
jedermann gebilliget; und die Indianer, welche er i | ecket h 
ee KR welche erkannten, daß ihre Abfiche entd 


t 

Währender Winterquartiere bewacheten einige von den Truppen Utiangue, und. 
andern giengen, nachdem der Schnee gefchmofzen war, zum Theile aus, Indianer MT 
gen, weil man Dienftleute brauchete. Weil fie aber nach fieben bis acht Tagen r den 
ſtreifen, nur mit wenigen Gefangenen zuruͤck kamen: fo waͤhlete ber General zweyhun 
und funfzig Mann, ſowohl zu Pferde als zu Fuße, und gieng zwanzig Meilen weit Kant 


%) Am angef. Orte XIV, Cap. 


in Suͤdamerica. VI Buch. XI Eapitel. | 47ı 


fananı 
Be Naguaterx, einer bevölferten und fruchtbaren Provinz. Er überrumpelte vor An- Soto. 1548: 
m a Tages in diefem Sande ein Dorf, worinnen ſich der Cacique aufhielt. Er nahm 
* eine ziemlich große Anzahl Manns⸗ und Weibesper ſonen gefangen, und kam da⸗ 
ieder nach Utiangue, vo das übrige Heer ſchon anfing, ſeinetwegen beforges zu ſeyn, 
er über vierzehn Tage ausblieb Y) | 


Der VII Abſchnitt. 


Entdeckung vieler Provinzen und Zubereitung der Spanier zu ihrer 
Ruͤckkehr nah Mexico. 


ti 
—* der Truppen in Naguatex. Der Cacique benheiten darinnen. Ruͤckkehr der Spanier nach 
Net zu ihnen. Gusmans Flucht. Er will dem Chuͤcagua. Ihre Begebenheiten. Sie be: 
t wieder zurück. Provinz Guacane. Marſch mächtigen ſich Aminoia. Betragen zweener Ca⸗ 
der Provinz Anileo. Landſchaft Guachoia; eiquen gegen die Spanier. Verbindung einiger 
x M Caecique ſuchet die Spanier zu geroinnen. Caciquen. Zank des Guachoia und des Statt: 
he des Guachoia. Ruͤckkehr des Generales halters des Anilco. Indianiſcher Kundſchafter. 
I: 8 Guachoia. Er ſchicket ſich zur Reiſe nach Ruͤſtungen der verbundenen Caciquen. Austro⸗ 
En. Soto ſtirbt. Sein Leichenbegängniß. tung bes Chücagua- Man ſchicket nah Anil⸗ 
eng der Truppen nach feinem Tode. 0. Aufführung der Spanier bey der Austre⸗ 
SR junger Indianer till ich mit feinem Herrn tung des Fluſſes. Zeitung von Fortſetzung Der 
begraben laffen. Ankunft der Spanier zu Verbindung. Abgeſchickte von den Berbundes 
E* e. Sie werden irre geführet. Hinrichtung NEN. Zubereitungen det Spanier, ſich einzu⸗ 
8 Megweifers. Kuͤhhirtenprovinz . Bege— ſchiffen. 


| 
ah einem fünfmonatlichen Aufenthalte zu Utiangue brach der General zu Anfange bes Eintritt der 
| Aprits im ısgaften Jahre von da auf, und marfhirete nach KTaguater , dem Haupt⸗ > ana in 
Ih der Provinz gleiches Namens, Er gieng in fieben Tagen zwey ober drey und zwan⸗ — 
Meilen durch ſehr bevölferte Gegenden bis dahin, Es begegnete ihm nichts merfwürs 


N 
| — und man kam gluͤcklich an dem Orte an, welchen man verlaffen fand, 
n 


Und hielt ſich vierzehn Tage lang daſelbſt auf, durchſtreifete unterdeſſen die ganze Provinz 
behleie die nöthigen Lebensmittel ohne ſonderlichen Widerſtand der Einwohner. 
Die Spanier waren nun ſechs Tage zu Naguater , als fich der Cacique entfehuldigen Der Eacique 

Er daß er nicht in dem, Flecken geblieben wäre, fie darinnen mit Ehren zu empfangen. Be au ih: 
Ni auch fagen, er fhämete fich wegen feiner Aufführung fo ſehr, daß er ſich itzt niche hen. 
due ſie zu beſuchen: doch wuͤrde er nicht unterlaſſen, ſeine Schuldigkeit zu beobachten, 
fer, > &t ſich nur ein wenig wieder gefaffet Hätte; indeſſen würde er feinen Unterthanen bes 
GN dem Generale genau zu gehorchen, weil er ihn für feinen Herrn erfennete. Der 
to x al antwortete, der Cacique fünnte verfichert ſeyn, daB man ihn gern ſehen, und 

\ Aufnehmen wuͤrde. Die Abgeorbneten fehreten vergnügt zuruͤck; und den andern 


N . 
— ſehr fruͤh kamen andere, welche vier von den vornehmſten Indianern ii — 
e fie 


hm inhundert Kuten zum Dienſte brachten. Sie ſageten zu dem Generale: fie 
is, ier die angefehenften Perfonen ber Provinz zu feinem Dienfte dar; und er Fönnte fie 
—8 der Ankunft des Cacique zu Geiſeln behalten. Soto befahl alſo, man ſollte keinen 
Vorſcheine; und 

a 


ner mehr gefangen nehmen. Der Cacique aber Fam nicht zum * 


Ebend. XV Eapı 


Soto. 1542. man glaubete, er haͤtte bloß gefchickt, damit feine Länder nicht verheeret, und feine Untertharen 
v7 nicht gefangen genommen würden. Indeſſen dieneten Doch die Indiauer den Truppen 


Gusmans 
Zlucht. 


472 | Reiſen und Entdeckungen 


afti/ 
und hatten Feine andere Abfiche, als ihnen zu gefallen. Der General, welcher ihre a" | 
neigung erkannte, erfundigte fich bey ihnen, nad) der Befchaffenheit des Landes, und 9 
ſchirete darauf in Begleitung vieler andern Indianer, weiche ihm der Cacique mit keben 
mitteln ſchickete, nach einer andern Provinz 2), kr 
Als man zwo Meilen marſchiret war: fo vermiffete man Diego Gusman, er. 
tapfern Soldaten, aber großen Spieler, welcher mit allen Sachen wohl verfehen nad) | 
vida gefommen war, Go gleich ließ der General Halte machen, und die vornehmſten 
dianer gefangen nehmen, bis man Nachricht von ihm haͤtte. Man erkundigte ſi 
den Spaniern, wo er wohl ſeyn möchte; und es fand ſich, daß er den Abend vorher J 
im Quartiere gewefen; daß er vier Tage zuvor fein Geraͤth und feine Waffen mir Kate! = 
verfpieler hätte: da er ſich bey dem Spiele erhiger, fo hätte er auch noch eine ſehr lie h 
zende Indlanerinn von ungefähr achtzehn Fahren verfpielet, weiche ihm bey der Aush 
hung der in Naguatex gemachten Gefangenen zugefalfen war; er hätte alles, was ut 
loren, bezahlet: wegen des Maͤgdchens aber hätte er zu demjenigen , der es ihm abge N 
nen, geſaget, er wollte es ihm im vier oder fünf Tagen ſchicken; indeffen Hätte er do Y 
Wort nicht gehalten ; und es wären weder er, noch die Indianerinn zu fehen. Mai ni Mi 
maßete alfo, er hätte fi) aus Scham, daß er fein ganzes Geraͤth, und diefes junge DH 
chen, welches er liebete, verfpielet hätte, zu den Wilden begeben, " Man zmeifelte in 1, 
That nicht weiter daran, als man erfuhr, daß diefe Indianerinn des Eacique Tochter n 
ve. Soto, welcher Gusmanen hochſchaͤtzete, befahl daher den vornehmften Spione 


- sollten. ihn geſchwind wieder zuruͤck ſchaffen; ſonſt wuͤrde er glauben ſie haͤtten ihn um af 
bracht , und zur Beftrafung einer ſo ſchaͤndlichen That genöthiger feyn, fie mic allen In 


Leuten hinrichten zu laſſen. Dieſe armen Indianer ſchicketen aus Furche, ihr gebe 
verlieren, eiligſt dahin, wo fie dachten, daß man von Gusman Nachricht erhalten font 
und ihre Bothen, die noch in.eben dem Tage zurück Famen , berichteten er waͤre bey ct 
Cacique, und hätte ihnen zugeſchworen, er wollte nicht wieder zu den Spanier Henn) 
kehren. Der General erwiederte darauf: er koͤnnte ſolches nicht glauben, und ſie y ‚it 
ihn ganz gewiß ermorden laſſen. Hierauf nahm einer von ihnen Das Worr, und pe 


mit einem Tone, welcher feinen Gefangenen anzeigete; fie Hätten zu viel Herz, als d he 


fügen follten; damit er aber von dem, was man ihm berichter hätte, deſto gewiſſer 
zeuget wuͤrde, fo baͤthen fie in, er möchte einen von ihnen freh faffen, damit er 
Indianern gienge; fie betheuerten ihm, fein Reiter follte fich mit ihrem Gefährten wieder * 
ruͤck begeben, oder feine en en melden; er möchte ſich nur die Muhe gebe es 
ihm Durch einen Brief befehfen laffen, ex folfte wieder zuric® kommen, oder durch elf % 
briefchen antworten; und daraus würde man fehen, daß der Reiter noch lebete. "rh 
geten hinzu, wenn ihr Gefaͤhrte nicht fo wiederfäme, als fie es fageten, fo unterwuͤrfen der 
Die drey andern, das Leben zu verlieren: fie haͤtten aber eine ſo hohe Meynung von Ai 
Klugheit des Generales, daß fie überzeuger wären, er würde feine Rache nicht an an nit 
als an ihnen auslaffen, und er würde auch niemals zulaffen , daß drey Perſone m 


©) Hiftor. del Florida Part.IT, Lib.I, cap.d. 
@) Sie waren, in Ermangelung anderer, von Leder gemacht, 





in Stdamerien, VI Buch. XI Capitel. 473 


ta Soldaten ftürben , welcher ſchaͤndlicher Weiſe davon gelaufen, ohne daß er von einem GSoto.1542, 
h !gen Einwohner der Provinz dazu gejwungen worden, Soto und feine KHauptleute 

en mit dem Indianer einftimmig,, und befahlen ihm, er ſollte zu Guſmanen gehen, und 
yo, welcher fein guter Freund war, follte ihm feine Gedanfen wegen feiner ſchlechten 
fi MWeung ſchreiben, und ihn bewegen, daß er wieder zurück Fame; man wollte ihm alle 

eug und Geräthe wiedergeben , und mit einem Worte, es follte ihm an nichts fehlen, 

fe Der Indianer reifete fo gleich mit. des Gallego Schreiben, und des Generales Be- Er will nicht 
od 


er 


Ab, welcher. den Cacique bath, er möchte ihm feinen Soldaten wieder zurück ſchicken, wieder zuruck. 
Bine verficherte, er wollte alles mit Feuer und Schwerdte aufreiben, und alle Indianer 
v ten laflen , die in.feinee Gewalt wären, Als Gusman das gefehen hatte, was man 
* M verlangete: fo kritzelte er feinen Namen mit Kohle, um zu erkennen zu geben ‚daB 
he och lebere, und. bach ven Abgeſchickten, die Spanier zu verfichern, er würde nicht wie- 
d% W ihnen Eommen. Der Cacique antwortete auch fo gleich: da es Guſmanen frey ftün- 
Ih in feinen Landen zu bleiben, fo zwänge er ihn auch nicht, hinaus zu gehen; er wuͤrde 
Mi 5 in Anſehung der Gefälligkeit, die er ihm erwieſen haͤtte daß. er ihm feine Tochter 
vr gebracht, fehr höflich begegnen, und‘ fih fo gegen die Spanier aufführen , die fich 
y, nem Sande fegen würden, daß Soto niemals deswegen würde gelober werben, daß er 

Anterthanen eines Herrn hinrichten laſſen, welcher ſeine Leute freundſchaftlich aufnaͤh⸗ 
I eihwoßl möchte er es halten , wieses ihm beliebete, Der General , welcher Gus⸗ 
de Hartnäckigkeit Fannte, und ſah, daß der Cacique als ein rechtfchaffener Mann res 
gleng nicht weiter; fondern ließ die vornehmen Indianer mit den Dienftleuten los, 

em fie ipn bis an eine andere Provinz begleitet hatten 2). 

Die Spanier giengen fünf Tage queer durch das fand Naguater, und famen nach der Provin;Guas 
yueihz Buacane , deren Völker von ihren Nachbarn fehr unterſchieden find. Die von came. 
Bunnatep waren fanftmürhig, höflich und Freunde der Spanier; und die Einwohner in 
ih, Cane wild, und ihre geſchworenen Feinde. Sie wollten durchaus fein Buͤndniß mit 
in Machen , fondern bezeugefen bey allen Gelegenheiten, Daß fie fie haſſeten, und borhen 
ſe 


Biefmalg eine Schlacht an. Die Spanier aber ſchlugen ſolche beftändig aus, weil 
Kan mehr, als die Hälfte, von ihren Pferden verloren hatten , und die andern der Wuth 
orte nicht gern ausfegen wollten, Damit fie auch keine Gelegenheit hätten, mit 
Sup, I einem Gefechte zu fommen, fo verdoppelten fie ihren Marſch und giengen inner⸗ 
Üht Tagen durch die Provinz Guacane. Man fah in diefem Lande auf den meiften 
han hölzerne Kreuze, weil die Einwohner dieſer Provinz von ‚denen großen Dingen 

dont hatten , welche Nugnez und feine Gefährten im Namen Chriſti in denen Gegenden 
Aa lolida gethan hatten, wo fte fich aufgehalten , fo lang fie in der Indianer Macht ge⸗ 
Dan Gleichwohl find Nugnez und feine Gefährten nicht bisin Guacane und viele andere 
De gekommen, wo ihr Ruhm bekannt geweſen c). | & R = 
&Berieraf maeſchirete Durch Ouacane, in der Abficht, nach dem ficagua durch einen Anfichten des 
Re N ganz HA Eh zu kehren, als den er genommen haste ; em einen Generales. 
J te 
ich i i iten und Geſec 
ſich in Florida zu sen , ehe noch die Krankheiten N en 
9 Am angef. Orte, IITh. 111 Buch, 2 Cap. © Ebendaf. II Cap. . 


üg em, Reifebefchr. xVvI Band, > 209 


La 


* 


474° | Reifen und Entdeckungen 


Soto. iza42. aufrieben. Es war über diefes verdrießlich, daß er feinen Nugen von ber Mühe habt 


ſollte, die er fich alle Tage genommen und noch nahm, neue Entdeckungen zu machen. > 

wuͤnſchete Daher eifrig, daß Florida, welches weitläuftig und fruchtbar iſt, von den = 

niern, und befonders von denjenigen bewohnet winde, die ihn begleiteten, Er ſtund M J 
Gedanken, daß, wenn er ſtuͤrbe, ohne eine Nieverlaffung angefangen zu haben, in vie ; 
Jahren folche tapfere Leute nicht wieder zuſammen fommen- würden, als. die Seinigeit- 
gereuete ihn alfo, daß er ſich in der Provinz Achuſſi nicht gefeger haͤtte; und er wuͤnſchete eiſti⸗ 
dieſen Fehler zu verbeſſern. Weil er aber von der See weit entfernet war, und fah, daß el m 
Zeit verderben müßte, einen Hafen zu füchen: fo hatte ev fich entſchloſſen, bey feiner 
funft beym Chücagua, eine Stadt an dem Ufer dieſes Sluffes zu bauen, und zwo Brigan 
tinen zu machen, welche auf dem Fluſſe bis ins Meer hinaus gehen foliten, damit ſie J 
Einwohnern in Mexico, Cuba und andern Landen meldeten, man haͤtte in Florida 
Gegenden entdecket, die an allen Sachen einen Ueberfluß haͤtten. Er hoffete, dadurch mil 
den die Spanier von allen Seiten herbey fommen, und dasjenige mitbringen, was zu 
nem Wohnplage nöthig wäre. 


1 
# 


Marſch nach Er marſchirete alſo von Guacane noch durch ſieben andere Laͤnder, um nach dem ent 


nileo. 


cagua zu kommen. Weil er aber große Maͤrſche thats fo erfundigten fich die Sm), 
nicht nad) den Namen diefer Provinzen, wovon ihrer viere fehr angenehm und voll ud 
bensmittel, die andern drey aber weder fruchtbar noch lieblih waren, jo dag man 4 
glaubete, die Wegweifer hätten die Truppen durch die feblechteften Derter geführee, 
General wurde überall gut aufgenommen, und man Fam gluͤcklich durch diefe Provir 
welche wenigſtens hundert und zwanzig Meilen queer Durch haben konnten. Endli 5 
langeten fie an die Gränzen des Laudes Anilco, und hatten noch dreyßig Meilen bis 3 
dem Hauptorte gleiches Namens. Er lag an dem Ufer eines großen Fluſſes und haft 
ungefähr vierhundert gute Häufer , mit einem fhönen Plage in der Mitt, Das: 
des Cacique ſtund auf einer Höhe, welche den Flecken beftrich. Diefer Herr befand ſich M 
Ankunft der Truppen vor demfelben an der Spise von funfzehnhundert Mann ‚dem gr 
feiner Unterthanen. Die Spanier, welche die Stellung der Indianer fahen , macheten ge 
um die hinten nachfommenden Soldaten zu.erwarten „und ſtelleten fich geſchwind in u 
nung. Indeſſen befahl Anilco, es follten die Weiber zurück gehen, und ein jeder do ch 
fie von feinen Sachen in Sicherheit bringen; und zu gleicher Zeit ruͤckete das ſp gie 
Heer an, mit ihnen zu ſchlagen. Abein, die Wilden wichen , ohne einen Dfeit ab! 
den. Einige begaben ſich in die Stade, die meiften giengen auf Schiffen und Floͤßen dr 
den Fluß, und einige ſchwammen auch hinüber. Denn fie waren niche Willens, 3 h 
ten, fondern ‚nur die Spanier etwas aufzuhalten, damit die in dem Flecken ihre 7 
defto leichter megbringen Eönnten. Als die Spanier die Indianer fliehen fahen: 10 al nd 
fie ihnen nach, ergriffen einige an dem Ufer des Sluffes, und nahmen viele Weiber 
Kinder in dem Flecken gefangen, welche nicht hatten entwifchen koͤnnen. Darauf if 
General dem Cacique Friede und Steundfchaft anbiethen ; er wollte aber nichts darau nd 
orten, fondern machete den Abgeordneten mur mit der Hand ein Zeichen , fie follelT 
hinweg begeben, Die Spanier legeten ſich in die Stadt, wo fie vier Tage blieben. li 
auf marſchireten fie vier Tage durch unbevölferte Lander, und Eamen im dag Land ge 

choia d), * 

A) Am angef. Orte, IV, Cap. 





in Suͤdamerica. Vl Buch. XI Capitel. 473 
Der eeſte Wohnplatz, den ſie antrafen, war der Sitz des Cacique gleiches Namens, 


“ 09 an dem Ufer des Chuͤcagua auf zwoen Höhen, dien urdurch einen ebenen Grund- 


* Bader abgefondert waren, welcher der Stadt zu einem Marftplage dienete ‚ bie etwan 
dhundert Feuerſtaͤten beſtund, wovon die eine Haͤlſte auf einem von dieſen Huͤgeln 
ie andere auf dem andern lag. Das Haus des Cacique ſtund auf dem hoͤchſten von 
den. Man uͤberrumpelte Guachoia, weil die von Anilco, welche mit denen von Gua—⸗ 
” im Kriege waren, ihnen von dem Marfche der Spanier feine Nachricht gegeben, 
Gen Aigue und feine Unterthanen erflauneten über den Anblick des Heeres; und da ſie 
daß ſie dawider nicht beſtehen konnten, ſo flohen ſie nach dem Chücagua R über wel⸗ 
ſie mit ihren Weibern, Kindern und beſten Sachen giengen. Die Spanier be⸗ 
dh —* ſich der Stadt, wo ſie ſich einquartiereten, weil viele Fruͤchte und grober Hirſe 
e). 


Nachdem ſie ſich drey Tage in Guachoia erquicket hatten: ſo erhielten ſie eine Ge⸗ 


Soto. 1342. 
Guachoig 


Deren Cack⸗ 


he Yo dem Cacique deffelben. Cr hatte in Erfahrung gebracht, daß fich Anilco ee 


Lwaget mit den Spaniern Friede zu ſchließen und wollte ſich daher der —— BU gersinnen. 


fe machen ‚ welche ihm das Gluͤck darboth, ſich an feinem Feinde zu rächen, ‚Er hi- 
Al viere von den Vornehmſten feiner Provinz, mit vielen andern, welche Früchte und 
Üe, trugen, an den General, Sie bathen ihn, es ihrem Cacique zu verzeihen, daß er 
1, M Guachoia nicht erwartet, und fie anftändig empfangen häfte: fie wären ihm gar 
erwartet gekommen, itzo erkennete er ihn fir feinen Herrn, und würde ſich, ment er 
Abniß Hazu erhiete? in einigen Tagen feibft einftellen. Soto nahm ſolches mit Bars 
Sr an, und verficherte, daß ihm des Cacique Freundfchaft lieb ſeyn wuͤrde. Darauf 
An. e der Cacique die drey Tage über, ehe er anfam, täglic) fieben bis acht Perfonen 
hy General, ihm feine Aufwartung zu machen, und ſich, vermittelft derſelben, zu er— 
Aen, ob die Spanier noch bey ihrer Gefinnung blieben , und ob er flug thun würde, 
ter zu ihnen gienge. Da er nun erfuhr, daß man ihm guf begegnen wuͤrde, ſo be⸗ 
ſich mit feinen vornehmſten Unterthanen, insgeſammt, nach ihrer Landesart, mit 
Men Federn geſchmuͤcket, nach bes Generales Quartiere, welcher ihm bis an die Hause 
Entgegen gieng, und ihn in einen Saal führete, wo et fich mit ihm von den benach« 
Ya, Provinjen unferredete. Unter diefem Gefpräche nießete der Cacique; und fo gleich 
Men ſich die Indianer von feinem Gefolge, die an ben Wänden des Saales umber 
eye, tief und ſtrecketen die Arme aus. Sie begeugeten dem ee * ihre gie 
RN Ung auf noch andere Art, und fageten , die Sonne wäre mit ihm, er euchtete , ver⸗ 
we und erhielt ihn, Der Cacique fpeifete mit Soto; und weil er liſtig war, ſo ließ 
Mey er andern einft gegen ihn heraus, er ſollte wieder nach Anilco gehen, welches an 


ten von Bequemlichkeiten einen Ueberfluß hätte; er wollte ihn mit feinen meiften , 


N 8 
—3 dahin begleiten; er verſprach, zur Erleichterung des Ueberganges über den 
be Welcher den Mamen dieſes Sandes führete, achtzig Fahrzeuge kommen zu laſſen, wels 
Ag den Meiten auf dem Chüragua bis an die Mündung des Anileo, welcher in diefen 
& fü, hinunter Fahren follten; hernach Fönnte man leicht durch den Anilco bis an bie 
"Of gleiches Namens hinauf kommen; es wären überhaupt in allem nicht über zwanzig 


Kt, nd: uneareffen, daß bie: Schie Dinunter‘giengen, und wieder herauf INT, 
900 2 wurden 


9 kbendaſ V Cap· 


476 ii Reifen und Entdeckungen 


Soto. 1542, würden die übrigen Voͤlker zu Sande dahin marfchiren koͤnnen, und alle zufammen da a 
my fommen, wo man es wuͤnſchete. Der General ließ fich überreden , weil er gern 9 


wollte, ob ihm die Provinz Anilco zu feinen Abfichten bequem feyn wuͤrde. Er wollt? 
übrigens zwiſchen dieſem Sande und Guachoia ruhig ſetzen, in der Meynung, es wuͤrde 
ſolches vortheilhaft ſeyn, Nachrichten aus Mexico zu erhalten, wohin er ſchicken wollte 


pt 


Rache deſſel⸗ Guachoia aber hatte beſondere Abſichten, die man nicht wußte. Er gedachte, ſi 


ben. 


Ruͤckkehr de 
Generales 


mittelſt der Spanier an dem Cacique Anilco-zu rächen, welcher bey allen Gefechten * 
Sieg uͤber ihn erhalten hatte. Als er daher den General bewogen, wieder nach der 
vinz Anilco zuruͤck zu kehren: fo ließ er alle Fahrzeuge kommen, die er verſprochen a 
Soto befahl alfo einem von feinen Hauptleuten , fich mit feinem Fähnlein und giecto 
fend Indianern auf folhe zu begeben, und den Fluß hinunter zu gehen. Der General gierg 
auch ſelbſt mit allen andern Spaniern, und Guachoia mit zweytaufend von feinen Untert M 
nen, in Begleitung eines großen Troffes, zu Sande dahin, und fie famen alfe zu gleicher ' 
vor Anileo , wo der Cacique Damals nicht war. Nichts deſtoweniger macheten ihnen bie® ia 
wohner den Ugbergang über den Fluß ftreitig. Weil fie aber fahen, daß es ihnen ME 
möglich. war, weiter zu widerſtehen: fo nahmen fie die Flucht und verließen den Ort, 
Guachoia Unterthanen ruͤcketen voller Wuth hinein, plünderten und verheereten den Tem 
pel, worinnen das Begräbniß der Herren des Sandes und des Anilco Reichthuͤmer waren 
Es befanden ſich auch die Waffen und Fahnen darinnen, welche des Anilco Unterthaue 
ihren Nachbaren abgenommen hatten, und an den Thüren fah man die Köpfe der vor, 
fen aus Guachoia auf Sanzen fiecfen. Sie nahmen diefe Köpfe weg, und ftecferen ein M 
von denen aus Anilco dafür auf, Sie eigneten fich die ahnen wieder zu, Eoßreten © 9 
Saͤrger um, traten die Todten mit Füßen, und toͤdteten alles ohne Unterfchied des ya 
und Geſchlechtes. Vornehmlich überen fie ihre Wuth an ben Säuglingen und Greif 
aus. Sie riſſen diefen erftlich ihre Kleider ab, und nahmen ihnen Darauf duch: viele DI 
fchüffe das geben, woben fie gemeiniglich nach denen Theilen zieleten „ welche den une, 
des Öefihlechtes ausmachen. Die Kinder nahınen fie bey einem Beine, ſchmiſſen fie int 
Luft und fehoffen darnach, ehe fie wieder herunter fielen f), 10, 
8 Da Soto von diefen Grauſamkeiten hoͤrete: fo war er ſehr boͤſe darüber, weil nit 
Abficht,, warum er wieder nad) Anilco zurück gekehret „derfelben ganz enfgegen wars —4 


as Guacho⸗ ſuchete alfo, dieſer Unordnung fo gleich Einhalt zu thun, tadelte den Cacique, wegen 


Verfahrens, und ließ durch die Dolmetſcher fund machen, es ſollte niemand bey geben 
frafe Feuer anlegen, noch den Unterthanen des Anilco weiter übel begegnen, De 
aber doch nichts deſtoweniger befürchtete , des Guachoia Unterthanen möchten ingeheit 
les dasjenige ausüben, was ihnen die WBurh eingäber fo.marfehirete, er au⸗ Anileon "., 
nahm feinen Mavfch nach dem Fluſſe zu, mit dem Befehle an, die Spanier, die RA 
ner gelhwind voraus geßen zu lfin, Damit fenicht hinten nach noch Unheif,anrihntä 64 
ſchiffete fih mit allen Truppen ein, um wieder nad) Guachoia zu geben, - Kaum r 
hatte man eine Vierthelmeile zurück geleget, ſo ſah man Anilco in Feuer aufgehen. — 
die Wilden hatten boshafter Weiſe, da ihnen verbothen worden, den Hre.abzubrentf 
glühende Kohlen in ‚bie Winkel des Haufes geleget , welche nur von. Seroße, rare" „ 
daß fie bey dem geringften Hauche des Windes. Feuer, fingen, und, in einem. Augen alles 


FI Am angef. Orte, VI Cap. 


in Suͤdamerica. VI Buch. RI Capitel. 477 


Alles ; ; 
im Brande ſtund. Der General wollte wieder zuruͤck eilen, damit nicht der ganze Soto. 1542. 
Iten arauf gienge. Da er aber ſah, daß die Indianer aus der Nachbarſchaft hinzu ei⸗ 
ſo ſetzete er feinen Lauf nad) Guachoia fort. 
N Dier überließ Soto die Sorge für bie Truppen feinen Hauptleuten , und befchäfftigte — 
A Ka allein mit feinen Abfichten. Er befahl alfo, tüchtiges Holz zum Schiffbaue zu 7 * 
— Takelwerk, Hat oder Theer und Eiſenwerk zuſammen zu bringen, damit 
def tigantinen bauen Fönnte. Weil er auch hoffete, daß ihm Gott zur Ausführung 
und 08 er wuͤnſchete, das geben friften würde: fo hatte er fich ſchon Die Befehlshaber 
Une oldaten auserfehen, auf die er fi am meiften verlaffen Fonnte, und denen er die 
BR‘ tung der Schiffe vertrauen wollte, ‚die nach Merico gehen follten. Er hatte auch) bes 
Nach — ‚ er wollte nach Abgang der Brigantinen mit des Cacique Guachoia Fahrzeugen 
Vi: et andern Seite des Fluſſes, in das Sand Quigualtanqui geben, Er mußte, daß 
Hp tovinz fruchtbar und bevölkert war, und der Hauptort, welcher aus fünfhundert 
2 etiwanbeftund, nicht weit von dem Lager läge. Er hatte auch fehon an den Cacique 
9m Andes geſchickt, welcher ſich da aufbielt. Allein, diefer hatte den Abgeſchickten trotzig 
twortet er verlangete keinen Frieden mit den Spaniern, ſondern wolite ſie alle zuſam⸗ 
YA Ausrotten: fie wären Sandftreicher und Räuber , die man an die höchften Baͤume haͤn⸗ 
muͤßte, damit fie den Vögeln zum Raube dieneten: er hätte es bey ber Sonne und 
bj; Monde geſchworen, mit einer fo abſcheulichen Nation feinen Bund zu machen. So: 
Aug mit Mäßigung darauf antıvorten, und nöthigte ihn dadurch, feine Sprache und Ge⸗ 
ka M etwas zu ändern. \ Da er aber gleichwohl Nachricht erhielt, daß alle Anſcheinun⸗ 
Ip Freundfchaft diefes Cacique betruͤglich wären, und er mit ben Caciquen der benach⸗ 
Int Provinzen eine heimliche Verbindung wider die Spanier haͤtte: fo ſtund er auf ſei⸗ 
t, in der Hoffnung, dieſe Verraͤtherey dereinſt zu züchtigen. Denn er hatte noch 
re Mann, ſo wohl Reiterey als Fußvolk unter fich, welche er nach Ouigual⸗ 
zu fuͤhren, entſchloſſen war, wo erden noch übrigen Sommer und den folgenden 
ter ſo (ange bleiben wollte, bis er den Beyftand erhalten, welchen er von Mexico ers 
* &, und man ihn leicht durch den Chüͤcagua hinauf ſchicken konnte, welcher alle Fahr⸗ 
Re Au tragen vermogend war ). a 
Als Soto nur an die Mittel dachte, ſich niederzulaſſen, und einigen Mutzen aus ſei⸗ Soto ſtirbt. 
beiten zu ziehen : fo wurde en ben zoften des Brachmonates 1542, von einem Fieber, 
io ifen ‚ welches anfänglich nicht viel zu bedeuten hatte, bald aber tödtlich wurde. Er 
v8 feine Befehlshaber zufammen berufen ‚und ernannte in ihrer Gegenwart Ludwig 
big Dofcofo von Alvarado zum Generale, und befahl ihnen, im Namen des Kaiſers, 
bien u gehorchen, Bis ihnen feine Majeftät einen andern Befehl ſchickete. Er. nahm 
af er einen formlichen Eid ven. ihnen, und feßete Hinzu, Moſcoſo hätte alle, Eigen⸗ 
und * eines großen Feldherrn. Mach diefem ließ er von feinen tiebften Soldaten Drey 
i Henn und von den andern je dreyßig und: dreyßig vor ſich fommen, und nahm. von 
% Abſchied. Er brachte fünf Tage damit zu, und ben fiebenten gab ex feinen Geiſt auf, 
Wing Wweh und vierzig Jahre alt war, und. über Hundert taufend Ducaten auf Die Erobe⸗ 
kon Florida gewandt hatte. Er war zu Villa Mueva de Barca Rotta aus einer gue 
tte eine etwas mehr), als mitelmaͤßige Geſtalt, ein laͤ⸗ 
— Ooo 3 BR cheln⸗ 





| ichen Familie gebohren; h 


O Am angef. Orte, VII Cap. 


Soto. 1542. 
u ⸗ 


- Deffenteichen: 
begaͤngniß. 


Entſchließung 
der Truppen 
nach feinem 


478 Reiſen md Entdekunan 


chelndes und etwas braunes Geficht, fonft war er ein fehr guter Meier, wachſam gefhit 
hurtig, ebrliebend, gedutdig bey Beſchwerlichkeiten, ſtreng bey Beſtrafung der Fehler pe 
der die Kriegeszucht, aber leicht in Verzeihung anderer, liebreich und freygebig gegen 
Soldaten, tapfer und kuͤhn, als irgend einer von denen, die nach der neuen Welt gefof 
men waren h), | 
Die Spanier, welche den verftorbenen Soto Herzlich liebeten , waren ſehr mi 
gnuͤgt daruͤber, daß ſie ihm nicht ein anſtaͤndiges Leichenbegaͤngniß halten konnten. 
haften zu befürchten, daß, wenn fie ihn mit einem Prunke begruͤben, die Indianer, 
che den Ort feines Begräbniffes müßten, ihn wieder ausgraben, und an feinem gehn 
me alle Unmenſchlichkeiten ausüben möchten, welche ihnen der Haß nur eingäbe; wie! 
es ſchon wirklich mit vielen Soldaten fo gemacht hatten, Damit diefelben alfo ſolchen “ 
erführen, fo entfchloffen fie ſich, ihm bey Mache die legte Pflicht zu erweiſen. Sie 23 
waͤhleten dicht bey Guachoia einen Dre auf einer Ebene, wo viele Gruben waren, meld 
die Einwohner deffelben gemacht hatten, Erde daraus zu hohlen; und Iegeren den f 
nam ihres Generales in eine von diefen Gruben. Den andern Morgen fprengeren TON, 
defto befferer Verhehlung feines Begräbniffes das Gerücht aus, der General befande N 
beffer. Sie fegeten fich, zu Bezeigung ihrer Freude darüber, zu Pferde, und tumm i 
folche, als bey öffentlichen Euftbarfeiten, auf dem Grabe herum, damit man nicht 9— 
nen möchte, daß ſolches erſt friſch verſcharret waͤre. Sie befahlen fo gar, man ſollle 
le Gruben vor ihrem Wettrennen mit des Generales ſeiner gleich machen, und eine * 
ge Waſſer daruͤber ſprengen, unter dem Vorwande ‚ baß die Pferde feinen Staub mad 
ten. Ungeachtet aller dieſer Vorſicht und aller diefer Erdichtungen aber, muthmaßeten ai 
Indianer doch, daß Soto todt waͤre, und Bier begraben läge. Denn ‚ wenn fie übe 
Gruben giengen, fo ftunden fie auf einmal ftille, und merketen mit den Augen den ai 
des Begräbniffes, Die Spanier fingen barauf wieder an, wegen des Leichnames in BU 
zu feyn, und verabrebeten, fie wollten ihn wieder ausgraben, und zu feinem Örabe den ent 
cagua machen, deffen Tiefe fie vorher erforfehen wollten. Es ftelleten ſich daher einige" 
Abend ‚als wenn fie zu fifchen gebächten, damit fie den Fluß erforfchen koͤnnten, un 
berichteten ‚ daß er in dev Mitte neun Faden Waffer Härte. Man beſchloß fo gleich, * 
Soto Leichnam daſelbſt zu verſenken. Weil aber Fein Stein in der Provinz war, da 
man ihn hätte zu Grunde bringen koͤnnen: fo fällete man eine fehr große Eiche, bie. 
auf der einen Seite Mannshoch fügere und aushoͤhlete. Die Nacht darauf wurde Sof? m 
aller Stille ausgegraben, und in Die ausgehoͤhlete Eiche geleget, die man oben mit ein⸗ 
Deckel vernagelte. Man brachte ihn auf den Fluß an den ausgeforfihten Ort, und ee", 
ſo gleich unter, Carmona und Coles, welche diefen befondern Umſtand erzählen, En 
hinzu: als die Wilden den General nicht mehr geſehen, ſo Hätten fie ſich erkundiget, w 4 
wäre, und da hätte man ihnen geſagt, Gott haͤtte ihn Kohlen laffen, um ihm etwas er 
fes anzubefehlen, welches er bey feiner Zuruͤckkunft in kurem ausführen würde ?). n 
Nach des Generales Ableben hatte auch nicht ein einziger von ſeinen Befehlsha Mi 
das Herz, die Abſicht auszuführen, die er gehabt hatte, ſich in Florida zu feßen. fu 
diejenigen , die am meiſten zur Entdeckung vieler Provinzen beygetragen, hatten feine nd 
dazu. Sie entſchloſſen ſich alfo, diefes Sand zu verlaffen, worinnen nun bloß die Eiche he 


h Ebendaf. VII Cap. 9 Ebendaf. IX Cap, 


in Suͤdamerica. Vl Buch. XI Capitel. 479 


rung fire ihren General fie bisher noch gehalten hatte, Aniaſco, welcher ſich einbildere, Moſtoſo. 
guter Geographus zu ſeyn, erboch ſich, Die Truppen insgeſammt nach Merico zu fuͤh⸗ 1542. 
EC { fi leicht dahin bringe zu koͤnnen, und dachte nicht an die 
Vin fhmeichelte ſich, fie leicht dah gen zu „ und bachte nich 
—* er und Wuͤſten, wo er durch mußte ‚ehe er dahin Fam, Die andern Spanier glaus 
fe Nebenfalls, es würde fie nichts auf ihrem Marfche aufhalten, weil die Begierde, die 
ten, ihre Eroberung zu verlaffen, ihnen alles leicht vorſtellete, und ſie Florida haſ⸗ 
| ind teil fie Fein Gold und Silber darinnen fanden. Weber diefes hatten die Indianer 
Er eruͤcht ausgebreitet, nicht weit von Dem Orte, wo das Heer flünde, befänden fich 
ere Spanier, welche die Provinzen unter ſich brächten, die gegen Abend lägen. Dies 
fin Gerüchte glaubeten fie, und fageten, das wären Truppen aus Mexico, zu denen man 
i x wollte, um ihnen ihre Abſichten ausführen zu helfen. Sie brachen hierauf den gten 
Bi Sten des Heumonates aus Guachoia auf, und nahmen ihren Weg nach Abend. Sie 
u fi) ein, fie würden gerade nach Mepico fommen , wenn ſie dieſer Linie folge⸗ 
N: Ohne zu erwägen, daß fie nicht unter einerley Höhe waren. Sie thaten über hundert 
“len weit große Märfche durch neue Provinzen, nad) deren Namen und Beſchaffenheit 
| En aber nicht erfundigten ; es ift aber gewiß, daß fie nicht fo fruchtbar waren, als. 
Drigen &), 
E- Ye fie * Guachoia ausmarſchireten: ſo folgete ihnen ein junger wohlgebildeter it: Ein junger 
er von fechzehn bis fiebenzehn Jahren, Die Bedienten des Generales Moſcoſo ‚u — 
di er fich gefchlagen hatte , wollten ihn nad) Verlaufe einiger Zeit nicht weiter —— 
ehmen. Als fie aber ſahen, daß fie ihn nicht. loswerden konnten: fo befürchte: graben affen- . 
ne er möchte ein Spion feyn, und gaben ihrem Herrn davon Nachricht. Ortis muß: 
Br M alfo fragen, was ihn nöthigte, von feinen Freunden und Verwandten zu gehen, und 
emden nachzufolgen? Er antwortete : fie fähen einen armen jungen Menfchen vor fich, 
don feiner Kindheit an von feinen Aeltern verlaffen worden, und den ein vornehmer 
| “ des Sandes aus Erbarmung zu fih genommen, und mit feinen Kindern habe erziehen lafs 
fig Da nun diefer Kerr igt auf den Tod Frank läge: fo hätte man ihn erroähler, daß 
“ dig mit ihm follte begraben werden; weil man fagete, er wäre dergeftalt von ihm 
et worden, daß er Ihn in die andere Welt begleiten müßte, Damit er ihm aufwartete. 
* für fein Theil geftünde es, daß er dieſem Herrn ſehr verbunden wäre, aber doc) nicht 
Rhr, daß ex fich lebendig mir ihm follte in das Grab legen laſſen. Um nun einem ſo 
Tode zu entgehen, waͤre er den Truppen gefolget, und wollte lieber ein Sclav 
— fo graufam fterben, Der General befahl demnach, daß man ihn immer mit⸗ 
Men möchte 2). ER | 
* Die Spanier kamen alſo nach einem Marſche von mehr, als hundert Meilen, in die Ankunft der 
Ya Anz Auche. Der Eaeique derſelben nahm fie mit großen Freundfehaftsbezeugungen, Be in 
Nach nfeden nach, auf. Sie ruheten zween Tage lang in dem Hauptorte aus, wo fie ſich ? 
de dem Wege erkundigten, den ſie nehmen muͤßten, und erfuhren, zwo Tagereiſen von 
tadt wäre eine Wüfte, wozu man vier Tage brauchete, hinuͤber zu gehen. Der Gas 
ne gab ihnen alfo Leute, welche auf fechs Tage groben Hirſe für fie fragen mußten, und 
np egweiſer mit, dem ex befahl, fie Durch den Fürzeften Weg bis zu den bewohnten 
En zu führen, ; 
Eis 


% Ebendaſ. X Cap · ¶) Ebendaſ. XI Cap. 


30°. Reifen und Entdeckungen 
12 


Mo ſcoſo. Sie brachen alſo mit dieſen Indianern von Auche auf, und kamen glücklich in hr 
1542. Müfte, durch welche fie auf einer großen Straße marfihireren , die nad) und nad) ſo ſch 
Siewerden Wurde , daß fie fich endlich ganz verlor, Nichtsdeſtoweniger giengen fie fecyg Tage IM! 
ivgegeführet. fort, ohne einen gewiſſen Weg zu halten, weil ihnen der Wegweiſer weiß machgte, erſi 
rete fie fo, um in die Nichte zu geben. Da fie aber ſahen, daß fie nicht aus den Gehe 
zen heraus kamen, und fie fehon in dreyen Tagen nichts anders, als Kraut und Bu 
gegeffen : fo gaben fie auf ihren Wegweifer genauer Ahr, und merferen endlich „pa 
fie, boshafter Weife, bald gegen Norden, bald gegen Abend , darauf gegen Morgen, u 
‚zuweilen gegen Mittag, fuͤhrete. So gleich ließ der General den Sndianer befragen, MT 
ihn bewogen hätte, Die Spanier acht Tage lang fo herum zu führen, da er ihnen doch 
Auche verfprochen , er wollte fie in vier Tagen aus der Wuͤſte bringen ? Anfänglic) an 
wortete er fp wenig vernünftiges Darauf, daß Moſcoſo „ welchen es verdroß, Daß er ji 
Truppen in einem fo erbärmlichen Zuftande fehen mußte, befahl, die Windfpiele auf! 
anzubegen, Als er nun aber fah, daß er von Hunden ſollte zerriffen werden: fo bath ei 
man follte die Hunde nur wegthun, er wollte alles fagen, was er bisher verfchwiegen pafft 
Er bekannte darauf, er hätte alles auf Befehl des Cacique gethan, welcher fich zu ſchw 
befunden, fie öffentlich zu beſtreiten, und fie daher mit Liſt aufreiben wollen ‚ da e ig 
denn große Belohnungen verfprochen,, wenn er fie fo führen würde, daß fie insgeſammt 
den Gehoͤlzen verhungerten, wofern er es aber nicht thaͤte, den graufamften Ted gene 
hätte. Sein Fehler wäre alfo zu entfchuldigen , und um fo viel mehr zu verzeihen, we 
fie ſelbſt fich nicht beſſer nad) dem Wege gleich anfangs erfundiger hätten ; er würde IN 
alfes befanne und fie richtig geführee haben: er wollte eg auch noch itzo hun und ſie in 
kurzer Zeit wieder aus der Wuͤſte bringen, wenn fie ihm nur das $eben fhenferen, 
Hinrichtung Der General und feine Befehlshaber waren über diefe Verrätherey fo ungehaltel" 
ihres Wegwei daß fie feine Entſchuldigungen nicht annahmen, und glaubeten, man dürfte fich nicht MT 
ſers. ter auf ihn verlaſſen. Sie hetzeten alſo die Hunde auf ihn die ihn ſo gleich —— 
fraßen. Den Augenblick darauf aber waren ſie verdruͤßlich daruͤber, und ſahen ſich in aut 
ſerer Noth, als da fie ihn noch Hatten; denn fie wußten nicht, wo fie einen andern W 
mweifer hernehmen ſollten ‚ weil die Indianer, die fie zum Dienſte gehabt, ſchon alle Is 
Auche zurück gefchickt waren. Weil fie nun erkannten, daß fie entweder umfommeny © 
ausdem Gehölze hinaus müßten: fo nahmen fie ihren Marfch nad) Abend, und mare, 
ten drey Tage ohne das geringfte zu effen, nachdem fie fehon drey Tage nichts anderdr 
Wurzeln, gegeflen hatten. Darauf entdeceten fievon einem Eleinen Gebirge bewohnt 
aber unfruchtbare Lander. Die Einwohner hatten die Flucht genommen, und ihre hin 
ai wieder auf dem Felde zerftreueten elenden Hütten verlaffen m). j Y 
Kuͤhhirten⸗ Als die Truppen daſelbſt ankamen: ſo fanden ſie friſches Kuhfleiſch, womit ſie ihren 
provinz · Hunger ſtilleten, Sie nannten dieſes Land die Kuͤhhirtenprovinz, wegen der ung! 
Kühhäute , die man Dafelbit antraf: doch konnten fie dergleichen Vich nicht lbemig P" 
Begebenhei: den, noch entdecken, wo bie Indianer diefes Landes folches herbefämen,. Indem die SP 
fen darinnen. nier auf einer Ebene diefer Provinz hielten: fo kam ein Fndianer mie großen Feder! 9 
dem Kopfe, dem Bogen in der Hand, und dem Köcher auf dem Rüden , aug einem * 
de, dicht bey dem Lager, heraus. Die Spanier ließen ihn, in der Meynung, er WE 3 


m) Ebendaſ. XII Cap. 


u 


Nies, 


- te ; — 
ſch mit keinen Indianern, ohne Noch einzulaſſen, und dieſerwegen nicht die geringſte 


in Suͤdamerica. VI Buch. xI Capitel. 481 


— des Caeique an den General, hinankommen. Einige funfzig Schritte von ih⸗ Moſcoſo 
— er einen Pfeil auf ſeinen Bogen, und ſchoß auf einen Haufen Soldaten, Die 154% 
dr — es wurde aber doch niemand darunter verwundet, indem ſich einige auf die Erz k 
in St, und andere aus einander begeben hatten, Der Pfeil aber traf, auf einige In— 
* einnen, welche ihren Herren Das Eſſen bereiteten, Gr fuhr einer in den Rücken, und 
de rad durch und durch, traf auch noch einer andern in die Bruſt, und blieb ihr in 
u Leibe ſtecken. Sie fielen beyde todt nieder. Der Wilde aber lief, was er konnte, wie⸗ 
Nach dem Walde, doch wurde er von einem Reiter eingehohlet, und niedergehauen. 
ie? Tage darnach Famen zween prächtig geſchmuͤckte Indianer früh Morgens, uns 
r zwehhundert Schritte vom Lager, und giengen da bey einem Nußbaume fpaßieren, 
Yu Me auf der einen und ber andere auf der andern Geite, damit fie nicht überfallen wuͤr⸗ 
die, Moſcoſo verboth, man ſollte ihnen nichts thun; fiewären Narren , und tollkuͤhn, 
Khan muͤßte gehen laffen,. Sie fpaßiereten alfo bis an den Abend, da die auf Kunds 
ausgeſchickten Reiter wieder zurück Famen, Unter diefen fand ſich noch ein größerer 
", welcher ihre Thorheit beſtrafen wollte. Er ritt alfo auf fie zu, und derjenige ‘von 
an Nianern ‚auf defien Seite er anfam , gieng gerade auf ihn zu, da inzwiſchen der 
10. 1° unter dem Baume blieb. Als ihm dev Spanier nahe genug war: fo ſchoß er ſei⸗ 
tie eil mit ſolchem Nachdrucke ab, daß er ihm durch fein Panzerhemde fuhr, und beit 
A Yomdirch und dureh bohrete, ſo, daß er den Zuͤgel nicht mehr halten Fonnte. Geis 
MM führten eileten ſo gleich hinzu: die beyden Indlaner aber erwarteten diefe größere An⸗ 
Anicht, fondern eileten nad) dem Gehölze. | | 
Als Nach diefen Vorfaͤllen marfhireten fie über dreyßig Meilen durch’ diefe Provinz; und 
Si hindurch waren‘, fo entdedeten fie gegen Abend hohe Gebirge und dicke Wälder, 
Din Wuͤſten waren. Man wollte nicht weitergehen , ‚bevor man einen geriffen Weg 
Ah,’ der fie in ein bewohntes fand führer. Es wurden alfo einige auf: Entdeckungen 
ins ice ‚ welche nach vierzehn Tagen zurück Famen, und berichteten, das fand würde 
er fehlechter, je weiter man Fame, und fie hätten über dreyßig Meilen hin, es unfruchte 
"und ſchlecht bevölkert gefunden m). * 
Auf diefen Bericht verloren die Spanier alle Hoffnung, auf ihrem Wege nach Me⸗ rZuͤckkehr der 
Wkommen. Sie faſſeten alfo den Entſchluß, wieder nad) dem Chuͤcagua zurück zuge- Spanier nad) 
Ing, ei fie glaubeten, es wäre das ſicherſte Mittel, aus Florida zu fommen, daß fie die⸗ demChlicagua 
fi, „8 binunter, und von da in den mericanifhen Meerbufen giengen. Sie wandten 
Kan nach der linfen Hand um, und hielten fich gegen Mittag, wobey fie bedacht wa⸗ 


RN nung auf ihren: Marſche zu begehen, Damit fie die Indianer nicht reizen möchten. 
tag. Veftoieniger wurden fie doch beftandig angezwacket, und Eonneen fich vorallen Hin⸗ 
Der {en niche genugfam huͤten. Sie verloven in der Kuͤhhirtenprovinz faft mehr geuteund 
%, als in allen denen, wodurch fie bisher gegangen waren. er ale 28 
dar Endlich kamen fie hindurch, und giengen mit großen Märfchen ned) durch andere, Ihr Begeben⸗ 
Rei ven Namen fierfich nicht erfundigten', wobey ſie ſich ſtets gegen Mittag hielten. heiten, 
N ſie aber glaubeten, daß fie tiefer Binunser giengen, als fie follten, um nach) Guachoia 
j zu 


#) Ebendaſ. XIII Cap, 
| gem. Beifebefchr. XVI Band, Ppp 


482. Reiſen und Entdeckungen 


Moſcoſo. zu fommen, wohin fie wieder zuruͤck kehren wollten: fo wandten fie ſich nach More, 
1542: doch fo, daß fie fich ſtets ein wenig gegen Norden Ienferen. Man war damals of 
— Mitte des Herbitmonates, und ſie hatten ſchon über drey Monate marfchiret, ohne uf 
fie noch einen Tag oder eine Macht Ruhe gehabt hatten. Die Indianer ftelleren ihnen j 
allerhand Art nach.  Einesmales Frochen einige auf allen vieren bis an das Lager, je 
auf die Pferde fhoffen, und zwo Schildwachten tödteten. Wenig Tage darnach MIT, 
fih zwölf Reiter, und eben fo viel Fußknechte, welche Leute zu ihrer Bedienung. Dre h 
ten, in Hinterhalt, um einige von denen Indianern zu fangen, welche nach dem Y 
bruche der Truppen Famen , dasjenige wegzuhohlen, was fie zurück gelaffen hatten, Y 
fingen auch ihrer vierzehn, welche fie unter fich theileren. Als fie aber wieder zu ve, 
ve ſtoßen wollten: fo war einer von den Reiten nicht zufrieden, daß er nur zween zu) f 
ner hätte, und bach feine Gefährten, fie möchten noch einen für ihn fangen. Sie jet 
auch bald einen. Da fie ihn aber greifen wollten: fo erfihoß er ihnen zwey Pferdes ht 
verwundete das dritte, wobey er niedergehauen wurde, Sie haften auf ihrem af 
nad) Guachoia bis zu Ende des Weinmonates ziemlich gut Wetter. Darauf aber 
es. an, wegen Des vielen Regens, verdrießlich zu werden , und fie mußten oftmalsdurdi! 
durch naß ihr Nachtlager nehmen , und mit Gefahr ihres Lebens, einige Lebensmittel fr 
chen. Die BefchwerlichFeiten des Marfches verdoppelten ſich fo, wie der Winter DE f 
ruͤckete. Der Schnee und Regen ſchwelleten die Bäche und. Flüffe dergeſtalt auf, daß 
oft ſieben bis acht Tage zubringen mußten, che fie über einen hinuͤber gehen konnten, N 
fie Floͤße dazu braucheten, und das Holz vielmals erft von weitem hohlen mußten. y 
wurden auch ihrer viele krank, und es vergieng faſt kein Tag, daß nicht ihrer ween v 
drey farben, , Endlich Famen fie in den legten Tagen des Windmonates 1542 an den ufe! 
des Chücagua an, nachdem fie einen Marfch von mehr, als dreyhundert und funfzig ME 
len , gethan hatten 0), = re 
Eiebemäd; Sie befanden fich noch fechzehn Meilen von dem Flecken Guachoia, und trafen 
tigen ſich Amis zween andere dicht neben einander an, welche man Aminoia, von dem Namen ber pr 
Hola. vinz, hieß. Diefe Flecken waren jedes von zweyhundert Käufern , und mit einem Gh 
umfchloffen , deffen Wafler aus dem Chuͤcagua kant, und aͤus einem jeden von diefen Ü 
den eine Inſel machete,  Mofcofo, welcher noch außer ſiebengig Pferden, ungefähr 
hundert Mann zu Fuße hatte, entſchloß ſich, fich derſelben zu bemächtigen , und den J 
übrigen Winter allda zu zu bringen. Er griff fie alſo, einen nach dem andern fo herzhaft 
daß die Indianer ſie ohne Widerftandverliegen. Cinen davon zerflörere man, und Ki 
fete die Lebensmittel und andere Sachen daraus, welche man brauchete, nach dem anden 
damit man, im Falle eines Laͤrmes gleich beyſammen waͤre. Darauf befeſtigten fie 
fen Poften ,. und fegeten ihn innerhalb vier und zwanzig Tagen in einen guten ar 
theidigungsftand. die 
Lift einer In⸗ As die Spanier in dieſen Flecken einzogen: fo fragete fie eine alte Indianerinn 
dianerinn. ſich nicht hatte retten koͤnnen: wo fie hinwollten? Sie ſageten ihr: in die Winterquar Ä 
Darauf erwiederte Die |ndianerinn: fie würden hier fehlecht' anfommen; denn DEE Ich 
‚pflegte alle vierzehn Jahre ſo ſtark auszutreten, daß die Einwohner genöthiger waͤren ins 
‚oben auf die Käufer hinauf zu begeben; und das gegenwärtige Jahr wäre wieder das * 


—— 


0) Ebendaſ. XIV Enp. 





in Suͤdamerica VI Buch. XI Capitel. 485 


hut da der Flecken ordentlicher Weiſe unter Waſſer geſetzet wuͤrde. Die Spanier mer⸗ 

td ie Abficht dieſer guten Frau, und lacheten nur darüber. Sie ließen es ſich daſelbſt 

Auch wohl feyn, weil fie einen reichen Vorrath von allerhand Lebensmitteln fanden, und 
von den Wilden, weder. bey Tage noch. Mache geſtoͤret wurden, 


je des 1543ſten Jahres vergangen war: ſo befahl er, man follte Holz füllen, Brigan⸗ 
N zu bauen ‚ und Taue, Segel und andere zu feiner Abficht nöthige Dinge zurechte ma⸗ 
* In zwiſchen ſtarben noch wohl ihrer ſechzig, unter deren Anzahl ſich auch Ortis, 
ar, und Vaſconcello befanden ꝓ). 
ke Sobald fich das Gericht ausbreitete, bie Spanier wären zurüc gefommen und braͤch⸗ 
den Winter in Aminoia zus fo befürchtete Anilco, des Buachois Untertbanen moͤch⸗ 
& ter ihrem Schuße noch einmal wiederfommen , und in feinen Landen ihre Grauſam— 
ausuͤben. Er ſchickete alfo zu dem Generale, und ließ. ihn feines Gehorfames verſi⸗ 
ki und fich zu allen Dienften erbiethen. Derjenige, welchen Anilco abfchickete war 
di Statthalter, oder Generallieutenant, und hatte , außer zweyhundert Indianern zum 


Moſcoſo 
1543» 


De Mofeofo ſah, daß feine Leute ihre Kräfte meift wieder erhalten hatten, und der 
mer 


Betragen 
zweener Caci⸗ 
quen gegen die 
Spanier. 


Nie, noch zwanzig von Den angefehenjten feiner Provinz bey fich, welchen zwanzig ans 


ih Mit Früchten und Weidwerke folgeten. Er richtete das, was ihm aufgetragen worden, 
—* aus, und vergaß nichts, den Mofeofo zu gewinnen, welcher-ihn mit den Seinigen 


hoflich aufnahm, und den Anilco ſeiner Gewogenheit verſichern ließ. Siebliebenings 


ne bey den Spanien, und bezeugeten denfelben durch ihre treuen Dienfte ih— 

ewogenheit. 

h ee nach ihrer Ankunft traf auch Buachois mit vielen von feinen Unter» 
len, welche. Früchte und Fiſche mirbrachten ‚ dafelbft ein, um fein. Bündniß mit den 
Pühiern zu beftätigen. Der General empfing ihn ſehr wohl : die Gegenwart des von 

a abgeſchickten Hauptmannes aber, und die Ehre, die man demfelben erwies, waren 

ein göptlicher Schmerz. Gleichwohl verbiß er ſein Misvergnuͤgen, und entſchloß ſich, 


den Spaniern am meiften Dienfte und Freundſchaft erweiſen koͤnnte. Beſonders aber 


Kuh des Milco Statthalter , welcher ohne diefes vieles an fic) hatte , welches ihn lies 


q uͤrdig machete. Er war dienftfertig , getreu, hielt fein Wort genau, kam mit einer 
en Yrr atfem dem , das man brauchete zuvor, und-gab fo gar mehr, als man fi zu. 
Ne getrauete, Weil die Spanier an Erbauung ihrer Brigantinen, Deren fie fieben 
ni Barren ‚ fleißig arbeiteten: fo lieferte er ihnen außer vielen Tauen und anderem Dazu 
nude Takelwerfe , mehr alte und neue Mäntel, als fie billiger Weife verlangen Fonnten, 


"Manıfaft feine in der Provinz fand, ‚Die neuen Mäntel dieneten , Segel daraus zu 
Men; und die alten, die Schiffe damit zu falfatern. Diefe Mäntel find von einer ges; 


leg nur bey Gelegenheit zu bezeugen. Beyde Caciquen eiferten inzwifchen vecht, wer 


yifkn Art Kraut, wie Pappelns: ı Diefes Kraut hat Fäden, mie ber Flachs. Die In⸗ 


offen, mashen auch Garn daraus, und geben diefen Mänteln eine Farbewas für eine fie 


| Au Unterdeffen , daß die Spanier an ihren Brigantinen arbeiteten, war Quigualtan. 


bedacht wie er fie gänzlich aufreiben moͤchte. Denn er glaubete ſteif und feſt, fiewür- 
ihren Sande-die. Voꝛtrefflichkeit der entdeckten Laͤnder erzählen, und alsdann in * 
Ppp 2 ver 


®) Chendaſ. KV Cap. q) Ehendaf, XVI Cap. 


den. 


« Verbindung 
‚einiger Cacis 


quen. 


(= 


484 Reifen und Entdeckungen 


Moſcoſo. ſerer Anzahl wiederkommen, ſich darinnen feſt ſetzen, und die eigentlichen Herr 
154% verjagen. In dieſer Abſicht ſchickete er forgleich zu zehnen von den benachbarten 
— — 


en darf 
Gacint! 


an beyden Ufern des Chuͤcagua, und füchere fie zu feinem Vorhaben zu er * 
e 


ließ fie ermahnen, den Haß zu erſticken, den fie gegen einander hätten, und ſich 


wi 


ven gemeinſchaftlichen Feind zu vereinigen. Wenn fie dieſe Gelegenheit verabſaumeten 


die ihnen Das Gluͤck darboͤthe: fo würde er zum Voraus das Elend beweinen, 


wovon 


wuͤrden beſchweret werden. Die Spanier giengen nur zuruͤck, Damit ‚fie defto ſtarker 
derkommen, ſie uͤberwaͤltigen und in eine elenve Selaverey bringen koͤnnten. Die RT 
quen traten des Quigualtanqui Vorhaben mit Vergnuͤgen bey.Sie verabredeten w 
einander, es füllte ein jeder in feiner Provinz Völker und Barken, zuſammen pringen 4 


mit fie die Feinde zu Waſſer und Lande angreifen koͤnnten; und um ihnen alfen 


Arg 


zu benehmen, follte jeder insbefondere ſich ſtellen, als: 0b. er ihre Sreundfchaft ſuchen 


Quigualtanqui ſchickete zuerſt an Moſcoſo und die andern folgeten nach. Ind 


bete Aniteo, welcher dieſer Verſchwoͤrung nicht hatte beytreten wollen, er muͤßt 


eſſen g 


Een 


halber den Spaniern davon Nacheicht geben, und befahl daher feinem Statthalter, IT 
Generale die Verraͤtherey zu entdecken und ihn zu verfichern , es ſollte nichts vorgehen, " 
von er ihm nicht Meldung thun wollte, ' "Seit diefer Entdeckung hatten die Spanier A! 
befondere Hochachtung fir den Aniſco und feinen Statthalter, Gleichwohl wollte 


Caeique niemals ins Lager kommen ;fondern entſchuldigte fich ſtets mir feiner 


ſchuecht 


Guachoia mit in die Verbindung getreten: man muthmaßet es aber, weil.es ihn verdro 


Geſundheit: in der That aber trauete er den Spanien nicht. Man weis nicht ne 


daß man des Anilco Statthalter fo viel Hochachtung und Ehre amwiesr), 


Zank desGuͤd⸗Guachoia hatte ſchon ſeit langer Zeit daran gearbeitet, wie ex diefen Geſandten ki 
eis und des den Spaniern ſchwatz machen'möchte. Da’ er aber ſah, daß er ſich nur unnuͤtze M 


Statthalters 


des Annce he gab: fo brach er auf einmal los, und ſagete zu dem Generele in Gegenwäte wieler * ⸗ 
fehlshaber: er hätte es ſchon fange mit Verdruſſe angeſehen, daß man dem Sacheh 
des Anilco fo viel Ehre erwieſe; er hätte ſtets gedacht, man müßte diejenigen ehr 
am meiiten Anfehen und hohe Herkunft hätten: gleichwohl macheten 08 die Spanier ganj h 
ders, weil fie nur den Statthalter des Anilco hoch fehäßeten, ber weder Bermögen, noch Mad j 
noch adliche Herkunft Hätte, und welſcher nur als ein Unterthan angefehen zu werden verdi 


er fin feine Perfon hätte Unterthanen, welche denjenigen, demifie ſo viel Zeichen 


r Ho 
De je 


achtung erwieſen, in allem uͤbertraͤfen; er erfüchetefie alfe, ein wenig zu erwaͤgen, — 


thaͤten, und überzeuget zu ſeyn, daß es lauter Lift wäre, was der Statthälter thaͤte, 
auf nichts weiter abzielete, als ſie zu beruͤcken "Der Statthalter des Ansilco hatte alles d 


7 | 


was man wider ihn fagere gebuldigangehöret, und antwortete darauf, ohne daß en”, 
über entrüftee zu feyn (diem: man wuͤrfe ihm ſeine Herkunft mit Unrechte vorz Da MT 
Vorjahren Caeiquen geweſen, ſo gaͤbe or keinem an Abel etwas nach; er geſtůnde es 


ihm fein Vater Fein großes Vermoͤgen hinterlaſſen hätte; ‚er hätte aber diefen Abg 


feinen Much erſetzet, weil er in dem Kriege, den er wider Guachoia und andere) 


gefuͤhret, ſo viel gewonnen, daß er feinem Stande gemäß davondleben koͤnnte; 


J ſich alſo itzo unter die Zahl derer Reichen rechnen welche man ſochochachten muͤßte far 


ang 


fönnte ' 


ser! pie 


fein Feind ſagete; und ein Unterthan wie er, wuͤrde allezeit einen Cacique wie Out, 


7) Ebendaſ. XVII Cap. 


in Stdamericn, Vi Buch. XI Capitel. 485 


ib j 
ni agent ſeyn; bey dem affen wäre er eigentlich Fein ſchlechter Unterthan, weil ihn Anilco Moſcofo. 
ſw Da tige ‚ ſondern für einen feiher nächften Anverwandten hlelte; und in der Ab⸗i-ca3. 
Br ihn auch zu feinem Generalftatthalter in der Provinz gemacht; er häffe Dar- u 

de Schlachten gewonnen, den Water des Guachoia gefhlagen, und viele andere 
ptleute; ſelbſt nachher, da Guachoia feinem Bater gefolget wäre, hätte er deſſen ganze 
He Grunde gerichtet, und ihn ſelbſt, nebit feinen. beyden Bruͤdern und den Vor⸗ 

Men feinet Provinz gefangen“ genommen; ‚damals‘ hätte er ihm fein Land ohne Mühe 
ish ‚und fich zueignen fönnen,, weil ihm niemand wuͤrde widerſtanden haben; er haͤtte 
der er nicht thun mögen, ſondern vielmehr ganz befondere Sorge für ihn getragen, fo lan⸗ 
Mine gefangen gervefen waͤre; er wäre fo gar Bürge geworden, Damit er, feine Brüder und 
t 


uf 
Hau 
M 


r 


terehanen wieder in Freyheit gefommenz weil aber Guachota fein Wort nicht gehal⸗ 
heir "orte er nr auf den Auszug dee Truppen, um ihn dafür zu züchtigen; die Kühne 
t ir er ißo gehabt, ihn für einen liſtigen und beteiiglichen Menfchen auszugeben , foll- 
h, alsdann heuer zu ſtehen kommen; und er wollte ihn teren, ein andermal ihm nicht 
Mei en feine Ehre anzugreifen; es würde auch nur auf Guachoia ankommen, ob fie 
Depp auf der Stelle ihrer beyder Zwiſtigkeiten ausmachen wollten; ſie duͤrften dazu nur 
h ‚Mein Schiff treten, und ſich auf dem Fluſſe ſchlagen ; wenn ihn Guachoia erlegete, 

Würde er feinem Haffe genugthun, und wegen des Misvergnügens gerächet feyn, wel⸗ 
N din die Spanler gemacht, daß fie feinem Feinde fo viel Ehre erwieſen; wenn er in 
Au. ampfe obfiegete, fo wuͤrde ex zeigen, daß eines Menſchen Verdienſte nicht in dem 
„Du Reichthume, noch in dem Beſitze vieler Umterthanen, fondern in der, Tugend, und 
N großen Muthe beſtuͤnde. Guachoia antwortete darauf nichts, und man las feine 
A, mung und Berwirrung auf feinem Geſichte. Moſcoſo und. die Spanier aber be⸗ 
li AU noch eine größere. Hochachtung für des Anilco Statthalter, und erzeigeten ihm toͤg⸗ 
h Mehr Ehre 2): 1 — 3 


Da der General in Erwägung zog, wenn ber Haß dieſer beyden Perſonen fie antrie⸗ 
hr Mander zu befviegen, fo würden fie ihm nichts mehr zu feinen Brigantinen liefern: 
u ere en; ſie zu verlöhnen; und fie waren auch aus Freundfchaft zu ihm: bereitwillig da- 
Ti Vier Tage nach der geſtifteten Verſoͤhnung wollte des Anilco Statthalter wieder in 
up pevoin, gehen. Der General, welcher dem Eaeique Guachola nicht recht wauete, 
Na echter, er möchte ihm auflauern laſſen, um ſich an ihm zu rächen, befahl dreyßig 
Ft,» zu feiner Bedeckung mit zu gehen , bis er außer Gefahr wäre, Der Statthalter 
fü 9 foiche anfangs höflich aus, und gab zu erkennen, daß Guachoia eben nicht fehr zu 
nen wäre: doch nahm er ſie endlich noch, aus Gefaͤlligkeit für Den General, an. 
du Der nachher noch oftmals nur bloß mit zehn oder zwoͤlf Indianern an, und gieng 
Bi Wieder zurüd. „01.7 | 


Yayı Indeſen ſchickete Quigualtanqui und bie andern Caciquen von feiner Partey bey Indianiſche 
Yan und bey Macht einige mir Geſchenken an den General. Diefen Abgeſchickten aber Kundſchafter. 
Ring Sleich. aufgetragen, alles’ auszukundfhaften, wie es bey den Spaniern gienge und 
inne» Damie man ſech deſſen bey Öelegenheit bedienen fönnte, Der General war davon 


MR ger, und verboth alſo den indianiſchen Abgeordneten, ſie ſollten nicht mehr bey 
Ppp 3 | Nacht 


R 


gr 


$ 
WEbendaſ. XVIIT Cap. 


486 0 Reifen und Entdeckungen | 
nun auf 


Moſcoſs. Nacht in das Lager kommen. Allein , fie kehreten ſich nicht daran. Weil man Mu gun 
1543. den Wachten des Cenerales Berborh wußte; jedoch erfuhr, daß fich einige einſchli m 
fo gab man um ſo viel genauer auf fie Acht. Die Schildwacht wurde auch ein an 
Mondenfcheine gewahr, daß ein Paar vergleichen wohlgerüftere Indianer auf einem B 
me, der ihnen zur Bruͤcke dienete, uͤber den Graben giengen. Man ließ fie heran gern 
men; und als fie durch das Thor gehen wollten: fo ‚gab der Soldat dem erften mie 
Degen einen folchen Hieb über-das Geficht, Daß er zur Erde ſtuͤrzete. Er ftund aber de 
wieder auf, nahm feinen Bogen, und ergriff die Flucht. Der Gefährte des Bu M 
ten eilete wieder über die Bruͤcke und machete Laͤrm, unterdeffen der andere Ins Wa A 
ſprang und hinüber ſchwamm, mo-ihn die zufammengelaufenen Indianer fortfuͤhre 
Den andern Morgen kamen vier von den vornehmſten und beſchwereten ſich, daß man 
Frieden bräche, und einen von den angefehenften Leuten des Landes übel zugerichtet Bil 
und den Abend kamen noch vier andere, welche berichteten, daß er geftorben waͤre 
daher verlangerem, der Spanier ſollte wieder fterben. Der General enrfchuldigte ſich / 
waͤre nicht auf feinen Befehl geſchehen, doch hätte der Soldat feine Pflicht gethan/ 
fönnte dafür nicht beſtrafet werden ;- fie hätten fich-das Unglück felbft zuzuſchreiben = 
ſollten fich nicht einzufchleichen fuchen, fondern kommen, wie fichs gehörete und gebn 
Mit dieſer Antwort kehreten die Abgeordneten ſehr misvergnuͤgt zurück. Die Cacigu 
aber ſucheten, ihren Unwillen noch etwas zu verbergen, und auf bequemere Gi hembenenſ 
warten, ihren Anſchlag auszuführen 2). — 
Ruͤſtung der Unterdeſſen arbeiteten die Spanier ſtark an ihren Brigantinen, wozu ihnen des u 
co Statthalter allen Vorſchub that, ohne welchen fie fonft nimmermehr würden zu Se 
aciquen. gekommen ſeyn. Quigualtanqui und bie verbundenen Caciquen zogen inzwiſchen 
jeder in feinem Sande Mannſchaft zufammen, und rüfferen fich, dreyßig bis ——— 
Mann auf den Beinen zu haben, in den Gedanken, alle Spanier zu erſchlagen, oder 27 
Holz zu verbrennen, welches man zu den Schiffen zufammen gebracht hatte, Sie — 
beten, ſie koͤnnten einen beſtaͤndigen Krieg wider ſie ſuͤhren, wenn ſie ſie verhinderten, u 
ihrem Sande zu fommen, und fie würden fie um fo viel leichter ausrotten, weil Ihre 4 
noch eine kleine Anzahl wäre, und fie nicht viel Pferde mehr hätten. Die Wilden m 
ſcheten mit Ungebuld den Tag, der zum Angriffe angefeget , und in der That febt "sn 
war; wie man es durch einige Fndianerinnen erfuhr, welche: bey fpanifchen —— 
dieneten. Einige Abgeordnete der. Caciquen hatten fie darauf, als auf den Tag ihrer 
freyung von der Dienftbarfeit vertroͤſtet; und fie hatten folches ihren Herren eröffnek- ab 
glaubete ſolches um fo viel leichter , weil man über dem Sluffe Hin und- wieder Gau | j 
und des Nachts ein Laͤrmen hoͤrete. Te ren on 


Austretung Es wurden alle Anftalten zu einer muthigen Vertheidigung gemacht zum 

des Chuͤeagua. aber trat der Chuͤcagua aus. Er fing — * — —* ie ep ll nad 
und nad) fein Bette voll, und gleich darauf trat er beftig aus feinen Ufern, Een 
das Feld, welches alfobald unter Waſſer geſetzet wurde, weil es weder Berge no ge 
hat, ° Den ıgren März drang es durch die Thore von Aminoia, und in zweenen u | 
darnach konnte man nicht anders, als mit Rähnen, durch die Straßen fahren... Den oa 


2) Ebendaſ. XIX, Cap. 


in Suͤdamerica. VEBuh. XI Capitel. 487 


mn die Ueberſchwemmung am größten; denn das Waſſer bedeckete das Gefilbe auf Moſcoſo. 

önfge eilen umher, welches itzt ein großer See zu ſeyn ſchien, worinnen man nur big 58 

Ktige * den hoͤchſten Baͤumen hervorragen ſah · Den Spaniern fiel hierbey das⸗ 

Batte a was die alte Indianerinn ihnen bey ihrem Eintritte in Aminoia vorher gefaget 

Day Währender Austretung des Fluffes fehicfete man zwanzig Soldaten nebft einigen in, Man ſchicket 

fi hen KRuderern in vier Barken, die an einander gebunden waren, bamit fie nicht un- nach Anileo- 

van wenn fie über die im Waffer ftehenden Bäume weggiengen , nach Anilco, welches 

tale \ Meilen von Aminsia lag. Sie follten den Cacique erſuchen, daß er dem Gene⸗ 

Führe ckelwerk Theer, und alte Mäntel zu den Brigantinen ſchicken möchte, Silveſter 

U Me fie, welchem der Cacique befondere Berbindlichfeit hatte, Denn als des Guachoia 

hanen den Flecken Anilco, wie oben gedacht worden, verheereten: fo fing Silvefter 
an Sinner von zehn. bis dreyzehn Jahren, melcher bes Eaciqgue Sohn war. Er 

N din mit fich und. brachte ihn wieder nah Aminoia, wo der Cacique erfuhr, Daß 

Ihn N on, welchen er fo fehr gefuchet hatte, bey den foanifchen Truppen wäre. Erfieß 

* gleich abfordern; und Silveſter lieferte ihn auch auf eine verbindliche Art den Aus 
Öl aus, So bald nun Silvefter, mit feinen $euten zu Anilco angefommen waren, 

ihn der Cacique zu, fid) bitten , und behielt ihn bey fich in feiner eigenen Wohnung, 

Ya ige fich feine Gefährten in Dem Irre aufbielten. Er befahl feinem Statthalter , ih» 

& Alles zu fhaffen , was fie verlangeten. As fie folhes erhalten hatten: fo umarmete 

In ilbeſtren zum Abfchiede, und bath ihn, den General feiner Sreundfchaft zu verfichern, 

Yu zu melden, es follte nichts vorgehen, wovon er ihm nicht fo gleich Nachricht era 

. Wollte x) 0 

Aha Die Austretung bes Fluſſes dauerte vierzig Tage, bey welcher fich die Spanier auf, Verrichtung 
Meng Oenter begaben, wo fie an ihren Fahrzeugen arbeiteten, Weil es ihnen aber der Spanier 
Kohlen fehlete, das Eiſenwerk zu fihmieden: fo macheten fie welche von den Gipfeln — 

In Baͤume, Die über dem Waffer hervor rageten. So lange das Waſſer die Gefilde Pr NUR 


\ eie, liegen fich die Leute ber Eaciquen nicht fehenz weil ein jeder geſchwind nach Haus 


Heiler war, feine Habfeligfeiten in Sicherheit zu bringen. Indeſſen ſchicketen doch 

Waltanqui und die andern Herren , um ihre böfe Abſicht defto beffer zu verhehlen, bes 
a8 an den General, welcher fi) ſtellete, als ob er nichts davon wuͤßte, jedoch allezeit 
Eter Hut ſtund. Zu Ende des Aprils nahm das Waſſer nach und nad ab, und 
Ar 1 ſo lange, als es angemachfen war; fo daß es zu Ende des Mayes wieder in fein 

Meta. Die Eaciquen fingen darauf wieder an, Ins Feld zu kommen, und waren ent 
„1m, ihre Unternehmung eiligft auszuführen. 
N Indeffen kam der Statthaltet des Anilco, welcher davon Nachricht hatte, zum Ge: Zeitung von 
du.» Und eröffnete ihm: es würden ehefter Tagen jeder Cacique insbefondere zu ihm ſchi⸗ — 
for), An jeder Abgeordnete wiirde, Das und das zu ihm fagen, und ihm Die und die Geſchen⸗ ES ndnif: 
Bande; einige würden des Morgens und andere gegen Abend fommen; Diefes würde vier 

U Tage anhalten, und unter der Zeit wuͤrde man die Truppen vollends zufammen 


N 
gen, und darauf ihn anfallen ; ihre Abfiche wäre, alle Spanier auszurotten, ofens 
nigſtens 


Wendaſ. XxXx Cap. x) Ebendaſ. XXI Cap. 


488 | Reifen und Entdeckungen 


Moſcoſo. nigſtens ihre Schiffe zu verbrennen, damit ſie nicht fortkommen koͤnnten, und ale 


154°, und nach elender Weiſe umfommen müßten. "Er feßete hinzu: er erbörhe ſich, IM 


‚men feines Caclque, ihnen zu Vermeidung dieſes Unfalles, mit achttaufend auser 


nad 


jefent® 
47 


Mann beyzufpringen, wodurch fie ihren Feinden leicht wuͤrden widerſtehen koͤnnen; wi 


- fern fie ſich auch in feine Sande ‚begeben wollten, fo würde er fie mit Vergnügen au 
uͤrden 


* 


men; er würde daſelbſt volllommen ſicher ſeyn, und da fie ſich nicht unterfichen w 


ihn daſelbſt anzugreifen, ſo koͤnnte er auch mit Muße uͤberlegen, was fuͤr RMaaßregel 
nehmen wollte. Moſcoſo dankete dem Cacique für feine Anerbiethungen, er wollte iu 
aber nicht in die Gefahr fegen, daß er feinetwegen von feinen Nachbarn folfee gehafle? 4 
den, weil er den Spaniern öffentlich bengefprungen. Er ſchlug auch die Zuflucht in fein gar 


aus, weil er im Begriffe war, nach Merico abzugehen ; und machete fich großmuͤ 


Weiſe zu allem gefaßt, was vorfallen koͤnnte y). 


n 
el 


chiget 


Abgeordnete Im Anfange des Brachmonates kamen die Abgeordneten der Caciquen auf DIE ai 
von den Ver⸗ gezeigete Art und Weife zu ihm. Sie wurden gefangen genommen, und jeder beſo 


buͤndeten. egen der Verſchworung befraget. Cs derhehlete Feiner, mas man vorhatte, und wie M 
es ausführen wollte, _ Auf ihre Ausfage ließ der General, ohne die andern zu erwa 
benen breyßigen, die er hatte, eilig die vechte Hand abhacken. Diefe armen Leute hr 

y j 


den folches mit fo vieler Geduld oder Standhaftigfeie aus, daß, wenn faum dem 


die Hand abgehacket war, der andere fehon feine auf den Block legete. Diefe SH! 


rten 


zerriß die Verbindung, und die Indianer glaubeten, weil die Spanier Nachricht ver! 
Unternehmung hätten, fo würden fie auch auf ihrer Hur feyn, Jeder Cacique fe ed 
voller Verdruß, über ihr fehlgefchlagenes Vorhaben, in fein Land zuruͤck. Weil fie abet 
. doch feft darauf. blieben, folches auf eine andere Art zu verſuchen; und fie ſich frärker } 
Waſſer als zu Sande befanden ; fo verabrederen fie, die Spanier anzugreifen, weni fie? 


Fluß hinunter giengen, 


Anſtalten der Weil nun Mofeofo und feine Hauptleute ſahen, daß fie beftändig würden ange 
ge er werden: fo beſchleunigten ſie ihre Arbeit, und macheten die ſieben Brigantinen fertig. 
\ 5 “brachten Lebensmittel zufammen, und ließen fi) von Guacheia und Anilco groben 


wat 
gi 


rung. Früchte und andere dergleichen Sachen geben. _ Sie fhlachteten einige Schweine, und 


hielten nur anderthalb Dusend, im Falle fie fich irgendwo am Meere foßeten, 


e 
fatern 


dieneten ſich des Schmalzes zur Milderung des Harzes, womit fie ihre Schiffe kal 


Außer dieſen verſahen fie ſich mit kleinen Barken für die dreyßig Pferde, die fie N it 
hatten. Sie banden zwo und zwo von diefen Barfen zuſammen, damit die Pferde ! h 


den Borderfüßen in der einen und mit den Hinterfüßen in der andern ſtehen fö 


li 


Eine jede Brigantine hatte auch eine von diefen Barken hinter fich hergeden, ber or 


anftatt der Schaluppe dienete. Sie brachten am Tage St. Johannis des Täufers DI 
gantinen ins Waſſer, ſchiffeten ihre Pferde ein, und ernannten die Hauptleute, wel 


Schiffe führen follten, Sie nahmen Abfhied von Guachoia und Ynilo, und emp" 


len ihnen noch, mit einander friedlich zu leben 2), 


9) Ebendaſ. XXI Cap, 72) Ebendaſ. XXIII Cap. 


ge 


in Suͤdamerica. VI Buch, XI Capitel. 49. 
Der VII Abſchnitt. mote 
Ruͤckkehr der Spanier aus Florida nach Mexico. — 


ung der Truppen. Schiffe von ber Slot: - fahre der Spanier. Begebenheit zwoer Cara: 
} Verbündeten Caciquen. Gefecht der In- vellen. Man läge den General ſuchen, und dag 
ar auf dem Waſſer. Begebenheiten ber Spa: Land entdecken. Die Spanier erkennen, dafi fie 

A Kriegestift der Indianer. Verwegenheit in Merico find. Ankunft der Spanier zu Pas 
Can Spaniers, Nückkehe der Indianer in ihr nuco und ihre Uneinigkeit. Aufnahme ber Opaz 

fe * Ankunft der Spanier. in der See. Ge: nier in Mexico. Ste gehen aus einander. Malz 
Etvider die Indianer an der Kuͤſte. Schiff: donado und Arias fuchen Soto. 


oſcoſo beftieg die erfte Brigantine oder Caravelle; Alvarado und Moſquera die Einſchiffung 
zweyte, Aniaſco und Viedma die dritte, Bufinan und Gaita die vierte, Ti- der Truppen. 
und Cardenioſa die fünfte; Calderon und Franz Oſorio die fechfte; und Vega 
arcia die ſiebente. Jede hatte fieben Nuderbänfe, und zween Hauptleute, damit, 
der eine ausfteigen müßte, den Feinden die Spige zu biethen, der andere in dem 
N Ne bliebe, die nöthigen Befehle zu ſtellen. Mit ihnen ſchiffeten fich noch) ungefähr 
u ündere und funfjig Mann von den taufend ein, welche nad) Florida gegangen waren, | 
einige dreyßig Indianer und Indianerinnen von achthundert, die man aus verfhiede- 
9 rodinjen mitgenommen hatte, Weil dieſe armen Leute von ihrer Heimath entfernet 
der Spanier gewohnet waren: fo wollten fie dieſelben nicht verlaſſen. Sie fuhren 
bend am Tage Petri und Pauli ab, und fegelten und. ruderten, um befto geſchwin⸗ 
ortzukommen. Die Nacht und der Tag, da fie an des Guachoia Provinz hinſegelten, 
An engen, ohne daß der Feind fie anzwackete. Den zweyten Tag aber früh Morgens 
d deffen Flotte zum Vorſcheine, welche aus mehr als tauſend der größten und beten 
!euge beftund a). 

Die Größe einiger davon fegere die Spanier in Erſtaunen. Sie fahen welche von Schiffe von 
N Und zwanzig Ruderbaͤnken, deren jedes ungefähr dreyßig Soldaten führete, ohne vie. der Flotte. 
Kant Pfeilen bewaffnete Ruderknechte zu vechnen, fo daß in einigen wohl auf fünf und 
— bis achtzig ſtreitbare Leute ſeyn mochten. In andern aber waren nicht fo viel; 

N fie wurden immer kleiner. Die kleineſten hatten vierzehn Ruderbaͤnke, und alle 
Se Elein und groß, befunden jedes aus einem Stuͤcke. Ihre Ruder ſchienen fehr 


oco 


* 


N gemacht zu ſeyn. Sie waren ungefähr eine Klafter lang, wovon ber größte Thell 
in „ Daffer gieng ; und wenn diefe Schiffe mit aller Macht fuhren, ß, würde ein Pferd 
das em Gafoppe Mühe gehabt haben, ihnen vorzufommen. Merkwuͤrdig aber war cs, 
(ray; Seinde verfchiedene Lieder fangen, welche nach Beſchaffenheit ihrer traurigen oder 
dan. Ben Meiodie macheten, daß fie in fehr guter Ordnung entweder langfam oder ſchnell ru⸗ 
den N, wie es noͤthig war. Dieſe Lieder enthielten die Heldenthaten ihrer Vorfahren. Sie wurs 
don ch das Andenken derfelben zur Tapferkeit erreget, und dachten nur, ben Sieg das 
Me fragen. Dieſe Fahrzeuge waren auch inwendig und auswendig blau, weiß oder 
bürg (Oh oder mit andern Farben gemalet, nad) der Phantafie eines jeden, dem fie ges 
Ingo Die Ruder felbft und Die Sedern, welche die Soldaten auf den Köpfen trugen, 
A Migen, wie auch ihre Bogen und Pfeile waren von der Farbe der Schiffe, Ai! 
er 
®) Hiforia del Florida, Part.II. Lib. IV, cap. I. 


llgem. Beiſebeſcht. KVIBond, Da | 


R Moſcoſo. 
u 1543. 


Gefecht der 


F Indianer auf fer. Die Truppen des Quigualtanqui feheten fih an die Spige: man konnte aber 


dem Waſſer. 


Begebenhei⸗ 
ten der Spa⸗ 
nier. 


Man glaubete, es dienete den Indianern zur Standarte bey ihren Feſten; benn 3 


190 | Keifen und Entdeckungen 


der Fluß ſehr breit war und ſie ſich leicht ausbreiten konnten: ſo gab dieſes einen ſch 
nen Anblick. In ihren Liedern waren auch Schmaͤhreden und Drohungen wider die 
nier; und zu Ende derſelben erhoben fie ein großes Geſchrey 2). Mt 


) 2 
As fie den Spaniern einige Zeit gefolget waren: fo theileten fie fich in, drey 9 
recht erfahren, ob er ſie ſelbſt anführetez wiewohl man doch feinen Namen oftmals in 
Ledern erſchailen hoͤrete. Darauf rüdeten alle Schiffe zur Rechten gegen das Ufer ti 
Sluffes und Famen voraus, Die von dem erften Haufen griffen fo gleich die rigen M 
nen an, giengen an das andere Ufer hinüber, und vermwundeten viele Spanier dur I 
Pfeile, Dieſer erfte Haufen war nicht fo bald zur Linken, fo gieng er wieder zuruͤ er 
nahm feinen vorigen Poften ein, wobey er ſich gleichwohl ftets den Caravellen naͤhen 
Der zweyte Haufen, welcher vorüber fuhr, griff heftig an, kehrete zur Rechten voiede 
und ſtellete ſich an die Spige des erften. Der dritte gieng auf eben die Arbeit worben; ! f 
nachdem er eine Menge Pfeile abgefcheffen, fo Fam er wieder zu feinen Leuten, und N 
ſich vor den zweyten Haufen. Weil indeffen dieCaravellen nicht aufhöreten, zuruderns I K 
men fie an den Dre der Wilden, welche zuerft angegriffen hatten, und welche eben fo mid 
auf fie [hoffen. Die andern macheten es eben fo die Reihe herum, und ermüdeten die Spalt 
den ganzen Tag fehr. So gar die Macht über plageten fie diefelben ; aber nicht fo hartnace 
Die Spanier vertheidigten ſich gut, und ſetzeten Soldaten in die Barken, wo die Pferde * 
ven, damit fie die Indianer zuruͤck trieben, wenn fie ſolche toͤdten wollten. Weil 
die Jndianer von weitem fchoffen, und den Spaniern befchtwerlich fielen : fo begaben f 
folche wieder in die Caravellen, und gaben ihre Pferde preis, welche mit fehlechten u 
fen und einigen Schilden bedecket waren. Sie kamen auch innerhalb zehn Tagen 4 ; 


Mu 
Sr 


‚bis auf acht um; und die Spanier felbft waren, ungeachtet ihrer Schilde, meiſt alle 


wundet. ‚Sie hatten nichts, als ihre Armbruͤſte, womit fie fich von ferne wehren ont 
ten; denn aus ihren Slinten hatte mar Nägel gemacht; weil fie ſchon lange Fein Pulve 
mehr gehabt hatten c), 


Nach einem zehntägigen Gefechte entferneten fih die Feinde von den Caravellen e 
was über eine halbe Meile, Die Spanier ruderten fort, und entdecketen dreyhu fe 
Schritte vom Ufer ein Dorf von ungefähr achtzig Haͤuſern. Weil fie damals glau 
ten, fie hätten ſchon zweyhundert Meilen zurück geloger, indem fich der Fluß weder au 
einen, noch auf der andern Seite kruͤmmete; und weil fie dachten, fie wären fihen N 
bey der See: fo entfchloffen fie ſich, daſelbſt auszufteigen und die Pferde etwas zu M 
fhen. Kaum aber waren hundert Mann damit an dag Sand gegangen, fo nahmen 
Einwohner die Flucht, zerſtreueten fich auf dem ganzen Gefilde umher und riefen um — 
fe. Unterdeſſen kamen die ausgeftiegenen Spanier in das Dorf, und fanden eine ur 
Menge groben Hirſe, gedoͤrrte Früchte, viele auf mancherley Art gefärbte Gemfenft ß 
nebſt Mänteln von verfehiedenen fehr wohl zubereiteten Fellen, und ein Stuͤck von 55 
derfellen ungefähr acht Ellen lang und drey Vierthel breit. Diefes Stück war Do, 
auf beyden Seiten gleich und hin und wieder mic Quaſten von Perlenfaamen ve 

u 
uber 


he 
9 


6) Am angef. Orte, III Cap. c) Ebendaf. IV Capı i 


in Suͤdamerica. Vl Buch. XI Capitel. 491° 
Anderm 


* konnte es, dem Anſcheine nach, beſtimmet ſeyn. Silveſter hielt es fuͤr ſchoͤn und ———— 
he IM es für fich. — Seine Gefährten, verfahen fich jeder mit dem, was dafelbit befindlich — 
Rs Einige mic Hirfe und Früchten, andere mit Zellen, Sie kehreten eilig wieder nad) 2 
* N Schiffen, weil ein Haufen von den Indianern der Slotte, auf das Gefhrey der Eins 

5 net ans Sand geftiegen und grimmig auf fie zukam. So ſehr ſie aber auch eileten, ſo 

iu bten fie doch ihre Pferde im Stiche laffen , weit fie ſolche nicht einfhiffen fonnten, wos 
die fie niche ſelbſt ihr Leben im Gefahr fegen wollten. Da die Indianer alſo ſahen, daß 
nf enfhen ihnen entgangen waren; ſo ließen fie ihre Wurh an den Pferden aus, und 

Offen ſolche insgefammt 4). 


ng Die Spanier fegeten ihre Fahrt eifrig fort; und da die Indianer verzweifelten ‚au Kriegstif der 
N M Zwecke zu kommen, fo nahmen fie ihre Zuflucht zur Liſt. Sie ftelleten ſich, als Indianer 
Mi; von der Flotte ablaffen wollten. Sie glaubeten, wenn die Spanier fie nicht mehr 
b fe ſich herkommen fühen, fo würden ihre Schiffe auch nicht mehr in fo guter Ordnung 
d Atmen bleiben, und alsdann koͤnnten fie diefelben anfallen und vollends zerſtreuen. 
* geſchah zum Theile, wie ſie es ſich eingebildet hatten. Eine von den Caravellen 
Song Aus ihrer Neihe und blieb etwas zuruͤck. So gleich eifeten Die Indianer hinzu und 
— ſich derſelben zu bemeiſtern. Die andern, welche die Gefahr fahen, worinnen 
abe War ‚eileten - mit affer Gewalt! gegen den Strom wieder hinauf ihr zu Huͤlfe. 
e fanden ſie in großer Noth; denn einige Indianer waren bereits hinein gefprungen, 
I hatten ſich derfelben bemeiftert, Bey: Ankunft der Spanier aber eileten fie mit Ver⸗ 
dreyßig Todten wieder zuruͤck, doch führeten fie noch eine Barke mit fuͤnf Schweinen 
von, Die Spanier fuhren ſeitdem beſtaͤndig in guter Ordnung doch ruderten die In⸗ 
Ne immer hinter dein, In Hoffnung, es wide ſich ſchon einmal wieder eines entfer⸗ 
und fie wurden darinnen auch nicht ganz betrogen, 
Stephan Agnes, der wie ein. ſtarker grober Bauer ausfah, und das Gluͤck gehabt Verwegenheit 
noch in feinem Treffen verwundet zu werben , wollte etwas unternehmen ‚ wodurch) Li Spa: 
ch zeigen fönnte; denn bisher hatte er noch nichts merfwürbiges gethan. Er ftieg MR 
I aus feiner Caravelle in die vor ihe Her fahrende Barke, unter dem Vorwande, mit dem 
Sererafe zu reden, welcher vorher gieng. Agnez wurde von fünf jungen Spaniern be- 
Met die er durch die Hoffnung, Ehre zu erjagen, gewonnen hatte, ” Als fie in ber Bar⸗ 
gudten ; fo entferneten fie ſich von ihrer Caravefle, ruderten gerade auf die Indlaner zu, 
in fie mit einem Geſchrey: darauf los! an, und trieben Die vorberften Indianer 
2 Flucht. Der General, welcher biefe Verwegenheit ſah, ließ ſo gleich zum Ruͤckzu⸗ 
Ufer ein Yanez drang immer mehr auf Die Seinde zu, und winfte, man follte ans 
M, Mofop wurde darüber unwillig, und ließ vierzig Spanier Barken nehmen, die⸗ 
derruͤckten Kerl zuruͤck zu hohlen. Sie eileten ſo gleich auf ihn zu; und die — 
ort ſich nunmehr aus Liſt weiter, zuruͤck, um fie defto mehr von ihren Caravellen I 
ihn Agnez fegere ihnen blindlings nach; und die abgeſchickten folgeten dam F 
di tweder zuriick braͤchten, oder ihm doch wenigſtens im Rothfalle beyſtehen k unten, 
ir Abiäner fie nun meit genug, batten, und ziemlich) nade bey ſich ſahen: fo öffneten fie 
» Wie ein halber Mond, und zogen ſich Re zuruͤck, damit fie bie u 
| 142 


hatte 
et 


en 
¶) Eendaſ. V Cap · 


492 Reifen und Entdeckungen 


| Moſcoſo. hen ſich hinein brächten, Darauf‘griffen fie diefelben hitzig an ‚ faffeten fie vonder ed 
Y / 1543. und flürzefen fie insgefammt ins Waſſer, fo daß von zivey und fünfzig Spaniern nut 
viere davon kamen 2), 1 
Ruͤckkehr ber Nach diefer Niederlage zwacketen die Indianer den ganzen übrigen Tag und Die ſo 
Indianer. gende Nacht hindurch die Spanier an, Bey Aufgange der Sonne aber macheren ſie 7 
ein großes Geſchrey, ließen ihre Inſtrumente erflingen , um diefem Geſtirne dadurch gl 
ſam für den erhaltenen Bortheil Danf zu fagen. Sie liefen darauf von der Nachſchu 
der Caravellen ab, und begaben ſich voller Freuden wieder in ihre Sänder, wovon fie! 
vierdundert Meilen entfernet waren, f 
Ankunft der Als die Spanier nunmehr fahen , daß die Indianer fie nicht mehr verfolgeten; 
Spanier in glaubeten fie um f viel leichter, daß fie fich dem Meere näherten, weil der Chuͤcagua h 
on fing, ungefähr vierzehn Meiten breit zu werden, Man ſah an dem einen Ufer defelbet 
hohe Binfen, daß es ſchien, es wären Bäume; und vieleicht waren es auch welches 2 
wollte fich aber nicht näher davon unterrichten ‚ aus Furcht, man möchte auf Klippen f 
rathen, und weil niemand wußte, ob man ſchon im der See, oder noch auf dem . 
wäre. In diefer Ungewißheit fuhren fie noch drey Tage fort, und.den vierten des Mon 
gens erkannten ſie auf einmal die See. Sie fanden eine wuͤſte Inſel, wie dieeui 
welche die großen Stroͤme an ihren Muͤndungen zu machen pflegen, Weil fie aber ME 
wußten, wie weit fie von Mexico entfernet ſeyn mochten : ſo entſchloſſen fie ſich, he 
weiter giengen, ihre Brigantinen zu befichtigen. Sie fanden, daß folche feine Ausbil 
zung braucheren, und fucheten fich alfo nur drey Tage zu erfrifchen, da fie denn ihre 8 
; übrigen Schweine vollends fehlachteten A) — 
Gefecht wider» In denen dreyen Tagen, da ſie ſich erfriſcheten, ſahen ſie den letzten T ag zu il 
die Indianer ge aus einem Orte voller Binfen, ſieben Fahrzeuge‘ zum Borfcheine Fommen, ‚die, auf? 
an der Kuͤſt. zuführen, In dem erften befand ſich ein großer und ſehr ſchwarger Indianer, von in 
ganz andern Anfehen, als die mitten im Sande, Als er ziemlich nahe war? fo fteilett® 
ſich vorn auf das Schiff, und ſagete mit einem ſtolzen Tone, wie die Dolmetſcher a 
teten: fie wären Räuber, und er wüßte nicht, was fie an der Küfte zu thun härten. 
ſollten fi) hinweg packen, ober er wollte Ihnen ihre Schiffe verbrennen ‚und fie ſelbſt 
merlich zurichten. Er erwartete keine Antwort, fondern kehtete ſo gleich zuruͤck. 
Spanier befuͤrchteten bey Erwägung dieſer Drohung, er moͤchte in der "Mache folche 
zufuͤhren ſuchen, weil alfe Augenblicke einige Fahrzeuge kamen, ſie in Augenſchein ul 
men, Sie entfchloffen ſich alfo, fie anzugreifen, und es mußten dazu hundert Mann n 
fünf Barken abgehen, Sie fanden eine große Anzahl Wilde hinter den Binfen mit we 


——— — rg fie diefelben "an, tödte ceh einige davon, U 
ageten die übrigen auseinander: doch litten fie ſelbſt auch dabeh nicht wenig Ey. . "u 
Schiffahrt der So balb ſie wieder zu den Caravellen gekommen waren: fo begaben fie fich uch 
Spanier. ‚fe, aus Furcht, fie möchten von einer größern Macht überfallen werden. Sie gend 
unter Segel: doch getraueten fie ſich nicht in das Meer hinaus denn fie wußten ni 
‚fie waren, noch welchen Weg fie nehmen ſoſlſten. Gleichwohl waren fie überzeuget, WL ; 


‚fie Die Kuͤſte gegen Abend Hinführen, ſo würden fie gläcktich na HE 
La Ki“ I, 3 wurhe A I Ya ONE zul nmel, 
vn 


o) Cena. VIE = "© FI Am angefs Orte, VIE Cap, 
8). Ebendaf. VIII Cap, 


in Suͤdamerica. VI Buch, XI Capitel. 493 
h 
—— nach zweenen Tagen das Waſſer noch ſuͤß, und wunderten ſich, daß der Chuͤcagua Moſcoſo. 


* — die See hinausgieng. Sie hatten weder Compaß noch Seekarte, und Aniaſco 1543. 
daher Be Mangel abzubelfen, fo gut er fonnte, Die Matrofen aber, welche wußten, — 
Ne eine fonderliche Kenntniß vom Seewefen hatte f lacheten nur darüber , und erfelbft 
gen Si Verdruß feine Karte und feinen Compaß ins Meer, Mach fieben bis acht Tas 
Führen Ang fie ein Sturm, einen Schuß zu ſuchen. Als ſich das Wotter geändert hatte, 
feine fie noch vierzehn Tage, und mußten fünf bis fechsmal Waffer einnehmen, weil fie 
spe Gefäße dazu harten. Sie getraueten ſich nicht, nach den Inſeln hinüber. zu 
Dienyef Furcht, fie möchten ſich zu weit vom Sande entfernen, Nach Verlaufe diefer 
m an Tage, Eamen fie an fünf bis fechs kleine Inſeln, Die voller Geewögel waren, wel: 
Wang er Erde nifteten, Sie nahmen welche davon und ihre Eyer mit. Die Vögel aber 
% N fo fett, daß man fie nicht effen Fonnte, und harten auch einen Seegeſchmack. Den 
Her Tauf legete man in einer Gegend an, die wegen einer Menge von einander entfers 
Hofer Bäume fehr angenehm war, Es ftiegen einige Soldaten aus, am Ufer zu 
na,’ und fanden viele Theerbrerter, welche die See ans Ufer getrieben hatte, und deren 
d 3e don acht bis vierzehn Pfund wogen. Diefe waren den Spaniern eine große Freude; 
A, Me Caravellen zogen Waffer, und fie fonnten diefelben insgefammt damit ausbefiern. 
de Tage iiber, da fie fich in diefer Gegend erfriſcheten, murden fie dreymal von In⸗ 
Van Ösfcher, welche mit Bogen und Pfeifen bewaffnet waren, und fie empfingen jtr 
Ügtoben Hirfe von ihnen. Sie giengen darauf wieder zu Schiffe, ohne ſich einmal 
In undigen, wie diefe Gegend hieße. Sie fuhren beftandig dicht am Sande, und hütes 
ME daß der Nordwind fie nicht hinaus in die See triebe, Zumeilen hielten fie ſich 
Ve dier Tage auf, zu fifchen,, und glauberen beftändig, fie wären nichtmehr weitvon 
Fuſſe Palmas entfernet, wohin ihr ganzer Wunſch gieng hy." — 
in De Spanier waren muh dreyßig Tage in See, als ſich gegen Abend ein Mord- —— 
derhob, welcher fünf Caravellen nothigte fich dem Sande zu nähern. Indeſſen wur- Fin, a 
N Wind flärfer , und Gaitans, mie auch des Alvarado Earavellen wurden von riefem 
Yanne gewaltig mitgenommen, Bornehmlich fehlete es nicht viel, daß nicht Gaitans 
Bine durch einen Windftoß, welcher ihr den Maſt nahm, Schiffbruch gelitten hätte. 
Sn, Schiffe fahen ſich alfo die ganze Nacht hindurch, und auch den folgenden‘ Tag in 
M Fläglichen Zuftande, indem fie gegen Mittag zu verfinken dachten. Hier wurden 
* andern, die einen Fluß erreichet hatten, und denfelben Hinauffuhren, anfiche 
Yun 10 bemüheren fich, zu ihnen zu ſtoßen aber vergebens, · Die Gefahr nahm alle 
de henblicke zu, und ihre Kraͤfte durch die Arbeit, ſolcher zu entgehen, eben fo ab. Nach⸗ 
dor ve endlich fechs und zwanzig Stunden alfo zugebvacht hatten x ſo entdecketen fie Für 
ER Nacht zwo Küften, eine weiße zu ihrer rechten, und eine ſchwarze zu ihrer liuken. 
al fagete ein junger Burſche aus des Albarado Schiffe 5° or wäre an dieſer ſchwarzen 
big geivefen, ohne, daß er deren Mamen twüßte; fie wäre voller Slintenfteine, und gienge 
J Gegenden von Vera Cruz; wenn fie ihre Schiffe dahin wendeten ‚fo wären fie 
bp A DAr verloren; die weiße Küfte wäre Sand, weich und’ eben, und, man müßte noch 
Niſ⸗ end daſelbſt hinzukommen ſuchen. Alvarado ließ fo gleich durch vieles Schreyen, 
N und Winken Gaitans Caravelle, die man wegen der hohen Wellen oft, kaum ſehen 
4 Por vr EN er 1 RZ Dgg3 R konn⸗ 
9 Ebendaſ. IX Cap. J 


Moſcoſo. 
1543. 


⸗ 


Man laͤßt den 
General ſu⸗ 
chen, 


494 2 Reifen und Entdeckungen 
ws 


konnte, andeufen , nicht nach der ſchwarzen Küfte zu halten. Gaitan wollte aber durche 
dahin; und es mußten ihn feine eigenen Leute mit dem Degen in der Fauſt zwingen, ® ‚ 
der andern zu lenfen, wo fie nach vieler Mühe endlich noch vor der Sonnen Ungergatd 
ankamen. So bald Gaitan merfete, daß die Caravelle aufftieß , fo-fprang er ins M 
fer, befchädigte ſich dabey aber die Schultern gewaltig. Seine Soldaten giengen nl fi 
aus der Caravelle, welche die Fluth mit dem erften Stoße auf das Land trieb. en J 
Zuruͤckkunft der Wellen iegete fie ſolche auf die Seite. Darauf ſprangen die Soldaten ‘ 
das Waffer; ein Theil lud die Caravelle aus, und fie brachten fie endlich völlig. auf ı 
Strand. Alvarado und Mosquera, welche auch zween Flintenfchüffe „weiter davon 
ſtrandet haften, brachten ihre Brigantine gleichfalls auf das Trockene 5). an 

Nachdem die Spanier von beyden Earavellen Furz vor Nacht zufammen gekomm — 
waren: fo beſchloſſen fie, jemand an den General zu ſchicken, und ihm von ihrem zufte 
de Nachricht zu geben, und ſich auch zu erfundigen, wie es mit den fünf andern a ‘ 
vellen ftünde, Als fie.aber erwogen , daß fie ſeit ſechs und zwanzig Stunden Feine J 
gehabt, und nichts zu ſich genommen haften, und man dreyzehn bis vierzehn Meilen!" 
ein unbekanntes Sand voller Feinde in diefer Nacht gehen müßte, wenn man zu ihm m! A 
fo macheten fie fih ein Bedenken, jemand abzufchiden, Es borh ſich aber Bund f' 
Charamilla von felbft dazu an, und Sranz Mugnos geſellete ſich zu ihm, Malt $ K 
ihnen Lebensmittel, und fie.nahmen ihre Degen und Rundtartfchen, und giengen cu 
erften Stunde der Nacht ab. Weil fie den. Weg nicht wußten: fo hielten fie fich nahe 
dem Ufer des Meeres, in der Meynung, daß folches der ficherfte Weg wäre, 


und das Land Ihre Gefährten begaben fich inzwifchen wieder nad) ihren Brigantinen, und fantt Y 


entdecken. 


nachdem fie die Nacht ausgeruhet hatten, den Morgen wieder zufammen, Sie er! j 
leten Silveſtern, Anton von Porras und Alonfo Caluette, es follte ein jeder mit ul 
Mann, der eine gegen Mittag, der andere gegen Abend, und der. dritte gegen or? n 
ausgehen, um zu entdecken, in welchem. Sande man wäre: doch follten fie fich nicht zu dt 
entfernen, damit man ihnen, im Falle der Noth beyfpringen Fönnte, Diejenigen, wet 
nach Norden und Süden gegangen waren, Famen, nac) einem Marfche von unge, 
anderthalb Meilen, die einen mit der Hälfte einer weißen irdenen Schüffel von En 
va &), und die/andern mit einem Schüffelchen von gemalter Erde, wie man fie zu MA fr 
malet, zurück. Hieraus fehloffen fie, das Sand müßte von Spaniern bewohnet mi ıft 
Sitveftve, welcher gegen Abend gegangen war, beftätigete folcheg bey feiner Ruͤckl r 
durch einen Indianer, welchen er'gefangen hatte. Denn da er fich mit feiner Schar sn 
gefähr eine Halbe Meile von der See entferner hatte: fo Fam er auf eine Eleine And? in 
Dafelbft entdeckete er einen Teich ſuͤßes Waſſers über eine Meile lang. Weil fie M f 
dieſem Teiche vier Fahrzeuge mit Indianern fahen ‚welche fifcheten: fo fehlichen fie IA, 
dem Waſſer eine Vierthelmeile weit unter den Bäumen hin. Sie faben fich überall ih 
und wurden auf dreyhundert Schritte weit yon ihnen zween Indianer gewahrt, Pfr 
Fruͤchte unter einem Baume fammelten, den man Guajac nenntee So gleich lege! 
ſich auf die Erde, die einen anf dep einen, und die andern an der andern Seite. gie? 


3) Ehendaf. X Cap. 17 
'E) Talavera la Reyna, eine Stadt In Neucaſtilien in Spanien, mo man gute jedene 9 


fie machet. 





* 


in Suͤdamerica. Vl Buch. XI Capitel. 405 


hi 
ae ſo geſchickt auf dem Bauche fort, daß fie ,. ohne entdeckt zu werben , bie beyden Moſcoſo. 
ter umgaben. Darauf ſtunden fie auf, und liefen auf.diefelben zu. Ungeachtet ib: _ 5#- 
dern uhoinigfeit aber entwifchete ihnen doc) einer, welcher davon fhwamm. Den an⸗ x 
mg er erhaſcheten ſie, und eileten mit ihm und ihrer Beute geſchwind wieder nach ih⸗ 
ihnen artiere, aus Furcht, es möchten Die Einwohner Des Sandes zufammen fommen, und 
Hofe olche wieder abjagen. Denn fie hatten zugleich zween Körbe voller Gugjacfruͤchte, 
—* Hirſe, einen calecutiſchen Hahn aus Mexico, und zweyen ſpaniſchen Huͤhnern, 
fangen 06 eingemachten von Maguenftengeln erbeutet. Weil fie hoͤreten daß ihr Ges 
—* er nur das Wort Brecos im Munde hatte, und ſie ſolches nicht verſtunden: ſo fra⸗ 
* ie ihn durch Zeichen und auf andere Art, wie das Sand hieße. Der Indianer, wel⸗ 
N, ® wohlverftund, ihnen aber nicht antworten fonnte, wiederhohlete vergebens Das 
9* recos, in der Meynung, ihnen dadurch zu erkennen zu geben, daß er einem 
* zugehoͤrete, welcher Chriſtoph Brecos hieß: der arme Menſch aber marterte 
Rh oa s weil er den Namen Chriftoph vergeffen hatte, und Brecos nicht vers 
war ). — 
ia Silveſtre und feine Leute fanden bey ihrer Zuruͤckkunft ihre Gefährten voller Freu: Die Spanier 
d% Über die Entdeckung, welche die beyden andern Parteyen gemacht hatten. Die Sreu- —— — 
Auer vermehrete fich noch bey Erblickung der Beute , welche Silveſtre mitbrachte. Der * 
cheerer, welcher die mericanifche Sprache verftund, und fie auch ein wenig redete, zei⸗ 
on gefangenen Indianer Scheeren, und fragefe, mas das wäre? Der Wilde anf 
N ihm Tifelas, anftatt Tixeras, welches auf ſpaniſch eine Schere heißt. Nunmehr 
lt Spanier hoͤreten, daß ſich diefer Indianer bemuͤhete, ſpaniſch zu reden, zweifelten 
Nche mehr, daß fie nicht nach Mexico gekommen feyn follten. Sie ließen den India⸗ 
durch den Feldſcheerer fragen: wie der Namen des Landes hieße, wo ſie ſich befaͤnden, 
Be der Fluß bieße, welchen der General mit den fünf: Brigantinen hinauf gefahren 
hi % Er antwortete: das Sand gehörete zu Panuco, wohin man zu Sande zehn Meilen 
* der General wäre in den Fluß eingefahren, welcher den Namen viefer Stadt füh- 
„die zwölf Meilen von feiner Mündung, und noch zwölfe von dem Orte, wo fie waͤ⸗ 
in’ efernet läge; er gehörete einem Einwohner zu Panuco, Chriſtoph Brecos, zu, etwas 
—* Meile wäre ein Cacique, welcher leſen und fehreiben fönnte, und von einem 
tu hen erzogen waͤre, der aud) die Jndianer die Grundfäge der eheiftlichen Lehre led 
Non „denn man es verlangete , fo wollte er zu diefem Cacique gehen der geſchwind zu ih⸗ 
dan Mmen, und ihnen von allem Nachricht geben würde, Die Spanier freueten fih 
un Dt, befchenfeten den Indianer, und bathen ihn, er möchte zu dem Cacique geben, 
Very erfuchen, daß er ihnen Dinte, Feder und Papier ſchickete. Der Wilde eilete 
dar Kalt, daß er innerhalb vier Stunden wieder zuruͤck Fam. So bald der Cacique von 
Mie : Das auf der Küfte feiner Provinz vorgefallen, Nachricht erhalten; fo Fam ex ſelbſt 
Inga. don feinen Unterthanen, die mit fpanifchen Hühnern, Brodfe, Hirſe, Früchten 
Sifchen beladen waren. Er brachte auch Dinte und Papier mit ; denn er wußte fi) 
Rp; ich viel damit, daß er leſen und ſchreiben konnte. So bald er ankam, beſchenkete 
Bj, _Panier mit dem, was feine acht Leute trugen, und both ihnen fein Haus an, 


* Macheten ihm ein Gegengeſchenk mit Gemſenfellen, und ſchicketen darauf einen India⸗ 
ner 


) Wendaſ. X Cap. 


Wrofcofo, 
1543. 


N 


Ankunft der 


Spanier zu 
Panuco, 


und ihre Un⸗ 
einigkeit. 


— Reifen und Entdeckungen 


ner an den General mit Briefen; worinnen fie ihm ihren Zuftand meldeten, und pin! 
‚Befehl erwarteten. Der Cacique befuchere fie alle Tage, ſo lange fie in feinet p 
vinz waren m). 

Quadrado und Mugnos marſchireten indeſſen die ganze Nacht, und kamen 
fruͤhem Morgen an die Mündung des Panuco, wo fie vernahmen, daß der Genera n 
die Brigantinen den Fluß binaufführen, Sie waren dacüber fo froh, daß fie ihre —9 
ohne auszuruhen, fortſetzeten, und ſich geſchwind zum Generale begaben, welcher beit 
tete, die beyden Caravellen hätten Schiffbruch gelitten, und daher fehr vergnuͤgt war, J 
er ſie ankommen ſah. Den andern Morgen erhielt er auch durch den abgeſchickten *— 
ner das Schreiben, worauf er ſogleich befahl, ſie ſollten zu ihm nach Panuco Forum| 
Man empfing fie dafelbft mit großen Sreundfchaftsbezeugungen ; und es waren ihrer in | 
lem noch etwan dreghundere Mann, aber fo elend und abgezehret, daß es zu erbarmen 
Der Statthalter zu Panuco gab dem Unterfönige, Anton von Mendoza, welcher En 
Merico aufbielt, Nachricht von ihrer Ankunſt. Mendoza ftellete au fo glei) — 
fie mit allem wohl zu verſehen, und wenn fie ſich ausgeruhet und voͤllig wieder ahohlahe⸗ 
ten, zu ihm zu bringen. 

Da inzrifhen die meiſten von ihnen ſahen, daß die Einwohner zu Panuco nur e 
demjenigen lebeten, was die Erde hervorbringt, daß fie nur Pferde hielten , um fl 
Auswärtige zu verfaufen ; daß fie insgefammt arm und das Sand elend wären: fo MI 
fie an, das fehr fruchtbare Florida zu bedauern, welches fie verlaffen hatten, worinnen 
ſich auf fo mancherley Art reichlich hätten ernähren fönnen. Ihr Misvergnügen m 


wenn fie an die Menge Perlen dachten, die fie geſehen hatten, und ihnen die Sf 


einfiel, womit fie fich insgeſammt gefehmeichelt, daß ein jeder von ihnen eine große: 

vinz in Florida gewinnen koͤnnte. Sie verflucheten dieſerwegen ihre Aufführung, undſ 
en ſich für feige Memmen, daß fie ſich nicht daſelbſt niedergelaſſen, und für nieder rich 
ge Seelen, die ſich nicht geſchammet, hieher zu kommen, und ihr Brodt von armen 1 
ten zu betteln; es würde rühmlicher geweſen feyn, in Florida zu fterben ‚ als in m g’ 


. wie Schurken, zu leben, Diefe Betrachtungen macheten vornehmlich diejenigen, welch 


rathen hatten, man moͤchte Florida nicht verlaſſen. Da ſie ſich alſo, durch das Ver 
ihrer Hauptleute, welche die Truppen bewogen, nach Mexico zu gehen, in Armuth fd 
fo wurden fie fo aufgebracht wider fie und wider diejenigen, melde ihre Meynung U 
ftüßer hatten, daß fie diefetben mit dem Degen überliefen, einige verwundeten und one 
fo, daß fie fich nicht mehr durften fehen laffen. Man füchere fie zu verföhnen, aber ef 
‚gebens ; und da Die Uneinigkeit mehr und mehr zumahm , fo meldete der Statthalter fol 
dem Mendoza, weicher befahl, ihm die Spanier zehn und zehn, oder zwanzig und 37 


sig nach Merico zu fhieken, und zwar alleeit ſolche, die von einerley Partey wären, ” 


ſchichtchen. „Einer von Ihnen gieng mit ſehr elen⸗ „halt geben, und ihn auf eines von ſeinen 


ches genau beobachtet wurde 2), 


19) 
m) Ebendaf. XII Cap. den Fellen bekleidet, eines Tages durch die eh, 
— ——— ——— — „in Mexico. Es ſah ihn ein reicher ge 
0) Ebendaſ XV Enp. hatte Mitleiden mit ihm. Er rief ihn an gl 
p) Garcilaſſo de la Vega erzaͤhlet, um die ‚„fagete, wofern er bey ihm im Dienfle er Sr 


hohe Einbildung diejer Leute zu zeigen folgendes Ge: „wirnfchete, fo wollte er ihm einen ſehr HH 
(BE 





in Suͤdamerica. VI Buch. XI Cop. 407 


te Da ſich das Gerlicht ausgebreitet hatte, daß die Spanier, melde aus Florida Fimen, Moſcoſo 
He Merico giengen : fo liefen die Einwohner des Sandes von allen Seiten herzu. Sie 59-0 
— und bewirtheten fie hoͤflichſt bis nach Mexico. In dieſem Orte ſelbſt wurden Aufnapme der 
nen alle Gefälligfeit und Wohlgewogenheit erwiefen. Man Fleidete fie anſtaͤndig, und Spanier in 
eſch ſie mit allem, was ſie braucheten. Der Unterfönig ließ Officier und Gemeine mit an Mexied. 
N Tafel fpeifen , weil fie alle gleichen Antheil an den BefchwerlichFeiten der Entdeckung 
— und daher auch gleiche Gewogenheiten ſpuͤhren muͤßten. Er wollte ſie auch gern mit 
* wieder verſoͤhnen: es wollte ihm aber nicht recht gelingen, Gie ſchlugen ſich oft 
9 einander, und es wurden fo gar einige getödfet, Ihr Berdruß, Florida verlaffen zur 
dor NM, wurde faft täglich größer, da fie fahen , wie hoch man bier die Perlen und das Pelz» 
J ſchaͤtete, welches fie da im Ueberfluſſe hätten Haben koͤnnen. Um folhen etwas zu 
innen, und fie ein wenig zu beruhigen, verfprach ihnen der Unterfönig, er wollte ſelbſt 
Hi M Zug nach Florida hun, und fie bey demfelben gebrauchen, Er both unterdeffen ei⸗ 
in Geld, andern Bedienungen, fo lange an, bis er mit feinen Anftalten und Zurüs 
ungen zur Eroberung diefes Landes fertig werden fönnte 0). ee. 

Einige nahmen feine Anerbietfungen an, und blieben in Neufpanien, two fie fich Sie gehen aus 
vol ‚ weil aus feinem Unternehmen nichts wurde, häuslich niederließen. Andere bega- einander, 
fi, nach Peru, woſelbſt fie noch große und reiche Herren zu werden hoffeten pr). Sie | 
Meren der Krone Spanien in denen Kriegen, die fie wider Giron und Pizarıo dafelbft 
vi tete; fie konnten aber doch niemals zu einem zugetheileten Stücke Landes mit eigenen In⸗ 

Mern kommen, dergleichen fie in Florida leicht Hätten erhalten Fönnen, Andere fehres 
wieder nach Spanien zuriick, und wollten in ihrem Vaterlande lieber ein ruhiges und 
mes geben führen, als in America reich ſeyn, mo fie fü viel Beſchwerlichkeiten ausgeſtan⸗ 
N, und dabeß noch oben ein ihr Vermoͤgen zugeſetzet hatten. Viele traten auch in geiſt⸗ 
ihe Orden, und buͤßeten alſo die Ungerechtigkeiten, die ſie an den armen Wilden manch⸗ 
Mal begangen hatten). n 
Damit wir die Geſchichte von der Entdeckung von Florida vollends zu Ende bringen, daldonado 
Knien wir auch noch ein Wort vom Mafvonado fagen, welcher zu Ende des Hornungs Id Ze fü: 
Bach Havana gefihit worden, um von da $ebensmittel und andere Beduͤrfniſſe zu chen Soto. 
Mn ‚ und ſich das Jahr darauf mit Arias in dem Hafen Achuffi wiederum» einfinden 
Maldonado Fam den Befehlen des Generales genau nach. Cr vereinigte ſich mit 
a in Havana, wo fie zufammen drey Schiffe kaufeten, und fe ſo wohl, als eine Ca⸗ 
m ‚und zwo Brigantinen mit allen zu einer Niederlaffung nöthigen Sachen befrachtes 
den Darauf giengen fie unter Segel, und Famen glücklich nad) Achuſſi. Weil fieaber 
nn erafdafebft nicht anteafen : ſo gieng der eine an der Küfte gegen Weſten, und der 
in an an der gegen Oſten hin, um Nachricht von ihm zu erhalten. Sie blieben fo lange 
er See, bis das böfe Weiter fie nöthigte, wieder nad) Havana zurück zu Eehren, —9 


Ybe M ſei N Gütern zu verwalten ges 

exico ſetzen, woſelbſt er fein Leben ruhig „eines von feinen ſchoͤnſten Ontern } 

Ko equem an könnte. Der Spanier „sen, in welchem er gewiß hoͤchſt gluͤckſelig leben 

R wortet⸗ ihm auf eine are — use „würde... 

tn,” er woillte ihm eben dergleichen Vorſchlag 7; 

— haͤtte in —* viel —* Pändereyen; ) Hiftoria del Florida, Parte II. Lib. IV. 
ern er ihn begleiten wollte, fo wollte er ihm c. XVI. 


llgem. Reiſebeſchr. xVI Band. 5: Rrr 


498 Reiſen und Entdeckungen 


Moſcoſo. daß ſie etwas von ihm erfahren hatten. Gleichwohl verloren ſie den Much nicht, ſondern 
begaben ſich das folgende Frühjahr wieder in See, Der eine gieng an der mericanl 
Küfte bin, und der andere bis nach den Sändern Bacallos, Weil fie aber noch nichts wel 

ihm entdecken Fonnten, fo nahmen fie ihre Fahrt wieder nad) Havana, Sie liefen 
Srühjahr 1543 von da wiederum aus ‚ und waren entfchloffen , entweder umzufommen, OD 

zu erfahren, wo der General Bingefommen wäre. In diefer Abficht kamen fe in der Mit 
te des Weinmonates, nach vielen Defchwerlichfeiten, nach Vera Er. Eie erfuhren 
daſelbſt, daß Soto geſtorben, und die meiſten von ihren Gefaͤhrten umgekommen waͤren.· 
So gleich kehreten fie nad) Havana zuruͤck, wo die Zeitung von dieſem Ungluͤcke des Gen“ 
rales Gemahlin, Iſabella von Bovadilla dergeſtalt rührete, daß fie, wenig Tage Dal 
nad) vor Kummer und Gram, ihren Geift aufgab r), 3 


Sitten der | Der IX Abſchnitt. e 
Floridaner. 
—— Sitten und Gebraͤuche der alten Floridaner. 


Vorerinnerung. Ihre Religion. Ihre Gottheit ven. Ihre Waffen, Weiber der Erſchlagenen 
Toia. Ihre Begriffe von einer obern. &ie Bitten um Rache. Ihre Trauer, Begraͤbmß ih⸗ 
bethen die Sonne am. Verehrung derfelben. ver Dberhäupter. Ihre Begriffe von einem af 
Deren Tempel. Tempel zu Talomeco. Aufopfe dern Leben. Ihre Heirarhen. Strafe der Ehe 
zung ihrer Exfigeburt. Verehrung eines Hir- brecherinnen. Erziehung ihrer Kinder. Ihre 
fehes. Bußfeſt. Ihre Priefter. Ihre Aufmun⸗ Speife und Tranf. Ihre Kleidung. Wie fie das 
terung zur Rache wider ihre Feinde. Ihre Vor⸗ Andenken ihrer Thaten erhalten. 

Bereitung zum Kriege. Ihre Art, Krieg zu füh- 


Borerrinng De ſieht ſich genöthiger, bier alles dasjenige zufammen zu nehmen, was man von dl 
sung. Sitten und Gebräuchen einiger einzelnen Völker aus Florida aufgezeichnet finde 
deren jedes fonft von den andern darinnen eben fo wohl, als in der Sprache, Fann unterſchie 
den gewefen feyn. Damit man auch nicht den Sloridanern überhaupt dasjenige zueigtift 
was nur bey einem Volke diefes Sandes üblich gervefen : fo wird man fleißig anmerken, M 
ein oder der andere Gebrauch im Schwange gegangen, f 
Ihre Religion. Die Voͤlker in Florida find Abgoͤtter, und halten die Sonne und den Mond für Go 
beiten, welche fie verehren, ohne daß fie ihnen Geberh und Opfer bringen. Gleich 
haben fie Tempel: fie bevienen ſich derfelben aber nur, ihre Todten darinnen beyzuſetzen/ 
und dasjenige darinnen einzuſchließen, was ſie koſtbares in ihrem Leben gehabt haben⸗ 
Sie ſtecken auch an den Thuͤren diefer Tempel dasjenige, was fie ihren Feinden abge" 
nommen haben, als Giegeszeichen auf Weiter ſaget Garcilaſſo de la Vega nichts 
. yon ihrer Religion»), Man koͤnnte fie mit denen abgöttifchen Völkern des Altet⸗ 
thumes vergleichen, welche alles anbetheten, was ihnen außerordentlich zu ſeyn fhie 
wenn es wahr ift, daß fie aus Aberglauben einen Pfeiler mit dem franzöfifchen ; 
pen angebethet, welchen der Hauptmann Ribaut auf einer Höhe errichter hatte, * 
dieſen Theil des nordlichen America entdediete, Sie brachten diefem Denkmas 
Dpfer ; fie Fröneten und fhmüsfeten es mir Bluhmen, und erwiefen ihm alle Zeichen 
einer hohen Verehrung. | Die 


) Ebendaſ. XVII Cap. Hiſtox. del Florida, P.I. Lib. I, cap. IV, 





in Suͤdamerica. VI Buch. XI Capitel. 499 


: Die Floridaner, fager Leſcarbot, bethen unter dem Namen Tois, ben Teufel Sitten der 
» Oder vielmehr dasjenige böfe Wefen, welches fie ihrer obern Gottheit entgegen fegen. Rloridaner. 
N a fie überzeugt find, daß ihnen diefe Ießtere, wegen ihrer großen Güte, Eeinen Scha- Ihre Gorcheit 
ER jufügen kann: fo bemühen fie fi), Das andere Weſen zu befänftigen, wovon fie Toia. 
Hayfam gemartert werden, wie fie fagen 2). Es giebt ihnen Schnitte in das Fleiſch, 
NR fie durch Gefichter, und erfheint ihnen von Zeit zu Zeit, um fie zu nötdigen, 
OB fie ihm Menfchen opfern ſollen. Doc kann man foldhes vielleicht eher für Betruͤge⸗ 
M ihrer Pfaffen, als Werke des böfen Geiftes, Halten, 


Ein anderer Schriſtſteller faget uns folgendes von der Religion der Floridaner in Ihre Begriffe 
i „Sie bethen einen einzigen Gott, Schöpfer aller Sadıen, an, welchem ihr Er einer 
oberpriefter Opfer bringt; fie glauben aber nicht, daß ſich ſolcher um die Geſchaͤffte der * 
Menſchen befiimmerte, als welche feine Sorgfalt nicht verdienen. Sie ſagen, er beſtelle 
U Welt Untergottheiten; das ift, er überlaffe Die Führung und Einrichtung der Dinge 
UF Erden böfen und guten Geiftern, denen bie Priefter von einem geringen Stande 
"Ipfer bringen und andere Andachten leiften,, 2). | 
Die Völker um die apalachiſchen Gebirge bethen die Sonne, als die Lirheberinn Sie Bethen 
Br &ebens und Schöpferinn der ganzen Natur, an, Es fiheint, daß fie noch einige dun⸗ die Sonne an. 
egriffe von einer allgemeinen Suͤndfluth behalten haben. Denn ſie ſagen: als die 
Onne einmal ihren ordentlichen Lauf vier und zwanzig Stunden zuruͤck gehalten habe, fo 
Nte das Gewäfler aus dem großen See Theomi dergeftalt ausgetreten, daß es die Spis 
in der Höchften Berge uͤberſchwemmet hätte, außer dem Olaimy, weldyen die Sonne vor 
den Allgemeinen Ueberſchwemmung verwahret, weil fie ſich daſelbſt mit ihren eigenen Haͤn⸗ 
einen Tempel gebauet, den die Apafachiten hernach als einen heiligen Ort angefehen, 
Hin fie gewallfahrter, und wo fie diefem Geſtirne ihre Andacht bezeuget Haben. Alle 
Henigen, welche Diefen Ort erreichen Fonnten, wurden erhalten. Mach vier und zwan⸗ 
ig Stunden nahm bie Sonne ihre erfte Kraft wieder, und ſchickete das Gewaͤſſer in feine 
aͤnzen; fie zertheilete die Dünfte, welche diefes Gewäfler auf der Erde ausgebreitet 
% Zur Erfennelichkeit für dieſe merkwürdige Befreyung haben die Apalachiten ans 
Mingen ‚bie Sonne anzubethen, und ſolches für ihre Pflicht gebalten, 


i den ſie der Sonne erweiſen, beſteht darinnen, daß ſie dieſelbe, Verehrun 
fu: eier ie! zu ihrem Lobe Lieder fingen, Eben diefes thun fie auch derjelben. — 
Gi, bends, wenn fie untergeht. Außer dem ftelfen ſie viermal des Jahres auf dem Ge⸗ 

a Olsimy feyerliche Opfer und Raͤucherungen an. Sie bringen aber dieſem Geſtirne 
gi blutiges Opfer, weil fie glauben, daß demjenigen, welcher den Geſchoͤpfen das Leben 
J ‚ ein Dieunſt nicht angenehm ſeyn kann, der ihnen ſolches nimmt. Sie verbrennen 
Alſo nur einiges Raͤuchwerk; man bringt den Prieſtern Geſchenke, und ſingt dem Geſtirne 
XEes zu Ehren Lieder. Den Tag vor dieſer Feyer begeben ſich die Prieſter in die 
ſamkeit auf den Berg, um ſich deſto beſſer dazu anzuſchicken. Das Volk begiebt ſich 
vor der Sonnen Aufgange dahin. Alles iſt die ganze Nacht uͤber von denen Feuern 
Ute, die man auf dem Berge anzuͤndet: die Andächtigen aber unterjteben ſich nicht, 
Arr 2 ſich 
Purchas in feiner Samml. a. d. 300 S. — 
Beſchreibung der engliſchen Colonien in Recueil de divers Voyages, 


Sitten der 
Sloridaner. 


Deren Tem: 
pel. 


Tempel zu 
Talomeco. 


500 Reiſen und Entdeckungen 


ſich dem Tempel oder vielmehr der Grotte zu naͤhern, welche der Sonne gewidmet it 
Der Zutritt zu derfelben ift nur den Prieftern, welche man Juanaer nenner, erlau i 
und ihnen ftellen die Andächtigen ihre Opfer und Geſchenke zu, welche die Juanaer gie 
nad) an Stangen aufhängen ‚ bie zu beyden Seiten des Einganges gefeget werden. 


bleiben daſelbſt bis zu Ende der Ceremonie ‚ torauf fie nach dem Willen veffen, der fe 


ſchenket Hat, ausgetheilet werden. 4 
So bald die Sonne anfaͤngt zu fiheinen, fangen die Suanaer an, ihr Lob zu fe! 
und fallen dabey zu vielen malen auf die Knie, Nach diefem werfen fie Raͤucherwerk M d⸗ 
heilige Feuer, welches vor der Thuͤre des Tempel angezuͤndet iſt. Auf dieſe beyden we 
lungen der Verehrung folget die Dritte, welche eben fo wefentlich dazu gehoͤret. Det iM 
fer gießt Honig in einen hohlen Stein, welcher ausdrücklich zu diefem Gebrauche beſtim ke 
iſt, und vor einem fteinernen Tifche ſteht. Er verftreuet bey dem Steine vielen halbi“ 
ſtoßenen und von feiner Hülfe abgefonderten Mais.  Diefer iſt die Speife einiger Dog‘ 
die man Tonatzulier nennet, und welche, nad) der Meynung der Floridaner das Lo m 
Sonne fingen. Unter der Zeit, da die Priefter das Räucherwerf verbrennen, und * 
Lobe der Sonne fingen, wirft ſich das Volk nieder auf fein Angeficht und verrichtet f 
Andacht. Das Weſentlichſte der Feyer gefchiehe zu Mirage, Alsdann ftellen iO 
Juanaer rund um den Tiſch ‚ verdoppeln ihr Singen und ihr Sreudengefchrey ; und we { 
die Sonne anfängt, die Ränder des Tifches zu vergülden, fo werfen fie alles, was fie! 
dem Raͤucherwerke noch übrig haben , in dag Feuer. Hiermit endiget ſich die Eereme!! 
noch nicht völlig. Mach ver legten Anzündung des Raͤucherwerks bleiben fechs dur ® 
Loos erwählere Juanaer bey dem Tifche und geben fechs Sonnenvögeln die Freyheit. 
bringe fie in Kaͤfichten, damit fie zu der Ceremonie dienen koͤnnen, Auf diefe Befreyn 
der Vögel folget ein Umgang von den Andächtigen, welche mit Zweigen iin der Hand 


Berg hinunter gehen, und fich zu dem Eingange des Tempels begeben, Darauf waſ 


ſich die Pilgrim das Geſicht und die Haͤnde mit einem heiligen Waſſer; und die ganze 
temonie endiger fich mit Spielen, Tanzen und andern Luſtbarkeiten. 
Der Tempel, welchen die Apalacher der Sonne gewidmet haben, ift eine von Nau 
in dem Felſen gemachte geräumige Grotte gegen Morgen deſſelben. Man faget, fie # 
zweyhundert Schritte lang und eyrund; ihr Gewölbe erhebe ſich auf fechs und zwanzig. ” 
hoch, und es falle durch das Gewölbe, welches in der Mitte bis oben auf den Berg Dul 
brochen ift, genug Licht hinein, fie Helle zu machen x). . 
Bey andern Völferfchaften dieneten die Tempel zu Begräbniffen der Bornehmil! 
des Landes, wie man gefeben hat. Der zu Talomeco, als der merfwürdigfte bacuntet 
war uͤber hundert Schritte lang und vierzig breit. Die Mauern waren nach —* 
hoch, und das Dach ſehr erhaben, um den Mangel ver Ziegel zu erfegen ‚und bamit en 
Waſſer dejto beifer ablaufen möchte, Die Decke war von ſehr duͤnnem gefpaltenen SH, 
fe, wovon die Indianer Matten machen, welche den Tapeten von maurifchen Binſen gl 4 
Shen , und fehr fhön anzufehen find. Fünf oder fechs von diefen Tapeten werden über ei 


ander geleget, und hindern, daß der Regen nicht durchdringen, und die Sonne mit ! 1 


den Tempel fcheinen Fann, welches man auch bey den Haͤuſern eben fo gemacht hat. auf 


x) Rochefort Hiftoire des Antilles, p. 185. 


in Suͤdamerica. VIBUh. XI Capitel. or 


fe Auf dem Dache diefes Tempels waren viele Muſchelſchaalen von verſchiedener Gröf- Sitten der 


ee 
nr aber nicht, wie fie dahin gefommen, da dieſe Seute fo weit von ber See entfernet 
Prey, Man müßte fie denn aus den Flüffen und Strömen genommen haben, welche die 
* * bewaͤſſern. Von allen dieſen Muſchelſchaalen war das Inwendige heraus gekeh⸗ 
fe, ME fie mebr Glanz hätten, Es war ftets eine große Schaale ‚von einer Meerſchnec⸗ 
ni kden yo kleine Mufchelfchaalen gefeget und ein Raum darzwiſchen gelaffen , welche 
en Schnüren Perlen von verfihiedener Größe in Geftalt der Bluhmenbinden aus- 
\ et war, die von einer Mufchelfchaale zur andern giengen. Diefe Perlenfehnüre, wel- 
Oben yon der Spige des Daches an bis herunter giengen, nebft dem lebhaften Ölanze 
erimutter und anderer Muſchelſchaalen macheten eine fehr fehöne Wirkung, wenn die 
Me darauf fehien. | 
= Der Tempel hatte Thuͤren, die feiner Größe gemäß waren. Mat ſah an dem Ein⸗ 
Er A zwölf. hölzerne Bildfäulen von Niefengröße, Sie waren mit ‘einem fo wilden und 
7 rohenden Gefichte und Wefen vorgeftellet, daß die Spanier fie lange Zeit betrachteten, 
U Hätte fagen koͤnnen, diefe Kiefen wären zur Vertheidigung des Einganges dahin ge= 
5 denn fie funden in zwo Reihen am beyden Seiten, und nahmen an Größe immer 
“ Die erftern waren acht Fuß hoch, und Die andern nach Verhaͤltniß etwas kleiner, wie 
tgelpfeifen. 
I Sie Hatten Waffen nach ihrer Größe; die erftern auf jeder Seite Keulen mit Kupfer 
ylagen, welche fie aufgehoben, und in einer folhen Stellung hielten, als wenn fie ben 
in blick auf diejenigen zuſchmeißen wollten, die fich wageten, hinein zu geben. Die 
de ten hatten Streityämmer ; die dritten eine Art von Ruder; die vierten Fupferne Uerte, 
M Schneiden von Feuerfteinen waren, Die fünften hielten gefpannete Bogen mit dar⸗ 
gelegten Pfeilen zum Abdruͤcken fertig; und die legtern hatten fehr lange an beyden 
den mit Kupfer befchlagene Piken, in einer drohenden Stellung , fo tie die andern: 
waren fie alle unterfhieden und fehr natürlich. 
" Der Obertheil der Wände bes Tempels inwendig war fo, wie dag Dach auswendig, 
h hmuͤcket Denn es fand ſich eine Art von Kranze daran, die von großen Meerfchnec- 
Muſchein gemacht war, weiche in ſehr ſchoͤner Ordnung ſtunden, und zwiſchen welchen 
Perlenſchnuͤre, wie Bluhmenbinden, ſah, die von dem Dache abhingen. In dem 
e Kenraume, zwiſchen den Mufchelfchaalen und Perlen, fah man in der Vertiefung eis 
Anenge fehr ſchoͤn zufammengeordneter bunter Federn von allerley Farben angeheftet. 
& dieſer Ordnung, welche über dem Kranze herrſchete, hingen von allen Drten dee 
IM viele Federn und Perlenſchnuͤre, die von kaum merflichen Fäden gehalten wurden, 
fin, „ben und unten dergeftalt angeheſtet waren, daß diefe Werke faſt herunter zu fallen 
dar, Unter dieſer Decke und diefem Kranze waren an den vier Seiten des Tempels rund 
dr M zwo Reihen Bildfäulen über einander; die eine von Manns: und Die andere von 
Yin, perfonen , von der ordentlichen Größe der Leute des Landes. Eine jebe hatte ihre 
Sg. slende neben der andern, und bloß zur Zierde der Wände, die fonft zu kahl würden außs 
bie haben. Die Mannsperfonen hatten insgefammt Waffen in den Händen, woran 
Der fünf Reihen Rollen von Perlen mit — an den Enden waren, Die von - Er 
Rrr 3 ehr 


und Yon mancherley Fiſchen, die in eine ſehr ſchoͤne Ordnung geſtellet waren. Man Sloridaner. 












502 Reifen und Entdeckungen 5, 4 


Sitten der fehr feinen Faden von mancherley Farben gemacht worden. Was die Bilpfäulen der BR 
Floridaner. her anbeteifft, fo hatten fie nichts in Händen, & 


Unten an diefen Wänden waren fehr wohl gearbeitete hölzerne Bänke, auf melde! 
die Särger der Herren von der Provinz, und den Perfonen aus ihrer Familie beſtunten 
Zween Fuß hoch über dieſen Saͤrgen ſah man in Bilderblenden in der Mauer die Bild 
len derer daſelbſt begrabenen Perſonen. Sie waren ſo natuͤrlich vorgeſtellet, daß man ni 
aus urtheilen Eonnte, wie fie zur Zeit des Abſterbens ausgefehen. Die Mannsperfolt J 
hatten Waffen in den Händen, die Frauensperſonen aber michts. f 


Der Raum, welcher zwifchen den Bildern der Todten, und den beyden Reihen Zi 
fäufen ift, welche unter dem Kranze anfangen, iſt mit Schildern von verfchiedener — 
„befäet, welche aus Schilfe fo ſtark geflochten find, daß Fein Bolzen von einem Armor? 
noch auch felbft eine Flintenklugel durchdringen kann. Dieſe Schilder ſind nheſann 
mit Perlen und Quaſten von mancherley Farben geſchmuͤcket, welches viel zu ihrer Sa 
heit beyträgt, 5 

In der Mitte des Tempels waren drey Reihen von Kiſten auf abgefonberten DER j 
Een. Die größten von diefen Kiften dieneten den mittelmäßigen, und diefe wieder N 
Eleinern zum Fußgeftelfe; und diefe Pyramiden beftunden gemeiniglich aus fünf oder N 
Kiften. Weil zwifchen einer und der andern Bank Kaum mar: ſo hinderte d J 
nicht, von einer Seite zur andern zu gehen, und alles in dem Tempel zu befehen, MT 


man wollte, A } 
Ale diefe Kiften waren voller Perlen; fo daß die größten auch die größfen a 
enthielten, und fo weiter bis auf die Fleineften, die nur mit dem Perlenfamen ange rn 
find. Die Menge der Perlen war ſo groß, daß die Spanier geftunden, fie koͤnnten⸗ 
ihrer gleich über neunhundert Mann waren, und fie dreyhundert Pferde hatten , we 
zufammen alle bie Perlen diefes Tempels auf einmal wegtragen. Man darf ſich aber 
fo ſehr darüber verwundern, wenn man erwägt, daß die Indianer der Provinz felt we 
„Jahrhunderten alle die Perlen , die fie gefunden, in dieſe Kiften geleger, ohne eine ein 
- Davon zu behalten, 
Außer diefer unzählbaren Menge Perlen fand man auch viele Pade Gemſenfelle * 
allerhand Farben, ohne vieler anderen Kleider von Fellen mit Haaren, welche auf very 
dene Art gefärbet waren, und viele Katzenfelle, Marderfelle und andere zu gedenken 
‚ eben fo gut gegerbet waren, als an den beften Orten in Deutfchland und Rußland. ' 


Rund um diefen Tempel herum, welcher überall fehr fauber war, befand. ſich 
großes Magazin, welches man in acht Säle von einerley Größe abgerheiler hatte; Er 


— 


— 


ihm denn eine große Zierde gab. Die Spanier giengen in dieſe Säle hinein, und u 
fie voller Waffen. In dem erften waren lange Pifen mit einem ſehr fchönen Kup, 
ſchlagen, und mit Ringen von Perlen verfehen , die drey bis viermal herum giengen. * 
Dre, wo dieſe Piken die Schulter berühren, war mit gefärbten Gemfenfelfen über 
und an den Außerften Enden waren Perlenquaſten, die ſehr viel zu ihrer Schoͤnheit 
trugen. ig 
In dem zweyten Saale waren Keulen, wie der Niefen ihre mit Ringen von A j 
und dazwiſchen mir Dunten Quaſten und Perlen umber verfehen, In vem dritten om 


——— 
































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































. 7. Deflos F- 
Een elohes Sie FLORIDANER der SONNE nut einem’ HHIRSCHE — 








.A 















































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































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in Suͤdamerica. VI Buch, XI Capitel. 503. 
* Streithaͤmmer, die eben fo aufgepuget waren; in dem vierten Spieße, welche gleich ni * 
* Spitze und an den Handgriffen mit Quaſten geſchwuͤcket ſind; in dem — 
N Ruder, die mit Perlen und Franſen gezieret waren; in dem fechften fehr ſchoͤne B 
En und Pfeile, Einige Pfeile waren mit Fenerfteinen bewehret, die vorn an der Spitze 
n F Peieme, oder wie Degen, wie die Eifen an den Pifen‘, ober mie Dolchfpigen zwey⸗ 
neidig zugeſchaͤrfet waren. Die Bogen waren mit verſchiedenen glänzenden Sarben, 
en mit Perlen an manchen Drten gezieret. In dem fiebenten Saale fanden ſich Rund⸗ 
"hen, Yon Holze und Nindsleder, das don weiten hergebracht warden, die ebenfalls 
* Perlen und bunten Quaſten verſehen waren, In dem achten fa man mit dergleichen. 
Naften und Perlenſamen geſchmuͤckte Schilder, die fehr geſchickt geflochten waren 4). 


Einige v in Florida opfern der Sonne oder vielmehr ihren Oberherren ihre Aufopferug 
———— iſt gewiß, daß dieſe grauſame Gewohnheit oder Ceremo⸗ der Erſtgeburt. 
1, in Gegenwart eines ihrer Caciquen geſchieht, welchen fie Parauſti nennen, Es 
dor demſelben ein Block hingeſetzet, worauf das Kind foll geopfert werden, Die 
‚ter des Kindes naher fich diefem Blocke, hucket vor demfelben nieber, und bedecket ſich 
a Händen das Geficht. Unter F “. % * alſo ag 
re innen einen Kreis, und ſingen und tanzen, ? 
nlhes tritt in bie Mitte diefes Krelſes mit demſelben, und — 
ie eben fo, mie die andern, Sie zeiget das Kind dadey DE Paraufti von r ee 
te M Lob fie anſtimmet. Unterdeſſen naher ſich dev Priefter zwiſchen fe andern g 
um das Opfer zu verrichten, und muß das Kind allezeit ein Knabe IN. 
' ingg,, Verehrung 


Eben diefe Bölker opfern der Sonne auch mit vielen Gepränge die Abbildung iii. Vetey 
fe, Sie; nehmen a die Haut von dem allergrößten Hirſche, den. fie nur finden eins Hirſches. 
tn Diefe ftopfen fie mit allerhand Kräutern aus, damit fie die ordentliche Geſtalt 

8 Hirfches befomme, Sie fhmücen fie darauf mit Bluhmen und Früchten, und 
IS fie auf den Gipfel des höchften Baumes, fo bag der Kopf gegen den Aufgang der 
h ing gerichter ift. Diefe Ceremonie geſchieht alle Jahre zu Ende des Hornunges. Sie 
Ru; ſtets mit Gebethen und Liedern begleitet, welche dev Parauſti und einer von ben 
Ien Juanaern ſelbſt an der Spitze der Andaͤchtigen anſtimmet. Die Floridaner 
Yen die Sonne dadurch, daß fie doch die Fruͤchte des Landes fegnen, und dem Sande feine 
—— erhalten möchte. Die Hirſchhaut bleibe auf dem Baume ſtecken bis das fol⸗ 

ahr 2). 


der — haben noch ein anderes merkwuͤrdiges Feſt. Das Volk verfanmelt ſich unter . Bupfeft, 
feng., Tübrung eines Parauſti, um dem Lois feine Schuldigfeit abzuftatten, Die Rei- 
k ver welche nicht gewußt, was Toig eigentlich fen, haben es furz heraus gefaget, es 
Kahn, Teufel, da es doch wohl ſeyn Eann, daß fie eine befondere Gottheit barunter ver- 
Gary, Wenigftens feheint dieſe Ceremonie eine Bußhandlung zu ſeyn, wodurch — die 
¶nherheit diefer Gottheit zu erhalten glauben. Sie kommen auf einem großen — 
Roy en, welchen die Weiber den Tag vorher zurechte gemachs und gepußet haben, 

die Verſammlung einen Kreis gemacht hat: fo erfiheinen in der Mitte bes a 

\ e 

* del Florida. Parte I. Lib. IV. cap- 16. 
urchas am angef. Orte, 


504 “ Reifen und Entdeckungen 


Sitten der drey Juanager, die mit mancherley Farben vom Kopfe, bis auf die Füße gemalet find, 
Storidaner, mit Trummeln, nach deren Klange fie tanzen und fingen und außerordeneliche Geberden 
machen. Die Verſammlung antwortet chorweiſe auf das Singen diefer Prieſter, welche drey⸗ 
oder viermal herum tanzen, und Darauf plöglich auf einmal die Gefellfchaft verlaſſen, und ! 
den Wald fliehen. Dafelbft wollen fie den Tois um Rath fragen. Diefe geheimmil® 
volle Flucht unterbricht die Andacht: die Weiber aber feßen fie den ganzen Tag fort ai 
Heulen und Weinen, , Sie fihneiden ihre Töchter mie fharfen Mufchelfchiefern in ol 
Arme, und fprengen das Blur, welches aus diefen Wunden fließt, unter dreymaliget ar 
rufung des Tola in bie Luſt. Zween Tage darnach kommen die Juanger wieder 
dem Gehölze zuruͤck, wohin fie ſich begeben Hatten, die Gortheit zu befragen, und tan" 
an eben dem Orte, ben fie fo plöglich verlaffen Hatten. Der Tanz endiget ſich mit elnet 
Mahlzeit, welche fie nach einem dreytaͤgigen Faften wohl nicht füglich Umgang haben FÜ" 
nen. Das Faſten aber war unumgänglich nöthig, weil fich die Götter nur denjenige 
frey offenbaren, die ſolches beobachten, In dieſem Zuftande ift das Gehirn frey von 
nen Dünften, welche die Speifen darinnen erregen, und nimmt die Eindruͤcke einer ® 
mæweynten Begeifterung deſto feichter an a). . 

Ihre Prieſter. Ihre Priefter find zugleich auch Aerzte, wie bey den andern Voͤlkern in Amer 
und noch über dieſes bie Raͤthe und Staatshediente des Parauſti. Dieſes dreyfache h 
iſt mit einer Ernſthaftigkeit, Beſcheidenheit und einer außerordentlichen Enehatrung 
gleitet. Bevor fie zum Hrieſterthume kommen, müffen fie durch die Prüfungen eh S 
langen Zucht unter Ger Anführung anderer Priefter gehen, welche fie in denen Geh“ 
niffen der Religion unterrichten, Die fie dereinft dem Wolke beybringen follen. Man 
uͤbet fie durch Faſten, durch Die Enthaltung, durch die Eingezogenheit, durch die Ber 
bung der finnlihen Vergnuͤgungen; und diefe Zucht dauert drey Fahre lang. Sie a 
gen an ihrem Gürtel einen Beutel voller Arzeneykraͤuter und anderer Hilfemittel. _ f 
kennen die Kraft diefer Huͤlfsmittel und die Eigenfchaften der Kräuter ziemlich gur. SU 
bedienen fie fich des Brechens, des Schwigens, und des Scarificirens. Cie weißt" 
das Blut nicht ab, welches aus den Wunden fließt, Die fie gemacht Haben, ſondern pi 
gen ‚es mit dem Munde, und oftmals auch mit einem Röhrchen aus, Die — 
glauben, das bloße Anruͤhren oder Anhauchen ihrer Prieſter oder Aerzte mache fe 
find. Der Priefter begleitet feine Verrichtungen mit einigen Worten. Weil alle 
Huͤlfsmittel die Geneſung noch nicht wirken: fo fehreibt er ein Bad vor; und wen 
Bad auch nichts fruchtet, fo leget er den Kranken an die Thüre feiner Hirte mic dem fr 
fichte nach dem Aufgange der Sonne gefehret. Er beſchweret diefes Geſtirn, dem — 
Een durch den ſanften Einfluß ſeines tichtes die Geſundheit wieder zu geben; und Bi 
ift das legte Mittel, welches man brauchen, Dieſe Priefter find mit einem in ungl? 
Streifen zerfihnittenen Mantel bekleidet, Zuweilen ift diefe Kleidung nach Art eine In 
gen Rockes gemacht; alsdann befejtigen fie ihn mit einem ledernen Guͤrtel, woran det 
hänge, in welchem fie ihre Arzeneymittel verwahren. Sie gehen mic bloßen Fuͤßen pw 
Armen; auf dem Kopfe haben fie eine Muͤtze von Zellen, welche fpig ausgeht; und 
mals pugen fie den Kopf auch mit Federn aus 2), ; ol. 


a) Purchas und. Leſcarbot am angef, Orte: 
b) Correal Voyages. Tom.I. p. 96; 


inmn Suͤdamerica. VI Buch. RI Eapitl, 505 


Kar Die Floridaner find überaus vachgierig. Damit fie fih aber noch deſto beſſer zur Pie der 
)e aufmuntern ; fo halten fie gewifle Berfammlungen worinnen ſich einer von ignen 1er 
die nen ziemlich entfernten Dit ſetzet. Ein anderer fteht auf, nimmt einen Wurffpieß in Aufmunte⸗ 
end, und ftößt den erften damit, fo ſtark ev fann, ohne daß fich derjenige, welcher rung zur Ras 
en wird, nur im geringen beweget. ‚Der Wurffpieß gebt aus einer Hand in die He 
dere, fo fange bis der Verwundete niederfaͤllt. Alsdann heben ihn die Weiber, und die 
Nngen $eute mie Weinen und Heulen auf, geben ihm Lafine zu trinken, welches der or- 
un Trank der Kriegesleute ift, und tragen ion in eine Cabane wo man von neuem 
RN um ihn herum zu weinen. Die Weiber und Mägdchen machen einige Huͤlfs⸗ 
Mn tel zu vechte, um den Berwundefen zu heilen; unterdeffen trinke die Verſammlung, 
Ha fich luſtig, befingt die tapfern Thaten ihrer Vorfahren , und muntert fi auf, Nas 
hi an den Feinden auszuüben. Die ganze Ceremonie ift eine Erinnerung des Todes ih⸗ 
Sandesleute, Derjenige, welchen fie verwunden, ftelfer ihnen die üben Begegnungen 
"Mugen , die folche von ihren Feinden erhalten haben, und diefer Anblick giebt der gan⸗ 
nVolkerſchaft einen unermeßlichen Haß ein e). hei 
Bevor fie zu Felde ziehen, wendet fih der Parauſti oder Eacique gegen Die Son- Vorbereitung 
ruft ſie an, und beſchweret ſie, ihm guͤnſtig zu ſeyn. Darauf nimmt er Waſſer in zum Kriege. 
% hölzernen $öffel, und wirft ſolches, nachdem er viele Slüche wider den Feind ausge⸗ 
en, auf ſolche Art in die Luft, daß es zum Theile auf feine Kriegesleute ſpruͤtzet. Koͤnn⸗ 
k ihr doch, ſaget er zu gleicher Zeit zu ihnen, das Blut eurer Feinde eben ſo verſpruͤtzen! 
nimmt darauf zum anbern male einen Loͤffel voll Wafler, gießt ihn auf das Teuer, 
Nhes neben ihm an der Seite ift, und wendet ſich darauf wieder zu eben den Kriegesleu⸗ 
50 und ſaget zu ihnen: Möchtet ihr dad) eure Feinde ebeh fo geſchwind vertilgen Fönnen, 
Id) dieſes Feuer ausloͤſche! Ein. entfeßliches Gefchrey und vielbedeutende Geberdungen 


leiten diefe beyden Handlungen. Man zieht darauf einen von den Pfaffen zu Rathe, 


a der Feldzug ablaufen würde. Seine Geberdungen find dabey fo befchaffen, daß fie 
ich kaum beſchreiben laſſen. Er machet einen Kreis von allerhand unbekannten Figuren, 
Lt in die Mitte deſſelben eine Rundtartſche oder einen von Rohre geflochtenen Schild, 
(ie auf denfelben nieder, beugt und renket auf eine außerordentliche und ganz ungewoͤhn⸗ 
Are den Leib, Kopf und Arme mit vielen Verdrehungen und Verzerrungen der Augen 
indes ganzen Gefichtes. Nachdem er ſich eine Vierthelſtunde ungefähr mit den gräß- 
Verzuͤckungen aller Gliedmaßen alfo ermübet hat: fo verläßt er dieſe gezwungene 
ng , in welcher der Geiſt ihm den Ausgang des vorhabenden Zuges foll geoffenbaret 
ii ſpringt auf einmal auf, und gebt zu dem Cacique, um ihm dasjenige Fund zu 
fin Was er erfahren hat, Er meldet ihm die Anzahl feiner Feinde, ben Ort, wo ſie 
ein met —* und den Erfolg des Gefechtes; und man will, daß ſolches ordentlich 
en foll d). 
werben aber nicht aus einer unmaͤßigen Ehrſucht unternommen, mo ei 7 Krieg za 
—8 zum Herrn der andern zu machen, oder feinen Nachbarn ihr Sand zu entreißen fuͤhren. 
RE, Sie bringen auch nicht formliche Kriegesheere auf die Beine, um — 


Leſcarbot und Purchas am angefuͤhrten Orte. 
) Ebendaſelbſt. 


Ugem, Reiſebeſchr. XVl Band. — — 


) 
- Sitten der. fentliche Seldfchlachten zu fiefeen ; fondern fie ftellen einander mur Hinterhalte, und fu 


Erſchlagenen cique ihn um. Beyſtand anzuflehen, Sie ftellen fich vor ihn mit Khränenden Augen. 
ar ums Na: heulen. und fchreyen über den Berluft ihrer Männer, Fauern vor ibm nieder, nnd befeht 











| 366 Reifen und Entdeckungen 


Sloridaner. einander bey der Fiſcherey und auf der Jagd aufzulauern ‚und Abbruch zu thun. M m 
I len einer nach) des andern Dorfichaften,, wenn fie erfahren, daß die ſtreitbare ZB ' 
nicht daheim ift, füchen ſolche auszupluͤndern, in Brand zu ſtecken, und Gefanger il, 
machen, Oftmals koͤmmt es dabey zu einem hitzigen Gefechte, wo auf beyden Seite u 
le erfchlagen und gefangen genommen werben, Diefe wechfele man gegen einander 
Kopf für Kopf, und wo welche übrig bleiben, da werden fie zu Sclaven gemacht, rn 
nen die Schnen an dem Rieſter des einen Fußes abgeſchnitten, damit fie nicht Dove 
fen koͤnnen. Steige die Feindſchaft unter zweenen Nachbarn auf das hoͤchſte: fo vide!“ 
mit großen Schaaren einander in das Sand, vermüften die Felder ‚ fengen und byenf 
wie fie koͤnnen, und ziehen fich wieder zuruͤck e), und 
Shore Waffen. Sie bedienen fich Waffen von allerhand Art, Spiege ‚ Keulen, Sanzen, A om 
Streithämmer von Kupfer. Sie glauben, Bogen und Pfeile geben ihnen eine beſen 
Zierde, und daher tragen fie diefelben beftändig auf der Jagd und im Kriege, Wie A) 
aber von einer fehr anſehnlichen Geſtalt find: fo find auch ihre Bogen fehr lang, undll 
Verhaͤltniß did. Gemeiniglic find fie von Eichen: oder andern dergleichen Hole, — 
fie ſich auch ſchwerlich kruͤmmen laffen: doch haben dieſe Indianer eine ſolche Fahigkeit — 
Staͤrke, ſie zu ſpannen, daß ſie die Sehne derſelben bis hinter die Ohren ziehen Fr: 
* 


— 


da ſie ein anderer kaum bis an das Geſicht zu bringen vermag.Dieſe Sehne ift aus De 
leder, und wird folgender Geſtalt gemacht. Sie fehneiden aus der Hirſchhaut einen # 
men zween Finger breit, von dem Schwanze bis zum Kopfe. Darauf fehaben ſie — 
° Haar weg von dieſem Riemen machen ihn naß, drehen ihn, und befeſtigen dag eine Ende 
‚einem Aſte von einem Baume, und an da⸗ andere hängen ſie ein Gericht von hundert bis Dr 
dert und zwanzig Pfund; und diefen Riemen laffen fie da fo lange trocknen, big er wie 
‚ne dicke Darmfeite wird, Damit fie fich auch nicht den linken Arm befchädigen , wenn r 
die Sehne beym Schießen fpringen laffen: ſo bedienen fie fich einer Art halber Ainſchien 
von dicken Federn, welche den Arm von dem Knoͤchel bis an den Ellbogen bededet , * 
mit einem ledernen. Riemen befeftiget ift, welcher einige mal um den Arm geht f) 
Verwuͤnſch. Sie nehmen ihren Feinden die Hirnſchale und das Haupthaar ab; und haͤngen 
Ärer Feinde. Arme und Beine derjenigen, die in ihren Gefechten erfchlagen worden, an ausdruͤcklich ide 
zu aufgerichtete Stangen. Sie verfammeln fich rund um diefelben ber, um die Sl fie 
mit anzubören „welche ein Juana wider ihre Feinde ausftößt. Vor diefem Pfaffen 4 
gen drey Leute auf den Knien, die ein kleines Goͤtzenbild in der Hand haben. Einer #, 
diefen Leuten fchlägt mit feiner Keule, fo zu fagen, den Tact auf einen Stein, und —— 
tet auf die Verwuͤnſchungen des Pfaffen, unterdeſſen daß die beyden andern bey dem = 
räufche ihrer Calebaffen fingen. M 
Weiber der Die Weiber derjenigen, welche im Kriege erfehlagen find, verfügen fich zu dem Fr 






ven ihn bey allem, was ihm lieb iſt, folchen nicht ungeraͤchet zu laſſen, ſondern die Feind 
deswegen zur Strafe zu ziehen. gi 


©) Öarcil. de Ia Vega Siffor. vom Slorida-IT 2 eil, IL Buch, V Com 
F) Ebendaf. I Theil, I Buch, EV Ep. del, | ch, V Cap 





































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































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"en aus FLORIDA ‚die ihr Haare auf das. 4 ab Ihrer Meenner irenei. 
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DANERINNEN. die re MHenner UM AN 


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1, 










] — — 7 
riege verloren haben und ihre CACI QUEN 
Hand a lehen — 





in Suͤdamerica. VI Buch. XI Capitel. 507 


fit begnügen fich aber nicht allein, ihre Thränen nur bloß vor dem Cacique auszu. Sitten der 
tiber” fondern fie wieomen ihren Männern diefen Zoll der Liebe auch noch auf ihren Sloridaner. 
den Ph Sie fehneiden ſich die Haare ab, und ftreuen ſolche auf denſelben umher, nebft Spre Trauer, 
* feilen, Köchern, Bogen, Spießen, Trinkſchalen, und was ſonſt ihre Männer in ih: 

eben lieb gehabt und hochgehalten haben. So wie ihnen ihre Haare wiederum wach« 
* nimmt auch ihre Trauer ab; und wenn ſie wieder zu ihrer erſten Laͤnge gekommen 
dp, das ift, wenn fie ihnen über die Schuftern hinabhaͤngen, ſo ift fie völlig aus; und. 

ann mögen fie fich an andere wiederum verheirathen 8). 
F Sie begraben ihre Caciquen oder Parauſti mit aller Pracht ‚ die fie nur ausdenken Begraͤbniß ihe 
fg. en. Wenn fie Eeine Tempel haben, in welche fie diefelben fegen koͤnnen, wie in ei⸗ rer Oberhaͤu⸗ 
in landſchaften geſchieht: ſo ſtecken ſie rund um das Grab herum Pfeile mit den Spi⸗bter. 
a die Erde, und feßen die Schale oben darauf, deren er fich zum Trinken in feinem 
re Dedienete. Sie bringen drey Tage mit Weinen und Faften auf diefem Grabe zu; 
" ie Caciquen, feine Freunde und Anverwandten, kommen, ihm eben die Ehre zu erwei— 
der N Sie ſchneiden fich ihm zu Siebe alle Haare vom Kopfe, weldyes das größte Zeugniß 
Un tauer iſt. Darauf geben alle Tage ausdrücklich dazu beftellte Rlageweiber hinaus, 
t beweinen ihn ſechs Monate lang, dreymal des Tages, als des Morgens, des Mit— 
“ 8 und des Abends, Man verbrennet alles, was er in feinem Leben befeffen hat; und 
ji das wird auch bey dem Tode ihrer Pfaffen beobachtet. Man begräbt fie in ihren 
iſern, worauf man dieſelben mit allem Geraͤthe darinnen verbrennet. Man faget, nach- 

fie diefe, ihrer Einbildung nach, heilige Seichname verbrannt hätten: fo ftießen fie die 
h hen davon zu Pulver, und gäben fie, ein Jahr darnach, den Anverwandten zu trin⸗ 
An einigen Orten begraben fie aud) die Sclaven und liebften Bedienten ihrer 
wie man in der obigen Erzählung ſchon angemerfee hat, 
Un Die in der Provinz Apalache balfamiren die Leichname ihrer verſtorbenen Freunde 
Anverwandten ein. Sie laffen fie faft drey Monate in dem Balfame liegen, worauf‘ 
ve dadurch ausgetrockneten Leichen mit fehr fhönen Fellen befleidet, und in Saͤrge von 
Üviechendem Holze geleget werden. Die Verwandten verwahren dieſe Särge bey fich 
vi zwölf Monate lang. Darauf träge man fie in einen nabgelegenen Wald, und bes 
Eden Verftorbenen an der Wurzel eines Baumes, Mod) edler verfahren fie, wenn 
tid 


R * 
D! kren 


aeique geſtorben iſt. Wenn ſie ſolchen einbalſamiret, mit allen ſeinem Schmucke be⸗ 
RE, mit fchönen Federn und Halsbaͤndern aufgeputzet: fo verwahret man ihn drey Jah⸗ 
dem Zimmer, wo er geſtorben iſt, und unter der Zeit leget man ihn in den gedachten 
Ian ten Sarg. Wenn diefe Zeit um iſt, fo trägt man ihn in das Grab feiner Vorfah⸗ 
hn dem Abhange des Berges Olaimy. Man läßt ihn in eine Kluft hinunter, Deren 
Mung man mit großen Kiefeln verſchließt, und man hängt an die Zweige der in der‘ 
hr ſtehenden Bäume bie Waffen, deren er fich in dem Kriege bedienerhat. Die naͤch⸗ 
nverwandten pflanzen eine Ceder dabey, umd unterhalten fie mit aller möglichen 
Negfalt. Geht fie aus, fo feget man fo gleich eine andere dafür an bie Stelle i). 
Die Apalachiten glauben die Unfterblichfeie der Seelen, und daß diejenigen, welche Ihre Bezriffe 


h, 


dur . < r N 

i oßet werden, Den von einem ans 

geleber Haben, gen Himmel geführer, und en Sterne geſetz dern 
8) Purchas am angef. Orte, A) Ebendaß⸗ 


©) Hiftoire des iles Autilles p. 93. 


— cc— 


— — 


Sitten der 
Floridaner 


Ihre Heirath. 


1 


Strafe der 


Ehebrecherin: 
nen, 


508 — Reiſen und Entdeckungen 


Boͤſen weiſen ſie die Abgruͤnde der hoͤchſten Berge gegen Norden unter den Baͤren mi 
unter Eife und Schnee an, Die andern Völker in diefen weitläuftigen Landen glaub? 
ebenfalls eine Belohnung der Frommen und Beſtrafung der Böfen nach diefem geben, 
Sie nennen den Himmel Hamampaſcha, welches fo viel, als die Oberwelt, heißt, U 
die Hölle Ucupacha, oder die Unterwelt. An diefem lehtern Orte herrfcher ein böfet * 
ſamer Geiſt, welchen ſie Cupai nennen „zu welchem die Boͤſen kommen, und von dem 
gemartert werden R), Andere glauben eine Wanderung der Seele; und wenn jemand 
ter ihnen ſtirbt: fo begraͤbt man tebensmittel und einiges Geraͤth zu feiner Nothdbl 
mit ihm D, - 
— Weiſe heirathen die Floridaner nur eine Frau, welche verbunden if 
ihrem Manne treu zu bleiben, bey Strafe eines graufamen Todes oyer fonft einer ſchimp 
lichen Zuͤchtigung. Die Großen des Landes aber ſind nicht eben an die Gewohnheit 8 
bunden, nur eine Frau zu nehmen, ſondern koͤnnen deren ſo viel nehmen, als ihnen beit!” 
jedoch iſt nur eine die rechtwaͤßige, und die andern find bloße Kebsweiber, Die Kinde 
welche von dieſen legtern gebohren werden, erben nicht fo, wie die von der rechtmaͤßih 
Frau, von den Gütern ihres Vaters m). Die Apalachiten verheirathen fich nicht außern 
ren Familien. Die Ehen werden oftmals von den eltern in den zarteſten Jahren | 
Kinder gefchloffen ; und wenn die Kinder groß geworden find, fo Halten - fie dasjenige ge 
nehm, was ihre Aeltern gefchloffen haben. Sie können fich in alle Grade verheirathel⸗ 
die unter Bruder und Schweſter find. 4 
In den Provinzen Taſcaluza und Coza hatte man ein Geſetz, welches bey sebet 
firafe geboth, daß, wenn: jemand. hinlängliche Anzeigungen Härte, daß ein Weib 
ne Ehebrecherinn wäre, er davon weiter Erfundigung einziehen ‚und fie bey dem Caciq 
oder, in ſeiner Abweſenheit, bey dem Richter des Ortes anklagen ſollte. Dieſer Richter ftell 
auf den ihm gethanen Bericht heimliche Unterfuchung. wider die angeflagte Derfon aM 
und bemächtigte ſich derſelben, wenn er fie ſchuldig befand. Darauf befahl er bey ® 
erften Fefte, das man anftelfete, es follten die Einwohner, wenn fie von Tifche au 
den, ſich aneinen gewiffen Ort außer dem Dorfe begeben , und daſelbſt in zwo Reihen et 
ken. Nach diefem Famen die Richter; und zween davon traten an das eine Ende, und or 
beyden andern an das andere Ende diefer Reihen Die erjtern befahlen, man folfte ih 
die ehebrecherifche Frau vorführen. Darauf fageten fie zu dem Manne, welcher gegend, 
tig war, fie fey ihres böfen Lebens überführet, und er möge mit ihr nach) der Schärfe ® } 
Öefeges verfahren. Der Mann zog fie ganz nadend aus, und befchor fie mit einer A 
von Fiefelfteinenen Scheermeffern. Darauf gieng er, zum Kennzeichen, Daß er fie erliet 
mit ihren Kleidern fort, und überließ fie den Richtern, Zween davon befahlen der MI 
thaͤterinn fo gleich, fie fellte durch Die Leute bingehen , die in den beyden Reihe 
ftünden, und ihr Verbrechen den beyden andern Richtern melden; Sie gehorchete; un 
fo bald fie hinkam, fo ſagete ſie zu ihnen, fie wäre des Ehebruches uͤberzeuget, und zu? 
Strafe verdammet, womit die Geſetze dieſes Verbrechen beftrafeten; man ſchickete fie zu ihr 
nen, damit fie mit ihr machen follten, was ihnen zum DBeften ihrer Provinz — id 


H Barcil. de la Vega am angef. Orte, I Th. III uch, XI Cap. 
H Defeript. des Colonies Angloifes in dem Recneil de divers Voyäges p. 184. 
m) Garcilaſſo am angef. Orte, ITh. IBuch, U Cap. 





in Suͤdamerica. VIBuh. Xigapitd 509 


Nee ſchicketen fie fo gleich mit der Antwort zuruͤck: es ſey billig, daß die Geſee, bieman Sitten der 
R Ehaltung des öffentlichen Wohlſtandes gemacht hätte, unverbruͤchlich beobachtet wuͤr⸗ Sloridaner. 
den; fie beftatigten alfo das Urtheil, welches man wieder fie gefället hätte, und beföhlen 
Bil Fünftig nicht wieder darein zu gerarhen. Darauf kehrete fie wieder zu den exften Rich— 
ER zuruͤck ‚ und die Leute, welche in dem beyden Reihen ſtunden, pfiffen fie aus, und bemiüs 
ſich, durch allerhand Schimpfreden ihre Schande zu vermehren, Indeſſen ſchry ihr 
andere zuſammen gelaufene Volk nach, warf fie mit Drecke, mit Erdkloſen, mit 
vo Bwifchen, alten Hadern und dergleichen. Mach diefem verwiefen fie die Richter aus 
Sande, und ftefleten fie den Händen ihrer Anverwandten zu, bey Strafe, fie in kei⸗ 
Det der Provinz einzulaffen. Die Anverwandten nahmen fie und, und fobald ihr ſol⸗ 
a hen alten Mantel umgehaͤngt, fo brachten fie dieſelbe an einen Ort, wo fie von feinem 
kur ner gefehen wurde, Die Richter erlaubeten dem Manne darauf, fich wieder zu verheis 
a Eigentlich ward diefe Strafe nur in der Provinz Coza beobachtet. In der Pro- 
N B Tafcalızu aber beſtrafete man fie noch ſchaͤrfer. Die Gefegediefes Landes verordneten, 
a, denn man zu einer ungebührlichen Zeit einen drey⸗ oder viermal in ein Haus hinein⸗ 
r erausgehen ſahe, und man argwohnete, das Weib moͤchte wohl eine Ehebrecherinn 
N, fo mußte man folches dem Manne melden, und dur drey ober vier Zeugen beweifen, 
WW Man nichts, als die Wahrheit vorbringe, Der Mann hörefe die Zeugen, einen nach 
Adern ab, mit entſetzlichen Verfluchungen wider den, welcher löge, und mit großem 
he um Beſten desjenigen, welcher die Wahrheit fagete. War nun bie Frau ihrer Untreue 
hm übertwiefen : fo führete er fie hinaus vor den Flecken, band fie an einen Baum oder 
nen in die Erde gefihlagenen Pfahl, und erfchoß fie mit Pfeilen. Darauf meldete 
Und dem Cacique, mit der Bitte, die Ankläger zu vernehmen, ob er nicht Recht gehabt, 
ihn alsdann foszufprechen, Solches geſchah. Fand fihs nun , daß er ſich von dem 
I übernehmen laffen, und zu voreilig in feiner Rache gewefen, da er noch:nicht alle ge- 
hi R Beweiſe gehabt: fo wurde erder Frauen Anverwandten übergeben, die ihn ebenfalls 
S Peiten erſchoſſen, und feinen Seichnam den Hunden und Vögeln auf dem Felde zur 
Pfe liegen, Sonft aber ward er fosgefprochen, und durfte fich wiederum verheirathen 7). 


hen 


Yan Man giebt den Knaben, und befonders bey den Apalachiten, die Namen derer Feinde, Kinderzucht. 
9 fie erieget haben, oder derer Dörfer, bie fie abgebrannt haben ‚ oder auch der Ge— 
—2 die in ihren Dienſten geſtorben ſind. Die Töchter: führen den Namen ihrer 
Ay Menen Mütter, oder Großmütter z denn fie fehen dahin, daß nicht zo Perfonen 
Um, Merfey Familie einerley Namen führen. Man verfichert, bie Männer hätten feinen 
Ang mit ihren Weibern waͤhrender iprer Schwangerſchaft, fo lange, bis fie nieberge- 
Je Miären, Sie effen fo gar nicht einmal etwas von demjenigen, was fie in dieſer 
bis ; angeruͤhret haben. Die Mütter erziehen ihre Kinder, fo wohl Knaben, als Maͤgdchen 
das zwoͤlfte Jahr, worauf Die Knaben unter die Zucht der Vaͤter kommen, bie ih⸗ 
I Voger und Pfeile geben, und fie fhiegen lehren, da fiedenn den Mäufen und Eidech⸗ 
auflduern 0). 
F | ©ss 3 > €i- 
% Sarct, am angef. Orte, IT Theil, JIBuch, XII Cap. 
bendaſ. I Theil, III Buch, XIV Cap. * 


Sitten der 


Sloridaner. 
Denkmaale. 


Speiſe und 


Trank. 


Ihre Kleidung 


einen ſehr angenehmen Muſcusgeruch. Sie haben auch zuweilen welche von Kal 


dernen Höschen, die ihnen noch nicht bis auf die Hälfte des Schenfels gehen, 














510 Reiſen und Entdeckungen 


Einige von den Floridanern bedienen ſich Denkbilder, die vorgefallenen Begebenho 
ten zu merken. Sie ſind bedacht, ihre Kinder von denjenigen Dingen zu nterrichten 
welche ihre Familie und ihr Vaterland angehen, damit das Andenken derſelben von ein 
Geſchlechte zum andern erhalten werde, An denen Orten, to ein Gefecht vorgefall!! 
ober ſich eine Voͤlkerſchaft gefeget hat , errichtet man eine Fleine fteinerne Pyramide. ; 
Anzahl der Steine bezeichnet die Zahl der Todten oder der Stifter und derjenigen, nel 
den Ort zuerft bewohnet Haben, wo fich dergleichen Pyramide befindet p). 

Die Storidaner haben fein Bieh , und halten aud) Feine Heerden, Sie effen anf 
des Brodtes nur groben Hirfe, und onftatt der andern Speifen Fifche und Hüffenfeid 
te. Weil fie gleichwohl auf die Jagd zu gehen pflegen: fo haben fie oftmals ie 
Denn fie erlegen mit ihren Pfeilen Hirfhe, Rehe und Damhirſche. Sie ſchießen un 
fangen auch viel Gefluͤgel, womit ſie einander bewirthen, und deren Federn von manche 
ley Farben, ihnen zu ihrem Kopfputze dienen, und in Friedenszeiten die Edlen von zur! 
Volke, im Kriege aber Die Kriegesleute von denjenigen unterfcheiden , welche Feine Wall“ 
führen. . Sie trinken ordentlicher Weife nu Waſſer; doch haben die Kriegesieute einen ab 
Hirfe gemachten Trank, den fie Cafine nennen ; deffen man fich auch bey großen 3% 2: 
lichfeiten bedienet. Sie effen ihr Fleiſch wohl gekocht, ihre Früchte rechereif, und ihren 0 
gufgebraten; und fpotten derjenigen, Die eg nicht fo machen, 

Sie gehen meift nackend, und fragen nur eine Art von Bocksledernen oder Hi 


Hoͤschen find von mancherley Farbe, und dienen, dasjenige zu bedecken, ws 
Wohlſtand will bedecket haben. hr Mantel ift eine Art von Dede , welche MT 
Halſe bis auf die Waden geht. Er ift gemeiniglich von feinem Marder , und 


Dambirfchen, Hirſchen, Bären und wen, ja auch Kuhfellen, die fie fo gut zub 
ten, daß man ſich derſelben wie eines Zeuges bedienen kann. Sie tragen ih 
Haare, und binden ſolche oben auf dem Kopfe zufammen. Ihre Müge ift ein DU, 
Gewebe, welches fie auf der Stirne feft machen, fo daß die Zipfel davon bis u 
Ohren hängen. Ihre Weiber gehen auch mit Fellen befleidet, und haben meiſtenthe 
den ganzen Leib aufeine anftändige Art bedecket u" 


"7 





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p) Supplement la Differtat, für les Cerem, relig. de P Amerique ꝑ · 134. 
g) Garcil. am angef. Orte, JTh. IBuch, IV Cap f | 


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DER FLORIDIA 


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SERIEN 


































































































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in Suͤdamerica. VI Buch. XII Capitel. 500 
Ka SE BEER EEE EEE a EEE RUE. 
| Englaͤndi⸗ 


Das XII Capitel. Ente 


\ i - Mu „ Ieffung in 
Reife, Entdeckungen und Niederlaffungen der Engländer in Dirginien, 
dem nordlichen America. Pos; 


Finleitung 


958 ishieher hatte America die Engländer noch nicht anders, als unter der verhaßten 

| Eigenfehaft der Seeräuber, gefehen. Ihre Nacheiferung aber wurde auf einmal 
edfer; und fie waren endlich bedacht, fich daſelbſt niederzulaffen. Die Geſchichte 
veganges bey der Bildung vieler Eolonien wird notwendiger Weile nach der Zeit 
eifen und der Ordnung ihrer Unternehmungen abgetheiler, 


Der I Abfehnitt — 


J 


Niederlaſſung 


Mans und Barlow Reiſe. Geſellſchaft von dem 
yet Nafeigh geftiftet. Urſprung des Namens 

rginien. Greenvills Reife. Erfte Niederlaf: 
x gder Engländer. Raleighs Reife. Whites 
68 Gosnolds Reiſe. Andere Reiſen. In 
Hand entſtehen zwo Geſellſchaften. Johonn 
NIths Reiſe. Niederlaſſung in dem Fluſſe Pu⸗ 
tan. Stiftung von Jamestown. Abſchilde— 
Ung der Indianer des Landes. Es entſtehen 
— Pflanzungen. Gates und Summers 


— von Jamestown. Man will die Colonie 
arten, Neue Stadt Henrico. Geſchichte der 
eſſinn Pocahontas. Sie vermaͤhlet ſich 
Su Engländer. Smiths Bittſchrift für 


High), Johann Smith und der ungenannte Virginier r),- | 
dr yeines Vaterlandes Herausgegeben hat, find die beften Quellen „_ woraus man wegen 
In Verfaffung der Engländer in Birginien Nachricht erhalten kann; denn man fieht 
tn Dahl ein, daf die neuen Schriftſteller, fie mögen nun Fremde oder von eben der Na— 

fun, dasjenige, was den Urfprung dfefer fehönen Colonie betrifft, nirgend anders herz 
koͤnnen, als aus diefen erften Berichten, —JJ 
an lieſt alſo in dieſen Nachrichten, daß ſich der Ritter Raleigh, welcher nicht al⸗ 
das Beuſpiel und den erſtaunlichen gluͤcklichen Fortgang der Spanier, ſondern 
urch die Beobachtungen einiger Seefahrer von feiner Nation ſelbſt, welche 6 


Babe 


bin du 
— 


iffbruch. Smiths Ruͤckkehr. Trauriger Zus. 


in Virginien. 


fie am die Koͤniginn. Wie ihr zu London bege⸗ 
guet wird, Ihr Tod. Yardiys Nachlaͤßigkeit. 
Eiferfucht der engliſchen Colonie auf die franzds 
fische. Fortgang derfelben. Salzgruben und Berg⸗ 
werke, Wyats üble Verwaltung. Verdrießliche 
Folgen. Verſchwoͤrung der Indianer wider die 
Engländer. · Urſache derfelben. Die Engländer 
vächen fih. Die Colonie leidet darunter. Ord⸗ 
nung, die Karl I dafeldft einführet. Baltimo⸗ 
res Niederlaſſung. Neues Blutbad der Eng 
länder. Berkeleys weile Regierung Sein Tod. 
Unruhen in Birginien. Batt geht auf neue Ent: 
deckungen. Bürgerlicher Krieg in Virginien. 
Jamestown brenner ab. Handlung daſelbſt im 
1723 Jahre; 


Ye. 
Sir ſind insgeſammt in das Franzöffiche uͤberſetzet⸗ 


ereits 
nicht 


welcher die Geſchichte Amidors u. 


Barlows 
Reife, 1583. 


sı2 eifen und Entderfungen 


Englaͤndiſch nicht eben fo glüctich ihr Heil verſuchet hatten c), gereizet worden, im r5szſten Run 
Friederlaff. entfhloß, einige Entdeckungen auf feine eigenen Koften zu unternehmen, Man mel 
in Vizginien. uns nicht, ob er einen gewiſſen Gegenſtand gehabt Habe; ob er fich gleich mehr als eine 
nad) denen Berfuchen, die Sebaſtian Cabot fihon in Englands Namen gemacht hau 
und nach den verſchiedenen Fahrten der Franzoſen gegen Norden des feſten Landes, Hat en 
Geſellſhaft chen Fonnen, Nachdem er aber einige Privatberfonen zu London mit in feine Abfid) 
von Raleigh gezogen, die durch ihren Reichthum etwas dazu beytragen Eonnten ; fo erhielt er im 1584 — 
errichtet. ‚Sabre den asften März offene Briefe von der Koͤniginn, Eliſabeth, wodurch alle Bol“ 
fe von der Unternehmung gänzlich feiner Geſellſchaft uͤberlaſſen wurden; und den Mon 
April des folgenden Jahres brachte er zwey kleiue Fahrzeuge unter der Anfuͤhrung der a 

leute Philipp Amidors und Arthur Barlows in See, 


Nach einer glüctichen Schifffahrt, deren Ziel noch ungewiß zu feyn ſchien, (ge 
dieſe beyden Befehlshaber an der Einfahrt einer Bay vor Anker, welche die Einwo ; 
des Landes Roenoke nenneten, und welche heutiges Tages zu der Statthalterfchaft pi 
Nordcarolina gehöre. Sie trieben dafelbft einige Handlung mit den Indianern, da 
fie Zeit befämen , ihre Veobachtungen rund umher zu erftresfen. Sie waren vergnügt 
dem, was fie geſehen hatten, und eileten, folches in England zu erzählen, 


Urſprung des Sie berichteten, das Land, mo fie angeländet wären, böthe fehr vielerley vortof 
Namens Bir- Früchte dar; es hätte Bäume von allerhand Art und Thiere im Ueberfluffe, Sie IN 
giunia ten dafelbft Fein Gold geſehen, Die Felder aber fehienen fo fruchtbar zu ſeyn, die Himmelel r 

z fo gelind, die Einwohner fo umgänglich, daß fo fehöne Anfcheinungen etwas gluͤckli 

perfprachen; vornehmlich nach dem Denfpiele deffen, was den Spaniern in den DM 
reichen Landſchaften Merico und Peru begegnet war. Sie harten zween Indianer "7, 
gebracht, welche ſchon anfingen, etwas Englifh zu reden, und den Begriff noch ve, 

reten, den man von ihrem Vaterlande gab. Der eine hieß Wanchiſo und ver @ * 

Manteo. Die ganze englaͤndiſche Nation gerieth über dieſe Abſchilderung in Fe 

Die Koͤniginn ſelbſt wurde Davon fo gereizet, Daß, ungeachtet des Krieges, den ſie 

Spanien führete, fie dennoch denen, die dahin gehen wollten, mächtigen Beyſtand 

ſprach; und damit fie folche durch ausnehmende Merkmaale ihres Schuges aufmunte k 

fo verwilligte fie, daß Das entdeckte Land ihr zu Ehren Virginia genannt wurde; in 

weder weil fie noch eine Jungfer war, beobachtet der Geſchichtſchreiber, oder well h 

„sand felbft, und feine Einwohner nod) die Keinigkeit, den Ueberfluß und die Einfall” 


„erften Welt hatte „ int 
Greenvills Im Fruͤhlinge des folgenden Jahres wurde der Ritter Richard Breenvill m 


Reiſe 1586. Yon den vornehmften Zugefelleten des Ritter Naleighs ernanne, fieden Schiffe zu fd, 
die mit Lebensmitteln, Gewehre und Kriegesbebürfniffen wohl verfehen, und mit einet I : 
ten Anzahl freyroilliger Leute befrachtet waren, welche dafelbft einen Sig anlegen 9— | 
Ob er gleich bie beyden Indianer von Roenoke am Borde haste: ſo hatte er doch Pa 
feine Entdeckung weiter zu treiben. Er Hielt fi) aber, da er zu Ente des Maymon⸗ 
auf dieſer Kuͤſte angekommen war, daſelbſt auf, um die Beſchaffenheit des Erdboden 
unterſuchen. - Er ließ Erbſen und Bohnen allda ſaͤen, und die kamen in einer je —* 


> Man ſehe den XIII Band dieſer Samml. 


in Suͤdamerica. VIl Buch. XII Eapite. 513 = 


Auen Monaten überaus wohl fort... Da ihn dieſe gluͤckliche Erfahrung an dem Orte zu Englaͤndi⸗ 

er bewogen : fo ſammelte er nut Pelzwerk, einige Perlen und andere Sachen, die dag fbe Frieder; 

fh, ervor bringt. Hierauf vertrauete er achthundert Mann unter Ralph Lanes An⸗ —— 
der Treue und Redlichkeit der Indianer, und dachte weiter an nichts, als nad I — 
Hand zurück zu kehren. 


B f Kaum aber war er unter Segel gegangen, fo vergaß diefer ungelehrige Haufen den Exfte Nieder; 
ÖL, den er ihm gelaffen hatte, fich in einer benachbarten Inſel zu befeftigen. Die laflıng der 
vn eften verliefen ſich unter die Indianer, und drangen fo weit in das fand, daß fie Engländer. 
, dieſe Unbedachtfamkeit verdächtig, und einige von ihnen Dafelbft ermordet wurden, 
ke Andere fahen ſich von eben dem Schickſale bebrohet. Mach diefen erften Feindſelig⸗ 
N urtHeiteren die Indianer, die von Natur argwoͤhniſch und rachgierig find, fie haͤt⸗ 
ich feine Berfohnung mit denjenigen zu verfprechen , die fie verfchonet Hatten, und dach⸗ 
h (op darauf, wie fie ihnen ſchaden möchten. Lane ergriff die Partey, fie durch Geduld zu 
" Nftigen ‚und fehmeichelte fich, fie dadurch im Zaume zu halten, daß er ihnen die Ankunft 
& Mächtigen Beyſtandes von feiner Nation ankündigte. Diefe Lift hatte den guten 
8, daß er Freyheit befam, feine Entdeckungen längft der Küfte faft auf hundert 
fun gegen Morden zu erſtrecken. Da er aber dafelbft feinen bequemen Hafen ges 
run. fo Eam er wieder in die Bay Roenoke, ohne daß er bis an die Bay Cheſapeak 
gen war, 


Er hielt fh den ganzen Winter hindurch dadurch ziemlich gluͤcklich. Da er aber 
Srüplinge den Benftand nicht erfcheinen ſah, welchen er erwartete; und ba er anfing, 
De —* Wildheit der Indianer alles zu befuͤrchten: fo fann er nur auf ein Mittel, wie er 
* mmen koͤnnte, als er vor Ende des Auaufts das Vergnügen hatte, eine englifche Flot⸗ 
fen beinen zu ſehen. Es war des Nitters Drake feine, Die aus drey und zwanzig Schif⸗ 
fh beſtund, welche die Koͤniginn auf die americaniſchen Kuͤſten ſchickete, um die ſpani⸗ 

M Gallienen zu überfallen, Dieſer Admiral hatte Befehl, nad) der Bay Noenofe zu 

N, und der Colonie, die man daſelbſt fich befeftiget zu haben glaubete, allen Beyftand 
daten ‚ welchen fie brauchen würde, Er erfiaunete, als er fie in einem fo traurigen, 
m tde antraf. Lane bath ihn um eine Verſtaͤrkung von Leuten ‚ um Lebensmittel, und 

\apıe Fregatte, damit ev im Stande wäre, einen andern SIE zu ſuchen, wofern er 
hier, einiges neues Unglück, dazu gezwungen ſeyn ſollte. Der Admiral verſagete ihm 
li, Indem er aber Lebensmittel und Kriegesbeduͤrfniſſe in der Fregatte uͤberfuͤhren 

—* verſchlug ein grimmiger Sturm dieſes Schiff ſo weit in die See ‚ daß man bie, 
Un, auNg verlor, foldhes wieder zu fehen. Drake both Leuten, bie von Beſchwerlichkeit 
anf ekuͤmmerniß ganz abgemaftet waren,. und diefe Begebenheit, als eine Hinderniß 
reg den, melche die Vorſehung ihrer Niederlaffung entgegen fiellete, vergebens ein ‚ande 
ndebtzeug an, Sie bathen den Aomiral, er möchte fie auf feine Sterte nehmen; und 
Sof, ihnen darinnen leicht willfahrete, fo brachte folches die Geſellſchaft um alle ihre, 

ng, 


Indeſſen beſtrebeten fich die Zuſammengeſelleten, neue $eute unb Beduͤrfniſſe abge·Raleighs 
sn al — ae den —— ——S— hatten fie auch einige Siwis. Keifeısey 
Ye en unter fich, welche ihre Zurüftungen verzögerten, · Endlich rüfteten fie vier große ; 

auge aus, und der Ritter Kaleigh faflete den Entſchluß, fie ſelbſt zu fübren, Da 

Ügem, Keifebefchr. XVLBAn® Tit das 


— — Ip = er 


Englaͤndi⸗ 


febe FTieder: Segel, voller Ungeduld feine geliebte Pflanzſtadt zu befuchen. Er kam an das 


laſſung in 
Virginien. 


Whites 


Seiſe 1588. nicht allein mit Kriegesbebürfniffen, und Lebensmitteln, fondern auch mit einer guten " 


514 Keifen und Entdeckungen 

dasjenige, welches er befteigen follte, vor allen andern fertig war: fo gieng er ai 
birge Hattoras, ein wenig gegen Süden von der Gegend, wo ſich die achthundert a 
geleset hatten. Nachdem er fie vergeblich gefucher hatte: fo liefen ihn fein Rummel ih 
feine eigene Verlegenheit die Partey ergreifen, wieder umgufehren. Greenpill, er 
vierzehn Tage nad) ihm abgegangen war‘, legete in der Roenokebay vor Anker, wol ; 
er nur nach ſchwache Spuhren von der Niederlaffung fand. Seine erſte Furcht war 
möchten die Engländer, Die er da gelaffen hätte, Durch Die Waffen der Indianer au, 
tieben feyn, Manteo, welcher ſich zeigete, ihn zu empfangen, wußte nicht, daß an, 
da geweſen war, und fie an Bord genommen hatte. Allein, ob er gleich felbft nich! 
finnen Fonnte, wo fie hingefommen feyn möchten: fo verficherte er doch fo beftändig , f' 

Voͤlkerſchaft hätte ihnen kein Leid zugefüger, daß Greenvill wieder ein Vertrauen DI f) 
und fünfzig Mann auf eben die Sinfel fegete, Er ließ ihnen Wohnungen bauen, 2 
* ihnen Lebensmittel auf zwey Jahre; worauf er wieder nad) England unter & 

gel gieng. ' 
Das folgende Jahr wurde Johann White mit dreyen Schiffen abgeſchickt , , 


zahl Manns: und Srauensperfonen beladen waren, welche in der Pflanzftade ordel int 
merden follten. Er Hatte Befehl, felbft als Statthalter da zu bleiben, und alle A 
Sorgfalt anzuwenden , die Gewogenheit der Indianer zu gewinnen. Als er zu Kor 
zu Ende des Heumonates ankam;: fo hatte er, wie Raleigh und Greenvill, den Verden 
die Pflanzſtadt verlaſſen zu finden. Mantes berichtere ihm, ein Theil von den ful M 
Engländern wäre durch einen Ueberfall erfehlagen worden , und die andern hätten die ı 
genommen, Der Boten, den fie gehabt hatten, war fehon ganz mit Dornen und * 
ſteln bedecket. Whöite war von einer ſtandhaften Gemuͤthsart. Er verlor den 
nicht, ſondern ließ den Wohnſitz wieder ausbeffern, und war ber erfte, welcher da ee 
- Sein Beyfpiel ermunterte alle feine Leute, fich daſelbſt zu fegen. Manteo erhielt Die ven 
Taufe, nebft dem Titel eins Herrn von Affammpeach, weldes.der Namen einer Ind 
niſchen Voͤlkerſchaft war. Dieſe Ehre, welche die Engländer feiner freuen Erd 
beit ſchuldig zu feyn glaubeten, dienete fehr viel, ihnen die benachbarten Indianet de 
gewinnen. Man machete Friedensverträge und Buͤndniſſe. Die Dflanzftadt, wel 4 
durch ein Oberhaupt und zwölf Raͤthe regieret wurde, Die unter dem Namen des 
balters und der Beyfiger der Stadt Baleigh in Virginien ein Collegium ausmod 
ten, nahm eine Öeftalt an, die ihr ein Anfehen gab. Die Einigkeit wurde daſelbſt I 
geftellet. Eine Englänverinn, Anantas Dares Eheweib brachte eine Tochter zur 2 
welche Virginia genannt wurde, Die glückliche Geburt diefes erften Kindes von eine 
chriftlichen Bater und einer chriſtlichen Mutter, wurde mit großen Freuden gefeyret, — 
fuͤr ein deutliches ausnehmendes Merkmaal des himmliſchen Schutzes uͤber die neue pam 
ſtadt gehalten. | gef 
Indeſſen nörhigte fie doch ein gerechtes Mistrauen wegen des Auftinftigen, ! 
Statthalter wieder nach England zu fehicken ‚ damit er von Een a a Sehen?” 
mittel hohlete. Hierzu war niemand faͤhiger; und da feine Gefchicklichkeit in Anſehung er 
kleinen Umſtaͤnde ben der Regierung nicht geringer war, fo reiſete er nicht eher ab, ale PT, 


fürdie Sicherheit der Pflanzftadt geforget Hatte, die ex aus hundert und funfjehn Pen? 





in Suͤdamerica. VI Buch. XII Capitel. 515 


Mind hinterließ. Die Geſchwindigkeit feiner Reife, und fein Iebhaftes Anhalten zu fon- Englaͤndi⸗ 
* er hinderten nicht, daß er nicht langſam abgefertiget wurde. Es vergiengen zwey —— 
Jahre r ehe er drey Schiffe erhalten fonnte, womit er zu Ende des sggften ah: Pirginien. 
Fr Plymouth abgieng. Man fannte noch einen andern Weg, als ben über. bie Ans \ ; 
An, Der es hatte wenigftens, ungeachtet derer Einfihten,, die fich über die Schiffahrt 
us ubreiten anfingen, die alte Gewohnheit dergeſtalt die Oberhand behalten, daß man 
® einen Umweg von taufend Meilen nehmen, als die gerade Straße gehen wollte, 
WVhite, welcher durch fo viele Hinderniffe aufgehalten worden, kam nur erft in der 
u itte des folgenden Yuguftmonates bey dem Borgebirge Hattoras an. Er ftieg daſelbſt 
98 fand, um Zeit zu gewinnen, weil er voller Ungeduld war, feine Pflanzftadt wie⸗ 
hp fehen. Einige Aufſchriften aber, die er an den Baumrinden fand, belehreten ihn, 
dn Ne nad) Croatan, einer von denen Inſeln, gegangen wäre, welche die Straße bil» 
I, Manzig Seemeilen von Roenoke. Weil fie fonft feine Erklärung wegen des Bes 
Uungsgrundes, warum fie weggegangen, gegeben hatte: fo ſah fich der Statthalter 
Send iget, wieder an Bord zu gehen. Kaum mar er bafelbft mit allen feinen Leuten, fo 
It ein Sturm feine Ankertaue, wodurch er einige von feinen Anfern verlor, und feine 
h thiffe hinaus in die freye See getrieben wurden. In dieſem traurigen Zuftande 
te er fein anderes Hälfsmittel, als daf er wieder nach England gieng, ohne die Pflanz> 
N f gefehen zu haben; und da das Misvergnügen der Rheeder den neuen Aufwand, welcher 
1 Mvendig geworden war, auf andere Zeiten hate verfehieben laffen ‚„p blieb das Unter» 
geten ausgefeget. Darauf liegen die Berwirrungen, worein Raleigh, welcher die 
3 war, ungluͤcklicher Weiſe gerieth, ihn ſolches ganzer zwoͤlf Jahre lang gaͤnz⸗ 
ufgeben. | 
Nun erft im 1602ten Jahre rüftere der Hauptmann Gosnold, einer von den al- Gosnolds 
hi eſellſchaftern, auf feine eigenen Koften ein £leines Schiff aus, und gieng mit unge- Neife 1602. 
hr fünf und dreyßig Mann von Darmouth ab ‚in dem Entſchluſſe, einen geradern Weg —— 
A Omen ‚das ift den Umweg zu vermeiden , welchen man ordentlich gegen Süden nahm. 
fer Verſuch glückete fm. Als er aber an die Küften kam: fo fand er fich weiter ge— 
H orden, als alle diejenigen, welche eben die Reife vor ihm gethan hatten. Cr fah 
v Anfängtich wiſchen denen Eylanden, welche die Nordfeite von der Bay Maſſachu⸗ 
N Neu-England bilden, Weil er daſelbſt nicht bie Bequemlichkelten einer guten Rhee— 
Yılderker hatte: fo wandte er fich gegen Süden, um fi) von der Küfte loszumachen. 
* ® fich aber auf der offenbaren See zu befinden glaubete: fo befand er ſich auf einmal 
* e Spige des Vorgebirges Codd. Dieſer Anblick machete ihm &uf, ein wenig ges 
Mi üden von dem Vorgebirge ans Sand zu fteigen. Er trieb daſelbſt einige Handlung 
ip," Indianern. Zwo von den Inſeln befamen von ihm die Namen Marthens 
der nberg und St, Eliſabeth, , welche fie noch bis igo behalten —— EN Be ea 
Aus Depten verſchiedene englifche Saamen, welche dafelbft eben fo geſchwind, a * 
he K wuchſen. Seine Seute baueten ſich allda Hütten, moraus fie fortführen, ih ah 
fine te gegen Pelzwerke und Gummi auf eine vortheilhafte Art imagufegen: 4 so 
dan Aufenthalte von einem Monate, Eehreten fie wieder in ihr Vaterland zuruͤck, n 
at Mit der natürlichen Schönheit und Fruchtbarkeit des Landes eben fo Be 8 
don a Reichthume, den fie mitbrachten. Man beobachtet , daß fie diefe ganze Reife über 


In keinerley Krankheit aiegtffen worden, — Das 


516 Reiſen und Entdeckungen 


Englaͤndi⸗ Das Gerücht von einer fo ſchnellen und glücklichen Fahre erweckete den Eifer — 
ſche Nieder⸗ englaͤndiſchen Kaufleute. Gleich im Anfange des 1003ten Jahres ließen die aus ZU, 
— zwey Schiffe abgehen, welche an eben dem Orte anländeten und wohlbeladen davon M } 
famen. Im ı6osten Jahre gieng ein Schiff aus London unter Segel, in der Abſicht, it 
Andere eng: eben der Kuͤſte zu landen. Machdem es die Winde aber gar zu fehr gegen Morden get 
laͤndiſche Rei⸗ ben: fo fam es unter der Inſel, welche heutiges Tages den Namen der langen I” 
fen. führer, Die Engländer fanden dafelbft anfänglich die Indianer feutfelig. Nachdem 
dieſelben aber hatten die Geſinnungen aͤndern geſehen: ſo fuhren ſie an der Kuͤſte auf 
zig Meilen weit hin. Sie fuhren den Fluß Connecticut hinauf, und gaben dem jA 
100 fie vor Anker legeten , den Namen Pfingften, weil fie an diefem Feſttage dafelbft a 
gekommen waren, Auf dieſen drey legten Reifen dachte man nicht daran daß mal l 2 
wegen der Pflanzftadt von 1587 erfundigen wollte; und die Gewinnfucht erſtickete alle Ki 
gungen des Mitleidens gegen Unglückfelige, deren Schickſal noch nicht bekannt war. 


Zwo Geſell⸗ Indeſſen erkannten die Handlungsgeſellſchaften zu London, Briſtol, Exeter und pr 
fhaften in mouth den Vortheil, welchen man aus einevssrdentlichen Unternehmung zieben fun 
England, wenn fie gut geführet würde, und der Grund einmal recht geleget wäre, Cie wall 4 

ſich einmuͤthig an den König Jacob den I, um die Erlaubniß zu erhalten, eine Gele 
aufzurichten, und darinnen Capitalien anzulegen, für deren gute Anwendung fein een 
liches Unfehen ſtuͤnde. Dieſer Herr bewilligte ihnen feine Briefe vom xoten April 0% 
Da er fich aber die Führung des Unternehmens vorbehalten: fo errichtete er ʒwo verſch 
dene Geſellſchaften, wovon jede ihre Pflanzſtadt errichten ſollte. Die Ritter Thor 
Gates und Georg Summer, nebft Richard Hackluyt, Chorherr zu Weftminlt) 
Eduard Marie Wingfield, und diejenigen, die ſich ihm zuͤgeſellen wollen wpurden 
zu der erſtern ernannt, und erhielten das Recht, ihre Niederlaſſung an dem Inte von DE 
virginifchen Küfte anzufangen, welchen fie zwifchen dem vier und dreyßigſten und ein 
vierzigſten Grade Norderbreite für bequem erachten würden. Sie fonnten ſich an det 3 
zur Rechten und Linken funfzig englaͤndiſche Meilen weit ausbreiten ‚ und auf BUNT, 
Meilen in das Innere des Landes der Kuͤſte gegen über hinein dringen, mit dem 2 
bothe an alle andere, ſich in ihrer Nachbarſchaft, ohne ausdruͤckliche Erlaubniß pas 
thes ihrer Pflanzſtadt, zu fegen. Eben biefe offenen Briefe enthielten für die zweyte 
follten Hanham, Gilbert, Parker, Dopham, Kaufleute zu Plymouth und ihre z 
felleten Die Freyheit haben, fich zwiſchen dem acht und dreyßigſten und fünf und vier 
Grade mit eben dem Bezirke von Ländereyen zu fegen, wofern es nur hundert 
von der erftern wäre. 

Yobann Kraft diefer Bewilligung wurde Johann Smith, Ver i es, wor 

Fear an man ſich halten will, von ber Befellfchaft in * — ber nem — 

welche im Chriſtmonate 1606 in See giengen. Er war mit einer Beftallung ver ehen 

die ihm Bollmacht gab eine Colonie anzulegen, und daſelbſt zu ihrer Regierung * f 

Rath mit einem jährlichen Präfidenten zu errichten. Alles fehlen ‚ einen glücklichen I 

gang zu verfprechen ; und der Himmel ſelbſt fehien das Unternehmen zu beglüden a 
dem ev Smithen in demjenigen Stuͤcke des feſten Landes anländen ließ, welchem " 

naher allein den Namen Virginia gegeben bat. Er legete ohne Schwierigkeit A na 


Einfahre der Bay Cheſapeak vor Anker, obgleich fein Borfag geweſen, net 





in Suͤdamerica. Vl Buch, XII Capitel. 517 


* zu gehen, mo Johann White hundert und funfzehn Mann gelaſſen hatte. Da es 
Sein; em miträglichen Worgebirge der Bay ausgeſchiffet: "fo gab er ihm ‚den Namen —— 
hhe hevorgebirge, fo wie er Das nordiiche Barlsvorgebirge nannte, den beyden Yirginien, 
ichen Prinzen zu Ehren. Der erſte Fluß, den er anfraf, und die Indianer Pu⸗ 
an nannten , erhielt ven Namen des Königes ſelbſt, das ift, ev wurde Jacob ober Ja⸗ 
In der engländifchen Sprache genannt, 
ho Nachdem er dieſen Fluß ſorgfoͤltig beobai/ ‘st hatte: fo waren alle Haͤupter des Ge⸗ Rdengn 
defa ers einig, eine Halbinſel, welche funfzig Meilen von der Mündung ift, zur Nie⸗ an ae 
h ſong zu errvählen. Außer der Fruchtbarkeit des Erdreiches, ſchien dieſe Sage zu ei⸗ Puhatan. 
dur affen- und Handlungsplage gleich vortheilhaft zu feyn; weil die beyden Drittel 
un, en großen Fluß befloffen wurden, welcher überall einen guten Anfergrund darboth, 
* 98 dritte Drittel ſich mit einem ſchmalen Fluſſe umgeben fand, welcher doch vermoͤ⸗ 
— Fahrzeuge von hundert Tonnen bis an den Ort einzunehmen, wo er von dem 
in, Fluſſe nur durch einen Naum von dreyßig Ruthen abgeſondert war, und ihre Ge⸗ 
! bey den ſtarken Fluthen ordentlicher Weiſe uͤbertreten; welches denn dieſem Lande 
fer Namen einer Inſel gegeben hat, Die Schiffe fönnen in dem £leinen Fluſſe vor Ans 
N legen, da fie entweder am Sande befeftiget oder auch nur an einander gebunden wer⸗ 
Bi Und fich alfo vor allen Arten von Winden gefichert befinden. Die Stadt wurde, Stifuns von 
Ar der Fluß, mie dem Namen des Königes 2) beehret. Die ganze Strecke dev Inſel Jamestown. 
ae ungefähr zweytauſend Acker hohes and, und viele taufend von einem ſumpfichten 
ten Sande, wo die Weiden vortrefflich find. 
An einem Orte, wozu man nur durch einen engen Weg kommen konnte, fahen ſich 
Ip "oländer vor den Anfällen der Indianer gefichere, mit dem Vortheile, welchen fie 
1 che wußten, daß fie dafelbft wegen ihrer Schiffe nichts von einer Art von Würs 
in zu befürchten hatten, welche in den falzbaften Gemwäffern des Landes Häufig anzufrefe 
find, Sie waren aber nach dem Abgange ihrer Schiffe, welche fie an der Anzahl 
Annett und acht und dreyßig verlaffen Hatten ‚ nicht ruhig, fondern die Begierde nach. 
Suchägen der Indianer und ein gegenfeitiger Handlungsneid ewvegeten unter ihnen 
ungen, . 
in, Die natürlichen Landeseinwohner waren bier von eben der Befchaffenbeit, als die in Beſchaffenheit 
Umpen Theilen des nordlichen feften Landes; bey dem eriten Augenblicke leutfelig und der Indianer 
üy, Mich, aber argwöhnifch und vermoͤgend, auf einmal von dem Mistrauen zum Haſſe des Landes. 
Le Wehen, Sie ſchaffeten der Drlanzftadt Lebensunterhalt, fü lange fie glaubeten , gute 
8 Glauben bey dem Umtaufchen zu finden, Da fie aber wahrnahmen, daß bie 
te Ide keinen feſtgeſetzeten Preis hatten, und daß ſie, um nur einander auszuftechen, 
iq, ‚garen willführlich fehäßeten: fo urtheileten ſie aus der. Veränderung dieſes Preifes, 
N Uchete fie nur zu hintergehen; und fie dachten darauf bald auf Rache. Dieſer Urs 
Dep, ee Verfaſſer alles Uebel zu, welches feine Nation von den Indianern aus⸗ 
gehabt. 
diß ei neuer Gegenftand , welher alle Aufmerffamkelt der Engländer an ſich 309 , ſo Klaͤgliche Ver⸗ 
ie auch ſelbſt auf ihre eigene Sicherheit nicht bedacht waren, wurde ihrer Handlung blendung der 
Ttt 3 noch Englaͤnder. 


Rmes· Town im Engliſchen, das iſt Jacobs Stade : 


Englaͤndi⸗ 


ſche Nieder⸗ 


laſſung in 
Virginien. 


518 Reiſen und Entdeckungen 


noch ſchaͤdlicher. Sie entdecketen auf einer Erdzunge hinter der Inſel James einen Sad 
füßes Wafler, welcher aus einer kleinen Ense en und * Same mit ſich ni, 
vete, welchen man im Grunde-blinken ſah. Ihre Neigung, alles für. Silber oder ©! 
anzunehmen, was den Ölanz davon hatte, ließ ihnen Feine andere Begierde, als — 
ſen verguͤldeten Koth zu ſammeln; und da fie ſich uͤberredeten es koͤnnte ihnen bey jo vi 
lem Reichthume an nichts fehlen, fo verabfäumeten fie ihre ordentlichen Gefhäffte, und?! 
Sorgfalt ‚ Sich Lebensmittel zu verfchaffen. _ Eine, Feusrsbrunft ‚.die von eben der Nach 
laͤßigkeit entſtund, verzehrete in eben der Zeit einen großen Theil ihrer Stadt, und M 
Uebrige von ihrem Vorrathe. Sie waren alfo auf einmal in die Noch gefeger, von wi’ 
den Früchten, von Krebfen und Mufcheln zu leben. Die Indianer, welche über ihre ar 
führung ungehalten waren, und fhon alle Handlung mit ihnen unterbrochen ‚harten, M E 
den ihrer Berlegenheit nicht jo bald gewahr, fo vermebreten fie dieſelbe noch durch allerhah 
Feindſeligkeiten. Sie ermordeten diejenigen, welche die Unvorſichtigkeit hatten, ſi 
entfernen, und die andern ſahen ſich in den engen Graͤnzen ihrer Infel eingeſperret. 
In dieſem Zuſtande kam ein Schiff von denen beyden bey ihnen an, welche die 
ſellſchaft mit Leuten und Lebensmitteln hatte abgehen —* ir —* — ge! 
die Antillen getrieben wurde, vonda e8 nicht fo bald feinen Lauf wieder hieher nehmen ton 


Die Erfahrung eines langen Elendes Hätte dienen fönnen, die Einwohner zu James? 


Berfchiedene 
Pflanzungen 
werden ange⸗ 
legt. 


aus dem Jerthume zu bringen, weil, nachdem fie ihren Hunger geſtuͤlet hatten , alle Ku 
te, die ihnen folcher noch gelaffen hatte, angewendet wurden, das Schiff, welches i J 
Vorrath von Lebensmitteln gebracht Hatte, mit ihrem vermeynten Goldſtaube zu beladen. 2 
das zweyte nach der Abfahrt des erfien angefommen : fo fülleten fie folches auch mie dieſen ir 
gebildeten Reichthuͤmern an. Kaum ließen fie für etwas Pelzwerk und einen Eleinen 
rath von Cedernholze Raum; welches doch wirkliche Guͤter waren, bey deren ——— 
ihrem laͤcherlichen Schatze, ganz Europa über den Vorzug zum Sachen bewegt purde, 
chen fie diefem Nichts gegeben hatten. Indeſſen macheten fie doch mit dem Deut! 
de, ben fie erhalten hatten, viele Entdecfungen auf dem Jamesfluſſe, und in einigen ©, 
dern Theilen der Provinz. Ueber diefes war das. 1608te Jahr für fie eine Zeit bes uch 
fluſſes ‚ weil fie darinnen die erſte Erndte von ihrem - ausgefäeten , indianifchen 
ne bielten, — 

Smith hatte aus Verdruß, die Unordnungen zu ſehen, denen er nicht abhelfen fort 
fe, Die Zeit angewandt, zwo neue Pflanzungen, die eine zu Nauſamond an dem 5 
mesfluffe, über drenßig Meilen von dem erften Sige, und die andere zu Puhatan, * 
dem Waſſerfalle dieſes Fluſſes, anzulegen, wozu er den Grund und Boden von einem | rl 
dianifchen Oberhaupte für eine gewife Menge Kupfer kaufete. Nicht ange darnach Id 
te er noch eine andere zu Rikotan, an der Mündung eben deſſelben Fluſſes, an. h 

Auf der andern Geite urtheilete die Geſellſchaft zu Sonden, welche von ihrem B 
ſchuſſe ven Vortheil nicht zog, den fie davon in he? es en Affe die ine 
tigfeiten, welche ihr gemeldet wurden, nur von einer übeln Verwaltung herfommelt- ih 
faffete den Borfag zu einer neuen Ordnung der Negierung für die Pflanzftade, und Je 
Entwurf wurde durch neue Briefe des Hofes beſtaͤtiget. Es giengen neun Schi? u 
mit großen Koften ausgerüftet worden, und mit allerhand Vorrathe und einer anſehn u? 
Berftärkung von Menfchen befrachter waren, unter der Anführung der Ritter Ge 





in Suͤdamerica. VI Buch, XI Capitel. 519 


dunmers u), und des Hauptmannes Newport ab, welche alle drey zu Statthaltern Englaͤndi⸗ 
Einem € und mit gleicher Macht verfehen waren. Zum Unglücke waren fie zufammen auf — 
Mai chiffe, welches von den andern durch einen ſtarken Sturm abgefondert, und fo 9% Yirginien, 
N worden, daß es, nach den groͤßten Gefährlichfeiten, auf einer von ben Inſeln — 
* mudes ſtrandete, wo es von einauder gieng. Dieſer Schiffbruch koſtete niemanden Gates — 
mi eben. Es konnten ſich aber bey einer ſo verdrießlichen Noth die drey Haͤupter nicht Summers li 
un, Nander vergleichen. Mach dem Gluͤcke, welches fie gehabt hatten , dem Todezuent in nn 
en —J ermudes 
Eund noch hatten, daß fie eine Menge Lebensmittel, und vornehmlich fpanifhe Zchiffdruch. 
Pr weine, welche vermurhlich durch einen Schiffbruch dahin gefommen waren, und fid 
tn dermehrer hatten ‚auf der Inſel fanden, wurden fie durch Zänfereyen und Haß unei- 
1. „VOvon die Folgen ihnen bey nahe viel Eläglicher geworden wären, ais ver Verluſt ih— 
Eine chiffes. Weil indeffen doch die beyden Ritter es dahin gebracht ‚Daß füh ein jeder 
— gemacht hatte: fo verglichen fie ſich, es wollte ein jeder von dem Holze auf der 
Fin ein Schiff bauen ‚und alles; mas man vondem Wrake des erften verten und brauchen 
Ne, follte treulich unter beyde Häupteri getheilet werden, Anſtatt des Theeres und 
Ya braucheten fie Fiſchthran und Schweinefett mit Kalk und Afche vermengt. Die 
VL gieng langſam von ftatten: fie Fam aber Doc) noch glücflicher zu Stande, als man 
ge, von der fehlechten Beſchaffenheit der Arbeirsleute harte verfprechen follen. ‚Eine bil« 
äi Anſpielung auf die Beſchwerlichkeit, welche ſie gekoſtet hatten, machete, daß man das 
von den beyden Schiffen die Geduld und das andere die Befreyung nannte, 2; 
h ‚Unter der Zeit hatte fi) Smith, welcher von einer Pulvertonne, worein Feuer ge Smiths Ruͤck⸗ 
Men, da er fich mit feinen Entdeckungen und Pflanzungen befehäfftigte, gefährlich war reife 
Man ber worden , genoͤthiget geſehen, fich wieder nach England. zu begeben, bamit er 
let wuͤrde. Er war auf einem Kleinen Schiffe abgegangen, welches er noch) von ſei⸗ 
te, Geſchwader zu den Beduͤrfniſſen der Pflanzftadt behalten hatte. Seine Abreiſe hat⸗ 
— aſelbſt die ſchlecht erſtickten Unruhen wiederum erwecket. Einige von den neun Schif⸗ 
u bon denen der Sturm ber Statthalter ihres verfhlagen hatte, Famen in dem Hafen 
ames mit einem Theile von den Freywilligen an, wovon ſich die meiſten der errichteten 
de Tüng nicht unterwerfen wollten , unter dem Vorwande, die neue Beſtallung hoͤbe Die. 
Nu, und fie erwarteten bie anftatt des Präfidenten ernannten Statthalter. Dieſe ge⸗ 
Yunliche Ununterwuͤrfigkeit brachte auf einmal eine gräuliche Unordnung hervor. Die 
Yon ygelonie nahm daher Anlaß, Das och der Gefüge abzumerfen ; und in einer Art 
6 Marche, wo ein jeder ungeftrafet alles that, was ihm beliebete ' vernachläßigre man 
Ken, » fich vor den Unfällen der Indianer zu verwahren, Diefe Wilden „die ſich 
ſhloſſen hatten, alle Engländer auszurotten, wußten ſich Ihre Uneinigfeiten geſchickt 
ie Se zu machen, Man hörete bald von nichts anderm als von Ermordungen reden, 
di wenig entferneten Pflanzungen wurden verlaffen , um ſich in die Stadt zu begeben. 
be Ktkotan, wo man eine kleine Schanze, Namens Algernoon erbauet hatte, war 
"ige, die fich vor diefem Sturme ficher erhielt. BR 
Nr Dr der Stade, wo fih die Zahl der Einwohner durch bie Flüchtlinge vermehret hatte, Klaͤglicher Zu: 


er alte Vorrath von gebensmitteln aufgezehrer ohne daß. man Sorge getragen hatte, fand in Ja⸗ 
J ſich mestown. 


ee Nach ihm Haben die Engländer den Inſeln Bermudes den Namen Summers Eylande 


520 Reifen und Entdedungen 


Englaͤndi⸗ 
ſche Nieder⸗ 
laſſung in 
Virginien. 


Man will die 
Colonie verlaſ⸗ 
ſen. 


Mylord Des 
lawar wird 
Statthalter. 


Der Ritter 
Dale folget 
ibm ı6ır, 


ſich mit neuen zu verſehen, und man fah ſich der abfcheulichften Hungersnorh ausgeſh 
Die Inſel war von allen Lebensmitteln entbloßet, und niemand getrauete ſich, au 
Jagd oder auf Fiſcherey auszugehen, oder auch in den Gehoͤlzen Früchte zu ſammeln. * 
lich wurde die Hungersnoth ſo groß, daß, nachdem man ſo gar das Leder von den fe 
aufgezehret hatte, die elenden Einwohner in Jamestown die Seichname der Indianer 9— 
die ſie toͤdten konnten. Man verſichert ſo gar, daß ſie einige todte Koͤrper egegrabt 
und fie gegeſſen, ob fie gleich ſchon Halb verfaulet geweſen.  Diefes iſt eine Denke 
Virginien, bie man nicht vergeffen hat, und die man daſelbſt noch die Zeit det 
gersnoth nennet, 2 
Dieſer Flägliche Zuftand dauerte ziemlich lange, weil man zu der Erzählung A 
Wirkungen noch hinzu feget, es wären fechs Monate nach Smiths Abreife nur noch ee 
Menfchen in der Stade von denen fünfhundert übrig geweſen, die er da gelaffen hatte, M 
diefer traurige Ueberreſt wuͤrde das Schickſal der andern gehabt haben, wenn die Huͤlfe 
man ertwartefe, nur nod) eine Woche ausgeblieben wäre, Die drey Statthalter aber, n 
he von den bermudifchen Eylanden mie denen beyden Schiffen abgegangen waren, pie 
dafelbft erbauet harten, und worauf nicht weniger, als fünfhundert Mann, waren, f m 
zufammen den 25ften May 1610 in Virginien an. Sie fanden die englifche Stadt in? 
vorgeftellten unglücfeligen Zuftande. Ihre erſte Sorge war, daß fie alle Einmohnef 
farımen kommen ließen , und ihnen meldeten, es wäre auf beyden Schiffen kaum auf * 
zehn oder ſechzehn Tage Vorrath. Sie ſrageten, ob man ſich mit fo wenigen Lebens 
teln in See begeben, ober alle Gefahr laufen wollte, womit man in der Pflanzftabt N 
drohet würde. Auf dieſen legten Fall verfprachen fie, diefelben nicht zu verlafſen, u 
dasjenige mit ihnen zu theilen, mas fie noch zu ihrem Unterhalte übrig hätten: fie for 
ten aber eine fhleunige Antwort, So gleich entſchloß fich die Berfammlung, man 
wieder nach England zurück gehen. Man beichloß, nad) den Baͤnken von Neulan 
fahren, in der Hoffnung, tweil die Jahreszeit zur Fifcherey nahe wäre, ſie wuͤrden pa! 
einige Schiffe finden, von denen man febensmittel Faufen Fonntez und damit man nen 
raͤthigen mit mehrer Gleichheit eintheilete, fo traf man die Verfügung, es folltedie MM 
der Neifenden auf jedem Schiffe faft gleich feyn. Br 
.. Die ganze Eolonie gleng alſo zu Schiffe; und in der Nacht den gten bes Brach 
nates war man auf der Hoͤhe der Schweine-Inſel. Den Morgen darauf erkannte mal, 
den erſten Stralen des anbrechenden Tages die Spitze der Maulberinſel, achtzehn DI f) 
unter Jamestown. Hier entdeckete der lüchtige Haufen eine lange Barke, welche DI ’ 
Delawar, welcher mit dreyen Schiffen angefommen war, ausgefchicket hatte, ben 
zu erforſchen. Dieſer Herr kam in Begleitung einiger Edelleute, von der Starhalte di 
von Birginien Befis zu nehmen, momit ihn der Hof bekleidet hatte, Er zwang vie 
linge, wieder nad) ihrer Stadt zu fehren, wo er fie wieder einfeßete, und die Ordnung 
in den März des folgenden Jahres herrſchen ließ, ine ftarfe Krankheit aber, wort 
angegriffen wurde, nöthigte ihn, wieder nach England zu ſegeln, da er ungefähr „ 
hundert Menfchen in der Pflanzftadt ließ. galt 
Der Ritter Dale, welcher zu feinem Nachfolger ernannt worden, begab ſich ai 
söten May 1611 mit dreyen Schiffen nach Virginien , welche einen neuen Berta” 
Menfchen und Viehe brachten, Er fand bie Einwohner auf dem Puncte, wieet 1 
les ihr Unglück und Elend zu geraten, weil fie es vernachläßiget harten , die Se 


— 


in Suͤdamerica. VIl Buch. XII Capitel. zu 
auen. 


Ein dringender Befehl zwang ſie zur Arbeit; und ob ſie ſolche gleich nur erſt in Englaͤndi⸗ 
der Mitte des Manıs — ſo hatten ſie doch eine ſehr ſchoͤne Erndte. en — 
he gIm Auguſt kam der Ritter Gates mit ſechs Schiffen gluͤcklich an, welche mit Die: Die — 
ten Öeflüger, KRriegesvorrathe, und allem, was zur Anlegung einer neuen Pflanzſtadt die·e — — 

konnte beladen waren. Dreyhundert und funfzig Mann, die er am Borde hatte, Sun 
dr zu dieſer Niederlaſſung beftimmer, Gleich im Anfange des Herbſtmonates legete er — 
"Grund zu einer neuen Stadt, in dem Sande Arrabatuck, funfzig Meilen über Ja— 
on, Eine Sandzunge, die er über ziwo Meilen von der Spige und von einem Arme 
Ki luffes Bis zum andern dafelbft mit einzufchließen, das Mittel fand, machete es ihm 
!, allda Schanzen zu bauen. Er jnannte dieſen Ort Henrico, dem Prinzen von 
alis Heinrich zu Ehren. Darauf ließ er zu Coxendale auf der andern Seite des Fluſ— 
Linen großen Bezirk umpfählen, um das Vieh in Sicherheit zu feßen, 
Eym Im Iörzten Jahre fah man zwey Schiffe mit neuem Vorrathe von gebensmitteln an⸗ Geſchichte ber 
Yen. Argall, welcher eins davon fuͤhrete, ward nach Patowmeck geſchickt, um Punzeſin Po⸗ 
ale ein Handlungsbindniß zu machen. Er fand dafelbft eine indianifhe Prinzeffiun, cahontas. 
fiog amen Docahontas, eine Tochter des Dberhauptes von Powhatan; und nachdem er 
beredet hatte, auf fein Schiff zu fommen, unter dem Borwande, ihr die ihrem Stats 
N Kbüprende Ehre zu erweiſen, ſo führete er fie gefangen nach) Jamestown in der Ab⸗ 
Öt, ihre Befreyung follte zu Schließung eines feften Friedens mit ihrem Vater, dienen. 
in folge Indianer aber wurde durch diefe Beleidigung fo heftig aufgebracht, daß man 
1,’ Ungeachtet der Zärtlichkeit des Geblütes, nicht bewegen Fonnte , andere Bedingungen 
unehmen, als die Verheirathung feiner Tochter mit einem englaͤndiſchen Edelmanne, 
ti Meng Johann Rolfe. Diefes Merkmaal der Hochachtung, welches er fir aufrich- 
R hielt ‚ brachte ihn endlich dahin, daß er ſich Durch einen Vertrag verband. Man beob⸗ 
it, daß gleich zu den erften Zeiten der Entdeckung bie Indianer folche Heirathen vor⸗ 
ogen ‚ und daß fie bey vielen Gelegenheiten bezeuget hatten, wenn die Engländer dies 
h nerbieihung verwürfen, fo würden die Indianer ihre Freundſchaft niemals für aufrich- 
alten, Der Verfaffer bedauert es zum Beſten feiner Nation, daß man den Nugen 
Nr Verbindungen nicht eher erkannt Habe, „Sie würden gediener haben, faget er, dem 
ne der Indianer, und folglich denen Ermerdungen und Raubereyen vorzubeugen, 
* auf beyden Seiten begangen wurden. Die Unordnungen unter der erſten Regierung 
Anden feinen gerechten Haß über die Pflanzftadt gezogen haben. Sie würbe durch Hei⸗ 
en in Aufnehmen gekommen feyn welches bie Einwohner derfelben würde vermehret 
le, Es hat alles Anſcheinen, daß die meiften Indianer das Chriſtenthum wuͤrden 
enommen haben. Alsdann wuͤrden verſchiedene Voͤlkerſchaften, welche der Krieg zer— 
un te, und die Heutiges Tages faſt erloſchen find, ihre alten Wohnungen nicht verlaß 
3 Yaben, und der Wohlftand der Pflanzungen würde nothwendig — fs 
F Hingegen beftändige — nicht aufgehoͤret Haben, die Unruhe un Furch 

nen herrſchen zu laſſen. 
den die a der Pocahontas , welche im ı613fen Jahre geſchah machete Sie verheira⸗ 
hi goteden mit ihrem Vater ſeſt z und ob ihm gleich ein nod) übrig gebliebenes Mistrauen * na — 
terlaubet hatte, der Hochzeitfeyer mit beyzumohnen: fo fammelte man doch durch * — 
Ren Safe Bernehmen, welches fie mit den Indianern aus Chirkahomony und den mei e· 

4 enachbarten Voͤlkerſchaften nieder herftellete, andere Früchte ein, Im 1616ten 
Ügem Reiſebeſchr. XVIBand. Uuu Jah, 


Englaͤndi⸗ 
ſcheNieder⸗ 
laſſung in 
Virginien. 
— — 


Smith uͤber⸗ 
reichet fuͤr ſie 
der Koͤniginn 
eine Bittſchr. 


„dem traurigen Zuſtande, worinnen ic war, auf eine ausnehmende Art, Das Ant 


a Reifen und Entdefungen 


Jahre glaubete der Ritter Dale, er Fönnte fich diefer Ruhe zu Nutze machen, und ER 
Reife nad England hun, Er ließ die Verwaltung der Regierung der Dflanzftadt ind? ; 
Händen feines Verweſers Georg Nardly, und kam den Izten des Brachmonates 
Plymouth an, 3 

Es hatten ihn Rolfe und deffen Ehegattinn Pocahontas, begleitet, welche nebft = 
fem Titel auch) die heil. Taufe empfangen hatte. Smith, welcher fich noch in England 
fand, hatte die Ankunft der indianifchen Prinzeffinn kaum erfahren: fo ſpahrete er mi 
ihr feine Erfenntlichfeit zu bezeugen. Man wird ſehen, daß er ihr das Leben zu 2 
fen gehabt, Er wollte eben wieder zur See gehen. Weil er aber befürchtete, es moͤch 
ihm an Gelegenheit fehlen, ihr zu dienen: ſo wartete er nicht ſo lange, bis ſie nach lond⸗ 
kam, um ber Koͤniginn eine Bittſchrift für fie zu überreichen. Dieſes Stück iſt ſo ſonde 
bar, und enthält fo merfwürdige Umftände, daß man es hier in eben der Abficht gern 
einruͤcket, in welcher es aufgehoben worden. Der Titel deffelben war in diefen Aust! 
Lungen abgefaffer: 


Bittſchrift des Hauptmanns Smith an Ihre Majeſtaͤt die allerdurchlauchtigſ 
und allertugendhafteſte Koͤniginn von Großbritannien, für Pocahontas/ 
eine Tochter des indianiſchen Kaiſers, Powhatan. 


Madame, 


„Age Siebe, welche ich für meinen Gott, für meinen König, und für mein Vaterlu 
hege, hat mich fo oft mitten unter den größten Gefährlichkeiten kuͤhn gemacht, 
„die Ehre meiner eigenen Handlungen mich heute meine Schranken überfihreiten laͤßt, 
„Eurer Majeſtaͤt dieſe demuͤthige Bittſchrift zu überreichen. Wofern die Undanfbarft 
„das tödtliche Gift aller Tugenden ift: fo würde ich den Ruhm meines Lebens beplekt!! 
„wenn ich dasjenige vergaͤße, was ich der billigften Erkenntlichkeit ſchuldig bin, 

Es find zehn Yahre, daß Powohatan , einer von den vornehmften Koͤnigen j 
„America, mic) in Birginien zum Gefangenen machete, und ich außerordentliche Su 
„bezeugungen von ihm erhielt. Nautakan, fein Sohn, derwohlgebilderfte ſtaͤrkſte " 
„Fühnfte Menſch, den ich unter den Wilden gefehen habe, und Pocahontas, bie ei 
„und geliebte Tochter dieſes Monarchen, zeigeten ihr befonderes Misleiden gegen mid 
„een ihrer Wohlthaten foll mir niemals: aus dem Gedächtniffe fommen. Ob ich gleich 5 
„erfte Chriſt bin, welchen dieſer barbariſche Hof jemals gefehen hat, oder wenigſtens, 
„in.feine Gewalt gerathen: fo bin ich ihm doch dieſe Gerechtigkeit fhuldig, daß fie mil 
„ungeachtet des Haffes und der Drohungen des Volkes, mit allem. reichlich verfahen, f 
„ich bedurfte. Ich wurde fechs Wochen fang gemäfterz; und die Nation wartere ſchond⸗ 
„auf, daß fie mich verzehren wollte, Als man ſich aber anſchickete, mich auf den Dar 
„zu fhlagen, daß das Gehirn heraus fpränge: fo wagere Pocahontas ihren eigenen a 
„daran, indem fie folchen neben dem meinigen auf den Bloc Iegete; welches den, DEF z, 
„hinrichten follte, auf einmal zurück hielt. Darauf wirfete fie es bey ihrem Vater ag 
„daß ich nach Jamestown in Sicherheit gebracht wurde, woſelbſt ich nur dreyßig © M 
„mit Krankheiten beladene Engländer antraf, welche Damals die einzige Wacht: det Am 


in Suͤdamerica. Vl Buch. XII Capitel. 3523 


Kuſtigen Laͤnder in Virginien waren. Go ſchwach befand ſich damals dieſe erſt aufwach · Englaͤndi⸗ 
»fen eColonie; und meine Zuruͤckkunft würde ihren Untergang nicht verhindert haben, — 
— Pocahontas zu ihrer erſten Großmuth auch noch die hinzugethan, daß ſie uns Yirgi Dt 
mittel ſchickete. - - 
„Ihr, großmaͤchtigſte Koͤniginn, dieſer edelgeſinnten und großmuͤthigen Prinzeſſinn, 
»find wir alle Verbindlichkeiten wegen unferer Erhaltung und unfers Wohlſeyns ſchuldig. 
> ihrem zarteften Alter‘, und ungeachtet des Krieges , der mit den Indianern anpielr, 
wagete fie es „ uns zu befuchen ; fie ftillete oftmals unfere Zänfereyen, und unterließ nie- 
nals, uns mit demjenigen zu verforgen, was wir nöthig hatten. Ich kann nicht fagen, 
3 he Paper fie alfo aus politifchen Abfichten handeln lie, welche dieſen Wilden nicht un⸗ 
en find, oder ob ſich die Vorſehung ihrer als eines Werkzeuges bedienete, uns zu 
. alten, ‚oder ob dasjenige, was fie für uns that, von einer bloßen Bewegung einer Zus 
gung herruͤhrete. Es ift aber gewiß, daß, als ihr Bater uns überfallen zu wollen - 
Whien weder die dicken Wälder, noch die beſchwerlichen Wege, noch die finftere Nacht, 
fe abhielten, mit thränenden Augen zu mir zu Fommen, und mir Nachricht davon zu ges 
BR, welches ung der Wuth unferer Feinde entzog, wobey fie Gefahr lief, felbft. umzus 
ommen wenn ſie den geringſten Verdacht auf ſie gehabt haͤtten. Darauf beſuchete 
dieſe gute Prinzeffinn bey einem zwey ober dreyjaͤhr igen Frieden, in Begleitung ihres Ge— 
*lgeg, Jamestown mit eben der Freyheit, als ihres Vaters Haus, Sie unterhielt die Ru- 
"De durch ihre guten Dienfte, Sie war es, welche, naͤchſt Gott, bie Pflanzftact vor, dem 
Nunger und einer gänzlichen Berheerung verwahrete, Mac) meiner Abreife erfuhren die 
Engländer neue Widerwärtigkeiten; und fie höreten bey dem langen und befehwerlichen | 
Kriege, den fie mit Powhatan führeten, nichts weiter von der Prinzeffinn, feiner Tochter, 
Reden, Endlich fanden fie Gelegenheit , folche zu entführen, Sie wurde zwey Sabre lang 
U Jamestown gefangen gehalten, welches Mittel nicht allein dienete, $ebensmittel für 
die Pflanzſtatt zu befommen, fondern aud) den Frieden zu bewirfen, > Die Prinzeffinn 
Sahontas welche ven Rechten ihrer Geburt entfagete, vermählete fich mit einem eng- 
lindifchen Edelmanne , mit welchem fie, mie ich höre, nach) England gekommen ift. Sie 
"die erſte Indianerinn, welche das Chriſtenthum angenommen, die erſte, welche unfe- 
te Sprache geredet hat, und die erſte, welche ein Kind aus einer ehelichen Verbindung 
Üt einem Engländer gezeuget hat, Verdienen Begebenheiten von biefer Yet nicht bie 
Kumerkfamteit unferer durchlauchtigften und tugendhafteften Königinn? i 
Ich zwoeifele nicht, Madame, daß nicht unfere ‚getreueften Geſchichtſchreiber dasje⸗ 
age weitläuftiger befehreiben werden , was ich in wenigen Worten erzählet habe, unddaf 
he Eure Majeftät einige Stunden von Dero foftbaren Muße auf die Durchlefung der⸗ 
"lien wenden werden, Wenn aber England gleich beffere Schriftfteller Hat : fo hat es 
Vena feinen aufrichtigern ‚ als mich. Ich habe niemals bey dem Staate um eine Öna- 
ii Mgefucher, Das Unvermögen, worinnen ich mic) befinde, diefer Prinzeffinn beyzu⸗ 
ale, hat mich darauf denken laffen, ihr andern Beyſtand zu verfehaffen, als meinen, \ 
vn wen ſollte ich mich mit mehrerm Vertrauen menden, als an Eure Majeftät, deren 
"Düfte eben fo befannt iſt, als Dero Macht; und für wen bittet man wohl jemals mit, 
EHE Dreuſtigkeit, als für außerordentliche Verdienſte, für die hohe Herkunft, für die 
Fugen ‚ die mit einer überaus großen Einfalt begleitet, und wirflich den Unruhen wegen 
ihrer Beduͤrfniſſe ausgeſehet iſt? Der Mann dieſer erlauchten Indianerinn iſt ſo gar 
ehe Uuu 2 ; nicht 


* 


524 Reiſen und Entdeckungen 


Englaͤndi⸗ „nicht einmal im Stande, ihr geziemende Kleider 


zu geben, um fich vor Eurer Mo) 


Ioffungin nur von einem Dero geringften Knechten empfohlen wird. Ich kann nichts weiter fuͤt 
Virginien · _ Peinzeffinn thun, welche eine fehr große Seele in einem Körper von fehr Eleiner Ge ““ 
„hat. Wenn Dero Schuß ihr mangelte, und ihr nicht eine gute Aufnahme in diefem 
„nigreiche verfchaffete, welchem ihre guten Dienfte eine andere erwerben Eannen ; ſolle 


„da nicht zu befuͤ chten ſeyn, daß ſie ihre alte Neigung gegen uns verlieren, daß 


„Chriſtenthum unter den Indianern veraͤchtuich 


werden, und Daß alles Gute, wi 


il 
ſche Nieder⸗ „zu zeigen. Wenden Eure Majeſtaͤt doch einen Augenblick auf fie, ob fie gleich Denfelb! 


di 


picl 


(he 


„wir Davon hoffen können, fich in das größte Unglück verkehren möchte ? Wenn ind 
„gen Eure Majeftät gerufen, ihr dafiir ‚ daß fie großmuͤthig und gutthaͤtig 9% 
„Dero Unterthanen gewefen, mehr Ehre zu erweifen, als fie erwartet: fo wird ſie 
„von fo gerühret werden, daß fie nichts ſparen wird, ihren Vater zu bewegen, daß 


„uns alle erſinnliche Gewogenheit erzeige. 


Johann Smith. 


Wie ihr in. Dieſe Bittſchrift wurde von der Koͤniginn gnaͤdig angenommen. Die eine) 
London begeg- ſinn Fam noch vor Smiths Abreife nach London, welcher ihren Mann vermochte, ui 
zu nehmen. Sie hatte bisher gegl? 


net wird. anfänglich außerhalb der Stadt eine Wohnung 


bet, Smith, von dem fie feit feiner Einſchiffung nichts Hatte red 


Wunden geftorben. Es feheint fo gar, als 
dem gehabt hätte, was fie für ihn und für die 


Engländer gethan hatte, und daß 


ſich diefer Liſt bedienet, fie zu bewegen, daß fie die Frau eines andern wurde, 


e fi gig, fe zu Rhen: weine fe I 


war höchft empfindlich und zornig darüber, daß 


‚ zum Borfcheine zu fommen ; un 


Es koſtete Smithen viel Bittens und Anhaltens, ehe er die Erlaubniß erhielt , 


ihr zu fprechen. Nachdem fie fich aber endlich entſchloſſen hatte ‚Ihn zu fpre 


fo warf fie ihm auf eine fehr bittere Art vor, 


daß er ihre Wohlthaten mit der 


fie durch eine Luͤgen betrogen wor nt 


k - ! 
en hören, wäre an f 
wenn Die Siebe vielen Antheil an all! 


mal 
ol 


—*4 


gen 


geffenheit bezahlet hätte, Sie hatte einen angefehenen Indianer ben fih , Namen 
Uttamacomak, welchem von Powhatan aufgetragen worden, die Anzahl der Eine, 
ner in England zu zählen, um. ihm einen genauen Bericht davon zu erſtatten. ) 
diefer Wilde nicht das geringfte Schriftzeichen harte: fo verfah er ſich fo gleich, ſo 2 


er ousgeftiegen war, mit einem langen und dicken Stode, worauf er eben fo M 
Kerben machen wollte , als ev Englänser fehen würde, 
hen Arbeit bald überdrüßig wurde: fo warf er feinen Ctoc vor Verdruß weg, 
als ihn Powhatan, bey feiner Ruͤckkehr fragete, wie viel er gezaͤhlet Hätte: fo —— 


tete er nichts, ſondern wies nur die Sterne des 
men, und den Sand am Meere. 


Pocahontas empfing viel Ehre von der Koͤniginn. Mylady Delaware, wel! 
€Ö aufgefragen worden, fie zu unterhalten, führete fie oftmals nach, Höfe Ihr 
de öffenelich mic allen denen Borzügen begegnet, welche für die Prinzeffinnen von 


Himmels , die Blätter auf den 


niglichem Gebluͤte eingeführee find; und in den Privarhäufern erwies man ihr 


größten Merfmaale der Hochachtung und Ehrerbierhung. Man verfichert , fie habe? 


N 


Da er aber diefer befehme! 


wul? 


pie 
uf 
s⸗ 


eine wunderſame Art die gute Meynung erhalten, welche Smith von ihrer Se 


in Suͤdamerica. VIBuch. X Capitel. 525 


dt 
tupesehen hatte, und fie habe ſich fo viel Hohachtung erworben, daß man In Be⸗ Englaͤndi⸗ 
heil 2 gung gezogen, ob man nicht ihrem Manne wollte den Proceß machen laſſen, eg 
Si die Berwegenheit gehabt, die Tochter eines Königes , ohne Guttheißen ihres Yirsinien, 
sanfan! zu heirathen. „Es ift wahr, feger der Verfaſſer hinzu, daß man Rolfen —S— 
Re glich befehuldiget , er habe fich ihres Standes einer Gefangenen zu feinem 
al Rile bediener, um fie zu dieſer Heirath zu zwingen; und Powhatan habe anfangs 
ve Dielen Verdruß darüber bezeuget. Mach einigen Erläuterungen aber habe Dies 
a oe die Erklärung gethan , er ſey damit zufrieden, , Es bat fehr das Anfcheis 
steh * Pocahontas, wenn ſie wieder nach Virginien zuruͤck gegangen waͤre, ih⸗ 
dig ater wiirde bewogen haben, die Erfenntlichfeit abzufragen, melche fie den Eng- 

sl een haben zu müffen glaubete, Da fie aber zu Öravefand Eranf gemorden, Ihr Tor. 
Pal ſich eben anſchickete, wieder zuruͤck zu gehen: ſo ſtarb ſie daſelbſt mit den 
Rh, Inften chriftlichften Gedanken. Sie hinterließ nur einen Sohn , mit Namen 

ae gu Holfe , deffen Nachkommen noch einen angefehenen Rang in Birgi- 

aben,,. N 

ki, rdiy, des Ritters Dale Nachfolger in der Regierung, hatte wenig Ehre von Yardiy,Statt- 
Kun, Verwaltung. Er ließ die Gebäude und die Schanzen verfallen. Er verab: balter in Bir⸗ 
I “te die Sicherheit der Pflanzſtadt wider die Syndianer, und, ohne darauf zu Den: Brink 
fg. DO man zur Unterhaltung des Vorrathes auch Korn ſaͤen moͤchte, beſchaͤff⸗ 
er feine Leute nur, Toback zu bauen, wovon er mehr Vortheil zu ziehen hatte. 
Jamestowu, und die andern Niederlaffungen waren in diefen Umftänden , als Argafl koͤmmt 
uptmann Samuel Argall, im ı617ten Jahre, mit der Würde eines Statthal- da AM. 

—N dahin geſchickt wurde. Er fand nur ungefähr vlerhundert Engländer daſelbſt, wos 

— mehr, als die Hälfte zur Arbeit tuͤchtig waren. Die Indianer, welche in 
Verftändniffe mit ihnen lebeten, hatten gelernet, mit dem Schießgewehre um: 

aim Sie bedieneten fich deffelben zwar nur zur Jagd, wozu fie von den En- 

key ſelbſt gebraucher wurden: es fehlen aber doch, als wenn die Verheirathung 

ingeffinn Pocahontas mit Rolfen die ganze Colonie eingefchläfert hätte, und daß 





Mistrauen auf ewig verbannet wäre. Argall verdammete diefe übermäßige Siz 
Ür öffentlich , und ergriff neue Maafregeln, allen Uebeln abzubelfen, welche ſolche 
tacht hatte. Die Pflanzftade wurde blühend, und wuchs unfer feiner Re- 
N Er an, —— — nn ” —* Jahre mit nn — 
Ben defchicht. Da er aber ven Weg über bie Inſeln genommen; jo hate er 10 Jane 
— * en > feinem Schiffsvolfe entftunden, und er felbft 

4 eile ſeiner Leute daran ſtarb. 

Bowhatan welcher auch in diefem Jahre geſtorben, hinterließ feinen zweyten Oppechan. 
he, ı topatin, zu feinem Nachfolger. Er fam an Berdienften feinem ältern Bru⸗ ul ein 
’ — — bey, den ſein Vater enterbet * weil er die ee ee 

cahomony zum Aufftande vermocht, die ihn zum Könige angenommen Jate 
Na, fer Oppechancanongb , welder eben fo fehr wegen feiner Verſchlagenheit, 
N feel ‚zu fürchten war, fäumete nicht, fich von dem ganzen Reiche zum Mei⸗ 
Meng Auen, ob er gleich, nebft Itopatin den Frieden mit der Kolonie nach ihres 
“Dde erneuert harte, 


Uuu3 Bey 
























526 - Reifen und Entdeckungen a 
Englaͤndi⸗ Bey dem Wohlſtande, deſſen ſie noch immer unter Argall genoß, ſuchete ſie I 
fehe Frieder Gelegenheiten, ihren Handel auszubreiten. Der Statthalter unternahm felbft ein? R 
iaſſung in laͤngſt der Küfte gegen Norden, um die Oerter zu befuchen, wo die engländifchen © ine 
Be oft geländee waren , und von da weiter nach den Bänfen von Neuland zu gehen, mo er pn; 
Eiferfucht dee ge Gemeinſchaft und einen Verkehr mit Jamestown errichten wollte. Als er bey d 
——— Vorgebirge Codd ankam: ſo wurde ihm von den Indianern des Landes berichtet, es bi 
Ne Kan” ſich eine kleine Anzahl weißer Leute, die fo ausfähen, wie er, weiter gegen Norden auf | 
fü ne nicht weit entfernete Küfte geſetzet. Weil er nicht gehoͤret hatte, daß die Englaͤndet j 
geringfte Pflanzung an Diefer Seite hatten: fo zweifelte er nicht, daß folches Europl 
von einer andern Nation fenn-müßten. Eine Regung der Eiferfucht bewog ihn, 
neuen Nachbarn Fennen zu lernen. Er entdeckete ihren Aufenthalt. Es waren gran? 
fen, die fich auf einen Eleinen Berg gefeger hatten, und anfingen, fich allda zu be 
gen x). Sie hatten noch ihre Schiffe in der Nachbarſchaft vor Anker liegen. 
Argall viele Vorſicht gebraucher hatte, fie zu überrumpeln: fo fiel es ihm niche fhmer, I, 
eines Schiffes zu bemächtigen, welches er ohne Vertheidigung fand, und eine SH, 
wegzunehmen, wozu man nur erft den Grund geleget hatte. - Die Franzofen , welche 
Gefhäg und ihr Pulver und Bley noch nicht ausgefchiffer hatten, thaten keinen air 
- ftand, und ftelleten den Engländern den Freyheitsbrief zu, welchen fie zu ihrer Di 
laaſſung erhalten hatten. Argall misbrauchere feiner Wortheile nicht. Er erlaubete DT 
nigen, welche wieder nach Frankreich zurück gehen wollten, ihre Ueberfahrt auf Fi ur 
ſchiffen zu füchen ; und feine Anerbierhungen bewogen die andern, ihm nach Virginen | 
folgen.  Diefe leute waren unter der Anführung zweener Jeſuiten aus der frangöfl 
Pflanzung zu Portroyal gegen Südweft von Acadia gekommen, Argall Eonnte vol“ 
fr andern Niederlaſſung einer Nation, die der feinigen fürchterlich war, nicht reden BF 
ohne den Borfag zu faſſen, fie zu zerſtͤren. Er nahm den kauf nach Acadienz und DT 
Unternehmen glücfete ihm eben fo, als das erfte. Die Franzofen dachten dafelbſt MIT, 
die Arbeit. Sie hatten bereits gefüet und ihre Früchte eingebracht. Sie hatten OF 
nen und Mühlen und andere Gebäude errichtet, welche die Engländer nicht zerſtoͤ 
Sie ließen den Einwohnern bie Freyheit, fich zurück zu begeben, nahmen ihnen allen "7, 
Vorrath und Fehreten mit Beute beladen wieder nach Virginien. Von den Frai7 
giengen einige wieder in ihr Vaterland, und die andern feßefen fich an dem großen d° 
Canada, Es ſcheint, nach des Verfaffers Beobachtung, daß Argalls Auffuͤhrun 
England gemisbilliget worden. Ein Schiff, welches den folgenden Aprilmenat nad 
mestown gefchickt wurde, Dienete nur, ihn nach Europa zuruͤck zu holen. E 
Powell folget Er hinterließ zu feinem Nachfolger in der Regierung den Hauptmann pri, 
“in der Regie- welcher bald durch eben den Nardly abgelöfet wurde, den man bereits mit diefem Amt 
ech und ffeidee gefehen. Er befam folches wieder, nebft dem Titel eines Ritters, womit @ 
Pd feinem Hofe beehret worden. In diefem Fahre ließ England eine Menge Vieh und 3 
ve Nothwendigkeiten, nebft tauſend oder zwölfhundert Mann nad) Birginien abgehen. ig 
ſtellete anfänglich alle die alten Pflanzungen wieder her, welche wüfte waren. Mat —9— 
neue Mitglieder dem Rathe bey; und man berief die Verſammlung aller Kreiſe buch —* 


* 





m R 
x) Man folget hier der Engländer Erzählung; man fehe aber im XIV Bande diefer Sammal, " 
u f. S. wie die Franzofen ſolche vorftellen, _ 


in Suͤdamerica. VI Buch. XII Capitel. ern 


J 
dete von jeder Pflanzung, die ſich nach Jamestown begaben, wo. der Statthalter Englaͤndi. 
Im N ath den erften Rang nach dem Beyſpiele des Parlementes in Schottland hatten, — 
wegen der Hauptangelegenheiten und der Regierung zu berathſchlagen. Dieſe nie, 
N Mmenberufung war die erſte; und der Verfaſſer verfichert, man Babe feit dem bie Ver —— 
N ung der beyden Kammern niemals gefehen , ob er fie gleich zum Beſten des Landes 
zu ſeyn glaubet. Im folgenden Auguſt ſchiffete ein hollaͤndiſches Schiff viele Ne— 
An elbfE aus, welche zum Verkaufe ausgeftellet wurden. Diefe waren bie erften, die 
fir Errichtung der Pflanzftadt dahin gebracht hat, | 
Yu eben dem Jahre feßete man einer jeden Pflanzung in ihrem Umfange Gränzen. Die Fortgangder 
ve Ügungsurkunden waren fo vernachläßiget, daß man in ben Regiſtern nur ein Zeug: Colonie. 
fs Statthalters von den Graͤnzen der Gemeine zu Jamestown findet. Sie hat über die- 
N, Re offenen Briefe, worauf ihre Gerechtfamen gegruͤndet find. Man machete viele 
Cap gen der Sänder für die Gefellfchaft, für den Statthalter, für die Stiftung eines 
Ü und für verſchiedene Privatperfonen., Einige Stuͤcke wurden für die Pfarrer in 
, chſpielen beſtimmet; und die Anzahl der Pflanzungen wurde an ben Slüffen vers 
Vf Weil nun ein jeder feine Gerechtfamen wußte, und nicht mehr zweifeln fonnte, 
Kr nicht die Frucht feiner Arbeit einerndten ſollte: fo wurde der Fleiß allgemein. Man 
Im hete fich gegenſeitig, einander in dem Feldbaue, an Gebäuden und an allem, was 
in Ranzen der Zierlichfeit oder Bequemlichkeit führer, zu übertreffen, Man glaubete, 
1 er Gefahr von Seiten der Indianer ficher zu ſeyn. Die Schenkungen für die Kirche, 
8 Coffegium und felbft zur Erziehung der jungen Wilden fingenan. Man faflete den 
U, mr denjenigen Laͤndereyen zuzugeftehen, welche wirkliche Güter mitbrächten , 
„ne gewiſſe Anzahl Perfonen zum Wachsthume ber Pflanzftabt herzuführeten. Die 
el zu den Urfunden wurde entworfen. Kurz, die Einwohner in der Stadt und 
den Pflanzungen fingen an, ſich für die glücklichften unter allen Leuten zu halten. 
Der Beyſtand, welcher nicht ferner aufhörete, anzufommen, und die Bermehrung ber 
laſſungen gaben Birginien in der That vielen Glanz, Man machete eine Salze 
Auf dem Karlsporgebirge an dem oftlichen Geftade, und legete zu Salling Crook 
Jamesfluſſe einen Eifenhammer an, Diefes Werk war fo gut, daß man ſich ver 
Man wiirde in weniger Friſt, alg einem Jahre, Fein Eifen aus Guropa mehr braus 
I, Der Reichthum und der Leberfluß der Colonie wurden zu einem Sprichworte. 
Daber ließ bey einer fo ſchoͤnen Gelegenheit, feine alten Fehler zu verbeſſern, das Volk 
„N feine alte Sicherheit verfallen, und verabfäumete dasjenige, was feine erfte Sorg⸗ 
— Ueber diefes erlaubete er, daß man eine fo große Menge Toback pflanzete, 
ae damit überladen war, und ſich genöthiget {ah , den Beyſtand des Kö- 


suflehen, damit er verhinderte, daß jeder Einwohner nicht mehr, als hundert Pfund, 






















Up r Ritter Wyat, ein junger roher Menſch, befam bie Statthalterſchaft in dieſen Schlechte Ber 

ku en, Er befüchere alle Pflanzungen; und da diefes Jahr über dreyzehnhundert waltung des 

by, gekommen waren, fo lief er noch nene anlegen bis an den Iluß Patowmeck: er ließ m 

—B nicht mehr Ordnung herrſchen, als fein Vorfahr. Die Errichtung einer all: —F 
en Verſammlung der Untergerichte hinderte nicht, daß der Statthalter und der 

Nicht ſtets das Dbergeriche ausmacheten; und Die Rachlaͤßigkeit diefes Gerichtes die 

; — Ver: 


Blutbad⸗ 
















528 Reiſen und Entdeckungen 


Englaͤndi⸗ Verordnungen beobachten zu laſſen, Hatte eine fo ſonderbare Frechheit eingeführet , ui 
fehe Dieder⸗ yndianer, welche mitten unter den Engländern Iebeten, gelernet Hatten, worinnen 
Iaffung in. Mache beftünde, zu welcher Zeit und an welchen Orten fie diefelben angreifen koͤnnten, 
Virginien. daß fie wirklich Herren ihres Lebens und ihres Vermoͤgens waren. in 
Verdrießliche Man erfuhr die traurigen Wirkungen einer ſo ſchlechten Verwaltung gar bald 
Folgen davon. indianifcher Hauptmann, Namens Nimettanau war bey einer Gelegenheit getoͤdtet m 
den, wo fein Tod billig zu feyn feheinen ſollte. Öppechancsnougb, welcher ig N 
te, war fo ungehalten darüber, daß er den Entſchluß faffete, fich dieſerwegen durch DIE 
mordung aller Engländer zu rächen. Er feßete den Tag dazu auf den 2iſten Maͤrz / 
deifelben 1622ften Jahres, ein wenig vor Mittage, an, das ift zu. der Zeit, of 
Einwohner der Pflanzungen zerſtreuet, ohne Gewehr und auf der Arbeit waren, N 
— IM: Anſchlag ſollte in eben dem Augenblicke in allen Gegenden der Cofonie ausgeführef mer! 
bieEngländer. ausgenommen gegen das oftliche Ufer, wo man wußte, daß die Jndianer eine auft 
gere Neigung gegen die Engländer harten, Alle die andern aber, welche niemals au, 
hoͤret Hatten, fie zu haffen, ob fie gleich mit ihnen frey lebeten, trieben bie —— 
weit, daß ſie ſich dieſer Vertraulichkeit bedieneten, ihre Schiffe und Canote zu —— 
fie über Fluͤſſe gehen mußten, als fie ihre Nachbaren zur Verſchwoͤrung wider fie vern 
en. Den Abend vor dem zur Ausführung angefegeren Tage macheten fie den Enge, 
dern außerordentliche Geſchenke von Rothwildpraͤte, Geflügel, Fiſchen und Früchten 
dem Tage felbft, früh Morgens, erfchienen fie ohne Gewehr; fie aßen mit ihnen, und |, 
* ler äußerlicher Schein einer guten Freundſchaft wurde bis auf den legten Augenbiick eth 
Allgemeines gen, Darauf fielen fie von alfen Seiten über fie her, und erfchlugen fie, einige mit IT, | 
fen Aexten, welche fie Tomahauke nennen, und andere mit ihren eigenen Hacken, die ſie 
ihnen fanden, oder ihnen bey dieſem Ueberfalle aus den Haͤnden riſſen. Sie bemaͤchtig 
ſich auch des Feuergewehres, um auf diejenigen zu ſchießen, welche ihrer erſten BR) 
gangen waren. Sie folgeten der barbarifchen Gewohnheit aller diefer Völferfchaftenz 
verfchoneten weder Alter, noch Gefchlecht, damit niemand übrig bliche, welcher fich M 
ihrer Graufamfeit rächen fönnte, 
Die Anzahl der Engländer, welche an diefem Tage umkamen ‚ war ungefähr 
Bunbert und funfjig, welche meiftens mit ihren eigenen Werkzeugen ermordet m 
Diefe Niedermegelung wuͤrde noch) Blutiger geweſen feyn ; wenn der Anfchlag nicht 9 
Stunden zuvor etwas ausgefommen wäre. Zween Indianer, welche man gemeinigll (ae 
Jagd brauchete, Hatten den Tag vorher auf der Pflanzung eines Engländers —— 
wo der eine davon beſonders in Dienſten war. Der andere wollte ihn bereden, er gi! 
ber Nacht aufftehen,, und feinen Herrn umbringen ‚ mit dem Berfprechen, er wollte 9 
den folgenden Tag auch umbringen; und weil er glaubete, er wuͤrde ihn noch meh fr 
friſchen, fo entdeckere er ihm die ganze Verſchwoͤrung. Der Bediente fteffete ſich, Def 
ner Treue, die nicht ohne Belohnung blieb, als wenn er den Abfichten feiner öfter, 
beytraͤte: er fund aber nur auf, um feinem Herrn das enefegliche Geheimniß zu — 
welches er erfahren hatte. Dieſer Englaͤnder verlor nicht einen Augenblick. NO cin 
er fein Haus in Sicherheit gefeget hatte: fo begab er ſich nach Jamestown. ie gel 
wohner dee Stadt und auf den benachbarten Pflanzungen hatten Zeit ‚auf ihre 
digung bedacht zu feyn, und das Volk von einem Schiffe, welches auf bem stuff 7 af 
towmeck war, wurde durch eben die Warnung gerettet. Die entferneten PRAM af 


L 


— 8 


Verſchwoͤ⸗ 


in Sidamerica. VI Buch. XII Capitel. ‚529 


Aber fonnten nicht zeitig genug Nachricht erhalten, um fich vor einer grauſamen Niederme⸗ 
Ng zu verwahren. 


Englaͤndi⸗ 
ſche Nieder⸗ 


laſſung in 


Nimettanau ‚ deffen Tod ©ppechancanougben zu diefem ausfchweifenden rim: Yirginien, 


— bewogen hatte, war ein Kriegesmann, der von allen indianiſchen Voͤlkerſchaften hoch- 
ſdier und von den Englaͤndern ſelbſt gefürchtet wurde, Die Indianer hielten ihn 
bey unfterhlich oder wenigftens für feft, daß er nicht koͤnnte verwundet werden, weil er ſich 
Km 
u von ihm zu unterhalten; und er befliß fich, fo gar in feinem Putze etwas fonderbas 
ih zu haben, welches denn vollends machete, daß er für ein höheres Weſen, als die Men 
Ip „gehalten wurde. Er war mit Federn bedecket, bie jo wunderlic) geordnet waren, 
y die Engländer, welchen diefer Aufzug nur große Luſt zu lachen machete, ihm den 
nen gefiederter Johann oder Federhans gegeben, woraus er fic eben fo viel Ehre 
te, als aus feinem eigenen. Da ein Kaufmann von ber Colonie einige Kleinigfeis 
da ausgekramet hatte, die ihm gefielen: fo hatte er nichts gefparet, um ihn zu vermögen, 
a nach einem indianifchen Flecken, Pamuki genannt, gienge, und fie da verfaufere, 
rinnen Nimettanau den oberften Rang hatte. Der Kaufmann hatte ſich durch thös 
fe Hoffnung überreden laſſen. Man hatte ihn aber feit feiner Abreife nie wieder geſe- 
‚ und man hafte nicht gezweifelt, daß ihn Nimettanau nicht unterwegens umges 
de, damit er fich feiner Waaren bemaͤchtigte, vornehmlich da man auf feinem Kopfe 
| vi Zierrathen gefehen, die er auf Feine andere Weiſe Hatte befommen koͤnnen. Zween 
V iente des Kaufmannes, die ſich darinnen nicht Hatten irren koͤnnen, Hatten ihn befra— 
| [ wo ihr Herr bingefommen wäre; und da fie nur eine übermüthige Antwort von ihm 
| lten hatten, ſo hatten ſie ihn erſchoſſen. 
¶Bey feinem Tode war er noch fo großmuͤthig, daß er ihnen ihre Mordthat verzieh · 
a) unter zwoen Bedingungen, worauf er fehr drang, daß fie ihm folche verfprechen 
Men, Die eine war, fie follten nicht fagen, daß fie ihm Das Leben genommen hätten; 
ddie andere, fie follten ihn unter den Engländern heimlich begraben. Er war fo ehr 
Kg, daß er auch nad) feinem Tode noch) Die Meynung von feiner Unſterblichkeit wollte. 
Mnvern laffen, die er unter den Indianern auszubreiten, bie Geſchicklichkeit gehabt hat⸗ 
Vielleicht hätte die Klugheit den Engländern varhen follen , feinen Abfichten beyzufres 
(u Weil diefer Staatsgeiff fie vor Oppechancanongbs Rache würde ſicher geftel- 
A Niben, Nachdem fie aber fo biutige Wirkungen davon erfahren hatten und über dies 
h wußten, daß er fich bemühete, alle benachbarte Könige in feine Zaͤnkerey zu ziehen ſo 
ya fie gar wohl ein, daß fie anders feine Ruhe, als durch feinen und feiner Voͤlkerſchaft 
Yang haben würden, 
br Alles, was die Colonie an bewaffneten Leuten hatte, wurde einige Monate ge⸗ 
Yen, et, einen öffentlichen Krieg wider ihn zu führen. Man bieb alle 9— Ind —— 
But, und alle ihre Wohnplaͤtze wurden verheeret. Die Schwierigkeit aber ‚ihn in de 
lien zu verfolgen, machete, daß man endlich wieder zur &ift griff welche man nicht 
angewandt zu haben bedauerte. Der Statthalter ließ dem flüchtigen Könige den 
fen en anbiethen, und verſprach, alles Vergangene zu vergeflen. - Der ungenannfe Schrift: 
, welcher nicht glauber, daß feiner Nation diefe Treulofigfeit ruͤhmlich ſey, verſichert, 
Algen, Reifebefchr, XVIVand. Erf man 


Baer 
Urfache ders 


Nimetta⸗ 


ſehr vielen hitzigen Gefechten mit befunden, ohne jemals die geringſte Wunde zu be— naue Abſchil⸗ 
men. Weil er eben fo verſchlagen, als tapfer, war: fo bemuͤhete er ſich, dieſe Mey- derung. 


Die Englaͤn⸗ 
der rächen fich 
durch eine 
Treuloſigkeit. 


539 Reifen und Entderkungen 


Englandi⸗ man ſaͤhe in den Regiſtern oder Protscollen der Colonie noch, bie Abficht der Englänt“ 
ſche Frieder: ſey geweſen, Oppechancanoughen aus feinem Aufenthalte zu ziehen ‚ feine Indianer * 
—— vermoͤgen, daß ſie ihren Maiz in denen nah an den englaͤndiſchen Wohnplaͤtzen liegen 
— Feldern baueten, und hernach ihre Arbeit zu zernichten, wenn es ſchon ſo weit im Som 

waͤre, daß fie Feine zweyte Erndte mehr erwarten koͤnnten. Dieſer Anſchlag wurde 4 f 

geführet: aber mit dem Unterſchiede, daß die Engländer die Zeit der Erndte felbft erg y 
fen, ihre Feinde anzufallen, fie niederhieben, und ihren Mugen von einer großen 
Kornes hatten, welches ihnen nur die Muͤhe foftete, es wegzuführen, 


Die Pflanz: Indeſſen ftürzeten doch) dieſer Krieg und Die traurige Begebenheit, die ſolchen en 
Rade leider Hatte, die Eolonie in eine verdrießliche Verlegenheit. Die Unternehmungen , wovon = 
darunter. — ‚fich den meiften Vortheil verfprochen hatte, blieben unausgeführet, Die Niedermehzel 7 
war an einigen Orten ſo allgemein geweſen, daß nicht ein einziger Menſch davon ge ir 
men war, und verfchiedene Veruntreuungen, die unter den folgenden Unruhen unver 
fich waren, Batten der Gefelffehaft großen Verhuſt verurſachet. Die meiſten Sefeitfhalt" 
welche es überdrüßig waren, Vorſchuß zu thun, wovon fie fo wenig Mugen hatten, 
kaufeten ihre Capitalien ; und diejenigen, welche an ihre Stelle traten, eileten, neuen 
ftand zu ſchicken. Man bemerfete aber gar bald, daß fie Feine andere Abfiche hatten, 
dasjenige zu entführen, was in der Colonie nody Gutes übrig war, ohne fich Mühe zu Y 
ben, eine beffere Regierung daſelbſt einzuführen. In der That begaben ſich viele 
varperfonen mit ihren Familien und Gütern dahin, ohne daß fie an den Capitalien ; 
Geſellſchaft einigen Antheil harten, und in der bloßen Hoffnung, von der Negierung u 
dereyen und Eigenthumsbriefe, nach der eingeführten Berfügung zu erhalten, And 
fucheren diefe Bervilligungen bey der Gefellfchaft, und erhielten fie mit einer Befondern 6 
richtsbarkeit, die nicht unter den Statthaltern ftehen follte: affein , diefes war die DM 
zu faufenderley neuen Unerdnungen. Die Indianer, welche nur auf Rache fannen, 
cheten fich derfelben zu Nutze, um die Engländer zu überfallen ‚, und fanden Gelegen 
ein großes Blutbad anzurichten. ’ 
Ordnung, die Karl dee I faß damals auf dem Throne, So viele Flägliche Begebenheiten "es 
= der Z dar feine Yufmerkfamkeit auf fich, und bewogen ihn, von einer Pflanzftade Erkundigung © 
BibfEenichten zuziehen, deren Verfall er von denen beklagen hörete, die folche fange Zeit, als die ui 
nehmfte Hoffnung feiner Krone angefehen Hatten. Gleich im 1626ften Jahre, da er — 
Regierung antrat, hob er die Gefellfehaft auf, Ge brachte Virginien unter feine und 
telbare Regierung. Er ernannte. den Statthalter und die Rathsglieder. Er verordnen 
es ſollten alle offene Briefe in feinem Namen ausgefertiget werden, und alle Verfahren 
ſeinem Namen geſchehen; und damit er jedermann durch feine Uneigennuͤtzigkeit aufm 
terte, ſo behielt er ſich nur einen Grundzins von zweenen englaͤndiſchen Schillingen 9" 
jedem Hundert Acker Landes alten und neuen Anbaues vor. n 
Fee in So gleich nahm die Eolonie eine andere Geftalt an; und es ſchien alles etwas ben 
Bendia) Keime fragen „ihr einen Ölanz zu geben. Man fah eine Menge neuer Einwohner dahin ge 
Stade ig, Ein jeder nahm ſich Laͤndereyen nach feinem Belieben, ohne weitere Formalitäten, le uff 
er mit offenen Briefen da anfam, und ohne Acht darauf zu haben „ daß die gemeinſch 
liche Vertheidigung dadurch, daß fie ſich in einer großen Strecke Landes von einander 
ferneten, defto ſchwerer ſeyn wuͤrde. Die Indianer wurden durch den Anblick af 


me 
hell 





in Suͤdamerica. VI Buch, XII Capitel. zr 


ige Anzahl Englaͤnder furchtſam gemacht und blieben ruhig. Man wurde aber nur Englandi⸗ 
Ole ſpaͤt gewahr, daß dieſe Freyheit ‚ die Laͤndereyen zu nehmen, die man ſich waͤhlen ER 
Yan’ und der Ehrgeiz, ein weitläuftiges, obgleich ungebautes Land zu befigen, nebft der —— 
Ya Slüffe , welche einer jeden Privatperfon einen Hafen und allerhand Bequemlichkeiten — —— 
Kon her Thüre gaben, den vornehmſten Abfichten des Hofes ſchadeten. Daher ift es ge- 
be Wen, daß in ganz Virginien noch bis auf diefen Tag fein einziger Wohnplag iſt, wel« 
den Namen einer Stadt führen fonne, 


die v rdeſſn erkaͤltete der Eifer doch nicht, daſelbſt Niederlaſſungen anzulegen, fo lange Niederlaſſung 
Mi erwaltung dafelbft wohl eingerichtee war. Verſchiedene Standesperfonen begaben fich des Lord Dal: 
: hren Familien dahin. Cäcilins Calvert, ford Baltimore, war unter diefer Anzahl, Nmere. 
I war roͤmiſchkatholiſch; und der ungenannte Verfaffer eignet ihm Eeinen andern Be: 
ngegrund zu, als bie freye Ausübung feiner Religion. Da er fie aber in Birginien 
Y fb unterdrüchet fand, als in England: fo verlor er die Luft, fich dafelbft aufzuhalten. 
Engländer hatten noch Eeinen einzigen Wohnplag in dem fehönen Sande, welches auf 
Höhe der Bay Cheſapeak if. Er that eine Reife dahin, in der bloßen Abficht, fol« 
ennen zu fernen; und da alles mit feiner Hoffnung überein ſtimmete, fo eilete er wie⸗ 
bi Nach England, um fi das Eigenthum davon auszubitten, mit einer fehr leichten Ab- 
k Ngigkeie yon der Krone, Es wurde ihm unter dem Namen Maryland, das ift Ma- Urſprung dee 
Mn Land ‚ zu Ehren der Königinn Maria, Karls des I Gemahlinn, zugeftanden. Die: Namens Mas 
fand twird gegen Süden von dem Fluffe Patowmeck, an der Seite des weftlichen Ufers, ryland. 
gegen Oſten durch eine von der Spitze Look. out gezogene Linie, an der oſtlichen Geis 
h graͤnzet. Mylord Baltimore harte nicht das Vergnügen, diefes gelobte Land wieder 
Den: nach feinem Tode aber wurde es feinem Sohne beftätiget , welcher ſich Im 1635ften 
Site dahin begab , um dafelbft eine Pflanzſtadt anzulegen, die feine Nachkommen. noch 
"et eben den Rechten befigen. 


h Man fieht es als ein großes Ungluͤck für England an, daß ein Land, welches wegen England Hat 
her Lage zu fordern ſcheint, daß es unter einem einzigen Statthalter ſtehen ſollte, in zwo wenig Vor⸗ 
—* Colonien geiheilet worden. Cie haben von dieſer Theilung viel gelitten. Weil kbeil dabey. 
die einzigen Oerter unter englaͤndiſcher Bothmaͤßigkeit find, mo man eine anſehnliche 
Age Taback pflanzet: fo geſchieht es, daß, wenn die eine den Verkauf des ſchlechten 
thet ‚ um den Preis des guten zu ſteigern ‚die andere nicht ermangelt, daraus Vor⸗ 

M ziehen, indem fie dieſe Gelegenheit ergreift, alles, mas fie von gutem und ſchlech⸗ 
Mammen bringen kann, one Unterſchied nad) England gehen zu laſſen. Ein ande⸗ 
3 Uebel, welches man von eben der Urfache herleitet, und welches noch traurigere Fol: 
db: hatte, war die Wirkung dieſes Beyſpieles, große Herren zu erregen, daß ſie auch ſol⸗ 
ht "eye Länder ihnen zu beroitligen , fi) ausbathen. m einer Zeit von einigen Jahren 

—8 nicht allein die Laͤnder und Grundzinſen in Virginien, ſondern auch die Gerichts. 
Ge, een felbft vergeben , vornehmlic) unfer ber Regierung des Ritters Harvey, wider wel⸗ 
* dieſe Uebertretung der alten Privilegien die ganze Colonie ſo heftig aufbrachte, daß er 
den ER genommen, und mit zweenen Abgeordneten, denen die Anklagen aufgetragen wmor- 
tun, Nach Sonden geſchickt wurde. Der König billige anfänglic) diefe Art von Empoͤ⸗ 
N 99 nicht, und ſchickete ven Ritter fo gar wieder in feine Statthalterſchaft. Nachdem ev 
aber yon den Unordnungen recht hatte unterrichten laſſen: fo ergriff er die Partey, ihn 

Bi. > > SE wieder 


Englaͤndi⸗ 
ſche Nieder⸗ 
laſſung in 
Virginien. 
Neues Blut⸗ 
bad der Eng⸗ 
laͤnder. 


Berkeleys 
weiſe Regie⸗ 
rung. 


Oppechanca⸗ 
nough wird 
gefangen und 
getoͤdtet. 


Seine Ab⸗ 
ſchilderung. 


532 Reiſen und Entdeckungen 


wieder zuruͤck zu rufen, und ihm den Ritter Berkeley zum Nachfolger zu geben, gef! 
Klugheit den Fortgang des Uebels aufhielt. iw 
Die Eolonie aber hatte davon fchon grimmige Wirkungen empfunden. Die Snbit 
ner , welche aufmerkſam waren, ſich aller Unordnungen zu Muse zu machen, haften un 
Oppechancanoughs Anfuͤhrung, den Anſchlag zu einem neuen Blutbade gemacht al 
welchem über fünfhundert Engländer das Leben verloren. Es war nicht fo allgemein, 
das erfte; weil dieſe Wilden nicht mehr eben die Freyheit in dem Innern des Landes be 
Ihre Wurh war auf die Wohnpläge der mittäglichen Seite des Jamesfluſſes, und um 
Duellen der andern Zlüffe, vornehmlich auf York gefallen, wofelbft der fürchterliche or 
pechancanougl feinen Aufenthalt hatte, A 
Berkeley fand Virginien in den Bewegungen eines Krieges, welcher fih nur |, 
dem gänzlichen Untergange der Indianer ober Engländer endigen zu müffen fehlen. - ji 
dejien fah er doc) wohl ein, nachdem er den dringendften Uebeln abgeholfen hatte ‚- daß N 
Ruhe durch nicht fo gar blutige Mittel wieder hergeſtellet werden Fönnte, Das Alter M 
die Kriegesbefchwerlichfeiten hatten Oppechancanough fo mitgenommen, daß er 9 
von Kräften war und nicht mehr gehen fonnte, fondern fich tragen laflen mußte, „ar! 
„Leib, faget der ungenannte Schriftiteller,, war ganz eingeſchrumpfet ‚ feine Nerven wart 
„ſchlaff und feine Augenlicder waren fo ſchwer geworden, daß fie ihm beftändig die Aug⸗ 
„verſchloſſen. Er konnte fie nur mie Huͤlfe eines von feinen Leuten aufmachen, welcher m 
„zu beftellet war, und fie halten mußte,,. Berkeley faffete den Enefchluß, ihn zu uͤberfal⸗ 
und fortzuführen, ' 
Die Hoffnung zu einer großen Belohnung beivog einige Indianer, daß fie ihm DT 
Weg zu dieſem alten Krieger zeigeten, Er ruͤckete mic einer Schaar Reiter fo leicht al 
daß er ihn wirklich in feinem Quartiere felbft überfiel , und gefangen nach Jamestown 9— 
te, Seine Abſicht war, ihn nach England hinuͤber führen zu laſſen, um fich fo wohl du 
eine fo wichtige That Ehre zu machen, als aud) ein. Beyfpiel von der Güte der Simme 
luft in Virginien und von dem langen Leben feiner Einwohner zu geben. - Er Gurte aM 
den Verdruß, Daß er ihn nicht länger, als vierzehn Tage verwahren konnte. Ein it 
laͤndiſcher Soldat, der über die Uebel fer jornig war, welche dieſer furchtbare Greis w 
Colonie verurfachet hatte, war fo niederträchtig, daß er ihn Durch einen Flintenſchluß —— 
te, den er ihm in den Ruͤcken that. Er hatte in ſeinem Gefaͤngniſſe nicht die ah 
Schwachheit bezeuget, und feine Größe der Seelen erhielt fich bie auf den legten Aug ; 
bick feines Lebens, Eines Tages, da er fehr viel Leute um fich herum gehen hörefe, Y 
er ſich bie Augenlieder eröffnen, und da er ſich mit einer Menge Unbekannter umgeben ſ n 
welche die Neugierigfeit herzuführete, daß fie ihn fehen wollten ‚ fo verlangete er mit el q 
unmilligen Tone, man follte ihm den Statthalter kommen laffen. Berkeley machete 9 
Schwierigkeit, zu erſcheinen. „Hätte das Schickſal, ſagete er zu ihm, dich in meine * 
„de gerathen laſſen: ſo wuͤrde ich nicht die Niedertraͤchtigkeit gehabt haben, dich dem 
„ſpoͤtte des Volkes auszufegen ,,. 
Dieſer wilde Prinz hatte eine vortheilhafte Geſtalt und ein edles Anfehen. Er br 
ohne mehr Unterricht, als die gemeinen Indianer befommen zu haben, in feiner nal 
chen Fähigkeit die Kunſt zu herrſchen und Krieg zu führen gefunden, Seine entfernt ie 


Unterthanen verehreten ſeinen Namen, und nahmen mit Zittern ſeine geringſten B —9— 


in Suͤdamerica. VI Buch. XII Eapitel, 533. 


u Einige Engländer haben ihn für Powhatans Sohn oder Bruder gehalten, wie man Englaͤndi⸗ 
nach Smiths Anzeige geſaget hat; die unterthaͤnigen Indianer aber verſicherten, er ſche Nieder⸗ 
NE aus einem fremden Sande ſehr weit gegen Suͤdweſt hergekommen; und man urtheilete — 
Ihren Erzaͤhlungen, er ſey in dem ſpaniſchen Gebiethe gegen Mexico zu, bey den bes —— 
hinten Bergwerken St. Barbara geboren worden. Seine Gefangenſchaft und vor— 
— * Tod hatten die Wirkung, welche der Statthalter zu Wiederherſtellung des Frie— 
hoffe hatte, 

Eine u Regierung machete ihn vollends fo feit, daß man Feinen Bruch mehr bes Unruhen in 
tete, als der unglüctliche Fall mit Karln dem I die Colonie in neue Unruhen ftürzere, Virginien 
un eley glaübete vergebens, ihnen vorzufommen, wenn er allen, Briefwechfel mit Eng- el Karls 

ni aufhoͤbe. Dliver Cromwell, welcher zum Protector ernannt worden, fhicete ein { 
figes Geſchwader nad) Virginien; und ungeachtet des Widerftandes einiger Einwoh— 
Ihe Welche der föniglichen Hoheit treu geblieben waren, zogen doch viele Näthe, die wegen 
—* Vermoͤgens beſorget waren, die ganze Colonie unter das Joch deſſelben. Berkeley 
N konnte, dem Strome nicht widerſtehen. Man merket aber zu feinem Ruhme an, 
Mer yon allen dem Könige unterworfenen Laͤndern der legte gewefen , welcher Crommell 
nt, und dev erfte, welcher feine Ketten zerbrochen Hat. Nachdem er in der Unter- 
ng gefeufjet, und bloß mit dem Bauen feiner Felder beſchaͤfftiget geweſen: fo ſah 
"fh Yon dem Gefchreye des Volkes zuruͤck gerufen, um dem Statthalter Mattheros 
deſſen unvermutbeter Tod das Land ohne Oberhaupt gelaffen. Er gab dem 
Anfuchen durchaus nicht nach, ſondern erflärete ſich, er wäre entfchloffen, niemanden 
yes, als dem rechtmäßigen Erben der Krone zu dienen. Dieſe Großmuth zu einer 
te man noch Feine Anfcheinung zur Wiederherftellung des föniglichen Haufes ſah, 
Re e fo viel Eindruck bey dem Volke, daß man ihm einftimmig antwortete, die Colonie 
ne bexeie, alles zum Dienfte des Königes aufzuopfern. So gleich ließ er bey Anneh- 
Kup der Gewalt, die man ihm anboth, Karln den II zum Könige in England, Schott⸗ 
en und Virginien auseufen, mit dem Befehle, es ſollte hinfuͤhro alles in feinem 
Men ausgefertiget werden. Diefer Herr wurde alfo mit der Föniglichen Würde in Bir- 
bekleidet , ehe er es noch in England war. Bald darauf aber ftieg er gluͤcklich wie- 
auf den Thron feiner Vorfahren, und eilete, Berkeleyen eine neue Veftallung zum 
Iter nebft andern Belohnungen feiner Treue und feines Eifers zu fenden. 
by Die Eolonie empfing anfehnlichen Zuwachs, und nahm lange Zeit unter einem fo Batt verfu: 
Oberhaupte mehr und mehr zu. Sie füchete ſo gar, fich durch neue Entdeckungen ur neue Ent: 
— Batt gieng in Begleitung vierzehn Englaͤnder und einer gleichen Anzahl a 


er von Appamator ab, und begab fich an den Fuß der Gebirge, nachdem fie feche 
marſchiret waren. Sie kamen ihm anfänglic) weder hoch, noch fehr fteil vor. Nach⸗ 
Kap aber über die erfte Kette hinüber war: fo fand er andere, die an die Wolfen zu 
Me ſchienen, und fo ſchnurgerade waren, daß er in einem ganzen Tage nicht über drey 
I en in gerader Linie machen konnte. An andern Orten traf er weite Ebenen und 
1 Mnen Yon drey bis vier Meilen breit an, die mic unzähligen indianifchen Huͤh⸗ 
Vi Pefthen , Elendthieren und Buͤffeln bevölkert waren , welche gat nicht vor feinem Anz 
fang, Oben, fondern fo nahe an ſich fommen und faft mit der Hand greifen ließen. Er 
6 dafelbft Trauben von einer feltfamen Größe, daß jede Deere fo groß, wie eis 
Naume war, Nachdem er über alle Gebirge hinüber gegangen: fo Fam er in eine 
Err 3 andere 


/ 


Si | Reifen und Entdeckungen 


2 _ \ , . » € © b 
. naländis andere Ebene, die von einem Fleinen Fluſſe getsäffert wurde, welchem er viele zu h, 
"fehefFieders gete, Diefes wüfte Sand ſtieß an gebauete und durch eine Menge Cabanen abgeſond 


laſſung in 


Virginien. 
—s 


Buͤrgerlicher 


Felder, woraus die Einwohner bey der Annäherung der Engländer die Flucht 
Batt ließ nichts deftoweniger einige europaͤiſche Kleinigkeiten da, um den Indianern 
erkennen zu geben, man wäre nicht in der Abficht gekommen , ihnen zu fehaden. Jen 
der Cabanen fah man große Moräfte, wo die Wegweiſer fich nicht einlaffen wollten, W — 
dem Vorwande, dieſes niedrige Sand wuͤrde von einer mächtigen Voͤlkerſchaft bewe 
welche mit ihren Nachbarn einen Salzhandel trieben, die Fremden aber behielten. 
drang vergebens in fie, weiter zu gehen. Ihre Furchtſamkeit noͤthigte ihn, wieder Men 
zu kehren, ohne feine Nachforfchungen weiter getrieben zu haben. Auf den Bericht 9 
er von dieſer Unternehmung abſtattete, entſchloß ſich Berkeley, ſelbſt einen ſolchen n af 
Zug zu hun, und ziemlich ftarf abzureifen, damit er durch Feine Furcht dürfte aufgeht w 
werben, Ein bürgerlicher Krieg aber , welcher in der Colonie eneftund,, zernichtete alle 
ne Monfregeln, und ſeit der Zeit haben die Engländer Feine Entdeckung verſuchet. \ 
Man hat fehon die beyden erſten Urſachen des Misvergnügens der Birginierg v 


p 


Krieg in Bir: Dip eine war, der überaus mittelmäßige Preis des Tabacks, welcher der Colonie viel u 


ginien. 


dentlichen Handel mit den indianiſchen Einwohnern aus der großen Bay Cheſapeack ge 


bie ſich daſelbſt gefeger hatten, und welche bey ihrem Aufenthalte an diefer Kuͤſte ee ih 


theil in dem Umſatze brachte, ohne daß alle Bemühungen der allgemeinen Verſam 
folchem abhelfen Eonnten, Die andere war eine willführliche Yustheilung der taͤndereen 
der die erſte Einrichtung. Karl der IE hielt ſich berechtiget, hierinnen dem Beyſpiele 
Königes, feines Vaters, zu folgen. Er that große Schenkungen an verfchiedene gel! 
welche ihrer Hoheit auf eine unbefcheidene Art misbraucheren, damit nur alte Salt“ 
Steuern und Gaben auf die Armen fallen möchte. Zu diefen beyden Lrfachen der KIN) 
welche das Volk fhon in Verzweiflung brachten, feget der ungenannte Schriftfteller IT 
die Hinderniffe > welche das Parlement in England auf einmal in der Hanbluug der I, 
zen Eolonie erregete, hinzu. Eine Urfunde diefes Gerichts, errichtete verfchiedene AD 
der einen Pflanzung an die andere, Diefe Auflagen waren um fo viel graufamet ı m 
fie nur zum Nugen der zum Einnehmen beftellten Bebdienten gereicheten. Eben die — 
Funde legete auch anſehnliche Abgaben auf die Einfuhre der eingefalzenen Fiſche in Di 
lonie, obgleich, England von diefer Abgabe frey war, und auf alle Guter, die von m 
ginien nach England, felbjt in denen Schiffen, die in England gebauet und von Er 
dern befeger waren, gebracht wurden. Diefe drey Beſchwerden erregeten ſchon ein It 
tiges Murren, als ein noch entfeglicherer Zufall die Gemuͤther vollends aufbrachte, ' 9 
hatte aus Monadas, welches heutiges Tages Neu-Nork beißt, die Holländer ver! m 


vet hatten, Diefe Wilden hatten fich gewöhnet , duch die Gränzen von Birginien gina) 
her zu gehen, um verfchiedene Arten von Pelzwerfe von ihnen zu erhandern. Weil, 
nen Theil davon an die Engländer verfaufeten, und das übrige nach Monadas ht", 
10 Hatten ſich dieſe beyden europäifchen Nationen mit dem Handel begnüger, und der gie 
de war ziemlich fange ohne Unterbrechung erhalten worden, Da aber andere Urſache dr 
Engländer bewogen hatten, die Pflanzſtadt Monadas zu zernichten: fo war Die Em, 
lichkeit der Holländer fo heftig darüber, daß fie Mittel fanden, den Indianern einen 9 
verföhnlichen Haß wider die Engländer einzuflößen. Er zeigete ſich anfaͤnglich (ice! 
Räubereyen und Ermordungen an der Seite der Bay. Darauf macheten die ON, 


n 


in Suͤdamerica. VI Buch. RU Capitel, 535 


Sibianer, welche dem beften Theif ihres Handels verloren haften, und die Schul davon 
" N Engländern geben konnten, ebenfalls Anſchlaͤge zur Rache, und führeten fie mit 
groͤßten Unmenſchlichkeit aus. 

Nunmehr machete der Schrecken, nebſt der Unterdruͤckung durch die Auflagen die 
inier zu allen Arten der Ausſchweifung faͤhig. Indeſſen fingen ſie doch nur erſt an, 
ne UF eine tumultuariſche Art zuſammen zu rottiren, um Huͤlfe zu verlangen, welche ih— 

N die Regierung zu geben nicht im Stande war, Gie fanden aber gar bald ein Haupt. 

in 8 war ein junger Officier, Namens Nathanael Bacon, welcher beredt, lebhaft, 
ten ‚von einer einnehmenden Gefichtsbildung, und mit einem Worte vermögend war, ei⸗ 
Ye wuͤthenden Pöbel zu führen. Berkeley, welcher bisher der Abgott in dev Colonie ges 

en, fah fich auf einmal verlaffen, und genöthiger, ſich mit einigen der vornehmften 
Wohner aus Jamestown in feinem Haufe zu befeftigen. Der Aufftand war fo allge⸗ 

* und dauerte ſo lange, daß Bacon, welcher eine Verſammlung nach der gehörigen 

hi And Weiſe zufammen berufen, und fich für einen General ber Kolonie hatte erkennen 

ER, in der That alle Merkmaale einer unumfehränften Sewalt annahm, wie er denn 

— Gewalt ohne andere Einſchraͤnkung ausuͤbete, als daß er die Befehle des Hofes 

Die Abgeordneten erwarten wollte, die er dahin zu ſchicken verfprach , und deren Abs 

Br fange Zeit zu verfchieben , oder deren Wiederkunft er zu verhindern ſich vorſetzete. 

Me kleine Anzahl vedlicher Leute nicht unterlaffen: hatte, des Statthalters Partey zu: 

kr en: fo gefchaben diefe Bewegungen nicht ohne viele Scharmuͤtzel, die einer Menge 

en yon beyden Theilen das geben koſteten. Man zweifelt aber, ob England ſelbſt der 
y önung haͤtte abhelfen Fonnen, wenn nicht Bacons natürlicher Tod feine ehrfüchtigen 

1 läge umgeftürzer hätte, Die Misvergnügten, welche durch den Verluſt ihres Obers 
| Ro uneinig wurden, dachten weiter an nichts, als um Gnade zu bitten; und der Rite 

 Derfelen wurde in feine Statehalterichaft wiederum eingefeßet, 
| Brer der Friede aber recht befeſtiget werden fonnte, faſſete einer von Bacons Haupt⸗ 

Kl, ‚ Namens Lawrence, welcher über das Schickſal einiger andern voller Verzwei— 

9 mar, die ſich unter der Bedingung: einer allgemeinen Verzeihung ergeben hatten, 
leichwohl für unfähig erfläret waren, jemals ein Amt in ber Colonie auszuüben, ben 
ichen Borfag , Jamestoron in die Aſche zu legen, und folgete ihm mit einer fo 
igen Halsftarrigfeit, daß er es ſelbſt mit feiner eigenen Hand ausführete, da er feiz 


vinate nicht geneigt fand, ihm zu gehorchen. Dieſe unglücfelige Stadt ift ſeitdem nicht 


er zu dem bfühenden Zuſtande gekommen, wozu fie ſchon gelanget war. Berkelen 
Any, venig Zeit nach der Feuersbrunft, und man wird in der Befchreibung fehen, daß ein 
A Statthalter die Partey ergriff, die Gerichte und die allgemeine Berfammlung. nad): 
Aamsburg zu verlegen. ' 
Y Seit Bacons Empörung hat die Ordnung , welche den Hof in der Regierung von 
kp, en gemacht, die Colonie vor dergleichen Veränderungen verwahret. Ihre Ein- 
ty... Daben ihre Pflanzungen dafelbft fo ruhig gebauet, daß ihre Geſchichte Feine, außer: 
Ian liche Begebenheiten mehr darbeut, und man ſich alfo begnügen wird, in. einem an⸗ 
Ms $ Öfepnitte , den wirklichen Zuftand diefer Colonie vorzuftellen. Ihr Fortgang muß 
ü g geweſen ſeyn, weil man ſchon in dem 1z2sften Jahre folgende Abſchilderung von, 

Handlung findet. 


Englaͤndi⸗ 
ſche Nieder⸗ 


laſſung in 


Yirginien. 
— — 


Jamestown 
wird durch ei⸗ 
nen Brand zeꝛ⸗ 
ſtoͤret. 


Die Englaͤn⸗ 
der werden ru⸗ 
big in Virgi⸗ 
rien. 


Englaͤndi⸗ 


De Hrieder, „Verfaſſer einer politiſchen Schrift, faſt gänzlich in Tabacke. Denn ob ſchon das e af 


laſſung in 


Virginien, 
„re Berbefferungen darüber zu vergefien feheinen. Diefer Handel ift zu einer folchen® 


536 | Reifen und Entdeckungen 


 „fend Pfund Sterling für die Gebühren der fünf und dreyßig taufend ausgeführten ® 












[4 H 12 
„Die Handlung diefer Colonie befteht, mie in Maryland, faget ber engränbi 


„verfchiedene vortreffliche Waaren, die fir die Handelfchaft geſchickt find, hervor being 
„würde, fo find doch Die Pflanzer dermaßen auf den Tabackbau erpiche, daß fie alte at 


= 


„kommenheit gediehen, daß der virginianifche Tabak, infonderheit der wohlriechend® 
„am Norkfluſſe waͤchſt, für den beften in der Welt gehalten wird; und ift derjenige gi 
„bad, der gemeiniglic in England zum einheimifchen Gebrauche verfaufet wird. "7 
„andern Sorten, Dransac genannt, und der Tabak von Maryland, find bisige! # 
„Munde: fie gereichen aber zu eben fo gutem Profite ; maßen in Holland, Daͤnnem⸗ 
„Schweden und Deutſchland ſtarke Anfrage darnach iſt. Von dieſer Waare ſind ja M 
„dreyßig tauſend Oxhefft ausgeführet worden, welches, nebft den andern Bortheilen, 
„die Engländer dadurd) erlangen, fünf Pfund Sterlinge für jedes Oxhefft auf einem fi MM 
„den Marfte abgegeben, und den gemeinen Fond der Nation jährlich ein hunden 
„funfzig tauſend Pfund Sterling vermehret. Der ganze Tabackshandel iſt in der 
„eins von den eintraͤglichen Stuͤcken des ganzen englifchen Commercii, Er befchäftigf, 
„des Jahr über zweyhundert Segel der größten Schiffe, und bringe, ein Jahr Sl 
„andere gerechnet, drey bis vier hundert tauſend Pfund Sterlinge in Sr. Majeftät | 
„ein, Ob fchon diefe Rechnung folchen, die diefen Handel nicht verftehen, und ein! 
„die die ganze Handelfchaft überhaupt nur nach ihrem eigenen befonderen Handel peu, 
„ten, zu ausfchweifend fcheinen mag: fo wird fie doch allen , die Erfahrung in der & 
„haben, weder zu hoch, noch zu unbefcheiden vorfommen. Es werden zweyhundert 
„gel mit diefer Waare commnaibus annis, aus dem ganzen Bay, in welchen wir 30 
„vinz Maryland mit einſchließen, beladen. Und wir koͤnnen, eins in das andere 9 
„net, nicht ſetzen, daß fie weniger, als dreytauſend Oxhefft Taback, in allen fiebenzid 
„fend Srheffre führen, davon vielleicht die Hälfte in England verfauft und verehan 
„Da denn die Gebühren von folchen fünf und dreyßig taufend Oxhefft, jedes zu vier # 
„ner gerechnet, ein Drhefft auf acht Pfund Sterling, und zwey Hundert und achtzig 
„fend Pfund Sterling für alle fommen werden. Die andere Hälfte, welche ausge 
„wird, wird nicht den fünften Theil fo viel in die Fönigliche Schatzkammer einbringen, m 
„alle Auflagen und ein Theil der neuern abgezogen werden, Jedoch wenn wir no 


„te beftimmen: ſo wird der ganze Belauf der Zölle für die ſiebenzig tauſend Oxheffte m) 
„bad, des Jahres auf drey hundert und dreyßig faufend Pfund Sterlinge kommen, ) 
„ſo viel bringt es zur Friedenszeit gewißlich in die fönigliche Schaßfammer. De 
„dieſen Kriegeslaͤuften, iſt unfere Handelfchaft ungewiffer, daß in diefem Stuͤcke, 
„zum Theile ; noch überhaupt, eine vichtige Rechnung gemacht werden kann. Wie pi 
„Unfehung deffen, daß die virginiſchen und marylandifchen Kaufleute immer viel befi 
„weg gefommen find, als diejenigen von Barbados, Jamaica und von den chartbEi 
„Inſeln, unfere Schägung , mit einigem Abzuge nach der Anzahl der verlohrnen 

„.gar wohl beftehen kann. Einige, die den virginifchen Handel ſehr gut verftehen MA 
„haben ung verfichert, daß Hundert taufend Orheffte in einem Jahre von Virginiek 
„Maryland abgefhiffer, und vierzig faufend davon in England verthan werden. 
„diefem alfo ift: fo haben wir unfere Rechnung eher zu Flein, als zu groß gemacht 





in Suͤdamerica VI Buch. XII Capitel. 537 


»wohl in Anſehung der Zoͤlle, als der Vermehrung, welchen dieſer Handel bey dem Na- Englaͤndi⸗ 
bnalfonde Heryor bringe. Allein, wir haben uns, had) unferer eigenen Erfahrung und fe FTiedexr 
»dem beften Unterrichte ‚ ben wir davon befommen fönnen, fo genau, als möglich, an die —— 
Wahrheit gehalten; und dem Leſer dasjenige, was wir geſaget haben, deſto glaubliche ——— 
“a Machen: fo ift nöthigy daß er wifle, wie ungemein Diefer Handel in allen Theilen von 
England ſp wohl, als in dem Hafen von London, verbeſſert worden. Die Stadt Liver— 
»bol har fünfzig Segelſchiffe bey ihrem Key in einem Jahre von dar ausgeladen, und 
»diefeg verſchiedene vergangene Jahre nach einander , ein Jahr ins andere gerechnet. Viele 
* den Außenhaͤſen haben jaͤhrlich acht bis zehn Segel in dem virginiſchen Handel ge— 
auchet; und an ſaget, daß die Stade Briſtol uͤber ſechzig tauſend Pfund Sterling 
cbuͤhren in einem Jahre bezahlet. Welches nicht unglaublich ſcheinen wird, wenn das⸗ 
Rnige, deſſen uns Lute von Briſtol verfichert haben, wahr ift, daß ein Schiff, welches 
ſlchem Hafen zugehoͤret, der Briſtolerkauſmann genannt, dieſe letzt verwichene Jahre, 
ig Jahr acht bis zehn taufend Pfund Sterling Zoll entrichtet hat. Und es find öfters 
dreyßig big vierzig Segelſchiffe, die nach) Briſtol gegangen, auf einmal in den Severn⸗ 
up gekommen ‚ andere auslaufende und herumfchweifende Fleinere Schiffe nicht gerech- 
et, Wenn die äußerten Häfen mit einander in einem Jahre hunderte Segel nad); Bira 
Anien ſenden, wie wir hoffentlich ſattſam bewieſen haben: ſo wird London mehr, als das 
Mere Hundert, ausmachen. Und was wir von dem Handel und den Zoͤllen geſaget ha— 
M, wird fehr vernünftig und gewiß feheinen. , I 
Nebſt dem großen Bortheile, der dem Nationalfonde durch die Yusführung des Tas 
bach aus England in die andern Theile von Europa zuwaͤchſt, müflen wir auch erwaͤ⸗ 
Un, wie nuͤtzuch dieſer Handel wegen der ungemeinen Anzahl Hände ift, die er beſchaͤff⸗ 
get, und wie viele Familien in England und Virginien dadurch erhalten werden; maf 
FM mehr als fiebenzig taufend englifhe Seelen in Birginien, und auch eben fo viele in 
gan davon leben. Es werden täglich ungemein große Duantitäten Manufacturen 
"Ah dieſer Colonie von bier ausgeführet, die alles aus England haben, was ihnen zur 
eidung, für Arbeit und zum Ueberfluſſe nöthig ift. Und da. man folche Waaren, die 
N Hier abgefendet werden, meiftentbeils bey den Handwerfsleuten fuchen muß: fo find 
fiche, die die meiften Hände befchäfftigen, und folglich dem gemeinen Wefen am nüß- 
Wſien find; als: Weber, Schuſter, Hutmacher, Eiſenhaͤndler Drechsler Tiſchler, 
Mefeefchmiehe, Grobſchmiede, Becker, Bierbrauer, Seiler, Strumpfhaͤndler, und faſt 
Handwerker in England. Maßen ihre Manufacturen gute Kauftvaaren in Birgi- _ 
> find, wenn die Unmiffenheit oder der Geiz einiger Kaufleuteden Markt nicht uͤbermen⸗ 
Und verderbet. Die Waaren, die nebſt Leinewand, ſeidenen Waaren, indianiſchen 
Aalen, Wein und andern fremden Manufacturen dahin gefendet werden, find, Tuch, 
ums und feines, Sarſche, Stoffe, Boye, Frieß, Hüte, und alle Waaren der Kräs 
nl die im Kleinen handeln: als Haken, Hauen, Schnittmeffer, Yerte, Nägel , 2 
und andere Eiſenwaaren, Kleider, die fhon fertig und gemacht find. Meſſer, Biſcot, 
in back oder Schiffbrodt, Mehl, Strümpfe, Schuhe, Mügen für Knechte, und mis 
M Worte, alles, was nur in England gemacht wird „, i 


Allgem. Beifebefchr. XVI Band, Yyy Der 


— —— — —⸗ 


— 


Beſchreib.v. 
Virginien. 


Ihre Strecke. 


Beſchaffenh. 
der Kuͤſte. 


Bay Cheſa⸗ 
peak. 


538 Reiſen md Entdeckungen 
Drer II Abſchnitt. | 
Beſchreibung von Birginien und Maryland, ' 


Shre Strecker Beſchaffenheit der Kuͤſte. Bay daſelbſt. Andere Grafſchaften. Fluß 9 
Cheſapeack. Fluͤſſe, die fie einnimmt. Schäd: mech Allgemeine Beobachtung von Birgl! ge 
liche Würmer in den Fluͤſſen. Eintheilung von Lage von Maryland. Deffen Eineheilung: A 
Vitginien, Beſchreidung von Samestorn. Ber fhreibung von Anapelis. Jnſel und vi 
ſchreibung von Williamsburg, Das Collegium Williamſtadt. Andere Eincheilung von Virgin 

| N 

Mr Bat ſchon Sorge getragen, es anzumerken ‚ daß die Engländer im Anforde 
gut Gluͤck den Namen Virginia dem ganzen nordlichen Stücke des foften Land? pie 

America gegeben, und daß die Bewilligungen des Hofes für ihre erften Colonien — 
ſem Titel ausgefertiget worden. Es wurden auch ſelbſt diejenigen, die man nahe 
beſondere Namen unterſchieden hat, noch lange Zeit als Glieder von Virginien ang 9 
Endlich iſt dieſer Namen nur derjenigen Strecke Landes geblieben , welche fängt j 
Day Cheſapeak, ein wenig gegen Süden liege, und Birginien und Marylaud uf 
ſchließt. Wenn man es in diefer Maaße nimmt: fo ift die Eleinefte fange, die mal a! 
giebt, zweyhundert Meilen gegen Norden von der Troft: oder Confortipige an, Mi 
die Einfahrt in die Bay, und auch beynahe eben fo weit gegen Suͤden. Der unge! art 
te Schriftfteller aber, welcher fich bey dem eigentlich fo genannten Birginien aufhält ed 
ches von Maryland unterfchieden ift, ftellet es fo vor ; Daß es gegen Süden von DEM au 
lichen Carolina, gegen Norden von dem Fluſſe Patowmeck, gegen Dften von Del pi 
und gegen Nordweſt von derjenigen großen Kette Gebirge begraͤnzet wird, über welche 
aus zu dringen, ſich die Engländer unter Batts Anführung vergeblich bemuͤhet haben/ er 

man oben gefehen hat. ol 

Die Küfte des feften Sandes gegen Dirginien wird von den Schifffahrern ſeht ih! 
gehalten, weil, fo bald, als das Senkbley dafelbft Grund findet , melches orden — 


zur 


Weiſe vierzig oder funfjig Seemeilen vom Sande gefchieht, in achtzig oder neunzig mu! 


Waſſer, diefe Tiefe ftufenweife abnimmt, und fo ordentlich, daß ein erfahrener Loots 


von der Weite aus der Tiefe urtheilen kann. — 
Eine ſchoͤne Karte von der Cheſapeakbay, welche mit außerordentlichen cobſ ON 
zu Sonden herausgegeben worden 4), Weser ihre Mündung in fieben und dreyßig mer 
Norderbreite zwifchen Heineichsvorgebirge gegen Süden, und Karlsvorgebirge 3 ale 
den, und giebt ihr eine Breite von achtzehn Meilen, Die ordentliche Tiefe des e an! 
ift neun Faden, welche an einigen Orten bis auf fieben abnehmen. Ihr ſicherſter Hall 
ift dicht bey dem Heinrichsvorgebirge, gerade in fieben und dreyßig Grad ; f fo 
wenn man Diefe Breite zu Mittage, an dem Tage, da man bey der Einfaher ans“ und 
men gedenft, genommen hat, man ohne Zurche die Nacht über weiter fortruͤcken ge 


- dem mittäglichen Ufer bis auf zwo Seemeilen jenfeits des Worgebirges folgen In Di 


man ſich in einer vortvefflichen Rheede, Namens Lyn Haven, befindet. 


Rheede geht die Bay ungefähr zweyhundert Seemeilen weit in das Sand hinein. 2 
Breite iſt dafelbft zehn bis funfzehn Meilen, ausgenommen gegen das Ende, wo— pt 


) Man theilet fie allhier mit. 





num mmc — 


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XEXX ann —— LU GHNHLHHHHHH 1 y ones —XR —U 
— fl N 


Sipensbourg 


Passe Meuze 


= Neue Durchfahre 


ap des alten Barnegar 
en in des — Eyes 


IEI——— 


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* RR — 
zZ eropo: 5 Durchjahre 


MTM— — 


und den benachbarten Landen 
allgemeinen Koffer der.Rerfen 


aus den Beften englandfhen Karten gezogen 


EN FR 
k > — er he , 


— Maaſßotab 
Eon — Ynfel \ * — See meiden. 


— hat man — — oder 
Beche und dıe Namen einer voßen Anzahl — 
Wohn Platze wie auch G: Gchaften aufge Hapßen . 


— —— x— m — —— ⏑ 


— 0 — —— 


a X 








in Suͤdamerica. VI Buch. XII Capitel. 539 
ke | 
N 


zuſammen zieht. Sie enthält viele Fleine Eylande, wovon einige mit Gehoͤlzen ber Beſchrei⸗ 
“er find, bungv. Vir⸗ 
Unter einer unendlichen Menge von Flüffen, die fie einnimmt, vornehmlich an der SHE 
M eite, unterfheidet man viere wegen ihrer Größe, welche der James, der Nork, Fluͤſſe, die fie 
Aapahanok und Patowmech find. Die vornehmften von den andern, worunter eis einnimmt. 
die größten Kauffahrdeyſchiffe tragen , heißen Eliſabeth, Nanſamon, Chickaho— 

Hey, Pocoſon Damunti, Nork, Eſther North, Corottonsn, Wicomoko, 

„moki, Chiffoneffit und Pungotego. Man eripavet ſich hier Die Mühe, ihre La⸗ 
, ju bezeichnen, Die in der Karte fehr genau iſt. Alle diefe Slüffe find. fo bequem, und 

h wohl yerrheiler, daß man von fechs Meilen zu fechs Meilen faft allezeit eine gute Rheede 

h et. ie entitehen aus dem Zufammenfluffe unzähliger Quellen, woraus das Waſſer 

| 1 großem Ueberfluſſe kommt, daß es das Waffer aus den Fluͤſſen bis auf fechzig und 

Wer Meilen unterhalb der Fluth , und zuweilen dreyßig oder vierzig Meilen in der Bay 
» füße mache. Einige von diefen Quellen bilden auf einmal einen fo großen Strom, 
Ah fie fuͤnſhundert Schritte von ihrem Urfprunge Kornmuͤhlen treiben. Der große Bor- 
gi diefer Menge von Flüffen ift, daß fie einem jeden Wohnplage die Bequemlichkeit ge- 
hp’ die Schiffe und Barfen vor feiner Thüre zu befommen ; daher esdenn gefommen ift, 
man fich eben nicht viel Mühe gegeben har, Städte in Birginien anzulegen. | 
N Man feget an den Fluͤſſen dieſes Landes nur eins aus; das iſt, daß alle Jahre im _Scädfihe 
Ahmonate auf dem gefalzenen Waffer Legionen von Würmern erfiheinen, welche Die — 
daluppen, die Barken und die Schiffe ſelbſt überall durchbohren, wo das Pech, das " 
Der, und der Kalch das Holz bloß laſſen, und welche ſich darinnen Zellchen machen, die 
| he Honigzellchen ziemlich gleich find. Sie hören nicht eher auf, fhädlich zu ſeyn, als 

a Zeit der ftarfen Regen, die zu Ende des Heumonates einfallen. Alsdann vers 
Minden fie fo lange, bis. der Sommer wieder koͤmmt, oder thun wenigftens feinen Scha⸗ 

N Man bemerfet, daß fie nur allein die bloße Bohle durchbohren, an welche fie ſich 

Waͤngi haben. Der ungenannte Schriftſteller giebt vier Mittel an, ſich dawider zu ver— 
uhren; erſtlich, daß man die Fahrzeuge fo wohl beftreiche, daß nicht ein Fleckchen leer 

N be; zweytens, Daß, wenn man zur Zeit der Würmer ankoͤmmt, man fi da vor Anz 
lege wo Ebbe und Fluch am ſtaͤrkſten ift, weil der Strom fie mit fortzieht, und daß 
an die Eleinen Barken und Schaluppen an das Sand hohle; drittens, Daß man das Schiff 

ere, und vornehmlich mit dem Feuer darüber fahre, fo bald die Zeit der Würmer vor- 
\% ft, weil das Eleinfte Feuer fie toͤdtet, da fie noch nicht in die Bohlen hinein gedrun— 
| hi find; viertens, daß man die gefahzenen Waſſer die fünf oder fechs Wochen über ver- 

fe, da fich die Würmer auf dem Waſſer halten, 

h Man theilet Birginien in fünf und zwanzig Kreife unter dem Namen der Graffhaf- Eintheilung 
& welche neun und dreyßig Kirchſpiele enthalten, Der ältefte, das ift derjenige, wo die von Vnginien. 
1 länder ihre erfte Niederlaffung errichteten, und welcher von den Indianern Powbatan 
a üng wurde, heißt heutiges Tages die Grafſchaft Norfolk. Cs iſt der allerſudlichſte 

eis. Er fiegt an dem Jamesfluſſe, welcher bey Jamestown nicht weniger als eine 
age breit ift, und deffen Lauf ungefähr hundert und vierzig Meilen von feiner Duelle bis 
de Mündung in der Bay gerade gegen Weften von dem Heinrichsvorgebirge enthält, 
fur in einem Raͤume von hundert Meilen große Schiffe träge. Die Grafſchaft Nor⸗ 
dat nur ein Kirchſpiel, Eliſabeth genannt y und enthält ein hundert zwoͤlf taufend und 

yy 2 neun⸗ 


N 


540 —* Reiſen und Entdeckungen 


Beſchrei⸗ neunzehn Acker Landes. Sie wird von einem Fluſſe gewaͤſſert, welcher auch Euſbe 
bung v. Vir⸗ heiße, und welcher feine Duelle in der Grafſchaft ſelbſt bat, da er fich denn zwifchen Sk 
ginten. Buchten, welche den Namen der Oſtbay und Weftbay führen, mit dem Games 
UI vereiniger, M 

Man finder darauf an dem Samesfluffe die Grafſchaft der Prinzeffinn Anne, 
che acht und neunzig taufend dreyhundert und fünf Acer Sandes, und das Kirchfpiel EV 
haven, unter dem Heinrichsvorgebirge, enthält; darauf die Graffchaft Yanfamon, ! 
che Hundert und ein und dreyßig faufend ein Hundert und zwey und fiebenzig Acker Lat ht 
und drey Kitchfpiele Hat; wovon das eine Das obere, das andeie das untere, und Dad. 
te Chuckahet heißt. Der Fuß Nanſamon, welcher in dieſer Graffehaft entf 
vereiniget fich mit dem Yamesfluffe oberhalb der Bay, Bennetscreek genannt, nt 
auf folget die Grafſchaft Might, in welcher man einhundert und zwey und vierzig va, 
ſiebenhundert ſechs und neunzig Acer Landes und zwey Kicchfpiele zähle, Warn 
ſqueek und Neuport genannt. Dieſe Graffchaft hat eine Duelle, woraus das Woſ 
in einer außerordentlichen Menge fließt. Nach dieſer koͤmmt die Grafſchaft Surrey⸗ N 
che einhundert und eilftaufend und funfzehn Acker Sandes, und zwey Kirchfpiele, S * 
wark und Lyon screek genannt, hat. Darauf die Graffhaft Denrico walche — 
an dem mittaͤglichen Ufer des Jamesfluſſes iſt, und einhundert acht und vierzig ta 
ſiebenhundert und ſieben und achtzig Acker Laudes enthaͤlt. Sie hat zwey Kirchſpiele rt, 
rico und Briſtol. Man hatte in dieſer Grafſchaft eine Stadt, Namens npolt 
gebauet, die man wieder hat verfallen laffen. Zwanzig Meilen oberhalb des erften S ind 

es * an finder man den Flecken Monacan, wo fich die franzöfifchen Fluͤchtl 
geſetzet haben. — 

Der Graffchaft Henrico gerade gegen über an der Nordſeite eben des Fluſſes yet! 
fi die Graffchaften Prinz Georg und Prinz Karl, welche einhundert und ein —* 
zig tauſend, zweyhundert und neun und dreyßig Acker Landes, und drey KRirchfpiele, I 
tin Brandon, Wyanoke und Weſtover enthalten. ai 

Beſchreibung Zunaͤchſt unter der Grafſchaft Karl iſt die Grafſchaft James, worinnen wan 
von James dert und acht lauſend dreyhundert und zwey und ſechzig Acker Landes, und fünf Kirchſ h 
RR zäblet, wovon das eine Yerchants-Jumdred genannt, nebft einem Theile diefer Ir) 
fhaft an der andern Seite des Fluffes liegt. Die Namen der vier andern find, 
lingford, Wilmington, Jamestown und Brutton. - Diefe Grafſchaft hat beftat 
dig den erften Rang gehabt, weil fie Yamestowon oder Jacobsſtadt enthäft, die an ic 
nordlichen Ufer des Jamesfluſſes, vierzig Meilen von feiner Mündung liegt, Ob ſege 
niemals für eine ſchoͤne Stadt gehalten worden: fo fa man darinnen doch vor dem h 
de viele Häufer von gebacfenen Steinen und Gafthöfe zur Bequemlichkeit der Reiſenden 
Die Anzahi der Haͤuſer, die ſich itzo nicht über ſechzig oder ſiebenzig belaͤuft, mußte 
größer ſeyn, weil es daſelbſt viele ſchoͤne Straßen und zwo oder drey Schanzen gab- , MM 
aber ein Theil davon in die. Afche geleger worden : fo ſchienen die Verlegung der fun? 
nach Williamsburg,, der Entſchluß, welchen man faffete, die allgemeinen Verſamm 
gen daſelbſt zu halten, und das Collegium, welches man allda erbauen ließ, Jamest 
zu verdammen, daß es ſich niemals von dieſem Unfalle wieder erholen ſollte; und dieſ 
ſo vielmehr, weil die Neigung der Virginier fie antreibt, auf ihren Pflanzungen zu — wit 
und es alſo wenig Anfeheinung bar,’ daß ſie jemals daran denen werden, eine Stad pe 


Fi 
+ 


in Suͤdamerica. VIl Buch. XII Capitel. 5a 


u! bauen ‚bie niemals ſehr bevoͤlkert geweſen iſt. | Ueberdiefes fo hat man feit fanger Beſchrei⸗ 
bat et, daß die Niederlaſſungen, die an dem Samesfluffe liegen, fo weit folcher falg- bung v. Vir⸗ 
fi it, langfamen Fiebern unterworfen find; und diefe einzige Urſache hätte genug feyn ginien. 
finden 7 die Hauptſtadt des Jandes nach Williamsburg zu verlegen, deſſen Lage viel ge— 
FÜR Der Ritter Berkeley ließ zu feinem Sige ein fehr ſchoͤnes Haus, Namens 
—* Spring bey Jamestown erbauen, wo man eine Quelle mit ſo kaltem Waſſer ſieht, 
n es in der Hiße des Sommers nicht ohne Gefahr wuͤrde trinken koͤnnen. 
SR der Grafſchaft James liegt auch Williamsburg. Der Boden, melchen diefe Beſchreibung 
Hay, nimmt, ift ungefähr fieben Meilen von Jamestown innerhalb Sandes, und hieß vonWilliams⸗ 
Men m Middleplantation. Was für Bortheile man aber aud) an diefem Orte zufam- burg. 
i. M Dringen fich bemuͤhet hat, fe ſcheint es doc) niche, daß er einen andern Titel ver= 
gt ein Dorf. Ob man gleich die Gerichte, und bie ‚allgemeinen Zufammenfünfte 
in lonie daſelbſt hält: fo beſteht er doch kaum aus dreyßig Haͤuſern. Man ſieht da> 
gleichwohl die Spur von vielen Gaſſen, welche in der Geſtalt eines lateiniſchen W 
Yin gebauet werden: es ift aber noch Fein V oder nur ein Winkel davon fertig, und 
—R vielleicht niemals fertig werden. Das einzige merkwuͤrdige Gebaͤude iſt das 
Maus, welches der Oberſte Nicholſon, unter dem Namen des Capitolii, erbauet hat; 
ch eine kleine Schanze, oder vielmehr Batterie von zehn oder zwölf Canonen. 
Ah Ein Schreiben des Heren Hugh Jones, eines Mitgliedes des Collegii zu Wil: 
die, tg, welches vor einigen Jahren zu tonden ans Sicht geftellet worden, machet eine 
a auere Befchreibung von dem wirklichen Zuftande dieſer Stadt, „Es find drey 
ai, liche Gebäude allhier, fehreibt er, von welchen man faget, daß fie die prächtigften 
ie, erica ſehn ſollen; nämlich das Collegium, das Capitolium und das. Staatshaus, 
Mi ermals.genätmer worden. Nicht weit von diefem iſt auch das öffentliche Gefaͤng⸗ 
Landes fuͤr Uebelthaͤter, gebauet, welches ein weitläufriges und. bequemes Gebaͤu⸗ 
ee mit unterfehiedenen Gemächern für Mannes: und NBeibesperfonen, wie auch für 
R Verbrecher ‚ verfeben iſt. Am Ende deffen ift auch ein anderes Gefängniß für 
hlöner. , Des Statthalters Haus iſt zwar nicht Das größte, aber doch weit. fchöner, 
m andern, Es wurde von der VBerfammlung zu des Statthalter Nottes Zeit, ver— 
iger, und zu des Präfidenten Jennings Zeit angefangen; feine Schönheit und Bes 
ne nlichkeit aber, was die mancherley Veraͤnderungen und Yuszierungen betrifft, hat «8 
In dem Statthalter Spotswood empfangen, Zu feiner Zeit wurde eine neue 
type don Ziegelfteinen, und ein ziegelfteinernes Magazin, für Waffen und Kriegesvor⸗ 
tig gebauet, und die Straßen dev Stadt von der grillenhaften Figur W, und M, in 
hing Mel bequemere Sage verwandelt, Diefe Gebäude find alle von Ziegelfteinen gebauet, 
Ad Me Schindeln gededker, ausgenommen das Schuldnergefängniß, welches ein plattes 
s Gar, Die Fronte des Collegii, die nach Dften zugeht, ift doppelt, undein hundert 
on HS und dreyßig Fuß lang, und.ein fehr hohes Gebäude mit einer. Cupola, oder eis 
!unden Dache, An dem nordlichen Ende geht ein großer Flügel Bin, der eine 
a ® Halfe mache. An der weftlichen Seite, von einem Flügel bis zum andern, iſt 
am S, Auftiger Dias; nahe dabey ift ein großer Wandelplag, und ein großer Eingang 
XAufen, in welchem feine Höfe und Gärten find, mit einem huͤbſchen Hauſe und 
de hern für den indianiſchen Lehrmeiſter und feine Schuͤler, imgleichen Außengebäu- 
EM eine große Wiehweide,, von ungefähr ein hundert und funfzig Acker Landes, fo 
| Vyy3 bl 


EINE 


. ‚ginien, 


| Be | Reifen und Entdeckungen 


ne Beſchrei⸗ „wie ein Thiergarten eingefchloffen if. Der Grundriß zu dem Gebäude wurde 
bungo. Vir⸗Chriſtopher Wren entworfen; und, feit dem es abgebrannt, ift es durch bie an A 


„gebt Ueber dem bedeckten Gange ift ein mweitläuftiges Zimmer für Conferenzen 
















yo 12) 


„fung des Statthalter Spotswood wieder aufgebauet, artig angelegt, verändert UN 
„äieret worden, daß es dem Spital Chelfea nicht ungleich fcheint. J 
„Vorne am Collegio geht, ſo breit es iſt, eine ſchoͤne Straße hin, (der Autor a 
nicht von wie viel Häufern ), die recht mathematifch angelegt, und fehr gerade iſt; DAN 
„erſte Figur der Stadt ift in eine viel beffere verwandelt , und gerade drey vierthel f) 
‚lang. An dem andern Ende defielben fteht das Capitolium, ein herrliches, ſchoͤnes 9 
„bequemes Gebäude, als eins von feiner Art. In dieſem iſt das Secretariatsamt, 
„allen andern Gerichtsftuben, wie in England, ausgenommen das geitliche Ge 
„Hier figen der Statthalter und zwölf Raͤthe als Richter beydem allgemeinen Gerichte 
„im April oder October gehalten wird. Das Gebäude ift in der Figur eines H, —9 
„das Secretariatsamt, und das allgemeine Gerichte eine Seite unter der Treppe einn 
„men, Der mittelfte Platz ift ein huͤbſcher bedeckter Gang, der nad) ver —— 
„der Verſammlung geht, und dem Buͤrgerhauſe auf der andern Seite, welches LE” 
„Haufe der. Gemeinen nicht ungleich ift, 8 
„In jedem Flügel iſt eine huͤbſche Wendeltreppe, wo man nach der Rathetamme 


Ende dieſes iſt eine Gallerie, und darneben die Rathsſtube. An dem andern Ende 
Gemaͤcher vor Die Commite der Anſpruͤche, Privilegien und Erwaͤhlungenꝛc; um 
„dieſe alle find.die Stuben für die Obereinnehmer , den Bedienten , der die Rechnun 
„hoͤret und den Schagmeifter zc. „ 1 Wien F 
„Der gedachten Hauptftraße gleich über und in gleicher Entfernung , ift auf j 
„Seite eine Straße; aber weder fo lang, noch auch fo breit, und in bequemen Entfern 
„gen find Fleine Dueergäßchen, da man bequem hindurch gehen Fan. Ich weis Mh 
„rote ich diefe Straßen mit Häufern accommodiren fol ? denn es Fönnen derer zwar jeht 
„zwey mal fo viel ſeyn, als da ich zum erften von Virginien fehrieb, und doch nicht — 
„achtzig Häufer in der ganzen Stabt. | J 
„Faſt mitten in der Stade ſteht Die Kirche, welche ein großes ſtarkes Ziegelge 
„de, in der Figur eines Kreuzes gebauet, und fo bequem und fchön ausgezierer ift, E j 
„beiten Kirchen in London. —A — FR 
„Neben diefer iſt ein großer achteckigter Thurm, oder Zeughaus, für Gewehr ” 
Kriegsvorrath. ara — 
„Nicht weit von hier iſt ein großer Marktplatz. Nice weit davon iſt ein b 5 
„Bofelplag und ein Comoͤdienhaus. ge 
„Die Privargebäude find nunmehro auch viel beffer, als vormals, Indem fr 
„ſchiedene Herren fich große Ziegelhäufer mit vielen Gemächern auf einem —— 
bauet. Allein, ſie fragen nicht viel nach hohen Gebaͤuden, weil ſie Platz genug gel 
„folche weitläuftig zu bauen; und weil fie dann und wann von ftarfen Winden bei ei 
„cher werden. Sie lieben vielmehr geraume Zimmer, damit foldye im Sommer be 
„eühle feyn mögen, Doch haben fie einige Zeit her ihre Stockwerke viel höher 9" 
„als vormals, und ihre Fenſter auch größer, und die Namen mit Eryftallglafe ausge 9 
„Ihre Werkſtaͤdte find in Außengebaͤuden, und ihre Tabackshaͤuſer von Hol; gebaufr —7 
„’fo offen und luͤftig, als nur moͤglich iſt, jedoch alſo, daß Fein Regen hineinfallen kan or 


in Suͤdamerica. VI Buch: XU Eapitl, 543 


Bun Der ungenannte Schriftfteller beobachtet , die Stiftung des Collegii zu Williams: Beſchrei⸗ 
9 jey im 16g2ften Jahre unter der Kegierung des Königes Wilhelms und der Königinn — Vir⸗ 
Dun gefhehen , welche eine Summe von eineaufend neunhundert und fünf und achtzig — 
Sterling, zwanzig tauſend Acer Landes, einen Zoll von einem St, von Pfunde auf Das Colle- 
en Taback ‚der von Virginien und Maryland ausgeführet würde, und das Oberauffeher- gium daſelbſt. 
* das damals erlediget war ‚dazu hergaben, und ihm zugleich das Recht ertbeileten, ei— 
King eordneten zu der allgemeinen Berfammlung zu ernennen. Dis bieher haben Die 
* ereyn noch nichts eingetragen. Der Zoll auf den Taback einen Stuͤber vom Pfunde, 
hun, Jährlich ungefähr zweyhundert Pfund Sterling und das Oberaufſeheramt beynahe 
dus 9 Pfund. Die Berfammlung bat nod) einen Zoll auf die Ausfuhre der Haute und 
5 Pelzwerkes beygefuͤget, welcher ſich etwan auf hundert Pfund belaufen mag. Im 
sten Jahre brannte das Gebäude faft gänzlich ab. Ob man gleich nichts verabfäumet 
1 68 wieder auszubefiern; fo fieht man doc) nicht mehr fo viele Schuͤler daſelbſt, als 
It rege; welchen Verfall der Verfaſſer bedauert, und der fehlechten Aufführung eini⸗ : 
dl, tatthalter zuſchreibt. Sie nötbigen die meiften Einwohner, faget er, ihre Kinder 
— nach England zu ſchicken, um fie daſelbſt ſtudiren zu laſſen, als ſich beſtaͤndigen 
in rießlichkeiten auszufegen. Ueber dieſes vernachläffigen Die Profeſſoren, twelche gleich: 
In unter niemanden ftehen, ihre Schüler, und denfen nur, wie fie von den Einfünf 
er Aemter mit dem Gelbe aus den Pflanzungen Gewinnſt ziehen wollen z). 
Doch wir wollen uns wieder zu den Grafſchaften wenden, und fehen, wie fie meiter Andere Graf⸗ 
Mander folgen. Mad) der Graffihaft James koͤmmt man in die Graffhaft Nork, ſchaften. 
— den beyden Fluͤſſen James und Nork liegt, und ſechzigtauſend, fiebenhun 
d fieben und fechzig Acker Landes enthält. Es hat drey Kirchſpiele, Hampton, 
Hund Neu⸗Pokoſon, welches letztere an der Mündung des Horkfluffes liege. 
m Nan findet darauf die Graffchaft Warwick, worinnen man acht und dreyßig tau⸗ 
1’ dier Hundert und vier und vierzig Acer Landes, und zwey Kirchfpiele, Denby und 
berry, zaͤhlet. ‚Der Fluß Pokoſon entſpringt in dieſer Grafſſchaft, und ergießt ſich 
ie Shefapeactban , Dicht bey der Mündung des Morkes.. Auf Warwick folge die Graf: 
te Klifaberb, welche nur neun und zwanzig taufend Acker, und ein einziges Kirchſpiel 
A, Sie iſt die Eleinefte in ganz Virginien; jedoch hat fie eine Stadt Eliſabeth⸗ 
, die gleich bey ihrer Erbauung nicht groß gewefen, iso aber noch fleiner iſt. 
ls Hatte fie viele gute ziegelfteinerne Häufer, und in dem holländifchen Kriege wurde 
fg in Sort dafelbft angeleget, Itzo ift alles verfallen ; weil ein geroiffes Schickſal, fa- 
um Berfaffer, „die Städte in Virginien begleitet, daß fie niemals vecht empor fommen 
en, fo fange die Einwohner nicht ihre Natur verändern ,.. Ser, 
Any, Denn man über die Erdzunge weggeht, welche hier den Pofofon von dem York abe 
An te ſo kommt man an die Mündung dieſes legten Fluffes, welchen bie Indianer Pa⸗ 
—R nannten, und wovon noch ein Arm in der Grafſchaft König Willisms dieſen 
—* behaͤlt. Der Nork kann von großen Schiffen auf ſechzig Meilen weit und noch 
Bar N darüber von Schaluppen und Barken befahren werden. Sein $auf hat auf huns. 
hp, eilen weit mit dem Jamesfluſſe einerley Richtung, und fie find fo nahe beyſammen, 
N vielen Orten nicht über fünf Meilen von einem zum andern find. Die ne 
3 w 















®) Relation de la Virginie, IV Buch, VIIL Cop- 


Befchrei: welche man bavon sieht, machen, Daß das dazwifchen gelegene Sand auch) am beſten 


544 Reifen und Entdeckungen 
he⸗ 


bungv. Vir⸗ wohnet iſt. Vierzig Meilen von ſeiner Muͤndung theilet ſich der York in zween Yan 


ginien. 


die beyde für Schaluppen und Barken fhiffbar find, _ Der ſchmale Strich Landes zei 
dem James und York wird für das fruchtbarefte Erdreich gehalten, welches den b id 
Tabad hervor bringe, der unter dem Namen des wohleiechenden befanne it. Dieſe gi" 
liche Lage hat noch einen andern Vortheil von zweenen Eleinen Armen „Die fich von den in 
den Slüffen abfondern; der eine von dem James, fünf Meilen von der Bay, mod! 
bequeme Buche zum Ausfchiffen machet; und der andere von dem Nork etwas hoͤher 
Sande, welcher ſich aber dem erſtern nähert, und nur einen Abſtand von einer Meile ab 
ſchen beyden läßt; und weil Williamsburg in diefem engen Raume liegt: fo fanlt ©, 
fagen, daß dieſer Dre die Schifffahrt auf den beyden Fluͤſſen in feiner Gewalt hat. > 
der letztern Empörung der Indianer hatte man in Vorſchlag gebracht, man mollte — 
einen Fluſſe bis zum andern ein ſtarkes Pfahlwerk machen, damit man ihnen den Eing 
in dieſen Kreis gänzlich. unterfagete, wo die Engländer um fo viel ruhiger leben mil 
weil jede Pflanzung dafelbft alles, was fie brauche, zu Waſſer erhalten kann. Es ie 
aber nicht, daß diefer Vorſchlag ins Werk gerichtet worden. - 3 
Man läßt uns bier durch bie Grafſchaften York, Warwick und Eliſabeth ein je 
höher an dem Jamesfluſſe hinauf fleigen, wo man denn zu der Graffehafe Crew, 
gelanget , welche eine der größten und bevölfertften in Birginien if. Sie enthält h 12 
und ein und fiebenzigtaufend dreyhundert und vierzehn Acer Landes, die Durch den mil, 
chen Arm des Norffluffes gewäffert werden. Man zaͤhlet Dafelbft zwey Kirchfpiele, — 
end und St. Peters. Die Graͤnzen dieſer Grafſchaft gegen Weſten find ziemlih", 
Hügel, von denen ein glaͤnzender Sand fällt, gleich den Zeilfpänen vom Kupfer , mel 
die Engländer im Anfange ihrer Niederlaffung für Goldſtaub hielten, A 
Nach Neu-Kent findet man die Graffchaft Koͤnitt Willisms , welche vier und 
zigtauſend dreyhundert und vier und zwanzig Acker Sandes enthält, und das einzige 
fiel St, Tjohn hat. Es wird von dem Damunki, dem füdlichen Arme des Worin, 
gewäflert, Gegen Süden dieſer Grafichaft kommt man in des Röniges und der 
niginn Grafſchaft (King and Queens), welcher man nicht weniger, als hundert WI | 
und dreyßigtauſend fiebenhundere und fehzehn Acker Landes giebt, Sie hat zwey I, 
fpiele Straton Major und St, Stephan. Der Fuß Chicohomony, el in 
ſelbſt feinen Urſprung hat, fällt in den James, nahe bey einer großen Pflanzung , Di 
field genannt, - 
Aus des Königes und der Königinn Graffehafe, wenn man hinab zu dem wiu 
Ufer des Yorkes durch König William und Reu Kent zurüc geht, koͤmmt man WM 
Grafſchaft Blocefter, die unter allen am beften bevoͤlbert it. Sie hat hundert und 3 n 
und vierjigtaufend vierhumdert und fünfzig Acker Sandes und vier Kirchfpiele, per 
Abington, Ware und Ringfton, pe 
Die Graffchaft Gloceſter wird von der Graffchaft Middleſer durch den Fuß MY 
Eintang abgefondert, welcher zwanzig bis dreyßig Meilen fehiffbar iſt; und Miopieht 
ſtrecket fih an dem füdlichen Ufer des Sluffes Rapahanok, welcher ſehr breit , ne ar’ 
und über vierzig Meilen fehiffbar iſt. Man bemerfet hier, daß wider die Natur all ige! 
dern Slüffe des Landes, welche ihren Urfprung aus den Gebirgen oder aus einigen Dem 
Haben, die Fluͤſe York und Rapahanok aus einem niedrigen und ſumpfichten Beden n 


















in Suͤdamerica. VI Buch. XII Capitel. 545 


m 
ch Mid dleſex bat nur ungefaͤhr neun und vierzigtauſend fünfhundere Acker Landes und Beſchrei⸗ 
He Kirchfpiel, Chrift- Church genannt. — bung v. vir⸗ 
er dieſee Graffchaft findet man die Grafſchaft Eſſer, welche hundert und vierzig Sinien 
— neunhundert und zwanzig Acker Landes enthaͤlt. Man nennet auch — — 
In dieſer Grafſchaft und in Middleſex findet man die große Heide, welche man 
it on. Stwamp, Drachenwuͤſte, nennet, und welche faſt ſechzig Meilen lang iſt. Sie 
in it Dorn» und Brombeerfträuchen bewachſen und voller wilden Thiere, die fich daſelbſt, als 
PR Nem unzugänglichen Aufenthalte aufhalten. Eſſex hat drey Kirchfpiele South» Farn⸗ 
‚Sittinburn und St. Maria. Der mittägliche Theil diefer Grafſchaft wird von 
Jattaponp, dem weſtlichen Arme bes Fluſſes Nork, bewaͤſſert. 
Sr Weiter hin kommt man in die Graffihaften Richemond und Stafford, deren 
‘ Feman noch nicht ausgemeffen zu haben fiheint. Es find neue Kreife, die mit unter 
Ds Namen Rappabanot begriffen werden, und bod) gleichwohl drey Kicchfpiele Haben, 
th, Farnham, St. Paul und Overworton. : — 
woreddihen Rappahanok und dem Fluſſe Patowmeck findet man die Grafſchaft Weſt⸗ 
— „die fehr weitlauftig iſt, und zwey Kirchſpiele bat, Copely und Waſhington. 
tiefer iſt die Grafſchaſt Lancaſter, laͤngſt an dem nordlichen Ufer des Fluſſes Rap⸗ 
hanot. Sie wird von den Fluͤſſen Cartomain und Corotoman bewaͤſſert, welche in 
hie een drey Meilen von feiner Muͤndung fallen. Man zähle darinnen zwey Kirch⸗ 
eChriſt Church und White Capel. 
dr Horehumberland ift die legte Graſſchaft diefes Theiles an dem mittäglichen Ufer des 
Aug „neck, Sie hat drey Kirchſpiele, Fairfield, Bowtracy und Wicomoco. Der 
kan welcher fie beräffert, und den Mamen diefes legten Kirchfpieles führer, weil er dar⸗ 
die ü entfpringt, ergießt ſich in die Chefapeafbay an der Mündung des Datowmed , welcher 
änzen von Virginien gegen Norden machet, und es von Maryland abfondert, 
ii Die Mündung des Patowmeck ift fieben Meilen breit. Die engländifchen Erdbe- Fluß Pa: 
ber geben diefem Fluſſe einen Lauf von hundert und vierzig Meilen bis an feinen er» towmeck. 
den, welcher fechzig Meilen von ber Quelle iſt. Bey feinem Falle theilet er fich in 
Yet Arme, wovon fich der eine fehr weit gegen Nordweſt erſtrecket, da der andere gen Suͤd⸗ 
| (in ht Seine Quelle ift in den apalachifchen Gebirgen. Der Raum, welder zwi⸗ 
on Palowmeck und dem Wicomeco bis an bie Bay ift, führer den Namen Nor⸗ 
eck. 
Man laͤßt ung hier über bie Bay gehen, und dem Geftade des Meeres folgen, von 
Ay vorgebirge.an bis an den Flug Pokamoki, welcher Birginien von Maryland gegen 
gg abſondert. In dieſem Raume findet man zween andere Grafſchaften, nämlich Aco- 
— die ihren alten Namen behalten hat, und zweytauſend neunhundert und drey und 
— Acker Landes in ſich enthaͤt. Sie iſt die größte in ganz Virginien, ob ſie gleich 
d Gevölfere iſt, als die an der andern Seite der Bay, und nur ein Kirch ſpiel bat, 
4.08 auch Acomak heit. Der Fluß Chiſſoneſſik und einige andere nicht fo beträchtli« 
it Daben darinnen ihren Urfprung. Die zweyte Graffchaft ift Northampton. Sie 
ty Khmal und beſteht nur aus einer ziemlich langen Ertzunge, die fich zwiſchen dem Mee- 
(ig, on Virginien und der Cheſapealbay erſtrecket. Kar'gvorgeblrg‘, welches den mittaͤg⸗ 
pa Theil davon ausmachet, iſt dem Heinrichsvorgebirge gerade gegen über, und diefe 
Au Spigen werden gemeiniglich die Vorgebirge von Birginien genannt, | 
gem, Reifebefchr. XVI Band. 333 Ein 


. 346 | Reiſen und Entdeckungen 


Beſchrei/ Ein englaͤndiſcher Geſchichtſchreiber dieſer Colonie m) ſetzet noch vier andere Graſſh 
bunge.Pirs gen Hinzu, die aber in den vorhergehenden mit begriffen find: Rings George od * 
Sirien.Koͤniges Georg Graffchaft zwiſchen dem Fluſſe Rappahanock und Patowmeck, welche en 

Kirchfpiel hat, Hanover genannt. Spotſylvanie in dem Raume, welcher zeif 

dem Zhuffe York mie einem Kirchfpiele Namens St. Georg ift; Hanover in eben ir 
Raume mit dem Kirchſpiele St. Paul; Brunſwick gegen den füdlichen Pap der G 
ge, nebſt einem Kirchſpiele St. Andreas. RN 

Allgemeine Die Gebirge, welche Birginien gegen Welten begränzen, find ein Theil von ben, 

Beobachtung gen, die man Apalachen nenne. Es ift fehr fonderbar, daß alle Wafferfälle derer MM 

von Big: Le, Die daraus entfpringen, und Virginien bewäffern, ordentlicher Weiſe fünfzehn © " 

* zwanzig Meilen von einander ſind, und daß die naͤchſten an den Gebirgen ſechzig oder 

benzig Meilen davon find. Alle die alten Nachrichten von Virginien reden davon, 4 

von einem platten Lande, das gar keine Berge und nicht einmal Huͤgel hat. Der ang 

führte Geſchichtſchreiber haͤlt dieſe Meynung für einen Irrthum. „Sie haben nur, BB, 
„er, gefehen, daß die Küfte gegen das Meer zu vollfommen eben ift, oder das ganz? = 
„nach denen Gegenden beurtheifet, die an den niedrigen Theilen der Flüffe liegen, An 
„Einfahrten der großen Fluͤſſe aber find ungemein hohe Berge, ja auch in den Pflai 
„gen find einige von fo hohen Spigen, daß, wenn ich darauf geftanden , ich das Land, 
„herum über die Gipfel der hoͤchſten Baume viele Meiten weit habe fehen koͤnnen. 4 
„fonderheit find die Mawbornberge bey den Waſſerfaͤllen des Jamesfluſſes, eine N af 
„Berge vierzehn bis fünfzehn Meilen ven Mattaponyfluß hinauf, der Berg Talive 
„Rappahanockfluſſe und die Reihe Berge in der Graffchaft Stafford an ven Waffe 
„des Patowmecks zu bemerfen 

Die Geftabe der meiften Fluͤſſe in Virginien find ſandig. Man finder —W 

haste und durchſichtige Steine, wovon einige Glas ſchneiden, wie die Diamanten, un N 
nen am Ölanze nicht viel nachgeben. Alle etwas erhabene Derrer find voller Eifenad 


4 


ß 
Die Koften aber, ein Eifenbergwerf in diefen Klippen anzulegen, find viel zu groß — 
daß es jemand in Virginien wagen duͤrfte, ſolche darauf zu wenden; oder die Wirg!” 
find auch auf ihren Tabacksbau fo erpicht, daß fie alle andere Bortheile nicht achten. 

Eben ver Gefchichefehreiber redet auch von einer Stadt, Namens Dales Gift/ 9— 
che einige Zeitlang in der Grafſchaft James geſtanden, und heutiges Tages durch die 
faͤlle der Indianer, durch Feuersbruͤnſte oder andere Zufaͤlle eingegangen ift, Mi) 

Lage von Ma: Man überhebr fich der Mühe, alldier zu wiederhohlen, daß Maryland vordem ih 

nd, Stüc von Virginien gewefen, wovon es nur durch den Fluß Patowmeck abgeſondert id 
und daß es oftmals noch in gemeinen Reden unter eben dem Namen mit begriffen m 
Weil indeffen doch diefe beyden Laͤnder wirklich zwo verfhiedene Cotonien ausmachen, dr 
jede ihren Statthalter hat, und die, wie man angemerfer hat, nicht allezeit einerley u 
ten und einerley Beftes haben: fo verdienee Maryland eine befondere DVefchreibung. up 
liege, wie Birginien, an der Cheſapeakbay jedoch mit dem beſondern Umſtande bey Set 
den, daß man nicht eigentlich fagen kann, an welcher Seite, weil der eine Theil au, gebe 
Weſtſeite und der andere am der Oſtſeite liege, und die Bay gleichfam durd) Den mm 
punct derſelben Binducch gef, Die Gränzen von Maryland erſtrecken fich, wenn an— pe 


@) Er giebt fih nur ducch, die beyden Anfangebuchſtaben R. B. zu erkennen, 


in Suͤdamerica VE Buch. XI Capitel. 547 


* Patowmeck "anfängt ‚ längft der Day gegen Norden bis dahln, wo fie. eine Linie 
bi Hlifneiden, die an Welten von der Mündung dev Delawarebay gezogen ift, die in 
Pa Grad Norderbreite liege, Es bat gegen Welten hohe Berge, und eben diefe Bay 
In Oſten. Der oftliche Theil diefes Landes wird gegen Weften von der Chefapeafbay, 
aen Dften yon dem Meere, gegen Norden von der Delawarebay, und gegen Süden von 
kamoki begraͤnzet. —* 
F Man theilet es in eilf Grafſchaften ſechſe an der weſtlichen und fünfe an der oſtlichen 
Me der Chefapeakbay. Die ganze Provinz hat nur eine einzige Stadt, St. Mary, 
k Maria, genannt, welche ihren Namen einer von den Örafichaften giebt, und in einer 
* bequemen Lage zwiſchen den Fluͤſſen Patowmeck und Paturent liegt. Sie war ehe⸗ 
als der Sig des Statthalters. Man zählet in Maryland viele, aber niche fehr anfehnlis 
Tlecken, außer Anspolis und Williamſtadt, welche zween Häfen find, mo aller 
Därtiger Handel vereiitiget iſt. Ihre vornehmſten Zlüffe find der Patowmeck, ber 
atuxent, die Saverne, ber Chiptonk, der Chefter und der Saſſafras. 
Man faͤngt die Erzählung der Grafſchaften mit denjenigen an, die an der weftlichen 
fe der Bay find. St. Mary, welche die erfte iſt, nimmt ihren Urſprung bey der 
Pie Look/out, und eeſtrecket fich längft dem Patowmeck bis an die Bucht Bud, über 
difen Fluß hinüber und bis an die indianifche Wucht an dem Fluſſe Patuxent. Im 1698- 
Fahre entdeckete man bafelbft Gefundbrunnen , welche Cool-Springs genannt wur⸗ 
den, Die Regierung ließ folche nebft den benachbarten Ländereyen Faufen, Man hat da- 
Klo Häufer zur Verpflegung der Armen erbauet. Die allgemeinen Berfammlungen der 


Roving wurden ehemals in der Stadt St. Mary gehalten. Das Haus, welches man 


Pin erbauet hatte, dienete auch für den zum Beften der Waifen errichteten Rath, welcher 
nfmal des Fahres, im Herbftmonate, Windmonate, Jenner, März und Brachmonate, 
ammen Faın. Diefe Stadt hat aber nicht über fechzig Käufer ; und ſeitdem bie Regie⸗ 
tg und die Gerichte nach Anapolis verleget worden, 4 hat e8 wenig Anfcheinen, daß 
I) die Anzahl ihrer Einwohner jemals vermeßre. Metapany ift ein Schloß, welches fich 
Ve gyeng Baltimore, Herren der Colonie Maryland, in diefer Grafichaft haben erbauen 
h Es liege an der Mündung des Fluſſes Paturent mit mehr Bequemlichkeit als 
dag, Man zählet In der Graffchaft St, Mary bie Kirchfpiele St. John, St. Ele» 
eng und Zervington, wovon fich diefes letztere den Titel eines Fleckens zueignet. 
Die ʒweyte Grafſchaft unfer dem Namen Charles fängt bey der indianifchen Buche 
Wider Buche Bud an, wo ih St. Mary endiget, und erſtrecket fich bis an bie Bucht 
N attamoman, Ihre Kirchſpiele find Briſtol und Piſentaway. 
un Prinz George, die dritte Grafſchaft, erſtrecket fich von der Bucht Wiattawomsn 
” der Buche Swanſon, längft dem Patowmeck gegen Weten und dem Patuxent gegen 
en. Es hat viele Kirchſpiele, unter welchen man aber nur Maſterkone nennet. 

Die Graffhaft Calvert liege den beyden vorigen gegen über ‚ längft dem Paturent, 
gie fie davon abfondert; und ihre Kicchfpiele find Sarrington, Warrington und 
verton. a: . . 

Ann-Arundel und Baltimore find zwo Graffchaften, deren Graͤnzen durch Baͤu⸗ 

Yan heine gewefen, die ungefähr fünf Bierthelmeile von der Bucht Bodkin, an der 
eſten, und wird Darauf nicht mehr fo ordentlich. Alles aber, was gegen Morden iſt, 
3332 gehoͤret 


* 


yu lichen Seite des Edeſopeatban anfingen. Won da gehe biefe Theilung anfänglich ge- 


Sefchrei- 
bung v. Ma⸗ 
ryland. 
—— ⸗— 


Deſſen Eins 


theilung .· 


Grafſchaft 
und Stadt 
Mary 


Beſchrei⸗ 


548 iz Reifen und Entdeckungen 
gehöret zur Graffchaft Baltimore, und der ganze fübliche Theil zu Ann Arundel. e 


bung v· Ma vornehmſte Flecken in Ann-Arundel ift Anapolis, welcher bis 1694 Severn hieß, do 


eyland. 


Befchreisung Nehten und Freyheiten einer Seeſtadt oder eines Hafens erhielt. Zu gleicher Zeit wur 
von Anapolis. auch Die Gerichte, die allgemeine Berfammlung , ver Waifenrach und die ganze Regiet 


Stadt und 
Hafen Wil 
liamſtadt. 


N 
durch eine Urfunde der allgemeinen Berfammlung den Namen von Anapolis, nebſt & 
jerumd 


von St, Mary hieher verlege. Man ließ dafelbft eine Kirche bauen, weiche das 3— 
nehmſte Kirchſpiel in der Provinz geworden; und ſeit dem Iöggften Jahre har die © , 
eine Geſtalt gewonnen, die fich feit dem durch mancherley Anwachs vollkommener gemad — 
Eine andere Urkunde legete daſelbſt eine öffentliche Schule unter dem Namen oil 
ſchule an, zu deren beftändigen Kanzlern die Erzbifchöfe zu Canterbury ernannt mM 
Nach diefem Beyſpiele find noch andere Schulen eneftanden, nebft einem Rathe zu DE 
Verwaltung, Was für Sorgfalt man aber auch angewandr hat, Anapolis zu verſhonn 
fo ſcheint es doch, daß die Neigung der Marylaͤnder zu ihren Pflanzungen, mo fie, 
die Virginier, abgefondert wohnen, ſtets verhindern wird, daß fie nicht bewölßert genug — 
um eine blühende Stadt zu werden. Selbſt zu der Zeit, da man fie beſchreibt haft 
nicht über vierzig Hauſer, Die fich noch nicht um die Hälfte mögen vermehrer haben. 

Die Grafſchaft Haltimore hat ihren Flecken gleiches Namens , worinnen die En 
fer. fo zerſtreuet liegen, daß er kaum den Titel eines Dorfes verdiene, Man beobad" 
daß der große Fluß Saſquehanagh ſich in die Cheſapeakbay, ein menig über den Sl 
Baltimore ergießt. de 

Da dieſe ſechs Grafſchaften an der Weſtſeite der Bay liegen: fo laͤßt man uns MH 
Beſchreibung der fünf andern Hinüber gehen. Die erfte, welche fi von Welten gef 
Dften erſtrecket, ift Cecil, deren weftlicher Theil fo nahe an der Delawarebay ift, daß Di 
nicht über acht oder zehn Meilen brauchen dürfte zu durchſtechen, diefe Bay mit der eu 
fapeafbay zu vereinigen, Die Graffchaft Cecil liege längft an einem anfehnlichen Gh 
von Penfylvanien hin. Man findet von ihren Eigenfhaften und der Anzahl ihrer K 
fiele nichts gewiſſes. | it 

Die Grafſchaft Kent bildet eine Erdenge in der Chefapeakbay, wo fie ziemlich ih 
Hinein geht: man weis aber von der Anzahl und dem Namen ihrer Kirchfpiele eben 
wenig. 

Die Graffchaft Talbot wird von Kent durch eine doppelte Reihe Bäume abge, 
dert. Derjenige von ihren Theilen, welcher gegen Norden von der Bucht Corſcica 
machet die mittaͤglichen Graͤnzen der Grafſchaft Kent, und die nordlichen Graͤnzen 
Grafſchaft Cecil. Der vornehmſte Flecken dieſer Grafſchaft heißt Orford. Eine m 
kunde der Berfammlung aber, welche ihn zueinem Hafen oder einer Seeftadt machete, fie ji 
zugleich den Namen Williamſtadt annehmen. Die Schule ‚, welche man dafelbit 
errichten nicht unterlaffen bat, die Zolleinnahme und einige Fönigliche Beamte haben ) * 
Beine anſehnliche Stadt daraus machen koͤnnen. Die andern Kirchſpiele der Graffchaft f 
St. Michsel und Bollingbrocke. * 

Die folgende Grafſchaft iſt Dorcheſter, deren vornehmftes Kirchſpiel eben bet! ieh 


‚men führe. Es iſt ein Eleiner Flecken, worinnen man kaum zehn Häufer zählet: "at 
Brafſchaft enthält mehr indianifche Wohnpläge, als die ganze übrige Eolonie, Eine 


. en / 
der allgemeinen Verſammlung von 1698 that die Erklärung , es gehöreten alle gandet 


welche an der Nordfeite des Fluſſes Nanticoke liegen, von dem Fluſſe Chicaco pid 


in Suͤdamerica. VI Buch. XI Capitel. 549 
Mer deffen Mündung, den beyden indianifchen Königen Panquafch und Annscoutus 


bie zu 


Yun’ und ihren Eünftigen Machfelgern auf immer und ewig zu, unter der bloßen Bebin- 
8, daß fie jährlich den Engländern eine Bieberhaut bezahleten, : 

5 „oommerfer ‚bie eilfte Graffchaft von Maryland, hat viele Kirchfpiele, wovon man 

lie 08 gleiches Namens bemerfet. Die engländifche Erzählung , an welche man ſich Hält, 

be Auch anmerken, daß die andern Grafſchaften noch wohl einige haben koͤnnten, die nicht 

* bekannt wären, Sie ſetzet hinzu, man zaͤhlete im 1665ften Jahre ungefähr ſechzehn⸗ 
Nd Engländer in diefer Pflanzftadt. 

rw Außer diefer allgemeinen Eincheilung von Virginien und Maryland machet man noch 


Befchrei- 
bung v. Ma⸗ 
ryland. 


Andere Ein⸗ 


die ‚Andere in Erdzungen, welche den Zofleinnehmern zu Gränzen dienen, Man weis theilung von 


| le, Maryland nicht: in Virginien aber hat man die fünf Vierthel: erftens, die nord- Virginien. 


die Ervenge, welche zwiſchen den Fluͤſſen Patowmeck und Rappahanock iſt; zweytens, 
ihn denge, welche zroifchen eben den beyden Fluͤſſen liegt, und den Pamunfi mit ein- 


| Kr die &ändereyen, welche gegen Süden an dem Fluſſe James find; und fünftens, dieje- 
IN, welche an der Oſtkuͤſte find. I. 
Nm geondert werden, damit fie ebenfalls den Einnehmern und Seebeamten zu Graͤnzen 
Men erſtens, das obere Bierthel des Jamesfluffes ‚von Hogs⸗Island oder der Schweiz 
u Sfel, oben hinauf; zweytens, das untere Vierthel an eben dem Fluſſe von diefer In⸗ 
If, Dinunter gegen die Vorgebirge, und in dem Bezirke von Confort bis an den Hin 
| — Baͤck-River; drittens, die Fluͤſe Pork, Pocofon, Pikanquetang und 


oben bis an den Patowmeck; ſechſtens, von eben dem Orte nach unten bis an eben 
n luß und langſt der Bay bis nach dem dtappahanockvierthel, ſiebentens, Pocomoti und 
Yen Theile der oftlichen Küfte bildeten vordem zwey Vierthel, und machen heutiges 


8 nur eins aus. 
a 
Pr | Der II Abſchnitt. 


nn Wirklicher Zuftand von Virginien. 


gsſorm. Gerechtſamen des Statthalter. fen Wirkungen. Seltfame Bluhme. Geftalt 
in Gehalt. Rath und deffen Vorzüge. All: der Indianer in Birginien. Kleidung der Manns⸗ 
alleine Berfammlungen. Andere Beamten, und Srauensperfonen. Regierung. Geftalt der 
Wwiſſe Einkünfte. Abgabe von Taback. Ge: Häufer und Flecken. Religion der Indianer in 
Alten Religion und Kirchenfachen. Franzs: Birginien. Quioccoſan oder Tempel, den man 
te chtlinge legen Monacan an. Solda: ungefähr entdecket. Goͤtzenbild in Dnioecofatt. 
u Ordnung wegen des Geſindes. Bes Erklärung defielben von einem Wilden. Bezau⸗ 

bei ung. Beſchaffenheit der Luft. Krank» berung, die Smith anführet. > Zeugniß des Ober - 
Be» Erdboden. Eigene Landgewaͤchſe. Ber ften Byrd. Opfer. Indianiſche Ceremonie Hu⸗ 
achtung wegen des Weinbaues daſelbſt. Ber ſeanawiment. Ihre Feſte, Jahrszeiten ꝛc. Be⸗ 
Ba, Voraus man grün Wachs macher. Farbe: gräbniß der Könige. Münze. Zuftand und Nas 

Und Pflanzen. Jamestownerapfel und defr men der indianifchen Flecken in Virginien. 


die Gemuͤthsart, die Sitten und Gebräuche der Indianer in Birginien und Maryland 
Mit denen in dem ganzen übrigen nordlichen America faft einerley find: foverfihiebt man 
335 3 die 


* drittens, die Erdenge, welche zwiſchen den Fluͤſſen York und James ſich befindet; 


Cine driste Ybeheilung it Biejenige,, welche in Viertheile geſchicht, Die durch die Sf: 


obiacbay; viertens, der Fuß Rappahanock; fünftens von dem WPicomoco 


Zuftand von 
Pirginien. 















559 —* Reiſen und Entdeckungen 


Zuſtand von bie Abſchilderung davon bis nach der Beſchreibung der andern Colonien. Man kann alt 
Pirginien. die befondere Regierung der engländifchen Birginier, ihre Gebräuche, ihre Handlung A 
YT— pie befondern Eigenfchaften des Landes nicht eben fo übergehen, Wir wollen nur ein 
und allein anmerken, daß, weil die englaͤndiſchen Colonien den Fremden eben fo wenig met 
ſtehen, als die porfugiefiihen und fpanifchen; oder da fie vielleicht ihre Neugier nicht 
erregen, unfere Befchreibung nach den Engländern felbft wird fortgefeger werden, , AM 
Regierungs⸗ Ohne Zweifel erinnert man es ſich noch, daß die erſte Riederlaſſung der Enid 
form. unter der Fuͤhrung einer Geſellſchaft Kaufleute geſchah, daß fie die Verwaltung anfaͤ d 
in die Hände eines Präfidensen, welcher jähstich von der Eolonie erwähler wurde, 34 
nes Rathes, deren Glieder fie ſelbſt ernannten, gaben; daß im ı6roten Jahre dieſe A 
zen geändert werden; und daß die Geſellſchaft eine neue Bewilligung vom Hofe bl 
welche ihr das Recht gab, einen Statthalter zu ernennen; daß man in eben dem 
zum erftenmale eine Berfammlung aller Abgeoröneten aus den Pflanzungen zuſammen 
rief, um mit dem Statthalter und dem Rathe, das Beſte der Colonie zu beforgen, welch 
Regierung eine Art von Vollkommenheit gab; daß, nach der Trennung der Berfammlal | 
der englifche Hof ftets die Beforgung der Angelegenheiten dem Statthalter, dem Rathe bi 
den Abgeordneten ließ, und daß man dieſen den Titel der allgemeinen Berfammlung 97, 
daß darauf dieſe allgemeine Berfammlung über alle Angelegenheiten der Colonie erlen— 
und fprechen konnte; daß fie Macht hatte, Gefege zu machen, deren Vollftrekung 4 
Weisheit des Statthalters und des Rathes überlaffen war; endlich, daß der König 
Statthalter und bie Glieder des Rathes ernannte, das Volk aber feine Abgeordneten HI” 
allgemeinen Berfammlung erwaͤhlete. 4 en Buy 6 
Die Statthalter erhielten bald darauf eine fo wenig eingeſchraͤnkte Macht, daß 
Genehmhaltung zu allen Entſchlleßungen der Berfammlung ohne weitere Einſchr 
noͤthig wurden, als daß fie das Gutachten des Rathes einzogen. Bis auf Bacon 
pörung, das ift 1676, hatte ein Statthalter nicht das Recht, die Mitglieder des 
abzufegen, noch ihnen auch ihre Verrichtung zu unterfagen. Damals aber wurde 1 
berechtiget, mit ber bloßen Verbindlichkeit, dem Hofe die Urfachen von feinem Betrag, | 
‚ melden. Indeſſen erhielt doch bie Colonie Fönigliche. Briefe, die ihr das Privilch 
beftätigten, fie follte ftets von der allgemeinen Berfammlung vegieret werden, und 
ſo gar die ordentliche Regierung dem Karhspräfidenten, in Abweſenheit des St a 
oder bey feinem Tobesfalle, wieder zuftelleten. we id 
Bor demıöggften Fahre Fam der Rath mir ben Abgeordneten des Volkes in oa? 
eben dem Zimmer zuſammen; welches der Art und Weife des Parlements von S 
nahe fam, Der damalige Statthalter Colepeper aber nahm von einigen —* 
Anlaß, den Rath zu vermögen, daß er ſich von dieſer Gewohnhelt entfernete. Man pe 
chete zwo Kammern, nad) Art des engländifchen Parlementes; und diefe Trennung * 
noch bis igo gedauert, “sieh 
Gerechtſamen Die wirkliche Einrichtung iſt ige, daß der Statthalter von dem Könige een ht 
ih 


— welcher ihm feine Beſtallung, unter dem geheimen Inſiegel, auf eine gewiſſe Zeit 





wovon er fich die Graͤnzen vorbehäl, Er muß den Befehlen feiner Majeftät ge ya.) 
deren Perfon er vorfteller. Et hat das Recht, die Gefege der allgemeinen Verſam gar 
zu billigen oder zu verwerfen, Diejenigen zu beflätigen, die er billiget; dieſe Art von mel 
lemente zu verlängern oder auseinander geben zu laffen, den Staatsrath zu vera" .p 


in Suͤdamerica. VI Buch. XII Capitel. 551 


Ki derinnen den Vorſitz zu Haben, Commiſſarten und Beamte zur Verwaltung der Öe- Zuſtand von 
Ya zu ernennen, Dfficier unter dem Generallieutenante zu erwaͤhlen, welches ber Virginien. 
9 iſt, den er ſelbſt fuͤhret, die Truppen zur gemeinen Vertheidigung nach Belieben zu 
A en „ etwas öffentlich ausrufen zu_laffen, die Ländereyen der Krone nad) den errich⸗ 
& Geſetzen zu veraͤußern, und zu dieſem Gebrauche und zu andern Gelegenheiten das 
Men der Eolonie in Berwahrung zu haben. Er muß alle Bezahlungen, die von ben 
lichen Einkünften geſchehen, unterfehreiben. Endlich fo iſt er auch mit der Wuͤrde 
8 Viceadmirales befleider. . 
& F s iſt noch nicht lange, fo hatte der Statthalter von Dirginien nur taufend Pfund Sein Gehalte 
inge Gehalt mit ungefähr fuͤnfhundert Pfund zufäfligen Einfünften. Der Ritter 
m eley war der erſte, welchem wegen feiner Berdienfte und feiner wichtigen Dienfte noch 
hndert Pnd von der Verſammlang zugeleget wurden; und dieſe Vermehrung ſollte 
ken eier Statthalterfihaft wiederum aufhören. Mylord Eolepeper erbielt Darauf unter 
den Dotrdande ‚ daß er ein Pair wäre, ʒweytauſend Pfund ftehenden Gehalt, und hun“ 
a fünfzig für die Wohnung, welche die Eolonie den Statthaltern micht gab. Unter 
er dem Vorwande erhielt dieſer Herr auch von der Berfammlung alle Subfidier, die er 
— ‚ließ ſich und feinen Nachfolgern eine Abgabe von zweenen engliſchen Schillingen 
dem Faſſe Tabak, und den Schanzzoll, von der Verſammlung verfichern , mif die 
ven inbaren Clauſel, der König koͤnnte das, was diefe Einkünfte trügen, zum Nutzen 
"Regierung anwenden, Geit der Vereinigung diefer Vortheile, die fich nur vermehret 
ben, ſt Wirginien ein Peru fir alle Statthalter geworden. 
1 Der Kath) befteht aus zwölf Mitgliedern, Die durch offene Briefe beſtellet, oder durch Rath und defr 
A N befonbern Befehl des Königes ernannt werben. Wenn durch Unterfagung des Am: fer Vorrechte. 
A Dee durch Abſterben ſich weniger, als neun, ih dem Sande befinden: fo hat der Statt: 
im Das Recht, und es erfordert auch feine Schuloigfeit, unter den vornehmſten Einwoh⸗ 
IR einige zu ermäten, welche Die Anzahl ber Stellen erſeten fönnen. Die Rärhe mi 
1 dm mit ihrem Gutachten bey den Gefchäfften der Regierung beyſtehen, und fich feinen. 
1 Mnehmungen widerfegen, wenn er die Sch anfen feiner Beftallung übertritt, Sie has 
eine berarhfeblagenbe Stimme, wie er, namentlic) zur Zufammenberufung einer allges 
gen Berfammlung , zur Anwendung des öffentlichen Schages, zur Unterfuchung der 
Mungen, zur Ernennung oder Abfesung der durch Commiffion beftellten Beamten , 
önungen zu machen, etwas ausrufen zu laſſen, $ändereyen zu vergeben, die Bewwil- 
(a, en in Die Negifter tragen zu laſſen. Es vermehret aber die Achtung des Rathes 
Ast, daß ſolcher das Oberhaus in der alfgemeinen Berfammlung ausmachet , und ſich 
Dar echt anmaßet, alle Acten des Unterhaufes zu verwerfen, wie die Mylords in dem 
in Menge zu England, Die Befoldungen des Rathes belaufen fich nur auf dreyhundert 
i, NUnfsig Pfund Sterling, welche den Raͤthen nach Berhältniß ber Anzahl, wie fie ſich 
hen Gerichten, und bey der allgemeinen Berfammlung einfinden , ausgetheilet werden. 
Key n ift alfo nicht fo wohl einträglich, als vielmehr anfehnlich, und mit Ehre ver⸗ 
tet. 
Inn Eine jede Provinz oder Graffchaft fehicket Abgeordnete zu der allgemeinen Verſamm⸗ Allgemeine 
Bi, Die Stade Jameson und. das Eoflegium haben das befendere Recht, zween da: Verſammlun⸗ 
Kin, (Dicken „ das ift jedes feinen eigeknen. Diefes machet eine Anzahl von zwey und I 
den. Sie werden durch einen Befehl zuſammen berufen, welcher unter dem Siegel 
? der 






















552 Reifen und Entdeckungen 


Suftand von der Colonie und der Unterfchrift des Statthalters ausgefertiget wird, und an ben & 
virginien. riff jeder Provinz gerichter feyn muß, wenigftens vierzig Tage vor der Zufammenkunft?" 
— — RBerfammlung. Alle Hrivatperſonen, die ein freyes Lehn befigen, Weiber und Unmin 
dige ausgenommen, haben das Recht, ihre Stimme zu der Wahl zu geben; und man" 
fährt dabey in allen Graffchaften auf folgende Art, Man lieſt in einer jeden Kirche U 
mal hinter einander den Befehl ab, deu der Sheriff erhalten Hat, und den Tag, wel 
er anzufeßen belicbet hat. Man koͤmmt zufammen. Die Wahr geſchieht nach den M 
ſten Stimmen. Wird man uneins, und die eine von den beyden Parteyen hat bie @ 
ve in Verdacht, daß fie nicht redlich verfahren: fo kann fie ein Berzeichniß von den Weh 
flimmen fordern, und ihre Klagen bey der allgemeinen Berfammiung der Abgeordue 
anbringen. Ueber dieſes hat man ſich bemuͤhet, den betruͤgeriſchen Wahlen durch ver in 
dene Urkunden vorzubeugen, welche denjenigen ziemlich ähnlich find, die man ſeitdem 
England gemacht hat. ’ 


So bald fich die Abgeordneten nach Williamsburg begeben haben, fo waͤhlen ſie cin 


Sprecher, den fie zuſammen gemeinfchajtlich dem Statthalter vorftellen, um feine 
haltung zu erhalten, Darauf bitter ihn der Sprecher im Namen des Haufes, feine M 
vilegien zu bejtätigen, welche vornehmlich in einem allezeit freyen Zutritte zu im, um, 
wegen der Angelegenheiten mit ihm zu befprechen,, in der Freyheit zu berachfchlagen, | 
daß fie von ihrem Reden und Wortwechſel Kechenfchaft geben dürfen, in der Sicherbell" 
rer Perfon, und in dem Schuge ihrer Bedienten beftehen. Man fehreicet darauf zu 3 
Angelegenheiten; und man ahmet in allen übrigen, fo viel, als es möglich iſt, den © 
bräuchen des Haufes der Gemeinen in Sondon nah. Wenn die Acten in beyden Hau 
durchgegangen find; fo werden fie an den König geſchickt, damit fie mit feiner Gewalt 
fleidet werben: fie haben aber gleich die Kraft eines Geſetzes, fo bald fie nur von dem OT, 
halter gebilliger find, gefegt daß auch der König feine Genehmhaltung noch ausfegete , 
fern er fie nur nicht verwirft. Es iſt Feine Zeit feſt gefeßt, die allgemeine Berfammil 
zuſammen zu berufen, Sie wird zumeilen alle Jahre, und zuweilen ein Jahr um das 
dere gehalten: es geſchieht aber niemals, daß fie bis auf drey Jahre ausgefeger wird- 
iſt ein Vortheil, welchen der Colonie durch die Abgeordneten verſichert wird , daß fie " 
auf eine fehr Furze Zeit die Abgaben und Subſidien verwilligen, | 
Andere öffent, Außer dem Statthalter und dem Rathe har Birginien noch zween vorneßme Dia 
liche Aemter. welche unmittelbar ihre Beftallung von dem Könige Haben; der Auffeher tiber bie he 
nungen und ber Staagsfecretär. Das Amt des erftern ift, die Anwendung der öffent 
Einfünfte zu unterfüchen, und Die Rechnungen davon nachzufehen, Cr hat fieben und 
halb von Hundert von allen dieſen Geldern ; und diefer Gewinn diener ihm ſtatt eines it 
baltes, Der Secretär hat alle Archive bes Sandes In Verwahrung , das ift „alle Urthe m 
die von dem allgemeinen Gerichte gefprochen worden, und alle Acten, die es fir ei 
kannt hat, Cr fertiget alle fhriftliche Befehle aus, fie mögen nun von dem Statcha 
ober von den Gerichten ſeyn. Er trägt alle offene Briefe in die Regifter ‚ welche die ee 
theilung der Sänder betreffen. In diefer Stube hält man Protocol von den Vollma 










N 
zu den Gefchäfften, von den Beglaubigungen der legten Willen, ben Verherrathung 


denen Kindern, die in der Colonie gebohren werden, der Anzahl der Verſtorbenen pie 
derer, die aus dem Sande gehen, den öffentlichen Aemtern, Eurz, von allen, — 
Ordnung betrifft, und woran etwas gelegen iſt, daß man das Andenken davon erhal 


DI 


ei 


in Suͤdamerica. VI Buch. XI Capitel. 553 


S Man lieft in der Nachricht des Ungenannten, daß fich nach Bacons Empörung die Zuſtand son 
laateſchreiberen von Virginien in der größten Unordnung befand. „Die Berwilligun- Virginien. 
IN der Sändereyen waren dafelbft mit leergelaffenen Zeilen eingetragen; man fah dafelbft — el 
* Menge Originalacten und koſtbare Urkunden, zerſtreuet, beſudelt, zerriſſen und von 
a Würmern gefreſſen. Ein Statthalter, Namens Ritter Andros, half allen dieſen 
Misbraͤuchen im 16gaften Sahre ab, Er lieh alle die einzelnen oder zerviffenen Acten, 
IE noch von einigem Mugen feyn konnten, in neue Bücher einfehreiben; er ließ bequeme 
Detter bauen;, fie hinzulegen; er erfand Mittel, fie vor dvem Staube und der Feuchtigkeit 
verwahren, und fie in eine Ordnung zu bringen, daß man fie gleich finden konnte, 
wenn man fie brauchete. So viele weife Vorſicht wurde durch eine Feuersbrunft unnüß 
Pmacht, weiche im 1698ſten Jahre das Rathhaus in Die Aſche legete. Eben ver Statt 
"alter aber, welcher feine erfte Sorgfalt auf die Erhaltung der Brieffchaften gewandt hat- 
6, ſammelie alle diejenigen wieder, dieman aus der Feuersbrunft gerettet hatte, und brach 
* ſie in eine beſſere Ordnung, als jemals 6),. Der Gehalt des Secretärs von Virgi⸗ 
* beſteht einzig und allein in den Gebuͤhren, die er von allem dem bekoͤmmt, was in 
Mer Schreiberey ausgefertiget wird, und beläuft ſich jährlich auf fiebenzigtaufend Pfund 
ack; welches die ordentliche Art zu vechnen in einer Colonie ift, wo ſich alles auf den. 
Varkshandel bezieht. Ueber diefes bezahlen ihm noch die Schreiber und Notarien der 
Deopingen alle Jahre vierzigtaufend Pfund, unter dem Titel eines freymilligen Geſchenkes. 
Zween andere Oberbeantte, die aber nicht unmittelbar ihre Beſtallung von dem Koͤ⸗ 
eerhalten, find der geiſtliche Commiſſarius und der Generalſchatzmeiſter. Der erſte, 
von dem Biſchofe zu London ernannt wird, welcher gebohrener Biſchof uͤber alle Pflan⸗ 
1. 9en ift, befucher die Kirchen, hat das Recht der Aufficht über die Geiſtlichen, und erhält 
N dem Statthalter hundert Pfund Sterling Gehalt, welche von den Grundzinfen genom⸗ 
M werden, Das Amt des Schaßmeifters iſt, Das Geld von den befondern Einnehmern 
.  Mpfangen, und die Rechnungen ber außerordentlichen Auflagen einzurichten. Er bat 
won allen denen Geldern, die durch ſeine Haͤnde gehen, ſechſe von Hundert. 
Es iſt ziemlich ſeltſam, daß Die Admiralitaͤt Feine beftändige Beamte in einem Sande 
I, wo Schiffahrt und Handlung getrieben werden. Es giebt aber Seebeamte, die unz 
‚dam Statthalter ftehen, Zolleinnehmer, Steuereinnehmer, Schreiber, einen Sheriff in 
Ri Graffchaft, ordentlich angenommene Feldmeſſer, und fo genannte Coroner oder Be⸗ 
IR, die im Namen der Krone, wie zu London, mit zwölf Geſchworenen unterfuchen muͤſ⸗ 
2, Od ein gefundener todter Leichnam eines gewaltfamen oder natürlichen Todes geſtor⸗ 
{N p, Strafenbereiter, Conftabel, und Haͤupter ber Gemeinen, die alle Jahre ers 
"te erden, In — 
Are NMan hat in Virginien fuͤnferley Art von öffentlichen Einfünften: 1), einen Dee * — m 
Bin’ den fich der König von allen durch öffentliche Briefe vergebenen Sändereyen vorbes in — 
2), eine Einkunſt, die dem Könige durch eine Acte ber allgemeinen nn 
Bee Unterhalte der Regierung bemilliget worden ; 3), ein zu außerordentlichen Gelegen- 
hu. don der Verſammlung errichteter Fond, worüber fie nad) Belieben zu fehalten und 
—9 alten hat; 4), die Grundzinfen zur Erhaltung des Eollegit; 5), die Abgaben, wels 
nach Her-engtändifchen Parlementsacte von der Handlung ber Colonie geſchehen. 
5) Ar angef. Orte I Buch, IV Cap » / 
Algen, Kaifebehe, XVIBand. Aa aa 


Suflandson Die erfie von diefen Einkünften ift nur der Orundzins ver zweenen Schillinge 


Pirginien. 


Abgabe von Man hat in Virginien ziweyerley Art, die Gelder zu heben; die eine durch Zoͤlle af 


Tabak. 


554 Reifen und Entderfungen 

ne! 
jedem Hundert Acer Landes. Er wird dem Generalfchagmeifter gebracht, welches y 
Unkoſten auf die Einnehmer bey einem an fich fo wenig beträchtlichen Gegenftande af‘ 
ret, der doch durch die Menge über zwölfhundert Pfund Sterling jährlich einbringt. — 
ſes Geld bleibt, feit Bacons Aufſtande, in Caſſe, welcher aus Mangel einer foichen v 
ſicht, dem Hofe über hunderttaufend Pfund Sterling koſtete. Die zur Unterhaltung r 
Regierung bewilligte Einfunft wird von der Tare der zween Schillinge auf ven Tabon 
den funfzehn Stuͤbern auf jede Tonne, welche jedes Schiff bey der Zuruͤckkunft von A — 
Reiſe bezahlet, es mag nun ledig oder befrachtet ſeyn; von den ſechs Stuͤbern den 
welche alle Reiſende, fie mögen num freye Leute oder Sclaven ſeyn, bey ihrer Ankunft ; 
der Colonie, bezahlen, von den Strafgeldern und Einziehungen der Güter, die durch 
ſchiedene Acten der Verſammlung eingeführee find, von den verſcheuchten und verlaufen 
Thieren, die niemand wieder fordert; endlich von dem Heimfallsrechte bey den Laͤnder W 
und Habfeligfeiten derjenigen Perfonen, die feinen rechtmäßigen Erben Hinterlaffen. 

le die Gelder, welche aus diefen Fonds kommen, werden dem Schagmeifter gebracht, ' 
wit fie, auf Befehl des Statthalters und des Rathes, zu den öffentlichen Ausgaben koͤnn 
angewandt werden; und die Rechnungen davon werden von der allgemeinen Berfal 
fung durchgefehen und für richtig erklaͤet. Sie belaufen fich jährlich über dreycaub 
Pfund Sterling. Der Fond, welcher die außerordentlichen Gelegenheiten betrifft, han 
worüber die allgemeine Berfammlung zu fehalten und zu walten fich vorbehaͤlt, koͤmmt m 
einer Tare auf die Einfuhre der gebrannten Wafler, und von einem Zolle, der von 4 
Sclaven, Knechten, und Dienern gehoben wird, die in das Sand fommen. Die alt 
von diefen Einnahmen beläuft ſich jährlich über fechshundere Pfund Sterling, und bie EI 
nahme von dem andern Zolfe iſt veränderlich, nach der Anzahl derer Schiffe, die auf“ 
Sclavenhandel gehen. Man bezahlet aber beftändig zwanzig Schillinge für jeden S 
ven und funfzehn für jeden Bedienten, der Fein gebohrener Engländer if. Don sich 
gefammelten Gelde hat man das Capitolium zu Williamsburg erbauet; und der SH, 
meifter hat es in Verwahrung. Man hat fchon von der Einnahme und dem Gebral 


der beyden andern Einfünfte geredet, welche dem Collegio auf gleiche Art zuſtehen. un? 


von wirklicher Schägung oder Kopffteuer iſt, wovon nur die weißen Frauensperſonen 
find, und welche darinnen befteht, daß eine gewiſſe Menge Tabak gegeben wird. Me 
Sabre, zur Zeit der Erndre, läßt der Sheriff einer jeden Provinz durch die Friedensrich 
alle Perſonen, die ſolchen Zehnten geben muͤſſen, das iſt, alle weiße Mannsperſonen, pr 
alle Negern beyderley Gefchlechtes, genau aufzeichnen, Man halt jeden KHausvatet', ; 
großer Strafe, an, ein genaues Verzeichniß von der Anzahl Seelen in feinem Hau 4 
geben. Diefe Schagung wird des Jahres dreymal gehoben, und zu verſchiedenem —, 
brauche. Die erfte wird Durch eine Acte der allgemeinen Verfammlung von allen DE r 
Perfonen, die der Abgabe unterworfen find, in der ganzen Colonie gehoben, und ” 
zu verſchiedenem öffentlichen Yufwande, als den nöthigen Unkoften bey der Beſtrafung als 
nes ftrafbaren Selaven, welchen man dem Herrn gurthun muß ; die Ueberlaͤufer ans 
ten, oder ihnen nachzufegen, zur Bezahlung der Milig, wenn fie auf ven einen M 
zur Yusfertigung der Befehle aus der Schreiberey, zur Erwaͤhlung der Abgeordneten 


Abgaben von der Handlung, welche man erſt erklaͤret hat; die andere, welche eine ft 
Ale 


in Suͤdamerica. Vl Buch. XII Capitel. 555 


allgemeinen Verſammlung und andern dergleichen Auſwande. Die zweyte iſt eine Zuſtand von 
udkopfſteuer, das iſt eine ſoiche, Die jede Grafſchaft für ſich beſonders hat. Sie wird Pirginien. 
2 den Friedengrichtern aufgeleget, welche fie zur Erbauung ever Ausbefferung der Ges 
. tohoͤfe, der Gefängnifle und überhaupt zu allen öffentlichen Ausgaben der Graffchaft 
wenden. Die dritte endlich, welche die Pfarrkopfſteuer heißt, wird von den KHäuptern 
NS jeden Kirchſpieles zum Kirchenbaue und Kirchenſchmucke, zur Ankaufung einiger Laͤn⸗ 
gen für die Kirche, wenn ſich Gelegenheit dazu weiſt, zur Beſoldung der Prediger, 
ke, Küfter und anderer Kirchenbediente aufgeleget, 
ha Bey dem Urfprunge der Colonie waren die Gerichte, die man fo viel mal genanne Seite. 
t, ohne daß man noch deren Ordnung zu erfennen gegeben, Mufter der Aufrichtigkeit 
Billigkeit. Man brauchete darinnen keine von denen Formalitäten, welche die Nechts= 
en in allen europäifthen Ländern fo beſchwerlich, als verderblich machen. Ein einziges 
ericht erkannte über alle Sachen, fie mochten geiftlich oder weltlich ſeyn; und die verwirr« 
ſten Haͤndel wurden in wenig Tagen geſchlichtet, mit dem Rechte, daß man ſich noch an 
allgemeine Verſammlung wenden konnte, die nicht weniger Fleiß anwandte, ſolche zu 
Migen, Diefe Ordnung erhielt fich ſo lange bis im 16088ſten Fahre Mylord Eolepeper, 
er Yon den weifeften Statthaltern in Virginien, welcher die einfache und. leichte Art bes 
underte, woran man fich bis daher gehalten, folche nicht fo wohl zu verändern, als viels 
"ehr zu befeftigen ſuchete, und ſich nur befchäfftigte, einige Neuerungen abzufhaffen, die 
fi dabey einzufchleichen anfingen. Sein Nachfolger aber befliß ſich, einen ganz andern 
eg zu ergreifen; Darauf ließ der Kitter Edmund Andros, welcher im ı6gaften Jah⸗ 
\ zum Statthalter ernannt worden, allein England gewöhnliche Satzungen und Formas 
| Küken annehmen,  Nicholfon endlich, welcher im röggften Jahre von der Statthalter⸗ 
aft über Maryland zu der über Virginien gelangete, führete alle die Kunftgriffe der ver= 
Ülagenften und berrüglichften Gerichtshandlungen ein. 380 werden die Händel der Co— 
Nie yon ʒweyerley Gerichten gefchlichtet, von denen in der Grafſchaft oder den befondern 
Berichten ‚bie aus dem Sheriffe, feinen Unterbeamten und Gefchworenen beftehen; und 
Son dem alfgemeinen Gerichte, oder dem alten, welches aus dem Statthalter und Rathe 
fkchr, Diefes , worauf fich alle andere beziehen , ift ein Dbergericht, jedoch mit einiger 
Einfränkung. Wenn fid) die Klage in Schuldfachen über Dreyhundert Pfund Sterling 
ufe: fo kann man ſich von deſſen Urtheilsfpruche auf den König berufen, welcher zum 
Sndurrheife ein Commite ſetzet, welches man die Appellationsherren nennet. Eben das iſt 
9 in allen andern engliſchen Colonien gebräuchlich. Was bie peinlichen Sachen betrifft, 
kann man ſich von dem Ausfpruche diefes Gerichtes nicht weiter berufen : der Statthalter 
Pi dat das Recht, alle Verbrechen zu begnadigen, den Hochverrath und vorfeglichen Tode 
hlag ausgenommen; und ſelbſt in dieſen beyden Faͤllen kann er den Verbrechern dasjeni⸗ 
bewilligen, was die Engländer Retrieve, das iſt, einen Aufſchub benennen, welcher 
5 Auf die Entſcheidung des Koͤniges verlängert werden kann,  Diefes Gericht wird nur 
Beymal des Jahres gehalten, nämlic) den ısten April, und den ısten des Weinmonates, 
Nd dauert jedesmal nur achtzehn Tage, —F * 
in „Saft alle Einwohner in Virginien find der durch die Geſetze beftätigten Religion, das Religion: und 
bir der englifchen Kirche zugethan; und ob gleich jeder Chriſt, welcher ſich den Pfarrge- Kichenfachen. 
Ion. N unterwerfen will, Gewifiensfreybeit hat: fo kennet man doch nur in der ganzen Co⸗ 
Ne fünf Monconformiftenzufanmenfünfte, dreye a Quädern, und zwo von Presbytes 
\ aaaz2 ria⸗ 


556 Keifen und Enfderfungen 


Zuſtand von rianern. Im 164aften Jahre, da fich die Sectirer in England zu vermehren anfing) 
Virginien. verboth die allgemeine Verſammlung in Birginien , durch eine feyerliche Ace, man k f 
fie nicht aufnehmen, und Eeinen Prediger zulaffen, ver nicht von einem englifchen Bi en 
geweihet worden, Die Mothwendigfeit, das Sand zu bevölfern , machen darauf, da ’ 
. Privilegien auf Chriften von allen Nationen erftrecker murden, Die ſich dafelbft — 
naturaliſiren laſſen; eine Formalitaͤt, die nur darinnen beſteht, daß man in die RR 
des Statthalters einen Eid ableget, und von ihm einen Beglaubigungsfehein unter Del ei 
lonie Inſiegel erhält. — ru > 
Siabt Mona Alle gefluͤchtete Franzoſen, Die der König Wilhelm auf feine Koſten dahin gehen ih 
can von den erhielten dieſe Gnade bey ihrer Ankunft. Im 1699 Jahre ftieg ihre Anzahl bis au f 
franzöfifchen ben oder achthundert, beten man ein fehr fruchtbares fand, an der mittäglichen Seite 
Flüchtlingen amesfluffes, in einem Kreife gab , welchen ehemals Friegerifche Judianer bewohnef 
angeleget. gan, die fich die Monacknen nenneten , und Durch den Krieg gänzlich waren aufgerll 
worden. Es wurde dafelbft eine franzöfifche Stadt angeleget, welche den Namen M 
nacan annahm, und gleich in dem folgenden Jahre durch die Vereinigung einer ME 
anderer Zlüchtlinge ſehr anwuchs. Bey Gelegenheit einiger Zwiſtigkeiten aber zerftreu® 
fih viele, und ihrem Beyfpiele folgeren diejenigen ‚die nad) ihnen anfamen, Weil en 
deffen die allgemeine Berfammlung der Stadt Monacan viele Önadenbewilligungen zug 
ſtanden: fo hat fie ſich mit einem ſolchen Vorzuge erhalten, daß man fie heutiges TAI 
‚als einen von den glüclichften Kreifen in Virginien anſieht. Es find nicht allein die WM fi 
berden dafelbit im Leberfluffe; fondern Die Arbeitfamfeit der Einwohner hat auch viele 
nufacturen dafelbft angeleget, und mit denen wilden Weinftöcen, die fie in den Gehohel 
gefunden haben, ſind ſie ſo weit gekommen, daß fie ſehr guten Wein daraus mache" 
Die Größe eines Wohnplages wird hier nicht fo wohl nach der Strecke ihres gande 
als vielmehr nach der Anzahl der Perfonen, abgemefjen, welche den Zehnten daſelbſt ba 
len. Ein jedes Kirchſpiel hat feine Kirche, Diejenigen, deren Pfarrkinder ſehr zer 
find, Haben noch eine oder zwo Capellen, worinnen der Gottesdienſt wechfelsweife verilt 
set wird. Das Kirchfpiei mag aber groß oder klein feyn : fo ift die Beſoldung des PT 
gers auf fechzehntaufend Pfund Tabak jährlich feftgefeßet, Ueber diefes befümme er no 
einige Gebühren von den Trauungen, den Begräbniffen , und vornehmlich den Leichenn 
den, welche das Seichenbegängniß ftets begleiten; fo daß der unterfchiedene Reichehum 
Geiftlichen nur von dem Unterſchiede des Tabacks, deſſen Preis fich nach der GSüredese" 
des verändert, und von der Größe der Kirchfpiele berühren kann, welche Gelegenheit j 
mehr ober weniger Trauungen und Seichenreden giebt, Die Gebühr des Predigers fuͤt 
ne folche Rede ift auf vierzig Schilling oder vierdundert Pfund Taback , und für ji 
Trauung auf fünf Schilling oder funfsig Pfund Taback feftgefeger. Als diefer Gehalt”, 
Predigern bemwilliget wurde: fo war ber Tabak nur auf zehn Schilling der Zentner geſchäten 
und auf diefen Zuß betrugen die fechzehntaufend Pfund am Gelbe achtzig Pfund Stellt 
Heutiges Tages aber wird der gute Taback faft noch einmal fo theuer verkaufet. Die en 
Fünfte der Prediger haben fich alfo in denen Kirchſpielen verdoppelt, welche ven beften * 
back hervorbringen. Einige Kirchen haben Laͤndereyen, auf welchen das Kirchſpiel 7 
gewiſſe Anzahl Vieh und Negern zum Vortheile des Predigers unterhaͤlt, welcher nicht 
ter dafuͤr ſtehen darf, als daß er eben ſo viel wieder hinterlaͤßt, wenn er von der Pfarre⸗ ; 
geht, Man merfer an, daß man nicht weniger, als zwölf Negern, zu der Bauung 


4 


| in Suͤdamerica. VI Buch. XI Capitel. 557 


/ bus brauche, den man ihm bezahlet, vornehmlich, wenn er von der beften Art iſt, 
 Pelche die Engländer den Wohlriechenden (Sweet-fcented) nennen, 
vi Die geiftliche Kegierung in jedem Kicchfpiele befindet fi) in den Händen des Pres 
| Au und zwölf von den vornehmften Einwohnern , welche die Pfarrkinder vormals era 
h Öleten, SHeutiges Tages aber wählen fich dieſe Kirchvaͤter felbft, wenn einer von ihnen 
tbr, einen andern Collegen, Sie müffen insgefammt den Lehrfägen und der Ordnung 
N nglifchen Kirche zugethan ſeyn, und fie unterfchrieben haben. Mac) dem befondern 
Hs  Ruche.des Sandes Fönnen Die Gerichte der Graffihaften die Teftamente für richtig ers 
hi ten, Die Urkunde davon aber muß von dem Statthalter unterzeichnet werden, welcher 
a das geringfte dafür beföümmt. Die Erlaubniffe zu den Heirathen werden von den 
| un etären eben der Gerichte ausgefertiger, und von dem oberften dazu beftellten Richter 
erzeichnet. Die Macht, die Prediger in den Befig der Pfarren zu fegen, die fieexhals 
haben, iſt in den Haͤnden des Statthalters. Alle dieſe Gewohnheiten haben durch be⸗ 
Kr Acten der Verſammlung die Kraft des Gefeges erhalten; und die Könige in Eng⸗ 
h fügen denen Anweifungen, die fie den Statthaltern ertheilen, allegeit den Befehl bey, 
ng forgfältig vollſtrecken zu laſſen. Die einzige Urfache, die man den Predigern zu Fla= 
MN gelaffen hat, ift, daß fie ihre Pfarren nicht als Freylehen befigen, fondern felcher, oh⸗ 
' den geringften Proceß, wieder fönnen beraubet werden, Gie werben von einem Jahre 
Ken andern, oder auf gewiffe Jahre, nad) ihrem Vergleiche, mit den Kirchvaͤtern, ange: 
Men, und unterhalten. z a , 
Un Truppen der Colonie beftehen aus einer gewiſſen Anzahl Einwohner, welche 
enweiſe, unter dem Namen der Milig zu Pferde und zu Fuße, eingefchrieben find, 













ir Dens genießen, und fich fo wenig vor den Indianern, die nicht mehr im Stande find, 
zu ſchaden, als vor ben Einfällen der Fremden ‚fürchten. Denn da ſie nur bioß Tas 
bauen: fo bilden fie fich nicht ein, daß man große Begierde nach Blättern haben koͤn⸗ 
nr die in ihren Vorrathshaͤuſern aufgehäufet liegen; und die Eroberung ihrer Pflanzun- 
Indie von einander entfernt find, wuͤrde mehr Mühe Foften, alsman jemals Bortheis 
Ne haben würde, Der einzige Feind, wovor fie ſich zuweilen fürchten, iſt ein Statt- 
AR, der ſich der koniglichen Gewalt misbrauchet, womit er bekleidet iſt, und der ſie 
die Ausübung einer willkuͤhrlichen Gewalt unterdrücket oder demuͤthiget. 
Sie haben Feine Art von Feſtungen, und fechs Kleine Canonen, die fie ehemals zu 
N Ei wu hatten, find nad) Williamsburg gebracht, und dienen nur, an Feſttagen zu⸗ 
Gr" gelöfer zu werden. Der Statthalter iſt nach feiner Beftallung, Generallieutenant. 
Ina das Recht, in einer jeden Graffhaft einen Oberſten, einen Dberftlieutenant und eis 
den Überfirnachtmeifter zu ernennen, welche Hauptleute und andere Dfficier unter fich ha⸗ 
tn de Ein jeder freyer Virginier ift von feinem fechzehnten bis in fein fechzigftes Jahr * 
Hufe "Mitig eingefehrieben. Jede Provinz ift verbunden, die feinigen alle Jahre einma 
bis, Men kommen zu laſſen, um fie zu muftern, und die abgefonderten Eompagnien drey 
Run af exerciren zu laſſen. Leute welche einen Theil ihres Lebens mit Jagen in ihren 
f dern zubringen, folften geſchickt fern , die Waffen zu führen, Die Anzahl der Netz 
ty, Dar vor einigen Jahren ein taufend dreyhundert und drey und fechzig Mann, und Des 
bohn uße, ſiebentauſend einhundert und neun und fechzig Mann. Weil es wenig Eins 
er giebt, die Eeine Pferde Haben: ſo beobachtet man, daß es bey Gelegenheit ſtets 





Ir 
CF 






KM brauchet in einem Sande feine andere Kriegesmacht, wo die Einwohner eines tiefen. 


Aaaaz _ leicht 


Suffand von ‘ 
Virginien. 


Soldatenwe⸗ 
ſen. 























. Sa | Keifen und Entdeckungen 


Zuftand von leicht fen, einen großen Theil des Fußvolkes zu Dragonern zu machen, Anſtatt einig, 
PVirginien. gulierten Truppen, die man fonft auf den Beinen hatte, und welche dieneten ‚ die 9 
gen zu ſaͤubern, iſt ſeit kurzem verordnet worden, es follte, im Falle eines Laͤrmen of 
Miliz aus denen Kreifen, worinnen folches entftünde, unter der Führung des oberſten 
ficiers in der Grafſchaft ausmarſchiren. Waͤhret der Marſch drey Tage, oder länge in 
muß fie für die Dienftzeit befoldet werden; und wenn das Larmen für falfch befunden ® 
fo hat fie feinen Sold zu gewarten. Die Reiter- oder Dragonercompagnien beſtehen 
dreyßig oder vierzig Reiten, und Die bey dem Fußvolke ungefähr aus funfzig Mann. 
Nachricht des Ungenannten verfichere, fie koͤnne in vier und zwanzig Stunden be 
men feyn e). (ni 
Ordnung we⸗ Durch eines von den erſten Geſetzen des Landes, welches in alle engliſche Co dr 
gen des Geſin⸗ gefommen iſt, unterfcheidet man die Dienftborhen in beftändiges und abwechſelndes bt 
des, finde. Die Negern und ihre Kinder find von der erflern Art, ohne, daß die Engl”, 
eine andere Urfache davon angeben, als die gemeine Örundregel: partus ſequitur Mi 
das ift, weil die eltern zur Sclaverey erfaufet worden, fo feheine die Natur die KIT, 
eben dazu verdammet zu haben. Das andere Gefinde dienet nur eine gewiſſe Anzad 
Jahren nach) ihren Vergleichen mit ihren Herren, oder nach dem Gefege, welches 
ſtaͤblich in Ermangelung eines Bertrages ausgeführet wird. Es enthält, daß die I. 
bothen, welche ſich unter neunzehn Fahren angeben, dem Gerichte vorgeftellet werben Mr 
Damit es ihr Alter beftimme ; und daß fie darauf ſollen gehalten feyn, bis in das Die 
zwanzigſte Jahr zu dienen. Sind fie aber älter: fo darf ihr Dienft nur von fünf * 
ven feyn. —X 3 
Die Knechte und Sclaven von beyderley Geſchlechte werden zu einerley Arbeit gl, 
het. Sie bauen das Feld; fie fürn Korn, und pflanzen Tabak, Ihr Unterſchied DI 
nur in der Kleidung und Nahrung. Bender Arbeit aber iſt nicht befchmerlicher, © 
ver Herren ihre, die ſich fo, mie fie, der fehiwereften Arbeit des Ackerbaues unt 
Man wirft es den Virginiern mit Unvechte vor, daß fie ihren Sclaven mit Gra 
begegnen. Der Berfaffer verfichert, die Verrichtungen dee Sclaven wären in Bit 
nicht mühfamer, und nähen nicht einmal einen fo großen Theil des Tages ein, a 
Landarbeit der Bauern in Europa. _ h M 
SGeſetze zu ih⸗ Er giebt einen Auszug von den Landesgeſetzen zum Beſten des Geſindes. ı) 9° 
rem Deften. die Gerichte die Klagen der Dienftbothen, fie mögen frey oder Sclaven feyn, anhörel® 1, 
ne die geringfte Art von Mugen daraus zu ziehen. Findet ſichs aber, daß der HA! m 
recht hat: fo verurtheilet ihn das Gefeg zu den Unfoften. 2) Sind alle — 


>53 


berechtiget, diefe Klagen anzunehmen, und müffen dem Uebel bis zu den erften SIE 
des Sandgerichtes abhelfen, wo Sachen von diefer Art, ohne weitere Berufung ab9 ip 
werben, 3). Sind die Herren der Beſtrafung der Sandgerichte unterworfen, went! In 
sen Dienftborhen Feine gefunde Koft, gute Kleidung und eine bequeme Wohnung 9 
4). Sind fie verbunden, ſich auf die Klage eines Dienftbothen vor Gericht zuftellel) 
fie find, bis auf die Entſcheidung, feines Dienftes berauber. 5). Sollen die KIN un 
nes Dienftbothen von dem Friedensrichter zu aller Zeit und bey jeder Sißung, von uun 
Gerichte angenommen werden; und man foll, ohne erft auf die gerichtlichen Forman 


\ 


) Am angeführten Orte IV Buch, IX Cap, 


in Suͤdamerica. Vl Buch. XII Capitel. 359 


te : — 
—9 en auf einmal zu der Unterfuchung ihrer Klagen fihreiten. Wofern fich ein zuſtand von 
in terffünde, folches auf die lange Bank zu fihieben, oder fich nicht ftellen wollte: fo Virginien. 

48 Gericht berechtiget, ihm ben Dienftborhen zu nehmen, und folchen auf feine Ko 
—* ahren, oder ihn fuͤr den gewoͤhnlichen Marktpreis verkaufen zu laſſen, welcher 
ih nach Abzuge der Unkoſten wieder ſoll zugeſtellet werden. 6). Kann ein Herr nad) ges 
" „Nenem Vertrage mit freyen Dienftborhen Feinen neuen Vertrag ohne Genehmhaltung 
die Friedensrichters fehließen, 7) Sollen fie mit ihrem Gelde und denen Gütern, 

) an Pnft bekommen oder mitgebracht haben , frey ſchalten und walten. koͤnnen. 
Vie nn ein Herr die Graufamkeit hat, einem franfen Bedienten , oder der in feinen 
hin En unvermögend geworden ift, übel zu begegnen : fo follen die geiftlichen Ober- 

Fa der Pfarre ihn in ein anderes Haus bringen laſſen, damit er dafelbt auf 

en feines Seren fo lange, bis feine Dienftzeit aus iſt, ernähret werde; nach welcher der 
Ye, Nd auf Kechnung des Kirchfpieles geht. 9 Empfänge jeder frene Dienftbo- 

k M feinem Herrn, wenn die Zeit, auf die er fich vermierhet hat, um ift, fünf 

N Scfefiet Weisen , welches ein Hinlänglicher. Vorrath auf ein ganzes Jah ift, und 

" vollſtaͤndige leinene und wollene Kleider. Alsdann wird er frey, und fritt obs 
Ausnahme, in alle Privilegien des Sandes, Er fann dreyßig erledigte Acer Landes 
Men, und folche bauen, / N 


3* 
Hin, Bey diefen vorgeftelleten Vortheilen, wird man ſich nicht wundern, daß Virgi- Vevöoͤlkerung. 
4 N nach und nach eine große Anzahl Einwohner an fich gezogen. Die erften wa- x 
Ya Ne Weiber dahin gefonmen; und ba fie fich nicht getraueten, Indianerinnen zu hei⸗ 
EM, aus Furcht, fie möchten dadurch ihr Leben in Gefahr fegen , fo fihmeichelten 
„N, es würde der. Ueberfluß , morinnen fie zu leben anfingen, einige Engländerin 
„+ die Fein Vermoͤgen hatten, bewegen können, dahin zu kommen, die Annehmlic- 
N ihres Zuftandes mit ihnen zu theilen. - Indeſſen wollten fie doch feine anneb- 
M , die nicht ein beglaubigtes Zeugniß von ihrer guten Aufführung brachten, Die: 
gen , welche Tugend hatten, braucheten feines weitern Brautſchatzes. Man fras 
ne niche, ob fie Geld ober Güter hätten , fondern Eaufete fie vielmehr von denen, 
18 fie mitgebracht hatten, für hundert Pfund Sterlinge; diefe Art von Handlung 
altte chen fo viel Begierde bey ben Kaufleuten , als die leichte Mühe anzufommen, 
bey den jungen Maͤgdchen erregete. Als darauf fein Zweifel mehr wegen ber 
fe der Himmelsiuft und der Fruchtbarkeit des Erdreiches wars fo giengen Per: 
I, ven Stande mit ihren Familien dahin, um entweder ihe Vermögen zu verbeſß⸗ 
Ler ihre Religlon und ihre Freyheit in Sicherheit zu ſehen. So zogen ſich nach 
Ney des I Tode eine Menge Royaliften dahin , bloß in der Abfiht, fi der Tyran- 
nigl 8 unrechtmäßigen Beſitznehmers zu entziehen. Gegentheils war auch das. koͤ⸗ 
RR ® Haus kaum wieder hergeftelfer, fo fucheten viele von Eremwells Anhängern eis 
er flucht daſelbſt. Indeſſen war doc) die Anzahl derſelben lange nicht fo groß, als 
ndern ‚ weil die Virginier eine offenbare Meigung für die fönigliche Partey bezeu⸗ 
nie ten, Die meiften Republicaner giengen nach Neu-England, einer andern Co⸗ 
X die zu diͤhen anfing. Man bat geſehen, was für Zuwachs Virginien durch 
amnzoſen, unter Wilhelms Regierung, erhalten. Was die Miſſethaͤter betrifft, die 
ndesverweiſung verurtheilet find: ſo verfichert der Ungenannte, Der auf die Ehre ſei⸗ 
nes 





























\ 















560 ; Reifen und Entdeckungen 


| nd 

Zuſtand Bor Ai Vaterlandes eiferfüchtig ift, man habe deren fehr wenige allda aufgenommen / 

Virginien. man habe ſich ſo gar durch ſtrenge Geſetze die Freyheit verſaget, deren einige aufzunehm h 
—— — 


—ñun Nichts bindet die Virginier fo ſehr an ihr Sand, als die liebliche Luſt, die 9 
—* weit von der. übermäßigen Kälte, als der übermäßigen Hitze entfernet if. Man giebt 


daß in dem allerbewohnteften Theile die Luft feucht ift, welches von ben Fluͤſſen und ©, 
herruͤhret, die in einem niedrigen und fumpfichten Sande in großer Anzahi find: gege! 
Gehölze zu aber, wo man anfängt, neue Pflanzungen zu machen, ift fie trocfen , und A) 
ſieht daſelbſt nur Bäche von dem reinften Waffer, die ſich gleich bey ihrem Urſprun⸗ 
tauſend kleine Arme zertheilen, um die benachbarten Laͤnder zu bewaͤſfern. Man bewe 
daß Virginien beynahe mit dem gelobten Sande unter eineriey Breite liegt; und, da 
fe beyden Länder viele Gleichfoͤrmigkeit mie einander haben. Sie find beyde reich J 
fen; fie liegen beyde an einer großen Bay, welche fie ſehr bequem zur Handlung M 
und in beyden ift das Erdreich von einer fonderbaren Fruchtbarkeit. Man geſteht abe * 
ſich die Virginier dieſer Vortheile ſchlecht zu Nutze machen, und daß der Ueberfluß ſie ap 
ne nicht zu entfehulbigende Trägheit geſtuͤrzet hat. Der Ungenannte beflaget deren Mi) 
kungen. „Iſt es nicht eine Schande, faget er, daß man daſelbſt alles, was zur y 
„dung dienet, als Leinwand, wollene und. ſeidene Zeuge, Hüte und Leber, aus En Am! 
„befömmf, da doch Fein Dre in der Welt ift, mo der Flachs und der Hanf beffer I! 
„Die Schafe tragen dafelbft eine gute Wolle: man fehiert fie aber nur, um fie u 
ofen. Die Mauldeerbäume, deren Blaͤtter dienen, die Seidenwuͤrmer zu fürtern, or 
„fen bier von Natur, und die Würmer felbft fommen hier gut fort. Indeſſen LM, 
| „doch nicht die geringfte Acht darauf. Es hat fehr das Anfehen, daß die File, 
„man in England die Hüte machet, unter diefer Geftalt wieder nah Virginien zurůͤc 
„ten, woraus fie gefommen find, Leber dieſes fo läßt man eine große Menge Hä 
„felbft verfaulen, deren man fich nur bediener, einige trockene Waaren damit zu 
„Wenn man einige davon gerbet, um Schuhe für die Dienftborhen daraus zu mag 
oſo geſchieht es mitfo weniger Kenneniß und Sauberkeit, daß die Herren fich derfelben 
„bedienen wollen; und derjenige, der fich einfommen läßt, Hirfchlederne Hofen zu 
„muß fich vorwerfen laffen, daß er geisig ſey. Kurz, die Birginier find fo träge uf, 
„schlechte Hauswirthe, daß fie mitten unter weitläuftigen Wäldern ‚ die das Sand be ih 
ihre Schränfe, ihre Stühle, ihre Tifehe, ihre Kiften, ihre Kuffer, ihre Tabureffer 
„Wagenraͤder, und was einem unglaublich vorkommen wird, fo gar ihre birkene Defen” 
„England fommen laffen,, 4). rt * he⸗ 
Man entdecket die Urſache, warum die reiſenden Englaͤnder, welche Virgin 
ſuchen, die Luft darinnen durch ihre Klagen verſchreyen: „Sie haben die Unverfi hı 
„feit, daß fie den ganzen Sommer über ihre TuchEleider fragen, und die Ungersinih 
„daß fie ſich hernach über eine unmäßige Hitze beſchweren. Sie überladen fih mit dh 
„ten, und tarten nicht einmal fo lange, bis folche reif find; und fie fehreiben den = it 
„fall, bie Fieber, welche ihnen diefe Unmaͤßigkeit zuzieht, der Luſt zu. Weil betr 
„Seeftadt iſt, und die Leute von den Schiffen genöthiget find, die Faͤſſer Taback ER ph 
„5wo Meilen fortzumälzen, um fie einzufchiffens fo werden fie durch Diefe Uebung * ſe 
„als durch die Sonnenhitze erhitzet. Um ſich nun zu erfriſchen und abzukuͤhlen, trin be⸗ 


q Relat. de la Virginie L.IV. ch. i18. 


* “ 


in Suͤdamerica. VI Buch. Xu Capitel. ‚551. 


ee, vornehmlich jungen Cider, welchen fie bey allen Einwohnern im Ueberfluffe fin- Zuſtand von 
—* und die Eoliken, die darauf folgen, machen denn, daß ſie mit allem englaͤndiſchen Rirginien. 
At Mtuche ausrufen: Gott verdamme und verderbe das Sand! Diejenigen aber, welche 
ae gend find, mäßig zu leben, finden in Birginien eine-von den beften und angenehm⸗ 
Himmelsgegenden in der Welt, e). 
Die Befchwerlichkeiten des Landes find vornehmlich ihrer drey; der Donner, einige 
IE von einer mehr beſchwerlichen als gefährlichen Hitze; und die ſchaͤdlichen Ungeziefer. 
* N geſteht, daß die Donnerſchlaͤge daſelbſt im Sommer ſehr heftig find. Allein, fie 
ig, Jathen dafelbft nicht fo gar viel Schaden oder Uebel, fondern dienen vielmehr wirk- 
Auf die Luft zu erfrifchen und fie zu reinigen, daß man fie alfo mehr wuͤnſchet, als fürchtet. 
tl der andern Seite ift Birginien nicht dem Erdbeben unterworfen, welches in. den Ans 
a "fo Häufig if, Was man die heißen Tage nennet, koͤmmt nur auf einige Stunden 
def ‚ Die Hige ift nicht fehwer zu erfragen, als wenn fie mit einer großen Windftille bez 
tig et iſt, die aber nicht lange dauert , und die hoͤchſtens nur zwey- oder dreymal des Jah⸗ 
ich ereignet. Man Fann fic fo gar in dem Schatten dawider verwahren, den man 
| Mn unter den dickbuͤſchichten Bäumen, in den Grotten und Lauben der Gärten 'antrifft, 
| hi Auch in den Zimmern und Zelten, welche in Der freyen Luft aufgefchlagen find, Der 
"ling und Hechft aber find von einer außerordentlichen Annehmlichkeit in allen Kreifen 
SColonie, Die Zufecten endlich find die Fröfhe, die Schlangen, die Muftifen oder 
te zkiten, die Wanzen, die Tiquen und bie vorhen Wuͤrmer oder Holzlaͤuſe. Man leug«: 
es nicht, daß die Einwohner nicht viel von dieſem Gewuͤrme auszuftehen haben : bie 
achſamkeit und Reinlichkeit aber können fie davor verwahren. 
np ie Winter in Virginien find fehr kurz. Sie dauern nur ungefähr drey Monate; 
der dreyßig Tage darnach genieße man dafelbft einer reinen Sonne und heitern Luft, Wenn 
x Stoft allda zuweilen fehr freng und ſcharf iſt: fo Dauert er nicht über drey bis vier 
ge, das ift, fo lange bis fich der Wind ändert; denn es friert niemale, wenn er von ben 
‚lachifchen Gebirgen zwiſchen Mordoft und Nordweſt koͤmmt. Ueber diefes koͤmmt nichts 
a Schönpeit des Himmels bey diefem kurzen Frofte gleich. Die Negen Haben, den 
Inter ausgenommen, wo fie wegen ihrer übermäßigen Menge beſchwerlich find, nichts 
des an ſich, als was geſund und angenehm iſt. Selten dauern fie im Sommer län 
als eine Halbe Stunde, Man wünfchet fie oftmals wider die lange Duͤrre, Damit das 
"y Gefilde wiederum ein lachendes Anfehen befomme, | 
y, Da die Kranfpeiten des Landes dafelbft nicht, wie in einigen Theilen des nordlichen Krankheiten. 
ica, durch eine dicke und neblichte $uft verurfacher werden, noch mie in den füfichern 
ben enden aus einer erftichenden Hige entftehen: fo glaubet man, fie dürften nur dem Mis⸗ 
ðhe zugeſchrieben werden, welchen man von den Geſchenken der Natur daſelbſt machet. 
Mabebe ich gefehen , ſaget der ungenannte Schriſtſteller, daß nicht allein Fremde, fon 
ey Mh alte Einwohner fo unvernünftig waren, daß fie ſich in der Hige faft ganz na 
Ihn Suf das Ealte Gras in dem Schatten eines Baumes mieberlegeten, und dafelbft ein: 
I en. Andere Iegen fich den Abend dahin und feheuen fih nicht, Die ganze Nacht das 
N iuubringen. Zeiget aber num gleich diefes Vertrauen bie gufe Meynung an, = ' 


Ebendaſ. 19 Cap. 
Ügen, Reiſebeſchr. XVI Band» Bbbb 


562 An Reifen und Entdeckungen 


deſtand von fie von der Luft des Landes Haben: fo geſchieht es doch zuweilen, wie in andern Theilen © 


Pirginien, 


Erdreich in 
Virginien. 


Welt, daß die Duͤnſte aus der Erde und der Thau verdruͤßliche Eindruͤcke auf den — 
machen. Eben ſo geht es auch mit denen ‚ die ſich bloß an die Luft ſtellen, oder kalt J 
fer trinken, wern fie etwas ſtark gearbeitet haben, und denen Fremden, vie gar zu DI 
rig allerhand Obſt efien. Ueberhaupt aber giebt es fo wenig Kranke in Virginien, gi | 
man nach einer natürlichen Folge fehr wenig Aerzte daſelbſt ſieht. Iſt man daſelbſ 
weilen den Fiebern unterworfen: fo hält der Gebrauch der Duinguina, die dafelbit 9 
fuͤhret iſt, faſt allezeit die Anfälle auf; und über dieſes g ebt dag Land verſchiedene Wurze 
die den Ruhm haben, daß fie unfehlbar gut dawider find, 

Obgleich eine überaus große Mannichfaltigkeit des Erdbodens in einer Colonie v 
einer fo großen Strecke anzutreffen iftz fo kann man doch überhaupt fügen, daß Birgit 
alle Arten von Pflanzen und Früchten tragen kann. Wenn nicht oftmalg von denen ! 
hen Gebirgen, bie gegen Nordweſt find, und die man mit Schnee bededet zu ſeyn ai 
bet, ein Falter Wind Fame, der dem Wachsthume ſchadet: fo mennen die Einwohner m 
koͤnnte ohne große Mühe das ganze Jahr über in freyer Luft Die lieblichſten Fruͤchte det mit 
täglichften Hinmelsgegenden erhalten. Der Sommer aber ift Heiß genug, fie vollkomm 
zur Reife zu bringen, Man unterfcheider vornehmlich dreyerley Art von Boden; den 
dem niedrigften Sande, in Dem mittlern, und an den Quellen der Fluͤſſe. 

Um die Muͤndung der Fluͤſſe iſt das Sand faſt durchgängig feucht und fett, role! 
zu dem gröbften Saamen, als Reiß, Hanf, Mai; u, f w. geſchickt. Es finden ſich „. 
ſelbſt auch kalte, magere, fandige und oft mit Waffer beveckete Adern, die Deswegen nit 
unfruchtbarer find, weil fie Huckles und Eransbeeren, Chincapinen u, d. g. tragel 
Ueber dieſes ſind dieſe niedrigen Theile faſt durchgehends mit Eichen, Pappeln Gicht 
Enpreffen, Cedern, und verfchiedenen Arten von würzhaften Bäumen bewachfen, per! 
Stämme von dreyßig bis fiebenzig Fuß hoch find, und in diefem Naume nicht dem gel 
fien Zweig haben. Man fiege dafelbfi- fo gar Stechpalmen, Myrthen und eine DI 
ümmergrüner Stauden , wovon die meiften feine Namen in den europäifchen Sprachen 5 

‚ben. Die Eiche läße ihre Eicheln dafelbjt neun Monate lang fallen und hoͤret nicht A 
neue hervor zu bringen, 


In der Mitte des Sandes iſt der Boden ſehr eben, einige Fleine Berge ausgenonn 
mit ihren Thaͤlern, bie von unzähligen Bächen gewaͤſſert werden. An einigen Orten iv 
das Erdreich fett, ſchwarz und ftaık; am andern iſt es mager und leichter. _ Zumeilen b * 
thet der Grund nicht weit davon, Thon, Kies oder große Steine, oder auch gemeinen m K 
gel dar. Die Mitte der Erdzungen ‚ welche zwiſchen den Fluͤſſen find, ift srhentlld 
Weiſe ein armes Sand von einem leichten Sande oder Thone, welches aber niche hind H 
daß nicht daſelbſt Caftanienbäume, Chincapinen, und ven Sommer über eine Aıt U 
kleinen Roͤhren wachſen follten, die ein gutes Futter für das Vieh find. Die fruchebart 
fien Dexter find dicht bey den Ufern und. ihren Xrmen, Sie find mit Eichen, Nun 
men, Hickories, Eſchen, Buchen, Pappeln, und einer Menge anderer Bäume von M 
ungeheuren Größe bedecket. | 
Um die Quellen des Fluffes ift ein Miſchmaſch von Gebirgen, Thaͤlern und Ehentli 
deren einige fruchtbarer find, als die andern, wo man eine große Mannichfaltigeelt 4J 
Pflanzen, Baͤumen und Fruͤchten antrifft. An den ſumpfichten Dertern dieſes —— un 


4 


in Suͤdamerica. Vl Buch. XII Capitel. 2.68; 


uber man die Dicke der Bäume; und der Verfaffer zweifele, ob es in irgend einem an⸗ Suffand von 
IN Sande eben fo dicke Bäume gebe. Er bedauert zugleich, daß ihre Entfernung von der Pirginien. 
ee und den, großen Flüffen nicht erlaube, fie einzufchiffen, — 
die ae Fluͤſſe und ihre Buchten bilden an verfchiedenen Orten fehr große Moräfte, wo 
* eiden vortrefflich ſind. Andere Oerter haben mancherley Erden, wovon einige ar— 
* aft, andere gut zu Toͤpferzeuge ſind. Man findet daſelbſt auch Antimonium, Talk, 
* en und rothen Oker, Erde zum Flecken ausmachen, Mergel und vortrefflichen Thon, 
hu Aus man Pfeifen made. Das hohe Sand hat Steinfohlen, Schiefer, Steine 
ki Bauen, flache Steine zu Fußböden, und Flintenſteine. Was die Mineralien bee 
lg ſo läßt ſich aus der Breite des Landes und andern Umftänden urtheilen, daß fie da— 
6; % reichlich feyn müffen: man bat fich aber nicht befchäfftiger, fie zu fuchen. Einige 
Me und Bleyadern, die man von ungefähr entdecket hatte, wurden bey den Unruhen 
gegeben ; und man hat fie ſeitdem nicht wieber gefunden. Man weis aber, daß an 
Buidenen Orten Eifenadern find. Bor einigen Jahren redete man viel von einem 
dbergwerke „ welches gleichſam wieder verſchwunden iſt. Der Ungenannte hoffet we— 
Iſtens, man werde dafelbft einiges anderes Metall finden, Er verſichert, die durchſich⸗ 
In Steine , die man auf der Fläche der Erde ſieht, haben einigen Werth, und kommen 
* ihres Glanzes dem Diamanten naͤher, als die Briſtoler und Karryer Steine. Sie 
{ben nur den Fehler, faget er, daß fie weich find: wenn fie aber einige Zeitlang an Die 
geftefiet werden, fo werden fie hart. Er feet hinzu, diefe Ader ſey an eben dem Orte, 
gelten Purchas Utamuſſak nennet 5), wofelbft ehemals der vornehmfte Tempel des 
ns und der Sitz der Oberpiefter unter Powhatans Regierung geweſen. Man ſah da⸗ 
einen Altarſtein von dem ſchoͤnſten Cryſtalle, welcher ein Viereck von drey oder vier 
* machete. Ein Prediger, Namens Whirakar, ſchrieb ehemals von Henrico, wo er 
Amte fund, an die engländifche Geſellſchaft; „zwölf Meilen von den Wafferfällen des 
Nuſſes James war ein Eryftallfelfen, woraus die Jndianer Spigen an ihren Pfeiten ma⸗ 
ten, und drey Meilen davon fand man einen fteinichten Berg, deffen Spige eine 
GBoldader hatte, Einige Engländer, die zu dieſer Nachſuchung gebrauchet worden, hat— 
n zwo ſchlecht gehaͤrtete Hacken mitgenommen, deren Spitzen ſich bey jedem Hiebe ums 
an; fie harten alfo nicht weit hinein Eommen fönnens das wenige Gold aber, welches 
„don da mitgebracht hatten, wurde bey der Probe fehr gut befunden g). Man bes 
iſt nicht, durch was für eine Zauberey das Bergwerf wieder verſchwunden, oder durch 
J fuͤr eine ausſchweifende Traͤgheit man ſich nicht weiter bekuͤmmert habe, daran zu 
ten „. h : - 
hie. Nichts verurfachete den erften Engländern mehr Erftaunen, als die Menge und Matt: 
ig altigkeit derer Früchte, die fie bey jedem Schritte antrafen, als wie in einem natuͤr⸗ 
Ar. Sarten ‚no alles ohne Wartung wuchs. Man wird ſich hier nur, nach der alten 
dieſes Werkes, bey denjenigen aufhalten 4), die dem Lande mehr eigen zu feyn ſchei⸗ 
in And fie bald unter den indianifchen Namen, die fie noch behalten haben, und bald 
er denen, die fie von den Engländern befommen haben, anführen, Der ungenannte 
Bbobb 2 Vir⸗ 


3 Pilgrimage de Purchas, IV Bud. g) Relation de la Virginie, Il Buch, 3 Cap, 
Ben h AS die andern Länder auch haben, wird in die Naturgeſchichte des nordlichen America 
Wieſen. * 


54°. Reifen md Entdeckungen 


— en 
Zuſtand von Virginier, dem man hier befonders folget, vedet hier nur von dem, was er kennet, “ 


Dirginien. 


Hefondere 
Landpflanzen, 


‚fimon nennen, ift eine andere Art, welche Smith, Purchas und Laet nad) ihnen indi 


er faget. 

Er unterſcheidet dreyerley Art Kernfrüchte, Kirſchen, Pflaumen und Herſimen 
Die Kirſchen wachſen in den Gehoͤlzen, und find von vielerley Arten, wovon ihrer zwo⸗ e 
Bäumen, von der Dice einer weißen engländifchen Eiche, wachfen, und die eine hr 
Srüchte buͤſchelweiſe träge, wie Weintrauben.. Sie find beyde auswendig ſchwarz, vie x 
ne inmendig aber roth und von einem angenehmen Geſchmacke, als unfere ſchwarze Kirſch 
weil fie nicht die Bitterkeit davon hat: die andere iſt inwendig weißlich und ven ei 
fhlechten Geſchmacke, doc) freſſen Die fleinen Bögel folche gern. Eine dritte Art wi p 
noch tiefer im Lande, und findet ſich längft den Fluͤſſen auf Eleinen Bäumen von der — 
unſerer Pfirſichbaͤume. Dieſe iſt die angenehmfte Kirſche von der Weit. Ihre Farbe 
dunkel purpurfarben. Sie iſt ſehr klein. Die Vögel find fo begierig nad) dieſer Fi 
daß fie nicht fo lange warten bis ſolche reif iſt, um fie abzufreſſen. Dieſe Urſache ma 


‚fie überaus ſelten; und die Engländer haben noch fein Mittel ausfuͤndig machen koͤnnen , 


wenigftens in ihren Obftgärten zu erhalten, j 
Virginien Hat zweyerley Art wilder Pflaumen, die alle beyde fehr Elein, aber vol 
nem beffern-Gefhmacke find, als unfere Damafcenerpflaumen. Was die Indianer PÜ 


ſche Pflaume heißen, welchen Namen aber der Ungenannte für gar zu unbeftimmt päl 
Man findet Perfimonen von verfchiedener Größe. Der Geſchmack derfelben iſt 
ſcharf, wenn ſie noch nicht recht reif ſind: bey ihrer Reife aber koͤmmt nichts feiner 
nehmlichkeit bey. Einige Neugierige haben fie trocnen laſſen, um daraus einer zugt 
‚machen, welcher einen vortvefflichen Trank machet, wenn er in Waffer zerlaffen wird. 

Ale Beeren in VBirginien find in ihrer Art gu. Man unterſcheidet daſelbſt er 
ley Arc Maulbeeren, zwo ſchwarze und eine weiße. Die ſchwarzen und langen von, 
Größe eines Zolles werden für die beften gehalten. Die beyden andern haben nichts, # 
fie von den unferigen an der Geſtalt unterfheidee, ihr Geſchmack aber ift von einer a 
ſchmackten Süßigfeit. Ihre Bäume find fehr dick und wachſen erftaunlich gefehlt 
Die Blätter von allen dreyen Arten dienen gleich gut zur Fütterung ver Seidenwuͤr 
Huckles heißen dreyerley Art Beeren, die auf Öefträuchen von verfchiedener Höhe # 
zween bis auf zehn Fuß hoch wachfen. Sie lieben die Thäfer und die bedeckten Derter, % 
Geſchmack ift nicht einerley: er ift aber bey jeder Art, vornehmlich bey den großen w 
angenehm. Die Beeren, welche man Chau nennet, wachfen an niedrigen und J 
baren Oertern, auf kleinen Gebuͤſchen, welche unſern Johannisbeerſtraͤuchen nahe er 
men. Sie haben einen vorsrefflichen Geſchmack, der nicht wie der Johannisbeeren In 
ift, ob ihn gleich Smith damit vergleicht. Er nennet fie Rawcomers, vermurhfich, "7 
er fie nur grün gefehen bat. Die wilde Himbeere ift in Virginien ſo gur, daß man Mm 


mit denjenigen vergleicht, Die man in England verpflanzet bat. Die Erdbeeren find 


⸗ 
ſelbſt lieblich. Sie wachſen uͤberall in den Gehoͤlzen und Feldern; und obgleich die 
ſten Thiere ſolche begierig freſſen, fo find fie doch in fo großem Ueberfiuſſe, dag mal m 
nicht die Mühe nimmt, fie zu verpflanzen, Am 

Die Caftanien in Birginien find Eleiner, als die in Frankreich, obgleich ihre 25 
me überaus hoch find, und haben mit ihnen faft einerley Gefhmad, Die Chincapi h 
find eine Frucht von eben dem Wefen, wie die Caftanien, aber nicht fo groß als ein 


+‘ 












in Suͤdamerica. VI Buch. XII Capitel. 565 


Sl, Und ebenfalls mit einer doppelten Schale umgeben. Man ruͤhmet ihren Geſchmack. Zuſtand von 
v; * wächlt auf großen Sträuchen an unfruchtbaren Dertern. Alle moraftige Derter und Pirginien. 
Nahe an den Duellen liegen, find mit Haſelſtauden bedecket, welche Früchte tragen. * 

ie Hickories ‚ wovon man vielerley Arten bat, find Früchte von einem großen Baume. 
h e find mie einer fer harten Schale belleidet, welche von einer gruͤnen Haut iſt; und 
a eſen der Feucht iſt mit einem Haͤutchen bedecket, wovon man fie ſchwerlich ab» 
ki ern kann. Sie ift eine Art von Nuß, deren Geſchmack nicht ohne Annehmlich- 

a iſt. Man hat noch eine andere, die man Blacknut, oder Schwarznuß, nennet. 

ft doppelt größer, als unfere, und in eine dicke und falzichte Schale eingefchloffen, 

von man ſie nicht leicht losmachet. Diefe Frucht ift von einem fehe ranzichten Geſchmacke: 

biebt aber viel Del, 

Mi Der Ungenannte hat in den Gehölgen in Virginien ſiebenerley verfchiedene Eicheln 
fa achtet. Die von der grünen Eiche fhlagen faft alle Jahre aus, werden reif, und 
ben ab. Cie find weit flärfer, als die andern; und man fönnte ein fehr gutes Del dar- 
N machen. Die wilden Thiere freffen fie auch begierigft. Pr Pong 

Die Beobachtungen des Ungenannten von den Trauben find merkwuͤrdig. Es wach, Beobachtun: 
vn ter, fager er, von Natur eine mannichfaltige Menge, worunter einige ſehr füß, und en > 
u einem angenehmen Gefthmade find. * Andere ſind ſehr ſcharf und wuͤrden vielleicht — 
dab ften können gebraucht werden, Wein oder Brauntewein daraus zu machen. $ 
ir ? große Bäume geſehen, fährt er fort, die mit einen einzigen Stocke bedecket, und uns 
J— Trauben verſtecket waren; und ich habe deren wohl auf ſechſerley Arten unterſchie- 
Zwo wachfen unter den Sandbaͤnken auf den Außerften Spigen der niedrigen Län 

+ und in ben benachbarten Inſeln der großen Bay, Die Trauben derfelben find klein 
d ſelten an dem Stocke, ver über diefes fehr niedrig iſt: die Traube aber ift auserlefen ; - 
2 06 fie gleich ohne die geringfte Wartung waͤchſt, fo ift Doc) jede Beere von der Größe 
hollaͤndiſchen Johannisbeeren. Man findet weiße und blaue: fie find aber beynabe 
Se: Gefhmade, Eine dritte Are wächft in den Moräften und an den Abhängen, 


Ne Trauben derfelden find klein, wie der Stock, der fie trägt: die Beere aber ift fo groß, 
Neunfere wilde Pflaumen. Selbſt bey ihrer Reife hat fie noch einen ſcharfen Geſchmack; 
diefer betrügliche Schein hat gemacht, daß man fie Suchstranben genannt bat. 
been ift fie doch von einem fehr guten Geſchmacke, wenn fie gefocht ift; und man 
et Torten davon, die der Berfaffer ſehr rühmer, Er zweifelt nicht, daß man dieſe Traube 
ch eine gute Wartung follte vollkommen machen koͤnnen. Von den beyden andern 
| , die in dem ganzen Sande fehr gemein find, ift die eine auswendig ſchwarz und die 

| gene blau: alle beyde aber tragen viele Früchte. - Man könnte fie in viele Elaffen ver- - 
nn, wovon jede an Farbe, an Größe uud Geſchmacke unterfchieden iſt. Der Unge⸗ 
tern Ke aber machet eine weit einfachere Unterfeheidung, welche die von ber erſten und letz⸗ 
ahreszeit find. Die Trauben von der erſten Jahreszeit find viel größer, viel füßer, 
hi "Nleichlich beffer, als die andern. Einige von diefer Art find ganz ſchwarz, andere 
hir, Es giebt fo gar einige, ‚welche ſechs Wochen oder zween Monate vor den. andern 
th, erden, Diefe bleiben gemeiniglich auf dem Stocke bis zu Ende des Windmonates 
der Auch wohl bes Chriftmonates, find nicht fo groß, und von einem niche fo angenehmen 
Age Mack, Bon der erftern von diefen beyden Arten haben die Sranzofen zu Monacan 
en Wein zu machen verſuchet. Man hat re A daß er Stärfe und Feuer hatte, 

\ N — Bbbb3 ob 




















566 7 Reifen und Entdeckungen 


Zuſtand von ob er gleich nur von Trauben gefeltert worden, die man in den Gehoͤlzen geleſen; un 
Virginien. Ungenannte, welcher dieſes Unternehmen wieder aus den Augen gefaffen hat, zweifelt MT 
daß man nicht Weinftöcke verpflanzet Habe, um ordentliche Weinberge daraus zu mal Mi 
Indeſſen machee er ſich doch einen Einwurf, welcher in feinen Ausdruͤckungen angefüh 
zu werden verdienet. 
„Man wird vielleicht ſagen da man in Carolina eben dieſen Borfag gefaffet se 
„ſo wären viele Franzoſen dahin gegangen, in der Hoffnung, Wein allda zu machen, gef 
„ihre Bemuͤhung wäre ihnen nicht gelungen. Sch geftche es: es fey mir aber erlaubt, 
„Fortgang ihrer Arbeit, und die Hinverniffe, welche ſolche haben fehl fchlagen faffen, a 
„hier anzuführen. Die Fichte und Tanne find dem Weinſtocke fo ſchaͤblich, daß er m 
„man beobachtet hat, niemals fort koͤmmt, wenn er den Einflüffen diefer Bäume ausge M 
„iſt. Sie wachfen in den niedrigen Oertern nahe an ven Fluͤſſen. Wenn man daft 
„ein Feld umgräbt: fo ift der erfte Baum, ben man allda hervortreiben ſieht, allezeit act 
„Fichte, obgleich vieleicht vorher Feine da geweſen iſt. Der Weinſtock Hingegen "ul 
„viel lieber an den Abhängen im Kiefe, und in der Nachbarfchaft von Brunnen. 
„find aber Die Weinftöcke, die man in Carolina gepflanzer hat, niche allein bey dem SF 
„waſſer, das ihnen ſchaͤdlich ift, fondern auch zu noch mehrerm Verfehen in niedrige 2, 
„der gefeget worden, wo ſich die Fichte fehr vervielfältiget, Der Verſuch, welchen 
„Jamart, ein franzoͤſiſcher Kaufmann, anfänglich in Birginien unter der Bucht Are 22: 
Hope creech genannt, gemacht hatte, war fehlgefchlagen , weil er allen diefen Nacht 
„ten unterworfen gewefen; und fein Beyſpiel hinderte nicht, daß man nicht zu Cat 
„eben den Fehler begieng, da man längft ven falzichten Slüffen, und an niedrige MU, 
„2Beinftöce pflanzete, wo man die Fichten ausgeriffen hatte, Seit Furzem Bat der Hat? 
„ter Johnſon, einer von den legten Statthaltern in Carolina, welche an die Abhänge pt 
„zen laſſen: es iſt aber zu befürchten, daß feine Zwiftigfeiten mit der Colonie den en 
„davon aufhalten möchten, i). — 
Eine ſechſte Art von Trauben, die noch angenehmer iſt, als alle die andern und 
der Groͤße des weißen Muſcat, findet ſich nur auf den Graͤnzen von Virginien an 
Quellen der Flüffe. Der Stock, welcher fie träge, ift fehr Elein und fteige nicht 
als die Pflanze oder der Strauch, welcher ihm zur Süße dient. Die Bögel und ſ 
die wilden Thiere find fo begierig darnad), daß man fie felten reif finder, Der ungenau⸗ 
Verfaſſer aber iſt uͤberzeuget, daß man einen vortrefflichen Wein daraus machen will 
Die Engländer Haben nicht immer ermangelt, auf diefe reichen Geſchenke pas 
mels Acht zu geben. Schon im 1622ſten Jahre, welches vor dem Jahre des Blu 
vorher gieng, welches eine unglückliche Denkzeit des Verfalles vieler nuͤtzlichen — 
it, ließ man einige franzoͤſiſche Winzer von England nach Virginen hinüber gehen, 9 
mit einer guten Wartung einen Verſuch zu machen. Sie waren von den Vortheilen 
Himmelsluft dergeſtalt gerübret, daß fie in ihren Briefen an die engländifche Gefell 
berficherten: es wäre ſolche weit beffer, als in ihrer Provinz Languedoe; die Wein if 
wuͤchſen daſelbſt überall in Ueberfluffe; es fänden fich Trauben von einer fo feltfaen Oh 






den 

3) Am angef. Orte, II Buch, 4 Cap. 2) Die meiſten ſuͤßen Säfte, welche au 

k) Man findet einige von den Briefen dieſer Baͤumen traͤuſeln, Eönnen in Zucker ve wel 

— in dem vierten Theile der Pilgrimage of werden, wie der Alten Elaͤsmeli bezeuget / 4 
urchas: f 


J 


in Stdamerica. VI Buch. XII Capitel. 567 


fe ſolche fuͤr eine andere Frucht gehalten haͤtten, ehe ſie die Kernen davon geſehen: Juſtand von 
top em fie die Weinftöcke beſchnitten, haͤtten fie bloße Neben um Michaelis gepflanzet, Pirginien. 
* ſchon das Fruͤhjahr darauf Fruͤchte getragen. Kurz, ſie haͤtten in keinem andern Be id 
f * don der Welt jemals von etwas dergleichen reden gehöret ). Der Ungenannte bes 
Se ihr Zeugniß durch feine eigene Erfahrung. Sie ift ihm mie einem natürlichen 
| Ve Aus dem Sande ‚und mit einem aus Europa gefommenen Senber wunderſamer 

en gegluͤcket. Seit der bemerften Zeit aber verfchließe eine unglaubliche Nachlaͤßigkeit 

irginiern die Augen vor ihrem eigenen Beſten. - 
er Baum, welcher den Honig trägt, und derjenige, welcher ven Zucker giebr, 

an in. Birginien um die Quellen der Fluͤſſe. Der Honig ift in einer dicken und fehr* 
Su olafenen Huͤlſe enthalten, die man von fern für eine Erbsſchote oder Bohnenſchote 
Ihe N würde, Der Baumjucker iſt nur ein Saft, welcher aus dem durchbohrten Stam⸗ 
angeht, und den man beym Feuer Eochen läßt. Aus acht Pfund von diefem Safte 
In man ein Pfund Zucker. Eriift feucht, aber glänzend, von einem ſchoͤnen Korne, 
die Rine Suͤßigkeit fommt der Eaffonade ihrer nabe. Es ift noch nicht gar lange, daß 
Im Dleginier Diefe Entdeckung gemacht haben. Einige Soldaten, die man auf die Grän- 
Seſchickt hatte, ruheren fich in einem Gehölze vierzig Meilen von den bewohnten Ge- 
enden des Patowmeck aus. Sie wurden dafelbit eines dicken Gaftes gewahr, deraus 
wien Baumftänımen berauströpfelte, und wovon ſchon die Sonne einen Theil candi- 
> . Datte, Sie fofteren folhen aus Neugierigkeit; und da fie ihn fehr ſuͤß fanden, fo 
1 Nen fie, man fonnte Zucker daraus mahen. Zum Unglüce find diefe Bäume von 
bewohnten Oertern gar zu weit entfernet, als daß ſie zum Handel nuͤtzlich wer— 
konnten 7); 
Wan findet um die Muͤndung der Fluͤſſe laͤngſt dem Meere und der Bay und Beeren, wor⸗ 
ut Nachbarſchaft vieler Buchten eine Art von Myrthen, deren Beeren ein Wachs von AS mar grün 

An ſehr fhönen Grüne geben, welches Hart, zerdrechlich, und geſchickt if, Wachsftöde Wachs machet 
‚Aus zu machen, welches die Finger nicht beſchmutzet, in der größten Higenicht ſchmilzt, 
inen ſehr angenehmen Geruch giebt. Man eignet dieſe Enideckung einem Wund: 
Eaus Meu-England zu, welcher das Geheimniß erfunden hatte, die Beeren zu fehmel« 
und auch ein Pflafter von fonderbarer Kraft daraus machete. Man läßt fie zu bey: 
H Gehrauche im Waſſer fochen, fo lange, bis der Kern, welcher in der Mitte ift, und 

die Hälfte von ihrer Dicke einnimmt , von dem Weſen losgeht , welches ihn 



























In Der Hagedorn in Birginien kommt der Salfeparille etwas gleich, und träge Bee: ——— und 
hf groß, wie eine Erbſe, rund, fehr glänzend carmefinfarben, hart, und fo glart, SER. 
An ſe zu verfchiedenen Zierrathen dienen koͤnnen. Man finder dafelbft nicht allein vieles 
Hape holz, fondern auch eine Menge Pflanzen und Erden, woraus man ſchoͤne Farben 
* Die Pucoon und Muſ kajun find zwo Wurzeln, deren ſich die Indianer bedie⸗ 
y. ſch roth zu malen. Der Sehumak und der Saffafras geben ein Dunfelgelb. Die 
Dur ijt eine Pflanze, die Chapakur eine Wurzel, und die Tangomofonomin- 
ge 
Sg. 
Ind anders war, als der Birkenſaft. Der man den Jagra in Oſtindien ſiedet und rafinire 
Ve 9, abaricus giebt eine lange und umftänd: welcher ein Zucker aus den Cocosbaͤumen iff- 
ſchreibung von der Art und Weife , wie 
































568 Reiſen und Entdeckungen 


Zuſtand von ge eine Rinde, die auch ſchoͤne Farben geben. Die Serpentine, das fo geruͤhmte 6 
‚Virginien. gengift wider allerhand Gifte und peftifenzialifche Krankheiten, ift nirgend beffer, als 
Birginien. ben das $ob giebt man aud) einer Wurzel, welche man Riapperfchlat 
BHeilſame ouennet, weil fie den Biß dieſer fuͤrchterlichen Schlange heilet. Sie wirket in einer © 
— son zwo bis drey-Stunden durch Brechen und Schwitzen. Die Pflanze, welche die 7 
ſſchichtſchreiber Jamestowner Apfel genannt haben, weil fie vem ftachlichten Peru | 
a fehr ähnlich iſt, verbindet mit der Kraft zu erfrifchen fehr gefährliche Eigenfchaften, MÜ, 
man zu viel davon ißt. Einige erſt neulich) angefommene Engländer, welche dafuͤr pi 
ten, man koͤnnte fie gefocht eſſen, macheren einen im Waffer aufgemellten Sallat daen 
welcher ſeltſame Wirkungen hervorbrachte. „Sie wurden insgeſammt auf viele Tageh 
„aberwitzig und dumm davon. Der eine brachte feine Zeit Damit zu, daß er Federn IN 
„suft blies, ein anderer, daß er Strohhalmen warf; ein dritter pflanzete fich im AN 
„Winkel, und machete Geberden, wie ein Affe; ein vierter hörete nicht auf, diejenigen 
umarmen, bie er antraf, und lachete ihnen ins Geficht, wobey er allerhand nal. 
„Stellungen machete. Man war genöthiget, fie eilf Tage lang einzufperren ; den” 
„lange währete ihr Wahnwitz; und diefe Zeit über macheten fie fich ein Vergnügen bat" 
„ſich in ihrem Kothe herum zu waͤlzen. Sie befamen den Gebrauch ihrer Vernunft 
„ders jedoch Fonnten fie fich nicht im geringften erinnern, was ihnen begegnet wat» 4 
Den groͤßten Theil des Jahres über find die Ebenen und Thaͤler in Virginien”, 
Bluhmen bedecket. Man nahet ſich Feinem Walde, ohne von dem mannichfaltigen © 
ruche gerühret zu werden, den er ausduͤftet. Unter den Bluhmen rühmer man die al“, 
ordentliche Schönheit der Imperialen, Lardinalen und Wiolesfinen. Der ungen; 
te Birginier befchreibt eine, wovon man nichts ähnliches in irgend einer andern Nah” 
Seltſame gelefen hat, „Eines Tages, faget er, da ic) ineiniger Entfernung von meiner P Alan ‚ 
Bluhme.  „fpagieren gieng: fo unterſchied ic) eine Bluhme von der Größe einer Tulipe, vie ihre 
„am Stengel fehr ähnlich war. Sie war fleifchfarben, und an dem einen Ende mil”, 
„ten Härchen bedecket, an dem andern aber ganz glatt. ihre Geftale ftellete die na 
„lichen Glieder des Mannes und der Frau zufammengefüget vor, Nachdem ich diefe 9, 
„tenheit entdecket hatte: ſo vermocht ich einen meiner Freunde, daß er mit mir bingiend ı, 
„zu fehen, indem ich ihm nichts weiter fagete, als er Hätte vielleicht in feinem Leben dag! 
„mals gefehen, was ich ihm zeigen wollte. ch brach diefe Bluhme ab, und gab fe, 
„Er war ein ernfthafter Mann, welcher fi) über diefen Scherz der Ratur gleichlatt 4 
„ehämen ſchien. Er warf die Bluhme mit einer Art von Unwillen weg; und ic) 
„ihn nicht vermögen, fie wieder zu nehmen, damit er fie beffer beobachtete. rn 
Der fhöne Lorber , welcher Tulipen träge, ein anderer großer Baum , der auchn, 
che trägt, und den die Birginier den Tulpenbaum oder Tulipier nennen; ein benn 
brodtbaum, welcher dem Jeſmine ſehr ähnlich iſt, und verſchiedene wilde ——— | 
eben fo viel wohleiechende Bäume, welche die Gehölze mit ihrem Öeruche erfüllen. 
Man faget hier nichts von den Wurzeln und Samen, welche den Indianern „“ 
Nahrung dienen, nod) von den Thieren und Fifchen, weil fie von denen in den aM * 
Theilen des nordlichen America wenig unterſchieden ſind, und man ſie zufammen it ei 
Abſchnitt ſetzen will. Ob man ſich aber auch gleich vornimmt, dasjenige, was die 
ſten Einwohner dieſer weitlaͤuftigen Gegend in ihren Sitten und Gebraͤuchen gemein N 
ben, unter einerley Anblick zufammen zu bringen: fo verlangen doch viele uͤnterſchiede / 






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VOIDIDEEEDEREGEOCRZLLDEGECLDERELLIDEEDTLELEITLDLITTELEIELERLIRILERTLSTSRTIDTGETRITRRERRITRRTERRLÄRTTRIRTDTRR PRINTER 


(GELEITET 





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Man cherley Putz 

om el fech die Indkaner bey ehren | 
Tenzen ! Schmucken.. 
AA Kedermätzen. 





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in Suͤdamerica. VIBuh XII Capitel. 569 


es denen in Birginien und andern engländifchen Pflanzftädten beobachtet worden, einige Zoſtand von 
rklarung allhier Virginien. 

— EN AR A 244414 — 
dn Ya Sandeseingebohrenen in Virginien find gemeiniglich von bet längften Geſtalt der k — der 
% ander, Sie find gerade und wohlproportioniret. Die meiſten haben recht wunder: In au in 
Mfhöne Arme und Beine. Man ſieht nicht die geringſte Unvollkomnlenheit an ihrem Virginien. 

orper; und die Engländer haben niemals weder Zwerge, noch Bucklichte oder andere unge— 
Altere gefehen. Ihre Weiber begeben fich allein in die Gehöfze, um fich von ihren Kindern 
binden; und man verfichert, fie begrüben diejenigen auf der Stelle, welche mit eis 
M Gehrechen auf die Welt kämen, 
} Die Farbe beyder Geſchlechte ift Faftanienbraun, welche in der Kindheit viel lichter 
» Aber durch die Hige der Sonne und das Fert, womit fie ſich den Leib ſchmieren, nach 
I Nach viel dunkler wird. Ihre Haare find kohlſchwarz. Sie haben auch fehr ſchwar⸗ 
au, „gen, und den fehielichten Blick, den man bey den meilten Juden bemerket. Saft 
2 Weiber find von einer großen Schönheit. Sie haben eine feine Geſtalt, fehr zarte 
Üge, mit einem Worte, es fehlet ihnen nichts, als eine fehöne Öefichtsfarbe, 
Die Mannsperfonen verfehneiden fid) die Haare auf mancherley Art, und veißen ſich Kleidung dee 
Mie einer Mufchelfchale die Haare aus dem Barte: die angefehenften aber behalten einelan- Manns; und 
Vlechte hinten am Kopfe. Der gemeine Gebrauch der Frauensperſonen iſt, daß fie ih⸗ re ai 
| dꝛare ſehr lang tragen, bie ihnen über den Rücken binflattern, oder mit einem Kon: r 
Wen in einen einzigen Zopf zufammen gebunden find. Bey beyden Geſchlechten erſchei⸗ 
die Oberhaͤupter niemals ohne eine Are von Krone, fünf oder fechs Zoll breit, oben 
ven, und aus Mufchelfchaalen und Beeren gemacht , die durch eine fonderbare Miſchung 
8 ben und der Farben vielerley Geftalten bilden, Sie tragen auch zuweilen um ben 
yet ein Stüct von gefärbtem Pelzwerfe, Die gemeinen Jubianer gehen in bloßem Ko- 
NG fie ſchmuͤcken folchen aber ohne andere Hegel, als nad) ihrer Griffe, mit großen Fe— 
I Die Kleidung der Haͤupter ift eine Art von fehr weitem Mantel, worinnen ſie nach⸗ ‚ 
ger Weife, den Leib einhülfen, und den fie zumeilen mit einem Gürtel um die Senden 
1 binden. Der Hbertheil geht gerade über bie Schultern, von da das Uebrige bis uns 
“ de Knie hinunter hängt. Sie haben unter diefem Mantel ein Stüc Leinwand oder 
feines Zei unten um den Bauch herum feft gemacht, welches fich bis mitten auf bie 
ai erſtrecket. Das gemeine Volk hat nur einen Stei um bie Senden, und zieht zwi- 
N die Schenkel einen Streif Leinwand oder einen von einem Selle, wovon beyde En⸗ 
N Hinten und vorn von dem Strike gehalten werden, Diejenigen, welche Schuhe tra⸗ 
ji, Welches nicht beftändig gefchieht, und nur auf die Gelegenheiten anfommt, machen 
gen Hirfchleder, und fegen noch ein anderes Stück darunter, um bie Sohle defto di⸗ 
* zu machen. Dieſe Beſchuhung wird oben auf dem Fuße mit Schnuͤren zugezogen, ſo 
man einen Beutel zuzieht, und die Schnuͤre oder Riemen werden um den Knoͤchel feſt 
hi Anden, Man beobachtet, daß die Weiber hier fehr von denen in den andern america= 
Ay M Ländern unterſchieden find, eine Fleine, runde und fo derbe Bruft haben F daß man 
fig MR dem Alter ſelbſt fait niemals hängende Zigen bey ihnen ſieht. Sie find über die⸗ 
N; voller Wis, beftändig luſtig, und ihr Lächeln bat eine Annehmlichkeit, welche man zu 
ke hen niemals müde wird. Es feblet ihnen auch nicht an Keufchbeit ; ‚und der ungenanns 
erfaſſer wirft denjenigen vor, die fie einer freyen Lebensart beſchuldigen, fie hätten Eeis - 
Allgem. Beiſebeſchr. XVI Band. Coec nen 


N 


579 Reifen und Entdeckungen 


Suftand von nen Geſchmack von ben Annehmlichkeiten einer anftändigen Freyheit. Doc mat 
Yirginien. muß das Lebrige von diefer Abfhilderung den Kupferftechern zu den Kupfern aͤberlaſſen 
—— Die Indianer in Virginien und den benachbarten Laͤndern machen Gemeinen 9 
Resierung ih, die zuweilen auf fünfhundert Familien in einem einzigen Flecken beftehen. Orden h 
„er Weiſe ift jeder von diefen Wohnplägen ein Königreich; das ifE , die Macht des SE 
ges ober des Oberhauptes erſtrecket fich nicht weiter, Einige von diefen Eleinen Monat) 
aber herrſchen über viele Flecken ‚ Die Durch das Recht der Eroberung oder der Nah), 
unter feiner Bothmäßigkeit vereiniget worden. Sie haben in einem jeden Unterkoͤn 
oder Berweler, welche dem Herrn einen Tribur bezahlen, und verbunden find, ihm % 
Geſtalt ihrer ihren Unterthanen in den Krieg zu folgen, Die Haͤuſer diefer Indianer werden mit M 
Käufer u. Ste: nigen Koften gebauet. Sie hauen junge Bäume um, fteden das dicke Ende derfelbt! 
cken. in die Erde, und binden die umgebogenen Spitzen mit Baͤndern von Baumrinden zuſo 
men. Die kleineſten von dieſen Huͤtten ſind von kegelfoͤrmiger Geſtalt, beynahe wie 
Bienenſtock. Die großen aber ſind laͤnglich, und die einen ſo wohl, als die andern, | 
mit großen Stücen von Baumrinden bedecket. Man laͤßt Fleine Söcher darinnen, died! 
Sicht ducchfalfen Taffen, und die man bey khlimmen Wetter zumachet, Der Feuerheerd 
ſtets mitten in der Hütte. Wenn die Einwohner fich nicht weit von ihrer Wohnung A! 
fernen : fo machen fie die Thüre nur mit einer bloßen Matte zu: bey einer langen R 
aber, verrammeln fie folche mit großen Baumftämmen. Ein jedes Haus hat nur ein p 
ziges Zimmer. Sie fehlafen längft den Mauern auf Betten von Roͤhren und Zweig! i 
die von Gabeln in einiger Entfernung von der Erde unterftüßet werden, und mit Man 
und Huͤuten bedecket find. Im Winter fegen fie ſich um ein Feuer herum auf gures Pe 
werk, Auf ihren Reifen bedienen fie fich feiner Hamacken, und das Öras dienet ihnen! 
Bette unter dem erften Baume. Die DBefeftigungen ihrer Flecken beftehen in einem pf 
werke von zehn bis zwoͤlf Fuß hoch ‚ welches fie von dreyfach geſetzeten Pfählen macht 
wenn fie mit einiger Gefahr bedrohet zu werden glauben. Im Frieden aber verabfäu! 
fie ordentlicher Weife diefe Vertheidigung, ausgenommen, ‚bey der föniglichen Cab 
welche niemals bloß ift, und in deren Bezirke fie ſtets eine gewiſſe Anzahl Gebäude ha 
welche hinlängtich find, bey einer Ueberfallung alle $eute einzunehmen. * 
Religion der Dieſe Gebraͤuche ſind ſehr weit von der Wildheit entfernet, welche immer mehr Bi 
Indianer. nehmen ſcheint, fo wie man weiter gegen Norden geht. Man übergehe alles, was 
Sitten und ihre Ceremonien im Kriege und Frieden betrifft, als in welchen beyden und 
fie von den nordlichern Americanern wenig unterfchleden find: ihre Religion und ihr Gott‘ 
dienft aber verdienen um fo vielmehr Beobachtung , weil man nichts dergleichen in in 
dem Theile des feften Landes von America fennet, Das Zeugniß des ungenannfen ® 
giniers iſt bier vor aller Art von Ausnahme gedeckete. n 
Quioceoſan, Er Halt ſich für verbunden, fager er, dasjenige ungefünftelt zu erzählen, mas a 
oder ungefähr feinen eigenen Augen wahr befunden hat. „Er verfehaffere fich auf vielen Reifen , DE, 
entdeckter „nach den indianifehen Flecken that , die Öelegenheit, mit einigen von den vornehmſten ii 
Tempeh „wohnern vertraut umzugehen; und er konnte niemals aus ihrem Munde etwas herauf gili 
„gen, weil fie die Offenbarung ihrer Grundſaͤtze als eine Entheiligung derfelben anſch 
„Eine unvermuthete Begebenheit aber ließ ihn etwas davon entdecken. Eines Tagedı 
„er mit einigen Freunden in dem Gehölze fpasieren gieng, gerieth er von ungefaͤhr go 
„ben Quioccoſan, oder den Tempel der Indianer, zu einer Zeit, wo der ganze Fl 


3 
uch 


z * I 





in Suͤdamerica. VI Buch. XII Capitel. sm 


derſammelt war, um ſich wegen der Graͤnzen einiger Sänbereyen zu berathſchlagen, welche Zuftand von 
hnen die Engländer abgetreten. hatten. Weil die Gelegenheit nicht günftiger ſeyn konnte: Pirginien. 
»D entſchloß er fich, ſolche zu ergreifen, es möchte auch Foften, mas es; wollte, und eine 
dollkommene Kennenig von diefem Quioccoſan einzuziehen, deſſen Sage fie den Englän: 
N forgfältig verhehlen. Nachdem man zwölf bis funfzehn Baumſtaͤmme von der Thuͤ⸗ 
* hinweggeraͤumet womit fie verſperret war: ſo giengen er und ſeine Gefaͤhrten hinein. 
Vey dem erſten Anblicke ſahen fie nichts weiter, als leere Wände, und einen Heerd in der 
»Mitten „welches fie in Zweifel feßete , ob fie nicht eine ordentliche Hütte für einen Tempel 
»g nommen hätten, Die Geftalt war von den andern in nichts unterfchieden. Sie war 
ngefaͤhr achtzehn Fuß breit, und dreyßig lang, mit einem Soche in dem Dache, ben 
Mauch durch zu laffen, und der Thüre an dem einen Ende. Außen in einiger Entfer: 
ung von dem Gebäude war ein Bezirk von Pfählen, deren Spisen gemahlet waren, 
„und halberhobene Menſchengeſichter vorſtelleten. Da die neugierigen Englaͤnder aber in 
dem ganzen Tempel kein Fenſter, noch etwas anders, als die Thuͤre und das Loch zum 
Rauchfange, erblicketen, wodurch das sicht hineinfallen fonnte : fo fingen fie ſchon an, 
Die Hoffnung zu verlieren, als fie an dem andern Ende, ber Thuͤre gegen über, eine Ab⸗ 
bnderung von ſehr dichten Matten wahrnahmen, welche einen Raum enthielt , worinnen 
Man nich das geringfte Sicht ſah. Sie Hatten anfänglid) einige Abneigung, ſich in diefe 
»täuliche Finfterniß einzulaffen. Sie giengen aber doc) hinein, und appeten auf beyden 
»Seiten herum. Gegen die Mitte diefes Berfchlages, welcher ungefähr sehn Fuß fang 
ar, fanden fie große Bohlen, die von Pfählen unterftüget wurden, und auf diefen Bobs 
len drey zufammen gerollete und zugenähete Matten , welche fie geſchwind an Das Sicht 
trugen, um zu fehen, was barinnen wäre. Damit fie mit dem Auftrennen feine Zeit 
»erlören, fo fehnitten fie die Fäden mit ihren Meffern entzwey; und ihre einzige Gorge 
»gieng nur dahin, daß fie die Matten nicht befchädigten. In der einen fanden fie einige 
ebeine, die fie fir Menfchenknochen hielten; und der Huͤftknochen, den fie mafen, war 
ideen Fuß, neun Zoll lang. In der andern waren einige Tomahaukes m), nach in- 
dianiſcher Art ſchoͤn gemalet, und wohl geſchnitzet, welche den Duſaͤcken ähnlich waren, 
"deren fich die Klopfechter in England bedienen, nur mit dem Unterfchiede, daß fie von 
*inem harten und ſchweren Holze waren, und feinen Bügel hatten, die Hand zu bede— 
on, An die eine hatte man den Bart von einem calecutifchen Hahne angeheftet; unddie 
. Wden laͤngſten Federn aus ſeinen Fluͤgeln hingen am Ende durch eine fünf bis ſechs 
In lange Schnur. Die dritte Matte enthielt verſchiedene zuſammengeſetzete Stuͤcke, Goͤtze in dem 
welche die Engländer fir den Goͤtzen der Indianer anfahen, Erſtlich warein Brett vier: Quioccoſan. 
hal Fuß lang, oben an welchem man einen Einſchnitt ſah, um den Kopf dafelbit eine 
Marien, und gegen die Mitte halbe Zirkel, welche vier Zoll vom Rande angenagelt was 
HN, und die Bruſt und den Bauch der State vorzuftellen dieneten. Darunter mar 
EN anderes um die Hälfte kuͤrzeres Brett, als das vorige, und welches man mit Stüs 
SEM Holz daran fügen Fonnte, die auf beyden Seiten eingefchoben wurden, und fih als⸗ 
ann auf fünfzehn oder fechzehn Zoll von dem Leibe erſtrecketen, und beftimme zu feyn 
> dienen ‚die Krümmung der Knie zu machen, Ueber diefes waren In ‚eben der Matte 
Algen, welche anſtatt der Arme und Beine zu dienen ſchienen, und Stücden von rothem 
Crcc 2 und 
m) Vermuthlich dasjenige, was in den franzoͤſiſchen Berichten Macanas, Kopfichmeiger, Heißt. . 


572 | Reiſen und Entdeckungen 


Suftand von „und blauem baumwollenen Zeuge, Die Engländer legeten diefe Kleider über bie gie 
Pirginien. „um den Leib daraus zu machen; ſie ſtecketen Die Arme und die Beine an, und in Diet 
Zuſtande macheren fie ſich eine ziemlich vichtige Borftellung von dem Bilde: fie fand! 
„aber nichts, was fie für den Kopf annehmen fonnten. Nachdem fie über eine Su! 
»zugebracht hatten, ihre Neugier zu befriedigen : fo machete die Furcht, fie möchten u” 
„fallen werden, daß fie alle diefe Materialien wieder in die Matten einwickelten, und 
„Matten an den Ort legeten, wo fie folche gefunden hatten, 
Der Verfaſſer urtheilete, es wäre Diefes Gößenbild , wenn es mit feinem Sch 
beffeidet worden, ſchon dermögend, an einem dunkeln Orte, Ehrfurcht zu erwecken, 
der Tag nur durch eine Matte Hineinfice, die man leicht aufheben koͤnnte. Auf der A 
dern Seite, zweiſelte er nicht, daß die Prieſter, wenn fie allein hinein giengen, nicht d 
Arme und Beine der Bildfäule bewegen fönnten, ohne daß ihr Betrug wahrgenomme 
würde, Er ſetzet Hinzu, es gäben nicht alle Indianer ihrem Goͤtzen einerley Namen; di 
einen nenneten Ihn Okos, andere Quioco, oder Kiowſa. 
Erklaͤrung von Man lieſt in der Reiſebeſchreibung des P. Hennequins z), es erfenneten die pi 
einem Wilden. den, die er auf feinen langen Herummanderungen fennen lernen , im gevingften Eeine Geb 
beit, und fie wären zu denen dem menfchlichen Gefchlechte gemeinen Ver nunftſchluͤſſen W 
faͤhig. Er verſichert fo gar, fie hätten keine aͤußerliche Ceremonie, woraus man ſeli j 
koͤnnte, daß fie eine Gottheit erfenneten; und man fühe unter ihnen weder Opfer, noch Tun! 
pel, noch Priefter. Der Baron de la Hontan hingegen eignet ihnen feine Begriffe un 
ſpitzige Vernunftſchluͤſſe zu. Der ungenannte Virginier entfernet ſich von beyden, beſch 
diget den erſten des Irrthumes, und den andern dev Vergrößerung. Weil man nid 
vermuthen kann, faget er, daß die Indianer in Birginien und andern engländifchen ET 
nien mehr oder weniger erleuchtet find, als die in eben dem Theile des feften Sandes, M 
denen fie häufigen Umgang haben: fo urtbeilet er von den Einfichten aller dieſer barba! 
fehen Voͤlkerſchaften nad) denjenigen, die er bey einem Indianer fand, der einer vond 
redlichften und vernünftigften feiner Colonie war, Diefe Eigenſchaften, die er an Duff 
felben kannzte, macheten , daß er eine Unterredung mit ihm wuͤnſchete. „Er fand auch! 
„Mittel, ihn allein in feine Pflanzung zu befommen, Er gab ihm vielen alten Eiver 
„trinken, bey einem guten Feuer, damit er ihn bewegte, offenherzig zu werden; und 4 
„er glaubete, daß folcher durch den Trank, durch das Feuer, und durch) feine Sieb£ofund 
„erhitzt genug wäre: fo fragere er ihn, wer der Indianer Gott wäre und was für au 
„Begriff jie von ihm haͤtten? Er antwortete mir ganz natuͤrlich, erzählee der Ungenann | 
»fie glauberen einen höchfgütigen Gott, der im Himmel wohnete, und deſſen guetbäl fi 
»Einflüfle fich über die Erde verbreiteten.” Sch fagete zu ihm, man. befchuldigte fier — 
„fie den Teufel anberherenz und da ich ſah, daß er ſtockete, fü fragete ich ihn, warum 
„nicht viellieber dieſen guͤtigen Gott anbetheten den fie für den Urheber aller Gauͤter fen, 
„neten? Er antwortete mir: Gore wäre zwar wirklich der Urheber aller Güter; er Sf 
„ſich aber damit nicht ab, daß er folche den Menfchen mittheilete. Da er fie ſich f ‚fe 
„überließe, fo ließe er ihnen auch die Freyheit, die Guter zu gebrauchen, die fein 2 
„waͤren, und ſich fo viel davon zu verfchaffen, als fie Fönnten; folglich wäre es unnuͤtz e A 
„man ihn fuͤrchtete, ober anbeihete; wenn man hingegen den böfen Geiſt nicht befänftigte f‘) 
- ? 


2) Neue Reiſe m. 13 Cap, 


in Suͤdamerica. VI Buch. XII Capitel. | 573 


vich den Teufel nennete, fo würde er ihnen alle die Güter entführen, die Gott ber Erbe ge- Zuſtand von 
»Ieben Härte, und würde ihnen Krieg, Hunger und Peft zuſchicken. Unterdeſſen, daß Pirginien. 
Mott feiner Seligkeit im Himmel genöffe, wäre diefer böfe Geift ohne Aufpören mit ih- 
FEN Angelegenheiten befihäfftiget; er. befuchete fie oftmals, und er wäre in der Luft, in 
FM Donner und in den Stärmen. h | 

IIch redete darauf mit Ihm von dem Gögenbilde, welches fie in ihrem Duioccofan 

een ‚ und ich verficherte ihn, es wäre ein Stuͤck unempfindliches Holz, das von 

Nenſchen Händen gemacht wäre, welches weder hören, noch ſehen, noch veden Fonnte, und 

olglich unvermögend wäre, ihnen gutes oder böfes zu thun. Er fihlen verlegen zu 
>fon, Er ftugete, Sch hoͤrete ihn einige gebrochene Worte fagen, als es find unfere 

»Prieſter .. .. fiefagen uns . . : . fie laffen uns glauben „ » es find unfere Prie- 

IR, Darauf verficherte er mich, fein Gewiſſen erlaubere ihm nicht, mir mehr zu fagen ,.. 

bu Der Fleiß, weichen der Virginier lange Zeit auf eben die Materie wandte, ließ ihn 

\nnachten ‚ daß die Wahrfager viel Macht über die Indianer haben; daß fie ihnen ſtatt 

Priefter dienen; daß fie ihren Gortesdienft und ihre Bezauberungen in einer allgemei- 

M Sprache verrichten, die er für der Algonquinen ihre hält; daß fie die Opfer für den 
Sen Geiſt niche fparen ; daß fie bey dem Anfange einer jeden Jahreszeit ihm die Erftlins 
8 pon den Früchten, den Vögeln, dem Viehe, den Fiſchen, den Pflanzen, den Wurzeln 

a allem opfern, was einigen Mutzen oder einiges Vergnügen bringt, Sie erneuern 

De Opfer, wenn fie mit gutem Glücke aus dem Kriege, von dev Jagd und ber Fiſcherey 
| nict bomnen. 
Smith erzaͤhlet eine Bezauberung, wovon er ſelbſt zu Pamonky Zeuge geweſen, als Bezauberung, 
elbſt gefangen gehalten worden. Man zuͤndete mit Anbruche des Tages, ſaget er, die Smith an: 
a großes Feuer in einem langen Haufe an, und man breitete Matten dahin, auf deren luͤhret. 
ich mich fegen mußte. Darauf erhielten meine ordentlichen Wachten Befehl, hinaus 
Ngepen. Ich ſah fo gleich einen großen Mann von einem rauhen Anſehen herein treten, 
Ken sei ſchwarz 'gemalet war, und welcher auf feinem Kopfe ein Pack von Schlangen: 

Kürten und Wiefelfellen harte, die mit Moofe ausgeftopfet waren , deren zuſammengebun⸗ 
| Ne Schwänze oben eine Art von Duafte macheten , und deven Leiber über feine Schultern 
Unter hingen, und ihm faft ganz das Geficht bedecketen. Cine Krone von Federn un 
1 üSete diefen wwunderlichen Zierrath. In der Hand. hatte er eine Klapper, die er lange. 
erſchallen ließ, wobey er tauſenderley närvifche Stellungen machete. Darauf fing er feine 

Ufung mit einer ſtarken Stimme an, und machete einen Kreis mit Mehle um das Feuer. 
a Miefen famen drey andere ſchwarz und roth gemalte Wahrfager, die aber auf den 

—8 en noch einige weiße Flecken hatten, mit verſchiedenen Spruͤngen auf den Schauplatz. 
In, Piigen insgefammt an, um mich herum zu tanzen; und bald erfchienen noch drey an⸗ 

ti’ ‚Die eben fo ungeftalt, als die erftern waren, aber nur allein die Augen roth gemaler, 
In weißen Strichen auf dem Gefichte, hatten. Mach einem ziemlich langen Tanze 

Sehe: fie fich gegen mich über, drey auf jeder Seite des Oberhauptes; und alle fieben fin⸗ 

Ya, in Lied an, welches mit dem Geräufche der Klapper vergeſellſchaftet mar. Nach En⸗ 

die Y diefer feltfamen Mufif legete das Oberhaupt fünf Weizenförner auf die Erde, eröffnete 

a, Me, und ſtreckete fie mit folcher Gewalt aus, daß fich feine Adern aufzublähen ſchie⸗ 

dan Er that darauf ein Furzes Gebeth, nach) welchem fie alle einen Seufzer ausftießen. 

uf legete er wieder drey Körner in einiger Entfernung von den andern ; und eben Diefe 
| Erece3 Uebung 







Zuſtand von 
Pirginien. 


Zeugniß des 
Oberſten 
Dyrd, 


‚ mes, wo Byrd eine Menge Negern bey feinen Pflanzungen brauchete. Er wurde von 


Opfer. 


























574 Reiſen und Entdeckungen 


Uebung wurde ſo lange wiederhohlet, bis die Koͤrner drey Kreiſe um das Feuer machen 
Sie nahmen darauf ein Pack kleiner Zweige, die ausdruͤcklich dazu gebracht wunden nn 
wovon fie einen In jeden Raum zwiſchen den Koͤrnern legeten. Diefe Berrichtung da ri 
den ganzen Tag. Sie brachten folhen, fo wie ich, zu, ohne die geringfte Speife zu ” 
zu nehmen. Beym Anbruche der Nacht aber bewircheten fie fih mit dem, was ſie ji 
alterbeften Hatten, Eben die Ceremonie wurde drey Tage hinter einander von neuem 4 
der angefangen, ohne daß ich errathen konnte, worauf ſolche hinaus laufen follte, € 
li) fageten fie mir, die Voͤlkerſchaft Härte wiffen wollen , ob ich böfe oder gut gegen es 
finnee wäre; der Kreis von Mehle bedeutete ihr Vaterland , die Kreife von den Ra 
die Gränzen des Meeres, und die Eleinen Zweige mein Vaterland. Sie bilden fih 
feget Smith hinzu, die Erde fey platt und rund, und ihr Land liege in der Mitten, , # 
Ein engländifcher Oberfter, Namens Byrd, hat ein feyerliches-Zeugnig von 2 
Sache gegeben, die unter feinen Augen vorgegangen war. Man erfuhr alle Uebel 


großen Dürre an den Quellen der Zlüffe, vornehmlich in dem obern Theile des Fluſſt £ 


benachbarten Indianern fo geehret, daß fein bloßer Namen ſchon genug war, fie un 
Joche zu erhalten. Einer von ihnen fhien darüber gerührer zu feyn, daß er den ZW 
eines fo lieben Mannes umfommen fah, und kam zu dem Auffeher, und erborh fi, 
wollte Regen fallen laften, wenn er ihm im Namen des abivefenden Oberſten zmo d 
fehen von dem engländifchen Getränke verfprechen wollte. Obgleich nicht die geringſte n 
ſcheinung von Regen da war, und der Auffeher nicht viel Vertrauen auf die india, 
Zauberen feßete: fo wurden Doch die beyden Flafchen, bey der Ruͤckkunft des Herin, 4, 
fprochen. Sogleich unternahm der Indianer feine Beſchwoͤrungen, welches in der Il), 
fprache Pawoawer beißt; und in weniger, als einer halben Stunde fah man eine M 
Wolfe erfcheinen, die einen ſtarken Regen auf das Korn und den Tabak des Obell, 
brachte, ohne daß die benachbarten Felder etwas davon befamen, Der Aufſeher, w 
ſehr Darüber erſtaunete, reiſete den Augenblick ab, und that über vierzig Meilen, um nuk 4 
Vergnügen zu haben, ihm felbft von diefer Begebenheit Nachricht zu geben. OD, 
Byrd von Natur wenig leichtgläubig war: fo Fonnte er dennoch dem Zeugniffe eined 
nünftigen Mannes nichts entgegen ſetzen. Indeſſen führeten ihn doc) feine Zweifel je 
den Pflanzungen zurück, wo fie durch die einmüchige Ausfage aller Engländer beftdll, 
wurde. Die Aufführung, die er. bey dem Indianer beobachtete, war fo weistich, 
feiner Erzählung ein neues Gewicht zu geben ſcheint. Er bewilligte ihm vie ’z 
ſchen, doch hielt er ihn dabey füreinen Betrüger, und behauptete, er hätte die Wolfe 0 
denn fonft würde er den Regen nicht Haben heran bringen, noch vorher fagen ko ai! 
Warum haben denn eure Nachbarn Feinen erhalten ? antwortete der Indianer. w un 
Haben fie ihre Erndte verloren? Ich habe euch lieb, und habe feinen andern Bewegt 
grund gehabt, die eurige zu retten 0), | 
Diefe Wilden werden befchuldiget, daß fie zuweilen junge Kinder opfern; 9— 
theidigen ſich aber deswegen; und wenn man dieſe jungen Schlachtopfer verſchwinden fr 


ge 
0) Die franzoͤſiſchen Nachrichten find auch mit mächtig: unter den Menſchen aber find einige) 
dergleichen Hiſtorien angefuͤllet; umd diefes machet fe Betruͤger und andere ſehr leichtglaͤubig · 
ihnen eben nicht am meiſten Ehre. Gott iſt all: 


in Suͤdamerica. Vl Buch. XII Capitel. 375. 


Aigen fie, ihre Priefter entfuͤhreten fie dev Geſellſchaft, um fie zu ihrem Stande zu Bil- Juſtand von 

fin Smith giebt eine Nachricht von einem dieſer Spfer, „Man malete, ſaget er, Virginien. 

J geh von den wohlgebilderften Knaben weiß, die nur erſt zwölf bis funfzehn Jahre 

3 yn mochten. Das Volk brachte einen ganzen Morgen mit Singen und Tanzen um 

Ai um zu, wobey es Klappern in ber Hand hatte, ı Den Nachmittag wurden fie. un 

van Ten Baum geftellet ; und man machete zroifchen ihnen eine doppelte Reihe von Krie⸗ 

urn, die mit kleinen in Bündel zufammen gebundene Roͤhren bewaffnet waren. Fünf 

R ge friſche ſtarke Leute nahmen wechfelsweife eines von diefen Schlachtopfern , führeten 

durch die Reihen fort, und verwwahreren es auf ihre eigenen Unkoſten vor. den Schläz , 

* der Röhre, die man auf fie vegnen ließ. Unter dieſer grauſamen Uebung weineten 

unter die heißeften Thraͤnen, und macheten Matten, Haͤute „Mooß und trockenes 

un zeehte, welches ihren Kindern zum Leichenbegaͤngniſſe dienen ſollte. Nach dieſem 

tritte, welchen der Verfaſſer mit dev Strafe der Spießruthen vergleicht, hieb man ven. > 

voller Wuth nieder, und den Stamm und die Aeſte in Stuͤcken; man machete ni 

Blupmenbinden daraus, um die Schlachtopfer zu befränzen, und ihre Haare wurden 

ME deſſen Blättern geſchmuͤcket. Smith kann nicht fagen, wo fie hingekommen. Man 

Darf diefe fünfzehn Unglückjelige über einander in einem Thale, als wenn fie todt wären; 

IND die ganze Berfammlung hielt dafelbft einen Schmaus „,. 

Der ungenannte Birginier zweifelt an dev Wahrheit einer Degebenheit, wovon Smith Indianiſche 

it füger, daß er ein Zeuge daben gewefen. Ohne ihn einer Unvedlichkeit zu. befehuldi: — 

sn, muthmaßet er nur, daß er fich in einigen Umſtaͤnden einer indianifchen Ceremonie NT 

tet Habe, welche Huſcanawiment heißt, weil ſie in funfzehn oder fechzehn Jahren 

1, &nmaf gefeyert wird, und weil die jungen Leute fich nicht-eber in dem Stande befin⸗ 

1’ Dazu gelaffen zu werden, Es ift eine Prüfung, die fie ausftehen müffen, bevor fie 

in Die Zahl der Tapfern einer. Voͤllerſchaft aufgenommen. werden , welche man durch 

Namen der Cokarowſen unterfcheider. Man hat ſchon etwas ähnliches in der Be— 

ibung von Merico gefehen. In Birginien wählen die indianifchen Häupter die jun⸗ 

ute von ſchoͤner Geftalt, die fich fehen auf der Jagd und in ihren Kriegen hervor— 

it haben. Diejenigen, welche ſich nicht wollen erwäßlen laſſen, werden befchimpfer, 

u dürfen fich in ihrem Vaterlande nicht mehr feden laſſen. Man läßt fie anfänglich 

we von den thörichten Ceremonien vornehmen, bie man nach Smithen angeführet hat: 

benehmſte aber ift eine lange Eingezogenheit in dem Walde, mo fie ohne den gering- 

Amgang mit jemanden und ohne andere Nahrung, als einen Trank von einigen Wur— 

Im „Singefchloffen find, welche die Kraft haben, das Gehirn zu verruͤcken. Diefer Trank, 

bug“ Wifoccan nennen, nebft der fharfen Zucht, ſtuͤrzet fie in eine Art von Thorheit, 

den achtzehn bis zwanzig Tage dauert, Das Gebäude, worinnen fie verwahret wer⸗ 

A iſt mit einem ſehr ſtarken Pfahlwerke umgeben. Der Ungenannte hat eines im 1694 

Yu, „it den $anden der Indianer von Pamonky gefehen. Seine Geftalt war wie ein 

" un, und mit &öchern gleichfam durchbohret, um ber Luft einen freyen Durchgang 
N affen, Man hätte es für ein Bogeldauer halten follen. Wenn man fie von die- 

And Tanke ‚genug hat trinken laffen: fo vermindert man das Maaß deffelben, damit fie 

Na 1b nach wieder zur Vernunft kommen. Vorher aber, ehe fie völlig wiederherge— 

Kan worden, führet man fie durch Durch alle Flecken der Volkerſchaft. Darauf unter: 

fe ſich nicht, zu fagen daß fie das geringite Andenken des Bergangenen behalten, 






















aus 


7° | Reifen und Entdeckungen 


Zoftand von aus Furcht, fie möchten noch einmal huſcanawiret werden; weil ihnen alsdann ſo va 


Virginien. 


Ihre Feſte, 
Jahreszeiten. 


begegnet wird, daß es ſich gemeiniglich mit dem Tode endiget. Sie maſſen gleichfam, 9 D 
ſtumm und blind werden, und alle Kenntniſſe verloren zu haben feheinen , damit fie rn 
erlangen, Der Ungerannte hat viele Beyfpiele davon gefehen. „Ich weis nicht, ſaget 7 
„ob ihre Vergeſſenheit verftellet oder wirklich iſt eg iſt aber gewiß, daß fie fich befleiß 
„nichts von dem zu wiſſen, was fie gewußt haben, und daß ihre Führer fie begleiten, 
„fie Die gemeinen Begriffe wieder erlanget haben. Die Meynung, welche fih Smith ? ; 
„dem Opfer gemacht, Fam vermuthlich Daher, weil alle eit einige bey diefer beſchwerliche 
„Prüfung darauf gehen. Uebrigens behaupten die Indianer, die Abfiche eines ſo ger 
„famen Gebrauches ſey, die Jugend von den übeln Eindrucken der Kindheit zu befre ni 
„damit die Borurtheile der Erziehung und Gewohnheit feinen Ancheil an dem Urtheile 
„ben, welches ſie von den Dingen, vornehmlich bey Verwaltung der Gerechtigkeit, f 
„follen „ 2). 
Die Opfer, welche fie ihren Goͤtzen darbringen, find Pelzwerk, das Fett und ot 
beften Stücke von dem Wildpraͤte, das fie auf der Jagd bekommen, Früchte, pucoon 
und vornehmlich Taback, wovon ihnen der Rauch zum Raucherwerke dienet. Ahre 
find nad) den Jahreszeiten eingerichtet. Sie feyern einen Tag bey der Anfunfe ihrer ! 
den Vögel, das ift der Gänfe, Enten u, f. w. einen andern zue Zeit ihrer Jagd, u” 
dritten, wenn die Zrüchte veif find. Das vornehmfte Feft aber ift das Erndtefeſt, au 
welchem fie alle arbeiten, ohne Ausnahme des Standes und Gefchlechtes, wie fie denn a 
alle etwas zum Feldbaue beytragen. 0 
Sie zägfen nach Einheiten, nach Zehnen und nach Hunderten: ihre Jahre 5 


FL} 


rechnen fie nad) den Wintern, welche fie Cahonque, von dem Gefchreye der wilden © 
fe nennen, die nur in diefer Jahreszeit ankommen. Sie theilen das Jahr in fünf T 
der erfte, wenn die Bäume ausfhlagen und blühen; der zweyte, 100 die Aehren g 


werden, und gut zum Roͤſten find; der dritte der Sommer ‚oder die Erndte; der DE, 


ordentlicher Weife in diefem Zeitraume wieberfommen: als der Hirfhmend, ver A 









Das Abfallen der Blätter, und der fünfte, der Cahonq oder Winter. pre Met M 
kommen mit des Mondes Laufe überein, und nehmen ihre Namen von denen Sachen/ 
mond, ber erſte und zweyte Cahongmond u, ſ. w. Sie theilen den Tag nicht in OU, 
den ein, ſondern machen drey Stuͤcke daraus, die fie den Aufgang, das Steigen und 
Mntergang der Sonne nennen. Ihre Regiſter halten fie beynahe eben fo, wie in Fe 
durch verfhiedene Knoten, die fie in Schnüre machen, oder durch Kerben, vie fie mw 
ſchneiden. u f —* derth 
Ihr Quioccoſan oder ihr Tempel, iſt nicht allein mit Pfaͤhlen umgeben, "A 
Spige halberhabene und gemalete Menfchengefichter vorftellet, fondern fie pflanzen ? | 
welche an einige andere Oerter, die geheiliget, oder für ihre Voͤlkerſchaft beruͤhmt ſind on 
welche fie an gewiſſen Tagen herum fangen. Oftmals errichten fie fteinerne Pyramun 
und Säulen, welche fie malen und ſchmuͤcken, um ihnen hernach eine Art von nicht 
dienfte zu erweifen; nicht als der oberſten Gortheit, welche fie ſchon gedachter maßen aber 
anbethen, fondern als einem Sinnbilde feiner Dauer und Unveränderlichkeir,. Ihre pe! 
nen zeigen fleinerne Körbe, die fie in eben der Abfiche verwahren. Sie erweifen au gif 


p) Relation de la Virginie, II Buch, 8 Cap. 


in Suͤdamerica. VI Buch. XII Capitel. 577 


Se und Brunnen Ehre, weil ihr beftändiger Lauf bie Ewigkeit Gottes vorſtellet. Mit Zuſtand von. 
nik, orte, fie errichten, bey der geringften Gelegenheit, Altaͤre und zumellen aus geheim: Pirginien. 
— Urſachen. Dergleichen war der cryſtallene Wuͤrfel, wovon Smith mit Verwun⸗ 
Hann teder, und den viele von ihren Voͤlkerſchaften auf gleiche Art verehreten. Sie 
fan ten ihn Pacorance, aus Anfpielung auf den Namen eines Waldvogels, deffen Ges 

I diefeg Wort ausdruͤcket, welcher beftändig allein geht, und fich nur beym Anbruche 
fen acht fehen läßt. Sie glauben, dieſer Eleine Vogel ſey die Seele eines von ihren Für- 

uUnd die Ehrerbiethung , die fie für ihn hegen, ift überaus groß. 


im Man befehret uns, auf was für Art und Weiſe fiedie Leichname ihrer Könige erhal: Begräöniß 
bie Sie fpalten die Haut längft dem Ruͤcken auf, und heben fie mit fo vieler Geſchicklich- der Könige. 
2 bb, daß fie nichts daran zerreißen. Darauf fleifchen fie die Kochen ab, ohne bie 
hi "en zu beſchaͤdigen, damit alle Gelenke ganz bleiben. Wenn fie nun die Knochen ein 
9 an der Sonne haben trocken werden laſſen: ſo ſtecken ſie ſolche wieder in die Haut, 
ne fie mit einem Dele feucht zu erhalten geſuchet haben, welches fie auch vor der Fäuls 
he vu wahret. Wenn die Knochen wieder in ihre natürliche Sage geſtellet find: fo füllen 
Mn Zwiſchenraum mit fehr feinem Sande aus. Darauf wird die Haut wiederum zu= 
h Aber, und der Körper feheint wieder eben fo ganz zu ſeyn, als wenn das Fleiſch noch 
ya wäre. Man trägt ihn an den Begräbnißert, wo er auf ein großes mit einer 
te bedecktes Brett, ein wenig über der Erde, geleget und mit einer Matte bedecket 
Das Fleiſch, welches man von den Knochen abgelöfer hat, wird auf einer Hürde 
ne Sonne geleget ; und wenn e8 ganz trocken ift, fo thut man es in einen wohl vers 
ten Korb, und feßet es zu den Füßen des Seichnames. Die ein wenig alten Völfer« 
| hin Haben alfo ziemlich lange Reihen von Gräbern, ober vielmehr unter einerley Ge— 
i ® ausgebreitete Körper. Sie fegen dafelbft nicht nur ein Quioccas, das ift ein Goͤ⸗ 
hi bite, fondern auch noch) einen Priefter zur Wache, welcher den Altar unterhalten, un® 
le Körper Sorge fragen muß. 
Bor der Ankunft der Engländer Hatten die Indianer in Virginien eine Yet von Min: ine, 
yidie fo wohl zu ihrem Putze, als zu ihrer Handlung dienete, Es waren viele Arten von 
inmengereipeten Mufelfhalen, die fie Pest, Runtis und Roenokes nenneten, 
N eake waren verſchiedene Theile von einerley Mufchelfchale, glatt und in Fleine Cy— 
un gebildet, welche unfern Eleinen Glasroͤhrchen ziemlich gleich kommen, aber nicht fo 
| lg und nicht fo zerbrechlich find. Es gab deren braune und weiße. Sie waren 
a tittel eines Zolles lang, und haften ungefähr drey Linien im Durchſchnitte. Die, 
Ntig waren eyförmig und glatt, wie die Peake. Die Roenokes waren nur Eleine, 
den Ge yon der Petunkelmuſchel, deren Ränder fehr rauh bleiben. Als diefe Wilden von 
Engländern gelernet hatten, ihre Haute und ihr Pelzwerk höher zu fehägen, weil fie 
Nm Umtaufhen mehr Bortheil daraus zogen: fo ſchien ihre alte Neigung zu den 
Ne ſheſchalen ein wenig zu erkaͤlten. Indeſſen nehmen ſie ſolche doch noch im Handel, vor— 
J Peak, den ſie Peak Wampon nennen, und welcher der theuerſte 
Ya e* engländifchen Kaufleute fehägen die Ruthe achtzehn Stüber, und die weißen 
tuͤber. 
hf, Man wiederhohlet, daß alles Das, was die Indianer in Virginien mit den ‚andern 
x Bölkerfihaften gemeines haben, weiter bin verfhoben wird. Unſere Schriftfteller 
Ügem, Reifebefchr. VI Band, | Dvd * 


* 


Pirginien, 
— — 


Zuſtand und 


F 


578 Reifen und Entdeckungen 
Zuſtand von geſtehen, es habe die Anzahl der Eingebohrenen in dieſer Colonie ſehr abgenommen . 


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ſich gleich noch viele Flecken finden , welche ihre alten Damen behalten: fo haben fie doch alt 
zuſammen nicht über fünfgundere Mann, welde vermögend find, die Waffen zu für!" 
Diefe Leute eben in einem beftändigen Elende, und in einer ſteten Furcht vor den bene 
baren Indianern. Wermöge eines 1677 gefchloffenen Vertrages foll jeder von ihren Wo j 
plagen jährlich drey Pfeile und zwanzig Caftorhäute für den Schuß der Engländer bee) 
len: derjenige Schuß aber, welcher ihnen zugeftanden iſt, geht nicht fo weit, daß M r 
ihrentivegen etwas gefährliches oder befchwerliches unternehme. Man giebt ung ein Du 
zeichniß von allen ihren Flecken, 
1 
⸗ 


Die Landſchaft Acomac enthält deren neune: Manoquin, welches durch die Ki 


Namen der derpocken faſt gänzlich ausgeſtorben iſt. Gin oteque, wovon die traurigen Ueberblel 


indianiſchen 
Flecken. 


ſel ſich mit einer von den Volkerſchaften in Maryland vereiniget haben; Kiekotan 


Machopungo und Occahenok, die nur eine ſehr kleine Anzahl Menſchen haben; pur 


goteque, wo eine Koͤniginn herrſchet, aber über eine fehr Kleine Voͤlkerſchaft; Wan⸗ 
cok, welches nicht uͤber vier oder fuͤnf Familien hat; Chiconeſſex, welches nicht viel m 
bat; Nanduy, der Sig einer Königinn, welche man Kaiferinn nennet, und welcher A 
Voͤlkerſchaften auf diefer Küfte zinsbar find, ob es gleich nicht über zwanzig Familien | 
ihrem Flecken giebt, a; 


Die Provinz Northampton hat nur den Flecken Gangasko: die Anzahl feiner e 
wohner aber ift der in den obgenannten Flecken faft gleich. In der Provinz Prinz © 
org ift Oayanok faft ganz wuͤſte. In der N arfchaft von Charlestown findet m 
den lecken Appamabor, welcher fechs bis fieben Familien enthält, Nattaway/ m 
es in der Provinz Surrey ift, fängt feit kurzem an, in Aufnahme zu fommen, und 
wenigftens hundert Rriegesleute. Bey Nanfamen zaͤhlet man zween Flecken, moven I 
eine ſehr bevölfere iſt und eben ben Namen hat; der andere aber Membiring heißt, = 
ungefähr dreyßig Mann bewaffnen fan. Die Provinz Köniz Williams hat auch 5%, 
Sleden; Damunky, worinnen man ungefähr vierzig Kriegesleute zähler, deren Aue) 
fih vermindert, und Chickahomony, wo man nur ihrer fechzehn zählet, welche aber | N 
zu vermehren anfängt, Die Voͤlkerſchaſft Rapabanok in der Provinz Effer ift auf © 4 
fleine Anzahl Familien herunter gekommen , die in den engländifchen Pflanzungen zerſtte 
find. In der Provinz Richemond hat der Flecken Port-Tabago nur fünf bis feche &° 
milien, die eingehen. Die Provinz Northum berland hat den dlecken Oniccocomod 
wo nur drey Familien übrig find, die aber nichts deftoweniger noch ihre alten Gebr, 
— und von ben andern Indianern eben fo abgeſondert Ieben, als von den en 

udern. 


gi 


in Suͤdamerica. VIl Buch, XII Capitel. 879 


4 | Fi N clip 
“ Der IV Abſchnitt. —— 
Niederlaſſung in Neu-England. england. 


{N ı ’ 
hrung diefer engliſchen Cofonie- Erſtes Unter: < Provinz Hampfhire; Plymouth; Barneſtable; 
men, Namen, die verſchiedenen Dertern Briftol. Inſel Rhode. Providence und Mars 


m Voraus gegeben worden. Verſchiedene Ser wick. Provinzen Connectieut und Newhaven. 

* ſtiften daſelbſt Pflanzſtaͤdte. Carver leget Grafſchaft Newlondon. Grafſchaft Hartford. 

ehimouth an. Erſte Verbindung der Enge Grafſchaft Newhaven. Graſſchaft Fairfield 

et mit den Wilden. Bradfords Gefand: Regierung in Meuengland. Geſetze daſelbſt. 

weft an den grofien Sachem. Engländer bes Harvards Collegium zu Cambridge, Biblio⸗ 

Iten ſich des Landes. Beſchreibung von thek. Newhavens Collegium. Indianer in 
e 


PM ngland. Provinz Draffachufers. Eſſexr. Neuengland. Stärke derſelben. Innere Ins 
Anolefer. Suffolk. Befchreibung der Haupt» ruhen. Gefchichte von den Hexen des Landes. 
adt Boſton. Andere Städte biefer Provinz, 


Bu der Ordnung der Entdeckungen und Nieberlafjungen habe ich die chronologiſche Orb⸗ 
h Nung allezeit vorgezogen. Was aber die Verbindung der Begebenheiren anberrifft, 
hat fie vielen Vortheil von der Nähe der Oerter. | 
t Man muß fich erinnern, daß fich 1602 ein engländifcher Hauptmann, Namens Bar⸗ Urſprung dies 
lomäus Bosnold, zuerft an diefer Küfte aufgehalten. Cr harte noch zwey und fer engliſchen 
' ig Mann am Borde, welche geneigt zu feyn fehienen ſich daſelbſt zu ſetzen, wenn fie Colonie. 
ai Ort fänden , deffen Sage fie dazu einluͤde. Sie hatten verſchiedene Arten von Kots 
Und Samen mit gebracht, das Erdreich zu prüfen. Nachdem fie in zwey und vierzig 
"Ad einige Minuten Morderbreite zwiſchen den Inſeln, welche die nordliche Seite der Maf: 
fm ufersbay bilden, an das Land geftiegen waren: fo machete der Ekel, den fie vor dies 
Sande befamen, daß fie ſich ſo weit gegen Suͤden wandten, bis fie ein Borgebirge im 
n ſichte hatten, welches fie Cod oder das Stockſiſchvorgebirge nannten, weil fie daſelbſt 
h ungeheure Menge von diefem Fiſche fingen. Diep iſt heutiges Tages die Nordſpitze 
Graffchaft Plymouth. Sie ſtiegen in einer kleinen Inſel aus, die fie Eliſabeth 
ten ‚und in einer andern, bie fie Marthens Weinberg hießen, Endlich kamen fie, 
I ihre Beobachtungen und Unternehmungen zu wiederhohlen, das folgende Jahr fo ver 
Mg über ihren Handel, den fie mit den Wilden geführet hatten, wieder zurück, daß 
ihee Erzählung verſchiedene Privatperſonen eben die Reiſe verſucheten. Allein, nur 
Nm ı6o6ten Jahre bildete fidy unter der Gewalt des Hofes zu London eine Geſellſchaft, 
q de der Diymouther Kath genannt wurde, weil Die meiften von den Geſellſchaftern 
dieſer Stadt waren. Joͤre offenen Briefe enthielten ein ausdruͤckliches Recht, ſich 
Iſhen dem acht und dreyßigſten und fünf und vierzigſten Grad in den Ländern dieſer 
Ye nieberzulaffen, denen man noch feinen andern Namen gab, als bas mittaͤgliche 
in olhien, Da diefe Gefellfchaft zu eben der Zeit, wie die von dem eigentlich fo genann⸗ 
Be irginien ihren Urſprung genommen: fo kann man fagen, daß der Urfprung diefer 
kan Eolonien von einerley Zeit iſt; obgleich diefe viel ältere Grundlagen zu einigen Nies. | 
aſſungen gehabt hat, die aber keinen Fortgang gehabt haben. 
I Popham und Bilbert, zween von den vornehmften Gefellfhaftern, giengen mit Erſtes Unten 
KA Schiffen und Hundert Mann ab, Sie fingen an, ſich an den Ufern des Fluſſes nehmen. 
Wadabor nicht weit von dem Fluſſe Caſco in demjenigen Theile des feſten Landes 
Dddd 2 nieder⸗ 


580 Reifen und Entdeckungen 


Niederlaß niederzufaffen , welchen die alten Erdbefihreiber Norembegue nennen, ohne ung bei 9 
ſung in Neu⸗ ſprung dieſes Namens recht zu erkennen zu geben. Sie baueten dafelbit ein Fort, M 
england. ches fie St. Georg nannten, an der Mindung eben diefes Fluſſes. Da aber PophA 
1608 ftarb, und Gilbert fich nicht lange in der neuen Colonie aufgehalten harte: po ver 
fiel fie in eine Mattigkeit, welcher viele Privarperfonen, die vier oder fünf Sabre larg 
die Reiſe dahin thaten, nicht abhelfen konnten, und welche bis auf die Reiſe des Haupt 
mannes Johann Smith dauerte, der auch an der Bildung der Niederfaffung in DI 
ginien fo vielen Antheil gehabt Hat. Er fiel aber gleichwohl nicht auf das Fort St. 
org; fondern da er bey der Iuſel Aenahigan angeländer war: fo 308 er fü große Dr 
fheile aus feinem Handel mit den Indianern, daß bie Reichthuͤmer, womit er bel 
zurück Fam, fo wohl den englifchen Hof, als die Geſellſchaft, oder den plymouther RA 
Zerfhiedenen aufmunterten. Der Entwurf, den er von dem Sande mitbrachte, wurde dem Prittl 
Deren wer- Karl, übergeben, welcher fih ein Vergnügen daraus machete, den vornehmften Date 
* Bor Namen zu geben. Die neue Colonie, oder vielmehr der Kaum ‚ den fie einnehmen 
Re te, erhielt von dem Prinzen den Namen Meuengland, Der Fluß Maffachufers wur 
; Karisfluß genannt, die Bay des Borgebirges Cop Milfordsbap, und das Vorgebl 
ge ſelbſt Jamesvorgebirge: es hat aber- doch den Namen behalten , den es dem Half 
manne Gosnold zu danken hatte, welcher die Ehre gehabt, es zu entdecken. 


Berfchiedene Man war nur bedacht, fich eines fo fehönen Landes zu Nutze zu machen; und 
Secten fiften nige Widermärtigkeiten, welche die Engländer nur ihrer ſchlechten Aufführung zuſchl 1 
Pflanzkädte ben konnten, hinderten nicht, daß nicht eine neue Geſellſchaft von Kaufleuten zu son! 
daſelbſt. und Plymouth entſtund, die durch eine große Anzahl vechtfihaffener $eute yon allerho 

Ständen unterſtuͤtzet wurde, welche die Religionsunruhen eine Ruhe wünfchen ließen, a 
fie in ihrem Baterlande felbft nicht mehr fanden, | 


Diefe Independenten giengen den 6ten des Herbftmonates 1721 unter Segel und feigl! 
den gten des Windmonates auf dem Borgebirge Cod aus Land. Diefes war eine WE 
drießliche Zeit, ihre Pflanzungen anzufangen. Nachdem fie fich ein wenig ausgeni 
hatten: fo wandten fie fih gegen Norden, um ben Hudſonsfluß zu füchen, wo fie fi 
fesen Willens waren. Einer von ihren Wegweifern aber, Namens Jones, hatte j 
von ben Holländern, die von diefem Sande Befig zu nehmen dachten Ipi⸗ fie denn a 
einige Zeit darnach thaten, beftechen laſſen, und fuͤhrete das Schiff zwifchen Klippkl 
wo es von einem Sturme ergriffen wurde, der es in die äußerfte Gefahr fegete, 
wider nach dem Vorgebirge zurüc trich. "Diefer Unfall nebft der rauhen Jahres zeit My 
chete, daß die Englaͤnder den Schluß faſſeten, wieder in die Bay einzulaufen. W 
indeſſen dieſer Theil von der Kuͤſte in dem erſten offenen Briefe der Geſellſchaft nicht J 
begriffen war: fo entſchloſſen fie ſich aus eigener Kraft und Gewalt, einen politiſchen Bi 
per zu errichten, indem fie fich durch eine feyerliche Urkunde für Unterthanen der gr ; 
ne England erkannten. Dieſe berühmte Zufammengefellung wurde von der sanft 
Verſammlung unterzeichnet. Darauf erwäpleren fie zu ihrem Starthalter einen n 
hen Edelmann, Mamens Carver, welcher fein ganzes Vermögen mitgenommen * 
ft; um es zu ihrer Unternehmung anzuwenden, 4 
Carver leget Carver ftieg mit fechzehn Leuten in einer Gegend ans fand, die heutiges Tages ı 


N 
—— Grafſchaft Barneſtable Heißt, und fing an, einen zu feinem Vorhaben bequemen I 4 


in Suͤdamerica. VI Buch. XI Capitel. 581 


Men, Indem er ſich von der Kuͤſte entfernete: fo entdeckete er fünf Indianer, welche Niederlaß 
N geſchwind die Flucht nahmen, daß es ihm unmöglich war, fie einzuhohlen. Den an- — 
Nogen kam er in ein ſchoͤnes mit Maiz bepflanzetes Gefilde, wo er viele Graͤber und Ben 
* eberbleibſel von einem Hauſe antraf. Da er aber daſelbſt kein Waſſer fand: ſo kam 
* feinem Gange nicht recht vergnuͤgt zuruͤkk. Der Winter nahete heran, und die Zeit 
hy ſchon ſehr rauh. Einige von dieſen Abentheurern ſtiegen vor Ungeduld in eine Scha- 
um die ganze Bay des Vorgebirges Cod zu befichtigen. Sie kamen den 6ten des 
. Monates zu Ende der Bay, wo Taunton heutiges Tages liege; und der Anblick 
em Dusend Indianern, die ſich um einen todten Wallfifch verfammelt hatten, hin— 
R fie niche , dafelbft ans Sand zu fteigen. Die Nachtgiengrubig vorbey. Dader Tag 
Be Menge Wilde herbey geführet Hatte, welche zum Frieden nicht geneigt zu ſeyn ſchie⸗ 
ner ſo gieng man mit einem guten Winde wieder in See, und die Schaluppe wurde in 
sei bequemen Hafen ,' Namens Patuxet, von dem Namen der benachbarten Indianer, 
Bet, Das dand wurde ohne den geringften Schein einiger Gefahr befichtiget. Es 
di allein mit Maiz bepflanzet, fondern auch von vielen Fleinen Slüffen fo gut be- 
N daß die Abentheurer alle ihre Abfichten dafelbft erfüllet fanden, und Daher eileten, 
en I glückliche Zeitung ihren Gefährten zu Hinterbringen. Das Schiff begab ſich auch fo 
Ach nach eben dem Orte. Es kam den ı6ten des Chrijtmonates dafelbft an; man ſchif⸗ 
EN ıgten aus; und den asften als am Weihnachtstage legete man den Grund zu einer 
| Rt Die Eolonie wurde in neunzehn Theile abgetheitet, denen man den zu Häufern 
Gärten nörhigen Grund und Boden anwies. Darauf gieng die erfte Sorge dahin, 
EN Man diefen ganzen Raum mit einem Graben umgab, der mit einem guten Pfahlwer— 
eſetzet war, Damit die Arbeitsleute ficher feyn möchten. Man verglich ſich auch wegen 
Kur bürgerlichen, geiftlichen und Kriegesverfeffunge, Die aufwachfende Stadt erhielt 
Namen Neu⸗Plymouth. ih 
, Man fah den ganzen Winter über feinen Indianer zum Vorfcheine fommen. Ver— 
dene Krankheiten aber, die ſich unter den Englaͤndern ausbreiteten, verminderten ih— 
Anzahl ſehr. Es fingen ihnen die Lebensmittel an abzugeben, als ein Indianer, mit 
| innen Squanto, welcher einige Worte von ihrer Sprache auf der erften Reife ihrer Na« 
So hatte, ſich trogig, mit feinem Bogen und feinen Pfeilen bewaffnet, mitten 


t ihnen zeigete, Er war einer von den Segamoren, oder Fürften des Landes, feine 
hung aber fünf oder ſechs Tagereifen entfernet. Er war nadend, ausgenommen In Erſte Verbin⸗ 
m Nitte des Leibes, wo er mit einem Stuͤcke Leder bedecket war. Seine Geſtalt war ge —— 
Yin, „And von einer ſonderbaren fänge; feine Haare waren ſchwarz, und fehr lang. Eir grünen, 
* rklaͤrungen, welche genug zu verſtehen gaben, daß ſie an ſeiner Freundſchaft nicht 
9 ln durften, zogen ihm fo viel Liebkoſungen von Seiten der Engländer zu, daß, nad)» 
Kinn Mit großen Freudensbezeugungen abgereifet war, er acht Tage darnach in Beglei- 
K a neler andern Indianer wieder Fam, Man begegnete Ihnen eben fo höflich ; und ih- 
Aſtiedenheit war fo lebhaſt, daß, nachdem fie lange Zeit gegeffen und getrunken hat⸗ 
fee mit Entzuͤcken aufftunden, und zu tanzen anfingen. Man vernahm von ihnen, 
ch Ären Unterthanen des Königes der Maſſaſſoiten, welcher ten Titel des großen Sa 
den [Übrer, und diefer Herr wäre entfehloffen, ſelbſt zu ihnen zu Fommen, um mit den 
in den ein Buͤndniß zu machen. Er kam aud) wirklich den 22ſten März in Begleiz 
des Quandebanco, feines Bruders, und einer Bedeckung von fechzig Mann, Er 
Dddd 3 wur⸗ 


' 


Niederlaſ⸗ 
ſung in Neu⸗ 
england, 


— | Keifen und Entdeckungen 


wurde von den Soldaten der Pflanzſtadt empfangen, und nach dem Hauſe des Starthal 
ters geführet, wo er fich auf drey Küffen niederfegete, die man zu feiner Ankunft bereit % 
halten hatte. Sein Pug war von feiner Leute ihrem wenig unterſchieden, außer, daß & — 
ne Kette von kleinen Knochen hatte, die er um den Hals trug, und ein großes Meſſer, 
ihm vor der Bruſt hing. Ueber dieſes hatte er, wie alle andere, ein kleines Buͤndel 30 
bad hinten auf dem Rüden , ein Stuͤck Leder vorn am Gürtel, und das Geficht mit ven 
fihiedenen Farben gemalet. Carver trat mit einem vorhergehenden Trommeljchläger W 
Trompeter in das Zimmer, Der indianifhe Monarch ftund auf, um ihm Ehre zu er ß 


fen, und ihn zuumarmen. Sie feßeten fich beyde. Man brachte ſtarke Getränfe, ? ; 


Bradfodꝛs Ge⸗ 
ſandſchaft an 
den großen 
Sachem. 


Englaͤnder be⸗ 
meiſtern ſich 
des Landes, 


‚to da, daß er fie den Maiz bauen, und die Art zu fifchen im Sande lehren möchte. 


von der große Sachem auf einmal ein fo großes Glas verſchluckete, daß er den ubrig“ 
ganzen Tag das Fieber davon hatte. Squanto, der ihn begleitete, und deffen Eifer 
die Engländer immer eitterley blieb, dienere zum Dolmetſcher zwifchen ihm und dem Stalt 
halter, Man madyete ein Buͤndniß, welches gegenfeitige Berfprechungen der Gemogel* 
beit und Dienfte enthielt. Der große Sachem gab den Engländern für fie und für 
ve Nachkommen alle die um ihre Stadt herum liegenden Felder, und ließ ihnen Squ 
Carvers Tod, welcher im April erfolgere, änderte nichts in diefen gluͤcklichen Val M 
ſungen. Bradford, welcher zu feinem Nachfolger erwählet worden, ſchickete fo gl 
zween von feinen vornehmſten Einwohnern an den großen Sachem, mit dem Titel der 
fandten von ber Colonie. Unter die Ehrenbegeugungen, die fie in ber Föniglichen Weh 
nung der Maſſaſſoiten erhielten, rechnet man auch diejenige, daß ſie ſelbſt in dem DR 
bes Königes und der Königinn gefehlafen haben, Man feget aber aud) hinzu, daß ee" 
aus einigen Brettern beftanden, welche einen Fuß hoch über dem Boden der Cabane er 
ben gervefen ; und daß zween oder drey Große von der Voͤlkerſchaft diefe Gnade mit ih 
getheilet haben, Der große Sachem und feine Gemahlin maren auf einer fehr kleine 
Matte an der einen Seite, und die Geſandten mit den Großen an ber andern. Mok 
diefes war der Hof fo ſchlecht mit Sebensmitteln verfehen , daß die beyden Engländer daft at 
bald vor Hunger geſtorben wären, Sie merfeten an, daß das Land ſchlecht bevoll 
war. Ein lange Peft hatte neun Zehntheile der Einwohner aufgerieben: man fageft 
nen aber, die Narrggauſeten , welche die andere Seite der Bay bewohneten, mo. 
Neu: tondon ift, wären eine zahlreiche und fürchterliche Voͤlkerſchaft. J M 
Was für Hoffnung die Engländer aud) immer gefaffet hatten, es durch Gelindig", 
dahin zu bringen, daß fie von den Wilden geehret wuͤrden: ſo fahen fie fich Doch gar) 
genöthiger, die Furcht zu gebrauchen. Ihr gerreuer Freund, Squanto, wurde von 9 
gen benachbarten Segamoren gemishandelt. Diefen Namen gaben die Indianer nd 
nen Herren, welche die Dbergemalt des großen Sachem erfannten, Bradford ſchickete 
nen Haufen Truppen in ihre Sande, und die bloße Annäherung derſelben breitete IH, 
viel Furcht dafelbft aus, daß fie Famen, und ipn um Gnabebarhen. Man ergriff DIE m 
legenheit, faget der Verfaſſer einer engländifchen Nachricht, fie einen Vertrag der Unt * 
wuͤrfigkeit unterzeichnen zu laſſen, welchen er in dieſen Worten anfuͤhret: „Wir A 
„durch diefe Urkunde, daß wir ung für Unterthanen des Röniges Jacob, Königes in we 
„britannien 2% ıc. erkennen, zu Beglaubigung haben wir unfere Namen oder unfere Zn 
„chen darunter geſetzet, Diefer Segamoren waren ihrer neune an der Zahl, und chil 
la⸗ 


fies Ohquamchud, Raonnacome, Obatinowa, Vattawahunt, Eubatant, 


M 16. 
3 


Bl 
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G Ferneres Putz der Indianer 
BBB. Kderbinden von verfehsedener Art 
C. Gürtel von Ahuachißenr. 
2__D.D.D. Verfchredene CHalsbuender- 
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Jy)h)), ZERNLSDDDAKN RER 


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8 








in Suͤdamerica. VI Buch, XII Capitel. 583 


| , ; . 
Inba, Kwadaquina, Huttamoiden und Apadnau. _ Nach biefer Verbindung, fie Beſchreib. 
* te nun gepwungen, oder freywillig ſeyn, fäumete die engländifche Colonie nicht , fich . Neueng⸗ 

Zuhreiten, und die Unruhen in England ſchaffeten ihr noch immer eine große Anzahl — 
uͤchtlinge, vornehmlich Sectirer, wohl oder übel geſinnete, welche einen Aufenthalt fuches 

N, den man ihnen in der übrigen Welt verfagete, und welche fich in. verfchiedenen Pro: 

Men niederliegen, deren Befehreibung man hier leſen wird, * 

fig Neu England erſtrecket fid nicht weniger, als auf drey Hundert Meilen’an der Sees Beſchrebung 

& e, ohne die Winkel zu rechnen. Man giebt ihm nirgend über fünfzig Meilen Breite q). ver Neueng⸗ 

ine Lage iſt zwiſchen ein und vierzig und fünf und vierzig Grad Norderbreite; und feine land . 

— find Neu-Frankreich gegen Norden, Neu-Nork gegen Weſten, und das Weltmeer 

| Su Oſten und Süden. Ob es gleidy mitten in dem gemäßigten Erdgürtel liegt: fo ift feine 

Ihmelsfufe doch nicht fo lieblich noch fo regelmäßig, als die in denen Laͤndern ift, welche 

Un uropa mit ihm in gleichem Striche liegen, dergleichen viele Provinzen in Wälfchland 

Ih Frankreich ſind. Man verſichert, die Himmelsluft in Neu⸗England ſey gegen die 

ainen wie die Himmelsluft in Schottland gegen die in England. Der Sommer 

daſelbſt viel kuͤrzer und heißer, als der unſerige; der Winter viel laͤnger und kaͤlter. In⸗ 

ſen iſt die Luft daſelbſt doch geſund, und fo wenig veränderlich, daß man daſelbſt oft⸗ 

als zween oder drey ganzer Monate hintereinander des reineften und heiterften Wetters 

rießn Die Tage ſind daſelbſt von einer guten Laͤnge. Zu Boſton, welches heute zu 

edie Hauptſtadt iſt, geht die Sonne in dem Brachmonate um vier Uhr fechs und 

dag Minuten auf, und fechs und dreyßig Minuten nad) fieben unter, Den ızten des 

ſtmonates, welcher der Fürzefte Tag im Jahre iſt, geht fie um fieben Uhr fünf und 

ig Minuten auf, und fieben und zwanzig Minuten nach vier Uhr unter, 
tg Man fängt die geographifche Beſchreibung des Landes mit der Provinz Maſſachu⸗ Pꝛovinz Mas 
an, welche heutiges Tages die groͤßte, und die volkreichſte iſt, und die alte Colonie Neu⸗ ſachuſets. 

out) nebft Esenmwalfien oder Neu-Hampfpire in fich fehließt. Sie erſtrecket fich alfo 

Iften gegen Weſten längft der Küfte , fajt auf hundert und zehn Meilen von Sci: 

Me in Her Graffchaft Plymouth, bis an den Fluß Saco in der Grafſchaft Maine, und 

ſechzig Meilen von eben dem Puncte bis nad) Enfield in Hampſhire. Ihre Strecke 

N das Sand hinein nicht fo betraͤchtlich. Man hat auf dieſer Seite an ben Graͤnzen, 

ud fie yon den indianifchen Befisungen abfondern, ein Fort, Mamens Punmsquid 

Ir, welches fo gar außerhalb dem durch die Föniglichen Patente angewiefenen Raume 

hr Wenn man aber den vorgefthriebenen Grängen folget: fo ift die erfte Graffchaft die Sie berpeft 
vun, Weine, welche unter dem Statthalter von Maſſachuſets ſteht, und in welcher man — 
anf Flecken York, Falmouth, Scarborough, Wells und Rittery zähle. York RE 
4 feinen Namen einer Graffchaft , welche ein Eleines Stück von Maine ausmacher; fo 
hi Cornwalien eine in Neu Hampfhire ausmachet. Uebrigens wird ein Drt, den man 
h,.nen Flecken nennet , zuweilen auch) eine Stadt betitelt; weil man ſich dafelbft mit eis 

Yı, Heinen Feſtungswerken wider die Leberfallungen der Wilden verwahret hat, welche 

dieſe Vorſicht die Provinz in vier und zwanzig Stunden uͤberſchwemmen nr 
j d eu⸗ 


Ki, dudeſſen giebt ihm doch Neal in ſeiner Ge: der Breite von dem Vorgebirge Cod gegen Nord: 
Do, on Neu-Engkand dreyhundert und dreyßig oſt bis an Neu: Xork. 
in der Länge, und Hundert und neunzig in 


Befchreib. 
v. Neueng⸗ 
land, 


ProvinzEſſer. 


- fter, Marble⸗head, Newbury⸗Eſt, Rewbury⸗Weſt, Bowley, Salem⸗ 


534 = Reifen und Entderfungen | 


Neu⸗Hampfhire oder Cornwallien, welches auch in der Starthalterfhaft Maſſachuſets 
enthalten ift, bat die Flecken Douvres, Exeter, Hampton, chedeb eder awrcaſ 
‚Portsmouth, Kögar’stown, Berwich, Priddiford und Schoals. m 
Sechs Meilen von Scarboreugd oder Saco gegen Welten findet man einen en 
Flecken, Blak⸗Point genannt, und gegen Oſten deffelben Sagodahok und Bene 
welche alle beyde der Fifcheren wegen berühmt find. Das Ufer des Fluſſes Sau) 
hier ein Eleines Fort, welches mit zwölf Stücen verfehen ift. die 
Man rechnete ehemals hundert Familien in dem Flecken oder der Stadt Wells "Hit | 
Indianer aber haben einen großen Theil derfelben in den legten Kriegen entfuͤhret. n 
Graͤnzen dieſes Gebiethes gegen Norden nach Neufchottland zu, find der Fluß Caßo 
welchen der Saco faͤllt. Die ganze Provinz wird von andern Fluͤſſen gewaͤſſert, * 
chen der Kennebek, der Piſkataha, der Sagadahok, der Spurwiſk und yore, | 
wovon die meiften ihren Namen einem Flecken geben, und einige Meilen weit al I 
Man findet daſelbſt auch viele gute Haͤfen, unter welchen die Reiſebeſchreibungen —— 
Unſtar Piſtrataques nennen; und viele Eylande an der Kuͤſte, deren einige MI 
niger, als zehn Meilen lang find. Das Innere des Landes ift bergicht, und feiglih e 
fruchtbar : gegen die Küften und bey den Flüffen aber rühmet man die Zeuchtbarfet ug 
Bodens, Die Handlung der Einwohner befteht gleichwohl nur in Fifchen, Di th 
und anderm Pelzwerfe. Die Gerichte haben ihren Sig zu Douvres und Portal nu 
Die zweyte Provinz in Neu England ift Eſſex, deren Flecken Amersburg 
ver, Beverly, Horford, Glöcefter, Havershill, Tpfwich, Lynn, m 










= 
= 


lisburp , Topsfield, und Wenham find. Man giebt Salem den erften Randı.., 
es an dem nordlichen Arme des Karlsfluffes liege. Diefer Flecken liege in eine! pe 
zroifehen zweenen Flüffen , die ihm zween Häfen machen, Sn diefer Gegend ließ EM 
engländifche Colonie von Maffachufers zuerft nieder. Gegen Norden von Sale Nor 
man das hohe Borgebirge Trabigzando, welches heutiges Tages das Tergeblid ih 
Anna genenne wird, und wegen feiner Fiſcherey und feines Hafens berühmt ift. m 
liege etwas höher an bem Ufer eines fehönen Fluſſes welcher fein Waſſer nut im Mi 
bis in das Meer bringe. Newbury ift an der Mündung des Fluffes Wierrimal en 
ner angenehmen tage. Man fifchet Dafelbft eine Menge Störe, welche, wie an den ⸗ 
des balthifchen Meeres, mariniret werben. , An dem andern Ufer Newbury g £ N 
finder man Salisbury ; und diefe beyden Flecken werden gleichfam durch ein Ba ruhe | 
eine Fähre mit einander verbunden, welche ihre Handlung unterhält, obgleich De 
welcher fie von einander fondert, wenigftens eine halbe Meile breit if Bier Meilen $ 
Suͤden von Salem findet man den Flecken Marble⸗-head. egel 
Der Boden in der Grafſchaft Effer iſt nicht überaus fruchtbar, ausgenommend 
die Seefüfte, wo die meiften Pflanzungen zur Bequemlichkeit der Fiſcherey liegen ui” 
Fluß Merrimack, welcher ihn bewaͤſſert, würde an einem Theile feines Laufe? eine 
Sandbaͤnke und Steine, die ihn verftopfen, ſchiffbar ſeyn. Ein wenig ober a nm in 
von feinen Wafferfällen an einem Orte, welcher Amuſkeag heiße, fiebt mat * „un 
feinem Bette einen großen Felfen, deffen Spige in viele Brunnen ausgehoͤhlet IF gent! 
wie eine Tonne, die meiftens viele Tonnen Waffer faffen fönnen. Die ndiane Pl 
den Urfprung derfelben nicht; und man kann Eaum begreifen, wie fie ohne eiſerne — zer 


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0 Meftliche 7lalange von oder Parferr 7 REG? 6 Inıe:. 7 





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in Stöamericar VI Buch. XII Capitel. 585 


nude fin Werk von der Art haben machen können. Der einzige Mugen, welchen ſie dar⸗ Beſchreib. 
dun Sehen, iſt, daß fie darinnen ihre Güter verſtecken, wenn es Krieg iſt, in der Einbil- e Neueng⸗ 
x der Himmel habe fie ihrer Voͤlkerſchaft dazu geſchenket. Neal, ein Geſchichtſchrei— And. 
Vapı Neu. England, verfichert ‚er habe nad) genauer Befichtigung gefunden, daß fie Fein 
i der Natur find, woraus er ſchließt, daß die alten Americaner, die vielleicht dem 
die ah näher, als dem Chriſtoph Columbus, geweſen, größere Künftler gewefen find, als 
hy vide Tages‘, ungeachtet derer Kenntniffe , die fie von den Europäern er— 
aben. 
eg Die Provinz Middleſex, in welche man durch die vorhergehende koͤmmt, bat die Provinz Mid⸗ 
—* Billerica, Charlestown, Concord, Groton, Marlborough, Medfort, dleſer. 
ung 9, Shireburn, Stow, Woburn, Lerington, Cambridge, Chelmsford, 
ton, able, Yancafter, Melden, Newton, Grford, Sudbury, Eſt⸗Water⸗ 
Weſi Waterton, Worceſter, Framlingham und Waſton. 
tow Cambridge iſt der Hauptort dieſer Grafſchaft. Sein erſter Namen war New⸗ 
8 N, Neuſtadt. Er liege an dem nordlichen Arme bes Karlsfluffes, einige Meilen von 
N, Man rühmet deffen Gaffen und Gebäude. Er nahm den Namen Cambridge 
Me! * er der Siß einer Unlverſitaͤt wurde, deren Vortheile nachher werden geruͤh⸗ 
erden. N 
Ir Charlegrowon, ober Karlsſtadt, welche man Boſtons Mutter nennet, und welche 
„Stvölferter ift, als Cambridge, liege zwiſchen zweenen Fluͤſſen, dem Miſtik und dem 
* Sfluffe, welcher fie von Boſton abſondert. Sie hat mit dieſer Stadt durch ein Back 
"eine Fähre Gemeinſchaft, die ſo bequem iſt, als die befte Brüde, ausgenommen im 
I" "er, wo der Ueberfluß des Eifes Feine Schiffahrt zulaͤßt. Die Stadt ift fo groß 7), 
6 \e den ganzen Raum zwifchen den beyden Flüffen einnimmt, Man fieht daſelbſt eine 
hin Khöne Kicche, einen großen und ſchoͤnen Marftplag, und zwo fhöne Strafen, dieda= 
Spuren, Man verfichert, es giengen jährlich von Charlestown und Bofton taufend 
hi Iffe mehr ab, als aus allen andern americanifchen Pflanzftädten, die den Engländern 
got zugehoͤren. Reading ift eine Fleine ziemlich volkreiche Stadt, aber fhlecht gebauet, 
N ® gleich eine bequeme Sage an dem Ufer eines geoßen Sees hat. Man ficht dafelbft 
Müpfen , eine Kornmuͤhle, und eine Schneidemühle, die Bretter zu fügen , womit 
8 in aͤlen Inſeln, wo Zucker waͤchſt, einen guten Handel treibt. Waterton iſt we 
De Märkte berühmt , die daſelbſt im Brachmonate und Herbſtmonate gehal- 
tden, 
kn, „Diefe Grafſchaft Hat Feine große Fluſſe: ihre Anzahl aber ift fo groß, daß fie überaf 
e Kühle ausbreiten , und diefe Gegend zu einer der angenehmften und fruchtbareften in : 
be Vengland machen. Die Weiden find daſelbſt mit allerhand Thieren angefüller, und ges 
bi den fo viel zur Ausführung, als zur Verzehrung im Sande felbft. Es finden ſich 
Oje Suͤgel ‚die nicht mit zahlreichen Heerden bedecet find. Kurz, bie Engländer ver⸗ 
hen diefe Provinz mit ihrem Devonfhire-in Europa, 
Pr Auf fie folget Suffolk, welche die Flecken Braintry, Dedham, Dorchefter, ProvinzSuf⸗ 
Aha, Sul, Wedfield, Mendon, Milton, Rorbutyı Weymouth, De folf. 


’ 


2 Eine Nachricht des Hauptmannes Vring giebt Karlstown nur die Haͤlſte von Boſtons Größe. 
Ügen. Keifebefcpr, XVI Band. Ee ee 


4 


I x 


586 k Reifen und Entdeckungen 


Befchreib. ſtock, Wrentham, Brocklin und Needham hat, Ihre Hauptſtadt iſt Bofton 
9. Neueng⸗ welche für Die größte Stade in America gehalten wird, zwo oder drey fpanifche 
Ind. auf dem feften Lande ausgenommen, ; 

Bokon, die? Dofton, weldes die Engländer Baſton ausſprechen, hat eine angenehme sage ” 
Hauptſtadt. einer Halbinfel vier Meiten lang, am Ende der fchönen Maſſachuſetsbay. Sie wird we 

der den Ungeftüm der Wellen durch eine Menge Felſen vertheidiget, die man über f 
Waſſer ſieht, und durch. ein Dugend Eleiner Inſeln, die meiftens fruchtbar und bewohnt 
find. Die Bay hat nur eine fichere Einfahrt, die jo eng ift, daß kaum drey Schiffe u 
ben einander daſelbſt einlaufen koͤnnen: das innere aber hat einen bequemen Ankerplli 
für fünfgundere Segel. Die merkwuͤrdigſte unter ihren Inſeln heißt Caſtle⸗JIslan n 
oder die Schloß. Inſel, und zeiget wirflich ein Schloß oder-ein Fort, welches eine 9 ei 
von der Stadt in dem Canale felbft, der dahin führer ‚fo vortheilhaft liegt, daß fein El 
dahin kommen koͤnnte, ohne fid) in Gefahr zu begeben, von dem Gefhiige werfenket 3 
werden. Unter Karls und Jacobs des II Regierungen waren die Befeftigungswerfe ® 
Caſtle Islands ſehr unregelmäßig; und diefe beyden Prinzen befehäfftigten fich wenig" 
der Sicherheit eines Volkes, welches fich lieber unter die Wilden in America hatte bege ed) 
als unter dem Schuße ver Gefege in England leben wollen, Der König Wilhelm abe 
ſchickete den Oberſten Romer, einen wohlverdienten Kriegesbaumeifter, dahin, welcher ee 
lich alle die alten Werke niederreißen ließ, und bernach die regelmäßigfte Feftung in al! 
englifchen Eolonien daraus machete, welcher er den Namen Williamsfort gab. Man 
zaͤhlet daſelbſt auf vielen Batterien ungefähr hundert Canonen, wovon diemeiften zwey und vlen 
zig pfuͤndige ſind, und dieſer Provinz von der Koͤniginn Anna geſchenket worden. 8 
fiehen fo gut gerichtet, daß fie ein Schiff don vorn und von hinten befchießen koͤnnen, 
esim Stande feyn kaun, feine Lage zu geben, Bey Kriegeszeiten find fuͤnſhundert Mal 
von den ordentlichen Soldatendienften frey, damit fie zum Dienfte des Schloffes ſtets 
zeit ſind; und wenn es wahr iſt, wie man denn feine Schwierigkeit macher, zu verfiche""" 
daß in einer Zeit von vier und zwanzig Stunden Boſton zehn taufend Mann zu ſein 
Vertheidigung bewaffnen kann, fo muß man urtbeilen, daß feine Einwohner nicht — 
einer Ueberfallung zu befürchten haben, Ueber dieſes hat man zwo ftarfe Seemeilen von 
der Stadt einen fehr erhabenen Leuchtthurm, wovon vie Zeichen von der Feftung konnen 
ſehen werden, welche fie fo gleich für die Kuͤſte wiederhohlet; und im Folle der Noch 
Boſton auch feine Zeichen, um in allen benachbarten Wohnplägen Laͤrm zu machen ; fo Der’ 
außer bey einem fehr dicken Mebel, unter welchern einige feindliche Schiffe ſich zwifchendXe 
Inſeln ducchfhleichen Fönnten, es feinen Fall giebt, faget man, wo nicht die Stadt M! 
ober fechs Stunden hat, um fich zu ihrem Empfange anzuſchicken. Geſetzt aber, DA 
= auch unter dem Gefchüge vom Schloffe gluͤcklich durchkaͤmen ‚ fo würden ſie doch gegen No 
den und Suͤden von Boſton zwo Batterien finden, welche die ganze Bay beſtreichen, a 
die größe Macht aufhalten würden; unterdeffen, daß fi) die engländifchen Fahrzeug⸗ 
—* zu ‚ was zu dem Handel gehöre, in den Kartsfluß außer dem Schuſſe I 
en koͤnnte. 
Die Voftonsban iſt geraum genug, das ganze Kriegesweſen der Engländer ze 
zu enthalten. Es machen auch die Maften von den Schiffen zur Zeit des Handels ei 
Art vom Walde daſelbſt, wie in den Häfen zu Amfterdam und London; welchesman f 


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leicht einbilden kann, ſaget der Verfaſſer eben dieſes Berichtes, wenn man erwaͤgt/ ach 


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Run DRIS $ VON — S TADT 
 BosToN 


und ihren Gegenden 


| Anzeige der Platze ın der Stadt.B oston 
ion Nahe Canon. 
B. Batterıe von 16. Stück Canonen . 
Ü. Batterie von 25 Stück Canonen . 
D. Nord -kıirche der Presbiterianer . 
Ku Quayuer -kırche. 
E Rath haus. 
\2 Anabaptısten-kırche 3 
H. 99, Yen platz. 
T Fanal od.Leucht-thurm . 
| Bo Warte mit einer Sohildwache. 
|" Pulver-magazin. 
mL und kleiner Damm. 
Meines Becken. welches bey der Ghbe trocken ft. 
E angniße. — 
"Sud-kirche derPresbiterianer. 
N. Zand-thor., welches durch einen Graben und 


2 Batterten yerthadiget wurd. 
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‚Sehr vefchrliche e 


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Klippen 








in Suͤdamerica. VIl Buch. XII Eapitel, er 587 


"ach den Zollbuͤchern jährlich achtzig taufend Tonnen Raufmannsgürer allda geladen oder Befchreis, 
Usgeladen werden. Am Ende der Bay ift ein Damm ungefähr zweytaufend Fuß lang, 9%: Neueng⸗ 
Ki der Nordſeite mit einer Reihe Vorrathshaͤuſer bedecket. Er geht fo weit in die Bay land. 
nr: daß die größten Schiffe dafelbft ohne Beyftand der Schaluppen und Sichter ausla= 
koͤnnen. Die vornehmfte Straße der Stadt, welche bis an das Ende des Dammes 
She, jeiget an dem andern Ende das Rathhaus, ein großes und fehönes Gebäude, mit 
al em man auch die Raufmannsbörfe, die Narhsfammer, das Haus der Gemeine und 
* Gerichte vereiniget hat. Die Boͤrſe iſt mit Buchlaͤden umgeben, die guten Abgang 
ben. Man zaͤhlet in Boſton bis auf fünf Buchdruckereyen, in deren einen die Zeituns 
in gedrucker werden, welche wöchentlich zweymal heraus fommen. Die Preflen haben 
er vollauf zu thun, welches größten theils denen zur nüglichen Gelehrſamkeit in Neueng⸗ 
Md errichteten Eollegien und Schulen zuzufehreiben iſt; Dahingegen zu Meu-Nork nurein 
Niger Eleiner Buchladen, und in Birginien, Maryland, Carolina, Barbados und den 
In englifhen Enlanden, Jamaica felbft nicht ausgenommen , gar Feiner iſt. 
Die Geftalt der Stadt, welche wie ein halber Mond um den Hafen herum liegt, 
ind zwiſchen drey bis vier tauſend Haͤuſer enthält, muß eine ſchoͤne Ausſicht geben. Man 
Ir Dinzu, der Rai ſey fehr hoch, die Straßen breit, und es fehle nichts an der Schönheit 
Ziußer das Pflaſter aber vergleicht man mit dem zu Sonden, das heißt, es iſt überaus 
h lecht. So ift es auch bey Strafe verbothen , darauf zu gallopiven, Man läßt uns von 
“ Anzahl der Einwohner zu Bofton aus dem jährlichen Todtenzettel urtheilen, welcher 
* Hauptrichtſchnur der Staatsrechenmeiſter iſt. Schon vor mehr als zwanzig Jahren, 
Jet mans), enthielt er dreyhundert und vier und dreyßig Weiße, und ſechs und vierzig Nez 
A; das iſt zufammen dreyhundert und achtzig Einwohner, und die legtern enthalten un= 
Mähr vierhundert und funfzehn. Hierbey beobachtet Neal, daß, wenn man nad) dem 
h ältniffe der Rechnung zu Sonden urtheilet, Bofton neunzehn bis zwanzigtaufend See⸗ 
Nenthaften muß. Die Miliz diefer Stadt beftund vor vierzig Jahren nur aus vier Com⸗ 
Mnien zu Fuße; zehn Jahre darnach wurde fie um die Hälfte vermehret, und eine Com- 
nie Reiter hinzugethan. Wenn die Vermehrung der Miliz der Zunahme der Einwoh— 
Nr gemaß ift: fo muß man ſchließen, ihre Anzahl Habe ſich in Diefer Zeit verdoppelt, 
Bofton enthält zehn Kirchen, deren Namen die mannichfaltigen Secten anzeigen, 
waus dieſe Colonie beſteht; dergleichen ſind die engliſche Kirche, die franzöfifche Kirche, 
vi Kirche der Wiedertäufer, die Quackerkirche re. Diefes hindert indeſſen doch nicht, daß 
Geſeilſchaft daſelbſt nicht eben fo höflich und feutfelig feyn follte, als in ven beften Staͤd⸗ 
Mn don England. Die meiften Kaufleute gehen nad) Eusopa, und bringen die Moden 
} \ Gebräuche von da mit, Ein Engländer, welcher von London nach Boſton gebt, mer- 
% "8 nicht, daß er den Aufenthalt verändert habe. Er finder dafelbit eben die Luft, eben 
Umgang, eben die. Kleidung, eben die Reinlichkeit in dem Geräthe, eben den Ge⸗ 
mack in den Speiſen und deren Zurichtung; kurz, Boſton iſt diejenige Stadt, Die in 
englaͤndiſchen America am meiften bfüher. Man hat in einem einzigen Jahre ſechs— 
Dat Segel nach Europa und andern Orten abgehen fehen. Sie ift der Gi des Statt: 
4 8, der Gerichte, der allgemeinen Verfammlung , und der Mittelpunck aller Geſchaͤff⸗ 
des Sandes, Man giebt der Stadt ungefähr zwo Meilen in der Sänge, und faſt eine 
Eeee 2 Mei⸗ 


Die Nachricht, der wir folgen, iſt von 1741. 5 


588 Reiſen amd Entderfungen i 


Befchreib. Meile in ihrer größten Breite, Die Maffachufetsbay, an deren Ende fie liegt, erſtrecet 
v. Neueng⸗ ſich ungefaͤhr acht Meilen in das) fand, ib 
Iand. Dorcchefter, die zweyte Stadt der Provinz, liegt an der Mündung der beyden gi M 
a. fe, ſehr nahe bey der Küfte, Roxbury nimmt das Ende einer Bay ein, die fehr men? 
ce diefer Pro- Waſſer hat, und nicht die geringfte Zuflucht fire die Schiffe zeiget: das Sand aber W 
sin; von einer großen Anzahl Quellen gewäflert , und die Stadt ift wegen einer Schule MT 

würdig, die allen Secten offen ſteht. Braintry genießt eben des Wortheiles. is 
mouth ift die ältefte Stade der Provinz: fie ift aber von ihrem erſten Glanze ſehr bet! 
ter gekommen, obgleich ihre Fähre fehr zum Leberfahren gebraucher wird. ang 
Die Provinz Suffolk hat keine geoßen Flüffe: fiewird aber von einer Menge Flei 
fo gut gewaͤſſert, daß fie wegen ihrer Fruchtbarkeit und Annehmlichfeiten das Paradies 
Meuengland genannt wird. Man findet wenigftens zwölf oder funfzehnartige Zleden! 
die Bay, nebft einer Menge fehöner Thäler, Die Nordfpige an der Einfahrt heißt P / 
ling-Point, und die an der Suͤdſpitze Merton Point. Dieſe ift mit einem FH 
Dorfe begleitet, wo die Schiffe bey ihrer Ankunft ordentlicher Weife vor Anker lege r 
Provinz Gegen Weſten von den Provinzen Suffolk und Middlefer koͤmmt man in die — 
Hanpfhire. vinz Hampfhire, welche die Flecken Enfield oder Hatfteld, Hadley, Northampto 
Springfield, Southfield, Weſtfield, und Brookfield Hat, Dieſe Provinz, we 
bergicht iſt, und in dem Innern des Landes liegt, koͤmmt an Fruchtbarkeit denen an 
Kuͤſte nicht bey, ob fie gleich von dem großen Fluſſe Connecticut gewaͤſſert wird, an 9 
een alle —8 Flecken liegen. Der vornehmſte iſt Northampton, welcher der Sih 
eri te i nd 27 X * 4.“ 
Provinz Ply⸗ Die benachbarte Provinz an der Küfte und gegen Süden ift Plymouth, die af! 
mouth. Miederlaffung der Engländer in Neuengland, Sie enthält die Flecken Plymouth, & 
euate, Bridge⸗Water, Durburp, Marſchfield, Middleborough, Pembe J 
und Plympton. Plymouth, welchem man den Namen der Stadt nicht verſagen je 
befteht aus ungefähr vierhundert Familien oder zweytauſend vierhundert Seelen, In 
legtern Zeiten aber ift diefer Drr von Scituate übertroffen worden, wo man noch ein 
fo viel anzutreffen glaubet. Diefe Provinz hat zween oder drey Fleine Fluͤſſe, und iſt a 
nig von Suffolf unterfchieden, was die Eigenfchaft des Erdbodens anbetriffe, Wenn! 
von hier zur See in die, Provinz Barneftable geht, welche die nächfte ift: fo meet 
das Borgebirge Cod, welches fo wohl wegen feiner Höhe, als wegen der großen Mt * 
Stockfiſche, die man daſelbſt faͤngt, gleich beruͤhmt iſt. Er bildet eine breite und 
me Bay, welche tauſend große Schiffe enthalten würde, und deren Eingang vier ”° et 
‚breit iſt. Sie war ehemals mir Eichen , Fichten, Saſſafras und vielerley gemiiejb? 
Bäumen bis an das Meer umgeben. Das Geſetz aber ‚welches man in Neuengland eh 
ben, um zu verbiethen , daß man Fein Holz weniger ‚ alsızehn Meilen von dar Kuͤſte, f j 
5 fen ſoll, laͤßt urtheilen , daß die Zeit den Ueberfluß vermindert habe, · Was man vo" if 
Wallfiſchen gefaget hat, die man in großer Menge in der Bay fand, fheine fih MU um 
die alten Zeiten zu ſchicken. Der Stockſiſchfang aber geſchieht noch ſtets mit fo # dat 
Vortheile daſelbſt, daß, ungeachtet der Unfruchtbarkeit des Bodens, die Gegenden HT m 
Vorgebirge doch eben fo bevölkert find, als irgendein Theil von Neuengland. Derg 
ze Kreis Eſtham iſt wegen ſeines Ueberfluſſes beruͤhmt. 


0:0; 


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in Stdamerica VI Buch. XI Eapitel. 589 


fg Die Provinz Barneſtable, welche, wie ſchon angemerket worden, auf Plymouth Beſchreib · 
Sa dat neun Slocken , Barneftable, Eſtham/ Manimoy, Truro, Rocheſter, Y- Xeueng⸗ 
u wich, Parmouth, Harrwich und Nantubet. Man rechnet um Eſtham un: sach 

* fünfpundert chriſtliche Indianer, welche Schulen zum Unterrichte ihrer Kinder, Provinz Bars 

ne, Lehrmeiſter nebft einem engländifthen Prediger haben, welcher in ihrer Sprache neftable. 
ge. Gegen Süden von dieſer Provinz findet man eine Bay, welche Die Monument⸗ 

he, vor welcher die beyden Inſeln find, welcheder Hauptmann Goſnold 1602, Mars 
— und die Inſel Eliſabeth nannte. Die Englaͤnder ſchreyen hier wider eine 
IN Ndifche Keifebefehreibung , welche fie zwanzig Jahre darnach von zweenen Hollaͤndern, 
mens Chriſtian und Block, entdecken läßt, und unter dem Vorwande, fie macheren 
en Theit von Neubelgien aus, ihnen den Namen diefer beyden Seefahrer giebt, 
te Straßen , welche diefe beyden Inſeln von der Küfte der Provinz Barneftable 
it. dern, machen eine fehr gefährliche Fahrt, die unter dem Namen Malabar befannt 

* Eine andere Inſel, Mamens Nantubet, deren Sage man uns nicht meldet, die 

„te von chriſtlichen Indianern bewohnet wird, mußte ſchon vor funfzig Jahren fehr bes 
Öfen: ſeyn, weil man damals fünf Kirchen dafelbft zählete, wovon viere Priefter von 
Sen der Voͤlkerſchaft, und der fünfte ein Engländer, Namens Gardiner, waren, 

S Man findet darauf gegen Süden die Provinz Briftol, welche vie Flecken Briftol, Provinz Bri⸗ 
ey Rehoberh, Taunton , Artleborougb , Little Campron, Norton, fol. 

h Such, Deighton, und Friton bat, Obgleich Briftol Feiner von den älteften iſt: 
iſt er doch der großte und volkreichſte Flecken. Was die Handlung betrifft, ſo iſt er 
Karen Bofton, was das engländifche Briſtol gegen Sondon ift. Neal geſteht, daß 
Grund und Boden den Engländern nur durch das Recht der Eroberung zuftehe. Als 
darauf einige reiche Seefahrer mit ven Indianern verglichen hatten: fo baueren fie da 
Wi ‚eine regelmäßigere Stadt, als alle diejenigen, die in eben der Provinz find ; und die 
heile ihrer Sage haben fie mit gleichem guten Erfolge, was den. Handel und die Ver— 

ng ihrer Einwohner betrifft , anwachfen laſſen. 

An Reboberh hat feinen Urfprung vor anderthalb hundert Fahren einer Menge engläns 
In Samikien zu danfen , die in Weymouth, ihrer erften Miederlaffung, gar zu Dicht bey: 

nen waren, Sein indianifcher Namen war Saconet, welchen ihm viele Reiſebe⸗ 

—* ngen noch geben. Er liegt in einer Ebene in einer Kreisformigen Geftalt, und 

derthalb Meiten im Durchmeffer ; und die Kirche nebft der Schule und dem Pfarr: 

A onen den Mittelpunet ein. Der Flecken Artleborough ift von der Abfonderung 
Res Sage von Rehobeth entftanden, wovon er nicht weit gegen Morden ent» 

EN legt, ww) . , j ; 

N Swonſey und Taunton find zween große Flecken, oder vielmehr zween Wohrplaͤtze 

zerſtreueten Haͤuſern, worinnen man eben fo viele verſchiedene Secten, als Familien, 

U Ein Bꝛief des Doctor Mather an den berühmten Woodward, für welchen 

erordentliche Entdeckungen ein reiches Geſchenk waren, verſichert, man finde zu 
en an dem Ufer eines Fluffes, wo die Fluth hinauffteigt, einen Zelfen, deſſen ſchnur⸗ 
Raten, Seite fieben oder acht eingegrabene Zeilen von einer Schrift zeige, mit deren Bud: 
hy, feine andere in der Welt, fo viel uns deren befannt find, übereinfommen. Dicht 
Im iſtol ift ein merfwürdiges Gebirge, Namens Mount Hope, oder Hoffnungsberg 

Ünt, welches lange Zeit einem indianiſchen . wider die Verfolgungen der Eng: 

eee 3 - lan» 


* 
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590 Reifen und Entdeckungen 


Beſchreib. 
v. Neueng⸗ 
land. 


Inſel Rhode, 


Urſprung ih: 
rer Einwoh⸗ 
ner . 


laͤnder, zum Aufenthalte dienete. Nachdem endlich die Gewalt der Waffen ſie da pet 
hinein dringen laffen: fo eigneten fie fich daffelbe durch das Recht der Eroberung zu; wir 
auf ung der Berfaffer belehret, es habe unter Karls des II Regierung ein comifcher or 
Nomens Johann Crown, welcher zwey gute Luftfpiele gemacht, ſich diefes Gebirge { 
dem Könige ausgebechen, welcher einen. Geſchmack an feinen Schriften fand, Es joe! 
aber nicht, daß er es erhalten habe; fondern der König, welcher von dem, mas in lu 
england vorgieng, ſchlecht unterrichtet war, fehrieb fo gleich dahin, um fich zu beſchwern 
daß man ihn nicht wiſſen ließe, was Mount⸗Hope wäre; „obgleich, nach dem V al 
„der Beſchreibung, diefe Sache ihn nichts angieng, und er Fein Recht über einen Se 
„und Boden hatte, welder feinen Befigern ihr Gut und Blut gefoftet hatte „. Eben 
Schriftſteller meynet, Crown ſey in dieſer Colonie gebohren worden, weil er über Di 
nige Anſpruͤche auf einen Theil von Neuſchottland gehabt, welches in die Haͤnde der ge 
zofen gekommen, und er diefen Vorwand gebraucher, fich den Hoffnungsberg ang zubift 
Man fann auch vermuthen, er fey in Neuengland erzogen worden. Denn da er mit” 
nem englifchen Gefandten die Reife nach Turin gethan, und die Seltenheiten anzeigen m 
te, welche er bafelbft in der Galerie des Pallaftes gefehen: fo nahm er die Bifefüuten 
zwölf Kaifer für die Bildfäulen der zwölf Apoftel; und diefe gelehrte Benbachtung wi 
in feinem Tagebuche befannt gemacht. Die Boſtoner Collegia hatten damals den oe 
noch) nicht, dem fie itzt haben follen. ; f 
Senfeits des Mount Hope findet man das Eyland Rhode, weiches die je 


⸗ 


Aquetnea nennen, an der Bay Narraguntſet. Ihre Laͤnge iſt vierzehn bis fi 
Meilen, und die Breite vier bis fünf Meilen. Sie wurde. —— Englän 


Mangel der Prediger und des Unterrichtes, eben fo wild geworden feyn ſoll, als die 
ner. Indeſſen hat fie doc) ihre Privilegien zu erhalten gewußt, die darinnen beftehen, \, 


fie ſich felbft regieren oder wenigftens durch einen Kath, den fie ſich ermählen, und ' 


nicht unfer der Krone und ihren Beamten fteht. Sie machet ſich ihre eigenen Geſehe/ 
mit der Einfchränfung, daß fie nichts an fic) haben dürfen, weiches den englaͤndiſchen 
wider iſt. Der Boden dieſer Inſel iſt uͤberaus fruchtbar, und der Aufenthalt — 
angenehm, daß man fie den Garten dieſer Kuͤſte nennet. Dieſe Vortheile harten 
große Anzahl Einwohner dahin gezogen, daß ein Theil von ihnen gezwungen — 


der nach dem feſten Sande zurück zu kehren, wo fie zwo Städte baueten, la Provide 


da Providence 
und Warwick. 


und Warwick, welche alle Privilegien der Inſel genießen. Sie unterhaͤlt eine —* 
liche Handlung mit Pferden, Schoͤpſen, Butter, Kaͤſe, und andern Sachen mit den * 
laͤndiſchen Antillen. Dieß ſind Wirkungen ihrer natuͤrlichen Reichthuͤmer, welche * 
unterlaſſen werden, beobachtet der Verfaſſer, dereinſt die Hoͤflichkeit und gute, geben 
wieder dahin zu bringen. Man zäblet auf der Inſel Rhode zwo Städte over zween 3 
den, Newport, welches Die Hauprftade iſt, und Portsmouth. Ihre Entfernung v 
Boſton ift ungefähr fechs und fechzig Meilen. is 
La Providence und Warwick, zwo Städte, die obgebachter maßen von Color, 


aus der Inſel Rhode geftiftet worden, liegen zwifchen den Provinzen Plymouth ae nd 


ſtol. Man ftellee fie nicht allein, als groß und reich, fondern auch in ihrer Re 
r 


glücklich vor, ob fie gleich aus Sectirern beftehen, die ohne Obrigkeit und ohne P part 
eben. „Sie erhalten fich, ſaget man, in einem guten Verſtaͤndniſſe mic ihren Nach pie 
„wi 


von einer befondern Secte bewohnet, deren Nachkommenſchaft, den Borgeben.nadi as | 


nn 


in Sidamerica VI Buch. XI Capitl. 5091 


»Die Freyheit, welche fie haben, allen ihren Begierden zu willfahren, hindert nicht, daß Befchreib. 
Ne Verbrechen nicht felten unter ihnen feyn follten; welches man ihrer tiefen Verehrung v- Neueng⸗ 
gen die heil, Schrift zuſchteibt, die fie nach ihrem Belieben leſen und erklaͤren. Sie WR: j 
aben einen toͤdtlichen Abſcheu gegen alle Auflagen. Ihre Mildthaͤtigkeit gegen Fremde 
»und ihre Gaſtfreyheit iſt groß. Ein Keifender, der durch diefe Städte geht, kann mit 
en derfeiben Freyheit in einem jedweden Haufe einfprechen, als ob es ein Gafthof wäre, 
FUND er wird dafelbft mit dem beften, was fie haben, umfonft bewirthet, Die Viehzucht 
nd Butter und Käfe machen, iſt ihre vornehmfte Beſchaͤfftigung, wodurch fie ſehr veich 
En finde: 
En Die Provinzen, wovon wir noch zu handeln haben, find die vereinigten Colonien Provinzen 
necticut und Rewhaven, welche, wie die Inſel Rhode, alle Privilegien erhalten Connecticut 
Mil‘ die man ihnen im Anfange gegeben hat. Dieſe beyden Provinzen find fiebenzig % Newhaven. 
8 lang von Stoniton in der Grafſchaft Neulondon , bis Bye in Fairfield an den 
bi jen von Neuyork, und funfzig breit von Saybrook in der Grafſchaft Neulondon 
Windſor in Hartford. | ie, | 
ie Die erfte von diefen Graffchaften, welche man an ber Küfte antrifft, iſt Neulon⸗ Grafſchaft 
» welche die dlecken Stoniton, Saybrook, Prefion, Damſik, Newlondon, Neutonden. 
me ‚ Bebanon und Rillingworch bat, Die oftlichen Theile diefes Landes find ans | 
ed und fruchtbar, die weftlichen find voller Gebirge und Moräfte, Saybroof, die 
le Stadt der Graffchaft, hat ihren Namen von ihren beyden Stiftern, Mylord Say 
VOM ylord Brook, zweenen eifrigen Puritanern, welche fie an der Mündung des Fluſ— 
1 onnecsicut bauen ließen. Lyme iſt gegen über an dem andern Ufer,  YTews 
Non liegt an einem Zluffe, die Themſe genannt, welcher fich in drey Arme unter den 
jen Blaß-River, Ruſſels⸗delight, und ndisn:Kiver theilet. 
Die Graffchaft Harıford, welche inwendig im Lande an die vorhergehende ſtoͤßt, Grafſchaft 
Ne einzige in Meuengland, welche Feine Seeſtadt und feinen Hafen Hat. Dieß hindert Hartford. 
doch nicht, daß, fie nicht wohl bevoͤlkert ſey, und ihre Einwohner im Ueberfluſſe leben. 
hat die Flecken Hartford, Sarmington, Glaftonbury, Middletown, Win- 
Sadham, Sinsburg, Weatherburg, WVatersfield, Farm und Windham. 
A tnehmfte iſt Hartford, welcher zwo Pfarrkirchen hat, die alte und neue Kirche ges 
kai? webey man beobachtet, daß die verfchiedenen Secten, woraus Neuengland beftcht, 
Yen einig find, daß fie ihren Kirchen niemals den Namen eines Heiligen geben, 
Mi bey Hadham wird ber Fluß Connecticut, welcher die norblichen Öränzen diefer Graf: 
N bewaͤffert, durch eine Inſel gerheifet, Thirty: Miles oder Dreyßigmeilen genannt, 























r e fo wei von der Mündung ift, Man findet in ven weftlichen Theilen der Graf 
I Nartford viele Ketten von Gebirgen und dicke Wälder, welche viel Faͤrbeholz und Le⸗ 
ben, als dieſer Handel in der Colonie noch geehret war. : 
. Zwo Graffchaften bilden die Provinz Neuhaven, welche mit Neulondon vereiniget Grafihaft 
Gute eine, welche auch Newhaven heißt, hat die Flecken Brainford, Derby, Newhaven. 
4, 10rd, YIulford, NRewhaven und Wallingford, wovon der vornehmfte, wel- 
Ip euhaven ift, das Anſehen einer volfreichen Stadt angenommen, feit dem man das 
un Collegium mit einer öffentlichen Bibliothek geſtiftet hat. Brainford hat einen 
N, Parmmer an ben Ufern eines kleinen Fluſſes, welcher fein Waſſer bis in das Meer 
WMan wundert fi, daß man hier den erften Eifendammer in einem Lande findet, 
wo 


Beſchreib. 


Iand. 


Grafſchaft 
Fairfield. 


zen Saufe hat. Die meiften Flecken, oder vielmehr Dörfer des Landes, liegen in f 


Regierung 
von Neueng⸗ 
land. 


” 


598 ET Reife und Entdeckungen 


wo die Eifenädern fo gemein ſeyn fölfen) und wo die Wälder nicht ſelten find, Wie grob 


— — ) 
v. KTeueng muß nicht die Trägheit der Einwohner feyn, beobachtet der Verfaſſer der Nachricht, ji 


fie deswegen ein Metall verachten, woraus fie faft eben fo viel Mugen, als aus dem * 
de , ziehen wuͤrden! Zween andere kleine Fluͤſſe, wovon ſich der eine zu Gailfort und 
andere zu Milford in das Meer ergießt, würden zu eben der Arbeit eben fo gut ſeyn. 

Die folgende Graffchaft ft Sairfield, welhe,die Flecken Fairfield, Danbut' 
Norwich, Stamford, Woodbury, Greenwich, Rie und Stratsford hat. = 
fe Graffchafe hat Feine (hiffbaren Slüffez denn derjenige, welcher in den großen Fluß je 
fon fätfe, ift zwar bey feiner Mündung fehr breit, er verdienet aber diefen Titel nicht, di — 
ſeine Breite nicht über drey oder vier Meilen behält, und er nicht über zwanzig in ſuen 
Buchten, und ſind eben ſo wenig wegen ihrer Handlung, als wegen ihrer —* 
würdig. Das Innere des Landes iſt voller unbewohnten Moräfte. Dieſes nannte 
ehemals den Mohegin⸗Kreis, wo ſich die Hollaͤnder geſetzet hatten. Er wird durch m 
york begraͤnzet. 


Außer der Inſel, die man auf dieſer Kuͤſte beſchrieben hat, ſieht man daſelbſt 9 
die Falkeninſel, die Inſeln Fiſher und Block, wo 


die Seeraͤuber oftmals Waſſer * 
genommen haben; ohne der zwanzig Inſelchen ohne Namen zu gedenken, die nur en 
Vertheidigung verfchiedener Theile des Ufers wider die Wurh der Winde und gif 


dienen. : 
Dasjenige, was Neuengland von Natur hervor bringt, ift von demjenigen 
Virginien träge, nicht fo fehr unterſchieden, daß es befonders vorgeftellet werden DIL, 
man wird ſichs aber nicht überheben fönnen, von ihrer Regierung etwas zu fagen. J 
wird einem merfwürdig vorkommen, mern man bie mannichfaltigen Religionen und dag” 
ſchiedene Intereſſe betrachtet, welches in der ganzen Colonie herrſchet. ec, 
Man hat gefehen , daß die erfte Miederlaffung mit einer Art von Unabhängigkeit", 
ohne andere Beziehung auf die Krone, als eine unbeftimmte Unterwerfung, gebildet MT. 
welche darinnen beftund, daß fie die Könige von England fr ſouveraine Herren erfalll 
Indeſſen wurden doc) zwo fo genannte Charten oder Verordnungen, die von den 
bintereinander geſchickt wurden, ehrerbiethig aufgenommen, weil man fie sänftig Tran 
und wurden der Grund zu einer ordentlichen Regierung. Der Statthalter, welche int 
General nennet, obgleich die Colonien zu Connecticut, und auf der Inſel Rhode in 











Beſtallung nicht mit eingefehloffen find, fein Sieutenant, die Krieges: und bürgerlichen e 


dienten werden von der Krone ernennet: die Ernennung des Admiralitaͤts gerichtes 
gehoͤret dem Statthalter zu. Der Rath, welchen man viel eher den Rath der Co 
als des Gtatthalters, nennen koͤnnte, wird jährlich von einer allgemeinen Ver ſammlung u 
vornehmften Einwohner erwaͤhlet, wovon die Provinz Maffachufers achtzehn, Pi ng 
viere, Maine drey, und alfe die andern zween ftellen. Die Macht diefer Borfan iprt 
erſtrecket fich weit. Alles, was die Regierung ausführen will, koͤmmt auf fie und ve 
Benehmbaltung an; und fie bat auch die Macht, Gefege zu geben. Sie wird all? —* 
zu Ende des Mayes zu Boſton gehalten. Alle Glieder deſſelben leiſten zuerſt den m 
Treue gegen die itzige wirkliche Ordnung der Föniglichen Erbfolge; und ‘der Eifer Hohe 


england für das Haus Hanover ift fo brennend, daß man fich daſelbſt ruͤhmet „man ne 


keinen Jacobiten in der ganzen Colonie. Darauf erfläret fich der Statthalter un za 


in Suͤdameriea. VI Buch. KU Capitel. 303 


none es mit feiner eigenen Hand, daß er bie Wahlen Billige und-beftätige. Ungeachtet Beſchreib. 

h er Förmlichteit aber left man doch nicht, daß er ein Mecht habe, ſich derfelben zu wider: 1 SEEN 

Een; eben fo wenig, als der Wahl der Näthe, bie von der Verſammiung gefchieht. Nachdem and. 

e erwaͤhlet worden: fo fihreiten fie zur Wahl der Gerichte, zur Hebung der Steuern 
von Zeit zu Zeit zur Errichtung einiger Geſetze, welche denen in England niemals ent= 
use ſeyn dürfen. Sie verlangen, daß folhe an den König geſchickt werben, damit er 
beffärige, Wenn aber die Beftätigung innerhalb drey Jahren nicht ankoͤmmt: fo ha⸗ 
MN fie ihre völlige Kraft. „Cine fo wenig eingefchränkte Gewalt hat dem Hofe ſchon mehr, 
al einmal, die Vorſtellung thun laffen, daß die Statthalter in Neuengland, weil fie von der 
RPerſammlung abhängen, fo gar, daß fie au) ihren Unterhalt von berfelben erwarten müf 
en, koͤnnten gereijet werden, ſich folche gewogen zu machen, damit fie die VBorrechte der 
tone verließen , und wider das Befte von Großbritannien handelten ,,. 

% Eine jede-Privatperfon, die eine Einkunſt von vier Shillingen in Ländereyen hat, Gefese in 
R "ein Capital von fünfzig Pfund Sterling befist, wird für einen freyen Bürger gehal⸗ Neuen glatid 
N, und hat mit Theil an der Erwaͤhlung ber Mitglieder zu der Verſammlung. Es find 
ter hundert an der Zahl. Man bat eine Sammlung von Gefegen in Neuengland her- 

gegeben, woraus man hier nur einige Stüde anfuͤhret, um den Geift dieſer fonder- 
Ken Colonie kennen zu lernen. Ehebruch foll beydes bey Männern und Weibern am 
en beftvafet werden, Baſtarde; der Vater foll für den Unterhalt des Kindes forgen ; 

benn die That zweifelhaftift, fo foller losgefprochen werden, Gottesläfterung; der Tod. 

eſtaͤndiger Rornpreis; brey Shillinge der Scheffel. Buͤrger follen Glieder einer 

Kipiffen Kirche, das ift Communicanten ſeyn. Kinder; der Too für diejenigen, Die ih⸗ 
® Aeltern verfluchet oder fie gefeblagen haben, Falſch Zeugniß; der Tod, wenn es das 

en eines andern betrifft. Spielen um Geld; dreyfachen Werth, Gebrauch der 
Arten oder Würfel, fünf Shilling. Billiardtafel oder Kegelſchieben in einem öffentlis 
Haufe, fünf Shilling. Tanzen, fünf Shilling, oder nach Belieben des Richters 
Uftäupen. Karten in Verwahrung haben, fünf Pfund Sterling, Retzerey; das 
derte Geboth leugnen, die Kindertaufe, die Gewalt der Dhrigkeit ꝛc. Landesverweiſung. 
Ufer; einen hereinbringen, hundert Pfund Sterling; einen verbergen, vierzig Pfund. 

Starting ‚für jede Sende, In eine quäferiiche Verfammlung gehen, zehn Shilling, 

den daſelbſt zu predigen, Staupenſchlag mit dem Brandmarfe R (Rogue oder Schelm) 

Auf der linken Schulter und Sandesverweifung, und menn er wieder koͤmmt, der Tod, Je⸗ 

Üiten und päbftifche Pfaffen; $andesvaweifung, und wenn fie wiederfommen,, der 

dos, Indianer, die ihr Land nicht bauen, verlieren ſolches; ihnen ſtark Getraͤnk ver⸗ 
fen, fir jedes Noͤſſel, vierzig Shilling; ein Pfund Bleyſchrot, vierzig Shilling ; ein 

fand Pulver, fünf Pfund Sterling; eine Flinte, zehn Pfund Sterling. Truntens 
de, nad) neun Uhr des Nachts, in Stock gelegt und gejtäupst, oder zehn Shilling 

Mn Stüher. Kügnee, zw eines andern Machtheite, zehn Shilling oder geftäupt. Ehe⸗ 

nd foll nur von der Obrigkeit geſchloſſen werden. Ein Mann, der feine Frau, oder ei- 
San, die ihren Mann ſchlaͤgt, zehn Pfund Sterling. Geld; bie neuen engliſchen 
hillinge zwey Stuͤber weniger, als Die alten, Sabbathſchaͤnden, vier Shilling. 

N Mnabends ſcherzen oder trinken nad) der Sonnen Untergange, fünf Shilling oder Stäu- 
tg, Schiffe, nach der Sonnen Untergange follen feine Gefundheiten, am Borde ei⸗ 

| * Schiffes im Hafen getrunken, noch) die Stücke abgeſchoſſen werden , bey zwanzig Shit: 

Algen, Reifbefchr. XVI Band. — ling 







594 Reiſen und Entdeckungen 


Beſchreib. ling Strafe Spinnen ſoll jeder, der nichts zu thun hat. Fremdlinge, chriſtliche, sit 
v. Neueng⸗ vor der Tyranney geflohen, follen auf gemeine Koften erhalten oder ſonſt verſorget me! 
land. Fluchen und Schwören, zehn Pfund Sterling. Wuchergeld, acht für dus 2 
dert. Hexerey; der Tod, Woͤlfe, einen innerhalb zehn Meilen von einer Pannen 
ſchlagen, eine Belohnung von vierzig Shillingen. Anbethung der Bilder und OT 
tzendienſt; Todesftrafe c. R 
Harvards Man hat geſaget, zu Cambridge ſey 1630 ein Collegium unter dem Namen Harhdl 
Collegium zu Collegium geſtiftet. Diefe Stadt, die nur fechs Meilen von Bofton ift, hieß vorher FF j 
Cambridge. Town. Das Collegium befteht aus einem Präfidenten, fünf Profefforen und 
nem Schagmeifter, und iſt dent Befuche des Statthalters oder feines Abgeordneten A i 
Obrigkeitsperſonen der Eolonie, und der Prediger aus den fechs benachbarten Flecken un“ 
worfen, Die Befoldungen wurden anfänglich ai 8 dem öffentlichen Schage genommen 

Da aber die Einkünfte von der Fähre zu town de 


* 








7 
lich 





n Collegio angewieſen WI" 


den, und viele Privatperſonen aus dem alten und neuen England freygebig etwas * 
i 


tragen, ihm andere Fonds zu machen: ſo hat es ſich im Stande befunden, ſich von 
beyden Huͤlfsmitteln zu unterhalten. Einige Zeit nach dieſer Stiftung ließ man ein 
deres zur Erziehung der indianiſchen Jugend bauen. Die Schwierigkeit aber, den I 
dianern eine Neigung zu den Wiffenfhaften beyzubringen, bat gemacht, daß man ! 
Buchdruckerey daraus gemacht hat; wobey der Berfaffer anmerfer, es fen im der That ME 
tweniger nöthiger, als ein inbianifches Coflegium, da es der Colonie nicht an Predig r 
fehlet, die jungen Wilden zu unterrichten, und die engländifche Sprache gleichfam die d 
gemeine Sandesfprache geworden ift. —— n es noͤthig, ſetzet er hinzu, Indianen⸗ 
die vermoͤgend find, zu arbeiten, von dem Dinge N , und fich zu demuͤhen⸗ 
geledrte Leute aus ihnen zu machen? Ueber diefes hindert folche Veränderung auch nie! 
dag man nice diejenigen in Harvards Collegium thun fönne, welche man zu dem ; 
bieren geſchickt halten würde, Bis itzo aber haben fich noch niche mehr, als ihrer we 
oder fünfe, gefunden, unter welchen man Caleb Cheaſchaumuck und Eleazar nennet, f 
che ihre afademifchen Gradus vor mehr als vierzig Jahren angenommen haben. u 
— Es iſt nicht zu verwundern, daß die Bücher, ehe das Eollegium geſtiftet worden nt 
ibliorhek. Neuengland fo felten geweſen, als fie es noch in den meiften andern englifdyen Gelenk 
find, Durch die Freygebigfeiten einer großen Anzahl’ Liebhaber der Wiffenfchaften ob 
ift dafelbft eine Bibliothek entftanden, welche zu den Zeiten der Königinn Anna ungef, 
viertaufend Bände enthielt. Man bedauert nur, daß fie bloß aus gelehrten Bücher! 
ſteht, und daß das Stüc von den fehönen Wiffenfihaften darinnen bindangefeget worden 
wiewohl es doch am vermögendften geweſen, die Arrigkeit und das gefittere Wefen it all 
Neberfegung Wohnplägen der Eolonie auszubreiten und zu verewigen. ins von den erften Bichen 
ee bie aus der Druckerey des Coflegii gekommen find, iſt eine Heberfeßung der Pſalmen n 
Verſe. Drey Prediger, Namens Eliot, rather und Wells wurden dazu enwahle 
und gaben ihr Werk 1640 heraus: Es fand feinen Beyfall; und ob es gleich bey en 
zweyten Husgabe von dem Doctor Dunftar, Präfidenten des Collegii, durchgefehen 9 
de, ſo war die Welt doch noch nicht beſſer damit zufrieden. Dieſe vier Gelehrte, beoba 


tet der Verfaſſer der Nachricht, follten gewußt haben, daß die Gelehrſamkeit und Kennt 


niß der Sprachen nicht genug ſey, Poeten zu machen, ſondern, daß fie mit einem Sch, 


cke begleitet ſeyn müffen „welches fie allein, ohne Hilfe der Gelehrſamkeit, machet. une“ 


den. 
Hun⸗ 
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| 





in Suͤdamerica. Vl Buch. XIl Capitel. 595 


ropaiſche England hat folgendes Urtheil davon gefaͤllet: „Ob fie gleich in aflem, was Beſchreib 
: Poefie anbetrifft, abſcheulich ift: fo hat fie doch den Vortheil, daß fie den Verſtand Y- Neueng· 
otreulcher ausdruͤcket, als irgend eine bekannte Ueberſetzung, welches man vielleicht den and. 
Verbeſſerungen des Doctor Dunſtars zuſchreiben muß, der in den morgenlaͤndiſchen 
Oprachen ſehr geuͤbet war. Die Entſchuldigung, welche Die Ueberfeger wegen des ſchlech⸗ 
FEN Sch wunges und ber elenden Reime brauchen ‚ift, die Altäre des Herrn verlangen 
Miche geſchmuͤckt zu ſeyn; gleich als wenn fie es beffer hätten machen fönnen, oder 
AUS wen das Lob Gottes nicht mit aller Vollkommenheit müßte gefungen werden, deren 
die Menſchen nur fähig find. Wenn die Ueberfeger nur eine treue Ueberfegung haben 
en wollen ; warum haben fie ſolche nicht. in ungebundener Rede gegeben „,? t 
' Das freye Collegium zu Newhaven, deſſen ‚Stiftung man auch angeführet hat, ver⸗ Collegium zu 
Mmele Schüler von allerhand Secten , ohne vermuthlich felbit die Duäfer auiszunehmen ; Newhaven. 
Beil man ihr Zeugniß zu deffen Ehren anfuͤhret. Die\ denten in dieſen beyden Colle⸗ 
dien, welche man auf drey bis vierhundert fteigen laͤßt, find nach Verhaͤltniß in viel gröf 
Anzahl als auf den Univerfitäten zu Oxford und Cambridge; „denn, wenn man ſetzet, 
MNeuengland enthalte zweyhundert taufent ) Seelen, und die Schüler waͤren dafelbft an der 
»dahl vierhundert, fo ſollte das europaͤiſche England, worinnen man acht Millionen See» 
len dahlet/ ſechehntauſend Schüler auf feinen beyden Univerfitäten haben, da es doch nicht 
*inmal die Hälfte von diefer Anzahl hat... EN ST I: 
Es find in dem Gebiethe von Meuengland fo wenig Indianer übrig, und diejenigen, Indianer in 
Nie ſich dafelbft noch finden, h Jie Rleidung, die Sitten, die Gebräuche, die Religion Neuengland. 
die Sprache der Engländer fo durchgangig angenommen, daß man fie bey der ganz 
hen Zaͤhlung der Einwohner nicht mehr unterſcheidet. Indeſſen behalten ſie doch noch 
te alten Namen. - ar | R 2 * * 
Die Maſſaſſoiten, oder Wampanager, bewohnen die Gegenden des Mount Maſſaſſoiten 
&Ope in ber fe Hari. Sie find Die erfte Dölterfaft, mi der die Englaͤn⸗ : 
der Handlung errichtet haben. Sie mac)eten eine genaue Verbindung mit ihrem Sachen 
Könige, Der Enkel deſſelben aber war zwar auch mit ihnen fo genau verbunden, 
Ver ſich fo gar eine Ehre daraus machete, den Namen Philipp von ihnen anzunehmen: 
in ‚ er wurde doc) ihr abgefagtefter Todfeind, und erregete alle benachbarte Bölkerfchaf- 
\ wider die Colonie Plymouth. Er kam in diefem Kriege um, mit fo weniger Ergeben⸗ 
bi gegen das Chriftenthum, welches er angenommen hatte, daß man ihn fagen hörete, 
® machete ſich nichts aus einer Religion , deren Anhänger er verachtete, 
Die Pokaſſeten find die natürlichen Einwohner der Grafſchaft Plymouth. Ihre Pokaſſeten 
üte Königinn, Philipps Freundinn , blieb in eben dem Kriege, Die Pikoten, eine fonft 
Wilde Bölkerfchaft, Hatten ihre Wohnungen an der Mündung des Fluffes Connecticut, zwi⸗ 
fen den Grafſchaften Neulondon und Fairfield. Sie bemuͤheten ſich lange Zeit, die Nies 
elaffung der Engländer an den Ufern diefes Sluffes zu beunrubigen. Da aber ihre Kries 
® nur zu ihrem eigenen Untergange gedienet haben: fo ift die Anzahl derjenigen, melche 
hi. aͤberlebet, fehr Elein geblieben. Die Parupeten bewohnen das Land, welches die Patuxeten. 
. affhaften Reulondon und Neubriſtol abſondert. Die Makaer wurden zwar ehemals Maker. 
unter die Bölferfihaften von Neuengland gerechnet, fie gehören aber heutiges Tages 
euyork, und find eine von denen fünfen, welche ein immerwährendes Bündniß mit 
ieſer Provinz gemacht haben, Die N * der englaͤndiſchen Colonie furcht: Narraganſe⸗ 
fie bar ten. 






J 


596 Reifen und Entdeckungen * 
eu⸗ 


Beſchreib. bar geweſen, bevor fie aus ihrer erſten Schwachheit gekommen. Sie wohneten um af 
=. Neueng⸗ london herum. Die Neumteaken befaßen das and „ welches heutiges Tages die I h 
land. ſchaft Eſſex ausmachet. Die Maſſachuſeten, alte Einwohner der Grafſchaften © 
Sreumtenken, ſolk und Middlefer, waren die zahlreichſte Voͤlkerſchaft dieſes Landes. Sie hat ihren 9 
Maſſachuſe- men ber ganzen Provinz von Neuengland gegeben. Dein die Beſtallung des Sun, 
ten. ſtatthalters führer den Titel der Maſſachuſetsbay, wovon nur die beyden Fleinen Er, 
halterſchaften Connesticut und die Inſel Rhode ausgenommen ſind. Man nimmt darf 
Gelegenheit, uns den Uvfprung Diefes Namens zu melden. Bey der Ankunft der Engld” 
der hatte ber Sachem bes fandes fein WOigwoam oder feinen Wahnplas, auf einer ENT 
Höhe, ſechs Meilen von Boten. Diefer Hügel Haste die Geftalt einer indianifchen Pd 
fpige, die in der Sandesfprache Mas heiße, wie eine Höhe Wiluſet genannt wird. J 
von bekamen die Wohnung und die Unterthanen e es Sach em von den benachbarten DIN 
Ferfchaften den Mamen Maswiluſet, welcher mis der Zeit in Maſſachuſet wondel 
worden. NE.) ‚7: EBRZe i \ 
Moheginen. Die Moheginen hatten ihren Sitz nahe bey dem Fluſſe Hudſon oder Neuyork u 
Manimogen. waren eigentlich nur eine Yusbreitung der Maquaer, Die Manimogen bewohnetel! or 
Namoſ keten. Grafichaft Barneftable, und die Namoſketen das Sand, welches zwiſchen den gift! 
fa Providence und Menimak iſt. Die alten Einwohner der Länder jenfeis Maine ® 
den durch verfchiedene Namen unterfhieden, und bildeten eine Menge Fleiner Staaten oe 
bis zehn Meilen, Deren jeder von feinem Sachem regieret wurde.  Diefe Haͤupter je 
diefe era se ordentlicher Weiſe —— Privatperſonen, welche von den ae 
nes Kreifes gewählet wurden; und die Fönigliche Würde blieb ſo lange bey einer Fam 
als die Weisheit und die ee Er 2: ne — —— 
gu rechtfertigen ſchien. Man kannte feinen andern Adel. Welche Wildheie! beob 
auf eine ironifche Yet der Verfaſſer der Nachricht, Indeſſen gab es doch. einige Yusnol’ 
me von biefer Hegel; denn die Abkoͤmmlinge der Sacheme genoffen viele Vorcechre be! 
; ver Voͤlkerſchaft. a5 —— 9 
Macht aller Fraget man, wie ſtark find heutiges Tages die Indianer in Neuengland: fo verſi 
* India⸗ der Verfaſſer, der zehnte Theil von der —— Miliz, welche wen * in DI" 
; nien, in Elaffen getheilet iſt, würde binlänglich feyn, fie alle zufammen in ihre Seen zul 
zen, ober bis auf den alerlegten auszurotten, Sie find nur Knechte in den Pflanung 
und leben, wie die Armen in unſern Kirchſpielen, von der Bezahlung fuͤr ihre Dien 
oder der freywilligen Freygebigkeit derjenigen, welche ſie brauchen. Die meiſten, auch 
jenigen nicht ausgenommen, die ſich zu dem Chriſtenthume befanne haben, find ſo erg? 
daß fie aller Arbeit feind find. a > 9 — 
Innerliche Man wird vielleicht auch fragen, ob bey der Menge Secten, woraus diefe Colonie vw 
Unruhen in fleht, fich Feine Unruhen erregen, die der öffentlichen Ruhe fhaden. Eine Erläuteru# 
Nenengland. weiche diefe ganze weitläuftige Frage beantwortete, wiirde bie Materie zu vielen Ban 4 | 
ſeyn koͤnnen. So wie die engliſche Kicche die Oberhand über die andern Religionen 
kommen hat: fo hat fie ſich auch allem Zorne wider die Nonconformiſten weriaſſen; — 
die Wirkungen davon find zuwellen blutig geweſen. Die Duäfer ‚ bie Puritaner und Mn 
Antinomier find mit einer wahren Wuth verfolger worden,  Diefer englifehe Eifer hat r 
bis auf die Hexen erſtrecket. Man ſollte fichs kaum einbilden, wie meie er gegangen 


aet 
und es noch viel weniger glauben, wenn es nicht durch die Urkunden der Colonie ſelbſt be 





’ 


in Sidamerian VI Buch. XII Capitel. 597 


ae. Eine fo fonderbare Materie verdiene, daß man fich einige Augenblicke babey Beſchrelb. 
Dale, v. Neueng⸗ 
, „Ein Prediger zu. Salem, mit Namen ‚Paris, war der erfte, welcher 1691 einen eben Prd- 
—B als traurigen Schauplatz eroͤffnete ‚ds er angab, feine Tochter und feine Herengefchich- 
kin er beyde von etwan zehn bis eilf Jahren, waͤren unter der Gewalt der Hexerey; und te daſelbſt. 
Vadacht davon fiel auf eine Indianerinn, Namens Tomba, die bey ihm in Dienften 
a: Man peisfihete fie ſcharf, damit fie befennen ſollte. Sie geftund, fie wäre eine 
Ken Man brachte fie auf obrigkeitlichen Befehl in ein enges Gefängniß, worinnen fie 

lange blieb, bis man. fic) endlich ſchaͤmete, fie ohne Beweis fo lange eingefperrer zu 
h Man hohlete fie alfo wieder heraus, und verfaufete fie, Das Geld dafuͤr aber wur— 
— der aufgelaufenen Unkoſten angewandt. Der Generalſtatthalter, welcher 

8% pilliam: Phips war, that bey dieſer ſeltſamen Begebenheit die Augen zu. 
Sie fing ſchon an, in die Vergeſſenheit zu gerathen, als im Auguſt des folgenden 

Georg Hurrougb, ein Prediger zu Falmouth in der Grafſchaft Maine, beſchul⸗ 

t wurde, er habe eine Frau zu Salem, Maris Wolcor genannt, und viele andere be⸗ 
* Jom wurde förmlich der Proceß gemacht, und es Inası jechs Weiber wider ihn 
I Shre Ausfagen widerähm find (0 lappiſch, daß fie wider die geſunde Vernunft zu 
Me fcheinen, Der unglücfliche Prediger aber wurde nichts deſtoweniger zum Galgen des⸗ 
\ den verdammet, und dag Urtheil an ihm vollzogen. Der ganze Proceß iſt von dem 
Vetor Mather gefammelt worden. Viere von eben diefen Weibern brachten eben Diefe 
Aſhuldigung wider. eine Engländeriun aus, eben dem Orte an, und zwey ſchwuren auch 
¶ weiter wider eine andere Frau, Namens Suſanna Martin, Der Verfaſſer führe 
Yon ihrem Geſpraͤche mit, dem, Sriebensrichter an, der fie ins Gefaͤngniß legen ließ ; 
"N frager, ob ſie nicht mehr gefande Vernunft zeige, als ihr Richter. . 
in Vichter. Saget mie Doch, was fehler dieſen Seuten? Sußanna. Das weis ih 
Wü Richter, "Aber was denket lhr wohl, was ihnen fehle? Suſanna. Darüber 
ich mie nicht, den Kopf zerbrerhen, Richter, Mepnet ihr nicht, daß fie behert find ? 
fa, Mein, ich denke es nicht. Richter. So faget uns doch, was find denn eure 
danken davon? Suſanna. Nein, meine Gedanken find mein eigen, fo lange ic) fie 
mie behalte; wenn fie aber. heraus find, fo find fie eines andern. Ihr Meifter - - = 
ſchter. Ihr Meifter ? Mer. denke ihe wohl, der ihr Meifter ſey? Suſanna. Wenn 
Rmie der fhwarzem Kunft umgeben, fo werdet ihr mich wohl verſtehen. Richter. Aber 


je babe ihr in diefer Kunſt gethan? Suſanna. Gar nichts. Richter, Ey, ihr ſollet 


















nr doch erſchienen ſeyn (das iſt, der Hexen ihr Geiſt; denn es wurden unterſchiedene auf 
Peweis daß ein ſolcher Geiſt erſchienen fen verurtheilet. ) Suſanna. Davor kann 
— Richter. Iſt es nicht euer Herr; wie koͤmmt es denn, daß eure Erſcheinung 
u Khädiger? Suſanna. Wie kann ich es wiſſen? Derjenige, der in Samuels Geſtalt 
Wienen ift, kann in: eines jeden andern Geftalt erfiheinen. r 
ae Dev Berfaffer fraget noch einmal, ob diefes, wie eine Fran reden beißt, die als eine 
9 ſoll gehangen werden ? Gleichwohl wurde fie dazu verdammet. Alle Ausfagen war 
Nur gefunden Vernunft. onftoßig- Sie finden fih in der Sammlung, welche der D. 
an der bekannt gemacht bat, ‚und wobey Neal anmerket; „es ſey doch ſehr ſeltſam, daß, 
J dem nran alle Ausſagen der Anklaͤger weitlaͤuftig angeführer, man Die Vertheidigung 
eklagten nur mit allgemeinen Redensarten un ya verſichert nur, faget er, 
ihre 





598 Reifen und Entdeckungen 


Beſchreib. „ihre Antworten verdieneten keine Aufmerkſamkeit; ſie wären voller Widerſpruͤche und ʒwen 
Neueng⸗ vdeutig; die Strafbaren waren ganz verworren; fie veränderten die Farbe ꝛc. De fe 
land. „voied alfo im Dunkeln gelaffen , und ann die Wahrheit nicht erfennen. · Wenn die De 
he „eheidigung der Gefangenen fo ſchwach war, als man fie vorſtellet: fo hätte es zum 
„theile des Gerichts gereichet, wenn man ſolche dev Welt umftändlich vor die Augen 
„hätte. Sind fie es aber nicht gewefen: fo iftes ehr hatt, daß fie follen vertuſchet werden 
Glachwohl wurden Durch dieſes verhaßte Verfahren acht und zwanzig Perfonen 3 
Tode verdammet 2). Eine fromme und tugendhafte Fran, Rebecca Frurfe, welche DI 
her in fehr gutem Rufe geftanden, und ihn auch Durch ihr exemplariſches Leben yerbient 
hatte, behauptete ihre Unſchuld bey dem Verhoͤre fo nachdruͤcklich daß die Geſchworenen ir 
für niche ſchuldig erfläreten. Die wider fie aufgeſtelleten Zeugen aber macheten ein ſ 
großes Gefehren, daß fie noch einmal abtreten mußte, worauf fie denn für ftrafbar erkannt 
wurde. Sie ftund auch den Tod mit aller der Ernſthaftigkeit und Beſcheidenheit au 
welche einer Chriſtinn geziemete; und man Farın die Gefchichte ihrer Hinrichtung wicht 8° 
ne Entfegen und. Werabfehenung Tefen. Ihre Schweiter, Maria Casly, welche chen 
diefes Verbrechens wegen verurtheilet wurde, und eben fo unſchuldig war, bene 
here den Richtern eine Bittſchriſt, welche fie hätte beſchaͤmen follen. - Sie —D 
kuͤrz und fo ſonderbar, daß man ſich nicht befchweren wird, die Ucherfegung, bat! 
allhier anzutreffen. „Da ich, eure demüchige und arme Supplicantinn , meiner ed 
„nen Unſchuld überzeuget bin, und die liſtigen Raͤnke und Tuͤcke meiner Anklager " 
„lich bey mir felbft fehe: ſo kann ich von andern, die eben den Weg gehen müffen, ” 
„sich gehe, nicht anders als liebreich urtheilen 53 inen ganzen Monat aus eber 
„Urfache, weswegen ich nun verurtheilt bin, Gefängniß verfeheffen,, und damals vn 
„ben geplagten Perfonen , nämlich den Beherten, wie Em. Edl. felber bekannt iſt ‚Für 
ſchuldig erklaͤret; und in zweenen Tagen wurde ich wieder angeſchrien, und bin eingefhl®l" 
„worden ‚ und jeßt zum Tode verurthellet. Gott der Herr, oben im Himmel, mußt! 
„mals meine Unfchuld, und weis fie auch noch ige, wie an jenem großen Tage wor De 
„ſchen und Engeln offenbar werden wird. Ich bitte, Ew. Edi. nicht um mein eigen 
„ben; denn ich weis, daß ich fterben muß, und die Zeit darzu iſt fehon beftimmer ; — 
bloß der Herr weis es, wenn es moͤglich iſt, daß nicht noch mehr unſchuldig Blut m 
vergoſſen werden, welches nach der Art, wie ihr verfahret, unmoͤglich —*—— 
„Kann. Sch zweifele nicht, daß Ew. Edl. in Entdeckung und Herausbringung der Her 
rey nach aͤußerſtem Vermoͤgen handeln, und nicht die ganze Welt nehmen würden, er 
ſchuldiges Blut zu vergießen. Aber aus meiner eigenen Unſchuld weis ich, daß iht⸗ 
„einem unrechten Wege ſeyd. Der Herr regiere euch nach feiner unendlichen Darm" 
zigkeit in dieſem tichtigen Werke, wenn es fein heiliger Wille ift,, damit Fein —— 
„Blut vergoſſen werde. Ich wollte euch demuͤthig gebethen haben, daß Ew. Edl. — 
„wollen, einige von dieſen bekennenden Heyen auszufragen; weil ich geroip meld, iu 
unterſchiedene derſelben, ſo wohl ſich ſelbſt, als andere belogen haben, welches wo nicht 
dieſer, gewißlich In jener Welt, wo ich hingehe, erfcheinen wird; und ich zweifele nicht, u 
„ihe felbften noch eine Aenderung in diefen Dingen fehen werde. Sie Fred’ ah 
„und andere hätten ein Buͤndniß mit dem Teufel gemacht, wir koͤnnen nicht betennen Ni, 
* 





) Darunter waren zween Prediger. 


’ 


in Suͤdamerica. VI Buch. XII Capitel. 599 


weis und der Herr weis es, wie in kurzem erhellen wird, daß ſie mich belůgen, und Niederlaß 


Woelſele alſo nicht, daß fie es andern eben alſo machen. Der Herr allein, dev der Her: 9 
Er euyork. 
kl 


uskuͤndiger iſt, weis, daß ich, wie ich es vor ſeinem Richterſtuhle verantworten will, 
he das geringſte von Hexerey verſtehe, und darum kann ich nicht, und darf nicht mei⸗ 
Me Serie pelügen, Sch bitte Em. Edl. diefe demuͤthige Bitte einer armen fterbenden uns 
ſhudigen Perſon nicht zu verſagen. fer ns 
Yin Diefes Haste nicht mehr Wirkung über ihre Richter, als ob diefelben eben fo unem⸗ 
m ich geivefen wären, als dev Galgen, woran fie gehangen wurde. Us fie ihren letz⸗ 
tn, fehle von ihrem Chemanne, ihren Kindern und Freunden nahm, that fie es auf 
h ſo ernfthafte und bewegliche Weife, daß allen, die gegenwärtig waren , die Thränen 
hen® Augen traten. Obgleich die Furcht viele von den Beklagten bewogen hatte, ih 
Nrafbar auszugeben : fo beobachtet doch Neal , daß ſich feiner von ihnen gefunden, 


ker es nicht bey feinem Tode wiederrufen, und den Himmel geberhen , fein Blut ſolle über 


Anklaͤger und Richter kommen. Da einige Srauensperfonen einen Auffchub erhal 


EN, weil fie teils ſchwanger, theils noch fo jung waren , daß fih auch welche von zehn 


eilf Jahren darunter fanden: fo wollte ihr Gluͤck, daß Die Regierung unterdeſſen die 
—* aufthat. Dieſe Veraͤnderung rettete ihnen das geben und war fuͤr noch hundert und 
ig Perfonen nicht weniger glücklich, die Damals eben der Urſache wegen im Gefäng- 
Newarer, Es würde aber unglaublich) zu ſeyn fheinen, wenn man nicht ſolche gewiſſe 
ugniſſe davon hätte, daß fich Die Friedensrichter, welche den Anflägern nicht mehr Hülf- 
2 Hand leijten wollten, felbft angeklaget, und gezwungen fahen, die Eolonie zu verlaf- 
dannt fie nur der Much des Volkes entgiengen. Man vedete auf unterfihiedene Art 
Wem Statthalter. Weil er von einer ſchwachen Gemüthsart, wiewohl ein Freund der 
ehtigfeit, wars fo war er der Verfolgung bald günftig , bald zuwider: es ſcheint aber, 
R Quelle des Uebels beſonders von den Puritanern herkam, und daß man der allge- 
12 Verſammlu u Tann 
” 









ng Dant ſchaleig war. 2— au 
Rn J Der V Abſchnitt. 


Niederlaſſungen in Neu dark und Neu⸗Jerſey. 


Kung des Landes durch Hudſon. Er nennet Grafſchaft Weft-Chefter. Albanien. Cchenesta: 
Neu Holland; es befömmt den Namen Neu: da. Lange Inſel. Queens County. Grafiibaft 
Igien. Alter Zuftand der hollaͤndiſchen Colo- Suffolk. Alte Sprache der Indianer dafelbft.- 
* Mistranen der Holländer. Die Engläns Die Schweden hatten Neujerſey vordem. Des 
Aa bemeiſtern fich Neu Belgiens. Es befömmt fen Eintdeilung. Lage. Grafſchaften Berghen, 
di, amen Neu: York. Theilung diefer Pro Eſſex, Middlefer, Monmouth. Weſt⸗Newjerſey. 
Say Beſchreibung ihres wirklichen Zuftandes. Hauptſtadt Burlington. 
Mptſtadt. Inſel Monahattan, Kingfton, 


die Verbindung gegen Norden zwiſchen den engliſchen Colonien des feften Landes 

nr „Mehr aufhörer: fo geht man aus Neuengland nur heraus, um in eine anbere Nie: 
Ing von eben der Marion zu treten, Die heutiges Tages unter dem Namen Neu Park 
Nae iſt, nachdem fie lange Zeit den Namen Veu⸗Belgien unter den Holländern, ih— 


| 






m 


tion 


ng in 


Entdeckung 


Kö. en Herren, geführer hatt. Nichts hatte den Engländern fo viel Verdruß verur⸗ des Landes 
N konnen als da fie den Befig eines Landes, welches von einem Seefahrer ihrer Na. durch Hudſon 


600 Reifen and Entdeckungen 


Niederlaſ tion entdecket worden, in fremde Hände hatten kommen ſehen. ' Der beruͤhmte Heintu 
fung in Hudſon, welchen man mie mehrerm Glanze unser den Reiſen nach Norden wird € in 
Trenyork. en feben, hatte fich unter der hollaͤndiſchen oftindifchen Compagnie vergebens bemuͤhet, 5 

den nordlichen Theilen von America einen Weg in das Oft- oder Weſtmeer zu finden, W 
gieng alfo wieder nach Süden laͤngſt dem feiten Lande Bin, Er gieng vor Meuframl an 
vorbey, und laͤndete anfanglic) im ein und vierzigften Grade, drey und vierzig Minuten 
einer Küfte, die er anfänglich für eine Inſel hielt. Er gab ihr den Namen Nude 

Er nennet es (and, denjenigen zu Ehren ‚welche ſich feiner Dienfte bedienet baten. Nachdem 
Meubolland. Eigenfhaften des Sandes, und die Gefinnungen der Einwohner erkannt hatte: fo gieng , 

wieder nach Holland unter Segel, von da er abgereifet war; und weilder Ehrgeiz Die 


laͤnder damals eben fo erhitzete, als der Handel: fo erregete fein Bericht viele amfterdan" 


fie Schife, eben den Weg zu nofmen, "Die Engländer geftehen, Hudſen abe den, 
neralſtaaten das Recht verfaufer , welches er aus feiner Entdeetung gezogen, — 
haupten, ſie haͤtten ſich dagegen geſetzet, weil dieſer Handel, ohne Theilnehmung De 

niges Jacob, geſchloſſen worden, Man fieht aber nicht, was für ein Hecht fich diefer Se 


auf die Früchte einer Unternehmung zueignen koͤnnen, woran er nicht den geringften 1 


eines Unterthanen geſchehen fönnen, welcher fein Vaterland vergeffen zu haben ge 
Was für ein Urtheil man auch davon fällen muß, fo beobachteten doch die Kaufl 
Amſterdam fchon 1610 einen Befehl der Generalftaaten, um den Grund ihrer Haut” 
in Neu⸗Holland zulegen. Im rörzten Fahre baueten fie daſelbſt ein Fort, auf ann 
Es bekoͤmmt der Generalftaaten ſelbſt, welche das fand nunmehr den Namen Neu⸗Belgien o 
den Namen men ließen. Darauf flifteten verſchiedene Eofenien, die nach und nach dahin gebracht 
Neu delgien. gen , daſelbſt einige Städte, worunter die vornehmfte Freu -Amfterdem 9 J 
nee wurde. ae ame |. 
Ungeachtet der Eiferfuche der Engländer behauptete ſich diefe Niederlaffung ge 
‚ohne Unruhe bis zu dem erften Kriege, welchen Holland mit ihnen unter Karls des Er 
gierung hatte. Sie wurde wenigftens nicht angegriffen, als durch einen Streif des AT 
mannes Argall, welcher auf feiner Fahre von Virginien nach Neu⸗Schottland fir 


sheil gehabt; und wenn er einige Klagen zu führen gehabt, fo hätte es nur über die Un a 
eute 


Pflanzungen dafelbft zu Grunde richtete; umd damit ſich die Holländer vor dergleichen (2 


fällen verwahreten, fo wandten fie ſich an den engliſchen Sof, welchen fie auf ihre‘ 
zogen, Indem fie ihm vorſtelleten, fie Hätten dieſe Colonie nur in der Abſicht gebildet ie 
ge Cabanen daſelbſt zu machen, und einige Lebensmittel zur Erfriſchung der Schiffe Er 
Ater Zuſtand Nation, die fich in dieſen Meeren befinden fönnten, in Bereitfhaft zu halten. —— 
der engine „hatten nicht unterlaſſen, wenn man ſich auf bie englaͤndiſchen Machrichten verlafl 
ſhen Eolonie- ihre Gränzen auf eine anfehnliche Ar zu erweitern, viele Städte zu bauen), fie zut ey 
„gen, und ihre Sage ſehr bluͤhend zu machen, Ihr Neu-Amfterdam Tag auf einer nen 
„Monshattsn genannf, an der Mündung desjenigen Fluſſes, welhem Hudſon f „ihr 

„Namen gegeben hatte, und welchen fie den großen Fluß manneen. Die Bay, anal 

„gegen Oſten davon Hegt, hatte von ihnen den Namen Naſſau erhalten, Sie hatte 

„dieſem Fluſſe auf hundert und funzig Meilen von der Muͤndung ein Fort, unter DON In 

„men Orange, erbauet; und trieben von da einen ſehr vortheilhaften Handel mit de open 

„dianern, die ihnen ihr Pelzwerk fehr von weitem heroͤrachten. Heinrich, Chriſtian uw 

„derfelbe, welcher feinen Namen derjenigen Inſel gegeben, Die von den Engländer! ent 


nn Sepp 22 gl EEE BE EEE ee. 


in Suͤdamerica. VI Buch. XII Capitel. 601 


hens Weinberg getannt.ivorden, war ihr erſter Statthalter geweſen, und Jacob El- Beſchreib. 
2 far ihm gefolget. JIEY . Neuyork. 
N Obgleich dieſes Zeugniß bey einem Engländer verdächtig ſeyn kann: fo ſcheint es doch, ae, 
„8 gleich in dem erften Zeiten die hollandifhe Compagnie die Gefahr gemerket hatte, yer.Solländer. 
Unnen fie war, daf fie fich fo nahe bey den englifchen Cofonien geſetzet. Man hat gefer 
* daß die Puritaner, weiche nad) Neuengland giengen, ſich vorſeheten, zu ihren Pflan- 
Ngen das Land zu erwaͤhlen, welches zwiſchen den Fluͤſſen Connectitut und Hudſon, ber 
"Graffchaft Fairfield, iſt, und daß einer von ihren Wegweiſern den Verdacht auf ſich ge— 
en, als habe er ſich von den Hollaͤndern beſtechen laſſen, um ſie einen andern Weg zu 
hren. Dieſes Mistrauen wurde endlich noch ſelbſt vor dem Kriege durch das Geſchenk 
eehhtfertiget ‚ das Karl der II den Herzoge von Mork, feinem Bruder, mit allen demje⸗ 
ae machere, was den Holländern in Meu-Belgien zugebörete, Man ſetzet nicht hinzu, 
U8 was für Nechte, und aus was fir Grunde, Der Herzog aber wartete nicht fo lange 
= der Krieg erfläret war w), um fich in den Beſitz desjenigen zu ſetzen, was ihm ange 
N worden. Er ließ Roberr Carre mit fo vieler Mannfchaft abgeben, daf es wenig 
ahrſcheinlichkeit hatte, daß ſich die Holländer mitten im Frieden vermögend befinden wuͤr⸗ 
M, folcher zu widerftchen. We * 
Carre begab ſich zu Ende des 1664ſten Jahres, zu einer Zeit, da die holländifche Co- Die Englaͤnder 
(ie hoch Eeine Nachricht Haben konnte , daß England mit. den Generalftaaten gebrochen, a 
Nach der Mündung des Hubfonsfluffes. Ev fegete dreytauſend Mann in der Inſel Mo: eg 
chattan aus. Man Hatte noch niemals eine fo große Anzahl bewaffneter Engländer auf 
Mmal nach America geſchickt. Sie marfchireten gerade auf Neu-Amfterdam zu. Der 
Stttgalter war ein alter Soldat, welcher in den Dienften der Republik einen Arm verlo— 
J hatte. Da er aber in dem Schooße des Friedens und des Vertrauens überfallen wur⸗ 
"fo unterſing er fich nicht, zu widerftehen. Carre hatte Befehl, den Frieden und den 
Shchutz der Krone England denjenigen anzukuͤndigen, welche ihn mit Unterthaͤnigkeit aufs 
hen wirden, Alle Einwohner nahmen diefes Gefeg an. Man fand die Häufer der 
adt fehe wohl gebauet, von Bruchfteinen ‚ und Ziegelfteinen, und mit vermifchten rothen 
d ſchwarzen Ziegeln gedecket, welche auf einem ziemlich erhabenen Boden eine angeneh⸗ 
© Ausficht von der Seefeite macheten, Ueber vie Hälfte ver Holländer blieben, und 
Narheron Feine Schwierigkeit, dem Könige in England den Eid der Treue zu leiften, Die 
Namen einiger der vornehmften bezeichnen nod) ihren Urſprung, als die Schuplers, 
emſdans / Bekmans, Isbecks, Bankers, Lancays, Kenſalaers, Vandams 
"0, Diejenigen, welche ſich weigerten, das och der Ueberwinder auf ſich zu nehmen, 
Mieten die Frehheit, ſich mit ihren Gütern hinweg zu begeben x); und ihre Stelle wurde Es erhaͤlt den 
ta durch Engländer befeget, welche der Stadt und der Provinz den Namen Neu⸗ —* Neu⸗ 
aben. 
Einige Tage nach diefer leichten Eroberung begaben fie fich durch den Hudſonsfluß 
Nach dem Sort Orange, welches nicht mehr Widerftand that, Sie gaben ihm den a 
r — me 





FW Die Unterſchriſt der Kriegeserklaͤrung iſt um viele Monate‘ fpäter , als Die bey Robert Carres 
Rallun 


Eggland trat ihnen Surinam ad. 


Allgem. Reiſebeſchr. XVI Band. ©9989 


Beſchreib. 
v. Neuyork. 


Eintheilung 
dieſer Provinz. 


Beſchreibung 
ihres wirkli⸗ 
chen Zuſtandes 


602 7 Reifen and Entdeckungen 


men Fort Albanie, aus den Titeln des Herzoges von York. Die hollaͤndiſchen Di 
zungen waren mehr zerſtreuet, als fie es ordentlicher Weife in den engländifchen 3 
find, Es fand ſich nicht eine einzige an der weſtlichen Seite des Fluſſes. Die beit" — 

fichfte war Hehgate gegen Süden nach Rye in Reuengland zu. Eine berühmte engl! 
difche Antinomianerinn, Namens Madame Suechinfon , welche fich dahin begeben hr 

te, nachdem fie aus ber Provinz Maffachufets war verbannet worden, mar daſelbſt mit 
rer ganzen Familie, die aus fechzehn Perfonen beftund, von den Syndianern umgebrs 
worden. Es koſtete den Englaͤndern weiter keine Muͤhe, als daß ſie die Namen ändert 
Earre ließ einen feiner Befehlshaber, Namens Nichols, zum Statthalter dafelbft , un 
gieng nach England, ſich einer ſo ſchnellen Ausfuͤhrung zu ruͤhmen. an 
Die erften Gränzen von Neubelgien, indem hofländifchen Bewilligungsbriefe, MT, 
Maryland gegen Süden , die indianifchen Landereyen gegen Weften, die franzoͤſiſchen ‚ 
gen Norden, und Neuengland gegen Often gemefen, ch den neuen Verfuͤgungen m 
Königes Karls wurden fie weit mehr eingeſchraͤnket. Der Herzog von Dorf ſoh ſich hi ; 
fo bald Meifter vom Sande, fo trat er einen anfehnlichen Tpeil davon an unter ihm ſte 
de Eigenthümer ab, welche es in Oſt und WeſtJerſey theileten , vermuchlich dem * 
ter Georg Carteret, eines von ihren Collegen zu Ehren, welcher aus der Inſel Je r 

gebürtig war. Es ift das Stück diefes Namens, welches heutiges Tages die Grat 
von Neu-Vorf gegen Welten und Süden ausmachet. Gegen Norden wird es von 2 
land oder dem langen Eylande begränget, und gegen Weſten von Meuengland. 7, 
Fuß Hudfon fondert es von Jerſey ab; und eine $inie, die von Rye nach Greenwich I, 
| —S —— geht alſo nicht N". 


zogen wird, fondert eg von | nd. Die 
zwanzig Meilen tief ins and hinein: ihre ‚Länge aber ift ungefähr hundert und zwar! 
Meilen an der Küfte. In diefer Beſtimmung liegt es alfo zwiſchen vierzig und einem dr 
ben Grade, und ein und vierzig Grad funfzig Minuten Norderbreite, und folglich in 
ner gemäßigtern Himmelsluft, als Neuengland. —— 
Alte englaͤndiſche Colonien in America haben ihr Land in Graſſchaften eingetheilet, 
mögen nun bevoͤlkert ſeyn, oder nicht; und die Reiſenden von ihrer eigenen Nation 9 
diefe Eitelfeit für lächerlich... Die beyden Jerſeys, die lange Inſel, und die andern * | 
von Neu⸗Nork machen alfg Heutiges Tages neun Graflchaften aus, wovon fünfe, DIE 
nehmlich von den alten Holländern bewohnet worden, die Namen Albanie , Lilfter, Dr 
cheſſe, Orange und Ring’s County, oder des Königes Grafihaft führen. Die a 
andern find der Koͤniginn Graffchaft, oder Queen's County , Suffolk, Theſt 


und Meu Nork 


HGauptſtadt 
des Landes. 


ad, ’ 

Die Stadt Neu⸗Nork ift heuriges Tages viel größer, als da fie noch Neue mitt 

dam hieß, und bilder folglich eine noch weit angenehmere Ausſicht. Man zählet bar 
auf eilfhundert Haͤuſer, und faft fiebentaufend Einwohner, Die Gebäude find zafelof dr 
ſchoͤn; und man verfichert,, das geringfte Haus koſte daſelbſt hundert Pfund Stel! A 
welches man von der beften Stadt in England nicht mit Wahrheit fagen koͤnute (ir 
vornehmfte Kirche, welche 1695 erbauet worden, ift von einer fonderbaren Schr, 
Man zähler noch drey andere, die hollaͤndiſche Kirche, die franzöfifche Kirche, und gr 
therifche Kirche, Denn, bier ift fo, wie in Neu-England, allen chriftlichen Seen en 
Eingang offen. Die Einwohner von holländifcher Herkunft machen einen anſehnu⸗ 
Theil der Stadt aus. Da ihnen aber die englaͤndiſche Sprache zur Mutterſprache g pen? 


in Suͤdamerica. VI Buch. XI Capitel. 603 
u 


Y ſe beſuchen ſie keine andere Kirche, als die von dieſer Nation, vornehmlich diejeni⸗ 
%, die nach Stadtämtern.ftreben. Mebft einer Freyſchule hat die Hauprftadt in Neu: 
sh ihre Druckerey, aus welcher zwar wenig Werfe fommen, weil in der Stadt 
ein Buchladen ift, und man deffen Handel eben nicht fehr rühmer. Die vornehmfte 
* idigung der Stadt iſt das Fort Georg, welches mit zwoen Batterien verſehen iſt, 
nach dem Meere zu gehen, Es iſt in gutem Stande, und wird von zwoen Compagnien 
ulierter Truppen beſehet. Das Rathhaus iſt ein fehr ſchoͤnes Gebäude Man laͤßt 
N8 nicht den geringſten Unterſchied unter der Regierung in Meu:Nork, und der in den 
Aeen in England bemerken: die Parteyen aber, die unter den Obrigkeitsperſonen ent- 
N den, verurfachen in der Provinz oftmals Unruhe, ey 
h, Die Inſel Monahattan, wo dieſe Hauptſtadt liege, iſt vier Meilen fang. Sie ift 
I bar ‚ angenehm, und der Hudſonsfluß, welcher fie berväffert, machet eine reiche und 
f liche Pflanzung daraus. Kurz, oe bie Ausficht, das Vergnügen, und den Mugen 
"if: fo giebt Die Stadt mit i ven Gege en Feiner Stadt in England etwas nach. 
k Ringfton liege zwiſchen Neu· York und Albanie ‚an dem weftlichen Ufer des Fluſ⸗ 
» fünfzig Meilen.von der. erftern, Ihre Haͤuſer find zerſtreuet Bunbert etwan ausge. 
Mmmen „ welche den Mittelpunct ausmachen ‚und fehr wohl gebauet find. Man zaͤhlet 
un ungefähr zweyhundert Familien, Ein Fluß, Aeſopus genannt, welcher von Neu: 
etfey herunter komme, fälle in den Hudſon bey diefer Stadt, und machet eine vortheils 
Ne Gemeinfchaft zwifchen beyben Provinzen. 
¶ Die Graffehaft Weſt⸗Cheſter hat nur ein Kicchfpiel, ober wenigſtens nur eine Pfarr: 
fiche, welde in dem Flecken gleiches Namens if, Taskars, Chams, und Mune— 
kenk find alte holländifche Pflanzungen, 

Die Stadt Albanie, ſonſt das Fort Orange, iſt einhundert und vierzig Meilen 
fon Neu York N er She meiften Einwohner find we von hol⸗ 
indiſcher Herkunft, und belaufen ſich etwan auf dreyhundert Familien, die ein ſtilles fe: 
den führen, und fich fo gar durch ihren Handel mit den Indianern bereichern. Dafelbft 
alten die Statthalter der Provinz ordentlicher Weife ihre Unterredungen mit den Sache- 

Eine von den berühmteften war diejenige Zufammenkunft, die unter der Königinn 

Ing gehalten wurde, wo man zween Sacheme der Huronen aus Canada, fünfe von den 
Ndianern ‚die Twightwighte und Tronondaden genannt , und Die von den fünf mie 
en Engländern verbundenen Völkerfehaften fah, welche die Oneyder, die Wandager, 
di Cayanger, die Sinekaer, und die Maquaer oder Maquoeſen heißen. Man beob⸗ 
Ühfe Hier, daß außer den iehtern von dieſen fünf Namen, nicht ein einziger alfezeit auf ei- 
eley Art geſchrieben und ausgeſprochen werde. Das Gebieth aller dieſer Indianer er⸗ 
— ſich bis zu den franzoͤſiſchen Niederlaſſungen in Canada, deren Graͤnzen gegen Suͤ⸗ 
en, ſaget der engliſche Verfaſſer, nicht über zweyhundert Meilen von denen von Neu Nork 
gen Rorden find, Albanie wird von einem guten ſteinernen Forte vertheidiget , und man 
nterhalt daſelbſt eine Beſatzung von zwo Compagnien; wovon ein Theil nach She⸗ 
ectada, einer andern Stadt, geſchicket wird, die zwanzig Meilen Höher liege, und auch 
MN einem Forte vertheidiget wird, welches man in den letztern Zeiten wiebergebauet bat. 
dus Thal Shenectade ift ein Ort, deſſen Annepmlichfeiten man ſehr ruͤhmet; und Die 
ge der Stadt, mitten in den indianiſchen Planzungen, machet ben Kandel daſelbſt ſehr 

999 2 ü 






luͤ⸗ 


Beſchreib. 
v. Neuyork. 


Fort Georg 


Inſel Mona: 


hattan. 


Kingſton. 


Grafſchaft 
Weſt Cheſter. 


Albanie. 


Shenectada. 


Befchreib. 
». Neuyork. 
— — 


u 


604 Reiſen und Entdeckungen 


bluͤhend. Man zaͤhlet daſelbſt ungefaͤhr einhundert und funfzig Familien — Hollander uth 

Engländer untermiſcht. mr uönstrsrrensn ns 
Zwiſchen Shenectada und NeuYork, in-einem Raume von einhundert und, fubtl 

zig Meilen, ſah man vordem viele indianifche Bölkerfchaften die fi) in das innere sandd 


zogen haben. .. Dergleichen waren die Makentowonier, die Pokanier, die Murat jr 


Hudſons, wo die Holländer niemals Aa 


Zong:Sfland, 
oder die lange 


und die Mamkikamen. Die Maquaer waren gegen Weften von. „Albanien. ı 6 
Graͤnzen haben zwo oder drey Eleine Schanzen, welche der halbe Mond. oder Zoe 
Neſtigaun und Saraclage heißen. Das ganze Sand ,- welches an dem Jluſſe oil 
feine Mündung hinliegt, iſt fruchtbar und luſtig. Es gehoͤrete vor diefem behun 
noch gaͤnzlich den Indianern, außer dem Gebicthe Sopersbill an dem weſtlichen uͤfer 
Sig gehabt harten, welches.aber Heuriges 200, 
nungen find, ih dem Innern des af“ 






von deu Engländer gebauet wird 
noh-ißtfelten.. 00 en —— 5 
Gegen Suͤdoſt von Neu: Norf liegt Kong-fland, oder das lange Eyland, el 
die Inſel Naſſau genannt, welche ſich laͤngſt der Graffchaft Fairfield in Neuenglanläi, 
bis an die Muͤndung des’ Hudſons erſtrecket. "Man rühmer die Guͤte feines Bodens MM) 
‚die Breite zwoͤlfe.Hundert engld er 


“en 


ne tänge iſt einhundert und funfgig Meilen, und 


* 


ſche Familien, die aus der Grafſchaft Eſſer ii Neuengland gekommen waren, bee 
‚einen Theil vor der Eroberung von Neu: York. Da die Holländer in Neu-Amfterdam c 


nicht aufhöreten,, ‘ihnen Verdruß zu machen: fo hatten fie fich nach der Oftfpige der I 
fel begeben, wo fie eine Stadt, mit Namen Southampton, gebauet hatten , die ſich nn 


ſelbft zw eirter beſondern alterſchaft ——— Schuhe der Colonie MAI 


chuſets. Sie nerhaͤlt ſich noch Inter eben de uz und ihre Einwohner ſind ſo a 


Queens 
County. 


Grafſchaft 
Suffolt. 


reich geworden, daß ſie in der Nachbarſchaft einen Flecken Bridge⸗Hampton gend 
gebildet haben. Die lange Inſel beſteht heutiges Tages aus drey Grafſchaften von 
York, naͤmlich der Roͤniginn, oder Queen's, Suffolk und Richemond. — Den! 
Engländer, welche dieſe Inſel als ein Stuͤck von Neu Belgien anſahen, unterließen hit 


ſich derſelben, kraft der Gerechtſamen des Herzogs von Nork, zu bemaͤchtigen. Man * 


wundert ſich daß die Einwohner zu Southampton, welche noch ältere Gerechtſamen 2" 
auf hatten, fich nicht widerſehet haben. — al 
Die Öraffchaft der Königinn oder Dueen’s-County hat zwey Kicchfpiele; eine Ä 
Jamaica, einem Flecken von ungefähr vierzig Familien; das’andere in dem Fe a 
Hampſtead, mitten in einer ſchoͤnen Ebene gleiches Namens, ‚welche wegen der. DI" 
Pferde berühmt iſt, die ſie ernaͤhret, und welche aus dieſer Urſache verbunden. ift, ihr — 
theil von Miliz an Reiterey zu ftellen. Man ſindet in eben derſelben Grafſchaft einige", 
dere kleine Pläße, als Utrecht und Conſtable. Die Grafſchaft Suffolk wird nur „0 
Presbyterianern, Quakern und andern Sectirern bewohnet , welche. die Engländer I * 
pendenten nennen, Huntington und Oiſterbay, ihre beyden Haupiflecken, buffed 
aus ungefähr vierzig Familien, Die Hollaͤnder machten auf dent langen Eyfande ZIP J 
geſchirre, welches eben ſo hoch geſchaͤtzet wurde, als, das Delfter: Die Englaͤnder aber 
ben dafür einen Kornhandel, Pferdehandel, und Rauchhandel eingefuͤhret. In ber 
te der Inſel ift eine Ebene, fechzehn Meilen lang, und-vier Meilen breit „ welche voru 


liches Gras hervorbringt, und deren Pferde eben ſo in Ehren gehalten werden — 
rar 


Sampfleader, In diefem ganzen Raume findet man keinen Stein, nach) einen Der 


in Sidgmeriend, Yl Buch. KU Capitel. 885 


De Handel mit Pferden wird daſelbſt durch Wettrennen und Preife, aufgemuntert. Man Beſchreib— 
ſich auch dieſer Vortheile zu Nutze gemacht, um zu Norrtfieet, einem Flecken auf der v. Neuyork. 
Kine Dal naar weymal die, Woche eine ordentliche — wi⸗ 
—— — „Huntington ,, Oilter- Bay —— Da AP und 9 
Bra tern Ders von Den, Br ndet man vie kle eine 3 ni Mr die ya 
(che die Hollander die Staate ſel ae en, an ag, RT 
rer Landes, iſt Hm über zehn Meilm lang, un „fünf o oder a ud, 
Kein drey Enke Billop, gegen Süden ; Dalıncr gegen Norden, und Do⸗ 
DR gegen, Ofkens, Man fing, ehemals Waͤllfiſche und, Schnauber um dieſe auf, und 
inter fängt man oo eine Menge Sale, daſelbſt woraus, sman,eineh, v — 
hran machet. 554 —— A Fe 2 
land rkögt, aan an 


5 Dasjenige, was, Ra York Hervorbringe, if, : 
Denig unterfchieden, „Man zählet * uͤber Mr Ar Blur [x un die Anzahl 
er zehntauſend, de⸗ 


de Engländer, zu Ende des letzten — ‚auf ad IN 
eh dornehmiter Handel Lin Pelzwerfen, gedörrten Sl up mlich Daubenholge 


— 






























eht, welches ſie nach der. Inſel —— * icken. _ „Sie führen ‚all 
j “ —* Ka san Steifhe, — ‚Spt, Sn gi a Erbſen, un 
nach d ntlllen. eo - mbrmaiia regnet dan 
rg ach Heu Belgien‘, viele Woͤrter Alte Sprache 






4 Last, hat uns, nad). ben Nachrichten der Hoflände 

order alten Sprache dieſes Sandes erhalten, MR 

28 unter den Wilden in America ziemli Die Namen der Zahlen hatten 

te Verwandtſchaſt mit denen aus den an ern T es” feften ‚gandes, "Torte Bießa- .... 

Mus Crifle a; Yraba,a; Wiows 43, ‚Pavenagb s 5% ‚Cortafeh 6; ıiffes 73 — 
6; Peskon 9; Terren 10; Miſſonak 205>X, it 3905. Yokirinat 405; Pa- 


Karl inae so; Co nat 60; CFiffe 70; ® 8.80% efkonginat 
. #4 3 usa bes nen en Be den. —— 
— — 


ete daſelbſt bis auf hundert, wel- der Indianer. 






Coorttapat 100... Bon, Er — 
die, Augenz Toonne, ;, —J * die 
WER yt Ede m; H —— die N Nägel; Tr A en —— Fuͤße; * 






Derek, die Haaıez AEywan, ie, Nafez, Chett n, Se iphen; ochoy. daeim: 
886 die Kinstan, die Finget; ern ie e Neive ir den En ; 
achkaronck, die Stivne; Hittro wab ‚die Ihr: * die Zähne; YIekoy- 
am, den Hals; MNoenakam, die Ziten 3 Hidere Kan Daumeh; ; Mokocht das 


Sl ‚Prominc, ‚ben, Schenkel. 
Der Mann heißt Renoes; bie. Frau os, hie Feler Tinten; "das Waſſer 


ie; der Regen —— der Hagel Taffitii; das Eis Reparten; der Schnee 

inowsi ; ein Baum Hitteocke ein ar Artoz,ein Bir MaeFoivo, ein Biber 

N atoy; ein Wolf, Metumnu; ein Lowe, Sinkoy- Mackleggh; er, Kow⸗ 

a; und, Aram; Suhs, Wowcows; Schwan, Winckisſo; Ente, Camz 

ve; Pfau, Siekenam; Rebhun, Wokin; Frauch, Tareda; Turteltaube, Wri⸗ 

a Sans, Ciabacz Aal, Syackamek; — Corkafumaflz Sorelfe Cacktka⸗ 

m; gut, Wret; böfe, Mater ® 

is Der Derfaffer,einer- ‚engländifben Nachricht bewundert @, nt in dem Worte Lre- an" 
Sn der Re: die erſte S mit dem agliſchen al oder al übet- 


ihnen Gg g gu LET) ia Den 


606 I Reifen und Entderfungen = x 


Befchreib. Denjenigen, nach welchen man die Entdeckung von Neu-York Hudfonen zuſchrelbt 
v Reujerſey. konnte es nicht unbekannt ſeyn, daß Cabot, Berazzani, Goſnold ſelbſt und Smith 9 
SE den Theil des feften Landes ſchon erfannt hatten; und fie Fonnten dieſe Ehre folglich MI 
ven harten Hudſonen beylegen, der erft ange nachher dahin gefommen. ‚Sie fiheinen aber alle h 
Neujerfep vor» ſammen hicht gemuße zu haben, daß die erften Europäer, die fich an dieſer Kuͤſte 
dem. gelaffen, Schweden geweſen, welche bafelbft drey Flecken oder Wohnpläge, Chri 
Elſimburg und Bortenburg genannt, angeleget haben. Ihre vornehmften ar? 
laffungen waren an der mittäglichen Seite des Sluffes gegen Penfylvanien ; und mat 5 
daſelbſt noch die Ueberbleibſel von einem Forte, welches man das Forte Elfimburg U 7”, 
Bildung yon hen nicht anfgehörer hat, Indeſſen zogen doch die Schweden wenig Bortheile von hi 
Nerjerſey, u. Pflanzungen ; und. die Holländer, welche ftets in ihren Handlungsunternehmungen 
deſſenEinihei find, trieben die ihrigen fo weit, daß das Land Berghen , der norbliche Theil von News 
hung. fen, faft gänzlich durch ihre Haͤnde umgeackert wurde. Obgleich Karl der II diefes —*— 
fer der Schenkung mit begriffen Hatte, die er dem Herzoge von Nork gethan: fo fin 
die Engländer doc) nur erft viele Jahre darnach an, fich dafelbft zu feßen, nachdem ſie 
re Pfianzungen in den andern Theilen von Neu⸗Nork ausgebreitet harten, Machhet 
der Herzog feine Gerechtſamen auf diefes Sand dem Mylord Berkeley, unddem Rittet T 
teret, unter dem Namen von Neu⸗Canarea, abgetreten, verglichen fich dieſe beyden 9 
ren, oder ihre Abgeordneten, es in zween andere Theile zu theilen, die fie, wie man 
angemerfet hat, Reu⸗Jerſey gegen Oſten, und Neu Jerfey gegen Weften nannten; N 
fe Eintheilung machete viele Fahre zwey befondere Eigenthume, y 
Deflen Lage, Neu-Ferfey gegen Dften, ober derjenige Theil, toelcher an Neu. Norf — 
de dem Ritter Carteret zu The e; und Neut rſey gegen Weſten, oder derjenige —* 
welcher an Penſhlvanien graͤnzet, dem Mylord Berkeley. Die ganze Provinz alfo, W 9 
die beyden Jerſeys enthält, hat gegen Suͤdoſt das Meer, gegen Weſten den Fluß Di 
ware, gegen Oſten den Hubfonsfluß, und das Innere des Landes gegen Norden zur 


zen, Ihre Sage ift zwiſchen dem neun und dreyßigſten und vierzigften Grade Mor z 





= 


te. In der Lange erſtrecket fie fich ungefähr Hundert und zwanzig Meilen an ven © 

ften und Jängft dem Hubfonsfluffe; und Die Engländer geben ihr nicht weniger Umfan 

ihrer größten Breite, Nach diefer Eintheilung in Oft und Weſt macher man u?” 

Graffhaften, oder wenn man will, ihre Kreife, bekannt. — 
Seſſen Graf Die größte und — 


eichſte von dieſen beyden Abtheilungen iſt Oſt-Jerſey. 
ſwaſten. ſtrecket ſich gegen Oſten und Rorden längft den Kuͤſten und dem KHudfensfluffe, vet „fer 
Hafen Little⸗Egg, bis an den Theil eben des Fluſſes, welcher im ein und vier 
Grade iſt. Gegen Süden und Welten ift fie von Weſt⸗Jerſey durch einevon Little’ ie 
bis an die Fluͤſſe Creſſewick und Stony, und bis an den mittäglichen Arm des Sin 
Raritan gezogene Linie abgefondert. Sie erſtrecket ſich alfo auf hundert Meilen in Mn 
ge an dem Hubfonsfluffe, und an der Seefüfte: ihre, Breite aber iſt fehr ungleich ⸗ je 

cheilet fie in Grafſchaften, welche Diefen Titel wenig zu verdienen feheinen, Dergle 
find Berghen, Eſſex, Middleſex und Monmouth. diecl⸗ 
Grafſchaſt Die Grafſchaft Berghen liegt an dem Hudſonsfluſſe, Neuyork gegenüber, und war ande’ 
Derghen.  fte,diein dieſer Provinz angebauet wurde, Sie wird von vielen Fluͤſſen bewäffert, wie al m it) 
re Theile von Jerſey. Man nennet nach dem Hudfonsfluffe noch den Hatinſak, den paß cher 
viele andere kleinere. Die vornehmſte Stade darinnen iſt Berghen; und dieſer Namen, rg 


in Suͤdamerica. Vl Buch. XII Eapitl. 607 


NM 
Hauptſtadt in Norwegen ihrer ift, la vhb nicht di 
Diner genen, Esift —— rem Teen Einwohner daſelbſt Befähreto. 
ia Kar En. —* Einwohner ſind Holländer‘, und bie ——— — — 
ilien. Sie liegt auf der Weſtſpitze eine | nicht über ſech⸗ 
en —** Keen — kandgurge/ weldhe.eine Strahe wiſchen 
der Graſſchaft Eſſex iſt die 
vie * een En —— — ih der er vaffehaft 
wieiften Fortgang gehabt zu haben ſcheint. D u er Engländer, ""” 
that, Per t.Denn ungeachtet der Abſicht, die man 
iß Perth zur Hauptſtadt zu machen, iſt ſie doch) viel volkrei —RA 
Abſt über zwe * oc) dv volkreicher. - Man zählet 
Daltoyg roeyhundert und funfsig Familien. Ueber dieſes ift ' 
8, ber Gerichte, und der all fe fie der Sig des Statt. 
EM Han ’ er allgemeinen Berfammlung, und der Mit 
dlung der Provinz. LT 9 r Mittelpunct der gans 
Naben Sei g . Nexork, eine andere Stadt diefer Graſſchaft, i 
len gegen Norden von Eliſabeth x diefer Graſſchaft, iſt fechs bis 
—E on Elifabeth, und enthaͤlt ungefähr hundert Famii 
b heil von Effer wird era * milien. Der 
aller Der no heilvon Eſſex wird vonden Släffen Rok wap Paſaut und Whi 
EM. voliche Theil ift ei io bla ipanny ge⸗ 
h; Die Graffihaft ne an — Se blauenove Blue Sills heißen. 
(gen Pflanzungen: doc) verbienet feine Hauptſtad BE BUNERDRRASTE Des Favre, _ 
Myolord Berkel ptſtadt Perth kaum den Namen eines Dor- pi vafichaft 
Dee y erkeley und der Ritter Carteret, denen man die Lage di Mddleſer. 
Wh hatten ihren Agenten befohlen daſelbſt die RAR iefes Drtes geruͤh⸗ 
ia tingen ; Ellſabeth aber hat fie an. ber Anzabt —— der Colonie zuſammen 
u me andere Flecken: ı Pifcataway, fechs: en: 4 zoom 
ken achtzig Familien, Woodbridge acht Meilen weiter, in ei HN 
—— Bin Sn een 
nt. Ein großer Teil der Einwohner if nt ewäffert, ber in einem hönen Sale 
—* den u Sr era Herfunft, Man hat un⸗ 
* hat, und ihm zu Ehren nahm die Stadt Perth den — — Herzoge ge⸗ 
yo Anbop, Di teBpige, worauf feet en. an, zu welchem man 
Bar genanın wird. Sie iſt an der Mündung 2 fo baß fieinsgemein Derth- 
——— Sandihook, fällt, die fuͤrfhundert Schiffe ſoll faſſen I: welcher in eine Bay, 
«t Stadt war fehr regelmäßig entworfen. Man Hatte den Baden —— e 
hu an ne 
Ye on drey Acer Landes ſeyn. 
ven, die zur lern — ff _. wire Derter ange: 
wir — ——— * — allgemeine Grundriß der Stadt hielt 
—— nach den Flecken Pifcatamay und ne onen Si 2: 
Ya tländer fingen an, zu bauen. Das Unternehmen aber ift ausgeſe Blieb —* 
u hat niche über Drepbunbest Beftivoßner — daß —* 
e . — fi 1 - . i fu 
a tr ieh Sara, in ac Qt, Fr 
Da , hüre der Kaufleute, mit einer einzigen Fluch, foms 
8 ganze Sand an dem Fluſſe Raritan ha . 3 
ame durch Robert Barclay, den at fo khöne Pflanungen, wovon die 
— ah feiner See, in fehr fhönem ee en 
me’ des Fluſſes bewaͤſſern eine M ind h a 
des Händen ar zu — ſchoner Sänderepen, welche noch von © 
An | a 


6o8 eiſen und Entdeckungen 


Beſchreib. "per Grafſchaft Monmouth ſfindet man anfänglich Middletown, eine von una? 
vNeujerſey. tigſten Städten des Landes, welche aus ungefaͤhr hundert Familien beftept mitten N 
Sraffehafe einer großen Anzahl Pflanzungen ‚die nicht unter dreyßigtauſend Acer Landes einnehm 


Monmout 


5. Sie liegt zwölf Meilen gegen Norden von Shrewsbury, und ſechs und zwanzig Me 
gegen Süden von Piſentaway, ziemlich nahe bey der Seekuͤſte, welche ſich an —— 


tfruͤmmet, und eine ſandige Bay dieſes Namens machet. Shrewsbury, die mittaͤgl 
ſte Stadt oder Flecken, wird für die Hauptſtadt gehalten, und enthält ungefähr —*2 


ſey⸗ 


Weſt· Neujer⸗ Weſt Neujerſey, oder der weſtliche Theil von Neujerſey/iſt nicht, wie — 


und ſechzig Familien. Sie liegt an dem Ufer eines fügen Fluſſes nicht weit von der Di 
bung: Tree⸗ hold ift ein anderer Flecken, von ungefähr vierzig Familien , die ſich fit!" 
zem in eben dem Kreife gefeget Haben, 7 
Diefe Provinz hatte vor dreyßig oder vierzig Jahren noch Feine Kirche: es wurden 
aber daſelbſt in den Flecken Shrewsbury, Perth⸗Amboy und Eliſabeth, Verſammlungen 
der engliſchen Kirche gehalten. Die Quacker und ſchottiſchen Nonconformiften hatten 
ihre Verſammlungen daſelbſt; und vermuthlich iſt der Fortgang einer jeden Secke d 
folge ihrer Pflanzungen gemaͤß geweſen. J 27 


19 


Vorgebirge Way, an der Muͤndung des: Delaware, der Grafſchaft Suſſex in Penhyl 


andern englaͤndiſchen Eolonien in Grafſchaſten abgetheilet. Seine oſtliche Spitze iſt 
nien gegen über, "Der Raum Land, welcher zwiſchen dem Vorgebirge und dem 9 


Litle Egg if) wird gleichwohl die Grafſchaft des Mayvorgebirges genannt: bisher a 


bat fie noch feine Gerichtsbarkeit noch Befehlshaber gehabt. Man finder daſelbſt! 
ftreuete Pflanzungen; und die Küfte hat feine andere Einwohner, als Fiſcher. 
Vorgebirge May folger der Fluß Moris, der größte in diefem Kreife; und weiter bi 

Cohenzy, welcher flein , aber auf zehn oder zwölf Meilen bis anden Flecken gleiche? 
mens, der aus ungefähr achtzig Famitien beſteht, für Barken ſchiff bar iſt. Die 
und der Fluß Delaware bewaͤſſern alle füböftlichen, ſuͤdlichen, und ſuͤdweſtlichen Theile 
weftlichen Neu⸗Jerſey. Die Pflanzungen, wovon einige fo nahe bey einander find, 
fie daher den Namen der Flecken führen, liegen an dem Ufer der Bay und des Fluſſes 


ee 


Aue 


J 


meiſten in der Bucht. Dieſe Provinz iſt zwar eine von den angenehmſten und ef | 


ften zum $eben, aber doch gar nicht eine von den volfreicheften. Auf der einen S 
get Neu: Norf ‚und auf der andern Penſylvanien alle ihre Nahrung an fi. =. 


A. 


Antioch iſt ein kleiner Flecken in einer Bucht. Gibbon und Allony a "u 


andere näher an der Mündung des Delaware. Darauf findet man das Fort Eiſi 
an dev Muͤndung felbft und der Graffchafe Neucaftel in Penfylvanien gegen uͤber 1 
dem Flufe Salham, welcher in den Delaware Dicht bey dem Forte fälle, trifft, ee 
nen Flecken an, welcher feinen Namen annimmt, oder ihm feinen giebt, zwanzig en 
len von Cohenzh. cn — 
Die Spige Sin, und der Flecken gleiches Namens, liegen dem Flecken N RN 
gegen über. Man findet Darauf die Buchten Namau, Raccocos und Almon, 2 
Island und die Bucht Waſh, welche Eheiter in Penfylvanien gegen über iſt; Pol 
die Bucht Greatmany, den Fluß Wrodberry, Breen:Bank, und die. Bucht 
ceſter, Philadelphia gegen über. Das ganze Sand ift luſtig, geſund, und zu det 
niſſen bes Lebens bequem. Gloceſter iſt ein ſehr fchöner Flecken, von ungefähr Da 
Familien. Auf ibn folger die Bucht Ponthakin, der Fluß Northampton, und — de 


* 


in Suͤdamerica. VI Buch. XILCapitel. 609 


ste die Seide Bürlingeon, die Hauptſtadt der Provinz, Briſtol in Penſylvanien Niederlaſ⸗ 
N über, Zwanzig Meilen weiter findet man Feine Pflanzungen mehr. ſung in Pen⸗ 
ade Zu Burungton wurden die Verſammlungen der Provinz gehalten, als fie unter einer fylvanien. 
"lichen Regierung waren, Da aber verfchiedene Unruhen die Einwohner erbittert Hauptftadt 
dem R: fo haben fie dafür gehalten, das einzige Mittel, zum Frieden zu gelangen, wäre, Burlington. 
% Hofe alte ihre Rechte und Privilegien wieder zu übergeben, und in einer Art von 
archie zu leben, welche der Ununterwürfigfeit nahe Fame, Die Stadt enthält ungefähr 
Nr Punber Familien, Ihre Haͤuſer find alle von Ziegelfteinen und nicht fehlechter,, als 
us ropäifchen; und auf ihren Märkten ift ein vortrefflicher Vorrath von allen Sachen, 
Burlington ift ein anderer Flecken, Mamens Maiden-Head, welcher funfzig Fa— 
* enthaͤlt; und weiter hin noch ein anderer, deſſen Namen man uns nicht meldet, aber 
— nebſt einigen zerſtreueten Pflanzungen, die an bie indianiſche Volkerſchaft der 
* oſinke graͤrzen. Der Fluß Aeſopus, welcher dieſe Provinz von Neu-York abſon⸗ 
faͤllt in den Hudſon bey Kinſton. Es würde leicht ſeyn, Weſt-Neu. Jerſey mit Ma⸗ 
— durch einen Fluß — zu haͤngen, welcher nicht uͤber acht Meilen von dem 
de der Cheſapeakbay fließt. Allein, Virginien und Maryland Haben ſich ſtets aus 
Örinden ‚die man nicht erfläret, dem Borfehlage, einen Canal zu eröffnen, widerſetzet. 
Da beyde Jerſeye auf allen Seiten einen fruchtbaren Boden zeigen: fo ift es erftaun: 
I, daß fie faft wüfte find. Man zählete daſelbſt im Anfange diefes Jahrhunderts nicht 
Se fechzepntaufend Seden ; und was für Sorgfalt man auch angewandt hatte, die Ge: 
nheit der Indianer zu gewinnen: fo waren dod) damals in einer fo großen Strede 
Mdes nur ungefäht zweyhundert übrig. Indeſſen verſichert man doch, die erften Eng: 
* wären im Anfange fo gewiſſenhaft geweſen, daß fie ihre Pflanzungen nicht eher haͤt⸗ 
anfangen wollen, als bis fie von den Landeseingebohrenen bie Ländereyen um einen ſehr 
n Preis gekaufet haͤtten. Berkleys und Carterets Gerechtſamen find durch Verkauf 
N Vretrege auf andete Eigenthümer gekommen. L 


Der V Abſchnitt. 
=. Nieverlaffung und. Beſchreibung von Penſylvanien. 

deiter Niefer Coloni „Haupt der Land in America, wo man Kalkfteine findet. 
— —8 und nen⸗ Graffchaft Kent. Graſſchaft Suſſer. Be voͤl⸗ 
Net es Penſyloanien. Deffen Eintheilung. Graf⸗ kerung von Penfyloanien; deſſen Himmelsluft. 
vaſt Bukingham. Philadelphia. Erſter Grund⸗ Was es hervor bringt. Deſſen erſte Regierung. 
UNE diefer Stadt. Andere Staͤdte oder Flecken. Veränderung feiner Geftalt, 

Sraffiafe Chefter. Neun Schweden. Erſtes 


agland ſieht Penfolvanien heutiges Tages als eines von feinen vornehmften Nieder» Später An: 
u —* an, — — hat in der That auch Feine, deren Fortgang p ſchnell — ag Ce: 
hoefen. Hpgleich die Entdeckung diefes Landes eben fo alt ift, als die von Birginien ‘ 
Ir es dech bis 1680 faft wuͤſte geblieben, da bie Neigung zur Freyheit nur Sectirer 
Run? ſich daſelbſt niederzulaſſen. Man wird hier nicht bis auf den Urſprung des Quaͤ⸗ 
$ ſuruck geben. Dieſe feltfame Secte Hatte ſchon ihre wunderlichen Religionsfüge 
A Tamet, als fie eine Zuflucht in America fuchete: es ift aber dienlich, daß man Das 
DE diefer berühmten Wanderer fennen lerne, 


Allgem. Keifebefchr. XVI Band. 2127: Er 


so | Reifen. und Entdelungen 4 


Niederlaſ· Er war.der Sohn eines engländifchen Ritters, Namens Wilhelm Pen ; weh 
ſung in Pens einen Theil der engländifchen Flotte unter Crommells Regierung gefuͤhret hatte; und“ den 
fyloanien“ her, ungeachtet feiner Abneigung vor dee englifchen Kirche, dennoch mit dem konigli— h 

Den, Haupt Haufe Friede gemachet Hatte, als er folches wieder auf den Thron fleigen ſehen. De N 
der Duafer. ge Pen batte alfo gleichfam mit der Muttermilch die Neigung zue Unabhängigkeit —J— 

gen; und anſtatt, daß er. durch Das Beyſpiel feines Vaters Hätte ſollen wankend ge ih 
werden, fo fand, er. vielmehr in Karls des U Verordnungen neue Berwegungsgründe, — 
wider die eingefuͤhrete Form aufzulehnen. Da dieſer Herr gleich im Anfange ſeiner 
gierung gewollt hatte, es ſollte der Dienſt in der Kirche in einem Ueberwurfe verrichtet Ef M 
wie 5 von alten Zeiten her gebräuchlich gewefen: ſo ergriff Pen ‚ welcher zu Oxford ſtud 
rete, dieſe Gelegenheit, die Maſke abzunehmen. Mylord Spencer, der mit ihm ſun 
und nachher ein berühmter Staatsmann unter dem Namen des Grafen von Sundeiit, 
wurde, und einige andere von ihren Collegen, unterftüge in; und. er beferimpfet 
eriten, die in einem Ueberwurſe erfhienen. Auf das Gerücht von: diefer —— 
wurde er von ſeiner Familie wieder nach London gerufen, und gezwungen, nach Fraukren 
zu gehen, um eine Zeitlang zu reifen. Er befam aber zu Turin einen Brief von kin 
Vater, welcher zum Viceadmirale war. ernannt worden, und nicht eher in See gehen m 
te, als big er feinem Sohne die Regierung feines: Hauswefens: überlaffen hätte. Det * 
ter Pen genoß feiner Wuͤrde nicht lange. Er ſtarb bey der Zuruͤckkunſt von feiner DK, 
nachdem er zur Belohnung für feine Dienfte das Berfprechen erhalten hatte, man m) * 
ihm ein anſehnliches Stuͤck Land in dem feſten Lande von America ſchenk . Man 


felt nicht, daß ihm nicht einer von fei Anverwandten der fich in Meuengland 9 
Hate; Abfhilderung. "Kandes ,- eing 
er 





hatte, dieſen Vorſatz, durch eine Pb 
hatte. Allein „der junge Pen, welcher mehr mie den Begriffen feiner Religion bi 

get war, fäumete lange, ehe er um die feinem Dater'verfprochene Önade-an Ik, Di 
aber feine Secte von alfen geiftlichen Gerichten in England: verfolger fahr fü ensfehloß r 
ſich, er wollte ſich denjenigen zum Fuͤhrer anbiethen, weiche ihm folgen wollten; und 

wollte mit ihnen von denen Laͤndereyen Befig nehmen, die ihm endlich bewilliget Dt 
Er befömmt Seine offenen Briefe find vom aten März 1680,  Gie aben ihm unter dem Mont! 
. Penfplvanien, welcher von dem feitiigen gemache — FAIERER um, welcher Rn 
z Deufpivn, ſchen dem drey und vierzigften Grade Norderbreite liegt , nebft denen Eplanden, die 37 
nien nenne. fer Strecke gehören; fo daß das Land, wovon er ein Eigenthuͤmer geworden, gegen DR, 
von der Bay und dem Fluffe Delaware, gegen Norden von Weſt Neu⸗Jerſey, oder ai 

mehr Neu: York, denn es erſtrecket ſich weit über beyde Jerſey hinaus; gegen often © 
den indianifchen Völkerfhaften, um den Quellen der Flüffe Sufausbansugb und DI 
ware, gegen Süden von Maryland von dem Fluſſe Densberry, nabe bey ven Spa 
gen, bis nach Henlope an der Mündung der Bay, begraͤnzet wurde welches tiber —* 

und funfzig Meilen in gerader Linie ausmacher, deren Breite aber durch Maryland IE 
gemacht wird, | pur 

Diefes find die in dem Bewilligungsbriefe angegebenen Gränzen, achdem⸗ 

Pen nachher von dem Herzoge von Nork noch ein wüftes Stück von dem alten f 

Deffen Ein: Belgien erhalten hatte: fo lief er ſolches der erften Urkunde beyfügen, und rheilere @ 

teilung, unter einerley Namen Penfylvanien , in fechs Graffehaften , wovon die dreh erſtern, w 9. 
den obern Theil ausmachen, Buckingham, Philadelphia und Cheſter, und Duden 





in Suͤdamerica· V Buch XII Capitel. m 


oder der untere Theil Newcaſtle, Kent und Suſſer genannt wurden. Der Seſchrem 
et endiget ſich bey —— mad vier Meilen J der Stadt Cheſter; und ee 
Untere Teil erſtrecket fich ungefähr hundert und zwanzig Meilen längft der Küfte, au —— 
F tief gegen Maryland." — Provinʒ alſo, * 
ryſprungen at bis an das Wilhe ge, zwanzig Meilen unter 'Syerlope 
—— dreyhundert und dreyßig Meilen lang und kinder breit. 
Man giebt zu, daß nicht der zwanzigſte Theil dieſes großen Landes —* > 
je aber durchgängig. artbarer gemacht, als in irgend einer anbern englifchen Colo⸗ 
in I iin Ynerica © Bey der Austheilung der Sänderenen be Pen vier fhöne Be⸗ 
ungen: in jeder Grafſchaft vor- por. = Der untere Theil; von Penſylvanien ift bequemer zum 
—* e, und, gefchiekter zur Handlung; Der obere iſt fo — — daß die mei⸗ 











ſeinen Doͤrfern noch nice wind gen se rvorben,Mamenzu bekommen, 
f Die vornehmfte Stadt ber Grafſchaft Buck ibm Brifiol, Sie liegt zwan- Grafſchaft 
BMaiten von Hhiladelphia, Burlington in We ap gegen über, und beſteht aus Buckingham. 


Ngefäße achtzig Familien. - Man giebt ihr einen ‚der quaderifchen Lehre, 
Semnet € — Stifter Diefe, Stadt —— merlwuͤrdigers, als verſchie⸗ 
En Pensberry iſt ein Sleden, der in einer kleinen Bucht liege, 
reine von &  Gungen, ie fh Den vorbei + Er’bauste dafelbft-ein ſehe 
ones Haus —* Jengärten u ‚ worinnen. bie Früchte vortrefflich find 
wi —— he Ion dem zu haben der dreymal herum gebt. Mon 
N ter dif andere kleine Flecken, welche fechs 
reinen Bang ſchicken. Die Grafſchaft Philsdelphis, Sea 
die Haupiſtadt der sen — hat uͤberall Dplabahfi 
hr aͤlteſte ziemlich gut 
tol,.ifte Die Kreis wi ——— von. Schweden, 
Bey) bien fü nur an ben. Buchten der Fluͤſſe 
ich t geka en, Die, ſie weiter gegen Suͤden 


214 












a tet, o Pi .- 
f von Helanden n bewohnet. 
2 — Be nden fi * Die Holl eine Pflanzung on der B 
DIE . F Ay 
De en Opfnd- of — aus ſichemig oder achtzig damillen beſteht. 
man Philsd — 6 unbeiffes zu feiner Anlage, Hauptſtadt 
wu der wirklichen ? naht feiner Haͤuſer und Ein es Namens, ber Haupt, des Bandes. 
Tape mung iſt. Pens Abſichten wuͤrde ſ ie verdienet —— die Hauptſtadt eines 
n Reiches; zu + n. Odb ſie gleich u —— worden ,sfo ftellet man fig Deren erfier 
— als eine yon el por,.die ſehr ‚vortheilbaf t zwiſchen zweenen ſchiffbaren Fluͤſ⸗ Grundriß. 













ndem Delaware chuilkill, liegt. Sie ſollte aber ein langes Viereck, von uns e 

r zween 5 Meilen ‚von, einem Fluſſe bis zum andern bilden. Sie follte acht * 
eos lange Straßen haben, Die von fechzehn andern eine englifche Meile langen Gaſſen, 
in —— ducchſchnitten ſeyn ſollten. „Alle follten won einer ſchoͤnen Breite, und 
vn ühgen Käufern befeget fern. Zu den Marfeplägen, und. andern Öffentlichen Plaͤ⸗ 
zu den Kirchen, Schul, Hofpitäfern, Rayen und Magazinen, hatte man bequeme 
® gehoͤrige Pläge gelaſſen. Es ſcheint fo gar, daß dieſer Grundriß bey denen Haͤuſern 
Gebäuden, die man dafelbft aufgeführer hat, und die ſich von Tage zu Tage vermeh⸗ 
— nicht aus den Augen geſetzet worden. Man verſichert wenfgftens, Daß zwo von ben 


um der Stadt fertig find; die eine gegen Dften nach dem Schuilkill zu; und die an⸗ 
Hhhhe— deren 


* 


612 rd Reifen und Entdeckungen 


Beſchreib. deren gegem Welten nach dem Delaware, welcher hier zwo Meilen breit ift, Det 
von Penfyk fe, welche an dem Schuilfill hingeht, ift ſchon drey Bierthelmeile lang; die Käufe an 
vanien. derfelben find fchön, die Vorrathshaͤuſer in großer Menge, und die Kaye bequem. gm 

urtheilet leicht, daß der übrige Kaum zu fhönen Gärten angewandt wird, Der vor 
sie Vortheil von Philadelphia aber iſt der Delaware, wo die Schiffe auf einem. ſehr 9 
Grunde in jechs bis ſieben Faden Waſſer vor Anker legen koͤnnen. u 
Idhre erften Einwohner waren Quaker, welche noch immer bie groͤßte Anzahl 9 w 
machen. Es währete auch ziemlich fange, ehe man dafelbft eine engliſche Kirche fah. ch 
ter dem Könige Wilhelm aber entftund eine, welcher man den Namen Chriſt Chu ih 
gab, und ein Kicchfpiel von mehr als zwoͤlfhundert Seelen ausmacher. Die Duaker w 
ligten nicht ohne Mühe in diefe Niederlaffung, und es fiel nen ſchwer, mit N „fen 

umzugehen, die fie. in Europa nicht hatten Teiben können. Weil fie indeffen den ert h 
Kang hatten, nicht allein wegen ihrer Anzahl, fondern auch als Stifter der Colonie: 
Haben fie nebſt den Engländern verſchiedene Keligionsverwandten aufgenommen , die G 
ihre Kirchen haben ‚ "als Presbpterianer, ſchwediſche Sutheraner , und Wiedertaͤufer. ger 
fe Vermiſchung von Engländern und Fremden nebft der lichten Schifffahrt und H und 
lung dahin, hat Philadelphia ſchon zu einer derireichften Städte im America gemacht, * 
ihre Einwohner fehmeicheit fich „fie werde'dereinft:auch die feh  Die-Gran 
ſaget der Verfaſſer einer  engländifchen. Nachricht, ‚Haben nichts, und konnen udn" 
haben, das mit ihr zu vergleichen wäre = 000 mt mn nn 
. Andere Stäb: © Nicht weit davon hat die Natur an den 


en fen 06 Seien ße htnes Of 

ſich v vediiche Familien "haben 
die Nation‘ beſitzt noch einen andern Flecken, Yan ER A j 
ift, daß man nicht weis, ob er zu der Graffchaft Buckingham oder zu Pptladelppia * 
ret. Abingdon und Dublin ſind zwey 
hevoͤlkert find. Ger mantown iſt ein anderes ‚welches nur'aus —— 
{hen Quakern beſteht, deren Anzahl man auf zwey bis dreh en rechne = 

‚Ben mit Pier Kai 















tr oberälecken. angefäger ‚welches den a TE 
"N  Gale Weile wet von Ppilabenpte, "oo fich Die 






pflanger find. In dem Innern der Graffhaft rider man R«öndr, einen Siedit 2 
mehr als fünfzig Familien, der- wohl gebauet, und in einer fehönen Ga 


beobachtet als eine fonberbäre Seltenheit, daß alle ihre Str 


Sage. Erf 
vordem den Namen Amftel, welchen er von den GONE Kan Amer. 
ift noch ein Flecken eben deffelben Landes zwiſchen zwoen Buchten , wovon bie eine DEP? 
beißt, Bon da geht man durch Redloyer in bie Graffehaft Ebefterzie *'; SEE il. 

Sraſſchaft Ihr erſter Flecken iſt Newton, welcher nur dreyßig bis vlerzig Famillen entha 

Cheſter. Cheſter, die Hauptſtadt, wird über Furz oder lang eine —* Stadt wegen ihrer a 
werden, die einen vortrefflichen Ankergrund in ihrer Bay darbeut. Man zäpfer nut" ns 
erſt ungefähr Hundert Familien daſelbſt, die aber meifteng Engländer find, Weiter hin der 
det man eine andere Stadt, Namens Chicheſter, deren Einwohner faſt eben ſo ſtark Pe 
Zahl find, und welche auch in einer zur Schifffahrt fehr bequemen Bucht liege. 9" ſcht 
zeiget fich der kleine Flecken Concord. Ueberhaupt find die Ficen dieſer ——— 

groß und ſchlecht bevölkert: die Pflanzungen aber find dafelbft in großer Anzahl. 
cus: Hook, vier Meilen von Chefter, endiger ben obern Theil von Penfploanien. inte 


1 
” 


in Stdameritarıı VI Buch, XII Capitel. 613 


Ar Unter Chicheſter iſt eine: große Bucht, Namens Brandywine , welche ſehr zahlreiche Befchreib. 
—* ten in ſich nehmen Fönnte, Auf fie folget diejenige, die mar Chriſtina genannt hat, won Penfyl- 
0 die Schweden ehemals eine Stadt und Pflanzungen gehabt Haben. Diefer Kreis und —— 
"an der andern Seite des Delaware waren ihre vornehmſten Niederlaſſungen; daher Nen Schwe⸗ 
Enns ein franjoͤſiſcher Erdbeſchreiber den Namen Neu⸗Schweden gegeben hat. Die den. * 
Kiftinenbucht iſt ziemlich groß; und man ſah daſelbſt noch in den legtern Zeiten ein 
Wdiches Darf mie einer Kirche. ı "Zwifhen Difer Bucht und der folgende inde.man 
Saud Newcaſtle, welche ihren Namen der benachbarten Grafſchaft giebt. Die 
En umher führen den Mamen des fandes Wallis; weil fie ihren erften Anbau, Walli— 
9 zu danken haben. „Sie find voller Dörfer oder kleinen Sieden , als Haverford-Weſt, 
erioneth xc. und die Arbeitſamkeit der Einwohner laͤßt den Ueberfluß allda herrſchen. 
Montjoy iſt ein anſehnliches Landgut, wo. ſich Pens Schweſter niedergelaſſen und Crftes Land 
Ha der erfte Kalkſtein ‚gegraben worden, den man in America gefunden hat. Das in America, 
Ötige and ift: wegen‘ feines vortrefflichen Kiefes eben fo merkwuͤrdig ‚weil folcher im dem Keine fi ro 
Ynzen feften Sande von America: etwas feltenes ift. ' Es wird von Engländern und Hol- PER TO, 
ern untermenge bewohnet. Newcaſtle fommt Philadelphia, was die Handlung und 
Angahl der Einwohner betrifft, nahe. "Die Haͤuſer find daſelbſt ſehr fchön, und man zaͤh = mo 
in dieſen letztern Zeiten ſaſt auf · ſechshundert Familien. Die engliſchen Walliſer amd U 0° 
hollandiſchen Presbyterianer haben Kirchen daſelbſt. Zehn Meilen von Newcaſtle fin 
n.ein fhönes Dorf mit Quakern, deren Kirche St. Georg heißt, worüber fich dies 
verwundern, welche wiſſen, daß diefe Secticer Feine Heilige erkennen, Es folgen 
die Buchten Blackbird und: Apaquanamy, wovon die letztere einen Flecken gleis 
$ Namens zeiget. ‚Weiter Bin’ findet man eine andere Bucht, welche eben fo heißt) 
fie- werden nur durch Suͤd und Weftiunterfchieden. sun un 0° un u un, vıadıın 
¶Wenn man vor der Bombayſpitʒe und der vorbey gehte ſo kommt Grafſchaft 
Man in die Grafſchaft Kent, welche die Flecken Cranebroof, Dover, Marden und, Kent. 
lispeffiven in eben fo vielen Buchten gleiches Namens enthält, Dover, fonft St, 
ne:E9won genannt, beſteht aus ungefaͤhr funfzig Familien, und wird für'die Haupt⸗ 
der Grafſchaft gehalten, welche, wie Virginien, weniger Staͤdte und Flecken, ale 
tee Pllanzungen hat. Dover liegt ah dem Ufer der Delawarebay . sin. 10” 
m Der vornehmfte Flecken der Graffchaft Suffep:ift Lewes an einer Bucht gleiches Srafihaft 
\ 8, und nicht weit von der Phembbucht. Man rühmet ihre ſchoͤne Sage an dem Suſſer. 


| 
| 















eines Fluſſes, der fie von dem Meere abſondert, ohne ihr die Ausficht deffelben zu bes 
Gm, und der einen fehr bequemen Hafen machet. Cedar it ein anderer Flecken, wel⸗ 
Ye "diefen: Namen von feinem Sandgufe in der Grafſchaft Suffer in England gab. 
Ron unter Lewes an ber Mündung des Delaware finder man das Borges 
Kg Henlopen oder Wilbelmsvorgebirge; und: zwanzig Meilen weiter das James vorge⸗ 
—* welches die letzten Graͤnzen von Penſylvanien machet. Die Grafſchaft Suffer hat 
ie Kent ; Feine. zerftveuete Pflanzʒungen. —D— 
— rechnet wenigſtens achtzigtauſend Englaͤnder in den ſechs Grafſchaften von Pen⸗Bevroͤlkerung 
dr ien und. fünfzehntaufend andere Europäer „ Franzofen, Holländer, Schweden und von Penſylva⸗ 
net Drey Meilen- unter der Lewesbucht fängt die Theilungslinie an, welche Penſyl⸗ MM: 
en von Maryland abfondert. Pen läßt auf eine gefchicte Ark in einer Nachricht von 
" Zuſtande feiner Colonie anmerken, dieſer Theil von America ſey feiner Breite nach. in 
* 63 eben 


Beſchreib. 
von Penſyl⸗ 
vanien. 


Himmelsluſt. 


64 geiſen und Entdeckungen = 


eben dem Abſtande von der Sonne; als Neapolis in Waͤlſchland und Montpefie in Sea 
reich, das iſt, als die beyden Länder, welche für die gefundeften und angenehmſten in 
Welt gehalten werden, Andere aber haben angemerfet, die Himmelstuft der Sal 
auf dem feften Sande in America waͤre fehr von derjenigen ihrer unterfehleden „die u 

eben der Breite in Europa lägen Die Hudfonsbay und die Themfe,, welche in aueh 
der Sonne in gleicher Lage liegen’; erfahren nicht einerley Einflüffe; und die Naturkuͤnt 
ger geben davon leicht die Urſache an. Es iſt gewiß, daß die Luft in Penſhlvanien MT 
lich und rein ift: Die Regen aber fangen dafelbft gegen den zoften des Weinmonates all 
und dauern bis zu Anfange des Chriſtmonates. Die Kälte ift daſelbſt oftmals fo heftig 
daß der Fluß Delaware ungeachtet · ſeiner Breite zufriert. Der Fruͤhling — 
März bis in den Brachmonat: das Wetter aber iſt in dieſer Jahresſeit nicht‘ inet 


In den Sommermonaten, welche der Heumonat, der Auguſt und Herbſtmonat find j nit 


de die Hitze unerfräglic) fen, wenn fie nicht durch frifche Winde gemäßiger würde * 


Wind iſt im Sommer Suͤdweſt; der Im Winter gemeiniglich Nordweſt, welcher: vl 


Was es her: 
vor bringt, 


den Eisbergen, von dem Schnee und den Seen in’Ganadg: herfömme, und alle Kälte ei 
bringt, die man indiefer Jahreszeit erfaͤhrt TI menden 2 

+ Die Natur des Erdreiches iſt an einigen Orten der. Colonie ein gelber und ſchwa 

Sand, an andern ein Ri, und am öfterften ein fettes Land vornehmlich zwiſchen 
kleinen Fluͤſſen und Bächen ‚wo die Felder unvergleichlich fruchtbarer ſind als bey den fl 
baren Fluͤſſen. Man findet daſelbſt auch ein ſchwarzes und ſtaubichtes Erdreich auf 
ſteinichten Grunde. Dasjenige, was das Sand hervor bringe, iſt mit dem einerley 
in den vorhergehen en hervoꝛ gur mit dem daß es hi 

fee and ſtarkee u ſeyn ſheint; weiches auch eben ſo wohl das Run, die Hniſeaſrache— 
andere Früchte angeht, die man aus Europa hieher gebracht hat. Sceffet Korn 







ſaat traͤgt bier vierzig oftmals Funfzig und zuweilen ſechzigfaͤltig · Man Har mit O% 


Seine. erſte 


Regierung, 


wunderung angemerfer, daß auf einem Felde nahe bey dem Schuilfillsein Weizenkorn ni 
England funfzig ſchoͤne Achren auf einem Halme gebracht hat. on nn." a 
Die Abneigung; welche die Quaker in ihren Grunbfägen vor affen Arten der 

einigfeiten, vornehmlich vor denjenigen haben, bie zum Kriege fuͤhren können, hat in 
Colonie einen ſolchen beſtaͤndigen Frieden herrſchen iaſſen, dag man daſelbſt nice die 


ringſte Begebenheit weis, welche der Gefchichte zur Materie dienen Fönne, " 


ſehr Billig war,odie aus Liebe zum Frieden, zur Freyheit und zu ihrer Religion ihr Walt 
perlaſſen Hatten,’ Andere Artikel ſetzeten feſt, man ſollte nicht allein ne Einwilligung des 


Den feine offenen Briefe erhalten Hatte: ſo begnuͤgete er ſich nicht bloß it einem Re 
ſolcher Art, fondern fuͤgete auch noch die Bewilligung ber Indianer Hinzu, die ig pl 
eben nicht ſehr theuer bezahlen ließen. Darauf ſetzete er einen feiner Meffen, 9— 
Wilhelm Markam zum erſten Statthalter in ſeiner Nicderfaffung, und die au 
von wverſchiedenen Voͤlkerſchaften macheten Feine Schwierigkeit, Fich ihm zu ueemet, 
Der Ritter ones, ein berühmter Rechtsgelehrter, feßete die Berfaffungen der — 
rung auf. Mac) dem erſten Artikel ſollte die Macht, Geſetze zu geben, bey dem Sit ; 


halter und der Verſammlung des Volkes feyn ‚welches: bey seiner Geſellſchaft von? m 
Pl 


N: “nr 


kes fein Geſetz machen und kein held heben; ſondern es ſollten auch alle Privllegien 
alle Gerechtſamen der Engländer in Europa, ihre vollige Gültigkeit in Penſylvanien 


ben; und da man viel Ehrfurcht für den engliſchen Hof und die engliſche Reglerung beat 


mn 


in Suͤdamerica. VI Buchimı XI Capitel. 615 


otten man feine Befehle von außen wegen alles desjenigen mas das Beſte, die Si- Lriederlaf 
erheit und die Ruhe des Landes anbetraͤfe. Diefe Verfügungen, und eine Menge ande— fung in Ca⸗ 
v Wurden von zwoen allgemeinen Verſammlungen beftäriget , welche Pen bey feinem Auf: rolina. 
ale in der Eolonie hielt. Er beftellete Gerichte in jeder Graſſchaft ; und fegete, zur 
Verminderung der Anzahl ver Schwierigkeiten und der Gerichtshändel , befondere Beam⸗ 
N, unter dem Titel der Friedensmacher, welche in jeden Kreife von dem Volke ſelbſt ge= 
ler werden "und über/alle Zwiſtigkeiten vorher erkennen follten, che fie wor die ordent- 
Ühen Gorichte gebracht windan. "> m | 
ih Er brachte zweh ganzer Jahre in dem Sande zu, damit er diefen Niederlaffungen Veränderung 
1 beftändige Gpeftalt gäbe. Nachdem er ber wieder nad) England zurück gegangen ihrer Geſtalt 
Ni, und bie natüifiehe Fresbelt feiner Gemürhsart im nicht fters erlauber Hatte, in fi 
— behutſam zu ſeyn: fo wurde‘ ev nach Jacobs I Widerwaͤttigkeit verdaͤch⸗ 
‚ohne daß man ihm etwas anders vorzumerfen hatte, als feine alte Gnade bey die⸗ 

—— „welcher ihm ein gutes Stůck von Neu⸗Belgien gegeben, da er noch Herzog von 
te geipefen. Die Regierung von Penfplvanien wurde ihm genommen; und ber Hof 
Bars ich Diefer Gelegenheit zu Muße, Die Negierutigsform'zu ändern, die er Dafelbf 
Ügefüprer hatte. Einige Jahre darnach dieneten andere Umftönde, ihn bey dem Könige 
au beffer in Omaden zu Bringen: er machete-fic derſeiben aber wicht zu Nuge, die 

kung feiner Cofonie'roieder herzuſtellen "Die Regierung diefer Provinz ift heuti⸗ 

— baſbeffen, als die in den andern engliſchen Beſitzungen auf dem feſten 

von America. Pen ftarb im rzıgten Jahre, und binterließ einen fehr jungen Sohn, 
de nur erſt im rrzaften Fahre abgieng, von ber unermeßlichen Erbſchaft Beſitz zu neh⸗ 
ET un kon man unten 

rl th nn NIT Stkfehnitt. 209 ll ar 
— m Kr — Vu Abſchnitt. Far ha j 
Niederlaſſung der Engländer in Carolina und deſſen Beſchreibung. 
Mn die Inder es zuerſt beſuchet . Karls des Hauptſtadt Charlestown. Grafſchaft Colliton. 

Naar —— — daſelbſt. 36 & sr Bert nal Beobach: 
Voͤrgerliche Verordnungen und Negiernng. Eins tungen von Carol ; deffen Einwohnern. 
arg. "Sroffehafe Abemiarle. Grafiehaft Auflagen, Muͤnge. Arbeitslohdn. — 
VDarendon . Graffhaften Craven und Verkeley · — 


u“ e — 
de ift man durchaus gezwungen, bie Ordnung der Dexter der Ordnung ber Zeiten nad). Wenn die&ng: 
Im geben zu laſſen. Man weis nicht, ob feit.1507, da Gourgues Carolina nad) ſei⸗ wg: 2 zus 
Kg nternehnen verließ, die Franzoſen ober, Spanier andere Berfuche gemacht , fih da- erſt beſuchet. 

OR zu feßen ses ſcheint aber, daß es 1622 verlaffen geweſen, da viele englifche Familien, 

N fi) der Wurh der Indianer bey ben Niedermetzelungen in Birginien und Neuengland 

wiehen, auf der Kuͤſte dieſer Provinz an der Mündung bes Mayfluſſes geländet, und 
Un. arten ergriffen „ fich dafelbft niederzulaſſen. Der Zuftand des Landes konnte damals 

® einigen indianifchen Voͤlkerſchaften, die es bewohneten, noch nicht bluͤhend ſeyn. 

M Finder eine kurze Abſchilderung davon in einer Schrift von 1644, die &in Engländer, 
Annens Brieſtock / heraus gegeben, welcher im vorigen Jahre dafelbft angeländet, und 

finen &andesleuten wohl aufgenommen morben mar, Ihre Eolonie hatte noch nicht 
| ex * — viel 





616 Neiſen und Entdeckungen = 
Miederlaß viel Zuwachs erhalten, weil man daſelbſt nur noch die alten franzöfifchen und ſpaniſchen 


fung in Ca⸗ Namen kannte. 
rolina. Der erſte Fluß, ſaget Brieſtock, oder wenigſtens der merkwuͤrdigſte nach Virginien 
zu, iſt der Jordan, welcher im zwey und dreyßigſten Grade Norderbreite in das M 
Fallt. Zwanzig Meilen von feiner Mündung gegen Süden findet man das. Borgebi! 
„St. Helena, nahe: bey dem Drte, welchen die Franzoſen Port Royal genannt, und 
„erwaͤhlet hatten, ihre Pflanzungen daſelbſt anzufangen, - Zwiſchen dem Jordane 
„St. Helena find die Ueberbleibſel von Oriſtan, Oſtan und Cayagne; Sriſtan 
- „Meilen von dem Vorgebirge; Oſtan viere von Oriſtan; und Tahagne acht von Oſtan 
„Don dem Vorgebirge St, Helena bis nad) der Bay dos Baxos rechnet man 
„Seemeilen ; von da bis nach der Bay Afapo drey; und weiter drey bis nad) Caſanuſium, U 
„bis Capula, neun bis Saron, vierzehn bis nach St. Alcany, zwanzig nad) St. Peter, 
„ches. im ein und dreyßigften Grade iſt; und endlich fünf bis nad) San Matteo, & 
würde ſchwer werben, diefe Namen mit denen zu vergleichen, die ihnen gefolgee ſu 
Weber diefes ſcheint es nicht, daß Brieſtock fie für ordentliche Wohnungen ausgiebt, N 
daß die engliſche Nieverlaffung vor Karls des I Regierung, einige Geſtalt angene 
men habe. er * 
Karls des II Nur erft im 1663ſten Jahre bewilligte diefer Herr einigen Herren y), bie ihre 4 
Bewilligung. fprüche auf die alten Entdeckungen gründeten, welche Sebaftian Cabot in Englands IT 
men unternommen hatte, auf ihr heftiges Anhalten offene Briefe, wodurch er ihne 
ne andere — als daß fie der Krone einen jährlichen Tribut von zwanzig ? yon 
Goldes bezahlen follten, das ‚ganze Süd von dem, Sande, welches er fic in America, U. 
dem — ——— ——— ın. bis. * Fluß ee weiche 
dem ein und dreyfigften ift, zueignefe, nebft allen Föniglichen tfamen auf die Fi wi 
b 










Sercch 
und die Bergwerke, über das Seben, die. Gliedmaßen, und Beſitzungen ihrer Bafallen 
ligte. Der engfifche Verfaſſer einer Geſchichte von Carolina geſteht, er wiſſe nicht, mi 
was für Rechte der König Karl fo freygebig weitläuftige Stuͤcke von America wege 
ket. „Man kann aber die Wirklichkeit der Urkunde nicht anfechten, ſaget er; und es * 
„be ben Franzoſen oder Spaniern ſchlecht anſtehen, wenn fie fordern wollten, es ſollte ein dan— 
„welches fie zu bauen aufgehöret haben , audy niemals von anbern gebauer werden,» 
Allgemeine Die Eigenthümer hatten nicht fo bald ihre Briefe erhalten, fo eröffneten fie ge 
Duldung . anfangs nad) einer Methode, die damals durch den Erfolg gerechtfertigt wurde, den En 
: gang in ihre Befigungen allen Religionsverwandten. Diefe Duldung wurde fo gar du 
die Fönigliche Urkunde ohne Einfchränfung beftäriget. Man giebt uns den Inhalt 
der erften Verordnung, welche bey dieſer Gelegenheit befanne gemacht worden. Sie 
hielt, da die Eigenthümer die Vortheile der Duldung erkannt Hätten, um eine Pr Mi 
zu bereichern und zu bevölfern, fa waͤren fie entfchloffen, die größte Keligionsfrenhe ie 
bewilligen,, die man nut, verlangen Fönnte, oder wovon man jemals ein Benfpiel Ei 
gend einer menfchlichen Geſellſchaft gehabt Hätte; da die natürlichen Einwohner des g, 
des noch nicht die geringfie Kenntniß von dem Chriſtenthume hätten, fo gäben ihte pie 
goͤtterey und ihre Unwiſſenheit im der That noch fein Recht, ihnen übel zu begegnen 


an 


9) Die vornehmften waren Eduard Graf von lord Eraven, Berkeley, Afhley, die Rittet u 
Elarendon, Georg Herzog von Albermale, My⸗ terer, Berkeley und Colliton. 


in Suͤdamerica. VI Buch. XII Capitel. 07 


Cheiſten, welche andere Grundſaͤtze, als der engliſchen Kirche ihre, in die Colonie bräch- Beſchreib 
wuͤrden ohne Zweifel erwarten, daß man fie in ihren Meynungen nicht zwingen wür= Carolina. 
ʒ und man würde folglich wider gute Treue und Glauben handeln, wenn man ihnen die 
Mingfte Gewalt anthäte; was die Juden, Heiden und andere Feinde des Chriftenthu« 

anbeträfe, fo fähe man nicht mehr Urfache, fie zu verwerfen, weil ihr Unglück nur 
N einem Mangel ihrer Einficht herfommen fönnte, und man fich alfo vielmehr ſchmei ⸗ 
tin müßte, daß bie Kenntniß des Evangelii, und das Beyſpiel der chriftlichen Tugenden 
tinft dienen Fönnten, ihnen die Augen zu eröffnen; es würde alfo jedermann nad) Ca— 
ing eingeladen, und koͤnnte verfichert jeyn, daß er Dafelbft einer vollfommenen Unab« 
ngigkeit, was feine Meynungen und den Gortesdienft beträfe, genießen follte, man ſe— 

i e nur eine Bedingung zu diefer allgemeinen Duldung,, es follten namlich alle Perfonen 
er fiebenzehn Jahren, die den Schuß der bürgerlichen Gefege verlangeten, einer Kirche 

einer Religion zugethan feyn, und ihre Namen follten in das Berzeichniß ihrer Secte 
Ngefchrieben werden. | | 

Alles diefes wurde unter dem Titel der Grundgefege von Carolina in Hundert und. 
wanzig Artikel abgefaſſet, und von den acht genannten Herren mit dieſem foͤrmlichen Zu⸗ 

Ne unterzeichnet, fie follten auf immer und ewig der unveränderliche Grund und bie heilis 
Richtſchnur der Regierung der Colonie ſeyn. Man muß merken, daß die bürgerlichen 
Verpednungen einen Theil davon ausmacheten. Man hatte den berühmten Locke erwaͤh⸗ 
ke, diefes befondere Stüd von Grundgefegen, auf Bitte des Mylord Shaftesbury, aufe 
Sen , welcher einer von den Eigenthümern wurde. Wir wollen doch auch einige von 
I vornehmften Artifeln anführen , welche die Regierung betreffen. 

Der exfte beftellete zum Statthalter, unter dem Namen Palatin, einen von den Ei. Buͤrgerliche 
nthumsherren deſſen Macht fein ganzes Lebenlang dauern follte, und drey andere von ib- — oh 
u Benfigerm. Der Nachfolger des Palatins follte ftets der ältefte von ihnen ſeyn. ehe 

Viofer Gerichtshof, wo man allen andern Eigenthümern das Hecht des Sitzes, nebft dem 
Hape der Stimme und allen andern Privilegien gab, wurde das Palstingerichte ges 
Me, Die Gewalt, Gefeße zugeben, gehörete dem Gerichte allein zu, und die vollftre« 
de Gewalt dem Palatine allein. Die Abgeordneten der Eigenthuͤmer Fonnten ihre 

ten mit aller ihrer Macht und Gewalt vorſtellen. 
Da die komguche Bewilllgung den Eigenthumern das Recht zugeſtanden, Edelleu⸗ 

Ru machen , mit der bloßen Einfhränkung, ihnen nicht eben die Titel zu geben, als in 
Engfanp: fo enthielt ein Artikel, fie follten nad) ver Eintheilung des Landes in Grafſchaf⸗ 

in jeder Grafſchaſt drey Edelleute ernennen; den einen unter dem Namen eines Land⸗ 
fen, und die beyden andern unter dem Titel der Caciquen, deren Adelsbriefe mit. dem 

Ben Siegel der Colonie befiegele feyn follten; und follten fie mit den Eigenthumsherren 

Mer ihren Abgeordneten Das Oberhaus eines Parlementes ausmachen. Die Wahl derer 

A Unterhaufe war dem Volke überlaffen. Man gedachte, die Zahl der Landgrafen auf 

uf und zwanzig und der Caciquen auf funfzig ſich belaufen zu laſſen. Die Landgra⸗ 

N ſollten vier mit ihren Würden verfnüpfte Baroneyen haben, und jede Baroney aus 

ek fen Acker Landes beftehen. Die Würde des Cacique hatte nur zwo Baroneyen, 

ide von dreytaufend Ader Sandes. Weder die einen, noch) die andern fonnten diefe Grund: 

Nit, durch Schenkung ober Verkauf veräußern: fie Fonnten aber ein Drittheil davon auf 
ey Lebzeiten vermierhen. Die Mitglieder des Unterhauſes ſollten aus den Freyſaßen ei⸗ 
Allgem, Beiſebefchr. XVI Band. dJiii ner 


= 


Befchreib, ner jeden Grafſchaft erwaͤhlet werden, wie die Gemeinen in E 
v. Caroline. follte in zweyen Jahren einmal zuſammen kommen, oder auch 
ſte außerordentliche Zuſammenberufungen erforderte. Außer 


618 Reiſen und Entdeckungen 


ngland, Diefes Darfen 
öfter, wenn das — 
dem Palatingerichte, 


⸗ 
ches als der obere Rath der Colonie angeſehen werden ſollte, ſollten auch in allen Grat 
ten Unfergerichte, Friedensrichter , Eonnetable, ein Kanzellengerichte u. ſ. w. beftellet ® i 
den, Ein jeder Freyſaſſe hatte den Eigenthuͤmern nur einen Stüber von einem Ader pn 

des zu bezahlen, und fonnte dieſe Abgabe fo gar abfaufen. Alle Einwohner von ur 
bis auf fechzig Fahren waren verbunden, auf den erften Befehl von dem Palaringe!! 


die Waffen zu ergreifen, 


Der erfte Palatin war der Herzog von Albermale , und der erſte Statthalter oder I 


geordnete deffelben der Dberfte Wilhelm Sayle. Die erfte 
Fluͤſſen Albermale und Porrroyal. Als darauf die fehönen 


n Pflanzungen waren al ad 
Viehweiden mehr Leute NT 


den Fluͤſſen Aſhley und Cooper gezogen hatten: fo iſt diefer letzte Theil der Provinz pen 


ges Tages am volkreichiten. Das dand wurde bald in Öraffihaften abgetheilet, welche 
Vierecke von zwoͤlſtauſend Acker Landes ‚ fo wohl zur Vertheilung unter die Eigenth 


herren, als zur Unterfeheidung der Sandgrafen und Caciquen, 


un 
abgemeffen worden. 


Angelegenheiten und Geſchichte dieſer Colonie aber gehören nicht eigentlich zu diefer Samt 
lung und es ift Zeit; daß wir zur Beſchreibung von Carolina fchreiten. 


Eintheilung Man theilet es in zween Theile, welche heutiges Tages 
von Carolina. fen ausmachen ; die gegen Norden ‚, und die gegen Süden : 
niglic den Namen Carolina allein, weil fie am volkreichſte 


⸗ 
ʒwo kleine Stargate 
die letzte aber führer 9° —9 
n iſt. Ueber dieſes hin 


dieſe Eintheilung nicht, daß ſie nicht beyde einerley Eigenthuͤmern zugehoͤren. 


Das ganze Sand behält die Lange, die es in der Bemill 
Das ift, es hat nicht weniger, als drenhundere Meilen zroifchen dem 
und dreyßigften Grade Norderbreite. Seine Breite würde 
König Karl das Recht gehabt haͤtte, es fo weit auszubehnen , 
than, naͤmlich bis an das Shömeer, das ift, queer durch da 


igungsurfunde erhalten dal 
ein und dreyBigften und er 
unermeßlich ſeyn, went, 
als er in feiner Urkunde 


s ganze feſte Land von pt 


rica. Seine Lage ift die bequemfte zur Handlung; feine Küfte ift ſehr angenehm eilt 
Stürme und ohne Eis, den ganzen Winter über; Was die Himmelsluft betrifft: In t 
ihr Archdale, ein engländifcher Seefahrer, dieſes Lob: „Carolina iſt das mirtägl! fig 
„Stüf- von Florida , zwiſchen dem neun und zwanziaften und ſechs und drey ab 
„fen Örade, Es ift der Mittelpunet von dem wohnbaren Theile der -nordlichen (ehr 
»Äugel; denn, wenn man feßer, daß diefe Hälfte der Erdkugel bis auf den vier und a 
»zigiten Grad wohnbar ift: fo ift Carolina der Mittelpunet, welches im zwey und Tan, 
„ßigſten Grade und mit dem Sande Canaan in gleicher Linie ift, Man Fann ihm den der 
„men des gemäßigten Erdguͤrtels geben, menigftens Vergleichungsweiſe; weil es MIET n 
„uͤbermoͤßigen Hitze der mittaͤglichern Pflanzſtaͤdte, noch der gewaltigen Kaͤlte der en 
»gefegein Miederlaffungen unterworfen iſt. Was es hervorbringt, iſt dem Namen 


„rida gemäß, 


Grafſchaft Seine gegenwaͤrtige Eintheilung iſt in ſechs Grafſchaften, zwo in Nord gen Ma 
Abermake. Alberınsle und Clarendon; und viere in Suͤd Earolina, Ersven, Berkeley, ie 
ton und Carterer. Die erfte, welche Albermale iſt, gränzet an Virginien 


a, 
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liegt 


wird von einem Fluſſe gleiches Namen⸗ bewaͤſſert. In dieſem Theile der Provinn 
die Inſel Roanoke, wo Philipp Amidas und Barlow auf der Reiſe zuſammen fie 


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Gemeine ‚Sranzoefije he See -meden . 






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in Suͤdamerica. VI Buch. XI Capitel, ‚619 
fiegen, die fie unter dem Ritter Naleigh unternommen hatten. Diefe Graffchaft folltewe- Beſchreib. 
en ihrer Sage zu Birginien gehören, welches vielleicht die große Frengebigfeit des Koͤni- - Carolina. 
RS Karls ein wenig vechtfertige. Man hat angemerfet, daß im Anfange die. Graffchaft — 
ermale mehr Pflanzungen gehabt, als irgend eine andere, und daß ſich daſelbſt uͤber 
MW bundert Familien verſammelten: der Aſhleyer Kreis aber behielt bald die Oberhand. 
Der Flug Albermale zeiget an feinen beyden Ufern eine Menge Buchten, die vielleicht den 
Amen der Flüffe verdienen würden, wenn ihr Waſſer weiter aus dem Lande kaͤme. An 2, 
ESpitze, die man Sandy heißt, theilet er fich in zween Arme, ben Noratoke und. 
Notamap; und feine Nordfpige wird von der indianifhen Voͤlkerſchaft der Matoro— 
Magen bewohnet. Zwiſchen diefer Spige und dem Fluſſe Pontego, der darauf folget, 
Wer man das Vorgebivge Hattoras, wovon man in der Beſchreibung von Virginien 
Feedet hat. Darauf trifft man den Fluß Neuſa an. Die Koraninen, eine indianifhe 
Olferfchaft, wohnen um den Lookoutſee. | 
Nach der Graffchaft Albermale fomme man in bie Graffchaft Clarendon, welche _ Graffchafe 
das berühmte Cap Fear, oder Zucchtporgebirge, an der Muͤndung des Fluſſes Claren- Elarendon. 
On, enthält, welchen man aud) den Fluß des Cap Fear nenne. Die Gegenden umher 
erden von einer Colonte aus Barbade bewohnet. Man ftellet die benachbarten India— 
als die wildeften in der ganzen Provinz vor. Darauf findet man den Fluß Wate⸗ 
% oder Winnyan , fünf und zwanzig Seemeilen von dem Aſhley. Db er gleich gerin- 
rt, als der Portroyal, iſt: fo kann er Doch große Schiffe tragen, Es wohnet aber noch 
Nemand an ihm. © Ein anderer Fluß, Namens Wingau, welcher zwifchen diefem und 
dem Clarendon fließt, bewäffert einen Eleinen Ort, den man mit dem Namen Charles: 
Non, oder Karlsſtadt beehret, der aber fo wenig bevölfere ift, daß er kaum den Namen 
es Dorfes verdiene. 
N Bon bier geht man unmittelbar nah Süd-Carolina, welches von dem andern durch Grafſchaften 
M Fluß Zanti abgefondert iſt. Die erfte Graffchaft, die fich zeiger, ift Craven, welche Cꝛaven u.Bers 
N Englänbern und Franzofen unter einander bewohnet ift, wovon die letztern einen befon. keley. 
dern Sig an dem Fluffe Zames haben. Mac) dem Fluſſe Zanti trifft man den Sewer 
Mt, wo fich viele aus Neuengland gekommene Samilien niedergelaffen haben. Berkeley, 
di weyre Graffcyaft, wo man aud) von Norden gen Süden geht, ift nur an der mittäg- 
en Seite gut bevoͤlkert, Die von den Fluͤſſen Afhley und Cooper bewäffert wird. Gegen 
Norden ift der Eleine Fluß Bowal, und an der Küfte find viele Eleine Inſeln, Namens 
Unting- Island, und Sullivan. Zwiſchen dem legten Eylande und dem Fluſſe Bowal 
piele fich eine Kette von Bergen, welche von der Beſchaffenheit ihres Bodens Sand: 
xls oder Sandhügel genannt werden. Der Fluß Wando, welcher die nordieftlichen 
Seile dieſer Grafichaft bewäffert, zeiget eine Menge fehöner Pflanzungen, und verei— 
ger ſich mit dem Fluffe Cooper, um ſich zufammen in den Afhley bey Charlestown 
ergießen. 
R; Diet Hauptftadt, welche von den Engländern mit dem Namen ihres Königes, Hauptſtadt 
Ag des IT beehret worden, wie die Franzoſen der ganzen Provinz den Namen Carolina, Shnrlestoron, 
NIS Yeptung gegen ihren König Karl den IX, gegeben, liegt auf einer Landzunge zwiſchen 
y, Slüffen Afhiey und Cooper, und genießt der Vortheile zwoer Buchten ‚, eine gegen 
| Non, und Die.andere gegen Suͤden. Ihre Lage ift in zwey und drenßig Grad, vierzig 
Nuten Norderbreite, zwo Meilen von der See. Dieß ift der einzige freye Hafen der 
: AHta Pros 


Be. Reifen und Entdefungen | 


Befchreib, Provinz; und biefes Privilegium, welches der Handlung fehr fehaber, hat nicht unter 
9. Carolina. fen, Klagen zu erregen. Die Befeftigungen der Stadt dienen vielmehr fie zu zieren, A 
7 zu vertheidigen. Sie beftehen aus fechs Baftenen ; drey an dem Fluſſe Afhley und * 
an dem Fluſſe Cooper, nebſt einem halben Monde auf jeder Seite. Dieſe Werke ae 
find fo fehlecht angeleget, daß man nicht viel Mugen davon haben kann. in Fort, MÜ 
ches die Mindung des Fluſſes Aſhley beſtreicht, machet die Fahrt ſehr ſchwer. 
Charlestown iſt der Mittelpunct von der Handlung in Carolina, Es würde an ir 
ner Sage nichts fehlen, wenn fein Hafen Schiffe uͤber zwehhundert Tonnen einnehmen Fön! 
te. Alle Gegenden umber find gleich angenehm, und fruchtbar. Man rühmet ” 
Schönheit der Heerftraßen fehr, vornehmlich derjenigen, welche der breite Weg (BroO 
way) heißt. Die Bäume, welche auf vier Meilen weit beftändig geün find, machen ® 
nen fo ordentlichen Spatziergang, daß, nad) den Ausdrücken des Berichtes, alle KRunft ® 
Fürften in Europa niemals etwas machen wird, welches dem beyfommt. Die em 
hat viele große Gaffen, und eine Menge ſchoͤner Häufer, unter welchen man zwölfe | 
funfzehn von einer ausnehmenden Bauart nennet, Die Pfarrkirche iſt wegen ihrer Sch” 
heit nicht weniger merfwirdig. Man feget aber daran aus, daß fie für die Anzabl da 
Einwohner gar zu klein iſt, welche nicht aufhoͤret, ſich zu vermehren. Man findet zu ein 
lestown eine öffentliche Bibliothek, die von dem Doctor Bray geftifter iſt, welchen I 
meiften Bibliotheken in dem englifchen America ihre Stiftung zu danfen haben, und or 
fen Eifer, welcher befonders auf die Vermehrung der Gelehrſamkeit gerichtet war, ſich ſae 
ganzes Lebenlang befehäfftigte, um Beyſt euern dazu in England anzubalten. Die Pi 
Dyterianer und Wiebertäufer haben ihre Kirchen in der Stadt; undder franzöfifchen pri 
byterianer ihre machet eine Zierde der vornehmften Straße aus. Der Quaͤcker ihre If 
der Vorſtadt an dem Aſhley. Man zähler nicht über zwenhundert und fünfzig Familil 
inder Stadt und den Vorſtaͤdten: die $uft aber iſt dafelbft der Fortpflanzung günftig, und 
finder ſich faft Feine Ehe, welche nicht zehn oder zwölf Rinder hervorbringt. Diefe Hau 
ftade iſt die Reſidenz des allgemeinen Statthalters, und der Sig der vornehmften — 
richte, Kurz, fie it die Seele der ganzen Provinz. Das ganze benachbarte fand iſt vh 
ler ſchoͤnen Pflanzungen, welche gleichſam eben ſo viele kleine Flecken ausmachen. 
nennet Ferguſon, Underwood, Gilbertſon, Garnett, Mathews, Green, Gh 
Starkeys, Grimboll, Dickſon, Jzard, Ntoman, Bellenger, Gibbs, Shinking 
Moor und Ouarry. 
Der Fluß Backe, welcher in den Cooper drey Meilen von Charlestown fällt, vb, 
die Pflanzungen Commins und Johnſon, weldye dasjenige begraͤnzen, was man 
Baroney Colliton nennet. An den Ufern des Afhfey findet man Weſt, Baden, 6° : 
frey, Simonds, Trevillian, Pendarvis und Marshall. Diefe Gegend, welche" 
Shaftsburys gehöret, hat gegen Suͤdweſt des Fluſſes eine Gemeinmiefe, die durch d 
Namen der großen Savana unterfehieden wird, An dem Ende der Graffchaft 9 
Colliton findet man eine Stadt, Namens Dorcheſter, deren Einwohner, die man MT 
siber dreyhundert und funfzig fich belaufen Läße, find Independenten. Der Fluß SW! 
welcher nicht weit davon fließt, fondert die Graffchaften Berkeley und Eolfiton von ® 
ander, Er ift durch einen Graben mit dem Wadmola, bey einer Pflanzung, Namen— 
Blake, zufammen gehängt, Ä : 


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in Suͤdamerica. VIl Buch. XU Sapitel. 621 


Ihe Die nordoftlichen Theile ter Grafſchaft Colliton find noch; von Indianern bewohnet; an DBefchreib, 
N Fluͤſſen aber fieht man eine Menge englifcher Pflanzungen, wovon die meijten des Na: v. Caroling. 
NS der Flecken nicht unwindig find. Der Stono und andere Waffer bilden unterhalb Grafſchaſt 
a, town eine fehr bevölferte Inſel, welche Houny’s Iſland heißt. Der Nord— Colliton. 

h iſtow und der Suͤd⸗Ediſtow zween von den größten Flüffen diefer Grafſchaft, ha— 

fruchtbare Ufer, welche man zu bauen nicht verabſaͤumet. Sie vereinigen ſich alle 

") fechs oder fieben Meilen oberhalb eines Fleckens, odereiner Pflanzung, Paul Brim- 

genannt. Zwo Meilen höher trifft man Witton an, welches auch Neu London 

A eine kleine Stadt von ungefähr achtzig Häufern, Zween $andgrafen und andere 

leute Haben in dieſem Kreife anfehnliche Pflanzungen. ; 

id Die Grafſchaft Carteret iſt noch nicht bewohnet, ob fie gleich fuͤr die angenehmſte Grafſchaft 
an uchtbarefte in der Provinz gehalten wird. Sie wird von einem großen Zluffe, Ma: Carteret. 
EN Cambage, gemwäffert, welcher fih mit dem Mayfluffe vereiniget, und an ihrer 

4, ung eine Anfel machet, Namens Edelano. Das ganze fand an dem May wird 

Ian indianifchen Volkerſchaft der Weſtoer bewohnet. Man fieht dafelbit einen ſehr 










n See in einem großen Thale, wo die erften Engländer, die nach Carolina Famen, 
hloſſen waren, ſich zu ſetzen: die Indianer felbft aber ftelleten ihnen vor: da ſie nahe an 
a ‚dem fhönften Hafen von Florida, wären: fo Hätte es wenig Anſcheinen, daß fie 
RE von den Spaniern lange würden gedulder werden. Es hatten ſich aud) wirklich), 
„ge Schotten , welche es verſuchet hatten , fich dafelbft unter Mylords Cardroß Anfüb- 
A zu fegen, gezwungen gefehen, ihren Sitz zu verlaffen. Portroyal liegt zwanzig Portroyal. 
iin gegen Süden von dem Aſhley, im ein und dresßigften Grade, fünf und vierzig 
m lüten Morderbreite, Die Einfahrt ijt bequem, und hat niemals weniger, als fieben- 
Sup Waffer über der Barre. Sein Becken ift weit, ſicher, und erſtrecket ſich in ein 
Mes und fruchtbares Sand, dergleihen man in ganz Carolina nicht mehr weis. Der 
B, melcher es bildet, bat durch verfihiedene Arme eine Gemeinfchaft mit andern großen 
Kin Er if nicht über zweyhundert Meilen von St. Auguſtin, wo die Niederlaffung 
Spanier nicht fo beträchtlich ift, daß fie ohne Eiferfucht oder Furcht eine andere Voͤl- 
va fo nahe bey fich fehen koͤnnte. Nach Portroyal findet man den Mayfluß, auf 
Men San Matteo folget, ber legte Kreis von Carolina oder dem englifchen Florida. 
4, Obgteich, außer etwas mehr fanfterer Luft, und einer geſchwindern Reifung ber Fruͤch⸗ Beobachtun⸗ 
es Sand nichts hat, was es von den vorhergehenden Colonien unterfheibet: fo bemer— Be — 
Man doch, daß es insbeſondere fo guten Reiß hervorbringt, daß ihn die englaͤndiſchen dee 
heichten über den morgenlaͤndiſchen Reiß fegen. Die Indianer in Carolina waren ; 
Un, „ilder ‚ als die in Virginien: ihre gegenfeitigen Kriege aber , die Kinderblattern, und 
Nr e anſteckende Krankheiten haben ihrer eine große Anzahl aufgerieben. Die natürliche 
I, keit ihrer Gemürhsart benimmt ihnen nicht eine eifrige Neigung zum Tanzen, Ein 
m fifcher Tanzmeifter, welcher fich in der Grafſchaſt Craven gefeger hatte, hat ſie bie eu⸗ 
he Gen Contretänze nach dem Klange der Flöte und dev Schallmeye gelehret, und dns 
ein gutes Glück gemacht. 
Inf Man zählete vor dreyßig Jahren nicht über zwölftaufend Seelen in der ganzen Eos 
Ne Die legtern Nachrichten aber verſichern, diefe Zahl ſey febr geftiegen; und 
8 zu erklaͤren, fo geben fie eine Berhältmißcabelle , die cuͤridſer, als nuͤtz— 
— Siiz licher 









— 


| Beſchreib. licher ift 2). Man wird dafür weit lieber einige andere Beobachtungen leſen. Uicherhan 
v. Carolina, ift der Boden in Carolina eben. In einem Raume von hundert Meilen in der fängen! 


dern. Vor dem Ende des legten Jahrhunderts fah man es als einen großen Ne 


























622 Reiſen und Entdeckungen 


beynahe in eben der Breite trifft man keine betraͤchtliche Hoͤhe an. Indeſſen finden # 
Doch überall ganz fanfte von fünf bis fiebenzig Fuß hoch. Hinter einer weiten Sid 
pfattes Sandes herrfihet eine hohe Kette von Gebirgen, welche im vier und dreyßigſten 
de der Breite anfangen, ungefähr Hundert Meilen gegen Welten von dem Mififfipl, 
fat mit der Seefüfte gleich hinter Florida, Carolina, Birginien und Maryland (aufet” 
Es find die, welche man ſchon die apalachiſchen Gebirge genannt hat, wiewohl man ihn 
doch auch den Namen der Alpelchen, Apelscheer und Apelleanen giebt. Ron ” 
Zuße bis an das Meer zähle man ziemlich ordentlich zweyhundert Seemeiten, Die au 
len aller der befehriebenen großen Slüffe find in dieſen Gebirgen, —— 
Die Provinz iſt vermoͤgend, ſechs und ſechzigmal ſo viel Einwohner zu enthalten, h 
zu ernähren, als fie igt wirklich hat. Man füet daſelbſt indianifches Korn oder Mao je 
dem erften März bis den roten des Brachmenates. Ein Acker von den gemeinen St 
reyen traͤgt von achtzehn bis auf dreyßig Scheffel. Die Jahreszeit, Reiß zu füen, iſt 
ſchen dem erſten April, und zoften May. Man ſaet ihn in Furchen achtzehn 30° # 
einander, in jeder Acer giebt felten weniger, als dreyßig Scheffel, und zumeilen — 
fechzig, Die ordentliche Ernte aber fteige und fällt nach Beſchaffenheit des Boden 
fehen diefen beyden Maaßen. Diefe legrere Ernte gefchieht im Herbſtmonate bis zu 
des Weinmonates, und wird fo überflüßig, daß fie in England eine jährliche Hand 
von mehr, als achtzig taufend abe Sterling wird, Die Engländer fhmeichelt 
man werde auf den europälfehen Märkten bald feinen andern Reiß mehr fehen, ad” 
aus dieſer Provinyg REN 0 
Die Seidenwürmer fangen bafelbft auch an, gut fortzufommen. Sie frie 
gen den 6ten März aus ihren Eyern, welches bie Zeit ift, da die Maulbeerblätter 
zufonmen anfangen. Das Harz, das Theer, und das Pech, find in ber ganzen CH 
im Ueberfluſſe. Mat zieht das Harz Heraus, daß man in die Stämme der Bäu 
chen machet, Die von oben bis ungen hinunter gehen, mo ſich Becken finden, Di 
aufnehmen, Man muß aber erft die Rinde an der Seite abfchälen , bie mac) der — 
zu ift, damit der Saft, wenn er von ber Sonnenhige getrieben wird, deſto häufiger 
Man läßt ihn. darauf in großen Keſſeln Fochen, wo er fich in Harz verwandelte 
Theer und Pech werden anf Die gewöhnliche Are befommen, % 


Die Vermehrung des Viehes iſt feit dem Anfange der Colonie allhier zu u 
I et 


an, wenn man drey ober vier Kühe hatte, Heute zu Tage ift es nichts feltfamesr run 
taufend zu haben, und die meiften Privarperfonen Haben ihrer nicht weniger * ai 
dert. Sie meiden in den Wäldern. Des Abends treibt man fie zufammel: mal 
Kälber, welche den Tag über in mohlverfihloffenen Weiden behalten worden, , 5— 
zu ſaugen. Einige Zeit darnach melket man ſie; man ſchließt ſie die Nacht aͤber m? 


| > nu 

2) Hier iſt ſie. Weiße, Coloniften, wie acht gegen Weiße, die unterthänigen Indianer » DE — pie 
zwölf; Kanfleute, wie ein und ein halber gegenzwölfe; ſelaven, in Abfiht auf die ganze Sum nit 
Handiwerfsleute, wie zwey gegen zwoͤlfe. Alle erſtern, wie zwölfe gegen hundert, die le 


k 


in Suͤdamerica. VI Buch. XI Capitel. 623 


2° den Morgen melfet man fie wieber, ehe man fie ins Holz ſchicket. Die Schwei⸗ Beſchreib. 
deren Anzahl noch groͤßer iſt, werden eben fo gehalten, Sie entfernen ſich auf ». Caroline. 
— Meilen, Eicheln und Wurzeln zu fuchen, Da fie ‚aber gewohnt find, in den y 
Nanzungen einen Schuß und Schirm zu finden: fo unterlaffen fie nicht, des Abends 
ieder zurück zu kommen. — 


Die Handlung, welche zwiſchen Carolina und England mit der andern Colo» 

Nien ihrer einerley ift, brauchet jährlich zwey und zwanzig Schiffe; und man rechnet 

che weniger , als fechzig, welche jährlish von verſchiedenen Gegenden aus Africa und 

America nach Charlestomn fommen. = 

Man hat in Carolina feine andere Auflage, als den Zoll auf die ftarfen Ge- Auflagen, 
info, die Weine, den Zucker, das Mehl, ven Zwiebact, ben gedörreten Fiſch, das —— a 
Dehiert u. f. w. nefches fich jäßrlich auf bier raufend fünfbundere Pf Steling de. Mh 
uſt, und den öffentlichen Schatz ausmacher. Hiervon bezahlet man taufend Pfund 
M englifchen Predigern , deren nur zehn in der ganzen Colonie find, taufend zur Voll⸗ 
dung und Unterhaltung der Seftungswerfe , fehshundert den Kriegesbedienten und 
Vachten, zweyhundert dem Statthalter , dreyhundert für Kriegesbedürfniffe, und 
hundert für zufällige Ausgaben. Es bleiben folglich noch ‚taufend Pfund übrig, 
Belche zum. Abtragen der Zinfen für die Stenerfiheine dienen, die man vor Alters nur 
UF fechstaufend Pfund Sterling gemacht hatte, nachher aber bis auf zehn taufend 
tmehret hat, Außer diefen Scheinen , die fehr gäng und gebe find, find bie Muͤn⸗ 
deren man ſich bier am meiften bedienet , die feanzöfifchen Louis, die fpanifchen 
Melen, die hollandifchen Thaler, und bie peruanifchen Piafter, Man fiebt wenig 
Wlifches Geld , weil, aller Handel mit England durch Umſatz geſchieht. Man mels 
uns fo gar ben $oßn der Handwerfsleute , welche ohne Geld. nach der Eolonie kom⸗ 

fen, und ihre Arbeit vermiethen wollen, Diefer iſt für einen Schneider fünf Shil⸗ 
des Tages; fuͤr einen Schuſter drittehalb Shilling; für einen Schmidt achtehalb, 

einen Weber drey, für einen Ziegelftreicher ſechs, und für sinen Boͤtticher vier 


"ling des Tages, 























en 
ee und fechzig gegen hundert, bie dritten, fehung der ganzen Summe, die erſtern und zwey ⸗ 
Bey und zivanzig gegen hundert. “Die bie ten wie vier und ein halbes, gegen zehn 5 die drits 
ae Partey, die franzöfifchen und andere Press tem, wie einer gegen zehn; die letztern, wir cin 
aner, die Wiedertäufer und Quacker, in An? Vierthel gegen zehn. 


J 


624 Reifen und Entdeckungen 

Cpickeoo Der VII Abſchnitt. | 

— Spanifches Florida und Reife des P. Charlevoir am deſſen Kuͤſte. 
Einleitung. Schiffbruch des P. Charlevoix. Er Weg von da nach Penſacola. Urſprung Dr 


geht wieder nach Luiſiana. Schwäche feines - foanifchen Niederlaſſung. Die Franzoien 
Fahrzeuges. Verzweifelung des Schiffvolkes, Ken dasFort. Befchaffenheit der Bay, Penſaco⸗ 


Sehr wüftes Land, Schiffbruch eines fpanifchen 
Schiffes. Ankunft der Franzofen in dem Fort 
St. Marens. Beſchrelbung deflelben. Befchaf: 


“fa wird den Spaniern twieder gegeben. BeoW 


achtung wegen der Himmelsluft; wegen dee 
Eanales von Bahama. Lauf von diefem Ca 


fenheit des Landes, Weg von St. Marcus nah St. Dominge. 
nach St. Joſeph Belchreibung diefes Forts. 


Einleitung. Spot St. Auguftin, welches feinen Urfprung dem Menendez zu danken bat, haben 
Spanier Feine beträchtlichen Niederlaflungen in Florida, als St. Marco, St. J 

ſeph und Penfacola, bie alle drey in dem mittäglichen Theile find, welcher nach dem 

. yicanifchen Meerbufen zugeht. Weil man aber niemals in den fpanifihen Berichten 
läuterungen von den Befigungen Diefer Krone ſuchen darf: fo würde man den Zuftand 



















den ihm nicht gedienet hätte, ſich Einfichten zu verfchaffen, bie er befannt gemacht 
Schiffbruch Dieß ift der P. Charlevoix in dem hiſtoriſchen Tagebuche von feinen Reiſen. Erd 
des P. Char: pas Unglück gehabt, in einem Schiffe, Namens Adour, im Angefichte von Florida, 
levoir. he bey einer von den Maͤrtyrerinſeln, Schiffbruch zu leiden, als er von buiſiana wieder uce 
Frankreich gehen wollte. Ein Theil des Schiffsvolfes bemächtigte fich der Schalt 
ein anderer des Canotes; und der dritte nebft dem P. Charlevoir, ven Schiffsoffice 
und den vornehmften Reiſenden, ergriff die Partey eine Barfe zu bauen, welche ve 
faffer ein Boot nennet (un Bateau), um wieder nach Luiſiana zurück zu Eehren, Don! 
ſem Puncte an muß man dem Keifenden folgen, und feine Beobachtungen fammeln, — 
i ne die Zufälfe auf feiner Reife davon abzufondern , die auch ihren Nugen haben. ,; 
Er geht toleder Wir fuhren, ſaget er, den 25ſten April 1722 zu Mittage ab, und fchifferen viele I” 
nachẽuiſiana. fen weit zufammen einmütbig fort. Gegen Untergang der Sonne aber ſahen wir die 
Iuppe in den Canal einlaufen, über welchen man hinfahren muß, wenn man nad) der‘ 
vana will, ohne daß fie fi um das Canot befümmerte, deſſen Lebensmittel fie führete, } 
welches ihr nicht folgen Fonnte; daher es denn genöthiger war, ſich an uns zu halten. 
Abend fliegen wir zufammen in der Inſel aus, wo die drey Fahrzeuge fich wieder zu " 
einigen, verabredet hatten. Eine Motte Wilde, die fich fehon dahin begeben harte, Fr, 
ehete, daß wir die ganze Nacht auf unferer Hut feyn mußten, und wir giengen bey 1" 
em Morgen wieder unter Segel. _ ar 
Das Wetter war ſchoͤn, und das Meer ruhig. Unſer Schiffvolk beneidete ds oh 
fhal der Schaluppe bald, Darauf Fam es zum Murren, und unfere Häupter glaub 
fie müßten fich wenigſtens fo flellen, als ob fie ihnen willfahren wollten. Man nahm de 
die Fahre des Canales, Zwo Stunden darnach wurde der Wind flärfer, und zeigele An 
Anfcheinungen zu einem Sturme. Jedermann erkannte nunmehr, man könnte fich — t 
Echwache fel: Verwegenheit mit ſolchen Fahrzeugen, wie die unſerigen, in eine fo lange: Ueberfahrt * 
nes Fahrzeu⸗ einlaſſen. Denn nichts war ſchwaͤcher, als unſer Boot, und das Waſſer drang [her 


> f a R an 
er all hinein, Man redete davon, man wollte fih nach St, Auguſtin begeben. wel 


in Suͤdamerica. VI Buch, XIE Capitel, 625 


| * durch eben den Weg, den man genommen hatte, wieder hätte zuruͤck gehen muͤſſen: Charlevoix 
war man ziemlich durchgehends einig, man wollte nad) Biloxi gehen, In dieſer Abſicht 172 
ielten wir ung weitwärts, Man rückete bey Tage nicht weit fort, und wir brachten die ——— 
acht in dem Boote zu, wo gar nicht Raum genug war, daß ſich ein jeder ausſtrecken 
onnte. Den 27ften-lagerten wir uns in einer Inſel, wo wir verlaffene Cabanen , gebah⸗ 
hete Wege, und Fußtapfen von ſpaniſchen Schuhen fanden. Dieſe Inſel iſt die erſte 
M den Shifofröteneylanden. Der Boden ift fo ſchlecht, daß ich nicht begreife, was. 

enſchen in einem fo ſchlechten und von aller menfehlichen Wohnung fo entfernten Sande 
Auen wollen. Wir höreten nicht auf, gen Weſten zu halten, und wir fehiffeten mit einer 
Men Geſchwindigkeit, die nur von den Strömen herkommen fonnte, Den 28ften fuhr 

an fort, weiter zu ruͤcken; und ob wir gleich wenig Wind hatten, fo ſchien es doch, als 
die Ehlande an unferer Seite fortflögen. Die Beobachtung der Höhe zu Mittage ließ 

8 vier und zwanzig Grad, funfjehn Minuten finden. Wenn unfere Seefarten richtig 
Baren : fo waren wir an dem weltlichen Ende der Schllöfröteneplande. Das hieß uns. 
weit in die offene See einlaffen;z und ich war der Meynung, alle diefe Inſeln zur Lin- 
ie liegen zu laſſen. Allein, unfere Dffieier befürchteten, fie möchten zwiſchen ihnen und 
en Feften Sande feine Fahrt finden koͤnnen. Es gereuefe fie bald; denn wir fahen in 

tenen Tagen Fein Sand, ob man gleich gegen Norden und Nordoſt hielt, Darauf be» Verweife⸗ 
Mchrigee ſich die Verzweifelung des Schiffvolfes. Cs, brauchete nur noch einen folchen air 
Vindftog, dergleichen wir ſchon mehr, als einen, ausgeftanden hatten, um ung zu ver, Schiſfvolkes. 
Inken, Die Windftille fo gar hatte ihre Beſchwerlichkeiten. Man mußte den ganzen 

09 tudern , und Die Hitze war überaus groß. Endlich ſahen wir Sand, und wir kamen 
Vırmictage Dafelbit an. Den zten gegen Mittag waren wir in fechs und zwanzig Grad 
Re und fünfzig Minuten ftets mit dem Sande im Gefichte, aber ohne daß wir hinan 
Omen fonnten, weil es mit Inſeln und Halbinfeln befeger ift, welche meiftens fehr nies 
dig find, zwifchen welchen ein Canot von Baumrinde kaum bucchfommen würde. Un— 

egroͤßte Noch war, daß wir dafelbjt Fein Waſſer fanden, Wir fanden Schug genug, 

d zumeilen auch ein wenig Waidwerk und Fifhern. — 

Man ſieht in diefem ganzen Sande fehr wenig Wilde; und nur drey, die mir eines Sehr wuͤſtes 
dge in einer Pirogue ſahen, hatten nicht das Herz, zu uns zu fommen. Den ıoten war fand. 
genöthiget, feinen Aquavit mehr zu geben, und das wenige, was noch übrig war, 

r die deingendften Bebürfniffe aufzuheben. Die $ebensmittel fingen auch an, abzuneh- 
Kin, vornehmlich der Zwieback, wovon ein Theil verderben war; wir waren alfo bis auf 
e bloße Mochdurft gebracht; das ift, wir haften bey jeder Mahlzeit oftmals nur eine 
andvoll Reiß, die man in dem falzhaften Waſſer kochen ließ, Diefe Küfte aber ift das 
Rei der Auftern, wie die Bank bey Neuland, der Bufen und der Fluß St. Sauren 
I Reich der Stockſiſche ift. Alle diejenigen niedrigen Sünder, an welchen wir Dicht da⸗ 
% Hinfupren, find mit Manglebäumen befeger, woran ſich eine ungebeure Menge klei⸗ 

Auftern von einem auserlefenen Geſchmacke hängen. Andere, die viel größer und nicht 
h leckerhaft find, findet man in der See felbft in fo großer Anzahl, daß fie dafelbft Klip⸗ 

N bilyen , die man anfänglich für Felſen hält, die mit dem Waſſer gleich find, 
Den ısten des Morgens trafen wir eine fpanifche Schaluppe an, die ungefähr funf- Schiffbruch 
Mn Mann führer. Sie waren von einem Schiffe, welches an dem St. Martinsfluffe — 

chiffbruch gelitten. Es waren ihrer zuſammen zwey und vierzig; Ihre Schaluppe aber ſchen Schiffes. 

Allgem. Keiſebeſchr. XVI Band. —— war 


Be . Reifen und Entdeckungen 


Charlevoix. 
1722. 


DieFranzofen 
kommen nach 
St, Marco. 


die weiße Slagge auf, Einige Augenblicke darnach aber rief man ung franzöfıfeh zu: 


Beſchaffen⸗ 
des Landes. 


war fo klein, daß fie ſich derſelben nur wechſelsweiſe bedienen konnten; und zweh Di 
theile von ihrer Anzahl genoͤthiget waren, der Kuͤſte zu Fuße zu folgen. Es war eine Se 
wogenheit des Himmels für uns, daß wir fie antrafen; denn ohne den Unterricht, den 
wir von dem fpanifchen Hauptmanne erhielten , hatte es wenig Wahrſcheinlichkeit, daß 
den Weg hätten finden koͤnnen, und die Berzweifelung würde unfere unruhigen Köpfe 3 
einigen Gewaltthaͤtigkeiten bewogen haben. Den ıöten‘ verließ uns das Canot, U 
den Spaniern zu folgen. Wir hatten widrigen Wind; und die Gefährlichkeiten an de 
Küfte, welche flach und voller fpisigen Kiefel if, zwang uns, beftändig das Senkbley !! 
der Hand zu haben, Diefe Unruhen nahmen die beyden folgenden Tage nicht ab; WM 
den often fagerfen wir uns in einer Inſel, welche die Oſtſpitze der Apalachenbay ausma⸗ 


chet. Wir wurden die ganze Mache hindurch Feuer auf dem feſten Sande gewahr, m 


an wir fehr nahe waren. — 

Den zıften, da wir mit einem ſehr dicken Nebel ausgefabren waren , welcher ſich bel? 
zerrdeilete, fahen wir Baken, denen wir , auf Anrathen der Epanier, folgen follten.- Man 
that es und ſteuerte gegen Norden; und wir erkannten, daß wir ohne diefen Beyfien 
nicht würden vermieden haben, suf Sandbänfe zu fommen, die mit Auftern bedecket, un 
an biefer ganzen Küfte ſehr Häufig find. Gegen zehn Uhr endfich entdecketen wir ein fl 
nes fteinernes viereckichtes und ziemlich regelmäßig befeftigtes Fort. Wir ſtecketen fo glel 


follten nicht weiter anruͤcken. Wir bielten ſtill; und bald darauf fahen wir eine Piroglt 
mit drey Mann an Bord kommen. Einer von den öreyen war ein Bafque. Er war! 
Luiſiana Canonier gewefen , und die Spanier haften ibm eben das Amt anvertrauen, Na : 
dem er ung gemelder hatte, daß wir vor dem Fort San Marco wäre 1, und nachdem er d 
gewöhnlichen Fragen an uns gethan, fo hielt er dafür, der Hauptmann und ich foltren A 
lein ausfteigen, und ung mit dem Befehlshaber unterreden, Wir wurden wohl aufgen 
men.  Diefer ſpaniſche Officier war ein bloßer Lieutenant, ein verſtaͤndiger Mann, w 
cher uns die Erlaubniß ertheilete, unſer Boot dem Fort gegenüber anruͤcken zu lafl" 
Er Ind die Officier und die vornehmſten Sranzofen zu Tiſche, allein nicht eher, als nech 
dem er das Boot durchſuchen, und das Gewehr und den Kriegesvorrath in ſein Maga! 
bringen laffen, mit dem Ver ſprechen, uns folches bey unferer Abreiſe wieder zu geben. 

Diefer Poften, den de PYsle auf feiner Karte unter dem Namen Sainte Ma 
d Apalache bezeichnet hat, hat niemals einen andern, als San Marco geführer. „ 
‚Spanier hatten ehemals einen anfehnlichen Sitz dafelbft, Sie waren aber ſchon ſehr 9° 
ſchwaͤcht, als er im 1704ten Jahre von den Engländern aus Carolina, mit Hilfe ein 
großen Anzahl Indianer Alibamoner, gänzlich zerfiövet wurde. Die fpanifche Beſatzung 
welche aus zwey und dreyßig Mann beſtund ; wurde zu K viegesgefangenen gemacht, me 
ches die Bilden aber nicht abielt, fiebenzchn dabon zu verbrennen ‚ unter welchen man * 
Religioſen des heil. Franciſcus zaͤhlete; und von ſiebentauſend Apalachern, die ſich in pie 
Gegend gefeßer hatten, blieben nur vlerhundert übrig, die ſich darauf nach Maubile zog!" 
woſelbſt Die meiften noch find, 

Die dem Fort nahegelegenen Wälder und Wieſen find voller Dchfen und Pfad 
welche die Spanier dafelbft fich haben vermehren laſſen. Man fieht dafelbjt einige won 
pläge von Wilden, die vermuthlich ein Theil von eben denen Apalachen find , welche © 


⸗ 


rie 


Einfall der Engländer in die Flucht gejaget hatte, und welche nad) dem Kriege —— 


in Stdamerica VI Buch. XI Capitel. 627 


Men. Ihre Bay iſt genau eben das, was die erſten fpanifchen Berichte den Hafen Aute Charlevoix. 
Nennen, Die Lage des Forts ift auf einer Fleinen mit Sümpfen umgebenen Anhöhe, ein 172% 
wenig unterhalb der Vereinigung zweener kleinen Fluͤſſe, wovon der eine von Nordoſt und 
U andere von Nordweſt koͤmmt. Zwo Meilen höher findet man an dem nordweſtlichen ein 
walachiſches Dorf, und ein anderes gegen Welten im Lande. Dieſe Voͤlkerſchaft, die 
Yemals ſehr zahlreich war, und ein fehr großes Land befaß, ift heutiges Tages faft zu nichts 
Korden, ob fie gleich feit langer Zeit die chriftliche Religion angenommen hat. Allein, 
"" geiftliche Beyftand fehler ihnen, zu geſchweigen, daß es ſchwer ift, gute Chriften aus 
em Volke zu machen, bey dem man damit angefangen bat, daß man ihm das Chris 
Adum recht verhaßt gemacht Man fagete ung in dem Sort San Marco, man hätte 
M Entfchluß gefaffer, dieſen Poften wieder in feinen alten Glanz zu feßen, und man ers 
tete daſelbſt fünftaufend Familien; das tft weit mehr, als Das ganze fpanifhe Florida 
bringen kann. San Marco fteht, was das Kriegesweſen und die bürgerliche Regie: 
9 betrifft, unter St, Auguſtin, im Gelftlichen aber unter Havana. Indeſſen nimmt 
N feine Priefter doch aus dem Francifcanerflofter zu St, Auguſtin. Man geht zu Lande von 
San Marco nach St, Auguſtin. Die Reife ift von achtzig Meilen und der Weg fehr fehlecht. 
Da einige Geſchenke den fpaniichen Befehlshaber bewogen Hatten, uns. Führer nach Weg von St. 
8 Joſeph zu geben, welches dreyßig Meilen von San Marco ift: ſo giengen mir den a 
fen ab, und folgeren der Kuͤſte ziemlich Iangfam zween Tage lang, nach welchen uns “7? 
Nere Führer eine Ueberfahre von drey Seemeilen thun ließen, um in eine Art von Cana: 
zu kommen, welcher durch das feftetand, und eine Reihe von Inſeln von verfchiedener 
Sröpe gebildet wurde, Ohne fie würden wir uns niemals getrauet haben, uns das | 
Sein zu laſſen, und wir würden die St. Joſephsbay verfehlee Haben. Indeſſen 
hmen unſere Lebensmittel ab, und das Waſſer war ſchwer zu finden, Eines Tas 
", da wir zehn Schritte von der See auf einem ziemlich erhabenem Drte gegraben 
te; „ batte man nur falzhaftes Waffer befommen, Es fiel mir alfo ein, an dem 
Up der See felbft, und in dem Sande ein Loch zu machen, Es wurde fo gleich mit 
em füßen und eben fo hellen Waſſer angefüllet, als das aus der ſchoͤnſten Duelle. Als 
N, es verſiegete bald wieder, woraus ich urtheilete, daß folches Regenwaſſer wäre, wel- 
des einen harten Grund angetroffen, und ſich alfo an diefem Orte gefammelt hätte. Als 
Nr an der Spige der Inſeln waren: fo fegelten wir bis den Abend. Darauf fiel der 
j Nr die Ebbe aber, welche wieder zu gehen anfing, erfeßete folhen die ganze Nacht 
ech Dieß iſt das erſtemal, daß ich in dem mexicaniſchen Meerbufen. ordentliche 
* und Fluth geſehen habe; und unſere beyden Fuͤhrer verſicherten uns, daß von den 
— bis nach Penſacola die Fluth zwölf Stunden und die Ebbe eben fo lange iſt. Den 
in n Morgen den 26ften, hielt ung ein widriger Wind, in einer mit Holze wohl vers 
Da Inſel auf, welche zehn bis zwölf Meilen fang war, wo ſich Lerchen und Schnep- 
x, In Ueberfluffe befanden. Wir fahen daſelbſt auch eine Menge Klapperfihlangen, 
* heißt die Hunde⸗Inſel, und unſere Wegweiſer rechneten von ihrer erſten Spitze nur 
a Meiten bis nach San Marco, und funfzeyn bis nah San Joſeph: fie irreten fich 
"in diefer legten Weite, welche wenigftens zwanzig Meilen ift. 
d. Den 27ſten ſtrandeten wir um Mitternacht auf einer Aufterbanf, die eben pp breit 
N als die Geftalt eines Hutes; und wir brachten über eine Stunde zu, ehe wir her— — 
amen. Unſere Wegweiſer ließen uns bey 9— er eines Hauptmannes yon der 


fifa Des 


628 Reiſen und Entdeckungen 


Charlevoix. Beſatzung aus St. Joſeph anlaͤnden, wo wir die uͤbrige Nacht vollends zubrachten. Wi 
‚72. waren nut noch fieben Meilen von St. Joſeph; und wir kamen den folgenden Tag, ! , 
— fünf Uhr des Abends daſelbſt an. Wir wurden dafelbft von dem Starthalter wohl auf 
genommen, Zwo große franzöfifche Schaluppen waren dafelbft von Bilori mic vier I 
cier angekommen, welche Ueberläufer wieder forderten. Sie hatten aber daſelbſt geil 
angetroffen, und wir glaubeten, fie den zaften in einer Barke mit Segeln gefehen zu haben/ 
die in einiger Entfernung vor uns vorbey gegangen, 
Fort St. Jo⸗ Sch glaube nicht, daß ein Dre in der Welt ſey, wo man ſich weniger vermuthen 
ſeph und def ſollte, Menſchen und vornehmlich Europäer anzutreffen, als zu Et. Joſeph. Die — 
en dieſer Bay, ihre Ufer, ihr Boden, alles, was fie umgiebe, nichts kann einem begreifl 
machen, was fuͤr eine Urſache die Spanier bewogen hat, ſich da zu ſetzen. Eine fla 
Kuͤſte, Die allen Winden ausgeſetzet iſt, ein unfruchtbarer Sand, ein verlorenes gandı 
ı welches nicht bie geringfte Art von Handlung haben, und auch nicht einmal zur Ni 
lage dienen kann, iſt der Det, den fie ermählet haben. Wir hatten vor ihnen eben 5 
Thorheit begangen: fie hat aber nicht lange gedauert. Das Fort liegt nicht in der % ! 
ſelbſt: es ift auf der Rückkehr einer gekruͤmmten Spitze, welche eine Inſel einſchliſt 
und es iſt nur von Erde gebauet, aber mit Paliſſaden verſehen, und mit gutem Gef 
befeget. Die Befagung if zahlreich, der Stab volftändig, und faft alle Oficier 
ihre Familien bey ſich. Die Häufer find fauber ‚ bequem und wohl meublivet: auf ® 
Straßen aber geht man bis an die Knöchel im Sande, Die Frauenzimmer gehen niet 
anders aus, als in die Kirche; und das gefchieht ſtets mit dem Gepränge und der ET 
haftigkeit, welche ihrer Nation eigen if. Wir wurden zu Mittage von dem Major 
genten bewirthet, welcher bey feinem Aufenthalte zu $uifiana viele Hoͤflichkeiten gen 
hatte, und uns feine Erkenntlichkeit dafür bezeugen wollte, Er trieb folche auf das hoͤ 
' da er ung mit Lebensmitteln zur Fortſetzung unferer Schifffahrt verſah. Wir gun 
ie a vi den beyden franzöfifchen Schaluppen ab; und das Fort bechrete ung mit ff 
anonenſchuͤſſen. 
rar Man fuhr diefen Tag ungefähr ſieben Meilen bis an die Einfahrt eines Fluſſes je‘ 
Denfacola, aus einer gegen Suͤdoſt offenen Bay koͤmmt, wo wir vor Anker legeten. Gegen M ni 
nacht macheten wir ung eines guten Windes zu Nuge, um nach Weſtnordweſt zu freul 
Die ganze Küfte läuft nad) einerley Windftviche auf zwanzig Meiten-bis an die Inſel 
Boſa, ohne einen einzigen Ort zu haben, wo man fich bergen koͤnnte. Den zuften Mi 
ten wir Diefe zwanzig Meilen um vier Uhr des Abends zurück geleget; und wir [9 ih 
Binter einer Inſel vor Anker, welche die große Bay von Et. Roſa verfehließe, deren nf 
fahrt bey ftürmifeher See gefährlich ift, Den ıften des Brachmonates macheren wir en 
der Fluth zu Nuse, welche anzulaufen anfing, und liefen in den Canal von St. NRofe 
melcher vierzehn Meilen lang if. Er wird durch eine Inſel gleiches Namens verſch ie 
fen, die eben die Länge bat, aber fehr fehmal iſt, und der es nicht an Holze fehlet, oh 
gleich ganz mit Sande bedecket zu ſeyn ſcheint. Das fefte Land iſt Hier fehr erhaben, 54 
trägt verfchiedene Arten von Bäumen. Der Boden ift faft eben. fo ſandig, ale zu fe 
Marc, Wenn man aber nur ein wenig gräbt, fo hat man Waffer, Die ganze air 
ift voller Wildprät, und das Meer voller Fiſche. - Die Einfahre in den Canal ie, 
ſchmal. Er erweitert ſich darauf, und behält bis nach Penfacola eine halbe Meile —2 
Gegen Mittag fuhren wir um die Rehſpitze hinum, deren Umſchweif den Anfang 





in Suͤdamerica. VI Buch. XI Capitel. 629 


Hi ausinachet. Man wendet ſich dafelbft gegen Nordoft; und das Hort, welches nur Charlevoig, 
e kleine Seemeile weiter iſt, laͤßt ſich von dieſer Spitze wahrnehmen. Wir kamen das 1722 
eine Stunde nachher an. 

Kr Die Bay, welche heutiges Tages den Namen —— fuͤhret, iſt, bey den Spa⸗ Fort Ot. Karl 
ern due Mr dem Namen Santa Maria de Galve bekannt, wovon mir ſchon an ei⸗ von Penſaco⸗ 
iM andern Orte Nachricht gegeben a). Als Charlevoix daſelbſt ankam, fo war das In. 

St in fo fehlechtem Zuftande, daß man fich Feine Mühe zu geben fihien, es zu bewachen. 
% Befehlshaber, Namens Carpesu de Montigny, war in dem Hauptquartiere zu 

Aoxi, und fie fanden daſelbſt nur einige Soldaten. Bon dem fpanifchen Fort, welches 

y Jahre zuvor von dem Grafen von Champmelin weggenommen worden, war nur 

oh * ſehr ſchoͤne Ciſterne übrig, welche vierzehntauſend Piaſtres zu bauen ſoll geko— 

aben. — 

J Die Penſacolabay wuͤrde ein ziemlich guter Hafen ſeyn, wenn die Wuͤrmer nicht Beſchaffenheit 
lbſt die Schiffe zernageten, und wenn ihre Einfahrt etwas tiefer. wäre. Der Hercu⸗ der Day. 

+ auf welchem der Graf von Champmelin fuhr, ftieß dafelbft auf. Diefe Einfahrt iſt 
ade zwiſchen dem weſtlichen Ende der Inſel St. Roſa und einer Klippe. Sie iſt fo 
‚ daß nur ein Schiff auf einmal einlaufen kann; und ihre Oeffnung iſt Nord und 
Sid, An der andern Seite der Klippe findet man einen zweyten Canal, der gegen Suͤd⸗ 
DE offen iſt, welcher nur für Barfen Waſſer hat, und welcher auch fehr ſchmal iſt. Der 

Merplag in der Bay ift laͤngſt der Juſel St. Rofar aut 
Wie giengen um Mitternacht von Penſacola ab, faget Charlevoix, und um vier Uhr des 
lötgens liegen mir zur Rechten den Rio de [os Perdidos, einen Fluß, der regen des 

Hiffbruches eines fpanifchen Schiffes berühmt ift, von deſſen Verlufte und dem Unter⸗ 
ige aller darauf befindlichen Leute er dieſen Namen bekommen hat. Die Dauphinen⸗ 
& liegt fünf Meilen weiter zur Linken. Zwiſchen dieſem Eylande und dem Eyland 
Corne, melches nur eine halbe Meile davon ift, hat man wenig Waſſer. Auf die 
te yon dieſen beyden Inſeln folget eine andere, die man wegen ihrer Geſtalt die runde 
iſel genannt hat. Gegen über iſt die Paſcagulasbay 5), worein ſich ein Fluß glei- 
Br ergießt. Von da braucheten wir nur eine Stunde, uns nach Biloxi zu 
geben, mul M 
Der vernünftige Reiſende, welchem wir diefe Erläuterungen zu danfen haben, tours 
Rdn er fich wieder in der franzoͤſiſchen Colonie befand, woraus er abgereifet war, von 
den mit Spanien gefehloffenen Frieden, und der doppelten Berbindung diefer beyden Kronen 
Mr Hard benachrichtiget. Einer von den Artifeln war die Wiederabtretung von Penfacola. Penfacola 
Vefe Zeitung wurde von Bera-cruz nach Luiſiana durch Don Alexander Walcop, el: te 
N Krlander und Schiffshauptmann in Neuſpanien, auf einer Brigantine uͤberbracht Gegchen, es 
N Don Auguftin Spinola führer. Dieſe beyden Officier verhehleten es nicht, daß 

Spanier Willens wären, daſelbſt eine beträchtliche Nieverlaffung anzulegen, und die 
| eſatzung und alle Einwohner von Et. Joſeph dahin zu verfegen, Don Walcop war zum 
atthalter dafelbft ernannt. Man kann nicht zweifeln, daß diefer Entwurf: nicht aus⸗ 


Udret worden. | 
a EI 


ihr bewilligte Strecke Landes an diefer Bay. 
























\D Im XIV Bande a.d.605©. 
I Die Madame de Chaumont hatte eine 


630 : | Keifen und Entderfungen 


Charlevoix. 
1722. 


€ P fi N Pr £ 
Beobachtung MO er feinen Punck der Länge recht gewiß haben wollte, weil der von der Mindung d 


wegen ber 


Himmelsluft. und auf feiner Reife von den Maͤrtyrern nad) Bilori hatte er die größte Hige des Son⸗ 


Beobachtung 
wegen des Ca⸗ 
nales zu Ba⸗ 
hama, 




















Der Reifende fuͤget zwo Beobachtungen hinzu, die zu diefem Artikel gehören. Bey 
feiner Ruͤckkehr, welche den aten des Heumonates Nord und Sid von Denfacola geſchah⸗ 


Miſſiſſipi noch nicht recht feſt gefeger war, hatte er die Sonne gerade über feinem Kopfe; 


nenſtillſtandes ausgeſtanden, und konnte er’ ſich davor eben fo wenig verwahren , als vor 
dem Thaue, welcher die Nacht über ſehr häufig fiel. Indeſſen ftund-er doc) in dem HAM 
monate noch mehr Hitze aus, als er vor feinem Schiffbruche ausgeftanden hatte. Er 
erinnerte ſich dabey, ſaget er, daß er ſich mehr als einmal verwundert, wenn er Perſonen 
die in dem heißen Erdgürtel gebohren worden, ſich über die große Hitze in Frankreich ſeht 
habe beklagen hören. Er war im April in eben dem Falle gewoefen. Der Unterfhled | 
ben er im Heumonate empfand, Fonnte nich von den Winden herkommen; denn fie wae— 
‚ven eben dieſelben; und es weheten folche in beyden Kabreszeiten; es kam auch eben fo ne 
nig davon her, daß er nunmehr Dazu gewoͤhnet worden ; denn weder er, noch feine Gera 
ten waren den beftändigen Schweißen unterworfen, welche ihnen im April ſehr befchwel 
lich geweſen. Er glaubet, folgende Erklärung davon geben zu fönnen, Im Fruͤhjahte 
iſt die Luft noch von Duͤnſten beſchweret, welche der Winter darinnen zuſammen gezogen⸗ 
Wenn ſich die Sonne nähert: fo werden fie davon zuerſt entzündet; und dieß, faget 
verurfächete die druͤckende Hiße und den häufigen Schweiß, wovon wir im April befehmer®” 
wurden. Im Heumonate waren dieſe Dünfte zertheilet; und ob ung gleich die Son 
viel näher war, fo war doch der geringfte Wind Binläuglih, ung abzufühlen, indem — 
die Heftigfeit ihrer faſt ſenkrecht auf unfere Haͤupter fallenden Stralen brach, Nun st 
theilet.aber in Sranfreich die Sonne niemals die Dünfte eben fo gut, als unter den Wen 
dekreiſen; wenigſtens find fie hier viel groͤber; und diefes bringe, nicht ven Unterſchied de 
Hitze, ſondern den Unterſchied der Empfindung des Heißen hervor, 
Die zweyte Beobachtung betrifft den Canal von Bahama. Da das Schiff, U 
welchem man nach Frankreich zurück Eehrete, die Einfahrt. in den Hafen zu Havana nid" 
hatte erhalten Fonnen, wo man fich aufzuhalten gedacht hatte: fo ergriff man die Pa en. 
nad) der Matancebay zu rücken, und man fand dafelbft andere Hinderniffe, die den Haufl 
mann bewogen, feine Fahrt fortzufegen. Syn. einer Zeit von ungefähr vier und zw 
Stunden entdeckete man von der Spige der Maften das Sand von Florida, Bey d 
Anblicke ließ man das Vorgebirge gegen Nordnordoſt. Zwo Stunden darnach fuhr mE 
ein wenig weiter gegen Dften , und nachdem man fih wieder in den Strich begeben, I 
fand man fich in zwoen andern Stunden darnach in dem wahren Strome, der nad) per 
Canale Bahama führe. Man gieng geſchwind in einem fort, Mir ſahen in diefem a 
genblicke, faget er, den Adour, eben das Schiff, worinnen wir Schiffbruch gelitten par 
ten, welches noch ein Ende von dem Mafte zeigete, deffen Körper aber ganz mit Wa 
überdedet war; und wir erfannten , daß es ganz und gar nicht an der nordlichften von 
Maͤrtyrern geſcheitert war, wie man. ſichs anfänglich überredet Hatte; denn mir hatt? 
fie Durch unfere Ueberfahrt um Halb eilf Uhr des Morgens, und um Halb zwey Uhr BIN 
ung die legte von diefen Inſeln gegen Norden, Gegen drey Uhr erblickete man von pt e 
Maſtkorbe eine Brandung, bey welcher wir nabe vorbey fahren wollten, und weiter ©, 
eine Klippe, die ſehr breit war. Dieſe Klippe ift vermuthlich Das Ende der Mäe 
und damit wir fie vermieden, fo nahmen wir wieder Sid und Oſt den ganzen a 


in Suͤdamerica· Vl Buch. KU Capitel. 6 


Tag über mit dem Strome, der ſtets gegen Norden gieng. Gegen Abend hielten wir Charlevoix. 
2 Nordoft, Den andern Morgen zu Mittage waren noir bey der Einfahrr sin den Ca» 1722. 
ei Im fünf und zwanzigften Grade, dreyßig Minuten. Um halb acht des Abends befürch- a 
bie Man, gar zu nahe am Sande zu feyn, und. das Vorgebirge wurde gegen Suͤdſuͤdoſt N 
Sum Mitternacht mit einem fehr guten Winde gebracht. Wir nahmen um Mitter« 

Nache den $auf wieder, und den folgenden Tag fahen wir fein Sand mehr. Den Abend 

Haubere man außer dem Canale zu ſeyn; der Lootsmann aber fuhr aus einer weifen Vor— 

fort, bis um zehn Uhr Nordnordoſt zu halten, | 

bie Wenn man dus dem Canale von Bahama heraus ift: fo wuͤrde der gerade Weg, Weg dieſes Ca⸗ 
e Inſel St, Domingo zu erreichen, Suͤdoſt ſeyn. Die Winde aber, welche faft ftets nales nachSt. 
den Dften her wehen, erlauben nicht, ihn zu nehmen. Man muß fich durch eineparaboli- Domingo, 
Ne linie bis auf die Höhe der Bermuden erheben, welche zu erfennen, dienlich feyn würde, 

in es möglich wäre, um feinen Punet der Länge gewiß zu befommen.. Aus Mangel 
„ler Kenntniß ift man zumeilen verbunden, bis zu der großen Bank von Neuland zu ge— 
N, bevor man fi Rechnung machen Fann, daß man weit genug gegen Oſten von allen 
Appen ift, die gegen Norden und Dften von der Inſel St. Domingo find. Indeſſen 
NE man doch nicht immer diefen großen Umſchweif genommen, um von dem mericanifchen 
rbuſen nach diefer Inſel zu gehen. Wenn man in den erſten Zeiten der Entdeckung 
nordlichen Küfte der Inſel Cuba bis an die Spige Itaque, welche das oftliche Ende 
auf vierzehn Meilen von Matance gefolget war: fo wandte man ſich zur Rechten, und 
3 zur Linken alle lucaiiſche Inſeln und die Inſel Bahama, welche unter diefer Anzahl iſt. 
Sees nennet man igo den alten Canal von Bahama, auf welcher Fahrt es den größten 
offen nicht an Waſſer fehler, die aber fo voller Klippen ift, daß ſich heutiges Tages 
um die großen Barfen trauen, fich da einzulaffen. 


















= 


Drer IK Afihnite Liederat 
ae IB r t NE! fung in Neu⸗ 
Niederlaſſung in Neu⸗Georgien, und deſſen Beſchreibung. SEHEN. 


egungsgruͤnde zu diefer Niederlaffung. Um _ Solcher gebt wieder nach Georgien. Erzählung 
| ng derselben nach der Bewilligung. Es entfteht des Hauptmanns Dumbar. Purysburg. Ebenes 
I Me Berellichaft. Oglethorpe geht von Ihr das zer. Oglethorpe befuchet die fremden Pflanzſtaͤdte. 
AM. Erſte Stadt daſelbſt. Ihre erfte Verbin Darien. Fort Friderica. Stadt Savannah. Au⸗ 
ng mit den Indianern, Artikel des Vertra gufta. Unfall der Colonie, 

DS. Oplerhorpes Nückteht, Rede des Tomatichi. 


Wir kommen wieder auf die engländifchen Niederlaſſungen nach der Zeitordnung, nach- Bewegungs⸗ 
dem wir ſie in dem vorigen Abſchnitte der Ordnung der Oerter haben weichen laß en 
IM Die mittäglichfte und neueſte von den englifchen Eolonien in America iſt Georgien, — 
h — ſich vor unſern Augen gebildet hat. Ihre Stifter leben noch. Ihre Abſicht, wie 
in De 1732 befannt macheten, da fie Bewilligungsbriefe zur Niiederiaffung enthielten, 
be dieſes Datum haben, war, einer Menge unglüclicher Bürger, welche einen Bey— 
N braucheten, einen ehrlichen Unterhalt zu verſchaffen, und zu gleicher Zeit England 
ner beſchwerlichen aſt zu befreyen. Sie Inden in dieſen Ausdruͤckungen alle wohlgeſin⸗ 
atrioten ein, ein fo liebreiches Unternehmen zu unterſtuͤtzen. Krk 
| Die 





















632 —X Reiſen und Entdeckungen 


Niederlaſ⸗ Die koͤniglichen Briefe bewilligen ihnen und ihren Nachfolgern alle die Lndereyen 
fanginfTeu: die zwiſchen dem Fluſſe Savannah, längft der Seckuͤſte und dem Fluſſe Alatamaha jun ; 
Georgien. gebt den vor diefer Küfte liegenden Inſeln, die nicht über zwanzig Meilen davon entfer 
Unmftes da⸗ ſiud. Es iſt ein ziemlich weitläuftiges Sand gegen Süden von Carolina , welches durch ji 
felben nach der Savannah davon abgefondert iſt. Gegen Süden wird es von dem Alatamaha begraii ! 
Bewilligung. welcher groß und fehiffbar iſt. Von einem Fluſſe zum andern foll es an Der Seefeite I! 
hundert und zwanzig Meilen weit erſtrecken 6); und gegen Weiten bis an die apalachiſe 
Gebirge giebt man ihm wenigftens dreyhundert Meilen. Das ganze Land wurde zu 9 
beſondern Provinz errichtet, unter dem Namen Neu⸗Georgien, welcher von des Koͤm 
* Georg in England feinem gebildet worden. af 
Es entſteht Da der Ritter Heathcote gleich im Auguſt deſſelben Jahres den Directoren der =” 
eine Gefell: die beyden Hauptgegenſtaͤnde dieſer Bewilligung gemeldet hatte: fo fügete er noch ande 
ſchaſt. Vortheile Hinzu, welche England davon haben koͤnnte; dergleichen waren Die Verſtaͤtt r 
feiner Eolonien in America, die Vergrößerung feines Handels, Die Vermehrung 
Schiffe, und vornehmlich der Seidenbau in feinen eigenen Landen, welches ihm jaͤhrn 
über funfzigtauſend Pfund Sterlings erſparen koͤnnte, welche es nach Wälfcyland 9 
ließ. Darauf legete ex eine anfehnliche Summe nieder, um den Grund zu Diefer 
nehmung zu legen, und feinem Beyſpiele folgete eine große Anzahl reicher Privatperſen 
unfer denen man ihrer drey und zwanzig zur allgemeinen Führung ermählete cd). 
Schluß diefer Berfammlung war nicht fo bald befannt gemacht : fo beftvebere ſich 
England, etwas zur Ausführung beyzutragen, und das Parlement gab zehn tauſend 
Sterling in eben der Abficht. * Pr: a 
Oglethorye Den 6ten des Windmonates wurden hundert Perfonen von beyderley Gefchlechttr 
ee * F man mit mehrer Sorgfalt erwaͤhlet hatte, als man gemeiniglich zu dergleichen U 
ahin. 1732. men gethan , zu Gravefend auf dem Schiffe, die Anna genannt, eingeſchiffet, wel 
3 Hauptmann Thomas führete, der zugleich allerhand Werkzeuge, Gewehr und Kl 
bedürfniffe bey ſich hatt, Oglethorpe, einer von den Directoren, ftellete fi AT, 
Spiße diefes Haufens, um die erften Unternehmungen einzurichten, und bey der RU 
laffung den Vorfig zu Haben. Den ısten Januar des folgenden 1733ſten Jahres Fame 
gluͤcklich zu Earolinaaıı 7000 ° 27 ' 
Sie nahmen dafelbft Wegweiſer, welche fie anfänglich nach Portroyal fuͤhreten 
ıgten, da Oglethorpe in der Eleinen Inſel Trench ans Sand geftiegen, ließ er eine * 
auf der Spiße diefer Inſel, welche den Canal beſtreicht, und zwifchen Beaufort, MT un 
Fluſſe Savannad iſt. Von da begab er fi) nach dem Flecken Beaufort, wo en 
dienftfertigften Eifer fand, Hütten zur Aufnahme feiner Leute zu machen. Untere 
daß man mit dieſer Arbeie befchäfftiget war, befuchere er den Savannah; und feine end 
Wahl zur Niederlaſſung fiel auf eine fehr fhöne Gegend, zehn Meilen von der DR 
Man muß aber ihnfelbft die Erzählung davon in feinen eigenen Ausdruͤckungen thun I fer 
„An dem Orte, den ich erwählet habe, bilder der Fluß einen halben Mond, hr 
„Ufer ungefähr vierzig Fuß hoch an feinem mirtäglichen Theile find. Die Spitze ir vu 
„eben, und mache eine Flaͤche, die ſich fünf oder fechs Meilen in das Sand hinein £ de 


⸗ 


** — My 
6) Die erſte Nachricht ſaget, fechzig oder ſieben ⸗ ) Ihre Namen find Mylord Shaftebur) ine 
sig Meilen, i £ lord Pereival, Mylord Tyrconnel, yo 


in Suͤdamerica VI Buch. XU Caopitel. 2 63 


ie, und faft eine Meile an dem Fluſſe hingeht. Ein Schiff, das zwölf Schub Ogletborpe: 
: aſſer brauchet, kann funfzehn Fuß weit vom Ufer anfern, Sch Habe mitten auf die- 1735 
N, one, an dem Ufer des Sluffes, gerade einer Inſel gegen über, wo vortveffliche nd 
E eide ift, eine Stadt anzulegen angefangen, Der Fuß ift breit, und hat füßes Waſ— 

i Bon dem Kay oder dem Damme meiner Stadt entdefet man das Meer, und bie 

"te Tibigoqui bildet die Mündung, Auf der andern Seite erſtrecket fih das Geficht 

uf dem Fluffe ungefähr fechzig Meilen weit. Nichts Fommt der Annehmlichkeit diefer 

mdſchaft bey, zwifchen großen Gehölgen, welche die beyden Ufer befegen. Alle meine $eus 

amen hier den ıften des Hornungs an. Ihre Hütten waren vor Mitternacht erric)- 

uf Ich fehreibe den ıgten. Das erfte Haus war geftern Nachmittage fertig. Eine 

i leine indianifche Voͤlkerſchaft, die einzige, welche in einem Raume von funzig Seemeis 

—* um uns herum iſt, will ſich dem Koͤnige Georg unterwerfen, verlanget Laͤndereyen 

„ner ben unſerigen, und will ihre Kinder in unfern Schulen erziehen laſſen. Ihr Ober 

ſeupt und fein Rebiing, welcher den erſten Rang nach ihm in der Voͤlkerſchaft hart, find 

ereits entſchloſſen, das Chriſtenthum anzunehmen, 

Herr Oglethorpe ſuchete keinen andern Namen für feine Stadt, als den Namen des Savanah, 
uſſes deſſen Zierde fie ſeyn ſollte. Die erſte Niederlaſſung alſo, oder, wenn man will, erſte Stadt das 
1, Qaupeftabt von Neu-Georgien hieß Savanah. Cine zweyte Nachricht, vom zoften Mb 

Hornungs, giebt ihre Lage vollends zu erfennen: „Ich habe, fehreibt er, den Ort, wo 

ne Stadt. liege, nicht allein wegen der Annehmlichkeit feiner Sage, fondern auch) noch 
Nestpegen erwaͤhlet, weil mich die Güte des Bodens, bie Kühle des Waflers, und andere 
"Leichen überreden , die $uft daſelbſt fen fehr gefund, Sie ift vor den Weit: und Suͤd⸗ 

hden, ven gefährlichften in diefem Lande, durch große Wälder von Fichten, welche 
Meifteneheils hundert Fuß hoch find, gefichert. Man fieht dafelbft ken Mooß an ihren 

ämmen, wie bey denen in Carolina, Ich habe die ‘Breite des Fluſſes meſſen laffen, 
Welcher ungefähr taufend Fuß bat. 2 - 

Die Indianer, welche ſich mit ben Engländern zu verbinden fucheten, Biegen die Exfte Verbin⸗ 
In mecrane, Sie macheten einen Theil von einer anfehnlichen Voͤlkerſchaft aus, welche dung der Colo⸗ 
M Namen der Lowercreek oder Indianer von der niedern Bucht erhalten hat, und in Me mit ben 
dt Stämme getheilet wird, deren jeder feine eigene Regierung Hat, Dglethorpen wurde Aa: 
melde, alle die Häupter verlangeten, ihn zu ſprechen, um ein ordentliches Buͤndniß mit 
A, Neuen Pflanzftadt zu errichten, Er empfing fie in einem von feinen neuen Gebäuden. 

e Zufammenkunft, und die Namen der Stämme und Micoe erfiheinen auf eine an⸗ 
unge Art in feinem Berichte. Mico Heißt in ber Sandesfprache diefer Indianer ſo 
, als Koͤnig. X « 

Mu, Von dem Stamme der Cowetaer, NYahow⸗Laki Mico, und Eſſabow, fein 

uptmann, oder General, ein Sohn bes alten Brinn, welchen die Spanier den 

—8 Buchten genannt hatten. Acht Manns: und zwo Weibesperfonen zu ih⸗ 
efolge, 


met 


Von 


Mylord Carpenter, die Herren Digby, Ogle- ler, Frederick, LApotre, Wilhelm Heathcote, Ken⸗ 
rer Georg Heathcote, Tower, Mock, Hucks, dal und Vundy - 
Pet, Eylig, In Node, Verna, Hales, Chand⸗ 


Ügem Reiſebeſchr. XVI Bands All 


54° Reifen und Entdeckungen 


Öglethorpe- Von dem Stamme der Cuſſetaer der Mico Euffers und fein Haup 
1933:  fehigleutfchi, vier Leute zu ihrem Gefolge. ihr 
v7 Bon dem Stamme der Owſichayer ihr Mico Ogiſe undihr Hauptmann Nea 
louͤthko, und ein anderer Hauptmann Ougaki mit drey Leuten zu ihrem Gefolge ge 
Bon dem Stamme der Chichawer ihr Mico Outhleteboa, und die Kaupelei 
Thlautho thluki, Figir, und Sutamilla mit drey Mann zu ihrem Gefolge. ' 
Bondem Stamme der Echetaer zween Hauptleute Chutabiche und Robin, wovonde 
zweyte bey den Englaͤndern in Carolina erzogen worden, nebſt vier Mann in ihrem Gefolg MN 
Bon dem Stamme ver Palschucolser der Hauptmann Gillaty und fünf 
zu feinem Gefolge. ; 
Bon dem Stamme der Oconaer ihr Mico Ouikachumpa und fein gut 
mann Cuwu. LT | N 
Bon den Stamme der Kufauler der Hauptmann Tomaumi und drey reute h 
ſeinem Gefolge. | 4 
Der Mico der Pammacrawer, welchen man mit unter diefe Indianer feßeh, of 
fie durch den Namen eines Stammes zu unterfcheiden, hieß Tomochichi. m 
Rachdem ſich alle Micoe und ihre Hauptleute um den Herrn Dglethorpe herum gef 
Set hatten: fo hielt Ouikachumpa, ein fehr langer alter Mann, eine Rede, mel f 
nach der Verdolmetſchung, folgendes Inhaltes war. Erfilih zeigeren fie ihr altes ! f 
auf das ganze fand, welches gegen Süden von dem Fluſſe Savanah iſt. Darauf ps‘ 
ten fie; „ob fie fhon nur arm und unwiſſend wären: fohätte doch derjenige der den 7, 
„laͤndern den Athem gegeben, ihnen auch den Athem gegeben; derjenige, der beyde geht! 
„fen, hätte den weißen Leuten mehr Weisheit gegeben. Sie wärengewiß die große MM 
„die im Himmel wohnefe, und alles umgäbe (wobey er feine Haͤnde ausbreitete un oo 
„auf feiner Worte verlängerte) und welcher allen Menfchen den Athem gegeben , ha — 
„Englaͤnder zu ihrem Unterrichte, und zum Unterrichte ihrer Weiber und Kinder dahin, 
„ſandt. Daher ſie ihnen ihr Recht zu allem demjenigen Lande freywillig aufgäben, da 9 
„nicht felbft gebraucheten. Und diefes fey nicht nur feine eigene Meynung, fondert r 
„die Meynung der acht Städte der Creeks, die fich alle mit einander berathſchlaget / “ 
— * ihren vornehmſten Maͤnnern mit Haͤuten (welches ihr Reichtum ift) a 
„ſandt hätten, * 
Alsdann brachten die vornehmſten einen Pack Damhirſchhaͤute, und (ge 
achte von den acht Städten vor bem Dglethorpe nieder. Er ließ ſich dabey vern® A 
dieſes wären bie beften Sachen, die fie hätten, und diefe ſchenketen fieißnen mir einem ni, 
richtigen Herzen. Er danfete ihm dabey vor feine Gütigfeit gegen den Tomochichi 
co und feine Indianer und ſagete, daß er mit demſelben verwandt waͤre. Und ob pi 
der Tomochichi von feiner Nation vertrieben worden: fo wäre er doch ein braver ma 
und wäre ein großer Krieger geweſen, und hätten ihn die vertriebenen $eute, feiner * 
und Gerechtigkeit wegen, zu ihrem Könige erwaͤhlet. Er ſagete gleichfalis, er Da une 
höre, daß die Cherokees einige Engländer gerödtet hätten. Daher wenn Ooleihe 
befehlen wollte, ſo wollten ſie mit ihrer ganzen Macht in das Cherokee⸗Land einfallen— det 
re Erndte verwuͤſten, das Volk toͤdten, und die Englaͤnder raͤchen. Als er ausd * 
hatte, kam Tomochichi mit dem Rammacraw Indianern hinein, machte eine 
Siefe Verbeugung und fagete: „Sch war ein verbannerer Mann: Sch kam hieher m) 
\ ; g >’ ” f 


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in Suͤdamerica. VI Buch. XII Capitel. 635 


A huͤlflos, mich nach gutem Sande, neben den Gräbern meiner Vorfahren, umzufehen; Ogletborpe. 
UN) als die Engländer an diefen Drt kamen fo befürchtete ih, ihr würdet uns verfrei- 173. 
en, denn wir waren ſchwach, und. hatten Mangel an Korne. hr aber beftätigter uns 
an unferm Sande, und verforgefef ung mit Speife,„. 
. ‚Darauf hielten die Häupter ber andern Nationen ihre Neben, die aber faftauf eben das: 
ige hinaus liefen, mas ber Ouikachumpa gefaget hatte. Hierauf fihloffen fie mit 
glethorpe ein Buͤndniß der Sreundfchaft und SHandelsgemeinfchaft, welches von ihm 
ihnen unterfehrieben wurde, Es wurde jedem Könige ein bordirter Roc, ein bordir⸗ 
n Hut, und ein Hemde, und jedem von den Kriegeshelden ein Zeuerrohr, und ein Man⸗ 
von Duffils, und allen denen von ihrem Gefolge grobes Tuch zu Kleidern, nebſt an— 
M Sachen gegeben.. | 2 
Die Vergleichungspuncte waren: . 
I. „Die Vorfteher verpflichteten ſich, ihre Leute alfe Arten Guͤther, und Handels Vergl 
MN , . SEE — gleichs⸗ 
aaren, deren Preis durch den Vergleich feſt geftellet wurde, in die indianiſchen Städte puncte. 
"ihren zu faffen, II. Daß auf beyden Seiten eine Wiebererftattung und Zufriedenftel- 
ling gefehehen , und Mifferhäter nad) den englifchen Geſetzen gerichtet und beſtrafet wer⸗ 
den follten. III. Daß einer jedweden indianifehen Stadt, die wider den Vergleich) han— 
Akte, die Handelfchaft entzogen werben foll. IV. Daß die Engländer alles Sand, das von 
n Indianern nicht gebrauchet wird, befigen ſollen, jedoch mitdem Bedinge, daß fie, bey 
Nnfegung einer jeden neuen Stadt, ſolche Sänder zum Gebrauche ihrer Mation anweiſen 
ülen , weswegen man fich zwiſchen den englifchen beftebten Leuten, und dem Haupte ih⸗ 
Nr Marion verglichen Habe. V. Daß man alle entlaufene Negroes wieder zurück gäs 
» und fie entweder nach Charlesftadt, oder nad) Savanah, oder Patachuchula 
re, und der Beſatzung übergäbe, nachdem für einen jeden folchen Neger vier Bett 
eten ‚ ober zwey Feuerröhre, oder ber Werth derfelben in andern Gütern, wenn fie auf. 
Ar andern Seite des Georivy⸗ Fluſſes ergriffen werden; und eine Bettdecke, wenn der 
Negro über der Gefangennehmung getöbtet wird, oder zu entfliehen ſuchet, bezahlet wor: 
Wen, VI verfprachen fie ihren Brüdern, den Engländern, mit aufrichtigem und liebrei⸗ 
hem Herzen, keinem andern weißen Volke Vorſchub zu thun, ſich daſelbſt nieder zu laſſen, 
Unp ju diefen alfen ſetzten fie Die Zeichen ihrer Geſchlechter. Th 
Nach des Heren Dglethorpe Kechnung erhellet, daß der erfte Aufwand zu ber Nie: 
\raffung ſich nicht über drey und zwanzig taufend Pfund Sterlinge belaufen babe, Außer 
en Perfonen, die auf Koſten der milden Geſellſchaft geſchickt wurden, giengen ein und 
bangig Herven, und Hundert und fechs Dienftbothen auf ihre eigenen Koften mit, Gleich 
naten Jahre alſo zaͤhlete man ſechshundert und achtzehn Perſonen in dev Colonie, Die 
* dreyhundert und zwanzig Mannoperſonen, hundert und dreyzehn Frauensperſonen, 
dert und zwey Knaben und drey und achtzig Magdchen beſtunden. 
Im 1734ften Jahre zu Ende des Sommers fam Oglethorpe wieder nach England, Oglethorpes 
dblachte Tomochichi, den Mico oder König der NRammacrawer, Senawki, ſeine we mit 
Higimm und Toonakowoi, den Prinzen, feinen Neffen, wie auch soillifpilfi, einen ea 
11 3eshauptmann , und Apakowtski Stimalechi, Sintouchi, Stinguitki und 
a Pycht, fünf andere indianifehe Hauptleute, nebſt ihrem Dolmetſcher mit ſich heruͤber. 
wurden in dem Amthauſe Georgia in Oid Palace Nard einlogiret, wo fie ſtan⸗ 
maßig bewirthet wurden; und da ſie auch — gekleidet worden, ſo —* 
2 ie 


en 
ptern. 


66. - | Reiſen und Entderfungen 


Ögletborpe. fie nad) Hofe, der damals zu Kenfington war, gefuͤhret. Tomochichi überreichere det 


17354. 


1735. 


König unterfhiedene Adlersfedern, welches, nach ihrer Gewohnheit, das ehrerbierhigfte 2 
fhenf war , das er ihm Fonnte überreichen, wobey er die folgende Rede an Se, Majt 
hielt; „Dieſen Tag fehe ich die Majeſtaͤt eures Ancliges, und die Hoheit eures Haulkı 
„und die Menge eures Volkes. Ich bin zum Beften der ganzen Nation, welche die Creeks 
„genannt wird, gekommen, den Frieden, den fie ſchon laͤngſt mit den Engländern gehabeh⸗ 
„ben, wieder zu erneuern. Ich bin in meinen alten Tagen heruͤber gekommen. Aber! 
„ichs ſchon nicht erleben kann, ſelbſt großen Vortheil zu ſehen: ſo bin ich doch zum ua 
„ften der Kinder aller Nationen der obern und niedern Creefs gefommen, daß fie in DE 
„Wiſſenſchaft der Engländer unterrichtet werden möchten. Diefes find die Federn des W 
„lers, welcher der fehnellfte unter allen Bögeln ift, und rund um alle unfere Nationen her 
„fliegt. Dieſe Federn find ein Zeichen des Friedens in unferm Sande, und wir habenſ 
„he mit heruͤber gebracht, fie euch, o! großer König, als ein Zeichen eroigen Friedl 
„zu laſſen. D! großer König! was für Worte ihr zu mir fagen werdet, die will ich alle! 
„Königen der Ereefnationen getreulich wieder fagen z,. Worauf Se, Majeftär der Kan 
eine gnädige Antwort ertheilete , und diefe Nationen feines Schutzes und feiner 
de verficherte, L 

Des folgenden Tages farb einer aus dem Creefgefolge an den Kinderpocken, u 
wurde, nach der Weife feines Sandes, auf den St. Johannis Gottesacker in Weftminfl 
begraben. Der Körper war in zwey Bettdecken eingenebet, lag auf einem Brerte, unde 
anders über ihm, und war mit einem Stricke angebunden „in welcher Parade er alfo # 
einer Baare zu Grabe getragen wurde. Es waren dabey nur ber König Tomo, zwey f 
drey von den Hauptleuten, der Dberfüfter, und ver Todtengraͤber zugegen. yet 
Körper in die Erde gelege wurde, fo wurden die Kleider des Berftorbenen ins Grab 
geworfen, und nach) diefen eine gute Menge gläferner Paternofterfnöpfchen, und dann cin 
ge Silberftücchen, indem die Gewohnheit diefer Indianer war, alle Sachen des Verſt 
Denen mit ihm zu begraben. Tomochichi brachte einige Zeit in Englond zu, und ga 
an den $uftbarfeiten ein Vergnügen zu haben ‚ die man ihm verfchaffete, Er gieng wie 
der an Bord des Prinzen Wallis, welches Schiff der Hauptmann Dunbar führt! 
der einen Haufen falzburgifcher Emigranten nach Georgien bringen follte. Dieſe ride 
gen Proteftanten Famen den ı7ten des Ehriftmonates zu Savanab an; und da fich das ⸗ 
ruͤcht ausgebreitet hatte, die ſpaniſchen Indianer wären über den Ogiche gegangen, 1 
gelte Dunbar nebft andern Engländern von Savanah nach der Küfte, um nähere € 
digung dafelbft einzuziehen, It 

Den gten des Jenners, faget er in feiner Nachricht, langeten wir zu Thunderb⸗ 


Erzählung des „an, wo Diejenigen, die ſich daſelbſt niedergelaffen, fo-viel Sand geſaubert und umzaͤun 


Hauptmann 


Dunbars. 


„haben, daß es ihnen dieſe folgende Jahreszeit nicht fehlen Fann, eine große Dienge Lebe, 
„mittel zu haben, die fie verkaufen koͤnnen. Sie haben es fehr weit gebracht , abſonder iM 
„in Verfertigung der Pottafche, und feit meinem Hierfeyn, drey Häufer mit einer 7 
»Defeftigung vollendet, und eine Schaluppe mit Fafdauben nach den Madeiras belade 
„Wir waren die ganze Nacht zu Skidaway, wo fie es in Häufern und Laͤndereyen — > 
„weiter gebracht haben, als ich mir eingebilder hatte. Sie find fo ordentlich in ihrer Mo 
„che, daß bey Tag und bey Nacht fein Schiff vorbey paffiren Fan, ohne verbunden ide | 
»feyn, die Segel einzuziehen; wie ich bey meiner Ruͤckkehr felbft erfahren habe, Maßen I 


in Suͤdamerica. VI Buch. XII Capitel. 637 


ste Batterie aus drey Wagen, und vier großen metallenen Canonen beſteht, die in ſehr Oglethorpe. 
»guter Ordnung find, Zwo Meilen von diefer Niederlaſſung liege das Aoisfhiff, wenns 17°, 
> Haufe ift, wo fie eine fehr weite Ausſicht haben, und zu einer jeden Zeit der Fluth, in ee 
wie See ftechen koͤnnen. Wir befücheten die verfchiedenen Inſeln bis an die Sefylinfel, 
und der Mündung des Fluffes Alatamaha, fanden aber Feine, als unfere freundlicyen India— 
er, Den ıgten Jan, kehreten wir nach Savanah zurück... 
Sm Monate May 1735 hatten die Einwohner von Savanah ihr Fort beynahe voll: 
Mider, und bereits eine gute Anzahl Häufer, darunter einige von Ziegeln waren, aufges 
uet, Im Anfange des folgenden Januars, langten auf die einhundert und funfzig 
iſche Hochlander oder Gebirger zu Savanah an, des Vorhabens, fich an den Graͤn- 
ie folcher Colonie, die den Spaniern am nächften war, nieder zu laſſen. Sie verzogen 
ng kurze Zeit dafelbft, in Erwartung des Oglethorpe. Weil er aber nicht fo bald Fam, als 
Man vermuthete: fo begaben fid) die Hochländer in Periaguas gegen Süden, und ließen 
an der Seite des Fluſſes Matamaha , ungefähr zwölf Meilen von der See, nieder, 
fie ein Eleines Fort errichteten, und die vier Stuͤcken groben Geſchuͤtzes, die fie mit ſich 
achten , dafelbit aufführeren, eine Hauptwache, ein Vorrathshaus, eine Capelle und vers 
edene Hütten baueten, und ihrer neuen Colonie den Namen Dorien beylegeten, Drey: 
dert Engländer, welche den folgenden Monat zu Savanah anfamen, tröfteren Die 
inwohner darüber, daß fie die Schotten nicht hatten behalten können. 
In eben dem Jahre brachte Peter Pury von Neuchatel in der Schweiz, welcher Pury, aus der 
Vrector bey der indifchen Compagnie in Srankreich geweſen, eine große Anzahl von feinen Schweiz geht 
Lndesleuten zuſammen, an deren Spitze er die Regierung in England um die Erlaubniß dahin, 
Muchete ‚ einen befondern Sig in Neu-Georgien für fie anzulegen. Es wurde ihm folches 
)t allein bewilliget, fondern er erhielt auch, auf Anfuchen feiner brittanniſchen Majeftät, 
Sn dem franzöfifchen Hofe die Freyheit, fih zu Calais einzufchiffen: Nachdem er ſich nun 
Nie feinem Haufen dahin begeben ; fo thaten ihm die Engländer die Ehre, daß fie ihn durch 
in fönigliches Schiff abhohlen liegen, welches ihn gluͤcklich nach Savanah brachte. Er 
auete dafelbft eine Stadt, die er Purysburg nannte, vier und zwanzig Meilen von der bauet "eine 
Engländer ihrer, an dem norblichen Ufer eben des Fluffes, Man zäblete gleich im An; Stadt Purys⸗ 
fange hundert Häufer daſelbſt. AN: burg. 
Die falzburgifchen Emigranten hatten auch ihre Niederlaſſung uͤber der engliſchen Ebenezer, Sig 
genommen, und ihr den Namen Ebenezer gegeben. Verſchiedene Unbequemlich- der Salzbur⸗ 
diten aber, die ſie nicht hatten vorher ſehen koͤnnen, macheten ihnen dieſe Lage bald zuwi⸗ SW. 
und ließen ſie wuͤnſchen, daß ſie an die Muͤndung des Savanah verleget wuͤrden. 
der Baron Dan Reek, welcher ihr Vorgefegeter war, hatte die Zuruͤckkunft des Huren 
Nerporpe faum vernommen , fo begab er fid) mit zweenen ſalzburgiſchen Predigern zu 
m, Sie bathen ihn im Namen des Volkes, daß er ihr Borhaben genehm haften moͤch⸗ 
» Und daß diejenigen Salzburger, die eben ige mit herüber gekommen wären, nicht weis 
! füdwärts reifen, fondern bey ihnen wohnen dürften, Oglethorpe verwarf ihr Anfuchen 
* ser wollte aber erſt ſelbſt ſehen, ob die Urſache, die fie vorſchuͤtzeten, warum fie ſich 
nweg begeben wollten, gegruͤndet waͤre. 

N In diefer Abſicht veifete er ab, und Fam erftlich zu des Sir Francis Bathurſts Oglethoꝛpe be⸗ 
F ſechs Meilen uͤber Savanah, wo er ſich zu Pferde begab, und bey einer Brettmuͤh⸗ fucher die frem⸗ 
Porben ritt, die von Auguſtino gebaner war, 7 — noch denſelben Abend zu Eben- den Pflanz⸗ 

3 ezer 


Gglethorpe. 
173 5. 


er | Reifen und Entdeckungen 


ezer an, wo die Salzburger eine huͤbſche hölzerne Bruͤcke über den Fluß, zehn Fuß breks 
und zehn Fuß lang, gebauet hatten, Es waren in der Stadt vier feine Zimmerhäuffı 
die von den Koften der Beyftener gebauet waren, umd zwar für jeden Priefter eins, ei 
für einen Schulmeifter, und eins zu einem öffentlichen Vorrathshauſe. Es wurde au 

eine Capelle, und ein Wachthaus von dem Volke, eine große Menge mit Brettern verfhl® 


gene Häufer, welche die Leute alle zu verlaffen, und weiter hinunter eine neue Colonie au⸗ 


zulegen, entfehloffen waren. Herr Oglethorpe bemühete ſich, aus unterfehiedenen Urſachen 


FoꝛtFrederica. 


ihnen ſolches zu wiederrathen. Allein ihre eigenen Gruͤnde hatten ein ſtaͤrkeres Gewicht 
ihnen; daher ihr Bitten und Flehen ihn endlich bewog, in ihr Verlangen einzuwillig 
Da er denn Befehl gab, an dem Orte, wo fie es begehreten, eine Stadt für fie abzugeldt 
nen. Er blieb die Nacht über indes Oberften Purrys Haufe, kehrete des folgenden 3F 
ges nah Savanah zurück, und machte ſich den ızten auf Beſitz von der Inſel St. & 
mon zu nehmen, Erfangete ungefähr in zweenen Tagen dafelbft an, gab den Leuten Veſch 
zu arbeiten; da fie denn bald ein Haus auffuͤhreten, ſolches mit Palmblättern bedeckele 
einen Keller gruben, ein Vorrathshaus baueten, und ein Fort mit vier, Bafteyen 
zeichneten, * | et 
Bon dar befuchete er die Hochländer zu Darien, die er mit ihren ſchottlandiſche 
Maͤnteln, breiten Schwertern, Tartſchen und Musqueten im Gewehre fand, und au 
Hoͤflichkeit gegen ſie, kleidete ſich Herr Oglethorpe, die ganze Zeit uͤber, die er daſelbſt we 
in ihren Habit. Und in etlichen Tagen kehrete er wieder nach der Inſel St. Simon zunl' 
wo die angefangenen Werke, durch feine Gegenwart und Anmweifung, mit folcher Gefchmlt 
digfeit fortgeführet wurden, daß im April das Fort beynabe vollendet, und fieben and Def 
fig Palmettohäufer aufgebauer waren. SERVER, N * 
Das Fort wurde Frederica genennet, und war eine regulaͤre Feſtung mit vier 4 
ftionen, und einem Graben , wie au) einigen Außenwerfen umgeben, die mie Cenerpl!” 
faden rund herum befeget, und die Wälle mit grünen Raſen bedecket waren. Hinter ® 
Forte wurde eine Stadt angeleget, und da der Grund ordentlich eingerheilee war, wi“ 
das Volk in Befig ihrer Looße eingefeßet, damit fie möchten anfangen, fir fich fe zu bau! 
und zu handthieren. Denn alles, was bisher war hervor gebracht, gepflüger oder gef 
worden, war zum gemeinen Beſten geſchehen. . 
Bald nad) des Herrn Oglethorpe Ankunft auf der Inſel St. Simon, Fam To och | 
chi, fein Neffe, und eine große Menge Indianer herab zu ihm, und brachten ihm put 
Thiere mit, daß die Kolonie etliche Tage davon leben konnte. Er gab ihm zu erkennen 
ſie wollten den Buffalo oder Auerochſen bis an die ſpaniſchen Graͤnzen jagen. Weil er abe! 
ang einigen Worten, die er entfallen laffen, ſchloß, daß er die fpanifchen Außenwachen ch 
zufallen geſonnen wäre -fo vermeldete er ihm, daß er mit ihnen gehen wollte. Sie at, 
darauf, fie wollten ihm zeigen, wie fie dem Könige von England verfprochen hätten, ® 
für Sander ihrer Nation zugehöreten. Den erften Tag führeten fie ihn zu einer Jrfe 
der Mündung des Jekylfundes, wo er auf einem hoben Grunde, wo man die Päffe des 
fes überfehen konnte, eine Partey Hochländer , unter dem Commando des Herrn ug 
Mackay ließ, und ein Fort abzeichnete, welches er, auf ihr Verlangen St. A —* 


— r f r 
nennte. Und weilder Toonakowi eine Taſchenuhr heraus zog, die ihm Se, konigl. e 


beit dev Herzog geſchenket harte, fo gab er der Snfel den Namen Cumberland. 


in Stdamerica. VI Buch. XII Eapitl. 69 


* Des nächften Tages paſſirten fie Clothogotheo, einen andern Armdes Alatamaha, Oglerborpe, 
und entdeckten eine andere fehr feine Snfell, ungefähr fechzehn Meiten lang, mit Pome: 17381739, 
menbäumen, Myrthenbaͤumen und Weinftöcen, die wild wuchſen; welcher ver Name —— 
Amelia gegeben wurde, And als fie des dritten Tages bey den ſpaniſchen Vorpoſten an— 

Angeten ; fo bezeigeren Die Indianer ihr Verlangen, die Spanier anzugreifen, Diefes zu 
derhuͤten, ließ ſie Herr Oglethorpe auf einer Inſel, indem er den Fluß St. Wans 
Mabfchiffete, und das Vorgebirge St. Georg vorbey ſtrich, welches der Nordtheilvom 

t. Sopannisfluffe, und das füdliche Vorgebirge von den brittifcyen Herrfchaften , auf der 

ekuͤſte yon Mordamerica war, wo die Spanier auf der andern Seite des befagten Fluß 

eine Wache hatten. f 
Der vorbemeldte Mackay wurde befehliget, mit einer Partey zu Sande von Sava- 

N nach Darien zu reifen; welches fie taten, und die Entfernung zwifchen den zweenen Pläs 

auf die fiebenzig Meilen in gerader Linie, und neungig bey den Dertern, wo man über 

eMoräfte hinüber kommen kann, vechneten, 2 
Die Stadt Savanad hatte im 1738 Jahre einhundert und vierzig Haͤuſer, nebſt Waarenhaͤu⸗ Fortgang der 
kn und Hütten; bier ift auch eine Kanzeleyftube, Die aus drey Amtleuten und einem Ke; Stadt Savas 
Ütrator befteht, die alle fechs Wochen Gericht hält. - Ueber Ebenezer wurde in eben dem: nab. 
ben Jahre die Stadt Auguſta angeleget. "Sie liegt in einem Iuftigen und fruchtbaren Stiftung von 
ande, da ein Acker Grundes beynahe dreyßig Scheffel indianifches Korn hervor bringt, Augufta. 
tiches unter dem gemeinen Volke hier gemeiniglic) gebraucht wird, und wird vielleicht auch 
ge fo ſeyn, wie in andern Colonien auf dem feften Lande. Sie hat bereits einen gu> 
Ü Theil von der indianifchen Handlung, und durd) ihre Nachbarſchaft mit den indianis 
Nationen , Gelegenheit , diefelbe jo fehr zu vermehren, daß fie, allem Anſehen nach, 
nahrhafteſte englifche Colonie werden wird. Sie iſt zweyhundert und fechs und dreyſ⸗ 
Meilen zu Waſſer von dem Munde des Savanahfluffes, und es. koͤnnen große Zabr- 
ge yon dar nach der Stadt Savanah fihiffen. Und das letzte Jahr wurden Hundert 
Mufend Laſten Häute daher gebracht, Hieher begeben fich die indianifchen Handelsleute 
in Carolina und Georgia im Fruͤhjahre. Im Yunio 1739 macheten die Handelsleute, 
Nie Knechte, die Einwohner und andere, die mit ſolchem Gewerbe zu thun haben, ſechs-⸗ 
bundert weiße Leute aus. Hier haben Die Borfteher der Colonie eine Fleine Befagung un⸗ 
halten ‚ und die Sicherheit, welche die Handelsleute durch das Fort genießen, bewegt fie, 
Min zu gehen. Die Stadt liegt auf einem hohen Grunde an der Seite des Fluffes. Es 
R yon dar aus bis nad) Alt⸗Ebenezer eine Straße abgezeichnet worden, fo, daß man zu 
Detde don Savanah nah Augufta, wie auch zu den Cherofeeindiartern, die über Augu— 

* gegen N. W. und an der Georgia Seite des Fluſſes in dem Thale der Appalacheange⸗ 

Ütge fiegen, veiten kann. Weſtwaͤrts von Augufta wohnen die Creekindianer; deren vor⸗ 
ne Stade die Cowetas iſt. In die zweyhundert Meilen-davon liegt an ber Graͤn⸗ 

des Landes das Fort Albamas. Ueber den Creeks liegen die Chickefaws. Sie woh⸗ 

M neben dem Miffiffippifluffe, und befigen die Baͤnke deffelben. Die Engländer fingen 

N, fich zu ſchmeicheln, daß ihnen eine genaue Verbindung mit diefer Völferfchaft einen 

etheilhaften Handel bis an Die Mündung diefes Fluſſes verfchaffen würde, 

Man ſah zu der Zeit viele fhöne Pflanzungen gegen Süden: von Savanah, und 
den Kleine Dörfer, Highgate und Hampſtead genannt, ungefähr vier Meilen davon, 
OR vielen andern Dörfern durch die ganze Provinz. Es giebt auch verſchiedene Dörfer 
— auf 















640 Reiſen und Entdeckungen 


Gglethorpe. auf der Inſel St. Simon, und die Stadt Frederica iſt nun gar ſehr verbeſſert. In deren 
739  DMachbarfchaft iſt eine ſchoͤne Wieſe von dreyhundert und zwanzig Acer Landes, mit eine 
Graben umgeben, worauf eine große Heerde Vieh auf der Weide gebt, und gutes Heu 
gemacht wird, Ein Stuͤck davon iſt das Lager für des General Ogleihorpe Regiments 
und es find den Soldaten kleine Looße Sandes verliehen worden ; daher viele darunter ve 
heirathet find, daß das legte Jahr fünf und funzig Kinder dafelbft gebogren worden. De 
Volk von Frederica hat angefangen, zu malzen und zu brauen, Der Soldaten Weiber pin 
nen Baumwolle, die im Sande wächft, woraus fie Strümpfe ſtricken. Bey der Stabf if 
ein Gericht für den füdlichen Theil der Provinz, und bar eben fo viel obrigfeitliche Perſonen 
als zu Savanah ſind. & 
Widerwaͤrtig⸗ Nach der Ruͤckkehr des Herrn James Oglethorpe, welcher lange Zeit unter dem" j 
ac der Co⸗ tel eines Befehlshabers über alle Völker inder Provinz Carolina und Georgia regieret dd 
a te, hielt eine Folge von Widerwärtigfeiten den Lauf Diefes Wohfftandes auf einmal auf j 
Die Zwiftigkeiten, welche fih zwifhen England und Spanien ereigneten, hatten ſo ver 
druͤßliche Einflüffe in America , daß die Engländer fich daſelbſt für berechtiger hielten, 
ſpaniſche Pflanzftade St. Agoftino anzugreifen. Sie wurden mit Verlufte zurück i 
ben; und da die Spanier nun auch ihrer Seits Neugeorgien mit Kriege überzogen ‚P 
waren fie in ihren Unternehmungen weit glücklicher. Die Nachrichten , denen man DIS" 
gefolger ift, find von einer Zeit, da der Ausgang diefer Seindfeligkeiten noch ungewiß m" 
Die Engländer fehmeichelten ſich noch mit den fhönften Hoffnungen. Der Berfafferi@® 
voraus, Neu Georgien müffe als ein Stüd von Carolina angefehen werden, welches due 
unftreitige und von den Spanien felbft erfannte Rechte, wie er fager, England zugeht) 
und er Hält die Forderungen für vermieffen, die fie deswegen gemacht hatten, siveifelt nd 
nicht, daß fie nicht noch vor dem Friedensſchluſſe deswegen würden gezüchtiget werden. & 
fein , er würde gemerfer haben, daß die Vermeſſenheit nur in feiner Sprache wäre, well 
er hätte vorher fehen koͤnnen, daß die Engländer es gar nicht dahin zu bringen vermoc 
daß fie fi) an den Spaniern gerächet, fondern vielmehr durch neue Widermärtigkelll 
bie ihren Feinden eben fo gerecht vorgefommen find, die Kraͤnkung gehabt haben, ihre 
fonie noch vor dem Ende des Krieges zerftöret zu fehen, Man weis nicht, was für DI 
he fie fich gegeben haben, ſolche wieder Herzuftellen, und folglich auch nicht, in mas für eine j 
Zuftande fie heutiges Tages ift, A u i 


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in Suͤdamerica. VI Buch, XIII Capitel. 641 | 
ee HH Befchreib, 


Das XIII Capitel. Par. 


fonsbay. 
dortſetzung der Neifen, der Entdeckungen und Niederlaſſungen 
der Franzofen in Nord⸗America. 


les dasjenige, was uns Herr Prevot im Anfange Diefes Capitels vorleget, iſt aus des 

P. Charlevoix Gefchichte von Meufranfreich genommen, die wir bereits in dem vier« 

zehnten Bande mitgetheilet Gaben. Zulegt aber hat er ben Gelegenheit der Streis 

igkeiten zwiſchen den Franzoſen und Englaͤndern wegen der Hudſonsbay, die man eben 

ahelbſt eigaͤhlet finder, doc) noch einige Nachrichten beygebracht, Die man nicht daſelbſt ans 
Üfe, und wir hier unter folgendem Adſchnitte zufammen faſſen. 


| Der J Abſchnitt. 
Beſchreibung der Hudſonsbay und daſiger Wilden. 


Veographiſche Beſchreibung derſelben. Inſel Charl⸗ 
ton, Handel daſelbſt. Die Franzoſen nehmen 
fie weg. Ieremie wird dafelbft Statthalter. 
Seine Beobachtungen von dem Lande. Lau 
des Fluſſes Bourbon. Fluß St. Thereſe. Fluß 
des Salböles. Eigenfchaften der Himmelsluft. 
Fische. Abſchilderung der dafigen Wilden. Die 
Engländer befommen die Hudſonsbay. Gegen: 
Wärtiger Zuftand derſelben. Handel. Auer 
bahn. Weißes Rebhuhn. Pelican. Adler 


mit weißem Schwanze. Gekroͤnter Uhu. Sta⸗ 
chelſchwein. Valverene. Einwohner. Ihre 
Eanote. Ihre Kleidung. Ihre Schneebrillen. 


f She Fiſcher⸗ und Jagdgeraͤthe. Arzeneymittel. 
Ihre Religion. Liebe gegen ihre Kinder. Er⸗ 


mordung der Alten. Indianiſche Quackſalber. 
Grauſame Begebenheiten. Ihre Sprache. Zween 
ſonderbare Gebraͤuche. Marmorinfel. Boͤſe 
Gewohnheit, die ſie von den Englaͤndern anneh⸗ 
men. 


De englaͤndiſchen Nachrichten halten ſich nur bey der geographiſchen Beſchreibung der Geographiſche 
Hudfonsbay auf, da uns der P. Eharlevoir ſchon eine allgemeine Befchreibung ver Veſchreibung 
Mlben gegeben hat d). Sie fegen die Bay zwifchen ben ein und funfzigften und vier und derſelben. 
echzigſten Grad Norderbreite, und geben ihr zehn Grad oder ſechshundert engliſche Meilen 

Änge. Die Mündung der Straße ift, mac) eben den Tagebüchern ‚in ungefähr fieben 
Ind fechzig Grad und fechs Meilen breit, An der Einfahrt ſelbſt finder man eine Inſel, 

eſolution genannt; darauf kommen die Inſeln Charles, Salisbury und Notting— 
dam in. ver Straße und Mansfield an der innern Mündung, Die Länge der Straße 
iſt Hundert und zwanzig Seemeilen. An beyden Seiten wird das fand von Wilden be— 
Woher, die noch wenig befanne find. Die mittaͤgliche Küfte ift unter dem Namen Ter: 
di Labrador befannt, und die nordliche unter eben fo vielen Namen, als Schiffer von 
berſchidenen Nationen dahin gefahren, welche ſich die Ehre der Entdefung zueignen. An 

% MWeftfeite haben die Engländer ein Fort gebauet, Namens Yrelfonshafen oder port 

elſon, und nennen das ganze Sand KIew-Soutb-KVsles, Neufüdwallis. Dieſes 
Stüct der Bay heißt Buttonsbay; und hier, als an dem breiteften Drte mag fie etwan 

undert und dreyßig Seemeilen breit ſeyn. An ber Küfte von Labrador trifft man ai 

“ Inſeln 

ch Man ſehe fie in dem XIV Bande dieſer Samml. a. d. 274 ©. 
Allgem, Reiſebeſchr. XVl Band. MRmmm 


68 AS Keifen und Entdefungen 


Beſchreib. Inſeln an, als die Sleepers und Baker's dozen. Der Grund der Bay, wodurhh 
der Hud⸗ man das ganze Stuͤck verſteht, welches zwiſchen dem Cap Henriette Maria in Neuſid⸗ 
fonsbay- wallis und Bedonda unter dem Rupertsfluſſe iſt, hat wenigftens achtzig Seemeilen 

der Länge. Man findet daſelbſt auch eine Menge Eylande, denen die erſten engtifü 
Schifffahrer verſchiedene Namen von vornehmen Engländern gegeben, als Weſton, T 
mas Ave, Charkton u. ſ. w. , 
Das Fort, welches die Engländer an dem Nupertsfluffe unter dem Namen Chr! 
lesfort baueten, war mit feiner Pflanzung begleitet, und wird es vermuthlich auch e 
mals ſeyn. Sie lebeten anfänglich daſelbſt in Fleinen Hütten, wo fie vornehmlich bed ; 
‘waren, fich vor dem Regen und der Kälte zu ſchuͤtzen, mehr aber dor der Kälte, al = 
Inſel Chart: dem Regen, Die genannte Inſel Charlton hat in ihrer Sage eine überaus fonderbet 
ton, Geſtalt. Sie ift nicht allein mit einem ſehr grünen Mooße bedecket, fondern auch vol⸗ 
Baͤume, vornehmlich Birken, Kiefern und Wacholderſtraͤuchen; welches eine ſo freud 
Ausſicht fuͤr diejenigen iſt, die nach einer dreymonatlichen Reiſe in den gefaͤhrlichſten 
ren dahin kommen, daß ſie auf einmal den Fruͤhling hervor brechen zu ſehen mente" 
Denn wenn man den einen Tag die Ufer ganz nackend, die Berge mit Schnee bed 
. und die Natur gleichſam, wie einen erfrorenen todten Körper erblicket, und den folgen? 
Tag die Charltonsinſel, als mit einem grünen Teppichte überzogen, und mit Baum⸗ 
bewachſen fieht: fo kommt es einem recht wunderbar vor, und giebt das größte Vergnuͤß 
von der Welt. Die Luft, auch am Grunde der Bay, ob fie ſchon nach ihrer Breite J 
Sonne näher iſt, als London, indem fie nur ein und funfzig Grad liege, iſt neun MON 
lang überaus kalt, und die andern drey Monate ungem iß, wofern nicht ein Tg 
weſtwind geht. Das Erdreich traͤgt nicht das geringfte Getreide. Um den Rupertäfl! 
herum wachfen einige Früchte, als Syohanniebeeren, Erobeeren und Brombeeren, 

Handel da: Die Handelswaaren, welhe man allhier am beften abfegen kann, find Flinten, P 

felöft, ver, Schrot, Tuch, Beile, Keffel, Tabak u, d. g. welche man mit den Indianern 3, 
’ verſchiedene Arten von Pelzwerke umſetzet. Man giebt uns ein Verzeichniß, wie dieſe A 
fer von der Compagnie im Anfange umgefeget worden. Für eine Flinte zehn gute Da) N 
haͤute; für ein halb Pfund Schießpulver eine Biberhaut; eine ſolche Haut für vier P m 
Schrot; eine für ein Beil; eine für acht große Meſſer; eine für ein Kalb Pfund 3 
knoͤpfchen oder Kuͤgelchen; ſechs für einen guten Tuchrock; fuͤnfe für einen ſchlechtern; J 
für ein Pfund Taback; eine für ein großes Pulverhorn oder für zwey kleine; eine für ei! kr 
des Pfund an einem Keffel; zwo für einen Spiegel und Kamm, Der Berfafler oie f 
Nachricht läßt daraus urtheilen, wie groß der erſte Gewinnft der Compagnie geweſen e 
müffe; und feget ihn auf dreyhundert von Hundert. fh, 

Die Franzo: Man hat aus dem P. Charlevoir gefehen, wie ſich Frankreich dabey aufgefüß' h 
en nehmen fir als es Die Niederlaſſung der Engländer dafelbft vernommen, und wie es fie dafelbft zu vet 

— ben geſuchet habe. Dieſes gluͤckete ihm ſonderlich im 1686 Jahre unter dem Ritter de TV? 
wovon wir Die englaͤndiſche Erzählung der ſchon mitgetheilten franzoͤſiſchen an die Seite 
muͤſſen e), um wenigſtens die Namen kennen zu lernen, welche die Engländer damd ⸗ 
ren Beſitzungen daſelbſt gegeben. Sie hatten deren fuͤnfe, als den Albanyfluß, a 
infel, Rupertsfluß, Port Nelſon und Neu-Severn. Ihre Handlung bey an 


b. 
N 


») Sim XIV Bande a. d,288 ©. 





in Suͤdamerica. VI Bud. XIII Capitel. 643 


Iden war fo betraͤchtlich, daß fie vom Albanpfluffe allein jaͤhrlich über dreytauſend fünf- . Beſchreib 
Undere Biber bekamen, Die Sranzofen befücchteten, es dürften die oberländifchen Jn- der Hud⸗ 
dianer alle zu der Bay hinunter gezogen werben; daher befhloffen fie denn, die Engländer — 
US allen ihren Plaͤtzen an derfelben zu verjagen. N 
Den gten des Heumonates, ſaget Der Berfaffer diefer Nachricht, kam der Ritter de 
Troyes vor das Fort am Albanyfluſſe, wo der Statthalter Sergeant damals ſeinen Sitz 
atte. Es hatten ihm ſchon zween Indianer Nachricht ertheilet, daß die Franzoſen die 
ete zu Hayes⸗Eylande und am Rupertsfluſſe überrumpelt und ihr grob Geſchuͤtz von fel- 
en Jeten mit fich gebracht hätten. Zwo Stunden hernach höreten fie Die Engländer ihre 
tuͤcke (öfen, und wurden einige derſelben von ferne gewahr. Worauf fich einige von der 
ompagnie Knechten erfläveten, fie wollten ihr geben nicht wagen, fie müßten denn ihres , 
Soldes gewiß ſeyn, und ſandten John Parſons und John Garret, zween aus ihrer Anzahl, 
aller Namen zu dem Statthalter, demſelben ihren Entſchluß zu hinterbringen. Herr 
Sergeant vermochte fie Durch gute Worte und einige Kleider und andere nöthige Dinge, 
Womit er fie verfah, dahin, daß fie wieder an ihre Pflicht zurück kehreten. Aber in etlichen 
Tagen fingen fie wieder an, aufrührifch zu werden, und Elias Turner , der Conneftabel, 
dahm das Volk mit einer Furcht ein, daß es unmöglich wäre, daß fich dev Ort halten koͤnn⸗ 
ße; mie Beyfügung, daß er fi) felbft den Franzoſen unterwerfen wollte, Dieſemnach 
dieng er hin zu dem Statthalter und verlangete Urlaub, ſolches zu thun. Weil er aber be⸗ 
rohet wurde, daß er erſchoſſen werden ſollte, im Falle er ſich deflen unferflünde: fo wurde 
% endlich verpflichtet, toieber zu feinem Poften zuruͤck zu kehren. Die Engländer gaben 
Feuer auf die Franzoſen, fo oft als fie einen Anfall thun wollten, und nöthigten diefelben, 
h wieder unter die Bänke zurück zu ziehen, wo fie das Gefhoß vom Fort nicht treffen 
Ötnte, Die Sranzofen ſchoſſen nur mit kleinem Schrote nach den Engländern, wenn ſich 
her von ihnen auf den Flanquen oder Streichwehren blien ließ. Wenn fie fich wieder 
Unter die Bänke zurück gezogen hatten: fo fucheten fie fich mit aller Gewalt einzugraben, 
Ind warfen eine große Schanze von Erde auf, worunter fie fo verdeckt lagen, daß ihnen Die 
Ngländer einen Schaden zufügen konnten. Der Statthalter hielt darfür, der Feind 
Bolfge ur eine Bank oder Schanze aufwerfen, damit er vor dem Geſchuͤtze des Forts ficher 
eh möchte, Allein, ev wurde bald hernach gewahr, daß fie eine Batterie aufführeten. Dar: 
auf ließ er alsbald das grobe Geſchuͤtz des Forts auf fie löfen, welches aber ‚jedennoch nichts 
ey ihnen ausrichtete. Friederich Johnſon, der als Conneftabel Dienete, well es der Turner 
Nsgefchlagen hatte, rieth dem Herrn Sergeant, das übrige der großen Kugeln in dem, Fort 
Nche vergeblich zu verfehießen , weil nicht über eine Runde mehr da wäre, und er mufh« 
Naßere, die Franzoſen müßten ihre Stücken zu Waſſer herbey gebracht haben, und wenn 
deſem alſo waͤre, ſo gedaͤchte er, ihre Boote zu ſenken, welches mehr Dienſte gethan haben 
Ütde, als wenn er auf ihre Trencheen gefeuert hätte. Allein, die Sranzofen hatten einen 
Vrg gefunden , ihr grobes Gefchüg durch die Wälder zu bringen, und folches auf ihre Bat⸗ 
Ge gepflanzet, ehe es die Engländer gewahr wurden. 
y ¶Der Statthalter fandte Francis Cave und John Michem aus, zu ſehen, ob fie 
le Stellung ihrer Feinde bemerken Fünnten, Da denn die Kundſchafter Antwort brachten, 
aß fie ihre Batterie vollendet, und ihre Stuͤcken ſchon aufgefuͤhret, welche ſie dieſelben 
ten laden ſehen. Dieſes benahm dem Volke den Muth dergeſtalt, daß es ſich verſammel⸗ 
% und den Schluß faſſete, die Anfehnlichiten unter ihnen an den Statthalter abzufenden, 
ar Mmmm 2 und. 


6. Reifen und Entdeckungen 


Beſchreib. und bemfelben in ihrer aller Namen anzuliegen, das Fort unter den möglichften Bed 
der Sud⸗ gungen zu ergeben. Diefemnach kamen Eduard Coles, Philipp Scovelt, Hugh IM 
fonsbay hei, William Arrington, William Jolder, John Stephens und andere mehr, I 

dem Herrn Sergeant, und gaben ihm zu erkennen, daß fie ihm nicht länger beyftehen wol⸗ 
fen, fintemal es vergeblich wäre, ſich einzubilden, als ob fie vermögend wären, es aus! 
halten, und fageten, wenn einer oder der andere von ihnen einen Arm oder ein Bein De 
lichren oder gar bleiben follte, fo zweifekten fie daran, daß die Eompagnie für fie, oder fit 
ihre Weiber und Kinder, die geringfte Sorge fragen würde, daben fie den Coleburn zu 
Exempel anführeten; daher fie ihn erſucheten, ohne viele Weitläuftigkeit zu capituliren. 
Mittlerweile feureten die Franzoſen auf die Flanquen, und die Engländer verließ 
ungeachtet des Statthalters Gegenbefehlen, ihre Poften. Er weigerte ſich, die Chamade 
ſchlagen zu laſſen, und bedrohete diejenigen, die ihre Schuldigkeit nicht in Acht nehmen 
wollten. Des Feindes Geſchuͤtz hatte eine Oeffnung in die Flanque gemacht, und die HF 
fe in dem Fort beſchaͤdiget. Worauf der Statthalter, auf das wiederhohlte und inftäl 
dige Bitten der Leute, welche fageten, die Jahreszeit wäre ſchon fo weit vorbey, daß lt 
nicht hoffen koͤnnten, nach Hauſe zu gelangen, ſondern Hungers ſterben müßten, went 
die Factorey eingenommen würde, in die Capitularion einwilligte; und weil ihn der Hat 
Bridger verficherte, daß fie der Feind zu unterminiven ſuchete, daß fie gewiß in die $ 
fliegen würden, fo ſtimmete der Hauptmann Outlaw auch der Capitulation bey , da denn 
Die weiße Zlagge aufgeſteckt wurde, Die Bedingungen der Uebergabe waren folgende: 
Vergleiche: Bergleichspuncte zwifchen dem Herrn de Troyes, Commendanten en Ehef des De 
puncte wegen fafchements des Nordweſt, für die franzöfifche Compagnie zu Canada; und zwifchen HA 
der Uebergabe. ry Sergeant, Efquadrons Statthalter für die engländifche zu Hud ſonsbay, & 
16 Julii 1686, > 
„Zufoͤrderſt wird verglichen, das Fort mit allen Gütern, die der Compagnie zug 
„hören, welche zu Befriedigung aller Parteyen richtig ſpecificirt werben follen, zu be 
„geben. I. Daß allen Bedienten der Compagnie zu Albanyfluſſe diejenige Kleidung, PF 
„ihr eigen iſt, zu fragen vergoͤnnet feyn ſoll. IH. Daß der vorbefagte Henry Sergeant 
„Eſq. Statthalter, alles was ihm zugehöret, genießen und beſitzen foll, und daß fein PM 
„diger, feine drey Diener und Mägde beftändige Erlaubniß haben folfen , bey ihm zu bie 
„ben, und ihm aufjumarten, IV. Daß der Chevalier de Troyes alle Bedienten der Con 
„pagnie nach Charltoneyland bringen ſoll, daſelbſt englifche Schiffe zu ihrer Transpot 
„tung zu erwarten; und wenn Feine englifche Schiffe anlangen ſollten, fo ſoll fie der vor’ 
„befagte Chevalier de Troyes, mit Schiffen, die das Sand aufbringen kann, zu ihrer 
„quemlichfeit nach England begleiten. V. Daß der befagte Chevalier de Troyes dem be 
„fagten Henry Sergeant, Eſq. Statthalter, oder dem Bewahrer feines Vorrochehauſch 
„ſo viel Proviant uͤberliefern ſoll, als fuͤr bequem und noͤthig erachtet wird, fie nach Erd’ 
„land zu führen, wenn Feine Schiffe von bannen anfommen, und ihnen immittelſt not 
„duͤrftigen Unterhalt verſchaffen. VI. Daß alle Vorrathshaͤuſer follen zugefchloffen, je 
„die Schlüffel des befagten Chevalier de Troyes Lieutenante eingebändiger werden, DAM r 
„in den befagten Vorrathshaͤuſern nichts entwendet werden möge, bis, dem erften Be 
„gleichspuncte gemäß, ein richtiges Verzeichniß davon gemacht worden. Letztens, daß 
„Statthalter, nebſt allen Bedienten der Compagnie am Albanyfluſſe, aus dem Fort ee 
kommen, und folches dem befagten Chevalier de Troyes überliefern follen, wobey alle eat 
- ; Y - : #” 


* 


in Suͤdamerica. Vl Buch. XIII Capitel. 645 


haft, den Statthalter und feinen Sohn ausgenommen, ohne Waffen, und zwar fo fort Befchreib. 
tfcheinen follen z. der Sud⸗ 
‚_ Diefemnach) wurde das Fort übergeben: allein die Franzoſen machten ſich fein Ge: fonsbay. 
oilen, diejenigen Vergleichungspuncte zu übertreten, durch welche fie ettwas gewinnen 
onnten. Denn fie plünderten ben Herrn Sergeant rein aus, und fandten ihn mit feiner 
amilie in einer ſehr fehlechten Barfe, und die fehr übel mit Proviant verfehen war , hin⸗ 
deg. So ſehr hält ſolche Nation über ihre Ehre! ruft der Berfaffer aus, 
Diefes verurfachere nachher noch mancherley Kriege, da bald die Engländer, bald die 
ranyofen den Meifter fpieleten, wie man folches am angeführten Orte gefeden hat. Doc 
in eg, als ob die lehtern im Anfange diefes Jahrhunderts ruhige Befiger davon bleiben 
Ölen, Denn Jeremie, welcher als Lieutenant und Dolmetfcher bis 1707 da geblieben, 
!euget, daß unter dreyen Befehlshabern, die feit 1698 auf einander gefolger, der franzoͤ⸗ 
Nehen Colonie nichts widriges begegnet ſey. Er erbielt im gedachten Jahre Erlaubniß, 
der nach Frankreich zu geben. Als er aber zu Rofchelle ankam: fo wurde er erwählet, Jeremie wird 
Nenjenigen abzulöfen, welcher in dem Fort Bourbon Befehlshaber war. Seine Abreife daſelbſtStatt⸗ 
Ude bis in das folgende Jahr verfchoben, und unter der Zeit warb er ſich eine Com« halter. 
Nie an, damit er eine neue Beſatzung mitbrächte. Man muß ihn felbft von einigen 
Vhren anhoͤren, wovon man keine andere Nachrichten hat, als ſeine. Er reiſete im 
Nogeen Jahre von Rofchelle ab. „Als wir an der Mündung der Hubfonsftraße waren, 
et er: fo waren uns die Winde fo lange Zeit entgegen, daß fie uns nöthigten, zu Plai⸗ 
in Neuland anzulegen, Wir Hohleten gebensmittel aus Canada, Das Jahr dar- 
dach, da wir in dem Fort Bourbon ankamen, fand ich den Statthalter und die Beſa— 
g in der aͤußerſten Verlegenheit. Es fehlete ihnen an Kriegesbeduͤrfniſſen und Lebens» 
Mitten, Weil wir fehr fpät. angefommen waren , und das Schiff zwifchen dem Eife 
deten Schaden gelitten: fo mußte man noch einen Winter aushalten, welches ein anfehnz 
lie. Schade für die Gefellfihaft war, die auf einmal ein ftarfes Schiffevolf und zwo 
Befagungen zu unterhalten hatte, Den Winter über befam der Statthalter, den 
abtöfen follte, eine Engbrüftigfeit, woran er ſtarb. Sein Tod überließ mir alle 


Deal, 
Die Einfichten, welche fich Jeremie in ben fechs Jahren, die er da mar, entweder Seine Beob⸗ 
Nach feine Yugen oder aus getreuen Erzählungen verſchaffet hat, dürfen aus diefem Ab- achtungen von 
itte nicht weggelaſſen werden, Obgleich das Fort an dem St. Therefenfluffe gebauet dem Lande. 
N; fo ſieht man dennoch alle Wilden, welche Handelns wegen herkommen, den Bourbons⸗ 
N berabfahren. Diefer Fluß, welcher fein Waffer majeftärifch fortwaͤlzet, koͤmmt Durch Lauf des Fluſ⸗ 
fo langen Lauf herunter, daß er durch viele Seen geht, wovon ber naͤchſte am Meere, ſes Donrbon. 
(es Hundert und funfjig Seemeilen davon entfernet ift, hundert ſolche Meilen im Ums 
„ge har, Die Jndianer nennen ihn Tatuſquoyau Secahigan, das ift der Stars 
ji Ser, Ein Fluß, Namens Buifisquarfchium, ergießt fih an der Nordſeite da 
Mn Er nimmt feinen Urfprung aus einem andern See, welchen man über dreyhundert 
gen von dem erftern feget, und Michinipi, oder groß Waffer nennet, weil er in ber 
der größte und tieffte von allen Seen in diefem ande iſt. Man giebt ihm über fie: 
IN dundert Seemeilen im Umfange. Er nimmt viele Zlüffe ein, wovon einige mit dem 
niſchen Fluſſe Gemeinſchaft haben, und die andern in dem Lande der Hundeplacoter 
N Rund um diefen See herum, und längft an allen diefen Flüffen finder man eine 
ER  Mmmm 5 Menge 


646. Reifen und Entdeckungen | 


Beſchreib. Menge Wilde, wovon fich einige Leute des großen Waffers, und andere Affinibut 
der ud» Jen nennen. Die meiften find von leutfeliger Gemuͤthsart, da Bingegen die Eſquimaut 
fonsbay. die eigentlichen Bewohner der Hudſonsbay, wild und rau find. An dem Ende der Er 

nimmt der Bourbon feinen Lauf wieder, welcher aus einem andern See, Namens Anl: 
quawigaonu, das ift Vereinigung zweyer Meere, weil ſich gegen feine Mitte das Land ſeht 
nähert, heraus fommt. Die Oſtſeite dieſes Sees, welcher ſich zwiſchen Nord und Suͤd verlaͤn⸗ 
gert, iſt ein waldigtes Land, woman viele Biber und Elendthiere (Orignaux) findet. Dafıld 
fängt das Sand der Eriftinaug an, und die Himmelsluft ift dafelbft viel gemäßigter, 9 
in dem Fort Bourbon. Die weftliche Seite hat fehr fchöne Wiefen, woſelbſt eine Menge 
Vieh weiber, Alle die Länder find von Affinibuelen bewohnet. Man giebt dem See unge’ 
fähr vierhundert Seemeilen im Umfange; und er ift von dem erften auf zweyhundert See⸗ 
meilen entfernet. 
Hundert Meilen weiter gegen Weſtſuͤdweſt, und ſtets, wenn man eben den Fluß bin 
auf geht, trifft man einen andern See an, Wenipigozuhi oder das kleine Meer genanl! 
Das Sand dafelbft ift dem vorigen ähnlich, und feine Einwohner find Affinibuelen, eV 
ſtinaux und Springer, Man giebr diefem See ungefähr hundert Meilen im Umfange 
Ein Fluß, der an feinem Ende heraus geht, ergießt fich in einen nicht fo großen See, N 
mens Tacosmiwen, in welchen ſich auch der Hirſchfluß ergießt, deſſen Duelle noch. u 
bekannt iſt, durch welchen man aber in einen andern fommen kann, der gegen W 
geht, da fich die genannten insgefamme, entweder in die Hudſonsbay oder in den & 
Saurenzfluß ergießen. „Ich habe es bey meinem Aufenthalte in dem Fort Bourbon dl 
ſuchet, fährt Jeremie fort, Indianer nach diefer Seite zu ſchicken, um zu —** 
ſich dieſer Fluß nicht in das Meer ergöffe: fie haben aber wilde Voͤlkerſchaften gefunden 
„nie ihnen den Weg verfperret, Ich habe Gefangene von diefen Voͤlkerſchaften gefragt! | 
die mie meine Indianer gebracht haben. Dieſe Gefangenen haben mir gefaget, fie m 
„ren unaufhörfich mit einer andern Voͤlkerſchaft im Kriege, die noch weiter gegen 
„wohnete, als fie, und bärtige Leute zu Nachbarn hätte, welche in Häufern von Set? 
wohneten, anbers-gefleider giengen, als fie, und deren Keffel weiß wären, Ich wi 
„ihnen eine filberne Schafe: fie fageten, fie fanden daran eine Aehnlichkeit mit ſlchen 
„und dieſe Leute baueten das Feld mit Werkzeugen von eben dem Metalle. Die Abbildu 
„von dem Korne, welches fie fäeten , ließ mic) den Maiz erkennen ,, ). we # 
An dem fünmeftlichen Ende des Tacamimenfees findet man einen Fluß, der ; 
einen andern See ergießt, der Hundeſee genannt, welcher von dem obern See miche wit 
i entfernet iſt, wo die veifenden Franzoſen täglich Durch den Montrealfluß Hinfommen. 
Flug St. The⸗ Was den St. Therefenfluß betrifft, fo iſt er an der Muͤndung, wo das Fort De 
reſe. bon liege ) nur eine halbe Seemeile breit. Im Jahre 1700 ließ man zwo Seemeilen N 
von diefem Fort ein anderes bauen , welches Phelipeaug heißt, nebft einem großen j 
gazine, um die Kaufmannsgüter dahin zu bringen, im Falle man angegriffen MU 
welches fo oft gefehehen wäre. Dafelbft fängt diefer Fluß an, ſich durch eine große Men 
Inſeln, wovon er unterbrochen wird, zu theilen. Zwanzig Seemeilen von dem Forte un 


uͤrde / 


t⸗ 

Der Reiſende ſetzet hinzu als ihm der In: ſten unternehmen Eönnte: fo habe er ihm * 
tendant zu Quebee, Begon, gefraget, wie er doch wortet, es würde weit leichter durch die ober v8 
die Entdeckung diefer Länder durch Canada am bes tem Wege ſeyn; dieſer Weg wäre der tuͤrzeſte md 


in Suͤdamerica. VI Buch. XIII Capitel. 647 
ter fich in zween Aerme; und derjenige, welcher von Norden koͤmmt, und von den Wil: Befchreib. 
den Apiefibi oder Feuerfchlagsfluß (Batte feu) genannt wird, hat mit dem Bourbon Öc- der Zud⸗ 
Meinfhaft, Dadurch kommen die meiſten Wilden zum Handeln vermittelſt einer Ueber: fonsbay. 
tage (portage) von dem Waldſee bis zu diefem Fluſſe Zwanzig Meilen über biefer er— 
en Gabel findet man eine andere, welche von Süden koͤmmt, und bey ven Wilden 1707 
awang ober bie große Gabel heißt. Sie hat mit einem Fluſſe Gemeinſchaft, welchen 
e Sranzofen ben Salboͤlfluß (Saintes Huiles) genannt haben. Der Arm, welcher von 
eſten Eommt , heißt noch. ferner St. Therefe: er geht aber nicht weit, fondern zertheilet 
N in viele Kleine Baͤche, wovon er feinen Urfprung zu nehmen ſcheint, und an welchen 
eine Menge Biber, Luchſe und Marder finden, 
Zwiſchen dem Fort Bourbon und dem Fort Phelipeaur fließt ein Fleiner Fluß, wel⸗ 
Ger der Verirrte (U Egarde) beißt, auf welchem man- einiges Brennholz befümmt, wel 
um die beyden Forts herum fehr felten ift, Weiter unten und ſehr nahe am Meere 
fiber man einen andern, welcher Gargouſſuͤ heißt, wo Die Fluth eine Menge Meerfchwei- 
binbringe. Jeremie glauber, wenn man dafelbft eine Fiſcherey anlegete, fo wuͤrde man 
Aprtich über fechshundert Tonnen Thran davon befommen koͤnnen. 
_ Der Salbölfluß ift von dem Forte Bourbon ungefähr hundert Seemeilen weit gegen Salbölfluf- 
Sipen entfernet , und geht nad) dem Örunde der Bayzu. Die Engländer hatten dafelbft 
nen Sig, den fie felbft zerftöreten, nachdem fie die Hoffnung verloren hatten, ihn zu er— 
Alten, Im ızoaten Sabre erhielt Flamanville, welcher damals Befehlshaber in dem 
sort Bourbon war, Befehl, dieſen Poften zu befeftigen. Die Schanze aber, welche er 
ſelbſt anlegete, beftund nur zwey Jahre; weil die Quebecker Compagnie der Unkoſten 
berprüfig wurde. VUeberdieſes iſt der Fluß, ob es gleich dafelbft viele Biber giebt, und 
RS Holz nicht fo felten ift, als bey dem Forte Bourbon, doch fo flach, daß er feine Schif⸗ 


J 


R über funfjig oder ſechzig Tonnen trägt. 
Der Umſaz ift in dem Forte Bourbon vortheilhaft mit den Wilden, wenn fie dafelbft Eigenſchaften 
de Waeren finden, die ſie gern haben moͤgen. Die Lage deſſelben iſt im ſieben und funfzigften der Himmels: 
Örad Norderbreite. Der Winter ift allda überaus kalt. Er fängt um Michaelis an, luſt. * 
Nd endiget ſich vor dem Maye nicht, Im Chriſtmonate geht die Sonne daſelbſt um drey 
Sierthel auf drey unfer, und um neun Uhr auf. Sn den fchönen Tagen der Kälte, wo Zug der Voͤgel. 
Ne gufe ein wenig gemäßiget iſt, erſtaunet man über die Menge Nebhühner und Hafen, . 
Nefich allda verfammeln, Jeremie hatte die Neugier, einmal zu- zählen , wie viel doch Die 
ger in einem Winter in dag Fort brächten. Unter achtzig Menfchen fand ſichs im Früh: 
Ndre, da man dafelbft neunzigtaufend Rebhuͤhner und fünf und ziwanzigtaufend Hafen 
b fen hatte. Zu Ende des Apriles fommen die Gänfe, die Trappen und die Enten 

ſelbſt eben fo überflüßig an, und find nihe fehwerer zu eödten. Dieſe Vögel bringen 

en Monate in dem Sande zu; dann ziehen fie weiter, Man giebt den Wilden ein 
Mund Pulver und vier Pfund Bley für zwanzig Gaͤnſe oder zwanzig Trappen, die fie in 
NY Fort bringen müffen, Die Cariboux ziehen zweymal des Jahres; und ihr erfter Zug Zug der Cari⸗ 

im März und April. Diefe Tiere kommen aus Norden, und gehen gen Süden, und bonr. 

— u: 





















Ian, 
er tote ſchonet; es fehlete da nicht an Waid- Fhiedene Arten von Fruͤchten, als Pflaumen, Aepfel— 
ez und es wiichfen dafelbft von Natur vers Trauben, und viele andere, 


648 | Reifen und Entdeckungen 


Befchreib, es find deren eine fo große Anzahl, daß fie über fechzig Meilen laͤngſt den Fluͤſſen einneh⸗ 
der Hud⸗ men. Jeremie ſcheuet ſich auch nicht, zu verſichern, daß die Wege, Die fie in dem ne 
fonsbay. machen, mehr befteten werden, als die Straßen zu Paris. Die Wilden machen alsdal! 

Schlagbäume oder Verzäunungen von auf einander gethürmten Bäumen, Hin un 
wieder laffen fie Deffnungen, wo fie Fallen ftellen, und die Menge Caribour, DIE I 
en , iſt unglaublich, Der zweyte Zug oder die Rückkehr gefchieht im Heumonate W 
uguſt. 
Fiſche. Die Fiſcherey iſt im Sommer ein anderes Huͤlfsmittel fuͤr die Europaͤer in der Hud⸗ 
ſonsbay. Sie ermangeln nicht, Netze zu ſtellen, die fie niemals herauf ziehen, ohne d 
nen verſchiedene Arten von vortrefflichen Fiſchen zu finden, als Hechten, Forellen, Ka 
und vornehmlich einen weißen Sich, beynahe in der Geſtalt eines Häringes, dergleicht! 
man, nach Jeremies Meynung, in der ganzen Welt niche mehr hat. Man verfieht 
damit reichlich auf den Winter, und Die einzige Are und Weile, ihn zu erhalten, iſt, hu) 
man ihn in den Schnee legt. Er gefriert dafelbft,, und verbirbt nicht big der So 
wieder koͤmmt. Das Fleiſch felbft und alle die gedachten Arten von Wildpräte erhalten 
nicht anders, Alſo fehlet unter einer fehr fehlechten Himmelsluft, ſchließt eben der Reiſe 
de, nichts zum Linterhalte des Lebens, wenn man aus Europa nur Brodt und Bein 9} 
fommt. Obgleich ver Sommer dafelbft ſehr Eurz iſt: fo machet man fich dennoch H 
Gärten, welche gute Sallate, grünen Kohl und andere Kräuter hervorbringen, die mal 
“auf den Winter einzufalzen bedacht ift. — 
Abſchilderung Da die Wilden den Gebrauch der Pfeile verloren, ſeitdem ihnen die Europäer SUN, 
— gewehr bringen: fo haben fie im Winter nichts anders zu leben, als das Wildpraͤt, MI 
: fie fich mit der Flinte ſchießen. Sie haben es niemals verfucher, ein Sand zu bauen, 
fen Unfruchtbarkeit ſie kennen. Da fie beftändig mitten in dem Schnee herumfchweill 
fo bringen fie nicht acht Tage an einem Drte zu. Jeremie verfichere, wenn ihnen © 
Hunger ſcharf zufeger, fo toͤdteten die Yeltern ihre Kinder und aͤßen fie, und wer heru⸗ 
von ihnen am ftärfeften wäre, verzehrete auch den andern. Er feger hinzu, die Beni, 
Sie effen ihre davon wären nicht felten, „Ich habe einen gefannt, faget er, welcher feine Frau und 
Kinder. „Kinder aufgefreſſen, Die er von ihr gehabt hate, Er geſtund, daß ihm nur erſt bey! 
„legten das Herz weich geworden; er habe ihm diefen Rang gegeben, weil er es am " 
„fen gehabt hätte; als.er ihm den Kopf aufgemacht, das Gehirn Daraus zu effen, 1 U 
„er fich gerühret gefuͤhlet, und er hätte niche die Kraft gehabt, ihm die Beine zu se, 
„hen, um das Mark heraus zu faugen „. Diefe Erzählung koͤnnte einem auf das — 
niß eines einzigen Reiſenden nicht ſehr wahrſcheinlich vorkommen: fie wird aber durch 
engländifehen Nachrichten von eben dem Sande beſtaͤtiget. Man lieft daſelbſt, wie in Mn 
franzöfifchen Befehlshabers feiner, diefe Indianer lebeten ungeachtet ihres Elendes Me 
lange. Wenn fie das Alter außer Stand feget, zu arbeiten, fo ftellen fie einen Shi 
an, wozu fie ihre ganze Familie einladen, Mac) einer langen Rede, worinnen Nm 
Einigkeit anpreifen, überreichen fie demjenigen von ihren Kindern, welches fie am fieb x 
haben, einen Strick, den fie fich felbft um den Hals feft machen, und bitten es, fie su ar⸗ 
droſſeln, damit ſie von einem Leben befreyet wuͤrden, welches ihnen und andern zur 9— 
ter iſt. Jedermann lobet ihren Entſchluß; und der Sohn eilet, ihnen zu gebe 
Man wird Gelegenheit haben, in einem andern Abfihnitte ihre Gebräuche 
bringen, | | geremi 








in Shdamericn VI Buch, KIT Capitel. 649 


Jeremie hatte das Misvergnügen, daß ihm zwey Jahre vor feiner Zuräcberufung Beſchreib. 
ige feiner Leute von dieſen Indlanern ermordet wurden. wovon man die Erzählung ſchon der ud. 
Mderwpärts gelefen hat ). Hm ızızten Jahre erhielt er Befehl, den Engländern das fonsbay. 
ME Bourbon und alles, was Frankreich bisher in der Hudfonebay befeffen hatte, zu über Die Englän 
Ken, Dieſes geſchah vermöge des XII Artifels des Urrechter Friedens; und Jeremie der bekommen 
Meyner, es fen folches ein großes Opfer gewefen, welches Ludwig der XIV dem Frieden ges die Hudſons- 
Drache habe. Er verfichere, es koͤnnte mit etwas wenigem Aufwande die Hudſonsbay der 'W' 
ſte Poften des franzöfifchen America werden; und das einzige Fort Bourbon, welches 
it Kauſmannswaaren wohl unterhalten wurde, brachte damals einen reinen Gewinnſt von 
Mehr als hundert taufend Livres. er 
Wir vernehmen von einem berühmten Engländer in dem Berichte von feiner Neife Gegenwaͤrti⸗ 
Nach der Hudfonsbay in den Jahren 1746 und 1747 A), daß das Fort Bourbon feinen al: 9er Zuſtand 
M Namen Fort Nork wiederum angenommen, und daß die Engländer in der Bay noch derjelben, 
Mey andere Poften haben, welche heutiges Tages die Namen, Churchill, St. Al 
an und Mooſefluß führen. Die Abfchilderung , welche er von Dielen Miederlaffungen 
Macher, und die Anmerfungen, welche er wegen Der Handlung feiner Marion beyfüger, ges 
Büren mit zu diefem Afchhnitte, ig 
Das Fort York, faget er, liegt an dem ſuͤdlichen Arme des Zluffes des Nelſonsha⸗ 
feng, welchen die Engländer den Haiesfluß nennen, fünf Seemeilen von dem Drte, wo.er 
in das Meer ftürzet, in fieben und funjzig rad zwanzig Minuten Breite, und drey und 
neunzig Grad acht und funfzig Minuten Länge von Sonden; welche Sage ich felbft durch 
hr genaue Wahrnehmungen bey der Mondfinfternig den 14ten des Hornungs 1747 bes 
mmete.  Diefes Fort, aufeichtig zu reden, iſt nur ein vierecfichtes Gebäude mit vier Flei- 
en Bafteyen flanquivet, welche heutiges Tages bedecket find, und zu Wohnungen oder Ma: 
Minen dienen, Eine jede Eurtine bat drey Eleine Canonen, und alles ift mit Paliffaden ver- 
den, Eine Batterie von ziemlich großen Canonen, welche den Fluß vertheidiget , wird 
ft durch eine kleine Bruftwehr von Erde vertheidiget. In den Kriegeszeiten, wenn 
Ale Einwohner zufammen ſeyn müffen, iſt ihre Anzahl ungefähr drey und dreyßig; wor⸗ 
ug man fehliegen kann, daß diefes Fort, ſo fürchterlich es auch den Wilden vorfommen 
Ane, ganz und gar nicht im Stande feyn würde, fich zu vertheidigen, wenn es von den 
Mindeften Truppen aus Europa angegriffen würde | 
Ungefähr fieben Seemeilen Davon ſieht man eine mit Steinen bedeckete Gegend, wor 
Unger viele vollkommen runde Feuerfteine find, beynahe von der Größe einer fechspfündi- 
Sen Canonenkugel. _ Die Engländer des Sandes find fo einfältig, und glauben, die Ge „ 
alt diefer Steine ſey ein Werk der Franzoſen, welche fie in ihren Canonen gebrauchet,, als 
ih des Fortes bemächtigren. Ellis erfennet daran nur ein Werk der Natur und ſieht 
* als einen gewiſſen Beweis an, daß dieſes Land voller Erze ſey, auch die foftbarfien 
ir t ausgenommen. Die Zeuerfteine, ſaget er, enthalten ſtets ein wenig Gold und find 
N Tate fehr reich an Silber : es iſt aber fehr felten, daß man Bley oder Zinn Darinnen 


der, 
Die R 


E) Im XIV Bande diefer Samml Bd. 81 & ar | — 
In? Sie iſt im das Franzöfifche uͤberſetzet und im zwey Dnodezbänden, im 1740ſten Jahre zu Paris 
AUS gekommen, | Ta; 


Allgem. Reifebefchr, XVI Band. N nun 


Beſchreib. 
der Bud⸗ 
fonsbay. 


Ihr Handel. 


650 Reifen und Entdeckungen 


Die Niederlaſſung des Fortes York wird mit Recht fuͤr die wichtigſte von der en‘ 
ländifchen Compagnie gehalten, welche ven Mamen der Hudfonsbay:Compagnie führt 
Sie ift der Mittelpunct ihrer Handlung. Man zieht daraus jährlich zwiſchen wierzig bi 
funfzigtaufend Stuͤck Selle ; und nach allen Zeugniffen würde es leicht feyn , mit einem 
Klein wenig Fleiße nod) fünfmal mehr daraus zu bekommen. Sie ſchrecket aber ſelbſt, dur 
eine unbegreifliche Staatskunſt, die dem Beſien der Nation fo ſchaͤdlich iſt, ihre Eomptore 
ab, ſo daß ſie auch alles anwendet, zu verhindern, daß fie ihre Handlung nicht weite 
ausbreiten. Der Verfaffer feget hinzu, fie machen nicht die geringfte Bervegung , DM 
Fortgang der Franzofen in Canada aufzuhalten, welche täglich, faget er, von ihren VB 
heilen etwas abfneipen, indem fie Wohnpläse an ihren Flüffen anlegen, vermictelft we’ 
her fie die beften Pelzwerfe, als Marder, Zobel und Fifchotter, auffangen; ,, die beftel 
„weil fie die leichteften,, und folglich am bequemften fortzubringen find; denn da die Date 
„wo ſolche gefaufet werben, von ihrer Behaufung ſehr weit entfernee find, fo wuͤrden I 


„ihre Rechnung nicht dabey finden, wenn fie fich mit dem ordentlichen und fe meren Per 


„werke beladen wollten. Ueber diefes haben fie in diefer Berrachtung noch einen berrächtl 
„hen Bortheil, nämlich, daß die Indianer ſtets mehr Neigung haben, mic ihnen zu Hat’ 
„deln, als mit den Englaͤndern. 

Ellis glaubet, die Urſache diefes Vorzuges in dem Preife der Waaren zu finden, wel 
che die Franzoſen allezeit beſſer bezahlen, als die Engländer ; welches ihm aus dem Hand⸗ 
lungstarife der englaͤndiſchen Compagnie augenſcheinlich zu ſeyn duͤnket; welcher gemeinig 
lic) alle Pelzwaaren nach Bibern rechnet. „Zwo Fiſchottern zum Exempel oder drey Mar 
„ber find fo viel als ein Biber; da doch Fein Biber fo viel werth ift, als ein einzl 
„Stuͤck von diefem feinen Pelzwerke. Daher koͤmmt es, daß die Indianer die ef 
„laͤndiſchen Waaren dreymal theurer kaufen, als die franzöffchen; nicht als ob eg ihnen 


„Bibern fehle, folche bey ihrem Umfegen zu brauchen ; fondern dieſe Haͤute find fo (hm 


„und machen ihnen fo viel Mühe, fie fortzubringen, daß fie genörhiget find, den Engläl 
„dern nur die leichteften zuzuführen, und folglich diejenigen, die am meiften gefuchet wer⸗ 
„den, welches ihnen denn eine ſehr Harte Bedingung machet. Es iſt auch gewiß, da ; 
„wenn die Sranzofen fo nahe an den nordlichen Niederlaffungen der Engländer wären, ® 
„fie an ihren füdlichen Colonien find, die Handlung der engländifchen Compagnie nod) 
„niger beträchtlich feyn würde, weil fie an dem Moofe und Er. Albanyfluſſe ſchon de 
„Verdruß hat, daß fie nichts anders, als ihren Ausſchuß, Faufen Fann ,,. ; 
Indeſſen ift der Verfaſſer doch überzeuget, daß es den Engländern leicht fenn mir 
de, diefen Unbequemlichkeiten abzuhelfen. Sie vürften nur, ſaget er, böflicher und 9 
licher mit den Indianern umgehen. Da es auf der einen Seite gewiß ift, Daß der Nuhe 
ber einzige Bewegungsgrund ift, welcher fie an die Sranzofen verfnüpfer: fo ift es a d j 
andern Seite ficher, daß die Engländer ihre Wuaren um eben den Preis, oder yield 
noch wohlfeiler geben fönnen, als ihre Nebenbuhler; welches wirklich gefchehen wuͤrde/ 
wenn dieſer Handel nicht in ein Monopolium bey ihrer Nation ausgeſchlagen waͤre. p 
Eine andere Grundregel der engländifchen Compagnie, welche dev Verfaſſer eben f 
verdammet, ift, „daß fie gemeiniglich die geringften und dümmften von ihren Dienert 3 
„Factoren wählen. Iſt es nicht augenſcheinlich, daß Beamte von ſolcher Art am 2 
„nigften gefchicke find, eine Handlung zu unterftügen? Wenn fie etwas fein und verſch in 
»gen find; fo begnügen fie fih bloß, die Indianer zu berrügen, den Daumen, + dd 
ı . ” 





in Suͤdamerica. VE Buch. XII Capitel. 65 


„das Maaß zu ſtecken, wenn fie ihnen Schießpulver vorfaufen, etwas Waſſer unfer den Beſchreib 
»Aquavit zu miſchen, den fie ihnen geben; kurz, ohne Bedenken und Gewiffen, bie Betruͤ- der a 
»gerey bis auf das alleraͤußerſte zu freiben. Ueber diefes machen fie Feine Schwierigkeit, Lusbay. 
»über den von der Compagnie gefeßten Preis zu verfaufen. Durch diefe Kunftgeiffe nebft 
»denen Geſchenken, die fie von den. Wilden erpreſſen, geroinnen fie dasjenige, was fie den 
„Ueberſchuß nennen, und welches wenigſtens auf ein Drittheil der Handlung ſtelgt. Muß 
ves einem alſo erſtaunlich vorkommen, daß die jährliche Ausfuhre der Compagniewaaren 
aſich ordentlicher Weiſe nicht über drey bis viertauſend Pfund Sterling am Werthe belaͤuft; 
„und daß in einer Zeit von ungefähr vierzig Jahren die ganze Summe nicht über ſechzigtau 
»fend betragen hat? Indeſſen wird doc) ein Gegenftand, der von fo weniger Wichtigkeit für 
das gemeine Beſte zu feyn ſcheint, Durch die Eleine Anzahl von Perfonen, die damit zu thun 
„haben, und vornehmlich durch den unermeßlichen Gewinnft, den fie daraus ziehen, be 
tächtlich. Man weis aber, daß eine gewiffe Art der Handlung fo kann geführet wer⸗ 
„den, daß fie zwar einigen Privatperfonen zum Bortheile gereicher, jedoch einer ganzen 
»Nation Höchft nachtheilig ift,,. | 1 
Die Betruͤbniß des Neifenden vermehret fih, wenn er die Vortheile der engliſchen 

iederlaſſungen wegen ihrer Lage, wegen der zahlreichen Voͤlkerſchaften, die ſie umringen, 
Degen der ungeheuren Menge Pelzwerke, welche dieſe Indianer verſchaffen koͤnnen, und 
Degen der Achtung, worinnen die engliſchen Waaren bey ihnen find, in Betrachtung zieht. 
Er beneidet die Handlung der Sranzofen mit eben ven Bölkerfchaften, welche unermeßlich 
ſt, ſaget er, obgleich ihre Miederlaffungen nichts Haben, das fo günftig ift, fondern viel- 
Mehr einer Menge Unbequemlichfeiten unterworfen find, Ex zeiget, mie leicht eg feyn 
wuͤrde, denen Misbräuchen abzuhelfen, welche feinem Vaterlande einen überaus großen 

baden bringen. „Die ganze Mühe beſteht darinnen, daß man weiter hin in dem In⸗ 
seen des Landes neue Niederlaſſungen errichte ‚daß man den Indianern dienliche Aufmuns 
rungen gebe, und vornehmlich mehr Gerechtigkeit und Redlichkeit in dem Handel beob⸗ 
»achte. Alsdann würde man zehnmal mehr Waaren aus England verthun; und die 
Engländer wuͤrden bald die Oberhand an denen Dertern erhalten, wo die Franzofen fie 
Lusgeſtochen haben, Es hat fehr das Anfehen, daß diefe Vorſtellungen die engliſche 
Nation erhiget haben, und daß fie vielen Antheil an denen Unternehmungen haben ‚ welche N 
So den Frieden von Europa ftöhren laſſen. ö 4 

Die drey Forte, welche man nebit MNork genannt hat, verbienen feine Beſchreibung. 
Sie enchalten ungefähr fiebenzig Einwohner, welche nebft denen in dem Fort York niche 
t Hundert Engländer in der ganzen Hudſonsbay ausmachen. 
Wenn Ellis von den Zugvögeln redet: fo befchreibt er auch einige, welche das Sand Auerhahn 

che yerfaffen. Der Auerhahn, braun und fprenglicht, ift das ganze Jahr über in den | 
Machbarten Ländern der Bay haufig anzutreffen. Er ift etwas ftärfer, als ein englän- 

iſches Rebhuhn, mit einem etwas länglichten Körper, und einem nad) Verhaͤltniß läns 
rn Schwarze, Der Schnabel iſt ſchwarz und mit braunen Federn bedecket; das Fell 
Über dem Auge ift vorh, oben der Kopf, der Hals und der ganze Leib ſchwaͤrzlich braun 
mit dunkel Orange und Aſchfarbe untermengt; der Schwanz ſchwaͤrzlich braun; der Hals 

ter dem Schnabel gelblich weiß, weiter hinunter und die Bruſt dunfel Drangefarben 

Mit ſchwarzen Flecken , wie halbe Monde; oben der Leib ift weiß, und wie Sahne ſchatti— 

t und mit ſchwarzen halben Monden geflecket, die Pfoten von den Öelenfen big auf die 


Nnunn2 Füße 


652 5 Reifen amd Entdefungen > | 


Beſchreib. Füße find mit einer Art von braunen ſchwarzgemiſchten Pflaumfedern bedecket y und di 
der Sud: Füße find braunroͤthlich, Die drey Vorderzehen haben ziemlich lange ſchwarze und zackich⸗ 
ſonsbay · ¶ te Krallen, da der Hinterzehe ihre ganz gleich iſt. Es iſt merkwuͤrdig, daß dieſe Voͤgel hiel 
die Ebenen und die ſehr niedrigen Lander bewohnen , da doch unterreinem andern Himmel eben 
diefe Art fich nur in ſehr erhabenen Ländern, und fo gar auf den Spigen der Berge findel 
Weißes Reb⸗ Das weiße Rebhuhn iſt von einer mittlern Größe zwiſchen dem gemeinen Kebpubtt 
huhn. , und dem Faſane. _ Seine Geſtalt würde wenig von der unferigen ihrer unterfchteden IM! 
wenn es nicht einen längern Schwanz hätte, Diefe Vögel find ordentlicher Weife im Som⸗ 
mer braun, und werben im Winter auf einmal weiß, außer den äußersten Schwanzfedetll' 
welche ſchwarz und weiß gefprenger find, Bey der ftrengen Kälte bringen fie alle Rächte 
im Schnee zu, telchen fie des Morgens abſchuͤtteln ‚ Inden fie fich gerade in die Luft DU 
‚ben. Den Tag über wärmen fie fich an.der Sonne, und fie ſuchen nur des Morgens u 
Abends ihre Nahrung, Ein engländifcher Naturkundiger, Eduards, behaupter, dießt 
Vogel fer eigentlich fein Rebhuhn, und hält ihn für den Auerhahn, im Englifchen Heath⸗ 
Game, welcher in America und auch in Europa, auf den Gebirgen in Wälfhtand, de 
Schweiz und Spanien ziemlich gemein, nirgend aber in fo großem Ueberfluſſe ift, als M 
der Hudſonsbay. J 
Pelican. Der Pelican ift dafelbft nicht feltener , und gleicht dem africanifchen: er ift aber nich 
fo groß, und die Taſche an feinem Schnabel nicht fo breit, *— 
Adler mit wei⸗ Der Adler mit dem weißen Schwanze iſt einer von den merkwuͤrdigſten Voͤgeln * 
Ben Schwan Bay. Er iſt beynahe fo groß, wie ein calecutifcher Hahn. Seine Krone ift platt, f 
ze. bat einen überaus kurzen Hals, eine breite Bruſt, ſtarke Schenkel, fehr lange und ne 
Berhältniß des Körpers fehr breite Flügel, die nach hinten ſchwaͤrzlich, und an den Sell! 
Biel Heller find. Die Bruſt ift weiß gefleckt, die Federn des Flügels find fehwarz ; 
Schwanz ſcheint, wenn er gefehloffen iſt, oben fo weht, als unten, fehr weiß zu ſeyn, 
Spige ausgenommen, welche ſchwarz oder braun iſt. Die Schenkel find mit braum 
ſchwaͤrzlichen Federn bedecket, unter welchen fich an einigen Orten weiße Dflaumfedern 
finden. Die Beine find bis auf die Füße mit braunen etwas roͤthlichen Pflaumfedern be 
decket; ein jeder Fuß hat vier große und ſtarke Zehen, drey vorwärts, und den vierten dl! 
terwärts, die mit gelben Schuppen bedecfer, und mie überaus ftarfen und fpigigen Krallen 
- mit einem fhönen glänzenden Schwarz verfehen ſind m 
Gekꝛonte hu. Der gekroͤnte Uhu, ein fonderbarer und in der Day ſehr gemeiner Boger, hate 
faft eben fo großen Kopf, als eine Kate, Er hat Federn, die ſich wie Hörner gerade h 
dem Schnabel erheben, wo fie mit Weiß gemifcher find, und nach und nad) braunte 
Großeweige ſchwarz gefleckt werden, Man fieht auch an eben den Orten große weiße Uhue, von ein 
uhu. ſo blendenden Weiße, daß man fie Faum auf dem Schnee unterfiheiden Fann, Sie " 
daſelbſt Das ganze Jahr uͤber häufig. Oftmals fliegen fie am hellen Tage, und jagen ‘ 
weißen Rebhuͤhner. Pie 
Stachel: Das Stachelfehwein in der Hudfonsbay it dem Biber an Geſtalt und. Größe ſehr 
ſchwein. lich. Sein Kopf, welcher von des Kaninichen ſeinem wenig unterſchieden iſt, hat eine? 
fe und ganz mit kurzem Haare bedeckete Naſe. Seine Vorderzaͤhne, zween oben und 1, 
unten, find gelb und fehr ſtark. Es hat fo Furze Ohren, daß fie Faum zwiſchen den H ar 
„ten feiner Haut hervorkucken. Die Pfoten find auch ſehr kurz: dieMägel aber, deren m 


diere an den Vorderpfoten, und fünfe an den Hinterpfoten zaͤhlet, find fehr lang, 2 j 


in Suͤdamerica. VE Buch. XIII Capitel. 653 


hohl und am Ende ſpitzig. Der ganze $eib ift mit einem fehr weichen ungefähr vier Zoll Beſchreib. 
Angen Haare bedecket, zwifchen weichem fich oben am Kopfe, am $eibe, und am Schwan- der Bud⸗ 
BE eine Are von ſtarren, und ſtachlichten Rohren von weißer Farbe, mit ſchwarzen Spigen a 
finder, die man nicht leicht aus ber Haut herauszieht, wenn man damit geftochen wird, —— 
Dieſes Thier machet ordentlicher Weiſe fein Neſt unter ven Wurzeln der größten Bäume, 
Bo es yiel fchläft, Es naͤhret ſich vornehmlich von ihrer Rinde. , Im Winter frißt es 
chnee , und im Sommer ſauft es Waſſer, allein, ohne die Füße hinein zu ſetzen. Die 
dnbianer eſſen ſein Fleiſch, und finden es eben ſo angenehm, als geſund. 
Ein noch ſonderbarer Thier iſt der Volverene, von den Engländern Quick. Hatch Volverene 
Senat, Es iſt von der Groͤße eines großen Wolfes. Seine Schnauze iſt bis unter die oder Quick⸗ 
ügen ſchwarz; der Kopf oben weißlich, die Yugen ſchwarz, die Kehle und der Hals un Bu 
Rt ſchwarz geflecket, die Ohren flein, und rund, der ganze Leib vörhlich braun, an den 
Sdufserfeiten dunkel, und auf dem Rücken und an ben Seiten heller; alles Haar am Leibe 
emlich lang, und nicht fehr die; die Pforen mit einem Fleinen ſchwarzen Haare bis auf das. 
Affe Gefene bebedetz die Schenkel braun, die Nägel von einer Lichten Farbe, endlich ber 
chwanz braun bis gegen die Spitze, welche dicker, fo gar bufchicht und fehwarz iſt. Der 
Doiperene traͤgt den Kopf fehr niedrig, wenn er geht, und fein Rücken ſcheint beftändig 
Lwolbet zu ſeyn. Wenn er angegriffen wird: fo vertheidiget er ſich mit ſo vieler Hartnaͤ⸗ 
Higkeie, als Lebhaftigkeit. Man fehreibt ihm bie Geſchicklichkeit zu, daß er alle Arten von 
Allen und Netzen, die man ihm ftellet , in taufend Stücke zerbreche oder zerreiße. x 
Da diefer Abſchnitt bloß die Hudfonsbay angeht, und von den Reifen gegen Norden Einwoßtter 
Kür bey Gelegenheit derer Niederlafjungen abgeriſſen werben, deren Gefchichte man mitge: — Hud⸗ 
ilet hat: ſo wiederhohlen wir, daß alles dasjenige, was dieſe Bay mit den andern Thei⸗ r 
diefer Gegenden gemein har, in den allgemeinen Abfchnitt verwiefen wird. Was wir 
N noch aus des Herrn ‚Ellis Berichte beyzubringen haben, betrifft nur die Indianer des 
Undes, Da er dasjenige beftätiger, was wir ſchon nach des Jeremie und anderer Reiſe⸗ 
beſchreiber Zeugniſſe angefuͤhret haben: fo ſetzet ex noch viele Beobachtungen hinzu, die dem⸗ 
Mnigen gemäß find, mas ihm befonders aufgetragen worden, nämlich die Beſchaffenheit des 
des und die Gemuͤthsart derjenigen zu erfennen, die folches bewohnen. 
5 Die Bewohner der Hudfonsbay, welche Die Engländer Nodwais, und die Frans Ihre Geſtalt 
Men Eſquimaur nennen, find von einer mittelmäßigen Statue, gemeiniglich handfeft, undGemuͤths- 
Bang wohl bey Seibe und ſchwarzbraun. Sie haben einen breiten Kopf, ein rundes und art. 
tes Geficht, Kleine ſchwarze und funkelnde Augen, eine flache Naſe, dicke Lippen, [hwarz 
| ind lange Haare, breite Schultern, und überaus Eleine Füße, Sie find munter und 
fig: aber fein, liftig und betruͤgeriſch. Die Schmeicheley Eoftet ihnen nichts, Es iſt 
„öt, fie zu erzüenenz man ſieht fie alsdann ein rogiges Weſen annehmen ; allein, es iſt 
Sen ſo leicht, fie in Furcht zu jagen. Sie hängen ihren Gebräuchen überaus feſt an. „Ich 
weis, ſaget Herr Ellis, daß viele von diefen Indianern, die in ihrer Jugend gefangen ges 
Nommen und in die englifihen Comptore gethan worden, fters ihr Vaterland bedauert ha⸗ 
en. Einer von ihnen, welcher lange Zeit unter den Engländern gelebet, und ftets nach 
hrer Art gegeſſen hatte, ſah von einem unferer Matroſen ein Seekalb eröffnen. Er fiel 
Mer den Thran her, welcher ſehr häufig berausfloß, und verfchlang eiligft mit einer er— 
"Nunlichen Begierde alles, was er in feinen Händen davon auffammeln fonnte, Darauf 
RR er in eben der Entzücungs ach! wie gut bin ich doch meinem Baterlande, wo ichmir 
te  Nunn 3 fo 


654 Reiſen amd Entderfungen 


Befchreib. „fo oft ich wollte, von dieſem Dele den Bauch vollfaufen fonntes.. Es wuͤrde nicht feh mer 
der BHud⸗ fallen dieſe Voͤlker gefittet zu machen, wenn der Handel, den man mit ihnen treibt, verlan⸗ 
ſonsbay , gete, dag man ſich dieſe Muͤhe gäbe. 

Ihre Canote. Sie find ſehr geſchickt, ihre Canote zu regieren, Ellis giebt deren Abbildung) die 
man mit anderer dergleichen Fahrzeugen ihrer in den Berichten von Nordweſt und Nordo 
wird vergleichen koͤnnen. Sie find entweder von Holze oder Wallfiſchrippen gemacht; 1° 
dünn, und ganz mit der Hauf von Seefälbern bedecket, außer einem Loche in Der Milte⸗ 
welches mit einem hölzernen oder fiſchbeinernen Rande umgeben iſt, damit das Waſſer von 
dem Verdecke nicht Hineinfomme, und welches nur fo groß iſt, daß es einen einzigen DI 
ſchen faſſen kann, welcher darinnen ſitzt, und die Fuͤße nach vorwaͤrts kehret. Von die⸗ 
ſem Rande geht ein Stuͤck Haut in die Höhe, welches er ſich um ven Leib herum bindet / 
und welches dem Waſſer alles Eindringen verwehrei. Die Nähte der Haͤute find mit ein 
Art von Theere oder Leime überzogen, welcher von dem Thrane von Seefälbern gem 
wird. ¶ In diefen Canoten nehmen die Indianer alles mit ſich, was fie brauchen, vorneh! 
fich Fifchergeräthe. Sie haben darinnen auch Schleuder und Steine, deren fie ſich fehe gt" 
fhickt bedienen. Ihre Harpunen find an dem einen Ende mit einem Zahne von einem 
pferde i) bewaffnet, welches dienet, die großen Fifche damit zu werfen, mern fie, ſchon vet⸗ 
wundet ſind, damit ſie deſto eher ſterben. Das andere Ende iſt eigentlich gemacht, ſie M 
verwunden. Es ift eine Art von Barte mit Eifen verfehen, welcher fich in dem Leibe de⸗ 
Fiſches einhäfelt und aufhält, da hingegen die Knochenſpitze von ſelbſt wieder heraus g 
Ein Riemen , welcher an den Bart angeheftet ift, haͤlt an dem andern Ende eine aufgebl® f 
fene Seefalbeshaut, welche anftatt des Zeichens diene, um den Dre zu bemerken, mo 
Fiſch ins Waſſer tauchet, und ihn bey feinem Schwimmen fehr ermüder, fo lange, bis 
feine Kräfte erfchöpfet hat, und ftirbt. Alebann ziehen ihn Die Fiſcher ans Sand, und MÜ 
men ihm fein Fett eder feinen Thran ab, welches ihnen zur Nahrung dienet, und fie in iv 
ven Lampen brennen. 5 
Diefe Eleinen Canote , die nur für die Mannsperfonen find, haben ungefähr man) 
Fuß in der Länge, und achtzehn Zoll in der Breite, und laufen an beyden Enden ig 
Der Schiffer hat nur ein ziemlich breites Ruder, welches auf beyden Seiten zum Kuba! 
dienet. Es giebt aber auch noch andere Canote für die Weibesperfonen , welche größe! 
offen find, worinnen fie die Ruder führen, und bis auf zwanzig Perfonen figen könne! ? 
Die Materialien find einerley. — KR 
Ihre Kleidung Die Kleidung der Mannsperſonen iſt ordentlicher Weiſe von den Haͤuten der © 
ber oder des Rothwildpraͤtes. Sie machen fich auch welche von den Fellen der Sand- und 
fervögel , welche fie kuͤnſtlich zufammen zu nähen wiffen. Alle diefe Kieidungen habelt 
Art von Kapuze, werben um den Leib zugemacht, und gehen nur bis auf die pirte 
Schenkels. Die Hofen werben vorn und hinten zugezogen, wie man einen Beutel —* 
Viele Paare Stiefel und Socken über einander dienen beyden Geſchlechtern, ſich die De 
und Füße warm zu halten, Der Unterfhied unter den Manns⸗ und Weibeskleidern ©, 
daß die Weibesperfonen an ihren Roͤcken einen Schweif haben, der ihnen bis auf die Bi 
hinunter geht , daß ihre Kapuzen an den Seiten der Schultern breiter find, um ihre af, 
der hinein zu ſtecken, wenn fie folhe auf dem Rücken tragen wollen, und daß ihre Stief pie 


) Die Frangofen nennen es fonft ein Seekalb. 


N Ein Öqumau ın Seinem Canote . M 25 


ANHIEB 


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in Suͤdamerica. Vl Buch. XIII Capitel. _ 65 


die auch viel größer ſind, ordentlicher Weiſe mie Fiſchbeine verſehen ſund. Ein Kind, wel⸗ Beſchreib 
hes fie auf einen Augenblick von ihren Armen nehmen müffen, wird in einen Stiefel geſte- der Sud⸗ 
et, fo lange, bis fie es wieder nehmen können. Man fieht bey einigen Haunsperfonen fonsbay. 
Enden von den Blafen der Seefälber , die zufammen genäbet find, und faft eben die Ge⸗ 
alt Haben, wie unſere Hemden, Ueberhaupt find ihre Kleider ſehr ſauber mit einer Nas 
von Eifenbeine #) , und mit den Sehnen von Thieren, die fie in fehr dünne Faͤden fpal- 
N, zufammen genäher, Es fehlet ihnen auch nicht an Geſchmacke, fie mit Bändern von 
Küuen, nach Art dev Galonen und Bänder, zu verbränten und zu zieren, welches ihnen ein 
de fauberes Anfehen giebt. 

Nichts machete dem Herrn Ellis einen höhern Begriff von ihrer Geſchicklichkeit, als Schnebrillen. 
dasjenige ‚was fie in ihrer Sprahe Schneesugen nennen. Diefes find kleine Stuͤckchen 
Di; oder Elfenbein , die zur Erhaltung der Yugen gemacht, und hinter dem Kopfe zuge: 

Anden werden, Ihre Spalteift gerade fo lang, alsdie Augen, aber ſehr ſchmal; welches nicht 
dert, daß man nicht fehr deutlich Dadurch fehe, ohne die geringfte Befchwerlichfeit davon 
U empfinden, Diefe Erfindung verwahret fie vor der Berblindung ; eine erſchreckliche und 
br ſchmerzhafte Krankheit für fie, welche Durch die Wirkung des fehr ftarf von dem Schnee 
ruͤckbrallenden Lichtes verurfacher wird: vornehmlich im Srühlinge, wenn die Sonne mehr 
Über dem Horizonte erhaben ift. Der Gebrauch diefer Mafchinen ift bey ihnen fo üblich, 
‚ wenn fie etwas in der Ferne beobachten wollen , fie fid) derfelben, als eines Fernglas 
N, bedienen, * 

Eben den Geiſt der Erfindung beobachtet man auch an ihrem Geraͤthe zum Fiſchen 
Mb zur Bogeljagd. Ihre Harpunen und ihre Wurfipieße find gut gemacht, und zu dem 
brauche bequem, wozu fie folche anwenden. Vornehmlich find ihre Bogen ſehr ſinnreich 
macht, - Sie beftehen aus dreyen Stücken Holz, die mit fo vieler Kunft, als Sauber— 
A, zufammen gefüget find. Das Holz iſt von Tannen, oder Latix. Weil aber folches 

ftarf noch elaftifch iſt: fo helfen die Wilden diefen beyden Mängeln dadurch ab, daß 
Res hinten mit einer Binde von Sehnen oder Spannadern von ihrem Rothwildpraͤte ver- 
Merken, Sie legen ihre Bogen oft ins Wafferz und die Feuchtigkeit, welche diefe Saiten 
Kine, giebt ihnen zugleich mehr Stärfe.und Federkraft. Man hat aber gefeben, daß 
"jeit der Zeit, da fie mit den Europäern handeln, ihren Bogen für die Slinte verlaſſen. 

Man Eenner in der Bay Feine anftefende Seuche, Die Bruftbefchiverden, Die da- Arzeneymit- 
yon am gemeinften find, werden durch einen Tran von einem Kraute, Vuizze Rapuk: tel, 

genannt, oder durch Schwißen, gehoben. Wenn diefe Indianer ſchwitzen wollen: fo 
"hinen fie einen großen runden Stein, worauf fie ein Feuer machen, welches fie fo lange 
An palten, bis der Stein glühend davon wird. Darauf machen fie eine kleine Huͤtte ums 
", die fie forgfältig verflopfen; ſie gehen nackend mit einem Gefäße voller Waſſer hinein, 

1 it fie den Stein befprengen; und das Waſſer, welches fich in heiße und feuchte Dünfte 
wandelt, die gar bald die Huͤtte erfuͤllen, verurſachet dem Kranken eine ſehr geſchwinde 
edunſtung. Wenn der Stein anfaͤngt, kalt zu werden: ſo eilen ſie hurtig hinaus, ehe 
k ihre Schweißlöcher verfihließen, und tauchen ſich auf der Stelle in friſch Waſſer. Iſt 
ih im Winter, wo das Sand ohne Waffer ift: fo wälzen fie ſich im Schnee herum, Dieſes 
durchgaͤngig eingeführet, und wird für ein unfehlbares Mittel wider die meiften Kranfheis 
ten 


Werkzeuge. 


H Oder vielmehr von einer Fiſchgraͤte. 


Beſchreib. 
der Hud⸗ 
ſons bay. 


Ihꝛe Religion. 


Ihre Liebe ge⸗ 
gen ihre Kin⸗ 
der. 


Gewaltſamer 
Tod der Alten. 


rauchet eine Pfeife Taback, und trinkt einige Glaͤſer ſtarkes Getränfes, | Endlich Eu 


656 ® Reiſen und Entdeckungen 


ten des Landes gehalten. Dasjenige, welches fie wider die Colik und alle Unordnung in 
den Gedärmen brauchen, iſt eben fo fonderbar ; es iſt der Tabacksrauch, den fie DW 
fig verſchlingen. e 

Ihre ‘Begriffe von ver Religion find fehr eingefchränfer. Ellis entdeckete, ohne ben 
Muthmaßungen etwas einzuräumen, wie er ſaget, daß fie ein Wefen von einer unendlichen 
Guͤte erkennen, und es Ukcowma, das ift in ihrer Sprache, das große Haupt, nenne! 
Sie fehen es als ven Urheber aller Güter an, die fie genießen; fie reden mit Ehrerbiethun⸗ 
von ihm; fie fingen fein Lob in einem Liebe mit einem fehr ernfthaften , und fo gar zieml 
harmonifhen Tone: ihre Meynungen von deſſen Wefen aber ſind ſo vermorren, daß md 
nichts davon verfteht. Sie erkennen auch noch ein anderes Wefen, welches fie Witi Bu 
nennen, und als die Duelle und bas Werkzeug alles Böfen anfehen. Sie fürchten # 
fehr davor. Ellis Fonnte aber nicht entdecken, ob fie ihm einigen Dienft erweifen, 
zu befänftigen, f 

Was für eine Abſchilderung uͤbel unterrichtete Keifebefchreiber ung auch von ih 
Wildheit machen mögen: fo verfichert er doc), daß fie viel Menfchlichkeit befigen, melde 
fie bey dem Ungluͤcke eines andern empfindlich machet, Die zärtliche Liebe, welche fie 9 
gen ihre Kinder haben, verdienet Bewunderung, Ellis führet ein fonderbares Benfpiel OF 
von an, welches faft vor feinen Augen vorgegangen iſt. Zwey Canote, die über einen er 
breiten Fluß giengen, kamen mitten aufs Wafler. Das eine, welches nur von rind 
war, und einen Indianer mit feiner Frau und ihrem Kinde führete, wurde durch die 
fen umgeworfen, Der Bater, die Mutter und das Kind famen glücklich in das anden | 
Canot: es war aber fo Elein, daß es fie nicht alle drey retten Fonnte. Hier entſtund ai 
Wortwechfel. Die Frage war nicht unter Man und Frau, mer für einander fterben ſol⸗ 
te; ſondern einzig und allein, wie der Gegenſtand ihrer gemeinſchaftlichen Zuneigung 
retten waͤre. Sie braucheten einige Augenblicke, zu erwaͤgen, welcher von ihnen bee, 
deffen Erhaltung am nüglichften feyn Fonnee, Der Mann behauptete, das Kind’ h 2 
feinem fo zarten Alter mehr Beyitand von der Murter nöthig: fie Hingegen behauptete," 
haͤtte ſolchen nur von feinem Vater zu erwarten, weil es von eben dem Gefchlechte WA 
und von ihm die Jagd und Fifcherey erlernen müßte. Sie empfahl auch ihrem Maut 
feine väterliche Sorgfalt gegen das Kind niemals zu verabfäumen , und ſtuͤrzete fich Dat 
in den Fluß, wo fie bald erſoff. Der Mann fam mit feinem Kinde an das Ufer. 
diefe Begebenheit nahm den Herrn Ellis um fo viel weniger Wunder, weiler bey auf 
Völkern fehon ſehr wenig Achtung gegen ihre Weiber bemerket hatte, Ein Mann, De im 
der Erde ſitzt, halt ſich für ſehr beleidiget, wenn ihm eine Weibesperfon die geringfie 1b 
Bequemlichkeit in dieſer Stellung verurſachet; und es ift eine eingeführte Gewohnheit, d 
die Männer niemals nach ihren Weibern aus eben dem Gefäße trinken. - he 

Die Gewohnheit, die Alten zu erdroffeln, die man nach Keremies Zeugniffe ans h — 
ret hat, wird vom Ellis beſtaͤtiget, aber mit Umſtaͤnden, die ſolche noch ſeltſamer ma (et 
Sie erſtrecket fie auf beyde Geſchlechter. „Wenn die Wäter oder die Mütter in einem a zu 
„find, welches ihnen nicht mehr erlaubet, zu arbeiten: fo befehlen fie ihren Kindern, ch 
„erdroſſeln. Dieß ift auf Seiten der Kinder eine Pfliche des Gehorfames , det fe m 
„nicht entziehen Fönnen, Die alte Perfon fleige in eine Grube, die fie gegraben 9*—— 
„daß fie ihr zum Grabe dienen ſoll. Sie unterredet ſich darinnen eine Zeitlang mit ihnen 







> 


in Suͤdamerica. VI Buch, XIII Capitel. 657 


ihr auf ein Zeichen, das ſie ihnen machet, einen Strick um den Hals; und da ein jeder auf Beſchreib 
»feiner Seite zieht, fo erdroffeln fie folche in einem Augenblicke. Sie find darauf verbun: der Hud⸗ 
„den, fie mit Sande zu bedecken, worüber fie einen Steinhaufen aufeichten. Die Alten, Ansbay. 
"Welche Feine Kinder haben, fordern eben diefen Dienft von ihren Freunden: aber da ift.es 
feine Pflicht mehr; und fie haben oft den Verdruß, daß man es ihnen abſchlaͤgt. Man 
liebe nicht, daß fie jemals, wenn fie des Lebens uͤberdruͤßig find, fich durch ihre eigene 
Hand davon zu befreyen bedacht ſeyn follten „. ] 
Herr Ellis, welcher öffentlich befennet, daß er nichts befannt mache, was er nicht mit Indianiſche 
Finen eigenen Augen gefehen , Hält fich bey einer andern Gewohnheit diefer Indianer auf, Quackſalber. 
® man für einen Scherz annehmen würde, wenn ev nicht eine bittere Anmerkung wider ſei— 
Ne Nation hinzufügete. „Man fieht ihrer viele, ſaget er, welche das Gewerbe der Quad» 
sfülber , mit allerhand Materialiftenwaaren, treiben, die fie in unfern Comptoren Faufen, 
„als Zucker, Ingwer, Gerfte, allerhand Specereyen, Samenkoͤrnern zu Gartenfrüchten, 
„Suͤßhelz, Schnupftaback ıc. Ste verkaufen ſolche in kleinen Portionen, die fie als Huͤlfs- 
»Mittel wider verfehiedene Krankheiten, oder als gute Mittel zur Fifcherey, zur Jagd, zuden 
»Öefechten anrühmen. Alle diefe Borftellungen bekommen fie von den Engländern felbftz 
»und ich kann es nicht verhehlen, ein Drittheil der Handlung in der Yudfonsbay hängt heu⸗ 
sliges Tages von diefen indianifchen Quackſalbern ab, welche ihre eigenen Freunde betrügen, 
aindem fie ihre falfehen Droguen gegen gute Pelzwaaren umfegen, die fie unter ung verhan- 
„deln. Diefer Betrug ift ohne Zweifel den Intereſſenten vortheilhaft. Wuͤrde es aber nicht 
stühmlicher und nuͤtzlicher für uns ſeyn, daß wir einen ſichern und beftändigen Abgang der 
Maaren aus unfern Wollen. und Eifenfabrifen einfuͤhreten, als einen fehändlichen Han⸗ 
sdel duldeten, wovon die Folgen England nothwendig nachtheilig feyn müffen „? 

Ein Vorwurf, welcher nur auf Die Indianer fälle, if derjenige, den fie wegen ihrer GꝛauſameBe— 
Unvorfichtigkeit verdienen, welcher fie verhindert, ſich wider das Elend zu verwahren, wel- gebenheiten ih⸗ 
Gem fie alle Jahre ausgeſetzet find. Sie menden ihren Vorrath großmuͤthig auf, menn ker Reiſen. 

her überflüßig iſt, ohne jemals daran zu denken, daß fie etwas davon auf den Winter 
derwahren ſollten. Kaum heben ſie ſich ein wenig Fiſche und Wildpraͤt auf. Es begegnet den⸗ 
enigen ſehr oft, welche nach den Comptoren in der Bay zu handeln kommen, daß ſie unterwegens 
Enoͤthiget find, ein Tauſend Haͤute zu roͤſten, und zu eſſen, weilfie ſich auf einen Beyſtand 
echnung gemacht haben, den fie nicht antreffen. In der That, diefe Unfälle haben nicht 
le Kraft, fie niederzufchlagen. Sie nehmen zu allerhand Mitteln ihre Zuflucht , fich mit 
ihren Familien zu erhalten ; und in der äußerften Noth ift ihre Geduld unbeweglich. Oft 
Mals reifen fie zwey bis dreykundert Seemeilen in dem firengften Winter durch Fahle und 
Lſtorene Sünder, ohne Zelte, fich vor dem rauhen und ungeftümen Wetter zu fchügen, oder 
8 Nachts zu ruhen. Auf diefen Reifen machen fie, bey Annäherung der Nacht, einen 
feinen Zaun von Gefträuchen, der ihnen zur Verſchanzung wider den Wind und diewilden 
diere dienet. Sie zünden an der Seite des Zaunes , die dem Winde entgegen ift, ein grofe 
8 Feuer an, und legen ſich ohne weitere Umftände, als daß fie den Schnee wegräumen, 
auf die Erde, um zwifchen dem Zaune und dem Feuer zu ſchlafen. Weberfällt fie bie Nacht 
UF einer Ebene ohne Gehölze, wo fie weder Zaun noch Feuer machen koͤnnen: fo 
kgen fie fich-unter den Schnee, welchen fie nicht fo kalt finden , als die äußere Luft, vor wel 
Ser fie der Schnee verwahret. Sie geftehen aber felbft, daß die größte Strengeder Kälte 
t demjenigen nicht zu vergleichen ift, was fie oftmals vom Hunger anszuftehen haben, 
Allgem, Reifebefchr. XVI Band, 900 Bey 


658 ———— Reiſen und Entdeckungen 


Beſchreib. Bey dieſen Gelegenheiten werden ſie dahin gebracht, daß ſie ihre Weiber und Kinder freß 
der Sud fen, Ellis fuͤhret ein Beyſpiel davon an, welches demjenigen nichts nachgiebt, was mal 
fonsbay. bereits gelefen hat. Er ſehet zur Schande feiner Marion hinzu, daß der unglückfelige I 

dianer, deſſen Geſchichte er erzäßlet, „da er voller Berrübniß nach dem englifchen Compto⸗ 
„re gefommen, die traurigen Umftände davon nicht habe verhehlen können ; daß aber d 
„Statthalter , welcher fie angehöret, nicht anders, als mit einem großen Gelächter, DA 
- „auf geantwortet. Der Wilde, welcher über diefe Unmenſchlichkeit erſtaunete, ſagete in 
gebrochenem Engliſch darauf: das iſt doch eben Feine Erzählung zum Lachen; un 
— „begab ſich ſehr ſchlecht von der chriſtlichen Sittenlehre erbauet, Hinroeg 
IhreSpꝛache. Die Sprache dieſer Voͤlker iſt etwas durch die Kehle, ohne daß ſie deswegen rauh ode 
unangenehm iſt. Sie haben wenig Wörter, die aber viel bedeuten, und eine ziemlich gluͤck— 
liche Art, neue Begriffe durch zufammengefegete Wörter auszudrücken, welche die Eigen⸗ 
fihaften derer Dinge vereinigen, denen fie Namen geben wollen ). 
Zwo fonderba- Zuletzt eignet ihnen Ellis noch zwo fonderbare Gewohnheiten zu. „Sie find, ſaget el 
re Gewohn⸗ „Yon allen bekannten Nationen in ihrer Art zu piffen unterfchieden. Die Mannsperfonl 
beiten. hucken fich beftändig nieder, wenn fie ihr Waller abfehlagen, und die Weiber hingegen I 
„ben aufgerichte. Die Männer erlauben aud) ihren Weibern oder nöthigen fie vielme 
„oft dazu, daß fie fich Durch den Gebrauch eines Krautes, welches die Bay hervorbring" 
„und anderswo nicht unbekannt ift, das Kind abtreiben „. Uebrigens iſt dieſe letzte 
„wohnheit hier nicht barbariſcher, als in China, wo die Gefege denjenigen, die ihre Kind 
„nicht ernähren koͤnnen, erlauben, fie zu tödten, wenn fie auf die Welt kommen. 
Marmorinfel, Ellis giebe die Befchreibung von der Marmorinfel, wo er durch widrigen Wind auf 
und deren Ber gehalten wurde. Sie liege in zwey und fechzig Grad, fünf und fünfzig Minuten der Br 
ſchreibung te, und zwey und neunzig Grad der Laͤnge von London, Sie iſt fechs Seemeilen lang zw’ 
fhen Oft: und Welt, "und zwo bis drey breit von Norden gegen Süden. Der ganze Dr 
den, welcher an der Weftfeite erhaben, und an der Oſtſeite niebrig ift, ift nur ein an einal 
der hängender Fels von einer Art harten und weißen Marmors mir grünen blauen, und ſchwal 
zen Flecken geftreifet. Die Spitzen der Berge aber feheinen gebrochen zu ſeyn; und Fell! 
von einer ungeheuren Dicke, mit einer unausfprechlichen Verwirrung unter einander gem” 
ſchet, (Heinen ihre Geſtalt und Lage einer unbefannten Umfehrung zu danfen zu haben. 
bedecken fehr tiefe Höhlen, worinnen man ein großes Geraͤuſch hoͤret, welches nur von ve 
ſchiedenen Wafferftrömen herfommen kann, die ſich über die Steine hinunter ftürgen, U 
die man an vielen Oertern durch Spalten Berausbrechen ſieht. Aus der Beſchaffenheit di 
fer Waſſer urtheilete Ellis, fie müßten durch Kupferadern gehen, Sie find bald gruͤnli 
nebft einem Gruͤnſpansgeſchmacke, bald vollfommen roth und färben die Steine, die fit bes 
netzen, mit eben der Farbe, Die Thäler find miceiner fehr dünnen Erdlage überzogen, d 
ein wenig Öras trägt, und enthalten einige Seen füßes Waffers, auf welchen man Ed 
ne und Enten ſieht. Man wird auch an ihren Ufern verfchiedene Arten von Rochwwildpt 


/) Man findet in einer andern englifchen Wache kon, ein Meifel, oder Schrooteiſen; rail? 
richt folgende Wörter, die, wie der Verfaſſer faget, whigin, ein rother Rock; Metus, Strümpfe: me 
‚am Grunde der Bay geſammelt find: Arakana, keman, Meſſer; Mickedy, oder Pickow, pulse! 
Brodt; Aſtam, komm. hiehers Affinne, Schrot; Mekish, Ruöpfhens Mouftodawbish, ein S 
Apit, ein Feuerftahl z Xrremitogify, reden; felftein; X7o mun⸗niß e so ta, ich verſtehe u 
A Noꝛch, alsbald; Chickabigon, eine Art; Es: nicht; rom, diefer ; Pifbfhifb, ein Sins; 


in Suͤdamerica. VI Buch. XIII Capitel. 69 


® gemahr , die nur von dem feften Sande dahin kommen, ob es gleich über vier Seemeilen Beſchret b. 
gen Porden davon liege: diefe Thiere aber gehen vermuthlich im Winter auf dem Eife der Sud» 
inuͤber, oder ſchwimmen auch im Sommer hinüber; denn fie ſchwimmen bier fehr leicht fonsbay. 
ind Hatten fich fehr Lange im Waſſer. Endlich findet man in ver Inſel auch viele Spuh⸗ ö 
‚en von Menfchen, als fonderbar über einander gehäufere Steine, welche Ellis für Gräber 
aͤlt, und die Gründe von vielen zirkelrund, wie Bienenftöce, von einer Vermengung von 
teinen und Mooße gebaueten Cabanen. Zwiſchen ver Inſel und dem nordlichen feften 
Sande ift der Ankerplatz ziemlich gut, auf zehn bis zwölf Faden Waſſer. Sie hat nur einen 
Ünzigen Hafen, welcher gegen Suͤdweſt ift, und wohl auf Hundert Schiffe halten kann: die 
Einfahrt aber ift eng, und mit einem fehr nieorigen Inſelchen bedecket, die ganz voller Fels 
In iſt ‚ wider welche fich das Meer heftig bricht. Man muß diefe Eleine Juſel zur Linken 
(fen ‚ um in ben Hafen einzulaufen, welcher einer von den fhönften feyn würde, wenn bie 
Einfapre etwas tiefer wäre. r 
Da Ellis den Winter in der Bay zugebracht : fo hatte er Gelegenheit, zu beobachten, Schlimmer 
daß die Indianer dafelbit wenig Krankheiten unterworfen find, und wenn fie zumeilen davon Einfluß der 
gegriffen werden, fo kommt folches fait allezeit davon Her, daß fie fich erfälten, wenn fie MalANNEN, 
Rarfe Getränke getrunken haben, „Dieſes haben fie, ſaget er, den Engländern zu danken, 
die ihnen folche geben; da ihnen hingegen die Sranzofen, nach weit weifern und vernünfz, 
stigern Grundfägen, folche nicht verfaufen wollen, aus Furcht, fie möchten ihrem Tempe · 
»tamente, und folglich ihrer Handlung ſchaden, deren guter Erfolg auf die Munterfeit und 
5Stärfe des Körpers, und die Gefchicklichkeit zur Jagd ankommt. Es find aud) diejeni 
sten, die unter den Engländern leben, mager, klein, und verdroſſen. Sieübernehmen ſich 
Iuweilen in ihrem Saufen fo fehr, daß fie die abſcheulichſten Ausfchtweifungen begehen; fie 
»lhlagen fich wie Nafende mit einander: fie ſtecken ihre Cabanen in Brand; fie misbraus 
»then einander ihre Weiber; und im Winter, wenn fie fid) von Sinnen gefoffen haben, le— 
sgen fie fich um ein gutes Feuer herum fihlafen, da fie fid) zuweilen entſetzlich verbrennen, 
Wer auch erfrieren, nachdem fie fich nahe zu dem Heerde oder weit Davon machen. Die 
andern hingegen find gefund, groß, munfer und ſtark, fo wie man fie vorgefteller hat, 


Der II Abſchnitt. —— Beſchreib⸗ 
Beſchreibung von Canada oder Neu-Frankreich, in 


Einfeigung. Strecke diefes Landes. Schwierigkei-⸗ tarioſee. Land der Iroqueſen. Beobachtung tves 
ten bey deffen Befchreibung. Beſchreibung der gender Mündung des Laurenzfluffes. Inſel Ans 
Seen darinnen. Der Oberfee, Huronfee. Toronz tivofty. Seiten des Laurenzfluſſes. 
tobah. Michiganſee. Erieſee. Fort Niagara, On: 


ageachtet wir bereits in einem eigenen Bande die Geſchichte von Meufranfreich geliefert Einleitung. 
haben; fo konnen wir uns doch nicht entbrechen, dasjenige allhier beyzufügen, mas 
Do00 2° noch 
Tabak; Sokh, im, m, ehe ee 
fh, eine Piltele; Pibiefeman, ein großes Mef: boon, ein Kamm; Taney, wo; Tine önec ifo, 
ä = — gieb min ein Stück; Pe- wie heißet ihr diefes? Teguan, was ſaget ihr ? 
Mid 5 con Gau Miowon, id ale einigen Tapoy, das if wahr 
Ludding; Spog, m, eine Pfeife; Stenna, i, 


Ling; Paſtoſigon, eine Canone; Piftofigon a 


666 Reifen und Entderfungen 


Befehreib. noch) zu beffen geographtfchen Befchreibung gehöret, und vornehmlich aus dem Baron de | 


von Canada, Hontan genommen ift, 


r 


Strecke dieſes 


Landes. 


Bevor wir uns aber darein einlaſſen, muͤſſen wir anmerken— 
daß Herr Prevoſt noch einen Abſchnitt von dem Cap Breton, oder der von dem Fraujo⸗ 
fen fo genannten Tele Royale, vorher gehen laſſen. Da er aber nichts weiter darinne 
zuſammen getragen, als was man ſchon vorher davon geleſen bat m): fo haben wir 1" 
chen fuͤglich unberuͤhret gelaffen, 
Die franzöfifchen Reifebefchreiber geben Neufrankreich gemeiniglich einen groͤßeren 
Umfang, als die Hälfte von Europa hat. La Hontan, welcher vor der Abtretung von N 
land und der Yudfonsbay ſchrieb, gab ihm damals eine Strecke von dem neun und dreyßigſte 
Grade der Breite bis zu dem fünf und fechzigiten »), und fing von Süden des Eriefeeg P 


bis nady Norden der Hudſonsbay, und vom zweyhundert und vier und achtzigften Grade de 
Laͤnge bis zu dem dreyhundert und fechs und dreyßigſten, das ift von dem Fluſſe mi 


Dis an das Cap Rofe in der Inſel Neuland. 


Wenn man alſo Europa mit einigen Erd! 


ſchreibern, zwifchen den fünf und dreyßigften und zwey und fiebenzigften Grade der Brill 
von Süden gegen Norden, und dem neunten und vier und neunzigften der Laͤnge einſchließt: 
findet ſichs, daß es nur eilf Grad der Breite und drey und dreyßig Grade der Laͤnge mehr Da 


m) Naͤmlich bey dem P. Charlevoix, im XIV 
Dande diefer Samml. a. d. 567 u. f. Seite, und 
beym Don Alloa im IX Bande a. d. 625 u.f. ©. 


n) Der Abt Lenglet, welcher unter dem Namen 


Neufrankreich, Canada und Luiſiana begreift, giebt 
ihm eine Lage zwiſchen fünf und zwanzig und 
drey und fünfzig Grad Morderbreite, und zwey— 
hundert und fieben und fechzig und dreyhundert 
und dreyßig Grad der Länge, da er feine groͤßte 
Strecke von Suͤdweſt gegen Nordoft nimmt, von 
der Provinz Panuco in Neufpanien an bis nach 
Cap Charles bey dem St. Laurenzbuſen; welches 
eine Weite von mehr als neunhundert Seemeilen 
in ſich ſchließt. Man fehe aber die folgende Anz 
merkung. 

0) Dean hat dem P. Eharlevoir eine Menge 
fehöner eritifcher Beobachtungen zu danken, welche 
zwar diefe Dunfelheiten nicht völlig ins Licht ſetzen, 
jedoch wenigftens dienen koͤnnen, den Leſer wider 
eine unendliche Menge Irrthuͤmer auf feiner Hut 
zu halten; und der Entwurf diefes Werkes nöthi- 
get uns, einige davon anzunehmen. Weil wir keine 
volltändige Geſchichte von Neufranfreich haben , 
faget er, und die Nachrichten von diefem großen 
Sande, die am meiften herum gehen, nicht die rich— 
tigften und getreueſten find: fo iſt es nicht zu ver⸗ 
wundern, daß die Weltbeſchreiber, Erdbeſchreiber, 
und die geographiſchen und hiſtoriſchen Worterbuͤ⸗ 
cher nicht richtiger geweſen ſind. Es iſt dabey ſon— 
derbar, daß die alten nicht ſo voller Fehler find, 


als die neuern. Es iſt wahr, zu ihrer Zeit waren 


die franzoͤſiſchen Eolonien in dem nordlichen Ame: 


‚Eommener, 


riea wenig beträchtlich: allein , fie haben doch wet 
genauer davon geredet, als diejenigen, bie auf | 
gefolget find, und fie haben verbeifern wollen. 
kann zur Urſache davon angeben, daß fie nut 
Eleine Anzahl Nachrichten vor fich gehabt haben 
deren Verfaſſer bloß dasjenige erzaͤhleten, was 
gefehen oder ven Augenzeugen vernommen ha 
und alſo nur einiger Vergrößerung befehuldiget wel 
den konnten. Alſo it Blaeus großer Atos, 
her im 1677ften Jahre verfertiget worden , bel u 
ders nad) Laets India Occidentalis gemacht, } 
cher ſelbſt nur nach Berrazani, Cartier, Champl 
Laudoniere und Leſcarbot, lauter Neifenden ® 
siemlich guter Treue und Glauben, gearbeitet, 9 
alſo fuͤr ſeine Zeit das Beſte war, was man ha 
konnte. Diejenigen, welche vor Blaeus rofl 
Atlaſſe vorher gegangen, als Johann und er 
belm Blaeus Theatrum mundi, Roberr D 
leys Arcana del Mare, Mercators Atlas, Dr 
vitys Welt, Thevers Reijebefcpreibung 2c. MM kr 
den Karten und Abhandlungen noch weit und? Mi 
Fand man aber wenig Erläuter! Hi 
darinnen: fo Eonnten fie‘ auch Feine große Ser 
mer verurfachen, ‘ jr? 
Corneille hat ſich in feinem geographifchen * 
terbuche vornehmlich an des Barons de la Hon ⸗ 


ain/ 


‚Reifen gehalten, der in vielen Puncten ein it 


ter Führer iſt, von demjenigen aber gute Na 

hatte, was den Gegenftand des Woͤrterbuches In 
machete; und diefer Artikel iſt darinnen ni nd’ 
mangelhaftefie. Man redet nicht von det abha 
lung von Canada, die in dem jechften Sad. Ind 


in Suͤdamerica. VI Buch, Xlll/Capitel. 60 

A Neufranfreich vor der Abtretung. Fuͤgete man alfe nordweſtliche Länder hinzu ‚fährt dies Beſchreib 
kr Reifebefchreiber fort; fo würde es unvergleichlich größer feyn, als ganz Europa, Man vonCansds, 
ann es aber nur bey dem bewenden laſſen, fager er, was entdecket und eingerichtet iſt, und 

Velhes nur diejenigen Länder begreift, wo bie Franzoſen Forte, Magazine und Miſſionen 

aben, * 

Es iſt unmoͤglich, eine ordentliche Beſchreibung von dieſem weitlaͤuftigen Lande zu ge⸗ Schwierigkei⸗ 
ben, deffen gefammte Theile niemals ordentlich eingetheilet worden, und auch nicht einmal tur bey — 
Auf gleiche Art bekannt find o). Wir wollen aber mit den allgemeinen Vorſtellungen an— Beſchrelbung. 
Mgen, damit wir hernach mit unſern ſcharfſinnigſten Reiſebeſchreibern zu den einzelnen 


fücken fommen fönnen, 


Man giebt gemeiniglich Neufrankreich, oder wenn man will, demjenigen Theile von 
eufranfreich, welcher Canada heißt, das Nordmeer, und die engländifchen Colonien ge— 
en Dften, unermeßliche indianifche Länder gegen Welten, das Land Labrador und -die 
Hud ſonsbay gegen Norden, und Luiſiana gegen Suͤden zu Graͤnzen, wobey man unter 
dieſein Namen das Land der Illineſen mit begreift, welches ſich durch den Fluß Miſſiſſipi 
damit vereiniget, und zu eben der Statthalterſchaft gehörer, Man theilet Canada oder 


Alla des Herrn de Gueudeville bekannt gemacht 
ik, weil folche nur ein übel verdaueter Auszug aus 


Hontans Nachrichten if. Robbe und la Marz 


Üniere heilen Reufrankreich in zwo Provinzen, 
Weiche Canada befonders und Saguenay find. Dies 
Eintheilung ift nur erdichtet, und über dieſes 
dt fchlecht-geordnet. Erſtens, iſt die Stadt Que— 
ber ‚ die Hauptſtadt des franzöfifchen Canada dar- 
Ühnen in die Provinz Saguenay gefeßet. Zwey⸗ 
fang, findet ſich dieſe vorgegebene Provinz Sague- 
May daſelbſt in der Provinz Canada eingefehloffen, 
Welche Robbe unterhalb des Fluſſes Saguenay bis 
den Meerbufen St. Laurenz, und über Quebec 

bie jenfeits der Sem erſtrecket. La Martiniere ift 
U weirläuftiger geweſen, als Corneille, und füh: 
Rt faſt alle feine Schriftfieller ans man wirft ihm 
Aber vor, er ſey in feiner Wahl nicht allzeit gluͤck⸗ 
—* Der Abt Lenglet dů Freſnoy hat 
durch feine Eintheilung von Canada in den oft: 
Ichen und weſtlichen Theil oder Luiflana verführet; 
Beide eine fehlechte Einteilung it, weil fie faͤlſch⸗ 
"voraus feget, dieſe letzte Provinz ſey Canada 
gen Weſten, da fie doch gegen Süden und gegen 
Nbiveft if. Man muß Hinzufegen, Martiniere 
Iie Überhaupt diefes Land fehlecht gekannt. Der 
a Anblick der Karten hätte ihn z. E. abhalten 
FR zu fagen, der Saeramentſee empfange fein 
ger aus dem Champlainſee; weil vielmehr der 
amplainſee fein Waſſer ans dem Saeramentſee 
pfangt. Er kannte die großen Seen in Canada 
& beffer, da er den Champlainſee in das Land 


90003 Neu: 
ber Iroqueſen gefeget hat, Er ift dadurch verfühs 
tet worden, daß diefer See von dem Sorelfiuffe 
gebildet wird, welchen man vordem den Iroque⸗ 
fenfluß nannte. Man hatte ihm aber diefen Na⸗ 
men nur deswegen gegeben, meil die Iroqueſen oftz 


mals auf dieſem Fluſſe in die franzöfifche Colonie | 


hinunter kamen. Er macher aus Michillimaki⸗ 
mac und Miſſtilli Makimac, bie nur einerley 
bedeuten, ziween Artikel; welcher Irrthum vers 
muthlich aus einigen Neifebefchreibungen koͤmmt, 
wo das eigenthümliche Wort, welches Mich illi⸗ 
makimac ift, fich verftellet findet. 

De lIle Hat in feinem Atlas Unterfuchungen 
und ziemlich glückliche Entdeckungen gemacht. Sei: 
ne Karte von Canada aber war fehr mangelhaft. 
Er war auch wenig damit zufrieden; und der P. 
Charlevoix verfichert,, er habe vor feinem Tode eine 
beſſere zu liefern unternommen. Der Kunftrichter 
feßet hinzu, der Artikel von Canada in ben beyden 
legten Ausgaben des hifterifchen Wörterbuches vom 


Morery komme dem Wahren jehr nahes und er | 


voirft nur den Buchdruckern vor, daß fie fich derer 


Nachrichten nicht beffer zu Nutze gemacht, die man . 


ihnen gegeben, folhen vollkommen zu machen. Wir 
muͤſſen bey Endigung diefer langen Note noch ans 
merken lafjen, daß Herr Bellin, dem man alle die 
Karten diefer Sammlung zu danken hat, auch die 


zu der Gefchichte von Neufrankreich gemachet hat. _ 


Wir verweiſen den Lefer zu der Erläuterung, die 
er dem hiſtoriſchen Tagebuche des P. Charlevoig 
vorgefeßet hat» 


662 - | Reiſen und Entdeckungen 


Beſchreib. Neufrankreich In zween Theile, in das nordliche und ſuͤdliche, in Anſehung des Fluſſes 
von Canada. Laurenz, welcher queer durchgeht; und in dem erſtern liege die Stadt Quebec, vie Hauf 


großen Aſſinipuelenſee, funfzig oder ſechzig Seemeilen jenſeits des Lenemignonſe 


Beſchreibung 


der Seen. 


Obhere Ser. 


ſtadt yon beyden. 

Da die Länder alſo, welche auf beyden Seiten dieſes Fluſſes find, eigentlich N 
franfreich ausmachen: fo begreift man, die befte Art fey, daß man feinem Laufe folget. 
Seine Quelle iſt noch unbekannt, ob man gleich bis auf ſieben oder achthundert Seemeilen 
hinauf gefahren. Die Waldlaͤufer 7), ſaget la Hontan, find nicht bis jenſeits des Kent 
mignonfees ober Alimipegonfees gewefen, welcher ſich in den obern Eee ergießt; — 
dieſer in den Huronenſee, der Huronenſee in den Erieſee oder Contyſee, und der Eriefee > 
den Dntariofee oder Frontenacſee fich ergießt. Aus diefer letztern See geht der große zuß 
heraus, welcher zwanzig Seemeilen weit ziemlich ruhig fortfließt; darauf noch dreyßig 4 
großer Geſchwindigkeit bis an die Stadt Montreal, von da er feinen Lauf mir Maͤßigke 
bis an die Stadt Quebec fortfeget, von da er fich nach und nach bis an feine Mündung ki 
weitere, die über hundert Seemeilen davon entfernet if. Wenn man den Nordwild 
glauben muß, feget eben der Neifebefchreiber hinzuz fo hat er feinen Urſprung aus = 
Gegen Norden von feiner Mündung findet man das große fand Labrador, welches oit 
Engländer Neu: Bretagne nennen, und von fehr wilden Indianern bewohnet wird, mi 
denen man feinen andern Handel, als mit Pelzwerfen treibt, und deren Sand fich bis a 
die Hudſonsbay erſtrecket, welche Davon gegen Weiten liegt, 

La Hontan aber führet ung wieder zu dem obern See zuruͤck, welcher uͤber zweyhul⸗ 
‚dert Seemeilen von diefer Bay ift, und von da man durch einen Fluß, Namens Machs 
Fandibi, hinauf feige, der fo fehnelf und fo voller Sprünge ift, daß fechs Indlaner in er 
nem guten Canote Mühe haben, diefen Lauf in fünf und dreyßig Tagen zu thun, & 
führet nicht bis zum obern See: man findet aber an der Quelle diefes Fluffes, nachdetl 
man Ihn hundert Seemeilen weit hinauf gefahren iſt, einen kleinen See gleiches Namens 
wo man genöthiger iſt, einen Mebertvag von fieben Seemeilen vorzunehmen, damit mal 
dem Fluſſe Michipikoton fomme, welchen man darauf zehn oder zwölf Tage lang pin 
unter fährt, jedoch die Befchwerlichkeie daben hat, daß man ebenfalls einigemale übertra 
muß. Man findet in den Karten die Namen der beyden Fluͤſſe und des Eleinen Su 


nicht; woraus man uerheilet, daß der Fleine See der Kenemignon oder Alimipego 


und der große Fluß der Fluß Pere iſt, welcher von dieſem See in den Grund der U 


| 


fonsbay hinunter geht. La Hontan erflärer über diefes nicht, ob der Fluß, den er wicht 


pikoton neuner , bis an den obern See führer. 


Er giebt diefem See ungefähr fünfpundere Seemeilen im Umfange, inden: er darin⸗ 


nen den Umfang der Buchten und kleinen Meerbuſen mic begreift, Dieſes Eleine I 
von füßem Waſſer iſt feit dem Anfange des Mayes bis zu Ende des Herbftmonates je 
lich ruhig. Die Süderfeite iſt die ficherfte zur Schifffahrt der Canote, weil fie eine 2”. 


ge Baye und Eleiner Zlüffe enthält, mo man bey ſchlimmem Wetter anlegen kann. Ihre ri a 


werden nur von ftillefigenden Indianern bewohnet: nach der Gewohnbeit diefer Wölker h 
findet fic) ihrer eine große Menge, die den Sommer über dahin jagen oder fifchen gehen, ei M 
die Biber, die fie den Winter über gefangen haben, nach gewiſſen Dertern — de 


P) Dan giebt diefen Namen denjenigen, welche wegen des Pelzhandels im Lande herum ſtreichen. 


















in Suͤdamerica. VI Buch. XII Capitel. 663 


Ülche mie den franzöfifchen Waloläufern umzufegen, die alle Jahre dahin Fommen, Die Beſchreibe 
bornehmſten von diefen Märkten heißen Baguaſch, Lemipiſaki und Chaguamigon. vonCanada. 
in Handelsmann, Namens Dulhut, hatte daſelbſt ein Fort von Pfaͤhlen erbauet, wor— 
nen er Niederlagen von allerhand Waaren hatte, Dieſer Poſten, welcher Camaniſti— 
Woyau hieß, ſchadete den Engländern in der Hudſonsbay fehr, weil er einer Menge wilder 
Vlkerfchaften die Mühe erfparete, ihre Pelzwerfe nach diefer Bay zu bringen, Es fin⸗ 
fi) um diefen See herum Kupferminen , deren Erzt fo rein iſt, daß man nicht ein Sie⸗ 
bentheit davon abfeheiden darf. Man ſieht daſelbſt einige Inſeln voller Elendthiere und, 
orihue. Die Schwierigkeit aber , hinüber zu fommen , erlaubet nicht, daß man dafelbft 
geht, fie zu jagen, Der See bringe eine große Menge von Störe, Forellen und 
Veiffiiche hervor, Den Winter über, welcher daſelbſt wenigſtens fehs Monate dauert, iſt 
e Kälte fo heftig, daß Das Waffer bis auf zehn oder zwölf Meilen von den Ufern zufriert. 
Bon dem obern See geht la Hontan nad) dem Huronenſee, dem er ungefähr vier- 
Undere Seemeilen im Umfange giebt. Man hat auf dieſer Fahrt den St, Marienfprung Hutonenſee 
nunter zu fahren. Dieß iſt ein Waſſerfall zwo Seemeilen lang, wo hinein ſich die und St. Mes 
Waſſer des obern Sees ergießen. Die Jeſuiten hatten dafelbft im 166gften Jah- rienſprung. 
% ein Haus, als der reiſende Franzoſe dahin in ein Dorf einer Voͤlkerſchaft gieng, die 
Urfehipuer genannt, denen Die Nachbarſchaft des Waſſerfalles den Namen der Sprin⸗ 
gegeben hat. Dieſer Poſten iſt eine große Paſſage fuͤr die Waldläufer, die fih im - 
Sommer an die Ufer des Sees begeben. Es waͤchſt dafelbft aber nichts; weil beftändige 
Nebel die Felder unfruchtbar machen. Der Huronenfee hingegen liegt unter einer fehönen 
Simmelsgegend. Eine Menge Kleiner Inſeln fegen die Canote dafelbft an der. Nordſeite 
Sicherheit. Die Süpfeite aber ift bequem zur Jagd des Rothwildpraͤtes. Die 
ſtalt des Sees ſtellet ein volllommenes Dreyek vor. Man unferfcheidet unter den 
ſein die Infel Manitualin, welche über zwanzig Seemeilen lang, und zehn unge- 
dr breit it. Sie wurde vordem von ben Öntswaern, von der Voͤlkerſchaft Der 
3 und des Sandes bewohnet: fie findet fich aber Durch die Verheerungen der Iro— 
Miefen vom Wolfe entbloßet. Zwo andere Bölkerfhaften, die Nocker und die Miaffts 
Mer. Haben ihre Dörfer diefer Inſel gerade gegen über, zwanzig Seemeilen von einan— 
ft A dem ofttichen Ende eben Diefer Inſel finder man einen Fluß, welcher ven Namen 
des Franzoſenfluſſes erhalten hat, und ſo breit, als die Seine zu Paris, aber in ſeinem 
Kaufe nicht fo lang ift, der nicht über vierzig Seemeilen von dem Nepiceriniſee, wo er ſei⸗ 
"en Urſprung nimmt, bis an fine Muͤndung in den Huronenſee hat. Gegen Nordoſt von Torontobay, 
eſem Fluſſe ſieht man die Torontobay, welcher man zwanzig oder fuͤnf und zwanzig 
Sremeilen in der Länge und fünfzehn in der Breite giebt, Sie nimmt einen Fluß ein, 
cher aus einer Fleinen See gleiches Namens koͤmmt, und durch Wafferfälle von einer 
Miberindlichen Schwierigkeit zerfehnitten wird, Von feiner Duelle Fann man zu dem 
Ötontenaefee, yermittelft einer Uebertragung bis an den Fluß Theonontate, kommen, wel⸗ 
Ger da hinein fälft, Dreyßig Seemeilen von da gegen Süden findet man das Sand Theo- 
Nntate, welches vor Alters von Huronen bevölfert gewefen. Don da führen dreyßig an: Safinachny 
vi Seemeilen nach der Sakinacbay, weiche fechjehn bis fiebenzehn Seemeilen lang und 
He breit ift. Ein Fluß gleiches Namens ergießt fich in den Grund dieſer Bay, nad) ei- 
M Laufe von ungefähr fechzig Seemeilen. Bon der Safinachay zähler man dreyßig Sees 
Meffen bis nach der Donnerbucht, und dreyßig andere von dieſer Bucht bis nad) in ar 
ichi⸗ 


‘ 


664 Reifen und Entdefungen — 


Beſchreib. Michillimakimac, welches fünf und vierzig Grade dreyßig Minuten der Breite Meg" 

von Canada. Diefer Poften ift nur eine halbe Meile von der Mündung des Illineſenſees, und feine ga 

; ge machet ihn um fo viel wichtiger, weil man feinen andern Weg bat, zu den Illineſen, 
‚Unamiern, der Stinferbay und dem Fluſſe Miffiffipi zu kommen. | 


Michiganſee Der Illineſenſee oder Michiganfee hat dreyhundert Seemeilen im Umfange: und 

oder Illine- in einer fo großen Strecke hat er weder Klippen noch Felſen, noch Sandbaͤnke. Er liegt 

ſenſee. in einer ſehr fhönen Himmelsgegend. Seine Ufer find mit Tannen und Bauholʒe bede⸗ 
cket. Eine von feinen Bayen, welche man die Baͤrenbay nennet, empfaͤngt einen Fl 

wohin die Völkerfhaft der Ontawaer alle dreye Jahre auf die Biberjagd geht. Die mit⸗ 

taͤgliche Seite des Sees iſt voller Rehe, Hirſche und indianiſcher Huͤhner. Man fin 

der in der Straße, die von dem Huronenſee zu dem Erieſee führer, ein Fort 3 Namens 


St. Joſeph. 


Erieſee oder Der Erieſee, welcher auch den erlauchten Namen Conti fuͤhret, wird für den (HE 
Contiſee. ſten See in der Welt gehalten. Er hat zweyhundert und dreyßig Seemeilen im Umfang 
| Auf allen Seiten beuf er angenehme Ausfichten dar. Seine Ufer find mit Eichen, Ruͤſtern 
Kaſtanienbaͤumen, Yepfelbäumen, Pflaumenbäumen und ſchoͤnen Weinreben bedecket, wi’ 
che ihre Trauben bis zu der Spige der Bäume fragen, Der Boden ift feht eben. ill 
Reifende reden mit Verwunderung von der Menge Norhwildpräte und den indianiich 
Hühnern , die ſich in den Gehoͤlzen und in den weiten Wiefen befinden, welche man ar! 
Suͤdſeite entdecket. Die Ufer zweener fehönen Flüffe, die fid) in den Grund des 
ergiegen und Feine Waſſerfaͤlle Haben, find mic wilden Ochſen bevölkert, Er iſt von 
Störe und Weißfifche: die Forellen und andere Fiſche aber, die man in dem Huronenf 
und Illineſenſee häufig antrifft, find daſelbſt felten. Er ift vierzehn bis fünfzehn Fadl 
Waſſer tief, und hat Feine Klippen und Sandbaͤnke. Man weis dafelbft nur im hell" 
monate, Jenner und Hornunge von ftarfen Winden; und felbft in diefen Jahreszeiten MP 
fie weder gefährlich noch häufig. Die Errierononer, die Andaftoguerononer UM 
andere Völker, welche feine mittäglichen Ufer bis an den Fluß Oyo bemwohneten, I 






den Iroqueſen aufgerieben worden, Die Mordfeite hat eine Erdſpitze, die ungefähr AT 
zehn Seemeilen weit vorgeht, Gegen Morgen , drenig Seemeilen von diefer Spige M" 
det man einen Fleinen Fluß, welcher feinen Urfprung bey Bananafke, einer Bay des dl, 
fenacfees, hat, und ein fehr kurzer Weg von einem See zum andern feyn würde, wenn nich | 
die Gemeinfchaft durch die Wafferfälle unterbrochen würde. Don der Mündung viel? 
Fluſſes bis zur Straße, das ift, wo ſich der Eriefee in denn Frontenachee ergieße, find M 
nigftens noch dreyßig Seemeilen übrig. Die Straße iſt vierzehn Seemeilen fang und dl 
Fort Niagara, ne breit. An ihrem oftlichen Ufer liege das Fort Niagara, von.da man zwanzig Me Iet 
. bis an die Mündung des Fluſſes Conde zähle. Sa Hontan giebt diefem Fiuſſe, M ; 
der Erzählung der Wilden, einen Lauf von fechzig Meilen ohne Wafferfälle, Sie verſ 
chern, ſetzet er hinzu, man koͤnne, vermittelſt einer kurzen uͤebertragung, in einen u 7 
9) Der. P. Charlevoiy, welcher das hiſtoriſche ſtens, it in dem Meerbufen St. Laurenz, acht er 
Tagebuch feiner Reifen in Nordamerica an das Licht zehn Seemeilen auf der Höhe, die Ebbe und gu Y 
geftellet hat. nach der verfchiedenen Lage der Länder oder DEE”, 
) Man machet bier zwo Beobachtungen: ers Anderung der Jahreszeiten unterſchleden. ige 


in Sidamerica VI Buch. XIII Capitel. 665 


Ammen, welcher fein Waffer bis in die See führe. Die Inſeln des Eriefees, vornehm- Befchreib, 
ih die im Grunde, ſind wirkliche Thiergaͤrten, wo die Natur allerhand Baͤume und vonCanada. 
ruͤchte, zur Nahrung der indianifchen Hühner, der Faſanen und des Rothwildpraͤtes zu- —— 
Amen gebracht hat, Wäre die Schifffahrt von diefem See bis nach Quebec frey: fo — — 
oͤnnte man aus feinen Ufern und Den benachbarten Landen das fruchtbarefte, veichfte und 

önfte Königreich von der Welt machen. Ein Reiſebeſchreiber verfichere, es finden ſich 

aſelbſt nebſt den natürlichen Schönheiten vortreffliche Silberadern zwanzig Meilen im 

ande fängft an einem Abhange eines Berges, von da die Wilden große Steine gebracht 

haben ‚ die mit dieſem koſtbaren Metalle angefüllee find, 

Bon dem Exiefee geht man in den Ontarioſee oder Frontenacſee, welcher Hundert Ontariofee 
IND achtzig Meilen im Umfange hat, Seine Geftalt ift eyrund; und feine Tiefe zwanzig oder Fronte⸗ 
big fünf und zwanzig Faden. Cr bekoͤmmt von ber Südfeite die Flüffe der Onnontua⸗ Mader. 

Her, der Onnontaguer und den Hungerfluß; von ber Nordfeite ven Fluß Ganaraske 
Und Theonontate. Seine Ufer find mit großen Wäldern auf einem ziemlich ebenen Bo⸗ 
den, und ohne jaͤhe Küften befeget. Er machet an der Mordfeite viele Fleine Bufen, Man 
Mn von dem Huronenfee in den Ontarioſee, durch den Theonontste, vermittelft einer 
Übertragung von fieben ober acht Seemeilen bis an den Torontofee, der fich durch einen 

uß gleiches Namens da hinein ergießt, gelangen; und man bat angemerfet, daß man 
Auch von dem Eriefee durch einen Fleinen Fluß dahin kommen kann, der aber volle Wa - 
Rfäte ift, und feine Duelle bey ber Ganarasfebay hat. Das Land der Iroqueſen, wel- Land der Ird⸗ 
des in allen Nachrichten von Meufrankreich fo berühmt ift, nimmt die mittägliche Seite queſen. 
des Ontariofees zwiſchen den engländifchen Pflanzſtaͤdten und dem See ein. Es iſt fehr 
uchtbar, aber von Wildpräte und Fiſchen fo eneblößet, daß feine Einwohner genöthiget 
Ind, an den fern des Sees zu fifchen, von da fie den Fiſch bucaniret in ihre Dörfer tra⸗ 
den, und ziemlich weit auf die Jagd gehen. Vermuthlich Hat fie die Nothwendigkeit, alſo 
ug ihrem Gebiethe zu geben, um fich Sebensmitrel zu verſchaffen, nach und nach zu einer 
don den Eriegerifchften und fürchterlichften Voͤlkerſchaften gemachet. Um diefen eben fo un⸗ 
Nhigen als £riegerifchen Voͤlkern einen Schlagbaum vorzulegen, ließ der Graf von Frons 
knac 1672 an dem Eingange der See, an einem Orte, Namens Catarocuy ein Fort er⸗ 

Auen, dem er feinen Namen gab. 

Der Fluß St, Laurenz, welcher aus dem Ontarioſee gegen Nordoſt koͤmmt, geht nach Beobachtun⸗ 
Montreal, wo er den großen Fluß der Utawaier einnimmt, quer durch den fehönen Theil gen wegen der 
der franzöfifchen Niederlaffung bis nach Quebec, und begiebt fich von da majeſtaͤtiſch in Mündung des 
das Meer, Man muß aber von dem Meere ſelbſt mit einem weit richtigern. Neifebefchrei- ——— 
ber H hinauf fteigen. Er giebt dem Meerbufen St. Laurenz eine Länge von achtzig See— ‚ 
Meilen, das ift dem Raume des Meeres, welcher zwiſchen der Inſel Neuland und dev Ile 

oyaie gegen Dften und den Küften bes feften Landes gegen Weſten eingefchloffen iſt. La Po⸗ 
herie giebt ihm hundert Seemeilen Breite, Die Einfahrt in den Meerbufen ift zwiſchen Der 
Süpoftfpige der Inſel Neuland, und der Nordoftfpige der TeRoysler). Man läßt einige 
eine 


Ngen Orten folgen fie den Winden; an andern ges dern aber flets nach dem Lande, Endlich in dem 

fie yider den Wind. An der Mündung des Fluſſe ſelbſt bis nach den fieben Inſeln auf fechzig 
Hluffeg treiben die Ströme in gewiflen Monaten Seemeilen weit, ift feine Fluth an. ber Süpfeite, 
deg Jahres beſtaͤndig in die offenbare Ser; in an: noch Ebbe am der Nordſeite. Man halt dafür, eg 


Allgem, Reifebefihr. XVI Band. PprP Seſche⸗ 


666 | Reifen und Entdeckungen 


Beſchreib. 
von Canada. 
u. 


Inſel Antico: 
ſty. 


Seiten des 
Fluſſes. 


Er geht von 
Roſchelle ab; 


kleine Inſeln gegen Suͤden, welche an einem andern Orte werden genannt werden; und 2 
koͤmmt an das Rofenftocksvorgebivge, welches an der Suͤd ſpitze des Fluffes ift, und eigentl! ; 
die Einfahre deffelben machet. Bon da wird die Breite feiner Mündung gemeffen, welt 


man ungefaͤhr dreyßig Seemeilen giebt, von diefem Vorgebirge an bis an die Küfte vond® | 


brador. Sie wird faft in der Mitte durch Die Inſel Anticoſty zerſchnitten, bie fich ungefaͤhl 
auf vierzig Seemeilen weit Nordoft und Suͤdoſt erſtrecket, aber wenig Breite hat. Diefes EV 
land gehöret den Nachkommen eines Franzoſen, Jolyet, welder an der Entdeckung de⸗ 
Miſſiſſipi Theil gehabt, und dieſe Belohnung für einen Dienſt erhielt, welcher dem Haurt 
feiner Unternehmung das Leben gekoſtet hatte. Man gab ihm aber kein reiches Gehen; 
fie iſt unfruchtbar, ſchlecht mit Holze verſehen, und ohne einen einzigen Hafen, wo das IM 
ringfte Fahrzeug einen Auſenthalt finden könnte, Das Gerücht gieng vor einigen Jahren 
man hätte daſelbſt eine Silberader entdecket, und man ließ von Quebec einen Gold chmid 
dahin gehen, ſolches zu prüfen. Man kam aber bald aus feinem Irrthume. Der bloß 
Bortheil der Inſel Anticoſty ift die Fiſcherey, die an ihren Küften fehr reichlich iſt. 

Die mittägliche Seite des Fluſſes bildet ein fihönes Land, das von der indianiſche 
Voͤlkerſchaſt, die Abenaquier genannt, bewohnet wird; und die Nordſeite iſt noch, ei 
große Wuͤſte, wo man in einem Raume von fünfhundere Meilen kaum einige Geſchlechle 


von denen herumfchweifenden und wilden Völkern antrifft, die wir unter dem allgemein! 


Namen der Esquimaux begreifen. Wenn man erſt vor der Inſel Anticofty vorbey IM 
fo ſieht man fich ſtets zwifchen zweyen Sändern mit dem Vergnügen das Maag feiner Fa 


genau zu wiſſen; und man hat nur bloß Vorſicht nöthig, um fich vor den Gefährlichf 
sen des Fluſſes in Acht zu nehmen. Es würde aber ſchwer ſeyn, ſolche recht vorzuftellel) 


wenn man fich niche befliffe, dem Keifenden getreulich zu folgen s). 
Dreer Ill Abſchnitt. | 
Reiſen und Beobachtungen des P. de Charlevoir. 


Er geht von Roſchelle ab; laͤuft in den St. Laurenz⸗ Franciſcusſee— Inſel Tonihata. Fort Cataroeuy⸗ 

fluß ein. Grüne Inſel. Fluß Saguenay. er: Weinſtoͤcke in Gehoͤlzen in Neufrankreſch. Wer 
chenſpitze. Cap Tourmente. Beſchreibung von ſchiedene Fluͤſſe. Fluß Onnontague. Merkwuͤr⸗ 
Quebec. Vorſtadt der Unterſtadt; Oberſtadt. digkeiten des Caſcuchiagon. Tſonontuanerbay⸗ 
Vornehmſte Gebäude. Das Fort. Fefkungs: Ningarafprung. Beobachtungen wegen des Erie⸗ 
werke. Einwohner und ihre Gemuͤthsart. Bas fees, Klapperfchlangeninfel, Fort Pontchartraitt- 
toneyen Beckancourt und Portneuf. Stadt Trois St. Clarenſee. Fort Michillimakimae. Beobach⸗ 
Rivieres. Richelieus Surfen. Das Pand von tungen wegen des obern Sees. St. Marie 
Trois Nivieres bis nach Montreal, Beſchreibung fprung. Stinferbap. Urfprung dieſes Namens 
diefer Infel und Stadt. Ihre vornehmfien Ser Michiganſee. Des P. Margquette Flug. St 
bäude. Gegenden umber, Zwey chriftliche iro- Nicolasfluß. St, Joſephfluß. Theakikifluß⸗ 
efifche Dorfer. Fort Chambiy.’ Waſſerſtuͤrze. Die Gabel. Der Selfen. Lauf des Illineſen⸗ 
Nothwendigfeit eines Forts zu la Salette. St. fluſſes. 


De P. Charlevoix hatte ſich den aten des Heumonates 1720- auf eine Fluͤte des Könige 
eingefchiffer, welche dns Kamehl dieß, und von dem Herrn von er 
u 


geſchehen unter dem Maffer Bewegungen, welche Abweichung der Magnetnadel, welche in einigt, 
diefe Unregelmäßigfeiten verurſachen, oder es gebe franzoͤſtſchen Häfen nur zwey oder drey Grad De 
Ströme, welche von der Fläche nach dem Grunde weſt iſt, nimmt ftets bis bey der Ueberfahrt gun 
and aus dem Grunde nach der Fläche sehen und den Nzoven ab, wo fie nicht mehr merklich it: Je 


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kommen, nach Art der Pumpen. Zweytens, die ſeits aber nimmt fie dergeſtalt zu, daß ſie —* 


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Ep. 


7 Die Üamourasca 


722 PR — 


KARTEvon Dem LLAUFEDES * 


& FLUSSES STLAURENZ 
NE gvon feiner Mündung an bıs Uber Quebec} 


Na rl (gem enn Hiftorie 
der Refen. 


\ Maaps; = ro78 REES > franz. Seemeilenz 


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in Suͤdamerica. VIBuch. XIII Capitel. 6 


führer wide, Den zten des Herbſtmonates Tief er in den Sk, faurenzfluß ein. Den Charlevoix— 
en, da er vor der Inſel Anticofty vorbey gegangen war, ließ er die Berge U, & Sr. und 1720. 
den Sudwigsberg zur Linken. Dieß ift eine Kette von fehr hoben Gebirgen, zwiſchen wel⸗ 

en einige Thäfer find, amd die vordem von Wilden bewohnet tworden. Cs finden fich 

gar in den Gegenden um den $udiwigsberg ziemlich gute Felder und einige franzöfifche 
Wohnplaͤtze. Man koͤnnte daſelbſt eine portheilhafte Niederlaffung zur Fiſcherey, vornehm⸗ 
lich zum Wallſfiſchfange, errichten, 


In der folgenden Nacht nahm der Wind zu Man war nicht weit von der Drey— Läufe in den 
!inigkeitsfpige, welche man zur Rechten laffen mußte. Die Sootfen aber, welche nicht fo St. Lauren: 
nahe zu ſeyn dachten, verabſaͤumeten es, ſich auf der Höhe zu halten; und diefe Sicherheit Muß ein. 
ehete das Schiff in Gefahr. Den aten gegen Abend legete man das erflemal unter den 
d genannten Zitzen von Matance, vor Anker. Dieſes find zwo Spigen von einem 
ebirge, welches nicht über zwo Seemeilen weit vom Ufer ift. Das Land ift überaus wild, 
Man entdecket dafelbft nur fehlechtes Holz, Felſen und Sand, ohne einen. Zoll breit gutes 
and, Die Wafferquellen find daſelbſt ſchoͤn, und die Jagd überflüflig, aber fehr bes 
werlich. Man brachte vier Tage an diefem Orte zu; weil man an der andern Seite des 
luſſes fich vor der gefährlichen Sandbanf Manicuogan in Acht zu nehmen hatte, bie 
zwo Seemeilen weit in den Fluß hinein geht. Sie bar ihren Namen von einem Fluffe, 
welcher aug den Gebirgen von Labrador koͤmmt, einen ziemlich großen See dieſes Namens 
Macher, welchen man auch) den Sr. Barnabssfee nennet, und fich in der Sandbank felbft 
in den Fluß ergießt. In einigen Karten heißt er ber ſchwarze Fluß. 


‚ Man fegelte den Sten fort, Tegete aber nicht viel zuruͤckk. Den folgenden Tag Fam 
Man auch nicht fehr weit: die Macht darauf aber that man funfzehn Seemeilen. Cine 
Halbe Meile weiter würde man vor dem gefährlichften Orte des Fluffes vorbey gefommen 
und in die ftärffte Ebbe und Fluch gerathen ſeyn; denn bisher find fie nur an ven Lifern 
merklich. Der Wind aber harte ſich auf einmal plöglich gegen Suͤdweſt gedrehet, und 
man war genöthiget, einen Schuß zu ſuchen, der fih nur unter der grünen Inſel fand. GruͤneInſel. 
Man brachte dafelbft fünf Tage zu. Ob es gleich dafelbft an nichts fehlete: — 
man dennech aus Ungeduld, fiber den Fluß hinuͤber zu fahren, in der Hoffnung, an der 
Nordfeite Landwinde zu finden, welche das Schiff in die große Fluth hinein bringen koͤnn⸗ 
tn. Man legete ſich an ver Baldusmühle (Moulin Baude) por Anker. Diefe Ueber- 
fahre ift von fünf Seemeilen. Bey der Ankunft hatte Charlevoix die Neugier, die Muͤhle 
du ſehen. Man zeigete ihm Selfen, woraus ein Bach helles Waſſers floß; das ift, einen 
dequemen Ort, eine Mühle daſeibſt zu bauen : es hat aber nicht fehr das Anfehen, daß man 
* eine daſelbſt bauen werde; denn die Welt hat vielleicht kein weniger wohnba⸗ 
"5 Land, 


Ppppe Ein 
Bogen Bank yon Neuland zwey und zwanzig Grad que du P. de Charlevoir p.ss 
U drüber ift. Darauf fängt fie an, wieder abzu: 5) La Hontan, la Potherie und die meiften ans 
hehmen aber longfam, weil fie zu Quebec noch dern Neifebefehreiber machen auch eine Erzählung 
zehn Grad, und zwölf in dem Lande der Huro- von ihrer Schifffahrt , allein nicht fo ausführlich, 
en iſt, wo die Sonne drey und dreyßig Minuten und niche mit ſo vielen nuͤtzlichen Beobachtungen. 


Däter Antergeht als zy Queber. Journal hiftori- 


⸗ 


668 Reifen und Entdeckungen 


Charlevoix. Ein wenig darüber vermiſcht ver. Saguenay fein Waſſer mit dieſem Fluſſe. Die 

‚720. groͤßten Schiffe koͤnnen ihn fünf und zwanzig Seemeilen weit hinauffahren. Wenn mal 

Sup Sague einlaͤuſt: fo laͤßt man den Taduffachafen zur Rechten, den die meiften Erdbeſchreiber mit 

nay. dem Namen einer Stadt beehren: man hat aber niemals mehr, als ein frangöfifches Haus 

Hafen Tadıy Und einige Hütten der Wilden, dafelbft gefehen, die fich zur Zeit des Handels dahin bega⸗ 

fee, ben, und ihre Hütten wieder mitnahmen , wenn fie mweggiengen, fo wie man auf einem 

Marfte Die Buden wegnimmt. Es ift wahr, vordent begaben fich-alle Wilden von Nr 

den und Often dahin, und die Franzofen famen auch in der ſchoͤnen Jahreszeit entwedel 

aus Frankreich oder Canada dahin. Nach dem Umſatze reiſeten die Kaufleute ab, und die 

Indianer nahmen ihren Weg wieder nach ihren Doͤrfern, oder in ihre Wälder, Allein, 

diefe Verſammlungen waren von Feiner Dauer; und Taduſſac ift niemals etwas mehr, al? 

ein guter Hafen gewefen, worinnen fünf und zwanzig Kriegesfehiffe vor allen Winden ſicher 

ſeyn Fonnten, Seine Geſtalt ift faft rund. Jaͤhe Felfen von einer ungeheuren Hoͤhe um⸗ 

geben ihn auf allen Seiten; und es gebricht den Schiffen nicht an ſußem Waſſer. Das 

ganze Sand ift voller Marmor: fein größter Reichthum aber würde der Wallfiichfang ſeyn 

Er zog vordem die Basquen dahin. Man fieht noch auf einer Eleinen Inſel, die ihren 

Namen fuͤhret, ein wenig unter der gruͤnen Inſel, die Ueberbleibſel von Defen un? 
Wallfiſchrippen. 


Eine große Windſtille von zweenen Tagen machete, daß es die Schiffleute bedauer⸗ 

ten, daß fie ihren erften Ankerplatz verlaſſen hatten, bey welchen einige franzöfifche Wohm 

fige waren: da fie hier Hingegen gar Feine Einwohner fanden. Endlich wurde der Anke! 

den dritten Tag gelichtet; und man that die Fahre der rothen Inſel, die nicht ohne GR 

fahr iſt. Man ift verbunden, anfänglich nach der Inſel zuzufteuern, als wenn man Da 

Lerchenſpitze, ſelbſt anländen wollte, Damit man die Lerchenſpitze vermeide, welche an dem Eingangt 

und ihre Ge: des Saguenay zur Sinfen ift, und weit hineingeht; darauf wendet man fih. Die Fahrt 
fahr. gegen Suͤden von der Inſel ift fiherer, Dieſe Inſel ift nur ein Felſen ‚ faft mie dem 
1. 208 Waſſer gleich, welcher wirklich roth zu feyn ſcheint, und den viele Schiffbrüche berühmt g* 
macht haben. Den andern Morgen legete man fich mit einem wenigen Winde über del 

Haſelinſel, funfzehn Seemeilen von Quebec und Taduffac, vor Anker. Man läßt fie zit 

Sinken, und die Fahrt hat ihre Befchwerlichkeiten, wenn einemdie Winde nicht helfen, SM 

ift ſchmal, und eine gute Vierthelmeile fehnell, Man beobachtet, daß fie ehemals leicht? 

geweſen, und-daß 1663 ein Erdbeben einen Berg ausgeriffen, und folchen auf die Haſelin⸗ 

ſel geworfen, die dadurch um die Haͤlfte groͤßer geworden, und an ſtatt dieſes Berges er⸗ 

ſchien ein Schlund, dem man ſich nicht ſicher näbern fann. Man fönnte gegen Suͤden 

der Inſel vorbey gehen, welches Ibervilles Paß genennet wird, weil diefer Defebleh 


2) Dan bemerfet von der Ebbe und Fluch, daß und Fluth nicht mehr merklich, Wenn in dem 2 
das Waſſer hier ordentlicher Weiſe fünf Stunden fen Taduſſae und, bey der Einfahrt in den Sag ; 
Reigt, und fieben Stunden fällt. Zu Taduffae nay halbe Fluch ift: fo fängt fie an bey Checut! 
Beige und fälle es ſechs Stunden, und je weiter mi, fünf und zwanjig Meilen höher am diel® 
man den Fluß hinauf faͤhrt, defto mehr nimmt die Fluſſe zu fteigen ; und indefjen befindet ſie ſich 3 
Fluth ab, und die Ebbe vermehret fih. Zwanzig an diefen dreyen Orten zu gleicher Zeit Hoch. der 
Sermeilen über Quebee ift drey Stunden Fluch, fe Wirkungen, faget man, kommen daher , Da 

i 


und neun Stunden Ebbe. Noch weiter ift Ebbe reißende Strom des Saguenay, der noch ſchne fı 





in Suͤdamerica VIBuch. XIII Capitel. 669 
der ſolche Fahrt glücklich verſuchet hat“ es iſt aber gewoͤhnlich, gegen Norden vorbey zu Charlevoix. 
gehen. Ueber dem Schlunde findet man die St. Paulsbay, wo die Wohnpläge an der — 

ordſeite anfangen. Dieſe Bay, welche dem Seminario zu Quebee zugehoͤret, hat ſehr ü 
geruͤhmte vorhe Fichten, und vor kurzem hat man dafelbft auch eine fchöne Bleygru⸗ 
be entdecket. 
Sechs Seameilen Höher endiget ein fehr erhabenes Borgebirge eine Kette von Ber⸗ 
gen, die fich über vierhundert Meilen gegen Weſten erſtrecket. Man nennet es, vermutb: 
lich zum Andenken eines Sturmes, Cop Tourmente. Indeſſen iſt der Ankerplatz gut, Cap Tourmen⸗ 
UNd man iſt daſelbſt mit Inſeln von verſchiedener Größe umgeben, Die anfehnlichfte ift !* 
Orleans, die von Jacob Cartier Die BacchusInſel genannt worden, weil ex fie voller InfelDrleans, 
Weinſtocke fand. Ihre wohlgebaueten Gefilde ſtellen ein Amphitheater vor, und machen. 
ine angenehme Ausficht. Diefes Eyland, welches nicht über vierzehn Seemeilen im Um⸗ 
fange hat, wurbe 1676 zu einer Grafſchaft errichtet, unter dem Namen St. Laurenz, fir 

den Generalfecrerär der Artillerie Franz Berthelot, welcher folche von dem erften, Bifchofe 
zu Quebec, Franz von Saval, erlanget hatte. Eie hatte ſchon vier Dörfer; und man zäh: 
let Heuriges Tages fechs ziemlich bevölferte Kirchfpiele dafelbft, Won zweenen Canälen, 

Welche die Inſel Orleans bildet, iſt nur der füdliche allein fhiffbar. Selbſt die Schalup⸗ 

Pen Fönnen bloß bey hoher Fluth den norblichen befahren. Man muß alfo von Cap Tour: 

Mente über den Fluß fahren , um nad) Quebec wieder hinauf zu gehen; und diefe Leber: 
det verlanger Borſicht. Man trifft dafelbft Triebfand an, worüber nicht alfezeit für groſ⸗ 

R Schiffe Waſſer genug ift, fo daß fie die Fluth erwarten müffen, Diefe Schwierigkeit 

wuͤrde man auch noch vermeiden, wenn man durch Ibervilles Paß gienge. 


Das Cap Tourmente ift auf hundert und zehn Seemeilen weit. von dem Meere; Merkwuͤrdi⸗ 
Und das Waffer des Fluſſes iſt daſelbſt doch noch falzig; welches ungeachtet der Breite des ge Beobach⸗ 
Fluſſes fehr was feltfames ift, wenn man feine überaus große Schnelle erwaͤgt?) . Den sung: 
2zften Des Herbftmonates endlich legete man fich bey Duebec vor Anker, Wir müllen die 
Beſchreibung biefer Stadt aus eben diefem Reifebefchreiber nehmen ; denn er meldet, daß 
alle diejenigen , die vor feiner hergegangen find , unvollfommen oder fehlerhaft find. Uns 
feve Genauigkeit darf alfo nur darinnen beftehen, daß wir nichts ändern. 


En Quebec liegt in einer fehr beſondern Sage, fechs und vierzig Grad, fechs und funfzig Beſchreibung 
inuten Norderbreite. Es ift die einzige Stadt in der Welt, fo viel man weis, die einen von ueber, 
Hafen mit füßem Waffer, fechs und zwanzig Seemeilen von dem Meere, hat, der hundert 
chiffe von der &inie Halten kann. Sie liegt auch) an dem allerſchiffbareſten Fluſſe in der 
elt. Er hat bis an die Inſel Orleans, das ift Hundert und zehn oder zwölf Meilen vom 
Pppp3 Meere 


—* des St. Laurenzfluſſes feiner, die Fluth zu- 
ſtoͤßt, und einige Zeitlang das Gleichgewicht 
w Checutimi mit dem Eintritte des Fluſſes in die: 
das Strom machet. Uebrigens meldet man uns, 
* Schnelle nur erſt ſeit dem Erdbeben 1633 

a iſt. Es ſtuͤrzete einem Berg in den Fluß, 
ia N deſſen Bette enger wurde, und eine Kalb: 

entſtund, die man Checutimi genannt hat, 


uͤber welcher ein reißender Strom ift, den auch 
ſelbſt Canote nicht befahren können. Die Tiefe des 
Saguenay von feiner Mündımg: bis nach: Cheeuti⸗ 
mi ift feinem veißenden Strome gleich. Man würs 
de fich nicht getranen, dafelbft Anker zu werfen, 
wenn man die Fahrzeuge nicht leicht an Baͤume bin: 
den konnte, womit die Ufer diefes Fluffes beſetzet 
find. Journal du P, Charlevoix, p. 6b. N 


De} 


670 nn Reifen and Entdeckungen 


Charlevoix· Meere, niemals weniger, als pier oder fünf Seemeilen, Breite: über ver Inſel aber zieht 
=, er fi auf einmal dergeftalt zufammen, daß er vor Quebec nicht über eine Meile breit if 
Daher fommt der Name Quebec, oder Quebeio, welches in der algenguinifchen Spra⸗ 

che eine Berengerung heißt m). 


Der erfte Gegenftand, welcher in das Auge fälle, wenn man in die Rheede hinein⸗ | 
faͤhrt, iſt ein ſchoͤnes Waſſertuch, ungefähr dreyßig Fuß breit, und vierzig Schub hoch iſt/ 
welches fich unmittelbar an der Einfahrt des Fleinen Canales der Inſel Orleans befinde 

r Man fieht es von einer langen Spitze der mittäglichen Seite des Fluſſes, die ſich nad) DE 

Montmoren: Inſel Orleans zu kruͤmmen ſcheint. Diefer Waſſerfall bat den Namen Montmorencys 

cys Sprung. Sprung, und Die Spige den Namen Lepi , dem Aomirale Montmorency und feinem 
Neffen dem Herzoge von Ventadour zu Ehren, erhalten, welche alle beyde,hintereinandt® 
Unterfönige in Neufrankreich geweſen. Man urrheilee anfänglich, daß ein jo uͤberfluͤſſigel 
Waflerfall, der niemals verfieget, der Fall von einem großen Fluſſe feyn müffe, Allein 
es iſt nur ein kleiner Bach, wo man an einigen Orten nicht bis an die Knoͤchel Waſſer hat 
und welcher feinen Urſprung aus einen ſchoͤnen See, zwölf Meilen von dem Sprunge, nimm 
Die Stadt liegt eine Sermeile höher, und an eben der Seite, an dem Orte ſelbſt, wo de 
Fluß am fhmälften ift. Der Raum aber, welcher zwifchen ihm, und der Inſel Orleans 


‚4 


| 
j 


iſt, bildet ein Becken einer Seemeile lang und. breit, worein fich ein Fluß, Namens St 


St . Kaꝛleſluß. Harl ergießt, welcher von Nordiweft koͤmmt. Quebec liegt zwiſchen der Muͤndung dieſes 
Fluſſes und dem Diamantvorgebirge, welches ein wenig in den Fluß hineingeht, JM 
»608ten Jahre hat ſich das Wafler des Fluffes, welches bey der Fluth zuweilen bis an den 


Fuß des Vorgebirges geſtiegen, unvermerkt zuruͤck gezogen { und läßt heutiges Tages 
at 


nen großen Boden trocken, worauf man die Unterftadt ge 
nug über dem Hafen erhaben, um die Einwohner wider Die Ueberſchwemmung zu ver⸗ 


ſichern. 


iet bat, Sie iſt hoch ge 


Vorſtadt der Wenn man ausſteigt, ſo trifft man einen Marktplatz von mittelmaͤßiger Größe, und 


Unterfindevon unregelmaͤßiger Geftalt an, wo fic) darauf eine Reihe von Häufern zeiget, die hinten AM 


Sucher. den Felſen ftoßen, und fehr gut gebauer find. Sie find niche ſehr tief, bilden aber eine 


ziemlich ange Straße, welche die ganze Breite des Pages einnimmt ‚und fich zur Rech⸗ 
ten und Linken bis an zween Wege erſtrecket, die nach der Oberſtadt fuͤhren. Der Plah 


iſt zur Linken Durch) eine kleine Kirche, und zur Rechten durch zwo Reihen gleichlaufendel 


Haͤuſer eingeſchraͤnket. Zwiſchen ver Kirche und dem Hafen ſieht man eine andere Reiblr 
und noc) eine andere um das Diamantvorgebirge, an dem Ufer einer Bucht, welche DM 
Mutterbucht beißt. Dieß ift gleichfam die Vorſtadt der Unterſtadt. * 


x 


Oberſtadt. Zwiſchen der Vorſtadt und der Straße geht man nach der Oberſtadt Pi La 


nen ſo fteilen Abhang, daß man nur zu Fuße vermittelft einiger Stufen dahin gehen kann 
Bon dem Marfıplage aber hat man zur Nechten einen Weg von einem fanftern Abhange 
gemacht, welcher mic Haͤuſern beſetzet iſ. An dem Orte, wo die beyden Wege zufammeit 
Kommen, fängt ſich bie Oberſtadt an der Seite des Fluſſes an. Denn man findet na 


a) Die Abenaquier, deren Sprache eine algon⸗ tritte eines Kleinen Fluffes, Is Ehaubiere, Dr 


quiniſche Mundare iſt, nennen ihn Quelibec, wel⸗ Keſſel, genannt,auf welchen die Wilden nad) —* 
ches etwas verſchloſſenes heißt, weil von dem Ein⸗ aus der Nachbarſchaft von Acadia kamen, die pi 





| GRUNDRISS 
der Stadt 
QUEBEC 


a.Fort S’ Ludwig. 


3 ; Ä s € lb. Schanzeaufdem Diamant vorgeb, 
4SS-STAB von 200 Torfen Ku 5 i i 3 
MA. fe — El c.Hikkn-caraber . 


20 20. 30 20 30 200 200 20fe : 215 8 h Wr d. 2: Reeolekten 

©. Die Tofiuten und was dazugehörv 
£.Die ur knerinnen. R 
& Die Harr-kırche nebfe dem | 
Seminar und mas — 
Das große Spdal. 
k.S! Rock. 
1. Matro en Jerung H 

Im. Ober aufscher wohnung , 
n. Kirche der Unter Stade: 
0. Yaudreudls Balterıe 
pP: Dauphinen Batterıe.. 
g-Könupliche Balterie. 

Ir. Schloß-batterie . 
3.S-Zudbvigs Bafter. 
2.6: BE * 

Be Bade Aulbe Bay. 
x.S.Urfula Schanze . 

\ yHonkerföhanze * 
2.5°Rochs Schanze . 
&Potafohen „Abhang ; 











in Suͤdamerica. VI Buch, XI Eapite, ö7ı 


he Unterſtadt an dem St. Karlefluſſe. Das erſte merkwuͤrdige Gebäude, welches man zur Ehsrlevoig, 
echten der erften Seite antrifft, iſt der biſchoͤfliche Pallaſt. Die ganze linke Seite iſt zo. 
mit Haͤuſern beſetzet. Zwanzig Schritte welter befindet man ſich zwiſchen zweenen ziem— 
ich großen Plaͤtzen. Der zur Linken iſt der Waffenplatz, auf welchen das Fort geht, wo 
t Öeneralftarthalser wohne, Die Recolleten haben ihr Klofter gegen über, und der 
beige Bezirk wird Durch ziemlich ſchoͤne Haͤuſer eingenommen. Auf dem Plage zur Rech⸗ 
En trifft man anfänglich die Domkirche an, welche ver ganzen Stadt zur Pfarrkirche die: 
Ne, Das Seminarium ift an der Seite in einem Winkel , der von dem Duebecftrone 
And dem St. Karisfluffe gebildet wird. Der Domfirche gegen über ift das Sefuitercoffe: 
gium, und dazwifchen giebt es ziemlich gute Haͤuſer. Bon dem Waffenplatze geht man 
No Strafen, die durch eine dritte queer durch gefhnitten werden, welche eine ziemlich 
Loße Inſel bildet, die von der Kirche und beim Kloſter der Recolleten ganz eingenommen wird, 
Der andere Platz hat zween Abhänge mit dem St. Karlsfluffe; der eine, welcher ſehr fteil 
NE, an der Seite des Seminarii, und wenig Häufer bat ; ber andere an ber Seite des 
Coltegii;, und diefer, welcher fich fehr drehet, ift mit ſehr kleinen Haͤuſern beſetzet, geht an 
et halben Seite vor dem Spitale vorbey ‚ und enbiget ſich an dem Intendantenhauſe. 
ie andere Seite der Jeſuiten, wo ihre Kirche iſt, zeiget eine ziemlich lange Straße, wel: 
e das Urfulinerklofter enthält, 


Dieß ift die allgemeine Geftaft von Quebec. Wir miüffen noch anmerken, daß der Vornehmſte 
Grund, au bie berftade gebauet ift, zum Theile Marmor, und zum Theile Schie— — in 
fee it. üne dem vornehmſten Gebäuden, deren Befchreibung man befonders mittheilet, Auebee. 

ME ie Kirche der Unterſtadt, die unter dem Namen U. $. 3. vom Giege geweihet iſt. Kirche U. & 
le ruͤhret von einem Geluͤbde her, welches 1690, bey der Belagerung der Stadt von den F. vomSiege. 

aglaͤndern, gethan worden, und dienet, zur Bequemuchkeit der Einwohner, der Pfarr A 

firche zur Huͤlfskirche. Sie ift ganz ſchiecht gebauet, und eine befcheidene Sauberkeit 

Machee ihren einzigen Schmuck aus, Einige Schweftern von einer geiftlichen Eongres 

Er welche dem Hoſpitale dienet, halten zwifchen Diefer Kirche und dem Hafen eine 
chule. 


Von dem biſchoͤflichen Pallaſte iſt nur die Capelle und die Haͤlfte von denen in dem Biſchoͤfliche 
!undriffe mit begriffenen Gebäuden fertig, die zufammen ein langes Viereck bilden follen, Pallaſt. 
Sein Garten erftrecker fich bis auf den Rücken des Felfen, und beftreiche die ganze Rheede. 
harlevoix uͤberlaͤßt ſich hier feiner Einbildungskraft, und verzweifelt nicht, es werde die 
Daupetade von Neufrankreich dereinſt eben fo bluͤhend ſeyn, als die in dem alten Frank: 
eich. „So weit nur das Geficht tragen kann, ſaget er, wird man dleden, Schlöffer, 
»fſthaͤnſer wahrnehmen; und der Anfang dazu iſt ſchon gemacht. Der Laurenzfluß, wel⸗ 
Her fein Waſſer majeftätifch fortrollet, und es von Morden oder Weſten berführer, wird 
daſelbſt mit Schiffen bedecker ſeyn. Die Inſel Orleans, und die Ufer der beyden Fluͤſſe, 
welche pen Hafen bilden, werden die fehönften Wieſen, reiche Weingebirge, und. fruchtba= 
Ne Gefilde zeigen; und was fehlet ihnen dazu, als daß fie beffer bevölfert feyn folften Es 
Theil 
Welche nach der Inſel Orleans vorgeht, den Queber von dieſer Seite her nur eine große Bay 


Yen Canal gaͤn lich verſtecket, ſo wie die Infel zu feyn ſcheint. 
Kan den nprdlichen verbirgt , fo daß der Hafen a 


m | Reife und Entdeckungen 


Charlevoix. „Theil des St. Karlsfluſſes, welcher ſich auf eine angenehme Art in einem Thale forl⸗ 
1720. ſchlaͤngelt, wird mit der Stadt vereiniget ſeyn, wovon er ohne Zweifel das ſchoͤnſte Biel’ 
„thel ausmachen wird; die ganze Rheede wird mit prächtigen Kayen befleidet, der Hafel 
„mit ftolzen Gebäuden umgeben feyn; und man wird dafelbft drey oder vierhundert ShlF 
‚sfe fehen , die mit Reichthuͤmern beladen find, welche man itzo noch nicht in Werth gefesth 
„und fie werden folche gegen die aus der alten und neuen Welt umfegen, die man wird DW 
„hin gebracht haben. Alsdann wird die Terraffe des bifchöflihen Pallaftes eine Ausſi 
„zeigen, welcher nichts gleich kommen wird; und ſchon itzo iſt ſolches ein Ort von einer groß 
„fen Schönheit, 


Oomkirche. Die Cathedralkirche verdienet nicht, der Sitz des einzigen Biſchoſes in dem franjoͤſt 
ſchen America zu ſeyn. Sie wuͤrde in einem kleinen Flecken in Frankreich keine ſchoͤnt 
Pfarrkirche ſern. Das merkwuͤrdigſte an ihr iſt ein fehr Hoher Thurm, ver feſt gebau 
iſt, und in der Ferne einiges Anſehen hat. Das Seminarium, welches an dieſe Kirch 
ſtoͤßt, ift ein großes Viereck: die Gebäude aber find unvollfommen. Zno! Feuer 
brünfte, wovon fich die zweyte 1705 ereignete, und fie faft ganz in die Aſche Tegete, ale 
man fertig war, fie wieder herzuftellen, haben die Ausbeflerung ‚des Gebäudes ver) 
gert. Don dem Garten entdecket man die Rheede und den St. Karlsfluß, fo weit ® 
Geficht reicher. i | 


Fort. Das Fort iſt ein ſehr ſchoͤnes Gebaͤude mit zweenen Pavillonen an der Seite perl? 
hen. Man geht durch einen geräumigen und regelmäßigen Hof hinein : es hat aber feine! 
Garten, weil es am Rande des Felfen gebauet iſt. Eine fehöne Galerie nebft einem per 
umgebenden Erfer erfegen felchen, Es beftreicht die Rheede bis in deren Mitte man |! 
durch ein Sprachrohr zu verftehen geben kann; und man hat die Ausficht der ganzen 
terftade unter feinen Füßen. Wenn man hinausgeht: fo tritt man zur Linken in eine geof? 
Efplanade, von da man durch einen fanften Abhang auf den Gipfel des Diamantvorgebl 
ges ſteigt, welcher eine ſchoͤne Plattforme machet. Bey einer allerliebſten Ausſicht HT, 
man dafelbft die reineſte Luft ein; und man hat daſelbſt den Anblick von einer großen Ani, 
Meerſchweine, die auf der Fläche des Waſſers fpielen. Es ift nichts feltenes, daß 
dafelbft Diamanten findet, die fehöner find, als die zu Alenzon. Man ſchneidet ſie 
Duebec recht gut. Sie waren ehemals dafelbft fehr gemein, und das Borgebirge hat 2 


von feinen Namen befommen. Der Abhang an der Feldſeite ift noch fanfter , als MT 


der Efplanade, ; 

Hecolleten: Die Recolleten haben eine ſehr ſchoͤne Kirche bie mit einer breiten Porkicche 9#" 
Elofter, vet ift, welche rund herum geht „aber ein wenig maſſiv ift. Es ift das Werf eines 2) 
Bruders des Ordens. Unter vielen Gemälden von einer) groben Malerey thun ſich 

Bruder $ucas feine hervor. Das Hausift groß, wohlgebauet, bequem, mit einem 

räumigen und wohlgewarteten Garten begleitet, | 

5 


Urſulinerin⸗ Die Urſulinerinnen haben, wie das Seminarium, das Ungluͤck gehabt, zwo Feu fen 
nen, beünfte auszuftehen. Sie haben fo wenig Capital, daß man nach dem erſten von Nufen 


⸗ 


beyden Unfaͤllen gereizet wurde, ſie wieder nach Frankreich zuruͤckkehren zu laſſen. Snbe h 
5 haben fie fich doch durch ihre gute Haushaltung, durch ihre Arbeit und Maͤßigkeit r — 
der Ehrerbiethung, die fie ſich in der Colonie zuziehen, zweymal wieder herſtellen nah 





in Suͤdamerica. VI Buch. XIII Capitel. 673 
Ne. Sie vergolden ; fie ficken. Alle ihre Beſchaͤfftigungen find nuͤtzlich, und ven Charlevoir 
gutem Geſchmacke. — 1720. 


Das Jefuitercoflegium , welches ehemals nur ein. grober Haufen von feanzöfifhen — 
Baraquen und Huͤtten der Wilden war, hat eine ſehr ſchoͤne Geſtalt angenommen, ie gium. 
age aber iſt niche vortheilhaft. Es hat Feine Ausficht. Die nach der Rheede, welche es 
uſt Harte, iſt heutiges Tages durch die Domfirche und das Seminarium bedecket. Der 
arten ift groß, und endiget ſich mit einem Eleinen Gehölze, welches der Ueberreſt von ei- 
Um alten Walde ift, der ehemals diefes Gebirge bedeckete. Die Kirche dat von außen 
nichts ſchoͤnes, als einen ziemlich artigen Glockenthurm. Sie ift mit Schiefer gedecer, 
Und die einzige fo in ganz Canada, wo bis igo alle Dächer von Schindeln find. In— 
wendig ift fie fehr geſchmuͤcket. „Sie hat eine leichte, und mit einem eifernen gemalten und 
„vergoldeten Geländer umgebene Porfirchevon ziemlich guter Arbeit; eine fhön vergofdete 
»und in Holz und Eifen gut gearbeitete Kanzel; einige gute Gemälde; fein Gewölbe, aber ei⸗ 
„Ne flache ziemlich gezierte Decke von Holzwerfe; fein Pflaſter, aber einen guten bretternen 
Fußboden, welches diefe Kirche im Winter erträglich mache, da man hingegen in den arts 
„dern faſt erfrieren mödhte,. Dieß ift des P. Eharlevoir Befchreibung. Er erfannte 
An den vier hohlen und grobgemarmelten Säulen, welche den Zierrath des großen Altares 
Ausmachen, die vier großen cylindriſchen und mafliven Säulen nicht, die aus ‚einem Stüde 
Porphyr ‚ fo ſchwarz, als Achat, ohne Flecken und Streifen feyn follen, wie fa Hontan 
tgiebe, Man würde es diefem Keifebefchreiber, faget er, verzeihen, wenn er fonft nur 
nicht die Wahrheit überfhritten hätte, als den Kirchen einen Glanz zu geben. : 
Das Hofpital hat zween große Säle, einen für die Mannsperfonen , den andern für Hoſpital. 
die Feauensperfonen, Alles ift darinnen bequem und fauber. Die Kirche ift Hinter dem 
eiberfanle, und hat nichts merkwuͤrdiges, als den hohen Altar, deſſen Einfaſſung fehr 
ſchoͤn iſt. Dieſes Haus wird von Hoſpitaliterinnen des heil. Auguſtins von einer Congre— 
gation „die fich von der Barmberzigfeit Jeſu nennet, bediene. Die erftern find von 
Dieppe gekommen , und haben fi) gleich Feine übele Wohnung genommen: ihr Haus aber 
iſt noch nicht fertig. Die Sage deſſelben an einer Anhöhe, auf einem flachen Orte, der ein 
wenig nach dem St. Karlsfluffe zu geht, läßt fie eine fhöne Ausſicht genießen, 
Das Intendantenhaus führet den Mamen des Pallaftes zu Ducber, weil es zu den Intendanten 
Berfammlungen des obern Rathes dienet. Es ift ein weitläuftiger Pavillon, deſſen beyde Haus, 
Äußerften Enden einige Fuß weit übergehen, und wozu man durch eine fteinerne Treppe 
Mit einer doppelten Reihe Stufen hinauf geht. Die Seite nad) dem Garten, vondaman 
die Ausſicht auf den kleinen Fluß hart, und gerades Fußes dahin kommen Fann, iſt weitan- 
denehmer, als die Vorderfeite, wo man hinein geht. Der Hof zeiget zur Rechten die Ma: 
gazine des Königes; darhinter ift das Gefängniß. Die Thuͤre zum Eingange wird durch 
das Gebirge bedecket, welches die Oberſtadt bilder, und an diefem Drte nur einen dem Ge: 
ſchte unangenehmen Felſen zeiget. Dieſer Pallaſt iſt zweymal abgebrannt, und Das letz⸗ 
mal im Jahre 1726. — 5 ä 
Wenn man der Straße folget, ober dem Wege, twelcher fie begraͤnzet: fo koͤmmt Generalhoſpi⸗ 
Man auf das Feld, und man geht eine halbe Vierthelmeile nach dem Generalhofpitale. Dieß tal. = 
iſt das fhönfte Gebäude in Canada. Die Recolleten hatten vordem den Grund und Bo: 
den, Der Herr de Saint Vallier, Bifhof zu Quebec, verlegete fie in die Stadt, kau⸗ 
fete ihnen ven Plag ab, und machete einen Aufwand von hunderttauſend Thalern zur Stif- 
Allgem, Reiſebeſchr. XVI Hand, D2agg tung 


ER. Reiſen und Entdeckungen 


Eharlevoig. 


1720, 


l 


Feftungewerfe 


Anzahl der 
Einwohner 5 
ihre Gemuͤths⸗ 
art und Ge⸗ 
braͤuche. 


tung des Spitales. Der einzige Fehler daran iſt, daß es in einem Moraſte gebauet wor—⸗ 
den, welchen auszuftocfnen , es allezeit ſchwer werden wird. Dreyßig Kiofterfrauen wer? 
den zur Bedienung der Armen dafelbft gebrauchet. Sie kommen von denen in dem Ho⸗ 
fpitale zu Duebec ber, find aber doch durch einige befondere Verordnungen und durch ein fi 
bernes Kreuz, welches fie auf der Bruſt wagen, von ihnen unterfchieden, Die meiſten 
find Srauenjimmer vom Stande, 

Quebec ift nicht regelmäßig befeſtiget. Seit langer Zeit aber bemuͤhet man ſich, eb 
nen guten Platz daraus zu machen, Es ift fehon vermoͤgend, fich muthig zu vertheidigen 
Der Hafen ift mit zwoen Baſteyen verfehen, die bey der großen Fluth faft mit dem We 
fer gleich find; das iſt, fie find fünf und zwanzig Fuß hoch erhaben; dern , wenn Tag un 
Mache, gleich find: fo ſteigt die Fluch ſo hoch. Ein wenig oberhalb der Baſtey zur Rechten⸗ 
bat man eine halbe gemacht, die in dem Felſen mit begriffen äft; und höher an der Seite 
der Öalerie des Fortes ſtehen fünf und zwanzig Canonen in Batterie. Drüber ift ein klei⸗ 
nes viereckichtes Sort, welches man die Citadelle nennet ; und die Wege, welche von ein 
Befeſtigung zur andern führen, find ſehr fleil. An der linken Ceite des Hafens längl 
der Rheede, find gute Batterien zu Canonen und Mörfern. Don dem Winkel der Ei 
delle, der mach der Stadt zu geht, hat man noch eine Eckbaſtey gemacht, von der eine mit 
ein Winfelmaß gezogene Bedeckung zu einem fehr erhöhten Cavaliere geht, auf weichet 
man eine wohlbefeftigte Mühle antrifft. Wenn man von dem Cavaliere hinunter geht: 
findet man einen Slintenfhuß weit einen Thurm, der mit guten Bafteyen verfehen ift, dat⸗ 
auf noch einen andern in gleicher Weite von dem erſtern. Es haben dafelbft noch ande? 
Werke follen angeleget werden, wie man denn aud) auf dem Diamantvorgebirge eine klein 
Schanze ſieht: es ift aber nicht ausgeführee worden. In diefem Stande war der Ort, 
ihn die Engländer 1711 angegriffen, und er iſt auch 1720 noch nicht anders gewefen, Mag 
der Zeit aber hat man nicht gehöret , daß etwas mehr daran gethan worden, | 

Man rechnet zu Quebec nicht über fiebentaufend Seelen. Die Abfehilverung ab! 
melche man ung von den vornehmften Einwohnern und ihren Gebräuchen mechet, giebt?! 
Vorſtellung von einer fehr angenehmen Gefellfchaft in diefer Eleinen Anzahl, Ein General 
ſtatthalter nebft einem ‚Etat- Major, Adel, Officier, und Truppen, ein Intendant, A 
Oberrath, und Untergerichte, ein Oberftraßenbereiter, ein Oberforſtmeiſter, deſſen Gericht‘ 
barfeit gewiß die größte in der Welt iſt, begüterte Kaufleute, oder die wenigſtens fo leben 
als wenn fie es wären, ein Biſchof und ein zahlreiches Seminarium, Recolleten und Zell" 
en, drey Frauenkloͤſter, die wohl eingerichtet find, große Zufammenfünfte bey der Statt 
balterinn und der Intendantinn, die koͤnnen ſchon machen, nach den Ausdrücken des F 
Charlevoix, daß einer feine Zeit one lange Weile zubringen kann. Ein jeder bemuͤhet 1 
auch, etwas dazu beyzufragen. Man fpieler; man machet Partien zu $uftfahrten , f 
Sommers in Caleſchen oder Kähnen ; des Winters in Schlitten auf dem Schnee oder NR 
Schlittſchuhen auf dem Eife. Man jager fehr ftarf; und eine Menge Edelleute haben fon 
fein anderes Huͤlfsmittel, bequem zu leben. Die neuen Zeitungen bedeuten wenig, wel n 
Sand wenig verfehaffer, und weil die aus Europa alle auf einmal fommen, Sie mad 
aber doch die Befchäfftigung eines guten Theile des Jahres. Man urtheilet über Das 2 
gangene, man muthmaßet von dem Künftigen, "Die Künfte und Wiffenfchaften komm f 


guch an die Reihe, und die Unterredungen und der Umgang werden niche fhläfrig- 


’ | n 
Canadier, das it, Die Creolen in Canada, nehmen gleich bey deu Geburt ein freyes a 


in Suͤdamerica. VI Buch, XII Capitel. 675 


AN, welches fie in dem Umgange ſehr angenehm machet; und man redet nirgend die fran⸗ Eharlevoir, 


Bfifche Sprache reiner. Es ift fehr merfwürdig, dag man Bier Eeinen befondern Accent 
at. Man ſieht hier feine reiche Privatperfonen ; weil ein jeder fich gern mit feinem Ver⸗ 
Mögen eine Ehre zu machen ſuchet, und ſich niemand befleißiget, Schäge zu fammeln. 
Man ißt und trinkt gut; man kleidet fich ſehr fauber ; jedermann ift Hier von gutem Wuch⸗ 
ſez und das Blut ift bey beyden Gefchlechtern fehr gut, Die Sröplichkeie, die Höflichkeit 
und die Freundlichkeit find auch gemeinfchaftliche Vortheile; und die Grobheie fo wohl in 
dem Bezeigen, als in der Sprache, iſt hier auch nicht einmal auf dem Sande befannt. 


7721. 


Es ift viel daran gelegen, daß man dem reifenden Pater auf feinen verfchiedenen Fahr, Reife des Ver⸗ 
fen folget, damit man der Beſchreibung der Oerter nügliche Anmerkungen beyfuͤge, womit faſſers. 


fie ſtets begleitet iſt. Den ıgten März 1721 reiſete er auf einem Schlitten von Quebec ab, 
Um fich nach der Stadt der Drey Fluͤſſe (Trois Rivieres) zu begeben, welche fünf und 
zwanzig Seeineilen weit davon entfernet ift. Er Iegete fehr hurtig fieben Meilen zurück bis 
nach der Eſpenſpitze (Pointe aux Trembles), eines von den guten Kirchfpielen des San: 
des. Die Kirche daſelbſt ift groß, mohlgebauer, und die Einwohner fehr vermögende 
Lute. Ueberhaupt find die alten Einwohner viel veicher in Canada, als Die Herren; und 
Man giebt diefe Urfache davon an, Als die Franzofen anfingen, ſich daſelbſt zu fegen: ſo 
war es nur ein großer Wald, Officier, Edelleute ‚ ganze Gemeinen, denen man Herr— 

aften gab, waren nicht vermögend , fie ſelbſt fuͤr ſich nutzbar zu machen, und hatten nicht 
ſo anſehnliche Capitalien, daß ſie eine hinlaͤngliche Anzahl Arbeitsleute Halten konnten. Man 
mußte alſo Einwohner dahin ſetzen, welche ſich genoͤthiget fanden, ſehr viel zu arbeiten, bes 
dor fie fo viel einerndteten, daß fie ihren Lebensunterhalt davon hatten, und ſich alfo nur auf 


hr mäßige Abgaben, mit ben Herren einlaffen Eonnten; fo daß nebftden Sehnsgebühren und, 


Kauffpillingen, die faft gar nichts heißen, dem Muͤhlenzolle und der Meyeren, eine Herrfchaft 

n zwoen Geemeilen in ber Laͤnge, und von einer unbegrängeten Tiefe ein ſehr mittelmäßi- 
> Eintommen in einem fo wenig bevölfersen Sande giebt, deflen innerer Handel fo 
chwach iſt. * 


Siebenzehn Meilen von der Efpenfpige findet man auf eben dem Wege die Baroneh Baroneyen, 


Efpenfpige, 


Beckancourt, welche ein Dorf der Abenaquier enthält, und gegen über an der andern Beckancourt, 
Seite des Zluffes, eine andere Baroney, Namens Port-neuf, Die Wohnung des Ba, u. Port: neuf. 


rons von Beckancourt ift an der Einfahrt eines Eleinen Fluſſes, twelcher ganz in feinem Ge- 
bierhe fließt, und davon den Mamen angenommen hat, Er hieß vor dem der ſtinkende 
Fluß, weil er einige Zeitlang von einer großen Anzahl todter Leichen ſtank, die nach einem 
ſehe blutigen Gefechte wiſchen zwoen wilden Bölferfhaften Bineingemorfen worden, Man 


gehe über ven Laurenzfiuß, wenn man ſich nad) Trois Rivieres begeben will; und nichts Stade Trols 
ſt reizender, als die Lage dieſer Stadt. Sie iſt auf einer Anhoͤhe von Sande gebauet, die Rivieres. 


Pnſt nichts unfruchtbares hät, als den Raum, den fie bey ihrer Vergroͤßerung einnehmen 
ann; denn fie hat noch feinen großen Umfang: fie ift aber mit allem umgeben, was eine 
tadt angenehm machen, und fie zum Ueberfluffe gelangen laſſen kann. Der Fluß, wels 
er eine halbe Meile breit ift, läuft unten am Fuße. Jenfeits find gebauete Felder, wel: 
fruchtbar und mit den fehönften Wäldern gefrönet find. Ein wenig darunter und an 
ben der Seite nimmt ver Fluß einen andern ziemlich fihönen Fluß, welcher fich nicht eher 
Amit vereiniget, als bis er zween andere, einen zur Nechten, und einen zur Linken einges 
Nommen hat; und daher fommt der Namen Drey Zlüffe, Trois Rivieres, welchen die 
; ggg 2 Stadt 


Charlevoix. 


1721. 


Nichelieng- 
änfeln, 


Inſeln und 
Fluß St. 
Franciſcus. 


Land von 
Dreyfluͤſſen 
bis nach 
Montreal. 


676 — Reiſen und Entdeckungen 


Stadt bey ihrem Urſprunge angenommen hatte. Darüber und faſt in eben der Weite fi? 
det man den St. Petersfee, ficben Meilen lang und drey breit. Nichts fchränfet alf 
die Yusfiche von diefee Seite ein, und die Sonne feheine in dem Waſſer unger zu gebe 
Diefer See, der nur eine Erweiterung des Fluffes iſt, nimmt viele Zlüffe ein, und ift wege! 
der Menge feiner Fiſche eben fo berühmt, als wegen deren Güte, h 

Man rechnet nicht über fieben bis achthundert Franzofen in der Stadt Trois AV 
vieres, ob fie gleich in ihrer Nachbarfchaft vortreffliche Eiſenbergwerke bat, bie vermo⸗ 


‚gend ſeyn würden, eine Stadt zu bereichern. Man bat nun ſeit kurzem angefangen, | ; 
“zu nutzen. Uebrigens hindert die kleine Anzahl der Einwohner diefer Stadt nicht, Daß id 


ve Lage fie nicht wichtig mache. Sie ift eine von den älteften Pflanzftädten der Eolonit 
und man bat daſelbſt gleich zu den erften Zeiten einen Statthalter nebft einem Erat Mait 
geſehen. Ein Recolletenkloſter, eine ziemlich fhöne Kirche, die von eben den Religioel 
beftellet wird, und ein fehr fehönes Holpital, welches ein Stück yon einem Urſulinerkloſtel 
ausmachet, worinnen man ihrer vierzig zaͤhlet, die das Amt der Hofpitaliterinnen haben, 
find die vornehmſten Gebäude dafelbft. Schon 1650 hatte der Seneſchall von Reufranl⸗ 
reich, deſſen Gerichtsbarkeit durch den Oberrath verſchlungen iſt, einen Leutenant in dieſel 
Stadt. Heutiges Tages hat ſie nur ein ordentliches Gericht mit einem Generallieutenan 
zum Oberhaupte. Ss 
An dem Ende des St. Petersfees fieht man eine große Anzahl Inſeln von verfchied® 
ner Größe, welche die Richelieusinfeln heißen; und zur Unken ‚ wenn man von Dut 
fommt, findet man fechs andere, die eine ziemlich tiefe Bucht umgeben, worein ſich 
fhöner Fluß ergießt, deffen Duelle in der Nachbarfchaft von Neuyork iſt. Die Inſel⸗ 
ber Fluß und das ganze Land, welches er bewaͤſſert, führen den Namen St. Franciſcus 
Alle dieſe Inſeln waren ehemals voller Hirſche, Rehe und Elendsthiere, die derſchwunden 
find. Man faͤngt in dem St, Francifcusfluſſe vortreffliche Fiſche. Den Winter uͤhel 
machet man Löcher in das Eis, um Fiſchergarne fünf bis fechs Faden lang dadurch zu nr 
den, die man gemeiniglic) voller Barfe, Goldfiſche, Achiganen, und vornehmlich Mas 
quinongen, einer Art von Hechten, die einen größern Kopf haben, als die unferigen , un 
deren Rachen unter einer gekruͤmmten Schnauze ift, wieder heraus sieht, Die Wilden daſel 


. find Abenaquier, unter denen fich einige Algonquinen ‚ Sofofier und Mahinganer befinde! 


die unter dem Namen der Wolfe befannter find, und ſich ehemals um den Stug Manha 
in Neuyork gefeget hatten, woher fie auch vermurblich gebürtig find, Die Abenaqui 
find von den mittäglichen Küften Neufrankreichs, die Neuengland am nächften find, 1 \ 
St. Franciſcus gekommen. Ihre erſte Niederlaſſung bey dieſer Wanderung war an it 
nem Efeinen Fluſſe, der fich mie dem St. Laurenz, Sillery gegen über, vereiniget, das — 
anderthalb Meilen über Quebec gegen Süden ‚ bey einem Wafferfalle ‚ den man ben & # 
felfprung nennet. {560 find fie an dem Ufer des St. Srancifeusfluffes, zwo Seemeile 
von ſeiner Muͤndung in dem St. Petersſee. 
Bon Trois Rivieres über den St. Petersſee, nad) Süden zu brauchere der PET - 
levoix nur einen halben Tag, ſich nach St. Franciſcus zu begeben x). Er reifete ven 9 


x) Noch allezeit im Schlitten; denn das Eis ſchaͤrfer ift die Kälte, weil man weiter gegen N 
Hatte den zıten März noch alle feine Stärke, den rücker. Man hat gefager, Queber [ey — 
Je weiter man den Fluß hinunter fährt, deſto ben und vierzigſten Grade ſechs und funfzig Min ser 





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in Suͤdamerica. VI Buch. XIII Capitel. 67 


MD, und Fam den andern Morgen nach Montreal, Dieſe letzte Ueberfahrt iſt fünf und Eharlevoir. 
Manzig Seemeilen. Was für Annehmlichfeit man auch bat, folche im Winter aufeinem 17 
Shlitten zu thun, da man uͤber die gefrorenen Candle, zwiſchen den Inſeln, hingehen kann, — 
le nach der Schnur, wie Orangenbaͤume, dahin gepflanzet zu ſeyn ſcheinen: fo iſt den— 
Noch der Anblick bey einer Jahreszeit nicht ſchoͤn, wo das Weiß überall die Stelle der 
Hönften Farben in der Natur einzunehmen feheint. Die Himmelsluft ift an dem St. Pe: 
fersfee ſehr rauh )y. Wenn man aber vor den Richelieusinfeln vorben ift: fo ſcheint es, 
Man fey auf einmal in eine ganz andere Gegend verfeget worden, Die Luft wird lieblicher, 
der Boden ebener, der Fluß ſchoͤner, und feine Ufer angenehmer, Man trifft dafelbft In— 
Rlnan, davon einige bewohnet, andere noch in ihrem natürlichen Zuftande find, die aber alfe 

zuſammen die fchönfte Sandfchaft in der Welt ausmachen. 

Die Inſel Montreal, welche gleichfam der Mittelpunct davon ift, bat von Oſten Befchreibung 
gegen Weften zehn Seemeilen in der Länge und faft viere in der größten Breite. Das Ge- der Jufel und 
dirge, wovon fie ihren Namen hat, und welches zwo Spigen von ungleicher Höhe zeiger, —— 
iſt faſt mitten in der Länge der Inſel, aber nur eine halbe Meile von der Mittageskuͤſte, 3 
wo die Stade Montreal liege. Der Namen Ville⸗Marie, welchen diefe Stadt bey ih« 
ter Stiftung erhielt, hat nicht wollen gebräuchlich werden. Er wird nur in den öffentli- 
then Urkunden, und unter den Herren ber Inſel gebraucher,, die ſehr darüber halten. Man 
dat ſchon angemerfer, daß es die Sulpicier find. Weil alle Ländereyen der Inſel fehr gut. 
ind, und die Stade nicht weniger bewölfert ift, als Quebec: fo iſt dieſe Herrfchaft, nach 
des P. Charlevoix Meynung, wenigftens fo viel wert), als ein Halb Dugend von den beten 
m Canada. Dieß ift die Frucht der Weisheit und Arbeit ihrer Herren, 

Die Stade Montreal hat einen fehr angenehmen Anblick. Sie ift mohlgelegen 
Und wohlgebauet. Die Anmuth ihrer Gegenden und ihrer Ausfichten flößer eine Munter- 
keit ein, welche alle Einwohner empfinden. Sie iſt nicht befeſtiget. Ein mit Baſteyen 
verſehenes und ſchlecht unterhaltenes Pfahlwerk, nebſt einer elenden Schanze auf einer klei⸗ — 
nen Erdhoͤhe, die zum Bollwerke dienet, iſt ihre ganze Vertheidigung. Sonſt war ſie 
offen, und den Anfaͤllen der Wilden oder Engländer ohne Unterlaß ausgeſetzet. Der Rit— 
ter Callieres ließ fie verfhließen, da er Statthalter war; und feit einigen Jahren ift fie mie 
Einer guten Mauer umgeben, Ihre ftärffte Vertheidigung aber beſteht in der Tapferkeit 
ihrer Einwohner. 

Ihre Geftalt iſt ein längliches Viereck an dem Ufer des Fluſſes. Der Boden, welcher e 
ſich unvermerkt erhebt, theilet die Stadt nach ihrer Länge in die obere und untere. Die — 
erſte imhait die Pfarclirehe, das Seminarium, die Recolleten, die Jeſuiten, und die Woh: pay, 
nung des Statthalters; die andere das Spital, die Föniglichen Magazine, und den Waf- 
fenpfaß. Senfeits eines Eleinen Ztuffes, der von Nordweſt kommt und die Stadt auf eben 
der Seite begränzet, findet man das allgemeine Hofpital nebft einigen Käufern; und an 

er Rechten jenfeits der Recolleten, deren Klofter an dem aͤußerſten Ende der Stadt ift, 
man eine Art von Vorſtadt zu bauen angefangen, die deveinft ein fehr ſchoͤnes Vierthel 
eyn wird, Die Jeſuiten haben fein geraͤumiges Haus: ihre Kirche aber iſt groß und 
der Breites Trois Rivieres in ſechs und vierzigften Fluß mächet einen Ellbogen gegen Süden nad) deus 


tAde einige Minuten, und Montreal zwiſchen St. Petersfee- 
er und vierzig und fünf und vierzig Grad. Der 


678 Reifen und Entdeckungen 


Eharlevoir. wohlgebauet. Das Recolletenklofter ift größer, und die Communitaͤt zahlreicher, Du 
ı2t Seminarium iſt mitten in der Stadt, und man erfennet es an bem Herrnhauſe. Es hänge 
— — an die Pfarrfirche, die mehr Anfehen hat, als die Domkirche zu Dueber, Das Frauen 
Flofter von der Congregation ift zwar eins von den größten Gebäuden der Stadt, jen® 
kaum zureichend,, einer fo zahlreichen Gemeinfchaft Wohnungen zu verfchaffen. Es il 
das Haupt und das Noviciathaus eines Ordens, der in Canada feinen Urfprung genom⸗ 
men, und fich dafelbft fehr nüßlich mache. Das Spital wird von Klofterfrauen beforget, MI 
von die erften aus la Fleche in Anjou genommen worden. Ihre Kirche und ihr Klackenſoe 
find zwey ſehr ſchoͤne Gebäude; fie find aber doch arm, und die Einkuͤnſte ihrer Stiftung ihr! 
Dienften nicht gemäß. Das allgemeine Hofpital hat feine Errichtung einer Privatperſon 
Namens Eharon zu danken, der alle fein Vermögen anwandte, eine Geſellſchaft vol 
mildthaͤtigen Perfonen zu errichten in der doppelten Abficht, daß fie für die Kranken forgen, U 
die jungen Leute auf dem Sande unterrichten follten. Sein Anfchlag wurde r7ı9 ausgefl 
vet. Er hat aber nicht fo Tange gelebet, daß er ihn beftätigen konnte; und da der Hof! 
nen Anhängern die Erlaubniß unterfager, fih unmiederruflich zu verbinden, fo befürchte 
man, diefes neue Stift werde nicht lange dauern, 
Gegenden um Zwifchen der Inſel Montreal und dem feften Sande gegen Norden finder man ei 
Montreal. andere Inſel, ungefähr acht Seemeilen lang und zwo breit. Sie hieß anfänglich LION 
magni, nach dem Namen eines Statthalters in Canada, der fie beſaß. Darauf wu 
fie den Jeſuiten gegeben, welche folche die Tefusinfel nannten. Man meldet nicht, wie fe 
an die Sulpicier gekommen, welche fie zu bevölfern angefangen, und ihr den legten MA 
‚men gelajfen haben. Der Canal, welcher die beyden Inſeln abfondert, Heißt der Miele! 
fluß, weil er auf beyden Seiten fehr fehöne Wiefen bewäffert. Sein Kauf wird in der Mil 
durch einen Waſſerſturz etwas beſchwerlich, den man den Recolletenfprung nennet, 
dem ein Neligiofe diefes Ordens darinnen erfoffen iſt. Der dritte Arm des Fluffes ift wit 
einer ungeheuren Anzahl Inſeln beſaͤct, und hat den Namen Tauſend Inſeln oder — 
Johannsfluß. An der Spitze der Jeſusinſel ſieht man die kleine Inſel Bizard, un 
hoͤher gegen Süden die Inſel Perrot, die zwo Seemeilen lang und faſt eben fo breit if 
Die Inſel Bizard endiget den See der beyden Gebirge; und die Inſel Perrot fondert 
von dem St, Ludwigsſee ab. Was man den Gebirgefee nennet, Ift eigentlich die M 
dung eines großen Fluffes, der Ontawaier Fluß genannt, welcher Bier in ven St. $a 
fluß fälle. Er iſt zwo Meilen lang und faſt eben fo breit. Der St. Ludwigsſee, mel" 
ein wenig größer iſt, ift eigentlich nur eine Erweiterung bes Fluſſes. Bisher gieng die fra 
zöfifche Eolonie noch nicht weiter gegen Welten: man fängt aber an, jenfeits neue Wohl 
pläße anzulegen; und die Felder find durchgaͤngig vortrefflich. i 
Bwvey chriſtli⸗ In den legten Kriegen hat man zwey Doͤrfer chriſtlicher Iroqueſen, und das ze 
nr —— Chambli, als die Sicherheit von Montreal und den benachbarten Dertern angefehen, 
® erfte von diefen beyden Dörfern, weiches St, Ludwigsfprung genenne wird, liege in Tert⸗ 
firma an der Suͤdſeite drey Seemeilen über Montreal. Seine Einwohner, deren eine gl? 
Anzahl ift, find flets einer von den ftärfften Schlagbäumen der Colonie wider die abge” 
fehen Iroqueſen und wider die Engländer aus Neuyork gewefen. Es bat in einem Kar 
me von zwoen Seemeilen zweymal die Stelle verändert. Nachdem es bey einem Bu 
ſturze gewefen, wovon es den Namen führer, fo ift eg itzo in einer angenehmen $age- ip 
Fluß ift dafelbft fehr breit und mic Inſeln bedecket. Die Inſel Montreal ift in Pa 


in Suͤdamerita. VI Bud. XIII Capitel. 679 


| an der einen Seite, und an der andern ift die Ausſicht bis nach dem $ubwigsfee nicht bes Charlevoix. 
| Sänger, welcher ein wenig höher anfängt. Die Kirche diefes Dorfes und das Haus der 1721 En 
ifionarien find zwey der fehönften Gebäude des Landes. Das andere Dorf heißt In — 
ontagne, weil es lange Zeit auf dem doppelten Gebirge geſtanden, wovon die Inſel 
hren Namen hat, HEo iſt es in Terra firma, dem weſtlichen Ende dieſes Eylandes gegen 
5 und die Sulpicier regieren es. - 
Das Fort Chambiy ift ſtets für einen Poften von der äußerften Wichtigkeit gehalten FortCpambly: 
borden, Bey dem Urfprunge der franzöfifchen Colonie giengen die Iroqueſen bis an den 
Nütelpunct der Wohnungen durch einen Fluß hinunter, der fich in den St. Laurenzfluß, 
N wenig über dem St. Petersfee ergieße, und den man aus diefer Arfache Damals den 
Jeoqueſen fluß nannte. Nachher hat man ihn Richelieusfluß von einem Sorte dieſes Na— 
NS genannt, welches man an feiner Mündung erbauet hatte. - Als nachher diefes Fort 
beſtoͤret worden: fo ließ ein Officier, Namens Sorel, ein anderes bauen, dem man feis 
Ne Namen gab, welcher fich auch dem Fluſſe mitgetheilet hat. Er hat ihn noch, obgleich) 
8 Fort nicht mehr da iſt. Von da geht man ungefähr fiebenzehn Seemeilen den Fluß 
hinauf ‚ ftets gegen Suͤden, ein wenig Siüdweft, wo man einen Wafferfturz und gegen 
Mer eine Art von einem fleinen See findet, der durch den Fluß felbft gemacht wird. An 
Ufer des Waſſerſturzes, und dem See gegen über liegt das Fort Chambiy. Es wurde 
Mfängtich, durch einen Dfficier, nur von Holze aufgeführet, der ihm feinen Namen gab, zu 
"der Zeit, da Sorel feines bauete, Um das ı1721fte Jahr aber bauete man es von 
feinen, und verfah es an ben Geiten mit vier Bafteyen. Es hat allegeit eine ſtarke 
eſatzung. Die benachbarten Felder find fo gut, daß man ſich gezauhet hat, daſelbſt 
huplahe anzulegen; und man verzweifelt nicht, daraus noch dereinft eine gute Stadt 
Meftepen zu fehen. Won Chambiy nach dem Champlainsfee rechnet man nur acht Seemei⸗ 
In, Der Sorelfluß gehe durch diefen See, und der Verfaffer beobachtet, daß Neufrank⸗ 
reich vielleicht Feine Gegend habe, welche dienlicher ſey zu bevoͤlkern. Er ſetzet hinzu , bie 
Himmelstuft fey daſelbſt gelinde; die Einwohner werden die Iroqueſen zu Nachbarn has 
‚ gute Leute, faget er, die Feine Zänferey mit den Franzofen anzufangen füchen ner» 
den, wenn fie folhe im Stande feben, daß fie fich niche vor ihnen fürchten dürfen; 
Und die ſich zu diefer Nachbarſchaft noch beſſer gewöhnen werden, als zu ber von 
york. * 

Doch wir muͤſſen mit ihm den Fluß St. Laurenz noch weiter hinauf gehen. Er gieng Verſchiedene 
den often May vom Ludwigs ſprunge ab, um die Nacht an ber weftlichen Spige der Inſei Waſſerſtuͤrze. 
| ontreal zuzubringen, Den andern Tag, nachdem er den Morgen mit Befichtigung des 

Andes zugebracht hatte, welches er ſehr ſchoͤn fand, gieng er über den St, Ludwigsſee, 
Um fich nach den Caſcaden zu begeben, welchen Namen man einem Waſſerſturze beyle⸗ 
Let, der gerade über der Inſel Perrot iſt, welche den Ludwigsſee und den See der beyden 
ebirge von einander abfondert. Man vermeidet ihn, wenn man ſich ein wenig zur 
echten hält, um die Canote leer nach einem Orte geben zu laſſen, welchen man das Loch 
Henne Darauf zieht man fie an das Sand, und machet eine Uebertragung von ei⸗ 
Ver halben Vierthelmeile, welche nothwendig wird, einen andern Waſſerſturz zu vers 
Meiden , welcher le Buͤiſſon, das Gebuͤſche, beißt. Es ift ein fhönes Waffertuch, 
elches von einem flachen Felſen ungefähr einen Balben Fuß hoch herunter fällt. Char⸗ 
voip glaubet, man konnte ſich von dieſer Beſchwerlichkeit befreyen, wenn 
| = ette 





6. Reiſen und Entdeckungen 


Eharlevoir. Bette eines Eleinen Fluſſes ein wenig ausgruͤbe, der fich in den andern oberhalb ber Caſca⸗ 
za. den ergießt. 
— Oberhalb des Buͤiſſon iſt der Fluß eine große Vierthelmeile breit; und das Erdreich 
feit eines Foe⸗ an beyden Seiten iſt vortrefflich. Man hatte angefangen, das an der Nordſeite umzugra 
tes zu Ia Ga⸗ ben; und nichts würde leichter feyn, als dafelbft einen großen Weg von der Spige, wel 
lette. der Inſel Montreal gegen uͤber iſt, bis an die Bucht zu machen, welche man la Galette 
nennet. Es ſcheint ſo gar, daß zu la Galette ein Fort beſſer angebracht und nothwendige 
ſeyn würde, als zu Catarocui, weil daſelbſt nicht ein Canot vorbey geht, das man M 
fieht; da man ſich Hingegen zu Catarocui Leiche hinter den Inſeln weg ſchleicht. DI 
Beobachtung ift von dem Kriegescommiffae Clerambaut d’ Aigremont , welcher 1706 U 
dem Könige abgefchickt wurde, alle entfernete Poften zu befuchen. Er bemerkete über DIF 
fes, „weil die Felder in den Gegenden von fa Galette fer gut wären: fo wide man da 
„ſelbſt ftets Lebensmictel im Ueberfluffe Haben, ohne zu rechnen, daß in ziveenen Tagen mit 
„gutem Winde eine Barke von la Galette nach Niagara gehen Eönnte. Einer von dent! 
„Gegenftänden, faget er, die man ſich bey Erbauung des Fortes zu Catarocui vorgeftel 
„Hatte, war die Handlung mit den Sroquefen. Nun würden diefe Wilden fo gern nd 
„la Galette, als Catarocui, fommen, Sie würden zwar einen etwas weitern 
„haben: allein, fie würden auch eine Ueberfahret von acht oder neun Seemeilen auf de 
Ontarioſee vermeiden: endlich fo würde das Fort zu In Galette das ganze Sand bedecken 
„welches zwifchen dem Fluſſe der Ontamwaier und dem St. Saurenzfluffe iftz denn malt 
„kann wegen der Wafferftürze von der Slußfeite nicht an diefe Gegend fommen, und pie 
„Ufer des Ontawaierfluſſes find leicht zu bewahren „. 

Den zten May veifete Charlevoix drey Seemeilen nach den Cedern. Dieg if ein 
dritter Waſſerſturz, der feinen Namen von einer großen Menge Cedern hat, die man He" 
dem an diefem Orte ſah, die aber faft alle abgehauen find, Den sten erlaubere ihm € 
Zufall, welcher eines von feinen Canoten zerbrach, nicht, über ven vierten Waſſerſtur) 

gehen, ob er gleich nur drittehalb Meilen von dem vorigen ift, Den sten gieng er aͤbe 
Franeiſcusſec. den St. Franciſcusſee, welcher ſieben Meilen lang und drey in feiner größten Breite I 
Das Erdreich auf beyden Seiten ift niedrig, und feheint nichts deſtoweniger gut zu 
Die Fahrt von Montreal bis hieher geht ein wenig Südweft, und der St. Francifeugl® 
läuft Weſtſuͤdweſt und Oſtnordoſt. Den 6ten mußte man über die Röhren des Sees I" 
ben. So nennet man die Candle, die von einer großen Anzahl Inſeln gebildet werden/ 
womit der Fluß an dieſem Orte faſt bedecket iſt, und welche das Land allerliebſt machen 
Der übrige Tag wurde zugebracht, über die Waſſerſtuͤrze zu kommen, wovon der anſeh 
Kichfte, den man das Muͤhlchen nennet, erſchrecklich anzufehen ift; und wo es viel Mühe * 
ſtet, vorbey zu kommen. Gleichwohl that man ſieben Meilen an dem Tage, und mail In 
gerte ſich unten an dem langen Sprunge, einem Wafferfturze einer halben Meile lang 
welchen die Canote nur halb beladen hinauf gehen. Man paſſirete ihn den 7ten des 
geng, damit man darauf bis um drey Uhr des Abends fchiffen koͤnnte. Nach dem god 
welches Charlevoir der Himmelstuft gegeben, und nach dem Unterfchiede, ven er bemen 
hat, fo wie man den Fluß hinauffaͤhrt, ſcheint es ſehr wunderſam zu ſeyn, mern man oe 
hoͤret, es habe hier die folgende Nacht, mitten im Maymonate , fo ftarf geftoren , als € ne 
Jenner in Frankreich chut. Gleichwohl war man in gleichen Linien mit Languedoc. 
Hten gieng man über ben Waflerfturz, Ploc genannt, der von dem langen Sprung an 











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Gemeene Yranzöfs fahe See-merlen . 





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in Suͤdamerica, Vl Buch. Ki Capitel. 68: 


dan fieben Seemeilen weit ift, und fünfe von den Balloten, welcher ber legte iſt. Charlevoix. 
a Galette ift noch anderthalb Meilen weiter, und man fam ben zoten. allda an, Das, "7?" 
Yanze fand, welches zwifchen der Bucht und ben Galloten ift, verdienet Bewunderung. 
ie Wälder find allerliebft; und man bemerket dofelbft vornehmlich Eichen von einer außer⸗ 
ordentlichen Schönheit. 
Fünf oder ſechs Meilen von la Galette findet man eine Inſel, Tonihata genannt, eine Seel Tonic 
halbe Meile lang, wovon ein Froquefe, der den Sranzofen ſehr geneigt war, das Eigenthum bata. 
Mit einem Bervilligungspatente erhalten batte, woraus er fich eine Ehre machete, folches zu 
eigen. Charlevoix rühmet den Wig diefes Wilden, ob er gleich nicht unterlaffen bat, fagee 
®, feine Herrfchaft für vier Kannen Branntewein zu verkaufen. Da er ſich aber die 
Nutzung von derfelben vorbehalten: fo Hatte er dafelbft achtzehn bis zwanzig Familien vor 
feiner Boͤlkerſchaft zufammen gebracht. In feiner ganzen Aufführung befliß er ſich, den 
Tanzöfifehen Sitten nachzuahmen, Won da bis an Das Sort Catarocui find nod) ungefähr 
unfiehn Seemeilen uͤbrig, in welchem Raume man über eine Art von Archipelagus gebt, 
die Taͤuſend Inſeln genannt, deren wenigftens über fünfdundere find. Darauf hat man 
Nur anderthalb Meilen bis an das Fort. Der Fluß ift bier viel freyer und eine halbe Meile 
breit, Man laͤßt zur Rechten drey große Buchten, die ziemlich tief find; und das Fort iſt in 
der dritten gebauet. Es ift ein Viereck mit vier Bafteyen, welches nicht weniger als eine Beicreibung 
ierthefmeile im Umfange hat. Es ift von Steinen gebauet, und hat eine überaus an: des Forts as - 
Muchige Sage, vornehmlich gegen den Fluß, deffen Ufer eine ſehr abwechjelnbe Landſchaſt tarocui. 
vorſtellen. Ebenfo ift es auch an der Einfahrt in. den Ontariofee, der nur eine halbe Meile 
davon enefernet iſt. Die Bucht ift voller Inſeln von verſchiedener Größe, die insgefamme 
Mit Bäumen’ bekfeidet find, und nichts beſchraͤnket den Horizont daſelbſt. Diefer See 
hatte anfänglich den Namen des h. $udwigs, darnach Srontenacs, welcher auch dem Forte 
zu Catarocui gegeben worden, welches der. Graf von Frontenac angeleget hatte. Unver— 
merkt aber hat der See wieder feinen alten Namen, und das Fort den von der Bucht ans 
. genommen, deren Ufer es einnimmt, Das Erdreich von fa Galette an ift ſehr que, ob es 
gleich am Rande nicht das Anſehen hat, Man ſieht mitten in dem Fluſſe, dem Fort ger 
genüber, eine fehr fhöne Inſel, worauf man Schweine gefeget hatte, die fich vermehret 
daben, und wovon fie ihren Namen angenommen bat. Die Cederninſel und die Hirſch— 
infel find zwey Eleine Eylande unter dem großen, eine halbe Meile von einander, Die 
Bucht zu Catarocui ift doppelt, Das ift, fie bat gegen ihre Mitte eine Spige, Die fehr weit 
dorgeht; und unter welcher ein fehr guter Ankerplag für Die großen Barken it. Hinter 
dom Forte ift ein Moraſt, wo es viel Wildprät giebt, Vordem wurde in dem Forte ein an- 
ſehnlicher Handel getrieben, fonderlich mit den Jroquefen, deren MWohnpläge gegen Süden 
ſind; und das Fort wurde gebauet, fowohl um fie anzuziehen, als fie in Ehrerbiethung zu 
halten. Diefer Handel aber bat ſich nicht lange erhalten; und die Wilden haben nichts 
deſtoweniger der Colonie Boͤſes gethan. Sie haben itzt wirklich einige Familien in den 
egenden des Fortes; wie ſich denn auch einige Millifaguer, eine algonquiniſche Voͤlker⸗ 
Haft, da befinden, welche drey Flecken an dem See haben, einen an dem eftlichen Ufer, 
N andern am Niagara, und den dritten in der Straße. We i 
Bon Cataroci harte der P, Charlevoix nur ſechs Seemeilen bis zu der Rehinſel zu Weinſtoͤcke in 
Bun, wo man einen fehr guten Hafen findet, welcher große Barken einnehmen fann. Da Gehötzen in 
Mer verſchiedene Hinvdernifle feine Schifffahrt verzögert hatten; ſo brachte er Die Nacht — 
Allgem, Reiſebeſchr. XVI Band. Rrır 7 


6a =, Reifen und Entdeckungen 


Charlevoix. an einem ſehr unbequemen Orte zu, wo er gleichwohl zum erſtenmale Weinſtoͤcke im Walde ſah⸗ 
zu Diemeiften Bäume, ſaget er, haben Reben, die ſich bis an deren Gipfel Binauf fhlingen. Er 
hatte dieſe Anmerfung noch nicht gemacht, mweiler fich ftets an offenen Oertern aufgehalten; mal 
verficherte ihn aber, es wäre nichts fo gemein bis nach Merico. Diefe Weinftöcke Haben 
einen fehr ſtarken Fuß und tragen viel Trauben. Die Beeren find nur ſo groß wie eine 
Erbfe, vermutlich weil man fie nicht wartet. Dieß ift eine fo liebliche Erfriſchung für die 
Bären, daß fie folche auf den größten Bäumen ſuchen; fie finden aber nichts mehr, ale 
was die Vögel übrig gelaffen, welche bald ganze Wälder abgelefen haben. 
Verſchiedene Den ızten, nachdem man vor der Rehinſel vorbey war und ſich drey Seemeilen weitet 
Fluͤſſe. hin, bey der Galloteninſel, die in 43 Gr, 33 Minuten liegt, aufgehalten hatte, mußte man 
anderthalb Seemeilen weit überfahren, um nad) einer Spiße zu fommen, die man de# 
wegen Traverſe nenne, Man gewinnt dadurch über vierzig Seemeilen , die man fahren 
mügte, wenn man an der Küftevon Terra firma hinliefe. Won der Spiße der Galloteir 
infel entdecfet man gegen Welten ven Fluß Chuguen oder Önnontague, welcher wierzeht 
Seemeilen weit Davon entfernet ift. Bey der Windftille fteuret man gerade auf den Fluß 
zu, damit man ſich noch einen Umweg von funfzehn oder zwanzig Meilen erfpare. Sechs 
Zlüffe, die man zur Linken laßt, wenn man diefen Weg nimmt, find wegen ihrer vortreff? 
lichen Fifche berühmt, Erſtlich iſt der Aſſomption, der nur eine Seemeile von der Tra 
verfefpige ift; darauf der Sandfluß, drey Seemeilen weiter; Darauf die Planke, zwo 
Seemeilen darüber; der große Hungerfluß, noch zwo Geemeilen weiter; der Eleine 
Hungerfluß eine Seemeile weiter , und eben fo weit darüber der dicke Rindeflug. Ob 
man gleich dem Anfcheinen nach fhön Wetter Hätte haben füllen: fo änderte fich folches doch 
auf einmal; und man hatte viel Muͤhe, das naͤchſte Land zu erreichen, wovon man no 
drey Seemeilen weit entfernet war. Eharlevoix laͤndete um ſieben Uhr des Abends in der 
Hungerbucht an, welche ſeit der Zeit dieſen traurigen Namen fuͤhret, da der Statthalter 
in Neufrankreich, de la Barre, beynahe fein ganzes Heer durch Hunger und Krankheiten 
dafeldft verloren hätte, als er die Iroqueſen befriegen wollte. Die Ufer des Sees allda 
ſind mit Waͤldern bedecket, in welchen man die weißen und rothen Eichen unterſcheidet, DIE 
ſich bis in die Wolfen erhoben. Man fieht da auch einen andern Baum von der größtel 
Art, deſſen hartes aber zerbrechlicyes Holz dem Ahorne ähnlich iſt, und deffen Blatt von 
fuͤnf Spitzen und mittelmaͤßiger Groͤße inwendig ſehr ſchoͤn gruͤn, und auswendig weiß iſt 
Es iſt eine Art von Baumwollenbaume, der in einer Huͤlſe von der Dicke der indianiſchen 
- Maronen eine Wolle träge, die man aber unglüdlicher Weife zu Nichts brauchen kann 
Im drey und vierzigſten Grad der Breite und zu einer ſchon ſo weit vorgeruͤckten Jahreseil⸗ 
wo man zuweilen eine ſolche Hitze empfand, als man in Frankreich im Heumonate ver ſpuͤ⸗ 
ret, verwunderte ſich Charlevoix ſehr, daß er noch kein Blatt auf den Baͤumen ſah. 
ſchreibt dieſe Sangfanıfeit der Natur dem Schnee zu, womit das Sand viele Monate bedecket 
gewefen. Die Erde ift noch nicht genug erwaͤrmet, daß fie die $uftlöcher der Wurzel 
eröffnen und den Saft eintreten laffen Fönne. Es giebt in dieſer Gegend Adler von ein 
% ungeheuren Größe. Man ift dafelbft auf den Gränzen des Sandes der Jroqueſen. 
Fluß Onnon⸗ Einige Seemeilen weiter gieng Charlevoir vor der Mündung des Önnontague vorbey/ 
tague. welcher ihm fo breit vorkam, als ein Morgen Landes. Das Erdreich ift dafelbft ſehr nie? 
drig, aber mit fchönen Gehölzen befleider, In Diefen Fluß ergießen fich alle diejenige, 
‚die das Sand der Iroqueſen bewaͤſſern; und feine Duelle ift ein ſehr [höner See, Gr 
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in Suͤdamerica. VI Buch. XIII Capitel. 683 


nantaha genannt, welcher an feinen Ufern Salzgruben hat. Zehen Seemeilen von dem Charlevoir. 
Onnontague findet man die Goyoguinenbay. Die ganze Küfte in diefem Naume wech: _ 1721. 
fele mie Moräften und hohem etwas fandigem Erdreiche ab, Das aber mic fehr ſchoͤnen Baͤu⸗ 

men, voraus Eichen, bedecket iſt, wovon man glauben follte, daß fie mit Menfthenhän- 

den dahin gepflanzet wären. Die Goyoguinenbay ift einer von den fhönften Dertern in 

der Welt, Eine mit Gehölzen bedeckte Halbinfel geht in der Mitte vor, und bilder gleich« 

fan ein Theater. Zur Linken wird man in der Vertiefung eine Fleine Inſel gewahr, welche 

die Einfahrt eines Fluſſes verdecket, wodurd die Goyoguinen in den See herunter kommen. 

Man begiebt fih von diefer Bay nach der Tfonnontuanerbay: man trifft aber in diefem 
Zwifchenraume einen kleinen Fluß an, wovon man fehr merfwürdige Seitfamfeiten anfüh- 

vet. Er heißt Caſcuchiagon. Obgleich feine Mündung weder breit, noch tief ift: ſo Seltſamkeiten 
ertveitert fie fich doch ein wenig höher, und die größten Schiffe fonnten darinnen gehen. des Caſeu— 
Darauf wird man durch einen Fall aufgehalten, der nicht weniger, als fechzig Fuß hoch, chiagon. 
und zween Morgen Ackers breit ift. Einen Slintenfhuß darüber findet man einen zweyten 

von eben der Breite, aber um zwey Drittheile niedriger; und eine halbe Meile weiter einen 

dritten, der hundert Fuß hoch und drey Morgen Ackers breit if. Mach diefen großen 
Wafferfällen trifft man viele Waſſerſchuͤſſe anz und funfzig Seemeilen weiter findet man 

einen vierten Fall, der dem dritten in nichts nachgiebt. Der Lauf diefes Fluſſes ift hundert 
Seemeilen; und wenn man ungefähr fechzig Seemeilen hinauf gegangen ift, fo bat man 

nur zehn zu Sande, wenn man zur Rechten gebt, um zu dem Ohio oder dem fchönen Fluſſe, 

an einem Drte, Mamens Ganos zu fommen, wo man einen Brunnen findet, deffen 

Waffer die Dicke des Deles und einen Eifengefhmad hat. Die Wilden brauchen ihn in _ 

ihren Krankheiten, alle Arten der Schmerzen zu ftillen. 


Die Tſonontuanerbay iſt allerliebft. Ein arfiger Fluß fchlängele fich daſelbſt Tſonontua⸗ 
zwiſchen zwoen mit Fleinen Höhen befegeren Wieſen hindurch, und man entdecfet allda Thä- nerbay. 
ler von einer großen Stredfe, die durch Wälder begränzet find. Den 22ften gieng man 
vor einer andern Bay vorbey, die der große Moraſt heißt, und den Nachmittag deffel: 
ben Tages lief man in bie Niagaraftraße ein, Dieß ift ein Raum von vierzehn Seemeilen, 
welcher die Gemeinfchaft des Eriefees mit dem Intariofee machet, und wodurch der St. Sau: 

renzfluß aus dem erftern in den andern geht. Don der Einfahrt bis an den Ontariofee 
führet diefe Straße ven Mamen des Niagarafluſſes. Der Zwifchenraum ift von unge: 
fähr fechs Seemeilen; und man findet an der Einfahrt das Fort eben Diefes Namens, Es 
ſteht aber nur feit des P,Charlevoir Reife. Herr von Joncaire, welcher der Stifter def 
felben ift, hatte damals einen kleinen Sitz drey Seemeilen weiter hin, an dem Ufer der 
Straße, nebft einigen indianifchen Hütten. Man fährt gegen Süden, wenn man in den 
Niagarafluß hinein lauft; und der Wohnplatz diefes Herrn, dem man im Voraus den 
Namen eines Fortes gab, war zur Linfen in deyjenigen Weite von dem Orte, wo heutiges 
Tages das Fort iſt. 


Nachdem Charlevoir einige Tage in einer angenehmen Gefellichaft zugebracht hatte: Beſchreibung 

ſo mußte er graͤuliche Gebirge beſteigen, um zu dem beſchrienen Niagaraſprunge zu Fom: des Riagara— 

men, oberhalb deſſen er fich wieder einfchiffen ſollte. Dieſe Neife ift drey Seemeilen meit, ſprunges. 

Sie war fonft fünf bis ſechs, weil man auf der andern Seite des Sluffes, das ift an der 

Weftfeite, gieng, und fih nur zwo Seemeilen über feinem alle einſchiffete. Man hat 
‚Rtrra2 aber 


684 Reiſen und Entdeckungen 


Charlevoix. aber an der linken eine halbe Vierthelmeile von diefem Wafferfalle eine Bucht gefunden, W 


2721, 


der Strom nicht merklich ift, und wo man ſich ohne Gefahr einfchiffen Fann, 

Der Fall des St. Laurenzfluſſes in diefer Straße bildet einen von den fehönften af 
ferfällen ver Natur. Mach denen Beobachtungen, woran man ſich hält, hat fich la Hon⸗ 
tan ſo wohl in feiner Höhe, ats in feiner Geſtalt, geirret. „Es iſt gewiß, faget Eharlevoix, daß⸗ 


„wenn man die Höhe nach denen drey Gebirgen mißt, worüber man anfangs gehen muPr 
„man von denen ſechshundert Fuß, die ihm Delile in feiner Karte giebt, nicht viel abziehen 


„darf; und er hat ohne Zweifel ſolches nur auf Treu und Glauben des Barons de la HA 
„tan und des P. Hennepin vorgegeben. Als ich aber auf die Spitze des dritten Gebirg‘® 
„gekommen wars fo bemerfete ic), daß ich in denen drey Meilen, die ich noch bis an Di 
Waſſerfall hatte, mehr hinunter, als hinauf, ſteigen mußte; und bierauf haben diefe beyden 
„Reiſenden nicht gehug Acht gehabt. Weil man fich nur von diefer Seite dem Waſſet⸗ 
„falle nähern und ihn nur von der Haibfeite fehen kann: fo ift es nicht leicht, die Höhe deß 


ſelben mit den Inſtrumenten zu meſſen. Man hat es mit einem Stricke, der an das Ei 


‚„de einer Stange gebunden worden „ verſuchet; und auf dieſe Art hat man nur hundert ill 
„fünfzehn bis Hundert und fechs und zwanzig Fuß Tiefe gefunden. Allein, es ift ul t 
„möglich, ſich gewiß zu verſichern, ob die Stange ſich nicht an einem Felſen, der vorgieiidr 
„aufgehalten; und ob man fie gleich allezeit naß, fo wie auch das eine Ende des Stricedr 
„wieder zurück gezogen: fo Fann man doch nichts Daraus fehließen, weil das Waffer, welches 
„von dem Gebirge hinunter ftürzer, fehr hoch mit vielem Schaume wieder auffpringe. Ich 
„meines Theiles habe ihn von alfen Seiten, wo man ihn nur anfehen fan, betrachte 
„und fhäge, daß man ihm nicht weniger als hundert und vierzig oder funfzig Fu 
„geben Fann 2). * 
Seine Geſtalt iſt wie ein Hufeiſen, ungefaͤhr vierhundert Schritte im Umfange. I" 
der Mitte iſt er durch eine ſehr ſchmale Inſel, die eine Halbe Vierthelmeile lang ift, in zween 
getheilet. Diefe beyden Theile aber faumen fich nicht, ſich wieder zu pereinigen. Derje 
nige, den man nur von der Halbfeite ſieht, hat viele vorgehende Spitzen; und diejenige, die 
man von vornen entdecket, feheint fehr eben zu feyn. La Hontan fegetnoch einen Strom hinzih- 
der von Weften kommt. Vielleicht waren es nur wilde Waſſer, die ſich durch einige Rauſchbaͤ⸗ 
che dahinein ergoſſen, wenn der Schnee geſchmolzen war. Man urtheilet leicht, daß anterhalb 
des Falles der Fluß noch lange Zeit einen ſo gewaltigen Stoß empfindet. Er iſt auch nur er 
drey Seemeilen darnach ſchiffbar, und gerade vor dem Orte, wo Joncaire feinen Bo 
plaß hatte, Er ſollte nicht weniger oberhalb unfahrbar feyn; weil der Fluß in- feiner gan 
zen Breite daſelbſt fehnurgerade fällt... Außer der Inſel aber, die ihn theilet, Halten M 
viele Klippen die Schnelle des Stromes auf. Er ift gleichwohl fo ſtack „daß man nicht 
nach der Inſel hinuͤber fahren kann. Man hatte dem P. Charlevoix geſaget, die Fiſche 
die daſelbſt hinein kaͤmen, fielen in dem Fluſſe todt darnieder: allein ‚ ex fah bergleichen in 
dem Fluſſe nicht. Man harte ihn auch verfichert, die Fifche, die daruͤber binflögen, FAN 
den fich zu eilen in dem Wirbel verwickelt, welchen die Heftigkeit des Wafferfturzes ind 
Luft machet. Indeſſen ſah er doch Eleine Vögel, ziemlich niedrig, gerade über vem Fa 
wegfliegen. —— 
Dieſes 


2) Journal hiſtorique p, 233. 


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> g! Lars. 


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imn Suͤdamerica. VIBuh. XII Capitel. 68 
Dieſes große Waſſertuch wird von einem Felſen aufgefangen; und zwo Urſachen be: Charlevoix. 


Wegen einen, zu glauben, daß es daſelbſt eine Höhle von einiger Tiefe gefunden oder mit der "72, 
Zeit ausgehöhlee habe, Eeſtlich iſt das Geräufch daſelbſt fehr dumpficht und gleicht einem r 
entfernten Donner, Raum hoͤret man es ſo weit, als der franzöfifche Wohnplag iſt; und 
was man daſelbſt hoͤret, kann wohl nur von dem Anſtoßen an die Felſen ſeyn, womit der 
Fluß in dieſem Raume angefuͤllet iſt; und das um fo vielmehr, weil man oberhalb dieſes 
Wafferfaltes ihm fehon weit näher nicht mehr höre. Die zweyte Urfache ift, daß nichts 
Dieter yon dem, was man hinein fallen läßt, zum Borfcheine koͤmmt. Wenn man übti- 
gens einen Nebel darüber wahrnimmt: fo ift es von hinten; und von ferne würde man 
ihn für einen Rauch halten. Das Erdreich iſt in denen dreyen Meilen, die man zu Fuße 
thut, um ſich nach dem Sprunge zu begeben, und welche man die Uebertragung von Mia- 
gara nennet, weber gut, noch mit ſchoͤnen Gehölzen bekleidet; und man kann dafelbft niche 
zehn Schritte hun, ohne auf einen Ameifenhaufen zu freten, oder Klapperfchlangen an⸗ 
zutreffen, vornehmlich bey der Hige bes Tages. 
Man rechnet ungefähr fieben Seemeilen von dem Niagarafprunge bis zu dem Eriefee, Beobachtun: 
Der P. Charlevoix gieng den 27ften dafelbft ab, und kam glüclich in den Ser, Sein genan dem 
Weg, da er an der Suͤdkuͤſte hinfuhr, war weit angenehmer, als an der Nordkuͤſte, aber Erieſee. 
Auch um die Hälfte langer, Dieſer See iſt von Oſten gegen Weſten auf hundert Seemei- 
Ten lang. Seine Breite von Norden gegen Süden iſt ungefähr dreyßig Seemeilen. Der 
Namen Krie ift der Namen einer Voͤlkerſchaft in der buronifchen Sprache, die an feinen 
Ufern faß, und von den Hroquefen gänzlich zerföret worden. Er heißt Rose; und die 
Erier werden in einigen Nachrichten die Völkerfchaft der Kagen genannt, Man finder 
wirklich in diefem Lande eine Menge von diefen Thieren, die viel größer find, als die unſe⸗ 
tigen; und ihre Felle werden fehr hochgehalten. Der Namen Conty, welchen man auch 
dem Eriefee giebt, koͤmmt vermurblich von dem Ritter von Tonti ber, welcher diefem Prin⸗ 
jen feine Beförderung zu danken hatte, 
Den agften fand fich Eharlevoir, nachdem er neunzehen Seemeilen zurücigeleget hats 
te, vor dem großen Fluſſe, welcher durch zwey und vierzig Grad fünfzehn Minuten von 
Diten koͤmmt. Obgleich die Bäume noch nicht gen waren: fo Fam ihm das Sand dene 
noch fehön vor, Den zoften und often kam er nicht weit: den andern Morgen aber ruͤ⸗ 
ckete er mehr fort,  Den'ıften des Brachmonates, da er eine Stunde lang einen Fluß hiu⸗ 
Auf gefahren war, der, wie man faget, von fehr weit herkoͤmmt, und zwifchen zwoen fchö- 
nen Wieſen wegfließt, mußte er ungefähr fechzig Schritte weit übertragen laſſen, damit 
Man nicht um eine Spiße hinum dürfte, die funfzeher Meilen in den See hinein geht, und 
die lange Spitze beißt. Ob fie gleich fandig tft, fo trägt fie dod) von Natur fehr viele 
Seinjtöce, Die folgenden Tage fuhr er an einem fehr ſchoͤnen Sande Bin, welches zuwei⸗ 
en durch unangenehme Höhen, die ſich aber nicht weit erſtrecken, bedecket wird. Den 
Ken wurde er ehrten Theil’des Tages an einer Spitze aufaehalten, welche drey Seemeilen 
Veit Nord und Suͤd läuft, und welche man die kahle Spise nenne, Das Sand ift vols 
* Baͤren; und man hatte den vorigen Winter nur allein auf dieſer Spitze über vierhun— 
et erleget. 
zten um vier Uhr des Abends wurde man das Suͤdland und zwo kleine Inſeln Klapper⸗ 
dewahr die ſehr nahe dabey find. Sie heißen die Klapperſchlangeninſeln, und man ver: ſchlangen⸗ 
Schere, fie feynd mit dieſen gefährlichen Gewuͤrmen fo angefüllet, daß bie $uft Davon gan; inſel. 
| Rrrr3 angeſtecket 


686 _ ; Reiſen und Entdeckungen 


Charlevoix. 
1721. 


Die ſchoͤnſte 
Gegend in 
Canada. 


Fort Pont⸗ 


chartrain. 


St.Clarenſee. 


angeſtecket it. Man gieng gegen Abend in Die Straße hinein, und brachte die Nacht da⸗ 
felbft oberhalb einer fehr ſchoͤnen Inſel zu, die —— —— pe 
Spige bis an bie Straße, geht die Fahrt nur nach Welten: von der Straße an aber bi 
an bie St. Clareninfel, welche fünf bis fechs Seemeilen davon iſt; und won da bis am den 
Huronenſee wendet fie fich ein wenig von Often nah Süden, Die ganze Straße allı 
welche dreyßig Seemeilen lang iſt, iſt zwiſchen dem zwey und vierzigſten Grad, zwoͤlf bis 
funfzehn Minuten, und dem drey und vierzigſten und einem halben Grade Norderbreile 
Ueber der St. Clareninſel erweitert fie fich, fo daß fie auch einen See von ungefähr fe? 
Seemeilen lang und an einigen Orten eben fo breit, bildet, welcher den Namen der gute 
angenommen, ober Ihr feinen gegeben hat. Man ſtellet diefen Ort als die ſchoͤnſte Gegen? 
von Canada vor. Hügel, Wiefen, Selder, Gehölze, Bäche, Brunnen und Fluͤſe alles 
iſt daſelbſt wunderſamer Weiſe zuſammengebracht. Charlevoix ſah daſelbſt Felder weiche 
achtzehn Jahre hintereinander ohne geduͤngt zu werden, Weizen getragen hatten Die In 
ſeln ſcheinen daſelbſt zum Vergnuͤgen des Auges mit der Hand dahin geſetzet zu ſeyn Der 
Fluß und der See find ſehr ſiſchreich. Die Luft iſt Dafelbft rein, gemäßiger und geſund 
Bor dem franzöfifchen Forte, welches zur Linken liegt, eine Geemeile unter der St. Clareninſt 
findet man an eben der Seite zwey zahlreiche Dorfſchaften nahe beyeinander. Die erſte wird 
von Huronen Tionontatern, welche erſt lange herumgeſchweift, und ſich darauf anfan 
am St, Marienfprunge geſetzet haben; die zweyte von Puteotamiern bewohnet. Ein 
wenig höher fieht man ein Dorf von Ontawaiern, den unzertrennlichen Gefährten der ZW 
ronen, feit dem beyde von den Froquefen aus ihren Landen verjager worden. | 
. Das franzöfifhe Fort, welches ven Namen Pontchartrain führer, ift von Selbe!" 
die mit Sande untermengf, aber dennoch fruchtbar find, und mir fehr Schönen Gehoͤlzen um· 
geben, Die aber faft allezeit mit Waſſer angefuͤllete Gruͤnde haben. Charlevoix ſcheint fir 
die Meynung berjenigen zu feyn, welche eine anfehnlichere Ntiederlaffung an diefer Sera 
wuͤnſchen wuͤrden, ungeachtet man Gefahr liefe, daß man dem nordlichen Pelzhandel 
englaͤndiſchen Colonien gar zu nahe kaͤme. Dieſen Einwurf glaubet er dadurch zu zernicht!! 
daß er behauptet, an welchem Orte auch die Wilden ſeyn und was für Vorſicht man auf 
brauchen möchte, fo würde man fie doch nicht abhalten, daß fie nicht ihre Waaren auswd 
trügen, wenn man ihnen nicht in der franzöfifchen Colonie eben die Bortheile verſchaffe 
koͤnnte, die ſie bey den Englaͤndern hoffen. J 
Charlevoix reiſete den ıgten des Brachmonates von da nach Michillimakimac F° 
Der St, Clarenfee worüber er fuhr, zeiget auf beyden Seiten ein fehr ſchoͤnes ande 
Gegen die Mitte der Ueberfahrt, die nur vier Seemeilen ift, läßt man einen ziemlich I 
ten Fluß zur Linken, den man den Huronenfluß genannt hatz weil fih die Indianer sieh! 
Voͤlkerſchaft bey dem Kriege mit den Froquefen dahin flüchterenz und jur Rechten faſt 9” 
rade gegenüber, fieht man einen andern, der noch breiter iſt, den man aber achtzig Mei 
weit hinauf fahren kann, ohne einen Waſſerſturz zu finden, welches ein feltener Vorthe 
bey einem Fluſſe dieſes Landes iſt. Die Fahrt von dem Fort der Straße bis jenſeit 
St. Clarenſees iſt Oſtnordoſt; von da wendet man ſich gegen Nord durch Oſt bis nach 
den, vier Seemeilen weit, nach welchen man zur Rechten ein Dorf von Miſſiſſaguern Br 
det, welches in einer fruchtbaren Gegend an demAnfange ver fehönften Wieſen won ber m 
liegt. Don dieſem Dorfe rechnet man nach dem Huronenfee zwölf Seemeilen in einem al 
zeit allertiebften Sande, Es ift ein fhöner Canal, mit großen Gchölzen beſetzet, DI ef 


\ 


in Suͤdamerica. VI Buch. XI Eopitd. 087 


Wieſen abgefondere werden, welche mit Inſeln ducchfhnitten find, Man folget darinnen 
ſtets Nord gen Nordoſt bis an die Einfahrt in den Huronenfee, wo die Fahrt noch zwölf 
Seemeilen gegen Norden iſt. Es find ihrer wenigftens hundert von der Straße bis Mi: 

chillimakimac. Fuͤnf und zwanzig Seemeilen vonder Einfahrt inden See geht man über eine 

Felſenbank, die flachen Laͤnder genannt, die nicht uͤber einen halben Fuß hoch Waſſer haben. 
Darauf viickee man nach der Saguinambay vor, welche fünf oder ſechs Seemeilen Oeffnung 
Und dreyßig Tiefe bat. Der Grund Diefer Day, wo die Ontawaler ein Dorf haben, ift 
ein ſchoͤnes Sand, Von ihrer Einfahrt aber bis Michillimakimac findet man nichts, was 
dem Auge gefaͤllt. Zehn Seemeilen über dev Bay wird man zweener ziemlich großer Fluͤſ 

e gewahr, wenigftens eine Meile von einander, und vier oder fünf Meilen weiter hin ift 
de Donnerbucht, welche eine Deffnung von drey Seemeilen aber wenig Tiefe hat. 

Das Fort Michillimakimac ift drey und vierzig Grad dreyßig Minuten Norder- 
breite, Es ift fehr verfallen, ſeitdem man den beften Theil der Wilden , die fic da gefe- 
het Hatten, nach der Strafe verleget Hat, Es iſt bey dem Forte nur noch ein mittelmaͤßi⸗ 
ges Dorf übrig, wo ſich der Pelzhandel gleichwohl noch erhält, weil eine große Anzahl in- 
dianiſcher Wölkerfihaften da durchgehen. Die Sage diefes Poften ift fehr vortheilhaft zwi- 
en dreyen großen Seen, dem Michigan oder Yllinefenfee , dem Huronenfee und 
dem obern See, die alle drey für die größten Barken ſchiffbar, und die beyden erftern durch 
eine einzige Eleine Straße abgefondert find, ohne zu gedenken, daß eben die Fahrzeuge ohne 
Hinderniß in dem ganzen Eriefee bis nad) dem Miagarafprunge gehen können. Obgleich 
jwifchen dem Huronenfee und dem obern Gee ſich nur durch einen Canal von zwey und 
wangig Seemeilen , der mit Wafferftürzen durchfchnitten ift, eine Gemeinfchaft findet: fo 
koͤnnen doch die Canote alles, was man aus dem obern See befümmt, bis nah Michilli⸗ 
Mafimac bringen. 2 ’ 

ChHarlevoir giebt dem obern See zweyhundert Seemeilen in der $änge von Oſten ge- 
gen Weiten, achtzig in der Breite an vielen Orten, von Norden gegen Süden, und fünf: 
hundert im Umfange. Seine ganze mittägliche Kuͤſte ift fandig, ziemlich gerade, und fehr 
don den Nordwinden beſchweret. Das nordliche Ufer hat weniger Gefahr für die Reiſen— 
den, weil es bey wenigern Winden mit Felſen befeget if, welche Eleine Hafen machen ; und 
Nichts iſt in einem See, wo man etwas fehr fonderbares wahrnimmt, notwendiger, als 
diefe Zufluchtsörter. Es wird dafelbft ein Sturm ziween Tage vorher angekuͤndiget. An- 
fänglich nimmt man auf der Oberfläche des Waſſers ein Fleines Wallen wahr, welches den 
Yanzen Tag dauert, ohne daß es merflich zunimmt. Den andern Morgen bedecken yient: 
lich ſtarke Welten den See, und brechen fich den ganzen Tag nicht, fo daß man ohne Furcht 
ſortruͤcken kann, und man leget ſo gar mit einem guͤnſtigen Winde einen großen Weg zu⸗ 
td, Den dritten Tag aber ſieht man den See ganz in Feuer; und die Bewegung der 

llen wird fo heftig, daß man Schugörter nörhig hat, die man an der Mordfüfte findet, 

a ſuͤdlichen ift man genöthiget, gleich den zweyten Tag ziemlich weit vom Ufer 

leiben. r 

Die Jeſuiten hatten an dem Canale, wodurch diefer See mit dem Huronenfee zuſam⸗ 
Men Hänge, eine blühende Kirche, welche fie St. Marienfprung nannten, weil fie nahe 
M einem Wafferfturze war, welcher durch große Felfen verurfachet wurde : Man hat be: 
tits angemerfet, daß bie Indianer, woraus fie beftund, nach Michillimakimac verſetzet 
Dorden, An den Ufern des Sees findet man an einigen Drten große Stuͤcke Kupfer , wel⸗ 

che 


Charlevoix. 
1721. 


Sort Michilli⸗ 
mafimar, 


Beobachtun⸗ 
gen wegen des 
obern Sees. 


St. Marien⸗ 


ſprung. 


638 | Reiſen und Entdeckungen 


Charlevoix. che der Gegenſtand einer abergläubifchen Verehrung bey den Wilden find, Sie ſehen folk 


—“ 


Stinferbay. 


Nokaierbay. 


che als ein Geſchenk derer Bötter an, die unter dem Waſſer wohnen; und ob ſie gleich ſolche 
zu nichts brauchen : fo ſammeln fie doch die Fleineften Stücfe davon forgfältig. Vor Alters- 
fogen fie, ſah man dafelbft einen Felſen von diefer Materie, melcher ſich weit über da? 
Waſſer erhob; und weil er nicht mehr erſcheint: fo behaupten fie, die Götter hätten ihna 


‚einen verborgenen Dre verfeget. Charlevoix verwirft das Dafeyn eines Kupferfelfen nicht 


und urtheilet, die Wellen koͤnnten ihn wohl mit der Zeit mit Sande bedecket haben. Er 
verfichert, man habe an vielen Orten eine anfehnliche Menge von diefem Metalle entdecket, 
ohne daß man fehr gegraben habe; es fey faft rein; und ein Jeſuitenbruder, ber ein Gold 
fhmiede „feines Handwerfes war, und bey der Miffion am St. Marienfprunge dien 
te, babe feuchter, Kreuze und Rauchpfannen daraus gemacht. 
Man rechnet achtzig Seemeilen von dem Forte Michillimafimac nach der Stinker⸗ 
bay, oder der großen Bay; und Charlevoix hatte Gelegenheit, dieſe Reiſe mit dem Kittel 
von Montigny zu hun, Sie fehiffeten ſich den zten des Heumonates ein, Dreyßig Mel 
len weit liefen fie an.einer Erdzunge hin, die den Michiganfee von dem obern See, abſon⸗ 
dert, und an einigen Orten mar einige Meilen breit ift. Das Sand ift fehr ſchlecht: es en⸗ 
diget fich aber mit einem ſchoͤnen Fluſſe, Is Maniſtie genannt, der fehr fifchreich und vor 


nehmlich voller Stöhre if. Kin wenig weiter hin, wenn man gegen Suͤdweſt fühlt 


koͤmmt man in eisien geoßen Meerbufen , deffen Einfahrt mie Inſeln befeget iſt. Exheißt 
die Nokaierbay von dem Namen einer Eleinen Voͤlkerſchaft, die von dem obern See 9% 
fommen ift, und wovon nur noch einige zerftreuete Familien übrig find, die feine beftandl* 
ge Wohnung haben. Diefer Bufen iſt von der großen Bay nur durch die Inſeln der PM’ 
tewatamier, die alten Wohnungen der Wilden diefes Namens, abgefondert, Die mi 
fen find reich an Gehoͤlzen: die einzige aber, welche noch bevölkert iſt, ift weder die größffr 
noch die befte, Sie enthält ein Dorf, deflen Einwohner ſich ſtets durch ihre Ergebenhel 
gegen die Franzofen hervorgethan haben, J 
Die beyden Reiſenden wurden den 6ten durch widrige Winde aufgehalten. Weil 
aber die zuruͤckgekommene Windſtille ihnen erlaubet hatte, ſich den Abend beym Mondenfcheit® 
einzuſchiffen: fo giengen fie vier und zwanzig Stunden lang hinter einander fort, DE 
Sonne brannte fo ftarf, und das Waffer in der Bay war fo heiß, daß das Gummi ihres 
Canotes an vielen Orten ſchmolz; und da dieſer Unfall ſie genoͤthiget hatte, ſich zu deſſ 
Ausbeſſerung aufzuhalten; fo fanden fie ſich von vielerley Arten von Fliegen belagert, pi 
ihnen eine fraurige Macht macheten, Den andern Morgen, nachdem fie, fünf bis fi 
Meilen gefahren ‚ fanden fie ſich vor einer Eleinen Inſel, die nicht weit von der Oſtkuͤſte ber 


Voͤlkerſchaft Bay ift und ihnen die Einfahrt eines Sluffes verbarg, woran die Malominer wohn⸗n 
des tanben das Diefe Indianer, welche von den Franzofen die Voͤlkerſchaft des tauben Habers genaml 


berg. 


worden, vermuthlich, weil fie fich Davon naͤhret, find in einem einzigen Dorfe zufanmell 
Man rühmer ihren fchönen Wuchs; und man giebt vor, daß fie nebft der Sprache der Po⸗ 
kaier und Springer, woraus man fie für Voͤlker von einerley Herkunft hält, noch ein? AR 
fondere Sprache haben, welche fie niemanden bekannt machen, Ein wenig unter der m 
nen Inſel ändert ſich die Geftalt des Landes auf einmal, und wird liebreizend, Es N 
fo gar etwas angenehmers, als die Straße. . Allein, ob es gleich mit fhönen Baͤumen * 
decket iſt, ſo ſcheint es dennoch ſandig, und nicht ſo fruchtbar zu ſeyn. Die Otchagraen 


welche man die Stinker genannt hat, bewohneten vordem die Ufer der Bay. Dan 


in Suͤdamerica. VE Buch. XIII Capitel. 689 


haͤhlet, als fie von den Illineſen von da verjager worden, fo haben fie fich in den Fluß der Charlevoix. 
Utagamier geflüchtet , und fich dafelbft an einem fo fifchreichen Orte gefeget , daß man um "721. 
Ihre Hütten herum nichts anders, als verfaulete Sifche, gefehen, wovon die Luft ganz ange⸗ ufprung des 
ſteckt geweſen. Diefen Urfprung giebt man ihrem Namen, Die Franzoſen haben in dei Mamens der 

ay ein ziemlich gutes Fort an dem weftlichen Ufer des Utagamierfluffes, zwölf Seemeilen Stinferbay. 
don feiner Mündung. Man fiehe zur Rechten ein Dorf von Sakiern; und die Otchagraer 
haben fich feir kurzem um das Fort herum niedergelaſſen. Ihre Sprache hat mit der ans 
dern Voͤlkerſchaften in Canada ihrer nichts ähnliches: fie haben auch gar feinen Umgang, 
As mic den weftlichen Völkern. Charlevoix erftaunere, als ihm die Otchagraer eine catalo: Raub von eis 
niſche Piftofe, und ein Paar ſpaniſche Schuhe, nebſt einer Art von Salbe zeigeten. Sie rem ſpaniſch. 
hatten jolches von einem Apue ; und fie erzähleten , wie es in ihre Hände gefommen waͤre. Prieſter. 

or ungefähr zwey Jahren, ſageten fie, kamen Spanier aus Neu-Mexico, in der Abſicht, 
big zu den Illineſen zu dringen, und die Franzofen von da zu verjagen, welche fie ungern 
näher kommen gefehen. Sie waren den Miffuri herunter gefahren, und hatten zwey Dör« 
fer der Octotataer angegriffen, welche der Ayuer Freunde waren. Dieſe Wilden, die 
noch ohne Feuergewehr waren, hatten nicht viel Widerſtand thun koͤnnen: ein drittes Dorf 
von eben ver Volkerſchaft aber, das nicht weit von den beyden andern entfernet war, und 
aus ihrem Ungluͤcke lernete, was es ſelbſt zu befürchten haͤtte, legete den Siegern einen Hin⸗ 
terhait. Sie waren ſo unvorſichtig, und geriethen hinein; und die meiſten wurden erſchla⸗ 
gen, Sie hatten zween Prieſter bey ſich, wovon der eine bey dem Gefechte blieb, der ans 
dere aber gefangen genommen wurde, und fich auf eine fehr liftige Art rettete. Sein Pferd, 
Welches er gefchickt ritt, hatte ihm das Leben erhalten. Eines Tages, da die Wilden ſich 
eine Luſt macheten, ihn folches tummeln zu fehen, entfernete er fich unvermerft , und vers 
ſchwand bald ganz. Vermuthlich war diefes noch von feinem Gerätheübrig geblieben, oder 
der Raub von einem Erfchlagenen , der zu den Dechagraern gefommen, Charlevoir, wel 
cher daS, was er von diefen Judianern vernahm, mit andern Erzählungen verglich, über- 
vedet fich leicht, es gäbe in dem feften Sande Spanier , oder andere europäifche Pflanzſtaͤd⸗ 
te weiter. gegen Norden, als diejenigen, die wir von Neumerico und Californien kennen; 
und wenn man den Miſſuri binaufführe, fo weit man koͤnnte, fo würde man einen großen 
Fluß finden, der gegen Welten bis in das Suͤdmeer liefe. Er feger hinzu, daß außer dies 
fer Entdeckung, die er von biefer Seite für leichter Hält, als von der Mordfeite, einformi: 
ge Anzeigen, die aber an verſchiedenen Orten gefammelt find, ihm nicht erlauben, zu zweifeln, 
daß, wenn man verfuchete, bis an die Quelle des Miſſuri zu dringen, man nicht dafelbft fo viel 
finden follte, daß man wegen der Beſchwerlichkeit und Unkoften einer ſo großen Unterneh— 
Mung ſchadlos ſeyn follte a), 

Eine andere Reife, die er von Michillimakimac nad) dem St, Joſephsfluſſe that, ma— 

chet den Michiganfee befannt. Er reifete den 29ſten des Heumonates zu Mirage mit ei⸗ 
nem widrigen Winde ab, welcher ihn nicht hinderte, acht Seemeilen den Tag zuruͤck zu le⸗ 
gen; woraus er ſchloß, daß ihn die Stroͤme forttrieben. Dieſe Beobachtung die er ſchon 

gemacht hatte, da er in die große Bay einlief, lieg ihm feinen Zweifel, daß fich dieſe Day, 
die ein Sack ift, nicht in den Micyiganfee ergieße, und daß der Michigan, der — 

a 


a). Journal hiftorique p. 301. 


Allgem. Reifebefchr. XVI Band. | Ssss 


690 } Reifen und Entdeckungen 


Charlevoix. Sack iſt, nicht in den Huronenſee geht; und das um ſo vielmehr, ſaget er, weil der eine 
1721. und der andere viele Fluͤſſe einnehmen, und der Michigan vornehmlich eine große Anzahl 
derſelben einnimmt, deren einige nicht geringer find, als die Seined). 
Michiganſee. Anfangs gieng er fuͤnf Seemeilen gegen Weſten, um nach dem Michiganſee zu kom⸗ 
men,; darauf wandte er ſich gegen Süden, in welcher Richtung man hundert Seemeilen 
Scönheitdes forget, bis an den St, Joſephsfluß. Nichts feheine mit dem Lande zu vergleichen zu 
Landes. ſeyn, weldyes ven Michiganfee von dem Huronenfee abfondert, Den ıften Auguft, nad” 
dem er über eine Bay gefegelt, Die dreyßig Seemeilen tief ift, hatte er die Biberinſeln 
zur Rechten, die mit fchönen Bäumen bedecket find ; und einige Meilen weiter ſah er zu 
Sinfen auf einer Sandhöhe das, was die Wilden den liegenden Bären, und die Fran— 
zofen den fehlsfenden Bären nennen. Nach zwanzig Seemeilen, die er diefen Tagthat, 
kam er in eine Kleine Inſel, die in vier und vierzig Grad dreyßig Minuten, das ift, fa 
auf der Höhe von Montreal, iſt. Von der Einfahrt in den Michiganfee bis an diefe Zr 
ſel ijt die Küfte fo fandig, als das innere Sand gut zu feyn fheint, Es ift über dieſes | 
gut bewäflert, daß man feine Meile weit geht, ohne entweder einen großen Bach oder einen 
fhönen Fluß zu entdecken; und je weiter man gegen Süden koͤmmt, deſto größer find DIE 
Fluͤſſe, vermuthlich, weil fie weit her fommen, Indeſſen fehlet es doch ven meilten an Tiefe 
einzulaufen. Das Sonderbarefte ift, daß man da faft gleich Anfanges Seen von zwoen, 
dren, oder vier Seemeilen im Umfange antrifft, welches ohne Zweifel von der Menge Sam 
herkoͤmmt, den fie führen, und welcher von den Wellen zurück geftoßen wird, da er ſich 
denn an ihrer Muͤndung haͤufet. 
Fluß des P. ‚Den zten gieng er vor dem Fluſſe vorbey, den man des P. Marquette Fluß nett 
Marquette. net, Charlevoig lief daſelbſt hinein, um ſich von der Wahrheit, derer Erzählungen zu ver⸗ 
fihern , die man ihm davon gemacht hatte. Er ift anfangs nur ein Bach: fuufzehn 
Schritte weiter aber koͤmmt man in einen See, ungefähr zwo Meilen im Umfange, Ei 
großer Bug (Morne), den man zur Linken an der Einfahrt läßt, feheint von Menſchenhaͤu⸗ 
den gehauen zu feyn, Damit er fich defto leichter in den Michigan ergießen könne, 
Rechten ift die Küfte ſehr niedrig, hundert Schritte lang; darauf wird fie auf einmal ſehl 
hoch. Diefe Befchreibung hatte man ihm davon gemacht. Er feget hinzu, der P. Mar 
quette Habe ſich daſelbſt, nachdem er viele Entdeckungen in affen diefen ändern gemadr 
den ıgten May 1675 an der Mündung aufgehalten; er fen daſelbſt plöglich geflorben, und 
allda begraben werden. Die Franzofen haben dem Fluſſe feinen Namen gegeben’; und die 
ö Wilden felbft nennen ihn nicht anders, als den Schwarzrock r), « 
St. Rieolas⸗ Drey Seemeilen weiter findet. man den St, Nicolasfluß, welcher auch mit eine 
Kup, See begleitet iſt, der viel länger, als der vorige, aber nicht fo breit iſt. Er ift microthe* 
und weißen Sichten befeßet, wovon die letztern, bie eine raubere Rinde, aber ein beſſere 
Holz haben, ein ziemlic) feines Gummi geben; da man hingegen aus den andern nur ein 
Harz bekoͤmmt, woraus man ſehr gutes Theer machet. Den Sten gieng er vor Di 


ſchwarzen Fluſſe vorbey, ruhete am Ufer ſeines Sees aus, und lief in den St. I 


fepdsfluß ein. & 


) Diefe großen Ströme find nur in der Mittedes Canoten von Rinde thun muf. 7 
Eanaleszu merken, und bringen an beyden fern Re c) Diefen Namen geben die Milden den Sell, 
mouts oder Gegenftröme hervor, ‚derenman fich bes ten, wie fie die Weltpriefter Weifbälschen , ’ 
bienet, wem man am Lande hingeht, wie man in den die Francifcaner Graͤuroͤcke nennen. 


in Suͤdamerica. VI Buch. XII Capitel. 60 


Er giebt ihm über hundert Seemeilen in feinem Laufe. Seine Quelle, ſaget er, iſt Charlevoix 
Niche weit von dem Erieſee. Er iſt achtzig Seemeilen weit ſchiffbar. Man faͤhrt ihn un⸗ 1721. 
gefaͤhr fünf und zwanzig hinauf, um ſich nach dem feanzöfifchen Fort zu. begeben; und ing, Ioſephs⸗ 
diefem Raume entdecke man nur vortreffliche Felder, die mit Bäumen von einer ungeheuern fluß. 

Höhe bedecket find, worunter an einigen Orten eine Menge fehr ſchoͤnes Frauenhaar waͤchſt. 
Bey feiner Fruchtbarkeit ift diefer Fluß fo bequem zur Handlung aller Theile von Canada, 
daß er ſtets von den Wilden Häufig beſuchet worden. Die Maſcutinen harten daſelbſt 
einen Sig: fie find aber wieder in ihre Sand gegangen, das man noch fihöner vorftellet, 

ie Putewatamier und Miamier haben dafelbft zwey Dörfer. Was man das Fort 
Nenner, ift die Wohnung Des franzöfifchen Befehlshabers, und einiger Soldaten, welche 
Nur mit einem fehlechten Pfahlwerfe umgeben if. So find beynahe alle Forte in dieſem 
Sande, Chambly und Catarocui ausgenommen , welche wirkliche Feſtungen find, 


Der St. Joſephsfluß kommt von Suͤdoſt, und ergießt fih im Grunde des Michi: Seine Eigen 


ganſees. Ob er gleich ziemlich groß iſt: fo erfordert feine Einfahrt doc) große Behutfam- haften. 
keit; weil bey den Weftwinden, die dafelbft Häufig find, die Waſſerwogen die ganze tän- 

ge des Sces haben, ohne zu gedenken, daß die Ströme eine große Anzahl Flüffe haben, 

die yon der Ditfeite herunter fommen, und die Schifffahrt durch ihren Stoß mit den Wellen 
gefaͤhrüch machen, Man hat auch in Canada feinen See, worauf mehr Schiff: 

bruͤche vorgehen. ; 


Es finden ſich hier eine Menge Kräuter, unter denen man den Ginſeng bemerfet, Ginfeng da⸗ | 


der im Ueberfluſſe an den Ufern des fehwarzen Fluſſes waͤchſt. Man weis, was der P. ſelbſt. 
Laffiteau von dieſer Pflanze bekannt gemacht hat, die er Aurelianam Canadenſem nennet. 
Man bemerket hier nur, daß der ſchwarze Fluß in einerley Hoͤhe mit Corea iſt, wo man 

den Ginſeng fuͤr den Kaiſer in China hohlet; welche Gleichfoͤrmigkeit der Himmelsluft denn 

ein großes Vorurtheil fuͤr den in Neufrankreich iſt. An dem St. Joſephsfluſſe ſieht man 

viele ſonderbare Baͤume; und die Gefilde, welche das Fort umgeben, ſind mit Saſſafras 

dergeſtalt bedecket, daß die fuft davon gan; wohlriechend gemacht wird: es ift aber fein 

großer Baum, fd, wie man ihn bey Carolina vorgeftellet hat, fondern eine faft Erie- 

chende Staude. 

Charlevoix hatte fih vorgenommen, nicht allein bis zu den Illineſen zu gehen, welche Zween Mege 
itzo in der Statthalterfchaft von $uifiana mit begriffen find, fondern auch noch den großen zu den Illine⸗ 
Fluß Miffiffipi bis nach Neuorleans hinunter zu gehen. Wir wollen ihm auf diefem ſchoͤ⸗ ſen. 
nen Wege folgen, welcher die beyden franzöfifchen Pflanzlande verbindet. Bon dem Forte 
St. Joſeph hatte er unter zweenen Wegen zu waͤhlen; der eine war, daß er wieder nad) 
dem Michiganfee zurücgieng, an der ganzen Suͤdkuͤſte hinfuhr, und in den kleinen Fluß 
Chicagu eintief, von da man erft fünf bis fechs Seemeilen hinauf fährt, hernach durch zwo 

ebertragungen, wovon Die längfte nur fünf Vierthelmeile ift , in den Illineſenfluß einlaͤuft. 

eil aber bey der Jahreszeit, worinnen man war, der Chicagu nicht Waſſer genug fuͤr die 

anote hatte: ſo mußte man ſich zu dem zweyten Wege entſchließen, der nicht ſo angenehm, 
Aber ſicherer iſt. Er gieng ben 16ten bes Herbſtmonates von St. Joſeph ab, und den 
Fluß gleiches Namens hinauf. Sechs Meilen über dem Forte ließ man ihn an dem rechten 
Ufer ausfteigen. Er gieng fünf Vierthelmeilen erftlich an dem Fluſſe bin, darauf queer 
Über eine unermeßliche Wiefe, Die mit Eleinen Gehölzen befäet ift, und von den Franzoſen 
die Schfenkopfesiiefe genannt worden, nachdem 2 en einen folchen Kopf von ungeheus 
— 82 ver 


— — — 


692 Reifen und Entderfungen 


Charlevoix. 
1721. 


Sing Theatiti. 


rer Groͤße, gefunden hatten. Er lagerte ſich an einem ſehr ſchoͤnen Orte ‚ den man das 
Fuchsfort nennet, weil die Voͤlkerſchaft der Fuͤchſe, das iſt, der Utagamier, vordem da 
ſelbſt ein nach Art dieſer Wilden befeſtigtes Dorf hatten. Den andern Morgen gieng er 
noch eine Meile auf diefer Wiefe zwiſchen Waſſerteichen von verfchiedener Größe, welche die 
Duellen eines Fluffes, Theakiki, und verderbet Kiakiki genannt, find, Theak heißt 
Wolf; und die Machinganer , welche auch) die Wölfe heißen, haben ſich ehemals nach die 
ſem Fluſſe geflüchter. Das Canor, welches man bis hieher getragen hatte, wurde auf eb 
ne von den Duellen geſetzet, und die folgenden Tage ſchiffete man von Morgen bis auf den 
Abend, mit Hülfe des Stromes, welcher ziemlich ftarf if, und zumeilen auch mit Hilfe 
eines guten Windes, Man fing fhon an, Froſt zu empfinden, welches in ein und vierzig 
Grad vierzig Minuten der Höhe, wo man fich befand, erftaunlich vorfommen muß. Die 
Umſchweife des Fluffes macheten, daß man einen großen Weg that: man ruͤckete aber ſo 
wenig fort, daß, nachdem man zehn oder zwölf Meilen gefahren war, man fich ‚noch im 
Gefichte des legten Lagers befand. Indeſſen nimmt er doch nach und nach einen geradern 
Sauf, und feine Ufer werden funfzig Meilen von feiner Quelle ſehr angenehm. Bisher ift 
er ſchmal und mit Bäumen befeget, die ihre Wurzeln im Waffer haben : darauf aber bildet 
er einen Fleinen See, der mit Wiefen umgeben iſt, die man nicht abfehen kann, wo die wik 
den Ochſen ſich in Heerden von zwey bis dreyhundert zeigen. Das einzige Uebel iſt, daß 
der Theakiki von ſeiner Tiefe verliert, ſo wie er breit wird; dieſes noͤthigte, zu Fuße zu ge⸗ 
hen, um das Canot zu erleichtern, mit Gefahr von einigen Parteyen von Suſſiuern und 


Utagamiern uͤberfallen zu werden, welche durch die Nachbarſchaft der Illineſen, ihrer größe 


Die "Gabel, 
Bereinigung 
bes Theakiki 
und des Illi⸗ 
neſenfluſſes. 


fen Todfeinde, herbey gezogen worden, und die denen Europäern kein Duartier geben, die ſie 
auf ihrem Wege antreffen. Man erſtaunet um fo vielmehr, daß man fo wenig Wafler 
in dem Theakiki angrifft, da er fo viel Flüffe einnimmt. 

Den 27ften, da man nad) der Babel kam, welchen Namen die Canadier der Verei⸗ 
nigung des Theakiki, und des Illineſenfluſſes geben, verwunderte ſich Charlevoix ned 
mehr, daß dieſer Fluß, nach einem Laufe von fechzig Meilen, fo ſchwach allhier ift, daß ein 
Ochſe, den er hinuͤber gehen ſah, nicht bis mitten an ſeine Beine Waſſer Hatte, Indeſſen 
verliert doch der Theakiki, welcher ſein Waſſer von hundert Meilen herfuͤhret, und es maje⸗ 
ſtaͤtiſch fortrollet, allhier feinen Namen; vermuthlich weil die Illineſen, die ehemals an vie⸗ 
len Orten, ſo wohl des einen, als des andern wohneten, ihm ihren Namen gegeben haben 
Nach ſeiner Vereinigung wird er noch ſchoͤner, uͤnd das Land, welches er bewaͤſſert, 
auch von einer ſonderbaren Schönheit: aber nur erſt zwölf oder fünfzehn Meilen unter der 
Gabel ift feine Tiefe feiner Breite gemäß, ob er gleich in diefm NRaume viele Fluͤſſe ein⸗ 
nimmt. Der größte heißt Piſticui, und koͤmmt aus dem Lande der Mafeutinen, Ein 
Waſſerſturz, welcher feine Mündung zerſchneidet, hat den Namen des Rohlenplares er⸗ 
balten, weil bie Gegenden umher voller Steinkohlen find. Man ſieht auf diefem Wege 
nichts, als unermeßliche Wiefen, die mit Eleinen Waldungen befäet find, daß man glaube! 
follte, fie wären mis der Hand dahin gepflanze. Das Gras ift daſelbſt fo Hoch, daß ei 
Menfch darinnen verſchwindet: man trifft aber aller Orten gebähnere Fußſteige an, wel 
die Wege der Heerden Ochſen, Hirſche und Rehe find. Cine Meileunter dem Kohlenpla⸗ 
ge entdecket man zur Rechten einen Felſen von runder Geſtalt, und ſehr erhaben, deſſen 
Spitze wie eine Terraſſe iſt. Ex heißt das Fort der Miagamier, weil dieſe Indianer da⸗ 
ſelbſt ehemals ein Dorf hatten. Noch eine Meile weiter zur Linken ſieht man einen Be 

x e 


N 


in Suͤdamerica. VI Buch. XI Capitel. 693 


eben der Geftalt, den man fehlechtiveg den Felfen nennet. Es ift die Gefichtslinie von Charlevoix. 
einer ſchroffen Höhe, die zweyhundert Schritte weit fortgeht, und beftändig an dem Ufer 1721 
des Fluſſes. Man fieht dafelbft noch einige Ueberbleibſel von dem Pfahlwerke einer alten Der Kelten, 
Verfhanzung der Illineſen. Ihr Dorf ift an dem Fuße diefes Felſen auf einer Inſel, der Fort und Dies 
diele andere folgen, die insgeſammt überaus fruchtbar find, und an diefem Orte den fer der Illine⸗ 
Fluß in zween ziemlich breite Canaͤle theilen. Wir wollen den P. Charlevoix einen Au: ſen. 

genblick felhft reden laſſen. „Ich ſtieg daſelbſt, den 2often, um vier Uhr des Abends aus, Seine Be⸗ 
„und traf einige Franzoſen an, die mit den Wilden handelten. Kaum war ich am Ufer, ſchreibung . 
fo erhielt ich die Höflichkeiten des Hauptes in diefem Flecken, eines wohlgebaueten , leutfeli- 

„gen Indianers, der eine liebenswuͤrdige Geſichtsbildung hatte, und von dem die Franzo⸗ 

„fen mit vielem Lobe gegen mic) vedeten. Ich ſtieg darauf durch einen ziemlich bequemen 

„aber überaus ſchmalen Weg auf den Felfen. Sch fand dafelbft eine fehr ebene Erdflaͤche, 

„von einem großen Umfange, wo alle Wilden in Canada nicht zwanzig Mann überwältiz 

„gen würden, denen es dafelbft nicht an Lebensmitteln, vornehmlich an Waſſer fehletez 

„denn man kann feines, als aus dem Sluffe, befommen. Der Regen und noch mehr ein 

Anblick, welcher mir Abfchen machete, hinderten mich, um diefen Poften herum zu gehen, 

„von ba ich eine große Strecke Landes zu erbliken meynete, Ich wurde an dem äußerften 

„Ende des Dorfes zwey Körper gewahr, bie wenig Tage vorber, nach Art diefer mittäglis 

schen Voͤlkerſchaften, verbrannt, das ift von der Gewalt des Feuers geftorben waren , wel- 

sches man bey allen Theilen des Körpers anwendet. Sie waren, wie gewöhnlich, den Raub⸗ 

sthieren in derjenigen Stellung überlaffen,, die man fie bey Anwendung diefes Zeuermittels 
„annehmen läßt, Es werben zween Pfähle in die Erde geftecket, und zwey Ducerhölger 

„daran gemacht, das eine zween Fuß hoch) von der Erde, das andere fechs bis fieben Fuß 

„Höher. Man läßt ven Kranken auf das erfte ſteigen, worauf man ihm die Füße in eins 

„ger Entfernung von einander anbindet, Die Hände Binder man ihm an die Ecken des 
„jweyten; und in diefer Stellung brennet man ihn „. 

Nachdem ſich Charlevoiy vier und zwanzig Stunden in dem erften Dorfe der Illine- Wo man die 
fen aufgehalten hatte: fo gieng er den legten Ort des Sluffes vorbey, wo man übertragen erften Pape: 
muß, und fand ihn nur von einer Breite und Tiefe, die den meiften großen Fluͤſſen in 99 ſieht. 
Europa gleichen, wie er ſaget. An eben dem Tage ſah er zum erftenmale Papegeyen. Sie 
begaben fich nach dem Miffiffipi, wo man welche in allen Jahres zeiten antrifft, da man fie 
Bingegen nur den Sommer über an dem Theakiki fieht. Die beyden folgenden Tage gieng 
man durch ein fehr fhönes Sand, und den ten Des MWeinmonates fam man in ein zweytes 
Dorf der Illineſen, fünfzehn Meilen von dem erftern. Es liegt fehr angenehm an dem 
Grunde des Pimiteropfess, wie ein Dre heißt, wo ſich der Fluß drey Meilen lang auf Pimitewyſee. 
eine Meile breit erweitert. Einige franzöfifche Canadier, die fich noch hier befanden, ver— 
urfacheten dem P. Eharlevoir viel Unruhe, indem fie ihm meldeten, er wäre zwifchen vier 
feindlichen Parteyen, und es wäre eben fo unficher, feine Reife fortzufegen, als zurück zu 
gehen, Seine Gefhäffte erfaubeten ihm nicht, den Winter bey den Sllinefen zuzubringen. 

Endlich erbothen fich zween Canadier, fie wollten mitgeben; und diefer Beyſtand ſtaͤrkete 

feinen Muth. Er fuhr den sten des Weinmonates wieder ab, Man rechnet fiebenzig 

Sermeilen von dem Pimiteroy-biszu dem Miffifipt. Von dem erften illineſiſchen Dorfe, 

Welches im ein und vierzigften Grade ift, läuft der Fluß weftwärts, etwas gegen Süden ; er 

Macher viele Umſchweife. Hin und wieder trifft man Inſeln an, deren einige ziemlich groß Lauf des 
Ss 853 find, Fluſſes. 


— Reiſen und Entdeckungen 


ER Boniah. find. Die Ufer find an verfchiedenen Orten fo niedrig, daß die meiften Miefen, mo det 


1688. 


Er geht von 
der Stinker- Compägnie mit zehn Wilden Utagamiern ab, welche die Sprachen derer Länder verft 


bay ab, 


Fluß durchläuft, im Fruͤhlinge uͤberſchwemmet werden. Man verfichere, er ſey überall Ted! 
fifchreich: die Neifenden aber, welche ihre Furcht forttrieb, dachten wenig ans Fiſchen. 
Es ift viel leichter, einen Ochfen oder ein Reh zu erlegen; und man hat auf diefem Weg 
ftets das Ausſuchen. — 

Den 6ten bey Erblickung einer Menge Ochſen, welche ſehr geſchwind über den Fluß 
ſetzeten, zweifelte Charlevoix nicht, daß ſie nicht von einigen feindlichen Wilden gejaget 
würden, Er glaubete alſo, er duͤrfte nicht ſchlafen, damit man die ganze Nacht anwen⸗ 
dete, nur fort zu kommen. Den andern Morgen fuhr er vor den Saguimon vorbei r 
einem großen Fluffe, der von Süden herunter koͤmmt. Fünf oder fechs Seemeilen weil® 
ließ ev an eben der Seite einen Fleinern, den man den Macopinenfluß nenne. DI 
ift der Namen einer großen Wurzel, die ein Gife für diejenigen iſt, welche fie ro eſſen: 
wird fie aber viele Tage lang beym Feuer gefocher, fo wird fie eine gute Speiſe. Zwi⸗ 
fehen diefen beyden Fluͤſſen in gleicher Weite findet man einen Moraſt, Machutin genannt, 
welches gerade der halbe Weg zwifchen Pimitewy und dem Fluffe ft; und wenn man ve 
dem Macopinenfluffe vorbey ift, fo wird. man die Ufer des Fluſſes bald gewahr, die ung“ 
mein erhaben find; man muß aber nod) über vier und zwanzig Stunden fahren, ehe malt 
einläuft; weil fich hier der Illineſenfluß von Welten bis nad) Süden durch Oſten wendet 
Es ſcheint, nach des P. Charlevoir Ausdrucke, als wolle er nicht gern fein Waffer ander!! 
Gewäflern zolfen, und fuche daher wieder zu feiner Duelle zu Eehren, Seine Mündung in 
dem Miſſiſſipi ift Oſtſuͤdoſt. | 
—- Der IV Abſchnitt. 

Reiſe des Barons de la Hontan auf dem langen Fluſſe. 


Er seht von der Stinferbay ab; koͤmmt in den ren begleitet; dafelbft wohl aufgenommen. Bes 
langen Fluß; wird von vielen Leuten am Ufer fehreibung bes Landes der Mozenleken. Allgemeir 
begleitet; läßt viele Hafen jagen; feine Aufnah: ne Befihreibung des langen Fluſſes. Was noch 
me bey den Effanapern; er beſchweret fih bey für Entdeckungen zu machen find. R 
ihrem Oberhaupte; wird bis zu den Gnacſita⸗ 


Wie muͤſſen den Verfolg dieſer Erzählung ein wenig ausſetzen, und des Barons de [A 
Hontan Reife auf dem langen: Fluſſe dazwifchen einrücen, die fich —— von 

dem uͤbeln Rufe gerettet hat, worein dieſer Reiſebeſchreiber gerathen iſt. In der That 
ſcheint hier feine Treue durch fo viele Zeugen bewaͤhret zu ſeyn, als er Franzoſen in feine 
Gefolge gehabt hat; und. diefes Stuͤck feiner Nachrichten ift um fo viel merfiwürdiger, m 

noch niemand vor ihm fo weit gegen Welten in das innere des feften Landes gedrute 

gen ift. 

Er gieng den ı6ten des Weinmonates 1688 aus der Stinferbay an der Spige feine? 

un⸗ 

den, wodurch er zu gehen hatte. Durch eine Uebertragung kam er den Abend an den Sub 

Wiſcuſinc, der nur ungefähr drey Vierthelmeile von diefer Bay entferner it. Yon d 

brauchete er nur vier Tage durch eine. friedliche Schifffahrt, an die Mündung des wWiſcu⸗ 
ſincs in dem Fluſſe Miſſiſſipi zu kommen; und nach ſieben andern Tagen gelangete er re 





in Suͤdamerica. VI Buch. XIII Capitel. 695 


die Einfahrt in den langen Fluß. Man muß ihn ſelbſt veden laffen, und nur feine Schreib: Ca Hontan. 
ME ein wenig verändern 2). 1688, 
Den zten des Windmonafes waren wir in die Mindung diefes Fluſſes eingelaufen, —— 
welche eine Art von See voller Binſen machet. Wir fanden in der Mitte einen kleinen jangen diuß 
Canal, dem wir bis in die Nacht folgeten. Nachdem wir die Nacht in den Canoten ges # 
ſchlafen: fo fragete ich den Morgen meine zehn Utagamier, ob diefe Fahrt ‚zwifchen ven 
infen lange dauern winde? Sie antworteten mir, fie waͤren in Canoten nur an ber Ein- 
fahrt des Fiuſſes gewefen, zwanzig Meilen weiter hin aber wären feine Ufer nur Gehölze 
Und Wiefen. Man brauchere nicht fo weit zugehen; denn den folgenden Tag, früh um 
jehn Uhr, fanden wir den Fluß ziemlich ſchmal, und feine Ufer mit Wäldern voller Bau: 
holz befetzet; und da wir den uͤbrigen Tag vollends fortſchiffeten, ſo ſahen wir von einem 
Raume zum andern einige Wieſen. Den Abend ſchlugen wir an einer Erdſpitze Huͤtten 
auf, um unſer bucaniretes Fleiſch kochen zu laſſen. Den sten hielten wir uns bey der er⸗ 
ſten Infel auf, Die fich zeigete. Sie hatte weder Menſchen noch Thiere; und weil es ein 
wenig zu ſpaͤt war, fortzuruͤcken, ſo brachten wir daſelbſt die Nacht zu. Einige Fiſche, 
die ich fangen ließ, ſchmecketen modericht, Den 6ten kamen wir mit einem kleinen frifchen 
Winde zwölf Meilen weiter nach einer andern Inſel, wo wir Hütten auffchlugen. Die 
Schifffahrt diefes Tages war ſehr geſchwind, ungeachtet Der großen Stille des Fluſſes, den 
ich für den ftilleften in der ganzen Welt halte, Den zten wurden wir durch eben den 
Wind in die dritte Inſel zehn bis zwolf Meilen von der vorigen gebracht, und unfere 
Wilden erlegeten dafelbft dreyßig bis vierzig Faſanen. Den gten hinderten uns Halden, 
die mit Tannen befeget waren, daß wir uns den Wind nicht zu Muse machen konnten, und 
wir mußten alfo wieder zum Ruder ‚greifen; und. um zwey Uhr Nachmittages entdecketen 
wir große Wieſen zur Linken nebſt einigen Huͤtten, eine Vierthelmeile vom Fluſſe. ©: 
gleich fprangen die Wilden mit zehnen von meinen Soldaten ans fand. Gie giengen ges 
tabe auf die Hütten zu, wo fie ungefähr ſechzig Jäger fanden, welche fie mit dem ‘Bogen 
und Pfeile in der Hand erwarteten, auf das Zurufen der Mtagamier aber ſolche niederleges 
ten. Sie befihenferen meine Soldaten mit einigen Hirſchen, Die fie an dieſem Orte ges 
fälfet hatten, und halfen ihnen das Wildprät nach dem Canote bringen. Es waren Eos 
koroer, mit denen die Utagamier feit zwanzig Jahren in Friede lebeten, und die ihrer jähr- 
lichen Jagd wegen, ihre Dörfer verlaffen harten. Ich gab ihnen, mehr aus Staatsklug- 
beit, als Erfenntlichkeit, Taback, Meffer und Nadeln, die fie zu bewundern nicht aufhoͤre⸗ 
ten, Sie eileten wieder nach ihren Dörfern; und den andern Morgen gegen Ybend fa- 
den wir an dem Ufer des Fluſſes über zweytauſend von diefen Wilden, welche zu fanzen an⸗ 
fingen, Unfere Utagamier ftiegen aus, und ließen einige von den Vornehmſten in unfere 
Canote fleigen, die bis auf Das erfte Dorf vor ung herruderten, 100 wir erſt um Mitter- 
nacht ankamen, Ich ſchlug auf einer Erdſpitze, eine Vlerthelmeile von da, ben einem Flei- 
Nen Fluſſe eine Hütte auf. Odb uns gleich diefe Wilden fehr bathen, in ihre Cabanen 
einzukehren: fo erlaubete ich ſolches doch nur den Utagamiern und vier Ufagamarın, die mir 
Hfolger waren. Den andern Morgen aber befuchere ich bie Häupter der Voͤlkerſchaft und 
beſchenkete fie mit Meſſern, Scheren, Nadeln und Tabak. Sie fageten, fie freueten 
N, mich in ihrem Sande zu ſehen, weil fie von andern Voͤlkerſchaften vortheilhaft von den 
anzofen veden gehöret hätten. en 
d) Voyages du Baron de la Hontan. Tom.J. LettreXVI. Haag 1709. | 


Ca Hontan. 
1688. 


wird von vie⸗ 
len Leuten am 
Ufer begleitet. 


696 | Reifen und Entdeckungen 


Den rafen gleng ich mit einer Bedeckung von fünf bis fechshundere Mann ab, bie ich 
mit Verwunderung zu Lande an der Seite unſerer Canote hingehen ſah, ohne daß ich ie 
um diefen Dienft erfucher hatte. Nachdem ich ein Dorf von eben der Voͤlkerſchaft zur 
Rechten hatte liegen laffen: fo gieng id) auch noch vor vielen andern vorbey ohne mi 
aufzuhalten, ausgenommen des Abends, um in Hütten zu ſchlafen oder die Häupter zu be 
ſchenken. Sie gaben mir mehr indianifches Korn und bucanirtes Fleiſch, als ich verlan⸗ 
gete. Endlich gieng ich bis an das legte Dorf fort, wo ich Sprache Halten wollte. Bey mei⸗ 
ner Ankunft ſchickete das Oberhaupt, welches ein ehrwuͤrdiger Greis war, Jaͤger aus, um 
uns recht zu bewirthen. Er ſagete zu mir, ſechzig Meilen weiter wuͤrde ich die Voͤlkerſchaſt 
ber Eſſanaper finden, mit der bie Eokoroer Krieg fuͤhreten: er koͤnnte mir folglich keine 


Begleitung bis an ihr fand anbiethen: er wollte mir aber fechs Sclaven von diefer Voͤlker⸗ 


fäft viele Ha: 
fen jagen, 


ſchaft mitgeben, die mir einigen Dienft Teiften fönnten; und ich haͤtte nichts zu fürchten, 
wenn ich den Fluß weiter hinunter führe, als nächtliche Ueberfallungen. Er feßere Hinz 
feine eigene Voͤlkerſchaft Hätte nur noch zwanzigtaufend Krieger in zwölf Dörfern, und ſie 
wäre vor dem Kriege, den fie zugleich mit den Moduefliern , Panimohaern und Effand 
pern führen müßte, viel zahlreicher gewefen. Die Eokoroer find ziemlich hoͤfliche Voͤlker— 
Ihre Hütten find lang und oben rund, beynahe wie der Wilden in Canada ihre, aber au 
Schilfe und Binfen in einander geflochten und mir fetter Erde uͤberſchmieret. Sie bethen 
die Sonne, den Mond und die Sterne an. Beyde Gefchlechter gehen nadend, ausge⸗ 
nommen in der Mitte des Leibes. Man bemerfer in ihren Dörfern eine Are von Ord⸗ 
nung, und fie find mit Baumzweigen und Keisbündeln befeftiger. j J 
Wir giengen mit Anbruche des Tages den zuften von dem letztern ab; und ſtiegen 
den Abend in einer Inſel aus, die mit Steinen und Kiefe bedecket war, nachdem wir v% 
einer vorbey gegangen, wo ich mid) nicht aufhalten wollte, damit ich nicht die Gelegenheit 
eines guten Windes verlöre, Er fuhr den andern Morgen fort; und auf das Wore Def 
fechs Effanaper, die mich verficherten, der Fluß hätte werer Bänke noch Sand, ſegelten 
wir nicht allein den ganzen Tag, ſondern auch noch die folgende Nacht. Den azften ſtie⸗ 
gen wir an dem rechten Ufer aus, welches mit Gehölzen bevecfet war, und unfere Wilde! 
giengen hinein, allda zu jagen: fie fanden aber nur kleine Vögel. Da der Wind auf elf 
mal aufhoͤrete, fo mußten mir wieder zu den Rudern greifen. Meine Effanaper verfihe? 
ten mich, wir würden zwo Meilen weiter eine Menge Hafen finden. Sie betrogen wich 
nicht: die Gehoͤlze aber waren fo dicke, daß wir fie an vielen Orten anzuͤnden mußten, | 
diefe Tiere zu nöthigen, Daß fie heraus kamen. Mach der Jagd ſchmauſeten meine S 
daten dergeftalt von ihrem Wildpräte, daß fie in einen tiefen Schlaf darauf fielen, un 
id) viel Mühe hatte, fie bey einem falfchen Laͤrmen aufzuwecken, den uns die Wölfe ma 
ten. Den 2aſten da wir uns um zehn Uhr wieder in Die Canote gefeget , konnten wir in 
zweenen Tagen nicht über zwölf Meilen zurück legen, weil unfere Wilden längft dem ziuff 
mit ihren Slinten hingehen wollten, um Öänfe und Enten zu fihießen. Den zöften mul 
den unfere Hütten zur Rechten an der Mündung eines Fleinen Fluſſes aufgefchlagen, vor 
da nur noch, wie mich die Effanaper verficherten, fechzehn bis achtzehn Meiten bis zu ih⸗ 
rem erſten Dorfe waͤren. Ich ließ zween von meinen Sciaven abgehen, um daſelbſt un — 
te Ankunft zu melden. Den aöften ruderten wir aus allen unſern Kraͤften, in der HM 
nung, dafelbft noch an eben vem Tage anzufommens wir wurden aber Durch eine Men ; 


Fließholz aufgehalten, welches uns nöthigte, in unſern Canoten zu ſchlafen. Den Zu 
: : h end 


\ 


in Suͤdamerica, VI Buch. KIT Capitel. 697 


endlich naͤherten wir ung dem Dorfe, nachdem wir bie große Friedenspfeife auf dem Bor Ca Hontan. 
dertheile unferer Canote aufgeſtecket hatten. 1688. 


So bald wir erſchienen, Famen ung drey bis vierhundert Effanaper entgegen. Sie Sm 
fanzeten an dem Ufer des Zluffes, und Iuden ung ein, auszufteigen. Als fie uns nahe am nahme bey Ki: 
Ufer fahen: fo wollten fie in unfere Canote fommen: ich ließ ihnen aber Durch die vier Scla: Eſſanapern. 
den von ihrer Voͤlkerſchaft melden, diefe Freyheit gefiele mir nicht; und fo gleich begaben fie 
fich zurück, Darauf ftieg ich mit meinen Utagamiern und Utawaern nebft zwanzig Sole 
daten aus, und befahl meinem Sergenten, Schildwachten auszuftellen, wenn meine übriz 
gen Truppen ans Land fliegen. Raum hatte ich das Sand beruͤhret, ſo fielen alle Effana= 
per mie den Händen vor ber Stirne vor mir nieder ; und was mich ſehr Wunder nahm: 
ſo ſah ich mich und alle diejenigen, die mich begleiteten, durch eine Menge von dieſen Wil⸗ 
den entfuͤhret, die uns in einem Augenblicke mit einem Freudengeſchreye, wovon ich haͤtte 
taub werden mögen, nach ihrem Dorfe bradjten. Sie fegeten uns dafelbit an die Erde, unt 
ihr Oberhaupt zu erwarten, welches gar bald mit fünf oder fechshundert Mann heraus Fam, 
die mit Bogen’ und Pfeilen bewaffnet waren. Unfere Utagamier fageten zu mir, dieſe 
$euten wären unverfehämt, daß fie mit ihrem Gewehre Fremde empfangen wollten, und 
riefen ihnen zu, fie follten ihre Bogen und Pfeile weglegen. Die beyden Effanaper aber, - 
die ich den vorigen Tag abgeſchickt hatte, naheten ſich mir, und gaben mir zu verſtehen, 
das wäre fo die Gewohnheit ihrer Volkerſchaft, und bathen mich, ich follte daraus fein 
Mistrauen fehöpfen. Indeſſen drangen die Utagamier heftig in mid), wieder nach den 
Canoten zu kehren, als ſich das Oberhaupt und ſein Haufen entſchloſſen, ihr Gewehr nieder 
zu legen, Ich machete weiter kane Schiwierigkeit, zu ihnen zu gehen, und wir giengen mit 
unfeen Flinten in ihr Dorf, welche diefe Barbaren nicht genug bewundern konnten. Sie 
kaumen diefe finechterlichen Werkzeuge nur aus fehr unvollfommenen Erzählungen, Das 

aupf , welches ein Mann von funfzig Jahren war, führete uns in eine große Hütte. Als 
ich mit meinen zwanzig Soldaten hinein gegangen war; fo wollte man die Utagamier nicht 
binein laffen, unter dem Vorwande, fie hätten einen Krieg erregen wollen, * ſie unter 
den Eſſanapern und mir eine Zaͤnkerey entſtehen laſſen, und verdieneten alſo nicht, in die 
Friedenshuͤtte zu gehen. Iqh ließ die Thuͤre von meinen Leuten wieder aufmachen, und 
‚tief den uͤtagamiern zu, fie ſollten niemanden übel begegnen. Allein , fie wollten nicht herz 
ein gehen, fondern fagen mir vielmehr an, fo gleich wieder nach unfern Canoten zu kehren; 
und ich Folgete ihrem Rathe. Ich führete aber viere von denen Effanapern mit, die ich von 
dem Haupte der Eoforoer befommen hatte, um mir zu Fuͤhrern nach den andern Doͤrfern 
ihrer Voͤlkerſchaft zu dienen. Mir waren kaum eingeſtiegen, fo erſchienen die beyden ans 
dern in einer Pirogue mit fünfzig Man, und kuͤndigten uns in ihren Worten an, iht 
Oberhaupt verfpervete uns feinen Fluß; worauf die Utagamier trogig antworteten, er müßte 
alfo einen Berg dahin fegen. Ich verboth, daß der Streit nicht weiter getrieben würde; 
und ob es gleich ziemlich fpät war, fo ruͤcketen wir doch nad) Dem andern Dorfe, wovon 
wir nur drey Seemeilen weit entfernet waren. 

Waͤhrender Reiſe hatte ic) von meinen ſechs Sclaven Nachricht von ihrem Sande, Er beſchweret 
und pornehmlich yon ihrem Hauptorte eingezogen. Sie hatten mir gemeldet, es läge fol: fich bey ihrem 
er an einer Art vom Ser, Ohne mich alfo bey allen den andern Wohnplägen gufzu⸗ ee Ober⸗ 
halten, wo ich nur um meine Zeit und meinen Taback gekommen ſeyn wuͤrde, entſchloß ich 
mich, gerade nach dem Haupldorfe zu gehen, um daſelbſt meine Klagen bey dem großen Ober⸗ 
Allgem. Beiſebeſchr. XVIBand. ERBE: haupte 


a Reifen und Entdefungen 


Ka Hontan. haupte anzubringen. Wir Eamen auch wirklich den zten des Windmonates dafelbit a 


1688. 


und wurden mit vieler Leutſeligkeit allda aufgenommen. Unfere Utagamier beflageten fid 
über den ihnen erwieſenen Schimpf. Das große Dberhaupt , welches von diefer Begebenheit 
ſchon Nachricht harte, fagere, fie hätten -den Urheber diefer Unordnung entführen, und mit 
ſich bringen follen. Es waren uns in einem Raume von funfzig Meilen, die man von 
dem erſten Dorfe bis zu dem Hauptdorfe zähle, eine Menge Ejfanaper gefolget, die uns 
ſehr gefellig zu feyn geſchienen. Da meine $eute ihre Hütten in einiger Entfernung vor 
dem Dorfe aufgefihlagen: fo begab ich mich mit zwölf Soldaten, den Utagamiern und Uta 
waern nach der Huͤtte des großen Oberhauptes. Die vier-Sclaven, von denen ich mich eben 
falls begleiten ließ, brachten eine ganze Halbe Stunde zu, daß fie-vor ihm auf der Erde lagen 
Ich machete ihm ein Geſchenk von Tabad, Meſſern, Nadeln, Scheeren , zweenen Feuer: 
ſtahlen mit Slintenfteinen, Angeln, und einem fchönen Säbel, Er fehlen über diefe Kleinigkeiten 
entzuͤcket zu feyn, dergleichen er noch niemals gefeben hatte; und feine Erkenntlichkeit, die weit 
geündlicher war, brach fo gleich durch den Befehl aus, den er ftellete, Exbfen, Bohnen, Hirfche, 
ehe, Gaͤnſe und Enten zufammen zu bringen, die überflüßig in unfer Lager getragen wurden. 
Er fagete zu mir, weil ich) entfehloffen wäre, weiter zu gehen, fo wollte er mir zweh 


wird zu den bis dreyhundert Mann mitgeben, die mich. bis zu dem Sande der Gnacſitaren begleiten 
Gnarfitaven follten. Dieſe Völker wären vechtfchaffene Leute, die mit. feiner Völkerfihaft wider Die 


begleitet. 


Moʒenleken verbunden wären, die er für ſehr Eriegerifche Völker erfannte, deren klein⸗ 
ſte Kriegesheere aus zwanzigtaufend Mann beſtuͤnden um ſich vor ihren Anfaͤllen in Si⸗ 
cherheit zu ſtellen, haͤtten die Gnacſitarer und Eſſanaper ein Buͤndniß mit einander ge⸗ 
macht, welches ſchon ſeit ſechs und zwanzig Jahren dauerte; und eben die Urſache haͤtte 
die Gnacſitarer bewogen, ſich in die Inſeln zu flüchten ‚ welches die einzige Zuflucht gewe⸗ 
fen, die fie wider fo fürchterliche Nachbarn hätten finden fonnen. Ich nahm feine Bede⸗ 
Kung an; und ich erfuchete ihn um vier Piroguen, die er mir mit guter Art bewilligte⸗ 
Er ließ mich fie fo gar unter funfzigen ausſuchen. So gleich ließ ich-fie Durch meine Zim⸗ 
merleute behobeln und behauen. Dieſe einfältigen Leute fonnten die Wirkung der Art nicht 
begreifen. Bey einem jeden Hiebe thaten fie einen Schrey vor Berwunderung; und nit 
Fonnten fie von diefem Schaufpiele nicht wegbringen, ob wir gleich einige Piſtolenſchuͤſſe 
thaten; wiewohl das eine fuͤr ſie ſo neu, als das andere war. Als die Piroguen fertig 
waren: fo überließ ich meine Canote dem großen Oberhaupte, und bath ihn dabey, € 
möchte nicht erlauben, dag man folche anruͤhrete. Er verfprach es mir, und fein Wort 
wurde freulich beobachtet, Je weiter ich den Fluß hinauf fuhr, defto mehr Vernunft und 
Leutſeligkeit fand ich bey ven Wilden, Diefes legte Dorf ie alle andere an Groͤße⸗ 
Es ift der beftändige Sig des großen Dberhauptes. Seine Cabane ift gegen die Kuͤſte 
des Sees zu gebauet, in einem abgefonderten Viertheile, fie ift aber mit funfzig ander# 
umgeben, worinnen alle feine Verwandten zufanmen find. Wenn er geht, fo ſtreuet 
man Ihm Baumblaͤtter auf den Weg. Er wird gemeiniglich von fechs Sclaven getra⸗ 
gen. Seine fönigliche Kleidung ift nicht prächtiger, als des Hauptes der Eokorder— 
Er ift beftändig nackend, ausgenommen die untern Theile, welche vorn und bin 
en mit einer großen Binde, vom baumrindenen Zeuge bevecet find. Sein Dil 


verdienete feiner Größe wegen den Namen einer Stade: ‚bie Häufer aber find von DEF 


Eoforver ihren nicht unterfehieden, Den Abend vor meiner Abreife, da ich ſpatzieren 
gleng, fah ich dreyßig bis vierzig Weiber mit einem überaus großen Eifer laufen. —* 
— . An 


in Suͤdameirea. VI Buch. XIII Capitel. 699 


Anblick kam mir fonderbar vorz und ich fragete meine vier Sclaven, welche meine einzigen Laontan. 
Dolmerfcher in dieſem unbekannten Sande waren, um die Erklärung deffelben. Sie fage- _ 1688. 
ten mir, es wären Neuvermaͤhlete, welche Die Seele eines fterbenden alten Greifes empfangen 
wollten. Sich fehle daraus, dieſe Völker wären Pythagoraͤer; und ic, fragete, warum 
fie denn Thiere und Vögel Aßen, worein ihre Seelen koͤnnten verfoget werden? Man ants 
wortete mir, die Seelenwanderung wäre nur auf eine jede Arc eingefchränfer ; das ift, Die 
Seele eines Menſchen kaͤme niemals in den Körper eines Thieres. ch reifere den gen des 
Chriſtmonates aus diefem Dorfe ab; umd das große Oberhaupt machete Feine Schwierig: 

Eeit, mir meine vier Sclaven zu laffen. Hier endiger ſich das Anfehen der Friedenspfeife, 

Die Gnacfitaren kannten diefes Zeichen des Bündniffes und der Sreundfchaft nicht, 


Den erften Tag erlaubete ung eine große Menge Binfen, welche den See bedecket, Sie werden 
kaum fechs oder fieben Meilen zu thun. Die beyden folgenden aber legeten wir zwanzig für Spanier 
zuruͤck. Den gten überfiel uns ein Weſtnordweſtwind mit folcher Gewalt, daß er uns auf gehalten. 
das Ufer warf, wo wir zween Tage auf einem fandigen Boden zubrachten, deſſen Unfrucht: 
barkeit ung der Gefahr ausfeßete, vor, Hunger und Kälte zu fterben. Es fand fic) nicht 
“ein einziges Stück Hol; dafelbft, um das Fleiſch kochen zu laſſen, und uns zu waͤrmen. 

as ganze Land umher zeigete nur Wieſen, die man nicht abſehen fonnte, oder vielmehr 
mit Schilfe bedeckete Moräfte, Endlich fegeten wir uns wieder in den Stand, fort zu 
Ihiffen, bis unterhalb einer, Fleinen Inſel, wo wir eine Menge Forelfen fingen. Nach 
einer fechstägigen Schifffahrt, kamen wir den iſten an die Spige einer andern Inſel. Ich 
hatte mich bey vielen Dörfern nicht aufhalten wollen, vor welchen wir in der legten Nacht 
vorbey gefahren waren. Da die Kälte aber anfing, fehr heftig zu werben : fo ſchickete 
Ich Hier meine Effanaper ab, daß fie die Zeitung von unferer Ankunft dem erften, den fieauf 
dem Wege anträfen, melden follten. Sie famen ſehr beunrubiget über die Antwort des 
Oberhauptes der Gnacſitarer zuruͤck, welcher uns für Spanier hielt, und ihnen ein Vers 
brechen daraus gemacht hatte, daß fie uns in das Sand geführet hätten, Die Klugheit 
erlaubete uns nicht, ohne Borficht fortzurüden. Nachdem wir das Oberhaupt batfen vers ⸗ 
fihern faffen, er irrete fich in feiner Meynung, die er von ung Härte, und nachdem wir 
ihm alfe Erläuterungen angebothen, die er nur verlangen Eonnte: fo ließ ich die Hütten in 
einer benachbarten Inſel auffchlagen, um feine Entſchließungen zu erwarten, Es fehlete 
uns daſelbſt an nichts: ich aber hatte Zeit, daſelbſt lange Weile zu haben. 


Die Gnacfitarer, welche wegen ihrer Sicherheit zitterten, ſchicketen Bothen über Aufnahme 
ſechzig Meilen zu den mittaͤglichen Völkern, welche die Spanier in Neumexico kannten, und bey den 
ließen fie bitten, fie möchten doch zu ihnen kommen und unfere Kleider, unfer Anfehen, und Gnasfttarern. 
unfere Sprache unterfuchen. Die Entfernung fchrecfete fie nicht ab. Sie unternahmen 
mit Freuden eine Neife, deren Gegenſtand ihnen wichtig vorfam. Man führete fie zu mir. 

achdem fie unfere Kleider, unfere Degen, unfere Slinten, unfer ganzes Weſen, unfere 
Geſichtsfarbe betrachtet und ung reden gehörer harten: fo erkannten fie, daß wir Feine Spa- 
Wer wären, Andere Erklärungen, die ich ihnen von der Urfache meiner Reife, von dem 
tiege, den wir mit ben Spaniern führeten, und von dem Sande, melches wir gegen 
orgen beivohneten, gegeben hatte, überredeten fie vollends, und die Gnacſitarer bas 
ben mich darauf, ich möchte mein Lager in ihrer Inſel nehmen und brachten mir einen 
orrath von ihrem Sandesforne, welches unfern Linfen fehr ähnlich war, 


Tttt2 Ich 


Er Hontan. 
1658. 


Beſcchreibung 
des Landes 
der Mozen⸗ 
leken. 


700 Reiſen und Entdeckungen 


Ich machete Feine Schwierigkeit, mit ſechs wohlbewaffneten Soldaten und meinen 
Wilden in ihre Inſel zu gehen. Weil es aber ſeit zehn Tagen ſtark frohr: ſo mußte man 
an vielen Orten das Eis aufhacken. Man ließ mich zwo Meilen von einem Dorfe ausſte 
gen, wohin ich mich denn vollends zu Lande begab. Dieſe Wilden waren die geſittetſten, 
die ich in der neuen Welt geſehen hatte, Die Geſtalt ihres Oberhauptes mar genug, ihn 
von andern zu unterfcheiden. Er herrſchete über alle Dörfer ver Inſeln. Das feine Haft 
große umpfählte Pläge, voller wilden Dchfen, zur Nahrung der Einwohner, Sch brachte 
zwo Stunden bey diefem Oberhaupte zu, und unfere Unterredung betraf vornehmlich DI 
Spanier in Neumerico, die von feinem Sande, wie er mir fagete, nur achtzig Tazue ent 
ferner waren. Ein jeder Tazu macher drey Seemeilen, Er bath mich, eine große Cabane 
anzunehmen, die er für mich hatte zurechte machen laffen ; und feine erfte Höflichkeit war, 
daß er eine Menge Maͤgdchen kommen ließ, worunter ih mir ausfuchen füllte, Ich wur? 
de wenig davon gereizet; umd ich ließ ihm Durch meine Wegweifer ſagen, meine Soldaten 
erwarteten mich zu der ihnen beſtimmeten Stunde, Wir fehieden alfo fehr zufrieden von 
einander. Dieſe Begebenheit begegnete mir den 7ten Jenner. x 

Zween Tage darnad) erhielt ich ten Beſuch von dem Oberhaupte. Er wurde vol 


vierhundert der Seinigen begleitet, und hatte noch vier Kriegsgefangene von den Mozen⸗ 


leken bey fih. Ich Hatte diefe Fremden in der großen Inſel geſehen, und wenig Acht dar 
auf gehabt: da ich fie aber näher betrachtete, fo hielt ich ſie für Spanier. Sie waren ber 
kleidet. Sie trugen einen dicken Dart und die Haare bis hinter die Dhren, Sie harten 
eine ſehr braungelbe Gefichtsfarbe; kurz, ihr Höfliches und unterehäniges Bezeigen, ihr ge 
festes Anfehen, und ihr! verbindliches Wefen ließen mich ureheilen, es koͤnnten feine Wilnen 
feyn. Ich irvete mich gleihwohl, Man fehe bier, was ich von ihren Sande durch meine 
Wegweifer und aus einer geographifchen Beichreibung, die mir Die Önacfitarer , in Geftalt 
einer Karte, auf einer Hirſchhaut macheten, vernommen habe, | 
Ihre Dörfer liegen an dem Ufer eines Zluffes, der feine Duelle aus einer Kette von 
Gebirgen hat, wo fich auch der lange Fluß aus einer großen Anzahl Bäche bilder. DI 
Gnacſitarer, welche fich der Piroguen zu ihren Jagden bedienen, gehen gemeiniglich bis at 
die Vereinigung beyder Fluͤſſe. Ihre Thäler find den ganzen Sommer über voller Ochſen, 
und diefe Jagd verurfacher oftmals graufame Kriege. Wenn die verfchiedenen Volkerſchaf⸗ 
ten nur ein Flein wenig auf ihr gegenfeitiges Gebieth fommen:. fo ift folches eine Urfache zu 
einem großen Blutbade. Die Gebirge find ſechs Meilen breit, und fo hoch, daß mal 
durch große Umwege hinuͤber kommen kann. Sie werden nur von Bären und andern wil⸗ 
den Thieren bewohnet. Die Voͤlkerſchaft der Mozenleken iſt zahlreich und maͤchtig. Die 
vier Wilden dieſes Namens ließen ſich nicht lange bitten, uns einige Kenntniß von ihrem 
Sande zu geben. Sie ſageten zu mir, auf hundert und funfzig Seemeilen ergoͤſſe ſich ein 
großer Fluß, welcher der vornehmfte in diefem Lande ift, in einen großen falzichten See voll 
ungefähr drenhundert Seemeilen im Umfange, deſſen Muͤndung nur hoͤchſtens zwo Se 
meilen hat; "unten an diefem Fluſſe finde man fechs fchöne Städte, mit einer ſteinernen 
Mauer umgeben, deren Häufer ohne Dächer wären, das ift oben platt; um den See bel? 
um wären über hundert andere von verfehicdener Größe, und man fehiffere auf diefer A 
von Meere mit Fahrzeugen von einer außerordentlichen Geſtalt; die Einwohner des Lande 
macheren Zeuge, Fupferne Beile und andere Werfe, wovon mir die Dolmerfcher Feine 
techten ‘Begriff geben Eonnten: die Negierung diefer Völker wäre defpotifch, das En = 
an 


J 


x 


in Suͤdamerica. VI Buch. XII Capitel. Tor 


Händen eines großen Oberhauptes, unter welchen alle feine Unterthanen zitterten; fie nen Ca Hontan. 
neten ſich die Cahuglanken, und fie wären fo zahlreich, als die Blaͤtter auf den Bäumen. 1688. 
Sie fegeren Hinzu, die Mogenlefen führeten oftmals nad) den Städten der Tahuglanfen eine 
große Anzahl kleiner Kälber, die fie in den Gebirgen fingen, und welche die Tahuglanfen 
ju verfchiedenen Dingen braucheten ; fie äßen das Fleiſch derfelben; fie gewoͤhneten fie zur 
Feldarbeit, und aus ihren Haͤuten macheten fie Kleider und Stiefeln. Diefe vier Mozenz 
leken erzähleten aud), fietwären von den Gnacſitarern in einem Kriege gefangen genommen 
toorden, ber fehon zehen Jahre dauerte: fie hoffeten aber, noch das Ende davon zu fehen und 
ausgewechſelt zu werden. Sie rühmeten die Gemuͤthsart ihrer Voͤlkerſchaft ſehr, vornehm⸗ 
lich in Vergleichung mit den Gnacſitarern, deren Grobheit fie verachteten. Ob ich fie auch 
gleich als die höflichften unter allen Wilden, die ich Fenne, vorgeftellet Habe: fo Famen fie 
doch in der That den vier Mogenteken nicht bey, bey welchen ich fo viel Vernunft und Ara 
tigkeit antrat, daß ich Europäer zu fehen glaubete. Einer von ihnen hatte ein Rupferbiech, 
das ins Köchiiche fiel, am Halfe hängen: Er machete feine Schwierigkeit, eg mir zu geben. 
Ich lich es bey den Illineſen durch einen Franzoſen fehmelzen, ber einige Kenntniß von 
den Metallen hatte, Die Materie aber wurde dadurch nur fehwerer und die Farbe dunkler. 
Als der Mozenlef mit ſolches gab: fo fagete er, die Tahuglanfen, von denen er diefe Art 
von Medaille hätte, verfertigten ſolche; diefe eute truͤgen zween Finger lange Baͤrte; ihre 
Rocke giengen ihnen bis auf die nie; fie trügen eine fpigige Müge auf dem Kopfe; fie 
Bätten unaufhörlich einen langen Stab , der beynahe wie die unſerigen beſchlagen waͤre; 
fie Hätten Stiefeln an, die ihnen big an Die Knie giengen; ihre Weiber ließen fich nicht 
fehen ; ungeachtet ihres friegerifchen Gemüthes aber, welches fie beftändig mit den mächtigen 
Vo kerſchaſten, die jenfeits des Sees. wären, im Kriege exhielte, beunruhigten fie doch 
die ſchwachen Voͤlkerſchaften nicht, die fie auf ihren Streifereyen anträfen, oder bie um fie 
herum lebeten. 9 i — 

Ich konnte keine andere Nachrichten von ihnen erhalten, und hatte auch noch Muͤhe 
genug, mir dieſe Erlaͤuterungen bey ſo ſchlechten Dolmetſchern zu verſchaffen, die ich ſchlecht 
verftund, und die oftmals fich fetbft nicht verſtunden. in fo ſchwer zu überfteigendes Hin⸗ 
derniß erſtickete die Neugier, die mich bewog, weiter zu dringen. Ich machete den vier 
Mozentefen Geſchenke, wordiber fig vergnügt waren. Ich bemuͤhete mich vergebens, fie 
durch die größeften Anerbiethungen zu bewegen, daß fie mir nach Canada folgen möchten. 


Die Ruͤckkehr des Barons be la Hontan hat nichts merfwürdiges ober nuͤtzliches, als Allgemeine 
die allgemeine Beſchreibung, die er von dem fangen Fluſſe machet. Erveifere von den Önac- Beſchreibung 
fitarern den a6ften des Jenners bey einem Thauwetter ab; und den sten bes Hornungs war des langen 
er wieer in dem Sande der Effanaper, „Der lange Fluß, faget er, bat einen ſehr ftillen Stufes- 
„lauf, ausgenommen von dem vierzehnten Dorfe bis zu dem funfzehnten, wo man feinen 
„Strom reißend nennen fans das ift aber nur ein- Kaum von drey Meilen, Er iſt ſo ges 
„trade, daß er fich von feiner Mündung bis an den See faft gar nicht ſchlaͤngelt. Seine 
Ufer find gräuiich. Sein Waſſer felbit it ekelhaft. Sein Nusen aber erfeget foldes; 
sdenn er iſt fo ſchiffbar, daß er Barken bis auf funfzig Tonnen fehr weit tragen kann. Als 
sich von der Inſel Der Gnacſitarer abgieng, hatte id) mich anfänglich Terra firma genähert, 
sum dafelbft einen dicken und ftarfen Pfahl, mit einer bleyernen Platte, worauf das fran öfis 


She Wapen war, fegen zu laſſen. Ich unterließ nicht, einen andern an dem Orte au'zus 
| Tttt3 richten, 


. 702 | Reifen und Entderfungen 


Ra vontan · „richten, wo der Fluß aufhoͤret, für große Barken fehiffbar zu fern; und meine Soldaten 
1688. _ „nannten ihn Hontans Bränze, Sch kam den aten März in den Fluß Miſſiſſipi. 
Da es la Hontan bedauert, daß er feine Entdeckungen nicht habe weiter treiben koͤn⸗ 
N nen: fo hält er fich doc) für verbunden ‚ wenigftens feine Betrachtungen bekanne zu mache, 
wegen der Die er für Die Frucht einer langen Erfahrung ausgiebt. „Es würde fehr Teiche feyn, ſaget 
Entoekungen „er 4), bis an den Grund der weftlichen Lander zu dringen, wenn man es recht machef® 
in America, „Erſtlich müßte man ftatt der Canote, Schaluppen von einem befondern Baue-brauchett 
„die nicht tief im Waſſer giengen, von leichtem Holze wären, und zwölf bis dreyzehn Man 
„halten, und fünf und dreyßig bis vierzig Zentner Laſt tragen, auch den Wellen auf den grol? 
„fen Seen widerftehen koͤnnten. De Muth, die Wachfamkeit und Geſundheit find zu die⸗ 
„fen Unternedmungen nicht hinlänglich, man braucher noch andere Gaben, die fich ſelten zu‘ 
„ſammen befinden. Dreyhundert Mann zu führen, mit denen man etwas verfuchen koͤnnte/ 
„it ſehr kuͤtzich. Der Fleiß und die Geduld find auf gleiche Art noͤthig, fie im Zaume zu 
„halten. Wie viel Empörungen, Zänferenen und andere Unordnungen entftehen nicht un⸗ 
„fer Leuten, die in der Entfernung von den Staͤdten fich berechtiger zu fern glauben, alle! 
„zu unternehmen? Hier muß der Befehlshaber zuweilen etwas verbeißen, und die Augen 
„suthun, aus Furcht, das Uebel noch mehr zu erregen. Der gelindefte Weg iſt der ſicherſte— 
„Wenn fich einige Meuterey erhebt, fo muͤſſen die Lnterofficier folcher dadurch abhelfen, daß 
„fie die Unruhigen überreden, es würde verdrüßlich feyn, wenn der Befehlshaber davon Nach⸗ 
„richt erhalten ſollte. Diefer muß fich ſtets ſtellen, als wenn er nichts von dem wüßte, was 
„vorgienge; wofern nicht das Uebel in feiner Gegenwart ausbricht; und wenn er alsdann 
„verbunden ift, eilig zu ſtrafen, fo erfordert es die Klugheit, daß es heimlich gefchehe. Mai 
„muß auf den Neifen taufenderley erdulden, das man fonft nicht dulden würde ; das ift, ein 
„Befehlshaber muß den Umgang der Soldaten mit den wilden Weibesperfonen, die kleinen 
„Zaͤnkereyen, die unter ihnen entſtehen fönnen, ihre Nachlaͤßigkeiten auf den Wachen, uud 
„alles das nicht wiffen, was nicht auf Ungehorfam oder Empörung abzielet, Er muß ums 
„ter feinem Haufen einen wehlbelohneten Kundſchafter haben, der ihm von demjenigen, was 
„vorgeht, aufeine gefchickte Art Nachricht giebt, und muß heimliche Hülfsmittel ausfündig mar 
„hen, wenn er den ordentlichen Wegen nicht traue, Er Eann zum Beyſpiele niche &ift und 
„Heimlichkeit genug anwenden, einen Rädelsführer zu entdecken; und wenn er davon für 
„wohl unterrichtet iſt, daß Fein Zweifel mehr übrig feyn kann, fo muß er ſich denfelben mit 
„ſo vieler Geſchicklichkeit vom Halfe fchaffen, daß man nicht weis, wo er hingekommen iſt. 
„Uebrigens muß er ihnen von Zeit zu Zeit Taback und Branntewein geben, fie bey ge 
„wiſſen Öelegenheiten zu Rathe ziehen, fie fo wenig evmüden, alg es möglic) ift, fie auf 
„muntern, ſich luſtig zu machen, zu fpielen, zu fangen und vornehmlich fie ermahnen, IM 
„gutem Berftändniffe mit einander zuleben. Der befte Zaum, den er ihnen anlegen kann/ 
„tt die Religion und die Ehre des franzöfifchen Mamens, Diefe Ermahnungen muͤſſen 
„aus ſeinem eigenen Munde gehen. Er muß Leute von dreyßig bis vierzig Jahren habe 
„don einem trockenen Temperamente, und einer friedlichen Gemuͤthsart, die munter, muthig 
„und der Befchwerlichfeiten auf Neifen gewohnet find. Unter den dreyhundert Seuten mul? 
„fen ſich Zimmerleute, Waffenfchmiede, Brettfchneider, mit allen ihren Werkzeugen, Jaͤge! 
„und Fiſcher finden. Er muß Wundärzte mic ihren Scheermeffern Lanzetten, Pflaſter 
zu 


Am angeführten Orte 1Th. a d. 180 ii, ©. 


J 


in Suͤdamerica VI Buch. XII Capitel. 703 


u Wunden und andern Arzeneymitteln haben. Alle Gemeinen müffen mit einem Ober- 2a Sontan, 
stücke, einem ledernen Koller und Stiefeln verfehen. feyn, damit fie ven Pfeilen widerftehen 1688. 
»tönnen. Sie müffen eine Flinte auf zween Schüffe ‚ eine dergleichen Piftole, und einen 

»Degen von guter Sänge haben. Der Befehlshaber wird fic) mit einer guten Menge 

»Hir ſchhaͤute, Elendshäufe und Dchfenhäute verfeben, die er wird zufammen nähen lafien, 

»um fein Lager damit zu umgeben, nebſt Pfählen dazwifhen. Ein Viereck von dreyßig 

Fuß auf jeder Seite fiheint genug zu ſeyn. Er muß auch ein Paar Handmuͤhlen, das ins 
»dianifche Korn zu mahlen, Nägel von allerhand Art, Hacken, Pickel, Grabſcheite, Beile, 
»Angeln, Seife, und Baumwolle zu Lichtdochten mitnehmen. Man muß mit gutem 
»Pulver, Brannteweine, Braſilientabacke, und Eleinen Krämerwaaten, die man den Witz 

»den fehenfen muß, verfehen feyn, Der. Befehishaber wird auch nicht vergeſſen, ein 
»Aftrolabium;, ‚einen Halbzirkel, viele Compaſſe von allerdand Art, einen Magnetftein, 

„ein Paar große ihren von drey Zoll im Durchſchnitte, Pinfel, Farben, Papier zum Zeich⸗ 

„nen, und anderes zu feinen Tagebüchern und Karten mitzunehmen, um bie Thiere, die Baͤu⸗ 

sme, die Pflanzen, die Samen und alles, was feine Neugier verdienet, abzuzeichnen,,. Man 

»waͤre auch der Meynung, daß er Trompeter und einige Bioliniften bey fich hätte, fo wohl 

>um feinen Haufen zu beluftigen, als bey den Wilden Bewunderung zu verurfachen, Mit 

dieſem Gefolge und Geraͤthe, foll ein jeder verftändiger und kluger Mann unerſchrocken 

durch alle oftliche Theile von America gehen fönnen, wie man verfichert,, 


Der V Abfchnitt. 


Reiſe des P. Charlevoix nach Enifiana auf dem Miſſiſſipi. 
Einfahrt in denſelben. Indianiſche Dörfer." Mif- Colonie bey den Natſchen. Großes Dorf der 


Charlevoix. 
1721. 
u 


fion Kaffafquias. 


Indianiſche Völkerfchaften. Fluͤſſe, die in den 
Mififfipi fallen. Lange Wieſe. Beſchwerliche 
Schifffahrt. Fluß Uabache. Große Kälte, Il⸗ 
linefiiches Denkmaal. Fort Bizard. Schlund des 
Miſſiſſipi. Natſchenfort. Zuſtand der franzöfiichen 


Flecken und Fort Chartres. Natſchen. 


Schlechtes Chriſtenthum daſelbſt. 
Tonicaer Fluß. Rio Colorado. Colapiſſaer. Can⸗ 
nes bruͤlees. Anmerkungen wegen der Lage von 
Neuorleans. Beſchreibung deffelben. Paͤſſe des 
Miſſiſſipi. Reiſe nach Biloxi. Beſchreibung von 
Biloxi. Fluß Maubile. Ruͤckkehr von Bilsri. 





E iſt Zeit, daß wir den Lauf des Miſſiſſipi wieder vornehmen. Den gten des Wein- _ Einfahrt in 

monates 1721, um halb drey Uhr dee Nachmittages lief der P. Charlevoir in diefen be: den Miſſiſſipi 
ruͤhmten Fluß ein, und ließ zur Rechten eine große Wiefe, woraus ein Fleiner Fluß koͤmmt, 
deffen Ufer Rupferadern haben. Diefe Küfte ift von einer fonderbaren Schönheit, zur Lin⸗ 
ken aber entdecket man einige hohe Gebirge, die mit Felſen beſaͤet find, zwiſchen welchen ei⸗ 
Nge Cedern wachſen. Indeſſen bilden fie doch nur einen Vorhang , der nicht ſehr tief iſt, 
And fehr fehöne Wieſen bedecket. Wenn man fünf Seemeilen auf dem Miſſiſſipi gefah- 
: fo trifft man die Mündung des Miffuri an, welcher Nordnordweſt und Suͤdſuͤdoſt iſt. 
Dieß iſt der ſchoͤnſte Zuſammenfluß von der Welt. Die beyden Fluͤſſe ſind beynahe von 
cher Breite, die der P. Charlevoix etwan eine halbe Seemeile ſchaͤtzet: der Miſſuri aber 
viel fehneffer , und feheint als ein Eroberer in den Mifliffipi einzulaufen, queer durch 
hen er fein weißes Waffer bis an das andere Ufer treibt, ohme es zu vermifchen; darz 
r F theilet er ihm dieſe Farbe mit, welche dee andere nicht mehr verliert, und zieht ihn mit 

koßer Eile in das Meer, 

Se Die 


vo4 0 Reifen und Entdeckungen 


Charlevoix. Die Nacht, den roten, hielt man ſich in einem Dorfe der Caoquiaer und Tamaruattr 

ʒvener illineſiſcher Stämme, auf, die ſich unter der Führung zweener Prieſter aus dem S% 
Sudianifche minario zu Quebec vereiniget haben. Es liegt an einem Fleinen Fluſſe, der von Oſten 
Dörfer kommt, Den folgenden Tag, und fünf Meilen weiter gieng man vor dem Fluſſe Mare 
meg vorbey, den man zur Rechten läßt, und wo wirklich einige Franzoſen befchäfftiger wa⸗ 

Fin ſuchet ren Silbererzt zu ſuchen. Schon im Jahre r719 hatte ein Gießer, Namens Lochon 

ibereräte auf Befehl der meftindifchen Compagnie, an einem ihm angewieſenen Orte gegraben. Er 
hatte eine ziemlich große Menge Erztgeſteine zu Tage gebracht, wovon ein Pfund, welche? 

er zu fehmelzen vier Tage gebraucher, ungefähr zwey Quentchen Silber gegeben , wovon 

man noch Dazu argwohnete , Daß er ſolches hinein gethan Hätte. Indeſſen war er doch e 

nige Monate darnach wieder Dahin gegangen, Da er aber ber Hoffnung zu einer Silber: 

- aber entfagete: fo hatte er aus zwey bis dreytaufend Pfund Gefteine vierzehn Pfund ſehr 

ſchlechtes Bley gezogen, welches ihm auf vierzehn hundert Franken zu ſtehen kam. End 

Yich wurde er einer fo unfruchtbaren Arbeit überdrüßfg, und kehrete wieder nad) Frankreich” 

"Die Compagnie, weiche nicht weniger Vertrauen zu denen Anzeigungen haste, die fie bes 

kommen, fehrieb den fehlechten Erfolg bloß der Unfähigkeit des Gießers zu, und trug eben 

das einem Spanier, Namens Antonio, auf, der fich rühmete, er hätte in den mericank 

ſchen Bergwerken gearbeitet, Es glüdere ihm nicht beffer. Weiler aber durch einen al 

fehnlichen Gehalt aufgemuntert wurde: fo verließ er die Bleygrube , und eröffnete einen Fel⸗ 

fen acht oder zehn Fuß tief. Er lieh viele Stuͤcke davon ſprengen, Die er Inden Schmely 

2  giegel that, und man machefe befannt, er hätte drey bis vier Duentchen Silber daraus be⸗ 

i Ffommen. Darauf wurde eine Brigade Minirer des Königes unter der Anführung eines 

Officiers, Namens de la Benaudiere, dahin geſchickt, welcher mit der Bleygrube an⸗ 

fangen wollte, aber vergebene Mühe hatte, weil er den Bau Der Oefen nicht verftund: 

Man beivundert hier, wie leicht doch Die Gefellfhaft große Summen vorgefchoffen, und 
wie wenig Vorſicht fie bey der Wahl ihrer Leute angewandt hat. Da la Reuaudiere und 
alle feine Miniver nicht einmal fähig gemefen, Bley zu machen: fo entfiund eine beſondere 
Geſellſchaft zu ben Matameger Bergwerken, und einer von ihren Directoren, Duvalı 
ftund der Arbeit 1721 vor. Nachdem er fie forgfältig unterfuchet fo hatte er eine Lage von 
Bley, zween Fuß tief uͤber eine ganze Kette von Gebirgen gefunden, die ſehr weit gieng 

Er arbeitete wirklich an dieſem Orte, in der Hoffnung, eine Silberader unter dem DI 

zu finden, Charlevoix muthmaßete, auf das Zeugniß eines andern Sranzofen , der ſeit ei 
gen Jahren in eben dem Lande geweſen war, [hleche davon, Man har auch wirklich nicht ge⸗ 
oͤret, daß dieſe Unternehmung mehrern Erfolg gehabt, als alle die vorhergehenden, |, 

Miſſion Kaſ⸗ Man findet nad) dem Fluſſe Marameg die Kaſkaſquias, eine ſehr blühende Miß 
kaſquias .· ſion, welche Die Jeſuiten gecheilet haben, um zwey indianifche Dörfer ſtatt eines darau 
zu machen, Das zahlreicheſte iſt an dem Ufer des Miſſiſſipi ſelbſt. Cine Halbe Mm 

weiter koͤmmt man an das Fort Chartres, welches nur hundert Schritte von dem Fluſe 

iſt. Du Gue de Bois Brillant, ein canadiſcher Edelmann, war damals Befehls" 

ber für die Compagnie darinnen , welcher diefer Ort zugehoͤret, und der ganze Raum 

an den Fluß, fing an, ſich mie Franzoſen zu bevoͤlkern. Bier Seemeilen weiter, aber 

nigftens eine Meile vom Fluſſe, findet man einen großen franzoͤſiſchen Flecken, faft lauf 4 
Canadier, die einen Jeſuiten zum Pfarver haben. Das zweyte indianifche Dorf iſt au 
zwo Seemeilen davon, | ie 


x 


in Suͤdamerica. vI Buch. XIII Capitel, 705 


Die Franzoſen in diefem Pflangorte führen ein ganz bequemes Leben ſeitdem ihnen ein Charleboix 
Släminger, der bey den Jeſuiten in Dienften iſt, gezeiget Hat, wie fie Weizen fan za 
ſollen, welcher auf ihren Feldern fehr gut waͤchſt. Sie haben Hornvieh und allerhand Fe- —— 
dervieh. Auf der andern Seite bauen auch die Indianer welche Illineſen find , ihre Sel- — 
der nach ihrer Art, und halten Federvieh, welches fie den Franzoſen verkaufen. Die Wels pin 
ber diefer Wilden fpinnen die Wolfe von den Ochſen diefes Landes, und machen fie fo fein, 
als die von den engländifchen Schafen. Sie verfertigen Zeuge Daraus, die fie ſchwarz, 
gelb, und dunfelvoch färben; und ber Baden, welchen fie brauchen , ihre Röcke zu nähen, 
ift von Rehnerven gemacht. Ihre Are ift ohne viele Kunft. Wenn fie den Merven aba 
gefleifchee haben: fo ſtellen fie ihn zween Tage lang an die Sonne Sie klopfen ihn, 
wenn er trocken ift, und ziehen ohne Mühe einen Faden Daraus, der eben fo weiß, eben fo 
fein, als der Mechelner Zwirn , aber viel ftärker, iſt Der franzöfifche Flecken wird gegen 

Noꝛden durch einen Fuß begraͤnzet, deſſen Ufer fo hoch find, daß, ungeachtet des Anmwach- 
fens feines Gewäffers, welches zumeilen bis auf fünf und zwanzig Fuß feige, er felten uͤber⸗ 
tritt. Diefes ganze Land ift unbedeckt. Cs find große Wiefen, die nur durch Büfche von 
dem beften Holze abgefondert find, Man fieht dafelbft vornehmlich weiße Maulbeerbäu- 
Me. Diefer Poften, welcher der ältefte ift, den bie Sranzofen in dieſem Sande haben, Hat 
zween Vortheile, die ihn noch, mehr unterſcheiden: feine Sage, die ihn nahe nach Canada 
bringe, womit er ftets eine Gemeinſchaft haben kann, welche beyden Colonien gleich nüß= 
lich iſtz und daß er die Kornſcheune von Luifiana feyn kann, welches er mit Getreyde im 
Ueberfluffe zu verfehen im Stande ift, wenn es bis an das Meer gänzlich bevölfert feyn 
folfte, Das Erdreich ift daſelbſt nicht allein fähig, Weizen zu tragen, fondern es veriweis 
gert auch nichts von dem , was zum Unterhalte der Menfchen nöthig if. Die Himmels- 
luft ift daſelbſt fehr lieblich im acht und drenßigften Grade, neun und dreyßig Minuten 
Norderbreite. Das Wied vermehret fic) leicht, und man wird aud) fogar die wilden Och 

ſen daſelbſt zahm machen Fönnen, wovon man eben fo viel Mugen zur Handlung mit der 

Wolle und dem $eder, als zur Nahrung für die Einwohner, ziehen Fann, Die Luft ift 

daſelbſt ſo gefund, Daß man feine andere Krankheiten Fennet, als die von einem lüderlichen 
sehen oder von dem Elende, ober dem friſch umgegrabenen Erdreiche Herfommen koͤnnen. 

Die beyden legtern Unbequemlichkeiten aber werden nicht immer dauern. Endlich fo 

kann auch das Vertrauen zu den Illineſen nicht fehlen, welche faft alle Chriften von einer 
fanften Gemüthsart und den Sranzofen zu allen Zeiten fehr zugethan find. 

Die Oſagier, eine ziemlich) zahlreiche Wölkerfchaft hat fich an dem Ufer eines Fluſſes Verſchiede— 
ihres Namens gefeßet, der ſich in den Miffuri vierzig Meilen von feiner Bereinigung mit Ne indianifhe 
dem Miffiffipi ergießt. Die Völkerfhaft der Miſſuriten ift die erfte, die man an dem Voͤlkeꝛſchaften 
Miſſuri achtzig Meilen von ſeiner Muͤndung antrifft, denen die Franzoſen den Namen 
gegeben haben, weil ſie ihren eigentlichen Namen nicht wußten. Weit Höher finder man 
die Canfer, darauf die Octotataer, die aud) Mactotataer genannt werden, und her⸗ 
nach die Ajuer und Panier, ſehr zahlreiche Voͤlker, die in viele Kreiſe , und unter ver—⸗ 
fhiedene Namen getheilet find. Eine MWeibesparfon von den Miffuriten verficherte den P, 

Charlevoix, der Miffuri komme aus einer Kette kahler und fehr hoher Gebirge, hinter wel« 
chen man einen großen Fluß findet, welcher auch da herausgeben muß ‚und gegen Weften 
fließt. Diefes Zeugniß, ſaget er, ift von einigem Gewichte, weil man von allen Wilden 
Feine kennet, Die weiter reifen, als die Miffuriten, 

Allgem, Reifebefchr, xVIBand, Yuuu | Alle 


Charlevoix. 


1721. 
— — 
Fluͤſſe, die in 


den Miſſiſſipi 
fallen. 


706 — Reifen und Entdeckungen 


Alle diefe Völker bewohnen das weſtliche Ufer des Miffuri, außer den Ajuern, telche 
gegen Dften, Bundesgenoffen und Nachbarn der Siuer find. Unter denen Slüffen, die 
in den Miſſiſſipi über dem Illineſenfluſſe fallen, find die größten: erftlich der Ochſenfluß, 
welcher auf zwanzig Seemeilen davon entfernet iſt, und von Weſten koͤmmt. Man hat 
in ſeiner Nachbarſchaft eine ſehr ſchoͤne Salzgrube entdecket, wie man denn noch andere an 
dem Marameg gefunden. Zweytens, vierzig Seemeilen weiter laßt man den Aſſeneſipi 
oder Felſenfluß, von der Nachbarſchaft eines in dem Fluſſe ſelbſt gelegenen Berges alld 
genannt, wo man Bergernftall finden foll, wie einige Keifebefchreiber verſichern. Drit- 
tens, fünf und zwanzig Meilen darüber trifft man zur Rechten den Wiſcuſing an, wo 
durch der P. Marquette und Jolyet in den Miffiffipi einliefen, als fie ſolchen entdeckeren. 
Die Ajuer, welche auf diefer Höhe find, das iſt, in drey und vierzig Grad, dreyßig Mir 
nuten , welche viel veifen, und fünf und zwanzig bis dreyßig Seemeilen in einem Tage lau: 
fen, wenn fie ihre Familien nicht bey fich haben, erzählen, man fomme, wenn man von 
ihren Wohnungen ausgienge, in dreyen Tagen zu Völkern, die Quanen genannt, wel- 
che eine weiße Haut und weiße Haare haben, vornehmlich die Weiber. Sie fegen hinzu, 
diefe Voͤlkerſchaft führe unaufhörtich mit den Paniern und andern noch weiter gegen We— 
ften gelegenen Bölkern Krieg, und man höre fie von einem fehr weit von ihnen ensferneren 
großen See reden um welchen Voͤlker wären, die den Sranzofen glichen, Knöpfe an ihren 
Kleidern hätten, Städte baueten, zur Dchfenjagd Pferde braucheten, die fie mie Büffelee 
häuten bedecketen, aber Fein anderes Gewehr, als Bogen und Pfeile hätten. Viertens, 
zur Linken ungefähr fechzig Seemeilen über dem Ochfenfluffe fieht man mitten aus einer um 
ermeßlichen und ſchoͤnen Wiefe, voller Ochſen und anderer Thiere, den Moingona her 
aus fommen, welcher wenig Waffer und Breite bey feiner Bereinigung mit dem Miſſiſſi⸗ 
pi hat, dem man aber einen Lauf von zweyhundert und funfzig Seemeilen giebt, wobey er 
ſich von Norden gegen Weſten wende, Man ſetzet hinzu, er habe feine Quelle in einem 
See, und bilde einen andern funfjig Meilen von dem erftern. Won diefem zweyten See 
geht man zur Linken, und finder den blauen Fluß, von feinem Boden fo genannt, wer 
cher eine Erde von diefer Farbe ift. Er ergießt fi) in den St. Perersfluß. Wenn man 


den Moingona hinaufgeht: fo bemerket man eine Menge Steinfohlen; und wenn man 


Lange Wieſe. 


hundert und funfjig Meilen weit gegangen ift, fo wird man ein großes Cap gewahrt, 
welches diefen Fluß einen Ummeg nehmen läßt, und bey welchem fein Waſſer roth und 
ftinfiche if. Man verfichere, man babe an dieſem Cap verfchiedene Erzefteine gefammelt, 
und man babe von da Antimonium nach dem franzöfifchen Flecken gebracht. 

Eine Meite über der Mündung des Moingona hat der Miffiffipi zween ziemlich, lan⸗ 
ge Waſſerſtuͤrze, welche noͤthigen, die Piroguen zu ziehen. Ueber dem zweyten, ein und 
zwanzig Meilen von dem Moingona, finderman an beyden Seiten des Fluſſes Bleygruben, 
die ehemals von Perrot entdecket worden, und ſeinen Namen führen. Zehn Meiten uͤber 
dem Wifcufirg, und an eben der Seite fieht man eine ſechzig Seemeilen lange Wiefe am 
fangen , die mit Gebirgen beſetzet ift, welche eine aflertiebfte Ausficht machen. _ An del, 
Weitfeite zeiget ſich eine andere, die aber nicht fo lang ift. Zwanzig Meilen höher, a 
das Ende der erftern, erweitert fich ver Fluß; und diefer Dre heißt der Bonſecoursſee— 
Er ift nur eine Seemeile breit, hat aber fieben im Umfange, und fhöne Wiefen umbet' 
Perrot hatte zur Nechten ein Fort gebauet. Wenn man aus dem See heraus koͤmmt: 10 
finder man die kahle Inſel, die deswegen alſo heiße, weil fie nicht einen einzigen SE 


in Suͤdamerica. VI Buch. xill Capitel. 707 


dat: fie bilder aber eine ſchoͤne Wieſe. Die Franzofen in Canada haben fie oftmals zum Charlevoix. 
Mittelpuncte ihrer Handlung in diefen weſtlichen Landſchaften gemacht, Drey Meilen dar· 1721 
über laͤt man zur Rechten den Fluß Sainte Croix, der aus dem obern See koͤmmt, und — 
einige Seemeilen weiter hin laͤßt man zur Linken den St. Petersfluß, deſſen Muͤndung 

nicht weit von dem St. Antonsſprunge iſt. Man hat ſchon angemerket, daß der Miſſiſſi— 

pi nur bis an dieſen großen Waſſerfall bekannt iſt. 

Man muß weislich auf dieſem Fluſſe fahren. Man waget ſich nicht leichtlich mit Schwere 
Canoten von Baumrinden darauf, weil er ſtets eine große Anzahl Bäume mit ſich führer, Schifffahrt 
die von feinen Ufern hinein fallen, oder ihm von denen Flüffen, die er einnimmt, zugefüh. AU dem Miſ⸗ 

tet werben, und viele von dieſen fremden Körpern an den Spitzen oder auf ben Baͤnken auf: ſiſwi. 
gehalten werden, da man denn oft in Gefahr iſt, wider einen Aſt oder eine Wurzel, die 
Unter dom Wafler verborgen find, zu laufen; welches denn dieſe ſchwachen Fahrzeuge leicht 
jerbrechen Eönnte, vornehmlich wenn man bey ber Nacht fahren, oder vor Tage abgehen 
will, Anſtatt der Canote von Baumrinden nimmt man Piroguen, d.i. ausgehöblete 
- Baumftämme, bie mehr widerſtehen koͤnnen, die aber, ihrer Schwere wegen, nicht leicht 
zu regieren find. Die Fährleute, die man aus Neufrankreich mitbringt welche zu den klei⸗ 
nen Pagaien gewoͤhnet ſind, die zu den Canoten dienen, ſchicken ſich nicht zu dem Ruder. 
Ueber dieſes iſt man, wenn der Wind ein wenig ſtark wird, wie es oftmals geſchieht, in 
der Pirogue vor den Wellen nicht bedecket. 
Den roten des Windmonates ſetzete ſich Charlevoix wieder zu Schiffe, um durch den 
kleinen Fluß Kaſkaſquias in den Miſſiſſipi zu kommen, und that den erften Tag nur zwo 
Meilen, Den andern Fonnte er nicht mehr, als fechs auf dem Fluffe thun. Man muß 
ſich verwundern , Daß das Laub in einem Sande, wo der Winter ordentlicher Weite ſehr 
gelind ift, viel eher abfällt, als in Frankreich, und daß die Bäume nur erft zu Ende des 
Mayes neues befommen, Man giebt feine andere Urfache davon an, als die Dicke ver 
Wälder, welche verhindern, daß fich das Erdreich nicht fo bald erhiget, den Saft aufftei- 
gen zu laffen. Den ıaten fieß er, nachdem er zwo Seemeilen gefahren, das St. Antons- 
vorgebirge zur Linken. An diefem Orte fängt man an, Rohr zu fehen, das dem europäis 
ſchen ziemlich ähnlich , aber höher und ftärfer, ift. Seine Wurzeln, die fehr lang find, ha⸗ 
ben von Natur einen ſehr fehonen Vernis, und find wenig von den Bambuen unterfchieden, 
wovon man die fehönen Röhre machet, welche die Holländer, unter dem Namen der Rot: 
tange, verfaufen. Den ı3ten und folgenden Tag wurde die Pirogue von widrigem Win: 
de in einer, Gegend aufgehalten, deren Gefahr er kannte. Cr wußte, es hatten die Che— 
raquier daſelbſt vor kurzem dreyßig Franzofen erſchlagen, die den Sohn des Herrn Ram— 
jap, Statthalters zu Montreal, und den jungen Baron von Longueuil an ihrer Spige ges 
habt. Außer diefer Voͤlkerſchaft, mit der man noch nicht verföhnet war, macheten die Utas 
gamier , die Siuer und Chicachaer der Bedeckung, die nur aus drey Mann beftund, ande: 
te Unruhe. Man fuhr einige Meilen in diefer Furcht. Den ısten brachteein Nordwind 
eine überaus große Kälte. Machdem man vier Meilen gegen Süden gefahren : fo fand 
man , daß fich der Fluß andere vier Meilen gegen Norden wendet, Nach dieſem großen 
Umſchweife laͤßt man den ſchoͤnen Fluß Uabache zur $infen , wodurch man bis in das Land Flug Uabache 
der Iroqueſen hinauf fteigen kann, und deſſen Einfluß in den Miſſiſſipi wenigftens eine und feine Ge: 
iertpelmeile breit it. Ganz Suifiana hat Feine Gegend , die beffer eine Niederlaſſung ver- meinſchaft mit 
dienet, Das Sand, welches von dem Usbache und Ohio, der dahinein fällt, gemäflert Canada · 
Uuuu 2 £ wird, 


RE Reiſen und Entdeckungen 


Eharlevoir. mird, iſt überaus fruchtbar. Es find große Wieſen, worauf die wilden Ochfen bey tauſen⸗ 
721. den meiden, Ueber diefes ift die Gemeinfhaft mit Canada dadurch eben fo leicht, als 
durch den Illineſenfluß, und der Weg fürzer, Ein Fort mit einer guten Befagung wuͤr⸗ 


de die Wilden im Zaume Halten, vornehmlich die Cheraquier , welche heutiges Tages die 


zahlreichſte Voͤlkerſchaft des feſten Landes ſind. Sechs Meilen unter dem Uabache geht 
man vor einer ſehr erhabenen Kuͤſte von einer gelben Erde vorbey, die man für el 
fenreich halt. 


Starke Kälte: Die folgenden Tage brachten eine fo ſtrenge Kälte, daß man den fpanifchen Wein in 


der Pirogue gefroren, und den Brantewein eben fo dic, als geronnen Del, fand, Charle⸗ 

voix bewundert dieſe ſtrenge Luft in einer Himmelsgegend, deren Lieblichkeit ev erkannt hat 

te, und konnte ſolche bloß den Nord und Nordweſtwinden zuſchreiben, die noch immer we 

beten, ob fie gleich- auf verſchiedene Art durch das Sand gebrochen wurden, fo wie man fid 

mit dem Fluffe wandte. Diefe Hinderniffe hielten die Schiffahrt fehr auf. Den 2often 

wurde man zur Rechten bes Sluffes einen aufgerichteten Pfahl gewahr, der für ein illine⸗ 

Illineſiſches ſiſches Denkmaal, bey Gelegenheit eines über die Chicachaer erhaltenen Sieges, erkannt 
Denfmaal. wurde. Es zeigete zwo Menfchenfiguren ohne Kopf, und einige andere mic allen Gliedern⸗ 


Charlevoir vernahm von feinen Wegweifern, die erften zeugeten von den Todten, und die _ 


— andern von den Gefangenen; und wenn ſich unter beyden Franzoſen befinden, fo ſtuͤhet 


man ihnen die Arme auf die Hüften, um fie von den Wilden zu unterfcheiden, denen fie 


herunter Hängen. Denn man bat wahrgenommen, daß die Franzefen oft die Arme in 
die Seite fegen. Die Chicachser waren vordem viel zahlreicher: man fieht aber nicht® 
mehr. von dem Reichthume ben ihnen, den ihnen der fpanifche Gefchichtfehreiber von Flori⸗ 

da beyleget. Die Verbindung der Franzoſen mit den Illineſen hat fie mit ihnen in 
Krieg verwicelt, und die Engländer in Carolina blafen das Feuer an, 

Den zten des Chriftmonates endlich kam Charlevoir bey dem erften Dorfe der Akan⸗ 
faer an, mo man die franzöftfchen Befigungen ein wenig beflerzu Eennen anfängt, Dieſes 
Dorf ift auf einer Eleinen Wiefe an dem wefttichen Ufer des Fluffes gebauer. Man findet 
noch drey andere, die eine einzige Voͤlkerſchaft unter befondern Namen machen, und in e" 
nem Raume von fieben bis acht Meilen. Die Einwohner des erften heißen vie Uyapoer, 
und die Franzoſen hatten damals ein Magazin dafelbft, Man giebt dem Fluſſe der Akan⸗ 
faer eine fehr entfernere Duelle, Er koͤmmt, faget man, von den Paniſnoiren, welche Char 
levoix mit den Panifricaraern für einerley hält, wovon er einen Sclaven bey fich hatte: 
Diefer Fluß ift voller Waſſerſchuͤſſe, daß man ihn alfe ſchwerlich hinauffahren kann. Er 
theilet fic in zween Arme fieben Meilen über feinen beyden Mindungen. Zwo Meile 
über der erftern nimmter einen fehönen Fluß ein, der aus dem Sande der Oſagaer fommt, und 


den die Franzofen den weißen Fluß genannt haben. Noch zwo Meilen hoͤher finder malt 


die Voͤlkerſchaften der Torimaer und Topingaer, die nur eine Dorfichaft ausmachen, 
zwo Meilen von welcher man die Sotuier finder, Die Rappaer, eine zahlreiche VL 
kerſchaft zur Zeit der Entdeckung, find ein wenig weiter hin, und ihrem Dorfe gegen uͤber 
fieht man noch die Trümmern von der Conceffion des befchryenen Law. Mach diefem I 
te follte man die neuntaufend Deutfche hinſchicken, welche in der Pfalz angeworben wurden, 
und Charlevoir beflaget.die Hinderniffe, die folche aufgehalten. „Nach dem Illineſenlan⸗ 
„de, faget er, hat Suifiana vielleicht Feine Gegend, die fähiger ift zum Anbaue: er ſetzet abel 
»binzu, Lam wurde fehr ſchlecht bediener, wie die meiften Conceſſionarien ; und es hat — 


* 


— 


in Suͤdamerica. Vl Buch. XIII Capitel. 709 


„nig Wahrſcheinlichkeit, daß man jemals ſo viel Volk anwerbe, weil man in Frankreich Charlevoix. 
Zgar nicht auf das ſieht, was die Unternehmungen hat fehl ſchlagen laffen, damit man die — 
„vorigen Fehler verbeſſere, ſondern ſich ordentlich nach dem erſten Erfolge richtet. ge 
Bey der Abreife von dem Uyapaerdorfe fagerte ſich Charlevoir den zten des Chrift‘ 
Monates ein wenig unter der erften Mündung von dem Afanfaerfluffe, der nicht über fünf 
hundert Schritte breit iſt. Den andern Morgen gieng er über die ziweyte, die viel ſchma⸗ 
ler iſt; und den sten befand er fich vor der abgefchnittenen Spitze, die ehemals eine 
ziemlich hohe Spige war, welche an der Weftfeite in den Fluß hineingieng, der itzt eine 
Inſel daraus gemacht hat, Dis ist aber ift der neue Canal nur bey großen Waſſern 
ſchiffbar. Won hier rechnet man bis zu dem Hauptarme des Akanfaerfluffes zwey und 
zwanzig Seemeilen , obgleich in gerader Linie nicht ihrer zehne find: allein, der Fluß fchlän« 
gelt ſich ſehr, fiebenzig Seemeilen weit, zwifchen dem Unapaerborfe und dem Naſuerfluſſe. 
Charlevoir lief den gten in dieſen Fluß ein, deffen Mündung nicht über einen Acdertandes 
breit iſt. Sein Waffer ift roͤthlich und ungefund. Bizart, der in Canada von einem Bizarts Fort 
Schweizer erzeuget worden, Major zu Montreal, harte feit kurzem ein Fort an diefem bey den Ye: 
Fluſſe erbauet, drey Meilen von dem Mifliffipi. Als er darauf erfannte, daß er fich ei- fuern. 
nen beffern Ort Härte erwaͤhlen Fönnen : fo gedachte er feinen Sitz weiter hin in eine ſchoͤne 
Wieſe zu verlegen, als diefer Vorſatz durch feinen Tod unterbrochen wurde. Die Coms 
pagnie harte bamals dafelbft ein Magazin, wie bey den Akanfaern, das Fort und der Bo« 
den aber gehörete einigen zufammen gefelleren vornehmen Perfonen. Charlevoix erftaunek, ’ 
daß fie fich für den Pafuerfluß entfchloffen. haben: „ſie Eonnten fich, faget er, beffere Laͤn— 
„der von einer fehönern Lage wählen. In der That ift viel daran gelegen, ſich diefes 
Fluſſes zu verſichern, deffen Quelle nicht weit von Carolina entfernet ift: ein Fort aber mit 
»einer guten Befagung war genug, die Mafuer im Zaume zu halten, welche Bundesge- 
„noffen ver Chicachaer find, und ftets mit den Engländern in Verbindung geftanden, Mit 
- „einem Worte, eine Conceffion wird niemals bey einer Voͤlkerſchaft gründlich errichtet, 
„wider welche man ſich ohne Aufhören auf feiner Hut halten muß. Zu 
Drey Tagereifen unter den Naſuern findet man in dem Fluſſe zur Linken andem Fuß Schlund von 
fe eines großen Caps, mo fehr gufe Steine fern ſollen, die in der Colonie am meiften fehe Miſſiſſipi. 
len, einen Schlund, dem man ſich nicht ohne Gefahr nähere. Fünf Tage danach, da 
man das Fort verlaffen hatte, Fam Charlevoir in das Sand der Natſchen. Es ift vierzig 
Seemeilen von den Yafuern an eben der Seite, Diefer Kreis, der in den Nachrichten 
von Suifiana berühmt ift, ift der fhönfte, ber fruchtbarefte, und am meiften bevoͤlkert. 
Man ſtieg daſelbſt, einer: ziemlich hoben und fehr fteilen Erdhoͤhe gegen über, aus, an 
deren Fuße ein Bach geht, der nur Schaluppen und Piroguen einnehmen Fann, Won Fortder Nat⸗ 
dieſer Erdhoͤhe feige man auf einen Hügel von einem ziemlich hohen Abhange, auf deſſen ſchen. 
Spige ein Fort, oder vielmehr eine Schanze mit einem bloßen Pfahlwerke, ift. Viele Fleine 
erge erheben fich oberhalb des Hügels ; und wenn man vor ihnen vorben ift, fo fieht man 
Auf allen Seiten nichts anders, als große und fehöne MWiefen, die mit Gebüfchen abgefeßer 
find. Die gemeinften Bäume in diefen Gehoͤlzen find der Nußbaum und die Eiche, und 
Alle änderenen find vorrrefflich. Man bar gefehen, daß Iberville, der erite, der in den 
Miſſiſſipi durch feine Mündung eingefahren, bis zu den Natichen binaufgegangen; und da 
er ein ſo ſchoͤnes Land bewunderte, fo urtheitere er auch, ee konnte die Hauptſtadt Der neuen 
anzöfifchen Niederlaffung nicht vertheilhafter liegen. Er entwarf den Grundriß davon 
Muunz _ unter 


ee: | 
| I 5 
: — 


710 : Reifen und Entdeckungen 


Charlevoix. unter dem Namen Roſalie, welcher der Gräfin von Pontchartrain ihrer war. Dieſet 
2 Anſchlag aber iſt nicht ausgeführet worden, obgleich die Karten eine Stadt Rofalie bey Det 
Natſchen Haben. Charlevoir billiger diejenigen, die dafür halten, man müffe ſich nähe 
am Meere fegen. Wenn indeſſen Luiſiana eine blühende Colonie wuͤrde: fo duͤnkt es ihm 
mie Sbervillen, das Sand der Marfchen würde zu ihrer Hauptſtadt am bequemften fent- 
Die Luft ift dafelbft rein, das fand erſtrecket fich weit; das Erdreich ift fruchtbar und wohl 
gewaͤſſert. Es iſt nicht gar zu weit vom Meere, und nichts hindert die Schiffe, daſelbſt 
hinauf zu fahren. Endlich iſt es allen denen Oertern gelegen, wo man ſich zu ſetzen nut 
wünfchen ann, 

Zuſtand der Die Compagnie hatte ſich daſelbſt ein Magazin angeleget, welches durch einen Buch⸗ 
feangöfifchen Halter vegieret wurde. Zwifchen einer großen Anzahl befonderer Conceffionen, wovon 
ange de) man fehon die Früchte einfammelte, waren zwo von der erften Größe da, das ift von vie 
—* is Meilen in Quadrate, Die eine gehörete einer Geſellſchaft von Maloern, die andere DE 

3 Eompagnie, welche Arbeitsleute von Elerac dahin gefchickt hatte, dafelbft Taback zu bauell- 
Die Gebäude diefer beyden Pflanzungen bildeten ein vollkommenes Dreyeck mit dem Fort 
und die Weite des einen Winfels von dem andern war eine Seemeile. Das große Dot 
der Natſchen lag zwifchen den beyden Eonceffionen. g 

Ob man gleich nicht zweifeln kann, daß unter einer weifen Regierung die meiften von DIE 
fen Niederlaffungen feinen großen Fortgang feit faft vierzig Jahren gehabt: fo wird malt 
dennoch dem P. Charlevoir nachgehen, welcher befenner, er habe fie forgfältig beſchauet. 
Die Conceffion der Maloer ſchien ihm fehr wohl gelegen zu ſeyn. Es fehler da nichts, ei! 
fo fchönes Erdreich zu nugen, als Megern oder Dienftleute. - Der Compagnie ihre liege nod 
beffer. Beyde werden von einem und eben dvemfelben Fluſſe gewäffert, welcher zwo Mel 
fen über der erftern in den Miffiffipi fälle. Der Taback fomme dafelbft wohl fort. Ich 
habe, ſaget Charlevoix, in dem Garten des Oberbuchhalters ſehr fhöne Baumwolle auf 
dem Baume gefehen. "Ein wenig weiter hinunter fah man wilden Indigo, womit mal 
noch nicht die Probe gemacht hatte: man verſprach ſich aber, es würde damit eben fo gut 
gehen, als auf der Inſel San Domingo, und das um fo vielmehr, weil ein Boden, DE 
von Natur diefe Pflanze hervorbringt, fehr geſchickt feyn muß, die fremde zu tragen, d 
man dafelbft fäen will, 
Großes Dorf Das große Dorf der Natſchen beſteht nur noch aus einer Eleinen Anzahl Hütten ; und 
der Natſchen. die Urſache, die man davon angiebt, ift, daß diefe Wilden, denen ihr großes Oberhaupf 
les, was fie befigen, wegzunehmen, das Recht hat, nicht gern bey ihm wohnen. Sie ha 
ben viele andere Flecken in einiger Entfernung von ihm angeleget. Die Siuer , ihre BU 
desgenofien, haben auch eines in ihrer Machbarfchaft. Man befehreibt uns ihre Cabanen 
Sie find in Öeftalt eines vierefichten Pavillons, fehr niedrig und ohne Fenfter mit ein 
gerundeten Giebel, wie unfere Defen. Die meiften find mit Blättern und Maizſtrohe PP 
decket. Einige find von Leimen gebauet, inwendig und auswendig mit fehr dünnen MA 
ten überzogen. Des großen Oberhauptes feine ift größer und höher, als die andern, 4 
fauber gefräufelt, und auf einem etwas höhern Erdreiche, und auf allen Seiten frey. or 
geht auf einen großen Platz, der nichts regelmäßiges hat, Charievoix fah ftatt alles Kane 
geräthes darinnen eine fehr ſchmale Schicht Bretter, zwey oder drey Fuß hoch von Der ” 
de, worauf, feinem Urtheile nach, das Oberhaupt eine Matte oder eine Haut ausbreitet, ji 


ſich darauf niederzulegen, Dieſe Cabanen find fehr weiß, ob fie gleich Fein 1 — 


in Suͤdamerica. VI Buch. XII Capitel. zur 


haben, Der Tempel ift an der Seite der Cabane des großen Dberhauptes an dem Ende Charlevoir. 
des Plages und gegen Oſten gewandt, Cr ift aus eben den Materialien, wie die Caba» 1721. 
en, aber von anderer Geftalt. Es ift ein länglichtes Viereck, ungefähr vierzig Fuß lang Sehe, 
f HE ; Ä , Ihr Tempel 
und zwanzig breit, mit einem ſchlechten Dache von der Geſtalt, wie die unſerigen, und zween und fein ewi: 
hölzernen Adlern an beyden Enden. Die Thuͤre iſt in der Mitte der Länge des Gebäudes, ges Feuer. 
dag Feine andere Deffnung hat; und zu beyden Seite ift eine fteinerne Banf, Das In⸗ 
here iſt dem Aeußern gemäß. Drey Stüden Holz in ein Dreyeck geleget, welche faft 
ganz die Mitte des Tempels einnehmen, brennen dafelbft zu Ehren der Sonne, aber mit 
tinem langſamen Feuer, welches ein Wilder, der mit dem Titel des Tempelhüters beehret 
wird, zu unterhalten verbunden if. Wenn das Wetter kalt ift: fo fann der Tempelhuͤ 
tet fein Feuer fin ſich haben es ift aber niemanden erlaubet, fid bey dem Feuer der Sonne zu 
wärmen. Die Seuerbrände geben einen Rauch , welcher die Zufchauer blind mache. An 
Zierrathen fieht man in dem ganzen Raume Des Tempels nichts, als drey oder vier Kiften, 
die einige duͤrre Knochen enthalten; und an ber Erde einige hölzerne Köpfe, nicht fo gar grob 
gearbeitet „als die Adler auswendig. Der Thire gegen über dienet ein Tifch drey Fuß hoch, 
fünfe lang und viere breit, zum Altare. Da Charlevoix nichts weiter entdecket hat: fü 
verwirft er alles dasjenige, was man in den erften Nachrichten lieſt; wofern nicht die Nat— 
en, faget er, wegen der Nachbarſchaft ver Franzoſen unruhig geworden, und ihren Tem: 
pel desjenigen beraubet haben, was er für ihre Bölferfchaft am heiligften hatte. Er räu- 
Met uͤber dieſes ein, es hätten die meiften Indianer in Luiſiana vordem, fo wie die Nat- 
(hen, ihren Tempel gehabt; fie hätten darinnen ein beftändiges Feuer unterhalten, und 
de Maubilier Hätten fo gar eine Art von Primatie gehabt, welche eine jede Voͤlker ſchaft 
verbunden, ihr Feuer daſelbſt wieder anzuzuͤnden, wenn es etwan aus Nachlaͤßigkeit, oder 
durch einen Ungluͤcksfall ausgeloͤſchet worden. Heutiges Tages aber, ſaget er, beſteht der 
Tempel der Natſchen nur noch einzig und allein; und ob er gleich entbloͤßet, unfauber, undin - 
Unsrdnung ift, fo iſt er doch unter allen Wilden diefes feften Landes in großer Hochach— 
fung. Uebrigens ift die Verminderung biefer Voͤlker eben fo beträchtlich, als der Völker: 
ſchaften in Canada ihre, Sie iſt auch noch fehneller gewefen, ohne daß man die wahre 
Urſache davon weis. Ganze Voͤlkerſchaften find verfhwunden; und diejenigen, die noch 
beſtehen, find nur der Schatten von dem, mas fie zur Zeit der Entdeckung geweſen. 

Die Franzofen in der Niederlaffung bey den Natſchen hielten den P. Charlevoix län: Schlechter Zu⸗ 
ger auf, als er ſichs vermuthet hatte. Er machet eine ſeltſame Abſchilderung von der Re- ſtand desChri— 
ligion dieſer Colonie. Der Thau des Himmels, faget er, ift noch nicht auf ein Land ger ſtenthumes. 
füllen, welches ſich rühmen kann, daß es mehr, als ein anderes, das Marf der Erde zum 
Antheile Hat, Iberville Hatte einen Jeſuiten, der ihm auf der andern Reife folgete, da⸗ 
din beftimmer. Er ſchmeichelte fich, das Chriſtenthum bey einer Voͤlkerſchaft einzuführen, 
deren Bekehrung aller andern ihre ohne Zweifel nach fich ziehen würde,  Diefer Miffie- 
nar aber glaubete, günftigere Gefinnungen in dem Dorfe der Bayagulaer zu finden; und 
da er den Worfag gefaſſet hatte, ſich daſelbſt niederzulaffen , fo wurde er durch andere Be⸗ 
fehle wieder nach Frankreich zurück gerufen. Darauf wurde ein Geiftlicher aus Canada 
Wu den Natſchen gefchickt > feine Arbeiten aber waren ohne Erfolg, ob: er gleich die Gewo— 

Ienheit der Frau des großen Oberhauptes gemonnen hatte, Er wurde von den Milden 

auf einer Keife erfehlagen, die er nah Maubile that. Ein anderer Driefter hatte bey den 

Akanſaern eben das Schickſal. Seit dem Tode dioſer beyden Miffionarien iſt ganz Luiſia⸗ 
t na 


Charlevoix. 
1721. 


Donicaerfluß. 


* 


m. 00 Reifen und Entdeckungen 


na unterhalb der Illineſen ohne Geiftliche geblieben, die- Tonicaer ausgenommen welche 
feit vielen Jahren einen Priefter gehabt haben, den fie fo Hoch hielten, daß fie ihn zu ihrem 
Hberhaupte machen wollten, die aber dadurch nicht mehr. Neigung zum Chriſtenthume ber 
Eamen. Diefe Berlaffung berraf nicht bloß die Ungläubigen. Obgleich der Natfchenkreis 
der volkreichſte in dem ganzen franzoͤſiſchen Pflanzlande iſt: ſo waren es doch im Chriſtmonate 
1721 fünf Jahre, daß fein Franzofe daſelbſt die Meſſe gehoͤret, noch einmal einen Prieſter 
gejehen hatte, Wir wollen an feinen Ausdrücungen nichts ändern. „Ich nahm zwar 
„wohl wahr , daß die Beraubung der Saeramente bey den meiften eine Gleichgültigkeit 9% 
„gen die Keligionsübungen hervor gebracht hatte, welche die ordentlichfte Wirfung davon 
„ft: indeſſen bezeigeren doch viele eine eifrige Begierde, ſich meiner Durchreife zu Nuge zu 
„machen, um ihre Gemiffensangelegenbeiten in Ordnung zu bringen. Der erfte Antrag, 
„den man mir fhat, war, eine Menge Einwohner im Angefichte der Kirche zu verheirathen 
„und zu trauen, welche kraft eines bürgerlichen Vertrages , der vor dem Befehlshaber un? 
„dem Oberbuchhalter aufgefeget worden, ohne Bedenken bey einander wohneten, und wie 
„Diejenigen, welche dieſe Kebsehe beſtaͤtiget hatten, die Nothwendigkeit, das Land zu be 
„völfern, und die Schwierigkeit einen Priefter zu befommen, anführeren. Ich ſtellete 
„ihnen vor, es fanden fich folche bey den Yaſuern und in Neuorleans; und eine Pflicht 
„von ſolcher Wichtigkeit verdienete wohl die Mühe einer Reife, Man antwortete mir, Die 

‚jenigen, die folchen Vertrag geſchloſſen, wären nicht im Stande, weder fich zu entferne, 
„noch den nöfhigen Aufwand dazu zu machen, Endlich fo war das Uebel geſchehen: und 
„es Fam ige nur darauf an, folcyem wieder abzubelfen; und ic; that es, Ich hoͤrete darau 
ar Be beichten , die fich angaben: ihre Anzahl aber war nicht fo groß, als id) 
„gehoffet Hatte „. ; \ 

Bon den Natſchen reifete Charlevoix den 2öften des Chriftmonates mic einem Krie⸗ 
gesbaumeifter des Königes ab, welcher vie Colonie befuchere, um von denen Dertern I 
urtheilen, wo man Forte anlegen koͤnnte. Nach vier Meilen traf man einen Fleinen Fluß zut 
Linken des Miſſiſſipi an. Er machet an dieſem Orte einen Umſchweif von vierzehn See 
meilen, bey welchem man noch vor einer Menge Inſeln vorbey geht; und zehn Seemeilen 
weiter findet man einen andern Fluß an eben der Seite, Er ift fo fifchreich , daß man des 
Nachts von dem Geräufche derer Fifche aufgeweckt wird, die mit ihrem Schwanze 4 
Waſſer fihlagen. Zwo Meilen jenfeits koͤmmt man nad) Cala der Tonicaer, welcher a 
fänglich nur ein Bach zu feyn feheint, einen Slintenfchuß weit von feiner Mündung aber 
einen See bilde. Er nimmt feinen Urfprung in dem Lande der Tfchactaer, und 
Lauf ift voller Waſſerſchuͤſſe. Das Dorf ift jenfeits des Sees, auf einem ziemlich hohen 
Boden, ohne Zaun umher, und mittelmäßig bevölkert. Nicht weit davon findet man zw⸗ 
andere von eben der Voͤlkerſchaft; und das ift alles, was von einem fonft zahlreichen Volke 
noch übrig if. Die Wohnung des Oberhauptes iſt mit halberhabenen Bildern gezieren 
welche Charievoix in einer Hütte eines Wilden nicht geringfhägig fand: er verwundet 
fich aber weniger darüber, als er diefen Indianer gefehen hatte, welcher auf franzöfifche ; 
gefleidet gieng, und fich fo gar einer ausgefuchten Sauberfeit befliß, ohne im geringften f 
zeigen, Daß er ſich in diefem Puße niche finden könnte, Er hatte ſich durch feinen Hande 
mit den Franzoſen bereichert, denen er Pferde und Geflügel gab, 

Bon dem Grunde der Bay oder des Sees der Tonicaer fünnte man mit Canoten von 
Rinde eine Uebertragung von zwoen Seemeilen vornehmen, die zehn Seemeilen — * 


in Suͤdamerica. VI Buch. XIII Capitel. 713 


Sluffe erfparen würden. Drittehalb Meilen darunter laͤßt man zur Rechten den heutiges Charlevoix. 


Tages fo genannten rothen Fluß, welcher bey ven Spaniern unter dem Namen Rio 
Colorado bekannt iſt. Er läuft einige Zeitlang Oft und Welt ; darnach wendet er fich 
gen Süden: erift aber nur für Piroguen auf vierzig Meilen fhiffbar, nach welchen man 
nichts , als Moräfte, findet. Seine Mintung in den Miffiffipi if ungefähr zweyhundert 
Toifen breit, Zehn Meilen darüber nimmt er zur Rechten den ſchwarzen Fluß oder den 
Uscchitaerfluß ein, der von Norden koͤmmt, und über die Hälfte des Jahres faft ohne 
Waffer if, Dieß hat die Franzoſen nicht abgehalten, einige Wohnpläge dafelbft zu errich⸗ 
ten, in der Hoffnung, ſich der, Nachbarfchaft der Spanier zu Nuge zu machen. Die 
Natſchitocher haben ſich an dem rothen Fluſſe gefeger, wo die indianifche Compagnie 
ein Sort erbauet hat, um biejenigen aufzuhalten, die ihr fihaden koͤnnen. Ein wenig uns 
terhalb des vorhen Fluffes findet man eine ſehr ſchoͤne Bucht; und fünf Seemeilen weiter 
geht man vor einer abgefchnistenen Spitze vorbey, welche den Reiſenden vierzehn Meilewe⸗ 
ges erſparet. Dieſes hat man den Canadiern zu danken. Sie haben einen kleinen Bach 
hinter der Spitze ausgegraben, wodurch denn das Waſſer aus dem Fluſſe mit ſolcher Heftig⸗ 
keit in dieſen neuen Canal hinein geſchoſſen, daß es fein altes Bette faft ganz trocken ges 
laſſen. Unmittelbar unter der Spige fah man ız2ı eine Niederlaffung ‚ Namens Seinte 
Reine, auf einem ſehr fruchtbaren Boden. Eine Meile weiter Bin traf man noch eine an⸗ 
dere an, deren Gebäude nur noch aus einigen mit Strohe gedeckten Huͤtten beftunden, Chats 
levoix prophezeyete nicht viel Gutes von diefen beyden Conceffionen; weil es an Menfchen , 
ſaget er, zur Arbeit, und an Siebe zur Arbeit den Menfchen fehlete. Er redet nicht mit 
mehrerm dobe von einer dritten Niederlaſſung, der rothe Stab (Baton rouge) genannt, 
drey Meilen von der legtern. ’ 

Eilf Seemeilen jenfeits traf man die Bayagulaer an, deren Dorf vor Alters ſehr 
bevöffert war. Es find nur noch die Trümmern Davon übrig, ſeitdem die Pocen einen 
- Theil feiner Einwohner aufgerieben, und die andern fich entferner oder zerſtreuet haben. 
Man hatte in dem fhönen Lande, welches fie inne gehabt, eine Miederlaffung errichtet, wo 
die weißen Maulbeerbäume nach der Schnur gepflanzet waren, Man machete daſelbſt ſchon 
ſchoͤne Seide. Der Taback und der Indigo wurden daſelbſt mit eben dem glücflichen Er— 
folge gebauet. Charlevoix giebt dieſe Conceſſion zum Mufter, 

Er reifete den zten des Jenners 1722 von da ab und kam um zehn Uhr des Morgens 
zu einem kleinen Dorfe der Umaer, welches zur &infen des Miffiffipi iſt, und einige fran- 
zoͤſiſche Häufer enthält, Das große Dorf eben biefer Bölkerfchaft ift eine Vierthelmeile 
weiter im Sande. Zwo Meilen über dem kleinen hat ſich der Fluß zur Rechten, wohin ihn 


fin Hang ftets treibt, einen Graben gemacht, den man die Gabel der Sitimachser nen=- 


Net, und welcher, bevor er fein Waſſer in Das Meer bringt, einen großen See machet, 
Die indianiſche Voͤlkerſchaſt diefes Namens ift gänzlich aufgerieben. Sechs Seemeilen 
von den Umaern fahen die beyden Reiſenden die Conceſſion des Marquis von Ancenis, 
die damals durch eine Feuersbrunſt und andere Zufaͤlle faſt zu nichts geworden war. Sie 
kam den andern Morgen Vormittages zu dem großen Dorfe der Colapiſſaer dem ſchoͤn⸗ 
ſten in ganz Luiſiana, ob es gleich nicht über zweyhundert Krieger enthält. Ihre Cabanen 
Haben die Geftalt eines Pavillons mit einem doppelten Dache, eines von Saranenblättern, 
das andere don Matten. Des Dberhauptes feine hat fechs und dreyßig Fuß im Durchſchnitte. 


1722 


— — 
Rio Colorado⸗ 


Einige Nie⸗ 
derlaſſungen. 


Umaer und 
franzoͤſiſche 
Conceſſionen. 


So bald ſich die beyden Reiſenden im Geſichte des Dorfes befanden, erſtauneten ſie, daß * 
Allgem, Beiſebeſchr. XVI Sand. Er Fr fie: 


714 Reifen und Entdeckungen 

Charlevoix. fie darinnen das Spiel rühren hoͤreten, und fich im Namen des Oberhauptes bewillkom⸗ 
1722. met ſahen. Sie verwunderten ſich aber noch mehr uͤber die Kleidung des Trommelſchla⸗ 
Trommel und gers, welche ein langer Rock, halb roth und halb weiß, mit einem rothen Aermel auf DEF 

Livereg derCo; weißen Seite, und einem weißen Yermel auf der rothen Seite war, Sie frageten na 
kapiffaer. dem Urfprunge diefes Gebrauches. Man antwortete ihnen, ev wäre nicht alt; es hatte 
ein Statthalter von Luiſiana die Einwohner zur Belohnung ihrer Treue mit einer Trom⸗ 
mel befchenfet, und die Kleidung wäre von ihrer Erfindung. Die Indianerinnen find hier 

beffer gebildet, als in Neufrankreich, und ihre Kleidung ift viel ſauberer. — 
Cannes bruͤ⸗ Fuͤnf Seemeilen weiter koͤmmt man zu einem franzöfifchen Wohnplatze Cannes brů⸗ 
lees, franzöfi: lees, wo man ein großes Kreuz an bem Ufer aufgerichtet findet, das erſte, welches Char? 
wie Wohn⸗ ſeboit feit den Sllinefen wahrgenommen. Als er ausftieg: fo wurde er nicht weniger er— 
vab. bauet, da er einige Franzoſen fah, welche Veſper fangen. Sie waren ohne Priefter, 16 
get er: aber das war nicht ihre Schuld, Man harte ihnen einen gegeben, den fie abges 
danfer hatten , nachdem fie erfanne, daß er ein Trunfenbold war, Zwifchen den Colapik 
faern, und Cannes brülees läße man zur Rechten den alten Kreis ber Tanfaer, die ganp 
lic) verſchwunden find. Dieß ift der fehönfte und befte von ganz Luiſiana. Den sten Jar 
ner, als ben legten Tag ihrer Reife, giengen beyde Reifende vor einer Niederlaſſung die 
Chapitulser genannt, drey Seemeilen von Neuorleans, vorbey, wo fie um fünf Uhr de 
Abends anfamen. Die Ehapitulaer, und einige benachbarte Wohnungen find in einem 

fruchtbaren und wohlgebaueten Lande, | h 
Anmerkungen Charlevoix fand nichts merfwürdiges um Meuorleang herum, und war fo gar mil 
wegen der Las der Sage Diefer Stadt nicht zufrieden. Diejenigen ‚ welche anders davon urtheilen, faget er, 
— Neuor⸗ gruͤnden ſich auf zwo ſcheinbare Urſachen; die erſte, daß fich, eine Male von der Stadt ger 
, gen Nordoft, ein Eleiner Fluß findet, der Bayoul von St. Johann genannt, welcher 
fih zwo Seemeilen von da in den Pontchartrainsfee ergießt; und da Diefer See mit dem 
Meere eine Gemeinfchaft hat: fo iſt es leicht, dadurch eine fihere Handlung zivifchen diefer 
Hauptſtadt und Maubile, Bilori und andern Poften zu unterhalten, welche die Franzofen 
nad) dem Meere zu innen haben; die zweyte ift, daß unter Meuorleans der Fluß einen fehr 
großen Umſchweif machet , welchen man den Englaͤnder⸗Umſchweif nennet, und welcher 


der Schifffahre eine vortheilhafte Verzögerung wider die Ueberfallungen verurfachen fan 


Weil aber diefe Gründe voraus fegen, daß die Einfahrt des Fluſſes nur Eleine Fahrzeuge 
aufnehmen Fönne: fo fraget Charlevoix erftlich, mas man von der Ueberfallung befürchten 
fonne, wenn die Stade nur ein wenig befeftiget fen? Ueber diefes, an welchem Orte fie aul 

liegen mag, muß die Mündung des Fluffes nicht durch gute Batterien und durch ein Fort 
vertheidiget feyn ? Zum andern, was Diener eine Gemeinfchaft, die man nur durch Sch“ 
luppen mit folchen Poften haben kann, denen man niche zu Hülfe kommen fönnte, went 
fie angegeiffen würden, von denen man aud) nur einen ſchwachen Beyftand haben fonnfe 
und die meiftens ohne den geringften Mugen find, Das freundfchaftliche Schiff, welches 
den Engländer-Umfchmweif herauf fahren will, ift genoͤthiget, wie das feindliche, von einem 
Augenblicke zum andern den Wind zu ändern, Dieß Fann es auf einer Fahrt von fiebet 
bis acht Meilen ganze Wochen aufhalten. Man feget hinzu, ein wenig unterhalb de 

Stadt habe das Erdreich wenig Tiefe an beyden Seiten des Fluſſes, und nehme beſtaͤndig 
ab bis ans Meer. Dieß iſt eine Erdſpitze, die nicht ſehr alt zu feyn heine. Denn mal 
darf nicht viel graben, fo findet man Waſſer daſelbſt ; und die Menge Sandbaͤnke und — 


ı 


in Sidamerica VIl Buch. XIII Capitel. zı5 


ner Inſeln, die man feit zwanzig Jahren an allen Muͤndungen des Fluſſes bat entſtehen Charlevoix. 


ſehen, laͤßt keinen Zweifel, Daß fie fich nicht von felbft gebildet Habe, Es fiheint aus Ver⸗ 


gleichung der Zeugniſſe gewiß zu fen, daß zur Zeit der Entdefung die Mündung nicht fo ge- 
weſen, nie fie ige ift. Dieſe Anmerkung wird beftätiget, fo wie man fid) dem Meere 
nähere. Es ift faft fein Waffer an der Barre in den meiften Eleinen Ausgaͤngen, die fich 
der Fluß geöffnet bat, und die ſich nur durch die Folge von Bäumen, die mit dem Strome 
fortgefchleppet werden, vermehret haben ; denn ein einziger von diefen Bäumen, der durch 
fine Wurzeln oder durch feine Zweige an einem nicht fehr tiefen Drte angehalten worden, häft 
bald tauſend auf, Nichte ift alsdann vermögend, fie abzureißen, Der Lehm des Fluſſes die- 
net ihnen zum Kitte, bedecket fie mit der Zeitz und da jede Ueberſchwemmung eine neue 
fage da läßt, fo brauchet es nur zehn Jahre, um dafelbft Nöhre und Stauden wachfen zu 
ſehen. Charlevoix giebt diefen Urfprung den meiften Spigen und Inſeln, welche den Mif- 
ſiſſipi fo oft den Lauf ändern laſſen. 

Das neue Orleans, die erfte Stadt, bie einer von ben größten Fluͤſſen in der Welt 


1722, 


— — 
Veraͤnderung 
der Muͤndung 
des Fluſſes. 


Beſchreibung 


an ſeinen Ufern hat bauen ſehen, beſtund 1722 nur noch aus einem Hundert Baraquen, von Neuorle⸗ 
die ohne viele Ordnung gefeget waren, aus einem großen von Holze gebaueren Borrathe- M'* 


Baufe, und zweyen ober Dreyen etwas fheinbaren Haufen. Man bilde fich zweyhundert 
jue Errichtung einer Stadt abgeſchickte Perſonen vor, faget Charlevoix, die fih am Ufer 
eines großen Fluffes gelagert haben, mo fie nur noch erſt bedacht geweſen, ſich vor der rau⸗ 
hen Witterung der Luft zu bergen, in Erwartung, daß man ihnen einen Grundriß mache 
und Haͤuſer baue. Der genannte Kriegesbaumeiſter erfuͤllete einen Theil dieſer Erwar— 
kung; das iſt, er ließ den Einwohnern einen fehr fehönen und regelmäßigen Grundriß: der P. 
Charlevoix aber zweifelte an deſſen Ausführung. Indeſſen hat man doc) in einem Mer⸗ 
eure von 1742 befannt-gemacht, Neuorleans wäre in fünf Kirchfpiele abgetheilet, wo man 
bis auf achthundert fehöne Käufer zählere. | 

Zwiſchen der Stadt und dem Meere ift niemals eine Conceflion gewefen, weil fie 
gar zu wenig Tiefe haben würde, Man findet aber einige kleine Wohnpläge und Mieder- 
lagen für die großen Conceſſionen dafelbft. Ein Dorf Chaunchaer, welches man fonft da⸗ 
ſelbſt ſah, und deſſen Sruͤmmern noch ftehen, ift Heutiges Tages auf der andern Seite des 
Fluſſes, eine halbe Meile tiefer, und die Wilden haben fo gar die Gebeine ihrer Todten da= 
Bin gebracht. Die Küfte erhebt ſich darunter, und dafelbft hätte mar nach Charlevoir Urtheile 
die Stadt anlegen ſollen; fie würde da nur zwanzig Seemeilen von dem Meere geweſen 
feyn , und mit einem mittelmäßigen Sid oder Südoftwinde würde ein Schiff in funfjehn 
Stunden herauf fahren, 

Nachdem er über fechs Monate in Neuorleans zugebracht: fo gieng er den zaften des 
Heumonates ab, ſich nach Biloxi zu begeben , welches noch das Hauptquartier der französ 
ſiſchen Colonie war. _ Die folgende Nacht gieng er durch einen neuen Umweg des Fluffes, 
der Piakiminer Umfchweif genannt, hinunter, und fand ſich bald in der Mitte deffen, 
Was man die Päffe des Miſſiſſipi nennet. Man kann bier nicht mit zu vieler Aufmerk⸗ 
ſamkeit fteuern, damit man fie vermeide; und wenn man hinein gezogen worden, fo würde 
es faft unmöglich feyn, heraus zu fommen. Die meiften find nur Eleine Bäche, deren ei⸗ 
nige nur durch hohe faft mit dem MWaffer gleiche Böden abgefondert find. Die Barre des 
Miſſiſſipi hat diefe Paͤſſe vermehret, fo wie die Waſſer des Fluſſes, welche durch das neue 
Sand, das von Tage zu Tage entſteht, aufgehalten — da zu entwiſchen und hindurch 

xerxr 2 zu 


Paͤſſe des 
Miſſiſſipi. 


Charlevoix. 
1722. 


La Baſe oder 
Infel Tou⸗ 
louſe. 


Reiſen und Entdeckungen 


zu kommen ſuchen, wo ſie den wenigſten Widerſtand antreffen, und wenn man nicht Acht 
hätte, fo würde zu befürchten feyn, daß mit der Zeit feiner von dieſen Ausgaͤngen von 
Schiffen könnte befahren werden, 

Jenſeits der Barre findet man eine Fleine Inſel damals Is Baſe genannt, die aber 


16 


„ber P. Charlevoix und der Kriegesbaumeifter, der ihn ſtets begleitete, die Inſel Touloufe 


nannten. Sie hat nur eine halbe Meile im Umfange, worinnen fie fogar noch eine andere 
Inſel mit begreift, die nur durch einen Rauſchbach davon abgefondert iſt. Ueber viefes If 
fie ſehr niedrig außer an einem einzigen Orte, welchen die Fluth niemals bedecket, und wo mat 
ein Hort mit Magazinen bauen könnte, um die Schiffe dafelbft auszuladen , welche nicht 
über die Barre fommen fünnten, wofern fie nicht von einem Theife ihrer Laſt erleichtert 
würden, Der Kriegesbaumeifter, welcher diefen Ort erforſchet hatte, fand den Grund 
ziemlich hart und von thonichter Erde, obgleich fünf oder fechs Fleine Quellen herauskommen, 
die nicht viel Waſſer haben. Er bemerkete, daß dieſes Waſſer auf der Erde, woruͤber es 
wegliefe, ein ſehr ſchoͤnes Salz ließe. Wenn der Fluß niedrig ift, das ift in den dreyen 
Monaten der größten Hige des Jahres: fo ift das Waſſer um der Inſel Toufoufe herum 
ſalzicht: zur Zeit der Ueberſchwemmung aber iſt es ganz ſuͤß und der Fluß behaͤlt ſeine 
Suͤßigkeit eine gute Seemeile weit in der See. Die andere Zeit uͤber iſt er ein wenig ſal⸗ 
zicht über der Barre. Diejenigen, welche gefchrieben Haben, der Miffifipi vermenge wohl 


auf zwanzig Seemeilen weit fein Waſſer nicht mit dem Seewaffer , 


erzaͤhlet e). 


e) Ein Theildes Tages, welcher angewandt wur⸗ 
de, die einzige Mündung des Fluffeszu erforfchen und 
aufzunehmen, welche fehiffbar it, lief die beyden Rei⸗ 
fenden Beobachtungen machen, deren Wichtigkeit 
alle Schifffahrer einfehen muͤſſen. Sie läuft Nord: 
wert und Südoft, dreyhundert Toifen weit, da fie 
bis an die Inſel Toulouſe hinauf geht, gerade gegen 
welcher Über drey Eleine Inſeln find, die noch fein 
Gras hatten, ob fie gleich ziemlich hoch waren. Syn 
diefem Naume ift fie zwey hundert und fünfzig Toi⸗ 
fen breit, und in der Mitte achtzehn Fuß tief, auf 
einem weichen Thongrunde. Man muß aber da: 
felbft mit dem Senfbleye in der Hand fahren. 
Bon da geht man noch beym Hinauffahren Nord: 
weſt, vierhundert Toiſen weit, nach welchen man 
noch funfzehn Fuß Waſſer und eben den Grund fin: 
det. Ueberall ift der Ankergrund ficher, und man 
ift dafelöft vor allen Winden, außer den Suͤd und 
Suͤdoſtwinden ficher, die, wenn fie heftig ſind, die 
Schiffe auf ihre Anker jagen fönnen, aber ohne 
Gefahr, weil fie auf der Barre ſtranden würden, 
die auch von weichen Thone if. Man fährt darauf 
Nordweſt ein Vierthel Nordoſt, auf fünfhundert 
Zoifen weit. Dieß ift eigentlich die Barre, welche 
wolf Fuß Waſſer mittler Tiefe hat: man brauchet 


haben nur eine Zabel 


Ueberhaupf 


auch noch Aufmerkſamkeit; denn man trifft daſelbſt 
Baͤnke an. Dieſe Barre iſt zweyhundert und funf⸗ 
zig Toiſen Breit zwiſchen Ländern, die mie Schilfe 
bedecket find. 

In dem Oftpaffe, oder der oftlichen engen Fahtt, 
die unmittelbar darüber ift, gebt man eine Seemei⸗ 
fe weit gerade gen Weften. Sie if zweyhundert 


und funfjig Toifen breit, und vier bis fünf Fuß tier 
darauf findet man auf einmal feinen Grund mehr. 


Wenn man den großen Pag bey der Ausfahrt aus 
der Barre wieder nimmt: fo fährt man noch drey⸗ 
hundert Toifen weit Nordweſt, und man hat mie 
mals weniger, als fünf und vierzig Fuß Maffel-_ 
Man läge den Sauvolepaß zur Sinfen, wodurch 
dieSchaluppen nachBiloxi gehen Einnen, wenn fiel 
nordwaͤrts halten. Diefer Paß bat feinen Ramen 
von einem Officier, der in der Colonie Befehlshabet 
geweſen. Daranf muß man ſich wieder gegen Weſt 
ein Viertheil Nordweſt fünfzig Toiſen lang wendet 
und in einer Art von Bucht, die man zur Linken 
am Ende diefes Raumes läßt, giebt eg drey PA" 
einen gegen Südfühoft, einen andern gegen © 
und den dritten genen Weſtſuͤdweſt. Diele Bucht 
hat nur zehn Toifen Tiefe, und wangig Fuß IM 
Durchſchnitte; die Päffe aber haben wenig a 
— 13 


* 


in Suͤdamerica. VIBuch. KIT Capitel. 717 


Ueberhaupt wird die Stärfe des Stromes die Schifffahrt auf dem Miffifipi allezeit Cha 


beym SHinauffahren beſchwerlich machen, und aud) felbft beym Hinunterfahren viele Auf- 


merkſamkeit erfordern, weil er oftmals auf vorgehende Spigen und Sandbänfe treibt, 


Man ift nur mic Fahrzeugen ſicher welche Segel und Ruder führen, Weil es über dies 
fes nicht möglich iſt, dafelbft des Nachts, bey einem dunflen Wetter, zu fehiffen: fo wer— 
den dieſe Reifen ftets fehr lang und koſtbar ſeyn, menigftens fo lange bis die Ufer des Fluſ⸗ 
fes, in Eurzen Entfernungen von den Zllinefen bis an das Meer, bevölkert find. Warum 
wollte man eine Schwierigfeit machen, ſich foldhes von einem Lande zu verfprechen, deflen 
Himmelsluft fo lieblich, und deflen Erdreich fo fruchtbar iſt; vornehmlich aber von einem 
Fluffe, deffen Mündung zwölf bis funfzehn Tagereifen zur See von Merico , und noch nä= 
der. bey Havana, den fhönften americanifhen Inſeln und den engländifchen Eolonien ift ? 


rlevoix. 
1722. 


Wie wollen die beyden Reiſenden nach Biloxi begleiten, wovon man auch Die Be— Reiſe nach 
breibung erwarten muß. Von der. Inſel Tonloufe rechnet man acht und zwanzig Seemei- Bilori. 


len dahin. 


Diefe ganze Küfte ift überaus flah. Die Kauffahrdenfchiffe Fönnen nicht 


näher, als auf vier Meilen, binan kommen, und die geringften Brigantinen auf zwo. 
Diefe müffen fich fo gar entfernen, wenn ber Wind Nord oder Nordweſt ift, wofern fie 


wicht ganz im Trocknen bleiben wollen, 


Die Rheede von Biloxi ift laͤngſt der Inſel des 


Vaiffeaur, welche ſich eine kleine Seemeile von Oſten gen Weſten erſtrecket, aber wenig 


Breite hat. 


Gegen Oſten von dieſer Inſel iſt die Dauphineninſel, ſonſt die Inſel Maſ⸗ 


ſacre genannt; gegen Weſten find hintereinander die Katzeninſel oder Bienville, die 


Horninſel und die Leuchterinſeln. 


Man folget noch immer eben dem Windftriche; 
Und findet noch funfzig Toifen weit an eben der Sei⸗ 
te eine zweyte Bucht, diezwanzig Toiſen im Durchs 
ſchuitte und fünfzig in der Tiefe Hat. Sie enthält zween 
Eleine Päffe, woraus die Canote von Rinde ſchwerlich 
heraus fommen würden. Bon da feuert mar 
fuͤnfhundert Toifen weit gegen Weften, und findet 
ſich dem Fifchorterpaffe gerade gegen über, welcher 
zur Rechten ift und fich gegen Suͤdſuͤdoſt wendet. 
Er iſt fünfbundert Toifen breit, kann aber nur Pi⸗ 
roguen einnehmen. Darauf wendet man ſich zwan⸗ 
dig Toifen lang gegen Suͤdweſt; man koͤmmt wieder 


gen Meft auf dreyhundert Toifen weit; darnadı in - 


einem Raume von hundert Toifen Weft ein Viercheil 
Nordweſt; eben fo weit Weſtnordweſt; und Nord⸗ 
weſt achthundert. Darauf findet man zur Linken 
den Saspaß, welcher zweyhundert und funfzig 

difen breit ift, mern Faden Waffer bey feiner Ein: 
ahrt an der Flußſeite und nur zween Fuß bey feis 
Bm Auefluſſe in das Meer hat. Zweyhundert 
And Funfzio Toifen weiter hin ift der Suͤdweſtpaß, 
eynahe von eben der Breite und niemals weniger, 
Als ſieben bis achthindert Fuß Waſſer. Durch dier 
® Fahrt fängt das Sand an, nicht mehr fo moraftig 
du Sep: es ſteht aber vier Monate lang des Jahres 


Unter Waffen, Zur Linken iſt es durch eine Reihe 


Errrz Was 


Eleinee Seen begraͤnzet, die auf den Chetimas 
chaerfee folgen, zur Rechten durch die Leuchterinfek 
Man urtheilet, es fey zwijchen diefen Inſeln eine 
Fahrt für die größten Schiffe, und es würde leicht 
feyn, einen guten Hafen dafelbft zu machen. Die 
großen Barken fönnen von dem Meere bie an den 
Chetimachaerſee binauffahren, und nichts hindert, 
die fchönften Eichen von der Welt daſelbſt zu faͤl⸗ 
len, womit diefe Küfte bedecket iſt. Die Breite 
dee Fluſſes zwiſchen den Päffen, das ift vier See: 
meilen weit von der Inſel Tonloufe nach dem Suͤd⸗ 
weftpaffe ift niemals über funfzig Toifen. Unmits 
telbar tiber dieſem Paſſe aber, nimmt er, unverz 
merft feine ordentliche Breite wieder an, die nie= 
mals weniger als eine Meile ift, und felten über 
zwo hat. Seine Tiefe nimmt auch von der Barre 
an immer beftändig zus welches allen andern Fluͤſ⸗ 
fen zuwider ift, die ordentlicher Weiſe tiefer find, 
fo wie fie fich dem Meere nähern. Journal hifto- 
rig. a. d.443 und f. ©. 

Man merfe, daß man für die Veränderungen 
nicht ſteht, die fich mach der Zeit können ereignet 
haben. Mean feret hinzu, das Waſſer des Mifs 
fiffipi fey eines ‚von den beften in der Welt, und 
erhalte fih lange Zeit gut: 


Charlevoix. 
1722. 


ift. 


Fluß Mau 
bile, 


718 Reiſen und. Entdeckungen 


Wasman eigentlich Biloxi nenner, ift die Küfte von Terra firma, die gegen Nor: 
den von der Rheede ift. Es ift der Namen einer wilden Völferfhaft, die fie ehemals be’ 
wohnkte, und ſich gegen Nordweſt an die Ufer eines Fleinen Slufles gezogen hat, der Perl⸗ 


Was Biloxi fluß genannt, weil man einige Perlen daſelbſt gefiſchet hat. Charlevoix verwirft es, daß 


man dieſen Ort erwaͤhlet hat, das Hauptquartier der Colonie allda zu errichten. Man 
konnte, ſaget er, keinen ſchlechtern Ort dazu erwaͤhlen. Außerdem daß er keinen Beyſtand 
von Schiffen erhalten, noch ihnen einigen geben kann, hat dieſe Rheede den doppelten Feh⸗ 
ler, daß ſie nur einen ſehr ſchlechten Ankergrund zeiget, und voller Wuͤrmer iſt. Der 
bloße Nutzen, den man daraus ziehen kann, iſt, daß man die Schiffe vor einem Wind—⸗ 


ftoße dafetbft fichern Fann, mern fie von der Einfahre in ven Miffiffipi Erfundigung einzie⸗ 


hen wollen, welcher ſich auf gut Gluͤck zu naͤhern, bey uͤbeln Wetter gefaͤhrlich ſeyn wuͤrde, 
weil fie nur niedriges Sand hat. Das bey Biloxi iſt nur Sand, worauf nichts anders, 
als Fichten, Cedern, und die Cafline wählt, welche eine berufene Staude ift, die auch 
Apalachine genannt wird, und deren Blätter die Spanier in Florida an ſtatt des Thees 
brauchen. Man finder dafelbft auch diejenige Art Myrthen mit breiten Blättern, deren 
Samenkorn, wern es im Fruͤhjahre in kochendes Wafler geworfen wird, ein grünes Wachs 
wird, das nicht fo klebricht, und nicht fo broͤcklicht iſt, als der Bienen ihres, aber eben fo 
gut zum brennen tauget. | 
Dreyzehn oder vierzehn Seemeilen von Biloxi, wenn man gegen Often fährt, find 
man den Fluß Manbile, welcher von Norden gegen Süden fließt, und deffen Mündung 
der Dauphineninfel gegenüber ift, Er nimmt feinen Urfprung in dem ande der Chicachaer* 
Sein Lauf ift ungefähr hundert und dreyßig Seemeilen, und fein Bette fehr ſchmal. Er 
fehlängefe ſich ſehr, und ift nicht weniger fehnell: zu Zeit der niedrigen Waller aber kann 


⸗ 


man nur mit kleinen Piroguen hinauf fahren. Man bat geſehen, daß die Franzoſen lange 
Zeit an diefem Fluſſe ein Fort gehabt haben, welches der vornehmfte Poften ihrer Colonle 


mar, nicht weil die Laͤndereyen dafelbft gut waren, fondern man fonnte dafelbft mie den 
Spaniern handeln. Charlevoir erfuhr, daß fihon im Monate März die Hige an diefet 
Küfte ſehr beſchwerlich it, und fah leicht ein, daß fie überaus groß feyn müßte, wenn ſie 
den Sand erhiger hätte. Die Kühlung aber, die fich ziemlich) ordentlich alle Tage zwifchel 
neun und zehn Uhr des Morgens erhebt, und nur mit dem Untergange der Sonne fich leget, 


macher die Himmelshuft erträglich. Die Mündung iſt in neun und zwanzig Graden DW . 


Breite und die Küfte Bilopi in dreyßig. 

Die Rückkehr der beyden Neifenden nach Neuorleans gefchah durch einen ander 
Weg.‘ Nachdem fie wieder bis an die Perleninfeln zurückgegangen waren: fo ließen fie 
den Fluß gleiches Namens zur Nechten, welcher drey Muͤndungen hat, deren Abfende 
rung vier Seemeilen vom Meere gefhieht. Bon da giengen fie bis zur Einfahrt in de 
Pontchartrainfee, um ihn hinüber zu fahren. Diefe Ueberfahre ift fieben bis acht Ser 
meilen. Man koͤmmt darauf in die St. Johannsbay, von da der P. Charlevoiy feine! 
Weg zu Lande nahm, und nur einige Stunden brauchete, ſich in die Stadt zu begeben 


Man bat in einem andern Abfchnitte die Folge von feiner Reife, und feine Beoba dr 


fungen von dem fpanifchen Florida angefuͤhret. Diejenigen, welche San Domingo e 
treffen, werden in dem Abſchnitte von. den Inſeln eben fo vorzüglich angeführee werden. 


De 


nn u en EEE 


in Suͤdamerica. VI Buch. XIII Capitel. 719 


Der VI Abſchnitt. 


Verfolg der Kuͤſte des feſten Landes; Inſeln und große Bank 
von Neuland. 
Chedabuectubay. Fronſaesfahrt. Articuguechebay. Becken Nepigiguit. Große Lachſe- Riſtiguche⸗ 
Mirliguechefluß Großes Vorgebirge. Pietu⸗ bay. Hafen Daniel- Maquereienſpitze. Stock⸗ 
fluß. Hrmerfius. Cap Tonrmentin. Nechi- fiſchſfang. Cap und Fluß Gaſpe. Befhreibung 
Buccufluß. Sonderbare Aufführung eines Wil: der Inſeln im dem Meerbufen St. Laurenz; der 
den. Miramicifiug. Inſeln Mifen, Higebay. großen Bank von Neuland. 


Nabdem man die Beſchreibung der Kuͤſten des feſten Landes bis nach dem Camceaux⸗ 
hafen in Acadien gegeben: ſo kann man nicht Umgang haben, ihnen bis an die 
Muͤndung des St. Laurenzfluſſes zu folgen. Diefer ganze Raum, welcher einen großen 
Theil des Meerbuſens hinter der Ile Royale bilder, ift wenig bewohner, und würde den 
Erpbefihreibern wenig befannt feyn, wenn Denis, der daſelbſt anfehnliche Laͤndereyen be- 
ſaß, fich nicht angelegen feyn foffen, uns eine getreue Abbildung davon zu geben, nad) 
weicher die meiften Landkarten eingerichtet zu ſeyn feheinen- 

Der erſte Ort, welcher einige Achtſamkeit verdienet, wenn man von Camceauxr her⸗ 
ausfaͤhrt, iſt eine große Bay, Namens Chedabuctu, vor welcher man viele Seemeilen 
weit hohes Land und Felſen findet, die bis auf eine Heine Inſel hinunter geben, die Suchs- 
infel genannt. Daſelbſt find die $ändereyen flach, fumpficht und voller kleinen Teiche von 
gefalzenem Waffer. Eine Seemeile weiterhin finder man eine andere Bay, deren Eins 
fahre ſehr fehmal iſt, mit einer Sandbarre, die den Schaluppen nicht erlaubet, dafelbft 
bey hoher See einzulaufen. Die Chedabuctubay bilder einen fehr fhönen Hafen, wo 
Schiffe von hundert Tonnen leichtlich einlaufen und beftändig flott feyn Fönnen. Das Land 
ift daſelbſt gut, ob gleich die beyden Seiten des Fluſſes gleiches Namens von Selfen beſetzet 
find, die voller fehönen Bäume fichen. Denis hatte dafelbft-eine beftändige Fifcherey, 
und feine Niederlaſſung beſtund aus Hundert und zwanzig Perſonen. * 

Dar auf iſt die ganze Kuͤſte ſehr ſchoͤn bis an die Einfahrt der kleinen Fahrt, welcher 
die Ile Boyale von dem feſten Sande abſondert. Man findet acht oder neun Seemeilen 
von Thedabuctu ein großes Borgebirge, welches unten, wo es ganz fteil ift, als wenn es 
abgehauen wäre, eine bequeme Bucht machet. Die Schiffe, welche nad) dem St. Laurenz⸗ 
bufen auf den Fifchfang geben, und gar zu früh an die Küfte fommen, werten bey der 
großen Fahrt durch das Eis aufgehalten, und ſuchen alsdann diefe hier, welche Sronfacs* 


Fer nere Kuͤ⸗ 
ſte von Neu⸗ 
frankreich. 


Chedabuetu⸗ 
bay- 


fahre 5) beißt, und legen fic) in dieſer Bucht vor Anker, „Ich babe dafelbft, feger De: Fronſaesfahrt 
b fi 


„nis hinzu, bis auf acht oder zehn Schiffe gefehen; und obgleich der Strom von einer 
„überaus großen Stärke in Fronſacsfahrt iſt, fo wird doch ein Schiff daſelbſt vor dem Eife 
durch eine Spige gefichert , die weit genug vorgeht, um die Fluth abzubalten, welche bie 
„Eisſchollen aus dem Bufen herzuführen koͤnnte; da fie denn folche nach der Ile Royale 
uruͤckſtoͤßt; fo wie diejenigen, Die von der andern Seite fommen fünnten, durch das 
»Dorgebirge zuruͤckgeſtoßen werden. Bey diefer Spige, welche der fchmalefte Theil der 
„Fahrt ift, iſt man nur einen Canonenſchuß weit von dem feften Sande ber Inſel. 
Wenn man aus der Bucht hinausfaͤhrt, ehe man vor der Spitze vorbey geht, trifft 
Man Teiche von Salzwaſſer an, worinnen die Auſtern und Mufcheln im Ueberfluſſe an 
ach 
P Sie wird in Laets Karte Paflage du Glis genannt, : 


\ 


Fernere Kuͤ⸗ 
fie von Neu⸗ 
frankreich. 

en auanannd 


Artieugueche⸗ 
bay. 


Mirligueche⸗ 
fluß- 


Großes Cap, 


Pietufluß. 


720 Reiſen und Entdeckungen 


Nach der Spige findet man einen kleinen Fluß, in welchen bie Schaluppen einlaufen Fön 
nen. Inwendig zeiget ſich eine Inſel; und man ift erffauner, da man bald erkennet, daß 
fie eine große Bay in zween Theile theilet, worein zween Bäche fallen. Das Land iſt an⸗ 
genehm und mit ſchoͤnen Baumen bekleidet, vornehmlich mit Cedern und Eſpen. Ob gleich 
die Bay noch nicht zwo Meilen im Umfange hat: fo iſt ſie dennoch an vielen Orten fo flach, daß 
fie fich bey niedriger See bloß zeiget. Es iſt ein thonichter Sand, wo man vielerlen Arten von 
Mufchelwerfe finder, welche im Fruͤhjahre den vornehmften Linterhaleder Wilden ausmachen. 
Zwo Meilen weiter, wenn man fortfährt, der Küfte zu folgen, findet man eine au⸗ 
dere Day, welche Articugueche Heißt; und in dem Sande eine Menge Teiche und Wiefen, 
die durch fehr ſchoͤne Gehölze befchränfer werden. Sechs Meilen jenfeits derfelben trifft 
man einen Fluß, Mirligueche genannt, an, auf welchen die Wilden im Fruͤhjahre Pelz 
merk in ihren Canoten bringen, und deffen Bay oder Bucht, welche eben den Namen fuͤh⸗ 
ret, ſehr weit in das Land hinein geht. Der Hetbft bringe eine ungeheure Menge Trap 
pen, Enten, Kriechenten und andere Arten von Wildpraͤte dahin, welche ſich bis zu Anfan⸗ 
ge des Windmonates dafelbft aufhalten. Die Auftern find-allda vortrefflih, Wenn mat 
den Fluß binauffähre: fo entdecket man zur Linken, zwo Seemeilen lang, nur Eleine Gyps⸗ 
gebirge; darauf fcheint das Land auf beyden Seiten drey Seemeilen weit ziemlich gut zu fentt, 
und iſt mit fehr großen Bäumen bedecket. Man trifft in diefer Weite zween andere Fluͤſſe 
an, die wie eine Gabel, in den Mirligueche fallen und aus vielen fehr weit entferneten Seen 
fommen, wo die Wilden eine Menge Biber tödten. Das Sand zeiget zu beyben Seiten 
große und ſchoͤne Wiefen, 
Drey Seemeilen von der Bucht und dem Fluſſe Mirligueche an der Rüfte finder malt 
eine andere Bucht, mit ihrem Fleinen Fluffe, wo man Barfe, zween bis drey Fuß lang, it 
fo großer Menge fiſchet, daß in einer Zeit von einer Stunde die Wilden, bie fie mit einer 
Art von Sanze ungefähr fieben bis acht Fuß lang fchießen, wohl bis auf zweyhundert fangen 
Von da geht die Küfte vier Seemeilen weit ſtets bis an den Fuß eines großes Vorgebir⸗ 
ges hinauf, welches mit fhönen Bäumen bedecket ift, und man wohl zwanzig Seemei⸗ 
len in der See entdecket. Man nennet es St, Ludwig. Es ift mit Feilen be 
feget, welche die Annäherung fehr gefährlich machen, wenn die Winde nah der 
Küfte treiben. Zwiſchen denfelben aber findet ſich ein Eleines Werfen, wo die Scha⸗ 
Iuppen zu beyden Seiten einlaufen koͤnnen, und ſicher find, auch dabey noch den Vorthe 
haben, daß fie eine Menge Hummer fifchen fönnen, die eine gute Speife abgeben. DW 
Laͤndereyen, welche auf das St. Ludwigsvorgebirge folgen, find auf zehn Seemeilen land 
mit eben den Gehölzen bedeckt, nach welchen man einen Eleinen Fluß finder, deffen Muͤn— 
dung zumeilen mit Sande verftopfer ift, zu andern Zeiten aber den Schaluppen eine Fahrt 
läßt, Das Land dafelbft ift fehr fehön und noch immer mit Bäumen befleider, 
Die folgenden zwölf Seemeilen zeigen nur eine Felfenküfte, außer einigen Bucht! 
von verfchiedener Größe, Das Land ift dafelbft niedrig und mit großen Eichen bedecket 
Man trifft darauf einen großen Fuß an, Namens Pictu, deffen Einfahrt flach, U 
ungefähr drey Seemeilen breit, fo fandige ift, daß fie bey der Fluch ſelbſt nur Barken vor 
zwölf bis funfzehn Tonnen einnehmen kann. Zur Linken der Mündung ſieht man einen 
andern Fluß heraus kommen, ver nur durch eine Sandfpige davon entferner ift, und, © 
er gleich bey der Einfahrt nur ſehr ſchmahl ift, fich darauf erweitert, und viele Buchten 
macher, wo das Wildpraͤt von allerhand Are in erſtaunlichem Ueberfluſſe ift, Die ee 
* re 


in Suͤdamerica. VI Buch. XI Capitel. > 


teyen find bafelbft fehr ſchoͤn, das Sand fehr angenehm: und die Bäume von einer fonder- Sernere%%: 
baren Schönheit. Die folgende Küfte ift auf acht oder neun Seemeilen weit, hoch, mit fevon Neu⸗ 
gefährlichen Felſen befeßet , außer einigen Buchten, wo das Sand niedrig ift, aber Bran, frankreich. 
dungen hat, die nicht viel Schuß fir Schaluppen laffen. Man finder in diefem Raume 
einen Fluß, deſſen Menge Selfen die Einfahrt verbiethen, und gegenüber in einiger Ent 
fernung in der See eine £leine mit Gehölzen bedecfte Inſel, welche die Franzofen Ormet Inſel Ormet. 
genannt haben. Die Muͤndung des Fluſſes bildet eine Bay, zwo Meilen tief und eine 
breit, wo das Sand an vielen Orten niedrig und mit ſchoͤnen Bäumen bedecket iſt. Zwo 
Spigen, die fih dem Grunde ber Bay nähern, bilden einen Canal, welcher die Ein 
fahrt in den Fluß iſt. Man fifchet dafelbft viel Auftern und anderes Muſchelwerk. Das 
Sand ift ziemlich gut, und zeiget in Der Entfernung einige Gebirge von einer mittel» 
mäßigen Hoͤhe. A 
| Zwo Seemeilen weiter wird die Küfte durch einen andern Fluß geöffner, welcher Cap Tout⸗ 
zwiſchen zweyen fehr gebirgigen Ufern-in das Sand hinein dringt. Das Seeufer läuft auch mentin. 
ungefähr zwölf Meilen hintereinander fort, und fuͤhret zu dem Cap Tourmentin. Die: 
fes ift eine große Spiße, die in bas Meer hinaus geht, und nur drittehalb Seemeilen 
von der St. Johannsinſel entfernef iſt. Sie ift zwifchen zwoen großen Bayen, Die 
mie Gebirgen oder Felfen befeget find; und auf allen Seiten findet man bier .nur Klips - 
pen, wovon eihige frenftehen, andere nur bey niedrigem Meere gefehen werden. Wenn 
man um diefe Spige hinum gefahren ift: fo verändert fich die Küfte auf zwo Seemeilen 
weit wenig. Man findet aber darauf einen Fluß, wo die Barken einfaufen, nur mit 
der Vorfihtigkeit, daß man recht den Canal nimmt, um vor einer Fleinen Inſel vorbey 
zu kommen, nach welcher man gebecfet iſt, und es fehlet nicht an Waſſer, einer großen 
Wieſe gegenüber, wo ſich eine Bucht von guter Größe bilder. Denis nennet diefen Fluß 
Cocagne, weil er Dafelbft, da ibn Das böfe Wetter gezwungen, acht Tage allda zuzubrins 
gen, fo gut gelebet hat, daß er, um nut einigen Begriff Davon zu geben, das Wildprät 
und die Fifche nennet, welche feine Leute nicht mehr mochten. Das waren Trappen, wilde 
Enten, Kriechenten, Brachvögel, Waldſchneppen, KHaarfchneppen, Turteltauben, Ka: 
ninchen, Mebhühner, Lachfe, Forellen, Maquerelen, Seeaalraupen und Auftern. „Seine 
„Hunde ſelbſt hatten durch Den Ueberfluß einen Efel davor befommen, und legeten ſich bey _ 
„diefen Leckerbiſſen hin , ohne fie anzurühren,. Die Schönheit des Landes ftimmere mit 
der Vortrefflichkeit deflen, mas es hervorbrachte, überein. Es ift fehe eben und mit vies 
len fehönen Bäumen nebft großen Wieſen bedecket, welche den Fluß fünf bis fechs See— 
meilen weit befegen. 
Nach dem Fluffe Cocagne findet man sehn Meilen weiter, den Rechibuctu, deffen Ein» Richibuetu. 

fahrt zwar faft eine Seemeile weit mit Sande befeger ift, jedoch für Fadrzenge von zwey— 
hundert Tonnen eine Fahrt läßt. Er bildet darauf ein fehr großes, aber fo flaches Becken, 
daß die Schiffe nicht weit hinein dringen fönnen. Zween andere Flüffe fallen in diefes 
Becken. Der eine ift fehr klein, und der andere ziemlich groß, welcher vermittelft zwoer 
Uebertragungen mit dem St. Johannsfluſſe zufammenbängt. Die Wilden brauchen nur 
zween Tage zu diefer Fahrt. Der Eleine Fluß hängt auch, vermittelft einer Webertra= 
gung mit dem Mir amichifluſſe zufammen, mo Denis eine Wohnung hatte, Er machet 
bier eine fehr fonderbare Abfchilderung von dem Haupte der Wilden ‚am Rechibuctu. 
„Es war', faget er, einer von den ftolzeften und eingebilderften Wilden, die ih nur gekannt 

Allgem, Reiſebeſchr. XVI Band. Yyyy „babe. 


‘ 


722 | Reiſen und Entdeckungen 


Fernere Kli⸗ „habe. Alle Indianer von dieſem Theile des Meerbuſens fuͤrchteten ihn. Er harte at 
fie von Ten: „dem Ufer des Beckens dieſes Fluſſes ein Fort, welches aus ziemlich dicken Pfählen, und 


frankreich. „zrooen Baſteyen gewiſſermaßen beſtund, in melchen er mit einem Theile feiner Seute woh⸗ 


Sit und ſon⸗ bete. Ein langes Stuͤck Holz, welches er an die Spitze eines Baumes feft machen lafe 
B Eu „fen, und wodurch Pfloͤcke giengen, die eine Art von Seiter daraus macheten, war bie 
führung eines „WBarfe, von da er durch einen bis auf die Spige binaufgeftiegenen Witden dasjenige ber 


Wilden, „obachten ließ, was auf den Küften vorgieng, Wenn einiges Fahrzeug erfhiens fo ließ . 


„er alle feine Seute zum Gewehre greifen. Er ſtellete Schildwachten an die Zugänge, und 
„erwartete ruhig, daß man ſich feinem Poften näherte. Man befragete in feinem Namen 
„die Fremden, was fie von ihm derlangeten; und oftmals ließ er fie auf feine Antwort 
„lange warten, Er erlaubete ihnen nicht, hinein zu kommen ‚ als bis er ein- oder zweymal 
‚ „durch Abfenrung ihres Eleinen Gewehres begrüße worden, Man fand ihn ftets auf ſei⸗ 
„nen Ferſen fisen, wie einen Affen, mit der Pfeife im Maule, Niemals redete er zus 
„erſt; fondern, nachdem er das angehöret, was man ihm zu fagen hatte, foantwortete er 
„mit einer lächerlichen angenommenen Ernſthaftigkeit. Gieng er zu der Hütte eines 


„Wilden, fo ließ er einen Flintenſchuß thun, um allen den andern zu melden, daß fie ihm 


„mit ihrem Gewehre entgegen fämen; und wenn er aus feiner Schaluppe trat, fo wollte 
„er mit Abfeurung des Gewehres begrüßer- fen. Darauf ließ er ſich bis nad) feiner 
„Cabane begleiten, und verlangete, daß man wieder feuern follte, wenn er hinein gieng. 
„Diejenigen, welche ihm dieſe Ehrenbezeigung verfageten, blieben niemals ungeftrafet: 
„er begegnete. ihnen. aber niemals öffentlich übel, aus Furcht, er möchte von den andern 
„einen Widerftand finden, Eben die Staatsklugheit machete, daß er alle Arten von 
»Schmaufereyen vermied, die unter den Wilden gemein find, und in welchen alle Staͤn⸗ 
„de mit einander vermenge werden. Cr verbarg ſich fo gar, wenn er fah, daß feine Leute 
„betrunken waren; oder wenn er diefe Vorſicht nicht brauchen konnte, fo war er ſehr be 
„Iheiden, und wollte feine Hoheit nicht feben laflen,,., Das Sand ift fehr ſchoͤn; und da 
die Jagd daſelbſt fehr gut ift, fo ift es Fein Wunder ‚ daß die Wilden dafelbft mir Feuer: 
gewehre fo gut verfehen find, 


Miramichi: Wenn man aus dem Kechibuctu koͤmmt, und fih dem Fluſſe Miramichi nähern 


fluß. will: fo findet man zur Linken große Sandbänfe, die fehr weit in das Meer hineinge⸗ 
hen; nach welchen man eine große Bay findet, die uͤber zwo Seemeilen in das Sand hin⸗ 
eindringt, und faſt eben ſo viel Breite hat. Sie hat auch eine Menge Sand mitten durch, 
den man fo gar bey niedriger Fluch wahrnimmt; und bey ftürmifchem Wetter briche ſich 
das Meer daſelbſt überall, Ein Eleiner ſehr Erummlaufender Canal ‚ twelcher in den Fluß 
fuͤhret, iſt die einzige Fahrt, welche Denis als fücher erkannt hat. Allein, außer dei 
daß fie nicht Teicht zu finden ift, fo nimmt fie nur Barfen Yon zwölf bis funfzehn Tonnen 
ein. Alle diefe Sandbaͤnke gehen bis an den Fluß Miramichi fort, 
Die Mündung diefes Fluſſes ift fehr fhmal, und gleichſam durch eine Fleine Inſel 


verſchloſſen, die zur Rechten der Einfahrt iſt. Man iſt aber nicht fo, bald vor der Inſel 


vorbey, fo findet man ein fchönes Becken, welches einen Canonenſchuß breit und von eine 
guten Tiefe iſt, deſſen beyde Seiten ziemlich, hohe Felſen find, meiftens mit ſchoͤnen Ge 
hölgen bedecket. Es finden ſich dafelbft gleichwohl Eleine Duden, wo man mit Schalup⸗ 
pen oder Canoten anlanden, und ausfteigen Eanıı. Diefen Fluß kann man auf ſechs See⸗ 
meilen weit hinauffahren, nash welchen man zween andere finder, die ſich daſelbſt J 

gen⸗ 


in Suͤdamerica. VI Buch. XIII Capitel. 223 


gen; und die Felſen, wovon fie durchſchnitten find, verfchliegen einem jeden andern Faht: Sernerexz. 
jeuge,, als Canoten, den Eingang, Der eine geht nad) der Rechibuetibay hinauf; der Revonfzen- 
andere nach der Hitzebay und führer, mit Huͤlſe einer Uebertragung, nad) dem Fluſſe Nepi: frankreich. 
giguit, welcher am Grunde diefer legten Day if. Man ruͤhmet die Schönheit des lan: —— 
des in dem Innern der Laͤndereyen. Die Erdbeeren, und Himbeeren, welche daſelbſt 
im Ueberfluſſe wachſen, ziehen eine unglaubliche Menge Turteltauben dahin. Was aber 
Denis von den Sachfen erzaͤhlet, die in den Fluß bineingehen, iſt noch erftaunficher. 
„Sie find in fo großer Anzahl, daß man bey der Nacht durch das Geräufch aufgemecker 
oswird, welches fie machen, wenn fie im Waffer auffpringen. Dieſes koͤmmt von dem 
„Vergnügen her, welches fie empfinden, daß fie ſich in einem frenen Becken luftig ma« 
schen Fönnen, nachdem fie viel Mühe gehabt haben, über den Sand hinweg zu gehen, 
„wo es ihnen am Waſſer fehlete. Darauf gehen fie in den Fluͤſſen hinauf bis zu denen 
„Seen, woraus fie kommen. Die Biber find in diefen Seen fehr gemein, 
Die KRüfte bis an die Inſeln Miſcu, Das ift in einem Raume von zehn oder zwölf Inſeln Miſen. 
Scemeilen ift faft beftändig Sand. Sie wird durch Bäche und Buchten von verfchiede- 
ner Größe zerfehnitten; mo gute Jagd ift, und man unaufbörlich große Gehölze antrifft, 
worinnen die meiften Bäume Eedern find. ° Zwo Seemeilen vor den Inſeln Miſcu trifft 
man eine große Bucht an, welche die Caraquetfahrt genannt wird, und bey der Hißes 
bay ausgeht. Sie hat Inſeln, die in ihrer Ordnung follen befchrieben werden. Wenn 
man aber fortfährt, der Küfte zu folgen: fo findet man eine andere Fahrt, wenigftens für 
die Barken, zwiſchen den beyden Inſeln Muſcu. Die Einfahre ift nicht ohne Ge— 
fahr, weil zu beyden Seiten Sandfpigen, woran das Meer gewaltig ſchlaͤgt, fie 
ſehr fchmal machen. Wenn man aber vor ihnen vorbey iſt: fo findet man ſich in eis 
nem ziemlichen breiten Canale, zwifchen den beyben Inſeln. Derjenige, den man zur 
Rechten läßt, und welcher der Fleinefte ift, bat ungefähr nur vier Geemeilen im Umkreiſe, 
wovon ein Theil aus niedrigen Sümpfen ohne Baͤnme befteht, wo ſich die Trappen im 
Frühlinge verfammeln, ihre Jungen auszubrüten. Jenſeits der Suͤmpfe ift das fand mit 
Tannen bedecket, die mit Birken untermenget find. Nach, diefem trifft man eine andere i 
Sandfpige an, welche eine ziemliche große Bucht machet, wo die Fiſcherfahrzeuge unter 
den beyden Inſeln fiher vor Anker liegen. Es finder fich daſelbſt Fein Fluß fügen Waf Seltſame 
fers: die Natur aber erfeßet folches durch eine fehr außerordentliche Duelle. Zweyhundert Waſſerquelle. 
Schritte von der Küfte, ven Tannengehölgen gegenüber und gegen Die Mitte zu, fieht man 
aus dem Schooße des Meeres einen Strudel füßes Waffers zween Finger dick Bervor fom- 
men, welcher feine Süßigfeit in einem Umfange von zwanzig Schritten behält, ohne daß ' 
Ebbe und Fluch feinen Lauf aufhalten oder ftöhren, fo daß er mit ihnen fällt und feige, 
Die Fifcher gehen dahin, in ihren Schaluppen Wafler einzunehmen, und fehöpfen es mit 
Eimern, wie aug einem Brunnen. Der Ort, woraus es koͤmmt, bat wenigftens einen Faden 
Tiefe bey der niedrigften Ebbe, und das Waſſer umher ifteben fo falzicht, als mitten im Meere, 
Die große Inſel Mifeu hat feben oder acht Seemeilen im Umfange und viele 
Buchten, die mit Wiefen und Teichen befeger find, wo man ohne Aufhören viele Vögel 
jagen Fann. Sie hat vier Bäche, wovon zween Canote einnehmen. Die meiſten 
Gehoͤlze ſind daſelbſt Tannen. Das Erdreich iſt gut, obgleich ſandig; und es fom: 
Men darinnen alle Arten von Kräutern fehr gut fort. Denis, welcher ſich dafelbft einen 
Wohnplatz gemacht hatte, ſteckete dafelbft 9 von allerhand Arten von Pferſichen 
— yyy2 und 


724 Reiſen und Entdeckungen 


Fernere Ku⸗ und andern Früchten, welche volllommen wohl fortkamen; und der Weinſtock verſprach 
ſte von Neu⸗ nicht weniger. Er beklaget ſich aber, daß ihn zwey Jahre darnach ein Conceſſionair von der 


frankreich. 


Hitzebay. 


Becken Nepi⸗ 
giguit. 


Compagnie, Namens Aunay, von da vertrieben, und dieſer Mangel des beftändigen Blei⸗ 
beng in den Befigungen ift eine Hinderniß, faget er, welche ftets hindern wird , dag ſich 
das Land nicht bevölkert. Die Ausfahrt und Einfahre der Schiffe ift zwifchen der großen, 
Inſel und der Spige der Eleinen. Man fährt dicht an der großen bin, umden guten EC» 
nal zu bekommen, welcher niemals weniger, als anderthalb Faden Waſſer, hat; und malt 
höret nicht auf, drey Seemeilen weit an der Küfte binzufahren. 

Darauf kann man in die Hitzebay durch die Eleine Fahrt einlaufen , welche von det 
Miramichybay koͤmmt, und nur für Barfen dienlich iſt, mit denen man anden Tuſquet⸗ 
inſeln oder vielmehr Sandbaͤnken hinfaͤhrt, welche dieſe Namen führen. Die größte vor 
diefen Inſeln Hat zween Oerter, wo die Sifcherfahrzeuge ankern können: fie koͤnnen fich aber 
nur durch die Einfahrt dev Higebay dahin begeben. Diefe große Tufquetinfel hat nicht we 
niger, als vier oder fünf Seemeilen im Umfange. Der Fifhfang , fonderlich der Hering 
und Maquerelenfang, ift daſelbſt fehr reich. Denis giebt der Hisebay eine Strecke von 
vier Meilen, und nennet fie auch Tuſquet, weil fie die Inſeln diefes Namens in fich faffef- 

Wenn man aus dem Canale der Inſeln Mifeu heraus ift, um nach der großen Ein—⸗ 
fahrt der Higebay zu kommen: fo fährt man zehn Meilen weit an einer fehr jähen Kuͤſte 
bin, an deren Zuß das Meer mit fo vieler Gewalt fehlägt, daß ein Schiff, welches fich daſelbſt 
verlöre, Feine Zuflucht haben würde, Darauf findet man einen Eleinen Fluß, der nur Scha⸗ 
luppen einnehmen Fann. Drey Seemeilen weiter ift man an der Einfahrt einer großen 
Bucht, wovon eine Spige vorgeht, die in das Meer hinauslauft, und eine Seite von dem 
Becken Nepigiguit ausmachet. Die Tiefe diefer Bucht ift von einer Seemeile, Mat 
entdecket hier große und ſchoͤne Wieſen, die ſich auf eine halbe Meile weit jenfeits der Ein⸗ 
fahrt des Beckens erſtrecken. Es ift felbft über anderthalb Seemeilen lang und eine breit, 
es bleibt aber bey der Ebbe faft ohne Waſſer; und man ſieht daſelbſt eineunglaubliche Men 
ge Trappen, Enten und Cravanen, die fich nach der Küfte begeben, wenn das Meer an— 
fängt zu ſchwellen. Von denen vier Flüffen, die fich in diefes Becken ergießen, kommen 
drey aus den Öebirgen,, die man in der Entfernung entdecket; der andere, welcher der groͤß⸗ 


te iſt, ob er gleich nur Canote einnimmt, ift derjenige, der von Miramichi komme. Dieſe 


Lange Lachfe, 


Fluͤſſe find voller Lachfe ; und die Sandbänfe des Beckens zeigen eineungeheure Menge von 
allerhand Schalenfiſchen. Ihre Ufer ſind ſchoͤne Wieſen, uͤber welchen das Land mit großſ 
ſen Baͤumen bedecket iſt. Eine zweyte Sandſpitze, die der andern gegen uͤber iſt, und die 
Einfahrt des Beckens ziemlich ſchmal machet, bildet eine Art von Canale, woman bey de 
Ebbe, eine überaus große Menge Maquerelen, Lachſe und oft auch Störe von einer ſon⸗ 
derbaren Größe fängt. Denis hatte eine Wohnung an dem Ufer des Nepigiguitbeckens⸗ 
Sein Haus war daſelbſt mit vier kleinen Baſteyen nebſt einem Pfahlwerke und ſechs klei⸗ 
nen Batterieſtuͤcken verſehen. Obgleich das Land dafelbft eben nicht das beſte ift: fo haft 
er doch einen großen Garten allda, woraus er allerhand Huͤlſenfruͤchte bekam. Diet Er’ 
fen und das Getreyde, die Aepfel- und Birnenfernen wuchfen dafelbft ſehr gut, und malt 
fah überall Himbeeren und Erdbeeren, } 
Wenn man von Nepigiguic hinausgeht: fo findet man, nachdem man zwo Seemeilen. 
zuruͤck geleget, einen Fleinen Fluß, den die Canote lange Zeit binauffahren koͤnnen, und! 
welchem man fo große Lachfe fängt, daß Denis welche von fechs Fuß lang gefehen En 


in Suͤdamerica. VI Buch. XIN Capitel. 725 


Die Jagd, die Baͤume, und die Güte des Bodens erregen auch die Bewunderung der Fernere Kuͤ⸗ 
Reiſenden. Drey Seemeilen weiter öffnet fich die Küfte durch eine große Bay, welche fe vontTeu: 
vier Meilen Breite und achtzehn bis zwanzig Geemeilen Tiefe hat. Das Sand ift da- feankreich. 
ſelbſt Hoch und mit Zelfen befeget, Unter vielen Eleinen Zlüffen, welche in diefe Bay 
fallen, bemerfet man einige, wodurch man vermittelft einiger Uebertragungen bis an 
Seen kommen kann, die fih in den St. Laurenzfluß ergießen, Die Wilden brauchen 
ordentlicher Weile nur drey Tage zu diefer Fahrt. Die Bay, welche über dieſes fehr 
reich an Wildpräte iſt, und deren geſammte Küften mit großen Baumen bedecket find, 
beige Riſtiguche. Jenſeits zeiget ‚fünf bis ſechs Seemeilen weit ein hohes Land Riſtiguchebay. 
nichts, als Felſen; nad) welchen fich die Küfte erniedriget und eine große Bucht machet, 
die mit Wiefen, Teichen, und fehr ſchoͤnen Bäumer umgeben ift. Darauf fahrt man \ 
3100 Seemeilen weit an einem Sande hin, welches fehr weit vorgeht, um ein Vorgebir⸗ 
ge zu bilden, das kleine Pafpec-biac. genannt, nahe bey welchem ein Fluß herausgeht, 
wo fich die Schaluppen bergen können, und von da man bis zu dem großen Pafpec- 
biac vier Seemeilen an einer mit Felfen befegeren Küfte bat, woran bey hohen Flu⸗ 
then die Wellen ſchlagen. Man findet auch eine große Spitze von Kieſelſteinen, die 
mit Sande untermifchet find, welche die Fifcher Grave nennen , und auf welcher fie 
ihre Fiſche trocknen laſſen. Die Spitze dieſer Grave zeiget eine Einfahrt für Scha- Grave. 
luͤppen in einen Fluß, dem es nicht an Plateißen, Muſcheln und verſchiedenen Arten von 
Schalenfiſchen fehlet. Die Brave machet uͤberdieſes eine Bucht, wo die Fiſcherfahr⸗ 
zeuge auf vier Kabeln vor Anker legen, und welche bequem zwey Schiffe halten kann. 
Man führt darauf um eine große Sanpdfpige hinum, nad) welcher man eine andere 
Bucht von einer Seemeile tief findet, Die Küfte, die darauf folget, ift nod) eine See 
- meile weit ſehr fteil: fie erniedriger fich aber auf einmal, und bildet eine dritte Bucht von 
einer Meile tief, an deren Grunde ein Eleiner Fluß herausgeht. Das Erdreich ift da— 
felbft gut, und die Gehölze find fehr fhön. Von dieſer Bucht rechnet man bis Daniels- Danielshafen. 
hafen vier Seemeilen, welche auch noch jähe Zelfen find, an deren Fuß das Meer grim= 
mig fihlägt. Die Einfahrt in diefen Hafen hat über eine halbe Seemeile Deffnung, deren 
beyde Seiten Hohe Felfen find. Man Hält fich an ber rechten Seite, damitman die Klips 
pen vermeide, die an der andern Seite vorgehen. Ein Schiff kann nicht über eine Vier 
lhelmeile weit hineindringen, und anfert alsdann ohne Gefahr: dem Anfergrunde gegen 
uͤber aber entdecket man zur Be eine große Sandbucht, wo die Barfen in Sicherheit 
ſind. Weiter hin an eben der eite findet man einen großen Felfen von Kalffteine; und 
an der andern Sandbänfe, die ſich bey der Ebbe zeigen. Dem Felfen gegen über bildet ei- 
ne Sandfpige eine Eleine Straße, wodurd die Barfen gehen fönnen, und welche die Ein« 
fahrt eines großen Beckens iſt, Das eine Seemeile Tiefe hat, mo zween große Flüffe und 
einige Fleine hineinfallen. Diefer Ort, welcher bey der Zurüctretung der Fluch ohne Waſ⸗ 
fer bleibe, iſt alsdanıı von allerhand Wildpraͤte und Schalenfifchen bevölfere. Er ift mit 
Wieſen beſetzet. Das Sand ift daſelbſt fhön, und mit fehr fehönen Bäumen bededer, 
Denis ruͤhmet auch deflen Annehmlichkeiten fehr. 
Nach dem Danielshafen bat man zwo Seemeilen weit eine fteinichte Kuͤſte, die fic) 
durch ein Vorgebirge oder einen fer hohen Felſen endiger, welchen man die Moquerelen: Maquerelen⸗ 
fPirze nennet; weil diefer Fiſch daſelbſt im Ueberfluffe ift. Der Stodfifchfang ift dafelbft ſpitze. 
nicht weniger glücklich, Diefes Borgebirge ift en Seemeilen vondem Hoffnungscap; 
99 3 und 


Fernere Kuͤ⸗ 
ſte von Neu⸗ 
frankreich. 


NN 


726 Reiſen und Entdeckungen 


und dazwiſchen findet man eine große Bay ungefähr funfjehn Seemeilen im Umfange, in 
welche drey Fluͤſſe fallen. Der Stodfild) ift häufig in diefer Bayı er bat aber feinen an⸗ 
dern Schuß, als zwiſchen den beyden Inſeln, die über eine Seemeile von der Maquerelen⸗ 
ſpitze entfernet ſind; und dieſe Rheede nimmt keine Schiffe uͤber acht zig Tonnen auf. Drey 
Seemeilen weiter, wenn man der Kuͤſte der Bay folget, findet man einen kleinen Fuß, 


deſſen Einfahre zwar ſchmal und krumm iſt, aber doch in ein großes Decken von ungefähr 


zwo Seemeilen im Umfange führer, wo bey der Ebbe, die einen Theil davon ohne Maffer 
läßt, der Ueberfluß am Wilde nur mit den Schalenfifchen kann verglichen werven. Das 


Land ift angenehm, der Boden- ziemlich niedrig , aber fehr gut. Diemeiften Bäume, web _ 


che das Becken befegen, find Cedern und Fichten. Weiter im Sande find es Ahorne, 
Ehen, Birken, Eichen, Mignogone und andere Arten von Bäumen. Fünf Meilen 


jenfeits iſt ein anderer Fluß, der nur Barfen einnimme, inwendig nicht fo breit, als der 


vorige: er hat aber mehr Waſſer, und man dringt dafelbft weiter hinein. Das Sand ift 
beynahe einerley. Vier Seemeilen darnach findet man einen dritten Fluß, den man den 
großen Fuß genannt hat, weil er mehr Waffer hat, als die beyden andern: eine Warte 
von Kiefeliteinen aber und Sande, den das Meer hieher führer, machet die Einfahre in 
ſolchen beſchwerlicher. Diefes fhreibe man feiner Sage zu, welche am Grunde der Bay 
und der Einfahrt gegen über ift, da fie ihn denn der Gewalt des Windes aus dem Meere 
ausſetzet. Seine Mündung bleibt zuweilen verfchloffen, bis die Menge Wafler, welche 


die Barre aufhält, Stärke genug hat, dieſes Hinderniß zurück zu ftoßen, und fich eine. 


Deffnung durch den Ort macher, wo.die Wellen am wenigften Kieſel bingeführee haben. 


Auf die Are iſt die Einfahrt, welche heute auf der einen Seite ift, morgen auf der andertt- 


Durchbroche⸗ 
ne Inſel. 


\ 


In diefen Flüffen fucheren die normannifchen Barken von der Waiſenbank eine Zuflucht, 
wenn fie von einem Sturme befalfen wurden, und da ihre Schiffe an der durchbroche⸗ 
nen Inſel, das iſt achtzehn bis zwanzig Seemeilen von diefer Bank, waren ‚nicht wieder 


an Bord fommen Fonnten, wofern ihnen nicht der Wind recht ſugete. Denis aber feßet 
hinzu, man finge an, wenig Normannen mehr in diefer Bay zu fehen , weil fie nicht ſo 


wohl Stodfifche, als Pelzwerke, dafelbft fucheten, wovon nur noch wenig zum Umſetzen 
Bingebracht würde, n 

Man finder fechs Seemeilen weit eine hohe und mir Tannen befleidete Küfte, deren 
Ende vier Seemeilen von der durchbrechenen Inſel entfernet ift, und nur eine Meile von 


dem Cap enrage ober rollen Vorgebirge. Diefer ganze Strich ift fehr gefährlich, und 


man wird oftmals daſelbſt von zweenen widrigen Winden beſtritten. Die durchbroche⸗ 
ne Inſel iſt ein großer Felſen, ber weniaſtens fechzig Faden Höhe hat, und auf bepden 
Seiten ganz fteil geht. Seine Länge ift heutiges Tages nur ungefähr vierhundere Schrit⸗ 
te: fie gieng aber vordem bis an die Inſel Bonne Avantuͤre; und Denis war Zeuge von 
ihrer Veraͤnderung. „Das Meer, ſaget er, hoͤret nicht auf, fie am Fuße unten wegzu⸗ 
„freffen. Ich habe geſehen, daß fie nur noch ein Soch in Geſtalt eines Schwibbogens hat⸗ 
„te, wodurch die Schaluppen hinweg ſegelten; und daher hatte man fie die durchbrochenẽ 
„Inſel genannt, Cs find nod) zwey andere $öcher geworden, die nicht fo groß find, 


e 
„aber alle Tage wachſen. Dieſe Loͤcher, welche ihren Grund ſchwaͤchen, werden endlih 


„Urſache ſeyn, daß fie einfälle. Die Schiffe, welche dahin auf den Fiſchfang gehen, lege! 
„ſich auf vier oder fünf Kabeln von der Inſel vor Anker, wo einige andere Felſen diene, 
„das Meer noch zu brechen, Ich Habe auf einmal eilf Fifcherfahrzeuge dafelbft —— 


zz 


in Suͤdamerica. VI Buch. KIT Capitel. 727 


„und der Fiſchfang iſt daſelbſt ſo gut, daß fie ganz beladen zuruͤck fommen,„. Zween Flin⸗ Fernere Ků⸗ 
tenſchuͤſſe weit von der Kuͤſte erhebt ſich ein großes flaches und viereckichtes Gebirge, wel. fe von Neu⸗ 
bes die Rolandstafel beißt, und achtzehn bis zwanzig Meilen weit in der See gefehen frankreich· 
wird. Es ſtoͤßt an andere Gebirge, die insgeſammt bis an den Grund der Stockfiſch- Rolandstafel. 
bay hinunter gehen. > 
Diefe Bay ift drey Seemeilen weit von der durchbrochenen Inſel. Die Jagd iſt da- 
ſelbſt vortrefflich, wenn die Turteltaubenzeit iſt; und die Fiſcher bequemen ſich ſo gut nach 
dieſem Aufenthalte, daß ſie daſelbſt Gaͤrten anlegen, worinnen ſie Kohl, Erbſen, Bohnen 
und verſchiedene Arten von Sallaten bauen. Gegenuͤber anderthalb Seemeilen von der 
durchbrochenen Inſel, ſieht man die Inſel Bonne Avantuͤre, die eben fo hoch iſt, aber 
3109 Seemeilen im Umfange hat, und ganz mit Tannen bedecket iſt. Von da geht man 
in die Stockfiſchbay, welche wegen des Fifchfanges berühmt iſt, wovon fie ihren Namen 
bat. Sie ift vier Seemeilen tief, und drey breit, Ein Eleiner Fluß, der am Grunde her- 
ausgeht, kann nur mit Schaluppen hinauf gefahren werden, und behält fo gar bey der Eb⸗ 
be nur eine kleine Fahrt fuͤr die Canote. Alsdann iſt auch der groͤßte Theil der Bay bloß, 
und laͤßt nur eine fandichte Anfuhrt ſehen. Das benachbarte Land ift nicht weniger anges 
nehm. Es bringe fo fehöne Tannen hervor, daß man wegen des Maftwerfes dafelbit 
Niemals verlegen ift. Die Fiſcherſchiffe legen auf vier Meilen von der Bay vor Anker in 
einem Fluſſe Bafpe g) genannt; und ihre Schaluppen machen daſelbſt auf einer Eleinen In- Vorgebirge u. 
ſel, die an der Einfahrt der Bay iſt, vor der Spitze Forillon genannt, Die Zubereitungen Fluß Gaſpe. 
zum Sifehfange. Gafpe beut einen fhönen Plag für zwey große Schiffe dar. Das fand 
umher ift fehr hoch, mit Graſe und Gehölzen bedecket. Man hatte auf diefer Höhe einige 
nfcheinungen von einer Blehgrube gefunden; und die franzöfifche Compagnie ließ ſich ber 
teden, einigen Aufwand darauf zumachen. Denis aber erfannte, daf fie nur in einigen 
kleinen Adern beftunden, welche auf den Felfen binliefen, und von der Sonne gereinigef 
waren, „Die game Grube, ſaget er, ift nur Spießglas, und nicht einmal ergiebig ge= 
„mug, daf fie Die Arbeitsfoften verdienete,. Man wird an dem Fluſſe Gafpe nur von eins 
ander abgefonderte Gebirge gewahr, die beftändig mit Gehöfzen bedecket ſind. Wennman 
aus diefem Fluſſe hinaus iſt: fo geht man vor einem aroßen Vorgebirge vorbey, und drey 
oder Hier Seemeilen weiter entdecket man das Roſenſtocksvorgebirge, welches die mittägliche 
Spige von der Einfahrt des St, Laurenzfluffes macher. ar 
Der ganze Raum, welchen man von dem Camceaurvorgebirge in Acadien bis an 
das Roſenſtocksvorgebirge durchlaufen if, war das Gebieth des Reifenden, dem man die 
Beſchreibung davan zu danken hat. Fuͤget man alle die Inſeln in eben dem Theile des 
Buſens Dazu, die auch in feinem Bowilligungsbriefe mit begriffen waren, fo war folches 
= Königreich von einem fehr weiten Umfange. Denis giebt auch die Befchreibung 
der Inſeln. 
| faͤngt wieder’ bey der Einfahrt in den Buſen zwifchen dem Cap de Res A), wel- Beſchreibung 
ches zu der Inſel Neuland gehoͤret, und dem Nord Cap oder St. Laurenz in der Ste Roya⸗ der Infeln in 
Ran. Die erfte Inſel, die man in biefem Raume findet, ift St. Paul, fünf Meilen von?" et. Kane 


dem Nordcap, und achtzehn von dem Eap de Retz. Zwanzig Seemeilen weiter in dem !rabulm- 
Bu: 


E) Daher kommt der Namen Gaſpeſta, den _ MW Der P. Charlevoir und die meiften andern 
an diefem ganzen Lande gegeben hat. Seifebefchreiber haben es Cap de Üaze genannt, 


Sernere Kuͤ⸗ 
fie von Neu⸗ 
frankreich. 
m 


Voͤgelinſel. 


St. Johanns⸗ 
inſel. 


Beſchreibung 
der großen 
Bank v. Neu⸗ 
land. 


Reiſen und Entdeckungen 


Buſen, trifft man die Voͤgelinſeln at, wo man in der That fo viele Vögel findet, daß ei⸗ 
ne Schaluppe, die man bey dem Borbeyfahren dahin fehicker, fo gleich mit Eyern und Jun⸗ 
gen beladen zuruͤckkoͤmmt. Darauf entdecke man Die fo genannten les Ramees, deren 
fieben an der Zahl find, und.alle längft ver Iſe Royale fieben oder acht Meilen davon in 
der See ſtehen. Auf fie folget eine viel größere Inſel, die Magdalena genannt, welche 
in ihrem Hafen Schiffe von achtzig oder hundert Tormen einnimmt; und die Inſel Brion: 
diefe beyden Inſeln aber find nur ein Haufen Felfen , die gleichwohl mit Tannen und Bir 
fen befleider find, Acht bis zehn Seemeilen weiter trifft man die St. Johannisinſel auf 
dem Wege der durchbrochenen Inſel an; und Denis empfiehlt es ven Schiffern, ſich ihr 
nicht fehr zu nähern, weil ihre ganze Küfte mie Sande umgeben ift, die über eine Seemei⸗ 
fe breit Uintiefen hat. 

Diefe Inſel, welche, wie man fhon angemerfer har, durch des Grafen von Saint 
Pierre Unternehmung beruͤhmt iſt, iſt fünf und zwanzig bis dreyßig Seemeilen lang, und 
nicht über eine in der Mitte breit, welche ihre größte Breite iſt; und da fie fich ein wenig 
kruͤmmet, und an beyden Enden fpiß ausläuft: fo ftellet fie die Geſtalt eines halben Mons 
des fehr wohl vor. Die Küfte, welche nach dem feften Lande zufieht, ift mit Felſen befe- 
Bet. Sie hat zmo Buchten, wo zween Bäche in das Meer fallen, und die fehr große Bar: 
fen aufnehmen, mit dem Vorcheile, daß fie ſolche in vielen kleinen Hafen bergen koͤnnen. 


mn 
72 


An eben der Seite ſind die Gehoͤlze der Inſel ſehr ſchoͤn, und das Erdreich ſcheint gut zu 


ſeyn. Die meiſten Bäume find Tannen, Buchen und Birken. Die Seite des Meerbu⸗ 
fen zeiget auch zween Häfen, woraus zween Eleine Bäche fommen: die Einfahrt aber ift 
flach, und Die Anfuhre fehr gefährlih.. Man bedauert, daß fie nicht leichter iſt; weil der 
Fiſchfang an dieſer Küfte fehr reichlich ift, und man fich über Diefes nahe bey der Waifens 
banf befindet, wo der Fifeh eben fo gut ift, als auf der großen Banf, Die Fluch über- 
ſchwemmet viele Theile der Inſel, und bilder eine Menge Teiche, die mie Wiefen umgeben 
find, deren Weide man ruͤhmet. Die Vögel find dafelbft im Lieberfluffe. 


aflda Kraniche, und vornehmlich eine große Anzahl grauer und weißer Gänf, Die ans 


dern Inſeln bis Frouſacsfahrt find. fehon genannt worden, und verdienen feiner Er— 


klaͤrung weiter. 


Wir muͤſſen aber die große Bank von Neuland nicht zurück laſſen, welche gleichfam 


pon Natur wegen ihrer Lage zu der franzöfifchen Colonie gehöret. Dasjenige, was malt 
die große Bank nennet, ift eigentlich nur ein unter dem Waſſer verftecttes Gebirge, beyna⸗ 
be auf fechshundert franzöfifche Seemeilen von der Weftfüfte. Denis giebt ihr eine Stre— 
cke von hundert und funfzig Seemeilen von Norden gegen Süden: nad) den genaueſten 
Seekarten aber fängt fie gegen Süden in ein und vierzig Grad Morderbreite an, und ihr 
nordliches Ende ift in neun und vierzig Grad fünf und zwanzig Minuten, Der P. Chat 

levoir / 


Man findet 


) Er ſetzet anfänglich, man koͤnne ſolchen nicht 
der Nachbarſchaft des Landes zuſchreiben, weil das 
Cap Raze, welches das naͤchſte Land iſt, auf fünf 
und dreyßig Seemeilen davon entfernet iſt; und da 
über diefes die Infel Neuland nur von der Seite 
der großen Bank mit einem Dufte überzogen wird: 
ſo ſcheint es gegentheils vielmehr, daß die Nebel, 


wovon das Cap Haze gemeiniglich umhuͤllet if, 


nur von der großen Bank kommen. Darauf bed 
achtet man ein anderes Zeichen von der Annäherud 
der großen Dank, nämlich dag an allen ihren 

den, die man gemeiniglich ihre Ecorres mente 
dns Meer ftets raufchet, und die Winde heftig 7 


Könnte man nicht dieſe Bewegung, ſaget er/ die 


d- 


D 
OO 


in Suͤdamerica. VI Buch, KIN Capitel. Tag 


leboix beobachtet, es fen ſchwer, ihre Breite richtig und genau zu beftimmten, da fich ihre Zwiſtigkei⸗ 
beyden äußerften Enden in einer Spige endigen. Die größte von Often nad) Weften ift ten derFran⸗ 
ungefähr neunzig franzöfifhe und engländifche Seemeilen zwifchen dem vierzigften und neun- — und 
und vierzigften Grade der Länge. Einige von unfen Matroſen haben dafelbft in finfFa- ae 
den vor Anker gelegen, ob man gleich bis auf Denis, dafelbft niemals weniger, als fünf 

und zwanzig, und an vielen Orten über fechzig gefunden hat, Gegen die Miete ihrer Län- 

ge an der Seite bildet fie eine Are von Bay, die man den Graben nenne. Dieſes ma⸗ 

het, daß von zweyen Schiffen, die auf gleicher Linie und dicht bey einander find, das eine 

Grund finden wird, da ihn das andere niche finden kann. 

Bor der großen Bank liege queer in der Mitte ihrer Länge eine kleinere, welche man 

Jaquetsbank nennet. Einige fuͤgen ſo gar noch eine dritte hinzu, der ſie die Geſtalt eines 

Kegels geben : die meiſten Lootsleute aber machen nur eine aus den dreyen, und behaupten, 

die große habe Hoͤhlungen, deren Tiefe diejenigen betriegt, welche nicht Kabel genug ſchief⸗ 

fen laffen , und alfo ihrer drey zu unterſcheiden glauben. Von welcher Größe und Geſtalt 

aber diefes Gebirge aud) ſeyn mag, fo finder man daſelbſt doch eine ungeheure Menge 
Schalenfiſche und viele andere Arten Fiſche von allerhand Größe. Die meiften dienen zur Nah⸗ 

tung der Stocfifche, wovon man ohne Vergrößerung fagen zu Eönnen glaubet, ihre Anzahl 
fen der Zahl der Sandförner gleich , welche die Bank bedecken, Alle Fahre ladet man feit 

faſt dreyhundert Jahren her, zwey bis dreyhundert Schiffe damit, ohne daß man noch den 

geringſten Abgang merket. Uebrigens hat dieſe Gegend der See Unbequemlichkeiten, 

welche die Schifffahrt ſehr unangenehm machen. Die Sonne zeiget fi) daſelbſt faſt nie— 

mals; und die Luft iſt daſelbſt gemeiniglich mit einem Falten und Dicken Dufte bedecket, wel⸗ 
her die Bank bey ihrer Annäherung zu erkennen giebt, Der P. Charlevoix hat ſeine Muth» 

maßungen von dieſer Lufterfcheinung mirgetheilet $). Nachdem man über die große Bank 

gegangen ift: fo wiffe man viele Eleine an, die faſt alle gleich fifchreich find. : 


Der VII Abfehnitt, 


Erläuterung wegen Der — der Franzoſen und Engländer in Nord⸗ 
America. 


HD: fich gleich Die politiſchen Unterſuchungen wenig gu ber Abſicht diefes Werkes ſchicken: 
fo würde es ſich doch noch) weniger ſchicken, wenn man ohne einige Erläuterung einen 
gegenwärtig wirklichen Krieg übergehen wollte, deſſen Schauplag und Gegenſtand diejeni« 
Was den Grund des Rechtes betrifft, ſo 


gen Dexter find, die ich itzt befehrieben habe, 


/ 
die Urſache der Nebel anfehen, bie daſelbſt herrſchen, 
und denken, daß das Waſſer, deſſen Grund mit 
Sande und Thone vermiſchet iſt, Die Luſt verdicket 
und fett machet, da die Sonne nur grobe Dünfte 
auszieht, die fie ganz und gar nicht zertheilen kann? 
Fraget man, woher koͤmmt dieſe Bewegung des 


Meeres an den Ecorres der großen Bank, da 


fonft überall und auf der Bank felöft die größte 


Allgem, Reiſebeſchr. xVI Band. 


ver⸗ 


Windſtille herrſchet: fo antwortet Charlevoir, man 
erfahre in dieſen Seegegenden alle Tage Ströme, 


die ſich in ihrer Richtung fehr ändern, und das- 


Meer, welches auf eine unotdentixhe Art getries 
ben werde, ſtoße mit Heftigkeit wider die Ufer der 
Hank, die faft überall gerade find, da es denn mit 
eben der Gewalt wieder zurück geſtoßen werde. 
Journal hiftor. P. 30. 


3333 


Zwiſtigkei⸗ 
ten der Fran⸗ 
zoſen und 
Englaͤnder. 
— — 


breiten koͤnnen. 


730 Reifen und Entdeckungen ’ 


verweife ih auf die Nachrichten und Auffäge beyder Nationen, und begnüge mich nur, auf 


eine biftorifche Are die Begebenheiten zu fammeln , die von Feiner Seite fünnen freitig ges 
macht werden. Es ift von verfehiedenen Teilen in Nord-America die Frage, wegen wels 
cher beyde Machten feit langer Zeit einftimmig geweſen. Wir wollen ſehen, wie die Zwies 
tracht ungluͤcklicher MWeife fo hoch geftiegen it, daß fie ihr ſchwaͤrzeſtes Gife aus 


Bir müffen uns anfänglich zwiſchen den utrechter Frieden k), und den aachener Fries 
den /) ſtellen, welches ein Zeitraum von fünf und dreyßig Jahren iſt, in welchem die Eng⸗ 
länder Acadien nach dem Inhalte des erſten von dieſen beyden Frieden beſaßen, das iſt, ſo 
wie wir es in einem andern Abſchnitte nach feinen alten Graͤnzen angeführer haben m), Sie 
bezeugeten damals weder Begierde, weitläuftigere Anfprüche gültig zu machen, noch Mis— 
vergnügen über die Graͤnzen, in welchen fie fich eingefehloffen fanden, Die Aneinigfeiten, 
welche in Europa zwiſchen Frankreich und Großbritannien entftunden, brachten in Ameris 
ca gegenfeitige Feindfeligfeiten hervor: es waren aber gemeine Wirfungen des Krieges, und 
die neuen Anfprüche der Engländer hatten feinen Antheil daran. Man vedet bier nur noch 
von Acadien und Frankreichs Abtretungen im 1713 Jahre, Denn die Schwierigkeiten mes 
gen des Laufes des Oyo oder Ohio waren bey dem utrechter Frieden noch nicht vorgekom⸗ 
men und auch nicht einmal bekannt, noch gemuthmaßet. Dieß iſt ſo etwas neues, daß es 
auch ſelbſt kein Stuͤck von denen Artikeln ausgemacht, die von den Commiſſarien beyder 
Nationen unterſuchet worden. e 


Erſt nach) dem aachener Frieden unfernahmen die Engländer, die auf ihre Seemacht 


ſtolz waren, und den Anfihlag zu vielen neuen Miederlaffungen macheten, dem utrechter Frie⸗ 
den eine nach ihren Abfichten günftige Auslegung zu geben. 
den erften Schwierigkeiten, ſchlug der franzöfifche Hof den Weg durch Commiffarien vor, 
um die Graͤnzen beyderfeitiger Pflanzlande einzurichten. Der engliſche Hof nahm diefe 
Anerbiethung mit zwoen ſehr merkwuͤrdigen Erklärungen an; die eine, daß er Befehl abges 
ſchickt haͤtte, nichts wider die Befigungen oder wider den Handel der Franzoſen, weder an 
der Seite von Neuſchottland, noch an der Seite der Hudfonsban vorzunehmen; die zweyte, 
daß er Feinen Befehl ertheiler Hätte, in demjenigen Theile von Meufchottland , worauf die 


Franzoſen Anfprüche hätten, Miederlaffungen zu bilden. Ungeachtet fo formlicher Verſpre⸗ 


ungen, erlaubeten fich die Engländer doch im 1750ſten Sabre offenbare Feindfeligkeiten, 
nicht allein gegen die franzöfifchen Befisungen in dem feften Sande, fondern auch gegen bie 
von Quebec abgefchickten Schiffe, welche Kriegesvorrarh und Sebensmittel nach den Gran 
poften in Canada bringen ſollten. Der Befehlshaber der engländifchen Truppen in Acaz 


dia, Cornwallis, hatte aus Europa neue Ankoͤmmlinge und Geſchuͤtz erhalten; und in ſei⸗ 
ner 


Schon im 1749ſten Jahre bey, 


k) Im rzızten Sabre, 

D Sm 1748ften Sabre, 

m) Es iſt in dem Auflage von den franzöfifchen 
Eommiffarien, an deffen Auszug man fich bier hält, 
gezeiget worden, daß das den Engländern abgetre: 
tene Aeadia nur den mittäglichen Theil von der 


Galbinſel einnehme; daß Portroyal oder Anapo⸗ 


lis nicht in den Kreis von Acadia mitkomme; daß 
alſo das Land gegen Norden von der Halbinfel zu 


dem franzöfifchen Gebiethe gehöre, und folglich mit 
noch mehrerm Rechte der Iſthmus oder die Erdzun⸗ 
ge von fünf Meilen breit, welche die franzöfifche 
Bay von dem St. Laurenzbuſen abfonderr. Man 


fehe die Karte und lefe den obenangefüßrten Art? . 


el des Utrechter Friedens, welchen man zur Zeit 
diefer Abtretung angeführet hat 


n) Man ziehe hier die Karte zu Nathe- = 
e ; ng 


= 


in Suͤdamerica. VI Buch. XIII Capitel. 7 


ner eifrigen Begierde, den neuen englänbifchen Einwohnern einen Sig zu verfehaffen, fing Swiftigkeis 
- er damit an, daß er die franzoͤſiſchen Familien verjagete , welche Ländereyen auf der Halbin- sen der Szans 
fel befaßen. Bald erſtreckete ev feinen Angriff bis, auf die Landenge der franzöfifchen Bay, ET; RR 
j Ne RE: Mu Engländer: 
wofelbft er ein Fort erbauete. Eben der Geift trieb auch die Engländer an , fich vieler fran⸗ —— 
zoͤſiſchen Fahrzeuge, unter andern Des Londons in dem St. Laurenzbuſen und des St. 
Stancifeus an der Einfahrt ber feanzöfifchen Bay zu bemächtigen. Vergebens forberte 
der franzöfifche Hof Genugthuung wegen diefer Beleidigungen. Der Marquis de la Jon⸗ 
quiere Statthalter in Canada, ſah fich genöthiger, Gegenbedruͤckungen vorzunehmen, da 
er in der Ile Royale drey ober vier engländifche Fahrzeuge anhalten ließ, die auch eingezo= 
gen wurden. Es ift alfo gewiß, daß England fo wohl zur See, als auf dem feften Lande, 
den erften Angriff gethan hat. Es fand wirklich bey den franzöfifchen Befehlshabern mehr 
Widerftand, als es in dem Schooße des Friedens wider nicht vorher gefebene Gewaltthaͤtig⸗ 
keiten hätte vermuthen follen. Diele immer forwährende Standhaftigkeit hat Neufrank— 
veich vor einer allgemeinen Entzündung verwahret, und die Triumphe der britannifchen 
Nation etwas gemäßiger. oh 
Die franzöfifche Tapferkeit hat fich an den Ufern des Ohio nicht weniger hervorgethan, 
als in den Graͤnzen von Acadia. Man hat gefehen, daß diefer Fluß eine von denen Ger 
meinfchaften ift, die Canada mit $uifiana hat. Die Franzoſen, welche diefen Weg 1676 
entdecketen, befucheren ihn allein, als es in dieſen legtern Zeiten den Engländern fhimpflich 
zu ſeyn ſchien, daß fie längft dem Ohio weder Fort noch Comptor hatten. Carolina, Birz 
ginien, Penſylvanien und ein Stück von Neu: England waren gegen Weften durch die Apa- 
lachen begränget, welche Gebirge von der Vorſehung gefeget zu ſeyn feheinen, die beyden 
Nationen in America von einander abzufondern»), mie der Ocean fie in Europa fcheider, 
Mur erft im 1749ften Jahre fingen engländifche Handeisleute, die Durch den Statthalter in 
Philadelphia dazu berechtiget worden, an, über die Apalachen zu geben, und befucheren den 
Shio, um mit den Wilden daſelbſt zu handeln 0). Darauf brauchete der Statthalter, um 
diefe Wilden von den Franzofen abzuziehen, zween Abentheurer, wovon ber eine ein Engs 
länder p), der andere ein canadifcher Ueberläufer q) war, die den Völferfchaften am Dhio 
Gefchenfe brachten, und fi) bemuͤheten, fie zur Vertilgung der Franzofen aufzubegen. Die⸗ 
fes wurde öffentlich von dem Herrn de la Jonquiere bey einer Befragung wahr befunden, 
"die er mit vier Schleichhändlern anftellen ließ, welche auf feinen Befehl in vem Fort Mia⸗ 
mis zwifchen dem Eriefee und Michiganfee gefangen genommen worden. Bald darauf 
hielten fich die Engländer nicht mehr bey den heimlichen Raͤnken auf, Man hörete Das 
ganze 1753ſte Jahr hindurch in Canada von nichts anderm, als denen Kriegesrüftungen ve= 
den , die in ihren Pflanzlanden gemacht wurden rn). Sshre — giengen auch gleich in 
3332 den 


Englaͤnder haben eine nach ihren Anfprüchen ge: p) Georg Eroden. 

macht, aber ohne Grund; weil fie vor den wirks g) Andreas Mautour. 

lichen Zwiſtigkeiten noch feine Niederlaffung an dem +) Diele Zurüſtungen wurden von dem Hofe zu 

Ohio hatten, den man auch den ſchoͤnen Fluß London ſo offenbar eingeftanden , daß fie in allen 

nennet. englaͤndiſchen neuen Zeitungen , fo gar mit den Ne: 
0) Dieß war ein wirklicher Schleichhandel, weil den der Statthalter in Virginien und Neu⸗England 

nach den Vertraͤgen keine von beyden Notionen am die Wilden, um fie zum Kriege wider Frank— 

mit den Wilden anders, als auf ihrem eigenen Ge⸗ reich zu bewegen, bekannt gemacht wurden. 

biethe, Handeln kann. 


73% Br Reiſen und Entdeckungen 


Zwiſtigkei⸗ den erſten Monaten des 1754ften Jahres mit einem Zuge Artillerie über die Apalachen 
ten derSzun: baueten ein Fort zwiſchen dem Oyo und dem Ochſenfluſſe, entwarfen den Grundriß zu ei⸗ 


sofen, und nem andern, und ſetzeten ſich in den Laͤndereyen des franzöfifchen Gebiethes. 
DER, ſchicketen die Franzofen einen Officier, Namens de Jumonville, an fie, der ihnen die 


engl 


gen, die Geſchenke wurden vermehret: aber mit wenigem Erfolge, 


Vergebens 


beſchworenen Vertraͤge, und den Frieden vorſtellen ſollte, welcher unter den beyden Koͤni⸗ 
gen herrſchete. Alle Welt weis, wie ihm begegnet worden. Kaum hatte er angefan⸗ 
gen, dasjenige vorzutragen, was ihm anbefohlen war, ſo ſchoß man auf ihn und auf ſeine 
Bedeckung. Kurz, er wurde unanſtaͤndiger Weiſe mit acht von den Seinigen ermordet, 
und die andern wurden zu Gefangenen gemacht, einen einzigen ausgenommen, welcher das 
Mittel fand, zu entwiſchen. Sieben unter ihnen, welche endlich auf langes Anſuchen ihre 

Freyheit erhalten hatten, berichteten, daß man ihnen ſehr unanſtaͤndig begegnet waͤre. 
Indeſſen verurſachete die Ermordung des Herrn von Jumonville bey den Wilden ſelbſt 
einen Unwillen, und ganze Voͤlkerſchaften verließen das Buͤndniß der Englaͤnder. Dieſes 
lieſt man in dem Tagebuche des Major Waſington, der das Haupt von der Mannſchaft 
war, die ſich durch eine fo niedertraͤchtige Uebertretung des Volkerrechtes ſtrafbar machere- 
Er gab ſich gleichwohl viel Mühe, fie zurück zu halten s). Die Reden ‚die Berfprechuns 
Auf die erfte Nach⸗ 
richt von diefer Ermordung wurde der Herr de Billiers, der Bruder des unglücklichen Ju— 
monville, befehlichet, das von den Engländern gebauete Fort Is Neceſſite, wegzunehmen 
und zu zerſtoͤhhren. Dieſes wurde ploͤtzlich ausgefuͤhret; und der franzöfifche Officier war 
Meifter, fih zu rächen. Er verehrete aber den Namen des Friedens , deffen Rechte noch 
unter ben beyden Kronen beftunden, und bedienete fich feines Sieges mit Mäßigung, Die 
Engländer wurden frey zurück geſchickt, und der Sieger war mit zweenen Geifeln zufrieden. 
Man fa) darauf, daß man ihm zween fehr gefchickte Rundfchafter mit gab, welche unter 
der ganzen Zeit ihres Aufenthaltes in dem Furt duͤ Quene, dem Haupterte der Franzofen 
an dem Ohio einen beftändigen Briefwechſel mic den engländifehen Generalen unterhielten 
Es ift ſehr ruͤhmlich für Frankreich, daß fich unter denen Papieren, toelche nach dem bes 
ruͤhmten Gefechte den gten des Heumonates 1755 weggenommen worden ‚ ein Brief von 
einem diefer Rundfchafter,, Namens Robert Strobo gefunden, aus welchem man klaͤr⸗ 
lich fiehe, auf welcher Seite die Redlichkeit, und die Begierde zum Frieden waren. Stro⸗ 
bo, der an den Major Waſington alles ſchrieb, was in dem Forte vorgieng, hielt nz 
on⸗ 


s) Man bemerket in dem Tagebuche dieſes Offi⸗ 
eiers eine ſehr ſonderbare Staatsklugheit da er 
mit den Wilden handelte, fo eignete er feiner Voͤl⸗ 
£erfihaft Fein Recht Über die am Ohio gelegenen 
Lande zu, und gab England nur fir den Beſchuͤtzer 
der Indianer, Herren diefer Länder, aus; da doch 
an allen andern Orten, außer der Gegenwart der 
Wilden die Engländer ſich für Herren des Ohio, 
und derer Völker, die an feinen Ufern wohnen, 
ausgeben. 


2) Der König in England verlangete erftlich, 
„es follte die Beſitzung des Gebiethes an der Seite 
„des Ohio wieder in eben den Stand geſetzet wer⸗ 


„den, wo ſie zur Zeit des zu Utrecht geſchloſſenen Frie⸗ 
„dens war, und wie eg in eben dem Frieden aus⸗ 
„gemacht und feſt geſetzet worden ꝛc. „ Allein, was 
konnte wohl die Abſicht und der Vortheil bey die⸗ 
ſem Artikel ſeyn, weil weder mittelbar noch unmit⸗ 
telbar des Gebiethes um den Ohio in dem, was in 
dem utrechter Frieden ausgemacht worden, gedacht 
wird? Damals beſuchete Frankreich diefen Fluß 
allein; und der Befiß der benachbarten Länder 
kounte feine Urſache zur Eiferſucht fir die Englaͤn⸗ 
der ſeyn, die feinen Anfpruch darauf macheten. 
Warum führer man doch den utrechter Frieder 
wegen einer Sache an, die nicht einmal darinnen 
genannt wird. Zweytens ſchlug feine britant 
M 


in Suͤdamerica. VI Bud, XII Capitel. 733 


fonders bey den Unterhandlungen zwifchen den Franzoſen undden Wilden auf. Er erzaͤhlete, Zwiſtigkei⸗ 
es hätten die Franzofen in einem großen Mathe verfchiedener Voͤlkerſchaften Die Erklärung ten der Szans 
gethan: „fie Fämen nicht in das Sand, Krieg zu führen, fondern die Engländer wollten fie — und 

micht in. Ruhe laſſen; fie hoffeten, es wuͤrden die Wilden, ihre Kinder, nicht leiden, daß Sengländer. 


„man ihrem Vater 
„zn den, Engländern 
„denken wollten, 


Unrecht und Beleidigungen zufügete: wenn fie indeffen Luſt hätten, ſich 
zu fehlagen, fo koͤnnten fie ihrer Neigung folgen: wofern fie aber beſſer 
fo würden fie in Sieden bleiben ,„. Niemals ift in dem Munde eines Kund⸗ 


ſchafters und Feindes ein fo ftarfer Beweis von Der Freymuͤthigkeit und Mäßigung gewefen, 


Unter der Zeit fegeten 
angemerfet, daß anfängli 
man zu den Anfprüchen b 


die Commiffarien ihre Zufammenfünfte in Europa fort. Man hat 
ich die Rede von den Gränzen in Acadia gewefen, Darauf war 
ender Machten auf die Infel St. Lucia gefommen, Die Schwie⸗ 


rigkeiten, welche ſich wegen des Ohio erhoben, macheten einen beſondern Punct der Unter- 


handlung zwiſchen den beyden Hoͤfen, vermitte 


fen aus. Es war weltkuͤndig, daß vor 


iſt dev Gefandten und anderer Staatsbediens 
diefen letztern Zwiſtigkeiten Sranfreich allein die 


Handlung an dem Ohio und da herum trieb. Was antwortete der englifche Hof darauf? 


Dreyerley, wovon das erſte nichts beißt, das 


Höfen gebrauchten Commiffarien widerfpricht, ritte 
Indeſſen trieb doch Frankreich die Aufrichtigkeit und das Ver— 


ſich fo viel es möglich war, nach den Artikels zu be— 
illigte darein, daß alles in dem mittäglichen America 
worinnen es felt dem ufrechter Frieden war, oder 
Ohio und den Gebirgen gelegene Gebierh , bis auf weis 


kann verglichen werden ). 
frauen fo weit, daß es nicht unterließ, 

Auemen, die man ihm vortrug. Es w 
wieder in den Stand gefeget werden füllte, 
feyn follte; daß das zwiſchen dem 


andere dem Gegenftande der von den beyden 
und das dritte mit den Seindfeligfeiten nicht 


tere Verordnung von den Unterthanen beyder Könige ſollte geräumet werden; daß alle For: 


te, bie feit eben dem Vertrage in allen 


Theilen des nordlichen America, die unter ben bey= 


den Mationen ftreitig wären, auf beyben Theilen follten eingeriffen werden; und daß endlich 
alfe- Streitigkeiten, vermittelt Commiffarien , innerhalb zweyen Jahren follten geendiget 
werden. Dieſes hieß alle Unkoſten zu dem Vergleiche tragen, England aber verließ ſich 


auf die Macht, 


gen, damit es die Sache in die Laͤnge zoͤge. 


die es in der See hatte, und dachte nur die Schwierigkeiten zu vervielfälti- 


Es veränderte feine Forderungen. Es war 


nunmehr die Rede, man follte nicht allein die zwifchen. dem Ohio, und den Gebirgen gele- 


genen Forte niederreißen, fondern 
nigen , die fich zwiſchen dem 


Majeftät vor: „es follten die andern Beſitzungen 
sin dem nordlichen Amerien in eben den Stand 
Wiederum gefeßet werden, morinnen fie zu der 
Zeit waren, da der utrechter Friede gefchloffen, 
und wie eg durch diefen Frieden abgetreten und 
aus gemacht worden „. Das war aber gerade das: 
jenige, woran die Commiffarien arbeiteten. Man 
hatte fie ernannt, um den Sinn des utrechter Frie: 
dens in Anfehung, diefer Beſitzungen feſt zu ſetzen. 
As einen vorläufigen Artikel vorfhlagen, es fol: 
ten dieſe Beſitzungen wieder auf den Fuß geſetzet 
Werden , wie fie nach dem Frieden ausgemacht und 
abgetreten worden, das hieß gleich den Augenblick 

n Grund der Sache felbft abhanden, und folg: 


auch noch die Forte Niagara, Friederich, und alle Dieje- 
Ohio und Uabache oder dem St. Hieronymusfluffe fänden: 


33353 Hier 


lich die Verrichtung der Commiffarien unnuͤtz mas 
chen. Drittens that der englifche Hof die Erklaͤ⸗ 
rung, „die Vertheidigung ſeiner Gerechtſamen und 
„Befitzungen und die Beſchuͤtzung feiner Untertha⸗ 
„nen waͤren die einzigen Bewegungsgruͤnde von der 
Flotte geweſen, die er nach Nordamerica geſchi⸗ 
„get hätte, und es wäre ohne Abſicht geſchehen, 
„jemand zu beleidigen, oder etwas zu thun, wel: 
„ches den allgemeinen Frieden ftöhren koͤnnte „ 
Diefe Erklärung aber geſchah den 22ſten des Jen⸗ 
ners, dag ift einen Monat nach dem Abgange der 
Flotte; und die Folge hat gewiefen, daß nichts we⸗ 
niger anfrichtig geweſen. 


u. Reifen und Entdeckungen 


Zwiſtigkei⸗ hierzu feßete man noch, die Seen Ontario, Erie und Champlain, ſollten niemanden zuge⸗ 
ten der Fran⸗ hören, ſondern ſollten ohne Unterſchied von den Unterthanen der beyden Koͤnige beſuchet wer⸗ 


zoſen und 
Englaͤnder. 
— — 


den. Was Acadien betraf, ſo war es nicht mehr genug, daß man alles wieder auf den 
Fuß des utrechter Friedens fegete; fondern man verlangete auch, es follte das ftreitige Stud 
der Halbinfel den Engländern ganz Durch einen endlichen Ausfpruch überlaffen werden ; fie 
ſollten in den Beſitz von zwanzig Seemeilen Sandes von dem Pentagoetfluſſe an bis an ven 
St. Laurenzbuſen gefeßet werden; und bag ganze mittägliche Ufer dieſes Fluſſes, welches 
unbewohnet bliebe, follte für niemanden suftändig erfläret werden. Diefe Anträge thaten 
bey der Streitigkeit den Ausſchlag. Der Dienft der Unterhaͤndler wurde fehr unnig; und 
Frankreich verlor mit einem Federzuge nicht allein feine alten Gerechtfamen, fondern auch 
was es zur Handlung feiner Colonie am nöthigften brauchere. Man erftaunee uber die übel 
erdachten Anfprüche des britannifchen Hofes. Der franzöfifche Hof erklaͤrete fih auch, er 
koͤnnte weder das mittägliche Ufer des St, Saurenzfluffes, noch die Seen, "deren Gewäffer 
ſich in diefen Fluß ergöffen, noch die zwanzig Meilen Landes an der franzöfifchen Bay, noch 
das Gebierh zwifchen dem Ohio und dem Uabache abtreten. Das gab über dieſes genug zu 
verftehen, Daß man nicht abgeneigt war ‚ wegen des Uebrigen fich handeln zu laſſen, und 
gab ein neues Merfmaal der Neigung zum Frieden: das Minifterium zu Sonden aber blieb 
nicht weniger auf feinen Forderungen ftehen. Es hatte Maaßregeln zu den großen Feind« 
feligkeiten genommen, die es für vermögend hielt, es über alle Verträge hinaus zu fegen. 
Der General Braddod war in Americas der Admiral Kepper follte ihm in diefen Meeren 
mit feinem Geſchwader beyftehen; und der Admiral Boſcawen war mit dem Befehle ab⸗ 
gegangen, die franzöfifchen Schiffe anzugreifen, an welchem Orte er fie nur antreffen koͤnnte⸗ 

Braddock war im Hornung des 1755ften Jahres in Birginien angefommen, Er - 
hatte auf der Stelle gleich Maafregeln ergriffen, Geld ‚ Truppen, $ebensmittel und Krieges 
vorrath zufammen zu bringen, die Wege zurechte machen zu laffen, und das Gefchüg fort 
zu bringen, bie Wilden zu gewinnen, und ihnen einen Eifer wider die Sranzofen beyzubrin⸗ 
gen, eine Gemeinfchaft zwifchen den verfchiedenen Heereshaufen zu errichten, damir die 
Bemühung allgemein wäre, und Neufranfreich, weiches von allen Seiten angegriffen wit? 
de, die Umkehrung nicht vermeiden Fönnte, die man ihm zubereitete, Der Oberfte Med 
ton harte Befehl, die franzöfifchen Forte an der Seite von Acadien ohne Verzug anzugrei⸗ 
fen. Der Oberſte Johnſon ſollte an der Spitze von faſt viertauſend Mann das Fort Frie⸗ 
drich an dem Champlainſee uͤberrumpeln. Ihm war auch aufgetragen, mit den Wilden 
zu unterhandeln. Dem Oberſten Shlrley, Statthalter in Neuengland war der Ontario: 
‚fee, und der Angriff des Fortes Niagara angewieſen. Waͤhrenden diefen Einrichtungen 
fing der Admiral Boſcawen, welcher die franzoͤſiſchen Convois an der Einfahrt in den Eh 
Laurenzbuſen erwartete, den gten des Drachmonates, den Krieg öffentlich dadurch an, daß 
er zwey franzoͤſiſche Schiffe u) angriff, die ſich feiner Abfichten noch nicht verfahen, Un— 
geachtet des tapferften Widerftandes, konnte es ihm doch nicht fehlen, fie bey dem doppelten 
Vortheile, daß er fie überfallen hatte, und ihnen an der Zahl überlegen war x) , wegzunch⸗ 
men. Cine fo plögiiche That war gleichfam die Loſung zu den verabredeten Unternehmun⸗ 


gen, und ſchien den Englaͤndern allen Erfolg des Krieges zu verſprechen. 


In der That würde nichts vielleicht fähig gewefen ſeyn, fie aufzußalten, wenn es ih⸗ 
nen nicht an Klugheit und Aufrichtigkeit gefehlet Hätte, Der Sbearft Shirley, — 
ar 


“) Die Adelheide und Lilie. x) Seine Flotte beftund aus eilf Kriegesſchiffen. 


in Suͤdamerica. VI Buch. XIII Capitel. 735 


Paris befannt war, wo er zu der Unterhandlung ſelbſt mit dem Titel eines Commiffars Zwiſtigkei⸗ 
gebrauchet worden, hatte mehr Gefihicklichfeit im Eabinerte, als zur Führung der Waffen. tender Fran⸗ 
Sein Eifer , der durch die Umftände erhiger wurde, ließ ihn den 2gften des folgenden Brach— ai, Le 
monates fein Ziel noch Maaß mehr beobachten, als er aus Berdruffe, die Wilden fo gut ah Li, 
gegen Frankreich gefinnet zu fehen, einen Preis y) auf jeden Kopf eines Indianers ſetzete, 
der von feinen Leuten gefangen oder erfihlagen worden,  Diefer Schritt, der ven Gejegen 
einer gefunden Staatsfunft eben fo zuwider ift, als den Geſetzen der Gerechtigkeit, erweckete 
England fo viel Feinde, als Wilde von einer fo verwegenen und graufamen Ausübung Nach: 
tiche erhielten. Braddock empfand die erften Wirkungen davon, Er hatte fich die be- 
fhwertichfte Verrichtung, das ift den Angriff Des Fortes Duebec und den ganzen Feldzug, 
den man an dem Ohio eröffnen wollte, vorbehalten. Er war bey der Ausführung am un 
glücklichften , weil er den gten des Heumonates eine Schlacht und das’ Leben verlor, 
Man wird fich bier nicht bey Begebenheiten aufhalten, deren Andenken noch friſch 
ift, und die noch den Inhalt aller öffentlichen neuen Zeitungen ausmachen. Konnten aber 
bisher unparteyifchen Zufchauern ‚noch Zweifel wegen ber Aufführung und Abfichten der 
Engländer übrig bleiben: fo fegete eine Entdeckung, worüber die Fünftigen Zeiten erftaunen 
werden, folhe auf einmal in ein großes Licht, Die Niederlage der Engländer bey dem 
Tore Quene lieferte den Siegern, neben der Beute von ihren Feinden, alle Papiere von 
Braddocken in die Hände, 
Unter diefen Papieren, dem Schaße eines Generales, der in dem Gefechte geblieben 
war, fand man die Anweifungsbefehle, die ihm vor feiner Abreife aus Europa, unter dem 
25ften Novemb. 1754, das ift bey der größten Hitze der Unterhandlungen zu einem Berglei- 
he, waren gegeben worden, nebft einem Briefe, den man an eben dem Tage auf Befehl 
des Herzoges von Cumberland an ihn gefihrieben hatte. Diefe Schriften find in dem Auf⸗ 
fage der franzoͤſiſchen Commiffarien befannt gemacht worden, Man fieht Daraus, daß, un« 
geachtet aller Anfcheinungen und Berficherungen Dagegen, der Angriff von Meufranfreich an 
dem britanifchen Hofe befchloffen gewefen, Grundriſſe von dem Feldzuge, Unternehmungen 
auf die Forte der franzöfifchen Herrſchaft, Verbindungen des Beyitandes unter den verfchie- 
denen Haufen Truppen, Anwerbungen zu Kriegesvoͤlkern, Gubfidien, Vorſichtigkeiten in 
Anſehung der Lebensmittel und des Gefihüges ꝛc. mit einem Worte, nichts ift vergeffen, 
große Kriegesunternehmungen zu befchleunigen. Der Hof zu Sonden führete alfo nur die 
Sprache des Friedens in Europa, um fid) derer Bortheile zu verſichern, die er fich in Ame— 
tica verfprach; und dieſe Verſtellung wurde fo weit getrieben, daß er nod) den gten May 
1755 dem feanzöfifchen Gefandten einen Aufſatz zuftellen ließ, worinnen er fich erflärete: 
sfeine Gefinnungen wären ſtets, ohne Verzug in gürliche Unterfuchung aller der fireitigen 
. »Puncte zu treten; er hätte bey der ganzen Unterhandlung mit Aufeichtigfeit und Vertrauen 
»berfahren; und er hätte feine Abfichten ganz natürlich vorgeftellet 1C. .. 
Man läßt dem Berdienfte des Generales Braddock Gerechtigkeit wiederfahren. Er 
War munter, wachſam, verftund fich auf die Fleinen Umffände, und war vermoͤgend, alle 
Theile einer fehr verwickelten Unternehmung mit einander zu verbinden, Seine “Briefe an, 
ie enafifchen Staatsbedienten, die auch einen Theil von der Beute mit ausmacheten , geben 
ieſe Borftellung von ihm. Sie lehren uns aber, daß er in. den engländifchen Colonien 
nicht allen gehefften Vorſchub zur Erleichterung des glücklichen Fortganges feiner Unterneh- 
mung 


HN) Auf zweyhundert Livres. 


736 Reifen und Entdeckungen 


mung gefunden; Daß fich insbefondere die Provinzen Penfplvanien, Maryland und Vir⸗ 

sofen und ginien geweigert, daran Theil zu nehmen, oder nur fehr ſchwachen Beyſtand verfprochen, 

Engländer, und „daß die erfie fo gar die Franzoſen mit allem Vorrathe verfehen, den fie braucheten „ 

— Hieraus kann man natürlicher Weife ſchließen, daß diefe Provinzen nicht recht von der 

Nothwendigkeit, mit Frankreich zu brechen, uͤberzeuget waren und daß nicht die Colonien 

und die americaniſchen Engländer, ſondern einzig und allein die engliſche Regierung, und 

der Hof zu Sonden den Krieg gemollt haben. Braddock beflager ſich in feinen Briefen über 

die wenige Einftimmung und den geringen Eifer, den er in diefem Puncte bey den Leuten 

in den Colonien bemerkete. Die Statthalter, die vom Hofe abhingen, bequemeten ſich 

nad) dem Verlangen des Öenerales? die Gemeine einer jeden Provinz aber, vornehmlich) 

der genannten drey, entſchloß fich nicht gern zu gefährlichen Rüftungen , die viel Eofteten, 

und nach ihrem Urtheile eben nicht fehr nöthig waren. Was die wilden Voͤlkerſchaften 

betraf, fo geftund Braddock in eben den Briefen , die meiften wären auf franzöfifcher Sels 

te; und man fönnte fich auch) auf diejenigen nicht vecht verlaffen, welche die engländifche 

Partey angenommen hätten, weil man fich gegen fie mit weniger Behutſamkeit und vieler 

Unredlichfeit aufgeführet hätte, 

Mebrigens bemerfet man in denen Reden, bie man in feinem Nanten an fie hielt, 

eben den Grund der Staatsflugheit, den man fehon bey des Major Wafingtons feinen - 

angezeiget hat; das ift, unterdeffen, daß fich die Engländer anderwärts für Herren und 

Meifter diefes Sandes ausgaben, wiederhohleten fie ven Indianern ohne Aufhören , ihre 

Abſicht wäre, fie wieder in den Beſitz ihrer Länder zu fegen, die ihnen von den Franzoſen 
unrechtmäßiger Weife genommen worden 2). 

Es erhellee aber Flärlich, daß der wahre Bewegungsgrund des Hofes zu London ge 
weſen, Neufrankreic) anzugreifen; und diefes Unternehmen zu befördern, mußte man vier 
verſchiedene Rollen fpielen. Erſtens, mußte man den engländifchen Colonien zu verftchen 
geben , Frankreich wollte fie zerftören. Zweytens, mußte man den Wilden beftändig vor 
ſagen, man wollte ihr Unrecht rächen , und fie in den Befig des Ihrigen ſetzen. Drittens, 
mußte man in England und den Colonien verfichern, das große Sand um den Ohio und den 
DOntariofee, und Erieſee, gehöreten der Krone England. Viertens, mußte man gegen 
Frankreich vielen Eifer zum Frieden zeigen, und den Außerlichen Schein einer Unterhandlung 
behaupten, Die fruchtlos feyn follte. Von diefen Kunftgeiffen feheine der legte dem Hofe zu 
Sondon am meiften Bortheile gebracht, oder wenigftens zu feinen Abfichten am längften ge" 
dienet zu haben. Zum Unglüce für ihn haben ihm feine eigenen Berwegenheiten die Mafke ad“ 
genommen; und.bisher a) ſcheint er noch nicht Urſache gehabt zu Haben, ſehr darüber zu frohlocken⸗ 


2) Dan left z. €. in einem Briefe vom Brads 


Zwiſtigkei⸗ 
ten der Fran⸗ 


dock an den Grafen von Halifax, man haͤtte ihm 
einen Vertrag von 1701 gewieſen, wodurch ſechs 
am den Ohio wohnende Voͤlkerſchaften dem Könige 
in England ihr ganzes Jagdland geſchenket, das iſt 
eine Strecke von fechzig Seemeilen in der Tiefe an 
den Seiten des Ontario und des Eriefees. Iſt 
diefes Geſchenk wirklich gegründet : fo ift es ſeltſam, 
„daß man vier und funfzig Jahre darnach zu eben 
den Wilden faget, der Endzweck des Krieges fey, 
fie wieder in ihre Beſitzungen zu fegen. Es ift 


nicht weniger ſeltſam, daß die Britannifche Natiet 
ftets gemöthiget gewefen, mit jeder wilden WIE 
fhaft, als mit ihres gleichen, umzugehen, und ® 
ſtatt, daß folche von diefen Indianern den Dieuſt 
hätte fordern ſollen, welchen jeder Unterthan Fe 
nem Heren ſchuldig ift, fo. bath man fie nur we 
ihren Beyftand, Alles ift in chen diefen Papier? 
voll von der Unftarthaftigkeit derer Gerechtſame 
die fih England zueignet. 
a) Im Windmonate des 1757ſten Jahre 


Geogra⸗ 


Geographiſches Berzeichniß 


der in dieſem Bande vorfommenden Länder, Inſeln, Städte 
und anderer Derter, 





Erklärung der vorfommenden Buchſtaben. 


B. bedeutet Bay; Br. Baronay; C. Canal; Df. Darf; €, Eyland; 
Eb. Ebene; En. Enge Durchfahrt; F. Felſen; FL. Fluß; Fn. Fecken; 
Ft. Fort oder Feſtung; ©. Gegend; Gb. Gebirge; Gr, Grafſchaft; Gm, 
Goldbergwerk; H. Hafen; Ho · Huͤgel; A Hauptmannſchaft; J. Inſel; 
K. Kuͤſte; Kl. Klippe; € Landſchaft; MH. Meyerhof; Mi. Miſſion; 
N. Riederlaſſung; Pfl. Pflanzitadt; pr. Provinz; Pl. Plantage; Rh, Rhede; 
S. See; Sch. Schanze; Sp. Spitze; Th. Thal; U. Ufer; V. Vor⸗ 
gebirge; W. Wald; Wſ. Wohnſitz. 


Das * bedeutet, daß an dem Orte eine vollſtaͤndige Beſchreibung 
anzutreffen iſt. 


ee 


2. Alexis, J. 210 Ann⸗Arundel, Gr, 547 
bingden, St. 612 Algernoon, Sch. sg Anoſo, Fn. 12 


Abrolhos, Kl, 206 Alibamo, ft. 457 Anticoſty, J. 666 
Acarigua, Fl. 377 Altapaha, Pr. 434 Aoripana, Fl. 45 
Achalaque, Pr. 435 Alva, Gb. 205 Apalache, Pr, 8 
Achuſſi, H. — Fr St. 209 Apruague, Gb. 51 
Acomak, Gr. 545 Amacuͤma, Fl. 336 Apruack, SI, 356 
Aconcagua, Fl. 150 Amalienſchanze 212 Aquetnea, E. 590 
Acofte, Pr. . 446 Amana, ®» 322 Aquimume, Gb. 219 
Acuera, Pr. au — dh 358 Aracari, C. 107 
Aenahigan, J. go Amapaia, L. 331 Aracatihuͤg, Fl. — 
Aeſopus, Fl. 609 Amapeia, Pr. 318 Aracipe, ©. 213 
Agaie, 000% Amaviocopana, Th. 328 Araguay, Fl. 76 
Agruaria, Fl. 341 Amatta do Braſil, Fn. 2ız Ararapira, Fl. 107 
Alo, Gb. 327 ° Amazonenfluß ı Aratori, Sl. 344 
Aippe, 9 227 Ambor, SI. 213 Aratuͤri, Sl. "336 
Alagoa, ©. 209 Aminola, Pr. 482 Xrauary, Sl. 51.52 
_—_ ©. 209 Anapolis, Sn. 548* Araya, Vg. 38* 
Alatraſſe, J. 203 Angra dos Reyes, St. 204 Ariacoa, Df. 335 
Abanie, Zt. 602.603 — 8. 213 Aripe, Sl. 25 ' 
Albanyfluß 643 Anilco, Pr. 474 Aromaja, 8. 328 
Albermale, Gr. 618* Anna Perima, Ir 315 Aropa, Fl. 326 


Algen, Beiſebeſchr. XVI Band. Aaaa * Arra 


= 


Geographiſches Verzeichniß 


Arrarangue, Fl. 105 
Arrarropana, Fl. 326 
Arrekeytos, B. 222 
Arromaja, L. 326 
Articugumche, B. 720 
Aruba, *8 198. 375 
Arvami, Gb. 327 
Aſſapana, Fl. 326 
Aſſipana, J. 336 
Aſſoncion, St. 253 
Athuͤte, Fl. 331 
Auche, Pr. ‚479 
Aute, Sn, 422 
Avarance, Fl. 220 
Aves, J. 37. 381. 383* 
Ayumas, Fl 389 
Badillo, Fl. 388 
Bahia, B. 207* 
— 388 
Bahia Formoſa, B. 217 
Bahia honda, B. 381 


Bahia de todos Santos, Hſ. 

207 
Bahia de Treyciaon, H. 216 
Baienua, Fl. 372 
Baiſaguazu, Fl. 107 
Baixos de San Antonio, Kl. 


214 
Bai os de San Rogue Rl.ar 
Baltimore, Gr. 547 
an de 548” 
Bandeiras, J. 228 


Bank, die große von Neu— 


land 728* 
Baraquan, Fl. 317.318 
Bariqui e neto, I. 377 
Bi ar 375. 376 
Barituba, RI. 219 


Tarneftable, Pr, 588.589 
Barra Grande, 9. 201 
Tarra de Ibuaſup, J. 106 
Barreiras Bermeilhasgl. 214 
Baſe, J. 716 


Baſuͤrura, Fl. —65 
Batima, Fl. 336 
Baxas de Roccas, Kl, 187 
Beckancourt, Br, 675* 
Belez, St. 394* 


Bennetscreek, B.540 
Beraſueaba, Gb, 202 
Berkeley, Gr, 619 
Beta, Fl. 331 
DBetonia, Pr. 385 
Biaza Mir... 106 
Bibiribi, Fl. 212 
Biobio, Fl. 149 
Bizart, Fſt. 709 
Blak Point, Fu, ‚584 
Blanca, J. 38ı* 
Dlanco, Vg. 380 
Bodkin, B. 547 


Bonnaire, %. 198. 375. 380 


Bonne Avantüre, J. 727 
Bopitanga, C. 107 
Boraguaba, Gb. 22 
Borante, FI. 377 
Borats, RI. 380 


Borja, St 30 


Bolten, St. 586* 
Bourbon, SI, 645 
Braintry, St 588 
Braſilien, L. 157 
Briqueterie, Fl. 170 
— Fn. 171 
Briſtol, Pr, 589 
— St. 589* 
Britioca, H. 21 
Britioga H. 213 
Bruga, Sch. 212 
Buckingham, Gr. 61 
Bud, DB. 547 
Buenabrigo, %. 155 

* 


BuenosAnres,Pfl, 57,67,8; 


Burapabara, J. ‚208 
urburata, J. 380 
Buria, Fl. 377 

385° 


VBuritaca, Pr, 


386* 


Buritaca, St. 

Burlington. St, 609* 
Bufios, H. 217 
— % 203 
-Buturuna, Gb. 219 
Dufurunde ‚St 202 
Cabatra, En. 208 
Cabo blanco, Vg. 221 
Cachipur, Fl. 355 
Cachocra, Fl. 208 
Calchaqui, Th, 76 
Calvert, Gr. 547 
Camamu, Fr. 214 
Camara, J. 227 
Camaragibe, FI, 209 
Camaratuba, Fl. 217° 
Camarones, B. 102 
Camaffarim, 5, 212 
Kambriöge, Gr, 585 
Eameraguba, & 2 
Camocipe, Fl. 221 
Camoppi 356 
Campocip, Fl. 221 
Camume, ©b. 21, 
Camuſi, Fl. 221 
Canance, J 65 
Cärianea, J. 107 . 
Cananee, St. 201 


Cannes brülees, Wſ. 714 
Cap de Raze, oder Cap de 


Re, Vg. — 
Cap de Salinas, Bg. 373 
Capaha, Fn. 462° 
— Pr. 461 
Capaoba, Fn. 218 
Caperuaca, FI. 342 
Capibarivi, SI, zit 
Capim, ZI. 47 
Capivari, K. 107 
Capo Delo, Sch. 218 
Capuri, I, 322. 33! 
Caracas, K. 3 
— Sch. 375. 


Caracas, 


— 
VG 


— 


Geographiſches Verzeichniß. 


380 


Caracas, Bar 

Caraiba, J. 2.208 
Carapana, Pr. _ 326.328 
Cararopana, Fl. 335 
Caravaleda, St 376* 
Caravelas, Fl. 214 
Cardera, BI. 380 
Cari, Fl. 331 
Caroli, Fl. 328 
Carora, Eb. 376* 
Carteret, Gr, 621* 
Caru Bretuma, Sr 219 
Taruarchama, FI, 219 
Caruffü, Vg. 213 
Caſcuchiagon, Fl. 683 
Caſnero, Fl. 38 
Caſquin, Pr. 460 
Caſſanar, Fl. 317, 331 
Eaffipa, ©. 330 
Caſtle Ysland, J. 586 
Catarocui, Fſt. 681* 
Katuaina, DB. 213 
Catuma, %. 328 
Fauti, SI, 331 
Eau, Sl. * 357: 
Cauiomo, SI. 44 
Eavane, In. 201 
Caviana, E. 50 
Cara Tambo, Dß 
Caxamuna, Gb. 27 
Caxamalca, % 331 
Cayari, Fl. 17,18 
Eayenne, FI. 357 
— J. 357 · 360 
en DR 227 
— St. 360* 
Cayete, Pr. 225 
Cecil, SI. 548 
Cecite, Bg. 340 
Eofar, FI. 388 
Chaco, Pr. 74 
Chambly, Fit. 679* 
Charles, F. 642 
— Gr. 547 


Charles, J. 641 
Charlestown, Gr. 585 
— St. ‚61g* 
Eharlton, J. 642 
Chartres, Fn. 705* 
— Fſt. ‚705* 
Chedabuctu, B. zı9* 


Chefapeaf, B.513.516.531,538* 


Chefter, Gr. 612 
Ehicacilla, In, 456 
Chicacoan, Fl. 548 
Ehicaza, Pr. 454 
Ehichefter, St. 612 
Epille, Fl. 150 
Ehinila, Pr. 385 
Ehinchipe, Fl. 28 
Chirkahomony, Fr. 521 
Chiſca, Pr. 458 
Ehovala, Pr. 435 
Chuͤcagua, I. 458 
Chuchunga, Df. 28 
— I 28 

Kir H. 28 
geſ Sp. 218 

iara, 220 
—— 219 
Ciudad Real, St. 232 


Ciudad de los Reyes, St.387- 


388 
Üarendon, Gr. 619* 
Coari, Pl. 39 
Coca, Fl. 4 
Coche, J. 383* 
Codd, Vs. 515, 579 
Cofa, Pr. 435 
Cochenzy, 1. 608 
Cofaqui, Pr. © 435 
Colignyfehanze, 165. 170* 
Eolima, Pr. 391,466 
Colliton, Gr. 621* 
Comajamu, FI. 228 
Comma, Fl. 225 
— r. 225 
Comma Vaſſu, B. 227 


Aaagaa2 


Commenagos, B, 
Commuta, Fn. 
Conamarac, Fl. 
Conception, St. 
Congaycu, Fl. 
Eonnecticut, H. 


2 r. 


Connetable, F. 


Conſtabel der große, Kl. 
— der kleine, Kl. 


Contas, Fl. 
Contiſee 
Coquibocoa, Vg. 
Coracas, Pr. 
Corana, St. 
Cordileira, Vg. 
Cordillieren, Gb. 
Corebado, Fl. 
Coreripe, Fl. 
Coro, St. 
Corſcica, B. 


Coſta Alagoada, 8. 


Coſta Baxa, 8. 
Cotiva, Df. 
Eorendale, Fn. 


Coza, Pr. 


Craven, Gr, 
Creſſewick, Fl. 
Criquare, Fl. 
Croatan, J. 
Cromataym, Fl. 
Cubaga, J. 
Cucaratuba, Fl. 
Cuchivara, Fl. 
Cuenca, St. 
Cuepin, Gb. 
Cuicas, Pr. 
Cumana, Pr. 
Cunuris, Fl. 
Curacanas, Mh. 
Curacao, J. 
Cuͤrazo, J. 


Curca, Gb. 


Curianam, Pr. 


380 
22 
354 
82 
217 
516 
591 
54 
356 
356 - 
214 
664 . 
381 

375, 

375 
380 

18 

214 

209 

375 
548 
228 

228 

256 

521 

445 
619* 
606 

214 

515 

217 

383 

219 

40. 41 
47 

344 
375 
374” 
19.43 
209 
198. 375 
198 

329 
375 


Curiapan, 


Geographiſches Verzeichniß. 


Curiapan, Sp. 315 
Euriara, Fl. 347 
Eurü, Hi 0.00 
Eirimatau, H. 217 
Eurupa, Sf. 46 
a Wſ. 2 
Danielshafen 725 
Darien, Pr, 637 
Dauney, FL. 331 
Dauphineninfel 629 
Delamarebay 548 
Defaguadero, FI, 104 
Defire, H. 88. 90*. 92 
Deftierro, Sch. 20. 22 
Didaci, Fl. 388 
Dolce, Fl. 214 
Don Diego, Fl. 388 
Dorado, (el) 340 
DVorchefter, Gr. 548 
— St. 588 
Dreyeinigkeitsinfel 315* 
Dublin, St. 612 
Durchbrochene Inſel 726 
E. 
El. Dorado, St. 322 
Eliſabeth, Gr. 543 
2 N 579 
Eliſabethtown, St. 543 
Elſemburg, Sf. 608 
Emerac, Df. 335 
Emeria, Gb, 336 
Enfeada de Garoupas, J. 106 
Eriefee 664. 685* 
Ernſt, Sch. 212 
Esmeraldas, Pr. 33 
Efpenfpige 675* 
Eſſequebe, SL 42.342 
Eſſex, Gr. 545. 607 
ea 584 
Ereperange, Sb. 241 
Fairfield, Gr. 502 
Falmouth, In, 583 


Sernambuc, Fn. 158 
— or 
Fernand de Noronha, J. 2 
Fidalgos, 5 F 
Fin, Sp. 608 
Finchares, Fl. 214 
Flores, J. 89 
Florida, L. 395 
Fontes, J. 208 
Forilon, Sp, 727 
Franciſcusſee 680 
Franzoſenhafen 213 
Frederica, Fit. 638* 
Friedrich Heinrich, Sch. zıa 
Sriedrichsftadt, St. 186 
Frio, Vg. 164. 203. 204. 

| 213; 240 
Fronſacsfahrt, B. 719* 
Frontenacſee 665* 
Gachocira, Fl. 207 
Gale, J. 106 
Galette, B. 680 
Ganabara, Fl. 165 
Gaͤnſeeyland 60 
Gararaſſu, Fl. 219 
Garaſu, St. 210. 211* 
Garatuͤba, SI. 213 
Gaſpe, Fl. 727% 
— 1% 727 
Gavea, F. 213 
Gayra, Fl. 388 
Genevre, Fl. 165 
Gennes, Fl. 357 
Georg, Fſt. 623 
Öeraaua, Sb. —— 
Gereſippe, Fl. 207. 208 
Germantown, St.  6ia 
Ginapape, Fl. ‚22 
— r. 21 
Gleretabe, Fn. 214 
Gloceſter, Gr, 544 
Goiana, Fl. A * © 
Goldfluß 


Golfo Triſte, B. 
Govana, St 
Grande, J. 
Grave, Sp. 
Grüne Inſel 
Guacane, Pr. 
Guachoia, Fn. 
Guachule, Pr. 
Guadaliazar, St. 
Guallaga, Fl. 
Guama, Fl. 
Guamare, Fl. 
K 


— 


Guanapu, — 


Guanca Velica, St, 


Guanipa, B. 
Guapay, Fl. 
Guapetuba, Fl. 
Guaralayo, En. 
Guararahu, Fl. 
Guarape, ©. 
Guararahug, Fl. 
Guarrapare, St, 
Guaſipuira, SI. 
Guatapori, Fl. 
Guatapugui, Fl. 
Guater, J. 
Guatori, Fl. 
Guayacuͤro, Fl. 
Guayara, Fl. 
Guayra, Pr. 
Guayru, Fl. 
Gueirara, S. 
Guepena, Fn. 
Guiaba, Sn. 
Guiane, J. 
Guibay, Fl. 


5. 
Hampfhire, Pr. 
Hange, St. 
Hartfort, Pr, 
Haſelinſel 
Hattoras, Vg. 


zs 
213 
204 
725 
667 
472 
475 
445 

82 

33 


219 
219 


143 
322 


219 

30 
219 
212 
219 
214 
221 


. 388 


220 
342 
387 
331 
33! 
235 


Br. 


217 


214 R 


232 


— 
235 


588 
201 
59! 
668 
514 


12 SHeiligedrey Könige Fluß 214 
Hein? 


Geographiſches Verzeichniß. 


einrichsvorgebirge  sız Ililineſenſee 664* 
ig & — 521 Injambi, Fl. 202 
Hirriga, Pr. 401 Joanes, Ey ‚46. 50 
Hitauhacin, St. 201 Jocox, Vg. 240 
Hitzebay 724 Joroque, Sl. 228 
Holzfluß 42 Ppfera, B. 221 
Hud ſonsbay 641* Isla de Arca, J. 228 
Humos, Vg . 155 Isla de Arvoredo, 106 
Hundeinfel 627 Srachatiara, 3. 107 
Hupankma, Fl. 219 Jajuba Sp. 221 
Hutonenſee 663 Itapemeris, Fl. 214 
Huͤvaſſu, L. 162 Itata, Fl. 228 

Itatiano, Rh. 107 

J Juana, Fl. 326 
Jaen, St. 26. 27 Jubones, Fl. 26 
Jaguaribe, B. 219 Jungfern vorgebirge 103 
James, Fl. 517 Juͤr iaqueto, Fl. 222 
— Sr 540 a, Fl. 14 
— J. 518 = 
Jamestown, St, 517. 540* 
— 36 43 Kaalſa, Sl. 219 
Jandupatiſſa, Fl. 219 Karl, Fl. 318 
Janeiro, Fl. 213 Karlsvorgebirge 517 
Jaquevere, Tr 203 Kara, Sl. 358 
Kauaripipo, Fu. 241 Kuffafquias, Mf. 704 
Ibarre, Fl. 331 Kennebek, Sn. 584 
Ibera, ©. 235 Kent, Gr. 548, 613 
Ibervilles Paß, I688 Kerke, 216 
Iboipetinhi, Fl. 105 Kikotan, Pfl. 2 
Ibopupetuba, E. 107 Kingſton, St. 03 
Ichi, Pr- 445 Kitten, du Bi 
Senipabu, B. 218 Klapperſchlangeninſe 85 
Seruquacuara, B. 221 Klippe, St — 212 
Iguaguaſu, Sl 220 König Williams, Or, 544 
Squape, B. 219° Kuru, Sl. 358 
SHette Sainte Ynne 223 
Ilhha dos Caſtilhos, J. 105 9, s 
Ilha de Meo, J. 206 Lagoa, J. 10 
Jha dos Paſſeros, J. 206 — In. 33° 34 
Iha Seca, J. 206 Saguna, Pr. : 373 
Iheos, Sn. 158 Sangerfluß 694* 701 
— AH 206.237 Laurẽnzfluß 665* 
— J. 214 Lerchenſpitze ET 
Illineſenfluß 692* 9.70 


Lichtmeßhafen 


YAaana3 


imo, Fl. - 338 

fipar, Sp, 387 
0, 89 

Song Island, J. 602. 604* 

Lok out, Sp. DE 
Loretto, Mf. 86 
Los Neyes, St, 587° 
Loxa, Bg. 27 
— Pr. 26 
Loyola, St. 27 
Lyn⸗Haven, Rh. 538 

wm. 

Macapa, Sch. 51 
Macaripo, Sl. 210 
Macauini, Fl. 347 
Maccein, Fl. 240 
Maccuͤreguary, Th. 332 
Machiana, E. 50 
Magdalenenfluß 389 
Maghe, L. 164 
Magi⸗Miri, Df. 203 
Magnan, Sp. 50 
Maine, Gr. 583 
Mafanao, Sn, 383 
Mafuria, Fl. 357 


Malta de Brafil, St. 209 


Mamore, Fl. 75 
Mamura, Il, 43 
Mana, Sl. 334 
Manage, SL. 214 
Manche, E. 342 
Mandivi, Ba. 106 
Manetuba, FL 219 
Mangiape, Sl. 215 
Manoa, St. 322.337 


Mana del Dorado, St. 42 


Manvripano, J. 327 
Mansfield, J. 641 
Maquerelenipfße 725 
Maracaibo, Sl, 378 
re 379 
Maragnan, J. 222” 
Maranjon, Fl. 1.221 


Mas 


; 


Marajo, J. . 46.5051 
Margaretha, J. 383 
Margarethe, I 3 
Maranepe, FIl. ‚ 214 
Marignan, J. 216 
Marequita, Sf, 394° 
Maretuba, B. 219 
Maria Furinha, Sn, 210 
Mario, Sl, 221 
Maripe, Fl. 221 
Marmanto, J⸗ 105 
Marmorinfel 659 
Maroaca, Sl, 336. 
Marony, Fl. 359 
» Marquettefluß 690* 
Marre, J. 208 
Marthens Weinberg, J. 515 
579. 600, 601 
Maryland, Pr.  531.546* 
Maflachufed, B. 515 
Maflachufers, Pr. 583 * 
Maffarandu, Sl, 213 
Matas, Bg- 101 
Mattawoman, B. 547 
Maubile, Fl. 18 * 
Mauvila, In. 449° 
May, Be. 608 
Mayabamba, Fl. 2 
Meary, Fl. * 
Merida, St, 393* 
Merrimaf, Fl. 584 
MertonPoint, Sp, 588 
Meta, Fl, 317. 331 
Meve, J. 208 
Miary, Sl, 223 
Michiganfee 664.690 * 


Michillimakimac, SR. 687* 
Middlefer, Gr. 544585. 607 


Miramichi, Fl. 722 
Mirligueche, Fl. 720 
Miſeu, J. 723 
Diffiiipi, St. 15 
Miſtik, St. 585 
Moab, !, 164 


Ts 


Mocaripe, B. 219 
Mocona, Il. 33 
Mocuripa, DB. 219 
Monacan, Zn, 540 
== St. 556* 
Monadas,-Pfl, 534 
Monahattan, J. 600,603 
Mondahuͤg, Fl. 221 
Mongas, J. 381 
Mongiangape, Fl. 216 
—— + 216 
Monmoutd, Gr, 608 
Montagne, Df. 679. 


Montegroffo, Gm. 232 
Monte dePiedras, J. 206 
Monte Bides, H. 89 


Montmorencys Sprung H71* 
Montreal, 5. 677 
—— St. i 677* 
Mont:Senery, Sl. 357 
Monumentbay 589 
Morefipu, SI. 210 
Morembaya, En, 213 
Moribara, ©. 212 
Moripione, Sc, 253 
Morxitz, Fl, 608 
Moritzſtadt, St. 188 
Morogeges, St, 240 
Morquito, H. 328 
Morro de Eorrebicho, Gb. ” 
Morro de St, Pablo, Gb. 2ı 

Moru, St, 240 
Morunjape, Sl. 218 
Mofilones, Pr, 2 
Mount-Hope, Gb, 589, 590 
Moren, Mf. 43 
Morina, H. 380 
Müchikari, St. 344 
Mucozo, Pr. 403 
Mucuripe, Il. 214 
Mucuri, St, 220 
Mucury, B. 220 
Mufa, Pr, | 391 
Muju, Fl. BT: 


Geographiſches Verzeichniß. 


Munin, Fl. 223. 227 
Muͤrrecoermo, * 328 
Mutinga, Fn. 201 
Murterbucht 679 
IT. 
Naguater, Pr. 470,471 
Name, Fl. 223 
Nanſamon, Gr, 540 
Nanticoke, Fl. 548 
Napo, Fl. 6. 35 
al . 590 
Naffau, B 600 


Paufamond, DR. 518 


Nepigiguit, 8. 724 
Neu-Amfterdam, St, 600. 
Neu⸗Grenada, Kr, 399 
Neubaven, Pr. 591 
Neu⸗Kent, Gr, 

Neulondon, Pr. 591 
Neuorleans, St. 714. 715* 
Neuplymoutd, St, 580 
Neuport, St. “ 599 
Neufalamanca, St, 388* 
— —— 8 641 
Neuwalchern, J. 383 
Neuyork, . 599 
— St. 602* 
Nembury, Sn. 584 
Niagara, Fit. 654 
4 Niagarafprung 683* 
Nicolasflug 690* 
Nokaierbay 688* 


Northampton, Gr. 545 
Nosshumbertand, Sr, 54 
Noftra Segnora de Monfe- 
vatte, St, 
Noſtra Senhora de Rofarlo, 
Sn, 221 
Noftra Sennora de (os Nies 
ves, St. 384 
Nottingham, J. 64 
Nova Segovia, St, 377" 


Nova Valencia, St, 376° 
Nova 


544 


202. 


— — —— 


Geographiſches Verzeichniß. 


Nova Teres, St. 377* 
Nueva Rioja, St. 77 
Ocaly, Pr. 412 
Deanua, St. 388* 
Oecaueta, J. 326 
Decopa, Gb, 327 
Sıhile, Zu, 413 
Diana, ZI, 335 
Dfarentin, Df. 258 
Olinda, St. 184. 210* 
Dlivares, J. Hr 
Omerko, ©. 218.219 
Oneario, J. 342 
Onnontague, Fl. 682* 
Ontarioſee 665* 
Orange, Sch, 212. 600 
— Vg. 54.197 
Orchilla, $. 381. 382* 
Organa, St. 240 
Srinofo, Fl. 42.317. 323* 
Orleans, J. 669* 
Ormet, J. 721 
Drotoy, B. ‚az 
Oruba, J. 198 
Oſalamanca, Fn. 384 
Oſſachile, Pr. ‚419 
Dft-Ferfey, Pr, ‚602 
Oxford, In, 548 
Oyak, Sl. 357 
Oyapoc, Sl. 51,52.53 
— —— 
P. 

Pacajas, Fl. 46 
agamino, Fl. 6 
Palma, St. 393 
Palonimi, Fl. 388 
Pampamena, ZI, 531 
Pamplona, St, 393 
amunfn, Fl. 543 
Panuco, ZI. 496 


Pao, Il. 331 
Pao Amorello, FL. 210 
Para, Fl. 221 
_— 6 23*, 47* 
Para Dvafa, FI. 221: 
Paraguacote, FI. 228 
Paraguari, Mſ. 40 
Paraguay, S. 57.59 
Paraiba, Sl. 236 
— Hſ. 185.215 
— © 215 


214 
197 


Paraiva f Fl. 
Paramaribo, Ft. 


— St. 55 
Paramiri, B. 221 
Parana, Fl. 58 59.235 
Paranaiba, Fl. 22 
Parananbuco, U. 2i7 
Pararapane, Fl. 86.235 
Parapiaguena, Öb., 240 
Paratibe, ©. 213 
Paratihüg, SI. 221 
Paratininga, PR. 203 
Parauepe, Sl. 214 
Paranba, Sl. "205 
Paria, Vg. — — 
Parico, In. 315 
Parime, Fl. 42 
— S. 42 
— St. 342 
Pariporio, Fl. 220 
Paro, Sl. 317 
— Sf. 228 
Paroma, Fl. 336 
Paru, Sc. 45 
Paruagua, S. 107 
Paſtaca, Fl. 33 
Paſto, Gb. 14 
Pataguari, Mf. 39 
Pato, Fl. 531 
Patos, J. ‚60 
— * 105 
Patowmek, Fl. 539. 545 
Paturent, Fl. 547 


Patuxent, H. 

Pauris, Sch. 43 

Paxaros, J. 90 

Payanano, FI. 331 

Peciffa, In. 210 

Pecutinga, SI. 219 

Penagara, Hg. 21 

Penguineninfel 90. 92 

Penjas, J. gr 

PDenfacola, St. 628. 629* 

Penſylvanien, $, 609 

Pequetinga, Sp. 218 

Peripe, St, 209 

Pernabiacaba, Gb, 201 

Pernacabiaba, L. 107 

— WwW. 229 

Pernambuc, Hſ. 209 

Perſin, Fl. 

Perva, Fl. 221 

Peſniapiacolba, 6, 202 

Peiteripe, Fl. 214 
Petershafen » 105 
Petirigua, DB. 218 
Pevas, Mf. 37 
Pfinafthafen 516 
Philadelphia, Gr, Gix 
— St. 611° 
Philippea, St. 215 

Philippfluß 16 

Philippine, St. 186 

Pianiteo, Df. 203 

Picari, Sn, De 

Pie, Sn. 315 

Pictu, Fl. 720 

Pilcomayo, Fl. 43 71.7 

Pimiteronfee 695* 

Piracabuba, I. 219 

Pirangue, FI. 217 

Pirapiti, Fl. 75 
Piras, Fl. 388 

Piratininga, ©. 230 

Pirito, J. 380 

Pitonge, Fl. 207.208 


Planis, St. 


219. 


394 


. Plata, 


Geographiſches Verzeichniß, 


Plata, Fl. 43:37 
Plymouth, Pr 588* 
Pocizueica, Pr. 385 
Pocoſon, SI. 543 
Pokamoki, Fl. 545 
Pompatao, Fl. 388 


Pongo von Manſeriche, En. 30 


Pontchartrain, Fſt. 686* 
Portete, B. 381 
Porto Calvo, St. 209 


Porto des Caſtellanos, 9.203 
Porto des Franceſes, H. 212 


213, 215 

Porto Madero, J. 208 
Port Melfon, H. 641 
Dort:neuf, Br. 675* 
Porto feguro, H. 157 
— HH. 158,205 
‘ Portroyal, St. 621* 
Porvacaon, St, 185 
Poteinge, Sl. 217 
Poyucar, In. « 209 
Pranfintang, SI. 544 


Prinzepinn Anna, Gr. 540 


Providence, Pl. 302 
— 6. 590* 
Puerto de los Hifpaniolos, 

J. 315 
Puhatan, Sl. 517 
Pulling-Point, Sp, 588 
Pumnaquid, F. 583 
Punta Eattiva, St. 202 
Punta del Gallo, Sp. 315 
Punta desucena, A. 215 


Puntadomel, Sp. 219.228 


Punta nigra, Sp. 217 
Punta de Dipa, Sp, 217 
Punta feca, Sp. 380 
Punta feparata, Sp, 227 
Puntal, Sch. 189 
Puraſag, Fl. 221 
Purus, Fl. 41 
Purysburg, St. 637 
Putapayma, J. 327 


Putima, Sn. 346 
Putimac, & 326 
Putumayo, Fl. 14 
Pyca, J. 208 
— 
Quaiare, Fl. „317 
Auartapicaba, B. 217 
Duebec, St. 669* 
Dueews-County, Gr, 604 
Duigualtanqui, L. 471 
Duiguate, Pr. 466 
Quito, St. > ie 
Ramada, Sn. 384 
BE 388* 
Namiregbrunnen gı 
Rancheria, Fn. 384 
Rapahanok, Fl. 539. 544 
Raponcuini, S. 342 
Raritan, Fl. 606 
Reading, St. 585 
Rechibuctu, B. 721 
Recif, St. 212 
Ned:croß, Sl. 322 
Rehobeth, St. 589 
Rehſpitze, B. 628 
Remedios, St. 384 
Reparo, J. 106 
Reſolution, J 641 
Reyes, (los) St. 381 
Rhode, J. 590* 
Kichelteusinfeln 676* 
Rio Bibiribi, SI. 2ı1 
Rio dos Boeas, Fl. 46 
Rio Capefecia, FI. 211 
Rio Carone, Fl. 315 
Rio Claro, Fl. 377 
Rio Coco, Fl. 219 
Rio Colorado, Fl. 713* 
Rio Corrientes, SI. 235 
Rio de Corunda, Fl, 76 
Rio de Cruz, El, 221 


J 
J 


Rio Dola, Fl. 210 
Rio de Ermacito, Fl. 380 
Rio Formoſo, Fl. 210 
Rio St. Franciſco, Fl. 203 
Rio de Gallejos, Fl. 49 
Rio grande, Fl. 217 
— 8 185. 217 
Rio de la Haha, Pr. 384 
— St. 384* 
Rio Huagan, SI. 217 
Rio Janeiro, FI. 165,213 
um), 67 
— 203 
Rio de Lies, Ft. 222 
Rio de Madera, Fl. 42 
Rio Mirinay, Fl. 255 
Rio Negro, Fl. 15. 17%. gu 
Rio Patos, Fl. 106 


Rio de los Perdidos, Fl. 629 


Rio de la Plata, Fl. 57.105 
Rio des Preguiſas, Fl. 221 
Rio Salado, Fl. 76 
Rio Salinas, Sl. 219 
Rio de Sangados, Fi. 210 


KivdeSanSalvader, Fl. 61 
Rio de Santa Cruz, Gb. 93 


— Sl. 94 
Rio de los Sauces, FI, 102- 
104 
Rio de Solimees, Fl. 43 
Rio de Solis, FI. 60 
Rio de Sorobis, Fl. 203 
Rio Suͤbauma, Fl. 217 
Rio Tambaria, FI, 108 
Rio Tercero, Fl. 61 
Rio d’Upaba, Fl. 106 
Rio de Balbuena, Fl. 76 
Rio Verde, Fl. 77 
Rio Vermejo, Fl. 76 
Riſtiguche, B. 7 
Mocca, 382 
Roenoke, B. 512 
Kolandstafel, Gb, 727 


Roldansinfel * 
Roſen⸗ 


Roſenſtocksvorgebirge 
Rothkreuz, Fl. 
Roxburi, St. 


S. 
Saco, Fl. 
Saconet, St. 
Sagadabock, Fl. 
Sagadahock, Im 
Saguenay, Fl. 
Saint Louis, Pfl. 


Sainte Reine, N. 
Safinacbay 
Saladillo, Fl. 
Salbölfluß 
Salham, Fl. 
Salisbury, Fn. 


Sandihoock, B. 
San Domingo, Fl. 
San Franciſco, Fſt. 
Sangay, Bg. 


St. 
San Laurenzo, In. 
San Marco, Fſt. 
San Machen, Df- 





Sant Amaro, St. 206 
Sant Jago de las Montan- 

* jas, Df. 30 
Santa Cry, Il. 94 
BR Rt 94 
— St. 202. 206 
Santa Fe, B. 380 
— St. - 81,391* 
Santos, St, 201.228* 
Safquchanagh, Fl. 548 
Satahuba, Fl. 221 
Savannah, St. 633 


Allgern, Reifebefchr. XV Band. 


.n 


Geographiſches Verzeichniß 


727 
322 
588 


583 
589 
579 
284 
668 
226 


SainteMariev ApalacheFſt. 
626 


713 
663 
76 
647 
608 
584 
641 
607 
215 
227 
33 


‚San Jago, d'Eſtero, St. 76 
San Jago de Öuadalcazar 


76 
2ıL 


626* 


154 


San Salvador, St. 159,183 
. 208 


Saymas, Eb. 327 
Scarborough, In. 583 
Schildfrötenvorgebirge 223 
Schmweininfel 213 
Scituate, St. 583 
Seripham, Im 209 
Segeripe, Hſ. 186 
Seregipe del Rey, Hſ. 209 
Serinhaim, Fſt. 189 
Shenectada, St. 603 
Siaga, St, 186 
Siara, Hl 186 

218 


— 1%. 

Sieben Tage Bank 53 

Sierra de Aymures, Gb. 214 

Sierra des Guamuncis Gb. 
202 

Sierra de Guariparis, St. 


214 
Sierras de Azieyte, Gb. 381 
Sinamary, Fl. 358 
Sinta, Il. 128 
Smaragd von Maghe, F. 164 


St. Anton, Fl. 209 
—— In. 209 
— FIſt. 208 
St. Auguſtin, Vg. 209,214 
St. Catharina, J. 1006 
St. Chriſtoph 393 
St. Clara, J. 214 
St. Clarenſee 686* 
St. Eliſabeth, J. 515 


St. Franciſcus, Sl. 107, 209. 


676. 680 
— J. 676 
St, Gabriels nfeln 61 
St. Georg, Sch. 213 


St. Georg de la Mina, Sch. 


. 186 
St. Helena, By. 102 
St. Jacob, B, 221 
— Sch. 227 
— St. 221 
— BR 227 
St. Jago, Sch. 374* 
— ©. 202 


Socuigua, Sl. 389 St. ago von Leon, St. 376* 
‚Söhne, J. 366 St. Joachim, Mf, 35 
Sol, Fl. 228 St. Johann, J. 227.728 
Sommerfet, Gr. 549 St. Joſeph, Sit. 627*. 628* 
Sonneneyland 233 St. Joſeph, J. 102 
Sperlingsfluß 76 St. Joſephsfluß 691* 
Sperlingsinfel 208 Gt, Juan de Planis, St. 394 
Spiritu, Santo, B. 401 St. Julian, B. 96 
— H. I, er 93. 96 
— Sch. 164.203.204 Gt Karls Fluß 670 
——— 205 St. Lorenz, Fn. 209 
— Vg. 203 St. Ludwig, C. 720 
St. Agnes, Be 93 St.Ludwigsſprung, Df. 678* 
St. Aleris, J. 214 St. Maria, Sch. 227 
St. Amaro, J. 201 St. Maria, Vg. 67.103.105 
St. Andreas, Wſ. 227 St. Marienfprung, 663.687* 
©t. Anna, ©b, 380. St. Martha, Pr, 385 
— 5% 214 — St. 386* 
— St. 388 St. Mary, Gr. 547 
— 88 4 —ESt. 547* 

St. Annen Inſelchen 223 St. Michael, Fl. 200 
; Bbbbb St 


Geographiſches Verzeichniß 


St. Michel, St. 392* 
St. Miguel, Sn. 203 
St. Paul, J. 727 
St. Paul, Mſ. 38 
St. Paul, St. 202.229 
St. Paul von Piratiningue, 

St. 230 
St. Paulsbay 669* 
St. Petersberge, Gb. 377 
St. Petersbucht, 94 
St. Petersfluß 105 
St, Roch, Kl. 218 
Et. Roman, Vg. 380 
St. Romani, Vg. 375 
St, Roſa, J. 628 
St. Sacrament, Fn. 84 


St. Sebaſtian, J. 203. 213 
St. Sebaſtian del Oro, St. 


* 


39 
St. Thereſe, Fl. 646 
St. Thomas, J. 214 
St. Vincent, Fn. 158 
— HH. 107. 200. 213 
— St. 201 
Stinkerbay, 688* 
Stockfiſchbay 727 
Stony, Sk 606 
Suffolk, Gr. 585.604* 
Güparabü, Fl. 107 
Gupat-uve, E. 227 
Surama, Fl. 228 
Suriana, Fl. "228 
Surinamy-$l. 197 
Süßer Fluß ‚16 
Suffer, Gr. 613 
Swanſey, In, 589* 
Swanſon, B. 547 
T. 
Tabago, J. 351 
Tabucuru, Fl. 223 
Tabuſſuͤra, Fn. 217 
Tacuyo, Pr. 375 
Taduſſac, H. 668 


Taganga, Sp. 387 
Tageſipe, Sch, 208 
Tajahug, Fl. 106 
Tajipuru, Fl. 46 
Tairona, Pr. 385 
Talbot, Gr. 548 
Taliſſa, Fn. 447 
Talomeco, En. 435 
Tamacara, Fn. 158 
Tamalameque, Pr. 388 
Tamaraca, €, 212 
— Hſ. 185. 212 
Tamarandahu, Fl. 105 
Tamarica, E. 212 
— St. 215 
Tanfe, En. 201 
Tapado, Fl, 210 
Tape, Gb, 235 
Tapemiry, Fn. 164 
Taperica, J. 207. 208 
Tapia, Zn. 384 
Tapiruͤg, Fn. 220, 221 
Tapocorü, FI. 227 
Tapuca, Fl. 107 
Tapuitapere, Dr. 225 
— 2, 223. 227 
Taraquy, SI. 221 
Tareyrik, Fl. 217 
Tarqui, St. 26 
Taſcaluza, Pr, 448 
Tatayug, Sl. 221 
Taunton, Fn. 589* 
Tayuba, G. 215 
Tefe, Mſ. 39 
Tenecum, Fn. 612 
Tenerifa, St. 387* 


Terra die Labrador, K. 641 


Teſtigos, J. 383* 
Theafifi, Sl. 6g2* 
Tierra de Bray, Fn. 355 
Tigris, Sl. 34 
Timanga, Gb, 318 
Tinamary, Fl. 354 
Tiraiva, Fl. 221 


Tiruͤohuͤg, Fl. 
Titajuba, Sp. 
Tocayma, St. 
Tomebamba, & 
Tomependa, Fl. 
Tonihata, J. 
Toparimaca, Sn, 
Topayos, Fl. 


+ 


Torontobay 
Tortuga, J. 
Touloufe, J. 
Tourmentin, Vg. 
Toyayua, J. 
Toyuͤguͤa, FL 
Trabigzando, 
Trapuatuha, Mf. 
Trinidad, St. 


Trois , Rivieres, St, 


Truxillo, St. 


+ Tfonontuanerbay 


Tudela, St. 
Tula, Pr. 
Turia, Fl. 
— St. 


Tuͤpa Boyera, St, 


Turiame, H. 
Turmente, Vg. 
Turus, H. 
Tutevitona, Df. 
Tyrannenhafen 


U. 
Uabache, Fl. 
Uaicu, Fl. 
Ubarana, B. 
Ubatuba, B. 
Uharanduͤba, Kl. 
Ucayale, Fl. 
Ugaſſuncha, Sp. 
Uguaa, Fl. 
Uguaſu, Fl. 
Uiapoco, Fl. 
Una, Sn. 


\ 


I 


221 
221 
392° 
‚3318 
28 
681" 
326 
44.46 
44 
663 
382 * 
716 
721 
106 
213 
584 
39 
393* 
675° 
378° 
683* 
393° 
467 
317 
393 
240 
380 
669* 
217 
335 

3 


707 
223 
219 
213 

218 

35 

218 
107 
219 
341. 344 
209 
Upaba, 


Geographifches Verzeichniß. 


Upaba, J. 106 
Upaonmici, J. 223 
Upeba, Fl. 222 
Upec, Df. 279 
Upeſes, Fl. 221 
Upezes, ©. 221 
Uguiaguara, Fl. 219 
Urapeu, Fl. RE 
Uribaraͤcuxi, Pu 407 
Urugay, Fl. 58 
Uruͤguay, Fl. 235 
Utiangue, L. 469 
Uyapock, Sl 355 
V. 
Vaaz, J. . 211, 212 
Ballavolid, St. 27 
Ballede Santa Luzia, S. 383 
Bela, Bg. 381 
Venezuela, Pr. 198. 374* 


Bergen de Eapivari, ©, 212 


erlangte Hafen 90 
Bictorio, J. 203 
Billarica, St. 252.235 
Billa veja, St. \ 205 


Vincent Pinzon, B. 53 


une, 53 
Vitachuco, Pr. 413 
Birtorjade los Remedios, St. 

394 


\ 


Vocari, Sl. ‚331 
Bogelinfel 357: 728 
vw, 

Wana, Fl. 336 
Wardenburg, Sch, 212 
Warrapana, Prr, 334 
Warwick, Gr. 543 
_—— 6 590 
MWaterton, St. 585 
Weißer Fluß 42 
Wells, Fn. 583 
Weit-Chefter, Pr. 1603 
Weſt Jerſey, Pr. 602 
Weſt⸗Reujerſey, Pr. 608 
Weymouth, St. 588 
Wichoro, Fl. 220 
— 6b. 220 
Wiederkaufſshafen 42 
Williamsburg 541* 
Williamsfort, Fſt. 586 
Williamſtadt, In, 548 
Winicapara, Df. 336 
— Sf. 335 
Wioco, Fn. 612 
WBupanama, SI 219 
K 
Farayer:See 57 
Eeres, St. 232 


Eingu, Df. 45 
— Fl. 45. 46 
N. 
Nacamiaba, Gb, ı9 
Maquaratinci, Bg, 2 
Mague, St. 394 
— Gb. 226 

Yerk, Sn, 

Mor, Gr, = 
Mtau, Fl. 14 
Wocara, Sl 219 
— = 
Moco, Bg. 393 
Yuguarich, Fl. 220 
Yurna, En, 14 
Yurupail, St. 15 
Miratuha, Mf. “9 

6? 

Zacariana, Fl. 6 
Zaruma, Pr. 26 
— ©, 26 
Zelandia, Fſt. 197 
Zitzen, J. 366 


Zigen von Matance Sp. 667 





Regi⸗ 


Regiſter 


der in dieſem Bande vorkommenden Sachen. 


A 


— Claudius von, ein Capuci⸗ 
ner, geht nach Braſilien 226. koͤmmt 
wieder nach Frankreich zurüct 226 
Abjeguͤa, Kräfte diefed Baumes 286 
Acaju ein fehr großer Baum in Carthagena 
1 


113 
Acara⸗ Buten, ein fchleimichter Fiſch 279 
Acarapep, ein wohlſchmeckender Fich 279 


Acoſta Favulta, Peter von, deſſen Begebenheiz : 
Entdeckung des Amazonenfluffes 7 


ten bey 
Acuera, Trotz dieſes Cacique 411 
Acunja, P. Chriſtoph d, feine Reife auf dem 
Amazonenfluffe 8. feine Anmerfungen und 
Kath 23 
Yoler, mit weißen Schwanze 652 
Advocaten, eine Art Früchte 153 
Aexte indianifche von fehr hartem Gteine 10 
Affen, große in Peru 127. am Amazonenfluffe 
134. viele Arten in Brafilien 271 
Affenwurm, Befchaffenheit deffelben. 136 
Agami, ein Vogel, fonft der Trompeter ge- 
nannt 


1 

Xgouti, Befchreibung dieſes Thieres = 
Hauser oder Omaguger eine indianifche Voͤl⸗ 
kerſchaft 12 
Aguirre Lopez d', deſſen Mordthaten 2, 3. 
nimmt den Titel eines Königs an 3. Grau⸗ 
ſamkeit deſſelben 3. und ſchmaͤhlicher Tod 4 
Agutitreva, Befchreibung dieſes Baumes 294 
Abovay, Beſchreibung diefed Baumes 289 
Ahuai, wozu die Brafilianer diefe Früchte brau⸗ 
n 5 


che nk 245 
Ahyver, eine indinnifche Voͤlkerſchaft 14 
Ajabuͤtipita, Nnutzen dieſer Staude 287 


Aipo, eine Art Peterſilie 292 
Aiuna, was es fuͤr ein Fiſch ſey agı 
Ajuͤratibira, Nugen diefer Staude 287 
Ajuͤruͤcuros, eine Art Papegeyen 277 


Ajurue, eine Art Papegeyen — 
Aipy, eine Wurtzel, woraus die Brafilianer 
Mehl machen ’ 247 
Albuguergue, Eduard von, erffer Herr von 
Fernambuc ‚209 
Alca⸗Achagual⸗Chalgua, Befihreibung dieſes 


Fiſches 151 
Aldeja, was die Brafilinner fo nennen 248 
Algodojo, Cacique in Giava 186 
Alte Leute auf der Hudſonsbay, gewaltfamer 

3 End derfelben a 22799656 


Altes Weib, eine Art Fifche 
Althea beißt in Surinam Okkerum 305 


Alva quilla, ein guted Heilfraut 150 
Amacheöb, ein fehmielichter Fiſch 250 
Amaysen, eine Art Geefröfche 280 


Amazonen in America, Erläuterung wegen 
derfelben 19, 40 
Amasonenfluß oder Maranjon 1. allgemeine 
Vorſtellung deffelben 3. Umfang der. Länder 
bie um ihn liegen 9. deren Eiwohner 9. ihre 
Waffen und Werkzeuge 10. Religion re, 0b 
er der größte Fluß in der Welt fey 25. alte 
Karte von demfelben 25. fein.Lauf 28. feine 
Tiefe 29. enge Straße und Gefährlichkeiten 
dabey 30.38. große Tiefe deffelben, 41, feine 


beyden Mündungen 50 
Amazonenfteine, Kräfte derſelben 44 
Ambaigtinga, Kräfte diefed Baumes 286 
Ambayba, Nutzen diefed Baumes 286 


Ameifen, Eigenfchaften derer in Surinam 

301. 302. geflügelte auf der Landenge 119 
Ameifenläuferinn, was es iſt 363 
America, Rath für Diejenigen, welche daſelbſt 

Entdeefung'machen wollen 702 
Americanifche Landenge, Naturgeſchichte ders 

felsen 108 ff, Beſchaffenheit des Erdreicheg uns 
Amidors Philipps, Reife nach Virginien sun. sıa 
Amiju, eine Art Pfirſchbaͤume 295 
Amixocoroer, eine Bölkerfchaft 238 
Amorcati, eine Art fFachlichter Seefroͤſche 280 
Anabaer, eine Völkerfchaft 318 
Anscher, eine Voͤlkerſchaft 238 
Anaghigier, eine Voͤlkerſchaft 238 
Ananas, auf ber americanifchen Landenge zo. 


Beſchreibung der brafilisnifchen 298 
Anapura, eine Gattung Papegeyen 277. 
Anciuvier, eine Völkerfchaft 239 
Anda, Rutzbarkeit diefes Baumes 287 


Andros, Edmund, wird Statthalter in Virgi⸗ 
Senfen 553 
Andugoacue, Strauße in Brafilien 
Anbelimer, eine Bölkerfchaft 238 
Aniafco, Juan von, entdecket die Küffen vor 
Florida 398. befonders die Kuͤſte von Apala⸗ 
che 422.430 
Anta, eine Are peruanifcher Büffel 128. 129- 
verſchiedene Namen derſelben 134 
Apalache, Beſchaffenheit dieſer Provinz 422 
ihre Fruchtbarkeit 433. Gottesdienſt ihrer 
Einwohner 499 

- pr 


627 


Regiſter der in dieſem Bande vorkommenden Sachen. 


Apalachine, eine Art von Theeſtauden 
Apetuͤpaer, eine Voͤlkerſchaft 238 
Aper marinus, Beſchreibung dieſes ſonderba⸗ 
ren Fiſches J 144 
Xpercos, heruaniſche Kaninichen 127 
Apisperanjger, ein wildes Bolf 205 
Apotos, eine Voͤlkerſchaft 19 
Apuͤer, eine Bölterfchaft 2239 
Apula, eine beſondere Art Muſcheln 282 
Aguigieaer, eine Voͤlkerſchaft 238 
Aquino Anton von, deffen Rachkommenfihaft 

in Paraguay 72 


718 


Aquiqui, eine re Affen 271 
qauiigbaer, eine Voͤlkerſchaft 238 
Arabutan, iſt der Braſilienholzbaum 288 
Araca, eine Art von Birnbaume 285 
Arschitoer, eine Voͤlkerſchaft * 

27 


Araraen, eine Art Papegeyen oz 
Araroya / eine Art von Putze bey den Braſilia⸗ 
nern 1245 
Araruna, eine Art Papegeyen 277 
Araſa, eine Are Apfelbaume, + 
Araſen, fehr viele Arten derfelben in Peru 136 
Areas, ein außerordentlich fihöner Bogel 276 
Neatich, ein Gorfartiger Baum: 285. Beſchrei⸗ 
bung deſſelben 294 
Aratu, eine Art Seekrebſe2282 
Yerua Uapebbe, eine Art Krampffiſche 280 
Aravers, eine Art Schmetterlinge 275 
Argall, Samuel, wird Statthalter in Virgi- 
nien 325. deffen Verrichtungen auf feiner 
Fahrt von Virginien nach Neu Schotiland 
00 


Arias Gomez, iſt lange Zeit ein Sclav in der 
Barbarey 422. ſuchet den Soto 497 
Yemadillo, ein befondered Thiet auf Re! Land⸗ 
116. 270 


enge 5 
Arminio, ein Jeſuit, wird von den Euglandern 
gefangen 84 
Arorger, eine Voͤlkerſchaft 32 
Nerieda, P. Andreas d, feine Reife auf dem 
Amazonenfluffe ’ 8 


Aruacan, ein inbianifcher Lootsmann 323 
Iruaer, cine Voͤlkerſchaft 50 
Heu marg eine Art Tauben 296 


Arzeneykräuter in Peru 148, 150 
.Arzeneymittel ber. Einwohner auf der Hub- 
ſonsbay * — 
Afpilcneta, Johann, portugieſiſcher Mißionar 

in Braſilie er 
Aſſauaier, eine Bölkerfchaft, ‘ 327 
Aſſinibuelen, Gemuͤthsart dieſes Volkes 646 


295 


9 Barofa, Fructuoſo, 


Aſſuncion, Stiftung diefer Stadt 71. wie bie 
Einwohner Weiber bekommen 7a 
Aſtronomie, davon haben die Indianer einige, 

Kenntniß 1 
Afreonomifcbe Wahrnehmungen an ber Muͤn⸗ 
dung des Napo 36 


Atacape, ein fehr ſchnelles Thier 284 
Atlas, der kleine, was man ſo nennet 303. der 

große und feine Schönheit 310 
Atuͤrarger, eine Voͤlkerſchaft 238 
Auai, Beichreibung diefed Baumes 289 


Auerhahn in der Hudſonsbay, Befchreibung deſ⸗ 
felben 651 
Augararier, eine Voͤlkerſchaft 


238 
Augen, Volk das ſelbige auf den Schultern bat 


330 
Avari, was es bey den Brafilianern iſt 247 
Avixiraer, eine Voͤlkerſchaft 12 
Axger, eine Voͤlkerſchaft 238 


Aci, eine Art braſilianiſchen Pfeffers 224. 294 


Ayaca, Geſchicklichkeit dieſes Vogels Fiſche zu 
fangen 283 
Aymanen, boͤſe Geiſter, mad die Braſilianer 
davon glauben 255 
Aymuren, eine Voͤlkerſchaft, bie ihre Kinder 
rißt 207 
Ayolas, Juan d', feine Unternehmungen 69. 
wird Statthalter zu Buenos Ayres 70. fein 
Schickfal zu 
Aypi, eine befondere Art Manioc. 290 
B 

Baccove, eine Art Banana in Surinam 303 
Baden, große mit Fleiß gemachte Schmarren 


in denfelben 344 
Bacon, Rathanael, das Haupt eines buͤrgerli⸗ 
chen Kriegs in Virginie 353 
Bagaffen, was die Indianer fo nentten _ 362 
abams, Beobachtungen wegen bed Canales 
daſelb 630 


7 Baltimore, Caͤcilius Calvert, feine Niederlaſ⸗ 
5331 


ſung in Virginien 


»anjols, Graf von, wird von Graf er 
> 


von Raſſau geſchlagen ob 
Bank, die große von Neuland, Befchreibung 
derfelben 728. 729 


Baopen, Fiſche mit Ochſenaugen 279 
erlag, geht mit dem Calberon nach ne 
de ra “ 


nien * 
Yarlows, Arthur, Reife nach Birginien ‚SI. 512 
ſaͤßt fich in Braſilien nie- 

A #236 


der ra 
Barre, was man an den Küften fo nennet 355 
Bbbbbz Baſſis 


Baſſis, ein Director der weftindifchen Geſell⸗ 
ſchaft in Braſilien 188 
Batt, verfuchet neue Entdeckungen in Virgi⸗— 
nien 533 
"Baum, ein ungeheuer großer 45. welche Bras 
ſilien eigen find 284. ff. wunderfame Eigen: 
ſchaften eines ganz befondern 288 
Baumwolle, Befchaffenheie derfelben in Ca—⸗ 
yenne 356 
Baumwollenbaum, Befchreibung deffelben 109. 
124. 299. Raupen aufdemfelben 299 
Baumsucer Nachricht davon 567 
Bay Allerbeiligen, Befchreib. derſelben 207. f. 
Bayere, Peter, Begebenheiten deifelben bey 
Entdeckung ded Amazonenfluffes 7 
Begraͤbniſſe, Beſchaffenheit derfelben in Chaco 
80. in Braſilien 263. der Caciquen in Flo⸗ 


rida 507. der Koͤnige in Virginien 577 
Berge, Feuerfpeyende, der Saͤngay 33 
Berkeley, Statthalter in Birginien, deffen wei- 

fe Regierung 


air 532 
Berreo, Anton fpanifcher Statthalter auf der 


Drepeinigkeitsinfel, und Feind der Engländer > 


316. wird gefangen genommen 317. Nachricht 
deſſelben von feiner Entdeckung der Guiana 317. 
feine Unterredung mit dem Raleigh 321. man 


ſuchet ihn vergebens am fpanifiben Hofe zu - 
ſtuͤrzen 343. feine Haͤndel mit dem Keymis 345 


Betele, Kräfte diefes Baumes 287 
Beyupies, ein ſchaͤtzbarer Fiſch 279 


Besauberung, indianifche in Virginien 373 


Biaracata, Neigung diefes Thieres zum Ambra 
| 273 
Bibbpy, Nutzen des Saftes von dieſem Baume 


Ail 109 
Bienen zwo Arten auf ber Landenge ir. in 

Paraguay = 124 
Bildhauer ganze Nation derfelben 16 


Biloxi, Reife dahin 717. was Biloxi iſt 78 
Bilvaros eine Voͤlkerſehaft 
Birgrargier eine Voͤlkerſchaft 
Birne beißende, eine gute Frucht 10 
Bisnaguas, Nutzen dieſes Krautes 150 
Bittſchrift für die Prinzeßinn Pocahontas 
Blacknut, eine Art Nuͤſſe in Virginien 565 
Blaͤſius der heilige, erſcheint durch ein Wun⸗ 


derwerk 71 
Blatt, das wandernde, Irrthum wegen deſſel⸗ 
‚ben zut. Natur dieſes Inſectes 311 


Blattern, Anmerkungen uͤber dieſelben in Para 
48. ihre Einpfropfung wird mit gutem Er⸗ 
folge verſucht 49 

Blubme, eine überaus ſeltſame 568 


Regiſter 


Bogenſehnen aus Hirſchleder 506 
Bohnen, eine befondere Art in Brofilin 293 
Boicininga, iſt die fogenannte Klapperfchlange 

274 


Boldu, ein gewuͤrzhafter Baum 149 
Bollo, was es iſt 114 
Bom, eine Art unſchaͤdlicher Schlangen 274 
Boſton, die Hauptſtadt in Reuengland, Ber 

ſchreibung derſelben 586 


Bourbon, Lauf dieſes Fluffes 645. Beſchrei⸗ 

bung des Fortes gleiches Namens 647 
Boycupec anga, eine giftige Schlange 274 
—— eine Schlange, die von Froͤſchen le⸗ 
bet 


ki 274 
Boyuna, eine unangenehm viechende Schlange 
—— 


Bradford, ſchicket Geſandten an den großen 
Sachem g2 ° 


sche 5 
Braſilianer, ihre Religion 242. 254. ihre Heiz 
rathen 243. gute Leibesbefchaffenheit 244- 
ihr Putz 244. vornehmlich bey den Weis 
besperſonen 245. ihre Speiſen 247. Krie⸗ 
ge 248. Begegnung gegen ihre Gefangene 
251. Begierdenach Menfchenfleifche 252. 254- 
ihre Feſte und Tänze 255. 257. ihre Ver 
faramlungen 256. Zeugniß von ihrer Güte 
257. 258. - Tradition wegen des Chriſten⸗ 
thums 258.0 Treue bey ihren Ehen, Geburt 
und Erziehung ihrer Kinder 259. Beſchaͤffti⸗ 
“ gungen ihrer Weiber 260. ihre Leutſeligkeit 
gegen die Fremden 261 f. ihre Krankheiten 
und Hülfsmittel dawider 263. Beyſpiele von 
ihrer Sprache 253 f. brafilianifches Geſpraͤch 
f 266, 267 
Braſilien, was man die Eroberungen davon nett? 
net 21, _ wegen ber Graͤnzen dieſes Landes 
- find die Spanier und Portugieſen nicht einig 
155. was für Provinzen unter dieſem Namen 
verſtanden werden 155. verſchiedene Meynun⸗ 
gen wegen Entdeckung deſſelben 156. falſche 
Nachrichten des Americus Veſputius davon 
157. Zuſtand der portugiefifchen Niederlaſ⸗ 


ſungen daſelbſt big ind 155ſte Jahr 159. Nie 


derlaſſungen der Franzoſen in Braſilien 1597 
181, Unternehmungen und Efoberungen der 
Hollander allda 182. koͤmmt wieder an Die 
Portugiefen 193. Befthreibung diefes Lendes 
199. Anzahl der Gtatthalterfchaften und 
Hauptmannſchaften darinnen sp ff. inn 
Beſchaffenheit des Landes 228. Naturge 
fehichte deffelben 268 ff. mas für europal? 
ſche Thiere daſelbſt forrkommen 294. wa 
für Baͤume ihm eigen find aasff- 
. Drafi 


J 








der in diefem Bande vorkommenden Sachen. 


Braſilienholz, von mag fuͤr einem Baume es 
komme 288 
Briciningpeba, eine Art Klapperſchlangen 274 
Briſes, was dieſes für Winde feyn _ 224.385 
Brito, Dominicus, ein Franeifaner, feine Reife 
auf dem Amazonenflufe 5 
Brunnen, befonders merfrourdige 392 
Bucanicen, wie 08 bie Brafilianer anftellen 269 
Buenos Ayres, Anlegung diefer Stadt 67- 
Hunger darinnen 67. 68. demfelben wird 
abgebolfen 69. des Cabrera Reife dahin, 
und wie er es gefunden 70. es Wird verlaf 
fen 72. Wiederherftellung und Befihreibung 
diefer Stadt 83. ihre Vorteile 34. von da 
bis an die magellanifche Straße ift Feine Kuͤſte 


bewohnet 97. ‚allgemeine Vorſtellung dieſer 
Kuͤſte 103 
Bugallo, ein giftiger Fiſch 280 


Bullefivast, ein Director der weſtindiſchen Ge 
ſellſchaft in Brafilien 188 
Bure, was es ift 
Bußfeſt der Floridsner 
— 


Caa, allgemeiner Name des Paraguaykrautes 
122 


246 
503 


122 


Caacuys, eine Art deſſelben 
122 


Caaguazu, eine andere Art 
Caamini, noch eine Art 122 
Casroba, heilfame Kraft dieſes Baumes 287 
Cabot, Sebaſtian, ein Engländer, mie er. nach 
Spanien gefommen 59. wird zum Hanpte 
eines Geſchwaders nach den Molucken ernannt 
60. feine Abreife so. er machet fich verhaßt 
und hält fich zu Rio de Solis auf 60. bauet 
eine Schanze am Fluſſe Rio de San Salva⸗ 
dor si. amd am Rio Tercero ben Cabots⸗ 
tbuem 61. vrächet den Tod des Alexis Bar: 
tia 61. will am Paraguay bfeiben 62. gebt 
wieder nach Spanien 62 
Esbots Thurm, Erbauung diefer Schanze 61. 
fie wird wieder. verlaffen - 65 
Cabral, Peter Alvarez , entdecket Brafilien 156. 
157. 
tugall Befis davon * 157 
Cabrera, Alfonfo von, feine Reife nach Buenos 
Ayres 70. in mas für einem Zuſtande er 
daffelbe findet , — 70 
Cacao, wie er in Cayenne fortkoͤmmt 366 
Cachiguraaer, eine Voͤlkerſchaft 14 
zchinlagua, eine Art Tauſendguͤldenkraut 150 
—— Urſprung diefes americaniſchen u i 
e 


und nimmt im Namen der Krone Porz 


Esetser, eine Voͤlkerſchaft 237 
Caffee, Befthaffenheit deffelben in Cayenne 365, 
Eabäitabtı, ein fonderbarer Vogel 137 
Caibaer, Nachricht von dieſer Voͤlkerſchaft 378 
Esivigrer, eine Voͤlkerſchaft 238 
Calcamar, ein fonderbarer Seevogel 283 
Calderon, Ferdinand, wird von Cabot nach 
Spanien geſchickt 62 
Calderon, Pedro, ſuchet den Hirriga zu gewin- 
nen 407. feine fernere Begebenheiten 429.430 
Calebaffen von Darien, Befchreibung und Ru⸗ 
sen derfelben Mein 
Ealfield, unterſuchet die Mündung des Fluffes 
..Kapuri 322 
Camarg⸗ Catimba, Nugen diefer Bluhme 292 
Camaruͤpi, ein ſtachlichter Fiſch 280 
Cameron, verwuͤſtet das hollaͤndiſche Braſilien 
187 

Campo, Sancho bel, ſuchet den Ort aus, wo 
Buenos Ayres angeleget worden 67 
Canada, Beſchreibung deſſelben 658. ſiehe fer⸗ 

ner Neu⸗Frankreich. 
Canapeyer, eine Voͤlkerſchaft 391 
Canelon, ein ſonderbarer Vogel 137 
Canide, ein außerordentlich st Vogel 276 
Caninoma, eine, Art Schlangen , die fich vor 
Eyern nahret * 274 
Canote, Geſtalt derer auf dem Amazonenfluſſe 
34.39. der Einwohner auf der Hudſonsbay 
6 


— Per: 54 
Eanschierer, ein indianiſches Volk mit ſehr lan⸗ 
gen Zißen . 238 
Caobetinga, Nugen diefed Krautes 293 
Erobo, ein fehr großer Baum in Carthagena 113 
———— Beſchreibung dieſes Bau⸗ 
me 28 
Capafi, Cacique in Apalache 422. wird 3 
fangen 424. er will ſeine Unterthanen baͤn⸗ 
digen 425. fluͤchtet ſich aber 426 
Capaha, Rangſtreit deſſelben mit dem Caſquin 
465 
Capivara, ein zweylebiges Thier 130 
Carabuyavaer, eine Völkerfihaft 16 
Carscarser; eine Völkerfchaft 235 
Caraciboinen, eine Völferfchaft 238 
Earscol Soldado, oder dir Goldatenfchnerke, 
ob fie fehadlich zu effen ſey — 
Carachiver, eine Voͤlkerſchaft —— * 
Taracuͤra, ſtarke Stimme dieſes Heinen Vogels 
283 
Caraguanaer, eine Völker fehaft 16 
Earaguata, eine Diſtel mit gelber Frucht 292 
Caraguůatayraer, eine Voͤlkerſchaft 238 
- Cara⸗ 


Carajaer, eine Voͤlkerſchaft 238 
Earamaruͤen, eine Art Meerſchlangen 280 
Earana⸗ uͤve eine ſonderbare Art Palmen 295 
Eardiel, Joſeph, feine Reife nach der magella— 
niſchen Kuͤſte 89. feine Entdeckungen 91. 96. 
ff. große Befchwerlichkeit dabey 99 
Caribocten, was für Indianer fo genennet wer⸗ 
Den 229 
Esriboug, große Menge diefer Thlere und deren 


ug . 647 
Carigen, eine Voͤlkerſchaft 200 
Earigue, eine Art braſilianiſche Wieſel. 270 


Caripira, ob er der Spanier Rabo forcado ie9 
282 

Carolina, Niederlaffung der Engländer allda 
'$ı5. _ allgemeine Duldung daſelbſt 516. 
bürgerliche Verordnungen und Regierung 617. 
Eintheilung von Carolina 618. Beobach⸗ 
tungen wegen der Einwohner 621. 622. Auf⸗ 
lagen, Münze und Arbeitslohn 623 
Carret, eine fehöne Art Schildfröten 367 
Carver, eine Voͤlkerſchaft 257 
Earvalho, Felicianv Cuello de, Statthalter zu 


Para 217 
Carvalbo, Juan Lopez von, verwuͤſtet das hol⸗ 
laͤndiſche Braſilien 187 
Carvallo, Franz, Fol die Duelle des Amazo⸗ 
nenfluffes entdecken 4 
Carver, ein englifcher Edelmann Teget Neu: 
Plymouth an z80. fein Tod 582 
Caſchu, eine Art Aepfel in Surinam 300 
Cafguin, Rangſtreit zwiſchen ihm und dem Ca⸗ 


paha 465 
Caſſobe oder Caſſave, indianiſches Wurzelbrodt 
114. 298 

Caſſine, eine Staude, die ſtatt des Thees gebrau⸗ 
chet widd 718 
Caflipagotoer, eine Voͤlkerſchaft 328 
Cataguͤger, eine Voͤlkerſchaft 239 
Esup, Befchreibung dieſes Baumes 295 


Eaupanger, eine geſchickte Völkerfchaft 16 
— Anton, will die Hollaͤnder in Bra⸗ 
ſilien heimlich umbringen 188 
Cavelly, eine Gattung wohlſchmeckender Fiſche 
119 


Cay, eine Art kleiner Affen 271 
Eayapia, Kräfte dieſes Krautes 291 
Esyenne, eine franzöfifche Colonie wird ange 
egt 197. von den Portugiefen weggenom⸗ 
men 197. Beobachtungen wegen ber Inſel 
und Stadt gleiches Ramens 360. Verluſt auf 
der Infel zo ihr Handel 3st. Eigenfehaften 362 
benachbarte Inſeln um dieſelbe 


* 


ſinde 
66 Cofaner, eine Voͤlkerſchaft 


Regiſter a | es 


Cedern, ſchoͤnes Holz derſelben 
Cenomanser, eine Voͤlkerſchaft 14 - 
Ebaco, Lage diefes Landes und Urfprung feines 
Namens 74. Schönheit deffelben 75. fort: 
derbare Eigenfchaften der Flüffe allda 76.77: 
und Wirkung der Ueberſchwemmungen 77- 
Gebräuche und Charakter der Einwohner 77. - 
78. zwo hoͤchſtſonderbare Voͤlkerſchaften da⸗ 
ſelbſt 78. fuͤrchterliches Anſehen der Ein⸗ 
wohner 78. ihre Kriegesraͤnke und Waffen 
75. Grauſamkeit gegen ihre Feinde 79. koͤn⸗ 
nen ſehr gut reiten 80. ihre Weiber und Be⸗ 
gräbniffeso. ob es Feingiftiges Thier daſelbſt 


gebe | 130 
Chamäleone, große in Peru 127 
Champanen, eine Art Barfen 113 


Charlevoir, 9. feine Reifen an den Kuͤſten des 
fpanifchen Florida 624. er leider Schiffbruch 
und geht wieder nach Luiſiana 624. koͤmmt 
ach St. Marco 8265, läuft in den St. Laus 
venzflußein 657. feine Einfahrt in den Difs 
ſiſſipi le 

Ebselton, Befchreibung dieſer Inſel und ihres 
Handeld 542. Die Franzofen nehmen fie 
weg - 642 

Ehen, eine Are vortrefflicher Beeren in Virgi⸗ 


nien 564 
Chicaer, eine Voͤlkerſchaft 73 
Ebicaly, Befchreibung diefes Vogels 17 


Chicas Orejonen, Abſtammung diefer India⸗ 
* 


ner 
Chille, eine Art braſilianiſchen Pfeffers 294 


Chincapinen, eine Art Kaſtanien in Virginien 


564 
Ebinche, ein Thier von einem unerträglichen Ge⸗ 
ruche 138, 139 


Ebiriguaner, Urfprung diefer Voͤlkerſchaft 80. 
find unverföhnliche Feinde der Spanier 80. 
ihre Gebräuche | gt 

Ehoyne, Irugen der Frucht von diefem Baume 

289 ° 


Ciauarier, eine Voͤlkerſchaft 323 
Cincer, eine Voͤlkerſchaft 238 


Eoati, eine Art Wieſel in Peru 134. und in Bra⸗ 
ſilien 27% 
Cobaura, Nutzen dieſes Krautes 292 
Cacosbaͤume, auf der ameritaniſchen Bandenge 
ıo. in Brafilien 286 
Cofacigui, Aufführung der Beherrfihertnn diefe? 
Provinz gegen die Spanier 440. ihre Groß, 
mueh 443. was man für Metall all 
4 


3-4 
Cofa⸗ 


1009 





2 


der in dieſem Bande vorkommenden Sachen, 


Cofagui, fein Bezeigen gegen die Spanier 435 
Cobelo, Gonzales, deffen Beſchaͤfftigungen in 
Brafilien 157 
Coints, Johann de, leget fein Glaubensbekennt⸗ 
niß ab 167 
Colapifizer, ihre Trommel und Liverey 714 


Colibri, heißt ſonſt auch Quinde 136. Guͤo⸗ 
manbuch und Güniminibigue 278. Beſchrei⸗ 
bung deſſelben 140 


Eolignyfebanze, deren Erbauung 165. wird be⸗ 
fehrieben 170. 171. fkoͤmmt in der Portugie: 
fen Gewalt 2 182 

Collegium zu Newhaven, Nachricht von dem: 
felben 59 

Eolmillo de Vibora, ein Kraut wider den Gift 

‚130 

Colobritgen, eine Art Heiner Vögel 301 


- Commands Uaſſu, eine befondere Erdfrucht 294 


Commanden, was die Spanier in Indien fo nen⸗ 
34 


nen | 
Comte, Bois le, geht ald Vieeadmiral nach Bra⸗ 


filien 161. feine Ankunft zu Rio Janeiro 182 


Eonception, Anlegung diefer Stadt 82 
Eondamine, de la, feine Reife auf dem Amazo⸗ 
nenfluffe 25. fein Weg von Tarqui mach 
Jaen 26. er fihiffer fich ein 29. feltfame 
Fegebenheit mit feiner Floͤße zu. fein Zur 
fand zu Borja 32, , feine Beobachtungen zu 
Mara 47.ff. er verläßt felbiges wieder 50. 
geräth auf eine Sandbanf 32. koͤmmt nach 
CTayenne 54. machet Verſuche mit dem in⸗ 
dauiſchen Gifte za. feine Zuruͤckkunft 55. 
und Aufnahme in feinem Baterlande 56 
Condor oder Contur, ein großer Vogel 137.154 
Conque, Beſchreibung dieſer Art Muſcheln 120 
Contea,yeroa ein Kraut wider den Gift 130. 
Befchreibung deffelben 141. 142 
Copal Nva, mo biefer Balfam berfomme 286 
Cogfigeue, ein aufßerordentliched Tbier 152 


Coral, eine gefäbrlihe Schlange 135 
Corguilleray, Philipp von, fiehe Duͤpont. 
Coriviver, eine Bölkerfchaft 238 


Correal, Nachrichten deffelben von Brafilien 228 
Eorrofu, Beſchreibung dieſes Vogels 117. 
warum die Indianer feine Knochen vergra⸗ 
218 


ben 
Cosa, Höflichkeit dieſes Cacique gegen die Spa⸗ 


nier + 447 
Crabe, ein gewuͤrzhaftes Hol, 46 
Cravo, eine wie Gavtrznelfen riechende Baum: 

rinde 46 
Couchigaraer, eine Voͤlkerſchaft 16 
Euchire, ein gewuͤrzhafter Baum 45 


Allgem. Reiſebeſch. XVI and, 


Cüigtaer, eine Voͤlkerſchaft 238 
Cülen, ein gutes Wundfraut 


Eulfuer oder Cull Voͤlk 
er Cullugaer, eine er 
welche keine Wabden haben en 


Cumayarier, eine Voͤlkerſchaft 16 
Cümpebaer, eine Ssikerfhan 238 
Eunivoer, eine Voͤlkerſchaft 35 
Cuparier, eine Voͤlkerſchaft * 
Cuͤpayba, heilſames Del dieſeß Baumes 286 
Curier, eine Bölferfchaft 14 
Curiguirer, eine Rieſenvoͤlkerſchaft 16 
Curinaer, eine Voͤlkerſchaft 13 


Curucucu, eine fuͤrchterliche Art!Schlangen 2 
— 74 
Curupa, eine Pflanze, welche Erſchei 
—— ze, welch —— 
Curupatubger, eine Voͤlkerſchaft, Rei 
ihres Bandes | Daft — 
Cuͤruͤpicaiba, heilſame Kraft dieſes Baumes 


— 4 € 4 7 a8 
Cuͤruͤryuͤba, eine fehöne Art Wafferfihlangen ” 
{ 2 


Curusicatier, eine Voͤlkerſchaft 
Curvi,/ ein ſonderbarer Fiſch 154. 155 
Cürsrrer, eine Voͤlkerſchaft 238 


Eypreceville, Beſchreibung diefer Pflanze -295 


D. 
Dale, Ritter) wird Statthalter in Virginien 


4 20 
Danta, was es für ein Thier fey 3 
Darien, Anlegung dieſer Colonie 637 


Delawar, wird Gtatthalter in Virginien 520 
Denkbilder der Floridaner, fich der vorgefal- - 
lenen Begebenheiten zu erinnern 309.510 
Denkmaal, Befthreibung eines illinefifchen 708 
Denta, eine Art peruanifcher Büffel 128 
Doradills, ein Blut reinigendeg Kraut 152 
Dreyeinigkeitsinfel, unterfchiebne Theile der⸗ 
felben sıs. ihre Geftalt und Eigenfchaften 


f 315.316. 
— Carlos, unterſuchet den Fluß Rio de 
a Pata 49 
Dunbar, Nachricht von ſeiner Reiſe nach Neu⸗ 
Georgien 636 
Düpont, fonft Philipp von Corguilleray genannt, 
gebt nach Drafilien 160. unglü liche Rücks 
fahrt deffelben er 178 


Ebbe und Slutb, Betrachtungen über diefelbe 
je 43.48.58 

Ehe der Brafilianer, Treue bey derfelben 259 
Ebebrecherinnen, wie fie in Florida beſtrafet 
erben 508. 509 
Erin Eher 


Regiſter 


Ehebruch, wird bey den Braſilianern verab⸗ 
ſcheuet 259 
Eicheln, ſiebenerley Arten in Virginien 565 
Embeguaca, Nutzen dieſer Wurzeln 292 
Eucubertado, Eigenfchaften dieſes Thieres 270 
Engländer, ihre Entdeckungen anf dem Orinoko 
314 ff. ‚Ihre Niederlaſſung in Virginien zu. 
513. Mögliche Verblendung derfelben 517. fie 
legen verfihiedene Pflanzungen an zı8. ihre 
Eiferfucht gegen die franzoͤſiſche Eolonie 525. 
Fortgang ihrer Eolonie 527. Verſchwoͤrung 
‚ der Indianer wider fie 528. fie raͤchen ſich 
durch eine Treufofigkeit 529. neues Blurbad 
unter ihnen 532. fie verjagen die Hollander 
aus Monadas 534. ihre Niederlaſſung In 
Neu England 579 ff, erfte Verbindung der: 
felden mit den Wilden sgr. bemachtigen ſich 
des Landes 582. imgleichen Neubelgiens 601. 
ihre Nieberlaffung in Carolina Sı5. und Neu—⸗ 
Beorsien 632: ihre erſte Verbindung mit den 
Indianern 633. Inhalt der Vergleichspunste 
635, fie bekommen die Hudfonsbay 649. Nez 
genwärtiger Zuſtand derfelben 649. ihr Han- 
del 650, Nuchricht von ihren igigen Strei⸗ 
tigfeiten mit den Sranzofen wegen. America 
729 
Enten, wilde, von dem Fluffe la Plata. 139 
Eporemorier find unverfühnfiche Feinde der 
Irauaquarier 328. 330 
Erdbeeren, Beſchaffenheit derſelben in Peru 


147 

Erde, Wahrnehmungen wegen ihrer Beffalt 48 
#roberungen von Brafilien, was man fo nen- 
net- 21 
Esquimaux, ein wildes und rauhes Volk 646 
Sſſanaper, ihre Auffuͤhrung gegen den la Hon- 
tan 697 
Eſtolica, eine Art indisnifcher Ranzen 10 
Euaipanomaer, eine ungeheure Voͤlkerſchaft 


330. 344 

8. 
Sadeln von einem Kraute ss 
Samacofo, ein erſchreckliches Thier 151 


Sarbehols, vortreffliches auf der Landenge 13. 

mancherley in Brafilien 289. in Birginien 567 
Särbefräuter, in Peru 148 
Safınen, dreyerley Arten in Brafilien 276 
Seigen, Beſchaffenheit der furinamifchen 304 


Ferrier, P. Raphael wird umgebracht 4 
Fichtenwaͤlder in Braſilien 236 
215. 216 


Figugrer, eine Volkerſchaft 


\ 


pP} 

Sigueros, Suarez von, begleitet ben Soto 408 
K:gueredo, Unterjchied zwſchen feinen Rechnunz » 

gen und der Holl nder ihren 218 
Silos, Thomas, wird von den Engländern ge 

fangen 84 ° 
Fiſch, Beſchreibung ines ungeheuren 165 
Fiſche, dienen wider das Fieber 280. wunderz 

bare Erzeugung derſelben 296 
Sifcherey der Indianer an der Landenge 120. in 


Peru 133. an der Hudfondbay 648 
Sledermäufe, die das Vieh aufreiben 137 
Sliegen von fonberbarer Art 307. 


Flores, Diego von,läßt fich inBrafilien nieder236 
Slorida, Entdeckung dieſes Landes 395. des 
Zerdin. von Goto Unternehmen auf daffelbe - 
395 ff. Fruchtbarkeit des Landes 43. Sit⸗ 
ten und Gebraͤuche der alten Floridaner 408 ff. 
wie fie einander zur Rache aufmuntern 505. 
ihre Art Krieg zu führen sos. wie fie ihre 
Feinde verwünfchen 506. ihre ordentliche 
Speife, Trank und Kleidung zio. Reiſe des 
P. Charlevoix an den Küften des fpanifchen 
Florida 624 
Floripondio, eine Pflanze, die den Leib reiniget 36 
Flußfiſche, verſchiedene Arten derfelben aufder 
Landenge ı20. in Braftlien 283 
Franzoſen, Niederlaffung derfelben in Brafle 
lien 159. legen die Colonie Cayenne an 197. 
welche ihnen die Portugiefen wegnehmen 197. 
errichten einen Sig am Fluffe Surinam 197. 
warum fie ihn wieder verlaffen 197.- fegen 
fich am Fluſſe Rio grande 217. und auf ber 
Infel Maͤragnon 225. ander Hudſonsbay sat. 
nehmen die Inſel Charlton weg 64% 
Seanzöfinnen, fünfe werden in Brafilien ver- 
heirathet 168 
Froͤſche mit Ohren, im Surinam 309. Ver—⸗ 
wandlung bderielben in Fifche, iſt der euro: 
paiſchen ihrer entgegen 3 
Süchfe, verfipiebener Arten aufderfandenge 116. 
in Peru | 137 


®. 


Gebot, Sebaſtian, ſiehe Labor. 
Gabuͤeriba, ein Baum der Balfam träufelt 286 
Geinämd, eine Art großer Krebfe 282 
Galan, Ruitz de, Befehlshaber zu Buenos Ayres 
deſſen Grauſamkeit 68 
Gallego Balthafar von, deffen Verrichtungen 
in Florida 404. bolet den Ortis vom Mucozo 
ab 404. geht nach Urribaracuxi 491 


Bar, 


der in dieſem Bande borkomminden Sacha- 


Gar; ein gefährlicher Fiſch für bie Schwim— 
mer 120 
Baray, Johann, leget die Stadt Santa Fe en 
L 


Garcia, Alexis, Hägliches Schickſal deſſelben 58. 
ſein Tod wird gerochen 61 
Garcis deRos, Dalthafar, fein Bericht wegen 
der neubekehrten Indianer 254 
Garcigs, Diego, will das Land am Paraguay 
im Namen der Krone Portugall in Beſitz 
nehmen 62 
Garrapata, ein ekelhaftes ungeziefer 27 
Gates, Thomas, ſeine Reiſe nach Virginien 516, 
leider Schifforuch sı9- leget die Stadt Heitz 
rico an 521 
Gavainer, eine Voͤlkerſchaft 14 
GSayac, ein Baum, ber Eifen feſtes Holz bat ı14- 
zweyerley Arten deffelden in Chaco 129 
Gaytiepug, vine haͤßlich ftintende Schlange 274 
Bebräuche, wunderliche verſchiedener — 
3 


ner 
Sefecht, Beſchreibung eines zwiſchen zwoen in⸗ 
dianifchen voͤlkerſchaften 230 zwiſchen ſie⸗ 
ben Spaniern und fo viel Indianern 434 
andere Gefechte derfelben, bey Mauvila 451. 
bey Chicaza 455. eine? Indianers wider vier 
Spanier geh 468 
Gerau, eine Art Palmbaune 286 
Seſchichte, traurigeeiner fpanifchen Dame 63. 
außerordentliche einer Epanierinn mir einer 
Loͤwinn Per 68 
Gefellfchaft, engländifche wegen —— 
24 32 


gien Bern. 
Befellfehaften, zwo wegen Birginienin England 
. errichtete — 516 
Gefindeordnung in Birginien 
Gewärzkräuter in Peru 14: 
Giboya ober Jaboya, eine große Art — 


en 
Giro, des Raleighs Viceadwiral, erforſchet 
die Mündung des Capuri 322 
Gift der indianiſchen Pfeile, Berfuche damit 
54. 55. woraus ed gemacht werde 55- ein 
anderesfubtiles Gift, und ‚Schwierigkeit dal: 
327 


a an ge n 

ifte und Begengifte 130 

Gilbert, beffen Schiffahrt nach — 
79 


Binfeng Ueberfluß deſſelben in Neu Frantrech 
J 


Giraldo, Lucas, war der erſte Beſitzer von 
Ilheos 207 
Siraupiagara eine Gattung von ag 


Glodenpfeffer auf der Landenge  u3 
—— ihre Aufführung gegen ben la 
, 698. 699 
Golobergwerke bey den Curuzicariern, Rach⸗ 
richt davon 15. Machricht von denen zu 
a Paul — 202 
ommegutte, Baum der ſolche giebt 02 
Gosnold, Bartholomaͤus, Deifebefelben nach 
Birginien 515. 579 
Fr — von, wird von den Englaͤndern 
Greenvil, Richard, feine Reife nach Sirgiien 


Gruͤigravibaer, eine Völkerfchaft * 
Guacarer, eine Voͤlkerſchaft 19 
Güacariga, eine Art Eolibei, 136. 140. 278 
Suaiave, Thiere, die ſich auf dieſer Pflanze bes 


finden 

Soa iminibique / ſiehe Colibri. — 
Suaimuͤrer, eine Voͤlkerſchaft 239 
Suaitacaer, eine Voͤlkerſchaft 238 


Suanaco, diefed Thier tragt Bezoarſteine ı2 
Guara, befondere Urt dieſes Bocels Br 2 
Suaracativier, eine Voͤlkerſchaft 239 
Sharacicaba, eine Art von Colibri 278 
Suaraicaer, eine Voͤlkerſchaft 1£ 
Guaranier, eine Voͤlkerſchaft 69. 80 
Suaraquimyia, Tugenden dieſes Krautes 298 
Suaxyavaer, eine Voͤlkerſchaft 238 
Busyscier, eine Volkerſchaft 18 
Gusymuren, eine fehr wilde Voͤlkerſchaft 206 
Guayoer, eine Volkerſchaft Ze 
Gugyra, Beſchreibung dieſer Provinz 235 
Gnians, Hefchreibung deffelden 318. Urtheil 
von biefen Bande 337- fe Befisnehmung des 
Domingo von Vera davon 338. Reife des 
Keymis dahin zar. Fruchtbarkeit des Lanz 
des 342. Urſprung ber franzoͤſiſchen Nieder» 
laſſung dafelbſt 353. Kuͤſte von Guiana und 
Fluͤſſe 53. 354. Schwierigkelten in das Land 
zu dringen 368. was fir Bölfer dieſe Kuͤſte 
bewohnen 368 
Guiarubae, eine Art Papegeyen 277 
Guineawurm, Rachricht von dieſer Krank⸗ 


heit 364. 363 
Ghipger, eine Voͤlkerſchaft 238 
Guirantinga, Beſchreibuug dieſes Seevogels 

282 


Guirapanga, ſtarke Stimme dieſes Vogels 278 
Guiratonteon, ein Vogel, der mit der fallen» 
‚ den Sucht beladen 282 
Ghomanbüch, ſiehe ‚Colibri, 
Shͤranhe⸗Engera, ein ſchoͤner Vogel 278 
Erste 2 Bug 


Regiſter 


Gusmann, Diego, ein Spanier, flieht zu den 
Wilden 472. und will unter ihnen bleiben 


473 

Gusmann, Ferdinand vor, ermordet den Or- 
füa 2. nimmt den Titel eineg Königed ana. 
wird ermordet 5 
Guthiu, ein Kraut, ſchwarz damit zu färben 

* 148 


5. 


Habilla von Carthagena und ihre Kraͤfte 114 
Hacks, einer von den hollaͤndiſchen Rathen in 
Braſilien 191. mird gefangen gefeßt 192 
Hamacken, Befchaffenheit der eis 
260 

Haͤuſer, der Indianer in Virginien 570 
Hauͤt ober Sauͤthi, ein ungeſtaltes Thier 272 
Havillo, ein gutes Wundkraut 150 
Hay, ein ungeſtaltes Thier 272 
wann, P. feine Verrichtungen in Braft- 
ien .. 557 
Heirathen, Nachrichten von der Floridaner 
ihren 508 
Henrico, Anlegung dieſer Stadt 521 
l Hermite, beunrubiget die portugiefifchen Rü- 
ſten 183 
154 

597. 598 


Herzen, die auf Bäumen wachſen 
Serengefchichte aus Neuengland 
Hickories, eine Art Nüffe 56 
Hieuſe, Beſchaffenheit dieſes Baumes 149 
Hirara, ob es die Hyaͤna oder Zibethkatze ſey 


271 

Hireiga, Haß dieſes Cacique gegen bie Spa: 
nier 401. Vorfälle in den Gegenden um 
Hirriga 428 
Hirſch, wird von ben Floridanern der Sonne 
geopfert 503. breyerfey Arten in Peru 127 
Siurae, Nugen der Rinde diefed Baumes 289 
Holländer, verfuchen füch am Amazonen Fluſſe 
niederzulaſſen 22. ihre Unternehmungen und 
Eroberungen in Brafilien 182. die Portu— 
giefen widerſetzen fich ihnen vergebens 132. 
283. und mollen fie heimlich umbringen 188. 
Krieg deswegen 189. verlieren Brafilien 
durch Vergleich 190. 195. Urfachen davon 
191. Inhalt des Vergleiches 194. 195. Zwang 
ber Hollander in den portugiefifchen Staa— 
ten 196: ihre Niederlaffungen in Surinam 


197. was fie für Inſeln an der Kuͤſte befigen —7 


198. werden aus Monadas 
imgleichen aus Neubelgien 
Boloturen, was dieſelben ſyn 


J 


verjaget 534. 
601 
146 


Holzratten, in Braſilien 270 
Honigbaum, Beſchreibung deſſelben 567 
Hontan, la, feine Reiſe auf dem langen Fluſſe 
694. Wird von vielen Leuten begleitet 696. 
feine Aufnahme bey den Effenapern 697. 
feine Beſchwerden bey ihrem Dberhaupte 697. 
698. wird zu den Gnacfitaven begleitet 698. 
feine Aufnahme daſelbſt 699.700 
Hortsmann, Nicolas, ſuchet die Stadt mit den 


goldenen Dächern 42 
Huckles, eine Art virginianifcher Beeren 564 
Hudſon, entdecket Neu⸗York Soo. und nennet 

es nen Holland 600 


Hudſonsbay, Beſchreibung derſelben 641 ff. 
Beobachtungen von dem Rande 645. und 
deſſen Einwohnern 640. 648. 653, ihre Ger 
falt und Gemuͤthsart 655. ihre Kleidung 
654. Religion, Liebe gegen ihre Kinder, und 
gewaltfamer Tod der Alten 656. zmo fon- 
derbare Gewohnheiten derfelben 659. fchlim- 
mer Einfluß der Engländer dafelbit 658 

Sübner, zweyerley Arten auf der Landenge 118 

»uinsm, ein fehr nutzbarer Baum 150 

„Hunde, ihre Befihaffenheit auf der Landenge 
115. wilde in Paraguay 124 

»ungersnotb, eitfegliche einiger Geefahrer 
176 ff. Wirkungen derfelden 181. 18% 

Burtado, Sebaftian, fein und feiner Gemahlinn 


trauriges Schickſal 6 


— 3 
5Buſcanawiment, eine ſonderbare indianiſche Ce⸗ 


remonie 575 
»uygens, Jacob, bolländifcher Admiral, ſchlaͤgt 


die Portugiefen dreymal 186.187 
Hytartayuer, eine Voͤlkerſchaft 220 
J 
Jaboya, eine große Art Schlangen 273 


— oder Betele, Kräfte dieſes Bau⸗ 
me 287 . 
Jacapuůya, fonderbare Früchte diefes Baumes 


285 
Sacare, eine Art Feiner Caymane 271 
Jacatiba, wo biefer feltene Baum gefunden 
- werde 286 


Sn eine Gattung Kafanen 276 
acupanen, eine Art Fafanen 276 
Igcutinen, eine Art Faſauen 276 
Jaͤgerſchlange, Befihreibung derfelßen 126 

agorebeh, eine Art wilder Hunde 272 
Ingüacin, eine Art Füchfe 272 
Jahuakatto, was es für ein Fifch fey ar 

23 


nicht eine Bölkerfchaft 
— in ſchaf 





der in dieſem Bande vorkommenden Sachen. 


Jambig, Tugenden diefes Krauted 291 
Tamestown, Stiftung dieſer Stadt sı7. klaͤg⸗ 
licher Zuftand dafelbff sıg. 520. brenner 
ab 535. Beßhreibung biefer. Stadt 340 
Jamestowner Apfel, Befihreibung und Wir: 
fung deſſelben 568 


Jandaver, eıne Voͤlkerſchaft 219 
Janipaba, ein ſchoͤner Baum 288 
Januare ein gefraͤßiges Thier 271 
Zapovatonen, eine Voͤlkerſchaft 220 
Zaracuwer, eine Voͤlkerſchaft 238 


Jararaca, was die Braſilianer fo nennen 274 

Zararacoaypitinga, ein giftiges Gewuͤrme 274 

Jararacucu, ein giftiges Gewuͤrme 274 

JFararaepeba, eine kleine Art giftiger Sal 
2 2 


gen 
Jasminraupe, indifche, Deren —— 
*8 

220 


> 


Javarobaten, eitte Voͤlkerſchaft 


Sbiboca, eine gefaͤhrliche Schlange 275 
Sbirscur , eine giftige Schlange 274 
Icrepomonga, ſonderbare Eigenſchaft RIiST 


Geefihlange 
Seyuitinguach, eine Art Erdbeeren 288 
Seremie, wird Statthalter auf der Infel —— 

ton 45 
Jeſuiten, ſonderbare Begebenheit mit ihrer 

fünfen 84. ff. erſter Eintritt derſelben in 

America 85. ihr Entwurf zu einer chriſtli⸗ 

chen Republik 86 


“jetijeuch , eine Art Mechoacanswurzel 291 
Igciega, eine Art Maſtixbaͤume 287 
gel in Brafilien, und ihre beſondere Gta- 


cheln 270 
Isbhigranuͤpanier, eine Voͤlkerſchaft 239 
Ighůcamici, Krafte dieſes Baumes 287 
apecaya, Kräfte dieier Pflanze 291 
Itaigcica, eine Art Maſtixbaͤume 287 


Iguana, cin zweplebiges Thier 117.130, was 
diefe Schlange befonderes babe 306 
llinefen, zween Wege zu ihnen 691. Denk: 
mat bey ihnen 708 
Inaia, eine jonderbare Art Palmen, 295 
Inanbu⸗e uaſſuen , eine Gattung Rebhühner 276 
Zacurier, eine Voͤlkerſchaft 14 
Indianer mit fangen Haaren 6. 7. 12. ber 
freyen Indianer Abneigung vor ber Arbeit 
84. Aöfchilderung derer zu Rio Janeiro 163. 
Bewaffnung der neubefebrten in Brafilien 
233. ihre Tapferkeit 234. 235 Nachricht 
von welshen, die auf daumen wohnen 323. 
viele erhängen ſich zu Cuba 397. große 


Kuͤhnheit eines einzigen 431. verſchiedene 
befondere Gefechte derfelben mit den Spa⸗ 
niern 43%. ff. ein junger willfich mit ſeinem 
Heren nicht begraben laſſen 479. Beſchaf⸗ 
fenheit der Indianer in Birginien 517. ih⸗ 
ve Geſtalt und Kleidung;ssg. ihre Regie: 
rungsform 570. Beſchaffenheit derer in 
Neuengland 595. ihre Macht 596. Nach 
richt von denen auf der Hudſonsbay 657. 
Beſchwerlichkeiten ihrer Reiſen 657 

Inevuca, eine Art gehoͤrnter Fiſche 279 

Inſecten, Beſchreibung derer in Surinam 297. 

men febr feltener 303 

Jnubin, eine Art brafilianifcher Inſtrumen⸗ 

ey 


h ‘ 249 
Jobioraer⸗Apuͤyarer, ein herumſchweifendes 
Volk 238 


* 
Jonquet, was die Braſilianer fo nennen 295 
JIrala, Martinez, unterfucher den Fluß Rio 
de la Plata 59. veifet hin und her 70. wird 
Statthalter zu Buenos Ayred 72. wie er 
den Einwohnern dafeldft Weiber verfibaf- 
fee babe - 73 N 
Irauaquarier, ihre unverföhnliche Feindſchaft 
gegen die Eporemeriver 328. 330 


Iroqueſen, Nachricht von ihrem Lande 665 
Itaeca, ein dreyeckiger Fiſch 280 
Juanger, Prieſter in Florida 509 


BK. 

Kaberlaten, Befchreibung dieſes Inſectes 297 
Kafer von jonderbarer Art 307 
Kalkſteine, werden in America gefunden 613 
Kaͤlte, befondere Erfindung wider dieſelbe 456 
Keninichen, große auf, der Landenge 116. Bes 
ſchaffenheit derer in Peru 127 
Karl der II, König in England, deffen Bewil⸗ 
ligung wegen Carolina ram ar 089 
Barusts, Befihreibung diefer Pflanze 295 
Katzen, wılde in Braſilien 272 
Baymanen, was die in Peru befondereg haben 


12/7 
Keymis, Lorenz , Reife deffelben nach Guiana 
241. feine Beobachtungen 341. er beſuchet 


die Indianer 342» läuft in den Orinolo ein 
343. was er für-Machripten bekoͤmmt 344. 
beunrubiget den Berreo 345. ſteigt zu Pus 
ma aus, und man machet ihm ſchoͤne Hoffe 
nungen 346. denen er aber entſaget 347. er 
fängt drey Ausgeſchickte vom Berreo 347 

- mag er von dem einen erfahren 348. ſeine 
Cecces Hs 


Regiſter 


Ankunft zu Carapana 349. was er für 
— exhalten 349. und was er für 
eine Bartey aus Noch ergriffen 550. er geht 
aus dem Fluſſe, und verbrenne feine — 
fe 331. feine Rückkehr 

Kinder, werden von ben Wilden an der Si 
ſonsbay gegeffen 

— Beſchaffenheit derſelben in 


— Beſchreibung deſſelben 279 
Alapperfehlange iſt in Paraguay ſehr gemein 
126. Gegengife wider ihren Biß 126. Wir: 

ES ihres Giftes 140. 14x. BSD 


ang 
Rleidung der Floridaner beyderley Gefchlech- 
tes sıo. der Mannd-und — 
in Virginien 
—S— in Martinik, daſelbſt iſt es — 


er, Voͤlkerſchaft ohne Köpfe 330. 344, wie 
den Kindern platt gedrückt 
Brampf, von Fiſchen verurſachet 133. 280. u 
Krankheit, eine fonberbare in Guiana 363. 
Nachricht pon denen in Birginien Ber 
lichen 
Kraut, ein ganz fonderbares ge 
Kreuze, die eine Staude trägt 154. hoͤlzerne, 
werden auf indianifchen Hanfern gefunden 
473 
RKrokodile, deren große Menge im Amazonen⸗ 
fluffe 133. deren Kampf mit den Tigern 133 
Kroͤten, die ihre Jungen auf dem Rügen tra⸗ 
gen 3ıo 
. 
Laecatoya, eine Art kleiner Kuͤrbiſſe 3 
Cachſe lange 
Ange verfthlebeter Derter, Zeugniß der FR 
länder davon 370 
S,amentin, was diefes für ein Fiſch fey 132. 
20%. 279 
Banger Fluß, la Hontans Reife auf demſel⸗ 
ben 695. allgemeine Beſchreibung — 


Zara, Nunjo de, Befehlshaber im Gabe 


Thurme 
Caraͤtioer, eine — 8 
Caurenzfluß, Beobachtimgen wegen feiner 


Mündung 665. und feiner Seiten 666 
CLawrance, leget Jamestown in die Afche 535 
Zeichtholʒ, Beſchreibung deſſelben 114 


Keon, Juan once de, unterfuchet ben Su 

Kio de la Plata 
Lery, Johann von, deſſen Reife nach —* 
lien 159. feine Bewegungsgruͤnde, und Zur 
ruͤſtungen dazu 160. feine Abfahrt ssı. und 
Ankunft zu Rio Janeiro 162. feine Beob⸗ 
achtungen wegen bed Landes undfeiner Ein⸗ 
woͤhner zu. geht nach Frankreich zurück 173. 
was ihm bey der Fahrt unter der Linie ſon⸗ 
derbares begegnet 174. bat auf feiner Kid; 
fahrt viel Unglück auszuftehen 175. 179. Wirz 
ı kungen der Uebel, Die er ausgeſtanden 181. 
Beobachtungen deffelden von den Brafilias 
nern 243 
Richtbaert, feine Berrichtungen in — 


= ein Baum, deffen Schatten ot 


inte, eine Art Lilien in Peru 3 
Kiverey , eine ganz ſonderbare 14 
Alanil Leine Gattung Indigo 148 


Aopier, eine Bölferfchaft 241 
Loͤwen, Befhaffenheit derfelben in Chaco 129. 
eine falfihe Art in Peru 134 
Loͤwinn, eine. errettet die Maldonada vom 
Tode 63. 69 
Bon, ein bolländifcher an deſſen ur 
ternehmungen auf Brafi 
Loos, ein bolfändifcher omirat, bleibt m 
Treffen mit den Portugieſen 186 
Coʒzana, ein Sefuiter Miffionar, Nachrichten 
- deffelben von Chaco 74 
Kosano, Beobachtungen dieſes Miſſionars 230 
Luchſe, von verſchiedenen Arten in Braſilien 
270 
Cucia Miranda, eine fpanifihe Dame, er 
3 


riges Schickſal derfelben 
Cucumo, ein eigener Baum in Peru 153 
Cuzan, ein Hauptmann, koͤmmt um 63 
M 

Mach, ‚ befondere Eigenſchaften dieſes Baiı- 

109 
Macacuaen, eine Gattung Nebhühner 27 
Macsen, fihöne Papegeyen 276 


Macagua ‚ eine Arc bernanifiher Sperli 


Macana, was es iſt 
Ft acague, ein ſonderbarer Wurm 


Maccgisranpen, Beſchreibung derſelben 
macha 


2 ! 
298 





Magellaniſche Küfte, 


sten 
Mamelus, 


der in dieſem Bande vorkommenden Sachen. 


WI sche, eine Pflanze, welche die Weiber frucht⸗ 
dor machen fell gr 141 
Machao, eine Art Popegeyen „277 
Nacul, Bonito, will den Amazonenfluß un⸗ 
4 


terſuchen 
Wacureoer, eine Voͤlkerſchaft 323 
Machtäoer, eine Voͤlkerſchaft 238 


Reife dahin 88. ff. unge⸗ 
wie Nachrichten von derfelben 104. fie kann 
nicht bewohnet werben 104. zwo Merkwuͤr⸗ 
di. keiten derſelben 104. 105 

Magnacicaer, was ihr Land hervorbringe 131 

Magnetnadel, Wahrnehmungen wegen ihrer 
Abweichung 48 

abo, ein Baum, daraus Seile gemachet 
merden ver. 

Maiminrier, eine Voͤlkerſchaft 238 

Miafser, eine Voͤlterſchaft In Neuengland 595 

Mabkaque oder Cayenner Wurm, Nachricht 
von dieſer Krankheit —— 

Wisti, ein Kraut, ſchwarz damit zu färben 148 

Maldongdo, Joſeph ve Villamavor , bemübet 
ſich vergebens einen Sig an dem Maranjon 
anzulegen 4. ſuchet den Soto 497 

Mialdongdo, Pedro, feine Reiſe aufden Ama⸗ 
zoneufluſſe 33 

Maldonata, außerordentliche Begebenheit der⸗ 
ſelben mit einer Loͤwinn 68. 69 

Mamelucken, Urſprung derſelben in Suͤda⸗ 


merica 230. fie verkleiden ſich als Jeſui⸗ 
231 


was man in Brafilien fo nennet 
50.51 

Mammey eine Art indianiſcher Birnbaͤume 
IEO 


Mamoera, Befihreibung dieſes merkwuͤrdigen 
290 


Baumes { f 
Manateen, eine Gattung vortrefflicher Fiſche 
207 


Manati, was ed für ein Fiſch fey 12 279 
Wianburien , eine Gattung Rebhuͤhner 276 
Mandevier, eine Voͤlkerſchaft 238 
MWangaba, Beſchreibung dieſes Baumes - 285 
Manglebaͤume, Anmerkung wegen derſelben 

112 


Mangora, Cacique der Timbueſen, feine Lie 
besanfchlägg auf Die Lucie Miranda 63. neh⸗ 
men ein trauriges Ende 64 

Wianimogen, eine Voͤlkerſchaft 596 

Manioc, ee Wurzel, daraus Mehl und 


Brodt gemacht wird 


I 


247 


Männer, die fich nach der Entbindu ihrer 
Weider in das Bette legen — 
ea eine merkwürdige Erbfrucht 293 
anſo, wird mit allen feinen Goldaten mies 
— 8 
anfoesebenen, Nachricht von denfelben "Br 
— leiſtet den 
Maracaguͤacoer, eine Voͤlkerſcha 238 
Maragnen, Belihreibung — ini 
Wohnpläge der Indianer auf derfelben 58 
Eigenſchaften dieſer Inſel 224. die Franzo⸗ 
ſen laſſen ſich auf derſelben nieder 225. mag 
dieſe Inſel von Natur hervorbringe 294 
Maranjon oder Amazonenflug 1. verſchiede⸗ 
ne Reifen auf demſelben, feine Duelle zu ent⸗ 
— 6. große Ungewißheit wegen dieſes 
Marayuer, eine Voͤlkerſchaft en 
Margaſaer, eine Völkerfchaft 162, 249, ihre 


Gefechte mit den Topinambuern 
Margajaten, eine Böiterfihaft * 
Marganae, eine Art Papegeye 277 
Wiaciaver, eine Voͤlterſchaft 14 
Maribůcoer, eine Volkerſchaft 239 
Marienoͤl, eine Art Balſams 113 
Maringoinen, eine Art Ungegieferd 45 
Markam, Wilhelm, wird Statthalter in Pen⸗ 

folvanien 614 


Marmeladenbuͤchſen, wachfen auf Baumen 
Marmorinſel, Befihreibung derfelben 4 


‚Wartines, Juan, feine Entderfung 322. und 


fein Tod 322 
Haryland, Urſprung biefes Namens 531. Las 
a des Di 546 

afeavenbas, Fernand von, fü j 2 
te nach Brafilien sus en u 
Maſcaret, was ſo genennet werde 32 
Maſſachuſeten, eine Voͤlkerſchaft 596 
Maſſaſſoiten, eine Voͤlkerſchaft 595 


Matlima, eine ungeheuer große Schlange 284 
Maulbeeren, dreyerley Arsen in Virginien 
564 

Maulthiere, find in Paraguay ſehr gemein 124 
Mauricius, Statthalter. zu Surinam 55 
Maͤuſe ihre Gefraͤßigkeit auf der Landenge 
4 116 

Maypuri, was es für ein Thier (9 134 
Mazanilla, ein ſchaͤdlicher Apfel, 110. HA 
Mrasieh, Benedict, bekrieget Die Tapajocoer 
20. 21 


Meer; 


x 


Regiſter 


Meerkrebs, ein ganz beſonderer 152 


Mendes, Martin reiſet mit dem Cabot nach 


den Molucken 60. wird auf einer wuͤſten 
Inſel ausgefeget # ‚60 
Mendoza, Diego von, ded Dom Pedro Bru- 
der, gebt mit demfelben unter Gegel 57. 
wird an. die Gabrielsinfeln verfchlagen 67. 
fein Tod 67 
Mendoza, Diego von, Statthalter zu St. Sal: 
vador, muß den Hollandern die Stadt über- 


laffen 183 
Mendoza, Bonzales, bringt Lebensmittel nach 
Buenos Ayres 69, 70 


Mendoza, Pedro von, feine Reiſe nach dem 
Südmeere 66. nimmt viele vornehme Spa- 
ner mit 67. läßt feinen Lieutenant erftechen 
67. feine Ruͤckreiſe und Elaglicher Tod 70 

Menfchenfreffer, werden wenige gefunden 13. 
37. 106. wo welche anzutreffen 239. 241.252. 
368.:369. 376. 377. ihre Gchmaufereyen 
248. 252, 253. 

Merianinn, befchreibt die Inſecten in Su— 
rinam 297. wird von einer Raupe vergif- 
tet 310 

Meſtiquen, eine Art Ungesiefer in Indien 46 

Meſtizen, woher ihrer fo viele in Buenos Ay- 
ves entſtanden 73 

Meurürisive, eine fonderbare Art Palmen 

295 

Miramuminer , ein fehr wildes Volf 200 

Miranda, Alonzo, ſtirbt auf feiner Reife auf 
dem Amazonenfluffe Fri$ 

Miranda, Graf von, zeichnet einen Vertrag 
mit den Hollandern wegen Brafilien 194 


Miſſionarien, Ankunft einiger in America 85. 


ihre Nachrichten 230. wie fie die Erlaub— 
niß erhalten haben, die Indianer zu bewaff- 
nen 232 
Miſſiſſipi, Veraͤnderung der Muͤndung dieſes 
Fluſſes 715. Paͤſſe deſſelben zıs. Fluͤſſe, 
die im ihn fallen 706. ſchwere Schifffahrt 
auf dem Miſſiſſipi 707. Schlund deffel- 


ben 79 
Mixano, ein Heiner pernanifcher Fiſch 132 
Miobeginen, eine Bölferfchaft 596 
Moiſſons, eine Art Papegeyen 277 
Mollo, ein fehr nugbarer Baum 150. I5I 
Molopaquer, eine Bölferfchaft 241 
Monacan, Anlegung diefer Stadt 55 
Monfanto, Grafvon, befigt die Inſel Tama⸗ 

raca in Brafilien 213 


Montaleran, porfugiefifcher Unterkoͤnig in 
ih vergleicht ſich mie den Hollan: 
dern 18 
Montoja, P. von,feßer es durch, daß die mat 
kehrten Indianer dürfen bemaffttet werden 233 
Montreal, Page diefer Stadt und ihre vor: 
nehmften Gebäude s77. Begenden daher: 


um 678 
Miopficaer, werden von Sperlingen aus ib: 

rem Lande vertrichen 131 
Morgoys, Befchreibung diefer Staude 295 
Moriquiten, eine Voͤlkerſchaft 239 
Morogeges, Belagerung dieſer Stadt 240 - 
Moreshova, nennen die Indianer ihre Ober⸗ 

baupter 241 
Morvaer, eine Völkerfchaft 14 
Mofchera, ein Befehlshaber im Labors Thur- 


me, verlaßt denfelben 65. und feßer fich an 
einem andern Orte 65. geht nach der Inſel 
Et. Katharina 65 
Moſcoſo, Ludwig von, geht mit dem Goto 
nach Florida 396. empfängt Befehle von 
ihm 410. kehret zurück 411. wird General 


an des Soto Gtelle 477 
Wosquiten, eitte Gattung Inſecten 275 
Motayer, eine Nölkerfchaft 241 
Moxoer, eine Bölferfchaft 390 
Wrosenleden, Nachricht von diefem Volke Sog 

Befchreibung ihres Landes 700 
Mucoso, Großmuth diefes Cacique 403. er 

beſuchet den Soto 405 


Mucu⸗mucu, was die Indianer fo nennen 367 
Mulatten, woher ihrer fo viele in Buenos 
Ayres entitanden 73 
Mulica, einfonderbares Thier in Tueuman 130 
Münze, in Virginien ehemals übliche 577 
Muͤruͤcuͤca, eine Pflanze von ſeltener Schoͤn⸗ 


heit 291 
Muͤruͤcuge, eine Art Birnbaum 285 
Muſſacat, wen die Brafilianer fo nennen 261 
Mutonen, eine Art Pfauen 276 

HT. 
Nachtigallen, verfchiedene Arten auf Mara: 

gnan 296 
Nacioer, , eine Bölkerfchaft 238 
Lramoffeten, eine Voͤlkerſchaft 596 
Naporaer, eine Bölterfchaft 238 
Yrereaganferen, eine Völferfchaft 593 
Naſe, drücken die Brafilianer ihren Kinder 

ein 2 


Nat⸗ 


14 
Naſſau, Moritz Graf von, gebt nach Braſi⸗ 


der in dieſem Bande vorkommenden Sachen. 


Natſchen, eine Voͤlkerſchaft 709, Zuſtand 
der franzöfifchen&ofonte bey ihnen 710. groſ⸗ 
ſes Dorf derſelben 710. ihr Tempel und 
fein ewiges Feuer zu. ſchlechter Zuffand 
te3 Chriſtenthums — zur 

Naturgeſchichte der amerisanifchen Landenge 
108. ff. des Landes Guayaquil ızı. ff. von 
Peru azı. von Braſilien 268 

Kraunser, eine Voͤlkerſchaft 


lien 185. fihfäge den Banjola 185. feine 
fernere Unternehmungen 186. er gebt nach 
Holland zurück 188 


Neu⸗ Andalufien, Graͤnzen dieſes Landes 372 
Kuͤſten 380 
Zreu-Belgien , beißt isund Neu-NYork 599. 600 
Neu⸗England, Urfprung dieſer Colonie 379 
erfte Unternehmungen 579. verſchiedenen 
Oertern werben zum Voraus Namen gege— 
ben 5g0.  verfehiedeneGecten ſtiften daſelbſt 
Ylanzitädte 550. Beſchreibung des Landes 
583. und der Regierung daſelbſt 592. Ge⸗ 
feße 593. Beſchaffenheit der Indianer allda 
595. innerliche Unruhen 596 
Teu-Srantreich, Befibreibung deffelben 658. 
Strecke diefed Landes 660. Schwierigkei— 
ten bey deffen Beſchreibung 661. Nachricht 
von den Seen darinnen 663. ſchoͤnſte Or: 
gend 686 
:TeurBeorgien, Nieberlaffung der Englaͤnder 
dafelbit 651, Widerwaͤrtigkeiten ber er 


nie ee ‚649 
Neu⸗Grenada, gegenwaͤrtiger Zuſtand dieſes 
Koͤmgreiches 390. Indianer, die ed bewoh⸗ 
nen 390, Witterung und Himmelsfuft da⸗ 
felöft zot. ſpaniſche Staͤdte darinnen 398 


Heu-zolland wird vom Hudſon entbecket 600 


LTeuserfey, Niederlaſſungen daſelbſt 599. Bil- 
dung diefer Provinz, deren Eintheilung, La⸗ 
ge und Grafſchaften n 606 


sZeuÖrleans, Lage diefer Stadt 714. Bes 
ſchreibung derfelben 21 
Neumtealen, eine Völkerfchaft 596 


HZew-Plymoueh, wer dieſe Stadt zuerſt an⸗ 
geleget 580 
eu: Schweden, Nachricht davon 613 
KTeu-Vork, Niederlaffungen daſelbſt 599. wenn 
es feinen Namen erhalten or. Eintheilung. 
diefer Provinz und ihr wirklicher Zuffand 602 
Ylichols, wird Statthalter in Neu⸗NYork 602 
Krigun, eine Art Inſecten 275 
Yriorbes, eine wohlviechende Bluhme 153 


Allgem, Reiſebeſchr. XVIBand. 


Nobrega, Emanuel, Haupt der portugieſiſchen 
Miſſionarien in ae 159. Bird een 
perior daſelbſt 230 
Voncaer, eine Voͤlkerſchaft "239 
Noronja, Jacob Raymund von, deffen Be- 
— * a, zu entdecken 5 
Leonhar ortugieſi iſſi 
TR I ren ie 


Nuͤhinuͤoer, eine Voͤlkerſchaft * 
G. 

Gbacatiarer, eine Voͤlkerſchaft ehe 

Ocaly , verfiellete Freundſchaft des dafigen Ca⸗ 

cique gegen die Spanier 412 

Ochfenfifeb iſt mit dem Phoca nicht zu vermen⸗ 


gen 13% 
Oglerhorpe , geht nach Neu-Georgien 632. ſei⸗ 
ne Rückkehr 635. er beſuchet die fremden 


Pflanzſtaͤdte 637 
Ohrlappen, dieſelben dehnen viele Indianer 
gewaltig ſtark aus 37 


Glrerum Beſchreibung diefer Pflanze 305 
Glinda, Beſchreibung diefer Stadt 210 
Olingres, Joachim d’, feine Ankunft zu Buenos 
Ayres 88 
Gliveira, Rodriguez von, feine Fahrt auf dent 
Amazonenflufe 6. fuchet den Weg nach 


Quito * 7 
Gimo, Salvator Martin del, ſpaniſcher Alfes 
rez 89. ſeine Entdeckungen an; der magella⸗ 
niſchen Kuͤſte 97 ff 
Gmaguaer oder Aguger eine Voͤlkerſchaft ız. 
35. druͤcken ihren Kindern den Kopf platt 
13. 36, machen ihre Sclaven fett und effen 
fie 13. ihre Zerffreuung 35. Bedeutung ib- 
res Namens 36. wunderliche Gebräuche 
berfelben 37 
GOmbuͤ, füge Wurzeln Died Baumes 265 
Onipu, eine Speiſe der Brafilianer 298 
Opemus, eine Art Bienen, die ſehr weiß Wachs 
machen 124 
Opfer der Indianer in Virginien 574 
Oppebancsnougb, Nachricht von dieſem 
furchtbaren Indianer 525. er richtet eitt 
graufames Blutbad unter den Englandern 
an sag. er wird gefangen und getödfet 532 
Oguendo, geht mit einer Flotte nach Braſi⸗ 
lien 184. Tomme übel zugerichtet zurück 185 


Gquigtaiubaer, eine Voͤlkerſchaft 238 

‚Orabutan, von dieſem Baume koͤmmt das Bra⸗ 
ſilienholz 288 
RER 


ddod Oran, 


Regiſter 


Grangenbaͤume, außerordentlich große 308 
Grapaten, braſilianiſche Bogen, deren Be— 
ſchaffenheit 248 
OGreſonen eine Voͤlkerſchaft 75. 321. 328 
Orinoccoponi, eine Voͤlkerſchaft 328 
Grinoko, Mündung dieſes Fluffes 323. grof- 
ſes Bette deſſelben, und Schwierigkeit ihn 
hinauf zu fahren 324. fein Lauf 326. ver- 
ändert feinen Namen 331 
Orfor, Pedro d, feine Fahrt auf dem Amaʒo⸗ 
nenfluſſe 33 
Orſua, Pedro d, feine Reife auf dem Maran- 
jon 2. und Ermordung mei 
Ortega, Emanuel, wird von den Engländern 
gefangen 34. ins Meer geworfen gs. wird 
wunderbar errettet 86 
Ortis, Juan, ſteht große Marter bey den In— 
dianern aus 403. toͤdtet einen Loͤpen, und 
rettet ſich 403. koͤmmt mit dem Gallego zu: 
ſammen 404 
Oforio, ein waͤlſcher Hauptmann geht mit dem 
he zu Schiffe 66, der ihn erfkechen 
aͤßt 6 


7 
240 
150 

14 


Ovaitaguͤafer, eine Völferfchaft 
Ovigben, ein fehr nugbarer Baum 
Gzuanaer, eine Voͤlkerſchaft 


Be 


Pacaxaer, eine Voͤlkerſchaft 22 
Pecay, ein Baum, der Zuckererbſen trägt 153 
Prcorance, was in Dirginien unter dieſem 

Namen verehret werde 577 
Pacuey, Beſchreibung dieſes Baumes 295 
— Koͤniginn ein ſehr ſchoͤner Schmet⸗ 

terling 


Paguaroer, eine Voͤlkerſchafft i5 


Pahacuver, eine Voͤlkerſchaft 
Pahaiver, eine Voͤlkerſchaft 
Pahier, eine Voͤlkerſchaft 238 
Palacios, Juan de, wird auf feiner Reife auf 
dem Amazonenfluffe erichlagen 5.12 
Palgbi, was ed für ein Kraut fey 148 
Paliſſadenbaum / Beſchreibung deſſelben 299 
Palmenbaͤume, zwanzigerley Arten in Brafi- 
lien 286 
Palmwurm, ben man ißt 307 


Palomoer, eine Voͤlkerſchaft 78 
Palqui, ein gutes Grindfraug 150 
Paltas, eine fonderbare Art Früchte 153 


Panagüieier, eine Voͤlkerſchaft 239 
Panspana, Beſchreibung Diefeg Fiſches 283 


Panchier, eine Voͤlkerſchaft. 390 
Panu, ein braſilianiſcher Vogel 279 
Papegeye, ſehr viele Arten derſelben in Peru 
136. Art der Indianer felbige zu verfchö- 
nern 136. die brafilisnifchen find die be- 
ruͤhmteſten 276 
Paquovere, Beſchreibung dieſer Staude 290 
Para , große Feſtung der Portugieſen 23. La⸗ 
ge dieſer Stadt 4 
Paracob, eine Art giftiger Fiſche 120 
Paradiesbluhme , Befchreibung derfelben 154 
Paraguaykraut, vornehmſter Reichthum der 
Indianer 122. Zweyerley Arten deſſelben 
122. mo es am beſten zubereitet werde 123. 


Eigenſchaften deſſelben 123. 124 
Paraiben, eine Voͤlkerſchaft 164 
Parapoter, eine Voͤlkerſchaft 238 


Parauſti, wen die Floridaner fo nennen 503 
Pareyben, eine Voͤlkerſchaft 205 
Parime, Nachricht von dieſem vermeyntlichen 

See 342 
Pater, ein hollaͤndiſcher Admiral, bleibe in ei- 

nem Treffen mit den Portugiejen 185 
Patofa, deffen Unternehmung gegen den Cofa- 


ciqui 436. 438 
Patos reales, eine Art Enten 149 
Patuxeten, eine Voͤlkerſchaft 595 
Paulu Nnca, Schickſal deſſelben 322 
Pawawci, eine Art Beſchwoͤrungen 574 
Payaguaer, eine Voͤlkerſchaft 70 
Payco, Tugenden dieſes Kraͤutes 150 
Peak, eine Art Münze in Virginien 577 
Pecacauen, eine Gattung Rebhühner 276 
Peccaris, eine Art wilder Schweine 115 
Pechiolorados, eine Art Rothkaͤlchen 149 
Pegaſſuen, eine Are Rebhuͤhner 276 


Peje⸗Gallo, Beſchreibung diefeg Fiſches „'st 
Peje Palo, eine Stocfifchen ziemlich gleiche 
Art Fiſche 97 
Pelbogui, heilſame Wirkung diefeg Krautes 
ö 149, 

Pelican auf der Hudfondbay, Befchreibung 
deſſelben 652. giebt es viele auf der Land: 
enge 118 
Pen, Bilhelm, Haupt der Quaker, bekoͤmmt 
Penſylvanien soo 

Penſacola, Befchreibung diefer Bay und ihres 
Fortes 629. die Spanier befommen es wies 
ber 629. Beſchaffenheit der Luft daſelbſt 
‚ 60 


Pen 


der in dieſem Bande vorkommenden, Sachen, 


Penſylvanien, ſpaͤter Anfang dieſer Colonie 
609. Eintheilung des Landes sro. Bevoͤl⸗ 
kerung deffelben 613. Himmelsluft, mad es 
hervor bringe und feine erſte Regierung 61⸗4. 
Beränderung ihrer Geftalt 615 

Pepite, mas die Spanier fo nennen 142 

Pequea, zwo Arten diefed feſten Baumes 286 

Peres, Luis, unterſuchet den Fluß Rio de la 
Plata 69 

Perico ligero, ein ſehr faules Thier ius. 135.273 

Perlen, werden in einem Tempel in ſehr groſ⸗ 
fer Menge gefunden. 442 auch von der 
Größe der Nuͤſſe 444. wie ſie Die Indianer 


aus den Muſcheln bringen 445 
Perfimonen, eine virginianiſche Frucht 564 
Peru, Narurgefibichte dieſes Landes  ızı. ff- 
Petiguarer, eine Voͤlkerſchaft 236 


Petivarer, eine Voͤlkerſchaft 215. 217. deren 
Gebrauche 239 
Peumo, Rutzen dieſes Baumes 149 
Pevas, die letzte ſpaniſche Miſſion an dem Ma⸗ 
ranjon 37 
Pere buey, ein fehr großer Fiſch ., 12 
Pfauenblubme oder Pfauenfamm, befördert 
die Geburt 306 
Pfeifer , zweyerley auf der Landenge 113 
Pfeile, vergiftete der Indianer 35. Gegen: 
gift dawider 35. fehr lange einiger Brafis 
lianer - ‚249 
Pferde, ihre Befthaffenheit in Paraguay 124 
Pflanze, welche Erfcheinungen verurfachet 36. 
perichiedene fehr fonderbare — 304 
Pflaumen, zwo Arten derſelben in PORN 


> 
Pflaumenbaum, ſurinamiſcher, deſſen Beſchaf⸗ 
fenheit 300 
Philadelphia, Anlegung und Beſchreibung pie: 


er Stadt, * 

Phoca iſt mit dem Ochſenfiſche nicht zu ver⸗ 

mengen re 132 
Pian, eine unheilbare Krankheit der Si ſilia⸗ 
ner 263. 289 

Piedras Suadas eine Art koſtbarer Steine 
i 33 


igaya, Tugend diefer Prlanze 
Beine Voͤlkerſchaft 238 
Pileo⸗Mayo, Beſchreibung dieſes Fluſſes 75. 


291 


warum er auch der Sperlingsfluß heiße 76 


Pinchas , eine Art Heiner Affen 134 
Pindo, Gebrauch diefes Krauted 263 
Pinzon, Bincent Yanız , ob er Brafilien zuerſt 

entdecket babe ir 156 


7 


4 Pono:rbfu, Kräfte der Frucht dieſes Baumes 


eh Befchreibung diefer feltenen Voͤ⸗ 
‚ge ur 149 
— ee Name der Fifche über: 


— rn 7 
Pirscher, eine Voͤlkerſchaft 258 
Pirgembü, ein Fiſch, ſonſt der Schnarcher ge 
280 


‚nannt . 
Pira⸗ltoah, ein Fiſch von ungeheurer Geftalt 


— . 287 
Pirco Anton, portugieſiſcher Miſſionar in 
Braſilien 159 
Piroer, eine Voͤlkerſchaft 35 
— ſonderbare Wirkung dieſes Krau— 

BR — 154 
Picte ‚eine Pflanze, die Faden wie Seide giebt 
y 366 

Platanen, auf der americanifchen Landenge no 
Plymoutber Rath, was man in England fo ge= 
nannt babe 379 
Pocabontas, Befchichte diefer virginianifchen 
Prinzeſſinn 521525 
Pokaſſeten, eine Voͤlkerſchaft 595 
Pocosire, Befihreibung diefer Staude 289 
Polypen, Verſuche wegen ihrer Vermehrung 55 
Pompelmus , Befthreibung dieſer Frucht 303 
Ponce, Ferdinand von, koͤmmt mit dem Soto 
zu Havana zuſammen 399. Soto laͤßt ihm 
feinen Schatz nehmen 399. er bekoͤmmt ihn 
wieder 400. ſein ſchlechtes Betragen dage⸗ 

0 


gen 4 
Pongo de Manſeriche, eine enge Durkhfabre 
auf dem Amazonenfluffe 30. Abmeffuig def 
felven 31. gefährliche Kabrt darauf 30 


299 
— deſſen Schifffahrt nach Neu-Eng- 
an 
Poquell, eine Art Stabwurz in Peru + 
Porcallo von Sigueror, Vaſco, fihlägt fich 
zum Ferdinand von Soto 398. Unfall des 
Porcallo 408. was ihm Gallego berichtet 409 
Porianser, eine Bölferfchaft 14 
Porier, eine Voͤlkerſchaft 203. 241 
Portugiefen ihre Entderkungen auf dem Ama⸗ 
zonenfluffe 7. 12. Aufſtand der portugieſi⸗ 
ſchen Soldaten auf der Flotte im Fluſſe Rio 
Negro 17, | wie fie den Indianern begegnet 
20. ihre Schanze an dem Rio Regro ar. 
wenn fie den Rio de la Plata entdecket 58. 
verſchiedene ungluͤckliche Verſuche 58. 59. 
ſind wegen der Graͤnzen von Braſilien mit 
den Spaniern nicht einig 155. ihre erſte 
Dp ddde Rei⸗ 


Regiſter 


Reiſen und Niederlaſſungen dahin 156. ih⸗ 
te erſte Maaßregeln und Gleichguͤltigkeit we⸗ 
gen Eintheilung dev Laͤnder 158. Schwie— 
rigkeiten, die ihnen die Wilden machen 158. 
fie nehmen ſich Brafiliend beffer an 158, 
nehmen den Franzoſen die Colignyſchanze 
wieder weg 182. mwiderfeßen fich der Hol- 
länder ihren Unternehmungen auf Brafilien 
vergebens 182. 183. 185. wollen dieſelben 
heimlich umbringen 188. gerathen darüber 
in Krieg mit ihnen 189. Verſtellung ihres 
Hofes dabey 189. erbaften Brafilien durch 
Bergleich 193. ihre Belignehmungen 197 
Powell, wird Statthalter in Birginien 326 
Priefter der $loridaner find zugleich auch Aerz⸗ 
te 504 
Prororocg, mas die Indianer ſo nennen 52 
Proteftsnten, franzöfifihe, wollen nach Bra= 
filten reifen 139.° werden zu Honfleur be— 
ſchimpfet 161. ihre Abfahrrvon da und An⸗ 
kunft zu Rio Janeiro 162. 165. wie fie vom 
Billegagnon aufgenommen worden 165. fie 
werden feiner überdrüßig , und von ihm aus 
der Schanze gejagt 170. wollen fich zu Ia 
Briqueterie egen ı71. werden wieder nach 
Frankreich geſchicket 172. ihre Rückkehr 
172. fie find in Gefahr umzukommen 173. 
warum fie nicht nach Brafilien zuruͤck kehren 
wollen 373. unglückliche Fahrt derfelben 175. 
müffen große Hungersnoth ausſtehen 176.177. 
werden dir franzöfifche Kuͤſte anfichtig 179. 
erſte Umſtaͤnde bey ihrer Ankunft 180 
Pfalmen, werden in englifihe Verſe ſchlecht 
uberfeßet 1 594 
Puchiri, eine Art gewuͤrzhafter Baume 45 
Pulpo, ein außerordentfiches Thier 152 
Puma, eine Gattung von Löwen 134 
- Purague, ein Fiſch von fonderbaren Eigen 
fihaften . 132. 133, 280 
Pury, Peter , ein Schweiger, geht nach Neu: 


georgien 637. bauet Purysburg 637 

Pyeivier, eine Voͤlkerſchaft 239 
Ö, * 

Quackſalber, indianiſche, Nachricht von * 

Daneraer eine Voͤlkerſchaft F 


Quebec, Lage dieſer Strdt 669. ihre Einthei- 
hung in die Ober und Unterſtadt 670 671. 
vornehmſte Gebaͤude daſelbſt 97u 672, Fe⸗ 


ſtungswerke 674. Anzahl der Einwohner, 
ihre Gemuͤthsart und Gebräuche 674 
‚Ouedfilbergeube, zu Guanea velica 143 
Ouelle, deren Waſſer zu Steine wird 143. ei⸗ 
ne ſehr feltfame 223 
Quereiva, ein ſchoͤner Vogel 278 
Quianpian, ein ſchoͤner Vogel 279 
Quillay, ein Baum, deſſen Rinde wie Seife 
gaͤſcht 150 
Quinaquina, Befchreibung und Nugen diefes 


Baumes, und feiner Frucht 128 
Quinchamali, Wirkung diefed Krauted 148 
Ouincigäigier, eine Bölkerfchaft 238- 


Quinde, wird auch der Eolibri genannt 136. 
Beſchreibung dieſes Vogels 140 

Quinquina, davon ſammlet de fa Condemine 
einige Senker 27. ihre Saamen gehen auf der 
Inſel Cayenne nicht auf 

Quinquinchon, ein ſeltenes Thier 130 

Quioccoſan, ein indianiſcher Tempel, wird ohn⸗ 
gefahr entdecket 570. 376. Goͤtze in demſel⸗ 


ben 571 
Quiribger, eine Voͤlkerſchaft 14 
Quiriguͤſaer, eine Voͤlkerſchaft 239 
Quirimuͤren, eine Bölkerfchaft 239 


Quiroga, P. Joſeph, Reife deſſelben mach der 
Küfte des magellanifchen Landes ss. feine 
Entdeckungen 91.96 f. f. 

Quixoer, eine Voͤlkerſchaft 6 


X. 


Raboforcado, was es für ein Vogel ſey 292 
Raleigh, Walther, feine Reifen auf dem Drino: 
fo 314. 513. begiebt fich nach der Dreyeinig- 
keitsinſel a5. feine Verſtellung gegen die 
Spanier, und doppelte Abficht feiner Reife 
316. bekoͤmmt den Berreo gefangen 317. ver 
bindet ſich mie den Indianern 317. verläßt, 
die Deepeinigfeitsinfel 317. eröffnet dem 
Berreo feine Abficht zer. er laßt eine Baleaffe 
bauen 322. wie er fich Lebensmittel verſchaf⸗ 
fet 324. weis feine Leute kluͤglich zu lenken 
325. bekoͤmmt einen guten Führer 326. fer 
ne fernere Schiffahrt 327. Nachrichten, die 
er vom Topiauari befömme 328. er koͤmmt 
an den Fluß Caroli 328. feine Beobachtun: 
gen daſelbſt 329. beſuchet den Topiauari wies 
der 332 feine Verabredung mit ihm .334. 
laßt ibn zween Engländer, und beſuchet ein 
goldfarbenes Gebirge 334. 335. fahrt den 
Drinofo weiter hinab 336, fein Urtheil von 
' Guiana 


* 


} 


der in dieſemn Bande vorfonmmenden Sachen. 


Guiana 337. Gedicht ihm zu Ehren 340. Ge⸗ 
ſellſchaft, die er errichtet 512 
Ramires, Bafilius, feine Reiſe nach bey magel⸗ 
89 


laniſchen Kuͤſte 
Ramon, Alvarez, WIE und mo er umgetomm⸗ 
1 


Rangſtreit zweener indianiſchen Caciquen 465 
Ratten , ihre Gefraͤßigkeit auf der Landenge 16 
derer in Surinam 298. 


Raupen, Beſchreibung ZU“ 
ff. kriegeriſche der Pimonienblätter 300. al⸗ 


tiged Neft einer gruͤnen Raupe 302. verichier 
dene ſihr fonderdare Raupen 304. 395. fü 
giftige 306 
Ravardiere, wird nach Braſilien geſchickt 225. 
leget Saint Louis auf der Inſel Varagu⸗ 
22 


an 
Rawcomers, eine Art virginianiſcher 
4 

Rebhuhn, weißes in der Hudſons bay 652. de⸗ 
ten Beſchaffenheit auf Der Landenge 118 
Keductionen in Paraguay, Urfprung derſelben 
74.86, mas man fo nennet 2351 
Keilbon, eine Art Faͤrberroͤthe 148 
Reifende, Unterricht fuͤr dieſelben 180 
Religion ber Indianer AM Amazonenfluſſe tr. 
der alten Floridancr 498 


Reguine, ſicllen den Rindern nach 7 
Kicber, feine Beobachtungen auf der Inſel 
Cayenne 34 
Kicin, Beſchreibung dev Kaupen anf hemfelben 
305 

Riffaut, Neife deſſelben nach Brafilien 225 
Kinder, ungeheure Menge derſelben in Para: 


guy ? 124 
Kio de In Bacha, Beſchreibung dieſer Br 
384 

Rio Negroʒ Beſchreibung dieſes Fluſſes 7 
Ris de Ia Plata, Duelle und Lauf diefes Fluſſes 
37. wenn er von den Spaniern entdecfet wor⸗ 
den sg. Urſprung ſeines Ramens sr. Be⸗ 
fehreibung feiner Küfte, bis nach Braſilien os 
Rio vermejo,fonderbare Kräfte feines Waſſers 
76. alte chriffliche Bölferfchaften an demſel⸗ 
81 


ben 
Rival, heilſame Kraft diefes Baumes 129 
Rio, Thomas, deffen Nachkommenſchaft in 
Paraguay 72 
Roble, eine Art Eichen 
Roche, de la, klaͤgliches © 


Rochen, Belchaffenheit der braſilianiſchen 279 
Rocu eine Art rother Farbe 224 


149 
chickſal deſſelben 109. 
170 


Rodas, Michael von, wird auf einer wuͤſten In⸗ 
ſel ausgeſetzet a ei * 
Rodrigues, Vincent, portugieſiſcher Mißionar 
in Braſilien 159 
Roenokes, eine Art Münze in Birginien 577 
Rojas, Franz von, wird auf einer wüften In⸗ 
fel ausgefeget co 
— Joh. heirathet die Prinzeßinn Pocahon⸗ 
21 

Roſe der Caraiben, Beſchreibung derſelben 304 


Rothwildpret auf der Landenge 13 
hr Rumntis, eine Are Münze in Virginien 577 
S. 
Sabauce, Beſchreibung dieſer Frucht 
— 2 28 
Sabutis, eine Art a en? 4 


Sachem / der große, verbinder fich mit den Eng- 
landern 551. Geſandtſchaft der Engländer an 
82 


ihn 
Sagoinen oder Sahuinen, eine Urt gleiner 
Affen x 134. 271 
Salazar, Alonſo be, Präfidenf zu Duito 7 
Salian, ein Vogel, der ſehr ſchnell läuft, 296 
Salonio, Johann, wird von den. Engländer 
gefangen — 
Salvegarde , eine Art von Schlangen 313 
Salzgrube, eine außerordentliche 373 
Senat, ein Feiter fpeyender Berg 33 
F 3 de Guadalcazar, Erbauung biefer 


San 
Stadt - 76 
Sanfon, mangelhafte Karte deffelben von dem 
Ansazonenfluffe 25 
Santa Se, Anlegung dieſer Stadt 8 
Sant ago, Diego von, portugieſiſcher Mißio⸗ 
nar in Braſilien 159 
Santo Palo, eine Art von Gayae 129 
Santos, Beſchreibung dieſer Stadt 228. Un⸗ 
wiſſenheit ihrer Einwohner 228 


Sarigoy, eine Art Wieſel 270 
Sarmiento, Juan, wird ermordet —— 
Savannah, Anlegung dieſer Stadt 633. ihr 
Fortgang 639 
Sayinger, eine Voͤlkerſchaft 327 
Schiff, ein genueſiſches leidet Schiffbruch 72° 
Schifferhölle, was bie Seefahrer fo nennen 60 
Schilakeöten , auf dem Amazonenfluffe 133. mie 
fie in Cayenne gefangen werden 967 
Schlangen, viele Arsen derfelben in Tucumas 
und Paraguay 125. und Brafilien 275. ob 
fie am Ynazonenfhuffe Fein @ift haben 135. eis 
ne ſehr große Art in Braſilien 273 
DdhpHd3 Schmau⸗ 


Regiſter 


Schmanfereyen ber Braſilianer von Menſchen⸗ 


eifche . 248 
Schmetterlinge, Beſchreibung der fonderbare: 
ften in Surinam 298 
Schnarcher, oder Schnauber, eine Ark Fiſche 


280 
Schneebrillen, der Einwohner auf der Hud⸗ 
ſonsbay 655 
Schonemburg hollaͤndiſcher Praͤſident des bra⸗ 
ſilianiſchen Rathes, deſſen Bericht andie@e- 
neralſtaaten ior. wird gefangen gefegt 192 
Schouppe, ein bollindifcher General in Bra⸗ 
filien ı9r. wird gefangen gefeßet 192 
Schweden hatten ehemals Neujerſey im Delle 
60 


Schweine ‚wilde auf der Landenge Br 
Schwerdtfiſch, Fiſcherey deſſelben in Cayenne 


367 
Sclavenbandel, fliegendes Enger am Rio Negro 
zu Treibung deffelben 
Sco + affu, eine Art Hirfche 
Scorfonere, Nugen diefer Wurzel 387 
See der Caracaraer, Nachricht von deinfelben 


269 


235 
Sea⸗Dog ober Seehund, eine Gattung Fiſche n⸗ vinz Apalache 420. fein, Abmarſch von da 43. 


Seeblaſe, ein ſehr ſonderbares Geſchoͤpfe 145. 
ihre Farbe und Gefahr fie anzugreifen 147 
Seele, Begriffe der Floridaner davon, mo fie 
nach dieſem Leben binfonme 507.508. 
Seelenwanderung, Meynung der Indianer in 
Neufrankreich davon > 699 
Seeloͤwen, was dieſes fuͤr Thiere ſind 92 
Segamoren, wer in Neuengland ſo genannt 
merde 582 
Seidengras, was daraus gemachet werde 112 
Senfitioa ‚oder die empfindliche Pflange 114 
Shark, eine Art Fiſche, fonft Vielfraß genannt 


119 
Silveftve bringt dem Mofcofo Befehl vom Soto 


410 
Siripa, Cacigue der Timbuefen, feine Leiden: 
fihaft und Grauſamkeit gegen den Hurtado 
und, beffen Gemablinn 64 
Slapertjes, oder Schläfer, Eigenſchaften der 
Blatter biefer Pflanze 304 
Siyptongen, was es für eine Pflanze ſey 295 


‘Smith, Johann, Reife deffelben nach Virginien 


516519. feine Bittſchrift für die Prinzeßiun 
Pocahontas 522 
Sodomsapfel/ Beſchreibung deſſelben 303 


42 


Solano, Franciſeus, Beſchaͤfftigungen deſſelben 
in Chaco 74. ſeine Weißagung 82 
Soldatenſchnecke, ob fie ſchaͤdlich zu eſſen ſey 


118 

Solimann de la Tierro, ein Kraut wider den 

Gift 130 

Solis, Johann Diah von, entdecket den Rio 

de la Plata zuerſt 58 
Sonne, wird von den Floridanern angebethet 


499 

Soto, Ferdinand von, erhält Erlaubniß, Flo: 
vida zu erobern 595. es geben viele mie ihm 
zu Schiffe 396, er ſcheitert beynahe 397. Por: 
callo ſchlaͤgt fich zu ibm 398. er begiebt fich 
nach Havana 398. ſaͤßt dem Unterfönige in 
Merico fein Vorhaben „melden 398. koͤmm 
mit Ferdinand Ponce zu Havana zuſammen. 
399. laßt ihm ſeinen Schatz wegnehmen 399. 
giebt ihm aber denfelben wieder 400. feine 
Ankunft in Floriada gor. wird vom Muco— 
zo und feiner Mutter beſucht 406. ruͤſtet fich, 
weiter ind Land zugehen 406. feine Handel mit 
dem. Bitachuco 414. ff. der nicht zu gewin⸗ 
nen iſt 4:7. Begebenheiten deſſelben in der Pro⸗ 


‚durchzieht mehrere Provinzen 433. ff. har⸗ 
tes Gefecht deffelben in Mauvila 450. 451, 
Meuterey einiger Soldaten gegen ihn 453. feis 
ne Handel mit dem Capaha 465. er machet 
Friede mit demfelben 464. feine Begebenbei- 
ten in Anilco und Guachoia 474 * ſchi⸗ 
cket ſich zur Reife nach Mexico 477. ſein Tod 
477. und fein Leichenbegaͤngniß 478 


Souſs, Thomas von, wird Generalſtatthalter 


in Braſilien 158 
Spanier, Abficht derfelben bey den Neifen auf - 
dem Amazonenfluffe 23.24. ihre Schläftig- 
keit, Cabots Entdeckungen weiter zu treiben 
5. ihre Schwächein Paraguay 82. ihr Ab⸗ 
ſcheu vor der Arbeit 85. 84. Anfchlag des ſpa⸗ 
niſchen Hofes wegen der magellanifchen Kuͤſte 
89. welcher fehl ſchlaͤgt 100. find mit den 
Portngieſen wegen der Graͤnzen von Braf⸗ 
lien nicht einig 155. leiden viel von den Ma: 
melucken 32r. verſtaͤrken fich in Guiana ger 
gen die Engländer 345. ihre Unternehmung 
uf Florida 395. ff. ihre Goldbegierde 427. 
Begebenheiten derfelßen in verfhiedenen Bro: 
vinzen von Florida 433. 445. fonderlich in 
Mauvila 451. 452. viele flerben aus Man 
gel des Salzes 459. halten in Casquin 7 
y nei 





der in dieſem Bande vorkommenden Sachen. 


nen Umgang Regen zu erbitten 461. laffen 
Salz fuchen 466. fie machen welches 487. ibe 
ve Entfipließung nach des Soto Tode. 478. ih⸗ 
ve Ankunft zu Auche 479. fie werden irre gefüh: 
get und richten ihren Wegweifer bin 480. ib: 
re Begebenheiten in der Kubbirten Provinz 
480. 481. fie ehren nach Chuͤcagua zurůck 
4sı. bemaͤchtigen ſich Aminoia 482. Verbin: 
dung einiger Caciquen gegen ſie 483. fe bau 
en Brigantinen 486. machen Anſtalten zu ih⸗ 
rer Einfchiffung 488. ſchiffen ſich wirklich 
ein 489. fechten mit den Indianern auf dent 
Waffer 490. Berwegenheit eines unter ihnen 
491. ihre Ankunft in der See und ihr Ge 
fecht mit den Indianern an der Küffe 492- 
ihre fernere Schiffahrt 493: 
co 495. ihre Ankunft zu Panuco und ihre Un⸗ 
einigfeit 496. ihre Aufnahme in Mexico 496. 
fie geben aus einander 497 
Sperlinge entwölkern ein ganzes Land 131 
Sperlingskeaus, ein ſehr heilſames Kraut 125 
Spinnen, ungeheure in Gurinam 301 
Sprache, welche die gemeinfte in Brafilien iſt 
236. Beyſpiele von derſelben 263. 264. Nils 
gleichen von ber in Guiana 369. 370. und der 
Andianer in Neu York 805, auf der Hud⸗ 
fonsbay 659 
Spritzen von elaftifchem Harze 36 


St. Julian Bay und Hafen 96. Anſons SITE 


bis nach Mexi⸗ 


* 


* 


‚thin wegen derſelben 100. Schifferbeobach⸗ 


tungen davon 100 
&t: Martha, Befchreibung dieſer Statthalter⸗ 
ſchaft und Stadt gleiches Namens 385 


St. Paul, Urſprung dieſer Republik, ihre Ges 


229. 356 


fege und Gebräuche 
welcher den Schlangen: 
12 


St. Paul, ein Stein, 
big beifet 

Stachelfebwein, Befchaffenheit deffelben 
der Hubfondbay 

Stinkerbay, Uriprung ihres Namend 689 

Strobel, Matthias, feine Reife nach der ma⸗ 
gellanifchen Kuͤſte 89. feine Entdeckungen ss ff. 

Suͤglacuͤruͤ; ein fonderbarer Wurm 136 

Sulpin, ein mit Stacheln verfebener Fifch 120 


Summer, Georg, beffen Reife nach Birginien 
516. erleider Schiffbruch sig 
Surinam, Inſecten und Planzen daſelbſt 297 


en ‚eine Voͤllerſchaft ohne Wa- 
en 8 


auf: 
652 


T, 
Taback, ſiehe Toback. 
— Inſel, wird ohne Einwohner gefuns 
ven N 351 
Tabariren, eine Voͤlkerſchaft * 
Tabelie der Fluͤſſe und Voͤlkerſchaften, deren 


Entdeckung ſich Keymis zuſchreibt 352. 353 
Tabruba, Wirkungen dieſer Frucht 306 
Tacape, eine Art braſilianiſcher Waffen 248 
Taffia, eine Art Brandtewein von Zucker 360 
Tagarier, eine Voͤlkerſchaft ı9 
Tahuas, eine Art Papegeye in Peru 136 
Tahuglanten, was es für ein Volk fey 701 
Tajaobe, eine Art Kohl 298 
Tajafir, eine Art Eber 269 
Teichivioer, eine Voͤlkerſchaft 238 
Tamandua, ein fonderbares Thier 270 
Tamarinden, braune, auf der Landenge nz 
Tamovata, ein wohlſchmeckender Fiſch 283 
Tamutiata, ein wohlſchmeckender Fiſch 283 


Tangara, dad Sonderbare dieſes Vogels 278 
Tanarinen, eine Art kleiner Affen 134 
Tapajocoer, eine Bölkerfchaft 30. wie Maziel 

mit ihnen umgegangen 21 


Tapechwer, eine Voͤlkerſchaft 238 
Tapiger, eine Voͤlkerſchaft 73 
Tapighirier, eine Voͤlkerſchaft 238 
Tapiruſſu, Beſchreibung dieſes Thieres 269 
Tapiti, ein braſilianiſches Thier 270 
Tapura, was es für ein Thier ſey 134 _ 
Tapürengnier, eine Voͤlkerſchaft 239° 


Tapuyaer, eine Voͤlkerſchaft 22. 221. verurſa⸗ 


chen den Portugiefen viel Boͤſes 205. 209. 

verfchiebene Linien derfelben 237. 238. ihre Les 

bensart 238 
Taraguͤargaer, eine Voͤlkerſchaft 238 
Tareroqui, Tugenden diefer Pflanze 291 
Tarpon, Belchaffenheit dieſes Fiſches u1 


Taſcaluza, Aufführung dieſes Cacique gegen 
die Spanier 447. 448 
Tataren, zwo Arten dieſes ſonderbaren Thieres 
127 


Tatu, ein ſonderbares Thier in Paraguay 130 
Eigenſchaften deſſelben 70 
Tave, Beſchaffenheit dieſer Wohnplaͤtze 223 


Tayom eine nutzbare Pflanze und Wurzel 362 
Tempel,in welchen erſtaun lich vielePerlen gefun⸗ 
den werden 442. 443.502. der Sonne zu Apa⸗ 
fache soo. Befthreibung, des Begräßnißtems 
pels zu Talomeco 300, 501 
Texeira, 


Regiſter 


Texeira, Pedro, deſſen Bemuͤhungen den Ama⸗ 
- zonenfluß hinauf zu fahren 5; feine Abreife 
3.7. kommt nach Quito. 7. feget eine Saͤu⸗ 
le, und nimmt von dem Lande im Namen ſei⸗ 
ned Königes Beſitz hr 39 
Thupa, ob es ein giftig Kraut ſey 150 
Thys, ein Holländer, bleibt in einem Treffen 
mit den Nortugiefen 185 
Tiger, fehr grimmige in Chaco 129. was ihnen 
aumider fey 129. wie fie mie den Krokodilen 
kaͤmpfen 133 
Timbo, eine ſonderbar nuͤtzliche Pllanze 292 
Timbueſen, eine Voͤlkerſchaft 62 
Timitiver, eine Völkerfchaft 323 
Toback, Befchaffenheit deffelben auf ber Land⸗ 
enge 114. Art der Indianer, ihn zu rauchen 
114. 115. Nugen feiner Blätter wider ben 
Gift 130. ift die Haupthandlung der Virgi⸗ 
nier 536 f Abgabe davon 554 
Tocantiner, eine Voͤlkerſchaft 22 
Todte, ſonderbares Merkmaal der Ehrerbiethung 
fuͤr dieſelben 324 
Toia, eine Gottheit ber alten Floridaner 499 
Toledo, Andreas von, feine Reife auf dem A⸗ 
mazonenfluffe 
. Toledo, Friedrich von, fiche Valdueſg. 
Toluer Balſam, wo derfelbe wachſe 
Tominejos, eine Art Colibri . 279 
Tomomymier, eine fehr milde Völferfchaft, 
deren Staͤdte r 240 
Ton, eine Art befchmerlicher Juſecten 275 
Tonatzulier, Vögel, die das Lob der Sonne 


113 


fingen ſollen ' 300 
Tonn, eine ſehr große Art Eidechſen 273 
Topanser, eine Voͤlkerſchaft 14 
Topiauari, ein Cacique, giebt Raleighen gute 

Nachrichten 328. 332. feing Verabredung mit 

ibm 333 


Topinambuer, eine Völferfchaft 17. 264. ver⸗ 
läßt ihr Vaterland 17.225. ihre außerordent: 
liche Gemuͤthsart 18. was fie den Portugie⸗ 
fen für Nachrichten gegeben 13. beißen fonft 
auch Tupinaben 237 

Torpedo, Eigenfchaft dieſes Fiſches 133 

Trauer, der Floridaner um ihre Todfen 507 

Teiffago, ob es die heutige Viperina fey 130 

Teochi, Joh. Baptifte, deſſen Nachfommen 


fchaft in Paraguay 72 
Trompeter, ein pernanifiher Vogel 137 
Tucan, ein ſehr fonderbarer Vogel 137. Ber 

ſchreibung deffelben- 138. 278 


Tücandıcoer, eine Voͤlkerſchaft 


238 
Tucuara, eine Art Schilfes 293 
Turin, eine Heine Urt Papegeyen 577 
Tuie, eine Are Papegeyen 277 


Tuls, Befthaffenheit der Einwohner Diefer Pro⸗ 
vinz 467. ihr.bloßer Name machet die Kin: 
ber zu fürchten 469 

Tummimiver, eine Bolferfchaft 257 

Toͤpara, eine dem Gifte widerſtehende Wurzel 

327 

Tupinambaulte, ſonſt Topinambuer, eine * 

165 


kerſchaft 
Tuͤpinaquen, eine Voͤlkerſchaft 237. 241 
Tupinikinfer, eine Völferfchaft 200 
Tüpioter, eine Voͤlkerſchaft 238 
Tuͤpiquen, eine Voͤlkerſchaft 237 
Tyrogui, Tugenden diefer Pflanze 291 

U. 

Uagra, was es für ein Thier ſey 134 
Uaſyanaſſer, eine Völkerfchaft 240, ſonderba⸗ 

re Geſtalt derfelben 241 
Uarauarier, eine Voͤlkerſchaft 323 
Uariva, eine Urt großer Affen 278 
Ubitre, ein fonderbarer Fifch 288 
Uchmari, ob diefe Thiere Bären find 134 
Vetacser, eine Voͤlkerſchaft 164. 243 


Ab, gefrönter, und großer weißer aufder Hud⸗ 
fonsbay 652 (7) 
Ui⸗antan, eine Gattung brafilianifchen Mehles 
246 (2) 

Niapaſſa, eine heilfame Wurzel 342 
Uienta, eine Gpeife der Srafifianee 291 
Uike⸗Bokſe, Beſchreibung dieſes Baumes 308 
Ui⸗pu, heißt im Braſilianiſchen eine gewiſſe Art 
Mehl 246 (2) 
Umaer, eine Voͤlkerſchaft 713 
Unau, braſilianiſcher Name des Faulthieres 
135 


Unkeuſchheit, Villegagnons Geſetz wider die⸗ 
ſelbe 168 


Unnoperguen,, eine Art Senetblaͤtter 


150 
Ura, eine fehr gefunde Art Seefrebfe 282 
Uru, Befchreibung diefed Vogels 296 


Urizar, Eſtevan di, feine Reife nach Chaco 77 
Uuacuri, eine fonderbare Art Palmen 295 
Uyil, eine Arc ſonderbarer Schmetterlinge 298° 
Hypes, ein ungeheurer Raubvogel 296 

V. 


der im dieſem Bande vorkommenden Sachen. 


V. 


Valdueſa, Friedrich von Toledo, Oſorio Mar⸗ 


ht mit einer Flotte nach Braſi⸗ 


quis von, ge * 


i . richtet aber wenig aus 
———— derſelben 303 
Vares, eine Art wilder Schweine 13 
Darila, Diego , feine Reiſe nach der magella⸗ 

nifchen Küffe r PR 
Paur, von, Reiſe deffelben nach Braſi = 


3 
Vera, Domingo von, nimmt Beliß —— 
ana F 358. 339 
Verfteinerung, fonderbare einer Quelle 143 
Vefpurius, YAmericus, falfche Rarhrichten deſſel⸗ 
ben von Braſilien 157 
Viatanen, — * 
Vielfraß, eine Art Fiſche 
vignolen, eine Art großer Seemuſcheln 245 
Pille Andrada, Jean d', wird vom un 
umgebracht 
Yillslobos, Vincent * los Reyes, will = 
Ymozonenfluß befahren —— 
rer tie Picolos Durand von, will eine 
Pflanzſtadt in Brafilien anlegen 159. erbaus 
et die Colignyſchanze 165. wie er bie Prote⸗ 
flanten aufgenommen 165. 166. er ſtellet ſich 
fromm 166. 167. fuͤhret öffentliche Bethſtun⸗ 
den ein ısz. ändert ‚feine Aufführung 168 
feine Streitigkeiten 169. wird der Graufam⸗ 
keit befehuldiget 169. ſchicket Die Proteſtanten 
wieder zurück 172: „ feine Verraͤtherey at ih⸗ 
nen 172. feine Ruͤckkehr nach Sranfreich ui) 
192 


fein ob 
eine, 06.68 des Diofonibeß Trifnge fe 
130 


Piperins, 
vira⸗verda, eine Art Heliochrpfum 150 
Pirginien, Nrfprung diefed Namen? 512. er: 
fie Niederlaffung-der Engländer daſelbſt 513 
warım in Virginien eigentlich Feine Stadt iſt 
530. Unruben daſelbſt durch Karls des eriten 
Zod 533. bürgerlicher Krieg z34. Handlung 
diefer Eolonie 536. » Größe dieſes Landes und 
Befchaffenheit feiner Kuͤſte 538- Eintheilung 
des Landes 539. allgemeine Beobachtung da: 
von 545. andere Eintheilung von Virginien 
549, wirklicher Zuftand dieſes Landes 549 
Regierungsform 550, Gerechtfamen des Statt: 
halter 550. fein Gebalt sst. Rath und deſ⸗ 
fen Vorrechte ssı. allgemeine Verſammlung 
st. andere öffentliche Aemter 552. gewiſſe 
und öffentliche Einkünfte 553. Gerichte 555 


Allgem. Reiſebeſchr. XVI Band. 


236 


Religion und Kirchenfachen 355. 556. Golde: 
tenwefen 557. Gefinbeorönung 358. Bevoͤl⸗ 
kerung 559.  gemäßigte Euft 560. Beſchwer⸗ 
lichEeiten des Landes 561. Krankheiten 561. 
Beſchaffenheit des Erdreiched 562. beſondere 
Sandpflanzen 564. Dpfer 574. ihre es 
und Jahreszeiten 576. Münze 577. Zuſtand 
und Namen der indianifchen Flecken 578 
Vitachuco, Handel dieſes Cacique mit den Spa⸗ 
niern 414. er will fie heimlich ermorden ais . 
wird aber ſelbſt ergriffen 416. iſt nicht zu 
gewinnen 417. neue Verraͤtherey deffelben 
und Tod 418 
Vogelpfeffer auf ber Landenge 113 
Voͤlkerſchaft, eine indianifche, die eiferned Ges 
wehr hatte ı6. ſehr viele wilde am Amazo⸗ 
nenfluffe 9. 10. alte chriftliche in Paraguay 
81. andere, die fich nicht koͤnnen kennen ler⸗ 
nen 82. Nachricht von denen in Brafilien 
235. ff. Nachricht von denen am Fluffe Ca: 
roli 329. von vielen in Guiana 356. ſon⸗ 
derlich auf der Kuͤſte deffelben 368. f. vieler‘ 
in Neu⸗ Andalufien 379 


Volverene, ein ſonderbares Thier aufder Hu 
ſonsbay 653 
Vyolos, eine ſonderbare Art Vögel 149 


| w. 


Wachs, grünes, aus Beeren gemacht 567. 7ı8 
— Nachricht yon einem Volke, dag Feine 


at 78 
Waffen der Indianer am Amazonenfluffe zo. der 
Floridaner 506 
Wahrſager der Indianer am Amazonenfluffe ſte⸗ 
ben in großem Anfehen 11. 12. ber Brafiligs 
ner 242. 255 
Waldratten, die ihre Jungen tragen 312 
Wanotra, ein Thier, das Bezoarfkeine trägt 


- 129 
Wardenburg, Dietrich von, nimmt Olinda in 
Brafilien weg 184 
Waſſer, dad man allegeit auf einem gewiſſen 
Baume findet 258 


Maflerfall, großer bey Niagara 633 
Wafferbofen,, ihre Befthaffenbeit 93 
Waſſermutter ‚eine ungeheure Schlange 135 


Wafferfalsmander , Befihreibung defelben 145 
waſſerſcorpion, Befihreibung beifelben 309 
Waſſerſtuͤrze, Nachricht von verfihiebenen 679 


Eeeee Wei⸗ 


Regiſter der in dieſem Bande vorkommenden Sachen. 


Weiber der Einwohner in Chaco 80. Beſchaffen⸗ 
beit derſelben go. Beſchaͤfftigungen der bra- 
filionifchen 260 

Mein, Beſchaffenheit deſſelben in Chili 147. in 
Pers 125. im Virginien ‚565 

Weinſtoͤcke, Beobachtungen wegen berfelben in 
Virginien 555. und in Neu⸗Frankreich 61 

Weintrauben, Beſchaffenheit der ſurinamiſchen 


30 
Werkzeuge der Indianer am Amaʒonenfluſſe 10 
auf der Hudſonsbay 655 


Weſpenneſt, Befchreibung eines ſurinamiſchen 


308 

Whebehaſu, ein Baum mit Kohl ähnlichen 
Blättern 290 
Mbite, Johann, deffen Reife nach Virginien 


514 

Miedervergeltungsrecht, beobachten die Bra- 
filianer forgfältig 260 
Wikirier, eine Voͤlkerſchaft 327 
Willekens, Jacob, bemruhiget die portugie⸗ 
ſiſchen Kuͤſten 1g3. feine Unternehmungen md 
Eroberungen in Brafilien 183 
Williamburg, Befchreibung Diefer Stadt st 
Minde, fehr ungeffüme in Chaco 25 
Mifoccan,ein dumm machender Trank 575 
Mörfel, ein cryſtallener wird in Birginien ver- 
ehret 577 
Würmer, ſchaͤdliche in den Fluͤſſen von Virgi⸗ 
nien 530 
Wurzeln in Birginien, Die zum Färben dienen 
567. bie beilfame Krafte beſitzen 568 
yet, Statthalter in Virginien, deffen fchlech- 
te Berweltungszy. verdrießliche Folgen da⸗ 
von 528 


x, 


Xibaroer, eine Bölterfehaft = so 


4 Dafuer, eine Voͤlkerſchaft 


» 
Racu⸗Mama, eine ungeheure Schlange 135 
Nameoer, eine wilde Voͤlkerſchaft 34. 134. ih⸗ 
ve Sprache 34. und Jagdgewehr 35 
Rapu, eine Art Papegeye 277 
Naramacaruͤ, eine ungeheure Pflanze 296 


Nardly, Statthalter in Briginien, deffen Nach: 
laͤßigkeit 525 

709 

— Palos, eine Art des Paraguaykrau⸗ 
te 


ö 122 
Verva de Urina, Kräfte dieſes Krautes 76 


Vetin, find mit den Mosquiten einerley 275 
Rncae in Guiana, Anmerkungen über dieſelben 

337 
Rorimaurer, eine Voͤlkerſchaft 5 
Rpupiapes, Befchreibung diefed Meerwunder⸗ 

251 
Panitoer, eitte Bölkerfchaft * 12 
Vri, eine Art Palmbaͤume 286 
Numa⸗Guarier, eine Voͤlkerſchaft 15 
Purimoer, eine Voͤlkerſchaft 14 

12 


Naruſnier, eine Voͤlkerſchaft 
wir: 


Sapotaer, eine Voͤlkerſchaft ze N 
Zarate, Juan Ortiz von, ſtellet Buenos Ayres 


wieder her 83 
Zauberey der Indianer in Virginien 573. 574 
Zaʒiguemeju, ein Thier, deffen. Haut fehr bes 

liebt i 284 
Zeunger, eine Voͤlkerſchaft 13 
Zeyba, ein fehr merfwürdiger Baum 392 
iger, eine Voͤlkerſchaft 14 
Simmer, unächter, auf der Landenge 12 
Sorillo, ein ſtinkendes Thier in Chaco 130 
Zzuckermuͤhlen häufige in Brafilien 210 


Zuckerrohr, deſſen Gebrauch auf der amerisa> 

nifchen Landenge 210 
Suringer, eine geſchickte Voͤlkerſchafr 16 
Zurſack, was dieſes für eine Frucht fey 298 


Ende des fechzehnten Theiled. 
5 y B \ = —— 


Leipzig, 


gedruckt bey Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, 1758. 


- 








in Br A