Skip to main content

Full text of "Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und Lande, oder Sammlung aller Reisebeschreibungen : welche bis itzo in verschiedenen Sprachen von allen Völkern herausgegeben worden und einen vollständigen Begriff von der neuern Erdbeschreibung und Geschichte machen worinnen der wirkliche Zustand aller Nationen vorgestellet und das merkwürdigste, nützlichste und wahrhaftigste in Europa, Asia, Africa und America ... enthalten ist; mit nöthigen Landkarten ... und mancherley Abbildungen ... versehen"

See other formats
















Allgemeine Hiflorie 


der Kefen zu Warer und Lande; FE | 


oder 
f . 


Sammy — N, 


oller 


Veiſcheuchungen, 


welche bis ilzo 
in verfchiedenen Sprachen von allen Bölfern Herausgegeben worden, 
und einen volftändigen Begriff von der neuern Erdbefthreibung 
und Gefchichte machen; 


Worinnen der wirkliche Zuſtand aller Nationen vorgeſtellet, und das 
Merkwuͤrdigſte, Nuͤtzlichſte und Wahrhaftigfte 


in Europa, Aſia, Africa und America, 


in Anſehung ihrer verſchiedenen Reiche und Laͤnder; deren Lage, Groͤße, Graͤnzen, 
Eintheilungen, Däipelsgegenben , Erdreichs, Früchte, Thiere, Fluͤſſe, Seen, Gebirge, 

5, großen und Fleinen Staͤdte, Hafen, Gebäude, u.f. m. 

wie auch der Sitten und Gebräuche der Einwohner, ihrer Neligion, Negierungsart, 


Kuͤnſte und Wiſſenſchaften, Handlung und Manufacturen, 
enthalten iſt; 








Mit noͤthigen Landkarten 


nach den neueſten und richtigſten aſtronomiſchen Wahrnehmungen und mancherley Abbildungen 
Ausſichten, Thiere „Gewaͤchſe, Kleidungen, 


der Staͤdte, Kuͤſten, 
und anderer dergleichen Merkwuͤrdigkeiten, verſehen; 


Durch eine Geſellſchaft gelehrter Maͤnner im Engliſchen zuſammen getragen, 
und aus demſelben ins Deutſche uͤberſetzt. 


Dritter Band. 


Mit Konigl. Poln. und Churfuͤrſtl. Saͤchſ allergnaͤdigſter —— 


Leipzig, bey Arkſtee und Merkus. 1748, 


— 


* 








2 
0 Borbericht 
des deutſchen Herausgebers. 


ndem wir jetzo den dritten — unſerer Ueberſetzung 
; der Sammlung aller Reiſebeſchreibungen austiefern: fo 
> Fönnten wir folchen ohne weirern Vorbericht in Die Welt 
+5, gehen laffen. Es duͤnkt ung, daß wir bereits bey den vor; 
hergehenden beyden Bänden alles gefagt haben, was ung 
davon zu fagen nöthig gefehienen hat, Unſere Lefer fehen, daß wir eg 
an feinem Fleiße ermangeln laſſen, die Fortſetzung davon zu gehöriger 
Zeit ordentlich Darzuftellen, und wir fehmeicheln und, daß fie folche, wo 
nicht beſſer, als den Anfang, doch ihm gleich finden werden. Wenigs 
ſtens haben wir ung eifrigſt beſtrebet, ſolches zu leiften, und ung auch 
wegen der befonders guten Aufnahme unſerer Arbeit um fo vielmehr 
dazu verbunden gehalten. _ Wir haben geglaubt, DaB mir unfere Er⸗ 
kenntlichkeit dafuͤr nicht beffer an den Tag legen koͤnnten; und Die Sort: 
fegung der Gewogenheit unferer Lefer wird ung ein ſteter Antrieb und 
eine Aufmunterung feyn, in unſerm Eifer gleichfalls fortzufahren. 


Die wenigen Anmerfungen oder Erinnerungen, die man uns mes 
gen unferer Ueberſetzung bisher gemacht bat, oder Die ung noch zur Zeit 
befannt geworden, find von Feiner ſolchen Belchaffenheit, daß fie uns 
einer Frafbaren Unachtfamfeit, oder einer groben Unwiſſenheit in der 

2 


englifchen 





"Vorbericht 


englifihen und deutſchen Sprache, und vielleicht auch in den Sachen 
ſelbſt, Schuld gegeben. Sie betreffen einige kleine Verſehen; und wer 
kann fich unter den Menſchen ruͤhmen, daß er bey aller Aufmerkſam⸗ 
keit gaͤnzlich davon frey ſey? Wir wollten wuͤnſchen, dag man ung 
nur kuͤnftig Feine gröbern Fehler vorzumerfen im Stande feyn möchte, 
als Diejenigen find, Die man ung bisher ezeigt hat: alsdann wuͤrden 
wir glauben, dag unſere Arbeit fo gerathen wäre, als wir wünfchten, 
daß fie gerathen ſeyn möchte. Denn wie gering ift der Vorwurf nicht, 
Daß wir auf der 313 Seite des zweyten Bandes die englifchen Worte: 
the Coaft dependent on the Settlement of Goree extends &e. etz 
was gar zu wörtlich, und Daher vielleicht auch ein wenig unverſtaͤndlich 
alfo gegeben haben: die Küfte, welche von der Lliederlafjung zu 
Goree abhängt, erſtrecket ſich zc. da wir doch deutlicher hatten 
fagen koͤnnen: Die Rüjte, welche zu dem zu Boree angelegten 
Sandels: oder Wohnplage, oder Zu dem in Goree genommenen 
Sitze gehöret, oder gerechner wird. Anftatt daß wir alfo tiber die 
ung mitgetheilten Anmerkungen ungehalten feyn oder glauben follten, 
daß fie aug einiger Tadelfucht hergeruhret wären: fo ſehen wir fie viel; 
mehr ald Proben einer befondern Liebe und Gefälligfeit gegen ung an, 
wofuͤr wir ung ihren Lirhebern verpflichtet zu feyn erachten. | 


Insbeſondere find wie dem gelehrten Herrn Verfaſſer der Beur⸗ 
theilung unſers erſten Bandes in den göttingifchen gelehrten Zeitungen 
dieſes Jahres, auf der 167 Seite, hoͤchſtens verbunden. Sie ift fo vor⸗ 
theilhaft für ung, als mir fie nur wuͤnſchen koͤnnen, wofern mir nicht 
aus einer uͤbermaͤßigen Eigenliche unfer Werk für ganz volleommen 
mollen angefehen wiſſen. Dazu aber find wir niemals geneigt gemefen, 


indem ung die Erkenntniß der menfhlichen Schwachheiten gelchet, 
nichts von unfern Sachen fir vollkommen zu halten, fondern ſtets zu 


beforgen, daß, aller Achtſamkeit ungeachtet, noch viele Fehler mit unter; 
gelaufen feyn koͤnnen. Die freundfihaftliche Anzeige der wenigen Stel: 
len, welche, nach dem Ausdrucke des Herrn Verfaſſers, eine Kleine 
Derbefferung brauchen, nmöthiget ung den Wunſch ab, daß wir 
durchgängig fo Billige Richter finden moͤchten. Sie machet ung aber 
auch fo dreuft, daß wir hoffen, es werde ung die Guͤtigkeit dieſes gelchr; 
ten Richterg erlauben, wegen der getadelten Stellen allbier ein Wort 
zu fügen. Wir wollen folche Dadurch eben nicht rechtfertigen, fondern 
nur verfuchen, ob wir ung nicht Deswegen einigermaßen EEE DIN 

oͤnnen. 


— — — 


des deutfchen Herausgebers. 


fönnen. Daß wir bey Grana del Paradifo auf der 29 Seite nicht 
geſetzt haben: oder Paradieskoͤrner fondern Paradiesſcharlach 
daran find die englifchen Verfaſſer Schuld, weil fie felöft, or Scarler: 
- of Paradife gefchrieben. Wegen des Melaſſus auf der 67 Seite wol 
fen wir nichts anders anführen, als dag das Durch einen dreyfachen 
Druckfehler im Engliſchen alſo verunſtaltete Wort Moloſſes den Ueber⸗ 
feßer veranlaftet haben mag, es für eine eigene von Moloſſes ganz un⸗ 
terfehiedene Sache zu halten; indem aus dem Zufammenhange nicht 
zu erkennen iſt, was es eigentlich feyn ſollen; man aber an andern 
Orten das recht gedruckte Moloffes wirklich durch Syrup uͤberſetzet hat. 
Warum man die Herter in Guinea auf der 284 Seife dureh Staͤdte 
und nicht Durch Flecken uͤberſetzet hat, da doch) Das Wort Town, wel⸗ 
ches von denfelden gebraucht worden, eben ſowohl einen umgemauerten 
offenen Ort, al eine wahre Stadt bedeutet: Das iſt Daher gekommen, 
weil man geglaudt, es muͤſſe ein Linterfchied unter Town, Village 
und -Hamler gemacht werden. Man hat daher Town durchgangig 
durch Stadt, Village durch Flecken, und Hamlet durch Dorf uͤber⸗ 
feget, ob man gleich wohl erkannt, Daß Village ebenfalls oftmals nur 
ein geoßes Dorf bedeutet. Doch geht es im Deutfihen nicht vielmalg 
eben fo, Daß man einen anfehnlichen Flecken ein Städtchen, oder einen 
£leinen ein Dorf, und ein großes wohlgebautes Dorf einen Flecken ber 
nennet? Wir wollen es geftehen, dag wir die Antilopen auf der 403 
Seite mit den Gazellen nicht fir einerley Thiere gehalten , und Daß 
ung dag Wort Gazelle eben fo auslaͤndiſch, als Antilope, vorgefoms 
men; daher wir denn Fieber dasjenige beybehalten, was wir in unſerm 
Texte gefunden haben. Eben dieſes koͤnnen wir auch von den Planta; 
nen auf der 452 Seite fagen, fir welche wir um fo vielmeniger einen 
andern Namen fuchten, weil wir ung erinnerten, daß wir in dem erſten 
Theile von Dampiers Reife um die Welt auf der 572 Seite, nach 
der deutfchen Ueberſetzung, eine Beſchreibung von dieſer Frucht unter 
dem Namen Plantain gefefen hatten; dergleichen wir auch in des Herrn 
van Boch gegenwärtigem Staat der orientaliſchen Infeln auf 
der 23 und 47 Seite unter eben dieſem Namen antveffen, woſelbſt Diefe 
Srucht aber noch außerdern Sagen genennt wird. Diefes verfuͤhrte 
ung, daß wir die gedachte Benennung ohne Scheu beybehielten, ohne 
einmal daran zu gedenken, daß dieſe Frucht mit dem Difang einerley 
wäre, oder unter diefem orte dem Leſer Eenntlicher wurde. Wir 
ſind verfichert, daß dem gelehrten Herrn Verfaſſer die ———— Ver⸗ 

— 3 aͤnderun⸗ 


Porbericht des deutfchen Herausgebers, 


änderungen befannt find, welche bey den Benennungen der Pflanzen, 
Kräuter und Fruͤchte vorgehen; und wir zweifeln daher, daß er es ung 
zur Laſt legen werde, wenn wie lieber denjenigen fremden Namen bey; 
behalten, den wir in unferer Urſchrift finden, als daß wir dafiir einen 
eben fo auslandifchen Namen fegten, Der und etwa befannter vors 
fäme. So viel hätten wie wegen der angezeigten Stellen anzubrins 
gen gehabt, ohne dag wir folche dadurch halsſtarrig vertheidigen wollen, 
Wir find hoͤchſt zufrieden, wenn wir nur Deswegen einige Entſchuldi⸗ 
gung hoffen duͤrfen. Man ſieht wenigſtens, DaB wir dabey nich: ganz 
ſtrafbar find, | 


Uebrigeng werden nunmehr Diejenigen Liebhaber dieſes Werks 
vermuthlich befviediger werden, welche mehr von der Naturgeſchichte 
darinnen zu finden gewuͤnſchet, als bisher vorgekommen. Dieſer 
dritte Band ift größten Theil! damit angefülle. Sind die beyden- 
erſten mehr ergögend gewefen, fo wird dieſer deſto Ichrreicher fenn, mo 
nicht felbft dasjenige mehr ergoͤtzet, was wiffensbegierigen Leſern meh⸗ 
rern Unterricht giebt. Man hat dafuͤr geſorgt, daß ſie die zu der 
Naturgeſchichte gehoͤrigen Kupfer ſogleich mitbekommen moͤchten, welche 
bey den frauzoͤſiſchen Ausgaben erſt lange nachher geliefert worden. Ju 
dem folgenden vierten Bande wird Die hier angefangene Befkbreibung, 
von Guinea, und defien Erdbefihreibung, Natur: und politifche Ge 
ſchichte auch noch einen großen Theil einnehmen, und zugleich eben eine 
ſolche Beſchreibung der Kuͤſte von Rio da Volta bi an dag Vorgebirge 
Lopez Gonfaloo, und der Königreiche Loango, Congo, Angola, Ben: 
gala und der benachbarten Lande vorfommen Dadurch wird denn 
endlich ihr Verlangen wohl einmal geftilet und der Vorwurf gehoben 
ſeyn c8 kaͤme in dieſem Werke gar zu wenig vor, welches zur Kenntniß 
der Natur, und Befchaffenheit der Lander und der Sitten der Völker 
dienen koͤnnte.  Gefchrieben zu Leipzig,im Auguſt 1748. 


— 


— 


Verzeichniß 


Se Ze EEE EEE EEE EEE ug SE SE EEG GG GENE ee Eye Eu en 


Berzeidniß 
der in dieſem dritten Bande enthaltenen Reifen 
und Beſchreibungen. | 


Dos VI Bud). 


Reifen laͤngſt der weſtlichen Küfte von Africa, von dem weißen 
Borgebirge bis nach Sierra Leona; welche insbefondere eine Nachricht von 
der englifchen Niederlafjung, und ihrer Handlung an dem Fluſſe Gambra oder 


Gambia, nebſt ver Ervbefchreibung der natürlichen Hiftorie j 


| der benachbarten Laͤnder enthalten, a — 
SYS I Cap, Eine kurze Nachricht von dem Urſprunge und Fortgange 
der Eöniglichen englifchen africanifchen Eompagnie q. d. IS. 


Das II Cap. Eine allgemeine Beſchreibung von dem Fluſſe Gambra oder 
Gambia; nebſt einer Nachricht von den europaͤiſchen und beſonders den eng- 
liſchen Plägen andemfeldn — ide [ Br ” 


en ——  ı, 7 

Der II Abſchnitt. Von den Koͤnigreichen oder Ländern laͤngſt ver 
Samba 15 

Der II Abſchnitt. Eine Nachricht von den englifchen Plägen an der 
20 


Gambra, befonders Jamesfort 

Das TI Say. Eine Keife zur Entdeckung des Fluffes Gambra, und des 
Goldhandels in Tombuto in dem Jahre 1620 und 1621 von dem Schiffs: 
Baupfmanne Richard Jobfon 27 
Dos IV Cap. Ein Schreiben von Entdeckung der Goldadern auf einer 
Reiſe auf der Gambra durch einen ungenannten Berfaffer 52 
Das V Cap. Eine Reife auf der Gambra im Jahre 1724, Entdeckung zu 
machen und den Handel auf diefem Fluffe zu verbeffeen von dem Haupt: 
manne Bartholomäus Stibbs, zu Folge der Anweifung der Föniglich africas 
niſchen Gefellfchaft 59 
Das VI Eap. Reifen indie inländifchen Theile von Africa, welche eine 
Beſchreibung der verfchiedenen Landſchaften und deren Einwohner auf feche- 
Hundert Meilen an der Gambra enthalten. Durch Franz Moore, Factor 
der Eöniglich africanifchen Compagnie | 84 
Der 






Berzeichniß der in dieſem dritten Bande 
Der I Abſchnitt. Moores Neife von England nach der Gambra im 


Jahre 1730 87 S. 
Der II Abſchnitt. Reiſen des Verfaſſers auf der Gambra in Geſchaͤff⸗ 
ten der Compagnie 94 
Der TI Abfchnirt. Fortfegung ber Reiſe des Verfaſſers auf der 
Gambra 104 
Der Br Abſchnitt. Fortfegung der Reiſe des Verfaſſers an dem 
113 

Der V Abſchnitt. Beſchluß von des Verfaſſes Reiſen an der Gam⸗ 
bra 121 


Das VII Cap. Die merkwürdige Gefangenſchaft und Befreyung Job ben 
Solomons, eines muhammedaniſchen Prieſters von Bunda, nahe bey der 
Sambra, im Jahre 1732, welcher einige Anmerkungen von dem Koͤnigreiche 
Futa beygefuͤget ſind 127 

Das VII Cap. Bon der Handlung, welche die Europaer auf dem „Stufe 
— treiben 

Der 1 Abfchnitt. Bon der engliſchen —X auf der Gambra 140 
Der! I Abſchnitt. Won der frangfifchen und portugieſiſchen Hand: 
auf der Gambra; nebſt einer Beſchreibung von den ſchwarzen 
Portugieſen 147 

Das IX Cap. Zwo Reifen nach dem geinen Zergige und der benach⸗ 

Sharten Küfte von Africa 

Der I Abſchnitt. Eine Reiſe nach dem grünen Vorgebirge im Jahre 
1606 von Peter van den Broek; aus dem Franzoͤſi ſchen 150 

Der II Abſchnitt. „Eine Reiſe nach den Eanarieninfeln, dem grünen 
Vorgebirge, der Sanaga und Gambra im 






ahre 1682, Durch den 
Herrn le Maire | 153 

Das x Cap. Belchreibung von den Satan, iefnens von denen, Die ge⸗ 
gen die Gambra zu wohnen 162 
Daß XI Cap. Bon den Fuliern, Bi Tängft der — wohnen 176 
Das XII Cap. Belhreibung der Mandingoer J 180 
Das XI Cap. Bon den Eigenfchaften und Gewohnheiten, welche die Ein- 
wohnen diefer Gegend von Africa unter fich gemein haben, beſonders Die Ja: 
Iofer, Fulier und Mandingoer a 5 187 
Der I Abſchnitt. Von ihren Belrathen und Begrinien 103 


Der 


enthaltenen Reifen und Beſchreibungen. 
Der III Abſchnitt. Wonder Muſik, dem Tanzen, Fifhen und Sagen 
der Schwarzen 102 


Der IV Abſchnitt. Von der Handthierung, den Manufacturen und 
Gebäuden der Schwarzen 208 


Dee V Abſchnitt. Don dem Ackerbane der Schwarzen, von ihren Waf⸗ 
fen und ihrer Kriegesmacht 216 

Der VI Abſchnitt. Bon der Religion der Schwarzen 233 
Der VI Abſchnitt. Von dem Aberglauben der Schwarzen, und ihren 
Marbuten oder Prieftern 240 

Das XIV Cap, Eine Befchreibung des Landes und der Einwohner von 
 Wulmberre oder Sierra de los Leonos ‚, gemeiniglih Sierra Leona ge 
nannt 248 
Die I Abſchnitt. Beobachtungen uͤber Sierra Leona, im Jahre 1607 
durch Wilhelm Finch, Kaufmann 249 

De Abſchnitt. Beſchreibung von Sierra Leona, durch Villault de 
Bellefond, aus dem Franzöfifchen 4 255° 

Der III Abſchnitt. Eine Befihreisung von Sierra Leona, durch den 
Heren Johann Barbot, Generalagenten ver franzöfifch africaniſchen 

- Eompagnie 


259 
Der VI Abſchnitt. Fortſetzung von Barbots Beſchreibung von Sier- 
ta £eona | 265 
—— Abſchnitt. Sierra Leona durch den Herrn Alkins befchrie« 
n 268 
Der VI Abſchnitt. Beſchreibung von Sierra Leona aus den Labat, 
zur Ergänzung der vorhergehenden 277 
Das XV Cap. Bon den Bäumen, Feldfruͤchten, Korne, Wurzeln, Plan: 
gen undandern Gewaͤchſen dieſes Theils von Africa 281 
Der I Abſchnitt. Von der Witterung, dem Boden uud den Baͤumen 2g2 
Der II Abſchuitt. Bäume, und Früchte 289 
Der TE Abſchnitt. Wurzeln und Pflanzen 300 
Das XVI Cap. Bon den wilden und zahmen Thieren 306 
Dad XVII Cap. Wilde und zahme Thiere 313: 
as XVIII Cap. Eideren, Inſecten und Friechende Thiere 924 
Das XX Cap. Bon ven africanifhen Voͤgeln j 330 
Das AR Cap. Fiſche in diefen Gegenden 337 
* 


— Das 


Berzeichniß der in diefem Dritten Bande 


Das XXI Cap. Thiere, welche zugleich im Waſſer und auf dem Lande 
leben- 


Der I Abſchnitt. Vom Kroko dile = 349 
Der 1 a. Don dem Ftußpferde 353 
‚Das. VO Buch 


"Reifen nad) Guinea und Benin, welche die Küfte von Sierra 
Leona Bid zu dem Borgebirge Lope Gonſalvo in fich faſſen. 


Das I Cap. Auszug aus einer Reiſe nach den Kuͤſten von Africa und Gul 
nes, im Jahre 1666, von dem Ritter Villault, Herrn von Bellefond 357 
Das Cap. ——— Beſchreibung einer Reiſe laͤngſt der Kuͤſte von 
Guinea nach Whidaw, dem Eylande St. Thomas, und von da nad) Bar- 
badoes im Jahre 1693 ; von dem Hauptmanne Thomas Phillipd 379 
Das iu Cap. Kurze — von einer Seefahrt nach Iſſini auf der 
Goldkuͤſte, im Jahre 1701! nebſt einer Beſchreibung des Landes und feiner 


Einwohner ; durch Gottfried Loyer, einen Jacobitermoͤnch 430 
: Der V Abſchnitt. Die Beteres und Kompasfchwarzen 455 
Der) VI Abſchnitt. Bon den Iſſineſen J—— "458 
Der VI Abſchnitt. Stärke, Krankheiten, Begraͤbniſſe, und Religion 

der Iſſ ineſen 463 


Der VIII Abſchnitt. Regierung und Geſetze der Iſſineſen 470 
Has IV Cap. Eine Reiſe nad) Guinea, Brafliien, und Weſtindien in den 
Kriegesſchiffen, der Samalr und Weymouth, im Jahre 1721 duich Johann 
Atkins 474 
Das V Cap. Eine Fahrt nach Guinea und den anliegenden Eylanden im 
Jahre 1725 durch den Ritter des Marchais 494 
Das VI Cap. Eine Reife nach Guinea im Jahre 1726, durch Wilhelm 
Smith 504 
Das vu Cap. Nrene Nachricht von einigen Theifen von Guinea und dem 
Sflavenhandel im Jahre 1730, durch Hauptmann Wilhelm Snelgrave 538 
Der I Abſchnitt. Reiſe nach Whidaw nebft einer Nachricht von der 
Zerftörung diefes Königreichs im Jahre 1727. 542 

Der II Abſchnitt. Reiſe nach des Königs von Dahomen Enger 548 


Her 


enthaltenen Reifen und Befchreibungen. 

Der IM Abſchnitt. > Vorfälle im Lager des Königs vor Dahome 555 
Der IV Abſchnitt. Zweyte Reiſe nah Whidaw im Jahre 1729 563 
Der V Abſchuitt. „Einige, Nachricht von_den Negerſklaven und ihrer 
aufrührifcher Neigung. - 5.90, | 571 

Der VI Abſchnitt. Nachricht, wie der Berfoffer im Jahre 1718, von 
den Seeraͤubern gefangen worden 517 

. Dee VI Abſchnitt. Fortſetzung der Seeraͤuberbegebenheiten 585 
— & 


Das VII Bud). Re 
Beſchreibung von Guinea, nebit der Erdbefihreibung, der 
| Natur: und politifchen Gefchichte, 
-Dag I Cap. Die Malaghetta-, Körner: oder Pfefferkuͤſte 595 


Das II Cap. Nachricht von den Gegenden im Eande zwifchen Sierra Leona, 
und dem Fluſſe Sertos oder Seſtro 610 


Der II Abſchuitt. Staatsveränderung und Eroberung der Karower 


= 


und Folgias | 
Der. Ul Abſchnitt. Bon den Einwohner diefer Gegenden, befonders 
den Quojaern 620: 
Der IV Abſchnitt. Regierungsform der Quojaer 624 
Der V Abſchnitt. Religion der Quojaer 628 
Der VI Abſchnitt. Beſchreibung von Rio Sertos oder Seftro und 
dem Dazu gehörigen Lande ' . 632 
Der VIE Abſchnitt. Ergänzung aus dem Barbot 639 
Der VI Abſchnitt. Bon der Malagherta: oder Pfefferfüfte in ge- 
nauerm Berftande 641 
Das II Cap. Beſchreibung der Elfenbeinkuͤſte 648 


Der 11 Abſchnitt. Die Gewaͤchſe und Einwohner der Eifenbeinküfte 659 


* * 


2 Verzeichniß 


* 


— ee RE ER RER HH FF EEK EEK FE ER RR FE EEK RR 


Verzeichniß 
der Karten und Kupfer 


a IE 


nebſt einer Anweiſung fuͤr dem Buchbinder, wo er folche hinbringen foR, 


ie von dem Fluſſe Gambra oder Sambia von deffen Mündung bis nad Eropina 7 S. 
2. Karce von dem Laufe des Fluſſes Gambra oder Sambia von Eropina bis nad) Barrakonda 20 
-3 Beſchneidung der Schwarzen 238 
4 Karte von der Rüfte und den benachbarten Ländern der Fluͤſſe Sierra Leona und — 248 

5 Ausſicht des Eylandes und Forts Bene 261 
6 Karte von der Mündung des Fluſſes Sierra Leona nm 462 
8 Africanifcher Löwe und Kameel von, grünem Vorgebirge 307 

9 Elephant, wilde Ziege ꝛc. 313 
»10 Das Camäleon, Stachelſchwein ꝛe. 325 
11 Der Meermond oder Silberfiſch, die Meerkroͤte ꝛc. 341 

- 12 Vögel von der weſtlichen Küfte von Africa 330 
-13 Mefter von einem Vogel Kurbalot ıc. 933 
"24 Fifhe von Sierra Leona 338 
15 Fiſche von der Küfte von Africa 341 
15 Der Krampffiſch oder Torpedo 343 
#7 Stüc von der Küfte von Guinea von dem Fluſſe Steren Leona bis an das Vorgebirge Palmas 357 
18 Das Fort Naſſau zu Maure 377 
19 Das Fort Badenftein zu Boutri; und das Fort St. Sebaſtian zu Schama 400 
20 Das engliſche Caſtel zu Anamabo 404 
ar Hollaͤndiſches Fort von Cormantin; und das Fort Manfro 404 
22 Friedrichsburg, daͤniſches Fort 407 
23 Ausſicht des Caſtels St. Georg von Mina 398 
-24 Karte von der Mündung des Fluffes Scherbro 514 
25 Ausſicht von der Kuͤſte bey Rio San Andero 525 
26 Ausfiht von der Kuͤſte von Mina bis nach Maure 327 
27 Suͤdliche Ausſicht des Forts Tantumqueri 527 
28 Suͤdweſtliche Ausſicht des Forts von Winnebra 527 
29 DVerfolg der Küfte von Guinea 504 
30 Ausfiht von dem Worgebirge Niefurado 609 
3r Mündung des Fluffes Seftos 479 
32 Stück von der Küfte von Guinea von dem Vorgebirge Monte bis an das Vorgebirge der 
Untiefen 595 

83 Fiſche von der Kuͤſte von Africa 659 
34 Fiſche von ber weſtlichen Kuͤſte von Africa 660 
35 Fiſche von der Küfte von Sierra Leona ‚272 


O Zur. > 





2... DB VI Bub. 


Reiſen laͤngſt der. weſtlichen Kuͤſte von Africa, 
von dem weißen Borgebirge bis nach Sierra Leona; 

f elch 

ins beſondere eine Nachricht von * englifihen Niederlaffung und ihrer 


Handlung an dem Fluffe Gambra oder Gambia, nebft der Erdbefchreibung 
und natürlichen Hiftorie der benachbarten Laͤnder enthalten. 


Das I Kapitel. 
Eine kurze Nachricht von dem Urſprunge und Fortgange 
der koͤniglichen engliſchen africaniſchen Compagnie, 


Inhalt. 


Erſte engliſche Handlung nach den africaniſchen Ri: das Parlament deswegen verwilliget. Forts 
ſten. Deren Abnahme. Gegenwaͤrtige Com: find zur Unterſtuͤtzung des Handels noͤthig; wird 
pagnie wird aufgerichtet. Sie ſtellet die Hand: durch Geſchichte bewieſen. Die Auslieger nuͤ⸗ 
lung wieder her, und verbeſſert fie. Die Hands Kennichts. Forts müffen erhalten werden; dar 
lung wird freygegeben. Dieß wird fir das befte auf ſtimmet das Parlament. Franzöfiiche und 
Mittel gehalten. Was man der Compagnie für hollaͤndiſche Forts werden durch das Land uns 
die aufgewandten Unkoſten erftattenfollen. Was terftüßer, E 









Ale englifche Handlung nad) diefen Kuͤſten wurde zuerſt von Privatfauf- Erſte engli⸗ 
> leuten gefuͤhret. Die Königinn Elifaberh fertigte im Jahre 1585 und ſche Hands 
1588, auf Anfuchen der Kaufleute, zwey Patente aus; eins wegen des lung. 
; Handels nach Marokko oder der Barbaren; Das andere wegen deg 
1 Öuineahandels zwifchen*der Sanaga und Gambra. Im Fahre 1592 
; wurde der Dritte Freyheitsbrief ausgefertiget, welcher die Küfte von 
— — dem Fluſſe Nonnia 4) bis gegen Süden von Sierra Leons b) in 
fich begriff. Allein diefe Compagnie wurde entweder bankerut, "oder der Handel verfiel; 
denn König Jacob der I ertbeilte, im fechzehnten Jahre feiner Kegierung, unter dem großen 
Segel einen neuen Freyheitsbrief an den Herrn Robert Rich und’andere Bürger zu Lon⸗ 
don, . 
5 gunes oder Lougnes. der 242 Seite, wie auch Loks Reifen im Jahre 1554, 
In diefer Sammlung erfteh Band, auf und Windhams im jahre 1552, auf der 251 Seite, 
gem. Reifebefchr, II Band. 4 












2.0.0 Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Arien 


don, als eine befondere Geſellſchaft, wodurch alle andere von dem Handel ausgeſchloſſen 


wurden. Es brachten ihnen aber die Interloper in ihrem Handel fo viel Nachtheil, daß 


Deren Ab⸗ 
nehmen. 


Gegenwaͤrti⸗ 
Be Tompa- 
gnie wird 
angerichtet. 


fie deffen bald fehr überdrüßig wurden c). Während der Zeit fingen die Holländer an, den Por⸗ 
tugiefen in dieſen Gegenden ein Bein untersufchlgaen,mwelches einigen Kaufleuten in London Ge⸗ 
legenheit gab, dem Könige Carl dem I die uͤbeln Folgen vorzuftellen, die aus Hindanſetzung 
viefes wichtigen Theils der Handlung entflünden, Hierauf ertheilte dieſer Fuͤrſt in dem 
fiebenten Jahre feiner Regierung einen neuen Srenheitsbrief an Nicolas Crifp, Hum⸗ 
phry Slaney und Geſellſchaft, der mit dem vorigen von einerley Art war. 


Im Jahre 1651 ward dieſer Freyheitsbrief erneuert, und Rowland Wilſonen und 
andern von der Republik England beſtaͤtiget. Allein, weil die Zeiten noch verwirrt waren: 
ſo nahmen die Hollaͤnder und Daͤnen Gelegenheit, ihre Staͤrke an dieſer Kuͤſte zu vermeh⸗ 
ven, ſo daß die africaniſche Compagnie, außer dem Verluſte ihrer Beſitzungen, ihr Capital 
einbüßte; und auch die Privarfaufleute verlohren an weggenommenen Gütern und Schiffen 
300,000 Pfund 4). Das Parlament faßte auf diefe Borftellung im Jahre 1664 den 
Entfehluß, den König zu erfuchen, einige kräftige Mittel zur Unterftüßung der africanifchen 
Handlung zu ergreifen, und den Uebermuth der Holländer zu zaͤhmen. Allein des Königs 
Vorſtellungen hatten Feine Wirkung, welches als eine Urfache des erften hollandifchen Krie⸗ 
ges von 1664=5angegeben wurde, Zu ebender Zeit 1662 hatte König Earl IL einer neuen Ge⸗ 
feltfchaft, unter dem Titel einer Gefellfchaft Föniglicher Kaufleute von England, die nad) 
Africa handelt, einen Freyheitsbrief gegeben, dadurch fie der erften Compagnie mit, einver- 
feiber wurden. Zur Gränze ihrer Handlung war ihnen der Strich von der Mündung der 
Straße, bis an Das Vorgebirge der guten Hoffnung, angewiefen e). Diefe Gefellichaft 
war eben in ihrer Kindheit, als der Kvieg ausbrach, und litt daher viel von de Auyters 
Raͤubereyen; der miteiner hollandiſchen Flotte das Caſtell Kormentin, und das Fort Tako⸗ 
ravy wegnahm, und ſich der Schiffe und Güter der Geſellſchaft bemaͤchtigte, auf 200,000 
Pfund am Werthe /). 


Dem ungeachtet behielt die Gefellfchaft doch noch immer einen Fuß in Africa, und ver- 
möge des dritten Artifels des bredaifchen Friedens von 1667 wurden einem jeden Theile die 
Plaͤtze wieder eingeräumet, welche fie vor Dem Kriege inne gehabt hatten. Weil aber ihre 
Sachen in einem fehlechten Stande waren; ſo wurden fie eins, ihren Freyheitsbrief gegen 
eine gewiſſe Summe der Krone wiederzugeben. Der König richtete darauf duch einen 


“offenen Brief unter dem großen Siegel, den often des Herbſtmonats 1672 Die gegenwaͤr⸗ 


sige Eönigliche afrieanifehe Compagnie in England auf, Er verwilligte ide zur Graͤnze 
ihres Handels den Stric) von dem Hafen Sally in der füdlichen Barbarey, bis an das 
Porgebirge der guten Hoffnung. Dbgleich diefe Tompagnie nur mit einem Capitale von 
110,000 Pfunden anfing: fo zeigte fie fich doch fo wirkſam, daß fie die Geftalt der englifchen 
Handlung an diefen Küften gar fehr wieder berftellte, das Cape- Corfe -Eaftell erweiterte, 
welches das einzige Fort war, das bie alte Geſellſchaft gelaffen hatte, und welches fie für 
Zur 34,000 

©) Gedanken und Betrachtungen Über die Ei a) In dem Buche: die Wichtigkeit des africani⸗ 


richtung und Führung des Handels nach Africa von ſchen Handels vom Jahre 1744 heißt 8 a. d. i3 S. 


1600 bis 709, dem Hauſe der Gemeinen durch die achthunderttauſend Pfund. 
toͤnigl. africanifche Compagnie uͤbergeben. Zu Ende e) Siehe. Barbots Beſchreibung von Guinen 
von Barbors Beſchreib. von Guinea a. d. 665 S. a. d. 166 ©. 


von Capo Blanco bis Sierra Leona: VI Buch I Cap. 3 


34,000 Pfund Faufte; und die Forts zu Akra, Dircove, Winneback, Suftende, 
ommenda und Annamaboe; alfe an der Goldfüfte, und dreye davon einen Muſtketen⸗ 
ſchuß weit von den hollaͤndiſchen Forts. Sie kauften auch das Fort Friedrichsburg von 
den Dänen, und bauten ein neues Fort zu Whidah; fo daß fie, der geheimen Widerſe— 
tzung der Holländer zu Trotze, ihren Handel mit jenen gleich ſtark, und viel ftärfer, als alle 
andere Völker, in dieſem Lande frieben g), Ä 
Es erhelfer, daß die Compagnie jäprfich von Wolfen- und andern englifchen Manufacturen, 
‚auf 70,000 Pfund am Werthe, ausführet; daß fie unfere americanifchen Pflanzftädte mit einer 
sroßen Anzahl Sklaven um einen mäßigen Preis verfieht; und das auf eine fo aufmun- 
ternde Are, daß fie den Pflanzern zumellen 100,000 Pfund und darüber creditiret, big fie es 
nach ihrer Bequemlichkeit bezahlen können: daß fie eine große Menge von rothem Holze, 
Efephantenzähnen und andern foftbaren Gütern, und eine folche Menge von Goldſtaube 
einführet, daß fie öfters auf einmal 30: bis 50,000 Guineen ſchlagen laffen, welche man an 
dem darauf geprägten Efephanten fennet 5). Es glücte ihr aber an der nordlichen Küfte 
fb nicht, woſelbſt die hollaͤndiſche weftindifche Compagnie die Forts von Arguin befüß. Die 
Franzoſen hattendas Fort St. Louis an der Mündung der Sanaga; und die Engländer das 
Jamesfort an der Gambra, und ein kleines Fort zu Sierra Leona: indem die Handlung 
an der Küfte allen drenen Nationen von Capo Blanco bis an Capo de Monte frey it: 
Im Sabre 1677 und 78 vertrieben die Franzofen die Holländer aus Arguin und Goree. 
„Weil nun diefe Derter in dem nimmegifchen Frieden der franzöfifchen Sanagacompagnie 
zugefprochen wurden: fo fingen fie an, zu behaupten, daß nur fie allein, mit Ausſchließung 
offer andern, an dieſer Küfte Handeln dürften, "Sie bemächtigten fich der portugiefifchen, 
holländifcyen und brandenburgifchen Schiffe, und zogen folche ein, und unterbrachen die eng- 
liſche Handlung. Der Krieg brad) im Jahre 1690 7) aus, 


Elephanten⸗ 
Guinee. 


Bald nach der Reichsveraͤnderung ſing die Schmugglerhandlung von einzelnen Kauf: Handlung 
leuten an dieſer Kuͤſte an, welche zum Nachtheile der Sachen der Geſellſchaft nicht wenig ee 


beytrug. Weil diefe außer ihrer unrechtmäßigen Handlung den Preis der europaͤiſchen 
Güter herunterfegten, und den von den Guͤtern des Sandes erhöhten: fo brachten fie die 
Compagnie fo herab, daß fie gezwungen war, das Parlament um Beyfkand zu erfuchen, 
Alein, man war damals mehr für eine freye Handlung eingenommen, und das Parlament 
wurde im Jahre 1697 bewogen, einen Verſuch zu machen, und die Handlung dreyzehn 
Jahre lang allen Kaufleuten freyzulaffen, nur daß fie der Compagnie einen Zoll, zehne von 
Hunderten, zu Beftreitung des Aufwands für die Forts und Eaftelle, zur Bertheidiaung 
und Erhaltung des Handels, bezahlen follten. Von diefer Zeit an fing ihr Handel merf- 
lich an abzunehmen ). Im Jahre 1700 überreichten fie dem Parlamente ein Memorial, 
um zu zeigen, was fie für Nachtheil von den einzelnen Handelsleuten an der Gambra erlit- 
ten; und im jahre 1705 traten fie mit der franzöfifchen Compagnie, wegen ihrer Derter 
zwiſchen dem grünen Vorgebirge und Sierra feona, in einen Neufralitätstractat 2), 

a2 Da 

F) Siehe Gedanken sc. wie oben a. d. 665 u. f. S. ) Die Wichtigkeit des africaniſchen Handels ıc, 

5 Siehe die Wichtigkeit u. .d.13uf& adırunf® , 
fen u: Gedanken ıc, a. d. 666 ©. Die mei⸗ k) Gedanken und Betrachtungen u. a. d. 667 S. 

wurden unter der Regierung Königs ) Labat nouv. Relat. de 1 Afrique occident. 

Jacobs des II gepräge, Vol, IV. a. d. 346 ©. 


Dieg wird 
für das beſte 
gehalten. 


Was - man 
ber Compa⸗ 
gnie dage⸗ 
gen dafuͤr 
geben ſollen. 


Was das 
Parlament 
deswegen be⸗ 


ſchloſſen. 


4 Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Da die Acte, welche die Handlung allen frey ließ, im Jahre 1712 zu Ende gieng: ſo 
ward ſolche von dem Parlamente wiederum erneuert; und die Compagnie ſchien zuletzt wil⸗ 
fig zu erkennen, daß ſolches ſowohl Fir fie, als für die Nation überhaupt, am vortheilhaf⸗ 
reiten ſey m). Die wahre Urfache des Verfalls ihrer Sachen wurde ihrer Widerfegung 
gegen dieſen Kandel, und ihrer Bemuͤhung, alle ihre übrigen Mitbürger von diefem Hans 
del auszufchließen, zugeeignetz denn da dieß Die Privatfaufleute erbitterte: fo hielten fees für 
nichts, die Compagnie zu verderben, da fich niemand bemühte, fie mit einander zuverföhnen 7). 
Die Compagnie hat durch Die Sage ihrer Forts und vermöge der fehiffbaren Fluͤſſe in 
ihrer Gewalt, den Handel nach den inländifchen Theilen von Africa zu eröffnen und zu 
erweitern, und eine große Menge von brittifchen Manufackuren abzufegen, Hingegen fün- 
nen die Privatfaufleute die americanifihen Pflanzftädte beffer mie Schwarzen verfehen ; 
weil fie in der That ihre Schiffe, vornehmlich von den auswärtigen Häfen, viel wohlfeiler 
ausrüften koͤnnen, als die Compagnie, Sie erhalten auch beftändig durch ihr Hin= und 
Herfahren einen allgemeinen Handel mit den brictifchen Pflanzftädten, und haben dafelbft 
von ihren Anverwandten, Freunden.und Handelsgenoſſen Correfpondenten hingeſetzet, wel: 
che ſowohl forgfältiger ſeyn werden, ihnen Gerechtigkeit zu thun, als aud) hurtiger und rich 
tiger in Antworten und Zuruͤckſchicken, als die Compagnie von irgend einem ihrer Agenten 
erwarten kann. 

Aus diefer Urfache gereicht es offenbarlich zum Nusen der Gefellfchaft, daß fie mit den 
Privarfaufleuten gemeine Sache machet 0) Es ift wahr, daß die Compagnie durch Er— 
öffnung des africanifchen Handels anfehnlichen Verluſt in idrem Gewinnſte muß gehabt 
haben, ob gleich die Nation viel gewonnen; und daß der Verluft fie wenigſtens auf eine 
Zeitlang außer Stande gefeßet, den Aufwand für ihre Forts und Käufer zu ertragen. 
Allein, wenn auc) das nicht geweſen wäre: ſo fehien es doch unbillig, daß die Privatfauf: 
leute den Schuß und Nugen von diefen Forts haben foltten, ohne daß fie etwas entweder zu 
ihrer Erbauung oder Erhaltung beytruͤgen. Die Compagnie hatte daher billigen Grund, 
zu hoffen, daß ihr deswegen von Dem gemeinen Wefen etwas würde gut gethan werden; 
und fteffte daher den ford Commißionarien der Handlung und Pflanzftädte ihre Sache vor. 
Diefe befahlen Hierauf der Compagnie, fie follte ihnen einen Bericht von der Befchaffen- 
heit, Anzahl, Stärke, Sage, Werthe und Wichtigkeit der befagten Forts und Derter vor— 
legen, welches fie denn auch in einem Memoriale that, da fie Die großen Unfoften und den 
vielen Aufwand vorftellte, die fie zu Erhaltung derfelben machen müffen pP). 

Den zöjten März 1730 faßte das Haus der Gemeinen folgende Schlüffe: erftlich follte 
der Handel nach Africa frey ſeyn; zweytens follfe der Handel oder die Schiffahrt mit Feinen 
Zoͤllen für die Forts oder Derter, welche dev Compagnie zugehoͤrten, befchweret werden; 
drittens wäre es nöthig, die brittifchen Forts und Derter an der Kuͤſte zu erhalten; viertens 
follte das Parlament zu deren Unterhalte etwas bewilligen. Diefen Schlüffen zu Folge bes 


ſtimmte man dazu zehn faufend Pfund, welche Summe ſeitdem der Compagnie jährlich des- 


wegen ausgezahlet worden q). Die Compagnie aber beflaget fich, daß dieſe Summe nicht 

zureiche, und zu wenig zu den Unfoften fen, die fie machen müffe, denn aus ihren Büchern 

erhellet, daß vom zıften des Chriftmonats 1729 bis zum zıften des Chriftmonats 1741 die 

u | Ausga⸗ 

mi) Siehe die Wichtigkeit des afrieaniſchen Hans» 7). Ebendaf. a. d. 45 ©. 
dels a. d. ©. 0) Ebondaſ. a. d. 46 ©, 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VIBuh ICap 5 


Ausgaben zur Unterhaltung ihrer Forts und Pläge in Africa, die Commißionen ıc. an 
ihre Agenten, das ntereffe 


203,433 Pf. 5 Schill, und so Pence Sterling, oder 16952. Pf. 15 Schill. und 5 Pence jähr- 
lic) gewefen; fo, daß fie 101,263 Pf. 14 Schill. und g’Pence mehr ausgegeben, als fie von 
dem öffentlichen Gelbe empfangen hat r); und feit dem Yahre 1697, da die Handlung allen 
frey gegeben worden, Dis 1744 hat es ihr nicht weniger, als 607,500 Pf. baares Geld, außer 
dem Zufchuffe, den fie von dem Sande befommen, gefofter. Wenn man nun die Intereſſen 
nur auf piere von Hundert yon der Zeit an dazu rechner: fo wird es fich auf eine Million 
675,451 Pf. belaufen r), 

Es iſt gewiß, daß feit der Zeit, da von andern Voͤlkerſchaften in denen Ländern, wo fie 
handeln, Forts errichtet worden, es unumgänglich nöthig it, daf die Engländer auch 
welche haben müffen; denn es erhellet aus langer Erfahrung, daß diejenigen, welche an 
irgend einer Küfte Forts befigen, fich bemühet haben, die ganze Handlung an fich zu ziehen 

und andere davon auszufchließen. Der Holländer Verfahren zu Amboyna nicht zu geden- 
fen, fo ift befannt, daß fie gegen die Mitte des vorigen Jahrhunderts verfucher, ven Handel 
der weftlichen Küfte von Africa und Guinea an fih zu reißen, und die Engländer von 
allem Antheile daran auszufihließen. - Sie'bemächtigten ſich über zwanzig von ihren Schif- 
fen, und der Verluft der englifchen Kaufleute brachte ven Krieg im Jahre 1664 +5 hervor, 
wie bereits erwähnet worden. - Es hätte auch die gegenwärtige Compagnie, die 1672 
errichtet worden, ganz und gar feinen Fuß daſelbſt behalten Eönnen, wenn fie nicht ihre alten 

Forts verftärfer und neue errichter Hätte, | 
Die Franzofen verfuchten im Jahre 1681 auf gleiche Art den Handel an der weft: 
lichen Küfte von Africa an fich zu ziehen. Sie litten nicht, daß jemand zu Arguin 
handelte, Sie behaupteten wegen ihrer Forts an der Mündung der Sanaga und 
zu Goree, daß fie ein Recht häften, auf vierhundere Meilen von der Küfte, alle 
von dem Handel auszufchliegen. Zu gleicher Zeit trieben fie einen Handel auf der 
Gambra im Gefichte des beittifchen Forts und zu Anamaboo, an der Goldfüfte im Ge 
fichte des Cap Eorfe oder Coaſt⸗ Caftels, wo fie vordem nicht einmal hinkucken dürfen. 
Eie find in den legten Fahren in großer Anzahl gekommen, und führen jährlich zehnmal 
mehr von den beften Schwarzen weg, als die Engländer. Bey allem dem aber thun die 
Franzoſen und Holländer nicht mehr, als was vor ihnen die Portugiefen thaten, und 
tieberum thun würden, wenn es in ihrer Macht finde, Hieraus erheflet die Nothwen⸗ 
digkeit der Forts, zur Sicherheit der Handlung der Compagnie; und die Nation follte mehr 
darauf bedacht feyn, diefe Handlung zu erhalten, weil Africa allein Schwarze giebt, welche 


die vornehmfte Hilfe und Unterftüsung der brittifchen Pflanzftädte in America find. - Hätz 


ten die Engländer Feine Forts in diefen Gegenden: fo könnten fie verfichert feyn, die Fran— 
zoſen und Holländer würden fie nicht einen einzigen Schwarzen nach ihren Pflanzftädten 
wegführen laſſen. 
Einige haben ſich eingebilder, daß Auslieger oder dahin beftellte Schiffe eben die Wir- 
Ung haben würden, als die Forts, Allein fie koͤnnen ohne die Forts niemals eine Gleich- 
A3 heit 
P) Ebendaf. a. d. 25S. Ebendaſ. ud. 24 ©, 
) Ebendaſ. ad, 23 S. s) Ebendaſ. a. d. 33 S. 


fuͤr das aufgenommene Geld, und andere Unkoſten nicht mit 
gerechnet, als welches auf 70,000 Pfund in vierzehn Jahren geſtiegen, nicht weniger als 


Nothwen⸗ 
digkeit der 
Forts 


wird durch 
Geſchichte 
bewieſen. 


Auslieger 
nuͤtzen 
nichts. 


6 Reifen laͤngſt der weſtlichen Küfe von Africa, 


heit der Macht und des Nutzens erhalten. Sie fönnen niemals den Eingebohrnen bey 
Belegenheit beyfpringen, noch die Kaufleute am Ufer und auf ihren Reifen im Sande be- 
ſchuͤten; fie konnen niemals weder einen Handel gebieten, noch) ihren Unterhandlungen an 
den Höfen der Fürften der Schwarzen einen Nachdruck geben. Man hat es ungefähr vor 
acht Jahren ander Gummikuͤſte verſuchet und es unnüß befunden; denn da die Regierung 


wen Kriegesſchiffe von größerer Stärke, als die Sranzofen, nad diefer Küfte geſchickt, die 


Kauffahrdeyſchiffe daſelbſt zu bedecken: fo haben die Franzofen, vermoͤge eines einzigen 
Forts und ihres Verftändniffes mit den Eingebobenen am Ufer, die morifchen Kaufleute zu 
ſolcher Unterthänigkeit gebracht, Daß fie fih nicht unterftunden, einigen Handel mit den 
englifchen Schiffen zu treiben, - Hierdurch haben unterſchiedliche brittiſche Schiffe damals 
fotche verberbliche Fahrten gethan, Daß fich in dem letztern Jahren niemand mehr gewaget, 


mit oder ohne Begleitung nach Diefen Gegenden zu handeln 7), 


Forts folfen 
erhalten 
werden. 


Dos Parlament Hat audy die Nothwendigkeit der Forts zur Erhaltung diefes Handels 
beftändig eingeſehen; und fo oft es ben Zuftand deffelben in Erwägung gezogen, die ftärf- 
ften Erklärungen deswegen gerban. Im Jahre 1693 und 94 führte ihre Committe ihre 
Meynung an, daß die Forts und Eaftelle zur Treibung und Erhaltung des Handels na 
Africa nothwendig wären. Als diefer Handel 1697 frey gegeben, und die Agte 1712 erneuert 
ward: fo erklärte fich das ganze Parlament, daß Forts und Caſtelle unſtreitig nörbig 


_ woßren, den Handel nach Africa zu erhalten, beffer zu treiben und zu verbeſſern; und daß 


Darauf ftim: 


met das Par: 
lament. 


es nofhwendig wäre, Daß fie auf diefer Hüfte erhalten und vermehrer würden, Noch zuletzt 
im Jahre 1730 befihloffen fie, daß es nothwendig wäre, die brittifchen Forts und Pläse, 
welche der Compagnie zugehörten, zu erhalten und zu beſchuͤtzen. Per 

Hieraus erhellet, daß des Parlaments Meynung ſey, es fey für die Compagnie nicht ge⸗ 
nug, daß fie eine Anzahl Forts haͤtte, welche zureichend wären, den Handel zu erhalten, 
den fie damals im Beſitze Hatten; ſondern daß es auch nöthig waͤre, dieſen Befig zu ai 
gern, oder daß mehr Forts müßten gebauet werden, um ihren Handel weiter auszubreiten. 


- Wie wird aber die Compagnie vermögend feyn, dem gemeinen Wefen diefen Dienft zu leiſten, 


Africaniſche 
Handlung 
unterſtuͤtzen 
die Franzo⸗ 
ſen. 


wenn man ihr nicht weiter beyſteht ? Es ſcheint dieſes um ſo viel noͤthiger zu ſeyn, weil ſowohl die 
Franzoſen als Holländer, welche den großen Nutzen gehörig einfehen, der für das gemeine We 
fen aus dieſem Handel entfpringe, folchen durch den Beyſtand der Nation unterſtuͤtzen. j 

Zur beffern Unterſtuͤtzung Der Franzöfifchen africaniſchen Handlung verwilliget der König 
der indifchen Compagnie zu Paris, daß fie von allen Abgaben von denen Waaren, die nach 
Africa und den hollaͤndiſchen Eylanden und Pflanzftädten nach America geführet werden, frey 
feyn foll; daß fie von allen Gütern und MWaaren, die von Africa hereingebracht werden, und. 


von allem Zucer und anderm Kaufgute, welches von den franzöfifchen Eylanden und Colonien 


in America gebracht , und für die dafelbft verkauften Schwarzen erhaudelt wird, nur den 


halben Zollgeben ſolle. So ift fie ach von allen Arten der Zölfe von ihren Gütern und Waaren 


in Frankreich frey; und werdenihr noch 13 Livres aus feinen eigenen Einfünften für einen jeden 


Von den Hol: 
laͤndern. 


Schwargen der nach den franzöfifchen Eylanden und Colonien in America gebracht wird ; und 
20 fivres für jede acht Unzen Goldftaub, die nach Frankreich gebracht werden, gut gethan, 
Auf gleiche Art ftehen auch die Generalſtaaten der vereinigten Provinzen, um die 
meftindifche Compagnie defto befler in Stand zu fegen, ihre Forts und Caftelle, nebſt 
allen ihren Rechten und Freyheiten in Africa zu erhalten, außer vielen großen Srenheiten 
2) Ebendaſ. a, d. 22 &, 0) Ebendaſ. a. d. 80.1.8, * 


( > NY — N y J m PR a‘ B A R Ss A ZL Z, I 
K& ) Kırrz VON DEM FLUSSE \g 


= GAMBRA over GAMBIA 9 Zerbakındı 


von desjen Mundung bis nach ale Morakunda 
A Bayer einen 
27 
23: — 2 
ee ar Ci Si. Kower 
ned — ——— — 


— beste We eg nacı denen 2. pe: | ä 5 ) 79 uk haben. des tan 
“, \ ) : wegen kommen: . 


— zd Kohone * 4 ey 2 \ g / y° 
—* era wi Dale E kunda * X S — Q ZU Y RS, nn — — J— „Wohnung des Koenı x Sa —WX > 
Samallv, desjen Barre a) = ; 5 ; \ 2 I oar Factor Yan Kowers e nf — PS E 


und Canal bejjer ind, 
als der ————— Hr —— SI 


und Batient ihre  Morakunda N) un — — Koenigsitadt pr Br 
Morakunda N 3 


choeren Er r 3 ——— * i 
Til. — ad dee andern stzecde £ Jolkato Wohnung, 3 M ik T-: 
Er DD FEB 
der. e»orBarra. 5 des Abgeordneten PAR: - } ! 
Diese — —— N Abeniges von Barra : Yazıına i 
ger EEE EX. 3 Je 1 2 . N ' Mor akunda 5 
RE: ie 5 b & —— 7, er A, { —XRX— er 8 FL. 

rındenFactore ae RINDING 
wırd, weil das — — —— — 


Fee 


TE 


b> 
* 
—2 
3 


703087 
FI 


Si 
Ri 
© 
1 
8 
u 


Er „ ES 
179 
445 

I BE 002020) 


ER, 


Koenigsltadt 
"a BFarınkunda }  : Jeoer. 
A a, \ Morakunda ' Tegery 
Die Stxedte Marakunda, — werden: : 
won.den. Äat vern bewohnet,und die } 7 4 R F 


welche Foleykunda — vonder Fo dyern! 
oder Fuliern | 


Factorey 
u Flsfüde FEREITFEE ER 
der erden nk groefer Üatefad; oiche vr En 


— ———— 
—“* Moore Sagebuche — worden . 


JEREIA 








von Capo Blanco bis Sierra Leong. VI Buch IE Cam _ - 


and Befreyungen von Auflagen, ihr noch folgende außerordentliche Hülfe und Einkünfte 
zu. Bon den verfihiedenen Provinzen von Holland, Zeeland und Gröningen, eine Bey⸗ 
fteuer von 38000 fl. jaͤhrlich; eine Abgabe, dreye von Hundert, von allen Gütern und 
Kaufmannsivaaren, die nach ımd von irgend einem Orte zwifchen dem neugefundenen 
Bande, (Terre neuve) und dem Vorgebirge Florida gebracht werden; eine Abgabe 
zweye von Hundert, von denen Gütern und Koufmannswaaren, die nach oder von irgend 
einem Orte auf dem feſten Sande von America, vom Vorgebirge Florida bis an ben Fuß 
Oronoko, Curaſſao mit eingefchloflen, gebracht werden: welche beyde auf 100,000 fl. 
jährlich gerechnet werden; und eine Abgabe von s Guͤlden für die Saft von allen Schiffen; 
welche nach Cuba, Hifpaniola, Jamaica, Puerto Rico und andern caribbeifchen Eylanvden, 
oder nach einigem Orte von dem Fluffe Oronoko bis an die Straßen Magellan und le 
Maire, und von da nach der annianifchen Meerenge handeln; welches auf 3000 fl, jaͤhr⸗ 
lich gerechnet wird; ein Drittel von dem Einfommen der Colonie von Surinam, welches 
auf 10000 fl. jaͤhrlich gerechnet wird; den völligen Nutzen von der Colonie Iſſacape, 
welcher auf 20600 fl. jährlich gerechnet wird; und allen Nusen, welcher daraus koͤmmt, 
daß fie diejenigen portugieſiſchen Schiffe, die von Aſſabon oder Drafilien auf die Küfte 
nach Schwarzen ommen, wegnehmen, ober ihnen Frehheiten und DVergünftigungen geben 
durfen; welches auf 10009 fl. jährlich geſchaͤßet wird. Diefes machet zufommen 271,600 
fl. oder ungefähr 25000 Pfund jährlich, ein Fahr ins andere gerechnet z). 

Diefes Fann genug fern, dem Leſer einen allgemeinen Begriff von dem Urfprunge und 
Fortgange der Fönigl. africanifehen Compagnie zu geben, welche an der weftlichen Küfte 
von Africa gegenwärtig nur einen einzigen befeftigten Dre hatz nämlich, Tamesfort 
innerhalb der Mündung der Oambra, von welchem verfhiedene Faetoreyen an dieſem 
Fluſſe abhaͤngen. Sie hatte zuletzt noch einen auf der Inſel Benſe in dem Fluſſe Sierra 
Leona: allein die Factorey wurde vor dem Jahre 1728 eingezogen. 
EEE RT TER TE EEE RER UT 


Das II Kapitel, 


Eine allgemeine Beſchreibung von dem Fluſſe Gambra oder 
Gambia: nebft einer Nachricht von den europsifchen, und beſonders 
dern engliſchen Plägen an demſelben. 


Der I Abſchnitt. 


Name des Fluſſes. Die Einfahrt. Canal. Spitze der an dem Fluſſe. Duelle der Gambra ift unge: 
Harn. Des Königs von Barra Gegelt. Der wiß. Oberein Arm vom Niger ſey. Nachrichten 
Strom iſt tief und breit, Lauf des Fluſſes. Au⸗ von den Negern falſchz werden von dem de l' Isle 
weiſung zur Einfahrt. Er windet ſich ſehr. Stadt verworfen. Vergebene Verſuche der Engländer. 
Blok. Weitere Rochricht von dem Gezelte. Laͤn⸗ Ein Einwurf wird aufgeloͤſet. 


ieſer Fluß wurde den Europaͤern zuerſt unter dem Namen Gambra bekannt. Name des 
$ So nennte ihn Cada Mofto a), Marmof foget, bie Schwarzen nennten ihn Fluſſes. 
Bambu 9); doch er ſelbſt giebt ihm den Mamen Gambra und Gambea. 
Jobſon behau mehr Bambra, als Gambia, weil jenes gebräuchlicher war; ob er wohl 
— — 7— nicht 
a) Siehe dieſe Sammlung Il Band a. d. 92 © b) Siehe fein African im IX Buche 18 Cap. 


Die Einfahrt. 


Canal. 


Spitze 
Barra. 


Des Koͤnigs 
von Barra 
Gezelt. 


8 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


nicht finden Fonnfe, daß die Eingebohrnen des Sandes ihm einen andern Namen gaben, als 
Gee oder Ti, welches einen Fluß überhaupt bedeutet c). , Die Portugiefen nennen ihn 
wegen feiner Breite Rio grande; welcher Name igo einem andern Fluſſe mehr gegen 
Süden zugeeignet wird, Kurz Bambis oder Gambea, welder Name von den Euros 
päeen gemeiniglich gebraucht wird, iſt nichts anders, als. das verderbte Wort Gambra, 
welches von den Schiffahrern nach) und nach eingeführee worden. 

Die Gambra fallt an der weftlichen Küfte von Africa zwiſchen dem grünen Borges 
birge, und. dem Vorgebirge Roxo, oder richtiger zu reden, zwifchen Dem Vorgebirge St 
Maria und ven Broken Eylanden 4) gegen Norden, ins Meer; und wird ein wenig 
höher hinauf von der Spitze Barra an der Nordfeite, und der Spise Banyon ober 
Bagnon an der Südfeite, vier Meilen voneinander e), beſchraͤnket. Die Mündung ſowohl 
nach dem Labat, als Moore, liege ing Grad 20 Minuten, Nord. Die Breitedes Fluffes oder 
die Weite zwiſchen den Broken⸗Kylanden und dem Borgebirge St. Maria ift ſechs See 
meilen. Diefe Eylande find mit einer Sandbanf umgeben, welche ſich bis anden Fluß Salum 


oder Burſali erſtrecket, und von welchem die füdliche Spige, die rothe Bank genannt, zwo See- 


meilen ins Meer hinaus läuft, Bon der Süpfeite ſtrecket fich eine andere Sandbanf, welche 
der Spiße Banyon gegen über liegt, deren Geftalt ihr den Namen Banyons Serfe gegeben. 
hat. Diefe Bank bat nureinen oder anderthalb Baden Waſſer, nebft verfchiedenen Spitzen 
von Klippen, woran die See fo ſtark ſchlaͤgt, daß man fieineiner ziemlichen Weite fehen kann. 
An diefen Merkmaalen und dreyen Bäumen auf dev Spige des Vorgebirges St. Maria, 
erkennet mandie Muͤndung des Sluffes, wenn man aus der See koͤmmt. 

Die Weite zwifchen diefen beyden Bänfen, und der Spitze Banyon machet zweene 
Candle f). Der gegen Suͤden, welcher der Fleine Canal heißt, hat nur anderthalb Fa- 
den Wafler, und iſt bloß für Barfen und Canoes fhiffbar ; der größere, welcher zwiſchen 
Banyons Serfe und den Broken Eylanden liegt, ift für alle Schiffe, und hat. in. der 
Mitten von der Südfpige der rothen Hank bis an die Spise Barra, in dem Könige, 
reiche diefes Namens, von fechg bis neun Faden Waffer. Die Fahrt zwifchen den Spi⸗ 
gen Barra und Banyon, welche einige irrig für die Mündung nehmen, hat zwölf Faden und 
von da bis nad) Jamesfort von fechs bis neun. Jede Seite des Sluffes ift mit Sand: 
baͤnken oder Klippen befeget, und die gegen Norden gehen tief in den Fluß hinein, doch 
koͤnnen an beyden Kühne; und bey hohem Waſſer auch breife Boote fahren, Sie rechnen 
von den Brofen - Eylanden bis an Earls-Eypland g) zehn Seemeilen; von da bis an 
die Spige Lamei oder le Maine zwo Seemeilen; zwo bis nad) Albreda; und von Al: 
breda bis Jilfray, welches dem englifchen Fort gegen über liegt, eine Halbe. Wenn man 
an der linken oder Rordſeite in den Fluß fährt, fo fieht man eine Spige, auf welcher ein 
Buſch Bäume fteht, worunter einer viel dicker und höher iſt, als die andern, den fie des 
Königs von Barca Gezelt nennen. Die Engländer, welche, wie Labat fager, Völkern, 

die 


©) Beſſer: Waffer ;_ denn Batto heißt ein Flug, 
und fo nennen ihn die Mandingoer,wie Herr Moore 
faget. 

d. Die Franzofen nennen diefe oder eines davon 
das Vogeleyland, twelches, nach ihrer Lootſen Rech⸗ 
nung, dreyßig Meilen füdlich von Goree ilt. 

‘*) Moore in feinen Reifen a.d. s9 Seite faget: 


die Mündung der Gambia werde an der Nordſeite 
von der Barraſpitze und an der Südfeite von der 
Banyonſpitze ungefähr vier Meilen davon gemacht; 
es festen aber einige mit mehrerm Grunde die Muͤn⸗ 
dung tiefer, als wenn fie nämlich von den Broken⸗ 
eyfanden au der Mordfeite, und von dem Vorgebir⸗ 


ge St. Maria an der Suͤdſeite gemacht würde. 


von Capo Blanco bis Sierra Leona, VIBuh II Cap. 9 


die weit höher find, als die Schwarzen, hochmuͤthig begegnen, haben ſich fo tief erniedri⸗ 
get, daß fie Diefes Sandzeichen oder vermennte Gegelt begrüßen; welches diefen Fleinen 
ſchwarzen Fürften fo ſtolz gemacht, daß er diefe Ehrerbiethung von allen Schiffen fordert, 
welche in diefen Fluß einlaufen, von was für einer Bölferichaft fie aud) find; und wenn fie 
ſich defien weigern, fo verbiethet er ihnen die Handlung und thut ihnen allen Schaden, den 
er nur fan. Die Herrfhaften diefes Fürften gehen nur ıg große Meilen von Oſten gen 
Weſten an der Mordfeite der Gambra, und werden von diefem Fluſſe und dem Fluſſe Ja⸗ 
nok >), an einem von den Aermen oder Ausflüffen des Fluſſes Salum oder Burfali 
eingefchlofien. 

Ob die Gambra gleich tief ift, wie man aus den Nachforfchungen auf der Karte fehen 
kann: fo muß man doch in feinem Laufe und in der Mündung, wenn man. bineinfähre, 
das Bley auswerfen, und lieber näher gegen Norden als gegen die Suͤdbaͤnke fteuren, wofelbft 
nur drey Faden Waſſer iſt. Wiele Schiffe ſind aus Mangel dieſer Vorſicht auf den Grund 
gelaufen. Es iſt wahr, es iſt keine große Gefahr dabey, weil es ein weicher Sand und frey 
von Klippen iſt: es machet aber doch einige Unruhe, und man muß auf die Fluth warten, 
damit man wieder loskomme. Wenn man die Spitze Barra und das Carlseyland vor—⸗ 
bey iſt: fo haͤlt man ſich an dem nordlichen Ufer, wo weicher Grund iſt, bis man entweder 
Albreda oder Jilfray gegenüber in 6 oder / Faden gutem Grunde ankert. Dieſe zwey 
Dörfer find an den Bäumen um dieſelben, und an einem kleinen Eylande Fenntlich, welches 
mitten in dem Canale liegt, und worauf das Jamesfort ſteht. 

Die Gambra ift bier ungemein breit und beynahe drey Seemeilen; und auf 50 See- 


meilen höher zu Joar z) wird fie eine Seemeile breit gerechnet k), und ift für Schiffe 


von 40 Canonen und 300 Tonnen bis an diefen Drt fhiffbar, - Ein Fahrzeug von 150 
Tonnen, kann Fs ein Klein wenig von Barrakonda fegein, welches über 500 Meilen von 
der Mündung ift Z). Die Fluch geht in der trocknen Jahrszeit, weiche vom Ehrifimo- 
nate bis zum Brach⸗ oder Heumonate ift, fo weit hinauf. In der übrigen Zeit des Jah⸗ 
res kann man auf dem Fluſſe nicht fahren, wegen der Fluthen, welche das Regenwetter her⸗ 
abbringt. Dieſe machen den Strom fo heftig, daß man ihm auch bey einem guten Winde 
nicht widerſtehen kann; und außerdem ift es unmöglich, die Barken zu ziehen, weil, wenn die 


Der Strom 
iſt tief 


und breit. 


Ufer unter Waſſer find, fein Fußfteig für die Leute ift, am Ufer zu gehen, Die Gambra 


iſt in diefem Stüde von der Sanaga unterfhieden, auf welcher die Schiffahrt in ber naf 
fen Jadrszeit am beften ift; weil alsdenn Waffer genug ift, über die Klippen und Untiefen 
zu fahren, welche die Barfen in der trocknen Zahrszeit. aufhalten, 

Zu dieſer Nachricht von dem Fluſſe, worinnen wir vornehmlich dem Labat gefolget 
find 7), welchen wir. mit unferer Karte und andern Scheiftftellern verglichen, wollen wir 
noch einige befondere Umftände aus dem Barbot hinzufeßen, welcher, nach feiner Ge: 
wohnheit, alles zufammen gerafpelt, was er nur finden Fönnen, gutes und böfes, ohne zu 

erwaͤh⸗ 

FI If auf der Karte nicht zu ſehen. k) Nach der Karte ungefähr zwo und eine halbe 
E) Bon den F R 1, Meile, 
3 — Franzoſen Isle aux chiens, oder die 3 Ai € faget r ö Sem BIT So une 
3% ⸗ zoͤſiſche Meilen: nach feiner Karte aber iſt cs kaum 
— J den Franzoſen Guinac. _ 100 Seemeilen, welches zeiget, daß es nicht an den 
nennt. ſt eben der Ort, den Labat Guiacher rechten Ort geſetzt ift. 


m) Afrique oceident, Vol.IV. a. d. 263 m. f. S. 
Allgem, Reiſebeſchr. IT Band. B 


Lauf des 
Fluſſes. 


Anweiſung 
hineinzu⸗ 
fahren. 


0Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


erwaͤhnen, woher er ſolches habe. Dieſer Schriftſteller ſaget, die Muͤndung der Gambra 
fen 3 Meilen breit und 6 oder 7 Baden tief, der Boden moraflig. In einiger Entfernung 
gegen Weſten liegt die Untiefe Boros de Bibandor von den Portugiefen genannt. 
Der rechte Canal von der Gambra liegt an der Sübfeite, noch ein gut Stüc Weges hin- 
auf; bey der Einfahrt aber ift der Nordeanal der befte. Der Fluß it bis Dabbo r) und 


dem Arfchhoͤgel (Arſehill) ſehr ſchiffbar, von da in einer geraden Linie bis an das Vorgebirge 


St. Maria, find go ſtarke Meilen zu Lande, zu Waſſer abernoch mehr, Die Tiefe in der ſeich⸗ 
teften Gegend, nahe bey dern Eylande Jeremire 0) ift drey Faden, außer bey einigen Fel⸗ 
fen, einige wenige Meilen weiter, wo fie nur neun Fuß Waſſer hat. Der übrige Theil 
des Fluſſes über dem Arſchhuͤgel wird fo wenig befuchet, daß unfer Verfaſſer nichts davon 
hören fönnen p). Er ſaget bloß , es ſey folcher hinter der Stade Mandinga wenig be 
Eaunt, welche in der Landfchaft Rantorfi und dem Königreihe Mandinga liegt, 16 ſtarke 
Meilen von dem Fluſſe ins Sand hinein, woſelbſt reiche Goldbergwerke find 4). An der 
Rordfeite der Mündung der Gambra, läuft eine lange niedrige Spige heraus, die man 
faft nicht wahrnimmt, wenn man bey neblichtem Wetter aus der See fomme, Das 
Sand an der Sütfeite ift viel höher, mit Bäumen befränzer, und ſtrecket fich gegen Nordoſt 
nd Suͤdweſt. Dafelbft liegt queer vor der Mündung eine Art von Barre, Nordweſt 
und Suͤdoſt, über welche bey der niedrigften Fluch noch vier Faden Waſſer iſt. 

Die rechte Fahrt in diefen Fluß, wenn der Eingang offen ift, ift, Daß man nach der 
Spitze Barra in 5 ober 6 Zaden ſteuret, bis man folhe gen Suͤdoſt bekoͤmmt. Alsdann 
mag man anfern, wenn man feinen Wind hat. Wenn aber folcher gut ift, kann man fei- 
nen $auf fortnehmen, bis man in fünftehalb oder 5 Faden koͤmmt, und die Spise von 
Barra gegen Suͤdoſt, und die andere Spige, welche die Franzofen Bayonne nennen r) 
gegen Süd gen Oſt hat. Alsdenn kann man fich gegen diefe legte Spitze wenden, und 
darauf zu ſteuren. Iſt man nun zwo Seemeilen weit gefahren, fo halte man ſich mitten 
in dem Canale, Damit man eine fehlammichte Bank vermeide, welche rund um die Hunde⸗ 
infel liegt s), Auf die Yet kann man ficher nad) Jamesfort ſegeln. 
in den Fluß einlaufen, vornehmlich die engliſchen, feuren zum Gruße, gegen einen boden 
dicken Baum, des Koͤnigs von Barra Standarte genannt, drey Stuͤcke ab, welches 


Alle Schiffe, welche 


fie auch thun, wenn fie wieder binausfahren. Jedesmal bezahlen fie eine Stange Eifen 7) 


an den König oder feine Bedienten, als einen Zoll für die Erlaubniß zu ankern. 


») Ober Dubo Fonda. Auf Aabats Karte 
heißt es Dabbo. 

0) Somwird es auf Labats Karte genannt. Aus 
diefen beyden Erempeln erhellet, daß fich Barhot und 
Babat einerley Karten bedienet. Diefes Eyland koͤmmt 
feiner Sage nad) in Labats Karte mit den Aemain 
Eylanden in unferm uͤberein. Beyde Namen ſchei⸗ 
nen von den Eräbten an der Nordſeite des Fluſſes 
und einige wenige Meilen davon, hergenommen zu 
feyn; als Lemain gegen Oſten, und Jerami ge: 
gen, Weften, - 

pP) Ein fernerer Beweis von dem, was in der vo⸗ 
rigen Note geſagt worden ; Labats Karte geht bis 
Arſe⸗Hill oder dem Arſchhuͤgel. j 


Der 

7) Dieß iſt alles ein Hirngeſpinſt; Kantorfi 
oder Kantorſi bey einigen. 

7) Beſſer Bagnon, wie es Labat hat, Moore 
ſchreibt es Banyon. 

s) So wird es von den Franzoſen genannt; von 
den Engländern aber Carls Eyland. 

2) Moore faget 120 Ötangen, 


u) Dben bieß es Kontorfi. 


x) Kantorfi, Rantori und Kantor ſcheinen 


eineriey Namen zu ſeyn, welche, da fie von verfhiede: 
nen Schriftſtellern genommen worden, für fo viele 
verfchiedene Landſchaften gehalten worden. Ein 
gemeines Verſehen bey den Erdbeſchreibern und Ges 

- ſchicht⸗ 


—————— 


von Capo Blanco big Sierra Leona, VI Buch II Cap. 


11 


Der Fluß hat auf ſeinem Wege von Kantori u) bis ins Meer viele Kruͤm⸗ Kruͤmmun⸗ 


Mungen, vornehmlich von Ranter *), und ift viel tiefer, 


auch breiter; die Fluch aber, 


als die Sanaga, und der Canal 


zehn ſtarke Meilen vom 


Ufer fehen kann. Die Ebbe und Fluch geht bis nad) Barrakonda hinauf, wo erfchred- 


liche Wafferfälle die Schiffe aufhalten, 


daß fte nicht weiter gehen koͤnnen. 
aber können wohl 200 ftarfe Meilen hinauf gehen y). 
niedrig, und mit vielen Bächen durchſchnitten, 


nal bey dem Krief von Jagra iſt vier bis fünf Faden tief, 


Schaluppen 
Die Ufer an beyden Seiten find 
in welche die Fluth Hinein geht, Der Ca: 
Dichte bey vier Fleinen Eylanden, 


die ihm gegen über liegen, Es ijt leichter bey Nacht als bey Tage die Gambra hinauf zu 


ſegeln, weil bey Tage Windſtille iſt, 
erhebt. Von dem Eylande, 
Gefahr den Fluß hinauf. 


des Abends aber ſich gemeiniglich eine kleine Luft 
welches unter Manſagar iſt z), fuͤhret die Fluth einen ohne 
Es liegen viele Eylande darinnen 4). 


Weil das Eyland James oder Jacob nur eine Art von einem flachen Felſen iſt, ohne 


einige Buchten, 
auf dem Fluſſe Blok oder Bintan, 
an einem Orte Blok genannt 2); 
groß Kantor nennet c), 


einige Meilen gen Welten davon iſt, 


Das Dorf Barifer e) ift an eben 
Gambra fälle. Es ift folches dem 


Darauf f), 
foll, welchen die Portugiefen Arvora da 


Er dienet den europäifchen Schiffen, 
Etandarte, 


kleine Meile weiter im Lande in eine 
längft dem Ufer der Gambra, find Die 


ober Orte, wo man Schiffe ausbeffern kann: fo thun diefes die Engländer 
an der Sübfeite der Gambra, dem Forf gegen über, 
welcher der Sig eines Fürften iſt, der fih Kaifer von 
und mic dem Könige von Bar ſtets Krieg führet d). 
Sranzofen fagen, der Fluß Blok komme mit dem Stufe Kumbo zufammen, welcher 


und mache da, wo fie zufammen treffen, ein Eyland. 
Gegen Welten von Kumbo fey noch ein anderer. Heiner 


Die 


Fluß, Rio Brevetto genannt. 


dem Sluffe Blok nahe bey dem Drte, wo er in die 
Könige oder Kaifer von Rantor zinsbar, 
Der König von Bar hält fich zu einigen Zeiten im 
welches an der Nordfpige der Gambra 


Jahre in der Stadt oder dem Dorfe 
‚ Nabe bey dem hohen Baume liegen 


Marca g) oder ven Landgraͤnzbaum nennen. 
welche in den Fluß ein= oder auslaufen, anftatt einer 
Zu anderer Zeit hält fich der König in der Stadt Anna Dar auf, Die eine 

m Walde liegt, Don diefem Dorfe Bar gen Oſten 
Dirfer Grigou, Bubakulon und Lami, der Hun⸗ 


deinfel faſt gegen über; und etwas weiter gegen Oſten von ihnen, die Dörfer Albreda und 


ſchichtſchreibern. Der Name Kantor wird weiter 
unten Sonien gegeben. 

y) Dieß muß unrecht ſeyn. Denn obgleich Ba⸗ 
rakonda innerhalb 13 Seemellen von 200 an dem 
Fluſſe hinauf llegt: fo koͤnnen dach die Schaluppen 
nicht über 3zSeemeilen weiter hinauf kommen; oder 
Man muß hernach mit Booten fahren, außer wenn 
fie einen Fachen Boden haben,und das Waſſer hoch ift. 

2) Die mug ungefähr um die Mündung des 
Fluffes ſeyn. 

ier erzaͤhlet Barbot, ohne ſeinen Verfaſſer 
FEN, was im IT Banden. d. 230 ©. von der 


Hundes oder € i Bad: 8 2.0 
4) Bir Anne votnfel eingerürfer iſt. 


iden diefen See in Frogers Karte von‘ 


‚Ba Jillofre; 
der Muͤndung der Gambra; und er liegt da, wo 
Fulikonda in unſerer Karte ſteht, oder ein wenig 
weiter gegen Norden. Vintain iſt gegenwärtig die 
Reſidenz. 

ec) Vielleicht Sonia. 

) Barbot vermengt Bar oder Barra jtoey: 
mal mit Barſalo, Barſalli oder Hure Salum, 

e) In unferer Karte Barafat. 

F) Bares, oder beffer Barinding, an einem 
Fluſſe nahe bey der Spike Barren, it des Könige 
Stadt von dem Königreiche Barra. 


) Bon den Franzofen Pavillion du Roy’ de 
Barre. 2 


gen des Fluf 


oder der Strom, if nicht fofchnell, Doc) führer die Gambra ſes . 
einen ſolchen Strom mit fih in die See, daß man ihn acht oder 


Stadt Blok. 


Des Königs 
von Barıa 
Gezelt. 


Länder an 
dem Fluſſe. 


Duelle der 
Gambra iſt 
unbekannt. 


Ob ſie ein 
Arm von 
em Niger 


if 


12 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Jillofre; wo die Engländer und Franzoſen ihre Factoreyen, und die Portugieſen in der 
legten eine Eleine armfelige Kirche haben 6). 

Barbot feget feine andere Länder an die Gambra, als die beyden oberwähnten, nämlich 
das Reich Kantor gegen Süden, und das Königreich Barſalo gegen Norden. Das 
erſte enthält viele kleine Königreiche; das andere aber, welches das Fleinfte ift, hat nur einen 
Fürften, der demfelben zinsbar ift, und Wolli Wolli Heißt. Diefe Königreiche aber, 
faget er, find voller großen Städte und Dörfer, meift an dem Ufer der Gambra gegen Often. 
Er nennet einige von den vornehmften, die er aus dem Jobſon, ohne ihn zu nennen, 
hauptſaͤchlich genommen, aber auf eine fo verwirrte und fo unrichtige Art eingeruͤcket hat, 
daß fie mehr feine Leſer zu verwirren, als zu unterrichten dienen. 

Bon dem Urfpeunge der Gambra koͤnnen wir nichts gewiffes fagen, und er liege ißo 
noch) eben ſo im Verborgenen, als der Nil viele Jahrhunderte hindurch gelegen. Die Er- 
zählungen und Muthmaßungen davon find eben fo mannichfältig und verfchieden, als die— 
jenigen, welche ven Niger betreffen, wovon er nach der meiften Schriftfteller Meynung 
ein Arm feyn foll, wie bereits angemerfet worden i), Dieſe Verwirrung in den Erzäb- 
fungen hat einige von unfern Erdbeſchreibern irre gemacht, und einige von ihnen zu treffli- 
chen Widerfprechungen verleiter. Der Abt Baudrand, nachdem er diefen Fluß hinter einem 
Königreiche Bubert genannt, entfpringen laffen, und ihn unter andern durch die König: 
reiche Benis, Rantari k), Bambia, von dem er den Namen habe, und das fand der 
Fulier geführet bat, faget, er falle mit vier Aermen ins Meer; als erftlic die Bambra 
felbſt; zweytens der Fluß von St. Anna; drittens Rio das Oſtras oder Aufterfluß, 
und vierteng die Kaſamanſa. Er widerfpricht fich aber fogleich ſelbſt, indem er dem Ni— 
ger, den er zu einem von der Gambra unterfihiedenen Fluffe machet, zweene von deſſen Xer- 
men giebt, nämlich den Aufterflug und die Raramanfa, und den San Domingo und 
Rio Grande zu deffen beyden andern Aermen machet. 

$abat, der diefen Jrrthum angemerket 7), behauptet für gewiß, die Gambra müffe ein 
Arm von dem Niger feyn. Er gründet feine Meynung auf das Zeugniß der Schwarzen, 
und vornehmlich der mandingeifchen Kaufleute, welche, wie er ſaget, viele Jahre lang, die 
Gambra hinauf gegangen find, und an den Seiten derfelben über die Wafferfälle von Harz 
rakonda, und einer Sache von breiten Schilfröhren, worein fie ſich auf ein ziemlich Stüd 
Weges verliert, gereifer Haben. Alle diefe Schwarzen, fager er vermurhlich aus des Herrn 
Bruͤe Nachrichten, geftehen einmürhig, daß die Gambra hinter einem anfehnlichen Waſſer— 
* aus dem Niger koͤmmt, als woſelbſt fich dieſer Fluß in zweene Aerme theilet. Labat 
raget: warum ſollten wir dieſen Berichten nicht trauen? Wir wollen es ihm fagen. 
Nicht ſowohl darum, weil die Schwarzen, wie er geſteht, keine Erdbeſchreiber ſind, und die 
genauen Entfernungen und Kruͤmmungen der Wege nicht bemerken koͤnnen, ſondern weil 
die Nachricht, welche er von dieſen Schwarzen angefuͤhret hat, verwirrt und unvollkommen 
iſt; kurz, wahrſcheinlicher weiſe nicht wahr ſeyn kann m), wie er ſelbſt wahrgenommen 
haben muß, wenn er ſolche unterſuchet hat. 


Denn 

b) Siehe Barbots Beſchreibung von Guinea reiche gegen Suͤden laͤngſt der Gambra. 
a. d. 72 u. f. S. D &r bekuͤmmert ſich nicht um die fernere Uns 
#) Siehe den II Band a. d. 337 u. f. ©. gereimtheit, daß er dieſe Aerme von dem Viger 


KR) Genia und Rantari haben eine Gleichheit queer über ber Gambra gehen läßt, wie fie ſolcher 
mit Öuinea, einer Landfchaft von Bambuk, und Eintheilung zu Folge thun muͤſſen. 
Rantori mit Kantor, dem letzterwaͤhnten Koͤnig⸗ 


von Capo Blanco big Sierra Leona, VIBuh U Cap 3 
Denn nad) diefer Nachricht muß die Falema, welche von der Sanaga, oder dem Niger, Berichte der 

wofür er fie Hält, über oder gegen Oſten von Barakota abgeht, wo ſich die Gambra davon Schwarzen 
abfondert, nothwendig queer durch Die Gambra fließen, um wieder in die Sanaga zu fallen, ſind falſch. 
wie wir bereits angemerket haben 7). Diefer falfche Bericht ift hinlänglich, zu zeigen, 

dag man fich auf das Zeugniß der Schwarzen nicht verlaſſen Darf; und wenn die Lage von 

Barakota gewiß beſtimmt wäre, welche Auslaffung ein großer Fehler bey den Erzählungen 

iſt: fo würden wir vermuthlich noch mehrere Irrchuͤmer entdecten. Der fehwarze und 

weiße Fluß follen aus der Sanaga über dem Felſen Govina entfpringen, und 20 Seemei⸗ 

fen dahinter wieber in diefelbe fallen. Die ift gerade um die Gegend, wo des Heren 

Bruͤes Nachricht 0) und die allgemeine Karte von der Sanaga zweene Flüffe diefes Namens 

feßen, welche aus der Sanaga entfpringen, und in einer ziemlichen Weite gen Weften wie: 

der in dieſelbe fallen, Können nicht diefes eben die Fluͤſſe ſeyn, die nur in der Nachricht der. 
Schwarzen an einen unrechten Ort gefege worden? und koͤnnte nicht das Eyland Raffon, 

welches diefe Flüffe machen, das Baba degu der Mandingver feyn P)? = 


De l’sle, welcher, aller Wahrfcheinlichfeit nach, diefe Berichte der Schwarzen gelefen, Wersen ver- 
ſah, daß fie nicht neben einander beftehen konnten, und machet fich Daher fein Bedenken, von werfen, 
denfelben abzugeben. In feinem franzsfifchen Africa giebt er der Falema einen großen 
Lauf gegen Süden in Bambuf, und feget das Eyland Baba degu völlig gegen Oſten von 
dem Felfen Govina. Was den Fluß Gambra betrifft, fo läßt er folchen aus einer großen 
Rohrſee entfpringen, die er Sapert nennt, 100 Eleine Meilen gen Süden von dem Felfen 
Selu 9); und zieht eine Linie von doppelten Puͤnctchen von Diefer See bis an den Felſen 
Govina, nebſt dieſer Anmerkung: weil bey dieſem letzten Felſen ein Strudel waͤre, 
fo hätte man vordem geglaubt, die Gambia wäre ein Arm von der Senegal wes 
nigftens durch einen unterirdiſchen Weg; welchen erbichteten Arm er durch dieſe 
Linien ausdrücet, Dem fey aber wie ihm wolle, fo ſcheint aus demjenigen, was gefagt 
worden, offenbar zu feyn, daß die Gambra wahrfcheinlicher Weife kein Arm von der Sanaga 
auf die Art feyn kann, als es die Schwarzen vorgegeben. Wir wollen nur noch bloß anmer- 
fen, daß indes de l Isle Karte diefe vermeyntliche Gemeinfchaft etwas gegen Weften von 
der Inſel Haba degu und einem Orte, Barır genannt, anfängt, welcher Labats Bara⸗ 
kota zu ſeyn ſcheint. 


Die Englaͤnder haben ſich von Zeit zu Zeit bemuͤhet, den Urſprung der Gambra zu Verſuch der 
entdecken; fie haben aber niemals einige gewiſſe Nachricht von ihr hinker den Fällen von Englaͤnder. 
Barrakonda ungefähr fünfhundert und fechzig Meilen von ihrer Mündung erhalten fön- 
nen. Vermuthlich iſt es aus eben den Urfachen gefcheben, welche die Franzoſen verhindert 
baben, hinter dem Felſen Govina auf der Sanaga hinauf zu gehen. Ein gewilfer Haupt: 
mann Thompfon und nad) ihm Tobfon giengen im Jahre 1618 den Fluß. hundert und 
zwanzig Seemeilen über Barrakonda hinauf, Vermuiden und andere giengen im An- 
fange der Regierung Königs Carls IL, fait eben fo * Hauptmann Stibbs gieng im 


3 Jahre 
*) Siehe II Band a.d. 338 ©. Fonda Stibbfens Nachforschungen, was die Ferne 
”) Siehe IE Band a. d. 499 S. Anmerf. 5) betrifft, und Governor Rogers feinen, was die 
9) Siehe U Band a.d. 393 ©. Eigenfchaft feiner Duelle betrifft, gemäß, Siehe 
? en ebendaf. a. d. 338 ©. Moores Reifen in die innerm Länder von Africa 
g) Und ungefägr zwölf Tagereifen von Barra⸗ a. d,300 uf. ©, 


nußen nicht 
viel, 


14 Keifen laͤngſt der weſtlichen Küffe von Africa, 


Jahre 1724 zwanzig Seemeilen hinter diefem Orte; und im Jahre 1732 fehickte die africa- 
nifche Compagnie, welche gern wiſſen wollte, wie weit die Gambra fehiffbar wäre, und ihre 
Handlung auf diefem Fluſſe zu erweitern fuchte, einige Eleine Schaluppen auf Entdeckung 
aus. Thomas Yarrifon, einer von ihren vornehmften Kaufleuten, fuhr zu diefen Ende 
in einer Schaluppe von Jamesfort aus, und Fam im Jahre 1732, den roten des Brachmo⸗ 
nats, von. dieſer Reiſe zurück. Den Unterſuchung der Sache fand unfer Schriftfteller, 
Herr Woore, daß Harriſon ſelbſt nicht über Fatatenda hinaus gegangen, fondern das 
Boot der Schaluppe mit Johann Lesch auf Entdeckung ausgeſchickt. Dieſer fand zwey 
und zwanzig ſtarke Meilen von da eine Reihe Tafelfelſen, welche queer durch den Fluß zu 
gehen ſchienen. Dieſes, nebſt dem, daß ihm ſeine Lebensmittel zu mangeln anfingen, und er 


verſchiedenes Ungemach ausſtund, noͤthigte ihn, zuruͤck zu kehren, ohne eine Durchfahrt zu ſuchen. 


Herr Moore ſetzet hinzu, nach der Sage der Eingebohrnen, ſey der Fluß eine große 
Strecke weiter hinauf bis zu einigen großen Seen fhiffbar, Dieß iſt alles, was er auf 
das Zeugniß der Schwarzen beybringt, welches mit ihrem, Berichte beym Sabat überein: 
ftimmt, nur daß er verfhiedene Seen an ftatt eines einzigen machet. Er fährt fort: Aue 
dere glauben, die Sanaga, welche gegen Norden, und Die Kaſamanſa, welche gegen Suͤ⸗ 


den ing Meer fällt, entforingen beyde mit der Gambra aus einerley Seen, und diefe Seen 


wuͤrden von einem Arme gemacht, welcher fih von dem Mile abfondert, nachdem er bie 


- Gebirge und Königreiche von Abiffinien verlaffen 7). Dieß muß wicht von der Meynung 


Ein Einwurf 


wird aufge: 
fet. I 


der Schwarzen, als welche vielleicht niemals von dem Nile etwas gehöret haben, fondern 
der Europäer, verftanden werden, welche er durch das Zeugniß des Herodotus und des nu« 
biſchen Erdbefchreibers zu unterflüßen fucher, $abat aber will ihm bierinnen Feinesmeges 
beypflichten, wie bereits angezeiget worden »). Man kann aus vielerley Gründen, welche 
wegen der offenbaren Unmahrfcheinlichkeit der Sache nicht eingerücket zu werden brauchen, 
darthun, daß der Nil feine folche große Aerme abfondert, oder daß Feine Flüffe eine foiche 
große Strecke durchlaufen, als man in diefem Falle vorausfegen muß. 

Dem ungeachtet müffen wir nicht die Gründe weglaſſen, welche $abat zur Unterſtuͤ⸗ 
gung feiner Meynung beybringt, daß die Gambra ein Arm von der Sanaga ſey. Der 
größte ſcheinbare Einwurf, faget.diefer Schriftfteller, Daß der LTiger oder Die Sanaga, 
nicht die Quelle folcher anfehnlichen Fluͤſſe feyn fünne, als feiner Meynung nad) daraus 
entfpringen, ift bie ungeheure Menge Wafler, die er 4 oder 5co Seemeilen weit von feiner 
Mündung führen müßte. Allein, ſetzet er hinzu, diefe Schwierigkeit ift leicht zu beantivor- 
gen, wenn man nur anmerfet, daß Africa fein fo trocknes Sand ift, als Diejenigen gemeinigs 
fich glauben, welche vorgeben, daß der Niger Feine Duelle oder Fluͤſſe zu fich nehme, von 
dem Orte an, wo er aus dem See ausfließt, aus welchem er entfpringt, bis er insg Meer 
faͤlt. Es ift geroiß, fährt ex fort, daß in biefer großen Landſchaft viele Brunnen, Suͤm⸗ 
pfe, Seen, tachen oder Bäche find, die fich entweder in den Niger oder in folche Slüffe er- 
gießen, die in ihn hinein fallen, Er hält dafür, biefes ſey daher offenbar, weil das Land 
fo wohl bewöffert ſey, wovon die große Anzahl Sklaven einen Beweis abgiebt, die aus den 
innern Theilen nach der Küfte gebracht werten, ohne diejenigen zu rechnen, die in ihren be⸗ 
ftändigen Kriegen mit einander aufgerieben werden, und bie eines natürlichen Todes ſterben. 

; Man 


7) Cbendaſ. ad. 27 u. f, Swieauha.d.ı® ) Siehe Cabats Alrique occidentale a, d. 
s) Siehe U Band a. d. 336 ©. Note y). 260 u. ©. 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buh IT Cap = 


Man fege Hinzu, da! der beftändige Negen, welcher allhier in der naſſen Jahrszeit, vier 
oder fünf zuweilen auch wohl fechs Monate lang hintereinander fällt, die kleinen Zlüffe und 
sahen fü auffchtwellt, daß fie austreten, und die großen Fluͤſſe mit der ungeheuren Menge 
Waſſer verforgen, welches fie in die See bringen 2), 


Der TI Abfchnite. 


Bon den Sönigreichen oder Laͤndern Iängft der Gambra. 


‚ Königreiche an der Nordſeite: Barra; Badelu; na; Eropina; Tomani und Kantor. Fernere 

Barſali oder Bar Salum; Yant, das Obere Nachricht von den Königreichen an der Nord⸗ 
und untere; Wooli, Koͤnigreiche an der Sid: und Süpfeite. Nachricht von unſerer Karte 
feite: Kumbo; Sonia; Kaen; Jagra; Yami: vonder Gambra. 


Hi Nord-und Suͤdſeite ver Gambra find unter verfihiedenen Prinzen der Schwarzen 
getheilet, welche inggefamme den Titel der Könige führen, wiewohl einige von ihren 

Herrfchaften fo Elein find, daß man fie verfchiedenemale in einem Tage durchgehen kann, ohne 

müde zu werden, Nach Herrn Moores Berichte find die an der Nordfeite erſtlich Das 

oberwähnte Barra oder Barrah, welches ſich 20 ſtarke Meilen längft dem Fluſſe erftre- Koͤnigreich 

det. Der Fuͤrſt iſt von mandigoiſcher Herkunft, und dem Könige von Barſali zinsbar, Barra. 

In diefem Königreiche ungefähr fechs ftarfe Meilen von der See ift Carlseyland, einen 

Flintenſchuß weit von dem Ufer der Barca, an welchem vormals die Engländer ein Fort 

hatten, Das igt verfallen if. Es find dafelbft zwo Sandbänfe und Klippen in dem Fluſſe 

an der Barrafeite, eine an der Spige Lemain, und die andere an der Spige Seafa. Die 

erſte iſt ungefähr fechs Fleine Meilen hinter Jamesfort, die andere noch; ein wenig weiter. 

Jameseyland liegt Jillifree gegenüber; wovon eine Sand-und Selfenfpige eine gute James⸗ 
Strecke gen Nordnordweſt fortgeht, welche gemeiniglich das Compagniefpieß genanne Yland. 
wird. Verſchiedene Kauffahrer fonderlich Liverpoolifche Schiffe, find dafelbft auf den 
Grund gelaufen, durch der Compagnie Beyſtand aber ohne Schaden oder Unfoften wie 
der losgefommen. Doch haben fie nicht dahin fünnen vermochte werden, daß fie einen 
friftlihen Auffas von den erhaltenen Dienften von ſich gegeben, indem fie angeführet, ihre 
Eigenthümer hätten ihnen nicht befohlen, dergleichen zu unterzeichnen. 

Nahe dabey gegen Dften, liegt das Königreich Badelu. In dieſem ift gegen Tan⸗ Königreich, 
krowal über, in dem Königreihe Raen an der Süpfeite ein Eyland, welches von Ba⸗ Badeln. 
delu bloß durch einen Eleinen Arm abgefondert wird,  Diefes Eyland pflegte vormals 
Jamesfort mit Steinen zu verfehen; im Jahre 1733 aber fand Herr Hall folche viel näher 
an dem Fort, Der König von Badelu iftein Mandingo, und fein Sand ift 20 Seemeilen groß, 

Das nächfte Sand ift Sanfally, welches niemanden unterworfen ift, ob es gleich ein Königreich 
ſchlechtes Königreich ift. Dev Prinz ift ein Mandingo, und feine Herrfchaften erſtrecken Samalli. 
ſich vierzehn ſtarke Meilen längft dem Fluffe, 

n dieſem gränzer bas Königreich Barſali oder Bur Salum, welches von einem Königreich 
Kiihen Furſten regiert wird. Diefes Sand fängt an der See an, woſelbſi ein Fluß eben BurSalum. 
ieſes Namens hinein fließt, und indem es die drey Königreiche Barra, Rolar a), und 
Dadir 
#) Kolae lieg 


Be: &im Lande zwiſchen Barca und welches an dem Fluſſe zwiſchen eben den Koͤnigrei⸗ 
Badibu: Allein Tabat ſetzet ſtatt deſſen Ghikadu, chen liegt. 


* 


Königreich 
Yani. 


E35 


Fluß Sami. 


Königreich 
Ruf; 


Königreich 
Kumbo. 


Kaiſerthum 
Sonia, 


16 Reiſen laͤngſt der weltlichen Kuͤſte von Afrien, 


Badibu, umgiebt, koͤmmt es an die Gambra, längft derfelben es fich funfzehn Meilen 
fang erſtrecket. In Barfali liege Joar x), eine große Handelsſtadt, ungefähr zwo Eleine 
Meilen von den Fluſſe. Der Weg dahin geht über eine angenehme Savanab, und 
der andere längft einem engen Krief nach Kower, dem Hafen deſſelben. Die einzelnen 
Kaufleute pflegen gemeiniglich hier an einem Orte Rumbos Spitze genannt, ungefähr 
drey Fleine Meilen über Joari, und eben fo weit von Rower, zu handeln, an welchem legten 
Orte die meiften Leute find, und die größte Handlung unter allen Städten, an dem gan- 
zen Fluſſe getrieben wird, Denn dahin bringen die Kaufleute ftets ihre Sklaven, wenn 
fie nicht eilig. wieder nach Haufe geben müffen, oder unterwegens feinen guten Handel tref- 
fen koͤnnen. Zu Joar ift das Fluß Waſſer ſtets frifch. 


Nach dem Sande Barfali fange das Königreich Nani an y); welches groß und 


weitlaͤuftig ift, und fi) in zweene Theile, Dber- und Unter-Pani theilet. Jedes wird 
von einem eigenen Könige vegiert, deren einer ein Jalof, der andere ein YIandingo ift. 
An dem Ufer diefes Königreichs liegt die Inſel Bird 2), ungefähr zwölf Meilen über 
Joar, in welcher kaum ein Baum iſt; fie ſcheint aber ein fumpfichter Boden zu ſeyn. 
Dreyßig Meilen über diefem Eylande, nahe an eben dem Ufer, ift eine große Menge von 
Inſeln, Sappo genannt, Einige davon find ziemlic) groß, aber nicht bewohnet. ine 
davon heißt Lemain a), ungefähr vier Seemeilen lang, auf welcher eine große Anzahl 
wilder Thiere und Palmbäume ift, welches die Eingebohrnen oft hieher zieht, Palmmein 
zu holen und zu jagen. 4 
Ueber Nani marew hinauf ift der Fluß Samt, welcher weit im Lande entſpringt. 
Er hat einen Ueberfluß an Crocodilen, und fol weiter von Oberyani kommen. Er fällt 
zwifchen Srufoe und Namyama⸗Kunda in die Gambra. Diefe beyden. Königreiche 
erftrecken fic) auf 80 Seemeilen an dem Fluſſe; und das naͤchſte an ihnen ift Wulli 5), 
durch welches die Kaufleute müffen, wenn fie nach dem oberwähnten Kower wollen, wel: 
ches ein Hafen bey Joar iſt. Dieß Sand erftrecker fich weit an dem Fluſſe. Zu Sata: 
tenda ©) aber ift ver Fluß fo weit, als die Themfe zu London⸗Bridge, und Fann von 
Schaluppen von vierzig Tonnen befahren werden; die Ebbe und Fluth fteige dafelbft drey 
oder vier Fuß hoch. Es liegt ungefähr fünfhundert kleine Meilen hinauf an der Gam- 
bra, und fünf und fechzig von Barrakonda, wo die Fahrt auf dem Fluſſe verftopft it 4). 

Wir wollen nun an der Südfeite des Fluffes zurückkehren, wo das erfte Königreich, 
telches wir weſtwaͤrts antreffen, gegen die See zu, Rumbo iſt. Es erſtrecket ſich unge: 
fähr eilf Seemeilen von dem Borgebirge St. Maria, bey der Einfahrt in die Gambra, 
bis an einen Ort Kabatafluß genannt, der wegen feiner vielen Ziegen, Bögel und feines 
Viehes bekannt ift. 

Das nächite fand ift Sonia ©). Es fängt fich da an, wo der Fluß Kabata in bie 
Gambra fällt, und geht bis an das Königreich Vintsin, welches ungefähr fieben Seemei— 
fen Fängft dem Fluſſe ift, im Sande aber ift es fehe groß, und wird von zweenen Kaifern 

; - aus 


x) Guiocher beym Anbat. 

+) Gniania beym Aabat. Moore faget, es 
fey.eben daffelbe, welches der nubiſche Fröbefchreiber 
Ghana nennet. Dieß kann aber ang der im Elten 


Bande auf der 338 Seite angeführten Urfache nicht - 


wohl feyn. 


2) Dieß Eyland wird auf der Karte nicht er⸗ 
waͤhnt; wir haben aber den Namen auf das Zeug: 
nif von Labats Karte und Stibbfeng Tagebuche, 
zu einer Inſel geſetzet, die zwiſchen Pani marrew 
und Kaſſan liegt. Es ſtimmt aber die Lage dennoch 
nicht mit der von Moore angezeigten Weite überein; 


von Caps Blanco bis Sierra Leona. VI Buch UCap. 1 


aus einem banyoniſchen Geſchlechte 5) regieret. Ein jeder Fuͤrſt hat ſein eigenes Gebieth; 

und da dieſe Laͤnder zuerſt entdeckt wurden, waren fie dieſes Titels wuͤrdig, itzo aber hat ihr 

Gebieth ſo wohl an Groͤße, als am Volke, abgenommen, weil ſehr viele von ihren Untertha⸗ 

nen in die Stlaverey verkauft worden. - Fonia wird ‚gegen Dften von dem Fluſſe von ne — 

intain g) begraͤnzet, deſſen Muͤndung ungefaͤhr eine Meile daruͤber liegt, und welcher a 

derfchiedene Seemeilen weit fchiffbar it, Drey Seemeilen von der Mündung liegt die oih— 
Stadt Vintain in Sonia, und über derfsiben an eben der Seite des Fluſſes ift Jereja 5). 

Gerade gegen Jamesfort über nach dem feſten Sande zu, an der Suͤdſeite des Fuſſes, liegt 

ein Eyland, welches man erſt kuͤrzlich als ein folches- entdeckt. hat. Es heißt Kaboſchir 

‚und iſt von dem feften Sande nur durch einen breiten Canal abgefondert. Dieſes Eyland 

bringt eine große Menge Eifenftein hervor, womit Jamesfort itzo verfehen wird, - | 

Dicht an Sonia ift Kaen, welches bloß durch den Fluß Vintain abgeſondert iſt. Kaen 

Es wird durch einen Kaiſer und Koͤnig regiert, welche, beyde Mandingoer find, und ihre 

beſondern Einkuͤnfte haben, x diefem Sande liegt Tankrowal, eine große Stadt, diche 

an der Wafferfeite,“ Weber da ‚Stadt ungefähr drey ſtarke Meilen liege eine Menge Klip⸗ 

PAY, an einem Orte oder Hafen Tendebar ‚genannt, die eine guse Strecke von dem Ufer ab⸗ 

waͤrts liegen, und bey niedrigem Waffen trodfen find, Dieſes Land erſtrecket ſich auf drey 

und zwangig Seemellen langſt dee Sambr. — hi a 7% — 
Gegen Oſten —— ns N welches wegen feines arbeitfamen Volks berühmt Saga, 
iſt, und daher an Korne und eiße einen Ueber luß har, Zu dieſem Königreiche, welches 
ſich zwölf Seemeilen weit erftvecker, 8 die —— in der Gambra, weiche vier 
bis fünf kleine Meiten lang, voller Holz und Sumpf ift, EEE 
. Dicht darauf folger das fand Na Mind, wel⸗ es voller Korn und Hiihevpfeh' ft Vamina 
In demſelben iſt ein großes angenehmes Eyland, und ein kleines faſt in der Mitten der 
Gambra, die Seepferdsinſel genannt, von der Menge diefer Thiere daſelbſt. Diefes 
Eyland iſt ein waldigter und ſumpfichter Boden. 

amina erſtrecket fich vierzehn Seemeilen, und darauf fangt Eropina ein kleines Eropina und 
Königreich an, welches ſich vierzehn Seemeilen weiter erſtrecket, Vo es von Jemarrow Jewarrow 
begraͤnzet wird, Dieſes letzte Königreich wird von einem mandingoiſchen Kanfer vegierer, 
und erſtrecket ſich zwey und dreyßig Seemellen langſt dem ufer Hier iſt eine große 

Stadt, Brukoe genannt, die von Mandingsern bewohnet wird, welche firenge Muham- 
medaner find. Cine Halbe Meile Hinter diefer Stadt ift eine Neihe Felſen, die bey niebti- 
gem Waffer trocken find, und von dem nordlichen Ufer fünf Sechstheile über den Fluß 
gehen, wodurch ſie an dem ſudlichen Ufer nur ſo einen engen Canal laſſen, daß es für große 

Schiffe gefährlich ift, durchzugeben; fo daß der Geſellſchaft Schalnppen genöchiger find, 
die Zeit in Acht zu nehmen, wein flach Waſſer iſt, um durch diefeit Orr zu ‚geben, welcher 
der Fulier Daß heißt. In diefem Reiche neun kleine Meilen Höher, nahe an einer Stadt, Fulier Paß 
Dubokunda genannt, liegt eine andere Reihe Klippen, welche von der Suͤdſeite zweh 


ah, "Drit- 
a) Lemain aufder Karte, ſcheint ein von Sep: N) Moore faget hier fie wären eine Are 
h 2 130 - Art von 
— Anterfhiedenes Eyland zu Jay us” den Flupen; alletandere Schriftſteller Aber fihei- 
ey we und Oubt beym Labatı 1: nen zweene beſondere Wölfen daran zu machen. * 
d) Sn iu Mioores'geiten. g) Bintan beym Kabat In m 
; Y 


u Reifen indieinnern Länder v. Mein, 6) Geregia beym Moore. 


‚„e? Dem Labat -Söigni, ) Giagra beymn Aabgr. —VV — — 
Allgem. Reifpefehr, II Band, ẽ | 


J 


Tomani. 


Koͤnigreich 
Kantor. 


Koͤnigreiche 
an der Nord⸗ 


und Suͤd⸗ 
ſeite. 


i8 Reifen langſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 

Drittheil queer über geht, und noch drey kleine Meilen höher ift eine endere Kette von Fel- 
fen, welche bey niedrigem Waffer trocken ift. An der Nordfeite daſelbſt aber ift ein tie- 
fer Canal. 

Nach Jemarrow folget Tomani, ein großes fand, worinnen mehr Städfe find, als 
in einem andern an diefem Fluſſe. Hier ift eine Fleine Stadt, Namyamakundas genannt, 
wo ein anfehnlicher Handel mit trocknen Gütern getrieben wird, Ein wenig hinter biefer 
Stadt, ungefähr mitten im Canale, find einige Selfen, die aber niemals trocken find; und 
gegen der Factorey über an der Nordſeite des Fluſſes, ungefähr eine Eleine halbe Meile, ift 
eine ftehende See, ungefähr zwo Fleine Meilen lang, welche voller Zifche it. Diefes 
Land erſtrecket fi an der Seite des Fluffes auf fechs und zwanzig Seemeilen, und wird 
von einem mandingoifchen Fürften regiert. Der, welcher im Jahre 1730 regierte, hieß 
Hume Badji. | 

Hinter Tamani fängt fih Kantor an, in welchem an der Suͤdſeite des Fluſſes unge: 
fahr fechs Fleine Meilen hinter Fatatenda eine Stadt liegt, Aolar genannt, Weiter 
als fechs Fleine Meilen hinter derfelben war Herr Moore nicht gereift, Er rechnet, daß 
Rolar in Kantor, (denn in Barra liege auch ein Dre diefes Namens) fünfhundert Kleine 
Meilen von dem Borgebirge St: Maria, der füdfichen Spige der Gambra k), liege. 

Sabats Nachricht von den Königreichen längft der Gambra iſt von Moores feiner, was 
die Namen, Größe, und zuweilen auch die Sage betrifft, etwas unterſchieden. Er erwaͤh ⸗ 
net auch nur diejenigen, welche von der Spiße Barra auf zweyhundert und funfjig See- 
meilen an dem Fluſſe liegen, weil diejenigen, welche dahinter lagen, noch wenig befannt 


.. waren. . Mach diefem, Schriftfteller liegen die Königreiche an der Nordfeite von Weiten 


gegen Dften in, folgender Drönung:., 1) Barrg, welches ſich achtzehn Seemeilen längft 
der Gambra erſtrecket. 2) GBuiofonda 7), fünf Seemeiten breit, 3) Badiſſu m) 
zwanzig. 4) Salum 7), welches, wie vorher angemerfet worden, Diefe Drey in fich fchließt, 
sehn Seemeilen. Gniania 0) zwo Seemeilen, 6) Kubsw, viere. 7) Gniania P) 
örenfig. 8) Uli g), welches fich zu Barrakonda endiger, neunzig Seemeilen. Diefe 
Koͤnigreiche erſtrecken ſich hundert und neun und fiebzig Seemeilen in einer geraden Linie. 
Rechnet man wegen der Krummung des Zluffes einund fiebenzig Seemeilen dazu ; fo machet 
es zweyhundert und funfzig Seemeilen von der Spige Barra Dis zu dem Außerfien Ende 
des Königreichs Uli aus. 7 

Ehen der Schriftfteller faget , die Suͤdſeite des Fluffes werde auch in acht Königreiche 
getheilet: 1) Komba oder Kombo, melches bey dem Vorgebirge St. Maria anfangt, 
und fich an dem Fluffediefes Namens endiget,daesfich acht Seemeilen weit erſtrecket. Die» 
fes Vorgebirge iſt an einem hohen merkwuͤrdigen Palmbaume kenntlich, der eine große Weite 


“ von der See gefehen werden kann r).. 2). Das Königreich oder Kaifertfum Koigni s) 


fängt an Diefem letztern Fluſſe an, und erſtrecket ſich bis an den Fluß Bintan oder Dintain, 
eilf Seemeilen weit; denn von dem Fluſſe Aombe bis zu dem von Ferba werden drey 


X See⸗ 
sm 1 *R* r * a Lan s, Le 
A) S. Moores Reifen a. d. 23 uf. ©, p) Ober⸗Jani. 
I) Auf feiner Karte Guicadou. 4) Wooley. 
3) Auf feiner Karte Badibom , r) Vorher faget er, es waͤren drey Bäume. 
2) Barfalli. Unfere Karte machet ihrer viere, 


6) Vermuthlich Nieder⸗Jani. Y s) Sonia. 


* 


von Capo Blanco Bid Sierra Leona. VI Buch II Cap. ww 


Seemeilen gerechnet; darauf. noch dreye bis an den Fluß Barafet, eine halbe Seemeile 
bis an den Fluß Inderaba, von da bis an den Fluß Painam, eine halbe Seemeile; und 
dreye bis an den Fluß Bintain. 3) Das Königreich Kiam z) wird von dem Zluffe 

intsin gegen Welten begränget, und ſtrecket ſich zwanzig Seemeilen fängft der Gambra. 
4) Geagra 1) ift zehn Seemeilen breit, 5) Das Königreich Gnamena x) funfjehne, 
6) Riskonda y) vierzig; 7). Tamang 2) eben fo viel; und 8) Kantor fo weit, als es 
bekannt ift, zwanzig. _ Die ganze Größe aller diefer acht Königreiche längft dem Fluſſe ift 
in gerader Sinie hundert und fünf und fechzig Seemeilen, und noch achtzig wegen der Kruͤm⸗ 
Mungen dazu gerechnet, mache zweyhundert und funfjig Seemeilen von dem Borgebirge 
St. Maria bis an die äußerften Gränzen des Königreichs Kantor 2). 


Zu Een Zeiten waren die Laͤnder an beyden Seiten des Fluſſes in verſchiedene 
kleinere Konigreiche getheilet, welche alle den drey groͤßern unterworfen waren. Die an der 
Suͤdſeite waren dem großen Könige yon Rantor zinsbar, und Die an der Nordſeite den 
Königen von Burſal (oder Burſali) und Wolley, zwifchen welchen Das fand von der See 
fo weit bis Barrakonda, gleich getheilet war. Doch ward dem Verfaſſer geſaget, dieſe 
drey Könige wären einem größern weiter im Sande unterworfen )). Barbot hat ung 
eben die Nachricht nebft einigen Zufägen c) aus dem Jobfon, (in großer Verwirrung und ohne 
Ihn zunennen) wie auch den damaligen Zuftand Diefer Laͤnder geliefert, Und auf dieſe Art giebt 
er oftmals anderer Schriftſteller Anmerkungen für feine eigenen aus; und trägt feinen Leſern 


die alten Eintheilungen der $änder als die neuern vor. Ein folcher Berfaffer muß mit der 
äußerften Borficht gelefen werben. 


Um unfere Befchreibung von diefem Fluſſe und den anliegenden Laͤndern bis nach Bar⸗ Nachricht 
rakonda zu erläutern, haben wir eine Karte davon eingerüctt, welche, wie wi vermuthen, von der 
eben fo richtig ift, als die von der Sanaga aus dem Labat. Ber dieſer Gelegenheit mif Karte. 
fen wir anmerfen, daß die befte Karte von diefem Sluffe von dem Herrn Wjoore in feinen 
Reifen herausgegeben worden, welche ung bey Entwerfung der unfeigen vieles geholfen hat. 

Sie ift aus einer fehr großen jufammen gezogen, die der Schiffshauptmann, Johann 
Leach, im Jahre 1730 gemacht hat, toelcher den Fluß wohl Fannte, und alle feine Kruͤm⸗ 
mungen und Wendungen von feiner Mündung bis an den Ort beobachtete. Die Karte 
von diefem Fluffe, welche Labat gegeben, ift die befte nach diefer. -Sie ſtellet den Sauf oder 
bie Geſtalt des Fluſſes bis nach Arſe⸗Hill hinauf, Hinter Kutteſar, fehr wohl vor ; ſteht 
aber der erſtern an Richtigkeit weit nach, und will eben keine beſondere Unterfuchung leiden. 
Unter andern hat fie den großen Irrthum, daß fie das oberwähnte Barrakonda zehn Eleine 
Meilen gen Weften von TJanimarew, und folglich nicht Halb fo weit feßet, als es von der 
Mündung des Fluffes feyn muß. Co fteht es auch nicht an feinem Orte. Doch hat er 
verfchiedene Anmerkungen, welche deutlich zeigen, daß Diefes ein Irrthum iſt; z. E. daß 
arrakonda zweyhundert und funfjig Seemeilen von der Mündung der Gambra liege; 
Und daß das Königreich Uli oder Wuli neunzig Seemeilen längft dem Ufer liege, und ſich 
€2 


zu 
) Raen beym Moore. a) Siehe Labats Afrique occidentale, Vol.IV. 
“) Fageg. a. d. 269 u. f. ©. 

xJamina 


ii ) Kiaconda 


en 8) Siehe Jobfons Goldhandel, 
2) Tomany ſimmt mit Eropina überein. 


ec) Siehe feine Sefhreibung von Guinea a. d. 
75 Seite, 


20 Reiſen laͤngſt der wefklichen Kuͤſte von Africa, 


zu Barrakonda enbige 4), welches doch in der Karte gegen Werten von Uli in Gniania 
oder Oberyani geſeht worden. Dꝰ Anville in feiner Hauptkarte von der Kuͤſte iſt in eben 
den Irrthum gerathen; mie es auch de P Tele in allen feinen Karten hat, außer der von 
dem franzöfifchen Africa, wo deſſen Sage nicht fo fehlerhaft iſt. 


Der II Abſchnitt. 


Eine Nachricht von den englifihen Plägen an der Gambra, beſonders 
von Jamesfort. 


Samesfort. Kabata. Sillefree. Vintain. Sereja, Es wird von den Franzoſen belagert; auf Be 
Kolar. Tanfrowal. Joar. Daminarew. Kut- dingung an den Hrn Gennes, übergeben; von 
tejar. Sami. Wallie. Yamyamakunda. Fatas ihnen noch) zweymal hernach weggenommen; von 
tenda. Sameseyland. Befchreibung des Eylan-⸗ Maſſey überwältiget, Gegenwaͤrtiger Zuftand 
des, Beſatzung und Wachen. Voriger Zuftand. deſſelben. 


Samesfort, (Ser erſte und vornehmfte englifche Ort an der Gambra ift Jamesfort, auf einem Ey: 
= [ande gleiches Namens, welches hernach vollftändig wird befchrieben werden, und über 
den Handel auf der Gambra völlig gebiethet. Der andere ift dicht bey der Gambra, an 
Kabata. dem Zluffe Rabata, in dem Königreiche Kumbo, an der Süpfeite. Daſelbſt ift wenig 
Handel; und die Factorey kaufet bloß Lebensmittel für die Befasung in Jamesfort. 
gillefree. 3) illefree e). Dieſe Factorey liegt Jamesfort gegen über, an der Nordſeite des Fluß 
fes, ein wenig gegen Oſten von der franzöfifchen Factorey zu Albreda, Sie liegt anmuthig, 
und hat einige Gärten, welche das Fort mit Kräutern und Wurzeln verforgen, Hier bat 
auch die Compagnie einen Gottesacker, und hier warb dem Könige von Barrah der Zoll bezahlt, 
Bintain. 4) Die Factorey Vintain. Sie liege ſechs ftarfe Meilen von Jamesfort, an einem Fluſſe 
eben diefes Namens, in dem Neiche Sonia, und an ber Suͤdſeite der Gambra. _ Die vote 
nehmfte Handlung hieſelbſt iſt mit Wachs, Elfenbeine und trocknen Gütern. Lebensmittel 
Jereja · find ſehr wohlfeil. 5) Weiter hinauf an eben dem Fluſſe liegt Jereſa f), welches dem 
Könige von Jereja gehöret. Dieſe Factorey ift vierzehn Seemeilen von Samesfort, und 
vornehmlich mit trocknen Gütern verfehen, um Wachs zu Faufen, welches die vornehmfte 
Waare allhier, wierohl durchgängig ſehr ſchlecht iſ.. Weil die Factorey im Jahre 1730 
ſehr verfallen war, und der König nicht zugeben wollte, daß; eine neue naͤher an dem Fluffe 
erbauet würde, fo veranlaßte folches den Statthalter in Jamesfort, daß er dahin gieng, und 
Klar, die Sachen in Ordnung brachte, 6) Die Factorey Rolar ward im Jahre 1731 an einem 
Fluſſe gleiches Namens in dem Königreihe Darrab, an der Nordſeite der Gambra, vor: 
nehmlich wegen der trocknen Güter, als Elfenbein, Wachs und Gummi angelegt. Weil 
i aber die Compagnie nicht ihre Rechnung dabey fand: fo verließ fie folche im Fahre 1733. 
Sankromal. 7) Noch höher an der Südfeite ver Gambra in dem Königreiche Äaen liegt Tanfrowal, 
2 eine große Stadt, wo die Compagnie eine Factorey um das Jahr 1731, vornehmlich des 
Machfes wegen, angelegt hat. 8) Wenn man noch weiter an dem Fluſſe hinauf gebt, ſo 

„nr, liegt an der Nordſeite Joar, in dem Königreiche Sarfalliz und drey Fleine Meilen gan 

Oſten 

#) Siehe oben a. d. 19 &, g) Stibbs in feinem Tagebuche preift die Lage 

e) Oder Jillefroy, Gillefree. bdieſer Factorey gar fehr an. 
F) Insgemein Beregia geſchrieben. ) Barbot in feiner Beſchreibung von Snined 

- 4, 9 


» 
4 


BE 


Wert ee 

















A) K 7 Ne 4) s 
ER Nr SL DR ), 
RZ are N 

5 —— GAMBRA oper GAMBIA- 


Vorr 


- Eropına bis nach B ae) F 



















eNL v2 don Hauptm. JOHANN LBAcH 
N p im Jahre — 
— 
— — N — 
Luutejsr DIRT —— 
die Yoraleu, ar ak | oO RB E R FR Y SEE Futa an. dem Rande des Gummiwaldes 


wet rur 4 JIageresjen vor Fatatenda 


TEE SER Re 






If Are 









































; * Morakunda Sep ga — — E— i 4 KAUNKADE 
Re I A | emarn 8 » * Ak Ds Factorey F Pakkaboe | Koergsfiade 
Fr WERE Bu a Al  Morakunda 5 ) i BF oleykunda 
se Factorey \0aX K er | (ehem Morakunde | 
IK — — PA; A Mafer ; — 
| Mar Br Be lrse, IE Arwalley i ii 2% 1,7 
| Sabakunda 7 Pi — * gel 2 Feige zorey ir Madkana od. Seiako Bar ab — 
| Bruko ‚ii 3 br Eh Horakundea i RA Was * 7 
\ Foleykunda # N x — | Or — ROTE 5 
Dubokunda, Ak — — J — Ex, « an alley KL | en N 
Sandalakunda — NY 
— * 


—e — 
= Be — Fr - 
(af 7 r ar a : = 








































Foleykunda * Lore Danıba EU E Ahr. 
Die Wegeund & ernungen zwijchen “o 1 00 72 * 
Gewssfen Ver, ln k ES : =, Malo 
De en a won 
FELFER, [2% { — e. 
Sen en dem. W377 abe De der Maal3ltab i Ey \ Baß k% A 





AHorakında { KOENIGS-STADT 


- > OMAN I Karton 
MaapsJtab von Erglijchen Meder. C I 
nn ee — 


Ss 0 20 — 






[77227 
Werechmeten, Yen befindet . m e Franzoe/sfche Meilen 
3_4 






— —— 


























von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch I Cap. au 


Dften Kower, welches die vornehmfte Stadt an bem ganzen Fluſſe, und der befte Ort zur 
Handlung ift. Es find zweene Hafen an dem Fluſſe. ‚Hier bat die Compagnie eine Facto⸗ 

ey, und die einzenen Kaufleute Fommen gemeiniglich bis nad) der Spiße Aumbos, welche 

nahe dabey ift, um Sklaven zu handeln. Die guineifchen und mandingoifhen Kaufleute 

von Galam, Tombuto, wie man vermeynet, und andern Gegenden gegen Diten, verfammeln 

fich bier. 9) Die nächfte Factorey iſt an der Nordſeite zu Nanimarero, in dem Könige Vanimarew. 
reiche Unteryani, dem anmurbigften Hafen des Fluſſes. Hier hat die Compagnie ein 

Eleines Haug nebft einem ſchwarzen Factor, um Korn für Jamesfort einzukaufen, 10) 30 

her hinauf an ber Südfeite in dem Reihe Jemarraw ift Brukoe, eine Factorey, welche Bruloe. 
im Jahre 1732 angelegt, zufälliger Weife aber in eben dem Sabre abgebrannt, und wieder 
aufgebauet, doch im Jahre 1735 verlaffen worden, u) ARuttefar, eine Factorey nahe an Kuttejat, 
der Nordfeite von der Gambra, in dem Königreiche Oberyani, ungefähr eine Eleine Meile 

von dem Fluffe 2). Da diefer Ort im Jahre 1725 uͤberſchwemmt wurde, fo verlegte ihn 

die Compagnie nad Sami. 12) Samt liegt acht Eleine Meilen von Kuttejar zu Lande, Samt, 

zu Waſſer aber mehr; und ungefähr zwölfe an einem Fluſſe eben des Namens, welcher in 

die Gambra fälle. Die Factorey aber ift nach der Zeit nach 13) Wallia verlegt wor: Wallia. 
den, vier kleine Meilen Höher an der Sami. Hinter dieſem an der Suͤdſeite der Gambra, 

in dem Konigreiche Tomani, liegt 14) die Zactorey Namyamakımda, welche im Jahre Pamyann- 
1733 durch) die Fluthen zerftöhret, von der Compagnie aber wieder gebauet worden. Der Sen 
vornehmfte Handel an diefem letztern Orte ift mit Sklaven und Zähnen, 15) Die oberfte 

Factorey an dem Fluſſe iſt Satatenda, an der Nordfeite ver Gambra, welche dafelbft fo Fatatenda. 
Breit iſt, als die Themſe zu London = Bridge, und fehr tief, indem die Fluch in den trocknen 
Jahrszeiten drey ober vier Fuß hoch fleigt, Sie liegt in dem Königreiche Wuley, und 

hat eine weite, angenehme Ausficht auf den Fluß und in das Sand Kantor an der Süb- 

feite. Weil aber den Factoren von dem Könige von Tomani übel mitgefpielet wurde, fo 

verließ Die Compagnie diefen Ort im Jahre 1734. 

Der Fluß Gambra, welcher durch fo viele Sander fhiffbar iſt, biethet ein weitläufti- Jamesfort. 
ges Feld zur Handlung dar, welche itzo vornehmlich in der Engländer Händen iſt. Der 
vornehmſte Pla ihrer Eöniglichen africanifchen Compagnie in diefen Gegenden, ift auf 
dem Jameseylande, wovon Herr Moore, der ſich lange dafelbft aufgehalten, folgende Be— 
ſchreibung giebt. 

Jameseyland liege Faft in der Mitte des Fluffes Gambia, der hier wenigftens fieben Eyland. 
englifche Meilen breit iſt. Es gehöret der englifchen Föniglichen africanifchen Compagnie, 
welche dem Könige von Barrah einen Kleinen Tribue dafür bezahle: Es liegt zehn See⸗ 
meilen von der Mündung des Fluſſes, und drey englifche Meilen von dem nächften Ufer >). 

Bey niedrigem Waffer hat es ungefähr drey Bierthel von einer englifchen Meile im Um: 
fange, worauf ein vierecfigtes Fort von Steinen mit vier Baſteyen ordentlich gebauet ift z), Das Fort, 
und auf jeder find fieben wohl beſchickte Canonen, welche den Fluß rund umber beftreichen, 
Unter den Wällen des Forts nad) der See zu, find zwo runde Batterien, deren jede vier 
große Hier und zwanzig pfündige Stüde, und dazwiſchen neun Eleine zur Begrüßung, in 
€3 allem 
a. d- 74 S giebt diefem Eyfande eben diefage,und 7) Siehe den Grundriß und die Ausſicht. Es 
faget, es fey ein fandichter Felfen, der mit dem Waf find verſchiedene davon herausgegeben , als durch 
fer gleich wäre, Froger, Aabat; Smith in feinen Zeichnungen von 
- Bninen, 


a: 


Beſatzung 


und Wachen. 


Deſſen vori⸗ 
ger Zuſtand. 


) 


22° - Reifen laͤngſt der weſtlichen Küfle von Africa, 


allem fünf und vierzig Stuͤcke führer. Das Fort hat einige gute Zimmer, in weichen Der 
Statthalter, die vornehmiten Kaufleute, die Factore, Die Schreiber und der Faͤhndrich 
mohnen, Unter einigen von Diefen find bequeme Magazine. Die Befagung dafelbft be: 
fteht aus einem Dfficier, einem Sergeanten, zweenen Corporalen, einem Canonier und ei- 
nem Gehülfen, nebft dreyßig Soldaten. Die durch übermäßiges Trinken abgezogener 
Waſſer verurfachten Krankheiten aber machten diefelben ofe fehr ſchwach, bis wieder neue 
$eute aus England anfamen, Die Soldaten, Handelsleute und andere Bedienten liegen 
außerhalb dem Forte in Baraden, die, wie das Fort, von Steinen und Kalke gebauer find, 
Alles ift mie Pallifaden befeftiger, und mit dem Fluſſe umgeben, welcher einen natürlichen 
Graben machet, der an dem engften Orte drey.englifche Meilen breit ift. Den Baracken 
der Soldaten gegen über find noch) andere für die Sklaven und ſchwarzen Bedienten ge: 
bauet. Unter biefen find Magazine; und unter der, Soldaten ihren find die Sklaven— 
häufer. Bey Tage hat man dafelbit drey Schildwachen, eine an dem Thore Des Forts, 
eine an der Thüre des-öffentlichen Plages, und eine, welche vund um das Fort geht, um zu 
fehen, was für Boote kommen, und abgehen, wovon fie dem Befehlshaber Bericht ab- 
ftasten. Diefe werden ordentlich alle zwo Stunden: abgelöfet. Gegen Abend wird in- 
nerhalb den Wällen eine Schilöwache auf die Baſteyen geftellet, deren Pflicht ift alle 
Boote und Kaͤhne anzurufen, welche dicht an das Eyland fonımen ; und wenn fie fich nach 


breymaligem Rufen weigern, zu antworten: fo feuert er fein Gewehr los, um das Fort in. 


Larm zu fegen. Des Nachts, wenn das Thor gefchloffen ift, gehen ziwo Wachen außer: 
Halb des Forts herum, welche dahin fehen müflen, daß ſich die Sklaven nicht empören und 
aufrührifch werden; und daß feine Boote ohne Erlaubniß anfommen oder abgeben. Bon 
Zeit zu Zeit rufen fie: Es ſteht alles gut; wo das nicht ift, ſchießen fie ihre Slinten los, 
und machen im Sorte Laͤrm k). 

Diefes Fort wurde zuerft von Robert Holmes, um Das Jahr 1664 zur Sicherheit 
‚der englifchen Handlung an diefer Küfte gebauet. Er nannte cs, dem Herzoge von Nork, 


nachmaligen Könige Jacob II, zu Ehren, Jamesfort oder Jacobsfort ). Anfänglich 


waren nur acht Stücke darinnen 72), um das Jahr 1690 aber redet Barbot davon, als von 
einer ftarfen vierecfigten Feſtung, mit vier guten Bafteyen, welche mit fechzig oder fiebenzig Ca⸗ 
nonen befeßt wären; und das Ufer des Eylandes wäre mit drey Schangen, in Geſtalt der 
Hufeifen, befeftiger. Nach feinem Berichte befteht Die Beſatzung aus fechzig oder fiebenzig 
Meißen, und eben fo vielen Gromettoen oder freyen Schwarzen, in der Compagnie 
Dienften »). Froger, welcher den Heren Bennes auf feinem Zuge hieher im Jahre 
1695 begleitete, befchreibt es als ein viereckigtes Fort mit vier Bafteyen, die von vorne ges 
mauert find, Es hat drey Fer de Chevals (oder Hufeiſen) und verfchiedene Batterien 
längft den Pallifaden, welche diefes Eyland einfchließen, die, nad) feinem Grundriſſe, mit 
ein und funfzig Stücken befeget find. &s war damals mit Kriegesvorrathe gut verfehen, 
und es fehlte nichts als ein Pulvermagazin, und eine Cifterne, welche Bomben aushalten 
Fönnten, um es unuberwindlich zu machen 0). Barbot fuͤhret auch) den Mangel am Holje 


und Waſſer als die größte Unbequemlichfeit an, indem es beybes von dem feften Sande 


holen müßte p). * James⸗ 


Guinea, und Moore in ſeinen Reiſen nach Africa. k) Moores Reifen in die innern Theile von 
Weil diefe letzte die richtigfte ift: fo find wir ihr in -Africa, a. d: 14 U. f- ©. ; 

denen Zeichnungen gefolget, die wir von dem Ey: 7) Es wurde hernachmals Williams Fort ge: 
Fande und Forts gegeben. nannt. 


wer 


— — 


— er 


— je. 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch I Cap. 23 


Jamesfort wurde zuerft von den Franzofen unter dem Herrn de Benmes, im Jahre Wird von 
1695 mit einem Eleinen Geſchwader von vier Schiffen, und zweyen Bombardierfchiffen ge- den Franzo⸗ 
nommen, wie es von Frogern erzählt wird, der mit bey diefer Einnahme war. Auf dem fenbelngert, 
Eylande Borce erhielt ex von einem englifchen Ueberläufer eine Nachricht von der ſchlech- 
ten Befehaffenbeit des Forts, daß die Beſatzung krank wäre, und es an Lebensmitteln fehlte. 

Diefes munterte ipn auf, den Verſuch zu thun. Er fuhr den 2aften des Heumonats 
mit englifchen Flaggen in die Gambra ein, und anferte um fünf Uhr des Nachmittages 
eine Eleine Seemeile weit von dem Fort, welches er mit feinen Booten dergeftalt umgab, 
daß er ihm alle Öemeinfchaft.mit dem Sande abfchnitt. An eben dem Abende kam ein 
Portugiefe, Namens Don Cardos, welcher zu Jillefree lebte, an Bord, und gab dem 
Herrn Gennes von dem Juftande des Forts Nachricht. - Allein der König von Barrah, 
an ven ſich der franzöfifche Befehlshaber wandte, wollte mit dem Streite nichts zu thun 
haben, Den 23ften ward de Ia Roque abgeſchickt, die Beſatzung aufzufordern. Es 
Fam ihm ein Boot entgegen, und führte ihn mit verbundenen Augen ins Fort, wo ihn der 
Sieutenant prächtig tractirte, weil der Befehlshaber abwefend war. Diefer ſchickte auch 
drey Officier an Bord, welche fich einige Tage Bedenkzeit ausbathen. Allein Herr de 
Gennes wollte ihnen folche nicht länger, als bis den folgenden Tag, Morgens um 6 Ubr, 
geben; tmorauf fie ihm meldeten, fie wollten den Dre bis aufs äußerfte vertheidigen, Den 
23ſten des Abends bemächtigten fich die Boote einer Brigantine, und einiger Kühne mit 
Sebensmitteln für das Fort; und ſtellten fich, als wenn fie den Befehlshaber gefangen hät: 
ten, der aber dennoch Miteel fand, in den Plag zu Fommen, " 

Den 24ften um 8 Uhr des Abends warfen die Franzofen zwo Bomben, welche aber und auf Ber 
zu kurz fielen, Herr de Gennes hörte alfo auf zu feuern, und wartete bis die Fluch Für dingung 
me, damit er defto näher ankern könnte, Unterdeſſen ſchickte Hanbury, welcher, wie Fro- Übergeden 
ger anmerfet, ein junger Main war, der fich beſſer zu tuftbarfeiten als zur Vertheidigung 
einer Feſtung fhickte, ein Boot mit einer: weißen Flagge heraus, um ſich auf Bedingun- 
gen zu ergeben. Es wurden Geifeln ausgeliefert, bis die Artikel aufgefeget waren, welche 
man noch) an eben dem Tage unterzeichnete. Es wurde darinnen bewilligets 1) daß der 
Sold für die Bedienten ver Compagnie follte bezahlt werden; 2) daß die Befasung mit 
allen friegerifchen Ehrenzeichen, ihren Waffen, ihrem Geräthe, und jeder Officier mit einem 
jungen Sflaven ausziehen follte. 3) Daß ein jeder Beweibter oder Eingebohrner des 
Sandes Freyheit haben follte, da zu bleiben; 4) daß die Factore der Compagnie längft dem 
Fluſſe in diefe Bedingungen mit eingefchloflen feyn follten, wenn fie die in ihrer Ver— 
wahrung habenden Güter der Compagnie überlieferten; 5) dag Herr, Carl Duval, ein 
Franzöfifcher Flüchtling, der fich vor fechjehn Jahren in England niedergelaffen, und iho in 
dem Fort fey, einerley Freyheit mit dem Befehlshaber genießen folle; 6) daß man ihnen 
zweene Tage zur Einrichtung ihrer Sachen gäbe; 7) dag zwölf fehöne Schwarzen in der 
Compagnie Dienften Freyheit haben follten, hinzugeben, wohin e8 ihnen beliebte; 8) daß die 
Zeſabung ein Schiff mit drey Maſten, außer den Lebensmitteln und allen Nothwendig— 

eiten, haben follte, um fie innerhalb dreyfig Tagen nad) England zu bringen; 9) daß fie 


einen ' 
— x ‚Siehe im IT Bande auf der 383 Seite. 0) Frogers Voyage au Mer du Sud, anf der 
* —— Eroberungen in Guinea 0.8.9. 32 und 3 ©. ‘ 
, 988 Veſcht. von Guinen ad. 74 © 2) Barbot, wie oben, 


24 Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


einen guten Paß haben ſollten; 10) daß unter dieſen Bedingungen folgende Güter, welche 
der englifchen africanifchen Compagnie zugehörten, ausgeliefert werden follten, als: fünf- 
Hundert Dyintal Elfenbein, dreyhundert Duintal Wachs, hundert und dreyfig Sklaven 
und vierzig Sklavinnen, auf dem Eylande, funfzig zu TJillefree, und achtzig taufend 
Kronen werth europäifehe Güter, nebft zwey und fiebenzig Canonen auf Lavetten, und dreyfig 
andere, wie auch) allem Kriegesvorrathe u. d. g. indem Fort, 


anden Hen Den 27ften bey Anbruche des Tages meldete Herr de la Perriere, Major bey dem 
de Gennes · Geſchwader / dem Befehlshaber Herrn Hanbury, er follte ſich fertig machen, den Platz zu 
räumen. Um6 Uhr des Morgens landete der von dem Herrn de Bennes beflimmte 
Befehlshaber, Herr de Sontenap, welchem Here Hanbury entgegen gieng, und bie 
Schlüffel übergab, der darauf an den ‘Bord der Gluͤckſeligkeit, eines von den Schiffen 
des Geſchwaders begleitee wurde. Die franzöfifche Flagge ward aufgeftect, und das Te 
Deum unter Abfeurung fieben und dreyßig Stuͤcke gefungen. , Denagften ward ein franzöfis 
ſcher Officier an den König von Barrah geſchickt, die englifchen Güter zu Jillefree abzu- 
—— Diefer antwortete aber, dasjenige, was am Sande wäre, gehörte ihm zu, nach— 
dem fich das Fort ergeben Härte. Allein, als er fah, daß Herr de Bennes Gewalt brau: 
chen wollte: fo ließ er ihm durch einen Alkali melven, er wollte feinen Streit haben, ſon— 
dern ihm die Güter ausliefern, Den zoften wurde eine Berathſchlagung gehalten, ob 
‚man das Fort erhalten oder niederreißen wollte. Das legte ward befchloffen, und den 17, 
18, toten und zoften des Augufts ins Werk gerichtet, da fie die Canonen vernagelten, und 
die Wälle und Bafteyen ſprengten. Den ı4ten eben deffelben Monats: giengen die engli- 
ſchen Officiers nach Cayenne zu Schiffe, um nad) Haufe zu gehen; und Herr de Gennes 
verließ die Gambra den 2aſten, und fegelte nad) Brafilien 4). ee 
Wird noch Ob nun gleich Herr de Bennes das Fort gefprengt hatte: ſo ſchickte Boch did franzoͤſi⸗ 
zweymal eins fche africanifche Compagnie an ihren Generaldirector zu St. Ludwigsfort Befehl, in ihrem 
genommen. "Namen von dem Eylande Befi zu nehmen: wiewohl es nicht fhien, daß fie eine wirkli— 
he Abficht hatte, es wieder aufzurichten, oder fich da zu fegen; denn es wurde niemand 
da gelaffen 7). Als aber die Engländer folches durch den ryßwickiſchen Frieden wieder 
bekommen hatten: fo trug die Fönigliche africaniſche Compagnie Sorge für deſſen Wieder⸗ 
aufbauung, und war Willens, es mit neunzig Stüden zu verfeben, und hier eine Beſa⸗— 
gung von zwey hundert und fünfzig Europäern zu halten 5). Jedoch da der Krieg im 
Jahre 1702 von neuem ausbrach: fo fanden die Franzoſen Mittel, es unter dem Schiffs: 
hauptmanne la Rogue in der Beute, (welche mit bey der Einnahme von 1695 unter 
dem Herrn Bennes gewefen), in Begleitung des Herrn von St. Dandrille, in der 
Fregalte Hermione zu überfallen 2), Sie nahmen das Fort ein, weldes mit huit- 
derf taufend Kronen ausgelöfet wurde, führten zweyhundert und fünfzig Sklaven, umd 
eine große Menge Güter weg u). La Boque felbft ward bey dem Angriffe getödtet, 
Im Fahre 17 09 thaten die Franzoſen den zten Verſuch unter dem Herren Patente, mie 


einem Eleinen Geſchwader von vier Fregatten, welche das Fort und ein mir Sklaven bela⸗ 


denes Schiff wegnahmen x), 
| Nach 


2 9) Froger, wie oben a. d. 2, 6,22. f.S. s) Engliſche Erober. in Guinea a.d. 9 ©. 
v) Tabats Aftique oecid. 4 Bond a.d.293©. ) Barbots Beſchr. von Guinea ad, 427 ©, 


— — 


— — — — — — 





von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch Teap 25 


Nach diefem ward es ziveymal von den englifchen Seeräubern weggenommen, welche Davis, ein 
um das Jahr 1720 die Küfte von Guinea beunruhigten, wovon eine umftöndliche Nach- Seeräuber, 
richt in der Geſchichte der Seeräuber gegeben wird, Die erfte von diefen Berrichfungen 
geſchah durch Howel Davis, welcher, da er von Briftol mit dem Hauptmanne Sfinner 
in dem Cadoganſchnee abfegelte, im Fahre 1719 nahe bey Sierra Leona von dem See⸗ 
raͤuber England weggenommen ward, welcher den Hauptmann ermordete, und Daviſen 
mit dem Schiffe beſchenkte. Da er aber fand, daf die meiſten von dem Schiffsvolke feiner 
Abficht zumider waren : ſo ward er genothiget, nach Barbados jufteuren, wohin die Ladung 
beitimme war; und dafelbft ward er auf Angeben der Schiffieute ing Gefaͤngniß gefegt. 

Weil er aber doc) nichts feeräuberifches gerhan, fo ward er wieder losgelaffen, und von 
dem Hauptmame Woods Rogers auf einer Kauffahrerſchaluppe gebrauchet. Weil 
nun ſolche meiſt mit Seeräubern beſetzt war: fo vereinigten ſich ſelbige auf Davis Anre 
gen, wieder zu ihrer alten Sebensart zu kehren, und erwählten ihn zu ihrem Hauptmanne. 
Im Anfange glückte es ihm ziemlich gut. Als er nad) St, Jago, der Hauptftadt auf 
einer don den Inſeln bes grünen Borgebirges, Fam, und ihm von dem Statthalter Trotz 
gebothen wurde, der fie für Seeräuber Hiele: fo kam er des Nachts in das Fort. Weil 
aber der Statthalter in feinem Haufe aushielt: fo verließ er ſolches wieder, nachdem er den 
Portugiefen vielen Schaden gethan hatte. Bon hier fegelte er nach dem Fluſſe Gambra, 
um Jamesfort anzugreifen ‚ Wo, wie er feinen Leuten fagte, ſtets eine große Menge Gofd 


verwahret läge, Die war, wenn man es vecht betrachtet, eine verzweifelte Unternehmung, 
Er fing es aber pan. Er verbarg feine Leute unter dem 


£ . Berdede, außer denjenigen, die 
zur Führung des Schiffes erfordert wurden ‚ damit die von dem Fort keinen Berdacht ha- 
ben möchten. Darnach lief er dicht an das Fort an, ſehte fein Boot aus mit fechs Leuten 


in ordentlicher Kleidung, worinnen er felbft nebft dem Steuermanne und Wundarzte, die 
wie Edelleute gekleidet waren, ans Sand gieng. 


Als er an dem Sandungsplage angekommen, twurde er von einer Notte Musketirern nimmt es 
empfangen, und nach dem Fort gebracht. Da ihn der Befehlshaber ausfragte: ſo berichtete mit diſt ein 
er ihm, er wäre von Liverpool, und wollte nach der Sanaga gehen, Gummi und Zähne 
zu holen; er wäre aber an der Küfte von zweyen franzöfifchen Kriegesſchiffen gejagt wor⸗ 
den. Er feste Hinzu, feine Ladung wäre Eifen und Blech. Der Befehlshaber fragte ihn 
darauf, ober einiges europäifche Getränfe am Borde hätte? Davis erwiederte, er hätte nur 
etwas zum Öebrauche für das Schiff: doch fünde ihm etwas davon zu Dienften, Der 
Befehlshaber bath ihn und feine Officer zum Mittagsefien. Er nahm die Einladung an, 
und gieng unterdeffen, da folches fertig gemacht wurde, an Bord, unter dem Borwande, 
einige Befehle zu geben, ließ aber feine Gefährten am Ufer, Nachdem er während feines 
Aufenthalts in dem Fort alles Noͤthige zur Ausführung feiner Abficht beobachter hatte: fo 
kam er mit feinen Seuten auf dem Boote, die er ingeheim bewaffnet, vor Mittage zurüc, 

Er Hatte ihnen gefage, fich mie den Leuten in der Wachtſtube zu unterredenz und wenn er 
ein Piftol abfchöffe, welches die Loſung feyn follte, fo follten fie fich der Waffen der Beſa— 
Eung bemnächtigen, Dovis fand, daß der Befehlshaber und die Seinigen eine Schafe 

unch zum Mittagsmahle zurechte machten; und nachdem er die Gelegenheit ergriffen, 


w) Pariſer Zei IL 
er Beitung ıx April 1703. *) Pariſ. Zeit. 9 Novembr. 1709. 
Allgem, 


Reiſebeſchr. II Band. | D 


26 Reifen fänaft der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


fich feiner zu verſichern, fo feuerte ev fein Piftol ab. Hierauf bemächtigeen fich feine Leute 
der Waffen in ver Wachtftube, und machten die Befasung zu Gefangenen , welche fie in 
der Stube verfehloffen. Hierauf befahl Davis, die Flagge auf dem Fort zu flreichen. Als 
diefes feine Leute fahen, fo ſchickten fie ihm die abgeredere Verftärkung, fo daß er ohne ei- 
nen Schwerdrftreich Meifter von dem Fort blieb. Viele von den Soldaten in der Com- 
pagnie Dienften giengen zu ihm über, und diejenigen, welche fich meigerten, ließ ev am 
Borde einer Schaluppe verwahren, die er in dem Fluſſe fand. Nach dieſem plünderte er 
das Fort, wo er auf 2000 Pfund in Stangengold, und viele andere ſchaͤtzbare Güter an- 
traf, welche er an Bord ſchickte, und darauf die Feftungswerfe niederreißen ließ Y).. 
Wird von Im Jahre 1721 fehickte die Compagnie Das Bambracaftel, worauf Ruffel Yaupt: 
Maffeyeit mann war, mit einer Compagnie Soldaten unter dem Major Maſſey aus, Jamesfort zu 
genommen. Hefeßen, welches neulich von dem Seeraͤuber Davis eingenommen und zerftöhret worden. 
Sie kamen gegen den May in der Gambra an, und fegten ihre Leute unter Mafleyen auf 
dem Kameseylande aus, wo der Oberſte Whitney, der Befehlshaber, eben angelanget 
war. Diefer Befehlshaber und Maffey waren über Die Aufnahme’ fehr misvergnügt, Die 
fie von den Kaufleuten erhielten. Sonderlich war Maffey fehr (aut im feinen Klagen. 
Georg Lowther, zweyter Unterſteuermann auf dem Gambracaſtelle, hatte einen Groll 
auf Ruſſeln, ſeinen Hauptmann, und reizte das Schiffsvolk an, über welches er viel ver— 
mochte, Maffeys Misvergnügen beyzuftimmen. Er fchmeichelte ihnen, er wollte fie, wenn 
fie fic) des Schiffe bemaͤchtigten, nach England zurüc bringen. Maffey fihlug dieß feinen 
$euten vor, die ihm alle in feiner Abſicht beyftunden, worauf er Wache an die Vorraths⸗ 
kammer fegte. Nachdem er nun alle Sebensmittel an Bord gefehict, und die Stücke von 
den Lavetten nehmen laſſen: fo gieng Lowther an Bord, der fich in Ruffels Abwefenbeit 
des Schiffs bemächtiget hatte, und fertig war, abzufegeln, welches er den folgenden Tag 
that 2). Wiaffep wurde darauf mit Lowthern ein Seeräuber, verließ aber hernach 
diefe Lebensart wieder. Er kehrte nach Haufe, gab fid) ſelbſt an und ward gehangen 2). 
Gegenwaͤrti⸗ Nach der Zeit iſt Jamesfort von der Compagnie voͤllig wieder hergeſtellt worden, wie 
gerZuftand aus der bereits davon gegebenen Nachricht erhellet. Wir wollen mit dem gegemmärtigen 
zeſſelben. Zuſtande deffelben befchließen, wie er in einem Memoriale der föniglich- africanifchen Com- 


3) Johnſons Geſchichte der Seeränber aufder 
130 u. f. S. 

2) Ebend. a. d. 262 u. f. ©. 

a) Es iſt in Maſſeys Aufführung bey dieſer 
Gelegenheit ſo etwas ſeltſames, daß wir nicht um⸗ 
bin koͤnnen, unfern Leſern eine kurze Nachricht da⸗ 
von zugeben. Nach denen in Jamesfort begangenen 
Gewaltthätigkeiten, lief Lowther hinunter nad) 
Barbadoes, und nahm unterwegene verfchiedene 
Schiffe weg, bey welchen ſeeraͤuberiſchen Thaten fich 
Maſſey zu ihm fhlug- Alfein, fie zanften fich bald 
darauf mit einander; und weil Maſſey diefer Lebens⸗ 
art müde war, fo verließ er ihn, und gieng nach 
Spamaica, tvofelbft er fih an Sir Niclas Laws 
ergab, der ihn wohl aufnahm, ihm einen Beglaus 
bigungsfchein und etwas Geld gab, und ihn nad) 


pagnie 


England nach Haufe ſchickte. Bey feiner Ankunft 
in London fehrieb er einen Brief an die Vorfteher 
der Eöninlichen africanifchen Compagnie , und be: 
kannte alles, was er gethan hatte; welches, wie er 
fügte, deswegen gefchehen, weil ihm in ihren Dien⸗ 
ften übel begegnet worden. Er geftund, daß er den 
Tod verdienet Hätte, übergab ih) ihrer Großmuth, 
und bath, daß, wenn fie ſich entſchloͤſſen, ihn zu ver: 
urtheilen, er wie ein Soldat flerben möchte. Die 
Antrooet, welche er auf diefen wunderlichen Brief 
erhielt, war: er follte ebrlich gebangen wer: 
den. An ftatt daß er fich darauf hätte verſtecken 
follen, fo nahm er eine Wohnung in der Alders⸗ 
gaten ratze, und gieng den folgenden Tag zu der 
Gerichtsftube des Lord Oberrichters, zu fragen, ob 
ein Befehl wider den Hauptmann Johann Maffey 

tvegen 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch Il Cap. 27 


pagnie vom 26ften März im Jahre 1725, welches den ford Commißionarien der Handlung 
und Pflanzftädte überreicher worden, angezeiget ift! „Jamesfort und Eyland in dem Fluſſe 
» Gambia an der Nordkuͤſte. Das Eyland iſt rund herum mit einem Walle umgeben; 
»68 hat Außenwerke, große Stüde, kleines Gewehr, und allerhand guten Vorrath; vordem 
»tar es mit neunzig, itzo aber ift es mit ein und dreyßig großen Stücken beſetzt. Man 
» bat dafelbft verfihiedene Waarenhäufer, Zimmer für den Befehlshaber, die Schreiber, 
Factore, Officer, Handwerfsieute, Soldaten und Kaftelflaven, Magazine und Vorraths⸗ 
» bäufer nebſt einem Negerhauſe für zweyhundert Schwarze b) 


KAFFEE FF FF HE EI e 434 


Das III Kapitel. 


+77 


Eine Reife zur Entdeckung des Fluſſes Gambra und des Gold- — 
handels in Tombuto, in dem Jahre 1620 und 1621; von dem — ꝰ 


Schiffshauptmanne Richard Jobſon. 
Einleitung. 


an hat ʒwo Schriften von dieſer Reife. Eine iſt ein Tagebuch von derſelben, wel: 
M ches eine Nachricht von Jobſons Fahrt von England nach der Gambra, und 
auf dem Fluſſe nach Tinda, nebſt einer Beſchreibung von denen Dertern enthält, 

die er unterwegens berübret, Die andere ift eine Erzählung von feinen ‚Berrichtungen, 
während feines Aufenthalts an der Gambra, welche eine Nachricht von den Einwohnern 
und Die Maturgefchichte des Landes mit in fic) begreift. Die erfte it von dem Hauptmanne 
ſelbſt aufgefest, und im Jahre 1523 in Quart herausgegeben worden 2). Sie enthält 
hundert und fechs und fechzig Seiten, außer der Zufchrift an den Statthalter, und an dienach 
den Ländern Binney und Binney, das ift, Guinea und Benin, handelnden Kaufleute, 
welche vier Seiten einnimmt 5). Drey Jahre nachher ya Purchas einen Auszug aus 
2 des 


wegen der Seeräuberen ausgefertiget worden. Die 
Schreiber antworteten, fie wüßten davon nichts. 
Er fagte ihnen davauf, er wäre der Menfch, und gab 
ihnen eine Anweiſung, wo man ihn finden koͤnnte. 
Zweene oder drey Tage darnach wurde er in feiner 
Wohnung nad) feinem eignen Unterrichte ergriffen. 
Als er vor Gericht gebracht wurde: fo war Fein Be⸗ 
weis wider ihn dar, als fein eigner Brief, von wel: 
chem nicht konnte dargethan werden, daß cs feine 
Fand wäre, wenn er es nicht freywillig geftanden, 
—* den JInhalt davon erzaͤhlet hätte, Hierauf ward 

warte gebracht, und den sten des Heu⸗ 
un 3 zu Old Bailey gerichtlich verhörer. Da 
N, mann Rayfel, des Ctatthalters Mbit: 
neys * und andere als Zeugen erſchlenen: fo 
ward er Überfühger und verurtheilet. Drey Wo⸗ 


Monats 17, 


hen darnach ward er zu Execution⸗Dock hinge⸗ 
richtet. 

5) Siehe die Wichtigkeit der Fönigl. africanifchen 
Compagnie, Duart, a. d. 36 ©. 12 Artikel. 

a) Sie iſt betitelt: Der Goldhandel, oder eine 
Entdeckung des Fluffes Gambra, und des Goldhan: 
dels der Aethiopier; wie auch die Handlung mit ei- 
nem großen ſchwarzen Kaufmanne, Buckor Sano 
genannt, und feine Nachricht von denen mit Gold 
bedeckten Haͤuſern und andern ſeltſamen Dingen, 
zum Beſten unfers Vaterlandes aufgeſetzet, fo wie 
es auf feinen Reifen im Jahre 1620 und ı521 ge⸗ 
ſammlet worden, von Richard Jobſon, London, 
gedruckt bey Nicolaus Okes, und verlegt von Nico 
laus Burne, beym Eingange der Eänigl. Boͤrſe 1623. 

5) Die Aufſchrift über der Zueignung heißt: Den 
| = bach 


1620 
Jobſon. 


2 


Thompſons 
Reiſe. 


28 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 

des Hauptmanns Tagebuche von feiner Reife e), welcher vorher noch niemals gedruckt wor⸗ 
den, und eine Abkürzung der Erzählung 4) in feine Sammlung mit ein. Beyde ftehen 
in einem Bande feiner Pilgrime, aber an verfchiedenen Orten. Vermuthlich war er erft 
Willens, die leßtere auszulaffen, fand aber hernachmals, daß das eine ohne Das andere nicht 
vollftändig feyn würde, 

Die Gambra ift den Portugiefen lange befannt geweſen, welche dafelbft von Cado 
Moftos Entdeckung an eine Handlung anlegten. Die Engländer lernten in der Mitte 
des ı6ten Jahrhunderts diefen Fluß Fennen, Weil er aber nur vornehmlich von einzelnen 
Kauffahrern befücht ward, die nicht Vermögen und Macht genug Batten, gehörige Entde⸗ 
ungen zu machen, und fich feit zu ſetzen: fo ließen folche endlich die fernern Berfuche fah⸗ 
ven. Hierauf thaten ſich im Jahre 1618 gewiſſe Bürger in eine Gefellfchaft zufammen, in 
der Abficht, den Handel wirklich zu erneuern und zu treiben. Weil die alten Gefchichtfchreis 
ber Aethiopien oder die füdlichen Gegenden von Africa als ein Sand vorgeftellt, weiches einen 
Ueberfluß an Golde hätte: fo forſchten unfere Kaufleute darnach, wie uns Jobſon berichtet, 
und lernten von den englifchen Kaufleuten in der Barbarey, daß die Moren alles Gold, welches 
fie in folchem Ueberfluffe hätten, aus weit in dem Lande entlegenen Ländern und Durch große 
Wuͤſten brachten. Weil die Nachrichten der Alten alfo befräftiget waren: fo fehloffen fie, 
diefes Goldland müßte irgend gegen Süden (von Maroffo) liegen; denn fonft würden die 
Kauffahrer von dem mittelländifchen Meere einige Nachricht davon erhalten haben, Aus 
diefem Grunde entfehloffen fie fich, auf die Entdeckung diefes Goldhandels auszugehen, und 
mit denen viel verfprechenden Flüffen, die an der füdweftlichen Küfte von Africa ins Meer 
fallen, einen Berfuch zu machen e). 

Diefemnad) fandten fie im Herbftmonate 1618, in eben dem Jahre, da fie ihre Erlaub⸗ 
niß erhalten, die Catharina von hundert und zwanzig Tonnen, mit einem, Beorg Thomps 
fon, aus, welcher ungefähr funfsig Sabre alt war, und viele Jahre als Kaufmann in der 
Barbaren gelebt hatte. Die Ladung belief fich auf 1857 Pfund, Seine Verhaltungsbe— 
fehle waren, in den Fluß Gambra einzulaufen, und wenn er das Schiff in einem fichern 
Hafen gelaffen, feiner Handlung nachzugehen, und mit feinen Schaluppen Entdeckungen an 
dem Fluſſe zu machen. Dieß that er, In feiner Abweſenheit aber ward das Schiff, wel- 
ches er zu Kaſſan hinter ſich ließ, wweggenommen, und alle Leute darinnen.von einigen weni- 
gen Portugiefen und Mulatten, die fie an Bord genommen, ermordet, Ihompfon gieng 
weit auf dem Fluſſe hinauf; und weil er fand, Daß die Leute fehr höflich waren, und große 
Hoffnung zu einem guten Handel gaben , fo ließ er fich da nieber /), und ſchickte einige 
von feinen Jeuten nach England, der Geſellſchaft von feinem Unglüce Nachricht zu geben, 
und zugleich anzuhalsen, ihm mehr Güter zu uͤberſchicken. Die Compagnie willfahrte ihm 

: darin⸗ 


hochwohlgebohrnen Hrn Wilbelm St. John, Rit: Reife, der von Hrn wilbelm Se. Tobn, Rittern 


tern, Statthaltern der Länder Ginney und Binney; 
Hrn Alley Apsley, Rittern, Lieutenant des Towrs 
zu London, und abgeordneten Statthalters vorgedach⸗ 
ter Laͤnder; Hrn Thomas Button, Rittern, und 
andern edlen Rittern und Herren, Theilhabern an 
der Handlung nach Ginney und Binney. 

e) Ebend. a. d. 921 ©, unter folgendem Titel: 
Aufrichtige Erzaͤhlung von Hrn Richard Jobſons 


und von andern zur Entdeckung der Gambra, auf 
dem Admirale Sion, einem Schiffe von zweyhun⸗ 
dert Tonnen, und dem Viceadmirale St, Johann 
von fünfzig Tonnen, ausgeſchickt worden, in welchen 
fie neunhundert and ſechzig engliſche Meiten auf dem 
Fluſſe ing Land hinein gegangen find ; aus feinem aus⸗ 
führlichen Tagebuche gezogen. 1 

A) Siehe Purchas’s Pilgrims 2 Banda.d. 1357 S. 


— — 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch IT Cap. 29 


darinnen, und ſchickte den St. Johann von funfzig Tonnen mit einer gehörigen Sadung 1620 
und Vollmacht ar Thompfon.ad,entiveder zurück zu fehren, oder dazubleiben, fo wie er esfür Jobſon. 
gut befande, Weil der St. Johann zur unbequemen ahreszeit ankam, und einige von — 
feinen Leuten ducch das Wetter und andere Unfaͤlle verlohren hatte: fofchickte ihn Thompfon 

mit Briefen, die noch mehr Hoffnung machten, zurück, und erfüchte um neue Beritärfung 

gegen die nächite Jahreszeit; zugleich verfprach er auch, mit der Gefellfchaft, Die er bey fich 

hatte, und nur acht Perfonen waren, den Fluß in feinem Eleinen Boote weiter hinauf 

zu geben, | i 


Die Kaufleufe wurden durch diefen neuen Unfall nicht abgeſchreckt, fondern ſchickten im Dritte Reiſe— 
folgenden Weinmonate, welches eine bequeme Jahreszeit war, ein Schiff Sion genannt, 
von zweyhundert Tonnen, und die Pinnaffe St. Johann von funfjig Tonnen, unter 
Jobſons Anfuͤhrung aus. Als derſelbe indiefen Gegenden anfam: fo fand er, daß Thompfon 
im März zuvor gefödtee worden. Seinem der Gefellfchaft gethanen Berfprechen gemäß 
gieng er mit einem Paar Rudern den Fluß hinauf, und nahm bloß zweene von feinenteuten > 
mit fich; die andern waren Sandeseingebohrne. Mit diefen gieng er bis nach Tinda, fünf 
und zwanzig oder dreyßig Seemeilen über Barrakonda hinauf, um fih mit Bukkor 
Sano, einem ſchwarzen Raufmanne £), deflen hernach oft gedacht wird, zu unferreben, 
Er hatte durch fein Nachforfchen erfahren, daß einige Karavanen durch das fand nad) des 
Königs von Burſals Gebierhe giengen, Salz zu holen, und daß der vornehmfte Handels- 
mann in biefen Gegenden diefer Bukkor Sano wäre, welcher deswegen dreyhundert Eſel 
hielt. Diefe Nachricht führte ihn nach Tinda, wo er ſich wenige Stunden aufhielt; in⸗ 
dem Bukkor Sano damals weiter im Lande war, und mie feinem Salze zu thun hatte. 
Dem ungeachtet hielt Thompfon feine Mühe genug belohnet, weil er von den Mtoren der 
Barbarey gehört, und fo nahe an die Derter gefommen war, die fie befuchten. Er fprach 
von nichts, als wie man dafelbft Wohnungen anlegen, und den Fluß befeftigen follte, um 
ſich zu vertheidigen, und andere Voͤlkerſchaften abzuhalten 4). Es feheint, Thompfon fey 
bey diefer Gelegenheit fo ſtolz getvorden, daß er fich eine große Gewalt über die andern Leute 
anmaßen wollen, und ihnen fo verächtlich begegnet ſey, daß zulegt ein Streit darüber ent- 
ftanden, in welchem ihn einer von ihnen getödtet, Alle Entdeckungen, die er gemacht hatte, 
- waren alfo verlohren, indem er nichts zu Papiere gebracht, um die andern in der Unwiſſen⸗ 

heit zu erhalten 7), Die Portugiefen Hatten zuvor den König von Nani k) erregt, eine 
Anzahl Reuter abzuſchicken, Thompfon und feine Eleine Geſellſchaft zu tödten. Allein, Ges 
rambra 7), in deſſen Sande er war, erhielt fie, indem er felbft und fein Volk zu ihrer Ber: 
theidigung die Waffen ergriffen =), 


D 3 As 


e) Siehe Fobfons Goldhandel a. d. a u. f. S. 5) Ebend. a. d. 84 u. f. S. 
Dieß ſcheint des Ramuſio Art gemäß gewefen zu 3) Ebend. a. d. ©. 
—* welche oben im IE Bande a. d. 66 ©. gedacht kr) Ohne Zweifel Nani, welches in Labats Karte 
— wiewohl die Portugieſen in ihren Verſu⸗ Gniani genannt wird. 
— nicht fortkommen koͤnnen, wie gleichfalls 3) Serambra iſt der dritte Ehrentitel in dem 
5 a worden, ebend..a. d, 378 ©. Lande an der Gambra.. Sein Sit war in einer 
— fan halten wir für den Berftand der Wor⸗ Stadt, drey Meilen von Tobabo Fonda, dem Ha⸗ 
) 06 5 fich auf dem Aande. fen von Setifo, wo eine Factorey angelegt war. 
4 ons Goldhandel a. d. 7 &, m) Jobfons Goldhandel a. d, 100 ©, 


1626 
Jobſon. 
— — 
Der Entde- 
Kung wider: 
feßen fid) die 
Kauflente. 


Sie wird 
beyſeite ge⸗ 
ſetzet. 


Des Verfaſ⸗ 


ſers Abſicht. 


3X 


Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


As Jobſon angelanget war, fo ſetzte er der. Geſellſchaft Abſicht fort, und gieng die 
Gambra hinauf, bis an den Fluß Tinda, wofelbft er, fo wie an andern Dertern, nach dem 
Goldlande und Handel forſchte. Er bandelce auch längft dem Tuff, Weil ihm aber ei: 
nige von feiner Gefellfchaft Hinderung machten, und er nicht mit Salze und andern Gütern 
genugfam verfehen war: fo fehlug Die Neife mehr zum Schaden als Vortheile der Theil— 
habenden aus, Diefe Hinderung wurde ihm von gewiffen Kaufleuten der neuen Gefelf- 
ſchaft gemacht, welche vermurhlich aus Neide, daß Edelleute und andere, welche Feine or: 
deutliche Kaufleute wären, mit ihnen an dem Handel Theil nehmen, oder andere, als ihre 
eigenen Bedienten dabey gebraucht werden follten (als welches beydes der Verfaffer unter 
der Hand zu verftehen giebt) »), alles anwandten, was nur in ihrer Macht fund, das Un- 
ternehmen zu unterdruͤcken. Die Are und Weife, deren fie fich dazu bevienten, war, daß 
fie einen Low, als Commißionär, Jobſonen mitgaben 0), und andere von ihren Anhängern 
aufs Schiff brachten, welche alles nach ihrem Kopfe fhaten, und die beften Maaßregeln 
binderten. Dadurch wurden fie nicht genugfam mit Gütern, Pulver und andern Sachen 
verfehen; und durch die liſtige Borftellung, daß das Volk an dem Fluſſe barbarifch wäre, 
melches fie auf Thempfons Ermordung gründeten, ward Feine gehörige Ladung abgefchickt. 
Diefe Leute gaben zu eben der Zeit, da fie ingeheim auf alle mögliche Art die Reife hinder— 
ten, und durch ihre Ausgeſchickten dawider fhrien, öffentlich vor, daß fie fehr geneigt waͤ— 
ven, folche zu befördern. Diefe ihre Heucheley und Liſt bemuͤhet ſich Jobſon darzuftellen, 
und faget zum Befchluffe, daß, ob fie gleich durch ihre Kunſtgriffe gemacht hätten, daß die 
Reife zu feinem Nusen für die Geſellſchaft ausgefchlagen, welches ihr Hauptbetrieb gewe- 
fen, indem fie niemals den Endzweck gehabt, daß ſolche davon Nusen ziehen follte: fo wä- 
ven fie doch bedacht gewefen, felbft babey zu gewinnen. 

Ungeachtet Diefes dreymaligen ſchlechten Fortganges ermahnet Jobſon die Gefelifchaft 


30 


dennoch, in ihrem Vorhaben fortzufahren. Er beantwortet alle Die Einwuͤrfe, die, wegen der. 


Wildheit der Einwohner und Ungefundbeit der Himmelsgegend, gemacht werden, und zei⸗ 
get, daß ſolche falfch wären. Er behauptet, die größten Schwierigfeiten wären nunmehr 
dur) die Entdeckungen gehoben, die er von der Gambra, den bequemften Kahreszeiten bin- 
aufzufahren, und dem Goldhandel gemacht hätte, Allein, die Gefellfihaft fand. nachher, 
vermuthlich Durch eben Die Leute, wie aud) durch die Schmuggler, fo viel Hinderung und 
Beichwerlichfeiten, daß Diefes Unternehmen, bald unterlaffen. wurde, wie bereits ange- 
merkt worden p). 

Jobſons Abfiht bey Herausgebung diefes Werks war großen Theils, bie Bosheit und 
heimliche Raͤnke der Kaufleute g), wider welche er fehr erzürne zu ſeyn feheint, vorzuftellen, 
mie auch die löblichen Bemühungen der Gefellfehaft und die Hoffnung anzuzeigen, die man 
gehabt, 


») In feiner Zueignungsſchrift wirft er den Kauf: 
leuten vor, fie wären offenbare Feinde der Edelleute, 
die auf Entdeefungen ausgiengen, und widerſetzten 
ſich ihren Bemühungen, wenn fie handeln wollten, 
als Leuten, die es in ihre Sachen mengten, und in 
the Geheimniß kucken wollten. Er beſchuldiget fie, 
808 fie den Edelleuten und andern, die von ihnen ger 
braucht würden, übel begegneten, und folde, nachdem 
fie durch ihren Fleiß den Weg zu einer vortheilhaf: 


ten Art von Handlung eröffnet, und eine vollkom⸗ 
mene Entdeckung gemacht, unter einem nichtigen 
Vorwande davon verdrungen, und dagegen ihre ei: 
genen Bedienten, die oftmals zu den Sachen ſehr 
ungefhickt find, dazu gebrauchen: Bloß - weil fie 
kein Verdienſt erfordern, nod irgend eine Ge: 
ſellſchaft bey_ einem wahrſcheinlichen Wege 
zum Gewinnſte annebmen. Unter dieſem Aus: 


drucke verfteht er ihren Widerwillen, jemanden zum 
Mitger _ 


— ——— — — — 


von Capo Blanco big Sierra Leona, VI Bub UI Cap. 31 


gehabt, der Nation vielen Vortheil durch die Entdeckungen zuzuziehen, die er von dem Gold⸗ 
handel gemacht hatte. Er wurde vornehmlich wegen dieſes letztern von verſchiedenen 
Standesperfonen, wie er uns meldet, wie auch von andern angetrieben, und unter Diefen 
legte Herr Purchas, der Sammler, nachdem er fein (vorerwähntes) Tagebuch) ges 
feben und gelefen batte, welches dasjenige, was an jeden Tage auf feinen Reifen 
befonders vorgefallen, kuͤrzlich erzäbler, ihm den Befehl auf, dasjenige nicht zu 
verheblen, was zur Ehre und zum Beichthume feines Bandes gereichen Eönnte. 

Er theilet fein Buch in neun Artikel, außer der Einleitung und dem Befchluffe. In 
der Einleitung zeiget er Die Urfachen und Bewegungsgründe zur Unternehmung der Reife 
an. Er fängt mit der Befchreibung des Fluſſes an, und zeiget, was für Lebensmittel in 
und um demfelben zum Deften der Keifenden gefunden werden. Darauf giebt er Nach⸗ 
richt von den dreyerley Einwohnern, ven Mandingoern, oder Schwarzen ; den Fulbiern 
(oder Suliern) welche ſchwarzgelb find; und den herumfchweifenden Portugiefen, mit aller 
ihrer Lebensart, ihren Gebäuden, Feftungen und bürgerlichen Regierung. Er fümmt dar: 
nach auf die Marbuten, welches ſowohl Prieſter als Kaufleute ſind, und handelt von ihrer 
Religion, Handlung und ihren Luſtbarkeiten; wie auch von ihrem Ackerbaue, nebft dem 
unter ihnen gebräuchlichen Korne und Pflanzen; ihren Jahreszeiten, und Der Befchaffenheit 
der Luft. In dem achten Artikel giebt er Nachricht von den verfihiedenen wilden Thieren, 
Bie entweder fehäblich find, oder zum Unterhalte dienen; und zuleßt führet er die verſchiede⸗ 
nen Arten vontandoögeln an. Des Berfaflers Anmerkungen von diefen verfihiedenen Din: 
gen find die vollftändigften und richtigften, die man nur antrifft. Er gieng fo weit auf der 
Bambra hinauf, alsirgend ein Engländer vor oder nach) ihm. Er feheint in feinen Erzaͤh⸗ 
lungen fehr glaubwürdig, und führet von denjenigen, was ev auf den Bericht anderer vor= 
bringt, feine Zeugniffe an. Was feine Schreibart betrifft, fo iſt folche fehr efelhaft, dunkel 
und gezwungen; und ober gleich fein Werf in Artikel abgetheilet hat, fo wirft er Doc) oft 
bie Sachen verwirrt unter einander, indem ex von feiner Matevie abgeht, und Dinge von 
derfchiedener Art unter einander menget. Da wir unfern $efern den Anhalt von Diefen bey- 
den Schriften geben : fo Haben wir alles dasjenige zufammengenommen ‚was bes Ver- 
faffers Reife und Berrichtungen an der Gambra betrifft, und behalten feine Nachricht von 
den Einwohnern und demjenigen, was das fand bervorbringt, zurück, um fie mit den Nach⸗ 
sichten anderer Schriftfteller zugleich einzurücken, ; 


1620 
Fobfon. 
— 


Eintheilung 
des Merfs. 


Der 


Mitgenoffen anzunehmen, wozu die Schiffehaupt: M Bey dieſer Gelegenhelt bemerket er, daß ſie die 
leute oft große Luft, und ihrer Meynung nad) auch ganze Zeit über ruhig geweſen, da die Geſellſchaft ihr 
Recht haben, Geld auf die erſte Entdeckung Ausgegeben, 
Sehne trans ſcheint es, daf fie Mitglieder der und den Weg zum Boldbandel eröffner. Da 
vi us geweſen. Vielleicht Haben fic einige aber nach feiner Zuruͤckkunft der Nutzʒen klaͤr⸗ 
vereinigen gen einzelnen Kauffahrern mit ihnen lich erfchienen, fo daß es nicht deutlicher feyn 
Handel —— es beneidet, daß ſich Edelleute in koͤnnen, da haͤtten ſie viele Klagen erhoben, und 

Si aſſen u in ihre Geheimniſſe kucken wolten. wären wider die Geſellſchaft mit in Verbindung ge: 

pP) Siebe oben an... ©, treten. 


16520 


Jobſon. 


Sie ſegeln 
von England 
ab. 


Kommen 
nad) der 
Sambra. 


Gehen weis 
ter auf dem 
Fluſſe hin⸗ 


auf. 


32 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 
Der I Abſchnitt. 


Der Verfaſſer fegelt von England. Komme auf kömmt nah Barrafonda. Fluß Kantor, Reihe 
der Gambra an; geht weiter auf. dem Fluffe Felfen. ‘Hügel von Tinda. Bukkor Sans 
hinauf; koͤmmt nach Kaſſan. Beſchreibung der koͤmmt an Bord. Kandel wird geöffnet. Koͤ— 
Stadt Jerakonda. Factorey zu Dranto. Des nig von Sefikot. Nachricht von dem Gold- 
Ferambras Guͤtigkeit. Stadt Batto. Er Handel, 


ie giengen von ravefand, am Sonnabende den sten des Weinmonats 1620 unter 
"Segel, und fegelten nach Dartmouth; von da fie den 2sften des Weinmonats nad) 
den Canarien fchifften. Den sten des Wintermonats, bey Anbruche des Tages, kamen fie 


nach) dem Eylande Lanzarotta. Den sten des Nachmittages giengen fie bey Oroficanaria 


vorbey. Sie trafen nichts merfwürdiges an, als bis fie nach Travifeo 7) kamen, wo fie 
den ızten des Wintermonats 5), anlangten. Hier fanden fie drey franzöfifche und ein 
hollaͤndiſches Schiff. Franciſco, ein Portugieſe diefes Orts, welcher gern willen wollte, 
ob fie nach der Gambra giengen, brachte einen Brief, den ein gewiffer Cramp, welcher 
von der Geſellſchaft nach Sierra Leona geſchickt worden, zum Behufe einiger feiner Freunde 


aufgefeger, Die in Verrathung der Catharina, des Hauptmanns Thompfons Schiffes 


und Ermordung feiner Leute mit begriffen waren. Bey Auffuchung diefer Böferwichter 
giengen fie in den Fluß Burſal, wo fie einige Güter wegnahmen, welche einem Hector 
Tunes, dem vornehmften Urheber des gedachten Mordes, gehörten. Die Portugiefen 
bier verdammeen Nunez Bosheit; fie waren aber alle ein nichtswürdiges Volk von Ber- 
bannten und Renegaten, Hier bauten fie eine Schaluppe, welche fie den 22ſten ins Waf- 
fer ließen, und den folgenden Tag giengen fie nach der Gambra unter Segel. Weil fie 
aber fanden, daß die rechte Zeit vorbey war: fo waren fie genöthiger, bey einer Eleinen 
Inſel 2), an der Suͤdſeite ungefähr vier Seemeilen hinauf zu anfern. Vom Weinmo- 
nate bis zum May find die Winde Hier gemeiniglich oftlich, welches eine große Hinderung 
in ihrem Laufe war, fo daß fie genöthiger waren, erft Darüber hinauf zu fahren. Weil fie 
in der. Nacht vor einer Stadt Tankerovalley u) vorbey gefahren, wo fie zu anfern ge- 
dachten: fo fahen fie fich des Morgens neben Tindobauge x), einer andern Stadt vier 
Seemeilen höher, wo ſich ein Portugiefe, Emanuel Corfeen, aufbiele, ver ihnen von des 
Hauptmanns Thompfons Tode Nachricht gab, und dabey meldete, daß fich Die andern 
wohl befänden. Der Fluß war hier fo enge, daß ihre Stuͤcke beyde Ufer beftreichen 
konnten. 

Nachdem fie hier des Königs Gebühren bezahle: fo verließen fie ihr Schiff, in der Ab— 
ficht) daß es mit fünf und zwanzig Perfonen, Männern und Knaben da bleiben follte y). 
Sie giengen in dem St. Johann den Fluß hinauf, in Begleitung zwoer Schaluppen, 
welche wohl befegt waren, um ihn bey ftillem Wetter zu ziehen; und den ıften des Chriſt⸗ 
monats erreichten fie das Eyland Pudding, fechzehn Seemeilen von vem Schiffe. Den 
2ten anferten fie einer Fleinen Bucht gegenüber, die nad) der Stade Manjegar führte; 


Auf 
r) Rafıfko, Rufiffo oder Rio Srefco. diefe Gegend ungefähr Carls Eyland liegt. 
9) Beym Purchas ift es der Hornung. Die =) Sonft Tankrovalli, Tankrowal. 
muß aber ein Irrthum feyn. x) Vielleicht Tindebar auf der Karte. 


£) Wir finden kein ſolch Eyland an der Suͤdſelte. ) Als fie Hinabfamen, fanden fie e zu Kaffan- 
Vielleicht, iſt es ein Verſehen für Nordfeite, wo mm 2) Siehe oben a. d.29 ©, R 


\ 


von Capo Blanco bis Sierra Leona, VI Buch 1 Cap. 3 


Auf ihrem Wege dahin gab ein gewiſſer Baſtion Roderigo dem Hauptmanne Fobfon 1626 

eine Yunzeshaut, > Jobſon. 
Montags, den aten des Chriſtmonats kam der König mit feinem Alkade an Bord, 

und ward fo betrunken, daß die Bezahlung des Zolls bis den folgenden Tog verfchoben 

ward. Hier ließen fie in einem Haufe, weiches Heinrich Lowe genommen haste, Hum⸗ 

phrey Davis, Joh. Blythe und einen Jungen, YTicolas genannt; von welchen die 

beyden legten ftarben, Den ten des Chriffmonars giengen fie bey einer Stade vorbey, 

Wulley⸗wulley genannt, welche größer war, als irgend eine, die fie vorher gefehen hatten, Kommen 

und denfelben Nachmittag ankerten fie zu. Kaſſan, wo die Catharina meggenommen Hay Kaffan- 

worden 2). Hier fanden fie, daß die Portugiefen affe mweggelaufen waren, Der König 

Diefes Orts ſteht unter dem großen Könige von Burſal. Der Alkadi oder Statthalter 

nahm fie freundfchaftiic auf, und fagte ihnen, die Portugiefen hätten die Leute gemierher, 

ſich vor ihnen zu verſtecken, als fie den Fluß hinauf gefegelt; fo daß fie Feine Schwarzen 

zu Lootſen befommen können. Sie fanden die Stadt fehr volfveich, und daß in dieſen 

Gegenden das Salz eine gute Waare fey a), 


Kaſſan war der höchfte Ort an der Gambra, wo fein Schiff hingieng. Hier befa- Befhreibung 

men fie eine Menge Fiſche. Es ift des Königs Aufenthalt, der daher feinen Ramen der Stade, 
führet, Sie liegt an der Seite des Fluffes, und ift rund herum, dicht an den Käufern, 
mit geflochtenen Zäunen, gleich den Schafhuͤrden, eingefchloffen, die aber zehn Fuß hoch 
und an vier ſtarken Pfählen befeftiger find, deren Spigen über den Hürden hervorſtehen. 
Inwendig haben fie an verfchiedenen Orten Pläge und Gebäude wie Thuͤrmchen von wels 
hen diejenigen, Die darinnen find, ihre Pfeile abſchießen, und ihre Feinde beleidigen koͤnnen. 
Don außen ift ein fehr breiter Teich oder Graben, und noch hinter demſelben in einer guten 
Weite ift die ganze Stade mit Pfoften oder Stuͤcken Bäumen umgeben, welche in der Erde 
dicht zufammen ſtecken, fünf Fuß hoch, und zwar fo dichte, daß außer an denen Orten, die 
man zum Eingange gemacht hat, nirgends durchzukommen if Und auf gleiche Are iſt 
nicht weit davon die Dritte Bertheidigung, um wie fie fagen, die Pferde abzuhalten. Des 
Königs Haus ift mitten in der Stadt, mit den Häufern feiner Weiber rund herum um: 
tingt, alfe insgeſammt in einem Bezirke, zu welchem man nicht anders, als durch eine Wa- 
he kommen kann, indem man durch ein offenes Haus geht, wo fein. Stuhl ledig ſteht, auf 
welchem fonft niemand, als er, figen darf, und wo nahe dabey feine Trommeln hängen. 


Den raten des Chriftimonats kamen fie nach einer Stadt an der Südfeite der Gam- 
bra, Pompetane genannt, wo Eein Portugiefe gefehen wird. Den folgenden Morgen 
erreichten fie den Hafen Jerakonda, dicht bey welchem ein Serran c), ein verfoffener Jerakonda. 
Sürft, lebte, der das fand in großer Furcht hielt, Hier fchickte Heinrich Lowe einen Fartorey zu 
Sflaven mit einem Briefe an bie englifche Factorey zu Oranto 4), fechzehn englifche Oranın, 
Meilen von hier; von da den ızten Matthaͤus Broad und Heinrich Bridges zu ih⸗ 
sen kamen, und ſich ſehr erfreuten, fie zu ſehen. Sie machten ihnen große Hoffnung we. 
Bi ag Hand⸗ 
Burchas Pilgeims 2 Band a.d.921 u.1.©. #.d. 58 ©. wo geſagt wird, fie handelten fleigig, und 
e) Diane Goldhandel a. 8.23, 440. ©. hielten meiftencheils einen Factor. 
ehünmficher AR * dritte Ehrentitel, und kein eigen⸗ A) Dieß war ohne Zweifel der vorerwaͤhnte Dit, 


Siehe Jobſons Goldhandel wo ſich Thompfon niederlicß, und die Leut⸗ blieben. 
Allgem. Reifebefchr. II Band. E 


1620 
Jobſon. 


Des Feram⸗ 
bras Guͤtig⸗ 
keit. 


Stadt Batto. 


Kommen 
nach Barra⸗ 
konda. 


Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 
Handlung, meldeten ihnen aber, fie ſollten eilen, weil der Fluß fallen würde, As fie un 
gefähr fechs englifche Meilen von Dranto kamen, reifeten fie das übrige zu Lande. Hier 


trafen fie Brevern an, ber mit Thompfonen zu Tinds gewefen, und ihnen güldene Berge 


verfprach. Sie fanden, daß es ihnen ein großer Schade war, daß fie Fein Sal; mitge 
nommen. Hieſelbſt fuhren fie über den Fluß, dem Summa Tumbe, Könige zu Oran⸗ 
to, einem blinden Manne und Unterthanen des Koͤniges von Kantor, ihre Ergebenheit 


zu bezeugen, und fh bey ihm wegen feines guten Bezeugens gegen die Engländer zu bes 


danken, auch ihm ein Gefchenf von Aquavit als einen Zoll zu geben 


Den aıften des Chriſtmonats fehicfte Hauptmann Jobſon fein Boot hinweg, und 
den folgenden Tag Fam eine Menge von $euten, einige zu Faufen, alle aber zu betteln; 
welches fo gar der König durch feine Weiber, Töchter oder Söhne that, welche täglich da» 
ſelbſi waren. Am Weihnachtstage fehickte ihnen Serambra; ein Fuͤrſt der Schwarzen, 
welcher ein großer Freund der Engländer mar, eine Laſt Elepbantenfleifh. ‘Den zıften des 
Ehriftmonats Fam die Schaluppe zurück, Diefer Serambra, welcher vier Meilen weit 
won ihnen lebte, hatte feine Leute zur Verteidigung der Engländer bewaffnet, als ber Kö- 
nig von Nany e), der von den Portugiefen angereizet worden, feine Macht ausgefchict, 
fie zu vertilgen. Er begleitete fie auch über den Fluß zu feinem Bruder, Bo John 
genannt, und rettete ihre Güter. 

Den aten Jenner fegelte Jobſon mit neun, Engländern von Oranto nach Tinda. 
Zuerft erreichten fie Batto, eine Stadt, die dem obgedachten Bo John f) gehörte, und 
wurden mit einem jungen Marbuten g) eins, mit ihnen zu geben. Lowes Nacheifer 
hielt fie viel auf. Den 6ten Jenner fam Suma⸗way, König von Derek, der dem von 
Kantor sinsbar war, mit feinem Weibe an Bord, und wurde bewirthet. Hier nahmen 
fi Samgulley, einen ſchwarzen Zungen, ein, der bey dem Hauptmanne Thompfon gewefen 
war, und weil er ziemlich englifch fprach, zum Dollmerfcher diente. Den gten gegen Mit: 
tag, und Abend, da fie anferten, wurden fie fehr durch Wallroſſe beunruhiget, deren Spu- 
ven fie fichtbarlich an jeder Seite des Ufers fahen. Den ıoten anferten fie zu Maſſo⸗ 
makoadam, fünfzehn Seemeilen von Berek. Den zıten erreichten fie Benanko, und 
den ı2ten giengen fie durch felfigte Wege nad) Barrakonda, wo die Ebbe und Fluth fie 
verließ, und nicht höher hinauf gieng. Hinter diefem Drte iſt das fand eine unbewohnte 
Wuͤſte 5). Den 14ten kam Bakay Tombo, der Vornehmſte zu Barrokonda, an Bord, 
und brachte ihren einen Ochſen. Hier mierheten fie noc) zweene Schwarzen, als einen 
Marbuten, Namens Selepman, um fie auf ihrer Fahrt den Fluß hinauf zu führen, Der 
andere hieß Tombo, ein Anverwandter von Bakay Tombo, welcher fagte, er wäre zu 
Zinda gewefen. Es waren ihrer nun zehn Weiße und vier Schwarze: Sie hatten ei> 
nen Eleinen Kahn in dem Boote, fie bey Gelegenheit ans Ufer zu führen, Weil fie den 
Strom wider ſich hatten, fo durften fie des Nachts aus Furcht vor Den Felſen nicht. fort: 


ſchiffen; und des Tages wurden fie durch die übermäßige Hige der Sonne aufgehalten, 


indem fie von Meune des Morgens bis nach Dreyen des Nachmittages ihre Arbeit nicht 
fort 

e) An diefem Orte ſteht Naoy gedruckt, welches ) Jobſon nennet fie ftets Marybucken, eine 
unſitreitig ein Fehler ift. Es ift mit Nani einerley. ſowohl ſeltſame als ſehr ftarfe Art der verderbten 
2.30 John ift ein Titel, und ſollte vielleicht Ausſorache. Diefe Leute find zugleich Priefter und 
Bojan gefhrieben werden. Kaufleute, und vereinigen alfo die beyden einträg? 


rt u 
— 


lichſten— 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch HL Cap. 35 


fortfegen konnten. Sie verließen Barrafonda den sten des Abends. Den ı6ten giengen 
fie bey Wulley, einem Kleinen Fluſſe vorbey, der in die Gambra fällt, und fanden das 
Waſſer über demfelben feicht, aber voller Wallvoffe. Eins davon war todt und ſtunk, und 
dennoch waren die Schwarzen misvergnügt, daß fie folches nicht effen durften. Den igten 
faden fie an beyden Seiten des Fluſſes große Heerden von Bavianen und Affen. Diefen 
Tag bekam ihr Boot einen großen Stoß von einem Wallroſſe. Sie hielten ihren Kahn, 
der von vier gemietheten Schwarzen geführer wurde, beftändig vor fich, die Tiefe zu erfor: 
fhen. Den isten krafen fie Untiefen an; fo, daß fie genöthiget waren, mit großer Furcht 
vor den Erocodilen nackend zu waten, um ihr Boot ins -tiefe Waffer zu heben. Den ıgten 
trafen fie einen fo ftarfen Strom an, daß fie kaum eine Meile mit ſechs Rudern in einer 
Stunde fahren konnten, 

Den zoften fahen fie an der Steuerbordsfeite die Mündung des Fluffes Kantor, wo 
damals ein gewiſſer Ferran Kabo ein großer König war. Den zıften giengen fie bey 
den anliegenden Gebirgen ans Ufer; von welchen fie nichts als Wüften fehen Fonnten, die 
bloß von wilden Thieren bewohnt wurden, deren Geſchrey fie des Nachts hörten, Hier 
unterſtunden ſich die Schwarzen nicht zu fleuren, aus Furcht vor den Bumbos (Crocodi⸗ 
len) wovon fie einige von dreyßig Fuß lang fahen; weil fie aber afle fcheu waren, fo flohen 
fie vor ihnen. Den arften gieng Fobfon an dem Geſtade fpagieren, und entdeckte fechzehn 
Elephanten mit einigen Jungen unter dem Riethgraſe nahe bey ihm. Sie fehoffen auf folche, 


und obgleich das Gewehr verfagte: fo flohen fie doch ins Gebirge. Den 2zften waren fie 
genöthiget, ihr Boot anderthalb englifche Meilen in tiefer Waffer zu bringen, Den ꝛaſten 
ſchleppten fie ihr Boot mit vieler Beſchwerlichkeit gegen einen ftarfen Strom, über gebrochene 

Iippen. Einer gieng mit dem Anfer auf feinem Rücken über den Canal, und als er ihn 
daſelbſt fallen ließ, zogen fie folchen mit dem Taue wieder herauf. Den 25ften hörten fie 


zwiſchen den Sandbänfen eine Waſſerquelle hervorfpringen. Da das Waſſer derfelben 
gut war, fo verfahen fie fih damit, weil das Flußwafler fo ſtark nach Muſcus voch und 


ſchmeckte, daß fie es nicht trinken konnten ), Hier wäre bald einer von den Moren k) in 
einem Strudel verfohren gegangen, 


Den zöften befamen fie ven hohen Hügel von Tinda, welches felfigtes and mar, zu 


Geſichte. Sie fhickten drey Moren mit Geſchenken an den König und den Bukkor Sano, T 


welcher ein dafelbit lebender Kaufmann war, ab, und erfuchten ihn, er möchte mit Lebens⸗ 
mitteln hinab kommen. An beyden Seiten des Fluffes waren Thiere und Vögel im Ueber- 
fluffe: fie Hatten aber Feine vechte Waffen. Crocodile waren fo häufig, daß fie des Tages 
wohl zwanzig zufammen fehen, und des Machts fie auf eine Seemeile weit hören konnten. 


An diefem Tage fuhren fie über verfchiedene Untiefen, und befamen wieder tief Waſſer gegen 
der Mündung des Fluffes Tinda über, 


Diefes wird an ziweenen Orten des von Jobſon felbft herausgegebenen Buches etwas 
verändert erzählt, Er faget, als er eine halbe Seemeile von der Mündung des Sluffes 
gekommen, fo habe er eine Untiefe angetroffen, die ihn aufgehalten; fie hätte damals noch 

L 2 
—— Vewerbe mit allen denen Kunſtgriffen und ) Aus eben der Urſache konnten 
J dreyen, die zu beyden gehören, wenn wir dem nicht effen. Siehe Jobfons Goldhandel auf der 
Fadat Hlanken dürfen, 19 Seite. j 
#) Porchas wie oben a, d. 922 ©; R) Er war des Hauptmanns Alkade. 


neun 


1620 
Jobſon. 


Fluß Kan⸗ 
tor, 


Hügel von 
inda, 


Wird dureh 
eine Untiefe 
aufgehalten. 


fie auch den Fiſch 


36. Neifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤte von Africa, 


620 neun Zoll Waſſer gehabt, obgleich um diefe Zeit das Waffer am niedrigften geweſen. 
Jobſon. Diefe Seichtigfeit wäre nur zwanzig Ruthen weit gegangen ; darnach wäre ihnen der 
anal wieder tief vorgefommen, und hätte ihnen fo weit zu gehen gefchienen, als fie nur 
fehen fönnen. Wären fie ftarf genug gemwefen, und hätten Werkzeuge bey fich gehabt: 
fo hätten fie eine Fahrt dadurch machen, und ihre Reife fortfegen können. In denen 
zwoͤlf Tagen, da fie den Fluß von dem Orte an hinauf giengen, wo die Ebbe und Fluch 
aufbörte, legten fie hundert und zwanzig Seemeilen oder dreyhundert und fechzig englifche 
Meilen zurück, Doc muß man anmerken, daß fie nicht den ganzen Tag gefegelt, fondern 
mit Anbruche des Tages angefangen, und bis neun oder zehn Uhr fortgefahren. Bey ver 
Hitze des Tages ruheten fie; und von drey Uhr fuhren fie bis des Abends wieder fort, da 
fie denn die Nacht ftille lagen. Auf ihrer Rückkehr nach Barrafonda hinab waren fie nur 
fünf Tage, 

Autelope und Den zoften toͤdteten fie einen Antelope, wie auch einen Schleicher, welches ein Vogel iſt, 
Schleicher. Her größerift, alsein Menſch. Als vier Tage ohne Zeitung von den Ausgeſchickten vergangen 
waren, welche in zweenen zurück zu kommen verfprochen hatten : fo fingen die Leute an zu mur⸗ 
ven; vornehmlich fein befonderer Gefahrte (Lowe), da die tebensmittel abnahmen, Den 
aıften gieng Jobſon mit noch zweenen aus, und tödtete ein großes Thier. Sie hatten fol- 
ches kaum aufgefchnitten, fo kam einer von ihren ſchwarzen Bothen mit einem Bruder von 
Bukkor Sano und des Königs von Tinda Bedienten zurück, welcher fehen wollte, was 
fie für Waare hätten. Er brachte einige Hühner nebft der Verficherung, Bukkor Sano 
würde den folgenden Tag da ſeyn. Jobſon richtete zu ihrer Unterhaltung den Antelope zu. 
Durch das ganze Sand gieng das Gerüchte, fie hätten folchen mit Donner getödter; weil 

das Volk vorher noch) niemals Feuergewehr gefehen, oder gehört hatte 2). 


Bukkor Sa: Donnerſtags, den ıften des Hornungs, fam Bukkor Sano mit feiner Frau und Toch- 

no koͤmmt an ger, umd einem Öefchleppe von vierzig Leuten zu ihnen. Er trank fo viel von ihrem gebrann⸗ 

Bord, ten Wafler, daß er die Nacht betrunfen am Borde blieb, und den folgenden Tag Frank war. 
Er beſchenkte die Engländer mit einem Ninde, und feine Leute brachten Ziegen, Hähne und 
Hühner, welche fie um wohlfeilen Preis verfauften. 


Handel witd Sonnabends, den zten, fingen fie an, mit dem Salze zu Handeln, welches fie mitgebracht 
eröffnen. hatten, und befamen dafür einige Elepbantenzähne, Negerzeuge, Baummolle und etwas 
Gold. Es wurden noch andere Sachen geſuchet, womit fie fich aber nicht verforgt hatten. 

Bukkor Sano berichtete ihnen, Sklaven würden von den Schwarzen am theureften ge- 

balten, doch Fönnte er ihnen auch einige verfchaffen. Jobſon wollte feine Haute Faufen, 

aus Furcht, er möchte das Boot überladen, da der Fluß täglich fiel. Das Bolf Fam hier an 

jeder Seite Haufenweife zufammen, zu handeln, fodaß fie faft eine Fleine Stadt an den Ufern 

machten. Unter diefen waren fünfhundert Wilde, unter der Anführung des Baſay Dinko, 

eines 

I) Siehe Jobfon wie oben, 12, 84 u. f. ©. . pP) So fteßt #6 * — * a. d. 10 S. 

j eym Purchas aber Com onda. 

m) Porchas wie oben 923 u. |. ©, * & — zu Ferambrag, einer Stadt, wel⸗ 

n) Vermurhlich beffer Alkadi, Verweſer oder che drey englifche Meilen von Tobabo Fonda, dem 
ichter. Hafen von Setiko, war. Er wurde von Thomp⸗ 
0) Dieß war eine von den Erdichtungen der fon nach Jaye geſchickt. Siehe Goldhaudel 100 
Schwarzen. u. f. Seite, A 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch IT Cap. 37 


eines Zinsmannes des Königes von Kantor. Diefe Leute hatten vorher noch feinen weißen 1626 
Menfehen gefehen. Die Weiber liefen fort, und verfteckten fich, da fich ihnen die Weißen Jobſon. 
zuerſt näherten; nachher aber hatten fie Herz genug, mitibnen zu handeln. Die vornehmfte — 
Waare, welche diefes Wolf brauchte, war Salz, wofür fie Zähne und Häute bothen. Al— 

fein, es war ſolches bereits abgegangen, ehe fie anfamen ‚ indem fie in allem nur vierzig 

Scheffel gehabt m). Ri 

Mittewochs den Ten Fam der König von Jelikot, an der Seite von Tinda, der dem König von 
großen Könige von Wuley zinsbar ift, mit feinen Juddiern oder Fiedelfeuten hinab. Jeütet. 
Die find eine Art von Meifterfängern, welche zum fobe des Königes und feiner Borfabren, 
die ganze Zeit über, da er iffee, Sieber fingen und fpielen. Den gten harte ſich Bukkor 
Sano mit großen Ceremonien den Namen und Titel von des weißen Mannes [Alchade 
oder Kaufmanne 7), mit vielen lächerlichen Stellungen und Geberden gegeben. Jobſon 
legte ihm eine Schnur von Kriſtallen um den Hals; Broad gab ihm eine filberne Kette, 
und nach einer Schaale voll Aquavit oder Brandtemein, und Losſchießung fünf Musketen, 
ward er zum Alchade ausgerufen. Diefer Bukkor Sano berichtete Jobſonen, er wäre 
viermal in einem Sande gegen Süden gewefen, wo die Häufer mit Golde gedeckt wären 0), 
und brauchte er vier Monate Zeit, dabin zu reifen. 

Er erzäßfte ihm auch von einem Volke, Arabek genannt, welches in Karavanen mit Nachricht 
Kameelen nad) diefem Sande Fame, und in zweenen Monaten in einer Stade, Mombar & dem 
genannt, ſechs Tagereifen von Tinda feyn würde „wo es für Gold handelte; und daß a 
von Jaye, einer Stadt, drey Ruhepläge weit von Mombar, viel Gold fäme, die Araber " 
aber nicht dahin giengen, Er würde noch mebr erfahren haben: allein die Misgunft feiner 
Gefellfchaft wollte nicht leiden, daß ihm der ſchwarze Junge, Samgulley, alles berichtete, 
was Buffor Sano fagte. Einige Leute, welche hieher famen, waren von Tombo Fonda PD), 
einer Stadt, vier Ruheplaͤtze weit von bier, welche er für Tombuto hält, Sano zeigte 
ihm eine Degenflinge und ein Paar Armbänder von einer feiner Frauen, welche von diefen 
Arabeken gefauft worden, die feiner Befchreibung nach die Moren aus der Barbaren ſeyn 
mußten. Hier fam auch ein alter Marbut von Thompfons Bekanntſchaft, welcher das 
Volk von Tinda verließ, und fich zu den Engländern gefellte, Er war von Jaye g) ge: 
bürtig, und erboth fich, ſie nach Mombar und Jaye zu bringen, wenn fie nur einmal von 
den Einwohnern dieſes Theils des Fluffes wegwären r). Er meldete ihm s), es wären 
viele Leute, die hinabgefommen wären, auf die Nachricht von einigen Zuruckkohnmenden, 
daß fein Salz mehr da wäre, wieder umgefehrer 2), 


€ 3 Dar 


r ”) In dem Goldhandel a. d. 101 S. Als Job: erwähnte aber eine Stadt Tombo konda, (wel⸗ 
fügte, es ware ein gutes Voik, antwortete er: ches ohne Zweifel die in dem Terte erwähnte WM) - 
—— immane! welches boshaft heißt, oder welche feiner Ausfage nach, dem Orte, wo fie was 
for Sicht fo. Und 0.0.93 ©. verſprach Buk⸗ ven, näher wäre, als Jaye. Siehe den Goldhan⸗ 
9— * die Dienſte. del a. d 102 ©, 
ar vo t 
wurde: ſo Khien er ni 3 — er ; in ») Purchas wie oben a. d, 924 u. f, ©, 


38 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


oo, Dee II Abſchnitt. 


gobſon verläßt den St. Johannesmarkt. Koͤmmt Deffen Canal. Jahrszeit, auf ihm hinaufzufah⸗ 
nah Setiko. Großer Handel daſelbſt. Be: ven. Beſchaffenheit uͤber Barrakonda. Jobſons 
ſchreibung der Stadt. Pompetane. Kaſſan. Entdeckungen unterfüchet,u,mit Thompſons feinen 
Wuley-Wuley. Mangajar. Er ſegelt von verglichen. Handel ohne Reden. Schwarze mit 
der Gambra nach England. Name des Fluſſes. rohen Lippen. Hoffnung von einem guten Handel. 


Verläpe den Nobſon wuͤrde ſich gern aufgehalten, und des Marbuten Anbiethen angenommen haben: 
St. Zohafs: N allein weil das Wafler fechs Zoll hoch gefallen, fo mußte er eilen fortzugehen, Er 
markt, reifte alfo von dieſem Orte ab, welchen er, nach) dem Namen der Schaluppe, St. Kohanng- 


markt nennte, Wind und Strom waren ihm geneigt: fie getrauten ſich aber nicht bey 


Tage ibre Segel zu brauchen, und bey Macht zu rudern, aus Zurcht vor den Sandbaͤnken. 


Mittewochs den z4ten, dafie nur noch drey Seemeilen bis Barrakonda zu Lande haften, gien- 


gen fie hinüber, _ Unterwegens jagten fie einen Elephanten, den fie, nachdem fie ihn dreymal 
verwundet, dennoch verlohren. Montags den ıgten Famen fie nach Butto, dem Sitze des 
Do "John, wo fie ihren erften Marbuten bekamen. Hier wurde ihr ſchwarzer Junge be— 
Setiko, grof: ſchnitten. Bon hier eilte Jobſon nach Setifo, um die Kaufleute von Tinda anzutreffen, 
fer, Handel, Zwo Eleine Meilen davon befam er den 2öften einen gefährlichen Stoß von einem Wall: 
daſelbſt · ¶ doſſe doch wurde der Riß mit einiger Schwierigkeit geſtopfet. Setiko liegt vier engli⸗ 
ſche Meilen von dem Fluſſe, und iſt die groͤßte Stadt des Landes. Sie ward damals von 
einem Marbuten regieret, Namens Fodi Bram, und iſt ein anſehnlicher Handelsplas. 


Ihre vornehmſten Waaren find Sklaven, Eſel und Sal. Hier ſahen fie den oberſten 


Marbuten mit großer Drache verbrennen »). 
Beihreitung ,  FJobfon faget in feinem Goldhandel, Setiko liege drey englifche Meilen von der 
der Stadt. Gambra, und fcheine ihm die größte Stade zu fenn, die er in dem Sande gefehen bat. Sie 

tar in der Kunde gebauet, wie ein Zirkel, von welchem bie Käufer eben Feine große Di- 
de x) enthielten, doch machten fie eine fehöne breite Strafe; indem fie ihre Häufer und 
die Mauren von ihren Höfen und Scheuren dicht aneinander fügten, Der Durchfchnitt 
davon von Norden gen Süden, oder von Welten gen Often mochte ungefähr eine englifche 
Meile feyn, in welchem Raume viel Vieh und fonderlich Efel waren. Der Ort, wo die 
Engländer Häufer gebauet, und zu ihrem eigenen Gebrauche mie Strohe umgeben, lag an 
der Seite des Fluffes auf der Spige einer Banf, welche von dem Sandvolfe Tobabo 
Fonda y), ober des weißen Manns Stadt genannt wird, Einige hundert Schritte 
von dem Ufer war eine Eleine Stade der Marbuten; und drey englifche Meilen von bier 

war des Farambras Stadt 2). 
Sonntags, den uten März, gieng Jobſon zurück, und erreichte Mittewochs den St. Jo⸗ 
bann. Den ızten fegelte ev den Fluß hinab nac) dem Sion, und den Sonnabend Fam 
Pompetane. er nach Pompetane 2), wo er von den Portugiefen gütig aufgenommen ward, Den 
Kaſſan. Montag gieng er nach Kaſſan, wo der Sion lag, fand aber den. Steuermann und die 
meiften von dem Schiffsvolke tobt, fo daß kaum noch vier tüchtige Leute übrig waren, 
Hier lag er. von dem ıgten März bis ıgten April, da er den Anker lichtete, und den folgen 


den 


u) Purchas Pilgrims 2 Band a.d, 924 n. f. S. geweſen ſeyn, wo wir eine Factorey haben, oder ſonſt 
KR) Raum oder Theil des Zirkel. ein anderer nahe dabey gelegener Ort. 


2 Died muß der itztgenannte Ort Fattatenda 2) Jobſons Goldhandel q. d. 63, 65 und oß S. 


—— — — — 


— — — — 


von Capo Blanco bis Sierra Leona: VL Buch IT Cap. 39 


den Morgen zu Wuley⸗wuley, in des Königs von Raſſan Gebiethe ankerte. Waͤh 1620 
rend feines Aufenthalts allhier Fam ein neuer König von Burſal, als vechtmäßiger Erbe Jobſon. 
bon dem Lande Beſitz zunehmen, da der alte König als der Sohn einer Sklavinn abge“ Wuley- 
fest tworden, Den 2often gieng er den Fluß Binunter nach Manjegar, wo nahe dabey youfgy, 
elle Montage ein Marke it, aber fhlechte Waaren find. Den ıften April kam der St. 
Johann zu ihm, und beyde Schiffe fegelten zuſammen den Fluß hinab. Den ıgten mach⸗ 
ten jie ihre Schaluppe zu rechte, und den ıgten richteten fie ihre Zelte am Ufer auf. Hier 
Ealfaterten fie ihr Schiff, und wurden von dem Könige des Landes, Namens Kumbo, 
beſuchet, der ihnen alle Gewogenheit verſprach. 

Den gten May verließen ſie den Fluß Gambra. Den toten des Morgens hatten fie Er fegelt 
einen gewaltigen Tornado mit Donner, Blitz und großem Regen, welches Wetter an diefer us Eng- 
Küfte vom May bis Herbftmonate häufig einfällt. Da feine Zimmerleute todt waren; and. 
fo war Jobſon genöthiger, in die Bay Travifco der Arbeitsleute wegen einzulaufen, von 
da er nad) England fegelte b). \ 

ie wollen zu diefer Reife, die aus dem Purchas mit einigen Noten und Veraͤnde— 
rungen aus dem Goldhandel, welhen der Schiffshauptmann felbft herausgegeben, noch 
feine Befchreibung des Zluffes, nebft einigen Anmerkungen von feinen Entdectungen der 
Inländifchen Gegenden, aus eben dem Buche binzufegen, 


Wan den verfchiedenen gebräuchlichen Namen, als Gambia , Bamba und Bam; Name des 
bra erwählet der Verfaſſer den legtern, als den gewöhnlichften; ob er wohl auf feiner Fluſſes. 
Reife auf biefem Fluſſe über drey hundert und zwanzig Seemeilen, oder neun hundert und 
fechzig englifche Meilen, (als fechs hundert bis nad) — und drey —* und 
ſechzig weiter hinauf, mie vorher erzählt worden), keinen andern Ramen vdeſſeiben als 
Gee c) oder Ji gehöret, welchen die Eingebohrnen allen Fluͤſſen und Waffern überhaupt 
geben. Die Gambra hat nur eine Einfahrt, welche über vier Seemeilen breit ift, und wes 
nigftens drey Faden Waſſer hat, aber. feine Barre, wie es wohl vorgeftelt wird. Bier 
Seemeilen hinauf verbreitet fie ſich in viele Flüffe, Baye und Buchten; fo daß fie von da 
auf dreyßig Seemeilen bis nach) einer Stadt Tankıo Dalley, oder Tankrowal genannt, 
fo verworren ift, daß man verſchiedene Monate zubringen wuͤrde, jede befondere Bucht nur 
in diefem Raume aufzufuchen. Den Hauptcanal aber kann man nicht außer mit großer 
Nachlaͤßigkeit, oder beffer vorfeglicher Unwiſſenheit verfehlen. Die Ebbe und Fluch geht 
in diefem Fluſſe faſt zwey hundert Seemeilen hinauf, das ift etwas über der Stadt Bar⸗ 
rakonda, aber nicht Höher, auch bey trockner Jahreszeit. Die rechte Zeit auf demſelben 
zu ſchiffen, iſt bey der regnichten Jahreszeit, da der Fluß dreyßig Fuß hoch anlaͤuft; denn 
alsdann frifft man feine Hinderniß von den feichten Dertern an, welche an gewiffen Orten 
die Schiffe aufhalten, wenn das Waffer niedrig ift, Wenn man aber vor diefen Baͤnken 
vorbey ift: fo hat man einen fchönen offenen Canal auf viele Seemeilen. Der Regen koͤmmt 
don Suͤdoſt, und fängt fi) oben an dem Sluffe zeitiger an, als nabe an deffen Mündung, 

e hält vom May bis in den Brachmonat mit großer Heftigkeit an, wird_von ftarfen 

"den und vielem untermifchten Donner und Blitzen begleitet, welche ſich in ſchnelle 

uckwinde verwandeln. Von 


a) Beym Purchas Pom i 
peton. c) Here Moore ſaget, die Mandingoer nennen 
H purchas pie oben a. d. o25 u. f. S. ihn Vorzugs⸗weiſe Bato, d.i. dem Sur. 


40 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Afrien, 


1620 Von Barrakonda hinauf, fo weit als fie giengen, ſahen und hörten fie nichts von eini⸗ 
Fobfon. gen Städten oder Pflanzungen, nahe an dem Ufer, noch von einigen Eingebohrnen, als 
—ñ— welche fie ausſchickten. Sie konnten auch Fein Boot ſehen, außer zweyen oder dreyen 
heit über Bündeln Palmenblätter, von welchen ihre Schwarzen fagfen, es wären Floͤſſe, deren fich 
Barrakonda. die Eingebohrnen bedienten, über die Flüffe zu gehen. Es wurde ihm gefagt, das Volk 
dahinter wäre ein fchlechtes Volk; der Fluß wäre aber fo voller bineingeftürzten Bäume, 


daß man nicht zu ihnen Eommen koͤnnte. Sie fanden den Fluß voller Wallroffe und Cro— 


codille, weiche ſowohl den Fluß als die Fifche durch einen ſtarken Mufcusgeruch und Ge: 
ſchmack verderbten. Die erfte Hinderniß, die fie über Barrafonda antrofen, war ein Ca: 
nal, der nicht mehr, als vier Fuß tief Waller hatte, fo daß die Leute ins Wafler giengen 
und das Boot durchzogen, Die Schwarzen, welche fih aus Zucht vor den Crocodillen 
niche hineinwagen wollten, folgten dem Beyſpiele der Engländer, da fie fahen, daß folche 
fo Eühn waren. Auf diefer Reife wurde der Verfaſſer ſehr befchädiget, und fein Boot 
wurde dreymal von den Wallroſſen zerfchlagen, welche fehr zahlreich find: fie wurden aber 
dadurch, daß man ein brennend. Licht die ganze Macht durch hielt, abgeſchreckt A). 


Jobſons Ent Was des Verfaſſers Entdeckungen von dem Sande betrifft, fo meldet er ung, man ba- 


deckungen be ihm berichtet e), Daß ſechs Tagereifen von dem St. Johannesmarkte, an dem Sluffe 
% Tinda eine Stadt liege, Mombar genannt; und drey Nuhepläge von da eine andere, 
Namens Jaye, neun Tagereifen.von St. Johannesmarkte. Die Arabeken, oder Ara- 
ber fämen zu der erftern, aber nicht zu der legtern, und vier Tagereifen von dem Marfte 
wäre eine.andere Stadt, Tombo konda genannt, Dieß ift der Inhalt von denen Nach: 
richten, die er erhalten, welche fo unvollfommen find, daß er nicht weis, ob diefe Städte an 
der Gambra oder im Sande liegen, Denn in feinem Goldhandel ſchließt er muchmaß- 
fich f), die Engländer koͤnnten einen vortheilhaften Handel zu Mombar und Jaye ha- 
ben, wenn fie an der Gambra lägen, und Diefer Fluß mie Der Sanaga aus einerley Stro⸗ 
‚me kaͤme, wie eg die Erdbefchreiber Damals fagten. Kurz, Jobſon vermuthet, Jaye fey 
Gago, das Goldland g), und Tombo konda, Tombuto, aus Feinem beffern Grunde, 
als. der Fleinen Wehnlichkeit in dem Namen, wofern überhaupt noch eine darinnen ift; und 
dieſem zu Folge muthmaßet er, die Gambra fonne Ihre Duelle in einer Sache haben, ver: 
gleichen von den Schriftftellern um Gago gefest werden 6). 


mit Thomp⸗ Wenn diefe Muthmaßungen wahr wären: fo würde folches ein Weg für die Eng: 
fons feinen laͤnder nach Tombuto und Gago ſeyn. Allein, es iſt leicht zu fehen, daß ſie bloße Ein- 
verglichen. hildungen des Verfaffers find, die man den unvollkommenen Begriffen zuſchreiben muß, 
die er von den Sachen hat, oder dem zu wenigen Fichte, das er von den Erdbefchreibern fei- 
ner Zeit halten. Kurz, ob gleich Jobſon wirklich mehr entdeckte, als ein Engländer nach 
ihm gethan: fo weicht cr doch Thompfonen, der nicht allein zu Tinda gewefen, wo 
Jobſon niemals hingefommen, fondern auch von Jaye gehört, und wirklich einen Bothen 
dahin geſchickt, um Nachricht einzuziehen =). Diefer Bothe, welcher der obgedacht alte 


Marbute 
dy Jobſons Goldhandel a. d. ro u. f. ©. ) Ebend. a. d. 15 ©. — 
©) Siehe das Tagebuch vorher a. d. 37 ©. z) Siehe die Neife vorher a.d. 37 &. Not. 
N Sehen du f. S— und Goldhandel a. d. 101S. = 


E) Ebend, u. 102 ©. k) Siehe eben das Tagebuch. a. d. 37 ©. 


von Cayo Blanco bis Sierra Leona, VI Buch IH Cap ar 


Marbute war k); gab Jobſonen einige Nachricht zu St. Tohannsmarfte, an dem 1620 
Sluffe Tinda, von dem Golohandel in dieſen Gegenden. Da er nad) Serambras Stadt Fobfon. 
gehen wollte, woſelbſt er wohnte: fo ſchickte der Hauptmann Briefe durch ihn nach Seti⸗ 

Eo, nicht weit von da. Als er ihn hernachmals da antraf ‚ fo meldete er ihm, wenn er 

den Fluß weiter Härte binaufgeben koͤnnen: fo würde er einen beffern Goldhandel gefunden 

haben, Er feste hinzu, nicht weit von Tape wäre ein Volk, welches niche wollte gefehen 

werden, und das Salz wuͤrde von den Arabekern der Barbarey dahin geführer, welche 

alles ihr Gold von ihnen Hätten, ob ſie gleich folche niemals fühen. Da er um bie Urſache 
fragte, fo wies er auf feine Lippen und gab Feine andere Antwort, 


Ben biefer Öelegenheit erzaͤhlet Jobſon die Art und Weife dieſes ſtummen Handels Handel ohne 
aus verſchiedenen Schrifeftelfern, deren Namen ihm aber nicht benfielem 2), nämlich: Reden. 
Die Moren brächten an einem gewilfen Tage ihre Güter zu einem angetviefenen Olte vwo 
geroiffe Häufer für fie beftimme wären, Hier packen fie ihre Warren ab, und legten ihr 
Salz und andere Güter in Pade oder. Haufen befonders, und veiften darauf auf einen 
ganzen Tag weg. Unterdeffen kämen ihre Kunden, und legten auf jeden Pack oder Hau: 
fen fo viel Gold, als fie dafuͤr geben wollten, und verliefen beydes zufammen, Hierauf 

amen die Kaufleute wieder zurück; und wenn ihnen das Geboth anftünde: fo nähmen fie 
das Gold und ließen ihre Waare da; oder wenn fie dächten, daß das Geborh zu wenig 
wäre, fo theilten fie ihre Waare in zweene Theile, und ließen dabey fo viel Gold, als fie 
gefonnen wären, dafür zugeben. Bey ihrer nächften Wiederkunft ift der Handel aus; 


denn fie finden entweder mehr Gold dazu gelegt, oder alles weggenommen, und ihre Güter 
ihnen gelaffen. 


Die Urfache, warum ſich diefe Schwarze nicht wollen ſehen laſſen, ſoll ſeyn weil fie Lip⸗ Schwarze 
pen von einer unnatürlichen Größe haben, die ihnen halb über die Bruft bangen; und da * rohen 
ſolche roh ſind, ſo wuͤrden ſie von der Sonnenhitze faulen, wenn fie ſoiche nicht beftändig Aippen. 


falzten. Da nun ihr Sand fein Salz giebt: fo find fie genöthiget, mit den Moren aus der 
Barbaren desiwegen zu handeln. f 


Dem fey aber, wie ihm wolle, fo ift fo viel gewiß, fager Jobſon, daß dafelbft von dem Hoffnung 
Volke diefes Sandes fehr nach Salze gefraget wird, welche aber nur wenig davon verbrau⸗ FUM guten - 
hen, fondern es, wie fie fagen, weiter hinauf führen. Hieraus fließt er, daß diefes allein Kandel, 
ein binlänglicher Bewegungsgrund fey, einen Handel in diefen Gegenden zu treiben, welcher 
ſehr wohl ausfchlagen würde, wenn man ihn auch gleich nicht weiter, als bis zu Diefem Volke 
treiben Fönnte, welches er fehr höflich und begierig fand, einen Haudel mit den Engländern 
‚fortzufegen m), sit 


Der 

Lada mon⸗ iſt der erſte, welchet dieſe Art Relſe nach Mequinez auf der ara .&-- 
in handein — von beim Volke u den Erdichtu —— ale me 
_ redet. Siehe diefe Samml. U Band: wird. * ppen moch Baal 


— Bern, 7 Dr Gr 


42 Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Jahn. 3 | Der II Abſchnitt. 
Vorfaͤlle und Begebenheiten während der Reiſe des Hauptmanns Jobſon 
auf der Gambra. | 


Der Torpedo oder Krampffiſch; ſeltſame Wirkung; Titel. Jobſons Beſuch beym Könige. Das 
Mittel dawider. Der Schwarzen Furcht vor Land wird den Engländern gefchenfet. Der 
dem Bumbo oder Crocodile; folcher wird ahge- Schwarzen Art, das Land zu Übergeben. Sums 
-Bolfen. - Starker Muskusgerucd und Geſchmack gulley, der ſchwarze Junge, kehrt nach) Batto 
an dem Waſſer und Fiſchen. König von Kaſſan zuruͤck. Große Verſammlung daſelbſt. Job⸗ 
wird abgeſehet. Beſuch bey einem alten Mar- fon tanzet unter ihnen. Satugulley wird bes 
buten. Sein Tod und Begraͤbniß. Buffor fehnitten. Neugierde der Weiber. Cine graus 


Sanos Aufzug. Handel zu Tinde, Daſelbſt ſame Verrichtung. Ein liſtig Pfaffenſtuͤckehen. 


iſt kein Sklavenhandel. Das Volk verſammlet Englaͤnder werden erſchreckt. Der Teufel wird 
fich an beyden Seiten des Uſers. Nachricht von entdeckt; aber Jobſon glaubet ihn. 
ihm. König von Jelikot. Bukkor Sanos neuer * 


Torpedo, (8 Kobfons Schiff zu Kaffan lag, welches der höchfte Ort war, wohin fie gekommen: fo 
oder Krampf 9° erbielten fie eine große Menge Fiſche. Eines Tages, dafie auch) einen gutenZug gethan, 
Ki, und die Fifche an Bord gebracht hatten, warfen fie folche auf dem Verdecke aus, A 


darunter einer von ihnen, der einem Braſem ähnlich fah, von einem Matrofen aufgenommen 
wurde, fo ſchrie dieſer fogleich,.er hätte den Gebrauch feiner Hand verlohren. Was, fagte 


ein anderer, bloß vom Anrühren eines Fifhes! Er gieng daraufhin, ſtieß den Fifch mit 
dem Fuße, welcher nackend war, und fand, daf ihm Das Gefühl vergieng. Dieß brachte 
das Schiffsvolf rund um ihn her. Als es nun fah, daß fie von ihrer Erftarrung bald wie— 
der zu ſich felbjt Famen : fo rief es den Koch auf das, Verdeck, und, fagte, er follte den Fiſch 
wegnehmen. Er war ein einfältiger Menſch, und that es alfo mit beyden Händen. Go: 
gleich fanf er nieder, und beflagte ſich bitterlich, daß fein Gefühl wegwäre »), Ein Schwar- 
zer, Sandie genannt, welcher portugiefifch ſprechen Fonnte, Fam an Bord, lachte über ihre 
Furcht, und fagte, fie folften den Fiſch toͤdten, fo Fönnte er ihnen kein Seid mehr. thun, weil 
feine böfe Eigenfchaft aufhörte, wenn er todt wäre 0). 

Der Schwar⸗ Es giebt inder Gamoͤra viele Crocodile, welche von den Sandeseinwohnern Bumbo 


zen Sucht genannt werden. Die Schwarzen fürchten fich dermaßen vor ihnen, daß fie fich nicht un⸗ 


—* Co: Nerſtehen, ihre Haͤnde in dem Fluſſe zu waſchen, noch vielweniger durchſchwimmen oder mas 
ten wollen, indem ſie viele Elägliche Geſchichte von ihren Freunden haben, die von den Cro— 
codilen verfehlungen worden ; und wenn fie ihr Vieh hinüber führen, welches fie oftmals thun 

müffen: ſo nehmen fie die Zeit in Acht, wenn niedrig Waffer ift. Es ſteigen ihrer fünfe 

oder fechfe in einen Eleinen Kahn, und führen den Ochfen mit einem Stride, derum feine 

Hörner gebunden ift, ins Waffer , wobey ihn einer dicht an dem Boote hält, dem noch ein 

anderer benfteht, der den Ochfen bey dem Schwanze zieht, da unterdeſſen ein Marbut über 

feinem Rüden ſteht, welcher bethet, und auf ihn fpucket, um den Crocodil zu bezaubern: 

und wenn dieß ja fehlen follte, fo hat der vierte ſchon feinen Bogen fertig gemacht, und aufs 


gezogen, 
4) Raͤmpfer Artieenitat. Exotic 4.8. 515 ©. caner an dem Herfifihen Melhuſen gelernet, und 


bemerken daß dieſe Wirkung koͤnne vermieden wer’ nebſt vielen andern bewaͤhrt gefunden · Gvington 
den, wenn man den Athem ſtark an ſich hält, wel: in feiner Reife nach Surat n._d. 49 ©, erzähle 
ches auferordentliche Gehelmniß er von einem Ati: eben das, und faget, er habe es don Kaͤmpfern ſelbſt⸗ 


von Capo Blanco big Sierra Leona, VI Buch II Cap. 43 


gezogen, um fobald er fich nur blicken laͤßt, auf ihn zu ſchießen. Wegen dieſer Furcht woll⸗ 
ten Die Schwarzen, welche Jobſon bey ſich hatte, bey den erften beyden feichten Canaͤlen, ‚zu 
melchen fie kamen, nicht ins Waſſer gehen, das Boot fortzußelfen. Als fie aber zu Dem 
dritten kamen, wo er mehr $eufe brauchte : fo fprang er felbft ins Waſſer. Als fie diefes 
fahen, fo folgten ſie ihm fogleich, indem fie weislich erivogen, daß, da die Weißen mehr in 
dem Waſſer ſchienen als die Schwarzen, der Bumbo fie zuerft anfallen würde; und her⸗ 
nach weigerten ſie ſich niemals, wieder hineinzugehen. Ueberhaupt bemerket er, daß dieſe 
Thiere gemeiniglich in großen Geſellſchaften auf dem Sande liegen, und den Anblick un? 
das Geraͤuſch von Menfchen eben fo fehr ſcheuen, als die Schlangen in England; in tiefen 
Waſſer aber kuͤhner find, Dennoch wollen die Schwarzen, daß fie niche fo gefährlich 
find, nachdem die Weißen auf ven Fluß gefommen, als zuvor p). Dobſon bemerkte, daß 
zu Kaſſan die Moren oder Schwarzen dreiſte ins Waſſer giengen, bis zu einer gewiſſen 
Weite vom Ufer, wo eine Sandbanf log. Sie fagten, dieſes Stück von dem Fluſſe fen 
frey von der Gefahr, indem es von einem Marbuten gefegnet worden, Daß ihnen der Bumbo 
bier feinen Schaden zufügen follte. Und es iſt merkwuͤrdig, daß bie Engländer an diefer 
Seite niemals einen Crocodil faben, obgleich oftmals fehr große an die andere Seite kamen, 
welches fie fehr wohl wahrnehmen konnten, weil das Schiff in der Mitte lag. 

Der Erocodil hat einen fehr ſtarken Musfusgeruch, 
ehe fie nach Tinda Famen, verlohren das Waſſer und die 
ter Barrafonda hatten, und waren mit dem Musfusge 
beydes nicht brauchen Fonnten, fondern genoͤthiget waren, 
fer zu ſuchen g). Hieraus ſchließt er, daß diefe Thiere mehr oben in dem Fluſſe, als unter- 
halb deffelben anzutreffen wären, wo er dergleichen Wirkungen niche gefunden. Er beftä- 
iget folches mit dem Geſchreye, weiches hier größer, als vorher war, und auf eine Seemeile 
weit konnte gehoͤret werden, als wwenn es aus einem tiefen Brunnen kaͤme. Doraus folgert 
er, daß der Fluß noch weiter hinauf gehe, und hält dafür, es fey oben eine große Sache, wor: 
innen fie erzeugt wirden 7), 

Der Berfaffer fand auf feinem Ruͤckwege von Batrakonda bei Koͤn 
er bey ſeiner Hinaufreiſe beſucht, und mit dem er getrunken, 


am Lande Quellen und friſch Waſ⸗ 


ig von Kaſſan, den 


1628 
Jobfen. 


wird ihnen 
benommen. 


und ungefähr drey Tage vorher, Starker 
Fiſche den Geſchmack, den fie hin- Musfus: 
tuche dergeftalt angeſteckt, daß fie Seruch. 


König von 


fedr ſchwermuͤthig. Er war Kaſſan wire 
fahm, und hatte dafelbft viele Fahre regiert s). Seine Be 


ekuͤmmerniß war nicht ohne Ur- 
fache, weil er wenig Tage vorher genörhiget worden, feine Gewalt dem rechtmäßigen Sohne 
des legten Königes abzutreten, den der König von Burfal wieder in feine Erbfihaft einfegte, 
Diefer neue Fürft ſchickte dem alten Könige einen Befehl, ſich zurück zu begeben, dem er 
nicht ohne Widerftande gehorchte. Er gieng mit feinen Weibern über den Fluß, und ver- 
ließ die Stadt feinem Nachfolger, Als diefer fah, daß Jobſons Pinnaffe abreifen wollte: 
fo ſchickte er nad) dem Factor, und verfprach ihm feine Gewogenheit und feinen Beyſtand. 

iefer alte König war von einer Beyſchlaͤferinn gebohren z), und alfo nicht der recht⸗ 
maͤßige Erbe. 


N 5 2 Zu 
nr °bfons Goldhandel a. d. 23 w. folg &. 9) Die Eingebohrnen eſſen den Crocodit ſelbſt. 
wenn er ok : Er habe eben die Eigenfchaften, ) Jobfon tie oben a. d. 19,240 f. ©. 

R Chen ey. °) Beym Purchas ſcheint es Wönley-wuley 
d. v. . . an fern. ) Purchas faget, ein Gefangenen, 


abgeſetzt. 


44 "Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


1620 Zu Setiko führte ihn der erfte Marbut, Fodi Karire, deffen Erfahrung und Treue 
Jobſon. ihm bey feinem ganzen Handel auf dem Fluffe große Dienfte gethan, zum Fodi Bram, 
een dem oberften Marbuten, oder hohen Priefter. Als er nach deſſen Haufe kam, ließ er fich in 
einemaften dem Vorhofe nieder, welchen die Vornehmern rund um ihren Haͤuſern haben, um ſich in 
Marbuten. die Luft fegen zu koͤnnen, da unterdeflen fein Alchade fein Gefchenf, von ungefähr achtzehn 
Pence am Werthe, hineintrug; und gleich darauf ward er ſelbſt hinein gelaſſen. Er fand 
den alten Mann gefährlich frank; aus Ehrerbiethung aber richtete er fich auf feinem Bette 
oder feiner Matte auf, wiewohl er von dreyen feiner Weiber unferftüget rourde, Er empfing 
den Hauptmann fehr höflich, dankte ihm freundlich für fein Gefchenf, und gab ihm eine - 
Mahlzeit, die in einem benachbarten Haufe angerichtet wurde, Unter andern Sachen wurde 
auch) ein Gericht von einer Arc runden Ruchen aufgefest, die aus ihrem Landkorne gemacht wer⸗ 
den, und fo Elar ausfehen, als eine Gallerte »), Diefes wurde, wie ihm der Alchade fager, 
für eins von ihren vornehmften Leckerbißchen gehalten. Als fie fatt waren, fo Fam ein 
Bothe von dem alten Manne mit dem gewöhnlichen Komplimente, und einem Gefchenfe 
von einergroßen Haut, und einem fehr dicken Elephantenzahne; und beym Weggehen gab der 
Berfaffer feinen dreyen Weibern jeder einen zinnernen Ring, welche mit Danke angenom⸗ 
men wurden. - Der alte Marbue war nicht im Stande, fich in ein Gefpräch einzulaffen, 
- weil er große Schmerzen hatte; nur murmelte er unvollkommen die Worte her, Adam, 
Eva und Moſes. Dennoch) wollte er den Berfaffer nicht eher gehen laffen, als bis er 
von einem vortrefflichen Gerichte von Milchrohm, welches mit Korne nach ihrer beften Art 
angerichtet war, gegeflen hatte x). 


Sein Tod Der Marbut ftarb den folgenden Abend; bey welcher Gelegenheit man mit Exrftaunen 
fah, was für eine Menge fid) von allen Orten einfand, fein Leichenbegängniß mit zu begehen, 
fintemal feiner mit leeren Händen kam. Einige brachten Dehfen und Ziegen, andere Feder: 
und Begrät vieh und Reiß oder Maiz. Als der Körper in das Leichenhaus gefegt, und ein Topf mit 
ul? Waſſer dabey geftelle war: fo umgaben fie das Haus, und machten ein Gefchrey, faft wie - 
die irländifchen Nachteulen, mit närrifchen Geberden, fonderkich die Weiber, Nachdem 
fie eine Zeitlang in einem Kreife rund-um dem Grabe geſeſſen, ſo hielt ein jeder Marbut 
eine Seichenrede zum Lobe des Berftorbenen, auf welche das Volk fehraufmerkfam war. Es 
befchenfte auch den Redner, nachdem ihm feine Rede gefallen, Nach diefem machte ein 
jeder vornehmer Marbut einen Ball von der aus der Gruft ausgegrabenen Erde, und ber 

—* ſoichen mit dem Waſſer aus dem obgedachten Topfe. Dieſer wurde als ein Hei⸗ 
iigthum von großem Werthe auf behalten, und des Verfaſſers Alchade würde ſolchen auf 
keinerley Art und Weiſe weggegeben haben. Er wurde damit beehret, weil Jobſon einige 
Spica Romana und Orras ſchenkte, welche fie nebſt andern wohlriechenden Kräutern mit 
ihm begruben. Dieſe Verſammlung waͤhrte zwoͤlf Tage, und gieng das Volk beſtaͤndig 
ab und zu, nicht bloß nur das Begraͤbniß abzuwarten, ſondern es fing ſich auch nach der 
Beerdigung eine andere größe Seyerlichkeit an, da man den Sohn in feines Vaters Würde 
einfegte, in jeder brachte ihm ein Geſchenk, als Ochfen, Ziegen, Haͤhne, Hühner, Reiß, 
\ und 
») Dieß ſcheint eine Art vom Breye zu ſeyn. ket bey dieſer Gelegenheit, er habe Fein Schaf im 


E Lande gefehen, als was aus » 
x) Jobſon, wie oben a. d. 63 u. fü ©. — ——— fremben kaͤndern ep: 


9) Purchasfaget, wie Ziegen. Jobſon bene» 2) Jobfons Boldhandel a. d. 7o u. f.& 


— 


— 


von Capo Blanco big Sierra Leine. VI Buch II Cap, 45 


und affe Arten von Getreyde, und unter andern einen großen Widder mir Wolle, grob, wie 1620 
Haar y), der auf einer Hürden gebunden, von zweenen Männern getragen ward. Diefer Jobfon. 
ſollte zu einem Opfer dienen 2), | — 
Als Bukkor Sano zu dem Hauptmanne Jobſon an den Fluß Tinda kam: fo wurde Bukkor Sa— 
er von vierzig Leuten begleitet, worunter ſeine Frau und Tochter war, welche vor ihnen nos Aufzug. 
her Muſik machten, und Bogen und Pfeile in ihrer Hand hatten. Ihnen folgten inner⸗ 
halb zwoen Stunden auf zwey Hundert Leute, Männer und Weiber, welche Ziegen, Feder: 
vieh und Korn brachten, Bukkor Sano beſchenkte ihn mit einem Rinde 4). Der Haupt⸗ 
mann nahm ihm mit an Bord, wo zu feiner Bewillkommung drey Stüde abgefihoflen 
wurden. Dieß nennte er des weißen Manns Donner, und war fehr vergnüge darüber, 
Er gab überall vor, um es unter die Leute zu bringen , fie tödteren die wilden Thiere und i 
die Bögel in der Luft mie Domer, Sie hatten ein großes Thier gefchoffen 5), und fhof: = 
‚fen täglich einen Vogel, Schleicher genannt,der wegen feiner Federn in feinen Schwanze 
ſchaͤzbar war. Bukkor Sano wurde gegen Abend von ihrer Roſa Solis betrunken, da 
er ſich vor deren Stärke nicht in Acht nahm, Er wurde fehr Frank davon, war aber nach: 
gehends mäßig. 
Der Hauptmann zeigte ihm ihre Waaren. Als er ihr Eifen ſah, fagte er, das würde Handel zu 
von einem benachbarten Volke gemacht. Dennoch fegten fie über einen Drittel davon Tinda. 
um guten Preis ab, und hätten für alles zufammen Häute haben koͤnnen, welches fie aber 
ausfchlugen, weil folches eine gar zu ſchwere Ladung für ihr Boot war. Alle andere Sa— 
Ken wurden hindangefeget, fobald fie ihr Salz fahen, ob es gleich nur Bayenfalz war: denn 
as fie es Fofteten, riefen fie: Alle d. i. Sehr gut, und fragten nad) nichts weiter. Buk— 
tor Sano gieng ang Ufer, und befahl, alle $eute follten ihren Handel mit ihm ſchließen. 
Unter andern Guͤtern hatten ſie auch einige Sklavinnen mit zum Verkaufe gebracht, Die Kein Skla— 
aber Jobſon nicht Haben wollte, indem er anführte, diefe Art von Handel wäre bey den venhandel 
Engländern nicht gebräuchlich. · Ihre anderen Waaren waren Zähne, Baumwolle, Garn damals, 
und Eattun, oder Zeuge der Schwarzen. Sie tauſchten folhe gegen Salz und Eifen 
ein, gedachten aber nichts vom Golde, ob fie wohl fahen, daß die Weiber Ohrringe davon 
trugen. Sie hielten es aber für beffer,, wenn der erſte Borfchlag davon durch Bukkor 
Sano gethan würde. Diefes fiel nach ihrem Wunfche aus. Denn da er ihre vergoldete 
Degen und goldene Zierrathen fah, fo fing er davon an, und fagte, wenn er ihre Meynung 
in dieſem Stücke gewußt haste, fo hätte er Gold genug anfchaffen Fönnen, ihre ganze La— 
dung zu faufen, welches er auch noch thun wollte, wenn fie ihre Handlung. hieher fort: 
festen, Unterdeſſen verfchaffte er ihnen alles Gold, welches das Volk dafelbit hatte, 
enn es waͤre Gold genug, fagte er, in dem Sande, und er wäre viermal in einer großen 
Stadt gewefen, eine große Strecke von bier, wo die Häufer alle mit Golde gedeckt waͤ— 
ven c), doch fanden fich Feinde unterwegens. Dennoch) erboth er fich aber, fie dahinzu⸗ 
führen, da er ihr Geſchuͤtz ſah. Einige Zeit hernach erfundigte fi) Jobſon nad) feiner 
linge, und nach einem Paar metallenen Armbändern, welche eine von feinen Wei- 


5 3 bern 
: a oharchas ſaget, dieſe Gefellfchaft babe ie 2) Purchas faget, es wäre 

—* J se und Haͤhne gebracht, welche fie um fen, fo groß als ein Hirſch. 

ß —— geauft, Siehe Vand anf der ce) Purchas ſaget, dieſes Mole träge eiferne 

2 3 Ringe in Ihren Ohren, Lippen und ſonſt wo. 


ein Antelope gewe ⸗ 


1620 
Jobſon. 


Volk von 
beyden Seis 
ten. 


Nachricht 
davon. 


46 Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte vom Africa, 


bern trug, indem ihm beybes von fo guter Arbeit zu ſeyn fchien, als wenn es in England 
gemacht worden. Hierauf fagfe er, Diefes und einige folshe Dinge würden von den obge 
dachten Arabekern dahin gebracht. d) Er meldete ihm auch, daß die Stadt mit den Gold 
bedeckten Häufern vier Monatreiſen von bier läge. Der Verfafler bemerfer, daß foiches 
nicht weit feyn Fönne, weil fie nicht viel über fünf Stunden des Tages reifen, da fie ihren 
Efeln folgen, die ihren ordentlichen Pag halten; und bey einem jeden Plage, ober in jeber 
anfehnlichen Stadt bleiben fie zweene oder drey Tage liegen. Diefer Bukkor Sano ver: 
fund etwas von der Handlung, und nannte fich einen Sulietto, d. i, einen Raufmann. 
Da er auch mit ihnen handelte, verlangte er, daß man ihm Deswegen vor andern etwas zu 
gute — laſſen ſollte, welches ihm der Verfaſſer auch wegen ſeiner geleiſteten Dienſte 
zugeſtund e), 


Nachdem fie zweene von ihren Schwarzen abgeſchickt haften, dem Volke auf der an 
Bern Seite des Fluffes von ihrer Ankunft Nachricht zu geben: fo Famen fie in zweenen Ta: 
gen mit mehr als fünf Hundert Perfonen, Männern und Weibern, zurüc, welche Waaren 
beachten, und Hütten von Rohre bauten, wie Die andern gethan hatten. Aus ihren öftern 
Befuchen über dem Fluſſe erſah man, daß fie einander kannten; und obgleich jedes eine bes 
fondere Sprache hatte: fo unterredeten ſich doch die Vornehmen in eben der Sprache, bie 
an der Mündung des Fluſſes gebräuchlich war. Diefe Bekanntſchaft zwifchen dem Volke 
an beyden Seiten des Fluffes, nimmt er als einen Beweis an, daß der Fluß höher hinauf 
gehe, und daß unter ihnen ein Handel dafelbft getrieben werde; wie auch daf fie Kähne 
haben, weil fie fich nicht getrauen, über den Fluß zu waten, wenn er auch noch fo feicht it, 
aus Furcht ver dem Bumbo oder Erocodile. Diefes Volk hatte niemals einen Weißen 
gefehen, und die Weiber waren ſehr feheu und furchtfam. Sie tiefen hinter die Männer 
und in die Hütten, wenn die Engländer fich ihnen nähern wollten. Sie machten fie aber 
bald vertraut, da fie ihnen einige Gtasfnöpfchen gaben. Zur Vergeltung fchenften fie ihe 
nen Toback, und fehöne zierliche Nöhre zu Pfeifen. Diefe Weiber hatten die tiefften und 
größten Merfmaale auf ihren Rücken, welche Jobſon jemals gefehen harte; fie hattem 
aber goldene Ohrringe. Die Männer fchienen von einem barbarifchern und wildern Volke 
zu ſeyn, als’die andern. Einige darunter hatten Hofen von rohen Häuten von wilden 
oder andern Thieren, mit den Schwänzen daran, bie fie von ihrem $eibe hinunter hängen 
ließen, welches den gemietheren Schwarzen des Hauptmann fehr Iuftig vorkam, von den⸗ 
jenigen aber, die e8 trugen, für eine angenehme Zierde gehalten wurde. Jobſon fuhr zu 
ihnen hinuͤber, und unterredete ſich in feinem Boote mit dem Vornehmſten unter ihnen, 
Bajay Dinggo f) genannt. Diefer fagte ihm, fie hätten feine Stuͤcke auf der andern 
Seite gehört, und wären fehr darüber erſchrocken, indem fie ſolche für Donner gehalten, 
da doch der Schall nicht von dem gewöhnlichen Orte gefommen. Was die Handlung 
betraf, fo fragten fie vornehmlich nach Salze, Die Weiber fragten nad) andern Waaren. 
Er feste bey ihnen ein wenig Salz um, welches von denen auf der andern Seite ungern 
war zuruͤck gelaffen worden. Und fie Tagen ihn alle fehr an, dag er wieder zu ihnen kom⸗ 
men möchte, 


| | & 
a) Siehe oben a. d. 40 ©. jay Diniko, oder Bajay Dinko Usko 
«) Jobſon wie oben a. d. 86 u. f. ©. 3 Auf drey Stunden. 
9 


) Beym Jobſon ringe; beym Purchas Ba⸗ )In Guinea heißen fie Handelslente. 


—— — — — — — — —— — — —— —— — — 


von Capo Blanco big Sierra Leona, VI Buch I Cap. 47 


Er verließ fie ganz von diefer Hoffnung eingenommen, und gieng, wieder über den 
Fluß zuruͤck, wo er den Koͤnig von Jelikot fand, welches der kleine Fuͤrſt von dem Lande 
war, wo ſie handelten. Er hielt ſich vier Tage auf, und ſpeiſte alle Abend mit Bukkor 
Sans am Borde. Es war merkwuͤrdig, daß fie niemals ihre Weiber mirbrachten, ob 
fie gleich folche am Ufer hatten, wo Hütten für fie aufgebanet waren, Yobfon aber trug 
Sorge, daß ihnen ftets einige Fifche und Vögel gefchickt wurden, die er fangen und fchießen 
ließ. Nach dem Abendeffen giengen fie gemeiniglich alle ans Ufer, zu-einem von ihren 
Häufern, vor welchem ein Feuer angemacht, und Matten ausgebreitet waren. Sie mach⸗ 
ten Muſik und brachten den übrigen Abend g) mit Singen, Tanzen und friegerifchen 
Uebungen mit ihren Bogen und Pfeilen zu, da fie allerhand $uftbarfeiten anftellten, die 
Engländer zu vergnügen, . | 

Drey Tage vorher, ehe fie ihren Handel endigten, bezeugte Bukkor Sano eine Be- 
gierde, förmlich zu ihrem Alchade oder Factore b) beftätiget zu werden, Jobſon beffei- 
dete ihn mit Diefer Ehre, da er ihm eine Corallenſchnur und eine andere von Glasknoͤpfchen 
um den Hals band, und ihm auch eine kleine ſilberne Kette umhing. "Darauf feuerte er 
drey Stücke ab, und trank ihm in einer Schale voll Roſa Soliszu, Alle riefen mit eis 
nem lauten Freudengefehreye: Alchade Bukkor Sano, Alchade Bukkor Sano. Aus 
Stolz wegen diefes neuen Titels vief er fogleich nach dem Ufer, und befahl feinen Fiedlern, 
fie follten ihm an der Wafferfeite entgegen kommen, und feine Weiber follten ihm alle: 
Nuͤſſe , die er hätte, dahin bringen, Jobſon brachte ihn mit aller möglichen Pracht 
ans Ufer, und fobald als er gelandet, theilte er zum Zeichen feiner neuen Ehre alle feine. 
Nüffe frey unter dem Volke aus, welches ihm eytgegen gefümmmen war, Als diefes ges 
ſchehen, fo gieng er mit den Engländern, da die Muſik vor ihm ber fpielte, zu. des Königs 
Kaufe, den er auf einer Matte vor der Thüre bey einem Feuer von Schilfe figen fand K), 
welches beftändig brennend erhalten wird; fie bedienen fich auch Feines andern Lichts, 

Zuerft führte er den Hauptmann zum Könige, und fegte ihn neben feiner Majeftät auf 
eben die Matte, er felbft aber fund in einiger Entfernung von ihm, da er den König um 
feine Gewogenheit und Güte gegen den Hauptmann und die Engländer bath, welche faßen. 
Seine Majeftät gab ihm eine gnädige Antwoort, und bewilligte ihm alle ihr Suchen. Hier: 
auf fiel Bukkor Sano auf feine Knie, bedankte ſich und fchenfte ihm obgedachte Glas- 
und Corallenſchnuͤre, welche er gütig annahm, fie ſich um den Hals legte, und zur Ber: 
geltung fagte, er wollte des Hauptmanns wegen, und um feine $iebe gegen die Engländer 
zu zeigen, ihnen freywillig das ganze Sand ſchenken, wo fie itzo wären, da er ihnen den Be⸗ 
fiß davon auf eine eben fo weitläuftige Art übergäbe, als der große König ihm folchen ge 
geben hätte. Sobald er diefe Worte gefprochen, 309 Bukkor Sano, der noch auf den 
Knien mar, fein Hemde aus, welches er einer von ſeinen Frauen gab, die bey ihm ſtund, 
und legte fich nackend von der Hüfte bis oben hinauf platt auf fein Geficht, da Die beyden 
Marbuten, welche der Hauptmann bey fich hatte, und ein anderer, der dem Könige gehörte, 
men großen Haufen Staub, Sand und Eleine Steinchen des Orts zufantmen ſcharrten, 
Ph ihn vom Haupte bis auf die Füße damit bedecken, Er nahm darauf fogleich ſelbſi 
feine Hände doll, warf fie forglos um fich, und Eniete darauf wieder mit dem Gefichte nah 


J 


erfaſſer bemerket an’ einem andern eine Menge von Niet) oder Schilfe ſey. 


1620 
Jobſon. 


Koͤnig von 
Jelikot. 


Bukkor Sa⸗ 
nos neuer 
Titel. 


Jobſon be⸗ 
ſuchet den 
Koͤnig. 


Das Land 
wird den 
Englaͤndern 
gegeben. 


las Ze; —— den 
—3 — Rolanuͤſſe. Orte, daß um den Fluß viel ſumpfichtos Sand, tnd 


1620 
Jobſon. 


Art, das 
Land zu uͤber⸗ 
geben. 


Samgulley, 
der Schwar⸗ 
ze, 


48 | Reifen laͤngſt der weltlichen Küffe von Africa, 


den Engländern zu. Die Marbuten in der Mitte zwiſchen ihm und ihnen brachten einen 
kunden Haufen von eben dem Staube zufammen, machten einen Fleinen Kreis von Stau 
darum, und einer von ihnen fehrieb folchen voller Charakter, wie fie bey ihnen gebräuchli 
find. Darauf froh Bukkor Sano auf Händen und Füßen zu dem Haufen, nahm ein 
Maul voll davon, und ſpuckte folches fogleich wieder aus. Dagegen nahm er beyde Hände 
voll. von der Erde, wie auch des Hauptmanns Marbuten ehaten, und kroch mit ihnen wei⸗ 
ger, kam und warf ſolche in Jobſons Schooß. Als dieß geſchehen, ſtunden fie auf, und 
ʒwey Weiber. wiſchten Bukkor Sano mit Tuͤchern ab, und erquickten ihn, worauf fie 
nach) Haufe giengen. Hier legte er feine beften Kleider an, bewaffnete ſich mit feinem Bo⸗ 
gen und Pfeilen, und fam wit vierzig. auf eben die Art Bewaffneten in feinem Gefolge” 
zueück, die alle dreymal um die Engländer herum giengen; ein jeder hatte feinen Pfeil 
auf feinem Bogen gelegt. Mach diefem näherte fih Bukkor Sano, feste ſich auf fein 
vechtes Knie, mit dem Gefichte von dem Hauptmanne weg, welcher faß, legte fein Bein ß 
zwiſchen Jobſons feine, und da er ihn alfo mit feinem $eibe zu bebecfen fchien, wies er ſei⸗ 
nen gezogenen Bogen mit aufgelegtem Pfeile dar, um anzuzeigen, daß er alſo fechten und 
feinen eigenen $eib zur Bertheidigung des andern vorwerfen wollte, Hiermit ftund er 
auf und fegte fich bey dem Hauptmanne nieder, worauf alle die andern eben das. thaten, | 
entweder vor Jobſonen oder Bukkor Sano. Auf diefe Art hatten fieihnen alfo das tan 
eigenthuͤmlich übergeben, welche Gewogenheit nicht weniger als zwo oder drey Flaſchen 
von des Hauptmanns beftem Getränfe erfordern konnte, wiewohl die Engländer deswegen 
nicht um fechs Pfennige veicher waren, 2 ‚ 
Als fie den Fluß Tinda verließen, fo drang Bukkor Sano ernftlic darauf, fie fol 
ten dem Orte, wo fie gehandelt, zum Andenken, daß fie da geweſen, einen Mamen geben. 
Jobſon nannte ihn daher St. Johannsmarkt, und wiederholte das Wort verfchiede: 
nemale, damit fie ſichs erinnern Fonnten. Nachdem er alle fein Satz verthan, fo beglei⸗ 
tete ihn Bukkor Sano eine Meile den Fluß hinab, wo er nach zwey oder drey ausgeleerz 
ten Glaͤfern höflich Abſchied von ihm nahm, und Jobſon drey Stücke abbrannte. So— | 
bald er ans Ufer geſetzt war, hob er feine Hände auf, um fie dadurch nochmals zu bes 
geüffen D. Da fie ſich auf ihrem Wege den Fluß hinab zu Batto oder Bo Johns | 
Stadt aufhielten: fo ward Des Hauptmanns ſchwarzer Burfche Samgulley dafelbit ber 
ſchnitten. Diefer Junge, welcher lang und hager war, war vorher ſchon bey Thompfonen 
gewefen, und hatte ziemlich gut englifc) reden fernen, Er war nunmehr fiebenzehn Jahre 
alt, und hätte fhon das Jahr zuvor beſchnitten werden follen, wenn er nicht zu der be⸗ 
ftimmeen Zeit mit den Weißen abweſend gewefen wäre. Es Fonnte aber ohne große | 
Strafe für feine Freunde, und ohne Gefahr für ihn felbft nicht länger unterlaffen werden; 
welches aus dem bezeugten großen Ernfte feiner Mutter, ihn aufzuhalten, als fie hinauf⸗ 
giengen, erhellte, ſaget der Verfaſſer. Der Burſche hatte eine ſolche Neigung zu dem 
Hauptmanne, daß er ſich wider ſeiner Freunde Einwilligung in dem Boote wegftahl. 
Es war ſolches ſchon zwölf Stunden weg, als es die Mutter einholte, und fie auf die klaͤg⸗ 
fichfte Art von dem Strande bath, ihn zurüc zu ſchicken. Sie feufzte fehr aus Furcht, er 


möchte in dem nächften Monate zur Zeit der Befchneidung nicht da ſeyn, und drohte, ſich 


ins Waffer zu ftürgen, wenn fie ihn nicht hergaͤben. Der Burſche aber, welcher länge 

fang in dem Boote lag, fagte: Sie wird nicht erſaufen; fie wird nicht erfaufen, 

laſſet uns nur geben; und gieng aljo mit ihnen. Dieb 
j 1) Jobfons Soldpandel a. d. 94 1. f ©, 


von Capo Blanco dis Sierra Leona. VI Buch II Cap, u; \ 


Dieß begab fich den Seen Kenner, und den oten des 
atto zuruͤk. Da der Burfehe, welcher zuerft an d 
war, die Mufif und das SFauchzen in der Stade börte 
war: fo fprang und fang er vor Freuden, und fagte, nach Batte 
neiden gefommen. Sie giengen in der Abenddämmerung in die Stadt, und woll⸗ zuruͤck. 
ten nach Bo Johns Hauſe geben: allein der Marbut, fein Alchade, den Sobfon von hier 
mitgenommen hatte, berichtete ihm, fein Haus würde bey diefer Gelegenheit voller Frem⸗ 
den feyn, und lud fie in feiner Mutter Haus, Unterwegens giengen fie vor dem Haufe 
vorbey, worinnen des ſchwarzen Burfchen Eltern wohnten, deffen Bater blind war. Die 
Mutter hörte ihres Sohnes Namen nennen, Fam heraus, und da fie ihn antraf, kehrte fie 
fo gleich ihren Kopf gegen die Wand, weinte bitterlich, und wiederhoice nur den Namen 
Samgulley! Samgulley! Der Burfche wurde weggerommen, man verfprach aber dem 
Hauptmanne, er füllte nicht eher befchnitten werden, als bis er den andern Morgen kaͤme. 

Sie fanden Muſik und einen großen Zufammenlauf von Leuten auch um dem Haufe, Große Ver⸗ 
wo fie einkehrten; aus Ehrerbiethung gegen fie aber kehrten ſolche bey Zeiten zuruͤck. Der ſammlung 
ganze Ort fah nicht anders aus, als eine Kirmes in England. In allen Häufern, und daſelbſt. 
unter einem jeden fhastichten und bequemen Baume war Mufif, Trummeln und Tanzen, - 
angerichtete Speifen, und bingelegte Matten, fich darauf zu fegen. Zugleich ward auch 
ein beftändiger Handel oder Tauſch unter ihnen getrieben, Es fehlte an feinen Sebensmitz 
teln ʒ denn nicht nur Die Seute in der Stadt hatten fich einen Vorrath gegen diefe Zeit an- 
gefchafft, fondern das Landvolk brachte auch einen guten Vorrath vonLebensmitteln mic fi. 
Unter andern Gefellfhaften bemerkte der Berfaffer eine, welche weit entfernter unter den 
fhattichten Bäumen ſtund, die mit einer Here von Schilfrohre und Zweigen eingefaffee 
waren. Aus diefer erfcholl ein größer Geräufch von Stimmen, nebjt einem ſtaͤrkern Trum⸗ 
meln und Getoͤſe. Man fagte ihm, hier würden die bereits beſchnittenen Burſche fo lange 
verwahret, bis die Wunde geheilet. _ Es wären eini 


ge von ihren Bekannten bey ihnen, 
welche, weil fie älter wären, diefe Ceremonie ſchon überftanden, 


Da er nach dem Abendefien ein Paar Rebhuͤhner von Bo John geſchenkt bekommen: Jobſon tan⸗ 
fo beſuchte er ihn in feinem eignen Haufe, Hier fand ex fie-nach ihren Ballards m) oder jet. - -- 
beiten Muſik tanzen; und um ihnen zu zeige 


N, daß fich die Engländer auch ein folches Ver⸗ 
gnügen machten: fo nahm er eins won den ſchwarzen Mägdchen, 


und fanzte mitihm, welches 
ihnen allen überaus wohl gefiel. Bo John entſchuldigte ſich, daß er fie nicht in feinem 
Haufe Haben koͤnnte, welches voller Gefellfchaft mar, weil eine von feinen Frauen in Wochen 
lag, zu der er fie führte. Sie lag in einem befondern Haufe auf einer Matte, fehr ſchoͤn 
nach ihrer Art, Der Hauptmann gab dem Kinde einige Glasfnöpfchen, die fehr wohl auf: 
genommen wurden; und der Vater ſagte, wenn es ein Knabe wäre, fo wollte er es nach 
einem von feiner Gefellfhaft genannt haben, den er am längiten gekannt hätte. Er feste 
aber Hinzu, feine Frau, Dowri, gienge fihwanger, und wenn fie einem Knaben geböhre, fo 
follte er feinen, nämlich Jobſons Namen führen; Denn fie felbft hätte es fo verlange, 

Den folgenden Morgen, da die Sonne fihon ungefähr zwo Stunden aufgegangen mar, Samgulley 
gieng der Hauptmann auf erhaltene Nachricht hin, den Burfchen befchneiden zu ſehen. Er wird be— 
wurde in dag freye Feld geführt, zwiſchen den Käufern und dem umzäunten Orte, wo ſie ſchnitten. 

Balafo oder Balafu genannt, und nachher beſchrieben. BI 


”) Wird yon andern 
Allgem. Reifebefchr, Land. 6 


folgenden Monats famen ſie nach 1620 
a8 Geftade ftieg, welches fehr Hoch Yobfon. 
welches eine Fleine Meile davon —5 
er waͤre noch zeitig genug zum *** 


30. "Meifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


1620 
Jobſon 
— 
Neugierig⸗ 
keit der Wei⸗ 
Ber, 


folchen nach der Beſchneidung hinbrachten. Er hattenichts, als ein weißes Tuch um, 


welches er fich Furz vorher von dem Hauptmanne ausbitten laffen. Nachdem man ihn nun 


auf einen Eleinen Hügel geſetzet: fo Eam eine Menge von £euten, meiftens Weiber, die Ber 
richtung mit anzufehen. Der Burfche zeigte Feine Furcht, und bath den Hauptmann, er 
möchte doch feine Hand auf feine Schulter legen. Sogleich Fam der Operatoͤr hergetreten, 
ein gemeiner Mann, der wie ein Sleifcher, ein kurzes Meffer, welches er in ‘der Hand hatte, 
wetzte, und dem Burfchen befahl, aufzuftehen. Er nahm ihm fein Kleid ab, und da er 
feine Vorhaut ergriffen, z0g er folche fehr weit vor, ritzte ihn dreymal vorher, ehe er ſolche 
abhackte. Es ſchien dieſes Jobſonen fehr erſchrecklich; dem ungeachtet zuckte der Burſche 
nur ſehr wenig, und wollte ganz und gar nicht gehalten werden. Es iſt gewöhnlich, daß 
die Freunde des Beſchnittenen dem DBefchneider einige Erfenntlichfeit geben, feine Hände 
damit zu wafchen. Allein, der Hauptmann weigerte ſich folches, und fagte zornig zu ihm, 
er hätte den Burfchen verderbt, weil er ihm zu tief gefchnitten. Seine Antwort war, Das 


waͤre für den Jungen befto befler, und hob dabey feinen eigenen Lappen auf, und wies, daß 


Grauſame 
Verrichtung. 


Ein Pfaffen⸗ 
ſtuͤckchen. 


er ſelbſt ſo weit beſchnitten waͤre. 


Nachdem die Sache geſchehen, ſo wurde des Burſchen weißes Kleid uͤber ihn geworfen, 


und er ward darauf von zweenen Maͤnnern, die ſeine Arme hielten, geſchwind zu dem obge— 
dachten umzaͤunten Orte fortgefuͤhret, wo er unter die andern jungen Leute eingeſperrt wur— 
de, die mit ihm in gleichen Umſtaͤnden waren. Jobſon that zuerſt Anſuchung, daß er mit 
ihm nach dem Orte gehen möchte, und gieng auch mit einigen Leuten fort. Allein, es hohl⸗ 
ten ihn fogleich vier alte Männer ein, die ihn aufbielten, und fehr-ungehalten auf diejenigen 
zu feyn fehienen, die ihn foregehen ließen. Sie wollten auch dem englifchen Wundarzte 
nicht erlauben, Sorge für ihn zu fragen, ob er wohl vorher oftmals ihre Wunden geheilet 
hatte, Doc) erlaubte man ihnen zur Linderung ihrer Schmerzen um diefe Zeit ein Huͤh⸗ 
nerhaus zu plündern, oder von einem armen Fulier ein Kind zu ftehlen, um fich luftig zu 
machen, obgleich die Geſetze in diefem Falle zu einer andern Zeit fehr ſtrenge find. Die 
ganze Sache wird ohne eine Art einer gottesdienftlichen Feyerlichkeit 7) vollbracht, und der 
Berfaffer Hält dafür, es gefchähe bloß zur natürlichen Bequemlichkeit 0). 

Bey diefen Berfammlungen ift allezeit eine gewiſſe Sache, die niemals fehler, und das 


iſt ihr bruͤllender Teufel, Ho⸗rey p) genannt. _ Sein Geräufch gleicht der tiefiten Baß⸗ 


ſtimme. Man hörte ihn allezeit in einer gewiſſen Weite brüllen, und er dienet, die Kna— 
ben g) in Furcht zu erhalten. Jobſon hörte ihn, nachdem er Samgulley verlaffen, noch 
vor Abends; und er bruͤllet gemeiniglich den größten Theil der Nacht duch, Wenn er 
zuerſt anfängt zu brüffen, ſo verforgen fie ihn mif einem guten Vorrathe von ihren beften 
Eßwaaren. Diefe werden für ihn unter einen Baum hingeſetzt, und find den Yugenblick 
rein aufgefreffen, ohne daß ein Gebein von ihnen zu fehen ift. Wenn dasjenige, was ihm 
gebracht wird, nicht genug ift, ihn ſatt zu machen: fo ſchnappet er geſchwind einige von den 
unbefchnistenen Knaben weg; denn die Mägdchen feheinen nicht nach feinem Geſchmacke zu 
ſeyn; und behält fie, wie fie fagen, fo lange in feinem Magen, bis fie durch mehr Futter 
Daraus 
m) Das Rott, deffen fie fih in ihrer Sprache 4) Diefer Hosrey oder %o=re fcheint ein Po⸗ 
bedienen, diefe Ceremonie auszudruͤcken, Heißt nach panz zu ſeyn, von eben der Art, als das Mumbo⸗ 
den Buchſtaben; die Befchneidung des ***. Jumbo der Schwarzen, deſſen Moore aedenket, 
0) Tobfons Golbhandel a. d. 108 bis ußs © welches erfunden worden, die Frauensperfonen in 
pP) Zuweilen wird e8 Howe gefchrieben. Furcht zu haften, wie Ho⸗re die Knaben. 


—— — — — — —— — — — — — — — — — —— 


‚von Capo Blanco bis Sierra Leona. Vl Buch TI Cap. 5 


daraus erloſet werden, Einige follen zehn oder zwoͤlf Tage darinnen geweſen ſeyn. Noch 1620 
mehr, das Opfer muß ſo viel Tage, als es in des Teufels Wanſte geweſen, ſtumm bleiben. Jobſon. 
Jobſon ſah in einer Fulierſtadt auf dem Wege von ihrer Factorey nach des Ferambras MW 
Haufe ein Beyfpiel davon an einem Knaben, ungefähr von achtzehn Jahren, welcher, wie 

fie fagten, nur erft die Nacht vorher aus des Horey Bauche gefommen; denn er fonnte ihn 

auf feinerley Art bewegen, den Mund zu öffnen, auf welchem er feinen Finger hielt, ob er 

ihm gleich eine Flinte vorhielt, wovor fie fi) von Natur am meiften fürchten; und doch 

Fam diefer Burfche hernachmals zu ihnen, und hatte viel mic ihnen zu thun. Sie reden 
insgeſammt von dieſem Ho⸗rey, als einem fehr fürchterlichen Geifte, und es ift felefam, mie 

was für Gewißbeit fie behaupten, daß fie von ihm tweggeführe und verfchlungen worden. 

Die Engländer von der Factorey bey Setiko wurden oftmals, wenn fie des Abends Engländer 
nach) ihrem Bogelfange oder Spagierengehen nach Haufe giengen, erſchreckt; Denn die Werden ers 
Stimme, welche den AÄugenblick eine Meile weit von ihnen zu fen fipien, wwar dicht Hinter ſchrect. 
ihnen, welches ihnen nach der Erzählung, bie fie von diefem Ho⸗rey gehöret, eine folche 
Furcht einjagte, daß fie faum Beine genug hatten, nach Haufe zu fommen, Dafelbft aber 
waren fie auf einmal fiher genug; denn Seine Gnaden, der Herr Horey, war niemals fo 
kuͤhn, daß er in die Grängen ihres Wohnplages Fam. 

Jobſon war der Meynung, daß dieſes nur eine Detrügerey der Marbuten oder der Der Teufel 
Altern Art Leute wäre, um die jüngern in Furcht zu erhalten. Und er hatte in der That vird ents 
gute Urfache, folches zu glauben, da er felbft das ganze Blendwerk entdeckt hatte. Denn da KB 
er bey der Befchneidung feines Burfchen um Mitternacht, zur Zeit des Vollmonds, von 
Do Johns Haufe nad) dem Orte zu Fayer) gieng, und Hoerey fehr gefchäfftig mar, zu 
brüflen, das Geräufch auch nicht weit von ihnen zu feyn fehlen: fo ſchlug er vor, fie wollten 
ihn mit ihrem Schießgewehre heimlich auffuchen. Da auch einer von den dreyen Eng⸗ 
andern mit ihm etwas zurück zu bleiben fehien: fo merkte der Marbute feine Abſicht, und 
bach ihn ernftlich, ein fo gefährliches Unternehmen fahren zu laſſen. Er fagte, Ho:rey 
märe nicht zu finden; bald wuͤrde ein Geſchrey dichte bey ihm, nämlich bey Jobſonen, und 
den Augenblic darauf ein anders über dem Fluſſe eine Meile davon gehöret 9; kurz, 
es wäre zu befürchten, er möchte den Haupfmann mit ſich in den Fluß führen, Da der 
Priefter ſah, daß er Jobſons Enefchluß nicht ändern konnte; ſo hielt er ihn bey dem Arme, 
und wies auf einen Schwarzen, nicht weit von ihm, ber feinen Kopf niederhielt. D 
Hauptmann gieng zu dem Manne hinan, welcher ein fehr munterer Menfch war, um mit 
ihm zu reden. Allein, er war davon, daß er den Ho⸗rey gemacht, fo heißer geworden, daß 
er nicht reden Fonnte, Hierauf gieng er zurück, und fagte zu dem Marbuten: da ift einer 
von euren Teufeln. Diefer lächelte Darüber, und gieng fort, 


‚ Dem ungeachtet iſt Jobſon doch fo ſchwach, dafs er faget, der Teufel habe ohne Zweifel Jobhſon aber f 
eine Gemeinfchaft mit diefen Leuten, ob.er wohl folches bloß auf den Bericht eines andern glaubet ihn. 
gründet, Denn da fie nad) Pompetane 2) kamen, fo fanden fie einen, Cafpar Gonſalvos, 
einen Portugieſen an der Seite des Fluſſes ſtehen. Ex bewillkommte ſie, und nahm fie mit. 

62 ſich 
Pe ſheint das Dorf zu ſeyn, wo er bey des s) Es koͤnnen deren ziveene oder dreye an vers 
Nar gr Mutter gewohnt hatte, wovon vorher ſchiedenen Orten ſeyn, um den Betrug defto beffer 
nichts ge J "vorden, So ſorglos iſt der Verfü: zu unterhalten. 
fer bey Anfuͤhrung der Sachen, H Siehe oben n.d.38 ©, 


32. Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 
1620 ſich nach Haufe, wo, wie er fagte, fehon ein Fruͤhſtuͤck von Hühnern und andern Lebensmit⸗ 

Jobſon. teln für fie angerichtet wäre, Da fich die Engländer twunderten, wie e8 gekommen, daß er 
fie erwartet: fo fagte er ihnen, es hätte ihm ein Juddi oder Fiedler der Stadt, den er ih 
nen zeigte, gefagt, Horey hätte ihm den Abend vorher berichtet, e8 wuͤrden den folgenden 
Morgen um die und die Stunde fo und. fo viel Weiße anländen. Die kam ihnen um ſo 
viel erftaunlicher vor, weil fie felbft nicht recht die Zeit gewußt, wenn fie anländen wuͤrden, 
indem fie oftmals um Bögel zu fhießen, und aus andern Urfachen angefahren. Bonfals 
vos aber berichtete ihnen, der Teufel Hätte die Abficht ihrer Ankunft nicht gewußt, ob fie gu: 
tes thun ober ſchaden würden z), Diefes hätte fie denn nicht verzage gemacht x), 

* * * * * * * * * * *** KH KHK FF FF HF NE KK IE NK I * * * * * 


Das IV Copitel. 

Ein Schreiben von Entdeckung der Goldadern auf einer Reiſe 
auf der Gambra, durch einen ungenannten Verfaſſer. 

Einleitung. | 

DI Herausgeber vermuthet, folgendes Schreiben, welches unter D. Hooks Papieren 


j 
i 
j 
I 


nad) feinem Tode gefunden, und unter feinen nachgelaffenen Werfen ans Licht ge: i 

ftellt worden, ſey von einem gefchrieben, der zu Königs Carls des II Zeiten großen 
Reichthum dadurch erlangt, daß er auf diefem Fluſſe hinauf gegangen. Seine Befchreiz 
bung von den Deffnungen und Krümmungen der Gambra, denen Flüffen, die hineinfallen, 
den anliegenden Bergen u. ſ. w. kann, faget der Herausgeber, eine gute Anleitung feyn, wie 
man den Ort finden foll, wo unfer Berfaffer fo viel Gold angetroffen, daß er deſſen genug 
gehabt. Es wird hinzu gefegt, man Fünne Faum entdecken, wer er geweſen, indem er feinen 
Sreund beſchworen, das größte Stillſchweigen zu beobachten; denn man vermuthet, er 
habe befürchtet, es möchte ihn der König oder die Regierung, wenn er befannf und von ihm 
geredet würde, von der ruhigen und vergnüglichen Einfamfeit, deren er genöffe, nachdem er ein 
Binlängliches Bermögen erlanget, wegrufen, und ihm anbefehlen, auf eine andere Fahrt auszu= 
geben. Dieß ift der Inhalt von dem Vörberichte zu dem Schreiben. Wenn wir aber 
unſere Meynung fagen dürfen; fo ſcheint es ung mehr eine erdichtete Nachricht zu feyn, bie 
in der Abficht gefehrieben worden, zur Entdeckung der Gambra anzureizen, als ein wahr: | 
haftes Tagebuch von einer Reife auf derfelben; denn der Schiffshauptmann Stibbs, der ” 
im „Jahre 1722 den Fluß weiter hinauf gegangen zu feyn, und die Pläge unterfücht zu haben 
i 


ſcheint, als er, konnte feine Spuren von dem Goldhandel finden, den diefer Berfaffer über 
Barrakonda in ſolchem Ueberfluſſe angetroffen zu haben vorgiebt, Es iſt wahr, das u. 
buch, © 


u) Fobfon wie oben a. d. 116 u. f. S. 

x) Wenn es nicht folche leichtgläubige Leute gaͤ⸗ 
be, als Jobſon: fo koͤnnten feichtfertige Schälke den 
Menfıhen ihre Betrügerenen nicht aufbeften. Wie 
leicht war e8 doc) dem Juddi, einige Nachricht zu 
haben, dag Weiße den Fluß Hinaufgekommmen ? und 
dem Gonfalvo, daß er einen Umſtand, was bie 


Zeit betraͤfe, hinzu gethan; oder daß er wirklich die 


ganze Geſchichte erſonnen? Nichts iſt gemeiner, 
als ſolche Betruͤgereyen, und das Bekenutniß von 
des Teufels Unwiſſenheit war ein deutlicher Beweis 
von der Betruͤgerey. Allein Jobfon war einer 
von denjenigen, welche deswegen eine Sache nid) 
weniger glauben , weil fie unvernänftig iſt a 

R offen 


von Capo Blanes bis Sierra Leona. VE Buch IV Cap. 53 


buch, welches Stibbs zur An rung mit fi) genommen, erwaͤhnet einiger Pläge, wo der 
Leaf San — zu —* ſaget. Da aber ver Hauptmann entdeckte, daß dieſes 
nur ein Betrug war: fo verftärkte dieſes die Vermuthung, daß auch gedachtes Schreiben 
ein Betrug wäre. Was die Machricht beteifft, die er ung von dem Fluſſe giebt, fo ſcheint 
uns ſolches ein fernerer Beweis zu ſeyn, daß der Brief eine Erdichtung iſt; denn es iſt 
nichts anders, als was Jobſon vorher angemerket, nur mic einigen fehr kleinen Veraͤnde⸗ 
tungen in dem Ausdrucke. Wir koönnen auch nicht wohl begreifen, wie eine ſo große Gleich⸗ 
foͤrmigkeit der Anmerkungen, und ſogar der Zufaͤlle, die wir in unſern Noten angemerket 
haben, mit der Aufrichtigkeit des Briefes beſtehen fünne, Dem fen aber wie ihm wolle, 
fo fönnen wir doch nicht fehen, aus was für Gründen der Berfaffer des Briefes vor Heren 
Moores Reifen diefes Schreiben für das von dem Hauptmanne Stibbe fo oft erwähnte 
Tagebuch 2) ausgegeben ; weil diefes nicht nur des Sluffes York und anderer Pläge er⸗ 
wähnet, bie in dieſem Briefe nicht gefunden werden, fondern Hauptmann Stibbs giebt auch 
in feiner eigenen Erzählung einen gewiffen Dermuyden ziweymal für den Berfaffer deſſelben 
aus 5), und feßer ſolches in das Jahr 1661 c).  Diek fheine einige Jahre eher zu. ſeyn, 
als der Brief geſchrieben worden, wie aus dem vorgedachten Umſtande erhellet, von der Zeit 
naͤmlich, da der Verfaſſer ſeinen Reichthum erhalten. Aus dieſer Urſache haben wir dafür 
gehalten, daß er im Jahre 1675 aufgefegee worden, und vermuthlich gab Vermuydens Ta- 
gebuc) die erfte Weranlaffung dazu. Damit unfere Leſer beffer Davon urtheilen mögen: fo 
haben wir das Schreiben ohne einige Veränderung eingerückt, außer daß wir hier und dar 


in der Schreibart ein wenig geändert haben, welche an vielen Orten febr verwirrt, und 
kaum verſtaͤndlich ift. sy me Anl: 


Ra a NR 


Anbefehlung des Stillſchweigens. Urſachen, die zum Handeln. Materialien zum Arbeiten. Gold⸗ 
Entdeckung geheim: zu halten. Wegeln wegen veicher Sand. Schläge von einem Walltoffe. 
Beſchaffenhelt der Boote und anderer Sachen; 


Großer Vorrath von Golde: Neife auf dem Fluſſe 
Hauen, KeileSchmelztiegel, Menſtrua, Holze über Barrakonda. Aufall von Affen. Das Ende 
kohlen. Keunzeichen, den Ort zu finden. Are von der Reife, 


und die Erfüllung der Wuͤnſche. 
fang der Aber. Lebensmittel zur Reiſe Güter Goldim Ueberfluſſe. d 


Euer ungeſtuͤhmes Anhalten nebſt meiner Dankbarkeit für euren befondern Unterricht Anbefehlung 
und für euve Unterweifung in mechanifchen Sachen, ohne welche meine Arbeit, ich ge- des Stitt- 

fiehe es, vergebens geweſen, hat das Geheimniß von mir entweder durch Liebe oder Zwang ſchweigens, 

ausgepreflet, welches ich niemals befannt zu machen, mich von. neuem enefchloffen hatte, 

Sch erwarte daher, nach euren fo theuren und feyerlichen Angelobungen, daß ihr die Sade 

böchftverichwiegen halten werdet; und ich molfte lieber: zehn taufend Pfund darum geben, 

als daß fie dem Könige bekannt würde, Denn ich bin mis dem Antheile, den mir Gott 


3 gegeben 
ewbare Anzeige ihrer Falſchheit bey ſich fuͤhret. von Afriea, in dem Schreiben an den Herausgeber, 
anf den —— * als daß er dieſe Geſchichte a.d.12 ©, 

"een des Zo⸗rey glauben ſollen, von — 
—— * gt eiten Augenblick vorher entdeckt, 8) Ebendaf, a. b. 283 RN 294 ©, 
Denken re? Wozu nüßet folchen c) Siehe Moores Reifen u. ki. a. d. 28 


de Bernunf mit der 294 Seite verglichen, bey Gele enheit des 
a) Siehe Moopes Reifen in die innern Theile Fluſſes Nork, * 


Urſachen, es 


zu verhehlen. 


54 Reiſen langft der weſtlichen Kuͤſte von Africa, m 


gegeben bat, fo wohl zufrieden, als wenn ich des Königes Einkünfte hätte, Ich will euch 
auch die große Menge vom Golde nicht völlig Fund machen, die ich daſelbſt entdeckt habt, 
da fie fo groß ift, daß man fie nicht füglich dem Papiere anvertrauen Eann, indem man nicht 
weis, vor was für Augen diefer Brief Fommen, oder durch mas für Hände er gehen mag 
Ich will euch bloß melden, daß es mir. mehr Unruhe gekoftee hat, deffen Ueberfluß vor mer 
nen Gefährten zu verhehlen, als dasjenige megzubringen was ich gewonnen ; und ich habe 
das Vertrauen, daß, wenn ihr mic dieſer Abfiche umgeht, und den Anmweifungen meines 
Tagebuchs folget, ihr ſelbſt von meiner Meynung feyn werde. Denn wie es heißt, was 
huͤlfe es dem Menfchen, wenn er die ganze Welt gewoͤnne, und naͤhme Schaden an feiner 
Seele: fo fage ich auch: was wirde der Reichtum von: beyden Indien nügen, wenn ihr | 


dadurch eure Sicherheit, euer Seben und eure Freyheit verloͤhret? Und wie wollet ihr eines 


Kegeln, tes 
gen Beſchaf⸗ 
fenheit der 
Boote 


und anderer 
Sachen, 


von diefen Sachen gewiß ſeyn, wenn dergleichen Dinge denjenigen befannt werden follten, © 
welche Gewalt überseuch haben, und euch dasjenige befehlen koͤnnen, was ihnen beliebt 
Aufrichtig zu reden, ſchaͤtzte ich meinen eigenen Frieden und meine Ruhe nicht fo fehr hoch: 
fo würde ich von ſelbſt kommen, und Seiner Majeftät das Geheimniß entdecken, wiewohl 
ich fehr ungewiß bin, ob die Nachricht gut oder ſchlecht für das gemeine Beſte ausfallen 
mürde, Ich beſchwoͤre euch daher aufs neue, daß, was ihr auch nur unternehmet, ihr mich 
verhehlet, Damit ich auf keinerley Are entdecke werde. j 
Wenn ihr das Werk unternehmet, fo laſſet euer Boot flachbodenicht machen. Denn 
da meines ungefähr von fieben Tonnen und nach der gemeinen Art gemacht war, fo war 
es fo wohl bey den feichten Dertern, als bey den Wafferfällen fehr beſchwerlich, allwo wir 
es ausladen mußten; und wenn mir es ausgeladen hatten, fo mußten wir es heben, oder 
es übers fand wegziehen. Ihr muͤſſet auch ein Fleines Boot zum gemeinen Gebrauche 
haben 4), welches ihr überaus nüglich finden werde. Ihr ermahntet mich, zwanzig Pfund” 
Queckſilber zum Verſuchen mitzunehmen. Wenn ihr. dahin gebet, fo nehmer wenigſtens 
Hundert Pfund mit; denn es geht viel bey dem Arbeiten verlohren, mie ihr felbft beſſer 
wiſſet, als ich. Die angerathenen funfzig Pfund Bley find auch etwas zu wenig; neh⸗ 
met alfo hundert und fünfzig Pfund. - Biel mehr koͤnnet ihr nicht wohl forebringen, aus” 
Suche ihr möchtet euer Boot zu fehr belaͤſtigen. 
Dom Sal Armoniac habe ich wenig gebraucht; ich kann euch auch deswegen davon 
feinen Rath geben. Den Borax habe ich alle verbrauchet, und wünfchere mehr. Wenn 
ihr hingehet, fo nehmer fünfzig Pfund mit. Mein Sand that mir auch große Dienftes’ 
ich verbrauchte ihn ganz. Es ift beffer, daß man zehn Pfund zu viel, als zu wenig hat; 
nehmer daher vierzig Pfund. Ich glaube gewiß, ich würde wohl gethan haben, wenn ich 
einen Chymiftenblafebalg mitgenommen, weil ich fo viele Mühe hatte, den andern zurechte 
zu machen, wiewohi ich geftehe, daß er beffer ift, wenn man ihn von neuem angebracht 
bat. Antimonienhorn that mir wenig Dienfte; ich glaube aber, Daß ic) folches meine! 
Unwiſſenheit oder der Ermangelung des rechten Gebrauchs, und des Unterrichts, den ihr 
‚mir gegeben habet, zufhreiben muß. Erztklumpen (ingots) wollte ic zweene mitnehmen; 
ich nahm aber nur einen; es fehlte mie noch einer zur gefehwinden Berrichtung, Keile 
nahm ich zmölfe, mit, einem oder einem paar großen Haͤmmern, oder Schlägeln, Den 
! unge“ 
4) Ein ſolches Boot hatte Jobſon bey fh. Fr Es feheint ung ganz unmöglich zu ſeyn, den DIT 


— I Tyber oder Tibir iſt ein Ansdruck fuͤr Gold: wofern ja ein ſolcher wo anzutreffen iſt, aus Denen 3 
and, 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. Vl Buch IV Cap. 55 
ungefähr zwölf englifche Meilen von dem erften Waſſerfalle oder etwas weiter gegen Suͤ⸗ 
den, an der Seite eines unfruchebaren Felſens, der gegen Weſten fieht, ift eine Kluft in 
dem Selfen, oder vielmehr = = - welche fehr reich ift, zroifchen den Steinen faft eine halbe 
Hand hoc) dick an einigen Orten. Unfere Hauen waren ung bier niche fonderlich viel nüße. 
Beil wir aber einige eiferne Werkzeuge bey und Hatten , die wir ſchwerlich brauchen koun- 
ten: ſo machten wir mit vieler Muͤhe einen elenden eiſernen Keil daraus, und fanden ſo⸗ 
gleich den Nutzen davon auf einige zwoͤlf oder vierzehn Tage, bis einer von ung unvorſich⸗ 
tiger Weiſe den Keil bis an den Kopf hineintrieb ; und da er keinen andern hatte, ſolchen 
wieder zu heben: fo waren wir genoͤthiget, ihn Hinter ung zu laffen, zu unferm großen 
Nachteile und Kummer, Sechs oder acht hölzerne Schaalen aus England find ſehr noͤ⸗ 
thig und beſſer, als die Kuͤrbiſſe, welche ich zu brauchen genöthiger war, Es iſt niche 
ſchlimm, wern man einen Vorrath davon mitnimmt. | Ba era 
Was die Schmelztiegel anlanget, fo muß ich euch melden, daß vier große Schmelj: Schmehgthe⸗ 
toͤpfe in unſern großen Werken beſſer ſeyn werden, und man geſchwinder damit fortkome gel. 
men fann, als mir ſechs Saͤtzen Schmelztiegeln; ob man gleich deren nicht wohl entbeh⸗ 
ven kann. ch war genöthiget, einen jerbrochenen irdenen Topf zu brauchen, den ich bey 
mir hatte, und der zuletzt in Stücke zerfiel, : Haͤtte ich Schnielztiegel und Töpfe genug ges 
habt, fo haͤtte ich ſoviel Gold in Sand oder Tyber mitgebracht e). ı >  nllsiha 
Was die fcheidenden oder auflöfenden Waffer anberrifft, fo brauchte ich nur wenig, Menſtrna. 
weil ihr Gebrauch muͤhſam war; ich hatte auch feine Bequemlichkeit, einen Diftillierofen 
am Ufer aufzurichten, Das Goldſcheidewaſſer aber brauchte ich alle, und hätte mehr braus ' 
chen fönnen, Mach meiner Meynung aber find die Berfuche mit dem Queckſilber beſſer, 
wenn ich ſolches gehabt haͤtte. Doch ihr wiſſet den Nutzen davon beffer, als ich · Eier 
Mörfer muß von Eiſen und groß feyn. Ich wünfchte, daß ich eurer Anweiſung darinnen‘ 
gefolget wäre. Denn mein metallener machte mir doppelte Mühe: und ic war gezwun⸗ 
gen, vieles fo lange ungerftoßen zu laſſen, bis ich nach England Fam. Denn der Mercus 
rius nahm eine Unreinigkeit davon an fih, welche meinem Golde mitgetbeilet wurde, wo⸗ 
von es Feine Kunſt, die ich verftehe, befreyen kann. Zn dieſem Stücke babet ihr. mich 
unwiſſend gelaffen, oder ich muß es vergeſſen haben. NND CUTTERE 
Es waͤchſt dafelbft ein Daum fait wie unfer Kornelkirſchbaum in England, aber ſehr Holzkohlen 
groß, welchen wir fällten, und Koplen daraus zu marhen brauchten, welches wir auf diefe 
Are thaten. Wir hieben die Aeſte ab, denn es fehlte uns an einer Säge; und daher fonn« 
ten wir uns mit dem Stamme des Baumes nicht vermengen, und ihn in kurze Stücke 
bauen. Darauf geuben wir eine ziemlich breite Grube oder ein Loch in die Erde, unge 
faͤhr eine Eile weit, und fo tief oder etwas tiefer, - Auf dem Boden machten wir ein Feuer 
an, und füllten die Grube mit Holz; und wenn folches wohl ausgebrannt war, fo warfen 
wir Erde darauf, und dämpften es aus, Wenn es nun kalt war, fo nahmen wir Die 
Koplen heraus, | 
Ihr koͤnnet den Ort leicht finden, wenn ihr nur dieſe Vorſichtigkeiten brauchet 7) Ihr Kenmgeichen, 
verder an eine breite Sammlung von Gewaͤſſern fommen, bie nicht viel geringer ift, als den Dee zu 
onnanderſee an der Gränze von Lancafchire, Hier brachten wir eine Woche mie firden. 
Aufſu⸗ 
weiſungen Zu finden, 


nt, die in dem Briefe gegeben wor⸗ einige Zeichnung oder andere angegebene Lage und 
den. So unbeftinm And unvollkommen find fie, ohne Entfernung der Devter, als ihre Länge und Breite, 


Anfang von 
der Gold: 
ader. 


55. Reiſen laͤngſt der. weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Aufſuchung vieler. Buchten und Einfälle von Fluͤſſen zu: Wir folgten aber demjenigen 
welcher nad) Suͤdoſt und gen Oſt gieng. Meine elende Unmiffenheit in der Mathemati 
kann euch weder die Länge noch Die Breite recht angeben. Wir arbeiteten auf dem ſtarken 
Strome mit großer Mühe, und konnten zuweilen. nicht über zwo Eleine Meilen in einem 
Tage fortfommen ). Man muß den erften Wafferfall vorbey gehen: doch war meine 
Ausbeute von Golde dafelbft fieben-und vierzig Gran von zehn Pfund Sand, Wenn mal 
an den obern Fall koͤmmt b): fo wird man, glaube ich, eben fo viel Mühe haben, als ich 
gehabt, das Boot übers Land zu bringen 2). Wenn man aber hinüber ift: fo gehe malt 
weiter, bis man dahin koͤmmt, wo. ein Eleiner Fluß gegen Süden hineinfaͤllt. Von da 
horche man, und man wird einen Waflerfall hören k), Man kann wegen des ſchmalen 
Bachs fein Boot. nicht dahin bringen. Man wird an der Seite des Felfen Ueberbleibfel 
von uns nebft vielen von unfern Namen, ich meyne Buchftaben, finden, die mit unfer 
Meſſern Hineingefchnisten worden. - Obgleich der Sand allhier ducchs Wachen uͤberfluͤßig 
Gold giebt: fo ſteiget dennoch auf Die Spitze des Felſen; und wenn ihr euer Gefiche ge 
rade nach Weften richtet: fo werdet ihr eine dichte Reihe Felfen etwas zur linken Hand’ 
von euch wahrnehmen; und unter denfelben werdet ihr, wenn der Kegen und die Stä 
des Wertersinicht die Erde und Steine weggewaſchen hat, den Anfang von der Goldader 
entdecken. Iſt man nun mit gehörigen. Werkzeugen zur: Arbeit verfehen, fo wird m 


"nicht weiter gehen, noch eine reicher Ader zu füchen verlangen. "Man nehme diefes durch” 


Lebensmittel 
zur Reiſe. 


> Engländer und vier Schwarze Z), wovon einer ein Marybuck war m). Weil 


gehends zur Regel, was ich) bey meiner Unterfuchung auf dem Fluſſe beobachtet habe, daß 
in dem niedrigen und: bufchigeen und fruchtbaren Sande ich niemals einiges Metall ode 
eine veiche Mine finden konnte, fondern folche allezeit unter duͤrren Felſen und bergichte 
Landſchaften anfraf, die gemeiniglich eine rörhliche Arc von Erde bey ſich führten. An⸗ 
dern Unterricht will ich euch nicht ‚geben, als welches. euch ‚wie ich weis, unnöthig jean 
wuͤrde, wenn ich ech nicht eüre eigenen Grundſaͤtze wieder zurück geben will. Dieß iſt 
bloß die ſchuldige Intereſſe, außer der Verbindlichkeit, die mich unveraͤnderlich verpflich⸗ 
tet zu ſeyn ac. ꝛtc. j 

Sch fing meine Reife auf dem Fluffe im sten des Chriftmonats, zwo Stunden vor 
Sonnenuntergange an, In meiner Gefellfhaft waren außer mir nicht mehr, als ſieben 
olcher 
die portugieſiſche Sprache verftund s fo wollte ich ihn zum Dollmerfcher brauchen, * es 
noͤthig waͤre; die Hauptſache aber war, daß er uns bey unſerer Arbeit wider den Strom 
beyſtuͤnde. Das, womit ich mich verſorget hatte, war vornehmlich von zweyerley 
Zur Reife und zur Bequemlichkeit hatte ich drey Faͤſſer Rindfleiſch, zehn Schinken, zweh 
Faß weißes Salz, außer dem Bayenfalze zur Handlung; wie auch zwey Ochshoͤfde a 
au 


£) Jobſon legte zumeilen in einer Stunde nicht 
Aber eine Meile mit fechs Rudern zuruͤck. 

5) Aus diefem Umftande erhellet, dag fie nicht fo 
hoch hinauf gegangen, als Hauptmann Stibbs 
großen Theils. Denn ſie giengen nur ein wenig 
uͤber den andern Waſſerfall hinauf, der nicht uͤber 
ſechs Meilen hinter Barrakonda iſt, wo Stibbs 
fein Gold fand. 

#) Purchas, der einen Auszug aus Jobfons 


Tagebuche giebt, laͤßt ihn fagen, daß er über die Un 
tiefen bey Tinda gegangen. Jobſon ſelbſt abet 
in feinem Goldhandel ſaget, er haͤtte nicht daruͤbet 
kommen boͤnnen. Dieſes hat der Verfaſſer des Brie⸗ 
fes vielleicht uͤberſehen. 
k) Jobſon beym Purchas ſaget, wir hörte 
als wir vorbey giengen, ein Waſſerrauſchen, womt 
ſie ſich verſehen. 
I) Zobfon hatte zehn Engländer und vIE 

| Schwef, 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch IV Cap. 57 


außer dem Reiße, ein halbes Faß Schießpulver, und nach Verhaͤltniß Schrot und Ku— 
geln; abgezogene Waſſer, Weineßig, Papier, Glasknoͤpfchen, Spiegel, Meſſer achtzehn Guͤter * 
Pence das Dutzend; etwas Eifen, kleine metallene Ketten, zinnerne Ringe, und ander ber- Handlung. 
gleichen Zeug. Die andere Art von Sachen waren ein Paar Goldſchmidts Blafebälge, 
vier Säge von Schmelztiegeln, Auesffilber, Borar, Sal Armoniac, Goldſcheidewaſſer, ein 

örfer und Stempel, und lederne Haute durchzugießen, metallene Schaufeln und töffeln 
mit langen Handgriffen, Sand aufzunehmen, und andere Werfzeuge zu meinen befondern 
Abfichten. Altes diefes hatte mein Boot mehr beſchwert, als ich wünfchte; denn dadurch 
fuhr ich fo tief im Waſſer, daß ich beforgte, es möchte ung folhes verhindern, über Die 
feichten Dexter zu kommen, wenn wir einige anträfen »). 

Den zien des Chriſtmonats famen wir nahe ben Settiko, wel 
sehn Seemeilen über den Dre war, wo unfere Seute fih aufbielten. Wir giengen aber 
noch eine halbe Meile weiter, wo wir anferten, da der Fluß dafelbft breit war. Wir er- 
wählten ftets die Mitte, als wofelbft wir am wenigften geftöhret würden ; wiewohl wir, 
es oft anders fanden, Denn unfere Häßlichen Nachbarn, ich meyne die Wallroſſe una 
Erocodile, welche, wie es ſchien, mit den neuen Miteinwohnern in diefem Waſſerreiche nicht 
zufrieden oder nicht bekannt waren, beunruhigten uns oft in der Nacht, nicht nur durch 
ihr haͤßliches Geräufch ‚ fonbern auch durch ihre nahe Nachbarſchaft an unferm Boote, 
melches uns veranlaßte, Wache zu halten. 

Den 23ften des Chriftmonass hatten wir viele Mühe, über einen feichten Ort, unter Keife auf 
einem hohen und ſteilen Berge, der gegen Süden (ag, zu fommen. Hier richtete ich meine dem Fluße 
Abſicht zuerſt ins Werk und nahm einigen Sand auf, als den eriten Verfuch von diefer 
Fuhrt. Aus Fünf Pfund Sand bekam ic) drey oder vier Gran Gold, 


gr h | Sch verfuchte 
auc) an einem andern Orte in diefer Fuhrt, erhielt aber weniger, Ich fah weder Stadr, 


noch Häufer, noch Volk, nachdem wir Barrakonda verlaffen 0), 

- Den ıgten Jenner verfuchte ich wieder bey einer Fuhrt zwifchen zweyen hohen Ge- 
birgen, und wufch aus zehn Pfund ſchwerem Sande dreyßig Gran Gold. Ich machte 
auch mit dem Mercuris einen Verſuch, und fand aus fünf Pfunden fieben und vierzig 
Gran. Hier wuchs meine Hoftnung, und ich entſchloß mich, mehr zu verfuchen. 

Denzrften Jenner wurden wir son großen Bäumen fehr gehindert P), Die in dem Werden vor 
Waſſer an der Seite eines Feiſen lagen, der an ein rauhes unfruchtbares Gebirge ſtieß q). Alten ange. 
Ich flieg mit drey Mann Hinauf, um eine Entdeckung zu machen, und hatte eine Haue follen. 
bey mir. Als wir ein Stuͤck Erzt ausgraben wollten: fo-wurden wir von einer unglaub- 
lichen großen Anzahl Baviane angefallen 7), welche Feine Redekunft, fondern unfere Stü- 


de überreden £onnte, uns nach unfern Boote zurück geben zu laſſen. Denn da wir zioee- 
ne 


es vierzehn oder funf- 


- Schwarzen, worunter zweene Marbuten waren. ſie von feiner Ankunft Nachricht erhielten , und 
”) Sonennet auch Jobſon die Maͤrbuen Stibbs fand das Land ſehr bevölkert. 
”) Es Scheint, daß er Über jie ale gegangen, wel⸗ 


s ?) Jobſon wurde auch von Bäumen verhin⸗ 
* Jobſon und Stibbe sicht thun koͤnnen. dert. 


Br dinter waren Feine Städte am Ufer, nech 9) Den ı9ten ſchickte Jobſon einige ans Ufer 
— ns Volt zu fehen, faget Jobfon beym Per auf die Spiten der Berge, von weldyen fie nichte 
aufer neigen Goldhandel aber ſehet er Hinzu, als Wüften wahrnehmen Fonnter 


%. 
Kit dahin fhickten; und es erhellet,.  r) Fobfen ſah den ioten Jenner taufend Ba: 
daß all m den benachbarten Städten Eamen, da. wiane und Affen an beyden Seiten des Fluſſes. 
Allge »Reifebefchr, HI Band, 2 


58 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 
ne oder dreye von ihnen getöbtet hatten, fo erzuͤrnte dieſes die übrigen fo ſehr, dag ment 
unfer Schießgervehr fie nicht erfchreckt hätte, ich geroiß glaube, fie würden uns in Stüde 
zereiffen Haben. Nachdem ich unfer Boot erreicher, fo verfüchte ich mein Erzt, welches 
ziemlich gut war, 
Reicher Den 6ten des Hornungs machte ich einen Verſuch mit gereiffem glänzenden Sande 
Soldfand. welchen ich von der Seite eines Felfen aufnahm. Der Fluß _neigte ſich bier gegen Sir 
den, mit einer plöglichen Wendung wie ein Ellenbogen 5). Durch das Wafchen erhielt 
man von zehn Pfund Sande, ein und vierzig Gran Gold; und durch andere Verſuche 
von fuͤnf Pfund Sand, ſieben und funfzig Gran. Hier dachte ich Stand zu halten: 
doch nach ernftlicherer Betrachtung entfchloß ich mich, weiter zu gehen, F 
Stoß von ei· Den ısten des Hornungs gegen Abend, ſtieß ein Wallroß mit einem feiner Zähne 
nem Walls durch unfer Boot #), welches uns fehr beunruhigte, weil wir alle fehlechte Zimmerleute 
roſſe. waren. Dieſes veranlaßte ung, es in eine kleine Pinnaſſe aus zuladen, um es auszubef 
fern; und um dergleichen Unheil aufs Fünftige vorzufommen, erfand ich diefes Mittel, daß 
ich eine Leuchte an dem Hintertheile des Schiffes aushing v). Und dadurch maren tik 
von allen nachmaligen Beunrubigungen von diefer Art frey; indem fie ſich nicht unterſtun⸗ 
den, innerhalb drey oder vier Bootslängen von dem Lichtſcheine im Waſſer zu fommen. 
Den zaften des Hornungs verfuchte ich auf einem hoben, unfruchtbaren und felfichten Ge 
birge die Wünfcheleuthe zu gebrauchen. Allein, ob folches entweder fein Metall hatte, 
oder ob meine Ruthe, die in England gefhnitten worden, ihre Kraft verlohren harte, weil 
fie trocken gerorden und zur See fo weit geführt war, oder ob fie gar Feine ſolche Eigen 
fchaft hatte, welches ich eher glaube, das weis ich nicht gewiß. Doch dem fey wie ihm 
wolle, meine Gefährten lachten mich wegen meiner Einbildung aus. 
SrogerVoss Den ıöten März entdeckte ich zwifchen zweenen bergichten Felfen, die eine Bucht, mad’ 
rath von  gen,in melche ich hineingieng, einen Waſſerfall von der Süpfeite des Fluſſes. Da ich hier 
Golde. unterwegens einen Verſuch machte, ſo fand ich von fuͤnf Pfund Sand, drey und ſechzig 
Gran Gold. Andere ſorgfaͤltigere Verſuche gaben noch mehr, fo daß wir hier zwanzig, 
Tage zubrachten: und da wir unfer Werk fleißig teieben, fo Hatten mir in der ‚Zeit zwoͤl | 
Pfund, fünf Ungen, zwey Pfenniggewicht, fünfzehn Gran gutes Gold gewonnen. Den 
zıften März, da unfere Materialien geſchwind abnabmen, wollte ich nech mehr verſuchen. 
Hier fing unfere größte Arbeit an. Denn wir waren oft in einem Tage gezwungen, und 
auszufleiden und ins Waffer zu laufen, um unfer Boot mit vieler Gewalt über die ſeichten 
Serter zu beingen x). Die war aber noch nicht unfer größter Kummer; denn das 
Flußwaſſer ſchmeckte fo füß und mufficht, daß wir nicht davon trinken, noch unfer Eſſen 
darinnen fochen Fonnten, Unferm Bebünfen nach) kam folches von der Menge Crocodile 
ber, welche eben den Geruch haben y). 
Ende ihrer Den zten Aprill nahmen wir wahr, daß ein Eleiner Fluß gegen Süden hineinfiel. De 
Reiſe, Strom war ſchnell, das Sand durchaus felficht und bergicht, und man konnte bey der 2 
der 





s) Einer ſolchen fehnellen Wendung gegen Sh- +) Jobfons Boot ward auch von dem Sahne 
den gedenfet Stibbs, neun und funfzig Eleine Mei: eines Wallvoffes durchſtoßen, welcher Ritz mit vie⸗ 
fen über Barrakonda. Darauf aber fand er fech: ler Mühe geftopfet wurde. 
zehn Tage fpäter in dem Monate eine Untiefe, wor⸗ u) Jobſons Art war, daß er ein Grennended 
über er nicht gehen fonnte;. da hingegen das Schrei: Licht auf einem Leuchter dm Strom hinab id" 
ben gar Feiner Verhinderung an diefemOtte gedenket welches fie verſcheuchte. 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch V Cap. 59 


der Macht das Geraͤuſch von einem großen Wafferfalle vollkommen wohl hören; und wir 

ankerten die Macht vor der Mündung diefes Fluffes, Den folgenden Morgen fuhren 

wir da hinein, und Famen dem Falle fo nahe, als wir nur Eonnten. Es fehlte uns am 

Waffer: unfer unermüdeter Fleiß aber überwand alle Schwierigkeiten. Denn was ich 

wicht zu Waffer thun Fonnte, das verfuchte ich zu Sande, Als ic) dafelbft ankam, fand ich 

das fange erwartete Ende unferer beſchwerlichſten und langen Reiſe. Denn ich glaube, daß und Erfät- 
niemals ein Boot, noch einige Chriſten fo hoc) in den Fluß gekommen find, als wir 2). an ihrer 
Bey dem erften Verſuche, den ich Hier machte, war die Ausbeute vom Golde fo groß, daß Wanſche. 
ich voll Freude und Verwunderung daruͤber erſtaunte. Ich wollte hier aber meinen Stab 
niederſetzen, und zu dem Ende war das erſte, was ich that, daß ich gieng * * * und unge: 

fähe anderthalb Seemeilen von da fand ich Holz. Hier bemühten wir uns, Kohlenbren⸗ 

ner zu werben; und nachdem wir unfer Fleines Boot mit fo vielen Kohlen beladen, als eg 

füglich führen konnte, fo giengen wit und fingen an zu arbeiten. Dieß gieng fo wohl von Sold im 
fasten, daß ich hoffe, es Habe, Gott ſey Dank! feiner von der Gefellfchoft Urfache, die große Ueberfluſſe. 
Muͤhe und Arbeit zu bereuen, die er angewandt hat; ob wir gleich faſt die ſchlechteſte Zeit 

vom Fahre gewaͤhlet, indem das Wafler damals am niedrigften war, Wären wir aber 

fogleich nach dem Regen gegangen, der im Brach-Heu-und Auguſtmonate fallt, oder ehe 

das Wafler fo tief gefallen wäre, fo wären wir bey den Fubrten und Waflerfällen vieler 

—* — geweſen, indem wir Waſſer genug gehabr hätten, uns hinüber zu 

uͤhren za), j 


* * * Ze Ze Ze > KR ERR RER R 


Das V Kapitel. 


Eine Reife auf der Gambra, im Jahre 1724, Entdeckung zu 1 
machen, und den Handel auf diefem Fluſſe zu verbeffern, von dem Hauptmanne. — 
Bartholomaͤus Stibbs, zu Folge der Anweiſung der koͤniglich⸗ 
africaniſchen Geſellſchaft. 


Einleitung. 
9: Moore hat das Tagebuch von des Hauptmanns Stibbs Reife auf der Gambra 


in feine Reifen in die inneren Theile von Africa mie eingerüdt a). Er berichtet 
uns dafelbit, daß der Herzog von Chandos, da er die Dberaufficht über die koͤnig⸗ 
lich = africaniſche Compagnie übernommen, die Sache, nach feiner natürlichen Hoheit des 
Gemuͤths, in Betrachtung gezogen; und da er erwogen, Daß es ihrem großen Hauptvermö- 
gen nicht gemäß wäre, wenn fie den Handel auf eine fo Eleine Art fortfuͤhrten, als fie einige 
vergangene Jahre her gethan: fo ermahnte er fie, einige Verfuche zu machen, den Handel 
92 in 
Jobſon giebt eben die Nachricht, in einem Tage zurück gelegt; fo habeun ſie in der Zeit 

J gebfen faget eben das. _ nicht fo weit kommen koͤnnen, als Fobfon. 
volllonmmenen — — * en aa) Jobfon faget eben das mehr als einmal, da 
wurden fie ein wenig Hinter dem andern Wafferfaffe er zu PAt ansgefahren, unt feine Abſicht ansjuführen, 

aufgehalten; AND da fie oft nur zwo £leine Meilen a) Moores Reifen a, d, 23568 


1723 
Stibbs, 


Er koͤmmt zu 


Sameefort 
an 


60 Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


in die innern Theile von Africa zu öffnen. Hauptmann Stibbe wurde dern zu Folge des⸗ 
wegen ausgeſandt, mit dem Befehle, zu entdecken, wie weit die Gambra ſchiffbar wäre, und 
ob man einige Goldadern an dem Fluſſe anträfe, Sie unternahmen diefe Fahrt aber ſo 
fpät in der trocknen Jahreszeit, daß fie den vorgefegten Endzwed nicht ausführten. Moore 
ſetzet hinzu, die Schwierigfeiten, welche Stibbs angetroffen, hätten ihm einen ſolchen Ab⸗ 
ſcheu beygebracht, daß er fich unterfangen, zu beweifen, die Gambia fey nicht der Niger, 
noch ein Fluß, der fonderlich weit liefe d). Wir koͤnnen Feinen Grund fehen, warum er 
diefes Stibbfen fo ernftlich auf buͤrdet c), und er führee auch Eeinen an. Die Zeit aber 
muß bloß entdecken, ob feine Meynung vichtig oder unrichtig ſey. Unterdeſſen dünfer und, 
daß feine gegen das Ende feines Tagebuches eingeruͤckten Gründe denjenigen einiges Gewicht 
geben, welche wir bereits von eben dieſer Sache angeführet, Er fcheint uns fehr eifrig 
geweſen zu feyn, die Entdeckung nach dem Befehle der efellfchaft zu treiben, und den ihm 
verurfachten Verzug fehr übel genommen zu haben. Cr hatte aud) gewiß Necht, feine Ge⸗ 
danken zu fagen, wie unterfchieden fie auch von der gemeinen Meynung feyn mochten, Die 
Wahrheit bedarf feines Beyftandes von der Falfchheit, und es muß niemand feinen mora⸗ 
lifchen Character fahren laffen, einer befondern Abficht zu dienen, wie preiswuͤrdig fie auch 
an fich ſelbſt iſt. Es erhellet aus unterfehiedenen Stellen in des Hauptmanns Reife, daß 
er von der Öefellfchaft mit einer Karte von der Gambra verfehen worden. Man muß 
aber anmerfen, daß diefes nicht die Karte getvefen, welche Moore herausgegeben, und die 
im Jahre 1730 gemacht worden. Er wurde auch mit einigen Tagebüchern folcher Derfos 
nen verfehen, Die vermuthlich aus eben der Abficht vor ihm auf diefem Zluffe hinauf ges 
gangen. Das vornehmfte unter diefen ſcheint Vermuydens feins geweſen zu feyn, welches 
1661 gefchrieben worden, und deffen wit bereits in dem Vorberichte zu dem vorhergehenden 
Tagebuche bey einer andern Gelegenheit erwähnt haben. 


Der J Abſchnitt. 


Der Hauptmann koͤmmt zu Jamesfort an. Tod phanteneyland. Damafenfa. Er koͤmmt nach‘ 
des Statthalters und verfchiedener andern. Die Joar. Der Fluf Jarine oder Eropina. Wild: 
Fahrt wird verfchoben. Franzoͤſiſche Schmug- prätseyland. Janſmarew. Vogeleyland, Je⸗ 
gler. Die zur Ausfahrt beftimmte Zeit. Befehle minfhügel. Kaſſan. Das Dialley oder Mall: 
zur Reife. Die gebrauchte Anzahl von Schiffen voß. Sappoeplande. Germi. Lemaine. Bru: 
und Perfonen. Stibbs fährt aus. Kömmt nach koe. Dubokunde, Teufelöberg. Factorey Kut⸗ 
Tankrowal. Drumhill. Teufelsbreite. Ele- tejar. 


ee Stibbs kam den 7ten des Weinmonats 1723 in dem Gefellfchaftsfchiffe, sie 
Sefchleunigung, zu St, Jamesfort auf der Gambra an, und hatte Befehl, mil 
— dem Fluſſe fo weit, als möglich, fortzugehen, und Goldadern zu ſuchen, und arts 
dere Entdeckungen in diefen Sande zu machen. Hier fand er, daß der Statthalter, Glynn 
feit ſechs Monaten todt war, und Herr Willy an feine Stelle gefommen, der damals mit 
Heren Orfeur, Lieutenante Macſwain und D. Cafful, der fehs Monate vorher ald 
Hauptwundarzt auf diefer Fahrt, hinüber gegangen, zu $oar war. Er ließ dem neuen 
Statthalter feine Ankunft und die Unternehmung, die ihm aufgetragen worden, — 
un 


8) Siehe Moores Vorrede a. d. 6 u. f. S. und Aufſeher über das Waarenhaus zu St. James⸗ 
©) Dieſer Here war der zweyte Oberfaufmann, fort im Jahre 1730, nad) der Einrichtung, die een 
1 Moor 


— nn 


‚von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch V Cap. 6 


und bach ihn, ex möchte Befehlen, daß ſolche durch Erbauung der Kähne und Anfhaffung 1723 
anderer Nothwendigkeiten zur Reiſe befchleuniget würde, Den söten kamen die'Kähne -Stibbe. 
ohne Briefe an Herrn Stibbs zunüd. Den 28ſten fehrieb er wieder an den Statthalter, —— 
mit der Gambiafchaluppe, und drang auf die Befchleurigung ber. Sache, weswegen er ge- 
kommen, und welche ver Geſellſchaft fo ſehr am Herzen läge. Er berichtete ihm, daß es 
nicht zum Mugen der Geſellſchaft feyn würde, wenn man fo hoch, als Barrakonda läge, oder 
ein wenig höher hinauf gienge, als welches ſchon lange vorher von vielen gefchehen fey; und 
nach) Weihnachten höher hinauf zur gehen, waͤrbe fich nicht ehun laſſen. 

Den zıften aber brachte die Öefellfchaftspinnaffe, zu des Herrn Stibbs großer Beſtuͤr⸗ Todverfhies 
gung, den Leichnam des Heren. Willy, welcher Joar feh 


vfeanf verlaffen, und am Borde dener Fartog 
des Raths, welches Hauptmann Redwell führte, auf dem Efephanteneylande geftorben. ke · 


Er wurde auf der Nordbaſtey des Forts, ws einige andere Befehlshaber liegen, begraben, 
Das Fort feuerte ſechzehn Fleine Stüce ab, und Stibbs von feinem Schiffe zehne. Den 
ıften des Wintermonars gegen Mittag ſteckte das Fort eine Flagge aus, und ſchoß auf die 
Geſundheit deg neuen Defehlshabers, Herrn Orfeur, neun Stüce ab. Gegen Abend 
fam der Hamilton an, welcher die Seeleute in den Dienften der Geſellſchaft zu dieſer Fahrt 
am Borde Hatte, Den aten wurden die Seichname des D. Caffuis und Sieutenants 
Wachveins gebracht, Den sten gieng die Gambiafchaluppe zurück mit dem neuen Bes 
fehlshaber und Herrn Rogers, da die Factoren zu Joar gänzlich aufgehoben wurde 4 ). 
Den Sten war Stibbs zum erftenmate mit Hertn Hrfenr, Rogers und Hull in Berath- 
fehlagung ; und nachdem er ihnen der Gefellfchaft Berhaltungsbefehle an ihn, als Befehls: 
haber auf diefer Fahrt, und an die Berfammlung vorgelefen, fo verfchoben fie es bis auf den 
sten. Die Herren Orfeur und Rogers verlangten, die Durch den Tod des legten Statt- 


Balters in ihre Hände gefallenen Tagebücher durchzuieſen. Den gten wurde es in einer 
zweyten Berathſchlagung für unmöglich gehalten, die Fahrt wegen des Sterbens unter ih: 
nen mit fo vielen Leuten vorzunehmen, als in den Befehlen der Geſellſchaft vorgefchlagen 
worden, Sie verfchoben es alfo big auf den ıften des Chriftmonats, nachdem fie den Ent: 
ſchluß gefaßt, waͤhrender Zeit Kähne zu bauen oder zu miethen, Sebensmittel anzufchaffen, 
und alsdenn den Tag oder die noͤthige Anzahl Leute zu beſti mmen. Den ısten fam die 
Pinnaffe des Diamants, eines Kriegesfchiffs, mit dem Leutenante Dercival, den Fluß 
herauf, und gieng den folgenden Morgen wieder nach dem Schiffe zurück, welches: an der 
Mündung lag. Den izten ftarb Johann Laughland, des Hauptmanns Stibbs vor⸗ 
nehmſter Unterſchiffer. Den 2yften wurden die meiften von feinen Leuten mit Fiebern bez 


fallen. Gegen das Ende des Monats fand Stibbs das Werten Fälter, als er fihs von die⸗ 
ſer Gegend eingebildet, mit ſtarken Oftwinden.! pi 


Den ıften des Chriſtmonats Hielten fie eine Berathſchlagung. Weil fisaber noch nicht Frangoͤſiſcher 
Kaͤhne genug hatten, fo verſchoben fie e8 bis auf den ten. Den sten, da ber Beſehle haber Schmig 
hoͤrte, daß Herr Harriot, der franzöfifche Befehlshaber zu Albreda, wider den Vertrag bler. 
Böifchen beyden Geſellſchaften nach Tankrowal gegangen: fo ſchickte er die Herzen Ro, 
8 und Sul in der Gambiaſchalppe ab, ſich feiner und feines Kahnes zu bemaͤchtigen, 
° Auch genau nachzuforſchen, ob Signor Antonio Voß, oder ein anderer Portugiefe, 
Nico = PER ORRENOSÄNE mit 
OOLE ; —— 
— —* ſeinem Anhange in der sten Numer A ar el in die innern Theite von 


* 


62 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Küfte won Africa, 

1723 mit ihm gehandelt häcte; und wenn ſolches twäre, fie herab zu bringen. Dieß gefchab 
Stibbs deswegen, meil der franzöfifche Befehlshaber gefagt, er wollte ohne Erlaubniß auf den Fuß 
ſ hoch hinauf gehen, als es ihm beliebte, und wenn es ihm beliebte, Den gten Fam bie 

Gambiaſchaluppe zurück, und brachte einen großen Kahn mit, in welchen der franzöfifche 
Befehlshaber geweſen, ver aber felbft zu Sande nach Vintain entrifcher war, Weil diefee 
Kahn verfallen war, ſo follte er dem Hauptmanne Stibbfen. auf feiner Fahre dienen. = 
geit zur Ab: Den uten ward in dem Rathe feftgefege, es follten neunzehn Weiße, den Sprachver⸗ 
fahre wird ſtaͤndigen, einen poreugiefifchen Schwarzen, mit gerechnet, abgehen, und zum längften bis auf i 
Befinden aöften verziehen. Here Boſe, der zum Steuermanne des Boots beftimme ward, 
an . machte einige Einwuͤrfe dawider, und wollte nicht mitgehen. Man befahl ihm alfo, folche 
ſcchriftlich einzugeben, . Als foiche den folgenden Tag im Rathe verlefen wurden: fo erklärte 
‚man fie für nichtig, feinem: Vertrages zuwider; und-für folche, die nur auf die Berdopplung 
feines Soldes giengenz: fo, daß er hindangeſetzt und nicht gebraucht wurde, Den asiten ” 
gegen Abend hatten ſie einen großen Schwarm. von Heufchrecken, welche gegen Weften auf: 
ftunden, und bey. Nacht bis nach Jillifrey kamen. An eben dem Abende liefen fie ihren 
größten Kahn ins Waffer, welchen fie Chandos nannten, zur Ehre des Herzogs, und feu⸗ 
erten auf deſſen Wohlſehn fünf Städeab ec). 
Anordnun · ¶ Die Anordnungen zur Fahrt warendiefer zum erſten ſollten ſie aufs laͤngſte den 2bſten des 
gen zur Reiſe. Chriſtmonats von Jamesfort abgehen, Zum andern ſollte die Beſchleunigung nachKurtejar 
oder höher hinauf gehen, und daſelbſt unter der Aufſicht Hrn. Alexander Smiths, Unterſteuer⸗ 
manns des Herrn Stibbs, bis zu feiner Zuruͤckkunft bleiben. Zum dritten ſollte die Scha⸗ 
luppe Jameseyland bis nach Barrakonda gehen, und daſelbſt bis zur Wiederkunft des Haupt⸗ 
manns Stibbs unter der, Aufſicht des Hauptmanns Trevifa bleiben. Zum vierten follten 
die fünf Kaͤhne bis zu dem erſten Waſſerfalle forfgehen; und wenn man fände, daß die bey⸗ 
den großen nicht hinůber gehen fönhten, ſo ſollte man nur mit den drey kleinern weiter gehen, 
und die großen unfer der Aufſicht des* * * laffen. ‚Zum fünften follte man fich bemühen, 
in den drey Fleinern fo weit zu gehen, als es möglich wäre, wenn nicht die Entdeckung eher 
ſollte gemacht, werden. ¶Stibbs bedauvete es fehr, daß er nicht einen Monat eher ausge: 
‚fahren; denn er fand, daß alle Eingeſeſſenen durchgehends urtheilten, daß es zu ſpaͤte waͤre; 
und obgleich die Compagnie die Sache geheim zu halten empfohlen: fo fand er doch, daß 
lange vorher durchgehends in dam Lande davon geredet worden, und daß man auf ihn, als 
auf die Perfon wies, welche-ausgefchickt worden, das Gold zu holen, 
Anzahl der Die Kähne waren) der. Chandos, zwey und vierzig Fuß ſechs Zoll lang, fechs Fuß 
Fahrzeuge, vier Zoll breit, vier Fuß neun Zoll tief; und führte: zwölf Mann. 2) Das Eönigliche 
Africa, fieben und dreyßig Fuß zehn Zoll lang, fünf Fuß vier Zoll breit, drey Fuß fieben 
Be Zoll tief, mit zehn Mann. 3). Die Erpedirion, neun und. dreyfig Fuß fechs Zoff lang, 
dreh Fuß eilf Zoll drei, drey Fuß zwey Zoll-cief, mie neun Mann. 4) Die Bambia, 
vier und dreyßig Fuß lang, vier Fuß vier Zoll breit, drey Fuß vier Zoll tief, mit zehn Mann 
5) Die Entdeckung, drey und dreyßig Fuß lang / fünf Fuß drey Zoll breit, drey Fuß drey 
nud der dazun Zoll rief, mit zehn Mann, in allem ein und funfzig Mann. Die Perſonen, welche von 
Derfanen  Bermatfe.ernanbiworden, dieſs Fahrte zu chum waren m. Bartholomäus Stibbe, 
Perſenen. Fihren 2) Böyard Drummond /erſter Factor, 3) Richard Hull, zweyter — F 
) Ebendaſ. q. de 24t uf· ßñ. 


a — ——— —— — — —⸗ — 


Ho 
* ur 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch V Cap. 6 


Kaufmann, welche drey auch den Nach ausmachten. 4) Thomas Harrifon, Schreiber 1722 
und Renemeifter, 5) Walther Reeves, Schreiber, 6) Johann Cumings, Wundarzt, Stibbs. 
N) Matthias Reynolds, Zimmermann, 8) Wilhelm Gittouſe, Conftabler, 9) Joh. — 
Hodges, Schmidt, 10) Johanu Nankiavel, abgeordneter Hauptmann über die Boois 
Enechte, 11) Anton Denzofe, Schmidt, 12) Jacob May, 13) SeinrichDetey, 14) Cullen 

ayle, 15) Heinrich Aowe, und alſo fünfzehn Weiße, außer denen aber noch neunzehn 
Küftenfahrer, elf Gromettas, vier Sklavinnen zum Kochen, drey Jungens, und ein Sprach⸗ 
verfkändiger, zuſammen drey und fünfzig, welche in den fünf Booten gingen. In der 
Schaluppe Jameseyland, die zu Barrakonda bleiben ſollte, waren noch der Hauptmann 
Treviſa, fünf Gromettas, zweene weiße Bootslente ‚ ein Balafeu, feine Frau und fein 
Diener, alle in allen vier und fechzig Perfonen. un 

Den 26ften des CHriftmonats, als an dem beſtimmten Tage, hob der Hauptmann Stibbs faͤhrt 

Stibbs in der Beſchleunigung den Anker, und gieng eine Seemeile weit über das Fort, aus. 
woſelbſt er ankerte, da die Kähne noch nieht ganz fertig waren. An eben dem Nachmittage 
506 fich der Schwarm Heuſchrecken, den fie den Tag vorher gefehen, nachdem ſolcher alles 
Kraut um Jillifrey abgefreſſen, auf, und flog auf dem Fluſſe gegen Often, Sie breiteten 
ſich wenigſtens vier Meilen aus, und verdunfelten die $uft dergeftat, daß man weder Him⸗ 
mel noch Gehoͤlze davor ſehen konnte. Den zrften nach einigen heftigen Worten mit dem 
Statthalter wegen der Saumfeligkeit, die Kaͤhne auszurüften, gieng Stibbs an Bord, und 


kam eine Meile höher zu anfern. Den 28jten früh Fam der Statthälter und Herr Rogers 
an Bord, und brachten alle Kähne, Darauf o w p 


1 alle > ſteckte Hauptmann Stibbs feine Slagge auf 
der Spiße des Hauptmaftes aus, lichtete und Fam um zehn Uhr Hinter die Spitze Seaka 
bey nordoſtlichem Winde. Um vier Uhr des Nachmittags Tichtete er wieder, und anferte 
gegen Mitternacht eine Seemeile weit von Tankrowal, . 


Den 2often gieng er vollends nach Tankrowal, und begrüßte den Heren Anton Voß Kommt nach 
mit fünf Stücen, Der Statthalter gieng ans Ufer, und fpeifte zu Mittage und Abends Tankroref. 
mit ihm. Here Voß ſchickte dem Hauptmanne Stibbs ein Gefchenf von zweyen fetten 
Rindern. Den zuften um eilf Uhr des Morgens verließ er Tankrowal mit halber Fluth, h 
und war um zwey Uhr des Nachmittages bis nach Drumbill hinauf gekommen, wofelbft Drumhill. 
er ankerte. Der Statthalter und Here Voß waren bey ihm, und fpeiften mit ihm, und 
fehrten gegen Abend nad) Tankrowal zuruͤck. Es wurde daſelbſt ausgemacht, Stibbs 
ſollte das Tagebuch halten, Drummond die Rechnung führen, und Herr Hull ans Ufer 
gehen, die Erzte, Mineralien und Gewächfe beobachten, und ſolche bis gegen fieben Uhr des 
Abends ſammeln. Stibbs lichtete mit der Fluth, und alle Kühne anferten um drey Uhr 
des folgenden Morgens nahe bey Tendebar N. 

Den ıften Jenner im Fahre 1724 fegelte er mie einem wibrigen Winde aus Often, und Teufels 
anferte an eben dem Abende in der Teufelsbreite Der Fluß iſt hier 


anderthalb kleine breite. 
Meilen breit, mit fehr hohen, graben Mangroves auf jeder Seite, Die Musketos wa⸗ 


ren ſehr beſchwerlich bey der Nahe. Den aten Jenner erreichten fie bey Sonnenunter- ’ 

ge das Efephanteneyland, da fie fich bey Tag und Nacht die Fluth zu Nutze machten, Elephanten 

ei hielten ſich in dem Canale an der Nordſeite, ob er wohl der engſte war, indem er an eyland. 
"IR Orten niche Bunders und fünfzig. Elfen in der Breite, aber bach tieſ Waſſer hatte, 

\ yipiy ä \ . Alm 


N Ehen. LESER f&. 


—N 


64 Reiſen langſt der. weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


1724 
Stibbs. 


- Damafenfa. 


Cubalosvi⸗ 
gel. 


Koͤmmt nach 


Spar, 


Fluß Jarine. 
Wildpraͤts⸗ 
eylande. 


Um acht Uhr ankerten ſie an dem Oſtende des Eylandes, welches ungefaͤhr ſechs kleine Mei⸗ 
[em fang, und lauter hohe Mangroves wie das Ufer iſt. Sie ſahen die ganze Nacht durch 
viele Feuer auf dem Sande, und die Fliegen waren ſehr beſchwerlich. Den zten Jenner, 
um ſechs Uhr des Morgens, ankerte Stibbs bey dem Fluſſe Damaſenſa. Dieſer Fluß iſt 
bey der Muͤndung ungefähr funfzig Ellen breit, wird aber zulegt wegen der Mangrovebäume 
fo. enge, daß man nicht darinnen rubern fann. Er ift voller Allegator, welche die Mandingoer 
Bumbo nennen. Der Hauptmann gieng faft fünf Kleine Meilen auf dem Fluſſe Hinauf, 
nad) einem Orte, der aus ungefähr zwanzig Haͤuſern beftund, wo nur ein Weißer, ein Frans 
zofe war. Erfah da vielerley Vögel, als Pelicane, Flamingoes, Baumhacker, Tauben, und 
unter. andern einen Bogel, nicht größer als einen Finken, welcher fein Neft an den außerften 
Spigen der Zweige bauet, die über dem Fluſſe hangen. Un dieſem Fluſſe find eine Sees 
meile weit ven der Gambra feine Mangroven. Das Sand an beyden Seiten ift fumpficht, 
frey von Bäumen, und mit Schilfe g) und hohem Graſe bewachfen. An diefen Orten 
pflegen ſich die Wallroſſe gern aufzuhalten. Der Hauptmann fah ihrefager und ihre Spuren, 
aber fte felbft nicht, _ Um drey Uhr des Nachmittags fegelten fie wieder ab, und anferten 
um acht Uhe.an der Weſtſeite der Wallroßinſel. Dieß Eyland ift ungefähr anderthalb 
Eleine Meilen lang, ſehr niedrig und poller Mangrove, Der Weſteanal ift nur ſchiffbar, 
und ungefähr eine Meile breit. Den Abend giengen fie vor zweenen ‚großen Fluͤſſen, der. 
Sanjalli zur Linken, und der India zur Rechten, vorbey. Das Sand auf beyden Seiten 
war niedrig, mit. hohen Mangroven,an der Flußfeite, 
Den zen Zenner um acht Uhr des Morgens anferten fie zu Joar, wo fie den Aus 
bin, einen Schmuggler; mit. dem Hauptmanne Craigue antrafen, dur) welchen er der afri⸗ 
canifchen Geſellſchaft Nachricht geben ließ, wie weit er gekommen wäre. Zu Joar fingen 
fie an, einige hohe Hügel in dem Innern Sande von roͤthlicher Farbe, und mit wenigen Baus 
men befeßer, wahrzunehmen. Sie faben viele wilde Affen und große Heerden von Kron⸗ 
voͤgeln, welche ein eben ſo unangenehmes Geſchrey machten, als Die Efel. Der Fluß bier 
ift nicht. fo weit, als die Themfe zu Oravefend, und die Mangroven wachfen dünne und kurz⸗ 
Es wurden zweene Kühne voraus nach Dubofunda geſchickt, Korn für Die Gromettas zu 
holen. Den sten verließ Stibbs Joar, nachdem er Tagrud Sanea als Dollmerfcyer 
zu Barrafonda eingenommen, und einen Dalofeu +) oder Muſikanten gemiethet, feinen 
Schwarzen eine $uft zu machen. Alm ır Uhr, bes Morgens anferte er eine Fleine Meile 
weit von dem Fluſſe Jarine 7); und da er um. fünf Uhr des Nachmittages den Anker 
lichtete, fo Fam er gegen Eilfe zu den Wildpraͤtseylanden. Der Canal bier ift nicht über 
zwey hundert Ellen breit 4). Der Nordcanal iſt weit, aber nicht fehiffbar. Das fand 
von Joar bis Hieher ift fehönes niedriges Marfchland, an jeder Seite des Fluffes, frey von 
Baunen, Die Reihe Hügel, die fich bey Zoar erhebt, geht. gegen Dften auf zwey oder 
drey Seemeilen weit von dem Fluſſe, und iſt ſehr waldihe. Ihre Sarbe fällt ing — 
=, liche, 
g) Here Moore in einer Note vermuthet, daß er itzo unter dem Namen Europina bekannt ſey⸗ 
diefes mit. dem Papyrus, welcher am Nile waͤchſt, und daß daſelbſt ein anderer Fluß it, Nani Fark 
und wovon die alten Negyptier ihr Papier geinacht, genannt, wie aus ber Karte erhellet, deſſen vom 
einerley fey. Hauptmanne Stibbs nicht gedacht wird. Dieſer 
5) Bey andern Balafo. Hier wird der Name liegt an der Nordfeite, Europina gegen über, wel 
des Inſtruments dem Spieler gegeben. her an der Süpfeite iſt. u 
;) Seen Moore beobachtet in einer Note, daß A) Er meynet hier nur einen Canal des Stun 
e 


— 


urn EEE 


von Capo Blanco bis Sierra Leone. VI Buch V Cap, 65 


liche, fie ſcheinen aber nicht fo hoch als Highgaͤteshuͤgel. Diefes Marfchland hat vier 1724 
Elephanten und Wallroſſe. Stibbs. 

Den 6ten lichteten fie ſehr früh und ankerten um Mittag bey Janimarew, wo fie den 
Geburtstag des Herzogs von Chandos feyer 


ten. Am Abende gieng Hauptmann Stibbs Janlmarew. 
ans Ufer, den König von Kaſſan zu beſuchen, wel 


Her fi) hier aufbielt, und ihm eine Fla⸗ 
fhe Rum fehenfte D. Als et wieder an Bord Fam, fo lichtere er, und anferte um eilf 
Uhr des Nachts nabe bey einem niedrigen Eylande, welches in der Mitte des Fluſſes lag, 
und ungefähr eine Fleine Vierthelmeile lang war. Es war ſo ſinſter, daß ſie ihren Weg 
nicht ſehen konnten. Dieſes Eyland war nicht in der Karte angemerket, die er von der 
Geſellſchaft Hatte m), woraus er fehloß, Daß es erſt nachher von der Erde ıc. gemacht wor= 
den, welche bie Winde zufammen geführet. Es liege ungefähr eine Seemeile weir hinter 
dem Bogeleylande. Janimarew ift ein Det, der von der Compagnie auserfehen worden, 
ſich daſelbſt niederzulaffen, wenn fie mit dem Könige von Burfalli und Joar nicht eins 
werden Fönnte, Es ift ein fhönes Land, und die Eingebohrnen wünfchen ſehr, daß fich die 
gländer unter ihnen niederlaffen möchten. An diefem Hafen bemerkte Stibbs drey 
Stöce,die auf Art der Galgen aufgerichtet waren, an deren jeden ein Kalebaſch Hing, wel- 
cher bedeckt und derfiegelt war. Auf fein Nachforfchen fand er, daß folches ein Fetiſo wäre, 
um die Weißen anzuziehen, dafelbft zu Bandeln, welches der Eingebohrnen Zuneigung an« 
zeigte. Das fand iſt fchön flach Feld, und Joar weit vorzuziehen. 

Den ten Jenner des Morgens giengen fie vor der Süpfeite des Vogeleylandes vor: Vogeleyland. 
bey, welches ungefaͤhr zwo kleine Milen lang, voller ſchlanken Bäume, und fonft ein ſchoͤ⸗ 
nes Eyland zu feyn fehlen. Es liege nahe an dem nordlichen Ufer. Dicht dahinter ift ein 
vorher Berg, leer von Bäumen, eine halbe Seemeile weit von Kaflan. Dieſer Hügel, 
Jerunk genannt, ift eine Fleine runde Höhe von ungefähr zwanzig Faden, fehr roch und Hügel Je— 
ſteil. Die Schwarzen fagen, er hätte einsmals viel Gold gehabt; der Teufet aber wäre runk. 
aus Zorn gefommen, und hätte es alles in einer Nacht weggeführt. Stibbs fand in einem 
feiner Tagebücher #7), daß man ihn wegen des Erztes unterfuchet, er ſaget aber nicht mit 
was für Erfolge. Weil ihm Wind und Fluth fugte: fo giengen fie vor Kaffan vorbey,ohne 
fi aufzuhalten. Stibbs fah über diefem Drte feine Mangroven. Er fand die Winde 
bis hieher oftlich, und bemerkte, daß, wenn fie von der Spige Iosfamen, fie gemeiniglich 
Windftilfe hatten. Die Musketos waren noch immer fehr befchmerlich. Das Sand an 
beyden Seiten des Fluffes, auf eine Halbe Meile war gemeiniglich ein fchönes fertes Marfch- 
land, mit hohem Graſe und Schiffe, voller Spuren von Wallroſſen. Die Mandingser 
nennen diefe Thiere Malley. Stibbs fah an dieſem Tage zum erftenmale verfchiedene Malley, oder 
in dem Waffer ſchwimmen, da fie nur den Kopf herausſteckten. Zumeilen bliefen fie wie Waltoffe. 
ein Wallfifch das Waller aus den Nafelöchern, und grunzten und bruͤllten abfcheulich. 
Ueber dieſen Marfchlandern iſt ein ſchoͤnes Ackerfeld, welches ſich etwas erhebt, mit ſchlan⸗ 


ken 
deren viele durch dieſe Eylande gemacht werden, fa: fuͤr die Compagnie anzulegen. 
Moore. Es muß der Haupteanal verftanden m) In diefem Umftande koͤmmt die Karte von 
2% ber Bambra, die Herr Moore von einem Abriffe 
F Re einem Briefe hernach beobachtet er, daß des Hauptmanns Leachs mitgetheilet, mit derje⸗ 
er rt auf einem echabenen Boden dicht am Ufer, nigen überein, deren ſich Stibbg bedienet. 
ap * zogen feiner dage und gefunden. duſt m) „ieraus erhellet, daß er vermuthfich von der. 
Joar we vorzuziehen ſey, um dafelbft ein Haus Geſellſchaft mit uöchiger Huͤlfe verfehen tworden. 
Allgem. Reifebefehr, III Band. J 


— 
= 


\ 


66 Reiſen laͤngſt der wefklichen Kuͤſte von Afeica, 


1724 Een Baͤumen ohne das geringfte Strauchwerf, Am Abende ſchoß Seibbs einen großen 
Stibbs. Vogel, der von den Klauen bis an den Schnabel gemeffen, fechs Fuß hoch war, ( 
fehmeckte gut. Die Portugiefen nennen ihn Goßreal, und die Mandingoer Babbon 
Sappoinfeln. Den sten des Abends fehleppte er durch den Sudcanal, und ließ die Sappo-Eylande an 
der Backbordsſeite. Er ankerte an dem oſtlichen Ende. Diefe Eylande haben an jedem 
Ende eine Barre, welche den Fluß faft verftopfet, und an den Spigen in jedem Canale 
nur zweene Faden und ein Bierthel Waffer hat 0). Den gten, da der Wind ftarf und oſt⸗ 
lich war, lagen fie ftille, weil fie nicht vor der Barre an dem oftlichen Ende des Eylandes | 
bis gegen Mitternacht vorbeyfommen Eonnten; und da fihleppten fie die Boote durch, in⸗ 
dem es fehr enge war. (Man merke, die Sappoinfeln theilen bier den Fluß in 
drey oder vier Canaͤle, welches ich p) fuͤr die Urſache des ſeichten Wafſfers 
halte). Sie ſchleppten fie auch noch eine kleine Halbe Meile hinter den Eylanden, und 
darauf anferten fie, wofelbft auf die Hälfte über dem Fluſſe Felſen waren, vor denen fie 
nicht vorbey fommen fonnten, weil fie Fein Tagelicht mehr hatten. 


mi. Den folgenden Tag lichtete Stibbs, da der widrige Wind aus Often noch immer 
anbielt, da er denn bis Bermi hinauf gieng, wo er um fechs Uhr des Abends anferte. 
Untertvegens fahen fie vierzig oder fünfzig Stuͤck Wild, nebſt verfhiedenen Kronvögeln, 
Enten, und Gänfen, Flamingen,guineifchen Hühnern, Eispögeln, Tauben u. ſ. w. Den rıten | 
um ein Uhr des Morgens lichteten fie, fehleppten das Boot und kamen weiter als bey Tages 
Sie fanden fehr viele guineifche Hühner, und anderes Wilöprät. Sie hatten heiße Winde 
bey Tage, da dieſes die Zeit war, wo die Schwarzen ihre Stoppeln verbrennen, nachdem 
fie ihr Korn eingebracht Haben, Indem nun diefes das hohe Gras ergreift, welches als⸗ 
denn trocken iſt: fo brennt es ein groß Stück auf beyden Seiten in die Wälder hinein, 
verfenge das Laub auf den Bäumen, die es antrifft, und verzehret zumeilen die Bäume 
ſelbſt. Die gab ihnen Gelegenheit, guineifche Hühner zu fehießen, von welchen eg daſelbſt 
ſolche große Heerden giebt, daß wenn fie nicht folche große Bedeckung hätten, man zwanzig 
für eins fehießen fönnen, An eben dem Tage um zwey Ahr des Nachmittags lichteten ſie 

Yemain. mit der Fluch, und nahmen, da fie unter Segel waren, eine Kuh ein, als fie bey Lemain 
vorbey giengen, welche eine eiferne Stange Eoftete, 

Um fechs Uhr des Nachmittages, da es Windftille war, fchleppten fie durch Soleyf 

Paß, ein Det, der wegen einer Reihe Zelfen, die von der Mordfeite queer über den Fluß, 

- bis ungefähr zwanzig oder dreyßig Ellen von dem füdlichen Ufer gehen, fo enge ift, daß f 

ein Schiff Faum Raum genug bat, durchzufommen, und diefes nicht ohne an den Baͤu⸗ | 


‘ 








Drufo, men zu flreifen. Sie anferten eine fleine halbe Meile über Brukoe. _ Den ızten früh 
Dubolunda. morgens lichteten fie und anferten nach vier Stunden zu Dubokunda, Reiß und Korn 
einzunehmen. Um vier Uhr des Morgens fegelten und fehleppten fie ungefähr zwo Ser. j 
meilen weit, und ankerten nicht weit von Preef, einer ehemaligen Stadt, die aber io ver⸗ 
79 laffen 
0) Eiche Moores Nelfen a. d. 250 u. f. S. niedergehauen worden, um nad) dem St. Jacobs⸗ 
2) Es iſt ungewiß, ob dieſes des Hauptmanns eylande geſchickt zu werden. 
Worte ſind, oder von dem Herausgeber auf dieſe r) Kerr Moore beobachtet, daß Hauptmann 
Art eingeruͤckt worden. Stibbs nicht ſehr am Ufer geweſen; denn ſonſt 
) Nach dieſem thut er einer großen Menge von Hätte er nicht in dieſen Irrthum gerathen koͤnnen/ 


dieſem Holje Meldung, welches um Damafenfa indem daſelbſt Waͤlder yon großen Bäumen, = 
fiene 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI 
faffen ift, Den ızten fuhren fie nicht weit, weil die Fluch 


den Fluß friſch herunter blies. 
Teufelsberg genannt; 


ſteil waren. ten ankerte 
der Nord eite liegt, mie fünf Stuͤcken. 
und das Ufer bis zur Oberflaͤche ſteil. 


in der letzten Jahreszeit der 


hen durch die Waͤlder fand er hie 
welches hier ſehr 
welche verdient hätte, erwähnt zu 
grope und gute 
ſchen, oder 
zen fäßen 


Bäume habe, welche zum 


und ihren Palmmein tränfen r). 


ba s), in deffen Gebiethe Ruttefar liege, die Factorey, 


en er auch an Bord gieng, 


vor fich her, und in-Begfeitung von wngefä 
Dogen, Pfeilen, 
gelaffen 2). 


Sie lagen eine Weile an dem Fuße eines Hügels, 
wo ber Fluß fo enge war, 
wenden Fonnten, und das Hintertheil oft in Die Gehüfche fie,da bie U 

Den iaten anferte Stibbs zu Rurtejar, 
Der Fluß iſt bier 


Das Wafler fteige bey der Fruͤhlingsfluth vier 
Fuß hoch, und fließt bis nach Jameseyland nord- und ſuͤdwaͤrts. 


Zimmerholze dienten; 
Baumwollenbaͤume waͤren, welche guten Schatten gaͤben, unter dem die Schwar⸗ 


Stibbs begruͤßte ihn mit fünf Stuͤcken. 
fer, ſchlanker, hagerer Mann, ſehr ſchwarz, und kam 


hr zwanzig Mann, 
und Aſſagayen bewaffnet waren, da er die üb 


nur langſam lief, und der Wind 
der 
daß fie ſich fhwerlich wider den Wind 
fer faft durchgängig 
begrüßte die Factorey, welche an 
uͤberall drey oder vier Faden tief, 


Er bemerkte hier, daß 


Fluß vierzehn Fuß hoch über das Zeichen der damaligen höch- 
fen Waſſermarke aufgeſchwollen; welches anzeiget, 


gewefen ſeyn, wiewohl man damals feſt darauf gehen konnte, 


wie ſehr das fand muß uͤberſchwemnit 


Bey ſeinem Spazierenge- 


r viel von dem gelben Farbehofze Sawtey genannt g), 
häufig iſt. Außer diefem aber fah er fein anderes Holz, 
werden, Er merfet an, 


oder eine Pflanze, 
daß das Land bis hieher Feine 
indem es bloß Ralaba- 
Den ısten befuchte der König von Katte⸗ 
um das Schiff zu fehen, auf wel- 
Er war ein al 
zu Pferde mie zweenen Teummeln 
die mit Gewehr, Degen, 
tigen zu Sami hinter ſich 


Der TI Abſchnitt. 


Das Schiff bleibt zu Kuttejar; er koͤmmt nad) Arſe⸗ 
Hill. Fluß Samt. Das Land und die Einwohner. 
Yamyamakında, Ranubi, Nakkaway. Fatatenda, 
Kuffana, Kano oder Summidragantbaum. Ha- 
fen Prye. Samatenda, Kouſſar. Jabutenda, oder 


Den zoften Jenner ließ Stibbs das Shi 
terfteuermanns, und 


nem Fortgange Nachricht zu geben, 

zu überführen, 

und von einer 

konda abgebrochen; und nachdem er ganz 

Segangen, fich neue Verſtaͤrkung zu holen, 
y 


daß diefes fand weiter hinauf, 


Hank Bifbelos, an vielen Orten an der Gambra, 
gen Stu Amesfort und Kuttejar, beſonders ger 
eine Stade per gar a Velen, und man trifft kaum 
nd, welchen andingoer an, wo nicht einige 
* Aberglaube erhalten. Dem fie tan: 
sen unet denfelben, Gerpundern und verehren fie. 
)Moore Hält ig für einen von den Königen 


wenn es nur hohes fand wäre, 
mäßigern $uft wäre; der Siatti D’forte hätte zum ander 


Wuley fich unterrorfen, 
und irgendwo neue Eroberungen zu machen; fie 


Sabo. Er koͤmmt nach Barrakonda. 
mann feuret ſeine Stuͤcken ab, um 
den. Der Alkade kommt von Jah. 
kommen an. 
Guͤter fehl. 


Der Haupt⸗ 
ſich zu mel⸗ 

Kaufleute 
Handel ſchlaͤgt wegen Mangel der 


ff zu Kuttefar unter der Aufſicht feines Un— 
gieng in der Schaluppe Jamesehland mir 
die Gambra hinauf. Er ſchickte vor feiner Abreife einen Brie 


und meldete 


feinen fünf Kaͤhnen 
Fan den Kath, ihm von fei- 
ihm, er zweifelte nicht, die Unglaͤubigen 
weit geſunder 
nmale Barra⸗ 
waͤre er nach Hauſe 


‘2 hätten 
von Dani, welches fie Katteba Rennen. Denn 
itzo, faget er, giebt e8 Eeinen König von Katteba, 
und Kuttejar liegt in Unteryani. Dieß ift eine 
mögliche Anmerkung, weil die Erdbeſchreibung und 
Geſchichte viel durch folche Untichtigkeiten erlitten, 
als der Herausgeber hier verbeffert. 

) Moores Reiſen a, d. 256 u. f. S 


Buch V Cap. 67 


1724 


Teufelsberg. 


Factorey 
Kuttejar. 


Das Schiff 
Bleibe zur, 


1724 


Stibbs. Wege wären; die erfte von fünf hundert Sklaven, würde von Slatti Sane Rontk 
ey Madebaugh gebracht, welcher feit der Zeit, da fich die Compagnie zuletzt an diefem Flu 


Arſe⸗ Hill. 


Fluß Sami. 


Land und 
Volk. 


Arſchhuͤgel) welches indem Tagebuche x) die Jungferbruſt genannt wird, vor Anker. Zi 


Ber 


68 Reifen längft der weſtlichen Küfte von Africa, > F 
hätten Nachricht, daß zwey oder drey Koffles oder Rafilohs von Sklaven, auf dal 





niedergelaffen, nicht.zu Kuttejar gewefen. Er käme zu verfuchen, was für Vortheil er DE 
ben würde, wenn er Fünftig dahin handelte, Der Mangel an gebörigem Vorrathe vo 
Gütern in diefer Factorey wäre Feine fleine Hinderniß bey diefem Handel geweſen. End 
lich er faͤnde Diefe Factorey fehr angenehm gelegen, auf einem erhöhten Boden, wo fie el 
ſchoͤne Ausſicht und gute Luft hätte; und kurz fie verdiente befler angefehen zu werde 
als e8 in dem Fort gefchähe z), weil es ein befferer Ort wäre, 

Den z7ften um vier Uhr des Morgens Famen fie eine Fleine Meile hinter Arſe⸗Hill 






















Seemeilen über Kuttejar fand Stibbs, welcher mit Hullen hinauf gieng, es fo beſchaffen 
alses das befagte Tagebud) bemerfet, nämlich voller Eifenfteine, wie es alle die hohen $ä 
der waren, die fie gefehen haften, Allein, fie hatten wenig Urfache, zu glauben, daß fie entwe⸗ 
der Silber oder Gold enthielten y). Diefer Hügel hat feinen Iramen von einer abergläu 
bifchen Gewohnheit der Schwarzen, welche niemals da vorbey gehen, ohne ihren Hinte 
zu zeigen, wobey fie tanzen, fingen und in die Hände klopfen; indem fie glauben, fie muͤßten 
fterben, wenn fie diefe Gewohnheit unterließen; und wenn fie fehen, daß die Weißen die 
Eeremonie nicht machen, fo thun fie es für fi. Um Eilfe des Morgens lichteten fie un 
giengen vor dem Fluſſe Sami vorben, welcher Damals die Graͤnze der portugiefifchen Han 
fung war. Dieß ift ein großer Fluß an der Nordfeite der Gambra, welcher bis an di 
Stadt Medina hinauf geht 2), Die Compagnie hatte vordem eine Factoren hiefelbft 2) 
und das Haus fteht noch. Sie fauften eine Kub, und fegten ihren Weg um eilf Uhr de 
Nachts fort. Den z2ften um fünf Uhr des Morgens anferten fie eine halbe Seemeile 
weit von Krow, bicht bey einem langen Erdhügel von rörhlicher Farbe, Um zwey U 
Nachmittages fegelten fie weiter, und da fie nicht über zehn Fleine Meilen zurückgelegt, an 
ferten fie um fieben, da die Fluth fehr ſchwach war. 

Das Sand war noch immer meiftentheils eben; hin und wieder aber eine Reihe Huͤ 
gel ungefähr zwanzig Faden hoch; das niedrige fand war gutes Erdreich, und ward mel? 
ſtens von Foleyern, einem veinlichen, erbaren und fleißigen Wolfe bewohnt, welches fehl 
gefprächig war, und die Mandingoer weit übertraf. Den 23ften um zwey Uhr des Mor? 
gens lichteten fie, und legten mit zweenen Kähnen vor ſich her in der Nacht einen größer 
Weg zurüc, als bey Tage, da der Wind widrig war. Die Fluth lief fo langſam, daß fie 
wenig Damit gewonnen, und die Ebbe war fo ſchwach, daß fie mit dem Eleinften Luͤftche 
eines guten Windes vorwärts gehen konnten. Dieß machte Stibbfen zweifelhaft, ob t 
diefer Jahreszeit einiger großer Regen auf dem Sande gemefen 5); denn der Strom def 
Fluſſes floß bier nicht ftärfer, als die Ztüffe in England in hohem Sommer, und wenn es 

nicht 

) Dhne Zweifel James fort. terſuchen; es ſcheint aber nicht, daß ſie ſich da auf 
ee 1 
zieht. gu u vorhergehenden an Uns 2) Auf der garte madtoing 
genannten wird Feines ſolchen Orts gedacht. a) An einem Orte Mally genannt. Siehe die 1 
I) Sie wollten folches bey ihrer Zurückkunfeun Karte und Moore a. d. 115 © + 


« 


von Capo Blaneo bis Sierra Leona. Vl Buch V Cap. 69 


nicht der Schaluppe wegen geſchehen waͤre, daß ſolche Waſſer genug haben moͤchte, ſo haͤt⸗ 
sen fie bald die Waſſerfaͤlle erreicht. An eben dem Morgen um acht Uhr anferten fie zu 
amyamakunds. Der Hafen von dieſem Orte ift auf der Südfeite des Fluffes ; bie 
Stadt aber ift wegen des Krieges auf die andere Seite verlegt. Ein wenig, hinter diefem 
Plage ift eine Reihe von Felſen, die von der Süpfeite des Sluffes ein Drittel binüber gebt, 
welches nur vier Fuß Waller bat. Hier hielten fie ſich einen Tag lang auf, eine Forde- 


1724 
Stibbs. 


Yamyanı: 
Eunda, 


rung des Königs von Tomani auszumachen, welcher zu Sutimer c) lebte, ungefähr Sutemore. 


eine Meile von Namyamakunda, welches der Hafen derfelben ift, Es wurde ausgemacht, 
man wollte ihm ein Öefchenf von zwanzig Stangen am Werthe geben, damit er nur aufs 
fünftige keinen Zoll von den Schiffen und Bedienten der Geſellſchaft fordern möchte. 


Den 24ften um drey Uhr des Morgens verließen fie Yamyamakunda, und des Abends 
erreichten fie Kanubi 4), Der Hafen oder Landungsplatz ift an der Suͤdſeite, die Stadt 
aber aus eben der Urfache, als Namyamakunda auf die andere Seite verlegt, wegen der 
Unruhen in Tomani. Hier fahen fie eine große Menge von wilden Affen, welche wie die 
Hunde beilten, Sie födfeten eine Ente und zwo wilde Gaͤnſe. Die legte war größer, als 
die in England, und hatte ſchwarze und weiße Federn, mit Sporen, die fo lang waren, als 
unferer Haͤhne ihte, welche aus dem mittelften Gelenke ihrer. Flügel heraus muchfen, womit 
fie einen Hund überwinden fönnen. Die Ente tar von einer befondern Art, und faft eben 
fo groß, und hatte eben die Federn, nebft Eleinen, ſchwarzen Beinen, Füßen und Schnabel, 
und oben auf demfelben batte er einen Auswuchs von Sleifche, einen und einen balben Zoll 
lang. Es war eine niedlicheSpeife. An eben dem Abende zogen fie die Schaluppe höher, 
und famen um eilf Uhr des Nachts drey Seemeilen über Ranubi zu.anfern, Den 2sften 
fegelten fie früh Morgens ab, und gelangten um eilf Uhr des Morgens über dem Hafen 
Bafrey, an der Südfeite des Fluſſes. Am Abende lichteten fie, und erreichten CIakkaz 
way, einen Hafen an der Mordfeite des Fluſſes. Die Stadt eben diefes Namens, welche 
anderthalb Meilen entfernt ift, wird vornehmlich von Muhammedanern e) bewohnet. Eine 
fleine halbe Meile von dem Hafen, an eben der Seite ver Gambra, ift ein Hügel, ungefähr 
dreyßig Faden hoch, mit einem rothen Hoͤcker, der über den Fluß hänge f). Den ꝛoſten 
war der Wind noch ofttich, und fie giengen langfam fort, Gegen Abend Eamen fie fechs 
Seemeilen uͤber Nakkaway an einen Ort, Raſſankunda 2) genannt, und auf dem 
Wege dahin fahen fie viel Wild, Affen, Kronvögel, Enten, Gänfe, guineifche Hühner, Reb— 
huͤhner u, ſ. m. 

Den 2gften gegen Mittag anferten fie zu Satatenda 4), Diefer Hafen hatte gleich 
vielen andern, Feine Häufer, und diente einer Stadt bloß zum $andungsplaße, Es ift der 
Hafen von Suteko, welches drey Seemeilen weit davon liegt: des Königs von Wul 
Aufenthalt aber ift zu Kuſſana 7), dreyßig Fleine Meilen gegen Norden. Sobald Stibbs 

ier anferte, feuerte er fünf Stuͤcke als ein Zeichen für Sieti Mamadu ab, welcher ver- 


3 fprochen 
PN * demjenigen zuwider, was er vorher 75) Siehe Moores Reiſen a. d. 261n. f. S. 
e) Satema, ur — ie ze 8) Caffinamda, auf der Karte, 
A) Danuba auf der Karte,“ ) Es wurde hier 1732 eine Factorey angelegt, 
a Forunter die Mand ingoer zu verftehen IM Jahre 1735 aber toiederum verlaffen, 


3) Bankade, auf der Karte, 


Kanubi. 


Nakkaway. 


Kaſſankun⸗ 
da. 


in 
Stibbs. 


Kano, oder 
Gummidra⸗ 
gantbaum. 


‚Hafen Prye. 


430 Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


ſprochen Hatte, allhier zu ihnen zu kommen, und einen Mann mitzubringen, der fie bis nach 
den Waflerfällen als Soorsmann hinauffuͤhren ſollte. Wofern er aber die Stuͤcke nicht 
möchte gehört haben: fo ſchickte Stibbs den Sprachverftändigen nad) Suteko, ihm feine 
Ankunft zu melden. Am Abende fam Sleti X) an Bord, aber ohne Lootsmann, welche 
krank war. Er bekräftigte die Zeitung, daß Barcafonda neulich abgebrochen, oder zerſtoͤhlt 
worden; dennoch aber enefchleifen fie fi, die Schaluppe hier zu laffen, und zu handelt 
Bey allem ihren Nachforfchen fanden fie, daß ihnen niemand einige Nachricht geben konnte⸗ 
ob über Barrakonda einige Stadt oder Hafen wäre; denn einige hielten es gar für DEF 


. Welt Ende; andere für eine große Wildniß, voller wilden Thiere; noch andere fagten ih⸗ 


nen, es wuͤrde von einem wilden Volke bewohnet, und ermahnten ihn, nicht hinaufzugehen 
Eurs, es konnte ihm Feiner eine rechte Nachricht geben, ob eine Stadt oder ein Hafen uber 
dem Orte wäre; fo, daß, obgleich Sleti Mamadu Fannte 7), und viele von feinen A 
verwandten daſelbſt lebten, er dennoch nicht wußte, wie weit es von Barrakonda zu Wof 
fer ware. Sie befräftigten insgefammt, es wäre über dieſem Orte nichts zu verfaufene 
Dieß bewog Stibbfen, einigen Reiß zu Prye einzunehmen, wo er wohlfeil iſt. 
Hier fanden fie den Dar de Sangoe, oder Blutholzbaum, welcher den Gummibe 
gant hervorbringt, der von den Mandingoern Rano genannt wird. Aus dem Baum 
machen fie das Balafeu, ein muſikaliſches Inſtrument. Er waͤchſt häufig uͤberall an d 
Fluſſe, zu Fatatenda aber iſt er groͤßer, denn gewoͤhnlich. Es iſt hart Holz mit ſchoͤne 
Adern, welches ſich gut poliret, und zu Schreibfchränfen und zum Einlegen diene, Mai 
faget, die Würmer follten es niemals freffen. Den 2gften um ein Uhr des Morgens ver 
fie Stibbs Fatatenda, und erreichte in fünf Stunden Prye, um etwas Reiß einzunehmen 
weil fie alle einftimmig ausfagten, über Barrafonda wären feine $ebensmittel mehr zu fa 
fen. Allein, Stibbs merfet an, daß man demjenigen, was fie fagten, wenig Glauben bey 
meffen müßte; denn faft in jedem Hafen an dem Fluſſe Hätte das Volk lieber gefehen, da 
fie Dageblieben wären, und mit ihnen gehandelt hätten, als daß fie weiter gegangen, und u 
fie dazu zu bewegen, gaben fie ſolche abfeheuliche Nachrichten von dem Sande weiter hinauf 
und der Wildheit der Völker dafelbft. Diefer Hafen von Prye liege ungefähr drey, Se“ 
meilen über Fatatenda an ber Suͤdſeite des Fluffes in Kantor, und hat innerhalb drey 
kleine Meilen kein Haus und keine Stadt. Es iſt daſelbſt ein huͤbſcher Bach m), worin⸗ 
nen ſie einige kleine Fiſche, wie Spieringe, und einen großen Meerkrebs fingen, ON 


ſchickten ihren Kahn aus, den Sand zu unterfuchen; fie fonnten aber wegen der verfunfen 


Samatenda, 


Bäume nicht weit fommen. Den zıften, da fie wider Vermuthen nur vier Fäffer Rei 
Befommen Fönnen, fegelten fie von Prye, und kamen acht Meilen höher vor Anker. DA 
ıften des Hornungs lichteten fie um zwey Uhr des Morgens den Anker, und giengen fort 
fo, daß fie Die Schaluppe fhleppten, und um fünf Uhr anferten fie zu Samatenda ») af 
der Südfeite. Hier fand Hauptmann Stibbs den Fluß hundert und vier und dreyßig Ell 
Breit, und das Ufer zwanzig Fuß hoch. Dieß ift bloß ein Hafen, mi einem kleinen Kahne 
über den Fluß zu fahren; es iſt aber fein Haus, noch eine Stadt dabey. Hier fänge DE 
Fluß an, faft durchgehends hineingefunfene Bäume zu haben, Das Sand an der Er. 
| —J 
k) Sletee, welches mie Alguier oder Alkair Originale Tinda kannte (Kurze Tinda) geſtanden | 


einerley if. m) Auf der Karte fteht die Bucht Prye. 
) Hier fehlet etrvas; wir vermuthen,es habeim *) Auf der Karte Sama. rer 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch V Eap. 71 


feite iſt niedrig; an der Nordſeite ein erhabener Grund, welcher eine Seemeile hinter dem 

afen einen hohen Hügel machet, der faft zwo Fleine Meilen dicht an dem Ufer weggeht. 
Um acht Uhr des Abends anferten fie acht Meilen über Samatenda; und wurden die 
ganze Nacht mit dem fürchterlichen Geräufche von Elephanten, Walleoffen und Allegatorn 
unterhalten, 

2* aten bes Hornungs, um drey Uhr des Morgens lichteten fie, und giengen weiter 
bis fieben Uhr, da fie über dem Hafen Kouſſar anferten 0), welcher weder Haus noch Stadt 
bat. Stibbs merfet an, daß fie hier aus Mangel der Kähne auf einem Sloffe oder einer 
Fähre, die von Bamboes oder Roͤhren gemacht iſt, uͤber die Gambra fahren. Auf einer 
derfelben fah er vier Mann auf einmal über den Fluß gehen. Ungefähr vier kleine Meilen 
hinter Kouſſar ift eine Sandbanf, die ſich von der Süpfeite fait queer durch den Fluß erſtre⸗ 
cket, welcher nur vier oder fünf Fuß Waſſer in fich bat. Zu Nachmittage fegelten fie fort, 
und fanden, daß die Fluch fehr wenig hat, ob fie wohl an dem Geſtade faft zwey Fuß hoch 


anlief. Bald darauf giengen fie vor einem andern Hafen an der Südfeite vorbey, YRabu⸗ VYabutneda. 


tenda genannt p), ungefähr eine Seemeile weit von dem Hafen KRuſſane g), zwiſchen 
welchen beyden Orten dag füblihe Ufer gewiffermaßen ein aneinander haͤngender hoher 
Hügel iſt, der ſich gleich von dem Fluſſe erhebt. An der Nordſeite iſt eine breite Fläche, 
mit einer großen Sache r) darinnen s). Nachdem fie acht Meilen zurück gelegt, fo anferte 
Stibbs um acht Uhr des Abends in eilf Fuß Waffer ;_ nachdem er eben über eine Untiefe 
gefahren, die fich von der Mordfeite drey Vierthel hinüber erftrecfte, und nur fechs oder fie 
ben Fuß Wafler hatte. Das übrige des Fluffes ift ein Leberfall von Felfen an ver Suͤd⸗ 
feite, 55 an einigen Orten zehn Fuß Waffer war, über denſelben aber nur drey 
oder vier Fuß. 

Den zten des Hornungs, um drey Uhr des Morgens giengen fie weiter, und Eamen um 
acht Uhr eine Seemeile weit von dem Hafen von Barrakonda in drittehalb Saden Waf: 
fer zu Anker. Um vier Uhr Nachmittags lichteten fie, und. erreichten um ein Uhr den Ort, 
welcher an der Mordfeite if. Hier maß Stibbs den Fluß, und. fand ihn hundert und 
dreyßig Ellen breit, das Waffer zweene bis drey Faden tief, und die Ufer über fünf und 
zroanzig Fuß hoch. Wenn nicht der Sootemann geweſen wäre, fo würden fie den Ort nicht 
baben kennen koͤnnen: fo wild verwachfen war er, nachdem die Stadt zerſtoͤhret worden. 
Sie fanden hier nicht das geringſte von einer Faͤhre, wie in allen andern Haͤfen, wo ſie vor⸗ 
bey gekommen. Stibbs gieng ans Ufer, und fand friſche Fußtapfen und den Dünger von 
den Elephanten. Der tootsmann zeigte ihm, wo die Stadt geftanden, deren Ueberbleibſel 
man kaum noch ſehen konnte. An dem Ufer nahm er die Merkmaale von verſchiedenen 
Orten wahr, wo Speiſen angerichtet worden, und die Ueberbleibſel von ihren Schmauſerey⸗ 
en, z. E. die Haͤute und Gebeine von Wallroſſen, Allegatorn und Fiſchen. Won den bey⸗ 
den erſtern find die Eingebohrnen große Lebhaber, wie auch von dem Fleifche von Ele 
Phanten. Das Gras war hier zroölf oder vlerzehn Fuß hoch, fo trocken als Heu, 


wei Itibb⸗ ſtieg auf einen Baum, und ſah einen Elephanten, ungefähr vierhundert Ellen Feuret feine 


1724 


Stibbs. 


Kouſſar. 


Kommen 
nach Bar⸗ 
rakonda. 


von ſich auf dem Lande ganz langſam fpaßieren. Es war eine geraumige Ebene auf Stüde ab. 


vier 
©) Steht nicht in der Karte Zweifel einerle 
— 
P) Auf der Karte Sabo, r) Steht nicht in der Karte, 
4) Iſt mit dem vorhergenannten Kouſſar ohne Moores Reiſen das u. ſ. S. 


1724 


“ 
72 Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 
vier kleine Meilen vom Ufer. Es war Fein Hügel zu fehen, und es war der größte Strich 


Stibbs. von flachen Lande, welchen Hauptmann Stibbs jemals gefehen hatte, wiewohl fich das Sand 


Alkade Edit 
von. ah. 


Kaufleute 
kommen an. 


Handel 
ſchlaͤgt fehl. 


weiter ins Sand hinein ſanft zu erheben ſchien. Stibbs war Willens, die Schaluppe James⸗ 
eyland unter dem Hauptmanne Trevifa dafelbft zu laſſen, um allda zu handeln, und“ 
feurete Deswegen verfchiedene Stücke ab, um dem Alkade und dem Sande Nachricht von 
feiner Ankunft zu geben. In der Nacht konnten fie wegen des entfeßlichen Geſchreyes von 
den Walfroffen, Allegatorn, Wölfen und andern wilden Thieren nicht ſchlafen. Den aten 

des Hornungs fandte Stibbs feinen Sprachverftändigen und einen Grometta ang Ufer, den 
Alkade aufzufihen, den fie nicht gefehen hatten. Er berichtete dem Hauptmanne Stibbsr 

es wären zu Jah 2) verfchiedene Kaufleute mit Sklaven, Gold und Zähnen. Diefe Stadt, 

wo der Alkade wohnet, ift neun Eleine Meilen von Barrakonda, an der Nordfeite, wohl 

fih das Volk von diefem legten Orte begeben, als ſolcher abgebrochen worden. Gegen 

Nachmittag eben diefes Tages kamen der Sprachfundige #) und die gemietheten Schwar⸗ 

zen oder Gromettas mit einander zum Hauptmanne Stibbs, und fagten ihm, fie wollten 

nicht weiter auf den Fluß hinauf gehen; denn es wäre niemals jemand höher geweſen, und 
es wäre das Ende der Welt, Der Verftändigfte unter ihnen fagte, wenn Dahinter ein Sand 
wäre: fo wäre es ein barbarifches Sand; und da fie merften, daß er Willens wäre, zu 
Sande zu gehen, um die Goldadern aufzufuchen: fo fürchteren fie fich, er möchte fie zwingen 
wollen, mit ihnen zu geben. Mach vielen Beweiſen bevedere fie Stibbs doch endlich, zu 
Waffer fo weit zu geben, als er; und ber Vertrag ward mit einer Flafche Brandtewei 
beftätiget, welche fie gewiß zufammen wieder verfühnen Eonnte, 

Den sten des Nachmittages kamen die Kaufleute von Jah herab, und Stibbs wat 
nach vielem Streiten genötdiget, einen Handel um zehn Sklaven, drey und zwanzig Start 
gen einen, zu fihliegen, damit er fie vermöchte, ihr Gold und Zähne zu verfaufen. Sein 
vornehmfter Bewegungsgrund dazu war, daß einer von den Kaufleuten, Namens Bay 
verfprochen hatte, mit ihm den Fluß hinauf bis nad) Tinda zu gehen, twofelbft er lebte, wenn 
er hier feinen Lootsmann befommen koͤnnte. Den Nachmittag feßte der Kath x) einen 
Drief auf, ! und ſchickte ihn Durch einen Sandborhen über Ruttejar nach Jamesfort 
Den ten des Hornungs erhielt Stibbs Nachricht, daß an dem Kantor oder der Si 
feite, ungefähr vier Meilen davon, eine Stabt wäre. Er fehickte deswegen zu dem Alfade 
derfelben, und beſchenkte ihn mit einer Flaſche Rum, der eine Kuh zurück ſchickte, die hm 
hernachmals mit einer Stange Eiſen bezahle wurde. Von den zehn Sklaven, um die fi 
mit den Kaufleuten von Jah gehandelt hatten, konnten fie nur dreye Faufen, weil ihre Guͤt 
nicht Faufbar und übelausgefuchet waren. Hierdurch verlohren fie die Öelegenheit, da 
Gaye, der Kaufmann von Tinda, mit ihnen gieng, wie er verfprochen. Während der Zeil 
fie zu Barrafonda lagen, ſchoß ihr Jäger eine fehr große Art von rothem Wildprätemir eind 
ſehr wunderlichen Mähne, welches von den Mandingoern Tonkang I) genenne wird. 


De 
2) Tab fteht nicht in ber Karte. Es koͤmmt mit zu Joar eingenommen, und tvelcher ausgema 
Sobfons Jaye dem Namen nad), aber nicht in der nicht weiter zu gehen. 
Weite überein; wenn man nicht vorausfeget, daßer, x) Welcher aus dem Hauptmanne Stibbs, u i 
neun Rubepläge für neun Meilen angenommen. den Herren Drummond und Hull Befund. 
“) Die muß ein anderer Sptacverfiändigr 9) Moores Reifen a. d 270 ü.f. ©. ‘2 
geweſen ſeyn, als der vorige; vielleicht der , den fie 2) Herr Moore faget, es fen fehr mertiohedlh | 
















— 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Bub V Cap. 
Der IT Abſchnitt. 


seht von Barrakonda tweiter Hinauf. Erſter 
Waſſerfall; ein Felfen und feichter Drt, oder eine 
Fuhrt. Zweyter und dritter feihter Ort. Huͤgel 
Matlock. Tar. Seichte Derter, über die man 
ſchwerlich kommen kann. Zweyter Fall von el: 


Den Sten gegen Abend verließ Stibbs mit fuͤnf K 
— Schaluppe, Jameseyland, unter des Hauptmanns 


Stibbs 


den ankerte er zwo Seemeilen hoͤher. 
Suͤdſeite ſieben Fuß Waſſer, 


zu, feine Kaͤhne Hinüher zu bri 
von Barrakonda und der erſte, 


73 


fen. Rurbanibey. Simmetenda. Tendakonda. 
Schnelle Wendung des Fluſſes gegen Often, "Der 
dritte Ueberfall. Sie werden durchilntiefen auf: 
gehalten. Zeitung von Tinda. Der Flug und 
das Land. Felſenrebhuͤhner. Wallroſſe 


Er fand aber an der 
und eine Seemeile weiter Fam « 


„den er antraf. Er befteht aus Felfen auf diefe Art. 


on der Nordfeiceläuftein Bette oder eine dichte Reihe Felfenein Dritcheilüberden Fluß, 
eine gerade und gfeiche Flaͤche hat, und zugleich überro Fuß hoch über der Oberfläche des 
aſſers ft 


eht. Die äußerften Endenderfelben findfenkrecht 
Waſſers das nordliche Ufer oder Geſtade des Fluffes. 
Fahrt, die aber fo enge war, daß die Rähnezubeyden 
Suͤdſeite lag über ein Drittheil queer über den Fluß ein 


fen, nur ungefähr zehn Zoll unterm Waſſer; 


lagen, daß man unmoͤglich durchkommen konnte, obgleich zwiſchen ihnen zehn, 


Fuß hoch Waſſer war. 


‚und machen wegen des niedrigen 
Dicht an denfelben fand Stibbs eine 


Zwifchen diefen beyden Betten wurde der Fluß durch große 
einzelne Felſen geſtopfet, die auf ſolche Art einen Fuß tief Hin und wieder 8 


unter dem Waffer 


eilf und zwölf 


Es war hohes Waffer, ehe Stibbs durchfommen fonntez und ob 


es gleich hier nur acht Zoll hoch flieg, fo ward es ihm doch dadurch fehr leicht, die Fahrt zu 


finden; denn bey hohem Waſſer ſteiamte es die Stärfe des Stroms 


ſtille zu ſtehen fchien, ob es gleich nur die 
alſo mit großer Bequemlichkeit dara 
MNordfeite, da das Waffer belle war, 


Monaten nicht über funfzig feyn. 


der Breite a), 


daß die Eh 
hinauf ge be und 


einem gt 
a 


Fluth fo weit auf der Gambra 
den ſollte, welches er niemals von irgend 
ie gehört hätte, 
Fein Muthen, diefes muͤſſe von der Breite 
— verfienden werden, welche den Fall 
IM Beifepefcpr, I Band, 


ſchwaͤchſte Ebbe und Fluth war. 
af gehen, und auch yon den anliegenden Felſen auf der 
deutlich fehen, wo die Durchfahrt war z), Dieß war 
„bey niedrigem Waſſer unmöglich ; fo heftig war der Strom, 

rücfchlagen der Wellen über und zwiſchen den Felſen. Be 
Hundert und fechzig Ellen breit zwiſchen feinen eigentlichen Ufern, 
Waffer nur hundert breit, und nahm täglich ab, fo, daß Stibbs 


dergeftalt, daß er fait 
‚Sie konnten 


und fo voller Wirbel und Zu- 
y diefem Falle fand er den Fluß 

Damals aber war das 
glaubte, es würde in drey 


Hinter Diefem Falle fand er das Mailer drey oder vier 
Faden tief, und gleich darüber anderthalb Faden, 


und dazwiſchen war es zwanzig Ellen in 


Um 
ausmachen, nicht aber von dem Canale zwiſchen 
denſelben, von welchem kurz vorher geſagt wor⸗ 
den, er ſey nicht ſo weit geweſen, dag ein Boot 
ohne Anſtoßen Habe durchgehen Einen, 3 


K 


1724 
Stibbs. 


aͤhnen Barrakonda, und ließ die Geht von 
Treviſa Aufſicht. Nach drey Stun⸗ Barrakon⸗ 


Den Tren des Morgens chtete er, und eine halbe da weiter 
Stunde nachher lief er in der Mitte des Fluſſes auf den Grund, 


wo er hingieng,, 
WBafferfall, der ſich faft ganz über den Fluß erſtreckte. 


hinauf. 
van einen Erſter Waſ 
Er brachte meiſt den ganzen Tag fſerfali. 
ngen, Dieſer Warferfalt ift nicht über drey Seemeilen weit 


1724 
Stibbs. 
EinFels und 
ſeichter Ort, 
oder eine 


Fuhrt. 


Zweyter und 
dritter ſeich⸗ 


ter Ort. 


ſuchte Stibbs die Untiefe noch einmal, und feine Leute ergruͤndeten ſolche mit Stange 
«fie fanden aber, daß das Waſſer abnahm, je höher es gieng, nämlich bis auf ſechs um 
‚zwanzig Zoll, worauf fie fich entfchloffen, mit den drey kleinſten Kaͤhnen weiter zu gehell 
Den ıoten verfuchte er mit dem Kahne Bambra, welcher nur ſechzehn Zoll tief im Wal 


‚man ihn mit aller Gemale nicht binüber ziehen Fonnte. Er gieng darauf mit Heren Hul 
‚ans Uferz um den Hügel zu unterfüchen, welcher in dem Tagebuche 5) Matlock⸗Ta 


Matlock⸗ 
Tar⸗Huͤgel. 


‚nung zuruͤck getrieben, Am Abende brachte einer von den Eingebohrnen einige Voͤgel, ul? 
„meldete ihnen, Daß, wenn fie vor dieſem Orte vorbey wären, fie nicht weiter fortgehen Fon 


Untiefen, 
ſchwer daruͤ⸗ 
ber zu kom⸗ 
men, 


daraus weg, ſo Daß er nur zwölf Zoll tief im Waffer gieng. Ihre Abficht war, ihn ‚bet 


zu den Frühlingsflutben warteten, ihnen zu folgen, wenns möglich wäre, Den ızten fuh 
ten die Herren Drummond und Aull in der Entdeckung aus, da dem Hauptmann 


74° - Reifen laͤngſt der wefklichen Küffe von Africa, 


Um fünf Uhr des Abends gieng er den Fluß hinauf, und fand eine halbe Seemtellt 
über den Fall einen großen Felfen, der mit fehe Dicken aber unſchmackhaften Auftern be 
decke war. Um acht Uhr erreichte er eine Fuhrt, Es war Triebfand, ungefähr zwo ST 
meilen über dem Wafferfalle, und nicht über vier Fuß tief, an dem tiefften Orte. 

Neune ankerte er in acht Fuß Wafler, und lag die ganze Nacht da, während welcher Zei 

fie wenig Ruhe vor dem Gefchreye der Wallroſſe hatten, die fo fühn waren, daß fie fl 

oft genöthiget fahen, eine Slinte loszufchießen, um fie wegzuſchrecken, damit fie feinen SAT 
den thaͤten. Einige von ihnen waren fo groß, daß fie nicht Raum genug hatten, un 
den Kähnen wegzugehen, und daher ihre Zähne durch den Boden ftoßen, und ſolche alfo M 
Gefahr fegen würden, zu finfen. Den gtendesHornungs um fechs Uhr des Morgens, gienge® 
fie weiter und fanden den Fluß fo feichte, daß fie bey Macht nicht weit gehen Fonntel 
Bald darauf trafen fie einen andern feichten Ort oder eine Fuhrt an, welche Sand wa 
und an dem tiefiten Orte nur viertehalb Fuß Waffer hatte. Um neun Uhr fanden fie ei 
Seemeile höher noch einen andern feichten Dee, welcher den Fluß von einer Seite zur al 
dern verdämmte. Es war Sand mit vielen trocknen Dertern, die über der Fläche de 
Waſſers hervorgiengen. Nachdem fie vergebens verfucht, hinüber zu fommen: fo giend 
‚Stibbs ans Ufer, welches er hier vierzig Fuß hoch fand, Won da befah er den Fluß un 
fand, daß die Untiefe eine halbe Meile weit gieng, und aus Ueberfällen und Sandbaͤnkl 
‚beftund, Diefe Untiefe ift fechs Seemeilen über Barrafonda, und die Breite des Fluſſe 
iſt hundert und ſiebenzig Ellen, welches Durch die Seichtigkeit des Bettes verurſachet wird 
‚Sie wurden des Nachts nicht nur durch die Musquitos, ſondern auch bey Tage durch ein 
große Fliege beunrubiget, der Elephant oder die Tolloiffliege genannt. Den gten ve 




















fer gieng, eine Durchfahrt zu finden, aber vergebens; denn der Triebfand machte, DAR 


gettanne wird, aus was für Urfachen aber, weis der Hauptmann nicht; denn er gab nid 
mehr Hoffnung, als andere, bie fie vorher unterfuchet hatten c). Diefer Hügel lag Al 
dem oberften Ende der Gegend, ungefähr anderthalb Meilen von ihnen. Ehe fie aber DE 
halben Weg dahin gegangen, wurden fie von einem wilden Elephanten in großer Unord 









ten, auf diefe Nachricht aber hatten fie nicht Acht. j. 
Den zıten des Hornungs luden fie ven Kahn die Entdeckung aus, und nahmen all 


die Untiefe zu ziehen und einige weitere Entdeckung zu verfuchen, da die andern Kaͤhne bie 


Stibbs übel war. Sie famen auch mit dem Beyſtande aller Gromettas über die Mi 
dein 

5) Wir Halten dafuͤr, dieß fen Vermuydens ) Veemuthlich wurden biefe Verſuche gemacht 
Tagebuch. um zu erfahren, ob Re Gold uber Silber gaͤben · 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch V Cap. 75 


tiefe, und bis nach Matlock⸗Tar, da fie auf dem Wege nicht weniger, als fechs Fuß Waf- 
fer fanden, Der folgende Weg ließ ſich gut an, da fie von ſechs bis 
fer gehabt, und der Fluß hinaufwaͤrts fechzig oder fiebenzig Ellen br 
große Hoffnung eines guten Fortgangs gehabt batten, 
br An eben dem Tage um vier Uhr des. Nachmittages giengen fie von Watloc-Tar, Zweyter 
und frafen eine Seemeile höher eine andere Sandbank, und einen Ueberfall von Felſen an, fo Waſſerfau. 
daß ſie nach einigen Verſuchen, da die Nacht einbrach, ins tiefe Waſſer zuruͤckgiengen, 
um den Tag abzuwarten. Sie machten auch da einen ſo gluͤcklichen Verſuch, daß ſie bins 
durch ruberten, ohne Sandbänfe oder Felfen zu berühren, und vier und fechs Fuß Waſſer 
mitten in dem Fluſſe hatten, und trafen darauf tief Waſſer an. Die Eingebohrnen meldeten 
ihnen aber, auf dem folgenden Wege wären Felfen, welche ihre Sabre hindern würden, 


Bald darauf, zwo Seemeilen über Matlock Tar, fanden fie einige Sandbaͤnke, auf deren 
einer ihr Ruder fisen blieb, Da fie gegen die Mitte giengen, fanden fie ihr Waſſer drey 
Zuß tief, Sie fanden das füpliche Ufer an dem Fluſſe größtentheits fteil, und die Elephan- 
ten fo Häufig, daß fie fich vor ihnen fürchteren. An eben dem Tage erhielt Stibbs in ih⸗ 
ver Abweſenheit Nachricht von dem Hauptmann Trevifa, daß er zu Barrakonda fei- 
nen Handel treffen Eönnte, und daß es ihm an Lebensmitteln fehlte A). Den ı4ten kam 
Zeitung von Kutteſar, daß fein Schiffsvolf fehr krank wäre, Da eben Mondmwechfel 
war: fo beobachtete er den Tag vorber, Daß die Fluch da, wo er war, auf fechs Zoll hoch 
ftieg, und Oft und Weft floß. Meil aber die Fluth niemals hinauf lief, fo ward: es nur 
Elein Waller. Dieß Steigen des Waffers gab ihm Hoffnung, die Kähne hinüber zu 
bringen. ‘Bey diefer Untiefe nahm er verfchiedene Haufen Sand auf, um folche mie Mufe 
zu unterfüchen. Den ısten des Hornungs kehrten die Herren Dru 


Orummondund Hull zurüch, 
nachdem fie fechs Seemeilen weit hinauf gegangen, und bevichteten ihm, daß fie den Fuß 


überhaupt zu reden, befler und tiefer gefunden hätten, Auf: diefe Ermunferung bemühte 
ſich Stibbs, da es die Höchfte Fluch war, den ı6ten des Hornungs, das Eönigliche Africa 
binüber zu bringen, indem er folches auslud, und mit ihm und zweenen andern Kähnen 
fortgieng. Weil er aber fand, daß ſolches nicht möglih war: fo lud er fie wieder, und 
Fam zu der Gambra, welche mie der Entdeckung weiter gehen wollte, worinnen Stibb⸗ 
und Hull den folgenden Morgen mie zweenen Weißen, zehn Schwarzen, einer Frauens⸗ 
perfon und zweenen Knaben ausführen, in der Abſicht fo weit zu gehen, als fie. Drum: 
mond blieb zurück, um inden dreyen Kähnen mit den Grommettas und dem Sprachverftän- 
digen, welcher durchaus nicht weiter gehen wollte, und daher hier abgedanft wurde, nach 
Barrakonda zurüc zu kehren. Gegen Mittag landeten fie an der Süpfeite des Fluſſes, 
ungefaͤhr eine Seemeile hoch, um die Kuͤhle des Tages zu genießen, und ihre Speiſen an⸗ 
zurichten, nachdem fie durch eine Untiefe von Sande Hinter Matlock, Tar aufgehalten 
worden, die nicht uͤber zwey Fuß hoch Waſſer hatte, Bey diefem Ueberfalle fanden fie 
eine Slöffe, die gebraucht wurde, nad) einer Stadt an der Seite von Kantor, ungefähr drei 
Eleine Meilen davon überzufabren, welche Rurbambep hieß, und Hinter dem Hügel von Kurbambey. 
Warloh-Tar lag. Gie verließen diefen Ort um vier Uhr des Nachmittages, und um 


1724 
zu achtzehn Fuß Wahr Stibbe, 
eit gewefen, fo daß fie —— 


J ankerten ſie zehn Meilen hoͤher in dem mittelſten Canale, wo ſie fuͤnf Fuß Waſſer 
ha J ie giengen faſt bey einer jeden Kruͤmmung des Fluſſes über einige Untiefen 
PR 2 von 


Moores Reiſen auf — 274 und folgenden Seite. 


PT RR 


kn us 03 Dh ne un an 
3 ; 


— — 


76 Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 
1724 von zwey bis vier Fuß, ſo daß der Canal gewiſſermaßen den: ganzen Weg durch feichte if 
Stibbs Die Urfache, welche die Mandingoer Gromettas angaben, nach; Barrafonda zurücäl 
ehren, war,die Eingebohrnen hätten ſich verbunden, fie abzufchneiden, wie fie folches M 
dem: Sande wollten. gehört haben, wo fie hingeſchickt worden, Bögek und Eyer zu kaufen 
Stibbs hingegen: fand, daß es ein unſchaͤdliches Volk war, welches keinem etwas zu Leid⸗ 
OR that; und hielt es daher für ihre eigene Erdichtung, weil fie ſich gefürchter und nicht m 
fer gehen: wollen. Wo ſie nur are Ufer giengen, da, brachte ihnen: das Volk ein: oder M 
Paar Vögel u, fo. Dem ungeachtet ſtund er auf feiner Hut. 
Dei: ıgten, des Morgens um Sechfe, giengen: fie meiter, und vor einen fteilen Hug 
am ber Suͤdſeite dicht bey dem Fluſſe vorbey. Sie giengen beyde ans Ufer, und haft 
eine fchöne Ausficht von dem Sande; welches mit Wildpräte, das rund herum weidete, wol 
verfehen war, und: viele Wallvoffe hatte, die an Dem Ufer und in dem Waſſer ſpieleten 
Sim̃etenda. Ungefähr eine kleine Meile über diefen. Hügel an eben: der Seite iſt ein Hafen Simml 
Zendafonde, tenda genannt, mit einer Flöffe, um nad) Tendafonde, der Stadt diefes Hafens hinuͤbe 
au kommen, welche zwo oder drey Meilen weit an. der Seite von Kantor davon iſt. Gfell 
hinter: diefem Hafen fand Stibbs den. Canal des Fluſſes am engftenz denn er war nur zwe 
und vierzig. Ellen: breit, überall aber fieben: Fuß tief, und die Ufer hundert und drey um 
dreyßig Ellen: von. einander. Die Nordfeite war: damals, eine ganz trockne Sandhanl 
Um eilf Uhr des Morgens: fahen. fie fünf große Elephanten, nicht über eine halbe Melt 
von ihnen, durch; den; Fluß water. Als fie über: diefe Fuhrt giengen, fanden fie nur ſech 
zehn Zoll Wafler an dem feichteften Orte. Hier giengen fie ans Ufer, fich zu erfrifche 
nachdem fie zwo Seemeilen tweit gegangen waren, und zweene Schwarzen fahen, DM 
durch den Fluß. wateten, und ihnen. einige Vögel: brachten. 
Schnelle Um fünf Uhr des: Abends: giengen fie weiter, und eine Seemeile höher kamen fie 
Beugung gez einem fteilen: Huͤgel an der Sübfeite des Fluſſes, welcher fich bier plöglich gegen Dften Ful 
gen Oſten. imbeugt. Diefer- Hügel war achtzig Faden hoch. Hier trafen fie eine Menge von De 
nen Schilöfröten: an, die in America Hekati genenns werden. e), welche ven: frifehen Wal 
ferfachen und Zlüffen eigen und eine gute Speife find. Um neun Uhr des Abende ankel 
tem fie. in. vierzehn: Fuß Waffer, nachdem fie den Nachmittag, acht. Meilen: weit. gegangd 
waren. Den ıgtenum fechs Uhr des Morgens giengen. fie. durch: einen Fangen aber ſeh 
ſeichten Canal, an deſſen Nordfeite ein hoher Hügel lag. Hier beobachtete Stibbs, dA 
die englifche Art von Weiden an der Flußſeite fehr häufig wuchs, und daß vorn den Einge 
bohrnen Toback gebauet wurde f), aber nicht wild wuchs, wie Vermuyden in ſeinen 
Tagebuche behauptet, Dieſe Weiden beherbergen eine ſtarke Anzahl von großen Entdl 
von einer beſondern Yet; welche: lieber-längft dena Ufer: unter dieſen Weiden hinlaufen, ah 
daß fie fliegen oder untertauchen. Zuweilen pflegen vierzig oder funfzig von ihnen and 
Seite des Ufers eine nach) der- andern auf eine Stunde lang; unter den Weidenbaumen | 
ſchnell Hinzulaufen, daß man ſchwerlich mit. ihnen: gleich rudern kann. 




























’ Eege! 

ee) Kerr Moore Bemerfet in einer Note, daf . F) Dieß IE das erſtemal daß Ser Werfaffer el“ 
dieſe Art vom Schildkroͤten gemeiniglich in friſchen von denen: Tagebüchern genannt wird, die Stibb 
Waſſerlachen gezeugt wuͤrden, woraus er die Muthe Bey ſich gehabts und wir haften dafür, daß sieh 
— zieht, es müßten: ſolche Lachen: nicht. weit: das eine geweſen, welches: er. vornehmlich zu 2 “ 
avom ſeyn. 


von Caps Blanco big Sierra Leona. VI Buch V Cap. 77 


Gegen Mittag lag Stibbs ſtille, und maß einen engen Paß, wo er dem Canal) des m 

affers acht und funfzig Ellen breit, und fechs Fuß tief fand. Dieß ift ein Ueberfall Stibbs. 

mit diefem veinen Canale in der Mitte; indem an der Nordfeite eine Reihe Felſen faft die Der teitte 
Hälfte über dem Fluſſe, und zugleich acht oder neun. Fuß über dem Waffer iſt; und an der Tal, 
Suͤd ſeite ift eine große trockne Sandbanf, Sie ſahen hier große Notten Baviane. Den 
Nachmittag giengen fie noch eine Seemeile weiter; fie waren aber genöthiget, etwas zus 
ruͤckzugehen, um im tiefem Waffer zu ankern. Den zoften um neun Uhr des Morgens 
brachte Stibbs mit großer Mühe und Arbeit die zweene Kaͤhne über die Untiefen, die nur 
zwoͤlf big vierzehn Zoll Waffer hatten. Ungefähr eine Seemeile hoͤher giengen fie ang 
Ufer, um fich zu erftifchen, gerade einem hohen Huͤgel gegen über, der nach, dem Sluffe zu 
ander Süpfeite fteil war, Die Eingebohrnen folgten ihnen: noch immer mit Efwaaren, 
und giengen über den Fluß nachdem ſie ſich an einer oder der andern Seite hielten. Sie 
hatten aber feine Zaͤhne oder Sklaven zu handeln. g). 

Um vier Uhr des Nachmittages giengen fie eine Seemeile weiter, und fanden: neue: Sie werden 
Untiefen und. Sandbanke welche fie bis an Morgen aufhielten. Begy dieſen Untiefen ift a Hntioe 
ein hoher Hügel an der Nordfeite dicht an: dem. Fluſſe, und: an der Suͤdſeite eine: große * — 
Ebene. Den aıften gieng Stibbs weiter, einen: Canal durch diefe Untiefen zu fuchen, und 
ſchickte Johann Hodges den Schmidt, mikeinem Schwarzen aus. Er befahl ihnen, vier 

ecmeilen. weit an der Seite des Fluſſes hinauf zu geben, um: den: Fluß, Pork zu fuchen, 
deffen von. dem Berfertiger des Tagebuches vom 1661. 2) erwaͤhnt wird, als wenn er fieben- 
zehn Seemeilen über Barrakonda läge, obwohl Stibbs damals, rechnete, daß er zwan⸗ 
zig Seemeilen hinter dem Orte wäre, Stibbs bemuͤhete ſich bis gegen Mittag, verge- 
bens, über: dieſe Untiefe zu kommen, weil fie dafelbft nicht feſten Fuß: faffen. Eonnten, die 
Kühne hinüber zu fehleppen, indem der Hoden Triebfand war, Diefe legte Uintiefe oder 
Sandbank, welche ihre Entdeckung aufbielt, war ungefähr neun und: fanfzig, Meilen über 
Barrafonda, an dem obern. Ende einer Krümmung, welche Dftnordoft geht, und: woſelbſt 
fi) der Fluß auf einmal kurz um gegen Süden wendet. An der Nordſeite iſt ein hoher: 
Hügel dicht an dem Ufer, und an der Suͤdſeite eine geoße Ebene. Hier unterfuchten fiedie 
Huͤgel und den Wafferbaden, und nahmen Sand auf, wie fie vorher gethan hatten, 

Die Eingebohenen, welche noch immer zu: ihnen: kamen, mefdeten ihnen, es wäre, Zeitung von; 
wenn fie auch gleich: über die Untiefe hinüber kaͤmen, ſchon zu: fpät im Fahre, Tinde; zu er; Finde, 
zeichen, ob es wohl nur eine Fleine Tagereife von: da) zu. Sande wäre. Cie erbothen fich) 
aber, dem Hauptmann: dahin zu, begleiten, wenn er nur nach dem. künftigen Regen fommen: 
oder ſich unter: ihnen: niederfaffen wollte, in welchem legtern: Falle fie unterdeffen: für ihn. 
Elephanten tödten, und eine Handlung, herziehen: wollten. Stibbos hoffte, aus einigen: 
unvollftändigen Nachrichteng welche ihm die Eingebohrnen von einem Fluſſe Kabong ge: 
want, gaben, Hodges würde den Fluß York gefunden haben, Er kam aber den Abend 
derück, nachdem er vier: oder fünf Seemeilen hinauf gegangen: war, und berichtete dem 

uptmanne, er hätte keinen Fluß gefehen, der an irgend einer: Seite in. die Gambia fiete, 

K 


außer 
Mn. beſonders was: die Goldadern betrifft, 5) Diefes Tagebuch iſt von dem obgedachten Ver⸗ 
fo oft OT TO zwar eben dasjenige, welches ee muyden, wie aus einem nachher gemeldeten: Um— 
"Io ennung des Verfaſſers anfuͤhret. ſtande erhellet, der mit: diefem: verbunden: iſt. 
). Moores deiſeae 280 1.f.©, 


J 
4 


73 Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Arien 


1724 außer ſolchen, Die trocken wären, dergleichen Stibbs ſchon einige geſehen haͤtte. Er be⸗ 

Stibbs. ſtaͤtigte alſo Die Seichtigkeit des Fluſſes, durch welchen er den Tag verſchiedenemale ge | 

Der dicß und watet. Stibbs beobachtete auch ſelbſt, daß die Untiefen häufiger wurden, und daß et 

dasfand, Fäglich weniger Waſſer hatte, indem der Fluß nunmehr alle halbe Meilen ſeichter ward⸗ 
Stibbs fand, daß der Fluß bier Hundert und fechzig Ellen breit war, welches feine Sei 

tigkeit verurſachte. Das Waffer gieng über den ganzen Canal, außer hier und dar wa 

ein Flecken Sand. ' Er bemerkte auch, daß das Waſſer zweene Zoll hoch am Ufer ftieg : allein 

der Strom rann immer hinab, Das fand an Kantor oder der Südfeite war volkreich 

mit Eleinen Dorffehaften bin und wieder, doch war feine innerhalb einer Seemeile well 

vom Ufer, An der. Mordfeite find Feine Städte oder Einwohner, bis man nad) Tinde 

Felſenreb· koͤmmt. Hier fanden fie eine Menge von Wildpräte, befonders Felsrebhühner, die eine 

huͤhner. runden bräunlichten Flecken, fo groß als eine halbe Krone, auf der Bruft haben z). SIE 

find eine gute Speife, aber ſchwer zu toͤdten. 

Wallroſe·· Stibbs bemerfet, daß je höher fie giengen, defto zahlreicher und fühner fie die Walk 

roffe fanden, befonders in den Gegenden zwifchen den obgedachten Untiefen, wo fie tief? 

Waſſer harten, in welches fie tauchen Eonnten, wenn fie auf den Sandbänfen uͤberfallen 

wurden. Er bat fie oft fo gefchoffen, daß fie den Strom mit ihrem Blute farbten, doch 

giengen fie ftets fort, Famen hernach in einer gewiſſen Weite wieder hervor, bliefen das 

Waſſer in die Höhe, knirſchten mit ihren Zähnen, und brülften ſehr fürchterlich und ab“ 

ſcheulich. Stibbs meldet, der Verfaſſer des Tagebuchs von 1651 erwähne nur zmeene 

Hügel zwiſchen Barrakonda und dem Fluſſe NYork, beyde an der Suͤdſeite, da er hinge 

gen fechfe gefunden, zweene an der Nord-und viere an der Suͤdſeite k). 


Der IV Abſchnitt. 


Sie gehen den Fluß wieder hinab; erreichen Bars ven werden den Fluß herab gebracht. Sklaven 
rafonda. Untiefe Kuffone. Fatatenda. Kuts werben ausgeführt. Zuſatz, welcher des Haupt 
tejar. Joar. Sie kommen nach Jamesfort. manns Stibbs Urſachen enthält, warum er nicht 
Perfonen, welche während der Fahrt geftorben. glaubet, daß die Gambia der Niger fey, mit Moos - 
Schiffe, dieongefommenund abgegangen. Skla- tes Antwort, und einer Gegenantwort. 


Sie gehen Den 22ften, nachdem fie den legten Verſuch gemacht, und an dem tiefſten Orte nur zehn 
zuruͤck. Zoll Waſſer fanden, entſchloß ſich Stibbs, wiewohl ſehr ungern, zurück zu kehren 
Sie fuhren alfo um Mittag ab, und kamen gegen Abend zehn kleine Meilen hinab, wo ſe 
anferten. Sie waren genoͤthiget, die ganze Nacht fille zu liegen, weil fie über einige UN 
tiefen mußten, welches nicht anders, als bey Tage gefchehen konnte. Den 23ften des HoM 
nungs gieng er über die Untiefen, und Fam den Fluß hinab bis nad) Simmatenda, wet 
ches fie um fünf Uhr des Nachmittages vorbey fuhren. Gie-anferten um acht Uhr, einen 
kieinen röthlichten Gebirge an der Nordſeite gegen über. Diefen Tag Famen fie ſechs S 
meilen weit. Den 24ften unterfuchten fie diefen Hügel, und nahmen eine Probe davon mil 
Er liege acht Seemeilen über Barrafonda, Gegen Mittag erreichten fie Matlock⸗Tat 

a 





















) Siehe die natürliche Hiſtorie, wo weitere Nach, mm) Dber vielleicht konnte es in ihrer Abweſc 
richt davon gegeben wird. heit durch den Fluß feyn gemacht worden, wie MM! 
k) Moores Reifen a. d. 285 u. f. ©. von dem nahen Bogeleylande vermuthet. 
) Ebendaſ. a. d. 296 1. f. ©. n) Oder fiebenzehn Seemeilen über Barrako 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch V Cap. 79 | 
und famen mir großer Schwierigkeit über die Untiefen ; fie anferten um neun Uhr des 
bends, recht über dem großen Ueberfalle, drey Seemeilen weit hinter Barrakonda, und Stibbe, 
warteten auf den Tag und das hohe Waſſer, um hinuͤber zu kommen. Das Geraͤuſch def 
felben glich dem an der Sondnerbrücke bey niedrigem Wafler, Diefen Tag kamen fie fechs 
eemeilen hinab, und unterwegens tödtete Stibbs eine Guana, fünf Fuß lang, 

Den a5ften mit Anbruche des Tages giengen fie über den Ueberfall, und um neun Uhr Erreichen 
„des Morgens erreichten fie Darraktondg, wo Stibbs den Hauptmann Treviſa mit der Barrakonda. 
Schaluppe, und den Herrn Drummond mit den drey Kaͤhnen, u i | 
antraf. Hier erhielten fie eine Nachricht, daß Robert Plunket Esq. als. neuer Statt: 
halter zu Jamesfort angefommen, und daß einige Beränderungenin 
den. Trevifa hatte unterdeffen fünf Sklaven und ein wenig Gold und Zähne bekommen. 
Hier wurde befchloffen, gerade nach Jamesfort zu gehen. Den ꝛoſten alfo bey Tage lich 
teten fie, und fuhren den Fluß hinab, Allein, bald darauf lief die Schaluppe Tameseyland, 
in dem mittelfändifchen Canale auf den Grund, fo, daß fie genoͤthiget waren, fie allhier zu 
erleichtern, big hohes Waſſer fam, ob fie gleich nur vier Fuß und einen halben im Wafler 
gieng. Um drey Uhr des Nachmittages kamen fie hinüber, und um zehn Uhr des Nachts 
dor Anker, eine Seemelle weit binter Ruffone 7), 

Diefe Untiefe ift eine Seemeile über Vabutenda, und wird von einer Sandbanf ge⸗ Untiefe 
macht, die von der Mordfeite drey Vierthel queer über den Fluß läuft, und nur vier Fuß Kuſſone. 
Waſſer hat. Der übrige Theil des Canals ift mit großen Felſen angefülfer, die bin und 
wieder zerſtreut liegen; fo, daß dafelbft Feine Durchfahrt iſt, ob ſie gleich acht oder neun 
Fuß Waſſer zwiſchen ſich, aber nicht uͤber zwey bis drey Fuß uͤber ſich, haben. Weil ſie 
kein Zeichen von dieſer Untiefe ſahen, da fie hinaufgiengen; ſo zeigte folches klaͤrlich, wie ſehr 
das Waſſer ſeitdem gefallen m), Hier fhickten fie einen Bothen nach Änttefar ab, mie 
Briefen nach dem Sameseylande, um Diejenigen zu beantworten, die ſie zu Barrakonda 
erhalten. In denſelben geſchieht unter andern Erwähnung, Stibbs wäre auf fünf und 

“zwanzig Seemeilen über Barrafonda gewefen; er hätte aber den Fluß Nork nicht entde= 
den koͤnnen, welchen Vermupden ungefähr fieben oder acht Meilen tiefer feet 2); fie 
hätten ihr Tagebuch ſewohl Hierinnen, als auch) in demjenigen nachläßig befunden, was die 
merkwuͤrdigſten Hügel beträfe, welche Metall im Ueberfluffe verfprächen; er koͤnnte aber 
nicht entfcheiden, ob fie mit der edelften Are befruchtet wären oder nicht, bis er Gelegenheit 
hätte, Berfuche Deswegen anzuftellen 0), 

Den 27ften früh gieng Stibbs weiter, und um acht Uhr des Abends lief die Schaluppe 
wieder auf den Grund, wo Stibbg von ihr gieng, und einen Kahn bey ihr ließ, fie zu be= 
gleiten. Er fegelte mit den andern nach Ruttejar, um fein Schiff fertig zu machen. Ge: 
gen Mittag gieng er vor Zamatenda vorbey, und den Abend anferte er zu Satatendg, 

Den 2yften um zehn Uhr des Abends, erreichte er den Hügel Nakkaway welchen er zu 
Anterfuchen Willens mar. Den 2giten bey U 


1724 


Fatatenda. 


nterſuchung des Huͤgels fand Stibbs nahe 
AM der Spitze eine Loͤwengrube, und hörte das Thier nicht weit davon brüfen, Sie war 
an 

DA, wie vor 


ber geſagt wird. Wenn matt dieſe Stelle Herr Moore hat uns keine Nachricht 
sich, gegeben 
Er —— N. 2) vergleicht :fo ſieht man, daß was der Erfolg von Diefem Verſuche geweſen; ſo daß 
* —* * nte Verfaſſer des Tagebuches von wir gewiſſermaßen noch ungewiß ſind, ob es daſelbſt an 
1 den ig, der Gambra einige Goldminen giebt, vder nicht, 


1724 
Stibbs. 


ei 


80 Reifen laͤngſt der weltlichen Küffe von Africa, 4 


an einem einfamen Dree, ungefähe drey Vierthel Meile auf der Seite an dem Fuße eines 
Abhanges in der Seite des Felſen. Sie war groß und bequem, man konnte aber nur MT 
wieler Beſchwerlichkeit hinzukommen, Sie bemerften die Spur zu Derfelben, nebit den 
Fußſtapfen, dem Auswurfe und einigen Haaren des Lowen. Die Lowen find bier herumn 
ziemlich Häufig, und ihr Gebruͤlle wird in ber Nacht oftmals gehöre. Allein, dev Yauf“ 


> mann hatte feinen in den Wäldern ‚gefehen, ob er gleich oftmals große Wölfe dafelbft wahr“ 


Kuttejar. 


Joar. 
Jamesfort. 


Abſterben. 


genommen hatte. Gegen Abend ankerte er ein wenig hinter PNamyamakunda. 


Den ten März bey anbrechendem Tage erreichte er Kuttejar, und fand fein © 
in fchlechtem Zuftande, die meiften won feinen Bootsleuten frank, und einen todt. 
‚aten Fam die Schaluppe, Jameseyland,/ mit allen Leuten gefund an Bord, welches machte 
daß es ihm ein Ernſt war, wegzugehen. Den gten fegelte er ab, und um ſechs Uhr DI 
Abends gieng er vor Dubotenda vorbey, and anferte um eilf Uhr des Nachts eine Fleill 
Meile weit von Brukoe. Den gten bey Sonnenaufgange gieng er durch den Fulierpaß 
Ind an eben dem Tage vor den Inſeln Sappo vorbey. Den ıoten des Morgens nahm 
eine Probe von dem rothen Berge bey Raffen ; und den zzten gegen Mittag aukerte er FÜ 
Joar. Hier fand er Craigue und Perry, zweene Interloper. Der erfte hatte, Dur 
einen Aufitand feiner Sklaven wider ihn, Die Woche vorher fiebenzehn von fünf und ſechß 
verlohren. Drey Seemeilen über diefem Orte ſahen fie eine Heerde von zwey oder DIE 
hundert Efephanten, Die den Fluß Herabfamen, zu trinken, welche einen folhen Staub machtel 
als chesder Rauch von einem Ölashaufe oder. einem Braufeuer waͤre. Den ızten verließen 
Joar, und fahen eine andere große Heerde über den Fluß ſchwimmen, ungefähr eine Biel 
thelmeife vor dem Schiffe. Den zaften ankerten fie zu Tamesfort, nachdem fie zween 
Monate und drey und zwanzig Tage auf der Entdeckung ausgervefen. Während der I 
Hatten fie nicht einen einzigen Mann begraben; und Diejenigen, welche Frank ausfuhren 
kamen friſch und geſund wieder zurück P). Er verfteht diejenigen, welche auf die Fah 
ausgegangen; denn Die Schiffsleute,die er zu Äuttefar verlafen, fand er fehr ſchwach. 

Die folgenden Dinge, welche Das Abfterben und den Handel betreffen, find aus Del 
Tagebuche zufammengezogen, und hier beygebracht, damit ber Leſer folche auf einmal übe 
fehen koͤnne. 

I. Abſterben der Perfonen zu Jamesfort, oder fonft wo an 
der Gambra. 


Den 2gften des Weinmonats ftarb Joſeph Willy, Esq. Statthalter von Kamesfol 
am Borde der Nachricht, einer Brigantine, auf der Gambra, auf feinem Wege MT 
Joar nach Jamesfort. 

Den ıften des Wintermonats im Jahre 1724 ſtarb D. Hugh Cafful, Dberwundalf 
bey des Hauptmanns Stibbs Fahrt auf der Gambra, am Borde der Nachricht, und 
wuͤrde wegen feiner vortrefflichen Gemuͤthsart durchgängig bedauret. Man begrub ihn ! 
Jillefrey. Den ꝛten deſſelben ftarb Lieutenant Macſwain, ein junger Edelmann v 
guter Gemürhsart, am Borde der Nachricht, und ward auf der oftlichen Baftey begrabe 

en rzten defleiben ftarb Johann Laugbland, erſter Unterftenermann des Hauptmall 
Stibbs zu Jamesfort. — 


























pP) Moores Reiſen auf bar 292 und folgenden Site i J 


von Capo Blanco bis Sierra Leona, VI Buch V Cap. 


g 
Den 28ſten des Chrifimonats ftarb Walter Frathern, Hauptmann der Bergleute 1724 
bey diefer Fahrt, nach einer fechstägigen Unpaͤßlichkeit. Er war fihwermürhig und mis: Stibbs, 
bergnüge gemefen, teil ihm das Land niche gefiel, Man begrub ihn zu Jillefrey. — 
Im März 


ftarb ein Bootsfneche am Borde des Schiffes des Hauptmanns Stibbs 
zu Kuttejar. 


I. Schiffe, die nach dieſem Bande beſtimmt worden, und zu Jamesfort 
um Jahre 1723 und 1724 angekommen, : 


Zeit. Namen, Führer, Woher, 
1723 Det. 7 Beſchleunigung, Co. | Stibbs, Sonden. 
- Nov. 4 | Hamilton, Co, Kirk, Ebendaher. 
775 | Diamant, Kriegsſchiff. Wondham, == 
17 | Wilhelm, Shal.ER. | Elise. | Barbadoes, 


= 30 | franz. Schaluppe, 


’ = = Goree, 
*= Dec, ı | Rubin, Brigant. E.K. Kidgel. Sonden. 
== == 12| Rubin, E. K. Eraigue, Ebendah. 
2= Ss) «= Hoffnung, E. R, Perry, == 
I. Schiffe, die von der Bambra und Jamesfort im Jahre 1723 
Und 1724 abgegangen, 
Zeit, Namen. Führer. Wohin. 


1723 Nov. 15 | Hamilton, Co. [| Kite | Cap Corſe 
= == 27 | Naheicht, Brig. E.K. g) | Redwell I Jamaica 


Sklaven, die den Fluß herab nach Jamesfort gebracht worden, 

Im Fahre 1723 Der. die Gambiafhaluppe, neun und vierzig Stück; im Nov, die Scha- 
luppe, Jameseyland, von Joar, vier und zwanzig; im Dec, eben diefelbe Schaluppe von 
Kuttejar vierzig; im März 1724, drey Kahne von Kuttejar, ein und dreyßig Stücke, zu⸗ 


IV. 


ſammen alfo hundert und vier und vierzig Sklaven, 


V. Sklaven, die von der Gambra weggefuͤhrt worden. 


Im Dec. 1723, Hauptmann Kirke in dem Hamilton Co, nach Cape Coaſt, dreyßig 
Stuůcke; Redweli in der Nachticht E. K. nach Jamaica, hundert und funfzig; im 
Nov. eine franzöfifche Schaluppe nach Boree, fechs und vierzig 


; und im Dec, eine andere 
eben dahin, hundert, zuſammen alfo dreyhundert und fechs und zwanzig Sklaven, 


Zuſatz. 


9) E.R.bedentet einzelne Kauffahrer, und Co. Schiffe von der africaniſchen Compagnie. 
Allgem. Reifepefchr, I Band. — 


82 Reifen langſt der weſtlichen Kuͤſte von Afeicn, 


1724 —* 
Stibbs. 3 uſa ßz. 
De Hauptmanns Stibbs Urſachen, warum er die Gambra nicht für den Niger/ 


Re PER en 


und die alten und neuen Nachrichten von Diefem Fluſſe 


Y beygebracht, aber fie von einander gerijfen, und mit feinen eigenen Antworten auf bie: 
ſelben vermenge r); ſo, daß wir nicht wilfen, ob folche ganz find, oder in der Ordnung ge 
fehrieben worden. Und es feheint in der That, als wenn an einigen Orten Worte fehlten, 
welche den Verſtand ausmachten, oder zur Verbindung gehörten. Wir haben es gewaget, 
diefen Unvollkommenheiten abzuhelfen, und unfere Einfhiebfel durch andere Schrift unter 
ſchieden. Wir haben auch die Urfachen von Moores Antworten abgefondert, die wir nach⸗ 
ber mit einer Gegenantwort eingerückt haben, 
Urſachen 1) Daß der Fluß Gambia mit dieſem beſondern Namen genennt werde, und nicht 
des Haupt⸗ anders. 
manus. 2) Daß ſein Urſprung nicht ganz ſo weit im Lande ſey, als er von den Erdbeſchreibern 
geſetzt worden; und er aach nicht aus einer Lache entſpringt, noch eine Gemeinſchaft mic ei⸗ 
nem andern Fluſſe hat. 

3) Daß die Gambia ein Fluß fen, der unter allen, die in das atlantifche Meer fallen, 
am weiteſten gegen Norden von der Linie fliege; und daß er der Miger fen, wenn einer 
von diefen Fluͤſſen es iſt. Allein er entfpringt alsdann fo nahe bey der See, dafi er ſich 
auf Feinerley Weile mit denen Nachrichten vergleichen läßt, welche die Alten vondem Niger 
geben. Denn fürs erſte, ſaget er, er hätte niemals gehört, daß die Eingebohrnen vor 
feinem Urſprunge aus Sachen etwas gedacht hätten. Zum andern, fagten fie, die Gam— 
bra fäme von den Goldadern zwölf Tagereifen über Barrakonda, und daſelbſt könnten Voͤ⸗ 
gel hinuͤberſpazieren. 

4) Daß feiner von den andern Fluͤſſen welche in das obengedachte Meer fallen, 
aus der Gambia entfpringe; und was die Sanaga beträfe, fo Härten die Sranzofen feine 
Entdeckungen von derfelben über Gallam hinauf gemacht, welches fünf oder fechs hundert” 
Eleine Meilen auf derfelben wäre; weil, da fie an den Öränzen der Barbaren wäre, fie an 
deren Sande und Wuͤſteneyen Theil hätte, und daſelbſt fehr klein wäre, 


Moores Antwort auf Stibbſens Urfachen oder Einmwürfe mit 
einer Gegenantwort, 


Anttoort auf Nuf die erfte faget er, die Mandingoer nennen die Gambia nur Batto s), das ift den 
die erfte, Fluß, vorzugsmeife; und der Name Gambia, von welchem er glauber, daß er feiner 
Urfprung von den Portugiefen babe, würde nur von folchen Eingebohrnen gebraucher, dit 
. mit den Europäern umgiengen. 
Gegenant: Gegenantwort. Dieß Fann in Zweifel gezogen werben; denn Marmol faget, die 


für ivrig haͤlt. ’ 
H“ Moore hat diefe Urfachen des Hauptmanns Stibbs am Ende feines Tagebuches 







wort, Einwohner nennten ihn Gambu 2), wenn wir uns in biefem Stüce auf die feanzöfifche 
| Ueber? 
r) Moores Reifen a. d. 298 ©, 2 felßen, als See, oder Fi, welcher in eben der Spt” 


) Jobfon hörte Eeinen andern Namen für den: che Waller Heißt. 


von Capo Blanco bis Sierra Leona, VI Bub V Cap. 8 


— des Ablancourt verlaſſen koͤnnen; denn wir haben das Original im Spani⸗ 1724 
en nicht. 


Stibba. 
Der andern Urſache feger Moore das Anfehen des nubifchen Erdbefchreibers Leo, Antwore auf 
Ludolphs und Herodots entgegen, Was deg deo Nachricht betrifft, fo faget er, er habe d 


e zweyte. 
foldhe aus feiner eigenen Erfahrung gehabt, indem er den Niger zu Tombuto gefeben; 
und die beyden andern gebächten der Inſel Ulil, durch welche der Niger und die Könige 
reiche Gualata und Ghana, durch weiche er gienge, mit Salze verfehen würden. Er 
behauptet, daß diefe Derter das Eyland Joalli an der Mündung der Gambra, die Ko— 
nigreiche dev Jolloifen und Yani wären, 

Gegenantwort. Hierauf kann geantwortet werden, erftlich, daß obgleich Leo den Segenant: 
Niger bey oder nicht weit yon Tombuto gefeben, dennoch) feine Nachricht von deffen wort. 
Urfprunge nicht aus feiner eigenen Erfahrung iſt; Und es ſich auch widerſpricht. 


So erwaͤhnet er auch der Gam va nicht, wie wir zuvor gezeiget haben 1), Kurz, der Ni: 
ger hat hier bey diefem Einwurfe nichts zu thun, als was ihm Moore felbft zu thun 
giebt. Zum andern, alles was Moore in der Folge faget, kann wahr feyn, und die Bam; 
big oder Gambra dennod) ein befonderer Fluß bleiben. Denn die angeführten Schrifte 
ſteller fagen nicht, daß das Salz auf der Gambra Binaufgeführet würde; und wenn fie es 
fagten, fo würde es aller Waprfeheinfichfeic nach falfch feyn, weil die Fälle und Untiefen 
Nie aufgehalten Haben müßten, und ihre gegenwärtige Art Güter weg zu führen, gefchiehe 
zu Sande.  Diefen Grund zu unterftüßen, behauptet er ohne Beweis, oder unferer Mey- 
nung nach, mit weniger Wahrfcheinlichkeie, dag Ulil, Joalli; Bualata das Sand der 
Jolloifen; und Ghana Dani ſey. Diefes Borgeben gründet fi bloß auf die Fleine 
Öleichheit in den Namen; denn Joalli, torunter er das Königreich Joalli verfichen 
muß, ift nicht als ein Eyland bekannt; und wenn es auch dergleichen wäre, fo ift es bloß 
don dem feſten Sande durch einen Fluß unterſchieden, dahingegen Ulil, nach der nubifchen 
Erdbeſchreibung, worinnen er diefen Ort gefunden, eine Tagereife weit zu Schiffe von der 
Mündung des Nils liege, von welchem der Verfaffer ireigerweife vermuthet, daß er in den 
weftlichen Dcean falle, Man kann daher eher vermuthen. Ulil fen Sal, eines von den 
Eylanden des grünen Vorgebirges. Was die Tolloifen und Pani betrifft, fo ſcheinen 
fie nicht die geringfte Gleichheit mit Bualara und Ghana zu haben. Moore fann 
aud) feine andere finden, als daß er vorausfeget, das & habe die Eigenfchaft des englifchen 
witlautenden Jota, da es doch wirklich ein ſtarker Gutturalbuchſtabe bey den Arabern iſt, 
wie wir bereits angemerket haben x). 
Auf des Hauptmanns erfte Urſache in feinem dritten Einwurfe antwortet er, die Antwort auf 
Schwarzen, mit denen er geredet, wären vermuthlich Kaufleute gewefen, deren Vortheil eg die dritte, 
"wäre, zu verhehlen, nach welchem Sande fie handelten ; diejenigen Jonkos oder Kaufleute 
et, mit Denen er, Moore namlich, gemeiniglich gefprochen, hätten ihm, weil fie gewußt, 
daß er niche Willeng märe, dahin zu handeln, gefagt, ungefähr eine Monatsreif⸗ weit 
von Yoat, wären große Lachen, vor denen fie vorbep giengen. Er feget Hinzu, 
— die allgemeine Meynung des Landes, weswegen er ſich auf des Generals Ru 
Schreiben bezieht, folches aber nicht einruͤcket. * feine zweyte Urſache erwiedert 
— 2 


er: 
8) Siehe 
u) She [ ©. 


x) Ebendaf, Anmerf, 
a. d. 337 S. 


84. Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


1724 er: Dasjenige, was er fage, koͤnne in Abfiche auf einen Fluß, der in-die Gambia falle, 
Stibbs. wahr fenn; der Hauptſtrom des Nigers aber, wie er von den Alten befchrieben werde, 
und mit dem Saufe der Gambra übereinftimme, komme von Süden gegen Dften nach Bar 


, vafonda, da hingegen die Goldadern, von denen er redet, nordlicher Hegen, 
Gegenant⸗ Gegenantwort. Dieſes legte ſcheint uns gar fein Beweis zu feyn;. denn aus wel 
wort, eher Gegend die Gambra ihren Lauf nehmen mag, fo ift fie doch nicht gar zu weit hinter 


Barrakonda befannt. Wenn fieaber von dem Niger koͤmmt, fo muß fie einige hundert 
Meilen ſůdwaͤrts oder beffer fübweftwärts laufen, und fo Fann fie vor den Adern vorbey \ 
gehen, wenn folche nordlich liegen. Was die Antwort auf die erfte Urfache betrifft, [0 
kann angeführet werden, daß Die Kaufleute fo wohl ihn als Stibbfen bintergangen; denn 
ob er gleich nicht felbft auf dem Fluſſe handeln wollen, fo konnte er doch das Geheimniß an⸗ 
dern entdecken, welche es gethan haben wuͤrden? j 
Antwort aaf ¶ Auf den vierten Einwurf antwortet Moore, der Haupfmann bringe von dem, was er | 
die vierte. vorgaͤbe, Feinen Beweis bey, daß nämlich fein anderer Fluß aus der Gambra füme; und 
feine Anführung, daß die Franzofen Feine Entdeckung von der Senegal über Balsam bin 
aus gemacht hätten, beweife nur, daß fie nicht weiter als Galam gegangen, nicht aber, daß i 
die Senegal fein Arm von der Gambra fey. I 
Gegenant- Gegenantwort. Wir find mie Mooren einig, daß des Hauptmanns vierter Grund 
wort, oder Einwurf wenig oder nichts zur Sache diene, und von Stibbfen wohl Hätte fünnen 
weggelaffen werden, Aus eben der Urfache haben wir eine Muthmaßung von Mooren 
weggelaffen, die fich auf Die Worte des nubifchen Erdbeſchreibers, eines Schriftftellers von 
wenigem oder gar Feinem Anfehen, was diefen Theil von Africa betrifft, gründet, wie auch - 
eine lange Anführung aus dem Labat, um zu beweifen, daß der Niger mit ver Sanaga 
einerley, und die Gambra ein Arm davon ſey. Den Hauptinhalt davon haben wir bereite 
eingerücket, und tie wir vermuthen, widerleget y). 


—— 


* ee Se ee *.* * a ee ee ee ee * 44 


Das VI Capitel. 


ei, Reiſen in Die inlaͤndiſchen Theile von Africa, 
I welche eine Belchreibung der verfchiedenen Candfhaften und deren Einwohner; ” 


auf ſechshundert Meilen an der Gambra, enthalten, 

Durch Scanz Moore, Sactor der Eönigl. africanifchen Compagnie. 

| n Einleitung. | 
18 Herr Moore an der Gambra war: fo hielt es ein Tagebuch von den Vorfallen⸗ 
"3 heiten, nicht in der Abficht, wie es feheine, folches drucken zu laflen, fondern zu ſei⸗ 
‚nem eigenen Unterrichte, und um die merfiwürdigen Dinge in feinem Gedaͤchtniſſe 
u behalten, Er war damals noch ſehr jung, und führer an, daß er weder Zeit noch Far 
higkeit gehabe, folche Anmerkungen zu machen, dergleichen die gelehrte Welt wünfchen 
möchte, Solches aber zu verbeffern faget er, dasjenige, was er niedergefchrieben, wäre 
wahr, und eine genaue Nachricht. von einem wilden Lande. Wir koͤnnen hinzuſetzen, daß 

es 





y) Siehe I Band a. d. 339, und III Band a. d. 7 u. f. ©. 


von Capo Blanco bis Sierra Leona." VI Buch VI Cap. 85 


es Die letzte Nachricht iſt, die man von dieſen Gegenden hat, und uns. den gegenwärtigen 
uſtand derfelben jeiget. Wegen des übrigen verläßt er fich auf die Guͤtigkeit feiner Leſer, 
und hoffet, fie wuͤrden dem Alter des Verfaſſers etwa⸗ nachſehen. Nach ſeiner Zuruͤckkunft 
nach England vermochte man ihn dahin, daß er fein Tagebuch Herausgab, weil darinnen 
eine Nachricht von den inländifchen Theilen von Africa enthalten war, wovon die Welt 
gern etwas wiſſen wollte; indem bisher nun‘ wenig Scheifeftelfer davon gehandelt, und: diefe 
eneieder alt oder voller Fabeln waren, Er fügte demfelben des Hauptmanns Stibbs 
bereits mitgetheiltes Tagebuch, nebft gewiſſen Stellen oder Auszügen, aus den alten Ge- 
ſchicht · und Erdbeſchreibern bey, ven Niger oder HRu betreffend, wofuͤ 
hielt. Dieſe Stellen ſind vornehmlich aus dem Herodotus, der nubifchen Erdbeſchreibung 
die im raten Jahrhunderte aufgefegt worden, aus dem Leo, der Africaner genannt, und Lu⸗ 
dolphen in feiner Hiſtorie von Abyſſinien genommen. Herr Moore hat ſolche gemacht, damit 
feine Leſer alles auf einmal überfehen möchten, und er andern, welche: Fünftig etwa möchten 
gebraucht erden, folche Einficht verſchaffte, welche fie veranlaffen fönnte, ihre Entdeckun⸗ 
gen weiter zu treiben, Bey diefer Gelegenheit merfet er an, daß, wenn er folche Bücher 
in Africa gehabt hätte, fo wuͤrden fie ihn angewiefen haben, folche Entdecfungen zu mas 
hen, die ihn inden Stand gefeget, eine beffere Nachricht von den Sachen zugeben, als er aus 
Mangel folcher Huͤlfsmittel gegeben babe, oder wahrſcheinlicherweiſe geben fonnen. Diefe 
Anmerkung ift fehr richtig; und in der That kann niemand mit Vorctheile reiſen, der ſich 
nicht vorher dazu gefchicke gemacht Hat. Zu diefen Auszügen hat Moore Noten gemacht, 
und verfucher, die heutigen Ramen der Derter zu entdecken, welche von den erſtern Schrift: 
ftelfern erwähnt werden; wobey er alfezeit die Urfachen anfuͤhret, auf welche er feinen Glau⸗ 
ben gründet, Er verfpricht auch in feinem Tagebuche ein Schreiben ven dem Statthalter 
Roger einzurücken, das die Nachricht betrifft, welche die Eingebohrnen von den Sachen ge- 
geben, aus welchen die Gambra konumt. Allein, diefer Brief iſt entweder verlohren oder 
verlegt worden, und er hat folchen von der Geſellſchaft nicht bekommen Fönnen, ob fie ihm 
gleich erlaubt, verfchiedene Auszüge aus Briefen bekann⸗ zu machen, welche die Entde— 
fung des Gummihandels betreffen. 


So viel lernen wir aus der Vorrede zu diefen Reifen; aufer diefen finder man auch 


noch eine Zueignungsfchrife an den Herzog von Montagu, und ein Schreiben von einer 


geledtten und vernaͤnftigen Perfon an den Herausgeber dabey, welches eine allgemeine 

orftellung von Africa, deffen Einwohnern, und deren Regierungsarten, der Eroberung 
der Barbaren durch die Araber, und der Königreiche der Schwarzen durch die Moren ent: 
hält, Der Verfaſſer diefes Schreibens berichter ung, auf das Zeugniß des Admirals 
Perez, damaligen marokkiſchen Abgeſandten: ,, daß die Stadt Tombuto dem Kaiſer von 
»Marokko unterworfen wäre; daß fie von einem Baſcha regierer würde, den er Dahinfegte 
»Ind Welcher gemeiniglich aus dem Stamme der alten Könige twäre; und’ daß der größte 
= don dem Heere der Schwarzen, welches ein fo großes Anfehen in diefem Reiche zus 


—— daß es nach ſeinem Gefallen Kaiſer ein und abſetzen koͤnnen, zu Tombuto 
—* en 
e 


die Rayg, IND von da ergaͤnzet würde, Aus diefem Schreiben lernen wir auch, daß 
genomm von der Gambra welche Moore mitgetheilet, von einer wirklichen Zeichnung 
hat. Wie moen, die der Hauptmann Johann Leach auf der Stelle dafelbft gemache 
dem Originafe 6. hinzuſetzen, daß, ob fieigleich ſo groß als unfere ift, fie dennoch nur aus 
zuſammen gezogen, welches vier bis fo groß geweſen. * 

* 3 3 50 = 


1730 
Moore. 


86 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


1730 Folgendes Verzeichniß von den verſchiedenen Schriften, welche Moore ſeinen eige⸗ 
Moore. nen Reiſen beygefuͤget, iſt aus dem Briefe genommen worden. 

Ein Tagebuch vom Hauptmanne Stibbſen, von feiner Reife auf eben dem Fluſſe⸗ 

2) Einige Anmerkungen von Stibbfen, nebft des Verfaſſers Gedanken darüber, 

3) Auszüge aus dem nubifchen Erdbeſchreiber, und aus feo dem Africaner, 

4) Ein Capitel aus Ludolphs Hiſtorie von Yethiopien, welcher feine Mühe gefparet, 
den Urfprung und Lauf bes Nils aufzufuchen. 

5) Die vom Ludolph angeführte Stelle aus dem Herodot, vollftändig. 

6) Einige Worte der Mandingver, welche die meitläuftigfte von der Sprache der ein 
gebohrnen Schwarzen ift. 

7) Einige die Compagnie und den Gummihandel betreffende Brieffchaften. 

8) Das Tagebuch von einer gewiſſen Perfon, welche zu Königs Cars des Ilten Zeicen 
diefen Fluß befchiffet, welches Tagebuch von dem Haupfmanne Stibbs «) oft erwähnt 
wird, und deffen Nachrichten unterfchieden find. 

Zuletzt die Feftfegung der Föniglichen africanifchen Compagnie zu Jamesfort, im 

ahre 1730. i 

S Was die befondern Reiſen des Heren Moore betrifft, fo find folche nach Are eines 
Tagebuchs in einer zufammenhängenden Reihe mitgerbeilee worden. Es find darinnen 
alle Sachen, fo wie fie ſich nach und nad) zugetragen, erzählet, und Dinge von verſchiede⸗ 
ner Art, die Vorfälle eines jeden Tages, Anmerkungen von den Dertern, Shhifferzeiungen 
u. d. g. alles untereinander gemifcht worden. Weil nun diefes die Erzählung fehr verwirrt 
und auch trocken macher: fo haben wir folches von einander gefondert, und jedes unter feine 
gehörigen Hauptftüce gebracht. Wir habenn auch feine Reife in zweene Theile getbeilet. 
Der erite enthaͤlt feine Reife von England nach Jameseyland, und was während feine 
Aufenthalts dafelbit vorgefallen. Der andere erzählet feine verfchiedenen Reifen auf der 
Gambra, von einer Factorey zur andern, nebft feiner Befchreibung des Fluffes und der wer« 
fihiedenen Derter, die er beruͤhret. 

Das Buch ift auf Koften des Verfaſſers zu London bey Eduard Carl 1738 in Dctan 
gedruckt, und enthält außer dem Titel, der Zueignungsfhrift und Vorrede von eilf Seiten, 
und einem Briefe von dreyzehn Seiten, vierhundert und achtzehn Seiten, in dreyen Abthei⸗ 
lungen. Bon der erſten Abtheilung, die dreyhundert und fünf Seiten enthält, nimmt 
Moores Tagebuch zieyhundert vier und dreyßig ein, und Stibbfens feines die übrigen. 
Bon der zweyten Abtheilung, die neunzig Seiten begreift, füllee der Auszug aus der nubie 
fen Erdbefchreibung nebft des Ueberfegers Vorrede funfzehn, der aus dem Leo drey und! 
fechzig, der aus dem Ludolph fachs und eine Halbe, und der Yuszug aus dem Herodot 
die übrige halbe Seite an. Die vier legten Seiten nimmt das mandigoiſche Wörterbuch. 
ein. Die dritte Abtheilung iftein Anhang von drey und zwanzig Seiten, welche fünf Ars 
tifel enthalten, als ı) des Verfaſſers Vertrag mit der africaniſchen Gefellfchaft im Fahre 
1730. 2) Verhaltungsbefehle für Herrn Moore, da er zum Factor beftimme worden. 
3) Abfchrift von einer Schrift, morinnen man eine große Menge Goldes an dem Fluſſe 
Gambra will entdeckt haben. Dieß iſt der aus D. Hooks nachgelaſſenen Papieren be⸗ 

reits 
A 


a, 


a) Wir haben gezeiget, daß dieſes ein Verfehen 6) Ebendaſelbſt. 
iß. Siehe oben a. d. 32,6, ß 


von Capo Blanco big Sierra Leona, VI Bub VI Cap. 87 


reits eingeruͤckte Brief eines Ungenannten 5), 4) Ausʒuͤge aus Briefen von den vornehm⸗ 173 


© 
en Kaufleuten an der Gambra ‚ an bie afticanifche Compagnie, den Gummibandel be: Woore. 


treffend. 5) Die Feftfegung der Compagnie zu Jamesfort im “Jahre 1730, Das ganze — 
Werf iſt außer den Pine mit eilf Kupfern geziert, als: 1) Nordnordweſtliche Ausficht 
von St. Jamesfort. 2) Grundriß von dem Jameseylande, 3) Nordliche Ausficht von 
Jamesfort. 4) Ausficht von einer fuliſchen Stade und den Pflanzungen um viefelbe. 
5) Schwarze, wie fie auf die Palmbaume Flettern ; 6) Unbekannter Bogel, welcher an 
der Gambra gefangen worden. 7) und 8) Seltfames Ungeziefer, welches dafelbft gefun- 
den wird. 9) Grundriß von der Faetorey Pamyamakonda. 10) Bumey Haman 
Seaka, Koͤnig von Barſalli. 11) Kronvogel, der an eben dem Sluffe gefunden wird, 


Der I Abſchnitt. 


Moores Reife von England nach der Gambra, im Jahre 7730, 


Der Berfaffer fͤhrt aus; berůhret Cadix; Mord: Schiffe wird in Guinea umgebracht. State 
thaten dafelbft, Eanarifche Eylande. Ankunft Halter fpeifet mit dem franzoͤſiſchen Generale zu 
zu Samesfort. Neue Faetorey zu Bintein. St. Albreda. Regen, eine Seltenheit. Boshafte 
Domingo. Sillefrey. Hauptmann Stoneham That. Schaden durch Dit. Beſchreibung 
wird gefangen. Der Verfaſſer und Statthalter von Vintainz; deren Einwohner, Kleidung, 
werden beynahe verfelagen. Befuch von dem Hausgeraͤthe, Wohnung. Beſchreibung von 
franzoͤſiſchen Generale von Fort St. Eonis, und Serefe. Tanfromal. Mägdchen wird von eis 


von dem Kaiſer von Fonia. Nachricht von dem nem Seehunde in der Gambra aufaeft 
Reiche. Schiffsvolk von einem englifchen fen. 9 ſgefreß 


Mochdem Moore im Heumonate 1730 feine Prüfung ausgeftanden: fo verband er ſich, 


Der Verfaß⸗ 


auf drey Jahre lang in die Dienſte der Föniglich = africaniſchen Gefelffchaft als Schrei: fer fährtab, 


ber bey ihrer Factorey zu Jamesfort zu treten. Er fuhr den 2ten bes Herbfimonats von 
Sonden aus nach Öravefand. Da er aber fand, daß die Schaluppe der Compagnie, die 
Beſchleunigung, unter dem Hauptmanne all, welche nach der Gambra beftimmt war, 
nad) den Dünen gefegelt: fo gieng er zu Sande nach Deal, wo er an Bord gieng. Den 
soten lichteten fie mit einem fhönen Winde; fie wurden aber in eben der Nacht durch einen 
ſtarken widrigen Wind zurück getrieben. Den ıgten giengen fie wieder unter Segel, und 
kamen den aoften an die Inſel Alderney, fünf Seemeilen weit, Den folgenden Morgen 
ſehen fie das hohe Sand von Plymouth fechs oder fieben Seemeilen weit davon. Den aten 

es Weinmonats hatten fie einen heftigen Sfurm, der bis den ten anbielt; fo, daß fie 
nad) Cadix in Spanien, als dem nächften Hafen, gehen mußten, 10 fie den ten ankamen. 


achdem fie hier von den Gefundheitsbedienten unterſuchet worden: fo erhielten fie Erlaub⸗ 
niß, ans Ufer zu gehen. 


An oore faget, man habe ihn berichtet, es wären zwey Regimenter daſelbſt in Defasung, Kommt nach 
(4 


Die Leute, welche er fah, waren meiftentheils fehr betagte Kerl, die kaum die Waffen Cadiz, 
toohife ornten. Fruͤchte, als Aepfel, Trauben und Öranaten waren bier uͤberfluͤßi 
für — auch vortrefflich in ihrer Art; der Wein gut und ftarf, und ward dag Gallon R 
verurfache Öillinge verkaufe. Das Brodt aber war füurlich, welches von dem Sauerteige 
Gelegenheit, de den fie anſtatt der Bärme zu brauchen pflegen, Hier hatte der Berfofler 

/zweh egraͤbniſſe zu ſehen, die von allen denen unterfhleden waren, welche ex 


bisher 


und 


t 


88 or Reifen Längft/der weſtlichen Kuͤſte von Afrie, 


ı 1730° 
Moore. 


Mordthaten 
daſelbſt. 


Canariſche 
Eylande. 


Fiſche jagen, deren einige eine engliſche Meile flogen. An eben dem Morgen entdeckt — 


Ankunft zu 
Jamesfort. 


folgenden Tag mit ſieben Stücken begruͤßten, und von demſelben mit fünf Stücken bed j 


bisher gefehen Hatte: Eine voniden verftochenen Perfonen wurde, nahdem man eine Mefle 
über ihr in einer Kirche gefungen, in einem mit Fifchhaute bederften Sarge nad) einem DE 
gräbnißgemwölbe ein groß Stück Weges unter der Kirche gebracht; wo weder Sebeine noch 
Saͤrger zu ſehen waren, und man nur einen Haufen von mehr als dreyhundert Schalen 
fand, Die wie die Canonenkugeln in einer Feſtung aufgethuͤrmet waren. Hieher wurden DIT 
geichname von wier Männern gebracht, Die folche von ihren Schultern aus dem Sarge wol“ 
fen, fie daliefen, und den Sarg mitnahmen. | Ueber dem andern Leichnam wurde von mehr 
als hundert Prieftern, alle in weißer Kleidung, mit Wachskerzen in der Hand, Meſſe 9 
fungen, und folcher in Proceßion nach der Kirche gebracht. Sobald die Meffe vorben we 
wurde der Körper mit feinem Sterbekittel mitten in der Kirche herausgenommen, und in 
ein $och, zwey Fuß ins Gevierte, die Füße voran gelegt. Sobald er hineingelegt war, war 
das Loch verjtopft, unter welchem, wieder Berfafler mutbmaßet, ein Gemölbe war. 
Moore merket an, es fey gefährlich, hier des Nachts ſpaͤt auszubleiben ; denn in DE 
furzen Zeit feines Aufenthalts dafelbft wurden zwo Perfonen ermordet. Ginen davon, DE 
ein Engländer war, fah er auf dem Marftplage ausgefeget, um zu feben, ob fich jemand fe 
ser annehmen würde, und Geld zu fammeln, um ihn zu begraben. Er war mit einem De 
gen verwundet, der. ihm ins linke Auge geftoßen worden, und hinten durch den Hirnſchaͤde 
wieder heraus gieng. Der andere war ein Spanier, | 
Nachdem fie feifch Waffer eingenommen, und ihre Segel ausgebeſſert: fo reiften fie del 
ızten ab, kamen aber bey einer Windftille nicht weit. Den ıgten hatten fie viel Donnell 
Blitz und Regen. Den 24ften befam das Schiff einen Laͤck, er ward aber fogleich geſtopft 
Den 2siten erreichten fie Dalms, eine von den canarifchen Inſeln, in der Ferne von unge 
fahr fechs Seemeilen, wie fie urtheilten. Die Spige ſchien über den Wolfen zu font 
Den folgenden Morgen in der Frühe, da das Wetter reificht war, hatten fie einen kurze 
Blick von Ferro, und famen auf eine Seemeile weit hinan, da der Tag erfchien. Hie 
hatten fie drey Tage lang Donner, Blitz und Regen. Den ten des Wintermonats gien 
gen fie über den Wendezirfel des Krebſes, wo fie die Wendezirfelvögel antrafen, die weg@! 
einer einzigen Feder in ihrem Schwanze merfwürdig find. Sie fahen auch die fliegende 



















fie das Sand bey dem weißen Dorgebirge fieben Seemeilen weit von ihnen. Den 6ten & 
reichten fie die Küfte bey dee Mündung der Sanaga, und den folgenden Tag waren fie MX 
ben den zwoen Zigen des grünen Vorgebirges. Den gten fahen fie das Borgebirge S 
Maris, die Säöfpige von der Bambra; und am eben dem Abende Famen fie in 
Mindung des Fluffes vor Anfer. j 

Den roten fegelten fie den Fluß nahe an dem Ufer hinauf. Das Sand fah ſchoͤn all 
war holzicht, und mit grünen Neißfeldern abgewechfel, Den Nachmittag giengen IT 
Carlseyland vorbey, und den Abend Famen fie bey Samesfort vor Anker, welches fie I 


wortet wurden; worauf die Reifenden ans Ufer giengen, und dem Statthalter aufwa * 

ten c). Hier hatte der Verfaſſer ein gutes Zimmer, nahe bey dem Rechnungshauſe. 7; 

fpeifte mit den andern Schreibern an der zweyten Tafel, wie fie es nennen; wo fie Frl 
| gebell 


©) Siehe Moores Reifen a. d. ı m. f Seite. feines Tagebuches, um dag Eyland, das Fort, I 
Der Verfaſſer unterbricht hier den Zuſammenhang Fluß Gambra, und die Länder laͤngſt Bere 
| Li A 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch VI-Eap. 80 | 
Sebensmittel im Ueberfluſſe hatten, und ſtets um den andern Tagein Ochfe geſchlachtet wurde. 730 
Sie hatten Voͤgel, die 


von den Eingebohrnen dem Statthalter zu Kaufe gebracht wurden, wel- Woore⸗· 
her es jedem, der eben nichts nach dem Rindfleifche fragte, erlaubte, ſolche um einen geringen ”— 
Preis zu Faufen. Ihre Tafel ward taͤglich aus dem Garten der Gefelfchaft zu Jillifrey mit 
Kräuterwerke umfonft verfeben. Die Gefelffchaft derforgte fie auch mie Mehle ; und weil 

fie einen Berker und Backofen auf dem Eylande Batten, fo hatten fie täglich friſch Brodt. 

Auſtern waren Häufig da; denn fie konnten folche bey niedrigem Waffer an der Nord: und 
Nordweftfpige des Eylandes fammeln, ‚Wein und Brandtewein waren wohlfeil; und 

wenn Bier auf der Inſel vorräthig war, fo hatte er auch feinen Theil davon, Er ermah- 

net aber alle, die hieher kommen, Betten, Kiften und Kleidung mitzubringen. Sie wur: 


den wegen der Wäfche Monatlich mit einigen Weibern zu Tilkifvey einig; und wenn je- 
mand ans Ufer gehen mußte, 


fo verfagte ihm ſolches der Befehlshaber felten, Den ı2ten 
gieng Harriſon der dritte Dberfaufmann, an Bord der Schaluppe, Abentheuer, um ei- 
nen Handel zu Tankyowgl zwölf Seemeilen-auf dem Fluſſe hinauf, an der Süpfeite, anzu- 
legen. Den 1zten kamen von St. Jago, einer von den Inſeln des grünen Vorgebirges, 
auge portügiefifche Mäurer, das Fort auszubeffern, welches die folgende Nacht durch die 
Schildwachten munter gemacht wurde, weil die Sklaven einen Verſuch machten, zu entwi⸗ 


fen. Sie wurden aber wieder in Sicherheit gebracht, und der Rädelsführer, welches ein 
alter Boͤſewicht war, befam Dundert Streiche. Den ı6ten ward HSamiltonen, einem an 
dern neuen Schreiber, befohlen, in der neuen 


Factorey zu Tankrowal zu dienen, welche 
Harriſon wider einen, Anton Voß, einen befannten ſchwarzen Portugiefen, anlegte, der ; 
einen Privarhandel mit den englifhen Schmugglern trieb, welchen man auf zehntaufend 
Pfund rechnete, | 


Den ı7ten des Wintermonats ſehr fruͤh gerieth die franzöfifche Factorey zu Albreda Neue Faeto⸗ 
in Brand, und war die Feuersbrunſt ſehr erſchrecklich. Der Statthalter gieng mit zwoͤlf rey zu Vin⸗ 
Soldaten hinuͤber, ihnen beyzuſtehen; dem ungeachtet litt das Haus vielen Schaden, und fan. 
ein Sflave verbrannt, Denaziten gieng der Statthalter in der Schaluppe, die Defchleu- 
nigung, nad) Tjereja, vierzehn Seemeilen auf dem Fluſſe Vintain, um mit dem Könige 
wegen Erbauung einer neuen Factorey dafelbft Unterhandlung zu pflegen, indem das alte 
Haus einfallen wollte, Unterwegens fiel einer von dem Schiffsvolke über Bord, und er⸗ 
foff. Den folgenden Tag fanden fie den Körper ſchwimmen, und begruben ihn an der 
Seite des Fluſſes. Denzäften aber fanden fie ihn wieder ein großes Stuͤck hoͤher hinauf, und 
hatten ihn die Wölfe aus der Erde gezogen, die feinen Kopf, einen von feinen Aermen, und 
ein Stuͤck von der Bruft abgefreffen; worauf er denn zum andernmale, und etwas tiefer be= 
graben ward, Da der Statthalter ‚erhalten: was er verlangt: fo gieng er von Dintein 
za; und den sten des Chriſtmonats ward Banks, ein Schreiber, abgefchickt, eine neue 

actorey anzulegen d). 
en 2often gieng ⸗Moore zum erftenmale zu St. Domingo, 
ambra, dem Fort gegen über, ang Ufer, Es beſteht der Dre nur aus wenigen Hütten, go. 
ne iſt ein Brunnen dafelbft, die Befagung mit Waffer zu verforgen, Don hier gieng er — 
ach Jillifrep anderthalb kleine Meilen weit, durch Gras, ade oder. neun Fuß hoch. Jillifrey. 
Unter⸗ 
—S——— wir bereits eingeruͤckt Haben; Nachricht geben wollen. 
Woehner, wovon wir hernachmals 4) Moores Reiſen a. d. 460u. f. S 


Allgem. Rei ebeſchr, UI Band. 


J 


an der Nordſeite der &t, Domine 


90 3 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Küfte von Africa, 


gr  Unteregens fah er viele Eydechfen, mit Köpfen fo gelb als Gold. Den ꝛaſten gieng e 
Moore. von da nach) der Stadt Seaka, zwo Meilen höher, welche von den Portugiefen bewohn 
| ward, bie hier eine Kirche haben, welche felten gebraucht wird, indem die Priefter nur zwey⸗ 
mal im Jahre den Gottesdienſt darinnen verrichten. | 
Stoneham Den zten Jenner im Jahre 1731 wurde der Hauptmann Stoneham, von der Brigan⸗ 
reird gefans tine Johann und Maria, ein einzelner Kauffahrer, welcher drey Tage vorher angeton? 
gen. men, da er zu Jillifrey ans Ufer gegangen, von den Eingebohrnen gefangen, weil er DIE” 
dem Könige von Barra gehörigen Gebühren nicht bezahlet. Der Statthalter fhicte den 
Faͤhndrich zu feinem Beyſtande hinüber; und auf Das Berfprechen, hundert und zwanzig 
Stangen zu bezahlen, ward er losgelaffen. - 
Der Berfof Den zten Jenner nach Tifehe gieng der Verfaſſer nebft dem Faͤhndriche Kerr, und“ 
fer u. Statt, zweenen oder dreyen Soldaten, die Schaluppe, Jameseyland, zu verfuchen, welche erft ind” 
halter Waſſer gelaffen worden; doc), da fie eine friſche Seefühlung antrafen, wären fie bald ver” 
fohren gegangen. An eben dem Tage ward ein junger Elephant zum Gefchente für Dei 
Statthalter lebendig herabgebracht. Man erhielt auch die Zeitung von dem Tode des 
Heren Forbes, Schreibers zu Joar, nach einer Eurzen Unpäßlichfeit, die ev fich durch flat? 
kes Trinken zugezogen. Den roten gieng Moore und der Statthalter an Bord eines 
franzöfifchen Schiffes, der St. Michael genannt, welches unter dem Hauptmanne Tre⸗ 
dillac zu Albreda lag, wo fie hernach zu Abende fpeiften, und um Mitternacht zuruͤckkehr⸗ 
ten ©). Den ısten ſtarb Rusling, ein Schreiber, welcher fich nicht wollte rathen laſſen, zu 
Haufe zu bleiben, und ſich warm zu halten, Er hatte wenig Tage vorher verlangt, man 
möchte fein Grab fechs Fuß tief machen, aus Furcht vor den Wölfen, und er war den Abend" 
werden bey: zu Jillifrey alſo begraben. Den folgenden Tag giengen ber Berfaffer, ver Statthaltetr 
nahe vers Hauptmann Kevingftone, und Hauptmann Jenkins an Bord des Erfolges, den Haup 
Fülagen. mann Cummins dafelbft, an der Mündung des Fluſſes, zu beſuchen. Als fie den folgen” 
den Tag in der Schaluppe, Abentbener, nach Jamesfort wieder zurückkehtten: fo liefen ſie 
gegen Sonnenuntergang auf Die Felfen Carlseylande gegen über, und waren den einen Au⸗ 
genblick in vier Faden Waſſer, und den andern auf den Klippen. Sie warfen ihre Anker \ 
aus, und in einer Stunde Zeit machten fie die Schaluppe wieder los. Bald darauf aber” 
tief fie auf einen andern und ſchlimmern Plag; fo, daß alle Perfonen, den Starthaltet 
nicht ausgenommen, genöthiget waren, Hand anzulegen, als welcher den Boden ber Kajuͤte 
aufnehmen half, und eine Tonne Ballaſt uͤber Bord warf. Gegen Mitternacht kamen IE 
von den Klippen los, und giengen weiter von dem Eylande zu ankern bis Morgen; da fl 
ausgiengen, und einen wilden Vogel auf dem Eylande ſchoſſen. Sie fanden einen Kirſch 
baum, die hier ſelten find, deſſen Frucht aber noch nicht reif war. Der Baum und das 
$aub glich den Engliſchen, und war von eben der Größe, \ 
Beſuch von Den ıgten des Hornungs Fam eine Brigantine mit einer weißen Flagge auf der ober⸗ 
dem framoſt· ften Maftfpige zu Albreda an, und hatte den Herrn Devans, den franzöfifchen General” 
ja, Bene⸗ director zu Sanaga, am Borde. Sie begrüßte das Fort mit fieben Stücken, welches Mi 
“ eben fo vielen antwortete. ‘Den folgenden Tag fpeifte er unter der Aufwartung verfchied® 


ner franzöfifehen Edelleute mit dem Statthalter ; der ihn den zıften zu Albreda 1 
or 






i 
e) Moores Reifen, a. d. 84 u, f Seite. g) Zabat, Afrique oecidentale 4 Band auf N 
F) Ebendaſa. d. 6 u. f. S. ber zzıfben Seite. 


von Capo Blanco bis Sierra Leona, - VI Buch VE Cap 91 


ſuchte, wo er ſich bis Mitternacht aufhielt. Den zaften Fam einer von den Kaifern von war 
onia, den Statthalter zu Jamesfort zu befuchen, und ward bey feinem Ausfteigen ans Moore. 
sand mit fünf Stücen begrüßet. Er hieß Taffel, und fein Gefhäffte mar, fich Eu 
Pulver und Bley auszubitten, damit er fich wider einige Völker vertheidigen koͤnnte, Mic yon Toni, 
denen er Krieg führte. Er war ein junger Mann, fehr ſchwarz, lang und ſtark, mit einern 
Paar Furzen gelben baunmollenen Deinfleidern, die ihm bis an die Knie giengen, und einem 
ewande von eben dem Zeuge, gleich einem Chorhemde, bekleidet, -Er hatte weder 
Schuhe noch Strümpfe an, aber eine fehr große Müge auf, an welcher ein Stüd von ei⸗ 
nem weißen Ziegenſchwanze befeftiget war. Er Fam in einem großen Rabne mit einem 
Gefolge von ungefähr fechzehn Leuten, alle mit Flinten und Säbeln bewaffnet, und zweyen 
oder dreyen Weibern, und eben fo vielen Schwarzen, deren jeder eine mandingoifche Trum⸗ 
mel führte, auf melche fie bloß mit einem Steden und ihrer linken Hand ſchlugen, wornach 
die Weiber fehr munter tanzten. Sie hielten ſich die ganze Nacht im Fort auf; und da 
fie den folgenden Morgen weggiengen, wurden fie mit neun Stücen begrüßet 5). 

Labat berichter uns, daß der Fuͤrſt von Foigni, oder Sonia, in deſſen Gebiethe es liege, Nachricht 

den Titel eines Kaiſers annimmt, und wie man ſaget, von den benachbarten Koͤnigen da⸗ von bieſem 
für erfanne wird, die ihm Tribut bezahlen. Sein and ift fehr ſtark bevölkert, ob es gleich Neiche, 
eben nicht fonderfich groß ift. Die Eingebohrnen find arbeitfam, und lieben den Handel, 
Ihr Land verforger fie mit allen Notdwendigkeiten des Lebens, fo, daß fie auch den Fremden 
und ihren Nachbarn davon mittheilen Eönnen. Das Sand, welches von verſchiedenen ſchoͤ⸗ 
nen Fluͤſſen gewaͤſſert wird, hat einen Ueberfluß an Korn und Fruͤchten von allerley Art; ſo, 
daß es eine Pflanzſchule von Wurzeln und Kraͤutern iſt. Ihr Palmwein iſt vortrefflich 
und wohlfeil. Ochſen, Schafe, Ziegen und Federvieh kann man für einen leichten Preis 
haben. Die Einwohner find von freundlicher, ehrlicher Art, und lieben die Fremden, vor⸗ 
nehmlich die Franzoſen g). 

Den ıgten ſegelte die Brigantine, der Rubin, mit den Hauptleuten Creague und Col: Schiffsvolk 
well nach der Goldkuͤſte, wo ſie das Ungluͤck hatten, von den Eingebohrnen angefallen wird unge: 
zu werden.  Colwell und die meiften von den Bootsleuten wınrden getoͤdtet; Creague bracht. 
aber rettete ſich mit Huͤlfe ſeines ſchwarzen Jungens durch fein Kajuͤtenfenſter in dem Boo- 
te. Den sten März wurden dem Statthalter zweene Iebendige Stachelſchweine gebrache. 

An eben dem Tage wurde Johnſon, ein Schreiber, abgeſchickt, eine Factorcn zu Rolar, in 
dem Königreihe Barra, anzulegen, wegen trockner Güter, als Zähne, Wachs und Gum- 
mi. Weil die Compagnie aber fand, daß es wegen der fihlechten Einrichtung und Wirth: 
ſchaft, wie Moore anzeiger, ihr nicht zum Bortheile gereichte: fo verließ fie diefe Factorey 
wieder im Jahre 1733. Der Verfaffer gieng den Iten April hinüber nach Jillifrey, in 
dem Königreiche Barra, ein wenig hinter Samesfort, einer großen Stadt an dem Fluſſe, 
die von portugieſiſchen Mandingoern und einigen Mubammedanern bewohnet wird, welche 
dafelbft eine artige Mofchee Haben. Die Compagnie hat bier eine anmuthig liegende 50: 
ctorey und Gärten, welche das Fort verfehen, 
hatt en Zten ſpeiſte der Statthalter mit dem franzoͤſiſchen Generale zu Albreda 2), 
En fie fieben und dreyßig Schüffeln zu Mittage, und über dreyßig des Abends, Wäh- fpeiftzu Al⸗ 
7 M 2 rend breda. 
6) Albreda 


{ft eine ziemlich große Stadt, un- die franzoͤſiſche oftindifche Compagnie eine Faetore 
gefähr ein oder zuyp Meilen Hinter Zamesfert, wo hat. erg 


und Statthalter 


7 


1731 


Moore. 


Regen etwas ¶ Den sten May hatten fie mit Anbruche des Tages einen ftarfen Kegengußs’ welches | 


feltenes, 


Boshafte 
That. 


Schaden 


durch Unge: bertfen, dem Factore ber Compagnie, von Jereja herab, Weil fie dafelbft lag, fo ward 


witter. 


Beſchrei⸗ 
bung von 
Vintain. 


Einwohner, 
ihre Klei⸗ 
dung · 


92 Meilen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, | 
rend diefer Bewirthung feuerten die Factorey und Schiffe über zweyhundert Stuͤcke ab 
An eben diefem Abende Fam Frau Gilmore, des Serganten Frau, in dem Forte mit einem - 
Mägdchen nieder, und befanden ſich Mutter und Kind, twider die gemeine Meynung, daB 
£eine weiße Frau in diefer Gegend leben und Kinder gebähren Eönnte, fehr wog. Den 
2often April kam der franzöfifche General nach) dem Forte, fich bey den Engländern zu be i 
urlauben. Bey feiner Sandung ward er mit dreyzehn Stücken, und bey feiner Abfahrt 
mit eben fo. vielen begruͤßet. Den folgenden Tag fchiffte er fich in den Herzog von 
Bourbon nad) St, Jago ein, und begrüßte das Fort mit dreyzehn Stuͤcken, welches 
eben fo vielmal antwortete 7). 













feit ihrer Ankunft in dieſem Fluſſe der erfte war, An eben dem Abende fam das Langboot von 
der Perl, einem Kriegsfchiffe, herauf, welches unter dem Hauptmanne Bee an der Mindung 
des Fluſſes lag, um zu unferfuchen, ob einige Geeräuber an der Kuͤſte wären, 

Den 2often May des Abends ſchoß Jacob Lolling, der Schmidt in dem Forte, bey trun⸗ 
fenem Murbe eine Flinte nad) des Faͤhndrichs Kopfe, welche Dicht bey zweenen andern vor? 
ben gieng, und die Kugel fuhr gleich in den Saal, wo der Statthalter mit der Geſellſchaft 
war. Wegen diefer Srevelthat ward er feft gefchloffen, und den ıöten bes folgenden Mo: 
nats mit einem Stricke um dem Halfe ausgetrummelt, aus der Compagnie Dienften gejagt, 
und darauf auf Das Paketboot Guinea gethan, welches nach England beſtimmt war, in 
welchem das andere Oberhaupt, Herr Stibbs, wegen feiner fehlechten Geſundheit nad) 
"Haufe gieng. 1 

Den sten des Brachmonats kam die Schaluppe, die Seenymphe, mit Herrn No: 


ihre Bramftenge von dem DBlige zerfplistere, zehn Vögel in dem Hühnerkorbe auf dem 
Verdecke getödter, und ihr Vorkaſtel in Brand gefeger, aber bald gelöfche. Das Merk 
wuͤrdigſte war, daß Die Beine der getöbteren Bögel in Stücken zerbrorhen waren, obgleich) 
ihre Haut weder zerriffen, noch verleßt war. 
Den agften defielben wartete Moore dem Generale zu Vintain auf, welches fech® 
Seemeilen von Jamesfort lag, und fie in vier Stunden erreichten, Die Stadt liegt an 
dem Fluſſe diefes Namens, und gehöret einem von den Kaifern von Sonia, Sieift an 
muthig gelegen, auf einem Hügel an der Flußſeite, und von Portugiefen und Muhamme⸗ 
danern bewohnet. Die legtern haben zu ihrer Andacht eine fehöne Mofchee mit einem 
Straußeye auf der Spige auswendig. Die Stadt wird von den Flups überflüßig mir der 
bensmitteln verfehen, und bringe viel Bienenwachs, welches die Gefeltfchaft veranlafite, im 
Ehriftmonate 1730 eine Factorey allhier anzulegen. Ueber der Stadt ift fchönes grünes 
Gras und einige Bäume, welche machen, daß fie fehr angenehm ausfieht. Hier wurden 
fie von dem Alkade und den vornehmften Leuten bewillkommet, und bald hernach auch von 
dem Kaiſer, der in Perfon fam. h 
Das gemeine Bolf war mitten um dem feibe mit einem Stücke Zeug bekleidet, welches 
bis an ihre Knie hinab gieng, und ein anders hing über ihre rechte Schulte, Die Min 
‚ne 
#) Wioores Keifen a. d. 64 u. f. ©. Königreiche, welches ziemlich weit gen Süden fort? 
R) Ebendaf. a.d. on. f. S. gienge, und wegen des Handels, der darinnen 9 
T) Babat faget, Jereja ſey fleben Seemeilen führet würde, fonderlich mit Mache, anfehnli® 
weis von Pintain; es gäbe feinen Namen einen ſey; die Engländer und Franzoſen hätten — 
reyen 


von Caps Blanco big Sierra Leona. VI Buch VI Cap. 


die Weiber aber nicht: 
en. 


ner hatten durchgängig den einen Arm bloß; 
eiber 


don baummollenem Zeuge, einige glatt, 
Weiber gehen mit Schnupftüchern um 


von einem Zuge k). 


Sie machen ſich eben nicht viel aus dem Hausgeräthe; denn 
i Matte, die auf Stecken erhoben ift, 
ſerkrug, ein oder ein Paar Kalebafche, daraus zu trinken, 


‚ ein oder ein Paar Körbe, 


Fleine Kleiderfifte, eine 


fer, ihr Korn zu ftoßen 
Kalebafchen zu Schüffeln, 
fen dasjenige lieber, was fie 


Schilfe, einige fechs Fuß lang. 
halbe Pinte halten. 


und Thone gebauet, und mit langem Graſe 
Thuͤren find ſehr klein, 


ſes geſchoben. Sie halten ſolches ſauber, 


gieng gemeiniglich bis über bie Bad 
auf verfchiedene Art zu verfihneiden ſich befliffen, 


oder Ziegenfchwänzen, 


Andere laffen ihre Haare lang wach: 


nDders ausſehen, als dag Borpferd 


fie Haben meiftens nur eine 
darauf zu liegen, einen Waf 
zweene oder drey hölzerne Mör- 
es zu fieben, und zwey oder drey große 


Sie find eben nicht fer auf das Künftige bedacht, und verfau- 
überflüßig haben. In 

oder drey Tage faften, wie der Verfaſſer im Jahre 1732 

eine Pfeife Tobaf darf ihnen nicht fehlen. Sie bauen 

fen find von einem rörhlichen Thone, niedlich gemacht, 


Hungersnoͤthen koͤnnen ſie zweene 
ein Zeugniß davon ableget; allein 
ihren eigenen Tobaf, Ihre Pfei- 
und die Röhren find von Rieth oder 


Ihre Kaufleute, Die viel veifen, haben Pfeifen, die eine 


Ihre Hütten find vierzehn oder funfjehn Elfen (Nards) 
und Siboa oder 
und gehen nicht auf Angeln, 


im Umfange, und mie Leime 
Palmendlärtern bedeckt. Die 
fondern werden in die Mauer des Haus 


obgleich dev Verfaſſer nicht fagen kann lieblich, 


wegen der flinfenden Fifche und anderer Dinge darinnen, 


Den 2ten des 
zu Waller, da fie denn der 
fort an der Südfeice 
felben ). Sie wird von 
die andern aber wild m), 


bier eine wilde Gans, 
eben da fie eine Eydechfe fraß. 
Den zten, da die Pferde ausblieben, 


Fluß hinab, und ſegelten nach 


ügel h 


Inter ſich, welcher einige Meilen an den Fluſſe fi 
PeSgeit ſchone Spagiergänge giebt, Sie wird in zween 


te und wenn dieſe beyden Stationen mit 
eine in gen fädrten, ſo forgte der Kaifer dafür, 
daß fe " feinen ebiethe friedlich blieben, und 
eine freye Handlung ey alten wuͤrde, indem er fich 
ſtets auf die hrwächere Seite (hlüge, Raben 


Portugiefen und Banyonen bewohnet; die 
Hier ift ein guter 
feite zu ift das Sand offen, und giebt gute Gelegenheit zu fhießen, 
welche zwanzig Pfund wog, und 


Heumonats giengen fie den Nachmittag von Vintain ab, nach Jereſa 
Kaifer bis an ihr Boot begleitete, 
dem Abende die englifche Factorey zu Jereja. 


don dem Fluſſe Vintain, 


Sie erreichten noch aneben 
Es liegt vierzehn Seemeilen von James⸗ 
und eilf Seemeilen von der Muͤndung def 
erſtern find gefittet, 
Gegen die Warflere 
Der Berfaffer ſchoß 
eine grüne Schlange fünf Fuß lang, 


Handel mit Wachfe, 


giengen fie in des Statthalters Fahrzeuge den 
Tankrowal. 


llerfeite, ungefähr eine Halbe englifche Meile 


in der Sänge, und hat einen waldichten 


ortgeht, und in der trocknen ah: 
e Theile gerheilet; einer iſt für die 
M 3 Por 
abendländifches Africa 4 Band,a.d, 272u.f. S. 

) Se meynet vermuthlich die Flups, welche 
unter den Banyonen vermengt leben, und wild 
find; von den Banyonen aber geſteht man durch⸗ 
gängig, daß fie gefittet find, 


Die 


e Korallen oder Glasknoͤpfchen ein: 
fragen auf ihren Kronen eine ziemliche An= 


Diefe Stadt liege fehr anmuthig an der b 


93 
und die Kleidung ver. 
"Sie prangten mit ihren Haaren, die fie 
Die Mannsperfonen fragen Muͤtzen 
andere mit Federn 


den Kopf, und laſſen die Krone bloß, oder tragen 
ftatt deren Streifen von blauem und weißem Cattun, 


fen, und flechten fie wie eine Pferdemähne, in welche fi 
reihen. Manche, vornehmlich an dem Zluffe, 
sah! Eleiner Pferdefchellen, weiche machen, daß fie nicht a 


Ir 
Moore. 


Haus ge⸗ 


raͤthe. 


Beſchrel⸗ 
ung von 
Tankrowol. 


94 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Küfte von Africa, > j 
Portugiefen, der andere für die Mandingoer. Die erftern,deren fehr viele hier find, haben 
deren Prieſter jährlich von St. Jago geſchickt wird 

denen fie auf dem Fluſſe handeln; v 


3731 
Moore. viereckigte Häufer und eine Kirche, 
Diefe Portugiefen haben verfchiedene Kähne, mit 

daß an diefem Orte viele Leute zufammenfommen. Die Häufer der Mandingoer find WE 

die zu Dintain. Sie hielten ſich hier in der Factorey vier Tage auf,und auf dem RU 

wege nach) Jamesfort hatten fie einen heftigen Tornado, fo daß fie nur mic vieler Beſchwel 

lichkeit bey der Spitze Seaka fechs englifhe Meilen von dem Jameseylande ans fand / 

men. Den ıgten fam Herr Derman, ein Kaufmann von Kachao, der zu Sande nad! 

Tereja gereifet war, von daher, den Statthalter in dem Fort zu befuchen. 




































Ein Maͤgd⸗ Den ızten Auguſt wurde eine kleine Sklavinn, die dem Statthalter zugehörte, von einell 
Sen wird Serhunde weggeführet, als fie in dem Fluſſe ihre Füße waſchen wollte 7). 
von einer 
— Der II Abſchnitt. | 
verſchlungen. 
Reiſen des Verfaſſers auf der Gambra, in Geſchaͤfften der Compagnie. 
Ex verläßt Jamesfort. Beſchreibung von Joar. ſchlagen. Robertſens Unordnungen. Befchreis 
Befuch des Königs von Barſalli. Seine und bung von Kaſſan. Nachricht von Majors Tode: 
feiner Brüder Aufführung. Die Factorey wird Brufoe. Dubofunda. Kuttejar, Yamyama— 
beſtohlen. Ein unglüclicher Zufall durch eine kunda. Schwärme von Fliegen. Hafen Baſſi. 
Dofis von dem Laudanum. Des Königs von Nalkaway. Statthalter von Jamesfort wird 
Harfalli Rückkehr. Ein anderer ungluͤcklicher hier getaͤuſcht; brauchet Gegenmittel. Verſtaͤr⸗ 
Zufall. Der Verfaſſer geht nach Joar zurück. kung für die Factorey. Reiſe nach Fatatenda. 
Belchreibung von Kower. Major wird von Beſchreibung des Orts. Nachricht von Hume 
den Schwarzen getödtet, und der Verfaffer ger Badjt, dem Eroberer von Tomani. 
Verlaͤßt Ja⸗ Den 2aften Auguſt erhielt Moore von dem Statthalter Nachricht, er follte als Be 4 
mesfort; ftand nach der Factorey zu Joar gehen, damit er gegen die Zeit, da er zum Factot 


gemacht werben würde, die Urt des Handels lernte, Er gieng demnach den 2gften ald 
Robertſens beyftehender Factor auf dem Fluſſe dahin. Unterwegens hatten fie einige Tot? 
nados, welche fie oftmals nöthigten, zu anfern. Sie trafen den Hauptmann Ramſey al 
der von Joar fam, wo er genöfhiget worden, fih einiger von den Eingebodrnen wegen 
des Serin Donfo 0), eines befannten Mäflers zu Kower, dicht bey Joar zu bemaͤch 
tigen. Diefer Mäkler Hatte Geld von ihm genommen, unter dem Berfprechen, ihm elf 
gute Ladung zu verſchaffen; er hintergieng ihn aber. Als die Eingebohrnen hörten, wa⸗ 
RKamſepy getban hatte, fo nöthigten fie den alten Maͤkler, die Leute wieder loszumachen 
Den sten des Herbftmonats erreichte Moore Joar, war-aber von den Mufquitos um” 
Sandfliegen auf der Elephanteninfel fo übel zugerichtet, daß er mit Mühe von dem Bol 

nach der Factorey dafelbft gehen konnte. Den Abend kam die Scheluppe Abentheuen 
unter dem Schiffer Yobann Leach p), auf ihrem Hinabwege, nach Joar, da fie eine 
Handlunggreife nach Fatatenda gethan; wo fie durch die Gewalt der Winde alle ihre % . 
ker verlohren, und genöthiget war, ihre Stücke anftart derfelben zu gebrauchen, 


Befhreie Joar liegt in dem Königreiche Barſalli, ungefähr drey englifche Meilen von Ko 
bung von yoer, einer fehönen Ebene gegenüber, die mit Holzungen umgeben iſt, welche wilde Thief” 
Zoar. _ beherbergen, deren Gebrülle man des Nachts hören Fann. Sie ift zwo Eleine Meilen va 


e) Er ſcheint von Herkunft ein Serin zu DE 


n) Moores Reiſen, auf der 75 und folgenden } 
derer im IL Bande eriwähnet worden a. d. 463 ©. 4 


Seite. 


von Capo Blanco Big Sierra Leona. VI Buch VI Cap. 05 


der Gambra. Ein Theil von diefem Wege ift eine enge Bucht, die kaum für ein Boot 
weit genug iſt; der andere Theil ift ein guter Spagiergang in der trocknen Jahreszeit, 
beym Waſſer aber iſt er bedeckt. Die Stadt wird von Portugiefen bewohnet, die aber in 
den legten Fahren fehr abgenommen; da fie nicht über zehn Haͤuſer mehr haben, außer des 
Königs feinem und dem Eompagniehaufe, welches fo viel Grund und Boden bat, als alle 
die andern. Ungefähr eine englifche Meile davon iſt eine Reihe von Hügeln, die hoch) 
und felficht, aber voller Bäume find, und von welchen die Eingebohrnen fagen, daß fie 
hundert Seemeilen an dem Fluffe hinauf geben. Diefe Hügel geben im Sommer anmus 
thige Spagiergänge ab, bey der regnichten Jahreszeit aber find fie wegen der wilden Thiere 
gefährlich. In der Buche ift gut zu fifchen, und die Ebene bat viel Wildpraͤt. Das 
Fließwaſſer üt bier gut 4) 

Den gten Fam der König von Harfalfi mit feinen Brüdern, Bumey Haman Sca- 


+ 


ka, Bumey Haman Benda, und Bumey Loyi Eminga, in Begleitung von hundert K 


Mann zu Pferde, und eben fo vielem zu Fuße, nach Joer. Ob nun wohl der König ein 
eignes gutes Haus dafelbft hatte: fo wollte er doch in der Factorey bleiben, wo er nicht nur 
von Robertſens Bette Beſitz nahm, fondern auch, nachdem er ſich beteunfen, Robertfen 
halten ließ, bis er ihn gezwungen, den Schlüffel zum Vorrathshauſe aus der Tafıhe her⸗ 
auszugeben. Er gieng Darauf mit feinen Leuten in daffelbe, und nahm Heraus, was ihm 
beliebt. Er eignete fich bloß einen Anker Brandtewein zu, der aber nur drey Tage bey 
ihm währete; und als er aus war, fo fingen Seine Majeftät an, mehr zu ſuchen. Als er 
in dem Zimmer, wo Sarrifon Frank lag, ein Käftchen ſah, welches drittehalb Gallonen 
enthielt, fo befahl er, ſolches zu öffnen. Harriſon wollte ihn bereden, das Kaͤſtchen ent⸗ 
hielt nur einige Papiere, welche der Geſellſchaft gehörten: allein der König kannte die Käft- 
chen fürs Getränfe gar zu wohl, als daß er fich fo abweiſen ließ. Er preßte ihm alfo 
den Schlüffel ab, nahm den Schag heraus, und ward nicht nüchtern, fo lange folcher waͤhrete. 


1730 
Moore. 


Beſuch des 
oͤnigs von 
arſalli. 


Er war in der That ſo großmuͤthig, daß er die armen Factore einlud, von dem Ge: Seine und 


tränfe mit zu £rinfen, fo lange es währete. Seine $eute,fo gar feine vornehmften Bedien- 
ten, welches Der General und der Schagmeifter Seiner Majeftät waren, plünderten die 
Factorey bis auf zwanzig Pfund am Werthe. Sie eröffneten die Kiffen und Büchfen, 
und nahmen heraus, was fie fir gut hielten; indem hier nur drey Weiße gegen dreyhun⸗ 
dert Schwarze waren, Ihr ungeſchliffnes Wefen wird am beften aus einem Beyfpiele 
erhellen. Bumey Haman Benda, der dritte Bruder des Königs, welcher mit Mooren 
in Gefellfchaft war, nahm, da er zu trinfen forderte, einen Mund voll Wafler, und ſpruͤtzte 
ihm ſolches ins Geſicht. Moore, welcher die übeln Folgen erwog, die daraus entſtehen 
koͤnnten, wenn er einen ſolchen Schimpf geduldig litte, nahm das uͤbrige Waſſer in dem 

echer, und goß es ihm in die Hoſen. Hieruͤber wolite ihn der Prinz mit ſeinem Meſſer 
erſtechen, wurde aber durch einen Bedienten davon abgehalten, welcher das Vorgegangene 
mit angeſehen, und ihm die Aerme hielt. Dieſer Schwarze ftellte ihm feine unanfländige 
—* übrung fo nachdruͤcklich vor, daß er fich ſchaͤnte und Mooren zu Füßen fiel » fo lange 

18 er ihm befahl, aufzuftehen. Mach der Zeit war er fein vertrauter Freund, Zu einer 
andern Zeit fam diefer Haman Benda des Nachts, nachdem bie Factoreythüre fhon 
verfehlofien war, und fehlug folhe.ein. Er wolkte mit einem Piftole in der Hand in deg 

P) Dieß war der Königs, 


—* Verfertiger der Karte von g) Moores Reiſen auf der 9 und 104 und 
der Sambra, die Herr Woore herausgegeben. folgenden Seite, i 


feiner Bruͤ⸗ 
der Auffuͤh⸗ 
rung, 



























6 Reifen länaft der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


131 Königs, feines Bruders, Schlafzimmer gelaſſen ſeyn; man hielt ihn aber zuruͤck. AD 
‚Moore. König ſolches den folgenden Morgen vernabm: fo dieß er ihm feine Gegenwart verbierher 
und zur Strafe, wegen feines Anfchlages, ihn zu ermorden, follte er drey Sklaven geben FF 

Den ı6ten verließ der König und feine Wachten Joar, nachdem fie Robertfens Kamm 
ausgeleeret, und feine Kleider und Bücher weggenommen hatten. Diefe legtern bochel 
fie einem Marbuten zu Kower zu verkaufen an. Da ihnen folcher aber fagte, es wäre! 
Rechnungsbuͤcher: fo ließen fie ihm dieſelben, daß er fie dem Eigenthuͤmer wieder! 


ben ſollte. | 
Factorey Den ızten des Weinmonats gieng Harriſon nach Jamesfort hinab, um ſich an MT 
er beſtoh⸗ rothen Ruhr curiven zu laffen, die er ſich durch das ſtarke Getränk zugezogen hatte. HT 
Er sten des Wintermonats bemächtigte ſich Moore eines ſchwarzen Dieners, als folcher de 


Vorrathshaus beftahl. Er hatte den Schlüffel darzu unter Robertſens Kopfe weggenomel® 
Den ı2ten gieng ein Strauß mit einem Manne auf feinem Rücken bey Joar vorben, un 
war ein Geſchenk an den Statthalter von Herrn Jacob Connor, der ſolchen zu Saft 
tenda gekauft hatte, Den zten Jenner 1732 Fam die Bambra, ein neuengländifcher Schi 
ner, unter dem Hauptmanne Major, zu Joar an, und war mit Sale und Rum gelade! 
Den ıgten ſah er ein großes Kameel, welches dem Könige von Barfalli von bem Koͤnig 
von Demel s), einem ande an dem Fluffe Sanaga, gefhenft wurde, J 
ungluͤcklicher ¶ Der Verfaſſer erhielt durch einen eigenen Bothen aus dem Forte den ıgten von DI 
Zufall. Tode feines Freundes im Forte, Herrn Houghtons, Nachricht. Es gieng derfelbe & 
neuen Jahrstage zeitig zu Bette, weil ihm nicht wohl war; und er und ein gewiſſer He 
Serjeant ſchliefen beyſammen. Um Mitternacht wachte er auf, und bath, Serſea 
moͤchte ihm doch ein Paar Tropfen Laudanum aus der Phiole im Fenſter in einem Glo 
Waſſer geben. Der andere goß, weil es finſter war, das Laudanum nach Gutduͤnken eit 
und Houghton wachte nicht wieder auf, wodurch Die Compagnie einen guten Bedie 
ten verlohr. F 
Des Knie Sin Kenner Fam der König von Barſalli nad) Joar zurück, und brachte ein 
von Darfalli große Anzahl von feinen eigenen Unterthanen mit, um fie als Sklaven zu verfaufen. E 
Zuruͤckkunft. Iahm Befis von ber Factorey, wie zuvor. Dieß nöthigte {Jooren, einen Borhen (7 
den Statthalter und Rath zu Jamesfort zu ſchicken, um einiges Mittel wider diefe Krall 
Eung ausfündig zu machen. Den 27ften führte ſich der König, welcher mit dem Hanf 
manne Clarke und’feinen Leuten zu handeln angefangen hatte, fehr unverfchämt gegen Ba 
bertſen und den Verfaffer auf, weil fie wegen der Wegnehmung ihres Vorraths jeman 
nad) dem Korte hinabgeſchickt hätten. Den 27ſten des Nachmittages kam die Sam, © 
Schaluppe der Gefellfchaft , mit einer Ladung an, die fich auf fünftaufend Stangen beit 
Weit aber der Rönig und feine Seute noc) nicht wieder weg waren, und fid) foldye überd 
fehlimm aufführten: fo hielten fie es nicht fie rathſam, ihre Güter ans Sand zu fegen, od 
wachzufehen, was fie noch vorräthig hätten, bis die Küfte vein wäre ; indem fie befürchte 
jene häften die Abſicht, fich derfelben zu bemächtigen, Während der Zeit der König 
dem Hauptmanne Clarke handelte, noͤthigte er fie, ihm ihr Vorrathshaus zu tigen, 


Moores Reifen a. d. 82 u. f. ©. Kayor, deſſen vorher oft erwaͤhnt werden. 
Demel oder Damel iſt kein Land, wie Moo⸗ Stelle ſollte daher ſo heißen: won dem Damel/ 
ge vermuthet, ſondern der Titel des Könige von nige von RKayor, u. ſ. w. 


von Caho Blanco bis Sierra Leona. VI Buch VI Cap. 07 


Guͤter da hinein zu legen, wo er und fein Gefolge ſehr öfters eine Stunde faßen, mie.ein- 
ander trunken und ſchmauchten. r — 

Als ſie dieſen —— mit einander daſelbſt ſchmauſten, nahm der Koͤnig eine Flinte auf; 
und weil ex nicht wußte, daß fie geladen war ; fo drückte er los, und ſchoß Tomba Men 
des, einem Sohne des legten Königs von Darfalli, von einer portugiefifchen Frau, und ſei⸗ 
nem Vetter „damit in das dicke Bein, Dieſer war der Urheber von allem Schaben,, wel- 
her gefchad. Denn der König ſelbſt war gut geartet, und that, wenn er nüchtern war, 
nicht gern einem Weißen etwas zu Lide, vornehmlich denen, die zur Compagnie gehörten. 
Wenn der König an der andern Seite des Zimmers gefeffen bätte: fo würde die Kugel 
recht in die Mitte ihres Pulverhaufes gegangen feyn, und fie alle in die Luft gefprengt Haben, 
Seine Majeftät erſchrack über diefen Zufall, und war ſehr ungehalten auf die Factore, daß 
ſie geladen Gewehr hielten. Er fragte ſie: ob ſie meynten, daß er oder feine Leute ihnen eini- 
ges Leid thun wolften ? gleich als ob er geglaubt, daß ihnen durch den begangenen Kaub Eein 
Unrecht gefchehen 2). Sein eigener Schlüffelbeiwahrer haste einen Schlüffel, womit er die 
Vorrathshaͤuſer bey Nacht öffnete, und eine anfednliche Menge Güter heraus ſtahl. Wäre 
nicht die Schaluppe heraufgefommen : fo hätte fie nichts abhalten Fönnen, den ganzen Bor: . 
rath wegzunehmen. Alte ihre ſchwarzen Bedienten liefen weg, indem fie ſich fürchteten, 
man möchte fich ihrer bemächtigen, und fie verkaufen. Den sten des Hornungs aber, fruͤh 
Morgens, bielt feine Begleitung es für vathfam , aufzubrechen, nachdem fie Moores 
Schreibtifch, wie auch Robertfens und Harriſons ihre, aufgebrochen, und von den Gütern 
der Compagnie auf 200 Stangen Werehs weggeführt hatten. Bey einer Berathſchlagung 
zwiſchen Mooren, Robertfen und Boys ward befchloffen , die Güter in dem Vorraths 
hauſe nachzufehen, die Ladung von der Fama ans fand zu bringen, und Herr Noore ſollte 
mit dem Hauptmanne Boys nach dem Forte hinabgehen, um fernern Befehl zu erhalten. 
Den sten des Hornungs erreichte Moore das Fort, und fand, daß der Statthalter nach 
Barringding,einer Stabt des Königreichs Barra, gegangen war, um einige Streitig- 
feiten zwifchen derſelben und dev Compagnie beyzulegen. Den ı4ten kam der Statthalter 
nach Famesfort zurück 1). 

Den ıften März feegelte Moore in der Seenymphe, einer Schaluppe unter Loos 
pern, mit des Statthalters Befehlen von Jamesfort nach Joar zurück. Mei ihm aber 
die Landwinde enfgegen waren: fd war er fünf Tage auf der Reife, und fand den Fluß 
vierzig Seemeilen über dem Forte falzicht, Er brachte Robertfen einen Brief von dem 
Rathe, welcher enthielt, daß fie mit dem Berzeichniffe der Güter nicht zufrieden wären, wel 
he, wie er anführte, von dem Könige von Barſalli wären weggenommen worden. Sie 
berordneten daher, er füllte die Bücher halten, und das Waarenhaus des Verfaffers Vers 


1732 
oore. 


Ein anderer 
Unfall. 


Der Verfaſ⸗ 
ſer geht wie⸗ 
der nach 
Joar. 


vahrung uͤberlaſſen. Roberts ſchien hierdurch dergeſtalt beleidigt zu feyn, Daß er die Ta: 


orey verließ, und alle Bediente, außer der Köchinn mitnahm. Er fleidete fich nach Are 
der Schwarzen, und gieng hin, zu Rower zu leben, 

ower liegt ungefähr drey Meilen von Joar, einer großen Ebenen gegen über 
Velcher keine Bäume, aber fhönes niedriges Gras ift, welches machet, daß fie zum Reu— 


ten, 
N — — ſaget, dieß zeige, daß der Koͤnig ge⸗ einige Sklaven machet, und dag ihnen feine beſchwer⸗ 
— — ei uglaͤnder müßten ihm fo gehorſam fenn, liche Aufführung angenehm wäre, 
i genen erthanen, von denen er täglich =) Moores Reifen a, d. Bu, 
Allgem. Beifebefchr, IU B and. N 


‚auf Beſchreibung 


von Kower, 


/ 


1732 
Moore. 


Major wird 
getödtet, und 


der Verfaſſer 
geſchlagen. 


Robertſens 
Unordnun⸗ 
gen · 


98 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Küffe von Arien, 


ten, Spazievengehen und Jagen angenehm ift, Sie wird in drey Theile getheilet, al 
Kower, Jonakunda, und Tourakunda. Die erfte und letzte werden meiftens MT 
Muhammedanern bewohnet, die andere aber von Jolloifern. Eine jede davon ift ung“ 
fähr eine Meile in der Kunde, und liegt an dem Fuße der Hügel gegen Weften, und 
eine fehöne Ebene von Wiefewachs gegen Oſten. Es wird hier ungemein ſchoͤnes ba 
wollenes Zeug gemacht, Kurz, es ift die vornehmfte Stade an dem ganzen Fluffe, W 
der befte Dre zur Handlung. 
Den 22ften März kam die Nachricht nach Toar, daß der Hauptmann Majſor M 
dem neuengländifchen Schuner von dem Volke von Kaſſan, auf Anftiften des Cheai 
Voß, eines Portugiefen, der dafelbft lebte, getödter worden. Den 23ſten gab Haupemall 
Pearfon dem Herrn Moore Nachricht, er hätte einige portugiefifche Eingebohrne fag® 
hören, daß fie ihn, auf Anrathen feines Mitgenoſſen Roberts, fhlagen wollten. Er riell 
ihm alfo, auf feiner Hut zu feyn. Dem ungeachtet aber wollte Moore doch lieber gem 
handelt werden, als die Factorey verlaffen, daß fie geplündert würde, und blieb alfo # 
Haufe. An eben dem Tage kamen dreyzehn Jolloifer in die Factorey, und fchlugen u 
mishandelten Mooren, und droheten ihm, fie wollten ihn umbringen, wenn er ihnen keine 
DBrandtewein gäbe. Dieß geſchah auf Robertſens Anftiften, wie fie geftunden, dal 
von einem ältlichen Manne beftraft wurden, den Moore zu Hülfe rief; und da er ihnel 
drohete, er wollte fic) bey dem Könige befchweren: fo giengen fie beſchaͤmt weg, und ve 
fprachen, fie wollten nicht mehr zu Robertſen gehen, Sie lebten einige Tage auf viel 
Art, Roberts zu Kower, mit allen Bedienten der Geſellſchaft, und Moore in der FE 
ctorey allein, wo er viele Mühe hatte, zu verhüten, daß das Volk nicht die Gürer ſtah 
Zuweilen wurden fie einzeln von Robertſen abgefchickt, ihn bey Nacht zu beftehlen. Anal 
er traf fie oftmals an, und begegnete ihnen nach Verdienſten. Roberts berichtete dab 
nach Famesfort, Moore gienge mit den Eingebohrnen übel um. Den sten April Fam de 
SchaluppeAbentheuer, mit Harrifonen und Davifen, und den Befehlen der Gefeltfchdl® 
an Mooren, daß er die Aufficht der Factorey zu Joar dem letztern überlaffen, und ml 
dem erftern nad) Yamyamakunda gehen füllte. Der Kath berichtete Robertſen in ſeinen 
Briefe, er fähe ihn für einen verlohrnen Menfchen an; und weil er in feinem unerfäretichel 
Durfte nad) ſtarkem Getränke fortführe: fo hielt er ihn für untüchtig, der Compagnil 
einige Dienfte zu leiften. 
Den Abend ließ Harriſon Robertfen von Kower rufen, der fich ſchaͤmte, zu kommen 
und daher den Bothen erfuchte, er möchte fagen, er koͤnnte ihm nicht finden. Weil ab 
folcher Harrifons Diener war: fo fagte er ihm die Wahrheit, Den folgenden Morge 
befichtigten fie die Waaren der Compagnie, und übergaben folche dem Herrn Davis, M 
fie gehörige Berzeichniffe davon machten. Harriſon fchiefte einen andern Bothen na 
Robertſen, welcher mit demfelben, da er fah, Daß es nicht möglich war, fich zu verberge!" 
ankam, und feinen Fehler, daß er fih von der Factorey entfernet, erkannte. Er geftult 
auch, daß er Seute abgeſchickt, Mooren übel zu begegnen. Hierauf meldete ihm Hart“ 
fon, er ſollte, wenn Brown von Namyamakunda zurüc kaͤme, mit der erftern Gelege! 
beit nach dem Forte hinabgehen, um mit dem guineifchen Paketboote nad) England zu 
zu kehren, welches in zweenen Monaten dahin abgehen würde x). 























x) Ebendaf, a. d. 100 1. f. ©. ) Siche Jobſons Beſchreibung vorher a. d.33 ei 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. "VI Buch VI Cap. 


Den gten’verlieg Moore Joar, und Fam den zofen nach Nanimarew, dem ange: 1732 
nehmſten Hafen au dem Zluffe, welcher mit Palm: und Sihoabäumen anmuthig beſchattet Moore. 
war. Dem ısten verließen fie diefen Dit, und giengen den Fluß Hinauf nach Raſſen · vewercc 
Dieß iſt eine kleine Stadt an der Nordſeite der Gambra, welche ungefähr einen Büch- "yon Kaffın, 
ſenſchuß weit von der Wafferfeite, und drey kleine Meilen über Joar liege. Sie iftmie 
ſehr vielen in die Erde geſteckten Pfählen befeftiger „ die mit Thone ausgefüllet find, zwi⸗ 
fhen welchen föcher zu Slinten gelaffen worden, und in geböriger Weite Wachtehürme fte- 
ben 9). Diefer Ort iſt wegen des Schadens, den er thut, befannt, indem er ftets mit einiz 
gen von feinen Nachbarn im Kriege begriffen ift, und fich der Bothen und Kaufleute der. 
Geſellſchaft bemächtiger, wenn fie mit ihren Sflaven auf dem Wege nach Rower find. 

Im Jahre 1724 wurden die meiften von den Einwohnern zu Gefangenen gemacht, und- 
der Slati, welcher Makamarr hieß, ward genoͤthiget, zu fliehen, und Iebet ido in der. Ein- 
famfeit, an einem Dite, Medina genannt, an dem Flufle Semi, und feit dem find die 
geute bier friedlich gewefen, da jie 180 eine von den friebfamften Städten an dem Fluffe iſt. 

o bald ſie landeten, verſammiete ſich die ganze Stadt um ſie her, und Harriſon fragte 
den Slati: warum er ſich unterſtanden, ven Hauptmann Major zu toͤdten? Hierauf gab 
der Slati folgende Antwort, fo gut als fie Moore uͤberſetzen Fönnen, 

» Einige Jahre her, fagte der Start, ift diefer Ort ein großer Handlungshafen gewe⸗ Nachricht 
„fen, fo daß fich viele Schiffe allhier verfammlet, welche oftmals mit unfern Stadtleuten. von Majors 
„ſehr übel umgegangen find; indem fie verfchiedene von unfern Freunden und Anverwand: Tode, 
„ten mit Gewalt weggeführet , ohne daß wir fie beleidiget haben, Selbft im vermwichenen 
„Jahre führte Hauptmann Stoneham einen von meinen Bettern weg, weil Herr Chequo 
» Voß, ein Portugiefe, der in unferer Stade Ieber, fein Wort nicht gehalten, und ihm in 
„beftimmter Zeit Handlung verfchaffer Hatte, Es fi 


ng auch feglich diefer neuengländifche 
»Schuner an, mir aufeben die Art zubefehlen. Kurz darauf, da er in meinem Hafen ange⸗ 
kommen, ſchickte der König von Unter-Nani, in deſſen Gebiethe diefe Stadt liegt, einen 


» Sklaven zu mir, daß ich folchen für ihn verfaufen ſollte. Ich brachte ihn auch an Bord 
„zu dem Hauptmanne Major. Weil er aber Feine rechte gute Waaren Hatte, mwenigfteng 
„nicht folche, als mir anftunden: fo verurfachte ſolches, daß ich den Verkauf fo lange auf: 
ſchob, bis ic) dem Könige meine Urfachen angeben koͤnnen. Der Hauptmann verlangte, 
„ich follte den Sklaven fo lange am Borde lafien, bis des Königs Antwort kaͤme, und ich 
„thares. Endlich erhielt ich des Königs Befehl, den Sklaven nicht zu verfaufen, weil 
»ihm die Waaren nicht gefielen. Sch gieng darauf an Bord, und berichtete folches dem 
„Hauptmanne. Fr ward zornig, und wollte den Sklaven nicht wieder herausgeben, noch 
»ihn aus dem Schiffe nehmen Iaffen. Ich fagte dem Haupemanne nicht viel, fondern kam 

‚und erzählte ihnen Die Sache. Darauf vechne- 


99 


»nac) Haufe, rief meine $eute zuſammen 
„ten wir die mancherley Beleidigungen zufammen , die wir von andern einzelnen Kauffah⸗ 

»reen erlitten hatten, und befchloffen, den Schuner wegzunehmen,, welches wir den folgen- * 
»den Morgen taten. In dem Gefechte ward der Hauptmann getoͤdtet, welches mich ſehr 

»Fränfte, Mas aber die andern $ 


eute anbetraf z), fo gab ich ihnen das Boot und einige 
ccdensmittel, und ließ fie gehen, wohin es ihnen beliebte, „ Diefes, faget der Berfafler, 
“ ' ‘ 2 
2) Diefe Leute 


war 
giengen hinauf zu dem Haupt: ſchen Schaluppe zu Panimarew Bandelte, unb 
manne Moore, der pamafg im einer neuenglaͤndi⸗ dem ihr Schiff angehörte, ; * 


‚00. um gReiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Mein 


1732 
Moore. 


Brukoe. 


Dubokunda. 


Yamyanaz ; 


kunde, 


Schwarm 


son Fliegen. 


Hafen Baſſy. 


war des Slati Rede, woraus wir ſahen, daß die Eingebohrnen entſchloſſen waren, dasje⸗ — 
nige zu vertheidigen, was ſie gethan hatten. Weil wir nun nicht ſtark genug waren, ſie ze 
A ah waren wir nur froh, daß wir an Bord Famen, und unfere Reife fortſetzen 
konnten 4). * 


Den 1öten erreichte Moore Brukoe, welches an der Suͤdſeite der Gambra liegt, wech 
Sande Jemarrow eine halbe Meile vom Fluſſe. Hier legte die Compagnie im Jahrer732 in 

Factorey an, welche im folgenden Jahre abbrannte, und im Jahre 1735 verließen fie d 
Srt gänzlich. Hier blieben fie drey Tage, und giengen den Fluß hinauf nad) Dubokun⸗ 
da, 100 fie ſich mit dem Volke wegen Anlegung einer Factorey zu Brukoe unterredereil 
indem folches unter dem Schuße diefer Stadt war, und die Bornehmften hier wohnten. 
Den zoften fegelten fie nach Auttefar, mo die Gefellfchaft einsmals eine Factorey ha 2 
welche im Jahre 17 25 uͤberſchwemint wurde, worauf fie folche nach Sami, acht engliſche 
Rellen von Kutteſar zu Lande, an einem Fluſſe gleiches Namens, verlegten. Den oſten 
April kamen fie zu JPRnemyamakunda an b). 
































Namyamakunda liegt an der Nordfeite der Bambra, vierzig englifche Meilen übe 
Brukoe zu Sande c), und eben fo weit von Satatenda ſuͤdwaͤrts. Drey engliſche Mei 
len davon liege eine Stadt, Sutamor genannt, und Darüber ift eine See, die viele Fiſch 
hat. Hier wurde im Jahre 1730 eine Factorey angelegt, welche zwey Jahre darnach ab 
brannte, aber wieder aufgebaut wurde. Moore blieb zu Pamyamakunda, und Harrie— 
fon gieng den rzten den Fluß hinauf 4), Moore bemerkte hier viele Blige in der Nacht 

Den ten May ward er von einem Mumbo Jumbo e), einem geheimnißvollen Kunſt 
ftücfe ver Schwarzen, ihre Weiber in Furcht zu halten f), befuchet, Den zoten wurd 
einer von der Gefellfchaft Sklaven, welcher fich in dem Fluſſe wuſch, von einem Crocodi 
weggefuͤhret. Den ıoten des Brachmonats kam die Schaluppe, Abentheuer, unter be 
Steuermanne Johann Leach, mit Harriſon den Fluß herab, welcher zwey und zwanzig 
Seemeilen weit über Satatenda in dem Boote der Schaluppe geweſen, um den Fluß zu 
entdecken, wo er eine Reihe von Tafelfelfen fand, die ihn aufhielten. Gegen Abend bi 
fuchte er Harriſon am Borde feiner Schaluppe, und während der Zeit hatten fie einen er⸗ 
fhrecflichen Wirbelwind. In demfelben Fam eine Art von Fliegen, mit langen Fluͤgeln 
in fo ungeheurer Anzahl an Bord, daß, indem fie in Die Flammen des Lichts flogen, die T@ 
fel alsbald mit folchen bedeckt war, die ihre Flügel verbrannt, und andere, Die nicht ve“ 
brannt waren, verfchltteten ihre Flügel, da fie auf der Tafel Erochen, und diefe waren a 2 
dann nichts anders, als fo viele große Würmer. Sie fahen auch verfchiedenes anderes OUT 
wiürme, von welchem Moore zweye abgezeichnet hat. 4 


Den 2aften fing der Fluß Gambra an zu fehwelfen, da der Strom ftets herab Fam 
und Feine Fluth hinauf gieng. . Bald darauf flieg Moore zu Pferde, um nach Nakka 
way zu gehen, und erreichte den erſten Abend den Hafen Baſſy in Comani an der Sid 
4) Sollte es aber wohl recht geweſen feyn, eine gehalten, die Schwarzen müßten den Enaländeit 
gewaͤltthaͤtige Handlung durch eine andere zu rechts eben fo gehorſam feyn, und alles Unrecht von ihm! 
fertigen ? Würde man dadurch nicht eben die will: eben fü geduldig leiden, als, feiner Vermuthung 
kuͤhrliche Gewalt gezeiget haben, die der Verfaſſer nach, ber König geurtheilet, daß es die England!” 

urz Vorher an dem Könige von Barfalli getadelt gegen ihn hätten feyn müffen ? F 
hat? Zeigen die Ausdruͤckungen nicht, daß er dafür  &) Moores Reiſen ad. nun. f. ©. 


* 


von Capo Blancy bis Sierra Leona. VI Buch VI Cap, 10: 
feite der Gambra, neun Stunden über Ramyamakunda zu Wafler, und fünfzehn eng: 1732 
liſche Meilen zu Lande g): Der Weg ift waldicht, und in der Mitte iſt ein ſteiler Hügel Moore. 
voller Bäume, Er lag die Nacht in einer von den Negrohütten, und folgenden Morgen 
ließ ex fein Pferd dafelbft, fuhr in einem kleinen Kahne uͤber den Fluß, und gieng ſieben 
engliſche Meilen nach Nakkaway, welches in dem Koͤnigreiche Ober Dani an der Nord: 
feite der Bambra liegt, 5100 englifche Meilen und ein Viertheil von dem Fluſſe. Halb . 
geht der Weg durch Gehölze; die andere Hälfte iſt eine fchöne Ebene, welche feinen Baum 
hat, und in der regnichten Yahrszeit gemeiniglich unterm Waffer ſteht. - Hier wurde er 
von den Einwohnern mit einem Balafeu und andern Dezeugungen ihrer Gewogenheit 
bewilltommmet, indem fie nicht fo unangenehm in ihrer Aufführung find, als man fie vorſtel⸗ 


let; ob es gleich daſelbſt eben ſowohl betrügerifche, und bel geartete Leute ‚giebt, als in an- 
dern $ändern A). ) 


In dieſem Sande war vordem eine Gewohnheit, welche noch nicht ganz abgekommen ift, Statthalter 
daß nämlich derjenige, welcher einem andern des Morgens etwas verkaufte, folches, wenn von James: 
ihn der Kauf gereute, bey Zurücigebung des Geldes, wieder befommen fonnte, wenn er es ſort 
nur vor Sonnenuntergange forderte, Bey dieſer Gelegenheit bemerket der Berfafler, was 
dem Statthalter ‚der Compagnie vor zwoͤlf Jahren zu Nakkaway begegnet, - Diefer Herr, 
der auf einer Handelsreife war, hielt an dieſem Orte ftill, kaufte eine Kuh für eine Stange 
Eifen, und ſchnitt ihr, nachdem er fie bezahle hatte, den Schwanz ab. Als der Berfäufer 
davon Nachricht erhielt: fo befchloß er, ſich der Gewohnheit des Landes zu Nuße zu ma⸗ 
hen, und gieng zum Statthalter. Er erzäßlte ihm auf eine fcheinbare Art: weil er uͤberle⸗ 
get, daß feine Tochter den folgenden Tag follte verheirachet werden, ſo müßte ev feine Kuh 
wieder haben, um ihr folche zur Austattung mitzugeben, indem en fonft nichts eignes hätte, 
Der Statthalter, welcher Feine Arglift vermutbete, befahl einem von feinen Bedienten, Die 
Kuh zu Holen, und fie dem Eigenthuͤmer wiederzugeben. Als die Kuh gebracht wurde, 
fhien der Kerl fich zu verwundern, und fagte zu dem Statthalter, das wäre nicht feine Kuh. 
Der Statthalter behauptete folches; er aber erwiederte: mie das feyn koͤnnte, da feine Kuh 
einen Schivanz gehabt, als er fie ihm den Morgen gebracht hätte. Der Statthalter ant- 
wortefe: 68 mare wahr, fie hätte einen Schwanz gehabt, als er fie. gekauft; er hätte ihr 
ſolchen aber, nachdem er ſie bezahlt, abgeſchnitten. Der Kerl fragte ihn dreuſte: wie er ſo 
kuͤhn haͤtte ſeyn koͤnnen, daß er feiner Kuh ohne ſeine Erlaubniß den Schwanz abgeſchnit⸗ 
ten? Dabey ſagte er zu ihm, er ſchaͤtzte die Kuh und ihren Schwanz auf dreyhundert 
Stangen Eiſen, und er verlangte, daß ihm fo viel ſollte bezahlt werden, ehe. der Statthalter 
den Ort verließe. Alle Vorſtellung, daß er die Kuh gekauft hätte, und. Daß fie, nachdem 
er folche bezahle hätte, fein eigen geworden, war vergebens, Wer nur gegenwärtig var, 
der ſprach wider ihn, indem ein jeder etwas ven dem Gelde zu befommen boffie; fo, daß er 
genöthiger war, dem Kerl dreyhundert Stangen zu zahlen, bloß weil er feiner Kuh den 
chwanz geftußt, Der Statthalter verbiß indeflen die Sache, und biieb fo lange in die- 


3 ſem 
fo np der Karte iſt es ungefähr fünf und ſunf  _e) Es ift mit dem Ho⸗ rey von einerley Art, deffen 
Wendungen, Linie; wenn man aber wegen der auf der 50 Seite erwähnet worden, 
Hinzu eh: fo yaaammtungen nsch-eim Sünfeheil F) &.die Gebräuche der Einwohner weiter unten. 
d) Moore es ſechs und fechzig ausmachen. g) Es iſt ein guter Ort zur Handlung, auf der 
238 und 178 ©. zwi Vena. d..n5 ©. mit der 54, 136. Seite. x“ 
ammengehalten. b) Moores Reifen,a.d. us u. f.S. 


wird allhier 
beruͤckt. 


102." Reifen. Iingfe der weſtlichen Kuͤſte von Mrica, 


1732 ſem Hafen, bis er die gehörige Anzahl Sklaven erhalten Hatte. Darauf nahm er. von dem 
Moore Volke — Abſchied, ohne des erlittenen Unrechts zu erwaͤhnen, und gieng nach James⸗ 
fort zuruͤck. 
Brauchet Es verlief alſo ein Jahr, und die Leute zu Nakkaway dachten, es waͤre alles vergeſſen 
Gegende- Unterdeſſen hatte der Statthalter eine große Schaluppe ausgerüftet, Die wohl bemanndt 
druckungen. und niit zwölf Stuͤcken verfehen war. Man gab vor, fie follte eine Handelsreife auf dei 
Sluffe thun. Er fehiffte fic auf dieſer Schaluppe heimlich ein, und ließ fich an allen der 
Orten, wo fie ſich aufbielten zu Handeln, nicht fehen, bis fie Nakkaway erreichten, Daſelbſ 
gieng der Hauptmann ber Schaluppe ans Sand, den Leuten zu melden, er hätte eine ſe one 
gadung von Gütern, Sflaven zu kaufen; und bach fie,an Bord zu fommen, und ihre ZUM 
zu holen,  Diefemnach kamen fechfe von den Vornehmſten der Stadt an Bord, mel oh 
indem fie in die Rajüte giengen, nicht wenig erftaunsen, daß fie den Statthalter fahen, & 
traf fih, daß einer von ihnen der Eigenehümer der Kuh war, welcher mit den vier ande 
in Feffel gefchlagen wurde; den fechiten aber ſchickte man ans Ufer, den Leuten zu ſagen 
der Stasthalter wäre herabgefommen, Genugthuung wegen desjenigen von ihnen zu fol 
dern, was fie von ihm ausgepreſſet hätten, weil er feiner Kuh den Schwanz abgefchnittent 
und als das Boot ans Land-gieng, feuerte er dreyjehn Stüce ab, um den deuten zu wifle 
zu thun, daß er Mache genug hätte, das Unrecht zu rächen. Weil die Leute fahen, daß 
vergebens ſeyn würde, mit einer ihnen überlegenen Macht zu fireiten: fo ſchickten fie ihr 
zehn auserlefene Sklaven, welche das Stuͤck auf dreyßig Stangen gerechnet, die Summl 
ausmachten, welche fie ihn zu bezahlen genöthiget, Sie erkannten zugleich ihren Feple 
und fagten, ihnen wäre ganz recht gefchehen, weil fie fo gute Freunde berücker, als die GE 
ſellſchaft wäre, und die ſich bisher ſtets fo Höflich gegen fie aufgeführer Hätte, 
Vorrath für Den gten des Heumonats kamen der Hauptmann Boys und Herr Galand, Fackel 
die Fastorey. zu Brukoe, nah) Yamyamakunda, dem Herrn Moore zu berichten, daß die Schatupp® 
Sams nach Brukoe gefonimen, und mit Hundert Maaß Salz, und zweyhundert Galfondl 
Rum für feine Factorey beladen wäre, Die Winde aber wären fo ſtark, daß fie nicht 9% 
her hinauf gehen fonnte, Es wurde daher befchloffen, den Vorrath zu Brukoe ans sa 
zu fegen, bis fich eine Gelegenheit zeigte, folchen hinaufzubringen. Den ıöten hatten |E 
einen gewaltigen Tornado, welcher ein Nebengebäude von der Factorey ummarf, welhe®" 
‚gebraucht ward, Baumwolle aufzubewahren, die ein oder zweh Sabre vorher in guter 
zahl für die Compagnie allhier gefauft worden, Weil man aber fand, daß nicht der 9% 
hoffte Nutzen dabey zu machen war: fo gab fie Befehl, Feine mehr zu kaufen, als ſſolche 
die von dem Samen gereinige war, welches die Eingebohrnen aus Faulheit nicht zu ehulf 
pflegen. Den 28ften erhielten fie ihren Rum von Brukoe in einem Kabne, der von ſech 
Schwarzen gerudert wurde, indem folcher die befte Waare für die regnichte Jahrszeit ware” 
Reiſe nach Den 2ojten kam Johnſon zu Yamyamakunda an, welcher. dem verftorbenen Hugo Pf 
Fatatenda. ters, Hamiltons, Factors zu Fatatenda, Beyſtande, zum Nachfolger beitimme ivar, DM 
sten des Weinmonats fuhr Moore mie ihm des Morgens früh nach Fatatenda ab, um 
acht Uhr kamen ſie durch Kanuba, eine kleine Stadt, welche einen Hafen an der Gamb 
dat, von der fie zwo engliſche Meilen entfernt iſt, wohin Anton Voß von Tantrow 
jährlich feine Kaͤhne ſchicket, zu Handeln; und um Mittag erreichten fie Baßi, weldhes au 
einen feinen Hafen hat, der von Kaͤhnen häufig beſuchet wird, und zehn englifche Meiten 2 i 
Kanub⸗ 


I 
4 






















von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch Vl Cap. 103 


Kanuba liege. Um drey Uhr Nachmittages kamen ſie nach Burdah, wo ſich der König 1732 
von Tomani aufhiele, Zwo Stunden darauf giengen fie durch Kolar in Kantor, und Moore, 


teiften an der Süpfeite der Gambra fechs englifche Meilen weiter, Eamen Satatenda gegen —V- 
über, und fuhren hinüber 2). 


Der Fluß war hier ungefähr fo breit, als die Themfe zu Londo 
ſchnell, und ſchien fehr tief zu ſeyn. Die Fluth ſtieg in der trocknen Jahreszeit drey oder bung des 
5 TEE F HIER Jo biel. Beyde Seiten des Fluſſes waren wal⸗ Orts. 
Dicht, unb,bas Janb.an ber Sübfeite niedrig: die Factorey aber ag auf einem hoben fteilen 

Felſen, dicht an der Nordfeite des Fluſſes, in dem Koͤnigreiche Mo 


Ro olli, zehn englifche Mei. 
len von einer Stadt. Aus der Factorey bat man eine angenedme Ausficht auf den Flu 


ur ß 
einige Meilen weit, wie auch über dag Königreich Rantor, und man hörte Hier alle Mache 

die wilden Thiere Heulen, Sie wurde im Sabre 1733 verlaffen, Hamiton freute fich ſehr 

über ihre Ankunft, weil er 


feit dem Heumonate, da fein Schreiber geftorben, feinen weißen 
Menſchen gefehen haste, - 


Nach) einem Aufenthalte von zweenen Tagen zu Fatatenda, wollte der Verfaſſer wieder Nachricht 
nad) Pamyamakunda geben; er wurde aber durch eine Bothſchaft von Hume Hadji, von Kume 
der Eroberer, Könige von Tomani, davon abgehalten, welcher verlarigte, er möchte fo Ian Vadii. 
ge dableiben, bis er zu ihm gefommen, und ihn gefehen hätte. · Er thar diefes den Abend 
mit zweyhundert wehlbemwaffnere Mann, die er dem Könige von Woolli zum Beyftande 
ſchickte; denn diefes Königs Bruder Hatte ſich wider ihn empöret, und einige von feinen 
teuten und Städten meggenommen. Hume — war ein Sohn des letzten Koͤnigs von 
Tomani, welcher einige Jahre zuvor farb, Mei er aber befürchtete, die Seute möchten 
ihn nicht zum Könige machen wollen: fo fagte erihnen, fein Vater ſey noch nicht todt; und 
weil er fehr viel herzbafte Leute in der Stadt Burdah Hatte, welche ev wohl zu erhalten 


Sorge trug: fo beſchuͤhten fie ihn, und Fein Menfch im Sande durfte fagen, daß der alte 
König todt wäre, 3 


Diefer Mann felbjt ift ſehr alt, und bey der Stadt fehr beliebt; fü, daß er mic Eroberer 
deren Einwohnern und andern Freywilligen auszog, und das ganze Koͤnigreich Mookli von Tomani, 
eroberte, und es dem gegenwärtigen Könige gab, fo, daß er dafelbft eben fo unumfchränfe 
berrfcher, als zu Tomani; ja, noch mehr; denn es find zu Sutamer, einer Stadt drey 
englifche Meilen von Damyamakunda, einige Leute, die fich nicht viel vor ihm fürchten; 
daher er felten nach der Fartoren geht. Zu Fatatenda begegnete er Hamiltonen ſehr uͤbel, 
indem er taͤglich Guͤter von ihm bath, oder ſolche mit Gewalt nahm; und er hatte einen 
folchen verfluchten Durft nach ſtarkem Getraͤnke, daß, wenn der Factor nur etwas zu ſeinem 
Agnen Trunke hat, er alle Tropfen von ihm herauspreſſen wird, woſern er nicht bedacht if, 
d in den Gehölgen zu vergraben ; welches er zu thun pfl 


egte, wo er es ſehr heimlich des Nachts 
uchte, wenn der Torann Mmeggegangen war k), 


n⸗Bridge, und floß fehr Beſchrei⸗ 


Der 


” Moores Reifen, a. d. i22 u. f. S. *) Ebendaſ. a. d. 137nu.f.S. 


1732 
Moore. 


RO, 0 Fortfehung der Reiſe des Berfaffers auf der Gambra. 


Der Verfaſ⸗ 
fer beſuchet 
Nakkaway-- 


Reife nad) 
Brukoe, 


Buile, 
Korah, 


Chaukunda. 


Dubokunda 
wird beſchrie⸗ 
ben. 


u 


104% Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 
Dere·Abſhnitt· sr 























Der Verfaſſer beſuchet Nakkaway. Reiſe nach dragon zu verſchaffen; und mit den Portugiell 
Brukoe. Buile. Korah. Chaukunda. Dubokun⸗ nicht zu handeln. Beſoldungen der Fastore wer? 
da wird beſchrieben. Fatiko. Faetorey Brukoe den erhoͤhet. Preiſe, die man beobachten ſoll. Par“ 
breunt ab. Ein Boot wird von einem Wallroſſe tugieſiſcher Handel iſt nutzbar. Beleidigungen 
umgefhmiffen, und zweene von der Geſellſchaft Die man den Eingebohrnen erwleſen, find Urſache 
erfaufen. Eine Kuh wird von einem Wolfe ge- von vielem Schaden. Hauptm. each und Coop 
tödtet. Engländer werden von den Schwarzen ſetzen ſich zu Kuttejar. Der Berfaffer wird weite 

efangen, Die Factorey zu Brukoe wird wie- befördert. Die Gambra Läufe über, und zerſtoͤrt die 
* aufgebaut. Neuer Statthalter koͤmmt zu Factorey. Nachricht von der Ueberſchwemmung⸗ 
Jamesfort an. Der Verfaſſer erhält Befehl, Ungluͤcklicher Tod der Hrn. Philips und Rialton 
‚mit den Eingebohrnen wohl umzugehen, Summi- Ein Torpedo oder Krampffiſch wird gefangen. 7 


De Verfaſſer war Willens geweſen, von Fatatenda nad) Nakkaway laͤngſt der Nordſeh 
des Fluſſes zu gehen; er konnte aber wegen der Buchten nicht, Die ſo uͤberſchwemt 
waren, daß. man fie nicht paßiren konnte; ſo, daß er zu Fatatenda über die Gambra full 
und an der Suͤdſe ite gieng. Zwiſchen Burdab und Baßi ritt er über den fteilften A 
gel, den er jemals gefehen, und war ſolcher faft ein beftändiger Felſen von Eifenfteine, u 
doch voller Bäume, Gegen Sonnenuntergang erreichte er den Hafen Baßi, und nach! 
er.über. den Fluß gefahren, gieng er nach Nakkaway. Er verrichtete feine Geſchaͤffte d 
ſelbſt den Abend. Den folgenden Morgen früh gieng er zurück nach dem Hafen Haß 
und von da.ritt ev heim nach Pamyamakunda, welches faft vierzig englifche Meilen 
Lande iſt.  Demzaften N Ebbe 3 Fluch; und das Wetter, welches zındl 
ig’ Tage lang ungemein heiß geweſen, fing an; Fühler und angenehmer zu werden. D 
Sende — Se Aha Ger eine grime Schlange, 
Den zıften früh veifte Moore zu Sande von Pamyamakunda nah Brukoe, um AI 
Salz. mefien zu ſehen, und es hinauf zu ſchicken. Er gieng um neun Uhr des Morge 
durch Buile, eine Stadt, die ſehr angenehm in einem Thale lag, und au jeder Seite hi 
Hügel hatte, Gegen Mittag erreichte er Rorgh, eine kleine Stadt in Jemarrow,l 
der verjagte Kaifer lebte, der von dem Volke von Dubokunda vertrieben worden. .. Seh 
englifcye Meilen. gegen Welten davon ift.eine große Stadt gleiches Namens, um welhe 
ne große Gegend von Neißfeldern ift. Den Abend erreichten fie Chaukunda, eine gef 
Stadt, die mit einem, Walle umgeben war, ‚an dem Fuße eines felfichten Huͤgels, in. eilt 
Ebene, die fich.bis an. die Gambra vier englifche Meilen: weit erſtreckte. Hier fchlief er? 
des Alkadis Hauſe, in einem,großen Zimmer-auf einer Matte, die mit vier Gabeljtödt 
in die Höhe gehoben war; er wurde aber von den Musquitos heftig geſtochen. Die 
Alkade war in dem Jahre, da der Verfaſſer nach England. zurück gieng, Kaifer von JF 
marrow. Den folgenden Morgen früh verließ er Chaufunda, und fam um neun MM 
nach) Dubokunda, einer wohlbefejtigten Stadt, nach Art des Landes. Sie liege an d 
Siüpfeite des Fluſſes, ungefähr neun englifche Meilen von Brukoe, und wird in zween 
Theile oder befondere Städte getheilet; wovon Die eine mit einer großen Anzahl Sibo 
bäumen befeftiger ift,.die in die Erde gefteckt find, und zwiſchen welchen Thon geftrichen 
zur Verſtaͤrkung, welches faft eben fo feft ift, als eine fleinerne Mauer, Die andere St if 


EEE 


von Capo Blanco bis Sierra Lena, VI Buch VI Cap 105 


iſt bloß mie einem geflochtenen Zaune umgeben, wie unfere englifchen Hürden, der mit vielen 
Stoͤcken befeſtiget iſt. Dieß iſt die gemeinſte Art, die Staͤdte und Factoreyen an der 
Gambra zu befeſtigen. Dieſes Volk hat ſeinen rechtmaͤßigen Fuͤrſten, den Kaiſer von ex 
marrow vertrieben, und ſich aus ihren Mitteln einen Koͤnig erwaͤhlet, Namens Suma. 
Um drey Uhr des Nachmittags gieng er durch) eine kleine Stadt, Rolikunda genannt, Die 
bloß wegen ihrer artigen Mägdchen bekanne iſt und bald darauf erreichte er Drufoe, 
welche über vierzig englifche Meilen von amyamakundg liege. 


Nachdem er: feine Geſchaͤffte in einem oder ziweenen Tagen allhier geendige harte: fo 
kehrte er den zgften wieder zuruͤck, und blieb zu Chaukunds, und Eam den folgenden Mor- 
gen früh nad) Korah, wo der abgejegte Kaifer von Jemarrow lebte, und dem Verfaſ⸗ 
fer eine Schüffel Reiß und ftinfichtes Fleiſch fchickte, welches das befte 


, war, Das er hatte, 
Er lud ihn aud) ein, ihn zu beſuchen. 


Sie giengen zwo Stunden mit einander ſpatzieren, in 
waͤhrender Zeit der Kaiſer die Umſtaͤnde ſeiner Abſetzung erzaͤhlte, und eine große Zufrie⸗ 
denheit über feine Einſamkeit bezeugte, worinnen er, wie er fagte, mehr Vergnügen genöffe, 
als in feiner vorigen Hoheit. 

anzen von Jemarrow, welches zehn Fahre vorher eine anfehnliche Stadt war, . Mm 
dieſe Zeit kam ein bekannter Foley oder Sulier von Tomani, Klargee Solee genannt, 
mit vielen von feinen Sandesleuten, fich unter dem Schutze diefer Stadt niederzulaffen; ihnen 
!urde aber von den Einwohnern übel begegnet, die ihnen ihr Vieh wegführten. Die Fo⸗ 
leyer ertrugen folches eine Zeitlang, bis endlich ihre Geduld ausriß, fie unter ihrem Haupte 
die Waffen ergriffen, die Stade anfielen, einige tödteten, andere gefangen nahmen, und, fie 
zur Erfegung ihres Schadens verfauften. Seit der Zeit iſt der Ort Hindangefeger worden, 
und es wollen nur wenig Leute dafelbft (eben, weil fie in übeln Ruf⸗ find, daß fie die Gaſtfrey⸗ 
beit gebrochen, Des Abends erreichten fie Samyamakunda, Den 2often des Abende 
hatten fie eine gänzliche Mondfinſterniß, von halb neun Uhr bis. ein Vierthel nach Zehn 7), 


en ıgten bes Chriſtmonats gieng Connor, Herrn Moores Deyftand, nach Nakka⸗ 
way, und bald darauf Eam ein Bothe 


1732 
Moore. 


Gegen Mittag gieng der Verfaſſer durch Fatiko ‚an den Fatike, 


Factorey zu 
von dem Alkade von Brukoe, Herrn Moore zu ® 


rukoe 


berichten, daß die Fartorey der Geſellſchaſt abgebrannt wäre, und der Factor, Philipp rennt ab. 
Galand, 


welcher aberwigig geworden, fich ſelbſt erfäufen wollen. Hierauf ließ Moore 

Connorn zuruͤckrufen, und reiſte noch den Abend nach Brukoe ab, wo er den folgenden 
Tag in zwanzig Stunden anfam, da es vierzig englifche Reilen wei war. Er fand Heren 
Galand in des Alkades Hauſe Frank, der die Sclüffel von dem Waarenhaufe der Geſell⸗ 
ſchaft hatte, welches von dem Feuer gerettet worden, Den zıften machte Moore ein Ber- 
zeichniß von den Gütern, und ſchickte einen Brief nach dem Samesfort, um dem Rathe von 
diefer ſchlimmen Zeitung Nachricht zu geben, Den zıften gieng ein $angboot, welches zu 
em Verſuche, einem einzelnen Kauffahrer unter dem Hauptm, Clarke, gehörte, bey Srukoe 
auf feinem Wege auf dem Fluſſe vorbey. Es fagte den Bedienten, als fie ihm zuriefen, 
gehoͤrte Siguor Anton Voß von Tanfromal, und wollte nach dem Hafen Baßi gehen, 
Selaven hinab zu bringen. Die Urfache, daß fie nicht gern wollten erkannt feyn, war die 
d * die Eingebohrnen moͤchten fie wegen der uͤbeln Begegnung wegnehmen, die fie von 
nige en auffahrern erlitten, und weil dasjenige, was dem Hauptmanne Mejor ei⸗ 

rate vorher zu Raffan begegnet, fie in Schreien gefeßet, Bash: 
m Moore, 


— — Den 
en, a. d. f. S. 


eſchr. II Band, | — 
























100 Neifen laͤngſt der wefklichen Kuͤſte von Africa, 
1733 Den 6fen Ferner 1733 gegen Sonnenuntergang Fam eben das Boot zuruͤck, und 
Moore. Dberfteuermann, Herr Hayes, Fam den Herrn Moore in der Factorey zu Brukoe 
nenn befuchen. Als Galand von der Ankunft des Boors hörte: fo bach er den Heven Jay! 
verfinge er möchte ihn zum Hauptmanne Clarke an Bord bringen, von dem er verfchiedene ; 
wendigkeiten kaufen müßte, Here Moore und der Alkade bemuͤhten fich, ihm feld 
- auszureden, aber vergebens, und das Boot gieng um Mitternacht ab, und Herr Bulk 
Darinnen, Den 7ten gegen Mittag fam Herrn Balands fehwarzer Bedienter nad) SM 
koe zurück, und erzählte Heren Moore, daß fein Herr und Here Hapes beyde ertrunkel 
waͤren, und daß er und ber Bootsknecht mit großer Mühe entkommen wären, Den folge" 
den Abend Famen der Bootsknecht und Sprachverftändige des Boots zu Brukoe an, U 
durch ein gaben Herrn Moore diefe Nachricht von ihrem Ungluͤcke. Um vier Uhr des Morge 
Wallroß verließen fie Brukoe. Da fie neben ven Inſeln Sappo waren, fo hörten fie ein gro 9 
Geraͤuſch in dem Waſſer gerade vor dem Boote; und da ihnen der ſchwarze Sprachveritäl® 
dige berichtete, es wäre ein Geſchwader Wallroſſe, fo befahl ihm Hayes eine geladel 
Flinte unter fie zu fehießen, welches er chat, Ehe aber noch der Blig von der Pfanne M 
feinen Augen verſchwunden war, wurde das Boot, welches ftarf ruderte und mie dem Stie— 

me gieng, mitten unter fie gebracht; da denn eins von ihnen, welches vermuthlich verronl 
det war, mit feinen Tüßen um das Boot herum planffcherte, bis es ein Stück aus DM 
Boden gefchlagen. ° Als die Bootsfnechte merkten, daß das Boot voll Wafler ward, F 
viefen fie Herrn Hayes, welcher befahl, dafs fie gerade nach dem Ufer fahren follten, Add 
and zwoPer⸗ zwanzig Ellen davon ſank das Boot gerade unter; und die Herren Hayes und Ball 
fonen erſauf⸗ erſoffen, weil fie nicht ſchwimmen Eonnten m). 
fen. Die beyden Leute, welche fich am Ufer gerettet, blieben bis gegen Mittag an dem DM 
wo das Boot verfunfen. Weil fie aber aus Mangel der febensmittel faft verhungerten, u 
keine Waffen Hatten, fich wider Die wilden Thiere zu vertheidigen: fo kamen fie nach Hr 
koe, und erfuchten Mooren um Hülfe, bis ihnen Hauptmann Clarke Beyftand ſchicke 
koͤnnte. Weil das Boot gerade unter gefunfen war, fo daß es bey niedrigem Waffer fil 
Fuß tief lag, und fein Maſt hervorſtund; und weil fie glaubten, daß noch erwas von Dr 
Gütern koͤnnte gereftet werden, welche aus anderthalb hundert Stücken Wachs, und NT 
fo vielen Zähnen beftund: fo befam Moore einen Schmidt, ihnen Hafen zu mad)‘ 
und ſchickte fechfe von den Bedienten der Compagnie mit hinab, dasjenige in Sicherheit! 
bringen, was fie aus. dem Boote heraufbringen Fönnten, und fehrieb an den Haupemalll 
Kuh von eis Clarke, ihm von der Sache Nachricht zu geben, Indem der Verfaffer ſchrieb, fo mal 
sem Wolfe er durch ein Geraffel in dem Gebüfche, nahe bey feinem Fenfter, geftöhret; worauf er 
. gerödtet, Piſtol in die Hand nahm, und mit einem Diener nach dem Orte bingieng, wo fie ei 
Kuh fanden, der von einem Wolfe die Gedaͤrme Herausgeriffen waren. 
Zweene Tage nachher kamen des Haupfmanns Clarke Bootsknechte zuriick, und m 
beten, fie koͤnnten weder das Boot, noch etwas, das dazu gehörte, fehen; fie hätten aber # 
ihrem Wege dahin, drey Kuchen Wachs, einen Sonnenſchirm, ein Ruder und eine I 
Handfifte gefunden. Mach ihrer Meynung müßte jemand das Boot gepluͤndert hab) 
denn nahe bey dem Orte, wo fie folches verlaffen, hätten fie eine Sagay over Affagay I 
funden, welche vermuthlich da gelaſſen worden, Den folgenden Tag kamen zwanzig WR 


ws) Mivores Reifen a,-d, 145 0. f ©, wie auch die ns ©, 


x 


von Capo Blanco bis Sieren Leona,“ VI Buch VI Cap. 107 


die dem Suma von Dubokunda zugehörfen, nach der. Factorey und bemaͤchtigten ſich des 1733. 
Wachfes, welches die Bootsfnechte auf Dem Waſſer gefunden hatten, und waren mit dem Moore. 
achfe allein niche zufrieden, fondern wollten ſich auch der Leute bemächtigen, und fie ver⸗ —— 

kaufen. Allein der Alkade von Srukoe und Moore vermochten ſie dahin, den Streit bemäihtinen 

fo lange zu verfihieben, bis des Hauptmanns Clarke Boot angekommen. Zweene Tage ſich einiger, 

Darauf fam das Boorz die Schwarzen aber blieben auf ihrem Enefchluffe, fich der Leute des Engländer, 

Hauptmanns Clarte, als Schmuggier zu bemächtigen, weil fie auf dem Fluſſe kaͤmen zu 

handeln, ohne daß der König zu Dubokunda fie gerufen Härte, Dem fie fagten, es haͤtte 

niemand ein Recht, auf dem Fluſſe zu Handeln, als die Compagnie. Sie forderten alſo 

von dem Hauptmanne Clarke hundert Stangen fuͤr einen jeden von ſeinen Leuten 

ten, fie ſonſt Lebenslang zu Gefangenen zu behalten, Endlich wurde Moor⸗ nach) einem - 

Streite von fechs Stunden genöthiget, ihnen zu fagen, folche Gewohnheit würde machen, 

daß die Compagnie die Factorey aufgabe; und wofern fie nicht die Leute losließen, fo wollte. 

er nach dem Fort ſchreiben, man follte ihm Eeine Güter mehr fehicken: wenn fie ihm aber 

die Leute ausliefern wollten, fo wollte er es bey dem Hauptmanne Clarke, der ſein Bekann⸗ 

ter waͤre, dahin bringen, daß er ihnen Brandtewein und einige andere Guͤter fehenfte, wel: 
es fie zuletzt eingiengen, Er bezahlte auch ſechs Stangen fuͤr einen jeden Mann, ehe er 

des Königs Erlaubniß erhalten konnte, ſolche fortzuſchicken. 


en 2ıften Jenner kam die Schaluppe, Tameseyland, unter dem Hauptmanne Bas 


fon zu Brukoe an, mit dem Befehle, Modre ſollte die Factorey zu YXamyamakunda 
dem Heron Connor übergeben, und die Bedienung bey der 


vi ? ‚andern übernehmen, zu deren 
Aufbauung Materialien mit der Schaluppe geſchickt wurden. Brukoe liegt fiebenzig Factorey zu 
Seemeilen über Joar, an der Suͤdſeite der Gambra, 


in dem Sande Semarrow, eine £lei- Brukoe. 
ne halbe Meile von dem Fluſſe. Die im Jahre 1732 daſelbſt angel 
abgebranne war, wurde nun wieder erbaut, 


egte Factorey, welche 
Die Compagnie aber verlieh fie ein oder ein 
Paar Jahre darnach x). Den sten des Abends erhielt Moore Nachricht, daß der Haupt: 
mann Willisms, Schiffer von einer Drigantine, Die zu Joar handelte, einige Sklaven 
gekauft gehabt; weil er aber nicht veche auf fie Acht gegeben, fo hätten fie ſich empöret, und 
viele von dem Schiffsvolfe getoͤdtet: Dem Hauptmanne wären auf eine erbärmliche Are 
die Finger abgehauen, und er wäre noch durch Schwinsmen enfronnen, daß fie ihn niche 
gerödset hätten; wodurch er glücklich nach Jamesfort gekommen, wo ihn der Statthalter 
freundlich aufgenommen ; und yon da wäre er nach England gegangen. * 
Den ı6ten Mär; hatten fie viel Donner und Dliß, welches etwas ungewöhnliches zu 
dieſer Jahrszeit ift. Die Eingebohrnen fahen folches als Borbedeutungen yom Kriege 
und Unruhen in dem Sande an, welches ſich im folgenden Sabre zutrug, faget Moore, da 
die Geſellſchaft ihren Vortheil durch die vielen Sklaven machte, welche fie Faufte, Den 
ten kam die Schaluppe, das volle Glas, unter dem Hauptmanne Moore, deſſen Schu⸗ 
ner {m vergangenen Fahre zu Kaſſan weggenommen worden, auf ihrem Wege nach Pas 
amakunda zu Brukoe an. Sie 


hatte eine gute Anzahl Stücken, und genugfame 
Kor. aft am Bordez und man batte die Abficht, entweber einen guten Han 


del zu treffen, 
De don den Eingebohrnen wegen des Verluſts zu Raſſan Genugthuung zu erhalten, 
N ſten fand Moore bey einer Stadt eine englifche Meite von Brufge ei 
2 


Men ungeheus 
J ren 
x) Moores Reiſen a, d iz0 u. f. S. | 


mit der or und 114 ©, zuſammengehalten. 


geben, lichen Complimenten von Seiten der Geſellſchaft machen, und ihn verfichern, daß fie 4 


ſchaffen. hart und dicht würde wie ein Gummi, welches von großem Werthe ſey. Er könnte dl 


D 


























108 Seifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 

1733 ren Scorpion, zwölf Zoll lang, und den ııten May gieng er in des Heren Te AIR 
Moore. Schaluppe hinab nad) Soar. Da er aber unterwegens den Hauptmann Sarby 
—— der Schaluppe, Fama, welcher mit einer Ladung Salz den Fluß hinauf gieng, Korn 
Statthalter das Jamesfort zu kaufen, antraf: fo erhielt er Nachricht, daß Herr Hull aus Englal 
Eimmt an. zu Samesforf angefommen, und zu des Statthalters Herrn Rogers Nachfolger beftim 
fen, welcher wieder zurückgehen wollte. Auf diefe Zeitung hielt er für dienlich, nach [AT 
Faetorey zurück zugehen, Unterwegens hatten fie einen heftigen Tornado, Den 12% 

May hatten fie eine ganzliche Mondfinfterniß zu Brukoe, welche eine Stunde lang baut! 
Verhaltunge Den sten des Brachmonats fam die Seenymphe, eine Schaluppe unter dem Hauf 
befeble für manne Brown, zu Brukoe mit einer guten $adung an, und Herr Roots als Beyſt 
den Berfaf hey diefer Factorey. Zugleich erhielt Moore ein Schreiben mit Berhaltungsbefehlen vi 
fer, dem neuen Statthalter, Weil folches von der Gefellfchaft Einrichtung des Handels — 
der Gambra viel Licht giebt: fo haben wir es für dienlich erachtet, einen Auszug dar 
mitzutheilen. Hull meldet ihm alſo: weil die Gefellfehaft für gut befunden, ihm mehr 
Eommiffionen wegen des Handels aufzutragen, fo hoffte fie, er wuͤrde folchen durch fe 

Treue in feinen Unterhandlungen für Diefelbe, wie auch durch eine leutfelige Auffübru 

mitden Ein: gegen die Kingebohrnen und Handelsleute 0), feinen feyerlichen Verbindungen 
geborenen ¶ maͤß, gehörig nachkommen. Er füllte dem Suma ein Geſchenk von fünf Gallonen Ruf 
wohl umzu⸗ wegen des Kern Hulls Nachfolge des Herrn Rogers in der Auffiche, nebſt den gemöll 


fonnen wäre, den Handel in diefen Gegenden befonders mit trocfnen Gütern, als Zähn 
Wachs, Haute oder Fellen von allerhand Art, und Baumwolle, Indigo, Gummi od 
andere Güter, die fie zu Haufe abfegen koͤnnten, ftärfer zu treiben. Er follte ſich beml 
Summidea ben, eine große Menge von einem gewiffen rothen Safte zu verfhaffen, welcher Häufig UT 
gem zu ver: der Ninde eines Baumes, Pare de Sangue p) genannt, treufelte, und ih kurzer Zeit) 


balbe Stange für ein Pfund geben; und man erwartete andere Berbefferungen des Ha 
dels, damit mehr abgienge, und er mehr zurück ſchickte. Vornehmlich follte er zu al 
Zeiten bedacht feyn, feine Arbeitsleufe nicht abzufhaffen, und follte mit den vornehmſt 
Stücken Geld 4) fparfam umgehen, und fie nicht ohne große Noth anders, alsnur im Ham 
ausgeben. Er follte, um entiveder fich oder andere Bediente zu bezahlen, nichts von 
vornehmften Gütern, oder einige Sklaven, Zähne, Wachs oder Gold, oder einige troch 
Güter von was für Art fie auch ſeyn möchten, nehmen, fondern fie auf Rechnung der 9° 
ſellſchaft nach dem Fort ſchicken. Er follte nichts auf den Sold eines-Bedienten der OT 
ſellſchaft bezahlen, er möchte enttweder zue Schiffahrt gehören, oder fonft gebraucht werde 
und follte auch dafür forgen, daß diejenigen, die unter ihm ftünden, nicht in der Gofertfal 
Schulden geriethen. Denn folche Defecte, und das Geld, welches er denen gegeben, ! 
nicht zu feiner Factorey gehörten, würden auf feine eigne Rechnung geben, ; 
Nicht mie Er follte feinen Handel mit den Eingebohrnen, nicht mit dem von den Portugiefen 09 
— Kaufleuten 7) vermengen, unter dem Vorwande, ven man bisher gehabt, es dahin 
Handeln. b 
0) Eine fehr nothwendige und wichtige Lehre, Leutſeligkeit und Gerechtigkeit Haben. | 

die aber nur gar zu oft von Leuten aus den Auz pP) Beſſer Pao de Sangred.i. im Portugieſſch 

gen geſetzet wird, welche keinen Begriff von Blutholz, welches der Gummidragonbaume 


von Capo Blanco bi Sierra Leona. VI Buch VI Cap, 109 
bringen, daß der Kaufleute und portugiefifche Handel mic Sklaven, Zähnen oder Bachs 
billiger herauskaͤme; denn fo wie die Sklaven von den Eingebohrnen wohlfeiler gekauft 
wuͤrden, als von den Kaufleuten, ſo verfauften dieſe ihr Gold, ihre Zähne und ihr Wachs 
weit unter dem Preife, oder faft um die Hälfte deſſen, was die Portugiefen forderten. 
Man erwartete daher, daß alle Fünftige Handlungevergleiche in feine Kladde richtig würden 
eingetragen werben, damit man daraus den wahren Zuftand des Handels und der Borfälle 
feben, und folches ein Wegweiſer für feine Nachfolger, welche neu anfämen, feyn fünnte, 
Die Gefellfchafe haͤtte daher befohlen, die Rechnungen follten auf folche Art geführee wer: 
den, daß man den Gewinnſt und Verluſt eine 


und Ve ner jeden Factorey leicht erkennen könnte, 
Diefer Urfache wegen follte er Fünftig die Berzeichniffe von denen Guͤtern, die ihm gefchicke 


würden, mit denen Preifen erhalten, die fie in England gekoſtet Hätten, und er follee fie auch 
fo in feine Bücher eintragen, Alte Arten von Gütern aber, die er wegſchickte, follten nad) 
ihrem wirklichen Werthe Angeſetzt werden, den fie gölten und wofür fie in denen Gegenden, 
wo er ſich aufhielt, gekauft würden, nad) Stangen, Schillingen und Pence, 

ey einer jeden Ueberfendung follte er ven wirklichen Preis mic überfchicfen, und mel- 


1733 
Moore, 


Sold' d 


den, was fin befondere Güter er für eine jede überfchictte Art von Sklaven, Zähnen, Gold Tastore 


und Wachs bezahle hätte, Und weil einige von den Bedienten der Geſellſchaft, ihrem 
Vertrage zumiber, fich unrechtmaͤßige Bortheile gemacht: fo hätte itzo Die Geſellſchaft ihren 
Sold auf fünf Schilling für einen jeden verfaufbaren Sklaven; fünf Schilling und zwey 
und ſechs Pence fuͤr jede hundert Pfund große und kleine Zaͤhne; fuͤnf Schillinge fuͤr jede 
Unze Gold, und zwey und ſechs Pence für jede hundert Pfund Wachs, welche nach dem Fort 
gefhickt würden, erhoͤhet. Sie hoffte daher, es würde ihn dieſes antreiben, ihre Güter 
fo vortheilhaft, als er Fönnte, abzufegen und aud) auf alle andere Vortheile zu fehen, und 
daß nicht allen bloß feinet, fondern der Compagnie wegen, Wenn er anders verführe, fo 
würde foldyes nicht zur wider Treu und Glauben feyn, fondern er würde auch dem vor 
nehmſten Theildabern Unrecht thun, welche diefe ihre Gebühren nur von dem bloßen Ges 
winnfte nähmen, der aus dem Handel entſtuͤnde. 

Er follte aus verfchiedenen Urfachen fein Gold von den 
zwölf Stangen die Unze; hundert Pfund große und kleine 
oder fechzehn Stangen; und hundert Pfund Wachs für 
Denn wenn man von den Portugiefen Gold oder ander 
Faufte: fo würde man fie nur mit Gütern und ſolchen M 
mehr Handlung auf dem Fluſſe in ſeinen Gegenden, zu geringem oder gar feinem Bortheile 


der Geſellſchaft, zu treiben. Er follte auch den Kern Roots, der ihm zum Beyftande ger 


ſchickt würde, in dem Handel und den Öebräuchen in feinen Gegenden unterrichten; 


) ſo 

daß, wenn er, der Verfaſſer, weggerufen, oder zu einem beſſern Poften befördert würde, ver 

andere fähig ſeyn möchte, die Sachen der Compagnie zu beforgen; vornehmlich follte er 

feinen Sehülfen, allen Handel oder alle Berrichtung eines jeden Tages in feine, nämlich 

= dores, Kladde einſchreiben laſſen; ſolches Buch ſollte er zu Ende des folgenden Brad: 

nats ſchließen, und hernach von dem Ende des Brachmonats bis zum Ende deg Au 
23 


guſts 
9) Die vornehmſten Muͤ ve} A R 

* t nen oder Güter find ge gift im Handel fo viel, ats eine Unze Silber, 
Ale, * 3. astndpfchen Thaler mit einem 7) Yuter Kaufleuten werden Mandingoer ver⸗ 
ine lannen und Arangos, Eine Stans ſtanden. 


Portugiefen oder andern über 
Zähne, nicht anders als für acht 
zwölf Stangen höchftens kaufen. 
e Güter für einen böhern Preis 
ünzen verfehen, Die fie brauchten, 


wird erhoͤ⸗ 
et. 


Preiſe, die 
er beobach⸗ 
ten ſoll. 


* 



























110 Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


1733 Auguſts, und fo weiter alle zweene Monate: Dieſe Buͤcher ſollte er mie der erſten Geh 
Moore. genheit nach dem Forte hinabſchicken, nachdem er eine Abſchrift davon genommen, MEN 
feiner Factorey aufbehalten werben follte »). 
Vortugiefiz Was den portugiefifchen Handel anbetraf: fo bemerfet Moore in feiner Antwort, f 
ſcher Handel ſey wegen des Verboths fehr bekuͤmmert, weil er gewiß wüßte, es würde ein Schaden ſu 
it vortheile Die Geſellſchaft feyn; indem man mit ihnen eben fo viel Handel treiben fönnte, als mit IT 
haft⸗ Mandingoern. Er verſichert, daß, wenn die Kaͤhne den Fluß herabfämen, und begief 
wären, mit ihm zu handeln, es ihnen nicht am Gelde fehite, mehrern Handel zu treibe 
fondern bloß Zeuge zu Joar und Rower zu Faufen ; und daß, ehe fie ihr Wachs W 
Zähne für die obgedachten Preife verkauften, fie folches lieber zu den einzelnen KRauffahrel® 
binabführen, und es mit groͤßerm Vortheile verfaufen würden. Er verwundert fich au 
daß ihm unterfagt feyn follte, Eifen oder andere Sachen, welche als die vornehmſte Müll 
gebraucht würden, zu nehmen, und Koft dafuͤr anzufchaffen, weil es unmöglich wäre, ob! 
folches Lebensmittel anzufchaffen; und wenn es die Compagnie verböthe, fo müßte die 9° 
etorey verhungern. Zur Antwort auf diefe Borftellung meldete ihm der Rath, man untl 
fagte ihm nicht, mit den Portugiefen zu handeln, fondern beföhle ihm nur an, fich nicht ve 
den Hauptfachen zuentblößen; noch einiges Eifen mehr auf das Gold aufzugeben, als wie 
der gemeine Preis auf dern Fluſſe wäre. Was die Nothwendigkeiten zur Koft betraͤfe: 
erlaubten fie ihm, Eifen zunehmen; doch follte er fo haushälterifch damit umgehen, als 
möglich) wäre, 
Unrehtwels Den ızten May Fam die Schaluppe, das volle Glas, unter dem Hauptmanne Me 
* den Ein⸗ re, den Fluß herab, nachdem fie zweene Monate zu Yamyamakunda mit gutem Nugen I 
en Handelt, welches man dem Hrn Connor, Factore der Compagnie dafeldft, zuſchrieb. Aut 
deſſen Befchügung aber würden ihn die Eingebohrnen umgebracht haben, welches zu thi 
fie ſich oftmals bemüßten, weiler ihnen viel Unrecht angerhan hatte, vornehmlich im vorig® 
Jahre, da er, nad) ihrer Ausfage, Neichsthaler mit dem Adler von Zinne gemacht, und | 
che im Handel für Silber ausgegeben. Dieſes reiste die Eingebohrnen dergeſtalt, daß 
ich entſchloſſen fich zu raͤchen; fo daß der Hauptmann Moore es ſelten wagte, ande 
als wohl bewaffnet, ans Ufer zu gehen. Herr Connor hatte, wie Moore meyner, AN 
verurſachet gute Vergeltung für dasjenige erhalten, was er gethan. In eben der Nacht fegelte ? 
vielen Scha: Schaluppe den Fluß hinab, und in der Macht nach ihrer Abreife von Brukoe wurde 
den. in dem engſten Paſſe des Fluſſes, zwiſchen einem Eylande und dem Hauptufer, von hunde 
Schwarzen angegriffen. Die Leute fochten tapfer; und obgleich die Schaluppe in DM 
Gefechte auf den Grund lief: fo Fan fie doch bald wieder los. Der Schreiber, 2 
Lowther aber, hatte das Ungluͤck, in den Bauch gefchoffen zu werden, und farb den folge 
den Tag. Ein Schwarzer wurde erfchoffen, und ein anderer in dem Schenkel verwundel 


Hauptleute Den toten Fam ein bangboot mit den Herren Joh. Leach und Joh. Cooper, bet! 
Lead und ligen Schiffern auf den Schaluppen in der Compagnie Dienſten. Nachdem fie abet 
a 5 viel gewonnen, Daß fie einige wenige Sklaven Faufen koͤnnen: fo hatten fie für fich ge 


s) Moores Reifen a. d. 16 n. f. ©. ſtehen zu ſeyn. Als man dieſem Menſchen PP 
#) Ebendaſ. a. d. 164 u. f. ©. lipſens Schenkel gezeigt Hatte : fo faate en, er wel 

2*) Unter den Muhammedanern an diefen und folchen heilen , ohne daß er die Beſchwerlichkeit 
vielen andern Orten jcheinen die Marbuten zu vers ben follte, ſechshundert Eleine Meilen in einem 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch VI Cap. 


gu handeln angefangen, und wollten nach Ruttejar oder Sami gehen, um dafelbft zu han⸗ 
dein und fich niederzulaffen. Ungefähr eine Woche darnach erhielt der Verfaffer einen 
Bothen von dem orte, mit den Hauptleuten Cooper und Leach nichts zu thun zu ha⸗ 
en, oder mit ihnen zu handeln; denn fie hätten die Dienfte der Geſellſchaft nieverträchtiger 
Weife verlaffen, unter dem Borwande ‚ daß fie von ihren Freunden Briefe erhalten, nach 
ngland zueückzukepren, damit fie nur einen Handel führen Fönnten , welcher dem Nusen 
der Geſeliſchaft nachtbeilig wäre 2), 
Den ızten des Heumonats kam die Schaluppe Gambra, unter dem Hauptmanne 
- Refon, zu Brukoe von Jamesfort an, mit dem Befehle an Heren Moore, nach Yamya- 
makunda zu geben, Herrn Connor nachzufofgen, welcher ältefter Factor geworden var, 
und nach dem Forte gerufen wurde; und er überließ Heren Roots die Factorey zu Bru⸗ 
koe. Den ısten des Heumonais verlieh der Verfaſſer Brukoe, und fegelte auf dem Fluſſe 
> ee wo er ſich vondem Suma beurlanbte, unter defien Schuge die Factorcy 
rukoe ift, 


Bon Hier gieng ex nad) Auttejar, wo die Herren Lesch und Coo 
ein Haus bauer 


111 


1733 
Moore. 


per fich fegen fich zu 


en, um fich dafelbit wider der Compagnie Willen niederzulaffen. Hier mie- Kuttejar, 
thete er Pferde 


um zu Lande nach Sami zu gehen, und befahl, der Kahn ſollte bis nach 
Fendalakunda, zehn engliſche Meilen uͤber Namyamakunda, fortgehen. Den Abend 
blieben fie bey le Meigies, dem Factore der Compagnie zu Sami, zu welchem er das 
ganze Jahr durch Sklaven ſchicket, das Stück zu vierzig Stangen. Sami liegt zwölf engli⸗ 
ſche Meilen an dem Fluſſe gleiches Namens hinauf, und hat einen guten Handel, Den 
folgenden Morgen waren fie Willens, über den Fluß zu gehen, und nach Fendalakunda zu 
reuten, Die Eigenthuͤmer der Pferde aber wollten niche leiden, daß folche hinuͤber ſchwaͤm⸗ 
men, aus Furcht vor den Crocodilen, die hier ſehr zahlreich und auch gefaͤhrlich ſind, indem 
ſie oftmals die Menſchen bey den Beinen erwiſchen, und fie wegführen, wenn folche in dem 
Sluffe waten. Da ihnen ihre Abſicht alfo fehl fhlug: fo giengen fie in einem Kahne über 
den Fluß, und in dreyen Stunden nach Fendalakunda, welches zehn englifche Meilen 
weit iſt. Hier blieben fie bis den Abend ‚ da ihr Kahn anfam, worauf fie nach Yamyas 
makunda, aber auf eine fehr verdrießliche Art, giengen; indem die Winde fü ftarf wa⸗ 
ven, Daß fie nur langfam mwider diefelben fortgehen Eonnten, 
Den ızten fehr früh kamen fie ans Ufer, und 
aber, ob er gleich mit ſechs guten Ruderern wohl bemanner war, fam vor Abends 
Nachdem Moore den roten ein Berzeichniß der 
ſo gieng Connor um Mitternacht mit eben dem Kahne nach Jamesfort. Bey dieſer Ge⸗ 
legenheit ſchrieb Moore an die Herren im Forte, um ihnen fein Misvergnuͤgen zu bezeu⸗ 
gen, daß fie ihn weiter dinaufgefeger, und daß er, wie fehr er auch dem Nutzen der Gefell: 
aft ergeben wäre ‚ doch nicht ihren Befehl ausrichten Fonnen, weil er einige Zeit unpaͤß⸗ 
geweſen. Den zsiten Fam Philipps, Factor zy Satatenda, auf feinem Wege nach 
Jamesfort, lahm und im Fieber, mit einem boͤſen Beine herab, welches ein Muhammeda⸗. 
4) mit Umſchlagung einiger Kräuter eurirt hatte, 


nen B j * 
* 3 

faffer test y reiſen; denn fo weit, faget unfer Ber: nicht über fuͤnfhundert Meilen von der Mündung des 

Sale: Diego mafunda und Samesfort von ein⸗ Fluſſes entfernet liegt; u 


Ye ! Ad wenn wir die Meite von 
manns Beach Kayıe * ſeyn, weil des Haupt: · Namyamakunda rechnen, 


ſo wie ſie von Mooren 
kechnet, daß Barrakonda Wwiſchen dem ste und Brukoe, Kuttejar/ Sams 


tenda 


giengen nach der Factorey; der Kahn Der Verfaſ⸗ 
nicht an. ſer wird wei⸗ 
Guͤter von der Compagnie gemacht hatte: ! 


er hinaufge⸗ 
etzt. 










































yıa Reiſen laͤngſt der weſtlichen Küfte von Arien 


1733 Den zzten des Herbftmonats kieg die Bambraund das Wafler in ven Reißgruͤnd 
Moore. und Thaͤlern ſo hoch, daß es anfing, in den Umfang rund um Das Factorhaus wort X 
Die Sam, Hinten zu dringen, Den folgenden Morgen fand Moore das Haus ganyınit aba i 

Sea tritt ang, umgeben, welches nun zufammenfloß; und indem es fortfuhe zu wachfen, fü hatte ea" 
Wände untergraben, fo daß fie anfingen zu knacken. Er fpannte daher alle Bediente 
ihm ein Haus mitten in der Stadt Yamyamakımda zu bauen, welches der hoͤchſte 8 
da herum war. 
und-zerfiöe Als den folgenden Morgen, den ı6ten, das Waſſer bis an die Mauren der Fact! 
ret die Facto: geftiegen, Die nur vom $eime waren, und bereits zu fallen ſchienen: fo eilte er, die Su 
ar der Compagnie nach feiner neuen Hütte zu bringen, und verließ bie Factorey, nachdem 
die Sklaven den vornehmften $euten in der Stadt anvertrauet hatte. Es brungen IF 
mehro Fröfche, Kröten, Schlangen und Fifche beftändig in die Zactorey. Um Mitterus 
fielen einige von den Mauren mit einen Geräufche, gleich einem Donner, ein: Das 4 
aber ftund feft. Nach zehn Tagen war der Fluß voller ſchwimmenden Inſeln, einige! 
fünf und zwanzig Ellen fang, mit vielen Staͤmmen von Bäumen, und zuweilen kleu 
wachfenden Bäumen, und auf denfelben Vögel, Die Wurzeln, welche dicht in eina 
geflachten, und mit Exde befeftige waren, machten, baß fie floffen; und fie ſchienen SW 
von denen durch die Fluch weggeriffenen Wäldern zu ſeyn. | 
Nachricht Den ıgten kehrte Philipps, der meift geheilt war, nad) Fatatenda, zu Lande in ei 
von der ue⸗ Kahne zurück, indem ber Weg einige Fuß hoch unter Wafler ftund. Zweene Tage N 
berſchwem⸗ nach fing das Wafler an zu fallen. Die Einwohner erinnersen fich folder Ueberſchwe 
mung: mung feit acht Jahren nicht. In der letztern litte die Compagnie vielen Schaden; DET 
es ward damals ihre Factorey zu Kuttejar uͤberſchwemmt, und fie hatte Faum einige OT 
ter in Sicherheit gebracht, welches aber ist nicht war. Moore hatte das Vergnügen! 
fehen, daß nicht das Geringfte von den Gütern verlohren gegangen, oder Schaden geliftl 
oder fonft die Geſellſchaft einige Unfoften gehabt, außer daß fie das Factoreyhaus wie! 

_ müffen ausbeffern laffen, welches aber nicht viel bedeutet, Alle Thäler da herum wall 
unter Wafler, die Reißfelder faſt verderbt, weil fie fo lange uͤberſchwemmt gelegen. al 
einem Orte zum andern giengen Kaͤhne über die Wege, auf welchen die Eingebohrnen B 
ben trocknen Jahrszeiten zu Fuße reifen; und die Sebensmittel waren fo rar, daß der P 
faffer zuweilen in ziweenen Tagen feine befommen koͤnnen, weil es an Kähnen gefed 
ohne welche e8 nicht möglich war, nur zwanzig Schritte weit von feiner Hütte zu komme 
Philipps Den ꝛoſten kehrte Philipps in einem ſehr elenden Zuſtande nach Yanyamafunda! 
angküclie wich; da er mit feinem boͤſen Fuße an einen Stock von einem Baume geftoßen, als er 7 
Hr Tod; dem Kahne nach der Factorey zu Fatatenda gegangen, Er hatte ihn fo befchädiger, | 
ohne fhleunige Hilfe fein leben in großer Gefahr zu feyn ſchien. Er gieng deswegen I 
Jamesfort, ſtarb aber unterwegens, ſechs Tage Darauf, zwiſchen YRamyamakunda 
und Rail: Brukoe, wohin er gebracht, und neben Railton, dem Oberfactore daſelbſt, begraben wul 
sonsfeiner. der den folgenden zten bes Wintermonats ftarb, Sein Tod Fam von einem Falle bet, "T 
er mit dem Kopfe wider bie Schwelle feiner Kammerthüre gethan, da er feinen ſchwa— 

ungen geftaft hatte. Durch diefen Zufall hatte er fich die Hirnſchale entzweh geld! 
gen, und flarb, nachdem er zwölf Stunden ſprachlos gelegen. —* 
tenda u. f iv. angegeben worden: fo wird fie nicht Drittheil für die Wendungen der Wege und 
- über hundert und finfzig Meilen von Jamesfort in Fluffes dazu giebt, kann fie nicht mehr als 

gerader Linie ſeyn, und folglich, wenn man noch ein hundert Meilen ausmachen, 





- 


* 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch VI Cap. nz 


Den 27ften, da der Berfaffer Nachricht harte, daß man damit umgienge, 


aus dem Haufe zu ftehlen, 


daß das Factoreyhaus ziemlich troden war, indem einige Wände und das Dad) ftehen ge: 


blieben: 
zu leben, wohin er auch die Sklaven u 

Den ıften des Chriſtmonats, da e 
ten, kamen fie und bathen, er möchte 
fingen eine große Menge Fifche, 


Der IV 


.@ . 

Die Haetorey zu Yamyamakunda wird wieder er- 
baut. Die Wände, wie fie aufgeführet werden. 
Der Alpainter oder Vorhof. Art, mit Schilfe 
oder Strohe zu decken. Abtheilungen und Zim- 
mer. Hof zum Gartenwerke. Die Factorey 
zu Fatatenda wird abgebrochen. Die Jalloifer 
oder Jalofer bemaͤchtigen ſich einiger einzelnen 
Kauffahrer. Des Statthalters Hull Sorgfalt 
fuͤr dieſelben. Beſchreibung von Kuttejar Strei- 
tigßeit wegen eines Pſerds. Der Verfaſſer gehe 


Sen zoften des Chriftmonats Fam die Schafuppe Fama, auf ihrem Wege nach Fata- Diefact 


verließ er feine Hütte, und Fehrte wieder nach der Factorey zurück, um dafelbft 
nd andere Güter der Compagnie bringen ließ. 
ige von den Eingebohrnen ein Netz bekommen hat- 


doc) in der See über Danyamafunda fifchen. 
und unter andern auch einen, 
gleich , aber viel größer war x), und durch feine laͤhmende Kr 


darthat, daß er der Krampffiſch, oder Torpedo war y). 


Sie 
der einem Gruͤndlinge etwas 
aft, wenn man ihn anrührte, 


die Sklaven 
mo fie auf feine Anordnung verwahrt wurden; und da er fand, 


Abſchnitt. 


Fortſetzung der Reiſen des Verfaſſers an dem Fluſſe. 


wieder nach Kuttejar. Die Schaluppe wird von 
den Negern angegriffen. Die wahre Veranlaſ⸗ 
fung dazu. Dee Berfaffer bleibt zu Sami. 


Leach und Cooper werden wieder in der Compaz 


gnie Dienfte genommen. Job Ben Salomon 
koͤmmt von England an. Sanagagummi, und 
Gummidragen. Gummimwälder, wo fie liegen, 
Furcht vor dem Kriege. Bumey Haman Seaka 


in Waffen. Seine freundliche Bothſchaft 
den Verfaffer. freundlich hſchaft an 


—— senda, zu Yamyamakunda an. Sie brachte zugehauene Mangroven mit, welches die 


beiten Bäume zum Bauen allhier find, um die Factorey wieder 


dere Befchreibung derfelben, 


aufzubauen. Die befon- 


welche der Berfaffer gemacht hat, Fann einen guten Begriff 


von der Art und Befchaffenheit diefes Gebäudes geben. 


Meere; 


denfelben. Diefe waren ungefähr dreyßig 


von Fleinern und fürzern Gabeln gemacht, 
ten, wovon drey in der Erde, und eilf 


Herr Moore erwählte zur Sage einen hohen Grund, ungefähr funfzig Ellen weit vom 
und nachdem er einen Ort zum Haufe, 
fo richtete er zuerft die beyden großen Gabeln v 


vierzig Fuß im Vierecke, bezeichnet harte: 
der Krücken auf, mit einem Dachbalken auf 


Fuß lang, ſteckten vier Fuß tief in der Erde, 
und ftunden acht und zwanzig Fuß weit von einander, 


Das Bieret des Haufes wurde 


die. von gleicher Größe vierzehn Fuß lang wa⸗ 
über der Erde ftunden. 


Auf diefe wurde das Ge⸗ 


fünfe gelegt, und von den beyden Eckgabeln an jedem Ende erftreckten ſich zweene Balken zu 
der großen Gabel. Don dem Gefimfe zu dem Dachbalken wurden die ftärfern Sparren 


gelegt, und von dem Gefimfe zu de 


n Balken die fürzern, welche mit Wyths, einer Art vom 


* das zaͤher und ſtaͤrker iſt, als die Weiden, verbunden wurden. Die Sparren gien- 
er 


Fuß über das Gefimfe 
von dem Regen abgefpühlet würden z). 
„ one —— beſchrieben. 
97 ©. vergligen, 


Allgem, Reiſebeſchr. IIl Band. 


weg, damit die Rinnen verhinderten, 


m a. d. 170 u. f. S. mit der lichtes Viereck mit einem erhabenen Dache. 


daß die Waͤnde nicht 
Als 


2) Das Haus war nach dem Grundriſſe ein laͤng⸗ 


P 


1733 
Moore. 


Ein Torpedo 
wird gefan: 
gen. 


— 


orey 
zu Yamya⸗ 
makunda 
wird wieder 
erbauet. 






















14° Neifen laͤngſt der weſtlichen Küfte won Afriom > 

33: Als das Gebälfe alfo aufgeführt werden: ſo baueten fie außerhalb den Gnbet T 
Moore. Wände zehn Fuß hoch, und einen Fuß breit Dicke, mit Thone; welchen die Schwarzen ſo 
Be mit ihren Füßen zubereiten, daß er nicht knacket. Sie legten die Wand nur allezeit CET 
Kändenuf: Fuß hoch auf einmal, und ließen fie fo lange flehen, bis fie hart genug war, die folgende 
gefüßrer  zufvagen, Zwiſchen dee Wand und dem Dache wurde ein Fuß breit Raum für die? 
werde, > gelaffen; denn da die Wand von ungebackenem Thone war: fo würde fie eingedrüct M 
den feyn, wenn das Gefimfe darauf geruhet hätte. Zugleich führten fie auch die Sche— 

wände von eben der Dicke auf, und machten den Thon mit Meffern anitatt der Kellen 

eben und glatt, und bearbeiteten ihn ſchoͤn an den Thüren-und Senfterrähmen, 


Der Alpain⸗ Das folgende, was fie machten, war ein Vorhof, Mpainter von den Eingeboht 
ter oder or⸗ genannt, welche vorgeben, fie hätten ein Recht, bey jeder Factorey einen zu haben, dami 
hof. einen Zutritt und Schirm haͤtten. Sie baueten dieſen offenen Vorhof von eben den 
terialien, und legten gefpältete hoble Siboabaͤume zu Traufen bin, damit fic) der Reg 
da wo die Dächer zufammenfkießen, nicht einzöge. Nachdem die Wände und Dächer‘ 
fo fertig waren: ſo banden fie Röhre anftate der Latten an die Sparren. Hierauf Dei! 
fie ſolche mit Matten, die fie.fo gemacht hatten, daß fie verfchiedene Bündel Stroh zum 
men gebunden hatten, jedes fo dick, als eines Mannes Arm, und drey Fuß lang. ME 
breiteten fie über die Sparren aus, banden folche an die Latten, eine Reihe über der and 
welche alfo wie Ziegeln über einander lagen, 
Aet zu decken. Nachdem fie alfo das Haus gebecft hatten: fo fehlugen fie das Eftrich von Thone, 
hart gerammt ward, Sie festen das Vorrathshaus an der Seite zur rechten Hand, ® 
Feuer und Dieben dadurch in Sicherheit, daß fie eine große Anzahl ſtarker Gabeln M 
Fuß tief in die Erde fihlugen. Auf Diefe legten fie Balken, und queer über diefeiben 
faltene Siboabaͤume anftatt der Bretter, Weber diefe machten fie eine Dede über eil 
Fuß dick von eben dem wohlzugerichteten Thone, und führten folche dicht bis an die Wa 
fo, daß kein Holz zu fehen war. Wenn daher gleich das Dach abbrannte: fo war ® 
Borrathshaus doch außer Gefahr; denn die Flamme beruͤhrte und zerriß nur die äußerli® 
‚Seite des Thones ein wenig, wie man ſolches wahrnahm, als die Factorey zu Brul 
abbrannte, * 4 
Astheiluns Der Berfaffer Hält ſich noch länger bey Befchreibung diefer Are von Gebäude aufı I 
gen und zu zeigen, wie leicht Das Volk, welches die Europäer Wilde nennen, die Bequemlichfeiten 
Zimmer. Lebens verfchaffen Fan. Hier wird ein Haus mit einer Halle von vierzig Fuß lang, 
dreyzehn breit, zwo Wohnftuben, von zwanzig Fuß lang, und dreyzehn breit, und drey 114 
Borrathshäufer, ohne einiges Eifenwerk, ohne MRoͤrtelkelen, Winkelmaaß oder Zimmerfehtl 
und mit ſehr Eleinen Unfoften von der Geſellſchaft gebauet; denn es wurde alfes von ih 
Bedienten verrichtet, außer der Zubereitung und Aufſchmierung des Thones. Die Intl 
Seiten waren aber nicht allein bequem und frey vom Ungeziefer, fondern auch fehr faul 
und hatten ein frifches Anfehen, indem fie eine gute Weiße annahmen, 
Hof zum Außer dom Haufe waren zweene fchattichte Biſchalobaͤume und ein Stück Sand, 
Bartenwer⸗ fähr einen Morgen Ader groß, mit einem Zaune von gefpaltenen Röhren, die wie HUT 
— geflochten waren, zehn Fuß hoch, eingeſchloſſen. In dieſem Bezirke waren in gehoͤrg 
Weite von der Factorey vier Haͤuſer nach mandingoiſcher Art gebauet. Eines diente 
Küchen, das andere zum Salzbaufe, ein anderes zum Kornhauſe, und noch je N 7 
ml.) BET"... 


von Capo Blanco bis Sierra Leona: VI Buch VICap m 


5 

Khwarzen Bedienten der Geſellſchaft, barinnen zu liegen. Das Sand zwiſchen denſelben 1733 
Mar zu einem Garten angelegt,und ein Stüd davon fr Federvieh und andere Thiere a). - Moore. 

Den zıften des Chriftmonats gieng die Schaluppe, Fama, weiter hinauf, nad) Fata- Die Facıg, 
tenda, und Fam in neun Tagen wiederum zurück; nachdem fie Die Factorey abgebrochen, rey Fataten⸗ 
und die Güter der Compagnie nebſt Heron Palmern, dem Oberfactore, berabgebracht hat- da wird ab⸗ 
te. Die Beranlaffung dazu mar, weil den Bedienten der Öefellfchafe von Sume Badii, gebrochen, 
Könige von Tomani 5), deffen wir vorher erwähner haben c), übel begegnet worden, 
Den gten Jenner wurde Herr Moore, der wegen feiner fehlechten Sefundbeit, indem 1734 
er mit einem Sieber heſchwert war, gebethen hatte, man möchte ihn zurücftufen, von dem ——— 
Herrn Forſyth abgelöfet, der an feiner Statt zum Faciore zu Damyamakunda beffimme 


mar. Den ızten ſchiffte fich Moore in die Schaluppe, Jacob, ein, und berüpree Tendas 
lakunda, Kutteja 


1 1, und den Hafen Rumbo, bey Joar, und gelangte den 24ſten nach Ja— 

mesfort, wo er von dein Statthalter, Heren Aufl, gütig aufgenommen wurd 

Al⸗ der Statthalter den aten des Hornungs von Jillifrey nad) Seaka ritt: fo hatte er 
das Unglück, daß er ducch einen Fall vom Pferde den Arm zerbrach. 


Den 1gten März kam die Schaluppe, Abentheuer, von Joar herab, mit der Nachricht, Di. Jalofer 
daß der Hauptmann Coffin, von der Schnaue, dem Finken, den der Verſaſſer in dem Ha: bemächtigen 
fen Rumbo fah, wo ev acht und fiebenzig Sklaven gekauft hatte, todt wäre; und Daß Die ſich einiger - 
Eingebohrnen, welche Jolloifer wären, feinen Dberfteuermann und Wundarze zu Gefan⸗ kinzelnen 
genen gemacht, als fie wieder an Bord gehen wollen ‚ nachdem fie ihn begraben gehabt, Kauffaprer: 
Det Statthalter ſchickte die Schaluppe fogleich wieder zurück, und befahl dem Hauptmanne 

Johnſon, dem Steuermanne, der Schnaue allen möglichen Beyftand zu leiſten, und fich 

zu bemühen, die Leute wieder loszumachen. Den zoften fam die Schnaue, der Finke, nur 

mit drey gefunden Leuten am Borde herab, und hatte ihre Officer noch als Gefangene zu- 
ruͤckgelaſſen. Der Statthalter fhickte einen Wundarzt an Bord, nach den Gefangenen 

zu ſehen, und vier Holländer, die für das Fahrzeug und Die Sklaven Sorge tragen follten, 

wovon daſelbſt fechs und ſechzig, und fieben am Ufer waren, Den zıften ftarb der Unter- 


ſteuermann und ein Masrofe, Weil alfo niemand da war, die Führung zu übernehmen : 
fo gieng der Statthalter an Bo 


rd; und nachdem er alles durchgefehen, ließ er Herrn Con- 
nor am Borde fihlafen, 


+ 


An eben dem Abende wurde die Schaluppe, Abentheuer, wieder nach Yoar zurück Des State- 
gefickt, wegen Yuslöfung des Oberfteuermanns und Wundarztes zu handeln, für welche halters 
die Jolloifer zwanzig Sklaven werth an Öntern forderten, Ihr Vorwand, fie zurück zu Sorgfalt 
behalten, war, der Hauptmann Hätte ihnen übel begegnet, da fie mit ihm handeln wollen, . Prstvegen. 
Den 27ften fegelte Herr Moore, nachdem er wieder gefund geworden, in der Schalup- 
Pe, Jacob, von Jamesfort ab, mit dem Hauptmanne Nap Grey eine Handelsreiſe zu 
dm. Er hatte Befehl, den Zuftand der Factoreyen zu unterfuchen, wo die Gefchäffte der 
"Pagnie von einigen ihrer Bedienten übel verwaltet worden. Den aoften März kam 


P2 er 

4 Adee Seien a, , 176u. f. S. men zu Woolley dem Herrn Moore berichteten. 
wie die —— Sadii ſtarb im Jahre 1734, Siehe feine Reifen, a. d. 190 Seite, = 

en von dem Könige und den Vorneh: ©) Siehe oben a. d. 102S. 


16 Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, hi 

1734 er in vierzig Stunden zu Joar an, und den ıften April erreichte er Nanimavew. 

Moore. Atem erreichte er Brufoe, wo er fand, daß der Oberfactor auf zweene Monate lang ke 

v——T Buch gehalten hatte, 

Beſchrei⸗ Den zten Fam er nach Kutteſar. Dieſer Ort liege auf zehn Seemeilen über Dub” 

bung von kunda, an der Nordſeite ver Gambra, eine Meile von dem Fluſſe. Hier Hatte die CA 

Kuttejar. pagnie eine Factorey, die fehr anmuthig auf einer Eleinen Höhe in einer gefunden Luft 1 

Weil fie aber im Fahre 1725 uͤberſchwemmt wurde, wodurch fie einen anfehnlichen Verlull 

erlitt: fo ward fie nach Sami verlegt. Hier nahm er von der Schaluppe, Sama, Bell 

und brachte feine eigene Ladung an Bord: die Schaluppe, Jacob, aber, die ihn binall 

brachte, fehickte er mic den Herren Palmer und Brown, Factoren zu Rurtejar, zuruͤch 

als welche Factorey abgebrochen wurde. 

Streit we⸗ Den ızten erreichte er Yamyamakunda, und blieb daſelbſt bis ven sten May, um ein! 

geneines Palaver oder Streit beyzulegen, der zwifchen der Factorey und den Eingebohrnen wege 

Pferoes. eines Pferdes entftanden war, das der Compagnie dafelbft zugehörte. Es hatte fol)? 

der Alfade von Sutamor nad) feiner Abreife von da, weggenommen, unter dem Bo 

wande, Herr Moore hätte ihm vor zwölf Monaten etwas für feine Verwahrung nicht DE 

zahle. Der Streit daurete eine gute Weile, und es waren faft über Hundert Leute gegel 

waͤrtig. Zulest drohte Herr Moore, nachdem er die Falfchheit feiner Befchuldigung be 

wiefen hatte, daß, wofern man ihm nicht fein Pferd auslieferte, und den Alkade anhieh 

wegen feiner fügen. um Berzeihung zu bitten, er die Factorey unmittelbar abbrechen, u 

- niemals wieber eine unter ihnen aufrichten wollte, Sie ftußten über diefe Drohung, ET 

nehmlich da fie ihn in ihrer eigenen Sprache ſchwoͤren hörten, und fein entfchloffenes GE 

müth Fannten; und giengen daher insgefammet zum Alkade, und nöthigten ihn, das Pfeil 

wieder zu geben, und um Verzeihung zu bitten 4). iR 

Geht nach Den sten May gieng er den Fluß hinab nach Kuttejar. In ziveenen Tagen Fam & 

Kuttejar zus zu dem Fluſſe Sami, wofelbft er die Schaluppe, die Seenymphe, nebft dem Herrn DW 

ruͤck. lentin Mendez, einem ſchwarzen Portugieſen, antraf, der kuͤrzlich in der Compagnie Dienſt 

getreten, und nach Wallia funfzehn Meilen die Sami hinauf gefommen war, fich dafelbil 

nieberzulaffen. Er hatte eine ſchoͤne Ladung von Gütern, und ein Stuͤck vortrefftiche 
Amber von dem Fort. 

Sobald als der Verfaffer zu Kuttejar anfam, wo er ſich dem Kandel der Herren Leach 
und Cooper zu widerfegen Befehl hatte: fo bediente er fich ihrer fehwarzen Bedienten, HU 
ten zu bauen, um darinnen zu wohnen, und die Güter niederzulegen; denn die KRaufleufl 
des Landes wollen ganz und gar nicht am Borde einer Schaluppe oder eines Schiffes half 
deln. Den folgenden Tag fehrieb er hinauf nach Jamesfort, daß Forſyth, der Factor H 
Yamyamakunda, bey den Eingebobrnen fehr beliebt wäre, wegen Mangel der Güter, um? 
vornehmlich des Salzes aber, einen großen Theil von Handlung, und Die Factorey vie 
von ihrem Anfehen verlobren hätte. Das Salz, faget er, müffe man nicht ausgehen fafleln 
um des Antonio Voß Handlung zu vermindern, weicher folche ganz vor ihm geführet haͤt⸗ 
te. Den ızten Fam daſelbſt eine Ladung Salz für den Verfaſſer, und eine andere für Fer | 
ſyth an, welche weiter gieng. 

De 



















u 


d) Wioores Reifen, a.d. 180 u.f. ©. 


ee 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch Vl Cap. m 


Den 25ften May im Jahre 1734 wurde die Schatuppe, die Seenympbe, von den Eine 1734 
gebohrnen auf ihrem Wege von Yamyamakunda nach Wallia angefallen. Sie liefen, auf Moore. 
Arnreizung eines Schwarzen, zufammen, der neulich in des Statthalters Dienften geftanden, Die Syn, 

welcher ihnen berichtet, ver Statthalter wollte ihm feinen Sohn nicht geben. Sie nahmen fuppe wird 
einen fc)önen ſchwarzen Knaben, und verfchiedene Dinge vom Werthe, als Flinten, Pifto: von den 
len u. d, 9. aus der Scaluppe. So erzählte es der Hauptmann. Here Moore fand aber, Schwarzen 
die wahre Urfache von diefem Anfalle wäre, weil einem yon ben ſchwarzen Bedienten der gegriffen. 
Schaluppe übel begegnet worden, als fie zuletzt auf dem Fluſſe gemwefen. Der Umftand gie wahre 
war dieſer: Die Schwarzen haben eine Gewohnheit, den Diebſtahl zu entdecken daß ſie die Urſache. 
verdaͤchtige Perſon ihre Finger in kochend Waſſer ſtecken laffen. Wenn die Perfon un- 
ſchuldig ift: fo bilden fie ſich ein, das Waſſer werde fie richt verbrennen, fey fie aber ſchul⸗ 
dig, fo wuͤrde es gefchehen, Als der Hauptmann, welcher ein großer Berwunderer der 
Schwarzen und ihrer Gebräuche war, eines Tages eine Slinte aus feiner Rajüte vermißte: 
fo rief er alle feine Seute zuſammen, welche aus einem Weißen, und drey oder vier Schwar⸗ 
zen beſtunden. fg fie alle leugneten, fo nöthigte er die Schwarzen, zu diefer fochenden 

afferprobe ihre Zuflucht zu nehmen, wodurch fie insgeſammt ihre Hände erfchrecklich ver- 

rannten, vornehmlich aber einer unter ihnen, Ein oder ein Paar Tage nachher, fand der 

auptmann feine Flinte, welche er felbft verlegt hatte; worauf der Schwarze, der am mei: 
ften befchädiger worden, die Dienfte der Compagnie verließ, und zu feinen Sreunden nad) 

Sami gieng, wo er fich bey dem Alfade und feinen Landesleuten beflagte, die mic ihm zu= 
fammentraten und Genugtduung forderten. Als fie nun hörten, daß die Schaluppe zu 
Fendalakunda läge: ſo fielen fie den Hauptmann an, und nahmen ihm die erwähnten 


Güter weg, um ſich wegen des Unrechts zu rächen, welches er ihrem Landsmanne ange: 
than hatte, 


Als Moore zu Ruttejar war, gieng eine Karavane Kaufleute mit Sklaven ſuͤdwaͤrts 
vorbey. Weil fie aber zweene Tagereifen weit von ihnen war: fo erfuhr man folches an 
diefem Drte nicht eher, als nachher. Sie giengen hinab nach Kower, und enefchloffen fich, 
fie wollten ſich wegen einiger erhaltenen Beleidigung zu Semi nicht aufhalten. Um eben 


die Zeit famen verſchiedene Kafilahs mit dem Altade oder Slati Donfo, nah Sami; 
die meijten von ihnen aber 


giengen tiefer hinunter, Als der Berfaffer duch Sami gieng, Eine ander x 
um die Kaufleute anzutreffen: fo waren die Einwohner fo unverfchämt, wie er fager, daß wird zu@n: 
fie fi feines Pferdes bemächtigten, weil er nicht den Slati befuchte. Weit er fich aber mi aufgepaf- 
deswegen entſchuldigte: fo ließen fie ihn gehen, nachdem fie ihm zuerft feine Müge und fein ken. 
Schnupftuch geſtohlen hatten. Einem von den Sklaven, die er kaufte, fehlten fuͤnf oder 
ſechs Zähne, und er zog daher fo viele Stangen von dem Preife deffelben ab e). 


Den ıften des Brachmonats erhielt Hr. Oglentin Befehl, alle bluhmichte und ſtreifichte 
Zeuge, ſo diefer koͤnnte, mebft einer guten Menge Seife aufzufaufen; und dem Heren Moore 
5*— angedeutet, die Privatkaufleute nicht zu ſtoͤhren, weil ihnen von der Regierung eben das 
van DSeftanden worden, zu handeln, welches die Compagnie hatte. Um diefe Zeig 
Modebaugn Kafilah auf der Rheede, unter der Führung des Slati, Sauikonta 


| p3 Be 
e) Moores Reifen, a. d. 188 u. ©. 





























ng WReiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Arien, 


1734 Da die Herren Leach und Cooper fahen, daß ſie nicht vermögend waren, mit Ihr! 
Moore. Handel gegen den Berfafler aufzufommen: fo fehrieben fie einen demüthigen Brief an d 
—S Statthalter, und bathen, wiederum in die Dienſte der Geſellſchaft aufgenommen zu werde 
Cooper tom: Sie erbothen fich, das Haus abzubrechen, und nach Jamesfort zurück zu fommen. 
men wieder Anerbiethen ward angenommen, und Moore brachte ſie mit ſich nach Jamesfort, wo 
zuruͤck. den z4ften des Heumonats ankamen. Der Statthalter wardamals abwefend,indem er nad 
— Muͤndung des Fluſſes binabgegangen , die Hauptleute von den Schiffen feiner Majeſt | 

dem Antelope und Diamante, zu befuchen, und bey feiner Zuruͤckkunft waͤre er faft in eine 
Tornado verlohren gegangen. 4 
Sobben®n ¶ Den gten Auguſt landete dafelbft von England Job ben Salomon, ein Foley M 
omon Bundo in Futa ſieben Tagereiſe zu Sande von Joarewelcher ein Sklave in Marjenla 
koͤmmt an. gemefeh, io aber freygemacht warf). mn. 970° R 
Den ı2ten Yuguft kam eine frangöfifche Schaluppe von Goree zu Jamesfort an, 
Statthalter um Erlaubniß zu bitten, Mangroven an dem Fluffe zu fällen, um die Factot 
zu Albreda wieder zu erbauen. 


Den 22ften Auguft gieng Moore in der Schaluppe, Sams, mit einer guten Ladung A 
um die Aufficht über die vornehmſte Factorey der Compagnie zu Joar, an ſtatt des HA! 

Gill, zu übernehmen. "ob ben Salomon gieng mit ihm in Öefellfchafe, welcher W 
lens war, nad) Kower zu gehen, um mit einigen von feinen Sandesleuten zu ſprechen. D 
2oſten kamen fie an ven Kriek von Damaſenſa; und auf dem Wege nad) der Stadt, ® 
fie einen fehr engen Paß in der Bucht ungefähr. eine kleine halbe Meile hinauf giengen, I | 
ben jie verfchiedene Meerfagen von einem fchönen Blau und Roth, welche von eindl 
Baume auf den andern, in einer erftaunlichen ‚Weite, fprungen, und niemals auf die E 
de famen. Zu Damafenfa traf ob einige von eben den $euten an, die ihn zul 
Sklaven gemacht Hatten, und erfuhr von ihnen den Zuftand des Landes während fein 
Abwefenheit £). 9 
Summibrar Carl Sayes, welcher fo lange er die Aufſicht gehabt Hatte, eifrig geweſen mar, ein 
gon undSa- neuen Handel in Africa zu eröffnen, pries dem Berfafler die Unferfuchung wegen des G j 
nagagummi. mi an. Als ihn Here Hull eben darum anlag: fo fhickte er ihm eine Probe von Bruk 
welche anzeigte, daß es Gummidragon war. ‚Ex bemühte fich, mehr davon zu befommil 
Weil es aber etwas neues war: fo Fonnte er die Einwohner nicht beveden, darnach zu fehl 
oder es von dem andern Bummi abzufondern, aus welchem unfer Factor auf ziven Pf YA 
aus zehn oder zwölf Pfunden heraus las. Als ein gewiſſer Junko Sunko, ein Zoll 

fer von Yanimarew, ein fleißiger Mann, hörte, Daß er mehr von diefer Waare ſuchte: 
ſchickte er ihm ein Pfund ſehr feinen weißen Gummi zur Probe, woraus ‚man ſah, daß 
arabiſcher Gummi war. Der Verfaſſer ſchickte in allem auf eine Tonne Gummi nad 
Jamesfort von den Factoreyen, woſelbſt er war. Es wird eine große Menge Sanag 
gummi in einem Jaͤhre nach England gebracht, der fat alle von den Sranzofen gekau 
wird; ſo daß es der Nation ſehr dienlich ſeyn würde, wenn dieſer Handel koͤnnte erwe 
werden. 
f) Die Geſchichte von dieſem Job folget nah ) Der Verfaſſer beobachtet ad. a0 SM 
dieſem Tagebuche, £ dieſes Job ben Salomons Rand fen, und an 

E) Moores Reiſen auf der 198 und folgenden Rande des Waldes liege, und nur vier Station⸗ 

Seite. von Fatatenda ſey. 


von Caps Blanco Bid Sierra Leona. VI Buch VE Cap. u 
Auf des Statthalters Hulls Anweiſung erhielt man Nachricht vom Junko Sunko 
zu Yanimarew, daß die Gummibaume nr fünf Tagereifen weit von dem Drte, und fiehen 
Oder acht von der Sanaga wären; daß Die Wälder. fechzehn Tagereifen lang und: fechfe 
teit, und voller großen Bäume wären, die alle, Summi brachten: Daß der Wald zwi⸗ 
fhen dem Volke von Yani, nämlich denen von Futa 2), welche Fulier find, und den 
großen Jolloifern, gleich getbeilet ware, welche letztern ſechs Ruheplaͤtze von den Gummi: 
baumen wohnen, bey denen Feine nähern Einwohner find: Daß dafelbft auf dem Wege 
von Yanimarew zu dem Walde fein Fluß fen, und. die Gambra' der nächfte waͤre; daß die 
defagten Voͤlkerſchaften ganz und gar Feine Weiße fennten, daß aber mit wenig Mühe eine 
Gemeinfchaft mit ihren aufgerichtet werden. und man alsdenn fiher nach ven Wäldern 
reiſen koͤnnte; daß fie auch ganz und, gar. feinen andern Handel kennten; daß aber die Ele⸗ 
phanten daherum fehr häufig wären, a 


Als der Berfaffer darauf. wieder nach England. giengs: ſo fuhr der Statthalter felbſt 
ab, um mit Job ben Salomon nach dem Walde zu geben, als deſſen Land daran geängte; 
allein man weis den Erfolg von dieſer Reiſe nicht. 


Den ı6ten des Weinmonats wurden fie durch die 


erden würde, Der Bumey z) von Rofamor, einem Lande von Barfalli,uns 
gefahr.eine Tagereife weir von Foar, und der. Dumep von Kaſawan /einem andern Sande 
in feiner Nachbarfchaft, Famen aus Freundſchaft zum Herrn Moore, ihm zu berichten, daß 
Bumey Haman Seaka, Bruder des Königes von Barfalli , der wider dieſen Prinzen 
in Waffen war, einige, von dem Volke von Yani und Namina zu. Gebülfen hätte, und 
nachdem er alle Zuräftungenzu einem Rriege gemacht, dieſen Theil von, Barſalli in Kur⸗ 


zem gewiß anfallen wuͤrde. Sie erſuchten ihn auch, dem Statthalter ſolches zu melden, | 


damit er die Güter der Compagnie in Sicherheit brachte, Er ſchrieb, bekam aber zur 
Antwort, es haͤtten dieſe Nachrichten ſchon einige Jahre lang gewaͤhret, es waͤre aber nichts 
erfolget. Dem ungeachter hielt man es doch für dienlich, dem Haman Seaka ein Geſchenk 
zu machen, um ſich ſeinen Schutz fuͤr die Factorey auszubitten. EB a in 

Den zten des Chriftmonars gieng Here Moore von Yoar nach Yamesfort zuruͤck A); 
Den gten des Abends kam das Sadızeug, der Delphin, von fondon, zulegt aber von Hols 
land an, in welchen Herr Lleveland, ein Schwager des Heren Drfeur, zweyten Oberkauf⸗ 
manns in dem Fort, uͤberkam, in der Xbficht, fein Gluͤck durch eine Handlung gegen die Ge⸗ 


ſellſchaft zu machen. - Er hatte zu dem Ende eine Sadung von ‚vierhundert Pfund am 


Werthe mitgebracht, und ivar Willens, fi in des Heren Drfeurg Haufe zu Jillifrey aufs 
zuhalten. Allein der Statehalter; Zul, welcher auf den Nusen der Geſellſchaft ſehr bes 
dacht war, wollte nicht zugeben, daß ſich feines Collegen Bruder allhier fegte, und gegen 
die Geſellſchaft handelte. Cleveland verkaufte alſo feine Ladung an die Geſellſchaft, die 
ihm folche in Sklaven bezahlte, und fegelte mit dem Fahrzeuge die Kuͤſte Hinab, 


Den 
f Ei —— Oder Boomey, wie es Moore beygelegt wird, die oftmals den Titel der Fürften 
der Name —* Mit Bemoy einerley zu feyn, wel: für ihre eigenen Namen ausgeben, 

— 11 Bann MORfchen urſten wie obengedaht  %) Moores Keifen auf der 210 und folgenden 
worden, Uha ©; von den Portugieſen Seite. MERSR 09 Hugo aAiere mn 


1734 
Moore, 


an << 


vn 


Zeitung von einem Kriege beunru⸗ Fuccht vor 

\ ; ; - ig\einemfriege, 
iget, Der zwiſchen den Eingebohrnen ausbrach, und es ſchien, als wenn Joar der Sitz 

deſſelben w 


20... Reifen laͤngſt dee weſtlichen Küfke von Africa, 


1734 Den 26ften fegelte der Verfaffer in der Schaluppe Fama auf feinem Rückmege MT 
Moore Joar, it einer feifchen Ladung für die Factorey. Job ben Salomon gieng mit 
VBumeh Ha⸗ Unterwegens aber, da fie bey der Elephanteninſei lagen, und bey einer Stade Neame 
man Seafa ans Ufer giengen, erhielten fie Machricht, daß Bumey Haman Seaka wirklich WET 
in Waffen. den König in Waffen wäre, und daß die Schwarzen die Stadt Joar faft verlaſſen Hat 

und diejenigen, denen er die Sorgfalt über die Factorey aufgetragen, mit den übrigen ! 
von gegangen wären. Moore erfchrack über diefe Zeitung, miethete einen Kahn, r 
gieng den iſten Jenner nach Joar, wo er Faum zehn Leute in der Stadt, und-diefe alle nl 
1735. in feinem Haufe fand. Das Waarenhaus und die Güter, aber waren noch ganz uf 
ſchaͤdiget, fo gar von den Huggabuggs, einer Art von Aneifen, welche eine große Werd 
rung antichten, wo fie hinkommen, und wovor er ſich eben fo ſehr fürchtere, als daß 

möchte beftohlen werden. 

Seine güti- Den sten, da Bumey Haman Seaka mit feinem Heere zu Sanjalli, einer St 
ge Both⸗ eine halbe Tagereife von Joar, war, ſchickte Moore einen Bothen mit etwas Brand 
ſchaft weine, und einem Hirſchfaͤnger, als einem Geſchenke von der Geſellſchaft, an ihn. 
Bothe Fam den folgenden Tag mit einer freundfchaftlichen Bothſchaft von dem Huml 
zuruͤck, daß er alle Weiße bochfchägte, und ihnen nie übel begegnen würde, vornepmill 
dem Berfaffer nicht, den er fo lange gefanne haͤtte. Er verficherre ihn, wenn der KM 

anbielt, fo follten feine Seute auf Feine Art und Weife die Factorey befchädigen oder 
unrubigen. ro 
Als Job ben Salomon den 2öften des vergangenen Monars, mie dem Verfall 
bey der Elephanteninfel ans Ufer gieng und hörte, daß die Leute von Joar weggelaufen M 
ven, fo wollte er nicht weiter gehen. Er wurde alfo zu India, fechs Eleine Meilen Id 
Damafenfa, ans Ufer gefeget, mo er fo fange blieb, bis die Gefahr vorbey war, und dar! 
gieng er nach Joar, mo er den 29ſten Jenner anlangte, 
an den Ver _ Den rıten März fehr fruh Eamen fechzig von Haman Seafas Seuten zu Soar 
faſſer. Zwanzig davon waren wohl beritten und bewaffnet, und vierzig zu Fuße, mit Dfeilen, 
gen und Piftolen, Der Hauptmann oder Führer von denfelben kam allein in die Fach 
rey, da die andern an dem Thore des Hofes ſtehen blieben. Er berichtete Mooren, rl 
von dem Bumey abgeſchickt, ihm zu wiſſen zu hun, daß er die vorige Mache vorbey gA 
gen waͤre, um mit dem Könige von Kahone zu fechten, und daß er nicht alle feine geute HF 

ber bringen wollen, aus Furcht, er möchte fie nicht alle gehörig im Zaume halten koͤnn 

und die Zactorey dadurch Schaden leiden ), Moore ließ dem Bumey feine Dant 
gung dafür vermeiden, und ſchickte ihm etwas Pulver und Kugeln. Er beſchenkte al 
den Bothen mit einer Piftole und einem Saͤbel, worauf ſolcher fehr vergnuͤgt weggieng⸗ 


! 


=. — 


















N 


I} Am Rande ſaget der Verfaſſer, dieſe Leute beſuchten ihn mis einer falſchen Geſchichte. 


——zE um 


—* 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. Vl Buch VI Cap, 
| | Der VNAbſchnitt. ir — 
Beſchluß von des Verfaſſers Reiſen on der Gambra. — 
Der Statthalter Hull faͤhrt mit Job ben Solo: gletch einem Daviane, Land laͤngſt der Gambra. 
mon ab, den Gumminald zu beſuchen. Der Ueberſchwemmungen des Fluffes. Der Verfat 
Verfaſſer verläßt der Geſellſchaft Dienſte. Eei- fer führe von der Gumbra ab; konunt nach 
ne Art zu leben in Africa. Martcherfep Pe: 


y h = England, Top einiger Perfonen an der Gamı, 
bensmittel daſelbſt. Seine Erguickungen; fein - Bra, Schiffe, die angekommen und -ausgelanfen. 
Hausgeräthe. Fuß von einem großen Thiere, 


Da ı6ten März des Abends Fam Ber Statthalter Sul nach Joar, in der Ab 
Job ben Solomon nach Bunda zu geb 


eröffnen: Hier überlieferte Moore die Facto 


121 


ſicht mit Reiſe nach 
en, um den Gummihandei bey dem Walde zu dem Gum: <, 
rey an den Herrn Johnſon. Gegen das Ende miwalde. 
des Monats wurde der Statthalter Hull vom Bumey Haman Benda, des Koͤnigs von 
Barſalli dritten Bruder, beſuchet, welcher ſtets an des Koͤniges Seite war. Er hatte zu 

ſeinem Gefolge vierzig Mann zu Pferde, Als Haman Seaka, der noch zu Sanjalli war, 

von ſeiner Ankunft hörte: fo ſchickte ex eine Partey von hunderte Mann ab, mit ihm zu 

echten. Weil diefer aber Nachricht Davon erhielt, fo flod er fo geſchwind weg, als er 
Fonnte, und fehickte einen Bothen an den Statthalter, ihm zu berichten, er Fönnte ihm den 
folgenden Tag nicht aufwarten, wie er Willens gervefen, baͤthe ihn aber, er möchte ihm ein 
oder zwey Gallonen Brandtewein ſchicken. wurde auf ſeinem Ruͤckwege zwi⸗ 
fen Joar und Kower von Haman Senf 5° 
und nahm fein Pferd, 


Den sten April kam Connor von Brukoe, wo die Factorey aus Mangel des Handels Der Ver⸗ 
aufgehoben war, herab, um die Aufſicht uͤber die Factorey zu Joar, anſtatt des Herrn Moore fafler ver⸗ 
zu übernehmen 7), der nunmehr außer Dienften war, Es wirb nicht unangenehm feyn, A die 
allhier zu erzählen, auf was für Art er in Africa gelebt ha 


& ienfte, 
Er ftund mit Anbruche des Tages auf, um die Kühle des Morgens zu genießen, und Seine Art 

ritt oftmals zwo oder drey engliſche Meilen durch Gehölze und Ebenen, indem die Luft fehr au leben. 
angenehm war. Go bald er zurück kam, fo fruͤhſtuͤckte er hinefifchen Thee, oder in Er- 
mangelung deffelben bedienre er fic) einer Art, welche wild in’ den Wäldern wählt, Sim; 
bong genannt. Es ift davon vieles nad) England geſchickt worden, wo es verfchiedene 
Seute fehr hochgehalten haben. Menn es ihm an Zucker fehlte, fo bediente er fich des Ho- 
niges, welcher für fehr gefund. gehalten wird. Brauchet man es aber gar zu häufig, fo 
kann es den Durchlauf verurſachen. Wenn er aber weder Zucker noch Honig befommen 

dunte, welches oftmals alle von den Einwohnern gebraucht wurde, Honigwein zu machen : 
Asdann war er genörhiget, feinen Thee mit füher Milch zu vertauſchen, welche unter den 
Suliern febr häufig if, Dieſe aß er falt mir eingebrockten Kuchen von Reißmehle oder 
Suineifchen Korne, welches mit Waffer geknetet, und über dem Feuer in einem eiſernen 
Topfe gebacken war, 


) Der Verfaffer 
nicht, warıım a ee, den is * ——— * 
Allgem. Reifebefchr, Il Band. m 


Diefe 
erwaͤhnet der Urſache 


1735 
Moore. 


Mancherley 
Lebensmit- 
sel. 


Seine Er⸗ 
quickungen. 


wo er gemeiniglich mit Palmweine, Siboaweine, Honigweine, oder auch einer Frucht, Kol 


Sein Haus⸗ 
geraͤth. 


Ki. 


122 Reifen laͤngſt der. weſtlichen Küfte von Africa, 


Diefe Sandmilch wird felten oder niemals Eochen, wenn man fie nicht umſchuͤttelt. De 
Verfaſſer ſchreibt folches der Säure des Grafes zu, welches das Rindvieh frißt. Zu De 
tage hatte er vielmals frifch oder gepöcfelt Rindfleiſch; denn es hielt fich folches fechs oder 
ſieben Tage im Salze, ohne zu verderben. Dieſes kochte er entweder mir Kuskus, M 
die Eingebohrnen thun, oder auch mit Kuͤrbiſſen oder Rolilu, gleich dem Spinate, dab 
des ungemein häufig iſt. Voͤgel find fo wohffeil, daß er ein Stück für drey Schüffe pur 
ver kaufte; und wenn es ihm an Fifchen oder Wildpräte fehlte: fo ſchickte er einen Jaͤge 
aus, der ihm von der Gefellfchaft erlaubet worden, dem es felten fehlse, daß er nicht milde 
Schweine, Rehe, Enten, Rebhühner, milde Gaͤnſe oder Kronvögel einbrachte; die insge 
ſammt zu den verfchiedenen Jahreszeiten fehr häufig find. 


Der Nachmittag war die geröhnliche Zeit zur Handlung; zumeilen aber daurete [OF 
she wohl drey Tage hintereinander. Weil diefes fein eigentliches Gefchäffte war: fo ve 
fäumte er folches niemals. Wenn fich folches bald endigte, fo gieng er zumeilen zu den DET 
nachbarten Städten, und Fam zum Abendeflen nach Haufe; morauf er fich felbft die ZA 
vertrieb, bis er zu Bette gieng, mit Schreiben, $efen, oder daß er feine Nachbarn befuchl 
























genannt, welche das Waſſer ſchmackhaft machte, bewirthet wurde. Er gieng oftmals au⸗ 
Zaubern und Rebhuͤhner zu ſchießen, die nicht weit von der Factorey gefunden wurden, € 
pflegte zuweilen viele Säfte zu haben, welches entweder Kaufleute oder Bothen von groß 
Männern aus den benachbarten Königreichen waren, die ihm häufig Gefchenfe von Kuͤhen 
Zeugen, und zuweilen einen Sklaven ſchickten. Allein, dieß geſchah bloß in der Hoffnung 
mehr dafuͤr zu erhalten, als die Sache werth war. Daher kamen auch alle dieſe Geſchent⸗ 
ber Geſellſchaft zum Beſten, und er rechnete fie ihr an, 


Die ſchwarzen Weibesperfonen richteten feine Speifen in irdenen Gefchirren fauber un® 
reinlich an, welche von den Eingebohrnen gemacht waren, Er hatte auch zweene eifert® 
Töpfe von Jamesfort; einer war zum Gebrauche für der efellfchaft Sklaven; der ander 
diente dem. Berfaffer an Schmaustagen, wenn er Gefellfhafe hatte, oder auch zu einen 
Dfen, darinnen zu backen. Er hatte eine große geräumige Schlafkammer, worinnen er Mi 
der vegnichten Jahreszeit ftets ein Feuer hielt, Seine Bettftelfe war über zivey Fuß hoch 
von der Erde auf Gabeln erhoben, mit Pfählen, die am Haupte und an den Füßen darauf 
gelegt waren ;und über folchen lag eine Hürde aus gefpaltenem Rohre, die anftart eines Sad“ 
bodens diente, Er hatte ein Bette, welches aus grobem baummolfenen Sandzeuge gemacht 
war, welches er mit Seidenbaumwolle, eine Art wie weiche Dflaumfedern, ausgeftopfet 
hatte, Außer denen aus England mitgebrachten Bettüchern bediente er ſich einiger Decken 
ſechs Ellen lang und drey Ellen breit, welche ihm der König von Barfalli und feine Schme 
fer gegeben hatte, An den Ecken feiner Bettftelfe richtete er vier Pfaͤhle auf, um eine AH 
vom Vorhange zu fragen, die Musketos abzuhalten. In einer Ecke feines Zimmers hatte 
er einen großen irdenen Krug voll Waſſer auf Gabeln ſtehen, um es vor dem Gewuͤrme a 
verwahren. Mit anderm Geräthe, weil er es wenig brauchte, wollte er fich nicht be 


ſchweren »), A 


a) Siche Moores Reifen a. d. 225 u. f. S. man unlaͤngſt einen jungen allhler ſehen laſſes. 
eo) Dieß muß ein Ehampaneze feyn, wovon Ex ift dem Oran utang aus Dftindien gleich. 


PR 
> See ee 


——E 


7 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch VI Cap. 123 


Als er den 6ten April im Jahre 1735 eine engfifche Bierthelmeile von der Factorey zu 1735 
Joar ſpatzieren gieng: fo fand er von einem Thiere, deffen Rumpf vermutblich von einem, Moore. 
oͤwen war verzehrt worden, den Fuß, der einem Baviane ziemlich gleich kam, aber fo dick, als 5, 


; B von ei⸗ 
eines Mannes feiner war. Es war erſt kuͤrzlich getödtet, und mit Haaren auf ein Zoll lang nemCgam-. 
bedecket. Edr brachte folchen mit nad) Hauf 


‘ €; und da er einige Eingeboßrnen darum be= paueze 
fragte: fo fagten fie, es wäre der Fuß von einem Thiere, welches fie einen wilden Mann 
neunten; eg gäbe dergleichen viele in dieſem Sande, fie würden aber felten gefunden; fie 
wären fo gefchlanf, als ein Menſch, hätten Brüfte wie die Srauensperfonen, bedienten ſich 
einer Art von Sprache, und giengen auf ihren Fuͤßen, wie menſchliche Geſchoͤpfe 0). 
Den 8ten gieng der Verfaſſer in der Schaluppe Jameseyland nach) Jamesfort, nach⸗ 
dem er von dem Statthalter Hull und von Foben Abſchied genommen, welcher letztere ihm 
verfihiedene Briefe nach England mitgab. In vier Tagen Fam er in dem Forf an, und 
den ızten May fchiffte er fih in Die Schnau, der Delphin, ein, welche unter dem Haupt: 
manne Freeman mit Herrn Hamilton und andern nach Sonden gieng. Das Fort feuerfe 


& Höflichkeit für diefen Herrn, welcher eine. Zeitlang Dberfaufmann gewefen, neun 
tuͤcke ab, 


Ehe wir aber die Gambra verlaffen, müffen wir noch einige wenige Umftände, außer Land laͤngſt 


demjenigen, was bereits angefuͤhret worden P), von derfelben beyfügen, Diefer Fluß ift der Gambra. 
für Schaluppen auf zweyhundert Seemeilen ſchiffbar, indem die Ebbe und Fluth fo weit 
von der Mündung hinauf geht. Die Seiten 


an dem Fluſſe find meiftentheils auf eine 
Bierthelmeile ins fand, an einigen Orten aber nicht fo weit, flach und bufchicht, und in die 
fem Bezirke giebt es angenehme offene Felder, die fie zu ihrem Reife brauchen, und die in 
der trocknen Jahreszeit zur Weide für ihr Vieh diene 


n. m Sande ift es fehr waldicht; 
nahe bey den Staͤdten aber iſt ſtets ein großer Fleck freyes Feld zum Korne. Das Erdreich 


iſt meiſt Sand, mit einigem Thone und einem guten Theile felſichten Boden. Naͤher an 
den untern Theil der Gambra ſind keine Huͤgel zu ſehen: den Fluß hoͤher hinauf aber giebt 
es einige hohe Berge, deren Spitzen eine angenehme Ausficht geben, Die Hügel find von 
Eifeufteinen; und ob fie gleich nicht viel anders als ein beftändiger harter Felfen jind: fo 
find fie doch voller Bäume, 

Den ꝛaſten des Brachmonats im Jahre 1732, 


war, bemerkte er, daß der Fluß anfing zu fteigen, und trübe zu werden. Der Strom lief ſchwemmun— 
ſtets Hinab,/und es Fam feine Zluth herauf. Den agften des Herbſtmonats eben beffelben gen des Fiuf: 
ahres fing er an zu fallen. Das folgende Jahr wuchs die Gambra an eben dem Orte lt. 
fo Hoch, daß fie in der Mitte des Herbftmonates die Factorey zerftöhrete, und alle niedrige 
tünde rundum die Stade uͤberſchwemmte, wie bereits angemerfet worden 4). 


Weil der Wind fihön war: fo gieng die Schnau ſogleich in Gefellfchaft mit dem Pr. 
folge unter dem Hauptmanne Wright, der eine Handelsreiſe nad) Rachao r) und Porz 
tudali chun wolle s), unter Segel, 

J konnten wegen des friſchen Seewindes die Spitze Banyon in weniger als zwee⸗ 
"gen nicht erreichen. Hier ſchickten ſie ihr Boot ans Ufer, Voͤgel zu kaufen durch 
22 Nach 

P) Siehe 

) Sm 


da der Verfaſſer zu Yamyamakunda Ueber: 


oben a.d.y ©, 


) Im Originale Crutcheo. 
eoben ard. u 8. 


) Moores Reiſen, a,d.229x, f.S. 


‘ t B N 7 ; \ J 
* 


| 
—— 124 Reiſen laͤngſt der. weſtlichen Kuͤſte von Africa, 
























735 Nachlaͤßigkeit der Matroſen aber ſcheiterte es. Dem ungeachtet kamen bie Leute, weil IT 
Moore. Hauptmanns Wright feine am Ufer waren, davon, und fchleppten das Boot Hinter IT 
A her. Den folgenden Tag liefen fie aus der Gambra hinaus, und nahmen ihren Abſch * 
fer verläßt die vom St. Marienvorgebirge, da fie mit einem friſchen Winde ſechs Knoten oder Meilen! 
ER,  Cambra. einer Stunde giengen, | 


Den zıften gegen Mittag gab Jacob Ellis, einer von den Steuerfeuten, der | 

“wohl auf befand, da fie die Gambra verließen, den Geift auf, Diefer Menfch ftarb A 
ein wahrer Märtyrer des Rums; denn da er Fein Glas mehr zu feinem Munde bringll 
konnte: fo verfüchte er folchen durch eine Pfeife einzufaugen, und farb mit einem Fleine 
Becher dicht an feinem Kopfkuͤſſen. 


WVom zoften des Brachmonats bis den zoten des Heumonats hatten fie einen Harte! h 
Wind. Weil er aber fhön für fie war: fo hatten fie wenig Urfache, fich Darüber zu befll 
gen. Den folgenden Morgen erreichten fie die englifche Küfte, und fahen bald darauf den 


nn a un = * 


a 


> | Ediſtoner Wachthurm neben ſich. 
Kömme in „Pen 1afen wurden fie von einer von bes Königs Schaluppen gejagt, welche, als 4 
Engiand an. naͤher Fam, einen Schuß that, und fie herbey brachte. Hierauf kam einer von den Lieut 


nants des edinburgifchen Kriegesfhiffs an Bord; und nachdem er fie vier Stunden auf 
halten, führte er dreye von ihren beften Seeleuten mit weg, und ließ drey andere an ihre 
Stelle. Den Nachmittag erreichten fie die Inſel Wight, und den folgenden Morgen be 
Anbruche des Tages waren fie neben der Spige Beachy. Um neun Upr erreichten MR 
Dungeneß, wo dreyßig Segel lagen, die hinaus giengen. Bald darauf kamen fie in Del 
‚ Dünen an, wo fie eine große Anzahl Schiffe, und zwey oder drey Kriegesfchiffe fanden 
F : Hier kamen fie vor Anker, und warteten auf einen Lootsmann. Endlich Fam einer, in de 
| : fen Boote der. Berfafjer ans Ufer gieng, nach Deal, nachdem ex gerade jiveene Monate all“ 
feiner. Reife nach Jamesfort geweſen 2), ö 4 


= Sa 2. Ah Je 


Todesfälle einiger Perfönen, vornehmlich in der Geſellſchaft Dienften, an der | 
Gambra, während der Zeit, daß ſich Herr Moore dafelbft aufgehalten, 
j von 1730 bis 1735, 


; er Den uten Nov. 1730 Johann Skinner, ein Soldat aus dem Fort, nach einer lang 
| Unpaͤßlichkeit und dreyjährigen Dienften, nachdem er feinen Körper in Oft- und Weſtin 
B; bien verderbt hatte, ; | ' re 
| ¶ Im Jenner 1731 Herr Robert Forbes, Schreiber zu Joar, an einer Furzen Unpäß 
Be lichkeit, die er fi) durch Saufen zugezogen. \ 

& ; _ Den sten Febr. Herr Wilhelm Rusling, ein Schreiber zu Jamesfort, nad) ei 


zweymonatlichen Unpäßlichfeit. Er ward zu Sillifeey begraben, 


Hauptmann Colwel, und die meiften von feinen Schiffsleuten, welche von den Ei 
gebohrnen an der Golokuͤſte getödter wurden. © # | 
— en 


) Moores Reifen, auf der 231 und folgenden Seite, * 


u a is 
> M 


a a en — 
—— 
* Er . 7 


- 


don Capo Blanco bis Sierra Leona, VI Buch VI Cap. ‚15 


Den ıgten Aus, ein Sklavenmägdihen, welches son einem Crocodile bey Jamesfort 
weggeholt wurde, vi 


Den ıften Jenner 1732 Here Carl Houghton, Factor zu Jamesfort, an einer gar zu 
großen Dofi von Laudanum. 


Den ızten März Hauptmann Major, der von den Eingebohrnen zu Kaffan aus. 
Rache wegen einer Beleidigung erfchlagen wurde, 


Den soten Way ein Sklave von der Compagnie ihren, der von einem Crocodile zu 
Yamyamakunda verfhlungen wurde, ne 


Den ꝛoſten Jul. Herr Eduard Peters, des Factors Gehuͤlfe zu Fatatenda. 
Im Jahre 1733 Jacob le Maigre, Factor zu Sami. 


* ‚sten Jenner erſoffen die Herren Hayes und Galand, nahe bey den Sappo- 
eylanden, 


Im Maͤrz wurden verſchiedene Leute, die dem Hauptmanne Williams zugehoͤrten, 
durch eine Empoͤrung ſeiner Sklaven zu Joar getoͤdtet. 


Im Jun. Herr Lowther, Auffeher auf der Schaluppe, das volle Glas. Er war 
von den Schwarzen in den Bauch geſchoſſen. 


Den zten Octobr. Herr Johann Philips, Factor zu Fatatenda, an einem Falten 
Brande an feinem Beine, 


Sm Novembr. Herr Railton Factor zu Brukoe, an einem Falle, da er ſeinen ſchwar⸗ 
zen Jungen vielleicht zu heftig gezuͤchtiget. DR es 5 
Im Tenner 1734 Hauptmann Coffin, von der Schnaue, dem Sinken, zu Joar. 


Den 23ften der Oberfteuermann, und ein Matrofe, am Borde eben diefer Schnau, 
zu Jamesfort, 


Den 2öften der vornehmfte Bootsmann von eben der Schnau. 
Den zen Aug. ſtarb Herr Schuckforth, Schreiber zu Jamesfort. Er war acht 
Monate in dem Lande geweſen, und wurde zu Jillifrey begraben. PIE, 


Den zıften Jenner 1735 Herr Thomas Hilton, des Factors Gehülfe, an einem Fie- 


ber zu Joar, nad) einer zehntaͤgigen Umpäßlichfeit. Er wurde unter einem Orangenbau⸗ 
me begraben. 


Den ziſten Maͤrz Herr Jacob Ellis, der Maͤrthrer des Rums. Sol elden 
verdienen, im Andenken zu bleiben, 4 * 


FE Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africe 1 


Schiffe, die su Jamesfort und auf der Gambra von 1730 bis 1735 angetomm⸗ 

| und bieber beſtimmt gewefen. \ 

Zeit, Namen, Hauptleute. Woher. 
1730 Nov. 10 | Die Beſchleunigung, Schal. C. | Robert Sul | fondon. 






« Dee. 12 Zwo franzoͤſiſche Schaluppen 5 Senegal. 
: Nov. 13 | Die Sama, Schaluppe €. Boys St. Jago. 
= Dee. 31 | Johann. Anne, Brig.E,R. | Stonefam &iverpoofe, 
2731 Jan, = | St. Michael, ein franz. Schiff. | Fredillac — 
=: 10) Eliſabeth, E. K. Carruthers London. 
Herbert, ER. Onley London. 
Der Rubin, E. K. Brigant. Cratgue, ColwalInſel des ge. Bord! 
25Wilhelm u. Eliſabeth, E. K. Whieloe Liverpoole. 
= 91 | Donetta, C. | Sivingftone London. 
Febr. 10 | Der Erfolg, Schnau, C. Eumoreins I Sonden, 
u Arabella, E. K. Pyke London. 


uuh 
* 
— 


Johann u. Anna, Brig. E. K. Stoneham Inſel des gr. Bord | 
19 | Eine franzöf, Briganfine 


Mu U WER RE en Mn 
1 
B: 
z 
— 
> 


® E Sanaga. 
= =: | Rene. Whealer | Gofoküfte, 
i Abentheuer, eine Schal, C. Br P Kachas. 
= | Maris, Schnau, E. K. Gordon Barbados, 
May 15 | Die Perl,Kriegesfgiff Lee —— 
= 16 | Buines, Packetboot, C. Martin - | Gofdküfte, 
=. = | Brauer Jund, Hal. E. K. Ramſey England. 
Dec. 22 | Der Verſuch, Schnau, E. K. | Clarke London. 
1732 Jan. 3 Gambra, E. K. Major Neu England. 
Febr. 14 | Andaluſien, ER. Pearfon &iffabon. d 
733 April 4 | Dasvolle Glass, Shal.E.R. | Moore Neu England, 
=. Mayr | Amerfcham, Schal.E.K. Munday London. u 
= = = | Delphin, Schnan, C. Lovet London. 
1734 Ian. 19 | Der Finke, Schnau, E. K. Eoffin 0, 
« Sebr. 4 | Der Phönir, ER. Onley ) Holland, 
. = 20] Ein franʒoͤſiſch Schiff - - Goree. 
22Scipio, E. K. Gordon Briſtol. 
26Thomas, Brig.ER ESmith Liverpoole. 
= März 25 | Liverpoole, ER. Solding . , } Eiverpoole, . 
= Sul 133) Barıa, Schaluppe Naſch =: i 
. = = | Das volle las, Schaluppe | Ball — 4 
P = 24 | Der Diamant, Kriegesfchiff s = — 4 
Antelope, Kriegesſch. ar J 
= Aug. 7| Delphin, Schnau, €. Freeman Londou. 4 
= = 12 | Seanzöf. Schaluppe le: . | Gore, a 
= Dec. 9! Delphin, E.R. Norry Holland. es 
- : 12) Des£rfolg, Schnau, C. Wright london. 
175 Mir; 8 | Delphin, Schnau, ER. Clarke Sr 9 
4 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Bub VII Cap, ı 


Schiffe, die nach auswärtigen Landen geladen, und yon 1730 bie 1735 
aus der Bambra ausgelaufen. 


a; 


Zeit, Namen, Hauptleute. Wohin, 
1730 Nov. 14 | Guinea; Pagetboot, C Martin, Guinea. 
1731 San, Si Johann u. Anna, Brig. ER, Stoneham. Inſel des gr. Vorgeb. 
= Märzag | Der Rubin, Brigantine, E. K. Eraigue, Goldfüfte. 
= = 29 | Sonetta, €, &ioingftone, | Sierra Leona. 
= April 4 | Rent, ER, Wheeler, &iffabon. 
E = 15 | Arabella, E.K. Pyke. Marienland. 
9Waria, Schnau, E. K. Gordon, Goldkuͤſte. 
19 Sierra Leona, ER, Jenkins. Carolina. 
220verʒog von Bourbon. oo. St. Jago. 
May 2 | Tohann und Anna, E. K. Stoneham. Sierra Leona. 
⸗ 4 verbert, ER, Onley. Virginia. 
4Wilhelm u. Eliſabeth, €, K. Whitloe. Weſtindien. 
⸗22GEliſabeth, ER, Carruthers. Suͤdcarolina. 
= Sun. ı7 | Buines, Packetboot, €, - Martin, tondon, 
1732 Febr. 22 | Buinea, Packetboot, E. Martin, Kachao. 
Die Beſchleunigung/Schal. C. Hull. London. 
734 May 13 | Der Delphin, Schnau, €, Freeman, Sonden, 
Der Erfoig, €, Wright. Kachao. 


Man merke: C. bedeutet Compagnie, 


und E. K. einzelne Kauffahrer. 


— — ⸗z a8 2 me ———ü· — —— 


Das VII Kapitel, 


Die merkwuͤrdige Sefangenfhaft und Befreyung Job ben Splg- _ızt 
mons, eines muhommedanifchen SPriefters von Bunda, nahe bey 


der Gambra, im Jahre 1732, 


Jobben 
Solomon. 
—f— 


Welcher einige Anmerkungen von dem Koͤnigreiche Futa beygefuͤget ſind. 


Einleitung. 


Ss a Herr Moore in feinen Reifen verfhiedene befondere Ilm 


Solomon mit angeführer, deffen Geſchichte 
in England gemacht hat: ſo haben wir 
— abzufondern, und fie mit denen Sachen 
et dom in einem Deravtractätchen von drey u 


e ih, % eo Saf — x 

Boonda in Er Leben Jobs, des Se bis Selomens, ö 

welcher einige ea uf, Es iſt in vier Abſchnitte einget 
e Veirachtungen über das Ganze enthaͤlt. 


flände von Job ben 


dor einigen Jahren fo viel Redens 
es für rathſam erachtet, folche von feinem 
zu verbinden, welche Thomas Bluet im 


nd fechzig Seiten herausgegeben, welcheg 
tichten —— von Montagu zugeeignet, und welches den Tiref f uͤhret: 


Einige Nach⸗ 


es hohen Prieſters von 
heilet, außer eingem Beſchluſſe, 


Herr 
















og 7 Reifen laͤngſt der weſtlichen Küfte von Africa, 


Herr Bluet war mit Joben, ſowohl in America als England, vertraut Freund, wie 
Here Moore in Africa gewefen; und well ex beffere Gelegenheit hatte, von feine $eben 
umftänden unferrichtet zu werden, als viele andere Leute: fo feßte er ſowohl auf Jobs ei⸗ 
genes Erſuchen, als auch auf Anhalten verſchiedener Edelleute, die Jobs Wohlthaͤter WAT 
ven, eine Nachricht von ihm auf. Darinnen erklaͤrte er ſich, daß er keine andere Geſchicht 
mittheilte, als ſoiche, die er felbft wüßte, oder aus Jobs eigenem Munde härte. Est 
zu bedauern, daß weder Bluet, noch Moore, eine volfftändigere und genauere Nachrich 
von denen Dertern verfihaffen koͤnnen, deren in diefen Nachrichten erwähne worden. 


Der I Abſchnitt. 


Die Landſchaft Futa. Bunda wird gebaut; Job Bunda; bekoͤmmt Zeitung vom Hauſe; reiſet 
ben Solomon ausgeſchickt, Sklaven zu verkaufen; von Joar ab. Seine Perſon iſt ſchoͤn. Seine 
wird ſelbſt zum Sklaven gemacht; verkauft und großen Gaben und ſeine Faͤhigkeit; ſein weitlaͤuf⸗ 
nach Marienland geführt; hinuͤber nad) Eng⸗ tiges Gedaͤchtniß; feine Gemuͤthsart und ſein 
land geſchickt. Er finder Mitleiden; wird durch Muth, Ein ander Beyſpiel davon. » Sein Ab 
eine Unterzeichnung feey gemacht; erhäft viele ſcheu vor den Gemälden. Seine Religion, Ge: 
Geſchenke; Eehret nach Africa zurück; trifft dies lehrſamkeit und Leutfeligkeit. 
jenigen’an, die ihm verkauft Haben; ſchicket nach nr 


Ser Familienname diefer merfwürbigen Perfon, welche Herr Bluet, Huuba Boon SU 
lumena, Boon Hibrahema a), d.i.Job, der Sohn Solomons, des Sohns Abra 
bams, nennet, war Jallo. Er war in einer Stadt, Bunda 5) genannt, gebohren, in DE 
Sandfchaft Balumbo ec), in dem Königreiche Futa A), oder Sanaga in Africa, welche 
an beyden Seiten der Senegal oder Sanaga liegt, und an der Süpfeite fich-fo weit e 
firesfer, bis an die Bambra e). ob verficherte ven Verfaſſer, dieſe beyden Flüffe Liefel 
einander gleich, begegnete aber niemals einander f) welches wider ihre gewöhnliche Sad! 
in unfern Karten ift. Die oftliche Gränge des Königreichs Futa ift die große Lache, Hl 
unfern Karten, Lacus Guarde genaimf g). Die Größe deffelben gegen Norden ift nicht 


1731 
Job ben 
Solomon. 
oe 





Die Land: 
ſchaft Futa. 


Bunda wird 


gebaut. 


fo gewiß, Die Hauptſtadt iſt Tombut, der gegenüber an der andern Seite des Fluſſe 


Bunde 5), Jobs Geburtsort, liegt. 


Ungefähr vor funfzig Jahren legte Ibrahim ) Jobs Großvater, die Stadt Bun⸗ 
da, unter der Regierung Abubekrs k), damaligen Koͤniges don Futa, an, der ihn ſowoh 


a) Wenn Herr Bluet den Namen recht geſetzt 
bat: fo muß er von einer fehr verderbten Ausſpra⸗ 
che des Ayub, oder Fyub ibn Soleyman, ibn 
Ibrahim herruͤhren; oder wie es Kerr Moore 
ſchreibt: Job ben Solomon. Die Africaner ſpre⸗ 
chen ben fuͤr ibn aus. 

5) Bluet ſchreibt Boonda; Moore aber 


Bundo, und ſaget, es ſey zehn Tagereiſen von 


Jillifrey, in feinen Reifen a. d. 69 u, 203 ©, un: 
gefähr fieben von Joar. 

€) Dieß Sand, wofern es dergleichen giebt, muß 
Galam feyn, welches vorbem oft erwähnt worden, 
und fih an beyden Seiten der Sangga erſtrecket. 













zum 
Bluet faget, Galumbo werde in unſern Kartell 
Catumbo genannt. 
d) Bluer ſchreibt Foota, und Moore Zutl 
Wie der erfte darauf gekommen, daß er folchen DA! 
Namen Senegal gegeben, das feheint uns unb⸗ 
greiflich zufegn, weil es ſchwerlich zu vermuthen iſ 
daß Job es alfe benennet hat, indem das Königrel® 
Sanage nur ein erdichtetes Königreich ift, meld? 
Bloß in den Büchern einiger von den erſtern N 
fenden gefunden wird, x 
e) Dieß kann in Zweifel gezogen werden. FT 
re ſaget: Futa liege vier Nuhepläge weit von" 
tatenda. Vermuthlich ſtoͤßt es an Öberyani MT 
Wuley, welches am der Nordfeite der Gamb 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch Vn Cap. 129 
‚ und zugleich zum Alfa, oder Höhen Priefter, 


acht gab ihm auch die Gewalt, ſolche Geſehe zu machen, 
dienlich zu feyn erachtete. Eins darunter war, 


zum Eigentümer, als Statthalter derfelben 


x 


* 
1731 


als er für feine neue Stade Yobben 


„daß niemand, der dahin feine Zuflucht näh- Solomon. 
me, zum Sklaven gemacht werden follte, Dieſes Bor 


medaner erftreckte, trug febr wiel bey, den Ort zu be 


echt, welches fich auf alle Muham- 
völkern, 


. Einige Zeit darauf ftarb Ibra⸗ 
bim, und ließ feine Würde, welche erblich war, feinem S 3 


König Abubekr farb auch um. eben die Zeir, 


nächfter Erbe, Jelazi hatte einen Sopn, 
obs Baters, Auffiht chat, den Koran und 
dieſem Prinzen zu einem Gefpielen, der fein 
Tode feines Baters J 


eben die Zeit heirath 
war. In ihrem d 
und befam hernach 
ſeiner Gefangenſcha 
don der er eine Tochter bekam, die, 
Diefe Weiber und Rinder waren am $eben; 
Als obs Vater im Hornunge des Ka 


Sambo genannt, 
die arabifche Sprache zu fernen, 
Mitfchüler war, 
Jelazi, den Thron beftieg, und noch geg 
funf zehn Fahre alt war: fo ftund er feinem Vater als Tına 

ste er des Alfa von Tombut Tochter, Die damals nur eil 
veygehnten Fahre hatte er von ihr einen Sohn, 
noch ziveene, Namens Ibrahim und Sambo. 
ft heirashete er die ziveyte Frau, 


und ihm folgte fein Bruder Jelazi, als 


den er unter Solomong, 
Job diente 
und bald darauf, nach dem 
enwaͤrtig regieret. Als Job 
im oder Unterpriefter bey. Um 
f Jahre ale 
Namens Abdallah, 
Zwey Fahre vor, 
des Alfa von Tomga: 2) Tochter, 


nach der Tochterdes Propheten, Fatima genannt wurde, 
als er vom Haufe gieng m), 


ohne Solomon, Zobs Vater 


er 


hres 1730=1 hörte, daß ein engliſch Schiff auf ob wir 
ber Bambra wäre: fo fhickte er ihn mit } 


verkaufen, und Papier und andere Noth 
möchte nicht über die Gambra gehen, 


den, daß er gefonnen wäre, weiter zugehen. 


daß er als ein Dollmetſcher mit ihm veifte: 
feine Schwarzen für einige Kühe, 


war, Diefe Waffen waren fchägbar, 


in den fernften Theile, den man Bisher noch gefanne 
Dat, liegt. u 
F) Hier ift ein Zeugniß, welches. gerade wider⸗ 
ſricht, daß die Sanaga und Gambra einige Ge: 
Meinfhaft mit einander haben. 
8) Bluet erzähfer uns nicht, wie er dieſes er- 
- fahren, Vermuthlich fagte Job, Futa wuͤrde ge⸗ 
er Oſten von einer Lache eingeſchloſſen. Meil er 
ih N LacusGuarde antraf,.der aber hermuths 
a achtet iR: ſo hlelt ex ihn für eben-denfelben.- 
Land 6 a muß gewiß falich feyn, wenn Jobs 
an der. & en Atatenda und andern Dertern 
Siehe oben a.y , at, als Zerr Mioore ſoget. 
Allgem Rei S. Vielleicht ift es Honda 
gem. Reiſebeſchr I Band, 


zweenen Bedienten ab 
twendigfeicen einzuhandeln 
weil die Einwohner ar der 
goer, und Feinde des Volkes von Futa wären. 
der das dem Hauptmanne Hunt zugehörige Schiff =) führte, ni 
fihickte er die zween Bebienten zurück, folches feine 


Weil Job mit dem Hauptmanne Pte, 


cht eins werben konnte: fo 
m Vater zu berichten, und ihm zu mel« 


Nachdem er fic) alfo mit einem andern Kauf⸗ 
manne, Namens Loumein Noa, welcher die mandin 


geifche Sprache verftund, verglichen, 


fo gieng er über die Gambra, und verkaufte 
Auf feiner Rückreife, 
Bekannten erquicte, hing er feine Waffen auf, 


da er fich in dem Haufe eines 
um fich auszuruben, indem das Wetter bei 


und beftunden aus einem Säbel mit einem goldenen 


Gefäße, 
in Balam, deſſen in de P’Isles Afrique Frangoife 
erwaͤhnet wird, ein wenig gegen Weften an dem 
Auſſe Faleme, und hinter demfelben liegt das Land 
Tamba awra, (ſiehe II Band, d.502 ©.) welches 
Herr Bluet, vermuthlich aus Irrthum, für Tome 
bus oder Tomburo genommen. , \ 

i) Bluet ſchreibt Hibrabim, 
) Bluet ſchreibt Bubaker. 
Deſe Fegu heirathete vor Jobs Ruͤckkunft 
einen andern Mann. .. — 
Sehe Bluets Nachrlchten von Jobs Les 
ben a = Bo * gu 

n) Ts hieß die Arabella, und lag zu Joar. 
Moores Beilenad9S. — 3 * 


zweene Schwarzen zu obgeſchickt, 
Er bath ihn aber, er — 
andern Seite Mandin⸗ I 


130 Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, u 
1731. Gefäße, einem goldenen Meffer, und einem veichen Köcher, der ihm von dem Könige 
Jobben Sambo geſchenkt worden, A 
Solomon. Es begab fich, daß eine Bande Mandingoer, die vom Raube lebten, vorbey a 
Mird ſeldſt und da fie ihn unbewaffnet fahen, brachen ihrer fieben oder achte zur Hinterthuͤre hinellb 7 
zumStlaven und banden ihn nebft feinem Dollmetfcher 0), Darauf befihoren fie ihm das Haupt und 
gemacht, den Bart, welches Job als die höchfte Befchimpfung aufnahm, obwohl folche nichts al? 
ders darunter fuchten, als daß fie wie Sklaven ausfehen möchten, die im Kriege gefangen 
worden. Den 27ften des Hornungs wurden beyde an den Hauptmann Ppyke verfau 
und den ıften März an Bord geliefert. Als aber der Hauptmann von oben Nachricht 
erhielt, daß er eben derjenige fen, der vor einigen Tagen zu ihm gefommen, mit ihm zu half 
dein, und wie man ihn weggenommen hätte: fo gab er ihm Erlaubniß, fich und feinen Ge— 
fahrten zu löfen )). Job fehiekte hierauf zu einem von feines Vaters Bekannten DM 
Joar, ihm fein Unglück zu melden, und ihn zu erfuchen, er möchte einige Mühe anwenden 
ihm feine Freyheit zu verfchaffen. Weil es aber von der Wohnung diefes Freundes, DIE 
zu feines Vaters feiner, eine Reife von vierzehn Tagen war g), und das Schiff eine W 
che nachher abfegelte: fo ward Job nad) Annapolis in Marienland geführet, und dem H 
Vachel Denton, Fartore bey dem Hrn Hunt, überliefert. Job hörte nach der Zeit von 
einigen Sahrzeugen, die von der Gambra kamen, daß fein Bater furz nach des Hauptmantid 
Pyke Abreife, einige Sklaven hinabgefchickt haͤtte, ihn zu löfen, und daß Sambo, ver Ki 
nig von Suta, die Mandingoer bekviege, und viele von ihnen, wegen ihres übeln Bezeu⸗ 
gens gegen ihn, niedergehauen hätte, 
und nad) Denton verkaufte Joben an einen Heren Tolfey, in Kenteyland in Marienland, det” 
Marienland ihn brauchte, Toback zu machen, aber bald fah, daß Job niemals zur Arbeit erzogen wor” 
gefuͤhret. den. Sein Herr, der ihm gern etwas Seichters auftragen wollte, beftellte ihn, das Vieh 
zu hüten. job wollte fich bey diefer Gelegenheit oftmals in die Wälder begeben, daſelbſt 
zu bethen: allein ein weißer Junge gab vielmals auf ihn Acht, und pflegte feine Andacht zu 
ftöhren, indem er ihn ausfpottete, und Ihm Dreck ins Geficht warf. Dieß vermehrte Jobs 
Schwermuth fehr, die durch feine Unwiſſenheit in der englifchen Sprache, und weil er nie⸗ 
manden hatte, bey dem er fich beflagen Eonnte, vergrößert ward; fo daß er fich volfer Ver 
zweifelung entfchloß, davon zu laufen, in der Hoffnung, einem gütigern Herrn in die Hände 
zu fallen. Mit diefem Entſchluſſe reifte er die Wälder durch, bis er an die Graffche 
Rent, an der Bay Delawar, Fam, die igo für einen Theil von Penfilvanien gehalten 
wird, ob fie wohl wirklich zu Marienland gehoͤret. Hier wurde Job, weil er feinen Pat 
hatte, und auch Feine Nachricht von fich geben-Fonnte, vermöge eines Geſetzes, welches durch 
alle americanifche Eolonien, in Anſehung der weggelaufenen Schwarzen oder weißen Be 
dienten gilt, im Brachmonate des Yahres 1731 ins Gefängniß geſetzet. Bluet gieng mil 
verfhiedenen andern Herren nach des Kerfermeifters Haufe, welches ein Gaſthof war, ihn 
zu ſehen. Man machte ihm einige Zeichen , und er fehrieb darauf eine oder ein Paar a 
i Pr 
























) Moore a. d. 69 S. faget, er und fein Ber den ihm losgekauft Haben, er waͤre aber aus dei 
dienter wären von dem Könige des Landes, welches Fluſſe geführer worden, ehe fie Nachricht von feine 
Jegra ſeyn muß, ein wenig im Lande, zwiſchen Sklaverey erhalten hätten, 
Tankrowal und Namina, ergriffen, und dem g) Dieß zeiget, Bundo Einne nicht nahe 69 
Hauptmanne Pyke verkauft worden. Tombuto ſeyn, welches gewiß weiter, als vierz 

7) Moore ſaget a.d. 69 ©. die Foleyer wuͤr⸗ Tagereiſen, von Joar ſeyn muß. Jedoch WIE 

: | mache 


von Cops Blanco bis Sierra Leona. VI Buch VII Cap. 


fen arabiſch. Er las folche ber, und fprach die Worte Allah und Muhammed aus, m 
woraus fie, und weil er feinen Wein trinken wollte, erfannten, dap er ein Muhammeda: Jobben 
ner wäre; fie Eonnten aber nicht begreifen, von wannen er käme, oder wie er hieher gefom- Solomon, 
men. Denn aus feinem leutfeligen Dezeugen und aus feiner guten Gefichtsbildung koun — 

‚ten ste fehen, daß er Fein gemeiner Sklave war r). 

Bald darauf wurde ein alter Schwarzer, der die Jolloifer Sprache vedete, welche "Job Wird nach 
auch verſtund, abgeſchickt, mit ihm zu reden. Dieſer berichtete dem Huͤter ‚ wen ev zuge⸗ England 
hörte, und warum er weggelaufen. Der Hüter ſchrieb an feinen Herrn, welcher ihn abholte, uͤberſchickt. 
und ihm guͤtiger begegnete, als zuvor. Er erlaubte ihm einen Ort zu bethen, und einige 
Bequemlichkeiten, um ſeine Skiaverey leicht zu machen. Allein die Gefangenſchaft war 
Joben ſtets unertraͤglich. Er ſchrieb daher einen Brief im Arabiſchen an feinen Vater, 
ihm fein Unglü zu melden, Er ſchickte ſolchen dem Herrn Denton, 


und bath ihn, daß 
er durch den Hauptmann Pyke nach Africa gebracht werden möchte. Weil aber diefer 


nad) England gefegelt war; fo fhickte iin Denton folchen unter dem Einfhluffe an Herrn 
Hunt zu London nach. Ehe aber der Brief daſelbſt anfam, war Hauptmann Pyke fchon 
nach Africa gefegelt, fo daß Herr Hunt foldhen in Händen behielt, bis fich eine Gelegenheit 
zeigte. Unter der Zeit kam der Brief dem Herrn Oglethorpe ») zu Öefichte, der mit 
Jobs Zufalle Micleiden hate, und dem Heren Hunt feine Handfchrift zur Bezahlung 
einer gewillen Summe bey jobs Auslieferung in England gab. Hunt ſchrieb deswe⸗ 


gen an den Herrn Denton nach Annapolis, der Toben von feinem Herrn für eben die Sum- 
me Faufte, die er dafür gegeben ; und ſch 


ickte ihn im Mär; des Jahres 1733 in dem Wil⸗ 
helm, unter dem Hauptmanne Wrick, nach England, in welchem Schiffe Bluet, ver 
Berfafler, als ein Reifender gleichfalls mit überfam, 

Job lernte auf der See das Englifche verfiehen, und führte ſich fo auf, daß er alfer Finder Mit⸗ 
Hochachtung und Siebe erivarb. Bey feiner Ankunft in England im April 1733 fand er, leiden. 
daß Herr Öglerhorpe nad) Georgien gegangen war, Herr Hunt aber verſchaffte ihm 
eine Wohnung zu Limehouſe, wo ihn Bluet bey ſeiner Zuruͤckkunft von ſeinen Freunden in 
dem Lande beſuchte, und ihn ſehr niedergeſchlagen fand; da ſich einige Perſonen an den 
Herrn Hunt gewandt, ihn zu kaufen, von welchen er befuͤrchtete, ſie moͤchten ihn wieder 
verkaufen, oder ein unbilliges $öfegeld fordern, Bluet nahm ihn mit Hrn Hunts Erlaubniß 
mie fich hinab nad) Cheſchunt in Hertfordfchire, nachdem er das Berfprechen von ihm erhal- 
ten, nichts wegen Jobs zu verfügen, 


bis er weiter etwas von ihm gehört hätte, Tob wurde 
von den Herren des Landes fehr geliebEofer, die an feiner Gefellfchaft ein Belieben zu fine 
den, und von feinem Ungluͤcke gerühret zu ſeyn ſchienen. 


Man machte ihm einige ſchoͤne 
Geſchenke, und es wurde eine Unterzeichnung vorgefchlagen, um eine Summe aufzubrin- 
gen, den Heren Hunt zu bezahlen z), 


Den Abend vorher, ehe Job nach London zuruͤckkehrte, erhielt er von 
ienten einen Brief an fich, welcher unter dem Umfchlage 
R2 


131 


Herrn Holdens Wird aufun⸗ 
an Herrn Bibye Lake kam, terzeihnung 


und losgefaffen, 
fo gute Mey- 


— "ur ſieben Ruheplaͤtze zwiſchen Joar und uͤberſetzt zu werden, woraus er eine 
— wie im einer Nots vorher bemerket 


nung > dem Manne ae daß er befohlen, 
r . man follte ihn von feinem Herrn kaufen, und bald 
. ArnTetS Nachrichten a. d. 16 u. f. S. darauf nach Georgien fenden. ’ 


det a. d..202 ©. Öglethorpe 2) Binet⸗ Nachrichten auf der 22 und folgens 
habe den Vrief nad Drford gefchicht,, um daleldft den Seite, f folg 























132 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Küfte von Africa, - 

1733 und in dem africanifchen Haufe abgegeben wurde, Die Borfteher befahlen darauf DA 
Job ben Herrn Hunt, ein Berzeichniß einzugeben, was ihm ob in allem gefoftee hätte, 2 
Solomon. Kechnung belief fih auf neun und funfzig Pfund fechs Schillinge und eilf Pence, welch⸗ 
von der Compagnie bezahlt wurden, und Herrn Oglethorpes Handſchrift ward an dieſe 3J— 
ausgehaͤndiget. Jobs Furcht aber war noch nicht vorbey; denn er bildete ſich ein,” 
müßte ein großes $öfegeld bezahlen, wenn er nad) Haufe kaͤme, indem Die Unterzeichnung 1 
in der Geburt war. Here Bluet forach mit einem Heren, der folche Damit anfing, daß ® 
felbft eine fehöne Summe unterzeichnete. Ihm folgten einige in Sonden, und auf DATE 
Sande, welche das Ihrige gleich beytrugen. Es fehlten aber noch) zwanzig Pfund an DT 
noͤthigen Summe, welhen Mangel der erſte Unterzeichner großmürbig erfegte, und d 
Summe voll machte. Bey Bezahlung derfelben befahl die africanifche Compagnie, Het 
Dglerhorpes Handfchrift zu zernichten, und gab Joben feine Freyheit, welche unter ihren 
eigenen Siegel förmlich ausgefertiget ward. Sie befahl außerdem, Job ſollte in dem al 
canifchen Haufe auf der Compagnie Unfoften bedienet werden, bis ihn eins von ihr 

Schiffen nach der Gambra zurück führen, und ihn feinen Freunden ohne Löfegeld ik 
vergeben koͤnnte. h 
E erhält viele Da Jobs Gemuͤth nunmehr ruhig war: fo befichte er feine Freunde und Bekann 
% Geſchenke, mit Vergnügen. Eines Tages, da er bey dem Herrn Jans Sloane war u), bezeugl 
ex ein geoßes Verlangen, die Fönigliche Familie zu fehen, Herr Sloane verfprach ihm 
er wollte ihn aufführen, fo bald er gehörige Kleider hätte, Job, hatte einen guten Freunde 
an den er fich wandte, und war bald in einem reichen feiderien Kleide gefleider, welches nach 
feiner Sandesart gemacht war, und wurde alfo zu ihren Majeftäten, und der übrigen Enid 
lichen Familie geführe, Die Königinn gerubte, ihn mit einer reichen goldenen Uhr Fl 
befchenfen, und an eben dem Tage hatte er die Ehre, mit dem Herzoge von Montagu, und 
andern vom Adel zu fpeifen, die nach der Tafel ein fehönes Geſchenk für ihn ſammeltem 
Der Herzog nahm ihn ofe mit aufs Sand, zeigte ihm die zum Pflanzen und Gartenbaue 
nöchigen Werkzeuge, und ließ feine Bedienten ihm den Gebrauch derfelben zeigen. Nach 
diefem verfah er Joben mit allerley folchen Werfzeugen, und einigen reichen Gefchenten 
- hie er in Kiften packte, und zu feinem Gebrauche an Bord ſchickte. Er erhielt viele andett 
Gefchenfe und Gewogenheiten, von den vornehmften Standesperfonen x) und Edelleuten 
deren Werth ſich auf fünfhundert Pfund und drüber belief; und im Heumonate 1734 nach 
einem viergehnmonatlichen Aufenthalte in London, gieng er an Bord eines von der Com 
pagnie Schiffen, das nach der Gambra beftimme war y). 
Hier endiger fih Bluets Erzählung, und wir wollen die Erzählung aus Moores NA 
fen ergänzen. | 
kehret nach Job landete den folgenden gten Auguſt zum Jamesfort, nachdem er auf eine befonbelt 
Afeien zu: Art von der Compagnie ihrem Statthalter und Factoren in diefem Sande empfohlen wet“ 

, den, welche begierig waren, ihm mit der größten Höflichkeit und Ehrerbiethung zu — er 


a 


u) Moore faget a. d. 203 ©; es habe ihn Moore in feinen Reifen a. d. 203 ©, ihre ronig⸗ 
Herr Sans Sloane gehrauchet, einige arabiſche liche Hoheiten, der Graf vom Pembroke, vel 
Manuſeripte und Auffchriften auf Münzen zu ſchiedene vornehme Frauenzimmer, Herr Holden 
uͤberſetzen, und habe ihn dem Herzoge von Mon: nnd die Eöniglich africaniſche Compagnie. 
tagu empfohlen, der ihm bey Hofe eingeführet. 9) Bluers Nachrichten a. d. uf ,7 

x) Einige von diefen waren nach dem Deren =) Dis Thorheit und Eitelkeit diefes ara 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch VII Cap, 133 
2 ob, der gern mit einigen von feinen Sandesleuten zu Komer, nahe bey Joar, welches 1734 

einer Woche Reife von Bunda ift, reden wollte, gieng den 23ften in der Schaluppe Fama Yob ben 
mie dem Herrn Moore hinauf, der damals zum Dberfactore dafeldft beftimme war. Den, Solomon, 
zöften des Abends erreichten fie den Krief von Damafenfa, Als Job dafelbft mit Moo⸗ 
ven unter einem großen Baume faß, fo ſah er fieben bis acht von dem Wolke vorbey geben, nigen an, die 
die ihn vor drey Jahren, dreyßig englifche Meilen von bier zum Sklaven gemacht hatten. ihn verkaufe 
Obgleich Job gelaffen war: ſo konnte er ſich Doch ſchwerlich enthalten, fondern Hätte fie mie hoben. 
feinem breiten Schwerdte und Piftolen, die er ftets bey fich führte, umgebracht, wenn ſich 

niche Moore dazwiſchen gelegt, und ihn abgerathen hätte, indem er ihm die Gefahr und 

Thorheit feines Unternehmens vorſtellte. Er vief aber dennoch die Leute, und fragte fie 


verfchiedenes ſeinetwegen, und unter andern auch, wie der König, ihr Here, der ihn ver— 
Taufe Hätte, geftorben wäre, 


Dey diefer Nachfrage fand Job, daß der König zufälligertveife von einer Piſtole ges 
töbtet worden, die er um feinen Hals zu fehleudern pflegee. Weil fie nun geladen war, fo 
gieng fie los und ihm in den Hals, worauf er auf der Stelle blieb, Cs ſchien, daß dieſe 
Piftole ein Stuͤck don den Gittern geweſen, die er von dem Hauptmanne Pyke bekommen, 
da er Joben verkauft. Job ward darüber fo entzüdt, daß ev auf feine Knie fiel, und dem 

uhammed dankte, daß er feinen Feind durch eben die Güter zernichtet, für die er ihn 
verkaufe; und indem er fih zu Mooren wandte, fagte er: „hr fehet, daß Gott einen 


„»Misfallen an dieſem Manne gebabt, da er mich zum Sklaven gemacht, und daß er ihn 
„deswegen durch die Piftole getödter, wofür er mich verfaufer hat z), Jedoch, ich muß 
„es ihm verzeihen, feßte er hinzu; denn wenn ich nicht verfauft wäre: fo würde ich nie⸗ 
„mals die englifche Sprache gelernt haben, noch die fchönen, nüglichen und ſchaͤzbbaren Sa- 
„hen befigen, deren ich genieße, noch einen ſolchen Ort, als England, noch fo gute groß 
„müthige Leute gefehen haben, als ich daſelbſt gefunden „. 


Den ıften des Herbſtmonats erreichten Job und Moore Joar, von da Joͤb den ıgten Schickt nach 
einen Bothen nach Bunda abſchickte, ſeinen Freunden Nagricht von feiner Ankunft zu Bunde, 
geben. Der Bothe war ein Foley, der Joben ungefähr kannte, und ſich hoͤchlich erfreute, 
ihn zu fehen, indem er ber einzige Menſch war, außer noch einem, der, ſo viel man wußte, 
jemals aus der Sklaverey zurück gefommen. Job gab dem Bochen feine Befehle, und 
barh, fein Vater möchte nicht herab Fommen, ihn zu befuchen, weil er noch eine gar zu weite 
Reife von ihm entfernt wäre, und es ſich beffer ſchickte, daß die jüngern die Alten, als die 
Alten die jüngern befüchten, Er ſchickte auch durch ihn einige Geſchenke an feine Weiber, 
und bath ihn, feinen Kleinen mit fich herab zu bringen, der fein Liebling war, 

Während der Zeit ſprach Job fehr wohl von den Engfändern, unter feinen Landesleu⸗ 
ten, den Foleyern, die ſich vordem einbildeten, alle diejenigen, welche zu Sklaven verkauft 
en, wuͤrden gegeſſen oder ermordet, weil keiner jemals zuruͤck kam. Er verkaufte hier 

3 einige 


Pr ja groß geweſen feyn, daf er vermuthet, get haben, wenn er feine Sklaverey als eine Strafe 
dasjeniye Yan diefen König bloß ſtrafen wollen, um "angefeben, daf er mit Sklaven gehandelt, und feine 
dasjenige F t zu raͤchen, weiches er ihm angethan; beyden Negerdrider an die Weißen verkaufen tollen, 
gemacht; a rt Dundert andere zu Sklaven ob er gleich geglaubt, daß ſie entweder wuͤrden gegefz 

wie man ein we⸗ 


de mehr Denn Afe hingehen faffen. Job tor: fen oder ermordet werden; welches 
wo nicht Meynung gewefen. 


Teifft dieje- 


Mehr Vernunft gegeis nig weiter unten ſieht, der Fulior 


u. 


234. Reifen laͤngſt der weſtlichen Küfke vom Africa, 


A 

1734 einige von feinen Gefchenfen für Handelsgüter, für welche er eine Sflavinn, und — 
Job ben de kaufte, die ihm ſehr nuͤtzlch waren, und die er nach Bunda zu führen dachte. Erg 

Solomon. „uch feinen Sandesleuten viel Schreibpapier, welches eine brauchbare Waare bey ihnen it 4 

' wovon ihm die Gefellfchafe viele Rieß gegeben hatte. Weil der Borhe niche fo bald MI 

ber Fam: fo gieng Job den 2öften des Herbſtmonats, in der Schaluppe Fama, nad) DAR 

Jamesfort zurück b). | 

Erhaͤlt Zei⸗ Den 2gften Jenner 1733-4 kehrte er wieder nach. Joar, und den ı4ten des Hornung⸗ 
tung xom Fam der Bothe von Bunda mit Briefen, und der Nachricht zurück, daß Jobs Vater ME 

2 ftorben, ehe er hieher gekommen, doch Hätte er noch vor feinem Tode den Troft gehabt, ME 
er von feines Sohnes Befreyung geböret, und was er in England für eine Figur macht 

Eine von obs Frauen haͤtte ſich wieder verheirathet, ihr Mann aber, da er von Jobs a 

ruͤckkunft gehöret, ſich verſtecket. Seit der Zeit da er weggegangen, wären folche Kill 

in feinem Sande gewefen, daß Fein Vieh dafelbft leben geblieben. Mit dem Borhen Fam! 

einige von Jobs alten Bekannten, die er freudig aufnahm: doch ſchien er von feines D 

ters Tode, und dem Unglücke feines Sandes fehr gerüßrer zu feyn, Er verzieh es fell 

Frau und dem Manne, der fie geheirathet hatte, und fagte: „fie hätte ihn muͤſſen I 

„todt halten, weil er nach einem Sande gegangen, von welchem noch fein Foley zurüc { 

„kommen, daher er weder fie, noch den Mann fihelten Fönnte,,. Seine Unterredung M 


feinen Freunden daurete drey oder vier Tage, ohne eine andere Unterbrechung, als el? 
und fchlafen, 


Reiſt yon Als Moore wweggieng, verließ er Joben nebſt dem Statthalter Hull zu Joar den gl 
Joar; April 1735, welche den folgenden Tag zufammen nad) PYanimarew fahren wollten, WE 
nach dem Gummiwalde bey Jobs Sande zu geben, Job ſchickte mic ihm Briefe an de 
Herzog von Montagu, die koͤnigliche africanifche Compagnie, den Heren Oglerhorpe MT 
einige andere, und bezeugte die größte Regung der Dankbarkeit und Neigung gegen I 
englifche Nation darinnen c). 
iſt ſchoͤn von Was Jobs perfönlichen Character betrifft, fo berichtet ung Bluet, ex fey fünf Fuß zeh⸗ 
Perſon. Zoll Hoch, von ſtarken Gliedmaßen, und einer guten Seibesbefchaffenheit gemwefen; ob & 
gleich durch fein gottesdienftliches Faſten, welches er genau beobachtete, und die ausgeftall” 
denen Beſchwerlichkeiten, hager und ſchwaͤchlich zu feyn ſchien. Er fah ſehr angenehfl 
jedoch ernſthaft und geſetzt aus. Sein Haar war lang, ſchwarz und lockigt, und von de 
Schwarzen ihrem unterfchieden, | 
Seine große Seine natürlichen Gaben waren vortrefflich. Er hatte einen gründlichen Berftanl 
Baben und ein fertiges Gedächtniß und einen offenen Kopf. Aller feiner Religionsvorurtheife und 
Fähigkeit, achtet, urtheilte er doch mit großer Öelaffenheit und Unparteylichkeit, und zeigte bey einl 
guten gefunden Vernunft, und einer unfehuldigen Einfalt, eine Harfe Hochachtung gege 
die Wahrheit, und eine herzliche Begierde, folche zu finden. 
Die Schärfe feines Berftandes erſchien bey vielen Gelegenheiten, Er begriff die 

ſammenſetzung verſchiedener Werkzeuge gleich, und wenn er einen Pflug, eine Uhr oder aM 


- 






















’ 


a) Der Verfaffer follte uns gefagt Haben, wozu, einer war, und die allein unter ihnen ſchreibt 
Wir wiſſen nicht, wozu es ihnen nuͤtzen kann, außer Fönnen. 
daß Grisgris oder Zauberzeichen von ihren Mar: 6) Moores Reiſen a. 8. 202 u. ©. 
buten darauf gefchriehen werden, von denen So €) Ebendaſ. a. d. 2230, f. ©, 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch vn Cap. 1235 


Kornmuͤhle aus einander nehmen ſah: fo war er im Stande, ſolche ohne weitere Anwei⸗ 1734 

ung wiederum zufammen zu fegen. . { | Job ben 
Sein Gedaͤchtniß war fo außerorbentlich, daß er im ısten Sabre den Koran ausiven- Solomon, 

dig herfagen konnte; und er fehrieb, da er in England tar, folchen dreymal ab, ohne eine große Ger 

andere Abfchrife dabey zu gebrauchen, oder eine von den dreyen zu Rathe zu ziehen, da er dähtnig, - 

die andere fehrieb, Er lachte, wenn er von der Vergeſſenheit reden hörte, welches eine Sa⸗ 

he war, wovon er feinen Begriff hatte. 

Seine natürliche Gemüthsart zeigte eine glückliche Mifhung des Ernſthaften und An: Gemuͤths⸗ 
genehmen; eine freundliche Sanftmuth, die von einer gehörigen Hitze unterftüget wurde, art und 
und ein gütiges mitleidiges Weſen gegen jedermann, In feinem Umgange war er ſehr an: Sfrihaſtig⸗ 
genehm, und ergößte die Geſellſchaft zumeilen mit einem wißigen Einfalle ober einer luſti⸗ keit. 
gen Geſchichte, aber niemals zum Rachtheile der Religion 4) oder guten Sitten. Bey ges 
hoͤriger Öelegenheit Hatte er auch Herz genug, wovon folgende Gefchichte, die er felbft er: · 
zähle, ein Beweis ift, Als er eines Tages in dem Sande der Araber e) mit vier Dienern 
nach Haufe gieng: fo wurde er von fünfzehn von dieſem wilden Volke, welches eine Are von 

anditen oder Raͤubern ift, angegriffen, ob rüftere ſich zu feiner Vertheidigung, ſtellte 
einen von feinen Bedienten hin, die Schwarzen zu bewachen, und ftund mit den andern 
dreyen auf feiner Hut. In dem Gefechte verlohr er einen von feinen $euten, und ward mit N 
einem Spieße, an dem Beine'verwunder. Nachdem er aber zweene Araber nebft ihrem 
—— und zweyen Pferden getoͤdtet hatte: ſo flohen die übrigen, und Job kam 
icher we 
ran fand er eine von feines Waters Kuͤhen getödter, und zum Theile aufgefreffen. Ein ander 
Dieß brachte ihn auf den Entſchluß, den Räuber und Mörder, wenns möglich wäre, zu uͤber⸗ Behfpieh 
fallen. Er ſtellte fich alfo in einen Baum, unweit von dem übrigen Körper, und fah gegen 
Abend zroeene Löwen mit großer Vorficht berbey kommen, welche langfam fhlichen, und ſorg⸗ 
fältig um fich herum fahen, Endlich) näherte fich einer, und Job fehoß und verwundere ihn mit 
einem vergifteten Pfeile fo toͤdtlich, daß er auf der Stelle umfiel, Der andere Fam bald 
binter her; und Job ſchoß und verwundete ihr mit einem andern Pfeile, woruͤber er brülfte 


und davon floh; den folgenden Morgen aber ward er dreyhundert Elfen weit von dem 
Plage g) todt gefunden, 


Sein Widerwille gegen die Gemälde war fehr außerordentlich ; und man konnte ihn Widerwille 
"ur mie vieler Mühe überreden, daß er fich zeichnen ließ, Als das Geficht fertig mars fo gegen die 
vagte Here Hoare in was für Kleidung man ihn malen ſollte; und da Job feine Sande: Gemälde, 
ftacht erwählte, fo fagte Der andere, er Fönnte ſolche nicht zeichnen, wenn er fie nicht gefe- ° 
en hätte, oder von einem, ber fie gefehen, befchreiben hörte, ob verfegte darauf: warum 
en fich denn einige von euren Malern einfommen, Gott zu fhildern, den fein Menfch 
Als gefehen hat ? ? 
— iner Religion nach war er ein Muhammebaner, aber ein gelinderer, als fie gemei- Seine Reli⸗ 
glich find, Er verwarf die Borftellungen von einem finnlichen Paradiefe, und biee an- gion. 


dere 
* Ana Verfaſſer vergißt, daß er ein Prieſter N — Bluets Nachrichten von Job a. d. 
46 u. f. ©, 

—— Bean Norden von der Sanaga ) Ebendaf. a. d. 38 ©, 


— 






















30 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte won Arien, ©." 


1734 dere muͤndliche Sagen, die unter den Tuͤrken herumgehen 4), Er war beſtaͤndig in fe 
Job ben Andacht gegen Gott, und hatte eine ſolche Ehrerbiethung für ihn, daß er niemals den I" 
Solomon. men Allah ohne einen befondern Ton und eine merkliche Paufe wiederholete z). —9— 

Begriffe von der hoͤchſten Gottheit und einem kuͤnftigen Leben waren richtig und vernuͤnfti 

; Er Bing an Der Einheit Gottes fo feft, Daß es nicht möglich war, ihm den geringften Beil 

von der Dreyeinigkeit beyzubringen; fo daß, da man ihm ein Neu Teſtament in feiner 97 
nen Sprache gefehenfet, er nad) Durchlefung deflelben ſagte: er Hätte es forgfäftig geleſen 

koͤnnte aber nicht ein Wort von dreyen Göttern Darinnen finden, wie einige Leute ſagten. 

Er as fein Fleiſch von Thieren, als die er felbft getoͤdtet, ob er ſich wohl bey den d 

fchen Fein Bedenken machte. - Schmeinefleifch aber wollte er nicht anrühren. 7 

Gelehrſam⸗ Seine Gelehrſamkeit, in Betrachtung feiner ſchlechten Erziehung, war nicht zu vera® 

it. sen; da die Bücher feines Sandes afle geiftliches Inhalts, arabifch geſchrieben, und nicht WM 

30 an derZahl waren. Erfagte, der Koran wäre urfprünglicher weiſe von Gore nicht in ®T 

Sprache gefchrieben A), und von dem Engel Gabriel dem Abubekr gebracht, einige Zeit vord® 

ehe Muhammed geboren worden 7), Muhammed habe Abubefen gelcher, ſolchen zu Tell! 

und es Fönnte ihn niemand leſen, der nicht auf eine-ganz andere Art unterrichtet wäre; 

man insgemein das Arabifche lehrte. ob war mit den hiſtoriſchen Stücen der Di 

wohl befannt, und fprach mit großer Ehrerbiethung von denen in der Schrift ermähnl 

frommen $euten ; vornehmlich von Jeſu Ehrifto, von dem er fagte, er wäre ein fehr < 

Prophet, und würde mehr Gutes in der Welt gethan haben, wenn er nicht-fo bald von 

nichtswuͤrdigen Juden wäre hingerichtet worden m), Dieß machte es nothwendig, ® 

; Gott den Muhammed fenden mußte, feine Lehre zu beftätigen und zu verbeffern, | 
Leutſeligkeit. Job verglich ſich oftmals mie Joſephen 1); und als ev erfuhr, daß der Koͤnig 

Futa viele von den Mandingoern ſeinetwegen getoͤdtet hatte; fo ſagte er mit vieler Betr 

niß, wenn er da geweſen waͤre, fo würde er ſolchem vorgebeuger haben; denn es haͤtten 

nicht die Mandingoer, ſondern Gott in ein fremdes Sand gebracht 0). 


— Der II Abſchnitt. s 
Einige Anmerkungen von dem Königreiche Futa, wie folche Job ben Solom 
Ä den Heren Bluet erzaͤhlet. 4— 
Haushaltung und Arbeit der Einwohner. Staͤrke führung. Beſchneidung und Taufe. Begraͤt⸗ 


und Schlauigkeit der Elephanten. Starkes niß. Abſcheu vor den Bildern. 
Gift. Gegengift. Heirathen. Cheliche Auf⸗ 


Haushal⸗ SF: Jobs Sande, wovon ſchon im Anfange einige Nachricht gegeben worden, werden 
tüng und m Sklaven und aͤrmern Leute gebraucht, das Brodt, Korn u. ſ. w zuzurichten. Sie 
Arbeit, beiten mit vieler Beſchwerlichkeit, indem fie nicht Die gehörigen Werkzeuge haben, ven 7 


DH) Sie haben ihre Meynungen von dem buch⸗ Korans aus ber Neinigfeit der Schreibart Heil“ 
ſtaͤblichen und figuͤrlichen Verftande ihrer Schriften beweiſen. bi 
fo gut, als die Chriften. 7) Die ift dem Zeugniſſe des Korans Feld! 

. 5) Eben das wird von. dem berühmten Herrn wider, wo Muhammed faget, er wäre ihm 37 
Boyle geſagt. ſchiedenen Zeiten von dem Engel Gabriel ge” 

) Dieß muß gewiß entweder ein Verſehen deg worden, 4 

Verfaſſers oder des Druckers feyn; denn die mu: 2) Dieß iſt ein anderer Irrthum; DENT 

hammedaniſchen Lehrer wollen die Göttlichkeit des Muhammedaner glauben, daß Zudas, nah 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch VII Cap, 1 


den zu ackern, oder das Korn einzuerndten, wenn es reif iſt; fo, 
Um aus i 

es mit ihren Händen zwifchen zweenen Steinen, 
bringen nicht weniger Beſchwerden, indent alles d 
ſame Arbeit gefehicht, Die beffere Art von Seuten, 
ſt genöthiger, die ganze Macht hindurch bey einem 
heißen geſchwuͤlen Sande fehr beſchwerlich ſeyn muß 
Einige von dieſen feufen wenden einen großen T 
Elephanten aufzufuchen, mit deren Zähnen fie einen 


mie den Wurzeln auszureißen pflegen. 


nen verficherte oben, er hätte gefehen, 
welches Thier er eine 
Baume geführet, 
ſteckt, den Baum um 


macht, Erfah 
einem großen Sumpfe führen, 
niederhielt, bis er exfiickt war, 


urch bloße Kraft der Stärfe und muͤh⸗ 
die ſich aufs Studieren und Leſen legen, 
Seuerlichte zu leſen, welches in einem fo 
heil ihrer Zeit aufs Jagen, vornehmlich 
großen Handel £reiben, Einer von ih⸗ 


wie ein Elephant einen Owen überfallen, gegen 
große Feindfchaft zu haben ſchien; 
denfelben von einander. gefplittert, 


und nachdem er folchen zu einem 
darauf des Löwen Kopf hindurch ge- 


feinen Hals wieder dicht zufammenfallen, und ihn dafelbft umkommen 
laſſen. Diefe Erzählung wird durch das, wovon er 


felbft Zeuge gewefen, glaubwürdig ge— 


naͤmlich einen Elephanten einen Lowen fangen, und ihn geradesweges nach 
to er deſſen Kopf unter den Moraft ſteckte, und ihn fo lange 


Das Gift, worein fie ihre Pfeile tauchen iſt der Saft von einem gemiffen Baume, 
und von einer folchen Eigenfchaft, daß er in kurzer Zeit das Blut anftecfet, und das Ge- 


ſchoͤpf dumm und finnfos macher. 


Ob es gleich ein fo toͤdtliches Gift ift: fo haͤlt es den- 
noch die Einwohner nicht ab, das Fteifi } 


worden. Denn fobald es fo betäube ift, 


Die Mild) oder der Saft, der aus den 
aus welchen Wurzeln das Brode eben die 
Barbadoes, und allen caribifchen Eyland 
ein Nöfel davon fogleich ein Thier södten 
der Berfaffer eine Kuh, 
fahr merkte, hingieng, 


rum verrathen, ihm fo gleich geworden, daß 
Der den ergriffen, und ſtatt feiner gefrenziget 


ran m nicht lieber mit feinem Namensver- 
telkeit und gr. can ander Beyfpiel von feiner Eir 
Liebling —* inbildung, daß er ein beſonderer 
fo hat ſein n Und was noch ſeltſamer iſt: 

Vbelhreiber ob er gleich von einer 


Reiſebeſche. II Band. 


‚von dem Thiere zu eſſen, welches damit geſchoſſen 


n daß es niederfälle: fo fangen fie es, ſchneiden ihm 
die Kehle ab u. ſ. w. mie ihnen ihr Geſetz befiehle, und effen es 


Menfch mit einem von diefen Pfeilen verwundet wird: fo 

wenn es fogleich aufgelegt wird, ein ſicheres Hilfsmittel ift, 
Der Berfafler nimmt hier Gelegenheit, 

wilde Thiere find, folche den Anblick der Menfchen fcheuen, und fie niemals anfallen werden, 

wenn fie irgend durch die Flucht entwifchen Eönnen P). 

Natur es auch ſeyn mag, gemeiniglich ſein Gegen 

der Verfaſſer ein außerordentliches Beyſpiel giebt. 


Kaſſavi oder der Kaſſadorwurzel gepreßt wird, 
ſes Namens gemacht wird, 

en gebraucht wird, iſt ein ſo 
wird, welches daſſelbe trinkt. 
die einen guten Trunk davon that, und ſogleich, 
und von einem Strauche fraß, 


alsdann. Wenn ein 
haben ſie ein Kraut, welches, 
und den Gift aussieht, | 
anzumerken: 1) daß in allen Ländern, wo 


2) Daß alles Gift, von welcher 
gift in der Nähe bey fich hat, wovon ung 


welches in Jamaica, 
tödtliches Gift, daß 
Dennoc) Fannte 


der daſelbſt insgemein waͤchſt, 
die 
ganz andern Religion geweſen, feinen ganzen Be— 


ſchluß angewandt, eben diefe Ungereimtheit zu bes 
weifen. 


0) Sluets Nachrichten, auf der 30 und 50 und 
folgenden Seite. 


P) Dieß ift ſo zu verſtehen, im dalle fie nicht 
vom Hunger getrieben werden, 


37 
daß fie zur Erndtezeit eg 
hrem Korne Mehl zu machen, reiben ſie 
Sie Haben auch deym Bauen oder Weg- Solomon. 


1732 
Job ben 


Stärfe und 
Schlauigfeie 
der Elephant: 
ten. 


Starkes 
Gift. 


Gegengift. 


als ob fie ihre Ge⸗ 
und 


1732 


Solomon. die Kuh umfallen würde: fo trieb die Pflanze doch das Gift aus, daß fie nicht den gering” 


Heirathen. 


fuͤhrung. 


Beſchnel⸗ 
Taufe, 


138 


Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


— — 


die empfindliche Pflanze heißt, weil ſie bey der geringſten Anruͤhrung ihr Laub zuſam 
Jobben menſchrumpft; und ob gleich alle, die gegenwaͤrtig waren, alle Augenblick vermutheten, DH 


fien Schaden nahm 9). 


Wenn jemand $uft hat, feinen Sohn zu verheirathen, welches fie durchgehends viel eh 
thun, als in England; und eine anftändige Partie für ihn gefunden hat: fo ſchlaͤgt er die Sal! 
des Mägdchens Vater vor, mit dem er fich wegen des Preifes vergleicht, den er dafür 
zahlen foll, welc)es der Vater ftets der Frauen als ein Seibgedinge giebt. Wenn der HA 
del gefchloffen ift: fo gehen die beyden Väter und der junge Mann zum Priefter, und ſag 
ihm ihre Einwilligung, welches denn die Heirath vollzieht. Es bleibt nur noch eine Schw 
rigkeit übrig, nämlich, wie der junge Mann feine Fran nach Haufe befommen ſoll; Def 
ihre Anverwandtinnen und Bekannten halten fie mächtig an, und bewachen das Thor 0% 
Haufes, damit fie nicht weggeführt werde. Endlich) wird durch des Bräutigams Geha" 
und Großmuth ihr Kummer gemilder. Darauf beftellet er einen wohlberittenen Freu 
Sobald fie aber zu Pferde ift, erneuern die Weiber ihre Klage, UM 
laufen hinzu, fie herunter zu reißen. ‘Dem ungeachtet aber gelingt es doch gemeinigli 
dem Manne, daß er mit feiner Beute nad) dem für fie beftellten Haufe Davon reutet. | 
auf richten fie für ihre Freunde ein Mahl an, wobey aber die Frauensperfonen niemals el 
feinen; und ob gleich in England die Frauen gemeiniglid) nach der Heirath viel frei 
find, als zuvor, fo find doch die in Sura ganz umgekehrt. Sie ſchaͤmen fich dergeftalt, DA 
fie ihren Ehemaͤnnern über drey Fahr lang nach der Hochzeit nicht erlauben, fie ohne Schlel 
Ehliche Auf: er zu ſehen. Ob Job alfo gleich eine Tochter von feiner legtern Frau hatte: fo fah er fie DW 
niemals ohne ihren Schleyer, weil er erſt zwey Jahre mit ihr verheirathet gewefen, als 
von Haufe gegangen. Um den Zank zu vermeiden, und den Hausfrieden zu erhalten, DAT 
len die Männer ihre Zeit unter ihre Weiber gleich ein. Sie find darinnen fo genau, DaW 
wenn die eine Frau in Wochen liege, der Mann diejenigen Nächte, in welchen fie vrdl 
koͤmmt, in ihrem Zimmer allein, und nicht bey den andern Weibern fchläft. Wenn eilt 
Frau fehr fehlecht iſt: fo jagen fie folche weg, doc) behält fie ihr Seibgedinge. In diefel 
Falle kann fie ſich wieder verheirathen; fie verſtoßen aber ihre Weiber felten wegen gerifl 
ger Urfachen. Wenn eine Frau ihren Mann verläßt: fo muß fie ihm ihr Seibgedinge ob 
Heirathsgut wiedergeben; und wird nachher als eine fo [handliche Perfon angefehen, DA 


der fie wegfuͤhret. 


ſich niemand um fie befümmert, 


Alle ihre Knaben werden befchnitten. Außerdem aber haben fie noch eine Art MI 
dung und Taufe für beyderley Gefchlecht. Wenn das Kind fieben Jahre alt ift, und die eingelad 
nen Perfonen zufammengefommen find: fo giebt der Bater dem Kinde einen Namen, MT 


g) Bluets Nachricht, a.d.35n.f.©. 

7) Dieß ift ein Grisgris, u. traͤgt den Pfaffen viel ein. 

9) Dieß ift ein Irrthum des Verfaffers, als wenn 
die muhammedanijche Lehre in diefen Ländern der 
Schwarzen feiner feyn koͤnnte, als unter den geſit⸗ 
tetern und fchlauern Aſiatern. 

2) Dieß zeiget, daß fie mit den Türken von eis 

nerley Seste find, 
























" 


— 


u) Der Verfaſſer hätte fo guͤtig ſeyn, und ME 
fagen folfen, wo Diefe Factorey liegt, Cs iſt RAT 
näher, als Kaygnu an der Falema, oder Manta 
an der Saugga. Wir beforgen aber, dap od 
Bunda fo nahe an der Sanaga liege, noch daß IF 
die Frangofen fo nahe bey Tombuto gefere Hab 
— nach Bluets Nachrichten dicht bey UM 
iegt. 


von Capo Blanco bis Sierra Leone. VI Buch VII Cap. 10 


hen der Prieſter auf ein Stuͤckchen glatt Brett fhreibt, Darauf wird nad) Beſchaffen⸗ 1732 
beit des Vermögens, eine Kuh ober ein Schaf gefchlachtet, und ein Theil davon für Die &e- Job ben 
ſellſchaft angerichter, das übrige aber unter die Armen ausgerheilet. Mach diefem wird Solomon. 
das Kind über und über mit ſchoͤnem Waſſer gewaſchen, und der Priefter fchreibt alsdann 

des Kindes Namen auf ein Papier, welches zufammengeroffet, und ihm um den Hals ges 

bunden wird r), wo es fo lange bleibt, bis es vertragen oder abgerieben ift, 

Ihre Begräbnifle Haben nichts merfwirdiges. Sie legen den todten Körper in die Begraͤbniß. 
Erde, und bedecken ihn, wie es in England geſchieht. Sie fprechen einige Gebethe über 
demfelben, welche, wie Job fagte, bloß zum Beſten der Beyſtehenden, und nicht der todfen 
Perſon, feyn follen, als welche feinen Bortheil von ihrer Andacht haben Eönnte, ’ 


Ihre Meynungen und Traditionen in Religionsfachen find mit der meiften Muham- Abſcheu vor 
medaner ihren ziemlich einerley, wiewohl die Gelehrten unter ihnen den groben und ſinnli⸗ den Bildern, 
chen Lehren des Korans ein wabrfcheinticher und feiner Anfehen geben, als die in der Tuͤr⸗ 

Fey und an andern Orten s). Sie haben einen ftarfen Abfcheu vor Dem geringften Scheine 
der Abgötterey; fo, daß fie Fein Gemälde von irgend einer Art in ihren Häufern haben wer⸗ 
ben 2); und der römifchfatholifche Gottesdienft in der franzöfifchen Factorey in ihrer 
— pet “), bat fie in der Meynung, daß alle Chriften Gögendiener find x), fehr 
eftärfet. f 

Es ſcheint, der Verfaſſer Habe noch verfchiedene andere Umjtände von ihrer Kleidung, 
ihren Häufern, ihrer Haushaltung und dergleichen, hinzu thun koͤnnen: er bricht aber ab, 
weil ſolches, wie er faget, bereits in andern Büchern y) beſchrieben worden 2). 





Sa Das 


en Sie Halten fie überhaupt für Abgötter, weil Name kaum in einem gefunden wird, welches bis 
—* Dreyeinigkeit glauben; fie haben aber noch hieher heransgefommen. Und ob wir gleich zuge: 
* Lroͤßern Abſcheu vor denjenigen, die ſich Bil- ben, daß eine große Verwandtſchaft zwiſchen den — 
— Gemälde bey ihrem Gottesdienfte bes Sebräucen der Einwohner von Futa und ihrer 
)) Wir Nachbarn iſt: fo erhellet dennoch aus der Probe, 
—— ideder dem Verfaſſer verbunden ſeyn, welche Herr Bluet gegeben, daß in vielen Dingen 
wiffen feines, ee 33 angezeiget hätte; dern wir ein Unterſchied fey. 


von Futa handelt, da der 2) Bluets Nachrichten, a. d. 420 u. f. S. 


* 


& ambra⸗ 
handel. 


Handlung $ as Fort James, der vornehmſte Mag der Föniglich-africanifehen Compagnie al 


der Com: 
pagnie. 


‚wie man dem Verfaſſer berichtet, im Jahre 171 gern an ſich gekauft, und in diefem Fall 


Wird durch 
Schaluppen 
ausgerichtet. 


Verſprechun⸗ 
gen an die 
Factore. 


Theile von Afriea, a, d, 16 ©, 


4400. Reifen laͤngſt der wefllichen Kuͤſte von Africa, 
Das VIII Kapitel. u 
Bon der Handlung, welhe die Europder , insbefondere die 


Engländer, auf dem Fluſſe Gambra treiben, 


| Der I Abſchnitt. 
Don der englifchen Aandlung auf der Bambra. i 
Handlung der Compagnie. Wird durch Schalup- Entdeckung auf dem Fluffe Bintain. Gummi 

pen gefuͤhrt. Ihre Bemuͤhung, die Factore auf wald in der Nähe der Gambra, Verfuche: T 
zumuntern. Entwurf, den Handel auf beffeen dahin zu handeln. Entſchluß, eine Factorey 
Fuß zu ſetzen. Auswaͤrtiger Handel. Waaren. in dieſer Gegend anzulegen. Gummidragon- 
Gold. Sklaven. Misbrauch dieſes Han- Vortheile aus dem Gummihandel. Auf was 
dels. Handel mit Elfenbeine, Wachfe, Sum: für Art die Faetoreyen in Sicherheit gefeht 
mi, Bemuͤhungen, diefen Kandel feitzufegen. worden, 





















ee ec 


der Bambra, erhält, wie Herr Moore fager, ſowohl die Compagnie als die em 


liſche Nation bey dem Nechte, hieher zuhandeln, Die Franjofen hätten daffeldt 


würden fie alle Nationen von der Handlung nach diefem Fluffe ausgefchloffen haben, gleid 
wie fie auf der Sanage thun. Allein, vermittelft der Verwilligung, welche das Parl& 
ment der Compagnie dafür angedeyen laffen, daß fie die Handlung frey gemacht, find iht 
Forts und Handelspläße außer Gefahr, in fremde Hände zu fallen. Der Anmwachs De 
americanifchen und africanifchen Handels hat die öffentlichen Einkünfte fo vermehrt, DA 
die verwilligten Gelder für das gemeine Wefen überflüßig koͤnnen beftritten werden, 
Der Handel auf der Bambra wird durch drey oder vier Schaluppen, jede zu dreyfl 
Tonnen, und eine gleiche Anzahl Sangboote geführer, welche beftändig gebraucht merdeil 
die Befagung mit. Waſſer und Sebensmitteln zu verforgen, oder die Waaren, (die allezeit I 
der trocknen Jahrszeit, ehe der Negen einfällt, angefchafft werden), in die Factoreyen 
führen, und die von den Factoren eingefauften Güter zurück zu bringen, welche meiſten 
theils, bis auf die Sklaven, nach England gebracht werden, Die Factore werden v⸗ 
der Compagnie nach dem Forte James abgeſchickt, oder es werden daſelbſt folche Handel 
bediente zu diefem Poſten ernannt, Die der Compagnie genugfame Sicherheit leiften kon 
nen, als welche zweene Bürgen, jeden auf eine Summe von taufend Pfunden, und eine BAT 
ſchreibung von ihnen felbft, auf eine gleiche Summe fordert. Doc) aller diefer Behutſane 
feit ungeachtet, hat die Compagnie, durch die Unredlichfeit ihrer Factore, große Einbuß 
erlitten, Und diefe Haben, wenn e8 zur Klage gekommen, fo viele Nachficht bey der Cat 
zeley gefunden, daß die Compagnie niemals vermögend gewefen, die in den Berfchreibuf 
gen gefeßten Strafen einzutreiben. Denn wenn diejenigen, mit welchen fie einen Verglei 
errichtet, Feine Chriften find: fo kann fein Eid abgelegt, noch die Berbindtichkeie deſſelbe⸗ 
für kraͤftig erkannt werden 2), 2 
Im Jahre 1732 befchloß die Compagnie, fich zu bemüßen, ihre Handlung wieder MT 
por zu bringen, und zwar nicht durch Unterdrückung der Privarbandelsleute, fondern due 


a) Siehe Moores Zr in die inländifchen 4) Ebendaf. a. d. 20, 93 und 162 ©. 


Li 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch VIH Cap. 1 


eine neue Aufmunterung ihrer Bedienten, rechtſchaffen zu handeln. Zu dieſem Ende ver⸗ Gambra- 

Angerten fie den Preis der Sebensmittel im Forte James ‚ und befchloffen, ihre Handlung , bandel 

durch neue Arten zu erweitern, und den Einwohnern Güter abzunehmen, die fie bisher für 

unnüge gehalten hatten, als Gummi, Ninden und Hölzer zum Färben, Pelzwerk u.d. gl., und 

ihren Dienern, bey jeder neuentdecften Sorte von Gütern, zwanzig vom Hunderte aus dem 

Gewinnſte, zu iprem Vortheile zu laſſen. 
Diefe Preife waren folgende: fünf Schillinge auf den Kopf für jeden tüchtigen Sfla- 

ven; fünf Schillinge, oder zwey Schillinge ſechs Stüber, für jedes hundert Pfund große 

oder Eleine Elephantenzaͤhne; fünf Schillinge für jede Unze Gold; 


und zwey Schillinge 
fehs Stüber für jedes hundere Pfund Wachs. Die Privatfaufleute geben dem Könige \ AR 
von Barrah hundert und zwanzig Stangen Eifen ſtatt des Zolls, weil der Handel, befon- ? 
ders mit Sklaven, bier ſehr ſtart su ſeyn pflegt; und andere, die den Fluß gerade hinauf- Be —— 
fahren, tragen dieſe Abgabe fuͤr die Freyheit, Holz und Waller einzunehmen 6). 


er Berfaffer glauber, daß es der Compagnie und. den Privatkaufleuten zu gleichem Anſchlag, den 
ugen gereichen würde, wenn das Fort James, mit darzu gehöriger Einwilligung, zum —— zu 
ordentlichen Handelsblate in Bertaufchung.der Waaren gemacht würde, Cs follte nam, erbeſſern. 
lich die Compagnie einen beftändigen Vorrath von Sklaven und andern Dingen bier un- 
terhalten, der zureichte, die Schiffe, die hier einiaufen, mit ſo vielen Gütern Diefes Landes oder 
Sklaven zu verſehen, als der Werth ihrer $adung betruͤge. Diefe erhandelte Ladung follte 
alsdenn in ihre Factoreyen verfchickt werden, Der Privatfaufmann Fönnte feine Waaren 
im Sorte James um beffern Preis geben, als den Fluß weiter hinauf, weil er fich die Un- 
gewißheit, in der er wegen der Ladung ftehen muß, die Unfoften, den Fluß Hinaufzufah- j 
ren, und die Zeit, die er aufwenden müßte, erſpahret.  Ueberbiefes ſetzet er fich nicht Bi 
der Gefahr aus, feine: Leute wegen der ungefunden Himmelsgegend einzubüßen, und darf 
den Fleinen Königen und Alkaden feine Zölle abgeben, welches lauter befchiwerliche und 
foftbare Dinge find. Diefe Unbequemlich£eiten würden Daher zu vermeiden feyn, wenn 
fie eine Ladung auf einmal fauften. Die Compagnie würde bey diefer Anftalt gleichfalls 
ihre Rechnung finden. Denn fie fönnen feine trockene Waaren mit Bortheife kaufen, wenn 
fie nicht zugleich, Sklaven kaufen. Wenn fie Daher. ihre Sklaven, an. die Privatfaufleute 
verlaffen: fo können fie dagegen von ihnen ihre Wagvenlager mit europäifchen Waaren 
anfüllen, und auf folche Arc, den Portugiefen und Franzofen zum Trotze, alle trockne Güter 
auf dem Fluſſe zu ihrem Dienfte Haben, Es würde ihnen überdiefes nicht an Waaren feh- 
len, die Schiffe der Compagnie ohne Berzug zu beladen; und fo würden fie nicht nöthig 
haben, vergebens dazuliegen, oder Handelsreifen längft der. Küfte zu unternehmen, von 
denen, wie Herr Moore faget, noch Feine zu ihrem Bortheile ausgefchlagen ift c), 
Die Compagnie treibt aus dem Forte Sames in verfihiedene benachbarte Gegenden Auswaͤrtiger 
andlung. Nach St. Jago, und den übrigen Inſein des grünen Vorgebirges, verfüh- Kandel, \ 
ven fie Korn, und holen hingegen Salz, eine von den beliebteften Waaren an dem Fluſſe 
— Pferde und Thierhaͤute. Zu Kachao, zwanzig Seemeilen gegen Suͤden, 
a * Wachs, wiewohl nach des Verfaſſers Meynung mit wenigem Vortheile. Denn das 
iſt ſo ſchlecht, daß fie manchmal zwanzig bis dreyßig vom Hunderte daran einbüßen 4). 
c) Moores R 5 2” 


von Africa, a. d, En A die inländifchen Theile A) Ehenvaf. a. d. 43 und 66 ©. 


—— — 


*— 


Gambra⸗ 
handel. 
u 


Waaren. 


Gold. 


Sklaven. 


Misbrauch 
dieſes Han⸗ 
dels. 


































142 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 
Der wichtigſte Handel auf der Gambra iſt mit Golde, Sklaven, Elephantenzahtt 
und Bienenwachſe. 
Das Gambragold ift von fehr guter Defchaffenheit, und noch feiner, als unfer Probe 
gold. Es wird in kleinen Stangen gebracht, die in der Mitten dicke, und in Ringe) ö 
fammengedreht find, das Stück zehn bis vierzig Schillinge wert). Die Schwarzen, MF 
che es bringen, find vom Gefehlechte der Mandingoer, und heipen in ihrer Sprache J ; 
kos, das ift, Kaufleute. Sie reden nicht gern von den inländifchen Öegenden. j 
was der Verfaffer in Anfehung des Goldes erfahren Fonnte, war, daß es nicht aus DEZ 
Sande gewafihen, fondern in Bergwerken gegraben wird, morunter das nächfte zwa J 
Tagereifen von Kower liegt e). In dem Sande, mo diefe Bergmwerfe find, fagen fie, ft 
ven Die Häufer von Steinen gebaut, und haͤtten platte Dächer, Die Furzen Säbel mit IF 
zernen Heften, und die Meffer, die fie bey fich führen, werden dafelbft gemacht, wovon PT 
Stahl fehr gut ift. . 
Eben dieſe Kaufleute bringen in manchen Jahren auf zweytauſend Sklaven, moi! 
die meiften nach ihrer Ausfage Kriegsgefangene find, welche fie den verſchiedenen Prinz 
abfaufen, die fie befommen haben. Viele darunter find Bumbrongs f) und Pe 
vis g), Nationen von unterfhiedenen Sprachen, die fehr tief aus dem Sande herkomm 
Ihre Urt, die Sklaven fortzuführen, ift, daß fie diefelben mic ledernen Riemen am de 
Halfe, einen eine Elle weit von dem andern, und dreyßig bis vierzig an einer Kuppel zufall 
men binden. in jeder hat gemeiniglich ein Bündel Korn oder einen Elephantenzahı a 
dem Kopfe, Auf dem Wege von den Gebirgen reifen fie durch große Wälder; und wf 
in denfelben Fein Waſſer zu finden ift : fo ragen fie es in ledernen Beuteln, die ihnen über 
Rruͤcken hängen, bey fih. Wie der Verfaſſer glaubet, fo waren auf hundert Kaufen 
die fich diefer Handlung befliſſen. Sie fehren in ihr fand mit denen Gütern zurück, meld 
die Engländer gegen diefe Waaren vertaufchen. Zum Safttragen bedienen fie fich formt 
der Efel als der Sklaven, aber feiner Pferde oder Kameele. 4 
Außer diefen fremden Sklaven werden noch viele an den Ufern des Fluffes gefa ! 
Diefe find entweder, wie die vorigen, im Kriege 4) gefangen, oder wegen ihrer Berbif 
chen darzu verdammte, oder geftohlne Leute, welches fehr Häufig gefchieht, Die Diener # 
Compagnie faufen, fo bald fie Argwohn haben, niemals einen von der letztern Arc, bis 
bey dem Alkaden oder Hauptmanne des Dres nachgefragt haben. Seit der Einführul 
des Sklavenhandels find alle Strafen darein verwandelt worden, und fie geben fich DK 
Mühe, Verbrechen aufzufuchen, damit fie den Bortheil haben fünnen, den Verbrecher? 
verkaufen. Es wird daher igo nicht nur Mord, Diebſtahl, Ehebruch, fondern ein jedes $ 
tinges Vergeben mit Sflaverey beftraft. 
Zu Rantor fah ein Mann einen Tyger ein Reh freffen, das er getoͤdtet und bet 17 
nem Haufe aufgebangen hatte, und indem er auf das milde Thier Feuer geben wollte, [0° 
er einen Menfchen todt. Der König verdammte diefes Zufalls wegen nicht nur ihn, 10T 
Mutter, feine drey Brüder und drey Schmweftern, zur Sflaverey verfauft zu werden , = 
dern eignete fich auch) felbft die Guter zu, für welche man fie verfauft hatte. 4. 


e) Diefes find vermuthlich die Bergwerke von barros einerley, deſſen oft zuvor erwaͤhnt mot 
Bambuk. Siehe II Band, a,d.506 ©. Siehe Band, die 368 Seite, * 
F) Sonder Zweifel iſt dieſer Name mit Sam: ) Im Originale Petcharies. Diefe — 


— õä——— re 


” 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch VIII Cap. 143 


Zu Taniani ward dem Verfaſſer ein Mann zu verkaufen gebracht, weil er eine To- 
backspfeife geſtohlen hatte. Moore aber ließ den Alkaden rufen, und brachte den Ka— 
ger dahin, daß er einen Vergleich eingieng, und den Mann frey ließ. Ihre Familienffla« 
den verkaufen fie nicht leicht, als wegen großer Verbrechen. Die Sflaven, welche an dem 
Sluffe verfauft werden, diejenigen ungerechnet, welche die Kaufleute mitbringen, mögen fich 
in einem Jahre auf taufend, drüber oder drunter, belaufen, nachdem an diefem Sluffe viele 
Kriege geführt werden. 

Wenn man mit einem, Kaufmanne wegen der Sklaven einen Vergleich ſchließt: fo 
bedingt man, wie viel Stücke von Gütern man für jeden Sklaven geben will, Wer 
den die Sflaven jeder zu vierzig bis funfjig Stangen gerechnet: fo giebt man drey bis vier 
Stuͤcke. Sind fie aber theurer, wie fie öfters zu achtzig Stangen find: fo giebt man 
fünf, und manchmal fehs Stuͤcke für jeden Sklaven. Erwachfene Männer und Wei: 
ber pflegen theurer zu feyn, als Knaben oder Mägdchen. Doch in den legtern Jahren find zu 


Cadir und Siffabon fo viele Kinder gefucht worden, daß fie fat eben fo viel gelten, als err 
wachfene Sklaven :), 


Die Mandingoer bringen: auch Elephantenzähne ober Elfenbein, welches die dritte 
übliche Waare an diefem Fluffe ift. Sie bekommen fie entweder, indem fie Diefe Thiere 
jagen und umbringen, ober die Zähne in den Wäldern auflefen. Ein jeder, der einen Ele— 
phanten tödter, hat die Freyheit, ihn und feine Zähne zu verfaufen. Was aber hier ge» 
fauft wird, ift gemeiniglich weit aus dem innern Sande hergebracht. Manche Zähne wer- 


Gambra⸗ 
bandel. 


Elfenbein, 


den in den Wäldern gefunden. Ob fie aber todten Elepanten zugehören, oder ſoiche find, 


welche die lebendigen fallen laffen, das will der Berfaffer nicht enefcheiden. Cr weis aber, 
dag man dergleichen Zähne allein, ohne Haut und Gerippe, gefunden hat. Der größte 
Zahn, den er gefehen hatte, wog hundert und dreyßig Pfund, Se größer fie find, deſto 
mehr find fie auch nach den Pfunden werth. Ein Zahn, der hundert Pfund wiege, ift 
mehr werth, als drey einzelne, die hundert und vierzig Pfund zufammen wiegen. Diele 
find an der Spitze abgebrochen, welches ihren Werth verringert, Manche find weiß, und 
andere gelb. Doch diefer Unterfcheid in der Farbe trägt im Preife nichts aus. 


Die vierte Art der Handlung an der Bambra iſt Wachs, welche fehr gebeffert wer: Wachs. 


ben koͤnnte. Die Mandingoed machen Bienenkörbe von Strohe, die denen in England 


‚ ahnlich find, und in dem Bodenbrette bohren fie ein Soch, wodurch die Bienen aus- und ein- 


gehen. Diefe Körbe binden fie mit einer weidenen Ruthe an die Aefte der Bäume an. 
Wenn fie den Honig ausnehmen ſo erſticken fie den Schwarm, und drüden den Honig: 
feim heraus, wovon fie Honigwein machen. Das Wachs. Fochen fie in Waffer, feimen 
8, und drücken es durch härene Tücher in Hölungen, die zu diefem Ende in der Erde 
gemacht find. Sie machen und verfaufen eine unbefchreibliche Menge an dem Fluſſe. 

in ſolcher Wachskuchen wiegt zu zwanzig bis hundert und zwanzig Pfunden. Was am 
“ten gereinige iſt, ift das befte. Die Probe wird gemacht, wenn man den Kuchen 
uechbohrt k), 


Die 
— onen hinter Bambuk, gegen Tombuto. und diefe zum vornehmften Zwecke in der Handlung 
Band große Rei "® 1734 waren durch das ganze der Compagnie wurden. 

daß eine ungemein welche fo lange fortdauerten, 5) Woores Reifen a. d. 40 u.f, S, 
" Broße Menge Sflaven verfauft,  K) Ebendaſ. a. d, 43 u. f. S, 


TEEN 


— — — 


* 


— 


Gummi. 


aulegem bringen ſollten. Denn die Vorſteher, worzu Herr Oglethorpe ſeit kurzem war er 


Entdeckun⸗ Sm Herbſtmonate 1733 that Herr, ul erſter Factor der Compagnie an ber [6% 
























144° Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Gambra⸗ _ Die fünfte Art des Handels an der Gambra, die nun Eirzlic, angefangen mworbe, TE 
“ bandel- ſehr vortheilhaft zu feyn feheint, ift Gummi, welches mir durch folgende Auszüge aus 6% 
diefem Schriftſteller erfennen. ri 
Berfiuh eis Den zriten des Heumonats 1732 Fam ein Verhaltungsbefehl von Jamesfort nad IT 
nen®ummi: an Roberts, und Mooren, damalige Factore dafelbft, daß fie auf Befehl der Compagnie⸗ 
handel ans gewiffen trocknen Gütern, morunter die Gummis genanne wurden, fo viel als möglich A 


worden, und wobey Herr Hayes viel zu fprechen hatte, waren entfchloffen, Feine Mittel, 
Handlung auf beſſern Fuß zu ſetzen, unverſucht zu laſſen. 


gen auf dem hra, eine Reiſe, um an dem Fluſſe Vintain Entdeckungen zu machen. Dieſer Fluß 

Fluſſe Vin⸗ drey Seemeilen über dem Fort auf der Suͤdſeite in die Gambra, und bis jetzo war fell 

a von den Dienern der Compagnie weiter auf Demfelben, als bis nach Jereja gefommf 
Herr Hull, Factor an diefem legtern Drte, ward in einem Langboote abgeſchickt, und 1 

nachdem er vier Abtwechfelungen der Ebbe und Fluch zurückgelegt hatte, ein fehr frud 

ves Sand, und ein fehr gefittetes und weit arbeitfameres Bol, Das Sand ift auch 

volkreicher, und Die Dörfer Dichter und in größerer Anzahl, als bey dem Hauptftrome. 

Vieh und ihre Vögel find auch von einer groͤßern Ark, und Herr Hull glaubte, daß I 

‚große Menge Baumwolle, Indigo, wie auch Thierhaͤute aus diefer Gegend aufzubring 

wären, Er erhielt eine Probe von ihrem Gummi, und fie verfprachen ihm folchell 

Menge zu verfchaffen. Der Baum fihien nach ihrer Befchreibung mit demjenigen einerl& 

feyn, von welchem das arabiſche Bummi oder Senegal⸗Gummi koͤmmt. Bey angeftelf 

Probe aber fand er, daß es von ganz andern Eigenfchaften war, als.alles, was er zuvor in 

fen Gegenden gefunden hatte, welches fich in ein zäbes Weſen aufloͤſete. Dieſes aber! 

von einer feften und leimichten Natur, gleichwie das arabifche Gummi und Senega-GUF 

mi. Die Einwohner bezeugten große Begierde, daß die Compagnie eine Handlung 

ter ihnen anlegen möchte D. 

Gummi⸗ Im Chriſtmonate 1733, als Jonko Sonko von Yanimarew im Fort James MI 
wald nahe ermahnte Herr Hull denſelben, den Malacai Kon und Malacai See, zweene Sch al 

bey det von feiner Bekannefchaft ins Sand auf die Nordſeite von diefem Hafen zu ſchicken. & 

Gambra. begaben fich einige Monate hernach auf die Reife, und kamen mit gutem Erfolge zul 

und ſchickten Hullen eine Probe. Nach diefem fhickte er den Hauptmann Brown aby! 

die oben eingeruͤckten Erleuterungen von Jonko Sonko verfchaffte m). Herr 9 

faget, das Gummi wäre fehr fein, und möchre größteneheils den Namen des arabild! 

Gummi führen, und zu eben den Dingen zu gebrauchen feyn, worzu das arabifche di 

Esmäre bey gefundem Leibe eine fehr heiffame und nahrhafte Speife, und ein wohlfchmed® 

des und Eräftiges Arzeneymittel bey vielen Kranfheiten »). 

Verſuch, ia: Den ıöten März 1735, als Herr Hull, der nunmehr Statthalter war, zu Joar all 

hin zu han⸗ um zu Lande mit oben, wie oben erzähle worden 0), nad) dem Gummiwalde zu gehen, al 

deln. grzu dem Könige eines inländifchen Reichs Yani, um mit ihm die Sachen wegen bes wi 

. mih⸗ 

2) Bulls Brief vom 23ften des Wintermonats n) Bulls Brief vom ısten December 17%) 

1733 im Auhange zu Moores Reifen a. d. 18 ©. die Compagnie im Anhange bey Moores 
2») Siehe zuvor a. d. 118 ©. 0. mad. ©. 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. Vl Buch VI Cap. 145 


midandelg- in Richtigkeit zu bringen; wie auch zu allen Befehlshabern der ſtarken Staͤdte Gambra⸗ 
und andern Geoßen, bie ihm ausprücklic verſprachen, daß die Compagnie den Yahrwachs bandel 
des Theils vom Walde, der, ihnen zugebörte, allein genießen follte, Er erhielt gleichfalls Dishatker 
einige Berficherungen von den großen Jolloifern, nebſt einer Probevom Gummi aus die gerhane 
fen Theile des Walos, die nah England geſchickt purdee Weil aber gleich dazumal Verſpres 
der, König in,einem Treffen blieb, und das Sand, in Unruhe gerierh: fo Fonnte auf biefet — 
Seite weiter nichts vorgenommen werden. Er etivartete täglich die Ruͤckkunſt eines Bo: a 
then von dem Könige zu Futa, fonnte aber bey der damaligen trocknen Jahrs jeit nicht wei⸗ 

ter in dem Walde geben, weil er nicht Gelegenheit hatte, das Waſſer fortzufchaffen, womit 

man fich auf fieben Taye zur Hin und Herreiſe verforgen mußte, Er nahm fic) dor, biefe 

Reiſe anzutreten, ſo bald ein oder zweene gute Negengüffe gefallen wären, und würde ſich 

auch wirtli h auf den Weg begeben haben, wofern nicht die Franzofen einige Borfchläge 

gethan, und Ihm das Recht auf diefem Fluſſe ftreitig gemacht Hätten, Diefes Hinderte ihn 

bis den folgenden Weinmonat, die nötige Gemeinfchaft mit einander richtig zu machen. 
Unterdeſſen fchickte ex jemand in das Land der großen Jolloifer, um Kameele zu kaufen, 

und. denfelben befannt zu machen, daß die Compagnie eine Factovey zu Yanimarew an- 

gelegt Hätte, und fie zu erfuchen, daß die.Straße, wie bisher gewöhnlich gewefen, frey und = 

vor allen Befchwerungen und Gewaltthätigkeiten ficher feyn möchte, Der Bothe hatte 

Befehl, feinen Ruͤckweg durch den Gummiwald zu nehmen, und die Kameele mie Gummi 

beladen zu bringen. Weil er aber wegen der Theurung von Getreyde in dieſen Gegenden, 

Die ſich bis nach) Yanimarew, und die Derter an der Nordfeite der Bambra erſtreckte, 

nicht Durch den Gummiwald zurück fehren konnte: fo brachte er nichts als vier Ramele 7 
zurück, Durch Hülfe derſelben beſchloß Herr Hulle, im folgenden Wintermonate eine in- 
laͤndiſche Factorey bey den Graͤnzen des Waldes anzufegen, welches er für das beſte Mittel 

hielt, ſich des Gummi zu verſichern p). tr 

Es giebt noch eine andere Xrt von Gummi, Gummidragon genannt,welcher aus einem Bau: Gummis 

mefömmt, der Peau de Sangue heißt. Er hat eine zähe Rinde, die, wenn fie geritzt wird, dragon. 
etwas wie Tropfen Bluts herausſchwitzt. Wenn viele derfelben zuſammen kommen : ſo ge⸗ 

rinnen ſie durch die Sonnenhitze in Klumpen, wovon der Verfaſſer manche fo groß als ein 
Huͤhnerey geſehen. Weil dieſes ein ſehr guter Gummi iſt: ſo ward Herrn Mooren im May 

1753 von Nullen die Sorge aufgetragen, eine anfehnliche Menge davon zu verfchaffen. 

Der Baum wählt häufig um Fatatenda auf den Gipfeln der Berge, und in duͤrren fel— 

fichten Boden 9). Here Moore überfchiefte demnach im folgenden Monate ein Stuͤck 

davon; er traf aber nicht allen den Erfolg bey diefer Sache an, den man anfangs er- 
wuoartete 5). Aue = ENTE Tee. ae ——— 
Der Gummibandel würde, wenn er vor fich gienge, der Nation zu großem Vortheile Vortheile 
gereichen. Denn es wird viel von diefer Waare in allen Seiden: Manufacturen ver: dieſes Han: 

Wucht; und wenn fie an der Gambra zu haben wäre, fo könnte man fie nach England dels. 
ih "gen, ohne von den Franzofen aufgehalten zu werden, die feit einiger Zeit das Monopo— 

um davon an der Sanaga treiben wollen, unter dem Borwande des Rechts der Aue— 


ſchließung 
= ei zuvor a, d. 120 ©, 4) Woores Seifen auf der 160, 210, und 
silen Sutil ls Driefe vom ıpten Junlimd 267 Seitee. 
All ON die Compagnie a. d. 19 ©. 7) Siehe zuvor a. d. 119 ©, 
gem Keifepefchr, Hand. T 


zog 
— 


Gambra⸗ 
handel. 


Wie die Fa⸗ 
etoreyen in 
Sicherheit 
geſetzt wer⸗ 
den. 


Zoll an die ° 


Einwohner. 


Haaren: 
maaß. 





















146 Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 
fhliegung. Dieſer Anforderung zu Folge vertrieben fie die Einwohner am Ufer, pie ME 
den Schiffen handeln wollten, und ließen eine große Menge Kriegsfchiffe Freuzen, DIE KT 
Zahrzeuge, welche diefe Handlung treiben wollten, fortjagten ). . 
Es ift gewöhnlich, wenn Factoreyen angelegt werden, daß man fie und die darzug 
rigen Leute den Einwohnern des nächften großen Fleckens anvertraut, die alsdenn verpflän 
tet find, dafür zu forgen, und niemanden zu verftatten, den Weißen Unrecht anzurhun, SET 
übel zu begegnen. Und wenn jemanden etwas zu Leide gefchieht, fo darf er fich nur a7 
Alkaden wenden, der ihm Hecht miederfahren läßt. Diefer Bediente an der Gamt 
wird Tobaubo Manſa genennt, das ift König der Weißen. Wenn jemand etwas 
verrichten hat, worzu eine große Menge Volks gehöret: fo ift der befte Weg, ſich an Den? 
Faden zu-wenden, der deshalben einen Vergkeich erifft, und Volk zu Ausführung des 9 
habens beordert. Und ein Factor Fann nichts gut ausrichten, wenn er fich nicht diefer * 
thode bedient, Wenn ein Factor ſtirbt, fo eignet fich der Alkade des Orts, mo er gend) 
hat, oder des nächften liegenden Orts fein Bette und feine Beteftelle zu, welches nunme 
durch Nachficht zu einer hergebrachten Gewohnheit geworden iſt. 
Der Alkade bekoͤmmt fowohl von der Compagnie als den Privathandelsleuten für JM 
Sklaven, den fie faufen, etwas gewiſſes. Manchmal iſt es eine Stange auf den KM 
manchmal auch nicht foviel; denn es iſt an verfchiedenen Orten verfchieden 2). 
Dem Könige zu Barra geben Privathandelsleute ftatt des Zolles, überhaupt hund 
und zwanzig Stangen, weil es ein Sand von einträglichem Handel ift, befonders wenn 
Kaufleute mit den Sflaven ans Ufer kommen.  Diefes gefchieht, wenn fie entweber ml 
mitbringen, als die. Factorey oben am Fluſſe Faufen will, oder weil fie fih unten einen b 
fer Gewinn verfprechen, da die Weißen einander überbiethen, welches der Handlung? 
großem Nachtheile gereicht. Wofern die Privarhandelsleute nicht dieſen Zoll hier # 
richten: fo verftattet ihnen der König weder Holz noch Waffer in feinem ande. Bloß 
diefer Urfache entrichten viele Schiffer dem Könige den Zoll, die nicht hier handeln wol 
fondern gerade den Fluß hinauf fahren 2). 4 
Eine Stange ift die Benennung einer gewiffen Menge Güter von allen Arten, 
bey der erften Entdeckung diefes Fluffes, unter den Einwohnern mit einer Stange & 
von gleichen Werthe war, So ift ein Pfund Franſen eine Stange, gleichivie zwey Pf 
Schießpulver, eine Unze Silber, zweyhundert Slintenfteine eine find. Ihre Arc zur 
nen ift alfo nach Stangen oder Kronen, deren eine fih manchmal nicht über einen S4 
fing beläuft, und die nach Beſchaffenheit der Güter, die ſie brauchen, theuer oder wohl 
find. Dieſe fünf Artikel, nämlich Kaifertbaler, Glasperlenfihnüre, eiferne Stang 
eherne Pfannen, und Arrangoes werden Hauptſtuͤcke von Gütern genennt, weil 
die eheuerften find x), J 


7 Siehe die Vorrede zu Moores Relſen a.d. _ 2) Moores Helfen auf der 126 und fol 7 
10 ©, Wie aud) in unferm Werfeoben a. d,5&. Seite, 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch VUR Cap. 147 


- Der ll Abſchnitt. Er =. Schwarze 


Portugiefen. 
Bon der franzöfifchen uud portugiefifchen Handlung auf der Gambra; 
nebſt einer Belchreibung von den ſchwarzen Portugiefen, 
Franzoͤſiſche Handlung auf der Gambra. Fartorey Ihre Käufer. ' 


f Ihr Chnrafter., Werden als Fa⸗ 
zu Albreda Portugiefiiche Handlung. Schwarze core gebraucht. Ihre Tapferkeit; ihre Sitten. 
Portugiefen. Ihre Beſchaͤfftigung. Ihr Zuftand, ET Pe 


De Franzoſen treiben, nach dem Berichte des Herrn Moore, einen beträchtlichen Handel Sranzöfifcher 
zu Albreda. Sie werden aber fehr durch die Engländer verhindert, die ihnen nicht Handel 
erlauben, mehr als vierzig Stangen für einen Sklaven zu geben. Als aber im ahre 1735 


die Sklaven ſehr zu Miffiſippi verlangt wurden: ſo brachen die Franzoſen dieſen Bergleich, 
und gaben funfzig Stangen für jeden Sklaven, und fechs bis ſieben Hauptſtuͤcke von 
Gütern, welches fich auf mehr als zehn Pfund Sterling belief. Und obgleich drey liver- 
poolifche Schiffe eine Fleine Meile über der franzöfifchen Factorey handelten, und achtzig 
Stangen für den Kopf gaben: fo Fonnten fie doc) dieſes Jahr bey weitem nicht fo viel 
Sklaven befommen, als die Franzofen, deren Waaren überhaupt beffer find, als die eng= 
ländifchen. Im Jahre 1724 war zwifchen den franzöfifchen Agenten zu Boree, und den 
englifchen zu Jamesfort ein Vergleich getroffen worden, Eraft welches die Franzofen die 
Freyheit hatten, eine Factorey auf dem Fluſſe Gambra unter‘ Jamesfort anzulegen, 
und foviel Handlung an fich zu ziehen, als fie fönnten. Und obgleich die englifchen Ma- 
gazine der Compagnie dazumal fehr heruntergefommen waren, und aller Wahrſcheinlichkeit 
nach die Franzoſen entſchloſſen waren, ſich mit Gewalt hier feſte zu ſetzen, wenn man es ihnen 
in der Guͤte abgeſchlagen Hätte: fo erhielt doch die Compagnie, zur Vergeltung für dieſe Ein- 
väumung, die Erlaubniß, wenn fie wollte, Handelsfchiffe nach Toally und Porto d’ Ale, 
zweenen Plägen in der Nähen von Goree, zu fenden, welche beyde fehr gute Handlung trieben, 
obgleich durch die Lift der Franzoſen ihre Reifen dahin öfters fehl fehlugen, 

Die franzöfifche Factorey zu Albreda kann von den Canonen des Forts Fames nicht und Facto⸗ 
befteichen werden. Wenn fie aber, um Holz oder Lebensmittel zu holen, den Fluß hinauf rey zu Als 
fahren wollen fo find fie genörhiger, bey dem Commandanten um Erlaubnif anzufuchen, breda. 
welcher fie felten vertveigert, fondern ihnen nur einen Mann an Bord mitgiebt, dev Obſicht 
baben muß, daß fie nicht Handeln. Sie dürfen auch nicht über die Elephanteninfel hin⸗ 
ausgehen, welche dreyßig Seemeilen von Jamesfort liegt y). 

Die Portugieſen, die ſich in den meiſten vornehmſten Staͤdten niedergelaſſen haben, Portugieſi⸗ 

ie an und um der Gambra liegen, treiben einen ziemlich ſtarken Handel, als zu Vintain, ſhe Sand. 
eregia, und Tankrowal. Ar dem legtern Orte wohnet ein ſchwarzer Portugiefe Ar: lung. 

tonius Doß, der verſchiedene Kaͤhne Hält, und ſowohl mit Privatkaufteuten als der Com- 

* viel zu thun hat. Er hält eine große Menge Sklaven, die er in feinen Kaͤhnen an alle 


EN Auf den Fluſſe ausſchickt, und auf ſolche Art feine Handlung fehr vermehrt, ſo daß 
er gemeiniglich 


einen guten Vorrath von Sklaven, Elfenbein, und Wachſe bey ſich zu ver⸗ 
ee faufen 
u) Moores Reiſen 
.d.20©. y) Moores Reifen auf der 51 und folgende 
x) Moores Reifen a, E © . Seite. n * 


148° > Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte vom Arien, 
Schwarze kaufen hat. Er ift im Tauſchhandel wohl erfahren , und-hat alles vollkommen inne, 
——— — Waaren aus der erſten Hand Eoften, ir 


fen. 


Schwarze 
Portugieſen. 


Ihre Der 
ſchaͤfftigung. 

























Er wird zehntauſend Pfund FM 
seh neo 1 er rt 

Die Compagnie bedienet fich-öfters dieſer ſchwarzen Nortugiefen als Unterhändler #7 
und a ihr Sklaven und Güter um einen geriffen Preis zuzuſchicken. Von DIT 
Art iſt ein’gemwiffer Valentin Mendes zu Samt · ar 

Als diefestand Im Jahre 1420 von den Portugieſen erobert wurde: fo Tiefen ſich ein— 
von diefer Nation hier nieder, Dig unter den Mandingoerk wohnten, und endlich eine Na 
kommenſchaft bervorbrachten, die eben fo ſchwarz war. Sie haben nod) eine Art von ei 
verderbtemportugiefifchen Sprache übrig, welche Die ereolifche genannt wird, und hier 1% 
geröhnlich iſt, ob man fie gleich. zu Liſſabon kaum verſtehen würde. Die Engländer, # 
nen ſie geſchwinder, als irgend eine andere Sprache in diefer Gegend, und fie wird von 
ten Dslimeefchenn gefprochen, Die fih ſowohl von Privatfaufleuten, als der Compagnie bra 
hen laſſen. Weit fie fi durch einen Prieſter taufen und trauen laffen, der zu dieſem © 
zaͤhrlich von St. Sage, einer von den Inſeln des grünen Borgebirges, hergeſchickt wird: fo Ml 
ken fie immer noch eben. ſowohl für Weiße, als Ehriften, angefehen feyn, und nichts aͤrgert 
mehr,als wenn man fie Regern nennet. Dieſes rühret Daher, weil fie die wahre Bedeuful 
des Worts nicht verſtehen, welches fie nur-für Sklaven brauchen 2), Er 7 


Jobſon erwaͤhnet biefes ihres Abſcheues vor dem Namen Negros, und ſaget, baß 


liche davon noch wahrhaftig. Portugiefen zu, ſeyn ſchienen, und andere wären Mulatll 
Der: größte Theil aber wäre eben fo ſchwarz, als die Mandingoer felbft, unter denen fie ni 
ſowohl wohnen, als ſich vielmehr verlohren haben. Sie wohnen alle den intandifchen fh want 
Weibern bey, mit denen ſie Kinder zeugen ; fie haben. aber weder Kirche noch Geiſtliche unter 
Es iſt geroiß;daß fie entweder Flüchtlinge oder Abgefallene von Portugall oder den portug 
fifchen Inſeln ſind. Sie ſind alle Kaufleute, die mit, den Waaren Des Landes, beſond 
mis Sklaven, Handel treiben, die Ihnen andere portugieſiſche Kaufleute von neuem «DEE 
fen, um fie nach Weſtindien zu.beingen. Sie haben Feine beftändige Wohnung, und fbl 
alle Sabre eine Handelsreife nach Setiko, wo fie viel Gold hergebracht haben. Doch fl 
fie, niemals höher gefomwen, als bis Pompetane, bey welchem Orte fi) ihre Eu) 
rien endigen. — ee 
Eben biefer Berfaffer meldet, daß fie, unter ben Mandingsern faft auf gleichen Fuß m 
den Fulbeis oder Fuliern ſtehen, und gänzlich als and ſtreſcher leben; Denn wenn der © 
mann, Vater, oder Herr der Familie ſtirbt: fo eignet ſich der König alle feine Guͤter 
und läßt feine Frau, Kinder oder "Diener für fich felber ſorgen. Es fand Daher der * 
faſſer hin und, wieder dergleichen Wanfen, vie, weil fie auf folche Art der Barmherzigl 
des Landes ausgefekt waren, in gewiſſer Maße die Natur der Landeskinder annahm 
Wenn fie aufwůchſen: fo befliffen fie ſich, wie die Gersohnheiedes Landes iR, auf 
Handeln; fie behielten aber immer noch die portugiefifche Sprache, und begehrten, fo [EM 
fie auch waren, den Namen der Weißen e), che x 9 
Labat ſaget, daß dieſe Portugiefen einen anſehnlichen Theil der Einwohner des Kor 
reichs Barra und der Gegend daherum ausmachen. Bon ihren Vorfahren haben ſie gelet 
die Käufer auf beſſere Art zu bauen, als die Negern: aber einige Mandingoer ahnen DEE 
in dieſem Stuͤcke nach. ge N: 
2) Moores Neifen,a.d,sau.f& by Ebendaf. and. 29 G. 5 
a) Ebendaf. a.d, 102 und us ©. c) Jobſons Golöhandel, a. d. 28u. f. © 


“ 
> 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch VI Cap. 149. 


¶ Ihre Häufer haben zum Fußboden nichts, als die bloße Erde; doch erhoͤhen fie dieſelbe 
zwey bis drey — bo, —— trocken zu erhalten. Sie bauen fie ziemlich lang, und Bee: 
theilen fie in verfchiedene Gemächer ein, mit kleinen Fenftern wegen der Hige, Siehe, fen. 
ben allezeit auf jeder Seite einen offenen Borhof, wo fie Befuche annehmen, effen, und alle, Saufer, - 
ihre Gefchäffte verrichten. Die Mauern find fieben bis acht Fuß hoch, die von Schilf oder 
Slechten aufgerichter, und In- und auswendig mit hartem Leime überzogen find, den fie mit 
Hecerling”untermengen und übertünchen, Sie nennen fie aus der portugiefifchen Spra- 
che Cazas. DerKönig und die vornehmften Herren in Barrahaben dergleichen Käufer, die 
viel höher find, als die gemeinen Negerhuͤtten. Sie pflanzen allezeit Latanier 4), oder 
andere ſchattichte Bäume vor ihren Cazas. ee u 

Nach dem Labat haben die meiften von diefen Portugiefen eben fo wenig Recht zu Ihr Char 
den Namen der Chriften alsıder Weißen; denn wie er fager, fo.find nur wenige darunter takter, 
getauft, deren ganzes Chriſtenthum darinnen befteht, daß fie einen großen Roſenkranz um den 
Hals, einen langen Degen an der Seite; einen Mantel, wenn fie einen Friegen Eönnen, einen 
Hut, ein Hemde und einen Dolch tragen. Sie find fehr unwiſſend und ruchlos, werden von 
wahrhaften Chriſten verabfcheut, und von den Muhanmedanern gering gefchägt, die ſie für 
ein Volk ohne Religion anfehen ; weil es wohl bekannt ift, daß fie niemals bethen, als wenn fie 
bey den Marbuten find, und niemals in die.chriftliche Kirche gehen,als wenn fie Darinnen was 
noͤthiges zu verrichten haben, Dem unerachtet find fie ein tapfres Volk; fie verſtehen fich 
‚gut. auf das Feuergewehr, und find fehr hurtig und gefchickt in ihren Geſchaͤfften. 

Die Franzofen und die Privathandelsleute brauchen fie als Factore, an i 
wärts auf dem Hauptſtrome oder den Fluͤſſen, Die in denſelbigen fallen, zu handeln, und Factoren ges 
überlaffen ihnen an allem, was fie verfaufen, hundert von Taufend, ie richten dasjenige braucht. 
gemeiniglich fehe wohl ans, was man ihnen anvertraut, ſowohl zu ihrem eignen, als ihrer 
Hrincipalen Vortheile. Doch darf man ihnen nicht fange Credit geben; fordern man 
muß auf jeder Reife ihnen alle feine Waaren aus den Haͤnden nehmen, und fie Rechnung 
ablegen laffen. 


Die Engländer, die den Franzofen hier ‚niemals gern, weber vor fich, noch Durch dieſe Ihee Tapfer⸗ 
Portugiefen eine Handlung eingeräumt haben, haben öfters: in. ihren bewaffneten Schalup⸗ keit. 
pen dieſe legtern, wenn ſie den Fluß hinaufgefahren, angegriffen, geplündert, und ihnen ver 
bothen, auf dieſem Wege. zu handeln. - Diefes konnte deſio leichter gefchehen, weil die Porz 
tugiefen bloß Kaͤhne zu dieſen Reiſen gebrauchten. Doch find fie durch die Tapferkeit die⸗ 
fer ſchwarzen Portugiefen fo oft zuruͤckgetrieben und geplündert worden, daß fie nicht Urfache ; 
geben, ſich ihrer Vortheile zu rühmen, Ueberdieſes haben fie allezeit Urfache, fich vor der A; 

ache der Portugiefen zu fürchtenz-denn dieſe Mulatten haben den angeerbten Brundfag, 
feine Beleidigung in Geduld zu verfchmergen, als wo fie fich nicht Helfen koͤnnen. Kurz, 
Sit, wie Labat füget, zu bedauern, daß diefes Volk Feine ordentliche Sebensart führer ; 

M fonft würden fie fehr gut zu gebrauchen feyn, mit neuen Entdeckungen und Handels 
fbaft die in das Herz von Africa zu deingen, Aber es iſt in der That ein lüderliches Bote, 
ve * Nur dasjenige, was es ſelbſt gewinnt, ſondern auch was Ihren Principalen zugehoͤrt, 

Weibern und im Weine verſchleudert e). 


3 Wir 
a) Eine Art Volmbaͤume, die wie Till wach⸗ 9) Siehe Kabats abenbländifches Africa, im 
fen. aten Buche, a, d. 3686, 


\ 


hrer Start aufs Werden zu 


Schwarze 
Portugie⸗ 
ſen. 


1606 


Broeck. 
———— 


Geht von 
Dortrecht 
unter Se⸗ 
gel. 


* Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


W dieſe zwo Reiſen ſehr kurz ſind: ſo haben wir ſie in ein Capitel zufanmenge 














Wie wollen unfre Erzählung mie einer Stelle aus le Maire ſchließen, welcher ſaget 
daß ſie theils Juden, theils Chriſten ſind, daß ſie alle einen großen Roſenkranz tragen, * 
Betruͤger und ſehr boshaft find, kurz, Daß fie alle Laſter der Portugieſen ohne eine von! J 
ven guten Eigenſchaften beſitzen f). 


Re 


Das IX Kapitel, J 

Zwo Reiſen nach dem gruͤnen Vorgebirge, und der benach ⸗ 
’ barten Küfte von Africa, 4 
Aus dem Franzoͤſiſchen überfest. J— 

Vorbericht. 4 


= 
* 


fügt. Die erſte, welche Peter van den Broeck nad) dem grünen Borgebitd 
und Bufiſco gethan, ift eine Ueberſetzung von der andern Ausgabe der Sam 
fung holländifcher Reifen nach Dftindien, in franzöfifchee Sprache, die zu Amfterdam IM 
Sabre 1725 gedruckt ift 2). Sie enthält fünf Seiten, und iſt unter den vielen Reifen, DIE 
der Verfaffer zwiſchen den Jahren 1606 und 1630 bis nad) Oftindien gethan, nurdie erſt 
Die andere ift ein Auszug aus le Maires Reife im Jahre 1682, | 


Der J Abſchnitt. 


Eine Reiſe nach dem grünen Vorgebirge, Im Jahre 16065 
von Peter van den Broeck. 
Aus dem Franzöfifchen. 
Der Verfaffer geht von Dortrecht unter Segel. Schif. Waaren. Die Portügiefen daſelbſt. 


Koͤmmt nach Porto d' Ale. Großer Hungervon Die alten Einwohner. Die Weiber find bloß 
Heuſchrecken verurfacht. Er erobert ein reiches Sklaven. Ihre Begraͤbniſſe. 


Al⸗ zu Dortrecht ein Schiff ausgeruͤſtet ward, welches von dem gruͤnen Vorgebirge pie 
häute hohlen ſollte, fo both der Verfaffer dem Herrn Elias Trip und den übrige 
igenthümern feine Dienfte an, die ihn zum andern Auffeher ernannten, Sie gieng“ 
den zoten des Wintermonats im Jahre 1605 von Holland unter Segel. “ 
Weil das fihlimme Wetter fie genötbiger hatte, zu Dortmourh einzulaufen: fo gieng® 

fie von daraus den sten des Chriftmonats unter Segel, und den sten Fenner im Kahre 10% 
Famen fie an einer Inſel 6), im Gefichte des grünen Vorgebirges, vor Anker, Daſelb 
fanden fie zwey hofländifche, drey Franzöfifche und fünf englifche Fahrzeuge, deren einige giet 


Handel treiben, andere aber nur Lebensmittel zur Reiſe nach Brafilien einnehmen wollten: 
3,7 I 


f) Ze Waires Reife nach den Canarieninfeln, ſement & aux progres de la Compagnie des ü 
a. d. 61 S. des orientales. Tom. IV. p. 289. 
@)Recueil des Voyages qui ont fervi A PEtabliſ- b) Die iko Goree genennt wird. 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch IX Cap. 15 


Der Berfaifer hatte Befehl, nach Porto d’ Ale, einer Stadt am feſten Sande, zu ge- 1646 
ben, wo die größte Handlung im Sande getrieben wird. Er miethete dafelbft ein Haus, Broeck. 
wenn eine Strobhütte diefen Namen verdienen kann, und eine portugiefifche Sklavinn, die sync, 
ihm das Eſſen zubereitete, und zugleich ftatt des Dollmeiſchers diente, nach Porto 

Den 23ſten des Jenners im Jahre 1606 flog ein folher Schwarm vorher Heu: d’Ale. 
ſchrecken, fo dicke, wie eines Manns Daumen, über Dorto Ale, daß die Luft eine Stunde Hungers⸗ 
kang verfinftert wurde. Diefes Ungeziefer richtete eine folche Verwuͤſtung unter den Fruͤch⸗ "0 — 
ten der Erde an, daß fie zu Feiner Reife kamen, und die Hungersnoth war fo groß, daß die —5 en 
Eltern ihre Kinder zu Sklaven verkauften. Der Verfaſſer ſah verſchiedene fuͤr ein Maaß 
Weijen verkaufen, welches nicht uͤber einen Huch voll betrug. 

Acht Tage hernach kroch eine Eydechs des Nachts im Bette über den Berfaffer weg. 

Er wachte im Schrecken auf, weil er etwas Faltes fühlte, und fah eine große Schlange 
neben fic), welche die Zunge ausftectte, Diefer Zufall bewog ihn, das für wahr zu hal- 
ten, was verfchiedene Scheiftfteller vorgeben, daß nämlich die Eydechfen ven Menfchen in 
der Gefahr vor den Schlangen, die in der Nähe find, warnen, welches die Einwohner hier 
durchgängig glauben. 

Der Verfaſſer verweilte ſich vier Monate lang zu Porto 8’ Ale, und kaufte Thier- 

Bäute, Elfenbein, und Ambra, Den 6ten des Brachmonats begab er fic) in ein Boot, um 
dem erſten Auffeher nach Juvale c) entgegen zu geben, von wannen er nah Refuſco d) 
gieng, wo er ihre Schiffe zur Reife nach Holland fegelfertig fand. 

As fie auf eben dem Eylande bey dem grünen Borgebirge, wo fie zuerft landeten, frifh Sie nehmen 
Waſſer einnahmen: fo Fam ein englifcy Boor von Juvale, mic der Nachricht, fie wüßten ein ein reiches 
mit Guͤtern und Sklaven veichbeladenes Schiff liegen, und erbothen fich, fie an den Ort zufüh- Schiff in 
ven, wenn fie ihnen zu ihrem Antheile von der Beute die ſchwarzen Sklaven beyderley Ge- Pellt- 
ſchlechts verfprechen wollten, Die Holländer nahmen den Vorfchlag an, und als fie das Schiff 
za Juvale vor Anfer fanden, machten fie ſich von demſelben Meifter, Es war ein Luͤbecker, 
von zweyhundert und vierzig Tonnen, das mit Zucker von St. Thomas, Elfenbein, Baum: 
wolle, einer Menge Stücken von Achten, einigen goldenen Ketten, und neunzig Sklaven 
beyderley Gefchlechts beladen war. Es hatte vier Portugiefen und eilf Luͤbecker am Borde, 
die krank lagen, Der Patron war geftorben, und es hatte feinen Lauf nach $iffabon neh⸗ 
men ſollen. 

9 Hollaͤnder brachten ihre Priſe an das gruͤne Vorgebirge, um ſie zu bemannen, und 
mit den Nothwendigkeiten zu verfehen, und ließen die Sklaven in den Händen der Englaͤn⸗ 
der. Sie giengen vom grünen Borgebirge den ı6fen des Heumonats 1606 nad) Holland 
unfer Segel, Es waren drey Schiffe in Gefellfehaft, und den sten des folgenden Weinmo- 
nats langten fie in der Maas an. 


Die Güter, die jährlich vom feften Sande und dem Fluſſe bey dem grünen Borgebirge ©) Wagren. 
kommen, find dreyßig, ober fünf und dreyßig taufend Häute von Ochſen, Büffeln und Elend: 
gieten, Die Flüffe Bambra f), Rachao g), und St. Domingo, geben eine große 

Enge von Elfenbein und Wachs, etwas Gold und Reiß, und vortrefflichen Ambra, Als 


der 
©) Zoalll oder Joal > Oder ſonſt Gambrig 
A) Kufifco der Rio freſco. 


e) Dem Rufıfco Wer Rio Srefeo, 2) Im Sranzöfiihen Catſiao. 
































152 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa © >> 
1666 der Verfaſſer hier war, warf das Meer einen Klumpen don achtzig Pfund an den Straf 
Broet. Ec Faufte vier Pfund davon, bie zum Theile in Europa das Pfund zu achthundert Sul 
und zum Theile zu vierhundert und funfzig Gulden verkauft wurden. 
Die Port Die meiſten Portugiefen, die fich bier aufhalten, find wadrbafte Bandiren, Ein 
giefen das wohnen zu Portodale und Juval, wo fie mit: den Engländern und Holländern hande 
felbſt. Sie kaufen hier fo viel Skladen, als fie fönnen, und führen fie nach St. Domingo P 
Kachao, von wannen fie Diefelben nach Brafilien überfenden, wo fie einen guten OT 
haben, Einige, die ſich Durch dieſen Hondel bereichert haben, Faufen fih von ihrer Lande 

verweifung los, und kehren nach Portugall zurück, J 
Die alten Was die alten Einwohner dieſes Sande betraf: fo konnte der Verfaſſer dieſe befi 
Einwohner. Umſtaͤnde erfahren. Sie find fo ſchwarz, wie Dech, und wohl geftalter. Sie durchriß 
‚oder bezeichnen fich ihr Geficht, und find von Natur diebiſch und ſchadenfroh. Viele % 
ihnen fprechen frangoͤſiſch, weil diefe Marion Hier lange Zeit gehandelt hat, wenige aber 
laͤndiſch. Sie find meiftentheils Gößendiener. Einige bethen den Mond an, und and 
den Teufel, welchen fie Rammate 5) nennen. . Wenn man fie fraget: warum fie den 
fel anbethen? fo antworten fie: weiler ihnen Schaden thue, Gott aber nicht. Es find 4 

einige Muhammedaner unter ihnen. I —— 

Sie find öfters mit ihren Nachbarn im Kriege, und brauchen Bogen und Pfeile, E 
find gute Reuter, und bekommen ihre Pferde aus der Barbaren, welche ſehr flüchtig ſi 
Doch har der Berfaffer einen Neger gefehen, der am Seeftrande den beften Kiepper, ® 
fie hatten, einholen fonnte, Sie ſchwimmen und fifchen auch mit großer Geſchicklichkeit. 
Die Weiber , Wenn fie ihre Feinde geſchlagen haben; fo ſchneiden fie ihnen die Köpfe, (wie aud) 
J bloße. Einwohner ber molukkiſchen Inſeln hun), und ihre Scham ab, und bringen fie, als PM 
aven. maale ihres Sieges, ihren Weibern nach Haufe. Die Männer nehmen fo viele Neil 
als fie ernaͤhren koͤnnen; fie halten fie aber in fo großer Unterehänigfeit, als Sklavinn 
und nötbigen fie nicht nur, alfe Arbeit im Haufe, fondern auch auf dem Sande, zu verrichtll 
Wenn die Frau die Mahlzeit zubereitet hat: fo ſetzet fih der Mann nieder, und verzeh 
fie, und fie trägt ab, was er übrig gelaffen hat, und ißt in der Küche, ° Der Berfaffer ) 
öfters die Sandleute mit ihren Weibern gehen gefehen, die ſchwanger maren, und fünf 
bis ſechzehn Ochſenhaͤute auf dem Kopfe, und noch darzu ein Kind auf dem Mücken ang 
bunden trugen; da hingegen die Maͤnner weiter nichts trugen, als ihr Gewehr. = 
Die Weiber haben eine fo ſtarke Natur, daß fie, ſobald als fie niedergefommen fl 
ſelbſt an den Fluß oder an das Meer gehen, und ſich und ihr Kind darinnen wafchen, # 

manche fehlafen gleich Darauf wieder bey ihren Männern. 
Ihre Ber Wenn jenrand, es ſey ein Mann oder eine Frau, fticht; fo verſammlen fich die Freud 
gräbnife. und erheben vier bis fünf Tage lang ein ſchreckliches Gefchrey und Wehflagen, und trin⸗ 
entweder Palmenwein oder Brandtewein. Sie tragen ihre Todten mit Trummeltt ! 
Floͤten zu Grabe, und fegen zu ihrem Haupte einen Krug mit Wafler oder Weine, um 
ren Durſt zu löfchen. Diefes wiederholen fie viele Jahre lang, alle Morgen und Ab N 
— fagen, die Verſtorbenen wuͤrden in kurzer Zeit Weiße, und handelten eben fo, w 4; 

uropaͤer. 


) Siehe Jannequins Reiſe in unſerm HI Bande a. d. 289 ©. a) Siehe II Band a. b. 41 | 


von Cabo Blanco big Sierra Leona. VI Buch IX Cap. 5 


3 
Es iſt mie Verwunderung anzufehen, mas für eine Menge Brandtewein fie frinken 
Fonnen. Es hefüchte einsmals jemand den Berfaffer im Namen des Königs, der auf einen 
Zug einen ganz vollen Friſon ausleerte, und als er damit fertig war, nach) einem ander 


4 — * 
un zul Der I Abfchnick, 
Eine Heife nach den Eanarieninfehr, dem grünen Vo 
der Sanaga und Gambra, im Jahre 1682. 
Durch den Herrn te Maire. | 


Einleitung. ‚Der Verfaffer geht unter Segel. Sie kommen nad) Bieurt. Inſel Sr. Ludwig. 
Kömmt nach Breſt. Wird beynahe zuruͤckges Vergleichung der Moren und Negern. Maͤn— 
Aſſen. Koͤmmt an das Vorgehirge Cantin. Ceis dung der Sanaga. Verſuch, 


rgebirge, * 


Entdeckungen auf 
ne Begebenheiten in den canariſchen Inſeln. "dern Fluſſe zu machen. Ruͤckreiſe nach Goree 
Unwiſſende Aerzte daſelbſt. Fort Arguim. Be⸗ Königreich des Brak, und de Sheyratik. Die 


mächtige ſich einer arfe mie Schildkröten. Das Fulier. Voͤlker und Reiche Längft der Kuͤſte. 
gruͤne Vorgebirge wird beſchrieben. NRufiſco. 


Hefe Reiſebeſchreibung ward im Jahre 1695 zu Paris gedruckt, und kam im 
Fahre za london englifch heraus, da fie Hundert und achtzehn Seiten enthält, vier ans 
dere ungetechnet, welche die Vorrede einnimme. Es iſt 

gefuͤgt, welche wir ſchon eingeruͤckt haben 2). Der Verfaſſer gab ſeine Reiſebeſchreibung 

nach feiner Ruͤckkunft einem feiner Freunde in die Hände. Weil derfelbe fand, daß diefe 

‚Erzählung in vielen wwefentlichen Stuͤcken von einem Schriftfteller eben diefes Jahrhun⸗ 

derts, der in ſeiner herausgegebenen Sammlung fund, abgieng: fo gab ſich der Heraus⸗ 

geber Muͤhe, die Wahrheit bey denen, die le Malren auf feiner Reife Gefellfchaft geleiſtet 

hatten, nachzuforfchen , und befonders bey dem Heren Dancourt b), Generaldirector der 
africanifchen Compagnie, unter deffen Aufſicht die Reife geſchehen war. Diefer gab die 

Verficherung, daß fie vollfommen richtig wäre, und befondere ümſtaͤnde entbielte, welche 

die vorhergehenden Schriftfteller nicht berührt hätten. Der Herausgeber behielt fie vier 

bis fünf Jahre lang bey fich, weil er le Yairens abermalige Zuruͤckkunft aus eben diefen 

Welttheilen, wo er fich dazumal aufbielt, erwartete, Die Ungeduld feiner Freunde aber 

war fo groß, daß er die Ausgabe diefes Werks nicht langer auffchieben Eonnte, Diefes er- 

fehen wir aus der Vorrede, Der Beſchluß c) diefes Buchs giebt Hoffnung zu einer neuen 

Nachricht von eben diefer Hand. Es ift aber feine zum Borfcheine gekommen. Diefes 

Werk ift elend überfest. Was wir hier mittheilen, ift, unferm erſten Entwurfe nad), nur 

ein Auszug von des Verfaſſers Reife und Begebenheiten, die fich mit der fechzigften Seite 

in der Meberfegung endigen. Seine Anmerkungen über die fänder und deren Einwohner 

Kaneen der Sanags und Gambra, welche die übrigen acht und funfzig Seiten in ſich 

Allen, ſollen hernach folgen, und mit den Anmerkungen anderer Reifenden in eben diefe Ge: 
enden, in eine einzige Beſchreibung zufammengezogen werden. 


6 
le Maire 
—ñ i 


82 ü 


folgenden Einleitung. 
ihr eine andere Abhandlung bey 


Se Maire 


Bi. Me hat die meiften Tpeile der e) Es ſchließt ſich mit diefen Worten: Ende 


der erften Keife des Seren le Maire. 
Allgem. Reiſebeſchr. 7 Band. u 
























134... Reifen, laͤngſt dep, wefkichen Kuͤfe von Arien, 


1682 Le Maire war drey Jahre Wundarzt in dem Hotel Dieu zu Paris geweſen, als I 
le Maire. obgedachte Herr Dancourt ihn zu dieſer Reife erwählte, und der Compagnie am z4ten Sem 
Da Safıf im Sabre 1682 zu diefem Ende vorftelfte, welche ihren Bergleich genehm bielt. - 3 
fer tritedie Nachdem er feine Sachen in Ordnung gebracht hatte, gieng er nach Orleans, MIT 
Reiſe an. ein Boot miethete, um die Loire hinunter nach Nantes zu fahren. Weil aber ein ftart® 
Wind dem Steome entgegen wehte, der zu gleicher Zeit über feine Ufer ausgetreten MAT 
Kömme fO brachten. fie ſieben bis.acht Tage unterwegens zu. Don Nantes gieng, le Maire 
nad. Breſt. Sande nach Breſt, wo er. noch zween Monate warten mußte, weil das Schiff noch Me" 
— 7 fegelfertig war. Es führe den Namen St, Catharina, und war bon ungefähr vierhu 
dert Tonnen, und vierzig Cononen, Es war. zu Fluſ bing zum Dienfte der Compag! 
gebauet, und follte befonders gut fegeln Fönnen. Der Name des Hauptmanns war Mo 
ſegur. Als endlich das Schiff völlig ausgerüfter und mit gebensmitteln verfehen wars } 
wurde es den zoften März in die Rheede gelaffen. Le Maire befah in diefem Hafen 
Eönigliche Sonne, ein Kriegsfchiff von Hundert und zwanzig Canonen 4), das reich al 
gezieret und vergoldet war. - Es waren zugleich funfzig Schiffe von der Linie da, vie W 
neunzig zu fünfzig Canonen führten e); 
Den gten April im Jahre 1682 gieng le Maire an Bord. Weil aber Herr DancoM | 
> ‚noch nicht von Breftangefommen wars fo bediente er fich nebft einigen andern der Gelegenheit 
miteinem Boote ans Land zu fahren, und. bey Camoret fchießen zugehen. Als fieaber wie 
° an Bord gehen wollten, war die See fo ungeftüm, daß fie umkehren mußten; und be 
Wird bey: hörten fie von der Höhe, zu ihrer großen Beftürzung, eine Canone abfeuren , und ſahen 
nahe zuruͤck Schiff unter Segel gehen, Sie giengen längft dem Ufer nach, und fchrien, und. chal 
gelaffen. & : —— he ‚ ee 
= Slintenfchüffe, aber vergebens. Weil fie die Macht überfiel ; fo waren fie genöthige, im 
nem elenden. Hofe einzukehren, wo fie die Mache ziemlich fehlecht zubrachten. Den na 
ſten Morgen fanden ſie ihr Schiff. in der Rheede von Camoret, drey Meilen von Br 
‚vor Anker, und famen gluͤcklich an ‘Bord, # 
Here Dancourt langte den ızten April an, und unmittelbar darauf giengen fie un 
Segel. Drey Seemeilen weit vom Lande trafen fie den Feurigen, ein franzöfifches Krieg 
ſchiff von achtzig Canonen, an, das von Havre de Örace herfam. Es erwartete die ET 
um in Breſt einzulaufen, wo e8 den Herrn von Revillp, Eöniglichen Generallieutenant be 
der Unternehmung, die man wider Algier vorhatte,an Bord nehmen follte, Sie begrll 
ten es mit fieben Canonen, und unser Trompetenfchalle, und befamen eben fo viele Call j 
nenfchüffe zur Antwort, wider die Gewohnbeit, die bey föniglichen Schiffen eingeführt N 
die ordentlich zweene Schüffe weniger thun, Es war aber-eine befondere Höflichkeit I 
Intendanten auf dem Kriegsfchiffe, der ein vertrauter Freund des Herrn Dancourt ME 
Sie feuerten nochmals aus Erfenntlichkeit drey Canonen ab, und fegten ihren Lauf mit 
nem Nordoftwindefort. Den zıften April erblicten fie gegen Diten zwey Schiffe, die fie!" 
gen ihrer Geſchwindigkeit fir Seeräuber hielten; fie verlohren fie aber bald aus dem GefidH 
——— Den zöften April erreichten fie in der Entfernung von ſechs Seemeilen das Vorgebilh 
——e— Cantin, auf der Kuͤſte der Barbarey ‚In dem Königreiche Marocco. Den zgften Ap 
ges Santin. entdeckten fie Lancerotta, eine vorn den fieben canarifchen Inſeln, welche fie zehn Sen 


A) Diefes Schiff ward vom Admirale Ruſſel e) Siehe le Maires Reiſe a. d. iu f. ©, 
bey Ia Hogue verbrannt. f) In Anſehung der Beſchreibungen —— 1 
r ſ 7 


Be 5 


* — er er) 2 
von Capo Blanco bis Sierra Leona Vl Buch 1XCap. 55 

len gegen Suͤdoſt liegen ließen. ' Den zoſten lag ihnen Großkanarfa zehn Seemeilen ge 1688 
gen Nordoft. Sie giengen eine Seemeile weit an das Eyland hinan, Vögel zu fhiehen, Ie Misire 
100 fie bis zur Macht blieben. Sie konnten aber aus Mangel am Winde nicht vor Anker 
fommen. Den ıften May fteuerten fie mie Anbruche des Tages weſtwaͤrts nach Großca⸗ 
narien, wo ſie fruͤh um halb neun Uhr in vier und zwanzig Faden vor Anker lagen. Die 
Stadt, die anderthalb Meilen von der Rheede üt, liege Süpfüdiwefl. Sie begrüßten dag 
Caftell mit fünf Eanonen, fie bekamen aber’ feine Antwort, welches, wie le Malre glaubet, 
ihrem Mangel an Pulver zuzufchreiben warf), 0" Te A; 

Herr Dancourt ward mit vielen Ehrenbezeugungen von dem Statthalter zu Großca⸗ 
naria empfangen, welchem er von dem franzöfifchen Conſul, Herrn Nedmond, einem 
gebohrnen Luͤtticher, vorgeftelfet ward, ben dem ſich der Berfaffer zweene Tage aufhielt. 
Le Waire war viermal indem Kloſter der Bernhatdinerinnen, welche Freyheit ihm der Begebenhel⸗ 
Vorſteher auf Anfuchen der Aebtißinn ertheilt hatte. Er fand hier einigefranzöfifche Frauen zime ten des Vers 
mer, und unter andern eines von Paris, das er zur Dofmerfcherinn brauchte. Einigevon ihnen, de — 
die ſchwaͤchlich waren, bedienten ſich der Gelegenheit, ihn um Kath zu fragen, und andere, fen Jun. 
die Feine wahrhafte Urfache harten, Elagten fich nur, um ein wenig Freyheit zu erhalten, 
Le Maire fand, daß meiftentheils die Einſchraͤnkung ihre größte Krankheit war, wofür 
er feine Eräftige Eur gebrauchen konnte. Doch, um fich feinem Charakter gemäß zu ver: 
halten: fo fchrieb er ihnen folche Dinge vor, die für die Schwermuth · gut waren. Die gu 
ten frommen Srauenzimmer hingegen ermangelten nicht, ihn mir Biſeuit, Eingemachtem, 
Eonfecte, imonade und Secte zu überhäufen, wie aud) mit allen Arten von Früchten, die 
fie auf filbernen oder porcellänenen Tellern auftrugen, und mie Roſen, Nelken ‚ Drangeriee 
bluͤthen, Jeſmin und Tuberofen, befteckten. Zur Vergeltung machte er ihnen einige Feine 
Gefchenfe, die mit Danke angenommen wurden." a2 STH KOTNRCH 

Von daraus gieng er wieder in das Haus des Confuls, wo ihn eine Menge Volks er Unwiſſende 
wartete, die ihn zu den Kranken führen wollten. . Unter ander befuchte er die Frau eines Aerzte. —* 
Rechtsgelehrten, der fünfhunderttaufend Kronen reich gefchäßt wurde, welche lage Zeit an 
der Mutterbefchwerung Franf gelegen hatte, die von Berftopfungen herruͤhrte. Die Aerzte 
der Stadt hatten dieſen Zufall als eine Peripnevmonie, oder ein Lungengeſchwuͤre mit kurzem 
Athem und geſchwollenen Backen tractiret ‚ welches, wie le Maire faget, ihre Unwiſſenheit 
an den Tag leget. Diefes Mistrauen gegen ihre eigenen Aerzte mache, daß fie die franzofis 
ſchen unbefchveiblich lieben. Der canarifche Rechtsgelehrte hätte den le Maire gern über: 
vedet, dazu bleiben, und both ihm fein Haus und feinen Tifch, und über dieſes große Bortheile, 
an. Aber feine Berfprechungen an den Herrn Danconer hinderten ihn, fie anzunehmen. 
Er both ihm auch etwas Anfehnliches zur Belohnung für Die Mühe an, die er mit feiner 
Frau gehabt hatte, die er aber um der Ehre ſeines Landes willen ausſchlug 2). 
Den sten May ſetzten fie ihren Lauf füdtwärts fort, Si⸗ befanden ſich in ſieben und 
Moanzig Graden vierzig Minuten Norderbreite, und in dreyhundert und ſechzig Graden der 
PN Sänge. Großcanaria liegt gerade gegen Norden. Den öten wehte ein fo ſtar⸗ 


* ind, daß das Tauwerk ihres Bramfegels riß, und die große Segelftange brach, : 
er große Maft in Gefahr war , über Bord zu fallen. Den zten May des Mittags 
faffers von Größen 


U 2 paßir⸗ Rn 
earia und Teneriffa beziehen die im II Banden. 8.2 Seite feet." 9 (9 
wir uns auf die Veſchreibung von diefen Sufeln, 5) Be Maires Reifen a. du. f.&, 


























156 11,27 Meifen lamgſt dew weſtlichen Küfke von Africa; ne 


1682 paßirten fie ben, Wendezirkel des Krebſes. Hier vollſtreckten fie die Eeremonie ber gr 
le Maire. taufe an ihrem Schiffe und an den Reifenden, welche dieſe Faber noch nicht gerhan hatten 
— — Weil aber diefe Ceremonie ſchon weitlaͤuftig iſt beſchrieben worden 2); fo wollen wir IT 
vorietzo übergeben, Den 8ten May waren fie in ein und zwanzig Grad ſieben und wie? 
Minuten Norderbreite. , Das hohe Sand. von Africa lag: vier Seemeilen von ihnen, WT 
ihr Lauf gieng Oſtſuͤdoſt. Den naͤchſten Morgen um Achte waren fie nur eine Meile OT 
Das weiße Ufer, Sie fegelten längft der Küfte bis an das weiße Vorgebirge, wo fie in vierzehn Sal“ 
Vorgobirge. gegen Nordweſt eine Seemeile vom Ufer ankerten. Dieſes Borgebirge liege in za 
- Grad dreyßig Minuten Morderbreite, und fuͤhret Diefen Namen von feinem unfruchebat® 
weißen Sande; denn es hat weder Öras noch Bäume, Es liegt eben fo flach, als die © 
aus welcher Urfache es die Sandfee genannt wird, y hir? 
- Bom Borgebirge Cantin bis an diefen Ort, welches dreyhundert Seemeilen find, N 
das ganze Sand eine fandichte Ebene, welche von den Alten die Wuͤſte hhbien, und won MT 
Arabern Zarah genennt wird, Die Küfte iſt ganz dürre und unbewohnt. Diefe WÜT 
neyen gränzen gegen Norden an den Berg Atlas, gegen Süden an das Sand der Schwarze 
Bon Weften gegen Dften erftrecken fie fich foweit, daß man nicht unter fünfzig Tagen # 
Pferde durchfommen kann. Ueber diefe fandichten Wuͤſteneyen nehmen- Die Karavanl 
von Fez ihren Weg nach) Tombut, Melli, Burnu 2), und andern Laͤndern der Schwarzl® 
Auf. diefen Reifen werden fie oft vom Sande verfchüttet, oder muͤſſen aus Mangel 
Waſſer umfommen. Sie find auch genoͤthigt, einen Compaß zu brauchen, um ihr 
Marfch darnach einzurichten. An der Spiße des weißen Borgebirges wird ein Meerb 
fen gemacht, welcher von einer darinnen gelegnen Inſel der Meerbufen von Arguin gene! 
wird, , Er geht, über funfzehn, Seemeilen weit. in das Sand ‚hinein, weswegen man“ 
fogleich aus dem Gefichte verliere, wenn man einmal bey der Spige des Borgebirg 
sorbey ill. * nat om — 
Hafen Ar: Die Portugieſen haften ehemals ein. Fort hier, aus welchem fie mit den Azoaghe 
guin. und Arabern oder Moren einen Handel von Gold, Gummi und Straußfedern trieb! 
die hier in großer Menge find. Dieſe Waaren brachten fie von Soden, welches vier ** 
gereifen landwaͤrts liegt, und wohin die Karavanen von Tombut, Gualata k), und a 
dern innen Laͤndern von ybien fommen. Die Einwohner find Muhammedaner, u 
ziehen von einem Orte zum andern, nachdem fie Weide für ihe Vieh finden, Sie b# 
deln vornehmlich mit Schwarzen, und befommen fir ein Pferd fechs, acht bis zehn Sklave? 
und für ein Rameel zwey bis dreye. Arguin ward den Portugiefen durch die Holland” 
abgenommen, und diefen letztern aufs neue im Jahre 1672, durch den Heren du Cal 
Hauptmann in den Dienften der franzöfifchen africanifihen Compagnie, entriffen, od 
gleich’ nicht mehr als hundert und zwanzig Mann zu dieſer Unternehmung brauchte, wol" 
er nur dreye einbuͤßte. Durch den Nimmeger Frieden ward es den Franzofen überlallt!” 
doch die Hollander fahren immerfort, der Artikel ungeachtet, an dieſem Orte zu handel" 
Bemaͤchti⸗ Der Herr Monſegur, Hauptmann des Schiffs St. Catharina, that hier eine MT 
gen ficheiner dung mit dreyßig Mann, in der Hoffnung, ſich eines hollandifchen Schiffs die Ste— 
Darke mit Zamburg genannt, zu bemächtigen, ' Es war aber ſchon abgeſegelt. Er fand ein ss 1 





Schildkroͤ⸗ 
120 : j — 
B) Siehe II Band a. d. 283 ©. k) Diefe veralteten Namen, als hier von 
3) Dev Verfaffer ſchreibt Borneo. den und Gualata, wie auch zuvor von me 





x 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch IX Cap. 137 


auf dem Werfte, das noch nicht ganz ansgebaut war, welches er verbrannte, undeinanderes 1682 
Fleines Boot, das einige Schwarzen und etliche Holländer am Borde hatte, die daflelbe ver: le Mare. 
liegen, und an dag Ufer ſchammen. Die Sranzofen fanden es mit Schilöfröten bela- ——— 
den, welches ihnen wohl zu ftatten Fam. Die Schildkröten find hier in großer Menge, 
und fehr groß; denn an einer haben wohl dreyßig Perfonen genug, und ihre Schilder haben 
wenigftens funfjehn Fuß im Umfange, 

Das Meer bey dem weißen Vorgebirge Hat viele Fifche, als Dorados, Parguen, alte 
Weiber, Meerfälber, und viele andere, Die Bootsleufe fingen während der acht Tage, 
da fie an der Küfte zwiſchen diefem Vorgebirge und der Sanaga fegelten, eine unbefchreib- 
liche Menge. Es find längft der Küfte einige Wohnungen der Schwarzen, die ſich vor- 
nehmlich vom Fiſchen ernaͤhren. Den ten May hatten fie unterwegens die Sanaga im 
Gefichte, und den ıgten erreichten fie das grüne Vorgebirge, welches im vierzehnten Grade Grünes . 
fünf und vierzig Minuten Norderbreite liegt, und diefen Namen von den fehönen Wäldern Vorgebirge 
auf demſelben führer, die eine angenehme Ausficht machen. Ueber diefen Wäldern fd 
ziveene runde Berge, welche von ben Franzoſen Mamellae, und von den Engländern die 
Zitzen des grünen Vorgebirges genennt werden, wegen ihrer Aehnlichkeit mit den Brüften 
einer Frau. Das Vorgebirge raget fehr weit in den Ocean binein, und wird nächft dem 
don der guten Hoffnung für das größte in diefen Meeren gehalten, 

Wir werben diefe Befchreibung des Vorgebirges noch aus dem Barbot erweitern, ber Beſchrei⸗ 
da gervefen, und die anliegende Küfte in Augenfchein genommen hat. Diefes beruͤhmte bung davon. 
Sand und Borgebirge liegt, wie diefer Berfaffer faget, in dem Königreiche Rayor. Die 
Einwohner nennen es Befecher, und die Portugiefen Cabo de Verde, von dem immer: 
während Örünen des angrängenden Landes, weſches voll ſchoͤner hoher Bäume ift, 

Es fälle ſehr in die Yugen, wenn man von der Nordfeite herkoͤmmt, und ftellet eine 
fehenswerthe Ausficht vor. Die Nordfeite ift etwas bergicht, Die Weitfpige ift auf der 
Seite gegen das Meer jaͤhe und eine halbe Seemeile breit, Im Meere find nicht allzus 
weitdavon Klippen unter dem Waller. - 


Die Südfeite iſt zwar niedrig, doch anmuthig.- Der Strand ift mit. langen Reihen 
großer Bäume geziert, die fo regelmäßig ftehen, als ob fie nach dev Kunſt gepflanzt wären, 
Im Grunde iſt eine weite Ebene, die gegen Weſtſuͤdweſt liegt, und mit Dörfern und Fle⸗ 
Een angefüllee ift, bis an das Vorgebirge Emanuel. . Fr * 

Neben dem letztern ſind zweene große Felſen oder Eylande in der See, deren einer an Vogelinſel. 
einem einzelnen Baume von außerordentlicher Höhe und Dicke Fenntlich if; Der andere 
aber-an einer großen Höfe, wodie Wellen unaufi örlich mit einem großen Geröfe hinein: 
Ihlagen. Dieſer Zelfen beherbergt eine unendliche Menge Rothgaͤnſe und andere Seev⸗ 
gel, welche beftändig auf beyde Inſeln kommen, ihre Eyer zu legen und zu brüten. | Weil nd 
die Felſen yon ihrem Mifte ganz weiß find: fo haben die Holländer ihnen den Namen 
Ranıneeten Eylands das ift: befchiffene Kylande gegeben. Barbot hat genaue 
ar ac par en Seiten des Vorgebirges herausgegeben, worzu ex die Riſſe felbft ge- 


— F U 3 Der 
und andern Orten zo; 

» zeigen, daß dieſe Stelle vom ftellern, entlehnt iſt. 
*— Afrieaner, und andern alten Schrift: 2 Siehe unfre Karte hiervon, 


“168% 


le Maire. 
0 


Hollaͤndi⸗ 
ſches Fort. 


Vorgebirge 
Emanuel. 


theater vorſtellen. 


Guͤter des 


2 


Inſel Goree. 


andes. 


Beſchaffen⸗ 


h 
b 


eit derfel- 
en. 



















i88 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, ©. 

Der Strom geht nach Suͤdſuͤdweſt drey Seemeilen weit in das Meer, Fuͤnf 
fen vom Ufer fand er achtzig Faden Waſſer, und grauen Sand im Grunde, . R 

Die Hollaͤnder bauten ehemals ſelbſt auf dem Vorgebirge ein kleines Fort, St. #5 
dreas genannt. Im Jahre 1664 ward es von den Engländern unter dem Deich 2 
Holmes weggenommen, der feinen Namen zu Ehren des Herzogs von Dorf in Port PT 
wandelte, des damaligen vornehmften Mitglieds der englifchen koͤniglichen africaniſche 
Compagnie. Es ward aber bald hernach durch) de Ruyter von neuem erobert 

Cabo Manuel oder das Vorgebirge Emanuel „alſo von den Portugieſen zu Ei 
des Königs Emanuel genannt, der Johann dem andern 1595 in der Regierung nachfold 
iſt fünf Seemeilen vom grünen Vorgebirge. Es ift ein flacher Berg, der über und UT 
mit immer grünenden Bäumen: bedeckt iſt, bie auf der Südfeice ſehr vollfommen ein Amp 


Das Sand um beyde Vorgebirge herum hat einen Ueberfluß an Pintadohühnern, ie 
huͤhnern, Haſen, Turteltauben, Rehboͤcken, Ziegen und großem Hornviehe m), So w 
Barbot. Ugſſet uns nun zu unſerm Schriftſteller le Maire zurück kehren. 2 

Das grüne Vorgebirge hat einen unrechten Dre in den Karten ‚, da es in vierze 
Grad gefest ift, ob es gleich in der That in vierzehn Grad dreyßig Minuten liegt n). 20 
man Die erfte Spige zurückgelegt hat, denn es find derfelben zwey: fo entdeckt man ein Hl 
nes unbewohntes Eyland, die Vögelinfel genannt, von dem großen Haufen Vögel; weldt 
es über und über bededfen. Wenn man vor diefer Inſel vorbey ift: fo hat man noch & 
andere Spiße vor fich, ehe man auf die Höhe von Goree kommen Eann, welches hinter ME 
Vorgebirge, den Zigen beynahe gegenüber, liegt, Die Küfte wendet ſich gegen Nordw 
und machet einen Bogen, wo.das befte Wafler von allen diefen Gegenden zu finden 
melches den Fremden zu großer Erfrifchung gereicht. | 
Zu Goree langten fie den often May 1682 an, wo fie in der Rheede anferten, und 
Hort mit fieben Stücken begrüßten, welches ihnen mit’eben fo vielen antwwortete. J 
erſte wurde zur Ehrenbezeugung gegen den Herrn Dancourt mit Kugeln abgefeuert. 
er an das Land ftieg: fo ward er von feinem eignen Schiffe ſowohl als den andern Schill 
in der Rheede mit fünf Canonen begrüßt, und das Fort feuerte bey feiner Sandung fiel 
Eanonen ab. Nachdem er die Patente und Commißion der Compagnie vorgezeige Hal 
nah er feinen Pla& als Generaldirector. Er fand das Fort in einem fehr verderbi® 
Zuftande, Durch Die üble Aufführung zweyer Leute, die fid) beyde das oberfte Commalll 
zueignen wollten. Der eine war ein Franzoſe und Statthalter von Goree, der andere 
Generalagent auf der Küfte, J 

Die Inſel Goree 0) erhielt dieſen Namen von den Hollänbern, wegen ihrer Aeh 
lichfeit mie der Inſel gleiches Namens in Zeeland. Sie hat ungefähr eine Vierthel o 
meile im Umkreiſe. Sie liegt in der fänge von Norden gegen Süden, ungefähr eine O7 
meile weit vom felten Sande. Gegen Suͤden liegt ein fteiler Selfen, an den dag See" 
fer anfpielet, und welcher um-und um mic Klippen umgeben ift, fo daß nur eine enge Dr 
fahrt ift, ducch welche die Schiffe einfahren koͤnnen p). 


ö *) Barbots Beſchreibung von Guinea anf zu wenig. Siehe IIBand a, d. 277 ©. 
der 20 Seite, 0) Oder Soeree. J 
#) Auch dieſes iſt noch um vierzehn Minuten ) Le Maires Reifen a. d. z3 u. f. © 4 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI-Buh IX Cap, 139 


; As die Holländer die Inſel in Befig befamen, fo bauten fie ein Fort auf der fhwäch- 1682 
ſten Seite. des Bergs, zur Bertheidigung des Eylandes, und ein anderes fehr fehlechtes Fort le Maire, 
am Fuße des Berge. Der Grafvon Efives, Viceadmiral von Frankreich, bemeifterte — 
ſich des Eylandes im Jahre 1678, indem ſich der Statthalter ohne Widecſtand ergab, Rand. Zu⸗ 
Weil er aber Feine Seute zur Beſatzung des Orts miſſen Eonnte: ſo machte er beyde Forts der 
‚Erde gleich. Die franzöfifche Compagnie Hat nach der Zeit dag untere Fort ein wenig aus⸗ 
gebeſſert, und ein kleines Vorrathshaus, und eine mittelmäßige Mauer aus den Ruinen 
des alten Forts aufgerichtet, welches ſich bloß gegen die Schwarzen wehren konnte, 
Herr Dancourt wendete unverzüglic) alle Mühe an, die Handlung auf beffern Fuß zu 
feßen die Factoreyen längft der Küfte zu befuchen, und nach dem Verhalten der Bedienten 
der Compagnie zu forſchen. Ex brachte es auch endlich zu einem guten Vernehmen mit 
den Prinzen und Vornehmſten der Schwarzen. 
Zu biefem Ende that er eine Keife durch das Sand auf vier und zwanzig Seemeilen Reife nach 
weit, von ber Mündung der Sanaga, bis zur Mündung der Gambra. der Sanaga. 
Le Maire begleitete ihn auf dieſer Reife, auf welcher er fich der Gelegenheit bedien— 
fe, von den Sitten und Gewohnheiten der Africaner am grünen Vorgebirge Nachricht 
‚einzuziehen 4). . 
Die Urſache, warum fie zu Sande reifeten, war diefe, weil wegen des Nordwinds auf 
der. See nicht fortzufommen war, Dem unerachtet ſchickte er das Schiff, den Ruhm, zu 
Waſſer, welches aber faft einen Monat lang auf der Keife war. 
Wenn gleich dev Weg zu Sande nicht fo weit ift: fo ift er doch weit befshwerlicher, 
weil man feine Bequemlichkeiten auf der Straße antrifft. Sie fingen ihre Reife den 6ten Rufiſco. 
des Chriftmonats im Jahre 1682 an, und ftiegen bey dem Dorfe Rafis r), dag nur drey 
Seemeilen von Goree liegt, ans feſte Land. Hier konnten fie nicht mehr als ein Pferd für 
den Heren Dancourt antreffen, und außerdem fechs Efel, wovon fie zweene mit Sebensmit- 
teln beluden. Der Efel, der le Mairen zu Theile wurde, gebehrdete ſich fehr muthig, aber 
nach den erſten zwoen Seemeilen war er die übrigen fechs Tage über auf der Reife fehr 
rubig. Die Hitze war ihnen unerträglich, fo daß fie meiftens vonder Sonnen Untergange bis 
zu Aufgange der Sonne veifeten. Die Mitte des Tages über ruheten fie unter dem 
Schatten, und verzehrten bie Lebensmittel, die fie bey ſich führten. Die erite Nacht fa- 
men jie an ein Eleines Dorf, wo fie blieben; fie konnten aber weder zu eſſen für fich, noch 
Hirſe für ihre Negro-Wegweifer befommen. Indeſſen bewirthete fie das Volk fo gut, 
als es konnte H. 
Nach einer fechstägigen Reife gelangten fie nach Bieurt 7), an der Mündung des Sie kommen 
Sluffes Sanaga. Le Wire fand hier die Gewohnheit, daß alle Handlung von den Wei- nach Diener. 
ern beforge wurde, die unter dem Vorwande, ihre Waaren berzubringen, kamen, um fich 
Mit den Schiffsleuten zu erluftigen. Zu Wiener ließen fie ihr Geraͤthe zurück; und Herr 
Ancourt ließ von dem Hauptſitze der Franzofen in der Inſel St, Ludwig, welche fünf Infel Ex, 
Semeilen davon wwar, eine Barke holen, um fie an diefen Dre hinzubringen, wo fie den Ludwig. 


Pregehnten des Eprijimonats wo Stunden nach Mitternacht aniangten. 
= Dieſes 
7) Diefe wird ich mi i 
zugleich mit den Anmerkungen 1) Le Maires Reiſen, auf der 39 und folgen 
anderer Schrifefteffer bernachfolgen. den Seite. I 


)Rufiſto ober Riofeefco. #) In der Ueberſetzung Bieure. 


een 


























60 Reifen Tängft der wefklichen Kuͤſte von Africa; """ 
"1682 Diefes Ehland liegt in der Mitte des Fluffes, und hat eine Seemeile im Umfang" 
le Maire "Die Compagnie hat bier ein Vorrathshaus, einen Befehlshaber und Factore. Hieher r 
gen die Schwarzen Thierhäute, Elfenbein, Sklaven, und manchmal Ambra. < Hr arabii 
Gummi befommen fie vonden Moren. Diefe Waaren werden mit Leinewand, Baunmd® 9 
Kupfer, Zinn, Brandtewein und glaͤſernen Korallen vertauſcht. Der Gewinnſt hierbey 
gemeiniglich achthundert von Hundert. Die Haͤute, Elfenbein und Gummi kommen nn 
Frankreich. Die Sklaven werden nach America verſchickt. Von den beften Sklav⸗ 
wird der Kopf zu acht Franken gekauft, und zu hundert Kronen wieder verhandelt. MT 
kann öfters einen guten Sklaven für vier bis fünf Quart Brandtewein haben. BE 
Die Senegal ift ein Arm vom Niger , der fich von demfelben auf 600 Seemeilett PT 
der Mündung deffelben abfondere. Der Hauptftrom geht durch das Königreich Rantorfi) 
- und breitet fich von daraus in verfehiedene Yerme aus, wovon die Gambra und Rio Br 
de die vornehmiten find, Die Sanaga machet die Gränzfcheidung zwiſchen den Azoagh⸗ 
Bergleichung Moren oder Schwargbraunen, und den Schwarzen x). Die erften find Sandftreicher, U 
zwoifchen den yon einem Orte zum andern ziehen, nachdem fie Weide für ihr Vieh finden. - Die Nege 
Morenund Hingegen haben ihre gewiffen Derter, und wohnen in Dörfern. Die Moren Haben Ha 
Negern. ger oder Anführer, aber folche, die fie ſich ſelbſt erwaͤhlen. Die Negern find ihren König. 
unterworfen, die fehr unumfchränfe find. DieMoren find Flein, mager und ungeftaltet; I 
haben aber einen lebhaften und fharffinnigen Kopf, Die Negern find groß, fett und wo 
geftaltet, aber dumm, und von geringer Fähigkeit. Das Sand, welches die Moren bet 

nen, ift eine duͤrre Wüfte ohne Gras. DieNegern hingegen haben einen fruchtbaren 2° 
den, ber fehr viel Viehweide, Hirfe, und Bäume von allerhand Arten trägt, 
Mündung Nachdem der Fluß Sanaga um Rantorfi, und andere große Eylande, verſchied 
der Sanaga. Rrümmungen gemacht: fo ergießt er ſich durch zweene unferfchiedene Eanäle in die © 
in fünfzehn Grad, zwey und dreyßig Minuten, Norderbreite. Zwifchen dem Meere WE 
Fluſſe liege eine y) Sandbanf, die einen Canonenfchuß breit ift, welche, ob fie gleich MT 
Höher ift, als das Waffer, die Sanaga zwingt, fehs Seemeilen weit an der Küfte for! 
laufen, ehe fie fich einen Ausgang in die See eröffnen kann. Diefes gefchieht endlich DW 
ziweene Ausflüffe, die zwo Seemeilen von einander find, und eine Inſel in der Mitte mad” 
Jeder von diefen Canälen hat verfchiedene Bänfe von Sand, ven der Fluß abgefpühle IF 
und den das Meer zurück wirft, der alfo in Schichten liegen bleibt, und der Schiffahrt IT 
gefährlich ift. Aus diefer Urfache waget ſich nicht leicht ein Schiff durch diefen Weg, en 

der Fluß klein iſt. Zur Zeit feiner Ueberſchwemmung aber hat es Feine Gefahr. 

Entdeckun⸗ Bor funfzehn Jahren wollten die Herren von der Compagnie ſich dieſer Ueberfchme" 
gen aufwärts mung bedienen, und ſchickten einige Barfen aus, um die Einwohner von der Gegend, 
auf dem die Nerme des Nigers fich abfondern, zu entdecken, und zugleich aus dem Fluſſe Sanagl 
Fluſſe. die Gambra zu ſegeln; denn weil die Engländer, vermittelt eines Forts, die Mündung 7 
Fluſſes in ihrer Gewalt Haben: fo hindern fie auf diefer Seite alle Nationen, auf dem a 
zu handeln. Man kann auf der Sanaga nicht weit fortfommen, als wenn das Zn 


a) Diefes kaun nicht Kantir an der Gambra indem fie aus andern Schriftſtellern genemmen 
feyn. Er erwähnet auch nicht, dag er fie von den EIN 
x) Auf der 40 Seite faget er, die Sanaga und nern felbft hat. 
die Gambra wären die beyden Kauptärme des Ni- 5) Diefes ift die Spige der Barbarey. 
gers. Doch diefe ganze Nachricht iſt zweifelfaft, 2) Au Maires Reiſen, a. d. 45 4.1. 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch IX Eap. 16: 


hoch iſt. Zu derfelben Zeit kann man über Klippen wegſegeln, die fonft in dem trocknen 1682 
Canale hervorragen. Sie ſchickten dreyßig Mann in dieſen Barken ab, welche dreyhun⸗ le faire, 
dert Seemeilen weit vom Forte Ludwig an gerechnet, reifeten. Sie hatten aber fo viel Be— 
ſchwerlichkeiten auszuftehen, daß nur fünfe zurück kamen. Einsmals hatten fie ven rech⸗ 

ten Canal verlohren, und Die Barke blieb unter den Bäumen hängen, bis fie Diefelbe end- 

lid) mit geoßer Gewalt wieber flott machten, 

As Herr Dancourt feine Berrichtungen Im Forte St. Ludwig zu Stande gebracht Ruͤckkunſt 
hatte: fo gieng er mit einem guten Oſtwinde die Bar» Barre, oder Mündung der Sanaga, na Gorre. 
die damals offen war, vorbey, Er begab fich vermittelft einer Eompagniebarfe an Bord 
des Buhms, lichtete den zehnten Jenner 1683 den Anker, und gieng nad) Boree unter 
Segel. Er bielt ſich beftändig am Ufer, welches dazumal fehr angenehm ausſah, weil die 
Bäume in ihrem völligen Grüne ftunden, Nachdem Herr Dancourt Goree und bie 
Eofonien an der Küfte befucht haste: fo kehrte er auf eben dem Wege in einer Zeit von acht 
Tagen nach dem Forte Ludwig zuruͤck z). | 

Bon der Befchaffenheit der -Sänder in diefem weftlichen Theile von Africa überhaupt, 
giebt le Maire folgende Nachricht: Be 

Das Königreih Sanaga a) ift das erſte Sand, welches den Negern zugehoͤret. Koͤnigreich 
Ehemals iſt es ſehr anſehnlich geweſen. Vorjetzo hat es wenig zu bedeuten. Wenn fie des Brak. 
gleich einen tapfern König Haben: fo ift;doch diefer Prinz aus Mangel an Kräften einem 
andern zinsbar geworden, Seine Herrſchaft erſtrecket ſich längft des Sluffes 40 Seemeilen 
weit, einige Fleine Herrfchaften bey der Mindung deſſelben umgerechnet, und zehn bis zwölf 
Geemeilen weit landwärts. Alles in dieſer Gegend iſt ihm zinsbar. - Der König wird der 
Brak genennt, welches ein Name der Würde iſt. Go viel er auch zu befepfen batz fo ift 
er doc) fo arm und dürftig, Daß er öfters Feine Milch zu feiner Speife bat. 

Nach dem Königreiche des Brak komme man in das Reich des Scheyratik, das Scheyratik. 
heißt, des Allermaͤchtigſten im Reiche. Er hat mehr, als zehn kleine Könige, die im 
zinsbar find. Seine Herrſchaften erſtrecken fich an zweenen Aermen 6) der Sanaga auf 
dreyhundert Seemeilen weit. Seine Unterthanen werden Sulier genennt, und find von Die Fulier. 
einer Mittelfarbe zwoifchen den Moren und Negern. Sie find weit gefitteter und gaftfrey: 
er, als diefe letztern. Berfchiedene franzöfifche Bootsleute, denen von ihren Hauptleuten 
übel begegnet worden, find an den Hof des Scheyratik geflohen, der fie freundlich aufges 
nommen, und zu feiner Tafel gezogen hat, und ihnen mit großer Guͤtigkeit begegnet ift, 

Diefer Prinz fpeifet meiftentheils Hirfe, Rindfleifch und Datteln, und trinke niemals Wein 
Her Brandtewein; denn er iſt ein gewiſſenhafter Muhammedaner, Er kann funfzigtaus 
fend Mann aufbringen, aber aus Mangel an Lebensmitteln fie nicht lange unterhalten, R 
Weiter auf dem Fluffe hinauf findet man die Laͤnder der Fargoten c) und Engue⸗ 
Nd 4), dreyhundert Seemeilen von dem Forte Ludwig, wo die Franzoſen einen Handel 
treiben, Die Einwohner find von den Fuliern nicht unterfchieven. Be Maire füger, 
er von dem, was über ihren Graͤnzen geweſen, feine Nachricht Hätte einziehen koͤnnen. 


Das 


oa elite it ein erbichtetes Reich, dag mit Yo: ©) Sarakoles oder Saragoles, wie fie Mar⸗ 
zu danfen — und feinen Urſprung den Europaͤern mol nennt. 


sten m, 00, Vielleicht follte es Heißen: 4) Diefes ſcheint Gnialon zu ſeyn, das auf de 
an beyden Seiten der Sonya \ 9 U Jsles Karte ſteht. “ x 
Allgem. Beifebefchr, um Band. | 


a Te Zn 


1682 
le Maire. 


Volk längft 
der Kuͤſto. 


alofer. 
— 


Laͤnder in die⸗ 
ſem Welt⸗ 
theile 


find ben 

Europäern 
wenig be: 

kannt. 


ben koͤnnen. Man kann ſogar aus der Verwirrung, der Ungewißheit, und den W 





















162 Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤtte von Afriea, 


Das Volk, welches die Kuͤſten zwiſchen der Sanaga und Gambra bewohnt, iſt in 9 
Arten eingetheilt, die Jolloifer, die Sereres und die Barbaſinen. Sie werdet T 
fauter Eleinen Königen beherrſcht, deren jeder in feinem Eleinen Bezirke unumfchräntt 
Der Bornehmfte von ihnen, der das meifte Sand bat, ift der Amel e), (welches in FT 
titel ift), Beherrſcher der Jolloifer, deren Wohnungen von der Mindung der San 
anfangen, und fich fechs oder fieben Seemeilen vom f) grünen Borgebirge endigen, MT 
fes Gebiethe begreift von Mord gen Süd längft der Seefüfte vierzig Seemeilen, und IT 
Weſt gen Often Iandwärts hundert. Das and der Sereres ift einem Könige unter 
fen, der ſich Jain g) betiteln läßt, die Franzofen aber nennen ihn Portugadi, von Ef 
Stadt dieſes Namens, die ihm gehöre. Dieſes Reich erftvecker fich zehn bis zwoͤlf Sellin 
fen länaft der Küfte, und geht auf hundert Seemeilen weit in das fand hinein. Den 
tel des Königs der Barbafinen oder von Joual +), Eonnte le Maire niche fo, wie 
andern, erfahren, Er fagte aber, daß fein Gebiethe mic des Jain feinem beynahe % 
gleicher Weite fey 7). 


KERREREFKEF FRE FR KR FT NR IR KR FR N N KR KK FE KR a 


Das X Kapitel. 


Beſchreibung von den Jalofern, befonders von denen, 
die gegen die Gambra zu wohnen, | 


Einleitung, 


er Theil von Africa, wovon in dieſem Capitel foll geredet werben, iſt derjenige, ? 
$ zwiſchen dem achten und achtzehnten Grade Nerderbreite liegt, und zwiſchen 
dreyßigſten Minute, und dem fiebenzehnten oder achtzehnten Grade oftlicher2ä 
Er enthält alfo zehn Grad von Sid gen Nord, und fiebenzehn bis achtzehn von Welt 9 
Oſt. Gegen Norden gränzet er mit Sahra, die gemeiniglich die Wuͤſte der Barbaf 
genennt wird, gegen Often mit Nigritien, gegen Süden mit Guinea, und auf der We 
feite mit dem atlantifchen oder Weſtmeere. 
Obgleich diefer Theil von Africa von ben Europäern mehr befucht wird, als irgend 
anderer, welcher der Barbarey oder Aegypten gegen Süden liegt: fo erftrecket fich dod) W 
fere Kenntniß nicht weiter, als bloß auf die Küften, und einige wenige von den Fluͤſſen, 
fonders der Sanaga und Gambra. Sa den inländifchen Gegenden ift uns alles 
unbefannt, daß wir von feiner derfelben mit Gewißheit die Sage, Gränzen oder Weite al 


fprüchen, die in den Erzählungen hervorleuchten, die uns von den Herrfchaften innerd* 
dieſer Gränzen gegeben werden, den wahrfcheinlichen Schluß machen, daß es viele anf 
liche Sander giebt, deren Namen nicht einmal den Europäern zu Ohren gefommen I 
Rurz, in Bergleichung von Aſia oder America ift wenig in Africa entdeckt, ob es ET 
feinem von beyden in der Hervorbringung von merfivürdigen Dingen viel nachgiebt. 4 
Jeden 9— 
) Bey Bruen und andern heißt er Damel, und ) Es ſollte heißen, Hinter dem grünen Bo 
iſt König von Kayor, birge. 


(4 


von Capo Blanco bi Sierra Leona, VI Buch X Cap. 163 


Jedennoch find wir mehr im Stande, eine Erzählung von den verfhiedenen Voͤlker⸗ 
fhaften, als denen Sändern zu machen, die in diefer Abtheilung liegen ; weil, wenn man einen 


Jalofer. 


— 


Theil eines Volks ſieht, man gemeiniglich das Ganze fieht. Die Vornehmſten von dieſen Die verſchie— 


Volkerſchaften find die Jalofer, die Sulier, und die YTandingoer. Die Fulier befisen, 
was auf beyden Seiten ber Sanaga gegen Nord und Oſt landwärts liege. Die Talofer 
wohnen zum Theile ven Fuliern gegen Süden, und zum Theile auf der Weftfeite längft 
dem Dcean, auf welcher Seite ihr Sand an einen oder zweenen Orten die ganze Breite zwifchen 
der Sanaga und Gambra einnimmt. Die Mandingoer liegen den Jalofern gegen Sie 
den und Dften, und breiten fich an beyden Seiten der Gambra von ihrem Urfprunge an, 
vielleicht bis zum Meere aus.  Diefe legten find faſt überall unter den zwo erften Voͤl⸗ 
kerſchaften vermiſcht, und ſcheinen mehr Ankoͤmmlinge, als urſpruͤngliche Einwohner, zu feyn, 
befonders gegen Die Küfte zu. Daß biefe Muthmaßung nicht ohne Grund fen, erheffet aug 
der Sarbe, welche ein dunkles Schwarzbraun ift, da die Farbe an allen übrigen Einwoh⸗ 
A au Theils von Africa, und fünwärts bis an das Borgebirge der guten Hoffnung 
warz iſt. 

Wir Haben bereits in dem vorhergehenden Buche einige Nachricht von den drey obge- 
dachten Volkerſchaften, und befonders von den Suliern, gegeben, wie auch von den Sara⸗ 
kolez, Sereres, Fluͤps Bagnonen, Papeln, Biafaras, u. f.w.als von welchen geringern 
Bölferfchaften bey Gelegenheit ihrer Sünder genug gefagt worden ift. Weil man aber fin 
det, daß Die drey erſten Bölkerfähaften in den Südländern, um die Gambra ſowohl, als in 
Morden, in ihren Umftanden etwas von einander unterfchieden find, und diefe Südgegend 
das eigentliche fand der Mandingoer ift, von denen wir bis ießo nur fparfam gehandelt 
haben: fo wollen wir noch eine fernere Befchreibung von ihnen hinzufegen, fo viel in den 
Heifebefchreibungen, befonders denen, die in diefem Buche ftehen, zu finden ift, 

Hernach werden wir die Naturgefchichte von den Landern in eben diefem Bezirke mit: 
eheilen. Doc weil wir ſchon von den Thieren und Früchten gehandelt haben, die den tän= 
dern, die wir befchrieben haben, mehr insbefondere eigen find: fo wird der $efer nur dieſe 
vornehmlich finden, die alle, oder doch die meiſten von ihnen, unter fi) gemein haben. 


Der J Abſchnitt. 


Die Jalofer, was ihre Perſonen anbetrifft. Uns formen unter den Schwarzen. Wahlreiche. Ka 
einigfeit und Nachlaͤßigkeit der Schriftſteller in hor it erblih. Die Könige haben eine fehr uns 
diefem Stücke. Ihre Laſter. Große Betrüger, umfchränfte Gewalt. Sind hochmäthig. Man 
Sie verkaufen einander. Ein Sohn verkauft naher fihihnen mit.großer Demuth. Ihre Reis 
feinen Vater. Sie verkaufen ſich ſelbſt. Sind dung. Geben mit geofemStaate Audienz, Es köm̃t 
der Zauberey ergeben. Große Trunkenbolde. niemand vor ohne Geſchenke. Unverſchaͤmte Bett⸗ 
Gaſtfrey undfehrarm. DVerfchiedene Negierungs: fer. Niedertraͤchtige Handlungen derfelben. 


Die Salofer, oder Zolleifer, (nad) der Schveibart des Herrn Moore) wohnen an der 
fa Nordſeite der Gambra und weiter landwärts, Ihr Sand ift von einem weiten Um: 
f a und erſtrecket fich fogar bis an den Fluß Sanaga. Diefes Bolt ift ſchwaͤrzer und 

ner, alg die Mandingoer, oder die Fluͤps find, ” haben die breiten Nafen und dicken 


2 Lippen 
EN Sekige ein Deucfehter, anfott Tain _ A) Diefes if der An 
—* anſte ig von Salum oder Bar⸗ 
— dk ne Pl 


#3 Siehe le Maires Reiſen, a.d. z9 u. f. S. 


en Ein⸗ 
wohner. 


Wovon hier 
ſoll gehan⸗ 
delt werden. 


Ihre Ders 
fonen, 


Jalofer. 


Be 


Uneinigkeit 
der Schrift: 
fteller. 


Ihre Laſter. 


Großhe Be: 


truͤger. 


dingoern, und andern plattnaſichten Schwarzen, mit denen fie hin und wieder, beſonders ’ 


fie einen Europäer vor feinen Augen beftehlen, ohne daß er es merfer. Sie ziehen IM 

























164 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Küfte von Africa, 


Lippen nicht, die diefen Völkern eigen find, Wie Herr Moore fager, fo koͤmmt kei * 
von den Einwohnern dieſer Laͤnder, deren er von allen Arten eine große Anzahl geſehen, e 
Jalofern an der Schwaͤrze der Haut und Schönheit der Geſichtszuͤge bey A). | 
Sie find überhaupt den Waffen ergeben, und haben viele Gewohnheiten, wodurch 
ihr natürliches wildes und hartes Wefen zu erhalten ſuchen. Die andern Schrifeftellet 
terfcheiden die Jalofer nicht mit eben der Sorgfalt, wie Herr Moore, von den 


der Küfte zwifchen der Sanaga und Gambra, untermifche find. Und ob fie gleich mal 
mal dem Namen nach fie von einander abfondern, fo vermengen fie doch diefelben in W 
Beſchreibung. Sie fcheinen in den Gedanken zu ftehen, daß platte Nafen und dicke PET 
von allen Völkern in dieſer Gegend unzertrennlic) find, und daß es ein bloßer Zufall IE 
wenn man beffer gebildete Gefichter findet. 4 
Barbot faget, indem er von den Schwarzen diefer Gegend überhaupt redet, fie M 
ren alle von einem fehr fehönen Schwarze, von guter Jeibesgeftalt, gerade, muntre, und hu 
tige Leute. Ihre Zähne wären weiß, und wohl zuſammengefuͤgt, ihre Naſen platt, W 
die Lippen Dice 6). Hieraus Fönnte man muthmaßen, daß die Jalofer an der Sara 
und befonders an der Seefüfte, in der Gefichtsbildung von denen, Die tiefer im Sande MT 
um die Gambra wohnen, unterfhieden wären. Doch Villault faget im feiner Bed 
bung von Riofrefco oder Rufifco bey dem grünen Borgebirge, daß nicht viele unter ihl 
platte Nafen haben c). And le Maire, der bloß von Schwarzen mit platten Nafen H 
Dicken Lippen redet, gleich als ob fonft Feine andere auf diefer Küfte zu finden wären, (A 
doch, er fände es der Wahrheit nicht gemäß, daß fie dergleichen Gefichtsbifdung fehr DM 
ſchaͤtzten. Sie hätten im Gegentheile, ihre Farbe ausgenommen, eben die Begriffe % 
der Schönheit, welche die Franzofen hätten. Sie liebten ein feines Auge, einen lei 
Mund, fehöne fippen, und eine wohlgebildere Nafe. Nichts deftoweniger muß man! 
vorftellen, daß man in denen Theilen, die den Mandingoern zugehören, oder wo DM 
legtern mit den Jalofern vermifcht find, Gefichter antreffen wird, die diefen Bl 
gemein find, - 
Barbot faget, wenn er von den Schwarzen längft der Küfte redet, fie wären artig MT 
höflich, und von einer ftarfen und muntern teibesbefchaffenheit , aber unzüchtig und uͤbe 
mäßig faul, welches fie erbärmlich arm machte. Sie find unverichämt, boshaft, rail 
tig, ftolz und lobbegierig. In ihren Ausdrücken haben fie etwas ausfchweifendes.. 7 
find fügner, falfch, gefräßig, über die maßen mollüftig, und fo unmäßig, daß fie Brand 
wein wie Waſſer faufen, Im Handel find fie berrügerifh. Ehe fie arbeiten, werdet 
lieber auf der Straße rauben und morden, oder die Leute von einem benachbarten DT 
megfchleppen, und zu Sklaven verfaufen. Die zu Juala, Porto d Ale und Para 1 
große Betruͤger und Diebe. An dem legtern Orte find fie fo verfehmige im Stehlen, IT 


wozu fie Luſt haben, mit dem einen Fuße weg, und heben es hinterwärts auf e), 
a) Moores Seifen, a.d. 30 1. f. S. e) Barbot am angeführten Orte. 


6) Barbots Beſchr von Guinea a. d, 34 ©. f) Labats Afrique occident, 2 Band auf 4 
°) Villaults Reife nach Guinea a. d.27 ©. mon. f © pe 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VIBuh X Cap. 165 


Labat macher eine gleiche Anmerkung von den Talofern an der Sanaga. Man Zalofer. 
muß hier, ſpricht er, einem Diebe nicht aufdie Hände, fondern auf die Füße Achtung geben, 
Denn, dader größte Theil der Schwarzen barfuß geht, fo Fönnen fie ihre Zähen ſo geſchickt 
brauchen, als die Finger, Sie beben damit eine Nadel von der Erde auf. Und wenn ein 
Stuͤck Eifen, ein Mefler, eine Schere, oder fonft etiwas auf dem Boden oder einer niedrigen 
Bank liege: ſo treten fie Dinzu, und kehren gegen die Sache, die fie ftehlen wollen, den Ruͤ— 
cken, fehen einem völlig ins Gefichte, halten die Hände weit auf, und heben unterdeffen die 
Sache mit ihren Zahen auf, beugen das Knie, und heben den Fuß bis an den Gürtel, fo, 
daf der Diebftahl den Augenblick unter ihrem Kleide verborgen iſt. Darauf fallen fie 
mit der Hand auf den Rücken, nehmen es aus den Zähen heraus ‚ und verftecken es unter 
ihren Kleidern /). 

Sie gehen au), wie Barbot fager, mit ihren eigenen Sandesleuten, den inländifchen 
Schwarzen, oder den Gebirgern, wie fie diefelben nennen, die in die Factoreyen zur Hand: 
lung kommen, nicht ehrlicher um. Denn unter dem Scheine, daß fie ihnen ihre Güter 
fortſchaffen Helfen, oder als Dolmetſcher dienen wollen, ftehlen fie ihnen die Hälfte von dem, 
was fie haben 2), | 

Sie gehen noch weiter. Denn manche verfaufen ihre eigenen Kinder, Anverwandten Sie verfaus 
oder, Nachbarn. Diefes hat ſich, nach Barbots Berichte, öfters zugetragen. Sie bit: fen einander 
ten die Perfon, die fie verfaufen wollen, fie möchte ihnen doc) helfen, etwas nad) der Facto= ſelbſt. 
rey ſchaffen, welches ſie verhandeln wollten. Wenn ſie da iſt, ſo wird die Perſon, die man 
auf ſolche Art hintergangen hat, und welche die Sprache nicht verſteht, verfauft, und als 
ein Sklave eingeliefert, fie mag fich noch) fo fehr fperren , und über die begangene Berräs 
therey Klagen +) 

Le Misire erzähler bey diefer Gelegenheit eine artige Hiftorie, welche Harbor in Africa Ein Sohn 

gehört haben will. Ein Dann war dem Anſehen nad) Willens, feinen Sohn zu verkau— derkanfet feis 
fen. Dieſer aber mochte feine Abficht merfen, und gieng, als fie in die Factorey kamen, nen Pater, 
heimlich in das Vorrathshaus weg, und verfaufte feinen Vater glücklich. Als der alte 
Mann Leute um ſich ſah, die ihm Feſſel anlegen wollten: fe fchrie er, er wäre fein Vater, 
Weil es aber dev Sohn leugnete: fo hatte es bey dem Kaufe fein Bewenden, Dem Sohne 
wiederfuhr, was er verdiente, Denn als er mit feinen Waaren nach Haufe gieng : fo begeg- 
nete ihm einer von den Hauptleuten der Schwarzen, der ihn feines übel erworbenen Reich: 
thums beraubte, und ihn für eben den Preis verfaufte z). 

Es werden auch) eine große Menge ſchwarze Kinder beyderley Gefchlechts von ihren 
Nachbarn weggeftohlen, wenn fie diefelben auf den Straßen, in den Wäldern, oder in den 
Lugans k) oder Kornfeldern antreffen, wo fie den ganzen Tag über bleiben müffen, die / 

Kleinen Bögel zu verfheuchen, die fonft haufenmweife auf den Hirfe fallen. In Hungers- Sie verkau⸗ 
noͤthen wird eine große Menge von diefen $euten fich felbft verkaufen, damit fie nicht Hun« fen ſich ſelbſt. 
SErS fterben, Die Theurung in diefen Gegenden war im Chriftmonate des Jahres 1681 fo 
OB, daß Barbot eine große Menge um einen fehr leichten Preis zu Boree hätte Faufen 


oͤnnen, wenn nur $ebensmittel genug wären vorhanden geweſen, fie zu unterhalten, 
83 Ehen 
) Barbot Sei 
5) & endafethr ano. Orte a. d. 34 ©. landen auf der 32 und folgenden Seite, 


- .47 ©. k) Im Originale Eougans, 
) le Maires Kae wach) den eauariſchen Eh⸗ 1 


— — 







































166. Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Jalofer. Eben dieſer Schriftſteller ſaget, fie wären Der Zauberey, oder der Wahrſagung 3 
ind ver Loſe, ſehr ergeben. Dieſe iſt vornehmlich bey ihren Prieſtern üblich, welche vorgeben 
Zauberey en: bie Schlangen zu ihren Befehlen ftünden, Walla Sills, ehmaliger König von FÜR 
geben. ver für den größten Zauberer und Giftmifcher im Sande gehalten wurde, Eonnte, wie erj® 
fee wird, vermöge Diefer Kunſt, in einem Augenblicke feine ganze Macht zufammenbeind 
wenn fie gleich nach fo fehr zerflrenet war 9). - 
Le Maire hat angemerkt, daß die Dollmetſcher unter ven Schwarzen faft nie 
Das treulich roiederfagen, was geredet wird, und öfters eine ganz entgegen gefegte MeyM 
dem andern beybringen, wodurch öfters in den Raufcontracten Streit vorfaͤllt. Wenn 
Schwarzen auf die Gedanken fommen, daß fie einem viel Mugen ſchaffen: fo find fie 
Große Trun⸗ unerträglich. Sie find beftändig von Brandteweine trunken; denn ber Palmenwein 
kenbolde. nicht fo haͤufig, daß er beftändig zu haben waͤre. Bey dem Saufen geht ihre Verl 
gänzlich verlohren, und man ſieht nichts, als vafende Beſtien. Sie wiflen nicht, was 
Pflicht der Wiedererftattung zu bedeuten Hat, und haben gar Feine Begriffe von der # 
lichkeit. Ihre Unwiſſenheit iſt fo groß, daß fie kaum begreifen, Daß zwey und zmer ! 
macher. Sie wiffen auch nicht, wie alt fie find, noch) etwas von den Wochentagen, M 
Saftfeey, ſie Feine Namen haben. Sie haben nur eine einzige gute Eigenfchaft, die ift, daß fie 
gaſtfrey find, Sie laffen niemals einen Fremden von ihrer Nation ohne Eſſen und F 
fen von fich gehen. Sie nöthigen ihn auch, erliche Tage zu bleiben. Doch verſtecken 
mie großer Sorgfalt den Brandtewein vor ihren Gäften, weil fie ihn font Ehren bel 
denfelben nicht abfchlagen koͤnnten. Was fie den Gebirgern geben, dafür halten ſie 
ſelbſt ſchadlos, indem fie diefelben um die Hälfte des Brandreweins betrügen, den fie 9 

ihre Waaren befommen, 
Sehr arm. Sie find afle äußerft arm, und ihr ganzer Reichthum befteht in ein wenig Vieh, * 
Keichfte unter ihnen hat nicht über vierzig oder funfzig Stücke, zwey bis drey Pferde, 
etwa eben fo viel Sklaven. Es ift etwas fehr feltenes, wenn fie Stuͤcken Gold haben, 
eilf bis zwölf Piftolen am Werthe halten m). 
Regierungs⸗ Unter den Schwarzen iſt in manchen Laͤndern Die Krone erblich; in andern beruhel 
formen. auf der Wahl. In manchen Erbreichen hat der König nicht feinen Sohn, fondern ſei 
Bruder zum Nachfolger, Wann aber der Bruder ſtirbt: fo befteigt des vorigen Kl 
Sohn den Thron, und nad) ihm wieder fein Bruder, und nicht fein Sohn... In and 
Erbreichen folget der Neffe von der Schwefterfeite in der Regierung. Die Urfache ift 
fie nur bey diefen gewiß feyn koͤnnen, daß fie von koͤniglichem Geblüte abjtammen. 
Wahlreiche. In den Wahlreichen wählen nach des Königs Abſterben dreye oder viere von-den ON 
ten im Neiche einen König, und behalten fich die Gewalt vor, ihn nad) ihrem Gurbefil 
abzufegen, oder ins Efend zu verjagen, Diefes erveget öfters bürgerliche Unruhen, ind 
Die Anverwandten des Königs, der Keichsverfaffung ungeachter, den Thron nad) DM 
befteigen fuchen 2). 


D Barbot am angef. Orte a. d. 47 u. f. ©. 2) Daranf berubet wenig, wie weit DIE © 
m) le Maire am angeführten Orte auf der go nifter dem Gutdünken des Prinzen unterwe 
u. f.©. find, wenn das Volk frey if. Es ip Billißr 
n) Barbot am angef. Orte a. 0.55 ©. diejenigen, welche die eigenmächtige Gewalt AT 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch X Cap 167. 


Die Regierungsform von Rayor, deflen König Damel betitelt wird, ift monarchifch Salofer. 
und erblich, Doch fälle die Erbfehaft nicht auf die Söhne des Königs, fondern auf feiner —— 
Schweſter Söhne. Diefe Gewohnheit gruͤndet ſich darauf, daß feine Kinder unäche ſeyn lich, u 
fönnten, daß aber feiner Schwefter Söhne außer allem Streite von ihr felbft, und folglich 
gewiſſer von Föniglichem Geblüte find, 

. Der Prinz empfängt, wenn er zum Throne gelangt, von jedermann Gluͤckwuͤnſche, als 
über eine befondere Glückfeligfeit. Denn es wird alfegeit von den Brüdern über das Reich 
gefteitten, welches demjenigen zufällt, der die meifte Stärke, oder das befte Glück bat. ’ 

Keine Prinzen in der Welt find, wie le Maire glauber, unumfchränfter, und werden Die Könige 
mehr gefürchtet, als dieſe Negerkoͤnige. Die Ehrerbiethung der Untertanen rührer von baden eine 
der Strengigkeit der Herven her. Denn die geringfte Uebertretung, durch welche man in eb freye 
des Königs Ungnade fälle, wird mit der Enthauptung, Einziehung der Güter, und Ver- ” 
dammung der ganzen Familie, die zur Sklaverey verfauft wird, beftrafet. Das gemeine 
Volk ift in Anſehung deffen nicht fo übel dran, als die Großen 0); indem es bey dergleis 
chen Gelegenheiten nur dag Gefaͤngniß zu fürchten hat p). Barbot faget, fie wären fo un- 
umfchränfe, daß fie, um des geringften Vorwands willen, ihre Unterthanen zu Sklaven ver- 
kaufen ließen, ohne ihren Rang oder Stand in Detrachtung zu ziehen. Es wurde ihm 
auf folche Art zu Boree ein Marbut durch den Alfaden von Rio Freſco, wegen einiger 
Vergehungen, auf befondern Befehl des Damels, verkauft. Diefer Priefter war auf 
ziveene Monate lang auf dem Schiffe, ehe er ein Wort veden wollte, Weit ihr Wille ein 
Gefeg iſt: fo legen fie fo viele Abgaben auf, als fie nur wollen, und dieſes ift die Hauptur⸗ 
ſache, warum die Schwarzen durchgehends ſo arme und elende Leute ſind. 

So bald der König die koͤnigliche Würde angetreten Hat: fo bezeuget ihm das Volk große Sind ſtolz 
Ehrerbiethung; und er hingegen nimmt ein ftolzes gebietherifches Wefen gegen alle feine und — 
Unterthanen an, fie mögen ſeyn von was fir Stande fie wollen, und wird ein unumſchroͤnk- Mmuͤthig. 
ter Tyrann g). Kein Folloifer (in Barfalli), den König und feine Familie ausgenom- 
men, bat die Erlaubniß, unter Tendres zu liegen, (welches Tücher find, die zur Abhaltung 
der Fliegen und Muſqpitos dienen) bey Strafe der Sklaverey. Eine gleiche Strafe 
drohet denjenigen, welche die Kuͤhnheit haben, ſich auf eben das Küffen zu fegen, auf dem 
eine Perfon von der Föniglichen Familie fist, wenn es ihm nicht befoplen wird r). 

Es wird niemand ohne große Befchwerlichkeiten und Cevemonien vor den Damel ges Laffen ſich 
laſſen; und wenigen ift es vergönnt, die innern Zimmer von feinem Palafte zu fehen, Wenn — 
ein großer Herr, und wenn es gleich einer von den koͤniglichen Anverwandten iſt, eine Yu- A ji 
dienz erfanget: fo leget er fobald er in den Hof koͤmmt, feinen Kittel ab, und gebt ganz na- ‘ 
ckend, bis an den Gürtel, Wenn er fich dem Könige nähert: fo fälle er mit beyden Knien 
uf die Erde: alsdann buͤcket er ſich mit dem Kopfe, und fireuet ſich zu verfehiedenen malen 
Mit beyden Händen Sand ins Geficht und auf den Kopf, Darauf fteht er auf, und wie 

oet eben diefe Ceremonie zu verfihiedenen malen, da er immer näher hinzutritt, bis er 
endlich Seiner Majeftät auf zweene Schritte nahe koͤmmt. Hier bleibe ex ſtehen, und eroͤff⸗ 


net 
pe "Meg, das llebel derſelben ſelbſt etr 4) Barbots Beſchreibung von Guinea auf der 
pP) le Mai 47 und 57 ©, 


Es Reiſe nach den eanarifchen In: 7) Moores Neifen nad) den inländiihen Theis 
feln auf ber 166 und ei Seite, i len von Afriea a. d. 213 — 






























| 168 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Jalofer. net die Urſachen, warum er um Gehör angefucht habe. Wenn er diefes Compliment 99° 
endigt hat, welches er kniend vorbringt: fo richtet er ſich auf, ohne daß er fi erkuͤhnet/ 
einen Blick auf den Koͤnig zu werfen, und laͤßt die Haͤnde auf die Knie fallen, und ſtre 
ſich von Zeit zu Zeit Sand auf die Stirne 9. 7 

Seine Majeftät, die ihre Unterthanen fer geringe ſchaͤtzet, ſcheint nicht auf das Achtung 

zu geben, was man ide faget, ſondern vertreibt ſich Die Zeit unterdeffen mit etwas andern” 

Doch) unterläße er nicht, zu Ende der Rede, mit einer ungemeinen abgemeßnen Ernſthaftig 

keit etwas zu fagen, worauf der Supplicante unter die Hofleute, welche die Aufwartung 

haben, zuruͤcktritt 2). 4 

re Kleis So fehr auch die Gewalt der Könige an der Gambra unumſchraͤnkt iſt: fo find MT 
bung. doch in ihrem Betragen, und in ihrer Kleidung von den gemeinen Schwarzen wenig un 
terfchieden, außer bey feyerlichen Gelegenheiten. Ihr Reichthum befteht meiftentheils nuk 

in Kameelen, Dromedaren, Rindern, Ziegen, Hirſe und, Früchten. i 

Geben mit Wenn fie Geſandten oder Europäern Gehör geben: fo pugen fie fich mehr, als zu AP 
‚ großem Öe: derer Zeit.  Alsdenn legen fie ein vothes oder blaues Tuch oder Zeug an, und behaͤngen 
drange Au⸗ ſich mit Schweifen von Elephanten oder andern wilden Thieren, und kleinen Schelle” 
Blair gläfernen Perlen, und Korallen. Auf dem Kopfe haben jfie Müsen aus Bafte gemadlr 
mie kleinen Hörnern von Ziegen, Antelopen oder Gemſen. Sie haben alsdenn ein anfeh 

fiches Gefolge von Schtoarzen, und gehen mit geoßem Öepränge und vieler Ernſthaftig 

keit, wobey fie gemeiniglich eine Tobackspfeife im Munde haben, an den Platz, der jt 

Audienz beitimme iftz welche der an manchen Orten, wie bey dem Könige von Barſall 

Bar u), unter einem hohen anfehnlichen Baume ift, 

Wenn der Damel fremden Gefandten Gehör giebt: fo ift er von feiner Leibwacht uM 
geben, die mit Affagayen oder Wurfpfeilen bewaffnet iſt. Der König von Joala hat ge 
meiniglic) fünf hundert Mann Leibwacht, Die in drey Haufen-abgetheilt find, durch welch 
der Gefandte durchgehen muß, ebe er zum föniglichen Zimmer koͤmmt. In den Höfe 
halten funfzehn bis zwanzig Reuter, Die ziemlich gut beritten, und mit Grisgris gezi® 

. find, um die Fönigliche Pracht zu zeigen x). 

Bey diefen Yudienzen haben die Araber und Marbuten weit größere Freyheit, als die 
übrigen Schwarzen. Die Franzofen aber haben mehr Freyheit, als die andern al“ | 
Wenn ein Europäer zu dem Damel geht, um ihm feine Ehrerbiethung zu bezeugen ; fo reich 
ihm derfelbe zuerft feine Hand. Darauf feget oder leget er fich nach Gewohnheit der Schmid? 
zen’ auf ein Bette, das mit einem Polfter bedeckt, und mit rothem Leder überzogen HF 

und hat eine Tobacfspfeife im Munde. Alsdenn laͤßt er den Fremden neben fich nieht! 
fisen, und fraget ihn, was er mitbringt. Man darf zu feinem von diefen Königen ohl 
Diemand Geſchenke kommen ). Das efchenf, das ein Europäer dem Könige von Barſalli ul 
Sömmt ohne Dar, ober feinem Abgeordneten, in Abweſenheit deffelben, zu überreichen hat, beſteht 
Seihyente zehn, funfzehn bis zwanzig Stangen Eiſen, einigen Maafen Brandtewein, einem Degen 
v”. nem Feuerſchloſſe, einem Hute und dergleichen. Guter Brandtewein aber ift inagern a 


s) Barbot, ber in diefer Erzählung mit le Erde oder Sand beftreuen, anzuzeigen, daß — 
Mairen übereinfömmt, erzaͤhlet, daß einige ſehr Vergleichung mit ihrem Könige nur Staub MT 
weit von dem Könige niederfnien, und bis zu ijm Siehe Barbots Beſchreibung von Guinea, 
auf den Knien hinrutſchen, und ſich beftändig mit ber 56 Seite. 


z 


\ N r z 
k 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch X Cap. 


das allerangenehmſte, und manchmal pflege der König ſchon davon betrunken 


—* Audienz zu Ende iſt. Die uͤbrigen Eigenſchaften hat er mit den Koͤnigen an 
er 


anaga gemein. Hier aber halten die Schwarzen ihre Könige für außerordeneliche 
Zauberer und Waprfager, Sie glauben, daß Magro, ein ehemaliger König in Groß⸗ 
Kaſſan, noch über feine große Erfahrung in der Zauberey, und außer feinem Bündnilfe 
mit den Teufeln, durch ihre Hülfe mit dem Munde fo ſtark blaſen Eönnen, als ob alles um 
ihn herum in Stücten gehen follen, Ex Hätte auch Feuer aus der Erde hervorbrechen lafe 
fen, wenn er feine hoͤlliſchen Geifter zu Hülfe gerufen z 


Es ift gleichfalls gewöhnlich, die Neger Könige zu befchenfen, fo oft fie jemand be- 
ſuchen. Diefe Befuche werden denen zur Saft, die nahe bey dem Könige wohnen, weil fie - 
in dieſem Falle fehr öfters geſchehen. Man muß fehr behutſam feyn, daß man £eine neue 
Gewohnheit unter ihnen aufbringe, Denn ein einziger Fall ift ihnen ein zureichender Bor⸗ 
wand, beftändig hernach bey gleichen Gelegenheiten ein GefchenE zu fordern, 


Labat ſaget von den Prinzen der Jalofer an der Sanaga, daß fie große Bettler, und Ueberfäftige 
noch unverſchaͤmter, als-alle Bettler find. ‚Sie verftehen ſich ſehr gut auf Diefes Gewerbe, Bettler, 
Im Anfange bitten fie um einige Kleinigkeiten, die fie öfters nicht nöthig Haben. Das 

gefchieht aber nur zur Probe; und wenn fie jemand zum Geben willig finden, fo werden fie 

den Augenblict ungeftümer, und man muß entweder geben, was fie verlangen, oder mit 

ihnen brechen. Das einzige Mittel Hariwider ift, nichts zu geben, bis fie es in gewiffer 

Maße durch vieles Bitten verdient haben, Wenn fie es nicht dahin bringen fönnen, daß 

man ihnen etwas giebt: fo verfuchen fie e8 mit dem Borgen. Und wenn man auch da 

nicht ihnen zu Willen ift: fo verbiethen fie die Handlung, oder thun einem fonft erwas zum 

Torte. Und alsdenn ift der Schade nicht wieder gut zu machen. Die Franzofen find of 

ters genoͤthigt geweſen, gewaltſame Mittel zu gebrauchen, als einige Dörfer zu plündern, 4 
und die Unterthanen zu Sflaven zu machen, wenn fie ſonſt die Wiederbezahlung folcher 
abgedrungenen Darlehne von den Prinzen nicht haben erhalten koͤnnen. Alsdenn haben 

fie mit feiner Majeftät Rechnung gehalten, und das wieder gut gethan, was fie über die 

Gebühr genommen gehabt, Aber diefe Mittel gehen, wie der Berfaffer ſaget, nicht alle: 

zeit von ftatten; und wenn man auch ficher iſt, fich durch diefen Weg bezahle zu machen, fo 

iſt es doch beffer, es nicht zu wagen. Denn man muß fürchten, einen einzigen Menfchen 


zum Rachopfer des ganzen Sandes zu machen, der über kurz oder lang ihre Rache wuͤrde 
empfinden müffen @). | 


Den allem ihrem Stolge find fie fo bettelhaft, daß wenn ein Öefandter etwas an fih Niedertraͤch⸗ 
traͤgt, das dem Könige gefällt, als Roc, Schuhe, Strümpfe, Degen, oder Hut, fo bitter tige Hand: 
"um Erlaubniß, es anzuprobiren, und diefes thut er mit einem nach dem andern. Die: u der⸗ 
khat ein König an einem Abgefandten des Herrn Dancourt, kurz nach der Ankunft dep Elben. 
(ben, dem er feine Brocatroefte, feinen Hut, feine Schuhe und Strümpfe wegnahm; fo 
aß er ganz nackend würde haben umkehren muͤſſen, wenn er nicht zu gutem Gluͤcke eine an— 


dere 


169 
zu feyn, che Salofer. 


— Se Maives Reifen a. d. 1071. f. ©, 3) Le Maire a. d. 109 ©. 


gehöre Arr ſaget ad. 57 und 79 ©. Bar 2) Barbots Beſchreibung von Guinea auf der 
dem zu — Koͤnige zu Barra, und nicht 79 Seite. 


a) Labats Abendlaͤndiſches Africa, IIl Theil 
* Arie 0.8.5668, a. d. 198 u. f. S. — 
gem, Reiſebeſchr. IL Band. 


Jalofer. 


Adel und 
Staatsbe⸗ 
diente. 


Buͤrgerliche 
Obrigkeiten. 


70 Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 
dere Kleidung von geringerm Werthe bey fich gehabt. hätte 5). Ein andrer Schriftftell® — 
erzaͤhlet, daß bey einer Audienz, die der franzöfifche Factor von Goree bey dem Könige M 
Joala gehabt, diefer einem Mönche von feinem Gefolge den Hut abgezogen, und es ſeht 
übel genommen, daß der Geſandte gebethen, er möchte dem Mönche feinen Hut wieder ge 
ben, weil er ein fehr armer Mann wäre; Inden er ihm geantwortet, er brauchte ſich nich 
von ihm Lehren geben zu laſſen. Doch habe er, jtatt der Wiedervergeltung, den folgenden } 
Tag dem Mönche einen jungen Sklaven zugefchieft ec). i 1 | 
| 


Der II Abſchnitt. 


Adel und Staatsleute der Jalofer. Bürgerlihe Kriegszucht. Ihre Art zur fechten. Der Braf 
Obrigkeiten. Große Billigfeit unter ihnen. König zu Hoval: Sein Charakter. Der Das 
Beſtrafung der buͤrgerlichen Verbrechen. ins mel König von Kahor. Der König von Base 
gerißne Misbräuche utiter den Neger: Könis fall. Seine Sitten; Kleidung. Iſt fehe ' 

.. gen. Geſchenke ſetzen Könige ein und ab. Ihre graufam und defpotifch. Seine Regierung; fein 
Kriegsmacht, wie fie aufgebracht wird. Meute: Lebenslauf. Bumey Haman Seafa. Seine 
rey und Fuͤßvolk. Erfahrne Schützen. Keine Gefhicklichkeit. Ungluͤck. f 


He Jalofer gegen die Sanaga zu,haben eine Arc von Adel, die ſie Sahibobos nennen, 
gleichwie die Großen des Reichs und Prinzen von Geblüte Tenhalas heißen. Diele 
letztern find gleichfam der Pflanzgarten der Könige, als welche aus ihren Mitteln erwaͤhlt 
werden, aber niemals unter drenßig Jahren alt find 4). Wie le Maire fager, fo hat dee 
Damel.verfchiedene Staatsbediente unter ſich, die ihm in der. Regierung und Verwaltung 
der Gerechtigfeit benftehen. Kondi e), der ein unumfchränfter Herr, aber dem Damel 
zinsbar ift, ift dem Groß Eonnetable von. Franfreich ahnlich, und hat das Generalcom® 
mando über das königliche Heer. Der Groß-TJerafo F) ift der oberfte Richter in alfen 
Herrfchaften des Königs, und reiſet von Zeit zu Zeit im Sande umher, um Klagen anzu 
hören, und Steeitfachen zu fchlichten. Der Alzari g) oder, Schagmeifter des Koͤnigs, 
"hat gleiches Amt mit dem Broß-Terafo, aber nicht fo viel free Macht. Unter ihm fies 
hen die Alkadis oder Alkairs von den großen Dörfern, die beynahe fo viel find, als die 
Gerichtsherren in Sranfreich 2); 

Wie Barbot faget, fo haben die Staats- und Kriegesbedienten, ihre Subalternen m 
allen Theilen des Sandes, und an jedem Orte, der. nur von einiger Wichtigkeit ift, einen 
Alkadi oder Jerafo. Der Bondi, der zugleich Bicefönig und Generaliffimus ift, zieht 
in Gefellfchaft des Groß-Jerafo, als Bicekönig, das ganze Sand durch), fowohl um Die 
Streitfachen anzuhören, als auf das Berbalten der Alkadis in ihren Kreifen Acht zu haben. 

Die Alkadis, oder Richter in den Städten und Dörfern, fammeln die Gefälle und 
Einkünfte des Königs ein, und berechnen fie dem koͤniglichen Alzari oder Schagmeifter- 
Das Wort Alkadi wird von Weißen und Schwarzen gefaget, und bedeute den Befehle“ 
haber einer Stadt oder eines Dorfes, 








Vaſcon⸗ 
6) Re Maire a. d. 110 ©, e) Baxrbot nennt ihn Conde. 
- :f) Sm Aabat Jagaraf. 
e) Sarbot a. d. 56 ©, g) He Waire und andere fehreiben Alzair. 


4) Barbot a. d, 58 ©. b) Be Maire ad. 114 u. f. S. Er —* 
A 


von Capo Blanco big Sierra Leona, VIBUh X Cap. im 


Vaſconcelas, der vom Barbot angefuͤhrt wird, ſaget, die Schwarzen an dieſer Kuͤſte Jalofer. 
überträfen die an der Sanaga in ihrer bürgerlichen Ordnu 


ng weitz fie beobachteten die 


Juftitiam diftributiuam und eommutatiuam beffer,als jene, In den Angelegenheiten, wel: Große Bis 


che die Erhaltung oder Vergrößerung ihres Staats angiengen, ließen fie mehr Klugheit — 
und Verſchwiegenheit blicken, und in ihren Belohnungen und Strafen wären fie fehr uns 
parteyiſch. Die äfteften werden vor andern zu Föniglichen Näthen erwählt, welche. bes 

ftändig an der Seite des Königs find, und die, welche die meifte Einfiche und Erfahrung 

haben, werden Richter, Die überall Vollmacht haben, bürgerfiche Sachen zu entſcheiden 7), ; 

Sie üben gleich) auf der Stelle Gerechtigkeit aus, Mer des Diebſtahls überführr ift, Beſtrafung 
wird zum Sklaven verkauft, und felten wird jemand diefes $afters Halber am $eben gez der Laſter. 
ſtrafet. Nach le Maires Bericht, muß ein Schwarzer, der eines Verbrechens halber 
angeklagt ift, deflen man ihn nicht leicht überweifen Fann, dreymal ein glüßendes Eifen bes 
lecken. Wenn es ihn verbrennt, fo wird er für fhuldig erfannt; wo nicht, fo bat der Pros 
ceß ein Ende k), Barbot feßet noch Hinzu, er wiirde ohne Koften losgegeben; er müßte 
aber zugleich mit dem Ankläger ohne Verzug das fand räumen. Moore ſaget, daß dies 
fes an der Gambra durch heißes Waffer gefchieht, und führee auch) ein Exempel davon an D). 

Diefen ungeachtet wird hier, und in andern noch mehr gefitteten Ländern, die Gerech— 
tigkeit nicht fo unparteyifch verwaltet, daß nicht fehr öfters die Richter, ja der König felbit, 
durch Gunft, Borurtheil, oder Beftechung, den Armen und Elenden verdammen, und den 
reichen und mächtigen Schuldigen losfprechen m). 

Zu der Zeit, da le Maite ſich in diefem Sande aufpielt, trug fich etwas zu, das genu Die Könige 
ſam zu erfennen giebt, wieviel die Geſchenke über Diefe — vermoͤgen. — —* ng 
Könige, Oheim und Better, bie dem Damel unterwürfig waren, hatten einen Streit, fihar beftcchen, 
eine elende Art von unumfchränkeer Herrſchaft. Weil die Sache durch Gründe nicht aus: 
zumachen war: ſo entfchloffen fie fich endlich, fie entweder durch die Waffen oder den Aus- 
fpruch des Königs zu entfcheiden. Der König unterfagte ihnen alle andere Wege, und alfo 
waren fie gezwungen, es auf feine Entſcheidung ankommen zu laflen. 

An dem Tage, der zum endlichen Ausfpruche angefegt war, kamen beyde Parteyen in 
dem großen Hofe vor dem Palafte zufammen, und brachten ein zahlveiches Gefolge mit, 
welches zweene verfchiedene Haufen machte, bie fich dreyßig Schritte weit von einander hielten. 

Ale waren mit Spießen, Pfeilen, Wurfpfeilen, und africanifihen Meflern bewaffnet. 
er König kam unter Begleitung von fechshundere Mann, die mit Grisgris ausges 
ſchmuͤckt waren, auf einem fehönen Pferde aus der Barbarey geritten, und ftellte ſich zwi— 
ſchen beyde Parteyen. 
Od ſie gleich alle einerley Sprache redeten: ſo bedienten ſie ſich doch der Dolmetſcher, Geſchenke 
ie dem Könige das wiederholten, was fie gehört hatten. Der junge Vetter, der des ſetzen Könige 
orbenen Königs Sohn war, befchloß feine Nede damit: Da Gott die fireitigen Laͤn⸗ ein und ab, 
ven feinem Vater gegeben, fo müßten fie auch ihm als ein rechtmaͤßiges Erbtheil zuge⸗ 
en. Er hoffte daher von Seiner Majeftät bie — — des Rechts, Das ihm ohne 
2 
Alkatis 


hand⸗ 
kkadi, Alkadhi oder Alkazi, welches Barbot ebendaſ und le Maire auf der 
"Nahe einen Richter Bier a F — es 
ots Beſchreibung von Guinen au iehe oben a. d. 117 S. 
der 57 Sxite, an m) Barbot a. d. 58 ©, 


ere 


hoͤr 


: Jalofer. 


Wie ſie ihre 
Armee auf⸗ 
bringen. 


Reuterey. 


Jußvolk. 


Erfahrne 
Bogenſchuͤ⸗ 
ben. 


2 Reifen laͤngſt der. weltlichen Kuͤſte von Afriea, 
greifliche Ungerechtigkeit nicht ſtreitig gemacht werden koͤnnte. Der König fagte, nachdem 
er ihm ſehr aufmerkſain zugehört hatte, mit einem fehr ernfthaften Wefen: Bott hat es 
euch gegeben, und nach ihm gebe ich es euch von neuem. ' 
Eine fo entfcheidende Antwort zerftreute bald die Partey des Oheims. Die Gui⸗ 
rioten befüngen mit ihren Inſtrumenten und Trummeln das Lob des Siegers: Ihr, fungen 
fie, verdienet Diefe Würde weit mehr, als dev andere, Der König hat euch nur Gerechtigkeit 
wiederfahren laffen. Ihr feyd weit vortrefflicher, reicher, mächtiger und fapferer, 
Indem diefer armfelige Prinz weiter an nichts dachte, als feines Glücks zu genießen? 
fo mußte er den andern Tag ſich zu feinem Erſtaunen alles deffen durch den beſtochenen 
König beraubt fehen. Diefer fegte den jungen Vetter ab, ven er den Abend zuvor auf DEI 
Thron erhoben hatte, weil er von dem Oheim ein befleres Geſchenk erhielt, den er an deſſen 
Stelle feste. Diefer Wechfel des Glücks veränderte bald ven Ton der Guirioten, und ſie 
fingen an, den zu erheben, den fie zuvor fehlecht abgemalt hatten. | 
Die Negerfönige ziehen aus geringen Urfachen in Krieg, Wenn diefes gefchiebt : pp 
verfammelt der Kondi die vornehmen und geringen Unterthanen, aus welchen die Reute⸗ 
vey und das Fußvolk befteht. Sie haben felten ein Heer über funfzehnhundere Mann ; ſo, 
daß fie eher Scharmuͤtzel, als Kriege halten. Im ganzen Koͤnigreiche koͤnnen fie ſchwehr⸗ 
lich zweyhundert Pferde aufbringen. 
Wenn der König zu Felde liegt: fo hat er Feiner Marfetender nöthig, weil er und fein 
ganzes Heer von den Weibern in jedem Dorfe, durch welches er durchzieht, verſorget werden. 
Sie ſetzen ihm öfters funfzig Schüffeln Kuskuſch vor, die auf verfchiedene Art zugerichtet 
find, Er behält, was ihm anfteht; das übrige giebt er feinen Leuten, die öfters nach Def” 
Mahlzeit eben fo hungrig find, als zuvor m). = 
Die Reuterey führet Zagayes, oder Aſſagayes, eine Art von fehr langen Wurfpfeilen, 
und drey bis vier Langen, welche größere Spißen, als ordentliche Pfeile, und Fleine Wiederhaken 
haben, welche die Wunde aufreigen, indem man fie herauszieht. Sie ift dabey mit Gris⸗ 
gris fo beläftiget, daß ein Reuter, wenn er abfteigt, Faum fechs Elfen weit gehen kann. 
Ueberbiefes haben fie einen Säbel, und ein africanifch Meffer, eine Elfe lang, und zween 
Daumen breit. Den Stoß der Feinde halten fie durch ein rundes Schild, aus fehr dickem 
Leder, ab. Bey aller diefer ſchweren Rüftung haben fie die Hände und Nerme frey, und 7 
koͤnnen einen fehr heftigen Angriff thun. | 
Das Fußvolk ift mic einem Säbel, einem Wurfpfeile, und einem Köcher mic funfzig 
bis fechzig vergifteren Pfeilen, bewaffnet. Die Wunden, die fie machen, find ganz unfehl 
bar tödtlich, wenn man fie nicht auf der Stelle mit heißem Eifen brennt. Die Wiederhar 
fen der Pfeile haben eine andere ſchlimme Wirkung, indem man fie nicht eben fo heraus 
nehmen fann, als fie bineingefommen find; fondern man muß Gewalt brauchen, Der 
Bogen iſt aus einem Rohre gemacht, das dem Bambu aͤhnlich iſt. Und zur Sehne ber 7 
dienen fie ſich einer andern Art von Holze o ), welche fie ſehr Fünftlich zuzubereiten wiffen. | 
Sie find fo geſchickt im Bogenfchiegen, daß fie auf funfzig Schritte weit p) ein Ziel 


EEE RER 








— 


treffen, das nicht groͤßer iſt, als ein Kronſtuͤcke. Sie marſchiren ſelbſt im feindlichen Lande 
| | | ohne 
n) Ze Maire, a. d. un S. p) Jobſon ſaget, daß ſie wenig Kraft haben, und 


0) Jobſon faget, daß es eben die Art von Holze dev.ganze Schade auf das Gift anfömmt, 
fey, woraus dev Bagen ift, | 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch X Cap. 173 


ohne Drdmung und Rriegszucht. Die Guirioten ermuntern fie duch den Schall ihrer In-⸗ Jalefer— 
ſtrumente zum Streite, ’ ' — 

Sobald die feindlichen Heere ſo nahe ſind, daß ſie einander mit dem Schießgewehre geszuge, 
erreichen koͤnnen: fo druͤcket das Fußvolk feine Pfeile ab, und die Reuterey ſchwenkt ihre 
Wurfſpieße. Darauf bedienen fie ſich der Zagayes. Sie ſchonen ihre Feinde, fo viel als 
möglich, aber bloß, damit fie deſtomehr Sklaven machen fönnen, wovon die Perfonen vom 
Stande, wenn fie in feindliche Hände fallen, nicht ausgenommen find, Da fie nackend 
fechten, und fehr geübt find; fo wird bey ihren Kriegen viel Blut vergoffenz zumal, da fie 
fehr mutbig find, und lieber ihr Leben einbügen, als ſich für feige fehelten laflen. Ihre 
Tapferkeit wird alſo durch ihre Verachtung gegen die Feigheit, und durd) die Furcht, ihre 
Freyheit zu verlieren, ungemein angefeuert. * 

Wenn der erſte Angriff vorüber iſt: fo wiederholen fie ihn öfters noch zweene oder drey 
Tage nach einander, Wenn fie des Fechtens müde find, fo werden Marbuten auf beyden 
Seiten wegen der Friedenstractaten geſchickt. Und wenn fie wegen der Artikel einig find: fo 
ſchwoͤren fie bey dem Koran und dem Muhammed, ihnen nachzukommen, Die Gefane 
genen auf beyden Seiten haben von dem Frieden feinen Nußen; fondern fie bleiben deſſen 
Sklaven, der fie zuerft gefangen genommen hat 9). 

Es ift no übrig, aus le Maire und Mooren eine Befchreibung von den Königen 
der Jalofer zu geben, Die zu der. Zeit regiert baben, als fie in Africa geweſen. 

Das Königreich Senegal (diefen Namen giebt le Maire dem Keiche Hoval) war Der Grat, 
ehemals fehr mächtig: doch im Jahre 1682 war es von wenig Wichtigfeit,.ob-fie gleich einen König von. 
tapfern König hatten, ber den Namen Brak führte. Doch aus Mangel an Kräften wur- Pral. 
de er einem andern zinsbar, Seine Hervfchaft.erftrecket fich längft dem Fluſſe vierzig See- 
meilen weit, und zehn bis zwölf Seemeilen landwaͤrts, einige EleineSändereyen an der Muͤn⸗ 
dung deſſelben ungerechnet. Obgleich ſeine Gewalt uͤber ſeine Unterthanen ſehr groß it: 
fo ift er doch ſehr arm; fo, daß er öfters nicht Hirſe zu feinem Unterhalte hat, Er ift ein Sein Cha⸗ 
fo grofer Siebhaber von Pferden, daß er den Hirſe, den er hat, denfeiben zu geben pflegt, vakter. 
und fich mit einer Pfeife Tobak und etwas Brandteweine begnügt, Manchmal thut er 
einen Einfall in die ſchwaͤchſten benachbarten Länder, treibt ihr Vieh weg, mache die Ein 
!wohner zu Sklaven, bie er hernach gegen Brandtewein verfauft. Wenn fein Vorrath da- 

don Flein zu werden anfängt: fo verſchließt er ihn in eine Fleine Kifte, und giebt den Schlüf: 
dazu einem von feinen Sieblingen, den er etwa dreyßig Meilen weit wegſchickt, und fo 
Pabret er fich dieſes Getränke, indem er fich felbft den Zugäng dazu verwehrt, Wenn er 
ne Öelegenheit hat, feine Tyranney an feinen Nachbarn auszuüben: fo machet er fich Fein 
( wien, von feinen eigenen Unterthanen zu leben, die fih an feinem Hofe aufbalten, 
her DET aus zwehhundert Perfonen befteht, die den Weißen alle ihre Untugenden abgeler- 
“ Baben), Und wenn fich jemand beflagt, fo verfauft er ihn gleichfalls zum Sflayen r) 
Nigen NH Damel, oder König von Rayor, das Hoval gegen Süben liegt, hatte nicht we⸗ Der Dame 
mals ebe zum ſtarken Getränke, als der Brak. Weil die franzoͤſiſchen Factore ſonſt nie⸗ Koͤnig von 
und A hm fommen, als um fich entweder etwas auszubitten, oder fich über feine Bedienten Kayor- 
eine Beleidigung, die einem Weißen —— worden, zu beſchweren: ſo kommen 
re 3 fie 
NR Maire, a. d. u6 u. f. S. ) Le Maire ad. zon. f. S. 


Wer 


Jalofer. 
— 


Der Koͤnig 
von Bar⸗ 
ſalli. 


ſie auch niemals mit leeren Haͤnden. Ihr gewoͤhnliches Geſchenk beſteht aus zehn bis 
zwoͤlf Tonnen Brandtewein, Zucker, einigen Vögelkoͤpfen, fünf oder ſechs Ellen Leinwand, 
und einigen Korallen 5). 2* 

So lange die Brandteweinflaſche waͤhret, iſt der Koͤnig betrunken, und eher hat man 
ſich keine Antwort zu verſprechen, als bis alles ausgetrunken iſt. Wenn er nüchtern wird, 
fo ertheilet er die Abfchiedsaudienz,und beſchenket den Factor mit zweenen oder dreyen Sklaven, 
bie er aus den naͤchſten Dörfern wegfangen laͤßt. Ungluͤcklich find die, die alsdenn feinen 
Seuten in Die Hände fallen; denn fie befinnen fich nicht fange, wen fie wählen ſollen. 


Mar mag fich noch fo gut mit febensmitteln verforgen, wenn man an diefem Hofe 
etwas zu bitten hat: fo ift man doch dafelbft immer in Gefahr, Hungers zu fterben, Den 
der König fraget nach dem, was man mitgebracht hat, und ißt Die beſte Hälfte für ſich; zut 
Vergeltung giebt er dagegen ein Kameelvierthel, welches ein ſehr grobes Eſſen iſt, ein we⸗ 
nig Kuskuſch und etwas Palmenwein 2). 


Die Jalofer, die unmittelbar an der Gambra angraͤnzen, bewohnen bie Königreiche 
Barſalli und Unter⸗Pani. Der Zamilienname des Königs von Barfalli ift nad) 
Movres Berichte T’jat. In ihren Befehlen find fie unumfehränfe, und die Ehrerbiethung/ 
die der ganzen Familie wiederfaͤhrt, iſt ſehr groß; ſo, daß die andern bey Erblickung einer 
Perſon aus der koͤniglichen Familie ſich mit dem Geſichte bis zur Erde neigen. Miit ih⸗ 
ven Soldaten aber leben fie in großer Gleichheit. Der Koͤnig uͤberlaͤßt ihnen alles, was zu 


74° Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Nein, 7 | 
| 


pluͤndern iſt, und nimmt nur das für fich, was er felbft brauchen, Diefes nörhiger ihn zu 


Seine Sit: 
teit. R 


Kleisung- 


Iſt ſehr 
grauſam. 


beſtaͤndigen Kriegen; denn ſobald das verzehrt iſt, was er bey Pluͤnderung einer feindliche 
Stadt oder einer von feinen eigenen Städten erworben hat: fo muß er auf eine neue Beute 
bedacht ſeyn, Die er feinen Seuten geben kann. Wenn es ihnen an Beute fehler: fo feßen fe 
öfters ihre Könige ab x). | 


Der König befennt fich nebft affen feinen Bedienten zur muhammedaniſchen Rel⸗ 


gion, ob ſie gleich ſo viel ſtarke Getraͤnke trinken; denn ſeine Majeſtaͤt kann ohne daſſelbe 


nicht leben ; und wenn er nuͤchtern oder nicht gänzlich betrunken ift, fo bethet er. Er traͤgh 
wie die meiſten Koͤnige dieſes Landes, ein Kleid, das wie ein Chorhemde gemacht iſt, 
nur bis auf die Knie geht, und ein Paar Beinkleider von gleichem Tuche mie dem Kleide/ 
die auf fieben Ellen weit, und in der Mitte zuſammengeſteckt find. Er trägt feine Struͤm⸗ 
pfe, außer wenn er reutet, aber Pantoffeln, eine Fleine wollene Müge, und gemeiniglich el 
Paar goldene Ohrringe. Die Jolloifer tragen ordentlich weiße Kleider und Müsen, meh 
ches, weil fie ſehr ſchwarz find, zu ihrer Farbe fehr gut abfticht, Der König war, als Hat 
Moore im Jahre 1732 da war, ein langer, fehr higiger Mann, der, wenn ihn jemand vol N 
feinen Leuten zum Zorne veizte, fich Fein Bedenken machte, ihn zu erfchiegen, worinnen ck 
ſehr geuͤbt war. Wenn er manchmal auf der Schaluppe der Compagnie nach Robont 
einer ihm zugehörigen Stadt, fuhr: fo machte er fich die Luſt, auf alle Canoes/ die ihm be 
gegneten, zu fehießen, und tödtete in einem Tage öfters ein oder zivey Seute, Er hatte viel 
Weiber, brachte aber niemals mehr, als eins oder zwey, mit ſich an Bord, Erxjharte piele 
Bruͤder, mit denen er felten ſich in Gefpräche oder Geſellſchaft einließ. Wenn fie vor We 
j Kön 


— 


5) Barbor fuͤget noch Knoblauch hinzu. ) Moores Reiſen, aufs lgendes 
) Le Maire, a.d.109u,f.©. Seite. In, auf der atz und Pe 


* 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch X Cap. 355 

Koͤnig kamen, fo legten ſie ihre Muͤtzen und Kleider ab, und ſtreuten ſich Staub auf die Jalofer 

fine, wie ein jeder in des Königs Gegenwart thut, Die weißen feute ausgenommen, 

Sobald der König ftirbe, fo Fechten feine Brüder und Söhne mit einander um die Krone, 

And wer der ftärffte ift, wird zum Könige gemacht, | 

Kohone, wo fich der König von Barſalli ordentlich aufhält, liegt am Meere, hundert und deſpo⸗ 
Fleine Meilen von Toar, einer Stadt in eben diefem Königreiche, Wenn er Brandtewein tiſch. 

Oder andere Waaren noͤthig bat, fo ſchicket er einen Bochen zum Statthalter des Forts Ja⸗ 
mes, und läßt ihn erfüchen, eine beladene Schaluppe abzufchicten, welches der Statthalter 
niemals zu thun ermangelt. Wenn das Schiff bald anfommen foll: fo plündert der König 
zuvor einige feindliche Städte, und vertaufcher die Einwohner derfelben gegen die Waaren, 
die er braucht, als Brandtewein oder Rum, Pulver, Kugein, Seuergewehr, Piftofen, Hirfch 
fänger für feine Soldaten, und Korallen und Silber für feine Weiber und Beyſchlaͤferinnen. 

Wenn er mit keinem benachbarten Koͤnige im Kriege ſteht: foüberfällt er feineeigenen Städte, 
und verfauft feine efenden Unterthanen. 

“ Der König iſt mächtig und fehr ſtolz. Seine Laͤnder find groß, und in verfchiedene Sein Regh 
Provinzen abgetheift, tiber Die er Statthalter ſetzet, die den Titel Bumeys x) führen, welche ment. 
FAhrlich ihren Tribut bezahlen. Diefe Bumeys find fehr mächtig, und thun, was fie wol⸗ 
len, mit dem Volke, und wenn fie gleich gefürchtet werden, fo werden fie Doch auch geliebt, 

Die andern Könige berathfchlagen fich gemeiniglich mit ihren vornehmften Untertha⸗ 
nen, und thun Feine Sache von Wichtigkeit ohne ihr Gutachten. Aber der König von Bar⸗ 
falti ift fo ungebunden, daß niemand von feinen Leuten zu feinen Berachfchlagungen koͤmmt, 
außer fein erfter Staatsbedienter und vornehmſter Sklave, welcher Ferbro, das ift, An⸗ 
führer der Reuterey, genennt wird, welcher das Schwerde des Königs in einer großen 
ſchweren filbernen Scheide trägt, und die Befehle ausftellt, was der König haben oder wer- 
richten laflen will. Im Treffen iſt er der Anführer feiner Soldaten. 

Seine gewöhnliche Lebensart if, daß er den ganzen Tag über bis zur Sonnenunter- Seine de⸗ 
gang fhläft, um welche Zeit er auffteht, und trinkt, und ſich wieder ſchlafen legt, bis zu bensart. 
Mitternacht. Darauf ſteht er auf, und ißt; und wenn er ſtark Getroͤnke bat, ſo bleibt ex 
big zu Anbruche des Tages bey dem Trunke, und alsdann ißt er, und geht wieder zu Bette, 

Wenn er einen rechten guten Vorrath von ſiarkem Getränke bat, fo trinkt er fünf bis ſechs 
Tage nach einander, ohne die ganze Zeit über einen Biffen zu eflen. Sein unerſaͤttlicher 
Durſt nach Brandtewein iſt Schuld daran, daß die Freyheit und Familien feiner Unter- 
thanen in fo mißlichen Umftänden find; denn er geht öfters mit einigen von feinen Leuten 

&) Tage in eine Stadf, und koͤmmt Abends wieder, und ftecfer den Platz an dreyen Orten in - 
vand, und an den vierten feßet ev Wache, die das Volk, welches ſich aus dem Feuer retten 

Ban ergreift, bindet, und entweder nach Joar oder Kohone fchleppet, wo er fie ver» 

le 7), | 

ton Dieer König von Barſalli Hatte drey Brüder, Der eine, Bumey Haman Seaka, Bumey Ha⸗ 
güte N mittler Statue, hatte einen wohlgebauten, hurtigen und ſtarken Körper, und eine Man Seata. 
ehe htsbitdung. Seine Zähne waren weiß, feine Haut ungemein ſchwarz, die Naſe 

„und die Lippen dünne; fo, daß er den Geſichtszuͤgen nach einem Europäer ähnlich 

x) Im Originale Booinies. En En Reifen, anf der ss wie auch auf der 

x eite. 


Jalofer. 


Seine Ge⸗ 
ſchicklichkeit. 


Sein Un⸗ 
gluͤck. 


Fulier. 
RR Pi 


— re 


76 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


ſah, wie die meiſten Jolloifer. Er trug eine weiße baumwollene Weſte, mit offenen 
Aermeln; und dergleichen Beinkleider, die ihm uͤber die Knie giengen. Die Aerme und 
Schienbeinehatte er bloß. Auf dem Kopfe trug er eine weiße baumwollene Müge, und 
goldene Ohrringe. Er vitt auf einem ſchoͤnen fehneeweißen Pferde 2), das ſechzehn Hande 
Hoch war, mit einer langen Maͤhne, und einem Schweife, den es auf der Erde nachzog · 
Sein Zaum war von rochem Seder, mit ſilbernen Buckeln, nad) Art der Dioren. Self 
Sattel war gleichfalls davon, mit einem großen Sattelfnopfe nach fpanifcher Art. , DIE. 
Bruftplatte war von rothem Leder, mit gegoflenem Silber. : Der Schwanzriemen dinge“ 
gen bedienen fie fich nicht. Seine Steigbügel waren kurz, und fogroß und lang, als feine 
Füße: fo daß er einen feften und leichten Stand hatte. m 
Auf diefe Eonnte er fich ganz gerade hinaufſchwingen, im vollen Galoppe aufrecht ſtehen/ 
und eine Flinte losfchießen, oder eine Lanze werfen, eben fo gut, als ob er auf der Erde 
ſtuͤnde. Er trug allezeit eine zwölf Fuß lange Lanze, oder Halbe Pike in der Hand, die er 
ganz gerade hielt, und in dem Steigbügel zwiſchen feinen Zahen auffegte, Wenn er abe 
das Pferd Curbetten machen-tießs fo ſchwenkte er Die Lanze hoch über den Kopf, als ob er 
in einer Schlacht wäre. Ich habe ihn, faget der Verfaſſer, auf diefem Pferde Wunde ® 
thun fehen. Manchmal fieß er es auf den beyden Hinterfüßen auf fiebenzig Ellen weit ga⸗ 
foppiven, ohne mit den Borderfüßen die Erde zu berühren. Manchmal ließ er es in einen 
Kreife herumtanzen, und alsdenn fich mit den Füßen fo klein machen, daß er durch die Vor: 
derthuͤren der Mandingoer Fommen fonnte, Die nicht über vier Fuß hoch find. .d 
Diefer Bumey Haman Seaka war fieben Jahre lang König von Barſalli. Moort 
konnte nicht ſagen, auf was fuͤr eine Art er ſeine Wuͤrde verlohren. Aber ein juͤngerer 
Bruder, von etwa fuͤnf und zwanzig Jahren, regierte, als der Verfaſſer in Africa war, un 
beſuchte die Factorey zweymal im Jahre 1731, wie in des Verfaſſers Tagebuche erwaͤhnet 
worden. Der Konig hat eine Schweſter, die eben fo viel zu befehlen hat, als.er. SIE 
und ihre Brüder haben jeder feine’ eigenen Soldaten, die mit der größten Bereitwilligkeil 
gehorchen, wenn es auch wider den König ſelbſt wäre zz). N 


EEE ET * ELLE EEE EEE EI TZ 


Das XI Kapitel. Ä 
Kon den Fuliern, die längft der Gambra wohnen. | 
| Inhalt. 5 


Ihre Geſtalt und Tracht. Befhäfftigung. Vieh. Güter. Charakter. Ihre Art, das Vieh zu erhal⸗ A 
- Milch und Butter. Sie werden von den Man» ten. Preis defielben. Ihre Käufer und Städte · 

dingoeengedrüct. Ihre Regierungsform. Fleiß. Große Jaͤger. J 

(OD ie Fulier, die an der Sanaga wohnen, und von denen wir ſchon eine Belhrt” | 
$ bung gemacht haben ⸗4), leben unter ihren eigenen Königen, und haben einen ſeht 
großen Strich Landes inne. Die aber, welche um die Gambra an beyden Su 

ten derfelben wohnen, find den Mandingoern unterwuͤrfig, unter welchen fie fich altmahld 

niedergelaffen haben, nachdem fie vielleicht durch Krieg oder Hunger aus ihrem Lande ver⸗ 

trieben worden. . Diefes iſt aber nur unſere eigene Muthmaßung. : 
Job! 


2) Sicheden Kupferftih. 22) Moores Reiſen m 214 u. f. S. 4) Siehe U Band a. d. 253 ũ. f. 


— —— — 








— 


f 


von Capo Blanco bis Sierra Leona, VI Buch Xl-Cap. 177 


Jobſon faget, diefe- Sulier b) ‚an ber, Bambra hätten eine ſchwarzbraune Haut und Fulier. 
lange ſchwarze Haare, die bey weiten nicht, ſo kraus wären, als der andern Negern ihre, —— 
Ihre Weiber ſind geſchlant und ſehr ſchon gebilder ; fie Haben fehr gute Gefichtszüge, und Trace, 
wiſſen ihr Haar gut zu pügen: Doch fragen fie eben folche Kleidung, als die andern Shwa- ⸗ 
zen, Die Männer find in ihrer Art überhaupt niche fo fchön, als Die Weiber; diefes kann 
aber ihrer Art zu (eben sugelchrieben werden , indem fie Schäfer,,oder, vielmehr Vichhirten 
find. Sie Haben einige, iegen, Die Heerden aber, die ſie hüten, find Rinder, und dieſe 
haben fie im Ueberfluſſe · In manchen Gegenden gan fie.igre,gewilfen Städte ; meilten- 
cheils aber find. fie Sandftreichet, ‚Es treibt nämlich eine ganze, Familie zufanımen, entwo— 
der in hohe oder niedrige Länder, nachdem es die Befchaffenheif Des Wetters erfordert: und 
wo fie nur einen guten Flecken für ihr Vieh finden, da bleiben fie eine Zeitlang, und bauen 
ſich mit, des Königs Erfaubnig Hütten. - 1... . FJ 
Dieße eute führen ein muh fames deben, wegen der vielen Loͤwen, $uchfe und dergleichen, Lebensart. 
die innerhalb des Sandes, und der Crocodile,. Die.an dem Fluſſe find. „Des Nachts ver: 

fhließen fie das Vieh neben ihren Hütten, und machen um und neben denfelben Feuer, 

und bleiben ſelbſt Haufen zu ihrer Bewahrung liegen c).. Der Verfaffer erhiele Rinder 

yon ihnen, ſo oft als er derſelben benoͤthigt war; und wenn bey ſolchen Gelegenheiten der 

Hirte zu ihm Fam: fo war er über und über, wo er bloß gieng, befonders im Gefichte und 

an den Händen, mit, Fliegen bedeckt, nicht anders, als bey uns zur Sopmmerszeit ein och 

Dehfen ; und es war Beyer, eine folche Art von Bremfen, als die unferigen,. Dem 
ungeachtet nahm er fich nicht die Mühe, nur bie Hand aufzuheben, und fie twegzujagen. 

Dem Berfaffer aber fielen fie die Zeit über, da er, mit ihm handelte, fo. beſchwerlich, daß er 

fie mit einem grünen Zweige fortwebeln mußte... . an * 
Außer ihrem Viehe verkauſen ſie friſche Milch, ſaure Milch und Quark, und zwo Ars Milch und 
ten von Butter. Die eine iſt ſriſch und weiß, die andere Hart und, von einer undergleichli- Butter. 
chen Farbe, welche die Engländer feine Butter nennen, und die ebeh fo gut, als die in Eng: 

land, aber nur allzu fühle iſt. Diefe Fauften fie Häufig ihren Weibern ab, welche fie in 

Kürbfen brachten, wo fie ſehr nett und reinlich gehalten wurde; fo daß die Weiber ſich 

aͤußerſt ſchaͤnten, wenn nur ein Haar in der Milch zu finden war. Die Kleinigkeiten, die 

fie ſich Dagegen ausbathen, waren gläferne Perlen, ordentliche Meffer, das Dusend zu einem 
Schilling und vier Stübern, und dergleichen, Als fie aber einmal unfer Salz geſehen und 

gekoſtet hatten, welches ſie Ramdam nennen; fo.geftelipnen nichts mehr, als Diefes, wenn 
88 gleich) nur ſehr wenig war. Jobſon und. feine Geſellſchaft, denen ihre Waaren zu grofs 

r Erfriſchung gereichten, Fauften alle Tage etwas, um ſie anzulocken, daß fie beftändig 
Fünen. Außerdem, wenn man ihnen einmal etwas abſchlaͤgt: fo laſſen fie fich in einer 
ganzen, Woche nicht wieder fehen, und dergleichen Dinge find fonjt nirgend zu haben, Denn 
a andingoer ‚aber Schwarzen überlaflen dieſe Art von Hausmwiushfchaft ganz und gar 
u Sulieen. ER RE ee et‘ 

6 Sie werden won den Mandingoern fehr gedrückt, die ihnen einen großen Theil von Von den 
Pe as fie fehlachten, wegnehmen, wofern es nicht heimlich gefehieht. Es trieb auch da, Mandin: 
FE der Rerfaffer mie ihnen nur heimlichen Handel. Sie jogen ſich aber Diefe Haͤrtigkeit Ser, 9° 
aljer er Mi fr , 


in ettet fie Fulbies. LEER 
obſon haͤlt ſie aus dieſer Urſache für dumm, und für wenig beſſer, als das Vieh, das fie weiden. 


Algen. Reiſebeſchr il Band. 3 


Sutier. 


Ihre Spra- 
de. 


Regierungs⸗ 
form. 


Fleiß. 


Gute Ge⸗ 
muͤthsart. 


1735 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 

ſehr zu Gemuͤthe. Das Sand iſt überaus voll von ihnen, da fie familienweiſe hin und het 

zerſtreuet find. Tiefer im Sande aber haben fie die Schwarzen ausgetrieben d), und fich ſelbſt 

zu Herten gemacht: doch find fie beſtaͤndig im Kriege mit ihnen. Ihre Sprache iſt von Det 

Schwarzen ihrer unterfehieden e). _ vr 
Moore hat eine andere und weit beffere Nachricht von den Foley f) oder Fuliern 


gegeben, als Jobſon. Er faget, man treffe fie in alfen Reichen und Sändern auf beyden 


Seiten der Gambra an. Wie er glaube: fo haben fie eine große Aehnlichkeit mir den 
Arabern, deren Sprache in ihren Schulen gelehret wird ; und fie verftehen gemeinigli 
das Hrabifche beffer, als die Europäer das Satein. ‘Die meiften fprechen es, ob fie gleich 
ihre eigene Fuliſprache haben. 5* 

Sie haben ihre eigenen Obrigkeiten, welche mit ſo vieler Maͤßigung regieren, daß eine 


jede von ihren Handlungen mehr eine Handlung des Volks, als eines einzigen Mannes zu 


fern ſcheint. Sie wohnen hordenmeife, erbauen Dörfer, und find Feinen Königen des 
Sandes unterworfen. ¶ Wenn ihnen bon einer Voͤlkerſchaft tibel begegnet wird: fo reißen 
fie ihre Dörfer nieder, und ziehen zu einer andern. Ihr Negimene ift ſehr leicht; weil es 
ein Volk von guter ruhiger Gemuͤthsart iſt, und dasjenige, was recht und billig iſt, fo gut 
weis, daß ein Menſch, der Uebels thut, allen zum Abſcheue ift, und niemand ihm gegen die 
Obrigkeit benftehen wird. ER BT | N 

In diefen Gegenden find die Menfehen nicht fandbegierig;; fie begehren nicht mehr, al 
fie brauchen: und f brauchen fehr wenig, da fie mit feinen Pferden oder Ochſen pflügen- 
Die Könige in diefen ändern find daherfehr bereitwillig, ven Foleyern Aufenthalt in ihre! 
$ändern zu verftatten, und ihnen Feld zum Anbauen zugeben. Sie pflanzen Toback um ihtt 
Häufer, und Baummolle rings um die Dörfer her, die ihnen zugleich zum Zaune dienet 
Ueberdiefes fäen fie alle vier Arten von dem hier geröhnlichen Getreyde, namlich indianiſch 
Korn ober Maiz, Reiß, das größere guineiſche Korn, und das kleinere, welches Man⸗ 
ſaroke beißt. 
f Ste Sulier bauen das Sand am meiften an, ob fie gleich fremde find. Sie find feht 
fleißig und haushäftig; und weil fie weit mehr Baumwolle und Korn erbauen, als fie vet” 
zehren: fo verfaufen fie folhes um billigen Preis. Sie find fehr gaftfrey, und gegen alle 
freundlich: fo daß die einheimiſchen Einwohner ſich es für ein Gluͤck ſchaͤtzen, ein Darf von 
Suliern in der. Mähe zu haben. Ihr Verhalten Hat ihnen ſolche Hochachtung zumege ge 


bracht, daß es für ehrenlos gehalten wird, fie zu beleidigen oder zu verlegen, Ihre geutfe 


ligkeit erſtrecket fich auf alle: Doch find fie Doppelt fo freundlich gegen die von ihrem eigene! 
Gefchlechte; fo daß fich alle Fulier, wenn einer von ihnen zum Sklaven gemacht wird) 
vereinigen, ihn zu erlöfen. Weil es ihnen an Sebensmitteln nicht fehlet: fo laſſen fie aud 
nimmermehr einen von ihrer Völkerfehaft Mangel leiden, fondern ernaͤhren die Alten, BIN" 
den und Lahmen. So weit ihr Vermögen zureicht, helfen fie auch den Mandingaern 
ihrem Mangel, von denen fie eine große Menge in der Hungersnoth erhalten Haben, i 
werden nicht leicht zornig, und der Berfaffer hat niemals gehöret, daß fie einander betro en 
haͤtten. Doch ruͤhret dieſe Sanftmuth nicht aus Mangel an Herzhaftigkeit her; — 
find ein fo tapferes Volk, als irgend eines in Africa, und wiſſen die Beleidigungen, die rn 
wiede 


d) Der Berfaffer bat verfprochen, von diefer Be: eben diefelben, welche ſich innerhalb des Landes 9 
gebenheit anderswo zu reden. Er hat es aber ver gen Norden und Nordoſt von der Gambra nieder? 
geffen. Diefe fiegreichen Sulier find vermuthlich gelaſſen haben. . 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch XI Cap. 179 


wiederfahren, zu rächen. Die Jolloifer oder, Jalofer felbft find nicht fühn genug, ſich Fulier 

mit ihnen einzulaffen. Ihre Waffen find Sanzen, Affagayen, Bogen und Pfeile, kurze —— 

Hirſchfaͤnger, welche fie Fongs nennen, und nach Gelegenheit auch Flinten, mit welchen 

allen fie fehr geſchickt umzugehen willen. Sie laffen ſich gemeiniglich bey einer Stadt der 
andingoer nieder, und, es iſt ſchwerlich eine zu finden, die einigermaßen groß und an: 

ſehnlich wäre, die nicht eine Stadt der Fulier in der Nähe hat. Sie ſind feharfe Mu- 

Hammedaner, Es wird feiner, bis auf etliche wenige, Brandtewein oder fonft etwas trin- 

Een, das ftärfer ift, als Waſſer und. Zucker, | , 

Sie erziehen Vieh, und find fehr erfahren in der Erhaltung deffelben; fo, daß die Man- Viehzucht. 
dingoer ihnen auch Das ihrige anvertrauen. Die Heerde eines ganzen Dorfs geht alle Tage 
in die Savannas und in die Reißfelder auf die Weide, wenn die Erndte vorbey ift, Sie 
wird von einigen Hirten bewacht, die Acht Haben, daß fie fich nicht in das Korn, oder in 
die Wälder, die bey jedem Dorfe find, verläuft. In der Mitte des Platzes, der für das 
Vieh beſtimmt ift, richten fie ein Geruͤſte auf, das acht Fuß hoch, und acht bis zehn Zuß weit 
ift. Auf diefes fteige man vermittelit einer Seiter, und über demfelben ift ein Dach, doch fo, 
daß es auf allen Seiten offen ift. Um das Geruͤſte herum ſtecken fie eine große Menge Pfähle 
in den Boden, und treiben Das Vieh alle Nächte dahin, welches fo zahm, und fo Dazu ge: 
woͤhnt ift, daß es von freyen Stücken fommt. Ein jedes Thier wird befonders mit einen 
ftarfen Strike angebunden, der aus Bafte gemacht ift. Wenn das Vieh angebunden ift: 
fo melfen fie die Kühe, und vier bis fünf Mann bleiben die ganze Nacht über mit Gewehre . 
auf dem Gerüfte, um fie vor den Löwen und andern wilden Thieren zu beſchuͤtzen. Früh 
Morgens melfen fie die Kühe von neuem, und alsdann laffen fie diefelben, wie gewöhnlich, 
in die Savannas' geben. 

Sie find beynahe die einzigen an dem Fluſſe, von denen man Vieh befommen kann. Preis des 
Ehemals war der gewöhnliche Preis für eine Kuh eine Stange Eifen ; doch feit einiger Viehes. 
Zeit haben die Schiffer auf den Schaluppen, die auf dem Fluſſe handeln, den Preis hin— 
angetrieben, daß fie genöthigt find, manchmal zwo Stangen Eifen für ein Stück Vieh zu 
geben. Denn es hält ſchwer, den Preis wieder herunter zu fegen, wenn fie einmal Gele— 
genheit gehabt haben, ihn zuerhöhen. In einigen Dingen find fie fehr abergläubifch. 

Wenn fie zum Erempel erfahren, daß jemand, der ihnen Milch abkaufet, die Milch Fochet : 
fo werden fie ihm um aller Wunder willen Feine mehr verkaufen, weil fie den Olauben ba- 
den, daß das Kochen der Milch die Kuh trocken machet. 

Wenn diefe Fulier nicht wären ; fo würden die Mandingoer müffen Hunger leiden ; 
denn fie verfaufen ihnen fehr vieles Korn. Sie find faft das einzige Volk hier, welches 
Butter machet, die fie in dem Handel auf dem Fluffe gegen Salz vertaufchen. In ihrer 

leidung find fie fehr eigenfinnig, indem fie nur weiß baummollen Zeug von ihrer eigenen 
Arbeit tragen. Sie find beftändig ſehr reinlich, befonders die Weiber, welche die Haͤuſer Ihre Häufer 
M ſtetiger Sauberkeit erhalten. Diefe find regelmäßig gebauet, und zwar in ziemlicher und Städte, 

Nefernung von einander, um Die Gefahr des Feuers zu vermeiden, Sie machen fehr gute 

raßen oder Wege; eine Sache, tworauf die Mandingver nicht fehen. Ihre meiften Städte 

— Nach einerley Muſter gebauet 0). Sie ſchaͤtzen die großen Roſenkraͤnze, ſowohl weiße 

gelbe, ſehr hoch, welche letztern daher Fulierroſenkraͤnze genannt werden. 
2 Die 


©) Siehe Job köhandel auf der 33 und N Er ſchreibt Pholey. 
folgenden Seite, ee g) Siehe den Riß einer folchen Stadt der Fulier. 


Sulier. 


— 
Sind gute 


Jaͤger. 


Mandin⸗ 
goer. 


Bezeigen 
gegen die 
Fremden. 


Ihre Nei⸗ 


——— ——Q 66* 

80 Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 

Die Fulier find gute Jaͤger. Sie toͤdten Loͤwen, Tyger, und andere wilde Thiere, 

"md gehen off zu zwanzigen oder dreyßigen auf die Elephantenjagd, deren Zähne fie ver: 

faufen, — Das Fleiſch räuchern und trocknen fie, und behalten es einige Monate lang zur 
Speife auf, Die Elephanten gehen, wie man faget, gemeiniglic) bey Hunderten oder zwey⸗ 
hunderten mit einander, und thun großen Schaden, nicht. allein an ven Fleinen Bäumen, _ 
die fie durch ihre Rüffel mit der Wurzel austeißen, fordern auch im Getreyde. Wenn 
die Einwohner fich eines Zufpruchs von ihnen verfehen: fo machen fie um das Korn herum 
Feuer an, damit fie nicht hineingehen. Denn wenn diefes einmal geſchieht, fo treten fie 
es mit ihren breiten Fuͤſſen wohl auf eine halbe Meile weit nieder bh) 

Bon ihrer Religion und andern Gewohnheiten, Die fie mir den Salofern und Man: 
dingoern gemein haben, werden wir hernachmals handeln, 


EEK KKEKKKEFK KHK HF KH FF FF FF HK FE RR RE I HK I ***x** 


Das XII Kapitel, 
Defhreibung der Mandingver, 


Anhalt. 


Ihr Verhalten. Neigung. Charakter, Lebensart. Weiher. Wie fie von ihren Untertanen begruͤßt 
Ergöglichfeiten. Große Tobakraucher. Bes werden. Wie fie die Engländer bey den Audiens 
griffe von dev Ehre. Art zu gruͤßen. Ueble zen empfangen. Herren derrLändereyen Kos 
Sewshnheiten abgeſchafft. Gefichtsbildung. nigliche Bettler.  Vortheile einer eigenmächti: 
Krankheiten und Arzeneyen. Familieuftlaven. gen Neaierung, Einfünfte von. Barra. Ges 
Monarchen der Negern. Manfas, oder Könige. heimer Nath, Gewalt der Alkaden. 

Stufen des Adels. Des Königs Kleidung und 


$ ie zahlreichſte Voͤlkerſchaft ander Gambra, und auch an der ganzen Kuͤſte, find die 
Mandingoer oder Mundingoer. Fobfon fager, fie wären vollfommen fehwarz.2), 
und rederen Durchgängig andem ganzen Fluſſe nur eine’ Sprache 6). Moore ver- 
fichert uns, daß ihr Bezeigen fo widerwärtig nicht fey, als man fich einbilden möchte. Denn 
wenn er durch eine von ihren Städten Durchreifere : fo kamen alle, und reichten ihm die Hand, 
einige von ihren Weibern ausgenommen, die wegrannten, weil fie niemals zuvor einen 
weißen Mann gefehen hatten, und ſich nicht überreden ließen, herbenzufommen. Manche 
Inden ihn in ihre Haͤuſer, und führten ihre Weiber und Töchter berbey, um ihn zu begrüf 
fen, und ſich neben ihm zu feßen. Und dieſe fanden allezeit an feinen Stiefeln, Spornen, 
und Kleidern genug zu bewundern, und Materie zu reden, - 
Sie find von Natur ſcherzhaft und luſtig, und koͤnnen nach einer Trummel oder Ba⸗ 
Iafeu ganzer vier und zwanzig Stunden hintereinander tanzen, manchmal regelmäßig, und 
zu anderer Zeit in wunderlichen Pofituren, da es einer dem andern an Biegſamkeit und 
; Hurtig® 
b) Wroores Reifen a. d. 35 ©, pfangen, welches fie bewohnen. Es follte viel 
4) Moore faget, fie wären gemeinigfih von mehr heißen: von einem Lande mit Namen Man⸗ 
ſchwarzer Farbe, als ob fie.nicht alle ſchwarz waͤ⸗ Dinge. | 
ven, und daß fie ihren Namen von dem Lande em 5) Sie haben auch eine verdorbene Sorade 
ne 


%) 


— \ 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XI Eap. i81 
Hurtigkeit zuvor zu thun ſuchet. Sie find dem Zanken ſehr ergeben, welches fie Fechten nennen; 
Und wenn zweene $eute einander vecht tapfer ſchimpfen, fo heißen fie es eine große Schlacht. 
Doch währet es fehr fange, ebe es zum Schlägen koͤmmt; und wenn dieſes gefchieht, fo 
fechten fie in vechtem Eruſte mit allem Gewehre, das ihnen in die Hände koͤmmt, und 
[lagen einander öfters todt. Wenn ſich dieſes zutraͤgt: fo flieht der Mörder in ein ander 
Königreich, wo der König ihn allezeit beſchuͤtzt, und für feinen eigenen Unterthanen erfennt. 
- Die Männer fragen meiftentheils Degen, die von der rechten Schulter hängen. An: 
dere tragen Aſſagayen oder Sanzen, die drey Ellen lang find; andere haben Pfeile und Bo— 
gen; alle aber fuhren Mefler an der Seite. Sie find in allen den Waffen geübt, die fie 
tragen, welches, wie Herr Moore glaubet, fih von unfern europäifchen jungen Herren 
nicht fagen läßt c), u 

Die Mandigser find durch das ganze Sand zerftreut, und kommen urfprüngfich aus 
den infändifchen Teilen her d), Sie find die ftrengften Muhammedaner unter den Ne; 
gern. Sie trinken weder Wein noch Brandtewein. Sie find gefitteter, als die andern 
Megern, und die vornehmfte Handlung des Landes geht durch ihre Hande. Sie find ars 
beitfam und fleißig, und bauen ihren Boden wohl an. Sie erziehen Vieh, als Rinder, 
Schafe, Ziegen, aber feine Schweine, Die in Galam machen eine Republik, und erken— 
nen feinen König tiber fich: fie werden aber von ihren eigenen Marbufen oder Haͤuptern ves 
giert. Ste lefen und fehreiben ziemlich gut arabifd), und find ein gutes gaftfreyes Volk e 

Fobfon hingegen behauptet, daß Die Mandingoer an der Gambra ein müßiges te: 
ben führen, und großen Theils weder Handlung nody andere Berrichtungen freiben. Die 
bloße Selbiterhaltung nöthige fie auf das Saͤen und Erndten bedacht zu ſeyn, welches zwee⸗ 
ne Monate lang im Jahre währer, Und ihre Arbeit wird ihnen defto faurer, weil fie feine 
geſchickten Werkzeuge in ihrer Haushaltung haben, Die ganze übrige Zeit im Jahre 
durd) thäten fie nichts, als daß fie in einem Haufe nach dem andern ſchmauſten, und bey 
der Tagesbige unter einem ſchattichten Baume fäßen, um der Luft zu genießen. Ihr vor: 
nehmfter Zeitvertreib iſt eine Art von Spiele mit einem Stuͤcke Holzes, in welches verfchie- 
dene Kinnen eingefchnitten find, und mit ungefähr dreyßig Steinchen, welche durch eine 
befondere Art zu rechnen, zwifchen zweyen durchgehen, bis einer fie alle gewonnen hat. 
Hierinnen find fie fehr gefchicht: aber zum Fiſchen, Bogelftellen und Sagen find fie zu be⸗ 
quem, ob fie gleich fehr viel von allen Arten Wildpraͤt haben, und die beyden legtern Ver⸗ 
richtungen beynahe vor ihrer Thüre thun fönnen f). 

Sie ſchmauchen beftändig Tobaf, welches ihnen ſowohl zum Zeitvertreibe dienet, als 
auch die Luſt zum effen erſticket. Dieſen Tobaf bauen fie fetöft, Ihre Pfeifen find aus 
Thone gemacht, fehr nett, und von röthlicher Farbe, Der Stiel ift ein bloßes Rohr oder 
dünner Stab, der mit einem glühenden eifernen Drate durchbohrt if. Manchmal ift er 
fechs Fuß lang. Wenn er gebohrt iſt, fo glätten fie ihn mit vauchem Saube, bis er ganz glatt, 
weiß, und fchon, und doc dabey fehr feft ift, Den Kopf und Stiel der Tobafspfeife 
befeſtigen fie durch ein Stuͤck rothes $eder — manchmal auch mit einem er 

3 ie⸗ 


Anſehnng des Mumbo Jumbo, oder Poranzes 4) Von einem Lande mit Namen Mandingo, 
der Meier, wovon in dem nächften Capitel fol: oder Manni inar, Bambuk genen Süden. 
sen fell. e) Kobat IV. Theil a. 4353 S. 


c) Moores Reifen a. d. tio und 20 Ö, ) Jobſons Goldhandel a. d. 38 v. ſf. S. 


Mandin⸗ 
goer. 


Gemuͤths⸗ 
art. 


Ihre Art zu 
leben. 


Ergoͤtzlich⸗ 
keiten. 


Starke To⸗ 
bakraucher. 


182 Reifen längft der weſtlichen Küfte von Africa, 


Mandin⸗ Kiomen, der um die Mitte des Rohrs angemacht wird, da das Ende deffelben in den Kopf 
goer Hinein geht. Und man kann beynahe eben fo gut damit rauchen, als aus Pfeifen, die aus 
einem Stuͤcke gemacht find, Das Rohr reinigen fie, wenn es unrein geworden ift, mit lan⸗ 
gem Strohe, das fie durchziehen, und die irdenen Tobakskoͤpfe befragen fie mit einem Flei- 
nen Meffer. Die Kaufleute, die viel reifen, führen fehr lange Pfeifen, zu denen manchmal 
ein halbes Nöfel voll Tobak gehört. Das find ihre Keifepfeifen g): 
Begriffevon Die Mandingver find in dem Puncte der Ehre und des Herkommens, den Schwach⸗ 
der Ehre: heiten der meiften Völker, ſehr zärtlich und empfindlich. Als Jobſon zu Batto an der 
Gambra war: fo zerfielen der Fönigliche Prinz und der Bo John in feinem Haufe über 
diefen Punct. Man griff von beyden Theilen zum Gewehre, und nad) vieler Mühe hiel- 
ten fie für dießmal Friede. Er konnte aber nicht hindern, daß nicht eine Herausforderung 
auf den nächiten Morgen gefchab, und angenommen wurde, da fie auch) auf dem be= 
ftimmten Kampfplage erfchienen. Doch brachte fie Tobfon nad) vielem Widerftande 
zum Sieden, ob fie glei) nicht ohne Drohungen auseinander giengen, ihre Sache einan« 
dermal auszumachen >). 
Art zu gruͤſ⸗ Ihr Gruß ift, daß fie einem die Hände ſchuͤtteln. Doch wenn die Männer ein Frauen⸗ 
fen. zimmer grüßen, fo halten fie ihre Hand, an ſtatt daß fie folche ſchuͤtteln, an die Nafe, und 
’ beriechen fie zweymal. Nichts beleidiget fie fo fehr, als wenn man fie mit der linfen Hand 
grüßt. Wenn ein Mann etliche Tage vom Haufe weg gewefen ift, fo empfängt ihn bie 
Frau auf den Knien, und bringt ihm in eben der Stellung Wafler zu trinken, Dieſes iſt, 
wie der Berfafler glaubet, die Wirkung von dem Y7umbo Jumbo. 
Schlimme Die Mandingver, welche höher hinauf an dem Fluffe wohnen, find igt weit befler, als 
Gewohnhei⸗ ehemals. Sie hatten fonft, wie erzählt wird, die Gewohnheit, daß fie ihre Tobafspfeifen 
ten abge⸗ ober Calabafchen einem unter die Füße oder den Stuhl felbit in feinem eigenen Haufe leg: 
ſchafft. ten, in der Abſicht, damit ſie zerbrochen wuͤrden; und hernach beſtunden ſie darauf, daß 
man entweder die Sache in Natur wiedergeben, oder wohl zwanzigmal theurer, als ſie werth 
war, bezahlen follte. Da das erfte unmöglich war, fo war man genöthigt, ihnen das leg: 
tere einzuräumen, wo man nicht ſehr gute Freunde auf feiner Seite hatte, die einen von 
dergleichen Anforderungen befreyten. 

Sie haben dem ungeachtet noch) in diefer Gegend eine Gewohnheit, die zwar ſchon 
ziemlich. abgefommen, aber doc) nicht gänzlich abgeſchafft ift, daß nämlich einer, der etwas 
des Morgens verfauft, es noch vor Sonnen-Untergange wieder fordern fann, wenn er dag 
Geld zurück bringt ©), Aus diefer Urfache thut man am beiten, wenn man Eyer oder 
Federvieh gekauft bat, daß man es nicht eher gebraucht, als bis der Berfäufer völlig weg⸗ 
gegangen ift k). 

Geſichtsbil⸗ Diefe Mandingoer und die Fluͤps find an den dicken Lippen und platten Naſen kennt⸗ 
dung. lich, gleichwie die Jalofer und Zulier, an einer ſchoͤnen Gefichtsbildung. Jannequin 
faget, diefe Bildung ihrer Naſen und tippen wäre niche natürlich, fondern rührte von der 
Gewohnheit der Weiber her, ihre Kinder über Die Schultern faugen zu lafien, wenn fie in der 
Arbeit ſind ). MWioore befräftiger diefes, daß fie nämlich nicht mit platten Raſen ge 
* bohren 
£) Moores Reiſen a. d. 76 S. k) Moores Reifen a. d. nın.f.©. 
b) Jobſons Goldhandel a. d. 56 u. f. ©. 7) Janne quins Reiſen von Lybien a- d. 93 ©- 
;) Ein Erempel hiervon, ſiehe oben a.d.101 ©. m) Moores Heilen nach Africa a. d. 13: ©. 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XII Cap. 183 
bohren würden, fie eneftünden aber daher, Daß die Muͤtter die Nafen nach ihrer Phantafie Mandin 
zuſammen druͤckten. Denn breite Brüfte, dicke Lippen und breite Nafenlöcher werden, wie oer. 
er faget, in diefem Theile der Welt für eine Schönheit gehalten m), obgleich ein anderer 
Scheiftfteller der entgegengefesten Meynung zu ſeyn ſcheint n). 
Ein neugebohrnes Kind tauchen fie des Tages drey bis viermal, bis über den Kopf 
und Ihren, in Ealtes Wafler. Und wenn es trocken ift, fo überreiben fie daſſelbe mit Pal: 
mendle, befonders das Ruͤckrad, die Ellbogen, den Nacken, die Knie, und Hüften. Die Kinder 
gehen bis in das achte oder neunte Jahr faſennackend, und manche ritzen zur Zierrath ihr 
Geſichte und ihre Bruͤſte 0), En 
Die Mandingver find von gefunder Natur, und vermehren‘ ſich je länger je mehr? Krankhei⸗ 
Doch find fie verfchiedenen Krankheiten unterworfen, als Fieber, Blattern, Kröpfen, Würs ten und 
ern, Kopfwehe, und Schwulſt an dem einen Beine, Man ſieht oͤfters Leute, an denen Arzeney. 
die Beine ſo dicke ſind, als ihre Lenden. Dieſes ruͤhrte, wie der Verfaſſer erfahren, daher, 
daß ſie gewiſſe Kraͤuter ins Eſſen miſchten, um Liebe zu erregen. Was es noch mehr wahr- 
ſcheinlich machet, ift, daß nur erwachſne Perfonen in diefe Krankheit verfallen. Moore 
Fannte eine Frau von zwanzig Jahren, dev binnen zweenen Monaten aus jedem Knie ein 
Wurm anderthalb Ellen lang kam. Che der Wurm herausfam , erlitt fie gewaltige 
Schmerzen und große Gefchwulft. Als aber die Haut aufberft, und der Wurm ſich ſehen 
ließ: ſo ward ihr beſſer. Der Wurm Fam in einem Tage ſechs bis ſieben Zoll weit heraus, 
und als dieſes geſchah, gaben fie ihm einen kleinen Stich, und banden ihn an einen Fa-.. 
den, damit er nicht wieder zurück gehen Fonnte, Bald hernach befam eben diefe Frau ei⸗ 
nen Wurm im Knöchel, welcher im Hevausziehen riß, und ihr große Schmerzen verur⸗ 
ſachte. Die Einwohner fehreiben diefe Würmer dem Trinfen des dicken Waſſers zu Pr; 
Jobſon ſaget, ihre ganze Arzenen beftehedarinnen, daß fie ein Gregory auf das kranke 
Glied legen. Dieſer Aberglaube erſtrecket ſich bis auf ihre Pferde, welche dergleichen um 
den Hals tragen, ja ſo gar auf ihre Bogen, welche damit behangen ſind g) 
In der Haushaltung gehöret der Reiß den MWeibern. Diefe beben fo viel auf, als 
zum Gebrauche der Familie genug iſt, und verkaufen den Ueberreft, und behalten das Geld 
für fich felbit, ohne daß der Mann etwas damit zu thun hat, © Ein gleiches geſchieht mit 
dem Federviehe, welches fie fehr häufig erziehen, wenn ſie etwas davon los werden koͤnnen r), 
Einige von ihnen haben eine ziemliche Anzahl Hausſ Elaven, woraus fie fich eine große Familien: 
Ehre machen. Dieſe Sklaven leben fo gut und bequem, daß man fie kaum von ihren |flaven. 
Herren unferfeheiden kann, indem fie öfters noch beffer gekleidet find; befonders die Skla⸗ 
Binnen, die öfters Korallen, Ambra, und filberne Schnallen, auf ziwanzig bis dreyßig Pfund 
Sterling am Werthe tragen Viele von ihren Sklaven find in ihren Familien ge: 
bohren, Bey Brukoe ift ein ganzes Dorf von zweyhundert Perfonen, die alle entweder 
Weiber, oder Sklaven, oder Kinder eines einzigen Mannes find, Ob gleich in einigen 
Kindern von Africa die Sklaven, die in der Familie gebohren find, verkauft werden: fo wird 
doch an der Gambrarbiefes für etwas fehr ſchaͤndliches gehalten. Der Berfaffer hat nicht 
ein einziges Epempel gehört, daß jemand einen Zamilienfflaven verkauft hätte, außer folcher 
* PF Ver⸗ 
) Siehe oben a. d. 10 83. 4) Jobſons Goldhandel a. d.55 ©. = 


0) Moores Keifen a. d. 131 ©. r) Moores Heifen a. d. 139 ©. 
2) Ebendaf: a. d. 130©, ’ s) Ebendaf. a. d. uo © 


184. Reifen laͤngſt der wefffichen Küfte von Africa un. 


Mandin⸗ Verbrechen wegen, um deren willen fie auch als freye Leute würden verkauft worden feyn, 


goer. 


Monarchen 
der Negern. 


Die Manſas 


oder Koͤnige. 


Stufen des 
Adels. 


Kleidung des 


Koͤnigs und 
der Weiber. 


Wenn in einer Familie, wo viele Sklaven find, der Herr einen wegen eines Verbrechens, ohne 
der übrigen Einftimmung, verkauft: fo laufen fie ihm alle Davon, und werden in. dem naͤch—⸗ 
ften Koͤnigreiche gefhügt 7). 

Als Tobfonifih. im Jahre 1620 an der Bambra befand: fo waren die Länder an 
beyden Seiten unter dreyen Kaiſern getheilt, nämlich Rantor, Barſalli oder Burſal, und. 
Molly #), Dieſe Monarchen zogen gegeneinander ‚über die Gambra zu Felde, befon- 
ders der König von Burſal x), der ſich nahe bey diefem Fluffe auf hält. Man fagte, daß 
er in Eurzer Zeit das jenfeitige Sand unter feine Borhmäßigkeit gebracht haben würde, wenn 
ev ein Mittel gewußt haͤtte, feine Reuterey über den Fluß zu feßen. Der Berfafler Hat nie 
mals einen von Diefen dreyen Herren gefehen, welche, wie man ihm ſagte, ſich niemals an⸗ 
ders, als in großen Gepraͤnge, fehen ließen; doch hätten verfchiebene Engländer den König 
von Burſal auf der Jagd gefehen „der ein geoßes Gefolge von Keutern bey ſich gehabt. 

Diefe Reiche waren’ in verfchiedene kleine Königreiche getheilet, deren Statthalter der 
Verfaſſer beffer kannte; und-von dem Staate, den fie gefuͤhret, laͤßt er die Leſer auf den 
Staat ihres Herrn ſchließen. Er hat mit fechs ſolchen kleinen Koͤnigen gegeſſen, getrun⸗ 
ken und Unterhandlungen gepflogen. Sie werden insgeſammt Manſa, das iſt in ihrer 
Sprache Könige, genannt. Dieſen mußten fie zuerſt bey ihrer Ankunft Tribut fuͤr die Erz 
laubniß zu handeln: y) geben; und wenn ſie gleich dem obgedachten Monarchen unterwor⸗ 
fen find, fo ift doch ihre Reichsfolge auf eben den Fuß gefteller, wie bey demfelben. Die 
Brüder fommen nämlich, nach der Drdnung ihrer Geburt, vor den Söhnen zur Regierung. 

Der Kaifer zu Rantor hatte damals drey jüngere Brüder, welche Fleine Könige wa= 
ven. Dieſe Brüder waren, Summaway, König von Berek, der, als Jobſon fich zu 
Batto aufbielt, ihm nebit feiner Frau in feinem Boote befuchtes Der andere war Stimm; 
ma Tomba, König von Oranto. Er war blind, und ein großer Narr. Der dritte 
Sarran, wohnte zwo Meilen weit von dem Hafen Jerakonda, und war beftändig truns 
fen. Doch hielt ex feine Leute in großer Furcht. Die Engländer hielten ordentlich einen 
Factor in feinen fanden. Er war ſchon ältlich, ob er gleich der jüngfte Bruder war. Und 
wenn einer von den Brüdern ftarb, fo rückten fie alle nad) ihrem Vorrange höher" 2) 

Es iſt hierzwerinnern, daß Farran nicht eim eigener Name, fondern einer von den vier 
Graden und Ehrentiteln bey den Mandingoern iſt. Manſa, over König, ift der erfts und 
hoͤchſte. Farran, der nächte, Der dritte, Farrambra. Und BoJohn, der niedrigfte, 
Diefe find in ihren Städten Befehlshaber und Statthalter, und wiffen fich fehr viel mit 
der Hoheit ihres Gebluͤtes und ihrer Familie 2). f its aid * 

In der Kleidung iſt ein Koͤnig von dem gemeinen Volke nicht unterſchieden/ und hat er 
nur eine groͤßere Saft von Grecgories an ſich, als atidere ; indem das Land nichts als Baum⸗ 
wolle zur Kleidung träge, Doch hat er öfters: zum Staate zwey von feinen Weibern ne⸗ 
ben fich figen, auf die er ſich Ichnet, und die ihn zu feinem Bergnügen um Die Senden herum 
fügeln. Es werden ihm fieben folche Weiber in geſetzmaͤßiger Ehe verſtattet, die bloß zu 


Han“ vr Iran ſeinem 
) Ebendaſ. a. d. 43 ©. bloß der Fulier und Mandingoer Meldung, mit 
m) Siege oben auf der iß Seite· a 7 Melden er vermuthlich die Jalofer verwochſelt 


hat. a 
x) Er war ein Jalofer. Jobſon aber thut 3) Diefer Zoll, ſaget der Verfaſſer, wird mit 
- EN groher 


von Capo Blanco big Sierra Leona.» VI Buch x Cap. 185 


feinem Vergnügen dienen ſollen. Er bat andere von geringerer Herkunft zu Benfchläferin- Wandin: 
nen, die nicht fo ſcharf an ihn gebunden find, indem fie mehr aus Noth angenommen wer _S9F- 
den. Denn wenn eine Frau ſchwanger geworden iſt: fo läßt fie ihren Mann nicht wieder 

zu ſich, bis das Kind entwöhnet it, Weil es daher gefchehen fönnte, daß, ob er gleich 

fieben Weiber har, ihm doc) nicht der Gebrauch einer einzigen übrig gelaffen würde: fo 

find ihm Beyfchläferinnen erlaubet, Die Urfache, warum die Weiber fich des Benfchlafs 
enthalten, wenn fie geſchwaͤngert worden, ift die Gefahr, die Frucht, wegen dev außerordent- 

lichen Größe des männlichen Gliedes bey den Negern, zu verſchuͤten. Jobſon nimmt 

diefes für einen untrüglichen Beweis an, daß fie von dem Canaan herſtammen, dem, weil 

er feines Vaters Scham entblößt hat, nad) der Meynung der Gelehrten, ein Fluch auf die- 

fen Theil geleget worden. Er deutet auf fie die Worte aus dem zwanzigſten Verſe des 2 
drey und zwanzigften Capitels Ezechiels. 

Wenn man vor den König kommt: ſo muß man ſich auf folgende Art verhalsen. Bey Mit welchen 
dem Eingange fälle man mit einer großen Verbeugung auf das eine Knie nieder. Wenn Ceremonien 
man dem Könige näher koͤmmt, der auf einem Polfter auf der Erde ſitzt: fo leget man zuerft er * 
die Hand auf die Erde, und hernach oben auf den Kopf, weicher entbloͤßt ſeyn muß, und — 
nach dieſem zuletzt auf den Schenkel des Königs, worauf man wieder einige Schritte zuruͤck 
geht. Einige ſtreuen ſich zwey⸗ oder dreymal den Staub von der Erde auf den bloßen 
Ropf, ehe fie den Schenkel des Königs berühren, der ihnen mit einem fchlechten Kopf beu⸗ 
gen danfet. Doch wenn ein Marbute in der Geſellſchaft ift: fo fallen fie alle auf die 
Knie, indem der Priefter für des Königs Wohlfahrt bethet, und ihm feinen Segen erthei- 
let, worzu der König, der. fich die Hände queer-über die Schultern legt, Amena, Amena, 
das ift Amen, ſaget 2). | 

Der König von Kaßan empfing Jobſonen und die andern Engländer ordentlich auf Wie die Eng⸗ 
einen Polſter figend, und hatte ſich Gregories oder Brisgris um ben Kopf gebunden, ih 
Sie giengen zu ihm mit dem Hute auf dem Kopfe; und als fie näher kamen: fo machten fie ge 
eine Berbeugung, und legten die Hände auf die Bruft, welches er erwiederte. Davauf 
ſtreckte er feinen Arm aus, und fie berührten einander mit den Händen, erſt oben, darnach 
unten, und endlich legten fie Die flachen Hände in einander, und fehüttelten fie. Nach die⸗ 
fern ſetzten fie ſich neben ihm nieder, und fingen die Unterredung an. Dieſe war auf feiner 
Seite fehr weitläuftig eingerichtet; indem ein anderer alles, was er fagte, Ihnen wieder vor⸗ 
fügen mußte. Bey diefer Gelegenheit unterhielt der Verfaſſer Seine Majeftät, nebft den 
gegenwärtigen Staatsbedienten, mit Brandtewein, und manchmal einer Flaſche Sekt. Der 
Hauptmann trank zuerft auf Die Geſundheit des Königes, und alsdann feine Edelleute, die 
an der Wand des Haufes rings herum ſtunden. Und das Getränf gieng gewiß fo lange 
ran bis es ausgeleeret war, es mochten noch fo viele Flaſchen ſeyn, wenn anders nicht der 

oͤnig ſich einen Becher bringen ließ, und der Geſellſchaft ein Ende machte, wie er öfters 
that, Sie hielten es dem Hauptmanne allezeie zu gute, wenn er nichts mehr nach dem ers 
ften Glaſe trank, und fie beitunden nur deswegen auf Diefem, Damit er es um mehrerer Si⸗ 
cherheit 
großer Strenge eingetrieben, und iſt bey dem Aus 2) Fobfon auf der 47 Seite. 


gange des Flufies, wo die Portugiefen wohnen, 4) Ebenbafelsft auf der 58 Geite. 
größer, als weiter oben, wo er nur als eine Diofe 6) Jobfons Goldhandel a. d. 48 ©, 


Höflichkeit angefehen wird. 


Allgem, Beifebefchr, III Band. Ya 


Man din⸗ 
goer. 


Eigenthums⸗ 
herren von 
Laͤndereyen. 


Koͤnigliche 
Bettler. 


Vortheile eis 
ner eigen⸗ 
maͤchtigen 
Regierung. 


Einkuͤnfte 
von Barra. 


186 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Küfte von Africa, 
cherheit willen eredenzen ſollte. Das war merkwuͤrdig, daß der König bey dem erfien 


Glaſe, das er in die Hand nahm, wenn das Getränk etwas neues, oder in ſeiner Art vor 
trefflich war, ehe er tranf, eines von feinen vornehmften Gregories Damit benegte c). 


In allen Königreichen an ver Gambra giebt es verſchiedene Herren von Eleinen Sande 
ſchaften. Dieſe find gemeiniglic Könige in denen Dertern, wo fie wohnen. Alle Palm- 
und Siboabaͤume gehören ihnen eigen; fo daß niemand ſich unterſteht, ohne ihre Erlaub⸗ 
niß Blätter davon abzufchneiden, oder Wein daraus abzuzapfen. Diefe Freyheit überlaf 
fen fie einigen Perſonen, welche ihnen zur Erkenntlichkeit d) die Nugung von zweenen Ta- 
gen in der Woche bringen, Die Weißen müffen ihnen erft ein kleines Geſchenk machen, 
ehe fie die Erlaubniß erhalten, die Siboablätter oder Gras zu Bedeckung ihrer Käufer ab- 
zuſchneiden e), 

Der Reichthum der. Mandingoer wird nach der Anzahl ihrer Sklaven gerechnet. 
Sie betteln aber alle, vom Könige bis zum Sklaven, Zu Jobſons Zeiten waren fie aber 
doch leicht abzufinden, außer was den Brandtewein betraf, worinnen fie fich lieber zu tode 
getrunken hätten, und alsdann fielen fie in einen feften Schlaf. Hier find alfo in Wahrheit 
Weiber und Wein des Königs geben f). 

Der König verſorget die Europäer fehr gern mit Sklaven. Er ſchicket einen Haufen 
Leute in ein Dorf aus, welches fie umzingeln. Alsdann ergreifen fie fo viele, als fie zu thun 
befehlicht find, binden und fehleppen fie zu den Schiffen, wo, wenn fie einmal das Zei- 
chen der Sflaverey befommen haben, niemand weiter efwas von ihnen höre. Die Kinder 
pflegen fie in Saͤcken zu tragen, und die Ermachfenen zu knebeln, damit fie nicht die Doͤr⸗ 
fer, durch) welche fie durchgeführt werden, in Aufruhr bringen, Denn dergleichen Dinge 
werden niemals in denen Dörfern vorgenommen, die nahe bey den Factoreyen find, weil eg 
des Königs Mugen erfordert, diefelben in gutem Zuftande zu erhalte, fondern in denen, 
die weiter im Sande liegen. Es gefchieht öfters, daß erliche entwiſchen, und in dem Lande 
$ärmen machen, da denn die Einwohner zun Waffen greifen, und die Raͤuber verfolgen, 
Wenn fie diefelben gefangen nehmen, fo führen fie folche vor den König, der fich alsdann 
anftellet, als ob er feinen Antheil an der Sache hätte, und ſie an ftatt der Sklaven verkau—⸗ 
fet. Merkwuͤrdig iſt, daß, wenn einer von den geftohlenen Leuten zu Bekräftigung der Sa— 
che gebunden vor dem Könige erfcheint: fo wird er auch noch als ein Sklave angefehen, 
und verkaufet. n 

Der König von Barra ſoll jährlich viertaufend Kronen gewiſſe Einkünfte haben, wel- 
che noch durch eine veränderliche Auflage auf alle Fremde, die fich in feinem Sande aufhal- 
ten, vermehret werden. Die Portugiefen, ſowohl die es wirklich find, als die fich dafuͤr 
ausgeben, bezahlen jeder fünfzig Kronen. . Auf die Schiffe, die hier Ladung einnehmen, 
hat er andere Zölle gelegt, befonders aber auf der Privarfaufleute ihre, die ihm hundert 
Stangen Eifen erlegen müffen, außer den Geſchenken, die fo groß find, als es ihm gefällt, 
Denn er ift ein freyer Herr über alles, was fie haben, und läßt ohne Ceremonie dasjenige, 
was er brauchet, oder was ihm gefällt, aus feiner Nachbarn Häufern g) holen, oder nimmt 
es felbft weg. 

Wenn 


e) Ebendaſelbſt a. d. 60 S. e) Moores Reiſen nach Africa a. d.37 ©. 
a) Oder vielmehr als eine vorbehaltene Rente. 5) Jobſons Goldhandel a. d. 58 ©. . 





, 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XIII Cap. 187 


Wenn der König von Baul eine Berathſchlagung, wegen eines bevorſtehenden Krie- Mandin⸗ 
ges, hält: fo läßt er feine Raͤthe in einem Dicken Walde, der feinem Aufenthalte am näch- goer. 
ſten ift, zuſammenkommen. Dafelbft wird eine Grube drey Fuß tief gegraben, um welche Gegeimer 
ſich die Käthe herumfegen; und wenn die Beratbfihlagung aufgepoben wird, fo wird die Kriegsrarg, 
Grube zugefüllt, anzudeuten, daß fie die Entfchließungen, die hier gefaßt worden, eben fo 
heimlich halten wollen, als od.fie vergraben wären. Sonft: werden fie des Hochverraths 
ſchuldig geachtet. Es werden auf folche Art ihre Entſchließungen fo geheim gehalten , daß 
fie nicht eher offenbar werden, als mit der Ausführung >). 

Jeder Flecken Hat einen Statthalter, unter dem Titel Alkadi, welcher große Gewalt Gewalt ber 
bat, Denn weil faft jeder Ort zwey Gemeinfelder hat, eines zum Korne, und das andere Alkaden. 
zum Neiße: fo vertheilet der Alkadi die Arbeit unter das ganze Volk. Die Männer ar- 
beiten auf dem Kornfelde, und die Weiber und Mägdehen auf dem Neißfelde; und tie fie 
alle gleich arbeiten: fo theilet er auch die Erde gleich unter fie Wenn aber einige Man- 
gel leiden, fo helfen ihnen die andern. Der Alkadi ſchlichtet alle Streitſachen, und hat die 
erfte Stimme, wenn etivas von den Angelegenheiten des Drts auszumachen ift 7). 


KEKKKKKKFE FT HE EEK EFF KK EEE ER 


Das XIII Kapitel. 


Bon den Eigenfhaften und Gewohnheiten, welche die Einwohner 
diefer Gegend von Africa unter fich gemein haben, beſonders die 
Jalofer, Zulier und Mandingver. 


O die Gewohnheiten, die unter dieſen Africanern herrſchen, beynahe einerfey find; Vorerinne⸗ 


fo daß die Nachricht, die von einer Voͤlkerſchaft gegeben wird, faſt durchgaͤngig von kung. 
den übrigen gilt: fo ift doch, um allen Irrungen vorzubeugen, nöthig, zu erinnern, 
daß die Anmerkungen , welche von Jobſon angeführee werden, fich bloß auf die Mandin⸗ 
goer beziehen, wo er fie nicht mit den Jalofern verwechfelt hat; diefer leßtern erwaͤhnet er 
nicht, Was von Trannequin, le Maire und Labat entlehnet worden, ſcheint die Jalo⸗ 
fer anzugehen , indem fie vornehmlich von den Einwohnern um die Sanaga und das grüne 
Vorgebirge handeln. Moore redet in ſeinen Reiſen ausdruͤcklich von den Jalofern und 
Mandingoern. Doc) die Stellen, die hier aus ihm angefuͤhrt werden, gehen faſt bloß 


auf die Mandingoer. 
Der I Abſchnitt. Sarbe der 


Schw h 
Warum die Negern ſchwarz ſind. Vergebene Much: Weite Aermel. Große Hofen. Der Meiber BEER 
mafungen. Vernuͤuftige Meynung. Auflöfung Kieldung. Ihre Speifen. Ihr Getränke. Sang⸗ 
diefer Frage oder Tradition bey den Negern. Die let. Kuskus. Ihre Art zu eſſen. Mittagsmahf, 
phyſicaliſche Urſache iſt unbekannt. Beſondere wie cs aufgetragen wird. Sie bedienen ſich kei⸗ 
Anmerkungen Labats. Kleidung der Männer. nes Brodts. 


Wei alle Einwohner in dieſem Theile von Africa, die Fulier ausgenommen, ſchwarz ſind: Warum 
fo wird nicht undienlich ſeyn, die Urſache von dieſer großen Veränderung in ihrer Li die Negern 
besbeſchaffenheit zu unterfuchen, Es ift das erfte, was — in die Augen fällt, der unter ſchwarz find, 
—* dieſen 
) Kabats abendlaͤndiſches Africa, IV Theil, 6) Barbots Beſchreib. von Guinea a. 
% 8: 359 % f. S. ⸗ 3) Moores Reiſen a. vd 127 1... d. 39 © 


Sarbe der 


RETTET TE ET 


* —— — 


J wur 


188 Reifen laͤngſt der weſtlichen Küfte vom Africa, 


diefen Leuten ans Sand Fommt, und eine Frage, die unzählige Muthmaßungen und Steei- 


Schwarsen.tigkeiten unter den Gelehrten in Europa auf Die Bahn gebracht hat. Es iſt, wie Labat 


erinnert, deſtomehr zu bewundern, da die Moren ihre naͤchſten Nachbarn weiß, oder doch 


nur ſchwaͤrzlich find, und lange ſchwarze Haare haben. Bey den Megern hingegen iſt das 


Vergebliche 


Muthmaſ⸗ 
ſungen. 


Eine andere 


Meynung. 


Haar kurz und weich wie Wolle, und an dem ganzen Leibe haben fie nichts weißes, als die 
Zähne und Augen, Diefer Unterfchied Fann auch nicht der Himmelsgegend zugefchrieben 
werben; indem die Erfahrung zeiget, daß Die Weißen, wenn fie gleich noch ſo lange hier woh- 
nen, alfezeit weiße Kinder haben, und daß die Negern, wenn fie gleich in die nördlichften 
$änder fommen, alfezeit Kinder von ihrer eigenen Farbe haben, 

Wenn man behauptet, was wir. alfe glauben, daß das menfchliche Gefchlecht von ven 
zivey erften Eltern enefproffen iſt: fo iſt die Frage, von welcher Farbe dieſe gemefen. Denn 
wenn fie weiß, braun oder vöthlich geweſen, welches der Name Adam bedeutet: fo iſt es 
unmöglich, daß fie ſchwarze Nochkommen haben erzeugen koͤnnen Denn es mögen fich, faget 
Labat, Weiße und Braune fo oft vermifchen, als fie wollen, fie werden niemals einen 
Schwarzen hervorbringen =). 
Andere, welche diefe Verſchiedenheit von Farben in Verwirrung gefegt, Haben ihre Zus 
flucht zu den laͤcherlichſten Einbildungen genommen, Einige glauben, daß die ſchwaͤrze 
Farbe eben das Merkmaal gemwefen fey, welches nach) der Schrift an dem Cain ‚gemacht 
worden. Andere halten es für die Folge des Fuchs, womit Jam feinen Sohn Canaan 
belegt. Doch gefest, diefe Einbildungen wären Wahrheiten; wie füllte die Farbe diefer 
Schuldigen auf ihre unfchuldigen Nachkommen gefommen feyn, wo nicht auch ihre Weiber 
ſchwarz gemefen? Diefes ift aber nicht leicht zu beweifen. Ihre Nachfommen hätten müffen 
Mulattos werden; und wenn dieſe ſich wieder unter einander verheirathet, fo würden fie 
eher ein weißes, als ein ſchwarzes Gefchlecht hervorgebracht haben 5), 

Berfchiedene Schriftfteller, die Feine vernünftige Urfache von dem Unterſchiede der 
Farben angeben Eönnen, haben ſich Daher Fein Bedenfen gemacht, zu behaupten, daß Weiße 
und Schwarze nothwendig von unterfchiedenen Eltern entfprungen feyn müßten, Here 
Atkins ift von diefer Meynung. Er erinnert in feinem Schiffwundarzte, wie ſchwerlich 
man von der Verſchiedenheit der Farben Urfache anzugeben wüßte, und erklaͤret ſich an ei» 
nem andern Orte c), er fey der Meynung, ob es gleich ein wenig heterodor ſcheine, daß Das 
ſchwarze und weiße Geflecht urfprünglich von Stammeltern von verſchiedenen Farben 


entſproſſen ſey. Diefes ift aber, mit des Herrn Atkins Erlaubniß, nicht ein wenig, fon 


Tradition, 
oder Aufloͤ⸗ 
ſung der Ne⸗ 
gern. 


dern in hohen Grade, heterodox; denn dieſes Vorgeben kann nicht beſtehen, ohne die mo» 
ſaiſche Erzählung über den Haufen zu werfen, welche das menfchliche Geſchlecht von einem 
einzigen allgemeinen Stamme herleitet. Und nach eben der Regel, nach welcher die Schwar- 
zen ihre befondern Stammeltern haben, müffen alle andere Voͤlkerſchaften von einer unter- 
fchiedenen Farbe ihren eigenen Bater und Mutter haben; und fo wird man eine große 
Menge erfterfhaffene Menfchen einführen, anftatt den Urſprung des menfchlichen Gefchlechts 
von einem einzigen Paare herzuleiten. Die Negern felbft geben, wie Labat erzähle, nach) 
einer Tradition der Marbuten, von ihrer Farbe diefe Urfache an, wenn anders ihr Anfehen 
| in 
- 6) Zabat, im andern Theile, anf der ass und DI Zabat, im andern Theile, auf der 255 und 
folgenden Seite, | folgenden Seite, Ar 


— — ee ee — ⸗ > * 


— — EN de — = — 
— — ee ee — a 0 
* na 


“ 


von Capo Blanco bis Sierra Leona, VI Buch XIII Cap, 189 


in diefem Falle güftig ift: von dest Noah drey Söhnen wäre einer weiß, der andere braun, Sarbe der 

und der dritte ſchwarz geweſen, und jeder von ihnen hätte eine Frau von feiner eigenen Negern. 

Farbe gehabt, und daher Fämen bie unterfchiedenen Farben der Nationen d). *— 
Es mag aber diefe unterſchiedene Farbe entftanden feyn, woher fie will: fo muß fie, als Die phoſika⸗ 

Tem Anſehen nach, einem Unterfihiede in den Säften oder dem Gewebe der Haut zuzufihrei- liſche Urfache 

ben feyn. Pechlin, ein Arzeneykuͤndiger, glaubet, daß die Schwärze bey den Negern von ———— 

der Schwärze der Epidermis, oder des Haͤutleins, und nicht der Haut ſelbſt, herruͤhre. Er 

befräftiget feine Meynung durch Kiolans Zeugniß, und durch eine Erfahrung, die er ſelbſt 

angeftellt bat. Diefes heißt, wie Labat erinnert, einen Zirkel begehen. Hingegen haben 

die Zergliederer in der Föniglichen Akademie der Wiffenfchaften zu Paris, welche die Sache 


wit vieler Mühe unterfuchet, endlich entdeckt, daß diefe Schtwärze weder in der Haut noch a 


im Fleiſche, fondern in einem Netzchen liegt, Das aus ungemein weichen und zarten Faſern 
befteht, und zwiſchen der Epidermis und der Haut iſt. Diefes Neg ift bey den Weißen 
weiß / und bey den Negern ſchwarz. Man muß zugeben, daß biefes Netz in ihren Fußfoh- 
fen und flachen Händen nicht zu finden ifk, welche bey allen weiß find. Die Frage ift aber _ 
nicht ſowohl, in welchem Theile die Schwaͤrze lieg, fondern woher fie enefteht? Noch ob 
das Neschen bey ven Negern ſchwarz fey; fondern warum es ſchwarz fey, Warum ift es 
eben bey den Schwarzen ſchwarz, und bey den Weißen weiß e)? 

Babar,der auf feiner Seite etwas entfiheidet, theilet ung nur ‚einige Anmerkungen mit, Befondere 
die er zeit feines langen Aufenthalts in Weftindien über dieſe Materie gemacht bat. Anmerkung 

1) Bey den Negern, die große Blaſen befommen, wenn fie fih in den Keffeln, wo fie gen bes La⸗ 
Rum kochen, oder fonft wo verbrennen, bleibt der verbrannte Fleck gänzlich weiß, wenn Die 5 
neue Haut wächft. Was wird alsdenn aus dem Meschen? 

2) Wenn dieNegern Frank find: fo verlieren fie ihre Farbe gänzlich, und werben bla, 
nachdem die Krankheit lange und heftig ift. Manche find fo bleich geweſen, daß man fie 
von einem Weißen von blaffer oder bleicher Farbe kaum unterfcheiden koͤnnen. 

3) Die Körper der Negern werden nad) dem Tode noch fehrwärzer, als gewöhnlich, ſo 
blaß fie auch in der Krankheit gewefen, 

) Die Kinder der Negern Haben, wenn fie zur Welt kommen, einerley Farbe mit den 
—— * find ihre Schamglieder ſchwarz, und ein ſchwarzer Zirkel iſt an dev Wur 
zel der Naͤgel. 

5) Herr Bruͤe hat zu Biſſos eine weiße Negerfrau geſehen, die von ſchwarzen Eltern 
gebohren, und an einen Neger verheirathet war, mit welchem fie verfchiedene ſchwarze 
Kinder zeugte f). se * 

Die Tacht der Einwohner dieſes Theils von Africa uͤberhaupt iſt ſehr einfach, und Tracht der 
beynahe an allen Orten einerley. Der Männer ihre beſteht, nach Jobſons Berichte, bloß Männer, 
in Hemde und Hofen. Das Hemde iſt von blauer. und weißer Baumwolle, und geht bis 
auf die Knie. Es hat fehr weite Xermel, die fie, wenn fie ihre Aerme brauchen wollen, 
über die Schultern zufammenzieben, Die Hsfen find in Falten gelegt, daß fie gleihfam 
ein Kuͤſſen um den Sintern und die Schenfel herum ausmachen, weswegen fie im Gehen 
die Beine weit auseinander fperren muͤſſen, Mit den Füßen gehen fie bloß, außer daß fie 

%a3 lederne 


c) Atkins Reiſe nach Guinggit. 9- b. 39G. ⸗) Ebendaſ a. d. 264 u. f. S. 
d) Tabat, im andern Theil Rt. d. 208 ©. FI Ebendaſ. n-d.267 ©, 


Bleidung 


190 Reiſen laͤngſt der wefklichen Kuͤſte von Africa, 
federne Sohlen haben, die um die große Zähe und die Hacke zugefchnire werden. Außet 


der Negern. dieſen Kleidern find fie über und über am Kopfe, Leibe, Händen und Füßen mit Bregories 


behangen. Die Männer tragen gemeiniglic) Degen, die von der vechten Achſel bangen. 
Andere tragen Affagayen, drey Ellen lang, andere Bogen und Pfeile, Alle aber haben 
Meſſer an der Seite g). Die Weiber tragen nichts, als blauen und weißen Cattun, 
womit fie um die Senden aufgefchürze find; denn oben gehen fie nafend. Zum Staate 
aber machen fie fih Figuren in den Rücken, welche, wenn man die Farbe wegnimme, wie 


ein würflichtes Tiſchtuch ausſehen. Manchmal werfen fie noch ein ander baummollen 


Breite Aer⸗ 
mel. 


‚ Dumphofen. 


Zuch über die Achfeln >). | 

Andere befchreiben die Tracht diefer Völker auf eben die Art mit fehr Fleinen Beräns 
derungen. Le Waire faget, die Armen häften nichts, als ein Stück Leinewand oder 
Baumwolle, eine Bierthelelle breit, um ihre Blöße zu bedecken. Diefes ift an ein Band 
angemacht, welches ftatt des Guͤrtels dienet. Das Stüde Zeug laffen fie vorne und hin- 
ten herunterhängen, und betrachten es, als einen großen Zierrath 7), 

Die baummollene Kutte, welche von ben Edelleuten und Herren vom Stande getragen 
wird, ift von allerhand Farben, und wie ein Francifcanerrod A) gemacht, mit langen und 
weiten Aermeln, ohne Falten um den Hals /), mit einem einzigen Schlige, wie ein euro— 
päifch Weiberhemde, mo fie, gleichtwie bey demfelben, den Kopf durchſtecken. Sie bedecken 
nur das halbe dDife Bein m), Die Beinkleider find von eben dem Zeuge, und gehen von 
dem Gürtel bis unter die Knie, Sie find fo weit, daß fünf Ellen Tuch dazu gehören, und 
fie den Unterröcken der Weiber gleichen, die unten zufammengenäbet find; fo, daß nur zwey 
Loͤcher gelaffen werden, mo fie die Beine durchſtecken. Je weiter fie find, defto mehr find 
fie nad) der Mode »). Harbor faget, fie würden Tuba genennt, und aus dickem Zeuge 
gemacht. Sie brauchen fie vornehmlich im Winter. Im Sommer tragen fie ein bloßes 


leinenes Hemde, mit einer Fleinen $eder- ober Baſtmuͤtze, die Enapp auf dem Kopfe liege, 


Kleidung der 


Weiber. 


aber an der Spige weit wird, wie eine Moͤnchskappe. Jannequin ſetzet hinzu 0), ſie 
fuͤhrten ein Meſſer, das ſie am Halſe haͤngen haͤtten, und eine Aſſagaye. 

Nach eben dieſes Schriftſtellers Berichte tragen ſie auf dem Kopfe eine Art von Muͤtzen, 
die in der Oeffnung enge, aber an der Spitze weit find, etwa wie die Jacobinerkappen. 


"Das gemeine Volk geht barfuß: die Seute vom Stande aber Haben lederne Soplen, die am 


Ende des Fußes nach Art der Alten mit Bändern befeftiger find. Ihr Furzes Haar putzen 
fie fehr artig mit Grisgris, Silber, Leder, Korallen, Kupfer, und haben filberne, zinnerne 
und Fupferne Ohrgehenke. Diejenigen, die von Sklaven herftammen, haben die Erlaub⸗ 
niß nicht, ihr Haar zu fragen, zn 

Die Mägdehen und Weiber gehen oben bis auf den Gürtel nackend, wenn fie nicht die 
Kälte nöthiger, eine Decke über fic) zu werfen. Uebrigens bedecken fie fich mit einem 
Paigne, welches ein Stuͤck Leinewand oder geftreifte Baummolle ift, etwa fo groß, wie eine 
Duäle,und über das halbe Schienbein geht, Das Haar ift mit Korallen und anderm fol- 


chen 
8 Jobſon, a. d. a0 ©. Lybien mit einem Meßgewande. 
Zobſon 1.d.55 ©. I) Barbor faget, manche hätten Falten, und an⸗ 
#) Barðot faget, fie fey von geftreifter Baum: dere nicht,‘ 
toolle, von unterfchiedenen Farben. m) Barbotjaget, fie reichten bisaufdie Serfen, 


) Janne quin vergleicht fie in feiner Reiſe nach m). A Maſte, ad. 848. 


\ 


von Capo Blanco big Sierra Leona, VI Buch XII Eap. 191 
chen Flitterwerke gepußt. Ihr Kopfpuß iſt eine Art einer Zontange, eine Bierthelelle Hoch, Speifenden 
und ift je höher, je fehöner. Negern. 

Die Magdchen und Knaben gehen bis ins eilfte oder zwölfte Jahr nackend. Die Män- 
ner und Weiber tragen an Füßen zur Zierrath Schnüre von fülbernen, goldenen, zinnernen . 
und füpfernen Perlen, ac) Beſchaffenheit ihres Vermoͤgens pP): 

Barbot faget, das gemeine Volk hätte nur einen kurzen baumwollenen Slecfen, feine 
Bloͤße zu bedecken. Manche haben einen ledernen Gürtel, an welchem ein ſchmahler Fle⸗ 
cken angemache ift, der rund um den Leib geht, und hinten herunter hängt. Andere nähen 
zwey bis drey baummollene Flecken oder Tücher zufammen, welche fie über die Achſeln und 
unter die Aerme herumwickeln, und die beyden Zippel vorne und binten hinunterhängen 
laſſen. Die Weiber und Mägdchen tragen nur ein Stuͤck Zeug um die enden, und ein 
anderes, wie einen Schleyer, um den Kopf. Das Haar tragen fie geflochten oder aufges 
bunden, und pußen es mit ailerley Flitterwerke von Korallen, Golde, oder Glaſe. Manche 
haben eine Art von Fontange g). 

Wie Moore ſaget, fo ragen die Männer, und befonders bie Weiber, ungemein gern 

‚ein Gebund Eleiner Schlüffel, welche fie vom Gürtel herabhängen laſſen, nur damit fie für 

- reich angefehen werden r). 
Jobſon faget, das gemeine Volk effe des Tages nur einmal, nämlich nach der Sonnen 
Untergange. Ihre gewöhnliche Speife ift gefochter Reif, oder anderes Getreyde, welche Ordnung im 
von den Weibern in ausgehölten Kürbfen warm aufgetragen wird. Sie nehmen das Ef: Eſſen. 
ſen mit den Fingern heraus, machen einen runden Biſſen davon, und ſtecken es alsdenn hin⸗ 
ter, Sie vergnügen ſich lieber mit dieſem Eſſen, als daß fie ſich die Mühe nehmen follten, 
fin Fleiſch oder Fiſche zu ſorgen. Sie erziehen zwar Federvieh, und wiſſen die Kunſt, Ka— 
paunen zu verfchneiden, Aber fie vertaufchen fie meiftentheils gegen Eifen, gläferne Perlen, 
und dergleichen Waaren. 

Sie glauben, daß felten und in ber Fühlen Tageszeit zu eflen ein gutes Mittel zur Ge: 
ſundheit ſey. Der Hauptmann Tobfon ift hierinnen ihrer Meynung, und empfiehlt den 
Engländern eben diefe Regel. Er bemerket, daß ſich die natürliche Feuchtigkeit auswärts 
zur Erfriſchung der äußern Theile zieht, wenn folche von der Sonnenhige getrocknet wer- 
den; und daß der Magen alsdenn Falt, und gefchickter iſt, einen Schlud higiges Getränke 
anzunehmen, als Speifen zu verdauen. Sie fanden auch aus der Erfahrung, daß fie hier 
um Mittag fo viel Aquavit auf einmal trinken konnten, daß ihnen In England davon das 
Herz wuͤrde ausgebrannt feyn, 

Ihr gemeiner Trank ift Waſſer: doch bedienen fie fih manchmal des Palmenweins, Getraͤnke. 
und einer Art von Biere, welches Bullo heißt, und aus ihrem inländifchen Korne gemacht ; 
wird, Die geiftigen Getraͤnke lieben fie fo fehr, daß fie fähig find, deshalben ihre Kleider 
vom Leibe zu verkaufen +). ' | 

Wenn gleich die Männer ftarfe Säufer find: fo dürfen doch die Weiber öffentlich 
nicht einen Schluck thun, his auf einige, die befondere Bergünftigung hierzu haben 7). 

Le Maire 
0) Janneguin, a.d. 66 ©. —— r) Moores Reifena.d.116 ©. 
a5; Sa, Reiſen nach = = ‚ 5 NER Goldhandel, auf der 38 und folgen: 
boss Beſchrei inen, anf Ber 
* 8 * ts Beſchreibung von Guinea, | „) Ebendaf. .d.61®, 


192 Reiſen langſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Speiendeer He Maire faget, das Getränk der Negern ſey Palmenwein und Wafler, welches fie 
Negern. Ifters aus einem ſtinkenden Graben oder noch fehlimmern Dertern trinfen u). Sie bedie— 
nen fich auch Der Milch, wenn fie weiche befommen fünnen. 
Die Speife der Schwarzen ift fehlecht und einfach. Sie befteht vornehmlich in 
Sanglet oder in Kuſchkuſch, die aus Hirſe, Mich, Vögeln, manchmal Fiſchen, oder 
Wildpraͤt beſtehen; denn fie fehlachten felten ihr Vieh, außer bey großen Zeften und andern 
außerordentlichen Gelegenheiten. 

Sanglet. Die Weiber fangen mit Anbruche des Tages an, Sanglet zu machen; denn es erfor— 
dert volle fechs Stunden Zubereitung. Zweene oder drey, Die dieſes Werk angreifen, neh— 
men erſt den Hirſe und ftoßen ihn in tiefen hölzernen Mörfeln; denn Mühlen haben fie 
nicht. Wenn die Körner von den Hülfen abgefondert find, fo reinigen fie Diefelben in 
Wannen, die aus Palmenblättern gemacht find, und kochen fie darauf, entweder in Milch, 

oder in Waſſer, oder in Butter und Fleiſchbruͤhe, oder mit gedürrten Fiſchen. 

auſchtuſch. Kuſchkuſch, welches ihr beftes Eſſen if, wird gleichfalls wohl geftampft, und rein 

| gefiebt. Alsdenn machen fie einen Teig mit Waffer daraus, und bilden ihn in Eleine 
Küchelden. Wenn diefe Küchelchen wohl getrocknet find: fo werden fie in einem Durch⸗ 
fehlage über einen Topf gefegt, in welchen Fleiſch mit Palmenöle gekocht worden, damit fie 
den Geruch befommen. Dieſes Gerichte ſchmecket gut genug, wenn es vecht zubereiter 
und vom Sande gereiniger ift, welches aber felten gefchieht. { 
Wenn fie zu Felde ziehen: fo nehmen fie einen Beutel mit, der wie ein Arm dicke, und 
eine halbe Elfe lang ift, voll bereits gebackner Kuſchkuſch. Diefes ift die tägliche Ber- 
richtung der Weiber. Wenn die Weiber in Frankreich, faget le Maire, ſich fo unaufhör- 
fiche Mühe um Ihrer Männer willen geben follten, fo fürchte ich, Die Männer würden ein 
kuͤmmerliches geben zu führen haben. 

Art zu eſſen. Ihre geſetzten Mahlzeiten find Mittags und Abends. Sie eſſen alle fehr unfauber, - 
indem fie auf der Exde liegen, und ihr Eſſen Handvoller weife herausnehmen, und fich we— 
der Servietten, noch Teller, noch Meffer oder Gabeln bedienen. Mit dem Damel oder 
Könige fpeifer niemand, als bie oberften Marbuten, oder ein fehr vornehmer Herr, Mei- 
fientheits ißt er allein. Er laͤßt ſich ſchlechterdings nicht von einem Tobabo x) oder 
Weiten bey Tiſche fehen y), welches, wie der Berfaffer glauber, aus Scham über ihre 
Unfauberfeit und Armſeligkeit herruͤhret. 

"Unter den Geringern ißt die ganze Familie miteinander. Der erſte Aufſatz iſt Kuſch⸗ 
kuſch. Wenn fie damit fertig find: fo fallen fie über das Fleiſch her, welches fie mie den 
Fingern in Stüden reißen. Wenn fie es ein wenig benaget haben: fo legen fie es wieder 
in die Schüffel, auf eine zukünftige Mahlzeit. Im Effen brauchen fie nur Die rechte Hand, 
—— ſie linke zur Arbeit ſparen, und es daher fuͤr eine Unanſtaͤndigkeit halten, damit 
u eſſen 2). 
Mittags⸗ Jannequin ſaget, die Negern aͤßen auf eine ſehr ungeſittete Art; indem ſie nur eine 
— Dede über die Erde ausbreiten, worauf fie den Kuſchkuſch und das Fleiſch in hoͤlzernen 
; 
— Schuf 
38 Marbuten trinken Waſſer mit Honige Stuͤcke Ps | 
vermiſcht. e wires Rei 
x) Sin der Ueberſetzung Thonbabes: Sufeln a. d. 87u. f. ©. —— — 
) In neuern Zeiten Haben fie. ſich in dieſem 





von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XII Cap. 193 


Schüffeln fesen, und das Effen mit den Händen zerreißen, und fehr gierig in den Hals fte- Seirathen 

den aa). Die Bornehmen und Reichen laſſen ihre Gerichte reinlicher zurichten, und wer— der Negern 

den beſſer bedient. Ueberhaupt haben die Schwarzen gute und ſcharfe Magen, ſo daß ſie 

alles zu nuͤtzen wiſſen, und ſogar auch das Elephanten⸗ und Krokodilfleiſch eſſen. Das 

Fleiſch ſchmecket ihnen alsdann am beften, wenn es riecht, oder vielmehr ganz und gar ver⸗ 

faule ift 28). Db fie gleich ihre Ochſen, Schafe und Vögel unmittelbar darauf zueichten, 

wenn fie gefchlachter find: fo it das Fleiſch doch fehr weich, und fie zerfauen auch das Sie bedie- 

Effen fehr wohl. nen ſich kei⸗ 
Sie brauchen kein Brodt, ſondern ſie eſſen das Mehl von ihrem Getreyde, indem ſie nes Brodts. 

das Getraut damit verdicken. Das indianiſche Korn brauchen ſie am meiſten, wenn es 

noch gruͤn iſt, und roͤſten es in der Aehre auf Kohlen. Alsdenn hat es den Geſchmack, wie 

Schoten. Den Reiß kochen ſie meiſtentheils nach Art der Tuͤrken, indem ſie Pillaws 

machen. Das guineiſche Korn und das Manſaroke oder kleinere indianiſche Korn— 

ſtampfen ſie in Moͤrſeln zu Mehle, wie auch manchmal den Reiß und das groͤßere india⸗ 

niſche Korn. Die Einwohner baden niemals Kuchen oder Brodt für ſich: aber die Wei— 

ber, die an die Europäer gewöhnt find, haben beydes gelernt cc), | 


Der II Abſchnitt. 
Von ihren Heirathen und Begräbniffen, 


Gebraͤuche bey ihren Heirathen. Die Mägdchen - beit. Stehen in großer Dienftbarfeit. Die 
werden fehr jung geheirathet. Morgengabe Hiederfunft koͤmmt ihnen leicht an. Wie fie 
oder Geſchenke. Jungferſchaft wird geehrt. Die ihre Kinder benennen. Woher ihre platten Na: 
vornegmfte Ehefram Sie ſtrafen den Ehe: fen kommen. Liebe der Eltern zu den Kindern. 
bruch, deffen ſich die Mannsperfonen ſelbſt ſchul- Willfaͤhrigkeit der Mägdchen. Selbſtverleug⸗ 
dig machen. Ihre Weiber verrichten alle Ar⸗ nung bey den Weibern. 


Men ihren Heirathen faget Jobfon, ber Mann verfpreche fich mit der Frau, ehe fie noch in Heiraths⸗ 
den Jahren iſt, da fie heirathen kann, aber nicht ohne Einwilligung der Freunde, in deren form. 
Hände erdas feibgedinge oder die Morgengabe übergiebt, zu der er fich gegen fie verſteht. 
Auch der König, ober fein oberfter Statthalter fordert als Dbervormund ber Jungfern ein Ge: 
ſcheuk fuͤr feine Einwilligung. Wenn fie in ein Alter koͤmmt, das zur Heirath gefchickt 
iſt: fo geht er in Begleitung einiger jungen Leute, bey Mondenfiheine, bald Abends in das. 
Haus feiner Braut, und nimmt fie mit Gewalt heraus 2); dafie hingegen ſich fträubet und 
aus allen Kräften ſchreyt. Ihr koͤmmt das Geſchrey aller jungen Mägdchen aus dem ganz 
zen Drte zu Hülfe, und die jungen Männer ftelfen fich, als ob fie ihr toshelfen wollten, 
Doch der Bräutigam und feine Freunde führen fie im Triumphe in fein Haus. Hier 
bleibt fie eine Zeitlang verfteckt, und einige Monate hernach geht fie niemals ohne Schleyer 
aus, der nach ſpaniſcher Art alles bis auf ein Auge bedeckt. Die Morgengabe wird ihr 
aufgehoben, damit fie ſich im Falle der Wittwenſchaft einen Mann kaufen koͤnne. Denn 
dieſes ift bey den Witwen gewöhnlich b). 
| Moore 
a0) Jannequins Reifen a. d. 77 S. und le ce) Moores Reiſen a. d. 32 ©. 
Maite a.d.114 ©. „a, Siehe Jobs, Defehreibung von Futa, oben 
bb) Aabats abendländifches Africa IV Theil a. d. 138 ©. 


a. d. 174 © 5) Jobſon a. d. 53 und 56 ©, 
Allgem. Reifebefchr. II Band. Bb 


- 


Zeirathen 
der Negern. 
ae 


194 Reifen laͤngſt dev weſtlichen Kuͤſte von Afriea, 


Moore ſaget, fie verfprächen ihre Töchter öfters, fo bald fie nur geboren wären, zur 
Heirath, und koͤnnten die Eltern den Contract hernach nimmermehr brechen, noch Dürfte 


Die Mägd das Mägdchen, das auf folche Art verfchenkt worden ‚ Sich einen andern Matın ohne Er- 


chen heira⸗ 
then fehr 
Jung. 


Morgens 
gabe, 


Jungfer⸗ 


laubniß des erſten nehmen. Der Mann hingegen hat ſeine voͤllige Freyheit. Sie holen 
ihre Weiber gemeiniglich ſehr jung heim; ehe fie aber mit geht, muͤſſen fie den Eltern der 
Srau zwo Kühe, zwo Stangen Eifen, und zweyhundert Rolanüffe erlegen. 

Eben diefer Verfaffer erzählet ferner, daß der Mann bey der Heimbolung eine Gafte- 
rey anftellet, auf welche alle Leute, die £uft Haben, ohne Einladung kommen, und ſich drey 
bis vier Tage nad) einander erluftigen. Die Frau wird aus dem Haufe ihrer Eltern in 
das Haus ihres Ehemanns von Mannsperfonen auf den Schultern getragen, und bat einen 
Schleyer über das Geficht, welchen fie bis nach vellendeter Heirath behält. Unterdeffen 
tanzen und fingen Die Säfte, rühren die Trummel, und feuern Slinten ab e). 

Nach Labats Berichte, wendet fich ein junger Neger an der Sanaga, der feine Aus 
gen.auf ein Frauenzimmer geworfen, zuerft an die Eltern deffelden, um ihre Einwilligung 
zu erlangen; und wenn es eine Wanfe ift, an die nächften Anverwandten, Weil fich die 
Parteyen gemeiniglich ſchon verglichen haben, ehe fie noch zufammen kommen: fo bat der 
Vertrag feine Richtigkeit, fo bald der Liebhaber fich zu einem Geſchenke an die Eltern oder 
Anvermandten verfteht, welches gemeiniglich Vieh, baumwollene Tücher, Glasperlen, und 
Brandtewein find. Sie heirathen insgemein jung. Wenn diefes entrichtet it, fo wird 
die Braut zu ihrem Manne nach Haufe geführt, der fie bey der Hand empfängt, und uns 
mittelbar darauf nach Waſſer, Hol; und andern Norhivendigkeiten in der Hausbals 
fung zu gehen befiehlt. Sie gehorchet feinen Befehlen und wenn der Mann feine 
Abendmaplzeit eingenommen, thut fie gleichfalls. die ihrige, und wartet, big fie zu Bette 
gerufen wird 4). 

Die Morgengabe, faget Ie Maire, befteht aus Rindern, die dem Water in Verwah⸗ 
rung gegeben werden, welches zum hoͤchſten fuͤnfe find. Nach geſchloſſenem Vergleiche, 
gehen ſie ohne weitere Ceremonien zu Bette. Wenn die Braut ſich fuͤr eine Jungfer aug- 


ſHaſt in Eh⸗ giebt, (und Jungfern giebt es bier felten): fo wird ein weißes Tuch auf das Braurbette 


ren. 


gelegt, welches zum Beweiſe der Jungferſchaft dienet, wenn man es blutig findet. Nach 
dieſem halten ſie einen Umgang mit dieſem Tuche um das Dorf herum, wobey ſich die 
Guirioten einfinden, die das Lob der Schönen, und ihre Hochzeitlichen Freuden befingen, 
Wenn es fich aber finder, daß fie feine Jungfer ifk: fo iſt der Vater auf Verlan 
Mannes verbunden, fie zurückzunehmen, und die Ochſen Heraus zu geben. Diefes gefchiche 
aber felten; denn die Braut wird vor der Hochzeit fcharf unferfüchet, und der Mann thue 
diefe Anforderung nicht eher, als nach einer ehätlichen Ueberweifung. Das Mägdchen wird 
deswegen noch nicht verachfet; denn wenn fie gleich nicht feine rau feyn kann, fo Eann fie 
doc) bey einem andern eine Beyfchläferinn werden, und auf diefe Art kann fich der Vater 
beftändig neuen Vortheil machen e). 


Janne⸗ 
e) Moores Reifen a. d. 131 S FI Barbot faget von einem weißen Blatte, auf 
d) Cabats abendlaͤndiſches Africa, II Band der 35 ©. 5 ß — 
#.d.299 ©. 8) Jannequins Reife nach Lybien auf ver» 


€) Le Maires Reifen mac) den eanariſchen 131 Seite, 
Inſeln, a. d. 96 ©, b) Moores Reifen a.d. 122 ©, 








von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XI Cap. 105 


Jannequin erzählet, daß fie der Mann von den Eltern nackend empfängt, und mic ihr 
zu dem Priefter oder Marbuten gebt, der fie mit allerhand Ceremonien ein klein wenig 
Sand verſchlucken läßt, und ihnen befiehlt, die Heirath diefe Macht zu vollziehen. Die 
Braut wird auf ein weißes Ziegenfell /) gelegt; und wenn den folgenden Morgen bie 
Zeichen der Kungferfchaft nicht Darauf gefunden werden, fo wird fie von dem Manne ver- 
flogen. Eben diefer Schriftfteller feßet hinzu, daß die Jungfern der Schwarzen in die: 
fem Puncte fo gewiſſenhaft find, daß fie eher fterben, als ſich ihre Jungferſchaft vor der 
Heirath rauben lafen werden ). 

Wie Moore ſaget, ſo ſind die Schwarzen an der Gambra mehr geneigt, ein ſolches 
boͤſes Geſchick zu verhehlen, als auszubreiten. Denn die Frau wird immer noch fuͤr eine 
Jungfer angeſehen, wenn fie gleich ein oder zwey Kinder zuvor gehabt hat, und der Mann 
bleibt vergnüge, Denn er wuͤrde fich großem Aergerniſſe ausfegen, wenn es befanne wer: 
den folfte, daß feine Frau Feine Zungfer mehr geweſen, als er fie nach Haufe geführt 4). 

Barbot bemerfet, daß manche Neger fonft niemand, als Jungfern, heiratben wollen; 
andere aber wären nicht fo gewiſſenhaft 7). 

Ale Reifebefchreiber ſtimmen darinnen überein, daß einem Manne erlaubt ift, fo viel Wei- Die oberfte 
ber zu nehmen, als er unterhalten fan. Mur eine davon aber hat die Vorrechte einer. Ehefrau. 
Ehefrau, und tt beftändig um ihn A), Aus diefer Urfache nennten fie die Engländer zu 
Jobſons Zeiten die Handfrau, Sie ift von verfehiedenen mühfamen Berrichtungen aus- 
genommen, welche für die übrigen gehören. Doch darf fie nicht mit ihm, auch nicht in 
- feiner Gegenwart, effen, fondern in einem andern Haufe. Er-gebraucht ſich auch niemals 
‚einiger Liebkoſungen oder Küffe gegen fie, vielmeniger gegen eine von den übrigen, die nur * 

bloße Beyſchlaͤferinnen ſind, und gegen die er keine wahre eheliche Neigung bezeugt. 

Es iſt merkwuͤrdig, daß ſich dieſe Weiber niemals mit einander veruneinigen oder zan⸗ 
fen. Abends geht jede in ihre eigene Wohnung, und ſteht zu feinem Rufe bereit, und des 
Morgens begrüßen fie ihn auf den Knien, und legen die Hand auf feinen Schenkel 7). 

Moore fager, dag manche nicht weniger, als Hundert Weiber haben, und, daß er einen 
siemlich großen Flecken bey Brukoe wüßte, in dem niemand wohnte, als ein Mann mit 
feinen Weibern, Kindern und Sflaven m), “A 

Die Urfache, warum die Könige und großen Herren, die viele Häufer haben, ihre Weis 
ber fo vertheilen, iſt, Damit fie, wenn fie ihren Wohnplatz verändern, allezeit eine Familie 
in Bereitſchaft finden, fie aufzunehmen. 

Wenn gleich die Weiber in Anfehung ihres Mannes von gleichem Stande find: fo ift 
Doc) die, welche er zuerft geheirathet, im Falle fie Kinder hat, die vornehmſte, und hat 
vor den andern einen Vorzug 7), Barbot bekraͤftigt dieſes, und feßet hinzu, daß, 
wenn ein König feiner vornehmſten Frau überdrüßig wird, fo weilt er ipe Sand und 
Sklaven an, wovon fir feben kann, und erwaͤhlet fich eine andere aus feinem Seragliv an 
ihre Stelle 0), 


Bb 2 Sm 
s) Barböts Befchreibung von Guinea auf /) Jobfons Goldkuͤſte a. d. 51 ©, 
der 35 ©. m) Moores Reifen a. d. 133 ©, 


k) Am — Monte heißt nach dem 
Barbot die vornehmpte Frau Mafilmab. Bars ) Arbat 0. b. 300 ©. 
boss Beſchreihung von Guinea a, d. 117 ©. 0) Barbot a. d. 30 ©, 


196 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Ehe der m Falle des Ehebruchs werden, wie Jobſon ſaget, beyde Perſonen, die ſich deſſelben 
Schwar⸗ ſchuldig gemacht haben, ohne Hoffnung zur Befreyung, außerhalb Landes verkauft; als wel⸗ 
u", ches die Strafe für alle große Vergehungen iſt; denn fie verdammen niemanden zum Tode. 

Ehebruch Diefe Verbrecher wurden dazumal von den Portugiefen gekauft, und als Sklaven in Weit: 
wird geſtraft. indien verhandelt 7), 

Barbot meldet, die Schwarzen wären fehr eiferfüchtig; und wenn fie ihre Weiber 
irgendrvo auf einer Untreu ertappen koͤnnten: fo wiirde der Mann den Ehebrecher toͤdten, 
und die Frau verſtoßen, und zuihren Eltern nach Haufe ſchicken, welche genöthigt find, ihren 
Antheil wieder herauszugeben g). Doch faget er an einem andern Orte, fie befümmerten 
ſich eben nicht darum, wenn ihre Weiber bey andern Männern lägen r). 

Die Frau des Dali, eines Bedienen am Hofe des Damels, hatte ihrem Manne Urfa- 
che gegeben, ihre Treue in Verdacht zu ziehen. Der Mann würde ſich vielleicht ſelbſt ge⸗ 
raͤchet haben. Weil aber feine Frau von eier anfehnlichen Familie war: fo brachte er lie- 
ber feine Klagen vor den König. Diefer fand diefelben gerecht, und verfaufte Die Frau an 
den Heren Bruͤe in die Sklaverey. Ihre Anverrandten, die ſolches erfuhren, Fauften fie 
heimlich los, und ſchickten fie außerhalb Landes r). 

Eine Frau, faget Moore, die fich des Ehebruchs fhuldig machet, muß gewärtig fern, 
in die Sflaverey verkauft oder nach Gefallen verftoßen zu werden, Ihr Mann nörhigt 
fie, alle ihre Kinder mitzunehmen, wenn er nicht Luft hat, felbft eines davon zu behalten; 
und das find gemeiniglich nur folche Kinder, die erwachfen genug find, daß er ſich ihrer zu 
feinem Nugen bedienen kann. Er hat auch noch einige Jahre lang nach der Eheſcheidung 

» die Freyheit, ihr ihre Kinder nach feinem Gefallen wegjunehmen. Wenn aber die Frau 
ſchwanger geht: fo kann fie der Mann nicht eher verftoßen, als bis fieniedergefommen iſt 2). 
Sie biethen Dem ungeachtet halten es fich die Männer, wenn man den Erzählungen der Meifebe- 
ihre Weiber ſchreiber glauben will, für eine Ehre, wenn Weiße vom Stande bey ihren Weibern, Töch- 
andern ſelbſt fern oder Schweftern fehlafen, und biethen fie öfters felbft zuerit an. Diefes wird vom 
en le Maire begeuget »), und vom Jannequin x) und andern befräftiger. Barbot faget, 
fie machten fich Eein Bedenken, diejes zu thun, wenn fie dadurch etwas verdienen Fonnten pP). 
Safanterie Le Maire erzähle uns, die Weiber wären der Buhlerey fehr ergeben, und vertrügen 
der Weider, die Siebfofungen der Weißen ungemein gern; doch wären fie fehr Iohnfüchtig, und liegen ſich 
ihre Gunftbezeugungen bezahlen 2). Barbot hingegen faget, fie wären mit einer fehr ge: 
ringen Belohnung zufrieden. Er feget hinzu, fie wären fehr wohlgeſtaltet, lang und muns 
ter, und von einer fehr hellſchwarzen Farbe, muthwillig, und von einer angenehmen Mine, 
und ihre große Neigung zu den weißen Mannsperfonen verurfachte ihnen öfters große 
Zwiſtigkeiten mit ihren Männern a), | 
Die Weiber Die Weiber verrichten alle harte Arbeit, zum Erempel, daß fie den Reiß fichten und 
vereihten ſtampfen, welches in fehr weiten Mörfeln gefehieht. Sie richten alles Eſſen zu, und tra⸗ 
alle Arbeit, gen es auf den Tiſch, welcher weiter nichts ift, als eine Matte, bie auf dem Boden ausge: 


breites 
?) Jobſon a. d. 53 ©. ») le Maire a. d. 102 ©. 
) Barbot wie oben. ins Reife a. d, 
” Barbot a. d. 117 ©. ” — 35* — %8 © 
5) Baba im vierten Bande a.d. 190 ©. 3) Barbot ad. 36 S. 


9) Moores Reifen a. d.13&. 3) le Maire a. db. 102 ©, 





* 
* 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch XII Cap. 197 


breitet wird, Wenn diefes gefchehen ift: fo gehen fie wieder zurück; denn fie dürfen nie —— 
nigkeit der 


mals mit ihren Männern eſſen 6). 

Die Weiber thun meiſtentheils ſchwere Arbeit. Ihre vornehmſte Verrichtung iſt, 
ſie Reiß und Hirſe ſtampfen, Kuskus und Sanglet machen, die Speiſen zurichten, Ge: 
craͤnke bereiten, Baumwolle ſpinnen und färben, Kleider machen, Toback und Getreyde 
pflanzen, die Häufer rein halten, das Vieh hüten, Waffer und Hol; holen. Kurz, die ganze 
fehwere Arbeit im Haufe ift ihnen aufgelegt. Und wenn ihre Männer in Gefeltichaft ſind: 
fo gehen fie ihnen nach, um Die Mücken abzuhalten, und fie mit Pfeifen und Tobad zu 


bedienen c). 


Reine Frau hat die Freyheit, mit ihrem Manne zu fpeifen, fonbern ift in der That Leben in zroſ⸗ 


mehr eine Magd. Die Maͤnner unterfaffen nicht, ihnen die Unterwuͤrfigkeit auf eine folche ur 
it. 


Art einzuprägen, daß fie Derfelben niemals vergeflen A). Moore fager, die große Skla⸗ 
weren, in ber die Weiber ſtuͤnden, ruͤhrte von dem Muͤmbo Jumbo, oder dem Popanze 
per Weiber, ber, der hernach befchrieben wird. Er hätt folchen an einem Drte, da ein Mann 
fo viele Weiber hat, für etwas ſehr nothwendiges. Ehen diefer Verfaſſer erinnert, Daß ein 
Mann, der feiner Frau überdrüßig geworden it, fie verlaffen darf, wenn er das, was et bey 
dem Ehecontracte gegeben, im Stiche laffen will. Sie kann auch den Mann nach ihrem 
Willen verfaffen , wenn fie ihm nur fein Vieh wiedergiebt, Wenn aber der König einen 
$iebling mit einem von feinen Weibern begnadige hat: fo kann folcher diefe Frau auf feine 
Art und Weife wegfchaffen; obwohl der König fie nach feinem Gefallen zurücknehmen kann e). 

Den muhammedaniſchen Schwarzen ſind gewiſſe Grade in der Ehe verbothen. Ein 
Mann kann nicht zwo Schweſtern heirathen. Der Damel, welcher dieſes Geſetz uͤber⸗ 
creten hatte, ward deswegen insgeheim von den Marbuten ſehr getadelt [). ee: 

Die Weiber find ſehr fruchtbar, und haben, die febr jungen ausgenommen, felten fremde Leichte Nie⸗ 
Beyhuͤlfe beym Gebähren nöthig. Es wird für niederträchtig bey ihnen angefehen, wenn fie derkunft. 
in den größten Schmerzen ſchreyen, ober auch nur feufzen. Nach der Entbindung baden 
fie fich mir dem Kinde eine geraume Zeit lang. Wenn fie die Glieder in eine ſolche Ord⸗ 
mung gelegt haben, daß fie nicht auswachſen koͤnnen: fo wickeln fie dieſelben in ein Pagne 
ohne Windeln, als welche die Kinder gemeiniglich ungeſtalt und bucklicht machen. Wenn 
das Kind zwölf oder vierzehn Tage alt iſt: fo fangen fie an, es auf dem Rüden zu fragen, 
und nehmen es bey allen Arbeiten, die fie verrichten, niemals herunter 0). 

Es iſt nichts neues, daß man die Weiber noch an eben dem Tage, oder den Tag date Benennung 
auf, wenn fie entbunden find, ausgehen ſieht. Etwa einen Monat darnach geben fie dem der Kinder, 
Kinde einen Damen, woben fie ihm das Haar abfcheren, und den Kopf mit Dele falben h), 
und fünf oder ſechs Freunde als Zeugen zufich bitten. Sie brauchen gemeiniglich mubame 
medanifche Namen, als für die Knaben, Omar, Bvisb, Dimbi, Maliel, und für die 
Maͤgdchen, Fatima Alimata, Komba Romegsin, Warſel, Hengay. Alle Mor⸗ 
gen waſchen fie das Kind mit kaltem Waffer, und veiben eg mit Palmendle 7)» 

Bh3 Mit 
a) Barbots Befreiung von Guinea aufder ec) Moores Reifen a. d. 97 und 133 ©. 
5 LCabat im dritten Bande a. d. 158 5, 


34 Seite. 3 
5) Jobfons Goldkuͤſte a. d. 54 ©. ) Ebendafeldft im zweyten Bande a. d. 302 ©, 
) Kabat im zweyten Bande a. d. 301 ©. 5) Moeores Reiſen a. d. 134 ©, 

d) Ebendaſelbſt a. d.299 ©. 3) Barbot 0. d.37 ©. 


d aß Weiber. 


— 
— 


198 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Kinder der Mit den Kindern machen ſie ſich wenig zu ſchaffen, indem ſie dieſelben nackend auf der 
RNegern. Erde liegen laſſen, wo fie den ganzen Tag herumkriechen. Ehe fie gehen fönnen, binden fie 
fich diefelben mit einem Tuche auf den Ruͤcken; fo daß Die Füße auf beyden Seiten vorne 
vorhängen. So tragen fie fie bey allen Arbeiten herum, auc) fo gar, wenn fie Hirſe ffampfen k). 

Woher die . Diefer Schriftfteller, Jannequin, und die meiften andern, fehreiben ihre platten Naſen 
platten Na⸗ und Dicken Bäuche dieſer Are zu tragen zu. Denn wenn die Mutter fich bücfet, oder gez 
ſen. ſchwind wieder aufſteht: fo ſtoͤßt das Kind mie feiner Naſe an ihren Ruͤcken. Diefes zu 
vermeiden, beugt das Kind den Kopf, fo weit als möglich, zuriick, und Dadurch den Bauch 

heraus. Moore hat befunden, daß fie in der That niche mit platten Naſen gebohren wor« 

den find. Weil aber der Eigenfinn ver Mücter es fo haben will: fo pflegen fie, wenn fie das 

Kind wafchen, den obern Theil ver Naſe zu beugen, und niederzudruͤcken 2), Diefe Urfache 

koͤmmt uns wahrfcheinlicher vor. Le Maire hat diefes nicht für wahr befunden, daß die 

platteften Nafen und breiteften tippen ihnen am beften gefallen. Vielmehr hat er gefun- 

den, daß ihr Geſchmack in der Schönheit dem franzöfifchen ſehr ähnlich wäre, Die Farbe 
ausgenommen, indem ein feines Auge, ein Eleiner Mund, fchöne Sippen, und eine wohlge⸗ 

bildete Naſe bey ihnen Schoͤnheiten waren. Es giebt Weiber unter den Schwarzen, bie 

eine fo fehöne Gefihtsbildung und geibesgeftaft Haben, als irgend ein europäifches Frauen⸗ 

zimmer. Sie haben mehr natürlichen Witz, als die Männer, und find ſehr freundlich m), 

Diekiebeber ¶ Sie haben eine ſehr zaͤrtliche Siebe zu Ihren Kindern, und tragen ſehr viel Sorge für fie, 
eltern ger Big fie allein gehen Fönnen, Denn alsdann iſt es ihmen genug, ihnen gut zu effen zu geben, 
= hre Kin⸗ und fie nehmen fich Feine Mühe weiter um ihre Erziehung. So wachfen fie auf, und find 
. von einer ftarfen Natur, und wenigen Kranfpeiten ausgefegt, außer den Pocken. Weil 
fie aber in Müßiggange auferzogen werden: fo werden fie big zur Ausfchweifung faul; fo 

daß fie nicht einmal das Feld befüen würden, wenn fie nicht die Norbwendigkeit zwaͤnge. 

Sie ſaͤen auch nicht mehr, als gleich zu ihrem Unterhalte zureicht. Und wenn ihnen die 
Fruchtbarkeit des Landes nicht zu ſtatten kaͤme: ſo wuͤrden ſie alle Jahre Hunger leiden, 

oder ſich ſelbſt denen, die ihnen zu eſſen geben konnten, zu Sklaven verkaufen muͤſſen. Sie 

lieben keinen Zeitvertreib, als Tanzen und Geſellſchaft, deren fie niemals müde werden m), 


Willfaͤhrig⸗ Die Maͤgdchen thun ſehr erbar, beſonders in Geſellſchaft. Wenn man ſie aber allein 
feit der 2 beſucht: fo ſind fie ſehr willfährig, und für eine kleine Koralfe, ober ſeiden Schnupftuch, ver: 
Magdchen. (Fasten fie, was man haben will. Diejenigen aber, die von portugieſiſchem Gefchlechte ung 
Religion feyn wollen, und ſich Chriften nennen, find eingezogener, als Die unter den Man 
dingoern. Doch machen fie fich fein Bedenken, mit einem weißen Manne, der im Stande 
ift, fie zu unterhalten, ohne Heirathsceremonien als Fran zu leben 0). 
Sebiver: ¶ Keine verheirathete Fran fhläftnach ihrer Niederkunft eher bey ihrem Manne,als bis drey 
feugnung der Fahre um find p), wenn das Kind ſo lange leben bleibe. Alsdann entwöhnet fie das Kind, 
Weiber. np fihläft von neuen bey ihrem Manne. Denn fie glauben, wenn eine Mutter eher 5 
ihrem Manne fHläft, daß hre Milch Schaden leider, und das Kind vielen Krankheiten 
ausgefeger wird. Dem unerachtet glaubet er, daß unter zwanzigen nicht eine Frau fich in 
: fo 
) le Maires Reife a. d, 102 ©, ? n) Cabats abendlaͤndiſches Afeica, im zw —* 


I) Moores Reiſen a. d. ızı ©. Buche a.d 303 ©. 
#) le Maires Reife a. d. ı2 ©, o⸗Moore a. d. cat S 


—— 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch xm Cap. 109 


ſo fanger Zeit enthält, bey einem Manne zu fehlafen, Cr hat öfters gehört, daß Weiber Begrãbnig⸗ 
fehr getadelt, und für untreu gehalten worden, bloß, weil ihr ſaͤugendes Kind unpaß war 4). Teremonien 

Wenn jemand ftirbe: fo machen die Negern durch ein lautes Gefchrey und Wehklagen der cery 
den Todesfall ihren Nachbarn bekannt, worauf ſogleich eine große Menge in die Hütte des Begräbnig: 
Berftorbenen binzugelaufen Fommt, und mitfehreyen hilft, Ihre Begräbnißceremonien ersmonien, 
find an verfchiedenen Orten verfhieden 7). 

Die Seichenbegängniffe der Schwarzen gefchehen mit großem Gepränge und Ceremo- 
nien. Ein Marbut waͤſcht den Seichnam des Verftorbenen, und wicelt ihn in die befte 
$einewand, die er in feinem Leben gehabt hat, Alle Anverwandten und Nachbarn kommen, 
um ihr Klaggeſchrey zu machen, und thun lächerliche Fragen an ven Leichnam. Einer fraget, 
ob es ihm bey ihnen nicht gefallen hätte? Was ihm jemals zu Leide gefihehen fey? Ob 
er nicht fo reich geweſen, als ex nöchig gehabt? Ob er eine ſchoͤne Frau gehabt, und andere 
ſolche Thorbeiten. Wenn er fieht, daß er Feine Antwort erhält: fo gebt er fort, und macht 
einem andern Platz, der eben Desgleichen ſaget. Indeſſen unterlaffen die Guirioten nicht, 
ein Klagelicd auf ihn zu fingen. 

Sie Haben die Gewohnheit, für alle, die zum Begräbniffe kommen, ein Folgar anzu Bey dem ge⸗ 
richten ). Zu dieſem Ende ſchlachten fie einige Ochſen, und verkaufen Sklaven, damit meinen Bot 
fie Brandtewein zu ihrer Stärfung faufenfönnen. Wenn fie wohlgefpeifet haben: fo wird ke. 
der Todte unter eben der Kammer, wo er geftorben ift, verfcharrt, indem fie das Dach der- 

ſelben abdecken. 

Doc zuvor ſtimmen die Leidtragenden nochmals ihr Klaggeſchrey an, und vier Perſo— 
nen, die ein viereficht Tuch an jedem Zipfel halten, bedecken den Berftorbenen. Darauf - 
koͤmmt der Marbut, der dem Todten etwas ins Ohr wiſpert, und ihn hierauf zudecket. Als 
denn wird das Dach wieder aufgedeckt, und ein Tuc) von der Farbe, die fie am meiften lieben, 
darauf gelegt, Nach diefem. richten fie einen Pfahl auf,an welchem fie den Bogen, Köcher, 
und Affagaye des Berftorbenen anhängen. Darneben fegen fie einen Topf mit Kuſch⸗ 

Eufch, und einen Topf Waffer, die auf zwölf Monate zureichen follen: denn ihrer Einbil— 
dung nad) kann man effen, wenn man gleich todt ift. 

An einigen Orten führen fie einen Zaun von Dornen, oder einen großen Graben um 
die Kammer herum, damit ber Seichnam vor den Raubthieren ficher fen, welche ihn dem 
ni manchmal wegfchleppen, Die Seiptragenden fegen ihre Ceremonien acht Tage’ 
ang fort, 

Wenn ein Mann ftirbt: fo wird das Todtenlied von den Weibern und Mägdehen ab: 

J gefungen, und die Männer führen bloße Degen in der Hand, womit ſie gegen einander an⸗ 
ſtoßen. Ueberhaupt unternehmen fie bey dergleichen Gelegenheiten hundert thoͤrichte 
Spielwerke z), 

Wenn jemand ſtirbt: ſo kommen alle ſeine Freunde und Bekannte zuſammen, und 
ſchreyen ein oder zweene Tage lang über den Verſtorbenen, wie die Srländer in Gewohnheit 
haben, Sie begraben fie in den Kammern, wo fie geftorben find, oder doch fehr nahe da- 

bey, 
2) Siehe eine Steffe im IT Bande n.d.307 ©. r) Labat, im IIT Bande, a.d.73 S. 


9) Moore, 08,133 ©, Imgleichen Barbot, s) Das heißt ein Balloder Ga l. 
a. de zs und NS. eh 5 2) le Maire, 4.0.97 S. ri 





208 Neiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Begräbniß: bey. Die Verwandten, die auf hundert Meilen von dem Berftorbenen entfernet find, 
ceremonien fchreyen und heulen eben fo fehr, als Diejenigen, die ſich an dem Drte befinden, 


nn er Wenn ein König oder vornehmer Here ſtirbt: fo wird eine Zeit zum Klagegeſchreye 

BeyKönigen angeſetzt, welches manchmal vierzehn Tage oder einen Monat nach feinem Abfterben ift. 

—— Am diefe Zeit verſammelt ſich eine große Menge Volks in dem Hauſe des Verſtorbenen, 

derren. Ind die Nachbarn ſchicken Rinder, Vögel, Reiß, oder was fie fonft von Speifen haben, da: 
hin, welche allen Leuten, die hinkommen, ausgetheife werden. Die ganze Zeit hindurch fin- 
det alfo ein jeder freye Beföftigung, welche manchmal drey oder vier Tage lang waͤhret. 
Sie fangen mit einem Klaggefehreye an, und in der Nacht wird gefungen und getanzet, und 
diefes währer, bis fie auseinander gehen. 


Herr Moore war zum Begräbniffe eines vornehmen Heren aus dem ande eingeladen, 
welches folgendermaßen eingerichtet war. Es wurde eine Öruft ſechs bis fieben Fuß lang, 
drey Fuß tief,und zweene breit gegraben, worein der Leichnam in einen weißen baumwolle⸗ 
nen Tuche mit vieler Anftändigkeit gelegt ward, toben alle Anmefende ihre Misen abzo⸗ 

en. Darauf legten fie dünne Stäbe über das Grab bin, und Stroh oben drüber, damit 
Die Erde nicht in Bas Grab hinein fiel; benn auf das Stroh wird die ausgegrabene Erde 

geworfen, und mit den Süßen fefte eingeftampft =). 
Verſchiedene An manchen Orten machen fie einen Graben um die Grabftätte, den fie mit Dornhe⸗ 
Arten zu be: cken umzaͤunen, um die wilden Thiere abzuhalten, Wenn man diefes verabfäume: fo wird 
graben. der Körper öfters noch in der Begräbnißnacht aufgefreffen. An andern Orten dauern dieſe 
Begräbnißceremonien fieben oder acht Tage; und wenn der Berftorbene männliches Ge- 
fehlechts ift, fo laufen feine Cameraden mit bloßen Degen in der Stadt herum, als ob fie 
ihn fuchten x). Abe 

An andern Orten wird der Seichnam, in Begleitung der Anverwandten und aller Ein- 
wohner des Orts, beyberley Gefchlechts, zu Grabe getragen. Wenn fie zum Grabe hinkom⸗ 
men: fo beerdigen fie ihn ganz nackend, und füllen das Grab mit Erde zu, und richten bey 
demfelben etliche runde Hütten auf, wie die Eishuͤtten in Stalien. 


Bey dem Todesfalle eines Mannes nehmen feine Brüder, Schweftern oder Anver⸗ 
wandten feine Güter in Befis, und laſſen den Kindern wenig übrig, wenn fie noch unmüns 


dig find y). 


| Der 
m Moores Reifen, auf ber i29 Seite. 0.8.70&,, und Barbots Befchreibung von Gui⸗ 
ea, a. d. 522 S. 


x) Labats abendlaͤndiſches Africa, im zten Bau- 9) Aabatı ebendaſ. 
de, a.d.75©., imgleichen Jobſons Golbhandel, 4) Vom Bonbalon,einer Art von Meertrompete, 
die 


er 





von Capo Blanco bis Sierra Leona. vi Buch XIII Cap. 20 


Der Bit Abſchnitt. rufe oer 
Bon der Mufik, dem Tanzen, Fiſchen und Jagen der&Schwargen —— 


Muſtk der Schwarzen. Trompetenhorn. Szalof: Sie werden für unehrlich gehalten, und des Be: _ 

“ tummeln. Mandingotrummeln. Lauten. Sl: graͤbniſſes beraubt. Die Negern, befonders 
ten. Das Balafo. ein Klang kömmt der ihre Weiber, find auf das Tanzen erpicht. Ih—⸗ 
Orgel nahe. Einrichtung deſſelben. Ihre Mu⸗ re Folgars oder Baͤlle. Ihre Art im Ringen. 
ſikanten oder Poſſenreißer. Sind den irlaͤndi⸗ Fiſcher unter ihnen. Jir Netzwerk. Wie ſie 
ſchen Harfenſchlaͤgern gleich. Werden von den. die Fiſche trocknen. Ihre Fifcheckaͤhne. Art zu 
Koͤnigen und vornehmen Herren beſoldet. Sind fiſchen. Andere Art. Fiſcherey auf der 
große Schmeichler, und werden deswegen gut Gambra. Die Schwarzen find gute Jaͤger. 
belohnt. Ihre abgeſchmackten Lobeserhebungen. Wie fie die Elephanten tödten. N 


Al⸗ Einwohner dieſer Gegenden find ungemeine Lebhaber der Muſik. Sie haben Infteu: Negermuſik. 


mente von allerhand Arten, die mit den europaiſchen übereinfommen,aber zu feiner ſonder⸗ 
lichen Vollkommenheit gebracht find; als eine Art von Trompeten, Trummeln, Spinetten, 
Saufen, Flöten und Orgeln. Die Schwarzen von Galam undan der Gambra, und überhaupt Trompeten: 
an allen Orten, wo es viel Efephanten giebt, haben eine Art von Trompeten, aus Fleinen Ele- horn. 
phantenzaͤhnen 2), welche fie aushölen, und in⸗ und auswendig fo fange fchaben, bis fie ihre 
gehörige Dicke haben. Sie machen fie von verfchiedener Größe, damit fie verfchiedene 
Arten von Schalle hervorbringen Finnen. Doch machen fie nichts, als ein verwirrtes Ge- 
räufch, weil fie einen rauen und ftumpfen Ton geben. ar | 

Ihre Trummeln find hohle Baumſtaͤmme, die an dem einen Ende mit fraffem Schaf: Jaloftrum⸗ 
oder Ziegenfelle überzogen find. Manchmal rühren fie dieſelben nur mit den Fingern, doch meln. 
noch öfterer mit zweenen Kloͤppeln von verfchiedener Dicke, mit runden Knöpfen. Sie 

ind von einem feften ſchweren Holze, als Fichten oder Ebenhofze, gemacht. Die Trummeln 

* un? des verſchiedenen Schalls willen unterſchiedene Laͤngen und Durchmeſſer. Ur ' 
berhaupt aber machen fie ein wildes Gefaufe, das einen eher bekaͤuben, als ergogen oder ans 


- feuern kann. Nichtsdeſtoweniger ift es ihr Leibinftrument, ohne welches Feine von ihren 


Gaftereyen gefeyert wird >), 

Die Mandingotrummeln find nah Moores Befchreibung eine Elle lang, und Haben Mandingo⸗ 
oben einen Fuß oder zwanzig Zoff im Durchſchnitte, unten aber nicht fo viel. Sie rühren tummeln. 
ke nur mit einem Klöppel und der linken Hand'r), Jobſon faget, daß fie eine kleine 

rummel unter dem linken Arme zu halten pflegen, Die mit den Fingern von dieſer Hand, 
und mit einem frummen KRlöppel, den fie mit der vechten Hand regieren, gefchlagen wird. 
Unterdeffen ſingt oderheulet 4) der Trummelfchläger darzu, und die ganze Figur Hat das An- 
fehen und die Stellung eines Wechfelbalgs e) oder Befeffenen, re 

Faft in jeder Stadt haben fie etwas, das einer Trummel ähntich iſt, mit Namen Ton _ 
tong, welche nur bey der Ankunft eines Feindes, oder beyandern außerordentliche Gele: 
genheiten gefchlagen wird, um die benachbarten Dorffhaften zu Huͤlfe zu rufen. Ein füt- 
her Tontong kann bey Nacht ſechs bis fieben Meilen weir gehörer werden /). 

Das 


die zu Biſſos gebräuchlich ift. S. II Vand a d 419. 4) Daher ruͤhret der Verdacht ihrer Gemein ſchaft 
Labat / im Bande, ard 229u. Smit dem SZo⸗ re 
— Moores Reifen in die inlandiſchen Theile von e) Jobſons Goldhandel, a. d. ros &, 
Afriea, a 8.648 0° 7) Moores Reiſen, ad, 1098, 
Allgem, Beiſebeſchr. III Band. Er di 


Muſik der 
Schwar⸗ 
zen. 


Lauten. 


Floͤten. 


Balafo 


tklingt wie 
eine Orgel. 


202 - Reifen laͤngſt der wefklichen Kuͤſte von Africa, 


Das gebräuchlichfte unter den dreyen Inſtrumenten, welche Jobſon bey den Schwarzen 
an der Bambra gefehen, beftund aus einem Bauche, ber aus einem großen Rürbfe gemacht 
war, und oben aus einem langen Halſe obne Griffe. Es hatte ſechs Saiten, und Wirbel 
zum Stimmen.  Diefes war das einzige Inſtrument, das fie mit den Fingern ſpielen. 
Diefes Inſtrument g) ward oft von dem Schalle der kleinen Trummel, Die oben befchrieben 
worden, begleitet, An der Seeküfte ift ein ander Inſtrument im Gebrauche, welches ſich 
gut in Krankenſtuben ſchicket. Es ift eine Art von Laute, die aus einem hohlen Stüce 
Holz 4), das mit Jeder überzogen ift, befteht, und zwey oder drey hährene Saiten hat, Sie 
ift mit Bleche und Ringen von Eifen geziert, gleichwie eine Bifeajertrummel. 

Sie haben Flöten und Flaſchenets, welche nichts als Rohr find. Sie blafen darauf, 


wie die americanifchen Wilden, das ift, fehr fehlecht, und immer in eineriey Tone. Und 


wenn fie auch europäifche Flöten hätten, fo würden fie es nicht beffer machen 1). 

Ihr vornehmftes Inſtrument aber ift der Ballafo k), ober Ballard, wie es Jobſon 
nennt, Es ſteht einen Fuß hoch über der Erde, iſt unten hohl, und oben hat es ſiebenzehn 
hölzerne Wirbel, die in einer folchen Ordnung ftehen, als wie die Regifter an einer Orgel. 
An diefen ift eine gleiche Anzahl Saiten von Drate befeftiger, Die fo dicke find, als ein Fe— 
verfiel, und einen Fuß in der Laͤnge haben, melches die ganze Breite des Inſtruments iſt. 
In dem andern Endeunterdem Bauche oder ber Höhlung hängen zweene ausgehoͤhlte Kürbfe, 
welche dienen, den Schall aufzufangen, und zu verdoppeln. 

Derjenige, der es ſpielet, fißt auf der Erde, mitten an feinem Inſtrumente, und ruͤhret 
die Wirbel mit zweenen Klöppeln, deren jeder einen Fuß lang, und oben mit Werk ummun- 
den ift, weil das bloße Holz außerdem zu ſehr Elappern würde. An den Aermen trägt er 
große eiferne Ringe, aus welchen Hafen mit kleinern Ningen und Schellen hervorragen, die 
in währendem Spielen durd) die Bervegung feiner Aerme einen muſikaliſchen Klang geben. 
Ein folches Inſtrument zu machen, iſt bey ihnen ein Meiſterſtuͤckk. Es giebt einen fehr 
lauten Schall; denn, wie der Verfaſſer faget, fo Eonnte er es eine gute englifche Meile 
weit hören 7). 

Diefes Inſtrument muß mit demjenigen einerley feyn, von dem le Maire faget, daß 
es aus einer Reihe Saiten von unterjchiedener Größe beftünde, welche wie die Saiten auf 
dem Spinnette gefpannt wären, und Daß es an ſich felbft harmonifch genug wäre, wenn fie nur 
darauf zu fpielen müßten m), Es ift vielleicht in verfehiebenen Gegenden einigen Veraͤn⸗ 
derungen unterworfen. Zu Nakkaway an ber Bambra ward Herr Moore mit einer 
ſolchen Mufif bewillkommt, und in der Entfernung von einigen hundert Ellen gab biefes 
Inſtrument einen Klang, faft wie eine Orgel. Es befteht aus zwanzig wohlgefchliffnen 
Dfeifen, von fehr hartem Holze, die ſtufenweiſe, ſowohl der Lange, als der Dicke nach, abneh⸗ 
men, und mit Riemen von feinem Leder zuſammengefuͤgt ſind. Dieſe Riemen ſind an klei⸗ 
nen runden Stiftern zufammengebunden, die zwiſchen jeder Pfeife ſtehen, um einen Eleinen 
Zwiſchenraum zu machen. Unter den Pfeifen find zwölf bis vierzehn Ealabafchen von ver: 
fchiedener Größe angemacht, welche gleichen Nutzen mit ben Drgelpfeifen haben 2). Sie 

fpielen 


2) Jobfon, a.d.105 ©. 1) Jobfon, a.d.106 ©. 
bh) Be Maires Reife nad) den Canarieninfeln, =) Be Maires Neifen, a.d.92 ©. 
auf der 83 ©. ..,n) Dder vielmehr tie dev Nefonanzboden eines 


;) Labat, im2ten Bande, a.d. 333 ©. Elavizymbels. Barbot faget au, daß es wie ei 
4 Moore fhreibt Balafen. Elavizymbel klingt, 4.d.55 ©. 





von Caps Blanco big Sierra Leona. VI Buch XIII Cap. 203 


fpielen darauf mit zweenen KRlöppeln, die mit einer dünnen Haut, welche fie von dem Siboa- Muſik der 
baume abfchälen, oder mit Leder überzogen find, un den Schall weicher zu machen 0), Schwar- 

Labats Befhreibung von diefem Inſtrumente giebt uns von der Beſchaffenheit def ___ Fer 
felben mehr Unterricht. Er faget, daß der Balafo bey den Fuliern aus ſechzehn Röhren Seine Be- 
von hartem Holze befhünde, bie einen Zoll breit, und vier bis fuͤnf Linien dicke find p). Die fhaffenpeit. 
fängften darunter find achtzehn, und die Fürzeften fieben ober acht Zoll. Sie ruhen auf 
einem Eleinen Geftelle, das einen Fuß hoc) ift, woran fie durch Niemen von feinem Leder 
befeftiget werben, welche ſich zugleich um einige kleine Stifter herumſchlingen, die zwiſchen 
den Pfeifen ftehen, um fie in gehöriger Weite von einander zu halten, Unter den Pfeifen 
hängen runde Ealabafchen von verfchiedener Größe, nämlich die größten unter den größten 
Pfeifen, und fo weiter nad) ihrem Verhaͤltniſſe. Diefes Inſtrument hat einige Aehnlich- 
£eit mit einer Orgel, giebt einen angenehmen Klang, und wird mit ziweenen Fleinen Klöppeln, 
gleichroie die auf dem Hackebrette, gerührt, die, um den Klang annebmlicher zu machen, oben 
mit geder überzogen find 4). 

Diejenigen, die auf Inſtrumenten fpielen, find Perfonen von einem fehr fonderbaren Ihre Mut: 
Charakter, und eben ſowohl die Poeten, als die Mufifanten der Nation, faft wie die Yar- Fanten oder 
ben unter den Irrlaͤndern und alten Dritten. Alle franzöfifche Seribenten, welche diefän- Poflenteif 
der der Jalofer und der Fulier befchreiben, nennen fie Guirioten, Jobſon aber giebt ihnen * 
den Namen Juddies, welches er durch Fiedler überfegt. Vielleicht ift der erftere Name 


bey den Jalofern und Zuliern, und der legtere bey den Mandingvern gebräuchlich. z 


Barbot faget, daß Guiriot in der Sprache der Schwarzen um die Sanaga einen 
Poffenreißer bedeute, und daß fie eine Art von Schmarogern wären. Die Könige und 
Großen des Reichs halten zweene, drey oder mehr von dieſen Guirioten, zu ihrer und ihrer 
Säfte Beluftigung r). Jobſon ſaget, daß, fo oft ein König oder vornehmer Herr von 
den Völkern um die Gambra zu den Engländern, die auf dem Fluffe Handeln, gekommen, 
fie allegeit ihre Juddies oder Muſik zum Staate mit ſich gebracht. Diefe Juddies ha⸗ Wie die ir⸗ 
ben, wie er faget, eine volllommne Gleichheit mie den englifchen Meifterfängern, oder Har- laͤndiſchen 
fenfchlägern; fie fißen auch auf eben diefe Art etwas von der Gefellfchaft abgefondert auf —* 
der Erde. Sie begleiten dieſe Muſik mit Geſaͤngen, die gemeiniglich von dem alten Ger chlaͤger. 
ſchlechte ihrer Könige, und den Thaten ihrer Vorfahren handeln, oder ſonſt auf gewiſſe Ge: f 
fegenheiten verfertiget find. Defters fungen fie aus dem Stegreife in Öegenwart des Ber: 
faffers ein Lied zu Ehren der weißen Männer, wogegen fie eine Vergeltung erivarteten s). _ 

Obgleich die Schwarzen feinen Wig und fein Genie haben: fo hören fie doc) gern, &; 
wenn cas — * damit ſchmeichelt. Und dieſen Dienſt verrichten ihnen die —— —— 
Sie tragen eine Trummel vier bis fünf Fuß lang, die aus einem hohlen Baumſtamme be- Ier. 
fiehe, weiche fie entweder mit ben Händen oder mit Fleinen Schlägeln rühren. Sie Haben 
auch Trummeln, welche Körben ähnlich fehen, und über melche Fleine Saiten geſpannt find, 
die fie mit der einen Hand greifen, indem fie mit der andern auf die Trummel fihla- 


gen ?). 
Ce a Barbot 


0) Moores Reiſen, a. d 119 S. Froger ber 9) Labat, im aten Bande, a. d. 332 S. 
ſchreibe es ſehr artig auf eben dieſe Art, in ſeinen Rei. 7) Marbot,a.d.55©. 
ſen auf dem Suͤdmeere. 5) Jobfons Goldhandel, a. d. ioz S. 
g) Eine kinie if der zwoͤlfte Theil eines Zolls. ) ke Maire a. d. 2 S. 


ar) 


204 Reiſen längft der. weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Muſik der Barbot Noah daß die Guirioten allein den Vorzug haben, die Olamba oder große 
Schwarz (ange koͤnigliche Trummel, die aus feinem Ziegenleder gemacht iſt, vor dem Könige, wenn er 
ER Krieg geht, herzutragen. Dieſe hängt der Guiriot an feinen Hals, und fehläge fie mic 
Eleinen Schlägeln oder mit den Händen, und ſchreyt darzu mit einer verzweifelten Stimme, 
und finge Worte ohne Menfchenverftand in allerhand Tönen ab. Sonſt haben fie auch), 
wie eben diefer Schriftfteller erzäbler, zum Vergnügen ihrer Herren Pauken, nach Art der 
Moren, wie flache Ballkoͤrbchen, da queerüber etliche dünne Saiten geben, die fie mit der ei- 

nen Hand greifen, da fie unterdeflen mit der andern auf die Trummel ſchlagen ), 
Und werden Die Schwarzen vergnügen fich fehr an dem Lobe der Öuirioten, und vergelten es ihnen 
aut dafür reichlich, Der Berfaffer ift ein Zeuge, daß fie ihre Kleider abgezogen, um dieſe falfchen 
bezahlt. ekelhaften Schmeichler zu belohnen. Wenn diefen nichtswürdigen ihr eingebildeter Sohn 
fehl ſchlaͤgt: fo fangen ſie an zu ſchmaͤhen, und breiten ſoviel fchlimmes, als fie nur erfinnen 
können, von derfelben Perſon in dem Dörfe aus, und wiederrufen alles gute, was fie ‚von 
ihr gefaget haben, welches für die größte Defchimpfung gehalten wird, die man nur er: 

denfen kann. - 

Man fehäget es für eine fehr große Ehre, wenn der Guiriot des Königs jemandes Lob be 
fingt, und es entgeht ihm niemals eine gute Belohnung, die öfters aus: etlichen Rindern, 
oder dem beften Theile ihres Vermögens befteht. Sie fungen zwar öfters auch die Franz _ 

zofen anz fie fonnten aber denfelben niemals ihr Geld ablocken x). — 
Ihre ekelhaf· Der ordentliche Inhalt von den Geſaͤngen oder Reden dieſer Poſſenreißer iſt unge 
ten Lobeser⸗ faͤhr dieſer: ‚Er iſt ein großer Mann, oder ein, großer Herr. Er iſt reich, er iſt mächtig, 
hebungen. grifkedel. Er hat Sangara oder Brandtewein weggeſchenkt, und ſolch elendes Zeug 
mehr, welches ſie mit ſo abſcheulichen Stimmen und Gebehrden wiederholen, daß ein jeder 
die Geduld verliert, nur die Schwarzen nicht. Man darf aber nichts an ihren Geſaͤngen 
tadeln, ſondern alles loben. Unter andern Ausdruͤcken, welchen des Konde Guiriot gegen 
einen franzöfifchen Bebienten gebrauchte, wiederholter öfters diefen, daß er dev vornehmfte 

Sklave des Königs wäre; indem er Diefes für ein großes Compliment hielt y), 

Die Mufikanten werden für reich gehalten, und ihre Weiber Haben mehr Kryſtall, 

blaue Steine und gläferne Perlen an ſich hängen, als die Weiber des Königs; Es ift aber 

Werden für meiftentheils Tüderliches Geſindel. Es iſt merkwuͤrdig, daß bey aller diefer Neigung des 
anehrlich ger Volks zur Muſik, doch ein Mufikante in großer Verachtung ſteht, und daß man ihm ein 
halten. Begraͤbniß mie den ordentlichen Ceremonien verfaget. An Statt deffen wird fein Leich⸗ 
nam gerade in einen holen Baum gefest, bis er verfault. Die Urfache,.die fie davon an— 

geben, ift, daß diefe Sänger einen vertrauten Limgang mit ihrem Teufel Ho⸗re z)- haben. 
 Babat koͤmmt faft in allem mit, FJobfonen uͤberein. Er faget, daß dewmeifte Theil der 
Schwarzen, befonders.die gefitteten unter ihnen, die Muſikanten fuͤr unehrlich ‚halten ; ob 

fie gleich Diefes bey ihren, Lebzeiten. nicht zu erkennen ‚geben, „weil fie ihnen zu ihrem Ber- 

Das Begraͤb⸗ gnůgen unentbehrlich ſind. Se bald fie.aber tode find, fo offenbaret ſich diefer Abfcheu, in 
niß wird ide dem fie ihren Weibern oder Kindern nicht geftatten, fie unter Die Erde zu bringen, auch 
nen verfügt. nicht einmal fie in Die See ober in einen Fluß zu werfen, damit fie von den Fiſchen verzehrt 


& = ur a 2 ’ RW ar 2 a ar a. a x werden. 
n) Barbot,a,d,55und39&. Dieſe Trummel + 9) Barbot wie —VVV—— 
heißt Aomlambe. sam dl 2) Jobſons Goldkůſte a. 107 u fu&.- ı 
x) Be Maires Reifen a d. 83 u. ſu S. a) Tabat II Band a. d. 330 u. f. S. Imglei⸗ 


chen 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XIII Cap. 205 


werden. Dein fie bilden ſich ein, daß die Erde einen weiten Raum um ihr Grab herum Wuſik der 
nichts tragen, und daß die Fläffe von ihnen vergiftet werden würden. Indeſſen Fonnen Schwarz 
fie keine Urfache von diefen harten Bezeigen anführen, als die bloße Gewohnheit, Die 
Berwandten diefer Trummelfchläger find alfo genoͤthigt, den $eichnam in einen holen Baum 
zu ftecfen, bis: er Dafelbft von den Woͤlfen oder andern Raubthieren aufgefreſſen wird 4). 

Ob alle Nationen in dieſem Theile von Africa, eine gleiche Verachtung gegen die Gui⸗ 
vioten haben, das iſt noch zweifelhaft. Denn es ift merfwürdig,daß, da die Könige und Prin- 
zen unter’ den Jalofern es für eine Unanftändigkeic halten, ein Juſtrument anzuruͤhren, ſich 
viele Herren von gleichem Range unter den Fuliern eine Ehre daraus machen, etliche In⸗— 
firumente zu verſtehen b). | Jar. 

Eben diefe Bölferfchaften haben nicht weniger Siebe zum Tanzen, als zur Muſik. Wo Die Negern 
nur der Balafo gehört ward; denn Jobſon traf dergleichen Inſtrumente nicht fehr haufig eben das 
an, da war allezeit ein großer Zulauf, und das: Volk tanzte Tag und Nacht durch, bis der Tagen, 
Spieler müde war. Sin "le al 
. Die Weiber lieben das Tanzen am meiften, und tanzen allegeit einzeln. hre Schritte beſonders die 
thun fie mit geoßer Behendigkeit, mit vielen Kniebeugen und ſchiefen Stellungen, da uns Weiber, 
terdeffen die Herumftehenden die Annehmlichkeit des Tanzes, durch ihr Händeklarfchen ver⸗ 
mehren, als ob fie den Takt fihlügen. Die Mannsperfonen tanze mit bloßen Degen, und 
ſchwenken diefelben, um den Tanz, nach ihrer Art, luſtig zu machen ec). 

« Die muntern und galanten Weiber tanzen gern des Abends, befonders bey den Abwechſe— 
hungen des Mondes. Sie tanzen in einem Kreife, und klatſchen mit den Händen, ohne 
von ihrem Orte wegzufommen, und fingen, was ihnen nur einfäll, Die mittelften halten 
unter dem Tanze die.eine Hand auf dem Kopfe, und die andere auf dem Rücken, und beu⸗ 
gen fid) vorwärts, und ftampfen mit-den Füßen auf die Erde. Ihre Stellungen find fehr 
geil, befonders wenn ein Junggeſelle mit ihnen tanzet. Ihre Mufif beftehr aus. einem 
Talabaſch oder Keflel; denn fie lieben das Geräufch A). | 
Woore faget, Die Weiber fähen es fehr gern, wenn ein Weißer mic ihren tanzet oder 
trinke, Wenn aber das Getränk einem Europäer zugehört, mit dem fie nicht wohl be> 
kannt find: fo find fie fehr behutſam, und laſſen ihn allezeit erft zuvor trinken, aus Zurcht 
vor dem Öffte de nu. | * 
Der Herr Bruͤe, der zu einem Folgar oder Balle in dem Dorfe des Johann Barre, Ihre dol⸗ 

an dem Ausfluffe der Sanaga eingeladen wurde, hält ihre Tänze für fehe abmattend, und Sr FF 
einige von ihren Gebehrden für unziemend, die aber vielleicht von den Schwarzen nicht fo e 
gemeynt find. Derfelbe Ball dauerte die ganze Macht hindurch. Bruͤe gieng zu Bette, 

und ward des Morgens durch eine Serenade unter feinem Fenfter aufgewedt, Er gab 

den Mufikanten Brandtewein, um ihrer los zu werden. Dieſe aber nahmen es für eine 
Belohnung und Aufmunterung at, und machten alfo zehnmal mehr Laͤrmen, als zuvor, und 

trieben es fo lange, bis Johann Barre und Jamſee mit ihm fortgiengen f)- 

Ein andermal ward, eben dieſem Herrn zu Ehren, ein großer Ball von einem Fuͤrſten 

“unter den Suliern angeſtellt. Dahin Fam alles junge Volk aus dem Dorfe, und aus 

i — Cc — der 

d) Le Maires Reifen u d. 102 S. — 

)Moores Reiſen a. d. 1288. “Ni 
) Kabat IE Band a, d. 277 ©, st 


‘ 


en Barbots Befhreißung von Guinea 1.5.55 
b) Siehe I Band a. d. 356 S. 
e) Jobfon wie oben. 


206 Seifen laͤngſt der wefklichen Kuͤſte von Africa, 


Ziſcherey der ganzen Gegend mit geoßer Begierde, ihre Luſt zum Tanzen, Singen, Sautenfpiefen, und 
der Schwar⸗ ndern Uebungen vor einem Fremden zu bezeugen, den ihr Prinz mie einer folchen Luſtbar⸗ 
Fe Epic beehrte. Wenn die jungen Leute beyderley Geſchlechts in diefen Ergöglichfeiten be— 
geiffen find: fo figen unterdeflen die Altern um diejenige Perfon herum, der zu Ehren der 
Folgar angeftelle ift, und unterreden ſich mit ihr, Und diefes ift, wie ſchon gemeldet 
worden, eine von den größten Ergöglichfeiten der Sulier g). 
Ihre Art zu _ Bon diefen Uebungen ift auch eine das Ringen. Dabey gehen die Kämpfer mit lä: 
singen. cherlichen Stellungen auf einander log. Bey dergleichen Gelegenheiten iſt allezeit jemand, 
der die Stelle eines Guirioten vertritt, und um ihnen Much zu machen, auf einen Keffel 
odereine Trummel fihlägt. Da fie nadend find: fo haben fie fehr viel Mühe, einander nies 
der zuwerfen; und wenn es gefchieht, fo fallen fie hart. 
Die Negern Die nußbaren Seibesübungen der Schwarzen find Sifhen und Sagen. Le Maire 
verftehen faget, Daß die meiften von denen, bie an den Fluͤſſen wohnen, Fifcher find, und ihre Kinder 
das Fiſchen. noch ganz jung zu dieſer Arbeit anhalten. Sie bedienen fich der Canden oder kleinen Kaͤh⸗ 
ne von ausgehöhlten Bäumen, wovon bie größten zehn bis zwölf Mann faffen, und Dreyßig 
Fuß lang, öfters aber nicht über drittehalb breit find. Sie gehen beydes mit Rudern 
und Segeln, und werden bey einem ftarfen Winde oder ungeftümen Waffer öfters umge 
worfen. Davon aber faffen ſich die Schwarzen nicht fehr anfechten, weil fie vortreffliche 
Schwimmer find. Sie fehren ben Kahn gleich wieder mit den Achfeln auf die rechte 
Seite, und find dabey fo unbefümmert, als ob nichts gefchehen wäre; und fo rudern fie ges 
ſchwinde fort, wie ein Pfeil vom Bogen; fo daß die Teichtefte franzöfifche Schaluppe ihnen 
; niche beykoͤmmt. . 
Ihr diſcher⸗ Wenn ſie aufs Fiſchen gehen: ſo ſteigen zweene in einen Kahn, und nehmen ſich einen 
zeug. Bezirk fechs Seemeilen weit in die See hinein. hr Fiſchen geſchieht meiftentheils mie 
der Angel, Die großen Fifhe aber, bie nicht an dem Hafen anbeißen, verwunden fie mit 
Harpunen, welche faft wie breite Pfeile find, die an frisigen Pfählen angemacht find, in 
der Länge rt halben Pike, Sie hängen an einer Seine, womit fie das Eifen wieder 
uruͤckziehen +). 
Wie fie die Sie trocknen die Fleinen Fiſche, und zerfchneiden die großen, als den Grünfifch. Weit 
gFiſche duͤr⸗ fie aber diefelben nicht einfalzen: fo werden fie meiftentheils zuvor ftinficht, ehe fie aus: 
ven. deren. Und folche Fifche halten fie für etwas ‚gutes, und machen ſich gar nichts daraus, 
fo lange fie noch frifch find. Sie verkaufen fie innerhalb Landes, und fie würden einen an- 
fehntichen Gewinnſt Haben, wenn fie ſich die Muͤhe nähmen, fie in die Dörfer zu bringen. 
Weil aber die Einwohner und die Fiſcher gleich faul find: fo werden fie weder abgeholer 
noch verführet, fondern man läßt fie verfaulen und verderben 7), 
Shregiiger: Wie Harbor faget, fo find die Fifcher in großer Anzahl zu Aufifco oder Rio Srefco, 
kähne. und an andern Orten an der Küfte, und dem Fluſſe Sanaga. Diejenigen, die in der See 
fifchen, gehen manchmal zu dreyen auf einer Almadia oder einem Kahne mit zweene kleinen 
Maften, und an jedem mit zweyen Eleinen Segeln aus, Manchmalhaben fie auch nach Art der 


großen 
) Cabat III Band a. d. 27 & Siehe :) Le Maire a. d. ioz S. Si 
auch U Band a. d. 346 ©. bots Beſchreibung von Suinen ee Bar⸗ 


* Be Maire auf der xo3 und folgenden 


&) Barbot auf der gr und folgenden Seite. 


— 


4 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch XIli Cap. 207 


großen Schiffe drey Segel, als: das große Segel, das Marsfegel, und Bramfegel. Auf 
diefen KRähnen wagen fie ſich drey bis fünf Meilen weit in die See, wo das Wetter nicht 
ſehr ſtuͤrmiſch iſt. 

Gemeiniglid) fahren fie des Morgens mit einem Landwinde aus; und wenn fie ihre 
Sifcheren vollendet haben, fo lommen fie um Mittag mit dem Seewinde zurück, Dder wenn 
ihnen der Wind mangelt, und es ſehr ſtille Luft iſt: fo rudern fie mit einer Art zugefpigten fla⸗ 
chen Schaufeln auf jeder Seite, und dieſes geht ſo geſchwinde, daß die beſte Pinnaſſe, wenn 
fie noch ſowohl bemannt iſt, Muͤhe haben wird, ſie einzuholen. 

Sie fifchen mit Netzen von ihrer eigenen Erfindung, die ſowohl, als die Seinen, von ei- 
ner haarichten zu Faden geſponnenen Baumrinde gemacht werden. Manche fiſchen auch in 
der Macht, und halten in der einen Hand ein langes brennendes Stück Holz von einer Art, 
die ſehr gut Sicht giebt, und eine Harpune in der andern, womit fie nach den Fifihen wer- 
fen, wenn fie, ihrer Natur nach, nach dem Lichte geſchwommen fommen, Andere ſchießen 
mit Pfeilen nach den Fifchen, und fehlen ſehr felten. Mit der Harpune find fie fo gefchickt, 
daß fie felten im Wurfe fehlen, und darauf ziehen fie ben Fiſch, wenn es ein großer ift, mit 
einer an den Kahn angebundenen Seine an das Ufer k). 

Jannequin erwaͤhnet von denen Schwarzen, bie auf der Sanaga fifchen, daß deren zu 
dreyßigen von Bieurt herfommen, und fih von dem Eigenthumsherrn des Fluffes Er: 
kaubniß ausbitten, auf Das Fiſchen auszugehen. Wenn fie folche erhalten: fo bleiben fie 
acht Tage nach einander an dem Ufer des Fluſſes. Ihre Art zu fifchen ift folgende: Sie 
fpannen in ber Mitte des Fluſſes große Netze aus, indem mand)e taten, fo tief als fie Fon- 
nen, und andere ſchwimmen. Alsdann geben fie in einem Kreife herum, und ziehen die 
Netze zurück an das Ufer, Und meil folche fehr groß, und die Schwarzen in der Fifcherey 
fehr geſchickt find: fo geht es ihnen allezeit gut von ftatten. Andere duͤrren unterdeſſen die 
Sonne auf dem Sande, und fehren fie oft um, damit fie feft werden. Ans 


Fiſche an der S ‚Fehrel um, d 
dere haben mit den Netzen zu thun, und die übrigen theilen die Ausbeute, Den zwan⸗ 


zigften Theil laſſen fie dem Eigenthumsherrn der Fiſcherey. 

Bey den Seepferden aber brauchen ſie eine andere Art. Weil dieſes Thier, das in 
beyden Elementen lebet, ſehr auf das Feuer erpicht iſt: fo machen ſie einen Steinwurf weit 
von dem Fluſſe ein Feuer, um es dahin zu locken I), da fie unterdeffen lauern, Und wenn 
es ihnen nahe genug fommt: fo tödten fie es mit ihren Pfeilen und Aſſagayen. Wenn es 
bald fterben will: ſo macht es ein fuͤrchterliches Gefchren, das mohl dem muthigſten unter 
ihnen Angſt machen koͤnnte. Der Fiſch giebt ein fehr gutes Fleiſch, und feine Zähne ha⸗ 
ben eine befondere Kraft m). 

Die Art aufder Gambra zu fifchen ift diefe: Wenn das Waffer niedrig ift, fo kom— 
men die Weiber haufenweiſe herbey gelaufen, und fangen einen kleinen Fiſch, wie Sar⸗ 
dellen. Darzu bedienen ſie ſich eines Korbs, da unten, ſtatt der Lockſpeiſe, wenig Teig in 
Kugelforme angemacht iſt, den ſie eine Weile unter das Waſſer halten, und alsdenn ſachte 
empor heben. 
ai Ort 

N ig ein Irrthum ſeyn, Reißfeldern großen Schaden thun, oder aus ivgend 
— — —— fürchten. Es einer andern Urſache. x 

5 die Feuer, gemacht m) Jannequins Reife nach Lybien anf. der 


iſt daher wahrfcheinlicher , da 
an um fie vom Lande abzuhalten, wo fie den 73 Seite, 


Sifcherey 
82 Schwaz: 
zen. 


Art zu fi 
ſchen. 


Eine andere 
Methode: 


Das Fifchen 
inder Gam⸗ 
bra. 


Wenn ſie dieſe Fiſche gefangen haben: ſo legen ſie ſolche in einen reinen 


208... Reifen langſt der weſtlichen Kuͤſte von Afriea, 


Jagerey Dre zum Trocknen. Darauf ftoßen fie diefelben in einem hoͤlzernen Mörfel zu einem Teige, 
ver woraus fie dregpfündige Kugeln machen, und felbige das ganze Jahr hindurch auf! behalten, 
Schwar: Si nennen es ftinfenden Fiſch, und es ift bey ihnen ein Leckerbiſſen, doch ein klein wenig 
ar Haven veiche febr weit. Sie fochen ihn nicht allein »), fondern mit Neiße und Korne ver- 
mifcht. Der Berfaffer hat verſchiedenemale mit gutem Appetite davon gegeffen 0). 


Die Schwar · Barbot faget, die Schwarzen an der Gambra, Sanaga und dem grünen Borgebirge 

zen find gute wären geübte Schügen und Jaͤger, ob fie gleich nur meiftentheils Bogen und Pfeile brauch): 

Jaͤger. ten, womit fie ſehr geſchickt Hirſche, Hafen, Pintadohuͤhner, Rebhuͤhner p) und ander 
Wildpraͤt fehöffen. Diejenigen, die tiefer im Lande wohnen, find in diefer Hebung nicht fo 
erfahren, und finden auch nicht fo viel Vergnuͤgen darinnen. Einer aus der Factorey auf 

Elephanten, der Inſel St. Ludwig erzählte dem Berfafler, er wäre einmal mit einer Gefellfchaft auf der 

wie ſolche ers Elephantenjagd gewefen, und ob fie gleich zweyhundert Kugeln aufiden Elephanten Iosge- 

legt werden. hoffen: fo wäre derſelbe doch davon gekommen. Den andern Tag aber hätten fie ihn ei- 
nige hundert Schritte von demfelben Orte todt gefunden, 

Die Schwarzen an der Sanaga gehen zu Sechzigen auf die Jagd aus; ein jeder ift 
mit fechs Eleinen und einem großen Pfeile bewaffnet, Wenn fie das Sager des Elephanten 
ausgefunden haben: fo warten fie, bis er hinkoͤmmt, welches fie an dem Geraͤuſche hören, 
das er unterwegens In dem Gebüfche machet. Darauf gehen fie ihm nach, und ſchleßen ihm 
fo viele Pfeile in den Leib, daß er daven fterben muß, welches fich an dem Verlufte des 
Blutes, und an feiner Schwäche im Fortgehen, merken läßt, 

Die Zähne, welche in den Wäldern und Wuͤſteneyen aufgelefen werden, find meiften- 
theils angefreſſen und hohl, weil fie viele Jahre im Regen und Winde liegen, und werden 
daher wenig geachtet q). 


Der IV Abfchnitt. 


Bon der Handthierung, den Manufacturen und Gebäuden der Schwarzen, 


Der Schmidt. Seine Hauptverrichkung. Andere Are Märkte der Schwarzen, , 

—— — — — die unter dieſem ſer. Geſtalt berfelßem, — EL 
Namen begriffen find. "Werkzeuge des Schmidts. Zimmer. Tapaden ober Ningmauern. , Palaſt 
Der Töpfer. Der Sepatero oder Sattler. Der des Damels. Des Königs von Kaffan feiner 
Weber. Mannfacturen der Jalofer. Mat⸗ Viereckigte Gebäude, Des Johann Barre Haus, 
ten find ſtatt der Münze in der Handlung. Hausgeraͤthſchaft. , 


Handthie⸗ Die Schwarzen, die von Natur Muͤßiggaͤnger find, haben ſehr wenige Handwerke unter 
tungen der fh, und das find nur unumgänglich nothwendige, als Schmidte, Sattler oder Bres 
Schwarzen. gory⸗macher, Töpfer und Weber. 
Der Nach Jobſons Berichte ift das Ferraro⸗ oder. Schmiedehandwerk das vornehmfte . 
Schmidt. Hey den Schwarzen, weil es unter allen , die fie Haben, das nüglichfte if. Denn ohne daf- 
ſelbe koͤnnen fie nicht leben, ob fie gleich kein ander Eifen Haben, als was ihnen zugefuͤhret 
— wird, 
2) Sıı fofcher Zurichtung ift e8 dem Dabbadab 0) Moores Reiſen a.d. 159 &, \ 


ſehr ähnlich, das ift, dem gekschten Kornmehle mit pP) Kabat faget daß die Vögel der Waͤlder im 
einem Fleinen rothen Haͤringe vermengt, welches Friede genießen, weil die N 


egern Feine Jaͤger Hi 
eine gewöhnliche Speife auf den Schiffahtten nach Im zweyten Bande ad, u ©" iger Pu 


Guinea iſt. 


S 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch XII Cap. 209 


wird. Daraus machen fie ihre kurzen Schwerdter, und die Spitzen zu ihren Aſſagayen Yandıwer- 
oder Pfeilen und Wurffpiegen, wie aud) Die zackichten Spigen ihrer vergifteren Bogen. ‚Fer der 
pfeil. Die Schmiebearbeit ift bey vielen von diefen Dingen ziemlich fauber, Die aller- Fbwar: 
nöthigfte Arbeit aber ift das Werkzeug, womit fie die Erde pflügen, und welches faft wie ne 
Ruder ausfieht. Einer von biefen Schmieden ſchmiedete Jobſons Stangeneifen in die Seine 
gehörige Handelslänge. Zu biefem Ende brachte er fein Werkzeug mit ſich an das Ufer, Daupver: 
welches in einem Paar Dlafebälge und einem Eleinen Amboße beftund ‚ den er unter einem — 
ſchattichten Baume in die Erde hineinſtieß. Darauf machte er Feuer mic Holzkohlen, und 
fein Junge zog die Blafebälge, die mit ihrer Roͤhre in einer Hölung von harter Erde auf 
dem Boden lagen, da unterdeffen der Meifter das Eifen, wie es ihm vorgefchrieben war, 
theilte. Man muß aber Achtung geben, daß man nicht betrogen wird. 
Da die Barren oder Eifenftangen die vornehmfte eurspäifche Waare find: fo ift es 
am beften, daß jie eine gewiſſe Sänge haben. So lange man bey Barrakonda nicht 
vorbey iſt, wird die Stange nicht anders angenommen, als zu zwoͤlf Zollen. Weiter hin- 
auf aber gelten acht Zoll eben fo viel, Bey der erften fange gewinnen fie wenigfteng tau- 
fend vom Hunderte r), 
Nach Le Mairen machen die Schmiede Meffer, Ketten für die Sklaven, und Ringe Andere Ar— 
von Golde, Silber, Kupfer, oder Eifen, Zierrathen zu den Meffern und Säbeln, und Des ten von Are 
Een zu ihren Bregorys oder Brisgeis. Die Orebänder zu den Scheiden und die De; Pit 
genhefte machen fie, aus welchem Metalle fie wollen. Sie baben feine Hufeifen, weil 
fie ihre Pferde nicht befchlagen. Wenn fie in der Schmiede arbeiten: fo fegen fich zweene 
bis dreye von ihnen in den Schatten eines Baumes, Sie machen ein fo Eleines Feuer, 
daß man faum ein Ey dabey fieden kann, welches fie mit Blafebälgen, die aus zwoen Häu- 
ten beftehen, anfachen ; indem fie fait eben fo den Wind herauspreffen, als wenn man eine 
Blaſe druͤcket. Der Amboß ift einigermaßen dem Steine ähnlich, womit die Schnitter die 
Senfen fhärfen; er läßt ſich durch das Haͤmmern in die Erde treiben, fo daß fie ihn nach 
zweenen oder dreyen Schlägen wieder herausziehen muͤſſen, und diefes nimmt ihnen die 
befte Zeit weg +). — 
Labat ſaget, daß unter dem Namen eines Ferraro oder Schmiedes die Schwarzen Handwerke, 
ihre Gold - Huf · Meffer- und Kupferſchmiede begreifen; kurz, alle Handarbeiter / welche die unter dies 
Amboß und Hammer brauchen. Dieſe Negerſchmiede Haben weder Werkſtatt noch Bee 
Schmiede, Sie führen ihre Werkzeuge mir ſich, und zu Haufe arbeiten fie unter einem — 
Baume bey ihrer Wohnung. Ihre Werkzeuge find: ein kleiner Amboß, eine Ziegenhaut, Werkzeuge. 
die ihnen zum Blaſebalge dienet, eine Zange, und etliche Hammer und Feilen. Ihre Faul- 
heit zeiget ſich ſelbſt in ihrer Arbeit : bern Diefe verrichten fie fißend, und abſatzweiſe plaudern 
fie, und ſchmauchen Toback. Weil ihr Amboß auf der Erde oder in dem Sande liegt, ohne 
feftgemacht zu feyn, fo fallt er auf etliche Schläge um, und fie verderben viele Zeit damit, 
dafs fie ihn geradefegen. Gemeiniglich arbeiten ihrer dreye zugleich, einer bey den Blafe- 
> bälgen, die aus einer entzwey gefchnittenen Ziegenhaut, oder aus zweyen zuſammengehefte⸗ 
ten 
Barbots Beſchreibung von Guinea aufder  s) le Maires Reiſe nad) den Canarieninſeln 

go und 48 ©, a. d. 29 u. f. ©. 
7) Jobſon a. d. ug f. ©. 


Allgem. Reiſebeſchr. U Band. DD» 


Handthie⸗ 

rung der 

Schwar⸗ 
zen. 


— — 


210 Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africac, 


ten beſteht, da nur ein kleines Loch am Ende fuͤr die Roͤhre uͤbrig bleibt. Sie brauchen 
Holz zum Schmiedeofen, weil fie Feine Kohlen haben 7), Der Neger, ver das Feuer an- 
facht, fist Hinter den Dlafebälgen, und preffer fie wechfelsmweife mit den Ellbogen und Knien. 
Die andern beyden fißen gegen über, und haben ven Amboß in der Mitten, worauf fie das 
Metall fo nachläßig fchlagen, als ob fie fich fuͤrchteten, iym Schaden zu thun, dem unerach- 
get machen fie auf dieſe Art allerhand Fünftliche Sachen in Gold und Silber, befonders in 


” allerhand Figuren, Haarſchmuck, Hals: und Armbänder für die Weiber. Sie machen auch 


Mefier , Beile, eiferne Stäbe, Senfen, Scheren, Degenhefte, und Blech) zur Zierrath der 
Scheiden, und andere Dinge, wozu fie eben fo viele GefchicklichEeie haben, als die Euro: 
paer. Dieſes beweift genugfam, daß fie gute Handwerksleute feyn wuͤrden, wenn es ihnen 
nicht am Unterrichte und am Fleiße fehlte. Sie verfertigen auch die Spaden, womit die 


- Schwarzen ihre Pflenzgärten umgraben. Dieſe haben die Figur eines halben Mondes, 


Der Seyas 
tero oder 
Sattler. 


‚Der Töpfer. 


Die Röhre, die. ander hohlen Seite diefes halben Mondes befindlich ifk, ift dazu gemacht, 
daß man einen langen Stiel hineinſtecken kann =). 


Der Nächfte nach ven Schmieden ift in der Drdnung der Sepatero, der die Grego⸗ 
vies machet, welches Eleine enge Saͤckchen oder Futterale find, wo gewiſſe auf Papier von 
einem Marbuten gefchriebene Zauberworte bineingenäht find, Sie find aus $eder von 
allerhand Figuren gemacht, und werden überall für eine ganz artige Arbeit angefehen. Dieſe 
Handwerksleute verfertigen zugleich ihre Sättel und Zäume, welche letztern fie faſt fo gut, 
als nur in England gefchieht, ausſchneiden. Der Berfaffer fchließe daher, daß fie die Kunſt, 
das Leder zu gerben, befigen, aber nur bloß bey Ziegen - und Nehfellen , welchen fie auch eine 
Farbe zu geben willen, Mit geößern Häuten aber willen fie nicht umzugehen. Die ge 
ſchickteſten und finnreichften unter ihnen, wenn fie die wolfenen Zeuge oder Tücher der Eng: 
länder in den Händen haben, wollten lieber behaupten, daß folche aus den Häuten ihres 
Landes, aber nur nicht vor ihren Augen, gemacht würden, damit fie den Engländern die 
Künfte nicht abfehen möchten. Ein gleiches fagen fie vom Papiere; und fie ftehen in der 
Meynung, daß viele andere Dinge, welche fie die Engländer gebrauchen fehen, von Elfen: 
beine gemacht wären x) 


Moore fager, daß außer den Satteln, Zäumen, und Grisgris⸗Saͤckchen, fie auch De: 
genfcheiden, Pantoffeln, Schilde und Köcher, ganz fauber verfertigen, Ihre Sättel find mit 
maroffifchem Seber überzogen, und fauber mit Silber befchlagen, aber mit kurzen Steig: 
bügeln und ohne Schwanzriemen 7). 


Die dritte Claffe von Kuͤnſtlern find nad) Jobſons Berichte diejenigen, welche mit 
Erde zu thun haben, und die Wände zu ihren Haufern, und den Hausrath zum Kochen 
und andern ſolchem Gebrauche, verfertigen. Bey allen andern Gelegenheiten aber bedie: 
nen fie fich der Kürbfe, Alle ihre Gefäße find fehr reinlich, ein einziges ausgenommen, wel: 
ches ihr vornehmſter Hausrath ift, nämlich die Tobackspfeifen, ohne welche man ſowohl 
Weiber als Männer nicht leicht geben fieht. Der Kopf, der aus Erde befteht, ift groß ges 
nug, ein Loth Tobad zu faffen, Die Röhre, welche von gleicher Materie ift, ift jiveene 


Zoll 
) Dieſes iſt dem, was Jobſon oben geſagt, entgegen. x) Jobſon a. d. 122 ©, 
u) Aabats abendlaͤndiſches Africa im zten Bande 9) Siehe Moores Reiſen a. d.214 S. und 
d. 304 ©, Barbots Beſchreibung von Guinen a. d. 42 ©. 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Birch XITT Cap. ar 


Zoll lang, und beyde Haben eine ganz faubere Forme und Glaͤttung. Diefe Pfeife wird in Gandtbie: 
ein Robr, das eine Eile lang iſt, geftedft, Durch welches fie ven Rauch an fich ziehen 2), rung der 

Le Maire ſaget, daß die Töpfer nur eine Art vonTöpfen machten, die zuKochkeffeln dienen, Schwar⸗ 
und daß die Roͤhre zu ihren Tobakspfeifen ein hohler Stab ift,den fie in den Kopf hineinſtecken 2). I" __, 

Labat macht die Töpfer zum andern Handwerke in der Ordnung. Obgleich alle 
Schwarzen auf eine ungefhiefte Art Töpfe machten: fo wären doch wenige, die ein Gewerbe 
Davon machten, und dergleichen zum Verkaufe verfertigten. Alte ihre Töpfe und Gefäße 
find rund, und haben einen engen Hals. Sie fünnen nicht von fich felber ftehen, und zer- 
brechen fehr leicht, weil fie Feine Brennöfen haben, Ihr größtes Kunftftück find die To⸗ 
bafspfeifenföpfe d). 

Jobſon faget, es gäbe außer den drey befchriebenen Eeine Handwerke weiter unter Den Die Weber, 
Schwarzen. Labat füger die Weber hinzu, und mache fie zu den Vornehmſten. Die 
Innung befteht, wie er faget, aus den Weibern und Mägdchen, die ihre baummollene Zeuge 
vollkommen gut fpinnen und weben, und fie blau oder ſchwarz färben, oder weiß laffen; 
denn diefes find alle Farben, die fie zu machen wiſſen. Ihre Weberftühle find klein und 
einfach; fo, daß fie Feine Tücher über fünf bis fechs Zoll breit, und zwo bis vier Ellen lang 
machen koͤnnen. Wenn fie eine größere Länge oder Breite haben wollen: fo nähen fie fol« 
che nach Befinden zufammen ce). Selten zerfchneiden fie diefe Tücher. Eine Weibsper- 
fon wickelt ein folches Tuch um die enden, und fie weis es fo zu falten, daß ein Zippel über 
die Füße herunter reicht, und ihr zugleic) zum Unterrocfe und zun Strümpfen diene, Ein 
ander Tuch wickelt fie über Die tenden und Achfeln, und das Ende davon fchläge fie über ven 
Kopf. Diefe Kleidung iſt fehr bequem; denn fie läßt fich leicht anzund ausziehen 4), 

Des Heren Moores Beſchreibung iſt in einigen Stuͤcken von Labats feiner unter- Manufactu⸗ 
ſchieden. Wie er faget, fo machen die Jolloifer die feinften baummollenen Tücher, und in vender Ja⸗ 
großer Menge: Ihre Stuͤcken find gemeiniglich fieben und zwanzig Ellen lang, und nie— lofer. 
mals über neun Zoll breit. Sie zerfchneiden fie, wie fie wollen, und nähen fie fo fauber zu: 
ſammen, daß fie Hierdurch den Mangel breiterer Tücher erfegen. Die Wolle faubern fie 
mit der Hand, und fpinnen fie auch Damit, wobey fie aber Spindel und Rocken gebrauchen. 

Zum Weben haben fie Schifftein und Stuhl von fehr grober fehlechter Arbeit. Zur Kfei- 
dung ſchneiden fie fich ein Paar Tücher zu. Das eine ift ungefähr drey Elfen lang, und 
anderthalbe breit, zu Bedeckung der Achfeln und des Leibes. Das andere ift faft von glei⸗ 
her Breite, und zwo Ellen lang, womit fie ſich von den Senden an bis auf die Füße bede- 
Een. Ein folches Paar Tücher ift die Kleidung der Männer und Weiber, Der einzige 
Unterfchied befteht in der Art, fie zu tragen. Moore hat ein folches Paar Tücher geſehen, 

die fo fein, und fo helfe gefärbt waren, daß man fie dreyßig Pfund Sterling werth ſchaͤtzen 
Fonnte, Ihre Farben find entweder blau oder gelb, und manchmal fehr lebhaft, Jenes 
machen fie aus Indigo, und diefes aus Baumrinden. Noch hat er niemals gefehen e). 

Barbot fager, die Weber unter den Schwarzen fönnten gute Tücher machen, wenn 
fie nur breite Stühle härten. Weil fie aber nur folche haben, die fich ragen laffen, oder 
Handweberftühle: fo koͤnnen fie feine Tücher über fechs oder fieben Singer breit machen f), 

Dd2 In 
2) Jobfon 1,nd.122 S. Die Beſchrei· ©) Diebefte Art nennen ſie Pagne - 
N: = —— ſiehe zuvor a. d. 181 © d) Zabst, U Band, a, iR S —— 
a) Le Maires Reifen, a. d. 100 ©. e) Moores Reiſen a. d. 72 u. f. S. 
b) Labat, II B. a. d. 333 S. Barbots Beſchreibung von Buinen,a.d. 41 ©, 


Manufa⸗ 

csuren der 

Schwar⸗ 
zen. 


Matten ſtatt 
der Münze. 


Märkte der 
Negern. 


212 +. Reife laͤngſt der. weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


In folchen Nothwendigkeiten, die zu diefen Künften nicht gehören, hat Jobſon einen 
jeden für fich felber forgen fehen. - Unter diefen find die Matten, welche die Weiber verfer- 
tigen, von dem gemeinften Mugen, Auf diefen ſitzen, effen und fchlafen fie; denn andere 
Betten haben fie nicht, Sie find die gangbarfte Waare im Sande. Diefes hatte ev Gele— 
genheit, auf einem Marfte zu Nanfegau.g) zu bemerken, wo anftatt der Münze, welche fie 
nicht haben, Matten zum Maaße gebraucht wurden, wornach man alle andere Dinge ſchaͤtzte. 
Wenn man nach dem Preife einer Sache fragen wollte, fo fagte man: wie viel Matten 
ſoll ich euch geben. 5)? 

Le Maꝛre ſaget, fie hielten befondere Märkte, die aber fo wenig zu bedeuten hätten, 
daß er fie fechs bis fieben Seemeilen weit, mit einem Fleinen VBorrarhe von Baumwolle, 
$einewand, etwas Hülfenfrüchten, als Bohnen und Wicken, und hölzernen Schüffeln Härte 


kommen ſehen. Er fah einmal einen Mann ſechs Seemeilen weit herfommen, der nichts 


hatte, als eine Stange Eifen, einen halben Fuß lang. Doch faget er, daß manchmal auch 
fehr Foftbare Waaren Hier anzutreffen wären, als goldene Ringe, und Kuͤgelchen von eben 
diefem Metalle zu Halsbändern, aber fo wenig, daß der ganze Marke manchmal nicht fünf 
Piſtolen werth wäre, 

Ehemals beftund ihr Handel bloß im Vertaufchen. Aber feitvem die Handlung mit 


den Europäern aufgefommen, bedienen fie fi) der Raſſade oder Perlen, und anderer Klei: 


nigkeiten vom Ölafe, und: Eleiner eiferner Stäbe, Die Märkte werden an dem äußerften 


Ihre Doͤrfer. 


Ende der Doͤrfer gehalten. Das wichtigſte von denen Dingen, die darauf gebracht werden, 
find Elephantenzähne, Ochſenhaͤute und Sklaven. Dieſe brachten fie nah Goree zum 
Verkaufe, und dagegen gab die Compagnie Eifen, gebrannte Waſſer, Raſſade, indianifche 
feinewand und Korallen, wobey fie unfägkich viel gewinnen 7). 

Da der Ehrgeiz bey dieſem Volke eine unbekannte Leidenſchaft iſt: fo geben fie fich 
feine Mühe, prachtige Städte, Schloͤſſer oder Luſthaͤuſer zu bauen. Sie haben aud) weder 
Fleiß noch Materialien dazu. Sie leben in Flecken oder Dörfern. Dieſe find, wie Job⸗ 
fon fager, meiftentheils zirkelrund; die Häufer find von einem befonders zugerichteten roth⸗ 


“lichen $eime gebauet k), der mit der Zeit fehr hart wird. Das Sand hat einen Ueberfluß 


von demfelben, und er würde die beiten Ziegel von der Welt geben. Manche Häufer find 
ganz und gar von geflochtenem Schilfrohre gemacht. Diefes dienet ihnen auch, wenn es an 
Sparren angemacht wird, zum Hauptdache, Das allezeit fehr niedrig geführt wird. Sie 
find alfe rund gebauet, damit fie deſtobeſſer gegen das böfe vegnichte Werter aushalten, und 
alle Flecken find mit einer Wand von über einandergelegtem Schilfrohre, von ein oder zwey ; 
Reihen in der Rundung umgeben, welches ſtatt eines Zauns gegen die wilden Thiere Diener; 
dem unerachtee müffen fie öfters zu andern Mitteln ihre Zuflucht nehmen, z. E. daß fie große 
Feuer anmachen, auf den Trummeln fehlagen und fehreyen, damit fie diefelben verjagen. 
So find die Fleinen Städte und Dörfer, 

Aber ihre großen Städte find befeftiger, befonders, wo der König fih aufhält. Das 
inmere $and foll, wie fie fagen, voll von großen Städten ſeyn ZI, Der Berfaffer giebe zum: 
Mufter Hiervon eine Befchreibung von Kaſſan m). 


Die 
2) Siehe zuvora.d.39 ©. 1) Jobſons Goldhandel, ad, 42 ©, 
b) Jobſons Goldhandel, a.d.122 ©. m) Sieheobenn.d.33&, und Moores Bes 
;) Le Maire,a.d.ıosu.f ©. ſchreibung davon, auf der 217 Seite, 


k) Barbot ſaget, ein other leimichter Thon. ») Cabat, U Band, a. d. zu ©. 





von Capo Blanco hig Sierra Leona. VI Buch XII Cap. 213 


Die Häufer der Schwarzen find gemeiniglich wie unfere runden Taubenhäufer oder Gebäude 
Bienenkorbe gebaut, mit einem zugefpisten Dache. Weil fie feine Fenfter haben: fo fälle der Ne⸗ 
ihr Licht ganz allein durch die Thüre, welche rund und fo niedrig ift, daß man faft auf den, Sern- 
Knien hineinfriechen muß. ° Sie find von Stafeten von mittler Höhe gebaut, Die in Die Geftattihrer 
Erde gefchlagen, und mie rundem biegfamen Holze durchflochten find. An diefe machen fie Häufer. 
Stangen an, die anſtatt ber Sparren dienen, und in der Mitte in eine Spige zufammen- 

ſtoßen. Diefe uͤberdecken fie fo Dicke mit Laube, daß fie dadurch vor Hitze und Regen be— 

ſchuͤtzt find. Die Wände beſtehen aus Balken von einer Art Weiden, die in- und auswen⸗ 

dig mit einem fertichten Thone uͤberklebt find, welchen die Vornehmen übertünchen. Die 

Hütten wuͤrden hierdurch ein ganz gutes Anfehen erhalten, wo fie nicht von ihrem beftändigen 

Teuer ſchwarz würden, und einen unerträglichen Gerud) nach Rauch und Ruß befamen »). 

Sie find, wie le Maire fager, gemeiniglic) vier Schritte im Durchſchnitte. Die Decke Baumate⸗ 
wird von fünf bis fechs gabelförmigen Pfaͤhlen geftüßt. Der obere Theil davon ift Stroh, vinlien. 
und der untere aus zierlich untereinandergelegten Palmblättern., Die Wände find Palm- 

Blätter, oder mit untergeflochtenes Stroh. Diefe Huͤtten haben weder Fenfter noch Thüren, 
außer einer Deffnung, wie ein Dfenloch, wo fie auf allen vieren durchfriechen. Weil fie 
beſtaͤndig Feuer halten: fo macht der Rauch diefelben inwendig unleidlih. Der Fußboden 
it Sand, und in demſelben find Graben einen halben Fuß tief gemacht 0). 

Nach Moores Berichte haben ihre Hütten gemeiniglich vierzehn bis funfzehn Elfen Diezimmer. 
im Umkreiſe; fie find aus Erde oder Thone gebaut, und mit großem Graſe und Palnen- 
blättern gedeckt. Ihre Thüren find Flein, und geben nicht in Angeln; fondern es find 
$öcher in der Wand gelaffen. 

Die Mandingver pflegen Ihre Häufer dicht aneinander zu bauen, woher manche Feuers: 
brunſt enefteht, Wenn man fie fraget, warum fie nicht weiter von einander bauten, fo ſa⸗ 
gen fie, ihre — hätten es fo gemacht, welchen fie folgten, weil dieſelben weiſer wäs 
ten, als fie ). 

— Huͤtten heißen Kombets, und jedes Haus beſteht, nach dem Stande oder der 
Geſchicklichkeit des Beſitzers, aus mehrern oder wenigern. Gemeiniglich gehören zu einem 
Haufe fünf bis ſechs ſolche Kombets, welche als eben fo viele Kammern oder Zelte ange: 
fehen werden koͤnnen, die in einem einzigen Bezirke ſtehen. Jedes Kombet dat feinen 
gewiſſen Gebrauch, als zur Vorrathskammer, zur Kuͤche, zum Schlafgemache, zur Speife: 
ſtube; und diefe bangen durch befondere Wege zufammen g), Das Haus eines großen 
Heven befteht wohl aus dreyßig Zelten oder Kombers, und manchmal gar aus vierzig bis 
funfzigen. Ein Amer Hat nur zwey oder dreye, und der König hundert: fie find aber eben 
fo gut, als der andern ihre mit Stroße gedeckt, 

Derfonen vom Stande haben ein Pfahlwerk r) um ihre Hütten herum, das aus Strohe Tapaden 
oder Dornen beſteht, und mit Staketen unterſtuͤtzt iſt. Dieſe Kombets hängen durch oder King: 
Wege aneinander, welche in Geſtalt der Labyrinthe gehen. In dem Bezirke des Hauſes mauer. 
ftehen fhöne Bäume, nachdem nun Die Sorgfalt des Beſitzers befchaffen ift, obgleich in 
einer wilden Ordnung. i 


Dd 3 Der 
0) Le Maire, a.d. 43 S. ») Sowohl die Haͤuſer als die Doͤrfer find manch⸗ 
p) MMoores Steifen,a. d.761. 109 ©. malmiteiner Tapade oder Zaun von Rohr umgeben. 


Bacbots Beſchre bung von Gumen,ad,37 S. Anbat, imaten Bande, 1.d,251&, 


* 


24. Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Sebaͤude Der Palaſt des Damels, oder Koͤnigs zu Kayor, iſt praͤchtiger als irgend ein anderer. 
der Ye: Ehe man an das Thor der erſten Ringmauer koͤmmt, fo iſt ein weites freyes Feld, wo feine 
„gern. Pferde zugeritten werben, ob er gleich in allem nicht über zehn bis zwölfe hat, Außerhalb 
Paln des Diefer Ringmauer ftehen auch) die Kombets der großen Herren. Bon diefem Orte geht 
Damels: : man durch einen breiten Weg in den Palaft, der mit Bäumen befegt ift, welche die Sran- 
zofen Calebaßiers nennen, weil ihre Frucht einer Calebaſſe oder Kuͤrbsflaſche ähnlich iſt. 

Die Bedienten von des Königs Perfon haben ihre Kammern an den Seiten dieſes 
Weges, und je höher ihr Rang ift, defto näher wohnen fie bey der Rombet des Königs. 
Jede von diefen Kammern ijt gleichfalls mit Pallifaden umzingel, Man muß fich-viel- 
mals ummenden und drehen, ehe man zu feiner Majeftät gelanger, Wenig Leute erkuͤhnen 
ſich, in fein Zimmer zu gehen. 

Alle feine Weiber haben ihre abgefonderten Wohnungen, mie fünf oder ſechs Sklaven 
zur Aufwartung. Er bedienet fic derjenigen, die ihm gefällt, ohne deswegen die andern 
eiferfüchtig zu machen. Eine darunter iſt allezeit feine Kieblinginn; und wenn er derfelben 
überdrüßig it: fo fhicket er ſie in ein Dorf, und giebt ihr ein Stück Sand zum Unferhalte, 
und ihr folget alsdann eine andere in der Gunſt des Königs. Bon dreyfig Weibern, die 
ex unterhält, wird die eine Hälfte auf das Sand fortgefchickt +). 

Des Königs Jobſon ſaget in feiner Befchreibung von dem Haufe des Königs zu Raffan, es liege 
von. Kaffan nebft feiner Weiber ihren in der Mitte der Stadt. Der Eingang ift durch eine Hauptwache 
feiner. oder durch ein offenes Gebäude, wo fein Wagen fteht, und darneben feine Trummeln hängen, 
welches die einzige Feldmuſik iſt, die der Berfafler unter ihnen wahrgenommen.  , Diefe 
werden alle Abende gebraucht; denn nach dem Abendeffen verfammeln fie fich bier alle bey. 
einem Feuer, und trummeln, fehreyen, und fingen bis zu Anbruche des Tages. Diefe Luft: 
barkeit Dienet, theils die Zeit zu vertreiben, welche ihnen fehr zur Laſt wird, und zu gleicher 
Zeit verjagt fie auch) die Löwen und andere Raubthiere 2). 
Viereckichte Einige von den reichern Negern und den portugieſiſchen Schwarzen bauen auf Art der 
Häufer, fegteen Nation, welche weit bequemer iſt. Dieſe Haͤuſer haben zwar nur einen Boden von 
Edde, aber fie erhöhen ihn gemeiniglic) zweene bis drey Fuß hoch, zu Verhütung der Feuch- 
tigkeit. Sie bauen fie ziemlich lang, und theilen fie in verfchiedene Kammern ab, mit klei⸗ 
nen Senftern, wegen der Hige der Himmelsgegend. Bor dem Eingange laffen fie gemei- 
niglic) einen auf allen Seiten offenen Vorhof #), wo fie ihre Befuche annehmen, eſſen und 
ihre Gefchäffte verrichten. Die Mauern diefer Häufer find ordentlich fieben bis acht Fuß 
Hoch, und aus Rohre oder Leime aufgeführt, und in: und auswendig mit fettichtem Erdreiche 
überkleidet, das mit Strohe vermifche und geweiſſet iſt. Ihre Könige und vornehme Her 
ven bauen auf diefe Art. Ihre Städte und Dörfer, befonders die wichtigern, beftehen 
bald aus mehr, bald wenigern Kombets, und aus folchen Käufern, die unter einander 
gebaut find x). ** Rab m 
Haus des Bon der vierecfichten Art waren die Käufer des Johann Barre, in feinem Dorfe 
Sohann auf der Inſel Sor in der Sanaga, der Inſel St. Ludwig gegen über. In dem Schlaf: 
Varre _ gemache, welches der Herr Bruͤe bey feinem Aufenthalte daſelbſt bezog, fand ex bey feinem 
— Eintritte 
N) Be Maires Reife, a.d. 88 S. u) Wie Moore ſaget, fo nennen die Negern ſol⸗ 


hen Alpainter. Siehe zuvora.d. ug ©, 
2) Jobſon / 0.0.4686, x) Kabat, im aten Bande, a.d.368 ©. 


x 





von Cayo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XIII Cap. ars 


Eintritte alle Fenfter mit Pagnes verhangen, in der Mitte der Hütte ein großes Feuer, ein Gebäude 
gemachtes Bette, und eine Matte barneben für den Schwarzen, der ihm aufwartete. Die der Ye: 
Bettſtelle beftund aus vier in die Erde gefteckten Eleinen Gabeln, welche zwo Geitenpfoften SU __, 
unterftügten, auf welchen eine Weidenflechte ruhete, und auf diefer lagen vier Matten von 
feifch abgebrochenen Palmenblättern. Ueber diefe war eine weiße Pagne als ein Bett⸗ 
tuch ausgebreitet, und eine geftreifte Dagne zur Bettdecke. Es war Fein Küffen da; weil 
fie hier nicht im Gebrauche find: ſtatt deſſen aber war ein Pack Zeuge mit einer weißen 
Pagne überzogen. | 

Es war fein anderes Hausgeräthe da, als ein großer Stuhl, das Gewehr des Herrn 
Bruͤe, und ein Korb voll Grisgris, ber an der Decke hing, um alles Unglüc von ihm 
abzuwenden. Nachdem er zu Bette war, trat eine ſchwarze Frauensperſon hinein, ver- 
jagte die Fliegen mit eier Pagne, machte die Zenfter zu, und gieng wieder fort. Die 
übrigen von feiner Gefellfchaft waren in Hütten, um ihn herum einquartirt. Als er fchla- 
fen gegangen war, verlegten die Herren den Ball an einen Det, der weiter von ihm ent- 
fernt war, und mo er das Laͤrmen nicht hören Fonnte Y). 


Ihr Hausgeräthe ift ordentlich fehr geringe. Sie haben einen Fleinen Kaften zu den Hanusgeraͤ⸗ 
Kleidern, eine Matte, die auf Pfäblen in die Höhe geſtemmt ift, zum Schlafen, ein oder the. 
ein Paar Waflerfrüge, etliche Calabafchen, zweene oder drey hölzerne Mörfel, den Reiß 
und Maiz zu ftoßen, einen Korb ihn zu fieben, und Schüffen ihren Kuſchkuſch und ihe 
Fleiſch, wenn es gefocht ift, bineinzulegen 2). Die Bornehmern haben eine Banf oder 
Eſtrado, drey bis vier Zoll hoch, worüber feine Matten ausgebreitet find, worauf fie 
föhlafen, Die Prinzen find ein wenig beffer verforge, indem fie Hausgeräthe von den Eu 
ropaͤern erhalten 4). 


Die Haushaltung, ausgenommen was ben Tiſch anbetrifft, macht den Weibern wenig 
zu fhaffen. Denn das Hausgeräthe des größten Herrn befteht nur aus etlichen irdenen 
Töpfen, einiger hölzernen Geräthfchaft, und entzwey gefchnittenen Calsbafchen, Die ihnen 
ſtatt der Becher dienen 5), Labat, der ihr Hausgeräthe lediglich aus irdenen Toͤpfen, 
Calabafchen, und Rörben beftehen läßt, fager, daß es ihnen an einer Sache. niemals fehl- 
te, nemlich an Brisgeis, um fich vor Feuer und andern Gefährlichfeiten zu fehügen e). 


Ihre Betten find fehr unbequem; denn fie find aus einem Haufen Pfähle, fo dicke 
wie eine Mannsfauſt, die zweene Finger breic von einander ftehen, woran fih ein Menfch 
ganz leicht den Rücken brechen Fan, Die Bornehmen legen zum Polfter Marten oben 


darauf A). 


Der 


) Cabat Band a. d. 278 ©. b) Le Maire a. d. 101 &, 
3) Mooren.d. 75©. €) Aabat a. d. 312 ©, 
a) Barbot, wie oben a, d.37 ©. A) AeMinire a. d. 44 ©, 


Ackerbas 


’ 


216 Reifen langſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


der Sawa⸗⸗ Der VAbſchnitt. 


gen. 


Apr Acker⸗ 
dan. 


— 


Zeiten zum 
Pflanzen. 


Und Saͤen. 


—— Kon dem Ackerbaue der Schwarzen, von ihren Waffen und ihrer 


Kriegsmacht. | 


’ 

Ackerbau der Schwarzen. Ihre Säesund Pflanz⸗ Kriegszucht. Kriegsgefangene zu Sklaven ge 
zeit. Verſchiedene Arezupfiigen. Inſtrumente macht. Die Macht des Bracks. Die Spra— 
dadey. Ein Marbut ein Betrüger, Ihre chem, die bey ihnen geredet werden Die Man⸗ 
Maffen. Bogen und Pfeile. Degen und dingo, Creolifche, Portugiefifihe, Arabiſche Spra⸗ 
Spieße. Fenergewehr. Ihr Kriegsheer. Vor- ce. Andere Sprachen. Woͤrterbuͤcher, oder 
treffliche Reuter. Reuterey und Fußvolk. Worte in den Sprachen. der Jalofer, Fulier, 
Kriegsmacht, wie ſie aufgebracht wird. Ohne und Mandingoer. 


— ſaget, der Ackerbau ſey die Befchäfftigung von ihnen allen. Sowohl die Prie⸗ 
ſter, als Das gemeine Bol£ von allen Ständen, die Könige und Häupter des Volks 
oder Starihalter ausgenommen, legen ihre Hand an diefe nöthige Arbeit. Ihr Gerreyde 


ſaen fie in weiten Feldern, und ziehen erft Furchen durch das Land, fo gut als in Eng« 
land e) mie einem Werkzeuge, Das einen Stiel eine Elfe lang, und unten ein breites Ei- 


fen hat. Es gehen fo viele hinter einander in einer Reihe ber, daß fie eine gehörige Fur: 


che aufwerfen, wo fie den Saamen Bineinftreuen, den fie alsdann mie Mifte überfchürten, 


und diefes it zu allem ihren Korne genug, den Neiß ausgenommen, welcher anfangs auf 
kleine Städen niedrigs morafliges Sand gefäet, und alsdenn umgefegt wird. Er bat einen 
fehr guten Wuchs. Außer diefem Haben fie noch fünf andere Arten Getreyde, fo Elein als 
Senftorn, woraus fie fein Brodt baden; fondern fie kochen es, und effen es warm zu Ku: 
geln gedreht, gleichwie Reiß. 

Sie beobachten auch beſondere Zeiten zu dem Pflanzen, vornehmlich bey dem Tobake, 
wovon jedes Haus ein Stuͤck hat. Sie pfluͤgen das Land zur Baumwolle mit großer 
Sorgfalt, und beſaͤen damit ganze Felder. 

Vom Herbſtmonate bis gegen Ausgang des Mayes haben fie feinen Negen, und daher 
wird der Boden fo hart, Daß fie ihn niet umftürzen koͤnnen. Die Regen fangen zu Ende 
des Mays an ganz gelinde zu fallen, aber gegen das Ende des Brachmonats kommen fie in 
heftigen Stürmen, und unter ſchrecklichem Donnern und Blitzen; und weil alsdenn die 
Erde genugfam erweicht iſt, fo fangen ſie an zu pflügen. Von der Mitte des Heumonats 
bis in die Mitte des Augufts, It das Wetter am allerfchlimmften, und der Strom ſteigt 
alsdann dreyßig Fuß bach an. Don da an bis zu Ende des Herbſtmonats, nehmen bie 
Regen allmäblig wieder ab, wie fie fich angefangen hatten f ) 

Barbot faget, daß die eigentliche Säggeit zu Ende des Brachmonats iſt, wenn bie Näffe 
abnimmt. Zum SHirfe machen fie kleine Löcher, indem fie mit dem einen Knie auf die Erde 
niederknien. Sie ſtecken drey bis vier Körner in ein Loch zuſammen, gleichwie die Englaͤnder 
die Erbſen. Andere ziehen kleine gerade Furchen, wo ſie den Hirſe hineinwerfen, und mit 
einem wenig Schlamme bedecken. Die erfte aber ift die gemeinfte; weil der Saame, wenn er 


{ fo 
e) Die Römer thaten ein gleiches. b) Aabat IISand a. d, 307 S. > 
5) Jobſon a. d. 123 ©. &) Andere ſchrelben Lugan oder Lugar. 
£) Barbot a. 5, 40 ©. . u k) Be Maire a. d. 61 ©. Imgleichen Bar⸗ 


bots 








ei — 





von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch XIII Cap. az 


fo tief in die Erde geftecft wird, beſſer vor den Fleinen Vögeln verwahrt ift, die in unglaub- Ackerbau 
licher Menge find, vie das Korn wegfreffen, wenn es gleich hervor zu keimen anfängt, und der Ichwar⸗ 
Diefes ift ihnen bey den Furchen leichter, — 

Die Saezeit it auch die gewoͤhnliche Zeit zu Gaſtereyen, faft nach Art der Schwarzen 
auf der Goldfüfte. Die Fruchtbarkeit des Bodens ift fo groß, daß die Hirſeerndte gleich 
im Herbftmonate vor fih gebt g)- 

Die Gewohnheiten ber Schwarzen bey dem Feldbaue, find nicht wenig luſtig. Der Luftige Art 

Herr oder Befiger des Sandes erfiheint an der Spige feiner Arbeitsleute, in Begleitung ſei- zu pflügen. 
wer Guirioten mit Trummeln, die wie rafende Leute fo laut, als fie nur koͤnnen, jauchzen. 
Der Herr folget ihrem Benfpiele, um den Arbeitern einen Much zu machen, welche insge- 
ſammt nackend find, und mit ihren fleinen Spaden mehr die Erde aufkratzen, als fie umackern. 
Dem unerashtet ſoilte man glauben, wenn man fie fieht, daß fie ſehr Hart arbeiteten; denn 
fie machen taufend lächerliche Gebehrden, dem Schalle ver Trummel gemäß. Des ſchlech⸗ 
ten Fleißes ungeachtet, iſt ihr leichtes und noch darzu fandichtes Erdreich fo fruchtbar, daß 
es alles im Meberfluffe bervorbringen würde, menn fie es nur bauten b). 

Weil die Könige eigenmächtige Herren des ganzen Landes find, wie in der Türfey, fo 
iſt jede Privatperfon verbunden, ſich an den König, oder in entlegenen Orten an feine Als 
Eaiden zu wenden, und den Antheil bezeichnen zu lajfen, den er zum Unterhalte feiner Fa: 
milie ſaͤen und ackern fol. Ihre Art zu pflügen beſchreibt le Maire folgendermaßen: Shre In⸗ 
Das Haupt der Familie geht mit vier oder fuͤnf andern auf das Feld, welches ſie Rougan ſtrumente 
oder Kourgar ) nennen, Wenn fie daſelbſt das Erdreich durch Verbrennung des darzu. 
Bufchwerfs gefäubert haben: fo ſtoßen fie es mit einer Eleinen eifernen Schaufel auf, die 
faft wie ein Schufterfneif gemacht, etwas mehr als eine Hand breit, und an einen hölzernen zwoͤlf 
Fuß langen Stiel angenagelt if. Andere gebrauchen fich einer runden eifernen Schaufel 
oder eines Spadens, Damit flürzen fie bie Erde vor fich herum, fo daß fie nicht über 
Bier bis fünf Zoll tief fommen. Jeder hat eine Pfeife im Maule, und gegen eine Stunde, 
da fie arbeiten, verderbten fie zwo mit Plaudern. Das Erdreich vermengen fie mit der 
Aſche von dem verbrannten Buſchwerke k). Wenn der Boden fo zubereitet ift: fo füen 
fie das Korn, wie wir die Erbfen, und niemals find fie darauf bedacht, einen Vorrath auf- 
zuheben. Sie find meiftentheits fo träge, daß fie nicht einmal foviel, als fie brauchen, ein- 
erndten, und unterdeffen behelfen fie fich mic einer ſchwarzen Wurzel, die fie duͤrren laffen, 
bis fie unſchmackhaft wird, und mit einer noch andern, Namens Gernotte, die wie eine 
welſche Nuß ſchmecket 7). Wenn die Erndte misraͤth: fo erfolget gewiß eine Hungersnoth, 
wie im Jahre 1677 geſchah m). | 

Diefe Begebenheit wird vom le Maire etwas anders erzählt, als fie ſchon von uns iſt Betruͤgerey 
angeführet worden 2). Nach dem Berichte deffelben, wurden die Schwarzen Durd) das eines Mar: 
Verſprechen eines ihrer Marbuten vom Stamme der Asoagbes oder Araber verführt. buten. 
Dieſer ſetzte ſich unter einem Religionsvorwande in Beſitz aller Laͤndereyen zwiſchen dem 
Scheyratik und dem Sereres. Er gab vor, er wäre vom Himmel angetrieben, die In: 
ranney ihrer Prinzen zu rächen. Seine Gefandtfchaft zu beweiſen, legte er ſich die Kraft, 

under 
068 Beſchreib n Guinea anf der 30. Seite. m) Siehe II Band a. d. 464 ©, 
2 N ——— Sernotte eine wilde Art x) Siehe ebendaſ. 
Hirſe ſey. * 
Alilgem. Reiſebeſchr. III Band. ee 


218 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Waffen Wunder zu thun bey, beſonders that er die Verheißung, ihr Land ſollte eine freywillige und 
derchwaꝛ · reichliche Erndte bringen, ohne, daß fie. ſich die geringſte Mühe gaͤben, es zu bauen. Die 


zen. 


Bogen und 
Pfeile. 


Degen und 
Spieße. 


ſes war der faulen Gemuͤthsart der Schwarzen ſowohl gemäß, daß faft ale zu dem Ber 
trüger übertraten, befonders die Untetthanen des Damel, die ihren König abfesten. Zwey 
Jahre brachten fie in der Erwartung des Wunders zu. Endlich aber ward. der Hunger 
fo groß, daß fie gezwungen waren, aus Mangel an Lebensmitteln einander ſelbſt aufzufref- 


. fen, oder fich zu Sklaven zu verfaufen, damit fie nicht Hungers ftürben. Die theuer er- 


Faufte Erfahrung überzeugte fie von ihrer Thorheit. Sie vertrieben den gebeiligten Betruͤ⸗ 
ger, und fegten den Damel wieder ein. Im Jahre 1682, als le Maire bier war. 0), litten fie 
feine Marbuten in ihrem Sande, fondern machten alle, Die fiebefommen fonnten, zu Sflaven. 

Jede Nation hat ihre eigene Waffen, welche fie zu verfertigen weis, Barbot fa- 
get, die Jalofer führten Bogen und vergiftete Pfeile, die aus Rohre gemacht waͤren, wo» 
von die Wunden tödtlich find, wofern man fie nicht unverzüglich mit glühendem Eifen 
brennt. Wenn fie aber tief eindringen: fo find fie faft nicht wieder herauszuziehen, wegen 
der abfeheulichen Schmerzen, die fie machen; denn die Spigen haben Widerhafen, die das 
Fleiſch auf eine jammerliche Art zerfegen p)- 

Die Mandingoer brauchen vergiftete Pfeile. Einer von ihnen zeigte dem Verfaſſer 
dergleichen Pfeile, die mit einem ſchwarzen Safte befchmiert waren, der ein ſo haͤßliches 
Gift feyn follte, dag man an der Wunde, wenn fie blutrünftig wäre, fehlechterdings fterben 
müßte, wofern nicht die Perfon, die den Saft zubereitet, $uft härte, den Verwundeten zu 
retten, Denn er fagte, es wären Feine giftige Kräuter, da nicht andere vorhanden wären, 
die ihnen zu widerſtehen vermöchten g). 

Die Bogen find von Schilfe oder Rohre gemacht, und dem Bambus in Oſtindien 
ähnlich. Die Sähne von dem Bogen ift eine andere Art von Rohre, Die ſehr artig zer- 
ſchnitten, und zu diefem Ende zubereitet ift. Dieſe Bölfer find fo gute Schügen, daß fie 
ein Ziel, wie eine Kronmünze groß, funfzig Ellen weit treffen. In einen Köcher gehen 
funfzig folche vergiftete Pfeile r), 

Ueberdieſes führen fie Degen wie eürfifche Säbel, deren ganze Scheide mit einem duͤn⸗ 
nen Rupferbleche überzogen iſt. Dieſer hängt, wie Moore berichter, gemeiniglich über die 
vechte Schulter, Ein anders Gewehr ift ein ſcharfer Spieß, ver in der Sänge zwifchen 
einer Pife und einer Partifane oder Hellebarde die Mitte hält, womit fie ſehr geſchickt um- 
gehen. Im Kriege tragen fie einen großen runden Schild von dem Felle eines Thieres, 
das fie Sanſa nennen, und einem Eleinen Rinde ähnlich ift. Es iſt von außerordentlicher 
Härte, Es giebt auch welche von Ochſenhaut. Hiernaͤchſt führen fie eine Affagaye 
oder einen Wurffpieß, und zweene Fleine Spieße, die fie Syncheria nennen. Bey jedem 

ängt an der Mitte des Schafts ein Riemen, womit fie ihr Gewehr, wenn fie es losges. 
Ebel haben, wieder zurückziehen, und hierinnen find fie fehr behende und geſchickt. 

Die Aſſagay ift ein langer ſchwerer Spieß mit vier Spisen und etlichen Hafen, fo 
daß die Wunden, die fie macher, höchft gefährlich find. Sie koͤnnen fehr weit damit zie- 
len, und gehen fekten aus, ohne eine in der Hand zu führen 9. 

ine 


0) Le Maire * 8.65 ©, r) Ebendaf. a. d. 121 ©, 

2 — a. d. 38 S. #) 5* er d. — * 

4) Siehe Moores Reifen nach Aftiea aufder 5) Moore ſaget, die Sagay oder das Speer iſt 
u Seite. * drey Ellen lang. Siehe feine Reiſen a. vu ©. 





von Capo Planes big Sierra Leona. VI Buch XII Cap. a0 

Eine Sagaye oder Aſſagaye ift eine Art einer halben Pife oder Lanze 7), acht bis Waffen 
sehn Fuß lang, mit einer eifernen Spiße, twie bey einer Pike. Es iſt der Schwarzen ihr Ver Zchwar⸗ 
ordentliches Gewehr, deſſen fie ſich eben fo bedienen, als die Europäer ehemals der Lanzen. KT, 
Sie werfen fie mic vieler Stärke und Richtigkeit. Sie haben eine Fleinere Art, die fie / 
Ardilli nennen, drey bis vier Fuß lang, die oben mit Eifen befchlagen find, und ganz ges 
rade ausgehen. Defters ſind ſie auch ohne Eifen, und nur zugefpißt, und im Feuer abge- 
härtet, gleichtwie die Waffen der Gaunchios x). 

* Manche Soldaten tragen ein moriſch Meffer eine Halbe Elle lang, und zweene Zoll in 
der Klinge breit. Dieſe Waffen Haben fie alle im Treffen ſowohl angebracht, daß ihre 
Hände und Aerme frey find, und fie find fehr geübt darinnen, undfechten beherze x), Moo- 
vo ſaget, daß fie alle Meffer an der Seite ftecken haben, und ich habe es in der That wahr- 
genommen, daß fie mit allen Waffen gut umgehen, es-fey mas für eine Art es wolle ). 

Andere haben Feuergewehr, das fie ziemlich gut gebrauchen, gleichtvie auch die Moren Feuerges 
Nordwärts von Hoval, und fie koͤnnen in großer Entfernung gut nach dem Ziele fehiegen, webhr. 
Ein jeder Soldat träge einen Fleinen Schnappſack voll gebensmittel, als Kuſchkuſch, der 
aus Mehle gemache ift, und dergleichen. Denn ſie haben Feine Magazine, die fie außer: 
halb Landes zu Unterhaltung ihrer Heere verforgen, 

Es ift eine große Ehre und ein Vorzug, die Föniglihe Trummel zu fragen, welche 
Bomlambe genennet wird 2), 

Ihre Kriegsheere beftehen aus Reuterey und Fußgaͤngern. Die Reuter Haben durch- Ihre Ars 
gängig alfe obbemeldere Waffen, Das Fußvolk hat Bogen und Köcher, einen Wurf: meen. 
fpieß, und einen europäifchen Hirſchfaͤnger. Die Pferde Faufen fie gemeiniglich von den 
Moren zu Geneboa, ihren Nachbarn, welche zwar Flein aber ungemein muthig find, gleich- 
wie die aus der Barbarey. Bon manchen koſtet das Stück zehn oder zwölf Sflaven, das 
ift foviel, als hundert Pfund Sterling. Eine gewifle Katharine a) von Rufiſco hatte, 
als der Verfaſſer dafelbft war, ein Pferd, welches fie vierzehn Sklaven werth fehäßte, und 
nach) der Zeit dem Könige von Rayor fehenfte, 

Sie reuten mit wunderbarer Behendigkeit. Er fah einmal den alten Konde, Vice- Vortreffliche 
fönig von Royor, einen Mann von fiebenzig Jahren, an dem Strande bey dem Borges Reuter. 
hirge, ein kleines Barbareypferd in vollem Galoppe reuten, wobey er ſeine Aſſagaye eine 
gute Strecke vor ſich hinwarf, und mit eben der Hand wieder auffing; oder wenn ſelbige un⸗ 
gefähr auf Die Erde fiel: ſo hob er fie mit folcher Gefchicklichkeit auf, daß er nicht aus den 
Steigbügeln kam, noch in feiner Gefchwindigkeit nachlieg. Cs wurde ihm auch von eini« 
gen Keutern gefagt, Die gerade über dem Sattel ftehend in vollem Galoppe reuten, ſich um⸗ 
drehen, oder niederſetzen, und aufitehen, oder von dem Sattel fpringen Fönnfen , indem fie 
fich nur mit einer Hand daran anhielten, und auf eben dieſe Art wieder hinaufſteigen. An⸗ 
dere konnen in vollem Galoppe einen Stein aufheben, der ihnen in den Lauf geworfen. wird, 
und andere Dinge mehr, die von einer erftaunenden Behendigkeit zeugen. 

Ihre Zäume befommen fie meiftentheils aus Europa, manche aber machen fich folche 
felber, nach Art des englifchen Gebiſſes. Die Sporen find mit den Steigbügeln Son einem 

a €. 2 ’ Stuͤcke 

u) Cabat Band a. d. 235 ©. 2) Anderweit wird fie Ölamba genannt, oben 
x) Barbot a. d. 38 ©. auf der 204 Seite. 

‚9% Moores Reifen a, d. 121 ©. a) Oder Katti. S. 11 Panda. d.302 1083058. 


220. Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Stücke Eifen, Denn fie veuten barfuß, und figen fehr kurz; fo daß fie die Knie fehr hoch 
in die Höhe heben, und ſich nach türfifcher Art vorwärts beugen. Ihre Pferde aber fin 
niemals befchlagen, — ** 
In Verfertigung der Sättel find fie ſehr kuͤnſtlich und machen nach ihrem Geſchmacke 
ſehr artige Einfaffungen von allerhand Farben daran. Zu gleicher Zeit zieven fie diefelbe 
niit einer Menge Brisgris, und mit Rowris oder Schellen. Sie find nach Art der eng: 
fifchen Reutkuͤſſen gemacht b). 


Reuterey Ihre Pferde find klein, und nach ſpaniſcher Art aufgezaͤumt. Der Reuter fuͤhret eine 
und Fuße Aſſagaye in der Hand, und auf der rechten Seite des Pferds hat er einen breiten Schild 
volk. haͤngen. Und das iſt feine ganze Ruͤſtung. Die Fußgänger gehen ordentlich mit einer 


Aſſagaye in der Hand, und überdiefes haben fie noch eine andere Art von Wuripfeilen mit 
zackichten Spigen, wie die Spieße ber Irrlaͤnder. Ein jeder trägt auch einen zwey Fuß 
langen Degen in einem Wehrgehenfe von gelben und rothem Tuche, das um den Hals 
berumgefchlungen ift, Die Bornehmen haben, an ftatt der Aſſagaye, einen Bogen in der 
Hand, und einen ganz feinen Köcher über dem Rüden, in welchem etwa vier und zwanzig 
Dfeile ſtecken. Diefe find aus Rohre von der Stärke einer Schwanenfeder gemacht, zwey 
Fuß lang, mit einer zacfichten ftarf vergifteten Spige, wie überhaupt alle eiferne Spigen 
an ihren Waffen find. Ein folcher Pfeil hat weder Kerbe noc) Feder, und wird von dem 
Bogen, der auch von Rohre gemacht ift, auf einer flachen und glatt gemachten Sehne, gleich- 
falls vom Rohre, abgedruͤckt. Die Stärfe deflelben ift daher geringe, Indeſſen Fonnen 
fie doch in der Nähe durch) ihre baummollenen Kleider durchgehen, Die ganze Gefahr aber 
beruht auf dem Gifte c). 

Kriegsmade Wenn der Damel eine Kriegsunternehmung befchloffen hat: fo giebt er dem Konde, 

auf die Beine feinem Generaliffimo, Befehl, die vornehmften Männer, und alle Schwarzen im Sande, zu 

gebracht. verſammlen. Don diefen wird ein Corps ausgehoben, um eine Reuterey und Fußvolk auf 
zueichten, welches fetten uͤber funfzehnhundert Mann beträgt, und zwar meiftentheils Fuß⸗ 
voll. Denn der König bat in feinen ganzen Landen nicht über dreyhundert Pferde zu ſei⸗— 
nen Dienften. 

Wenn diefes Fleine Heer alfo aufgerichter iſt: fo treten der Konde und die andern 

Officier in ihrer beften Zuruͤſtung, befonders mit Grisgris gezieret, an welchen fie allein 
genug zu tragen haben, dem Föniglichen Befehle gemäß, den Marfch an. Die Rüftung, 
befonders bey den Neutern, ift fo ſchwer, Daß, wenn etwa jemand im Gefechte genöthigt ge— 
wefen ift, abzufteigen, er ſich ſchwerlich wieder auffegen fann, Und doch werden fie nicht 
ohne en wegen der wunderbaren Kraft, die fie ſich darinnen einbilden, zu Felde 
geben 4). 

BöneRrige: Die Kriegesheere biefer Völker find mehr zahlreich, als gut, Sie halten Feine Ord: 

zucht. nung oder Kriegszucht, es ſey auf dem Marſche in feindlichen Landen, oder in Schlachten, 
welche allezeit in einer Ebene geliefert werden. Die Guirioten machen mit ihren Trum⸗ 
mein und mufitalifchen Inſtrumenten einen großen Laͤrmen, um die Soldaten beherze zu 


machen: 
6) Barbot 8.98. 5) Ebendafelbft a. d. 58 ©. 
*) Jobfons Solöhandel a. d. 44 ©. 5) Ebendaſelbſt ad. 34 ©, 
A) Barbots Reiſe nach) Guinea a. d.58 ©. 1) Moores Reifen nach Afrieaa: d. 28 ©. 
«) Ebendaſelbſt a. d. 39 ©. kr) Ebendaſelbſt im Anhange a. d. 27.8. _ 


) Ebendaſelbſt am angeführten Orte. N Siehe oben g. d. 175 ©, 





von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XII Cap.  ası 


machen: fo bald fie fü nahe find, daß fie einander mit Pfeilen erreichen koͤnnen. Das 
Fußvolk druͤcket feine Bogenpfeile ab, Die Reuter werfen ihre Pfeile, und alsdann greifen fie 
zu den Aſſagayen oder Lanzen. Da fie ohne alle Ordnung fechten, und meiftentheils na⸗ 
ckend find: fo richten fie ein großes Megeln an; zumal da die Feigheit fir etwas unehrli- 
ches bey ihnen gehalten wird. Ihre Tapferfeit aber haben fie am meiften der Furcht vor Die Kriegs⸗ 
der Sklaverey zu danken, in welchem Stücke alle Kriegsgefangene, bis zu den Wornehm: sefangenen 
ſten, einerley Schickſal haben. Das Vertrauen zu ihren Grisgris härtet fie gleichfalls — zu 
ab, die, wie ſie feſt glauben, ſie vor allen Arten von Unfaͤllen ſchuͤtzen, und ihnen dage⸗ ik: 
gen alle Arten von Bortheilen zuwenden, zumal gegen andere ſchwarze Nationen. Denn — 
bey den Europäern, welche Musketen, und feine Bogen, brauchen, ſind ſie voͤllig über« 
zeugt, daß feine Brisgris die Wirfung des Feuergemehrs, welches fie Ponff nennen, 
aufhalten fühne e). ae 

Der große Brak hält auf dreytauſend Reuter ; weil er fich feine Pferde weit wohlfeiler Macht des 
von den Moren Eaufen kann, als die Jalofer, die weit von ihnen entlegen find, und daher Braks. 
menige, oder gar Feine, zum Kriegsgebrauche haben. Doc) dafür iſt ihr Fußvolk gur, 
und manche reuten auf Kameelen, die in großer Menge im Sande find f), 


Vaſconcelas faget, daß die Negern an der Küfte, wenn ihnen etwas vorfällt, tapfer 

genug, und vortreffliche Reuter wären. Diefes, feget er hinzu, haben fie fonder Zweifel von 
den Sanagas, ihren Nachbarn gegen Norden, gelernet 2). 

Die Ramina- Schwarzen werben für die beiten Soldaten im Sande gehalten, meil fie 
von einer beherzten und entfchloffenen Gemuͤthsart find, und hierdurch haben fie auch ihre 
Freyheit gegen zweene benachbarte Könige behauptet, welche öfters einen Verfuch gemacht, 
fie mit Gewalt der Waffen zu bezwingen, aber ohne Erfolg ). 

Die Sprachen der Schwarzen in dieſer Provinz von Africa find wenig befannt. Die Ihre Spra⸗ 

merfwindigiten darunter find die Sprachen der Jalofer, der Fulier, und der Mandin- chen. 

ver. Die Sprache der Jalofer oder Jolloifer wird nad) des Heren Moores Anzeige 
Jolloif genannt ). Barbot haͤlt fie für die Sprache Zungusp, vermuthlih Sunz 
gay, deren Leo, als der allgemeinen Sprache von Gualata, Buinea, Tomburo, Melli 
und Gago erwaͤhnet. Denn Harbor fowohl, als Herr Moore, ſcheint Gualata für 
das Sand der Jalofer zu halten. Und der legtere ſaget, vermuthlich in der Abficht, diefe 
Meynung zubeitärfen, in feinen Auszügen ausdem Leo, in einer Anmerfung über Sungay, 
daß Sungay der gegenwärtige Familienname des Königs von Barfalli k) fey, welcher ein 
Talof D ift, ob er gleich anderweit den Namen Njay m) dafür ausgiebt. Dem ungeac)- 
£et fager ung eben diefer Schriftfteller, die allerüblichfte Sprache um der Gambra fey der 
Mandingoer ihre, und es Fönne ein jeder, der fie redet, don dem Ausfluffe des Stroms, Mandingos 
bis in das fand der Jonkos, oder Kaufleute, reifen, welches wegen der Menge Sklaven, Sprache, 
die daſelbſt zu verkaufen find, diefen Namen führer, und eine Reife von ſechs Wochen von 


Jamesfort entfſernet feyn fol. 
Er 3 Die 


m) Herr Moore kann diefe beyden Namen wer ſchon fonft gethan, da er aus feinem beſſern Grun— 
gen einer eingebildeten Verwandtſchaft unmöglich de geglaubt, Gualata ſey Jolloif, und Ghana 
für einerley Wort halten. Denn ſo wuͤrde man der fey Kani. r 
Sache noch gröffere Gewalt authun muͤſſen, als er 


reoliſche. 


Arabiſche. 


Andere 
Sprachen. 


223 7 Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa 


Die Mandingoer haben auch eine geheime Sprache, die den Weibern gaͤnzlich unbe⸗ 
kannt ift, und die nur allein von den Männern geſprochen, und felten anders von ihnen gez 
braucht wird, als in Gefprächen über den fehon erwähnten Mumbo Jumbo ). 

Die nächte hier übliche Sprache ift Ereoliſchportugieſiſch, eine unächte Arc Portugie- 
fifch, welches man Faum zu Liſſabon verfteht. Sie ift aber den Engländern feichter zu ler⸗ 
nen, als irgend eine andere Sprache um den Fluß herum. Sie wird allezeit von den 


. Sprachfundigen geſprochen, die in den Dienften der Compagnie und der Privatkaufs 


leute ftehen, 


Das Arabifehe wird von den Foleyern oder Fuliern und den meiften Muhammeda- 
nern um den Fluß herum geredet, wenn fie gleich Mandingoer find 0). 

Außer diefen hat jedes Königreich oder jede Nation feine befondere Sprache. Als das 
Sand der Flups, der Banyonen, der Bumbrongen, und der Pecharis. Diefe lestern 


- find weit von dem Fluſſe entfernt in dem Lande der Kaufleute p). 


Wie bey Unterfuchung des Urſprungs und ber Berwandtfchaft der Nationen nichts von: 
größerm Mugen ift, als die Vergleichung der verfchiedenen Sprachen: fo ift auch die Kennte 
niß derfelben einem Keifenden ungemein dienlih, Aus diefen Urfachen ſowohl, als dem 
$efer einen beffern Begriff von den Sprachen der TJalofer, der Sulier, und der Mandin⸗ 
goer beyzubringen, als er aus der vorhergehenden Furzen Defchreidung haben kann, haben 
wir folgende Wörterregifter aus verfchiedenen Schriftitellern eingeruͤckt. 


Die I Tabelle, 
Woͤrter in der Jalofer und Fulier Sprache 4). 


F Deutſch. Jalofiſch oder Zanguaiſch. Fuliſch. 
A. 
die Adern | fed 'itte en dadol : 
der Affe goloch owandov 
Ananas ananas annanas 
der Arſch oder Steißtate oder ghir rotere 
der Aſt kahlah baherou 
die Augen ſmabutt hyterr 
die Augenbraunen Fu; byam byanto 
ER, ’ 

die Baden bekigh kobe 
ſich baden. 1 07.0.0.» mongte fangen — 
der Ball oder Tanz folgar —— 
Banana Pe) 908 
ber Bart = ‚fekiem onbare 
der Bau) ſmabir rhedo 

#) Moore auf der 38 ©. an e) Barbot, derung in feiner Befchreibung von 

o) Ebendaſelbſt a. d. 20 und HS. ©uinen a. d. 416 u. f. S. dieſe Tabelle mittheilet, 


p) Ebendaſelbſt a. d. 41 S. erwaͤhnet 





von Capo Blanco bis Sierra Leona. Vl Buch XIII Cap. 223 


Deutſch Jalofiſch oder Zanguaiſch. Fuliſch. 

das Bein . finsp + paire kavaſſongal 
beißen matt n'hadde 
das Bette euntodou leffon 
= = hangendes todeapp leſſo 
das Bley bettaigh ckaye 
blind | bomena goumdo 
blind auf einem Auge patt — 
das Blut deret hy⸗ hyam 
das Boot, der Kahn galtovap —— 
Brandtewein ſangara ſangara 
Brodt bourou bouron 
die Bruͤſte wu ⸗ haine en⸗h do 
das Buch ſmatere guma raſank torade allah 
die Buͤchſe ovach ande ⸗·⸗ 

C. 
Canoa — lahna 
die Canone bamberta fetel 
die Citrone er de A ; 
der. Eredenzer taffe borde * 
ein Crocodill gua⸗ ſik norova 

D. 
der Degen guaſſi kaffe 
der Donner denadeno d'hirry 
es donnert denadeno d hirry 

E. 
der Eid oder Fluch ſmabok (hanabi) ſoldebama oder kottel yai⸗ 
die Eiſenſtange barra (win) ba [mo 
der Elephant ne ee ghiova Hi 
Elephantenzähne gnay negnay nbierrergbiove 
der Ellbogen ſinay⸗ knoton ſomdon 
die Erde ſoffi lehidy 
das Ey nen whochionde 
der Faden ovin guarahie 
a doch-hott ride 
ein Faͤßchen pippa + 
die Feder doungue donguo 

das 


erwaͤhnet nicht , woher er folche Hat. Wir fönnen tungen in der Rechtſchreibung gemacht, Aller Wohr, 
auch nicht ausdrücklich fagen, von wen er fie ges ſcheinlichkeit nach aber iſt fie ans dem Srangönfeen 
nommen, und haben daher einige Eleine Veraͤnde⸗ genommen. | 


224 Reiſen längft der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Deutſch. 
das Ferken droai 
die Feſſen guingue 
das Fett divguneck 
das Feuer Er. ſafara 
das Fieber guernama 
die Finger ſma⸗ baram 
der Fiſch guenn 
die Fiſcher moll 
der Fiſchhamen delika 
die Fiſchleine finabous delingha 
das dleiſch vapp | 
die Flinte faital 
der Fluch ſmabok (banabi) 
fragen lay 
Franzwein m’fango tovabb 
die Frau digin 
eine ſchwangere digin⸗ gobirr 
die Fuͤße | fimatanf 
©. 
das Garn ovin 
gehen doch'oll 
gekruͤmmt ⸗⸗ 
Glasknoͤpfchen hyarak 
Glied, das männliche: ſoull © 
= = das weibliche fücere ober fare 
Gott i⸗ halla 
groß maguena 
Buineapfeffer oder Malaguetta 2 8 
Gummi 2 2 
die Gurgel ſman /⸗ pouroch 
9. 
das Haar kaghovar 
der Hals ſman pouroch 
das Halstuch ſmah (crowat) 
die Hand loho 
die Hande waſchen raghen 
ein Hangbette todeapp 
das Haupt ſmababb 
der Hauptmann kapitan 
das Haus ſinan 
die Haauutt ſmagh⸗ dayr 
das Hemde 


goure 


boughtovap | V’olaufe 


Jalofiſch oder Zanguaiſch. Fuliſch. 


babalady 
gue⸗hyelle 
bellere 
gia⸗hingol 


1 

fedehendo 

linghno 

kiou/ ballo 

ouande 

ovande 

tehau 

fetel 

ſoldebama oder kottel 
eo” im 

chink ER 

debo 

deboredo 

koſſede 


guarahie 
medo hyaſſa 
loko — 
bourely 
ſolde 
kotto 
allah 
mahodo 

⸗ 
la⸗koude 
dandy 


ſoukendo 
dandy 
leffoll 
voungo 
labou’yongeo 
leſſo 

horde 
loamdo 
ſouddoe 





von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch XTH Em. 225 
Deutſch. 


ber Himmel 
das Holz 
die Hofen 
die Hüften 
das Huhn 
der Hund 
die Hure 
huſten 


der Kahn 

es iſt kalt 

die Katze 

der Keſſel 

Kinder der Fuͤrſten 

klein 
die Kleye von ir Sit 
der Knabe 

Fneipen 

die Knie 

der Köcher 
der König 
die Königims 
der Kopf “_ 
der Koſter 
franf 

fragen 

Kräuter 

frumm 

ein Krüppel 

die Ruh 

das Kupfer 

der Kuskus 


8. 


i 


lachen 
lahm 
Laͤuſe 
Leinewand 
Lippen 
luͤgen 
M. € 
ein Mägdchen 
Mahys oder indianifch Korn 


Jalofiſch oder Zanguaiſch 


aſſaman 
matt 
towapp 
loupp 
gnaarr 
khaay 
guelarbi 
ſokkatt 


galtovap 
luina 
ghenaapp 
kranghiare 
domeguaihe 
neocina 


ſmahkallah 


burre 


guaihe 
ſmababb 
taſſa 
raguena 
hock⸗ halma 
miagh 


TR; 
fogbe 

2 | 
prum 


arequere 


raihal 
ſoghe 
teings 
endymon 
ſmatovin 
narnaa 


wdaouch digin 
dough⸗ oub 


Allgem. Beiſebeſchr. II Band. 


Fuliſch. 
hyalla 
leggal 
touhouba 
bouhall 
guertogal 
rahovandou 
fälle 
loghiomde 


lahna 


ghian ⸗gol 


oulonde 
barma 

byla hamde 
choukahiel 
changle 
ſoukagorko 
mouchioude 
holbondou 


2? 


lahamde 


guefoulbe 
horde 
borde 
ognia⸗huy 
nanhyady 
loko 
boſſare 


— 
hyack⸗ haovale 
A 


ghialde 
boſſare 
bamdy 
chomchou 
tondo 
hadarime 


ſoukka 


makkary 


31 
; 


ein 


226 
| Dauſch 


ein Mann 

die Matraze 

das Meer 
die Meerkatze 
Mein und meine 
das Meſſer 

die Meſſerſcheide 
der Mond 

der Mund 


der Nabel 

die Nacht 

die Nadeln 
der Nagel — 
die Nägel an Fingern 
die Naſe 

nein 

nieſen 


der Ochſe 
die Ohren 
eine Orange 


Palmwein 

das Papier 

der Pappagey 

Dfeffer,oder Malaguetta 
eine Pfeife, Tobak zu rauchen 
pfeifen mit dem Munde 

der Pfeil 

das Pferd 

piſſen 

Potatoes 


die Ratze 

reden 

der Regen 

die Ribben 

das Rind 

der Rock 

Roth 

ein Ruder oder Pagay 


Jalofiſch oder Zanguaiſch. 


goourgue 
entedou 
ſmandai 
goloch 
22 

pak⸗ ha 
— ⸗packha 
uhaaire 
gueminin 


ſmal⸗ loutt 
goudina 
pourſa 
dinguetitt 


huai 

ſmack⸗ bockan 
d'haair 
maugre⸗ teſſely 


= - 
= 5 


finanoppe 


mſango feloffi 
kahait 


inkay 
ſmanano 
owany leſte 
fmat tonghar 
farß 

berouch 


guenach 
ovache 
taou 
uwett 


boubou⸗ touvap 
logh⸗ ove 
watt 


Reiten laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Aria; J 


Fuliſch. 
gorko⸗ mahodo 
leſſo 


gueek 
owandov 
ſman 

pake 

ovana 
leoure 
hendouko 


houddo 
guiema 
meſſelael 
pangal 


chegguen 


hener 
ala 
hiſſeloude 


nague 
noppy 
kanghe 


chingue 
barkol 
ſolerou 


by’ ardougal 
houde 


— 
haing⸗ hujſe 


d ombrou 
halle 

tobbo 
chabiburde 
nague 
dolanque 
bodeghioun n 


rudern 





von Capo Blaneo bis Sierra Leone. VI Buch KIT Cap. 227 


Deutſch. 


rudern einen Kahn 


Jalofiſch oder Zanguaiſch. 
giolle galgue 


die Ruthe od. das maͤnnlicheGlied ſoull 


S. 
Salz 


Sanofet vd, Kleye von gekothtem 


Hirſe 
die Schachtel 
das Schaf 
die Scheide 

eißen 
9 —2 
das Schiff 


ſchinden oder die Haut ab⸗ 


ziehen 
ſchlafen 
die Schlange 
der Schlemmer 
das Schloß an einer Sue 
der Schlüflel ° 
das Schmeer N 
ſchneiden 
ſich ſchneuzen 
Schreibbuch 
ſchreiben 
die Schuhe 
der Sklave 
die See 
das Segel 
ſingen 
der Sißß 
ſitzen 
die Sonne 
ſpatziren gehen 44 
ein Spigbube 
fprechen 
ſpucken 
eine Stange Eiſen 
ſtehen 


der Stein —* 


der Strauß 
der Strick 
ein Stuͤcke, Canone 


ſock matte 


ovach ande 
ommghargh 


ſmanbarguaiſy 


mangredouli 
fmap ⸗ paire 
manguena 


maugre ⸗faiſſe 
» 9 


qua’ın 

ee: 

”».49 > 
donouachande 
divguneck 
doghhol 
nien⸗ doou 
ſmakyet gumore / bind 
binde 
dale 
guamon 
ſinandai 


ghiante finkan 
och’oll 


| foch-horby 


ovaihe 
toffli 
barra (win) 
gueckkiffi 
doyg 

Fe 
boume 
bamberta 


8a 


Fuliſch. 
haodguiou 
ſolde 


lambdam 


changle 


— 
balou oder ſedre 
ovana 
boude 
kavaſſongal 
randy 


houtoude 
dahnady 
body oder gorory 
haderoro 
loſſoul⸗ fetel 
biöbo 
bellere 
say 
n’gieto 
deffererre 
w’bin d'oude 
pade 
mokkhioudou 
gueek 
oughderel⸗ hana 
hyemdy 
ghiodorde 
ghiodo 
nahangue 
medo’byafls 
abonde 


halle 


thoude 


— 
doradan 
hayre 
nedau 
boghol 
fetel 


die 


228 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Deutſch 
T. 


die Tafel Er 


der Tag 
der Talg 
tanzen 

die Taube 
tauſchen 

der Teufol 
Theer 
Toback 
Tobackspfeife 
der Tod 
toͤdten 

der Topf 
trinken 
Trompete 


Viel 
ein Vielfraß 
der Vogel 


die Waffen 
warten 
das Waſſer 
waſchen die Haͤnde 
das Weib 
weinen 
werfen ; 
der Wind 
n 3: 
die Zähe 
die Zähne 
das Zelt 
die Ziberhfage 
die Ziege 
zittern 
Zucker 
die Zunge 
zwicken 


Zalofiſch oder Zanguaiſch 


gangona 
lelegh 
divguneck 
faikke = 
pettech 
nanvequi 
guinnay 
ſandol 
tmagha 
ſmanano 
dehaina 
ruy 
kingn 
mangrenam 
bouffſa 


barena 


* a 


arral 


ſmal⸗ loho 
gueckiffi 
mdoch 
raghen 
digin 
ö’goife 
fannir 
gallaou 


ſmahua⸗ jetant 
ſwmabenabin 

raya 

— 
bay 
denaloch 
Phbem 
laoming 
domp 


Fuliſch 


gango 
ſoubakka 
bellere 


hemde 


s = 


ſohode 
guine 
taba 
hy ardougal 
mahyje 
ouharde 


fahando 


hyarde 


= 


beuy 
haderoro 
Phiolly 


ghion⸗ ghe mw: 
doradan 

* 

ahou yongo 

debo — 
wbo’heöde 

verlady 

bendon 


peddely 
wbierre 
arhayhillan 
—A 
behova 
chin’houde 
Phyombry 
Vheingalf 
mouchioude 


Zah⸗ 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch u Em 229 


Deufh, 


Eins 

zwey 

drey 

vier 

fuͤnfe 
ſechſe 
ſieben 

acht 

neun 

zehn 

eilfe 
zwoͤlfe 
dreyzehn 
vierzehn 
funfzehn 
ſechzehu 
ſiebenzehn 
achtzehn 
neunzehn 
zwanzig 
ein und zwanzig. ; 
dreyßig 
vierzig an: 
fünfzig. - 
ſechzig 
ſiebenzig 
achtzig 
neunzig 
hundert 
zweyhundert 
dreyhundert 
tauſend 


ein tauſend und zwanzig 


Deutſch 


Haltet euer * 


id will 
ich will nicht 


gZahlen. —— 
Zalbfiſch oder Zanguaſſch Fuliſch 
ben guh 
yaare didy 
yet tats 
yanet naye 
guerom guieve 
guerom⸗ ben guie-gub 
guerom⸗ yaare guie⸗didy 
guerom⸗yet guie⸗taty 
—— yanst, guie / nay 
ſappo 
FE sa-ben nr)... fappoe-gub 
futsaf:yaare -fappoerdiöy 
fuk⸗ak⸗yet ſappoe⸗ taty 
fuk⸗ ak⸗yanet ſappoe⸗ naye 
fuk⸗ ak⸗ guerom ſappoe⸗ guieve 
fuk⸗ ak⸗ guerom⸗ benſappoe⸗ guie⸗ guh 
fuk ⸗/ ak⸗guerom yaare ſappoe ⸗guie⸗ didy 
fuk⸗/ ak⸗guerom⸗yet ſappoe⸗ guie⸗ taty 
fuk⸗ ak⸗ —— ————— 
nitte ſoppo 
nitte / ak ⸗ ben ind ſoppoe⸗guh 
fonoair naggah 
yanet⸗ fuke chapande ⸗ taty 
—— ſut 
guerom⸗ bena⸗fuke un 
guerom⸗yaare⸗fuke Dieß a ur ge⸗ 
guerom⸗ yer: fuke RE 
guerom⸗ yanetz fute 
temer temedere 
yaare⸗ temer temedere⸗ didy 
yerstemer temederestaty 
gune temedere -füappo 
gunezakznitte sc, temedere-fopp9 ꝛc · 
Redensarten im gemeinen Umgange. * 
—— oder Zanguaiſch Fuliſch 
nopp de ⸗you 
are bido⸗ hidy 
bainaman my⸗ hyda 
fs 


fomm 
r) ak wird im Jalofiſchen wie und im Deutſchen gebrauchet, zwo Zahlen zu verbinden. — 


230 


leget ihn in Feſſel 


Das Sternchen bey den Wörtern zeiget at, daß ſolche auch in der vorhergehenden 


ein Canoa *, kaluhn 


A. 


Allegator, bumbo 


Amber, lambre 


angenehm, timeata 


anruͤhren, ametta 
der Arzt, borru 
aufſtehen, wuhlly 


eine Auſter, oyſtre 


ein Bavian, konie 


das Bein *, fing 


guinguels- maguiou 


Die II Tabelle, 


) 


Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa; 


Deutſch Se oder. Sana Fuliſch 
emm calay arga 
komm nicht naͤher bouidick da rothan 
geh weg dock⸗ hodem ia 
ich ſehe euch guesnala medo hyma 
der Wind weht ſtork gollaou⸗ barenna hendou⸗ hevy 
wie geht es euhh · ogyazmefla ada begiam 
ſehr wohl, mein Herr, guam⸗de⸗bares ſamba medo⸗ hegiam 
guten Morgen, mein Bas quarha⸗quaihou· ſamba coffe 
ſehr fruͤh lelegentel ſoubacke ⸗ allau 
komm zum eſſen calai⸗ caeck⸗ mane Pe 
komm herauf quia⸗ quaou argay 
geh hinab ova quiequa⸗ ſouf hialleſſe 
auf morgen aileg⸗ ackagiam ſoubacko 
gute Nacht, mein Herr fon⸗ angiam · ſamba nihallay 
ich danke euch ſantenala medo⸗hietoma 
es regnet data⸗ ou yo 
ich gehe fehlafen nangretery —1 
ich möchte wohl bey einem Maͤgd⸗ pouguesnamate acanı medo ⸗lelohy 
chen fehlafen daoſan 
eine Liebſte ſoumack⸗hiore meda dano 
laſſet uns ſpatzieren gehen — hane harque⸗ guehin hyloſade 
id gehe ⸗ mede leho 
ich erinnere michs nicht —* amaeck my ⸗fa· hyacke 
bringt mir geſchwind ein Schaf iaſſima⸗ ommghargb addou nambalou 
gebet mir was zu trinken mamanan loccan hyardde 


ovarguiehyelle caſſede 


Ein mandingoifch Wörterbuch +). 


Tabelle vorkommen. 

das linfe Bein, fing nding 

das rechte Bein, fing bau 

betaften, ametta 

ein Berte*, larong 

ein Bogen, Eulla 

böfe, munberey 

das Brodt *, mungo 

ein Bruder, barrin Fea 

die Butter, tuhluh 


ein Calabaſch, merong 


s) Siche Barbots Beſchreibung von Guinea a. d. 415 ©. 


ein Chamäleon, minnire 
der Crocodil *, bumbo 


Cryſtall, Kr ſtau 
of P = 


"das, olim 


ein Degen *, fong 
ein Dieb, ſunear 


ein Diener, butt lau 


dieß, ning 


der Donner korram alle 


dredigt, 


1 


\ 


von Caps Blanco bis Sierra Leona, VI Buch XIIT Cap. az 


dreckigt, note 
dumm, Fulesta 
dürre, mindo 


ein Elephant ſamma 
Efephantenzahn oder 


Elfenbein, ſamma ning 


eine Ente, brue 
die Erde #, banfo 
das Erzt, taſſo 


die Eule d. i. der Teufel, buaw 


ein Ey *, ſuhſey killy 
ein Eyland, jouioe 


ein Factor, mercadore 

falſch, funniala 

ein Faͤßchen *, ankoret 
| faul, narita 

ein Sels, barry 

ein Fenfter, jenell 

das Feuer *, dimbau 

ein Fiſch *heo 

eine Flinte *, kiddo 

ein Fluß, bato 

eine Frau *, muhſa 


eine Frauensperfon, muhſa 
ein Fremder, leuntong 
die Freundfhaft, barrialem 


fühlen, mamaung 
furchtſam, 9 aunee 


eine Gabel, garfa 


ich will geben, m’ fa dee 


geben *, ta 

Gott *, alla 

groß *, bau 
Großvater, kea bau 


Großmutter mufa bau 


But, abetty 
Guineahuhn, commih 


ein Hahn, dubntung oder 


ſuſih kea 
die Hand *, bulle 


; ein Hirſchfaͤnger, fong 


die linfe Hand, bulla nding 
die rechte Hand, bulla bau 
hart, akoleata 


das Haupt *, kung 


dos Haus *, für 

heiß, kandia 

der Hexenmeiſter d. i. der Teu⸗ 
fel, buaw 

ein Hirſch, tonkong 


die Hitze, kandia 

die Hoͤlle, ſehonama 
Honig, lih 

hoͤren, amoi 

ein Huͤgel, koanko 


> ein Huhn *, ſuhſi muhſa 


ein Guineahuhn, commi 
ein Hund wuhloe 


ein großer Hund, wuhlloe 


bau 
eine Hure *, en mubfe 


ein Jahr, ober ein Regen, 


fanju Eillin 
ic, inte 
ihr, itta 
eine Inſel, RER 


ein Kahn *, kaluhn 

ein Kalb, nihſa nding 
kalt *, ninny 

ein Rameel, komaniong 
eine Rage *, neankom 
Faufen, favon 


ein Kaufmann, jonEo. 


eine Kifte, Eonneo 
klein *, nding 
Kuöpfchen *, Fonnum 
fommen, na 

fomm ber, na na re 
ein König *, manfe 
ein Kopf *, kung 

das Korn, neo 

frank *, mun kandi 


der Krieg, killy 

eine Kugel, kiddo kaſſy 
eine Ruh *, nibfa muhſa 
ein Kürbiß, merong 

eine aus *, krankih 

ein Licht, kandea 

lieblich, timeata 

ein Loͤffel, kulear 


ein Loͤwe, jatta 


M. 
ein Mann *, kea 
ein fingender Mann, jelly kea 
ein weißer Mann, tobaubo 
ein Mefler *, moruh 
die Milch, nunno 
der Mond *, Eorro 
der Mund *, dau 
eine Mutter, bau 


ein Mutterpferd , fühoe - 


muhſa 
N. 
ein Narr, tuhrala 
Nehmen, amuhta 
Niederſitzen, ſih duhma 
Nuͤſſe, teah 


der Oft, tillo wuhlita 


Palmwein *, tangi 
Papier *, koyto 
eine Pfeife, da 

ein Pfeil *, bennia 
ein Dferd *, ſuhoe 
eine Platte, prata 


Rauchen, ſizih 

raub, ftrenge, akommota 

der Regen*, ſanju 

ein Reh, tonkong 

eine Roͤhre, da 

vor) *, wuhllima 
\ S. Salz, 


I 


238 


"Sa koe 
eine Sandbank, kenne Site 


ſauer akommota 


‚ein Schaf *, kornell 


ein Shiff X, tobaubo ka⸗ 
luhn 


eine Schlange *, ſau 


Schießpulver, kiddo mungo 
Kbön, nihmau 

eine Schüffel, prata 
ſchwarz, fin 

ein wild Schwein, ſeo 
ſchwer kuleata 

eine Schweſter barrin 


ein ee Geh Mumbo 
Jumbo, tykinniani ma⸗ 
mamau 

ein Sklave ſong 

die See *, böto bau 

Siboawein, banjt 

Silber, kodey 

die Sonne *,'rillo- » 


eine Stadt, kundo 


— 
Eins, killin > Sechzehn, tong ning oro 
Zwey, fuhlla Siebenzehn, tong ning oronglo 


Drey, ſabba 
Vier, nani 
Fuͤnfe, luhluh 
Sechs, oro 
Sieben, oronglo 


Acht, ſye 


Neun, — 

Zehn, to 

Eilfe, Hr ning killin 
Zwoͤlfe, tong.ning fuhlla 


Dreyehn, tong ming ſabba 
Vierʒehn, tong ning nani . 


Funfzehn, tong ning luhluh 


> Ref tängft der weſtlichen Küfe' von Africq⸗ 


ein Stern, lolo 

ein Stier, nibfa kea 
ftinfend, akuhneata 

eine Stube, bung 

ein Stuhl, ferong 

eine Stute, ſuhoe muhſa 
ſuͤß, timeata 


eine Tafel *meſo 
der Teufel * buaw 


ein Thier, tonkong 


eine Thuͤre/ dau 
der Tod *, ſata 


trinken *, amih 

trocken, mindoe 
ein Trunkenbold, —* 
Tuch; fauno 


roth Tuch), — 
UunV. 


der Vater, fau 


verkaufen, ſaron 


unflaͤthig, nota 
ein Vogel*, ſuhſih 
W. 


das Wachs, bekonnio 


Achtʒehn, tong ning ſye 
Neunzehn, tong ning konunti 
Zwanzig, mwau 
Dreyßig, mwau ning tong 

Vierzig, mwau fuhlla 
Funfzig, mwau fuhlla ning tong 
Sechzig, mwau ſabba 
Siebenzig, mwau fabba hing tong 
Adhtzig, mwau nani 
Nanzig, mwau nani ning tong 
Hundert, kemmy 
Taufend, wuhlly. 


ich weis nicht, male 
der Welt, tillo bwita 
ein Wirbelwind, ſau 


ein Wolf, ſillo 
ein Zahn ‚ning 


ein Eiepdantenzahn, fammas 


‚ Zeug, fauno 
‚ eine Ziege ba -» 


Zuder *, robaubo li 


Babe, atoniala 
ein Palleoß mally 
das Wafler *, ji 

ein Weib *, muhſa 
Siboamsein, , banji 
Palmmein * ‚tanji 
Weiß, qui 

ich weis, alo ° 


wohl, kandi 


ning 
ein Zauberer, dei. der Teufel, 
buaw 


roth Zeug, murfib 


Zinn, taffo qui 





Ren | 


von Capo Blaneo bis SierraLeona "VI Bach XI Cap. 33 
Be —— 


Wie gehtes euch? animbatta montainia. Was fehlet euch? laffeta munuum. 
Ganz und gar nichts, feng o feng. 


Wuas das Wort Nihſa betrifft, welches in dev vorhergehenden Tabefle vorfümint: fo 
wird es nicht undienlich ſeyn allhier einer Anmerkung von dem Herrn Moore zu erwaͤh⸗ 
nen ): daß nämlich, die Mandingoer ſolches gebrauchen, alle Arten von Rindviehe, es 
mögen nun Ochfen, Bullen, oder Kühe feyn, damit zu benennen; und fie unterfcheiden nur 
Die Kühe von den Bullen, durch Zufegung des Öefchlechtsworts, als Nihſa Muhſa, eine 
Kuh, Nihſa Bes, ein Bulle, Die Engländer ander Gambra, welche dieß Wort nach 
der weiblichen Bedeutung überfegen, nennen alles Rindvieh Kühe, ob zuweilen gleich nicht 
eine Ruh unter zehn Stücken iſt ). —— —“ 


Der VI Abſchnitt. | han 
Heligion der Schwarzen. Die Muhammeda⸗ achtung derfelben. Tabaffet oder Oſtern, wie 
‚ner glauben nur einen Gett. Gedanken von es gefeyert wird. Ochſen geopfert. Der Fol: 
Jeſu. Vorhererwählung. Oerter zum Gottes: gar oder Ball, Ringen und Tanzen. Beſchnei⸗ 
dieuſte. Moſcheen. Salah oder Scherhe. ‚Wie dung. Gewöhnlice Zeit darzu. «Die Ceremo⸗ 
ſie den Gottesdienſt verrichten. Aeußerliche Anz" nie. Umgaͤnge. Die Operation.  Frepheiten 
dacht. Warınn fie gemeiniglich bethen. Ihr der Befchnitteien, Ihre Kleidung. Befchnit⸗ 
Ramadhan oder große Faften, Genaue Beob⸗ tene Weißer, | h 
Di: Schwarzen, die an beyden Seiten der Sanaga und weit in das Sand hinein oft. Religion 
und ſuͤdwaͤrts wohnen, find von den Moren bekehrte Muhammedaner. DieSchwar- J ee 
zen im Reiche Mandingo, Die in der Religion am eiferigften find, find igo die Ölaubens- men 
bothen. Die übrigen Schwarzen, wenigftens Diejenigen , mit denen Die Europäer von de— 
Bambraan bis nad) Guinea handeln, find Goͤtzendiener. Die Sereres und einige andere, 
Die für Wilde fönnen angefehen werden, find ohne alle Religion #). Le Maire faget, 
daß gegen Sierra Leona und die Goldkuͤſte zu meiftentheits gar Feine Religion eingeführt 
ift, oder wenigftens bethen fie dasjenige an, was fie fruͤhmorgens zuerft finden, - Ehemafs 
dienten fie dem Teufel, und opferten ihm Stiere, Und ob fie gleich Fleiſch aßen: fo glaub⸗ 
fen fie doch die Seelenwanderung. —2 
Manche wollen die Eydechſen, die über ihre Huͤtten laufen, auf Feine Art und Weiſe um⸗ 
gebracht wiſſen. Denn fie fagen, daß es die Seelen von ihrem Vater oder ihrer Mutter 
find, welche Eommen, um den Folgar mit ihnen zu machen das iſt, fich zu erluſtigen x). 
Die muhammedaniſche Religion, die man unter dieſen Voͤlkern indet, iſt ſehr verftinm: Die Muham 
melt, welches theils von der Unwiſſenheit der Lehrer ‚und theils von der Frengeifteren der Medaner 
Bekehrten herruͤhret. Sie befteht in dem Ofauben an einen Gott, und in etlichen Gere: 
mönien; 


D 


5) Siehe feine Reifen a. d. 23 ©. 

2) Siehe chen a, d. 45 Seite, Note a 

m) Tabats abendländifches Africa II Band auf 
der 27ı Seite Die römischen Prieſter halten 
die Gemälde und Bilder für- einen ſo welentli- 
hen Theil der Religion, daß fie allen andern Völ⸗ 


Allgem. Reiſebeſchr. I Band. 


fern, die außer ihrer Kirche find; die Muhamme: 
daner ausgenommen , alle Kenutniß von der Reli⸗ 
gion — ob ſie gleich, wenn ſie Begriffe von 
ber Gottheit haben, ſelbige beſſer haben 
als fie ſeliſt * — 
x) le Maire auf der 30 Seite, 4: 
Sg 


= 


234 Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Afeica, 


Religion monien, als dem Ramadhan oder Faſten, dem Bayram ober Oftern, und dem Gebrauche 


der 


Schwar: 


der Befchneidung, | | 
Tobfon faget, daß die Einwohner längft der Gambra den wahren und einigen Gott 


—— anbethen, welchen fie Allah nennen; daß fie weder Bilder noch Gemälde, noch irgend ein 
Glauben an Gleichniß von göttlichen Dingen haben; daß fie den Muhammed erkennen, der Verfafler 


einen Bott. 


Shre Mey: 
nung von 
Chriſto. 


Vorherbe⸗ 
ſtimmtes 


Scicfel, 


Derter des 
Sottesdien: 


ſtes. 


Moſcheen. 


aber hat niemals jemand ſeinen Namen anrufen hoͤren; daß ſie ihre Zeit nach dem Regen 
rechnen, und gewiſſe Namen zu den ſieben Wochentagen haben; daß ſie den Freytag ihren 
Sabbath nennen, aber ihn nicht heilig halten, ſondern in ihrer Handthierung oder ordent⸗ 
lichen Verrichtungen unausgeſetzt fortfahren ). 

Sie haben einige verwirrte muͤndliche Sagen von Jeſu Chriſto, und reden von ihm, 
als einem großen Propheten, der viele außerordentliche Wunder gethan, deren Erzaͤhlung ſie 
ſehr untereinander werfen. Sie nennen ihn Nale, und ſagen, feine Mutter habe Ma⸗ 
via geheißen. Sie geben zu, daß er ein ſehr Heiliger Mann geweſen; fie behaupten aber, 
daß er unmöglich Gottes Sohn feyn koͤnne, weil niemals ein Menfch Gott gefehen hat, 
noch fehen Fann. Die Sehre von der Menfchwerdung iſt ihnen ein großes Aergerniß, in« 
dem fie ihren Gedanken nach. in ſich faflet, daß Gore ein Weib fleifcylich erfanne haben 
muͤſſe. Der Berfafjer ſaget am Ende nad) einer Prophezeyhung, die fie unter fich haben, 
daß fie von einem weißen Volke bezwungen werden, und ihm unterwürfig bleiben, und in 
der Fülle der Zeit bekehrt werden follten. Ja er ftehe in den Gedanken, daß diefe beſtimmte 
Zeit heranruͤcke, und giebt zu erkennen, wie er fich mit der Hoffnung tröfte, felbft ein Werk 
zeug In Öottes Hand zu feyn, diefes gefegnete Werf hervorzubringen 2). 

Sie glauben auch eine Borherbeftimmung, und legen Gott alle ihre Unglücksfälle zur. 
Saft; fo daß, wenn ein Schwarzer von dem andern umgebracht wird, fie fagen: Gott hat 
ihn umgebracht. Dem ungeachtet aber halten fie fich an dem Mörder, und verkaufen ihn 
zum Sflaven. 

Was ihre Andacht anbetrifft, fo bemerfet le Maire, daß die Aermern eben nicht die 
Andächtigften find ; die von Vermögen aber wären eiferiger in ihrer Neligion, weil ſie ge— 
meiniglich einen morifchen Marbuten in ihren Dienften haben, von dem fie fic) großen 
Theils regieren laflen 2). 

Jobſon faget, daß fie Feine Kirchen, noch, fo viel der Berfaffer fehen koͤnnen, fonft 
einige zu heiligem Gebrauche gewidmete Pläge haben. Gr glaubet vielmehr, daß fie ihre, 
gottesdienftlichen Berfammlungen unfer.einem großen fehattichten Baume im freyen Felde 
halten, welches der Art, fich zu wafchen und zu bethen, gemäß fcheint, deven fich, wie oben 
erwähnt worden, ein fremder Marbut bey Setiko bediente b). 

Labat, oder vielmehr Bruͤe, faget gleichfalls, fie hätten weder Mofcheen, noch Sab- 
bath, noch einen feftgefegten Tag zum Gottesvienfte ce), Le Maire hingegen faget: ob 
zwar das gemeine Volk fich nicht die Mühe gäbe, Moſcheen zu bauen: fo haben hinge- 
gen folche der König und die Vornehmſten des Volks, welches mit Strobe bedeckte Derter 

Ser find, 

Jobſons Goldhandel, a.d. 67 ©. d) le Maire a. d. 91 ©, 
2) Ebendafelbft a. d. 73 ©. e) Zabat IE Band a. d.288 S. Imgleichen 
a) le —— Reiſe nach den Canarieninſeln Jannequins lybiſche Reife auf der 106 und 108 


d.91 S. Seite, 
5) Jobſon auf der 68 ©. f) Job Ben Solomon pflegte, wenn er zur, 
e) Kabat II Band a. d. 272 ©. Zeit des Gebeths in Geſellſchaft war, das Geſpraͤch 


abzus 








von Capo Blanco bis Sierra@eond. VI Buch XII Cap. 235 


find, gleichwie ihre Häufer. Sie ſtehen dafelbft lange Zeit an einem Drte, und haben ihre Religion 
Augen gegen Morgen gerichtet. Darauf treten fie zweene Schritte näher, und murmeln e der 
einige Worte zwiſchen den Zähnen. Alsdann legen fie fich gerade auf das Angeficht ; dann — 
richten ſie ſich auf die Knie auf, und machen einen Zirkel um ſich auf der Erde, und etlich — 
mal um den Kopf herum. Hierauf kuͤſſen fie die Erde zu verſchlebenen malen, und freuen 

ſich mit beyden Händen 4) Sand in das Geficht, und fo wiederholen fie eben diefe Cere- 

monie eine halbe Stunde lang. 

Die Tuͤrken und andere ſtrenge Muhammedaner verrichten Das Salah oder Gebeth in Salah oder 
- einem Tage und Nacht fünfmal, und an einem Freytage, welches ihr Sabbath ift, wieder: Gebeth. 
Holen fie es fiebenmal. Die muhammebanifhen Schwarzen aber begnügen fich mit einer 
drepmaligen Wiederholung, namlich des Morgens, des Mittags, und des Abends, Jedes 
Dorf hat einen Marbuten oder Geiſtlichen, der ſie zu dieſer Pflicht anhält, und fie ver— 
ſammlen ſich zu diefem Ende an einem offenen Drfe, weil fie feine Mofcheen haben. Da: 
ſelbſt ftellen fie fich, nach Vollbringung der Reinigungen, die der Koran anbeftehle, hinter 
dem Priefter in Reihen, welchem fie in ihren Bewegungen nachahmen, und haben ihre Ge⸗ 
fihter gegen Morgen gerichtet; dahingegen, wenn fie ihren Körper erleichtern, fie ſich nach 
Art der Weiber neigen, und gegen Weiten fehen e). 

Denn fie fich auf diefe Weife geftellet haben: ſo breitet der Marbut feine Aerme aus, Verrichtung 
und ſpricht verſchiedene Worte fo laut und langſam, daß Die Zuhörer ihm nachbethen fönnen, des Gottess 
arauf kniet er nieder, und Füffet die Erde, und dieſe Ceremonie wieberholet er zu dreyen dienftes. 
malen, welches alle Anmwefende ihm mit großer Ehrerbierhung nachthun. Alsdann Enier er 

nieder, und bethet eine Zeitlang heimlich, Wenn diefes gefchehen ift: fo bezeichnet er mie 
der Fingerfpiße einen Zirkel auf der Erde, und machet verfchiedene Linien oder Charaktere 
darein, welche er kuͤſſet. Mit dem Kopfe ſtemmet er ſich an die Ballen von feinen Hän- 
den, und mit den Elbbogen an die. Knie, Die Augen richtet er gegen die Erde, und bleibt alfo 
eine Furze Zeit im Nachdenken. Hierauf faſſet er Erde oder Staub in die Hand, und bes 
ſtreut fich den Kopf und das Geficht damit, und fängt an lauf zu bethen. Mit dem Fin 
ger berühret er die Erde, und erhebt ihn alsdann an feine Stirne. Während der: Zeit wies 
derholt er verfehiedenemale die Worte Salati Malek, das ift: Herr, ich grüße euch. 
Wenn diefes geſchehen ift: fo ſteht er auf; die ganze Verfammlung folger feinem Erempel, 
und ein jeder kehret wieder zu feinen Gefchäfften, 

Es ift etwas fehr wunderbares, ſowohl als lobenswürdiges, die Beicheidenheit, Auf- Aeußerliche 
merffamkeit und Ehrerbietdung zu fehen, welche fie diefen Goetesdienſt hindurch blicfen Jaf Andacht. 
fen, der eine gute halbe Stunde waͤhret, und den ſie dreymal des Tages wiederholen. Sie 
iaſſen ſich hieran weder Durch die angenehmſte Geſellſchaft, noch durch das noͤthigſte Ge⸗ 
ſchaͤffte hindern, und machen ſich alle zeit ausdruͤcklich zu diefem Ende auf die Geite /); und 
wenn fie kein Waffer zu igren Reinigungen Haben Fönnen: fo bedienen fie fid) der Erde ). 


ga Der 
abzubrechen und in einem Winkel der Stube fein ob es aus Gewohnheit, oder ans einer Pflicht der 
Gebeth zu ſagen. Religion geſchaͤhe ? worauf fie ihm fagten, daß fie 


es aus Liebe zur Meinlichfeit täten. In deſem 

g) Janne quin kam es fehr feltfam vor, zu fes Falle müffen fie fehr unmwiffend gewefen ſeyn; denn 

ben, daß fie, wenn fie ihr Waſſer gelaflen hatten, es iſt eine Vorſchrift ihrer Religion, Eiche feine 
fich mit Waffer oder Sande wuſchen. Er fragte: Lybifche Reife a, d. ioß &, Ban 


Religion 
"der 

Schwer: 
zen 


365. Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von, Africa, > 1, 
Der Herr Bruͤe, der öfters bey ihren Ceremonien gegenwaͤrtig mar, hatte öfters die. Neu— 
gierigfeit, fich bey einigen ihrer Marbuten nach dem Endzwede ihrer Geberher und Cere— 
monien zu erkundigen. Ihre Antwort war allezeit, fie betheten Gott an, indem fie ſich vor 


hm niederwuͤrfen; fie erfennten durch ihre Demürhigung ihre eigene Unwuͤrdigkeit, und 


Warnm fie 
berhen. 


Ramadhan 
oder große 


Zaſten 


genau beob⸗ 
achtet. 


zuwege bringen würden 4). 


bächen ihn um Verzeihung ihrer Fehler, und um Gewährung derer Dinge, die fie beduͤrftig 
waͤren, als einer Frau, Kinder, einer guten Erndte, eines Sieges über ihre Feinde, eines reichl 
en Fiſchfangs, Befreyung von Krankheit, und den Gefahren, welchen das Leben auge 
geſetzt ift >). * 

Dieſem iſt das gemaͤß, was le Maire ſchreibt: der eine bethe um Sieg uͤber alle ſeine 


Feinde, und daß ihm Gott nichts zu Leide thun moͤchte, ein anderer um eine ſchoͤne Frau 


und Ueberfluß von Hirſe, und ſo weiter. Sie ſind ſo eifrig in ihren Gebethen, daß wenn 
man Feuer an ihren Haͤuſern anleget, man fie nicht ſtöͤhren kann 7). 


Die Schwarzen um die Sanaga, beobachten allezeit den Ramadhan im Herbfimos 
mafe; ‚denn ob es gleich bey den Moren ein bewegliches oder Mondenfeft iſt: fo hat es hin- 
gegen feine geroiffe Zeit k). Sobald ber erſte Neumond nach der Tag- und Nachtgleiche . 
im Herbſte zum Vorſcheine koͤmmt: fo begrüßen fie ihn, indem fie ihre Hände gegen ihn 
ernpor halten, in welche fie zuvor fpucken. Mach Diefem werfen fie die Hände etliche mal 
um den Kopf, und wiederholen die vorige Ceremonie drey bis viermal 7). Allemal eriweis 


fen die Muhammedaner dem neuen Planeten eine große Ehrerbiethung; fie grüßen ihn, 


fobald fie ihn fehen, und machen ihre Geldbeutel auf, mit der Bitte, daß ihr Neichthum 
nach den Maaße zunehmen möchte, mie er zunähme m), Die muhammedanifchen 
Schwarzen beobachten den Asmadhan:oder die Faſten fer ſtrenge, indem fie vor Sons 
nenunfergange weder effen noch trinken. Die andächtigen Perfonen unter ihnen werden 
nicht einmal ihren Speichel verſchlucken, und binden ein Tuch um den Mund, aus Furcht, 
daß eine Fliege Hineinfommen möchte. So fehr fie auch ven Tobaf lieben, fo rühren fie 
doch nicht eine Pfeife an 2); wenn aber die Macht anbricht: fo bringen fie das wieder ein, 
was ihnen am Tage abgegangen ift, und trinken, effen, rauchen, und tanzen bis es Morgen 
wird 0). Die Reichen legen fich alsdann bis auf den andern Abend fihlafen p). 

Janne quin bemerket, daß die Negern von Kufgange der. Sonnen an bis zur Zeit des 
Schlafengehens, welche fie Jente Rarsfang nennen, niemals fehlafen, und daß fie diefe 
Faſten fo ſcharf Halten, daß die Franzoſen ihre Dollmetſcher, die beftändig bey ihnen lebten, 


auch durch angebothene Gefchenfe, fie niemals dahin bringen Fönnten, vor Abends zu effen. 


Wenn jemand die Faften bricht: fo muß er fie wieder von vorne anfangen, und wenn es 
heraus fommt: fo hat er eine Bierehelftunde lang Stodfchläge zu gewarten. Daß fie ſich 
alfo, wie der Verfaffer faget, wenn ihre Neligion gus wäre, einen anfehnlichen Berdienft 


Wenn 


bh) Sabat, a. d.289 0.5. ©. I) Mit lantem Geſchrey wie die Hottentotten bey 
) Le Maires Reiſe nach Guinea, a. d. o2 ©: jeder Abwechſelung, ſaget Barbot in feiner Beſchrei⸗ 
Zannequin ſaget, fie hielten die Ramadhan bung von Gulnea, a. d. 59 Seite. Er ſcheint am 
ti Sornung, und le Maire fagerim Jenner. Wenn deuten zu wollen, daß fe ſolches von den Juden er⸗ 
dieſes richtig iſt fo muß die Faſten Hier ebenforohl, borgt. Siehe ı Sam. zo. Wrichen Janne⸗ 
“ n —* Ländern, beweglich ſeyn und Kabat ſich quins Reiſe nach Lybien, q. d. ug S. — 
geirrt haben, 





von Capo Blanco bis Sierra Leona. Vl Buch XI Cap. 237 


>" Wenn der Monat Ramadhan, oder die große Faſten, worüber iſt: ſo rufen fie das Religlon 

Tabasket aus, welches das größte und feyerlichſte Feſt unter den muhammedanifchen der 

Schwarzen iſt, ſowohl als unter den Türfen und Perfianern, die es Bayram nennen. Es Schwar⸗ 

wird von-dem Herrn Bruͤe, der ein Yugenzeuge davon zu Bukfar gewefen, folgender: _ I" _ 

maßen befchriebens Tabaskot 
Ein klein wenig vor Untergange der Sonnen erſchienen fünf Marbuten oder Prieſter, oder Oſtern. 

in weißen Nöcken, wie unſere Chorhemden, gefteidet, die bis auf die Mitte des Schienbeins Wie — 

heruntergiengen, und an dem Saume mit rother Wolle 7) eingefaßt waren. Sie giengen u 

in einer Reihe, mit langen Affagayen in ihren Händen, und vor ihnen ber fünf große Rin⸗ 

der, die mit feinen baummollenen Tüchern behangen, mit $aube gekrönt waren, und deren 

jedes von zweenen Schwarzen geführt wurde. Die Oberhäupter der fünf Dorffchaften, 

aus welchen die Stadt Buffar befteht, folgten den Prieftern in einer Unie, in ihrer beften 

Kleidung gekleidet, und mit Mffagayen, Säbeln, Dolchen, und Schilden bewaffner, Auf 

diefe folgten die Einwohner, ihre Unterthanen, fünfe in einer Reihe, auf gleiche Maße bes 

waffnet. Als fie an das Ufer des Fluffes kamen: fo wurden die Ochſen an Pfähle angebun« 

den, und der aͤlteſte Marbut fehrie dreymal mit lauter Stimme das Salah Malek, oder 

die Ermahnung zum Geberhe. Darauf legte er feine Affagaye auf die Erde, und ſtreckte 

feine Hände gegen Morgen. Diesandern Deiefker folgten feinem Beyſpiele, und fingen eins 

müthig die gewöhnlichen Geberher an, Nach Endigung derfelben ftunden fie auf, und er 

griffen von neuem ihr Gewehr, 1 1563 
Der ältefte Marbut befahl Darauf denen Schwarzen, welche die Ochſen leiteten, fie auf Rinder ger 

die Erde zu werfen, welches in einem Augenblicke. gefchah. Ein Horn machten fie in der opfert 

‚Erde feft, und Fehrten den Kopf des Biches, ehe fie ihm den Hieb gaben, gegen Oſten. 

Eie nahmen fich fehr in Acht, daB das Vieh, indem es noch blutete, fie nicht fehen follte, 

weil fie dieſes für ein böfes Zeichen halten. Zu diefem Ende warfen fie ihm Staub in die 

Augen. Wenn die Ochfen gefehlachtet, und ihnen die Haut abgezogen war: fo zertheilten 

fie ſolche in Bierthel, und jedes Dorf nahm alsdann feinen Ochſen, und richtete ihn zu ). 


Nach diefer Berrichtung fing fich der Folgar an. Zuerſt erfchienen die Weiber und Der Fofgar 
Sungfern, in vier Haufen gerheilt. - Bor jedem von ihnen gieng eine Guiriotinn, oder Mu- ode» Ball, 
fifantinn ber , Die einige Berfe auf das Feſt fang, worauf die andern in einem Chore ant⸗ 
worteten. Auf dieſe Weiſe zogen fie fingend umd tanzend um ein großes Feuer in der Mitte 
des Plages herum, wo ihre Oberhäupter und vornehmen Männer auf Polftern ſaßen. 

Bald hernach erfchien alles junge Mannsolf in einem andern Aufzuge, eben fo wiedie 
Weiber, in gewiſſe Haufen abgetbeilt, mit Trummeln und Geigen. Sie waren auf das 
befte geFleidet, und fü bewaffnet, als ob fie in die Schlacht gehen wollten. Sie hielten ih⸗ Ringen und 
ten Umgang um das Feuer herum, warfen ihre Kleider und Waffen weg, und fingen an, Tanzen. 
- | 883 mit 
i ad Bootsleute in der ftormandie madban oder Faften waͤhret, nicht fechten vder 
en, indem fie ihre Mür Krleg ziehen. Seine Heifen,a, a F " 
Ken abnehinen, und ſich blicken, welches ein Ueber: P) Cabats abendländifches Africa, imaten Bande; 
bleibfel des alten Heidenthums zu feyn ſcheint. Siehe a. d. 201 ©, > 
Babat, im Il Banbe, a. d.292 ©. 9) Janne quin, a. d. iio u. ſ. S. a. 
) Barbot, a. d. 53 ©. . 5 Frogers Reiſe auf dem Süpdmeere,n.d.20®, 
) Moore merket an, daß ſie, ſo lange dieſe de HD Aabar im pweyten Bande aad 294 . 


Beſchnei⸗ 
dung der 
Schwar⸗ 

zen. 


Beſchnei⸗ 
dung · 


233 Reiſen laͤngſt der. weſtlichen Kuͤſte von Africa, 

mit großer Behendigkeit einzeln mit einander zu ringen. Die Jungfern, die ſich in einer 
&inie hinter ihnen ftelften, munterten fie durch ihre Stimme und Gebehrden auf; und menn 
fich ein Jüngling hervorthat: ſo priefen fie feinen Sieg durd) Singen und Haͤndeklopfen. 
Auf diefe Hebung folgte ein befonderer Ball, nac) der Mufik ihrer Biolinen, bey welchem 
beyde Gefchlechter ihre Gefchicklichkeit im Tanzen zeigten, welches ihre liebſte Ergöglichkeit 
ift, deren fie niemals fatt werden. Ein Schwarzer, der den ganzen Tag über ſchwer ge 
arbeitet hat, glaubet, daß nichts beflers für ihn. übrig fey, als vier bis fünf Stunden lang 
zu tanzen. Der Ball endigte fich, fobald fie hörten, daß ihr Eſſen fertig war, Diefe 
Feyertage und Ergösungen währten drey Tage lang 2). 

Alle muhammedanifche Schwarzen halten genau über die Befchneidung. Sie verrich- 
ten folche an ihren Knaben im vierzehnten oder funfzehnten Jahre x), ſowohl, damit fie die- 
ſelbe deſtobeſſer aushalten Fonnen x), als auch Zeit haben, vollfommen in ihrem Glauben 
unterrichtet zu werden. Es wird dieſe Ceremonie nicht leicht vorgenommen, wo nicht eine 
große Anzahl Knaben dazu vorhanden ift, oder der Sohn eines Königs oder großen Herrn 
befchnieten werben foll. Alsdenn wird allen Unterthanen des Königs, wie auch feinen Nach: 
barn und Bundesgenoſſen Fund gethan, ihre Kinder herzubringen ; denn je größer die Anzahl 
der Befchnittenen ift, defto herrlicher ift das Feſt, und deſtomehr Freundfchaften werden unter 
den jungen Leuten errichtet, die gemeiniglich fo lange dauern, als fie leben. 


Gewoͤhnliche Sie haben Feine gefegte Zeit zu diefer Ceremonie, nur daß fie dieſelbe nicht in der aller— 


Zeit dazu. 


Die Ceremo⸗ 
nie derfelben- 


Vroeehlon. 


heißeſten Jahreszeit, noch in der naſſen, noch während des Ramadhan vornehmen; weil 
alfe diefe Zeiten zu einem fo fröhlichen Fefte nicht gefchicke find, Sie erfehen auch hierzu 
die Zeit des abnehmenden Monds; weil fie glauben, daß alsdenn die Verrichtung nicht fo. 
ſchmerzhaft, fondern leichter zu heilen ift y), Nach le Maires Zeugniffe ift im Gegen: 
theile der Ramadhan ober die große Faften die rechte Zeit zum Beſchneiden 2). Herr 
Moore feßef fie ein wenig vor der regnichten Zeit. 2). 

Die Ceremonie der Befchneidung findet fich am beten in der genauen Befchreibung 
des Heren Bruͤe, Generaldirectors der franzöfifchen Compagnie, wie er folche auf der Inſel 
des Johann Barre, nahe bey dem Fort St. Ludwig, angefehen, 

er hierzu beftimmte Pfag war ein anmuthiges mit Bäumen umgebenes Feld, drey« 
hundert Schritte weit von dem Dorfe des Johann Barre, Unguiſtens, oder Dollmet⸗ 
ſchers der franzöfifchen Compagnie, und des Vaters des vornehmſten Knabens, der beſchnit⸗ 
ten werden ſollte. Sie erwählen allezeit einen Dit, der von dem Dorfe oder der Stadt 
etwas entlegen ift, und diefes deswegen, weil den Weibern ganz und gar nicht erlaube iſt, 
dabey zugegen zu feyn 6). Als Herr Bruͤe ſich mit feinem. Gefolge auf die Bank, die 
zu dieſem Ende hingeſetzt war, niedergelaffen, fing fich die Proceßion folgendermaßen an. 

Die Guirioten oder Mufikanten führeen mie ihren Trummeln den Vortrab e), und 
ſchlugen einen langſamen March, ohne zu fingen.  Zunächft folgten die sg oder 

rieſter 
) LCabat H Band a. d· 296 ©. x) Fannequin führet diefe Urfache an, auf dee 
u) Moore faget im zwoͤlften oder vierzehnten Ars Seite, : 
Jahre. SeineNeifenad.134& TJanneguin J) Kabat,imzten Bande, a,d.272 6, 
faget in feiner Reife nad) Lybien a.d. 115 ©. vonızz® 2) le Maire a. d. 95 ©. ) 
Ben grö onen anne u Dospnae 
DD, ſi en in einem rvon a ellet au ) 
zehn bis zwölf Fahren beſchnitten. King? Eee zuvor a. d. 50 S # EM base 























aa 
NE 


* 


ht 


* 
RR 








von Cayo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XIII Cap. 239: 


Priefter von allen benachbarten Dörfern Paarweife, in weißen baummollenen Rösfen, und 
mie langen Affagayen. Diefen folgten in einiger Entfernung die Knaben, die befchnitten 
werden follten. Sie waren in feinen langen baummollenen Pagnes oder Ruten gekleidet, 


Beſchnei⸗ 
dung der 
chwar⸗ 


die vorne gedoppelt lagen, und bis an die Ferſen hinunter giengen. Sie hatten aber Feine —— 


Beinfleider, Dieſe giengen einzeln, und neben jedem giengen ziveene Verwandte oder 
Freunde, wie unfere Gevartern, um Zeugen von ihrem Olaubensbefenntniffe abzugeben, 
oder. ihnen zuzureden, die Schmerzen ſtandhaft zu ertragen. Nam Sek, ein vornehmer 
Neger, welcher die Befehneidung verrichtete, Fam hernach, und neben ihm Johann Barre, 
der Urheber des Feſtes. Ein Haufen von zweytauſend gewaffneten Negern fehloß den Zug. 
In der Mitte des Feldes, nahe dabey, wo die Franzofen ſaßen, war ein Brett auf einer 
kleinen Erhöhung gelegt. Die Priefter und Alfiers, oder vornehmen Männer, ftellten fic) 
in zwey Reihen auf beyden Seiten beffelben, da indeffen die Candidaten und ihre Freunde 


in der Mitte blieben, in der Ordnung, vie fie kamen. Die übrigen Schwarzen ſchloſſen 


einen Kreis 4). 


Darauf verrichtete der vornehmſte Marbut oder Priefter das Salah oder Geberh, und Die Opera 
die Anwefenden fprachen feine Worte vernehmlich und mie großer Aufmerffamfeit und tion. 


Ehrerbiethung nach. Als diefes zu Ende war: fo näherte fih der Nam Seb, der De 
fehneidungspriefter, nebft Johann Barren, dem Vater des erften Candidaten, dem Brette, 
und hielt das Opfermeffer. ‚Und imverzüglich ward der Knabe Guiopo von ziveenen Ber- 
wandten hergebracht, die ihn mit ausgeftreckten Beinen auf das Brett fegten, und hielten, da 
unterdeffen Nam Sek ibm den Rod aufhub, die Vorhaut ergriff, und fo weit, als er konnte, 
von der Eichel wegzog, und in diefer Lage ſchnitt er fie weg e), da unterdeffen der Bater das 
andere Ende biel. Guiopo gieng fogleich von dem: Brette weg, ‚in Begleitung. feiner 
ziveenen Anverwandten, mit feiner Aſſagaye in der Hand, und mit einer lächelnden Mine 
begab er fich Hinter die Marbuten f), um feine Wunde bluten zu laffen, da unterdeffen die 
andern Rnaben eben diefe Verrichtung ausftunden. Wenn die Wunde genugfam geblutet 
bat: fo wafchen fie folche jeden Tag etliche mal mit Faltem Waſſer, bis fie zubeilet, welches 
ordentlich nach- zehn bis zwoͤlf Tagen gefchieht. Während der Befchneidung muß der 
Candidat feinen rechten Daumen in die Höhe halten, und das muhammebanifche Glaubens- 
befenneniß herfagen 2) Diejenigen, die den meiften Muth haben, thun es mit vernehm- 
ficher Stimme, und Die meiften nehmen, wenn die Beſchneidung vorüber iſt, ein freudiges 
Geficht an, ob es gleich aus. ihrer Art zu gehen offenbar ift, daß es ihnen fehmerzhaft if, 
und fie manchmal kaum ohne Beyhülfe ihrer Freunde zu gehen vermögen 2). 

Tannequin faget, die Knaben hätten einen Monat lang nach der Beſchneidung bie 
Freydeit, zu plündern, und alle Arten von Gewaltthaͤtigkeit an den Sungfern zu begeben, 
nur nicht fie zu ermorden, ober ihre Perfon zu rauben. Hernach gehen die armen Kinder 
mit ihren Vätern in das Gehölze, ihr Vieh zu hüten, zu fifchen, und in ihren Longans 

oder 

c) Siehe den Kupferftich. oͤfters unter waͤhrendem Brennen, das zu Stillung 
d) Labat, IB.a. d. 280 ©. des Bluts gebraucht wird, lachen. 

e) le Maire ſaget, der Candidate waͤre gegwun _g) Diefes iſt la Allab, Ia lab, Mahomed 

gen, die Borhaut zu eſſen, nachdem ſie weggeſchnitten Reſal Alla, dasift: Es ift Fein Sort außer Sort, 


worden. Siehe ſeine Reiſe nach den Canarieninfeln (oder es iſt nur ein Sort) nd Muhammed 
auf der 95 Seite. Bote Gottes: ’ wo 


F) le Maire ſaget an eben dem Orte, manfähefie 2) Anbar, II Band, a d 2339, 


— der 
eſchnitto⸗ 
nen. 


240 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, > © 


Beſchnei⸗ ober Hirfefeldeen 2) zu arbeiten. Wenn die Neubeſchnittenen wohl auf find: fo kommen 
dang der fie zuſammen, und gehen Durch die Dörfer, und fordern Geſchenke. Und bey diefen Gele— 
— genheiten geben fie niemals mit leeren Händen fort, An manchen Tagen tragen fie einen 
beſondern Habit, und eine Müge von einer wunderlichen Figur mit einem Paar Ochſen⸗ 
Ihre beſon⸗ hoͤrnern A). In dieſer Geftalt begehen diejenigen, die tiefer unten an der Küfte wohnen, 
dere Klein große Unordnungen, erpreffen Geld, und nehmen fich die ausſchweifendeſten Freyheiten J). 
ER ers ander Sanaga aber find nicht: fo wild, und begnügen ſich mit dem, was ihnen ges 
geben wird, 
Weiber wer: , Obgleich die Muhammedaner das weibliche Gefchleche niemals befchneiden: fo binden 
den beſchnit⸗ ſich Doch Die geiftlichen Lehrer unter ven Mandingoern nicht fo genau an dieſen Artikel, fonz 
u dern verftatten auch den Weibsperfonen ein Recht an der Beſchneidung, welche gemeinig- 
r lich von den Weibern der Marbuten verrichtet wird. ı Doch diefe Gewohnheit, die Weis 
ber zu beſchneiden, iſt nicht fo allgemein m). Tr 

Here Moore zieht alles in wenig Worten zufammen, Er faget, kurz vor der Re— 
genzeit wird eine große Anzahl Knaben von zwölf bis vierzehn Fahren befchnitten. Die 
Beſchnittenen legen alsdann eine befondere Kleidung an, die in jedem. Königreiche unter 
ſchieden iſt. Von der Zeit ihrer Befchneidung an, bis die Regen einfaffen, ift diefen Kna⸗ 
ben erlaubt, ſoviel Unfug anzurichten, als ihnen nur beliebr, ohne daß fie deshalber zur Re— 
chenſchaft gefordert werden; und wenn der erſte Negen einfällt, folegen fie wieder ihre alte 

Kleidung an z). 


Der VII Abſchnitt. 
Zeers an _ Von dem Aberglauben der Schwarzen, und ihren Marbuten oder Prieſtern. 


ben der 
Schwars She Begriff von den Finfterniffen,  Wahrfagung. ben. Die Marbuten oder Priefter, Ihr Cha; 
zen. Zauberey. Grisgris oder Angehaͤnge. Arabi⸗ rakter. Ihre Maͤßigkeit. Ein Exempel davon. 
fhe Spruͤche. Figur und Materie derſelben. Ihre Treue. Werden in großen Ehren gehal- 
pre Kraft. KRünftliche Ausflucht. Bloße ten. Schulen. Ihre Art zu lehren. Wo— 
Ptrieſterliſt. Wie fie getragen werden. Eine von fie leben. Herumziehende Lehrer. Große 
Art von Panzer: Beſeſſene Weiber. Der Handelsleute. Verſchlingen alles Geld im 
Mumbo Jumbo oder Popanz dev Weiber: Sei: Lande. Ihre Spisfindigkeit. Wie fie rei⸗ 
‚ne große Gewalt, Trauriges Beyfpiel derfel- fen. 
Einbildung Nie Mandingoer Haben die Einbildung, daß die Urſache einer Mondfinſterniß eine Katze 
yon den Fin: ift, die ihre Pfote zwiſchen den Mond und die Erde Hält. ie fingen und tanzen 
Resniffen die ganze Zeit der Verfinfterung hindurch, in Erwartung ihres Propheten Muhammeds. 
Wahrſagung. Die Mandingser überhaupt find dem Aberglauben ergeben. Manche fhlachten, wenn 
fie reifen wollen, einen jungen Vogel, und befehen das Eingeweide, und nach Beſchaffen— 
heit deſſelben ſchieben fie die Reife auf, Oder-unternehmen diefelbe. Sie find auch fehr 
abergläubifch in Anfehung der Wochentage; denn manche darunter halten fie für unglück- 
ih, und fangen an denfelben finlechterdings Feine Arbeit an 0). 
& 


3) Jannequins Reiſe nach Lybien, a. d. 116 ©. n) Moores Reiſen a. d. 134 8. 
) Siehe den Kupferſtich. 0) Moores Reiſen a. d. 143 ©, 

N) Jannequin beftätiget diefes a. d. 115 ©. p) Ebendaf. a.d. 128 ©, S —1 
m) Babar I Band-a. d, 285. +. 4) Siehe: feine Beſchreibung, oben a. d. 209 S. 





j — 


’ 


son Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch xm Cap. 24 


So lange der Verfaſſer in dieſem Sande war, glaubte das Volk, dag ein jeder, der Aberglau⸗ 
ſturb, von den Heren gerödter wiirde, bis auf einen, den er begraben fah, und von Dem fie ben der 
geftunden, daß er durch die Hand des Allmächtigen geftorben wäre, weil er feine Geluͤbde br; —— 
gebrochen. Die Gelubde find bey ihnen ſehr üblich, und fie tragen einen eiſernen Ring am — 
Arne, um ſich daran zu erinnern, Dieſer Mann, der ein Jahr zuvor einen Sflaven zum Hexerey. 
Geſchenke bekommen, hatte die Gelübde gethan, ihn niemals aus keinerley Urfache von ſich 

zu laffen, und trug einen gedöppelten eifernen King am Arme, Weil er aber den Sklaven 

verkaufte, um Korn zum Unferhalte feiner zahlreichen Familie zu befommen: fo Bielten feine 
Sandesleute feinen Top, der eine Woche darauf jählings erfolgte, für eine Rache des Alle 
mächtigen, weil er feine Geluͤbde mit Willen gebrochen hatte p). 

Unter dieſem Volke find noch verſchiedene ‚andere aberglaͤubiſche Dinge: das merkwuͤr⸗ Griegris 
digſte aber iſt dasjenige, was ihre Grisgris angeht. oder Se 

Jobſon, der fie Gregories nennt g), bemerfer, daß fie in gewiſſen gefchriebenen zau⸗ Lensſpruͤche. 
berifchen Charakteren beitünden, Nach Jannequins Berichte, find dieſe Grisgris pa= 
pierne mit arabifchen Charakteren 7) befchriebene Zettel, Le Maire ſaget, daß es kleine 
arabifche Briefchen mit untermiſchten nekromantiſchen Figuren s) waͤren. Barbot 
ſtellet fie im Gegentheile groß vor, daß ſie manchmal ein oder zweene halbe Bogen ordentli⸗ 
ches Papier einnaͤhmen; fie wären voller. Zeilen in arabifchen Buchſtaben, die mis Feder 
und Dinte gefchrieben werden, welche aus der Afche eines gewiffen Holzes beſteht. Las 
bar faget, fie enthielten auserlefene Stellen aus dem Koran oder andere Sprüche. 

Barbot brachte einige von ihren Grisgris nad) Europa, und zeigte die Charaktere Arabiſche 
gelehrten Leuten, welche in der arabifchen und andern morgenländifchen Sprachen wohler⸗ Spruͤche. 
fahren waren, welche ſich nichts daraus nehmen konnten 7). Die Urſache iſt vermuthlich, 
daß obgleid) die Buchitaben arabifch find, die Worte Doch in der Sprache der Mandingoer 
gefchrieben find. Denn weil diefelbe Feine eigene Charaktere hat: fo bedienen fie fich der 
arabifchen, um diefen Mangel zu erfegen, 

Die Gregories werden in feidene fauber genähte Beutel oder Saͤckchen von aller⸗ Figur und 
band Figuren geſteckt. Wenn die Papiere befchrieben find, fo fragen fie diefelben zu der Bemaͤchte 
Perfon 1), Die feine lederne Riemen zu Tobackspfeifen verfertiget, die ſie Kranhih nen- derſelben. 
nen. Und dieſer naͤht fie in Leder oder vöthes Tuch) ein. 

Jannequin und le Maire, und nach ihnen Barbot fagen, die Grisgris wären in 
fehe fteif gefaltener und geleimter Leinewand eingewicfelt, und mit ſauberm rothen Leder über- 
zogen. Manche find länger als ein Daum. Sie werden zufammengelegt, und befommen. 

Eden auf Art eines Diamants, Sie machen aus denfelben Armbänder, und öfters thun 

die Marbuten ganz und gar! nichts hinein, wie der Verfafler an einigen fah, weiche ihre 

Sflaven trugen x). Barbot ſetzet hinzu, daß andere von Roßſchwaͤnzen, oder von Hirſch⸗ 

Widder, und Dchfenhörnern gemacht, und mit rother Serfche oder Tuche überzogen würden y), 
Jannequin meldet, daß jedes Drisgris feine befondern Kräfte Habe, als gegen daS Ihre Kraft. 
Erfaufen, Pfeilwunden oder Schlangenbiß 2). - Einige, fager Te Maire, dienen, fie feſte ge- 


| gen 
7) Jannequin a. d.119 ©. * x) Jannequin a. d. 19 S. wie au 
5) Ze Maire a. d. 64 ©. Maire a. d. © ie. 
2) Barbot a. d. 60.8. 3) Barbot a. d 62 S. 
») Moore a. d 144 ©. =) Jannequin a. d. iao &, 


Allgem. Reifebefchr. I Band. 


242 | Keifen laͤngſt der weſtlichen Küfte von: Africa, 


Aberglau⸗ gen die Wunden zu machen, ihnen im Schwimmen beyzuftehen, und ihnen einen guten 
—— Fiſchfang zu geben. Andere verſchaffen ihnen eine große Menge Weiber und Kinder. 
war Sie verhindern, daß fie nicht in Gefangenfchaft gerathen; und kurz, fiedienen ihnen zuallem, 
0 mag fie fürchten oder münfchen Eönnen. Eben dieſer Verfaſſer fager, ihr Vertrauen auf 
diefe Anhänge fey fo groß, daß manche unter ihrem Schuße ſich niht fürchten, einen Pfeil: 
ſchuß auszuhalten 2). Barbot faget, daß auf gleiche Weife manche als ein Rettungs⸗ 
mittel gegen die Gefahren auf der See getragen würden, und andere gegen Wunden im 
Treffen. Einige zielen dahin, ihrem Befißer eine fichere Reife, großen Reichthum, beftäns 
dige Gefundheit, oder den Weibern eine glückliche Entbindung zu verfchaffen d), 
> Here Moore bemerket, daß die Mandingoer, wenn fie in die Schlacht gehen, den 
Muhammedanern, (worunter er die Marbuten verftcht), Papiere abkaufen, um zu verhin⸗ 
Liſtige Aus⸗ dern, daß fie nicht im Treffen bleiben. Wenn ihre Hoffnung ihnen fehl ſchlaͤgt: fo haben 
flucht. ſie die Entſchuldigung fertig, dieſer Mann haͤtte ein boͤſes Leben gefuͤhret, und daher haͤtte 
ihn Muhammed wollen ſterben laſſen ©). Jobſon bekraͤftiget, daß fie dieſe Grisgris zu 
einer Arzeney brauchen, wenn fie von einer Krankheit, Schmerzen, Schaden oder Gefchwulft 
überfallen werden- d). Da nun die Kraft diefer Bregories fo allgemein ift: fo ift es Fein 
Wunder, wie Jannequin anmerfet, daß fie diefelben mit folhem Aberglauben aufheben, 
als ob es ihr vornehmfter Glaubensartifel wäre e). 


Bloßes Dieſe Gregories oder Grisgris haben in denen Tugenden, die ihnen beygelegt werden; 
Kunftftü eine Aehnlichfeit mit den römifchen Agnus Dei, und bringen auch) auf gleiche Art den be— 
der Prieſter. truͤgeriſchen Marbuten oder Pfaffen, welche die Verfäufer derfelben find, große Reich— 
tbümer zuwege. Moore faget, die Dufcherinen oder Marbuten würden durch diefe Kün- 
fie bald reich. f). Le Marre befräftiget eben diefes, daß nämlich die Marbuten durch 
diefe Brisgris die Schwarzen in das Armuth ſtuͤrzten. Denn manchen geben fie den Werth 
von dreyen Sflaven, und andere verkaufen fie für vier bis fünf Ochſen, nach Beſchaffenheit 
ihrer vorgegebenen Kräfte 7). Barbot ſaget ein gleiches, und daß das Volk durch den 
Glauben an diefe Zaubereyen auf die Thorheit gerieth, daß es willig fein ganzes Ber 
mögen verftiefge, um fie zu Eaufen, und ſich mit dieſem Putze recht viel wuͤßte A). 

Wie ſie getra·Jobſon giebt uns die Nachricht, daß ſie dieſelben auf dem Kopfe in Form eines Kreu⸗ 

zen werden zes fragen, von der Stirne bis hinten in den Nacken, und von einem Ohre zum andern, 
gleichfalls um den Hals herum, fo daß fie queer über beyde Schultern in der Mitte gehen, 
wie auch um die Aerme, über und unter dem Ellbogen, Sie tragen demnad) eine ganze 
Saft von heiligen Segensfprüchen. Niemand aber iſt fo ſchwer damit beladen, als ihr Koͤ— 
nig 5). Moore faget, die Schwarzen trügen fie queer über die Schultern, urd über bie 
Bruft, und ließen fie an fauber geflochtenen ledernen Riemen hängen. Manche unter ide 
nen trügen fie in folcher Menge, daß fie auf dreygig Pfund fehwer wären A). 


Sie 
a) Le Maire a.d. 93 ©. e) Jannequin a. d.120©. Aber heben fie 
6 Barbot a. d. 60 ©: folche mit mehrerm Aberglauben auf, als er und 


€) Moore a.d.144 ©. Dieſes iſt eben die die von feiner Religion ihre Aßgnus Dei aufheben ? 
Entſchuldigung, welche die tömifchen Prieker bey f) Moores Reiſen a. d, 40 S. 
gleichen Gelegenheiten vorbringen. ) Le Maire 0.8.94 ©. 


de 
A) Fobfons Solöhandel a. d. 50 S. b) Barbots Beſchreibung von a. 8 
2 60 Seite. 





von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XII Cap. 24 

Sie haben eine ganze Rüftung von biefer Art; der magiſche Kuͤraß bedecket fie über Aberglau⸗ 
und über, fo daß fie kaum von einer Sagay beſchaͤdigt werden können. Die großen Her- ben der 
ven faffen fich ihre Kleider und Mügen damit überziehen, und tragen eine folche $aft da- Di 
von, daß fie öfters genörhiget find, ſich zu Pferde heben zu laffen. Sie hängen vergleihen — — 
Zaubereyen um ihre Pferde herum, um fie muthig, wie auch fefte gegen die Wunden zu Eine Art von 
machen 2). Vor und hinter ſich, nämlich auf dem Ruͤcken und Bauche, haben fie fehr Panzer, 
große, nämlich fo lang und breit wie ein Quartante, und zweene Daumen breit dicke, Sie 
machen fie in der Geftalt, wie Das Kreuz eines Pferdes, oder ein Hirſch⸗ oder Büffelsborn. 

Zwey von diefer letztern Art heften ſie an ihre Muͤtzen, welches ſehr fuͤrchterlich ausſieht. 
Gegen Feuergewehr machen fie nicht feſte; denn, wie fie fagen, fo iſt kein Grisgris gegen 
Pu oder Feuergewehr fefte, 

Einige $ranzofen find in Anfehung diefer Brisgris fo albern geweſen und haben geglau: Beſeſſene 

bet, daß Herereyen unter dieſem Volke etwas bekanntes find, weil fie zugemwiffen Zeiten herum: Weiber. 
gehen, tauſenderley wunderliche Gebehrden machen, fingen, und fchreyen, und fagen, der 
Teufel befäße fi. Wenn diefes einer Weibsperfon wiederfaͤhrt, und fie glauben, Daß es 
eine wirkliche Befisung ift: fo legen fie ihr ein Mannskleid an, geben ihr eine Sagay in 
die Hand, gehen um fie herum, und fingen mit einer fehr Eläglichen Stimme, um ven Teu- 
fel zu verjagen. Der Berfaffer aber hat öfters befunden, daß ein gufer Prügel bie befte 
Geifterbefehwörung ift; Denn alsdenn koͤmmt der Teufel, niemals wieder m), 
e Diefer Begriff von der Zauberey wird großentheils durch einen gewiſſen Popanz un- 
terhalten und fortgepflanzt, welchen die Mandingoer Mumbo Jumbo nennen, der von 
gleicher Art mit dem Ho⸗rey iſt, wovon ſchon in Jobſons Reiſen eine Befchreibung ge- 
geben worden 7). , 

Here Moore, der einzige Schriftiteller, der von biefer Betruͤgerey redet, faget, es fey Der Mum- 
ein geheimnißvoller Göge der Schwarzen, welchen die Männer erfunden, um die Weiber bo Jumbo, 
in Furcht zu erhalten 0), Dieſe Weiber find fo unmwiffend, oder wenigftens find fie es 
ihrem Vorgeben nach, daß fie ihn für einen wilden Mann halten, In der That wird nie: 
mand, als wer um die Sache weis, wegen des ſchrecklichen Lärmens, das er macht, ihn für 
einen Menfchen halten. Er ift in einen langen Rock, der aus Baumrinde gemacht iſt, 
gekleidet; oben aber ift ein Büfchel Stroh, und in allem ift er acht bis neun Fuß lang, 

Es wiſſen wenige von den Eingebohrnen mit dem Särmen, den er macht, Fünftlich umzugehen. 

Er laͤßt fich niemals hören, als in der Nacht, Damit es defto beffere Wirfung hat. Wenn oder Popanz 
ein Mann fih mit feiner Frau zanket: fo wird der Mumbo Jumbo geholt, um dem der Weiber. 
Streit auszumachen, da gemeiniglic) das Urtheil dem erften zum Beſten ausfällt. 

Die Perfon, die ſich in diefen Rock verſteckt, kann alles befehlen, was fie will. Nie: Seine große 
mand- darf mit bedecktem Haupte in feiner Gegenwart feyn. Wenn die Weiber ihn kom- Macht, 
men hören: fo laufen fie Davon und verſtecken ſich. Wenn man aber mit dem Manne, der 

582 den 
608. Diefer Verfaſſer glanbet, daß le von den fa: 2) Ianneguin faget, daß fie folche zu chen’ die; 
baliſtiſchen Talifmanen der Araber, oder den Pby⸗ fem Ende am die Füße ihrer Pferde Hängen, auf 
lacteriis der Juden ihren Urfprung haben. Siehe d. 120 ©. 
5. Mof. VI. 8. und Math, XXI 5. m) Le Maires Reifen a. d. 95 ©, 
) Tobfon-a. d. 50 ©, » 3) Siehe oben a. d. 50 ©, 
k) Moores Reifen a. d. 144 ©. e) Siehe oben a. d. 100 S. 


244 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte bon Mei 


Marbuten den Roc an hat, bekannt iſt: fo ſchicket er ihnen nach, daß fie herkommen, ſich niederfegen, 
dee und fingen, und fangen müffen, wie er es haben will. Wenn fie ſich aber weigern : ſo ſchicket 
Schwar· u ihnen Leute nach, und läßt fie auspeitfchen. Wenn jemand in dieſe Geſellſchaft ein- 
— tritt 2): fo thut er den feyerlichften Eid, daß er Feiner Frau oder andern Perſon, die noch 
nicht eingeweiht iſt, etwas verrathen will, worzu die Sünglinge unter ſechzehn Jahren nie= 
mals gelaflen werden. Das Volk ſchwoͤrt bey dieſem Gögen, und haͤlt ſolches für einen 
fehr heiligen Eid. - 
Ein tragi⸗ Im Fahre 1727 begieng der König zu Jagra, der ein fehr neugieriges Weib hatte, 
ſches Bey⸗ den Fehler, daß er ihr das Geheinmiß von dem Mumbo Jumbo eröffnete, und fie er- 
Bieldavon. mangelte nicht, der Schwachheit ihres Gefchlechts gemäß, es unter ihren Bekannten aus- 
zuplaudern, bis es einigen, die Feine Freunde des Königs waren, zu Ohren kam. Diefe 
berathſchlagten ſich deshalber, und fürchteten, daß, wenn die Sache fund wuͤrde, fie nicht 
in Stande feyn möchten, ihre Weiber fo gut, als fie fonft wollten, zu vegierem _ Sie nah- 
men daher. ven Goͤtzenrock, und legten ihn einem Manne an, und giengen in die Nefidenz 
des Königs. Als fie den König rufen laſſen, und ihm feinen Fehler vorgehalten, welchen 
er nicht leugnen Eonnte: fo holten fie feine Frau, und ließen fie beyde auf der Stelle um— 
bringen. So farb der Mann wegen feiner Gefälligfeit gegen feine Frau, und die Frau 
wegen ihrer Meugierigfeit, 
Es find wenig Städte von Wichtigkeit , die fich nicht einen folchen Rock haben machen 
laſſen, welcher bey Tage an einem großen Pfahle vor der Stadt hängt, und g) bis zur 
Macht dafelbft Hängen bleibt, welches Die vechte Zeit ift, ihn zu gebrauchen r). 
Die Marbu⸗ Es ift noch übrig, von den Marbuten, oder Prieftern unter den Schwarzen, zu reden, 
ten oder Sie find von dem übrigen Bolfe in vielen Dingen unterfeheiden, ob fie gleich) im der Klei⸗ 
Priefier dung mic ihm übereinfommen, Jobſon faget +), daß fie ſich von dem gemeinen Volke 
in der Wohnung, und In der Art zu leben, unterfcheiden. Meberhaupt ſtimmen fie in vielen 
Stuͤcken mit dem levitiſchen Geſetze überein, in welchen fie nicht gänzlich unwiffend find, 
Eben diefer Berfaffer fager, daß fie Städte und Laͤnder haben, Die für ihren Stamm aus- 
gefondert find, in welchen kein gemeines Volk wohnet, außer was ihre Sklaven find 1). 
Sie verheirathen ſich gleichfalls auch) nur in ihrem Stamme und in ihrer Sreundfehaft, und 
alle Kinder werden zur Priefterfehaft erzogen. In Anfehung des Eheftandes leben fie nach 
einer Regel mit dem gemeinen Bolfe, und haben mehr oder weniger Weiber, nachdem es 
ihr Stand oder die Klugheit erfordert. In jeder von ihren Städten ift ein Weltefter oder- 
Dberpriefter, und in Setiko, ihrer Hauptſtadt, hat bas Oberhaupt von allen, oder der Hohe 
Diiefter, feinen Sitz 1). 
Ihr Eher Die Mandingverpriefter ober Marbuten find, nach Labats Anzeige, fehr ſtrenge Be— 
water. sbachter der Gefege des Korans. Meiftentheils enthalten fie fich des Weins ur 
| traͤnke, 


?) Dieſes iſt eine Art von Negerfreymaͤurern. = Mo oore hingegen Muhammedaner oder 

Die Beträgeren mit dem Rocke, oder die mm VBuſcherine n BR | 
Retzhare ——— des ſichrbaren Vetruůͤgero, die „N, Diele — ſtimmet mit Moo⸗ 
Betr Brike entdeckt hat, ſcheint mit diefem von eis kes Plan oder Beihreibung einer Fulierſtadt über» 
nierley Are zur ſeyn r eiti. Und weil dieſe ein freyes Volk find, und ſich 
Hr a m &, reis Heiden, welches bie Farbe der Marbuten iſt? 
oores Neifen nach Afriea a. b. us © ſy mag foldhes Zobſonen zu deſen Fertöume ver- 

AD Jobſon nennet fie Mary Bude oder Biß leiter haben. Siehe oben a. d. 1779 ©. 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch XII Cap. 245 


Getraͤnke, und Halten die Faſten Ramadhan fehr ſcharf. Sie find weis gefitseter, als die Marbuten 
übrigen Schwarzen, und lieben die Handlung, tie die langen Reifen ausmweifen, welche fie in & der 

bie inlänbifchen Provinzen hun, Sie find ehrlich, aber doch genau und fpigfindig in ihrer "Sen ar 
Art zu handeln. Gegen einander find fie ſehr milde und leutfelig, und verkaufen niemals jeman- — — 


‚ den von ihrer Voͤlkerſchaft zum Sklaven, außer um eines großen Verbrechens willen x), 


Dasjenige ift von ben Marbuten zu verftehen,, was Herr Moore von den muham⸗ 
medaniſchen Mandingoern ſaget, daß ſie naͤmlich Arabiſch ſprechen. Diejenigen, die es ſchrei⸗ 
ben koͤnnen, ſaget er, halten des Tages drey⸗ bis viermal ſehr genau ihre Andachten, und 
find außerordentlich mäßig und enthaltſam; denn fie ſterben lieber, als daß fie ftarfe Ge- 


traͤnke trinken, und faſten cher, als daß fie etwas eflen ſollten, was nicht einer von ihren. 


Religionsverwandfen gefchlachtet hat. Die Mandingoer erweifen ihnen große Ehrerbie- 

thung, und laſſen fich von einem unter ihnen curiven, wenn ihnen etwas fehle. Das Hei⸗ 

Tungsmittel ift Feine Arzeney, die man innerlich braucht, fondern gefehriebene Zeddel, oder 

Grisgris, welche fie auswendig, als ein Angehänge, tragen, und theuer bezahlen y). 2 
Jobſon redet von verfchiedenen guten Eigenfchaften der Schwarzen, befonders ihrer Ihre Maͤßig⸗ 

großen Maͤßigkeit, worinnen ſie ſich von den Layen unterſcheiden, daß man fie allezeit an die: keit. 

fer Probe erfennen kann. Sie begnügen fich lediglich am Waffer, und diefe Vorſchrift 

halten fie fo gewiffenhaft, daß Feine Fälle, auch nicht in der. Krankheit oder aͤußerſten Noch, 

davon ausgenommen find, wovon er folgendes Beyfpiel anführer. Auf feiner Reiſe andem Ein Erem: 

Sluffe war fein Marbute oder Alkade mit den übrigen aus dem Boote ausgeftiegen, um pel davon. 

daflelbe wieder flott zu machen, Unvermuthet aber geriech er auf eine jaͤhe Banf, und fiel 

aus feiner Tiefe heraus in einen Wafferwirbel 2), und ftund in großer Gefahr, zu ertrin- 

fen, Er fünf zweymal bis auf den Boden. Als er fich aber das anderemal in die Höhe 

hob, fo fingen ihn die Leute auf, und brachten ihn an Bord. Er mar fo fehr abgematter, 

daß er den Gebrauch feiner Sinnen verlohr, Als man ihm aber eine Flaſche mis Braudte- 

wein an den Mund hielt, fo fchloß er ben dem Geruche deflelben die Lippen zu; und als er 

völlig wieder zu Sinnen Fam, fo fragte er fehr ängftlich: ob er etwas gefrunfen hätte? Und 

als man ihm mit Nein antwortete, fo- fagte er: ich hätte lieber fterben, als etwas da⸗ 

von in meinen Mund nehmen wollen; ob gleich der Hauptmann überzeuget war, daß 


er dem Geruche des Brandteweins feine Stärkung zu danken hatte a). 


Eine eben fo große Vorfiche brauchen fie gegen ihre Kinder, welche fie niche nur abhal⸗ 
ten, einen Tropfen Wein oder ſtarkes Getränke zu berühren; fondern fie unterfagen ihnen: - 
auch alle füße Sachen, als. Rofinen, Zucker und dergleichen, zu eflen. Und wenn die Eng» 
länder zu Setiko ihnen etwas vom folchen geben : fo nehmen es die Eltern ſehr uͤbel 2). 

Diefem Beyfpiele der Enthaltung können wir füglich- ein. anderes, von der Treue und Ihre Trene. 
Aufrichtigkeit eines Marbuten, mit Namen Fodi Rarire, beyfuͤgen ©). Dieſer mar der 

aa Ab3 erſte 
) Jobſons Goldhandel, a. d. 62 S. and dreyßigſten Capitel Jeremiaͤ, und geraͤth auf 


Tabats abendländifches Africa im· IV Bande die Einbildung, daß dieſes Volk in gerader Linie, 
vom Jonadab herſtammte, weil geſagt wird, daß 


a. d. 354 8, 
Er die Nechabiten vom Hobab, dem Schwiegervat. 
7) Moores Reifen a. d. 39 S. Moft a egervater 
is, entſprungen, deſſen Weib, wie bekannt, eine 
2) Siehe oben ad. 35 ©, Nethioperinn gewefen.- ; £ 


a) In dieſer auferordentlichen Enthaltung ver⸗ 6) Jobſon a. d. 74 ©. 
gleicht fie ber Verfaſſer mie den Rechabiten im fünf 6) Siehe oben a. d. 44 ©, 


246 Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Marbuten erfte Schwarze, den Jobſon in feine Dienfte nahm, welcher wegen feines beftänbigen gu⸗ 
dee ten Bezeugens eben fo viel Siebe gegen ihn trug, als ob er ein Engländer geweſen wäre, 
Schwer: un ihm nicht nur in allem, was den Lauf der Handlung an dem Fluſſe angieng, zu Nathe 
u 309g, indem er ihn allezeit auf feinen Keifen begleitete, fondern auch) in den meiften andern 
Dingen fich nach feinem Gutachten richtete 4). 

Werden in Eben diefer Berfaffer bezeuget, daß ſowohl der König, als das Volk, bey allen Gele 
grogen Eh» genheiten eine große Hochachtung gegen fie blicken laffen, wovon wir bereits Exempel ange: 
ven gehal: führer haben. . Der Verfaſſer aber feget noch ein befonderes Hinzu. Wenn $ayen, die alte 
ten, Bekannte find, und einander lange nicht gefehen haben, einander ungefähr auf der Straße 
begegnen: fo ſtellen fie fih, wofern ein Marbut unter ihnen ift, in einen Kreis, und 
fallen auf Ihre Knie zum Gebethe, bevor fie einander grüßen e). Labat faget, daß die 
Negern, befonders die um die Sanaga wohnen, fie in folhen Ehren halten, daß fie feſt 
glauben, daß derjenige, der fie befhimpft oder beleidigt, gewißlich binnen dreyen Tas 

a gen ftirbt f). ” 
Schulen für Die mandingoer Marbuten verdienen fid) ihr Brodt durch Schulhalten zur Aufer⸗ 
wie Kinder. ziehung der Kinder, und durch Berfertigung der Brisgris oder Angehaͤnge. Jobſon 
fager, fie hätten zu Auferziehung Der Kinder runde offene und geräumige Schulen. Ob 
diefe Schulen manchmal zum Gebrauche der Neligion angewendet werden, da fie allezeit an 


das Haus bes Dberhaupts des Orts anftoßen, war dem Berfaffer unbekannt. Er glaubte 


aber eher, daß es nicht gefehähe, weil fie offen liegen, und nicht mit der geziemenden Ans 
ftändigfeit veinlich gehalten werden, 2 
Alle Knaben lernen aus einem Buche leſen und fihreiben 2), das aus einem glaffen 
Stuͤcke Holz gemacht ift. Die Lectionen darinnen find mit einer Art ſchwarzer Dinte, und 
einer Feder, die wie ein Pinfel ausfieht, gefchrieben. Der Charafter, den fie brauchen, 
Eömme dem Hebräifchen fehr nahe, welches der Verfaffer nicht leſen konnte. Er brachte 
aber eine Probe davon mit nach England. Er bemerkte dem ungeachtet, daß ihre Reli: 
gion und ihr Gefeg in einer ganz andern Sprache, als in der gemeinen, gefchrieben mar, 
und daß fein Saye, er fey von welchem Stande er wolle, zum Sefen und Schreiben ange: 
woͤhnet wird, oder eine Kenntniß von Büchern und Buchftaben hat, Die Marbuten aber 
haben große geſchriebene Bücher von ihrer Religion, welche fie fich, wie er fah, von ihren 
Leuten auf den Reifen nachtragen ließen 2). 
Ihre Art zu Die Zeit, wenn hier die Kinder in die Schule gehen, iſt des Abends, oder vielmehr eine 
lehren, bis wo Stunden zuvor, ebe es Tag wird. Ihre Lectionen find auf Täfelchen von weißem 
Holze gefchrieben. Wenn fie lefen Fönnen, fo lernen fie folche auswendig, und es ift einem 
Fremden leicht, eine Schule der Schwarzen zu finden, wegen des Laͤrmens, das die Schüler 
machen, indem fie ihre Lectionen fo laut herfagen, als fie fehreyen koͤnnen. Wenn fie den 
Koran einmal durchgelefen haben: fo werden fie für Lehrer gehalten, und alsdann lernen fie 
Arabiſch fchreiben, weil Die Mandingofprache Feine eigene Buchftaben hat ). 
Moore haͤlt die gemeinen Mandingoer fuͤr ſehr unwiſſend, weil man keine Buͤcher 
oder Wiſſenſchaft unter ihnen finder. Sie behelfen ſich damit, Daß fie von zehn zu zehn 


zählen, 
A Jobſon a. d. 5©, i) Cabat IV Band a. d. 353 S. und Janne⸗ 
e) Ebendaſelbſt a. d. 49 ©. quins Iybifche Reiſe a. d. u7 ©, 
f) Labat im IE Bande a. d. 335 ©. k) Moores Reifen a. d. 145 ©. 
g) Bleichwie unfere Hornbuͤcher 1) Kabat IV Band a,d. 354 ©. 


&) Jobſon a. 67 ©, 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XII Eap. 247 


zählen , welches fie auf der Erde durch Zeichen bemerken. Doch gefteht er, daß die Bu- Marbuten 

ſcherinen oder Marbuten Arabifch lefen und fehreiben Eönnen, welches fie ihre Kinder durch _ der 

Schulmeiſter, die fie zu diefem Ende halten, lehren laffen A). —— 
Dieſe Marbuten verdienen ſich auch ihr Brodt durch Abſchreibung des Korans, wovon · — 

fie die Abſchriften an die Könige und großen Herren um einen guten Preis verkaufen. Ihr Ihr Ein: 

‚größter Gewinnſt aber kommt von ben Grisgris oder Segensfprüchen, worzu alle Schwar- —— 

zen eine aberglaͤubiſche Siebe haben 2), Jannequin ſchaͤmet fich nicht, zu fagen, daß fie 

öfters von dem Engel Kamate geplagt würden, daß fie den Diebftahl ſowohl unter den 

Schwarzen als Sranzofen entdeckten, und die Zeit und felbft den Ort benennten, wo die ges 

ſtohlenen Güter verborgen worden. Und er glaubte, daß das Arabiſche Leſen und Schrei: 

Gen nicht konnte gelernt werden, ohne mit dem Teufel zu thun zu haben m). . 
Sie lehren nicht allein in den Schulen, fondern fie ziehen auch im Sande herum, und Herumzie⸗ 

fehren und unterrichten. Wenn fie erwachſen find: fo gewöhnen fie ſich zum Reifen. Es hende beh⸗ 

ziehen ganze Familien miteinander, die ihre Bücher bey fich führen, um die Jugend an * 

denen Orten, wo ſie ſtille liegen, zu unterrichten. Es ſteht ihnen zu dieſem Ende das ganze 

Sand offen, und fie haben einen freyen Paß durch alle Derter, wenn gleich die Könige miteinan⸗ 

der in Krieg verwickelt find. Sie werden aber aud) niemand auf der Straße oder in den 

Städten, wo fie einfehren, zur Laftz weil fie allegeit ihre Lebensmittel mit fic bringen. Do 

glaubet der Verfaſſer, daß fie in den Häufern mancher großen Herren frifche ebensmittel 

befämen, oder auch dadurch, daß fie der Gewohnheit des ganzen Volks nachfolgen, das ift, 

berteln, und Feine abfchlägige Antwort annehmen. Doc) wird ein Buch Papier zu dreyen 

Stübern eine ganze Compagnie von ihnen zufrieden ftellen; denn fie Fönnen fich daffelbe 

Bermittelft ihrer Grisgris zu Brodte machen, welche fie nad) ihrem Vortheile anzulegen 

wiſſen. Diefes befräftigt Tobfon durch die Anmerkung, die er macher, daß, wenn er je- = 

manden von dem Landvolke Vothſchaft geſchickt, folcher fich allezeit noch) einen oder zweene 

Bogen Papier über den bedungenen Sohn ausgebethen, um dafür Lebensmittel unterwegens 


u faufen ”). 
’ ner Marbuten find nicht allein Prieſter, fondern fie treiben auch die ganze, oder doch Große Hans 
die vornehmfte Handlung des Sandes, befonders die zu Setiko. Sie find die einzigen Leute, delsleute. 
die von dieſem Orte an, bis in das Sand des Königs von Barſalli, einen beftändigen Skla⸗ 
venhandel treiben. In dem Lande deſſelben macht die See von freyen Stuͤcken eine große 
Menge Salz, das aber grob und unfauber ift, und wie Afche ausſieht. Doch der Gewinnſt 
von diefem Salze ift der anfehnlichfte Theil von den Einfünften des Königs. Die Mar- 
buten brauchen dieſes Salz felbit ſehr wenig; fie verführen es aber weit im Sande, wogegen _. 
fie Gold und Kolanüfle eintaufchen. Das Gold machet ihr vornehmftes Gewerbe aus, und Verſchlin⸗ 
{ft dasjenige, wornach fie am meiften trachten, weil fie bie Meynung haben, daß es von — 
großem Nutzen in der andern Welt ſeyn wird 0). Aus diefer Urfache fcharren fie zuſam— Sand Ri 
men, was fie fönnen, und vergraben e8 entweder ſelbſt in der Erde, oder laſſen es mit ſich 
in das Grab legen pP). Ein wenig davon heben fie auf ‚um von den Portugiefen eine Ars 
fchöne länglichte blaue Steine zu Eaufen, die von den Weibern um die genden getragen wer« 
den, 

m) Zannequin a. d. 13 © alles Gold im Lande an fich zu ziehen, zu bemänteln, 
} ) Dev Berfaffer,der den hohen Pri } 
en 6 ——— — ag ern die — — 


Dieſes ſcheint nur ein liſtig 
ae zu ſeyn, ihren Geiz und ihre Begierde, aber nichts hiervon. Siehe oben a, d. 446. 


28 Reiſen laͤngſt der weſtlichen gKuͤſte von Africa, 


Marbuten den, um ſie von den Blutfluͤſſen zu befreyen, denen ſie durchgaͤngig wegen der Verwundun⸗ 
dee gen unterworfen ſind, Die fie von ihren Ehemännern beym Siebesfampfe leiden, wie bereits 
Schwar⸗ angemerkt worden. Sie brauchen ihr Gold fonft nirgends, außer dag die Weiber ein 
er Stüchen don fehr geober Arbeit zu Ringen und zu Obrgehängen tragen q), 
re Spig: Obgleich Die Marbuten zu Seriko fonft fehr freundlich find: fo beftrebten fie fich doch 
findigkeit. vor allen andern, Den Hauptmann Jobſon abzurarhen, eine Handelsreife die Gambra Hinz 
auf zu unternehmen, indem fie ihm folche als hoͤchſt gefährlich, ja faft unmoͤglich vorftellten, 
in der Abficht, wie er glaubte, eine fo einträgliche Handlung für fi zu behalten, zumal, 
da fie fich mit geoßer Mühe und vielen Unkoften eine Menge Efel angefhafft hatten, um 
die Waaren in dem Sande zu verführen r). 
Wie ſie reiſen. Auf den Neifen halten fie den ordentlichen Schritt von ihren Efeln, die vor Ihnen Hera 
getrieben werden. Gie begeben ſich mit Anbruche des Tages, der in dieſer Himmelsgegend 
Erz vor dem Yufgange der Sonne vorhergeht, auf den Weg, und reifen drey Stunden 
nach einander, Alsdann ruhen fie, fo lange die Hige des Tages währe, Zwo Stunden 
vor Sonnenuntergange'reifen fie von neuem aus, und bald hernach erwählen fie ſich ihe 
\ Nachtlager, woben fie auf die Sicherheit vor den wilden Thieren fehen, außer, wenn Mondens 
ſchein ift, weil es ſich alsdenn am beiten reifen laͤßt. Wenn fie aber an eine große Stade 
kommen: fü liegen fie zwey oder drey Tage lang ſtille, packen ihre Efel ab, und legen ihre 
Waaren unter einem ſchattichten Baume aus, welches eine Art von Markte für die Ein- 
wohner der Stadt ift. Die Reifenden liegen in der Nacht unger ihrem Geraͤthe auf Mats 
‚ten, welche fie bey ſich führen r). \ 


EEK EEK KEKR SF F FF FF FR FE HR FE RR ER 5* *S *S * *3 


Das XIV Kapitel. 


Sierra Eine Beſchreibung des Landes und der Einwohner von Bulmberre 
dem, der Sierra de los Leonos, gemeiniglich Sierra Leona genannt, | 


| Einleitung. | 
D folgende Beſchreibung iſt vornehmlich aus den Erzählungen von vier Reiſebeſchrei⸗ 


bern genommen. Ihre Erzählungen Haben wir von ihren Tagebüchern getren⸗ 
net, und das Wefentliche Davon abſonderlich mitgetheilt. 

Der erfte von diefen Reiſebeſchreibern ift Wilhelm Sinch, ein englifcher Kaufmann, 
der auf feiner oftindifchen Reife im Fahre 1607 nad) Sierra Leona gefommen, und die 
befte Befhreibung, Die von diefem Sande zw finden ift, verfertiget bat, befonders was die 
Naturgeſchichte anbetrifft. Das Tagebuch von ſeiner ganzen Reiſe, welches eines von den 
merkwardigſten in irgend einer Sprache iſt, hat Purchas in feine Sammlung eingerückt a). 

Der andere ift Herr Villault de Bellefond, der diefe Gegend in feiner Reife nach 
Guinea im Sabre 1666 berührt, und beffen Befihreibung hernach folgen foll, 


‚ Der 
P) Iobfon,a.d.88. a) Im erfien Bande a. d. 414 ©, Purchas hat die 
Mm Ebendaf, a, d.81.©. Beſchreibungen diefes Verfaffers von SieeraLeona 


r) Ebendaſ. a. d,91©. u. andern Orten von dem übrigen Werke abgefondert. 





Infeln Tamara 
od.Goetz enEylande 








2» Are 
Se —J 
N 
RL PA UN 
ae 


' SE 
KARTE ® 


A vonderKüfte und den 


HERBROQ „STERN 
5 — DAN: EN 
—— 


KERLE - 


‘ 
An & 


ff) r 13 
N — 


SL. 





von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch xIV Cap. 249 


r Der dritte ift Barbot, der im Jahre 1678 zu Sierra Leona gewefen, welches er in Sierra 
feiner Befchreibung von Guinea beſchreibt. Und der vierte Herr Arkins, der eben Diefen Leona. 


Ort im Jahre 1721 befucht, und dem Sande und Der Bay einen befondern Artikel in feiner 
Reife nach Guinea und Brafilien gewidmet hat. 

Labat hat auch verfchiedene Dinge befannt gemacht, welche diefe Gegend angehen. 
Das wichtigfte haben wir in einem befondern Anhange bengefüget, um das übrige zu erläus 
tern oder zu ergänzen. Ueberhaupt muͤſſen wir geſtehen, daß alle dieſe Beſchreibungen, 
ſowohl zuſammengenommen, als einzeln betrachtet, ſehr unvollſtaͤndig ſind, und noch keinen 
rechten Begriff von dem Lande geben. Wir koͤnnen auch aus keiner einige Gewißheit von der 
Lage der Städte und der Bay erlangen, die fie befucht haben, befonders von der Say von 
Stankreich, welche die bekannteſte ift, und von ben vier erftern befucht worden. Harz 
bots Befehreibung ift verwirrt, und feine Karte von der Bay ift zwar groß, aber nicht um⸗ 
ftändlic) genug; indem fehr wenig Städte darauf gefegt, und Feiner von den Namen der 
Bay angegeben worden, Cs gefhieht zum Theile aus dieſen Urfachen, daß wir die Anmer— 
kungen eines jeden von dieſen Schriftſtellern befonders vortragen. 


Der JAbſchnitt. 
Beobachtungen Über Sierra Leona, im Jahre 1607. 


Ducch Wilhelm Finch, Kaufmann. 


Der Meerbufenumd die Buchten deffelben. Aufent · Die Frucht Gola oder Kola. Ihre Eigenfchaf- 
Haltdes Königs. Tracht der Einwohner. Ihre tem und Wirkungen. Der Baum Taglow oder 
Häufer und Geraͤthſchaft. Waffen. Geftalt. Kola. Woher die Kola gebracht wird. Auftern, 
Lebensart. Pflanzen. Tobaf. Menge und die an Bäumen wachfen. Andere Fiſche in der 
Mannichfaltigkeit der Früchte. Art von Erd: Bay. Vögel. Der Carbunkel, ein erbichtetes 
beerem. Giftige Frucht. Kambe eine Farbe. Thier. Waaren zu Sierra Leona. 


De Bay von Sierra Leona iſt auf drey Seemeilen in der Breite. Gegen Suͤden Di 


1607 


Finch. 
a 


e Bay 


ift das Sand hoch, und bis an das Ufer voller Bäume, und bat fehr viele Buchten, und ihre 
mo fie mancherley Fifche in großer Menge fangen, Auf der hinten Seite der vierten Buchten, 


Bucht ift eine immerwährende vortreffliche Wafferquell. Daſelbſt fanden fie an den Felfen 
die Namen verſchiedener Engländer, und unter den übrigen den Mamen Franz Drake, 
der fieben und zwanzig Jahre zuvor an biefem Orte gewefen, imgleichen Thomas Candiſch, 


Hauptmann Liſter, und andere. Um die Mitte der Bay in gerader Linie mit der dritten 


Bucht liegt eine Sandbank, bey welcher es nicht uͤber zweene bis drey Faden tief iſt, an den 
meiften andern Orten aber bis dicht an das Ufer finder man acht bis zehn Faden, Die 
Stuch gehe Oftfüdoft, und ihre größte Höhe ift fechs bis acht SUB; die Ebbe ift fehr ſtark. 
Die Breite ift acht und ein halber Grad nordwaͤrts. 


Der König hat feinen Gig an der äußerften Vertiefung ber Bay, und wird von den Sitz Yes 
Moren Boren, oder Hauptmann Karan, Raran, Karan genannt. Er Hat andere Könige. 


Eleine Könige unter feiner Borhmäßigkeit, davon einer, Hauptmann Pinto genannt, einen 
unterhalb der andern Bucht gelegenen Flecken bewohnt; und an der andern Seite der Bay 
wohnet der Hauptmann Boluhne. Das Gebieth des Borea erſtrecket ſich vierzig Sees 
meilen weit iandwaͤrts. Seine Einkünfte beſtehen in Tribut von baummollenen Zeugen, 
Eifenbeine und Golde, und in der Macht, feine Unterthanen zu Sklaven zu verkaufen, die 

Allgem. Reiſebeſchr. II Band, Si et 


350 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


1607 
Finch. 


Tracht der 


er den Englaͤndern anbiethet. Einige von ſeinen Unterthanen ſind durch portugieſiſche 
Prieſter und Jeſuiten bekehrt worden, und haben eine Kapelle, mo eine Tafel von den Sonn⸗ 
und Feſttagen angehängt iſt. 

Der König, und einige von feinen Bedienten, haben eine anfländige Kleidung, die aus 


Einwohner. einem Sage und Beinfleivern befteht; einige tragen auch Hüte. Das gemeine Bolk aber 


geht nackend, und hat nur einen baummollenen Gürtel um die Lenden. Die Weiber ume 


wickeln ſich mit einem Stüce baunmmollenen Tuche, das in der Mitte angebunden ift, und 


bis auf die Knie herunter fälle. Die Kinder gehen völlig nackend. Beyde Gefchlechter 

haben auf ihre Haut allerhand Figuren eingejticheft oder gefchnitten, und die Zähne fharf 
gefeilt. Sie fehneiden ſich das ganze Haar um die Augenlieder weg. Ihr Bart iſt kurz, 
kraus und ſchwarz. Das Haupthaar fehneiden fich manche Aber das Kreuz ab, und laſſen 
vierecfichte Flecken ftehen. Andere fehneiden es in Kerben, oder in andere Figuren. Die 
Weiber aber fcheeren e8 glatt ab. 


Haͤufer und Ihre Städte beftehen aus dreysig bis vierzig Käufern, die alle zufammenhangen, Sie 


Geraͤthe. 


find mit Rohre gedeckt, und die Wände find wie die Viehſtaͤlle in England aus Leime ge— 
macht. Im Eingange haben fie ftatt der Thuͤre eine Flechte mit Riegeln und Schlöffern. 
Statt einer geſchnitzten Bettſtelle Haben fie queer über einander gelegte Scheite Holz, und 
ſtatt der Federbetten legen fie ein oder ein Paar Matten darauf. - Manche Häufer find 
mit folchen Morten behangen, befonders um ihre Betten herum, zwifchen dem Bette und der 
Band. Syhre andere Geraͤthſchaft beftehe in einem Paare irdenen Töpfen zum Kochen und 
das Waller aufzubehalten, einem oder zweenen ausgehölten Kürbfen zum Palmenweine, und 
einem halben Kürbfe zum Teinfgefchivre, etlichen irdenen Schüffeln, einem Korbe für die Frau, 
Schnecken aufzulefen, und einem Furterfacfe für den Mann, der aus Baumrinden gemacht 
ift, worinnen er fein Eſſen, feinen Tobak und feine Pfeife auf den Achfeln trägt, wenn er aus- 
geht. Sie tragen einen Fleinen Säbel an der Seite, den fie aus europaiſchem Eifen verfer- 
tigen, und einen Bogen und Köcher mit vergifteten und mit Eifen befchlagenen Pfeilen, in 
Form eines Schlangenftachels, oder ein Geſteck mir Wurfpfeilen, die mit breitem und wohl⸗ 
formirten Eifen befchlagen find. Manchmal tragen fie auch beydes 6), 


reibebildung Es ſind große und unterſetzte Maͤnner, ſtark und herzhaft, und von hoͤflicher Gemuͤths⸗ 


Spelfen, 


art. Sie halten fich meiftentheils zu ihren Weibern, über die fie fehr eiferfüchtig find. - 
Finch konnte ihre eigentliche Religion nicht erfahren. Ob fie gleich einige Bilder Haben; 
fo Haben fie doch auch einen Begriff von Gott; denn mern die Engländer fie wegen ihrer 
hölzernen Puppen fragten, fo pflegten fie Die Hände gen Himmel zu erheben. So viel ift 
gewiß, daß fie alle befehnicten find. Sie find ſehr gerecht und ehrliebend. Diebftahl wird 
ohne Anftand mit dem Tode beftraft. Wenn jemand ftirbt: fo wird eine kleine Strohhuͤtte 
über feinen Sarg gefeßt, unter welche fie beftändig frifches Waffer, und etliche ©erichte 
auf irdenen Tellern ſetzen. 

Huf der Suͤdſeite der Bay, vierzig bis funfzig Seemeilen landwaͤrts, wohnen Men- 
ſchenfreſſer, die dann und wann ihre Nachbarn beunruhigen. DieMoren zu Sierra Leona 
nähren fi; vom Neiße, den fie in großer Menge haben, ob fie gleich nur fo viel fäen, als 
zum Dienfte ihrer Familien erfordert wird, und genöthiger find, Stücen Waldes einzu: 
äfchern, um ſich Pla zu verſchaffen. Sie fürn auch) ein anderes Kleines Korn, Pene ge— 

: nannt, 


u) Siehe Sinchens Keife nach Oſtindien, in Purchas Sammlung im erften Bande, a.d. 414 ©. 





von Capo Blanco bis Sierra Leon. MM Buch XIV Cap. ası 


ann, das dem Winterfaturey nicht unaͤhnlich ift, woraus fie Brodf machen. Sie haben 
einige Hühner, fonft aber Eein Fleiſch, außer, Daß fie zuweilen einige Rehe oder Vögel auf 
den Gebirgen fangen. Sie leben auch von Wurzeln, Kräufern, Schnecken und Auftern. 
Bon diefen letztern hängt eine große Menge an den Bäymen und Klippen am Strande, 
aber von ſchlechtem Geſchmacke. Sie fangen viele guse Fiſche mic Lockſpeiſe, und auf 
andere Art, 

Um ihre Haͤuſer pflanzen fie Plantainbäume, Kürbfe, Potatos, und guineifchen Pfeffer, 
befonders aber Tabak, welcher ihre halbe Nahrung auszumachen fiheint, Der Kopf zu 
ihrer Pfeife iſt febr groß, und befteht aus ftarf gebranntem Thone, Yu das untere Ende 
deſſelben ſtecken fie ein kleines Rohr, anderthalb Fuß lang, durch welches, ſowohl Männer, 
als Weiber, faugen, und den Rauch verfihluden. in jeder träge feine Pfeife, und einen 
Eleinen Beutel, Tuffio genannt, voll Tobaf, in feinem Schnappfade. Die Weiber fra 
gen den Tobak in ihrem Schurze, und die Pfeife in der Hand. Sie preflen, wenn dag 
taub noch friſch und grün if, den Saft aus dem Tobafe heraus, weil fie fagen, daß er fonft 
trunken macht. Alsdenn fchneiden fie ihn Elein, und trocknen ihn auf Kohlen, Auf einer 
Inſel ſahen fie ein Halb Dutzend Ziegen in der Nähe, und fonft nirgends; fie befamen aber 
nichts von ihrem Fleiſche zu koſten. 

Sie haben unzählige Arten Grüchte, die wild in ihren Wäldern wachſen. Ganze 
Wälder Lmonienbaͤume, befonders auf der Seite der Wafferquelle, nahe bey der Stadt, 
und einige Pomeranzenbäume. Ihr Getränke ift meiſtentheils Waffer, doch verfihlingen 
bie Männer vielen Palmenwein, den fie Moy nennen, und geben den Weibern wenig oder 
nichts, Mit Hülfe einer Gerte, die fie um den Baum und um fich zugleich herum fihlingen, 
feigen fie hinan, und herunter, indem fie den Leib zurückziehen, und Die weidene Gerte mit 


tounderbarer Geſchwindigkeit und Gewißheit vor ſich in die Höhe heben, und den Kuͤrbs 


voll Wein auf dem Arme herunter bringen. Sie haben verfchiedene Arten Pflaumen; eine 
Gattung ift wie Spillinge, fehr annehmlich und gefund; imgleichen eine ſchwarze Gattung, 
fo groß, wie eine Roßpflaume, von aromatifchem Geſchmacke, die ſehr hoch geachtet wird. 
Es giebt bier Manſamillias c), die wie Spillinge ausfehen, und fehr gefährlich find, 
Der Saft ift es gleichfalls, der fehr häufig in diefer Frucht ift, wenn man ihn in die Augen 
fprüger. Sie haben Beninganions, eine fehr gefunde Frucht, fafk von der Größe ber $i- 
monien, mit einer roͤthlichen Schale, 


Eine andere Frucht, mit Namen Beguil, ift fo groß wie ein Apfel,und bat eine rauhe Art von Ceh⸗ 


warzichte Schale. Wenn dieſe abgeſchaͤlt wird: fo Fommt ein Fleiſch zum Vorſcheine, das 
an Geſchmack, Körnern, und Farbe wie Erdbeeren if. In den Wäldern find Trauben 
von einem holzichten und bittern Geſchmacke. Sie effen die Nüffe, die von dem Palm: 
baume abfallen, gebraten. Gie brauchen auch Pfeffer und Cardamumen, diefe zur Wund⸗ 
arzeney, und jenen in der Haushaltung. Sie haben gewiſſe Fruͤchte, Davon ſechs bis ſie⸗ 
ben in einer Traube zuſammenwachſen; jene iſt ſo lang und dicke, als ein Mannsfinger, 
von einer braunen, gelblichten Farbe, etwas weichlich, die in der Rinde ein fleifchichtes 
Weſen von angenepmem Geſchmacke enthalten. | 
In den Wäldern wachfen Bäume wie Buchen, deren Frucht den Bohnen aͤhnlich ift, 
son denen er drey Gattungen bemerket hat, Eine Art war groß und hoch. Der Baum 
Si 2 trug 

⸗) Oder Manzanilla, ein giftiger Apfel: 


1607 
Sind. 


Pflanen 
Tobak. 


Menge von 
Fruͤchten. 


beeren. 


— 


1607 
Sinch. 


— — 
Giftige Boh⸗ 


nen. 


Kambe ein 
Faͤrbeholz. 


Gola oder 
Kolafrucht; 


Beſchaffen⸗ 
heit und ir: 
kungen. 


252 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


trug eine Schote wie Bohnenſchoten, in welcher vier bis fuͤnf viereckigte Bohnen waren, 
faſt wie der Tamarindenſaamen. Sie waren mit einer harten Haut umgeben, und dar⸗ 
unter ſtack ein gelber Kern, ein gefährliches Gift für die Schwarzen, ihre Pfeile zu ver- 
giften. Sie nennen die Frucht Ogon. Die andere Gattung! ift kleiner. Die Schoten 
laufen auf die eine Seite frumm, find von dicker Rinde, und ſechs bis fieben Zoll in der 
Krümmung, und Halb fo viel in der Breit, Inwendig find fünf große Bohnen einen 
Zoll lang. Die dritte Art ift groß, und hat Furzes Laub wie die vorhergehende, Die 
Frucht ift weit dicker und plumper, an einem ftarfen hölzernen Stiele, und an den Seiten 
ein wenig eingeferbt, neun Zoll lang und fünfe breit. Inwendig find fünf lange Bob: 
nen, noch größer als die vorhergehenden, die fie Quenda nennen, und für ſehr gefährlich 
ausgeben 4). “ 

Sie pflanzen Potatog, und weiter im Sande Baummolle Innumma genannt, wor⸗ 
aus fie gutes Garn und eine Vierthelelle breit Tuch machen. Sie haben ein anderes Holz, mit 
Namen Rambe, womit fie ihre Beutel und Matten roth färben. Der &imonienbaum 
ift dem Holzapfelbaume fehr ähnlich ; die Blätter find ſchmal, wie die von einer Weide. Er 
ift außerordentlich dornicht, und hat viel Früchte. Sie fangen im Auguft an zu reifen, 
und bleiben bis in Weinmonat an den Bäumen. 

Der guineifche Pfeffer wächft bier unter dem Namen Bangue wild in den Wäldern, 
aber nicht gar häufig. Es iſt eine Eleine Pflanze wie Reinweide oder Spindelftaude, und 
tragt ein dünnes Laub, und eine Frucht wie Berbisbeeren, Im Anfange ift fie grün; fie 
wird aber bey der Reifung roth. Sie wachſen hie und da zwey oder drey zufammen, aber 
am Stiele und nicht in Trauben. Ihr Pene, deffen fehon erwaͤhnt worden, woraus fie 
Brodt machen, ift ein Fleines dünnes Kraut wie Gras; der Stengel ift voller Saamen, 
der ohne alle Spälzen if. Es ift, wie der Berfaffer glaubet, mit dem einerley, was die 
Türken Kuskus und die Portugiefen Pfunde nennen. Herr Sind) fah auch) Bäume wie 
Weiden, deren Früchte den Erbfenfchoten ähnlich fahen. 

Es ift eine Feucht mit Namen Gola, die weiter ‚hinter im Sande in einer Schale 
waͤchſt. Sie ift hart, bitter, und röthlich, von der Größe einer Welfchennuß, mit verfchie: 
denen Een. Die Feucht wird fehr hoch gehalten, und mit der Rinde eines gewiffen 
Baums gekaut. Ihre Art ift, daß, wenn einer die Ninde gekaut hat, er folche feinem 
Nachbar giebt, und fo weiter. Sie fauen ſolche lange Zeit, doch ohne etwas hinter zu 
ſchlingen, ehe fie fie wegwerfe Sie halten es für etwas fehr gutes für die Zähne, und 
das Zahnfleifh. Sie haben au gemeiniglich eben fo gute Zähne, als die Pferde. Diefe 
Seuche gilt auch fo gut als Geld unter ihnen; denn anderes haben fie nicht €). 

Jobſon bemerfet in feinem Goldhandel, daß diefe Frucht bey den Schwarzen an der 


Gambra in großer Achrung ftehe, daß fie von ihnen Gola genennt, und von ben Englän- 
dern 


d) Des Heren Sinch Befchreibung von dem 
Plantain iſt in der Naturgefihichte zu ſuchen. 


e) Siehe Sinches Neife nach Oftindien im 


Purchas I Band a. d. 414 u. f. ©. 
f) Diefes war. zu Tababo Konda dem Hafen 


von Setiko, ſehr weit auf dem Fluffe hinauf. 


Eiche zuvor a. d.38 ©, 
£) Jetzt aber ift der Preis weit höher ange: 


fhlagen. Denn wie Herr Moore in feinen Reis 
fen a, d. 132 ©. faget, To muß man den Eltern der 
Braut zweyhundert erlegen. 


) Diefes war vermuthlich 
ra Leona. 


1) Vermuthlich deswegen, weil er ſich nicht 
darnach erkundigte. 


die Bay von Sier⸗ 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XIV. Eap. ⸗53 


dern unter die Nuͤſſe gerechnet wird. Sie ſind wie Maronen an beyden Seiten flach und 1607 
die Schale iſt nicht hart. Der Geſchmack iſt bitter, aber feine Wirkung wird fo hoch ge- Sinch. 
halten, daß zehn folche Nüffe ein Geſchenk für einen König ausmachen. Denn fo gar 

das Flußwalfer, das man trinkt, wenn man fie gefaut hat, ſchmecket wie weißer Wein, und 

als ob Zuefer drinnen wäre. Selbft der Toback befümmt eine merfliche Suͤßigkeit. Sonſt 

hat dieſe Frucht keine Eigenſchaft oder Wirkung. Alte Perſonen, die fie nicht kauen koͤn⸗ 

nen, laſſen fie zu ihrem Gebrauche Flein ftoßen. Fuͤr das gemeine Volk aber ift fie nicht. 
Denn an dem Orte, wo Die Engländer ihre Colonie hatten 5), war für funfzig ſolche Nuͤſſe = 
eine Frau feil g)- Er wurde einmal mit fechfen befchenft: er hat fie aber niemals wach» 

fen fehen. Die Portugiefen gaben vor, fie Fämen aus dem Goldlande, und würden aus 

einer großen Bay über Rachao hinaus b) an die Gambra verführt. Dafelbft hätten 

fie ein Volk angetroffen, das ihnen Gold und eine Menge Nüffe gebracht hätte. Jobſon 
hingegen bemerfet, fie wären theurer, je weiter man den‘ Fluß hinunter kaͤme; denn als er 

weiter den Fluß binaufgefommen, fo,hätte ihm das Volk folhe in großer Menge gebracht, 

und fich verwundert, daß die Engländer fie in fo geringem Werthe hielten. Er wußteaber 

nicht, wo fie folche ber hatten #)., Er war Willens, welche nach England mitzunehmen. 

Sie hielten fich aber nicht, und wurden wurmftichig KR). 

Barbot befchreibt uns ven Baum, welcher diefe berühmte Nuß trägt. Er faget, erwürde Der Saum 
der Toglow⸗Baum genennt, und wäre im ganzen Sande Sierra Leona häufig zu finden, Toglom oder 
Er fey von mittlere Höge 7), und der Stamm fünf bis fechs Fuß im Umfange, Die Kol 
Frucht Rola fey einer Kaftanie ähnlich »»), und wachfe Flumpenmeife, zehn oder zwölfe 
beyfammen, und vier oder fünfe in einer Schale, die durch eine dünne Haut abgefondert 
werden. Auswendig ift die Nuß vorh mit blau untermifcht, und inwendig, wenn man fie 
auffchneidet, violett und braun. Die Schwarzen und Porfugiefen erachten beftändig dar- 
nach, gleichwie die Indianer nach ihrem Arak oder Detel. Sie waͤchſt des Jahrs ein- 
mal, ſchmecket fharf und ftrenge, giebt dem Waſſer einen lieblichen Geſchmack, und treibt 
farf den Harn. Die Schwarzen treiben damit einen ftarfen inländifchen Handel, und x 
verkaufen fie an andere, Diefe überlaffen fie einem weißen Volke, welches zu ihnen koͤmmt; 
und auf der Inſel Benſe erfuhr der Berfaffer von den Engländern, daß eine große Menge 
davon jährlich ju ande nach Tunis und Tripoli in die Barbarey verführt würde =). 

Labat Hingegen meldet, diefe Nüffe kaͤnen aus dem Innern des Landes 0), dreyhune Woher dieſe 
dert Spemeilen weit Oftwärts, von Vintain gegen die Quelle der Bambra zu. Er giebt Frucht koͤmt. 
zu, daß man einige dergleichen Früchte zu Sierrg Leona findet; fie würden aber nicht 
fo hoch gehalten, als diejenigen, welche im Sande wachfen. Die Frucht ift mit zwoen 
Schalen überzogen; die erfte iſt gran, hart, und fpröde; die innere zunächft am Fleiſche, ift 
eine weiße Haut, die ſich verliert, wenn die Frucht trocken * Sie iſt ungemein bit- 

3 ter 


Ri. Siehe Jobſons Goldhandel auf der 134 
eite. 

7) An einem andern Orte der Beſchreibung von 
Guinea a. d. 101 ©, faget er, es feyein hoher großer 
Baum. 

m) Siehe die Figur. 

n) Barbots Reiſen nach Guinea a. 


d 108 
ud ı3 ©, ; ' 


0) Moore faget, dag die Kolafeucht fehr weit⸗ 
her aus dem Lande gebracht wuͤrde, und im Ge: 
ſchmacke allen denen, die er fonft wo gefehen, un: 
ähnlich fey. Es fey ein vortrefflicher bittrer Ge- 
ſchmack, der das Waſſer ſchmackhaft macht, und ander 
—— iſt ſie * ange ae wenn die Schale 
abgenommen ift, ſehr aͤhnlich. Siehe fei 
nach Africa a. d. 132 ©, i — u. 


254.9 Reifen laͤngſt der. wefttichen Kuͤſte von Africa, 


1607 ter und zufammenziehend, und mache das Wajler annehmlich, Einige fagen, ihr Gebrauch 
Sinch. ſey dem Magen ſchaͤdlich, fie mache bie Zähne und den Speichel geib, und fey überhaupt 
Yin der Geftalt, Größe, dem Geruche, und der Farbe, den Mferdefaftanien äpnlih. Was den 
Baum betrifft, auf welchem die Kola woͤchſt, fo bekennt ber Verfaſſer, daß ihm fein Ger 
dachtniß feine völlige Beſchreibung davon an die Hand gebe pP) 
Auftern, die Finch meldet, es würden in den Bayen eine Menge Auftern an gewiffen Bäumen 
an den Bäus gefunden, in Dev Geftalt wie Weyden, bie Blätter derfelben find breit und Disfe wie Leder, 
wen onen" · Ind tragen Knöfpchen, wie bey den Cypreſſen. Die Xefte dieſes Baums find von der Dicke 
eines ordentlichen Stabes, auswendig glaft, und inwendig voll Marf. Viele von diefen 
Aeſten hängen in das Wafler hinein, und find über und über mit Auftern bedeckt, die aus 
dem Baume, vermittelft des Salzwaſſers, erzeugt zu ſeyn fcheinen, 
Andere Fi· Die Bay hat fehe viel Fiſche, worunter einige ungervöhnliche Arten ſind: Meeräfchen, 
für. Kochen, alte Weiber, andere wie Hechte, Garfifche, Cavalos wie Mackerellen, Schwerdt⸗ 
fiſche mit Schnauzen eine Elle lang, und Zähnen an beyden Seiten, gleichwie Schwein- - 
zähne, Seehunde, und Hundfifche, und. eine andere Art Seedunde aber mit einer breiten 
"and fehaufelförmigen 4) Schnanze, Schuhmacher, die an jeder Seite des Mauls Floß- 
federn wie Barmen haben, und mie Schweine grunzen. In einer Stunde fingen fie 
ſechs taufend Stücke von einer Art, die wie Weißfiſche ausfad, 
Vögel. Bon Vögeln findet man bier Pelikane, weiß und groß wie Schwäne, mit einem fan- 
gen und breiten Schnabel, Hearns, Corlieus, Buhbies, Ochfenaugen, nebit verſchiede⸗ 
nen fremden Arten von Waflervögeln. Auf dem Lande giebt es ſehr viele graue Papa- 
genen, wie auch guineifche Hühner, die von der Größe eines Fafans, und fehr fihon, aber 
auch; dem Reiße eben fo ſchaͤdlich ſind. Der Berfafler fah gleichfalls andere fremde Wald⸗ 
vögel, und viele gelftacheln unter den Schwarzen, Es giebt bier eine Art von Meerfa- 
gen, die von einem Baume zum andern fpringt, und. Lowen, Tyger und $uchfe in den Ge— 
Das Carfun: birgen. Bon Elephanten ſah ey nur drey; denn fie halten fich tiefer im Sande auf. Die 
Eeithier, Schwarzen fagten ihm pon einem wunderbaren Thiere, welches der Dollmerfcher Carfun⸗ 
£el nennte, Sie fagten, es würde öfters, aber nur in der Nacht gefehen, Es hätte einen 
Stein von wunderbarem Glanze auf der Stine, welcher ihm leuchtete, wenn es Nahrung 
fuchte, So bald es aber ben geringiten Laͤrmen hörte, überdeckte es folchen mit einem 
Hautlein, damit es nicht durch den Ölany verrathen würde r), = 
Waaten. Bon Dingen zur europaͤiſchen Handlung findet man hier wenig, Wenn man aber 
weiter Landwaͤrts reifet: fo findet man Gold und Elfenbein, welches die Portugiefen zu ges 
wiffen Zeiten des Jahrs gegen Heiß, Salz, gläferne Perlen, Schellen, Knoblaud), franzoͤſi⸗ 
{che Flaſchen, kupferne Keflel, geringe Mefler, Hüte, bunte Leinwand auf Yet der Barbier- 
gücher gefärbt, blecherne Becken, allerhand fchneidende Werkzeuge, eiferne Stäbe, und an- 
‚Here folche Dinge von geringem Werthe an füh handeln, An diefem Orte hingegen be: 
fömmt mon für dergleichen Sachen nichts, als Lebensmittel Dr 


Dar 


5) Babats abendlaͤndiſchee Afrlea V Band a  r) Dieſes iſt eine von den Fabeln der Negern. 
d. 1 Fe s) Finches Reifen im Purchas I Band a, 
4) Diefes Keine der Hammerfiſch zu ſeyn. d.416 ©. | 








von Capo Blanco big Sierra Leona. VIBuh XIV Eap. 255 


er Befchrek 
Der II Abſchnitt. u * 
Beſchreibung von Sierra Leona. 


Durch villault de Bellefond, aus dem Franzoͤſiſchen uͤberſetzt. 


Name des Landes. Weite und Gränzen. Die Die Einwohner und Weiber. Ihre Häufer. 
Bay von Franfreich. Die Waferquellen. Eine Waffen. Religion. Ferishes oder Gößenbil- 
theilung des Landes. Das Königreich Bulom. Des der. Sprache Ausgehende Waaren. Hande 
Hoden. Die Gewähfe. Früchte. Gummi: fung. Fluß von Sierra Leona. Iſt mit Man: 
Bäume, Biehezucht. Wilde Thiere. Affen. groves umgeben. Eylande darinnen. Englifche 
Elepfanten. Stadt Vurre. Königlicher Hof. Faetorey. 


De Sand Sierra Leona wird von den Moren Bulombel 2); das ift das große Land Name des 
genannt, Die Portugiefen aber heißen es Sierra Leone, oder das Löwenge, Landes. 
bivge, wegen der außerordentlichen Höhe der Berge gegen Süden, welche die Alpen und 

die pyrenäifchen Gebirge weit überfteigt, und wegen der Menge Löwen, die fich beftändig 

hier ſehen läßt. 

Das Sand nimmt feinen Anfang ziemlich tief im feſten Lande oſtwaͤrts, und endiget Weite und 
fih in Nordweſt mit dem Vorgebirge Ledo. Wenn man von diefem VBorgebirge an den Graͤnzen. 
Fluß hinauf faͤhrt; fo findet man verſchiedene Bayen. Die vierte von denſelben heißt die 
Bay von Sranfreich, entweder weil die Franzofen ehemals diefe Küfte befeflen, oder Bay von 
weil fie vor Zeiten eine Stadt dafelbft abgebrannt haben. Und diefes iſt die einige Bay auf Frantreich. 
diefem Fluffe, wo man frifches Waller einnehmen kann; dern es find daſelbſt drey Bäche, 

Dillanle war fo neugierig, daß er einem von'denfelben nachgieng; und als er eine Meile Die Waſſer⸗ 
weit bis an den Fuß des Gebirges gegangen war, fo entdeckte er Spuren und Fußtapfen von Wellen. 
wilden Thieren, die fo ſchrecklich anzufehen waren, daß er wieder umkehrte. Es ward ihm 
nach der Zeit von einem Portugiefen gefaget: der Bach naͤhme feinen Urfprung in der 
Mitte des Waldes, der funfzehn Seemeilen weit im Lande läge, und, daß wenn er auf fei- 
nem Borfage verharrt wäre, der Duelle nachzugehen, er nothwendig von milden Thieren 
würde feyn gefreffen worden, als Elephanten, Tygern, Krofodilen, die hier eben ſowohl ihr 
$ager haben, als die Loͤwen. 

Die nördliche Gegend des Landes liege fehr|niedrig, und gehöret dem Könige von Bu⸗ Eintheilung 
lom, gleichwie Die fübliche dem zu Burre. | des Landes. 

Das Königreich Bulom ift weder den Franzoſen noch Hollaͤndern fonderlich bekannt, Königreich 
Die Nation hat mehr Neigung zu den Engländern und Portugiefen, von melchen legtern Bulom. 
verfchiedene fich hier miedergelaffen Haben. 

In diefem Lande waͤchſt eine große Menge Heiß, Hirfe, und Maiz, und eine Art von Erdreich und‘ 
eürfifehen Weizen. Aus demſelben machen fie ihr VBrode, welches eben nicht ſchlecht iſt. Gewächſe. 
Marche pflegen den Reiß roh zu effen, und nur bloß mit Seewaſſer zu benegen, 

re gewöhnliche Speife beſteht in Fiſchen und Obfte, welches fie in großer Menge Früchte, 
haben, als Beeren, Zeigen, Divnen, Pomeranzen, Eiteonen, und eine Art Kaftanien, die 
zwar nicht fo gut it, als die in Euvopa, fie hat aber die Kraft, den Durſt zu löfchen, wenn 
fie auch noch fo trocken ift =). Die 

H Andere ſagen, @ heiße Bolmberre, dad m) Diefes muß die oben be * 
Pick niedrig end; denn Bolm bedeutet niediig. Gola oder Kola ſeyn. Miriedene Feucht 


256 Reiſen laͤngſt der weltlichen Kuͤſte von Africa, 


villault. Die Berge ſtehen voller harzichter Bäume, Sie find immer gruͤn, und in den mei: 

m — Ne n n 

Sunibäume. ften Stüden unfern Sorbern nicht ungleich. 

Vieh, Das Sand giebt fehr viele Ziegen, Schweine, Löwen, Elephanten, Tyger, Eber, Hits 
ſche und Rehe. Diefe legtern find fo häufig, daß fie an Bord der Schiffe gebracht und 
fie wenig oder nichts vertaufcht werden. Wenn man den Moren und Portugiefen glau⸗ 
ben darf: fo erlangen hier die Schlangen eine fo ungeheure Größe, dag manche einen 
Menfchen auf einen Biffen x) verfchlingen Fönnen. Die Moren haben bejtändig mit den⸗ 
felben zu fchaffen y). Sie haben ein gewiſſes Kraut, das fie als ein allgemeines Mittel 
wider alle Biffe von wilden Thieren, und wider den Gift brauchen, 

Affen. Die Affen ziehen in großen Heerden herum, und verderben die Pflanzen, wo fie hin- 
kommen. Diefes macht die Moren zu ihren unverföhnlichen Feinden, gleichwie fie der Ele— 

Eleppanten, phanten ihre find, gegen welche fie beftändig auf der Jagd find, und deren Fleifch fie manchmal 

verzehren. Der Berfaffer, der es gekoſtet, ſpricht, es ſchmecke nicht uneben, und Eomme, 
feiner Meynung nad), dem Rindfleiſche faft bey. 

Stadt Burre. Einige Franzofen, die zu Burre geweſen, ſagten dem Verſaſſer, es koͤnnten über dreys 
hundert Haͤuſer nicht in der Stadt ſeyn. Des Koͤniges ſeines ſtuͤnde in der Mitte, und 

aurde Faum der Würde eines Friedensrichters anſtaͤndig feyn, 

Der König Der Verfafler erfuhr nad) genauer Nachfrage, daß vier - bis fünfhundere Menfchen zu 

ein neubes Burre ſeyn möchten, ohne die Weiber und Kinder. Der damalige König Selipe (Phi- 

Et. fipp), batte fich zum Pabſtthume bekehret, und an feinem Hofe befand ſich ein Jeſuit und 


ein Kapuziner. 
Die Einwoh Die Einwohner haben eine gute Seibesgeftalt, und es giebt wenige mit platten Nafen 
ner. unter ihnen, Sie find weit höflicher, als Die vom grünen Borgebirge. Sie gehen beftän- 


dig in Kleidung, und haben auch mehr Befcheidenheit. 

Die Weiber haben fie meiftentheils in Gemeinſchaft. Ein jeder nimmt fo viele Wei: 
ber, als er will, und überläßt fie den Ausländern nach feinem Gefallen. Doc) diefes gilt 
die Ehefrau vom erjten Range nicht, der man auf diefer ganzen Küfte mic vieler Behut⸗ 
ſamkeit begegnet. Die andern hingegen achtet —A fuͤr Beyſchlaͤferinnen. 

Ihre Haͤuſer. Auf der Inſel St. Andreaͤ gieng Villault in eines von ihren Haͤuſern, und fand, daß 
es von Balken und Leime gebauet war. Auf der einen Seite war ein Fleines Fenfter, das 
man mit Baumblättern verwahrte, ein Loch zur Thüre, und in der Mitten Feuer, Sie, 
fhlafen auf Matten, die aus großen Binſen gemacht find, und in einem Winfel der 
Waffen. Wohnung liegen, und an die Seite legen fie ihre Waffen. Diefe find meiftentheils De 
gen, Dolche, Spieße, Bogen und Pfeile, deren Spige fie mit dem Safte einer gewiſſen 
Frucht vergiften, die grün und lang, wie ein Rettich, iſt. Dieſes Gift ift fo unbegreiflich 
fubtil und ſchnell, daß es nichts leichtes ift, demfelben zuvorzufommen, oder es zu curi⸗ 
ven. Einige führen auch Flinten, welche fie alle ungemein lieben, und mit vieler Gefchicke 

lichkeit zu gebrauchen wiſſen. 


Die 
x) Die Portugieſen und einheimiſchen Einwohs zu befräftigen ; denn es iſt nicht zu vermuthen, daß 

ner haben alfo eine große Lüge miteinander verab- die muhammedanifchen Pegern allein jdiefe Schlans 

redet. gen jagen ſollten. 

5) Dieſes ſcheint die vorhergehende Anmerkung =) Diefes Finnen unmöglich More oder Mu- 


Bammes 


von Caps Blaneo bis Sierra Leona. VE Buch XIV Cap. 257 
Die Portugieſen, die ſich — haben vlele bekehrt; die übrigen find Mu: 1666 
hammedaner oder Gotzendiener. Diefe verehren gewiſſe wunderliche Figuren, die fie Fe⸗ Villautt. 
tifhes nennen, als Gottheiten weichen ſie richtig ale Morgen und Abende ihr Geber) ab- en 
flatten zuade wenn fie etwas —— gutes. von Fleiſche, Fiſchen und Palmweine ha⸗ 
ben, fo werfeit fie es ihnen za Ehren, auf die Erdhe. = 
Weil der Berfafler einen Moren die Worte, Abrabam, Iſgac und. Jacob, heimlich Fetiſhes, 
murmeln hörte? fofragfe er iin: hs er’thäre? ¶ Seine Antwort war; & dankte feittemn orer Oösen, 
Serifh, daß ex ihn auf dem Meere beſchuͤtzt haͤtte, und daß die übrigen Moten, 2) bey 
foichen Gelegenheiten alfezeit ein gleiches thaͤten. Sie tragen alle ihre Fetiſhes in Kleinen 
Sackchen auf der Bruſt oder auf den Schultern bey ſich, und ſetzen ihnen alle Morgen und 
Abend ihr gebuͤhrendes Eſſen vor. Sie’pugen fie mit Raſade, 2 kleinen gläfernen 
Perken vor allerhand Farbeir, welche fie für den größten Schmuck, in der Welt Halten, 
Sie fprechen alle portugieſiſch, und ſcheuen ſich fehr vor der Trunkenheit. Aus Diefer Sprage. 
Urſache tranken fie, beſonders bey den Franzofen, nur ſchwache geiftige Getraͤrte . — 
Die Waaren, welche man aus dieſem Lande nimmt, find Reiß, vortreffliches Elſen- Waaren. * 
bein, Zibeth und Ambra. ESie iſt eine von den eintraͤglichſten Kuͤſten zur Handlung, in⸗ Handlung 
dent der Gewinnſt ſelten geringer als Hundert vom Hunderte iſt. Die Nutzung der Por⸗ 
tudieſen aber iſt weit groͤßer; denn ſie kaufen ihr Elfenbein Höher im Lande, und verhandeln 
es hernachmals auf der Küfteran andere Kaufleute, ee — had 
Der Fluß, der den Namen Sierrs Leona, imgleichen auch Wiromba und Tagrin Fluß von 
führer, gebt fehr weit in das Land hinein, ¶ Bey der Muͤndung hat er auf drey Seemeilen Sierra Leo⸗ 
in der Breite, welche fi, wenm man vierzehn bis fünfzehn Seemeilen weit landeinwaͤrts na⸗ 
koͤmmt, auf eine Meile verengern. Der Hafen iſt nicht uͤber zweene Faden rief: ſo daß fee 
bey ver Einfahrt genothigt waren ; fich fo nahe, als möglich; „ah die Gebirge zu halten, wo 
fie zehn, zwölf, und fechzehn Baden Waller fanden, Er Hat viele Fiſche, und gegen die 
Duelle zu zeuget er Crocodile. -- | urroslR arhsj su 
Der Fluß wird von gewiffen Bäumen eingefchloffen, von deren Aeſten ſich niemals ei- mit Man: 
ner weitersausbreiter, als der andere, Die Zweige aber, die niederwärts wachſen, faſſen, groven bes 
fo bald fie Wafler oder Erde berühren, Wurzel, und machen auf folche Ars eine Hecke „die wachſen. 
manchmal zehn bis zwoͤlf Ellen breit iſt. Y miete lung Iomdraın 
Es ſind viele Eleine Eylande auf dem Fluſſe, die meiſtentheils bewohnt find, und voller Cylande auf 
grünen Bäume, befonders Palmbaͤume, ftehen, woraus fie eine große Menge Wein bereiten, demfelben. 
Als Villault im Jahre 1667 hier war, fo hatten die Englander-auf einer folchen Inſel, Engliſche 
welche die beſte und ſchoͤnſte auf dem ganzen Fluſſe iſt, eine Niederlage· Das Haus war Factorey. 
von Ziegeln und Quaterſtuͤcken erbauet, und mit vier vierpfuͤndigen Canonen befegt, Ringe 
herum war ein fehönes Gebölz von Palmenbäumen, welche Wein trugen. An der einen 
Seile waren funfzehn bis zwanzig Huͤtten für die Einwohner des Landes, und an der an⸗ 


dem ein ſchoͤner Waſſerquell. > 


hammedaner ſeyn; denn diefelben verabſcheuen die die Schwarzen oder Einheimiſchen uͤberhaupt zu mey⸗ 
Gotzenbilder, ob fie gleich öfters in Zaubereyen vers nen: umd Barbot ſaget, er hätte nicht finden koͤn⸗ 
fallen. Der Verfüffer ſcheint unter Diefem Worte nen, daß Muhammedaner zu Sierra Leona wären, 


Allgem: Reifebefchr. U Band. Kk 


1678 
Barbot. 
——2 


Groͤße und Name von Sierra Leona. 


258 Reiſen A 


ngſt dee weſtlichen Küͤſte von Africa, 
Der I Abſchnitt. 


Eine Befchreibung von Sierra Leona. 


Durch den Seren Johann Barbot, Beneralagenten der franzoͤſiſch⸗ 
a africaniſchen Compagnie, 


Die Kim: 
melsluft. Die Nation Rapez wird von der Na: 
tion KumbasManez überfallen. Diefe läßt fich hier 
nieder. Beyde find dem Könige von Quoja unter: 


voorfen. Könige von Bulm und Burre. Borges 


birge Ledo oder Tagrin. Fluch und Winde. Fluß 
Mitomba. Inſel Benfe. Das englifche Fort 
dafeldft wird von den Franzofen erobert. Flüffe, 


die in denfelben fallen. Städte an demfelben. 
Stadt Johann Thomas. Bay von Frankreich. 
Die berühmte Quelle. Lauf des Bachs, Ans 
muthige Gegend. Wirkung des Waſſers. Bo: 
den und Gewaͤchſe. Vögel und Thiere. Meer: 
katzen, wie ſie gefangen werden. Sind mandyı 
mal eimgutes Eſſen. Große Auftern. . Vögel. 
Fiſche. Wälder und Bäume, 


Groͤße und 


E⸗ iſt ſchwer, die Graͤnzen dieſes Landes auf irgend einer Seite anzugeben, als gegen We- 
ame, 


ften, wo e8 der Ocean umgiebt. Manche fegen feinen Anfang nordwärts bey dem 
Borgebirge Dergas. Eigentlich aber ift.derjenige Theil, der von dem Fluſſe Mitomba 
gegen Süben liegt, Sierra Leona; denn die Laͤndereyen gegen Norden find niedrig. Den 
Namen leiten manche von dem Geräufche her, welches das Meer an dem felfichten Ufer 
verurfachet, und dem Bruͤllen eines Loͤwen ähnlich ift, andere von der großen Angahl dieſer 
Thiere in den Gebirgen, 

Die Him̃els · ¶ In dem offenen flachen Sande werden die Sommertage, ‚die des Vormittags: bey: heir 
luft term Himmel ſehr heiß find, des Nachmittags durch die Suͤdweſtluͤfte ſehr abgekuͤhlet. 
Auf den hoben bergichten Ländern aber: iſt die Luft, wegen des vielen Gehölzes, ſehr böfe. 
Ueberhaupt aber kann man fagen, daß das fand für die Europäer ſehr ungefund ift, wel- 
ches die vielen Engländer bezeugen, die auf der Inſel Benſe in der heißen Jahreszeit ver- 
ftorben. Denn fehs Monate nacheinander regnet und donnert e8 bey einer unerträgli- 
hen Hitze, befonders aber im Brach- und Heumonate, da man fich ganzer vierzehn Tage 
lang innehalten muß, um den. böfen Eigenfchaften des Regenwaffers zu entgehen, welches 
in einem Augenblicke Würmer zeuger, da die Luft durch das Bligen und Donnern, wozu 
manchmal greuliche Wirbelminde fommen, gaͤnzlich verderbt ift, Die Tage find auch fin- 
fter und dunkel, welches eine Veränderung in allen Dingen bervorbringt , und das Leben 

dafelbft nicht gar zu angenehm machet A). 
Die Kapez, Das Sand Sierra Leong wird von zwo verſchiedenen Voͤlkerſchaften bewohnet, welche 
die alten Ein⸗ fich die alten Aapez und die Rumbas Manez nennen. Die erftern werden für die be— 
wohne, ſten und gefittetften unter allen Schwarzen angefeben 5 die letztern find kuͤhn, unruhig, grob 
und unhöflich, und find Menfchenfreffer, wie das Wort Manez 2) in ihrer Sprache an⸗ 
deutet. Die Portugieſen zu Congo und Angola glauben, ſie waͤren von einerley Ge— 
ſchlechte mit den barbariſchen Jagos und Galas, welche Oſtnordoſt von Congo wohnen, 
und lange Zeit das Schrecken vieler ſchwarzen Nationen geweſen find, und daß beyde Voͤl⸗ 
ter von den Galas Monou berftammten, die weit innerhalb Sandes von dem Fluſſe Ser 
ſtro wohnen, = Br 
Diefe 


) &s folget aber daraus noch nicht, daß ſie wirk⸗ 
liche Cannibalen find; indem viele, Völker ae 
# elt 


a) Barbots % ibung von Ä inea aufder 
a efchreibung von Gu if de 








von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XIV Cap. 250 
Diefe Rapez und Kumbas Manez haben einander ſeit dem Jahre 1505 beftändig 1678 


in den Haaren gelegen, da nämlich die leßtern aus einem entfernten inländifchen Sande her Barbor. 


kamen, und die erſtern/ als die alten Einwohner, überfielen, in der Abſicht das Land Zu werpen yon 
verwuͤſten, und die Einwohner an bie Portugiefen zu verkaufen, die fich nur erſt in diefen den Komboz 
Theilen von Africa niedergelaffen hatten. „Weil fie aber ein fo gutes und fruchtbaves fand Manez uͤber⸗ 
fanden: fo entfchfoffen fie ſich, bier zu bleiben. Sie verfauften die Gefangenen, und fraßen fallen, 
die, welche in der Schlacht erſchlagen waren. Endlich gab die Verzweiflung denen Ras 
pez Much: fo daß ihre wilden Feinde bis jego nicht vermoche haben, ihren Borfag aus: · 
zuführen. Doch haben fie immer noch feften Zuß im Sande, und feßen den Krieg fort, in die fich hier 
melchem eine große Menge von beyden Seiten aufgerieben worden, befonders von den niederlaffen. 
Rapez. Viele von denfelben haben fich felbft den Portugiefen zu Sklaven verfauft, um 
der Gefahr zu entgehen, über furz oder lang in die Hände dieſer Menfchenfrefler zu fallen. 
Als der Berfaffer im Jahre 1678 hier war: fo war der Krieg fehr higig, und die Kapez 
festen ſich in Bereitſchaft, ihre Feinde tapfer zu empfangen. Doc) erfuhr er, daß der 
Krieg nicht mehr mic folcher Unmenſchlichkeit geführet wurde, wie ehemals, indem die 
Kumbas, durch den Umgang mit den Europäern , ein wenig friedfamer und gefitteter ges 
worden, als ihre Boreltern. 
Beyde Voͤlkerſchaften follen in gemwiffer Maße dem Könige von Quoſa unterworfen Beyde ſind 
feyn, der gemeiniglich.bey dem Borgebirge de Monte feinen Sig hat, indem fie vorzeiten dem Koͤ— 
ein König von dieſer Nation, BRanſire genannt, unter das Zoch gebracht: Die Nach: "ige von 
folger viefes Herrn fegen noch einen Bivefönig unter dem Namen Dondagb über fie, def- Quoja uns 
fen Brüber einsmals zu Timna ſich aufhielten, bis fie in Mishelligfeit unter fich geriethen, terworfen. 
von einander giengen, und einander mit Kriege überzogen, Als der Berfafler bier lebte: 

fo war der jüngfte, Johann Thomas, fiebenzig Jahre alt, und Hatte die Stadt Toms 

bey zu feinem Antheile, vier Meilen von der Bay von Frankreich, und eine Meile von dem 

Dorfe Bagos gelegen, bey welchem viele hohe Bäume ſtehen c). Die Engländer wer⸗ 

fen meiftentheils vor Tombey Anker; weil diefer Ort ihrer Colonie am nächlten iſt. 

Schiffe fönnen vor der Bay von Frankreich in fechzehn bis achtzehn Faden in leimichtem 

Grunde liegen; und Barbot faget kurz hernach, Bagos d) fey vier Seemeilen von dem 

Bache, ven die Schiffe befüchen, dicht an einem kleinen Walde, und liege oftwärts von die⸗ 

ſem Dorfe Tombep, wo man eine fehöne Ausficht hat, und die Znfel Taffo, wegen der 

großen Entfernung, wie ein feftes Land anzufehen iſt. 

Die nordliche Gegend am Fluſſe Miromba, nach der Einfahrt zu rechnen, ſteht unter Könige von 
zweenen Fleinen Königen, dem zu Burre am nächften gegen Süden, und dem zu Bulm Dulm und 
weiter gegen Morden. Der letztere nennte fich zu den Zeiten des Verfaffers Antonio Pure 
Bombo. Dererfte hielt ſich ordenelich indem Dorfe Burre auf, welches aus Dreyhundert 
Häufern oder Kürten befteht, und Weiber und Kinder ungerechner fünfhundert Einwohner 
hat. Die portugiefichen Ölaubensbothen ‚haben ehemals verfchiedene neue Chriften zu 
Bulm gemacht, und darunter auch den König. Bulm heißt in der Sprache der Schwar- 
zen niedrig and. Andere fprechen es Bolem und Bulun aus, wozu fie noch berre 
fegen. Alſo heißt es Bulemberre oder gutes niedriges fand. Die Küfte an der Seite 

Kt 2 von 
Welt dergl. Namen ihren Feindenbeyzulegen pflegen. von dieſer Bay nicht zu erfehen, 
) Die Lage diefer Derter ift aus ver Karte di) Barbot auf der 96 Seite. 


260 nd Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, -. 


1678 von Bulm iſt niedrig und flach in Vergleichung des gegen uͤber gelegenen Uſers von Burre 
Barbot. und Timba.. Begy dieſen Oertern find. die berühmten Sierra Leona, eine lange Reihe 
von Bergen, und. die in ganz Suͤd⸗ und Nordguinea fuͤr Die hoͤchſten gehalten werden, die 
Berge Ambofes indem Meerbufen ausgenommen. Es find ſo viele Höfen und Kluͤfte in 
diefem Gebirge, daß, wenn eine ‚einzige Canone auf ‚einem Schiffe in der Bay abgefeuert 
wird, der Wiederhall den Knall öfters und ſehr deutlich wiederholet ; und der Knall ift fo 
ſtark und. durchdringend, daß man ihn für den Knall von etlichen Canonen zuſammenhalten 
fönnte, Dieſes iſt angenehm zu hoͤren: aber der Donner Elinge im Anfange fehe fhredlich;- 
denn jeder Schlag wird mit eben fo vieler Stärke vom Wiederhalle nachgehelt,als der wahr- 
haftige, Daher nennen fie die Portugieſen Montes claros, das it, Serge, die einen 
"hellen Schall oder Wiederhall haben. 

Vorgebirge 1. Miche: weit von diefen Bergen läuft weftwärts eine bergichte Klippe in das Meer, die 
Lido oder aber weit niedriger, als diefe Berge ift, und beynahe eine Halbinfel bilder, Die Schwar- 
Tagrin. zen pflegen ihre Kaͤhne über diefelbe auf ven Achfeln zu fragen,. wenn fie ſich ins Meer be- 
geben wollen, damit ſie fich die Mühe erfpahren, in der Rundung aus der Bay bis hieher 
zu rudern. Diefe Klippe wird Cabo Ledo oder Tagrin, und von andern Tagaraim 
genannt, und liegt gerade im achten Grade, dreyßig Minuten Norderbreite, nach der ſorg⸗ 
faͤltigen Beobachtung des Verfaſſers «), welcher ſaget, daß alle hollaͤndiſche Karren diefe 
guineiſchen Kuͤſten um dreyßig Grade ) weiter gegen Norden ſetzen, als fie wirklich find, 

zu großem Schaden der Schiffahrt. — 
Ebbe und Die Fluth in dieſer Bay waͤhret ſieben, und die Ebbe fünf Stunden, Die erſte er- 
Fluth. gießt ſich nach Nordoſt und gen Oſt, und Oſtnordoſt, und die Ebbe laͤuft Suͤdweſt gen 
Die Winde. Weſt, und Weſtſuͤdweſt. Bey vollem Monde, beſonders vom Herbſtmonate bis in Jen⸗ 
ner, iſt die ganze Nacht hindurch und bis gegen Mittag ftilles Wetter, da eine frifche Luft 
aus Sübieft, Süöftdrdeft, und Weſtſuͤdweſt weht, welche bis Abends um zehn Uhr ans 
hält; alsdenn wird wieder ſtilles Wetter. Schiffe koͤnnen überall anfern, in und außerhalb 
- der Ban, in fieben oder acht Baden Waffer, in rothem fandichten Grumde, Je näher man 
auf die Seite von Burre koͤmmt, defto tiefer ift das Waffe, und das sand höher. Aus 
dem Fluffe und der Bay geht ein heftiger reißender Strom gegen Nordoſt, weil fich das 
Waßfer am Borgebirge von Bulm bricht. ied —— 


Fluß Mi⸗ Der Fluß von Sierra Leona entſpringt ſehr weit im Lande. Ein gewiſſer Schwarzer 
tomba. wollte den Verfaſſer ſchlechterdings uͤberreden, er naͤhme ſeinen Urſprung in der Barbarey, 
und gruͤndete ſich darauf, daß er öfters auf dem Wege laͤngſt dem Ufer des Fluſſes mit 
 Rolsnüffen und Sklaven gehandelt: Hätte, welche die Barbaren, die Barbot für die Mo- 

von und Araber hält, den Schwarzen von Sierra Leona. abkauften. Der Fluß führer 

den Namen Mitomba oder Bitomba, fünf und zwanzig bis dreyßig Seemeilen zuruͤck 

von feiner Mündung an; ‚denn weiter hin iſt er den Europäern unbekannt, und die Ein 

wohner können nichts zuverläßiges von feinem Urfprunge angeben, An der Suͤdſeite liege 

chne Stadt, las Magoas genannt, wo es.niemanden, als den Portugiefen, erlaube ift, ſich 

der 


E) Man kann fich aber auf diefen Verfaffer nicht te, in die er fie feket, febr von der Wahrheit entfernt 
verlaffen ; den er faget von dem grünen Vorgebiege iſt. Siehe Band, a.d.278 ©, Und dieſes Borges 
und andern Orten mehr ein gleiches, obgleich die Drei- birge ſelbſt ſteht in feiner Karte zehn Minuten Er 

- 3 f nord⸗ 















































































































































































































































































































































— 


— 


> 


Bi 


# 





* 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VE Buch XIV Gap. 261 


der Handlung wegen aufzuhalten; denn zu den Franzofen und Engländern fommen die 1678 
Einwohner. an den Fluß herab, und gertaufchen bafelbft ihre Warren, wenn eines von ih⸗ Barbot. 
ven Schiffen in der Bayift 2) ia 
Diefer Fluß machet gegen den Ausflug in das Meer zu verfchiedene kleine Eylande und Inſel Benfe, 
Felſen, in Geſtalt der Heuſchober. Die vornehmſten find die Inſeln Kogu, Taſſo und 
Benſes. Auf der letztern, neun Seemeilen von der Rhede, haben die Engländer vor dem 
Haufe des Johann Thomas ein kleines Fort erbaut, an welchem nichts merkwuͤrdiges war, 
als die vorrheilafte Sage; denn fie ift ein fteifer Fels, mit einem ſehr ſchweren Zugange, wel- 
cher eine Art in Fels gehauene Treppen iſt. Dieſes Fort, welches eine Niederlage der koͤniglich⸗ Das engli⸗ 
africaniſchen Compagnie iſt, iſt von Leime und Steinen gebauet. Die Mauern find niedrig, ſche Sort 
und haben eine yunde Slanfe mit fünf Canonen, eine Cortine mit Schießſcharten zu vier 
großen Canonen, und gerade davor eine Platte Forme mit ſechs Stücen, alle wohl verſehen. 
Die Sklavenwohnung aber iſt das beſte Gebäude darinnen. Die Beſatzung beſteht or— 
deutlich aus zwanzig Weißen, und dreyßig Gromettos oder freyen Schwarzen, die ein 
Eleines befonderes Dorf unter dem Schuße des Forts haben. Das Eyland hat einen Flei- 
nen Umkreis und dinves Erdreich. Wie eben Diefer Berfaffer an einer andern Stelle far 
gets fo war.dag Fort im Jahre 1704 in weit beffern Umſtaͤnden; denn wie er faget, fo war 
es ſchoͤn mit vier ordentlichen Baſteyen gebaut, und inwendig ftunden gute Packhaͤuſer und 
Wohnungen. Die Mauern waren mit vier und vierzig Canonen befeßt, und über dem 
Thore war eine Platte Forme mit vier großen Stücken aufgerichtet, die im Falle der Noth 
gute Dienfte gethan haben würden, ar 
- Den ızten des Heumonats aber in eben dieſem Jahre eroberten zwey kleine franzöftfche twird von den 
Kriegsſchiffe unter Anführung des Heren Guerin, in Begleitung neun anderer Segel, das Franzoſen 
Fort ohne Widerſtand. Der Commandant war mit etwa hundert Mann bey Annäherung erobert. 
der Flotte geflohen, und ließ nur einen Eonftabler mit eilf oder zwölf Mann zurück, Die vier⸗ 
zig bis fünfzig. Schüffe vor der Uebergabe thaten. 
Die Franzofen plünderten und fchleiften es,nachdem fie viertaufend Elephantenzahne aus 
dem Fort, und noch dreytauſend von einem Eleinen Schiffe, das hinter der Inſel lag, nebit vie— 
Ien andern zur. Handlung in dieſem Sande dienlichen Waaren zur Beute gemacht hatten 2). 
Die Engländer hatten ihre Factorey ehemals auf der Eleinen Inſel Taſſo: aber der hol⸗ 
land ſche Admiral, de Ruyter, lief auf dem Ruͤckwege von ſeiner Unternehmung auf der 
Gotoküfte im Jahre 1664 in dieſen Fluß ein, zerſtoͤhrte das Fort, und nahm alle Guͤter 
weg, die ſich auf einen anſehnlichen Werth beliefen. Die engliſche Compagnie ließ nach 
diefem Ueberfalle des von Buxyter ein anderes Fort, zur Sicherheit ihrer Handlung, auf 
der Inſel Kogu errichten. Die Schwarzen aber, die damit nicht zufrieden, oder fonft 
misvergnügt waren, ergriffen die Waffen, zerftöhrten es, und nöthigten die Engländer, ſich 
einen andern Plaß auszufuchen. Die Portugiefen haben etliche Kleine Colonien in diefem 
Saride, worunter eine bey Dondermuch. oder Domdomuch if. Mit den Englandern 
auf der Inſel Benſe aber haben fie wenig zu ſchaffen; indem fie über diefelben in Anfehung 
der Handlung eiferfüchtig find. 
Kg Der 


nordwaͤrts, als biefe Obſervation, wenn es eine iſt es ) Barbot, ab. 97. 


aben will. 
F) Minuten follte «8 heißen, ) Ebendaf. a. d. 428 ©. 


1678 


Barbot . 


— — 
Fluͤſſe, die in 
den Mitom⸗ 
ba fallen. 


Städte an 
demielben. 


Des Johann 
Thomas 
Stadt: 


Bay von 
Frankreich · 


Die beruͤhm⸗ 
te Quelle. 


Lauf des 
Bachs. 


262 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Der Fluß Mitomba nimmt in ſeinem Laufe durch verſchiedene Länder viele kleine Ge⸗ 
waͤſſer an ſich. Das vornehmſte darunter iſt Rio Karakone, welches gegen Norden 
fließt. Das andere iſt der Fluß Bonda oder Tumba, oder ſuͤdliche Miguel, der feinen 
Lauf nach Suͤdoſt nimmt, und bis zur Hälfte feines Canals Laſtſchiffe trägt. Er machet die 
Gränze zwifchen den Kapez und Rumbas. Die dafige Gegend ift feuchebar an San⸗ 
delholze, welches Die Einwohner Honda nennen, und daher hat der Fluß feinen Namen. 
Der dritte, der feinen Namen bat, läuft gegen Forna deSt. Anna, längft des Suͤdufers, 
und verliert fich in ber Bay bey dem Dorfe Burre. Die Portugiefen beſchiffen dieſe bey: 
den Flüffe in ihren Kähnen und Brigantinen. 

Das Sand an beyden Seiten des Fluffes Mitomba ift ftarf bewohnt, und bat viele 
Flecken und Dörfer, als Binque, Tinguam, und das Dorf des jungen Hauptmanns Lud⸗ 
wig. Das Erdreich iſt fruchtbar; daher es, wie ſchon erwaͤhnt worden, den Namen 
Bulmberre hat. Der König von Bulm iſt den Engländern guͤnſtiger, als den Portu- 
giefen, Franzoſen, oder Holländern, obgleich viele von der erften Nation hin und wieder im 
— leben. — * 
ie Schwarzen zu Timna find ſehr auf der franzöfifchen Seite. Eini P 
ten, daß das Darf Serborakata in dem Thale ag —— — —* 


oſtchen Gebirgen liege, und daß zwo Meilen weiter hin ein grauſames wildes Volk, Ges 


maura genannt, wohne, welches mit dem zu Serborakata in beſtaͤndigem Kriege lebe. 

Das Dorf des Hauptmanns Johann Thomas, welcher Statthalter von dieſem 
Striche Landes iſt, liegt im Walde, oſtnordoſtwaͤrts von dem Orte, den die Franzoſen la 
Fontaine de la France nennen. Es beſteht nur in etlichen rundgebauten Haͤuſern, die 
denen an der Gambra ſehr gleich find 7). Er hat die Bäume hundert Schritte weit ins 
Gevierte um fein Haus herum fällen, und den Boden zu Acer machen, und nur etliche 
wenige Bäume hier und da darauf ftehen laffen. Gegen Weſten hat der Hauptmann ein 
größeres Feld von Maiz und Manſok oder Manjok. ’ 

Die Bay von. Frankreich, wo diefer Brunnen oder diefe Duelle anzutreffen ift, liegt 
ungefähr ſechs Seemeilen vom Vorgebirge Tagein, und iſt leicht an der hellen Garde des 
fandichten Ufers zu unterfeheiden, Das in der Ferne wie ein großes ausgebreitetes Schiff: 
fegel ausfieht. Der Strand daſelbſt ift rein von Klippen, welches ven Booten und Scha- 
{uppen, die frifches Wafler daſelbſt einnehmen wollen, den Zugang deſto leichter machet. 
Etliche Schritte von der See iſt der merkwuͤrdige Brunnen, der unter alfen in ganz Guinea 
der befte, und am leichteften zu gebrauchen iſt, wo ein Schiff Hundert Tonnen in einem Ta⸗ 
ge füllen fan, Der Bach entfpringe mitten in den Gebirgen von Timna, die ſich auf 
funfzehn Meilen weit in einer langen Reihe ausbreiten. Es ift Fein Weg dahin, wegen 
der vielen Tyger, Loͤwen und Erocodile, deren Vaterland es if. Einige, die das Land bef- 
fer haben entdecken wollen, Fonnten wegen des fürchterlichen Anblicks nicht über zwo eng⸗ 
ſche Meilen weit an dem einen von dieſen Baͤchen fortgehen. Das friſche Waſſer fällt 
von hohen Bergen herab, und machet verſchiedene Waßferfaͤlle mit einem gewaltigen Ge⸗ 
raͤuſche auf den Felſen. Darauf laͤuft es in einen Teich, und breitet ſich auf dem ſandich⸗ 
ten Strande aus, wo es ſich von neuem in ein Becken oder eine Hölung am Fuße des 
Derges verfammelt. Alsdenn läuft es wieder über den Sand weg, und vermifcht fich end- 
lich mie dem Meerwaſſer. ’ Diefer 


) Siehe die Figur. 





von der Mündung des Flußes. 


‚SIERRA LEONA 
den man auch’ 
Mitomba oder Tagrim, zernet> 


— — LI LÄNNNNNNLINNNNNG 


A. — 








die nahe aneinanderftehende 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XIV Cap. | 263 


Diefer Dre ift, wie es Harbor vorgefommen, eine der anmuthigften Gegenden in 1678 


Buinea, Das Becken, welches das Waffer auffaffet, ift von hohen immergrünenden Bau: Barbot. 


welche in der größten Hige einen angenehmen Schatten geben. Selbſt Anmuchige 
n umliegenden Felſen tragen das Ihrige zur Schönheit des Gegend. 
Orts bey. Hier pflegte der Verfaſſer öfters feine Mittags- und Abendmahlzeit zu halten. 

Es ift indeſſen noch zu erinnern, Daß Diefes Waſſer, wenn es zu Anfange des Winters Wirkungen 
oder der naffen Jahreszeit, befonders im Monate April, getrunfen wird, eine üble Wirkung des Waſſers. 
thut; denn da die gewaltige Hitze die Erde verberbt, und viele giftige Gefchöpfe gerödtet 
hat: fo wird alle diefe ſchlimme Materie durch die Waſſerfluthen, welche um dieſe Zeit von 
den Bergen ſtuͤrzen, abgeſpuͤhlt, und vergiftet das Waſſer, wie viele Schiffsleute zu ihrem 
Schaden erfahren. Man muß ſich gleichfalls in Acht nehmen, daß man nicht im Ueber⸗ 
fluſſe Obſt ißt oder Waſſer trinkt; denn es entſteht hieraus eine anſteckende Krankheit, bie faſt 
den gewiſſen Tod nach ſich zieht. Wenigſtens genefen ſehr wenige. 

Der Zoll für die Freyheit, allhier Waſſer und Holz einzunehmen, beträgt nicht über vier 
franzöfifche Kronen, welcher dem Hauptmanne Johann Thomas in allerhand kleinen Waa- 
ven und Spielfachen entrichtet wird. 

Der Pag zur Holzung ift auf Hundert Schritte nordoft: oder oſtwaͤrts von dem Bache. 

Das Holzfällen ift fehe mühfem, weil die Bäume dicht beyfammen ftehen, und von oben 
bis unten durch ein Eriechendes Gewächfe ineinandergefehlungen find, das die Sranzofen 
Liones nennen. Der Fuhrweg bis an das Ufer aber ift kurz A). 

Das Sand hat viel Hirfe und Reiß, als die vornehmfte Speife der Einwohner, Die Erdreich und 
Weiber ftampfen den Reiß in ausgehölten Klögern, und baden ihn alsdann in Kugeln, Gewaͤchſe. 
Einige ſpuͤlen ihn in Seewaſſer ab, und eſſen ihn alsdann. 

Es giebt hier auch Limonien, Eleine faftige Pomeranzen, Manjſoka oder Reffabi 7), Bäume und 

und guineifchen Pfeffer, aber feines in großer Menge. Ihre wilden Trauben find ziemlich Obſt. 
gut, Man findet bier auch Bananas, und drey Arten von Cardomomen oder Parabies- 
Fenern. Aber weiter hinauf an dem Fluſſe, bey der englifchen Niederlage, wachſen in 
großer Menge Pomeranzen, timonien, Bananas, indianifche Feigen, Ananasfürbfe, Waſ⸗ 
fermelonen, Jgnamas oder Yams, Potatoes, wilde Birnen, weiße Pflaumen, allerhand 
Huͤlſenfruͤchte, und die Frucht Kols m). Diefe Lebensmittei führen fie gemeiniglic) auf 
großen Kähnen den Schiffen in der Rhede zu. Fünf ober fechs Lute rubern ftehend, und 
brauchen eine befondere Art Ruder, gleichwie die Schwarzen dom Borgebirge Lopes. 

Sie haben viele Haͤhne und Hühner, wilde Ziegen, und Schweine, welches alles man Vogel und 
um etwas Brandtervein oder Meffer befümmt. m’ Gebirge find ganze Heerden Ele: sierfüßige 
phanten, Lowen, Tpger, Eber, Gemſen, Hirſche, Rehboͤcke, Affen von allerhand Arten, und irre · 
Schlangen. Etliche Schlangen find, nach dem Berichte der Einwohner, fo ungeheuer 
groß, daß fie einen ganzen Mann auf einmal verfchlingen koͤnnen. Sie haben eine gewiſſe 
Pflanze, die ein unfehlbares Mittel wider alle Schlangenbiffe if. Man hält fie mit der 
jenigen für einerley, welche neulich zu Martinik von einigen Schwarzen erfunden worden); 


Da zuvor die Einwohner gemeiniglic) an dem Schlangenbifie fturben. 
Die 


) Barbot, a. d. o0 S. m) Die von dieſem Verfaſſer oben a. d. 253 Seite 
k = ) au und Kaſſava, wieandere die Worte beſchrieben wird. 
reiben. 


men eingeſchloſſen, 


1678 
Barbot. 


— ⸗ 
Meerkatzen. 


Wie ſie 


manchmal ge⸗ 


fangen wer⸗ 


den · 


Sind ein gu⸗ 
tes Eſſen. 


Große Au⸗ 
ſtern. 


Voͤgel. 


Fiſche. 


264 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Afrieqg 

Die Affen, Meerkatzen, und Baviane find fo zahlreich, daß fie in gewaltigen Heerden 
im Sande heruinſchwaͤrmen, und ihre Pflanzungen verwuͤſten. Es giebt ihrer dreyerley 
Arten. Eine heißt Barrys, undiftvon ungeheurer Größe. Wenn fie jung gefangen werden, 
fernen fie aufrecht geben, und nach und nad) indianifehen Weizen ffampfen, Waffer in Ra: 
(nbafehen oder Kuͤrbsſchalen aus dem Sfuffe oder Brunnen auf den Köpfen herbeytra⸗ 
gen, und den Bratfpie wenden. | 

Diefe Thiere haben eine fo große Begierde nach Auſtern, daß fie bey niedrigem Waſ⸗ 
fer an dem Ufer zwiſchen den Klippen hinunter gehen; und wenn fich die Schalen von ver 
heftigen Sonnenhige aufthun, fo werfen ſie einen kleinen Stein darzwifchen, und ziehen auf 
fotche Art die Aufter heraus, Manchmal trifft es zu, daß der Stein. auf die Seite fälle, 
oder zu klein iſt; und Die Affen werden gleichfam aus dem Hinterhalte ertappt, und von den 
Schwarzen entweder gefangen oder todtgeſchlagen, die ihr Fleiſch fuͤr eine ſehr angenehme 
Speiſe halten, gleichwie auch das Elephantenfleiſch. Der Verfaſſer ſah einmal einen Af- 
fen im Haufe des Hauptmanns Johann Thomas in einem Topfe kochen; er fonnte aber 
nichedahin gebracht werden, etwas davon zu effen, obgleich verfihtedene Europäer ihn ver= 
fichert hatten, Daß es ein gutes Fleiſch wäre, Er Hat hier ſo große Auſtern gefehen,taß ein 


Mann von einer einzigeneine Mahlzeit Halten konnte: fie waren aber ihrer Zachheic halber 


kaum zu effen, wenn man fie nicht erſt kochte, und alsdann klein ſchnitt. 
Die Wälder beherbergen eine unzaͤhlbare Menge Papageyen, Ringel- oder Holztauben, 


und viele andere Gattungen von Vögeln. Das dichte Gehölze aber beraubet einen des 


Bergnügens zu ſchießen. 

Das Meer und die Fluͤſſe verforgen die Einwohner und die Neifenden mit einer übers 
fluͤßigen Menge Fiſche, von allen den Gattungen, und eben den Größen, wie bie zu Goree 
und bey dem grünen Vorgebirge gefunden werben, und noch andere mehr, die den Euros 


paͤern unbefannt find, und von welchen der Verfaſſer forgfältige Abriffe verfertige hat. 


Wälder und 
Bäume. 


Diefer Ueberfluß koͤmmt den Schiffern wohl zu ftatten, theils der Lebensmittel, und theils 


auch der Handlung wegen, wofern fie anders mit eigenen Netzen und Sarnen verfehen find; 


Denn die Schwarzen find fo nachläßig, daß fie feine machen, und fich nur an denen Fifchen 
begnügen, welche die Ebbe unter den Felſen zuruͤcklaͤßt =), 
Der Verfaſſer ſah einige Sklaven des Hauptmanns Thomas, auf der Oberflaͤche des 
Waſſers, unter den Klippen eine unglaubliche Menge ganz junger Fifche, mit einem Stuͤcke 
alten Tuchs fangen, davon die größten nicht fo dick als ein ordentlicher Gaͤnſekiel waren. 
Diefe werden in einem großen irdenen Topfe zu Breye gekocht, und für ein gutes Gerichte 
bey ihnen gehalten,» En | 7 
Das ganze Sand ftehr fo fehr voll hoher Bäume, daß man es einen einigen großen Forſt 
nennen fönnte. Die Bäume find dicke und nahe bepfammen. Unter andern giebt es viel 
Palmenbäume, und eine Art von Lorbern im Gebirge. Das Ufer des Meers und der 
Fluͤſſe ift an vielen Orten mit Mangrovenbäumen befehattet: Das Hol überhaupt ift 
fede ſchwer, und zu Erbauung aller Arten von Fahrzeugen und Schiffen untüchtig 0), 


fi Fi 
1, 


Der 


#) Siehe den Kupferſtich. Barbot a. d, toꝛ ©. 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XIV Cap. 265 


Der WAbſchnitt. \ — 
y : , rbo 
Fortſetzung von Barbots Beſchreibung von Sierra Leona. — 


Die Einwohner. Ihre Kleidung. Ihr Charak- rechtigkeit. Ihr König wie er bey feiner 
ter. Ihre Auferziehung. Helrathen. Spra- Waͤhl ausgerufen wird. Sein Begraͤbniß. Be⸗ 
che. Manufacturen. Handlung des Landes, kehrungen der Portugleſen. Ihre Grisgrie 
Beſten Elephantenzaͤhne. Eingefuͤhrte Waa⸗ oder Segens pruͤche. Ein Grigri oder Goͤhen⸗ 
ven. Regierungsform. Verwaltung der Ge: Bild, 


Di Einwohner von Sierra Leona find nicht von einer fo fehönen und glänzenden Die Ein 
ſchwarzen Farbe, als die vom grünen Borgebirge, Sie haben aber auch) nicht fol: wohner; 

ehe platte Nafen. Ihre Ohren ſchmuͤcken fie mit allerhand Flitterwerke, dergleichen Zier- dre Klel⸗ 
rathen ſie Mazubos nennen, und in dem Geſichte, auf den Ohren und Nafen machen fie 

ſich verfhiedene Heine Mable mit einem glühenden Eifen. Sie tragen auch goldene Ringe und 
Armbaͤnder. Beyde Geſchlechter gehen bis in das funfzehnte Jahr voͤllig nackend, und 

alsdenn tragen fie einen Schurz von Tuche oder Daumeinden. Manche haben nichts als 

einen ledernen Riemen um die genden, worinnen fie ihre Meffer fragen, 

Die Schwarzen vom Stande fragen einen Furzen Rock oder Kuͤttel yon geſtreiftem Ihr Cha⸗ 
Callico, gleichwie die Moren. Sie ſind uͤberhaupt boshaft und unruhig. Sie zerfallen rakter. 
oͤfters untereinander, aber noch oͤfter mit den Europaͤern, die ſich nicht beſſer an ihnen raͤ⸗ 
chen koͤnnen, als wenn ſie ihre Huͤtten abbrennen, und ihr Korn und ihre Wurzeln ver- 
derben. Dabey find fie mäßig, und trinken nur wenig Brandtewein, aus Furcht unpaß 
zu werden. Sie find zugleich verftändiger und geſchickter, als die andern Schwarzen in , 
Guinea. Beſonders aber find die Rapez fehr fähig, bald etwas zu lernen. Ehemals 
waren fie weibiſch und üppig, jest aber find fie Durch ihre fangen Kriege mit den Aumbas 
fapferer geworben, 7: F { i 

Jede Stadt oder Dorf Hat ein öffentliches Gebäude, wohin alle verheirarhete Perfonen Auferzie⸗ 
ihre Töchter in einem gewiſſen Alter ſenden. Daſelbſt lernen fie fingen, tanzen, und andere bung und 
Vebungen, und zwar von einem alten Manne aus der vornehmften Familie des Orts. Wenn Sitten. 
das Jahr um ift, fo führer fie derſelbe auf den Markt, wo fie fingen und fanzen, und alles, 
was fie in der Schule gelernet haben, vor den Einwohnern zeigen. Wenn in diefer Zeit 
ein junger Menſch Luft zum heirathen hat: fo erwaͤhlet er fich diejenige, die ihm am beften 
gefälte, ohne Abficht auf das Bermögen oder ihre Herkunft. Wenn der Mann feine Ab- 
ficht auf diefe Art erklärt Bat: fo betrachtet man fie als wirklich verheivathete, unter dem 
Bedinge, wenn der Bräufigam den Eltern der Braut, und dem alten Manne ‚ der ihr 
Vormund oder Sehrmeijter geivefen, einige Fleine Geſchenke geben Fann pP). 

Die meiften Schwarzen um die Day herum 2 ſprechen entweder portugieſiſch oder Sprache. 
franzoͤſiſch, und einige verſtehen ein wenig englifch ober hollaͤndiſch. Die gemeine Sprache 
ift die Mundart von Bulm, * harte und den Fremden unangenehme Sprache, die ſich 

ehr ſchwer beſchreiben laͤßt 4). 
ſeh De sei macht aus Binſen und andern Ruthen ſehr artige Matten, die fie mit Manufactu⸗ 
allerhand Farben färben, und die von den Europäern in großem Werthe gehalten werden, ten. 

Die 


b 


p) Barbot a. b. 100 &, 7) Ebendaſ. ad. 103 S. 
Allgem, Reiſebeſchr. III Band. J 


1678 
Barbot. 


Handlung. 


Elfenbein. 


Eingefuͤhrte 
Waaren · 


Negiment. 


Berwaltung 
der Gerech⸗ 
tigfeit. 


Kleidung der 
Ad vocaten. 


266. Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Die Schwarzen brauchen derſelben ſtatt der Betten. Es iſt noch eine Streitfrage, ob ſie 
den Portugieſen, oder die Portugieſen ihnen gezeigt haben, wie dieſe Matten verfertiget 
werden müßten, 

Der Fluß von Sierra Leona ift von den Europäern, befonders aber den Engländern 
und Sranzofen feit langer Zeit befucht worden, theils der Handlung, theils der Erfrifchung 
wegen auf ihrer Reiſe nach der Goldkuͤſte oder Whidah. Die Güter, mit denen hier ges 
handele wird, find Elfenbein, Sklaven, Sandelholz, etwas Gold, vier Wachs, einige Per: 
len, Kryſtall, Ambra, langer Pfeffer r)- 

Die Elephantenzaͤhne werden für Die beften in ganz Guinea gehalten, wegen ihver 
Größe und ſchoͤnen weißen Farbe. Der Berfaffer hat welche zu achgig oder hundert Pfun- 
den gefehen, da man achtzig Pfund für fünf Pfund franzöfifcher Münze dem Werthe nad, 
an ſchlechten Meffern und andern folchen Spielfachen zu faufen befam. Die Portugiefen 
aber verhindern diefe Handlung, fo viel fie koͤnnen, befonders aber die Engländer, in Anſe— 
hung der Sflaven, als weiche fie nunmehr fehr weit her aus dem Innern des Sandes zu 
Holen gezwungen find. Das Gold, das bier zu haben ift, wird aus Mandingo und andern 
encfernten Ländern um den Niger herum, ober aus Südguinen vermictelft des Fluſſes 
Mit omba bergebradit. 

Die Waaren, welche die Europäer bier einführen, find Franzbrandtewein, und Rum, 
eiferne Stäbe, weiße Callicos, fehlefifche Leinwand, Fupferne Keffel, töpferne Laſen, meßin- 
gene Ringe und Armbänder, gläferne Buckeln, und Perlen von allerhand Farben, £upferne 
Münzen, Ohrringe, holländifche Mefler Boſmans genannt, von der erften und andern 
Nummer, Beile und Aexte, grobe Treffen, Fryftallene Roſenkraͤnze, bunte, befonders rothe 
Callicos, Chinz genannt, Dlivenöl, Eleine Puffer, ordentliche Slinten, Slintenfugeln und 
Patronen, Papier, rothe Müsen, Mannspemden, alle Arten nachgemachte Perlen, rother 
Cattun, feidene Gürtel eine halbe englifcye Eile breit, für die Weiber 9). 

Was das, Regiment, und die Religion betrifft: fo haben die Einwohner zu Sierra 
Leona ein und das andere befondere. 

Die Kapez und Rumbas haben jede ihren eigenen König oder ihr Oberhaupt, der 
die Gereihtigkeit handhaber, und bie Streitigkeiten nach ihren hergebrachten Grundſaͤtzen 
ſchlichtet. . Sie halten ihre Gerichtstage und andere Berfammlungen in einem Funkos 
oder einer Art von Gallerie, die um ihr Haus herumgebaus it, welches nichts anders als 
eine Menge an einander gebaufer Hütten ift. Da fist der König auf einer Art von Thro- 
ne, der etwas über die Erde erhaben und mit fehr feinen Matten bedeckt ift, und feine So⸗ 
Iatefauis oder Räche um ihn herum auf einer Art von langen Baͤnken. 

Die ftreitenden Parteyen werden mit ihrem Kathgeber oder Advocaten hineingerufen. 
Der König vernimme nach Anhörung der Sache die Meynung feiner Solstefquis, welche 
die geſchickteſten $eute in dem Sande find, und nach derfelben thut er den, Urtheilsfpruch, der 
in feiner Gegenwart vollzogen wird. Die Eleinften Verbrechen, fie mögen beftehen, worine 
nen fie wollen, werden mit Sandesverweifung beſtraft. 

Die Kleidung der Troens oder Sachwalter, ift febr fonderbar. Sie tragen eine 
Mafke auf dem Gefichte, Caftagnetten in der Hand, und kleine Schellen an den Füßen. 

| Ihr 
5) Smith ſaget in feinen Reiſen von Guinea, in Sklaven, Elfenbeine und Camholze. 
dev worwehmfte Hasidel in diefer Gegend beftefe 5) Barbot a. d. 100 und 102 u. f. ©. 








— a 


— 


= 


\ 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XIV Cap, 267 


Ihr Kleid beftegt in einem mit allerhand Federn gezierten Luͤttel, welches ihnen mehr das 1678 
Anſehen von Poſſenreißern und Luſtigmachern, als geſetzverſtaͤndigen Leuten giebt. Barbot. 
Die Ceremonie bey Einweihung der Solateſquis iſt eben fo lächerlich, als die Tracht Einweißung 

eines Troen. Die ernannte Perfon, die ſich nad) ihrer Art angeputzt hat, wird auf einen der Säcke, 
hölzernen Stuhl gefeg, Der König ftreicht ihn mit den biutigen Eingeweiden einer 
Ziege, Die zu diefer Ceremonie geſchlachtet worden, verfchiedenemal in das Geſicht. Dar- 

auf reibt er eg über und über mit Mehle, und ſetzet ihn einen rothen Huth auf den Kopf, 

toben er das Wort Solatefquis ausfpricht. Darauf wird er in dem Stuhle dreymal 

um den Funkos herumgetragen, und alles Volk deffelben Orts feyert.ein dreytägiges Feſt. 


" Die Feyerlichkeit beiteht in Tanzen, Feuerwerken, Salven aus dem Heinen Gewehre, und 


wenn dieſe geenbige ft, wird ein Ochſe gefchlachtet, und unter die Gaͤſte getheilt. 
Die koͤnigliche Würde war zuvor erblich, ehe die Quoſas dieſes Land unter das Koch 
gebracht. Es folgte ordentlich der juͤngſte Sohn in der Regierung; und wenn kein Leibes⸗ 
erbe da war, ſo ward der naͤchſte Anverwandte auf folgende Art eingeweiht 2), 3 
Es gieng eine Menge Volks zu ihm, die ihn als eine Privatperfon beſuchte, und dar Neuer Rs 
auf ward er gebunden aus feinem Haufe in den Palaft des verftorbenen Könige gebracht; "ig, wie er 
da das Bolt ihn uncerwegens Höhne, und fogar mit Stecken ſchlug. Den feiner Ankunft gerufen 
tourde ihm der Fönigliche Schmuck angelegt, und er alfo in den Funkos gefüßrer, wo die vird. 
Solstefquis und vornehmften Männer im Lande feiner erwarteren. Als er ankam, hielt 
der ältefte unter den Raͤthen eine Rede an das Volk, darinnen er die Nothwendigkeit zeig- 
£e, einen König zu machen, und eine Art von Lobrede auf den Candidaten hielt. Mach 
Endigung derfelben reichte er dem Könige ein Beil in die Sand, um dadurch anzudeuren, 
daß ein guter König bie Uebelthaͤter ſtrafen ſollte. Darauf ward der König mit Einſtim⸗ 
mung der ganzen Berfammlung ausgerufen, die ihm nad) ihren Gewohnheiten huldigte. 
Die verjtorbenen Könige werden auf den Straßen, die nad) ihrer Wohnung gehen, Sein Be: 


„begraben. Sie rechtfertigen diefe Gewohnheit damit, daß diejenigen, Die durch ihren Rang gräbnig. 


und Stand fo fehr von andern Perfonen unterfehieden gewefen, billig auch nach dem Tode 
von ihnen abgefondert werden müßten. 

Das Ceremoniel iſt hier mit dem in andern fanden auf dieſer Küfte faſt einerley, in⸗ 
dem ſie ihre beſten Sachen mit in das Grab legen, und ein Dach daruͤber aufrichten, oder 
es mit Leinewand uͤberdecken. Eben dieſe Gewohnheit hat bey Privarbegräbniffen ſtatt, 
und bey den Leichen find affezeit nad) Befchaffenheit des Standes mehr oder weniger ge= 


dungene Klageleute, Die mehr oder weniger heulen, nachdem fie bezahlt werden. 


Die portugiefifchen Glaubensbothen machten ehemals viel Neubekehrte in diefem Lan⸗ Portugieſi⸗ 
de, indem das Volk dem Beyſpiele ihres Königs Fatima und anderer großer Herren folgte, ſche Mifio- 
die der Jeſuit Bareira im Jahre 1607 taufte. Sie find aber alle wieder in den ihnen nen. 
weis natürlichen Gögenbienit verfallen, - 

Die Schwarzen tragen hier, wie an andern Orten, an dem Halfe, Aermen Ellbogen, Ihre Gris- 
der Bruſt, und den Süßen Örisgris 1) vder Charaftere, bie Poffen oder unflätige Dinge im ſich gris oder 
enthalten, an die fie leißig ihr Gebeth richten, Sie legen auch allezeit, fo oft fie effen oder Angehaͤnse. 
trinken, etwas weniges für fie auf Die Seite, und oh —— in ihren langen Kaͤh⸗ 

nen 
ehe Grigei aber koͤmmt des Jobſons Gregorv 
) Die Franzoſen ſchreiben es Grisgris; näher, 


1678 
Barbot. 


Ein Grigri, 
oder Goͤtze. 


1721 


Atkins. 
—— — 


Rheede. 


Privatkanf⸗ 
ſeute. 


268 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


nen auf das Meer oder Fluͤſſe wagen, ohne eine Menge ſolcher Zeddel mit ſich zu ſchleppen, 
die, wie ſie glauben, ſie vor allen Arten von Unfalle beſchuͤten. Denn fie ſchreiben dem 
Grigri eine befondere Macht über das Meer zu, und nach geendigter Reife danken fie ihm 
für feinen Schuß. 

Der Berfaffer fah einmal in dem Walde zwifchen dem Brunnen und dem weſtwaͤrts 
davon gelegenen Dorfe einen Fetiſh Grigri, oder ein Gögenbild von Thone, das einen 
Mannskopf auf einem Seulenfuße vorftellte, unter einem Eleinen Wetterdache. Sie fag- 
ten ihm, daß in den Sändern Bulm und Timna viele dergleichen Bilder auf den Strafen 
und neben den Häufern ftünden, um das Gedächtniß ihrer verftorbenen Verwandten und 
Freunde zu ehren und zu erhalten, wie au, daß die Schwarzen manchmal in ihren An⸗ 
dachten gegen Diefe Bilder die Worte Abraham, Iſaac und Jacob hermurmelten x). 

Der Berfaffer hörte niemals von Muhammedanern in dieſem Reiche. Diefe wohnen, wie 
ex ſaget, weit davon gegen den Niger zu. Doch feßet er-hinzu,ein neuerer Schrifeftelfer verfichert 
ung, daß alfe Völker von Bulm, Timna und Solm, fowohl als die ſuͤbwaͤrts wohnenden 
von Rondo, Buofa, Solfa, Bala und Monu, nach mubammedanifcher Art befchnitten 
wären. Sie erfenneten nur einen Gort, den Schöpfer aller Dinge, den fie Ranu nennen; 
fie glaubten ein zufünftiges Leben, und betetem Feine Gefchöpfe, auch nicht einmal Sonne 


und Mond, an y), 
Der V Abſchnitt. 


Sierra Leona, durch den Herrn Atkins beſchrieben. 


Rheede. Privatkaufleute. Ihre Sitten. Hand: Kampf mit einem Menſchen. Befchreibung 
fung. Hauptmann Tombe wird hart gezüchtiz des Seehundes. Beyſplel von feiner Wildheit 
get. Wie er zum Sklaven gemacht worden. und Gefräßigkeit. Fiſche. Mannichfaltigkeit 
Manaten oder Meerkuh. Art der Schwarzen, derſelben. Zehnpfuͤnder. Alteweiber. Caval- 
fie zu fangen. Beſchreibung des Alligator. loes. Barrieudoes. Katzenfiſche. Auſtern. 


De⸗ Vorgebirge von Sierra Leona iſt an einem einzelnen Baume, der ſich ſehr durch 
+ feine Größe ausnimmt, und dem dahinter liegenden hohen Lande, zu erkennen. Als 
fie den Fluß hinauffegelten, hielten fie fich vechter Hand, und anferten in der dritten Bay. 
Dafelbft kann man fehr bequem Waſſer fhöpfen und Holz fällen, und die Abwechſelung 
der Ebbe und- Fluth ift fo regelmäßig, als irgendswo in dem Canale von England, 

Diefe Rheede ift ungefähr fünf Seemeilen unter dem Eylande Benſe oder Brent, wo 
Herr Plunket dazumal der oberfte Factor war. Zur rechten Hand 2) hatten fich wohl 
auf dreyßig Privatfaufleute niedergelaffen, leichtfertiges und räuberifches Gefindel, die, 
wenn fie im Handel mit den Schwarzen nicht gut ausfommen fönnen, ftehlen, nicht ſowohl 
um Reichthum zu erlangen, als vielmehr fich in den Stand zu ſetzen, gemächlich zu leben, 
und mit ihren Freunden zu ſchmauſen. Denn fie laffen fich allezeit begnügen, wenn fie 
ihren Vorrath bey gleichem erhalten koͤnnen, und Faufen fich mit dem Gemwinnfte von Zeit 
zu Zeit von den briftoler Schiffen, die mehr als andere hieher fommen, flarfes Bier, Wein, 


Aepfel⸗ 
x) Diefe und einige andere Umſtaͤnde fheinen 2) Vielleicht in der Bay der Seerduber, die 
aus dem Villault entlehne zu feyn. ; Herr Smirb unter feinen Karten von Guineg In 


der von Sierra Acona zur euften Bucht von dem 
H Barbot auf der 103 und folgenden Seite. Vorgebirge macht. 





von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XIV Cap. 269 


Aepfeltrank und andere folche Sebensmittel. Unter ihnen wird Johann Leadftine a),  rrar 
gemeiniglich der alte Prahler genannt, für den wohlhabendſten gehalten, Atkins. 

Sie unterhalten insgefammt Gromettas oder Negermägde, die fie vom Sluffe Sher⸗ 
bro her monatlich für zwo Acys ober Eifenftangen miethen. Die Weiber verforgen 
das Haus, und laffen ſich alles gefallen, was ihr Herr ihrentwegen verordnet. Die Knechte Handlung. 
dienen in den Kahnen und Periagoen, und werben wechfelsweife ausgefchickt, mit Koral⸗ 
len, Meßing, zinnernen Näpfen, Töpfen, Waffen, und englifcher®gebrannten Waſſern zu 
handeln, und Dagegen don Rio Tunes Sklaven und Elfenbein, und von Sherbro Cam- 
holz zum Zärben, zurüczubringen, An dem legtern Orte werden aufs höchfte zwo beladene 
Schaluppen jährlic) ausgeſchickt, und dieſes koſtet noch darzu viele Mühe, weil fie fehr weit 
auf dem engen und mit Hecken beiachfenen Canale des Fluffes fahren müffen, 

Das Elfenbein hier koͤmmt von den Elephanten oder Meerpferden, und ift großes oder 
kleines. Von dem erftern wird der Zentner zu vierzig Acys, von dem andern aber nur um 
die Hälfte des Preifes verkauft. 

Die Sklaven gehen, wenn fie hergebracht werden, in Ketten, drey oder viere aneinan- 
der gefchloffen, unter der Aufficht ihrer Gromettas, bis. ſich eine Öelegenheit zum Ver— 
Faufe aͤußert. Und alsdann geht ein guter Slave für einen Werth von funfzehn Pfund 
Sterlinge weg, und giebt dem Kaufmanne vierzig bis funfzig vom Hunderte an feinen 
Waaren Gewinnft, 

Diefe Sklaven werden um ber freyen Luft und Keinlichfeit willen, und damit fie Die Hauptmann 
Käufer defto beffer fehen Fonnen, in Hütten, nahe bey dem Haufe des Eigenthümers, ein- Tombo wird 
quartiret, Die meiften fehienen dem Berfaffer fehr niedergefchlagen zu ſeyn. Als er eing- gepeitſcht. 
mals einige Sklaven des alten Prahlers in Yugenfchein nahm : fo fiel ihm ein langer ftar- 
fer Menfch von einem dreiften ernfthaften Wefen in die Augen. Diefer Menfch blickte die 
andern Sklaven, wegen der Bereitwilligkeit, mit der fie fich befchauen ließen, mit Verachtung 
an, und nahm fich nicht die Mühe, die Käufer anzufehen, weigerte fich auch aufzuftehen und 
feine Gliedmaßen auszuftrecen, wie es der Herr befahl. Diefes brachte ihm ein unbarmherzi⸗ 
ges Peirfchen mit einem fchneidenden Manatea⸗Riemen von Prablers eigener Hand zus 
wege, der ihn gewiß todtgefchlagen haben würde, wenn er nicht die Einbuße feines Kauf: 
geldes befürchtet hätte. Der Schwarze erlitt alles mit Großmuth, indem er fehr wenig zuckte, 
und nur etliche Thränen fallen ließ, die er zu verbergen fich bemühte, als ob er ſich des- 
wegen ſchaͤmte. 

Die Compagnie ward hierdurch neugierig, und verlangte zu wiſſen, wie ihn Prahler Wie er zum 
in ſeine Haͤnde bekommen hätte, Er fagte, diefe Perfon nennte fi) Hauptmann Tomba, Sklaven ge: 
und wäre das Oberhaupt einiger Dörfer im Sande, die fich ihnen und ihrer Handlung am Macht wor; 
Stufe KTunes widerſehet, Ihre Freunde erfchlagen, und ihre Hütten in Brand geſteckt den. 
hätten, _ Der angegriffene Theil Hätte ihn vor einem Monate mit Hülfe feiner, Prahlers, 
$eute, bey der Nacht überfallen, und hieher gebracht, Er hätte aber in der Gegenwehr, 
ehe er gefangen und gebunden worden, zweene von u ea: = 

3 er 


#) Sn Johnſons Gefchichte der Seeräuber, wo das befte Haus unter ihnen gehabt, nebſt etlichen 
faſt eine gleiche Befchreibung von diefem Herrn Canonen vor der Thüre, um feine Freunde, die Sees 
ſteht, wird er Aendftone genannt. Cr ift ein alz raͤuber, wenn fie hineinfamen, zu begrüßen, 
ter Bubt gnier geweſen, amd hat im Jahre 1720 


* 


— tñ 
Ihre Sitten. 


1721 
Atkins. 


Manatea, 
oder See⸗ 
kuh. 


Weiſe der 


270 Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Der Fluß von Sierra Leona iſt in dieſer Gegend fehrbreit. Er verengert ſich aber 
zehn oder zwoͤlf Meilen hoͤher hinauf, daß er nur halb ſo breit wird, als die Themſe bey 
London, und iſt an beyden Seiten did mit Mangroven bewachſen. Diefes find Bäume, 
oder vielmehr Geſtrippe, welche in den warmen Himmelsgegenden auf den niedrigen feuchten 
Ufern der Fluͤſſe wachfen. In den Aeſten ſteigt der Saft wiederum niederwärts, und faſſet eine 

andere Wurzel, und nachgehends eine dritte, und fo fort; fo daß der Boden über und über 

> damit angefüllee wird, umd es ſchwer, mo nicht gar unmoͤglich fälft, hindurch zu kommen. 
Sie dienen den Manateas und Eroeodilen zu einem guten Lager, welche nebft den See— 
bunden ven Strom fehr unficher machen. Eine ober etliche Geſchichte von Diefen Creatu— 
ren werden vielleicht nicht unangenehm feyn 2). 

Das Thier Manatea iſt eilf bis zwölf Fuß lang, und halb fo did, Es hat nur in 
dem untern Kinnbacken Zähne, die den Zähnen ber Ochſen gleichfommen, gleichwie es auch 
am Maule und Kopfe diefem Thiere gleich iſt. Seine Augen hingegen find nach Berhäfte 
niß Elein, und in die Ihren wird man Faum eine Stecnadel bringen koͤnnen. Faſt gleich bey 
den Ihren find zwo breite Floßſedern, 15 bis 18 Zoll lang, Die ſich mit beyven Enden aneinans 
ver ſchließen, als ob fie zufammengeivachfen wären. Sie haben einen breiten Schwanz. Ihr 
Haͤutlein iſt fleckicht, und wie Sammet anzuſehen und anzufuͤhlen. Die rechte Haut iſt einen 
Zoll dick, und wird von den Americanern in Riemen geſchnitten, und zu Karbatſchen für ihre 
Sklaven gebraucht. Sie wiegen fünfzbis ſechshundert Pfund ſchwer. Das Fleiſch ift dicht, 
und mit Bert Durchwachfen. Das magere ijt weiß, wie Kalbfleiſch. Gekocht, gefotten, 
oder gebraten hat es Feinen Fiſchgeſchmack. Es ift aber ein eben fo angenehmes Gericht, 
als Wildprät unfern verzärtelten Leckermaͤulern zu ſeyn pflege. 


Die Schwarzen fangen fie, indem fie in einem Kahne auf das Manatea⸗Thier zuru⸗ 


Schwarzen, dern, und zwar fo fachte, als möglich, weil es ein ungemein leifes Gehör dat, Wenn fie 
fie zu fangen. nahe genug finds fo wirft einer, der zu Diefem Ende in der Spiße Des Kahns fteht, ihm eine 


Harpume mit einer langen Stange in den Leib, und laͤßt diefelbe los. Das Thier eilt one 
Berzug in die Mangroven; und da das Waſſer feiche it: fo muß ver Stiel von der 
KHarpume dann und warn zum Borfcheine kommen, welchem fie nachgehen, und dem Thiere 
fo fange nee Wunden beybringen, bis es todf oder abgemattet iſt, imd alsdann ziehen fie 
es an das Uſer. 


Alligator bes Atkins faget, der Allictator komme in allen Stücken dem ägyptifchen Crocodile gleich, 


fchrieben. 


und ſey fonder Zweifel eben diefes Thier ©). In der Geſtalt iſt es einer Eydechſe nicht un⸗ 
aͤhnlich, aber wohl zweyhundert Pfund ſchwer. Es iſt mit harten Schuppen bedeckt, durch 
welche kein Schuß durchdringt, wenn er nicht ſehr aus der Naͤhe geſchieht. Es hat lange 
und mit ſcharfen Zähnen beſetzte Kinnbacken, zwo ſehr große, und zwo kleine Floßſedern, 
wie Hände, Einen dicken Schwanz ohne Geſenke. Es kann lange Zeit außer dem Waf- 
fer leben, indem es öfters lebendig in Weftindien verkauft wird. Sie find nicht feheu, fon- 
dern vielmehr dreufte. Ob fie gleich leicht aufmachen: fo ergreifen fie doch nicht fogleich 
die Flucht. Denn die Kähne, die den Fluß hinunter fuhren, kamen ihnen auf zwo Ellen 
nahe, ehe fie fich aus ihren Löchern aufmachten, die fie ſich auszufuchen pflegen, wenn fie aus 
den Mangroven hervorkommen, um ſich in der Sonne zu warmen, Wenn fie auf dem 
EN Waſſer 

5) Siehe Atkins Reife nach Guinea, Braſilien und Weſtindien vom Jahre 1721, auf der 39 Seite. 





von Capo Blanco Big Sierra Leona. VI Buch XIV Cap. ayı 
Waſſer ſchwimmen : ſo halten ſie ſich ganz ruhig, wie ein Stuͤck Holz, bis die Heinen Sifh- ayar 
hen auf dem Grunde unvorſichtiger Weiſe um daſſelbe herumſpielen. Alsdann führt es Atkins. 
ploͤtzlich zu, und ſchnappt nach ſeiner Beute. er 

Ein ſolches Thier fiel einen Mann an, der zu einer Schaluppe von Scherbro gehörte. Kampf mit 
Diefer Bootsmann, ber vom Drandteweine beraufcht war, weilte burch einen ſchilfichten einem Man- 
Ort der Bay bis an vie Bruſt durchwaten, um fich die Mühe zwerfpabsen, vingsberum Ne, 

‚zu gehen, Unterwegens faßte ihn der Alligaror an, und der Daun, der gleich viel Herz 
hatte, ſteckte feinen Arm in den Rachen des Thieres. Dem ungeachter mashie ſich das 
Thier los, und geiff ihn noch zwey⸗ bis dreymal an, bis endlich ein Kahn dem Manne 

zu Huͤlfe eilte. Er war aber am Hintern, an den Aermen, Schenkeln und in den Seiten 
elendiglich zerbiſſen, ob er gleich von feinen Wunden heil wurde; Und wäre es nicht gleich 

‚ein junges Tier gewefen: fo würde er nothwendig fein Leben eingebüßt haben. 

Die Seehunde machen die Mimdung diefes Fluſſes fehr unſicher; denn es ſind die Der See⸗ 
muthigſten und graufamften Gefchöpfe unter allen Wafferthieren. Ein ſolches Thier laͤßt hund be⸗ 
den Haken niemals eher fahren, als bis es todt ift, Die Bootsleute von Dem Kriegsſchiffe, ſchrieben. 
die Schwalbe genannt, haben dreye binnen weniger als einer halben Stunde gefangen, ze 
Jedes war zwiſchen acht und zehn Fuß lang, und ihre Lebern gaben zehn Gallonen Thran. 

Sie haben vier bis fuͤnf Reihen kurze fcharfe Zähne im Machen, deven eine hinter der andern 
fteht, und an den Seiten zackicht find, wie Schweinezaͤhne. Ihr Schlund iſt funfzehn bis 
ſechzehn Zoll weit, In den Mägen fanden fie Rindsknochen, und was fonft von unnuͤtzen 
Sachen den Tag hindurch über Bord war geworfen worden, Denn fie find wie eine 
pfarrerſcheune, in welche alles hineingeht. Sie legen ſich auf den Rüden, um ihren 
Kaub zufangen, Unſere Bootsleute Eochten und verzehrten Das Fleiſch, ob es gleich fehr 
grob war, welches die Eigenfchaft von allen Tieren ift, die lebendig Fleiſch freſſen. 

Heben diefen Seehunden ſchwimmen gemeiniglich zwey bis drey kleine vielfärbichte 
Fiſche, von der Groͤße eines Haͤrings, Piloten genannt. Sie gehen in ſeinen Schlund 
hinein, und wieder heraus, oder ſetzen ſich auf eine vertrauliche Art auf ſeinen Ruͤcken. 

Man hält dafür, daß fie dieſem Thiere eben das find, was der Jackall dem Loͤwen iſt, daß 
fie dienen, ihm zu feinem Raube zu verhelfen, und ihn wor der Gefahr. auf den Sandbän- 
Een zur warmen; Dagegen fie Futter und Schuß von dem Seehunde genießen. 

Der Berfafler erzaͤhlet zwo Hiſtorien von der Kuͤhnheit und Gefraͤßigkeit diefes Thieres, Beyfpiele 
wovon er felbft Zeuge iſt. Die erſte iſt, als die Barke Meymouth die Gambra hinauf- von feiner 
ruderte: fo Fam ein Seehund herbey, und ungeachtet des Laͤrmens von fo vielen Rudern, Dreiſtig⸗ 
erſchnappte er einen Bootsmann, und biß ihn in Stůcken. it 

Zu Wydah, einer fer gefährlichen Küfte, wollte ein Kahu Güter von einem Kauf: 
mannsfhiffe an das Land fegen, und uͤberſchlug fih. Ein Seeyund, ber gleich dabey war, 
erfaßte einen von den Schiffen im. Waſſer, und wurde nebft ihm durch die anlaufende 
Fluth an das sand geworfen. Dem ungeachtet ließ der Seehund feinen Raub nicht 
fahren, und führte den Menfehen, fobald das Waſſer von neuem flieg, wieder mit fich 
in die See, 
| | Ihre 

y) Verſchiedene Seribenten haben einen Inters chen Abbildungen, die wir von beyden gegeben has 
ſchied dazwſchen angemerkt, welcher aus den deutlie ben, zu erſehen iſt. 


272 Reifen laͤngſt der weſtlichen Küffe von Africa, 


a1 ihre Gefräßigkeit erſtrecket fich auf alles: Kanvas, Taue, Knochen, Tücher. Der 
Atkins. Verfaſſer hat fie öfters einen todten Körper auffangen, und in Stuͤcken zerreißen fehen, fo- 
und Gefräps bald er in Die See Fam, daß fie fogar die Hangmatte, in die er gelege war, felbft mit auf» 
figfeit. fraßen, ohne ihn ein einzig mal finfen zu laſſen, ob er gleich zu diefem Ende mit ſehr vielem 
Ballafte beſchwert war. 
Fiſche, man- In den Bayen von diefem Fluffe giebt es allerhand gute Fifche, melde den Mangel am 
cherlepirten Fleiſche erfegen, Schildkröten, Meeräfchen, Scates, Zehnpfünder, alte Weiber, Cavalloes, 
derfelden. DBaricudoes, Saugerfifche, Auftern, Kasenfifche, Barmen, Numbfifche, Davon fie die mei— 
ften in großer Anzahl in ihrem Garne d) fingen. Zwey bis drey Morgenftunden waren 
genug,das ganze Schiffsvolf fatt zu machen. 
Zehnpfuͤnder. Die Zehnpfünder find wie Meeräfchen, aber voll kleiner Gräten, wie Häringsgräten, 
Alte Weiber. Alte Weiber find ein fehuppichter platter Fiſch, bald fo dick als fang, und führen diefen 
Namen wegen der Aehnlichkeit, die, wie man ſich einbildet, zwifchen ihnen und der Gejtalt 
Cavalloes. einer Monne zu finden iſt. Eavalloes find helle filberfarbne Fiſche, mie einem ftachlichten 
Baricudves, Streife an beyden Seiten über die Hälfte ihres Leibes. Baricudoes find ein wohlſchme⸗ 
ckender Fiſch, anderthalb Fuß lang. Sie find aber nicht geſund, wenn der Gaumen 
fhwarzift. Der Saugerfifch ift dem Yundfifche in geroifler Maßen ähnlich. Unten hat er 
einen eyrunden Flecken, viertehalb Zoll breit, der lauter Tuͤpfelchen hat, wie ein Musfaren- 
veibeifen e); damit halten fie fich fo feſt an, daß fie ſchwerlich vom Verdecke koͤnnen wegges 
riffen werden. Sie fallen öfters den Seehund an, klammern fih an ihn an, und faugen 
Katzenfiſch. fich aus ihm ihre Nahrung. Der Kagenfifh wird von vier dünnen Faͤſerchen alfo benennt, 
die ihm aus dem Unterfinnbacken, gleic) wie ein Katzenbart, hervorfproffen f). i 


Anftern. Die Auftern und Numbfiſche g) haben etwas befonderes an fih. Die erſtern wach- 
fen oder kleben vielmehr in großen Klumpen zu zwanzigen ober dreyßigen an Klippen und 
Mangroven, und find Elein, und von fehlechtem Geſchmacke bh). —— 


Fortſetzung von Atkins Beſchreibung von Sierra Leona. 


Das kand iſt ſehr waldicht. Ihre Lugars und Lollas. lot. Zibethkate. Reinigungsgetraͤnke. Er⸗ 
Erdreich und Bäume. Tannzapfen. Speiſen götzungen des Volks. Beſuch bey dem Hrn. Jo⸗ 
der Einwohner. Ihre Perſonen. Weiber, und ſeph, einem Neubekehrten. Lnbequemlichkeiten 
derſelben Verrichtung. Haͤuſer. Lage ihrer des Landes. Joſephs Bewirthung. Art zuu 
Städte. Baum voll Neſter des Vogels Kubi: gruͤßen. Ihre Grisgris oder Segensfprüce. 


"Rand, fehr Da⸗ Land um Sierra Leona iſt ſo dick mit Holze bewachſen, daß man nicht eine Ruthe 
waldicht. weit ohne viele Schwierigkeit von dem Ufer fortkommen kann, außer zwiſchen der 
Stade und dem Brunnen, wo die Schiffer ihr Waſſer fchöpfen. Doch find durch dieſe 
Wälder Wege zu ihren Lollas und Lugars gehauen, die, ob fie gleich nur ein oder zwo 
kleine Meilen von der Stadt liegen, doch öfters von den wilden Thieren beſucht werden, 
E indem 
A) Son 2 Diefer letztere voied | 

€) nenn —— beſchrieben. —— 

) Siehe den Kupferſtich. Atkins Reife nad) Guinea, a. d. 43 S. 





ıerra Leona 











— 











Kulfte von S 


"EB I 


Der Perroguet oder Pap 


> 
= 
IE 











von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XIV Cap. 273 


indem der Berfaffer hin und wieder ihren Miſt gefunden, der weiß und mit Fleinen Bein⸗ 1721 
chen vermifche ift. “ — 

Lugars ſind freye, und geſauberte Plaͤtze, die mit Reiße oder anderm Getreyde beſaͤet pre Lugars 
find, Die Lollas find auch Plaͤtze, da das Holz ausgerottet iſt. Sie find aber unfrucht- und Lollas, 
bar, und dienen bloß den Bug⸗a⸗Bugs zur Wohnung. Dieſes Ungeziefer iſt eine 
Gattung von Ameifen. Sie bauen aber nicht über anderthalb Fuß tief. Sie find weiß 
licht, und Eleiner, als RE IR —* haben einen Stachel, und freſſen das Tuch. 

— Ufer ſind wi⸗ is aan Seh wobon folfiche, foſt ohne alles Erdreich. Doch Erdreich und 
— me, deren Wurzeln fi auf der Erde ausbreiten. Die —E Bäume. 
darunter find die Palmen, Kofo und Baummollenbäume a), 

Die andern zur Speife dienlichen Gewächfe find Reif, Yams, Plantanen, Tannızapfen, 

Limonien, Pomeranzen, Papais, Datteln, wilde Wurzeln und Beeren Der Tannzapfen, Der Tann 
ihre vornehmfte Frucht, ijt von einer fihönen grünen und gelben Farbe, und feft und faftig zapfen. 
wie eine Melone, und wird mit Weine und Zucker gegeſſen. Leute von einer ftarfen Ein. 
bildungsfraft wollen alle Arten von Früchten darinnen ſchmecken. Dem Berfaffer aber 

hatte es allezeit einen feharfen Ducchdeingenden Geſchmack. Plantanen und Bananas find 

bier etwas gemeines b). 

Die Limonienbaͤume find von der Größe unferer Aepfelbaͤume, Haben viele Wurzeln 
und ein eyrundesfaub, Die Frucht ift Eleiner,aber von ftärferm Geruche und Geſchmacke, 
als unſere Limonien. In den Waͤldern giebt es auch viele ſeviliſche Pomeranzen, die größte 
und angenehmfte Frucht unter allen, die der Verfaſſer angetroffen. Papais find von der 
Größe einer mittelmäßigen Melone, und eben fo grün und voller Saamen. Wenn diefer 
herausgenommen, und die Frucht gefchält iſt: fo wird fie an dem Fleiſche mie Butter und 
Salze gegefien. DieBäume wachfen zwanzig bis dreyßig Fuß hoch c). 

Dergleichen Früchte und Wurzeln find ihre ordentliche Nahrung, ein Gefchenf der Speifen der 
Vorſehung, ohne daß fie dafür forgen dürfen. Sie Eönnten fie im Ueberfluſſe Haben, wenn Einwohner, 
fie nicht die Ruhe und Sorglofigkeit zu fehr liebten. So iſt derjenige der reichfteunter ihnen, 
der es fo weit bringt, daß er das ganze Jahr durch Reiß effen kann, Won Ziegen und 
Federviehe haben fie wenig, und dieſes war alles zahme Vieh, daß der Berfaffer unter 
ihnen geſehen bat, J 

Reiß wird in moraſtiges Erdreich geſaͤet. Er waͤchſt ſo hoch wie Weizen, und aus 
der Spitze des Stengels ſproſſen ganz duͤnne Stiele hervor, die das Reiß ein Korn uͤber 
dem andern in unglaublicher Menge tragen; denn eine Metze Ausſaat bringt vierzig Schef⸗ 
fel. Und doch iſt ihre Faulheit fo groß, daß öfters ihr Getreydemangel von Sherbro 
erfegt werden muß- | 

Die Mannsperfonen find reinlich, haben gute Gliedmaßen, und find plattnaficht. Viele Ihre Perſoe 
haben Exomphalofes oder Riſſe am Nabel, welches von der Ungeſchicklichkeit der Hebam- nen, 
men, oder von dem Zwange, den fie fich in der Kindheit im Gehen anthun, herruͤhret; denn 
es lehret fie niemand gehen; fondern fie friechen auf einer Mate auf allen Bieren her- 

um, 
a) Wegen der Befchreibung diefer Bäume vers b) Siehe die nachfolgende Naturgefchichte, 


weiſet Atkins ſeine Leſer auf das erſte Buch der Ge⸗c) Bosmanns Beſchreibung von Guinea, auf 
ſchichte von den Seeraͤubern, a.d. 198 ©. der 290 Seite. 


Allgem. Reifebefehr, II Band, Mm 


1721 
Atkins. 


Weiher und 
Verrichtun⸗ 
* derſel⸗ 


⸗ 


IhreHaͤuſer. 


Form ihrer 
Staͤdte. 


Eine große 
Merkwuͤr⸗ 
digkeit. 


274 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


um, bis fie vermoͤgend werden, ſich aufzurichten, und doch haben fie ſelten krumme Füße, 
Die Einwohner find nicht befchnitten: die Sklaven aber, Die aus den nördlichen Laͤndern her⸗ 
gebracht werden, find es öfters, vielleicht wegen ihrer Nachbarſchaft mit Marofto 4), 

Die Weiber find bey weitem nicht fo gut geftaltet, als die Männer, Das Kinderftil- 
fen, und die Gewohnheit, die Brüfte bejtändig herabhangen zu laffen, giebe ihnen eine fo 
ungeſtalte Länge und Größe, daß manche, wie der Verfaffer glaubet, fie gleich) den Aegyptiern 
über die Schultern Eonnten faugen laſſen. Ihre beftändige Arbeit machet fie ftark; denn 
Diejenigen, die niche Bromereno find, muͤſſen havto Meboie im Felde hun, Palmenöl ma: 
chen oder Baumwolle fpinnen, und wenn fie mit dergleichen Arbeiten fertig Tu. fo hrau— 
chen fie ihre mäßigen Chemänner, ihr wollichtes Haar zu flechten, und zu Fräufeln, in wel- 
cher Art von Duse fie über die maßen eitel und forgfältig find, indem fie täglich erliche 


"Stunden mit ihren Weibern darüber zubringen e). 


Ihre Häufer find Eleine niedrige Hütten, die niche durchgängig fo fchlecht find, als viele 
in Yorkſchire, von hölzernen Stämmen, rund oder viereckicht gebaut, und mit Strobe ge: 
deckt. Sie werden alle Tage rein gekehrt. Ihre Geräthe beſteht in etlichen Matten ftatt 
der Betten, zwey oder drey töpfernen oder hoͤlzernen Schüffeln, Loͤffeln, Stühlen, alles 
von ihrer eigenen Arbeit. Sie find müßig, vornehmlich aus Mangel an Künften und 
häuslichen Berrichtungen ; "denn fie brauchen fo viel Behutſamkeit, daß fie ja nicht zu viel 
pflanzen oder vergebliche Arbeit thun, daß fie gar nicht für das Künftige forgen. Sie 
ſchmauchen die ganze Zeit Toback aus langen Pfeifen von Rohre, und laffen ſich den morgen- 
den Tag, oder die Angelegenheiten von Europa im geringften nicht anfechten. 


Es verändern ganze Städte ihre Wohnungen, wenn fie entweder mit ihren Nachbarn 


nicht zufrieden find, oder anderwaͤrts beffere Bequemlichkeit finden, und votten bald fo viel 
Wald aus, als zu den Wohnungen und dem Felde, das fie anzubauen gedenken, nöthig ift, 
Signor Joſeph, ein chriftlicher Neger, hat vor kurzem mit feinen Leuten eine reine wohl⸗ 
gebaute Stadt verlaffen, und ſich welter an dem Fluſſe binaufgezogen, Die Hütten diefer 
verlaffenen Stade waren meiftentheils zirkelrund, die fo angelegt waren, daß fie einen tweiz 
ten vierecfichten Marke in der Mitte übrig ließen, der mit Meerſchnecken gepflaſtert war, 
und auf den alle Thuͤren giengen. Es ſtunden daſelbſt etliche Kreuze f), und vingsherum 
ftunden &imonienbäume, Papays, Plantanen, Tannzapfen,und etliche Bienenſtoͤcke. Dieſe 
ietztern beftehen aus drey Fuß langen Stücken von alten ausgehölten Stämmen, die vermit⸗ 
telſt zwoer Stangen aufgerichtet waren. 

In der Mitte des Marfts war eine große Merkwuͤrdigkeit: ein großer Baum, und 
auf demfelben wenigftens fünfgundert Neſter. Es iſt ein Eleiner Vogel g), der fein Neſt 


um ihre Städte herum auf die äußerften Enden der Fleinen Zweige anbaut, welches daſelbſt 


wie eine Frucht Hänge, _ Es ift diefes ein Zeichen von der Weisheit ihres natürlichen Trie- 
bes; denn diefe Bauart feget ihre Jungen vor den Meerfagen, Papageyen, Eichhörnchen 
in Sicherheit, deren Saft folche Zweige nicht ertragen koͤnnen. 

Beyde Geſchlechter falben fich täglich mit Palmenöle. Manche brauchen Zibeth. Es 
geben aber alle einen ftarfen widerwärtigen Gerud) von ſich. 


Die 


d) Ste find viele hundert Meilen von Marokko . e) Atkins Reiſe nad) Guineg, a. d. au S. 


entfernt. Die Urſache ift, weil fie Muhammedaner ) Die ſonder Zweifel der Signor Joſeph auß⸗ 


find. gerichtet. 








von Capo Blanco bis Sierra Leona, VI Buch XIV Ep. 275 


Die Zibethkatze koͤmmt von det Gegend um den Sherbro ber, und ift an dem Kopfe ryar' 
einem Fuchfe gleich. Der Zibeth koͤmmt nur vom Kater, und zwar täglich drey bis vier Atkins. 
Tropfen, die vermittelft eines Federkiels aus einem Eleinen Beutel neben dem Maftdarme Bibechfnge 
aufgefangen werden. _ , 

Palaavers find ihre Gerichtspläße, wo die vornehmſten und aͤlteſten Männer unter Gerichtshö— 
ihnen in einem Kreiſe oder unter einer Huͤtte zuſammen kommen, um die Streitigkeiten ſe. 
beyzulegen, die ſich unter ihnen ſelbſt, oder mit den Factoren entfponnen, Das meifte be⸗ 
trifft Die Handlung. Jeder begrüße den andern, wenn fie zufammen kommen, dadurch, daß 
er den Eilbogen beugt, und die Hand zum Gefichte hebt. Wenn fie jede Partey angehoͤrt 
Haben: fo entfheiden fie durch Stimmen, wer das Recht auf feiner Seite hat, und alfo er- 
folgt die Beftrafung oder Losſprechung. Im Fall der Hurerey wird der Schuldige, es fey 
Mann oder Weib, in die Sflaverey verfauft, Wenn ein Weißer bey einer fremden Skla— 
vinn ſchlaͤft: fo ift er verbunden, fie nach der ordentlichen Tape loszufaufen, 

Wenn jemand des Todfchlags, Ehebruchs, oder einesandern ſchweren Verbrechens befihuf: Neinigunge: 
diget wird: fomußer ein rothes Waſſer trinken, das ihm feine Richter zubereiten, welches der trank. 
Reinigungstrank der Verbrecher genannt wird. Wenn der Beklagte eine üble febens- 
art geführt, oder einen Haß gegen ven Ermordeten gehabt hatz fo,daß flarfe Anzeigen gegen 
ihn vorhanden find, wenn gleich die völlige Gewißheit mangelt: fo geben fie ihm fo viel 
von dieſem Reinigungstranfe zu frinfen, daß er ſterben muß. Sind fie aber geneigt, ihn 
bey dem Leben zu erhalten: fo geben fie ihm weniger, oder machen den Trank fhwächer, 
damit er den Freunden und Verwandten des Ermordeten unfchuldig zu feyn feheine, 

Panyarring ift das Wort, das man auf. diefer Küfte vom Menfchenftehlen brauche, 

Es wird auch von andern Diebftählen gebraucht, und nach der Gewohnheit, welche ihe 
Gefeg ift, hat ein jeder das Recht, an dem Orte, wo. er ift beſtohlen worden, einem andern 
fo viel wegzunehmen, als er nachgehends erweifen kann, das fein Schaden austrägt h), 

Tanzen iſt ihre Abendluſt. Männer und Weiber ſchließen an einem offenen Orte der Erluſtigun— 
Stadt einen Kreis, und dafelbft zeiget nur einer auf einmal mit vieler Behendigkeit feine gen. 
Kunft in feltffamen Bewegungen. Die Compagnie macht die Mufik dazu mit Händeflat: 
fhen, wozu noch ber Schafl von etlichen Teummeln koͤmmt, die aus einem Holen Klotze und 
einem Ziegenfelle beſteht. Manchmal ſieht man fie alle mit einander im Kreife lachen, 
und mit einem großen Gefchreye jemanden aus der Gefellfchaft loben oder ſchelten. 

Während feines Aufenthalts in diefem Hafen, legte Atkins einen Befuch bey dem Sig⸗ Beſuch bey 
nor Joſeph ab, neun Eleine Meilen von der Bay an dem Fluffe. Die Urfache, warum dem Signor 
er feine andere Stadt verlaffen hatte, waren, wie er ihm fagte, Die häufigen Palsavers, Joſeph. 
zu welchen er durch die Streitigkeiten zwiſchen ſeinen Leuten und den Grimattoes ) ge 
noͤthiget worden, und die großen Ausgaben, zu welchen ihn die nahe Nachbarſchaft der 
Engländer veranlaßte. Er mar in England, und in Portugall gemwefen, wofelbft er ge⸗ 
tauft worden. Gr hafte eine Eleine Capelle zur Andachtsübung feiner Seute erbaut, und ein 
Kreuz aufgerichtet, und verſchiedene von feiner Familie leſen gelehrt. Cr theilte Eleine roͤ⸗ 
mifche Gedethbuͤcher unter fie aus, und viele derfelben führten chriftliche Namen, Die 
Eingebohrnen führen niemals mehr als einen Namen, Mouſi, oder Mofes, NYarrat 

Mm 2 und 
g) Diefes iftder Kubulot oder Fiſchvogel, deffen b) Atkins Reife nad) Guinea, a. d. zo S. 
oben erwaͤhnt worden. Siehe U Baud a.d. 343 ©. 1) Oder Gromettas. 


276 Reifen langſt der weſtlichen Kuͤſte von Arien; 


ma und Rambar find unter den Mannsperfonen fehr gewöhnlich, und Baulim und Kibullu 
Arkins. unter den Weibern. Andere nehmen ihren Zunamen von ihren Eigenſchaften, als Loͤwe, 
Lamm, Bär, Schwein, gleichiwie die alten dänifchen Vorfahren der Engländer. 


Das Volt ift ſehr reinlich, von guter Gemuͤthsart, fehr gelehrig, und ſehnet fich nach 
unbequem⸗ Glaubensborhen, wie Signor Joſeph dem Verfaffer fagte. Doch Atkins erinnert da- 
——— bey, daß ein duͤrres Land, wo die Lebensmittel ſelten ſind, und man vor wilden Thieren, 
Landes. beſonders den Wölfen, wenn man nur eine Meile weit reiſet, in Gefahr ſteht, niemanden ſon⸗ 

derlich darzu anlocket. Um die Häufer herum find Schlangen, Ratten, Kröten, Muſqui⸗ 

tos (große liegen ), Seorpionen, Eydechfen, und unzählige Haufen Ameifen. Von den 

Iegtern giebt es drey Arten, weiße, ſchwarze und rothe, Die acht bis neun Fuß tief bauen, in 

zwey oder drey Jahren den Grund von ihren Häufern aufgaben, und wenn man nicht 
chtung bat, in eben fo vielen Wochen eine Kifte Tuch in Staub verkehren. 


Joſebhs Be-⸗ ¶ Dieſer Schwarze hat vermittelt des Handels in gewiſſer Maße dem Mangel feiner 
wirthung. Familie oder Stadt abgeholfen. Sie haben einen ziemlichen Vorrath von guineifchen 
Zuͤhnern, Fifehen, und Wildprät, da mar im Sande funfzig englifhe Meilen weiter hin 
nichts zu eflen findet, als Honig, und die Wurzel Manjoko. Er empfing die Engländer 
in europäifcher Kleidung, Roc, Pantoffeln, Müge, und fehickte feine Kaͤhne aus, um ihnen 
die Ergösung von der Jagd einer Manatea zu zeigen, Gie brachten nad) zwo Stunden ein 
folhes Thier an das Sand, wovon fie gefottene, gebrafene, und gefochte Gerichte machten, 
Sie hatten dabey ein reines Tifchruch und Meffer und Gabeln. Und überdiefes wurden 
allerhand Arten vom Weine und ftarfes Bier aufgetragen. Das Fleiſch von diefem Thiere war 
weiß, und ſchmeckte gar niche wie Fiſch, fondern war fehr zach, und ftark gewürzt, wie 
überhaupt alle ihre Gerichte find, mit Gchre, Malaquelta und Pfeffer. 


Art zu gehfe _ Nach dem Eifen kamen Frauenzimmer von feiner Familie, und nach diefen andere 

en Nachbarn in die Stube, welche die von ihrer Farbe einen nach dem andern durch eine Beu⸗ 
gung des rechten Eilbogens begrüßten, fo daß die Hand an den Mund koͤmmt, wobey der 
andere, ben das Compliment angeht, in gleicher Stellung iſt. Nach diefem thun fie die 
Daumen und Mittelfinger zufammen, und ziehen fie fachte zurück, und gehen mit einem 
fleinen Duafermäßigen Complimente fort, züchtig ohne Lachen und heftige Bervegung. 
Sie bezeigten auch viele Gutherzigkeit gegen einander, indem fie zwey oder drey Stüden 
Zwieback, und eine halbe Kanne Citronenwaſſer, welche die Engländer mit ſich gebracht 
hatten, eher in zwanzig Theile theilten, als daß fie es nicht einem jeden zu Foften geben woll- 
ten. Zuletzt begleitete fie Signor Jofepb, bis fie in das Boot ftiegen, und nahm miteben 
der Höflichkeit Abfchied von ihnen, mit derer fie empfangen hatte. 


Ihre Gri⸗ Die Religion des Volks hier beſteht, wo ſie anders einen ſolchen Namen verdienet, in 
gr der Verehrung der Bregries k). Ein jeder hat in feinem Kaufe, oder auf feinem Kane, 
oder an feinem $eibe etwas, dag er hoch verehrt, und von Dem er glaubet, daß es ihn vor Un⸗ 

fällen beſchuͤten koͤnne und befchüge, auf eben Die Art, wie das Landvolk in England die 
Zaubereyen anfieht, nur mit mehrerer Furcht. Die Materien diefer Gregries find man- 

cherley, ein gefchnigtes Stückholz, ein Bündel Eleiner Stäbchen, ein Schädel von einer 

Meer- 


k) Der Exegories, wie fie Jobſon nennt, D Es! wird in der Abhandlung von Guinea, 
und Grisgris nach der Schreibart der Franzoſen. von diefer Sache noch mehr geſaget werden. 


\ 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch XIV Cap. 277° 


Meerkage und dergleichen, dienet manchmal zu dieſem Zwecke 7). Diefen Tändeleyen zu 1728 
Ehren ftellet jede Familie dann und wann ein Feſt am, zu welchem fie einander wechfels- Aabar. 
weife einladen m), “ 


Der VI Abfehnitt. 


Beſchreibung von Sierra Leona aus dem Labat zu Ergänzung der 
vorhergehenden. 

Band von Sierra Leona. Flüffe auf der Küfte, Ihre Weiber. Neligion. Ihre Ketiehes, 
Bay von Frankreich. Flug Mitomba. Erd- Boden und Fruchtbarkeit beffeiben. ei 
reich und Luft. Mangroves werden befehrieben. Affen. Ihre Liſt. Waaren und Beſchaffen— 
Stadt Burte, Wie fie gebaut if, Betten heit der Handlung. Der Gold: und Sklaven. 
und Waffen der Schwargen. Die Einwohner. handel. 


Der Fluß von Sierra Leona gehöre unter die betraͤchtlichſten von ganz Africa, indem Land von 
man feine Breite bey dem Yusfluffe auf vier Seemeilen rechnet. Zwey berühmte Sierra 

Vorgebirge machen die Gränzen von dem Sande diefes Namens, Das gegen Norden Leona. 
heißt Capo de la Dega, und das gegen Süden Capo Tagrin, Ledo n), oder Sierra 

Leona. Diefe Borgebirge machen einen weiten Meerbufen, in welchen fich der Fluß 
von Sierra Leona ergießt. Er führer diefen Namen, weil er von Sierra Leona, oder 
Sierra de los Leones, das iſt dem Gebirge der Löwen, herkoͤmmt, wie die portugiefifchen 
Worte andeuten. | 

Das fand um biefe Bay iſt eines von den beften in ganz Africa. Der Boden ift unge- Fluͤſſe auf 

mein fruchtbar, und mit vielen Flüffen bewäffert, auf welchen ein großer Handel fönnte ge- diefer Kuͤſte. 
trieben werden, wenn fie ſchiffbar wären. Die vornehmften darunter find der Steinfluß, 
die Fluͤſſe Karkais, Pichel, Palmas, Pangue, Kamgranee, Kaffe, Rarokannes, 
Raps, und Tambafine, die meiftentheils von den Gebirgen, Machemala genannt, 
kommen, das fand von Norden gegen Süden durchkreuzen, und ſich endlich mit dem von 
Sierra Leona vereinigen. Dieſer Strom führer auch die Namen Tagrin und Mi⸗ 
tomba, welches man anzumerken hat, damit man nicht drey Fluͤſſe aus einem mache. 
Was Gelegenheit zu dieſem dreyfachen Mamen gegeben bat, ift, Daß der Ausflug des 
Stroms gegen Norden mit Sandbänfen und gegen Süden mit Eylanden verfeget ift, wel⸗ 
che zufammen drey Canäle formiren. Die gegen Norden und Süpen find tief und vein, 
und Eönnen zu allen Zeiten ficher befchiffee werden : der mittelfte aber if wegen der Klippen 
* und Untiefen gefährlich. Große Barfen und Laſtſchiffe mögen achtzig Seemeilen weit 
den Fluß hinauf fegeln koͤnnen, indem überall von fechs bis zu fechzehn Faden Waffer iſt. 

Wenn man in den großen Meerbufen hinein gekommen ift, und vor der fleinen Inſel Bay von 
St. Andres vorbey gegangen: fo fieht man, daß die Küfte vom Vorgebirge Tagrin oder Frankreich. 
Sierra Leona verfhiedene Bayen oder Buchten machet, Die gegen Mordweft offen ftehen, 

Die vierte davon die am nächften bey dem Fluſſe ift, heißt die Bay von Sranfreich, und ift die 
ficherfte und auch die bequemſte, in Anfehung des Holzes und Waſſers. Die Einheimis 
fhen haben eine Sage, daß die Franzofen von der Normandie eine Factorey hier gehabt, und 
zeigen auch den Ort, wo diefelbe geftanden, neben einem von denen dreyen Brunnen, die wegen 
Mm 3 ihres 2 


m’) Atkins Reife nah Guinea a. d. 53 8. =) Sm Franzöfifhen Lido, 


1728 
Cabat. 


Fluß Mi⸗ 
tomba. 


Boden und 
Luft, 


Mangroves 


Stadt Bur⸗ 
re wie ſolche 
gebaut iſt. 


278 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


ihres vortrefflichen Waſſers fo ſehr beruͤhmt ſind. Und in der That wuͤrde dieſe Lage zu 
einem Packhaufe, oder Fort ſehr bequem ſeyn. Die Schwarzen haben eine große Liebe zu 
den Franzoſen behalten, deren Sprache fich vom Vater auf den Sohn geerbt hat, Schiffe 
koͤnnen in * Bay in ſechzehn Faden ankern, einen Flintenſchuß weit vom Ufer, den Bruns 
nen gegen über, 

Der Fluß non Sierra Leona ſcheidet zwey Königreiche, das von Bulon 0) gegen 
Norden, und das von Burre gegen Süden. Der Strom hier wird enge und iſt nicht 
über zwo Sermeilen breit. Fünf oder fechs Seemeilen höher verengert er fich um eine 
Meile, und ſo nach Verhaͤltniß, je weiter man hinaufkommt. Das fübliche Ufer ift mit 
großen Bäumen, befonders Palmen von allen Arten bevedt. Der Fluß hat eine Menge 
Fiſche, welches viele Krokodile hieher locker. Es find verſchiedene Eylande auf demſelben 
von fruchtbarem und gutem Erdreiche, Die alle Lebensmittel ohne Anbauung, und in großer 
Vollkommenheit hervorbringen. Doch ber vornehmfte Borzug von Sierra Leona iſt 
die gefunde &uft, welche Fremde von den böfen Krankheiten befreye, die auf der guinei⸗ 
ſchen Küfte fo gemein und fo gefährlich find. Die Inſeln find gleichwie das feſte fand. 
voller Palmbäume, die vorsrefflichen Wein geben, ben die Schwarzen, als ſtarke Trinfer pP), 
in großer Menge verbrauchen. Die Europser thun es ihnen nach 4), obgleich manchmal 
mit Gefahr ihres Lebens. 

Diefe Juſeln find mit Mangrovenbaͤumen umeingt, welche einen natürlichen Zaun 
abgeben. Das Holz ift zum Brennen und zu Kohlen ſehr geſchickt. Es iſt dicht und ſchwer. 
Die Bäume vermehren ſich von felbft ; indern fich die Aeſte, wenn fie zu einer gewiſſen Größe 
gekommen, nad) der Erde oder dem Waſſer niederfenken, und von neuem Wurzel fallen r). 

Der Sig des Königs von Burre iſt acht Seemeilen von der Mündung bes Fluffes 
an der Suͤdſelte. Sie befteht aus dreyhundert runden und durchgängig auf einerley Arc 
gebauten Käufern, nur mit diefem Unterſchiede, daß Die reichern eine größere Anzahl von 
Hütten haben. Die Seitenpfoften oder Forkillas find fieben bis acht Fuß hoch, und tra= 
gen Sparven, die in der Spige in Geftalt eines Kegels zufammenftoßen, Ueber diefe de— 
cken fie Rohr oder Palmenblaͤtter, welche zwifchen den Latten fo enge und dichte durchgefloch⸗ 
ten find‘, daß weder Sonne noch Regen durchdringe, Die Seitenwände beftehen 
aus Rohre und Fleinen Baumäften, die zwiſchen den Pfoften befeftiger find, welche fie mit 
Kalte, der aus gebrannten Mufiheln gemacht ift, uͤberkleiden. Ihre Hütten befommen 
hierdurch ein veinliches Anſehen; der Kalk aber dauert nicht lange, weil fie feinen Sand da- 
mit vermifchen. Die Feuerftärte ift in der Mitte, und der Rauch hat durch) ein Loch im 


Dache feinen Yusgang. Ungeachtet der heißen Himmelsluft, find die Nächte Eale und 


Betten. 


feuchte, fo daß die Schwarzen beftändig Feuer unterhalten. Die Thüren diefer Hütten 


find vierecficht, und die Schwelle geht einen Fuß hoch über die Erde. Sie find gemeinig- 


lich zweene Fuß breit, und drey hoch), fo, daß man fich bey dem Hineingehen bücken muß, 

und dicke Leute nur von der Seite hindurch kommen koͤnnen. - 
Ihre Betten beftehen aus großen dicken Binfenmatten, die einen Fuß hoch über dem 

Boden, der aus Thone beftcht, und ſehr reinlich gehalten wird, eine über der andern liegen. 


0) Kuh Bulm oder Holm genannt. keit des Bodens. Ibre 

p) Tabat geht darinnen von andern Schrift: g) Man findet vielmehr, daß fie den Europäern 
ſtellern ab, daß er die Einwohner zu Trinken nachahmen. er 
macht, wo nicht auch in dem übertriebenen Ruh: 7) Anbats Reife des Nitters des Marchais 
me von der Gefundheit der Luft und dev Fruchtbar- nah Guinea im Banden. 8.466, 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XIV Cap. 279 


Ihre Waffen Hängen neben den Betten, als Säbel, Dolche, große niederländifche Mefler, 1728 
Alfagayen, Bogen und Pfeile, die fie, wenn fie in den Krieg gehen, mit dem Safte einer, Aabatı 
gewiſſen Frucht tödtlich vergiften. Labat hält diefelbe für den Manzanillaapfel »). Waffen der 
Manche haben Feuergewehr, welches fie fehr lieben, und von den Normännern gebrauchen, Regern. 
gelernt haben. Die Portugiefen und Engländer, die ſich hier aufhalten, haben die Klug- 

beit, daß fie ihnen nur wenig Slinten, und zwar lauter fchlechte, verfaufen. 

Das Haus oder vielmehr die Hütten des Königs find in der Mitte des Dorfs, und Palaft des 
feiner Unterthanen ihren gleich. Manche find etwas größer, die er für die Europäer oder Königs. 
Fremden aufbebt, wenn fie ihn beſuchen. ‚ Diefe Prinzen werden von ihren Untertanen 
ungemein geliebt, welche fie mit großer Gelindigkeit und Gerechtigkeit regieren. 

Die Männer und Weiber von Burre find lang und wohlgewachſen, und haben mei: Die Ein 
ftentheils ein gutes Anfeden; denn ihre Haut ift ſchwarz, die Geſichtszuͤge regelmäßig, die wohner, 
Augen feurig, und die Zähne weiß. Cs giebt bier Feine platten Naſen oder breiten Sippen, 
woran fonft die Mütter ſchuld find, die ihre Kinder auf dem Ruͤcken berumtragen. Die 
Männer haben fo viel Weiber, als fie Faufen fönnen, Ihre Eiferſucht aber erſtrecket ich Ihre Mei: 
nur auf die erfte, Die als die rechtmäßige Ehefrau betrachtet wird. Die andern hingegen der · 
find nur fo gut als Benfchläferinnen, und fie dienen allen Fremden mit dem Gebvauche der— 
felben, worüber fich Hier niemand ärgert, Dieſe Weiber find niemanden zur daft; indem 
fie nur eben fo viel getreue Sflavinnen find, die fich glücklich fhägen, wenn fie durch ihre 
Dienfte ihren Heren und Ehemaͤnnern gefallen Fonnen. Sie wohnen denfelben während 
ihrer Schwangerſchaft, und vier Jahre hernad) niemals bey. In dem Dorfe Burre rech⸗ 
net man fechs- bis ſiebenhundert Männer, welche Waffen tragen koͤnnen. Der König aber 
Fann eine weit größere Anzahl aufbringen, weil das Sand volkreich, und das Volk getreu ift, 

Der Prinz, der im Jahre 1666 regierte, war ein Chrift, und hieß Don Philip. Er Kefigion. 
gab feinen Untertanen völlige Gewiſſensfreyheit, und hielt einen Jeſuiten und einen por 
fugiefifchen Capueiner an feinem Hofe, die das Chriſtenthum predigten, aber ohne Fort: 
gang. Sie fanden, daß es feineleichte Sache war, Männer zu befehren, welche die Weiber und 
den Wein in folcher Uebermaße lieben, daß fie nicht ohne eines von beyden feyn Fönnen 2). 
Uebrigens find fie ein gutes, ehrliches, freymuͤthiges Volk, das die Fremden lieber, und 
—* 2%: den Sitten und der Höflichkeit der Normannen, der erſten Entdesfer diefer Küfte, 

ehalten hat, 

. Die herrſchende Religion diefes Sandes ift der Gögendienft, ohne gewiſſe Anordnungen, Ihre Fer 
Feſte oder Ceremonien. Die Zahl ihrer Gottheiten ift auch nicht fefte gefeßer, oder ift tishes. 
vielmehr unzaͤhlbar; indem fich jeder einen Gögen nach feines Phantafie erwähler, manche 
ein Horn, andere eine Krebsſcheere, einen Nagel, einen Kiefelftein, ein Schneckenhaus, einen 
Bogelkopf oder eine Wurzel. Diefe nennen fie etifhes, und tragen fie in einem Beutel an 
dem Halfe, mit Glasperlen, ufis oder Rori-Schalen, und andern folchen Zierrathen, bes 
hänge, Diefem Fetifh fegen fie des Morgens und des Abends die beften Speifen vor, die 
fie haben, und rufen ihn um dasjenige an, was fie bedürfen, Das ift ihr ganzer Gottes⸗ 

% dienft, 


5) Die Wanzanilla waͤchſt hier. Ber Gift die aökendienerifchen Negern leicht zu bekehren waͤ⸗ 
aber, der hier im Gebrauche iſt, Scheint dev Saft ven. Wenn es aber auf den Verfuch ankoͤmmt, 
einer andern Frucht zu ſeyn. Siehe oben auf der fo findet er fie nicht weniger hartnaͤckig, als die 
252 Seite. \ Muhammedaner. 

2) Anbas ſteht allezeit in den Gedanken, daß 


280. Keifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


7728 dienſt. Gfücklicher find fie, als Die americanifchen Wilden, welche der Teufel gräulich pruͤ⸗ 
Kabat. gelt, wenn es ihm in den Kopf koͤmmt u). Dabingegen die Setifhes niemals zu derglei⸗ 

hen Auferften Mitteln greifen x). 

Die Wandingoer-Schwarzen, welche eifrige Muhammebaner find, haben fich bemü- 
het, diefe Religion allbier fortzupflanzen, Sie fanden aber, daß Die Schwarzen von Sierra 
$eona Feine $uft hatten, Die Fhrige zu verändern. Indeſſen find fie Doch leichter zu befeh- 
ren, als die Muhammedaner, von denen man gar feine Hoffnung hat. Sie wiederholen 
oftmals die Namen Abraham, Iſaac und Jacob; und Die Befchneidung ift längft der 
ganzen Küfte, von Sierra Leona bis Benin, im Gebrauche, 

Erdboden Das Erdreich) von Burre giebt dem auf den Eylanden des Fluffes von Sierra Leona an 
und Frudite Fruchtbarkeit nichts nach. Reiß, Hirſe, Exbfen, Bohnen, Melonen, Potatoen, Bananen 
barkeit. und Feigen wachfen in großer Menge, und find faft umfonft zu befounnen. Ihre Fluͤſſe find 

voller Fifche, welche fie mehr eflen, als Fleiſch, obgleich alle Arten vom Fleiſche häufig anzu: 
ereffen, und wohlfeil zu kaufen find. Ordentliche Hühner, guineifche Hühner, Ganfe, En- 
een, Truthühner und wilde Tauben, kann ein jeder haben, Der fid) die Muͤhe nimmt, fie zu. 
fangen. Die Felder find voller Ochfen, Kühe, Ziegen und Schafe. In den Gebirgen befin- 
den ſich viele Hirfche, wilde Schweine, Antelopen und Hehe, Diejenigen müffen fehr faul 
feyn, die fich hier über den Mangel des Wildpräts'beflagen. Diejenigen, welche die Jagd 
von wilden Thieren lieben, fönnen Elephanten, Loͤwen und Tyger finden; Die Schlangen. 
nicht zu rechnen, die fo groß find, daß fie einen Mann oder ganzen Ochfen verſchlucken koͤn⸗ 
nen, ohne ihn erft lange zu zerſtuͤcken. 

Menge Affen. Die Fruchtbarkeit des Landes, und bie Menge des Obſtes in demfelben ift Urfache von 
der ungeheuren Menge Affen von allen Arten, bis auf Die weißen y), welche fich fo ſehr 
vermehet haben, Daß die Einwohner eine beftändige Wacht bey ihren Pflanzungen Halten, 
und ihre Anzahl mie Gifte, Fallſtricken und Pfeilen verringern müffen. Wenn ein Euros 
paͤer mit vier oder fünf todten Meerfagen von der Jagd zuruͤckkoͤmmt: ſo empfangen ihn 
die Schwarzen gleichſam im Triumphe. Ein guter Jaͤger koͤnnte ſich von den Geſchenken, die 
ex bey dieſer Gelegenheit bekoͤmmt, und die nicht geringe find, ein fchönes Vermögen famlen, 

Ihre Lift. Die Affen Hingegen find auch Feine Narren. Sie fennen ihre Feinde, und die Schlin- 
gen, bie ihnen zu ihrem Untergange gelegt werden, vollfommen, und fallen nicht zweymal 
in einerfen Fall ſtrick. Wenn einer von ihnen mit einem Pfeile verwundet ift: fo bemüßen 
ſich die übrigen, folchen Herauszugiehen; und wenn dieſes wegen der Wiederhaken nicht 
angehen will: fo beißen fie das Holz ab. Wenn einen ein Schuß getroffen hat, daß das 
Bluc darnach koͤmmt: fo Fauen fie Blätter, um die Wunde zu verftopfen. Wenn der 
Jaͤger ihnen in die Haͤnde fallen ſollte: ſo wuͤrde fein Kopf große Gefahr laufen, von Stei—⸗ 
nen und Stücen Holz zerfehmiflen zu werden ; oder vielleicht würde der ganze Menfch 
zerriſſen. Denn manche von diefen Thieren find ſehr groß, wie auch fehr wild und blutgie⸗ 
tig, wenn fie gereizt werben. ar 

Waaren und Außer denen sebensmitteln und Erfrifchungen, welche bie Schiffe bier einnehmen, ift hier 

Handlung. auch Ambra, Zibeth in Klumpen, Iebendige Zibethkatzen, und das befte Elfenbein von 

—— Africa 
u) Man möchte dieſen guten Vater, wenn er ed x) Zabat auf der 50 Seite, 
ernftlich glanber, fragen ; woher es komme, daß der y) Diefes Geflecht finder fih zu Bambuk. 
afeicanıfehe Teufel gütiger ift, ale der americaniſche? Siehe Band n.d,512 S. 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XV Can. 281 


Africa zu haben. Denn es ift rein, ohne Flecken oder Ritzen, und von einer blendenden 1728 
Weiße, welches ein unftreitiger Beweis von der guten Befchaffenheit der Hinmelstuft und Zabat. 
der Fruchtbarkeit des Bodens ift, Die Zähne aber find doch Fleiner, als diejenigen, wel⸗ 

che fie Morfil⸗Eſkarbeille nennen, das ift, folhe, davon wiere noch nicht Hundert Pfund 

wiegen. Die Schwarzen effen das Elephantenfleifch, und die Europäer, die es gefoftet 

haben, fagen, daß, wenn es eine Weile liegen gelaffen, und gut gefocht wird, es wenig von dem 
Rindfleifche unterfehieden iſt. Der Gewinnſt, den hier die europaifchen Waaren bringen, 

ift zum wenigften zweyhundert vom Hunderte, und würde weit größer feyn , wenn die Gü- 

ter aus der erften Hand gekauft werden koͤnnten ‚an ſtatt daß man fie den Engländern und 
Portugieſen abkaufet. 

Gold iſt hier manchmal in ziemlicher Menge zu haben, fowohl als Sklaven. Es iſt Der Golb⸗ 
ungewiß, woher das erſte koͤmmt. Das Land ſelbſt ſcheint keine Metalle hervorzubringen, 
die man uͤberhaupt nur in duͤrren und unfruchtbaren Sändern findet, wovon das reiche aber 
unfruchtbare Königreich Bambuk ein Erempel ift 2). Diejenigen, welche Bergwerke 
entdecken, Halten es allezeit für ein gutes Zeichen, wenn das Erdreich fteinicht und duͤrre iſt, 
und das Gras und die Pflanzen auf demfelben von einer tobten, bleichen Farbe find. 

Das Königreich Burre hat gegen Nordoſt und Oſten Nachbarn, die, weil fie der 
Früchte derfelben benöthige find, folche mit ihrem Golde erkaufen. Ueberdiefes bringen die 
Mandingofaufleute, bie in allen Ländern, von den Seefüftenan, bis in die Mitte von Arica, 
Handlung treiben, fehr vieles Gold hieher, und würden noch mehr bringen, wenn fie verfi- 
chert wären, beftändig europäifche Güter um einen feftgefesten Preis anzutreffen. Voritzo 
find Die Engländer und Portugieſen im Beſitze dieſer Handlung. 

Der Sflavenhandel hier ift von Feiner großen Wichtigkeit. Was fie verfaufen, das und Sffa 
find Kriegsgefangene, ‚oder Uebelthäter, bey denen das Todesurtheil in dieſe Strafe ver- venhandel! 
wandelt worden zz). | 
KEKEEF * FFFFK R*** 


Das XV Kapitel. 


Bon den Bäumen, Feldfrügten, Korne, Wurzeln, Pflanzen, Harr 


Einleitung. 


ie theilen unfere Maturgefchichte in fünf Theile, nämlich in die Gewaͤchſe, die vier- 

‚ füßigen Thiere, das Gevögel , die Erd- und Wafferthiere , nebft den Eriechenden 

Thieren und Inſecten; und endlich die Fiſche. In dieſer Ordnung wollen wir ſie nach 

der Reihe abhandeln. Che aber ſolches geſchieht: fo wird nicht undienlich ſeyn, einige all- 

gemeine Anmerfungen von der fage des Landes, der Befchaffenheit der Luft, dem Wetter, 
den Krankheiten und dem Erdreiche diefes Theils von Africa, voranzuſchicken. h 

S ' | Der 

2) Siehe Band ad. sı2 ©, ausgeber, verfpricht bier eine Deichreibung des Kö: 

22) Reife des Ritters des Mfarihais nach Sul: nigreiche Bulom oder Bulm in einem andern Wer: 

nen, Zabar 1 Band, a. d. 56 &, Kabat, der. Here Fe, Es ſſt aber noch nichts zum Vorſcheine gefommen. 


Allgem. Reifebefchr. I Band. Mn \ 


292 Reifen langſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Natur⸗ 


geſchichte. 
———— 


Jahrszeiten. 


Regenzeit. 


Der J1Abſchnitt. 
Bon der Witterung, dem Boden, und den Bäumen, 


Die Witterung. Regenzeit. Derfelben Monate, Palmbaun. Palmweindaume, Erſte Art, oder 

- Shr Anfang und Fortgang. Tornades. Ueber: Butterpalmen, Deren Bluͤthen und Früchte. 
ſchwemmung der Fluͤſſe, und derfelben Urfachen. Palmöl oderdutter. MedieinifiheKräfte. Zwey⸗ 
Ungefunde Luft. Krankheiten. Wuͤrmer in den te Art, oder Selpalmen. Deren Frucht oder Nuß. 
dicken Beinen. Urfachen der übeln Luft und Das Del. Dritte Art, Cypreſſenpalmen. Palın- 
des Blitzens. Boden und Fruchtbarkeit des wein, Deffen Wirkungen. Wie er heransgezogen 
felben. Große Maunichfaltigkeit von Bäumen. wird, Wie man den Baum hinaufklettert. 


On dieſen Gegenden läßt ſich das Jahr in die trockene und naffe Zeit eintheilen. Jene 
N) dauret acht Monate, naͤmlich vom Herbſtmonate bis in den Brachmonat; und die legte 
vom Brachmonate, bis zum Weinmonare, ſolchen ausgefthloffen dieſes iſt ihr Winter. 
Aus Mangel des Regens iſt während des Sommers eine gar außerordentliche Hitze; denn 
wie —— bemerket, fo fälle kaum manchmal ein Regen a). 

- Die Regen heben ſich, nach) eben diefes Schriftftellers Berichte, fehr gelinde an. Es 
Eimme dann und warn ein Guß, nicht ohne Blig und Donner, Um das Ende des Brad) 
monats nehmen fie zu, und kommen folche entfegliche Güffe und Windftürme, mit fo furcht⸗ 
barem Bligen und Donnern, als ob, nach der gewoͤhnlichen Redensart, Himmel und Erde 
untereinander fallen wollten. Gleichwohl muͤſſen die Leute in dieſer Zeit ihr Feld beftellen. 
Die größte Gewalt des Regens ift von der Mitte des Heumonats, bis zur Mitte des Au⸗ 


guſts, da ſich der Fluß dreyßig Fuß uͤber ſeine gewöhnliche Höhe erhebt, und wo fein Ufer 


Derfelben 
Monate, 


ift, die Gegenden daherum uͤberſchwemmet. 

Nach des Te Maire Anzeige vegnet es felten auf der Küfte, als im Heumonate, Au⸗ 
guft und September. Suͤdwaͤrts der Unie aber fängt es eher an, und regnet um diefe 
Zeit Heftige "Dabey find erftaunliche Winde, und darnach folget eine fo große Windſtille 
und außerordentliche Hige, daß man Faum Luft ſchoͤpfen kann. Nach zwo oder drey Stun⸗ 
den hebt ſich der Sturm wieder an, und dauret ſo drey Monate nach und nach) fort 6). 

Herr Moore bemerket, daß die Regenzeit an der Gambra gemeiniglich mit dem Brach⸗ 
monate anfängt, und bis ganz zu Ende des Herbftmonats, auch bisweilen in den Anfang 
des Weinmonats dauert. Der Anfang und das Ende ſind gemeiniglich am heftigften. 
Erſtlich weht der Wind eine halbe Stunde und noch länger fehr Beftig, ehe der Negen 
kommt; fo daß er ein Schiff leicht überfallen und umwerfen kann; doch kann man es eine 
lange Zeit vorher an der trüben und ſchwarzen Farbe des Himmels fehen. Indem die 
fchmwarzen Wolfen immer näher und näher Fommen: fo bliget es dadurch, welches fehr Furcht: 
bar ausfieht. Donner und Bligen find hier erſchrecklich, da diefe fo plöslid) bintereinans 
der folgen, Daß es beftändig helle ift, und jener den Grund, worauf man ſteht, erſchuͤttert. 

Bey dem Regen iſt es gemeiniglich kalt; aber nachdem der Buß vorüber iſt: fo bricht 
die Sonne außerordentlich heiß durch, welches einige anzeizet, ſich hinzulegen, und zu fehla> 
fen. Ehe fie wieder aufmachen, koͤmmt vielleicht ein anderer Tornado, und bringt ihnen 
einen Huſten zuwege, den fie nie wieder loswerden. Diefes wiederfährt hier oft den Euro- 

BT paͤern; 
a) Jobſons Goldkuſte a dns t.f. ©. , cd) Moores Reiſen in die inlaͤndiſchen Theile 
5) le Maires Reiſe nach den ennarifchen Ey: von Africa a. d. 134 u. f. ©. 


anden auf der 57 Seite, d) Ebendaſelbſt a, d. 56, 71, 77, 118 0.157 © 


von Capo Blanco bis Sierra Leona: VI Buch XV Cap. 283 


paͤern; denn die Eingebohrnen find dem Huſten und Schnupfen nicht fo ſehr unterworfen. 
Die Sturmmwinde wehen bey der Regenzeit felten, und ſtatt ihrer ftreichen Oſtwinde den 
Fluß herunter, die vom Wintermonafe bis in den Jenner, befonders bey Tage, überaus 


friſch wehen ). 


Natur⸗ 
gefchichte, 


Herr Moore erwaͤhnet verfhiedener Tornados während feines Aufenthalts an der Tornabos. 


Gambra, Der erſte war mit Wind und Blitzen den söten März des Jahres 1730 fruͤh 
Morgens. Fin anderer den ıgten May eben dieſes Jahres, mit Donner, Blitz, Wind 
und Regen. Ein dritter den ı7ten des Heumonats im Jahre 1731, mit Wind, Blig, 
Donner und Regen. Dieſe dreye waren am Forte St. Jacob. Der vierte zu Yamyas 


Dakunda , den ıoten des Brachmonats im Jahre 1732 bey Nachte, ſehr furchtbar, mit haͤu⸗ 


figen ſtarken Blitzen. Der fünfte den sten May des Jahres 1733. Den ıöten März 
1733 hatten fie zu Brukoe ftarfen Donner und, Blisen, mit etwas Regen, welches um 


dieſe Zeit ſehr ungewöhnlich war a). 


Eben derfelbe beobachtete hier zwo Mondfinfterniffe. Die erfte zu Yamyamakunda, 
den often des Wintermonats bey Abende, Der Mond war von halb Neune bis zehn Uhr 
völlig verfinitert, ob er wohl zuvor und darnach fehr heil ſchien. Die zweyte fah er zu 
Brukoe, den rıten May des Abends, da der Mond eine Stunde völlig verfinftert war e). 

Diefem erftaunlichen Regen fihreiben die Schriftfteller das Austreten der Sahaga, 
Gambra, und anderer Flüffe längft der Küfte, mit gutem Grunde zu. Le Maire ſuchet 
die Urfache davon in der Rückkehr der Sonnen von dem Wendezirfel des Krebfes, welches 
in Frankreich der Anfang des Sommers, hier aber der Anfang des Winters ift. Denn 
indem die Sonne eine Menge Dünfte zuſammenhaͤuft: fo fallen folche nachgehends in ftar- 
fen und anhaltenden Negen zurück, Eben diefer Berfaffer, der auch derfelben Urfache das 
Austreten des Nils zuſchreibt, feger hinzu, dieſe Regen fingen in Aethiopien im April an, 
und dauerten bis in den May und Brachmonat, hier aber den ısten des Heumonats, von 
welcher Zeit fie vierzehn Tage lang beitändig zu⸗ und nachgehends eben fo viel abnahmen, 
Gleichfalls bemerfet er, daß die Hitze hier im Jenner unerträglicher ift, als im Heumo⸗ 
nate und Auguſt /); welches den Regen in diefen legtern Monaten zuzufchreiben iſt. 

Bier Monate von dem Fahre, faget Herr Moore, find fehr ungefund und verdrießlich, 
befonders für Diejenigen, die von einer Fältern Gegend kommen; aberderbeftändige Frühling, 
wo man gemeiniglic) veife Srüchte und Bluͤthen auf einem und eben dem Baume fiebt, erſetzet 
diefe Unbequemlichfeit in etwas, Die Luft if angenehm und erfrifchend, bat aber fo eine 
befondere Beſchaffenheit, daß fie die Schlüffel in der Tafche roftend macht. Die außeror: 
dentliche Hige iſt insgemein um das Ende des Mayes , vierzehn Tage oder drey Wochen 
vorher, ehe die Regenzeit anfängt. j z 

"Die Sonne fteht ihnen zweymal des Jahres, gerade über dem Haupfe, und die Tage 
find nie über dreyjehn Stunden fang, und nicht kuͤrzer, als eilf Stunden. (Der Berfafler 
verſteht hier die Zeit vom Aufgange ber Sonne , bis zu ihrem Untergange). So bald die 
Sonne hinunter it, fo wird es finſter. Im Wintermonate find die Mergen und Abende 
fühle, der Mittag aber ift fehr heiß. Am Ende des Weinmonats find Die Morgen und 
Abende ſehr neblicht, obgleich im Anfange des Monats das Werter außerordentlich heiß war g), 

Nu 2 Ueber⸗ 
e) Ebendaſelbſt a, d. 143 und 158 S. ſeln auf der 57 und 62 Seite. 
H Is Maiden Reifen nach den eanariſchen Iu- ) Moore, a. d. 88.135 und 139 ©, 


Urſachen bes 
Austretens 


der Fluͤſſe. 


Ungeſunde 
Luft. 


Natur⸗ 


geſchichte. 
en 


284° Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


1reberhaupt ift die buft dieſer Küften nad) dem Barbot fehr ungefund, befonders bey 
den Fluͤſſen und moraftigen Gegenden, auch Waldungen. Auf der ganzen Küfte von ber 


Rrankheiten. Sanaga nad) der Gambra, ift die Regenzeit den Europäern ſehr gefährlich, und eben fo 


Wuͤrmer im 
den dicken: 
Beinen. 


Urſache der 
übel Luft: 


ſehr ift es die unerträgliche Hige, die vom September bis zum: Julius dauert, 

Dieſe uͤbele Befchaffenheit der $uft verurfachet mancherley Krankheiten, befonders bey 
Fremden, bie es nicht gewohnt find, und: dabey entweder in. Genießung der Früchte des 
Landes, oder des Palmmweines,und der Weibsperſonen Ausfchweifungen machen, Nach Te 
Maires Berichte verurfachet dieß Wetter häufige Krankheiten, als Fieber, Cholera mor- 
bus, Geſchwuͤre in dem: dicken Beinen, und öftere Verzuckungen, worauf der Tod oder 
Söhlagflüffe folgen 5). Von diefen Kranfheiten: find die gefährlichiten bösartige Fieber, 
die oft einen frifchen Mann innerhalb: vier und zwanzig Stunden: hinreißen, nebft Wür- 
mern, die von der übeln Luft im: Fleiſche wachen, und von: denen etliche vier bis fünf Fuß. 
lang, find. Die Schwarzen find diefer Krankheit am meiften: untermorfen: 1). 

Herr Moore ermähner eines jungen Weibsbildes,das in jedem Knie einen Wurm über 
eine Elle lang; gehabt. he er zum. Vorſcheine kam, war die Pein fehr heftig, und das 
dicke Bein ſchwoll fehr: aber wie die Schwulſt aufbrach, und der Wurm hervorfam: fo 
empfand fie inderung. Der Wurm. rückte jeden Tag, etwa fünf oder fechs Zoll hervor, und 
fobald er herauskam, fo wunden fie ihn ganz. gelinde um: ein Stüde Holz, und banden ei- 
nen Faden daran, damit er nicht zuruͤckkroch. Wenn der Wurm währender Operation abs 
reißt: fo verurfacht es viel Schmerzen, und den Krebs: oder Brand. Die Eingebohrnen 
geben diefe Würmer dem dicken. Waffer ſchuld, das fie in der Regenzeit trinken: k). Man 
erifft dieſe Krankheit auf der Küfte von Guinea, den Caribeneylanden, und in verfchiedenen. 
Gegenden von Oftindien an. Labat fchreibt fie dem. Regen zu, der in.der naffen Sahres- 
zeit fällt, und alles verderbet, was er berühret 7). 

Tobfon, der fich einige Mühe gegeben hat, die Urfachen, warum die Gegend um bie 
Bambra fo ungefund ift, zw erklären, und: das allgemeine Borurtheil, das man. zu feiner- 
Zeit dawider hatte, aus dem: Wege zu. räumen, ift der Meynung, es befinde ſich in diefem. 
Sande eine große Menge Gift, welches theils von: ne und Pflanzen. ausdünfte, 
die man: überall antrifft, wie die allgemeine Gemohnheit der Schwarzen „ihre Pfeile zu ver⸗ 
‚Siften, bezeuget,. theils vom giftigen Thieren, als Kröten, Scorpionem und Schlange her- 
rühret, deren. legten es: vielerley, lange und fehr flarfe, giebt. Dieſes Gift verhält fich, fei- 
nen Gedanke nach, bey der trocknen Zeit im Staube und Sande, Die Benesung der erften. 
Regen löfet es ab, und die Sonnenhiße, welche zwiſchen den Regengüffen kommt, zieht es. 
in Dünfte auf, da es alsdenn: wieder mit dent erſten Regen niederfällt, und die Luft vergif⸗ 
tet. Seinen Gedanken nad) wird dieß dadurch befräftiget, daß nach einer allgemeinen An— 
merfung, dieſe erſten Güffe, mehr: als die letztern, auf der Haut und ben Kleidern Flecken. 
verurfachen, die, wenn fie naß weggelegt werden, garftige Würmer zeugen. Derglei- 


chen Wirkung ſieht man felten, oder gar nicht, nach; den. legten. Regen, da die Luft, feiner 


Meynung nach, von den. Gifttheilchen. gereiniger ift m). 
Daher 
6) Te Maire, a.8.57©. ) Kabat, Afr. Occid. im ꝓveyten Bande, auf 
#) Barbots Beſchr. von Öuinen, a. d. 32 ©. der 215 Seite: 


k), Wfoores Reife indie inlaͤndiſchen Theile vom m) Fobfons Goldtuſte, a. 2.1278, 
Africa, anf der 130 Seite, n) Ebendaf; a.d.128&, 





J 


‘ 


von Cayo Blanco big Sierra Leona. VI Buch xV Cap. 285 


Daher nimmt er Gelegenheit, diejenigen, welche fünftig hinreiſen wollen, zu warnen, Natur⸗ 
daß fie ſich während der erſten Regen nicht auf dem Fluſſe befinden ; noch mehr aber, daß gefebichre. 
fie ſich gut mit Waffer zum Teinfen und zum Kochen verfehen, ehe die Regen fallen, Der 
Berabfäumniß diefer Vorſorge fhreibt er das Sterben unter. des Herrn Johns Schiffs- 
volke zu. — 
Weil der Verfaſſer ferner bemerket, daß die Regenwolken allezeit von Suͤdoſt kommen: und des Bli⸗ 
fo nimmt er nur noch an, daß. fie von der Sonne mit fortgezogen werben, bis fie den nord- gene. 
tichen Wendezirfel beruͤhret, Die fie alsdenn, wenn folche ihrer Hitze näher kommen, in Regen 
aufloͤſt. Wenn ſie ſelbige bey ihrer Rückkehr antrifft, und: folglich ſtaͤrker auf fie wirket: fo 
werden fie gewaltig gebrochen und zertrennt, Daher Das furchtbare Donnern und Blitzen ent- 
fpringt, und fo werden fie nach und nach; zerſtreuet, und bie Luft wird um die Zeit, da die 
Sonne die Linie erreicht, das iſt, um das Ende des Herbſtmonats wieder heiter »). 

Was den Boden und die Fruchtbarkeit diefer Gegenden betrifft: fo merket le Maire Boden und 
an, daß längft der Küfte zwiſchen der Sanaga und Bambra, alles wegen der heftigen Fruchtbars 
Hise ſandicht und trocken ift 0). Jobſon faget von dem Lande längft der Gambra, daß keit, 
der Grund dafelbft, weil innerhalb neun Monaten Fein Regen fälle, fo erhigt und hart 
wird, daß fie nicht darinnen arbeiten Fönnen, fondern die Regenzeit zur Erweichung des Erd⸗ 
reichs erwarten müffen pP). 

Le Maire bemerfet, wie die Ueberſchwemmung, welche den Boden fruchtbar machet, 
nicht durchgängig ift, fondern ſich nur auf die Ländereyen nächit dem Fluffe erftrecker: fo er- 
firecke fich auch die Sruchtbarfeit nicht weit darüber 4).  erner erzählet er, daß. das fand 
volfreich und waldicht ift. Die Einwohner pflügen und ſaͤen am Ende des Junius, bald 
nac) Abnahme des Negens r). Ihre Erndte ift im Herbftmonate; fo, daß fie innerhalb. 
drey Monaten pflügen, faen und erndten, welches die Fruchtbarkeit ihres Bodens zuläng- 
lich erweiſt ). 

Es giebt ſehr vielerley Baͤume im Lande. Barbot ſaget, ihre wilden Baͤume unter⸗ Große Mans 
ſchieden ſich von unſern europaͤiſchen, durch ein weiches ſchwammichtes Holz, das nur zum nigfaltigkeit 
Feuern taugte 7). Labat gegentheils verjichert, daß fie am Rio Grande; und an viel von Baͤu⸗ 
andern Fluͤſſen, gut Zimmerholz haben, das zum Schiffbaue und allem andern. Gebrauche men. 
ſehr dienlich iſt. Unweit der Sanaga hat man einige außerordentlich große Baͤume ge— 
funden, deren Stämme zwanzig Männer nicht umklaftern koͤnnen w). Barbot ſah ei- 
nen unweit Gorea auf der Erde liegen, der ſechzig Fuß im Umkreiſe betrug, und in ſeiner 
Hoͤhlung zwanzig Mann ſtehend Halten Fonnte, Er benennt diefe Art von Bäumen nicht, 
fondern faget, das Laub wäre den welfchen Nuͤſſen ähnlich, wüchfe in Klumpen, und die 
Rinde wäre gelinde und zart x). 

Der nüglichite und gemeinfte Baum in: diefen Gegenden, und in der That durch ganz 9,5 y 
Africa, ift der Palmbaum. Obgleich die Africaner acht Arten deffelben zählen: fo ih ee 
nen die Europaͤer doch nur vier oderfünfe, bie fie nicht allemal wohl unterfcheiden, Die vor: 
nehmften davon find der Dattelbaum, der Cocosbaum,der Arefabaum, und der Enpreßpalmen- 

Nn 3 baum - 
o) le Maires R. nach den Canarieninſ. ard. 62 S. 9 le Maire, a. d.62 S. 
P Jobfon, wie oben: a.d. 125u. f. S. #) Barbot, a. d.31©. R 
9 le taive, a0, 57©. f ”) Kabat, imsten Bande,a.d. 157 S. 
: 7) Jobfon faget : während der Regen. x) Barbot, a. d. zu S. 


Natur⸗ 
geſchichte. 


Meinpalm⸗ 
daum. 


Erſte Art, 


Butterpalm. 


Bluͤthen. 
Früchte, 


Palmoͤl oder 
Butter. 


Medicinifhe 
Kräfte, 


Zweyte Art, 
sd. Selpalın. 


286 > Reifen langfte der weſtlichen Kuͤſte von Afeien, > © 


baum oder Weinbaum. An einigen Orten ift die erſte Art am Häufigften, anderswo eine 
von den drey übrigen; und wo eine Art am haͤufigſten ift, da wird fie für die vornehmſte gehal- 
ten. Suͤdwaͤrts der Sanaga trifft man Feine Datteln, und nur wenig Cocos an. Le 
Maire faget; man fände die letztern auf der ganzen Küfte nicht I). Devipäufigite Baum 
in allen Diefen Gegenden von Africa iſt der, welcher den Wein giebt. Daher wollen wir 
jego nur denfelben, und Die andern darnach befchreiben, 

Man kann aus allen Arten von Palmbaͤumen Wein erhalten: aber da einige, als det 
Dattel: und Cocosbaum auf andere Are nüglicher ſind: fo fehonet man ihrer, und zieht den 
Saft aus denen, welche Früchte von geringerer Wichtigkeit bringen. Von dem Dattels 
baume giebt es zwo oder drey Arten. Die erfte hat ftachlichte Blätter, die fih von der 
wahren Dattel nur dadurch unterfiheiden, daß fie Fleiner, und mit Dornichten fcharfen Spi- 
Gen bewaffnet find. Seine Bluͤthen find roth, und haben fünf Blätter, in Geftalt eines 
Sternes gefegt, in deren Mittel fich ein rundes Säulden erhebt, das fich in eine runde 
Frucht von der. Größe eines kleinen Eyes verwandelt, deren Haut lichtroth oder 
srangenfarben iſt. Das Fleiſch iſt weiß, faͤllt ins rothe, iſt feſt, riecht wie Violen, und 
ſchmecket bitter, wie Oliven. In einem Klumpen haͤngen, nachdem der Baum gut iſt, 
achtzig bis hundert Früchte oder Nüffe 2). Wenn folche reif find, welches man daran 
fieht, daß fich ihre Drangenfarbe in blaßgelb verwandelt: fo ſammelt man fie, bricht fie ge- 
linde auf, und feßet fie mit Waſſer in einem Gefäße ans Feuer. 

Wenn fiezu Fochen anfangen: fo rühret man fie plöglich mit einem flachen Stecken oder 
Spatel, das Fleifch von den Steinen abzufondern, da die feßtern zu Boden ſinken. Als— 
denn breitet man fie aus; und wenn fie kalt find, fo wird Daraus ein Wefen wie Butter, 
von einer blaffen Steifchfarbe zz), das wie Beilchen riecht 2), und befonders wenn es frifch 
ift, fo ſuͤße und wohlſchmeckend ift, als unfere befte feifche Butter, Dieß nennen fie Palm- 
öl, ob es wohl wegen der Dicke, des Geſchmacks, und da es bie Degern eben fo, wie wie 
Butter und Speck, gebrauchen, mit befferm Rechte Butter bieße. Sie fehmieren ſich auch 
damit, und machen ihre Gliedmaßen daducch gelenfe, Die Europäer finden es zu Bruͤhen 
eben fo gut, als feifche Butter oder Speed, wenn es frifch iſt; denn mic der Zeit wird es 
vänsiche und ungeſchmackt. Die Aerzte in Europa bedienen fich deffeiben, die Schmerzen 
des Podagra zu lindern, indem,fie die Gliedmaßen mit erwaͤrmtem Palmöle bähen. Man 
halt es für eine befondere Arzeney wider den Huſten und Schnupfen, wenn man es auswen⸗ 
dig mit Weingeifte vermengt auflegt. Die Steine diefer Frucht, welche die Negern 
Kiaveaux —* find hart, und enthalten einen wohlſchmeckenden Kern, den dieſe Leute 
ſehr lieben 2). ; 

! Der folgende Baum, aus dem fie Wein ziehen, ift die dritte Palmenart, Hondier ges 
nannt, der ordentlich hoch wächft, und am Stamme und Saube Stadyeln bat. Die Sta: 
cheln am Stamme find ordentlich über zwey und einen halben Zoll lang, und fehr ſtark. 
Die Natur hat fie fehr ordentlich um den Baum herumgefegt, als follte er gleichfam dadurch 

N hrs vor 
Auf den Kuͤſten unweit Cabo Verse glebt es Reiſe nach den Canarieninſeln, a. d. 65 S. 
viel Palmbäume. Die Herren der Dörfer befom: 2) Mit einem Steine, fo groß wie bey einer Pfir⸗ 
men Zoll davon. ine Arr gleicht dem Dattelbaue ſche. Brrbot,a.d. ur S. 

me, die andere iſt den franzöfiichen ähnlich, die dritte ze) Barbot, a. d. 1u2 S 

ift eine Art vom Katanier, aber den Palmen„berdie a) le Maire faget, dev Baum trüge eine Arc Hei 


Eros trägt, findet man nichts Slehe le Maires ner Cocos oder Nuͤſſe, woran fie das punifche * 
ziehen, 





von Capo Blanco bis Sierra Leona, VI Buch XV Cap. 287 


vor den Anfällen der Thiere und Menfchen verwahret werden. Das Laub iſt breit, einge- Natur⸗ 
ſchnitten, und wie bey einer Artiſchocke gezähntz es machet einen großen Buſch, der den geſchichte. 
Gipfel auf eine angenehme Art kroͤnet. —— re 

Im Heumonate, um den Anfang ber Regenzeit, [hießen drey runde Aeſte, etwan vier Bluͤthen. 
Fuß lang, hervor, die voll £leiner weißen Bluͤthen hoͤngen, deren Griffel ſich in eine runde 
Frucht, von der Figur und Geſtalt einer großen welſchen Muß, verwandeln. Die erſte Fruͤchte oder 
Schale der Frucht iſt eine grume Haut, von der Dicke einer Krone, gelinde und zart, Die: Nuß. 
fe bedecket eine dünne harte Nuß, die voll eines weißen ölichten Weſens iſt, das etwa die 
Feſtigkelt einer Pferdecaftanie bat, Die Kinder zerfchlagen diefe Nüffe mit Steinen, und 
eſſen fie begierig. > 

In den americanifchen Inſeln nennen fie diefen Baum den fruchtbaren Stachelpalmen, 

‚um ihn von einem andern unfruchtbaren Baume eben diefes Namens zu umterfcheiden, def- 
fen Holz zu Zimmerarbeit gut ift, Sie kochen aus dieſen Nuͤſſen ein Del, das man, weil Das Def. 
es noch frifch iſt, effen kann, aber das bald ftinfend wird, und nur zu Lampen taugt, Bar 
bat befehreibt, wie man diefes Del kalt heraus bringen follte, und meynt, alsdenn würde es 
fich viel befjer halten, 

Diefes ſcheint der vom Herrn Sinch befehriebene Palmetto zu feyn, aus dem man zu 
Sierra Leona Wein zieht, Mach des Verfaſſers Berichte ift diefer Baum gerade und 
hoch, die Rinde Fnoticht, das Holz gelinde, ohne Aeſte, als an dem Gipfel, wo es eher Rohr, 
als Hefte zu fenn ſcheint, weil alles inwendig voll Mark, und außen eine harte Rinde dar— 
um if, Das Laub ift lang und fehlanf, wie bey den Schwerörtilien oder Kalmus, Die Aefte 
find eine Elle, oder etwas darüber, lang, auf beyden Seiten mit ſcharfen und ſtarken Sta- 
cheln befegt, die wie Sauzähne hervorragen, aber länger find, Er trägt eine kleine Frucht, 
tie eine indianifche Ruß, fo groß, als eine Kaſtanie c), in einer harten Schale eingeſchloſſen, 
And mit Fäden auswendig umjogen; in ihr ift ein harter hornichter Kern, ohne Geſchmack. 
Die Einwohner effen fiegebraten, nennen fie Del, und Den Baum Tobel d), 

"Sie dritte Art von Weinpalmen, oder die vierte der Palmen, iſt der Cypreßpalm. 
Ihr Stamm und ihre Blätter find viel größer, als bey der Dattelpalmen e), aber gegen⸗ 
theils giebt fie feine Frucht, die zum Eſſen taugte. Sie trägt jährlich Blüthen, welche der 
Hriscen Art, oder den Stachelpalmen, ähnlic) find, Aus dieſen wird eine kleine länglichte 
Frucht, Die mit einer rothen Haut überzogen ift, und einen harten Stein einſchließt, in dem 
ein bitterer Kern ſtecket. Dieſe Nuß wird nie gegeſſen; fo, daß der Baum ohne Gebrauch 
waͤre, wo er nicht ben berühmten Saft hervorbrächte, der bey den Eingebohrnen den Ges 
Brauch und Namen des Weins hat. Die Palmbäume der beyden erften Arten würden 
eben diefen Saft geben, wenn die Einwohner fie nicht ſchonten, aus Furcht, die Frucht zu 
verderben, _ Der Wein von den Delpalmen iſt gut, aber der vom Dattelbaume beſſer, 
und diefer vom Cypreßpalmen übertrifft beyde, ind wird für den Malmſey von Africa 


Cypreßpalm. 


gehalten f). 


ziehen, welches wie Veilchen riecht, von Safranfarbe 
ift,und wie Sliven ſchmecket. Siehe deſſen Reife nad) 
Guinea, 4.8.65, 
5) Babat, Afr. Oceid.zte Band, a. d. 315%. f.©. 
2 Jobſon fager, einige Palmettobaͤume gäben 
viel Nepfel, wovon ſich das dandvolk naͤhtte, befonders 
von den jüngern Baumen. Siehe deſſen Goldhan⸗ 


Der 
del, auf der 131 Seite. 
d) Kinch, Beſchreibung von Sierra Leona, in 
Purchas Pilgrim, im ı Bande, a.d. 466 ©. 
e) Sie wachſen auf 60, 70 und 100 Fuß hoch), mit 
einer glatten Rinde; ©. Moores Neifen, a, d: 36 ©. 
F) Aabate Afr. Oceid, im zten Bande, auf der 
28 und folgenden Seite, 


Natur⸗ 
geſchichte. 


— 
Palmwein. 


Seine Wir⸗ 


kungen. 


Wie man ihn 


herauszieht. 


| vierzig Tage gelaufen bat, die gefchnittenen Aefte zu, und bedecken jie mit Erde, 


Zweyte Art. 


Keifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Der Palmmein ift ein Saft, der aus einem Einfehnitte, den man nahe am Gipfel des 
Baums macht, troͤpfelt. Er hat die Farbe, und ift eben fo dick wie Rohm. Gr wirft 
"Bläschen wie Champagnerwein und ift füge, twobey er den Geſchmack durch ein angeneh- 
mes firenges Weſen ruͤhret. Er nimmt den. Kopf fehr ein, und hat übele Wirkungen, wenn 
ihn Fremde trinken, Die nicht Daran getöhnt find g). Wenn er neu Derausgezogen ift, fo 
pflege er zu purgiren, it aber alsdenm fehr angenehm und füße. In einem Tage oder 
zweenen gaͤhrt er,und wird hart und ftarf, wie Rheinwein. Alsdenn trinfen ihn die San- 
destinder ohne Bedenken, weil er nicht fehr ungefund ift; denn er hält fich nicht über fechs 
und dreyßig Stunden, worauf er fauer wird, und nach und nad) ſich in wenig Tagen in 
Eßig verwandelt. Ein anderer Schriftfteller berichtet, er fey gut, wenn man ihn zwo oder 
drey Stunden nad) feiner Gährung trinkt, und je älter er werde, deſto mehr fteige er in den 
Kopf. Er treibt den Urin fehr ftarf,und dieß ift vermuthlich die Urfache, warum fehr we: 
nig Megern mit Grieß und Steine beſchwert find. Oft gaͤhrt er fo heftig, daß er die Ge⸗ 
faͤße zerfprengt, wenn ihm nicht Luft gemacht wird. Mach einiger Berichte ift der Palm: 
wein angenehmer, wenn man ihn friſch vom Baume trinkt, und übertrifft unfern Mech 
weit. Die Negern verfälfchen ihn bisweilen mic Wafler. Sie berichten, er errege Entzuͤn⸗ 
dung und Schwulft im männlichen Gliede, wenn man ihn zu Häufig trinke, und-man hat be: 
merfet, daß die Schwarzen oft mit großen Beulen unweit des Hodenbeutels geplagt find 5). 

Nach Tobfons Berichte wird der Palmmein fo hoch gefchäst, daß man ihn nur für 
Vornehme aufbehält. Am Geſchmacke, Suͤßigkeit und Farbe ift er von dem weißen Weine 
mofte nicht zu unterfcheiden; er wird aber innerhalb eines Tages fauer. 

Es giebt verfchiedene Arten diefes Weins, die eben fo eine verſchiedene Gilbe haben, 
als unfere weißen Weine, und von den Einwohnern, nad) Denen ‘Bäumen, von denen fie herz 
fommen, mit verfchiedenen Namen, als Sabbeges, Bangee, u. f. f. belegt werden 5). 

Man zieht den Wein auf verfchiedene Art heraus. _ Insgemein wird der Aft etliche 
Zoll von dem Drte, wo er herausgewachſen, abgefchniften, und an den zurück gebliebenen 
Stumpf eine Kürbisflafche oder ein thönerner Topf gehangen, den man an dem Baume 
befeftiget, Hängen läßt; dadurch läuft der Saft hinein. Man fehneidet felten mehr als 
ziveene Aefte auf einmal ab, um den Baum nicht zu fehr zu ſchwaͤchen. Aus eben diefer 
Urfache Binden die Negern, nachdem ein Baum an verfchiedenen Schnitten dreyßig bis 
damit fich 


283 


der Baum wieder erhole k). 

' Die andere Art ift, daß man einen Einſchnitt am Gipfel des Baums etwas unter den 
Aeſten macht, und darein eine Röhre ſtecket 7), wodurch der Saft in ein daran gehängtes 
Gefäße läuft. Es feheint feltfam, dag von den Palmen fo ein füßer und milder Saft 
rinnt, da die Frucht ganz anders ift m), ? 

Jobſon bemerket, daß zu feiner Zeit ganze Palmenmwälder längft der Gambra ge- 
wefen, und man den Wein herauszuziehen, in den Stamm verfchiedene Löcher gefchnitten, 


in 
£) Woore in feiner Neife a. d. 38 ©. faget ) Siehe Jobfons Goldhandel, auf. der 131 


eben das, aber Barbots Belchreibung von Guss 
nea a. d. 204 &. das Gegentheil, daß feine 
Dünfte bald fortgiengen, und weder Kopfichmer: 
zen noch Unordnung zurück liefen. 

*) Kabat Band a, d.33 ©. und Moores 
Keifen a, d. 38 ©. £ 


Seite, 

*) Suͤdwaͤrts der Linie find fie nicht To haus⸗ 
wirthlich, fondern erihöpfen den Baum auf ein 
mal, und verbrennen ihn alsdenn oder hauenihnab. 
©. Barbots Veſchreibung von Guinea auf der 
203 Seite. 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XV Cap. 285 


in welche man eine ſchief zugefehnittene Röhre ftecket, Damit ſolche dejto genauer hineingehe, Fratues 
Dadurch läuft der Saft in Kürbirfe, die man gelinde darunter auf den Boden gelegt, nud geſchichte. 
in vier und zwanzig Stunden wegnimmt n), Er meynet, das Öefäße werde in vier und 
zwanzig Stunden voll. Labat faget, wenn der Baum jung iſt, fo würde ein abgeſchnit⸗ 
tener Aſt in dieſer Zeit zweene Pinte, und nach des le Maire Berichte drey geben. 
Die Negern gebrauchen feine Leitern, die Palmbäume hinauf zu kommen; fie mögen 
Früchte oder Wein haben wollen, Start diefes bedienen fie ſich eines Gürtels 0) von 
Baummwollenfaden oder Palmblättern, die getrocknet und zufammengewunden find. Diefes 
Band muß groß genug feyn, daß es rings um den Baum und um die Perfon, die hinauf: 
klettern will, herumgeht, und noch anderthalb Fuß Plag übrig laͤßt. An einem Ende ift 
ein Schlitz und an dem andern ein kleiner Stod, Damit hängen fie fich an den Daum, 
fegen den Fuß gegen den Stamm, und laufen fo mit erftaunlicher Geſchwindigkeit hinauf p). 
Alle Schriftſteller ſind eins, daß die Schwarzen mit einer erſtaunlichen Geſchwindig⸗ 
keit die Baͤume hinaufklettern, in Betrachtung daß dieſelben ſo hoch und ohne Aeſte ſind, 
und daß man die Einſchnitte an zweyen oder dreyen Orten kurz unter dem Buſche von Aeſten 
machen muß. Sie koͤnnen ihren Baſtguͤrtel nach Gefallen binden und aufmachen, und 
es ſcheint, als ob ſie darinnen faßen, weil er ihnen um die Schenkel geht, und fie fo feft hält, 
als ob fie auf dem Grunde fügen, So flettern fie hinauf, bis fie den Gipfel erreichen, wo 
fie ihre Einfchnitte machen, und ihre Kürbisflafchen zu Faſſung des Safts anhaͤngen. Es 
iſt faſt furchtbar, wenn man ſieht, wie fie fo hinaufklettern, und von fo was ſchwachem ge- 
halten werden g). Here Moore erjzaͤhlet, fie kletterten ſehr ſchnell hinauf, bisweilen aber 
verfähen fie es, und fielen ſich zu tode 7). 


Der II Abſchnitt. 


Bäume und Früchte, 
Deſſen Blätter oder Käfebaum. Deſſen Holz und Rinde. Bluͤthe 


Wie ſie den 
Baum hin⸗ 
auf klettern. 


Der Siboabaum. Der Latanier. 


und Fruͤchte. Baumwollenbaum. Deſſen Blaͤt⸗ 
ter und Früchte. Indigo. Toback. Heuſchrecken⸗ 
baum. Kürbisbaum, Deffen Frucht. Wie men 
die Schalen zurichtet. Gebrauch der Blätter ımd 
des Saamens, Tamarindenbaum. Deffen Blät: 
ter und Bluͤthen. Die Frucht. Was die Tama- 
tinden find. Kahowarbaum. Affenbaum. Bifcha- 
loe. Tabafomba. Dorubaum. Ebenholzbaum, 
Pas de Sangre. Kubavi oder Serayba. Deffen 
Slůthen und Früchte. Steine und Kerne, Polon 


und Frucht. Ghelolabaum. Würzbaum. Seifen: 
baum. Miſchery. Hanfbaum. Wilde Feige, Gua⸗ 
va. Deffen Bluͤthen und Früchte, Drange und 
Limonienbaum. Lime. Citrone. Wilde Kirſche. 
Empfindlicher Baum. Weihrauchbaum. Manz 
dananza. Biſſybaum. Kaeybaum. Billagoh. 


Boſſy. Bondabaum. Mille: Burro. Mamo: 


baum. Hoquella. Domboch. Kolach. Duybaum. 
Naukony. Dongah. Bondou. Jaajah oder Man⸗ 
grove. Kakatoufrucht. Naniples, Arzneynuͤſſe. 


Zumiht nad) dem Palmen müffen wir den Siboabaum r) fegen, weil er jenen ähnlich Slboab 
aum. 


iſt, und hoch waͤchſt. Unweit der Gambra ift er fehr gemein. Die Einwohner brau- 
hen das Saub, ihre Häufer zu bedecken, und ziehen einen Wein daraus, der dem Palmmeine, 
nicht 
‚ D)_ Moore ſaget a.d.38 ©. die Röhren waren ©) &e Maire in feiner Reife a. d. 65 S. und 
von Blaͤttern gemacht, und heift fie Gefäße. Moore in feiner Reife a. d. 38 ©. fagen, es fey 
m) Cabat Afrique Occidentale HI Band auf wie ein Neifen von Baumrinde gemacht, 
der 33 u. f. S. pP) Cabat III Band a. d. 36 ©. 
») Jobſons Goldhandel a.d.13ı S. Nach ſei⸗ 4) Le Maire a.d 66 S. 
nem Berichte müffen die Schnitte gegen den Gips Moore an oben angeführten Orte, 
fel des Baums gemacht werden, s) Moore lift Ciboa. 


Allgem. Reiſebeſchr. IT Band, So 


Natur⸗ 
geſchichte. 
UL 


Latinier. 


Blaͤtter und 
Frucht. 


290 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte vom Arien, 0 


nicht unaͤhnlich ſchmecket, aber nicht fo ſuͤße iſt. Der Stamm, ſo lange er noch jung if, 


bat wie die Palmen viel Saft, im Alter aber: wird er ſehr trocken x), 

Man kann unter die Palmbäume eine Art zählen, die an der Sanaga fehr häufig 
wählt, und von den Sranzofen, mit einem Namen, den fie in den americanifchen- Inſeln 
bat, Latinier genennt wird, Er waͤchſt fehr hoch und gerade, und ift bis an den Gipfel 
von einer Dicke. Man hat einige hundert Fuß hoch gefunden, Seinen Gipfel umgiebt 
eine natürliche rauhe und unebene Bedeckung, aus welcher dreyßig, vierzig, bis-fechzig Äeſte 
herausgehen. ‚Alle find gerade, grün und glatt, ohne Knoten, und biegfam, Ihr Beftand- 
weſen hält das Mittel zwifchen einem noch grünen, und einem ftarfen ausgewachſenen Rohre, 
Diefe Aeſte find von drey bis vier Fuß lang, und in. der Mitte hohl. Sie laffen fich, wie 
rothe Waflerweiden, leicht in Splitter, von was für Größe man will, fpalten, die man auf 
verfchiedene Art färben fan. An ihrem Ende ift ein faltigtes Blatt etwa ein Fuß lang, 
welches bey der Eröffnung einen natürlichen und geſchickten Fächer von etwa zweene Fuß 
Breite abgiebt. Sie brauchen diefe Aeſte und ihre Endftücken zu verfchiedenen Abftchten, als 
grobe und feine Schleifen, befonders aber Körbe daraus zu machen, die man in den franzöfiz 
ſchen Inſeln Caribenkoͤrbe nennt, weil die Sranzofen ihren Gebrauch, und ihre Verferti⸗ 
gung von diefen Wilden gelernt haben. md ne 

Die Blätter von diefen Bäumen find fehr bequem, und Eönnten zu allerley gebraucht 
werden, wenn Die Megern das Geſchicke hätten, fie glatt und biegfam zu machen. Gleich 
unter dem Orte, wo die Blätter herauswachfen, koͤmmt jährlich eine runde Frucht von erwa 
ſechs bis fieben Zoll im Umfreife hervor, die mit einer rorben Haut, fo die und feſt wie 
Leder, bedeckt ift. Darinnen liegt ein großer, rauher, ungleicher Stein, und in folchem ein bie: 
terer, unbrauchbarer Kern, Das Fleifch it ſchwammicht, voll gelber Streifen oder Fa- 
fern, und ſchmecket roh, ſcharf und zufammenziehend; im Afche geröfter aber, etwas angeneh- 
mer wie eine Quitte. Es pubgiet, und vernfacher'ber ſolchen, die nicht daran gewöhnt 
find, einen Durchfall 2). DieNegern am grünen Borgebirge ziehen aus dieſem Baume;einen 
fühlenden Saft, wie flar Waffer, eben auf die Art wie beym Palmweine x). 


Baumwollen⸗ Der folgende nügliche Baum, welcher bier wild, befonders an der Sanaga Y), und 


Baum, 


inden höhern Ländereyen, die der Ueberſchwemmung nicht unterworfen find, in großer Men- 
ge waͤchſt, ift der Baummollenbaum. Man kann ihn weit beffer unter die Sträucher 
zählen; denn ob fie hier gleich größer als in America 2) wachfen, fo-fommen fie doc; 
kaum an die Größe eines Abricofenbaums. Ihre Wolle iſt auch nicht fo fein, ind die 
Negern geben fich Feine Mühe, fie zu pfropfen, oder guf zu ziehen 2), 

Die Rinde des Baummollenbaumes ift wenigftens, wenn dee Baum noch jung ift, 
glatt, geaulicht, dünne, und liegt genau an. Das Holz ift weiß, gelinde und locker, weil 
es jung iſt; mit der Zeit aber wird es hart und brüchig, und dag Innere hohl. - Die Aeſte 
find ordentlich gerade, und voll Blätter, Die gelinde, wollicht, und wie beym Weinftocke 
in fünf Einſchnitte gerheilt, aber Fleiner find, Sie figen auf rauchen und langen Gtengeln. 


An 

2) Moore an oben angeführten Orte, bra ihr Land rings um die Städte zur Baumwolle zu⸗ 
») Cabat Afxique Oceidentale II Band auf richten, und daraus ihre Kleidung machen. Siehe 
drauf. deffen Reife a. d. 76 ©, 
*) Ebendaf, IV Band a. di 159 u. f. S. 2) Moore bemerket, daß ſie an der Gambra ſehr 


3) Moore bemerket, daß die Negern an der Gam⸗ groß wachſen. Zu Segta iſt einer von dreyßig El 


ER 








{ 2*2* 9 —⏑2— ana 
von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch XV Ep, Wi 

An dem Orte, wo dieſe aus dem Aſte herausgehen, und ſelten aus den Aeſten, Eommen Ratur⸗ 
die Bluͤthen vor. Sie beſtehen aus fünf Blättern, wie an einer Tulpe, die in die Höhe Seſchichte 
gerichtet find; den Kelch tragen fünf kleine harte und ftachlichte Blätter. Diefe Bluͤthen Däre 
find dünne, blafgelb, mit einem rothen Streifen eingefaßt, und inwendig mit etlichen Purpur- 
flecken bezeichnet. Sie enthalten verſchiedene freye rothe Fädchen (Stamina), die einen grü- 
nen Griffel umgeben, ber twie das Obertheil eines Nagels ausfieht. Diefer verwandelt 
ſich in einen eyförmigen Knopf, der etwas fpigig zugeht. Anfänglich ift er grün; aber 
wenn er veift, ſo wird er braun und fhwarz, und hat alsdenn die Geſtalt eines Eleinen 
Huͤhnereyes. 

Dieſe Frucht reift nad) Beſchaffenheit des Landes und des Baumes, in vier ober fünf Frucht. 

Monaten, da fie aufſchwillt, und die Schale mit einem ſchwachen Knafle zerſprengt. Sie 
wuͤrde beym Herausfahren verlohren gehen, wenn nicht die Einwohner auf dieſe Zeit Acht 
härten, indem fie daran, daß das Ende der Schale ſchwarz iſt, ihre baldige Relfe fehen, 
Jede Schale enthält fechs bis fieben Saamen von der Größe einer gemeinen Erbfe, deren 
Dberflächen eckicht und ungleich find, daher die Baumwolle nach Beſchaffenheit der Saa⸗ 
men mehr oder weniger anhaͤngt 5), Wenn dieſe Saamen geſteckt werden: fo bringen fie 
neue Bäume hervor, Die gemeiniglich in zwölf bis vierzehn Monaten tragen, 

In America haben fie Mafıhinen, Baumwollemühlen genannt, die Daummolle von dem 
Saamen abzufondern: aber die africanifchen Schwarzen thun alles mit der Hand. Die 
Arbeit gehöret für die Weiber, und fie fpinnen folche mit einer Spindel ohne Nad c), 

Der Indigo wächft in verſchiedenen Gegenden dieſes Landes wild, und die Schwar- Indige. 
zen pflegen ihre Pagnes oder baumwollene Kleider damit zu färben, die Davon eine glän 
gende lebhafte Farbe erhalten, aber er wird noch nicht wie in America gebaut_d)... Darz 
bot berichtet, ev wachte auf einem Bufche, der (wie wir vermuthen von den Portugiefen ), 

Tinto genannt wird, und drey Fuß hoch iſt e). Fe 

Die Eylande inder Sanaga, und die anliegenden Gegenden bringen viel und trofflichen 
Tobad vor, den man fehr verbeffern Fonute, wern die Schwarzen damit umzugehen müßten, _, 
und ſich die gehörige Mühe geben wollten f). : 

Herr Moore bemerfer, daß fie an der Bambra Tobaf an ihre Häufer pflanzen, und Toback, 
ihn fobald ſaͤen, als fie ihe Korn abgefihnitten haben. Der, welcher unweit des Fiuſſes 
wächft, ift ſehr ftarf, aber etwas weiter davon wird er ſchwaͤcher £). 

An der Sanaga wählt der Sanarabaum. Derfelbe lieber einen feuchten Boden. Sanara- 
Ansgemein hat er die Höhe und Dicke eines ftarfen Birnbaums. _ Seine Blätter find baum. 
dem Deander ähnlich. Er trägt Fleine weiße Blumen, deren jede aus fünf artigen Blaͤt— 
tern befteht, Die einen Kelch oder Becher machen, deſſen Ende fleifchfarben ift, und einen 
Buſch Fleiner Fädchen enthält, die einen Griffel mit einen runden fleifchfarbenen Kopfe 
umgeben, der in eine Fleine Schale verwandelt wird, die mit harten, ſchwarzen, runden, 
und glänzenden Saamen erfuͤllt iſt. Die Bluͤthe riecht gut, " Die Rinde des Baums ift 

Do 2 grau, 
fen im Umkreiſe, wenn man die Aeſte, bienus dem b) Cabat dritter Band 264 u. f. ©. 
Stamme treiben, mit dazu rechnet; denn fonft hat e) Ebendaf. a. d. 267 ©. 
er nicht die Haͤlfte. Moore a. d. 55 S. d) Barbot a. d.32 ©. 

a) Aabat zweyter Band a. d. 188©. Dritter ' e) Aabar an oben angeführten Orte, 
Band a. d. 262 und 264 ©, PM Moore a. d. zum 76 ©, 


zo2 ¶ Reifen langſt der weſtlichen Kuͤſte von Afriec 


VYatur⸗ grau, duͤnn und los. Das Herz iſt braun, das Holz hart, und ſehr gut zu Brettern für 
gefebichte. die Schiffe, weil es im Waffer * haͤrter wird. Die Schwarzen * * nicht gern faͤl⸗ 
len, weil die Bienen vornehmlich in dieſen Bäumen bauen, und fie daher das Wachs und 

N Honig. erhalten, wovon fie große Liebhaber find g). * 

Heuſchrecken⸗Jobſon fand an der Gambra den Heuſchreckenbaum, der lange Schoten traubenweife 

baum. trägt, die im, Anfange des Mayes reifen. Die Leute effen-folche, und befonders liebet fie das 
junge Volk ſehr. Die Bäume find ftark und hoch; und da die Bienen häufig Hineinbauen: 
fo bemerket unfer Berfaffer, daß ein anderer Johannes der Täufer ſich bier leicht mie Heu⸗ 
ſchrecken und wilden Honige färtigen Eönnte 2). 

Kuͤrbisbaum. . Den Kürbis- oder Calabaſch⸗Baum trifft man an den weftlichen Küften von Africa 

an, Nach dem Labat halten ihn die Schwarzen fehr hoch, und dieß mit Rechte, da er 

ihnen alle ihre Gefäße hervorbringt. Drdentlich Haben fie drey bis vier Zuß im Umkreiſe. 

Die Rinde ift, fo lange fie noch jung ift, grau und gelinde, wird aber mic dem Alter der Bäus 

me voller Riſſe. Das Holz ift eher feft, als hart. Mit Abfenken koͤmmt er beffer fort, als 

vom Saamen. Er läßt ſich leiche verpflanzen. Die Aeſte find lang, dick und eben. Die 
zahlreichen Blätter find über vier bis fünf Zoll lang, und am Stengel enge ‚ gegen das an 
dere Ende aber werden fie breiter und runder, wie ein Spaten #).. Sie find dick und dun- 
kelgruͤn. Sie hängen faft in gleichen Weiten an den Aeſten. Die Blürhen find bläuficht, 
und der wilden Roſe, wenn felbige kaum aufgeblübe ift, ähnlich. Sie wachfen aus dem 

Stamme, und wo die Aeſte ſich anfegen, heraus. Die Natur hat folches weistich fo ein⸗ 

gerichtet, weil die Früchte fo groß find, daß Die Aeſte ſolche nicht würden tragen koͤnnen. 

Die Frucht. Die Kuͤrbiſſe oder Calabaſchen wachfen in verfchiedener Größe und Geftalt. Die. 
Rinde iſt nicht dicker, als eine halbe Krone, aber fehr feſt. Das Hol; ift glatt, und laͤßt 
ſich gut poliven, Der Baum träge das Jahr zweymal Bluͤthen und Früchte, oder er ift viel- 
mehr mit beyden beftändig bedeckt. Wenn der Stiel verwelkt und ſchwarz wird: fo find 
die Kürbiffe reif, da fie denn abgenommen werden, damit fie nicht herabfallen, und zerbrechen, 

Wie bie Die Schwarzen verfertigen aus den Schalen diefer Frucht allerley Hausrarh. Einige 
Schalen zu= davon Fönnen drey Ballonen k) Waſſer in fich halten. Sie machen eine Oeffnung von . 
gerichtet  gehöriger Groͤße unmeit des Endes, darein fie warn Waſſer gießen‘, um das Fleiſch darin- 
werden. nem eher zu erweichen und aufzuföfen. Nachgehends nehmen fie es mit einem Stode her⸗ 
aus, und reinigen die Schale wohl mit Wafler und Sande, um die Faſern des Zleifches, 
welche noch darinnen geblieben, völlig abzuſcheuren. Wenn fie alfo ausgehölt und getrocknei 
find: fo hält ſich alles vollfommen darinnen, ohne einen übeln Geſchmack zu befommen. 
Wenn fie den Calabafch oder Kürbis in zwey Stücken zu Bechern zerſchneiden wollen: 
fo binden fie da, wo es gefchehen foll, eine Schnur Hart darum, und zwingen folche durch, 
Weil die Schale, wenn fie kaum vom Baume gekommen, weich ift: fo laͤßt fie fich leicht 
heilen. Nach der Eröffnung reinigen fie ſolche, poliven das innere mit Mufchelfchate, 
und frocfnen fie zum Gebrauche, 
Bebrauch der Die Schwarzen quetſchen die Kürbisblätter, und hun fie unter ihre Ruskus ‚ felbige 
Blätter, ihren Gedanken nach ſchmackhafter zu machen. Diefes Mengfel nennen fie Calo. Die 
Saam⸗ 
) Cabats abendlaͤndiſches Africa II Band ) Jobſon iſt unſtreitig von Calabaſchen zu 
a. d. 315 ©, verſtehen, wenn er faget, fie hätten hier Gurken 
5) Jobſons Goldhandel a. d. 132 ©. von allerley Größe, von der Größe eines Eyes bis 
3) Oder vielmehr wie Racketten zum Ballſchlagen. zur 


/ 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XV Cap, 293 


Saamkerne eſſen fie geröfter, oder weichen fie ins Wafler, woraus ein feharfer Fühlender Lratum 
Trank wird, Das Fleifc) legen fie, wenn fie fic verbrannt haben, auf, und nehmen alle Seſchichte 
fechs Stunden friſches. Sie brauchen e8 auc) mit gutem Fortgange bey Kopffehmergen, und der 
Colik und Zerquerfchungen, in welchem legtern Falle fie den Saft einnehmen 2), Saamkerne. 

Der Tamarindenbaum waͤchſt durch alle weſtliche Theile von Africa, Auf der Tamarin⸗ 
Suͤdſeite der Sanaga findet man einige von auferordentlicher Größe, Gemöhnlicher Weife deubaum. 
hat er die Höhe und Öeftalt eines welfchen Nußbaumes, nur daß er bufchichter ift, Die 
ftarfe und ſehr zäferichte Wurzel eheilet ſich in viele Fleinere. Der Stamm ift allezeit ge- 
vade, und oft drey Zuß queerdurch breit. Die Rinde ift dick, braun, und voll Riffe und 
Knoten. Das Hol; iſt dunkel, hart, und von grobem Korne, Die großen Aeſte breiten 
ſich ordentlich auf alle Seiten aus, und theilen ſich in Eleinere Aeſte, aus denen noch, Eleinere 
herausfchießen, die mic einer feinen glatten grünlichebraunen Rinde überzogen find. Diefe 
find voller Blätter, welche wegen des Schattens und der Kühle, die fie geben, die Schön- 
heit diefes Baums ausmachen. Man Eann jedes Blatt als einen Eleinen Aft anfehen, der 
vier bis fünf Zoll lang ift, und aus dem zehn bis zwölf Paar Eleinere lange und fehmale Blaͤt⸗ 
ter herausfchießen, die am Ende ſtumpf, und. gegen den Stiel zu rund find. Sie find bes 
wundernswuͤrdig Flein, hellgruͤn, gegen die Enden wollicht, und in der Mitten mit einer 
Eleinen Faſer getheilt, die andere noch Eleinere abgiebt, Diefe Blätter öffnen fich den Tag 
über, und fehließen fich des Nachts wieder zu. 

Die Bluͤthen wachfen in Büfcheln, fünf bis fechs Zoll lang, darinnen aber nur neun Bluͤthen. 
bis zehn Blumen enthalten find, weil fie entferne voneinander ftehen. Dieſe Büfchel erhe- 
ben fich aus den Seiten und den Enden der Aeſte. Sie find ohne Geruch, ftehen auf ei- 
nem furzen Stengel, und haben nur drey rofenfarbene Blätter mit dunkelrothen Adern. 

Sie find etwa fechs Linien lang, und viere breit. Der Griffel der Blume ift fiharf, Frucht. 
wenn die Rnofpe hervorkoͤmmt, nach und nach aber verlängert er fi, wird krumm, und 
wächft wie eine Gartenbohne, etwa vier Zoll lang, und zwey Zoll breit. Er ift nicht ges 
vade, fondern etwas wellenförmig ausgefehweift, und befteht aus zwo Schalen, die ineinan⸗ 
der ſtecken. Die äußere ift plump, und ungefähr ein Zmoölfcheil eines Zolls did. Die in⸗ 
nere ift wie Pergament, Zwiſchen beyden ftecfet ein marfichtes, dunfelbraunes, zaͤhes 
Fleiſch, das einen fcharfen Geſchmack hat, und’fehr Fühler. In felbigem befinden ſich drey 
bis vier harte Saamferne, die flach, etwa vier bis fünf Zwoͤlftheile eines Zolls lang , dick, 
und von mancherlen Geftalt find. Ihre Oberfläche ift fehr glatt, und von einem glaͤnzen⸗ 
den Roth, das ins Braͤunlichte fällt. Jeder davon befteht aus zweyen Theilen, die fich leicht 
von einander abfondern, wenn man fie im Waſſer weicher, und die das Saampflänzchen des 
Baums, etwa einen Zoll lang, entdecken, 

Das Fleiſch und den Saamen, wenn es von den äußern Schaalen abgefondert, und zu eini- Was die 
ger Dicke gebracht ift, bringe man nad) Europa, und braucht es in der Arzneykunſt als eine Tamarins 
Küpkung. In Africa machen die Negern ein Getraͤnk daraus, wenn fie esmit Zucker, Honig den find. 
und Waffer vermengen. Sie heben es aud) als eine Confitur auf, zur Kühlung, und den 
Durft zu ftillen; und die gefaueten Blätter haben * dieſe Wirkung m), * 

"203 er 


zur Größe eines Scheffels, die ihnen zu allem Hauke 7) Labat im II Bande a. d. 17 u.f. ©. 
lichen Gebrauche dienen. Er feer hinzu, fie hät: 1m) Labats abendlaͤndiſches Africa im I1I Bande 
ten auch Melonen, wie in England. " Siehe feinen a. d. 322 u. f. ©. 

Goldhandel a. d. 130 ©. 


294 ‚Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, D nu 


Natur⸗ Der Kahowerbaum iſt eine Art von Pflaumen, der dem Kirſchbaume ähnlich) 


Seſchichte. ausſieht m), 
Afemanm Der Affenbaum iſt groß, und waͤchſt in den Waͤldern und an den Ufern der Fluͤſſe. 
Auf dieſen Bäumen bauen die kleinen Rubulos-⸗Voͤgel ihre Neſter 0). 
Biſchaloe⸗ Der Biſchaloebaum iſt uͤberhaupt hart, und gut zum Bauen. Er waͤchſt gerade, 
daum. und giebt viel Schatten, Man finder ihn am Ufer der Gambra. Bisweilen ift er auf) 


dreyßig Fuß hoch, und har alsdann zehn bis zwölf Buß im Umkreiſe. Die Negern halten! 


unter dieſen Bäumen Zufammenfünfte und Tänze p). 


Tabakemba⸗ Der Tabakombabaum traͤgt eine Frucht, die faſt wie die Bonchretienbirne aus⸗ 

kaum, ſieht; die Rinde aber gleicht den Granatäpfeln. Wenn fie reif iſt, fo öffnet fie fich ſelbſt, 
und enthält vier bis fünf kleine Früchte, von vörblicher Farbe, mit grsßen Steinen. Sie 
bat Feinen beſondern Geſchmack ). Barbot ſaget, die Frucht ſey von der Groͤße eines 
Taubeneyes, von unangenehmem Geſchmacke, und ſehr hitzig ° 

Dorubaum. Man findet an der Sanaga eine Art von Dornbäumen, die fo groß find ‚als die 


— 


Aepfelbaume in Europa. Das Holz iſt hart, roth und ſchwer, und die Schwarzen brau⸗ 


chen es zu Staͤmpfeln, ihren Reiß und Maiz damit zu flogen r), 


Ebenhole ¶ Unweit des Sees Rayor ift ein Ebenholzivald, der das feinfte ſchwarze Ebenpolz giebt. 


Baum. Man findet auch welches zu Donay, und an andern Plaͤtzen an der Sanaga ») 
Pao deSan⸗ Bey Fatatenda waͤchſt der Pao de Sangre⸗Baum, der das Dragongummi giebt. 


* 


grebaum. Die Einwohner nennen ihn Romo. - Er wird nicht ſtark, nach Boch , und daher befümme ' 


ö man nicht leicht aus einem. ein Brett über-vierzehn bis fechzehn Zoll breit. Wenn er nur‘ 


erft gehauen iſt, fo riecht er angenehm. Es ift ein fehr hartes Holz, von fhönem Korne, - 


das ſich fein poliven läßt, und zum Yuslegen ſehr dienlich ift. Mon faget auch, die Wür- 
mer [Dugrarbugs] kaͤmen nicht darein. Die Einwohner machen das Balafen, ein mu⸗ 
ſikaliſches Inſtrument, daraus. Der Baum lieber einen trockenen felfichten Boden, und 
Die Gipfel von Hügeln 7), 

Kurbari⸗ Der Kurbaribaum waͤchſt haͤufig an der Gambra und in den anliegenden Laͤndern. 

baum. Er iſt groß, und breitet ſich aus; man brauchet ihn zu vielen Dingen in America, aber die 
Negern machen ſich nichts daraus, weil ſie nicht viel nach Hausrathe fragen. Man kann 
das zarte. Holz zunächft unter der Rinde von dem mittlern feften Holze fat gar nicht unter» 
ſcheiden, weil beydes von einer dunkelrothen unreinen Farbe iſt. Die Blätter find klein, 
laͤnglicht, hart und brüchig,, dunfelgrün, und wachfen allezeit paarweiſe an einem Stengel, 
Die Rinde iſt weiß, dünne, und geht leicht ab. Das Hol; ift ſehr hart und dicht, ob.es 
gleich mit einem ferten bitten öhlichten Safte durchfeuchtet iſt. Es wächft, wie afles harte 
Zimmerholz, fehr langſam. Der Stamm ift gemeiniglich gerade und rund, Man finder 
ihn ander Gambra oft von drey Fuß dick, und vierzig Fuß hoch. Er hat viele Hefte vol⸗ 


ler Blätter, bie einen ſehr angenehmen Schatten geben. Die Fafern find lang, fein, und. 


artig durcheinander gewebt; dem unerachtet laͤßt ſich das Holz gut arbeiten, weil eg wenig 
Knoten bat, und nicht leicht ſpaltet. a Te 

* Er 
8) Barbots Beſchr. von Guinea auf der a2 S. g) Ebendaſelbſt a: d. 68 ©, 
9 Ehendafelbft a, d. 32 u. 133 ©. * Barbot aufder 32 &, 
pP) Moores Neiftn a. d. 38 u. 259 S. 1) Kabat im I Bande a. d. 266 Sñ. 





von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch XV Cap. 295 

Er trägt gelbe und große fünfblätterichte Bluͤthen in Geſtalt eines Kelchs, in dem ver- ratur: 
ſchiedene Fadchen und ein rother Griffel enthalten find. Sie find weder ſchoͤn noch wohl⸗ Eeſchichte 
riechend. Auf ſie folgen eyrunde Fruͤchte, von fünf zu ſieben Zoll lang, und von drey zu. Blüchen und 
‚vier Zoll breit, und einen halben Zell Dicke, von dunkelrother Farbe, Ihre Haut ift hart, Fruͤchte. 
bruͤchig und rauh, koͤrnicht wie Chagrin, fleckicht, und von der Dicke einer halben Krone. 

Sie enthalten ein Weſen, wie zarter Teig, das trocken iſt, und ſich zerreiben laͤßt, eine Oran⸗ 
genfarbe und einen Wuͤr ʒgeruch hat, auch ſehr nahrhaft iſt. 

Jede Frucht hat drey bis vier Steine, von der Groͤße und Geſtalt gemeiner Mandeln, Steine und 
Hart und dunfeleoth, darinnen ein weißer Kern Kegt, der einen Geſchmack wie eine Haſel- Körner. 
mug mit erwas Schärfe Hat. Die Negerfinder find große Liebhaber davon. Die Euro- 
päer, welche diefe Frucht gefofter, ſagen, fie fihmecke wie Ingwerbrodt, dem fie auch der 
Farbe nach) ähnlich fieht. Aus der Rinde machen fie Tobacksbuͤchſen, Puderbüchfen und 
dergleichen. Der Baum giebt Stücken Elares hartes und durchfichtiges Gummi, das fich 
nicht leicht auflöfet, und beym Verbrennen einen würzhaften Öeruch,faft wie Weihrauch, giebt. ' 


Piſo, in feiner Naturgeſchichte von Braſilien, befchreibt diefen Baum unter dem Nas N 
men Tersibe, und faget, die Portugiefen nahmen diefes Gummi für Bummi Anima. 
Er preift den Geruch davon, als vortrefflich bey Kopfichmerzen, und bey Nervenkrankhei⸗— 
sen empfiehlet er ein Pflafter von demfelben v). E 
Der Polon ⸗ oder Käfebaum wächft hier an verfehiedenen Orten, befonders unweit des. Wolon- oder 
gun Kachao, und der Inſel Biſſao, wo fie ihn zur Zierrath an die Häufer pflanzen. Kaͤſebaum. 
s ift ein großer ſtarker Baum. Wenn man ihn nicht gipfele, fo fehießt er fehr hoch; denn 
einige fteigen bis zu dreyßig Fuß. Wenn diefer Daum jung iſt: fo hat er eine grüne Rinde, 
etwan ſechs bis fieben Zwölftheile eines Zolls Dick, welche aber mit dem Alter des Baums 
brauner und dicker wird, Die Blätter find fang, und der Laͤnge nach, wie beym Klee, in 
drey Theile getheilt. Wenn fie jung find, fo find fie zart, dünh und heligrün ; mit dem 
Alter aber werden fie dunfler, und fallen ab, da ihnen denn frifche nachfolgen; fo daß in 
vier bis fünf Tagen der Baum neu befleidet ift. Wenn fie wollen, daß er fich ausbreiten 
ſoll: fo fehligen fie die Rinde fenfrecht, und geben dem Baume Plag, ſich zu erweitern x), 
Die Rinde ift voll gerader, Furzer, runder Stacheln, etwan anderthalb Zolllang, und Rinde und 
am Boden eben fo breit, aber fpigig zulaufend. Sie hängen nur an der Rinde, und fo Foli- 
feicht, daß ſie bey der geringſten Beruͤhrung abfallen, und ein weißlichtes Merkmaal zuruͤck⸗ 
laſſen. Das Hol iſt zart und weiß, aber voller Adern, derentwegen es ſchwer zu fehneiden 
wird, befonders wenn es alt ift. Es ift biegfam, giebt nach, und wächft fehnell., 
Sobald diefer Baum fein Jaub verändert, welches jährlich mie dem Anfange der trocknen Bluͤthen und 
Zeit geſchieht: fo erfcheinen die Blüchen in großen Buͤſcheln. Siefind Flein, zärtlich und weiß. Frucht. 
Su acht oder zehn Tagen fallen fieab, und darauf folgen grüne Schoten in Geſtalt und Größe 
eines Hühnereyes ; aber gegen Die Enden etwas ſchaͤrfer. Wenn die Wolle darinnen reifift: fo 
fhrwille fie plöglich, und zerſprengt Die Huͤlſe mit einigem Knalle, und die Wolle würde vom 
Winde verlohren gehen, wenn man fie nicht forgfältig ſamlete. Sie iſt perlengrau, außerordent- 
| | lich 
c) Ebendaſelbſt a. d. 178 S. auf der 362 und 364 Seite. 
3) Moore amd. 267 1, f. ©: £ 
w) Kabats abendlaͤndiſches Africa IV Band a) Ebendaſelbſt a. d. 362 1: 364 ©, 


Natur⸗ 
geſchichte. 


Ghelola⸗ 
baum. 


Wuͤrzbaum. 


Seifenbaum. 


Mishery⸗ 
baum. 


206 Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


lich fein, gelinde und glänzend, Sie ift fürzer, als die gemeine Baummolle, kann aber ge⸗ 
ſponnen werden, und giebt feine Strümpfe. Die Huͤlſen enthalten nebſt der Wolle ver- 
fehiedene braune Saamen, fo groß, wie franzöfifche Bohnen. Sie werden nicht fehr ge⸗ 
braucht, weil man den Baum geſchwinder mit Abfchnittlingen fortpflanzer, Es ift merk: 
würdig, daß der Stamm auf einer Art Stügen ruhet, die rings um ihn liegen, und Schlan- 
gen, Kröten und Fröfchen zum Aufenthalte dienen ‚y). 

Der Ghelolabaum, welcher im Königreihe Kayor waͤchſt, gleicht der Wafferweide 
an Geſtalt, Größe und Befchaffenheit der Blätter. Sein Holz ift bitter. Die Negern, 
befonders die Vornehmen, reiben ihre Zähne damit, folche. weiß zu erhalten 2). 

Unweit Maka, im Eilande Bifeſcha an der Sanaga, findet man eine Eleine Art 
Bäume, deren Blätter den Birnbaͤumen ähnlich find, und einen würzhaften Geruch und 
Geſchmack, faſt wie Myrrhen, haben. Man hält das Zleifch von dem Viehe, welches da: 
von gefreffen hat, für fehr gue zu eflen 4). 

Der Seifenbaum ift von der Größe eines großen welſchen Nußbaums, und gleicht 
dem, der in America diefen Namen führet, davon er auch eine Art ift, Die Negern quet: 
ſchen die Frucht zwiſchen zweenen Steinen, den Kern heraus zu befommen, und brauchen 
das Fleiſch, ihr Seinenzeug zu wafchen, weil es guten Schaum giebt, und alle Dienfte der 
Seife thut, nur daß es den Zeug eher abnutzet und verzehret 6), 

Der Misherybaum waͤchſt felten über zwanzig Fuß hoch, aber fein Stamm i 
dicke. Die Rinde iſt braun, mäßig dicke, hält feft, und Hat einen — Saft. * 
Holz iſt gut, gran, offen, ohne Knoten, und leicht zu fügen. Die Blätter, welche es in 


Menge hervorbringt, find den Kirſchblaͤttern nicht unähnlich, aber ihre Ecken find einge: 


Hanfbaum. 


£ 


Bilder Fei⸗ 
genbaum. 


kerbt, und der geringſte Wind fuͤhret ſie weg. Das Holz iſt vortrefflich zu Brettern, weil 
es nie Würmer bekoͤmmt. An den Ufern von Rio Grande find fie ſehr häufige). 

Die Ufer der Slüffe und moraftigen Gegenden bringen bier einen mittelmäßig hohen 
Baum hervor, der eine Art des americanifchen Mahot zu ſeyn heine. Das Holz ift locker 
und die Blätter find breit und dünne. Die Rinde, welche faferige und leicht abzufondern 
ift, dienet gut, Lücken beym Kalfatern der Schiffe zu verftopfen. Man ſtoͤßt fie in diefer 
Abficht, die Aeftchen abzufondern, und leget fie ftatt des Theers in Palmoͤl welches mit le⸗ 
bendigem Kalfe rat wird, ihm die nörhige Dichte zu geben 4), ; ; 

Der wilde africanifche Feigenbaum ift etwa zwanzig oder fünf und i 
mit großen Aeſten und voll Blaͤtter. Herr Bruͤe ſah einen — a Hear ey 
von dreyßig Fuß im Umfreife, Holz und Rinde find der Gartenfeige ähnlich; die Blätter 
aber kommen der welfchen Nuß näher. Gie find ftarf, glatt und glänzend, oben hellgrün, 
und unten bläffer. Sie wachfen fo dicke, daß fie die Sonnenſtralen nicht durchlaffen. 
Die Früchte find von der Größe eines Taubeneyes, und ohne befondern Geſchmack, desive- 


‚gen man fie den Bögeln läßt. Wenn-fie reif find, fo ft ihre Haut roth. Das Hof; tauget 


nicht zum Brennen, Es iſt zu hart, Bretter daraus zu machen. Weil es aber glatt und 
weiß ift: fo dienen fie zu Täfelwerfe, weil es gelinde und leicht zu arbeiten if, Aus eben 
der 
"9 Babats abendländifches Africa, im V Bande, b) Ebendaf. a.d.183 ©. 
auf der 25 und folgenden Seite. ce) Ebendaf.a.d.157 ©. 
2) Ebendaſ. IT Band, a. d. 63 S. d) Ebendaſ. VBand, ad. 158 S. 
a) Ebendaſ. IV Band, a d. 182S. e) Ebendaſ. IV Band, a.d, 338, 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch XV Cap. 207 


ber Urfache machen die Negern Becher, Schuͤſſeln, Teller und boͤffel. Wenn es gruͤn gear⸗ Fratur- 
beiter wird: fo fpalter es ſich nicht leicht. Die Schwarzen halten im Schatten diefer Bay: gefwichte. 
me gern ihre Kalvers oder Zufammenfünfte c), 

Der africanifche Guavabaum ift mehr ein Strauch), als ein Baum, da die ftärfften nicht Guavabaum. 
über ſieben bis acht Zoll dice ſind. Die Rinde iſt grau, mit kleinen braunen Slecien, Sieift 

duͤnne, und hält feft am Baume, weil er ſteht, laßt ſich aber bald ablöfen, wenn er umge⸗ 
hauen iſt. Das Holz iſt grau, mit langen dichten durcheinandergewebten Faſern, davon 
es hart und ſchwer zu ſchneiden wird, Die Blätter ſind lang, an beyden Enden ſpitzig, 
und dreymal ſo lang, als breit, rauh, ſaftig und blaßgruͤn, mit vielen Fäden durchzogen. 
Diefer Fleine Baum hat viel Aeſte, mit paarweife ſtehenden Blättern. 

Er blühet zweymal des Jahres. Die Bluhme ift weiß wie die Drangenbluhme, von ei- Bluͤthen und 
nem fehwachen angenehmen Geruche, der aber dem Drangengeruche weit nachſteht. Der Früchte. 
Baum fräge viel Früchte, die den Renetten nicht unahnlich find, nur daß fie wie der Gra— 
nafapfel eine Krone haben, Die Rinde ſcheint von ferne glatt, aber wenn man fie berührt: 
ſo ift fie rauh und uneben. Sie ift etwan ein Viertheilzoll dicke, wenn die Frucht grün iſt. 

Das Fleiſch ift weiß oder roth; denn es giebt zweyerley Arten. Ehe es reift, hat es das 
Weſen eines grünen Apfels oder einer Birne; aber nach der Keife ift eg dem Inwendigen 
einer Miſpel aͤhnlich. Es hat eine gute Anzahl kleiner weißer und rother Kerne, welche 
ungleich, rauh, und von der Größe wie Ruͤbenſaamen, und fo bare find, Daß fie nie ver 
dauet werben; fondern fo, wie fie genommen worden, ganz oder ftückroeife foregehen. Die: 
fer Baum ift erft aus Brafilien, wo er von Natur waͤchſt, nach Africa gebracht worden F% 
Nach Moores Berichte find Die Guavas eine Frucht, welche den Pfirfchen ähnlich ift, 
nur mit einer rauhern Oberfläche, und ohne Steine; fondern mit Eleinern Kernen, als die 
Aepfel haben, Man Hält fie für trefflich wider den Durchfall g). . | 

Der Orange⸗ und Limonienbaum waͤchſt auf diefer ganzen Küfte. An dem Jar Orange⸗ un 

mesfort an der Gambra, verforgen fi) die Einwohner und Engländer mit den Früchten Limonien- 
davon zum Punch 2). Vornehmlich find ſie im Ueberfluffe in dem Eylande Biſſos, wo Herr bäume. 
Bruͤe im Jahre 1700 einen in des Königs Hofe fand, der fo erftaunlich groß war, daß er 
ſolchen ganz bedeckte #), Barbot faget, es wären nicht viel Drangebäume oder häufige 
wilde Limonien in Diefen Gegenden k), | | 

Die Limebaͤume find von der Größe unferer gemeinen Aepfelbaͤume. Das Binehäu- 
Blase ift langlichrund, und die Frucht Eleiner, als eine fimonie, aber von färferm Ge- me. 
ſchmacke. Ihre Drangenbäume bringen vortreffliche ſeviliſche Orangen hervor 7). 

Eitronen Bäume find in Menge bier, Die an dem Ufer des Kaſamanſa fragen Citronen— 
eine Frucht von befonderer Art. Sie ift rund, die Rinde nicht dicker, als Pergament, voll baͤume. 
Saft,und meift ohne Kerne m). r f * 

Auf dem Carlseylande fand Herr Moore einen wilden Kirſchbaum, die Hier ſelten find. Witte Kit⸗ 
Die Frucht war nicht veif, (im Hornung) die Blätter und Größe ftimmten mit den hen. 
Englifchen überein =). 


Auf 
F) Ebendaf. z Band, a. d. 75 u. f. S. ) Barbots Beſchr. von Guinea, a.d.31 ©, 
Moores Reifen, a d. ). Atkins Reife nach Guinea, a.d, 49 ©, 
5) Moore, au oben angefůhrtem Orte, m) Aabat, 5Band,a.d.54 ©, 
3) Labat, 5 Band, ug ©, ») Moore, a. d. 62 S. 


Allgem. Reiſebeſchr. II Band, Pp 


Natur⸗ 
geſchichte. 

Empfindli⸗ 

cher Baum. 


258 ° Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 

Auf dem Flußufer wächft ein Baum oder Bufch, wie unfer barbarifcher Bufch, nur 
daß er ein runzlichtes Blatt hat. Wenn man ihn mit aller möglichen Vorſichtigkeit, und 
auch nur ganz fanft berühret: fo ſchließt doch der ganze Buſch alle feine Blätter auf einmal 
genau zufammen, als ob e8 durch eine Sympathie gefhähe, und wenn man nur ein 
Zweigelchen berühret: fo gebt dieß durch den ganzen Buſch. Er trägt eine gelbe Blume, 


wie unfere Hecfenrofen 0). 


Duamey. 


Weihrauch⸗ 
Sam, 


Mandanan⸗ 
zabaum. 


Biſſybaum. 


Kaeybaum. 


Billagoh⸗ 
baum. 
Woſſy. 


Bondebaum. 


Millebaum. 
Burrobaum. 


Jobſon erwaͤhnet eine Art Bäume mit ſtarken Stämmen, die auf einem langen Sten- 
gel eine runde Frucht tragen, in der fich ein wohlſchmeckendes Mark befindet, das die Meer— 
fagen gern effen p). Es giebt andere große Bäume, die nach eben diefes Berfaffers Be- 
richte einen einigten Apfel tragen, der nach der Reife noch eßbar ift, wenn er aber abgefal⸗ 
len, den wilden Schweinen zum Futter dienet g). 

Der Quamey iſt ein hoher bufchigter Baum. Das Holz ift hart, und dieNegern am 
grünen Borgebivge machen Mörfer daraus, ihren Reiß und Maiz darinnen zu ftogen, weil 
es nicht fplittert. Die Rinde wird in der Arzeneykunft gebraucht r), ; 

In den ändern ſuͤdwaͤrts von Arguin, und nordwärts an der Sanaga, findet man 


den Weihrauchbaum. Er ift dem Maftirbaume ähnlich, Seine zahlreichen Aefte find ſchlank 


und biegfam, mit einer dünnen genau anliegenden Schale bedeckt. Die Blätter wachfen 
paarwelſe, find lang und ſchmahl, und beftändig grün, Sie wachfen an einem rothen und 
ftarfen Stengel, und find glatt und dicke. Wenn man fie in der Hand zerquetſcht: fo geben 
fie einen ölichten Saft, von einem ſtarken würzhaften Geruche und ftrengen Geſchmacke 1). 

Unweit des grünen Vorgebirges ift ein kleiner Strauch, welcher Früchte wie Abricofen 
trägt, die von dev Größe der welfchen Nüffe, und einem angenehmen Geſchmacke find. Die 
Negern nennen fie Mandananza, halten fie aber für ungefund. Die Blätter find wie 
Epheu, und von lichtgrüner Farbe 7). ; 

Barbot giebt folgende Nachricht von verſchiedenen Bäumen, die man um Sierra 
Beona antrifft. 

Der Biſſybaum ift gewöhnlich achtzehn bis zwanzig Fuß hoc), die Rinde braunroth; 
man färbet Zeuge und Wolle damit, auch machen fie ihre Fleinen Canoes daraus. ’ 

Der Kaey iſt hoch, von hartem Holze. Rinde und Blätter werden in der Arzeneyfunft 
gebraucht. Man braucht das Holz zu Canoes, weil e8 Feine Würmer bekoͤmmt. 

Der Billsgobbaum it größer, als der vorige; die Blätter purgiren. 

Der Boffy it ein glatter Baum, welcher eine laͤnglichte gelbe Pflaume, von fauerm 
Geſchmacke, die aber gefund iſt, trägt. Die Negern machen aus der Rinde Seifenafche. 

Der Bonde ift gemeiniglich ein großer hoher ‘Baum, von etwan fieben bis acht Faden. 
Die Rinde ift dornicht, und das Holz glatt. Sie gebrauchen es zu Canoes, und aus Der 
Afche mit Palmweine vermengt machen fie Seife. 

- Der Wille iſt groß und Bufchicht, Die Schwarzen brauchen ihn bey ihren Befchwörungen, 

Der Burrobaum waͤchſt ungemein hoch, ob er wohl nur feche Fuß dicke wird, Die 
Rinde ift voll ſtarker gefrümmter Stacheln, und das Holz tauget nur zu verbrennen, Rinde 
md Blätter geben einen gelben Saft, der ſtark purgiret. 


Der 
9 Fobfons Goldkuͤſte, a. d. 135 u. f. S. +) Barbots Beſchr. von Guinea, a.d.32 ©. 
) Jobfons Goldhandel, a. d. 133 ©. s) Zabats abendl. Afr. 2 Band, a.d.479- 


) Ebendaſ. 2) Sarbot, a. d. 226, 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XV’ Cap. 209 


Der Mamobaum ift hoch, und mit runden Buͤſchen befröns, Er bringe eine Frucht, Natur⸗ 
fat wie die Rolg zu Sierra Leona, bevver, die inwendig weiß ift, ſcharf ſchmecket, und gefbichte, 
öffnet. Sie hält ſich ein Jahr unter der Erde. Man. 

Der Doquella ift ein hoher Baum, ? Die Frucht wächft in einer Schote von ſechzehn Hoquella. 
zu achtzehn Zoll lang. Der Stein iſt größer, als eine Bohne, Ninde und Blätter pur- 
given, Mit der Holzafche wafchen Die Negern Leinenzeug, wie mit Lauge »). 

Der Dombokbsum bringe eine Frucht wie Ebiſchbeeren, die von den Schwarzen Dombok. 
häufig gegeilen werden. Die Rinde im Wafler geweicht verurfacher Brechen. Das Holz 
it roh. Die Negern brauchen es zu Canoes. 
“Der Rolach ift ein großer Baum, traͤgt eine Frucht wie Pflaumen, welche gut zu eſſen Kolach 
iſt Die Rinde purgirt. 

Der Duybaum iſt hoch, fein Gipfel voll Aeſte. Die Frucht gleicht einem gemeinen Daysaun- 
Apfel, und wird von den Leuten gegeffen, Die Infuſion davon brauchen fie zu Stärfung 
und Wiederherftellung der Kräfte, 
* Die gs des Naukonybaums, wenn fie gefchnitten wird, ſchmecket mie Naukond. 
effer x). 

Der Dongahbaum if längft der Küfle gemein, und bringt eine Frucht wie un: Dengaf. 
fere Eicheln. 

Der Bondou hat dünnes glänzendestaub. Das Holz ift am Baume gelb, und wird, Bonbon. 
nachdem es gehauen worden, roth. 

Der Jaajab ift in allen Moräften, Seen und Slüffen häufig. Die Holländer nen- Zaajap. 

nen ihn Mangelaer y),und die Franzofen Dalaftevier. Er ift in den moraftigen Gegen- 

den von America fehr gemein, wo man ein Bergnügen darinnen ſuchet, auf feinen über das 
Waſſer hängenden Aeſten herumjuklettern, auf denen haͤufige Auſtern ſind 2); denn die 

Aeſte beugen ſich ins Waffer, und wachfen wieder in die Höhe, Die Zweige verbinden fich 

dichte unter einander, geben wieder ins Waffer, und treiben neue Aeſte; fo, daß es unmoͤg⸗ 

lich iſt, den Stamm zu finden. So pflanzet er ſich immer fort, daß ein Baum fich ganze 
Steeten Weges längft dem Ufer oder der Küfte ausbreitet. Es ift eine angenehme Er— 
gögung, Auſtern auf dem Platze felbft zu effen; denn Die ungern Aeſte dienen auf dem Waſ⸗ 

fer zu gehen, die mittlern zu Sitzen und Ruheplaͤtzen, und die oberen zum Schatten und zur 
Bedeckung. Die Auftern Hängen meiftens fo feſt an den untern Heften, daß man fie nicht 

ohne eine Axt oder Meiſſel, oder ohne Abhauung der Hefte losbringen kann. Dieſe Aujtern 

find fehr flach), fo breit, als eines Mannes Hand, und von feharfem Geſchmacke. Man ißt 

fie aber aus Mangel beflerer 2a). 

Wir wollen diefen Abſchnitt mit einer Anzeige von gewiſſen Früchten beſchließen, die 
wir ohne Nachricht von denen Baͤumen, darauf ſie wachſen, beſchrieben finden. 

Die erſte iſt die Kakaten. Es iſt eine Frucht, mit einer duͤnnen dunkelgruͤnen Rinde, Kakaten— 


Sie kühler, dev Geſchmack iſt aber etwas wild und fäuerlich bb). feucht. 
Die YIaniple ift wie eine Eichel geſtaltet, voll Saft, die Hauf gelb und glatt, Die Nanipfe- 
Negern brauchen fie bey Fiebern. 
Pp 2 Die 
x) Ebendaſ. ad. ın ©. 2) Moore bekraͤftiget felches in fein Reif.ad.54©. 
x) Ebendaſ. as) Barbot, oben a. d. 1u3 S. 


Die Engländer heißen ihn Mangrove. bb) Barbvot, a. d. 3:6, 


Natur⸗ 
geſchichte. 


Arzeneynuͤſſe. 


Nonpetas. 


Banale. 
Diabolas. 


Banana, 
die Namen. 


Land, wo es 
waͤchſt. 


Boden dazu. 


Ob es ein 
Schilf oder 
um iſt. 


ı 


300 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Die Arzneynuͤſſe enthalten drey oder vier Kerne, von denen einer oder zweene auf ein⸗ 
mal genommen, ſowohl Brechen als Stuhlgang erwecket. Die feute brauchen fie zur 
Arzeney cc). 

Die Nonpetas find von der Größe einer Caftanie, auswendig grün, Sie machfen 
auf einem großen Baume, und werden für hitzig gehalten, 

Die Banale ift eine vothe Feucht, wie eine Pficfche geftaltet, und füße wie Honig, 

Die Digbokas gleicht einer Pferdenuß, und ſchmecket wie Mandeln 44). 


Der TI Abſchnitt. 


Wurzeln und Pflanzen, 

Deſſen Namen. Land Banana, wo es wächft. Boden, Ignama. Manjofwurzel. Patatas. Purfelain 
der fich dazu ſchicket. Art, wie es waͤchſt. Frucht. und Kollilu. Korn, Hirſe oder Maiz. Zwo Ars 
Deren Geftale und Größe Wie viel davon ten davon. Kusfus, wie er gemacht werde. 
waͤchſt. Erneuert ſich ſelbſt. Leere Einbildungen Sanglet. Gernotte oder wilder Maiz. Reif. 
davon. Anana oder Fichtenapfel, Waffermelone. Carmefinblume. Bunning. 

Arthus Dantiſcus, den alle Schriftſteller, welche von Guinea gehandelt, abgeſchrieben, 

ober vielmehr beſtohlen haben, bemerket, daß der Baum, der in Guinea Banana 
heißt, anderswo verfchiedene andere Namen führe. In Brafilien beißt die Frucht Pas 
kona, und ber Baum Paghover. Die Malabaren nennen ihn Patan a), Bosman 
machet eine Art des Pifang daraus, der feinem Berichte nach in die Bakkovens und Dar 
nantes oder Bananas abgetheilt wird b). Die Ieftere Frucht wird, nad) Labats Be: 
richte c) von den Spaniern Plantain genannt, Aber nach dem YYJoore ift der Plan⸗ 
tainbaum mit dem Banana nicht einerley, da die Frucht größer iſt, ob fie jener wohl an 

Geftalt und Geſchmacke gleicht 4). 

Labat bemerfer, daß es mancherley Arten giebt. Die Furzen werden Feigen, und die 
langen Bananas ober Plantanen genannt, welche beyde er für eins hält, Er feßer hinzu, 
man fände die Bananabäume in Afien, Africa und America e), 

Arthus faget, fie wären durch ganz Indien überflüßig, und nach dem Cocos die befte 
und nüglichfte Frucht, die man da anträfe f). Das Land zwifchen der Sanaga und Go- 
rea bringe ihrer unzählige hervor g). Aber an der Gambra wachfen fie, nach Tobfons 
Anzeige, nur bey der Mündung, find aber fo gut und groß, als die weftindifchen 4), Doch 
ſaget Moore, fie wären an der Gambra fehr gemein, als ob man fie an allen Gegenden 
des Fluffes fande 7), 

Der Stamm ift weich und feuchte, liebet einen tiefen feuchten Boden; fü, daß man 
ihn nur in Ihalern und an Flüffen antrifft k), 

Here Sinch bemerket, daß man ihn eher unter die Schilfe als Bäume rechnen folfte, 


€ 


weil er feinen holzigten Stamm hat, fondern aus Blättern befteht, die wie ein Artifchocken- 


fliel genau in einander gewickelt find 7), Arthus 
ec) Moores Keife,a. d. 62 S. e) Labat, am oben angef. Orte. 
dd) Barbot, a. d,32 ©. 5) Artbus, am oben angef. Orte, 
a) Arthus Beſchreibung von Guinen,in de Brys ) Aabar, am oben angef. Drte, 
Oftind, 6 Th. 84 S. ) Jobſons Goldhandel, a. d. 130 S. 
Bosmanns Beſchreibung von Oninen, auf 3) Moore, am oben angef. Orte, a.67 ©, 
der a9ı Seite, k) Cabat, 4 Band, a.d.165 ©, 
©) Zabats abendl. Afr. 4 Band, a. d. 162 ©. 2) Sinchens Neife,in Purchas Pilgrim, erftem 


A) Moore, am oben angef. Orte,a.d.67 ©. Banden. d. 446 ©. 


— 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch XV Cap. 301 


Arthus ift eben der Meynung, nur fager er Strauch, ftatt Schilf. Es hat auch feine Natur⸗ 
Yefte, und die Frucht mächft aus dem Stamme. Labat fager, es ſey ſchwer auszumachen, Seſchichte. 
ob es ein Baum oder ein Kraut heißen folle, weil es weder Körper noch Rinde hat. Es 
fey zu zart für einen Baum, und zu groß, unter die Kräuter gefeßt zu werden m). 

Diefer Baum, oder dieſes Kraut wird durch Abfchnitelinge fortgepflanzt, weil es feinen Seine Hoͤhe. 
Saamen hat. Wenn es zur Reife gefommen: fo ift es ordentlich zehn bis zwölf Fuß 
Boch»). Atkins nennt es ein Kraut, und faget, es wüchfe fo hoch, als die Kirſchbaͤume 0). 

Labat verfichert, daß es feine völlige Höhe innerhalb neun Monaten erreicht, und als: 
denn zehn bis zwoͤlf Zoll ftark wird >), Nach dem Moore ift der Stengel etwa fechs 
Ellen hoch, die Blätter find zwo Ellen lang, und einen Fuß breit. 


Es waͤchſt zu der Höhe eines Mannes, und fängt alsdenn an, feine Blätter auszurrei- Blätter 
ben. Während daß die alten verwelfen, und abfallen, fo folgen neue nach, und ſo geht es ; 
fort, bis die Frucht reif iſt. Diefe Blätter haben in der Mitten eine ftarfe Ribbe, welche 
fie in zwo Hälften theilet ). Wenn der Baum zur Reife gefommen ift: fo verändern 
die Blätter ihre Geſtalt, und da fie nicht länger dienen fönnen, die Dicke zu vermehren, ſo gehen 
fie von dem Stamme ab, und ruhen auf einem Stengel, etiwa eines Zolles dicke, der an 
einer Seite rund, und an der andern flach, in der Mitten aber hohl ift. Diefer Stengel hat 
etwa eines Fußes fänge, und trägt das ganze Blatt fieben bis acht Zuß lang, und funfzehn bis 
achtzehn Zoll breit ). Die Fafern, welche das Blatt ausmachen, geben in die Berlän- 

gerung des Stengels, oder in die mittelfte Ribbe. Das Blatt ift fo dicke, als Pergament, 
inwendig lichtglängendgrün, auswendig bläffer und weißlicht. Weil diefe Blätter dünne find: 
fo zerreißt fie der Wind leichtlich; fo, daß fie in der Ferne wie Riemen ausſehen 7). 
Arthus ſaget, die Tuͤrken bedienten ſich des Blattes zum Papiere, andere ſprechen zu Be⸗ 
deckung der Häufer. Atkins berichtet, wenn man die aͤußere Haut abſchaͤlte, und es ſo, wie 
Hausmwurz auf die Leichdornen gebraucht wird, bey einigen eiterigten Geſchwuͤren auflegte: 
fo reinigte e8 ungemein =), 


Wenn e8 erft aus dem Boden hervorſchießt: fo erfcheinen zwey Blätter wie zufam- Art feines 
mengeroflt, die ſich öffnen, und zwey andern Platz machen, und fo geht es fort; bis dag Ge- Wachſens. 
wächfe neun Monate alt ift. Alsdann wächft aus feinem Mittel ein Stamm von andert- 
halb Zoll dicke, etwan drey bis vier Fuß lang, und ganz mit kleinen gelbgrünen Knoͤpfchen 
bedeckt. Das Ende deffelben ſchließt fich wie ein großer Knopf auf, in Geftalt eines Her- 
zens, ſechs bis fieben Zoll lang, und dreye queer über, wo es am breiteften iſt. Dieſer be- 
fteht aus verfihiedenen Häuten, welche einander wie Ziwiebelfchalen einſchließen, die äußere 
Seite ift roth. Außerdem iſt #8 mit einer grauen Haut bedecket, die fih in vier Theile 
theilet, und den Knopf zum Borfcheine Fommen läßt. 


Pp3 Die 
m) Babat,4 Band,a.d.1 ©. ter wären a Ellen lang, und 1 Fuß breit. Einige fegen 
n) Ebendaf. a.d.16 ©. mehr, andere weniger. Finch ſaget, ſie waͤren zwo 
0) Atkins Reife nach Guinea und fo fort, auf Ellen lang, und eine breit,mit einer ſehr ſtarken Ribbe 
der 49 Seite, in der Mitte. Atkins feget drey Ellen lang, und 
p) Babes, 4 Band, a.d.165©. eine breit, 
g) Moore,a.d.67&, 2) Aabats abendländifches Africa, im 4 Bande, 
r) Acchus, am oben angef. Orte. anf der 162 ©. 


s) Moore ſaget a.d.67 ©, feiner Reifen :die Bit: m) Arkins Neifenach Oninen, a. d. 49 S. 


⸗ 


Natur⸗ 
geſchichte. 
28 


Frucht. 


Ihre Geſtalt 


md Größe: 


Eigenſchaf⸗ 
ten. 


Wie viel es 
traͤgt. 


302 


Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Die Fruͤchte, welche auf die kleinen Knoͤpfchen folgen, mit denen der Stamm geziert 
iſt x), ziehen ihn durch ihre Schwere niederwaͤrts. Den alſo beladenen Stamm nennen 
fie einen Bananasflumpen, In etwa vier Monaten nach dem erften Erfcheinen der Kuöpf- 
chen, ift er veif, und enthaͤlt von dreyßig zu funfzig bis fechjig Bananas, nad) der Güte 
des Gewaͤchſes und Bodens >), Einer von diefen Klumpen iſt ſchon eine ziemliche Laft. Da 
fie zu fünfen rund um den Sfanın wachfen, wie Die Finger an der Hand: fonennen die Me: 
gern diefe Stämme Banangshaͤnde 2). 3 
Die Frucht ift gemeiniglich ein und einen halben Zoll dicke, und neun bis zwoͤlf Zoll 
lang ©). Sie it niche vollfommen rund, fondern ſechseckicht, mit ftumpfen Winkeln, und 
die Enden find mit einem krummen fechsecfichten Knoten gefchloffen 6). Die Haut, welche, 
ehe die Frucht veif ift, glatt und grün war, wird bey der Reife dunfelgelb c). Sie ift 
ein Sechsehell eines Zolls dicke, weich und biegſam wie Leder. Sie enshält ein gelbes 
Fleiſch von der Dichtigkeit eines ferten Kaͤſe 4), ohne Saamen, nur mit groben Faſern, 
die ein übelgebildetes Kreuz vorftellen, wenn die Frucht durchfchnitten wird. Wenn die 
Frucht zu veif iſt, ſo wird die Haut ſchwarz, und das Fleiſch ſieht wie Butter aus. Wenn 
68 veif ift, fo ſchmecket es wie Quitten und Bonchretienbirnen unter einander, Es ift ge⸗ 
ſund und nahrhaft, aber etwas blaͤhend, wenn es roh gegeſſen wird e). 

Nach des Arthus Berichte, iſt die Frucht zart und ſuͤße, das Fleiſch uͤbertrifft die But: 
ter an Geſchmacke und Weiche. Die Farbe ift weißgelblicht. Es Fühler den Magen, aber 
unmäßig gegeffen, verurfacht es Heiferfeit, und einen Durchfall, Es veizet, wenn es von 
Weibsperfonen genommen wird /). 

FSinch bemerfet, daß unter der Frucht an eben dem Stengel ein Buſch Blätter Hänge, 
welche ſcharfe Spigen haben, und die Bluͤthe gewefen zu ſeyn feheinen, aber der Verfaſſer 
weis nicht, ob fie Saamen bat oder nicht g), * 

Bo ſman faget, fie truͤgen innerhalb eines Jahres, da fie erft aufgegangen, Frucht, und 
nur ein für allemal. Denn nachgehends wird der Stamm abgehauen, und von der Wur- 
ze ſchießen fnf bis fechs friſche Stämme auf jedes Jahr, daher er, ſaget der Verfaſſer, 
für einen immerwährenden Calender Bienen kann 2). 

An der Bambra trägt nad) des Herrn Moore Bemerkung, ein Stamm nur einen 
einzigen Klumpen, von etwan vierzig bis funfzig Bananas; und nachdem derſelbe abgenom- 
men worden, ſchneiden fie den Stengel ab, weil er fonft feine Frucht mehr fragen würde 7). 


Archus verſichert, DaB dieſer Klumpen oft uͤber hundert Feigen haͤlt. Dieß geſchieht in 


Guinea, 


2) Kabat an oben angeführtem Orte vierter 


x) Die Feige an der andern Art ber Bananas 
Band, a. d. 165 u. f. ©. 


waͤchſt eben ſo. Arthus ſaget, im Mittel dieſer 


Baͤtter erhuͤbe ſich die Bluhme von der Größe 


"eines Straußeneyes, an Farbe einer Erbſe gleich, 


und fehr ausgebreitet, wie Kehl, Die Frucht oder 


Feige waͤchſt daheraus, Die, fo lange fie in ihren Huͤl⸗ 


“fon eingeſchloſſen iſt, unſern großen Bohnen gleicht, 
“and täglich waͤchſt, bis fie eine Spanne lang, und 


eine Hand breit wird, da fie wie große Gurken 
ausfieht. de Bey morgenlaͤndiſches Indien fechiter 
Theil a. d. 84 ©: 

3) Sinch ſaget, bie Zeit der Reife fen im Sept. 


and Bananafrucht gleihe den Cueummern, 
aber fchlanker und laͤnger. 


a) Moore ſaget, die Frucht ſey ſechs bis ſieben 
Zoll lang, mit einer zarten gelben Haut bey ihrer 
Reife bedeckt Siehe ſeine Reiſe a.d. 67 ©, 

5b) Atkins ſaget a. d. 49 ©. Die Plantain 
Die Fruch nv 
5 —— ie Frucht beſteht 
nach Finchen in einem Klumpen von zehn en 
zwolf Plantaing, jedes einer Spaune lang, und fo 
dick als ein Mann um das Handgelenke. Einige 
wären einwaͤrts gebogen, und wüchfen au einem 

h Sten- 





von Capo Blanco Bid Sierra Lotta. VI Buch XV Cap. 305 


Guinea, wo die Feigenbanana am gemeinften zu feyn fiheint. Labat berichtet, Daß bie Natur⸗ 
Pflanze nur einmal Frucht trägt, daß fie nachgehends welket und abfällt: aber an der Zivie: geſchichte. 
bel oder Wurzel, die groß, ſtark und blaßfleiſchfarben ift, ſchießen bald neue Stengel ber: Br: 
vor, die in zroölf oder vierzehn Monaten wieder fragen, und fo geht es fort, wo die Wurzel Ermuntert 
nicht verderbt wird AR). ſich ſelbſt. 
Wenn der Klumpen abgeſchnitten iſt, fo hauen fie auch ven Baum ab, und laſſen nut 
die Wurzeln, die innerhalb eines Monars einen neuen Baum mit neuen Früchten vorbrin⸗ 
gen, fo daß er alfe Monate ım Jahre trägt. 
Wegen des vorerwaͤhnten Kreuzes, nennen ihn die Spanier Adamsapfel, und glauben, 
es fey die verbothene Frucht, bey deren Auffchneidung Adam diefes Kreuz als das Geheim- 
niß der Erlöfung gefehen 2), Die Urfache diefes Namens war dem Barbot unbekannt, 
Arthus faget, Die (portugiefifchen) Schwarzen, zerſchnitten die Frucht nicht, aus Ehrfurcht 
fin das Kreuz. Barbot ſcheint diefen Umſtand daher genommen zu Haben. Arthus Eitle Eins 
bemerfet ferner, daß einige, wegen der Schönheit des Baumes und der füßen Frucht ges bildungen. 
muthmaßet haben, es fen die verbothene Frucht m). Andere vermuthen, daß Adam und 
Eva ihre Blöße mit den Blättern bedeckt. Boſman gefteht, daß dieſes wahrfcheinlich 
fen, erinnert aber daben, daß diefelben zur Bedeckung und “Bekleidung fehr ungefchicktzufegn 
ſcheinen, weil. ein Soch in fie wird, wenn man fie mit dem Finger berühret =). 
Es zweifeln einige Scheiftiteller, ob die Anana oder der Fichtenapfel, wie die Bana⸗ Anana oder 
na, von einem Baume oder einem Kraute herfomme, "Man findet fie in großer Menge Fichtenapfel. 
unweit ver Sanaga, und ſuͤdwaͤrts längft der Kuͤſte. Zu Sierra Leona ijt es die vor: 


nehmſte Frucht. Sie wird ungefähr fo groß wie eine Peonie, und ſchoͤn grün und gelb, 


Die Frucht iſt feſt und faftig wie eine Melone; man ißt fie mit Weine und Zucker. Ei— 
nige bilden fich ein, fie habe. den Geſchmack von allen Früchten. Atkins haͤlt ihn für 
ſaͤuerlich ©). 

Es find in diefem Theile von Africa häufig, ſowohl Waffermelonen, welche die Franzo: Naffermes 
fen Paſtaques nennen, als andere. Im Königreiche Hoval an der Sanaga, heißen fie lonen. 
die erfte Art Ponpon. Die rothen und grünen, welche in Sranfreic und Spanien wach⸗ 
fen, kommen bier zur Vollfommenheit, Die erftern wiegen oft fehzig Pfund. _ Das 
Fleiſch iſt helleroth, der Saft füße und. erfrifchend p), Man fieht es leicht, wenn fie veif 
find. Wenn man fie mit einem Stäbchen berühret, oder mis dem Singer daran klopfet: fo 
Elingen fie wie ein holes Brett g). 

Die 


Stengel von Blättern im Mittel der Pflanze. Es ;) Moore a. d. 67 ©. 
ift erſt gruͤn und wird beym Reifen gelb. S. Par; k) Zabats abendländifches Africa, vierter Ban 


chas Pilgrim im erften Bandeasd. 406 ©. auf der 163 Seite; 
R EL Bacbor fager, es fey roth geiprenkelt, a.d. 7) Ebendaſ. vierter Band a. d. 163 ©. 
ou Seite, m) A 
A) Das Fleiſch ift weich wie Marmelade und — — * * 
wohlſchmeckend, Moore a. d. 67 ©. ö ET 
e) Zabar vierter Band a, d. 162 1. f. ©. e) Atkins a. d. 48 ©. 
f) Arıbus a... 9, ©. pP) Barbot faget, fie wären ungeſchmackt, und 
g) Rad) Labat hat es feinen Saamen. Siehe nirgends fo gut, als in Portugall a. d. 3ı ©. 
eben a. d. 301 ©, q) Labat dritter Band a. d.62&, undfünfter 


) Boſmans Beſchreib. von Guinea a. d.291& Band a. d,24 ©. 


Natur⸗ 


geſchichte. 


Ignama. 


Manjok. 


Patatas. 


Erbſen und 
Bohnen. 
Purſelain 
und Kollilu. 


304 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Die Ignama ift ein Kraut, wie die rothen Ruͤben, welches einen fetten tiefen Boden 
erfordert. Die Wurzel ift raub, dick, uneben und voll Stränge, Die äußere Seite iſt dunkel, 
violetblau, die innere fo dicht wie die Ribbe, und roh und gekocht von einer fchlammichten 
MWeiße,die ins Sleifchfarbne fälle, Ungekocht ift eszähe, aber nachgehends leicht, nahrhaft, und 
verdaulih. Man ige fie ftatt des Brodts zum Fleifche. Sie wächft auf einem vierecfich- 
sen Stengel, und jede Seite ift etwan ein Dritcheil eines Zolls breit. Sie friecht auf 
dem Grunde fort, und ſchießt Faſern aus, die wieder fortwurzeln. Wenn fie Bäume ankrifft: 
fo minder fie fich um folche wie Epheu herum. Die Blätter wachfen paarweife, an kleinen 
vierefichten Stengeln, die etwas gefrünme find. Sie find herzfoͤrmig mit einer Eleinen 
braungrünen Spiße, und ziemlich dicke r). Diefer Stengel treibt Eleine Aehrchen heraus, 
die mit Eleinen Bluhmen bedeckt find, fo wie Glocken ausfehen, und der Griffel derfelben 
wird eine kleine Hülfe voll Eleiner fehwarzer Saamen, Man zieht die Pflanze gemeiniglich 
Daraus, wo man fie nicht felbft hat; denn fie vermehret fich leicht durch Abfchnictlinge, und 
reift in fünf Monaten. Man fieht das an der Sarbe der Blätter, die verwelfen, wenn 
die Wurzel reif iſt s). 

Die Manſok waͤchſt hier im Ueberfluſſe. Da fie aber eigentlich in America wächft: fo 


wollen wir die Beſchreibung davon bis in Diefem Welttheil verfparen. Die Portugiefen. 


zu Rachao bedienen ſich des Mehls davon, ftatt des Brodtes 2), 

Die Patatas find hier von drey Arten, roth, weiß und gelb. Man zieht fie von Ab- 
fhnittlingen oder der Wurzel aufe Manche veifen in fechs Wochen ; andere, die man für 
die beiten halt, brauchen vier Monate. Sie find guf, gefund, und nährend, aber ein we: 
nig blähend. Das Blatt hat die Dicke einer, Krone, und ift herzfoͤrmig mit zwo Eleinen 
Einferbungen. Es ift dünne, hellgruͤn, gelinde anzufühlen, und ſchmecket angenehm. 
Der Stengel ift blaßgeün, zart, faftig und biegſam. Es treibt viel Sprößlinge aus. 
Die Bluhmen find Flein, wie doppelte Beilchen, und gelb. Am ihrer Seite treiben ver- 
fchiedene zwiefelichte Fäden hervor, die, fobald ‚fie, den Boden erreichen, einwurzeln, und 


‚neue Pflanzen verurfachen. 


Einige von diefen Patatas find fehr groß und ſchwer. Gemeiniglich haben fie eine un- 
ordentliche Öeftalt von zweene zu fünf Zoll dicke. Die Farbe des innern Wefens ift einer- 
fey mit der Farbe der Haut, diefelbe mag vorh, weiß, oder gelb feyn. Sie find von ei- 
nem angenehmen und teizenden Geſchmacke u). Barbot ſaget, fie hätten nahe bey Aus 
fifco eine Eleine Art weiße Erbfen, und rothe und weiße Bohnen, welche ziemlich gutfind x), 

Im Anfange der Regenzeit wächft Purſelan dafelbft wild. Unweit ver Bambra 
ift erfehr gut, und dem englifchen ähnlich. Es ift au ein Kraut da Namens Kollilu, 
welches dem Spinate fehr ähnlich, und eben fo gut zueflenift y). Es giebt ba, vielerley wilde 
Kräuter, aber die Megern machen nicht viel aus Sallaten, und wundern ſich, daß die Eu: 
ropaͤer, tie fie veden, Gras wie die Pferde und Kühe effen. Auch haben fie Fein Ber 


‚gnügen an Bluhmen, noch einige Achtfamfeit darauf 2). 


Mas 
7) Barbot faget, fie wiegen ordentlich acht m) LCabats abendländ. Africa, fünfter Band 
bis zehn Pfund, find weiß und trocden auf dem a. d. 78S. Barbot a. d. 13, 


Gaumen. Befchreibung von Guinea auf der 113 


Seite, x) Beſchreibung von Guinea a. d. 30 ©, 
) Babat fünfter Band a. d. 80 ©. ») Moore a. d. 62 und 108 ©. — 
2) Ebendaſ. a. d. 8ı ©. ſcheint es unter dem Namen — ve be: 


ſchrei⸗ 


von Cayo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch XV Cap. 305 


Was fie an der Sanaga Hirfe nennen, das heißt in America Mahis oder Maez, in Tatue: _, 
Frankreich türkifcher Weizen, und in Italien Großtuͤrke. Es giebe zwo Arten, großen ET: 
und £leinen, Sie füen den großen Hirfe im Königreiche ver Sulier am Ende des Weinmo- Mat. 
nats, und erndten ihn Im März und April, Im Sande Hoval fürn fie ihn am Ende des 
Chriſtmonats, und erndten ihn Im May und Brachmonate. 

Den Kleinen foen fie überall nad) den erften Regen, d. i. Im Brachmonate. Die 
Erndte ift im Winter-und Ehrifimonate, 

Wenn man alfo den Fluß hinauf, d. 1. im Lande der Sulier, großen Hirſe Haben will, 
fo muß man ihn um Den funfzehnten des Brachmonats ſchicken, aber bey dem Fleinern iſt es um 
das Ende des Wintermonats noch Zeit genug. Man beobachtet die Zeit, da die Barken 
über vie Sandbaͤnke kommen koͤnnen, Die an verſchiedenen Orten des Fluſſes liegen, 

Bon beyden Arten wird ſehr viel unter den Megern verzehrt. Sie erhalten ihn am 
dem Stengel, indem fie ihn wo aufhängen und vor Näffe und Raften folchergeftalt ver- 
wahren. Er hält fich viele Jahre, Machdem fie deffen nörhig Haben, ſtoßen fie ihn in einem 
Mörfer und fieben ihn, die Kleyen abzufondern 6). 

Moore faget, man ſetzte das indianifche Korn In Löcher drey bis vier zufammen, in Zwo Arten, 
der Weite von etwa vier Fuß. Es waͤchſt ſolchergeſtalt wie Hopfen, und ſchießt etwa acht 
bis zehn Fuß hoch, als ein großes Rohr, mit auf der Seite herausgewachſenen Blättern, 

Das größere guineifche Korn ift rund, von der Größe der kleinſten Erbſen. Sie faen es 
mit der Hand, wie wir Weizen und Gerſte. Es waͤchſt als ein ſchwaches Rohr, acht bis 
zehn Fuß hoch, Das Korn ſteht oben in einem dicken Bufche. Das Fleinere guineifche 
Korn heißt bey den Portugieſen Manſaroke. Manfäet es gleichfalls mit der Hand, und 8 
wird ein ſtarkes eben fo hohes Rohr an deffen Spige das Korn in einem bufchichten Kopfe 
waͤchſt. Das Korn ſelbſt ijt fehr Elein, ſieht wie Canarienfaımen aus, nur etwas größer ce). 

Barbot berichtet ung, dieſes Korn wüchfe wie ein gerades Rohr mit vielen Blättern, 
die in zweenen Monaten hervorfchöffen ; es Hätte zwölf Zoll lange Kehren, die in der Weite wie 
Binfenköpfe ausfähen. Das Korn iſt mehr Länglicht, als rund, wie Torianderfaamen, 

Sie erndten es mit einem eifernen Werkzeuge wie eine Sichel einz und nachdem fie es einen 
Monat auf dem Grunde trocknen laſſen, fo ſchaffen fie es in dazu gebaute Hütten. Sie dre- 
fchen es, wie wir Das Korn d). 

Austus, welches die gemeine Speife der Negern ift e), wird aus der Blüche folgen- Kuskus. 
dergeſtalt gemacht: Sie bereiten ſolche zu einem Teige, ſetzen fie in einem irdenen oder hoͤl⸗ 
on Topfe, der voll Löcher wie ein Durchſchlag und oben zugekleibt ift, übers Feuer, 
am .£ fochendem Waſſer, in welchem fie ihn beitändig rühren, daß er fich nicht verdickt f). 

“uf diefe Arc entſtehen Eleine, runde, trockne, harte Klumpen, die ſich eine gute Zeit halten, 
wen man fie vor Näfle bewahret. Beym Gebrauche werden fie mit warmem Waſſer be- 
fprengt, davon fie wie Reiß quellen. Es ift eine gefunde, leichte und nahrhafte Speife, wie 
. man an den Megern fieht, die ordentlich ftarf und gefund find g). 25 
j Sanglet 
reiben. Beſchreibung yon Guinea auf der uz €) Siehe oben a. d. roꝛ S. 
P) Moore a. d. 1o9 ©, 
J — a. d. 32 ©, g) Es iſt die gewöhnliche Speiſe der Negern 
3 Mose ae Band ad. 165.1. ©. und Moren, ob es Bardot gleich für hart und 
d) Barbor a. Se f. ©. a Veſchreibung von Guinea 
Allgem. Reiſebeſchr. IT Band. Da * 


+ 


Natur⸗ 


306 WReiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 
Sanglet iſt nur das Mehl vom Maize, deſſen fie ſich, wie wir uns des Weizenmehls, 


gefbichte. hedienen, und es eben fo hoch ſchaͤttzen. Die Aermern eſſen es. Sie kaufen und verfau- 


Sanglet. 
Jernotte. 


Reiß. 


Carmeſin⸗ 
blume. 


Thiere. 


fen den Maiz entweder grün, oder Im Korne. Ein Faß des letztern gilt ordentlich vier bis 
acht Livres in europäifchen Waaren. Man handelt an der Sanaga flarf damit, weil das 
and auf beyden Seiten viel trägt >). 

An verfchiedenen Orten, befonders beym grünen Borgebirge, waͤchſt eine Feldfrucht, 
Ternotte ) genannt, die zwar dem Maize ähnlich, aber Eleiner ift, und wild ohne Feldbau 
fortfomme. Das Korn ift in eine dünne rothe Hülfe eingefchloffen, die ein weißes, dichtes 
zerreibliches Weſen enthält, welches fehe wohlſchmecket. Die Aehre ift etwa zweene Zoll 
lang, und einen Bierthelzoll die, Die Schwarzen richten es wie den Maiz zu KR). 

Reiß wächft in Menge auf den Ufern und Inſeln der Sanaga, an der Gambra, und 
an andern Dertern der Kuͤſte, befonders wo die Zlüffe austreten, An der Kuͤſte bey Ra⸗ 
chao, und füdwärts von Biſſao, ift guter Reißhandel ). Man füet den Reiß in feuche 
ten Boden, und er wächft fo hoch, wie unfer Weizen. Bon dem Gipfel des Stammes 
ſchießen ſchwache Stengel heraus, welche Aehren in großer Menge tragen: fo daß ein Bier 
thel Ausſaat oft vierzig Scheffel giebt; gleichwohl find fie fo nachläßig, daß fie oft Mangel 
haben, Herr Moore fager, der Reiß würde nach Zurchen, wie Die Erbfen in England; 
geſteckt. Er wächft in feuchtem Boden, und bat Aehren wie die Gerfte m). 

Die Felder und Wälder find mit verfchiedenen Arten wilder Blumen gefhmücdt, die 
keine befondere Schönheit haben, und von den europäifchen ganz abgehen, Eine Art von 
fchöner Carmefinfarbe ift derjenigen ähnlich, die im Sranzöfifchen Belle de Nuit heißt: aber 
die Schwarzen haben Feinen Gefallen an Blumen 7). | 

Eine Blume, Namens Bunning, wie unfere Waffertilien, hat einen feharfen fauren 
Gefhmad, wieSauerampfer. Die Engländer brauchen fie zur Brühe oder Tuͤtſche 0). 


KERKKKKKKHERER TFT X KK KK IF HF FH RK FE XX *X X x ⸗“ 


Das XVI Sapitel. 
Bon den wilden und zahmen Thieren 


Inhalt. 


Thiere in dieſem Theile von Afriea. Der Loͤwe. Seltſame Geſchichte. Großmuth eines Loͤwen. 
Seine Beſchreibung. Sein Geſicht und Zunge. Geſchichte von einer Löwinn. Ein Löwe wird von 
Traurige Begebenheit. Hals und Mähne. Füße, einem Bode beſiegt. Kampf mit einem Eher, - 
Klauen und Schwarz. Seine Neigungen. Lu: Wie man die Loͤwen fängt. Jakal. Befchreis 
iger Kampf mit einem Efel. Der Loͤwe für: bung des Tygers. Kampf mit einem Schwei⸗ 
tet fich vor den Weibsbildern, und vor Schlan: ne. Ihre Muth. Kapentyger. Leopard. Dunce, 
gen. Wie er geftohlen und gezaͤhmet wird. Wolf. 


$ as weite fefte Sand von Africa, von dem weißen Borgebirge, bis nad) Sierra 


Leona, ift voll von allerley Thieren, befonders räuberifchen, als die hier fichere 
Wohnplaͤhe finden, Unter diefen ift der Löwe der Vornehmſte, welcher mic Rechte 


der König der Thiere genannt wird, Africa 


b) CKabats abendlaͤndiſches Africa II Band ſey eine ſchwarze Wurzel. Siehe auf ver 30 und 
a. b. 107 u. f. S. go Seite. 
1) Barbot faget, es ſchmeckte wie Haſelnuß, und.  *) Cabat im II Bande a. d. 92 ©. 


X: - E — — — — — 
Es EEE ——— — —— — — 


W286. 





3 TED 




















Vorg 
























































» 































































































































































































































































































































































































namjeher Loewe.2.Kameel 





























NET TOT ONE 








von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XVI Cap. 307 


Africa fcheint nach dem Labat das Vaterland diefes edlen Thieres zu feyn; da Fein Natur⸗ 
Theil der Welt ift, wo es fo häufig, von fo furchtbarer Größe, und fo herzhaft, gefehen Seſchichte. 
wird. Es iſt auch angemerfet worden, daß die vom Berge Atlas weder fo groß, noch fÜ Der fan, 
kuͤhn find, als diejenigen, die man an der Sanaga und an der Gambra antrifft, 

Einige haben ſich eingebildet, das Gefiche des Löwen wäre dem menfchlichen Gefichte Seine Bes 
ahnlich. Sein Kopf ift groß und fleifchiche, mit langen Backen von vauhen Haaren bedeckt, Mreibung. 
und dabey feif und ſtark. Seine Stirn ift viereckigt, und voll tiefer Runzeln, befonders 
wenn er zornig iſt. Seine Augen find lebhaft und durchdringend, mit dicken Augenbraunen 
befchattet, die er auf eine ſchreckliche Art zufammenzieht. Seine Nafe ift lang, breit und 
offen. Seine Kinnbacken find groß, und mit ſtarken Muſkein und Sehnen verfehen. Je⸗ 
der Kinnbacken hat vierzehn Zähne, vier Schneidezaͤhne, vier Augenzähne, und fechs Bad- 
zaͤhne. Die erftern find von mittlerer Größe, die andern größer, aber uneben, und die Ieß- 
fern einen Zoll lang, nach Verhaͤltniß breit, und mit drey kleinen Puͤnetchen in der Mitten, 
die, nach) einiger Naturforſcher Meynung, einer Lilie im franzöfifchen Wapen ähnlich fehen. 

Seine Zunge ift fehr groß, rauh, ungleich, und mit verfchiedenen hornharten Tüpfelchen 
bedeckt, welche erwan einen Bierthelzoll lang, und gegen die Kehle geneigt find. 

Diefe Beſchaffenheit der Zunge machet fein Secfen ſehr gefährlich ; denn das Fleiſch wird Traurige 
bald davon durchgearbeitet; und wenn er einmal Blut fhmeder: fo Fann man ihn nicht Begeben⸗ 
vom Freſſen zurüchalten. Ein Bedienter des Heren ** * batte fich von einem zahmen heit. 
Loͤwen, der in feines Herrn Zimmer lag, ſchmeicheln und lecken laſſen, ob er wohl oft vor 
den Folgen war gewarnet worden, twelches er aber aus Vertrauen, weil das Thier zahm 
und ihm gewogen wäre, nicht geachtet. Sein Vertrauen aber ſchlug unglücklich für ihn 
aus. Denn wie fein Herr einftens des Morgens von dem Geräufche, das der Söme ver- 
urfachte, indem er etwas in dem Zimmer herummarf ‚ erwachte: fo fah er mit Entfeßen, 
daß es feines Dieners Kopf war. Er fprang jähling auf, und in ein Cabinet, wo er ſich 
verſchloß, bis er Huͤlfe erhielt, und erſchoß hierauf den Loͤwen p) 

Des Loͤwen Nacken ift zwar lang und groß, aber auch ſtark und ſteif. Ariſtoteles Nacken und 
irrte ſich unftveitig, wenn er glaubte, daß er nur aus einem Knochen beftünde. Er hat ver⸗ Mähue 
fehiedene bewegliche aber genau verbundene Wirbel, Der Mann hat eine lange fteife 
Mähne, die fich in der Wuth aufrichte. Das Weib bat zwar feine Mähne, wird aber 
für wilder und geaufamer gehalten, als der Mann, 

Er hat furze und biegfame Schenfel von farfen Knochen. Sein Gang ift langfam Füße, Klauen 
und majeftätif), ausgenommen wenn er feinen Raub fehr fehnell verfolge, Seine Süße u. Schwanz. 
find groß und breit; die vördern theilen ſich in fünf Klauen, welche Glieder haben; tie hin: 
tern haben vier Klauen, und alle ftarfe fharffpigige Nägel. Sein Schwanz ift lang und 
ſtark, mit Furzem rauhen Haare an dem äußern Ende bedeckt, das fich kruͤmmet, und in einen 
Buſch ausgeht. x j 

„. Jedermann weis, daß diefes Thier graufam und hitzig iſt; daher ift es bey Gefahr Seine Net: 
Fühn und unverzagt, und ſcheint ſich vor der Menge feiner Feinde, es mögen Menfchen oder gungen. 


242 Thiere 
I) Ebendaſelbſt im V Bande a. d. 244 ©, e) Jobfons Goldhandel a. d. 1:5. ©, 
m) Wioores Reifen a, d. 31 ©, ) &abats abendländiiches Afıica EL Band 


#) Barbots Beſchr. von Guinen a. d. 32 S. a. d. u u. f. S. 


Natur⸗ 
geſchichte. 
——— 


Luſtiger 
Streit: 


Der Loͤwe 

fürchtet ſich 
„vor Weibs⸗ 

bildern, 


und vor 
Schlangen. 


208 Reifen laͤngſt der wefklichen guͤſte von Africa, 


Thiere ſeyn, nicht zu fürchten. Wenn er feine Luſt bat, fie anzufallen: fo gehe er verächt: | 
lich vorbey, und feßet feinen Weg langfam fort. Treibt ihn aber der Hunger: fo fälle er 
alles an, und ber geringſte Widerftand vermehret nur feine WBurd ; ſo daß es gefährlich iſt, 
ihn zu verwunden, wo mar ihn nicht niedermachen Fann. Wie ungleich; auch die Partey 
it: fo kehret er nie den Rücken ; wenn er aber fich zurückzuziehen genötbigtift, ſo thut er fol- 
ches auf diefe Weife, daß er langfam rückwärts geht, bis er einen Wald oder fichern Plas 
erreichen kann. 

Ein florentiniſcher Edelmann hatte ein fo beshaftes Maulthier, daß es nicht nur zum 
Dienfte untauglic; war, ſondern auch alle Knechte und Pferde, die ihm zu nahe Famen, 
ſchlug und biß. Wie er fand, daß alle Mitteles zu beſſern nichts helfen wollten: fo befchloß 
er, es den wilben Thieren des Großherzogs von Florenz preiszugeben, Es wurde in die- 
fer Abfiche in den Thiergarten gebrachg, und ein Loͤwe losgelaffen, deflen Brülfen ſonſt jedes 
Thier, als das Maulchier, würde erſchreckt haben. Das Maulthier aber, ohne einige Be⸗ 
ſtuͤrzung zu zeigen machte ſich fehr Elüglich in den Winfel des Hofes, wo es nur von hin- 
ten, da es feine meifte Stärke bar, Eonnte angegriffen werben. In diefer Stellung erwar- 
tete es feinen Feind, richtete das Auge flers nach ihm, und kehrte ihm das Hintertheil zu, 
nachdem er um baflelbe herumgieng. Der Loͤwe ſchien die Schwierigkeit des Angriffs zu 
merken, und bediente fich aller feiner Lift, es aus feiner Hut zu bringen. Endlich erfah das _ 
Maufthier feine Gelegenheit, und gab dem Löwen einen folchen Gruß mit feinem Hinter- 
fuße, daß es ihm acht oder zehn Zähne ausfchlug, von denen die Stuͤcken in die Luft flogen. 
Der Loͤwe fah, daß nichts mehr für ihn zu thun war, zog ſich weislich zurück in fein Be⸗ 
hältniß, und ließ das Feld dem Maulthiere 4). . 

Einige behaupten, derföme hätte eine beftändige Hiße oder ein Fieber im Blute. Here 
dir Vernay hat bemerfet, daß die Gallenblafe dieſes Thieres verſchiedene Falten bat, wor- 
aus er muthmaßet, daß es fehr viel Galle beſitze. Sein gewöhnlicher Raub find ſchwaͤchere 
Thiere, ausgenommen wenn er hungerig iſt; denn da ſchonet er nichts, was ihm vorfömmt, 
als die Weibsbilder, die er nicht fehen Fann, Der berühmte Reifende, Paul Lucas, ver- 
fiherte ven Labat, daß er es bey la Mometta, unweit Tunis, mit Augen gefehen, wie die 
Weiber des Landes die Löwen mit Stöcen und Steinen verfoiger, ihnen den Raub abzu= 
jagen, welchen fie auch cher fahren laſſen, als daß fie Die Weibsbilder angegriffen. 

Der Loͤwe leidet fange Durft. Einige fagen, er traͤnke in drey bis vier Tagen nur 
einmal, aber fehr ftarf, wenn er einmal Wafler finder, Es ift ein gemeiner Irrthum, daß 
ihn das Krähen eines Hahns erſchreckte: allein man hat Erempel, daß er fich an Federvieh 
wicht gekehrt. Bor Schlangen aber fürchter er fich fehr; fo daß es bey den Moren gewoͤhn⸗ 
lich iſt wenn ein Lowe fie heftig verfolge, daß fie ihren Turban abnehmen r), und ſolchen vor ſich 
nach Art einer Schlange bewegen; welches der Loͤwe Faum gefehen hat, da er ohne weitere 
Unter ſuchung fich fortmacht. Pe 

Da diefe Leute bey fhrer Jagd oft den Löwen antreffen: fo ift merfwürdig, daß ihre 


Pferde, die wegen ihrer Schnelligkeit fo beruͤhmt find s), vor Schrecken unbeweglich ftehen 


' bleiben, und die Hunde zu ihres Herrn oder der Pferde Füßen kriechen. Das ficherfte ift, 


h | daß 
) Ebendaſelbſt a. d. 10 u. f. S. s) Dieß wird auf der 27 Seite des vorerwaͤhn⸗ 


Dieß ſcheint aus der 27 Seite am Ende des ten Briefes befräftigt. 


Briefes von des Herru Frejus Neife nach Mauris 7) Anbats abendländifches Africa IE Band 
sanien Im Jahre 1071 genommen zu ſeyn. «.d21u.f. ©, ; 





PZ 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch XVI Cap. 309 


daß man abfteigt, und das Pferd ihm zum Kaube uͤberlaͤßt. Iſt aber der Loͤwe zu nahe, Vatur⸗ 
und man bat Feine Gelegenheit, $unte anzuzuͤnden, oder Feuer anzufchlagen, welches ein gefebichte. 
ander Mittel it, ihn wegzujagen? ſo thut man am beiten, wenn man ſich KIT auf die Erde 

teget, in welchem Kalle der &hrve, wo er nicht fehr hungerig iſt, ernſthaft vorüber gebt, alß, 

ob er mit der Ehrenbezeugung, Die man ihm machet, zufrieden wäre 2). 

Der Lwe ift frarf und wohlgemacht. Die afticanifchen find ordentlich fo groß, als die Wie er ges 
barbarifchen Pferde, Die Somwinn hat zwar nur zwo Zigen, aber oft-vier unge, und manch⸗ ſtohlen und 
mal mehr. Man faget, fie würden mit offenen Augen geworfen. Wenn bie Moren eine gesrbet 
Söwenhöfe finden, und Junge in felbiger antreffen; fo führen fie ſolche weg, um fie am Die — 


" Europäer zu verkaufen. u) Sollte die Loͤwinn aber ihren Räuber aufitoßen: fo werfen 


fie eins davon bin; und weil fie folches zuruͤcktraͤgt, fo entrinnen fie mit den übrigen, 

Die Gefchichte geben viele Beyfpiele von der Gütigkeit und Großmuth dieſes Thieres. Seltſame 
Labat erwähnt ziveene, die er von Leuten hatte, die es mit angefehen. Bruder Joſeph Gelhichte 
Colombes, ein Jacobinermoͤnch von Marfeille, war zu Mequinez in der Sklaverey, und 
Hatte mit einem feiner Cameraden befehloffen, zw entfliehen. Weil er gut fieuern konnte: 
fo Hoffte er den Weg nach Larache, welches den Portugiefen auf diefer Küfte gedöret, zu 
finden, Sie famen fort, und veifeten nur bey der Nacht ; den Tag über bfieben fie in den 
Wäldern, oder bedeckten fich mit Büfchen vor der Sonnenhitze. Nach ziweenen Tagen 
kamen fie zu einem Teiche, welches das erſte Waſſer war, das fie antrafen, und ſahen un» 
weit davon einen Loͤwen, gleich als ob er folchen bemwachte. Nach einiger Berathfehlagung 
£nieren fie vor das Thier nieder, und erzählten ihr Unglück auf das Eläglichfte. Der tüwe 5 
fehlen gerührt zu ſeyn; denn er machte fich etwas beyfeite, als ob er ihnen Freyheit zu trin⸗ 
fen gäbe, Diefes gab dem Kühnften Zeit, zum Teiche zu gehen, und feine Gefäße zu fül- 
ten, da indeß der andere in feiner Bitte fortfuhr. Nachgehends giengen fie bey dem Loͤwen 
vorbey, der ſich gar nicht anſtellte, als ob er fie verlegen wollte, und kamen den Tag darauf 
glücklich nad) Larache. | 

Die andere Vegebenheit trug ſich zu Florenz zu, Ein Loͤwe des Großherzogs war aus 
feinem Behältniffe gebrochen, und in die Stadt gefommen, wo er große Unruhe machte, 

Unter andern floh ein Weibesbild mit ihrem Rinde in den Aermen vor ihm. In der Angft 


- Heß fie das Kind fallen, weiches der $öwe nahm, und es freffen zu wollen ſchien. Die 


Murter tief bey diefer Gefahr zum Loͤwen, und bath ihn fußfaͤllig um ihr Kind x), Das 
Thier fah fie an, ſchien durch ihr Flehen bewege zu feyn, und machte ſich fort, ohne das 


r 


- Rind zu beſchaͤdigen 7)- 


Folgende Gefchichte befräftiget die Großmuth diefes Thieres noch mehr. Ziveene Chri⸗ Großmuth 


ſtenfklaven hatten fi im Kahre'1614 vereinigt, nach Mazagan, welches den Portugiefen eitestöwen- 
‚gehört, zu entrinnen, 


und füchten den zweyten Morgen einen Baum, ſich ven Tag über zu 
verbergen, fanden aber zu Fhrent großen Erſtaunen einen Loͤwen bey fich, der gieng , wenn 
fie giengen , mit ihnen ftillftund, und fie allzeit im Geſichte behielt. Bald darauf wurden 
fie von einigen Berfolgern zu Pferde faft erreicht; der Loͤwe aber legte fich vor, und nöthigte 
jene, zurückzukehren, und begleitete Diefe armen — bis fie Mazagan erblickten 2), 
43 Sm 
”) Zweene dergleiche dem x) Warum bath ſie, weñ er vorWeibsbildern flieht? 
— —— hen Brief „) — — ae E a 
am Ende von Freins Reife a, d, 25 ©. z) Siehe voremwähnten Brief a. d. 29 ©- 


Natur⸗ 


geſchichte. 


Geſchichte 
von einer Loͤ⸗ 
winn. 


30 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Im Fort Louis war eine große ſchoͤne Loͤwinn, welche man gefangen hatte und gefeſſelt 
hielt, um fie nach Frankreich zu ſenden. Dieſes Thier bekam eine Krankheit an den Kinn- 
backen, die man bey ihnen für fo tödelich hält, als die Bruftwaflerfucht bey Menfchen. Es 
konnte nicht freffen, und ward dadurch bald aufs äußerte abgemattet. Die Leute hielten es 
für eodt, nahmen Die Kette ab, und fehleppten den Körper vor das Fort, In diefer Beſchaf⸗ 
fenheit fand Hr. Compagnon a), der Erfinder von Bambuk, bey feiner Ruͤckkehr von der 
Jagd, die Lowinn. Ihre Augen waren gefehleffen, der Rachen offen, und voll Ameiſen. Er 
erbarmte fih; und weil er noch etwas Leben Fand, wuſch er ihr den Rachen mit Waſſer, 
und goß etwas warme Milch hinein. Diefes belebte fie wieder, man brachte fie nad) dem 
Fort, und forgte aufs befte für fie. Sie gewann den, der ihr diefen Dienft erwiefen, fo 
lieb, daß fie nichts, als von ihm freſſen wollte, und’ ihm an einem Stricke, wie ein zahmer 


| Hund, folgte 2), 


Ein Ziegen: 
bock beſiegt 
einenLowen. 


Kampf mit 
einem Eber. 


Wie man ſie 
faͤngt. 


Eigenſchaft 
ſeiner Haut. 


Jakal. 


Das Gluͤck iſt bisweilen ſchwaͤchern Thieren fo guͤnſtig, daß fie den Loͤwen beſiegen. 
Da Here Bruͤe zu Fort Louis Director war: fo ward eine Heerde von den Moren erkauf—⸗ 
ter Ziegen dahin gebracht, Im Fort war ein Löwe, den man dafelbft vier Jahre wohl⸗ 
gefürtert gehalten hatte, Der Anblick diefes Thieres erfchreckte Die armen Ziegen Dergeftalt, 
daß fie alle, bis auf einen Bock, flohen. Diefer fah den Loͤwen kuͤhn an, trat einen Schritt 
zuruͤck, und ftieß feine Hörner mie fo plöglicher Gewalt gegen des Löwen Stirne, daß er 
beftürze ward, Dieß wiederholte er, bis er den Löwen fo in Verwirrung brachte, daß er 
wie ein Hund zwiſchen des Herrn Bruͤe Füße vor feinem fo ſchrecklichen Gegner kroch. 

Ob fich fehon einige Thiere mic den Löwen einlaſſen: fo gehöret doch der Elephant nicht 
unter derfelben Zahl. Seiner Größe ungeachtet wird er den Löwen zum Kaube, Der 
Eher machet fich öfters an fie ©). Man fand im Jahre 1695 in einem Morafte bey Ma⸗ 
rokko, welcher voll ſtarken Rohrs war, einen Loͤwen und Eber, welche beyde an ven Wun⸗ 
den ftarben, die fie einander an diefem Plage wechfelsweife beygebracht hatten, wo alles 
niebdergeriffen und blutig war d). 

Der Lowe bemächtiger ſich feines Raubes mit großer Meberlegung. Er fpringe nicht 
gerade darauf zu; fondern geht im Kreife herum, kriecht auf der Erden, und thut einen 
ftarfen Sprung, wenn er fieht, daß er ihn erreichen kann. Die Jungen find leicht zu zaͤh⸗ 
men. Sie hatten einige davon, die fo zahm waren, als Hunde e). 

Die Lowen zu fangen, werden ordentlich tiefe Graben gemacht, die fie mit Erde und 
Aeſten bedecken, und ein Stüce Fleiſch als Luder darauf laſſen. Wenn er alfo in der 
Schlinge gefangen ift: fo machen fie ihn vollends mit ihren Affagayen und Pfeilen nieder, 
und verzehren das Fleiſch f)- 

Die Moren brauchen feine Haut zu Bertküffen, in Europa werden Kuefchenbefchläge 
und Pferdezeug Daraus gemacht. Sie hat eine merkwürdige Eigenſchaft, daß in dem Zim⸗ 
mer, wo fie ſich befindet, Feine Kasten und Mäufe dauern, wovon Paul Lucas den Labat 
aus eigener Erfahrung verſicherte g). ’ 2% 

Man faget, der Löwe hätte ein Thier, Namens Jakal, zur Begleitung, melches ihm 
feinen Raub auffuchte. Jobſon bemerfet, wie er in der Gambra geanfert, fo Hätten fie in 

der 
a) Die Entdeckung fiehe II Band a.d.495 ©. e) Die Gefhichte ſcheint ans dem Briefe beym 


H Marchais Reife nad) Guinea, Band, anf Frejus genommen zu feyn, a. d. 46 ©. wo das 2615 
der 125 Seite, | £ Sahrangegeben wird. 





von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch XVI Cap. zur 


der Nacht das Laͤrmen von diefem Thiere gehört, welches für den Löwen gejagt, und des Natur⸗ 
$önen Autwort vernommen; daß es eine gewöhnliche Redensart unter ihnen gewefen wäre; geſchichte. 
wer will ans Land gehen, und den Jagermeifter begleiten 2)? e 

Bosman verfichert, Der Fatal oder wilde Hund fey dem Tyger an Graufamfeit am 
nächiten, freffe was ihm yorfommt, Menfchen und Thiere, als Kühe, Schweine, Schafe 
uff Zu Ara an der Goldkuͤſte Fommen fie bey Nacht unter die Wälle, die Schweine 
oder Schafe zu holen; es werden ihnen aber, fie zu töbten, Selbſtſchuͤſſe gelegt, welche felten 
fehlen. Der Berfafler fah eins im Jahre 1700, welches von des Königs von Rommani 
Bedienten im hollaͤndiſchen Eaftelle gefhyoffen worden. Es mar fo groß, als ein Schaf, 
mit längern Schenfeln, und nach Verhaͤltniß dicke. Es war mit kurzen fledfigten Haaren 
bedeckt, ver Kopf ſehr groß, flach und breit, mit Zähnen, deren jeder eines Fingers Breite 
Hatte, in welchen, nebft den enefeglichen Klauen, feine größte Stärfe zu liegen ſcheint. 

Eine von diefen Beftien Fam des Nachts in eines Negern Haus nach Akra, wo fie 
eine Negerinn wegnahm, die fie über ihren Ruͤcken ſchwang, und mit dem einen Fuße feſt⸗ 
hielt, auf den andern Dreyen aber gieng. Aber der Gefangenen Geſchrey erweckte einige 
Regern, worauf fie bald befreyet ward, und nur von der Klaue, mit der fie gehalten wor: 
den, eine Eleine Beſchaͤdigung behielt 7). 

Die Tyger find hier von der Größe eines ziemlihen Spürhundes. Man faget, die Beſchrei⸗ 
abyfinifchen wären viel größer. Ihre Haut wird durch verfchiedene farbichte Flecken, Die bung des 
wohl fehattirt und geordnet find, geziert. Das Haar ift fanft und glatt; der Kopf gleicht den Tygers. 
Kasen, die Augen find gelb und wilde, der Anblick ſchlau und graufam, die Zähne fpi- 
gig und fiharf, die Zunge rauh wie eine Zeile, die Musfeln lang, der Körper ift fehlanf und 
dünne, daß fie ſchnell wie eine Kase fpringen. Der Schwanz ift lang, mit kurzen Haaren. 
bedeckt, die Schenkel find wohlproportionirt, biegfam und ftarf, und die Füße mit fcharfen 
Klauen bewaffnet. Cr ift fehr gierig, und greift oft größere Thiere, als er ſelbſt ift, 3. €, 
Ochſen und Elephanten, fehr geſchickt an. Der africanifhe Tyger ift wilder, als die in 
Afien, Neufpanien oder Peru, Das Fleifch ift gut. 

Da Herr Bruͤe alle mögliche Mittel gebraucht Hatte, diefe graufame Neigung eines Kampf mit 
Tygers, ben er zu Fort Louis aufgezogen hatte, zu zähmen und zu befanftigen: fo war er einem 
eines Tages begierig, zu fehen, wie fich ein Schwein gegen denfelben vertheidigen wuͤrde. Schweine. 
Er ließ eins aus der Heerde nehmen, und die andern ans Ende der Inſel treiben. Der 
Tyger ward auf ſolches losgelaſſen, und nach einem kurzen Scharmuͤtzel zog ſich das Schwein 
in einen Winkel des Walles, wo der Tyger eine gute Zeit keinen Bortheil über daffelbe er- 
halten konnte. Endlich gieng er ihm fo nahe auf den Leib, daß das Schwein vor Schrecken 
ein entfegliches Geſchrey erhub, wodurch die ganze Heerde ihm zu Hülfe gelaufen kam; afle 
zufammen fielen mit folcher Hitze auf den Tyger, daß er fich zu vetten in den Teich fpringen 
mußte, wohin ihm feine Feinde nicht zu folgen wagten k). 

Die Tyger auf der Goldkuͤſte find von ganz anderer Natur, als die europäifchen ; denn Ihre Gran⸗ 
fie rühren die Weißen nicht an, freffen aber die Megern begierig. Sie find wilder und ſamkeis 
graufamer, als die Hwen. Im Hunger machen fie fich in die Städte, und führen das 

erfie 


4 


. .d.30 ©. ) Ebendaſ. 2 Band,a.d.35©. 
Ale Misizeo. machen Sanarieninf.nd,68®. 3 Fobfons Goldfandel, a:d.136©,. 
f ) — am oben angef. Drte,2 Band,a.d. 33 4) Bosmans Beſchr v. Guinea, a. d. 246 u. f. O. 
Seite. Eiche auch den 3Vand, a, d, 304 ©, H Tabat, »Band,n.d.371.f.& 


32 Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Natur⸗ erfte Thier, welches fie antreffen, weg, auch in Gegenwart der Negern, die fie oft auffreffen. 

gefebichte- Sie find ſchwer zu fongen, und werden mit vergifteten Pfeiten gefchoffen. Sie machen fih 

zur Stucht Plag, od fie wohl oft in folcher todt hinfallen. Die Negern legen ihnen Fallen 
roie unfere Mäufefallen, mit Fleiſche geludert, und toͤdten fie in folchen mit Pfeilen 7). 

Auf der Goldfüfte find unglaublic) viel Tyger, manche fo groß, als Büffel, Es giebt 
vier bis fünf Arten, die an Größe und Wildheit, auch Flecken verfchieden find, Ob Leo⸗ 
parden und Panther Arten von Thgern find, das Eonnte Bosman von niemanden erfahren, 
und er fand den Plinius fo irrig, Daß er ihn bey der Befchreibung der Thiere nicht nenneng- 
werth hält. Die Negern unterfcheiden die Tyger mit verfchiedenen Namen, die er im 
Holl andiſchen nicht auszubrücfen wußte, und nur bemerfet, daß fie alle raͤuberiſch find, und 
viel Unglück ftiften. | 

Sie ſchonen weder Menſchen noch Vieh, greifen aber die erſtern nicht an, ſo lange noch 
an den letztern kein Mangel iſt; ſonſt iſt gewiß alles, was ihnen von Menſchen vorkoͤmmt, 
codt. Doc koͤnnen die Zungen fo zahm gemacht werden, daß man mit ihnen wie mit 
Hunden oder Kagen ſpielet. 

'  Yosman hatte acht dergleichen zu Elmina gefehen, von denen der Generaldirector 
wweene beſaß. Er bemerkte aber, daß ihre Natur bey einer oder der andern Gelegenheit 
mmer hervorbrach, und ifmen daher ohne Vorſicht nicht zu trauen iſt m). - 

Der Tyger, faget le Maire, iſt wilder, als der Loͤwe, und fällt ohne Unterfchied auf 
; Menfehen und Vieh. Die Schwarzen toͤdten viele davon mit ihren Aſſagayen und Pfei⸗ 

fen, des Felles wegen. So lange ſie leben, ergeben fie fich nie, und gemeiniglid) toͤdten fie 
einen, ehe fie fallen. 
Tygerkatze. Die Tygerkatze heißt ſo wegen ihrer ſchwarzen und weißen Flecke. Sie haben die Ge⸗ 
ſtalt einer europätfehen Rage, find aber viermal fo groß. Von Natur find fie gefräßig, und 
feoffen Mäufe, Ratten, und dergleichen. Sie find von dem Tyger in nichts, als der Größe, 
unterſchieden n). 

& Der $eopard ift graufam und gefehmind. Doch greift er nie einen Menfchen an, als 
" in einem fo engen Plage, da es nicht zu vermeiden iſt. Alsdenn fpringt er ihm ins Ge⸗ 
ſicht, veißt Das Fleiſch mit den Klauen herunter, und toͤdtet ihn ſolchergeſtalt. Er iſt ein 
Todtfeind der Kunde 9). 
Der africaniſche Dunce ift von der Feoparbenart, mit ſchoͤngefleckter Haut. Er ift ſehr 
feiche und ſchnell, von der Groͤße eines Spürhundes, hat einen runden Kopf, weiten Rachen und 
ſcharfe Zähne. _ Sein Anfehen hat nichts wildes, er ift aber doch fehr raubgierig, und 
ſchweift um die Dörfer und Heerden herum, Schafe und Federvieh zu erhalten. Man 

weis felten, daß er Menfchen oder Kinder anfällt p). 
Jobſon faget, es gebe laͤngſt der Gambra viele Ounces und Seoparden, Deren Haͤute 
die- Schwarzen zum Verkaufe bringen. Man wies ihm daſelbſt ein Kind, das in der zar- 
eſten Kindheit von ber Mutter, welche nach einer Wafferquelle gegangen, an der Thuͤre auf 
einer 
-D) Yerhus beym de Bry Ind. Or. 6 Theil auf mie Maires Reiſe nach den Canarieninſeln, auf 


der 78 Scite. der 68 * f. 2 
0) Ebenda). 


m) Bosmans Veſchreibung von Guinea, a.d.  P) Kabats abendlaͤndiſches Afriea, 4 Band, anf 
245 u. f. S. der 351 Seite. 


— — 


F 


Keopard. 


Ounee. 


| EN 









































=u 


El 


— 


GEFZE GEBE LEE 







































































































































































































































































* RE 
h a 
aD EZB ven Be ae 


RR 





x 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. vi Buch XVII Cap. 333 


einer Matte gelaſſen worden. Ein Dunce nahm die Matte und das Kind mit; die Mut- Toten · 
ker verfolgte ihn mit großem Geſchreye, und das Thier floh gleich dahin, wo der Vater Seſchichte. 
nebſt andern im Felde arbeiteten, Die es alle zuſammen verfolgten, da es aber feinen Raub be⸗ 
ftändig behielt. Doch das Kind fiel aus der Matte, welches die Eltern freudig aufhuben, 
da indeß der Dunce die Hülle fortſchleppte. Diefes Thier ift fo Fühn, daß es oft einen 
Eleinen Hund, den fie, Ihre Hütte am Ufer der Gambra zu bewahren, hielten, gitternd an 
ihr Bette trieb, fo daß Nie aufftehen, und ihm mit Feuerbränden verjagen mußten 62). 
Le Wiaire hält den Dunce für eine Art vom Tyger, und mit dem Panther für einer: 
ley, faget aber, man hielte ihn fuͤr wilder, als den erſten, und ſeine Haut fuͤr ſchoͤner, ob ſie 
wohl eben fo gefleckt wäre ce), 2 
Der Wolf ift in nichts von den franzöfifchen unterfchieden dd), außer daß er größer Wolf. 
und geaufamer ift, | 


KEITEN FI HF HF KK FF FR HK FF FF FF FF HE FF N RE Re 


Das XVII Capitel. 
Wilde und zahme Thiere. 
Der I Abſchnitt. | >E 3 


Der Elephant. Seln Ruͤſſel. Mund und Zähne. heerdenweiſe ins Land. Thun viel Schaten, 
Größe und Arten. Schwer, aber doch ſchnell. Schwerzutödten. Beyſpiel. Tranriger Vorfall. 
Farbe und Haut. Speiſe und Magen. Seine Mir Kugeln und Aexten faft nicht zu befchädigen. 
Feinde unter den wilden Tieren. Sierheilenfih Büffel. Nicht gemein. Wilde Kühe und Eder. ' 


er Elephant ift unftreitig das größte unter den befannten Thieren auf der Erde, Elephant, 
8 Nordwaͤrts der Sanaga find ihrer wenig, aber ſuͤdwaͤrts in Menge. So ver—⸗ 
ſchwenderiſch die Natur gegen diefes Thier mit Mittheilung der Materie gewefen, 
fo nachläßig bat fie fich bey feiner Geſtalt bezeiget. Nichts iftungefchickter zu fehen. Ein 
unformliches Haupt, deffen Obren, fo lang, breit und dicke fie auch find, doch daran Flein 
feheinen, und die Augen, Die ebenfalls groß find, auch Flein ausfehen 4). 
Seine Nafe ift breit, und fo verlängert, daß fie den Erdboden berührt, welches der Ruͤſſel. 
Küffel genennt wird, Diefer Teil ift fleifchicht und nericht, wie eine Nöhre hohl, biegfam, 
und fo ſtark, daß er damit Eleine Bäume, und Die Aeſte von den großen zerbricht und abreißt, 
und fich durch) die dickſten Wälder den Weg bahnet. Er hebt auch damit die ſchwerſten 
Saften von der Erde auf den Rücken 5b). Er holet dadurch Athem, und riecht dadurdy. Kurz, 
es ift eine Nafe, die ſich vom Kopfe nach und nad) verkleinert, und in diefen beweglichen 
Knorpel endigt, der aus zwo Oeffnungen beſteht, die ſich nach Gefallen verſchließen. Er 
hebt mit dieſem Rüffel die kleinſten Körper auf ec). Ohne denſelben muͤßte er verhungern; 


denn 
bb) Jobſons Goldhandel, a.d.138 ©. 5) Jannequiu faget, er trüge mit feinem Rüffel 
ee) le Maire, an oben angeführtem Orte, aufder eine aroße Canone eine Meile. Siehe deijen Voy. 
69 Seite. de Lybie, 0.0.1468. 
da) Ebendaſ. | c) Wie wir mit Fingern und dem Danme, hebt 
a) Siehedie Figur. er die, Sachen mit dieſem Gelenke auf. 


Algen. Reiſebeſchr. IT Band, Kr 


Natur⸗ 


geſchichte 


Mund und 
Zaͤhne. 


Groͤße und 
Arten. 


314 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


denn ſein Nacken iſt ſo dick von Fleiſch, und ſo ſteif, daß es ihm unmöglich fälle, fein Haupt 


mie andere Thiere zum Freſſen genug zu beugen, und er alfo fterben muß, wenn fein Nüf 
fel befchädige ift. | 

Sein Mund liegt unter dem Rüffel, in dem niebrigften Theile des Kopfes, und ſcheint 
faft mit der Bruſt verbunden zu ſeyn. Die Zunge ift zu feiner Größe klein. Er hat in 


jedem Kinnbacken nur vier Zähne, um die Speiſe, welche der Rruͤſſel Tiefere, zu zermafe - 


men 4), Zur Bertheidigung gegen feine Feinde har ihm die Natur zweene längere Zähne 
gegeben, die aus dem obern Kinnbacken herausgeben, und verfchiedene Fuß lang find, Mie 


felbigen greift er feine Seinde heftig an. Man verfaufet fe unter dem Namen der Ele⸗ 


phantenzähne oder des Eifenbeins, Ihre Größe vichter ſich nad) dem Alter des Thieres. 
Sie find bis auf die Hälfte Hohl, alsdenn Dichte, und am Ende fpigig, Da die Europäer 
diefe Zähne gut bezahlen, fo befriegen die Negern die Elephanten beftändig derentwegen. 
Sie jagen diefelben bisweilen verſammlet, und tödten fie mit ihren Affägayen und Pfeilen, 
öfterer aber machen fie Gruben in den Wäldern, durch die fie ziehen, und wo fie ſich mit 
ihven breiten Fußftapfen verrathen ©). 

Ihr Fleiſch iſt etwas vortreffliches für die Schwarzen, befonders wenn es eingefalzen 
ift, und dienet ihnen ayf lange Zeitz denn ein guter Elephant giebt mehr als vier bis fünf 


Ochſen. Sie find hier ordentlich von acht bis zehn Fuß lang, zehn bis zwölf Fuß hoch, und. 


nach Verhaͤltniß dicke. Man theilet fie bier in drey Arten, nicht als ob ihre Geſtalt verſchie⸗ 
den wäre, fondern von den verfehledenen Orten, wo man fie antrifft. Die, welche in bergich- 
sen und wüften Dlägen find, find wilder, feheuer und fehlauer als die andern, ohne Zweifel 
weil fie unter Tygern, Löwen, und andern wilden Thieren leben. Die in den Ebenen find 
mehr gewohnt, Menfchen zu fehen, und daher gelaſſener. Die aber an der Sanaga, wel- 
che unter den Schwarzen in einem angebauten Lande wohnen, würden noch zahmer fenn, 
wenn fie nicht von den öftern Anfällen der Schwarzen wachſam und vorfichtig würben. 


- Gleichwohl befchädigen fie felten jemanden, wenn fie nicht vorher gereizet worden, 
Iſt unbehuͤff  Dbwohl der Elephant wegen feines Körpers zu groß und ſchwer zu feyn feheint, fehnell 


lich doch 
ſchnell. 


Farbe und 
Haut. 


zu gehen, noch vielweniger zu laufen: ſo kann er doch beydes ſehr wohl. Sein ordentlicher 
Schritt iſt wie eines Menſchen, wenn er ſchnell geht, und vermuthlich iſt er im Laufen noch 
ſchneller, ob ſolches wohl ſelten geſchieht. Denn fein gewoͤhnlicher Schritt iſt langſam, 
welches ſich auch zu ſeiner gewaltigen £aft, feinem ausgekruͤmmten Rücken, und großem hän- 
genden Bauche am beften ſchicket. Seine Deine und Schenkel find unformlich, und fehr 
dicke f). „Die Füße einen Schuh queer durch, und mit einer vauben dicken Haut fo be 
deckt, daß man nur das Ende der Nägel ſieht. Der africanifche Elephane ift, wie der aſia⸗ 
tifche, Faft ganz ſchwarz. Seine Haut iſt vaub, runzlicht, hart, mit einigen hin und her 
darauf gefegten langen, fteifen, Dunkeln Haaren. Der Schwanz ift lang wie beym Ochfen, 
und nadend, bis auf wenige Haare am Ende. Cr bewegt diefen, als ob er Die Fliegen ver: 
jagte, ob wohl folches Ungeziefer eine Haut, die Muſketenſchuͤſſe aushält, ſchwerlich verle⸗ 


- Gen koͤnnen. Es iſt ein gemeiner Irrthum, als ob er feine Gelenke in den Füßen hätte, 


und 


A) Die untern Zähne find zwen Zoff laͤnger, als f) Vier Schenkel wie Säufen, und kurze Füße, 
die im obern Kundacken. Siehe Phil. Tranf. die vordern breiter und runder, die hintern länger 
Abridgm. fünfter Band a. d. 121 ©. und fhmähler, jeder mit vier Klauen. Phil. Tranf- 

e) Labals abendl. Africa z Banda. d.270nf.&. Abridgm fuͤnfter Band a. d. 83 ©. 


— nn nu * 





* 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch XVII Cap. 315 
und folglich weder ſich niederlegen noch aufſtehen koͤnnte. Aber ein anderer nicht ſo 


Natur⸗ 


ſehr bekannter Fehler an ihm ift, daß er fich ſchwerlicher von der rechten Hand gegen die linke, geſchichte. 


‚als gegenfeitig wenden kann. Die Negern wiffen fich, wenn fie ihn in offenem Felde an 
greifen, wohl Danach zu richten 8): | 

Sb die Afiater gleich gelernt haben, den Elephanten zum Kriege und andern Dienften 
abzuichten: fo haben doch Die Negern nie dergleichen verfucht,. 

Einige fagen, fie truͤgen ihre Frucht achtzehn Monate; andere reben von fehs und 
dreyßig: es iſt aber ungewiß, weil ſich die zahmen Elephanten nie vermehren. . Andere bes 


baupten, der Elephant ſaͤhe und gienge, fobald er auf die Welt gefommen, und föge fier 


Den bis acht Jahre. Aber dieß alles find Murhmaßungen ohne Grund, 


Dem Elephanten fehlet es nicht leicht am Futter. Er lebet vom Graſe wie ein Ochs, 
und in Mangel deſſen von Aeſten und Blaͤttern der Baͤume, Geroͤhrich, Schilfe und andern 
Kräutern, die in den Moraͤſten wachſen, auch allen Arten von Feldfrüchten, Korn und. Hirſe. 
Aus Hunger nehmen fie bisweilen Erde und Steine, aber diefes Futter richtet fie bald hin. 
Sie können acht bis zehn Tage hungern ; fonft aber freſſen fie ftark, welches Die Megern in 
ihren Lugans oder Pflanzgärten mit Schaden erfahren, in einziger Elephant verzehret in 
einem Tage mehr, als dreyßig Menfchen in acht Tagen thun würden, Den Schaden, den fie 
mit ihren Füßen chun, ungerechnet. Die Schwarzen find daher fehr bemüht, fie von ih⸗ 
von Reißfeldern u. f. f. abzuhalten, die ſie bey Tage bewachen, und bey Macht mit Feuer, 
wovor fie fid) fücchten, verwahren. Wenn fie auf Tobacksfelder kommen, merden fie trun⸗ 
fen, und nehmen tolle Streiche vor. Bisweilen find fie fo voll, daß fie einfhlafen, und 
da rächen fic) Die Negern an ihnen. * Sie trinken Waffer, welches fie zuvor mit ihren Fuß 
fon ſchlammicht ruͤhren. 

Der Elephant hat viel Feinde, davon der vornehmſte das Nashorn iſt. Labat ſaget, 
man faͤnde keine in Africa bh). Doch haben die nordlichen Elephanten an den Negern, 
Tygern, Loͤwen und Schlangen Feinde genug. Der furchtbarſte iſt der Tyger, der gemei⸗ 
niglich den Elephanten beym Rüffel anfällt, und ihn beſchaͤdiget ober zerſtuͤckt. Die franzoͤſi⸗ 
ſche Sanagageſellſchaft bekdmmt jährlich soo Quintale oder faſt 50000 und an Zähnen. 

Die Elephanten ziehen heerdenweife zu vierzig, funfzig, fechzig zufammen. Man 
trifft fie öfters an, aber fie thun niemanden etwas, wenn man fie nicht angreift 7). 

Tobfon bemerfet, die Elephanten wären, wie aus ihren Spuren erbeffet, in dem ganzen 
Sande an der Gambra häufig. Er bat ſechzehn große beyfammen gefeben , außer Denen 
jungen, die noch fogen, und den halb erwachfenen. Das Geröhrich, in dem fie ordentlich fref- 
fen, ift ein oder zweene Fuß höher, als der größte Mann, und doch fieht man den halben 
Elephanten darüber heransragen. N 

Idhre Zaͤhne liegen, den gewöhnlichen Abbildungen zuwider, in Dem obern Rinnbaden. 
ie veißen mit denenfelben Bäume nieder, Daher kommen foviel zerbrochene Zähne; 
Fang Denn der Baum zu ftarf iſt, ſo geht es uͤber den Zahn. Der Verfaſſer ſaget, es ſey 
wie einige behauptet, daß fe die Zähne verloͤhren. Aus der Erfahrung verfichert er, 
| Ara daß 
F) Faber Wendlandi Africa 27: der anten Hoffnung faget, man fände fie da. ⸗ 
* ——— Africa auf der 275 —* — ——— An — —* —* F 
"ad. 281u.5.©, e3 gebe Nashoͤrner an der Sanaga. 
) Belbe in feiner Nachricht vom Vorgebirge k) Labat dritter Band a. d. 285. 


Futter um 
Magen. 


Seine 
Feinde, 


Ziehen heer⸗ 
denweiſe. 


— 


316 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Küfte von Afeicn, 
Natur⸗ daß das Fleiſch gut und ſchmackhaft iſt. Sie ſind ſeinem Berichte nach ſo furchtſam, als 


geſchichte. die Hirfche, und laufen ſehr ſchnell, wie er bey einem großen Elephanten geſehen, dev drey 
2 geled 


Schuͤſſe befommen, aber doch entrunnen, und im Walde todt gefunden worden Z). 

„Ze Maire meldet, man müffe den Elephanten nie angreifen, wo er Plag hat, fich zu 
wenden; ſonſt reißt er feinen Feind mit dem Ruͤſſel nieder, und tritt ihn todt. Das Weib 
traͤgt oft drey Jungen auf einmal, und füttert fie mit Kräutern und Saube, welches fie ihnen 
mit ihrem Ruͤſſel in die Maͤuler ſtecket. 


Thun großen Das Thier koͤmmt oft bey der Nacht in die Dörfer, ohne fich daran zu kehren, ob fie 


Schaden bewohnt find. An ftatt nun, daß es ausweichen follte, wenn es an die Negerhäufer kmmt: 
5 ſo geht es vielmehr gerade fort, und zertritt fie, wie Nußfchalen m), 

m Sie thun unter den fruchtbaren Bäumen, befonders den Orangen, Bananen und der: 
gleichen, vielen Schaden. Bon den Feigen freflen fie die Frucht und den Stamm. Näch 
Bofmans Berichte verfichern die Schwarzen und andere, die Elephanten verfolgten die Leute 
oft zu ihrem großen Schresfen bis ins Waſſer. Am Riode Gaben find viere, fünfe und 
mehrere bey dem Verfaſſer und feiner Gefellfihaft vorbeygegangen, ohne ihnen etwas zu 
thun; aber fie hatten nicht Herz genug, nach) ihnen zu ſchießen. Denn fie find ſchwer zu 
todten, wo ihnen die Kugel nicht gleich zwifchen die Augen und die Ohren fümmt ‚ welche 
noch) dazu von Eifen feyn muß; denn wider die bleyernen Kugeln hält ihre Haut fo feft, als 
eine Mauer, und diefelben werden, wo fie an erwähnten Ort ftoßen, ganz platt. 

Die Schwarzen berichten, fie thäten niemals jemanden von den Neifenden in den Wäl- 
dern Schaden, Wo aber ein Schuß auf fie gethan wird, und fehler: fo werden fie fehr wild. 
Diefe leiste Anmerkung fand der Verfaſſer in der Erfahrung 7) uneichtig 0). 

Beyſiel da⸗ Im Chriſtmonate des Jahres ı 700 kam ein Elephant des Morgens auf der. Goldkuͤſte 
von. nach) Elmina, und gieng ganz gelafjen am Ufer unter dem Hügel St. ago herum. Einige 


Sind fhwer 
zu tödten, 


Schwarzen giengen unbewaffnet zu ihm, von denen er fich umringen ließ, und ruhig mitihnen | 


fortgieng. Glelch unter dem Berge feuerten ein hollaͤndiſcher Dfficier und ein Schwarzer auf 
ihn, und trafen ihn über das Auge, verurfachten aber Feine Beränderung in feinem Schritte, 
Er ſchien nur den Negern bisweilen zu drohen, und hob manchmal feine Ohren auf, die 
erftaunlich groß waren. Gleichwohl gieng er fort, und machte ſich endlich in den hollaͤn⸗ 

diſchen Garten, wo er vielleicht beſſer empfangen zu werden hoffte. 
Der Generaldirector und der Verfaſſer giengen, in Begleitung verfehiedener von ber 
Factorey, in den Garten, und fanden ihn mitten darinnen ftehen, wo er neun bis zehn Co— 
cosbäume fo leicht niedergeworfen hatte, als etwa ein Mann ein Kind umſtoͤßt. Weil er 
bier ftund, wurden über hundert Schüffe nach) ihm gethan, davon er fo fehr.bfukete, als ob 
ein Ochs wäre gefihlachtet worden; doch wich er nicht, fondern erhub nur feine Ohren, und 

feste die Leute in Furcht, er würde fie verfolgen. 

Trauriger Diefe Luft endigte fich aber betrübt. Denn ein Schwarzer, der ſich einbildete, mit dem 
Zufall Elephanten umgehen zu koͤnnen, mie er wollte, gieng fachte hinter ihn, und nahm feinen 
Schwanz in die Hand, mit dem Vorſatze, ein Stuͤck davon abzuſchneiden. Aber das Thier 
gab 
1) Iobfons Goldhandel a. d. 139 u. f. ©. n) Doch erzählt er anderswo eine Sefchichte, 
vı) le Maires Reiſen nach den canariſchen In⸗ welche es bekräftigt. Unter Akim auf der Gold- 
fein a.d, 68 ©, kuͤſte ſchoß ein Schwarzer, der die Etephanten zu 
: j jagen 





ü 
' 
\ 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch XV Cap. 317 


gab ihm mit feinem Ruͤſſel einen Schlag, warf ſich auf ihn, und trat ihn zwey bis dreymal; 
und als wenn das noch nicht genug wäre, ſo bohrte es Ihm mit feinen Zähnen zwey Löcher 
in den Leib, da in jedes zwo Mannsfäufte hineingiengen. Mach dieſem ließ es ihn liegen, 
ohne idm weiter etwas zu thun, und ſtund auch ſtill, weil zweene Schwarzen den Korper, 
wegfihafften, ohne fich im geringften an fie zu machen. 

* Aus diefen beyden Benfpielen ift klar genug, daß fie felten ungereizt Schaden thun; 
wenn man aber nach ihnen ſchießt, und fehler, fo werden fie wild, Da diefe Menge auf 
ihn donnernder Schüfe nicht zureichte, ihn niederzumerfen: fo ward ber Berfaffer von 
denen, die mit dem Elephantenſchießen am beiten umzugeben wiffen, berichtet , daß fie haͤt⸗ 
ten eiferne Kugeln brauchen follen, weil die bleyernen entweder Auf der Dicken Haut, oder 
auf den Knochen platt würden; und fie fanden wirklich in dem todten Elephanten, daß wer 
nig Kugeln durch den Knochen in den Kopf gegangen waren. Die meiften, befonders Die 
fleinen, waren wie von einer Mauer zuruͤckgeprallt, obgleich einige an den rechten Ort ges 


Natur⸗ 


geſchichte. 
u 


kommen. Die Kugeln waren deroivegen gewiß zu Flein , weil ein Engländer aus einem _ 


Kahne aufder Gambra einen Elephanten, der ihn verfolgte, nur mit einem Schuffe getoͤdtet. 
Nachdem der Elephant etwa eine Stunde in dem Garten gemwefen: fo gieng er herum, 
als ob er die Holländer anfallen wollte, die wohl fehzehn Schritte von ihm waren, und 
deswegen vor ihm flohen. Zum Gluͤcke aber verfolgte das Thier niemanden außerhalb des 
Gartens, da ihm gewiß Feiner, wenn er auch zu Dferde gewefen, entronnen wäre, Er ges 
rieth an die Hinterthüre, die anderehalben Ziegelftein dick war, und von ihm mit einer ge⸗ 
vingen Berührung meit fortgeworfen ward. Doc) gieng er durch diefe Deffnung nicht hin⸗ 
aus, fondern machte ſich einen Weg durch die Gartenhecke, und gieng langfam an den Berg 
St. Jago gegen den Fluß, um ſich zu waſchen oder abzufühlen. Nachgehends Fam er 
heraus, und fund unter verfchiedenen Bäumen, wo er etliche Waſſergefaͤße und einen 
Kahn zerbrach. 


St faſt ums 
verleglich 


Hier fing man von neuem at, zu ſchießen, bis er endlich fiel. Sie hieben ihm fogleich fiir Kugeln 
- feinen Rüffel ab, dazu bey dreyßig Diebe erfordert wurden. Diefes mußte dem There und Aerte. 


ſehr emprindlic) feyn, weil es zu brülfen anfing, da es bis dahin Fein Geſchrey erregt hatte, 
ac} dieſem verreckte es unter dem Baume, und befräftigte damit der Schwarzen Bericht, 
daß ein Elephant, wenn er feinen Tod nahe fühlte, alfezeit, wo möglich, unter einen Daun, 
oder in einen Wald zu fommen füchte, Sobald er todt war, fielen die Schwarzen häufig 
über ihm her, und ein jeder ſchnitt fo viel ab, als er fonnte; fo daß er eine große Menge 
Weiße und Schwarze den Tag über mit Speife verforgte, Er war nicht geoß, und feine 
Zähne hatten nicht über fünf und dreyßig Pfund, 


£ 


Ueberhaupt bedachte Der Berfaffer nun die Gefahr, wenn das Thier fie verfolgt hätte, | 


und beſchloß, fich an feinen mehr zu wagen, und andern eben dag anzurathen P). 

Der Elephant ift nicht nur ſeiner Groͤße, ſondern auch ſeiner Gelehrigkeit wegen merk⸗ 
wroee Cie leben auf hundert und funſzig Jahre, und je älter fie werden, deſto fhöner 
wird auch ihr Haar und ihre Farbe. 

Rr3 Die 
jagen pflegte, nach einem; das Gewehr aber verſagte, 0) Ebendaſelbſt a. d. 242 u. f. S. 


und der Elephant zeptrar i | 
t 
Boſmans Be zertrat ihn und die Muſkete 


Fhreibung yon Guinea.n.d. 318 © 7) Ebendaſelbſt a. d. 218 u. fi S. 


Paco 


Hate: 


gefchichte. 
— — 


Büffel 


Nicht ge 
wein. 


Wilde Kühe, 


ig Reifen laͤngſt der weſtlichen Küffe von Africa, 


Die Schwarzen fangen fie in tiefen Gräben, welche mit Aeſten bedeckt find, Wenn 


der Elephant Hineingefallen ift, fo richten fie ihn mit Wurf ſpießen und Pfeilen vollends hin, 
und theilen nachgehends den Körper unter fich, Mic der Haut überziehen fie ihre Stühle, 
und den Schwanz bekoͤmmt der König zum Fliegenwedel g). bt 
Der Büffel, welcher hier gefunden wird, iſt größer als dee Ochs r). Sein Haar ift 
fehwarz und kurz, wie auch fehr grob und dünne; fo daß man leicht die braune und lockere 
Haut Darunter fehen Fann. Sein Kopf ift in Bergleichung mit dem Körper fein, mager, 


und niederhängend. Er hat lange ſchwarze gekruͤmmte Hörner; er ift fehe boshafe und. 


fhädlich, befonders wenn er gereizt worden. Denn er läuft fehnell ‚und wenn er Den Ber 
leidiger erreicht, fo wirft er ihn nieder, tritt auf ihn, und zerquerfeht ihn, bis er feinen Athem 
mehr merfet; fo daß ſich einige von feiner Wuth dur) Zuruͤckhaltung des Athems gerettet 
haben ). Er bat große wilde Augen, bruͤllt entfeglich, Bat Eurze und ſtarke Schenfel, 
Er fann viel arkeiten, und feiße wenig. In Stalien wird er zum Pfluͤgen und Karnzie⸗ 
ben gebraucht. Er ift fo hisig, daß er auch im Winter allezeit gern im Waſſer if, Das 
Fleiſch ift grob und wenig werth, wird aber doch zu Nom verkauft 2), . 

‚DSofingn. berichtet, der Büffel ſey Dem Elephanten meiftens gleich, die Größe ausge: 
nommen, . Man findet fie Durch gan Guinea, aber fo wenige, daß man in drey bis vier 
Jahren Faum einen ſieht. Ihr Gleifch ift ſehr gut zu effen. 

Diefe Creaturen fcheinen nicht ſchnell genug zu ſeyn, die Leute zu Sande zu erreichen, 
wo der Berfaffer meynet, daß er fie nicht fürchten, und ihnen mehr, als im Wafler, trauen 
würde, ob er wohl nie gehört, daß fie Da einigen Schaden gethan hätten. Gie find dun⸗ 
Felbraun, und fehen recht Häßlich aus. Man faget, fie fhrien, und brauchten andere $ift, 
Die Seute zu fangen; welches aber Boſman für fabelhaft hält u). 

In verfchiedenen Gegenden des felten Sandes, befonders in den Wäldern und in den 
Gebirgen, giebt es wilde Kühe: aber fie find fo feheu, daß man ihnen nicht nahe fommen 
kann. Gemeiniglich find fie braunroth, mit Eleinen fehwarzen fpigigen Hörnern, Sie 


vermehren ſich ungemein, und würden fehr zahlreich werben, wenn die Europäer und 


Eher. —. 


choere J 


Schwarzen fie nicht aufrieben x). 

Jobſon berichtet, es gäbe außer den Buͤffeln noch große Eher fängft der Gambra. 
Sie find dumfelblau, mit großen Zähnen bewaffnet, und haben lange haarichte Schwänze, 
die fie aufgerichtet fragen. ie find Fühn und gefährlich, Die Seute dringen viel außer- 


ordentliche Selle zu verkaufen. Er fah eing von vierzehn Fuß lang, das dunkel von Farbe 


war, und weiße Streifen hatte y). 

Le Maire bemerket, daß in den Gegenden um dag grüne Borgebirge viel Wildprär 
ift, als Eber, Ziegen, Böce und Hafen. Der Berfaffer fah feinen von ihren Hirfchen, die 
Geweihe haben, wie die franzöfifchenz ausgenommen daß foiche den fehweizerifchen Gem- 
fenhörnern ähnlich, und nur gerade find 2), Das Fleiſch der Eber, welches man bey der 
Sanaga fehr oft zu feben bekommt, iſt weißer, aber nicht fo wohlſchmeckend, als das von 


den europäifchen Ebern zz). Der ; | 


72 Aetbus beym de Bey Reife nach Oftindin Dieß iſt von dem ganzen Ochſengeſchlechte bez 
VI Theil ad. 77 ©. mweerket worden. 

r) Barbot faget, die Leute bey Capo Monte ) Kabats abendlaͤndiſches Africa IV Band 
aͤßen fie. Siehe deſſen Beſchreibung von Guinea a. 357 ©. 
a. d. 114 Seite, u) Boſman a. d. 245 ©, 





En 


von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch XV Cap. 319 
ratur: 


| Der H Abfehnitt. — 
Fernere Nachricht von den wilden und zahmen Thieren. | 


Die Geiß oder Antelope. Hirſche und Hindinnen. paniz. Zibethfage. Wird verfehiedentlich befchtiee | 

Wie ma fie fängt. Auferordentliches Thier. ben. Muffus: oder Ziberhbeutel. Wie man de 
Bomba oder Eapivard- Affen und Meerfagen, Muffus von dem Thiere befömmt. Ihr Futter. 
Solche⸗thun viel Schaden. Große Mannich⸗ Die guineifchen find die beſten. Zahmes Vieh. 
faltigfeit derſelben. Zaojas ⸗Morrow oder Cham Pferde, Ochfen, Schafe. Zahme Ziegen. 


Hi Geiß oder Antelope wird an der Sanaga und an ber Gambra in großen Heerden Seife 
gefunden, Am Kopfe, Schwanze und Haaren gleicht fie dem Rameele, Ihr Leib 
iſt wie der Hindinn ihrer, und ihr Geſchrey iſt dem Meckern der Ziege ähnlich, An den 
Schenken und Füßen, die vorn kuͤrzer als hinten find, gleicht fie dem Hafen a), und 
fäuft eine Höhe beffer hinauf, als hinunter. Mo der Boden uneben ift, kann fie nicht fehnell 
faufen. Wenn fie ein Laͤrmen hören: fo ſpitzen fie die Ohren. Ihre Hörner gehen gerade 
bis ans Ende, mo fie etwa einen Zoll lang einwaͤrts gebogen find. Sie find von guter 
Yet, und leicht zu zaͤhmen . Rund um Das Auge haben fie einen ſchwarzen Kreis, wie 
das Kameel. 
Es giebt auch hier Hirfhe und Hindinnen in großer Menge. Sie fommen in ftarfen Hirſche und 
Heerden von denen Landern, welche nordmwärts der Sanaga liegen, um ihre Weide zu ſu⸗ Hindinnen . 
chen, die auf der Südfeite des Fluſſes häufiger iſt. 
Die Schwarzen laffen fie für ihr Futter bezahfen. In diefer Abficht warten fie, Wie man fie 
bis das Gras, gemeiniglich im März und April, trocken ift. Die Einwohner ber In fängt. 
fein Bifeſcha und der Elfenbeininfel verſammlen ſich, und fegen diefe Ebenen an dem 
breiten Theile der Inſel in Feuer. Indem ſich ſolches ausbreitet, ſo werden die Thiere 
genoͤthigt, ſich nach dem Ende der Inſel zuruͤckzuziehen, wo fie von den Megern und dem 
Fluſſe eingefehloffen werden, an deſſen Ufern andere Schwarze warten, um Diejenigen, 
welche darüber fegen wollen, zu toͤdten; fo daß ſie viele niedermachen. Mach diefem thei- 
len fie den Raub, falzen und rocknen das Fleiſch, und verkaufen die Haut den Franzoſen 
und den Englaͤndern 2). jt 
Jobſon ſaget, nach dem Berichte der Einwohner an der Gambra ſey daſelbſt ein Seltſames 
Thier von der Groͤße und Farbe eines Hirſches, mit einen Horne, etwan fo lang als ein Thier. 
Nanngarm c), welches, wie der Verfaffer bemerfet, dem Einhorne, wie es abgemalet wird, 
nicht gleich koͤmmt. Er wuͤrde auch vermuthlich von keinem ſolchen Thiere etwas gehoͤret 
haben, wenn er damach geforſcht hätte. Le Maire meldet, daß Nashörner daſelbſt find, 
er hat aber feins gefeben — 
Unweit dem gruͤnen Vorgebirge iſt ein merkwuͤrdiges Thier, das einen Leib wie ein 
Hund Hat, mit Hirſchhufen, die aber etwas größer find, und eine Schnauze wie ein Maul« 
wurf. Es feige Ymeifen ©)» 


Unter 

” — a. d. 360 ©. 55 Kabats abendländifhes Afriea IL Band a. d. 
2) ke — Goidhandel a. d. 143 ©. 742 ©. und III Band ad. 80 u. f. S. 

22) Katar heile nad) den can. Inſ a. d. 71 S, ce) Yobfons Goldhandel a. d. 146 ©. 

{m HI Bande a. d. 82 ©. d) le Maires Reife nad) den can. nf. a. d. 70 S. 


a) Siehe das Kupfer, e) Barbots Beſchr. von Oninen 40.288. 


Natur⸗ 
geſchichte. 
Bomba oder 
Caplvard. 


Affen und 
Meerkatzen. 


320 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Küfte von Africa, 


Unter Den Sereresnegern bey eben diefem Vorgebirge, findet ſich ein Thier, welches 
auch in Brafilien wohl bekannt ift, und von den Seuten Dombe, von den Europäern Ca⸗ 
pivard genannt wird ). Einige find fo groß, als ein jähriges Schwein, Das Haar 
iſt weißlich, kurz, dünne und fteif. Seine Pfoten find mit fharfen Nägeln bewaffnet, da⸗ 
mit es die Baume wie ein Bar hinauf klettert, und wenn es wieder heruntergefommen, ſich auf 
den Hintern feger, und die Frucht genießt. Sein Kopf ift eines Bären feinem ſehr ähnlich 2). 
Es Hat Fleine lebhafte Augen, mir einem großen Rachen und ſcharfen Zähnen. Es feber 
wie die Otter, im Waſſer und auf dem Sande, Die Negern effen fein Fleiſch als erwas 
ſehr angenehmes >), 

Tobfon bemerfet, es gäbe längft der Gambra unzählbare Affen und Meerfagen, fie 
hielten fich in Oefellfchaften zuſammen bey drey bis viertaufend, aber doch jede Art befon- 
ders. Sie haben eine Art einer Republik. Sie reifen gliederweife, unter gewiffen An: 
führern von der geößern Art, Die Weibchen tragen ihr Junges unter dem Bauche, wo 
es nur eines iſt, und wo fie zwey haben, das andere auf dem Ruͤcken. Einige große befin⸗ 
den fich, als zur Wache, im Nachzuge. Sie find fehr Fühn; und als unfer Berfafler den 
Fluß hinauf ſchiffte, kletterten fie die Baͤume Dinan, fchüttelten die Hefte, und fehlugen an 
felbige, als ob fie ſehr boͤſe wären. Man fonnte in der Nacht vielerley Stimmen von i 
nen zuſammen hören. Darauf erhob ſich eine ftarfe Stimme, und auf diefe folgte ein Etifl- 
fihweigen, Jobſon dat auch an diefem Orte, wo ſich ſolche Thiere aufhalten, eine Are 
Hütten von zufommengeflochtenen Aeſten gefehen, die Sonne abzuhalten. Die Schwars 
zen eflen ihr Fleiſch KR) 

Le Maire meldet, es gebe verfchiedene Arten von Affen und Meerfagen an der Sa- 
naga und laͤngſt der Küfte, als die Guenons mit fangen Schwänzen, und Magots ohne 
Schwänze, von welchen legtern der Berfafler Feine gefeden. Bon den erftern war überall 
die Mertge, und deren drey Arten. Zwo find Flein, und nicht ſehr ſchaͤdlich. Einige von ihnen 
beißen Heuler, weil fie wie Kleine Kinder fehreyen. | 

Bon der andern Yet find einige fo groß, als Magots. Sie haben nicht nur Hände 


und Füße; fondermauch in ihrem. Bezeigen etwas ſehr menfchenähnliches. Die Megern 


Sehr ſchaͤd⸗ 
lich. 


find völlig beredet, dieſe Affen koͤnnten reden, wenn fie wollten, aber fie ehäten es nicht, da⸗ 
mit fie nicht zur Arbeit gezwungen wuͤrden. Sie taugen zu nichts, als’ zu beißen und zu 
zerreißen. Die Schwarzen an der Sanaga bringen derowegen den Sranzofen, wenn fie 
fehen, daß diefe mit den Affen freundlich umgehen, Ratten in Bauern, und fagen, diefe waͤ⸗ 
ven herzhafter und rafender, als die Affen, und follten deswegen von ihnen höher ge⸗ 
ſchaͤtzt werden. 
Man kann fich nicht einbilden, was für Schaden dieſe Thiere unter dem reifen Hirſe und 
Korne thun. Ihrer vierzig oder funfzig zufammen gehen nach einem Augen, oder Lugan. 
Einer fteht auf einem hohen Baume Schildwache, da die übrigen einerndten. Wenn er 
jemand merfet, fo ſchreyt er wie rafend, worauf die Rotte mit ihrer Beute aussieht, und 
von 
F Siehe 2 Band a. d. z04 S. und das Kupfer. :) Jobſons GoldKuͤſte, 1.8.43 S. 
) Sein Kopf ſoll einem Hafen, und der Leib eis k\ Barbot faget auch fo. 


nem Schweine gleichen ; das Haar iſt dick, afhfarben, ) le Maires Reife nach den Canarieninfeln, Ad. 


und es hat feinen Schwanz. Frogers Reiſe nach det 7ound folgenden Seite, 
Suͤdſee, a.d.127 S m) Frogers Reiſe, a d. 45S ſiehe auch das. Kupfer. 
b) Cabat, im aten Bande, 4.8.1888, n) Anbat, 3 Band, a. d. zor S. 





u 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XVII Cap. za 


von Baume zu Baume erſtaunlich leichte ſpringt. Selbſt die Weibchen tragen ihre Jun- !Zorur: 
gen mit fort, als ob fie nichts hätten D). Froger ſetzet hinzu, ſie fuͤhrten oſt Maͤgochen Seſchichte. 
von acht bis neun Jahren mit fort, und man konnte fie ſchwerlich wieder bekommen, weil 

fie folche auf ſeht hohe Bäume ſchleppten u). 

Zur Rache Eriegen bie Schwarzen beftändig mit ihnen, und effen ihr Fleiſch. Die 
‘ungen find leicht zu zaͤhmen. Die Weibchen tragen ſolche auf ihrem Ruͤcken, wie bie 
Negerinnen ihre Kinder, Am fiherften befomme man fie, wenn man fie im Gefichte 
verwundet, wodurch fie ungefchickt gemacht werden, fich an die Bäume zu halten, und auf 
die Erde fallen. Es würde ein ganz Buch dazu gehören, alle Arten von Arguin bis Siz 
erva Deona zu befhreiben. Noch merkwuͤrdiger ift, daß die verfchiedenen Arten ſich alles 
zeit adgefondert in verfchiedenen Orten aufhalten 7). 

Die Affen und Meerfagen, welche ſich allezeit in und um die Wälder auf den Bäu- Vieferfey 
men aufhalten, find grau oder weiß, an der Naſe gefprenfelt, oder gefprenfelt grau, roth und Affen und 
ſchwarz, mit einem fchwarzen Gefichte, dejfen äußerftes weiß iſt, und einem fpißigen fihar- Meerkatzen. 
fen Barte am Ende des Kinnes. Es giebt auch eine andere fehr Haßliche und furchtbare 
Art. Die Schwarzen effen fie als eine gute Speife, mit Reiße gekocht, oder wie Schinfen 
getrocknet und geräuchert: aber der Anblick von diefem geräucherten Fleiſche ift genug, eis 
nem Europäer übel zu machen 0). 

Es giebt eine große Art von Pavianen, Quoſas⸗Morrow, oder Worrow, und Quojas⸗ 
von den Portugieſen el Selvage, oder der Wilde genannt. Sie ift häßlich, wohl fünf Morrow. 
Fuß lang, mit einem großen Kopfe, dicken Leibe und Aermen. Sie lernet leicht auf den i 
Hinterfüßen gehen p), ein Gefäß mit Waſſer auf dem Kopfe tragen, und dergleichen Arbeit 
verrichien 9). Diefes Thier ift fo ſtark und boshaft, daß es den ſtaͤrkſten Mann an- 
greift und überwältiget, ihm die Augen ausreißt, oder andern Schaden zufuͤgt. Sie kaͤm⸗ 
pfen auch unter einander ſelbſt. Sie zerreigen die ſtaͤrkſten Nege, und find daher nur 
jung zu fangen, Gemeiniglich find fie fo groß, als ein drey- oder vierjähriges Kind r). 

Die Ohren find den menfchlichen ähnlich, und auch das Geficht beym erften Anblicke; aber 
die Nafe ift platt und gekruͤmmt. Die Weiber haben volle Brüfte, und einen Leib mit 
eingehunfenem Nabel. Die Ellbogen haben ihre gehörigen Gelenke und Bänder. Die Füße 
unger der Ferfe find plump und braun, Sie gehen oft aufgerichtet, und fragen ſchwere $a: 
ften von einem Orte zum andern s). 

Jobſon meldet, es gäbe Stachelſchweine und Ziberhfagen an der Gambra, die dem Zibethkatze. 
Federviehe viel Schaden thäten 2). Die Ziberh- oder Musfusfage ift in dieſem Theile 
von Africa, zwifchen Der Sanaga und dem Berge Atlas ſowohl, als in dem Königreiche 
Naria u) bey Abißinien und Quoja unter Sierrs Leona gemein. 

Die Scheiftfteller malen diefes Thier, faget Labat, auf verfchiedene Art ab. Einige 
Balten es für die bey den alten Schriftſtellern fo berühmte Hyaͤna, andere heißen e8 die Zi: , 
berp-, andere die Muskuskatze. x) Diefer Name fhicker fich in der That nicht wohl, da es 


nicht 
Ki Sarbore Beſchr. von Guinea, a. d. 133 ©, v) Die ift vonder Höhe vom Rüden bis auf den 
ader der j Oran Utang von Borneo und Java, Hoden, wenn es auf allen Vieren fteht, anzunehmen. 
nad) England eb davon einer letzt aus Africa 5) Barbot, 6 2.156. 
g) Das — worden. 2) Jobſons Goldhandel, a. d. 139 S. 


zu ſehn, and · 204 ©, rſchon oben beſchriebene Pavian ar 1Th.2 Buch, a. d. 239 S. 


Allgem. Beiſebeſchr. II Band. Ss 


302 Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


VNatur⸗ nicht die geringfte Aehnlichkeit mit der Kage hat, als an den Ohren, und einigen Haaren, 


geſchichte; die ipm als, ein Rnebeldart dienen. Herr Thevenot, der verfehiedene zu Axtro gefehen, 
befchreibt es als ein Thier von der Größe eines großen gemeinen Hundes y). Seine 


Schnauze ift fpigig, feine Augen und Ohren find klein, der Knebelbart wie bey einer Rage, 


und das Kinn weiß und ſchwarz geſprenkelt, nebſt einigen gelben Streifen. Der Schwan; 
ift lang und bufchicht, wie beym Fuchfe 2), Es ift wild, geaufam, gefräßig, und fein Biß 
gefaͤhrlich. Man fange fie in Schlingen, hält fie in dräthernen oder hölzernen Bauern, 
und fürtere fie mit Fleingefchnittenem rohen Sleifche, 
Verſchiedene Dapper, welcher das Thier faſt eben ſo beſchreibt, ſetzet hinzu, ſeine Schenkel waͤren 
Beſchreibun⸗ mit ſchwarzen langen Haaren beſetzt, die Füße hätten jeder fünf Klauen, mit ſcharfen geraden 
sen derſelben. ſchwarzen Nägeln bewaffnet, und, einen Theil feines Kopfs ausgenommen, gliche es einem 
großen Hunde mehr, als einigem andern Thiere, 

Herr Pomer, welcher eines, das die fiamefifhen Gefandten mit aus China gebracht 
hatten, verwahrte, faget, es gliche einer fpanifchen Kage oder einem Iltis 2), und doch ftellet 
es fein Kupfer tie einen Fuchs vor. Was diefes Thier werth macht, beſteht in einem 
dicken ölichten Wefen, welches in einem Beutel gefammelt liegt, ven man bey den Maͤnn⸗ 
hen zroifchen dem Hodenbeutel und der Ruthe, und bey den Weibchen zwifchen der Scham 
und dem Hintern findet. Man hat aber gute Gründe, zu glauben, daß diefer Beutel bey 
den Weibchen eher unter dem Bauche fteht, und an den Hintern ſtoͤßt. 


Muskusbeu⸗ Dieſer Beutel iſt etwan drey Zoll tief, und zwey und einen halben breit. Er beſteht aus 
tel. verſchiedenen kleinen Druͤſen, die eine riechende Materie einſchließen, welche ſich heraus— 
druͤcken läßt. Ihn zu bekommen, verfolget man das Thier mit einem Stecken, bis es ſich 
ans Ende des Bauers zieht: ein Dazu geordneter Menfch nimmt den Schwanz, und zieht 
ihn durch das Gitter durch, an welches fie die Hinterfüße feft anſetzen. Alsdann ſtecket 
man ihm einige Stecken bey dem Bauche durch, wovon es fo befeftige wird, daß es fich 


Wie man ihn nicht regen kann. In dieſer Stellung wird ein kleiner Loͤffel in die Deffnung des Beutels 


öekoͤmmt.geſteckt, mit welchem die haͤutigten Abtheilungen gelinde geſchabt oder gedrückt werden, daß 
ſolche dasjenige, was fie in ſich halten, von ſich geben b). 

Man wiederholt diefes nicht täglich, wozu das Thier nicht genug darbiethet, befonders 
wenn e8 eingefperrt ift; fondern alle zioeen bis drey Tage, und befümme anderthalb, oder 
höchftens ziwey Duentchen, auf einmal. Die Materie fieht, nachdem fie erſt ausgedruckt 
morden, weißgrau aus, wird aber in kurzem braun. Der Geruch iſt in der Weite gelinde 
und angenehm, in der Nähe aber widrig, und nimmt den Kopf ein; fo, daß ihn diejenigen, 
welche wohlriechende Kleider damit machen, durch Verfaͤlſchung ſchwaͤchen müffen. 

In Holland, wo man diefe Waare vornehmlich nach Frankreich und England fehafft, wer- 

Ihr Futter, ben viel Ziberhfagen unterhalten. Man fuͤttert fie mit dem Gelben von Eyern und mit Mitche, 
wovon der Musfus weißer wird, als bey den afiatifchen und africanifchen, welche Fleiſch frefe 

fen c). Die Juden zu. Kairo und in Holland treiben vornehmlich diefes Gefchäffte; daher 

man 


9) Barbot vergleichtes einem Wolfe,a.d.n4&, 5) Der Löffel foll von Zinn ober Bley feyn, um 

2) In der Inſel Sokotra find ſie in Menge. Pur⸗ nichts zu befchädigen. ‚Darbot, 0.8.16 ©, 
has, 1 Band, a.d.419 S. Sie verkaufen da dns ) Barbot faget, ihr beftes Futter fey Einge— 
Stuͤck für fieben Schillinge. weide von Voͤgeln und roh Fleiſch. Doctor Stibbs 
®) Pomet, Hi, des Drogues, 2 Th. a. d. i S. bemerket, fie lebten einen Monat obne Trinken, en 
sgäben 





von Capo Blanco Big Sierra Leona. VI Buch XVO Cap. 323 


man Urſache bat, zu glauben, daß viel Berfälfchung damit vergeht. Die medicinifhen Ei- atur- 
genſchaften des Muskus ſind wohl bekannt, da es zu verſchiedenen Arzeneymitteln gebraucht ME, 
wird d). 

Kuf der Goldkuſte find fede viel Ziberhfagen, welche bie Portugiefen Kato de Agali, Die beiten 
und die Nethiopier Rankan nennen. Man findet zwar dieſes Thier auch in Java und find in Out: 
verfihiedenen Gegenden von Indien, aber feine Fommen denen von Buines gleich, welche die "* 
Negern Raptor nennen. Die Portugiefen halten ihrer viel, und haben von dem Ziberhe 
oder Agali großen Vortheil. Sie ſenden ihn wohlgereinigt in glaͤſernen Flaſchen nach Liß 
ſabon, wo er viel gilt. Es iſt nicht leicht, dieſe Thiere zu unterhalten; denn außerdem, 
daß ſie ſehr wild ſind und gefaͤhrlich beißen, koſtet ihr Freſſen, als Gevoͤgel, Tauben u. d. g. 
viel. Sie find an Geſtalt dem Fuchſe ähnlich, nur mit einem Katzenſchwanze. Ihre Haut 
it, wie der Leoparden ihre, flecicht. Die Negern jagen fie ordentlich im Sommer, wenn 
die Wälder voll taub find. Man zieht den Ziberh von den Männchen dem von denen Weib: 
hen vor, und hält den Muskus für befler, je wilder fie find e). 

Nach Bosmans Berichte bringt das Sand drey bis vier Arten wilder Katzen vor, von 
denen die Zibethkatze eine ift. Man verkauft fie ſehr jung, das Stuͤck für acht bis neun 
Schillinge. Sie find beſchwerlich zu erhalten. Ihre Speife ift ein Mus aus Hirfe, und 
etwas Fleiſch oder Fiſch. Sie bringen fehr jung Ziberh, aber der von den Männchen ift 
der bejte; denn die Weibchen koͤnnen es nicht laffen, daß fie ihn nicht durch den Urin ver- 
derbten ). Hafen und Kaninchen find bier vollauf, und wie Die europäifchen. 

; Die Moren und Schwarzen, welche zwifchen der Sanaga und Gambra leben, find mit Zahmes 

Pferden wohl verforgt, von denen einige, welche ihren Königen und Bornehmen gehören, Vieh und 

ſehr ſchoͤne und koſtbare Barbetten find. Die Moren find durchgehends große Roßtaͤu⸗ Pferde. 

ſcher, verſtehen ſich wohl darauf, und ziehen viel Pferde. Sie füttern fie mit Örafe, und 

ſtatt der Gerfte mit gequetſchtem Maize. Wenn fie fett werden follen, fo quetfchen fie den 

Maiz flein, und weichen ihn in Milch. Sie reuten fie felgen in die Schwemme. Der 

größte Fehler diefer Pferde ift, daß fie feinen Mund haben. Der Siratik, oder König 

von Fuli, hatte im Jahre 697 einige Barbetten zu feinem Gebrauche, welche außerordent- 

fich ſchon waren, und er fchägte das Stüd auf funfzehn Sklaven g). Bumey Hamen 

Seaka, Bruder des Königs von Barfalli, hatte im Jahre 1734 ein ſchoͤnes milchweißes 

Dierd, fechzehn Haͤnde hoch, mit langer Mäbne, und einem Schwanze, der auf den Boden 

nachfchleppte h). Sie haben an der Sanaga und Gambra viel Efel, wie Labat, Tobfon 

und Moore berichten. , 

Alte diefe Laͤnder, die Eilande an der Kuͤſte nicht ausgenommen, find voll großes Vieh. Ochſen 
Ihre Ochſen find ftark, fert und wohlgefchmackt, die Kühe Flein, fleiſchicht und ftark, und 

geben viel Milch. An verſchiedenen Deren bedienen fie ſich ihrer zum Laſttragen und Reu⸗ 

een. Zu Biſſos erſetzen Die Kühe die Stelle der Pferde, und gehen einen keichten und gu⸗ 

een Scrie, Wenn man bie große Menge Häute bedenkt, welche jährlich aus diefen Ge- 

Ss2 genden 

toricden. Slbeth— wenn fie mit Fiſchen gefüttert 4 Babat, 2 Band, a. d.105u.f.©. 

Philofophical iaften viel Harn, wie die Kaninchen, Arthus beym de Bry, 6 Th. a. d. go S. 

Saite, Dion a@ions N. 36, auf der 704) Bosmans Beſchreib. v. Guinea, a. d.251 ©. 


ite. Naturgefchichte, auf der 2 3) Zabat, 3 Vand, a.d.60. 108 unda 7 
Seite, rgeſchichte, auf b) Wioores Reife, 0.0.2146, ® 


34 Heifen laͤngſt der wefktichen Kuͤſte von Africa, 


Natur⸗ genden geführet werden, und fd wenig gelten, fo iſt die Zahl faft unglaublich. Man vech- 
geſchichte. ner, daß der Tin oder König von Baol, 53000 Stück habe, Die Wälder find voll von 


Schafe - 


Zahme Zies 
gen⸗ 


Guana. 


ihnen, fie freſſen in großen Heerden von drey- bis vierhundert zuſammen, die ein Neger 
hütet, der fie vor den wilden Thieren des Nachts in eine Umzaͤunung treibt. Die Sur 
uͤer ziehen unter den Schwarzen das meifte Rindvieh. Ihre Milch iſt gut und füge. Ein 
guter Ochs gilt an europäifchen Waaren etwan zwey Stuͤcke von Achten, und eine Kuh 
viel weniger zZ). | 

Es giebt hier große Heerden Schafe, die von zweyerley Art find. Die erften find 
mit Wode wie die europäifchen bedeckt, haben aber fo lange fette und ſchwere Schwaͤnze, 
daß ihnen die Schäfer, folche nachzufchleppen, einen Karen anhängen müffen. Wenn die- 
fer Schwan; von feinem äußern Fette gereinigt worden, wird er für ein gutes Eſſen gehalten. 

Die zweyte Art hat Haare, wie die Ziegen. Sie ift größer, fetter und ſtaͤrker, als jene. 
Einige haben bis fechs Hörner, welche in verfihiedene Geftalten gekruͤmmt find. Ihr Fleiſch 
iſt zart und wohlſchmeckend. 

Einige Schriftſteller verwechſeln die letzte Art mit der Cebritto oder Ziege, deren 
viele, beſonders ſuͤdwaͤrts der Sanaga, und in den Eylanden Biſſos find, wo fie feine 
Schafe haben. Sie find von den europäifchen nicht ſehr unterſchieden, aber ihr Fleiſch iſt 
füßer und beffer. Bey der Sanaga giebt es zwo Arten von Ziegen, Eleiner als unfere, 
Eine hat ein ſchwarzes glaftes Fell, welches die Negern fehr hoch halten, 

Die Hunde find hier fehr haͤßlich ohne Haar, und mit Fuchsohren. Sie bellen nie, 


fondern heulen; und fremde Hunde, welche man hieher bringt, arten in ihrer Stimme aus. 


Die Schwarzen effen ihr Fleiſch, und ziehen es allem andern ‘vor; fie halten aber Feine 
Schweine k). 


KERKEEERREFRE S K 3 * * *3 * * * * * 


Das XVIII Kapitel. 
Eideren, Inſecten, und kriechende Thiere. 
Inhalt. 


Die Guana. Die Eider, Das Camelion. Zwo den. Bugabugs. Muͤcken. Ameiſen. Bie⸗ 
Arten. Frißt Fliegen. Veraͤndert die Farbe. nen. Froͤſche. Seorpionen. Schlangen. Raupen 
Sieht zugleich nach zwo Seiten. Heuſchre- und Wuͤrmer. 


ie Guana, eine Art von Eideren, iſt haͤuſig an der Sanaga und Gambra. Si⸗ 
$ gleicht vem Krofodile a), ift aber viel fleiner, und ordentlich nicht eine Elle lang, 
Die Schwarzen effen fie, und etliche Europäer, die das Fleiſch gekoſtet haben, ſa⸗ 
gen, es ſchmeckte wie Kaninchen b). Barbot berichtet, fie beſuchten die Rombets oder 
Haͤuſer 
1) Aabat,a Band, a d. 1891. 277 S. 3Band, Befchreibung von Guinea a,d. 28 S. 
a. d. 222S. Band, an d. 121S. fiehe auch Bar⸗ a) Siehe die Figur. 
bots Beſchr. von Guinea, a, d. 28 ©. b) Cabat III Band a. d. S. Moore a.d. 
) Anbat ı Banda, d, 276 ©, auch Barbots 141 ©. Barbot a, d, 34 

















Sy. — ne Digeln mut vier — ligeln.. 
w ” Suachelfehvein. 6.Der Adler. 
San er — 7.Der Bomba oder Capıver: 





ICIIIIIIIIIIVE 


=! 
EI 
= 
ma 
PS 
Er 
De 
= 
—— 
—— 
zus 
mu 
an 
u 
rn 
zum 
—— 
Er} 
—— 
ae 
en 
mar 
FE 
rn 
—— 
m 
Pr 
ui 
zw 
wn. 
ra 
—— 
au 
rer 
sem 
EI 
a 
— 
FE 
um 
wi 
was 
— 
zu 
== 
er 
4 
a 
FT 
vr 
== 
za 
FE 
za 
=. 
= 
BJ 
Fol 
= 
zu 
es 
un 
= 
Ber 
FI 
DI 
== 
= 
== 
= 
— 
== 
FI 
= 
wen 
wu 
— 
an 
3 
in 
Pen 
ms 
aa 


u 





SE 


— — — — 


* 





von Capo Blanco bis Sierra Leona, VI Buch XVII Cap. 25° 


Häufer der Negern fehr oft, befonders die Fleinere Art, und find bey Macht fehr befehwer- ——* 
ichte. 


lich, weil fie den Schiafenden über das Geſicht kriechen c). 

Herr Bruͤe ward zu Kayor an der Sanaga mit einem beſchenkt, das von der Schnauze 
bis zum Anfange des Schwanges drey Fuß hatte, der Schwanz ſelbſt war noch zween Fuß 
lang. Die Haut war mit Schuppen von verfchiedenen Farben, gelb, grün, und ſchwarz 
bedeckt, fo lebhaft, daß ſie wie überfürniße ausfahen. Die Augen waren groß, rotb, und 
dem oberften des Kopfes gleih. Wenn er berührt oder gereizt wurde, fehienen fie voll Feuer 
zu feyn, und zu gleicher Zeit ſchwoll fein Hals untermärts, wie bey einer Taube, wenn fie fich 
brüfte. Sein Biß iſt fehr gefährlich, nicht daß etwas giftiges darinnen wäre, fondern 
weil es dasjenigenicht fahren läßt, was es angefallen hat, bis man es getödtet, welches nichts 
leichtes it, Das Mittel, feiner los zu werden, befteht darinnen, daß man ihm einen Strob- 
halm durch die Nafenlöcher zieht, worauf etliche Tropfen Bluts folgen, das Thier die Kinn- 
Backen öffnet, und verreckt. Die Füße diefer Eidere find mit fcharfen Klauen bewaffnet, 
mit denen fie die Bäume erſtaunlich leicht hinauf Elettert, und fich, wenn man fie angreift, 
mit ihrem Schwanze wehrt. Das Fleiſch iſt vortrefflich, und Fann, wenn e8 zugerichtet 
worden, weder an Farbe noch Gefehmacke von Hühnerfleifche unterfchieden werden. Die 
Schwarzen fangen fie mit einer Schlinge, die fie an einer Stange befeftigen, wenn fie auf 
den Xeften zu fihlafen fcheinen 4). 


Jannequin berichtet, daß die Eider Bier fo groß ift, als ein Fleines Rind; die Eider. 


Schlange und der Baſilisk ungeheuer groß find. Diefes iſt alles, was er erwähnt, ausge: 
nommen noch den Scorpion, das Krofedil, und eine Eleine. Are Schlangen, davon die Eins 
mohner felbit den Namen nicht wußten. Daher er mit dem Plinius, den er anführet, zu 
glauben fcheint, Africa bringe immer neue Wunderthiere hervor e), 

Arthus Dantifeus bemerfet, daß die Holländer in Guined eine Eider von fehs Fuß 
lang gefunden, deren Leib fo dick gewefen, als eines Mannes feiner, und welche weiße Schuppen, 
wiedie Auſtern, zur Decke gehabt. Nachdem fie es eine Vierthelſtunde betrachtet harten, floh 
fie mit ſoviel Laͤrmen in den Wald, als ein Hirſch, der durch das Gebüfche bricht f! 


Man finder das Camelion an der Sanaga und Gambra. Herr{Yjoore meldet, die- Camelien. 


fes Thier, welches nach der gemeinen Meynung von der Luft leben foll, ernähre ſich von 
liegen und Inſekten. Es ſchießt feine Zunge, die fo lang als der Körper ift, auf fieben 
bis acht Zoll heraus, und da folche mit einem zaͤhen Weſen bedeckt ift, fo fängt fie alles, 
was an fie koͤmmt. Es verändert feine Farbe nach Gefallen, aber nicht nad) denen Sa- 
hen, Darauf es figt, Im Schlafe ift es ordentlich hellgelb. Cinige find fo groß, als die 
größeften Eideren, und fehr Häßlich; fie Haben aber fchöne Augen, die ſo gefetzt find, daß 
eines vorwärts, und das andere zu gleicher Zeit rückwärts fieht 8). 
Darbor berichtet, die Schwarzen von dem Vorgebirge Monte, welche dieß Thier 
aratfoe nennen, wollten es nicht toͤdten laſſen. Es ift nicht größer, als ein großer 
Froſch, gemeiniglich blaß mäufefarben, die Haut faſt durchfichtig; daher es die Farben 
Ss 3 der 
) Barbot a de 28 ©. e) Jannequin a. d. 134 u. f. ©, 
d) Cabat Atrique Occidentale III Band a· F) de Bey Reiſe nach Oſtindien VI Theil auf 
75 ©. Jannequins Reife nach Lybien auf der 79 Seite. 
der 134 ©, g) Moores Reiſe a. d. 107 ©. 


Natur⸗ 


geſchichte. 
I 


Zwo Arten, 


Beben von 
Fliegen. 


Verändern 
die Farben. 


Schen nach 
zween Orten 
zugleich), 


ſehen fönnen 7). 


326 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von rien, 


der nahe fiegenden Sachen leicht annimmt. Es feber von Fliegen, und leget Eyer, twin, 
das Krofodil und die Eider, die mit Feiner Haut, fondern einer Dicken Membrane über: 
zogen find 5). 
Boſman giebt eine Abfchilderung von zweyerley Arten Camelionen. Der einen ei- 
ntliche Farbe ift grün, grau, gefprenfelt; der andern, grün, Feuerfarbe und grau vermengt. 
” De Bruyn bat in feinen Reiſen in die Levante, die allerbefte Befihreibung und Ab: 
fhilderung von dieſem Tiere gegeben, Er hatte zu Smyrna einige befommen; und zu 
verfuchen, wie lange fie leben würden, hielt er gemeiniglich viere in einem großen Keficht, 
und ließ fie bismeilen in feiner Kammer herumlaufen, wo fie fih, wie aud) im Haushofe, 
mit dem Seewinde srfrifchten, munterer als zuvor fehienen, und den Mund öffneten, fri- 
fche £uft zu ſchoͤpfen. 

Fr ſah fie nie etwas effen oder trinken, als etliche Fliegen, und hatte bemerfet, daß fie 
ihre Farbe drey bis vier mal in einer halben Stunde verändert, ohne daß ſolches durch et⸗ 
was verurſacht worden. Die ordentliche Farbe iſt grau, oder vielmehr blaß maͤuſefarben, 
meiſtens aber verwandeln ſie ſich in ſehr ſchoͤn Gruͤn, mit gelb gefleckt, ſo ſchoͤn, als ein Pinſel 
es malen kann. Bisweilen ſind ſie auch mit Schwanz und alles, braun gefleckt, welche 
Farbe ſie manchmal ganz bedecket. 

Die Haut iſt ſehr duͤnne, und faſt durchſichtig. Man irret ſich mit der Meynung, als 
ob fie die Farben aller Sachen, die in ihrer Nähe ſind, annaͤhmen; denn fie bekommen 
die rothe und verfchtedene andere Farben nicht, obwohl der Verfaffer bep ihnen jählinge 
Veränderungen der Farben bey der Annäherung verfihiedener Gegenftande bemerfer hat. 

De Bruyn konnte fie nie über fünf Monate lebendig behalten, und die meiften farben 
in wier Monaten, Weil er fehr neugierig war, zu willen, woraus ihr Eingeweide beſtuͤn— 
de: fo öffnete er eins, und fand einige Eleine Ener, wie etlicher Vögel ihre, die wie in einem 
Faden an einander hingen, aber weder Därme noch fonft was, Die Zunge war am 
merkwuͤrdigſten, und fo lang, als das ganze Thier. 

Beym Herabfteigen von einer Höhe feget es exft fehr forgfältig einen Vorderfuß, und 
alsdenn den andern fort, auf welche die Hintern mit eben der Bedachtfamkeit folgen, Sein 
Schwan; ift indeß den ganzen Weg hindurch um efwas, das er antrifft, gewunden, und 
dieß feßet es fo lange fort, als es ſich mit dem Schwanze anhalten Fan, nachgehends fälle 
es platt auf den Boden. Ihr Gang ift fehr langfam, und die Größe in der Figur mit 
ausgedrückt. 

Sie halten den Mund nicht fo durchgängig offen, als einige behaupten. Gegentheils 
öffnen fie ihn fat nie, als an einem Orte, wo fie frifche Luft fchöpfen Fünnen. Alsdenn 
ſchnappen ſie ſtark darnach, und entdecfen ihre Zufriedenheit, ſowohl durch ihre Bewegung, 
als durch oͤfteres Veraͤndern ihrer Farben. —— 

Die Augen ſind rund, ſehr ſchwarz, und ungemein klein; aber das merkwuͤrdigſte iſt, 
daß ſie jeden Blick nach verſchiedenen Gegenden richten, und zugleich hinauf und hinunter 


Boſ⸗ 


) Barbot Beſchr. von Guinea a. d. u4 G. ) de Bry Reiſe nach Oſtindien VI Theil, auf 
7) le Bruyns Reiſe nach der Levante. der 79 ©. 
k) Bofinans Befhreibung von Öninen aufder m) Zabat Il Band a. d. 176 S. II Hand w 
2*7 u. f. ©. d. 306 ©, 








von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XVII Cap. 327 


Bofinan fand einen Unterſchied unter den Camelions von Smyrna, und denen von YTatue- 
Guinea; In dem legtern Lande Iebten fie foviel Jahre, als Monate in Dem erften. Doc) gefebichte- 
wurden fie auch im Garten auf einen Baum gefeßt, wo fie einige Zeit fisen blieben, ehe Re 

ſich Herunter machten. Man hat fie aud) verfchiedenemat lebendig nach Europa gebracht. 

Diefer Reiſende fab in Guinea nie ein Camelion mit ofnem Munde, und folglich fa) 
er fie nie Fliegen fangen, auch ihre Zungen nicht. 

In allen übrigen Umftänden waren fie le Bruyns Beſchreibung ähnlich, nur ihre 
Eyer fhienen den Eyern von Eidepen ähnlicher, als von Eleinen Vögeln zu ſeyn; denn Boſ⸗ 
man bemerfte befonders, daß bey allen Thieren, welche Eyer legen, als Eideren, Came— 
lionen, Leguanes oder Guanas, Schlangen und Schildkröten, die Eyer nicht mit einer hats 
ten Schaale, fondern dicken und biegfamen Haut umgeben find k). 

Archus merket an, daß der Camelion von der Eidere wenig, als in der Farbe, unterfchie: 
den it. Seine Farbe ift Drange, aber wenn er auf einen neuen Gegenftand fieht, ſo veräns 
dere fich ſolche. Sie effen fo wenig, daß man faget, fie lebten von der Luft, und die Schwar- 
zen halten diefe Thiere nicht für giftig, fondern trocknen und efien fie ). 

Es giebt hier vielerley Inſecten. Die Heuſchrecken verderben die inländifchen Gegen: Heuſchre⸗ 
den in großen Schwaͤrmen, Davon ſelbſt die Luft verdunkelt wird, Wo ſie auffallen, ver: den. 
zehren fie alles Gruͤne, felbft das faub, Sie find ordentlich fo breit, als ein Finger, aber 
länger, mit feharfen fehneidenden Zähnen. Ihre Haut ift roth und gelb, bisweilen ganz 
grün. DieMoren und Schwarzen effen fie m). Durch die Zerjtöhrung, welche fie in Denen 
$ändern, wo fie durchziehen, anrichten, verurfachen fie oft Hunger. i 

Man fieht hier viel unbefannte liegen »). In den Kegenzeiten find fie häufig, die Inſecten. 
Negern heißen folche Getleh. Sie find dick, breitföpfig, obne Mäuler. Sie fißen auf den 
Bäumen, und fhreyen Tag und Nacht entfeglich. Die Negern effen fie 0). 

$ängft der Gambra thut ein haͤßliches Geſchmeiß, Namens Bugabugs viel Schaden. Bugabugs. 
Es ift eine Art weiße Ameifen, deren Weife zu reifen darinnen befteht, daß fie erſt in ber 
Erde eine Höhlung, wie einen Bogen oder ein Gewölbegraben, unter dem fie ungefehen fort 
wandern. Sie arbeiten fehr fehnell, und machen in zwölf Stunden bie Röhre, in der fie 
reifen, acht bis neun Ellen weit, um in eine Büchfe, Kifte, oder Faß zu fommen. Wo fie 
durchdringen, fo richten fie ein gewaltiges Berderben an, befonders im Wollenzeuge- Ob 
fie wohl feine Koftverächter find; denn fie freſſen auch Holz, und weld)es das merkwuͤrdig⸗ 
ſte iſt, fo freſſen fie das Innere von einer Kiſte oder Tafel aus, und laſſen das Aeußere im⸗ 
mer dem Anſehen nach vortrefflich ſchoͤn. Die Sonne iſt ihnen zuwider, und toͤdtet fie, 
wenn man fie derfelben lange ausfeßet; des Nachts aber erlangen fie ihre Lebhaftigkeit 
wieder. Man muß die Kiſten zur Verwahrung vor ihnen auf ſtark mit Theer bedeckte 
Füße ſetzen, und ſolche wöchentlich wegnehmen p). ni 
Su" den Wäldern befindet ſich eine grüne Zliege, fo groß als eine Horniſſe, nach deren 
—* tie von einer Lanzette, das Blut gebt N. Das übelfte aber in dieſer Gegend Muͤcken. 

ie Mücken, die, ſobald der Abend fommt, millionenweife fliegen, fo daß die Schwar- 
— zen 
) Moore malt zwey außerordentliche pe 33 und 117 Seite. 


eten an der 
* — Bamora a5, opne fie zu beſchreiben, Ba Reiſen auf der waı und folgenden 


Barbots Veſchreibung yon Guinen auf der ¶ 95 Barbot a, d. 133 ©, 


398 Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Natur⸗ 


geſchichte. 
— 


Ameiſen. 


Bienen. 


Froͤſche. 


zen genoͤthiget ſind, in ihren Huͤtten Feuer zu halten, und ſie mit dem Rauche zu vertreiben. 
Sie gleichen den europaͤiſchen. Es iſt ein kleines duͤnnes braunes Inſect, mit langen Fluͤ⸗ 
geln, die ſich, wenn es ſtill ſitzt, in eine Spitze endigen. Es hat zwey Hoͤrner, und einen 
getuͤpfelten Ruͤſſel, durch den es ſeine Nahrung nimmt. Sein Stachel iſt zart und erregt 
Blaſen. Das beſte Mittel iſt, daß man den verlegten Dre mit Brandteweine waͤſcht r). 


Herr Moore ſaget, dieſe Mufquitos wären die größte Plage an der Bambra, ja 
ſchlimmer als die Sandfliegen, Diefe legtern find fo Flein, daß man fie kaum ſieht, beigen 
auch nicht, wenn fich ein Wind reget; aber die Mücken find allemal beichwerlich, befonvers 
bey Nacht. Sie find den englifchen Muͤcken, Gnats, vollkommen ähnlich. Ihr Biß er- 
veger ein heftiges Jucken. Wenn man fraget, bis.es bluter, fo entſteht eine Geſchwulſt, und 
nad) der Heilung ift es allemal ſchwaͤrzlich ). 


Die Wälder find voll großer Ameifen 2). Sie bauen Nefter oder Haufen von Erbe, 
welche rundfpisig find, und faft fieben Fuß Höhe haben. Sie Eleiben diefe fo feit, als 
Leim. Diefe Ameifen find weiß, länglicht, und fo groß als ein Gerftenkorn, fehr lebhaft x). 
Die Ameifenhaufen find etwan vierzehn bis funfzehn Fuß rund x), Haben nur einen Ein- 
gang, der in Der Seite etwan ein Drictheil von dem Wege hinauf, der fih vom Grunde 
nad) der Spige windet. Syn der Ferne fehen fie wie Fleine Häufer aus ). An der Sa; 
naga find Fleine rothe Ameifen von fehr giftiger Art 2). | 


Die Wälder, befonders gegen die Gambra zu, find voller Bienen, die gervaltig Wachs 
liefern, womit die Schwarzen einen ftarfen Handel treiben a), Die Megern heißen die 
Honigbienen Rammokeſſe. Sie leben in hohlen Bäumen, Eine andere Art, Obollik 
Bolli genannt, giebt braunen Honig und ſchwarzes Wachs. Eine Drohnenbiene befucht 
die Dörfer ‚ giebt aber feinen Honig. Sie heit GQuom Bokeſſe 6). Moore meldet, 
die Mandingoer an der Gambra bedienten ſich ftroherner Bienenförbe, wie die Englän- 
der. Sie machten ein Brett zum Eingange für die Bienen daran, und hingen fie alg- 
dann mit Weiden an Baumäfte. Wenn fie die Zellen ausnehmen: fo erfticken fie Die Bie— 
nen, drücken den Honig aus, von dem fie ihren Honigwein machen, und Fochen und veini- 
gen Das Wachs, welches fie in Kuchen von zwanzig zu hundert und zwanzig Pfunden zu- 
fammenfchmelzen. Das meifte wird in dem Sande um Rachao herum gemadt c). 


Jobſon bemerfet, die Schwarzen an ber Gambra hätten viele Bienenkörbe, welche 


von Rohre und Buſchwerke geflochten wären, und an den äußern Aeſten der Bäume hin- 
gen, wo die Bienen kaͤmen, und ſich aufhielten. An einigen Orten ſind ſie ſo dicke, daß ſie 
in der Ferne wie Fruͤchte ausſehen. Es giebt auch in den hohlen Baͤumen viel wild Honig 4). 


Die Froͤſche an der Gambra ſind viel groͤßer, als die engliſchen, und machen in der 
Regenzeit einen Laͤrmen, der in der Weite wie Hundegebelle klingt. 


Es 
) Labat II Band a. d. 327 u. f. ©. 2) Ebendaſelbſt III Band a. d. 298 S. 
Eur a. d. 141 = a) Barbot a. d. 30 ©, 
⸗ arbot a. d. 30 S. d. us S 
u) Kabat V Band a. d. 30 ©. GER 9 dı.n6 ©, 
x) le Maires Reifen a.d. 77 ©. c) Moores Reifen 0.8.44 S. 


) Babar am obangeführten Orte. d) Jobſons Goldhandel a. d. 133 S. 





von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XVII Cap. 329 


Es giebt auch große Scorpionen, deren Biß, wo nicht bey Zeiten Hülfe gefehieht, töbe- Yzaturs 
lich if, Im Jahre 1733 fand Herr Moore zu Brukoe einen erſtaunlichen Scorpion gefbichte. 
von zwölf Zoll lang. Dieſe Thiere find fehr giftig ⸗). Scorpionen. 


Durch diefes’ganze Sand giebt es vielerley Schlangen, von denen einige groß find, und Sqhlangen. 

ihr Biß iſt gefährlich. Sie gehen in die Negerhuͤtten zu Rayor, und jagen die Ratten 

und Kuͤchlein, ohne den Leuten etwas zu thun. Wenn ja jemand gebiſſen wird: fo iſt dieß 

ihre gewoͤhnliche Heilungsart, daß fie den verlegten Theil mit Schießpulver verbrennen; 

welches ein ficheres Mittel iſt, wo es zu rechter Zeit gebraucht wird. Einige davon find 

funfzehn bis zwanzig Fuß lang, und anderthalb Fuß did. Diefe werden von etlichen fuͤr 

giftiger gehalten, als die andern von eben der Art, die nur zweene Zoll dick find, und vier bis 

fünf Fuß in bie Länge haben. Einige find ganz gruͤn, daß man fie unmöglic) vom Graſe 

unsetfcheiden kann f). Moore ſchoß eine davon, zwo Ellen lang, an der Gambra 2» 


Andere find ganz ſchwarz, und werden, nad) des Verfaſſers "Anzeige, für die giftigften 
gehalten. Er ſah einige davon drey Ellen lang, und fo ſtark, als fein dünner Schenfel #). 
Diele find gefprenfelt, und einige, nach dem Berichte der Schwarzen, ganz voth, deren Biß 
toͤdtlich feyn fol. Die Sereres - Schwarzen effen fie, und die Adler beunruhigen fie bes 
ftändig 5). An dem Fluſſe Kurbali finder man Schlangen von dreyßig Fuß lang, Die 
einen ganzen Dchfen verfchlingen Eönnen A). Die Schwarzen an der Gambra berichten, 
einige Schlangen hätten einen Kamm auf dem Kopfe, und kraͤhten, wie ein Hahn; andere - 

' Hätten zweene Köpfe aus einem Halfe gewachfen, vergleichen Herr Moore aber nie gefehen Z). 


Es giebt hier Naupen, die fehr haͤßlich, und fo groß als eine Mannshand find m), Raupen u 
Zwo Arten von Würmern find gleichfalls fehr befehwerlich. Die erftern heißen Chiques, Würmer, 
und kommen in den Händen oder Zußfohlen aus. Wenn fie einmal ihre Eyer darein ges 
legt Haben: fo find fie nicht leicht wieder auszurotten n). Die andern brürtet die üble Luft 
in dem Fleiſche; fie find manchmal vier bis fünf Fuß lang, und gefährlich heraus zu ziehen, 
Wenn fie fich zuerft ſehen laffen, fo erregen fie große Geſchwulſt, und verurfachen dem Kran⸗ 
fen viele Pein, wenn fie beym Herausziehen durch eine ungeſchickte Hand zerriflen werden, 
“Man faget, fie rührten von dem Trinken des üblen Waſſers zur Regenzeit her 0), 





Das 


* Woore a. d. u und 157 ©- k) Ebendaſelbſt V Band a. d. 249 ©. 
Yoate abendl. Afr. IV Band a. d. 195 11968, ) Moore a. d. 140 ©. 


6) —E d. 140 ©. m) Barbot a. d· 133 ©. 


— f. ») Ebendafelbft a. d. 32 &, 
— — Otte. eo) Moore a. d. 130 .. 
KReiſebeſchr. I Band. Tit — 


| 70 Heifen tängft der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 
a Das XIX Kapitel. | 
i ’ N € e 
* Von den africaniſchen Voͤgeln. 


Adler, Falten, Fliegende Straußen. Ge: Bogel. Hahavogel. Kleine Vögel, Kubalos 
kammte Vögel, Wilde Gänfe. Aygret oder oder Filchervögel, Ihre Klugheit. Schrevenfen. 
Zwergreiher. Nonnette oder Nonnenvogel, Cor: Rebhuͤhner. Pintadg, oder guineifihe Hühner. 
morants und Habichte. Ecouffes oder Geyer, Zahmes Sevögel. Die Fledermaus. Mate, 
Africaniſcher Pfau , oder Jungfer von Nu: oder Kronvogel. Fifcherfolke. Wachteln. Wilde 
midien. Sein Hals und Federn. Verhältnig Tauben. Der Stelzer. Vögel ohne Füße. Pa⸗ 
feiner Theile. Trompetenvogel. SucBoeufoder pageyen. 


m n diefem Theile von Africa giebt es eine große Menge von unterfchiedenem Gevögel, 

von denen einige in den vorhergehenden Reifen bereits befchrieben worden: als, 
der Strauß, der vierflügelichte Vogel, der Flamingo, der Spatulavogel, der Adler, 
der Monoceros, und andere mehr a), Nun müffen wir auch von folchen Handeln, die 
in diefen Gegenden noch gemeiner find, und zuvor nur erwähnt worden, 

Pelican,oder Unter diefen mag der erfte, von dem mir veden wollen, der Delican feyn, den man häufig 

- Kropfoogel, an der Sanaga und Gambra antrifft. Es it der Gnocrotalus der Alten, und die Fran⸗ 
zoſen nennen ihn Grand Goſier. An Geſtalt, Größe und Kropfe gleicht er einer großen 
Gans b), bat auch eben folche Füße. Der Kopf ift an den Seiten flach, an fich felbft groß, 
wie er ſeyn muß; er bat einen Schnabel von anderthalben Fuß lang e), und der dabey zwey 
Zoll breit iſt, zu tragen. Das Obertheil des Schnabels iſt beinicht, und aus einem Stuͤcke, 
das unten aus zweenen Knochen beſteht, die ſich am Ende durch einen ſtarken Knorpel ver- 
binden. Daraus entftehen die beyden Kinnbacken, die in den obern, welcher ihr Bewegungs» 
punct ift, eingefehfoffen, oder mit ihm verbunden find. Sie baben £leine Zähne, wie eine 
Säge, die fehr zart und feharf find. 

Bon der Höhlung zwiſchen diefen beyden Theilen des unsern Kinnbackens fängt ein Sack 
an, der dafelbft feine Deffnung bat, den Hals hinuntergeht, und an folchem befeftigt, aber 
zugleich durch verfehiedene Kleine Bänder zu feiner Befeftigung abgefondert ift. Er beſteht 
aus einer dicken fetten und fleifchichten Haut, die fehr biegfam ift, und fich dehnet, wie ein 
Fell. Es find feine Federn daran, fondern er ift mit einem gelinden feinen Haare bedeckt, 
das glatt, wie Satin, perlengrau, und mit Flecken von verſchiedenen Farben, die ein ſchoͤnes 
Anfeden-Daben, gezieret ift. Wenn er leer ift, fo merket man ihn faum: aber es iſt erftaun: 
lich anzufehen, tie er fich aufbläher, und wie viel er enchält, wenn dieſer Vogel eine gute 
Mahlzeit von Fiſchen gethan bat A), Er pflege erſt zu fifchen, und feinen Sack anzufüllen, 

= worauf | 
a) Siehe 2 Band, a. d. 343,371, 445, 310, 473, e) Moore in feinen Reifen auf der 68 Seite 
474, 493, 513 ©. faget eben das. Ftoger auf der 42 Seite hat nur 
5) So melden Froger und Moore, imgleihen zwey Duart. Jannequin aber faget, er tränfe eis 
le Maire, ex fey ziweymal fogroß als ein Schwan, nen Eimer Wafler. Siehe defjen Reife nach Lybien 
mit einem eflenlangen Schnabel. . a. d. 168 ©, 
) Siehe das Kupfer. Labats abendländifches Africa II Band 
A) Daher koͤm̃t fein franz. Name: Großkropf. a. d. 139 1. f. ©. 


Inhalt. 
Der Pelican, oder die Kropfgans. Sein Sack. Ochſenſauger. Vierfluͤgelichter Vogel. Blauer 








Kr, VON DER WESTLICHEN — von 


—— ——— 
Pehcan 4: Paradies vogel. 


























IIIIIIIIIIIIII 



























































































































































Fe 
== 
se 
—— 
== 
Ei 
az 
Pe 
== 
— 
—— 
—— 
—— 
um 
Fe 
sn 
Zen 
zu 
rn 
are 
Fe 
ar 
Er 
ana 
era 
u 
Br 
== 
Pet 
== 
a 
—— 
mm 
== 
= 
—— 
== 
—— 
= 
z— 
—— 
— 
—— 
—— 
an 
== 
Po 
—— 
— 
—— 
—— 
Pe 
= 
—— 
Be 
Pa 
= 
u 
er 
E51 
—— 
—— 
it 
— 
—— 
== 
—— 
Fe 
—— 
— 
Fr 
= 
== 
= 
I 
= 
= 
== 
1 
= 
= 
— 
—— 
Bm | 
—— 





ONE In 





F 
a 


——— — 





eg TE GER 


von Capo Bianẽo big Sierra Leona. VI Buch XIX Cap. 331 


worauf er fich wegmacht, und fich Zeit nimmt zu freffen. - Einige fagen, dieſer Sad ent: Natur⸗ 
halte ——— * — 2) Wafler f). Le Maire g) nennet es einen Kropf, Seſchichte. 
der wie ein Sack unter der Kehle liegt, und faget, er verfchlinge ganze Fiſche, von der Größe — 
eines mittelmaͤßigen Karpens 

Zu Jillefrey ſah Herr Moore eine Menge Pelicane. Sie leben von Fiſchen, und 
werden deswegen gemeiniglich an den Fluͤſſen gefunden h). f 

Es giebt hier viererley Adler. Erſtlich der ſtaͤrkſte und größte heißt Cquolantja. Er Adler. 
haͤlt fich gemeiniglich in den Wäldern tiefer im Lande auf, und niftet auf den Gipfeln der 
Böchften Bäume. Er raubet Affen. Zweytens der Cquolantje Klow, welcher Teiche und 
Moräfte beſuchet, und von Fiſchen lebet. Er hat ſehr frumme Klauen. Drittens der Simbi, 
welcher von Bögeln ebet. Diertens der Poy, welcher vornehmlich um die Seefüjten herum 
gefehen wird, und von Krabben und ſchalichten Meertbieren lebet 5). 

Falken giebt es hier fo groß, als unfere Geyerfalfen, bie nad) der Schwarzen Berichte Falten. 
wohl einen Hirſch tdten Fonnen, indem fie fich auf feinen Kopf fegen, und mit ihren Fluͤ— 
geln ihn fo lange fehlagen, bis er umfaͤllt. Es giebt auch Eleine Baftardadler, und verſchie⸗ 
dene Arten von Geyern und Bufen Buzzards. Die Haut von der einen Art riecht nach 
Mufkus, wie das Krocodil A). 

Unweit dev Sanaga findet fich ein Vogel, den man den fliegenden Strauß nennet, Fliegender 
ob er wohl mit diefem Vogel ſehr wenig ähnliches hat. Er hat die Größe eines türfifchen Strauß. 
Hahnes H und eben bergleichen Füße und Hals. Sein Kopf ift groß und rund, der Schna- 
bet furz, Diet und flarf, mit braunen Federn, welche mit weißen untermengt ſſind, gezieret. 

Die Flügel find breit und ſtark. Wenn er fic) einmal erhebt: fo fliegt er ſehr hoch, ſchnell 
und lange. Seine dicken Beine ſind mit kleinen Federn bedeckt, die auf die Haut wie ge= 
leimt find. Seine Fuͤße find groß, und in drey Klauen abgetheilet, nebft einem Sporne und 
ſcharfen Nägeln. Da er von Feldfrüchten lebet: fo kann man ihn eigentlic) Feinen Kaubs 
vogel nennen. Das Fleiſch ift weiß, das von den Füßen ausgenommen, welches ſchwarz ift. 
Es ift ein zartes und angenehmes Efien m). 

Bey Bukſar an der Sanaga befindet ſich eine Art von Vögeln, die gekaͤmmten, oder Rammvögel, 

KRammvögel genannt. Sie haben die Größe eines tuͤrkiſchen Hahns. Ihre Federn find 

au, blau und weiß geſtreift. Sie haben große Flügel , brauchen aber folche wenig, weil 
vielleicht die Stärke derfelben ihrer Größe nicht gemäß ift. Sie gehen ſo bedachtfam, wie 
Spanier, und tragen ihre Köpfe hoc), Die an ſtatt ber Federn mit einer Art von zartem 
Haare, etwan vier oder fünf Zoll lang, bedeckt find. Diefes hängt auf jeber Seite herunter, 
und ift am Ende fraus, daher er den Namen eines gefämmten Vogels erhalten hat. Die 
größte Schönheit zeiget er im Schanze, der wie bey einem eüekifhen Hahne beſchaffen iſt. 
Wenn er ſelbigen ausbreitet: ſo glaͤnzet fein Obertheil fo ſchwarz als Agat, und das Unter⸗ 
theil ſo weiß als Elfenbein. Diefe Schwänze geben, wenn fie getrocknet find, natürliche 
Fächer ab n), 


Tea Die 
e) le Waires Keifen nad) ben ennarifhen In⸗ ungemein groß, und zwar die fliegenden fo groß, als 
fein a. d. 71 ©. ein Schwan, mit ſchwarzen und grauen Federn, und 
h) Moores Keifen a. d. 68 ©- ſehr angenehm zu eſſen. Siehe dellen Reifen nach 
i) Barbots Behr. von Guinea a.d. 116, den emarifchen Inſeln a. d. 72 ©. 
k) Jobſons Goldhandel a. b. 151 ©. m) &.abat im IIE Bande a. d. 162 & 


I) le Maire faget, einige ihrer Straußen wären Tabat im III Bande a. d. 93 S. 


932 Keifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Natur⸗ Die wilden Gaͤnſe find hier von ben europaͤiſchen an Farbe ſehr unterſchieden, und an 
— jedem Fluͤgel mit einem harten dornichten Weſen, etwan drittehalben Zoll Tang, bewaff- 
WildeBänfe, net 0). Le Maire ſaget, fie wären ſehr gut, aber ihre Kriechenten uͤbertraͤfen alles andere 

Gevoͤgel an vortrefflichem Geſchmacke, und die graue Art an der Sanaga fey die befte. 
Rebhuͤhner niften mie die Pintadohühner auf den Bäumen. Die legtern rechnet der 
Berfafler zu der Rebhuͤhner Art. 
Sie haben zwo Arten von Papageyen., Eine Are ift Elein und über und über grün, 
die andere Art ift größer, mit grauen Köpfen, gelben Baͤuchen, grünen Flügeln, und einer 
Verwiſchung von gelb und grün auf dem Rücken. Diefe ſchwatzen niemals, aber die Elei- 
nen haben eine Flave angenehme Stimme, und lernen, was man ihnen berbringt pP). 


Angret, oder Unmeit des Fluffes findet man den Zwergreiher, den die Sranzofen Aygret nennen. 
Zwergveiher. Er gleicht an Geftalt dem ordentlichen Reiher g), bis aufden Schnabel und die Füße, welche 
ganz ſchwarz, und die Federn, welche rein weiß find. Auf den Flügeln und dem Rü- 
den bat er eine Art Fleiner runder haarichter Federn, zwoͤlf oder fünfzehn Zoll lang, welche 
die Franzofen Aygrets 7) nennen. Die Türfen und Perfianer halten fie fehr hoch, und ? 

ſttecken fie zur Zierrath auf ihre Turbanen 5), 

Nofienvogel. Der Vogel, welcher beym Jannequin der Monnenvogel Heiße, ift weiß und ſchwarz, 
mit einem Kopfe, auf dem eine Kappe wie ein weißer Schleyer erhoben iſt. Er ſt von 
der Größe * Adlers, und raubet Fiſche. Sie halten ſich in den Wäldern auf, und find 

fehr wild 2). 

Eormerants Le Maire bemerket, daß die Seeraben [Cormorants] und Habichte, wie die eure⸗ 

und Habichte. päifchen find. Don den legtern find einige fo groß, wie die Adler, und würden Eleine Kin— 
der auffreffen, wenn fie folche einzeln wegfangen Fönnten. ben diefer Berfaffer fah 
einige Bögel von fo artiger veränderlicyer Farbe, daß er fie nicht genau befchreiben Fonnte, 
Die Nachtigallen aber wirbeln hier nicht fo angenehm, als in Europa x). 

Eeouffes. Bender Wuͤſten ander Sanaga ift ein Naubvogel von der Geyer Art, welche die Franzo— 
fen Ecouffes nennen. Labat heißt fie eine Art von Baftardadlern, von der Größe und Höhe 
eines Hahns. Sie find von brauner Farbe, mit einigen fehr ſchwarzen Federn im Schwanze 
und in den Slügeln. Ihr Flug ift ſchnell, die Füße find groß und ftarf, der Schnabel ge- 
kruͤmmt, die Augen ſcharf, und ihr Geſchrey durchdringend. Sie fallen auf Ratten, Vögel 
und Schlangen ; nichts ift ihnen zuwider. Sie fuͤrchten ſich nicht ſehr vor dem Feuerge⸗ 

wehre, und find fo begierig nach den Speiſen, fie mögen nun roh oder gefocht ſeyn daß fie 
den Schiffleuten das Eſſen wohl eher vor dem Munde weggenommen haben; wie ſchon J— 
ein Beyſpiel von ihrer Raubgierigkeit angefuͤhret worden x). 

Afeicanifher Der africanifche oder guineifche Pfau y) den einige den Kaifervogel , oder die numidi- 

Pfau, fhe Jungfer nennen, ift von der Größe eines rürfifihen Hahns =). Seine Federn auf dem 
Rücken und am Bauche find dunkelſchielicht Violet, wie Tobin 4). Nachdem das ficht 
darauf fälle, fheint er glänzend ſchwarz, manchmal lichtviolet, oder purpurfarbicht, auch wie 








über: 
0) Barbots Beſchr. von Guinen a. d. 29 ©. s) Barbot a. d. 29 ©. 
P) le Maire a. d. 72 ©. #) Jannequins Reiſe nach Lybien a.d.ı70 S. 
Siehe das Kupfer. ») le Maire a. d. 72 ©, ; 


r) Janne quin faget, fie nifteten bey Seen und? x) Siehe 2 Band, a.d. 474 ©. 
Moräften Siehe feine Neifenach Lybien a. d. ics S. ) Anbas im II Bande and. 3.— 





1000 1 


— — 


MG 


= em VogelKurbalot oder der , er Koen “ * 

—* en ehrt diesberden Wasferhaengen SB — N en Kup G 
je oder — den manfur en Mlonoceros 

—⸗ POon« famuıdıen h ‚Pıntade: oder die GFıuneah Aaelt. 


tenne, 


X 
Trappe - 8.Der -Mftcamjeheschwan., 




























































































: SIE 
— 


c 
— Ei 3: e. 


V r1r1 (I a ç ç ç êf fnͥfaorrrrrrrrrrrrrrrrrr . 





EEE eeTIrr Zeee 





Ve ee 
N er or 











* 


4 


— * 




















von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XIX Cap. 333 


uͤberguͤldet zu ſeyn. Nach Frogers Berichte 6) find die Schwanzfedern violetfarbicht, Natur⸗ 
und er hat zweene Buͤſche auf dem Kopfe, vornen einen von ſchoͤnen ſchwarzen Federn, und gefbichte. 
den andern von feinen Haaren und glänzender Aurora oder Flammenfarbe, Seine Füße 

und fein Hals find lang, und fein Gang ift prächtig c). Er ift gern allein, und ein großer 

Feind des Hühnerviehes. Sein Fleiſch ift nahrhaft und gut 7), 

Nach der genauen Befchreibung, welche die parififche Akademie der Wiffenfchaften von Federn. 
diefem Vogel, unter dem Namen Demeoifelle von Numidien, geliefert bat, iſt er wegen 
feines Ganges und feiner Bewegungen, in welchen er ein Frauenzimmer vorzuftellen fcheint, 
und wegen feiner Federn merkwürdig. Die Ohren beftehen aus weißen Sebern, drey und 
einen halben Zoll lang, die von feinen langen Faſern zufammengefegt find, wie die, welche 
die jungen Reiher auf dem Ruͤcken bey den Flügeln haben. Alle übrige Federn find bleh— 
farben, bis auf einige am Halfe, Nacken und Flügeln, die dunfelgrün find, 

Einige haben oben auf dem Kopfe Federn wie eine Krone aufgerichtet, welche andert- 
halb Zoll ang find, Die Seiten und das Hintertheil des Kopfes find ſchwarz, und von 
fürzern Federn als die übrigen. Bon jedem Augenwinkel läuft ein Strich weißer Federn 
unter dem Anhange fort, den die federichten Ohren machen. Der Vorderhals ift mit 
ſchwarzen faferichten Federn geziert, die viel feiner und fanfter als Reiherfedern find, und 
auf eine annehmliche Art auf den Magen herunter hängen. 

Vom Ende des Schnabels nad) dem Aeußern der ausgeſtreckten Füße, war er viertehalb Verhaͤlt⸗ 
Fuß. Der Schnabel zweene Zoll fang, gerade und fpißig, der Hals vierzehn. Bon dem niß feiner 
Schenfelbeine bis zum äußerften ber großen Zähe zehn Zoll. Die Yugen waren groß, mie Theile. 
ſchwarzen Augenliedern, Das innere Augenlied weiß, und voller Blutgefaͤße. 

Die Fuͤße waren vorne mit großen Schuppen bedeckt, welche fünf Zwoͤlftheile eines 
Zolles lang, und ein Drittheil breit waren. Inwendig hatten fie ſechseckichte Schuppen. 

Die Zußfohle war Förnicht, wie Chagrin, die Klauen ſchwarz, und mittelmaͤßig gekruͤmmt, 
die groͤßte Zaͤhe beſtund aus vier Knochen, die kleinſte, welche zu aͤußerſt ſtund, hatte fuͤnfe, 
und die mittelfte inwendig dreye, die hinterfte nur einen. , 
Alle, welche diefeBögel imThiergarten zu Berfailles gefehen haben, vergleichen ihren Gang, 
Stellungen und Sprünge mit der böhmifchen Art zu tanzen, Es fcheint, als ob fie einen Gefallen 
daran fanden ; denn wenn man fie anfieht, fangen fie allemal an, zu tanzen und zu fingen ©). 

An der Sanaga wird eine Art Vögel gefeben, weldye man von ihrem Gefchreye Trom⸗ Trompeten 
petenwögel nennt. Sie find ſchwarz, von der Größe und faſt von der Geftalt eines türfi- wögel. 
fehen Hahns. Was fie befonders haben, bejteht in einem doppelten Schnabel oder zweenen 
Schnaͤbeln, einem in dem andern, von denen der oberſte bey Erregung des Schalles behülf: 

lich iſt, und ihn vorerwaͤhntem Inſtrumente ähnlich mache 5). i 

Froger, welcher diefen Bogel als einen unbekannten beſchreibt, faget, ex fen fo groß, 
als ein türfifcher Hahn ; er habe ſchwarze Federn, und die und Furze Füße g), Es ift 
jioeifelsohne der vorhinerwaͤhnte Monoceros 2). 


Tt 3 Eben 
2) Siehe die Figur. e) Siehe die Thiergeſch. a. 205 ©, 
2) Sroger fager ſchwarz. Deſſen Reiſe nach dex ) Labat, 4 Band, an d. 10. ©, 
Suͤhſee, a. d. 251 ) Froger a.d.14©. 


b) Ebendaß a. d. a3 S. 5) Ebendaſ. a. d. a4368. DM S. oh a. d. zu3z S. Moore giebt a.d.ıor 
4) Anbatıa Band,25: ©, ' Seite ein Kupfer ohne Befikteidung, — 


Natur⸗ 
geſchichte 


Außeror⸗ 
dentlicher 
Vogel. 
Ochſenſau⸗ 
ger. 


Vierfluͤge⸗ 


334. Reifen langſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 
Eben derſelbe beſchreibt einen andern Vogel auf der Kuͤſte der Sanaga, der etwas 


kleiner iſt, als der vorige, mit weißen Federn, einem langen und gelben Schnabel. Der 


Schwanz und die äußern Enden der Flügel find heil feuerfarben, und er Hat fchlanfe lange 
üße 1). 

ve dem Eilande Bifeſcha, an der Mündung der Sanaga, find viel Vögel, Namens 
Suc Boeuf, oder Ochfenfauger, von der Größe einer Amfel, ganz ſchwarz, mie ftarfem - 
ſchmahlen fpigigen Schnabel. Sie fegen ſich auf dem Rücken des Nindviehes feſt, und 
zwar dergeftalt, daß der Schwanz fie nicht erreichen fann, Sie machen mit ihren 
Schnäbeln $öcher ins Fleiſch, und fangen das Blut aus; fo, daß fie dieſe armen Thiere mie 
ihrer beftändigen Verfolgung tödten, wenn fie von den Hirten nicht forgfältig fortge⸗ 
jagt werden k). 

Wir haben ſchon einen vierflügelichten Vogel aus dem Labat befchrieben, der eigent- 


TicpterVogel, lich nur zween Flügel hat; Jobſon aber erwähner einen andern, mit vier unterfchiedenen 


Flügeln. Nach feinem Berichte fliege felbiger nur eine Stunde vor der Nacht. Seine 
beyden Borderflügel find die größten, die andern ziemlich) weit hinten, und fein Körper zwi⸗ 
ſchen beyden Paaren. 
Gerr Moore redet ebenfalls von dieſem merkwuͤrdigen Vogel mit vier Flügeln, Er 
ſaget, er komme bey der Abenddaͤmmerung hervor, mit vier Fluͤgeln, und ſey ungefaͤhr von 
der Groͤße einer Taube, ſetzet aber hinzu, ob ihn die Leute gleich einen Vogel hießen: ſo 
wuͤßte er doch nicht, ob er zu den Fledermaͤuſen gehoͤre, oder nicht, weil er niemals einen 
nahe genug unterſucht hätte 7). 


gsilauer Vo⸗Herr Bruͤe fand hier einen andern felffamen Vogel. Er war größer als eine Amfel, 


gel. 


Hahavogel. 


mit glaͤnzenden himmelblauen Federn, und einem großen Schwanze, von faſt funfzehn Zollen, 
den er beym Gehen wie ein Pfau ausbreitet. Er fliegt ſchlecht, weil fein Schwanz für ſei⸗ 
ne Laſt zu groß if. Sein Kopf ift wohlgeftalt, und die Augen find lebhaft. Er hat rund 
um den Schnabel einen gelben Zirkel. Man trifft ihn felten an m). 

Unweit des Fluſſes Pafque, ſuͤdwaͤrts der Gambra, ift eine Art Bögel mit einem großen 
Schnabel, wie Amfeln ; fie find gut zu effen, und wiederholen deutlich und förmlich die 
Syiben Sa! a! fo vollkommen, daß man ſolches für eines Menfchen Stimme halten 
muß, der einen unvermuthet überfällt 7). 


Kleine Voͤ⸗ An den Ufern der Sanaga giebt es viel Vögel, einige blau, andere roth, andere ſchwarz, 


sel, 


von ſehr lebhaften Farben. Sie find von Natur zahın, und im Jahre 1723 und 1726 eini- 
- ge lebendig nad) Paris gebracht worden. Ihr Kopf und Hals gleichen unferm Hänflinge. 

Ihre Farbe ift lebhaft, und glänzend, tote uͤberfuͤrnißt. Sice haben eine ſchwache gelinde 

Stimme, ihrer Größe, die eine Haſelnuß nicht übertrifft, gemäß 0). ’ 


Rubalosoder ¶ Es giebt hier auch Vögel, Namens Rubalos oder Fifcher, welche von Fiſchen feben ). 
Fiſchervoͤgel. Sie haben die Größe eines Sperlings, mit alferhand bunten Federn 9). Ihr Schnabel 


ift fo lang, als der ganze Körper, ſtark und fpißig, inmendig mic feharfen Zähnen, wie eine 


Säge 
i) Froger, a. d. i5 S. ) Siehe die Figur. 

5) Rabat,3 Band,a.d.59 ©. g) Wie ein Geldfinke. ©. Moore a. d. 250S. 
D) Moores Reifen, a. d. 108 S. r) Barbot ſah tauſend Neſter an einem Bau— 
m) Babat, 3 Band, a.d.247 ©. me, Befchr, v. Guinea, 0.0.12. &, und Atkins ſah 
n) Babat, 5 Band, a.d.41©, einen zu Sierra Leona mit fünfhundert. 


6) Labat, 3 Band, a.d. 177 ©. 9 Barbot faget von Binfen. 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XIX Cap. 335 


- Säge, bewaffnet. Cr flattert in der Luft auf der Oberflaͤche des Waſſers fo fhnell und 


lebhaft, daß er blendet. Sie find an beyden Ufern häufig, unweit der Elfenbeininfel, wo 
fte millionenmweife herumſchwaͤrmen. Ihre Nefter hängen fo dick über dem Waller, daß 
Die Megern es Dörfer nennen r). In dem Baue ihrer Nefter iſt etwas merfwürdiges. 
Eie find länglicht wie Birnen, und grau, aus ſtarkem Seime gemacht, mit Federn +), Moofe 
und Strohe vermengt, und ſo durchwebt, daß der Negen nicht durchdringt, und fo ftarf, daß fie 

nicht brechen, wenn die Winde fie gleich zufammenfchlagen; denn fie hängen an einem lan- 


gen Faden 2), am Ende «) der Fleinften Baumäfte, die über den Fluß geben; fo, daß fie 


in der Ferne wie Früchte ausfehen. Sie haben nur einen Fleinen Eingang x), welcher alle: 
mal gegen Oſten gerichtet ift, und fo gemacht worden, daß feine Näffe binein Fann. Diefe 
Neſter verfichern fie wirklich) vor ihren Feinden, den Affen, die fi) aus Furcht, ins Waſſer 
zu fallen, und den Krocodilen oder Raubfiſchen zum Theile zu werben, nicht auf dieſe din: 
nen Aeſte wagen dürfen y), 

Tobfon erwähner ebenfalls diefen Kleinen Vogel, der nach feiner Anzeige fein Neft an 
den Bäumen mit Saube baut, das ordentlich an dem Ufer der Gambra waͤchſt. Sie han: 
gen ihre Neſter Fünftlich an die Baumäfte, mit einem hohlen Halfe, daran es wie eine Fla⸗ 
ſche hängt. Die Meerfagen warten auf den obern Yeiten; und wenn die Jungen erwach⸗ 
fen find, fo wagen fic) jene herunter, die untern Aefte zu fehütteln, wovon einige heraus fal: 
fen. Diefe Vögel machen aud) runde Höhlen, wie gebohrt, wenigftens eine Elle tief, in 
dem fteilen Ufer, fo Dick es angehen will, und in gleichen NBeiten 2)e. 

Be Waire meldet, fie machten ihre Neſter auf Palmbäumen, mit einer fehr Fünftlichen 
Bauart, und verfichern fie durch einen wunderbaren natürlichen Trieb, vor den Schlangen 
und andern Thieren, welche oftmals Die Bäume hinauf Eriechen, indem fie ſolche ans Aeußere 
der Hleinften Aeſte bauen, an welche fie einen Strang ever eine Binfe von anderthaid Fuß 
fang hängen, und am Ende ihre Mefter befeftigen, oben an der Seite aber nur eine Eleine 
Seffnung zum Eingange laſſen. Cs fieht aus wie eine Kugel, die an einem Faden hängt. 


Natur⸗ 


geſchichte. 


Ihre Ge⸗ 
ſch chlichteit. 


An der Gambra findet ſich eine Art Schreyeulen, welche die Negern für Hexen halten, Schreyen: 
und fehr verabfeheuen, fo, daß wenn eine in einem Dorfe gefehen wird, die Leute alle dar: len. 


auf feuern a). 


Sie haben dunkelfarbige Rebhuͤhner, nicht fo ſchoͤn als die englifchen. Meiftens halten Rebhuͤhner. 


ſich ſelbige bey den Dörfern auf 5). Moore meldet, fie hätten Sporen wie Haͤhne e). 
Der Hauptmann Stibbs berichtet, man fände über Barrakonda an der Bambra viel 
Felſenrebhuͤhner, Die man von ihrem Aufenthalte fo nennt, Sie find dunfel gefprenfelt, mit 
einem runden Flecken, von der Größe einer halben Krone, auf der Bruſt. Füße und 
Schnabel find roth, und einen Zirkel von eben dergleichen Farbe haben fie um die Augen, 
wie einige unferer Tauben. Sie haben die Geftalt unferer Rebhühner, aber bey weiten 
nicht die Größe, Sie laufen ſchnell; und indem fie diefes thun, richten fie ihren Schwanz 


wie die Küchlein auf 4). di 
ie 


Anderthalbduß tag, nach le Maire, a.d.72 S. Cabat, 3 Band, a.d. 165 und 1888, 
— Seftalt diefer Wögel und ihrer Neſter auf =) Joblons Goldhandel, a. d. 149 S. 
— kommt mit der Beſchreibung nicht voll⸗ a) Moore, a. d. 1o8 S. 
— woraus erhellet, da Barbot, ans 9 Jobfon, a. d. ras ©, 
dem * a Men, ſeine Lefer betrogen. ce) Moore, a. d. ios S. 
x) An dem Oberften, le Maire/ a. d. 72 S. d) Stibbs Tagebuch in Moores R.a.d.297 S. 


* 


Narur⸗ 
geſchichte. 
as 

Pintado. 


Zahme voͤ⸗ 
gel. 


Fledermaus. 


Wake oder 


Kronvogel. 


356 Reiſen langſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Die Pintado, oder guineiſche Henne, wird in dieſem ganzen Lande haͤufig gefunden. Sie ſind 
von Ratur wild, aber leicht zu zaͤhmen, und werden oft nach Europa gebracht, Sie find an 
Geſtalt einem Rebhuhne ähnlich, aber viel größer e). Ihre Federn find dunkel afchfar- 
ben, und fo ordentlich mit Weiß gefleckt f), daß fiefehr ſchoͤn ausſehen. Die Haͤhne haben eine 
Erhöhung wie einen Kamm auf dem Kopfe, von der Farbe einer trocknen Waltnußfchale, 
und ſehr hart. Auf jeder Seite ſtrecket fih ein vorher Streifen herunter, aber die Hennen 
haben feinen. Es ift ein fühner Bogelg). Sie haben felten länge Schwänze, außer denen, 
welche viel fliegen. Ihre Schnäbel find di und ſtark, und die Klauen lang und ſcharf. 
Sie freien Würmer und Graspferde. Ihr Fleiſch ift weiß und guf, und bey einigen 
ſchwarz. Sie halten fih zu zwey ⸗ bis dreyhunderten zuſammen, und die Schwarzen ven- 
nen fie mit Hunden nieder, Wenn man fie jung fängt, fo werden fie fo zahm, als die 
Hühner 2) 

Nach Jobſons und Moores Berichte finden fich häufige guineifhe Hühner an ber 
Gambra, “Der erfte meldet, fie wären von der Größe eines Fafanen, und fehr ſchoͤn. 
Man finder fie bundertweife in den Kornfeldern freffen, und fie find eine vortreffliche 
Speife i). Moore meldet, fie wären von dunkler Farbe, mit weißen Flecken, und blau 
und roth um den Kopf. Sie find hier wild, wie die Safanen in England. | 

Eben derfelbe Schrifefteller berichtet uns auch , der einzige zahme Bogel an der Gam- 
bra nähre fich auf dem Mifthaufen, wie unfer Huͤhnervieh, und fey fehr häufig. Zahme 
Gänfe und Enten haben fie nicht k). 

Die Fledermäufe find hier fo groß als die Tauben." Sie haben lange Flügel mit zwo 
bis drey Ecken, welche gekruͤmmte Spitzen haben, damit fie fich mit niederhängenden Kö- 
pfen an die Bäume befeftigen. Man findet ihrer mit einer braunen haarichten Haut, 
welche die Negern abziehen, ebe fie foiche effen. Dieſes Thier ſaͤuget allein unter allen ges 
flügelten feine ungen mieMilche 7), die Negern nennen es Tonga m). lim das Vorge⸗ 
birge Monte ſind ſie Häufig. 

obſon erwähnet einen Vogel, der im Fliegen ein Geraͤuſche wie ein im Waffer fort: 
gehendes Schiff macht, und daher im Englifchen den Namen Wake führe. Sie find 
häufig in den Reißfeldern, wo fie grogen Schaden tdun, find ſchoͤn und groß, und das Ober- 


‚theil ihres Kopfs ift wohlgeftatt, mit einem feinen erhöhten Buſche auf dem Wirbel, ven 


der Verfaſſer hatte von Bornehmen in England fragen fehen 7). 

Diefes ſcheint der Vogel zu feyn, den Barbot unter dem Namen Alcaviack befchreibt, 
davon man Wake als eine Abkürzung anſehen kann. Mac) dem Berichte diefes Schrift- 
ftelfers, iſt er von der Größe eines Pfaues, mit einem fehönen Bufche feiner Eleiner Federn 
auf dem Wirbel, Der Kopf ift auf beyden Seiten mit Weiß gefleskt, und alle Federn fine 
fo gelinde wie Sammt 0). 


Bey 


e) Siehe die Figur. bh) Rabat zweyter Band a. d. 326 S. und drit⸗ 


f) le Maire faget, grau und ſchwarz geſpren⸗ ter Band a. d. 139 ©. i 
kelt, und. hält fie für eine Art Rebhuͤhner. Siehe #) Jobſons Soldhandel a. d. 147 &. 
feine Reife a. d. 73 ©. k) Moores Reiſen a. d, 180 S 
8) Sie find eine Art Eleiner Fafane, und leiht 7) Anbate fünfter Band a, d. 29 S. 
zu zähmen. Man finder fie in Gebuͤſchen. An m) Barbots Beſchreibung v. Guinena.d. 16 & 
bar zweyter Dand a. d. 326 ©. Y w) Jobſons Goldhandel a. d. 147 ©. 





von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch XX Cap. 337 


kan zwifchen Rufifeo und Biguet giebt es eine Ark Falken, wel- VNatur⸗ 
che — — ſind —*— mit etwas weißen auf der Bruſt, und am En⸗ gefbichte, 
de der Flügel. Ihr Schnabel iſt groß, gekrümmt, und wie eine Säge gezahnt, fo daß fie Fiſchecfalke. 
ihren Raub fehr ret Halten. Ihre Süße find kurz, und mit ftarfen fpigigen Klauen be— 
waffnet. Sie fliegen wohl, ſchweben lange über dem Waſſer herum, bemächtigen fich des | 
erften Fifehes, dem fie feben, und Freffen ihn am Ufer p). 
An der Bambra giebt es Wachteln, fo groß als Waldhühner, in großer Menge, wel- Wachtelu. 
ches Jobſon mit Denen für einerley Are Hält, die auf die Iſraeliten in der Wüften geregnet. 
Sie haben auch die Menge wilde Tauben, welche felbft vor den Hausthären dasjenige 
verzehren, was von ihrem Korne abfällt. Zahme Tauben giebt es nicht. 
Ihr größter Vogel, nach eben diefes Schriftftellers Anzeige, heiße der Stelzer g), we: Stefjer. 
gen feiner langen Füße und Halfes, die ihn größer als einen Mann machen. Der Rumpf 
ift fo groß, als ein mittelmäßiges Lamm; es it aber trocken Fleiſch, ob es gleich für nahr- 
haft gehalten, und von den Einwohnern hochgefchäßt wird. 
Sie haben Fleine Bögel von fhönen Farben und mannichfaltigem Gefange, ' 
Einer von den kleinern Vögeln hat feine Füße, aber zweene Stränge, damit er ſich mie Vögel ohne 
der arabifche Vogel r) ohne Bewegung, mit dem Kopfe niederwaͤrts an Die Bäume hängt; důße. 
an Farbe ift er einem verwelften Blatte vollfommen ähnlich. 
Papageyen haben fie nicht, außer den dummen Papageyen mit dem rothen Schwanze, Papageyen. 
die felten wohl reden. Diefe bauen ihre Nefter auch auf die aͤußerſten Spigen der Aeſte. 
Sie haben viel Paraketos, welches fehöne Voͤgel find s). 


* * * * * 5 * *53 * * FF FF FR HK KK KR FF * S38 * ESF N 44 


Das XX Kapitel. 
Fiſche in dieſen Gegenden. 


Der I Abſchnitt. 


Meerſchweine. Wallfiſche. Blafer. Hay oder See: ger. Pilorfifh. Pantouflier oder Hammerfiſch. 
hund. Wie er ſich feines Raubes bemächtiget. Seekuh oder Manati. Woher fie fo Heißt: Wie 

Iſt leicht zu fangen; ſehr gefährlich; gefräßig man fie fängt: Ihr Fleiſch und Fett ift ſehr gut. 
und Fühn. Stärkefeines Schwarzes. Der Sau: Schwerdtfiſch. Spontons. Alte Weiber. 


ie Meerfchmweine, welche von den Engländern Dorpoifes, von den Portugiefen Tam⸗ Porpeiſes 
$ nos, und von den Franzofen Marſonin genennt werden, find von zweyerley Arten, oder Meere 
i Einige haben eine fpigige Schweinfchnauge, daher fie Meerfchweine heißen. An- ſchweine. 
dere haben ein flaches Maul wie die Lamia 4), welchen Namen ihnen die Hollander bey- 


legen. 
u. ? Sarbots Beſchreibung von Guinea a.d.29 9) Siehe das Kupfer. 
Moor Diefe Beſchreibung ſtimmt mitdes Kern 7) Hierinnen ift er dem Manacodiata oder 
toben — vom Kronvogel auf der 228 Seite. Paradiesvogel aͤhnlich. 
Kupfer. a eſchreibung ijt, überein. Siehe das 2 ——— Goldhandel auf der 146 &. auch 
a. d. i30 ©, 
PR vierter Baud a. d. 155 ©. a) Oder Schwerdtfiſch. 


Allgem. Reiſebeſchr. III Band. Yu 


Natur⸗ 
geſchichte. 


Wallfiſche. 


Blaſer. 
Lamia. 


Hay. 


338 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


legen. Man heißt ſie auch Seemoͤnche, weil es nicht anders ausſieht, als ob ſie eine Kutte 
anhaͤtten. Wenn man ſie aufſchneidet: fo iſt ihr Fett oder Speck, wie bey den Schweinen, 
auch das Eingeweide ift fo. Sie ſchwimmen heerdenmeife, und grunzen wie die Schweine, 
welches man als eine Borbedeutung von übelm Wetter annimmt b). 

Le Maire faget, das Marfouin oder Meerfchwein fey von dev Größe des Seehundes, 
und fehr gut zu effen. Sie beſchaͤdigen niemanden. Man machet Sped von ihnen, der aber 
übel ſchmecket. Seiten und Eingeweide find wie bey den Schweinen, doch haben fie zwee- 
ne Magen, einen am Ausgange des Schlundes, ven andern ihm zur Seite, der faft fo 
groß ift, als jener. Es geht ein Weg, fo enge als ein Federfiel, aus einem in den andern, 
Sie find voll Eleine Zellen wie ein Honigkuchen. Der Zwölffingerdarm entiprang, wie ſich 
le Maire fehr wohl erinnerte, von dem letztern. Er, fonnte nicht alles genau unferfuchen, 
weil die Schiffleute foviel verderbt haften. 

Die Wallfifche find an Länge und Dicke fo erftaunlich, daß fie oft ein Fahrzeug von fechs 
und zwanzig Tonnen übertreffen. Gleichwohl werfen fie niemals ein Schiff um, auch nicht 
einmal eine Barfe oder Schaluppe, Man muß dieſe Bedachtfamkeit mehr der Zärte ihrer 
dünnen Haut, als ihrer Güte zufchreiben. Sie fonnen nicht anders, als wenn fie verwun— 
det find, an etwas hartes ftoßen : alsdenn aber müffen fich die Fifcher in ihren Booten vor 
der Gefahr in Acht nehmen und wegmachen, —8 

Der Blaſer iſt einem Wallfiſche ſehr ahnlich, aber viel kleiner. Sie ſtoßen das Waſſer 
wie die Wallfiſche in die Hoͤhe, aber nur durch einen Weg uͤber der Schnauze, da die Wall⸗ 
fiſche hingegen zweene haben c). 

Die Lamien oder Schwerdtfiſche, ſchwimmen in Untiefen wie die Meerſchweine, aber 
viel ſchneller. Sie find kleiner, als die Wallfiſche, haben aber Feine Oeffnung, das Waſſer 
auszufprißen 4). s 

Den Hay oder Seehund nennen die Portugiefen Tubaron, die Franzoſen Haye und 
Requiem. Er läßt ſich meiftens bey ftillem Wetter fehen, Sie ſchwimmen langfam, und 
haben eine hohe Finne auf dem Kopfe. Ihr Mund geht bis ins Mittel des Halfes, ſo daß 
fie fich mit geoßer Mühe ummenden müffen, wenn fie etwas verfchlingen wollen. Ihr 
Kopf ift glatt und flach, und fie haben viel Stärfe, befönders im Schwanze, mit dem fie ge⸗ 
faͤhrlich ſchlagen. Sie Haben ſcharfe Sägenzähne, mit denen fie einen Menfchenarm oder 
Fuß fo glatt als mit einer Axt abſchneiden. Sie find Hungerig und fehr gefräßig; was fie 
antreffen, verſchlingen fie begierig, fo daß die Hollaͤnder oft eiferne Hafen und fogar Aerte 
in ihrem Bauche gefunden, Ihr Fleiſch ift grob und von wilden Geſchmacke e), 

Le Maire meldet, der Requiem oder Hay habe die Geftalt eines Seehundes, fey 
aber dreymal fo lang von vier zu acht Fuß. Sie gebähren lebendige unge, und haben 
eine Bärmukter wie eine Huͤndinn, die andern Theile gleichen einem Sifche /), Labat 
meynet, der Requiem, welcher auf diefer ganzen Küfte, und in allen Fluͤſſen häufig gefun⸗ 
den wird, fey von den europäifchen Seehunden nur an der Größe unterſchieden. Man findet 
ihn oft zu zwanzig Fuß lang, und vier Fuß dick, mit einer ftarfen rauhen Haut bedeckt; die 

aber 
3) Arthus Beſchreibung von Guinea beym de . e) Ebendaſ. — *— 
Bry morgenlaͤndiſchen Indien öfter Theil a d. 75G. 5) fe Maire a. d. 74 S. 
le Maire Reif. nachdenCanatienina.d.5S, 2) Dieſes behaupten Arthus, Bosman, und 
A) Arthus an oben angeführtem Orte, die meiften andere, 


al 





FISCHE VON SIERRA LE ONA. 
pt von Pilcharden 3. din ungenannter 5 Der Moench. 
— Zıjch. 
SS — — Vie Bebune 






































































































































































































































































































































— 
== 
—— 
—— 
—— 
== 
= 
=== 
—— 
== 
== 
= 
—— 
== 
Be 
= 
== 
—— 
== 
== 
—— 
—— 
— 
a 
—— 
SE 
== 
== 
—— 
Ba 
m 
—— 
m 
—— 
= 
—— 
—— 
== 
—— 
—— 
—— 
—— 
—— 
—— 
—— 
—— 
= 
—— 
—— 
—— 
== 
== 
== 
== 
= 
= 
—— 
—— 
— 
—— 
== 
Fe 
= 
— 
—— 
—— 
== 
=== 
== 
== 
== 
== 
—— 

rt 

—— 

== 

az 
= 

—— 
u 
m 
—— 
Een 

DS 
—— 
—— 
—— 
== 
— 
= 
—— 
>= 
—— 
= 
—— 
—— 
== 
= 
== 
== 
== 
— 
—— 
= 
= 
== 
Fe 
= 
=. 
—— 
—— 
—— 
—— 
—— 
—— 
—— 
—— 
— 
—— 
—— 
—— 
—— 
pe 
= 
fe 
== 
—— 
= 
== 
== 
== 
—— 
= 
ER 
== 
— 
ee} 
nun 
el 
== 
== 
== 
—— 
— 
— 
ef 
Ze 
== 
= 
— 
= 





Mm: 


vg, 


aan a re m —— 
—— = 3 





“7 u 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XX Cap. 339 


Aber niche zu dicke iſt. Sein Kopf ift lang, feine Augen find groß, rund, offen und roth. Lratue: 
er Mund iſt weit, und oben und unten mit wenigftens drey Reihen Zähnen bewaffnet, — 

don denen einige dreyedficht, andere flach, und noch andere ſpitig find, Alle find ungemein 

hart und ſcharf/ nahe beyfammen, ſo daß ihnen nichts widerftehen fan, Zum Gluͤcke iſt 

dieſer gefräßige Mund faft einen Fuß lang von dem Ende der Schnauze, fo daß er feinen 

Raub vor fich forsftößt, an ſtatt ihn zu beißen, 

‚ Einige haben behauptet, der Hay kehrte ſich auf den Rücken, wenn er fräße g). Allein Wie er fih 

in diefer Stellung wuͤrde es eben fo beſchwerlich für ihn ſeyn zu fehlingen, als wenn er auf feines Haus 

dem Bauche ſchwimmt. Er ‚pflege Nic) aber auf feine Seite zu legen. Seine Sinnen bes bemädh- 

find geoß, auf jeder Seite zwo, und eine auf dem Ruͤcken etwa ein Driccheil ber Länge vom er; 

Kopfe, eine Kleinere näher beym Schwanze, und zwo mittlere unmeit des niedern Theils 

vom Bauche. Sein Schwanz ift breit, ftarf und eingefehnitten, Er verfolger feinen Raub 

fo hitzig, daß er oft felbft darüber aufs Land läuft. 

Er ift gefräßig, kuͤhn und gefährlich, und würde das Meer bald öde machen, wenn er Leicht zu 
nicht fo ſchwer fehlänge, Die Bewegung, die er machen muß, fo geſchwind er auch Dabey fangen. 
ift, giebt dem Raube Zeit, zu entwifchen. Die Schwarzen bedienen fich diefer Gelegenheit, 
ihn zu £reffen; und wenn er ſich auf Die Seite leget, tauchen fie unter und hauen ihm ben 
Bauch) auf. Aller Raub iſt gut für ihn 4). Man fänge ipn leicht, weil er fo begierig nach) 
allem fehnappet. Meiftens wird er mit einem ftarfen Hafen oder einer Kette gefangen, wor⸗ 
an ein Stüf Speed oder Fleiſch iR. Sein Fleiſch ift dichte, mager, ſchleimicht, und übel- 
chmeckend. Sein einziger ertraͤglicher Theil iſt der Bauch, der vier und zwanzig Stun- 
den eingefalzen und wohl gekocht, mit Dele und Eßig zu eſſen iſt. Wenn man die Zungen, 
welche man in! dem Bauche einer Hayinn findet, einen oder zweene Tage in einem Faſſe mie 
Waſſer wäffern läßt, fo find fie gut zu offen. Das Gehirn eines Hayes ift fo hart, als 
Stein, wenn es trocken ift, Die Engländer fagten, wenn man es in weißen Wein ſchabte, 
fo fen es Freißenden Weibern vortrefflich gut, und befördere die Geburt 7), | 

Diefe Fifche find denjenigen fehr gefährlich, Die fih in diefen Ländern baden und ma- Sehr gefähr- 
fhen. Im Jahre 1731 ward ein Sklavenmägdchen im St. Jamesfort an der Gambra, lich. 
beym Fußwaſchen von einem Haye weggefuͤhret H. 

Als die Barke, Weymouch, auf der Gambra im Kahrerzar hinaufruderte: fo machte 
ſich ein Hay ans Boot, und nahm, ungeachtet des Geräufches fo vieler Ruder, eines da- 
von in ben Rachen, und zerbiß ee. 5 

Zu Whydah, wo die See ſtark ans Ufer ſchlaͤgt, ſchlug ein Canoa um, welcher Git- 
eher ans fand bringen follee, Ein Hay bemächtigte ſich eines von den Seuten, und fie 
murden durch den Schwall beyde ans Sand geworfen. Gleichwohl ließ der Hay feine 
gl —* ‚fahren, fondern brachte fie bey der erſten Ruͤckkunft der Fluth vollkom—⸗ 

eg D. 

Boſman verfichert, nichts ſey unrichtiger, als wen man den Hay oder Requiem mit 

dem Seehunde verwechfele, da fie einander nicht im geringften ähnlich wären. Sie find 
Uu2 ſehr 

b) Atkins Reiſe nach Guinen a. d. 45 S. ſaget, 1) Labats zwehter Band auf der 348 und fol⸗ 
fie Hätten drey von weh zehn Ellen —— Br Seite. fe 3 


Stunde gefangen. Die Lehern hätten ⸗ d 
zehn Gal⸗) Moores Reiſen a. d. 78 ©, 
lonen Oel gegeben. y 1) Arkins am angeführten Orte, a, 1.46 ©: 


Natur⸗ 
geſchichte. 


Gefraͤßig 
und kuͤhn. 


340 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, o ©. 


fehr dicke und fang, einige zwifchen zwanzig und dreyßig Fuß groß. Sie haben ein breites 
flaches Haupt, mit einer feharfen fpisigen Schnauze, übrigens find fie ſehr haͤßlich. 

Dieſer Fiſch iſt der Schwarzen beſte und gemeinſte Speiſe. Man faͤngt ſie an der 
Goldkuͤſte taͤglich auf den großen Sandbaͤnken. Die Europäer eſſen fie nie, weil das Fleiſch 
zu grob iſt. Dieſem abzuhelfen, laſſen es die Schwarzen ſieben bis acht Tage faulen, wor⸗ 
auf fie es als einen Leckerbiſſen begierig effen. Tiefer im Sande wird ſtarker Handel damit 
getrieben, Der Berfaffer hält ihn für das fühnfte Thier. 

Wenn jemand über Bord fälle, fo ift er verlohren; es müßte denn feyn, Daß nicht gleich 
einer von dieſen Fiſchen da wäre, welches etwas feltenes ift, ober daß ihm fogleich geholfen 
wird. Boſman hat die Gefräßigkeit diefer Thiere nicht ohne Entfegen angefehen, wenn 
todte Sklaven über Bord geworfen worden, _+Sogleich fehoffen vier bis fünf nach dem 
Leichname unter das Schiff, ihn zu zerreißen. Bey jedem Biffegebt ein Arm, Bein, ober der 
Kopf weg, und bisweilen ift alles verzehrt, ehe man Zwanzig zählen kann. Wenn einer 
zu fpäte koͤmmt, fein Theil zuerhalten; fo machet er fich an die andern. Sie fallen einan- 
der mit großer Heftigkeit an, heben ihre Köpfe und die halben Leiber aus dem Waffer, und 
geben fich folche gewaltige Streiche, daß die See davon zittert. Wenn er gefangen ift, und 
an Bord gefchleppe wird: fo halten ſich die Seeleute entfernt; denn außer feinen ſcharfen 


Staͤrke ſeines Zaͤhnen, mit denen er um ſich hauet, ſchlaͤgt er noch mit dem Schwanze, welcher ungemein 


Schwanzes. 


DerSauger. 


ftarf ift, und wer ihm zu nahe koͤmmt, der verliert einen Arm oder ein Bein, oder es wird 
ihm wenigftens zerfchmettert. 

Er ſetzet hinzu, auf der Goldfüfte fielen fie fein Menfchenfleifch an. Er vermuthet, es 
gerhähe deswegen, weil fie fich leichter mit Kleinen Fifchen fättigen Fönnen , die zu Ardra 
und Fida oder Whida fehlen; daher fie, um nicht zu verhungern, dafelbft menfchliche 
Körper freflen, und bisweilen fogar Schiffe zu dreyen Wochen oder einen Monat lang ver 
folgen, um auf Sflaven, welche über Bord geworfen werden, zu warten. 

Dieſem ungeachtet ward Boſman von gemwiffen Leuten verfichere, an dem grünen 
Vorgebirge, wo dieſe Fiſche räuberifch genug find, fey ein bolfändifcher Steuermann, weil 
er nicht ſchwimmen koͤnnen, in Gefahr gewefen, zu erfaufen, da ihn denn ein Hay ganz ge- 
linde beym Fuße angefaßt, und an Bord geführer habe. Wir vermuthen, alle deute wer: 
den mic dem Verfaſſer diefe Geſchichte in Zweifel ziehen Z), 

Arthus und andere bemerken, daß der Hay ordentlich mit einem Haufen kleiner Fiſche, 
Quequadores genannt, umgeben ſey m), die einen breiten Mund und flachen Kopf haben, 
womit fie ſich an den Körper des Hays hängen, Wenn er feinen Raub nimmt, fo ſamm— 
len fie ſich rings um ihn herum, und theilen mit ihm, oßne daß er ihnen etwas thut ”). 

Der Sauger hat diefen Namen, weil er fich an die Fahrzeuge mit dem Munde fau- 
gend anhaͤngt. Sie find:von der Größe einer Scholle, Wenn fie fich ans Ruder hän- 

— | sen, 
2) Bofmans Befchreibung von Guinea anf der nauere Befchreibung diefes und anderer Fifche aus 


ast u. f. S. dem Atkins. 


) Siehe die Figur. > * ee 
2Arthus beym de Hey im VI Theile aufder 7) Cabats America im IV Banden. d. 351 ©, 
75 Seite, s) Siehe die Figur. 

0) le Maires Reiſe nach den canarifchen Ans | 2) Siehe eine merkwuͤrdige Begebenheit von 


ſeln. Siehe auch oben auf der 272 Seite eine ger diefem Fiſche beym Labat am obangeführten Orte. 








Ta —— 





—IIIIIIIP]CC.CC IIIIIIIIIIICD 





4. Der Aleermond oder 
Suüberfjch. 

\2 . Die Meerkroete:. 

\ 


































































































































































































— 





— Kuüfte von Africa . 
ZUR 





























Der Sauger oder 
— dıeRemora von 


unter. 
— 





—äIIIIIIIIIILLLLA—— 


— 


ME 


Im 


INNEN 





—IIIIIIIII 


LEEREN EURER 


* BR . 


en 


Sun 
— — 





von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch XX Cap. 34: 


gen, fo hindern fie das Schiff; aber fie halten es nicht auf, wie man von dem Remora Natur⸗ 
fälfchlich berichtet 0). Es ift aber diefer Schriftfteller in dieſen beyden Umftänden befro- geſchichte. 
gen worden. Sie haͤngen ſich mit dem Hintertheile ihres Kopfes an, und find viel zu Elein, 
die Bervegung eines Schiffes unter Segel im geringften zu hindern. ©) | 

Der Hay wird gleichfalls‘ von. einem andern Fifche begleitet , den man deswegen ben 
Piloten’ nennet. Er hat die Größe eines Härings, und geht um jenen Freſſer herum, Pilot- 
oder hänge fich auf feinen Rücken, ohne daß er ihm was thäte pP). 

Der Zigene oder Pantouflier 4), fonft auch der Hammerfifch genannt, iſt nach Tanz Zigene oder 
nequins Berichte fehr ſtark und gefräßig, auch fo gefährlich als der Hay. Labat ſah Ham̃erfiſch. 
einen Jungen über zwölf Fuß lang, und fo groß als ein Pferd rn); Er gleicht dem Hay bis 
auf den Kopf, der ſehr groß, und-faft wie ein Hammer geftaltet its). Seine Augen find 
groß, an beyden Außerften Enden gefest, und fehen furchtbar aus. Seine Zähne ftehen, 
wie beym Hay, in verfchiedenen' Reihen 7), et 

Die Seekuh, welche die Spanier Manati, und die Franzoſen Lamentin nennen, ift Seekuh oder 

gemeiniglich fechzehn bis achtzehn Fuß lang «),; und vier bis fünf Fuß dick. Sie ift vom Manati. 
Kopfe bis an den Nabel rund, wird alsdann nach und nach flach, und hat einen Schwanz, . 
wie eine Beckerſchaufel, oder vielmehr mie dieEifenplatten, aus denen Pflugſcharen gemacht 
werden, wenn ſie erſt aus der Schmiede kommen. Ihr Kopf ift groß und. ungeftalt , ihr 
Mund weit, mit großen Lippen und langen rauhen einzelnen Haaren am Obertheile. hr 
Augen find klein und trübe, ihr Geſicht ſchwach, aber ihr Gehör ſcharf x); fo daß dag 
entferntefte Geräufch fie in Bewegung bringe; da fie zumal, wie alle Fiſche ohne Zähne, 
Sie ihr gleichfalls mangeln y), ſehr furchtſam ift. ur 
> Der Name Manati, oder der Fifch mit Händen, hat viele verleitet, daß fie ihr wirk- Woher der 
fiche Aerme und Hände zugefchrieben, wie fieauch die Maler und Kupferftecher fo vorgefteller Name tönt. 
haben 2). Diefe Hände find aber in der That nur zweene Flügel oder ftarfe Finnen, dicht 
an den Ohren. Sie find am Ende breiter, als da, 109 fie eingewachfen find, und in drey _ 
Abtheilungen eingefchnitten, woraus vier ‚Eleine Spigen eneftehen, deren jede fich mit etwas 
hornichtem endiget. Das Weibchen bediener.fich derfelben, ihre Jungen fortzutragen, und 
an die Zitzen zu halten, die ein wenig uͤber diefen Finnen ftehen a). Dieß ift der einzige 
Mugen, den fie davon haben kann; denn ſie koͤmmt nie aufs Sand, wie das Flußpferd; fie 
fönnte auch ihren großen Körper auf diefen zarten Sinnen nicht tragen, da fie zroölf- bis 
funfzehnhundert Pfund wiegt. Man wird diefes gewabr, wenn die Manati bey der Ebbe 
auf Untiefen geraͤth, da ſie aus Mangel des Waſſers auf dem Grunde bleibt. Ihr Freſſen 
ift das Gras am Ufer der See und Fluͤſſe. — 
Sie lieben friſches Waſſer; daher man fie felten weit von den Kuͤſten ſieht. Wenn ſie Wie man 
bisweilen mit dem Munde über dem Waſſer einfchlafen ; fo werfen Die Negerfifcher fogleich fie fängt. 


Uu3 Har- 
“) Von eilf zu zwölf Fuß lang. Atkins auf Kopfe und an der Schnauze gleichen. Siehe auf der 
der 43 Seite. 43 Seite, 


Gleichwohl ſind nach dem Atkins dieOhren ar Wie in Aabats Zeichnung, die von feiner 
ſo fein daß man kaum eine Stecknadel hineinbrin⸗ — een it. Siehe deſſen Band 
gen kann. a) le Weite a. d 

s ‚IDIEN .d. 79 ©. faget, fie 6 
y) Atkins faget, fie Härten im Hintertheile des dieſe Finnen an ſtatt der Füße, —* x an 
Rachens Zaͤhne, wie ein Ochs, dem fie auch am giengen, 


398 NReiſen langſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Natur⸗ 
geſchichte. 


Schwerdt⸗ 
Ric). 


Spontons. 


*” 


Harpunen auf fie, und ziehen fie aufs Land, wenn fie ſich verbluter Haben, Man weis 
nicht, wie oft fie Junge werfen; deren ſie ordentlich zwey zugleich baben, die man gemeinig- 
fich mie dem Weibchen fänge, wofern fie nicht ſchon aufgehöret haben zu faugen. , Man 
kaan das Fleiſch feiner Zartheie wegen Flußkalbfleiſch nennen b). Die beiten Stüce 
find’ am Bauche und an den Brüften befindlich. Sie hat längft dem Leibe vier bis fünf 


Zoll dickes Fett, fo ſtark und gut als Schweinefett. Dieſes und ein gewiſſer Theil des 


Eingeweides c) zuſammengeſchmelzt, giebt vortreffliche Butter, welche ſich lange Zeit haͤlt. 
Die Haut ift'derb genug: fo daß fie koͤnnte gegerbet werden; und fie wuͤrde in verfihiedenen 
Fällen an ftate des geders dienen A), m Kopfe findet man vier weiße Steine, denen 
große Heilungskraͤfte zugefchrieben werden, und die Ribben werden bey Blutflüffen hochge⸗ 
baten. Wenn diefe Fiſche nicht vom Krocodille und dem Haye beftändig beftvitten wuͤr⸗ 
den: ſo koͤnnten fie fich fehe vermehren e)  , 

Be Maire meldet, an der Sanaga wären mehr Seefühe, als an ber Gambra, Sie 
wären fo groß, als die Meerſchweine, und haͤtten eben folches Fleiſch und folchen Speck f). 

Er meldet auch von einen Fifche, der einen Knochen aus feinem obern Kinnbaden her⸗ 
ausragen hat, welcher vier Fuß lang, und queerüber mit ſcharfen Stacheln verfehen ift, die 
auf beyden Seiten in gleicher Weite voneinander ſtehen. Er wußte den Namen Diefes 
Fifches nicht; aber ſein Lleberfeger Heiße ihn den Schwerdtfifcdy, mit dem Zufaße, fie was 
ven Todtfeinde des Waltfifches, "den fie oft ſo verwundeten, daß er nach dem Lande zuges 
hen, und ſich zu tode bluten müßte g). ' 

Eine Are wird von den Schiffleufen Spontong genannt, Gie haben einen großen 
Knochen wie die vorigen, der aber glatt und fehr ſcharf iſt, und dem erdichteren Einhorne 
gleiches" Le Maire haͤlt ihn fuͤr denenigen, ‘den die Franzoſen Naruval heißen. Er 


Bann ein Fahrzeug durchſtoßen und laͤck machen, aber manchmal Bricht er fein Horn, womit 


AlteWeiber. 


ſelbſt die gemachte Luͤcke verftopfe wird." = 

Die alten Weiber, eine große Art von Stoffen, werden (ängft diefer weſtlichen 
Küfte in großer Menge gefunden, befonders'beyıder Bay von Arguin und dem weißen 
Vorgebirge. Sie find dem Stockfiſche in allem gleich, nur in der Größe nicht: Einige 
wiegen zweyhundert und mehr Pfünde, Das Fleiſch iſt weiß, zart, fett und feft, und loͤſet 
ſich in Flocken ab. Die Haut iſt grau, dick und feit, und mit Fleinen Schuppen .bededt, 
Sie ſind begierig, und alſo leicht zu fangen, ob ſie wohl wegen ihrer Staͤrke erſtaunliche Ge⸗ 
walt anwenden, um ſich loszumachen. Das Fleiſch iſt friſch, und wohl zu eflen; wenn es 
aber fünf oder ſechs Stunden eingefalgen wird: fo ſchmecket es deſto zärtlicher. Der Kopf 
giebt eine vortreffliche Brühe. Das Fleiſch iſt nahrhaft und verdaulich, wenn es vollkom⸗ 
men gekocht ift: denn ſonſt iſt es ſchaͤdlich. Es erfordert wegen feiner Größe mehr Salı, 
als der Siockfiſch von Neufoundland, auch große Sorgfalt beym Trocknen und Einpa⸗ 
den, Wird dieß aber beobachtet, fo hält es ſich wohl, und es Fönnfe ein gufer Handel da⸗ 
mit getrieben werden. Die Holländer führten viel davon aus, als fie Arguin im Beſitze 
hatten h). 


| | Dee 

5) Atkins a. » 4310.55 ©. ſaget, das Fleiſch Sklaven damit zu züchtigen, wie wir ung der Och⸗ 
fey wie Katbfleifch, aber grob." ſenziemen bedienen, 

c) Franzoͤſiſch: Panne. e) Aabats abendländifches Africa IV Band auf 


d) Man bedienet ſich ihrer in Weftindien, die ber 338 Seite, 


» 


W276: weltliche Külte von Africa. 
AIEIEIEIäIäIääIäIIIIIDTTT9DSDDD 
Der Krampffjch oder Torpedo nach Kompfern. 


Der Bauch und. die Mochlung der Bruft vor 
dem Weubchen worte rar das Harz.die Her DerBauch vor dem AMaennchen. 


A siehe. 
und das öingewey | y” N) J 


BEE —* 
nach Kolben . 


= 
Fer 
se 
Bez 
Fe 
= 
Er 
== 
m 
Be 
— 
— 
a 
Ge 
== 
u 
En 
u 
== 
== 
=== 
ae 
—— 
wa 
—— 
— 
—— 
= 
—— 
— 
—— 
= 
Er 
am 
== 
== 
= 
—— 
—— 
PT 
25 
Bee 
—— 
—— 
ra 
a 
—— 
—— 
——— 
Saw 
rt 
Et 
Im 
mm 
ee 
—— 
soren 
sen 
rem 
Er 
Be 
= 
== 
DJ 
—— 
— 
—— 
—— 
Fee 
— 
Zi 
— 
Sem 
= 
— 
u 
en 
Fr 
— 
Fe: 
—— 
—— 
—— 
—— 
—— 
= 
Zu 
Ps 
Ba 
a 
Fe 
ke 
Pe 
wu 
6 
wu 
De 
we 

N 
we 
wu 
Sn 
—— 
eu 
um 
En 
gem 
ms 
—— 
a 
—— 
a 
—— 
== 
== 
=== 
== 
== 
— 
== 
m 
== 
m 
—— 
== 
El 
m 
Be 
— 
— 
a2 
Ze 
en 
u 
—— 
—— 
Pe 
Es 
Be 
—— 
PS 
m 
En 
—— 
Tee 
em 
Er 
— 
DJ 
— 
5 


—— 
un 
mem 
m 
en 
—— 
——— 
— 
en 
— 
—— 
Po 
Fa 
mn 
weiss 
Ef 
—— 
BE 
en 
—— 
zu 
san 
—— 
Zr 








von Capo Blanco bis Sierra Leona. VI Buch XX Cap. 343 
TER Natur⸗ 
Der II Abſchnitt. gefebichte. 
Der Torpedo. Wi iner Berührung. Sein genfihaften des Torpedo. Er ift von verfhiedes TV 
Name an En oe Kopf, Augen und nen Arten und 'Befchaffenheiten. Der Krebs. 
Mund. Der Hinter und Schwan. Kant, Bei- Karpe. Aale. Muletten. Barben. Schild: 
ne und Eingeweide.  Därme und Eyer. Des kroͤten. Ihre Patten oder Finnen. Eyer. Pils 


taͤubende Eigenfhaft, wenn ſie am ſtaͤrkſten iſt. chards. Krabben, welche Tourleroux heißen. 
Auherord ren Natur derfelben.. Andere Ei: 2 


U allen ſchwimmenden Geſchoͤpfen ift Feines von mehr erflaunlicher Natur, als det Torpeds. 
Torpedo, oder betäubende Fiſch, den einige den Rrampffifch nennen. Kolbe, wel- 
her ihn unter dem legten Namen anführet, fager, man finge ihn an dem Vorgebirge der 
guten Hoffnung oft mit dem Mege nebft andern Fiſchen. Er iſt von der fnoeplichten Art, 
und rundlicht, als ob ev aufgeblafen wäre, aberinicht breit. eine Yugen find-fehr Elein, 
und Die Augaͤpfel ſchwarz und weiß untermengt. Dev Mund, welcher: Zähne hat, ift ſehr 

Elein, und halbmondenformig gegen das untere Theil des Fifches. Der Kopf aber raget 
nicht vor dem Körper hervor, Der Mund und die Augen des Fifches ſtehen fo genau dar- 
innen, als ob fie auf eine Kugel gemalt wären. Ueber dem Munde find zwo kleine Deff- 
nungen, welche die Mafenlöcher zu feyn fcheinen. Der Rücken ift orangefarben; und der 
Bauch weiß. Der Schwanz ift dünner und fleifchicht, twie bey der Tornbutte, Die Haut 
ift über und über ganz glatt, und völlig ohne Schuppen, Wenn man den Sifc) öffnet: fo 
ſieht man dag Gehirn fehr deutlich, Die Öalle iſt groß, die Leber aber weiß und fehr zart. 
Der Fifch wiegt in allem nicht über ein Bierthelpfund, j 

Kolbe hat den Bericht verfihiedener Schriftiteller in der Erfahrung gegründet be Wirkung feis 

funden. Wenn er diefen Fiſch mit der Hand, oder mit dem Fuße, oder auch nur mit einem nes Beruͤh⸗ 
Slode beruͤhrt: fo find feine Gliedmaßen gleich von einem folhen Krampfe gezogen, und fo kens. 
betäubet geworden, daß er fie nicht bewegen koͤnnen, und eine fhmerzliche Pein darinnen 
gefühlt Hat, befonders an dem Gliede, damit er den Fifch beruͤhrt, oder den Stock gegen 
denfelben ausgeſtreckt hat. Ex empfand über und über ftarfe Zuckungen; aber diefe Wir- 
Eung dauerte nie uͤber eine halbe Stunde, Sie ift eine oder zwo Minuten am beftigften, 
und nimmt nach und nach ab, bis ſie ganz weg iſt. 


Die Fiſcher an dem Borgebirge fürchten ſich außerordentlich, ihn zu berühren; fo daß 
fie ihr Nes halb ausſchuͤtten, um ihn los zu werden, wenn fie einen darinnen vermuthen; 
ia fie würden lieber den ganzen Fiſchzug verlieren, als ihn ans fand bringen, a). 
er Kir wollen doch Doctor, Kaͤmpfers Nachricht davon, welche die vollftändigfte if, 
allhier einruͤcken. — ga ur. 
Der Fifeh, den die Römer von der Betäubung, welche er denen, bie ihn berühren, ver; Sein Name 
urfachet; Torpedo nennen, heißt aus eben der Uerſache bey den Perfern Lerz Mahi, und. md Geſtalt. 
bey den Arabern Riaad, Der perfifche, Meerbufen hat unter feinen „vielen. ſchuppichten 
Fiſchen verfchiedene von feiner Art. Der Körper it lach, gleich einem Rochen, den Schwanz 
ausgenommmen, aber mehr zirkelrund 5). Er iſt nicht über zwo Spannen breit, auch in 
je - | der 


190 N 
TE 


f} ° — Reiſen nach den canariſchen In⸗ ſchreihung von Sinn NEE CS 
BON: De: Pe a) Kolbens Vorgebirge der guter 

ſe ) Ebeundaſelbſt a. d. 76 ©, Band ae guten Hoffnung 
b) Babat ad. 60 uf; Barbots Ber 9 Siehe die Figur, 


344 Reiſen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


VNeatur· der größten Breite. In der Mitte iſt er weich, und ohne Beine, und zween Zoll dick; von 
geſchichte. dar nimmt er nach und nach gegen das Ende ab, welches knorplicht wird, und die Stelle 
der Finnen vereritt, Die Hau it fhlipfrich, ohne Schuppen, und voll Slecke, davon die 
auf dem Rücken weiß und braun, und die am Schwanze dunkler find. Der Bauch ift 
weiß, wie bey den meiften flachen Fiſchen, welche fich zum Ufer halten. Seine Oberfläche 
ift auf beyden Seiten uneben, beſonders auf dem Rücken, defien Mittel fich wie ein Fleines 
Schild erhebt. Bon da erhebt ſich der Schwanz gleicherweife, und erſtrecket fich eine 
Querhand breit über den Leib hinaus. 
Kopf, Augen Der Kopf ift ſehr flach, und mit in dem Zirkel des Leibes enthalten. Die Augen find 
and Mund. Flein, und erheben fich von dem Nücken einen guten Zoll von dem Ende wo der Kopf an- 
fange, und von einander felbft, Ein jedes: hat ein Doppeltes vorwärts gerichtetes Augen- 
lied c), von dem das äußere ſtark ift, und fich felten ſchließt, das innere ift dünner und durch- 
feheinend, welches er im Waffer zumacht. Zwo Höhlen zum Athemholen ftehen fchief uns 
ter den Hugen, von. eben der Größe, welche der Fiſch im: Wafler mit einer dicken Haut 
ſchließt, welches gerade fo ausfieht, wie ein Menfch, der winfer; ſo, daß man glauben folite, 
es waͤre ein zweytes Paar Augen, wodurch vielleicht Berrichius in diefen Irrthum verfuͤh⸗ 
vet worden; zus 1 ' 
De Mund kiege an der untern Seite, den Augen gegenüber, und iſt fo flein, daß man 


ihn mic einem Gelenfe des Daumens bedecken kann, wenn ev gefchloffen ift, man kann ihm 


aber einen weiten Umfang zufchreiben, weil fich feine Lippen ſehr ausbreiten. Die &ippen, 
welche in die Höhlung des Mundes eingedrucke find, haben feharfe und kleine Spigen, die 
ſo liegen, daß dasjenige, was verfhlungen worden, nicht Teiche verlohren geht.In der 
Hoͤhlung des Kinnbackens ift eine Dünne Reihe ſcharfer Zähne, Auf jeder Seite des Munt 
des liegt eine runde Höhhung, wie ein Mafenloch, welches von der innern Höhlung des Mun⸗ 
-  besdurch ein weich Stuͤck Fleiſch abgeſondert iſt 4), und mit einem feften Knochen vor 
dem Herabfallen verfichere wird, un 
Hintereund Laͤngſt des mittleren Bauches find zwo Reihen Fleinere Löcher, auf jeder Seite fünfe, 
Schwanz Der Baud) ift fehr ſchwammicht, weich und dünne. Diesöcher find enge, nicht lang, queer 
über gefest, und jedes mit einer ftarfen Haut bedeckt, die Durch zwo Sehnen an die Seiten 
jedes toches befeftige wird, welche Sehnen mit den Löchern einerley Känge, Sage und Ord 
nung haben, Gleich unter dem Anfange des Schwanzes {ft der Hintere mit einer länglich! 
ten Deffnung durchloͤchert. Wenn man ihn drücer? fo giebt er einen ſchwarzen irdifchen 
Unflath, mit dünnen und über eine Querhand langen Erdiwürmern vermengt. - Der 
*...... Schwanz ift dick, wie ein Kegel geftaltet, und endiger ſich in eine Sinne, die eine fchiefe 
nF Spige hat, ind außen wie nach Art eines X eingefhnieren iſt c). - Darüber fiegen in einer 
klelnen Entfernumg zwo andere Finnen, welche gegen den Rücken Breiter, gegen den Schwan; 
ſchmaͤhler find, und deren äußerftes Ende rund iſt. Der Anfang des Schwanzes Hat auf 
jeder Seite eine flache Finne, die fehr ftark und fleifchicht; bey zween Zoll breic ft, Beym 
Männchen endiget ſie ſich in eine ſchlanke Enorpfichte männliche Ruthe, einen Zoll fang, wel: 
Ge eine Röhre Hat, und am Ende zweny Löcher zeiget, die bey einem gelinden Drücken einen 
fetten und zähen milchichten Saft geben, urn MA Gon mn ale 
re rg g Bey 
e) Dbder vielmehr, nach der Figur, ſchief eingefekt. A) Eraticula. 
e) Extremitate decuffata, 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XX Cap. 345 


i orpedo fand der Berfaffer eine Dicke Haut, ein weißes mit blauem Natur⸗ 
—— — oder Peritonaͤum war feſt, die Ruͤckenwirbel knorplicht/ und — ⸗ 
liefen gegen die Wendung des Schwanzes zu. Cr hat feine Graͤten oder Seitenknochen, aber Gau, Kun» 
ſtatt derfelben ſtarke Sehnen aus den Wirbeln herausgeben, Sein Gehirn hat fünf fenntliche chen und 
Paar Nerven ; das erfte gebt nach den Yugen, das leßte begleitet die Leber ein Furzes Stüd Eingeweide. 
Weges. Die uͤbrigen theilen ſich nicht weit von dem Urſprunge nach verſchiedenen Seiten. 


In der engen Hoͤhlung der Bruſt liegt das Herz los, welches vollkommen die Geſtalt 
einer Feige hat, Der Unterleib hat einen großen Magen, den verſchiedene Fibern verftär- 
£en, und der voll ſchwarzen ftinfenden Unraths ift. Er bat verfehledene Adern, von denen 
eine befonders groß ift, ſich nach den rechten Lappen ver Seber erftrecfet, und rund um bie 
Galfenblafe ſchlingt. Die Leber ift von einem dicken Wefen, blaßroth, in zweene Lappen 
getbeilt, von denen der erſte die ganze Höhlung auf der rechten Seite ausfüllet, der andere 
zur Sinfen aber, welcher Eleiner ift, eine Fenntliche Ader voll ſchwarzen Blutes entdeckt. 
Man fönnte den linken Lappen für Die Milz anfehen, wenn er nicht mit dem Fleinern Iſthmus 
unter der Bruſt zufammenbinge, und deutlich von eben dem Weſen und eben der Farbe 
waͤre. Diefe Lappen find voll Drüfen, welche dicht beyfammen ftehen, und vielleicht von 
dem Penis herfommen f). Beym Zerfchneiden geben fie ein dickes Wefen wie Butter, 
Sind die Eingeweide nebft dem Magen weggenommen: fo entdeckt fich ein dünner durchfichti= 
ger Sad, der auf jeder Seite an den Rücken befeftige, gekrümmt und uneben, und voll gewun⸗ 
dener Röhren iſt. Daran hängt ein fleifchichtes Wefen, wie die Flügel einer Fledermaus, . 

Diefes kann man die Bärmutter oder den Eyerjtoc nennen, In dem Weibchen fand der 
Berfaffer verfchiedene Eyer an dem linfen Lappen der Leber liegen, die in Feiner Schale, fon- 
dern in einer dünnen blaflen bimjteinfärbigen Haut eingefchloffen waren, übrigens dem Gelben 
aus einem Hühnereye glichen, und in einem fehleimichten durchfichtigen Safte ſchwammen, zu⸗ 
fanmen aber in eine Haut wie ein Eyerſtock eingeſchloſſen waren, die dünne, durchſcheinend, 
und an die geber.befeftigt war. Die Hiße des Wetters, welche machte, daß man ſich in 
dem Zimmer unmöglich länger aufhalten Eonnte, unterbrach die fernere Unterfuchung g). 


Der Torpedo des perfifchen Meerbufens feheint in verfchiedenen Stücken von dem in Betaͤubende 
dem mittelländifchen Meere unterfchieden zu feyn, wie der leßtere vom Ariftoteles, Plinius Eigenſchaft. 
und Balen befchrieben wird. Des erftern beräubende Eigenfchaft äußert fich nicht alle- 
mal nothwendig, fondern nur bisweilen bey Gelegenheit, wenn das Thier etwas fühler, das 
ihm Schaden thun, oder feine Flucht verhindern will. Es bringt diefe Wirkung in einem ' 
Augenblicke durd) einen Rülps oder durch eine convulfivifche Bewegung der Gedärme her- 
vor. Es erweitert in denfelben die &uftlöcher des Unterleibes, fauge die Luft ein, und ſtoͤßt 
mit eben der Bemühung feine fehädlichen Ausdünftungen Heraus. Diefer Gift wirfer un- 
ter dem Waffer nicht merklich, entweder weil ihm das Waſſer Hinderlich ift, oder weil er in 
feinem Elemente nicht alle Kraft ausuͤbet. Selbft außer dem Waffer kann man ihn manch« 
mal eine Eleine Zeit ficher handthieren, bis er feinen Gift, entweder weil man ihn gedrückt, 

Oder weil er wieder ins Waſſer will, ausläßt. | 
Wenn er feifch gefangen iſt: fo find feine Wirfungen häufiger und empfindlicher, nach Wenn seam 


einigen Stunden aber nimmt die Kraft ab, wenn er oft iſt handthiert worden. Rämpfer färtiten it. 


hat 
M Fortaſſe p. un. naſcentibus. 5) Kaͤmpf. Am.Exot.a,d.509u, f.S. 
Allgem, Reiſebeſche ill Band. na si 


Natur⸗ 


geſchichte. 
m 


346 Reifen laͤngſt der weſtlichen Küfte von Africa, 


hat die Wirkung bey dem Weibchen heftiger und gefährlicher gefunden; fo, daß fie auf Die 
Berührung mit den Händen die Aerme und Schultern entfeslich beraubt, auch wern man 
anf fie, obgleich mit Schuhen, getreten, fo hat fie eben diefe Unempfindlichkeit in den Füßen, 
Knien und dicken Beinen verurfaht. Diejenigen, welche fie mit den Füßen berührt, fuͤhl⸗ 
ten ein färferes Herzklopfen, als die, welche fie nur angegriffen, und Diejenigen, welche die 


- Erfahrung ſchon ein oder zweymal angeftelit, fühlten auch zum wiederholten male die Be⸗ 


Außeror⸗ 
dentliche Na⸗ 
tur deſſelben. 


Andere Ei⸗ 
genfchaften. 


täubung. Die Fiſcher fagen, das Gift gienge, wenn fie in dem Netze wäre, nicht Durch die 
seinen in die Hand, Es ift gewiß, daß die Beraubung die Hand nicht betrifft, wenn er 
mie einem Schwerdte verwundet wird, auch nicht, wenn man ihn mit einem Speere oder 
Stabe berübret, wie Plinius verfihert. | 

Diefe Betäubung gleicht demjenigen nicht, was wie fühlen,. wenn ein Glied eingefchla- 
fen ift, Es ift eine jählinge Empfindung, welche durch die Schweißlöcher des gerührten 
Gliedes augenblicklich zu dem Sige des Lebens dringt, fich von daraus durch Leib und Seele 
durch und durch fehmerzlich erftrecket, und die nervichten Theile dergeftalt zuſammenzieht, 
daß es ift, als ob alle Knochen, befonders die an dem zuerft gerührten Theile, ausgerenft 
wären. Darauf folget ein Zittern des Herzens, eine Berzucfung aller Glieder, und eine 
durchgängige Betäubung. Die Gewalt dieſes Giftes iſt fo ſchnell und fo heftig, daß es den 
Geruͤhrten wie ein Blitz durchdringt, und niemand wird fich, es fey für was für eine Beloh⸗ 
nung es wolle, bereden laffen, den Fiſch in der Hand zu halten, nachdem er den Schmerz 
gefühlt Hat. Gleichwohl ſah Rämpfer, weil er diefe Beobachtungen machte, einen Afri⸗ 
eaner, der den Fiſch ohne Bedenken nahm, und ohne Bewegung und Schaden handthier⸗ 
te 5). Der Verfaſſer war begierig, dieſes Geheimniß zu erfahren, und fand in eigener Er⸗ 
fahrung die Nachricht wahr, daß man die Betaͤubung durch Anſichhalten des Athems ver⸗ 
binderte, welches auch feine Freunde richtig befanden. Er meynet, die Ausdünftungen aus 
unferm Körper widerftünden auf diefe Art denen, die von dem Sifche herkommen; denn er 
bemerfte, daß die Betäubung empfindlich war, wenn man nach einem langen Zurückhalten 
den Athem ein wenig gehen ließe. 

Der Torpedo ift ein zarter Fiſch und leicht zu toͤdten. Man hielt ihn in einem großen 
Fafle voll Seewaffer, und er ftarb den Nachmittag, da er den Morgen nur gelinde war 
bandthiert worden. Todt kann er nicht nur ficher berührt, fondern auch, wie man faget, 
gegeffen werden. Gleichwohl laͤßt man ihn wegen feiner fehädlichen Eigenfchaft, auch wenn 
man ihn gefangen hat, ordentlich los. Die Fiſcher glauben, die Natur Habe ihm folches 
zur Vertheidigung gegen andere Fiſche gegeben. Ariftoreles bejahet diefes; Plinius bil- 
figt es, und Kaͤmpfer fand es durch die Steinbeißer befräftiget, die er oft unter andern 
Eleinen Fifchen in dem Magen des Torpedo antraf 7). Wenn er indeffen mit andern le⸗ 
bendigen Fifchen in ein Gefäß mit Waffer gethan wurde: fo fehlen er fie nicht zu befchädigen, 
vielleicht, ſaget der Verfaſſer, weil er feine Feinde aus der Acht laßt, wenn er gefangen ift. 

Da diefes Thier Feinen Mugen bringt, wenn e8 gefangen wird: fo erhält man es leicht 
von den Fifihern. Ludolf k) erzaͤhlet, die Aethiopier heilten Fieber, indem fie ven Torpe- 
80 

B) Ooingeons Reiſe nach Surat a.d.49 Seite Fifche, Die hierdurch betaͤubt und ihm zum Raube 
fuͤhret dieſen Umſtand aus Kaͤmpfers Berichte an, würden. Deſſen Goldhandel, a.d.23 ©. 
den Er, nach der 252 Seite, in Indien geſehen hatte. k) Bift. Aethiop. L, I. c.2. 

5) Jobfon fager, ex ſioße im Wofler anandere 7). Zämpf, Am. Exot, a. d. 513 u. f. S. 


! 


rn nn 


von Sans Blanco big Sierra Leona. VI Buch XX Eap. 347 


do an den Kranken brächten. Die athiopiſchen Torpedos werden in Flüffen und Seen Natur⸗ 
gefangen, Sennert und andere hätten fich die Mühe erfpahren Eönnen, die Art, dieſe Be- gefkbichte, 


täubung zu heilen, zu befchreiben, ba fie von fich ſelbſt, in kurzer Zeit, und ohne Zurüdlaf 
fung übeler Folgen, weggeht. Die Figur eines italieniſchen Weibchens vom Torpedo, die 
Matchiolus liefert, iſt A mpfers feiner vollkommen ähnlich, bis auf die Ordnung der 
Flecke und Geftalt des Schwanjes, der bey dem perfifchen Torpedo erhaben und fihief, bey 
dem andern eben und rund iſt 2). 


Die Schriftfteller find wegen der Geftalt und Befchaffenheit des Torpedo nicht völlig Die betaͤu⸗ 
eins, Atkins ſtimmet wegen der Öeftalt mit Raͤmpfern überein. Er faget, ex fen flach, bendengiſche 
wie ein Scate, und fo falt, daß er die Gliedmaßen derer, die Ihn berühren, betäube, welches MM verſchie⸗ 


aber in wenig Stunden vergehe- m). Dieſer Verfaſſer ſcheint die Wirkung der fälcenden 
Befhaffenheit des Fifches zuzufchreiben: aber alsdann würde fie ohne des Fiſches Willen 
und allemal erfolgen, wovon Kämpfer das Gegentheil fand. 


Nach des Windus Befchreibung, der, wie er bey Tetuan in Marobkko anferte, verfchie- in ihren Ar⸗ 


‚bene indem Schlamme ſah, ift er von der Größe eines ziemlichen Plateiß, aber dicker und ganz fen 


und; fo, daß man den Kopf ſchwerlich vom Seibe unterfcheiden Fann m). So weit find 
diefe beyden mit Kaͤmpfern eins, aber TJobfon und Moore befchreiben die Geftalt ganz 
anders. Der erfte meldet, er fey wie ein Braſem, aber viel dicker 0)5 und der zweyte faget, 
ex fey wie eine Kreſſe, (Gudgeon) aber breiter p). Hieraus erbellet, daß verfchiebene Arten 
‚von Fifchen dieſe Eigenfchaft haben g). 

Bepyde berichten, daß fie nichts gefühlt, wenn fie den Torpedo mit einem Steden be 
ruͤhrt. Atkins faget fogar, man koͤnnte ihn folchergeftalt ohne den geringften Schaden ei- 
nen ganzen Tag hinter einander ruͤtteln. i 


Aber Windus berichtet, fie Hätten zu Pferde diefen Fiſch mie Röhren berührt, und ei- und Eigen: 
ne Betäubung gemerkt, welche ihre Aerme hinauf gegangen, und eine oder zwo Minuten, Khaften. 


nachdem fie die Röhre weggenommen, fortgedauert hätte r). Diefes ſtimmt mit Rols 
bens Berichte überein. Die Kraft des Torpedo kann alfo an einem Orte ftarfer, als an 
dem andern, oder fonft verfchieden feyn, Herr Moore faget, Fein Engländer hätte die 
Hände über einen Zwanzigtheil einer Minute am Fifche laffen koͤnnen. Er machte felbft 
verfehiedene Verſuche mit einem Finger, und augenblicklich ward fein Arm bis an den Ell— 
‚bogen todt: aber wie er die Hand zurück zog, fo befam er die Einpfindung wieder. Er fand 
eben das bey dem todten Fiſche, ja bey der friſch abgezogenen Haut, aber nicht mehr bey 
der trocknen 9. 


In der Sanaga findet man häufige Krebſe, und Karpen, welche größer und von Krebſe, Kar: 


befferm Geſchmacke find, als die franzöfifchen. Wenn die Waffer hoch find, fo werden hier PN, 


jährlich viel Aale gefangen. Sie find fett und groß. _ Die Megern trocknen fie an der 
Sonne, oder räuchern fie ohne Einfalzen, und verkaufen fie das fand hinauf. 

Man findet aud) Mullets im Fluſſe, und an der Kuͤſte. Sie ſind mit großen ſchwar⸗ 
zen Schuppen bedeckt, worinnen ſie ſich von den americaniſchen, denen ſelbige mangeln, uns 
zu £r2 terſcheiden. 
ID ekineBeife nach Guines,a.d.47 ©; q) Bolbens Torpedo Hat ʒwar im Kanptwerfe 
0) Fobfone Reſſe nach Marokko, a.d.21©. bie Geſtalt von Kämpfers, if aber in der Defchafe 
—— —J Boidhandel, ad. 25S. ſiehe auch fenheit und Lage einiger Theile unterfchieden. 

, —— * ) Windus, am oben angef. Orte. 
p es Reife, ad. 176 &, s) Moore, am oben angef. Orte, 


Aale. 


348 Reiſen laͤngſt der weltlichen Kuͤſte von Africa, 
Natur⸗ terſcheiden. Die Nafe des africanifchen Muller ift kurz, fein Körper länglicht. Meiſtens 


gefbichte. find fie ſehr fett, und ſchwimmen ſchnell. Die Fiſcher fangen fie mit dem Angel oder in 


weidenen Körben. Man faget, der getüpfelte Stein, der in ihrem Kopfe gefunden wird, fer 


epulvert für Stein und Grieß gut, Die Eyer koͤnnen wie die vom Stöhr zu Caviare 


gebraucht werben. m 
Barbe. Die Barbe iſt mit großen gelinden Schuppen bedeckt, und etwas groͤßer, als die euro⸗ 
paͤiſche. Man findet fie in der See und in Fluͤſſen. Die in der Sanaga wiegen ordent⸗ 


lich von acht zu zehn Pfund. Es ift ein Raubfiſch. Man fängt ihn leicht, und er iſt naher 


haft und gut zu eflen 2). 

Schildkroͤte. Die grüne oder Seeſchildkroͤte wird das ganze Jahr durch an den Inſeln in der Bay 
von Arguin gefunden. Sie ift nicht fo groß,als auf den americanifchen Inſeln, aber eben 
fo gut. Das Fleiſch ift weiß, mit grünem Fette, welches feft und wohlgeſchmackt ift, und 
vor dem Fette anderer Thiere ven Vorzug hat, daß es nicht efel ſchmecket, fondern allein 
kann gegeffen werden. Weil das Fleiſch fo zart ift: fo kann man es nicht einfalzen, aber 
feifch ift es ſehr nahrhaft, und fo verdaulich, daß es niemals beſchwerlich fällt, man mag 
auch noch ſoviel davon effen, und es fey wie es wolle zugerichtet, allemal gut ſchmecket. Das 
befte Stück ift der Bauch, wozu man auch die zweene Finger dicke Schale nimmt. Die: 
fes thun fie ganz in den Ofen, mit Limonienbruͤhe, Salz, Pimento, und gemeinem Pfeffer, 

nebſt Wuͤrznelken. So wird es bey gelindem Feuer gebacken, und giebt ein vortreffliches Eſſen. 

Ihre Pats Die Schildkröte leget ihre Eyer ans Sand, unterfuchet den Plas genau, und koͤmmt rich⸗ 

ten und Fin⸗ tig den fiebenzehnten Tag zurück, um zu legen. Sie hat vier Patten oder vielmehr Sinnen, an 

RM, der Stelle der Füße unter vem Bauche. Selbige find furz, und haben nur ein Gelenfe 
am $eibe; fie ſtrecken fich mie Finnen aus, und ihr aͤußerſtes iſt etwas eingefchnitten, ſo daß es 


dadurch etwas wie Klauen befömmt, die mit einer ftarfen Haut zufammenhängen, und fcharfe 


gekruͤmmte Naͤgel haben. So ftarkdiefe Patten auch find, fo Eönnen fie doch das Thier nicht er⸗ 
tragen, das wegen feines Bauchs allemal auf der Erde ſchleppet. Eine Schildfröte geht, wenn 

fie ſich fürchtet, ziemlich geſchwind, und trägt zweene Männer auf ihrem Rücken ans Ufer. 
Eyer. Einige legen bis zu zweyhundert und funfzig Eyer. Sie find von der Größe eines 
Balles und ganz rund. Die Schale ift nicht härter, als feuchtes Pergament, und niemals 
ganz voll. Das Gelbe wird vom Sieden hart, und iſt gut zu effen; die Weißen mögen es 
aber doch nicht, Wenn die Schildkröte ihre Eyer gelegt und bedeckt hat: fo überläßt fie 
folche der Sonne auszubrüten, und die ungen laufen, fobald fie ausgefrochen find, nach 
der See, Die Moren fangen fie mit dem Netze, oder legen fie, wenn fie ans Sand gefom- 
men find, auf den Rücken ; denn fie fönnen ſich nicht wieder umkehren. hr Del haͤlt ſich aus- 
gefehmolgen wohl, und giebr, befonders frifch, dem Olivendle und der Butter nich viel nach u). 
Pilchards. Zu Rufiſco, und in einem großen See, zwiſchen ſelbigem Hafen und dem Fort Louis an 
der Sanaga, fängt man häufig Fiſche, die den Pilchards ähnlich fehen, und von den Megern 
getrocknet werden. Sie haben drey oder vier Arten von Mönchen x). Ihre Schollen, Turbots, 
Pifen, 
2) Tabats abendländifches Africa zweyter Band y) Labats abendlaͤndiſches Africa vierter Band 

a. d. 331 u. f. S. aAa⸗b 5 

) Ebendaſelbſt a. d. 63 ©. 2) In Jamesfort giebt es Auſtern, die an den 
x) Barbor ſaget, eine Art ſey mit blauen Fler Aeſten der Mangrovebaͤume unter dem Waſſer 
cken bedeckt, wachſen, und zu Yamyamakında fangen die Ne 
gern 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XXI Cap. 349 


Een. und Kochen, aleichen den europaͤiſchen, aber die Krebfe, Brafem und Meerfrebfe find ratue- 
ne 8 — häufige große Auftern 2) im Fluſſe Biyurt, auf der Suͤd⸗ geßbichte- 
feite ver Sanaga, und an andern <heilen der Küfte 22). Auf der Küfte find Grampufle, 
Meerſchweine, Schwerdrfifche U- fh BB) ö r 5 
An der Spige der Barbaren, an der Mündung der Sanaga, giebt es häufige Heine Tourlou⸗ 
Krabben, weiche die Franzoſen Courlouroux nennen. Man haͤlt es für gefährlich, fie zu tent 
eſſen. Sie ſind eine ſehr kleine Art der Landkeabben, und unſern Seekrabben an Geſtalt 
ähnlich. Ihr groͤßter Durchmeſſer iſt drey Zoll, ihre Schale hart, obgleich duͤnne, und von 
Natur roth, das obere ihres Ruͤckens röthlich-braun, welches nad) und nach heller wird, bis 
es fichan den Seiten und dem Bauche in glänzend roth verwandelt, Die Augen find ſchwarz, 
und fohart wie Horn. Sie koͤnnen felbige nad) Gefallen erheben und niederdruͤcken. Auf jeder 
‚Seite haben fie vier Füße, deren jeder aus vier Gelenken befteht, damit fie febr geſchwind 

ehen. Ueber dieß haben fie zwo Worderpatten unweit bes Mundes, die größer als ihre 
Füße find, Ihre Scheeren find wie bey den Seefrabben ; was fie einmal angegriffen, Das hal- 
ten fie fehr feft, und Haben den Vortheil, daß ihre Füße fo leicht abgehen, als ob fie nur ange⸗ 
feimt wären, fo daß man das Gelenke, bey dem man fie angefaßt hat, in der Hand behält, 
weil fih das Thier auf den übrigen fortmacht, und bey der naͤchſten Maufung ein neues 
Glied bekommt. Es ift bey ihnen etwas befonders, daß fie felbft diejenigen von ihrer Art, die 
folchergeftalt verftümmele worden, auffreffen. Sie ziehen in ftarfen Heerden, und allezeit 
gerade fort, bis fie ein Haus, eineMauer, oder andere Hinderniß antreffen, da fie einen ans 
dern Weg nehmen müffen ce). 2 
KERKKEFEFFKRER KG ** 8 * 8 8 


Das XXI Copitel. | : 
Thiere, welche zugleich im Waſſer und auf dem Lande leben. 


Der PAbſchnitt. 


Vom Krokodile. 


Seine Geſtalt und Gliedmaßen. Seine Haut ſpiele. Die Negern fechten mit ihnen. Bild, 
hält einen Mufkerenfhuß aus. Man braucht aber doch zu zaͤhmen. Kömmt aus Eyern. Riecht 
fie zu Helmen. Der Schwanz. Sf ſchnell und ſtark nach Muſk. Andere Arten deffelben. Der 
wachſam, fich feines Raubes zu bemächtigen. Lagartos oder Alligator, 

Außerordentliche Größe, St gefährlich. Bey: 


de Moire faget, man fahe auf den Weftfüften von Africa nicht viel Thiere, welche zu⸗ 
gleich im Waſſer und auf dem Sande leben; man fände daſelbſt weder das Kroko— 
Dil, Seepferd, oder Seekalb, den Lemantin, noch die Schildkröte, als an den Miün- 


dungen der Sanaga und Bambra a). 
v 83 Das 


gern einen Heinen F ; ’ f Shi 7 
; Fiſch wie Sprats, den fie zum Hand groß. Beſchreibung von Guinea a. d, 30 ©, , 
Be. einen, &. Moore Neifen aufder 46) Kabats zweyter Band a.d.146 8, 
u 4a ) — ec) Ebendaſ. a. d. 136 ©. ’ 

| Aget Barbot, fiehättengarfee a) le Maires Reiſe nad) den Eanarieninfel 
me Auſtern, aber Häufige Sarıpfeg wie eine Manns: auf der 77 ©- 


339 > Keifen laͤngſt der. weſtlichen Kuͤſte von Africa, 


Natur⸗ Das Krokodil, welches Labat als die größte Art dev Eideren anſieht, iſt nach des. Herrn 
gefehichre. Smith Devichte von dunfelbrauner Farbe 6). Labat faget, fein Kopf waͤre flach und 
Geſtot und ſcharf, mit kleinen runden trüben Augen ce); Daher vermuthlich die Erzählung von feinen 
Sllebmahen. Weinen entftanden iſt 4). Sein Rachen ift weit, und von einem Ohre zum andern 
‘offen 2), mit zwey, drey, oder vier ſchrecklichen Reihen Zähne, von verfchiedener Geſtalt 
und Fänge, aber alle fharf und fpigig. Die Füße find kurz und mit krummen fangen fpißi= 
gen Klauen bewaffnet. Die vordern haben jeder fünf, die hintern jeder viere, bamit zerreißt 
es feinen. Raub, ur re 
Seine Haut ¶ Es iſt mic einer harten dicken fehunpichten Haut bedeckt, welche über und über wie mit 
Hält einen Mägelköpfen befegt ift, die aber nicht fo ordentlich fiehew, als die Maler und Kupferſte⸗ 
Muftetens “cher fie vorſtellen. Einige Theile feines Körpers, als Kopf, Rüden und Schwanz, in 
HUB aus. welchen Ieften feine" meifte Stärke liege, find-fo hart, daß eine Muſketenkugel fie nicht 
durchdringt ). 
Bosman ſaget, die Schuppen, mit denen die Haut bebeckt iſt, waͤren viereckicht, und 
hielten einen Muffetenihuß aus. Die Negern machten Kappen’ daraus, die fo hart als 
Knochen wären; man koͤnnte ſie nicht mit einem Streiche eines Saͤbels durchhauen, und fie 
wären der Schafe der Landſchildkroͤte fehr äpnlih gI, Kerr Smith berichtet,die Schup- 
‚pen wären groß genug, Kappen oder vielmehr Helme für die Schwarzen daraus zu ma⸗ 
“hen, die fie oft tragen, und hielten einen Muſketenſchuß aus, Diefes zeiget, wie ver- 
geblich es ift, das Krokodil mit kleinem Gewehre anzugreifen ). Doc) Fann der Bauch, 
und Unfertheil des Nachens leicht verwundet werden, deswegen fie, wie Bosman meldet, 
dieſe weichen Theile nicht oft in Gefahr ſetzen ). 
Der Rach Darbors Anmerkung iſt der Schwanz fo fang, als der übrige Körper. Sie 
Schwanz.  Fohren mit felbigem Canoas um, find aber außer dem Waſſer nicht ſo gefährlich, als in fel- 
bigem, und Fönnen nur den obern Kinnbacen betvegen k). Das teste leugnet Labat /). 
Navarette führer einen, Namens Eolins, an, der verfichert, Das Krokodil gebe feinen 
Unflath von fich, habe aud) Feinen Ausgang dazu m). 
Schnell und Soͤgleich fein Körper unbehuͤlflich zu ſeyn ſcheint ſo geht es doch auf ebenem Boden ge⸗ 
wachſam/ ſchwinde, wo es ſich nicht wenden darf. Denn dazu iſt es wegen der Steife feines Ruͤckgrades 
nicht ſehr geſchickt, da die Wirbel deſſelben fo nahe beyſammen ſtehen, daß er ganz unbe— 
meglich wird... Daher treibt es den Strom hinunter, nie ein Scheithols, und lauret nur 
auf das Vieh oder Die Menfihen, weiche ihm Inden Weg kommen. Labat fager, es falle bis- 
weilen die Canvas an, und laſſe ſich durch feine eigene Begierigkeit leicht verführen, den An- 
gel zuverfchlingen #), und ſich felbft zum Naube zu machen, 
feinen Raub... Wenn fie auf ihren Raub warten: ſo verbergen fie fich, wie le Maire erzählet, in denen 
zu fangen. Fluͤſſen, welche oft befucjt werden 0); und wenn ein Schfezu trinken, oder jemand zu baden, 
Re oder 
Smiths nette Reiſe nad) Guinea a.d.468. bra verſchlaͤngen ein ganzes Kind. Siehe deſſen 
c) Navarette in feiner Beſchreibung von Chi⸗ Reiſe a. da 77 ©- * 
Ma, d. 317 ©. behauptet aus eigener Bemerkung, LKabato abendlaͤndiſches Africa zweyter Band 
das Krokodil habe vier Augen, zwey oben und zwey A d. 347, u... Siehe auch das Kupfer. 
unten. V g) Bosmans Beſchr. von Guinea a, d.247 ©. 
d) Jannequin meldet,er habe fie wie ein Kind 6) Smirb an oben angeführtem Orte. 
fÄreven hören, um die Negern au den Fluß zu [or 4) Bosman an oben augeführtem Orte, 
den, Voy.deLib. a.d.136 ©. k) Barbot a. d. 73 und zıo ©, 
e) le Minire faget, die Krokodile an der Gum: 7) Aabat a. d. 344 ©. 


1.2 


* 


von Capo Blanco big Sierra Leona. VI Buch XXI Eap. 351 


oder ein Canoa kommt, ſo fangen fie folche mit ihrem Schwanze, und freffen fie, Außer dem LTatur- 
Waſſer thun fie nicht viel Schaben ). Sobald jie ſich ihres Raubes bemaͤchtigt haben, geſchichte. 
ſo machen ſie ſich eilends zum Waſſer, ihn zu verbergen, und ziehen ihn, wenn es fie an  ° 
Fömmt, wieder heraus, ihn am Jamde zu verzehren. — . 

Barbor fager, ihr ordentliches Freſſen ſeyn Fiſche, bie fie beftändig an dem Ufer ber 
Fluͤſſe jagen. Le Maire meldet, einige fraͤßen nichts als Fiſche, andere auch Menſchen. Auch 
wären einige giſtig, andere nicht. Sie freffen Ameifen g), weiches Barbot r) beftätiget. 
MNavarette bemerket, man habe Hirnſchalen, Knochen und Kieſelſteine in ihrem Bau⸗ 
che gefunden; die letztern ſollen ſie, wie man ſaget, als Ballaſt verfchlingen s). 

Das Krokodil ift an verfchiedenen Orten von mancherley Größe, In Buines red): SeineGröße. 
nen Arthus und Bosman feine Laͤnge nicht über zwanzig Fuß. Barbot faget, man 
habe einige von fünf und zwanzig zu dreyßig Fuß lang an ver Sanaga und Gambra ge- 
fehen 1). Smith berichtet eben das von dem Zluffe Sierra Leona x). Aber Tobfon fand 
aus Merkmaalen im Sande der Bambra bie Laͤnge von einigen, brey und dreyßig Fuß x). 

Die meiften verſichern, es ſey ſehr gefraͤßig und gefaͤhrlich, und falle Menſchen und Iſt gefaͤhr⸗ 
Thiere im Waſſer an: aber Bosman ſiellet es als ein unſchaͤdliches Thier vor, und ſaget, lich. 
er hätte nie gehoͤrt, daß es Menſchen oder Thiere gefreſſen J). 

Tobfon erinnert, die Schwarzen an der Gambra fuͤrchteten es fehr, und unterftüns 
den fich deswegen nicht im Fluſſe zu baden, oder zu waten, ließen auch ihr Vieh nicht ohne 
große Borfichtigfeit darüber ſchwimmen 2). Gleichwohl faget Bosman, in Guinea lü- 
gen fie an heißen Tagen, haufenweife an den Ufern, und fprängen, wenn fich jemand nahte, 
ſchnell ins Waller a). 

Gleichwohl find die Reifebefchreibungen von Beyfpielen ihrer Gefraͤßigkeit voll. Herr Veyſpiele. 
Smith gieng einen Abend um das Eyland Benſe herum, nebſt dem Hauptmanne Connel, 
der einen großen engliſchen Hetzhund hatte. Sie ſahen ein großes Krokodil am Ufer lie⸗ 
gen, das wie ein Stamm eines alten Baums, den die Fluth da gelaſſen hätte, ausſah. Da 
aber der Hund, welcher etwas voraus gieng, felbigem nahe Fam, that es einen Sprung nad 
ihm, und bemächtigte fic) feiner. Die beyden Herren wurden to erfchreckt, daß fie fich auf 
ihre Füße machten; und Kerr Smith muthmaßet, fie würden eben das Schickſal erfahren 
haben, wenn fie bie vorderften geweſen wären 5). 

Man muß das Krokodil oft noch da fürchten, wenn es ſchon todt iſt. Man erzählet, 
ein Schwarzer hätte auf Verordnung eines Franzofen eins abgezogen; und mie er damit 
ganz fertig geweſen, bis auf den Kopf, ſo habe er, um ſolchen ganz zu behalten, den Rachen 
aufgebunden, da denn das Krokodil ihm den Singer abgebiſſen c). 

So kühn diefes Thier ift, fo greifen die Schwarzen es doch in untiefen Waffern an. Die Negern 
Dieferwegen wickeln fie ein Stuͤck Ochſenhaut um ihren linfen Arm, nehmen ein Bajonet fechten mie 


oder MM 
) Navarette an oben angeführten Orte, #) Smith an oben angeführten Orte. 
0) — a. d. 345 S. x) Jobſons Goldhandel a, d. 16 ©. 
'p) Barbara 47 2 3) Bosman an oben angeführtem Orte, 
1) le Mairga,y 3 2) Jobſons Golbhandel a. d. 178. 
J A an oben angeführten Orte anf der = a —— Beſchreibung von Guinca auf den 
s) An oben angefuͤhrtem Orte. b). Smirbs neue Reiſe nach Guinea a.d. 47 ©. 


) Barbot a. d. 756, c) Cabats dritter Vond a. d. 152 9, 


352 Reifen laͤngſt der weltlichen Küfte von Africa, 


Natur⸗ oder eine Affagaye in die vechte Hand, und halten mit jener ihm den Mund offen, da es 
gefebichte. denn im Wafler erfaufen muß, teil es feine Zunge hat. Um es nun defto eher hinzurich 
ten: fo verwunden fie ihm bie Kehle, und ftechen ihm die Augen aus 4). 
Ein Schwarzer zu Sort Louis machte aus dergleichen Gefechte feine tägliche Uebung. 
Er todtete fie meiftens, und brachte fie ans fand, kam aber manchmal jänmerlich zerfleifche 
zuruͤck, und wäte einft ohne die Huͤlfe eines Kahns umgefommen €). 
Atkins erzähler einen Kampf, der zu Sierra Leona zwiſchen einem von Diefen gefraͤ⸗ 
figen Thieren und einem engliſchen Bootsmanne vorgefallen, der durch Beyhuͤlfe eines Ne- 
gern zwar gefiegt, aber aud) erbärmlich zerfleifcht worden ). 
Iſt doch leicht Alles feines wilden Weſens ungeachtet iſt es doch zu zaͤhmen. An dem Flecken le dot, 
zu zähmen. an der Mündung des Fluffes St. Domingo, laffen Diefe Thiere die Kinder mit jid) ſpie⸗ 
‚fen, und fid) von ihnen füttern g). Herr Bruͤe hatte eines, das feine Schwarzen bey 
| Tuabs an der Sanaga gefangen. Es war fünf und zwanzig Fuß lang, und ward bey 
Gelegenheit mit zweyen andern jungen lebendigen von fünf Fuß lang weggeſchenkt, die ein 
Fiſcher im Schlafe gefangen hatte. Wie aber niemand fi) unternehmen wollte, fie nad) 
Sort Louis zu führen: fo mußte er fie zu Erhaltung der Häute toͤdten 5). Der däni- 
fche General zu Akra in Guinea hatte dem Harbor ein junges fieben Fuß lang gefchenkt, 
welches felbiger, in der Abficht, es nach Europa zu bringen, in ein großes Gehäufe gefperrt 
hatte, Weiler aber folches für allzubeſchwerlich hielt : fo ließ er es hinrichten, u,einige feiner Leute 
das Fleiſch eſſen, welches wie Kalbfleiſch ſchmeckte, und einen ftarfen Muskusgeruch hatte 7). 
Wie es ſich Dieſes Thier kriecht aus Eyern aus, die nicht größer als Gänfeeyer find. Es leget fol- 
fortpflanzet: che ans Ufer in den Sand, wo die Sonnenhige fie ausbrütet R); und die Jungen machen 
ſich, fobald fie heraus find, ins Waffer oder ins Holz 7). | 
Riecht nad) Die Schriftfteller find überhaupt darinnen eins, daß es ftarf nach) Musfus riecht, und 
Musus. dieſen Geruch) dem Waſſer, in welchem es fich aufhält, mittheilet. Navarette meldet, 
man habe an dem Orte, mo die beyden Vorderfüße an dem Leibe angewachfen find, zweene 
Side mit Muskus gefunden. Colins aber faget, unter-den Ohren m). 
Diefem ungeachtet efien Die Schwarzen das Fleiſch ohne Bedenken, ja auch, wie Here 
Moore berichtet, die Eyer, mit fingerslangen Jungen darinnen: welches eins von ihren ber 
ften $eckerbiflen ift 7). 
Andere Ar: Harbor meldet, es gebe eine Eleine Art von Krocodilen, Namens Legaen, an Seftalt 
ten. den vorigen ähnlich, aber felten über vier Fuß lang. Sein Leib ift ſchwarz gefprenkelt, die 
Augen ganz rund, und die Haut zart. Sie befchädigen nichts, als Hühner und Küchlein, 
und die Leute halten ihr Fleiſch für beffer, als von allen Vögeln, Er feset hinzu, Die dritte 
Art, welche allezeit auf dem Sande bleibe, Heiße bey den Schwarzen Langadi 0), 
Legartos Harbor und andere vermechfeln das Krocodil mit dem Alligator, der nach ven Ab- 
oder Aut. zeichnungen und Befchreibungen doch davon unterfehieden iſt. Smith fager, der Alliga⸗ 


gator, 


tor, 
ad) Shendaf. zweyter Band a. d. 347 ©. k) Arthus in de Brys oftind. Reiſe 6 Theil, 
e) Ebendaf. fünfter Band a. d. 239 ©. 0.8.79 ©. Cabat I Band a. d. 347 ©. 
Fs Siehe oben a. d. 27ı ©. ) Boſman 0. d 247 ©. 

E) Rabet a. d. 2388. ) Navarette Beſchr. von China n.d. 317 ©. 
bh) Ebendaſelbſt II Vand a. d. 152 ©. „) Moores Reifen a. d. 108©. 


i) Barbot a. d. 210 S 0) Barbot am obangeführten Orte. 





mn — ae r 
as a a I m — 


vn © 


von Caro Blanco bis Sierra Leona. VI Buch XXI Cap. 353 \ 


tor, welcher zu Sierra Leona gemein iſt habe viel von ber Natur des Krocodils, und fey Fratun 
“ —— ta tet, aber viel Eleiner, da Die ( größten nicht länger als acht Fuß (ind, ikea 
deswegen nicht viel Schaden thun koͤnnen. Sie vauben vornehmlich Fiſche 2). 


Der II Abfchnitt, 


Bon dem Fiußpferde, 


Das Flufpferd iſt nirgends, als in Africa. Seine Beyſpiele. Fürchtet ſich vor dem Feuer. Lebet 
“ Gröfe. Kopf und Zähne. Ohren, Augen und meiſt auf dem Ufer. Futter und Jungen. Wird 
Hals. Füße. Die Haut haͤlt einen Musketenſchuß angebethet, aber doch gegeſſen. SIE dem Schlage 
aus. Sitgefährlich, wenn es angegriffen worden. unterworfen. Blaſt Waſſer aus. Seine Geſtalt. 


Nas Stußpferd, welches ebenfalls im Waffer, wie auf dem Sande, lebet, beißt bey den Flußpferd. 
= Griechen Hippopotamus, und wird oft in der Gambra und St. Domingo, wog: 
chao liege, gefehen. Man findet es auch im Nil, und kurz auf allen Küften, von ven 
weißen Borgebirge, bis ans rorhe Meer, Es wird nur in Africa, und weder in Aſien 
noch America, angetroffen. Es ift in feiner völligen Größe ein Drittheil größer, als ein Größe: 
ſtarker Ochs g), dem es in einigen Stüden, wie dem Pferde in andern, aͤhnlich iſt. Sein 
Schwanz gleicht eines Schweines feinem, aber er hat am Ende fein Haar, Einige wies 
gen zwölf- bis funfgebngundert Pfund, Der Leib iſt groß, fleifchiche und dicht, mit dickem 
Eurzen braunen Haave bedeckt, welches im Alter graulicht ober mäufefarben wird, Diefe 
Haut feheint im Waffer allemal glatt und glänzend zu feyn. * A — 
Dec Kopf iſt groß und breit, aber in Vergleichung mit dem Körper furz, und oben Kopf und 
flach. Sein Rachen hat runde und große Lippen; Die Mafe iſt groß und aufgeworfen, mit Zähne, 
offenen weiten Naſeloͤchern r). Außer den Backzähnen, die groß, und gegen die Mitte zu v 
hohl find, hat es vier große Zähne oder Hauer, wie ber Eder, auf jeder Seite und in jedem 
Rinnbacken zweene, von fieben zu acht Zoll lang ‚und an den Wurzeln bey fünf Zoll im 
Umfreife. Die untern find mehr gebogen, als Die obern. Sie find viel härter und weißer, 
- ale Elfenbein, fo daß fie, wenn das Thier fie im Zorne zufammenfchlägt, wie Zeuerfteine, 
Feuerfunken geben, und auch zum Feueranfchlagen Fonnen gebraucht werden, +). 
Die VBerfertiger falfcher Zähne fuchen dieſe Gattung von Zahnen oft, weil fie härter 
find, als Elfenbein, und nie die Farbe verlieren. Wenn man Eleine Schalen Davon an ein 
Band anreihet, und auf dem Rücken trägt: ſo folten fie ein bewährtes Mittel wider das 
Huͤftenweh, den Huſten und den Krampf abgeben z). — 
"Die Ohren, gegen den Kopf zu rechnen, find fehr Fein. Sie find ſcharf, und er er⸗ Ohren Au— 
hebt und ſchuͤtteit fie, wie ein Pferd, wenn es auf etwas merket oder ein Geraͤuſch hoͤret, SUN Hals, 
Yoie.eg denn ein fehr ſcharfes Gehoͤr hat. Es wiehert wie ein Pferd, und fo laut, Da man 
es weit hören kann. Sein Geficht iſt ſcharf, Die Augen find groß und wohl gebildet. Im 
Zoene fehen fie ganz roth und feurig aus; und alsdann ift fein Anblick enrfeglih. Man 
ee weis 
; 25* 8 nee Reiſe nah Guinea anf der ) Dadurch blaͤſt es Waſſer, wie der Wallfiſch 


\ 


— Die She f "‚Stibbs Tagebud) in Moores Reiſen a. d. 256 

— Simesftäle if wie eines Neutpferdes, mit und 287 Seite. Siehe auch oben a.d.78 ©. 

fons Sol und einem Ochſenkopfe. Job: s) Aabats abendl. Africa V Band a. d. 2618, 
de a. d. 20 S 2) Ebendaſelbſt a. d:278 ©. ı 


Allgem. Reiſebeſchr. II Band. 9, — 


J " s 


Natur⸗ 


234° Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africch 


weis zwar nicht oft, daß es Schaden thut; aber wenn es angegriffen, verwundet, oder 


gefbichte, Heftig verfolge wird, und nicht ins Waſſer kommen kann: fo kehret es ſich wütend gegen 


feine Feinde, die aber in feiner großen Gefahr find, da fie leicht entrinnen können. Weil 
es feine Hörner hat, fo find feine Zähne und Füße die einzigen Waffen, womit es fich be- 
ſchuͤtzet. Sein furzer und dicker Hals verliert das Haar im Alter, ift aber ſowohl als feine 
Senden fehr ftarf, Ein berühmter Reifender faget, eine Wells hätte ein hollaͤndiſches Boot 


mit vierzehn Waflerfäffern nebft dem Schiffsvolfe auf den Nücken eines Flußpferdes ge- 


Füße. 


worfen, weiches geduldig gewartet, bis die wwiederfommende Fluch es von dev Laſt befreyet 
haͤtte, ohne zu thun, als ob es ihm befchwerlich wäre, 
Die Füße find groß, fleifchicht und ftarf, auch unten mittelmaͤßig breit, Die Hufe 


- find gefpalten, wie beym Ochſen. Weil aber feine Fußſohle zu ſchwach iſt, eine folche Saft 


Seine Haut 


hält einen 
Musketens 


ſchuß aus. 


Iſt gefaͤhr⸗ 
ich wenn eg 
angegriffen 
wird, 


zu ragen: fo hat es zweene Eleine Hufe Darunter, auf denen es im’ Gegen ruhet, und alfo 
eine Spur von vier Ecken im Boden läßt #), Einige Schriftfteller haben es daber mit 
Klauen, wie das Krocodil bewaffnet, vorgeftellt. Es geht fehr geſchwind, befonders auf 


gleichen Boden‘, und wenn es gejagt wird; aber es kann mit feinem Pferde, ja nicht mit 


einem Menfchen, der ftark läuft, wie alle Schwarzen thum, aushalten. Dieferwegen grei— 
fen fie es defto Fühner an, befonders wenn ſie es in einer Entfernung vom’ Fluffe antreffen, 


und ihm den Ruͤckweg abfthneiden fönnen. Den es bemüber ſich allezeit mehr; zu entrin⸗ 


nen, als fich zu vertheidigen; und wenn es einmal ans Waffer kommen fann: fo fpringt es 


bis auf den’ Boden hinein, fährt alsdann herauf, fchüstelt die Ohren, ſieht fi rund herum 


nach feinen Stöhreen um, wiehert, und tauchet wieder unter x). Es ift zuLande viel ftärs 
fer und gefährlicher, als im Fluſſe, und ſchwimmt fehnelfer, als es läuft. Manfinder es 
durchgehende häufig an den Kuͤſten, befonders in den Fluͤſſen y), weil es das füße Waſſer 
fiebet, und gern auf den Wiefen und gebauten Feldern herummanberez) ; es ift aber felten in 
der See zu fehen, . 

Seine Haut ift, befonders auf dem Rücken, Halfe, dem Yeußerften der dicken Beine 
und Hinterbacen, fo hart, daß Musketenkugeln, Wurffpieße und Pfeile nichts dagegen 
vermögen. Die Schwarzen und Portugiefen machen Schilder daraus, wenn felbige wohl 
getrocknet und ausgeftreckt ift. Am Bauche aber und zwiſchen den dicken Beinen iſt es 
viel weicher, und die Jäger fuchen es dafelbft zu treffen. Es ift nicht leicht zu todten. Die 
Europäer ſchießen ihm gern die Füße mit Armbruͤſten entzwey; und wenn es einmal fällt, 
fo Eommen fie leicht mit ihm zurechte. Die Schwarzen, die fich an das Krocodil und den 


Hay mit ihren Meſſern wagen, machen fid) doch nicht an das Flußpferd, als wenn fies 


mit großem Vortheile angreifen fönnen. 

Wenn man es im Waffer angreift, entweder, indem es auf den Boden fährt, oder zu 
wiehern und $uft zu fhöpfen berauffährt : fo greift es feine Feinde wütend an, veißt oft aus 
einem feften Boote mit feinen Zähnen große Stücken heraus, oder durchlöchert den Boden, 
Daß es ſinkt. Man finder viele ſolche Beyfpiele 2). ; 


w) Jobſon faget, es habe einen in fünf Mlaun 3) Barbot a. d. 73 Seite faget, fie hielten ſich 


——— Huf. Siehe feinen Goldhandel anf der meiſt in ſchlammichten Oertern auf. 


80 Seite, 2) Aabar im V Bande a. d. 254 ©, 


x) Man hoͤret es eine Meile. Kabat im Vin ) Ebendaſelbſt a. d. 269 u. 274 ©, 
Bande a, d, 149 ©, ; 6) Siehe oben a. d. 106 ©. 


e \ 


Im 


— 








u ee ee 


x | k 
von Capo Blanco bis Sierra Leona. Vl Buch XXI Cap. 355 


err. Baland, ein Factor dev Geſellſchaft, und Herr Hayes, Natur⸗ 
ein ——— — Fahrzeuges, durch ‚einen folchen Zufall unglücklicher gelbichte- 
Weiſe in der Gambra erfäuft b). Eines von dieſen Thieren war in der Sanaga gefchoflen Bepfbiele. 
worden; und weil es bie Seite bes Bootes, woraus der Schuß gefommen, nicht erreichen 
koͤnnen, gab es ihm mit bem Fuße fo einen gewaltigen Stoß, daß es ein Brett von andert⸗ 
halben Zoll ftarf hineinſtieß und ein £och.machte, davon es faft finfer wollte ce). 
obfons Boot ward auf ‚Des Reife die Gambra Binauf und hinunter dreymal von 
einem Siußpferde geftoßen, einmal ftieß es feinen Zahn ganz durch bie.Seite, und machte 
‚ein gefährliches Loch; gleichwohl hielten fie es in der Nacht damit ab, daß fie.ein Stuͤck⸗ 
hen Holy, auf welchem ein brennend Licht ſtack, Fängft dem Strome freiben-liegen, vor dem - 
‚es mir Gnefegen floh AM. Dex Berfaffer fand fie allegeit am wildeften, wenn fie Junge hat- 
sen, welche fie auf dem Rüden ins Wafler-trugen. Er bemerfet, daß fie fih mit dem 
Keocodile wohl vertragen, und friedlich neben einander ſchwimmen e). te = 

Diefes Thier lebet mehr,am Sande, als im Waſſer, unter.dem es nicht. uͤber drey Vier⸗ Leber meiſt 
chelſtunden dauren kann, ohne heraufzukommen und Luft zu ſchoͤpfen, worauf es wieder un- am Ufer. 
tertaucht. Es leget ſich öfters unter das Geroͤhricht ans fand ſchlafen, und verraͤth ſich 


durch fein lautes Schnarchen. In dieſen Umſtaͤnden iſt es leicht zu toͤdten, wenn man ſich 
ihm ſachte naͤhert; denn es hat ein.fehr ſcharfes Gehör, und plumpet fo bald in. den Fluß, 


als es etwas merket. Man kann es nicht mit Netzen fangen; es. würde. mit einem Hiebe feiner 
Zähne mehr Mafchen zerreißen, als ein guter Arbeiter in vierzehn Tagen ergänzen dnnte, 
Wenn die Fiſcher gewahr werden, daß es ſich ihren Metzen naͤhert: ſo werfen fie ihm.einen 
Fiſch bin, den es nimmt, und ſich fortmacht . j 
Außer feiner vornehmſten Speife, den Fiſchen, frißt es auch Gras, und.lieber den Reiß, Kutter und 
Maiz, und andere Wurzeln, die.es in den Lugans findet, ſehr. Weil es einen guren Jungen. 
Magen hat: fo richtet.es in kurzer Zeit viel Berwüftung.an. Die Schwarzen muͤſſen oft 
die ganze Nacht durch Feuer halten g), dieſe Thiere und die Elephanten von ihren Fel⸗ 
dern zu verſcheuchen. Es verachtet auch Thierfleiſch nicht, wenn es welches findet; denn 
Thiere lebendig zu jagen, iſt es zu langſam und zu ſchwer. Die Schwarzen ſagen, es fraͤße 
Männer und Kinder, wenn es ſolche an den Flußufern ſchlafend finde, und haſſe die Weiſ⸗ 
fen mehr, als die Schwarzen. re 
Die Weibchen bringen ihre Jungen am Ufer zur Welt, wo fiefelbige fäugen, Sie 
fragen viere auf einmal: fo daß man ihre Zahl leicht berechnen kann, mo fie nur.einmal Des 


Jahres werfen. Man hat fie in Heerden von drey⸗ bis vierhundert in einigen Fluͤſſen an 
= 


ver Kuͤſte treiben ſehen. An der Sanaga find-fie. am wenigften 5). > 
Die Leute von Angola, Kongo, Eimina, und den Oftfüften von Africa, ſehen das Wird ange— 

Flußpferd als eine Art von Gottheit oder Ferisho an, und eſſen es gleichwohl ohne Ber bethet und 
denken. Die Portugieſen an allen Ztüffen dieſer Küfte, und Die Negern, lieben fein Fleiſch gegeſſen. 

ſehr. Ob es wohl fett iſt, und ein gutes Korn hat; fo ſchmecket es gleichwohl den Euro» 

Dy2 paͤern 

Eee bat im V Bande a. d. 270 ©: faget, fie 2) Daher geräth Jannequin vielleicht auf den 

— die Boote um, ohne die Leute zu bes Irrthum, daß dieſe Thiere Feuer liebten, und von 


d) Eine g den Negern mit angezindeten Feuern am Ufer ges 
©) Tohpetne am Hintertheile thut eben das, fangen wuͤrden. Siehe feine Neife nach Lybien 
f) Babarı. So hadef a. d. 22 ©, a. d. 170 S. 


270 u. © b) Anbar am obangefuͤhrten Orte a. d. 272 ©. ; 


* 


ag Reifen laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte von Africa x. 


Natur⸗ 


geſchichte. 


vortrefflich. 
Es ſcheint mehr ein band⸗ als Seethier zu ſeyn, gleichwohl nennen es die Portügieſen 
einen Fiſch, vermuthlich, damit fie es in der Faſten eſſen duͤrfen. 


Iſt dem 
Schlage un⸗ 
terworfen. 


paͤern trahnicht, und riecht ihnen uͤbel; doch uͤberwinden ſie ſich, es zu eſſen. Man hät 
es gebraten und im Ragout beſſer, als gekocht; und die Bruſt eines Flußpferdes auf die 
erſte Art zugerichtet, wird ſo gut, als Kalbfleiſch, gehalten. Das Fleiſch der Jungen iſt 


Weil es fett und vollbluͤtig iſt, ſo iſt es dem Schlage ſehr unterworfen. Die Natur 
hat es dieſerwegen gelehrt, ſich ſelbſt zur Ader zu laſſen, indem es ſich an eine ſcharfe Fel⸗ 
ſenſpitze reibt, bis es eine Oeffnung gemacht. Wenn es nun Blut genug nach feinem Gut⸗ 
Hinten gelaffen: fo liege es ſo lange im Schlamme, bis die Wunde verharrſcht iſt 7). 

Moore faget, es gäbe überall in der Gambra Flußpferde die Menge. Die Mandin- 


goer nennen es Malley. Sie fhwimmen in dem Fluſſe mit erhabenen Köpfen, und.bla- 


fen das Waffer durch die Nafenlöcher, wie die Wallfifche, wobey fie abſcheulich grunzen und 


bruͤllen. Ueber Barrakonda find fie fo zahlreich, daß man vor ihrem Laͤrmen faſt nicht 


ſchlaſen kann. Der Hauptmann Stibbs konnte fie nie in der Nähe zu fehen befommen; 
er faget aber, fie lebten vom Grafe, wie aus ihrem Unflathe erhellee, und preifet Pomets 


Beſchreibung als die befte an k). 


Seine Ge⸗ 
ſtalt. 


Be Waire, der eg, nie viele andere, mir dem Seepferde verwechſelt, ſaget, Die in der 
Sangga wären fo groß als ein Efel, und wie ein Pferd geftaltet, Die Haut fey hart und 
— ‚es lebe auf dem Lande, ſowohl als in dem Waſſer, und gehe nur aufs Land, 
um zu freffen. Im Reife und Hirſe verderbe es zehnmal mehr, als es freffe, und habe 
zweene große Zähne, die man wie Elfenbein brauhe 2). 

Schouten berichtet, es gleiche einem Bären mehr, als einem Pferde, und babe diefen 


Namen vermurhlich nur von feinem Wiehern erhalten. Mach einiger andern Berichte 


habe es nichts vom Pferde, als die Ohren, und übrigens gleiche e8 dem Ochſen, die Hoͤr⸗ 
ner ausgenommen. Sechs Zähne dienen ihm zu Waffen, denen man große Heilungs⸗ 


» Fräfte zuſchreibe. Einige davon wären fechzehn Zoll lang, und dreyzehn Pfund ſchwer ges 


funden worden. Im Hofpitale zu Goa werde einer aufgehaben, von dem man wunderbare 
Sachen erzaͤhlt, und unter andern, daß er augenblicklich das Blut ſtillen folle m), 


Man hat diefes Thier fälfchlich für die Matruſſe oder Seekuh m) angefehen, und der 


Verfaſſer irret ſich eben ſo ſehr, wenn er meynet, das Seepferd werde auch das Flußpferd 
genannt, da es doch verſchiedene Thiere find. 


H Labats abendländifches Africa V Band a. d. a. d. 73 S ſaget, man habe befunden, daß es Blut 
273,278 u. f. S. —* ſtille, und die guͤldene Ader heile, und daher dazu 

Moores Reiſen a. d. 256u.27© . gebraucht werde. 

T) le Maires Reifen nach den canariſchen In·) Schontens neue Reiſe nach Oſtindien in 


ſeln a. d. 76 ©. der hollaͤndiſchen Sammlung im oten Bande, im 


m) Barbot in feiner Beſchreibung von Öninea aten Theile 0.0:440 ©. 


Ende des ferbsten Buches. 
] 


Das 


— 


- 


} 
D 
ö— —— — — — 























De TE 
Cerberx 


Bagos „ Ah 













— mm 


BO 


5 YNuramora 
o 2Z 
Cr Hoyo,, 

















NNactderTageb 


47. 3 — 
f Maalsftab von Franzoelilchen Seemeilen,. N 
⸗ 20 G 20 40 Ä 


2 


STUCK VON DER 





Vorgebir ‚ge Palma 
üchern undAnmerkungen der Seefahrer entworfe 


er 
vor.N. Belhn — de la Marıne. — 
—— 













o Ay GALAS 
“ —— C j 
VE Feng, — Me 
84 — — = Das Innere des Landes 
© Ik — —— —— 7 " Jund der Lauf der Fläsie N 
’ N ist nicht Bekannt ( 
— ———— J 92 AR 

nr de rgljche Factorey uf" 4 2 — 

ER Welch ern, \ 
Sr net IL, — 
ee a Ve se 2 ————— 2 
V— Se See \ 

= L \rg Ger ler en — — — 
Arge  Kounıerzich Moxov Q 
ER = zul“ nel — 
Vörg.Monte 7 a yalı S — je" 
* 25 N a PL der ⸗ ER 
7 anınte a — 
* (ech 2 * nen — u — N 42 
— * 2 N vn Krv 
BI en —— er = 
V EEE 27 VB Rot 
orgeb .Mesurat * * — NZ > —* N „der DIz O2 —— 
— — —— —* — — ⸗ am 
End huer den 7 = "ao 


# 


KUSTE vox GUINEA G 


NS \ 


N 


Y 
74 


— 


— 


— N 
von dem Fluffe Sierra Leona bis an das VW 


| 














EEE EEE BENEEFEE TE EEE 2 2 2 u 2 2 2 2 2 u 2 2 22 2 


357 


‘ 


Das VI Bud, 


Reiſen nach Guinea und Benin, welche die Kuͤſte 
von Sierra Leona bis zu —— Lope Gonſalvbo 
in ſich faſſen. —— 





Das 1J Capitel. 
Auszug qus einer Reiſe nach den Kuͤſten von Africa und 
Guinea, im Jahre 16663 
von dem Ritter Villault, Herrn von Bellefond. 


Aus dem Sranzöfifchen. 


Einleitung. -— 
a wir in dem erften Bande die erften Reifen der Engländer nach Guinea 


— 


1666 
Villault. 


geſam⸗ Die letzten 


melt haben: ſo wollen wir hier die letztern Begebenheiten einruͤcken. Unter Reiſen nach 


dieſen werden wir die Reiſen des Mißionaͤrs Loyers, des Ritters de Mar⸗ Guinea. 


chais, und anderer Fremden, wie auch Atkins, Snelgravens und Smiths 
ſeine beyzubringen ſuchen, welche die legten find, die von den Englaͤndern herausgegeben wor⸗ 


‚Ben, 


Wir werden nach unferer Art erſt den Auszug aus ihren Reifen geben, und alsdann 
ihre Anmerkungen von den Dertern, Gebräuchen, und der Naturgeſchichte, nebft des Artus von 


Danzig, Bosmans und anderer ihren einruͤcken, welche viel von Guinea gefihrieben haben, 
wiewohl mehr als Erd⸗ oder Geſchichtſchreiber, denn als Reiſende. — 

Des Herrn von Villault Erzaͤhlung, womit wir dieſes Buch anfangen, iſt urſpruͤnglich Villaults 
franzoͤſiſch geſchrieben. Die engliſche Ueberſetzung, die uͤberhaupt ſehr ſchlecht iſt, enthaͤlt ſeine. 
weyhundert und achtzig Seiten in Duodez 4), und hat weder Vorrede, noch Regiſter, 


noch Kupfer. 


Das Buch faſſet verſchiedene nuͤtzliche Anmerkungen in ſich; es ſcheint aber, 


der Verfaſſer habe viele aus dem oberwaͤhnten Artus von Danzig abgeſchrieben, ohne ihm 
gehoͤrig dafuͤr zu danken, wie andere nachher gethan haben. Dieſe Reiſebeſchreibung iſt 


nach folgendem Inhalte in Artikel abgetheilet. Ihre Abfahrt von Amſterdam. B 


a) Der Titel von der Ueberſetzung heißt: Eine 
Nachricht von den Küften von Africa, Guinea ges 
nanut, nebſt einer Beſchreibung des Landes, der Sit- 
ten und Gebräuche der Einwohner; von, den Früch- 
ten des Landes, und denen Kaufmannswaaren und 
Gütern, die das Land hervorbringt, nebſt einigen 
Hiftorifhen Anmerkungen von dem Kuͤſten⸗ gefams 


ER 


Dy 3 | 
melt auf einer Reife von dem Herrn Villault, Rit— 


tern, Herrn von Bellefond, im Jahre 1666 und 1667, 


London, verlegts Johann Starkey, in der Müge, in 

Bleefftreet, nahe bey Ternple Bar, 1670, Dan hat 

—* er 5* N die in eben dem Sabre, 
och ohne Zufäge und Verbeſſerungen ged 

280 Seiten enchäls, gen gedruckt, und 


eſchrei⸗ nbalt 
bung — 


1666 
Villault. 


* 
* 


* 


N Reifen nach Guinea und Benin, 


bung vdm grünen Borgebirge. Das Königreich Sierra Leona. Befchreibung von den 
Vorgebirge de Monte, Das Borgebirge Miferado, Rio de Junco. Klein. Dieppe, 
Rio Sertos. Malaguetta, ‚oder die Körngrküfte. Die Elfenbeinfüfte, Die Goldfüfte, 
und Begebenheiten daſelbſt. Beſchreibung diefer Küfte Bon deren Einwohnern, ihren 
Sitten und ihrer Kleidung. Bon den Weibern, deren Gemüchsart und Kleidung. Don 
ihren Heirathen und ihrer Kinderzucht. Bon ihren Häufen, Speifen und Getränfen. 
Don ihren Märkten, und. ihrer Are zu handeln, nebft ihrem Gewichte und ihren Maafen, 
Bon ihrer Religion, ihren Fetiſchen, Opfern und Prieftern, nebit ihren Begraͤbniſſen. 
Bon ihren alten und lahmen Sklaven und Dienern, ihren Krankheiten und Hilfsmitteln, 
Bon ihren Tängen und Feſten. Bon ihren eibesübungen, Handwerkern, ihrer Handlung, 
ihren Waaren, und ihrer Fifcherey, Bon den Königen des Landes, ihrer Gewalt, ihren 
Staatsbedienten, ihren Weibern und Kindern, ihrer Reichsfolge, ihren Einkünften, ihrem 
Tode, ihrem Begräbniffe, und ihrer Wahl. Bon ihrem Adel, ihrer Art, Krieg zu führen, 


undb Friede zu schließen, ihren Waffen, Bon Berwaltung der Gerechtigkeit und ihren Rich« 


Der Guinea⸗ 
handel wird 


tern. Bon den Thieren, Vögeln und Fiſchen. Bon den Fruͤchten, Kräutern und dem Ge— 
treyde. Von ihrem Golde, wo es gefunden'wird, und was fie daraus machen, Don der 
Rückkehr nach Frankreich. Cine Beſchreibung vor Der Infel St. Thomas, 

Herr Villault bemuͤhet fich im Anfange des erſten Artikels, ehe er feine Reiſebeſchreibung 
anfängt, bie Sranzofen zu erregen, den Guineahandel wiederum zu erneuern, welchen fie, 
wegen gewifier Borurtheile wider Die Himmelsgegend, faft ganz verlaffen hatten. Er be— 
richtet, ev bemerfe mit großem Verdruſſe, daß die Engländer, Holländer und Dänen den 
Ort auf eine fo liſtige Are fuͤr ungeſund ausfchrien, daß fie die Franzoſen beynahe meijt be= 


redet häften, Die ganze Küfte zu verfaffen, die fich auf ſiebenhundert Seemeilen weit vom 


son den Fran⸗ 
zoſen verlaſ⸗ 
ſen. 


grünen Vorgebirge bis zum Vorgebirge Lope Gonſalvo erſtrecket; und ſie verfuͤhret, ei⸗ 
nen Handel aufzugeben, von welchen andere ſolchen anſehnlichen Gewinnſt zoͤgen. Bey 


diefer Gelegenheit fraget er: wie die Franzofen fo unempfindlich feyn, und an diefer Küfte . 


verfchiedene Bayen, welche die Eingebohrnen franzoͤſiſche Bayen nennen, und verfchiedene 
Städte, als Fein Dieppe, und andere, ohne Borwurf fehen Fönnten, da dach ihre Namen 
ihre Stifter anzeigten; die aber jest von ihren Landesleufen völlig verlaffen wären ? 

Er gefteht, daß fie während des franzöfifchen bürgerlichen Krieges unter Heinrichen dene 
IV alle Pläge in diefem Sande verlohren haben, weil fie nicht Zeit gehabt, ihre Befagungen 


zu verſtaͤrken, Die fie feit $udioigs des Al Zeiten ftets dafelbft gehabt haben... Die Portugie- 


fen vertrieben fie aus allen ihren Pläßen an der Goldkuͤſte; und um ihre Eroberungen ficher 
zi erhalten, baueten fie ein Caftell, St. Beorg del Mina genannt, ; 
Zu einem Baweife, daß fich die Franzofen ehemals dafelbft niedergelaffen, führet Billaufe 
eine ſchoͤne Kirche an, die noch fleht, weiche mit den Denfmälern und Wapen feiner Na— 
tion gezieret iſtz wie auch baß die vornehmfte Batterie gegen Die See noch ſelbſt von den 
Eingebohrnen die franssfifche Batterie genennt wird. An dieſen Küften Hatten die 
Franzoſen ehemals Akara, Roumentin, Cap Corfe und Takoray. An diefem legten 
Dete errichteten bie Schweben ein neues Fort aus einens herfallenen ‚franzöfifchen, welches 
nunmehr wieder verfallen ift, da fie durch ihre deutſchen Kriege verhindert worden, folches 
zu unterhalten. Außer dieſen maßten ſich die Hollaͤnder des Franzöfifchen Forts zu Rom— 
mendo, zwo Seemeilen von del Wins an, woſelbſt zu des Verfaſſers Zeiten zweene Fran- 
zoſen ein fchönes Haus hatten, deffen Mauern feſt waren, und von den Eingebohrnen “ 


— 


N 


u 


Ed 


in 














5 
. £ n > 


von Sierra Leona bis Lope Gonſaloo. VII Buch I Cap. 359. 

hoch gefchägt wurden. Die Holländer waren alfo genoͤthiget, bis auf ihren Tod zu warten, 1666 
ehe fie fich daſelbſt niederließen. Die Eingebohrnen hatten eine Neigung zu den Franzoſen, Villault. 
und fhlugen ihre Trummeln auf franzöfifihe Art, ; - 

Die duft in dieſem Sande, faget Villault, iſt nur drey Monate lang im Jahre gefaͤhr⸗ Die Luft iſt 
lich, und alsdanıt auch ſo wenig, daß ein Menſch, wenn er ſich nur ewas in Acht nimmt, gut. 
und maͤßig iſt, eben ſo geſund, und vielleicht noch geſuͤnder leben kann, als in Frankreich, 
indem viele Krankheiten, die in Europa herumgehen, allhier unbekannt find. Er ſetzet hin⸗ 
zu, der ſchlechte Ruf von dieſer Himmelsgegend ſey bloß eine ausgeſprengte Sache von den 
Hollandern, um die Franzoſen von dieſer Kuͤſte abzuſchrecken, damit ſie den vortheilhaften 
Handel fuͤr ſich alloin behielten. * 

Er uͤberlaͤßt es der Welt, zu überlegen, ob es wahrſcheinlich ſey, daß die Holländer, ein 
Volk, das wegen feines Eigennußes fo befannt iſt, den legten Krieg mit England bey Ge= 
fegenheit, daß fich Diefe Nation des Forts Kormantin bemächtiget, gewagt haben würde, 
wenn: ihr Gewinnſt nicht fehr groß gewefen wäre? Gewiß, faget der Barfafler, fie find fr Se. 
che Leute, daß fie weder die Engländer, noch Dänen an diefem Handel würden haben Theil 
nehmen laffen, wenn die. Eingebohrnen fie nicht dazu. gezwungen hätten. Das Erempel, 
weiches der Verfaffer von dem übeln Verfahren des Herrn Walhenborg, holländifchen 
Generals zu Mina, gegen die Franzoſen anführet , und zwar zu einer Zeit, da fie mit den 
Holländer nicht nur in einem Buͤndniſſe ftunden, fondern auch deswegen litten, daß fie ih- e 
ve Partey genommen, zeiget, feiner Meynung nach, ganz deutlich, daß nichts fo barbarifch 
and unfreundfich ift, als fie: allein, fie werden ftets nach ihrem eigenen Nutzen handeln, 

Daß die Franzofen mehr nach der Gemuͤthsart und Neigung der Schwarzen find, als Die Schwar⸗ 
irgend ein anderes Volk, das erhellet, wie Villault denket, daraus, daß andere Nationen fie zen find den 
fo fergfältig davon abzuhalten fuchen; indem fie befürchten, ihr Handel-möchte gänzlich Franzoſen 
verloßren gehen, wenn feine Landesleute ihren Nutzen am diefer Küfte wiederum entdecken bewogen. 
follten. Dadurch, ſchließt er, würden fie noch mehr Eifenbein und Goldftaub, als jährlich 
von hier aus weggeführt wird, erhalten, den Bortheil ungerechnet, den fie durch den Sflas 
venhandel für die americanifchen Pflanzungen haben würden, Aus diefer Urfache, meynet 
er, ſollte feine Schwierigkeit die Franzoſen abfehreden; weil, wenn fie die Eanarien vorbey 
gefahren, ver Wind ſtets geneigt, und der Anfergrund fo gut if, daß ein Anker von neun oder 
zehn Zollen ein Schiff von vierhundert Tonnen halten kann 2), 


Der I Abſchnitt. - 


Veranlaſſung zu dieſer Reife. Seetaufe, Ankunft nigs von Burre Bruder. Hollänbifche Verräs 
bey der africaniſchen Kuͤſte. Das gruͤne Vorge⸗therey gegen die Engländer. Ihr Factor wird 
birge. Goren. Rio Frefeo- Der Alkair geht ausgeloͤſet. Madre Bomba, oder der Fluß Scher⸗ 
an Bord, Sie fommen nach Sierra Leona; bro. Vorgebirge de Monte. Der König koͤmmt 
Werden vom Hauptmanne Thomas angegriffen. herab. Ceremonie bey der Zufammenfunft. Dex 

© Schwarzen werden gefehlagen. Des Rs Verſaſſer wartet ihm auf, s 


err Dalieʒ, Sergeantmarſchall, wurde von der weſtindiſchen Compagnie zu Paris DS 
E : eranl 
SS gebraucher, ein neues Schiff von vierhundert Tonnen, Europa genannt, zu ihrem fing * 
jenſte auszurüften, und Herr Villault auf demſelben zum Controlleur beſtellt. Er per frNeife 
liß Paris am St, Martpiasabende, im Jahre 1666, und Eam den ızten des Herbſtmonats zu 


H Villaults Reife, auf der ıund folgenden Seite, Amſterdam 


1666 ° 
Villault. 


360 Reiſen nach Guinea und Benin, 


Amſterdam an. Nachdem er einige Wochen daſelbſt mit Ladung des Schiffes zugebracht: 


fo reifte er den aanten des Wintermonats mit dem Herrn Williamburg, dem Hauptmanne, 


den Herren Vantesk und Vanderberg und Matthews, dem Secretar, von da nach dem 
Texel ab. Den folgenden Morgen giengen ſie an Bord, und den zzten fegelten fie-ab, 
Sie begrüßten das Fort vom Texel mit drey Stuͤcken; und damit fie nicht aufgehalten wür- 
den, ließen fie oftindifche Slaggen fliegen; indem allen Holländern ausdrüdlid, verbothen 
mar, den Fremden an diefer Küfte zu dienen. Sie giengen, vermittelft eines Nebels, fich 


vor den Engländern, vor denen fie ſich fuͤrchteten c), in Sicherheit zu haften, durch den Canal, 


Seetaufe. 


und erreichten einige Inſeln, ungefähr zwanzig Seemeilen weit von dem Fluſſe Liſſabon. 
Die Holländer haben in Gewohnheit, welche fie genau beobachten, diejenigen Schiffs- 
feute und Reiſende, Bie noch niemals durch die Linie gefahren, zu taufen; und der Berfaffer 


giebt folgende Nachricht von diefer Eeremonie. Weil das Werter ſchoͤn war: fo wurde 


die Glocke gelaͤutet; und nachdem fi) die Schiffeleute auf dem Verdecke verfammelt, die 
Segel nachgelaffen. Darauf-bemächtigeen ſich diejenigen, welche dieſe Reife ſchon vorher 
gethan, der andern; und nachdem fie ihnen Die Yerme hinten auf den Rücken gebunden, und 


- ein Seil unter ihren Aermen feftgemacht: fo zogen ſie ſolche hinauf bis an die Rhaa des 


Die Küfte 
von Africa, 


Das gruͤne 


Vorgebirge. 


Hauptmaſtes, und ließen ſie von da in die See hinab, und zogen fie drey- oder viermal nach 
einander wieber heraus. Einige tauchten fie für den König in Frankreich, andere fir die 
Generalftaaten, und zulegt für die Schiffsbedienten und ihre Weiber, wenn fir welche Hatten, 
ein, Hierauf gaben fie ihnen ein Glas Brandtewein oder Sect, und fo.waren fie wieder 
Freunde, Die Schiffsjungen wurden bis aufs Hemde ausgezogen, und unter einen Korb 
geftellt, wo ihnen fieben bis acht Eimer Waffer über den Kopf gegoffen wurden. Auch die 
Hfficier waren nicht ausgenommen. Denn nachdem fie den Schiffsleuten etwas zu vertrin⸗ 
fen gegeben, fo mußten fie leiden, daß ihnen ein wenig Waſſer aus einem Glaſe oder Topfe 
auf die Stirn gefpriget wurde, welches die Ceremonie befchloß. Weil das Schiff diefe 
Keife noch) nicht gethau hatte: fo war der Hauptmann nad) eben der Gewohnheit verbun- 
den, den Seeleuten einige Butelljen Brandtewein zur Strafe zu geben, um feine Gefundheit 
u trinken. 
zu Durch Irrthum des Steuermanns fuhren fie Maderas vorbey, wo ſie hatten anlaͤn⸗ 
den wollen, und kamen an das Ufer der Barbarey, bey dem Meerbuſen von Santa Cruz, 
nahe an dem Vorgebirge Geer, welches ein hohes Land war. Nachdem fie zwiſchen den 
Canarien und dem Borgebirge Hofador bingefegelt: fo giengen fie den roten des Chrift- 
monats über den Wendezirfel des Krebfes; und den 12ten, da fie das weiße Vorgebirge 
vorbeygefahren, kamen fie an das Ufer im achtzehnten Grade Morderbreite, und führen bis 
zum fechzehnten Grade an der Kuͤſte Hin, Sie fanden das Sand fanbig und niedrig. Den 
Aten hatten fie bey der Sonnen Aufgange an der Mindung der Sanaga im Funfjehnten 
Grade Windftille. Den ısten entdeckten fie die Zigen von dem grünen Vorgebirge, und 
befegelten das Vorgebirge den folgenden Tag, da fie Willens waren, zu Rio⸗Freſeo ein⸗ 
zulaufen, einer Stadt an der Kuͤſte, ſechs Seemeilen von dem Vorgebirge 4) 
Das grüne Vorgebirge iſt einer von den angenehmſten Oertern in der Welt, wegen fei- 
nes Grin. Die Mordfeite ift bergicht, und ſtets mit grünen Bäumen bedeckt. Seine 
| Be ae — > Spige 
c) Dieß war zur Zeit des erften holländifhen _ 4) villaults Neife, auf der 10 und folgenden 
Krieges. Seite. 


* , 6 = = 4 u * 
EEE N nee — 


— 


von Sierra Leona big Lope Gonſalvo. VII Buch I Cap. 361 


Spise gegen Oſten ift ungefähr eine Meile weit, und ein ſehr Seiler und fhroffer Fels ge- 1666 . 

gen die See zu, welche den Fuß deſſelben auf eine angenehme Art wäfcht, indem die Stärfe Villault. 

der Wellen durch verborgene Klippen gebrochen wird, die denſelben umgeben. Dieſe zwo 
pitzen, die ſich wie Berge gegen einander erheben, machen eine Art von einer gruͤnen Ter⸗ 

raſſe zwiſchen ſich, welche eine unvergleichliche Ausſicht Durch die Bäume an der Oſtſeite 

giebt, Es ift gegen Süden eben fo ſchon, obgleich das Sand niedrig liegt, weil die Baume 

daſelbſt fo ordentlich fteben, als wenn fie nad) einer Linie gepflanzet wären. 

Bon hier fegelten fie drey Seemeilen weit nach Boree, welches damals in der Hollän- Goree. 
der Haͤnden war, bie em Fort auf einem Berge ander Weſtſeite hatten, Gleich nachdem fie 
folches begrüßt, ſchickte der Statthalter fein Boot an Bord, um zu vernehmen, wer fie wären, 

Der Dfficier, welcher gut franzöfifch fprach, erhob den Ort, als den angenehmften Platz von 
der Welt, und den beften zur Handlung. Er lobte das Vorgebirge als ein fhönes Sand 
zur Jagd, welches viel Wildpraͤt, Rebhühner, Rebe, Hafen und verfchiedene andere Thiere » 
hätte, die gut zum Eifen, in Europa aber unbefannt wären, Mach dem Mittagsmaple 
gieng er nach dem Fort zurück, und verlangte, die Franzoſen möchten nach der Gambra ge: 
ben, wo die Engländer ein kleines Fort mit acht Stuͤcken hätten, und wofelbjt die Statthal- 
terſchaft jährlich ziweytaufend Pfund eintrüge, 

Bon hier giengen ſie nach Rio⸗ Srefco e), und kamen in der Day von Frankreich vor Rio⸗Freſco. 
Anker, welche ein fefter Eiefigter Grund, und bey niedrigem Waſſer fechs Faden tief war, - 
Hier ſchickten fie den Secretaͤr mit Gefchenken fir den Alkair oder Statthalter, die in Mef: 
fern und Brandteweine beftunden, ans Ufer, um Erfeifchungen zu befommen, und zu fehen, 
wie e8 mit dem Handel gienge. Der Alkair nahm den Secretär höflich auf, und bewirthete 
ihn mit ſolchen Weinen und Früchten, als das fand hervorbrachte. Er verfprach ihm den . 
folgenden Tag frifche Lebensmittel, und wollte. von feiner Ankunft den Kaufleuten, vor- 
nehmlich den dafelbft lebenden Portugiefen, Nachricht geben, wofern fie vierzehn Tage 
warten wollten. 

Unserdeffen daß der Seeretär am Ufer war, kamen verschiedene Kühne mit Fiſchen 
an Bord, welche fie für Meffer und Brandtewein eintauſchten. Es kam auch) ein Kahn 
von dem Alkair, der fo bemannet war, daß ſich der Verfaffer darüber mwunderte, Die 
Leute waren überaus ſchwarz, und zogen nicht beffer auf, als die Bettler in Frankreich, Sie 
waren nadend, wie fie vom Mutterleibe gefommen, außer daß ſie ein wenig Seinewwand vor- 

Batten. Sie fragten, wer fie wären, und nachdem fie vernommen, daß fie Frangoſen wa 
ven: fofragten fie, ob fie-gefommen, da zu bleiben, oder nur bloß Lebensmittel einzuneh- 
men. Sie erwieberten: $ebensmittel einzunehmen; fie wollten aber bald wieder kommen, 
und ſich etwas aufhalten, worauf die Schwarzen antworteten: gut, gut! die Sranzofen find 
mehr werth, als alle andere in ber Welt f). 5 

Diefe Nacht hielten fie gute Wache, und fürchteten einen Ueberfall von Gorea. Den Der Alkair 
18ten des Morgens kam der Alfair, Abdenſech genannt, in Begleitung der Bornehmften geht an 
Aus der Stade in ihrem Boote an Bord. Er war ungefähr vierzig Jahre alt, mwohlgeftalter, Bord. 
ARD verſtund die Handlung. Seine Kleidung war ein langer weißer cattuner Rock, mit 


L » . ’ N f} 4 > 

angen weiten Aermeln, der ihm bis an die Knie gieng, und um den Hals und die Haͤnde 
) Diefe & | | Due 
ne DE HE im ILMande a.di299 Seite FI Villaults Reife anf der 17 und 

aus unferm Verfaffer —— 2 7 und folgenden 


Allgem. Beifebefge, Im and, 335 


362 Reiſen nach Guinea und Benin, 


1666 dicht zu war. Um feinen Hals hafte er verfchiedene Flecken von vorher Wolle. Er trug 

Villault. rothe Hofen, und eine Kappe, wie eine Kapuzinerkutte. Seine Begleiter harten Mäntel 

N von geftreiftem Cattun, weiß und blau, fo wie die Zigeuner. ie machten einen Vertrag 

mit dem Alkair, der ihnen fagte, der König hieße Damel Biram, König von Kaillor; er 

lebte drey Tagereifen weit im Sande, und liebte die Franzoſen. Der Alkair ſprach englifch, 
franzoͤſiſch, und vollfommen gut Holländifch. Alle Leute fprachen portugiefilh g). 

Ob fie gleich) von Natur große Lügner find, und man ihnen nicht trauen darf: fo gab 
dennoch der Alfair den Einwohnern des Landes, wie er verfprochen, Nachricht. Sie hiel- 
ten e8 aber nicht für rathſam, ihm zu frauen, weil fie von einem amfterdamifchen Schiffe 
Nachricht hatten, welches feinen eigenen Nutzen dadurch machte, Siefauften einige Hühnet, 
Ziegen, u.f.w. und hielten ſich fo lange am Ufer auf, daß das Schiff ein Stück abfeuerte, 
um fie an Bord zu rufen, aus Furcht, es möchte ihnen von den Holländern einiges Un: 
glück begegnet feyn. : . 

Sie kommen Diefen Abend fegelten fie nach Sierra Leona; und weil fie es nicht fiir rathſam hiel⸗ 
nad) Sierra fen, unterwegens irgendwo einzulaufen: fo gelangten fie den zöften des Chriſtmonats da- 
Leona, ſelbſt an, und anferten den folgenden Tag, vermittelft der Fluch, in der vierten franzöfifchen 
Day von dem Borgebirge Ledo, an der Süpfeite des Fluffes, in ſechs Baden, einen Flin⸗ 

tenfchuß weit von der Duelle, wo fie vortreffliches Waffer fanden. Hier tödteren fie eine 

Gemfe. Sie ſteckten oftindifhe Flaggen auf, weil ein Engländer ‚bey einer von diefen 

Inſeln ankam, der dafelbft ein fhönes Haus und vier Stücke hatte, und von dem Ko— 

nige des Landes geliebt und befchügt wurde. Den 27ften des Chriftmonats fhickten fie 

x zweene von ihren Bedienten ungefähr zehn Seemeilen weit den Fluß hinauf, zu dem Koͤ— 
nige von Burre mit den gewöhnlichen Gefchenfen, um Erlaubniß zu erlangen, handeln 

“zu dürfen, und Holz und Wafler einzunehmen. Unterdeſſen gieng das Boot ans 

Sand, ſich mit dieſen beyden Nothwendigkeiten zu verfehben. Der Schreiber und 

der Verfaffer giengen mit ihren Bedienten als eine Wache mit. Während ihrer Ab- 

wefenheit kamen fünf oder ſechs Kähne an Bord. In einem von denfelben war 

Johann Thomas, das Haupt von einer der Inſeln in dem Fluſſe, welcher einiges 

- Elfenbein zu verkaufen brachte, Der Hauptmann, welcher der einzige Officier am Borde 


twar, empfing ihn ſehr wohl, meigerte fich aber, das Elfenbein zu faufen, weil er es 


werden som für zu theuer hielt. Thomas wurde dadurch fo fehr beleidigt, daß er mit Schnauben da- 
Hauptmann bon gieng, und um fünf Uhr mit funfzehn oder fechzehn Schwarzen bey der obgedachten 
Thomas an⸗ Quelle ans Sand ftieg 5), Der Schreiber und Billault kamen in ihrer großen mit Bal- 
zegriſſen.  fafte beladenen Schaluppe eben wiederum zurück, und rückten fo nahe an, als es ihnen die 


Fluth erlauben wollte. _ Als Thomas und feine Schwarzen diefes fahen: fo machten fie 


ſich wieder in ihre Kahne, und ruderten gegen die $eute zu, Die am Ufer Holz fällten, Zu: 
gleich gab das Schiff ein Zeichen mit feiner Flagge, um e8 ihnen zu melden, und der Ber: 
faffer eilte an Bord, weil er einige Empörung befürchtete. Weil aber Villaults Leute eine 
Flinte hatten: ſo hielten ſie die Schwarzen ab, und die uͤbrigen vertheidigten ſich mit ihren 
Aexten fo wohl, daß Feiner von ihnen verwundet oder getoͤdtet wurde, außer daß ein alter 
Mann eine Schramme in den Arm befam. Das Schiff fuhr fo gleich ans Ufer, um den 
Leuten 
2) Pillaults Reiſe auf der 17 und folgenden Seite, 
b) In der Meberfegung heißen fie Moren, 


- von Sierra Leona big Zope Gonſalvo. VII Buch I Cap. 363 


< $euten benzuftehen. Sobald aber die Schwarzen folches fahen, flohen ‚fie in das Gehölze, 1666 
wo fie den ganzen Tag ftilfe lagen ; in der Macht aber konnte man hören, daß fie bey der Villault. 
uelle ein großes Geräufch machten. | 

Den 2often des Chriſtmonats giengen der Schreiber und der Unterfteuermann, nebft DieSchtwar: 
berfchiedenen Bedienten, und ungefähr zwanzig Bootsfnechten in dem Boote ans Ufer, um zen werben 

Holz und Waffer zu holen. Bey ihrer Sandung verließen die Schwarzen die Quelle, und geſchlagen. 

flohen in das Gehoͤlze, wo fie ein großes Geraͤuſch machten. Als aber die deute auf fie zu⸗ A 

giengen, und fechs ober fieben blinde Schuͤſſe thaten: ſo verſchwanden ſie gaͤnzlich. Nach 

Tiſche kamen ihre Abgeſchickten von des Könige von Burre Hofe zurück, wo fie fich die 

ganze Macht über aufgehalten. Gie brachten einige mir Eifenbeine beladene Kähne mit, 

welches fie um einen billigen Preis Fauften. Den folgenden Tag kam des Königs von 

Burve Bruder, und mit ihm ein Portugiefe an Bord, den fie fehon vorher gefehen hatten, 

und ber in des Fürften Gefchäfften gebraucht wurde, Sie erfannten feine Würde durch 

die Trompeter in feinem Kahne, und ſchickten ihr Boot, ihn zu empfangen, in welches er 

mit einem Trompeter und Trummelfchläger ftieg, und er ward mit einer Sage begrüßt 2). 

Des Königs von Sierra Leona Bruder war ungefähr funfzig oder fechzig Fahre alt, Des Könige 
und fing an, grau zu werden. Er war von mittelmäßiger Größe, aber von einem ernft: von Burre 
baften Betragen. Er ſchien fich auf feine Sachen gut zu verftehen, Seine Kleidung war Bruder. 
des Alkairs von Rio Frefco feiner nicht fehr ungleich, außer daß Die Streifen ſchwarz und 

blau waren. Er trug einen grauen Hut und einen Stab, faft wie ein Stück von einer 

Slinte in der Hand. Seine Begleiter hatten cattunene Röcke, der Portugiefe aber war 

nach feiner eigenen Art gekleidet. Sie gaben ihm eine Nachricht von Johann Thomas, 

worauf er antwortete, er wäre ein Aufruͤhrer, und wenn fie ihn fangen Fönnten, fo wollte er '_ 

. 68 ihnen nicht nur verzeihen, fondern auch danfen, Mach Tifche zog er zwanzig Fleine 
Steine aus einem Beutelchen, die er auf die Tafel warf, und fo viel Stangen, wie fie es 

nennen, forderte er für des Königes Gebühren, als auch für Holz und Waſſer. Obgleich 

Biefe Volker weder leſen noch fehreiben können: fo bedienen fie ſich doc) der Art durch Stan⸗ 

gen zu rechnen, welcyes fie aus der Handlung mit den Portugiefen gelernt haben, 

Der Hauptmann bezahlte des Prinzen Forderung, als zwölf Stangen in Eifenz ein 

Flein Faͤßchen Brandtewein für vier Stangen, einen Keffel für ziwo Stangen, und einen 

Hut für zwo Stangen. Hierauf befchenkte er ven Prinzen mit zwo Butelljen Brandtes 

wein, und fein efolge mit Meſſern. Gegen Abend giengen er und feine Begleiter wohl 

gefättiget und vergnügf zurück, und wurden bey feinem Abfchiede einige Stücke gelöfer, 

Der Fürft wird von feinem Volke fehr geehret. Er führer feine Trompete und Trummel ” 

flets ben fich, auch bey feinen geringften Gefchäfften-k). Es kamen bier einige Portugie⸗ 

fen an Bord, von denen Villault fo viel Nachricht, als er nur konnte, von den Sitten des 

Landes einzuziehen fuchte 2). 

ie Engländer hatten in einer von den Inſeln innerhalb der Mündung des Fluffes Verraͤtherey 

Un Sierra Lona ein Waarenhaus. Der Factor deffelben, Namens Abraham, fchrieh der Hollän» 

Ba erenemal an den Hauptmann, und bath im Freyheit, daß er kommen und mit ihm der, 

N důrfte. Mon antwortete, er Fönnte ficher Eommen, Er Fam alfo) auf ihr Wort 


* 52 den 
1) Villaults Reife, 2 1 i [ ’ En 
x) Villaults Reife, 2.» = 4 = —— en von Sierra Leona, feht 


34 Reiſen nach Guinea und Benin, 


1667 den zıften des Chriſtmonats an Bord, da fie ihren Handel mit den Portugieſen und Ein- 


Villault. 


gegen die 


Englaͤnder. 


gebohrnen ſchon gemacht hatten. Er war in ſeinem eigenen Boote, welches drey Sklaven 
ruderten, und wurde von einem Hollaͤnder und zweenen andern Dienern begleitet. Der 
Hauptmann empfing id freundlich, nahm ihn aber nach der Abendmahlzeit, wider das Gut⸗ 
achten alfer andern, nebſt den drey andern, zu ihrem großen Erftaunen, verrätberifcher Weife 
gefangen m). Den Morgen darauf, als den ıften Jenner 1667 wurde eine große Scha⸗ 
luppe mit dreykig Mann, dem Hauptmanne, Wundarzte und dem Berfafler, nebft einem 
Stücke befeger, um Abrahams Factorey oder Waarenhaus zu belagern oder. zu plündern. 
Diefer Ort, war von Ziegel-und Duaterfteinen gebauet, und wurde von vier vierpfündigen 
Stücen vertheidiget. Rundherum waren Palmbäume, und auf der einen Seite hatte 
es ein Megerdorf von funfzehn oder zwanzig Häufern, und auf der andern eine Duelle, 
Die Holländer verfuchten, allhier zu landen, und entdeckten auf zweyhundert Schwarze 
in den Walfen, das Haus zu vertheidigen, und eine größere Anzahl in dem Walde, eine 
Ede davon, Da diefe aber fahen, daß das Boot den Fluß binaufruderte, um den Vor— 
theil des Windes zu erhalten: fo fehickten fie einen Kahn ab nad) Bulom, um dafelbft Laͤrm 
zu machen, und meynten, die Holländer würden nach Burre gehen. Die Holländer folg: 
ten diefem Kahne und nahmen ihn weg: fie fonnten aber von den $euten, welche darinnen 
ruderten, nichts herausbeingen, als daß fie dem Portugiefen zugehörten, der mit Abraham 
gefangen worden» Die Stüde aus Abrahams Facterey wurden abgebrannt, und drey 
von den Kugeln fielen zehn Schritte weit von dem Boote. Sie ankerten fo, daß fie von 
den Stuͤcken nicht konnten beftrichen werden, und warteten auf die Fluch, um defto befler 
ihre Rückfehr zu nehmen, Da das Wetter ftill war, fo erfchienen eine halbe Stunde dar⸗ 
auf ziweene Moren, die zu einem von den benachbarten Eylanden gehörten, in einem Kab« 
ne, und kamen ungefähr einen Piftolenfchuß weit von ihnen, fie wollten aber auf feine Are 
und Weife an Bord fommen. Sie feuerten darauf zweymal auf fie, nicht in der Abficht, 
ihnen zu fhaben, fondern fie von der Wahrheit zu unterrichten. Als fie folches hörten, fo 
ruderten fie fo geſchwind weg, als fie fonnten, und bückten fich bey Erblickung ihres Feuers 


ſo tief, Daß fie wie Kagen ausfahen. Während der Zeit fuhr das englifche Gefchüß fort, 


5 


Der Factor 
wird losge⸗ 
kaufet. 


Feuer zu geben, ob es gleich wenig Schaden that. Der Verfaſſer meynet, es ſey ſolches 
gefchehen, ven Eingebohrnen zu zeigen, daß fie ihre Bertheidigung unternommen, 
Als die Fluch Fam, fo kehrten Die Holländer wiederum zuruͤck an Bord, wo fie einige 


Moren und Portugiefen fanden, unter welchen des Königs von Bullom Sohn, Bombo 


genannt, ein fehöner, wohlgebildeter und majeftätifcher Mann; von ungefähr dreyßig oder 
vierzig Jahren, und ein großer Freund vom Abraham, war, Er war deffen Auslöfung 
wegen gekommen, und fam,nachdem er ans Ufer gegangen, den folgenden Tag mit hundert 
Zähnen, welche neunhundert Pfund wogen und zoo Zibetfagen wieder. Nach Empfangedie- 
fer Sachen, ließ der Holländifche Hauptmann Abrahamen los, und gab ihm ein Flein Faͤßchen 

abgezogen Waffer, eine Rolle Tobaf, einen Kaͤſe, und beehrte ihn mit drey Stuͤckſchuͤſſen. 
Den sten Kenner hatten fie abfahren wollen. Weil aber das Werter ftill und die 
Fluch ihnen entgegen war : fo Eonnten fie nicht auslaufen. Gegen Abend fam ein Kahn 
mit zweenen Männern an Bord, die vorgaben, daß fie nach Bulom gehörten. Sie brach— 
ten einige Früchte, Weil fie aber fein Elfenbein hatten: fo fah fie der — fuͤr 
und⸗ 


m) S. die Forte und Fastoreyen im »Banden.d.263 & ) Villaults Reiſe a. d. 49 uf. S. 


x 


En 


von Sierra Leona big Lone Gonſalvo. VI Bud I Cap, 365 i 


Rundfchaft ie zuruͤck. An eben dem Abende fegelten fie ab;und nahdem 1667. 
fie a fo fleureten fie gegen Suͤdoſt, um die St. Annenbaͤnke Pillault. 
zu vermeiden, Den folgenden Tag trafen fie ein klein hollaͤndiſch Schiff an, welches 

eben den Lauf nahm, um: das Vorgebirge Monte zu erreichen, fechzig Meilen von Sier⸗ | 

ra Leona n). 

Den zten Jenner giengen fie bey der Mündung des Fluſſes Madre Bombe 0) vor- Madre 
bey, wo fich die Engländer niedergelaffen. An eben dem Tage waren fie im Gefichte von —— 
Rio das Gallinas, von der Menge Hühner fo genannt, die daſelbſt fo wohlfeil find, dag MT 
die Schwarzen zwey oder dreye für ein Meffer für einen Pfennig, verfaufen. Die Hol: 
länder hatten vordem allhier ein Haus, Die Eingebohenen machten ihnen Zeichen, hinan 
zu fommen. Die Nachbarfchaft der Engländer aber hielt fie davon ab, Sie festen alfo- - 
ihren Lauf oſtwaͤrts bis den gten Jenner fort, da fie zehn Seemeilen weit von fich, bey hel⸗ 
lem Wetter, das Borgebirge Monte entdeckten. Weil fie aber wenig Wind hatten: fo 
Eonnten fie nicht eher anfern, als auf den Abend, eine halbe Seemeile vom Ufer in zwölf 
Faden bey niedrigem Waffer, im Sande, 

Das Borgebirge Monte wird von einer Spige fo genannt, welche ihm diefe Figur giebt. Das Borges 

Da fich folche glei) von der See erhebt, fo machet fie einen runden Berg, da die ganze birge Monte, 
übrige Küfte fehr niedrig liegt. Sie konnten an verfelben weder Haus noch Hütte ent- 
decken, bis den ıgten, da fie ans’ Ufer giengen, und vier oder fünf Käufer in einiger Ents 
fernung antrafen, wofelbft die Schwarzen Salz machten. Diefe fehienen bey ihrer Ans 
kunft furchtfam, und berichteten ihnen, ihr König lebte drey Tagereifen weit im Sande, 
Sie fegten hinzu, fie wollten ihre Ankunft melden; und wenn fie morgen wiederfommen 
tollten, fo follte Elfenbein herabgebracht werden, Man machte mit einander aus, daß 
zwey Stücke als ein Zeichen abgefchoffen werden, und fie am Ufer Feuer halten follten, wel⸗ 
ches aud) geſchah. Der rote und ute Jenner ward mit Taufchen am Borde zugebracht. 

Den ızten gieng Billault, wiewohl mit einiger Befchwerlichfeit, ans Ufer, weil fich die Der König 
See fo gewaltig brach), daß die Schaluppe zwanzig Schritte weit auf dem Grunde gelaffen, koͤmmt. 
und die Schiffsleute gezwungen wurden, auszufteigen, und die Sfficier auf ihren Rücken 
herauszutragen.  Gie fanden, daß dieMoren dafelbft eine große mit Blättern und Zwei- 
gen bedeckte Laube gemacht hatten, um die Güter trocken zu erhalten, und fie vor der Hitze 
zu beſchuͤtzen. Als fie dafelbft handelten, hörten fie ein plögliches Geräufch, und fahen die. 

Moren in großer Verwirrung auf allen Seiten herumlaufen. Sie befürchteten, fie möch- 
ten überfallen werden, und ergriffen alfo ihre Waffen. Als fie aber ausgiengen, fo fahen 
fie, daß der König zu ihnen Fam. Es giengen ihm darauf einige von ihren Leuten entge⸗ 
gen, und bewillfommten ihn mit einer Salve aus fünf oder fechs Feuerröhren, Bor ihm 
dei giengen fein Trummelfchläger und Trompeter, nebft feinen Bedienten. Seine Wei- 
er und Töchter giengen an feiner Seite, und feine Sklaven folgten nebft vielen Weibern, 
ie feine Speifen in zinnernen und hölzernen Gefäßen trugen, welche fie fo hoc) in die 
— hielten, als fie nur konnten. , Neben ihm giengen vier Sklaven; zweene Davon be⸗ 
efoieR = breiten Sihilden, die andern trugen feinen Bogen, feine Pfeile und feinen 


3 33 3 Bey 
Er meynet Scherboro. ) villaults Reife auf der ss und folgenden Brite 


366 Keifen nach Guinea und Benin, 


1657. ° Bey feiner Annäherung theilten fich die Schwarzen, die Männer auf die eine, und die 
villault. Weiber auf die anderg Seite, tanzten und forangen mit taufenderley lächerlichen Geberven. 
Seremmie Der König nahm einen Pfeit, und wollte nad) ihnen ſchießen. Sogleich fielen fie nieder 
Bey feinee auf Die Erde, da denn Diejenigen, die mit dem Könige gekommen waren, anfingen zu tanzen 
Ankunft. und zu fingen. Darauf nahm der König einen Pfeil, ſchoß ſolchen in Die Luft, und fogleich 
tiefen alle nach) dem Orte, wo er nieder fiel, Glücklich war derjenige, der ihn zuerft befom- 
. men, und dem Könige bringen konnte. Hierauf ftellte er jich, als ob er recht unter fie 
ſchoͤſſe, und fie fielen wiederum mit geoßem Öefchreye nieder; welcher Zeitvertreib eine Vier- 
ehelftunde waͤhrte. In diefem Triumphe und in diefer Pracht näherte ſich der König, und 
wurde von den Holländern mit Abfeurung des kleinen Gefchüges bewillfommet, Der Kö- 
nig war ein ernfthafter ehrwürdiger alter Mann, von ungefähr fechzig Jahren oder drüber, 
und hieß Salam Burre. Er hatte ein majeftätifches Anfehen, und war fehr empfindlich, 
Seine Kleidung war bloß in der Farbe von feiner Großen ihren unterfchieden, indem fie 
ganz blau war; da ihre Röcke Hingegen blau und weiß geſtreift waren. Sie bezeugten ihm 
fo viel Ehrerbierhung, als fie konnten, und nach den gewöhnlichen Gefchenfen begab er fich 
unter eine andere Laube, welche die Moren für ihn gemacht hatten, und ließ die Holländer 
bey ihren Geſchaͤfften. 

Ser Verf: _ Bald Darauf wartete ihm der Berfafler unter feiner Laube auf, wo er mit ihm portu- 
fer wartet gieſiſch redete. Der König meldete ihm, er hätte feit vier Fahren einen Weißen gefehen, 
ihm auf. und verficherte ihn mit Freudenthränen, die Sranzofen follten ihm willkommen feyn; fie 
waͤren zwar higige und eigenfinnige, aber doch ehrliche Leute, und er und fein Sand, wovon 
er meynte, Daß es eben nicht‘ zu verachten wäre, wollten ewig zu feinen Dienften feyn. Un: 
terdeſſen, daß der Prinz in feinem eigenen Zimmer fpeifte, nahm fih Villault die Freyheit, 
einer von den Frauen feines Sohnes eine Gefundheit in Palmenweine zuzubtingen, welche 
ihm franzöfifch antwortete: Monfieur, je vous remereie, und ihm Darauf im Portugiefi- 
fehen meldete, ihres Ehemanns Vater härte jtets unter den Franzoſen gelebt, da fie in diefen 
Gegenden geweſen, und fie Fönnten es leicht an ihrem Anſehen erfennen, daß er und fein 

Diener die einzigen Franzoſen in der Gefellfchaft wären q), 


Der II Abſchnitt. 


Das Vorgebirge Monte wird beſchrieben. Erde Seltſame Gewohnheit. Rio Sanguin. Portugie⸗ — 


reich und Früchte. Bewegliche Städte. Das ſen; ihre Handlung und ihr Anſehen dafelbfk. 
Vorgebirge Miſerado. Die Eingebohrnen find? Die Küfte Malaghetta. Der König und fein 
argwoͤhniſch; fehr abergläubig. Sie kommen Bruder. Sie treffen zwey Schiffe an. Feige 
nach Rio Junco. Der Fluß wird befchrieben. Holländer... Städte, Güter, ſchlechte Luft, wohl: 
Klein Dieppe, Der Fluß Sertos oder. Seftos. geftaltete Eingebohrne, reden Franzöfifch. 


Belhrei: Hs Borgebirge Monte ift ein fo fehönes Sand, daß wenn ihm ganz Africa gleich waͤre, | 
ſolches allen Gegenden von Europa vorzuziehen feyn würde. So bald man landet, 


Bung des 
Dorgebirges siehe man eine fehöne Ebene, die auf allen Seiten mit ftets grünen Wäldchen umgeben if, 
Monte Deren Saub faft dem Lorber gleicht. Die Ausficht gegen Süden wird von dem Berge des 
 BVorgebivges begränzet, und gegen Norden von einem großen Walde, der ein Eleines Ey- 

fand in einem Eleinen Fluſſe beſchattet, welcher hier in das Meer faͤllt, wiewohl nur Kähne, 


oder 
g) Eben derfelde, a. d. 6o u. f. S. 


— 


von Sierra Leona big Lone Gonſalvo. VI Buch I Cap. 367 


oder höchftens Schaluppen darauf fahren koͤnnen. Gegen Oſten verlieren ſich die Augen 1667 
in großen und ſchoͤnen Wieſen und Ebenen, die mit wohlriechenden Kräutern beſetzt ſind, Villault. 
und von verſchiedenen angenehmen Stroͤmen gewaͤſſert werden, welche von dem innern 
Sande herauskommen. ehr 
Keif, Hirfe und Maiz find Hier in groͤßerm Ueberfluffe, als an irgend einem Orte in Erdreich und 
Guinea. Man bat Drangen, Eitronen, Mandeln, Beeren, Melonen, Kürbiffe, und eine Fruͤchte. 
Art von Pflaumen, wie die Brunellen, aber nicht von ſo gutem Geſchmacke. Sie haben 
vielerley Voͤgel, als Hühner, Tauben, zahme und wilde Enten, welche fo wohlfeil find, daß 
man fie überfläßig bat. Ziegen und Schweine find Bier fehr gemein, fo wie die Affen, 
die aber haͤßlich find. Sie haben Fluß⸗ und Seefifche im Ueberfluffe, welche fie dem Flei— 
ſche vorziehen, wie auch Schildfröten, die eine vortreffliche Speife find; doc) find ihre 
Schalen nicht einen Pfennig werth. 
Dbgleich bey ihrer Anländung nur vier oder fünf Huͤtten anfänglich zu fehen waren: Bewegliche 


ſo wurde dennoch innerhalb zween Tagen die Ebene, ungefähr eine Meile weit im Umfan- Städte. 


ge, mit Hütten für das Volk bedeckt, welches hieher Fam, zu handeln. Sie befamen eine 
gute Menge Elfenbein, Reiß und Matten allhier gut und wohlfeil. Der König verſprach 
ihnen noch zehnmal fo viel Elfenbein, wenn fie drey Tage warten wollten. Sie fegelten 
aber den ı3ten in der Macht nach dem Vorgebirge Mifersdo, und ben folgenden Tag war Vorgebirge 
fen fie drey Seemeilen vom Ufer Anfer, da fie fich das Sand näher einbildeten, als es war. Miferade. 
Sie feureten zwey Stuͤcke ab, um den Eingebohrnen von ihrer Ankunft Nachricht zu ges 
ben, Den ısten fahen fie ihren Irrthum, und weil das Wetter fHill war: fo waren fie 
genöthiget, bis Nachmittage vor Anker zu bleiben ; um welche Zeit ein Kahn, mit zweenen 
Schwarzen r) darinnen, zu ihnen Fam, welche fie einluden zu landen, auf keinerlen Weiſe 
aber an Bord kommen wollten, bis fie das Schiff unter Segel, und dem Ufer zufahren fa- 
hen. Sie fagten, es wären feit einem Jahre feine Weißen Da gemwefen, und fie wollten den 
folgenden Tag Elfenbein genug bringen 9). 
Der Hauptmann ließ fie mit einigen Fleinen Geſchenken von ſich, und anferte in fechs 
Faden, eine Halbe Meile vom Ufer, an der Mündung eines Fleinen Fluſſes, Duro genannt, 
an dem Fuße des Borgebirges, und hatte fechs Faden bey niedrigem Waffer, Weil der - 
Fluß Duro feinen Namen von der graufamen Eigenfchaft der Eingebohrnen befommen: 
fo verftärften fie ihre Schaluppe, um fie in Furcht zu halten, Er fällt gegen das Borges 
birge in die See, iſt aber fo flein und unanfehnlich, daß er nichts, als nur Kähne, führer. 
Da ſie ans Ufer giengen, fanden fie, daß die Eingebohrnen eine Hütte aufgerichtet Die Einge: 
hatten, und daß ihr Hauptmann oder Führer, nebft einigen von feinen Bedienten, unter bohenen find 
den Bäumen faß, und auf ihre Ankunft wartete. Sie befchenften ihn mit zwo Flaſchen argwoͤhniſch. 
Drandtewvein, welche er ohne Zwang austranf, und darauf führte er fie nach einem Haufe, 
100 fie bisindie Mache blieben, Er ſchien ein ſtarker Mann zu feyn, und hatte ein ernfthaf- 
es Anſehen. Er hatte einen Rock an, wie der Alkair von Rio Srefeo, nur daß er roch 
I nebſt einer Muͤtze von eben der Farbe. Ihn begleiteten funfzig oder ſechzig Schwarze, 
1. Stoßen Würffpiegen, Bogen und Pfeilen und Schwerdtern bewaffnet , nebft einigen 
gen Weibern, die fie wiederum ins Holz zuruͤckſchickten, welches nicht über funfzig 
Schritte 
I IN der Ueberſetung heihen fie Moren, welches recht feyn möchte, wenn man 
En x 5 —* — Reiſe auf der 63 En. i Bags: Auen 


368 Er. Reifen nach Guinea und Benin, 


1667 Schritte von ihrer Wohnung mar, von da fie nicht über zwanzig Elfen weit fich herauswa⸗ 
villault· gen durften. Sie fragten die Holländer, ob fie als Feinde oder Freunde kaͤmen, da fie ein 
Stüc in dem Boote ſahen? Weil fie aber felbft bewaffnet waren, wider die Gewohnheit 
Der andern Schwarzen, die fie angefroffen hatten: fo gab diefes den Holländernreine Ent: 
ſchuldigung; fie verfprachen aber doch Güter ans Ufer zu bringen, und zu handeln, 
Einige von des Hauptmanns Weibern, die ihre Kinder mitſchleppten, kamen, die Hol- 
länder zu beſuchen, und diefe waren genoͤthiget, fie zu beſchenken, obgleich der Hauptmann 
fein Elfenbein fo theuer hielt, daß man es nicht Faufen Eonnte. Sie fprachen insgefamme 
porfugiefifch, und waren wohl gekleidet. 
Als der Hauptmann zu Tifhe war, fo bath er. einige von ihnen, bey ihm zu bleiben, 
Villault both fich dreuft dazu an, und der Hauptmann nahm deffen Hand, und legte fie in 
feines Tochters ihre und fagte, er gäbe fie ihm zum Weibe, Hierauf wurden fie fehr ver- 
traut. Er nahm den Verfaſſer und zeigte ihn den übrigen Schwarzen, die ihn ihren 
Sandsmann und Freund nannten, und ihm Sklaven verfprachen. Sie führten ihn mit 
fi, fegten ihn in die Mitte und gaben ihm Palmrein. 
Sehr aber Villauit bemerkte, daß einer von den Bedienten, der mit ihnen ſpeiſte, Wein auf die 
glaͤnbiſch. Erde goß, ehe er trank. Als man ihn um die Urſache fragte, ſo ſagte er, wenn ſeinen ver— 
ſtorbenen Vater duͤrſtete, ſo wuͤrde er dahin kommen und trinken. Er ſah auch einige von 
ihren Pfaffen, denen ſie als Orakel glauben, und große Ehrerbiethung erweiſen. Ihre 
Kleidung iſt mit denen, die ſie hernach an der Goldkuͤſte ſahen, einerley. Der Hauptmann 
zeigte Villaulten einen von ihnen und ſagte, wenn er etwas verlohren haͤtte, fo koͤnnte fol- 
cher fagen, wo es wäre; und ſchrie ihn alfo für einen großen Propberen aus, Sie find in 
Anfehung ihrer Fetifches ungemein abergläubig. Ihr Handel befteht vornehmlich in El⸗ 
fenbein, welcher vortrefflich ift, und Neiße, welcher fehr ſchoͤn ſchmecket. Die Englaͤnder 
hatten ein Waarenhaus hinter dem Vorgebirge, und ſtunden bey den Eingebohrnen in gro- 
en Gnaden, die mit den Holländern damals fehr übel umgiengen, bloß weil fie mit jenen 
Feind waren. R ur 
Als fie wieder na) dem Fahrzeuge zurück giengen: fo verfprachen fie, den folgenden 


"Morgen wieder zu kommen. Weil fie aber anfänglich eine gute Menge von Elfenbein 


wahrgenommen, welches fie hernachmals nicht weiter fahen: fo wurden fie argwoͤhniſch. 
Die Engländer hatten bie Abficht, fie fo lange mit Handlung aufzuhalten, bis fie Stärfe 
genug hatten, fie anzugreifen. Diefer Urfache wegen lichteten fie in der Nacht den Anker 
und fegelten nad) Rio Sertos, obgleich einer von ben Dedienten einen goldenen King bey 
dem Hauptmanne als ein Pfand von feinem Worte gelaffen hatte. 
Siekommen Als fie vor dem Vorgebirge vorbey waren, entdeckten fie längft dem Ufer Feuer, mwel- 
nah Rio ches Zeichen waren, die von den Einwohnern des Handels wegen gemacht worden, Um 
Juno. zehn Uhr des folgenden Tages, kamen fie gerade dem Feuer bey Rio Junco gegen über vor 
Anker, und feuerten zwey Stüce ab. Da fie aber fahen, daß Feine Canoes herbey kamen: 
fo ſchickten fie ihr Boot mit einigen Gütern den Nachmittag ab: fie getraueten fich aber 
nicht, zu landen, wegen ber Heftigkeie der Wellen. Sie gaben den Moren Zeichen, die fich 
ſcheueten, binan zu kommen, indem fie den halben Weg ſchwammen, und dayauf wieder zu- 
rückkehrten. Zuleßt wagten es noch dreye in einem Kahne, Und wurden freundlich aufge« 
nommen. Hierauf ſchwammen noch dreyean Bord, welche der Hauptmann. mit einer Bu- 
tellje Brandtewein befchenkte, Die fie voller Bergnügen mit ans Ufer nahmen. Sie zeig: 
tem 


— —— — 


von Sierra Leona big Zope Gonſalvo. VII Bud I Cap. 369 


ten ihnen ihre dere Waaren, morüber fie fo fehr erfreut zu feyn fehienen, als 166 
wenn fie d N a — haͤtten. Sie fragten nach weißer breiter Raſade, da vldcie 
die am Ufer viele große Elephantenzaͤhne in bie Höhe hielten, damit fie fortmachen möchten. —— 
eil man aber fah, daß es unmöglich war, ohne große Gefahr zu landen: ſo ſandten fie 
die zweenen Moren zurück, die am Borde geblieben waren, welche ihrem Anfehen nach 
ornehme zu ſeyn fehienen 2). . 

Rio de Junco liegt im fünften Grade zo Minuten Morderbreite. Man kennet die Min 
dung an drey geoßen Bäumen, welche ſehr hoch fteben, und an drey großen Bergen, die in 
einiger Entfernung Ins Sand hinein ihnen gegen über ftehen. Sie ift ungefähr fuͤnf hundert 
Schritte breit, aber feicht. Die Ufer find fo artig mit Bäumen befest, und mit Blumen 
geziert, daß fie nebft dem fanften Strome eine vortreffliche Sandfchaft machen. 

Drangen, Eitronen und Palmbaͤume find laͤngſt denfelben in einer auserfefenen Drd- Beſchrei⸗ 
nung gepflanzet. Die Eingebohrnen haben viel Federvich und Palmmein. Weil fie hier bung des 
nichts zu handeln fanden: fo fegelten fie den Abend ab, und kamen den folgenden Morgen Fluſſes. 
vor klein Dieppe. Dief ift eine Stade unweit des Fluffes, der in feinem Laufe nad) der Kein 
See ein artiges Eleines Eyland machet. Die Franzofen befaßen es vordem; es ift aber Dieppe. 
lange Zeit verfaffen gewefen. An der Mündung des Fluffes giebt es viele Felſen, welche 
den Eingang gefährlich machen. Sie entdeckten ein fleines Fahrzeug an der Küfte, dem 
fie die Jacht gaben, aber vergebens. Den 22ften Jenner kamen fie zu Rio Sextos an. 

- Rio Serros koͤmmt weit aus dem $ande Ber von Mord und Nordweſt, und ift unge: Rio Sertos 
faͤhr eine halbe Meile breit in der Mündung. Die Ufer find auf eine angenehme Art mig oder Seſtos. 
großen fchlanfen Bäumen beſetzet. Ungefähr drey Seemeilen weit den Fluß hinauf hat- 
ten die Engländer vordem ein Waarenhaus, wovon nichts mehr übrig ift, als die Wände, 

Der Fluß it zwölf Seemeilen hinauf für eine große Jacht oder Barfe ſchiffbar. 

. Hier erfuhren fie von den Fifherbooten der Schwarzen, daß ungefähr vierzehn Tage 
vorher zwey flämingifche Fahrzeuge diefen Weg nad) Mina genommen hätten; und daß 
dafelbft Elfenbein wäre, welches man bier haben Eönnte: allein ihre Kaͤhne wären fo Elein, 
daß es nöthig wäre, die Güter ans. Ufer zu ſchicken. Sie anferten darauf eine halbe See— 
meile vom Sande in fechzehn Faden Wafler; und einige von ihren Bedienten giengen in der 
Schaluppe mit gewiſſen Waaren ans fand, welche fie drey Seemeilen weit den Fluß hin: 
aufführten. Der König, welcher noch höher im Lande hinauf wohnte, kam hieher herab, 
und erhielt, dem Gebrauche nach, feine gewöhnlichen Gefchenfe. 

- Der Schreiber, welcher fpät zuruͤckkam, berichtete Dillsulten, der König wäre ein 
ſtarker Mann von einem ernfthaften ftolzen Anfehen. Er bezeugte große Freundſchaft ge- 

- gen die Engländer, und hätte viel Elfenbein herabgebracht. Weil er aber erft Fürzlich die 
flaͤmingiſchen Schiffe Damit verforget hätte: fo hielt ers fo theuer, daß man nichts kaufen 
Eönnte, Diefe Seute fehienen viel bösartiger zu feyn, als die an dem Vorgebirge Miſerado. 

ie fanden den Fluß ſehr ſchoͤn, und deſſen Ufer mit kleinen Steinen, wie Flintenſteine, 
Aangefuͤllt, die Feuer ſchlugen, aber härter waren. 

ve & die Schaluppe auf dem Fluffe war: fo famen zehn oder zwölf Kaͤhne mit einer Art 


i | in verfchieder Kit 
Bord zu —— ungemein gut ſind, und verſch nen andern Arten von Fiſchen an 


—ã— Reife auf der 70 und folgenden Seite. 
gem, Reiſebeſchr II Band, Ya 


Das - 


1667 
Villault. 


Wunderliche 
Gewohnheit. 


| 


370 Reiſen nach Guinea und Benin, 


Das Volk hier iſt durchgehends ſtark, und von guten Gliedmaßen. Weil ein jeder 
den Namen von einem Heiligen oder einem andern führte: fo war Dillaule ſehr begierig, 
den Urfprung von dieſer Gewohnheit zu wiſſen, und Durch ein Paar zugetrunfene Gläfer er⸗ 
fuhr er, daß wenn einige Schiffe anfämen, die den Eingebohrnen einige Gefaͤlligkeiten er- 


wiefen, fie bey deren Abreife fich ihre Namen auszubitten, und folche ihren Kindern zu geben 


pflegten, damit fie ſich derfelben dankbarlich erinnerten. Dieß brachte den Berfaffer auf 
die Gedanken, daß fie fein fo ſchlimmes Volk wären, als fie vorgeftellet würden. Der Kö« 


nig nahm bey dem Abfterben eines englifchen Kaufmanns von allem feinem Eifenbeine und 


Rio Sangu⸗ 
in. 


Portugieſen 
ihre Hand⸗ 
luug. 


andern Guͤtern Beſitz, und lieferte ſolches bey der Ankunft des erſten engliſchen Schiffes 
freywillig dem Hauptmanne aus; ein klarer Beweis von ihrer Aufrichtigkeit und Gerechtig⸗ 
feit! Villauls gab dem Schwarzen, von dem er diefe Nachricht erhielt, zwey Eleine Mefler. 
Dieß Geſchenk machte ihn fo erftaunf, daß er fich feinen Namen ausbath, und verſprach, 
wenn feine Frau, die eben ſchwanger war, mit einem Knaben niederfäme, fo follte ſolcher 
nach) ihm heißen, und er follte ihn fehen, wofern er wieder hieher Fame. 

Den 25ften Jenner bey Anbruche des Tages entdeckten ſie eine Eleine Fifcherflotte, von 
ungefähr vierzig Kähnen, welche ſich in einer Bierthelftunde rund herum zerſtreuten. Bon 
ihnen allen aber kam nur ein einziger mit einigen wenigen Zähnen zu ihnen, die aber fü 
theuer waren, daß fie den Kahn fo wegfchickten, als er gefommen war,und nad) Rio Sans 
guin zwölf Seemeilen davon fuhren. Sie fteuerten vier Stunden lang, fübwärts, um die 


Felſen zu vermeiden, deren es zroifchen diefen beyden Dertern unzählige giebt, Sie fegel« . 


ten hierauf nach Dften und gen Nord, und kamen dafelbft an »). 


Daß die Franzofen am erften hier gehandelt, das, meynet Villault, fey aus den Na- 
men von verfchiedenen Bayen und Hundert andern Denfmälern ihres Ruhms Flar. Ihtzo füh- 
ren die Engländer, vermittelft ſieben oder acht Häufer, allen diefen Gewinnſt diefes Orts fort, 
Die Portugiefen folgten den Franzofen, wurden aber von den Engländern und Holländern von 
den Küften vertrieben; und da fie ſich im Jahre 1604 weiter ins fand zurück zogen, und 
mit den Eingebohenen verheirarheten: fo zeugten fie ein efchlecht, welches Mulatten ge 
nennt wird, , Dadurch haben fie das Volk dergeftaft an fich gezogen, daß man Feine weitere 
Entdeckungen von dem Sande machen Fan; denn fie befigen alle inländifche Handlung, 


„und wer fi) bemühen wollte, daran mit Theil zu nehmen, der würde Gefahr laufen, Yon 


Ihre Gewalt. 


den Schwarzen vertilget zu werben. Sie handeln alſo ohne Mitwerber, und fahren den 
Niger fo weit hinauf bis Benin x), welches achthundert Seemeilen weit iſt. Sie haben 
verurfachet, daß die Dänen Rantozi y), ein Fleines Eyland an dem Niger, zweyhundert 
Seemeilen auf der Gambra, verlohren haben. | 


Ihre Gewalt über die Schwarzen an der Küfte ift fo groß, daß fie nach ihrem Belie- 
ben mit ihnen umgehen. Und dennoch haben vie Eingebohrnen fich niemals wider fie em= 
pöret, wie fie wider Die andern Europäer gethan haben, Ja, ſie find fo gewaltig, dag ihnen 
oftmals die Söhne des Königs von Rio Sanguin bey Tifche dienen. Wenn ein anderer 
Weißer nur einen von ihren Vornehmen beleidiget: fo werden fie auf nichts, als Rache 
denken. Einer von diefen Portugiefen, der mit ihrem Schiffe nach Sierra Leona zu han- 


deln 


u) Villanke Reiſe auf der 79 und folgenden x). Wilfaule hat dem Niger einen Lauf gegeben, 
Seite. woran noch Fein anderer Verfaſſer gedacht, 


FE u — —— — — 


— ——— 


von Sierra Leona big Lope Gonſalvo. VII Buch I Cap. 371 


deln Fam, errä er, fie giengen jährlich nad) der Sanaga, zweyhundert See- 1687 
meifen — pe — —— bequem zu Waſſer forfkor nen koͤnnte: fo würde er Villault. 
und feine Guͤter von den Schwarzen getragen. Diefe Portugieſen haben Eleine Kapellen Köfevon 

ey ihren Häufern, und wenden alle mögliche Mictel an, Neubekehrte zu machen, um deren Malaghetta. 
Hals fie einen Roſenkranz haͤngen, und hernach ſtets für ſie Sorge tragen. 


Zu Rio Sanguin fängt ſich die Kuͤſte von Malaghetta oder Manighetta an, und 
geht fechzig Seemeilen weit bis an das Vorgebirge de las Palmas, im dritten Grade vier⸗ 
zig Minuten Norderbreite. Sie begreift die Derter Mio Sanguin, Seftre- Rrou, 
Brova, Baſou, Zins, Krou, Rrou-Seftre, Wapo, Batou, Groß⸗Seſter, Klein⸗ 
Seſter und Goyane in ſich, welche Derter ſie insgeſammt in neunzehn Tagen befuchten, 

Rio Sanguin fällt Suͤdſuͤdoſtwaͤrts ins Meer, und wird eine Petache auf zwölf See- 
meilen hoch hinauf, aber nicht weiter, tragen. An dem Ufer diefes Fluffes ift eine-Stadr 
von ungefähr hundert Käufern, mit großen Bäumen rund umgeben; fie ift aber nicht über 
fuͤnfhundert Schritte breit, wo fie am größten iſt. 


Den Abend kam ein Canoe mit drey Schwarzen an Bord, wovon der eine des Königs König uns 
tuder war, der am Borde blieb. Er war drey Jahre in Holland gewefen, und ſprach fein Bruter. 
gut hollaͤndiſch. Beym Abenveffen berichtete er ihnen, es wäre vor ungefähr einem Mo: 
nate ein flämingifches Schiff wegen Holz und Waſſer eingelaufen; es fey aber bey Annaͤhe⸗ 
tung eines englifchen Fahrzeuges in See gegangen, welches darauf feinen Lauf nach Rio 
Sertos fortgefeget, Er beſchrieb das Schiff fo gut, daß fie fehloffen, es fey eben daffelbe, 
welches fie an der Kuͤſte von Flein Dieppe Freuzen feden. Der Prinz fegte hinzu, daß eini⸗ 
ge wenige Jahre vorher die Engländer ein Haus verlaffen, welches fie zu Rio Sanguin ge» 
habt, und daß ein Eleines Fahrzeug, welches neulich vorbey gefahren, zwölf Moren bey 
Krou / Sefter überfallen und weggeführet hätte. Den 2sften Jenner, da fie die Segel 
biffeten, kam der König felbft, in Begleitung zweener andern Canoen, und zehn oder zwölf 
Schwarzen an Bord. Er war ein ernfthafter alter Mann, mit weißem Haare, dick und 
ftarf, Seine Kleidung war blau, und er wollte nichts "anders feinfen, als bloß Waſſer. 
Er und fein Bruder blieben Bis auf den Abend, und giengen nad) Erhaltung einiger Ge- 
enfe weg. 
ſh Den * des Hornungs kamen fie bey Mapo vor Anker, und enfdeckten bey Sonnen- Sie treffen 
aufgange ein Schiff in der See, welches mit vollen Segeln auf fie zufuhr. Sie hielten zwey Schiffe 
' Anfangs dafür, es würde das oberwähnte englifche Schiff feyn, und, machten alles zu deffen an. 
Aufnahme fertig. Weil aber die Nacht beranfam, verlohren fie es aus dem Geſichte. Den 
sten des Hornungs kamen fie bey Batou vor Anker, wo fie ein ander Schiff mit vollen 
geln auf fie zukommen fahen. Die Menge von Schwarzen, die damals am Barde war, 
verhinderte fie, ſolches volllommen zu erkennen. Bey Annäherung deſſelben aber wurden 
ſie Ewahr, daß es ſo groß war, als ihr eigenes. Sie ließen alſo ihre Kaufleute von fich, 
lichteten die Anker, fuhren ihm entgegen, und waren entſchloſſen, ſolches anzugreifen. Als 
fie auf eine Seemeile weit von ihm waren: ſo ſteckte es hollaͤndiſche Flaggen auf, ließ feine 


Zinfen yon feinem Boegfprietsfegel hören, und die Europa ſteckte franzofifche Flaggen 


aa 2 auf, 
. N 9 Dieſe Stelle ſcheint ſo unverſtaͤndlich zu ſeyn, das Kantorzi anderer Schriftſteller verſtehen. Siehe 
s die vorige. Vielleit muß man durch Kantozi oben a. d. 100 Seite, r 


d 


1667 


Villault. 


Feige Hol⸗ 
tänder. 


Städte. 


Güter. 


Schlechte 
ft. 


972 Reiſen nach Guinea und Benin, 
auf. Bald darauf erkannten fie, daß es eine amfterdamer Fregatte von vierhundert Ton: 


nen und fechs und dreyfig Stücken war, die mit Bergönftigung der hollaͤndiſch⸗ oſtindi⸗ | 


* fchen Compagnie von einem Privatmanne ausgeräftet war, und nach Ardres oder Ardra z) 
gehen follte. 

Der Hauptmann diefes Schiffes, Namens Wilare, hatte ſich gerühmet, da fie im 
Zerel lagen, er wollte verfinfen oder fie wegnehmen, wenn er fie antraͤfe. Er ſteckte daher 
eine vorhe Flagge auf, und bemuͤhte ſich auf drey Stunden lang, ihnen den. Wind abzuge: 
winnen, da er fehlechter fegelte, als fie, ob er gleich alle feine Segel ausgefpannt hatte, Ge⸗ 
gen Sonnenuntergang zog er feine Segel ein, da er den Wind verlohren, und fie nur 


vierzig Ellen weit von ihm waren. Er machte Zeichen mit feinem Hute, zu erfahren, ob 


fie von der Europa wären, und forderte ein Glas Wein, trank ihre Gefundheit, und fagte 
feinen Namen; und fie thaten ihm Beſcheid. Darauf nahm er von ihnen Abfchied, feste 
feinen Lauf nach Mina fort, und fie famen an demfelben Abende vor Groß- Seftre vor Ans 
fer, wo fie ihren Handel fortfegten. 

Zu Groß ⸗Seſtre arbeiten fie gut in Eifen, Sie verbeflerten für den Hauptmann 
die Scheeren, deren man fich zu bedienen pfleget, die Eifenftangen zu fehneiden, und gaben 
ihnen eine folche Art, daß fie beffer waren, als zuvor. 

Alle Staͤdte laͤngſt diefer Küfte find an den Ufern, einiger Fleinen Flüffe gebauet, von denen 
fie ihren Namen haben. Die vornehmften find Riv Sanguin und Öroß-Seftre, welche ein 


gut Stüc im Sande fließen, und tief genug find, eine Petache zu führen. Das Bolf zu- 


Dieppe nennt diefen legten Ort Paris, wegen bes vielen Pfeffers an beyden Orten. 


Man nennet es die Küfte von Malaghetta, wegen des Pfeffers zu Rio Sertos,den - 


die Franzofen Malaghetta, oder Manighetta nennen. Da dieß die vornehmfte Waare ift: 
fo bringt fie auch mehr Gewinnſt, als man ſich einbilder ; vornehmlich wenn der Pfeffer 
theuer ift, oder die indifche Flotte aufgehalten wird. Er ift fhärfer und beffer, als der ges 
meine Pfeffer, vornehmlich) der weiße. 

Außer dem Pfeffer bringe dieſe Kuͤſte Reiß und Hirſe, wovon fie ihr Brodt machen, 
vortreffliche Erbſen, die zart, und gut zu Fochen find, Sohnen, Eitronen, Orangen, Pflau- 
men, und eine Art von vorfrefflichen Nüffen, deren Schale etwas dicker, als der franzöft- 
ſchen ihre, aber ohne Haut über dem Kerne, und ganz rund iſt, wie die fpanifchen Mandeln 
oder Piftacien. Ihr Palmmein ift fehr gut, vornehmlich aber ihre Pflaumen, Die von fo 
angenehmen Geſchmacke find, daß er gefeben, wie die Eingebohrnen alles, was ihnen nur 
am Borde angebothen werden mochte, ausgefchlagen, Damit fie folche eſſen koͤnnten. Sie 
haben auch Ochfen, Kühe, Ziegen, Schweine und Federvieh, welches alles fehr wohlfeil ift. 

Diefe ganze Küfte ift voller großen Bäume, das Sand niedrig und flach, und wird von 
fo vielen Baͤchen und Flüffen gewaͤſſert, daß folche die $uft ungefund machen, Es fönnen 
fich wenig Weiße hier aufhalten, ohne krank zu werden, Der Berfaffer kann von der 
Küfte von Malaghetta nichts mehr fagen, noch von der Religion und den Sitten ih- 
rer Einwohner. Cr bildet fich nur ein, daß fie fo viel Weiber haben, als fie halten Fon 


nen; denn der Schwarze zu Rio Sanguin meldete ihm, fein Bruder hätte fünfzig, und 


ex felbft funfzehn. 
Weil 


2) Villaults Reife, a. d. 8 u. f. ©. 


De BET 2 


von Sierra Leona big Zope Gonfaloo, VII Buch I Cap. 373 


Weil fie ni vache verftunden: fo waren fie gezwungen, mit den Einge- 1667 
bohrnen — —— Di Schwarzen find wohlgebilvet, und wohlgewach⸗ Villault. 
fen. Sie gehen nackend und mit bloßem Kopfe, außer daß fie ein Stüc Leinwand vor- Diechwm- 
haben; “ und obgleich die Himmelsgegend fo ungefund ift: fo find fie doc) ſtark und zen find 
friſch. Dillaule ſah einen von ihnen, der einen Bruch hatte, welcher ihm big mitten auf wohlgeſtal⸗ 
den Schenfel Hing, und eine fo große Wunde am Kopfe, daß man feine Hirnſchale fehen tet; 
Fonnte; und dennoch kam er täglich an Bord, tauchte und trank gebrannte Waffer, als ob 
ihm nichts gefeblet hätte. — | | 

Die Einwohner von Dieppe hatten lange an diefen Kuͤſten gehandelt, und waren fo 
fehlau geworden, daß fie ein Mittel gefunden, den Pfeffer mit dem indifchen zu vermengen, 

Dieß war, ebe er fo gemein ward, oder die Portugiefen das Eyland St. Thomas entdeckt reden franz 
hatten, und ſich von Da über ganz Guinea ausbreiteten; fo, daß alles zufammen kommt, zu zoſiſch. 
beweifen, Die Sranzofen haben hier vormals gehandelt; denn nicht nur Groß-Seftre har 

noch den Namen Paris, fondern das wenige, welches die Eingebohrnen von einer europäie 

fehen Sprache verftändliches reden, ift Franzöfifh. Sie nennen den Pfeffer weder Sers 

tos mit den Portugiefen, noch Koͤrner, wie die Holländer, fondern Malaghetta, mit 

den Franzofen; und wenn ein Fahrzeug anfümmt, und die Begrüßungen vorbey find: fo 

rufen fie aus: Malaghetta tout plein, tout plein, tout a terre de Malaghetta, welches 
Franzöfifche fie lernen. / 

Wenn einige. Freunde aus verfchiedenen Orten zufanmenfommen: fo nehmen fie eins 
ander bey dem obern Theile des Armes, und indem fie folchen ausftrecen, rufen fie, Tome, 
Darauf faffen fie den Ellbogen feft an, und rufen wieder, Toma; und zuletzt nehmen fie 
einander bey den Fingern, und machen, daß folche knacken, wie man zu Rio Sertos wahr⸗ 
genommen, und rufen: Enfa Nemate, Emfa Nemate, welches ein Moor, der hollan- 
difch fprach, ihnen erklärte, daß es fo viel bieße, als: mein lieber Freund, wie gehts! 
Alles, was ich babe, ift zu deinen Dienften; ſogar mein Leben ſelbſt. Dieß zei⸗ 
get, Daß es ihrer Sprache, bey denjenigen, die fie verjtehen, nicht an Zierlichkeit fehle a). 


Der III Abſchnitt. 


Das Vorgebirge de las Palmas. Ein franzoͤſiſch birge Eorfe. Der Statthalter ſchicket an Bord, 
Privatſchiff. Verrichtung zu Sierra Leona; und Billault geht ans Land, Handel zu Kormans 
auf der Jaſel St. Thomas. Sie nehmen Waf: tin. Holländifcher Controlleur wird getoͤdtet. 
fer ein. Asbini. Borgebirge Apollenia. Arim. Eniacham. Kormantin. Inſel St. Thomas, 
Borgebirge de tres Puntas. Botrou. Rome Sie kehren wieder nach Kaufe. 
mendo, Geſchenk von dem Könige, Borges 


Den unten des Hornungs, des Morgens, lichteten fie vor Goyane den Anker, fteuerten 
Südoft, um das Vorgebivge de las Palmas zu befegeln, und vermieden die Klip⸗ 
Dur "welche folches umgeben, Hierauf kamen fie vor Grova, dem erften Orte an der 
hue oder Elfenbeinkuͤſte, vor Anker. 
ten IVorgebirge Palmas wird von den Palmen fo genannt, welche es auf allen Sei · Vorgebirge 
ea. * See zu beſchatten. Es erhebt ſich in verfehiedenen Hügeln, welche mit diefen de (as Pat 
deckt find, in vier Graden zehn Minuten Norderbreite. Dieſe Küfte nimme mas. 
Yan 3 ihren 
Villaults Reife, a. d. 97 u. f. S. 


/ 


1667 
Villault. 


Ein feanzd- 
ſiſch Privat: 
ſchißf · 


Verrichtung 
zu Sierra 
Leona 


und zu St. 
Thomas. 


374 Reiſen nach Guinea und Benin, 
ihren Namen von ben vielen Elephantenzaͤhnen, die allhier verkauft werben, deren es eine 
fo große Menge giebt, daß die Schiffe, die nach Ardres oder Mina beftimme find, wenn fie 
ſich hier aufhalten zu handeln, felten einige Waaren übrig behalten, fie an andern Orten zu 
vertaufchen 5). ri 

Die Eifenbeinfüfte erſtrecket fich vier und zwanzig Seemeilen vom Palmenvorgebirge, 
bis an den Flug Aſene, oder Iſſini, wo die Goldfüfte anfängt. Sie enthält folgende 
Derter an der See: Kroua, Tabo, Elein Tabo, Broß-Dronin, Tao, BRio St. Ans 
dre, "iron, klein Drouin, Bartrou, Vorgebirge la How, Jacques Ia How, Val⸗ 
loſch und Gammo, an welchem Orte fie ſiebenzehn Tage mit Handeln zugebracht, ohne 
einen merfwürdigen Zufall, außer was fi) an dem Vorgebirge In How begeben. 

Den 2öften des Hornungs, als fie daſelbſt vor Anker lagen, entdeckten fie ein Schiff, 
welches mit vollen Segeln auf fie zufuhr, Weil fie fich einbildeten, eg möchte das englis 


ſche Privarfchiff feyn, wovon fie zu Rio Sanguin gehört: fo lichteten fie und fuhren in 


Die See, da fie franzöfifche Flaggen auffteckten. Hierauf gab es ihnen eine Sage und hif- 
fete die Helländifche Flagge, welches Die Europa auf gleiche Art beantwortete, Es ſchick⸗ 
te bavauf fein Boot. Db nun aber gleich der Dfficier, der folches führte, wußte, daß der 
größte Theil von ihren Leuten Holländer waren: fo fonnte man ihn doch) nicht bereden, an 


"Bord zu Fommen ; fondernergieng zuruͤck. Bald darnach kam der Lieutenant in eben dem ' 
3 gieng z 


Boote zu ihnen an Bord, und wurde höflich aufgenommen, und. hielt ſich auf zwo Stun- 
den auf, Unterdeſſen fegelte diefes Fleine Fahrzeug, welches nicht über hundert Tonnen 
groß, und wie eine Pinaffe, mit acht Stüden und vierzig Mann, gemacht war, rund um 
ide Schiff, rührre die Teummeln, ließ die Trompeten erfchallen, und machte fonft andere 
Freudensbezeugungen. Es gehörte nach Brittanien, ob es gleich von einem Seeländer 
geführt wurde, 

Der tieutenant berichtete ihnen, er hätte Fluſching mit ſechs und zwanzig Privarfchif: 
fen in Compagnie verlaffen, und wäre in einem Sturme von ihm abgefommen: da fie zu 
Sierra Leona eingelaufen, fo hätten fie das Eleine Zahrzeug gefunden, welches Villault 
daſelbſt gelaſſen; es hätte ſich beflagt, Daß Abraham, der Engländer, welchen Willemburg 
gefangen genommen, und rwiederlesgelaffen, mit Beyſtande der Portugiefen jich feines fang» 
boots nebft neun Mann bemächtiget, worauf es mit feinem groben Gefchüge die Wohnung 
niedergeſchoſſen, verfchiedene Schwarzen, die folche vertheidiger, getoͤdtet, und feine Leute bez 
freyet. Weil folche aber wären in die Wälder geführt gewefen: fo hätte es müffen drey- 
taufend Pfund Elfenbein für ihre Auslöfung geben. Sie richteten dem Sientenante ein 
Mahl an, und darauf beurlaubte er ſich ). 

Gegen Mitternacht Fam der feeländifche Dfficier an Bord, mit ihren Officieren ; 


. trinken. Er erzählte ihnen, die Schwarzen, welche bey ihrem Schiffe geweſen, da fie die 


Anker gelichtet, ihnen entgegen zugeben, hätten geſagt: wenn ihr Engländer feyd, fo müffer 
ihr fort; wenn ihr aber Holländer feyd, fo ſeyd ihr ficher genug; worauf fie fich in ihre’ 
Kähne niedergemorfen, um ben Ausgang abzuwarten; indem fie gebofft, wenn eins von ih- 
nen in Grund gefchoffen würde, Beute zu machen. Beym Abfchiede des Seeländers ga- 
ben fie ihm einen Kaͤſe, zwey Fäffer Pulver, und vier Fäffer Kugeln, und beehrten ihn mit 
drey Stückfehüffen, welche er beantwortete. Er fagte ihnen, er wollte nad) Mina gehen, 
und 
3) Die engliſche Heberfegung ift hier unverſtoͤndlich. €) Villaults Reife a.d. 104 u.f. S. 


u en 


von Sierra Leona bis Lope Gonfalvo. VII Buch I Cap. 375 


und von d dem Vorgebirge Lopez Gonſalvo; und wenn er da nichts 1667 
antraͤfe, ee — nn geben. Sie hoͤrten aber hernachmals zu St. Tho⸗ Villault 
mas, daß er mit vierhundert Schwarzen vorbey gegangen, die er aus zweyen Schiffen beym 
Orgebirge Lopez genommen, wo er friſch Waffer eingenommen haͤtte. Das erfte habe fich 
Ohne Widerftand ergeben, das andere aber Babe er, nachdem es feinen Hauptmaft verlohren, 
m en. / 
ar. —— kamen die Schwarzen, da fie fahen, daß die beyden Schiffe gute 
Freunde waren, wieder an Bord, um ihren Handel zu Ende zu bringen. Den folgenden 
Tag fuhren fie nach der Goldfüfte, an 

Den gten des Hornungs famen fie an diefem Orte vor Anker, [nämlich zu Rio St. Sie nehmen 
Andre] und brachten drey Tage mit Waffer einnehmen zu. Die Quelle ift ſehr rein; weil Waſſer ein. 
ſie aber von einem großen Baume beſchattet wird, ſo tauget das Waſſer, wenn das Laub 
abfaͤllt, auf eine Zeitlang nichts. Das Waſſer, welches fie bier einnahmen, Daurere faft fo 
lange, bis fie St. Thomas erreichten d), 

en 26ften des Hornungs lichteten fie, und fegten ihren Sauf bis den folgenden Tag des Aſſini. 
Abends fort, da fie die Goldkuͤſte entdeckten, auf welche fie gerade zufuhren; und den agiten 
kamen fie bey Aſſini e), dem erften Orte an der Küfte, vor Anker in fechzehn Faden nie: 
drigem Waffe. Das Sand daherum ift fehr niedrig. Die Stadt liegt an der Mündung 
eines Fluſſes eben diefes Namens, welcher nordweftwärts unter den Hügeln wegfließt, und 
ſuͤdwaͤrts in das Meer fällt, Hier hielten fie fi) drey Tage lang auf, und bandelten 
Goldſtaub ein, . 

Den sten März giengen fie bey Albiani, Tabo, und andern Städten an der Küfte vor⸗ 
bey, welche niedrig und holzigt ift, aber feine Stüffe Hat. Die Canoen, welche berbey Fa; 
men, verficherten, fie hätten fein Gold, Sie ſetzten daher ihren Lauf fort, und wollten das 
Vorgebirge Apollona den Abend beſegeln. Weil aber zweene Kaͤhne heran kamen, und 
Handlung verſprachen: fo ankerten ſie. Den folgenden Tag brachten einige Kaͤhne etwas 
weniges Gold, welches ſie kauften. 

Das Vorgebirge Apollonia erſtrecket ſich ein gut Stuͤck in die See, und erhebt ſich Vorgebirge 
nach und nach zu Huͤgeln, welche ſtufenweiſe zu Bergen werden, und eine angenehme Aug- Apollonia. 
ficht geben. Die See ſchlaͤgt fü beftig an diefelben, daß es gefährlich iſt, ſich hinan zu 
wagen. Sie lichteten den Abend: das Wetter aber war fo ftill, daß fie Axim niche eher, 
als den 6ten Mär; Nachmittags erreichen fonnten, t 

, Arim ift ein Fort, welches den Holländern zugehöret, zwölf Seemeilen vom Borges Axim. 
hirge Apollonia. Es liegt an der Seite eines Fluſſes, welcher nordwaͤrts ing Sand. hinein 
ießt, und viel Goldftaub hat, welcher der befte an der Küfte iſt. Die Ufer find höher, als 
ini, oder dag Borgebirge Apollonia. Hier bielten fie ſich zweene Tage auf; da fie 
er ſahen, daß die Holländer die Schwarzen verhinderten, an Bord zu, kommen: fo lich 
teten fie den gten und befegelten das Borgebirge der dreyen Spisen ‚, welches von den Vorgebirge 
dreyen G⸗ irgen ſo genennt wird, die in einiger Entfernung erſcheinen, und ihrer Lage nach der dreyen 
zweene klein⸗ ahen machen. Spitzen. 
be Se März, des Nachmittages, erreichten fie Botrou, ein ‚anderes Fort, welches Botrou. 
ern zugehoͤrte, und hinter dem Vorgebirge auf einer Spige lag, die von einem 
: ) . ange: 
) villaults Feilen du f.®. ) In der Veberfegung Asbini. 


376 Reiſen nach Guinen und Benin, 


667 angenehmen Bache gewäflert wurde. Nachdem fie fih bier ein wenig aufgehalten, weil 
villault. ſich ihnen einige Handlung darborh: ſo lichteten fie den iiten März, und anferten zwiſchen 
Sakonda und Takoray, ungefähr fechs Seemeilen von Botrou. Diefe Dexter liegen zwi- 
ſchen den Bergen, die fich an die Ufer zu lehnen feheinen ; fo nahe liegen fie denfelben. Hier 
erhielten fie Briefe von dem Statthalter von Sriedrichsburg, welches nicht weit von dem 
Vorgebirge Torfe liegt, der ihnen wegen des Bündniffes zwiſchen Frankreich und Daͤne⸗ 
mar feine Rheede anboth, und fie erfuchte, einige Güter für ihn aufzubehalten, 
Sie blieben zweene Tage in diefer Stellung. Villaulten kraͤnkte es fehr, daß er zu 
Takoray die Trümmern von einem franzöfifchen Fort fah. Es hatte auf einem “Berge ges 
ftanden, welcher das ganze fand beftrich ; die Seiten waren trocken und vom Graſe ent- 
bloͤßet, und die Felfen von einer rörhlichen Farbe. 
Kommende, Den ızten lichteten fie die Anker, und erreichten in zwoen Stunden die Rheede von 
Kommende, wo die Eingebohenen den Franzofen geneigter find, als fonft irgend einem 
Fremden, Das Haus, welches vordem den Franzoſen zugehörte, ftund an der Nordſeite 
der Stadt, die in das Sand hinein gieng. 


Geſchenk Die Schwarzen, welche an Bord kamen, wußten ihre Freude nicht genugſam aus zu⸗ 
von dem Ko⸗ druͤcken. Der König, ber fein Hoflager vier Seemeilen davon hatte, in der Stadt von 
nige. Broßkommendo, ſchickte ihnen frifche Speifen und andere Gefchenfe, und lud fie in 


feine Reſidenz ein. Er both ihnen alle Waaren der Stadt an, und meldete ihnen, wie er 
fich geweigert, eine Flagge anzunehmen, die ihm von Willemburg, dem bolländifchen 
Generale zu Mina, wäre geſchickt worden, indem er ihm zur Antwort gegeben, fein Land 
wäre bereits im Beſitze der Franzofen, und fie allein würden dafelbft willfommen feyn. 
Nachdem fie dem Könige wegen feiner Geſchenke gedanfet: fo fegelten fie den 16ten 
März nach Friedrichsburg, und erreichten noch vor Abends Das Eaftel Wins, wo fie drey 


Vorgebirge Fleine Fahrzeuge auf der Kheede fanden, Zwo Stunden darauf befegelten fie das Bor- 


Eorfe- gebiege Corfe, wo die Engländer ein fleines Sort hatten AL 

Der Statt« So bald fie vor Anker gefommen waren, ſchickten fie einen Officier mit ihren Compli⸗ 

Halter ſchickt menten an den belländifchen General, Namens Harry Dalbrecfhe. Er war ein Ham: 

jemand an Gurger, Elein von Perfon, aber Fühn und hisig, jedoch höflich, verftändig und wohlgefittet. 

Vord. Er ſchickte feinen Secretaͤr, Namens Daſſe, von Amſterdam, der ſechs Jahre lang bey ihm 

geweſen, in einem Kahne an Bord, der von acht Sklaven gerudert wurde, welche den gan⸗ 
zen Weg über fungen oder brüften, welches ihre Gewohnheit ift, wenn fie einige Weiße 
führen. Sie vuderten dreymal ums Schiff, fo fihnell als fie Eonnten, ehe fie an Bord 
famen. Sie begrüßten den Secretär mit drey Stuͤcken, und unterhielten ihn den Tag und 
die Nacht über, da ein fo großer Sturm war, daß fie genöthiger wurden, ihren größten An- 
ker auszumerfen. Den folgenden Tag, nachdem der Secretär folche Güter ausgelegt, als 
der General verlangt, gieng er wieder ans Ufer. Den Morgen darauf, da der Schiffsfchrei: 
ber mit den Kaufwaaren fr den Statthalter ans Ufer gieng, wurde von dem Vorgebirge 
Corſe aufs Boot gefeuret, und die Kugel fiel fechs oder ſieben Fuß von ihnen, Sogleich 
ſchoß der Statthalter in Friedrichsburg mit einem Stuͤcke auf das Caſtel, und die Kugel 
davon fiel an dem Fuße der zweyten Batterie; worauf die Engländer weiter feinen Schuß 
chaten, weil fie fahen, daß der daͤniſche General fie unter feinen Schuß nahm. Die Urfa- 


) Villaults Netfe auf der 120 und folgenden Seite. 


he 


\ 





Kl 


— 


Men 
\ IN 


NN 
N 


— 


— 


MM 


— 


— 
— 


— 


— — 


N) 
Y 


\\ 


— 












































NETTE 













































































































































































EI 
— 


— 
== 


—8 

88 
AKKU KL 
RN) 
— 900 


AR \N N 


\ 
N 
















































































































































































































































































































































































‘ 








Kommer 


Geſchenk 
von dem 
nige. 


Vorgebir 
Corſe. 
Der Sta 
halter ſch 
jemand 
Vord. 





von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VILBuh I Cap. 377 - 


che davon war, daß, ob man gleich zwifchen England und Dänemarf den Krieg erkläre 1667 
hatte, die Generale von diefen beyden Nationen fich Dennoch wegen einer Neutralitaͤt mic Pillaufe. 
einander verglichen, die fo wohl beobachtet wurde, vaß die Soldaten aus beyden Beſatzungen 

täglich mit einander umgiengen und franfen, - 

Den 2often März gieng Villault ans Ufer, dem Generale aufzumarten, der ihn Villault geht 
freundlich aufnabm. Die Unterredung gefchah Lateiniſch, welches der Statthalter gut aus Ufer. 
ſprach; er konnte aber kein Franzoͤſiſch. Villauit erhielt von ihm Nachricht, daß die Koͤ⸗ 
nige des Landes vier Jahre lang mit einander gekrieget haͤtten, welches der Handlung ſehr nach⸗ 
theilig geweſen; daß drey engliſche Fahrzeuge auf der Rheede Ardra wären, daß er ge: £ 
nöthiget wäre, $ebensmittel nach dem [danifchen Fort zu] Chriftiansburg zu ſchicken, wo⸗ 
ſelbſt der Krieg fo gehaufet, daß das Land unbebauet läge. . 

Der übrige März, und die erften vier- Tage des Aprils wurden mit der Handlung zu- Händel zu 
gebracht. Den sten entdeckten fie eine Petache, die nad) Mina gieng, nebft einer Scha— Kormantin. 
Iuppe voller Soldaten, welche der hollaͤndiſche General nach) Kormantin fehickte, einem Fort, 
welches diefer Nation zugehörte. Es murde ihnen von den Schwarzen erzählet, daß der 
Befehlshaber des Forts, da er mit verfchiedenen von feinen Soldaten nach) Anambu oder 
Anamaboe gegangen, um daſelbſt zu trinken und ſich luſtig zu machen, indem dafelbft der 
beite Palmwein in ganz Africa wäre: fo wäre er mit feiner ganzen Gefellfchaft von dem 
Könige des Landes weggenommen worden, in deſſen Gebiethe Rormantinlag. Zweene von fei- 
nem Gefolge, die ſich wehreten, wurden getödtet, Die Urfache von dieſem Verfahren war, 
daß der König von Fantin, da er den Engländern zu Cap Corfe verfprochen, fie in den 
Beſitz des Forts Kormantin zu fegen, ihnen feinen Sohn zur Geifel gegeben, Weil er 
aber folchen wieberhaben wollte: fo weigerten fich die Engländer, ihn eher herauszugeben, 
bis die Artikel erfüllt wären. Dieſerwegen bemächtigte er fich des höllandifchen Generals 
und vier anderer, in ber Abſicht fie gegen feinen Sohn auszutaufchen, 

Den zen bekamen fie die Nachricht, der holländifche General -Controlleur wäre zu Hollaͤndiſcher 


Axim getddtet, und bie Eingebobrnen diefer Gegend hätten ſich für die Engländer erklärt, Controlleur 


An eben dem Tage nahmen fie ziweene Schwarze auf ihrem Schiffe zu. Gefangenen, und wird getöd- 
behielten fie wegen einer Schuld, Die fie bey zweenen Kaufleuten am Sande ausftehen haften. Ye 
Sie behielten fie ziweene Tage, Weit ſich aber der dänifche General dazwifchen fchlug, fo 
wurden fie losgelaffen, und das Geld in acht Tagen bezahlt. * 
Am Charfreytage, ven gten April, lichteten ſie, und fuhren von Friedrichsburg nach 
Eniacham, einer Stadt, vier Seemeilen davon. Das dänifche Fort begrüßte fie bey ih- 
ver Abfahrt, welches fie beantworteten. Sie fegelten vor Maure vorbey, wobey die Hol- 
länder ein Eleines Fort ee Feet Fe 
Den Nachmittag erreichten fie Eniacham, wo die Engländer ein kleines Fort haben, Eni 
auf einer kleinen Anhöhe, ſechshundert Schritte im Sande. Es gehöret dem von — 
Sabou, deſſen Stadt nahe dabey liegt. 
Den ıcten, als am Oſtertage, brachten ihnen die Eingebohrnen einen guten Vorrath 
von Palmmeine, und verfprachen, ihre Kaufleute würden ven folgenden Tag mit Golde 
genug herabfommen, Den uten ſchickten fie ein Fricaſſe von Huͤhnern, welches fie fo que 
zurichten, als die Franzoſen, an Bord, und bevichteten ihnen, des Königs von Santin Sol- 
daten waren die Nacht in Sabou eingefallen, hätten vier Leute getödfet, und verfchiedene 
Gefangene gemacht. Die Stadt härte Darauf ihre Weiber und Kinder weggeſchickt, und 
Allgem, Reifebefchr, Band. | B66 ſich 


x 


1667 
Villault. 


Kormantin. 


Inſel St. 
Thomas. 


378 Reiſen von Guinea nach Benin, 

ſich in die Waffen begeben. Sie merkten ihre Abſicht, und entſchloſſen ſich, den Abend 
nach Friedrichsburg zurück zu gehen, da fie zu Rormantin wegen der Holländer nichts zu 
thun hatten, noch zu Akara wegen des Krieges, den der König mit Takara führte, 

Bon Eniacham Eonnten fie Rormantin ſehen, allein in einer vie zu großen Entfer- 
nung, als daß fie die Feſtungswerke unterfcheiden konnten. Es liegt auf einem Hügel, und 
gehöret den Holländern, die eine Wohnung zu Santin haben, und eine andere zu KTamas 
bou g), in eben dem Koͤnigreiche. 


Den raten April kamen fie durch Huͤlfe eines nordlichen Landwindes, der an diefer Kuͤ⸗ 
ſte beftändig von Mitternacht bis Mittags bläft, zu Sriedricheburg an. SHier blieben fie 
bis den zoften, und darauf giengen fie nach dem Eylande St. Thomas unter Segel, um 
mehr Lebensmittel einzunehmen 5), Den 6ten May famen fie vor dem Caſtelle vor Ans 
fer. Den gten befuchten fie ven Statthalter, der fie höflich aufnahm, ihnen aber nicht die 
Freyheit verftatten wollte, in die Stadt zu gehen, Weil er frank war, fo gab er feinem 
Sieutenante Befehl, ihhen mit aller Ehrerbiethung zu begegnen. Er hieß Acofta, und 
war ein Fleinee Mann von vierzig oder funfzig Jahren, wohlgebildet, heftig und auffah« 
rifch, aber Höflich.. Den Abend Fam der Hauptmann des Forts an Bord ‚dem fie Nach 
richt gaben, was für Lebensmittel ihnen abgiengen ; indem der Statthalter Befehl gegeben, 
fie ſollten den legten Tag in der Woche damit verfehen werden, 


Alle Tage, fo lange fie vor Anker lagen, giengen ihre Leute bin, Waffer zu füllen bey 
einem kleinen Fluſſe, der in die See lief, und das befte Waffer in Africa ift; denn fie er- 
bielten es über Jahr und Tag fo frifch und gut, als es den erften Tag war, Dem unges 
achtet aber war Feinem erlaubt, ans Ufer zu gehen, außer Villaulten, der feiner Gefund« 
heit wegen drey Tage am Ufer war. Allein, da er um eben die Erlaubniß fürfeinen Schrei⸗ 
ber anhielt: fo ſagte ihm der Statthalter, ihm ftünden alle Oerter frey, er möchte hingehen 


wohin er wollte, und kaufen, was ihm beliebte; er koͤnnte aber dieſe Freyheit feinem Schrei⸗ 


Sie kehren 
heim. 


ber nicht verſtatten, als welcher ein Hollaͤnder waͤre, auf welchen die Portugieſen eiferſuͤch⸗ 
tig zu ſeyn Urſache genug haͤtten. Die Stadt wuͤrde nur erſt wieder aufgebauet, und haͤtte 
noch Die Kennzeichen von der Verheerung, welche die Holländer alldier, und vornehmlich in 
ihren Kirchen, angerichtet, als welche fehr fehön geweſen. 


Am Himmelfahrtstage lichteten fie die Anker, und begrüßten das Caſtell mit fünf Stü- 


.. Een, welches mit dreyen antwortete, Sie fteureten Suͤdweſt, und entdeckten den folgenden 


Tag Anabon, ein anderes Eyland, welches den Portugiefen zuge Örte, worauf fie anfin⸗ 
g 

gen, ihren Lauf zu aͤndern, und ihn nach Europa zu richten. Als ſie in die nordlichen Meere 

gekommen; fo fuhren fie an den hinterſten Kuͤſten von Schottland hin, und giengen bey 


den Eylanden Ferro vorbey, welche den Dänen gehören. An der Küfte von Norwegen 


trafen fie einige hollaͤndiſche Schiffe an, die ihnen von dem Bredaerfrieden Nachricht ga- 


ben, Ihre Lotſen hatten fich bey ihrer Ruͤckkehr dergeſtalt geirver, Daß fie über zweyhun⸗ 


ders Seemeilen zu weit windwaͤrts gefahren, 


| | Den 
£) Ein Druckfehler für Anembon oder Ana ) Ebendaſelbſt a. d. 289 u. f. S. 

maboe. | a) Sie fängt auf der ı7ı Seite an), und endi⸗ 

— Villaults Reiſe auf der 129 und folgenden get ſich auf der 259 Seite. Der Titel iſt: Ein 
eite. 


Tagebuch von einer Reiſe, die im Jahre 1693 und 
— 


bon Sierra Leona big Lope Gonſalvo. VII Buch IT Cap. 379 
| ie bey der Mündung vom Terel an, und den Aten des 1667 
we ae 8 mu vor Anker, da fie zehntehalb Monate ausgewefen, Villault. 
Ohne ein Unglück zu haben, außer dem Berlujte eines einzigen Mannes, welcher, da fie 
durch diefinie giengen, an einem Durchlau fe farb, den er fi ich auf dem Eylande St. Thomas 
durch vieles Zuckereſſen zugejogen hatte 7), ' 
De EEE ee a "Ze DZ DZ 22 SE EZ Se Ze ae Ze ee ee se Eee EEE, 


Das II Kapitel, 


KurzgefaßteBefhreibung einer Reife längit der Kuͤſte von Guinea 
nach Whidaw, dem Eylande St. Thomas, und von da nach Barbados, - 
| im Jahre 1693, 


Von dem Hauptmanne Thomas Phillips, | Poipe, 
| Einleitung. — 


$ ie Reife des Hauptmanns Phillips , von welcher diefe Furggefaßte Befchreibung ges 
macht worden, iſt in den fechften Band von Churchilfe Sammlung eingerüct a), 
und beftehe aus fieben und fechzig Seiten, oder faft fiebenzehn Bogen in Folio. Die- 

fes Tagebuch enthält verfchiedene merkwuͤrdige Nachrichten , ift aber ungemein wortreich, 
und mit vielen Kleinigkeiten und Schiffsanmerkungen angefuͤllet, welche die Winde und den 
Sauf ihrer Fahrt betreffen. Da folche von fehr wenigem Nugen find, und nur die Erzaͤh⸗ 
lung aufſchwellen und ſie trocken machen: ſo haben wir fie durchgängig ausgelaffen. Sie 
ift mit einem Grundriffe von Porto Praya und einigen in Holz gefehnittenen Ausfihten, 
als von dem Piko von Teneriffa, Mayo, der Nordfpige von St. Tage, dem Borgebirge 
Monte, und Monfersdo, und dem Borgedirge Lope Bonfslvo, begleitet. Er ift fehr 


. forgfältig, fo wie den Lauf und die Entfernung der Derter , alfo auch die Breite anzuzeigen, 


welche er mit fo vieler Genauigkeit beobachtet, als es zur See füglich gefchehen koͤnnen. 


Der T Abfchnitt, 


Phillips wird von den Franzofen weggenommen; ſchiff an; läßt fich mie ihm ein. Es entflicht. 
bekoͤmmt ein ander Schiff; fegelt aus den Di: Schade, der den Engländern und Franjofen ges 
nen. Der Commobdor läuft auf den Grund, ſchehen. Eyland Ferro. Er koͤmmt nad) Ports 
Die Hauptleute find oft Eleine Tyrannen. Sie to Praya; befuchet den Befehlshaber, Bay 
verlieren das Land aus dem Geſichte. Des St. Jago. Des Statthafters fhlechte Bewir: 
Bootsmanns Schelmerey. Southern erfäuft. thung. Liſtige Streiche der Seeraͤuber. Des 

Eine Frauensperfon dienet ale Soldat. Der Piko Statthalters Gewalt. Seine Perſon. 
von Teneriffa. Er trifft ein franzoͤſiſches Privat: «= 


18 Hauptmann Phillips, in des Königs Wilhelms Kriegen, von Venedig und Zant, indem Phillips 
übelm, einem Schiffe von zweyhundert Tonnen und zwanzig Stücen, nach Haufe teird von den 


- gieng; f ergab er ſich ohne Widerftand an drey —J Kriegsſchiffe, die ungefaͤhr Franzoſen 
— Bbb2 


ſech⸗ weggenom⸗· 
1694 von Enel lege Monfes 2 — >> men; 
2odo im Ati Sand nach dem Vorgebirge Monfe: London gethan worden, nebſt einer beyläufigen Er: 
Guinen nad % und yon da laͤngſt der Küfte von zählung von dem Lande, dem Volke, ihren Sit: 
uf. w bes Whidaw, dem Eylande St. Thomas, tem, Forts, ihrer Handlung u. f w. durch Tho⸗ 
re Darbapoeg, in dem Hannibal von mas Phillips, Befehlshaber auf befagtem Schiffe. 


I 


380 | Reifen nach Guinea und Benin, 


1693  fechzig Seemeilen ſuͤdweſtwaͤrts, von dem Vorgebirge Clear in Irland auf ihn fließen. 
Phillips. Das Schiff, an welches er ſich ergab, war die Krone von 70 ehernen Stuͤcken. Weil eg 
queer über fein Vordertheil einen Schuß that: fo hielt es Phillips für rathſam, der Auf 
forderung zu geborchen. Er wurde an Bord gebracht, und von dem Nitter von Mon⸗ 
broun fehr Höflich aufgenommen, der ihn forgfältig nach Breſt begleitete, und ihn alfo noͤ— 
; = thigte, ein Land zu befuchen, vor. welchem er damals einen vollfommenen Abſcheu Hatte, 
erhäftein an⸗ Mach feiner Zurückkehe nach England war er eine Zeitlang außer Dienften, bis ihm Here 
deres Schiffz Jeffry Jeffreys, deſſen Gefaͤlligkeit er mit vielem Danke erkennet, befahl, ven Hannibal 
zu bauen, ein Schiff von vierhundert und fünfzig Tonnen und fechs und dreyßig Stuͤcken; 
wozu Here Jeffry nicht nur ſelbſt das Geld gab, fondern auch feinen Bruder, Johann 
Jeffreys, Samuel Stanyer, Subgouverneur der Föniglich-africanifchen Compagnie, und 
einige andere große Kaufleute vermochte, zuerft Theilhaber mit ihm zu werden, und her⸗ 
nach ihn gedachter Compagnie ſelbſt anpries. Er ward von derſelben auf eine Handlungs« 
reife nach Guinea, wegen Elephantenzähne, Gold und Sklaven geſchickt. 

Er verließ London den zten des Herbſtmonats im Jahre 1693, und erreichte den 13ten 
die Dünen, wo er den Admiral Nevil mit der Unionsflagge auf der Spige des Beſans⸗ 
maftes fand, Er begrüßte ihn mit eilf Stücken, und ihm warb mit neunen geantwortet. 
Nachmittage fegelte der Admiral, nebſt dem Hauptmanne Cole in einem andern Kriegs⸗ 
ſchiffe vom dritten Range, wegen einiger wichtigen Geſchaͤffte nach Copenhagen in Daͤne⸗ 
und verließ den Hauptmann Wiſchart in dem Swiftſchir⸗ zum Admirale von den 

ünen. 
fegelt aus den Den sten des Weinmonats gieng er mitdem oftindifchen Raufmanne, einem Schiffe 
Duͤnen ab. von dreyßig Canonen, unter dem Hauptmanne Thomas Schurley; dem Mittellaͤnder 
von vier und zwanzig Stuͤcken, der unter dem Hauptmanne Daniel nach Angola gehen 
wollte; dem Jeffery von zwölf Stuͤcken, der unter dem Hauptmanne Somes nad) Bite 
beſtimmt war; der Sortune von zwölf Stücken, die unter dem Hauptmanne Hereford 
nach Angola wollte; und dem Adler, einem Packetboote, unter dem Hauptmanne Perry, 


nach der Gambra und den Rüften, in Geſellſchaft in die See, Weil Hauptmann Schurs 


ley den Öuineahandel lange getrieben hatte: ſo wurden fie einig, ihn zu ihrem Commodor zu 
— daß er naͤmlich Befehl zum Abſegeln geben, die Fahrt einrichten, und das che 
uͤhren follte, 

DerCommos, Weil der Wind nach Süden, und Sid gen Oft umfchlug, und es fhien, daß es fehleche 
dor Läuft auf Wetter werden würde: fo liefen fie wieder in die Dünen ein; und da ein dicker Mebel 
den Grund. ntſtund: fo lief Hauptmann Schurley zwo Meilen gen. Südoft von dem Suͤdvorgebirge 
aufden Grund. Phillips kam ihm zu Huͤlfe; er fand aber feine Leute ſehr widerfpänftig, 

und fie fragten eben nicht viel nach) ihres Officiers Befehten, noch nach des Schiffes Sicher: 

“beit. Phillipps meynet, daß die Aufführung bey diefem unglücklichen Umſtande vermuth⸗ 

lich des Hauptmanns übelm Verfahren mit ihnen vorher zuzuſchreiben ſey. Er ergreift 

diefe Gelegenheit, es als eine große Klugheit und einen BVortheil eines Führers, vornehm⸗ 
lich auf einem Kauffartheyſchiffe, anzupreifen, daß er den guten Willen und die Gemwogen- 

heit feiner Leute dadurch zu gewinnen fuche, daß er leutſelig gegen fie fey, und ihnen ihr vol⸗ 

les Maaß guter und gefunder Speifen gebe, Denn nichts, faget et, beleidigt die Schiff: 

leute 


5 Dieß iſt eine Gewohnheit, die durchgaͤngi beobachtet wird, wenn verſchiedene Kaufleute zuſammen 
in Geflfoft face huheit, hgaͤngig beobach ſch fleute zuſa 





von Sierra Leona bis Lope Gonfalvo, VII Buch IT Cap, 381 
kute ihrem Bauche etwas abbriche, oder ihnen mie Grauſamkeit und 1693 
— —— man ihnen hingegen Gerechtigkeit wiederfahren läßt, und Pbillips. 
ihre kleinen Lederchen und Schaͤckereyen frey erlaubet: fo werden fie um ein gutes Wort — 
zuweilen durch Feuer und Warfer laufen, ihrem Hauptmanne zu dienen. Auf der andern 
Seite muß man ſie · ſo lange in der Arbeit erhalten, als es was zu thün-sgiebt, Man muß 
fie aber nicht damit plagen, daß man ſie ohne Noth etwas thun läßt, und noch vielweniger 
bloß um einer tyranniſchen Gemuͤthsart, zum Nachtheile des Schiffes und. der Eigenthuͤ⸗ 
mer, zu willfahren, welches oftmals geſchieht 5). 

Der Berfaffer: giebt hiervon ein Beyfpiel an. zweenen Schiffern, welche er inder Strafe Sauptleute 

gekannt hat. Einer von ihnen ließ die Leute oftmals ein Tan auf dem Verdecke zufammen- find oft Ty⸗ 
fehlagen, darauf Das Ende ohne Brett durch die Thüre der St, Barber ziehen, und.es wie- ranuen. 
der heraufbringen, da es denn von neuem fo zufammengefchlagen wurde, als es vorher ge- 
wefen. Diefes that ex, wie er fagte, um die Hunde zu plagen, obgleich fein Tau durch das 
Keiben und Anſtoßen bey dem Werke viel litt. Allein, faget Phillips, ich befürchte fehr, 
fie werden ihm bey einem Unglücksfalle eben fo dienen; als die Schiffleute dem von New⸗ 
caſtle kommenden Kohlenſchiffer dienten, der wider Die Gewohnheit das Butterfaͤßchen ver⸗ 
ſchloſſen hatte. Als diefer Mann windwärts mit der Fluth zwifchen den Sandbänfen durch⸗ 
fegeln wollte, damit er nicht auf diefelben fiefe: fo befahl er, das Steuer umzudrehen, Seine 
Seute aber antworteten ihm einmüthig: es würde. feiner von ihnen Hand anlegen, bis das 
Butterfäßchen an den Maft gebracht worden. Machdem er nun vergebens Deswegen mit 
ihnen geftritten: fo verfprach er, fie follten folches haben, fo bald als fie. frey wären. Die 
Leute verfesten, fie glaubten nichts, als was fie fähen. Als er nun fab , daß nichts anders 
zu thun war: fo lief er hinab in die Kajüte, die Butter zu holen, und ſetzte fie an den Maſt. 
Die Leute giengen darauf zu Werke, es war. aber zu ſpaͤte. Denn ehe die Segel konnten 
aufgezogen und gefüllt werden, ftieß das Schiff auf eine Sandbank, und Fanı niemals da— 
von wiederum los; ſo daß er, nach dem Sprichworte, ein Schwein für einen halben Pfennig 
Schmalz verlohr, 

Der andere Schiffer, den Phillips Eannte, ſchmiß ein Stückchen Holz oder fonft eine 
Kleinigkeit über Bord, und ließ feine Seute das Boot ausfegen, und eine halbe Meile var- 
nach rudern. Unterdeſſen feste er alle Segel an, fo viel er nur konnte „ damit er ihnen vor- 

Fame, da fie denn fünf oder fechs Stunden hinter ihm ber ruderten, bis gegen Abend, ehe 
er einhielt, fie aufzunehmen, } 

Freytags den 27ſten giengen fie die Inſel Wight vorbey, von da er feinen Abfchied Sie verlie, 
nahm, indem er Fein anderes Sand von England weiter zu Gefichte befam. Weil ein fi: ven das Land 
fher Wind bliess fo verlohren fie den Hauptmann Somes aus dem Gefichte, indem ihr AUS dem Ge⸗ 
Commodor Schurley feine Segel einziehen ließ. Sie fahen viele Schiffe, fprachen aber "9" 

AUF wit einem portugieſiſchen von zweyhundert Tonnen, welches von Oporto nach Sondon 

Weine gieng. Sie wollten von ihm etiwas davon handeln: allein der Wind wollte eg 
nicht sugeben, Er reinigte darauf das Schiff, und wies feinen Leuten ihren Stand an, im 
= * fich mit einem Feinde einlaffen müßten. Er hatte jiebenzig Mann, die zu dem 
ien He gehörten, und drey und Dreyßig von den Reiſenden der africanifchen Compagnie, zum 
ſte ihrer Caſtelle in Guinea, daß fie alfo in allem, Männer und Sungen, hundert und 


Dreye ausmachten, | 
es Bbb3 ontags 
I Phillips Reiſe wie oben ad, 173 u. f. ©. —— 


382 Reifen nach Guinea und Benin, 


. 1693 Montags, den often des Weinmonars ftleß der Hauptmann Hereford zu ihnen. Des 
Phillips. Bootsmanns Robert Fabins und Johann Harding Kleider wurden vor dem Mafte ver: 
Des Toote, fauft. Diefe zwey Leute waren von dem Schiffe weggelaufen, da es in den Dünen lag. 
Encchts&pig, Der erfte hatte ein groß Theil von der Schiffsladung, wie auch von dem Vorrathe des 
büberey. Schiffes durchgebtacht, da fie in dem Fluffe lagen, und ſich ausruͤſteten. 
Den ıften des Wintermonats entdeckte er vier große Segel, die er für franzöfifche 
Kriegesfchiffe, jedes von fechzig oder fiebenzig Canonen hielt; worauf er ſich zum Commo- 
dor, dem Hauptmanne Schurley, begab; und fie verglichen fich, davon zu geben, und fie 
zu verlieven. Sie thaten folches gleich, weil es dickes neblichtes Wetrer und ein harter 
Wind war, der bald zu einem Sturme wurde, Es wurde nicht nur fein Haupt: und- Bes 
Southern fansfegel zerriffen, fondern Johann Southern, einer von den Leuten, fiel von dem Arme 
erfänft. der Rhaa, und erfofl. Philipps war fehr betrübt über diefen Verluſt; es war aber in 
feiner menfchlichen Gewalt, ihn zu retten; denn es blies ein böfer heftiger Wind, und die 
See gieng ſehr hoch; außerdem hatte er feine Segel, das Schiff zu regieren, | 
.’ Den zten des Wintermonats um zwölf Uhr fanden fie, daß ihr Fockemaſt drey Fuß 
über den Stügen in dem Bordercaftelle gefprungen war. Der Ni war fehr breit, und 
bey der Unterfuchurig fanden fie, daß er Dafelbft bis auf den Kern verfaulet war. Als er 
ſich dieſerwegen mit feinen Dfficieren berathſchlagte: fo maren folche der Meynung, man 
follte nach Pymouth gehen, einen andern zu holen; welches aber der Hauptmann Feineswe- 
ges billigte, und es für dienlicher hielt, diefen Einfall in der ‘Brut zu erſticken. _ Ex erklärte 
fich alfo muthig, er wollte feine Reife fortfegen, wenn er gleich follte genöthiger feyn, mit 
einem geflichten Mafte zu fahren, und gab daher Befehl, ihn fo gut zu verwahren, als es 
möglich wäre. In diefem Sturme verlohr er den Hauptmann Schurley d). 
ine Weibes· Den ıgten machten fie ausfündig, daß einer von denen Soldaten, die für die Caſtelle der 
yerfon ifrein Compagnie in Guinea mitgeführet wurden, eine Weibsperfon war, welche unter dem Na- 
Soldat. men Tobann Brown in ihre Dienjte getreten, und drey Monate lang, ohne den gering- 
ften Berdacht, am Borde gewefen war, indem fie ſtets unter den andern Reifenden gelegen 
hatte, und eben fo ſtark und fertig war, etwas zu arbeiten, als einer von ihnen. Allein, 
da fie krank wurde, ward das Geheimniß entdeckt; und bey weiterer Unterfüchung befannre 
fie die ganze Wahrheit. Der Hauptmann wies ihr darauf einen von den Mannsperſonen 
abgeſonderten Aufenthalt an, und gab dem Schneider einige gemeine Zeuge, ihr Frauenklei⸗ 
der zu machen. Golches zu vergelten, war fie ihm fehr nüßlich, fein Seinen zu wafchen, und 
andere Arbeit zu thun, bis er fie mit den andern auf dem Vorgebirge Coaſt Caſtie über- 
gab. Sie warauf zwanzig Jahre alt, und ein huͤbſches ſchwarzes Mägdchen. 
Der Piko Den 2ıften fahen fie die Pike von Teneriffa fünf und zwanzig Seemeilen Suͤdweſt gen 
Weſt. Er bemerket, daß, wenn die Oſtſpitze des Eylandes die Weſtſpitze von Großcanaria 
riſfa. einfehließe, ſolche gerade Süd gen Oſt haib Oft liegt. Ihr ganzer weſtlicher dauf, alle Verhin⸗ 
derungen mit dazu genommen, war ſiebenhundert und zwanzig Meilen. In dieſem Laufe 
oder der Straßen wegen, gab Phillips noch zwoͤlf Seemeilen gegen Oſten mehr, als es ſein 
Lauf mit ſich brachte, für die große weſtliche See zu, die unvermerkt ein Schiff wider Ver: 
muthen nach Oſten treibt, wie er aus der Erfahrung auf vielen Reifen befunden harte, — 
en 


A) Phillips Reiſe a.d. 175 uf. &. 


ne" e 





u — 





von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VII Buch II Cap. 383 
| ’ i onats, um vier Uhr des Morgens, da fie nahe bey der Rheede 1699 
von — a NER von Teneriffa gerade gegen Often lag, wurden fie zwey Phillips. - 
Segel zwifchen fih und dem Ufer gewahr; ‚eins war ein Schiff, Das andere fhien eine Treffen eim 
Barcolongo zu ſeyn. Kurz darauf fahen fie, daß das Schiff mit affen feinen Segeln auf Privarfeif 
fie zukam. Sie wandten ſich alfo gegen Norden, um Zeit zu gewingen, ſich in einen Ver⸗ au. 
heidigungsftand zu fegen, im Falle es ein Feind wäre. Am ı2 Uht, da fie das Schiff auf- 
geräumet, und ihre verfchloffenen Stände eingenommen hatten, auch zum Fechten fertig waren, 
fo zogen fie ihre Fockeſegel auf, um an das Schiff zu kommen, welches ſo ernſtlich mit ihnen 
ſprechen zu wollen ſchien. Weil aber wenig Wind war, fo kamen fie erft um drey Uhr 
Nachmittags den 25ften ungefähr auf einen Stuͤckſchuß weit zuſammen. Es ſchien eine 
ſchoͤne, lange, bedeckte Fregatte zu ſeyn, fü, daß fie nicht länger zweifelten, einen Feind an 
ihr zu finden. 
Hauptmann Philips ließ darauf feine Flaggen fliegen, und that einen Schuß queer guffenfich 
über ihr Bordertheil, worauf fie eine englifche Flagge zeigte. Allein, ihres Betruges ums mit ihm ein, 
geschtet, wußte er, wer fie war, und: war beveit, fie zu bewilffommen, da.er unter feinen 
Gefechtſegeln bis um vier Uhr Leicht wegfuhr. Alm diefe Zeit, da fie einen Carabinenſchuß 
weit von ihm war, ruͤckte ſie ihre unterſte Reihe Canonen heraus, neune auf jeder Seite, 
welches Phillips nicht vermuthete, und welches ihm nicht gar zu angenehm war. Zugleich 
nahm fie ihre falfche Flagge ein, und hiſſete die feanzöfifche weiße Slagge, Da Philips 
nun ſah, daß der Sranzofe ein Hühnchen mit ihm pfluͤcken wollte: fo befahl er, nachdem er. 
einmal herumgetrunfen und feine Leute aufgemuntert hatte, fie follten zu ihren Stuͤcken gehen, 
und des Feindes Sage erwarten. , Er gab ihnen folhe nebft einer Salve aus dem fleinen 
Geſchuͤtze, da fie einen Piftolenfhuß weit von einander waren. Phillips beantwortete feine - 
Hoͤflichkeit herzlich ; morauf Das Privarfhiff ihnen vorfuhr, und wieder herbey Fam, ihre 
Backbordsſeite anfiel, und ihnen bie zweyte Lage gab, die auch beantwortet wurde. : 
Das Feuern auf beyden Geiten hielt bis um zehn Uhr des Nachts an, da des Feindes Es entflleht. 
Borbramftenge herabgefchoffen wurde, Hierauf blieb er hinter ihnen, und fuhr, fo gut er 
Eonnte, wider den Wind, nebft feinem Boote vor ihm, und nahm alfo von ihnen Abſchied. 
Sie begleiteten ihn mit ihren Trompeten und Stüden, die fie geladen hatten, und waren 
fehr froh, daß fie Diefer unruhigen Gaͤſte los wurden. Dem ungeachtet aber war Phillipſens 
Schiff elendiglich zugerichtet, und an ſeinen Maſten und Tauen ſehr beſchaͤdigt. Es hatte 
eilf Schuͤſſe in dem Hauptmaſte, wovon dreye ganz durchgiengen; acht Schuͤſſe in dem 
Fockemaſte, und zweene davon durch und durch, Ihre große Bramſtenge war in Stuͤcke 
ierfhoffen; igre große Stenge halb zerfplittert, ihre Beſansrhaa entzivey gefchoffen; ihr 
degfprietsfegel, ihre Bugſtenge, ihre Fahne und ihr Fahnenſtock hinweg gefchoffen, und 
ihr Flaggenſtock gleichfalls, fo, daß fie faſt die meiſte Zeit des Gefechts über feine Flaggen 
iegen hatten, außer des Koͤnigs Wimpel, unter welchem Phillips, kraft ſeines Freyheits⸗ 
— Repreffalien zu gebrauchen, fochte., Sein Tauwerk war durch die eifernen Stan- 
über * der Feind ſchoß, ſehr zerriſſen. In dem Körper des Schiffes ‚hatten. fie nicht 
meifteneh ig Schüffe, wovon viere unter dem Waffer waren, Das Privatſchiff feuerte 
heils ſehr hoch auf ihre Maſten, Rhaen und Tauen; und wenn es nicht ſtilles Waſ⸗ 


ſer geweſen ein RT e j 
getrieben Par die an dieſem Drte nicht gewöhnlich iſt: fo würden fie feyn weg« 


- 


> De 


284 Reiſen nach Guinea und Benin, 


1693 Der Hannibal feuerte niedrig in den Körper bes franzoͤ iſchen Schiffes, und lud feine 
Phillips. untere Reihe Stücken mit doppelten und runden Schuͤſſen, und feine Vierthelverdecksſtuͤcke 
nit runden Schüffen und zinnernen Buͤchſen voller Muskerenkugeln, fo, dag die Franzo— 
Schade, der fen eine große Anzahl Leute mußten verlohren haben... Auf der Seite der Engländer was 
Engländer ren Drey Boote und Bäume an verfehiedenen Orten durchfchoffen, und viele Segel ganz zer⸗ 
— nichtet, da einige voller Loͤcher wie ein Durchſchlag waren. Sie hatten fuͤnf Todte und 
zwey und dreyßig Verwundete, unter welchen des Hauptmanns Bruder, der Conſtabler, 
Zimmermann und Bootsmann waren. Dem Zimmermanne war der Arm weggeſchoſſen, 
und dreyen andern die Beine. Fuͤnfe ober fechfe von ihren beiten Leuten waren gan, er⸗ 
ſchrecklich vom Pulver verbrannt. Dem Harfeniften war durch einen kleknen Schuß Die . 
Hienſchale zerſchmettert. Das Gefecht dauerte fechs Stunden, von vier Uhr bis um zehn, 
da fie ftets nur einen Piftolenfchuß weit von einander waren, wenig Wind und ftilles Waſ⸗ 
fer hatten, und auf beyden Seiten fo geſchwind feuerten, als fie nur laden konnten. Die 
Engländer riefen während des Treffens oftmals ihr Huzza, welches die Franzofen mit Vive 
le Roi beantworteten. Da aber die Sranzofen Hinter ihnen wegruderten: fo veränderte fich 
Das Ledchen; denn man hörte ein erfchredliches Heulen unter ihnen. Phillips hielt es für 
ein Keiegsfehiff von acht und vierzig Stüden, Den folgenden Morgen bey Anbruche des 
Tages fah ex diefes Privatſchiff ungefähr drey Seemeilen von fich nordwärts, nachdem es 
die Nacht vorher, wie Phillips glaubet, feinen Bauch voll gehabt, 
und range: _ Nachdem Phillips nach) England zurück gekehrt: fo.erfube er von einem Hauptmanne, 
fen. Deter Wall, der von diefem Schiffe war weggenommen worden, und zur Zeit des Tref⸗ 
fens mit feinen $euten als Gefangene am Borde war, daß es ber neulich unter dem Haupt: 
manne de Bra ausgelaufene Ludwig von St. Malo gewefen, der zwey und funfzig 
Stuͤcke und zweyhundert und achtzig Mann geführer; daß ihm Phillips drey und fechzig 
Mann getödtet, und über fiebenzig verwundet; daß er nach dem Treffen den Hauptmann 
Wall und einige andere Gefangene in feinem Boote ans Ufer von Teneriffa gefchickt, und 
fo gut er gekonnt, nach Lixa gefahren, um feine verwundeten Leute ans Sand zu fegen, und 
fein Schiff auszubeffeen, welches feht befchädige geweſen. N 
Freytags den 2aſten wurden diefe vier und zwanzig Stunden ‚angewandt, den in dem 
Treffen erhaltenen Schaden auszubeflern, und das Schiff auszupumpen, welches die. See 
durch Die vier Loͤcher, die e8 unter dem Waſſer befommen, fehr geſchwind einließ; denn fie 
Eonnten folche wegen der See nicht recht verſtopfen. Dieſen Tag afen fie nur Käfe und 
Brodt, und tranken Punſch, indem fie feine Speifen anrichten Eonnten, weil ihr Heerd und 
Ofen niedergefchoffen waren. Es war ihnen auch ein Oxthoͤefd Brandtewein in der Laza⸗ 
rethkammer durchgeſchoſſen, welcher Verluſt ſehr bedauert wurde. 
Sonnabends, den 25ften, um neun Uhr des Morgens brach) der Arm von der großen 
Segelftange, ungefähr zehn Fuß an der Steuerbordsfeite, indem fie daſelbſt über die Halfte 
Inſel Ferro. durchgeſchoſſen war, Um zehn Uhr konnte man das Eyland Ferro erkennen, welches zwoͤlf 
Seemeilen weit von ihnen gegen Nordoſt lag. Bon da giengen fie nad) St. Jago ab, . 
um dafelbft ihre Läcke zu verftopfen, ihre Maften und Rhaen zu ergänzen, und einige feifche 
Sebensmittel für die Verwundeten einzunehmen, Sie nahmen das Fockeſegel ab, welches 
dreyßig große durchgeſchoſſene Löcher hatte, einige eine halbe Elle groß, die von den langen 
— Stangen gemacht worden, die fie gefchoflen ; und brachten ein anders an deflen 
Stelle. 
Den. 





von Sierra Leona Bis Lope Gonſalvo N Buch II Cap. 385 


vor — el;und ruſteten ſich zu einem neuen Treffen. Das Schiff 1693 
war 22 ——— indem die Leute ſeit dem letztern Phillips. 
hurtiger dazu gemorben. Acein das Fahrzeug fuhr fo geſchwind fort, als esfonnte; und fie 
hielten dafür, daß es Hauptmann Daniel in dem Wittelländer wäre. An diefem Tage. 
wurde dein Sadpfeifer has Dein ein wenig unter dem Knie, und an dem folgenden Tage 

Fronomwen abgenommen: NerT: 

—— ne er die Enlande Sal, St. Jago und Bona Viſta. Den folgenden Kommen 
Tag entdeckte er Santa Mayo, und den 2ten des Chriſtmonats Famen fie zu St. Jago nad Ports 
dor Anker; in der Bay von Porto Prapa, die bereits befchrieben worden ©). Sie ſahen Praya. 
das Eyland Fuego über der Weſtſeite des Hafens den ganzen Tag rauchen, und die ganze 
Nacht Funken Beuer fprühen /). | ER ana Na 

Den sten ſtarb Cronow, der ein ehrlicher tapferer Mann aus Wallis war, an feinen 
Wunden. Eins von feinen Beinen war ihm über dem Knoͤchel, und durch eben den Schuß 
ſein halber anderer Fuß weggenommen worden. 
Als ſie hier landeten, wurden ſie von einem Dutzend halb verhungerter Soldaten em⸗ 
pfangen, deren jeder mit einer Lanze und einem Schwerdte bewaffnet war, Sie führten 
fie durch einen fteinichten, fteiten, ungebähnten Wegizu ihrem befehlshabenden Dfficier, ei: 
nem wohlgebildeten alten Manne. Er nahm fie fehe hoͤflich auf; und indem fie mit ihm 
ſpatzieren giengen, fo entdeckten fie unter Weges eine Kuh, die geſchlachtet, ausgeweidet, und 
in verſchiedene kleine Stücke geſchnitten, beym Schlachten aber ſehr ekelhaft gemacht, und 
eben fo hager war, als die Wache: X | Wie? 
Diefer alte Dfficier hatte ein altes Haus, mit einem Paar gebrechlichen Treppen, auf Beſuch bey 
welchen fie in einen großen freyer Saal famen Hier gab er ihnen einen binlänglichen dem Befehis⸗ 
Bericht, warum: er bey ihrer Einfahrt fo feindfelig gefenert, (denn er Hatte! dreymal; und baber. 
das legtemalmit einer Kugel gefchoflen) indem er fie für Seeräuber gehalten. Kurz, fie 
fanden, Daß er ein fehr vernünftiger, wohlgefitteter Mann war, der feiner eigenen Erzählung 
nach in Dftende gebobren, und von dem Statthalter zu Liſſabon durch ſchoͤne Verfprechun: 
gen hieher gelocket worden, Die man aber niemals gehalten hat. 
In kurzer Zeit fahen fie den Gouverneurlieutenant fo fhnell, als er auf einem Maulefel 
konnte, anfommen; dev zwifchen ven rauhen Gebirgen fo gefehwind gieng, als die englifchen 
Dferde auf ebenem Grunde. ¶ Er war ein unerfahrner Burfche von ungefähr zwanzig Jah⸗ 
ven, ſtolz und eitel; fo, daß es dem Berfafler ſehr verbroß, da er fah, mit was für einem 
übermüthigen Anfehen er Die niedessrächtigfte und knechtiſche Ehrerbierhung annahm, die 
ihm von dem alten erfahrnen $landerkin geleifter wurde, hut | 
Sonntags, den'gten, gieng Phillips in feiner Pinnaffe nad) St. Jago. Nachdem Bay St. 
ſie ungefaͤhr fieben Meilen gerudert, fo kamen fie um eine Spige hetum in die Bay, nahe ago. 
bey der Stadt. Er lief gerade gegen das Thor der Stadt ein, und’feine Trompeter, die 
En Stückchen bliefen, ‚brachten alsbald: einen Dfficier herbey, der ihn zu dem Patlafte des 
Statthalters an dem obern Ende der Stadt führte. Sie fahen dafelbjt niemand, als einige 
unverſchaͤmte ſchwarze Weibesſtuͤcke, die ihnen viele ſchmutzige Worte im Engliſchen fagten, 
and indem ſie ihre kur zen Schurztuͤcher, die ihnen nur bis an die Mitte ihres dicken Being gien 
gen, aufhuben, ihnen oftmals ihre Waare zeigten. Der Statthalter, welcher in der Kirche war, 
* nr 34 F und 

9 an, ne. MN Pbillips Reiſe, a. d. o u. ſ. ©. 

em, Keiſebeſchr. IL Band. | Eee 


3808Meiſen von Guinea bis Benin os 

1693 und durch den Schall der Trompeten aufmerkſam gemacht worden, erſchien gleich und gieng 
Pbillips. an der Spitze der Verſammlung. Er wurde von zweenen jungen Hauptleuten und dem 
Priefter. begleitet, und hinter ihm Fam ein leeres Pferd mit ziemlich gutem Zeuge. ı Nach: 
dem er fie eingeladen : fo führte er ſie durch einen Hof in eine große Hütte, wo ein eiferner 
Balcon mar, der nach der. See zugieng, wohin er eine fehöne Ausficht hatte, . Mach eini- 
gem Geſchwaͤtze fchiefte der Hauptmann feine Officier weg, weil für ihn und ſeinen Bruder 
Des Starts eine Mahlzeit gebracht wurde, “ Diefe beffund in. einem Laibe gutes weißes Brodtes, einer 
halters Buͤchſe Marmelade, die auf einer Serviette überreicht wurde; und zum Trinken hatten fie 
fgtechte Der eine Eleine Butellje halb voller Maderamein, der aber ſo dick, ſchlecht und heiß war, daß 

wuthung. der Verfaſſer viel Mühe hatte, ihn zu trinken. - 
As ihn Phillips um Vieh bach: fo weigerte er fih, ihm einiges zu laflen, außer für 
Geld, und beftätigte das, was ihm der. alte Officier zu Praya gefage hatte, Daß niemanden 
außer ihm frey ftünde, einiges zu verfaufen. Doch erlaubte er ihm Ziegen, Schafen ſ. w. 
‚von dem Bolfe durch Taufch zu erhandeln. Mach dieſem faufte er zweene oder drey engl 
ſche Spatzierſtoͤcke, und da er auf einen artig lakirten mit einem geftschenen Silberfnopfe 
fein Auge hatte, den Phillips in der Hand führte: fo ſagte er zu ihm, dieß wären Gefchenfe 
von engliſchen oftindifchen Hauptleuten. Phillips Fonnte hierauf nichts weniger thun, alg 


daß ex dem Beyſpiele feiner Brüder folgte, welches von dem Statthalter mit großem Ber 


gnuͤgen aufgenommen wurde. 
Aſtige Der Hauptmann bath ihn, an Bord zu kommen; er entſchuldigte ſich aber, daß er die 
Streiche der Einladung nicht annehmen koͤnnte, weil dawider, wegen einiger Privatſchiffer und Seeraͤu⸗ 


Seeraͤuber. Ger, eine Verordnung gemacht worden. Denn wenn diefe den Statthalter an Bord be⸗ 


kommen, fo hätten fie ihn nicht eher wieder ans Land _gelaffen, bis er alle Lebensmittel her- 

benzubringen befohlen, die fie verlangt, wefür fie denn einen Wechfelbrief, der zu London 

auf den Johann Nimmerstag! zahlbarı war, oder an die Pumpe zu Aldgate auszuſtellen 

pflegen, wie des Seeräubers Avery Werhfel war, den er dem Statthalter auf St. Tho- 

maseylande gegeben: hatte. ee a or ., 2 ni dhom 

Des Statt As Phillips mit feiner Excellenzʒ auf dem Balcon war: fo fragte er, ob man hieſelbſt 

halters An: Yeinigeit'guten Maderawein zu Kaufe befommen fönnte? Er fagte, es wäre einiger da; und 

fen indem eben ein Portugieſe in einer fhönen Kleidung auf ber Straße unter ihnen gieng: fd 

rief ihn der Statthalter an und fragte, ober einigen Wein fir Waaren umzufeßen "hätte? 

Sobald diefer Menfch den Statthalter ſah, nahm er feinen Hut ab, machte eine tiefe Ber- 

beugung, kniete auf der Straße nieder und antwortete, er hätte ein Faß, das er jemanden 

verlaffen koͤnnte: er müßte aber Geld dafür haben. Als ihm nun der Statthalter berich- 

tet, Phillips Harte keins und er haͤtte ihn nichts weiter zu ſagen: fo ſtund er auf, und nach- 

. dem er einen andern tiefen Buͤckling gemacht, gieng er mit feinem Hute in der Hand for, 

bis er ihnen aus dem Geſichte kam. Nach diefem nahm der Verfaſſer als ein ſehr guter 

Freund’ von dem Statthalter Abfchied, mit dem Berfprechen, ihm den folgenden Tag einen 

Cheshirekaſe zu ſchicken. —* | - 

Seine Ders 1 Der Statthalter war fehr klein von Geftalt, von ungefähr funfzig Jahren, und aus ei- 

fon. nem edlen Geſchlechte in Portugal, - Seine Farbe war ſchwarzbraun, fein Anfehen ſchlecht, 

. u, | ‚2 DR em) andren und 

) Philfips See ad.ıgzuf.& fer Küfte gewvefen, ımd haben feinen Tornado ge⸗ 
I Einige find fünf ober ſechs Monate auf dies fehen. u ne 


x 


r 
Te 


von Sierra Leona bis Lope Gonſaloo. VIE Buch IT Cap. 387 

und ſeine Klei in Ex trug eine lange ſchwarze Peruͤke die ihm bis mitten 1693 
auf den Leib —7* * —— jemand alle Locken herausgeriſſen. Er fehlen ein Mann Pbillips. 
von guten Gemüchsgaben, vieler Erfahrung und Schlauigkeit zu ſeyn 2»; „Sg 


Egg une — * Der I Abſchnitt. 330 ; | | ! 
964 — ER ER. Nr * 2 Tr 2 ER 1 
Sie Hasen einen Tornado. Vorgebirge Monte. ley und König: Peter, Die Engländer fürchten 

en A etebo eber, Miferado. Königs ſich vor den Eingebohrnen. Die Stade San: - 
" Anpreos Stadt, Wunderliche Art vom Aber: guin. Der Fluß Sino.  Wappo, des Haupts 

glauben Zhre Art zu fechten. Art von Schnep⸗ mans Btuder, fiirbt. Deut. Die rothen Klip- 

pen. Die Seeleute werden faͤlſchlich beſchuldi⸗ pen, Das Vorgebirge La bo. Das Volk iſt 
„rgerz durch eine ER lesgemacht. Großer inläns furchtſam. Gemalte Negern; berufene Men 
„bifcyer König. Ein ſchottiſcher Seeräuber, Sie  fchenfreffer ; find aber. ſcheu. Die Urfache das 
„gehen weiter. Klein Seftos, Hauptmann Lum⸗ von. = dr — 


DMennerſtags den zten des Chriſtmonats, da fie die Eylande des grünen Borgebirges 
verließen, veinigten fie alles vorn und binten zwifchen den Verdecken; und nachdem 
fie die Löcher dicht mit gepichter Schiffsleinwand zugedeckt, fo verbrannten fie drey Theer⸗ 
tonnen, zioifchen dem Verdecke, um das Schiff geſund zu erhalten... m W hglı 
en roten hatten fie einen Tornado, die auf der Küfte von Africa fehr gemein find. Ein Tore ⸗ 
Weiles aber der erfte war, indem fich Phillips befand: fo erſchreckte ihn ſolcher ein wenig. In nado. 
einer halben Stunde liefen die Winde rund um den Compaß, wobey er niemals’ ein ſolch er⸗ 
ſchrecklich Donnern und Blitzen gehört und geſehen hatte, Er war beforgt,das Schiff möchtein 
Brand geſteckt feyn, indem es einen ſchwefelichten Geruch hinter fich ließ. Es — ihn 
aber dieſe Tornados hernach ſo vielmals, daß er wenig Acht mehr darauf hate We ler ſtets zei⸗ 
eig genug Nachricht von ihrer Ankunft hatte, die Segel zu beſchlagen: ſo ließ er ſie ihre Wurg: 
austoben, welche ſelten eine Stunde daurete, und ohne große Gefahr an dei Kuͤſten von“ 
Guinea waren, wo fiedurchgehends vom Ufer blafen +). Diefe nebft dem außerordentlichen : 
Donner und Blisen find ‚ein ficheres Zeichen von Annäherung diefer Kuͤſte 5); denn an 
der Süpfeite der Linie ſegelte er vierhundert Seemeilen, zwiſchen zwey und drey Graden 
Süpderbreite auf feinem Wege von·St. Thomas nach Barbados, und traf weder fie, 
noch einigen Douner und Blitzen an, ſondern hatte ſchoͤne, beſtaͤndige und friſche Winde 
zwiſchen Suͤdſuͤdoſt und Oſtſuͤdoſt. LE Tat — ee SCHE Bet yes 14.2250 
Den 2aften entdeckten fie das Borgebirge Monte, ſieben Seemeilen weit von ihnen, Vorgebirge 
gegen Oſten gen Nord, und um Mittag fanden ſie die Breite ſechs Grade ſechs und dreyßig Monte. 
Minuten nordlich. Das Borgebirge; war damals Nordoſt gen Dfk vier Meilen wei J— 
von ihnen, fo daß, da fie zehn Minusen-füblich und ſechſe weſtlich davon waren, das Bot- maektelgnal, 
RXbirge Monte, feiner Beobachtung nach, die er fuͤr ſehr gut Hält, im. der Breite von- ſechs 
raden ſechs und vierzig Minuten, nordlich liegt, welches weit nordlicher iſt, als es gemei⸗ 
in den Karten ſteht A). nt 3 are Ze TI EN EN TR) 
fie taziten fahen jie das Borgebirge Monſerado. Hauptmann Schurley entdeckte Vorgebirge 
fe on dieſce Rheede, und ſchickte daher ſeine Pinnaſſe ab, ſie zu erſuchen, zu feinem Bey: ‚Miferado, 
ande daſelbſi einzulauſen. Denn es war ihm, unweit des Vorgebirges, fein Jockemaſt 
* u... — a Zn 
aan ENGE Geifer guggkfnicht)zureichend,) +) Geine’oflidie' Fährt von"-&St, Mara ud 
— Regel tagen A er nn 1 dem eva Monte * 754 —— * 


MN 


693: 


Phillips 


Des Königs 
Andre =. 
Stadt. 


88 059 1 An Reifen von Guinea bis Benin vumid non 


und feine Fockemaſtrhaa durch einen Donnerfeil zerfplittere, und fein Vorbramſegel durch den 
vorhergehenden Blitz angezündet worden 7). Phillips war Willens; zu Junco, zwölf See 
meilen gegen Oſten, wo ein guter Fluß und eine Menge von Hol; ift, Holz und Waſſer ein: 
zunehmen, Auf diefes Anfuchen aber lief er allhier ein, und anferte anderthalb Meilen 
Suͤdoſt von der Mündung des Fluffes. +, Hier "fand er einen Bubbins, einen Zwifchen- 
läufer m) von Barbados, der vornehmlich Rum geladen hatte, um Gold und Sklaven 


dafür zu handeln. Phillips Faufte fünfhundert Gallonen oder zweyh taufend engliſche 


Kannen davon fehr wohlfeil, und verkaufte fie wieder mit gutem Vortheile. Hier war 
auch die Schaluppe Stanier mit Herrn Colker am Borde, welcher der Agent von Cher- 
borough war und. dahin fam, längft der Küfte Zähne zu handeln. 
Das Borgebirge Monſerado it auf fechzehn Seemeilen weit vom Vorgebirge Mon⸗ 
te entfernt, und iſt zwifchendenfelben Fein hohes fand. Es iff ein rundes Gebirge, noch 
nicht ganz fo hoch, als das Vorgebirge Monte. Bey demfelben gegen Nordnordoſt ift 


ein guter Anferplag, in zwölf, zehn oder acht Faden Waffe, Der befte Ankergrund ifb 


in neun Faden, fo daß das Vorgebirge gegen Süden und halb Welt von einem, in zwo 
Meiten Entfernung, liegt. 
An einem Morgen gieng der Hauptmann mit einigen von feinen Bedienten in-einer 
Pinnaffe ungefähr acht Meilen den Fluß hinauf, um den König Andreo in feiner Stadt 
zu beſuchen. Unterwegens fahen fie verſchiedene Meerkagen auf den Bäumen, die von ei: 
nem zum andern fprungen. Sie ſchoſſen nach einigen, eödteten aber Eeinen. Die Stadt 
liege an der linfen Seite des Fluſſes hinaufwärts, und ungefähr eine Bierthelmeile von dem 
Ufer deſſelben. Die Anfuhrt zu derfelben ift ziwifchen zweenen hohen Bäumen, wo ihnen 


der König Andreo mit feinem. Adel entgegen Fam, der ihm durch die Wälder zu einer: offes 


Bunderliche 
Art von 
Aberglauben. 


nen Ebene führte, worinnen die Stadt lag. Dieß war der einzige: Fleck in dieſer Gegend, 
der von Gehölze frey war, fo daß er fich verwunderte, wo doch die große Menge Reiß 
wuͤchſe, welchen fie hatten. 

Sie: bewillkommten fie beym Eintrirte in die Stadt, und führten fie darauf zu ihrem 
Berfammlungsfaale, Weil folcher mis Thone vier Fuß hoch von der Erde erhoben war: 
fo kletterten fie hinauf, und es wurden ihnen einige Kloͤtze ungefähr einen halben Fuß hoch 
von verfchiedener Geftalt gebracht, darauf zu fißenz dergleichen König Andreo und zweene 
oder dreye von feinen Großen hatten. Die übrigen faßen hinter ihm mit kreuzweiſe über- 
einander gefehlagenen Beinen, auf der Erde, 4 

Nachdem fie fich gefeget: fo machten fie etwas Punch, und thaten ihre Knapſaͤcke 
auf, einen Biffen von Rindszungen und einigen andern Falten. Speifen zu effen, die fie mit 
ſich gebracht hatten, ©. Sie bathen Seine Majeftät und deffen Große mit zu fpeifen, und 
theilten etwas inter ihnen aus, Sie verwunderten ſich aber fehr, da fie ſahen, daß ein je— 
der von ihnen zu einem Loche in dem Saale gieng, wo fie aßen, und mit großer Andacht und 


Sorgfalt ein Stüc von jeder Art von Speifen und etwas von jedem Getränke, Punch, 
: Bier, Brandtewein, und Rum hinein fallen lief, welches ihnen der Hauptmann gab. Wenn 
ſie nun darauf zuruͤckkamen, ſo aßen fie fehr gierig hinein, und Seine Majeftät und —* 

hr ul, : . — TA, Hofſ⸗ 


"D Er Hatte den Hauptmann Schurley indem =) Das iſt ein Privatkauffahrer, der von der 
Sturme den erften des Wintermionats und alle Compagnie fo genennt wird. 


andern den Tag vorher verlohren. u) Viereckigte Stuͤcke von dünnen Bretter, 


vie 


ss — — — 





von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VIE Buch TI Cap. 389 


Hofleute Hatten ei ergnügen an dem Abfchabfel und den Schalen von den Zuns 1603 
gen, ee — — eſſen konnten. Auf Befragen berichteten ſie Phil⸗ Pbillips: 
lipfen, ihr vor ger König läge daſelbſt begraben; und weil das doch auf ſeinen Leichnam 

ienge, fo meynten fie,ihm etwas von allen diefen Arten von Leckerbiſſen zu geben, bevor fie 

elbft etwas anrührten. le, 77 —— — 

Nach der Maptzeit befahl der Hauptmann feinen Bootsleuten, ihr Gervehr vor dem Ihre Art 
Könige zu Löfen, worüber er ſich fehr verwunderte und vergnuͤgte, vornehmlich daß fi fo Mufechten 
ordentlich feuerten. "Zur Vergeltung befahl er feinen $euten, den Engländern ihre Art zu 
fechten zu zeigen, welches auf eine fehr verwirrte Weife mit Lanzen und Bogen gefihab. 

Es waren hier einige Soldaten von dem Fluſſe Junco bergefommen, dem Könige in 
feinen Kriegen beyzuſtehen. Zweene von ihnen haften alte Flincen, mit denen fie hinter 
zweenen andern giengen, welche Tartſchen führten #2), zwifchen welchen die Spitzen von 
ihrem Gewehre hervorkuckten. In diefer Stellung krochen fie ganz ftille Hinan, den Feind 
zu entdecken, wenn er da war. So bald ſolches gefchehen, gaben die beyden Schuͤtzen 
Feuer; ihre Lanzen wurden geworfen, und ihre Pfeile mit einem ſehr abſcheulichen Geſchreye 
und Laͤrmen abgefchoffen; und darauf liefen fie unordentlich zu ihrem erſten Poften zuruͤck. 
Wenn fie num dafelbjt wieder geladen, und ſich in folche ordentliche Unordnung gefeget hats 
ten, als fie zu thum pflegen: fo erneuerten fie Den Angriff, wie zuvor 0). 

Sie hatten hier guten Zeitvertreib, da fie Fleine Bögel fehoffen, meift von der Größe Eine Art 
und Gejtalt einer Schneppe. Sie waren längft dem Sande in fo großen Heerden, daß von Schnepe 
fie fieben oder acht auf einen Schuß toͤdteten. | Sie ſchmeckten durchgehends ſehr gut, obe pen. 
gleich einige ſehr mager waren. An der Muͤndung des Fluſſes warfen fie oftmals die See- 
ge aus, und fingen’viele gufe Fiſche. Sie hatten keinen Mangel am Wildprette; denn Herr 
Colker, der Agent von Eherborougb, fehickte feine Grumertos oder Schwarzen aus, in den 
Wäldern zu jagen, und mar verfichert, daß fie ihm ein oder zwey Schmaßlthiere vor 
Abends bringen würden. Einer von feinen Schwarzen war ihr Dollmetſcher; denn fie 
konnten hier weder Englifch noch Portugiefifch fprechen. 

Währender ihrer Anweſenheit wurden die Schiffleute von einem Yon ben geringern Schiffleute 
Schwarzen beſchuldiget, fie hätten ihm einen Sad Reiß geftohlen, Als er fich beym Koͤ⸗ werden 
nige daruͤber beffagt, fo berichtete dieſer folches dem Hauptmanne, und forderte mit vielem oaͤſſchlich de: 
Ernſte und Misvergnügen deswegen Genugthuung. Phillips ließ Darauf afle feine Leute ulbiges; 
am Ufer zufammenfommen, um den Verfajler zu entdecken. Da er aber fand, daß fie alle 
ausfagten, fie wären unfchuldig: fo meldete er folches vem Könige. Diefer fing an, zornig 
zu werden, und fagte, feine Unterthanen ſollten nicht beftohlen werben, und forderte Genug⸗ 
thuung. Als fie alſo gewahr wurden, daß ihre ſanftmuͤthige Aufführung ihn nur übermü- 
thiger machte; fo entſchloſſen fie ſich endlich, ſich zu ſtellen, als wenn fie gleichfalls entrü- 

wären, und fießen ihn fehen, Daß fie eben fo gut zu trotzen wüßten, als feine Majeftär, 

Die Seute wurden hierauf beordert, ihr Gewehr zur Hand zu nehmen, und der Agent Col; durch eine 

‚ der die Gewohnheit des bandes wußte, ſchuͤttelte ſeinen Stock gegen den König, und er: Lift losge⸗ 
luchte ihn inſtandigſt, roth Waſſer 7) zu bringen. Ex betheuerte, Die ganze Schiffs: macht. 

; F ec gefell- 
= ya in zweene breit. holzigten Sande nicht gar zu uneben zu ſeyn ſcheiut. 

Echwonn egte, welches bey den ) Der Saft von einem Baume, ein Urtheils⸗ 
a uͤblich iſt, und in einem ſehr waſſer unter den Schwarzen, 


1693 


Ri 


399 0 1 Reifen vom Guinea bis Benin ı 
geſellſchaft wollte folches zu Bezeugung ihrer Unſchuld trinken; und wenn fie ſich alfo ſelbſt 


Phillips; frey und rein machten: fo follten feine Majeftät ihnen wegen des angethanen Unrechts Ge— 


Ein, großer 
inlaͤndiſcher 
Koͤnig. 


nugthuung leiſten. Kaum war dieſe Erklaͤrung geſchehen: ſo redete man aus einem andern 
Tone; und der Koͤnig, der ſie alle, ſeinem Beduͤnken nach, entſchloſſen ſah, das Waſſer zu 
eeinfen, wurde ſehr demuͤthig und unterthaͤnig. Er meldete ihnen, derjenige, der ihre Leute 
angeklaget, wäre ein Boͤſewicht, und er wollte ihn ſtrafen, indem er ihm ſogleich von ihren 
Zelten verbannte 4). So viel Wirkung hatte dieſe Vorſtellung uͤber den König Andreo, 
ebrohl in der That, wenn er fie zu der Probe getrieben, Feiner von ihnen Willens war, die 
Kraft feines rothen Saftes zu verfuchen 7). j 
‚Unterdeffen daß fie hier waren, Eam einer von ben inländifchen Königen an die Seite 

des Berfammlungsfaals, wo fie faßen. Er war groß, hatte ein männliches Anſehen und, 
einegute Gefihtsbildung ; kurz, er war der majeſtaͤtiſchte fehönfte Schwarze, den Phillipg, 
jemals gefehen hatte, den König von Siboa ausgenommen; ob er wohl ſehr alt, und feine 
Haare und fein Bart vollfommen grau waren. Sein Haupt war mit mehr als hundert klei⸗ 
nen Hörnern bedecft, ungefähr einen Zoll lang, die an feine Haare geknuͤpfet, und mit einer 


rothen Maffe oder einem ſolchen Teige zurecht gemacht waren. Dieß war fein Fatiſch, 


oder Gott, ihn vor dem Uebel zu befchügen. Der Verfaſſer hatte fogleich, da er fich nur 
Blicken lief, fein Auge auf ihn, und vergnuͤgte ſich fehr über fein ehrwuͤrdiges Geficht; hielt 
ihn aber nicht von dem Stande, weil Andreo und feine Edlen fich nicht um ihn befüm= 
merten, Eine Stunde nad) feiner Ankunft erfuhr Phillips auf Befragen, daß er ein 
großer inländifcher König wäre; und verwunderte ſich fehr über die üble Begegnung des 
Andreo, feines Bruders in der Föniglichen Winde, und erfuchte ihn, feine Majeftät berein- 
zu bitten, Da der Hauptmann fab, daß er felbft zurück gieng, und ihn nicht beveden Fonnte,, 
zu ihm herauf zu Eommen ; fo brachte er ihm einen Becher mit Pund) zu, aus welchen der, 
König ohne Zwang trank, bis er den Boden fah. Phillips wollte noch einen für ihn ma= 
chen laſſen; ex konnte ihn aber nicht beveden, zu warten, indem er einen langen Weg nach 


Haufe Hatte. Er befchenkte den Hauptmann mit einer guten Leopardshaut, die in England: | 


drey oder vier Pfund werth war, welches er Durch Drey oder vier Burelljen Rum und eben 


Ein ſchotti⸗ 
ſcher See: 
raͤuber. 


fo vielen Händen voll Kowries vergalt. Hierauf giengen fie freundſchaftlich von einan⸗ 
der. Zwiſchen dem Könige Andreo aber und ihm gieng nicht die geringſte Ceremonie vor, 
weil fie, wie ev hernachmals erfuhr, nicht gut mit einander ftunden, 

Unter den Eingebohrnen fanden fie einen Schotten, der Feine gute Nachricht von ſich 
geben Fonnte; und Phillips hörte hernachmals, daß ev ein Seeräuber in einer Eleinen Bri⸗ 
gantine geweſen, die von einem, Namens Herbert, geführt worden, welcher Damit aus ei⸗ 
nigen Pflanzungen-in Weltindien entlaufen: wäre, . Er war.eben auf diefe Küfte angefom:- 
men, um etwas aufzufuchen, als das Schiffsvolf einen Streit unter ſich anfing. Diele vom, 
ihnen wurden im Gefechte erſchlagen und toͤdtlich verwundet, und es blieb feiner übrig, der 
Has Schiff regieren konnte, als diefer Kerl, „Er ließ es gegen Suͤdoſt des Borgebirgeg 
ang Ufer laufen , und. vettete fein Leben ;. die andern ftarben-an ihren Wunden, Er trug 
eine lange flaͤchſerne Perüsfe, einen weißen Biberhut, und andere gute Kleider. Er borh 

| feine 
‚PD Bey ihrer erften Landung errichteten fie weg: Zimmerfeute bey Nacht, wenn fie Holz faͤllten. Auf- 
Zelter auf einer Saudſpitze an der Muͤndung des Fluf der ıpı Geite.- — — 


fe, zur Bequemuchkeit des Haudels, und ihrer, 7) Phillips Reiſe ad. 189.0. faS. ih 





% 


‚von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VII Buch TI Cap. 391 
feine Dienſte als an; er hatte aber fo was ſchelmiſches in feinem Geſichte, daß 
weder —— Dune — ihm zu thun haben wollten: doch nahm ihn der 
Agent Colker in der Schaluppe Stanier mit nach Scherborow »), 

Sie Hielten die Weihnachten ſehr luſtig, und jedes Schiff feuerte alle feine Stücken ab, 
Den 2gften lief Hauptmann. Johann Soans in den Jeffrey allhier ein; und nachdem 
er fich mit etwas Holze, Wafler und Neiße verfehen hatte: fo fegelte er wieder nach Bight, 
den zten des Jenners, nachdem er ein Pack Briefe an den Herrn Jeffrey Teffries zu- 
rücfgelaffen, die mit Dev erſten Gelegenheit nad) Europa möchten geſchickt werden, Agent 
Colker gieng den sten nad) Scherborow unter Segel, und Bubbins in dem barbadoi⸗ 
ſchen Zwifchenläufer an eben dem Morgen nach der Goldfüfte, Phillips ſchickte duch 
ihn an bie drey Dberfaufleute der africanifchen Compagnie im Cap CorfesCaftelle z) 
Briefe, und berichtete ihnen, daß ihm die Compagnie verwilliget, Sklaven an der Gold⸗ 
kuͤſte zu kaufen; und erſuchte ſie um ihren Fleiß, ihm ſo viel zu verſchaffen, als ſie koͤnnten, 
‚gegen feine Ankunft daſelbſt, und was fonft noͤthig wäre, Ex war genoͤthiget, ſich bier zehn 
Tage aufzuhalten, nachdem er feine Geſchaͤffte für den Hauptmann Schurley mit Ausbef 
ferung feines Schiffes verrichtet. Als dieſes gefchehen, fegelten fie berde den gen einer 
des Jahres 1693 = 94 mit dem Morgenwinde nach der Küfte, und den folgenden Tag wurde 
Hauptmann Schurley von einem Fieber befallen. te 


1694 
Pbillipa. 
— 


Sie gehen 
weiter. 


Den uten giengen ſie das Vorgebirge Monſerado vorbey, und den folgenden Tag KleinSeſtos. 


kamen fie in dreyjehn Faden vor Anker unfern Picinini, oder. klein Seftos. Es famen 
‚aber verfchiedene Canoes an Bord, fie nad) Seftos einzuladen, und verfprachen ihnen gu⸗ 
ten Handel mit Zähnen. Sie lichteten und fuhren mit einem Ffeinen fhwachen Winde 


laͤngſt dem Ufer bin. Es kamen einige Kahne mit zweenen Schwarzen an Bord, Sie 


hatten aber nichts, als ein wenig Bögel, Orangen, Bananas, und einige Fleine Efephanten- 
Zahne, wofuͤr fie mehr forderten, als-fie werth waren. z Ai. 
Sonnabends, den ıgten, anferten fie bey dem. Fluſſe groß Seftos, drey Meilen von 
dem Vorgebirge Baxos, oder der oftlichen Spige von Seſtos, die ſehr niedrig und felfiche 
ift. Sie giengen in ihrer Pinnaffe mit einigen Gütern ang Land, um zu handeln, Haupt- 
‚mann Schurley ſchickte gleichfalls feine Pinnaffe mit feinem Buchhalter dahin, da er ſelbſt 
fo krank war, daß er nicht gehen konnte. 3 —— 2 
„An der Spige, die in den Fluß geht, ungefähr eines Kabels länge davon, iſt eine Ne— 
gerftadt von ungefähr dreyßig oder dierstg Haͤuſern. Das Saunn Bestie nennet ſich 
Dick Lumley, von dem Hauptmanne Lumley, einem alten Befehlshaber, der vormals 
die guineifche Handlung trieb, Ungefähr acht Meilen Hinauf liegt die Stadt, woſelbſt Koͤ— 
tig Derer, ihr Monarch, lebet. Dem Berfaffer, welcher nicht dahin gieng, wurde gefagt, 
die Einwohner wären ſehr verrätherifch und blutgierig, hole einige eucopaifche Kaufleute 
Eſahren. Die Güter, wornach hier gefragt wurde, waren eherne Keffel, zinnerne Becken 
DON verſ hiedener Groͤße, Buſis oder Rowris, Flinten, Meſſer und dergleichen. Sie 
brachten don jeder Aet etwas ans Ufer: ſie fanden aber nichts dagegen einzutaufchen, alg 
ein wenig kleine Kalbeszähne #), die nicht der Mühe werth waren, und dennoch ſehr theuer 
* Pre Si Sugar} r 77 
— Originale hier und anderer Orten Eher: nale Cabo Corce und ſehr oft auch ſo an andern 
D Der Cape Cor | Orten; oder auch Cap Corce. ill 
AR: Eafelle; in dem Orig.. 9) Das if, junge Elephanten, 


Dick Lumley 
und König 
Peter, 


694 
‚Philips. 


Die Englän: 


- der find in 


Furcht. 


Sanguan. 


Wappo. 


39% Keifen nach Guinea und Benin, = vw 


gehalten wurden. Sie kauften einige Hühner, Limonien und Orangen. Man both ihnen 
auch Reiß an: allein teurer, als zu Wonfersdeo, wo ſie ſich fhen Damit verforge hatten. 
Zuweilen liefen Die $eute die Serge in den Fluß, und fingen viele gute Fiſche ©). 

Die Urt zu grüßen, ſowohl bier als zu Wionferado, iſt folgende: Sie nehmen jeman- 
des Daumen und Vorderfinger zwiſchen ihren, und knacken ſolche, webey fie rufen: 
Akky O! Akky ©! Das Volk hier war febr fauertöpfifch, und ſah wie Spisbuben aus, 
fo daß er ihrer Geſellſchaft bald überdrüßig ward, und um vier Uhr des Abends an Bord 
gieng. Seine Leute blieben bey ihrem Gewehre, bis fie aus dem Fluſſe und einige Weite 
som Ufer waren, Denn die Schwarzen famen in folcher großen Anzahl mit Bogen und 
Pfeilen herab, che fie weggiengen, daß fie in Furcht waren, man möchte ihnen einen bos⸗ 
haften Streich fpielen. Dieß befehleunigee ihre Abfahrt, ungeachtet des ernftlichen Anhal⸗ 
tens des Volks, welches ihnen nicht das geringfte zu Seide that. 

Von dem Vorgebirge Baxos liegt eine Reihe Klippen zwo oder mehr Seemeifen in 
die See. Hier trafen fie den aaten einen fo ftarfen Strom an, der nach Südoft gieng, 
daß er fie drey Seemeilen weit gegen Dften von dem Borgebirge trieb.- Ungefähr drey 
Secrheilen weit von der Seftosfpise ſahen fie einen großen weißen Fels, der wie ein Segel 
ausfah, und zwo Seemeilen weiter einen andern Felfen, fünf Seemeilen von Sanguin. 
Sanguin erſchien in dev See zuerft in einem Gebüfche hoher Bäume, Die Kiüfte zwi⸗ 
ſchen Seftos und Sanguin iſt überall’felficht, unter zwanzig Faden Waſſer, und man kann 
daſelbſt nicht weniger, als in fünf und zwanzig Faden anfern. 2 


Den isten ankerten fie unfern Battowa, wo das Sand höher wird, als zwiſchen dieſem | 


Orte und Sanguin. Hier erforſchten fie den Strom, und fanden, daß er in einer Stunde 
drey Meilen gegen Suͤdoſt trieb. Es Famen verfihiedene Canoes aus dem Fluſſe San⸗ 
gun an Vord, wo die Köther- oder Malaghenaethſte anfängt; fie Dinchten aber nichts 
mie fich. Um zehn Uhr waren fie bey dem Fluſſe Sino, ungefäbr zwölf Scemeilen voh 
Sanguin, welcher leichtlich an einem Baume erkannt wird, der wie ein Schiff mit fehlaf- 
fem Bramfegel ausfieht. Es famen aus demſelben verfchiedene Canves mit Pfeffer oder 


Malaghetta, welcher dem indianifchen Pfeffer ſehr ähnlich, und vielleicht eben fo gut iſt. 


Er wurde in Weidenforben gebracht. Pbillips Fauffe taufend Pfund für eine eiferne 
Stange, die in England drey Schillinge und fechs Pence galt, und ein Daſchi oder Ge: 
fhenf von einem ober zweyen Meſſern für den Maͤkler. - Er bediente ſich deſſen Hernach- 
mals , feine negriſchen Speifen damit zu würzen, Damit feine Leute nicht den Durchfall und 
das Bauchgrimmen davon befämen, die leicht von denfelben entjtunden, Um Mittag gien- 
gen fie von Kroe ab nach dem Palmenvorgebirge, und fteureten Südoft gen Oft. Den 
Folgenden Tag waren fie Wsppo gegenüber, von da mehr Kähne mit Malaghetta fa- 
men, von welchen er dreyhundert Pfund für drey zweypfuͤndige zinnerne Decken Faufte. 
Mittewochs den ı7ten fuhren fie um die Spiße des Palmenvorgebirges, die mit Felfen 


umgeben, und der legte Het von der Körnerfüfte ift, indem man hinter derfelben Fein Ma⸗ 


laghetta mehr befommen. fann. An diefem- Tage ftarb des Hauptmanns Bruder, der auf 

acyt Tage am hitziigen Fieber krank gelegen, von welchem viele von den Schiffsleuten be⸗ 

fallen worden. en. | 

TEA 0) 0 20 705 0 Aa7d 9 Den 
x) Phillips Kelfe auf der 193 Seite. ’ * 
y) Es iſt gewöhnlich, daß der Doctor aber Wundarzʒt die. Gebethe lieh, 


ET FF — — — — 
— —— 


von Sierra Leona bis Lope Gonfaloo. VII Buch TI Cap. 393 


Den s Uhr des Morgens, da fie unter Segel drey Seemeilen 1694 
Weit ——— are der Berftorbene in feinem Kuffer genagelt ; und, Pbillips, 
nachdem die Pinnaffe ausgefeger, giengen der Hauptmann, der Doctor und Buchhalter in Des Haupt, 
Derfelben ab, den $eichnam zu begraben. Die Flaggen ſowohl vom Hannibal, als dem oft: manng Bru⸗ 
indischen Kaufmanne bingen halb herab, und die Trummeln und Trompeten erſchallten, der wird be⸗ 
wie es bey ſolchen traurigen Begebenheiten gewöhnlich iſt. Sie ruderten ungefaͤhr eine graben. 
Viertheimeile von dem Schiffe wider den Wind; und nachdem die Begraͤbnißgebethe 
gelefen worden 2): fo half der Hauptmann den Körper in die Tiefe laſſen. Darauf feuerte 
der Hannibal fechzehn Kleine Stücke ab, weil er fo viele Jahre alt war, und der oftinz 
difehe Kaufmann zehne. . 
Als fie den ıgten vor Anker waren, hatten fie einen ſchweren Tornado, der auf eine 
Stunde waͤhrte. Es famen zweene Kähne mit einigen Zähnen, fie wollten aber nicht an 
Bord fommen, zu handeln, ob man ihnen gleich allerhand Güter zeigte, und noch außerdem 
Brandtewein anboth. 
Den folgenden Tag Hatten fie einen andern Tornado, und kamen bey Druin, dreyßig Druin, 
Seemeilen von dem Palmenvorgebirge vor Anker. Man kann es an den großen bufchich- 
‚ten Bäumen ‚und an einem hohen Striche Landes hinter denfelben feicht erfennen, indem 
das Land nahe an der Küfte weißer Sand iſt. Um Mittag waren fie neben der erften von 
den rothen Älippen. Es find ihrer eilfe an der Zahl, nicht ſehr Hoch, und faft eines Die rothen 
Kabels Lange von einander. Es kamen feine Kähne mehr an Bord, zu handeln ‚nachdem Klippen. 
fie das Borgebirge befegelt, ob fie gleich alle Nacht vor Anker lagen, damit fie nicht vorbey 
giengen, ohne gefehen zu werben; und bey Tage fuhren fie dicht an dem Ufer Hin. 
Den zıften um Achte waren fie neben Koetre, einer fehr niedrigen Bucht im Sande, und 
drey ober vier Meilen weiter Famen fie nach dem VBorgebirge La-ho. Hier kamen ver- Cabo La⸗ho. 
ſchiedene Kaͤhne mit. vielen großen und ſchoͤnen Zähnen, Che fie ſich aber an Bord wagen 
wollten, verlangten fie, der Hauptmann follte an die äußere Seite des Schiffs kommen, Das Volk iſt 
- und drey Tropfen Seewafler zum Zeichen der Freundfchaft in fein Auge fallen laffen. Er furhtfam. 
that folhes, in Hoffnung einen guten Markt zu halten. Da fie aber fo viele Leute auf dem 
Verdecke faben : fo wurden fie mistrauiſch, und giengen wieder in ihre Kähne 2). Den: 
noch aber vermochte fie der Hauptmann mit vielee Mühe dahin, daß fie wieder zuruͤckkehr⸗ 
ten. Er gab einem jeden ein gut Glas Brandtewein, zeigte ihnen feine Güter ‚ und fie 
brachten einige Zähne, Indem fie aber befchäfftige waren, einen Taufch zu freffen: fo kam 
ein großer Schäferhund, den er am Borde hatte, als er ein Geräufch auf dem Verdecke 
boͤrte, mit offenem Maule und bellend aus der Hütte heraus. Sogleich forangen fie von 
dem Verdecke in die See, und ſchwammen eine Ecke fort, da ihnen ihre Kaͤhne folgten, 
und fie ihre Elephantenzähne hinter ſich ließen. Phillips bath fie, wieder zurück zu kom⸗ 
Men, und hielt ihre Zahne über die Schiffsfeite: allein fie wollten nicht. Darauf gieng 
&T hinab, und rröpfelte etwas Waſſer in feine Augen; aber umfonft. Endlich, nachdem er 
2 5 bervorgeführt, und ſich ſtellte, als ob er ihn wacker abpruͤgelte, kamen ſie wieder 
— rde man konnte aber ihren Argwohn in ihren Augen leſen; denn es durfte ſich 
alle Bi? fo waren fie gleich fertig, in die See zu fpringen, und hatten ihre Augen auf 
Hoch, daß mı Dennoch aber waren fie im Handel fein genug, und hielten ihre Zähne fo 
b man ihnen Feine abfaufen konnte. Die 
2) Man pfleger hier nur wenig Leute anf dem Verdecke ſehen zu laſſen. 
Allgem. Reif 
Keiſebeſchr. II Band. Dodd 


1694 
Pbillips. 


Die gemal: 


ten Schwar: 
zen 


werden fuͤr 
Menſchen⸗ 
freſſer gehal⸗ 
ten; 


394 Reiſen nach Guinea und Benin, 


"Die meiften verungieren ſich noch mit einer Arc von dunkler vörhlicher Farbe, mit wel: 
cher fie ihre Leiber an verfchiedenen Orten beſchmieren. Sie flechten etwas Flachs in ihre 
Haare, und machen von jeder Locke eine Eleine Schnur, die ihnen auf ihre Schultern hinab 
hängt. Einige binden fie in einem Ringel hinten zufemmen, wie die englifchen Weiber ihre 
Haare, und andere oben auf dem Kopfe, Phillips erftaunte, als er bey feiner erften An⸗ 
kunft nichts anders hörte, als Bus, Dura, Bus, wie eine Trift Enten; daher, wie er 
vermuthet, diefe Zahnkuͤſte ſey die Quaquaakuͤſte genannt worden, welche von dem Bar: 
gebirge Palmas bis Baſſam Picoloreichet, mo er das erſte Gold antraf. 

“ Die Schwarzen in diefer Gegend werden Menfchenfreffer genannt; und fein alter 
Steuermann, Robfon, der diefen Handel lange getrieben, erzählte ihm, fie äßen ihre Fein- 
de, wenn jie folche gefangen befämen, und ihre Freunde, wenn fie todt wären. Sie fahen 
fehr wild und gefraͤßig aus, Alle ihre Zähne waren fpißig, wie Nadeln, vermuthlich weil 
fie folche feilten ; ‚denn ihre benachbarten Schwarzen waren nicht fo. Sie waren. ftarfe 
Seute von feften Gliedmaßen, aber dem Anfehen nach, die Häßlichften, die er jemals ges 
fehen hatte, g 

Ein jeder Kahn bringt einen Maͤkler mit, welcher, ſobald er ins Schiff tritt, ein Daſchi 
von einem oder einem Paar Meffern fordert, unfer dem Borwande, er bringe einem den 
Kandel zu; und bey jedem Kaufe erwartet er auch ein Daſchi. Dieß ift alles, was er 


gewinnt; indem ihm die Kaufleute nichts zugeftehen, Sie werden aber fo von ihnen ge 


find’ aber 
fchen, und 
warum, 


Pikinini La-⸗ ho. 


Pitinini La: 


bo, 


plagt, daß fie ihnen etwas geben müffen, um nur Ruhe zu haben, Der Berfafler hat nir⸗ 
gends auf der Küfte die Schwarzen fo ſcheu gefunden, als bier. Er bildete fich daher ein, 
es. müßten ihnen einige Streiche von folchen Burfchen, als Long Ben, fonft Avery, feyn 
gefpielet worden, die fic) ihrer bemächtiget, und fie weggefuͤhret hätten. Die Güter, wor⸗ 
nach bier am meiften gefragt wurde, waren zinnerne Becken, je breiter, je beffer, Eifenftan- 
gen, Meffer, und große zinnerne Slafchen mit Schrauben, Die ihnen am meiften anftunden a), 


Der III Abſchnitt. 
Baffam, Handlung allhier. gebirge tres Puntas. Dickys Cove. Fort und 


Treffen ein hollaͤndiſches Privatſchiff an. Ein Caftell Suffandi, Geſchichte von Johnſon. 
ander holländifh Schiff. Afthani. Hollaͤn- Seine Liebfte wird weggefuͤhrt. Er felbft wird 


difche Interlopers. Vorgebirge Apollonia. Schres 
cken eines hollaͤndiſchen Factors. Urfachedavon. 
Ein Canoe wird vom Vorgebirge Coaſt oder Corſe 
geſchickt. Fort Mine. Ein Negertanz. Vor—⸗ 


ermordet. Schuma. Hollaͤndiſcher Uebermuth. 
Ein anderer Beweis. Kommendo Ampeni. Paß 
beym Caſtelle Mina. Sie kommen anf dem 
Borgebirge Coaſt an. 


Den 2aften, als fie unter Segel waren, kamen drey Kühne von Pikinini La⸗ho, unge: 
fahr fechs Seemeilen von Cabo La⸗ho. Einer Fam zum Hauptmanne Schurley an 
Bord, und die beyden andern zu Phillipfen, mit verfchiedenen guten Zähnen, Sie fauften 
einige, aber ſehr theuer. Sie verlangten eben dergleichen Güter, als zu Cabo La-bo. 
Dieß war ber legte Det, wo er einige Zähne ſah; und er bemerfte, daß fie ihre großen Zähne 

nur zur Schau brachten; denn fie wollten feine, als Eleine und mittelmäßige, verfaufen, 
Den 25ften famen zweene Kähne von Baſſam Picolo, mit Golde zu Handeln; wo⸗ 
don fie dreyßig Achis für eiſerne Stangen, zwo Stangen für drey Achis einnahmen; No 
r jedes 

) Phillips Reiſe a. d. 15 u. f. ©, 


— — 


von Sierra Leona big Lope Gonfaloo, VII Buch IT Cap. 395 


ER: ; nf illinge. Das Gold, das fie hier einnahmen, war alles 169 
en — — find, moraus man allerhand artige Figuren gemacht, Phitins, 
“ welche di ä Schwarzen an alte Theile ihres Körpers zur Zierrath binden, und insgemein jehr 7, 
gut Gold find. Staub oder Klumpen ſah er weder hier, noch zu Baſſam. 

Den zöften kamen einige Kaͤhne, und verfprachen Sklaven; fie brachten aber Feine. Baſſam, 
Den folgenden Tag kam ein Kahn von Baſſam mit vier Mann an Bord, und blieb Die Handlung 
ganze Macht da- Den Morgen nahmen fie fechs und dreyßig Achis Gold von ihnen ein, daſelbſt. 
und nach von zweenen andern Kähnen, welche herbey kamen, ſechzehn Unzen in Fatiſchen fuͤr 
eiſerne Stangen, als fuͤr eine Stange anderthalb Achi, fuͤr ein Duzend Meſſer ein Achi, fuͤr ein 
vierpfündiges zinnernes Becken ein Achi, nebſt verfchiedenen Meifern zu Gefchenfen fuͤr diejeni⸗ 
gen, welche hurtigbandelten, Hier konnten fie das Banfgemwicht bey ven Schwarzen brauchen: 
allein an der Seite unter dem Winde Fennen fie das Apothefergewicht fo gut, ats die Englaͤn— 
der, und haben ihr eigenes Gewicht, nach welchem fie alles andere abwaͤgen. So find auch 
allhier die Güter in befjerm Preife, als dort, weil fienicht fo viele Öelegenheit Haben, dasjenige 
zu Faufen, was ihnen abgeht. Sie haben aber auch nur wenig Vorrath vom Golde. 

Montags den agften waren des Hauptmanns Phillips Leute meift genefen, und fie hat— 
ten feinen, als nur feinen Bruder, verlohren. Hauptmann Schurley aber hatte achte bes 
graben, und er felbft war mit den meiften von den übrigen fehr krank. Sie befamen eine 
Windftille, und hatten bis den 4ten des Hornungs einen fahr dicken Nebel. Das Wetter 
war ungemein heiß, und Faum ein Eleines Luͤftchen zu fpühren. Der Strom gieng auf zehn 
Tage lang gegen Weſten, zwo Meilen in einer Stunde. * 

Den aten kam ein Segel Dicht neben ihnen, ehe fie ſolches entdecket. Sie gruͤßten es Sie treffen 
mit einem Schuffe queer über ihren Borderfuß, um es zum Anfern zu bringen. Weil es ein Hollän- 
ſich aber daran nicht kehrte: fo feuerten fie noch ziweymal auf daffelbe, worauf der Haupt- diſches Pri⸗ 
mann herbey kam, und es fich zeigte, daß es ein bolländifches Privarfchiff war. Anfäng- vatſchiff au. 
lich hielten fie es wegen feiner weißen Farbe und Bauart für einen Franzoſen. Der Haupt⸗ 
mann, Wilhelm Flemming, hatte eine Privatcommißion von dem Könige Wilhelm. 

Er handelte auf der Küfte, wo er über neun Monate aufs und niedergefahren, ohne alfe feine 

Sadung abfegen zu koͤnnen. Er Fam zulegt von Angola. Das Schiff hieß Jacob 

Hendrick, Harte ſechzehn Stüce, und zwey und vierzig Mann, welche Phillipſen berichte— 

ten, daß der Hauptmann Gubbins und fein Doctor in dem barbadoifchen Interloper todt 

wären; daß das ganze fand Krieg führte, fo, Daß es auf den Rheeden unficher wäre, und 

man wenig Gold auf der Küfte befommen fönnte; und daß die Schwarzen das dänifche 

Fort zu Akra weggenommen, einige von den Factoren getödtet, und die andern fehr ver- 

- Wunder hätten. Phillips befam eine Dunkelheit in feinen Augen, fo, daß er nicht zehn 

Ellen weit ſehen konnte, und einen Schwindel in feinem Haupte, daß er nicht ohne Bey— 

Rand ftehen oder gehen fonnte, — 

WMittewochs den bten hörten fie verſchiedene Stücke abfeuern, und entdeckten ſogleich Ein ander 

En anderes Schiff. Nachdem Phillips ein Stück queer über ihren Vorderfuß abgefeuert: bolländifches 

fo And es fogleich dicht Hinter ihnen. Sie gaben eine Nachricht, daß es der holländifch- Schiff. 

—— Compagnie zu Amſterdam zugehoͤrte, und nach Mina gehen wollte; cs hätte 

u f note zu Plymouth gelegen, und wäre neun Wochen unterwegens gemwefen; es 

Di Gran 08 Seemeiten von Seilly mit einem franzoͤſiſchen Privatſchiffe gefochten, und 
orrington wäre aus England beſlohen. Fr zweifelten nicht, Daß diefes legte 
2 eine 


1694 
Phillips. 


Aſthany. 


Hollaͤndiſche 
Interlopers. 


Shre Kühn: 
heit. 


Vorgebirge 
Apollonia. 


Der hollaͤn⸗ 


396 Reiſen nach Guinea und Benin, 


eine falſche Zeitung wäre; weil die Holländer feine große Neigung für diefen alten und ers 
fahrnen Seehelden hatten, feit der Zeit fie durch ihre eigene Unbedachtfamkeit und Dumm- 
heit von der franzöfifchen Flotte von Beachy im Jahre 1690 fo übel waren gemishandelt 
worden. Diefes Schiff hatte vier und zwanzig Stüde, und achtzig Mann Sciffsleute 
und Soldaten. Um fechs Uhr des Abends anferten fie, ihrem Urtheile nach, bey Aſthany, 
zwölf Seemeilen von Baſſam. Die Stüde, welche fie den Morgen gehört hatten, wur- 
den von diefem Schiffe auf den holländifchen Interloper gefeuert, welcher von ihnen vorher 
us Es fiel folchen an, und gab ihm die Jagd, Hoc) der Zwifchenläufer fegelte ihm 
u ſchnell. 

Es handelten um dieſe Zeit über ein Dutzend hollaͤndiſche Zwiſchenlaͤufer an der Küfte, 
ungeachtet ihre Compagnie eine folche Bewilligung diefes Handels hatte, die alle andere 
davon ausfchloß, nebft der Macht und Gewalt, alle Privatkauffabrer anzugreifen, und weg⸗ 
zunehmen, und Schiffe und Güter zum Beſten der Gefellfchaft einzuziehen. Pbillips 
feget hinzu, daß die Leute in dem Gefängniffe zu Mina als Gefangene behalten, und der 
Hauptmann nebft den vornehmften Schiffsofficieren, wie er glaubte, zum Tode verdammt 
würde; indem der General zu Mina Vollmacht hätte, alle Verbrecher ver Nation zu verur- 
theilen und hinrichten zu laſſen, die durch das Kriegesrecht 5) deſſen fehuldig erfannt wor- 
den, ohne daß fie davon nach Europa appefliven dürften. Eben diefe Gewalt erſtrecket er 
auch über die benachbarten Schwarzen, vornehmlich über die von ber Stadt Mina, welche 
unter feinen Stuͤcken ſteht. Die macht eine geoße Ehrerbiethung und Furcht bey ihnen: 
doch Fönnen die englifchen Agenten ſich allein des Uebelthaͤters verfichern, und ihn in Feſſeln 
nach England ſchicken, um dafelbft verhört zu werden ec). 

Die holländifchen Eaftelle Haben fich oftmals durch gift einiger von diefen Zwifchenläu- 
fern bemächtiget, und ihnen mit der äußerften Strenge begegnet. Dieſes ſchrecket fie aber 
doch nicht ab; indem fie fich mit behenden Schiffen verfehen, welche der Gefeilfchaft ihre 
überfegeln, und wohlbemannt und bewaffnet ausgehen, und gemeiniglich bis auf den legten 
Mann fechten, ebe fie fi ergeben. Phillips faget, er habe vier oder fünfe von ihnen auf 
einmal vor dem Caftelle Mina eine ganze Woche lang liegen, und dafelbft handeln fehen, 
als wenn fie ſolches gleichfam hevausgefordert, 


Weil der Berfaffer zu Afthany feinen Handel fand: fo gieng er hinab nach dem Vor⸗ 


gebirge Apollonia, wo ihnen ihre Hoffnung wiederum fehl fehlug, indem fein Canoe zu ihnen 
herabfam, worüber fie fich fehr verrunderten, weil diefe zweene Derter vormals wegen des 
vielen fehr guten Goldes berühmt waren, und man dafelbft einen feichten und vortheilhaften 
Handel treffen Fonnte, 
Den ızten,da fie das Borgebirge befegelten, anerten fie auf dem Borgebirge Arem 4), 
ungefähr zwo Meilen von dem hofländifchen Fort; und den folgenden Tag fam der hol- 
Tändifche Factor, Rawlifſon, an Bord, um etwas Neues aus Europa zu erfahren. Sie 
bathen ihn, da zu bleiben, welches er that, und ſich dabey als einen guten Geſellſchafter be- 
zeugte. Er trank fein Glas Wein fehr gern, und fang und tanzte verfchiedene Stückchen 
für fich ſelbſt. Allein, feine Luſtigkeit wurde bey Erblickung eines großen mit zwölf Mann 


difthe Factor befegten Canoe mit einer Flagge plöglich erftickt, das von Offen auf fie zu fam. Phillips 


wird er: 
Kredit. 


ver⸗ 


5) Es ſcheint ſolches nicht eigentlich unter einen ner beſondern Clauſel In der Vollmacht zugefchrieben 
Kriegesrath zu gehören, und muß, wofern es if, eis erden, e) Phillips Reiſe a. d. 198u.f- ©. 


# 


nn —— — — 


von Sierra Leona big Lope Gonfaloo. VIE Buch I Cap. 397 


verwunderte fi i rordentliche Veränderung, und fragte ihn um die Urfache, 1694 
r Me feuern, wenn er etwas böfes davon befürchtete, Allein, Pbillips. 

er bath, folches zu unterfaffen, und fprang fogleich in einen Fleinen Kahn, der an dev Schiffs- 

feite Fiſche verkaufte, und ließ die Leute, da er ſich flach auf den Bauch legte, gegen Weften 

surudern, fo fehnefl, als fie fonnten. Nachdem er alfo einen langen Umfchweif genommen: 

ſo flieg er ungefähr eine Bierthelmeile von dem Caſtelle ans Land, 

Phillips erfuhr hernachmals, daß alle diefe Eilfertigfeit von der Furcht entſtund, das Die Urſache 
große Canoe kame von dem Caſtelle Mina mit dem Sifeale, welches ein Bedienter in den davon, 
holl aͤndiſchen Factoreyen ift, der alle die Caſtelle ber Holländer, die fie auf der Kuͤſte Haben, 
befuchen und nachfehen muß, wie die Regierung verwaltet wird, und daß die Factore feinen 
heimlichen Handel wider ihren Eid treiben. Um hinter die Wahrheit davon zu formen, 
bedienet er fich eben fo vieler Eift und Strenge, als der ſtrengſte alte Güserbefchauer indem 
Hafen von London; und wenn er etwas entdeckt: fo nimme er nicht nur alle Contrabander 
güter hinweg, fondern bemächtiger fich auch ‚vermutlich alles Goldes, welches der Factor 
zum Beſten der Compagnie hat, führet deffen Perfon nach Mina, wo er ing Gefaͤngniß 
geſetzt wird; und wenn man noch am gelindeſten mit ihm umgeht, ſo wird er brav am Gelde 
geſtraft, und genoͤthiget, als ein gemeiner Soldat eine Muskete zu fragen, und Schildwache 
zu ftehen. in anderer aber wird an feine Stelle gefeget. Eben dergleichen gefchieht 
auch, wenn er in feinem Amte als Statthalter etwas verabfäumer oder vernachläßiget, z. E. 
wenn er auswärts ſchlaͤft, oder ſchwarze Weibsperſonen des Nachts einlaͤßt. Ob dieſes 
letzte gleich in den engliſchen Caſtellen eine gemeine Gewohnheit iſt: ſo thun es doch die 
Hollaͤnder ſelten oder niemals; wiewohl ſie insgeſammt, eben ſowohl als die Engländer, 
ſchwarze oder Mulattenweiber Haben, die fie nach, Belieben verwechſeln. Dieſer Urfache 
wegen ift ihnen der Fifcal fo fürchterlich, 

Das große Canoe fam bald zu ihnen an Bord, und brachte Franken, ven Kellermei⸗ Canoe von 
ſter, von dem Cap Coaſtcaſtelle e), der von den Agenten der Compagnie dafelbft geſchickt dem Vorge⸗ 
wurbe, ihre Briefe in Padete,nebft den Factoren abzuholen, die fie für die Caſtelle am Borde birge Coaſt. 
hatten. Unterwegens rief es einen gewiſſen Hrn. Buckerige an, der das Haupt von Dickys 
Cove war, und mit ihnen kam. Durch dieſes Canoe riethen ihm die Agenten, ſo viel von 
ſeiner Ladung abzuſetzen, als er koͤnnte, ehe er dahin kaͤme, weil daſelbſt wegen des Krieges 
weder Handlung noch Gold waͤre; und daß man ihm auf der Goldkuͤſte vermuthlich keine 
Anzahl von Sklaven ſchaffen koͤnnte. ee 

Rawlifſon ſchickte einige Zeit darnach, da er ans Ufer gekommen, eine Canoe auf 
Kundſchaft. Weil er nun dadurch feinen Irrthum erfuhr: fo verbannte er feine Furcht, 
und entſchloß fich, ſich noch einmal mit ihnen luſtig zu machen. Sie hatten ihn alſo wieder 
am Borde, wo er bis fpät in die Nacht blieb, und mit Weine und Pund) wohl beladen ang 
‚Ufer geführet wurde, Ehe er aber Abfchied nahm, mußten ihm Buckerige, Schurley und 

llips verſprechen, den folgenden Tag in feinem Fort mit ihm zu fpeifen. Sie giengen 
d dahin, und wurden beym Ausfteigen von Rowlifſons Gehuͤlfen, einem jungen Fran- 
zoſen, feinem Doctor, empfangen, der fie bis an das Caſtellthor führte, wo fie von ihm ſelbſt 


mit einer Begrüßung von neun Stücken empfangen wurden, 
: Ddd3 Sie 
) Axem iſt gehn i 
3% — Zer meilen von Apollonia. Eorce in dieſem Tagebuche genannt, wie vorher be: 


orgebirge Corce, ober Cabo merket worden. 


1694 
Pbillips. 


— 
Fort Mina. 


Ein Neger⸗ 
tanz. 


X 


3 Reiſen nach Guinea und Benin, © 


Sie giengen vor dem Effen um das Caſtell fpazieren, welches alt und auf einem Fel- 
fen nach Art der Portugiefen gebauet iſt, denen es die Holländer abgenommen. - Es bat 
vier Flanken, und in allen auf achtzehn Stücken, Die gegen die See find lang und gut, 
und einige darunfer von Metall, Die Mauren find ziemlich Hoch und die Thore ftarf, wel⸗ 
che nach) dem feſten ande zugeben. In der Mitte des Forts ift ihr Waarenhaus, ihre 
Küche und Wohnung der Soldaten, über welche drey oder vier Fleine Zimmer für die Fa⸗ 
ctore find. Ein großer Theil von der Dede und den Mauren desjenigen, worinnen fie 
foeiften, war. eingefalten. Zum Mittagsmahle hatten fie einige mofcoviiche Enten, 
Schoͤpſe, Fiſche und viele andere Speifen. Was Phillipfen aber am beiten anftund, war 
ein Pudding, der fehr angenehm ſchmeckte, und von dem franzöfifchen Doctor mit Zucker 
und Drangenfafte zurechte gemacht war. Sie hatten vielen Punch) und angemachten Rhein⸗ 
wein. Er zog aber allen andern ein Getränke vor, Rokoro genannt, welches wie dünne 
Molken ausfah, und eine Art von Palmweine war. Seinem Beduͤncken nad) ſchmeckte 
es wie Meth, oder beſſer Verdy, oder weißer Florentinerwein, wie fie ihn zu Livorno (oder 
Leghorn) nennen, Nachdem die Mahlzeit vorbey war, und fie des Königs Gefundheit, 
den Flor der africanifchen Compagnie, und ihre eigene Gefundheit, jede mit Abfeurung fies 
hen Stüce, getrunfen hatte: fo wurden fie zu einem Spaziergange nach einem Orte einges 
laden, wo die Schwarzen zu tanzen pflegen, ungefähr eine Vierthelmeile von dem Fort un- 
ter En oder dreyen fehr großen Baummollenbäumen, wovon ihre Kähne gemacht 
werden ). 


Nachdem man nun Sige und Getränke gebracht, fo Fam bald darauf die Muſik, wel⸗ 
ches drey Schwarze waren, mit eben ſo vielen hohlen Elephantenzaͤhnen, durch welche fie 
ein erſchreckliches Gebruͤlle machten, und ſie wurden von einem andern accompagnirt, der 
ein hohles Stuͤck Erzt mit einem Stecken ſchlug g). Darauf kam Rawlifſons, des Fa⸗ 
ctorg Weib, eine artige junge Mulattin, mit einem reichen feidenen Zeuge mitten um ihren 
$eib, und einer feidenen Müge auf dem Kopfe, unter welcher ihr Haar lang herunter beraus- 
gefämmet wat. Denn die Mulatten wollen es darinnen den Weißen nachthun und le⸗ 
gen es alfo niemals in Socken oder fräufeln es auf, wie die Schwarzen thun. Sie wurde 
von des Gehülfen und des Doctors Meibern begleitet, welches junge Schwarzen von uns 
gefähr dreyzehn Jahren waren. Nachdem die Engländer fie gegrüßt hatten: fo giengen 


fie mwechfelsweife zu tanzen auf eine lächerliche Art, indem fie mit ihren Aermen, Schultern 


und Köpfen ſeltſame Geberden machten; die Füße aber das wenigfte dabey thaten. Sie 
fingen fanft an, verftärkten ihre Bervegungen aber nach und nach, big fie zulegt vollffommen 
wütend und außer fich zu ſeyn fehienen. Es kamen auch verfehiedene andere Weiber zu 
tanzen. Unter den übrigen waren zwey, deren jede einen Kinnbaden von einem Manne an 
dem hölzernen Handgriffe ihres Schwerdtes gefnüpfet hatte, welches in ihrem Gürtel fteckte, 
und ungefähr eine halbe Elfe lang und drey Zoff breit war, und einem Schneidemeffer glich. 
Die Beine, ſagten fie, gehörten einigen großen Kriegen zu, welche fie im Gefechte getöd- 
tet, womit fie ſich viel mußten, Nachdem fie muͤde waren, nahmen fie Abſchied und gien⸗ 


“gen an Bord *). , 


Die 
FI Dieb if der befte und wohlfeilſte Ort fuͤr dem fie an ber Seite unter dem Winde ſehr felten 
Schiffe die nad Whidaw gehen, Sklaven zu kau— und -thener find. | 
fen, wenn fie ſich mir Kähnen verfehen wollen zine  g) Dieß ift wie eine Keſſelpauke. 


— — 





INN 


S———VFOG——o——ehGG ——e 
<< ZZ Fa 















































* or 
CASTELLS S. ORG 


x Barbot und D 
der i- — 




















DES 




























































































































































































































































































NIMM 


FR 
== 
== 
== 
Be 
= 
ER 
== 
== 
== 
== 
== 
== 
— 
== 
Br 
— 
=> 
== 
== 
== 
== 
— 
=== 
== 
== 
= 
=== 
== 
= 
== 
— 
—— 
=== 
== 
= 
= 
—— 
== 
=== 
Et 
== 
= 
=—— 
= 
== 
—— 
== 
= 
== 
== 
I 
== 
= 
== 
= 
== 
== 
—— 
—— 
== 
== 
sn 
== 
= 
3 
== 
z— 
=== 
== 
== 
== 
— 
== 
== 
== 
= 
== 
== 
== 
== 
El 
—— 
mar 
— 
== 
== 
= 
—— 
== 
= 
4 
== 
BZ 
=== 
=== 
== 
Be 
== 
== 
— 
=== 
=== 
== 
== 
== 
=== 
FT 
== 
== 
== 
= 
zen 
—— 
EI 
—— 
== 
—— 
== 
= 
m 
== 
== 
FE 
= 
== 
=== 
— 
== 
== 
== 
= 
=== 
== 
== 
== 
== 
RE 
== 
== 
== 
== 
== 
— 
—— 
—— 
== 
—— 
Ft 
== 
=== 
— 
Er 
— 
ES 
FI 
== 
3 
== 
—— 
= 
== 
== 
== 
m— 
—— 
I 
—— 
——— 
== 
I 
—— 
== 
1] 


7 


in Il IE 





4 


von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VII Buch II Cap. 399 


Die Stadt liegt an der Oſtſeite und enthaͤlt ungefähr hundert Käufer oder Hütten, 1694 
dicht an dem Ufer des Fluſſes, der ſich nahe bey dem Caftelle in die See ergieft, und an Pbillipa. 
deffen Mündung der Sandungsplag ift. Der Berfaffer fah über hundert Männer und 
Meiber mit Waflereimern an ber Seite diefes Fluſſes, welche, wie ihm gefagt wurde, den 
Sand und Dreck wuſchen, Goldſtaub zu fuchen. Sie hatten bier nur wenig Handlung, 
und giengen daher den zöfen unter Segel nad) dem Borgebirge tres Puntas, wo fie in Vorgebirge 
jtoey und zwanjig Faden etwas davon hielten, um eine Reihe Klippen zu vermeiden, die tres Puntas, 
eine gute Strecke von dem mittelften Vorgebirge hinaus liege, Um zwoͤlfe waren fie bey 
einer andern brandenburgifehen Facetorey, und um drey Uhr des Abends Famen fie in Di⸗ Dickys Love, 
ckys Cove, ungefähr drey Sceemeiten gen Dften von dem Vorgebirge der dreyen Spigen 
vor Anker, wofelbft die befte und Teichtefte Landung von irgend einer englifchen Factorey 
auf der Küfte iſt. 

Hier bauete Buckerige ein eines Fort auf einem großen flachen Felſen, ungefähr 
eine halbe Meile oſtwaͤrts von der Stadt, Es war damals noch nicht halb fertig, und nur 
wenig £leine Stücfen, die auf dem Zelfen unter dem offnen Sort gepflanget ftunden, waren 
alle feine Bertheidigung. Die Stadt ift ziemlich groß. Sie giengen eines Tages am Ufer 
und fpeiften mit Buckerige; fie füllten Hier etwas Waffer, nahmen ein wenig Holz ein, und 
einige Reibſteine für die Sklaven, Korn zu malen. Beil fi) Hier Feine Handlung zeigte: 
fo verließen fie den Drt, und waren um eilfe des Morgens neben Tagaratha. 

Dieß war der legte Dre auf der Goldkuͤſte, der ihnen von ber Compagnie angerviefen 
war, ihre Windwärtsladung abzufegen. Wenn fie dieſer Verordnung gefolget wären: fo 
hätten fie vieles davon wieder nach Haufe bringem müffen; denn ein jeder von ihnen hatte 
drey tauſend Pfund Windmärtsladung, und hatte bey ihrer Ankunft allhier noch nicht für 
ʒweyhundert Pfund am Werthe verkauft, ſo daß ſie genoͤthiget waren, ihre Verhaltungs⸗ 
befehle zu brechen. 

Um zwey Uhr anferten fie auf der Rheede von Sukkandi in fieben Faden, unge: Sutkandi 
fahr zwo Meilen vom Ufer. Auf der Spige ftund ein Fleines holländifches Fort, welches Fort und 
den Sandungsplag beftrich, etwas höher, als das englifche Caftell, und einen Stuͤckſchuß aſtell. 
en ieh : Ns 

den zoften giengen der Hauptmann Schurley und der Verfaffer bey dem engli 
Caſtelle ans Ufer, we fie den Herrn Johnſon in * Bette —* —* a 
weil er fich eine Beleidigung fo zu Gemüthe gezogen, die ihm Vanhukeline, der Kaufs 
mann in dem Caftelle Mina, angethan hatte, Dieſe beftund darinnen, tie ihnen fein Ger 
huͤlfe erzählte, welches ein junger Burſche war, und ein blauröcigter Hofpitalfnabe gewefen. 

Eine bekannte Negerweibesperfon, Namens Taguba, in der Stadt Cape⸗Coaſt wur: Johnſous 
de von einem Soldaten in dem Caftelle gefchwängert, und fam mit einem mulattiſchen Geſchichte. 
Maͤgdchen nieder. Als folches eilf Sabre alt war, fo hatte dieſer Johnſon, der damals 
Factor zu Capo⸗Coaſt 7) war, eine große Neigung zu ihr, und nahm fich vor, fie zu fei- 
nem Weibe zu nehmen, fo wie man in Guinea ein Weib nimmt k), Weil er nun um diefe 
Zeit zum Dberfactor nach Sukkandi gefegt wurde: fo nahm er die Dirne, um fich 
ihrer zu verfichern, mit fich, fo lange bey ihm zu leben, bis fie zu dem Alter kaͤme, das ſich 

zu 
b) Phillips Seife auf der ao und folgenden 2) In dem Originale dns Vorgebirge Co 
Seite. 2 k) Das ift, fo lange das wre 5* 


400 > Reifen nach Guinen und Benin, 


1694 zu den ehfichen Umarmungen ſchickte. Er begegnete ihr fehr zärtlich, und hatte zwey oder 

Philips. drey Jahre lang groß Vergnügen in ihrem Umgange. Als fie aber heran gewachfen, und 

ein artiges Mägdchen war: fo beſtach Vanhukeline ihre Mutter Taguba, und brachte 

folche auf feine Seite. Ex beredete fie nach) Sukkandi zugehen, und unter dem Borwan- 

de, ihre Tochter zu befuchen, fie in einem fihnellen Kahne herab zu bringen, der auf feine 

Anordnung zu dem Ende unter dem hofländifchen Fort lag. 

Seine Liebſte Die Mutter gieng demnach bin; und da fie vom Johnſon gütig aufgenommen wor- 

wird wegge· den, der nichts böfes vermuthete, fo gieng fie mit ihrer Tochter ausfpazieren. Als fie nahe 

fuͤhret, an dem beſtimmten Plage kamen: fo zogen fie die Schiffleute mit Gewalt in den Kahn, 

und ihre Mutter folgte. Sie führten fie beyde hinweg zum Danbukeline, der alsbald die 

Muß auffnaskte, welche Johnſon fo lange für feinen eigenen Zahn gekocht hatte, Als 

Phillips bey dem hollaͤndiſchen Generale zu Mina fpeifte: fo fah er fie Dafelbft, indem fie 

bereingeführt murde, vor ihnen zu tanzen. ı Sie war ſehr ſchoͤn, und führte den Tirel, Ma- 

dame Danbukeline. Dieſes und einige andere alte Zwiſtigkeiten zwiſchen ihm und den 

Holländern hatten ihm ganz den Kopf verrückt, Der Berfafler erfuhr nad) der Zeit, daß 

under felbft Die angränzenden Schwarzen auf Vanhukelinens und des holländifchen Generals Anftif- 

ermordet. tet, das Fort in der Nacht überfallen und fich bemächriget, den Factor Johnſon in Stü- 
seen zerhauen, und alle Guter und Kaufmannswaaren geplündert hatten, 

Sie wurden von dem jungen Gehülfen fo gut unterhalten, als er konnte; und giengen 
darauf wieder an Bord, wo fie bald ein Fleines Schiff entdeckten, welches das Packetboot, 
der Adler war, das mit ihnen aus den Dünen abfegelte, und mit Briefen nad) der Gam⸗ 
bra 7), Scherborow und Cape⸗Coaſt abgieng. Als es vor Anker Fam, erfuhren fie, 
daß fein Führer, Hauptmann Peery, zu Bambra mit verfehiedenen von feinen Leuten ge- 
ftorben, und daß ihm fein Beyſtand Broron gefolget wäre, der ihnen erzählte, daß der 
Agent Colker mit ihm nad) Monferado abgereift, und mit feinem Gehülfen zu Scherbo⸗ 
row in Handgemenge gerathen, ehe er haͤtte Erlaubniß erhalten koͤnnen. 

Schuma. Den aıften ankerten fie zwiſchen der Spitze Abady m) und Schuma, wo einige Ca- 
Holländie noes an Bord kamen, mit denen fie einen guten Handel um Gold hatten. Allein die Ne— 
ſcher Ueber: gerfaufleute fürchteten fich, die Holländer möchten ihnen ihre Güter wegnehmen, weil fie 
muth. ie ihnen handelten; welches, wie Phillips erfuhr, oftmals gefchehen mar, und daß nicht 


nur, wenn fie aus-englifchen Compagnieſchiffen, fondern auch aus ihrem Caftelle zu Suk⸗ 


kandy gekauft, wovon man noch erſt fürzlich ein Beyſpiel Hatte. Da fic) aber die Schwar- 
zen Darüber zu Cape⸗Coaſt beklagten: fo ſchickten die Oberfaufleute dafelbft zu dem Ges 
nerale zu Mina, um Genugthuung zu fordern, und verficherten ihn, die Güter gehörten der 
Compagnie: fie wurden aber bloß mit fchönen Berfprechungen abgewieſen. 

In der, That, die Holländer waren fehr uͤbermuͤthig auf diefer Küfte, fonderlich ſeit ver 
fegten Veränderung, und bemühten fich auf alle Art, die englifche Handlung daſelbſt zu uns 
tergraben und zu zernichten. Sie begegneten den Schwarzen ſehr ſtrenge, wenn ſie ſolche 

ergriffen, daß fie mit den Engländern handelten; obgleich ſolche den Hollandern nicht be— 
Ein ander ſchwerlich fielen. Sie hatten Rommendo den Engländern entriffen, einen Ort, der am 
— da⸗ bequemſten zum Goldhandel auf der Kuͤſte liegt. Sie behalten ſolchen auch noch immer, 
obgleich die Agenten der Compagnie Schriften unter den Haͤnden der Koͤnige des Landes 


2) In dein Originale Bambe. m) Zwo Seemeilen von Suffandy. 


‚haben, 


—⸗ 


—— — —— — 


—— 




















































































































































































































































































































































































































































































































Bakker feat, 1748. 





RETTET | 


x J 


— — 


Dr 
500 


& rei 


arir 





- 


von Sierra Leona big Lope Gonſalvo. VII Buch II Cap. 401 


haben, weiche aufer dem langen Defise ein unftreitiges Recht darauf zeigen. Auf dieſe 1634 
Anfprüche haben fie felchen wieder in Beſitz zu nehmen, ſchon vor einigen Jahren verſuchet. Pbiltipe. 
Als der Dberagent bey dem Caftelle Mina mit Materialien zu diefer Abſicht vorbey gieng: 
fo waren die Holländer fo dreuſte, daß fie verſchiedene Canonenſchuͤſſe auf fein Canoe tha⸗ 
ten, ob es gleich vorne des Koͤnigs Flagge fliegen hatte. Dem ungeachtet ſetzte er feine 
Abficht fort, und fing an, es zu verfihangen und zu befeftigen. de fie aber noch zu hin⸗ 
laͤnglicher Bertheidigung Werke aufrichten konnten, wurden fie von den anliegenden Schwar⸗ 
zen beſtaͤndig beunruhiget, welche von den Hollaͤndern gemiethet und aufgemuntert wurden, 
die ſie mit Waffen und Kriegesvorrathe verſorgten, ſo daß ſich die Englaͤnder mit Verluſte 
einiger Mann zuruͤckziehen mußten. 
Den ꝛeſten lagen fie neben den hohen dicken Klippen zwiſchen Schuma und Kom⸗ Kommende 
mendo, von welchen beyden Oertern fie am Morgen einen guten Handel hatten, Allein 
die Schwarzen waren immer in großer Furcht vor den Holländern. Denn obgleich einige 
von ihnen zweene oder drey Ballen Perpetuanos Fauften: fo wollten fie ſolche doch nicht 
ganz nehmen, fondern machten fie von einander und ſteckten fie in Säcke, Die fie mitgebracht 
hatten, foviel, als en Mann nehmen, und feicht damit weglaufen konnte. Den Nachmit- 
tag anferten fie an der Spige Ampeni zwifhen Kommende und ber Stade Mina, in Ampeni. 
nerhalb zwo Meilen von Diefer legtern, wo fie recht fehön zur Handlung von beyden Dertern 
lagen. Hier hatten fie guten Handel, und nahmen über dreyßig Marf Gold ein, jedes 
Mark acht Unzen Apothekergewichte. 
Den 25ften giengen fie vor dem Laftelle Mina vorbey, und begrüßten es mit fieben Caſtell Mina. 
Stücken. Sie anterten zwifchen demfelben und dem Borgebirge Coaft in der Mitte, un- 
gefähr eine Seemeile weit ven jedem, Hier fanden fie die beſte Handlung unter allen. 
Die Schwarzen famen von allen Städten gegen Oſten, foweit als Kormantin zu ihnen. Cabo Corce 
Den Nen anferten fie auf der Rheede des Vorgebirges Coaſt, und begrüßten das eder Cap 
Caſtell mit fünfzehn Stücken, welches fo beantwortet wurde 7): Conft. 


Der IV Abſchnitt. 


Dr Hauptmann trastiret die Factore zu Capes 


Die Schwarzen bemächtigen ſich des dänifchen 
Coaſt. Verſchiedene Todesfaͤlle. Ein Trompeter 


Forts. Des ſchwarzen Generals Bewirthung 


und Serjeant ſchlagen ſich. Bevollmaͤchtigte Sees 
ränber. Verrichtung des Königs Sabo. Eine 
Heirath auf Cape-Coaſt. Ein Tornado. Anis 
fehen. Animabo. Aga. Caſtell Kormanrin. Wi⸗ 
niba. Beſuch bey der Koͤniginn. Quamboer⸗ 
ſchwarze. Wildes Reh Sie kommen nad) Ara. 


und Standarte. Das Fort wird wiedergegeben. 
Zwey hollaͤndiſche Schiffe werden von dem See⸗ 
ränber Avery zernichtet. Hauptmann Schurley 
ſtirbt. Ein zahmer Tyger. in heftiger Tore 
nado, Der Fluß Volta. Die Küfte Alampo 
und dafige Schwarze. 


Gi: hielten fich neun und zwanzig Tage zu Cape⸗Coaſt auf, während welcher Zeit der Des Haup 
Hauptmann Phillips das Caſtell und Die Factorey genau befah, welches der vor⸗ manns &a 
nehmſte Pag der Engländer in ganz Guinea iſt. Bor ihrer Abreife bewirchete Haupt: Mahl. 
mann Schurley und er die Agenten, Factore und andere Dficiere zu Mittage, in einem 
viereckigten Sommerhauſe, welches mitten in dem Caftellgarten ſtund; denn ihre Gäfte 
ns en wollten 
*) Phillipg Keife a, d. 202 1. f. S. - 


Allgem. Reiſebeſchr. II Hand, & ee 


1094 
Fbillips, 


Nerfchiedene 
Todesfälle. 


FinTrompe: 
ter und Ser⸗ 
jeant fehle: 
gen ſich. 


Bevollmaͤch⸗ 
tigte See⸗ 
raͤuber. 


402 Reiſen nach Guinea und Benin, 


wollten ſich nicht an Bord wagen, aus Furcht, es moͤchte ſich in ihrer Abweſenheit ein Zu- 
fall ereignen. Ein jeder von ihnen hatte fechs von ihren Vierthelverdecksſtuͤcken ans Ufer 
gebracht, und wurden bey jeder Gefundheit eilfe abgefeuert. 


As fie ſich hier aufielten, ftard Here Clayton, das Haupt von dem Fort, Friedrichsburg 
oder dem daͤniſchen Hügel, ein ſtarker Mann, in dreyen Tagen am Fieber, Er wurde mit 
den gewöhnlichen Ceremonien in des ſchwarzen Johanns Garten begraben, welcher nä= 
ber an dem Forte liegt, als der andere, und der orventliche Begräbnißort der Weißen iſt. 
Ihm folgte Johann Rootfep, ein Barbadier, welcher mit ihren Schiffen uͤberkam. 

Zu Cape Coaft festen fie drenfig Soldaten für die Compagnie fo gefund aus, als fie 
England verlaffen hatten. In einer Zeit von zweenen Monaten aber war die Hälfte von 
ihnen geftorben. 

Als der Verfaſſer fich hier aufhiele: fo fehlug fih Wilhelm Lord, ein Trompeter von 
feinen Leuten, betrunfener Weiſe mit einem Serjeanten aus dem Caftelle in einem Zwey— 
Fampfe, und ftieß ihm in den Bauch, weswegen er ins Gefängniß geworfen wurde. Phil⸗ 
lips beſuchte, nachdem er Die Agenten Darum gebethen, den Serjeanten, mit feinem Wund- 
arzte, der die Wunde unterfuchte, und ſolche nicht tödtlich fand. Der Degen war auf fünf 


Zoll tief queer hineingegangen, ohne etiwas von dem Eingeweide zuberübren. Lord ward 


darauf losgelaffen. Weil folcher zwar ein herzhafter, aber doch Lüderlicher und verfoffener 


Kerl war: fo ſah fih der Hauptmann genöthiger, ihn in Fefleln auf dem Vordertheile die 


ganze Reife hindurch von St. Thomas bis nach Barbados zu halten, wo er ihn an Bord 
eines Kriegesfchiffes fegen wollte. Er wurde aber doch beredt, ihn zu feiner großen Mars 
ter nachher, bey fich zu behalten. “Denn er gieng dafelbft alsbald ans Ufer, und lief von 
dem Schiffe weg, verfteckte fich fo lange, bis er affe fein Geld durchgebracht hatte; und 
darauf gieng er, wie verfchiedene andere von feinen Leuten thaten, an Bord einer Fleinen 
neuengländifchen Fregatte von 20 Stücen, Sie fegelte vortrefflich, und hatten einige bar 
badische Kaufleute folche gekauft, bemannet, und auf eine Eriegerifche Art ausgerüftet. Sie 
hatten auch den Oberſten Auffel, den Statthalter, dahin gebracht, daß er mit ihnen Theil 
daran nahm, der ihr denn ihre Berrichtung auftrug. 


Der Vorwand ihrer Reiſe war, fie ſollte nach Madagaſcar gehen, Schwarze zu 
faufen. Allein Phillips war wohl verfihert , daß ihre Abfiche nach dem rothen Meere 
war, um ihren beften Markt mit den Schiffen des Moguls zu machen. Wenn fie diefes 
gethan, und einige wenige Schwarze zum Scheine gekauft: fo Eonnte fie ficher nach Bar- 
bados zurück kommen, weil der Statthalter felbft Theil daran hatte, und ein fo naher An— 
verwandter bes englifchen Admirals war. Pbillips verfaufte einem geroiflen Richter und 
Kaufmanne dafelbt um dieſe Zeit ein großes Pack Feuergewehr zu ihrem Gebrauche, mehr 
als für ein ſolches Eleines Fahrzeug gewöhnlich, oder zu feiner Bertheidigung auf einer 
Handlungsreife nöthig war. Wie es mit diefer Fregafte gegangen, das erfuhr er nicht, 


” Die übrigen Kauffabrdenfchiffe verlohren bey eben diefer Gelegenheit einige von ihren 


Shiffsleuten. Diefes, nebſt den Krankheiten und dem Matrofenpreffen der Kriegesfchiffe 
zu des Königes Dienften, machte die Leute fo rar, daß ein gemeiner Matrofe dreyßig 
Pfund für eine Reife nach England forderte, die gemeiniglich in ſechs Wochen gethan war, 
und 

0) Phillips Reiſe nach Guinea anf der aos und folgenden Seite, 





2 2: 


von Sierra Leona big Lope Gonſalvo. VI Buch II Cap. 403 


und außerdem no eftund, in dem erften ‘Hafen, wo fie in England einliefen, los⸗ 1694 
gelaffen zu — — Sinclare von der Fregatte, die Leyer, erboch ſich in Phillipe. 

illips Beyſeyn, dem Hauptmanne Thomas Scheirman, Befehlshaber von dem 
Kriegesfchiffe, der Tyger, unter deffen Begleitung er nach Haufe kommen füllte, hundert 

fund zu bezahlen, daß er ihm nur zehne von feinen ſchlimmſten Seuten leihen möchte, und 

er wollte den Leuten einen Lohn geben, den fie nur forderten: welches Scheirman aber 
unter irgend einer Bedingung zu £hun fich weigerte, 

Auf dem Vorgebirge Coaſt nahmen fie etwas vom indianifchen Korne ein, welches = 
zum Unterhalte ihree Schwarzen zu Barbados beftimme war, Das Maaß ift eine Kifte, 
welche ungefähr vier Scheffel für einen jeden Schwarzen enthält, Es wird der Compa- 
gnie die Kifte auf zwey Achis das geftrichene Maaß angerechnet ‚ 0b fie gleich von den 
Schwarzen das gehäufte Maaß beſſern Kaufes haben koͤnnte. Palmöt ift wohlfeiler zu 
Whidaw, als hier, am wohlfeilſten aber auf dem Eylande St. Thomas, 


Als fie Hier lagen: fo machten der König von Sabo, und Nimfa, der General der Verrichtune 
Arkanier, mic zwanzigtaufend Schwarzen auf ihrer Rückkehr von dem Kriege wider den en des Kö⸗ 
König von Futtů, den fie aus feinem Sande vertrieben, und genöthiget hatten, in dem Ca- = gi 
ſtelle Mina Schuß zu füchen, deffen Bruder zum Könige, der ihnen bald nach dem Caps N. 
Coaſts⸗Caſtelle nachfolgte, wo er das Fatiſch nahm, ein beftändiger Feind feines Bru: * 
ders zu feyn, den Eingländern ftets treu zu verbleiben und die Arkanier in ihrem Handel 
nicht Zu ftöhren, welches die Zelegenheit zum Kriege mit feinem Bruder gewefen 0). 

Eines Tages geſchah bier eine Heirath, Die angemerkt zu werden verdiene, Der Eon: Eine Cap: 
ſtabler des Caſtells war feiner Frauen entweder überdrüßig, oder fie gefict ihm nicht mehr, Loaſts- Hoch⸗ 
und fehaffte fie alfo ab. Er nahm fich eine andere, welche des Hauprmanns Amo Tochter FE 
war, einer von des Caftells Raboſchiren —). Die Ceremonie beftund bloß darinnen, daß 
er den Dfficieren des Caftells und einigen von ihren fhwarzen Berwandten eine Mahlzeit, 
ihr ſelbſt aber ein Kleid gab, und alfo waren fie Mann und Frau. Das Maͤgdchen aber, 

Dem ihr Ehemann nicht gefiel, und welches nicht über zwölf Jahre alt war, konnte nicht 
überredet werden, bey ihm zu fehlafen. Dieß verdroß den Conftahler dergeftalt, daß er 
fich mit ihr zankte. Weil er aber dennoch wohl ſah, daß rauhe Mittel nichts verfangen — 
würden: fo kaufte er drey oder vier Ellen vothen geblühmten feidenen Zeug von dem Schiffe, 
welches er feinem Weibe zeigte, und ihr folches zu einem Kleide zu geben verfprach, wenn 
fie fi) ihm ergeben und gehorchen würde, Die Schönheit des feidenen Zeuges ftach dem 
Maͤgdchen in die Augen, und hob alle Schwierigkeiten; denn den folgenden Morgen war 
die Frau in ihrem feidenen Zeuge, und fie beyde gute Freunde, 

5, Nachdem fie alle Ladung für das Vorgebirge ans Land gebracht hatten, welches ihnen Ein Torna⸗ 
diel Zeit wegnahm: fo verließ Phillips den 2aſten April das Borgebirge Coaſt. Auf de. 
feinem Weg nach dem Schiffe befiel ihm ein firenger Tornado. Weil die See fehr 
hoch gieng; ſo yuderten fie aus Furcht wegen bes Boots, welches zwo Kiſten Gold für die 

ompagnie führte, gerade vor dem Winde, und wurden den halben Weg nach dem Caſtelle 

ina getrieben. Um zehn Uhr des Nachts, da ſich der Wind legte, kehrten fie wieder - 
um, Und fanden das Schiff bey dem Forte Dänendügel vor Anker, Als fie an Bord ges 

Eee2 kommen, 
2) Dieß wird von dem Verfaſſer Capaſchiers und Cappafebiers gefchrieben, 


1694 
’ Phillips. 


Age. 


Caſtell 
Kormantin. 


Winiba. 


Beſuch bey 
der Koͤni⸗ 
sinn. 


} 


404 Reiſen nach Guinea und Benin, 


kommen, fo nahmen fie den folgenden Morgen mit funfjehn Stüden von dem Eaftefle Ab: 
ſchied. Den zöften giengen fie bey Mauri g), oder dem Forte Naſſau, vorbey, wel: 
ches die Holländer ungefähr eine Seemeile weit vom Cap Coaſt befisen.. Es ftund hoch, 
und fah wie ein neues Feſtungswerk von fechzehn oder zwanzig Stüden aus, Um neun 
Uhr giengen fie bey Anifchen vorbey, mo die Compagnie eine Eleine Factorey hat, welche 
ein Haus mit einem Steohdache ift, und famen eine Stunde darnach zu Animabo, eine 
Scemeile davon, an. 

Nachdem Phillips das Caſtell mie fieben Stuͤcken begrüßt, welches mit eben fo vie- 
len Stücken antwortete: fo gieng er ans Ufer, vom Herrn Seari, dem Factore alihier, das 
Korn zu fordern, welches ihm von den Kaufleuten zu Cap-Coaft angewiefen worden, daß 
fie es bier vollmachen follten, fiebenhundert Kiften ein jeder, Er willfahrte fogleich, wie 
Herr Cooper, ein junger aufrichtiger Herr zu Aga, ungefähr eine halbe Seemeile weit 
oſtwaͤrts von Animabo. Beyde fpeiften bey ihm am Barde mit ihren Weibern, welches 
Mulattinnen waren, wie des Herrn Ronons feine zu Cap⸗Coaſt. Diefes, ſaget er, ift 
eine angenehme Art zu heirathen; dem fie konnen ihre Weiber abfchaffen, und andere neh⸗ 
men, nach ihrem Belieben, welches fie denn ſehr forgfältig machet, ihre Ehemänner beym 
Buten zu erhalten. Sie wafchen ihnen ihr Seinen, veinigen ihre Zimmer u. ſ. w. und eg 
Foftet wenig oder gar nichts, fie zu unterhalten, 

Beil fie hier lagen , fo hatten fie fehr oft Gefellfchaft von dem Herrn Faſ leman, dem 
holländifchen Statthalter in dem Caftelle Kormantin, der bey ihnen zu Mittage füeifte, 
und fie eines Tages in dem Caſtelle fehr prächtig bewirthete. Es ift ein artiges nettes Fort 
von ungefähr zwanzig Stücken, und liegt etwas höher, als das englifche, und eine Seemeile 
gegen Oſten davon. Phillips befam hier zweene Fleine ſchwarze Knaben von den Facto- 
ven gefhenfet, und zweene vorher zu Cap⸗Coaſt, nebſt einem guten Vorrathe von mus 
feovifchen Enten und andern frifchen $ebensmirteln. 

Den zten May, nachdem Hauptmann Schurley und der Verfaffer, jeder hundert und 
achtzig Kiften Korn erhalten hatten: fo fegelten fie weiter. Da fie längft an dem Ufer 
binfubren : fo Eamen verfchiedene Canoes herab, es war aber wenig zu handeln; denn die 
Leute hatten fein Gold, 

> Den ten anferten fie zu Winiba, wo ihnen der Factor, Nicolas Buckerige, Kaͤh— 
ne zu ihrem Gebrauche zu Whidaw verſprochen Hatte, Dieſem zu Folge erhielten fie 
auch ein jeder einen Kahn von fünf Mann, welchen fie mit Zimmerhofze und Bäumen aus: 
rüfteten, um fie ftärfer zu machen. Hier zogen fie ihr Langboot ans Ufer ‚und befferfen es 
aus, indem es läcf und fehr wurmftichig war. Sie fhöpften etwas Waffer, und fällten 
einen guten Vorrath von Brennholze, mit Erlaubniß der Königinn. Dieſe Königinn ift 
ungefähr funfzig Jahre alt, fo ſchwarz als ein Agat, aber fehr dicke. Sie giengen mit 
Buckerige bin, ihr unter einem großen Baume aufzumarten, wo fie ſaß. Sie empfing 
fie ſehr freundlich, und ließ ihre Bedienten nach ihrer Art vor ihnen tanzen. Cie war mit 
ihren Küffen fehr freygebig gegen den Herrn Buckerige, den fie ſehr hochzuhalten fchien; 


und er verdiente auch viele Ehrerbiethung von allen, die ihn Fannten; indem er ein ungez 


mein gufgearteter und wackerer Herr war, der dieß fand und deffen Sprache fehr wohl 
kannte. Sie befihenkten fie ein jeder mit einem Anker Brandteweine, und einigen Haͤn⸗ 
den 

M Von andern Mouree nder Mowree. 


De 


u ⸗* — u — 


Te —— 


UND HUNDE 























































































































e w CAST 
NGLISCHE L zu 
platz B- Höfer zwjöhen.den Keen. — 



















































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































een 
ilche®: Br ö— — — — — 













































































































































































































































































































































































































































































= 
— 
= 
RES 
= 
= 
= 
= 
= 
= 
= 
= 
—— 
= 
= 
=== 
= 
= 
= 
= 


Aa 


BEI r 
as a & 


— — 
ne 


f; 


— gang 





von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VIl Buch II Cap. 405 


den voll Toback, welches fie mit febr vielem Danke und Bergnügen annahm. Sie war fo 
überaus höflich, ehe fie abreiſten, daß fie einem jeden von ihnen eine Beyſchlaͤferinn von 
ihrem jungen Ehren rauenʒimmer anboth , fo lange fie dablieben: allein fie lehnten ihrer 
Majeſtat Anerbiethen beſcheidentlich ab, und ſchliefen dieſe Nacht bey Buckerigen am 
Ufer. Den folgenden Tag waren fie gezwungen, einen Faſttag zu halten; denn da der 
Koch das Eſſen anrichtete, worunter auch ein Spannferkel war, welches an einem hellen 
Feuer briet: ſo erreichte die Flamme davon die trocknen Palmzweige, womit die Küche bes 
decft war, welche fogleich Feuer faßten, und auf eine ſo heftige Art loderten, daß in weni⸗ 
ger als einer Vierthelſtunde ihr Mittagsmahl und Die Kuͤche in Aſche verkehrt war. 

Buckerige lebte hier in einem kleinen mit Strohe bedeckten Hauſe, ohne einige andere 
Ver he digung, als die leimernen Waͤnde, und war oft in großer Furcht und Gefahr, von 
den Quamboern zerſtoͤhret und gepluͤndert zu werden. Dieß iſt ein inlaͤndiſches Volk, 
welches oftmals gegen die Suͤdſeite her ausſtreifet Beute zu machen, und ihm einige dro⸗ 
hende Bothſchaften geſchickt hatte. Die Königinn hatte ihn zwar verſichert, fie wollte 
eher ihr eigen geben verlieren, als zugeben, daß ihm einiges Unrecht angerhan würde. Allein 
er verließ fih darauf ſehr wenig, fondern war fehr frob, Daß ihre Schiffe da waren, ſich bey 
Gelegenheit ficher zurück zu ziehen. An einem Abende packte er ſchon alle Güter zuſam⸗ 
men, und fam geſchwind an Bord; es war aber nur ein falfcher Lärm. Er bauete ein vier- 
eckigtes Fort zu feiner Sicherheit, ungefähr einen Flintenſchuß weit von der See auf einer 
Anhoͤhe. Er hatte ? a 
Palmzweigen wider den Regen bedecfet, und er grub darinnen einen fleinen Teich 7). Weil 
er aber feine Arbeitsleute noch andere Nothwendigkeiten von Cap⸗Coaſt hatte: fo gieng 
das Bauen zu fe 7 
machte, waren fehlechtes zerbroͤcklichtes Zeug: ber Kalk aber, ver von Auſterſchalen ges 
macht wurde, war ein ftarfer Kitt. 

Der Berfafter ſah hier viele guineifche Hühner, und mancherley ander Geflügel; er 
hatte aber nod) ein größer Vergnügen über die Heerden wilde Rehe, welche auf der Ebene 

iengen, Er ſah menigitens fünfhundert auf einmal; fie waren aber fo wild, daß fie keins 

ſchießen fonnten, Buckerige erzählte ihm, die Schwarzert,pflegten bey dem Brunnen, 
100 fie jöffen, zu lauren, und fie zu ſchießen. Hierauf wurden die benden Conftabler von 
den Schiffen, welche in England alte Wilddiebe gervefen, mit allen Nothwendigkeiten aus 
gerüftet, und giengen aus, große Thaten zu verrichten, Den folgenden Tag aber kamen 
fie mit vielen Entſchuldigungen an ftatt des Wildprärs zuriick. Hier giebt es aud) große 
Baviane, davon einige fo ftark find, als große Schäferhunde, Es gehen ihrer Funfzig oder 
hundert zufammen. · Es ift gefährlich, ihnen zu begegnen, ſonderlich für Frauensperfonen, 
deren, wie der Verſaſſer glaubwürdig verfichert wurde, fie ſich oftmals bemächtigen, und 
die fie zu Tode fhänden, Indem fie einer nad) dem andern bey ihnen liegen, 

Buckerige hatte bier einen guten Handel für Gold, und es wurden Hier eben die Guͤter 


gefucht, als an der Gslofüfte windwaͤrts. 
Den gten giengen fie nebft Buckerigen, den fie za einem Befuche bey fich hatten, nach 
Ara unter Segel, wo fie den ıaten anlangten, Hier gab ihnen der Factor Joh. Bloome 
— das 


r) Oder Waſſerbrunnen. 


2654 
. Pbillips. 
ud 


Die Quam⸗ 
boerſchwar⸗ 
zen. 


damas die Mauren ungefähr acht Fuß hoch aufgefuͤhret, und fie mit 


iner Marter mur fehr langfam von ſtatten. Die Mauerjteine, die er bier 


Wilde Rebe, 


Kommen 
nach Alra. 


466... Reifen nach Guinea und Bent, 


3694 das hbrige Korn. Gie nahmen dieß an Bord, füllten etwas Waffer, und hatten ziemlich 
Phillips. guten Handel, welches fie aufmunterte, bis den rzten da zu bleiben. In diefer Zeit nahmen 
fie vierzehn Mark Gold ein, ıwie fie denn auch unterwegens von Cap Coaſt hieher noch | 
5 Brengehn Mark eingenommen hatten. Sie hatten in allem für ſo viel von ihrer Winde 
+ wärteladung, als fie ablegen koͤnnen, hundert und dreyzehn Marf Goldes auf Rechnung 
der Compagnie und der Eigenthuͤmer des Schiffes eingenommen. Phillips kaufté einen 
Das daͤniſche Kahn für fünf Mann von dem fehwarzen Generale, der fich des dänifchen Forts allhier be⸗ 
ort wird de mächtiger, und den General gezwungen hatte, zu den Hollaͤndern zu fliehen, Er hatte feinen 
Berfallen — Gehuͤlfen und verfchiedene von feinen Soldaten getödtet, und handelte darauf mit den hol- 
| laͤndiſchen Zwifchenläufern, die er mit Waſſer und andern Nothwendigkeiten verſah, welche 
fie fonft nirgends, als zu St. Thomas, oder auf dem Prinzeneylande befommen konnten. 
| Als das Caftell erobert wurde: fo waren viele Güter von allerhand Art darinnen, und über 
fünfzig Mark Goldes, wie Phillips von dem dänifchen Generale erfuhr, der die Hofländer 
bald verlief, und zu dem Gap Coaftcaftelfe Fam. Als er dafelbft feine daͤniſche Schiffe 
fand: fo nahm er Phitlipfens Anerbierden an, ihn umſonſt mit nach Europa zu nehmen; 
ob er gleich fagte, ev befürchtete fehr, wegen des Berlufts des Caftells in Dänemarf zur Re⸗ 
chenfchaft gezogen zu werden »). 

son den Es ſcheint, es fey durch eine Partey Schwarzen weggenommen worden, Die ſich inge- 
Schwarzen. heim gemwaffnet, und unter dem Borwande zu handeln, hineingegangen; und nachdem fie 
feinen Gehuͤlfen umgebracht, da er ihnen die Güter zeigte: fo zertbeilten fie ſich, um fich 
aller der andern im Caſtelle zu bemächtigen. Cine Partey lag außerhalb verſteckt, um ihnen 
auf das gegebene Zeichen beyzuſtehen. Als der General das Laͤrmen hörte: fo Fam er aus 
feinem Zimmer, mit dem Degen in ber Fauſt, um zu fehen, was es gäbe, und wurde fogleich 
von zweenen Schwarzen angefallen, Er vertheidigte ſich wider ſolche eine Zeitlang gut, 
> und vief um, Hilfe Weil aber niemand Fam, und mehr Schwarze hineindrangen: fo 
fprang er felbit aus einem Fenſter, und floh zu den Holländern, wie oben gedacht worden, 
nachdem er verſchiedene Wunden erhalten, wovon eine feinen linken Arm untüchtig ges 

macht hatte, 
Des ſchwar⸗Dieſer ſchwarze General, der nunmehr Statthalter geworden, fehickte zweene von ſei⸗ 
zen Generals nen Bedienten, Den Herrn Bloome, Buckerige, und den Hauptmann zum Eſſen einzuladen. 
Sie nahmen ſolches an, und wurden in Haͤngebetten hingetragen, die er ihnen Dazu gefchickt 
hatte, Die Wache an dem Thore des Eaftells forderte ihre Degen, welche fie alle abga- 
ben, außer Phillipfen, der ſich folches weigerte. Als folches dem Generale berichtet wor- 
den: ſo Fam er, und meldete ihn, es wäre folches ftets feine Gewohnheit. Der andere 
verfeßte: Das Fönnte fern; es wäre aber niemals die Gewohnheit der engliſchen Befehlsha⸗ 
bei, ihre Degen um ingend einiger Urſache willen, von fich zu geben. Als der General 
ſah, daß er herzhaft dabey blieb: ſo ſchien er vergnuͤgt zu ſeyn, und ließ fie hinein. Er 
zeigte ihnen ben Weg in den Speifefaal, zu welchem man auf einer Leiter hinauf Efettern, 
und durch ein Soch bineinfriechen mußte, Als fie binaufgeftiegen waren: fo trank er ihnen 
3, und alle Stuͤcke in dem Fort wurden gelöfer. Nachdem fie eine Vierthelſtunde in dent 
Laſtelle herumgegangen: fo nahm Phillips aus eigener Bewegung feinen Degen ab, una 
geb ihn feinem Bedienten zu halten; welches der König, wie er merkte, fehr gnädig aufnahm. & 

Dee Eee a 


— 





| 


2 Phillips Seife auf der zog und folgenden Seite. 


ENIS 
Barbor- 


rg 


A: 
: 


SB 
"Aus 





























































































































INN 

































































































































































































































































INNE 


INIHNNRINIRUNINN 


aD 


IM 





TA. 


[> 


Berg Me 


* 


5 


— 








— — — 


von Sierra Leona bis Lone Gonſalvo. VII Buch II Cap. 407 


Sie wurden reichlich mir Punch und Speiſen bewirthet, welche ſehr wohl zugerichtet wa⸗ 1694 
ren; denn der Statthalter war in einer engliſchen Factorey Koch geweſen, und gieng jetzo Pbillipe:' 
ſehr oft in die Kuche, um Die nothigen Befehle zu geben, ob er gleich bey der Tafel in grof- — 
ſem Staate war, und einen ſchwarzen Knaben mit einer Piſtole an jeder Seite zur Wache und Stan; 
hatte, Er trank des Königs von England, der africanifchen Compagnie, und feiner Gäfte darıe, 
Geſundheit ſehr oft, mir Ablöfung der Stuͤcke, deven er über zweyhundert währendes ihres 
Dafeyns abfeuerte, Die Slagge, die er fliegen hatte, war weiß, mit einem in die Mitte 
gemalten fhwarzen Manne, der einen Säbel ſchwang. Das Caftell war alt, und nicht 
fonderfich mehr zu verbeflern. Es hatte auf fechzehn Stücke, die aber nicht fonderlich be— 
ſtellt waren. Es lag auf vier Meilen von dem englifchen Caſtelle gegen Dften. Auf ih⸗ 
rem Ruͤckwege toͤdteten ſie vier Haſen mit Keulen. Dieß Geſchmeiß beſuchet in großer 
Anzahl Das Riedgras und den Genſt, welches bier herum ſehr dicke ſteht. Here Blioome 
hatte einen kleinen Wachtelhund, der ihm zu dreyen oder vieren in einer Stunde verholf. 

Phillips aber hielt ſie fuͤr ein ſehr unſchmackhaftes Eſſen. 


Den folgenden Tag kamen zwey daͤniſche Schiffe an, jedes von ſechs und zwanzig Stü- Das Fort 
een, die von Dänemark in der Abſicht gefchickt waren, mit dem ſchwarzen Generale wegen wird wieder⸗ 
Uebergabe des Forts zu handeln, um es wieder herzufteflen, zu welchem Ende fie einen grgeben 
Statthalter, Soldaten, Lebensmittel, Kriegsvorcath, Kaufmannswaaren u, d. g., mitges 
bracht hatten. Er machte aber bey Phillipfens Anweſenheit gar zu große Forderungen, 

Dem unerachtet erfuhr man nachhero, daß ihnen das Fort übergeben worden, nachdem man 
ein Inſtrument unterfchrieben, man wollte alle Forderungen wegen Erfegung des Schadens 
oder Genugthuung von dem fehwarzen Generale und feiner Mitgenofien, wegen Wegneh- 
mung des Caftells, wie auc wegen der Kaufmannsiwaaren und Güter, und der funfzig 
Mark Goldes da: nen, fahren laffen, und bey Lebergabe deſſelben noch fünfzig bezahlen. 
Altes dieſes geſchah; und nachdem fie ſich daſelbſt wiederum gefeßt, fo giengen fie nach 
Whidaw, Sklaven zu kaufen. Aufihrem Wege aber von da nach Weſtindien, da fie 
bey dem Prinzeneylande einliefen, Waller zu fehöpfen, fiel fie der Seeräuber Avery an, Schiffe wer⸗ 
focht mit ihnen, nahm fie weg, plünderte fie, und verbrannte fi. Dieß war dag ungluͤck: den von Aves 
felige Ende ihrer Reife. Der arme dänifche General gieng von Phillipſen zu feinen Landes- ry zernichtet. 
leuten an Bord, wiewohl nicht ohne Widerſtreben, aus Furcht, es möchte ihm in Dänes 


mark hart begegnet werden: es ſchien aber, daß Long Den 7) diefem zuvor gefommen, 


Hauptmann Schurley farb biefelbft, nachdem er lange an einem Ducchfluffe krank ge: Schurled 
wefen. Er wurde in dem Gaftelle Aka auf foldatiich fehr fchön begraben. Sein Schiff firse, 
feuerte die ganze Zeit über, da fein Körper ans Ufer gebracht wurde, die Stücke ab, Bloo⸗ 
me, Phillips, Buckerige, und das Haupt von ber hollandiſchen Factorey hielten das Lei⸗ 
chentuch. Nachdem er begraben wars fo fenerte fein Schiff dreyßig, der Hannibal ſechs 
und zwanzig, das Fort Akra zwanzig, und das hollaͤndiſche und ſchwarze Fort, jedes fech- 
zehn Stücke ab, Er wollte durchaus fein Teftament machen, und nahm es fehr übel, alg 
Phillips ihn darzu antrieb. Er verließ die Führung feines Schiffes feinem Oberſteuer— 
manne, Seren Ciay; und was feine eigenen Sachen anbetraf: fo fagte er, fein Buchhalter, 

Price, wüßte, wo alles wäre. | | 
Dloome 
9) Averys Spottname, 


1694 
Phillips. 


—— — 
Ein zahmer 


Tyger. 


408 Reiſen nach Guinea und Benin, 


Bloome berichtete den Hauptleuten, es wären hierherum mehr Löwen, Tyger, Zibeth⸗ 
katzen und andere wilde Thiere, als in irgend einer andern Gegend von Guinea. ben die— 
fer Herf hatte einen jungen Tyger zu dem Herrn Ronan nad) Cap Coaſt geſchickt, welcher 
fehr zahm wwar, und Herr Ronan ſchenkte ihn Phillipfen, der ihn in einem hölzernen Kaften 
am Borde behielt, und mit Gedaͤrmen von Vögeln und andern Abgängen fütterte; denn 
er wollte nichts anders, als Fleifch frefien, Er war fehr freundlich, fo, daß alle Weiße mit 
ihm durchs Gitter mit der Hand fpielen fonnten, Wenn er aber Schwarze fah, fo ward . 
er böfe. Der Berfafler faget, er habe oftmals feine Hand in feinen Mund geftecke, und 
ihn bey der Zunge und den Tagen gefaßt, ohne daß er ihm das Geringſte zu Seide gethan. 
Er fpielte ſehr muthwillig und lie, daß man ihn wie eine Rage ſtrich, welches ihm ungemein 
wohl gefiel. Er war aber ſehr niedlich gefprenkelt, wie ein Leoparde, ungefähr von der 
Größe eines Windfpiels, und eben fo gefchlanf in feinen Beinen und feinem Körper. Zus 
feßt aber entdeckte er doc), daß er ein rechter Tyger war, und daß fich die Natur nicht Anz 
dern ließe. Phillips hatte auch zwo Zibethkatzen gekauft, welche volffommen den Füchfen 
glichen, und von eben der Größe, aber nur von einer lichten grauen Farbe, waren, Gie 
wurden in hölzernen Kaften aufbehalten, und mit Mehle und gekochtem Waffer ernähret ; 


ſie rochen aber fo ftarf, daß er ihnen niemals nahe kommen mochte. Sie Fauften verfchie- 


HeftigerTors 
nado. 


Fluß Volta. 


Alampokuͤſte 
und Schwar ⸗ 


je 


done Meerfagen, Baviane und Papageye, jeden für ein Stüc von Achten, von einem Hol- 
laͤndiſchen Interloper, der von Angola kam, wo die beften grünen Papageye ſeyn folfen, 

Den ı6ten hatten fie einen außerordentlichen heftigen Tornado, in welchen ihr beftes 
Ankerfeil und ihr Stromtau riß. Den folgenden Tag, da fie ihren beften Anker lichten 
wollten: fo riß ihr großes Tau, welches neu, und fechzehn Zoll dick war, und noch nie vor— 
her ins Waffer gefommen. Dieß ift der ärgfte anhaltende Grund, den er jemals gefannt 
hatte, welches fie denn nöthigte, alle Abend und Morgen den Stromanfer zu lichten, damit 
er ſich nicht fo feit in den Thon fegte, daß fie ihn nicht wieder herausbringen konnten. Es 
kamen wenig Schiffe hieher, welche nicht ihre Anker hinter ſich ließen, fo wie es Phillipſen 
itzo mit ſeinem beſten ergangen. Da er unter Segel gieng: ſo trieb ihn der Strom auf 
vier Meilen gegen Oſten von Akra, ungeachtet aller feiner Bemühungen, ſich gegen den 
Wind zu halten. 

Den ıgten waren fie neben dem Fluſſe Volta, wo das Waffer fehr ſeicht war; Daher 
fie Davon abſtießen, und den Bleywurf alle halbe Stunden zur Hand nahmen. Als ſie uͤber 
die Sandbank gekommen, welche der gewaltige Strom dieſes großen Fluſſes uͤber drey Seemei⸗ 
len in die See gefuͤhret hatte: ſo wurde das Waſſer tief. Man ſagte dem Verfaſſer, daß ver— 
mittelſt des Stromes von dieſem Fluſſe, das Waſſer zwo oder drey Seemeilen weit friſch ſey. 
Allein da ers verſuchte: fo fand er es auf der Bank gegen die Spitze zu eben fo falzigt, als 
es ſonſt irgend wo war. 

Den ıgten, da fie an der Kuͤſte Alampo waren, fam ein Canoe mit drey Weibern 
und vier Kindern zu verfaufen. Sie forderten aber ſehr viel für fie, ob fie wohl nicht 
werth waren, zu Faufen; denn fie waren bloße Öerippe, und fe ſchwach, indem fie ganz aus ⸗ 
gehungert waren, daß fie nicht ſtehen konnten. Der Schiffer von dem Canoe verfprah 
weh oder drenhundert Sflaven, wenn er ans Ufer fommen, und zweene oder drey Tage da⸗ 
fetbft bfeiben waffe, Allein, weil er von ben übrigen nad) der gebrachten Probe urtheilte,, 
und nicht gern einem Volke trauen wollte, wo fie nicht zu handeln pflegten, und Feine Fa⸗ 
etoven hatten: fo lehnte er folches ab. i 

Der 





von Sierra Leona bis Lope Gonſalbo. VIT Buch I Cap. 409 


Der Berfaste „daß die Eingebohrnen allhier für die fehlechteften und den Yüs- 1694 
wurf von — die man nach Weſtindien bringt, wo fie am wenigſten gel- Phillips. 
een. Er weis aber nicht warum; denn fie fcheinen ihm. eben fo feifch und ſtark zu feyn, — — 
irgend einige andere Schwarzen. Der bloße Unterſchied, den er darunter wahrnahm, iſt, 
daß fie nicht fo ſchwarz, und daß fie insgefammt befchnitten waren, welches fonft feine 

warze auf der ganzen Küfte waren, fo. viel ‚er wahrnehmen konnte. Die Schwarzen 
von der Golbfüfte, oder wie fie folche nennen, die Rormantiner, werden zu Barbados ſehr 
geſucht; und ſie gelten das Stuͤck drey oder vier Pfund mehr, als die Whidaw⸗ oder wie 
fie ſoiche nennen, die Papaſchwarzen. Allein, dieſe werden den Angolaſchwarzen, fo, 
wie diefe den Alampoſchwarzen, vorgezogen, welche für die fehlechteften unter allen ge: 


Balten werden u), 
Der VAbſchnitt. 


Whidaw oder Quedaw. Die Eingebohrnen ſind Sklaven zu kaufen und zu zeichnen. Haupt⸗ 
diebiſch. Unertraͤgliche Musquitos. Der Haupt: ⸗ mann der Sklaven und des Bandes, Die 
mann geht mit dem Factore hin, den König zu Schwarzen erſchrecken vor der Sklaverey. 
beſuchen. Sein Thron und Staat. Audienz und Schutzſchrift fir fie. Der Kabofchiren Abga⸗ 
Bewirthung der Engländer, Des Königs Ver: ben. Art zu vergiften. ine ſubtiie Spezerey. 
fhlagenheit. Preis, der für die Güter aus- Luftige Geſchichte. Portugiefen find große 
gemacht wird. Krankheit der Englaͤnder. Art, Vergifter. 


en zoften kamen ſie nach Whidaw oder Quedaw x), ungefähr ſechzig Seemeilen gr 
D von Akra gegen Oſten, und den folgenden Tag giengen die Er Naumann in — 
Begleitung ihrer Aerzte und Buchhalter, und ungefaͤhr ein Dutzend bewaffneter Seeleute 
zu ihrer Wache ans Ufer, um ſich daſeibſt fo lange aufzuhalten, bis fie drey zehnhundert 
Sklaven kaufen koͤnnen, um die Zahl der ſiebenhundert fuͤr den Hannibal, und der fechs- 
Hundert und funfzig für den oftindifchen Kaufmann vollzumachen, wegen welcher fie mit 
der Compagnie einig geworden, Sie brachten aber mie Anſchaffung derfelben auf neun 
Wochen zu, 
Weil die Zactorey ungefähr drey Meilen von der Seefeite lag: fo ſchickte der Factor 
Joſeph Pierfon Hängebetten Hinab,um ſich Derfelben bey ihrer Sandung zu bedienen, nebft 
verfchiedenen bewaffneten Schwarzen zu ihrer Wade, Diefe Hängebetten find. an einer 
Stange gebunden, deren Enden auf den Köpfen zweener Schwarzen getragen werden, wel⸗ 
che ſehr ſchnell gehen oder laufen. Dieſer Art zu reiſen bedienet man ſich ſonſt ſelten an 
einem andern Orte, als in Africa. | 
Die Factorey ſteht im Morafte, und iſt ſehr ungefund; fie war aber doch dem Haupt: 
Manne nuͤtzlich, feine Güter daſelbſt zu beherbergen, die fpat ans Ufer famen, und niche zu 
des Königs Stadt gelangen Fonnten, wo er fein Waarenhaus Hatte, ehe es finfter ward. 
a iefem Sarle voürden fie ſehr in Gefahr gervefen feyn, von den. Schwarzen geplündere Die Einge⸗ 
ZU teren, welche fie trugen, und zur Ueberbringung ausgefucht waren ; denn: fie ſtohlen bohrnen find 
. fogar ben Tage die Kowris, obgleich die Weißen Acht darauf hatten. Sie hatten Wert diebiſch 
zeuge wie Keile gemacht, die Faßſtaͤbe von einander zu freiben, und die Schalen herausfal- 


len 

) Poillips Seife auf der au und genden: 2) Der wahre Name iſt Fidamber-Ciyans Eis 

Exite. ERDE dee u ee —— ton * 
Allgem. Reiſebeſchr. in Band, 5 f f 


410 9 Reifen nach. Guinea und Benin, : 


| len zu laſſen; wenn einer von den Weißen hinanfam, ſo zogen fie den Keil aus, und alles 
Pbillips. fchien wiederum dichte zu feyn. Dieſe Träger hatten fters ihre Weiber und Kinder bey 
fich, die Beute wegzubringen, Die Weißen beflagten ſich Darüber oftmals bey dem Könige: 
allein Die Schwarzen konnten ihre alte Gewohnheit nicht laffen, ob fie gleich oftmals grau- 
ſam geprügelt, und einige von ihnen verjagt wurden. > 
Die Zactorey war ihnen auch nüßlich,, weil-fie bey der Hand lag, die Sflaven zu em: 
pfangen, die oftmals von der See zuruͤckkamen, wenn die Kaͤhne wegen des ſchlimmen Wers 
ters, oder. weil die See fo hoch gieng, nicht ans Ufer kommen konnten, fie abzuholen; fo 
daß fie zumeilen hundert von beyderley Gefchlechte auf einmal wegſchifften. 
Unertraͤgliche Dem ungeachtet ift es doch ein fehr fehlechter Drt, dafelbft zu leben, wegen der benach- 
Musquitos. harten Suͤmpfe, von welchen ein garftiger Geftanf, und eine große Menge von Musqui- 
tos hervorkoͤmmt. Dieſe find fo unerträglich und befchwerlich, daß, wenn man nicht Lau⸗ 
danum oder fonft ein anderes Opiatum einnimmt, es unmöglich ift, in den Schlaf zu fom- 
men. Die eine, Nacht, da der Verfaffer da fchlief, war die unrubigfte, die er jemals ge 
habt harte. Denn er hatte noch nicht über eine Stunde in des Factors Bette gelegen: fo 
wurde er von biefen Fleinen Thieren dergeftalt gemartert, daß er gesungen war, wiederum 
aufzuftehen, fich anzufleiden, Handſchuhe anzuziehen, und ein Schnupftuch übers Geficht 
zu decken, bis der Tag anbrac), welches ihm aber doch vor ihren Stichen nicht verwah⸗ 
ren Fonnte, \ 
Geßtmitden _ Herr Pierfon, der ein munterer Mann war, hatte guten Vortheil bey dem Könige, 
Ps hin und großes Anfehen bey dem Volke. Weil er ihre Gemüthsart Fannte, welche fehr verzage 
ift: fo mußte er, wie er mit ihnen raub und freundlich umgeben follte, nachdem es die Gele 
genheit erforderte. Viele von feinen zur Factorey gehörigen Sklaven waren Schwarze 
von der Goldfüfte, die fehr Fühn, tapfer und empfindlich find. _ Sie waren ihm auch ſehr 
ergeben, und zehne von ihnen würden die beiten vierzig Mann fhlagen, Die dev König von 
Whidaw hatte, | 
Bon der Factorey bis zur Königsftadt find ungefähr vier Meilen, durch fehr angeneh— 
me Felder voller indifchen und guineifchen Korns, Potatoes und Yame in großer Menge, 
wovon fie jährlich zo große Erndten halten. ge 
Auf dem Wege dahin trifft man verfchiedene Eleine Dörfer oder Haufen von Haufen 
an, die von den Schwarzen Krums genenne werden, und deren jedes von ihnen einen 
Hauptmann hat, Wenige von den Häufern find über fünf Ellen hoch. Siehaben insgefomme 
Fein ticht, außer des Hauptmanns feinem, welches ein Soch in der Wand hat, und den 
Schäferhütten in Wallis fehr gleich ift. Sie haben größten Theils nur einen Saal, wo fie 
gemeiniglich auf der bloßen Erde zufammen eſſen und fihlafen. Die Kaboſchiren haben 
eine Matte unter fich und einen Stein, oder ein hartes Bündel zu einem Küffen, 
den Rönigzu Bey ihrer Sandung fehickte der König zweene von feinen Rabofchiren oder Edelleu- 
Befinhen ten zur Factorey, mit feinen Complimenten. Sie zeigten denfelben durch einen eigenen Bo: 
then zu Fuße an den König an, fie wollten ihm den folgenden Tag aufwarten. Er war 
- aber mit diefer Antwort nicht zufrieden, fondern fehickte noch zweene Große ab, fie einzu- 
laden, fie möchten diefen Abend kommen. Diefe fagten, er erwartete fie, und alle vorige 
Hauptleute hätten ihm den erſten Abend aufgewartet. Weil fie nun Seiner Majeftäe 
nicht gern vor den Kopf ftoßen wollten: fo wurden alfe diejenigen, welche gelandet hatten, 
nebſt dem Heren Pierfon nach des Königs Stade gebracht, = 
ie 


— — u — 


von Sierra Leona Bis'Loper@onfaldo." VIE Buch IT Cap. zur 


Sie wurden an dem Thore des Pallaſts von einigen Rabofchiren empfangen, welche 
‚fie mic den gewöhnlichen Ceremonien begrüßten, da fie zuerft in ihre eigene Hände Elopften, 
hernach jener ihre nahmen, und folche herzlich ſchuͤttelten. Da fie in den Hof des Pallaftes 
binein giengen: fo fielen alle Edlen bey der Thuͤre des Zimmers, wo der König war, auf die 
Knie, Elopften in ihre Hände, fließen mit der Stirn auf die Erde und kuͤßten folche, welches 
fie dreymal wiederholeten, als welches die gewöhnliche Ceremonie war, wenn fie ven Koͤ⸗ 
nig fahen, 


1694 
Pbillips. 


Seine Majeftät kuckten hinter einem Vorhange hervor, und winkten den Engländern Thron und 
zu; worauf fie ſich Dicht zu dem Throne verfügten, der von Thone war, ungefähr zweene Staat. 


Fuß hoch von der Erde, und auf ſechs Fuß viereckigt, mit alten ſchmutzigen ſtets zugezoge⸗ 
nen Vorhaͤngen umgeben; denn er wollte feinen Raboſchiren nicht erlauben, fein Anclig 
zu fehen. Er Hatte zwey oder drey Eleine ſchwarze Kinder bey fich, und rauchte Tobaf aus 
einer langen hölzernen Pfeife, deren Kopf fo groß zu fenn fihien, daß er eine. Unze hielt. 
Er faß bey einer Butellje Brandtewein, und einer Eleinen ſchmutzigen filbernen Schale 
neben ſich, auf dem Throne, Sein Kopf war mit einer Rolle geoben Calico ummunden, 
und er hatte einen flüchtigen vorhen Damaftenen Kock zu feiner Bedeckung. Er harte Roͤcke 
und Mäntel von veichem Silber und Gold; geftickte feidene, mit Blumen von kleinen bun- 
ter: Knöpfen befeger, welche ihm, wie er fagte, von weißen Hauptleuten gefchenft worden, die 
allhier gehandelt hätten; under zeigte oftmals die große Mannichfaltigkeit, dieer davon hatte, 
Allein Seine Majeftät trugen in ihrem Leben niemals weder Schuhe noch Steimpfe y). 
Cie grüßten ihn mit ihren Huͤten, und er nahm fie bey.der Hand und fagte: „Es 
„wäre ihm lieb, fie wohl zu fehen; denn er liebte die Engländer hevzlich ; fie 
„wären feine Bruͤder, und er wollte ihnen alle gute Dienfte leiften, die er nur 
„tönnte,. Sie danften ihm durch feinen Dollmetſcher, und verficherten ihn von der Ge- 
ſellſchaft in England Zuneigung, als welche, ungeachtet es an vielen andern Orten nach mehr 
Schwarze gäbe, die um ihre Kundſchaft anhielten, dennoch alle ihre vortheilhaften Anerbie- 
thungen ausgefchlagen, und fie hieher gefchickt hätte, um mit ihm zu handeln, und fein Land 
mit den Nothwendigkeiten zu verſehen. Sie hofften daher, er wuͤrde ihnen ſchleunig ihre 
Sadung Sklaven verſchaffen, als weswegen fie dieſe Reife gethan hatten, und feine Rabos 
fehiren anbalten, daß fie fie in dem Preife nicht überfegten, welches fie alles ihren Herren 
getreulich wieder erzählen würden, wenn fie nach England famen. Er antwortete: dieafti- 
canifche Compagnie wäre ein guter braver Mann; evliebte ihn, und man woll⸗ 
te aufrichtig mit ihm handeln. Allein man durfte ſich auf ſein Verſprechen eben nicht 
verlaſſen, und ungeachtet ihm feine Kaboſchiren fo viel Ehrerbiethung erwieſen: ſo durfte 
er doch nichts thun, als was ihnen gefiel. —— — 
Er verlangte, ſie ſollten ſich auf eine Bank dicht neben ihm niederſetzen, welches ſie 
thaten. Darauf trank er feines Bruders, desKöniges in England, Geſundheit, den Fior 
der africaniſchen Compagnie, und das Wilffommen des Haupfmanns in Brandteweine und 
itto. Dieß ift ein Tiebliches Getränk aus indianifchem Korne im Waſſer eingeweicht. 
Einiges iſt ſo ftark, daß es ſich drey Monate hält, und ein Noͤßel kann einen Menfchen voll 
machen. Es trinke ſich faft, wie friſch engliſch Bier. Sie harten nicht fange gewartet, als 
eine Mahlzeit auf einem Fleinen vierecfigten Tifche gebracht * mit einem alten Stuͤcke 
tg Zeuge 
9) Phillips Reife nach Guinen, auf der 214 und folgenden Seite, 


DerEnglän- 
der Audienz 


und Bewir⸗ 
thung. 


1694 
Phillips. 


Des Königs 
Berichlagen: 
heit, 


Preis wird 
ausgemacht. 


42 09 11 0 Deifen nach) Guinea und Benin +9 nu 


Zeuge zum Tifchtuche, alten gefchlagenen zinnernen Tellern und Löffelnz mie auch ein großes 
zinnernes Becken von eben der Farbe, als das Geſicht Seiner Majeftär, welches mit ge» 
kochten Vögeln und Brühe angefüllt war, und ein hölzernes Gefäß mit gefottenen Potatoes 
an flatt des Brodtes, Sie hatten weder Servietten noch Mefler noch Gabel; denn fie 
zerreißen ihre Speifen ſtets mit den Fingern. Außerdem waren die Vögel fo weich ge> 
kocht, daß man fie nicht zerfchneiden konnte. Sie hatten feine große Luſt zu ihren Lecker⸗ 
bißchen; dennoch aßen fie aus Gefälligfeit ein Paar Löffel voll von der Brühe, welche mit 
Malegherta und rothem Pfeffer fehr wohl gemürzet war. 

Sie tranfen oftmals Seiner Majeftät zu, aus einer von Cocoa⸗Nußſchalen gemachten 
Schale. Alles Silbergefchirr, was fie fahen, war ein fleiner filberner Teinfbecher. Er beugte 
fich gegen fie, füßte feine Hand, und brach oft in ein erfchreckliches Gelächter aus. Als fie 
gegeffen hatten: fo gab er einige von den Vögeln aus der Brühe mit feiner eigenen Hand 
den Fleinen Kindern bey ihm, und die übrigen feinen Edlen, welche darnach auf ihrem Baus 
che wie fo viele Hunde hinfrochen, und Löffel aus ihren Händen machten, die fie in die Brü« 
be eintürfehten, und darauf ableckten; ein fehr efelhafter Anblick für Ppilipfen. 

Nach Tifche fragte der König nach dem Hauptmanne Schurley; und als man ihm ge⸗ 
fagt, er wäre zu Akra geftorben, fo brach er plöglich in ein lautes Heulen und Gefchrey aus; 
tang feine Hände, und wiſchte oft feine Augen ab, obgleich Feine Zähre herausfam, und 
fagte: Schurley wäre fein großer Freund geweſen. Er fagte, man hätte ihn auf der 
Goldkuͤſte mit Gifte vergeben. Darauf berichtete er ihnen, Hauptmann Schurley hätte 
ihm verfprochen, Gewehr, Gemälde, feiden Zeug, und viel andere Dinge zum Gefchenfe 
mitzubringen. Und als Herr Clay fagte, e8 wären dergleichen Sachen nicht am Borde: fo 
fehien er darüber verdrießlich zu feyn, und erwiederte, er wüßte gewiß, daß es mitgekom⸗ 
men; weil aber Schurley geftorben, fo würde ers fir jich behalten wollen. Um ihn zu 
beruhigen, verfprach ihm Clay, ihn mit Slinten, feidenem Zeuge u. d. g. zu befchenfen, wel- 
ches er zu diefem Ende von der africanifchen Compagnie hatte. Nachdem der König fich 
erfundiget, was für Arten von Gütern fie haͤtten, und wie viele Sklaven fie brauchten: fo 
nahmen fie Abfchied. 

Den Morgen darauf warteten fie Seiner Majeftät, ihrem Verfprechen gemäß, mit 
Proben von ihren Gütern auf; und machten ihr Palavera oder ihren Vergleich 2) wegen 
des Preifes, wie viel fie nämlich von einer jeden Art Güter für einen Sklaven geben follten, 
Dieß geſchah nicht ohne Schwierigkeit; denn er und feine Rabofchiren forderten fehr 
viel, Endlich wurden fie doch auf hundert Pfund Kowris für ein Stück eins, wovon er 
von hunderten vier Pfund befam. Darauf wurden ihnen Waarenhäufer, eine Küche und 
Wohnungen angewiefen. Keins von ihren Zimmern aber hatte Thüren, bis fie ſolche mach- 
ten, woran fie denn Schlöffer ſchlugen. Den folgenden Tag bezahlten fie dem Könige und 
den Rabofchiren den Zoll. Darauf-ward befohlen, daß die Klocke herumgehen follte, 
altem Volke Nachricht zugeben, fie möchten ihre Sklaven nach) dem Trunk 2) bringen, fie 


zu verkaufen. Dieß ift eine eiferne Klode, wie ein hohler Zuckerhut, wovon die Höhlung auf 


funfzig Pfund Rowris halten würde, Sie wurde mit einem Stecken gefchlagen, und 
gab einen Fleinen todten Klang. 
Während 
2) Palaveva Heißt in den weftlichen Gegenden ein Streit oder Zank. 


A en rn u ie > BES se inne 


von Sierra Leona bis Zope Gonſalvo. VII Buch II Cap. 413 
Während ihres Aufenthalts lud fie der König alle Morgen zum Frühftücke, woſelbſt 

fie — von — *2 und Potatoes fanden. Er ſchickte ihnen 
auch alle Tage ein Schwein, eine Ziege, ein Schaf oder einen Topf Pitto zu ihrer Tafel, 
und fie vergalten feine Hoͤflichteit mit drey oder vier Butellhen Brandtewein, welcher fein 
höchftes Gut it. Sie hatten ihren Koch am Ufer, und fpeiften fo gut, als fie fonnten, in⸗ 
dem die gebensmittel überflüßig und wohlfeil waren. Sie verlohren aber bald die Luſt zu 
effen durch Krankheit; indem viele von ihren Leuten das Fieber, und Philips ſelbſt ein 
heftiges Kopfweh hatten; fo daß er kaum ohne Beyftand nach dem Trunk geben konnte, 
und dafelbft von dem Geftanfe der Schwarzen oftmals ohnmächtig wurde, Denn es war 
ein altes Haus, worinnen alle Sklaven zufammen gehalten wurden, und fie leerten fid) das 
fetbft aus, wo fie lagen, fo daß alfo Fein heimliches Gemach ärger ftinken konnte, Weil 
er nun genöthiget war, dafelbit drey oder vier Stunden hintereinander zu figen: fo verderbte 
folches feine Geſundheit völlig; dem war aber nicht abzuhelfen. Hauptmann Clay und 
ber Berfafler machten es mit einander aus, fie wollten wechfelsmweife dahin gehen, ein jeder 
einen Tag, um den Streitigkeiten und Uebervortheilungen vorzubeugen, wodurch) die Preife 


1694 


Pbillips. 


Krankheit 
der Englaͤn⸗ 
der. 


nur erhöhet werden; indem die Schwarzen wohl wiffen, wie fie ſich folcher Gelegenheiten - 


bedienen follen, und wie fie fanden, beftändig verfuchten, ein Misverftändniß unter ihnen 
in diefer Abficht zu erwecken. 


Bey dem Trunk wurden des Königs Sklaven zuerft zum Verkaufe dargebothen, und Art, Skla⸗ 


die Rabofchiren nöthigten fie gewiffermaßen, folche 


zu Faufen, ehe fie ihnen einige andere ven zu kau⸗ 


jeigen wollten; indem fie fagten, dieß wären Keys Cofa und müßten nicht ausgefchlagen fen 


werden, ob fie wohl nicht nur überhaupe die fehlechteften, fondern auch die theuerſten waren. 
Weil dieß aber eins von Seiner Majeftät Vorrechten war, fo Half nichts Darwider. Als 
diefes geſchehen, fo brachten die Rabofchiren ihre Sklaven, ein jeder nad) feinem Range 
und feinem Stande, Der Wundarzt unterfuchte, um zu fehen, ob fie gefund wären, ihren 
Athem und ihre Gliedmaßen genau; er ließ fie fpringen, ihre Aerme hurtig ausftreden, und 
fah ihnen in den Mund, um von ihrem Alter zu urtheilen; denn fie werden alle, ehe fie zu 
Markte kommen, glatt gefchoren und gepußt, und mit Palmöle wohl gefchmiert; fo daß «8 
nicht leicht ift, einen alten Sklaven von einem in feinen mittlern Jahren anders, als aus 
den verberbten Zähnen, zu unterfcheiden. Am meiften aber wird dafür geforgt, daß man 
feinen Faufet, der die Franzofen hat, damit nicht die andern am Borde angeftecfe werden. 
Denn obgleich die Mannsperfonen von den Weibsperfonen durch Bretter und Verſchlaͤge 
abgeſondert ſind, um Streitigkeiten zu verhuͤten: ſo werden ſie doch zuſammen kommen. 
Diefe Krankheit heißt die Yavos, und iſt ſehr gemein unter ihnen. Sie hat mit dem 
Teipper faft einerley Anzeichen und Zufälle; daher der Wundarzt genöthiger ift, beyderiey 
Geſchlechte auf das forgfältigfte zu unterfuchen, 


Wenn fie nun diejenigen‘, die ihnen anftehen, ausgefucht haben: fo kommen fie mit ein- und zu de: 
ander überein, in was für Gütern fie folche bezahlen follen. Da der Preig bereit ausge: zeichnen, 


Macht worden: fo braucht es nicht mehr vieles Haderns. Sie geben dem Eigenthuͤmer 

eine Anweiſung auf die ausgemachte Art von Gütern, und er bekoͤmmt ſolche, bey Ueberfig, 

ferung derſelben, den folgenden Tag. Darauf bezeichnen fie die Sklaven auf der Bruft 

oder Schulter mie einem heißen Eifen, auf welchem = — von des Schiffs Na⸗ 
3 


men 
e) Dieß iſt eine Art von Voͤrſe. 


7 — Reifen nach Guinea und Benin, ee! 

1694 men ift, nachdem. der Dre vorher mit Palmöle befchmiere worden, Dieß macht nur we⸗ 
Pbilipe. nig Schmerzen, und iſt das Zeichen gemeiniglich in vier oder fünf Tagen gut, und erfcheint 
nachher 5) ſehr deutlich und weiß. 

Sklaven⸗ Wernn fie funfzig oder ſechzig gekauft haben: fo ſchicken fie ſolche anBord. Man har 
hauptmann, einen Kaboſchir, der den Titel führer, Sklavenhauptmann, deſſen Amt es ift, fie ficher 
an die Wafferfeite zu bringen, und nachzufehen , daß fie alle da find. Wenn unterwegens 
einer verlohren geht: fo muß er folchen erfegen; fo mie der Hauptmann des Trunks, wenn 
einer wegläuft, fo lange fie unter feiner Aufjicht find. Diefer legte hat fie unter feiner Aufe 
ficht fo lange, bis der Sklavenhauptmann fie wegfuͤhret. Diefe beyden Dfficier werden 
von dem Könige deswegen beftellt; und jegliches Schiff bezahlet einem jeden von ihnen für 
ihre Mühmwaltung, einen Sklaven werth an Gütern, welche ihnen anftehen, wenn es gehan⸗ 
delt hat. Sie verrichten ihr Amt fehr treulich; denn von dreyzehnhundert daſelbſt gefauf: 
ter Sklaven gieng nicht einer verlohren ec). 
und Landes Man hat auch einen Sandeshauptmann, der beftellet ift, dahin zu fehen, daß die Schwar— 
hauptmann. zen Die zum Handeln ans fer gebrachten Waaren nicht ftehlen, indem man oftmals genoͤ— 
chiget ift, die Güter aus Mangel der Träger eine ganze Nacht am Ufer zu laffen. Anger 
achtet feiner Sorgfalt und feiner Macht aber, kommen fie doc) oftmals um vieles, und das 
kann niche wieder guf gethan werden, J. 
Wenn die Sklaven an die Seeſeite gekommen find: fo führen die Schiffskaͤhne fie zu 
dem Sangboote, welches fie an Bord des Schiffes bringe, wo fie alle in Feſſel gelegt wer: 
den, zweene und zweene zufammen, um ihrer Empörung vorzufommen, ober daß fie nicht 
ans Ufer ſchwimmen. ’ 
Der Echwar⸗· ¶ Die Schwarzen haben einen folchen Abſcheu, ihr Vaterland zu verlaffen, daß fie oft: 
zen Furcht mals aus dem Kahne, Boote oder Schiffe in die See gefprungen find, und fich unter dem 
vor der kia⸗ Waſſer gehalten haben, bis fie erfoffen find, damit fie nur nicht von den Boten ergriffen, 
IR und gerettet würden, Die ihnen nachfuhren. Sie fuͤrchten ſich weit erſchrecklicher vor Bar⸗ 
bados, als vor der Höfe, ob fie gleich daſelbſt wirklich befler leben, als in ihrem Vater: 
(ande. "Sie haben auch einige von den Seehunden freffen geſehen, wovon fich eine große 
Anzahl um das Schiff herum an diefem Orte aufhält; und man hat dem Verfaſſer er- 
zaͤhlet, daß fie ſolchem bis nach Barbados wegen der todten Schwarzen folgen würden, bie 
man über Bord wuͤrfe. Phillips faget, fie hätten alle Tage einige unterwegens gefeben, 
er koͤnnte aber nicht fagen, ob e8 ftets eben diefelbigen geweſen. 2 
Schutzſchrift Sie hatten ungefaͤhr zwölf Schwarze, die ſich freywillig erſaͤuften, andere hungerten ſich 
für fie. zu Tode. Denn fie glauben, wenn fie fterben, fo kehrten fie zu ihren Freunden und in ihr 
Sand zurück, Man rieth Phillipfen, ev follte einigen Arm und Beine abfhneiden, um den 
fibrigen eine Furcht einzujagen, mie es andere Hauptleute gemacht: er ließ fich aber nicht 
bereden, mit folcher Grauſamkeit gegen arme Gefchöpfe umzugehen, die ſowohl ein Werk 
der Hand Gottes, und ihm ohne Zweifel eben fo lieb find, als die Weißen. Er konnte ſich 
auch nicht vorftellen, warum fie ihrer Farbe wegen follten verachtet werden, als welche fie 
von Natur haben; ober daß Die Weiße innerlich eine beflere Farbe ift, als die Schwärze- 
Er beobachtet, daß alle Arten von Leuten geneige find, in ihrer eigenen Sache vortheilhaft 
Ju urtheilen, und daß die Schwarzen zur Verachtung der weißen Farbe fagen, der Teufel ſey 
weiß, und daß fie ihn auch fo malen, | Fuͤr 
x) Aber nicht lange. 





von Sierra Leona big Lope Gonſalvo. VI Buch II Cap. 415 
Für jeden n, welchen die Rabofehiren ihnen öffentlich verfauften, mußten fie einen 1694 
Theil en ae dem Könige als einen Zoll abgeben, vornehmlich die Pbilips. 
uſier, von denen er eine kleine Schale voll aus jedem Maaße herausnahm. Diefes zu Der Kabe— 
vermeiden ließen fie oft des Nachts den Hauptmann nach) ihren Käufern holen, und ver- ſchiren Ab, 
kauften ihm zweene oder drey Sklaven zugleich, und er fhickte ihnen eben fo geheim die da- gaben. 
für verlangten Güter. Allein fie thaten diefes nicht fehr oft, aus Furcht den König zu bes 
leidigen, der ihnen verborhen hatte, fonft nirgend, als bey dem Trunke, zu handeln, Da 
er einige von feinen Weibern und Untertbanen verfauft hatte: fo wollte er ſolche zuweilen 
auslöfen, und verlangte, fie gegen andere zu verfaufchen, welches fie oftmals freywillig tha⸗ 
ten, und er fehr gnädig aufnahm. 

Der Berfaffer forfchte nad) ihrer Art zu vergiften fehr genau, die man fo fehr fürchte, Art zu vera 
und wovon in der Welt fo viel geredet wird. In dieſer Abficht fprach er mit verfchiedenen Hiften. 
Rabofhiren. Er nahm fie, einen auf einmal, in fein Waarenhaus. Nachdem er fie 
nun dafelbit mit Brandteweine und anderm ſtarken Getränke, als dem Schlüffel zu den mei: 
ften Geheimniffen, wohl erhißt, ihnen viel Gütigfeit bezeuger , und ihnen einige Gefthenfe 
gemacht hatte: fo bath er fie, ihm aufrichtig zu erzählen, wie fie die Weißen vergifteten; 
ob folches eine gemeine Gewohnheit unter ihnen wäre, und was für ein Gegengift dawider 
ihnen als das ftärffte bekannt wäre. Alles, was er von ihnen herausbringen konnte, war, 
daß fehr hoch in dem Sande hinauf ein Gift verfauft würde, welches aber fo theuer wäre, 
daß fo viel, als zur Vergiftung eines Mannes diente, den Werth von drey oder vier Sfla- 
ven gölte; daß die gemeine Art, wie man ihnen berichtet, diefe wäre, daß man es ins Waf: Eine fubtile 
fer, oder anderes Öetränfe thäte, welches die Perfon fränke; daß gemeiniglich die Eleine Spezerey. 
Kugel Gift unter den Nagel ihres Fleinen Fingers geftecft würde, als welche Nägel ihnen 
fehr groß wachfen; daraus fie denn folche unvermerft in den Kalabaſch oder die Schale 
träufelten. Es löfte fich dieß Gift den Augenblick auf, und wäre von folher Stärke, daß 
nichts feiner Kraft widerftehen koͤnnte, wenn es vecht zubereitet würde, Sie feßten hinzu, 
fie wüßten nicht, daß es jemals in diefem Sande wäre gebraucht worden; und fie glaubten, 
die vornehmite Urſache davon wäre deſſen Seltenheit und Theure, 

Phillips bath bey feinem erften Befuche den König, er möchte doch Sorge tragen, daß 
itznen fein Gift beygebracht würde, Der König lachte darüber, und fagte, es wäre der 
gleichen in allen feinen Herrfchaften nicht. Der Berfaffer aber bemerfer, daß er nicht mit 
den Engländern und feinen Kabofchiren aus eben der Schale trinken, noch ihren Brandte- 
wein aus ber Butellje Foften wollen, bis fie zuerft getrunfen hatten, 

Seine Kaboſchiren hingegen trunfen aus einer jeden Schale, die er ihnen gab, und bes 
füchten die Factorey drey- oder viermal des Tages, wo ein jeder ein großes Glas Brandte- 
wein Haben mußte, welches fie freywillig hinuntergoſſen. Wenn die Engländer zu dem 

runke giengen: fo mußten fie drey oder vier Butelljen Brandtemein mitnehmen, um da⸗ 
durch den Kauf zu beftätigen; und diefe Herren von Adel bettelten oft um Getränke, unter 

em Vorwande, fie haͤtten eine neue Frau genommen, und müßten fich luſtig machen. Es 
wurde ihnen quch alfezeit gegeben, um fie bey guter $aune zu erhalten. 

J —* 8 Gelegenheit erzaͤhlet der Verfaſſer, es habe der weiberſuͤchtige alte König kLuſtige Ge⸗ 
idaw an einem Abende insgeheim zu ihm geſchickt, und ihm ſagen laſſen, weit er ſchichte. 
ein 


I Philips Reife a, d. au, f. ©, 


1694 
Pbillips. 


Portugiefen 
find Vergif: 
ter. 


Des Königs 
Serail, 


und Eifer 
ſucht. 


416 Keifen nach Guinea und Benin, 


ein artig junges Mägdchen geheirathet, bey der er bie Nacht fehlafen würde: fo bäthe a 
um ein Gefchenf von einem kleinen Faͤßchen Brandteweine, ſolches ihren Freunden zu ge 
ben, um fie luſtig zu machen, und überdieß möchte er feinem Arzte befehlen ‚ ihm einen 
Stärftranf zu verfertigen. Im beyden wurde ihm gewillfahret ; und der Arzt bereitete 
ihm eine gute Herzftärfung, welche zu des alten Mannes Abfıchten Eräftig genug war, und 
den folgenden Tag ſprach er mit vielem $obe vor dem Arzte, den er mit zweenen guten 


Mänteln befchenkte, 


Auf dem Eylande St. Thomas find die Portugiefen im Vergiften fo gefhhiche, daß, 
wenn fie, wie Phillips gehört hatte, Speifen von einem Stuͤcke mit einerley Meſſer ab» - 


fehneiden, das Stück, welches fie für ihren Feind abfchneiden, vergiftet ift, das andere nicht, 
indem bloß die eine Seite von dem Meffer vergiftet if. Dem ungeachtet aber geſteht er, 
er Fönne folches nicht aus feiner eigenen Erfahrung für eine Wahrheit ausgeben, ſondern 
müßte fagen, —5 ihm, noch feinen Leuten, einiger Schaden geſchehen fen, da er die— 


fes Eyland beruͤhret A). 
Der VI Abſchnitt. 


Des Könige von Whidaw Serail. Seine Eifer: von dem Könige gethan werden. Des Siegers 
ſucht. Die franzöfifche Factorey. Eine Neger: Triumph. Fatifch oder Bezauberungen. Schuß: 
garkuͤche. Lärmende Andacht. Huͤlfloſe Höl- thiere. Des Königs Fatiſchman. Seine Art, 
zerne Götter. Der Schwarzen DBertheidigung die See zu befänftigen, und den Tod wegzuzau⸗ 
derſelben. Ihre Fatifhen und Eidſchwuͤre. Ar: bern. Des Königs Perſon. Seine Kaboſchi⸗ 
Fani. hr Handel wird unterbrohen; verur⸗ ven. Schlechte Landung zu Whidaw. Unter: 
ſachet einen Krieg. Fatiſch oder Eidſchwur, der richt für Handelsleute. 


De Koniges Weiber leben in einer Stadt fuͤr ſich. Der Verfaſſer gieng mit andern 
in Geſellſchaft dahin, und da ſie uͤber die Mauer kuckten, ſahen ſie verſchiedene von 


ihnen arbeiten, und ſprachen mit ihnen. Der franzoͤſiſche Factor, der etwas zu vorwitzig 


war, gieng hin, das Thor zu oͤffnen, welches mit Weiden zugemacht war, worauf alle Wei⸗ 
ber ſchreyend davon liefen, und ſogleich kamen einige Kabofchiren von dem Könige, welche 
verlangten, fie möchten folches unterlaffen, und weggehen, welches fie insgeſammt willig 
thaten, außer dem Franzoſen, der ſchwerlich Dazu Fonnte beredet werden. 


Den folgenden Morgen beym Frühftücke redete der König ganz fanftmüthig von ihrer 
Grobheit, indem es wider die Gefege des Landes wäre, daß irgend jemand zu der Stab 
feiner Weiber ginge. Ex fagte aber, er entſchuldigte folches bey ihnen als Fremden, doc) 
bath ex, fie möchten ſolches Fünftig nicht mehr thun. Sie verfprachen folhes, und bezeug⸗ 
ten, wie es ihnen leid wäre, Daß fie ihm unwiffend etwas zu Leide gethan hätten, Er nahm 
ihre Entſchuldigung an, war aber über den Sranzofen fehr ungehalten, welcher, wie er fagte, 
die Gefege des Landes wüßte, und fie nicht Härte dahinführen füllen, wobey er drohete, ihn 
folches ſchon empfinden zu laflen. Phillips nahm darauf, um ihn: zu entſchuldigen, alles 
über ſich, und verſicherte feine Majeſtaͤt, er Hätte fie zufälliger Weiſe dahin geführer; und- 
aus feiner andern Abficht über Die Mauer gekuckt, als zu ſehen, was für eine brave Stadt 
er für feine Weiber hätte, Damit er eine Nachricht davon geben fünnte, wenn er wieder 

n 


H Phillips Reife auf der zı9 und folgenden e) Das ift, verrotteter Fiſch mit Maismehle ver⸗ 
\ mengt. Im Originale wird es Kancy geſchrieben. 


eite. 


ee — ——— 


— 


von Sierra Leona bis Lone, Gonfalos: Vll Buch IT Cap. 47 


nach England ien König nahm ihn darauf bey der Hand, und fagte; wenn es 1694 
nur dag wi — —— sr bätre, un er wollte auf Bil s 


den anzofen ni en, ne ei silber arte 9 
et —* anzofifehe Factor und. fein Gehülfe lebten in einem kleinen leimernen Franzoͤſiſche 
Haufe, nohe b Es war in drey oder vier Jahren. kein franzoſiſches Sata. | 


‚Schiff da geweſen zaſo daß ſie bloß von Des Königs Gnade leben mußten, und keine Gele— 
genheit haste, won, da wegzukommen . Der Hauptmann hatte fie. die meiſten Tage zu 
Tiſche, und gab ihnen bey feinen, Abreiſe einige Lebensmittel. Er erboth ſich auch, fie auf 
feinem Wege nad) Martinif, mit nad) Barbados zu nehmen. Weil ſie aber befürchteten, 
man möchte ihnen daſelbſt uͤbel begegnen, indem fie Seinde wären : fo wollten fie es nicht 


Be Warund Si are Jun: zZ mania ag 


‚darauf. u 4 LI j mn 
Mahe bey des Koͤnigs Stadt ſind dreyßig oder vierzig. große Bäume in einiger Ord⸗ 

nung und in einer Linie gepflanzt, welche den angenehmſten Spaziergang in dieſem Lande 

‚machen > indem die Zweige fo dicke find, daß fie die Sonne abhalten, und eine ſchoͤne fühle 

Luft dafelbft- machen. - Unter-diefen Bäumen brachte der Berfaffer feine meiſte Zeit zu. 

Hier wurde ein kleiner Markt gehalten, und unter andern Dingen bemerkte er auch Dafelbft 

eine Öarfüche, welche er der Meuigkeit wegen beſchteibtd. 

Sie wurde an dem Fuße eines großen Baumes gehalten. Der Wirth davon haste Eine Neger 
an ſtatt des Tiſches ein Stuͤck flaches Holz, ungefaͤhr einer Eile breit, welches auf der Erde garküche. 
fund. Das Eſſen war gefochtes Rind- und Hundefleiſch, welches in eine rohen Kuͤhhaut 
gewickelt war, und auf der einen Seite lag. Auf der,andern Seite ftund ein irdener Topf - - 
mit gefochtem Kankis €) darinnen welches ſtatt des Brodtes dienete. Wenn nun einer 

zu ſpeiſen Fam ſo ſetzte en ſich bey dem Tiſche auf Die Kniemieder, und legte acht oder neun 
Kowriſchalen darauf. ¶Der Koch ſchnitt ihm alsdann von demjenigen, was er erwaͤhlte, 

ſehr ehrlich ſo viel ab, als er bezahlt hatte, gab ihm ſein Stuͤck Kanki, und etwas Salz. 

Wenn dieß für feinen Magen noch nicht genug war: fo legte er noch mehr Schalen hin, 

and befam mehr Eſſen. Der Verfaſſer hat auf acht oder neune auf einmal um feinen Tifch 
gefehen, die er alle ſehr geſchickt und ohne, die geringfte Verwirrung ‚bediente. ‚Wenn fie 

trinken wollten: fo giengen ‚fie ans Ufer; und die Schwarzen. pflegen auch nur erſt nach 

Tiſche zu trinken. Ein ade : kühlt}. 

Der’ König hatte zweene Fleine Zwerge, die oftmals zu den Engländern kamen, Kow⸗ Lirmende 
vis von ihnen zu betteln, welches fie ihnen nicht abfchlagen durften, ob fie wohl eher ver- Andacht. 
dienten, von ihnen gehangen zu werden. Denn ſie wurden alle Nachte durch ein hoͤchſt * 
unnatuͤrliches Geheule unter den Baͤumen bey ihrer Wohnung von ihnen beunruhiget; und 
ſie konnten ſolche auch nicht dahin vermoͤgen, es zu unterlaſſen, indem ſie anfuͤhrten, ſie be— 
beten für ihren König zu dem Fatiſch, der oftmals zu ihnen aus einem großen hoͤlzernen 
Bilde f) bey dem Palafte geredet hätte, welches ſie wie einen Menfchen auszufchneiden 
a. bemüher; es glich aber mehr einem Teufel, ſowohl wegen der Geftalt, als wegen des 

ufches “ 


nun Nachdem a Phillipfen oftmals erzaͤhlet, dieſes Bild redete alle Nacht zu den Ka⸗ 
boſchiren und Anpäsprigen: fo gab, er ihnen (zu verſtehen, er mochte ſolches gern) einmal 


hoͤren, 
* — As don den Pfafenfüthen wie der hocrey aber Mambo Jumbo der Sihwar- 


Allgem. Reiſebeſchr. Band. — 696 


20T Re ae > 
1694 hören, und wollte deswegen mit Ihnen gehen, wenn es ihnen beliebte. Sie Fagken, die ei⸗ 
Philips. gentliche Zeit wäre des Nachts. Er gieng demnach einsmals um Mitternacht mit ihnen: 
—— aus Furcht aber, man möchte ihm einen leichtfertigen Streich ſpielen, nahm ex viere von 
Huͤlfloſe hoͤl⸗ ſeinen Leuten mit, die mit Piſtolen und Saͤbeln wohl bewaffnet waren. Die Schwarzen 
gerne Götter. kamen zu dem Bilde, und machten viele tiefe Verbeugungen und andere Krümmmgen, da 
der Hauptmann fund, und auf die Stimme wartete Mach einer halben Stunde War- 
tens fragte er fie, warum es nicht redete . Sie verfegten, es würde gleich ſprechen. Exr 
wartete noch zwo Stunden; es kam aber nicht ein Wort aus dem Kloge, worüber die Schwar- 
zen fehe erſtaumt zu feyn fhienen, und fagten, fie wüßten niemals, daß es vorher jo lange 
ftit geſchwiegen. Er fing an, über fein langes Warten ungeduldig. zu werden, und ſteckte 
ihm die Spige von feinem Stoce ins Maul, und kehrte jie darinnen verfchiedenemale um. 
Sie wünfchten, er möchte ſolches unterlaffen, damit es ihm nichts zu deide thaͤte. Er fagte 
aber zu ihnen, ex fähe bloß ein Stück Holz, wobey nichts zu befürchten wäre: und wenn es da⸗ 
ber forechen Fonnte: fo wäre er Willens, es Dazu zu bringen. Er zog darauf eine von feis 
nen Eleinen Piftolen Heraus, die er ftets aus Furcht vor einem Ueberfalle geladen in feiner 
Taſche bey fich führte) ſchoß damit auf das ungnädige Bild, und traf es mit einer Kugel 
unter das linke Auge. Als die Schwarzen fahen, daß er ſchießen wollter forliefen fie alle 
weg. Er und feine Leute warteten noch eine halbe Stunde länger; fie konnten aber nich 
eine Sylbe von Klagen Über die Wunde oder fonft etwas hören g); fo, daß ar den ſinnlo⸗ 

fen Klotz gleichfalls verließ, und zu Bette gieng. 
Der Schwar⸗¶ Den folgenden Morgen waren fie alle erftaunet, daß fie den Hauptmann noch amt Le⸗ 
zen Vertheis ben ſahen. Als er den König darauf befuchte: foerzählte er ihm die ganze Sache. "Seine Mas 
digung. jeſtaͤt verfichereen ihn ganz ernfthaft, es fpräche alle Nacht zu den Schwarzen; es wollte es 
aber gegen die Weißen nicht thun 2). Phillips antwortete, wenn es ſprechen Fönnte, fo 
würde es folches gewiß gethan Haben, als er nach demfelben geſchoſſen. Allein, weil es 


wirklich nichts anders, als ein Stuͤck Holz waͤre: fofönnte eg unmoͤglich reden. DerKönig 


ertviederte: er wüßte, daß es Holz wäre; allein es wäre auch) ganz gewiß, daß der Fatiſch 
oder Gott dadurch zu fprechen pflegte," Er haͤtte es felbft oftmals gehoͤret, und wuͤnſchte, 
der Fatiſch möchte ihm, nämlich Dem Hauptmanne, Fein Leid zufügen, daß er ihn fo mig- 
gehandelt. Phillips meldete ihm, er forderte den Sarifch heraus, und fuͤrchtete kein an⸗ 
deres Ungluͤck von ihm, als das Gift feiner Unterthanen Was aber diefes anbetraf: fo 
verficherte ihn der König, er brauchte fich Deswegen nicht im geringften zu fürchten 7). 
gIhreFatiſche Phillips ſah oftmals fleine Biider von Thone um ihre Haͤuſer mit Oele, Reiße, Korne 
und Eide und andern Opfern vor ihnen; wie auch Ziegen; die aufgeſchlitzt und als Opfer für den 
ichwuͤre. Fatiſch auf die Bäume gelegt, oder gehängen waren, Kurz, fie nannten fo vielerley 
Dinge Fatiſche, daß er niemals den rechten Berftand des Worts wiffen Fonnte Wenn 
- auf der Goldkuͤſte ein feyerliches Verfprechen oder ein Eid gethan wird: fo nimme man 
ungefähr fechs Loͤffel voll Wafler, welches mie einigen Pulvern von verfchiedener Farbe ver: 
mifcht wird, die der Fatiſchman hinein thut. Diefes Getränfe ſoll fie den Augenblick 
toͤdten, wenn fie ihren Eid brechen; welches fie fteif und fett glauben.  SHauptmann 
Schurleh pflegte feine Schwarzen am Borde den Fatiſch nehmen zu laffen, daß ſie nicht 
ao | and 


9 Dieß war in der That ein ſehr unbefonnenes ſinnloſen Göten wuͤrde ihm in einem andern Lass 


Unternehmen; und eine folche Beſchimpfung eines de das Leben gekoſtet haben. * 


\ 


von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VII Buch IT Cop. 4 
ans Ufer ſchwimmen und davon laufen wöllten, und alsdann lich er fie aus den Feſſeln. rös 
Sein — engfi , mit einem — eh bey ihrem Glau⸗ poude 
ben eben ſo viel wirkte, als went es von den beften Satifehen in Guinea gemacht worden. — 
— en Vertrauen auf ven Beffel, als auf einigen 
J ti den ge genWuG Kr EI R = —* N on t 9 4420 

—— — er, wie der Fatiſch mit allen ſeinen Umſtanden von den 
Herren Platt, Roman und Meiroß den dreyen —— der africaniſchen Com⸗ 
pagnie dafelbſt, von dem Könige von Sabo, und von dem erale der Arkanier, Nimfa, 
dem neuen Koͤnige von Futto gegeben wurde. Die Gelegenheit dazu war, fo viel er er⸗ 

en‘ forte, folgende. a ER REN Fe a pe 
Die Arkanier, welche die beften Handelsleute find, mit denen die Engländer Handefn, Handel der 
und das reinfte Gold haben, find ein inländifches Volk, und genöthiget, durch anderer Für Arkanier 
ften Laͤnder zu gehen, wenn fie ihren Handel bis zu den Eaftelen und Schiffen führen wol: wird unter- 
fen. Unter andern war auch der König von Futto einer, der ihnen folches eine Zeitlang brochen: 
ohne Beſchwerde zuſtund. Zuletzt aber verſagten ihnen die Futtoſchwarzen, welche Wil: 

lens waren, auf Anſtiften der Hollaͤnder in dem Caſtelle Mina, etivas von ihnen zu erbeuten, 
den Durchzugz und wollten fie nöthigen, ſchlechtere Güter; die fie von den Holländern hat- 
fen, um einen eheuvern Preis zu kaufen. Da aber die Arkanier nicht mir ihnen handeln 
wollten: fo mishandelten die Futtoer die Kaufleute, und nahmen ihnen ihr Gold, 

Dieß erregte einen Krieg zwiſchen ihnen, in welchem die Arfanier einen Namens verurſachet 
Nimffa, der ein vornehmer aufmann war, und ſich auch ſonſt anderer Abſichten wegen, einen Krieg. 
zu den Poften fihickte, zu ihrem Heerführer befteilcen, Sie bevichteten ihr Vorhaben nach 
Eap-Esaft, und die Kaufleute dafelbit verfprachen ihnen, ſie mie Waffen, Kriegesporrarhe 
und andern Beduͤrfniſſen zu ihrem Zuge zu verſehen. Die Arfanier mierheten auch den 
König von Sabo und feine Unterthanen zu Hülfsvödtern. Dieſer Fuͤrſt war einer von 
ben majeftätifchten und ftreitbarften Schwarzen, bie Phillips jemats gefeben hatte, den man 
auch verficherte, daß feine Thaten im Felde mit feinem Anfehen übereinfämen. Die Arka⸗ 
nier, zu denen die von Sabo und verſchiedene Schwarze von Cap-Evaft, unter der Anführung 
bes Hauptmanns Hanſiko, Hauptmanns Amo, und anderer Kaboſchiren des Caſtells, ge⸗ 
ſtoßen, machten ein Heer von zwanzigtauſend Schwarzen aus, und zogen gerade wider 
den König von Zutto, der zu feiner Vertheidigung ein anderes eben fo großes Heer auf: 

- gebracht hatte. Sie hatten verfchiedene Kleine Scharmuͤtzel mit einander; denn die 
Schwarzen laſſen es nicht zu einer freyen Hauptſchlacht kommen, ſondern geben Acht, wie 
fie durch Hinterhalt und Ueberfallungen einen Vortheil erhalten moͤgen. Hierinnen waren 
Die Arkanier und die Leute von Sabo fo gluͤcklich, daß fie den König von Futto nöchigten, 
nach Mina zur Beſchütung zu fliehen ng 
unterdeſſen zogen Ninfa und der König von Sabo triumphirend in feine Haupt: Feyerlicher 
dt ein, plünderten und verbrannten dag meijle Davon, und machten feinen Bruder zum Satifch oder 
Könige an feinse Statt, Nachdem fienun alle große Kaboſchiren in Futto genoͤthiget hat. Eid. 
een, den Fatiſch zu nehmen, um ihrem neuen Könige treu zu ſeyn: fo brashten fie ihn ſelbſt 
mit ſich mache, Coaſtcaſtelle, daſelbſt ven Fatiſch oder Eid zu thun. Dieſer beſtund 
* * 6992 _ darin⸗ 
)Eben dieſe laͤcherll igung Fan nen, nur daß ſie Ketzer fir Weiße ſ 
auch anderu — ——— die ) Phillips Reife ® d,222 .i * 


* 204 
# — 
J 


KO MD Reifen von Guinea bis Benim von) von 


1694 darinnen, daß er den, Engländern treu ſeyn, ihren Nutzen auf ‚alle, Art befördern, und mit 
Phillips. feinem Bruder, dem legten Könige, in ewiger Feindſchaft leben k)z) dagegen mit den Arka⸗ 
hniern eineunverbrüchliche Freundfchaft halten, und; zugeben wollte, daß fie mit ihrem Golde 
und ihren Gütern ohne Beſchwerde durch fein Land zögen. Dieſe Artikel wurden im Na- 
men der englifch-africanifchen Compagnie, des Nimfa, und: des Koͤnigs von Sabo auf 
Pergament geſchrieben. ¶ Der König von; Futto · unterzeichnete. folches;, indem er ſein Zei- 
chen machte;, und Hauptmann Schurley, Phillips, und verſchiedene Factore und Kaboſchi⸗ 
ven des Caſtells bezeugeten ſolches. Darauf nahm der König von. Futto den Fatiſch auf 
feinen bloßen Knien, um ſoiches unverbruͤchlich zu halten. Es waren fechs Löffel Waller, 
worein der Satifcher ungefähr zwölferley Pulver gethan hatte, welche, fonft niemand, als 
er ſelbſt, kannte. Machdem-er ſolche wohl umgeruͤhret, fo, gab er dem Könige, von Futto 
feinen Trank, und verſicherte ihn, er wuͤrde bey der geringſten Verletzung der Artikel in ei⸗ 
nem Augenblicke als ein Thuͤrnagel todt niederfallen, welches der Fuͤrſt auch feſt zu glauben 
ſchien. Dieſer neue Konig von Futto hatte eine ſehr dumme, einfaͤltige Mine, und wurde 

uͤberall auf dem-Kücken eines Schwarzen getragen, indem fein Fuß einen Wurm hatte. 
Der Sieger Als der König von Sabo und Nimfa auf ihrer Zurückkunft aus dem Kriege zuerft nach 
Triumph.  Cap-Coaft kamen: ſo wurden fievon dem Caſtelle und den Schiffen, jeder mit neun Stuͤcken 
begrüßet, welches fie mit kleinen Schuͤſſen beantworteten. Sie giengen unter Traghim⸗ 
meln, an welche verſchiedene Roßſchweife gebunden waren; und ihre Leute ſchoſſen beſtaͤn⸗ 
dig vor ihnen her, bis ſie zu dem Thore des Caſtells kamen. Nachdem ſie hier ihre Degen 
auf altvaͤteriſche Art geſchwungen: ſo giengen fie hinein, und kuͤßten mit großer Ehrerbie⸗ 
thung insgeſammt den Englaͤndern die Hand, die fie mit ihrer Hand ſchuͤttelten, und fie will: 
fommen hießen. Die Agenten ließen ein Orhoefd- Brandtewein außerhalb dem Caftelle 
Binfegen, und es aufſchlagen, damit das ganze Heer der africanifihen Compagnie Geſund⸗ 

beit trinken möchte. 

Der König von Sabo hatte ſtets zwey Weiber bey fich, die ihn in den Krieg begleites 
ten, welche auch ist bey ihm waren, und ihm oft öffentlich. den Kopf 5 — und die Laͤuſe 
aßen, welches bier, eine gemeine Gewohnheit iſt; und es iſt aud) Feine ade unter. ihnen, 
lauficht zu ſeyn. nr en din © nnammunt ll: An ' | 

Fatiſchen o⸗ Der Verfaſſer ſaget, er habe die beſte Nachricht von dieſer Art von Fatiſch und der 
derZaubers Veranlaſſung dazu, gegeben. Sie haben kleine Stuͤckchen Gold, aus welchen ſehr fhön 
mittel, verfchiedene Figuren gemacht find, welche die Schwarzen als einen Zierrath in ihren Haas 
ven, und um. ihren Hals, Aermen und Deinen tragen, und gleichfalls Satifchen nennen. 
Ein jeder Schwarzer hat auch ein oder das andere Geſchoͤpf, dem er feine Andacht bezeuget, 
Schutzthiere. und welches er für feinen Schutzheiligen hält, der fich um Ahn.befümmert; und ihn vor al 
lem Ungluͤcke bewahret »m), welches er feinen Fatiſch nennets Des Generals Nimfa 
feiner war eine Kub;- und als man eine geſchlachtet hatte, ihn vor feiner Abreife aus dem 


M5 





Caſtelle zu bewirthen »): fo konnten die Agenten ihn nicht bereden, einen Biſſen davon an⸗ 


zuruͤhren, noch auch das Eſſen einmal anzuſehen o) ob er gleich die Gewogenheit hatte, und 


#4 ? I 1ur 3 DINGE, { . 
kb) Ein unchriftliches Verlangen. für die Thiere; die Schwarzen machen. Schutzhei⸗ 
°D Diefe find wie Grisgris oder Gregories der lige aus den Thierenn. 

Gambra⸗ und anderer weftlichen Schwarzen, oder n) Das größte Ehrenzeichen, welches einem 
wie die Teraphim der Juden. Freunde in diefem Lande kann erwieſen werden, iſt, 
») Die romiſche Kirche beſtimmt Schutzheilige was der hollaͤndiſche General in dem Caſtelle nn 

e 


von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo/ Vn Buch I Cap. ar 

mit den Koni Sabo und Futto zu Tiſche ſaß· Seine · Urſache war," weil es fein 1504. 
Fatiſch waͤre re ent: getödter hätten, Andere haben einen Hund, Pbillips. 
ein Schaf, einen feoparden, oder was fie fich fonft einbilven, zu ihrem Fatiſch, um fie vor 

luͤck zu bewahren. Und zu Monferado meldete dem Verfaſſer ein vornehmer Schwar- 
ger, der einen Riemen don Leopardshaut um den Arm hatte, daß folches ‚fein Fatifch wäre, 
hn vor dem Dohner zu behäten, der daſelbſt ſehr fürchterlich. ift. Andere tragen Tygerzäh- 
ne, Ziegenhoͤrner, Die mit einer rörhlichen Maſſe angefüllt find, Fifchgräten u. f. 0, welche 
‚alle ihre. befondere Kraft haben, fie von einer. oder der andern bevorſtehenden Gefahr zu 
beii se > 5 ,Nyür Bw : ac zur I t Er P8 Wi 
: — —— Fatiſchman allhier ruͤhmet ſich einer großen Macht und Geſchicklichkeit. Art des Fa⸗ 
Beil Phillips eben zu der regnichten Jahreszeit hier war, da die See fehr ſtuͤrmiſch iſt: uiſchinans 
fo traf fichs, daß es einft fo ungeftiim war, daß die Kähne in achtzehn Tagen Feine Guͤter 
bringen konnten. Dieß hielt die Kaboſchiren zurück, Sklaven zu verkaufen, weil die Eng- 
länder feine Güter am Ufer hatten, fie zu bezahlen. Da ſich nun folche weigerten, ihnen 
fo lange Credit zu geben, bis die Güter fönnten ans Sand gefegt werden: - fo beflagten Diefe 
fich dariiber bey dem Könige, welcher fie bath, fie möchten nur tubig feyn, er wolle ſchon 
machen, daß die See den folgenden Tag jtille feyn folte, 1 ri 

Dieſemnach ſchickte er feinen Fatiſchman mit-einem Kruge Palmöle, einem Sacke mit die See zw 
Neiße und Korne, einem Kruge voll Pitto, einer DutelljeBrandtewein, einem Stuͤcke bun- befänftigen 
ten Calico, und verfchiedenen andern Dingen ab,die See zu befchenfen, Als er an die See— 
feite gekommen: fo redete ev, wie dem Verfaffer von feinen Leuten gefagt worden, welche die 
Ceremonie mit. angefehen, die See an, und verficherte fie, der König wäre ihr Freund, und 
liebte die Weißen; fie wären ehrliche Seute, und Fämen hieher, ihm dasjenige zu verhandeln, 
mas er. brauchte; und er bathe die Ser, nicht fo zornig zu feyn, noch fie zu verhindern, ihre 
Güter ans fand zu bringen. Er fagte dabey, wenn fie Palmoͤl brauchte, fo hätte fein Koͤ— 
nig ihr etwas mitgeſchickt; und zugleich warf er den Krug mit dem Dele ins Meer, wie 
er. benn folches auch unter eben den Complimenten mit dem Reife, Korne, Brandteweine, 
Pitto, Calico u. f. w. that. 

Es traf fich den folgenden Tag; daß die See etwas ſtiller war, und fie einige Güter ang 
Sand brachten, worüber der alte König fedr ftolz ward, und folches feinem Fatiſchman zu: 
fehrieb, ob es gleich wirklich von nichts anderm herrührte, als weil der Mond nahe beym 
Wagen war, um welche Zeit in allen diefen füdlichen ändern die Winde gelinder und die 
See ftilfer ift, als im Bollmonde, und bey dem Mondes wechſel. Indeſſen war doch der 
Hauptmann froh, daß er Güter hatte, zu handeln, Diefer Fatiſchman berühmte ſich, er koͤnnte 
nach ſeinem Belieben Korn oder Satz regnen laſſen. Phillips verfprach ipm eine große Bes 
lohnung für eine Probe von feiner Geſchicklichkeit; er konnte ihn aber nicht dazu bereden. 
Die folgende Geſchichte hat Phillips von dem Heren Pierfon. Es kam folcher als und den Top 
Gehuͤlfe zu dem damaligen Factor Smith, welcher bald nach ſeiner Ankunft an einem ge- vegzuzau⸗ 
fi Sieber des Landes ſehr krank wurde, _ Als der König, der ihn fehr hoch biele, bern. 
KT 5 or aD 3 3 u. folches 
dem Kern Roman, den Heuptleuten Schurley ein es fer Fein Menſch fo thöricht, daß er dasjeni⸗ 
By gen Jet findet, un) Shake une De Ehen me me 
ganz auf einmal angerichtet vr : den und Schwarzen. ——— — 


0) Dieß koͤmmt mie Cieerons Anmerkung über: 2) Phillips Reifen. d, BAUS, 


- » J 


422 RE von Guinea bis Beninn 


694. folches vernahm, fo ſchickte er feinen Fatiſchman Hin, daf er Ben Top wegzaubern ſollte. 
Pbillipe. Da der Satifchman zu Smirhs Bette kam: fo berichtete er ihm feine Borhfhaft. Dar- 


auf gieng er hin zu dem Gottesacker, 100 die Weißen begraben wurden, und nahm etwas 
Brandtewein, Rum, Del, Reiß u. de g. mit fih. Ex rief dafelbft lauraus: „DO ihr tod⸗ 
„ten weißen Leute, die ihr hier lieget, ihr wollet gern diefen Factor Haben, welcher Frant iſt, 


„Daß er bey euch feyn fol! allein er iſt unfers Königes Freund und er liebet ihn, und will 


„ihn noch nicht von fich laſſen, Darauf gieng er zu des Hauptmanns Wiburns Grab, 
welcher die Factorey gebauet hatte, und.rief:. „O Hauptmann aller todten weißen Seute, 
„die Hier liegen, dieß ift dein Werk! Du willſt diefen Mann Haben, daß er dir Gefellfchafe 
„leiſten foll, weil ex ein ehrlicher Mann: iſt: allein unfer König will ihn nicht meglaffen; 
„nein, du ſollſt ihn noch niche:haben „. Darauf machte er ein Soch in die Erde über ſei⸗ 
nem Örabe, und goß Brandtewein, Run, Del, Reif u. f. w. hinein. Er meldete ihmz 
„wenn er dieſe Dinge brauchte, fo waͤren fie bier da für ihn; den Factor aber dürfte er 
„noch nicht erwarten, und follte ihn auch nicht haben „; und was dergleichen Unſinn mehr 

war. Nach diefem gieng er zu Smithen und verficherte in, er würde nicht ſterben. Weil 
er aber dem Franken Manne befihwerlic; fiel, fo führte ihn Pierfon aus der Factorey, und 
zweene Tage darnach nahm der arme Smith feinen Abſchied. 


Des Königs Der König von Whidaw war ungefähr ſechzig Jahre alt, fo Biel Phillips muth⸗ 


Derfon. 


% 


maßen konnte; denn Feiner von den Schwarzen weis fein eigenes Alter, und fie haben Feine 
Rechnung von der Zeit, und fönnen fie auch nicht halten. Er war von mittler Größe und 
mager; fein Haar und Bart waren grau; fein Geficht fehr gemein und niederträchtig, und 
fo war auch, wie der Berfaffer glaubet, fein Herz. Er ſchien von einer guten, freyen Ge— 


muͤthsart zu ſeyn, und voller Luſtigkeit und Freundlichkeit, vornehmlich wenn er un ein Ger 


ſchenk bitten wollte. Er gieng niemals-aus feinem Pallaſte, fo lange fie bier waren, In 
dem Hofe feines Pallaftes aber gieng er barfuß durch Moraft und Waller, und machte 
fid) eben fo wenig daraus, als einer von feinen armen Unterthanen, von welchen er vierzig 
tauſend Mann innerhalb vier und zwanzig Stunden auf die Beine bringen fonnte, wie 
man Phillipfen gefagt hatte. j 


Seine Rabe * Sein vornehmiter Rabofehir war Hauptmann Springgarha, ungefähr achtzig Jahre 


ſchiren. 


alt, und ein Staatserfahrner Mann. Er hoffte, kuͤnftig einmal ju regieren, und regierte 
den gegenwärtigen König, wie es ihm beliebte. Sie fanden bey Aufeichtung ihres Han- 

dels 4) mehr Widerfpruch von ihn, als von dem Könige und den andern Rabofchiren. 
Der naͤchſte nach ihm ift Hauptmann Charter, des Königs, großer Vertrauter, ber 
vormals bey dem Factore Charter ein Junge geivefen, und deſſen Namen angenommen, 
worauf er fich fehr viel einbildere.. Er mar ein fehr fehöner vernünftiger Schwarzer, un- 
gefähr dreyßig Jahre alt, und ein großmüthiger Kaufmann. Er verkaufte ihnen mehr 
Sklaven, als alle andere Kabofchiven zufammen. Die Schwarzen hatten ihre Augen auf 
ihn, weil Springgatha fehr alt war. Nach Chartern folget Hauptmann Tom, der Doll 
metfcher, Hauptmann Biby, Hauptmann Aywa, und verfchiedene andere, die dem Könige 
aufwarten. Unter den übrigen war König Tom, ein Bruber des Koͤniges von groß Ar⸗ 
da, der einiger Verbrechen wegen verbannt war, und Bier feine Sicherheit fand. 
Don. 

7) Er meynet, was den Werth und die Art der Guͤter betrifft, : 


> — — — — — EEE —⸗ — —— — — 


von Sierra Leona big Lope Gonfaloo, 'VIT Buch II Cap. 423 
en Der diheede 9 bie Schiffe liegen, ſhlagen die Lett fo Sefeg, ab Le, Daß 1694. 
ein Menſch —* Gefahr feht zu erfaufen, wenn er ans Sand —— die Kaͤhne Pbillips. 
Oftmals uͤberſetzen, ſich nur dadurch rettet. Es find aber die Seufe in den Kähnen folche vor: Schlechte 
treffliche Tãucher und Schwimmer, daß fie denjenigen das $eben erhalten, denen fe gewo⸗ Pandung zu 
gen findy SE Y aber einen Haß haben, die moͤgen ſich ſelbſt zu helfen ſuchen. Whidaw. 
Ein jeder Befehlshaber bauet ſeine Kaͤhne an der Goldkuͤſte, und verſtaͤrket folche mit. Unterricht 
Sigel io Entmbtenem hinten und vorn, damit fie ee —— ſie fuͤr die — 
fer tief ge jen, wenn fie darauf fabren. Sie werden aus dem Stamme von einem aus: fahrer. 

) ce 3a f wollenbaume gemacht, und find folche für zweene bis zwölf Mann. Der 
& te Kahn iſt nicht über vier Fuß breit, aber acht und zwanzig oder dreyßig Fuß lang. 
iejenigen, bie man zu Whidaw am beiten brauchen kann, find für fünf oder Re ang 
und muß jedes, Schiff, welches viele Sklaven Faufet, dergleichen zweene haben. Denn es 
begiebt fid) febr oft, daß fie von der großen See, wenn fie überfegen, zerfehlagen werden 
und man Fann folche hier nicht erfegen; ohne dieſelben aber fann man weder landen 2x 
geute oder Güter vom Ufer bringen, Die Kabnleute werden von dem Befehlshaber 
gleichfalls von Cap⸗Coaſt gebracht, und find fieben an der Zahl, worunter einer Boots⸗ 
mann ift, ber einer von den erfahrenften Kahnleuten in Buinea iſt. Er fleuert den Kahn 
fets, und befichlet den übrigen; er ertheifer innen Befehl, wenn fie rudern oder ftilfe liee 
gen, auf eine ftille See Acht haben, oder eine hohe vermeiden follen. Ihr Sohn ift gewiß 
und beftimmt; die Hälfte Davon wird im Golde zu Cap: Coaſt, und das übrige in Gütern 
bezahle, Wen man das Seinige mit ihnen zu Whidam verrichtet; fo pflegee man ihnen 
gemelniglich einen Kahn zu geben, der fie zurück führet, und der andere wird meiftentheils 
zu Brennholze zerhauen; denn man Fann ihn felten verfaufen. Diefe Kahnleute brachten 
Phillipſen um ſechs oder fieben Faͤßchen Rowris, mehr als Hundert Stangen Eifen und 
andere Güter, da fie mit den Kahnen ans fand giengen; und er fonnte folches niemals 
‚wieder befommen, und hatte auch nicht die geringfte Genugehuung dafür ; fondern war ge 
mungen, ihnen noch gufe Worte zu geben, damit fie ihm nicht aus Kache noch mehr der- 






aleichen Streiche fpielten r), 
- ” > Zus 
» Der VII Abſchnitt. ren 
men WBaffer ein. Das Prinzeneyland. Vor⸗ Durchlaufe und den Pocken. Ein Orcan. Seu⸗ 
Fake Er. Sohann. Ein Grampus, und Dre: che zu Barbados, Sie fegeln nach England, 
feher. Der Zuger reißt fih los. Das Borges Fommen zu Sceilly an. Unglücklicher Zufall. 
bitge Lope Gonſolvo. St, Thomas und Catras. Der Hannibal iſt in Gefahr. Läuft zu Spit⸗ 


illips Beſuch bey dem Statthalter: Er fer head ein. Der Verfaffer verliert fein Gehoͤr. 
R r Barbados. Schwarze flerben an dem. Verſuchet vergebeus allerhand Mittel. 


hillips hielt hier beſtaͤndig zweene Mann am Ufer, Waſſer zu füllen, welche in der Fa⸗ Sie nehmen 
P ctorey ee aßen. Sie füllten fein Kleines Ochshoͤefd in der Nacht, und waͤlz⸗ Waffer ein, 
ten es Über den Sand, nach dev Serfeite, da es denn gleich des Morgens abgeholt werden 
konnte ehe noch der Soewind Fam, als welches die einzige Zeit dazu iſt. Man hat kein an 
der Mittel, es fortzubringen, als auf Floͤſſen; und indem man es nach dem Sangboote fehlep- 
pet, 
"I Phillips Reiſe auf der 226 und folgenden Seite, 


1694 
Phillips. 


424 Reiſen nach, Guinea und Benin, um nn 
‚pet, wird die große See oſtmals das Floß zerreißen, und das Gefäß zerfchlagen, Das 
Langboot ward vornehmlich gebrauchet, Waſſer an Bord zu bringen, welches in die großen 
Faͤſſer in dom Raume gegoffen wurde, und das Fleine Gefäß ward den folgenden Morgen 
wiederum ans fer gefchieft, wozu er zwo Parteyen Leute hatte. Er hatte ein Elein tan- 
„nen Schiffchen, welches ihm große, Dienfte that, indem es bloß. mif zweenen Jungen darin⸗ 


nen, Kühe, Schweine, Sflaven, Briefe u. f. m. von den Kaͤhnen brachte, 
Sie verlaſſen Den arften des Heumonats, nachdem fie fiebenhundert Sklaven, als vierhundert und 


Whidaw 


Prinzeney⸗ 
land. 


Vorgebirge 


achtzig Mannsperſonen, und zweyhundert und zwanzig Weibesperfonen gekauft hatten, 
nahm der Berfaffer von dem alten Könige Abfchied, der ihn mit großer Höflichkeit beur- 
taubre. Er gieng in Geſellſchaft mit dem oftindifchen Kaufmanne, welcher fechshundert 
und funfjig Sklaven gekauft hatte, nach dem Eylande St. Thomas unter | egel, wo fie 
ſtill Tagen und Lebensmittel einnahmen. 4 | ET 

Den zten des Auguſts defegelten fie die Südfpige von dem Prinzeneylande, welches fehr 
hoch und bergicht it, und von WYhidam neun und neunzig Seemeilen gegen Often zu liegt, 

"Den sten kamen fie in fieben und fünfzig Minuten Norderbreite,nach der Obfervation, 
ans Sand, welches eine niedrige ebene Gegend, voller Bäume, nebjt einem Fleinen Eylande 
an der Süpfeite deſſelben war, welches Phillips für das Borgebirge St. Johann in 


Si Johann. der Bucht hielt. Diefe Nacht verlohr er den oſtindiſchen Raufmann aus den Gejich- 


Srampufle 


te, indem fie wegen verfchiedener Grampuſſen vorne an dem Schiffe aufgebalten wurden, 


andDrefcher. welche die Leute, die herausfahen, für zweene Felſen hielten. Diefe See hat viele Gram- 


Der Tyger 
reißt fih 
los. 


puffe, die fo groß find, als kleine Wallfiſche, und die Schiffe ſehr lieben. Denn fie folgen 
ihnen und fpielen luſtig um diefelben. herum; indem. fie, wie er vermutbet, ſich einbilden, es 
waͤren einige große Rieſenbruͤder des wäfferichten Elements. ‚Sie hatten viel Vergnuͤge 

bey Erblickung eines Fiſches, der Dreſcher genannt, welcher mit diefen Grampuffen flritt; 
dettn wo fie nur einander antreffen, da geht der Streit los. So viel als er muthmaßen 
Eann, ift der Drefcher vier Ellen lang, aber fehr geſchlank. Wenn er fic) einläßt, fo er- 


hebt et fich mit dem — Gm dem Waffer, und fällt mit folcher Heftigfeit 3 


den Grampus, daß man auf eine Meile weit das Geräufch hören d_den Riß in.de 
See fehen £ann, welchen ver Stoß machet. Rt BE RR 


Phillips ließ ſich den sten für fein Hauptweh ein Fontanell fegen, nachdem er ſich oft= 
mals, aber vergebens, Blafen ziehen laffen, und andere Mittel gebrauchet hatte, 


Den 6ten fuhren fie durch Die linie. Als die Schwarzen zu Mittage insgefammt auf 


dem Verdecke waren: fo brach) der obgedachte junge Tyger aus feinem Kaften auf dem 
Vierthelsverdecke; und da er Das. Bein einer ſchwarzen Frau zu faſſen befam: ſo riß er 


— nn — — 


ihr die ganze Wade ab. AS dieſes einer von den Quartiermeiſtern gewahr ward: fo Tief 


er Hinzu und gab dem Tyger mit der Flaͤche feines Hirfchfängers einen kleinen Schlag; 
worauf ſich ſolcher ſogleich wie ein fpanifcher Hund niederlegte. Der Mann nahm ihn 
auf feine Xerme, ſchleppte ihn hinweg und fperrte ihn ohne einigen Widerftand, und ohne 
daß er ihm etwas that, wieder in feinen Kaͤficht. Man hatte diefes Tygers Guͤtigkeit ger 
gen die Weißen, und Seindfchaft gegen die Schwarzen bereits gemerket ; und: fie waren. nun⸗ 
mehr genöthiget, ſtets ein.altes Segel vor feinen Kaͤficht zu hängen, wenn die Sklaven zu 
Tiſche waren; denn fonft konnten ſie ihn nicht ‚befriedigen. 2 al 
| Den 
a} Phillips Reife auf der 229 und folgenden Seite. 


von Sierra Leona bis Lope Gonfalos. Vn Buch II Cap. 425 

Den gten en das Vor e Zope, fehs Seemeilen gegen Suͤdweſt gen 1694 
Well, Sie —— * Rz Sandbanf an dem Ufer gegenüber, welche fehr Pbiltips. 
weit ins fand hineingieng. Man biekt folche für den en weißen Flecken an dem Das Borge- 
hollaͤndiſchen Fuhrmanne, um den Fluß Gabon. lief eine Sandbank davon ein giegegope 
groß Stück in die See, weiches denn machte, daß fie in diefer Entfernung nicht mehr als Gonfalv. 
zehn Faden Waffer baten. Es iſt aber feine Gefahr dabey, indem die Tiefe gegen das 

Ufer zu ftufenmeife gebt. - Da das Vorgebirge Lope Gonſalvo fünf Seemeilen gerade 

gegen Süden liegt: fo bemerket er, daß die Breite fünf und dreyßig Minuten iſt. 

Phillips war Willens, an dieſem Vorgebirge Holz und Waller einzunehmen. Alfein 
die Ungewißheit der Winde und der Strom, der gegen den Wind gieng, nebft dem großen 
Sterben unter feinen Schwarzen, und dem Mangel an einigen febensmitteln bewogen ihn, 
nad) St, Thomas, ungefähr vierzig Seemeilen davon, überzufahren. Sie richteren alfo 
den gten ihren Lauf dahinz den rıten fahen fie das Eyland NMordweft gen Weit liegen, und 
Catras Nordweſt, fechs Seemeilen davon. Als fie näher kamen, fuhren fie laͤngſt dem St. Thomas 
Mfer nach der Stadt zu, und gieng die Tiefe ftufenweife von vierzehn.bis zu ſieben Faden, und Catras. 
Ein wenig windwärts gegen die Stadt zu aber hatten fie auf einmal nur fünf Faden, wor- 
auf fie am Rande fortgiengen, und in vier und einem Halben Faden dem Caſielle gerade 
gegenüber Anker warfen, Sie bemerften aber dennoch, daß bier Feine Gefahr fey, indem 
man zwo Meilen rund umher nicht weniger Waſſer finder: es wird aber gegen das Ufer zu 
tiefer, wie er bernachmals beym Nachforfchen fand. 


' 


An eben dem Tage befuchte Phillips den Statthalter, da der General todt war. Er Beſrucht den 
empfing ihn höflich, und nach einigen Fragen gab er ihm Erlaubniß, fich mit Holze, Waffer Startjalter, 
und Lebensmitteln zu verforgen, Zugleich berichtete er dem Hauptmanne, die gewöhnlich- 
fie und befte Rheede für Schiffe wäre unter dem Caſtelle; wobey er zu veritehe gab, alg 
ob er dafür hielte, daß Phillips nicht gern unter dem Gebothe feiner Stuͤcke ftehen wollte, 
weil er nicht daſelbſt vor Anker läge. Um nun feinen Verdacht zu heben, kam Phillips 
unter das Caſtell, welches er mit fünf Stücken begrüßte. Er lie aber alle feine Schwar⸗ 
zen in Feffel legen, damit fie nicht davon ſchwaͤmmen, indem fie fo nahe am Ufer waren, 

Die bequemfte Zeit allhier Waſſer einzunehmen ift des Nachts; weil die Weider aus 
der Stadt es den Tag über durch das Waſchen ihrer Kleider, oder auf andere Au trub⸗ 
machen. Daher waren der Küper und zweene Matrofen zu diefem Ende am Ufer, Einer 
von den Leuten aber war bewaffnet, und mußte beitändig in der Nacht Wache Haltenz 
denn fonft würden die Portugiefen, welche die größten Diebe in der Welt find, alle ihre 
eiferne Keife von den Faͤſſern weggeftohlen haben a), 

Seine Schwarzen ftarben fo ſchnell, daß er nach verrichteren Sachen genöthiger war; Segelt nad) 

den oſtindiſchen Kaufmann zuruͤck zu laſſen, und den 25ſten nach Barbados zu fegeln, Barbados, 
- Den ganzen Weg von diefer Reife zeiger er ineiner Tabelle an, und geht ſolcher von St. Tho⸗ 
MAS nach Barbados ganz gegen Weiten vier faufend fünfund fiebenzig englifche Meilen, ſechs 
fiebenzig Grad vier und fünfzig Minuten, oder ein taufend dreyhundert acht und funfz 
8 ilen Man kann überhaupt anmerfen, daß fie einen guten Weg hatten, und 
nmie mals drey Grad ſuͤdwaͤrts von der Linie abgiengen. Je weiter ſuͤdwaͤrts fie aber giengen, 
bs ſtaͤrker waren die Winde, und deſtomehr drehten fie fich um nach Oſten, undes wurde in 
ſehung der Breite ſehr falt 5); Bon 
e. Stoifchen den Meilen und Minnten iſt nur eine Meile Unterſchied. 
Allgem, Neifebefchr, 1Bad Sb 


26 Keifen nach Guinea ind Benin, 


1694 Bon dem zoften des Weinmonats fegelten fie in dreyzehn Graben zwölf Minuten Nor⸗ 
Phillips, derbreite, die ausgemachte Breite von Barbados, bis den sten des Wintermonats, da fie 
ſolches entdeckten, und e8 gegen Weft gen Nord fieben Seemeilen weit von ihnen lag. Er harte 
da eine gute Obfervation in dreyzehn Graben zwölf Minuten Norderbreite gemacht; fo dafs 
er die Sage des Eylandes in dreyjehn Graden acht Minuten, und die Meribianentfernung 
von St. Thomas acht und fechzig Grad neun und vierzig Minuten Weſt feet. Er fehließt 
- daraus, diejenigen müßten fi) irven, welche als gewiß behaupteten, feine $änge fey nur fech- 
zig oder zwey und fechzig Grade weſtlich von dem Borgebirge Zope; indem er. gewiß 
wüßte, daß er feine Rechnung mit aller möglichen Sorgfalt und Erfahrung gemacht hätte, 
die man nur durch die Schiffahrt erhalten Fönnte, 


Steinun Sie kamen den gten des Wintermonats zu Bridgetown an, nachdem fie auf ihrer 


ter den Ner Reife von St, Thomas zweene Monate und eilf Tage zugebracht hatten, In diefer Zeit” 


gerh kam eine folche Krankheit und ein folches Sterben unter feine Leute und Megern, daß er von 
den erſtern vierzehn, und von ben legtern dreyhundert und zwanzig begrub. Dieß war ein 
großer Schade für feine Reife; denn die Compagnie verlohr mit einem jeden Sklaven, der 
ſtarb, zehn Pfund, und der Eigenthuͤmer zehn Pfund zehn Schilling, welches die Fracht 
war, die für einen jeden Sklaven follte bezahle werden, welcher dem Agenten der Compagnie 
zu Barbados lebendig überliefert werden würde. Der Verluft belief ſich alfo in allem 
auf fechstaufend fünfhundere und fechzig Pfund Sterling. - Der Hauptmann überlieferte 
dreyhundert und zwey und fiebenzig am Leben, welche, da fie verfauft wurden, durch die 
Bank das Stück auf neunzehn Pfund zu ftehen famen, 


durch den Die Krankheit, woran ſowohl die Weißen als Schwarzen vornehmlich farben, war der 
weißen Fiuß weiße Fluß, welcher fo heftig und eingerourzelt war, daß zulegt Feine Arzeney dawider hel⸗ 
fen wollte. Man hielt diejenigen, die damit befallen wurden, fogleich fir todte feute. Es 
fing fich ungefähr eine Woche nachher an, nachdem fie das Eyland St, Thomas verlaffen; 
und tag bie Weißen betraf? fo konnte er diefe Krankheit nächft der ungefunden Luft nichts 
anderm, als dem ungereinigten ſchwarzen Zucker, und dem rohen ungefunden Rum zuſchrei⸗ 
ben, den ſie daſelbſt kauften, wovon fie aller feiner Vorſtellungen ungeachtet übermäßig 
Punch tranfen, Er beftrafte nicht nur einige deswegen, fondern ließ auch allen Rum und 
Zucker, den er nur finden Fonnte, über Bord werfen. Er war genöthiger, feinen Trompes 
tev, Lord, in Feſſel legen zu laffen, weil er diefes Saufen beförderte, und unter andern ab⸗ 
ſcheulichen Thaten einmal in trunkenem Muthe mit einem Meffer in der Hand binlief, den 
Bootsmann in feinem Bette umzubringen. Diefer Menfch aber wurde, ungeachtet er 
zweene Monate lang, Tag und Nacht, auf dem Bordertheile des Schiffes unter freyem Him⸗ 
mel, ohne einige andere Decke über fich zu haben, gefeflelt blieb, doc) Die ganze Zeit über 
von feiner einzigen Krankheit befallen, und machte alfo das Sprichwort wahr : Unkraut 
vergeht nicht. | 
und Rinder Die Kinderblattern waren die andere Kranfeit, worein die Negern auf diefer Reife 
blattern · fielen, Es ftarben aber in dem ganzen Schiffe nicht über ein Dutzend daran, Aller Bey- 


— — 


ftand, den fie den Kranken leiſteten, war, daß fie ihnen fo viel Waffer gaben, als fie eine 
? } 


en 


©) Der Schtuß ift vielleicht gar zu aͤbereilt aus d) Dem Hauptmanne, Wundarzte und Steuers 
einem Beyfpiele, wo man es noch) wohl der Ger leuten if es gemeiniglic erlaubt, auf ihre Rech⸗ 
Undigkeit der Krankheit zufchreiben koͤnnte. nung 


ai TE une —* N 

von Sierra Leona bis Lone Gonfaloo. Vn Buch IT Cap. 427 
fen wollten, und ein wenig Palmöl, ihre Schwären damit zu fhmieren. Eins iff bey die- 
fer Krankheit * a bewundern, fager der Berfafler, daß folche, ob jie 
gleich die yon ihrer eigenen Farbe alsbald anftecfet, doch niemals einen weißen Menfchen 
angreift c), Denn es befanden fich verfchiedene weiße Männer und Knaben am Borde, 
welche diefe Krankheit niemals gehabt hatten, und beftändig unter den Kranfen waren, aber 
doc) niche damit angefteckt wurden. Indeſſen ift fie nach ihren Wirkungen und Zufällen 
doch mit der ‚in England einerley Krankheit; fie fange mic einem Schmerzen im Kopfe 
und Rücken, Schaudern, Brechen, Fieber u. f. w. an. 

Was die Blattern aber verfchonten, das nahm der Durchlauf zu ihrer großen Betruͤb⸗ 
niß bin, aller ihrer Sorge und Mühe ungeachtet, ihnen ihr Eſſen ordentlich zu geben, und 
ihre Behältnifle fauber und rein zu behalten, fo viel es möglich gewefen; und was dag 
ärgfte ift, nachdem fie fo viel Elend und Geſtank unter einem Haufen Gefchöpfe fo lange 
ausgeftanden, welche fäuifcher als die Schweine find. Keine Schundkönige koͤnnen folche 
garjtige Sflavenarbeit ausftehen , als diejenigen thun muͤſſen, welche Megern führen; in- 
dem fie fich nicht von ihren Beſchwerden erhohlen Eönnen, fo lange noch einer von ihren Skla⸗ 
ven am Leben ift; und dennoch wurde durch ihr Sterben, faget Phillips, unfere Reife zer⸗ 
nichtet, und wir grämten ung faft felbft zu Tode, wenn wir erwogen, daß wir fo viel Bes 
fhwerden und fo viel Mühe für fo wenigen Nusen übernehmen mußten 4), 

Drey Wochen vorher, ehe er nach Barbados Fam, batten fie einen fehr ftarfen Or⸗ 
can, welcher die meiften Schiffe auf der Rheede ans Ufer getrieben hatte, von denen fie 
acht oder neune an den Felfen zerfcheitert liegen fahen. Das Kriegesfchiff Sriftol unter 
dem Hauptmanne Gurney Fappte fein Anfertau, und gieng in Die See, ehe der Sturm 
fo heftig wurde, und fam wieder zurüct, nachdem er vorbey war. Das Schiff, der Spiels, 
preis, unter dem Hauptmanne Bowles, hielt ihn, nebjt noch zweyen oder dreyen andern 
Schiffen, aus; und der Tyger, unter dem Hauptmanne Thomas Scherman, welcher 
nebſt dem Oberſten Kendal, dem neulichen Satthalter auf der Inſel, von dem Ehlande 
nach England abgeſegelt, traf unterwegens ſolche gewaltige Stuͤrme an, daß er ſeinen Maſt 
verlohr, und genoͤthiget war, wieder zurück zu gehen, um folchen zu erfegen, 

Barbados, welches eine angenehme liebliche Gegend ift, und damals von fehr vielen 
rechtfchaffenen und gaſtfreyen Leuten bewohnt wurde, war fehr ftarf von der Peſt angefte- 
cket; fo daß es in dem legten Kriege für die Neuanfommenden ein rechtes Grab war, die 
durchgängig von der Seuche angefallen wurden, wovon fehr wenige genafen. Der Haupt: 
mann Thomas Scherman begrub in denen zweyen Jahren, die er dafelbft lag, auf ſechs⸗ 
Hundert Mann, obgleich feine Ergänzung des Abgangs derſelben nur zweyhundert und 
. Zwanzig Mann waren, Da er noch ftets neue Leute aus den Kaufmannsfchiffen preßte, die 

daſelbſt einliefen. Phillips verlohr achtzehne von feinen Leuten; und ob er gleich befuͤrch⸗ 

sen mußte, ſelbſt von dieſer Seuche befallen zu merden; fo befuchte er doch alle feine Freun⸗ 

de und Bekannten, die davon angeſteckt waren. Diefes war vermuthlich, feiner Meynung 

nad), die Urfache, daß er folcher entgieng, indem er fic) alfo an die Stade und. die anftecfende 

Luft gleich Yan Anfange gewoͤhnte, welches er er er Oberſten Kendals Anrathen that. 
2 


Dieje⸗ 
Hauptmanns ſeine, ſel⸗ 


nung einige Sklaven zu kaufen, die auf des Schiffs daß ſolche, vornehmlich des 
Unkoſten erhalten werden; und man hat angemerkt, tem oder niemals ſterben. 


1694 


Pbillips, 


Dun U 


Die Negeru 
find unflaͤ⸗ 
tig, 


Ein Dream, 


Peſt zu Bar⸗ 
bados. 


48 Reiſen nach Guinea und Benin, 
1695 Diejenigen hingegen, bie ſich auf dem Sande in einer beſſern $uft, aus Furcht vor der in der 
Phillips. Stadt, aufbielten, wurden gemeiniglich angefteckt, wenn fie einiger Gefchäffte wegen nad) 
der Stadt kamen. Es ftarben während der Zeit feines Aufenthalts dafelbit auf zwanzig 
Steuerleute, unter deren Anzahl die Hanptleute Burney und Bowls waren, welche die 

Kriegesfchiffe, Briſtol und der Spielpreis, führten €). 

Segelt nach Nachdem Phillips faft fiebenhundert Oxthoͤfd Zucker für neun und zehn Schilling 
Engiand. Fracht für hundert Pfund; etwas Baumwolle für zwey Pence das Pfund, und Ingwer 
um acht Schillinge für hundert Pfund, eingefchifft hatte: fo machte er ſich den 2ten April 
fertig, in Gefellfehaft mit drerßig andern Schiffen, worunter ihrer fieben acht und zwanzig 
und mehr Eanonen führten, unter der Begleitung des Tygers, eines Kriegesichiffes abzu- 
fegeln. Der Hauptmann Scherman hatte ihnen befohlen, eine Schlachtordnung zu ma- 
hen, wofern fie einen Feind anträfen. Er hatte den Hannibal beftimmt, den Angriff an 


der Steuerbordsfeite zu führen „und den Hauptmann Buttrom in dem Salkenberge auf 


die Bacbordsfeite beftellt, wofern fie fih in ein Treffen einlaffen müßten ; er felbit aber 
blieb im Mitrel, und die andern Schiffe von der Linie waren beſtellt, ihnen zu Hülfe zu 
fommen. Sie liefen mit Abfeurung aller Stüce rund um die Stadt aus, und den ten 
giengen fie in Gefellfchaft mit dem Kriegesfchiffe Chefter nah England unter Segel. Der 
Sbeeſte Codringron, General der Inſeln unter dem Winde, hatte ihnen folches von Anz 
tigua geſchickt, um ihre Begleitung zu verftärfen, bis fie vor dem Eylande Difeada vor- 
bey wären; weil er die Nachricht erhalten, daß dafelbft ein Geſchwader franzöfifcher Krie⸗ 
gesſchiffe von Martinik laͤge, welches daherum auf fie laurete. 
Kömmenah Den 2aften May erreichten fie das Eyland Scilly. Phillips hatte den igten deffel- 
Seilly. ben gewaltige Verzuckungen und Reißen im Kopfe bekommen, und von der Zeit an nahm 


auch das Gehör auf feinem linken Ohre ſehr ab. Er hatte fehon auf der Goldkuͤſte durch 


einen vorhergehenden Anfall das Gehör auf feinem rechten Ohre verlohren, Da er igo 
nun niemand hatte, der nach ihm fah, indem fein Arzt an der Peft in Barbados geſtor⸗ 
ben: fo nahm feine Taubheit täglich zu. | 

unglůcklicher Sie hatten unterwegens nichts merfroürdiges, außer dem Tobesfalle der Frau North, 

Bufall, der Schwiegermutter des Dberften Auffels, und dem Ungluͤcke, welches einem von feinen 

Kajütenjungen begegnete. Diefer fpielete mit dem Tyger in feinem Käfichte, und vigte 
zulegt feine Hand an ber Spige eines Nagels, daß fie ein wenig blutete. So bald der 
Tyger das Blut fah, bemächtigte er fich der Hand f), und riß fie in einem Augenblicke bis 
an den Rnöchel in Stüden, bevor er Fonnte losgemacht werden. Sie wurde von dem 
Wundarzte verbunden, bis Phillips zu Falmouth einlief, wo er ihn den 24ften May ver- 
ließ, damit für ihm geforget würde, und von da er den 2gften abgieng. Als er dus dem 


Hafen ausfuhr, fo ließ fein Steuermann das Schiff auf den Grund laufen; es ward aber - 


bald wieder flott. 
Schiffe find Den zgften des Morgens giengen fie den Plymuthsſund/ und den Abend vor dem 
in &ehhr. Start vordey, mo fie zu der Bilboaflotte fliegen, welche unter er Begleitung des Haupt- 
manns Hughes in dem Rochefter, und des Hauptmanns Buy in der Ärone, zweyen 
Kriegesfchiften, nach Haufe gieng. Sie fegten mit ihnen ihre Reife fort, bis fie gegen Often 
von 
€) Phillips Reiſe a. d. 234 u. f. ©. 
H Dieß befräftiger, was bereits von dem Löten angemerkt worden oben a.d. 307 ©, 


— — — 


von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VII Buch II Cap. 420 

von Beachy der Wind fie bier Oſtnordoſt trieb: fo gedachten 1695 
fie in die De a Diefemnad) gieng end welcher betrunken Pop 
war, mit dem Schiffe vom Ufer ab, der Hauptmann Gillum aber, ein neuengländifches 

chiff von acht und zwanzig Canonen, blieb an demfelben halten, wodurch beyde Schiffe 
fehr nahe aneinander famen, Weil num feins von beyden aus Hartnaͤckigkeit aus dem ' 
Wege fegeln, oder fich bengeiten wenden wollte: fo liefen beyde Schiffe aneinander, und 
ftießen fich dergeftalt , daß Billum genöthiger mar, fein Schiff mit feinen Stücen auf die 
Seite zu bringen, damit er es vom Sinfen abhielt. Was den Hannibal betraf: fo gieng 
deſſen Spige, Boegſpriet, Fockemaſt und Vorbramſtenge verlohren. Die drey Boote, 
welche an der Seite des Schiffes waren, fanfen; und wäre es nicht ein ftarfes wohlgebau⸗ 
tes Schiff geweſen: je wiirde es ſelbſt gefunken ſeyn. | 

Phillips lag ungemein franf im Berte, und mußte nichts von diefem Zufalle. Da er Er läuft zu 
aber feinen Buchhalter fehr erſchrocken in die Wache kommen fah: fo ftund er vom Bette Spithead 
auf; und indem er zur Kajuͤte kroch, fah er fein Schiff wie ein Wrad in der See ſchwim ein. 
wen. Er machte hierauf die gewöhnlichen Nothzeichen, und der Mochefter und die Rrone 
famen herbey ; und der Hauptmann Buy, welcher vordem Sieutenant auf dem Hannibal 
geweſen, als er noch als ein Schiff vom vierten Range in des Koͤniges Dienften geftanden, 
fchleppte ihn Hinter fich her nach Spithead, wo er mit großer Befchwerlichkeit anlangte. 

Die alte beſoffene Beſtie vom Steuermanne lag in einem feſten Todtenſchlafe auf dem Vor⸗ 
caſtelle, und fchlief den Rauſch aus, da feine Leute und die von dem Kriegesfchiffe fein Schiff 
wieder in Stand fegten, die Maften fliten u. fi w. 

Das Schrecken über diefen legten Zufall benahm Phillipfen vollends fein Gehör. Er Verliert fein 
fihrieb daher einen Brief an feine Eigenthümer, und erfuchte fie, fe möchten einen an Cebit. 
dern Hauptmann ſchicken, ber für das Schiff auf deffen Reife nach) London forgte, und es 
ausbefierte. Es ward auch der Hauptmann Johann Hereford mic den gehörigen Offi⸗ 
cieren abgeſchickt, dem er die Aufſicht übergab, und die beyden Kiften Gold, die er am 
Borde hatte, ftellte er den Bedienten der africanifchen Compagnie zu, die mit einer Wache 
deswegen gekommen waren, „ Er gieng mit ihnen in einem Wagen nad) Sonden, um feine 
Gefundheit und fein Gehör wieder zu befommen, Ay 

Als er indie Stadt fam, fo wurden ihm viele geoße beruͤhmte Yerzte angepriefen, welche Brauchet 
Insgefait vorgaben, fie wollten ihn von feiner Taubheit befreyen, Nachdem er aber vier oder vergebene 
fünf Monate lang von den Apothefern täglich mit einigen Dofen von garftigen Arzenehen ge- San 

martert, und von den Wundärzten mit Blafenziehen, Sontanellen und Setonen zerfleifchee * 
worden, und über hundert Guineen aufgewandt hatte, ohne daß ihm dadurch für einen 
Dreyer beſſer gervorden wäre: fo entfhloß er fich, die Aerzte fahren zu laſſen, und ſich aufs 
Sand zu begeben. Er brachte alſo feine Sachen zu London in Ordnung; und weil er zu Bedie 
gen untüchtig geworben: fo gieng er hinab nad) Wales zu feinen Verwandten in Breck⸗ 
» feiner Vaterſtadt, um dafelbft fein übriges Leben fo ruhig und vergnuͤgt zuzubringen, 
als er es bey feinem ſchweren Ungluͤcke thun konnte ). 


| 2553 Das 
5) Phillips Reife a. d. 237 u. f. ©. 


vadı 


1701 


Boyer. 
— 


4390 0 11 Gr Reifen nach Guinea und Benin, noo 


* n..28 


Das m Kap, 


Kurze Nachricht von einer Seefahrt nach Iſſini auf der Gold⸗ 


kuͤſte im Jahre 1701; nebſt einer Beſchreibung des Landes 
m’ und feiner Einwohner. “ 


Durch Bottfried Loyer, einen Jacobitermoͤnch. 
Jetzo zuerſt aus dem Franzöfiichen uͤberſetzet. 


Einleitung. 
D Beſchreibung von dieſer Reiſe ward zu Paris im Jahre r7u4 in Octav gedruckt, 


und beſteht aus zweyhundert und acht und neunzig Seiten, außer der Vorrede und 

den Frenheitsbriefen a). Sie iſt in Artikel abgetheilt, und mit Kupfern verfeben, 
hat aber weder ein Verzeichniß Des Inhalts, noch ein Regiſter. Der Verfaſſer war Pre- 
fectus Apoftolicusder Predigerbrüder auf der Küfte von Guinea. Seine Borrede machet 
nur drey Seiten aus, und enthält nichts merfiwürdiges; daß fie alfo nur der Gewohnheit 
wegen, ober dem Buchhändler zu Gefallen gefchrieben zu feyn ſcheint. Cr bedienet fich der 
gewöhnlichen Mittel, feinen $efer anzulocken, verfichert feine Aufrichtigfeit, und daß er alles 
felbft gefehen Habe: Gfeichfalls macher er Hoffnung zu beſondern Begebenheiten und neuen 
Anmerfungen von den Ländern, _ 

Der Sefer, faget Hoyer, wird ohne Zweifel mit Verwunderung von Königreichen hoͤ⸗ 
ven, deren Monarchen Bauern find, von Städten, Die aus Schilfe erbauet find, von 
"Fahrzeugen, welche fegeln, und deren jedes doch nur aus einem Baume beſteht. Be— 
fonders wird er fich über ein Volk verwundern, das ohne Sorge lebet, ohne Kegeln fpricht, 
‚ohne Schriften handelt, und ohne Kleider geht, von dem einige Im Waſſer wie Fiſche, ans 
dere in Erdhoͤhlen, und fo nackend und unempfindlich wie Würmer leben. 


¶Dieſer Schriftfteller ertheilet die beſte Nachricht, welche man nur von Ißini und den | 


daſigen Einwohnern antrifft, und auf eine ſehr natuͤrliche ungezwungene Art, welche gemei⸗ 
niglich die Aufrichtigkeit zu begleiten pflegt. Sein Werk ift in folgende Haupeftüde 
abgerheilt. af 

- Borläufige Reife nach) den americanifchen Inſeln, auf der ıften Seite. Des Verfaſ⸗ 
fers Abreife nad) Ißini, auf der 14ten Seite. Beſchreibung von Teneriffa, auf der ariten 
Seite. , Befhreibung des Eylandes Gorea und der anliegenden Küfte, von dem Könige 


und den Sitten des Volks, auf der gıften Seite. Bon dem Vorgebirge Bernard und Rufiſco, 


auf der soften Seite. Vom Königreiche Seftro,auf der gaften Seite. Mit was für Um⸗ 
Händen Akafini, König von Ißini, Herrn Damon aufgenommen, auf der sten Seite 

; ar ‚ Ä| Ks] Don 

a) Der Titel iſt: Nachricht von einer Reiſe nach dem fic die Franzoſen hier geſetzt. Alles am dem 
dem KRönigreiche Ißini, auf der guineifchen Goldkuͤſte Orte felbft forgfältig angemerkt, durch den Ehrw⸗ 
in Aftica. Nebſt einer Befchreibungıvon dem Lan⸗ Water, Gottfried Aoyer, Przf. Ap. der Jacobi⸗ 
de, der Befchaffenheit, Sitten und Glauben der Ein- nermißionen nad) der guimeifchen Küfte, und einen 


wohner und was denftoirbiges vorgegangen, feit: Bender des Eonvents der Berfündigung zu Rune 


u ns 


— — 


BE u MU << 


von Sierra Leona big Lope Gonſalvo. VII Buch IT Cap. 431 


Bon dem Könige von Ißini, deffen Pallafte, wie er mic feinen Hofleuten in Gefellfhaft 1701 
lebet, feinem Reichthume und feiner Macht, und der Folge auf dem Throne, aufder 122 Seite; Köyer. 
don den Einwohnern, igrer Statur, Gemuͤthsbeſchaffenheit, Neigungen, Fleiß und Klei —V— 
dung, auf der 137ften Seite; von den Weibsbildern, ihren Neigungen, Heirathen, Erxzie: 
dung der Kinder und Kleidung, auf der 1soften Seite; von den Veteres und Kompas, auf 
der I57ften Seite; von ihren Käufern, Hausrathe, Brodte, Koros, Palmweine und Oele, 
und wie ſolches gemacht wird, auf der 166ften Seite; Ißini, ein —— auf der Gold⸗ 
kuͤſte, wie und warum es feinen Dre verändert hat, auf der 173[fen e. Boden und 
Fluß von Zpini, dafige Fruͤchte und Pflanzen, &uft, Sandesbefchaffenheit und Krankheiten, 
auf der ı85ften Seite. Dafige Thiere, Vögel, Fiſche und Inſecten, auf der 203ten Seite, 
Kaufleute und Handel, auf der zıgten Seite, Gerechtigkeit in bürgerlichen und peinlichen 
Sachen, Art die Schulden einzufordern und Strafen auszuüben, auf der 222/ten Seite. 
Arzenepmittel, Tod und Leichenbegängniffe, auf der 234ften Seite, Religionen, Glauben, 
Fetishen, Aberglauben, Eide und Ofnon oder Hoherpriefter, auf der 242ften Seite, Kriege, 
Waffen, Kriegsinftrumente, wie die Holländer die Franzofen bier den ızten Nov, im Jahre 
1702 angegriffen, auf der 258ften Seite, Des Verfaſſers Rückkehr nach Frankreich, auf 
ber 282ften Seite, 2* 
4 Der Kupfer ſind achte, ſo groß als das Format, ſehr ſchlecht, und von keiner großen 

ichtigkeit. J 

ee, Herrn Damous Audienz bey dem Könige Akafini; Negern und Neger⸗ 
haͤuſer, auf der ziſten Seite. Negerhaus, auf der saften Seite, Ein befleideter und ein 
nadter Neger, auf der 6aften Seite. Einer auf einem Kameele reitend, auf der 88ſten 
Seite, Negerhaͤuſer, auf der gaften und uusen Seite, Negern, die den Palmbaum hinauf 
klettern, auf der ioſten Seite. — 


Der I Abſchnitt. 


Migion nach Guinea, Loyer wird dazır erlefen. Santa Cruz in Teneriffa, Beſuch beym Statt, 
Aniaba, oder Ludwig Hannibal, prätendirender halter. König von Kayllor oder Kayor. Groß 
Prinz von Ißini. _ Sie verlaffen Frankreih. Seſtro oder Paris, Portugiefiiches Schiff. In 
Großer Sturm, Schiffe in Gefahr. Sietreffen großem Glende. Küfte von Auaqua. Landung 
einen Kaper von Salee an, dem fie entrinnen, zu Ißini. Aufnahme beym Könige, 


FEm Yuguft des Jahres 1687 begab ſich P. Bonfalves, ein Jacobinermönd, von Puy Mihion nach 
J en Vellay gebuͤrtig, zu Rochelle mit einigen andern Brüdern 5) zu Schiffe, um nad) Gumea. 
Buinea als Mißionarien oder Glaubensbothen zu gehen. Sie famen zu Ißini den agften 
des Chriftmonats dieſes Jahrs glüclich an, wo Jena, der Damals diefes Fleine Königreich 
vegierte, fie günftig aufnahm ). Diefer FZürft gab dem P. Bonfalves ʒweene junge 
egern, von denen man einen für feinen Sohn hielt, der ſich nachgehends unter dem Namen 
Aniaba und Roanga 4) in Frankreich fehen ließ. Gonſalvez ſchickte fie mit der Ge— 
felfcjaft 
in Bretagne, Mi . Paris, bey Se ce) Er war König der Spininegern, und 5 
neuze und Maroi — hg j y r ter a Schuß der Sn Siehe —E 
b) Labat ſaget, es wären ihrer ſechſe geweſen, der 204 Seite, 
und fey er dazu durch de guteXufnahıne,dieihm zuvor 
een ufgemuntert worden. Siehe 4) Labat ſaget, er hätte ihn nad) Frankreich 
ach Suiten, a Band, a.d.204©, gefandt, dafelbft Standesgemäß erzogen zu werden. 


1701 
Boyer. 


Loyer dazu 
erleſen. 


Prinz von 


Ißini. 


Sie gehen 
aus Frank⸗ 
reich fort. 


220090 Reifen nach Guinea und Benin, 


ſellſchaft zuruͤckkehrenden Schiffen wieder e), und ließ P. Heinrich Cerizier zu Ißini, wo 
der Koͤnig ihm ein Haus mit etwas Felde und ſechs Sklaven zur Bedienung gelaſſen hat- 
te f), er aber gieng mit den andern Mißionarien nach Indien, wo fie alle innerhalb acht- 
zehn bis zwanzig Monaten g), nicht ohne Argwohn einer Bergiftung, farben. Cerizier 
farb einige Jahre nad) ihnen, und wie Labat ) muthmaßet, auf eben die Art. 

Hierdurch blieb die Migion ohne Arbeiter bis 1700, da P. Gottfried Hoyer, ein Ja⸗ 
cobinermönd) von Rennes in Bretagne, der einige Jahre in den americanifchen Inſeln ge- 
braucht worden, Zeit feines Aufenthalts zu Rom wegen des Jubeljahrs auf Befehl Inno⸗ 
centii XII durch die Gefellfchaft de propaganda fide, Præfectus Apoltolicus von einer neuen 
Mißion auf der Rüfte von Guinea ernannt wurde. Labat, ein Mitglied eben diefes Dr- 
dens und Klofters, fager, er babe um folchen Titel angehalten, und dazu den Beyſtand des 
Hofes mit einer ziemlichen Geldfumme genoflen 5), Als er mit diefer Gewalt befleidet 
war: fo kehrte er nach Paris zurück; und weil er da den Hof um Erlaubniß mit der Gefell- 
Schaft Schiffen fortzugeben erfuchte, both ſich gleich) eine vortheilhafte Gelegenheit dar, da der 
König den Prinzen Louis Aniaba nach feinem Königreiche ini &) zurücfandte, 

Der König hatte ihn feiner wirklichen, oder vorausgefegten Geburth gemäß erziehen 
laſſen, und er harte als Rittmeifter unter den feanzöfifchen Völfern gedient, Wie aber fein 
Pater Zena todt war: fo hielt man für dienlich, ihn zurück zu fenden. Der König gab ihm 
eine Equipage, die ſich für feinen Rang ſchickte, nebft Bedienten, und zweenen Sofdaren zur 


Begleitung: Ohne Zweifel erwartete die Gefellfhaft, er würde aus Dankbarkeit ihre. 


Handlung befördern, und bey dem neuen Sitze, den fie ſich dort anlegen wollte, behülflich 
ſeyn. Als der Marquis de Serolle, Generallieutenant der Inſeln unter dem Winde, 


dem Prinzen Ben P. Loyer vorgeftellt, und ihm bie Abficht der Reife eröffnet Hatte: jo 


verfeßte diefer, es fen ein großes Vergnügen für ihn, da ihn ein Dominicaner als einen Hei⸗ 
den nad) Frankreich gebracht hätte, daß ihn ein Ordensmann von eben diefem Drden als eis 
nen Chriften wieder nad) feinem Sande zurück bringen ſollte. 


Nachdem Loyer mit dem Ritter Damon, beftimmten Befehlshaber eines zu dieſer 


Fahet verordneten Föniglichen Schiffes, Poly, die Einrichtungen abgereder hatte: fo veifte 
er nad) Orleans ab, und gieng von dar die Lire hinunter nach Angers, und weiter zu Sande 
nad) Rennes, um von feinen Verwandten Abfchied zu nehmen. . Darauf begab er fich nach 
Kochelle, wo fie zu Schiffe gehen ſollten. Hier fand er den P. Jacob Villard, einen 
Mönch aus der Parifer Provinz, den er zu Sion beredet hatte, ihn bey der Mißion zu be 
gleiten. Bald darauf langten Prinz Aniaba und der Hauptmann Damon anz und wie 
alles fertig war, fo giengen fie den ıgten April im Jahre 1701 zu Schiffe, und fegelten den 
folgenden Tag von der Aheede von Chedebois mit gutem Winde, 

Den zöften fuhren fie bey dem Hafen Belle - Isle vorbey, und anferten den Tag dar- 
auf bey der Inſel Groas, zwo Sermeilen von dem Hafen Louis, 10 fie bis den 17ten ſtille 


lagen, um Erfriſchungen einzunehmen, und auf zwey Schiffe, welche der Gefellfchaft von 
St. Domingo gehörten, zu warten, die fie nach der Küfte von Africa begleiten follten. 
en 


Unter ber Aufſicht eines feiner Moͤnche · 5) Ebendal, 
— * 7 Ebendaſ. a. d. 206 S. 
A Marchais, 2 Band, a. d. 205 ©. ;) Ebendaſ. a. d. 207 ©, 


# 


von Sierra Leona bis Lope Gonfaloo. VII Buch II Cap. 433 | 
Es waren ſolches de erſchaͤmte, den Hr. Baffer, und Holland, welches Sr. le Carle 1701. 
uͤhrte, jedes > — * und zweyhundert / und funfzig Mann beſetzet 7). „Foyer. 
Den 2yften April verliefen fie Groas mit gutem Winde,der aber die beyden folgenden Tage Großer 
deränderlich wurde, und fo ſtark wehte, daß fie ihre Segel einnehmen, und vor dem Winde Sturm. 
treiben mußten. Den oſten zu Abende erreichten fie Capo Sinifterre, und fanden die 
See fo ftürmifch, daß fie um zwey Uhr des Morgens ein Stuͤck von dem Hintertheile des 
Schiffes magführte, und bie Fenſter und Thüren bes Verſammlungsraums zerſchmetterte, 
und Waſſer in ſolcher Menge hinein drang, daß zwey Reiſende, welche daſelbſt ſchliefen, 
mit ihren Matrazzen an den Fuß des großen Maſtes gefuͤhrt wurden. Es entftund ein ge⸗ 
mwaltiger Särmen am Borde. Loyer, welcher mit feinen apoftolifchen Gefellen in des Ca- 
noniets Kajuͤte fehlief, road durch das Waſſer, welches auf fie trieb, erweckt, ſowohl als 
durch das Gefchrey und Arbeiten der Bootsleute. In dieſer Gefahr hielten fie fich ſelbſt 
fuͤr verlohren, kamen aber durch kluge Anſtalten der Officier noch davon, 


Die andern beyden Schiffe waren nicht ſo gluͤcklich. Der Unverſchaͤmte verlohr Die Schiffe 
feinen Hauptmaſt, und mußte einen Theil feiner Labdung an Gütern und Brettern, zu dem in find in ©e- 
Ißini anzufegendenHandlungsfise, über Bord werfen, welches am Ende ein großer Berkuft für fahr. 
fie war. Sie warfen auch ihr Küchengeräche über Bord. Die Bootsleute waren ganz in 
Berzweifelung, da Herr Gaʒan, Faͤhndrich des Schiffs, im Namen des Volks eine Geluͤbde 
that, in feinem bloßen Hemde mit einem Stricke um den Hals, von dem erſten Hafen, mo 

fre anländen würden, nach der nächften Kirche zu gehen, und dafelbft Gott zu danken, wel⸗ 
ehes er zu großer Erbauung zu Santa Eruz in Teneriffa ausführte, - * 


F 

Auf dieſe Gefahr folgte eine neue von anderer Art. Den iſten May um ein Uhr des Sie treffen 
Morgens entdeckte das koͤnigliche Schiff unweit von ihnen ein Fahrzeug, welches es wegen einen See⸗ 
der Sichter, die es in feinen Maftfeilen fuͤhrte, für Holland hielt. Aber an der Art zu ſe⸗ raͤuber von 
geln merkten fie bald, daß es ein ſaleeiſcher Seeraͤuber war; weil dieß die ordentliche Breite Salee er 
it, in der fie kreuzen. Ihr Argwohn vermehrte fich, da es auf ihr Zeichen nicht antworte: 
te, Das Volk griff fügleich nad) feinen Waffen, die es aber durch die Benetzung beym 
fegten Sturme unbrauchbar gemacht fand. Mittlerweile legte fich jenes Schiff an ihren 
Bord, aber es verfehlte feinen Zweck, weil die See hoch gieng, und brach feinen Fockemaſt 
an des königlichen Schiffes feinen, ohne diefes befonders zu beſchaͤdigen. 


Indeß bemuͤhten ſich die Franzoſen vergebens, auf den Feind zu feuern, und zu fragen, demfieent 
wer er wäre. Er antwortete manchmal von Hamburg, manchmal ein Holländer, Eng: rinnen, 
länder und Franzoſe. Zum Gluͤcke war er fo zugerichter, daß er fich nicht wieder an ihren 
Bord Legen wollte, ſonſt wären fie verlohren gewefen, indem fie fich nicht im Stande, befan- 
den, ſich zu vertheidigen. Man ſchlug vor, ben Tag zu erwarten, den Seeräuber anzugrei- 
fen, aber der Kitter hielt es für Elüger, ſich fortzumachen. 


Den ten May fegelten fie im Gefichte von Sorteventurg und Lancerotta, zwey von 
den Canarieneylanden. Gegen Nordweſt von Forteventura ſieht man eine Spitze, auf der 


— vier 
HLoyer betrachtet vielleicht ſei b 8 ir ei | 

h eicht feines Glaubens Coyers Landsleute, für einen Betruͤger aus eben. 
oder feines Königs wegen diefe Perfon als einen ) Koyer, a. d. 14u. f. S. 
ſouverainen Prinzen, den andere Schriftiteller, ſelbſt 

Allgem. Beifebefchr, Band. Sii 


24.00 Reifen nach Guinea und Benin J— 


or vier kleine Berge find, von denen der legte die Spitze machet, die nach Suͤdweſt abgetheilt iſt, 
 Royer. und wie eine Anfel erſcheint. Denſeiben Tag, um neun Uhr des Morgens, fahen fie ein 
E hiff mit vollen Segeln auf fie zulaufen; und weil fie es für einen Saleer hielten, mach ⸗ 
ten fie fic) bereit, ihn zu empfangen, und fegten englifche Flaggen auf: Aber als er fic) ih⸗ 
nen auf eine Seemeile genähert und fie betrachtet hatte, machte er ſich fort m), 
Santa Cruz Um fechs Uhr des Abends entdeckten fie das Eyland Teneriffa, und anferten den Tag 
in Teneriffa. Darauf bey Santa Cruz, wo fie ein Schiff ven St. Malo fanden. Es waren in der Rhee— 
de verfihiedene andere Schiffe, befonders fpanifche und ein englifches eftindifches mit Sil⸗ 
bermünze veich beladen, welches bey Erblickung der Franzofen ſich fegelfertig machte, Aber 
wie der fpanifche Statthalter folches merfte; ſo that er einen ſcharfen Stuͤckſchuß, ibm zu un: 
ferfagen, daß es nicht fortgienge, und es feines Schußes zu verfihern, worauf es wieder 
ankerte, und auch bey Loyers Abreife noch da war, Der Ritter Damon ankerte in fuͤnf 
und vlerzig Faden braunen Sand, innerhalb eines Stuͤckſchuſſes von der Stadt, und ſchickte 
ſeinen Faͤhndrich ans Land, den Statthalter zu begruͤßen, und zu fragen, ob er, im Falle das 
Fort begruͤßet würde, Schuß für Schuß geben wollte. Der Statthalter verſetzte, die Frans 
zofen möchten anfangen, und er würde alles thun, was er koͤnnte, den Ritter von feiner 
Hochachtung zü verfichern, Darauf thaten fie eilf Schüffe, welche das Fort mit eben der 
Zahl erwiederte, und die fpanifche Flagge ausſteckte. 
Beſuch beym Hoyer gieng den Biceroy zu befuchen, welcher damals der Graf von Palmas war, 
Statthalter. und fich zu Laguna aufhielt. Er empfing die Miffionarien höflich, und bezeugte viel 
Vergnügen über des Herzogs von Anſou Erlangung der fpanifchen Krone. Here Deter 
Muftelier »),damaliger franzöfifeher Conful, bewirthete feine Landsleute prächtig. Diefer 
Herr, welcher aus Boulogne inder Picardie war, Hatte hier eine Spanierinn geheirather,und 
verſchiedene Kinder von ihr. Dem Ritter und feinen Offieieren zu Ehren, zeigte er ihnen 
der dafigen Gewohnheit zuwider, feine ältefte Tochter reichgeſchmuͤckt mit Juwelen von 
zehn taufend Siores werth; aber ihre Auffuͤhrung war fo ſittſam und angenehm, daß fie da⸗ 
durch noch mehr einnahm als durch ihren Schmuck. 
Den ıcten May, nach eingenommenem frifchen Waffer und Erfrifchungen, fegelten fie 
von Santa Cruz des Abends ab, und fuhren den ıgten unmeit der Mündung der Sanaga 
vorben, wo fie ſich anfegten, aus Furcht, fie möchten Das grüne Borgebirge überfahren, 
Den Mittag darauf anferten fie in drenzehn Faden am Eylande Gorea 0). £ 
Königreich Sieben bis acht Seemeilen von dem Fluſſe Sanaga, füdwärts von dem grünen Vor⸗ 
Kayflor. gebirge, gehöret die ganze Küfte zum Königreich Rayllor, welches von den Jalofern p) 
bewohnt wird, die ein unumfchränkter Monarch Damel Sal Biram 4) beherrſchet. 
Dieſer Name iſt deſſen Ehrentitel. Er nenne ſich König von Rayllor und Baol oder 
Jain, welches letzte Land einem andern Volke den Sereres, welche Nachbarn der Jalo⸗ 
fer, und mit ihnen im beſtaͤndigen Kriege find, gehoͤret. Ehe die Europäer Forts in die 
fen Sande hatten, war der ordentliche Sitz ihres Königs funfzehn Seemeilen das fand hin 
auf; aber der Handlung wegen hat er ſich der See genähert, und hält fich jego ordentlich zu 
-Rüfifco auf, wo er eine feine Wohnung hat, welche mit artigen Matten von verfchiener 
nen Farben und fehön gewoͤlkt, geziert iſt. Dergleichen machen fie bier in großer Vollkom⸗ 
menheite · 
m) Coyer a. d. 20 uf. S. Sanaga 1712, und ſtarb zu Tuabo in Galam⸗ 
») Ex war nachgehends Generaldirector an der Siehe zweyter Band a. d. z00 Seite - J 





* 


von Sierra Leona big Rope Gonſaloo. VII Buch IT Cap. 495 


menheit. Dieſer König verkaufet bey dem geringſten Scheine des Rechtens feine Untertha⸗ 
nen für europälfche Waaren, befonders Brandtewein, von dem er fo ein Liebhaber feyn ſoll, 
daß er, welches faft unglaublich iſt, ſechs Quart den Tag trinket. Er iſt fo tyranniſch, daß 
ein ganzer Flecken den dehler eines Einwohners büßen muß, und bey der geringſten Ueber— 
tretung in die Sflanerey verfauft wird, 

¶Sie giengen auch andem Vorgebirge Bernard ans Sand,melches zwo Meilen von Goree 
iſt, wo ſich ein Negerdorf mit einer franzoͤſiſchen Factorey und einem Waarenhauſe be: 
finde, Der Oberſte im Dorfe nahm fie fo que auf, als es feine fehlechte Dequemlichkeit 
zulaffen wollte. Nach diefem giengen fie, dem Alkair feinen Zoll zu Bezahlen, der in einer 
Flaſche Brandtewein (welchen die Einwohner Sangara nennen), für jede Bootsladung 
‚Holz oder Waffer beſteht; fie fariden aber, daß er mit dem Damel in Krieg gezogen war, 
Den eſten May lichteten fie und anferten zu Rufiſco, welches eine größere Stadt ifk, 
als die am Borgebirge Bernard vr). ie fegelten hier erſt den agften des Abende ab, 
und enfdecften den rıfen bes Brachmonats die Höhe von Seftro, wie ein Fleines Eyland, 
und kamen den Abend eine Meile weſtwaͤrts von groß Seftro oder Paris in eilf Baden 
zu anfern, da der Fluß von Seſtro ihnen gerade nach Dften lag. 

Den ı2ten des Brachmonats, frühmorgens kamen drey Negern an Bord, in einem Ca⸗ 
noa mit drey Ananas; zu fragen, woher fie kaͤmen, oder vielmehr einige Geſchenke, wornach 
fie ſehr begierig find, zu erhalten, Einer von ihnen verlangte Thee, den er den Herrn Anis 
aba trinken ſah; ihm ward aber berichtet, er fey nur für die Weißen, Er war mit der Ant: 
wort nicht zufrieden, fondern wies auf den Anisba, und mepnte, wenn dieſer Schwarze 
welchen tränfe, fo dürfte er esaud) thun· Aniaba fehien über biefe Freyheit nicht wenig 
empfindlich zu ſeyn, aber ſolches verhinderte ihn nicht, ang Land zu gehen, und die acht Tage, 
da er fich hier aufhielt, mit den fehwarzen Weibsbildern ein niemanden erbauliches Leben 
zu führen. Sie fanden hier ein englifches Schiff vor Anker, und eins, das gleich bey ih⸗ 
rem Einfahren lichtete, und fie mit drey Schiffen begrüßte s). 

Den ızten Junii früh fahen fie zwey Schiffe mic vollen Segeln einfaufen, weiche nabe 
bey ihnen anferten, Eins war ein Engländer, das anbere ein Portugieſe. As ihr Boot 
mit Waſſer vom tande Fam: forief es der porfugiefifche Hauptmann, ein freyer Schwarze, 
und Fam darinnen an Bord des Ritters Damou mit einem Dollmetſcher, den alles Schiffs 
volk für einen Provenfal hielt, ob er es gleich ſteif derneinte. Der Hauptmann berichtete, 
ihnen, er fey nach der Bay Allerheiligen in Brafilien beftimmt gervefen, Schwarze einzunehs 
men, hätte aber auf der Ruͤckkehr durch einen harten Stumm ‚feinen Maft verlohten, und 
nach der Küfte laufen müffen, mit dem Zufaße, fein Schiff haͤtte ſo ſchnell Waſſer ge⸗ 
ſchoͤpftz daß er ohne Beyſtand des engliſchen Schiffs wuͤrde geſunken ſeyn; und die Be⸗ 
KSaffenheit feines Schiffs braͤchte ihn zu dem Entſchluſſe, es zu verlaſſen, wenn der Ritter 

amou ihm die Erlaubniß mitzureiſen, und ein Zeugniß von denen Umſtaͤnden, darinnen 
er ihn gefunden, ertheilen wollte. 

Der Ritter ſchickte alſobald ſeine Zimmerleute an Bord des Portugieſen, die weder 
Nagel Noch Hammer zu Ausbeſſerung der Lücken, und alles verrottet und. zerbrochen fan: 
den, Sie arbeiteten zweene Tage daran, es ſo Dichte, 2. möglich, zu machen; worauf der 


| | ii 2 Ritter 
0) Koyer Bu v) Loyer a.d, 47 u. f. S 

Pr Im Franzöfifcpen nr, > Siehe ebendafelbft auf der 
g) Batir Sal Sobabe en hat Sate. ö N 


— 
CKoyer. 


Vorgebirge 
Bernard. 


Groß Seſtro 
oder Paris. 


Portugieſi⸗ 
ſches Schiff 


in elenden 
Umſtaͤnden. 


} 


1701 
"Koyer. 


Küfte von 
Quaqua. 


Landung in 
Iſſini. 


436 Reifen nach Guinea und Benin, 


Ritter dem Portugiefen vierd, nah St. Ihomas ( einer portugieſiſchen Inſel unter der fe 
nie) zu fegeln, wo er feine Barfe ablegen, und die achtzig Sflaven, welche er am Borde 
hatte, ausfesen koͤnnte. Mach diefem gab er ihm ein Duintal Bifenit, und funfjig Pfund 
gefalzen Sleifh zum Vorrathe, mit dem Verlangen, er follte zu ihm nach Iſſini kommen, 
wo er ihm ferner beyſtehen wollte, welches jener verfprach, aber nicht hielt. 
Den ıgten des Brachmonats lichteten fie von Seftro, und kamen den zıflen bey dem 
Vorgebirge Palmas vorbey, wo fie anferten. Die Einwohner diefer Elfenbeinküfte 
heißen Quaquas, weil fie diefes Wort oft wiederholen, da cs fo viel heißt, als: Die: 
ner 2), Man hält fie für fehr wilde, und fie follen alle Weißen freffen, die fie befommen 
fonnen. Die Küfte ift wegen der Felſen fehr gefährlih. _ Sie bringen in ihren Canges 
Dfeffer, Hirfe, Reif, Hühner, Papageyen, Affen, und viel Elfenbein, welches fie gegen 
Mefler, Brandtewein, Aexte, Eiſenwaare und Cattunzeug vertaufchen. b 
Den often fegelten fie früh ab, und anferten den nächften Nachmittag, mo fie ihr 
Boot nach einem fleinen englifchen Fahrzeuge, das. alle Segel ausfegte, von ihnen zu lau—⸗ 
fen, ſchickten. Wie das Boot folches erreichte, war. das ganze Schiffsvolf in Waffen, weil 
es fie für Seeräuber hielt, bewillkommte fie aber am Borde, als es feinen Jrrthum fah, 
und berichtete ihnen, daß fie unweit Iſſini wären z). m 
Sie verließen ſich gleichwohl auf diefe Nachricht nicht; und als fie verfchiedene Negern 
am Ufer fahen, fo ſchickten fie ihr Boot aus; und ihr zweyter Zimmermann, ein freyer 
Schwarze, wagte es, ans Ufer zu ſchwimmen, um Nachricht einzuhohlen. Er fam mit 
großer Schroierigfeit ins Boot zurück, und meldete, die Küfte, welche fie fähen, wäre im Rös 
nigreiche Abaſſam, zehn Seemeilen von. Taqueshua x), wo die Landſchaft von int 
angeht, a | 
Den 25ften des Brachmonats y), lichteten fie und anferten zu Mittage unweit Tas 
queshua, wo ein Canoa, der hochgehenden See ungeachtet, an Bord Fam. Als verfelbe 
fand, daß fie Franzoſen wären, die fich hier fegen wollten, und den Herrn Damon, der ver- 
fhiedenemal an der Küfte gemwefen war, Fannte: fo ruderte Amonin ihr Steuermann, 
und die übrigen dreymal ums Schiff, fprungen frey aufs Verdeck, und fungen und tanzten 
vor Freuden. Um ihnen ein Vergnügen zu machen, grüße dev Kitter ihren Flecken mit 
drey Schüffen. "Nachdem fie gegeffen und getruncken hatten, kehrten fie mit der Zeitung 
von der Ankunft der Sranzofen ans fand, Sie waren zweene Monate und etliche Tage uns 
terwegens gewefen, ’ 


Aufnahme _ Die übrige Zeit des 26ften ward in Handlungen mit den Negern zugebracht, von de⸗ 


beymKoͤnige. 


nen neune oder zehne am Borde über Nacht blieben, und in der Nacht mit allem Schiffsvolke 
die Ceremonie Aquio Mingo machten. Sie fihlagen nämlich die Hände in einander, 
daß bie Gelenke der Finger knacken, und wiederhohlen oft diefe Worte, die euer Diener 
mein Steund bedeuten. — 2 
Den Tag darauf gieng Herr Damon und Prinz Aniaba mit etlichen Soldaten ans 
Sand; und den 28ſten Fam der Hauptmann Akafini, König von Iſſini, von der Hauptſtadt 


Aſſoko, in Begleitung feiner Bornehmften und vieler Sklaven. Er empfing den NZ 
9 8 m 


‚ Ober: gehorſamer Diener. Als ein Compliment. x) Im Franzoͤſiſchen Takuechue. J 
8) Koyer auf der 94 Seite. 2) Anbas ſetzet ihre Ankunft zu Iſſ ini den ze h 





* 


von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VI Buch MI Cap. 437 = 
mit den größten Merfmaalen von Siebe und Hochachtung, dankte ihm befonders für des 1701 


Königs Gike gegen ven Aniaba, und verftattete ihm, ein Fort 2) in feinem Sande zu Koyer. 
ancı | — —⸗ 
n, wo er wolle a). ; en 


Der TI Abſchnitt. 


Platz zu einem Fort. Der Berfaffer koͤmmt in&er Schmuc feiner Weiber. Anfuchen der Franzo⸗ 
fahr zur See und zu Lande. Wie fie Land ab: fen. Antwort des Könige. Ziveyte Andienz. 
treten. - Sie geben nach Hofe, Audienz beym Befihreibung des Forts, Es wird ſchlecht ver: 
Könige. Saal und Thron, Perfon des Königs. forget verlaſſen. 


ö | 4 ’ ) 
ie beyden folgenden Tage wurden zugebracht, fih um die Freundfchaft der Großen zu Platz zu eis 
— bewerben. Machdem nun alle noͤthige Einrichtungen wegen Anlegung des Handels nem Fort. 
gemacht waren: fo Fehrte der Ritter den ıften des Heumonats mit feinen Verrichtungen 
wohl vergnuͤgt zurück. Den Morgen darauf lichteten fie, um drey Seemeilen tiefer unter, 
dem Munde des Fluffes zu anfern, einer ſchmalen Halbinfel gegen über, die zwo Seemei- 
len lang, und etwa achtzig ober Hundert Schritte breit war, und zwifchen der See und dem 
Fluſſe lag. Hier ward der Plag ausgezeichnet, auf welchem nachgehends das Fort gebaut 
wurde, Den zten und gten des Heumonats gieng die See fo hoch, daß es unmöglich fiel, 
zu landen, © Diefes ift in den Monaten Junius, Julius und Auguftus auf dieſer Küfte 
gewöhnlich, da die Landung fehr gefährlich wird. Den sten des Heumonats war die See 
etwas ftiller, und der Ritter Damon fchickte feinen Lieutenant, Heren von Gabarel, ans 
Sand, den Grund zu unterfichen, ob er für das Fort tüchtig ware, 
Loyer und Dillsrd giengen mit ihm; und als fie Die Barre erreicht, mußten fie in Der Verfafz 
Die Negercanoes gehen, weil Feing andere Boote forttommen Fonnten, Kaum hatten fie aber fer it in Ge⸗ 
die großen Wellen erreicht, fo gieng der Canoa Rikribu (womit die Negern das Umwer— fahr 
fen ausdruͤcken), und fie fielen alle in die See. Zum Gluͤcke hatten fie nicht weit zu ſchwim⸗ 
men, und die Negern halfen ihnen ans Sand. Sie verlohren niemanden; aber ihre Kleider 
waren alle naß oder verlohren, und am Lande fanden fie Feine Bedeckung, daß fie alfo den 
ganzen Tag der Sonnenhige ausgefegt blieben. nen 
Einige Stunden nachbent fie gelandet, famen der Haupfmann Namoke, des Königs 
Bruder, Aniaba und verfchiedene Negern, fie zu fehen, und wollten fie nach Aſſoko 
ſchaffen. Aber weil Herr Babarel Befehl hatte, den Plag nicht zu verlaffen : ſo mußten 
fie-die Nacht unter einem fo heftigen Regen zubringen, der bis an den Tag anhielt, daß 
weene Franzofen, welche bey ihnen waren, und ſich verſchiedene Jahre im Lande aufgehalten 
hatten, fie verſicherten, es ſey in fechs Jahren fein ſolcher Guß gefallen. 
Damit aber ihr Unglück recht volffommen ſeyn möchte, fo Hatten fie nichts zu eflen, zur See und 
ob fie wohl alfe hungrig waren, und es war fpät gegen Naht, als Herr de Mesnil de iu Lande 
-bampigni, perordneter Statthalter des neuen Forts, von Aſſoko zuruͤckkam, und ihnen 
einige Stůcken Biſeuit gab, den er mitgebracht hatte, wodurch fie ſehr, erfriſcht wurden. 
Er ſtard drey Wochen darauf. 


la ie Den 
des Heumottatg, Siehe m Ser N ; \ 
archais Reiſe zweyter ſchrieben, ficht dieſe Gewogenheit ale von geringem 
Sand 2. se — — Nutzen für die Geſellſchaft an, Siehe — 
#) A EEE Seſchichte des Anlaba bee a) Koyer a. d. won.f. ©, 


7701 


a8 7. Reifen nach Guinea und Beni, = 7 
Den folgenden Tag Famen ber Hauptmann Namoke, des Königs Bruder und Nach⸗ 


Zoyet. folger, mit dem Hauptmanne Emond und dem Herrn Aniabs, in Begleitung einer groſ⸗ 


Wie ſie Land 
übergeben. die Frangoſen, welche ſich am Lande befanden, an ber Zahl zwölf oder funfzehn, zufammen, j 


ie gehen 


nach Hofe, 


Audienß 


beym Koͤnige Loyer vor, Der, wie nachgehends die andern zehn bis zwölf Franzoſen, feinen Nevereng 


zoſen dankten ihnen für diefes Zeichen der Freundſchaft, und bathen um derfelben Fortſe⸗ 


fen Menge von Sklaven, melche große Sonnenſchirme von vielerley Farben trugen, fie zu 
beſuchen, und zu fehen, wie fie die Nacht zuvor one Bedeckung gelegen. Aber fie brach ⸗ 
ten ihnen nichts zu eſſen, und forderten hingegen Brandtewein zu trinken und mitzunehmen, 
den ſie auch bekamen, damit man ſich ihnen gefällig machte, : 

Nachdem fie fo viel getrunken, als fie gewollt hatten: fo rief der Hauptmann Yamoke 


und ließ den Aft von einem Baume abhauen, Diefen gab er dem Haupfmanne Emond, 
der ihn vor ihnen in die Erde pflanzte, und alsdann ven allen Franzoſen anrühren ließ, 
woben er im Namen des Königs Akafini, und der ganzen Nation, ſich erklärte, daß er 
diefen Grund den Franzofen überließe, ein Fort darauf zu bauer, oder felbigen, wie fie fonft 
wollten, ‚zu gebrauchen, von welcher Schenkung er die Berfammlung zu Zeugen nah. 
Diefes dienet ihnen in Ermangelung ber Schrift für einen Schenkungsbrief. Die Frans 


gung. Nachdem fich jene bier zwo bis drey Stunden aufgehalten: fo fehrten fie wieder 
nach Aſſoko zuruͤck. 

Den öten des Heumonats landete der Ritter Damon mit verfchiedenen Officieren, und 
brachte Zelte mic. _ Hauptmann Emond empfing ihn, als er aus dem Boote flieg, und 
ließ alfebald durch feine Sklaven eine Hütte von Schiffe, mit Palmblaͤttern bedeckt, aufrich⸗ 
fen, in weiche ſich die Franzoſen begaben, bis ihre Zelter aufgefchlagen waren, worauf fie, 
bis zur Einrichtung eines beffern Aufenthalts, unter Zelten blieben. Mittlerweile hatte der 
Kinig feine Kaboſhiren 5) oder Großen verſammlet, und bereitete fich, die Franzofen vor 
fich zu laſſen, welches den gten folgender Weife geſchah 2) 

Der König Akafini ſchickte den Hauptmann Emond zum Herrin Damou und dem 
Franzoſen, um fie nach Aſſoko einzuladen, welches eine Art von einer Stadt ift, die in eie 
ner Inſel eben Diefes Namens liegt, welche von dem Fluffe von Ißini gemacht wird. Sie 
liege etwan zwo Seemeilen über den Ort hinauf, wo fie ſich bisher aufgehalten, und der 
König und feine Vornehmen wohnen daſelbſt. Sie wurden in einem großen Canoe unter - 
Trompeten und Trummeln hingefuͤhrt, welche einen folchen Laͤrm machten, daß man fonft. 
nichts hören Fonnte, Gleich bey ihrer Ankunft zu Aſſoko drängten fich die Schwarzen am 
Ufer, fie zu fehen‘, und fie wurden zum Hauptmanne Namoke geführt, um dafelbft auszu- 
ruhen, weil fich der König zur Audienz geſchickt machte. Als alles fertig war, fo giengen 
Herr Damon und feine Begleiter über drey Höfe zu dem Dalafte, und kamen durch eine 
doppelte Reihe Negerfoldaten, die mit Sibeln und Mufferen bewehrt waren, welche fie mit 
aufgezogenem Hahne praͤſentirten. Auf Diefe Art wurden ſie in den Audienzſaal gefuͤhrt, wo 
der Koͤnig auf einem Throne ſaß. J 

Nachdem Herr Damou ſich vor ſeiner Majeſtaͤt geneigt hatte, ſtellte er den Bruder 3 





mache. Der König that den beyden eriten die Ehre, daß er ihnen Stühle geben ließ; bie = 
übrigen aber fegten fich wie fie Fonnten. So ſaßen fie beyderfeits bey einer Stunde, ohne h 

3 | zu J 
) Sm Franzsfiihen: Capacheres. Phiüms 0) Boyer a, d. 104m. f. S. — A 
ſchreibt ordentlich Cappaſbiers. J 


von Sierra Leona bis Lope Gonfaloo. VI Buch TI Cap. 439 


zu fbrechen, Die Trompeten, Trummeln · und andere folche Inſtrumente machten auch ein 1701 
fo entſetzliches Geröfe, daß fein Menſch etwas hören konnte. Alle Kaboſchiren befanden Koyer. 


ſich in ihrer Ordnung auf dem Boden, oder auf Fleinen Stühlen, etwan einen halben Fuß 


hoch. Der Haupemann Namobke ſaß zu des Koͤnigs Rechten im Winkel des Thrones, 
und Herr Amaba auf der andern Seite, auf einem etwas niedrigern Sige. Der Haupt: 
mann EKmond faß unweit ben Sranzofen auf einem Stuhle, dem Könige gegen über, 


Der Audienzplatz war eine Fleine Huͤtte von Schilfe mit Palmen bedeckt, etwan vier- Sarlund 
zehn oder funfzehn Fuß hoch, zwanzig Fuß lang, und funfzehn breit, und die Decke hing Thron, 
überall auf die Erde herunter. Diefer Saal war weder geziert, ausgeſchmuͤckt noch geebe ⸗ 
net, und der Boden beſtund in beweglichen Sande. Des Königes Thron mar wie ein 
Spamnberte, welches er zu diefem Gebrauche von den Europäern gekauft hatte, und rubte 
auf vier gedreheten Pfoften, welche ſchwarz gemalt waren, um Ebenholz vorzuftellen. Cs 
hatte weder Kanopee, noch Himmel, noch Vorhänge, fund am Ende des Saals, und war, 
wer weis tie, mit einigen rauhen Brettern zufammengefthlagen, und mit drey bis vier Ty— 
gerhäuten bedeckt. In der Mitte befand fich der König, feine Füße hingen auf die Erde 
herunter, und im Munde hatte er eine Pfeife, etwa einen Faden lang, aus der er beftändig 
tauchte, Diefes ift bey ihnen Die edelfte Stellung. 

Er war nackned; nur hatte er um die Mitte ein Pagne von weißem Cattune blau ge- Des Königs 
ſtreift. Er hatte einen ſchwarzen Hut mit Silber eingefaßt, und einer weißen Feder nach Perfon. 
feanzöfifcher Mode auf. Sein großer Bart war in zwanzig Eleine Locken getheilt, welche 
mit fechzig Stuͤckchen Aygrisfteinen eingeflodhten worden, die rund, fang, und durch 
bohrt waren. Die ift eine Art von Evelgefteine, der bey ihnen gefunden wird, der we— 
der Glanz noch Schönheit hat, und ausfieht mie unfere Glaskorallen 4); aber diefe Leute 
haften ihn fo hoch, daß fie Dafür fo viel Gold geben, als er wiegt, Nach diefer Rechnung 
war des Königs Bart taufend Kronen werth, — 

Auf jeder Seite des Königs, auf eben dem Throne, aber etwas zuruͤck, ſaßen des 
Königs zwo liebſte Gemahlinnen, deren jede auf ihrer Schulter einen langen Säbel mit 
einem goldenen Griffe hatte, an welchem ein von Bold gebildetes Schaffell in Lebensgroͤße 
und noch größer Bing. An der Scheide war eine große goldene Mufchel, und rings um 
diefelbe ein Hundert durchbohrte Tygerzaͤhne eingefchlagen. 

Diefe beyden Weiber hatten große goldene Halsbänder und Armringe, mit Matten Pus feiner 
von eben dem Metalle, die fich auf ihre Bruͤſte ſchickten, und mit goldenen Ketten befeftige Weiber. - 
waren. Ihr Haar mar mit veufchiedenen goldenen Zierrathen durchflochten, übrigens aber 
giengen fie ganz nadend, nur daß fie cattunene Pagnes um den Unterleib hatten. Hinter 
ihnen ftunden fechs andere Weibesbilder mit goldenen Armbaͤndern aber nicht fo reich wie 
Die vorigen, geſchmuͤckt. Jede von ihnen trägt etwas zu des Königs Gebrauche, Eine 
bat feine Pfeife, die andere feine Brandteweinflafche, die er fehr lieber u. ſ. w. 


„Am Suße feines Thrones auf jeder Seite gleich unter ihm waren zweene Männer mie 
Saͤbeln bewwaffnet, und mic Platten und Halsbaͤndern von Golde reich gezieret, deren jeder in 
feiner Hand eine Affagaye hielt, diegmit eben dem Metalle ausgefhmückt war e); 


a Nach: 
A) Resfade de Verre, e) Koyer ad. mn. f. S. 


— 5 nn N TE ein Da ne tert At einer Sean amans ⏑⏑⏑ 


1701 
Loyer. 


— 
Anſuchen der 


Franzoſen. 


Des Königs 
Antwort. 


Zweyte 
Audieng. 


440 Reifen nach Guinea und Benin, | 
Nachdem der König feine Pfeife ausgeſchmaucht, ließ er die Muſik auf hoͤren, welche 


bis dahin ununterbrochen gewaͤhrt hatte, und ſchickte den Herrn Banga, der als Dollmet⸗ 
ſcher diente, zu fragen: warum die Franzoſen hieher gekommen wären, und was fie von 
im verlangten ? Sie verfegten durch ihren Dollmetfcher: das Berlangen, Seiner Majes 
flat ihre Ergebenheit zu bezeugen, Hätte fie von ihren Schiffen nach Aſſoko gebracht; aber 
die Abficht, warum fie aus Frankreich gegangen, fey, ihre Religion auszubreiten, und eine 


‚gute Handlung mit feinen Untertanen einzurichten, in Hoffnung, daß Seine Majeftät ihres 


Monarchen guten Abfichten befoͤrderlich feyn wirden, wovon ber Damals gegenwärtige 
Aniabe und der Doltmerfher Banga Zeugen wären, i 


Der König dankte für die Gütigfeit des Königs von Frankreich gegen ihn und feine 
Unterthanen. Etwan drey Vierthelſtunden vergiengen mit beyderſeitigen Complimenten, 
ohne daß der König mit den Raboſchiren geredet hätte, die auf alles, was vorgieng, fehr 
aufmerffam zu ſeyn fchienen, Hierauf fund der König plöglich von feinem Throne auf, 
und die andern alle blieben an ihren Plägen, ausgenommen Der Hauptmann NYamoke, fein 
Bruder, der Hauptinann Emond, und zwey ober drey der Vornehmſten, die ihm folgten. 
Bald darauf ſchickte er nach dem Herrn Damon und dem Bruder Loyer, und nötbigte 
den erften, fich mit dem Aniaba zu verföhnen, der ihn Durch feine übele Aufführung belei- 
digt harte, Als Herr Damon hiezu willig war: ſo gaben fie einander Die Hände, und da: 
mit endigte ſich Die Audienz. x 

Von hier wourden fie zu des Hauptmanns Namoke Haufe geführet, der fie mit Fiſchen 
bewirthete, welche in Palmoͤle gut zugerichtet waren, imgleichen mit einem wilden Schweine 
und Federvieh. Der Tag, und ein Theil der folgenden Mache, wurden von ben Schwar⸗ 
zen mie Tan,en zu ihrer Ergögung zugebracht. Den folgenden Morgen um drey Uhr was 
ven fie fehon wieder am Thore, und machten eben fo einen Laͤrm. ; 

Den sofern des Heumonats um Eilfe des Morgens haften fie die zweyte Andienz beym 
Könige, in Gegenwart feiner Kaboſchiren. Er ſtund wieder unvermuthet auf, wie bey 
der erſten, und führte fie mit feinen Vornehmen in einen Fleinen Hof, unter einen Cocos⸗ 
baum, wo ſich alle zuſammen niederfeßten. Seine Weiber und das Volk aber blieben in 
dem Audienzſaale. Er fragte den Herrn Damon, was er ihm zu Erbauung des Forts 
fie Gefälligkeit erzeigen koͤnnte? Herr Damon erfuchte ihn, er möchte Befehl ertheilen, 
daß große Pfähle gehauen würden, und daß die Sklaven der Kaboſchiren folche ans Ufer 


herunter brächten, Er willigte darein, wenn jeder ein Flein Gefchenf befame; und bald 


famen zwo oder drey Boorsladungen mit großen Palifaden, jede zu fünfzehn oder fechzehn 
Fuß lang. 

= Den raten fingen die Franzofen an, ihe Fort zu bauen, und es ward eine Courtine da= 
von denfelben Tag abgeſteckt, die von zwey Bollwerken beftrichen ward, deren jedes vier 
Achtpfuͤnder und etliche Steinſtuͤcke haben follte, 


) Marchais Reife nach Guinea I Band anf #) Barbot hingegen berichtet, es hätte einer, 


der 209 ©. der gegen Ausgang des Jahres 1701 zu Ißini ges 


p. ei .S. weſen, die Schwarzen gefragt: wie ſie ſich mit den 

8) Koyer a. d. urn 5. Franzoſen vertruͤgen? worauf ſie geantwortet: a 

) Marchais U Band a. d. ra nf, Kadboſchiren und ihre Unterthanen waͤren von — 
weg⸗ 


Akafini 





\ 


von Sierra Leona bis Lope Gonfaloe. VII Buch I Cap. 44 
Akafini Sud ini, war dazumal über fiebenzig Jahre ale, wohlgemacht, rror - 
bey * N 06 ein Narn a Er war veih Loyer. 
Und geizig, ob er wohl nur wenig Kinder hatte. Sein Bruder Namoke follte ihm nach- 
folgen, und der Hauptmann Emond, fein Better, wünfchte dem Anfehen nach beyder Tod, 
um den Thron zu erhalten g). Wie dieſe drey Häupter große Gewogenheit für die Fran- 
zoſen hatten: fo iſt es gewiß, daß die Handlung bier mit großem Vorteile hätte können 
eingerichtet werden, wenn man ſich folcher Umftände recht hätte zu bedienen gewußt, Fol⸗ 
gende. Befchreibung des Forts ift aus dem Labat. Me: 
Der dazu erwählte Boden war eine lange Halbinfel, welche gegen Oſt und Suͤd die See, Beſchreie 
und gegen Weſt den Fluß hatte, Sie hing durch eine ſchmale Erdzunge, etwan hundert bung dee 
und funfjig Schritte breit, am ande. Ob das Sand gleich auf der Oberfläche dürre zu Forts. 
ſeyn ſchien: fo war es doch mit großen fehönen Bäumen bedeckt, und der Grund'trug, wo 
er frey war, gut Gras. Es war leicht, fie zu befeftigen. Wo die See anfteich, da befanden 
fi) Selfen, an denen ſich die Wellen beftändig fehredlich brachen, und die Seite am Fluffe 
war durch eine gefährliche Barre gefichert; fo daß man nur durch den engen Sandftvic) das 
zu fommen konnte. Das Fort beftund aus einer Courtine und zweyen halben Bollwer⸗ 
ken die von Palifaden etwan zehn bis zwoͤlf Fuß hoch gemacht, und inwendig nur mit Erde 
ausgefuͤllt waren, ohne daß außen ein Graben herumgieng. Auf jedem Bollwerke befan- 
den. fi) vier Dreypfuͤnder mit etlichen Steinftücen. Hinter diefer ſchlechten Berfihanzung 
waren einige Hütten für die Dfficier, mit Behältniffen fir die Waaren und andern Vor⸗ 
rath, die zwar Klein, aber Doch für das, was fie hatten, groß genug waren. Indeß ließ man 
die Befagung dafelbjt mit ſtarker Verſicherung, daß fie mit allen Arten von Dedürfniffen 
innerhalb acht oder zehn Monaten reichlich follte verſorgt werden, 


Als die Schiffe, welche den Prinzen Aniaba übergeführt harten, 
rück Famen : fo war die Gefellfchaft mit dem Berlufte bey diefer Unterneh 
den, daß fie an die neue Einrichtung zu Ißini nicht eher, als bis im Jahre 17 05, wieder 
gedachte, da einem franzöfifchen Kriegesſchiffe befohlen ward, die daſelbſt gelaffenen Fran⸗ 
zoſen abzuholen, und das Fort und alles, was darinnen wäre, den Megern zu überlaffen, 
welches auch gefchah. 


Labat tadelt hier das Verfahren feiner Sandesleute, und faget, nach denen Berfprechuns 
gen, die fie von den Eimvohnern zu Ißini gehabt, haͤtten fie es anders machen ſollen. Er 
feger zum Ruhme der legtern hinzu, daß ſelbige ihren Vertrag treulich gehalten, ſo lange 
ſie die geringſte Hoffnung von Seiten der Sranzofen gehabt hätten +), Diefes erhellet aus 
ihrer Widerſetzung gegen die Holländer, Die alles mögliche thaten ‚ um fie zu gewinnen. 
So weit Labat ?). * 

Nach eben dieſes Verfaſſers Meynung kamen die Holländer, auf die Nachricht von ihrer 
ſchlechten Berfaffung, das folgende Jahr, wider fie von el Mine, 
Der 


Dieſe kleine Beſa—⸗ 
tzung wäre mit Lebensmitteln, wetche die Franzoſen 
ringſte Freundfchaft mit den Franzoſen, und die letz⸗ zuruͤckgelaſſen, wohl verſehen, litte aber biswellen 
tern hätten nur eine Härte am Ufer, welche mit Mangel am Maffer , welches die Einwohner ihnen 
Paliſaden umgeben, mie fünf Stücen verfehen, und immer zu benehmen ſuchten. | 


Allgem, Beifebefchr, 1 Hand, RE 


nach Frankreich zu⸗ Wird ver⸗ 
mung fo übel zufrie- laſſen. 


weggegangen, und Härten fic eine Meile über dem von acht Mann beſetzt waͤre. 
Flecken niedergelaſſen; ſie unterhielten nicht die ge⸗ 


1702 
Boyen. 


442 Reiſen nach Guinea und Benin, 
Der U Abſchnitt. 


— Die Holländer von Mina greifen das Fort an. Es Schiffe ſcheitern. Sie treffen einen an, ber ver⸗ 


Die Hollän: 
der von Mi⸗ 
na 


greifen das 
Fortan, 


wird durch Bienen gerettet. Tapferkeit der bothene Handlung treibt. Das Schiff mird ges 
Megern. Aniabas Undank, und Betrug. Die nommen, Loyer entrinnt ans Ufer. Nachricht 
Gefangenen werden ausgewechfelt. Vorwuͤrfe, vonfeinem Gehuͤlfen. Das Fort Ißlni wird von 
welche den Franzofen gemacht werden. Der den Franzofen verlaffen. Fernere Nachricht vom 
Berfaffer leidet Schiffbruch. Die brafiliihen Aniabaz feine Herkunft. 


En der That war Herr William de Palme, bolländifcher General zu el Mina, auf die 
—J uͤbeln Folgen, welche es für den hollaͤndiſchen Handel haben koͤnnte, daß ſich die Fran⸗ 
zofen zu Ißini feft fegten, aufmerkfam, und bediente ſich aller Mittel, die Negern von den 
Franzofen abwendig zu machen, oder wenigftens es dahin zu bringen, daß fie ihnen, wenn 
fie angegriffen würden, nicht beyftünden a). Aber, als weber Berfprechungen noch Ge 
fehenfe etwas vermochten: fo befchloß der holländifche General, fie mit Gewalt abzutreiben. 


In diefer Abficht erfchien er den 4ten des Wintermonats im Jahre 1702 mit vier Schiffen 


im Gefichte des Forts, und anferte drey Seemeilen davon zu Taqueshua. Den zten 
lichtete eines feiner Schiffe, lief mit franzöfifchen Flaggen durch die Bay, und Fam inner» 
halb eines Canonenfchuffes vom Fort zu anfern, begrüßte auch folches mit dreyen Schuͤſſen. 
Da aber die Franzoſen nichts erwiederten: fo feuerte er die übrige Zeit des Tages noch vier- 
mal von Zeit zu Zeit, fie gleichfam zu verfichern, daß er franzöfifch fey. Beym vierten 
Schuffe brannte das Fort ein Stüde los, und ſteckte die franzöfifche Flagge auf, um das 
Schiff, wenn es feinem Vorgeben nach franzöfifch feyn wollte, zu nöthigen, daß es das Boot 
ans Sand fehickte. Als aber der Hauptmann ſich alfo entdeckt fand: fo Fehrte er zu feinen 
Schiffen zurück, nachden er ziweene Tage vor Anker gelegen; und der holländifche General 
verfuchte vergebens alle Mittel, die Negern abfpenftig zu machen: aber die Franzofen be- 
hielten fie Durch große Berfprechungen, und die Verfiherung, daß fie ftets acht bis neun 
Schiffe erwarteten, treulich auf ihrer Seite; fo, daß der Holländer aus Zorn, daß fie fein 
Anerbiethen verfehmähten, ihnen zwo bis drey Sagen gab, die Anker lichtete, und fich an- 
ſchickte, das Fort anzugreifen. 

Mittlerweile kamen die Negern haufenweiſe zu Sande dahin, und reizten die Sranzofen 
an, ſich mit ihrem groben Gefchüge tapfer zu vertheidigen, und das übrige ihnen zu über 
laffen, mit dem Erbiethen, fie wollten darauf Acht haben, wenn fich der Feind unterftehen 
follte, zu landen. Sie hielten alle Nächte eine gute Wache an der Küfte, eine Landung zu 
verhindern; und wenn die franzöfifche Befasung zu Nacht Runde gieng, fo vereinigte fich 
ein Haufen von funfzig Schwarzen mit ihnen, welche Berhaltungsbefehle von dem Statthal- 
ter annahmen. Den rıten des Wintermonats ankerten die holländifchen Schiffe vor dem 
Fort, um drey Uhr. Den folgenden Tag brachten fie zu, die Rheede zu unterfuchen, die Fran- 
zofen aber fich in Bertheidigungsftand zu fegen. Den ızten um acht Uhr des Morgen, 
näberten fie fich, und das Fort fteckte die franzöfifche Flagge aus, und that zweene fcharfe 

Schuͤſſe. 
a) Im Mayızor, da er von ſeiner neuen Statt €) Coyer, a. d. 2604 u. f. S. 
halterſchaft Beſitz zu nehmen gieng. 
6) Cabat ſaget, er fen zu Ausbeſſerung feines 4) Labat ſaget, die drey andern Canoes wären 


Schadens genoͤthiget geweſen, ſich aus der Linie zu durch die Wellen derſchmettert worden. Marchais, 
ziehen, a. d. a15 Seite, 2 Band, a. d. 216 Seite, 


4 





— 


von Sierra Leona big Lope Gonſalbo. VI Buch IT Cap. 443 


Schuͤſſe. Der erſte gieng durch ihr Schiff durch und durch, und hätte beynahe einen por· 1702 
tugiefifchen — — verlegte einen Theil von des Admicals Tauwerke, Koyer. 
und befchädigte feinen geoßen Majt. Sie erwiederten den Gruß mit allem ihren Gefchüge, 5J— 
und feuerten auf eine rafende Art, welches die Sranzofen fo tapfer beantworteren, daß der 

dritte Schu vom Fort zwifchen die Verdecke eines von ihren Schiffen gieng, und des Steu⸗ 

ermanns dickes Bein zerfchmetterte, Die übrigen, befonders das Admiralfchiff 5), waren 

fo befchädige, daß fie fich kaum flott halten fonnten, und alle würden gefunken feyn, wo es 

den Franzofen nicht ſowohl an Munition als an Sebengmitteln gefehlt, da fie ihres Unter 

balts wegen ihre Kleider verfaufen mußten rc). 

Da fie aber nur noch zwey Faß Pulver übrig hatten, welches fie fir dienlich bielten, für Wird durch 
ihr Eleines Gewehr zu fpabten: fo mußten fie bald zu feuern aufhören, Indeſſen ängftig- Bienen, und 
ten die Holländer fie mit Armbeuftfchüffen, deren fie wohl eilfhundert, obwohl mit geringem 
Schaden des hölzernen Forts thaten. Um zwey Uhr des Nachmittags gieng etwas vor, 
das dem Anfehen nach der Belagerten Berderben hätte feyn Fönnen, aber doch ihre Rettung 
war. Im Fort, unweit der Capelle, hatten fie einen großen Bienenſtock, der durch einen 
Eanonenfhuß umgeworfen ward. Die Thierchen wurden über dieſe Störung an einem 
Bellen gelinden Tage fo zornig, da fie auf die Befagung dergeſtalt fielen, daß folche fich 
fortmachen mußte. Der Feind glaubte, fie verließen den Plag, und der holländifche Ge: 
neral befahl fogleich, daß fechs bemehrte Canoes funfzig Mann ans Sand fesen follten, 
Mittlerweile Fam die Befagung wieder durch eine Schießfcharte des Bollwerks nach dem 
Fluſſe zu, wo die Holländer fie nicht fehen Fonnten, zurück, 

Wie die Negern auf ihrer Seite die Holländer zu landen bereit fahen, liefen fie den der Negern 
Franzoſen melden, fie follten ſich weder ergeben, noch auf die Holländer feuern, um ihnen Tapferkeit 
nicht Schaden zu thun, und follten abwarten, wie fie felbige empfangen würden, Ver ⸗ gerettet, 
muthlich hatten fie einen Hinterhalt in dem Gebüfche, unweit des Ufers, wo fie die Hollän- 
der erwarteten, Gie ließen felbige geruhig ans Land fteigen; fobald aber felbige fortrücken 
wollten, fielen Namoke, Emond, und die übrigen, fo hitzig auf fie, daß fie bey dem erften 
Angriffe wihen; und ungeachtet fie von dem Feuer ihrer Schiffe unterftügt wurden, doch 
feiner von ihnen zurück Fam, die Zeitung zu überbringen. Die Megern nahmen ziveene 
große Canoes d) mit ihrer Ladung, Fahnen, Trummeln und Trompeten, und tödfeten alfe, 
die in ihre Hände fielen, bis auf zweene, welche fie als Gefangene mitbrachten, und neune, 
die von den Franzofen im Fort auf ihre dahin genommene Zuflucht Quartier erhielten. 

Die Negern hieben den Erfchlagenen Köpfe e), Süße und Hände ab, nachdem fie ih- 
nen erft das Fell abgezogen, ließen die verftümmelten $eichname der Flotte zum Anſchauen 
ausgefegt, und Fehrten im Triumphe zuruͤck. Der hollaͤndiſche General verlohr über eine 
fo unglückliche Unterneymung den Much, lichtete noch denfelben Tag, und fehrte nach el 

ing zuruͤck, da er hierben den Herrn de YJedeins, feinen Ingenieur f), verlohren, der 
die Völker anführte, auch etliche feiner bejten Leute eingebüpt hatte g), Diefer mistungene 
wi. Rer 2 Anfchlag 
e) Labat ſaget, die Negern hätten dieſe Köpfe g) Die Pariſer Zeitung vom 7ten Oetober 1703 

dem Könige gebracht, faget, fie hätten fünf und zwanzig Todte, darunter 
F) Er ward durch | & tthalter Pe en. N We we 
atthalter Eanoe elaffen. Siehe 3 / 

getoͤdtet. Be von Guinea, * 4306. —— 


44.977 Reifen nach Guinea und Benin, 


1702 
Boyer. 


Aniabas Un: 
dank 


Anſchlag war ihm deſto empfindlicher, weil er ſich des gluͤcklichen Erfolgs verſichert hielt, 
da ihn die Negern, wie mehr als zu wahr war, berichtet, daß es dem Fort an Vorrathe von 
Kriegs- und Lebensmitteln fehlte. \ 

Die Negern verlohten hierbey nur drey Mann, darunter des Königs A) ältefter Sohn 
war, dem der Schenfel von einer Canonenfugel weggenommen ward, woran er in drey Tas 
gen ftarb. Die Franzofen Famen nicht um ‚einen Mann, 


Herr Aniaba hatte vor diefem Zufalle den Herrn de la Vie fragen. laffen, ob er ihm. 


zu Hülfe kommen follte; der Starthalter ließ ihm melden, wenn er kaͤme, fo würde es eine 
Ehre für fie ſeyn; thaͤte er es nicht, fo würde er fich befehimpfen, weit er in Frankreich 
Völker commandirt haͤtte. Aber er fand für gut, fich drey Tage nicht fehen zu laffen, und 
atsdenn dem Statthalter feinen Gluͤckwunſch abzuftatten, ohne daß er ſich wegen feiner Ab⸗ 


weſenheit im geringften entfehuldigte, welche auch der andere nicht erwähnte #). 


und Betrug. 


Aus wechs⸗ 
lung der 
Gefangenen. 


Die Wahrheit zu geſtehen, ſaget Labat, nachdem er vierzehn Jahre in Frankreich aufs 
erzogen worden, und von dem Könige die größte Gütigfeit genoffen: fo Hatte er bey feiner 
Rückkehr nach Ißini auf einmal alle Empfindungen der Dankbarkeit vergeffen, und mit der 
franzöfifchen Kleidung auch alle Triebe der Ehre und Religion abgelegt, Die Mißionarien 
und der Statthalter, die ein befieres Vertrauen zu ihm gehabt, hatten ihm feine Veränderung 


oft, aber vergebens, vorgehalten. Man argwohnte auch, er unterhielt ein heimlich Ver— 


ſtaͤndniß mit den Holländern, und nähme bey Hofe öffentlich ihre Party, Wie feine 
Aufführung fo undanfbar war: fo gab der Ritter Damon die Gefchenfe, die er von dem 
Könige für ihn erhalten hatte, wenn er auf dem Throne feyn würde, dem Könige Akafini, 
deffen Bruder Namoke und Enkel Emond, die alle mehr als der Abtrünnige für Frank— 
reich geneigt zu feyn fehienen. Das übrige nahm er nach Frankreich wieder mit, befonders 


des Königs Bildniß mit Diamanten befegt, und Aniaba ward feinem Schickſale überlafen. 


Der Ritter des Marchais, der mit Aniaba wehl befannt war, ertheilte dem Herrn 
Labat von diefen Umftanden Nachricht. Nach deflelben Erzählung, ward er durch dem 
Hauptmann Compere, Führer eines Kaufmannsfhiffes, nach Frankreich gebracht, der ihm 
zu feinem Bedienten beftimme hatte ; aber einige Leute ftohlen ihn, die einen Vortheil Dabey 
hatten, daß fie ihn am Hofe und zu Paris füreinen Prinzen ausgaben. Der üngling ließ 
fich leicht bereden, eine für ihn fo vortheilhafte Perfon zu fpielen. Wie er fo auferzogen, und 
mit fo vieler Pracht nach Ißini geführt ward: fo wurde er durch feine Landesleute ausgeflei- 
det, die ihn nothigten, nach ihrer Art zu leben, Der Ritter war der Meynung, weil er 
Reuterey in Frankreich commandire hätte: fo follte ev Statthalter des Forts zu Ißini gewor- 
den feyn; aber die nachherige Aufführung zeigte, Daß er fich darinnen betrogen k). 

Der bolländifche General ſchrieb zweene Briefe an den franzöfifchen Befehlshaber. 
In dem erften, der zu Axim den 14ten des Wintermonats unterfchrieben war, den Tag 
nach feiner Flucht, bath er, die Gefangenen wohl zu halten, und wegen ihrer Auswechfelung 
ein Cartel aufzueichten. Wie aber diefe Briefe durch die Hände des Akafini kamen, Durch 
welche auch die Antworten gehen mußten, und die Negern ſehr argwoͤhniſch waren, daß die 
Sranzofen einen befondern Frieden mit den Holländern machen möchten; fü hielt man nicht 
für gut, ihnen dergleichen Gelegenheit zu geben; fondern weil die Befagung wegen der tes 

bensmittel 
) Cabat ſaget, der franzoͤſiſche Statthalter hätte und durch feinen Bruder Damofe feinen Gluͤck⸗ 


den König Akafini fuͤr den geſandten Beyſtand dan⸗ wunſch wegen des Sieges abſtatten laſſen . Mar⸗ 
fen laſſen, welches der König wohl aufgenommen, chais, am oben angef. Orte. 


ee Ye — 


don Sierra Leona Big Zope Gonfaloo, VII Buch IT Cap. 445 
ensmittel voͤllia in ik Gewalt ftund, ihnen die Abfaffung des Friedens und die Gefange- 1703’ 
nen völlig zu — ler man dem bolländifchen Generale nicht, welcher, Aoyer. 
ungeduldig ward, dem Akafini Gefandten fehickte, und nach vielem unnügen hin- und bers 
fenden, endlich einen Kaboſchir, in Dienften der Holländifchen Gefellfehaft, Namens Ro 
ganz mit Ketten und Platten von Golde beladen, abfchicfte, wegen der Loskaufung der 
Öefangenen mit voller Macht zu handeln, Ba 

Diefer trieb die Sache fo Flug, daß er nicht nur der Gefangenen Erledigung ohne Geld Vorwuͤrfe, 
erhielt; fondern auch den König Akafini zwang, zehn Bendes ‚ ober viertaufend Livres diedenfram 
an Golde, als eine Erfeßung für den Angriff, zu zahlen, womit er nebft den Gefange- zofen ge: 
nen den ızten Jenner im Sabre 1703 zurückkehrte, Die Franzofen hatten bey diefem Ber⸗ Macht wer 
gleiche nichts zu thun, welches fie von der Verbindlichkeit befreyte, die Gefangenen aus ig: ""- 
vom geringen Vorrathe zu unterhalten. Mit diefem Gefandten Fam Afamushu, Koͤni⸗ 
ginn von Ghiomray, unweit dem Borgebirge Apollonia, nach Aſſoko, welche die Franzofen 
fragte, wenn fie ihre Schiffe erwarteten? Sie antworteten, alle Tage; worauf fie verfegte, 
wenn die Franzoſen fo viel Ehre als Ehrbarfeit hätten: fo würde die ganze africanifche 
Küfte ihre feyn, aber es wäre ihre Art, viel zu verſprechen, und wenig zu halten, welches 
ihre Freunde hinderte, fich auf fie zu verlaffen, 

Wie P. Loyer feine Hoffnung einer Beyhuͤlfe aus Europa fab: fo begab er fich im goyer leidet 
März des Jahres 1703 auf eine elende portugiefifche Barke, welche Sklaven zu Faufen nach Schiffbruch. 
Ißini gekommen war. Diefes fehlecht verforgte Fahrzeug hatte das Unglüd, daß es fin= 
fen mußte, nachdem es etwa hundert und fünfzig Seemeilen gefegelt. Die Sklaven, und ein 
Theil des Volks, kamen um, und Loyer mit noch zehn andern entfam; neune davon waren 
Portugiefen, und der zehnte ein Sranzofe von Bayonne, Sie famen an Bord einer andern 
portugiefifchen Barfe, welche nad) St. Thomas unter der Linie gehen wollte, wo fie ſich 
ſechs Wochen aufhielten, unY von dannen nach der Bay Allerheiligen in Braſilien gelangten, 

Hoyer ward wegen deflen, was cr ausgeftanden, dafelbft von einer Gicht befalfen, die ihn 
ein Jahr lang im Bette behielt: aber durch die Beforgung des dafıgen franzöfifchen Confuls, 
Heren Derdois, und durch die Stärke feiner Natur, Fam er noch davon, und begab fich 
auf Setuval, ein Schiff, welches zu der brafilianifchen Flotte gehörte, die Don Antonio 
Saufa führte 2). 
Die Flotte beftund in vierzig Segeln, von denen fieben in einem Sturme vor dem Bor- Brafilifche 
gebirge St. Auguſtin verlohren giengen. Das Admiralſchiff befand ſich unter ihnen, wel- Schiffe find 
ches nur erft in Brafilien neuerbaut war, und den Pater Loyer hatte mitnehmen füllen, wnglüdlig, 
Es führte vierzig Stuͤcke und dreyhundert Mann, auch fechs und dreyßig Arobes Gold, 
jede zu fechs und dreyßig Pfund, welche des Königs Fünftheil von den Bergwerten zu St, 
aul, unweit Rio Öenerre m), waren. Setuval verlohr feinen großen Maft in dieſem 
Sturme, der drey Tage dauerte; aber nad) einer Seefahrt von Hundert und acht Tagen lang: 
ten fie zu Siffabon an, wo P. Loyer fich einige Monate aufbielt, ſowohl feine völlige Stärke 
wieder zu erhalten, als eine Gelegenheit nach Frankreich zu erwarten, weil der Krieg 
angegangen war, * 


—8— Da 


23 — ) Koyer,a,d 
Pa EEE — 2i7 u.ſ. S. 8 —28 ** 


416 Reiſen nach Guinea und Benin, 


. 1703 Da fein Warten vergebens war, fo erhielt er einen Paß von dem Könige von Portu⸗ 
Boyer. gall, zu Sande zu reifen, und gieng duch Loimbra, Aveyra, Porto und Viana. Er 
verließ Portugall, fegte bey Villa Nova über den Fluß Minho, und erreichte drey Mei⸗ 
len darunter das Bischum Tuy in Ballicien, Don dar gieng er nach Ponte Vedro 
und Compojtello, wo er bey dem Grabe des heiligen Jacobs feine Andacht hatte, Don 
dar reifete er nach Corogne ”), ſich nad) einem Schiffe umzufehen. 
Nachdem er ſich daſelbſt drey Wochen aufgehalten : fo gieng er auf ein Schiff, welches 
nad) Nantes gehörte, und von einen, Namens Lingart, geführt wurde. Sie fegelten 
den ıaten Julii 1706 ab, hatten aber kaum funfzehn Seemeilen zurück gelegt, als ihnen ein 
en da Schiff mit franzöfifchen Flaggen, das heimliche Handlung trieb, aufitieß, welches, fobald 
ya8 A fie fi) auf einen Schuß genähert hatten, nur holländische Flaggen aufſteckte, und ihnen 
Kandlung eine tage gab. 
treibt, Lingart lief voll Furcht nach dem Sande, wo fie anferten, da indeß jener unter beftän- 
digem Feuer ihn verfolgte, fich an feinen Bord zu legen. Die Franzofen feuerten ihres 
Theils fehr ſchwach, und Die Bootsleute bereiteten ſich mit allem, was fie Fonnten, fich ans 
LoyersSchiff fand zu retten. Zu gleicher Zeit traf eine tage von dem Gegner ihr Hintertheil, toͤdtete 
wird genom⸗ den Hauptmann Lingart, und vermundefe noch zwey oder drey gefährlich, worauf die uͤbri⸗ 
Ba, gen flohen, und der Gegner fich bereitete, fein Boot an Bord zu fenden. 


Mittlerweile ergriff Pater Loyer Die Gelegenheit, auf einem Fifcherboote, welches nach 
Barrez, einem Fleinen Flecken, etwa fünfzig Schritt vom Schiffe, gehörte, ſich fortzuma- 
chen, welches fich für wenig Piafter darboth, ihn wegzunehmen, ehe der Feind an Bord des 

Lonerent: Schiffes fam. In diefem Boote entrann Loyer mit einem Kaufmanne von Salmım, und 

rinnt ans deſſen Sohne, einem Knaben von funfzehn Fahren, und fam ans fand, ohne daß das Schiffs- 

Ufer, wolf es merkte. Das Boot wollte noch eine Ladung abhohlen, aber es war zu fpät. 
Hoyer und feine Gefährten, giengen in das Haus des Pfarrers zu St. Eſtevan de la Valle 
etwa eine und eine Vierthelmeile von dem Flecken Barrez, welcher fie gütig aufnahm, 
und drey Tage behielt 0). 

Hier mietheren fie eine offene Fiſcherbarke, fie nach St. Jean de Luz zu führen, tiefen 
aber große Gefahr, auf'dem Wege umzufommen, weil das Sahrzeug fein Verdeck hatte, 
und die See fehr hohl gieng. Sobald fie St. Sebaftian erreicht, verliefen fie es, und 

Zeitung von befchloffen, zu Lande zu gehen. Nachdem fie vier Tage zu St. Sebaftian geblieben, gien- 
feinem Ger gen fie durch Bayonne, Dar, Bourdeaut, Ponts und Zaintes, nah Rochefort, und 
huͤlfen. von dar nach Bochelle, wo Pater Loyer erfuhr, daß Pater Villard, ſein Mitgeſell, nach 
Frankreich zuruͤckgekommen, und daß eine Zeitung, als ob er todt waͤre, unter ſeinen 
Freunden ausgebreitet worden. Dieſes hatte einen Circularbrief ) vom Convent von Ren⸗ 
nes in Bretagne veranlaft, daß in allen Klöftern von der Provinz feine Obſequien follten 
gehalten werben. Bon Kochelle gieng er nad) feiner Geburtsftadt Rennes, und von 
dar nach den Waffern von Bawbon, mo er von ermähntem Villard, der damals Prior 


des 
») Corunna oder Groyne. von der Geſellſchaft verlaffen, und bey den Schwar⸗ 
0) Loyer a. d. 283 u. f. ©. zen beftändig mehr und mehr verhaßt gefehen, und 


/ care da fie alfo nichts mehr zu Handeln gehabt, fich im 
pP) Zn der Grundſchrift befindet fich der. Bvief. Junio 1704 nad) Frankreich zu Schifte Al 


9) Darbor meldet, die Franzoſen hätten fich zuvor aber ihre Facterey ber Erde gleich aa“ 


son Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VII Buch II Cap. 447 


des Convents yon Chamberrp in Savoyen war, Briefe erhielt, die ihn von dem Schit- 1703 
fale der Franzoſen, die er * rim verlaffen , benachrichtige, Boyer. 

Das Elend diefer armen Beſatzung ward nach Paters Loyers Abreife im Jahre 
1703 fehr groß, da es ihnen ganz an Lebensmitteln fehlte, außer was fie von den Negern 
erhielten. Endlich langten drey Kauffartbeyfchiffe an, nebft einem Kriegsfchiffe, welches 
der Hauptmann de Brosbois führte. Die See gieng an der Barre fo ſchrecklich, daß 
es acht Tage waͤhrte, ehe Herr Gerard, einer von der Beſatzung, an Bord kommen konn⸗ 
te, da er denn erfuhr, daß Herr Grosbois Verordnung hatte, ſie wegzubringen. Weil 
dieſer Hauptmann den Negern unhoͤflich begegnete, und ihnen nicht die gewöhnlichen Ge: 
fehenfe gab: fo ward der König fo misvergnügt, daß er verboth, es follten Feine Canoes an 
Bord gehen. Parifion, einer von der Befagung, wagte es, an Bord zu ſchwimmen, um dem 
Herrn de Brosbois das Unüberlegte in feiner Aufführung zu erkennen zu geben, und wie 
die Sranzofen Gefahr liefen, niedergemacht zu werden, wo er die Schwarzen aufbrächte; 
aber Brosbois war gegen alle Vorftellungen taub, und befchloß, fie follten mit nach Frank: 
veich zurückkehren, Pariſton gieng mit diefer Nachricht zuruͤck, und an eben dem Tage 
fhicte Herr Grosbois eine Flöffe, fie abzuhohlen,auf welchem Pater Villard nicht ohne 
Gefahr zu erfaufen, bloß in feinem Hemde, und mit dem Rofenfranze um den Hals ab- 
gieng. Er wollte feiner Kleider und der Kapelle wegen zurückkehren, welches aber der Das Fort 
Hauptmann nicht verftattete. Sieben erfoffen bey diefer Arc an Bord zu kommen. Alfo Mini wird 
ward das Fort den Negern überlaffen 4), die höchft zornig waren, daß Die Franzofen jo von den 
fortzogen, und ihnen weder Gefchenfe noch Waare brachten. Billard wolle fich zu Fort- — 
pflanzung des Glaubens zu Juda (oder Whidaw) aufhalten, welches aber der Haupt: "TI" 
mann nicht vermilligte r). 

Zu fernerm Vergnügen des Leſers, wollen wir hier aus andern Schriftftelfern einige Rernere 
Nachricht vom Aniaba oder Hannibal beyfügen. Der europäifche Mercure für das Nachricht 
Jahr 1701 zu Paris gedruckt, ftellet dieſen Betrüger unter dem Namen Ludwig Hannibal vom Aniaba. 
als König von Iſſini vor, und berichtet uns, er fey vom Biſchofe von Meaur getauft 
worden , und Ludwig XIIII, fein Pathe geweſen. Den a7ften des Hornungs hätte er das 
Abendmahl vom Eardinale von Noailles empfangen, und der beiligen Jungfrau ein Ge- 
mälde gewiedmet, deren Schuge er feinetänder unterworfen, und ein Gelübde gethan, bey 
feiner Rückkehr die Außerfte Mühe anzuwenden, daß feine Unterthanen den chriftlichen 
Glauben annähmen s). Er gieng den 24ften diefes Monats ab 2), fih in Port Louis 
zu Schiffe zu begeben, und ward von zwey big drey Kriegsfchiffen unter der Führung des 
Ritters Damon «) begleitet, 

Dieſer vorgegebene Prinz von Iſſini war der zweyte von der Art, der nach Frankreich 
gebracht worden‘; denn de Bennes, der im Jahre 1695 das Fort St. Jacob an der Gam- 
bra plünderte, hatte auch einen Prinz von Iſſini überzuführen, den er in diefem Fluſſe an 

ord eines franzöfifchen Freybeuters, der nach dem rothen Meere gehen follte, fegte, um 
nad) feinen Sändern gebracht zu werden, Aus 
Er will diefe Nachricht von einem Namens Por 5) Hieraus erhellet, daß er ein Betrüger war, 
—— — haben, der dabey gegenwaͤrtig ge: da er ſich für einen vegierenden Fürften ausgab. 
— * rbot 2 Band von Guinea auf 7) Bosman /der dieſe Nachricht anf der 420 S 

giebt, nennt den Monat nicht. 
r) Koper a, d. ag, f. S. u) Coyer nenne ihn Damon, 


48.0 Reiſen nach Guinea und Benin, 
1703 Aus diefen Begebenheiten erhellt, daß die Schwarzen, fo dumm fie auch zu feyn ſchei⸗ 
Koyer. nen, lütig genug waren, die Franzofen, die ſich ſoviel auf ihre Einfiche einbilden, zu berrügen, 


Deffen Het: Bosman giebt wegen der Abfunft des legten vermeyntlichen Prinzen von Iſſini 


kunft. oder Aſſini eine ganz andere Nachricht. Vor einigen Jahren, ſaget er, da die Franzofen 
- ſich alter Schwarzen, welche auf ihre Schiffe Famen, bemächtigten, und folche nach Welt: 
indien zu verkaufen pflegten, fanden fie bey befagtem Hannibal einen aufgewecktern Geift, 

als bey feinen Sandesleuten, und befchloflen, ſtatt ihn zu verfaufen, ihn nach Frankreich zu 

führen. Er gab ſich daſelbſt für ven Sohn und Fünftigen Erben des Königs von Iſſini 


aus, und brachte ſich bey Hofe in eine fo gute Meynung, daß ihm der König verfchievene - 


Eoftbare Geſchenke gab, und vorerwähntermaßen zurück ſchickte. Aber wie er dafelbft lan⸗ 
dete, fo ward entdeckt, daß er nur ein Sklave eines Raboſchir von Iſſini gewefen, zu dem 
er ſich bald nach feiner Anfunft wieder begab, und an ſtatt feine Unterthanen zu befehren, 
ſelbſt wieder ein Heide ward x), 


Der IV Abſchnitt. 


Graͤnzen von Iſſini. Luft und Witterung. Schön: Tyger. Zibetfage. Stachelſchweine. Allerley 
heit des Landes. Fluß Iſſini. Reihe von Klip⸗ Arten von Affen, Vögel, Wildvogelwerk. Huͤh⸗ 
pen auf ſelbigem. Sein langer Lauf. See und nervieh Fiſche. Schildfrste. Schlangen, -Ei- 
Eyland. Flecken. Boden und Früchte. Aſſa⸗ deren. Gewuͤrme und Inſekten. Fliegende Score 
huaya Frucht, Ikaquas. Kiromonts und Huͤlſen⸗ pionen. Bienen. Aigrisſtein. 
fruͤchte. Portulak. Wilde Thiere. Verwegner 


Graͤnzen von De Königreich Iſſini graͤnzet nordlich an die Rompss, die eine Art von Republik 
Iſſini. ausmachen, und ſuͤdlich an Ghiomroy oder dem Borgebirge Apollonia, und Edona, 
welches nur zehn Seemeilen von Aſſoko iſt. Suͤdwaͤrts ift die See, und weitwärts die 


Elfenbeinküfte, die von Menſchenfreſſern, Namens Quaquas, bewohnt wird. Laͤngſt dem 


VUfer halt es zehn oder zwölf Seemeilen, und ift von Süd nach Nord zwo oder drey See⸗ 
meilen breit Y). 
Luft und Ob es gleich unweit ber Linie im heißen Erdſtriche liege: fo ift es Doch weder fo heiß, 
Witterung. noch fo ungefund, als man in Europa geglaubt hat, und die Luft if das meifte Theil des 
Jahrs über rein und angenehm, Die bLiſt der Engländer, Holländer, u f f., bat fo eine 

übele Befchreibung davon gemacht, um die Franzoſen zu verhindern, daß fie fich nicht dahin 

fegen möchten. Wahr ifts, daß in der Regenzeit vom May zum Auguft, oft dicfe Nebel 


find, daß es gefährlich ift auszugehen, bis die Sonne felbige zerſtreut hat, aber die Nebel 


in Europa um die Herbftzeit find eben fo ungefund, Iſt man aber mit Speifen, die die 
Europäer gewohnt find, verfehen, und feget fi der Macheluft nicht aus: fo wird man && 


hier fo gefund finden, als in einem andern Weltcheile. Indeß iſt doch die Luft vom Octo⸗ 


ber bis mitten in den April fo heiß, und die Gewalt der Sonne fo unerträglich, daß es bier 


jenigen, welche aus fältern Gegenden kommen, kaum ausftehen fönnen, wo fie niche von 
befonders ftarfer Natur find: aber man kann fich bier fehonen, wenn man ſich im Schatten 
und Kühlen hält. Kurz, es find bier nicht fo viel Krankheiten zu befürchten, als in Eur J— 

Es iſt kaum ein Sand in der Welt, welches dem Auge ein ſchoͤners Ausſehen darbielhet. 


Je weiter man in Die weiten Ebenen, die mit ſchoͤnen Gebuͤſchen untermengt find, hinein 


— koͤmmt, 
x) Bosman ꝛter Band von Guinea a. d. 420 © 9) Koyer a. d. 3 u. f. ©. 


! 


von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VII Buch III Cap. 449 
koͤmmt, deſto mehr neue angenehme Vorſtellungen entdecket man, indem ſich immer von ei- 1751 
nem Page zum andern Wälder zeigen. Zu diefem koͤmmt ein fehöner Fluß, deffen Ufer Toyer 
ME großen Bäumen geziert find, die fo ordentlich wachſen, als ob fie gepflanzt waͤren 2), j 
Die Küfte von Iſſini iſt fo niedrig, daß fie in der Weite eine» Seemeile kaum würde Fluß Iſſini. 
kenntlich ſeyn, wo ſich die großen Bäume auf ihr nicht auf drey Seemeilen weit entdeckten. 
Sie wird durch einen von den fhönften Fluͤſſen in Africa gewaͤſſert, der durch und durch 
ſchiffbar ſeyn möchte, wenn die Einfahrt etwas bequemer wäre. Dieſes har vermuthlich 
verurfachet, daß er weder fo groß nech fo merkwuͤrdig in den Landkarten angedeutet iſt, als 
es doch wirklich ſeyn ſollte. Seine Muͤndung wird durch eine große Sandbank verfchloffen, 
die den Eingang auf diefer Seite verhindert, obwohl einige Negercanoes bey ſtiller See ſich 
daruͤber wagen, mit Schiffen in der Rheede zu handeln. Der Fluß iſt breit und tief, Sie: 
ben oder acht Seemeilen von feiner Mündung, wenn man binauf geht, gleicht er einer großen 
See faft ohne irgend einige Grängen. Toyer konnte kaum von der einen Seite das 
Ufer gegenüber entdecken, ob es wohl bergiche war. Diefe Hügel fchienen wie eine Dicke 
Wolfe, fo helle auch der Himmel war. "Er fah einen großen Felfen in der Mitte, den er 
vier bis fünf Seemeilen weit entfernet zu ſeyn vechnete, 
Die Negern erzaͤhlen, ſechs Tagreiſen hinauf wuͤrde der Fluß durch große Felſen auf Reihe vor 
gehalten, über die er mit einem wundernswürdigen Wafferfalle tiefe. Wenn fie bier weiter Klippen. 
tollen: ſo muͤſſen fie ihre Canves etwa einen Musfetenfchuß weit fehleppen, und alsdenn wie⸗ 
der in den Fluß laffen, der fernerhin durch und durch ſchiffbar iſt, und fih in unbekannte 
Lander erſtrecket. Einige von ihnen find bis nach Ababiniund Enzoko gefchifft. Das erfte 
iſt ihrem Vorgeben nach zehn Tagereifen, (wenigftens hundert Seemeilen ), und das andere 
dreyßig Stationen, (oder dreyhundert Seemeilen). Loyer fah zu Iſfini bey den Me- 
gern, die in diefen Gegenden gewefen waren, tuͤrkiſche Teppiche, und ſchoͤne Cartunftoffe, 
duch ſtreifigte blaue und rothe Seidenzeuge, die fie mitgebracht, und dorten ihrer Erzaͤh⸗ 
fung nach wirfen fehen, wie fie denn aud) große und fehöne Städte von Steine gefunden, 
Die Sache verdient unterfucht zu werden. 
Der Fluß ergießt fich, wie die Einwohner berichten, durch verfchiedene Mindungen in Sein langer 
die See, welche fie fich den Franzoſen zuzeigen erborhen; aber man kann fich nicht fehr auf Lauf. 
fie verlaſſen; denn wie fie wenig reifen , fo Eennen fie das Sand nicht über zehn oder zwölf 
Seemeilen um fih herum. Es iſt Schade, daß der Fluß nicht weiter hinauf entdeckt it; 
denn vermuthlich ift es ein Arm vom Mil oder Niger. Dem fey wie ihm wolfe, fo gehen 
die verfchiedenen Aerme zufammen, nachdem fie unweit des feanzöfifchen Forts, fieben ar- 
tige aber meift unbewohnte Inſeln gemacht, und ber Strom ift, wo er beym Sort vorbey 
fliege, ſehr ſchmahl; er ſcheint dafelbft nicht breiter, als die Seine, und fällt eine Seemeile 
weit unter dem Hort in die See a), v » 
In Abſicht auf diefen Fluß, wollen wir einige Umftände aus dem Ritter des Mar⸗ 
hais Hinzufügen. | Diefer Schriftfteller, wwelcher im Jahre 1724 bier gewefen, faget, er 
ſey für große Barken, fechzig Seemeilen hinauf ſchiffbar. Wenn man einmal darinnen ift: 
d Finder man das Waſſer ruhig und ſtille. Acht Meilen von feiner Mündung macher-er Teich uns 
einen Teich, ſechs bis fieben Seemeilen breit 2), und eben fo Tang, in deſſen Mitten eine Inſel. 
Inſel iſt, und deſſen Seiten überall ſteil und felſicht find, fo: daß er in der Weite wie ein 
Öder Felſen ausfiche Wenn man aberdaran landet: fo findet man einen fetten und frucht⸗ 
u e baren 
2) Royer a. d. STUfBS, a) Ebendaf. ad. 185 u. f. S. 5) Koyer nennt ihn eine Eleine See, 
Allgem, Reiſebeſche Hand. li 


30 0000 Neifen nach Guinea und Benin, 


701 baren Boden, mit fhönem Grafe und Bäumen von mancherley Art bewachfen, Eine Eos 
Loyer. lonie würde hier fehr ficher feyn; denn der Platz ift von der Natur befeftige. Don hier find 
—— fünfzig Seemeilen bis zu der großen Reihe Klippen, Die den Fluß verfihliegen. Der Waf 
ſerfall ift da ſehr fteil, und fieht fhön aus, man kann auch Das Geräufche davon auf viele 
Meilen hören. Die Schwarzen haben an beyden Seiten des Felfen Hoͤhlungen ausgehauen, - 
wodurch fie ihre Canoes fhleppen, und wieder ins Waffer laflen; denn fie fagen, fie fönn- 
ten drehßig Tage den Fluß ohne einige Hinderniß hinauffegeln. ft diefes wahr, wie man 
Urfache bat, zu glauben, (faget dev Ritter, oder fein Herausgeber Labat), und ift der Lauf 
des Fluffes manchmal Nord, oder Nordoſt, oder Nordweſt: fo muß er febr nahe an den 
Niger fommen, und vielleicht ein Arm deffelben feyn , wie ſich unlängft ein Reiſender c) 
vorgeftelle hat d). 

Flecken. Das Königreich Ißini hat etwa zwölf Stecken längft der Küfte, oder auf den Eylan⸗ 
den, die der Fluß machet. Die Hauptftabe ift Aſſoko, welche auf einer Inſel eben dieſes 
Namens liegt, die vom Fluffe andertHalbe Seemeilen von der See gemacht wird. Es find 
zweyhundert Hütten darinnen, und etwan taufend oder zwölfhundert Einwohner. Es hat 
nur zweene Seehäfen, naͤmlich Taquefhue und Bangayo; an dem erften hält ſich der bes 

rühmte Kabofchir, Namens Emond, auf. 

Das Königreich) Aboſſam liegt nur zehn Seemeilen von Taquefhue, und es find 
außerdem noch verfchiedene Eleine Herrſchaften, oder eigentlich Dörfer, mo die Reichften 
über die andern herrſchen. Jedes von diefen Völkern hat ein Oberhaupt, das fie Haupt: 
mann nennen ; aber feit ihrer Handlung mit den Europäern, und feitdem einige in Europa 
geweſen find, haben fie ſich Könige genannt, obwohl ihre Herrſchaften kaum viertaufend 
Perfonen enthalten können. So kann Ißini auf den Nothfall Faum zweytaufend Mann 
mie den Sklaven flellen e). 

Boden und Der Boden von int it, wie der meifte auf der Gofdfüfte, weißer trockner San, 
Zruͤchte. und fuͤr die Keifenden fehr unbequem. Er traͤgt nur wenig Gras fir großes Vieh, mel: 
ches hier wohl fortfommen würde, wenn die Seute nicht zu nachläßig wären, dergleichen zu 
ziehen. Aber fie wollen lieber verhungern, als fich für Arbeit Ueberfluß erfaufen. Cinige 
naffe Stuͤcke Exbreich geben Bananas, und das ift ihr vornehmfter Unterhalt, Big: 
weilen reinigen fie ein Stück Erdreic) durch Wegbrennen, und füen ein wenig Reiß, Hirfe 
oder fpanifchen Weizen f) darauf. Der Boden ift in den Inſeln, die der Fluß macht, beffer, 
und der Grund giebt dafelbft Dams, Potatoes,, Feigen, Cocos, Ananas, Palmbäaume, Ko: 
208, Papas, und verfchiedene andere Früchte. Zuckerrohr wächft Hier vortrefflih. Loyer 
fah einiges, welches aus dem Sande der Rompas gefommen, und erftaunlich groß war. 
Baumwolle und Toback würden hier auch gut fortfommen, wenn fie gewartet würden, da 
man fie ſchon wild von guter Art antrifft. Manighetta oder guineifcher Pfeffer könnte hier 
gleichfals mit Bortheile gepflanzet werden. 
Aſſahnaye⸗ Sie haben eine kleine rothe Frucht, Namens Aſſahuaye, welche fo groß als eine mit- 
frucht. telmaͤßige Pflaume iſt. Es giebt auch noch eine kleinere Art, nicht groͤßer, als das letzte 


> Ölied 
e) Diefer Keifende it Loyer. & 5) Je * am — der See das Land hinauf 
d i 6 .f S. koͤmmt, deſto befſer wird der Boden, wie aus den 
eng ET großen Bäumen und den gruͤnen Gewächfen auf 


der Erde’ erfebeint. Die niedrinen Gegenden find 
e) Loyer a. d. 183 uf. S. waſſerreich, und die Inſeln im Fluſſe fruchtbar. Abher 
die 


don Sierra Leona bis Lope Gonfafoo. VII Buch II Cap. 451 
Glied yon einem Finger, die faft nichts als Haut iſt, und ungeſchmackt und weichlich ſchmecket: 170: 
fie hat aber die Eigenfchaft, daß, wenn man nur eine von dergleichen genoffen, bie faureften Zoyer. 
Deangen oder Citronen, und der fehärfite Epig, tie Confect und Syrup ſchmecken. Dar 
at verſuchte dieſes zu verfehiedenen malen mit Erſtaunen, und glaubet, viefe Frucht Eönnre 
diefer alfalifchen Eigenfchaft wegen von großem Nußen in der Arzneyfunft ſeyn. 

Die Wälder find voll von mancherley Arten Eleiner Srüchte, von denen die meiften ei- Ikaquas. 
nen wuͤrzhaften Geſchmack und Geruch haben, verſchiedene andere aber ohne Geſchmack 
find, Eine andere Art, Ikaquas g) genannt, gleiche der europäifchen Pflaume ; fie hat 
aber nur eine Haut über den Stein gezogen. Der Stein ift nicht fehr hart, und enthält 
einen Kern in ſich, der geröfter gut zu effen, fonft aber bitter it. Diefe Bäume wachfen 
Häufig, und fragen Ikaquas von allerley Farben. Sie kriechen gemeiniglich auf dem Grunde 
bin, obwohl einige Huch wachſen. 

Außer den Orangen und Citronen giebt es hier von den Sranzofen fogenannte Aepfel, 
die zwar dergleichen Geftalt haben, aber fo wenig den Geſchmack, als der Baum die Ges 
ftalt des Apfelbaumes zeigen. Die Frucht ift rund, und groß wie eine Mannsfauft, mit 
einem Steine von der Größe eines Eyes. Wenn fie gut ſeyn ſollen: fo müffen fie fo reif 
als Mifpeln werden. Einige hungrige Negern effen fie, aber meifteng dienen fie den Affen 
und Elephanten zur Speife, die im Herbft- und Wintermonate, welches ihre Zeit ift, hau⸗ 
fenweife fommen, fie zu verzehren. Ueberhaupt find ihre Früchte Bier nicht viel werth. 

An der Erde wachſen auch Jiromonts, welches eine Art von Kuͤrbiſſen iſt, die man Jiromonts 
aber nicht fo gar häufig anrifft, weit die Schwarzen zu nachläßig find, fie zu pflanzen, Es Und Huͤlſen⸗ 
giebt auch zwo Arten von Grbfen, von denen eine unter der Erde wählt. Diefe Arc treipe kruͤchte. 
einen Stengel einen halben Fuß hoch, mit zwanzig oder dreyßig Blättern, Die drey und drey 
zuſammen an einem langen Stengel wachſen. Die Wurzeln breiten ſich in verfchiedene Aeſte 
aus, welche Eleine Hülfen von der Geffalt und Farbe der Piftazien haben, und jede Hülfe 
enthält eine oder zwo Erbfen, wie die Wolfsbohnen. Diefe Art wächft erftaunlich,, und 
ijt gekocht fehr gut. 

Die andere Art gleicht an Blättern und Frucht den franzöfifchen Bohnen, nur daß fie 
von viel beſſerm Geſchmacke ift. Ihre Hülfe gleicht der Hülfe von der Felderbſe; fie kann 
aber nicht gegeſſen werden. Sie wachſen das ganze Jahr durch: ihre vornehmſte Zeit aber 
iſt der Herbſt und Weinmonat. Sie vermehren ſich hundertfältig. Wollten die Schwar⸗ 
zen fie bauen: fo würden fie zulaͤnglich das Jahr hindurch ſich behelfen Tonnen; aber fie 
find mit dem zufrieden, was wild wächft, - | 

Purzelkraut oder Portulafe wächft hier gleichfalls wild, wie auch ein ander Kraut, Namens Burzet- 
Eppa, welchesan Blättern und Geſchmacke dem Saurampfer gleicht. Die Schwarzen eſſen kraut. 
8, und brauchen es als eine Brühe mit Fiſchen und Palmöle, Sie bauen auch eine Pflanze, 

Kakos genannt, bie bey den Sranzofen in America Caribbe Cabbage beißt. Das faub 
iſt groß ynd herzformig, die Wurzeln find ſtark, und ſchmecken beißend. Sie brauchen diefe 

s tlla ' Wurzel 
die Ißineſen gehen nicht gern die Mühe, ein Feigen und Cocosnuͤſſen, auch Palmweine, wele 
lg 30 Fe Mader vertan ſich auf ihre Nach- ibnen feine Muͤhe Eoftet. Auch geben fie a 


Sollten diefe ihnen zweene Tage ten die Mühe, zu fiihen. &, Marchais I Band 
lang Lebensmittef vor . ji 
noch entfiehen, &n enthalten: fo wuͤrde Hungers⸗ a. d- 196. n. f. ©, 


vergnuͤgen. ſich mit Bananıy, ) Im Franzoͤſiſchen: Neaquas. Loyer. 


' 


452 Keifen nach Guinea und Benin, mo 9m. 


1701 Wurzel ftatt der Name, ob fie gleich nicht gut ſchmecket, und werfen die Blätter weg, die 


KLoxyer. 


Wilde 
Thiere. 


doch gekocht gut ſind. Papayen, eine Art wohlſchmeckender Melonen, ſind hier gemein, 
und wachſen auf dem Gipfel eines Baumes, Ihre Samkoͤrner ſchmecken wie Pfeffer. Die 
Frucht wird noch geün bey den Franzofen zur Suppe gebraucht bh). ‘ 
Die Wälder geben einer großen Menge von Thieren ihren Aufenthalt, für deren einige 
die Schwarzen.feine Namen haben. Das vornehmite iſt der Elephant, den die Schwar⸗ 


zen der Zähne und des Fleiſches wegen tödten. Mit den Ohren überziehen fie ihre Trums 


Kühner 
Tyger. 


meln, haben aber feinen Begriff davon, wie er zu zaͤhmen iſt, ob er ihnen wohl dadurch 
ſehr nüßlich werden koͤnnte. Die Wälder find voll wilder Schfen, Hirfhe, Ziegen und an- 
dern Wildpräts, welches noch viel zahlreicher feyn würde, wenn die Löwen, Tyger, Panther 
und andere Naubthiere es nicht aufrieben. Dieſe find in folcher Menge dafelbft anzutref- 


fen, daß die Schwarzen die ganze Nacht durch Feuer halten müffen, um fie von ihren 


Hütten abzuſchrecken. 

Einige Zeit vor Loyers Ankunft verzehrten fie einen Schwarzen am helfen Tage, 
Weiler dawar: ſo kam ein Tyger durch das Dach in ein Hau. von Aſſoko, und toͤdtete dem 
Könige Akafıni acht Schafe. Auch waren die Sranzofen in ihrem Sort nicht ficher ; denn 
den zten März im Jahre 1702, um eilf Uhr in der Nacht, führte ein Tyger eine Hündinn 
weg / die fie zu Bewachung des Plages hielten. Den ızten um eben die Zeit Fam er wie- 


der, fprang über die Palifaden, die doch zehn Fuß hoch waren, toͤdtete zwey Schafe und ' 


einen Widder, der fich eine Zeitlang mit feinen Hörnern trefflich vertheidigte; wie der Ty⸗ 


Zibethkatzen 
und Stachel⸗ 
ſchweine. 


Schafe und 
Ochſen. 


ger aber merkte, daß die Leute im Forte Laͤrm machten: ſo begab er ſich auf den Rückweg. 
Einige Stunden darauf Fam er durch das Bollwerk unweit der See wieder, griff Die Schild⸗ 


wache an, die gewaltig erſchrack, und durch ihr Geſchrey Die Befagung zu Hülfe rief; die 


Beſtie aber kam fort. 


Zieberhkagen find hier gar gemein. Die Franzofen machten einige ganz jahm. Gie 


haben das Gefchrey und alle übrigen Eigenſchaften einer zahmen Katze, und freflen Ratten 
und Mäufe. Man kennet dieDerter, wo fie fich aufhalten, an dem Muskusgeruche; denn 
fie reiben fih an den Bäumen, und laflen etwas von Der föftlichen Waare daran, welches 
die Schwarzen fammlen, und an bie Europäer verfaufen. Es find auch viele Stachel: 
ſchweine hier, deren Fleifch fehr wohl fehmedet; Aguties, eine Art von Hafen, und Aſſo⸗ 


mongtlie, die einer Rage gleichen, aber Rattenkoͤpfe haben, und auf dem Leibe fehön gefleckt 
find, wie die Tyger. Die Schwarzen fagen, diefes Thier toͤdte den Tyger, wo es ihn 


nur antreffe. 
Die Flüffe find voller Ottern und anderer Thiere, die im Waſſer und auf dem Sande 


teben, mit fehönen Fellen und gut zueffen. Die Schwarzen ziehen auch Hunde und Kar 


gen, welche fie Agheromowe nennen; fie verfaufen foldhe auf dem Marfte, und lachten, 
daß die Franzofen einen Ekel davor bezeugten 7). 


Es giebt auch hier vortrefflihe Schafe, ohne Wolle, mit glatten Fellen, das Fleiſch aber 


ift viel beffer, als das franzöfifche Schöpfenfleifch. Sie Haben auf einmal zwey Laͤmmer, 
und tragen fünf Monate. Ihre Ziegen find nur Efeiner, als bie franzöfifchen. Die wil- 


«den Thiere haben faft alle Schweine, welche die Europäer hier gelaffen, aufgerieben, weil 
ſich die Schwarzen nichts darum bekuͤnmert. Sie brauchen ihre zahmen Kühe eben | 


wenig, 
5) Boyer 0. d. 189 u f. ©. 


— — rt 
* — — 


% 
en} 


von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VI Buch III Cap. 453 

wenig, weil fie folche nicht zu melfen wiffen; und wenn es ihnen einfälle, fo fehlachten fie 170 
dann und warn eine zum Eſſen. j =, Keyer. 
+ Affen von allen Arten und Größen find im Ueberfluffe bier... Die fhönfte Are ift klein, Affen. 
und beißen Sagowins. Sie find nicht größer, als eines Mannes Fauft. Einige find ſchwarz 
auf dem Kücken, mit weißen Bäuchen und langen Bärten, andere grau, ohne Haare im Ge: 
fichte und an den Händen, und ſo groß, wie ein mittelmäßiger Hund. Andere find fehr groß 
und wild, und flreiten mit den Schwarzen, mo fie angegriffen werden. Die Einwohner 
beißen fie wilde Leute, Die aus Furcht zu arbeiten nicht reden wollen. Cie bauen Hütten 
in den Wäldern, und geben ſchaarenweiſe aus, die Schwarzen zu plündern, 

Im Jenner des Jahres 1702 ſchoß der Bootsmann aus dem Fort, welcher ein Jaͤger 
war, einen davon, und bekam ihn. Die andern wollten deſſen Tod rächen, und ſchrien, 
marfen den Mann mit Steinen und Korb, daf er verfehiedene male feuern mußte, um fie 
abzutreiben. Endlich brachte er feinen Gefangenen nach dem Forte, mit einem ftarfen 
"Seile gebunden. Die erften vierzehn Tage ließ er nicht mit ſich umgehen, fondern biß und 
rofte. Er befam aber alle Tage eine gute Tracht Schläge, und nicht viel zu freffen. Da— 
durch ward er bald zahm, daß er einen Buͤckling machen, die Hand füffen, und taufend an 
dere luftige Streiche lernte. In zwweenen bis dreyen Monaten ließen fie ihn frey herumgehen, 
und er verließ das Fort nicht. * 

Die Voͤgel hier ſind nicht leicht zu beſchreiben. Die Waͤlder ſind voller Pintados Voͤgel. 
oder guineiſcher Hühner, Faſanen und Rebhuͤhner. Die kleinen find wie die unſerigen. Tur- 
teltauben findet man alle Fahre, befonders im April, May und Brachmonate, da die Saat 
veif ift, um welche Zeit man unzählige Haufen derfelben ſieht. Schwarze und weiße Adfer 
find hier gut zu effen. Auch giebt es Seelerchen, Gouaillians, Meeven und Waldhuͤh⸗ 
ner, welche von den franzöfifchen zwar unterſchieden, aber doch vortrefflich ſind. Enten, 

Reiher und Falken ſind die Menge da. Die Schwarzen brachten dem Loyer einen Tag 

einen Vogel, den fie getödtet hatten, der fo groß als ein Lamm war. Die Sranzofen brie: 

ten ihn, und fanden ihn fehr gut zu eflen. Große graue Papageye find hier gemein, ſowohl i 
als Droßeln, Wachteln und dergleichen. Vom Weinmonate bis in den März giebt es 
häufige Schtwalben hier, die anderswo hecken. ‘ 

Es befinden fic) auch noch andere artige Vögel hier, die etwas größer, als ein Hänfling, Wilde Bäger. 
und fo weiß mie Mabafter find, mit einem rothen fhwarzgefprenfelten Schwanze. - Sie 
machen die Wälder mit ihrem Gefange fehr angenehm. Die Sperlinge find roͤther, als 
- die europäifchen, und ſehr gemein. Die Hühner, welche fie Amoniken nennen, find hier Huͤhnervieh. 
Eleiner, als in Frankreich ; aber ihr Fleiſch ift zarten, weißer, und von befferem Geſchmacke. 
Wollten ſich die Schwarzen nur einigermaßen bemühen: fo koͤnnten fie viel mehreres Huͤh⸗ 
nervieh erhalten, in Betrachtung der Wärme des Landes und des Leberfluffes an Geſa⸗ 
me. König Akafini, und fein Brüder Yamoke, haben einige aus Europa gebrachte tür- 
kiſche Hühner, welche ſich hier wunderfam vermehret, wie auch Gänfe und Tauben, Diefe 
letztern Haben ſich fo vermehret, daß das Land von ihnen voll ift. Ä 

Die See und der Fluß Ißini find voll Fiſche; die vornehmſten find Hayen, Meer: Fiſche. 
ſchweine, Becunes, Dorados, Bonattas, Carcouades, Mullets Sardellen, Chabris, Dorn- 

5 | til rüden, 
oyer a. d· 209 uf; ©. i 


— 


Boyer. 
Schildkroͤte. 


454 Reifen nach Guinea und Benin, 


rien, Schollen, und ſehr große See» und Flußhechte, Aale, Häringe, Pilhards, Seihes, 


Moons, Palourdes, Weißfiſche, Muſcheln, und Auſtern von außerordentlicher Groͤße. 


Vom Herbſtmonate bis in den Jenner kommen Seeſchildkroͤten an dieſer Kuͤſte zu fiee 
gen, da alsdenn die ſtuͤrmiſche Zeit iſt. Man findet ihre Eyer vermittelſt ihrer Spuren im 
Sande; eine leget hundert und fünfzig oder zweyhundert auf einmal. Sie find rund, und 
fo groß, als Hühnereyer, aber mit einer weichen Haut ftatt einer Schale bedeckt. Cie find 


nicht angenehm, und haben einen feltfamen Geſchmack, find aber doch beſſer, als die Fluß- 


Schhangen. 


Eyderen. 


Gewürme 
und In⸗ 


festen. 


Fliegende 
Scorpionen. 


Bienen. 


Aigrisſtein. 


ſchildkroͤen, die man hier findet. Man trifft auch) Seefälber und Caymans an. Die 
legtern find Rrocodile oder große Waffereyderen, die aber, wenn fie fih auf dem Sande bes 
finden, anftatt die Leute, wie in America, anzufallen, vor ihnen ins Waſſer laufen, 


Schlangen giebt es hier von folcher Größe, daß fie einen ganzen Menfchen verfchlingen, 
wenn fie ihn ſchlafend antreffen; denn fie bewegen fich zu langfam, als daß fie ihn befommen 
Fönnten, wenn er auf feiner Hut iſt. Die Schwarzen, welche diefer Schlangen und der 
wilden Thiere wegen. allezeit bewaffnet gehen, tödten fie leicht, und halten ihr Fleiſch für 
befondere Leckerbiſſen. 

Eyderen von zwanzig oder dreyßig Pfund find gut zu eſſen. Im Wintermonate des 1702 
Jahres brachte Loyer eine nach dem Zort, die er mit einem Stocke an dem Fluffe getödtet 
haste, die ihnen bey ihrem Elende eine große Huͤlfe war. 

Auch ift das Land von Gewuͤrme und anderm Ungeziefer nicht frey. Ratten und Mäufe 
find Haufenweife Hier. Die Graspferde machen auf dem Felde, und felbft auf den Dä- 
chern der Häufer ein folches beftändiges Getoͤſe das ganze Jahr hindurch, daß man faum hoͤ⸗ 
ven kann, was geredet wird. Diefes, nebft den Heuſchrecken, und Crickets M und Mücken 
oder Musquitos, die einem mit ihren Stacheln weder Tag noch Nacht Kuhe laffen, ift ger 
nug, die größte Geduld auf die Probe zu fegen, befonders wenn noch die Taufendfüße dazu 
kommen, deren Stiche eine fehmerzliche Entzündung vier und zwanzig Stunden lang Yen 
urfachen. Es giebt auch eine große Menge baarichter Spinnen, fo groß als Eyer, die 
überall nifteln, auch) fliegende Scorpionen, deren Biß eödelich iſt. Ferner Morten, War 


sen, fliegende und Friechende Ameifen, bie alles, man mag es auch noch fo ſehr in Acht neh⸗ 


men, als Papier, feimvand, Bücher, Waaren und Zeuge zerftören. 


Das Sand ift voll Dienen, die ein vortreffliches Wachs, und ungemein weißen Honig 
machen. Den gten April im Fahre 1702 feste ſich ein Schwarm in dem franzöfifchen Fort 


in ein leeres Pulverfaß, das fie bald mit Wachs und Honig füllten, und andere Schwärme 
abgaben, die fich, wo fie recht wären gewartet worden, ungemein vermehrt haben würden 2), 


Der Aigrisſtein, welcher Hier gefunden und für Geld gebraucht wird m), ſcheint der 


blaue Koral zu ſeyn, von dem wir, wenn wir auf Benin kommen, Nachricht geben wollen, 


- 


) Grillen. m) Loyer, a. d. 209 u. f. S. ») Ebendaſ. a.d us S. 


> 


De 





* 


von Sierra Leona bis Lope Gonfaloo. VB IT Cap. 455. 


Der VAbſchnitt. — 
Die Veteres und Kompasſchwarzen. — ⸗ 


Staatsber aͤnderung im Ißini. Eine andere im und Schlingen. Treiben een großen Handel 
Jahre 1670, Efieps durch die Ißineſen vertrie- wit Fiſchen. Kompasſchwarze. Vergleichung 
ben, Die Veteres. Ihre Sitten und Regie- der Veteres und Ißineſen. 
rungsart. Aigrisſtein. Sie fiſchen mit Nehen 


Da⸗ Königreich Ißini, welches vormals unter dem Namen Albini bekannt war, wird Staatsver⸗ 
von zweyerley Voͤlkern, den Ißineſen und Veteres bewohnt. Die letztern waren aͤnderung in 
die eigentlichen Landeslinder, und ihr Name bedeutet Stußfifcher. Sie fagen, die Ißini. 
Eſteps, ein Bolf, welches in der Nachbarfchaft von dem Borgebirge Apollonia wohnet, 
deren König Fay geheigen, wären durch die Seute von Arim über dem Borgebirge, etwa 
vor fechzig oder fiebenzig Jahren, fo beunruhigt worden, daß fie ihr Sand verlaffen, und nad) 
Aßini geflüchtet, welcher Ort den Veteres gehoͤret. Diefelben hätten fich jener ihres Elen⸗ 
des erbarmet, fie gütig aufgenommen, ihnen Sänder zu bauen verſtattet, und fie als ihre 
Sandesleute angefehen. Auf dieſe Au haͤtten fie einige Jahre in gutem Verſtaͤndniſſe ge— \ 
lebt, bis die Eſteps, welche von Natur unruhig waren, ſich durch die Handlung mit den 
uropaͤern bereichert, und darauf ihre alten Wohlthaͤter zu verachten und zu unterdrücken 
angefangen, auch ihre Tyranney fo weit getrieben, daf die Detereg die Guͤtigkeit, welche fie 
ihnen erzeigt, zu gereuen anfing. Endlich verlohren fie alle Geduld, und befchleffen, dieſe 
undanfbaren Gaͤſte auszutreiben. Es war nicht fo gar leicht, diefes zu thum, Die Efieps 
waren, vermittelt des Handels mit den Europäern, fehr wohl mit Feuergewehre verfehen, 
welches gegentheils den Beteres unbekannt, und folglich ſehr furchtbar war. Sie waren 
alfo genöthiget, auszuhalten, und erwarteten mit Ungeduld eine Gelegenheit, ſich zu befreyen, 
welche fich endlich im Jahre 1670 darboth. er 
In diefem Jahre Friegte eine Negernation, Oſchin genannt, welche in einem Sande, Eine andere 
Namens JBini, zehn Seemeilen unter dem Vorgebirge Apollonia, wohnte, mit dem Volke im 3.1670. 
Ghiomo oder Ghiomray genannt, welches das Borgebirge bewohnte, Nach verfchie- 
denen von den Ißineſen verlohrnen Schlachten, befchtoffen felbige, fih aus ihrem Sande wo 
anders hin zu begeben. In diefer Abficht warfen fie die Augen auf die Veteres, Gie 
mußten, wie gütig diefelben die Efieps aufgenommen hatten, die ſich vollkommen in eben 
dergleichen Umjtänden befunden. Zum Gluͤcke erinnerten ſie ſich, daß eng, ihr König, von 
der Zamilie der Aumowans 2) war, welcher dem Könige der Veteres angehörte, und glaube 
ten, fie Fönnten nicht beffer thun, als daß fie ſich zu felbigen begäben, befonders da fie Sand 
genug überley hatten, und ihren Schuß ihnen nicht verfagen würden, den fie Furz zuvor eis 
nem Volke, das fie gar nichts angienge, geftattet hatten. Die Veteres hielten dieß für 
ENE gute Gelegenheit, fich an ihren alten Gaͤſten, die für fie zu ſtark waren, wegen des an 
gethanen Unrechts zu rächen, nahmen die Ißineſen mit Freuden auf, raͤumten ihnen Sand 
„ RUND entdeckten ihnen ihre Klagen. | 
Die Ißineſen, um fi) ihnen gefällig zu machen, verſprachen ihnen Huͤlfe, worauf fih Die Eftepe 
die Veteres verließen, und die Efieps anfingen, verächrlich anzufehen, Darans eutfkunden — 
bald krieben 


0) Im drangoͤſiſchen Aumouans. 


6% I Meifen nach Guinea und Benin, 
70: bald Uneinigkeiten, Die in einen offenbaren Krieg ausbrachen. Die Veteres gewannen darin⸗ 
Coyer. nen, durch Hülfe ihrer neuen Freunde, verſchiedene Vortheile; und weil die Ißineſen mit 
Feuergewehre verfehen, und von den Beteres unterftügt waren! fo mußten die Efieps nad 
verjchiedenen Niederlagen ſich ihrer eigenen Sicherheit wegen aus dem Sande machen, und 


nach) einem unbewohnten 


Diage auf der Zahn⸗ oder Duaquaküfte ziehen, unmeit dem Fluſſe 


St. Andre weitwärts, mo fie ſich noch jetzo aufhalten, obwohl die Ißineſen, ihre unverſoͤhn⸗ 


lichen Feinde, fie fehr oft 


anfallen, und nie ohne Beute zurückkehren. 


worden de Der Plas alſo, der anfänglich den Veteres gehöret, und nachgehends von den Efieps 

wefen. eingenommen, und Ashini, wie der Fluß dabey, genannt worden, geböret jego den. Ißineſen, 
welche die ſtaͤrkſten waren, und hat von der Zeit an feinen Namen verändert, und ift von 
ihnen Ißini genannt worden. Ihr erftes Land, welches jetzo zum Unterfihiede groß Ißini 
heißt, liege zehn Seemeilen davon unbewohnt. 

Daher koͤmmt es, daß tandfarten, die vielleicht vor diefer Veränderung gemacht wor- 
den, Ißini an feinem jesigen Hrte nicht zeigen. Der Fluß Ashini hatte eben dieß Schick— 
fal ; und ob er wohl feinen Namen im Sande ver Veteres behielt, fo Heißt Doch Die Mündung 
don den neuen Befigern Ißini d). Die Ißineſen wurden im Befige der Seefüfte gelaflen, 


welches ihnen ein großer 


Vortheil, und der Veteres Berderben war; denn jene bereichern 


fich, indem fie Waaren von den Europäern Faufen, und an Die Veteres theuer verhandeln. 
Die Veteres; Die Bereres Haben Feine Befchäfftigung und feinen andern Reichthum, als die Fiſche⸗ 


ihre Sitten rey im Fluſſe Ißini, der fo fifchreich ift, und wobey fie fo viel Geſchicklichkeit befisen, daß 


es faſt unglaublich ift. Sie leben unter den, Ißineſen untermengt c), nur daß ihre Huͤt— 
ten auf Pfoften in den Fluß gebaut find, da der Ißineſen ihre auf. dem Sande ftehen. Der 
Fluß ift in der That ihre Bormaner, Dadurch fie vor jeder Nation, Die Feine guten Schiff⸗ 
leute hat, verſichert wird. Auf der andern Seite haben die Ißineſen zu Sande die Ober- 
Hand, und find beſſere Soldaten, als die Veteres. Sie unterfcheiden ſich auch auf andere 
Iren, Die Ißineſen tragen ihr Haar lang, in Ringeln auf ihren Schultern, da die Bes 


teres es kurz tragen, und 
Grafe oder Baumrinden, 


ſich oft den Kopf abſcheeren. Die Veteres haben Pagnes von 
md die Ißineſen von Baumwolle oder europäifchen Zeugen, Det 


Saͤbel der Ißineſen iſt ein breiter Dolch), anderthalb. Fuß lang, in einer Haut oder kleinen 
Scheide, welche wie ein Fiſchſchwanz gemacht ift, und der Ißineſen ihrer hat die Geftalt 
einer Sichel. Die Weiber dev Veteres geben gan; nackend, und die ißineſiſchen bedecken 


fich mit einem Pagne. 


und Negies Die Veteres find zahlreich, und bewohnen ein weitläuftiges Stuͤck fand, an einem geofe | 


zungsart. ſen Theile Des Fluſſes Ißini, von dem fie allein ihren Unterhalt haben. Sie find mit den 
S Veteres anderer benachbarten Fluͤſſe verbunden, denen fie zu Waſſer Beyhülfe fenden, mo 
es nöthig ift, oder folche von ihnen erhalten, weil die Flüffe in Diefem Sande alle zuſammen⸗ 


Hängen. Sie werden von einem Oberhaupte oder Hauptmanne regiert, Der jetzo Kukrokii 


b) Royer a.d.178 u. T. S 


ten, und ſcheinen nur ein Volk zu machen. So 


ch Die Veteres und finefen leben nach Mar⸗ aber find fie an Gemuͤthsbeſchaffenheit and Sitte 


chais Berichte fehr einig. 


Jede Nation hat ih» ſehr unterfchieben. Siehe Marchais ı Band. 


ven eigenen König und Geſetze. Gleichwohl ver- a. d 199 ©, 
ewigen fie fich bey gemeinſchaftlichen Gelegenheis 


- 


— E.V — 
DET —— we 


heiße. Er war des vorigen Königs Sklave, und ward durch Das große Vermögen, welches 
| ihm 


von Sierra Leona big Lope@onfaloo. VI Buch TH Cap. 457 


ihm dieſer verließ, in den Stand geſeht, den Vornehmſten die Spitze zu biethen, und ſich 1701 
zu Diefer Wuͤrde zu erheben, die er friedlich genießt. Coyer. 
Die Veteres kennen nur die natuͤrlichen Geſetze, und uͤbertreten ſolche oft. Sie haben 
eben die Neigungen, wie andere Schwarze, beſonders zum Diebſtahle und der Verraͤtherey, 
zumal in Abſicht auf die Weißen, die ſie gar nicht leiden koͤnnen. Ihr Geld heißt Beti⸗ 
quets 4) oder Aigris e). 

Der Aigrisſtein dienet hier ſtatt des Geldes. Die Kompas zerbrechen ihn in ſehr kleine 
Stuͤckchen, die ſie mit einem Feuerſteine ſehr geſchickt durchbohren, an Gras reihen, und 
alsdann den Veteres verkaufen, Die ſich ihrer ſtatt des Geldes bedienen N. Einer gilt 
zwey Liards franzoͤſiſche Münze, Gold haben fie wenig oder nichts, 

Die Waffen der Beteres find der Säbel und die Afagay, mit einer Art von halben 
Pifen. Einige haben Feuergewehr, welches fie erft von den Ißineſen faufen, die eg ſelbſt 
von den Europaͤern erhalten, aber wenige gebrauchen es. 

Sie bedienen ſich Netze, welche von Graſe oder Baumrinden geflochten ſind, wie auch Fiſchen mie 
Angeln und Speere, die ſie ſo geſchickt zu gebrauchen wiſſen, daß ihnen ſelten ein Fiſch ent: Rehben 
gedt. Hiermit ſiſchen fie in Canoes, die aus einem einzigen Baume gemacht find, und 
meiſtens drey Perfonen, manchmal auch fünfe, enthalten, Bey ihrer großen Sifcherey, wel⸗ 
che ordentlich um den Neu- und Vollmond geſchieht, verfammeln fie oft dreyhig oder vier- 
zig Canoes, und machen ſich um fechs Uhr des Abends dahin, wo fie wiſſen, daß ſich die Fifche 
einfinden, und bringen daſelbſt die Macht bis den folgenden Morgen zu,da fie ordentlich mit 
einer großen Menge Zifthe, befonders Mulets, die fehr gut und wohlfell find, zuruͤckkommen. 
Den folgenden Tag ruhen fie aus, und ihre Weiber verfaufen die Fiſche auf dem Markte. 

Unterdeffen daß die Männer fifchen, oder auch wenn der Markt vorbey ift, verfieden 
die Weiber Seewafler, um Salz zu machen, welches ihnen wohl gerärh. Ihr Salz ift 
fehr weiß, und fchärfer, als unfers. 

Weil fich Die Veteres nicht auf die See wagen: fo fifchen fie nur in den Fluͤſſen, wo 
fie Reuſen legen. Dieſe beſtehen in einem weiten Kreiſe von Schilfe, der an großen 
Stangen in untiefen Gegenden befeftige ift, und nur eine Deffnung hat, da der Fiſch hinein 
kann.  Dahin gehen fie mit.fleinen Negen, und fuchen ſich die Fiſche aus, wie wir in 
Europa aus den Fifchhaltern, 

Sie treiben einen ſtarken Fiſchhandel mic den gebirgifchen Rompas, die fie dafür mit Starker 
Brodte von Rocken, Maize, Reiße, Yams, Bananas, Koras, Palmoͤle und andern Sebensmittein Fiſchhandel. 
verſorgen. Die Veteres verkaufen ſolche wieder zu Aſſoko an die Ißineſen, die ohne ſolche 
Beyhuͤlfe verhungern wuͤrden. Wenn dieſe beyde Nationen einen Streit haben: fo be: 

Seht alle Rache, welche die Veteres ausüben, darinnen, daß fie nichts zu Marfte bringen, 
worauf ihnen die Ißineſen alfobald alles zugeftehen. 

, Die Kompas, welche an die Beteres grängen, machen eine Urt von Republik aus, wo Kompas. 
die Bornepmften gemeinfchaftliche Sachen durch ihre Stimmen entſcheiden. Ihr fand be- 


ſteht 

* Zwey davon gelten eine Krone, Marchais einen Cdelſtein, der hier gefunden wird, gruͤnlich⸗ 

*Band, a. d. 1986. blau, wie Glaskorallen ausſieht, aber mit Golde 

e) —— 137 uf. S. von ihnen aufgewogen wird. Avyer auf der 15 
FI Foyer Geireipe ampersig die Aigeis als Ceite, Ä 


Allgem. Beifebefchr, III Band, Mmm 


Aigrisftein, 


und Reufen. 


2701 
Aoyer. 


Deteres und 
Ibineſen 


verglichen. 


Der Ißine⸗ 
ſen Bildung. 


458 Reiſen nach Guinea und Benin, 


ſteht aus angenehmen Huͤgeln, die angebaut ſind, und alles, was darauf geſaͤet wird, uͤber⸗ 
flüßig hervorbringen; der Boden der Kuͤſte aber tauget nichts, und iſt trockener und von 
der Sonne verbrannter Sand. Daher koͤnnten die Veteres und Ißineſen ohne die Kom 
pas nicht leben, die gegentheils Feuergewehr, Salz und Pagnes nehmen, als welche Sachen 


ihnen fehlen. Die Ißineſen erhalten auch das Gold, welches fie im Handel brauchen, von 


den Kompas, die es felbft von einem Wolke, das tiefer ins Sand hinein liege, befommen. 
Ihr Sand erſtrecket fich von Oft gen Weſt dreyßig oder vierzig Seemeilen, und ift funfzehn 
bis zwanzig breit. Sie geben weit nackender, als die Nationen an der Küfte, find aber 
feine große Rriegshelden 8). 

Labat hat in des Ritters Marchais Neife einen Auszug aus Loyers Befhreibung 
von Ißini gemacht, und ihn denen Anmerfungen, die vermuthlich von feinen Schriftftellern 
gemacht worden, beygefügt, Diefeiben find, daß die Häufer der Veteres hoch genug über 
die Fläche des Waffers erhaben find, um vor ber Ueberſchwemmung ficher zu ſeyn, daß fie 
ihre Canoes unter die Käufer ftellen, und gute Schiffer auf dem Zluffe, wie die Ißineſen 
auf der See, find. Die Veteres laffen ihr Haar wachfen, und feheeven fich die Bärte glatt 
ab, die Ißinefen ſchneiden fi) das Haar ab, und laſſen fich die Bärte lang wachfen. Die 
Ißineſen find durch die Handlung gefitteter geworden, als Die Veteres, die felten Weiße fe- 
ben, Die Ihßineſen fehneiden auch den Yigrisftein in Eleine Eylinder einen Zoll lang, 
Labat hält ihn für eine Art Jaſpis. 

Ihre Kindennege halten gut, und fie durchfpießen einen Fifch auf fünf bis fechs Fuß 
weit, Sie beladen überhaupt ihre Canoes innerhalb zehn bis zwölf Stunden mit allerien 
Arten von Fifhen, befonders Mulets, die fehr groß, fert und wohlgeſchmackt find. 

Dieß Sand ift zwar gut und fruchtbar, aber überall ungebaut; entweder weil fie zu nach⸗ 
haͤßig find, oder weil fie Die Zifcherey ſtets auf dem Waffer behält, 


Der VI Abfchnitt. 
Bon den Sffinefen 


Ihre Gefihtszäge. Kleidung. Cemüichebefhaf: der Weibsbilder. Wie fie Kinder zur Welt bringen, 
fenheit. Unterftägen die Dieberey; find mis: Speife und Tran. Ragout von Fifihen. Koros⸗ 
tranifch und geizig; welches aus ihren Speifen brühe. Palmwein. Bauart. Neinigungshäufer. 
erhellet. Shre Weibsbilder. Heivathen. Kleidung Hausrath. 


„2 ie Ißineſen haben außer der ſchwarzen Farbe nichts undngenehmes in ihrer Bildung 
und Geſtalt. Es find wenig plattnaͤſigte unter ihnen. Ueberhaupt find fie von guten 


Gliedmaßen, groß und wohlgeftalt; ſtark und gelenfe, Haben lebhafte Yugen und weiße 


Zähne, welche fie durch Reiben mit einem gewiffen Holze erhalten, das hier wächft, und Dazu 
dortrefflich ift 7). Sie find für ihre ſchwarze Farbe ſehr beforgt, und veiben deswegen 
die Haut alle Tage mit Palmöle, welches mit geftoßnen Kohlen vermengt ift. Dadurch 
wird die Haut fehwwarzglängend, wie ein Spiegel. Gie leiden weder Haare noch Unreinig⸗ 
feit ans Seibe, Wenn fie alt werden: fo vermindert fich ihre Schwaͤrze, und ihr wolligt 

Haar 


2) Loyer a. d. 101u. f. S. 3) Siehe oben Herrn Bruͤes Reiſe nach Kayor, 
b) Maͤrchais 1 Band, a. d. 200 u. f. S. zweyter Band a. d. 454 Seite, 


von Sierra Leona big Lope Gonſalvo. VIT Buch TI Cap. 459 


Haar wird gran. Sie find auch fehr forgfältig für diefes Haar, und binden es auf bun-  ı7or 

derterley verfchie dene Arten auf. Sie fännmen es mi einer hölzernen ober elfenbeinernen Foyer. 

vierzackichten Gabel, welche allemal auf ihrem Kopfe ſtecket. Sie beſtreichen auch ihr Haar 

mit dem Palmoͤle und Kohlen wie den Leib, um es ſchwarz und wachfend zu machen. Gie 

zieren es mit kleinen Stuͤckchen Gold, oder artigen Mufchelfchalen, und jeder will den andern 

bier an Kunft übertreffen. 
Sie ſcheeren ſich mit Meffern, die fie beynahe fo feharf zu machen wiffen, als Scheer: Ihr Put 

meffer. Einige ſcheeren nur Die Hälfte des Kopfes, und legen die Haare auf der andern 

wie eine Nachtmuͤtze aufgeftülpt über das Ohr. Andere laffen hier und da breite Flecken 

ungefchoren, wie e8 ihnen einfällt. Sie machen viel aus ihren Baͤrten kaͤmmen folche 

täglich, und fragen fie fo lang, als die Tiefen, Sie find fehr reinlich, und waſchen ſich 

Geſicht, Hände und Kopf oft, Sie gehen ohne Scham und Scheu nackend; bloß die 

Brembis und Bahumets haben Kleider, Sie fragen ein Pagne, etwa zwo Elfen lang, 

und drey Viertheil breit, rings um den $eib. Ein Ende davon laſſen fie vorne herunter 

fallen, das andere ftecken fie zwifchen den Beinen durch, und fchleppen es hinten nach. Ei- 

nige fragen es wie einen Gürtel oder wie ein Degengebenke, das queer über eine Schulter 

gebt, und an den Enden zufammengebunden if. Die Armen und Sflaven haben nur ein 

Stuͤck zuſammengewebte Baumrinden oder Gras, ihre Blöße zu bedecken, Einige, beſon⸗ 

ders die Kabofchiren, haben Müsen von Ziegenfellen. Sie lieben aber die europäilfchen 

Muͤtzen und Hüte ungemein, und fragen fie nur, wenn fie Staat machen wollen, wie fie 

denn fehr eitel find. Dieſe Hüte gehen hier wohl ab, wo fie nicht teurer, als ein oder zwo 

Kronen find. 
Die Ißineſen haben einen guten Verſtand und eine gute Ueberlegung, find liſtig, und Ihr Cha⸗ 

große Lügner und Diebe, ob man fie wohl nicht ärger ſchimpfen kann, als wenn man fie vafter. 

Kruki over Räuber heißt. Man muß ihnen auf die Fuͤße ſowohl Achtung geben, als 

auf die Hände; denn wo fie etwas auf der Erde liegen fehen, fo vergraben fie es mit den 

Zähen, und hohlen es nachgehends. Da dieſes Laſter bey ihnen niemals geſtraft, ſondern 

vielmehr gelobt wird: fo wiſſen fie ſich ſehr viel damit, daß fie auch ihre Heldenthaten von 

der Art erzählen. Der König felbft muntere fie dazu auf; denn wer etwas geftohlen hat, 

und befürchtet, entdeckt zu werden, darf es nur dem Könige befennen, und ihm einen Theil 

davon geben. Co befümmt er alles zur Hälfte, was den Weißen genommen wird. Des 

_ Königs ältefter Sohn ftahl im Herbſtmonate des Jahres 1702 den Franzofen einen zinner- 

nen $öffel, und brachte ihn ohne Scham wieder, als er fah, daß er entdeckt war K). 

Sie kamen felten, ihre Schulden zu bezahlen. Japin, bes verftorbenen Königs Sohn, Mistrau— 
war fünf Tafus oder Sous, einem Franzofen im dort fieben Monate lang fehuldig, und iſch 
wollte doch endlich ihm nur dreye bezahlen, ‚Sie find fo mistrauiſch, daß man ihnen das 

eld eher weiſen muß, als ſie ihre Waare zeigen. Wenn fie etwas für einen thun ſollen: 

0 muß man fie zum Voraus bezahlen, und wird dabey oft betrogen; denn fie halten ihren 
Vergleich felten vollkommen; und um fie beym Guten zu erhalten, muß man ihnen be- 
ſtaͤndig Geſcheuke geben. Wenn ſie aber etwas kaufen: ſo muß man ihnen wenigſtens 
einen Theil borgen, und dieſes betruͤgeriſche Verfahren geht vom Könige bis zum gering- 
ften Sklaven, FR 

Mmm a ! . Sie 
k) Koyer a. d. 137u. f. S. 


! 


1701 


Loyer. 
ET 


und geizig 


im Effen. 


Ungerechtige 
keit. 


Die Weibs⸗ 
bilder. 


Heirathsee⸗ 
remonien. 


460 Reiſen nach Guinea und Benin, 


Sie find fo filzig, daß fie über ein Schaf, welches fie geſchlachtet, wohl zehn Tage Ela: 
gen, und doch werben fie folches felten thun, außer wenn fie einen Europäer bewirthen, von 
dem fie zehnmal foviel wieder hoffen. Sie ziehen nur Hühnervieh, um Gold dafür zu be- 
kommen. Kaum werden fie fünf Sous an fih wenden, und find mit ein wenig Bananas, 
oder etwas Fifchen zufrieden, die ihre Sklaven mit dem Angel fangen, oder mit einigen 
elenden Krebfen, welche fie am Ufer auflefen, wozu fie ftinfend Waſſer teinfen. Ein tod« 
tes Has ift ein herrliches Effen für fie. Ein Ochfe, welcher an einer Krankheit am Bord 
des Ritters Damou verreckte, ward in die See geworfen, und ans fand getrieben, da fie 
ihn denn halb verfault, begierig auffraßen. Sie haben gute Magen, und nähren fich wohl, 
100 fie bey den Weißen zu Gafte find, da es fie nichts koſtet. Sie find fo wenig gefällig, 
daß fie einem gerade deswegen eine Sache abſchlagen, wenn fie ſich einbilden, man habe ein 
Verlangen darnach. Will man einen Dienft von ihm haben, fo muß man ganz gleichgül- 
tig dazu thun, oder hundertmal mehr dafür geben, als er werch iſt. 


Sie find fo begierig, etwas zu erwerben, daß fie erliche wenige Pfennige zu befommen, 
einige Saft elender Früchte zwo bis drey Meilen tragen; und gleichwohl, wenn man fie 
braucht, etwas zu tragen, fo ſchlagen fie es ab, wo man fie niche nach ihrem Gefallen bezahlt, 
und wenn fie das Geld befommen, laffen fie doc) wohl die Ladung auf dem halben Wege 
zuruͤck. Loyer meldet, daß er folches oft erfahren, und befchreibe fie als das boshafteſte, 
betrüglichfte, und undanfbarfte Volk, von dem man allezeit defto übler belohnt werde, je: 
mehr man ihm gutes thue. 

Die Weibsbilder von Iſſini, find ſchlank und wohlgewachfen, aber nicht fehr artig. 
Sie find ſcheu und liftig, und nod) viel geiziger, als die Männer. Außerdem find fie zu 
Ausſchweifungen geneigt, welches hier für feinen Fehler geachtet wird, wo fie nicht verheiz 
rathet find, und den Fetifch zum Zeichen der ehelichen Treue gegeffen haben, Sie find 
ſehr eitel, fehen beftändig in ihre Eleinen Spiegel, reiben ihre Zähne, um fie weiß zu ma- 
chen, oder pußen ihr Haar auf. Sie falben es mit Palmöle, und ſchmuͤcken es mit Stück 
chen Gold und andern Zierrathen, alles in der Abficht, veizend, befonders für die Weißen 
auszufehen. Sie würden biefen gern alles verftatten, wofern fie fich nicht vor ihren Män- 
nern fürchteten, die Das Recht haben, wofern fie des Ehebruches überwiefen würden, fie zu 
tödten, wie auch den Ehebrecher, wo er nicht dafuͤr mit Golde genug tun Fann. Die gewöhn- 
fichfte Strafe ift ein Sende, d.i. hundert Livres; ift aber der beleidigte ein Raboſchir, und 
der Beleidiger reich, fo fordern fie mehr, Im Yahre 1702 mußte Here Aniaba auf Ur: 
theil der Richter, dem Haupfmanne Emond fieben Bendes geben, 


Ihre Hochzeitceremonien find kurz und luftig genug. Ein Vater, der feinen Sohn in 


Pen Umftänden fieht, daß er felbft eine Frau erhalten Fann, fuchet ihm eine aus, und meldet 


ihm alsdann, daß er felbige anfehen folle. Sie vergleichen fich meift bald, und gehen alg- 
denn zu des Mägdchens Vater, um zu fehen, was er haben fol. Darauf effen fie den Fe⸗ 
tifch zufammen, zum Zeichen ihrer Freundfchaft, und als eine Verficherung von der Frauen 
Treue gegen den Mann, Zweene oder drey Tage werden mit Tanzen und $uftbarfeiten 
zugebracht. Endlich führer der Bräutigam feine neue Braut nach Haufe, wo fie über alle 
feine Sklaven unumfchränfte Herrſchaft hat, Er nimmt zwar auch oft noch) andere Weiber, 

aber 


I) Koyer a. d. 134 u. f. S. m) Iſt das portugieſiſche Wort Amigo verdorben. 


von Sierra Leona big Lope Gonſalvo. VII Buch IT Cap. 461 


aber Feine o ne ihren Willen, Sie unterſaget ihm auch folches felten, weil die Menge von 1701 
Kindern ki — ausmachet. Alle die andern find eigentlich nur Beyſchlaͤfe⸗ Koyer. 
Finnen; fir jede zahlet der Mann dem Vater acht Kronen werth in Goldftaube, behält fie 

alsdenn, fo lange er will, oder ſendet fie zurück, ohne daß diefes auf beyden Seiten Ber: 

druß verurfachte, 

Die Weibsbilder tragen Pagnes wie die Männer, aber gern von frifchen Farben, Kleidung 
als roth und blau, oder aus verfchiedenen Streifen zufammengefeßt, Sie binden fie hingen der Weibs— 
mit einer großen Wulft auf, darauf fie ihre Kinder tragen, und binden ſich große Klumpen bilder. 
Kupfer, Exzt, oder eiferne Schlüffel an den $eib, ob fie gleich vielleicht nicht eine Buͤchſe zu 
Haufe haben. Unter diefen hängen viele Beutel, mic nichtswuͤrdigen Dingen gefüllt, nur 
um reich, befonders in den Augen der Weißen, auszufehen. Ihre Aerme und Fuͤße find 
mit Eifen, elfenbeinernen und Fupfernen Ringen mehr beladen als geziert, Loyer fah 
welche, die zehn Pfund ſchwer trugen; und ihr anderer Armſchmuckſ war ſchwerer, als die 
Kerten europäifcher Gefangenen 2), 


Den Tag, da ihre Kinder geboren find, tragen fie folche an den Fluß, wafchen das Was fie mit 
Kind und fich, und gehen alsdenn wie zuvor an ihre Arbeit, Darauf nennen fie mit des den neuge⸗ 
Vaters Einwilligung, das Kind nach einem Baume, Vogel oder Thiere. Manchmal nen⸗ —— 
nen ſie es nach ihrem Fetiſch oder einem Europaͤer, der ihr Mingo d. i. Freund iſt m). Sie dernm 
haben ihre Kinder ungemein lieb, aber ſelten mehr als zwey oder drey. Sie tragen ſie 
uͤberall auf dem Ruͤcken mit ſich herum, auch wenn ſie arbeiten; daher werden einige platt⸗ 
näficht. Im fiebenten oder achten Monate laſſen fie folche allein gehen, da fie wie die Kaͤtz⸗ 
chen kriechen. Solchergeſtalt lernen fie eher gehen, als wir. Sie gewoͤhnen folche zeitlich 
eiferne und metallene Ringe zu fragen, Wenn fie zehn bis zwölf Jahre alt find, fo lehrer 
der Vater die Knaben etwas, ihr Leben binzubringen, als, Fiſchen, Jagen, Palmmwein za⸗ 
pfen, oder handeln, und unterrichtet ſie, was ſie fuͤr Gewinnſt dabey machen muͤſſen, der 
wenigſtens hundert vom hunderte iſt. Die Frau lehret die Mägdchen das Haus ausfehren, 

Maiz, Reiß, und Hirfe ftoßen, baden und Eochen, auf dem Markte Faufen, und verkau⸗ 
fen, und befonders gute Hauswirthinnen feyn, in welchem Stuͤcke fie dem gefchickteften 
europäifchen Frauenzimmer aufzurathen geben »), 

Ihre ordentliche Speifen find Feigen, Bananas, Yams, Reiß, Maiz und Hirfe, Don Speifen. 
den drey legtern machen fie Brodt. Die Hauswirrhinn, oder vornehmfte Frau, nimmt je⸗ 
den Abend ſoviel aus der Vorrathskammer, als ihren Gedanken nad) auf den folgenden x 
Tag zureicht. Den Morgen verfammlen fich die Mägdchen und Sflavinnen, oder wo deren 
Feine vorhanden, die andern Weiber, es ın einem weiten hölzernen Mörfel mir dergleichen 

. Stempfel zu ftoßen, um e8 von den Huͤlſen abzufondern ; darauf fichten fie es mit breiten 
tuͤcken Holz; und wenn das Korn gereinigt ift, thun fie es wieder in einen Fleinen Mörfel, 
und ſtoßen es £lein, wobey fie von Zeit zu Zeit Wafler, um es zu verdicken, hinein gießen, 
rauf breiten fie den. Teig auf einen breiten flachen Stein, wie ein Farbenftein, aus, und 
arbeiten ihn mie einer fteinernen Keufe, wie die Maler ihre Farben, Sie theilen diefen 
Teig in Hleine Pfennigbrodtchen 0), welche fie Tokay nennen, und Eochen fie mit etwas 
wenigem Waffer in einem offnen Topfe, nachdem fie etwas Stroh darüber gelegt haben, 
Mmm 3 un 


n) Koyer a. d. 154 u. f. ©. o) Petits pains d'um Sol, 


462 Reiſen nach Guinen und Benin, 
wor um zu verhindern, daß fie nicht verbrennen. Die iſt die tägliche Arbeit ver Weibsbilder. 


Loͤper. Diefe Laibchen find fehr fehlecht Brodt, und die beiten Darunter noch Diejenigen, Die von 
Hirſe gemacht find, die gleichwohl gewaltige Colik im Magen erregen. 
Ragout von Wenn fie an Fefttagen einen guten Fiſch bekommen, fo machen ſie ein Ragout dar⸗ 
Fiſchen. aus, welches fie Toro nennen. Sie nehmen Koros, welches eine Frucht von Palmbaume 
ift, fo groß wie unfere Pflaumen, und einer Dactel nicht unähnlich, obwohl davon in ber 
That unterfchieden. Sie ift von Pergamentfarbe, aber vöther, und befteht nur aus einer 
Haut, welche über einen großen Stein gezogen ift, und wenig Fleiſch unter fich hat. Sie 
£ochen diefen Koros mit Fifchen, thun ihn, wenn er gut ift, in einen Mörfer und ftoßen 
ihn. Nachdem fie den Saft ausgepreßt, thun fie ihn wieder mit dem Fifche in den Topf, 
und ein wenig Salz und viel Pfeffer dazu, und laffen alles zufammen dicke werben. Diefes 
Effen ſchmecket den Europäern fehr wohl, wenn es nur nicht zu ſehr gefalzen ift; denn für 
die Schwarzen iſt es nie genug gefalzen. 


Korocbruͤhe Dieſes Koros iſt ihre gewoͤhnliche Speiſe, und wenn ſie keine Fiſche haben, zu ihrem 


Brodte zu eſſen, fo machen fie eine Brühe von Palmöleftatt der Butter, folgendermaßen : 

Sie nehmen eine Menge Koros, und laffen fie aufgehäuft liegen, bis fie zu faulen anfan- 

gen; barauf thun fie folche in einen Mörfer oder vielmehr in ein Faß, und rühren fie mit 

Stöcen um, alsdenn gießen fie warm Waſſer zu, und rühren folches beftändig. Wenn es 

ihren Gedanken nach genug ift, lehnen fie das Gefäß auf eine Seite, und fehieben die Nuͤſſe 
; zuͤruͤck, daß fie das veine Del zum Verkaufe in große Töpfe gießen Fonnen. 

Palmwein. Palmwein iſt der Saft von einer andern Art Palmen, die nicht fo ſtachlicht find, als 
die, welche die Koros trägt. Sie wächft hier häufig, und viele Schwarzen leben bloß da⸗ 
von, den Saft davon zu zapfen. Wenn fie an geriffen Merkmaalen fehen, daß der Baum 
zu feiner Keife gekommen ift: fo Flettern fie hinauf, und fehneiden ziveene oder drey Xefte 
yuneit des Gipfels ad. Mit einem Eleinen flachen Meißel, etwa einen Zoll breit, machen 
fie eine Höhle, ſo groß als eine Mannsfauft, und ftecten ein langes und ftarfes Blatt hin- 
ein p), wodurch der Mein in einen großen an den Baum gehängten Topf troͤpfelt. Wenn 
man ihn über einen Tag behält, wird er ſauer; aber Die Negern ſchaͤtzen ihn deswegen nichts 
minder. Bey jedesmaligem Abzapfen muß ein neuer Schnitt gemacht werden; ſonſt laͤuft 
der Baum nicht. Ein Baum giebt drey Monate lang Wein, alsdenn aber wird ar ver⸗ 
trocinen und ſtirbt. Aus dem Stamme wachfen Würmer, fo groß als ein Daumen, wel- 

cthe die Schwarzen als Leckerbiſſen eſſen, und theuer verkaufen . 

Bauart. Sie ſind hier nicht ſo forgfältig im Bauen, als in andern Gegenden der Kuͤſte. are 
Häufer find elende Hütten von Schiffe, mit Palmblättern bedeckt. Im ganzen Sande find 
£eine feimernen Käufer, als des Königs, feines Bruders Namoke, und zwey oder drey Der 


vornehmſten Kaboſchiren oder Brembis zu Aſſoko, welche nur neulich gebaut, und von 


Holze ſind. Die übrigen alle, auch der Vornehmſten, find noch ſchlechter, als die Kohlen⸗ 
brennerhuͤtten in Frankreich 7). Kaum kann ein Mann aufgerichtet in ihnen ſtehen. Sie 
muͤſſen hier figen oder liegen, und geben in der That felten hinein, außer zu fehlafen oder bey 


Kegenwerter ; fonft bringen fie den Tag vor der Thüre der Kühlung wegen in Hütten von 


Baumaͤſten zu. 
Die 
+) So zufammen gerollt ift, g) Loyer a.d. 170 u fe S. 


— — —— — 


von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VIl Buch II Cap. 463 


Die Thuͤre ift ein Loch von einem und einen halben Fuß ins Gevierte, wodurch man nicht 1701 
ohne Mühe kriecht. Sie ift mit einem Riegel von Schilfe, der inwendig mit Stricken be- Aoyer. 
feftige ift, vor den Tpgern verwahrt. Bey Macht machen fie ein Feuer in die Mitte, wo- 
don alles voll Kauch wird, weil fie feinen Schorftein haben. Hier fehlafen fie auf Mat 
ten, mit den Zügen gegen das Feuer gekehrt, Ihre Weiber fchlafen und effen in befons 
dern Hütten, felten mit ihren Ehemännern. Alle diefe Hütten find ordentlich mis Schilf⸗ 
palifaden umgeben, welche eine Art vom Hofe machen, in welchem ein Thor ift, das alle 
Nacht verfchloffen wird. Diefer Hof und der Fußboden ihrer Huͤtten, welcher nur Sand 
ift, werden des Tages zehnmal von ihren Weibern und Töchtern gekehrt, die alles in guter 
Ordnung halten. 

Es ift eine Gewohnheit feit undenflichen Zeiten unter ihnen, daß jedes Dorf ein Haus Keinigung 
etwa hundert Schritte von dem andern abgefondert hat, weiches Burnamon beift,in wel- der Käufer, 
chem alle Weiber und Mägdchen während ihrer monatlichen Zeit verfperrt find. Mar 
bringt ihnen bier zu effen, als ob fie die Peft hätten, und fie wagen es nicht, ihre Krankheit 
zu verhehlen, weil fie bey Schließung der Heirath auf den Serifch gefchworen haben, fobald 
fie es vermerken, ihren Männern Machricht davon zu geben, und fich nach dem Burna⸗ 
mon zu machen, 

Sie ſind wegen des Hausraths fo gleichgültig, als wegen des Bauens. Sie haben Hausrath. 
nur etliche wenige Stühle, etwa einen halben Fuß hoch, welche ihnen des Nachts zu Kopf: 

Füffen dienen. Sie tragen folche mit fich, oder laſſen fich felbige durch ihre Sklaven nachs 

tragen, ſich darauf zu fegen. Wenn einer eine alte Küfte von einem Bootsknechte erhalten 

hat: fo ift er ein großer Mann. m der Küche haben fie etliche efende irdene Töpfe, die 

ſchlecht gebrannt find, und bald brechen, und einige hölzerne Schüffeln, in denen fie ihre 

Speife aufbehalten. Auch eflen fie daraus auf der Erde ſitzend, und tunfen die Hände 

ſaͤuiſch darein; denn fie haben weder Servietten, Meffer, Gabel noch Löffel 5). 


Der VII Abſchnitt. 
Stärke, Krankheiten, Begraͤbniſſe, und Religion der Iſſineſen. 


Die Eingebohenen von Zffini find Eriegerifch. Ihre Hügel und Bäume, Geweihte Altäre. Opfer. 

Waffen, Stärke, und Art zu fechten. Trum⸗ Verehrung der Fetiſche vom Verfaſſer verſpot⸗ 
mieln und Trompeten. Seltſames Inſtrument. tet. Eide beym Fetiſch. Bon anderer Art, Ihr 

Krankheiten. Arzneyen. Vegräbniffe- Traner: Hoherprieſter. Ast ihn zu wählen. Seelenwan⸗ 

weiber. Saͤrge. Beerdigungen. Religion. Glan: derung. 

ben einen Gott. Geberh. Fetiſches. Fetiſchtage. 
Die ffinefen find ohne Widerſpruch die beften und geübteften Soldaten auf der Gold- Sie find 

küfte, Daher find fie von ihren Nachbarn fehr gefürchtet, ob fie wohl nur eine Eleine kriegeriſch 
Nation ausmachen, Sie haben, entweder durch ihrer Anführer Geſchicklichkeit, oder ihre 
eigene gute Uebung oft vortheilhafte Einfälle, bis an den Fluß St. Andre gethan, d, i. bis 
an die Goldkuͤſte über funfzig oder fechzig Seemeilen, wo fie die Oſchins +) ihre alten 
Feinde, welche fie aus ihrem Sande vertrieben hatten, verfolge, Loyer ſah ſie im Jahre 1707 
von einem folchen Zuge mit reicher Beute an Gold und Sklaven zurück Fommen, 
Ihre 


*) Ebendaſ. a. d. 124 und izz . f. S. ) Koyer a. d. i166 u. ſ. G. 7) Im dranjoͤſſ. Ochyns 


464 Reiſen nach Guinea und Benin, 


ror Ihre Waffen ſind ein Saͤbel, eine Aſſagay und Flinte, womit ſie geſchickt umgehen, 
Loyer. und ſoiche ordentlich halten. Sie koͤnnen aus einer ſchlechten Muskete, durch Verbeſſerung 
— des Schloſſes, eine gute machen. Die Franzoſen haben geſehen, daß ſie dieſes mit alten 
MNMusketen, welche fie ihnen verkauft, weil ſelbige Fein Feuer mehr geben wollten, gemacht. 
Sie haben ſolehe zu fo einer Vollkommenheit gebracht, daß fie faum jemals mehr verfagt, 
and haben fie fo glänzend wie Silber geyalten. Ihre Be ehlshaber brauchen viereckichte 
Schuͤde etwa drey Fuß lang und zweene breit, welche ihnen die Sklaven nachtragen. Sie 
find aus Ochſenhauten gemacht, mit Tugerfellen bebeckt, und an jeder Ecke hängt eine eis 
ferne Schelle, die klingt, indem es der Sklave am linfen Arme trägt, und in der Rechten ei⸗ 
- nen Säbel zur Vertheidigung halt, Wenn der Heerführer den Feind angreift, jo nimmt 
. er gemeiniglich eins von diefen Schildern. 
Ihre Stärke Es find zu Iſſini drey Heerführer von faft gleichem Anſehen, nämlich König Akafini, 
und Art zu Namoke, und Emond. Jeder hat faft foviel Sklaven, als der andere, und darinnen be- 
fechten. ſteht ihr Reichthum und ihre Macht. In Kriegszeiten machen dieſe Sklaven den ges 
meinen Haufen aus. Jeder freye Schwarze, geht mit dem General, den er am liebten, 
oder für den er die meiſte Verbindlichkeit hat. Jeder von diefen dreyen Heerführern, ‚bes 
fige etwa fünfsoder fechshundert Sklaven, Die Rabofchiren oder Brembis haben ein je⸗ 
der von zwanzig bis fünfzig Sklaven. Dieſe folgen dem Könige, der die, welche fich in 
der Schlacht hervorthun, durch einen wichtigen Antheil an der ‘Beute belohnet. 
Währenden Streitens gehen die Trummeln, Trompeten, und andere Inſtrumente be: 
ftändig, welches, nebft dem Geſchreye der Schwarzen, ein ftärkeres Laͤrmen als der Donner 
Trummeln macht. Ihre Trummeln find-aus einem Stüce Holz gemacht, welches nur an ‚einem Ende 
und Toms ausgehölt ift, und mit einem Dicht über die Deffnung gezogenen Elephantenohre bedeckt 
peten. wird, Sie fhlagen ſolche mit zwehen Stuͤcken Holze, die wie Haͤmmer geſtaltet, und mit 
einem Ziegenfelle uͤberzogen find. Es giebt einen rauhen dumpfigen Klang. 
Ihre Trompeten find faft ganz ausgehölte Elephantenzähne, an deren Seite fie eine - 
Eleine Deffnung bohren, wodurch der Trompeter, gemeiniglich ein Knabe von zwölf bis funf 
zehn Jahren blaͤſt. Sie geben einen, hellen Ton, aber ohne Veränderungen, wie die Kuh⸗ 
birtenhörner. 
Seltfames Zu diefer ſchoͤnen Mufik (die Aniaba gegen den Loyer, den Hoboiften zu Verfailles 
Inſtrument. vorzog), Fommt ein Inſtrument, Das wegen feiner einfachen Befchaffenheit fo merfwürdig 
ift, fe ſchwer es fich beſchreiben laßt. Es iſt von Eifen, wie zwo kleine hohle Feuerſchau⸗ 
fein gemacht, welche etwa einen Fuß lang, zuſammen verbunden ſind, und eine eyfoͤrmige Ge⸗ 
ſtalt ausmachen. Ein Knabe haͤlt es an dem ſchmalen Ende, und ſchlaͤgt es mit einem 
Stecken von einem halben Fuß lang, nach der Cadanz der Trummeln und Trompeten, 
die fo lange das Gefecht dauert, d. i. bis em Theil geſchlagen iſt, allezeit unmeit des Heer? 
führers find. | 
Diefe Negernkriege find meiftens bald angefangen und bald geendigt. Eine Kleinig® 
keit bringt fie zuſammen, und eben fo was geringes veranlaffet fie zum Frieden z). 
Krankheiten. . Die gemeinjte Krankheit hier ift die Faͤulniß, welcher alle mehr oder weniger unter⸗ 
worfen find, Einige verfaulen daran, wenn fie fich vom Anfange nicht in Acht nehmen. Es 
ruͤhret ſolche von ihrem Umgange mit den Weibsbildern ber, in welchem fie ihr — 
orte 


n) Böyer auf der 259 und folgenden Seife: 2 





von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VIT Buch III Cap. 465 


ſetzen. Blindheit oͤſe Augen find wegen Des weißen Sandes Hier gemein. Fleiſch-⸗ 1701 
wuͤrmer ſind —— er 2a über eine Elle lang, und — dick, wie eine Naͤh⸗ Loyer. 
nadel, andere kleiner. Loyer ſah einen Mann, der ſieben dergleichen auf einmal im dicken 
Beine hatte, Die Schwarjen find den Fiebern ſehr unterworfen; ihre Mittel dafür ift, daß ſie 
den Kranken in einem Fluſſe baden, bis er völlig abgekübte if: es werden aber mehrere hier⸗ 
Durch gerödter, als geheilet. Insgemein fterben die Schwarzen beym erften Anfalle der Kran 
_ beit, weil ſie feine Kenntniß von Arzeneyen haben, ob fie gleich mir Kräufern wohl verſehen 
find... Ales,'was fie bey diefer Geicgenheit chum, ft, Da fie hee deeee fragen x), 
Sie haben bey Krankheiten nicht viel Micleiden miteinander, Nur find fie beforge, Arzneyen. 
den Kranken mit Kämmen von verfchiedenen Arten, zu Ehren ihrer Setifchen, zu kaͤm 
men, und geben ihm eine Art von Herzftärfung, ohne die Diät einigermaßen zu veräns 
dern. Zwey oder drey Arzneymittel brauchen fie bey allen Arten von Krankheiten. Die: 
felben beftehen aus dem Manighetta oder guineifchen Pfeffer, und dem Safte gewiſſer 
ſtarken Kräuter, die ſie ſtoßen und auspreſſen, daß es der Kranke trinkt. Bey Lungenbe⸗ 
ſchwerungen ſchroͤpfen ſie die Schultern, und ſetzen kleine Hoͤrnerchen als Schroͤpfkoͤpfe auf: 
Bey Wunden bedienen ſie ſich eines Krauts deſſen Blätter, wenn fie mit dem ausgepreß- 
ten Safte aufgelegt werden, fo wunderfam heilen, daß fie ſich aus einer fünf Zoll tiefen 
Wunde nichts machen, wenn aud) gleich der Knochen verlegt iſtz weil fie verfichert find, fol- 
Ge, vermittelſt diefes Krautes, innerhalb drehen Wochen zu heilen. Loyer bat ſolche er- 
ſtaunliche Beyſpiele von dieſer Are gefehen, daß er fie, aus Furcht für einen Fabelhans ge- 
balten zu werden, nicht erzaͤhlet. J 
Die Schwarzen find ſehr ſorgfaͤltig, noch bey ihrem $eben alles, was zu ihrem Begräb- Begräbniffe. 
nifle gehöret, fertig zu machen, als eine feine caftunene Pagne, fie bineinzuwiceln, einen 
Sarg, und goldene und andere Ziervathen für den Körper >. weil fie fich einbilden , ihre Auf- 
nahme in der andern Welt werde nach ihrem Putze eingerichtet ſeyn. Nur feit kurzem fa- 
men fie aus diefem Irrthume, ‘der vormals verſchiedenen Weibern und Sklaven das Sehen 
gefoftet hat, weil fie folche mit aufopferten, damit ihre Könige oder reiche Brembis in der 
andern Welt deſto beffer begleitet erfcheinen follten. 
Wenn ein Schwarzer todt ift: fo breitet fich die Zeitung alfobald aus, und es verſamm⸗Klageweiber. 
len fich fogleich hundert meiftens alte Weiber, die den Klageweibern der Alten fehr ähnlich 
find. Ihr ſchreckliches Geſchrey, und ihre ausſchweifenden Bewegungen, erregen ſowohl 
Furcht als Gelaͤchter. Einige gehen mit Grabeſchaufeln durch das ganze Haus des Ver: 
ftorbenen, als ob fie ihn wieder ausfcharren wollten, und rufen ihn laut bey feinem Namen. 
Andere rennen von Haufe zu Haufe, wie Kafende, fuchen ihn, wo er fonft oft anzutreffen 
war, und fragen alle, die ihnen begegnen, ob ſie ihn geſehen haben? wobey ihnen die Zaͤh⸗ 
ven über die Backen und auf den Buſen herablaufen. Die Gefragten ſenken den Kopf, 
und antworten: Awru 2), basift: erift fort. Indeſſen find andere Meibsbilder auf 
eben die Art au dem Körper beſchaͤfftigt, die unter ihren Rlagen feine Thaten, feinen Reich- 
thum, und feine Tugenden preifen. Nachgehends färben fie fein Haar, kaͤmmen es , und 
wickeln es auf, und ſchmucken feine Pagne mit Juwelen. * 
Wenn die andern Trauerweiber zuruͤckkommen fo fragen ſie ihn, warum er geſtorben 
ſey, da er doch haͤtte ehrlich zu leben gehabt, und ob er nicht Goid, Weiber, Korn und Skla— 
ven 
Sy f. S ) Im Franßzoͤſiſchen; Aouron. 
Allgem. Keiſebeſche Im Band. Nun 


466 Reifen nach Guinea und Benin, 

mor ven genug gehabt hätte? Unter ihre Fragen mengen fie ein lautes Geſchrey; daranf brin- 
Koper: gen ſie ſeinen Sarg, wo er anders bey feinen Leb zeiten für einen geforge hat: wo aber nicht, 
See Öärge. fo machen fie einen von alten Brettern, und parken den Leichnam hinein und zwar fo, daß 
" feine Ferfen unter die Hinterbacken fommen, und fein Kopf auf die Knie zu liegen koͤmmt. 
So ſtecken fie ihn in diefen Kaften, der ordentlich etwan dristehalben oder drey Fuß ins 
Gevierte hält, Zur Seite fegen fle ihm feinen Stuhl und einen irdenen Topf, den einen, 
fich zu feßen, und den andern, fein Effen zu kochen. Iſt er ein König oder reicher Brem⸗ 
bis: fo beftreuen fie den Leichnam mit häufigen Goldſtaube. Auch mit den Aermſten 

wird etwas Gold, zu ihrem Gebrauche in der andern Welt, begraben. A: 

. Mittlerweile verfammien ſich die Knaben aus der Nachbarfchaft mit Gewehr, und 
wenn der Verſtorbene vornehm geweſen ift: fo verſehen die Anverwandten felbige mit Puls 
ver, und ſie ſchießen hernach, fo lange folches dauret. Iſt er aber arm geweſen: fo thun fie 
zweene bis drey Schüffe, welches fie für eine Schuldigkeit halten, dazu einerdem andern ver: 
bunden ift, ohne daß darum angefucht werde; und fie glauben, dieſes veranlafle, daß fie in 

der-andern Welt als Kaboſchiren aufgenommen werden, 

Berdigum Wenn dieſe Eeremonien vorüber find; fo machen fie den Sarg zu, oder vernageln ihn 

gen. genau, und vier Sklaven tragen ihn in den Wald an einen abgeſonderten Ort, we fie ohne 
weitere Zeugen ein Loch machen, und ihn einfharren, Bey ihrer Zuruͤckkunft nehmen fie 
mit den Klageweibern die Mahlzeit ein, welche die Verwandten des Berftorbenen zuberei- 
set haben. Niemand nimmt weiter an dieſer Mahlzeit und an der Beerdigung Theil, ſon⸗ 
dern alle Halten fich die Zeit über zu Haufe. Bey Weibern und Männern wird einerley 
Gewohnheit beobachtet. Iſt der Verſtorbene vornehm gervefen : fo legen feine Weiber 
etliche Tage nach der Beerdigung ihren beften Schmuck an, und jede nimmt cin Pagaya 
aufdie Schulter. In diefem Aufzuge gehen fie fingend paarweife durch dem Stechen, und 
alsdann zu der Thüre eines jeden Brembis, wo fie einen Zirkeltanz halten, der bey ihnen 
Babua z) Heißt; bey jedem Schritte thun fie mit dem Pagaya einen Schlag ins Mireel 
des Kreifes. Darauf muß ihnen jeder Brembis drey Takus, welches erwan funfzehn Sous 
austrägt, geben; worauf fie zurückkehren, und die Freyheit haben, bey nächfter Gelegen- 
heit wieder zu heirathen a). #: 


Die Rekigion diefer Schwarzen iſt fehr falſch vorgeſtellt worden. Unter andern irret | 


ſich Herr Villault von Bellefond fehr, wenn er ſaget, daß die Schwarzen die Fetiſchen 

als Goͤtter anbetheten, welches fie durchaus gänzlich leugnen, 
Erkennen ee Sie erkennen einen Gott als Schöpfer aller Dinge, befonders aber der Fetiſchen, bie 
ven&ott. er zum Dienfte der Menfchen auf die Erde gefandt Hat, Doch find ihre Begriffe von die- 


fon Fetiſchen ſehr dunkel, Der ältefte unter ihnen weis nicht, was er davon fagen ſollz 


mr haben fie einen alten Glauben, daß fie ihnen für alle Gluͤckſeligkeit des Lebens verbun⸗ 
den find, und daß es in ihrer Gewalt ſtehe, ihnen alles Uebel zuzuſchicken, das ihnen nur 
immer beliebt. Ann | 

Jeden Morgen, fo bald fie aufgeftanden find, gehen fie an ben Fluß, ſich zu waſchen, 
ſchuͤtten eine Hand voll Waffer aufden Kopf, oder thun dergleichen mit Sande, ihre Erz 
niedeigung auszudrücken, fehließen die Hände zufammen, und öffnen folche wieder, — 


u 


z) Im Frangoͤſiſchen: Baboug- 5) Barbot in feiner Befchreibung von Guinea 
a) Boyer a. d. 234 u, f. © rn 9 d. 308 ©. bemerket, daß Feitiſſo ein —A— 


von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VII Buch IT Cap. 467 
ſie oft das Wort is ſachte herſagen. Darauf erheben fie die Augen gen Himmel; rror 
und thun —— —— mame maro, mame orie, mame ſtikke e Koyer. 
okkori/ mame akaka, mame brembi, mame anguan e awnſan. Das ift: „Mein Desert 
’» Gott, gieb mir diefen Tag Neiß und Yams, gieb mir Gold und Aigris, gieb mir Skle- 
'» den und Neichtbümer, gieb mir Geſundheit, und daß ich möge hurtig und ſchnell fern! „, 
"Das ift die Hauptfumme ihres Gottesvienftes. Sie haften Gott fuͤr ſo guͤtig, daß er ih- 
nen feinen Schaden thun kaun, da er alle feine Gewalt den Ferifchen übervlaffen, und Feine 
für fich felbft behalten hat. ” * 
Diefe Fetiſchen 5) find nad) eines jeden Gutduͤnken und Einbildung unterſchiedlich. Fetiſchen. 
Kaum zweene Schwarze auf der Kuͤſte von Guinea find in der Geſtalt oder Art, fie zu ver- 
‚ehren, eins. Einer hat ein Stück rothes oder gelbes Hol, ein anderer einen Zahn von einem 
Kunde, Tyger oder einer Zibethkatze, der britte einen Elephantenzahn, ‚ein Ey, oder den 
Knochen oder Kopf von einem Vogel, Ochſen oder einer Ziege, der vierte einen Fiſchknochen 
‚oder das äußerfte eines Widderhorne, voller Unreinigkeit, der-fünfte etliche Aefte von Dore 
nen, oder ein Bündel Stricke von Baumrinden gemacht, oder andere dergleichen unnuͤtze 
‚Dinge. Sie haben für diefe Fetiſche außerordentliche Achtung, und halten alles, mas fie 
Ahnen verfprechen, heilig. Einige enthalten ſich, aus Ehrfurcht für felbige, vom Weine, 
andere vom Brandteweine, andere von gewiſſen Speifen oder Fifchen, von Reiße, Maize oder 
Brüchten. Alle ohne Ausnahme verfagen ſich aus Andacht für ihren Fetiſch gewiffe Ver- 
gnuͤgungen zur Kafteyung, und würden eher fterben, als dieſes Verfprechen brechen. 
Sie haben im Jahre verfihiedene den Fetiſchen geheiligte Tage, won denen der bor- Fetifchtage, 
nehmfte ihr Geburtßstag iſt, den fie Damit begehen, daß fie ipren Feliſch und deſſen Altar 
anmeißen, fich felbft mic weißer Farbe beftveichen, und einen weißen Pagne anlegen. An-- 
dere feyren den Freytag in jeder Woche, wie wir den Sonntag, bringen folchen mit Anpu- 
tzung ihres Fetiſchen zu, und bringen ihm ein Opfer. Außer den Fetiſchen der Priwarper- 
fonen giebt es weiche, die dem ganzen Königreiche gemein find. Diefe find ordentlich ein 
großer Berg eder merfwürdiger Baum. "Sollte jemand fo kuͤhn feyn, felbigen abzuhauen, Huͤgel amp 
oder zu verderben: fo würde er ohne Barmherzigkeit getödtet werden. Jedes Dorf hat Bäume, 
auch einen Schutzfetiſch, der auf gemeine Unkoften gepußet wird ‚und Fiir Die Allgemeinen 
Vortheile den Dank erhält, Für diefen richten fie in den öffentlichen Plägen einen Altar 
vom Schilfe auf, der auf vier Säulen rubet, und mit einem Dache von Palmoͤlaͤttern bedeckt 
iſt. Uberdieß hat jede Privatperfon in ihrem Haufe oder an ihrer Thuͤre einen befondern 
Pla für ihren eigenen Fetifch, den fie nach ihrer Art ſchmuͤcket, und mit verfchiedenen Far- 
ben wöchentlich einmal beſchmieret. * 
Man trifft in den Waͤldern und Buͤſchen viele ſolche Altaͤre an, die mit allerlen Arten Geheiligte 
von Fetiſchen beſetzt ſind, und irdene Toͤpfe voll Maiz, Reiß und Fruͤchte vor ſich ſtehen Altaͤre. 
haben. Fehlet ihnen Regen: ſo ſetzen ſie Waſſerkruͤge ; im Kriege Saͤbel und Dolche, 
um Sieg yon ihnen zu erbittenz und wenn fie Fiſche nothig haben, fo legen fie Fiſchbeine 
Bor fie, Palnwein zu erlangen, laſſen fie den Fleinen Meißel da, welchen fie, den Einſchnitt 
damit zu machen, brauchen u. f. f. im felten Glauben, ber Fetiſch werde ihre Bitte erhören, 
Alles Unglück ſchreiben fie der Rache bes Fetiſch zu, und fragen fogleich nach, womit er zu 
befanftigen iſt⸗ * Jinn 2 Zu 


ſches Wort if, eine we iönen Bonn — 
Zauberey damit zu bezeichnen, borgt, da bey ihnen Boſſum oder Boſſefoe einen 
und daß es bie Schtonrzen von den —** er⸗ Gott oder Goͤtzen anzeiget. 


#701 
Hoyer. 


“ Le 
Opfer. 


Andacht zu 
den Fetiſchen. 


468 Reiſen nach Guinea und Benin, 


Zu dieſem Ende laſſen ſie gewiſſe Wahrſager den Tokke 0) folgendergeftalt machen : 


‚Der Zauberer hat neun Streifen Leder, jeden etwa einen Finger breit, und voll Eleiner Se 


tifchen in der Hand. Dieſe ſchuͤttelt er zufammen, und murmele geroiffe Worte, worauf er 
fie zweene oder dreye auf einmal, wie fie fommen, aus der Hand wirft: So, wie fie nun 
fallen, nach Dem machet der Berrüger eine Auslegung, und was er verordnet, das muß ge⸗ 
fchehen. Spricht er, der Fetiſch muͤſſe Schafe oder Hühnervich haben: fo werden ſolche 
fogleich gebracht, geopfert, und der Fetiſch mit ihrem Blute befprengt: Befragen fich die 
Brembis wegen des Krieges oder einer andern wichtigen Sache: fo werden oft ein oder 
ein Paar Sklaven zum Opfer gefordert a). = ; 

Sie bringen ihrem Fetiſch ſehr forgfältig jeden Morgen etwas von dem beften Bor- 
rathe im Haufe, und glauben, wenn fie diefes verabfäumten, fo wuͤrden fie vor dem Ende 
des Jahres umkommen. Man kann ihre Andacht für die Fetiſchen mit nichts befferm, als 
mit der romiſchkatholiſchen Verehrung der Heiligenbilder vergleichen. 

Sie nähern ſich diefen Fetiſchen mit großer Ehrfurcht, und wundern fih, daß felbige 
nicht die Beleidigungen rächen, die ihnen von den Weißen wiederfahren. Jeder wählet 
und machet die feinigen. Loyer war oft bey folhen Gelegenheiten, beſonders einmal 
zu Tapa. Nachdem fie Das Ding gewafchen hatten: fo befprengten fie die ganze Familie 
mie dem Wafler, und famen endlich, unter dem Murmeln gewiſſer Wörter, auch ihn zu 


beſprengen. 


Vom Ver⸗ 
faſſer ver⸗ 
ſpottet. 


Eide beym 
Fetiſch. 


Hier ergriff Loyer, um ihren Aberglauben offenbar zu verſpotten, den ohnmaͤchtigen Fetiſch, 


brach ihn in tauſend Stuͤcken, zertrat ihn, und warf ihn ins Feuer, wo er bald verbrannte, da er 
aus einem Ende von einer Koros, oder Palmnuß, und einem rothgemalten Dorne gemacht war. 
Augenblicklich flohen ſie alle, mit Vermelden, der Blitz vom Himmel wuͤrde ihn toͤdten, oder 
die Erde ihn verſchlingen. Als fie aber ſahen, daß fich ihr Fetiſch nicht rächen konnte: fü 


betrachteten fie den Loyer mit einer Art von Berwunderung, und fagten zu ihm, er märe, 


deswegen nicht umgefommen, weil er nicht glaubte, und der Fetiſch hätte keine Macht über 
die Weißen. Er verfegte: wo fie, auch Ungläubige werden. wolltenz fo wollte er fie auch 
vor feinem Zorne verfihern. Ihre Antwort aber war: der Fetiſch würde fie ſchlagen, und 
fie wollten nichts von Abfagung ihres Aberglaubens hören, 


Wenn die Schwarzen beym Ferifch ſchwoͤren: fo halten fie den Eid gewiß, befonders 
wenn ſie ihn eflen. Unt die Wahrheit von einem Schwarzen herauszubringen, darf man 
Aue etwas in ein wenig Waffer miengen, und darauf einen Biſſen Brodt hinein tunfen, ale 
denn fordern, daß er dieſen Fetiſch als ein Zeichen der Wahrheit effen fol. Verhaͤlt fichs 
for fo wird er es freymuͤthig thun, gegentheils aber es nicht anrühren, in den Gedanken, er 
würde auf der Stelle, wenn er falfch ſchwuͤre, ſterben. Sie f haben etwas von ihrem Ge 
eifch in ein wenig Waffer, oder auf etwas von eflender Waare, und nehmen es fo in den 
Mund, ohne es hinterzufchlingen. Ein Schwarzer, der auf diefe Art ſchwoͤrt, hat bey ſei⸗ 


nen Sandesfeuen unendlich; mehr Glauben, als unter ung ein Chriſt, der aufs Evang 


Kum ſchwoͤrt d). pe 
t € 
c) Im Franzoͤſiſchen Tocque. che Eidbruͤchige ſind. Aber wir Hoffen, daß er nur 
F) Loyer ad. 242u.f.8. des Verfaſſers Glaubensgenoſſen trifft: 
e) Ein bitterer Vorwurf, daß die Chriſten ſol⸗ eurer 


— — * 


% 


von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. Vil Buch IM Cap. 469 
Sie Haben andere Arten von Eiden, die nicht fo feyerlich geſchehen, aber gleich abergläubifch 17ex 

find. Z. E. fie ſchwoͤren bey eines Menfchen Ropfe, Aermen oder Leibe, und glauben feit, wo ſie Koyer. 
falſch ſchwuͤren · ſd wurden folche Theile an ihrem Leibe verdorren. Auch ſchwoͤren fie beym Br 
Angbiume oder Gotte folgendergeftalt: fie nehmen etwas Sand in die Hand, thun ihr in Eipe, 
den Mund, ſeben gen Himmel und fprechen: . (Bott rödte mich durch di efen Sand, 
wenn.es nicht wahr iſt. Sie brauchen diefe Berwünfchung felten, als im Zorne, ober 
einer andern teidenfchaft. 


Sie haben weder Tempel, noch, Priefter, noch Pläge zum Gottesdienſte, ausgenom⸗ Hoherprle— 
men die Allee der Fetifchen, Gleichwohl ift eine Art von Pabſte A — 2 ” 7 
Ofnon beißen. , Die Brembis und Babumets werden vom Könige jufammenberufen, 
wenn ein Ofnon ſtirbt, und errählen einen neuen. Er wird auf öffentliche Unkfoften ex- 
halten. Wenn fie einen nach) ihrem Gutbefinden erwählt haben, der insgemein ein guter 
Mann, und im Fetiſchmachen wohl erfahren iſt: fo weihen fie ihn mit den Zeichen feiner 
Würde ein, die in Fetiſchen beftehen, welche an einander gebunden find, und ihn vom Kopfe 
bis auf den Fuß bedecken. Solcergeftalt führen fie ihn durd) die Straßen, nachdem fie 
ihm zuerſt acht oder zehn von dem gemeinen Wefen gelieferte Bendes Gold gegeben haben /). 

Ein Schwarzer fehreyet, fo lau er Fann, vor ihm her, Daß die $eute ihr Opfer dem neuen er, ihm m 

Ofnon bringen follten, damit er für fie bethete. Selbige zu empfangen, hängt am Ende erwähen. 

eines jeden Fleckens eine zinnerne Schüffel an einem Stride, r ö 
Dieſes iſt der einige Priefter, wenn man ihn fo nennen kann, im ganzen Sande. - Sein 

Amt. ift, die großen öffentlichen Setifchen zu machen, und bey allen Berathfchlagungen des 

‚Königs zu ſeyn, der nichts ohne feinen Rath oder feine Einwilligung thut. Iſt er Frank: p 

ſchicken fie deswegen zu ihm. Iſt es Falt, oder, haben fie öftern Regen oder Bligen: fo - 

fchreyt das Volk, dem Ofnon fehle etwas, und es wird fogleich eine Collecte für ihn ge- 

fammelt, dazu jeder etivas nad) feinem Vermögen beyträgt, 


Die Lehre von der Seelenwanderung wird von ihnen geglaubt. Weil fie alfo auf Seelenwan— 
nichts wirkliches und Dauerhaftes hoffen: fo find fie nur befchäfftige, Reichthuͤmer zu fam- derung. 
meln, und der Bergnügungen dieſes Lebens zu genießen, fo lange fie fönnen. Sie lachen, 
wenn man ihnen vom Himmel oder von der Hölle vorredet. Sie halten die Welt für ewig, 
und die Seele für unfterblich. Dieſelbe wird nach ihrem Tode in die andere Welt gehen, 
welche fie in den Miteelpunct der Erde feßen, Daſelbſt wird fie einen neuen Körper in 
dem Seibe eines Weibesbildes beleben, und die Seelen von dort her thun eben dergleichen 
bey uns. Nach diefer Sehre-gefchieht alfo eine beftändige Berwechfelung der Einwohner 
behder Welten, Die größte Gluͤckſeligkeit eines Menfchen ift bey ihnen, veich, mächtig, 
glücklich, wohlbebient, und verehrt zu ſeyn. Wenn fie effen oder trinken: fo gießen fie et- 

WAS unter Murmeln gewiſſer Wörter auf den Grund, ihren Verwandten und Freunden in 
der andern Melt zu gefallen, Die eben das für fie hun, und Dadurch an dem Gluͤcke Urſache 
find, das ſie genießen Eh Vz 


nA 9x 


a N Achthundert oder tauſend Lvres. ) Koyer a. d 249 u. f. S. 


70Reiſen nach Guinea und Benin, »" >) 1m 


Re: Era re Der YnI Abſchnitt. 
* ns Regierung und Gefege der Iß ine ſen. 


Des Königs Pallaſt, Leihwache und Bedienung. alle Kaufleute, ; Wie fie gemacht werdeti. Po: * 

Er vergraͤbt ſein Gold. Seine Sparſamkeit. licey um Juſtiz. Wie die Schulden wieder ein⸗ 

Sein Handel; und Reichthum. _ Einkünfte. gefordert werden. Strafen. Hinrichtungen. 
Erbſchaften. Kaboſchiren oder Vornehme, find Nachrichter. Seltſame Gewohnheit. 


Pallaſt des Koͤnigs iſt von in einander eflochtenen Aeſten gebaut, mit Leime bewor⸗ 
ern Sr und mit vorher, grüner und gelber Erde bier und bar ohne Ordnung und Ein: 
"richtung beftrichen. Hat zwey bis Drey Zimmer auf ber Erde, und eben fo viele Darli- 
ber, alte auf einerley Art gepflaftert, und mit Jeimmänden, und Deden von Palmblaͤttern. 
Dleß Haus liegt mitten in verfchiedenen großen Verzaͤunungen von Baumaften, welche 
drey Vorhoͤfe ausınachen, bis man hinein fommt. Um in den erften zu gelangen, muß 
man eine breite, aber beſchwerliche Seiter binauffteigen, weiche fieben bis acht Stufen jede 
zweene Fuß von der andern hat; und an dem oberften der Berzäunung findet man eben der⸗ 
gleichen herabzuſteigen. Diefe Leitern find fo übel gemacht, daß ein jeder anderer Menfch, 
außer den Schwarzen, den Hals da brechen würde, Rund um des Könige Pallaft find 
die Hütten feiner Weiber, nur von Baumäften gebaut, und mit Dalmäften gedeckt, wie die 
gemeinen Häufer. 


Leibwache Der König haͤlt ſich ordentlich an der Leiter feiner erſten Berzäunung zweene Sklaven 
und Bedie: zur Wache, die eine Affagay und einen Säbel haben, und einander ablöfen. Wenn er 
mung, ausgeht: fo begleiten ihn etwa funtzig derfelben, mit Säbeln und Musfeten bewehrt, nebft 


einigen ſeiner Bahumets oder Aelteften, und feiner Kaboſchiren, die feinen Hof ausma- 


chen. Alte diefe bemühen fich, feine Gunſt zu erlangen, Indem fie ihn beſuchen, mit ihm 
forechen und rauchen, welches fie Palabra heißen. Bey diefen Gelegenheiten berathſchla⸗ 
„gen fie ſich mit einander von Staatsfachen, und entfeheiden bie Streitigkeiten, welheihnen 
dorgelegt werden. Ein jeder giebt feine Meynung frey von fich, felbft bis auf die Sklaven. 
Dieſes ift zwar langweilig, verhindert aber, Daß fie nicht feicht ‚betrogen werden, weil fie 
altes veiflich iberlegen, Dem ungeachtet werden ihre Berathſchlagungen fo geheim gehal- 
ten, daß fie eher fierben würden, als dasjenige, was vorgegangen, entdecken 5. das geringfte 
Vergehen von diefer Art wird mit dem Tode, oder der Einziehung der, Güter, worauf Ars 
muth und Schande folgen, beftvaft. 


Vergraͤbt Es iſt nicht leicht, des Koͤnigs Reichthuͤmer zu wiſſen, fo wenig als der Brembis und 
fein@or,. Kaboſchiren ihre, Sie find fehr beforgt, folche zu verbergen, ohne daß fich begreifen ließe 
warum, da fie fonft das eitelfte Volk von der "Welt find, und affezeit gern für reicher wol⸗ 
fen angefehen feyn, als es die Wahrheit iſt: nichts iſt ihnen empfindlicher, als die Beſchim⸗ 


pfung Ajingompwe, d. i. Bettler. Das gemeine Volk zwar thut vieleicht wohl dar⸗ 


an, daß es feinen Reichthum verbirgt, Damit ihnen der König oder die Wornehmen ſolchen 
niche nehmen. Dieſe letztern vrrgraben ihr Gold, und nach dem Berichte der Schwarzen, 
den zweene Franzoſen, welche ſich fange hier aufgehalten, beftatigten, hatten Akafini und 
fein Bruder Yamoke viel große Kiften voll Goldſtaub fo verſcharrt. “Der König befahle al 
im Trunke, fie auf Matten var ihm auszuſchuͤtten. Insgemein verbergen ſie ſoſche am Fuße 

| rn... 


a 


von Sierra Leona Big Lope Gonſalvo. VI Buch III Cap, 471 
eines Baumes oder in ihren Bananafeldern, und nehmen nie mehr als einen mit fich, der  r7ex 
alle Fetiſchen zu Verſicherung feines Schweigens effen muß. ng-ur) sur m, Koyer. 
Sie beſuchen diefe"Pläge nur einmal des Jahrs, bloß die Kiften zu verändern, oder et⸗ pe \ 
was dazu zu legen, Sie nehmen nur im höchften Nothfalle etwas heraus, z. E. fich oder ihre famtei. 
Babumets aus der Sflaverey loszufaufen, Kriegsfoften zu tragen, oder ihre Nachbar 
zu erfaufen, daß fie ihre Partey nehmen, u. d. 9.5 denn fich felbft zu helfen, würden fie 
nicht eine Krone heraus nehmen, Der König und alle feine Weiber geben das Jahr nicht 
zehn Piftolen fuͤr Kleider, und Sebensmittel.aus. Der König geht felbft zu Markte, einen 
Sich, eine Banana eder Yan zu Faufen, um welches ihn Loyer fo lange handeln ſah, als 
es der fehlechtefte Sflave thun Fonnte, So fehr hängt Seine Majeſtaͤt dem Nationallafter 
der Schwarzen, dem Öeize, an. ; 

Außer dem hat er noch einige Pfund Gold, die er im Handel nußet, ohne das, was er Sein Hands 
noch) an gearbeitetem Golde, Ferifchen, und andern Zierrathen auf Fefttage hat, wenn er feine del und 
Pracht zeiget.  Diefes zurückgelegte Gold leget er in Pulver und Eleinen Gewehr an, wel, Reichthum. 
ches niemand von feinen Unterthanen, als fein Bruder und Berter, Faufen dürfen, Auch 
Eaufet ex Pagnes, Perpetuanas, Leinewand und Tobaf, welches alles er wieder an feine Un⸗ 
terthanen verhandelt, oder mit Sflaven in die benachbarten Länder fendet, und von zwey⸗ zu 
fehshundert vom Hunderte geroinnt, ohne Gefahr und Unfoften, fo, daß fich fein Reichthum un: 
glaublich vermehren muß. Hierzu koͤmmt, daß er nichts für Eſſen und Kleidung ausgiebt, weil 
feine Weiber und Sklaven, die feinen Sohn erhaften, ihm ums Brodt arbeiten müffen. 

Seine Einkünfte beftehen nur in dem, was er einzieht, und fonft fich zueignen kann, und bat Seine Eins 
er feine Tafelgüiter oder Sand, feinen Staat zu unterhalten, fo, daß die Krone arm heißen kann, fünfte 
obgleich der König reich ift. Daher häufen alle Kabofehiren, die ehrgeizig find, Geld 
zuſammen. Der König hat fowohl an dem, mas die Bornehmen auspreffen, als was fie 
von den Weißen befommen, Theil, wen es ihm gefällt. Zum Erempel, die Bootsleute, 
welche ein Gefchenf von einem Schiffshauptmanne empfangen, müffen es dem Könige 
bringen, der Davon nimmt, was ihm gefällt, 


Zur Saatzeit, die für den Reiß im Herbft- und MWeinmonate, für den Maiz im April und Unter: 
und May, und für den Hirfe im Wein: und Wintermonate ift, geht der König in Perfon: Hate. 
auf bie Felder, welche von feinen Sklaven gepflügt werben, bie ihm alle einen oder zweene 
Tage Arbeit umfonft, und nicht mehr, ſchuldig ſind. Er befiehlt ihnen, in feiner Öegenware _ 
zu arbeiten, da er unter dem Schatten im Kühlen fügt, worauf er fie mit Palmweine bewir — 
het, und den Fetiſch zu Bewahrung des Feldes feßet, der fie, ihrem Glauben nach, gewiß 
tüdten wilde, wo fie etwas angriffen. 

" Zur Exndiegeit Fommt er wieder; fie iſt für den Reif im Chriſtmonate und Jenner, 
fire den Maiz im Auguſt und Herbſtmonate, und für den Hirſe im Hornung und Maͤrz. 
Er ladet alle Unterthanen ein, ihm einzuernbten, und giebt ihnen durch Abfchneidung zwoer 
Eder Dreyer Hände voll ein Benfpiel. Jeder geht deſto williger ans Werk, weil man die 
Freyhen hat, ein Drittheil von den Früchten mitzunehmen, Wenn feine Srüchte gehauen, 
und. an der Sonne getrocknet find: ſo thut er fie in Heine Vorrathshaͤuſer, rings um den 
Pollaſt. Gleichwohl iſt merkwuͤrdig, daß er nie ſeinen eigenen Reif, Mai; oder Hirſe ge⸗ 
Heß, ſondern fo wiel er braucht, gegen eben fo viel von einem Kaboſchiren tauſchet; weil er 
glaubet, feine Felder würden unfruchtbar werben; wo er von feinen eigenen aͤße. 

Seine 


Hoyer. 


ER 
Seine Ge 


walt.. 


Erben. 


472 Reifen nach Guinea und Benin, 


' Seine Gewalt iſt nur in Abſicht auf die Armen und Sklaven eingefchränft, mit denen 
er umgeht, wie es ihm gefällt, Aber Die Kaboſchiren und Reichen, befonders, wenn fie viel 
Sklaven haben, find nicht fo unterthaͤnig, und nur gehalten, zu den öffentlichen Palavers 
oder Berarbfehlagungen zu kommen, und dem Könige mit ihrer Macht beyzuftchen, wenn 
es die gemeine Sicherheit erfordert, £ 

Die Thronfolge koͤmmt hier anf des Königs nächften Anverwandten, feine Rinder aus⸗ 
genommen, denen der König, vermöge der Landesgefege, nichts hinterlaflen Fann, fo daß fie 
nichts haben, als was fie bey feinen Lebzeiten ſammlen Fönnen, ob er wohl insgemein ſie ver⸗ 
forgt, und fie einen Handel oder eine Profeßion lehret, davon fie nach feinem Tode leben 
fönnen. Diefes Gefeg erſtrecket fich auf alle feine Unkerthanen. Des Königs Kinder 


werden zwar verehrt, fo lange der Vater lebet, und Haben eine Wache; aber fobald er tobt 


ift, haben'fie weiter feinen Vorzug wor dem geringften, als’ in Betrachtung ihrer Berdien- 


ſte; afles, was jie befommen, find etliche wenige Sflaven. Der neue König bekoͤmmt 
- alles übrige, und der, welcher ihm nachfolgen foll, erbet des verftorbenen Königs Schaf, 


Kaboſchiren. 


Wie ſolche 
gemacht wer⸗ 
den. 


wodurch er oft reicher wird, als der König ſelbſt 2). 

Die Vornehmen heißen Brembis und Bahumets, d. i. Reiche und die Öberften, 
welches in der Lingua Franca durch Kaboſchiren ausgedrüdt wird 7). Diefen gehöret 
das Borrecht allein zu, mit den Europäern zu Handeln, und wenn fich folches ſonſt jemand 
unterſteht, fo find feine Güter verfallen. Daher find diefe allein reich, und das Gelb ober 
Gold koͤmmt alles bey ihnen zufammen. hrer find ordentlich vierzig bis fünfzig, obwohl 
ihre Anzahl nicht beftimmt ift. Das übrige Volk ift bis zum Höchften Elende arm, und 
haben fienur ein Stuͤck Zeug, fich zu bedecken, und Faum zu leben, als was ifnen die Brem⸗ 
bis überfaffen. °  Daber müflen fie fich zum Unterhalfeigrer Familien vermiechen, und oft 
ſelbſt an'die Großen verfaufen, Damit fie zu leben haben. Hat jemand von ihnen durch 
feinen Fleiß gleich etwas weniges gefatmmier, fo ftellet er fich doch arm, ſolches zu erhalten. 
Ueberhaupt aber ſuchet er durch feine Freunde unser dev Hand, durc den König und def 
fen Brembis, zu einem Kaufmanne oder Edlen gemacht zu werden. Wird ihm diefe Bitte 
gewährt: ſo ſetzet der König mit / den Brembis einen Tag an, an dem ſie ans Ufer geben, 
dieſe Ceremonie vorzunehmen. I u \ 

"Der Candidat bezahfet alsdann dem Könige feine Gebuͤhr, welches acht Kronen in 
Goldſtaube beträgt, worauf der König in Gegenwart feiner Raboſchiren erklärt, daß et 
ihn als einen Edlen und Kaufmann aufnimmt, und dafür erfennt, Darauf Fehrer er ſich 
gegen die See, und verbierhet folcher, dem neuen Handelsmanne Schaden zu thun, feine Cas 
noes umzumerfen, oder feine Güter zu befchäbigen, Alsdenn gießt er eine Flaſche Brand⸗ 
tewein in die See, dieſen guten Willen zu erwerben. Folgends geht der neue Edle zum 
Könige, der ihn bey den Händen nimmt, ſolche zufammenfehfieft, wieder öffnet, hinein⸗ 


- Bäucht, und das Wort Akshue, d. i. ich gebe euch meinen Stieden, oder: gebt in 


Frieden, fachte herſaget. Alle Brembis machen es wie der König, und alsdenn gehen fie 
zu einer Gafteren, Die der Candidate angefteflt hat, ber nad) diefem für einen Raufmants 
und Edlen erkannt wird, ohne Beſchwerung Faufen oder verkaufen darf, und wenn er Reich? 


thum erlangt, ein Kaboſchir wird, mis dem Rechte Sklaven zu Faufen und zu halten. Wenn 


A) Ebendaſ. auf der 129 und folgenden Seite. 


von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VIT Buch III Cap. 473 


er den König in den Krieg begleitet, fordert er feinen Antheil an der Beute, und genießt 1704 
überhaupt aller Vorrechte welche mit dem Titel der Großen verknüpft find. „Koyer- 
Ihre Ausübung der Gerechtigkeit beſteht nur in einigen Geldfteafen, in welche die Ber- Policey und 

brecher verurtheilt werden. Mur drey Verbrechen werden mit dem Tode beftraft, nämlich Gerichtsſa⸗ 
Elaven, welche entlaufen, Verraͤtherey, und Zauberey. Alle andere bleiben ungeſtraft, sm, 

und der Diebftahl ift gegentheils geehrt und belohnt. Meineid und Mord werden mit 

Gelde beſtraft, wenn aber die Anverwandfen bes Lmgebrachten den Mörder bekommen 

Fönnen: fo mögen fie ihn zur Rache toͤdten. Entwifcht er zum Könige, fo wird er nur in 

zehn Bendes Gold oder taufend Livres verurtheile, Davon der König nur die Hälfte, und 

die Berwandrfchaft des Umgebrachten die andere bekoͤmmt. Iſt der Verbrecher ein Skla—⸗ 

ve, fo verfaufer man ihn an die Europäer, 


Wenn ein Gläubiger feine Schuld wieder baben will: fo wendet er ſich zum Könige, Wie bie 
der auf fein Anfuchen einen feiner Sklaven fendet, den Schulöner zu erinnern. Der Sklave Schulden 
trägt des Königs Stab als ein Zeichen feiner Macht, und beſtimmt dem Schuldner einen — 
Tag zu erſcheinen, oder bringe ihn mit ſich wo es dringend iſt. Der Klagende muß als- : 
denn den Proceß Damit anfangen, daß er dem Könige acht Unzen Gold giebt, Brandtewein 
zu Faufen, und muß wenigftens ein Dritthel und oft die Hälfte der Summe, die er 
fordert, niederlegen, welches unter den König und feine Hofleute als Richter getheilt wird, 

Darauf fehwört der Kläger durch Genießung Des Fetifch, daß einer, der fo heife, und bier 
gegenwärtig fey, ihm fo und foviel fehuldig fey. Der Beklagte wird wieder gehört; und 
wenn feine Gründe unzulänglich zu feyn fcheinen, fo wird er verurtheilt, innerhalb einer 
gewiſſen Zeit zu bezahlen, welches er folgendergeſtalt beſchwoͤrt: Er nähere ſich dem KRö- 
nige, berühret fein Haupt und faget, ich ſchwoͤre bey eurem Haupte, die verlangte Summe 
zur geſetzten Zeit zu bezahlen. Auf dieſe Art endigt ſich der Proceß. Fehlet er nur um 
einen Tag: fo beſtrafet ihn der König mit einem oder zweenen Bendes, wenn er reich iſt, daß 
er feinen Eid gebrochen hat, und feget ihm einen andern kurzen Termin. Solchergeftalt fallen 
alle Unfoften auf ven Gläubiger; daher fie oft lieber ihr Geld verlichren, 


Diejenigen, die nicht bezahlen fünnen, werden zu Sklaven verkauft; Hexerey wird Strafen. 
durch Exfäufen geſtraft. Verraͤther oder die des Königs Rathſchluß entdecken, haben 
feine Gnade zu hoffen, fondern werden ohne Umftände enthaupter, Sklaven oder KRriegs- 
gefangene, die zu entlaufen fuchen, werden fo geftraft: der König verurtheilet nach gepflo- 
genem Rathe mit dem Brembis und Bahumets, den Verbrecher zu ſterben. Darauf 
binden ſie ihm die Haͤnde auf den Ruͤcken, legen ihm einen Knebel ins Maul, der auf jeder 
Selle mit einem Seile befeſtigt iſt, das fie hinter dem Kopfe an einen kleinen Stecken 
Binden, Darauf nimmt einer von den koͤniglichen Sklaven, der acht Kronen in Gold⸗ 
Haube zur Belohnung erhaͤlt, den Föniglichen Fetiſch auf. feinen Kopf, läuft wie vafend 
Durch Die Stadt, und lehnet den Fetiſch auf eine oder Die andere Seite, als ob er fallen 
wollte, Wenn er endlich an den Plag koͤmmt, wo der Verbrecher von dem Volke umringt 
fteht: ſo fraget er den Fetiſch, wer ihn tödten ſoll? Der erſte junge Mann, den er hierauf mit 
bem Eifbogen berührt, wird der Nachrichter. Ex wiederholet alsdenn eben dieſe Poffen, 
und frager Den Ferifch, ob der Mann genug iſt, den Verbrecher zu toͤdten. Bisweilen wer: 
den 
2) In der Grundſchrift Capcheres. 


Allgem, Reiſebeſchr. III Band. Doo 


474 Reifen nach Guinea und Benin, 


1704 den auf diefe Art zehn Nachrichter ernannt. Wenn alles fo eingerichtet ift: fo wird der 
Loyer. Sklave unweit des Fetiſch gebracht, und folchem geopfert. Er muß feinen Hals gerade 
— uͤber ſelbigen ſtrecken, worauf der, welcher zuerſt zum Nachrichter ernannt worden, einen 
Dolch zieht, und ihm die Kehle abſchneidet, unterdeß ihn andere feſt halten, bis das Blut 
auf den Fetiſch läuft, wobey der Nachrichter ſaget: Nimm, Fetiſch, das Blut dieſes 
Sklaven, den wir dir opfern. Sobald er dodt iſt, hauen fie den Körper in Stuͤcken, 
machen ein rundes $och an dem Fuße des Fetiſch, und vergraben ſolche darein, den Kinn- 

backen ausgenommen, den fie an dem Fetiſch befeftigen. 

Nachrichter. Dieſe Nachrichter werden drey Tage fuͤr unrein gehalten. Sie bauen ihnen, etwas 
vor der Stadt, eine beſondere Huͤtte auf. Mittlerweile laufen dieſe Kerls wie raſend durch 
den Ort, und bemaͤchtigen ſich alles, was ihnen unter die Haͤnde koͤmmt, Huͤhnervieh, Scha⸗ 
fe, Brodt und Del, alles, was fie berühren, iſt ihre; denn, man hält es für fo verunreinigt, daß 
die Eigenthuͤmer es willig hingeben. 

Seltſame Sie bleiben drey Tage in ihrer Huͤtte, wohin ihnen ihre Freunde zu eſſen bringen. 

Gewohnheit. Nachgehends zerlegen fie ihre Hütten in Stücken, die fie aufbinden, fo daß fie nicht einmal die 
Afche vom Feuer da liegen laſſen. Der erfte Nachrichter führet fie mit einem Topfe auf 
dem Haupte dahin, wo der Verbrecher Hingerichtee worden. Da rufen fie ihn dreymal 
bey feinem Namen; darauf zerbricht der erſte Machrichter feinen Topf, und fie laffen ihre 
alten Sappen und Bündel da, und gehen nach Haufe, wo fie ihre beiten Paignes anlegen, 
und die Bahumets und Brembis befuchen, die ipnen foniel Gold geben, als fie fordern. 
Niemand, der einmal in diefer Berrichtung vom Fetifch ernannt worden, bedenkt fich, fie ans - 
zunehmen, wenn es auch des Königs Sohn wäre, da fie nur auf drey Tage unehrlich macht, 
nachgehends aber Ruhm bringe. Sie reihen einen von den Zähnen des Hingerichteten 
an; je mehr fie zeigen Fönnen, defto mehr Ehre machen fie fih Daraus A), 


KR KER FF KFK F F * * * *3 ******* * ** 
Das IV Kapitel, | 
v2 Eine Reife nach Guinea, Brafilien, und Weftindien, in den 


FE Sriegsfehiffen der Schwalbe und Meymouth a), im Jahre 1721. 
Durch Johann Atkins, Wundarzt auf der königlichen Flotte. 
Einleitung. 


ie Reifebefehreibung ift in Detap, von zweyhundert fünf und fechzig Seiten, ohne die 

$ Vorrede von fünf und zwanzig Seiten,aber weder mitXegiftern nohKRupferftichen 2)» 
Sie hat zweene Theile; der erfte heißt: Reife nach Guinea, und befteht wieder aus 
folgenden Artikeln: Madeira auf der 23ſten Seite; die Canarien auf der a ; 
ylande 


k) Zoyer a. d. 140 und 219 u. f. ©, dien, in Seiner Majeſtaͤt Schiffen, der Schwalbe 
a) Sie führten funfzig Stüde, des erften Ca: und Weymouth. Nebſt Befchreibung der ver? 
pitain war Ehaloner Ogle, jego Ritter und Ad⸗ ſchiedenen Eylande und Pflanzörter, als Madera, 
miral. den Canarien, Vorgebirge de Verd, Sierra .Leond, 
4) Reife nach Guinea, Braſilien, und Weftins Seſthos, Vorgebirge Apollonia, Cabo Corſo, u 

' ⸗ 


von Sierra Leona Big Lope Gonſalvo. VI Buch IV Cap. 275 


Eylande des grünen Vorgebirges auf der zıften Seite; Africa überhaupt auf der zuften 172: 
Seite; Sierra Seona auf der zgften Seite; Körner und Malaghuetta Küften aufdersöften, Atkins. 
Seite; Seftos auf der 6aften Seite; Borgebirge Apollonia auf der 68ſten Seite; Cabo 
fres Puntas auf der 7sften Seite; Cabo Eorfo auf der goften Seite; Küfte von Cabo 
Eorfo nad) Whydah, auf der roten Seite; Whydah aufder ıroten Seite; Ströme auf 
der Küfte von Guinea auf der 132ſten Seite; Regen auf der 13öften Seite; Winde auf der 
ıgıften Seite; Guineahandel auf der 149ſten Seite; Sklaven auf der ızöften Seite; Ei: 
fenbein auf der ıgıften Seite, Gold auf der 183ſten Seite; Rückkehr nach der Goldkuͤſte 
auf der 186ſten Seite; Seeraͤuber auf der ıgıften Seite; St. Georg de Elmino auf der 
.ıgaften Seite; Borgebirge Lopez auf der ıgöften Seite, 5 j 

Der zweyte Theil ift eine Reife nach Brafilien und Weftindien auf der 2orſten Seite; 
die Artikel find, Barbadoes auf der 2osten Seite; Zuckerroͤhre auf der 2igken Seite; 
Weſtindien auf der zaıftenSeite; Jamaica auf der 223ften Seite, Stürme auf der 237ften 
Seite; Abkürzung der vorigen Neife auf der 255ften Geite, 


In der Vorrede unterhält der Verfaſſer feine Leſer zum Scherze mit einigen Betrach- Leben und 
tungen über das geben und Element eines Schiffmannes. Er zeiger deffelben Ungluͤck Llement ei: 
durch die Bequemlichfeiten, die er fich verfagen, und die Gefahr, der er fich ausfegen muß, 5 Sfr 
wozu koͤmmt, daß er weder in Speifen noch Gefellfchaften Abwechslung bat. Man könnte ea 
noch dazu feßen, daß die Ausficht auf der See ihm auch Feine Veränderung giebt. Und 
unfer Unglück vollkommen zu machen, faget er, fo ftehlen Die Schelme zu Sande uns unter: 
deffen vielleicht die Herzen unferer Liebſten und Frauen. | 

Bey dieſer Gelegenheit erwaͤhnet er einen Schluß, den ein Nationalſynodus zu des Königs Rathſchluß 
Johanns Zeiten gemacht, daß niemand, der verheirathet wäre, ohne beyderſeitige Einwilli- eines Sy: 
gung über See gehen ſollte. Und die Sachſen hätten ein Geſetz gemacht, wenn ein "Od 
Kaufmann bie weite See dreymal durchftrichen hätte, fo follte er mit den Ehrentitel eines 
Thane belegt werden c), 

Auf der andern Seite jeiget er einige anlocfende Umftände bey den Leben eines Schiff- Gelehrtet 
fahrers, j. E. daß die auf der Flotte befonders der Schuß des Sandes find, daß fie beſſer Artikel. 
befegt, und wider Gefahr verfehen find, als Handelsfhiffe, guegefinnte Dfficiere ‚ gutes 
gegenfeitiges DBegegnen, die Detrachtung der Wunder in der Tiefe, und endlich die Ber- 
forgung im Alter, wozu in den legten Jahren Die Dfficier noch dem edelmuͤthigen Beytrag 
zum Unterhalte ihrer Witwen und Kinder rechnen fönnen 4). 

Das Element theilet er nach ben Graden des Bergnügens ein, die es im Schiffen giebt. 

Nach dem mittelländifhen Meere, das er wegen feiner gemäßigten $uft und andern Bor: Mittelländi- 

theile für das angenehmſte hält, preift er den Theil des Oceans, wo die beftändigen Winde Ihe Meer. 

find, weil man da feine ftürmifhe See, noch Ungewitter in einiger Entfernung vom Sande Hißfger® 

antrifft, und immer Tag und Nacht gleich hat. Diefes liegt in dem Hisigen Exdftriche. Er — 

haͤlt das atlantiſche und Suͤdmeer außerhalb den Pe Winden, nämlich von dreyfig mi — 
oo 2 


zu Erdſtrich. 
auch andere an der Kuͤſte von Guinea, Barbadoes, Flotte. London verlegt von Caͤſar Ward, und 
Jamaiea u. a.in Weſtindien. Die Farbe, Lebensart, Richard Chandler 1735. . 
Sprachen, Sitten, Gewohnheit, und Religion, ce) Rapin auf der ı5 Seite. 
Mit Anmerkungen über den Bold: Elfenbein: und 4) Bey diefer Gelegenheit führet er ber Lange 
Sklavenhandel, und die Winde und Ströme von nad), die Artikel der Witweneaſſe auf der 5 und 
Johann Atkins, Wundarzte auf der koͤniglichen folgenden Seite an. 


1721 
Atkins. 


Kalter 
Erdſtrich. 


Keine Cani⸗ 
balen. 


476 Reifen nach Guinea und Benin, 


zu fechzig Graden Breite für den ſchlimmſten Theil der Seefahrt, weil die Seen ba un— 
ruhigen Ungeroittern und veränderlichem Wetter unterworfen, und lange alte und dunfele 
Nächte find, Gleichwohl ift es über fechzig Graben noch fhlimmer. Indeſſen hat der 
Verfaſſer von Seuten, die in Groͤnland gewefen, erfahren, daß diefer unfreundliche Himmel 
nichts als Mebel, Schnee und Regen ift, daß die See von Winden eben nicht fo fehr beun- 
ruhigt wird, und daß folche meift nördlich) gegen die Sonne, das ift, gegen eine verduͤnnte 
$uft gehen, wie aus dem Treibeife von daher erhellet, das man weiter ſuͤdwaͤrts auf der eu: 
vopäifchen und americanifchen Seite finder. Roch einen andern Vortheil haben fie an dem 
Mondenfcheine, der die lange Abwefenheit der Sonne erträglich machet; und wenn diefer 
ganz fehlets fo geht die Sonne nie völlig unter, und troͤſtet fie noch mit dem Ölanze des 
Eifes und des Schnees, 

Daß er die Canibalen, angefehenen Schriftſtellern zumider, leugnet, das fen, faget er, 
daher gekommen, weil feinen Gedanken nach diefe Beſchuldigung die geößte Befchimpfung 
für die Menfchlichfeit und den Schöpfer iſt. Er beruft ſich auf die Berftändigften unter 
den Guineafahrern e), ob fie die Erzählungen von den Einwohnern vom Borgebirge St. 
Marie, vom Vorgebirge Monte, Monſerado, Drewin und Kallabar, nicht für offen- 
bare und noch dazu fehädliche Erdichtungen halten. 

Mieden Raribbeen, faget er, verhält ſichs eben fo. Denn wenn die Weiber auf die- 
fen Eleinen Inſeln auch wie die Kaninchen geheckt hätten: fo hätten fie doch müffen wüfte 
werden, wenn ihre Bewohner Menfchenfrefler gewefen , oder fie hätten nur Menfchenfleifch 
an Feſitagen freffen müffen, wo fie nicht erſt etwa bey der fpanifchen Entdeckung folche Un- 
menfchen geworden wären. Herr Atkins bemerfer bey diefer Gelegenheit, daß Lahontan 
oder ein anderer Franzoſe bey Erwähnung der Canibalen, welche an Canada gränzen, eine 


ſtarke franzoͤſiſche Prahlerey vorbringt, als ob ſie das Fleiſch der Franzoſen von einem feinern 


Geſchmacke erklaͤrten, als der Englaͤnder ihres. 

Dieſes machet ihm die ganze Erzählung unglaublich, wozu noch koͤmmt, daß die Euro⸗ 
paͤer den Oſtindianern ſo was nicht ſchuld geben, die mehr Macht haͤtten, als bloße Ameri⸗ 
carer oder Schwarze, den Vorwurf zu rächen, und er iſt der Meynung, daß Laͤuſe und Muͤ⸗ 
den u. ſ. f. die einzigen Menfchenfreffer find, 

Diefer Berfafler ſtellet in feiner Abhandlung von den Canibalen den Hauptmann Snells 
grave als den legten BVertheidiger der Menfehenfreffer vor, und unterfuchet deffen Beweis: 
thimer. Snellgrave that Die Keife nach) Guinea wenig Jahre nach dem Atkins, gab 
aber feine Erzählung ein Jahr eher heraus. 

Unter andern ift merfwürdig, Daß der Berfaffer mit dem itzigen Admiral Ögle in der 
Schwalbe gieng, da felbiger den Seeräuber Roberts und deffen Mitgenoflen nahm, welche 
zu Cape Corfe verurtheilt und hingerichtet wurden, und einen oder zweene Tage zu fegeln von 
Madera traf er auf den Admiral Matthews, damaligen Commodore in dem Loͤwen, der 
mit einem Gefehwader von vier Segeln nad) Dftindien ebenfalls wider Seeräuber gieng. 

Er war auch in dem Sturme zu Jamaica im Yuguft 1722, den er umftändlich bes 


ſchreibt, und brachte eine Tochter des Statthalters von Cape Eorfe über, die zwar eine Mus 


lattinn, aber ein fehönes flachshärichtes junges Frauenzimmer wars O 
2 sr 
e) Vielleicht Hat eine Nation die andere dadurch wo fie Hin handeln, wie die Franzofen den Englän: 


verhindern wollen, nach den Gegenden zu kommen, dern und Hollaͤndern ſo was vorwerfen. Siehe oben 
4 auf 





von Sierra Leona big Lope Gonſalvo. VII Buch IV Cap. 477 


Der I Abſchnitt. 


Nordlichter. Seegeſtraͤuche. Delphine. Sliegen- englischen Schiffehauptmanns. Händel mit Jo⸗ 

der Fiſch. Sierra Leona. Vorgebirge Monte hann Conny am Vorgebivge der dreyen Spitzen. 
und Monferado, Fluß Seftos. Audienz beym Johanns Streit mit den Hollaͤndern. Beſuche 

Könige Pedro. Seine altfraͤnkiſche Kleidung vom Verfaffer bey ihm abgeftatter. Sein Haus. 
und bettlerhaftes Anfuchen. Lufiger Streih Seine Abkunft. Höflichkeit gegen die Enalans 
mit feinen Söhnen. Einer von feinen Paldz der, und die hollaͤndiſchen Hirnfchädel. Meens - 
fien. Ein gelber Man. Gecſchichte von dem ſchenopfer find Hier gewöhnlich. Hinrichtung 
Dreger Tomba. Teufliſche Grauſamkeit eines eines Moͤrders. 


- 


©" fegelten den sten des Hornungs im Jahre 7720 - 21 von Spithesd ab, und nahmen 
das Nötdige zu einer doppelten Reife die Küfte von Guinea hinunter ein, in der Ab 
ficht, die Seeräuber aufzutreiben, die diefe Gegenden fehr beunruhigten, und ihren Handel 
und ihre Fackoreyen zerſtoͤrten. Die Statthalter der africanifchen Gefelffehaften nach der 
Gambra und andern Plägen giengen unter ihrer Bedeckung. 


Den Abend von fechs bis neun Uhr fahen fie die hüpfenden Ziegen, welche bey den 
Bootsleuten morifche Tänzer heißen. Es find Lichtſtroͤme am Himmel, die jähling in: 
einander fahren, und auf eine oder ein Paar Minuten fichtbar find, Dieſe, die fliegen: 
den Sünkchen, und folche falpetrichte Ausduͤnſtungen, haben vermuthlich zu allen den 
Wunderzeichen Gelegenheit gegeben, davon die Luft vorzeiten voll geweſen iſt. 

Sie kamen num bey dem weſtlichen Ende von England vorbey, welches, wie der Ver 
faſſer berichtet, vormals mit den Eleinen felfichten Eylanden von Scilly ſoll durch ein Sand, 
Namens Lioneß, zufammengebangen haben. Man will diefes aus der gleichen Tiefe des 
Waſſers, die dafelbft zu finden ift, imgleichen aus Thüren, Senftern und DBaummurzeln, 
welche vormals von Fifchern heraufgezogen worden, fhließen, und der Berfaffer hält dieſes 
wegen ähnlicher Veränderungen, die er anderswo gefehen, für etwas mehr, als einefchlechte 
Muchmaßung. Die Zelfen, fpricht er, feheinen nun mic trauriger Stimme die Abreißung 

u beklagen. 

Auf der Hoͤhe von dem Vorgebirge Finisterraͤ trafen ſie beſtaͤndige Weſtwinde an, 
die auf der Kuͤſte von Portugall ſehr ungewöhnlich find. Einen oder zweene Tage von 
Madera f) zu fegeln trafen fie auf den Commodore Matthews im Loͤwen, der mit 
einem Geſchwader von vier Segeln nad) Oftindien wider die dafigen Seeräuber zu kreuzen 


beſtimmt war. 


1721 


Atkins. 
nn 


Nordlichter, 


Es ſchwamm häufiges Seegeſtraͤuche Bier um fie herum, auf die Weite von vierzig Seegeſtraͤu⸗ 
Seemeilen von der Inſel, bis fie an folche famen, Er vermuthet, daß folches auf dem che. 


Grunde der See waͤchſt, und die Nahrung der großen Fiſche if. Denn erftlich finden 
es die Perlen und Korallentaucher bis auf acht oder zehn Faden; zweytens erhellet bey 
einigen Fiſchen aus ihrer Größe, und bey andern aus der Art, wie fie zum Kauen verſorgt 


find, daß fie Som Wiederkaͤuen, und nicht vom Raube leben. Drittens finden fie ſich 


häufiger gegen das Ufer, als In der weiten See, und vielleicht haben fie, wie manche £leine 
Fiſche in den englifchen Seen, ihre geroiffe Zeit der Ankunft, da fie fich Hier weiden, Vier, 
Dog tens 
Auf der z5gften Seite. Verde: Eylanden fiche oben im II Bande a. d. 
FB) Seine Nachricht von Madera und den Capo und 158 uf, ©, — 


3 


48 Reifen nach Guinea und Benin, 


1721 
Atkins. 


Delphinen. 
Fliegende 
Fiſche. 


SierraLeona. 


tens ſpielten haͤufige Meerſchweine taͤglich um ſie herum, die gleichwohl mit dem Angel 
nicht zu fangen waren, zum Beweiſe, daß ſie ihr Futter am Grunde der See nahe wußten, 
ob er wohl geſteht, daß ſie ſicherlich kleine Fiſche gefreſſen, vielleicht ſind dieſes ihre Lecker⸗ 
biffen, wie jenes Die ordentliche Speiſe iſt g). 

Den zoften März giengen fie mit dem Weymouth ab, der den Statthalter und die 
Factore vom Bambrafluffe auf fich Harte, Unweit des Landes vom grünen Borgebirge 
fingen fie verfhiedene Schildkroͤten, die gern auf der ebenen Fläche des Waſſers, wie folche 
itzo wegen der Windftille war, fchlafen, 

Sie fahen auch verfchiedene fliegende Fifche, und ihre beftändigen Feinde, den Albacore 
und Delphin. ‘Der legtere ift ein fehöngefärbser gerader Fiſch, vier oder fünf Fuß lang, 
mit einem zwenfpigigen Schtwange, der fenfrecht auf das Waffer ſteht; er ſpielet fehr frey um 
die Schiffe, ift von trocknem Geſchmacke, giebt aber gute Bruͤhen. Man fiehe fie felten 
außerhalb der Breite eines beftändigen Windes, und den fliegenden Fiſch niemals, Diefe 
find fo groß, als ein Fleiner Häring; ihre Fluͤgel etwa zwey Drittheile von der Laͤnge, gehen 
enge aus dem Körper Heraus, und enden ſich breit. Sie fliegen durch ihre Hülfe eine Hufe 
lang in einem fort, wenn fie verfolge werden; fie Fehren fich bisweilen im liegen um, tau- 
chen in die See, und machen ſich wieder fort, wodurch der Wind fie beffer fortfuͤhret. 

Bon dem Vorgebirge ſteureten fie Suͤdſuͤdweſt, die Untiefe von Grande zu vermei⸗ 
den, und liefen wieder nach dem Lande, bis ſie in die Breite von Sierra Leona kamen, 
weil einige andere Untiefen an der Nordſeite des Fluſſes liegen. Die Tiefen ſind bey dem 
Vorgebirge nach und nach von ſechzig Faden, in der Weite von etwan zwoͤlf Seemeilen, 
bis zu dreyzehn. 

Das Vorgebirge Sierra Leona iſt an einem einzelnen Baume kenntlich, der viel 
groͤßer, als die uͤbrigen iſt, und an dem hohen Lande hinter demſelben. Sie ankerten den 


zten in der dritten Bay vom Vorgebirge, mo ſehr bequem Waſſer und Holz einzunehmen, 


und fo ordentliche Ebbe und Fluth, als in einem Theile des Canals von England ift >), 
Sie — bier den ıgten ans Land, und beſuchten, wie ſchon erzählt worden, Herrn 
ofeph 2). 
J KB 2gften verließen fie Sierra feona, und vereinigten fich den ıften May mit dem 
Weymouch, der von der Gambra fam. Sie liefen auf eine Sandbanf in dieſem Fluſſe, 
wo ſie drey Tage und drey Naͤchte in einem Strome zu arbeiten hatten, und mit großer Muͤhe 
abkamen. Die in der Schwalbe hatten auch zu Sierra Leona, als fie einen Tag Wafler 


ins Schiff gelaſſen, die Berftopfung vergeſſen, bis fie fechs bis fieben Fuß Waffe im 


Capo Monte 
und Monſe⸗ 
rado. 


Schiffsboden hatten. 
Anm Vorgebirge St. Maria fanden fie Feine Canibalen, wie unter den Schiffleuten 
die Rede geht, ſondern ein leutſeliges Volk, bey dem fie ihr Schiff mit Holze verfahen. 

Den sten waren fie beym Vorgebirge Monte, und den Tag darauf bey Monſerado, 
beydes hohe Laͤnder. Das erite zeiget zweene, das legte einen Huͤgel, und das Sand ſtrecket 


ſich von ihnen niedrig und holzig. Drey Seemeilen vom Ufer find etwa vierzig Faden Tiefe⸗ 


Von dem legtern Fam ein Kahn mit einem Kaboſchir ), Hauptmann Johann Hee/ 


‚der ſich durch einen alten Hut und eine Bootsknechtsjacke, nebſt einer großen Menge dicker 


metal’ 
£) Atkins a.d. ı odervielmehr ad. m uf ®& 4) Siehe oben ad. 275 u. f. S. 
6) Ebendaſelbſt a. d. 32 u. f. ©. 


m 


MÜNDUNG DES FLUSSES SESTOS. 


Maap 3 flad vorr3 | pemeinen Branzochjshen Meilen 


PIIIIIV 


OR nn 


ira a a — 
a 0 Me 
ERTEH een 


Gehoclze , worınen 


u BE 
> Stadt — — 





e em * 





von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VIT Buch IV Cap. 479 


Metallener Ringe an den Fingern und Zähen, von feinen Begleitern unterſchiede. Erfchien 1721 
ſich zu fheuen, in das Schiff zu geben, aus Furcht wegen des DPanyarings /), weil die Atkins. 
Leute aus feiner Stadt oft durch die Treulofigfeit der Schiffer gelitten, und fich dafuͤrg ft —— 
mit einiger Graufamfeit gerächet hatten. Eben dieß hatte Gelegenheit zu der Erzaͤhlung 
gegeben, daß fie an einigen Orten Menſchenfreſſer wären, welches fie aber vermuthlich nir⸗ 

gends feyn mochten, weil fie fonft weder Handel noch Nachbarn gehabt hätten. 

Der KFetiſch, den fie auf dieſe gefährliche Reife mitgenommen, war ein Buͤndel ſchwar⸗ 
zer Stöckchen, in einem Beutel von Seidengraſe, welcher über eine von ihren Schultern Bing. 
Sie fehienen Sicherheit und Vertrauen darein zu fegen. Atkins wollte es begreifen und 
damit handthieren, fand aber, daf fie fehr erſchracken, und, um ihn abzuhalten, fagten: 
Nou didee, yon Eifatavoo; das iſt: wo ihr effet, werdet ihr fogleich fterben, 

Das Mistrauen auf beyden Seiten fihränfte ihren Handel nur in Bitten um alte 
Beinkleider, Hemden, Lappen, und was fie fonft fühen, ein. Sie machten fich darauf eilig 
fort, und riefen einander dazu, in einem Tone, faft wie wenn unfere Fleiſcher ihr Vieh treiben. 

Den ıoten May anferten fie vor Sefthos oder Sefthio. Der Fluß ift etwa halb Fuß 

fo breit, als die Themfe, und hat nur eine ſchmale Einfahrt fir Boote an der rechten Seite Seſthes. 
zwiſchen zroven Klippen, die bey großen Wellen und Winden die Fahrt Dadurch fehr gefähr: 
lich machen, da das übrige mit Sande gefüllt if. Man kann bier fehr viel Reiß Faufen. 
Der Fluß ift voll Fifche, und: man bekoͤmmt ziemlich viele Ziegen und Gevögel, oder man 
bilder fich dieſes wenigftens in Vergleichung mit derfelben großen Seltenheit von Sierra 
Leona bis Whidaw ein. Der Fluß hat eine Barre vor fich, iſt aber bequem genug, 
Waſſer einzunehmen, 

Der König hier heißt Pedro. Er Hält fich etwan fünf Meilen den Fluß binauf auf, 
und ift ein Mufter einer ſchwarzen Majeftär. 

Weil ein Daſchi erwartet wird, ehe die Schiffe Hier Holz und Waſſer einnehmen dür- Audienz 
fen: fo hält man für gut, folches durch einen Lieutenant oder Zahlmeifter zu fenden. Wie beymKoͤnige 
fie in des Königs Stadt kamen: fo wurden fie durch einige Hofleute in den gewöhnlichen Pedro. 
Palaverplas geführet oder geftoßen, um dafelbft zu verziehen, bis ſich der König angeklei⸗ 
det hätte, und aus dem Palafte fame, weil er allezeit in Gegenwart des Volks öffentliche 
Audienz giebt. Nach einer Stunde kam feine Majeftär in Begleitung hundert nackender 
Edelleute, die alle Toback rauchten; und vor ihm ward ein Horn geblafen, 

Seine Kleidung war fehr altfränfifch. Er Hatte einen beſchmutzten rothen Rock an, Seine alt: 
der mit Flickwerke von andern Farben, einem Harlefinsfleide ähnlich, gemacht war, und ein fränfifche 
Kerl trug ihm die Schleppe nach, die aus einem fehmalen Stücke Culgee beftund,, welches Kleidung 
an das Ende des Rocks genäht war. Er hatte eine alte, ſchwarze, ungefämmte Paruͤcke auf, 
einen alten Hut, der nicht halb groß genug war, und den er fo weit zurückgefegt hatte, daß 
fein ‚Mageres Geficht darunter wie eine Voͤgelſcheu ausfah; beſchmuhte Schuhe und 
Strümpfe ohne Schnallen und unaufgebunden, und eine metalfene Kette wenigftens von 
zwan ig Pfunden um den Hals. 

„ Diefer Figur fielen die gepußten Abgefandten in Iren Sonntagskleidern zu Füßen, und und Bettel- 
würden daſelbſt noch liegen, wenn fie auf Pedros Erinnern erſt Hätten auffteden füllen, Cr 
; ver- nſuchen. 


k) In der Grundſchrift ans ins a. d. 56u. 
— ft Cabiceer. m) Atkins a. d. 53 und 256 u. f. ©. 


1721 
‚Atkins. 


Luſtiger 
Streich mit 
ſeinen Soͤh⸗ 
nen. 


Ein Pallaſt 
von ihm. 


* 


480 Reifen nach Guinea und Benin, 


verwunderte fich in der That etwas, hielt es aber. für die Landesart, und ließ fie alfo, dabey 
er inftändigft um die Daſchi anfuchte. Hierauf erhoben fie fih, und gaben ihm eine Reife 
flinte, zwey Stuͤcke Rindfleiſch, einen Käfe, eine Flafche Brandtewein, ein Dutzend Pfei⸗ 
fen und zwey Dugend Büdlinge. Pedro aber, der die Gefchenfe beffer, als die Complis 
menten, verftund, fehlen über diefelben nicht fehr vergnuͤgt zu ſeyn; nicht, als ob fie nicht 
recht geivefen wären, fondern weil es Sachen waren, die er jego nicht brauchen Fonnte: er 
bath alfo, folche wegzulaſſen, und ihm ihre Hofen zu geben, die ein wenig beſchmutzt waren, 
weil fie im Speichel gekniet hatten. Nach) einem Palaveer mit feinen Miniftern aber ward 
das Geſchenk angenommen, und die Abgefandten mit einem Glafe Palmwein und Arte, 


zuruͤckgeſchickt, welches der gewöhnliche Gruß ift, wobey fie Daumen und Finger zur 


fammenhalten, und abfehnappen. 

Dem Könige einen guten Begriff von ihrer Freygebigkeit beyzubringen, machten fie fich 
an feinen Sohn Tom Freeman, der, fein gutes Gemuͤthe zu zeigen, uneingeladen an Bord 
kam, feine Slageofet mitbrachte, und fie mit einigen wilden Tönen beluftigee. Sie putzten 


ihn mic einem alten Hute, einer Parücke und einem Degen, und gaben ihm ein Patent auf 


einem.geoßen Blatte Pergament, wodurch er für einen Herzog von Sefthos erklärt wurde 
wozu fie fich alle unterfchrieben, und einen Butterfleck ſtatt des Siegels machten. Diefes 


gefiel dem Vater fowohl, daß er ihnen zur Erkenntlichkeit ein Paar Ziegen, und feinen 


jüngern Sohn Tofee, ſolchem fernere Gewogenheit zu erzeigen, ſchickte, den fie auch, nach 
einiger Ueberlegung, mit dem Titel eines Prinzen von Baxos beedrten. 


Es waren in der That vielen zuvor Titel ertheilt worden, aber Feinen fo anfehnliche ver» 
mittelft eines Patents, und dieß erwarb ihnen des Königs Gewogenheit völlig, der ihnen 
auch erlaubte, jederzeit ihre Netze ꝓ) im Fluſſe zu haben, wo fie einen guten Vorrath von 


Mullers, Schollen, Pumpnafen, und Klippfifchen fingen. Sie hatten auch) die Freyheit, 
unbeunruhigt durch Die Flecken zu geben. 

In einem diefer Flecken befuchten einige andere Seine Majeftät, die fie in einem Pallafte 
fanden, der wie ein Schweinftall gebaut war. Der Eingang war ein enges Loch, und 
führte in das, was man feinen Vorhof nennen konnte, ein unveiner Eleiner Fleck und zıoeh 
bis drey Hütten Darinnen, welche feiner Weiber Zimmer waren. Bon bier Eeochen fie durch 


ein anderes. Portal, und entdeckten ihn auf der linken Hand, auf einem Platze außer feinem 


Hauſe, wie eine Schneiderwerkſtatt, wo er mit zweyen oder dreyen alten Weibern Tobak raucht 


Dieſes iſt der Zeitvertreib beyder Geſchlechter. Seine Kleidung und fein Anſehen, wie 


Gelber 
Menſch. 


gegentheils das fremde Weſen der —— machte, daß ſie von beyden Seiten laͤchelten, 
worauf nach einigen Minuten ber Abſchied mit dem Atticho genommen wurde. 

In einer Stadt an dem Fluſſe fanden fie einen glänzendgelben Mann; und es wurd? 
ihnen berichtet, (wofern fie der $eute ihre Zeichen und Sprache recht auslegten,) daß er von 


einer Gegend Fäme, die ein gut Stuͤck landwärts läge, wo fich ihrer mehr befänden. Di 


Hauptmann Bullfinch Lambe und andere, berichteten nachmals dem Berfaffer, fie Hätten 
verfchiebene gefehen, und Here Thompfon meldete, er hätte einen zu Angola, und eine 
andern zu Madagaskar gefehen. Das ift eine große Seltfamfeit, faget Atkins, und fe 
ſchwer zu erklären, als die Schwänze 0). ' 
") Sa der Grundſchrift Searn ſtatt Sayn. 9) Siche ebena.d.269 ©. 
0) Atkins a. d. 62u. f. S. Dieſes Schiff berichtete ihnen auch, daß die —* 





— —— 


von Sierra Leona big Zope Gonfalve. VII Buch IV Cap. 48: 


Den ıgten May verliehen fie Seſthos, fegelten längft einer niedrigen Küfte, wie 
etwa Holland, und erreichen in zweenen bis Dreyen Tagen das Vorgebirge Palma, lichteten 
von Faque a Jaques den 28ſten, kamen den zoſten vor Baffam oder Baffau, und den 
ziſten vor Aßini, nachdem fie durch die geundlofe Gegend, wo man mit dem Senfblene 
nicht auf Grund koͤmmt, gefegelt waren, die drey Meilen querdurch beträgt, Die Einwohs 
her ſchienen überall leutefcheu zu ſeyn, bis fie an die Goldkuͤſte kamen. Den aten ‘un. ans 
kerten fie an dem Vorgebirge Apollonia. Das Sand wird hier Höher, und die Einwohner 
waren munterer zum Handel. ia: 

Zu Jaque a Jaques trafen fie den Robert von Briſtol, deffen Hauptmann Hardin 
war, an. Derſelbe war vor ihnen von Sierra Leona abgeſegelt, und hatte dreyßig Sklaven 
gekauft, unter denen Hauptmann Tomba p) einer war, Er erzählte ihnen folgende frau: 
rige Geſchichte g) ; dieſer Tomba hätte fich etwa eine Woche zuvor mit zweenen oder dreyen 
der hartnaͤckigſten feiner Sandesleute vereinigt, einen Aufſtand zu erregen, worinnen ihnen eine 
Sklavinn beygeftanden, die ihnen einen Abend berichtet, daß nur fünf Weiße auf dem Ber: 
decke wären, und ſchlieken, auc) ihm zugleich einen Hammer, feine Berrätherey auszuführen, 
gebracht Hätte, Er hätte außer der Sklavinn nur noch einen bereden fünnen, mit auf das 
Verdeck zu gehen, dafelbft von dreyen Schiffleuten, welche vorne taren, gleich zweene mit fü 
diel Schlägen auf die Schläfe hingerichtet, den dritten, der von dem Getöfe aufgewacht, 
hätten feine Gefelfen ergriffen, und Tomba ihn auf eben Die Art niedergemacht. Die leg- 
ten beyden von den fünfen aber hatten den Särmen gehört, und durch ihre Bertheidigung 
bald den Steuermann drunten im Schiffe erweckt, der beraufgelaufen Fam, den Tomba 
mit einem Handſpieße überfiel, und fie alle in Eifen ſchlug. 

Vielleicht, ſaget Atkins, verlangt der Leſer ihre Strafe zu wiffen. Der Hauptmann 
Harding zog die Tapferfeit und Verwegenheit Diefer beyden Sklaven in Betrachtung, und 
machte es mit ihnen, wie man es fonft in andern ändern mit vornehmen Schelmen zu ma= 
chen pflege, Er ließ fie nur geifeln, da er indeffen drey andere, welche daran Theil genom= 
men, ob fie wehl nicht die Stärke gehabt hatten, etwas dabey zu thun, zu einem graufamen 
Tode verdammte, und fie erit das Herz und Leber des einen von ihm hingerichteten freſſen 
ließ. Das Weib lieg er an den Daumen in die Höhe ziehen, und im Gefichte der andern 
Sklaven mit Meffern bis auf den Tod peitfchen. 

Den ten des Drachmonats ankerten fie zu Axim, der erſten europaͤiſchen Factorey, 
welche den Hollaͤndern gehoͤrt, und kamen den Tag darauf nach dem Vorgebirge der dreyen 
Spitzen. Die meiſten Schiffe gehen des Waſſers wegen (welches man weiter hinauf 
ſchwerlicher erhaͤlt) hieher, und jedes Schiff giebt eine Unze Gold für die Erlaubniß. Jo⸗ 
hann Conny, der damalige vornehmſte Kaboſchir, deſſen Stadt drey Seemeilen weſtwaͤrts 
liegt, ſchickte einen Bedienten mit einem großen Stocke mit goldenem Knopfe, worauf fein 

ame geftochen war, als dem Zeichen der Vollmacht, ſolches zu fordern. — 

Weil ſie dieſe Schuldigkeit nicht abfuͤhrten, und dem Abgeſandten ſchimpflich begegne⸗ 
sen: fo kam Johann ven Tag Darauf herunter, mit einigen von feinen Leuten, Die ſich der 
Waflergefäße, welche am Lande waren, bemächtigten, und zehn oder zwölfe von den Leuten 
gefangen nach der Stadt führten, Der Dfficier unter denfelben, der den Seuten den Unter 

j fchied 
tiefer im Lande, die von den Cobelahon und Drewins ftoͤrt Hätten, und der Handel jeko in gutem Stande 
gelitten hatten, ſich aufgemacht und diefe Plägezers wäre. 


Allgem, Reiſebeſchr. I Band. Ppp 


- 


1727 
Xtkins, 


g Geſchichte 


vom Tomba. 


Teufliſche 
Grauſam⸗ 
keit. 


Haͤndel mit 
Sehaunon: 
np. 


4822 Reiſen nach Guinea und Benin, 


1721 ſchied unter einem koͤniglichen Schiffe und andern erklaͤren wollte, befam Kopfſtoͤße, und 
Atkins. Johann, der engliſch genug Fonnte, darinnen zu fluchen, ſagte: beym ⸗⸗⸗ ich bin Rönig 
“Bier, niche nur über mein Waſſer, fondern auch der Muͤhe wegen, die ich ge 
babt, es zu ſammeln. Trinket, fuhr ex zu den Bootsleuten fort, (indem er auf ein Faß 
DBranbtewein toies,) und effet, was ich habe; ich weis, ihr müffee den ‘Befehlen folgen. Jo⸗ 
bann nahm nach einigen Schwierigkeiten ſechs Unzen Gold, und einen Anker Brandt 

wein an g). 

Auf einer anliegenden Höhe ftund das daͤniſche, oder mie fie fagen, des Brandenbur⸗ 
ers Fort, welches einige Jahre zuvor von ihnen war verlaffen worden, und dadurch in 
Johann Connys Befis gefallen. Es find darüber einige Streitigkeiten zroifchen ihm 

Sein Streit und ven Holländern entftanden. Diefe legten gaben vor, fie hätten es gekauft, und fendes 
mit den Hol gen im Jahre 1720 ein Bombardierfahrzeug, nebſt zwoen bis dreyen Fregatten, dahin, die Ue— 
laͤndern. dbergabe zu fordern. Wie aber Johann ein Fühner und liſtiger Mann ift: fo antwortete 
er ihnen im Ueberlegung ihrer Stärke, er müßte eine Schrift fehen, wodurch des Branden⸗ 
burgers Verkauf erwiefen würde, und auch alsdenn, ſagte er, fehe ich nicht, was fie fordern 
fönnen, als das Geſchuͤtz, und die Steine, da Grund und Boden nicht feine war. Sie 
baben mir Zins dafür gegeben, fuhr er fort, und feirdem Haben fie für gut befunden, ſich 
fortzumachen. Ich will es feinen Weißen mehr vermiethen. m 
Diefe Antwort brachte die Holländer auf, die fogleich etliche Bomben und Steine ein⸗ 
wurfen, alsdenn voll Grimm und Brandtewein vierzig Mann ans fand festen, die unter 
der Anführung eines Lieutenants den Ort angreifen follten. Sie feuerten einmal ohne eini⸗ 
gen Schaden, worauf Johann unter der Bedeckung der Käufer mit größerer Gewalt herz 
vor Fam, fie niederhieb, und den Eingang feines Palaftes bald darauf mit ihren Hirn 
ſchaͤdeln zierte, 
Beſuche bey Diefer Vortheil machte, daß er auf das, mas er für fein Necht hielt, bey allen Leuten 
ihm. fehr fcharf fab, ob er gleich dabey redfich im Handel verſuhr. Wie die Engländer ſich 
beffer befonnen hatten, gieng der Verfaſſer mit einigen Dfficieren, ipn zu befuchen, Die 
Suͤdwinde machten ihrefandung gefährlich, und fie Fonnten nicht einmal ihre eigenen Boote 
dazu brauchen, fondern mußten fih Kaͤhne ſchicken laffen, fir die fie ein Akki bezahlten. 
Die Schwarzen wilfen, wenn man ficher Hin und her kommen fann, Johann ftund felbft 
am Ufer, fie zu empfangen, mit einer Wache von zwanzig oder dreyßig Mann, welche 
glänzende Waffen hatten, und fie nach feinem Haufe führten. r 
Sein Hans. Diefes war ein artiges großes Gebäude, aus den Materialien des Forts erbaut. Es 
bat außen eine doppelte fteinerne Treppe von zwölf Stufen, auf dem Boden find drey gute 
Dimmer, eins ift feine Ruͤſtkammer, das andere fein Schlafzimmer, mit einem Bette darz 
innen, dag dritte dienet Gäfte zu bewirthen, und hat Tafeln, Stuͤhle u. ſ.f. 
Der Weg dazu gieng durch zweene Vorhoͤfe; der äußere hatte Häufer für die Officier und 
Bediente, welche ihm angehörten, der innere war ein großer vierecfichter Mas, hatte ein 
Wahhaus und einegute Ruͤſtkammer dem Eingange gegen über, nebft Plaͤtzen für die Wache, 
dadurch er einigermaßen die Pracht der. preußifchen Statthalter nachahmte, bey benen er 





einige 
) Ackins auf der 6g und folgenden Seite, auch ¶ ) Der Verfaffer bemerket in einer Note, di 
a. d. 257 Seite. General Phips am Vorgebirge Corfe, wie er en 
neunze 


von Sierra Leona bis LopeGonfalve, - VII Buch IV Cap. 483 


einige Jahre gedient hatte, Er hatte von biefen Das Ceremoniel gelernt, und wußte, wie er  172r 


ſich ein Anfehen geben follte. war ein ſtarker Mann, etwa in funfzigen, von einem Atkins. 
Murrifchen Geſichte, und alle Schwarzen, die fonjt Mügen trugen, mußten vor ihm mit Seine Ab- 
bloßen Köpfen erfcheinen. kunſt. 


Er erzeigte ven Englaͤndern große Höflichkeit, wie fie feinen Gruß mie ſechs Schüflen Hoflichkeit 
erwiedert r), und den Waſſerhandel nach ſeinem Gefallen gut gemacht hatten. Zur Erz gegen die 
kaͤnntlichkeit verftatfete er ihnen in einem Fluſſe Dinter feinee Stadt zu fiſchen. Wie fie aber Engländer 
nicht glücklich waren, welches Johann nicht hatte voraus fehen Fönnen: fo famen fie um ihr 
Mittagsmabl, und wurden noch dazu vom Johann gefcholten, Er fagte, ihr Unglück Eäme 
Daher, weil fie dem Waſſer fein Daſchi gegeben ; es wäre eines großen Mannes Fetiſch, 
und verdiente mehr Achtung, Doch bekamen fie etwas Kanki, Brodt, Salz, Butter, Käfe, 
Palmwein und Bier, welches auf reinen Schüffeln, mit Meffern, Servietten u. f f. aufge 
fragen wurde. Eine von feinen Weibern, (denn er fehien viele zu haben,) faß die ganze 
Zeit, da er mir ihnen ſprach, hinter feinem Stuhle. Sie war ſchwanger, hatte ein veines Tuch 
um ſich gewickelt, und war ſchoͤn gefetifcht, Das Gold, welches beyde an Ketten um die 
Hälfe, Leiber, Aerme und Füße hatten, nebft den Zierrathen in ihren Haaren, belief fich auf 
acht bis zehn Pfund Apothekergewichte. 

As fie ihn luſtig und leutſelig fanden: fo magte es der Verfaffer, zu fragen, was aus und hollaͤndi⸗ 
den hollaͤndiſchen Hirnſchaͤdeln geworden, die legtens den Eingang feines Hauſes geziert ſchen Hirn— 
hätten? Er antwortete frey, etwa einen Monat vor des Schiffes Ankunft, Härte er fie alle ſchaͤdel. 
mit etwas Drandtewein, Pfeifen und Tobak, in eine Kifte gethan, und verſcharrt; denn, 
fagte ev, es ift Zeit, daß einmal alle Feindſchaft aufhoͤret, und ſo ehren wir die Berftorbenen, 
daß wir etwas von Lebensnothwendigkeiten mit dem Seichname vergraben, 

Atkins erfuhr auch, Daß es bey ihnen gewöhnlich fey, einen oder zweene Sklaven bey Menfchen: 
dem Seichenbegängniffe der Reichen zu opfern. Johann wies ihm bie untern Kinnbacfen opfer, 
der Holländer an einem Baume im Vorhofe hängend, 


Johann war eben fo fcharf im Beſtrafen, als in Beobachtung feines Rechts, und Einz 
treibung feiner Gebühren. Etliche Wochen vor des Schiffs Ankunft Harte er einen Mör- 
der verurtbeilt, ob ſich folcher gleich mic der Selbftvertheidigung ſchuͤtzte, welches aber Tor 
bann nicht verſtund, und des Berbrechers eigener Bruder, einer feiner getreuften Diener, 
mußte die Hinrichtung vor feinem Angefichte verrichten, indem er ihm einen großen Stein, 
wie ein Mühlftein, an den Hals band, und aus einem Canoe in die See ftürzte, 

Er hatte durch Reichthum und Macht den Handel des Ortes an fich gebracht, und da⸗ 
durch den Gewinnſt der Kaufleute auf zwanzig von hundert herunter gefeßt, welchen Scha- 
den fig fich gewiſſermaßen ſelbſt zugezogen haben, indem einer es immer wohlfeiler, als der 
andere, gegeben, Seine Leute geben noch weniger; denn in dem Eleinen Handel, den fie mie 
den Engländern hatten, bezahlten fie alles in Krakkragolde, nicht einen Viertheil des Werchs, 
in dem es genommen ward 4). 


Ereution. 


Pop 2 ee a 
meungehn Schüffe für ein und zwanzig wieder etz auf ziweyen oder drey Tage bergangen, 
halten, ſich fo geärgert, dag iom die Luft zu eſſen ” I Atkins aufder 77 Seite, 


1721 
Atkins. 


Cape Corſo. 


484 Reifen nach Guinea und Benin, 
| Der II Abſchnitt. 


Eape Eorfo oder Küften Caſtel. Elend der Factore und nehmen fie ohne einigen Verluſt. Beſuchen 
and Bedienten der Gefellfchaft. Beyfpiele. Des das hollaͤndiſche Eaftel zu el Mina. Verlaſſen 
Generals Konfa oder auf eine Zeit angenommene Cape Corſo. Das Vorgebirge Lope Gonfalvo. 
Fran. Seine hochmuͤthige Aufführung. Sie Die Einwohner. Hauptmann Jacob. Geine 
Tommen nad) Whidaw. Prinzeneyland. Groß Landesleute begegnen ihm übel. Braſilien. Barz 
fes Sterben am Borde. St. Thomaseyland. bados, Jamaica. Donna Maria Day. Die 
Nachrichten vom Robert, und dem Aufftande Schweinſtaͤlle. Golfogeſtraͤuche. Ruͤckkehr nad) 
an der Gambra. Die Santis oder Afantis. England, ; 
Sie verfolgen die Seeräuber. Treffen fie an, 


Den iaten des Brachmonats verließen fie das Vorgebirge der dreyen Spitzen, und an⸗ 
us £ 


ferten den ı5fen bey Dixcove, einer englifchen Factorey. Diefe, Sukkonda, Ana⸗ 


maboo, und andere, ob es gleich Factoreyen heißen, find nur der Sitz eines oder zweener 
$eute, deren Principal zu Cape Corſo ift, und Die außer ihrer Befoldung noch wegen des 
Handels, den fie treiben, Commiffion befommen, 

Den ı6ten des Brachmonats lichteten fie von dar, und anferten den Tag darauf vor 
dem Eaftelle von Cape Corfo 2), welches der englifchen africanifchen Gefellfchaft Hauptfort 


iſt. Daſelbſt Hält fich ige Statthalter auf, welcher Generaldirector genannt wird, mit zweenen 
Kaufleuten, einem Secretär, Capellan, Wundarzte, Factore, Schreibern, Minirern, Künft- 


fern, und einer Compagnie von Soldaten, nebft Gebäuden und Wohnungen darinnen für 
fie felbft oder die Sklaven. 

Um die Zeit diefer Neife, hatte die Gefellfhaft durch Subfeription 392400 Pfund zu⸗ 
fammen gebracht, und im Chriftmonate des Jahrs 1722 einen Ausruf von fünf von hundert 
gehalten, wobey fie den Eigenthuͤmern, wie gewöhnlich, ein Dividend von drey von hundert 
zugeftund, Im Chriftmonate des Jahres 1723, feßten fie 200000 Pfund Capital auf 
dreyßig von hundert zum Verkaufe aus, welches, faget der Berfaffer, zeiget, daß fich die Sa 
den des vormaligen Flors ungeachtet übel anließen. Diefes, fahrt er fort, ward den fol- 
genden Winter beſtaͤtiget, da fie der Regierung vorftellten, fie wären verderben, und der afri- 
caniſche Handel verlohren, wo man ihnen nicht die Macht gäbe, eine neue Einrichtung zu 
machen, Die Projectmacher bey der Gefellfchaft fhlugen vor, wenn die Regierung ihnen 
eine Bekräftigung geben wollte, fo wollten fie ſich anbeifchig machen, den Yetiengeift zu 
erwecken, und eine Million zufammenbringen, mit der fie freygebig feyn wollten, 

Die Factorey, die Oberften ausgenommen, welche die Einrichtung des ganzen Handels 
machen, find alle zuſammen eine Geſellſchaft weißer Negern, die ganz und gar nach der 


fehärfften Unterthaͤnigkeit, unter des Statthalters Gewalt ftehen. Sie werben wie eine” 
Beſatzung, mit Gelde, Gefangenfchaft, oder dem Efel beftraft, und daß fie das ausftehen, 


bekoͤmmt jeder eine Befoldung Kanky, Palmöl, und ein wenig Fiſche zu Faufen, daß fie 
nicht verhungern. Denn ob die Befoldungen gleich in Leadenhallſtreet erträglich Elingen, 
(nämlich ein Factor, das Jahr, von fünfzig Pfund zu neunzig Pfund, ein Künftter funf- 
zig Pfund )fo bezahlet fie doc; der General in Guinea in Kraffra, einer falfchen Münze, 
die nur daſelbſt gilt, und daher Fünnen fie von den Schiffen, welche dahin kommen, nicht 


kaufen. 
Sollten 
#) Der Auszug von der Faetorey zu Cape Corſo, und geographiſche Beſchreibung. 


von Sieren Leona bis Lope Gonſalvo. VIT Buch IV Cap. 485 

Sollten die Untertanen andere Münze haben: fo würde es wider den Wortheil der ar 
Geſellſchaft ſeyn, zu verſtatten, daß ſelbige von ihnen irgendwo ausgegeben würde, weil da- Atkins. 
durch ihr Capital müpßig liegen müßte. Sie find alfo genoͤthigt, zu Erhaltung der North: 
wendigkeiten des $ebens, oder vielleicht zur Ausführung ihrer jugendlichen Thorheiten, von 
der Geſellſchaft etwas zu bergen, und dadurch in der That ihre Freyheit zu verpfänden, 
weil Feiner fortgelaffen wird, bis er alles bezahle bat. Wenn der Menſch zu Flug ift, 
Schulden zu machen : fo wird ihm Verſehen und Verluſt der anverfraufen Güter Schuld 
gegeben. Auf die Art müffen fie fich alle für Trunkenheit, Schwören, Nachläßigkeir, daß 
fie über Nacht aus dem Caſtelle geblieben, ja daß fie nicht in die Kirche gegangen, (fo fromm 
find fie) ſtrafen laffen, und auf die Art wird immer ihr Dienft nach Gefallen verlängert, 

Eden fo machet er es mit den Schwarzen aus dem Fledfen , die ohne Meberlegung immer 
Waaren aufborgen, und alfo Pawns der Geſellſchaft, d. i, verbunden werden, fich, wenn 
e8 dem Öenerale gefällt, verfaufen zu laffen. 

Die meiften Factore hatten, wie er bemerkte, das artige Weſen, welches fie anfangs ge: und Bedien⸗ 
habt, verlohren. Sie trugen weder fpanifch Rohr noch Tabattiere, welche $eute von Go; tet. 
ſchaͤfften nicht kleiden. Sie hatten magere Körper, blaſſe Geſichter, zugenehte oder unge» 
brauchte Taſchen, und gebundene Zungen, Eine Urfache ihrer Magerfeit ift in dev That 
die Seltenheit der Sebensmittel; es ift nicht viel, als Plantain, kleine Fifche, indianiſch 
Korn, und viel Kanky auf dem Markte zu kaufen. Dieſes wird von den Schwarzen ge⸗ 
ſotten, und man kaufet für einen Akki neune. Die Engländer backen es, Eine magere Ziege 
fann man manchmal für fünf Allis haben, eine mofcowitifche Ente, einen Papagey oder 
ein Paar Hühnerchen für einen, 

Der arme T....d, war ein artiger Jüngling, und lebte fo lange er konnte. Als der Beyſpiele. 
Verfaſſer einmal wegen Gefhäffte;in dem Kaufdaufe war: fo fam ein Negerweib, und 
ſchrie ihm Die Ohren voll, daß er ihr einen Plantain geſtohlen. Dieſes war der einzige 
Diffen, den er feit dreyen Tagen gegeffen; weil die Ausſchweifung einer einzigen Nacht, und 
etliche Gelöftrafen, feinen Beutel leer gemacht hatten. Die nächfte Zeitung, welche At— 
fing von ihm hörte, war, daß man zugenau auf fein unfreues Handeln Acht gehabt, und 
er verhungert, und feinen Sandesleuten die Warnung Binterfaffen ſich lieber der entfernten. 

Gefahr zu Haufe gehängt zu werden, auszufegen, als übers Meer hieher zu geben, 

Ein ander Beyfpiel, wie gut fie leben, faget ev, war der Hauptmann ihrer Soldaten, 
der fich bey Nacht aus dem Caſteil ſchlich, ſich an Bord einer Brigantine, die an der Kuͤſte 
war, zu machen, die aber zum Ungluͤcke gejagt, und den Tag darauf vom Weymouth 
‚aufgebracht ward. Der Öeneral verurtheilte den Führer des Schiffs, in fiebenzig Unzen 
nad) dem gemeinen Rechte, außer noch einer Seibesftrafe, 

Der General fühlte diefen Mangel nicht; denn obgleich Vieh und Gevoͤgel theuer ift, 
da niemand als er ſelbſt welches hat, ſo erſetzet er ſolches auf andere Art durch ihre eigenen 
Handelsſchiffe und Geſchenke von den Schiffshaupileuten und benachbarten Nationen, 

Zu Kräutern Bat er einen Fleinen Garten außerhalb des Caftells, den erſt Herr Dalby 
Thomas angelegt, welcher vormals Statthalter daſelbſt geweſen. Derfelbe iſt voll daſi⸗ 
ger und englifcher Früchte, und gehöret ihm allein zu. 

Er Hat eine Ronf, wie die Negern eine Frau nennen, die nur auf eine Zeitlang ge: Des Statt: 
nommen wird, welche nicht verbunden iſt, das Vaterland zu verlaſſen, welches fie als eins haliers 

Ppp 3 Sklave: Kon. 


1721 
Atkins. 


SER 


486 Reiſen nach Guinen und Bein 
Sklaverey anfehen. Sie ift eine Mulattinn von einem holländifchen Soldaten zu el 
Mina u), und er hat von ihr vier flachshaͤrigte Kinder von fhöner Farbe, Ihre Anver⸗ 


’ wandten und Freunde, welche Negern find, bringen ihm noch Vortheil und Macht zuwege, 


Seine hoch⸗ 
müthige 
Aufführung. 


Whidaw. 


und er kann ihnen wieder bey den Pawns, die von der Beſatzung unrechtmaͤßiger Weile — 
gemacht werden, Dienfte leiften. Cr dat fie ausnehmend lieb, und beredet jie dann und 
mann mit in feine Eapelfe zu gehen, welches fie aber ohne Andacht thut, weil fie feit an 
den Negergewohnbeiten bleibt. 

Arkins beforgte eines von ihren Kindern, welches Franf war, und nachgehends den 
General felbft, und fand folchen bepdemat fo ſchwach, oder fo weife, daß er die Fetiſchen 
den Arzneymitteln vorzog, und folche am Halfe trug. Er war; ein Mann von gutem Ver⸗ 
ftande, Eonnte aber doch die ehörichten Gewohnheiten, die aus unferer Furcht entfpringen, 
nicht verbannen, roelches zeige, wie mächtig Diefelben in der Wahl oder Beränderung von 
einer Religion find, 

Er Eonnte diefe Frau nicht bereden, ihr Sand zu verlaffen, ob er ihr wohl die Auferzie- 
Hung aller ihrer Kinder abgeſchwatzt oder abgezwungen hatte; Sie gieng ftets wie die Ne⸗ 
gern, barfuß und mit goldenen Ketten an ben Achſeln, dem Leibe und Haare geferishr. Sie woll⸗ 
te fich durch dieſe Kleidung, und fremde Aufführung in England nicht zum Gelächter machen. 

Außer daß diefer General ein gütiger Ehemann und Vater ift, fo Dienet er der Gefells, 
ſchaft eifrig, und erhält fich gegen den bolländifchen Statthalter zu el Mina im Anfehen, 
Here Butler, der dafige holländifche Generaldirector, hatte mit ihm oͤſtere Streitigkeiten 
gehabt, bisweilen über ein angebliches übeles Bezeigen gegen feiner Ronſa Anverwandte, 
mehrentheils aber über den Handel. Gleichwohl verurſachet das Anfehen, welches er fich in 
diefem kleinen Staate erhalten muß, und das den Schwarzen gewöhnliche niederträchtige 
Bezeigen gegen ihn, daß feine Aufführung gegen alle unter ihm hoffaͤrtig iſt. Er bleibt‘ 
beftändig in feiner Feſtung mit feinen Leuten, wie ein Rieſe in einem bezauberten Schloſſe. 
Man fiehe ihn nicht öfter, als es die Noth erfordert, und wen er würdigt zur Mittagsmabl- 
zeit zu laden, der muß wohl auf feiner Huf feyn, oder er wird die Mahlzeit verlieren; den 
er erniebrigt fich nie fo weit, Daß er nad) einem frage, ob er wohl weis, daß fonft nirgends, 
Speifen zu finden find. Man hat letztens vorgefchlagen, daß die Gefellfchaft irlaͤndiſche 
Kinder und Schweine einführen follte, da neunzehn und zwölf Pfund für einen Akki konn 
ten gegeben werden, Gleichwohl gefteht der Berfaffer x), daß ei die fechs Wochen über, 
da er den Proceß der Seeräuber abgewartet, hier fehr wohl tractirt worden. 

Den 2öften des Bradymonats, giengen fie nach Annamaboe einem Hafen, der für 
die windwärts kommenden Schiffe fehr gut it. Den 28ſten, nach Mountford, den zoſten 
nach Barkee, und alsdenn Schalloe, den ganzen Weg von Sierra Leona. Hier iſt zu 
merken, daß Holz leichte, und andere Schiffsnothwendigkeiten ſchwer zu erhalten ſind⸗ 
Das Land iſt zwar voll Holz, aber man kann ſolches nicht bekommen, weil fein ſchiffbarer 
Fluß iſt, und die Schwarzen nicht trauen; andere Dinge bekoͤmmt man nicht, weil ſich 
Kauffartheyſchiffe auf keinen ſolchen Handel verſehen. 

Wie fie bey Akkra, dem Fluſſe Volta, und der Papau Kuͤſte vorbey waren: fo an“ 


kerten fie zu Whidaw den zren des Heumonats, Die ganze Küfte geht in einer ge aden 


Linie, ohne Meerbuſen und Bayen, iſt dicke mit Bäumen beſetzt, und überall ein ſtuͤrmi⸗ 
ſches Ufer. Ehe 
0) In der Grundſchrift des Minas. x) Atkins Reife a. d. 99 und 258 ©. 







von Sierra Reona bis Lope Gonſalvo. VII Buch IV Cap. 487 

Ehe fie Akkra erreichten, giengen fie bey einem hohen Berge vorbey, den einige, wie 
dem Verfaſſer berichtet wurde, wie einen feuerſpeyenden Berg rauchen fahen. Dieferwe- 
gen, und weil er voller wilden Thiere ift, heißt man ihn den Teufelsberg. Das gefähr- 
lichſte aber für die Reifenden iſt die erſtaunliche Menge Affen, einige von fünf Fuß lang, 
und Meerfagen, die einzelne Neifende anfallen, und fie ins Waffer treiben, wofür ſich diefe 
Ereaturen ſehr fürchten ). “ 

Sie verließen Whidaw den often, und famen den 28ften am Prinzeneplande an, 
das den Porrugiefen gehört, Bey ihrer Annäherung fahen fie täglich Häufige Waltfifche, 
Drefiher und Petrel. Sie reinigten ihre Schiffe bier; weil fie aber alle dicht beyfammen 
ſteckten: fo begruben fie ſowohl wegen der Arbeit und Hige, als auch) wegen des unordent 
lichen Lebens der Bootsfnechte, täglich drey bis vier Mann, ſechs Wochen hintereinander. 

Ob fie gleich fehr geſund ankamen ‚ fo verfielen die Seeleute doch bald in Ausfchweifuns 
gen, weil die Mittel dazu wohlfeil waren, Die Zelte Gelegenheit gaben, und das Eyland 
Palmwein lieferte; dieſes verurfachte ein bösartiges Fieber, welches fie bald zu überlegen 
nörhigte, ob fie ohne Verftärfung aus England fiher fortſegeln koͤnnten? Der Wey⸗ 
mouth konnte ſeinen Anker gar nicht, und die Schwalbe mit Schwierigkeit, aufwinden. 
Der Verfaſſer aber hielt als Wundarzt fuͤrs beſte, auch in ſchlechten Umſtaͤnden fortzuges 
hen; denn da ſie von den Urſachen ihres Elendes, als Windſtille, Hitze und unordentlichem 
Leben, entfernet waͤren: ſo wuͤrde es ſich mit den Kranken entweder zur Beſſerung, oder 
zum Tode, aͤndern, und dieſes das Anſtecken der Krankheit aufhalten. Sie giengen alſo 
mit Beyſtande einiger Leute von einem hollaͤndiſchen Schiffe, das gleich einlief , unter Se- 
gel. Aus Mangel der Nothwendigkeiten verwandelte ſich das Fieber bey einigen in Durch: 
fälle, und verfolgte fie alfo, obwohl nicht fo graufam. Der Weymouth, welcher zweh⸗ 
hundert und vierzig Mann aus England gebracht, hatte am Ende der Reife hundert und 
act Todte in den Büchern, 

Das Prinzenepland war der Geburtsort vom Africanus und Moulee, von dem fie 
dieſe traurige Erzählung machen: es habe diefe ihres Herrn Gunft gewonnen, fie ſey aber 
vom Africanus genotbzüchtigt worden; und als fie num ein Kind befommen, das feinen 
wahren Bater verrarhen: fo hätte Africanus beyde, und nachgehends fich ſelbſt, hinge— 
richtet, um der Strafe zu entgehen. : 

Sie vorließen das Prinzeneyland den zoften des Herbfimonats, und anferten den 28ſten 
zu St. Thomas, etwan eine Seemeile vom Forte, welches an der Spitze linker Hand der 
Bay liegt. Dieß ift Das vornehmfte don den dreyen porfugiefifchen Eylanden auf diefer 
Küfte, Schweine und Vögel find ungemein wohlfeil, 

Es war ein Glüd für Hein Rowry, Meifter eines Schiffes von Briſtol 2), daß das 
Kriegsfchiff hereinkam; denn feine Leute hatten ihn zum Gefangenen gemacht, und handel- 
ten gleich wegen der Sflaven nach einem fehr geringen Preife mit dem Statthalter, der 
feine Gelegenheit zu feinem Nutzen aus den Händen laͤßt. Rowry, der durch feiner Leute 
Klagen bergihm übel war angefchrieben worden, ward in der That nun von ihm gehört, 
Weil er aber niche mußte, wie er Seute erhalten follte, feine Brigantine in diefer Geſellſchaft 
fortzubringen: fo war er genöthigt, fie dem Statthalter, nebft der Ladung für einen Preis, 

=) Eben daſelbſt auf der 107 und 259 Seite. — 
Ein Fuͤhrer der Kaufaprdepfigife wird Meiſter genannt, 


rar 
Atkins, 


Prinzen⸗ 
eyland. 


Großes 
Sterben. 


1. Thomas: 
eyland. 


488 Reiſen nach Guinea und Benin, 


ı7at wie dieſem beliebte, zu laffen, und gieng mit ihnen nad) Cape Corfe, wo er auf Verlangen 
Arkins. feinen Abfchied mit dankbarem Erkennen des ihm gegebenen Unterhalts nahm, und mit der 
— Rechnung nach) Kaufe gieng. 

Sie famen in fünfzehn Tagen von dieſem Eylande wieder an die Gofdfüfte, und al 
fie ſolche wieder verließen: fo mandten fie ſich den sten des Weinmonats rechter Hand weſt⸗ 
wärts, in der Abficht, fo fehr fie Eönnten, twindwärts zu gehen, Damit, wenn ein Seeraͤuber 
an der Küfte feyn follte, fie folchen unter dem Winde harten. Den 2oſten gelangten fie an 
das Vorgebirge Apollonia, und anferten den 23ſten zu Axim, nachdem fie in ihrer Fahre 
einige Sprühregen gehabt, Die, wie jie erfuhren, auf dem Sande heftige Güffe gewefen war 
ven, Den 2gften kamen fie an das Borgebirge der dreyen Spigen, wo fie unterließen, den 
Johann Conny für das Waller zu bezahlen, Deswegen er, bis er Öenugehuung erhalten, 
einige Seute pfaͤndete a), 

Nachricht Den zoften veifeten fie ab, und famen den Tag darauf zu Cape Corfe an, wo fie er- 
vomdioberts fuhren, daß die Seeräuber unter Roberts Anführung die Schiffe die ganze Küfte hinun⸗ 
ter geplündert hätten, Damals aber, wie man glaubte, fort wären, weil Die leßte Nachricht 
von einem geplünderten Schiffe im Auguft eingelaufen. Wie fie alfo ihre Rückkehr nicht 
befürchteten : fo theilten fie den Vorrath, deribnen aus England hieher gefchickt worden, und 
verließen den Weymouth, welcher nun außer Stande war, feine Anker zu lichten, den zoten 
des Wintermonats. Die Schwalbe gieng windwärts, und wiederholte in einer Kreuzr 
fahre von einem Monate ihre Befuche zu Sukkonda, Dircove, Akquedah, dem Bor: 
gebirge der dreyen Spisen, Arim, dem Borgebirge Apollonis, Afini, Baſſam, Ja⸗ 
que a Jaques, uf. f. Ihre Abficht war, die Handlung in Sicherheit zu fegen, einem 
Schiffe, worauf Krankheiten herrſchten, Veränderung der Luft zu ſchaffen, überall Mach: 
richten erhalten zu Fönnen, und ihr Schiff durch, Erfaufung von Sklaven, und Preffen der 
$eute von Kauffahrdeyfchiffen zu bemannen. Biele kamen diefem zuvor, indem fie wegen 
übeln Begegnens, wie fie es nannten, und wegen genauer und fchlechter Koft, davon liefen, 
Wie aber mehrere unter eben dem Vorwande mit dem Seeräuber giengen: fo erhellet dar⸗ 
“aus, daß die Bootsleute hierinnen bloß ven ihrem Eigenfinne und Einfällen regieret werden. 


and der Neu· ¶ Zu Sakkonda Fielten und reinigten ſie ihr Schiff, und erfuhren zu Dixcove durch 
terey an der den Carlton, daß die Soldaten, welche unter ihrer Bedeckung zum Dienfte der africani— 
Gatabra. ſchen Geſellſchaft an die Gambra gebracht worden, wider den Hauptmann Maſſey b), es” 
nen ihrer Dfficier, einen Aufitand erregt, weil fie über das übele Bezeugen der Kaufleute, 

welche fie mit Effen verforgen follten, misvergnügt geworden, daß fie die Stücke vernagelt; 

und fi auf das Schiff, das volle Blas genannt, begeben, welches fie übergebracht hatte, 

und von dar mit Einwilligung des Unterbootsmanns, Georg Lowther, und einige 
Schiffleute, in See gegangen war. | 

Auf dem Vorgebivge Apollonia fanden fie feinen von ihren alten Befannten mehr 

Ri Die Königinn, welche drey oder vier Monate zuvor ein Daſchi von vier Akkis abgeſchickt 
hatte, war endlich mit ihren Leuten genoͤthigt worden, ſich nach Aßini zu machen, Ver⸗ 

Santis. muthlich hatten die Santis oder Aſſantis, welche hinter den Apollonianern liegen, da 
fie durch dieſer ihr haͤufiges Berauben und Pfaͤnden aufgebracht worden, ſich herunter ge 

| mal 






ei 


5) Arkins Reife auf ber 138 und 259 Seite, 


J 


von Sierra Leona bis Lope Gonſalbo. VII Buch IV Cap. 489 


macht, und fie. aus ihren Wohnungen getrieben, ob fie wohl fagen, es fey auf Anreizung des 
Johann Conny, ihres Nachbars und Miteiferers, geſchehen. Sie fanden fie alfo zu 
Aßini mir Zubereitung zur Rache befchäfftige; fie Fauften alle ihr Gewehr, das zu verhan- 
deln war, um guten Preis, und gaben einen Bogel für jeden Feuerftein, den fie entbehren 
konnten, weil dergleichen nicht im Sande zu finden find. Sie find fo beberzt, als einige an⸗ 
dere von ihrer Farbe, fowohl im Handel als im Kriege, und verfprachen fich ein befferes 
Glück, welches fie auch, wie dem Berfaffer berichter worden, gegen Conny gehabt hatten. 

Auf dem Vorgebirge der dreyen Spigen fanden fie den Waflerteich faft vertrocknet, 
ob fehon der Suͤdoſtwind zwey bis drey ſtarke Negengüffe ohnlängft gebracht hatte. Als 
dieſe aufbörten, folgten den Tag beftändig dicke Nebel, und, welches fehr ungewöhnlich war, 
fo Hatten fie in der Weite, da fie vor Anker lagen, des Nachts Thau am Borde, Der 
Strom ſtrich weſtwaͤrts. 

Den öten des Jenners ankerten fie zu el Mina, wo der hollaͤndiſch- africanifchen Ge- 
ſellſchaft vornehmſtes Fort ift, und den Tag darauf zu Cape Corſo, welches fie den roten 
verließen, Seeräuber zu verfolgen; weil der Statthalter zweene bis drey Bothen befommen 
hatte, Daß felbige ein Schiff unweit Axim genommen hätten, wo fie nur erft hergefom- 
men waren, 

Roberts Hatte durch den Fühnen Streich, den er im Auguſt gemacht, alle Handels- 
ſchiffe in Furcht gefest, und Daher wurden die Kriegsfchiffe bey ihrer legten Kreuzfahrt oft 
mit der Nachricht beunruhigt, daß felbige wiederum windiwärts wären, welches machte, 
daß fie hin- und erfuhren. Wie aber diefen Nachrichten widerfprochen ward, und fie das 
unüberlegte Berfahren bey ihrem Unternehmen bevachten: fo kehrten fie nach ihrem Sammel: 
platze in die Rheede von Cape Corſo zurüd. Sie waren kaum dafelbft angekommen, als 
Herr Phips Nachricht erhalten, daß fie etliche Seemeilen davon ein Schiff genommen, und 
große Graufamfeiten ausgeübt hätten, Die Seeräuber waren wohl mit Mannfchaft verfehen, 
hatten durch diefe doppelte Unternehmung ihre Zahl ftarf vermehrt, und ſich Ruhm erwor- 
ben, daß die Seeleute ſich gern zu ihnen fehlugen, oder folches doch öfter aus Furcht, als 
aus Abfchen vor ihrem Berfahren, unterließen, 

Sie beſchloſſen alfo, ihnen nach Whidaw zu folgen, welches nad) Cape Corſo der 
Hauptplatz, Beute zu machen, ift, Sie kamen aud) den zsten Jenner dafelbjt an, und er- 
fuhren, daß die Seeräuber eilf Schiffe geplündert, und von ihnen Nanzion befommen, 
auch den Ort nur vor zweenen Tagen verlaffen, weil fie Nachricht von der Verfolgung er- 
Balten, daß fie alfo diefelben nur um vier und zwanzig Stunden verfehlet hatten. Den ıgten 
festen fie die Verfolgung fort, und kamen den zoften vor das Prinzeneyland, wo die Por- 
tugiefen nichts von dieſen Zeitungen wußten, 

Den ıften des Hornungs anferten fieander Mündung des Zluffes Babone, wo fie diefel- 
ben niche fanden, und den zten nach dem Vorgebirge Lopez abgiengen, Bey ihrer An- 
kunft entdeckten fie daſelbſt gar bald die drey Naubfchiffe vor Anker in der Bay. Eines 
von ihnen machte ſich gleich an fie, ward aber noch vor Nacht ihre Prife. 

Den roten kamen fie wieder an das Vorgebirge, und trafen der Prife Gefellen ganz 
fiher in der Bay an, wo fie fich fo lange aufhielten, daf ihre Verfolger jweifelten, ob fie 

ihnen 
5) Siehe eine Nachricht davon oben anf der 26 Seite. b 


Allgem. Reiſebeſchr. IT Band, Da 


1727 
XtEins. 


Verfolgen 
die Seeräus 
er. 


Finden und 


nehmen fie 


721 


4 


490 Reiſen nach Guinea und Benin, 
ihnen zu gefallen herausgehen wuͤrden. Endlich aber, als die Kriegsſchiffe vorruͤckten, gien⸗ 


Atkins. gen ihnen die Augen auf; fie Fappten ganz toll und voller Furcht ihre Taue, und fegten ihre 


uff, 


Segel aus; die fihwarze Flagge ward aufgefteckt, und ihre Herzhaftigkeit entfiel ihnen. 
Sie fochten alfo im Sliehen, da nur die Jagdſtuͤcke auf fie fpielen konnten, und gaben ſich 
ſogleich «), als fie nur eine Lage befommen hatten, ohne daß die Schwalbe den geringften 
Schaden erhielt, Trunkenheit, Unbedachtfamkeit und Unorönung machten fie zu einer 
keichten Prife. Den ı2ten des Hornungs anferten fie in der Bay von dem Borgebirge Lo⸗ 


pez, wo fie das dritte Raubfchiff befamen, das von den Leuten war verlaffen worden, damit | 


fie fich auf dem andern beffer vertheidigen oder retten möchten, 


Gute Ordnung, ſaget der Verfaſſer, iſt ein vortreffliches Mittel zum Siege, und die 


Herzhaftigfeit lernet man, wie den Handel durch Lehrjahre, wenn man ſich genau an Ke- 


ohne Ver: geln und Uebung halt. Ob die Seeräuber gleich jeder für fich beherzte Leute waren; fo 


hatten fie doch feine Ordnung, feinen Führer, ihre Kräfte zu vereinigen, und fie waren das 
ber ein verächtlicher Feind, und genommen, ohne daß fie jemanden getödtet oder verwun⸗ 
det hätten, 

Sie fanden in ben dreyen Schiffen etwa dreyhundert Engländer, fechzig oder fiebenzig 
beherzte Megerfflaven, viel Waare, und was ihre Augen noch mehr an fich zog, viel Gold- 
ftaub, etwa acht bis zehntaufend Pfund, Das fleißige Nachfuchen, da die Dfficier ſelbſt 
Theil daran nahmen, machet diefe Summe wahrfcheinlich, welche die Seeräuber noch ein⸗ 


mal fo groß ausgaben. Ueber alles dieß erbiele der Führer zu Haufe die Erklärung, daß 
es ihm allein gehöre, 


Die Schiffleute, ihre Weiber und Witwen, welche fich dadurch für beleidigt hielten, 


‚ fuchten bey den $ordscommiffarien der Yömiralität, den Secretarien und andern Staate- 


bedienten, um Wiederrufung dieſer DBergünftigung an. Die Officer gaben auch eine 


Schrift ein, worinnen fie bathen, daß alles dasjenige unter ihnen geheilt werben möchte, 
wovon fie beweifen Fönnten, daß es die Summe überftiege, welche der Commandeur ange 


geben hatte, als er um die Verordnung angefucht, dag ihm alles möchte zugefprochen 


werben: es war aber vergebens, 

Doc) wir müffen wohl von diefer Ausſchweifung wieder zurück fommen. Die Menge 
der Gefangenen war ihnen auf einer fechswöchentlichen Fahrt d) ſehr beſchwerlich, in ver 
Furcht, die Gefahr des Stranges möchte fie zu einem verzweifelten Mittel, ihre Frehheit zu 


erhalten, antreiben. Als fie aber wieder glücklich zu Cape Eorfo anlangten, welches den 


agten des Hornungs gefihah: fo wurde felbigen der Proceß gemacht, und fie gehängt e) oder 
frey gefprochen, Die Regierung bewilligte einem Schreiber für fechs und zwanzig Tage 
Arbeit dreyßig Schillinge und fechs und zwanzig Pfennige den Tag, wovon zu Haufe ein 


Drittel abgezogen wurde. Dem Profoß fiedben Schilling und fechs Pfennige einen Tags. 


neun Pfund und fünfzehn Schillinge. ‚Der General auf der Küfte fpeifte fie, weiches 
machte, daß aller Aufwand ſich nur auf diefe beyden Stücke belief. 
Während ihres Aufenthalts in der Rheede befuchten ein oder ein Paar Officier den 


Herrn Butler, Generaldirector der Holländer zu St. George el Mina, drey Seemeilen 


m ee Fe 


windwärts. Er empfing fie deſto gütiger, weil er die achtzehn Jahre, da er fich — ’ 
\ r ’ Kuͤ 


©) Die Urfache der jaͤhlingen Hebergabe war Ro⸗ 4) Sie Hatten ein oder zwo Projeete zu ihrer 


Bein. Tod, der mit Schros in den Hals gefchoffen Brefreyung gemacht, 
[3 I 


wi 


—— 


* 


von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VII Buch IV Cap. 291 
Kuͤſte aufgehalten, ſelten, und zuletzt gar nicht, von feinen Landesleuten beſucht worden, wel⸗ 1728 
es er den öftern Misverftändniffen zwifchen ihm und Herrn Phips zufchrieb, die der Atkins. 
Handlung wegen entflanden waren, daher fie ihm feine Höflichkeit erzeigen koͤnnen, ohne 
den andern zu beleidigen. Seine Tafel hatte zehn Trachten, welche an einem Drte, wo al: 
les fo theuer war, fehr viel hieß, nebft vieleriey Bier und Weine, und fechs Negerſklaven zur 
Aufwartung, jeder mit einer goldenen Kette um den Hals, 15, 

Mach Tifche gab er ihnen vier goldene Ringe, jedem einen, welche im Sande gemacht 
werden, fich feiner bey diefer Kleinigkeit zu erinnern, und wies ihnen alsdenn fein großes 
und wohlverfehenes Waarenhaus. Nachmittage begaben fie fi in ein Sommerhaus im 
Garten, und den Abend begleiteen fie feine Officier nach dem Boote, wo ihnen noch unver- 
diente Ehrenbezeigungen eriviefen wurden, Sie befamen drey bis vier Packen brafilifchen 
Zucker, und wurden beym Abſtoßen mit neun Stuͤcken begrüßt. Aber im englifchen Caſtelle 
ward ihnen nicht fo gaftfrey begegnet, | —*— 

Den iſten May im Jahre 1722 verließen fie Cape Corſe, (ich Hoffe, ſaget Atkins, was 
mich betrifft, auf ewig) und kamen den zeen nach Whidaw herunter, Hier nahmen fie Verloſſen 
einen Bootsmann aus einem portuglefifchen Schiffe, der dabey geweſen war, als fich die Cape Corfo. 
geute des Hauptmanns Rowrys Schiff bemächtigt hatten. In Ueberlegung feines Vers 
brechens, und aus Furcht vor etwas ärgern, fehnitt er fich Die Kehle ab. 

Un dieſe Zeit ward Atkins Zahlmeifter auf dem Weymouth; weil alle Diejenigen, 
welche fonft dazu getaugt hätten, todt waren, Er nahm es mit Widerwillen an, weil er 
ſich für ungeſchickt erfannte, und weder Kellner, Speifemeifter, noch die Nothwendigkeiten 
auf dem Schiffe waren, aber die Nachſicht, welche er von dem Commandeur verhoffte, 
nebft einigen Vortheilen bey Berlaffung der Wundarztftelle waren die Bewegungẽsgruͤn⸗ 
de Dazu. 

Den sten fteuerten beyde Kriegsſchiffe von Whidaw nach dem Vorgebirge Lopez, Holz 
und Waſſer einzunehmen, und nach Weſtindien zu gehen, wo fie den 20ſten anlangten, 

Dieß ift eine fichere und angenehme Bay. Sie anferten in zwanzig Faden, und hat Vorgebirge 
ten das Vorgebirge Nordweſt gen Nord, den Waſſerplatz Süd gen Oft, jedes anderthalbe Lore Gone 
Meile weit. Wie fie einliefen, hatten fie das Vorgebirge Suͤdweſt, die Bank, welche die ſalvo. 
meiften Karten unter dem Namen Franzoſenbank zeigen, zu vermeiden, welches etwa 
anderthalbe Seemeile Nordnordoft von dem Vorgebirge it. Einige fagen, es gäbe noch 
andere Bänke zwifchen ihr und dem Sande nordwärts, Das Vorgebirge ift niedrig und 
fteit, aber voll Bäume. *— —* 

Auf dem Vorgebirge Lopez find die Leute nicht boshaft, und verkauft nie einer den an- 
dern. Sie find furchtfam, und wohnen deswegen etwas von der See ab, auch) tagen fich 
wenige auf ein Schiff, vermuthlich weil fie fonft von den Kaufleuten ſchon hinfergangen 
worden. 

Ihre Art, wenn ſie zuſammen kommen, einander zu gruͤßen, iſt, daß ſie die Haͤnde Einwohner. 
ʒwey bis dreymal in einander ſchlagen. Gegen einen Obern, (einen Kaboſchir oder Aeltern) 
beugen ſie die Knie, heben zuvor die Haͤnde zum Aeußern ihrer Schultern oder Aerme, 
faſſen alsdann den andern dreymal gelinde bey der Hand, ſchreyen jedesmal Chamba, fallen 


Qqq 2 zuruͤck, 
e) Es wurden zwey und funfjig hingerichtet, Marſchalſea verurtheilt. Siehe die umſtaͤndliche 
zwanzig zur Dienſtbarkeit, und ſiebenzehn nad) der Erzählung in Johnſons Geſchichte der Seeräuber. 


1722 
Atkins. 


42.9 77 „Reifen nach Guinea und Benin, 


zurück, und ſchlagen ihre eigenen Hände zuſammen. Eine außerordentliche Freundſchaft 
zu erfennen zu geben, heben fie des andern Hand fo hoch auf, als fie koͤnnen. 

WViliele haben von den Europäern erborgte Namen, und find vergnügt, wenn man fie 
an Kindes ftatt annimme, ihnen ein folches Andenken zu hinterlaſſen. Sie fuchen darum 
nicht. an, bis fie nach verfehiedenen Unterredungen bemerft haben, daß man etwas, das fie 
bewundern, an fich, ober eine eingebifdete Sympathie oder Aehnlichkeit mic ihnen hat f). 

Wie fie in Haufen zu handeln Herunterfommen: fo hat jeder Haufen einen Führer, der 
fich gern durch Nachahmung der europäifchen Kleider unterfeheider, und oft mit einem Hute, 
einer Paruͤcke und Beinkleidern fo feltfam gepuge ift, daß er funfzigmal lächerlicher aus? h 
fieht, als feine nackten Unterehanen, ° 


Hauptmann: Tacob war einer von diefen, der den Titel eines Königs annahm, ohne zu wiffen, was 


Jacob. 


folcher hieß, und an Bord der Schwalbe in einer ſehr luſtigen Geſtalt kam. Er hatte 
eine alte Bootsfnechtsparücke auf, Das unterfte zu oberft gefest, ein halb Paar Hofen, Jade, 
Hut wf.f fehien aber gleichwohl von den andern viel Ehrfurcht zu genießen. Wenn er trank, 
fo hielten allemal zweene ein Tuch vor fein Geficht, daß man ihn nicht fehen konnte. Diefe 
Gewohnbeit feheint eine Arc von Pracht in fidy zu haben, und von einem benachbarten Mo— 
nacchen, vielleicht von bem von Monomotapa, erborgt zu feyn. 

As Jacob und feine Gefellfhaft trunfen wurde; denn fie tranfen nichts, als große 
Glaͤſer voll Brandtewein: fo ward diefe Ehrenbezeugung beyſeite gefest, und zu noch größer 
Unglüce fahen der Prinz und feine Begleiter mit trüben Augen alle ihre Huͤtten auf dem 
$ande in Klammern. 


Es geht ih: Diefes gieng fo zu, das Schiff Hatte alle Flaggen, dem zoften May zu Ehren, wehen 
nen unglüd: und einige Stüce losbrennen faffen. Diefes legte ein anderer Führer auf dem Sande ald 


lich. 


Annabona. 


Braſilien. 


eine Ehrenbezeugung fuͤr den Jacob aus, bemaͤchtigte ſich aus Neide ſeines Hauſes, ſeiner 
Weiber und Daſchis, trank allen ſeinen Brandtewein aus, aß ſeine Lebensmittel auf, pruͤ⸗ 
gelte feine Leute, und ſteckte ſeine beyden Haͤuſer an. Den Morgen darauf, als fih das 
Geheimniß entdeckte, war aller Zorn vorbey, und fie wieder gute Freunde. 

Sie kennen das Feuergewehr fehr wenig, weil fie faft feinen Handel haben. Ihr Ge 
wehr find Spieße, Pfeile und Keulen; und wenn ein halb Digend auf einer Seite zu Bo— 
den gefchlagen worden find: fo iſt es eine blutige Schlacht geweſen. J 

Ein Faden Holz gilt ein alt guineiſch Hernde. Das Waſſer iſt frey, und leicht dazu 
zu kommen; aber es ift ftehend Waſſer, und ſchmecket daher nicht fo guf, als von Duelle. 
Sie kauften hier Wachs zu Lichtern, die nun fehr felten waren, und es ift der befte Plah 
für Kriegesſchiffe, die das fand verlaffen. . J 

Den sten des Brachmonats verließen fie das Vorgebirge Lopez, und die Kuͤſte, und 
famen ins Geficht des Eylandes Annabons, mit gelinden Südwinden und untermifchtelt 
Windftillen. Darauf kreuzten fie drey oder vier Tage wegen der Schwalbe, die fie in 
einem Nebel verlohren hatten, und ruͤckten alsdann weiter. e 

Den ıften des Heumonats erreichten fie das Vorgebirge St. Auguftin in Brafiliel 
welches eine portugieſiſche Pflanzftade it, und anferten den ten in der Rheede von Per⸗ 
nambuk, dem nächften großen Handelshafen in diefer Provinz nach) Bahia. Da 

e 
P) Atkins Reife auf dev 192 uud 263 Seite. vr 





von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VIL Buch IV Cap. 403 


© Den ofen verließen fie Braſtlien, wie fie befunden haften, daß die beftändigen Winde, ı 
heimwaͤrts weheten, An Stärke, zunahmen, auch gefährliche Wellen auf der Aline. 
beede machten, —— — ⸗ 
‚ Den zten Auguſt ankerten fie in Carlisle Bay zu Barbados, wo fie Rum und Sebens- Barbados 
mittel einnahmen, und von da ſie den gten abgiengen. 
Den 23ſten langten fie zu Portroyal in Jamaica an, wo die Schwalbe eine Woche Jamaica. 
zuvor angekommen war; aber den 28ſten trieb ein Sturm das genommene Räuberfchiff 
ans fand, riß alle ihre Maften weg, und that andern Schaden ; fodaß fie bier ſechs Monate 
der a wegen bleiben mußten. 
Den 1, Jenner im Jahre 1723, wie beyde Schiffe ihre Maften befeftigt hatten, verliefen fie 
Portroyal, und anferten an den Rays, Den Tten des Hornungs verließen fiedie Rays, die 
Fahrt windwärts zu thun, umd liefen nach Portmorant in fechs oder fieben Tagen, wel- 
ches zwölf Seemeilen beträgt, wo die Fahrt gewiſſer maßen gewonnen iſt, weil der Wind 
von Hiſpaniola das Waffer ebenet, und den beftandigen Wind oft zum Vortheile in die 
Flaggen wendet, Sie hatten gleichwohl drey bis vier Tage Windftille, Den rzten aber 
entdeckten fie das Eleine Eyland Novaſta, wo die Jamaicaner Guanas tödten. 


Den 1gten liefen fie in Donna Maris Bay am Weftende von Hifpanivla ein, wel- Donna 
ches der Ort ift, wo fich befonders die föniglichen Schiffe wegen Holz und Waffer aufhal- Marvin. 
ter: Sie füllten ihre Gefäße in einem Thale, eine Seemeile fiidwärts von den beyden 
braunen Klippen, wo ſehr gut Waffer iſt, ausgenommen wenn einige Winde die See über 
die Barre treiben. Es find noch zweene andere Pläge unweit diefen Klippen, die nicht fo 
leicht uͤberſchwemmt werden. Sie kauften hier einiges Schweinefleifch von zweenen oder 
dreyen freundfihaftlichen Jaͤgern, die nach Elein Guavas gehörten. 

Als fie die Bay verließen, fo trieb fie ein ftarfer Suͤdwind bald zwiſchen das Vorge⸗ 
birge St, Nicolas und Maize, wo fie in ſchwache Winde und einen ihnen vortheilhaften 
Strom kamen, den bie alte Sahama-Mesvengg und die daſigen Eylande machten. 


Den zöften unweit des Eylandes Heniago befamen fie einen wahrhaften beftändigen 
Wind wieder, welcher Oft halb Nord war. Den zgften ſahen fie die Klippen, welche man 
Schweineftälfe heißt, die nach ihrer Bemerkung im ein und zwanzigſten Grade acht und 
dreyßig Minuten waren, etwas nordlicher, als in den Karten, Zu Mittage Famen fie 
rund um Aklins Kaye, welche fehr hoch) aus dem Waſſer hervorragen, und erreichten noch 
vor Abende Crooked oder Welleyland. Das legte, wovon fie abgiengen,, war Wat⸗ 
lins Ray, vier und zwanzig Örade Nord, da der beftandige Wind mit ihnen, bis in die 
Breite von zwey und dreyßig Graden, fortgieng, aber vom fieben und zwanzigften Grade 
an ſchwach und matt war, vielleicht weil er von dem veränderlichen Winde ziemlich ges 

waͤcht wurde, 

Von ſechs und zwanzig bis fieben und dreyßig Grab Breite, fo weit nordlich, als Vir- Golfoge⸗ 
ginien geht, fanden fie taͤglich häufiges Golfogeſtraͤuche um das Schiff herum ſchwim- fräude, 
men, welches fich mir der Weite verminderte. Man nennet es fo, weil man verfichert ift, 
daß es von den Sandbaͤnken von Florida herkoͤmmt; es wird drey= bis vierhundert See 
meilen Nordoſt dem feften Sande gegenüber gefunden, . Diefes erweift, daß ein Strom, 
obwohl unmerflich, fortgeht, oder länger und ftärfer nordiwärts, als füdwärts , in diefen 
Breiten reicht, Im Gegentheile ftreichen die Re und höhern nordlichen Breiten un: 

1493 weit 


494 Reiſen nach Guinea md Benin, 
1723 weit des feſten Landes füdwärts, welches aus den Eisinfeln erhellet, die afle Sommer vor 
- Arkins. Nordweſt längft der Küfte von KTewfoundland bis Neuengland treiben, 

Nordwaͤrts der Bermuden wurden die Winde veränderlich, und immer ftärfer. Sie 
hatten einen heftigen Mind Nordweſt im acht und fechzigften Grade, der fie nöthigte, vier“ 
zehn Tage lang ihr Fockeſegel einzunehmen; und die See gieng fo hoch, daß fie das Waſſer 
mie Tonnen aus dem Hintertheile ſchoͤpfen mußten, wi 

Sie langten in Gngland im April des Jahres 1723 an 4). 


Pe ee u 2 u Eu 2 u 2 Een zz 


Das V Kapitel. 4 





Eine Fahrt nah Guinea und den anliegenden Eylanden, 

— im Jahre 1725. | | 
Wracchais. Duch den Ritter des Warchais. 1 
uns Jetzo zuerft aus dem Franzöfifchen uͤberſetzt. ! 

Einleitung. . 1 


hatte: fo fing er an, ſich zu ortfegung feines Unternehmens vorzubereiten, wie wir 

folches ſchon erwähnt haben 5), Dieferwegen hatte er verſchiedene Nachrichten 
der Portugiefen und Franzofen, als einen veichen Vorrath zu feiner nächftfolgenden Ab⸗ 
handlung geſammlet. Dieſelbe geht von Sierra Leona, wo die erſte ſich endigte nach 
dem Vorgebirge Gabon und Coriſco, einem neuen Sitze der Portugieſen. Weil aber 
diefe auch fo zahlreichen Materien fein Werf nicht vollftandig machten: fo war er im DE 
griffe, es liegen zu laffen, als er mit dem Ritter des Marchais, einem großen Seefahrer 
bekannt wurde, der verfchiedene Fahrten nach Africa und America gethan hatte, und gleich 
von einer Fahrt nach Guinea und Cayenne für die guineiſche Geſellſchaft zurück kam. 


Diefe Reiſe, in welcher der Verfaſſer die in den vorigen gemachten Anmerkungen ve? 
beſſert und vermehret hatte, liefert uns Labat in vier Detavbänden c), und hat fie ‚ve 
muthlich mit den vorhin gefammleten Materien vermehret, 


Der Ritter des Marchais hat alles, was er gefehen, genau berichtet, und mar def? 
beffer dazu geſchickt, da er viel Verſtand und Neugier beſaß, gut zeichnete, die Geometilf 
gut, und die Schiffkunſt vortrefflich verſtund. Und, was vielleicht noch wichtiger iſt: ſo 
ſprach er die meiſten von den zahlreichen Sprachen auf dieſen Kuͤſten. Dieſer beſonde 
Vortheil machte ihn geſchickt, die Wahrheit zu erforſchen, und Entdeckungen zu machen 
welche diejenigen, die flets einen Dollmetſcher haben müffen, zu erhalten unfähig ns | 

r Dar 


NM Labat ſeine Nachricht von der weſtlichen Kuͤſte von Africa bekannt gemacht 


— 


a) Altkins Reiſe a. d. 199 u. f. S. und umſtaͤndlichen Beſchreibung dieſer Länder, und 
65 Siehe U Band die 247 ©. r dem daſigen Handel. Nebſt einer großen mu 
e) Heife des Ritters des Marchais nach Out: Landkarten und Kupfer. Durch P. Labat vo 


nen, den anliegenden Infeln und Cayenne, in den Predigerorden. Amfterdam auf Unkoften —* 
Jahren 1725, 1726, und 1727, mit einer genauen ie ſelſchan 


von Sieren Leona big Lope Gonſalvo. VII Bub V Cap. 405 
a ph er fich — durch ſein en Dezeigen die Befannefchaft ver —— 
ge un I als ihre fun es ihm nie am etwas ev ver- Marchais. 
lange, fe voßen, ſowohl als ihre Hochachtung, daß es ih a was r· Narchaig 

Wie der Haupthandel der Franzoſen auf dieſe Kuͤſten zu Whidaw i o hat fi 

der —— bemuͤht, dieſe kleine —* und ihre — —* 
itten, Gewohnheiten, Regierung, Geſetze und Religion, zu beſchreiben. Er hat ſolches 
ſehr richtig gethan, fo daß andern wenig uzuſehen übrig bleibe. Er war zu Whidaw, 
kurz zuvor, ehe es die Dahumays zerſtoͤrten. Labat erwaͤhnet dieſen Vorfall in ſeiner 
Vorrede, aber der Hauptmann Snellgrave, deffen Reiſe folget, hat ihn ausführ- 
kich erzähle. 

Da das Werf meift aus Befhreibungen von dem Lande und den Einwohnern befteht, fo 
laͤßt es ſich nicht viel abfürjen. - Die vier Bände (von denen die zwey erften zu Öuinea, 
und die legten zu Cayenne gehören), find voll Kupfer) und Karten, Die Karten find 
vom Heren Danville, einen von bes Königs Geographis, entworfen, deffen Arbeit fehr 
vortrefflich ift, die Kupfer find nach Zeichnungen, die der Ritter auf dem Plage gemacht 
Bat, geftochen, und in einem feinen Geſchmacke ausgearbeitet. Soviel lernen wir aus 
Labats Borrede; und da wir jetzo nur die Reife nach Guinea liefern wollen, fo werden 
wir dem Leſer nur den Anhalt der erften beyden Bände vorlegen, und die andern der Ab⸗ 
handlung von America vorbehalten. 

Der erfte Band hat zwoͤlf Eapitel: 1) Des Verfaſſers Abreife von Havre de Grace, 
Beſchreibung dieſes Hafens, und das Port Orient, auf der iſten Seite; 2) von Port Louis, 
und Port Orient, nebſt der gewoͤhnlichen Ladung zum Guineghandel, auf der zıften Seite; 
3) den Inſeln Madera und Puerto Santo, Abweichung der Nadel, dem Königreiche Bure, 
aufder zoften Seite; 4) Weg von Sierra feona nach dem Borgebirge Monte, Befchreibung 
des Sandes, auf der 6öften Seite; 5) das Vorgebirge Monte und dafiger Handel auf der 
giften Seite; 6) das Borgebirge Mefurado, auf der gaften Seite; 7) Entwurf zu einem 
Sitze dafelbft auf der ıoten Seite; 8) Weg nad) dem Vorgebirge Palmas, und das fand 
bis an das. Vorgebirge der dreyen Spißen, auf der ıs7ften Site; 10) Goldkuͤſten, Be-, 
fehreibung des Landes bis el Mina, auf der goften Seite; 11) von dem Schloſſe del Mina; 
Gefchichte des dafigen Siges, auf der 238ſten Seite; 12) Sitten und Gewohnheiten der Bee 
wohner der Goldkuͤſte, auf ber 277ften Seite. 

Der zwente Theil hat zwoͤlf Capitel: 1) Der Fluß Volta ; alteund neue Gränzen des Koͤ⸗ 
nigreichs Ardres (oder Ardra) aufder ıften Seite; 2) vom Königreiheyuda ( oder Whidaw); 
deſſen Sage, Größe, Boden, auf der gten Geite ;3) Barre von Jude, Flecken Gregwa franzoͤſiſche 
und engliſche Forts, auf der 23ſten Seite; 4) Stadt Eavier, oder Sabi, auf der 3öften Seite; 
5) Könige von Juda. Ihre Auferziehung, Krönung, Gefchäffte, Begraͤbniß, Einfünfte, auf 
der Auften Seite; 6) Handel von Juda, auf der gaften Seite; Neutralitätsvergleich unter 
den vier Nationen, welche nad) Juda handeln, auf der ggiten Seite; 7) Religion, auf der 
ı27ften Seite; g) Gewohnheiten, auf der sörften Seite; 9) von den Malayen, auf der — 

eite; 
felihaft »732. Der erſte Band enthält 335 Sei 4) In der Grundſchrift Jnda, wie es die Franz 
ten, außer der Vorrede yon 3% Seiten; der zweyte zoſen nennen, der wahre Name aber ift, wie uns 


292; der dtifte 3305 umd der yierte 392 Seitens berichtet worden, Sida. &o verderben die Europäer 
außer dem Regiſter Über alle vier Hände, fremde Namen. 


1725 


Marchais. 


Sie ſegeln 
von Havre 
de Grace. 


Eyland 
Uſchant. 


400 Neiſen nach Guinea und Benin | 
Seite; 10) Das Königreich Ardres (oder Ardra), auf der 226ſten Seite; ıı) Streit zwiſchen 
den Franzofen und Holländern, auf der 267ſten Seite ; 12) Geſandtſchaft vom Könige vonder 
dres nach Frankreich, auf der 2741ten Seite. Wir fönnen hiezu die erften Capitel des drit⸗ 
ten Bandes fegen, nämlich die Reife von Juda nach. dem Prinzeneylande, nebſt der Be⸗ 
ſchreibung davon, und von den Eylanden St. Thomas und Annabon. si 
Kupferim erften Bande, 1) Öuineifche Küfte, 2) Ausficht von Ufchant, Portofanto und 
den Salvages. 3) Ausſicht von dem grünen Borgebirge und der Rheede von Gore 
4) Ein Seegefihöpfe: Dorado. 5) Wafferhofen, Beccaffes oder Seehühner. 6) Wal 
ferhofen, Seeteufel, eine Art vom Ray. 7) Ausficht vondem Borgebivge Monte, 8) Das 
Borgebirge Mefurade, und die Einfahrt in den Fluß. 9) Negerhäufer am Borgebirge, 104° 
Außerordentliche Fiſche am Borgebirge. 11) Einfahrt in den Fluß Seſtos. 12) Ausſicht 
von dem Fluffe Seſtos. 13) Das Borgebirge Apollonia. Die drey Forts von Akara, um 
Ausfiche von Juda. 14) Forts von St. George del Mina und Cape Corſe. N) 


Im zweyten Theil: 1) Karte von Guinea, von Iſſini nach Ardra. 2) Karte voll 
Yuda. 3) Ausficht von Juda. 4) Mondfiſch. 5) Europäer Forts zu Juda. 6) Facto⸗ 
deyen zu Favier. 7) Krönung des Königs von Juda. 8) Beftrafung eines Ehebruh® 
daſelbſt. I) Des Königs von Kuda Liebling. Sein Grabmaal. 10) Agoye, der Rath“ 
got. m) Proceffion nach der großen Schlange, bey Krönung der Könige von Kuda 
12) Kleidung und Waffen der Negern. 13) Exbfen von Jude. 4 


Die Seefahrt. 
Inhalt. Co 


Sie ſegeln won Havre de Grace, Eyland Ufchant, oder Coaſt, Rheede. Nio Volta. Rheede von 
Groͤvais Eyland/ Waaren, welche nach Guinea Whidaw. Lift der Schwarzen, Waaren zu ſteh⸗ 
gehen. Porto Santo, Die Salvages. Dasgrüs len. Wie man folcher zuvorfömmt. Die Hands 
ne Vorgebirge. Goree. Merkwuͤrdige Wafler: Tung Hier wird unterbrochen. Sie verlaffen Whi⸗ \ 
hoſe. Das Borgebirge Monte; Borgebivge Mer daw. Prinzeneiland. Dabingehsrige Nachriche 
finde. Vorgebirge Palmas. Groß Drewin. ten. Das Schiff wird laͤck. Man beffert es, und” 
Borgebirge Tres Puntas. Vorgebirge Corſe fie ſegeln nach Cayenne, — — 




















4J 


Der Ritter des Marchais fegelte von Havre de Grace, in der Fregatte die intel 
nebmung, Sonntags den 6ten Auguft im Jahre 1724 ab, mußte aber auf der Ref 
de verfchiedene feiner Bootsleute erwarten, Die ihren im Voraus ausgezahlten Monat, a 
dem Lande durchbrachten. Den gten war das Volk beyſammen, und er fegelte ab, Da 
zoten traf er fieben Schiffe von der Küfte der Normandie an, von denen zwey die Kauf 
maften verlohren hatten. Den ızfen Fam er innerhalb zwoer Seemeilen von Uſchant, vo 
fie fich wandten, die Klippen um diefe Inſel zu vermeiden. 4 

ͤſchant hat nur drey Seemeilen im Umkreiſe, und verfchiedene Feine Inſeln um I) 
herum, von denen jede ihren befondern Namen führet, ob fie wohlzufammen von der Haut 
infel genennt werden. Sie liegen an ber weſtlichſten Spige von Bretagne. Die Schiffe 
welche nach Breft, Portlouis, oder andern ſuͤdlichen Plägen beftimmt find, gehen orbent 
lich) zuerſt dahin, ihres Weges ficher zu feyn, und die gefährlichen Klippen an der Kuͤſte — 


vermeiden. Ob diefe Inſel gleich ſehr wohl bewohnt iſt: fo hat fie Doch nur wenige 
j . Fle en / 





von Sierra Leona bi Zope Gonſalvo. VII Buch V Cap. 497 


Flecken, und ein altes Caſtell, wohin fich die Einwohner machen, wenn fie fich nicht ſtark 1725 

genug gegen ihre Feinde finden, Es find vornehmlid, Fifcher, die fich mit ihren Barken Marchais. 

einen Se ‚Hafen oder Meerbufen machen, dahin Feine fehwerere Schiffe einlaufen — 
onnen 2), 

Den ı6ten fegelten fie bey Blenan und Pemark vorbey, und ſteuerten bon biefen ge- 
fährlichen Inſeln ab. Donnerftags den zten Auguft anferten fie eine Seemeile weit von 
den Eylande Brovals in einem fehr dicken Mebel, MR Wahl * —— — 

Grovais iſt eine kleine Inſel, dem Munde des Blavet gegen uͤber. Es iſt daſelbſt Grovaisey⸗ 
in einer gewiſſen Weite gut zu ankern; denn es iſt faſt mit Klippen ringsherum umgeben, land. 
dadurch die Einwohner beſchirmt werden. Es iſt bier eine gute Fifcherey nach Congers 
oder Seealen, von denen viele ausgeführt werden. Den Tag darauf liefen fie in Dort 
Iouis ein, 

Die Unternehmung Hatte hier nichts zu thun, als ihre Taue auszuladen, und felche 
Waaren Dagegen einzunehmen, wofür fünfhundert Sklaven in Guinea follten gekauft 
werden. Es waren folches folgende: 

20, 000 Pf. Gewichte, Waaren 


Kowris oder Bujis eu 
hamburgiſche Platillas = = = = 2 = = - = 1500 Stuͤcke. nachGuinea 
weiße Guineas, jede von dreyßig Ellen - - = = = 100 En 
Blaue Baftas = = = = = ER 

weiße Salamporis, von vierzehn oder funfzehn Ellen jedes ie 
großblühmichte Ealicos a a a N ee 150 

Douettas A EEE N RE IE > 50 

Ganas — ap a a AT ———— 40 

Tapfals ee; EEE ee" ⸗ 2— 40 

Feuergewehr oder Slinten = = 20 

fupferne oder metallne Beden = = = = =. = = 600 Pfund, 
Pulver ⸗ = = s s 3 = ⸗ = z & 2 = 1000 

Eifenftangen MB Ah EN Me 2 en ea 
Korallen AT EDS EEE > ur 50 

hollaͤndiſche Pfeifen von den beten fünf Büchfen = + = 50 


Nebſt etwas Ölaswaare von allerley Farben, 
Außer dieſem läuft man feine Gefahr, wenn man gleich mehr Güter einnimmt, weil man 
um Gold, Elfenbein und grauen Ambra handeln kann. Man kann auch feine Hüte, Zinn: 
waare, Seiden, Muffeline, feine Calicos, Kryſtallen, Kleinigkeiten, abgezogene Waffer und 
Wein von allerley Arten, auch Zucker ſchicken. Die Schwarzen, welche den ‚Europäern 
ſehr gern nachahmen, wollen mit allen diefen Sachen verſehen ſeyn, und die Euͤropaͤer, die 
ſich in den daſigen Gegenden niedergelaſſen, nehmen auch ei 
Bugis, die den erften Artikel der Guinea Ladung ausmachen, find Fleine weiße Mu: Kolpris od 
ſcheln, —— an —* Maldiveneylanden fiſchet. Auf der Kuͤſte von Guinea heißt man —— * 
fie KRowris. Es ſind ihrer zwo Arten große und kleine. Die letztern werden am hoͤch⸗ 
ſten geſchaͤzt. Beyde gelten als Scheidemuͤnze in einem großen Theile von Africa füd- 
waͤrts 
e) Marchais Reiſe erſter Band auf der 13 und folgenden Seite, ur 


Allgem. Reiſebeſchr. II Band, Rrr 


25 


498 Keifen nach Guinea und Benin, 


wärs ber Sanaga, ſowohl als in einigen Theifen von Oftindien. Man wird anderswo 


Moarchais. zeigen, wie fie im Handel gehen. Seitdem die Holländer im Befise von Ceylon find, 
nd n * * 
haben fie dieſe Handlung faſt allein f). 


Contrebrode. 


Catuns. 


Becken. 


Brandte⸗ 
we in. 


Hollaͤndiſche 


Pieifen. 


Contrebrode iſt eine Art von Glaskuͤgelchen von verſchiedener Größe, welche zu Br 
nedig gemacht werden, Man heiße fie fo, weil fie auf einen weißen oder ſchwarzen Boden, 
mic den entgegengeſetzten Farben geftreift find. Die Schwarzen binden fie um ihrer Kim 
der Leib, bis felbige ein geroiffes Alter erreichen. ä 

Hamburgiſche Pletilles find eine Art Leinenzeug, welche daſelbſt und anderswo in 
Deutſchland gemacht wird, aber weit unter den brittanifchen ift. x 

Guiness, Salamporis, Baftas, Boras, Douettas, Tapfals,und andere feinem 
zeuge ER aus Dftindien, alle von Catun, weiß, blau, oder flveificht, von mancherley Länge 
und Breite, 

* Kupfer oder Metall, welches nach Africa geht, beſteht in Becken von ſechs oder 
acht Pfund. — 

Die Negern find große Liebhaber und Kenner des Brandteweins. Man darf ihnen 


feinen Rum für guten Sranzbrandtewein verfaufen, der in Fleinen Faͤßchen, welche Anker 


heißen, jedes von etwa fechs Gallonen ausgeführt wird. Ob gleich in diefen Fleinen Gefäßen 
mehr auf Die Gefaͤße geht, fo erfeget Doch die Bequemlichkeit des Fortſchaffens diefen Verluſt. 

Das Pulver ift vornehmlich folches, welches zum Eleinen Gewehre gehört, Die Schwars 
zen als durchgehends gute Schügen verthun viel davon. 

Man fuchet in Guinea nicht ſoviel Eifen, als an der Sanaga, weil in diefem legten 
Sande die Schwarzen fich ihr Hausgeräthe, als Spaten, Haken, Angeln, u, f f. felbft mas 
chen, und darinnen ſehr gefchickt find. In Guinea Faufen fie es Heber von den Engländern 
und Holländern ſchon fertig. Die Stangen, welche in Guinea verfauft werden, find Fürzer 
als die man an die Sanaga und Gambra fender; fie haben nur fieben Fuß Fänge, zwey 
Zoll Breite, und ein Bierthel Zoll Dicke, 

Obwohl die Schwarzen felbft Pfeifen machen, fo haben fie doch die hollaͤndiſchen fehr 
gern, Aber fie müffen von der beften Art feyn. Sie haben von den Europäern gelernt, 
das Fremde Hochzufchägen, und das Ihrige zu verachten, 

Korallen und Glaskuͤgelchen brauchen fie als Armzierrathen, Halsbänder, u. d. g. und 
fragen beftandig darnach. 

Der Ritter des Marchais fegelte nad) eingenommener Ladung von Port Orient 
"Montags den 24ften des Herbſtmonats im Jahre 1724 ab, um vier Uhr des Morgends 
‚Er hatte ein Schiff der Gefellfchaft, nach der Sanaga, den Prorheus,zu bedecken. Die 
Schiffe, weiche nach Guinea beftimme find, lenken fich ordentlich nady Madera, welches ſie 
linker Hand laffen, um nach dem Borgebirge Monte zu feuern. Die, welche nach der Ser 
naga oder Gorea gehen, ſteuren nach Teneriffa, welches fie oſtwaͤrts laffen, Dieß ift eine 
von den Canarien, die im Jahre 1465, don einen normanifchen Edelmanne, Bethancourt, 
entdeckt, und zum Theile erobert worden 2). | 


Porto Santo, Den ıgten des Herbſtmonats mit Anbruche des Tages, entdeckten fie die Inſel Porto⸗ a 


fanto, Suͤdſuͤdoſt acht oder neun Seemeilen weit, von der der Verfaffer zwo Ausfichten 
zeichnete · 


PD Marchais auf der 19 und folgenden Seite. Entdeckung und Eroberung, die er ſehr merkwuͤrdis 
) Kabat verſpricht die Geſchichte von dieſer nennt, anderewo zu geben. 


J 


J 


von Sierra Leona big Lope Gonfaloe. VII Buch V Cap. 409 


zeichnete, Sie liefen zwiſchen diefem Eylande und Madera, welches man für den gefaͤhrlichſten r725 

Ort des ganzen Weges hält, weil ſich daſelbſt ordentlich die ſaleeiſchen Raubfchiffe aufhalten. Miacchaie, 
en 2ıften befanden fich die beyden Schiffe unweit der Salvages, welches zvo kleine — 

wuͤſte Inſeln Suͤdſaͤdoſt von Madera ſind. Der Boden iſt unfruchtbar, und vermuth- vages 

lich Haben bie Portugiefen zu Madera , und die Spanier in den Canarien, aus dieſem 

Grunde fie den Canarienvögeln überlaffen, die ſich Dafelbft gewaltig mehren >), 

Den 2gften gieng ber Prorbeus, der nun niches mehr von den Saleernzu fürchten haste, 
in fechs und zwanzig Grad fünfzehn Minuten Breite, von der Unternehmung ab, die 
nach dem Vorgebirge Monte lief. Eben den Tag fand der Nitter, Daß die Nadel neun 
Grad nach Nordweſt abwich. In ihrem faufe von den Canarien hatten fie häufige Bonet⸗ 
cas gefangen. Dieſe Fifche find in den Seen achtzig oder hundert Seemeilen rund um 
die Eanarien und Madera in Menge, + 

Den agflen machte der Berfaffer zwo Beobachtungen von der Abweichung, eine des 
Morgens beym Aufgange, die andere des Abends beym Niedergange der Sonne, Das 
eritemal fand er fieben Grad Nordiweft, und das anderemal fünf Grad, einen Unterſchied 
von zweenen Öraden in einem Tage, 

Den zten des Weinmonats waren fie in funfzehn Sraden dreyßig Minuten Breite,und 
entdeckten Die Spige der Barbarey. Wie der Ritter in Bedeckung des Prorbeus viel 
Zeit verlohren hatte: fo mußte er ſich nach Boree lenfen, Holz und Waſſer einzunehmen. 

Diefer Verzug war der Geſellſchaft fehr nachtbeilig, da der Hauptmann Dadurch die rechte 
Zeit, von Guinea nach America zu fegeln, verlohr, 

Den ten entdeckten fie Die Spige' von Almadia, zweene und eine halbe Seemeile von Das grüne 
dem grünen Borgebirge, und um fechfe des Morgens anferten fie unweit der Forts von Vorgebirge, 
Gorce in drenzehn Faden. Labat fchilt auf die Nachlaͤßigkeit der Geſellſchaft, daß fie Goree. 
dieſe Inſel nicht mie Bäumen bepflanzet, und mit Waſſer verſieht, weiches won dem feſten 
Sande dahin muß geholt werden, Man Eönnte auf dem Berge St. Michael Quellen gras 
ben, oder Eifternen machen, 

Er fegelte den rzten des Weinmonats von Goree ab, und fand denfelben Tag die Ab⸗ 
weihung vier Grad Mordweit, Den 2öften fing er einen feltfamen Fifch, den niemand 
vom Volke kannte. 

Den Tag darauf fing er in der Breite von Sierra Leona, zehn Seemeilen vom Sande, 
eine Fledermaus, fo groß als eine Henne 7). 

Den zten des Wintermonats um zwey Uhr acht und zwanzig Minuten zwey und funf⸗ Mondfin- 
zig Secunden, nah Mitternacht, hatten fie eine Mondfinfterniß, welche zwo Stunden fernig. 
dreyßig Minuten zwölf Secunden dauerte, Die Abweichung der Nadel, welche den 2often 
des Weinmonats vier Grad Nordweſt, und den dreyßigſten zwey Grad! gemefen, ward den 
Zten des Wintermonats fehs Grad, Hieraus erheilee, wie noͤthig diefe Bemerkung, be: 
fonders in einer Entfernung vom Sande, und wo Ströme und Sandbänke find, ift. Den gten 
in fieben Grad fechs und dreyßig Minuten, nordlicher Breite, fand er fie wieber fechs Grad, 

Den ten um vier Uhr des Nachmittags, fah er zwo außerordentliche Waſſerhoſen, welche 
wohl eine Beſchrelbung verdienen, 


Rrr 2 Die 


5) Marchais erſter Band anf der 27 nd ) Marchais an oben angeführten Orte auf 
folgenden Seite. der 34 Seite, 3 


1725 


Warchais. 


Seltſamer 
Fiſch. 


Vorgebirge 
Monte. 

Vorgebirge 
Meſurado. 


| verließ den Hauptmann Peter fehr geneigt, einen Sitz da anlegen zu laflen. d 


Borgebirge 
Palmas. 


3 


500 Reifen nach Guinea und Benin, BE 
Die größte gieng aus einer dicken, ſchwarzen und hohen Wolfe, Cie war gefrimmt, 


‚obgleich Eein Wind nicht wehrte, und machte die See auf hundert Schritte rund herum 


mwallen. Cine andere gieng aus dem Obertheile eben diefer Wolke in eine andere nicht fo 


‚dicke und dunkele Wolfe, als die erfte, aber viel tiefer. Dieſes dauerte etliche Minuteny 


worauf aus der legten Wolfe eine Wafferhofe in die See gieng, auf etwa zwenhundert 
Zoifen weit, die das Meer wie die vorige erregte, Beyde Hofen hingen anderthalbe Stunde 
in der Luft voll Waſſer, viffen endlich, und gaben einen fo heftigen Regen, daß fie das Ber 
def mit Schöpfgefaßen vom Waffer befreyen mußten, Das Schiff rar nur eine halbe 
Seemeile davon, und wäre ohne Hülfe verlohren gewefen, wo eine unweit demfelben geborften 
wäre, Es waren Vorbothen von Windftillen und beftändigen Regen, die ven aten des 
Monats nad) der Mondfinfterniß folgten, und das Volk fehr Frank machten. 

Sie fingen bier viel Dorados, welche zur Erfrifchung der Leute und Erfparung ihres 
Vorraths dienten, Den zıflen fanden fie die Abweichung fieben Grad, Dieg war in 
fehs Graden neun und dreyßig Minuten Norderbreite. Denſelben Tag fingen fie einen 
feltfamen Fifch, den der Ritter einen Seehahn hieß. Denzoften war er Rio das Gallinas 
in acht Seemeilen Entfernung gegen über, wo fie einen andern ſeltſamen Fiſch fingen, den 
Marchais einen Seeochfen oder Hornfifch hieß. | 

Nachdem fie viel Stürme, Windftilfen, Regen, und Blitze ausgeftanden, langten fie 
den gten des Chriſtmonats des Abends aufdem Vorgebirge Monte A) an. 

Man rechnet von da acht Seemeilen nad) dem Vorgebirge Mefurade, Die Küfte iſt 
ficher, und den ganzen Weg bin guf zu anfern. Man kann alfo bey widrigem Winde oder. 
Winöftille überall liegen bleiben, und die Sandivinde erwarten, welche ordentlich alle Nächte 
vom Ufer wehen. Der Ritter hatte bey Diefer Furzen Fahrt alfe feine Geduld noͤthig; denn 
fie koſtete ihm fechs Tage, ob man fie wohl oft in fechs Stunden zurück leget, fo, daß er 
den gten des Chriftmonats im Jahre 1724 erft das Vorgebirge Mefurado erreichte, und 
eine halbe Meile davon, in leimichtem Boden von Schieferfarbe, mit Grieß und zerbroche 
nen Mufchelfihalen vermengt, ankerte. | 

‚Sobald dieß geſchehen, Fam ein Canoe, zu fragen, wer er wäre. Seine Ankunft vers 
urfachte unter diefen Leuten eine große Freude, weil fie ihn lange gefannt, und viel Siebe für 
ihn hatten, Der Hauptmann Peter, der König, ſchickte feinen vornehinften Marbuten, ihn 
zu bemillfommen und ans fand zu laden, mo der König ihn den Tag darauf empfing, ih 
außerordentliche Guͤtigkeit bezeigte, und mic Beftimmung des Preifes fogleich Befehl era” 
theilte, daß fie Waſſer, Holz, und mas für Lebensmittel ihnen fehlten, als Dchfen, Schafe, 
Ziegen und Hüßnervieh, welches alles Hier fehr wohlfeil war, an Bord führen follten 2). 

Der Ritter fegelte von dem Borgebirge Mefurado den ıgten des Chriftmonats ab, und 


— 






Den zſten fand er ſich dem Palmenvorgebirge gegenüber, welches feinen Namen vo 
den häufigen Palmenbaͤumen darauf erhält. Cs liegt im vierten Grade zehn Minuten 
nordlicher Breite. Die Küfte von dar nach dem Vorgebirge der dreyen Spisen, iſt un? 
ter dem Namen der Zahn. oder Eifenbeinfüfte befannt. Die Holländer nennen fie 
Tandkuͤſte m). ben J 
DR Den 


R) Marchais, Band, auf der sound folgenden ) Ebendaf.a.d.351. f.©. | 
Seite. m) Ebendaf. ad, ızı m f.®. x 


| 
| 
| 


von Sierra Leona bis LopeGonfalde," VIE Buch V Cap. ıscı 

Den zöften war er bey dem großen Drewin. "Die Windftiffen, Ströme und widrie 1725 
sen Winde hatten fie fo zurück gebracht, Daß er fich entſchloß, in dreyßig Faden zuianfern, Marchaie, 
um den Meg nicht zu verliehven, den er von dem Vorgebirge Mefurado zurück gelegt-batte, — 
Ein engliſches Kriegsſchiff, welches am Lande lag, gab ihm fein Ungluͤck durch Zeichen zu Drewin. 
derfichen, und ſandte gleich fein Boor zu ihm, ihm zu berichten, daß der Hauptmann in To - .... 
desgefahr, und. niemand zu helfen vorhanden fey. Der Ritter fchickte feinen Wundarzt mit 
zurück, nebſt dienlichen Hülfsmitteln, und befuchte den Kranken auf ben Abend felbft, der durch 
Hüffe feiner guten Natur in wenig Tagen wieder -gefund ward. Er befchenfte den Kitter 
mie einem jungen Schwarzen, wofür ihm diefer feine Bogelflinte wieder fhenkte »). 

Den zten Jenner im Jahre 1725 befand fich der Ritter in der Höhe von dem Vorge⸗ Vorgebirge 
birge der dreyen Spitzen, nach verdruͤßlichen Windſtillen und widrigen Winden. Cr an⸗ der dreyen 
Ferte hier in fünf und zwanzig Faden, leimichtem Boden, drey Seemeilen vom Ufer. Den Spigen. 
sten war ev ia Mina gegen über, wo er aus feiner andern Urſache ankerte, als feinen zwey⸗ 
ten Hauptmann, einen unwiſſenden eingebildeten Officier, zu überzeugen, daß dieſes wirkuch 
der Ort ſey: nachdem folches gefchehen, lichtete er, und Fam in Cape Eorfe in der Rheede zu 
ankern, 100 er vier Schiffe liegen fand 2). i 

Hier ſchickte er feinen Unterhauptmann mit feinem Complimente an den Statthalter, der Cape Corſo 
ihn erſuchte, ans Sand zu kommen. Aber der Ritter entſchuldigte ſich, daß er nur da läge, Rheede. 
auf guten Wind zu warten, worauf ihm der Statthalter für die Hülfe, Die er vorerwähntem 
englifchen Schiffe ertbeilte, fchriftlich dankte, und ein Geſchenk von Huͤhnervieh, Enten 
und anderm Gevögel, mit Früchten und Wurzeln ſandte. 

Den zten fegte er feine bis hieher verdrüßliche Reiſe fort, da er zwifchen Goree und 
Whidaw p) nicht weniger als vier. und zwanzig mal geanfert hatte, > 

Wie der Nitter im Jahre 1704 als Major eines Geſchwaders von vier Kriegsfchiffen, 
welches die Aßientogefellfchaft unter der Anführung des Herrn Doublet, eines erfahrnen 
Hfficiers, nad) Guinea gefchiekt, zu Akra, wo das dänifche Fort ift, landete: fo ward er mit 
$öfung des Gefchüges, wie Herr Doublet, auf eben die Art, am Borde empfangen, Der 
Ritter gab por, wie er ans Sand gieng, er wolle nur Erfrifchungen Faufen; in der That aber 

atte er die Abficht, die Umſtaͤnde zu unterfuchen, ob man bie englifchen und hollaͤndiſchen 
ar durch Ueberfallung einnehmen koͤnnte, welches ev aber nicht thulich befand, Doch 
handelte er innerhald vier Tagen mit dem dänifchen Statthalter um finfhundere Sklaven, - 
und der Statthalter fehickte ihnen einen großen Vorrath von gebensmitteln umfonft g). 

Den gten erreichte der Ritter die Höhe von Rio Volta, zehn Seemeilen von Akra, und Rheede von 
anferte den ııten in der Rheede von Whidaw, wo er das Schiff der Gefellfchaft, ven Eben⸗ Whidam. 
tbeurer,antraf, welcher alsbald die Flagge an feinem großen Mafte einnahm, weil dem Ritter 
als älteftem Hauptmanne das Commando gehörte, Er grüßte das Fort mit eilf Schüffen, 

Und befam folche wieder, ; — 

Es iſt Hier vielleicht nicht unnuͤtz, zu erinnern, daß die Schiffe cin Fort allezeit erſt, 
nachdem fie geanfert, grüßen; ein anderes Schiff hingegen, oder auch diejenigen, welche 
vor Anker fiegen, begrüßen fie, wenn fie noch unter Segel find. Alle Begrüßungen zwi⸗ 
ſchen Schiffen mit Rufen oder Schuͤſſen, geſchehen nach ungeraden Zahlen ; dus letztere ge⸗ 

; ; Rrr 3 ſchieht 

a) Ebendaſ a. d. 164 68. ) Im Originale durchgehends, Juda. 

eo) Ebendaſ· a. d. a27 und 203 S. q) Marchais Band, a. d. 263 ind a75 S. 


ma 


March ais. 


Ch der Te 


4477 


t 


son 7 Cr Reifen nach Guinea und Benin) 


ſchieht durch den Ruf: lange lebe der König r), welches von ihnen fo öfters geſchieht, 
als fie das Schiff, das fie grüßen, zu ehren gedenken. Die Galeeren grüßen alfezeit un 
gerade, und ihr Ruf ift Hou, welches nad) Beſchaffenheit Der Perfonen, die fie grüßen, 
allemal gerade wiederholt wird M). 

Doee Ritter welcher aus langer Erfahrung der Schwarzen Argliſt und Neigung zum 
Stehlen kannte, und eine große Menge Waaren nach Kavier 1) zu fenben hatte, befahl fie: 
ben von feinen Leuten, ſolche zu bedecken, und die Träger Feinen Augenblick aus dem Ges 
Fichte zu laffen. Man gehorchte ihm genau. Die Bedeckung hatte ſchon über bie drei 
Fluͤſſe gefegt, wie fie Die drey Aerme vom Fluſſe Jaquin am Zollhaufe, wo fie überfegen, 
nennen, ohne daß die Schwarzen Gelegenheit finden koͤnnen, etwas wegzubringen. End⸗ 


- Lich fingen ihrer zweene einen Zank mit einander an, legten ihre Bürden nieder, und fchlugen 
Sich, Andere nahmen Theil daran, und die Weißen, als fie ber Unordnung ein Ende ma“ 


die Guͤter zu 
ha 117 


Wie man 
folches vers 
meiber. 


chen wollten, wurden von den Schwarzen umgeben, und gebethen, mit ihrem Anfehen Blut⸗ 
vergießen zu verhuͤten. Die Feanzofen, weldye den Streich nicht merkten, gaben fich große 
Mühe, die Sache beyzulegen, darüber eine Stunde hingieng. | 
Muittlerweile hatten die Träger, welche bey ven Fäffern mit Bujis geftanden, ihre und 
ihrer Gefellen Packete aufgemacht, und kamen wieder zu den übrigen. Mit ihrer Ruͤck— 
Eunft endigte fich der Streit, Ein jeder nahm feine Laſt, und fie feßten ihren Weg fort, 
als ob nichts vorgefallen wäre. Da die Trager ihre Waaren in die Magazine abgegeben, 
verfehwanden fie. Als die Weißen bas Borgegangene dem Generaldirector und dem Rit— 
ter Marchais berichteten: fo Famen diefe auf die Bermuthung, daß der Zank eine ange 
fieffee $ift geweſen, und fanden, daß verfchiedene Fäffer mit Bujis waren geöffnet, und viele 
davon. weggenommen worden. Man beflagte fich beym Hauptmanne Aftız, aber zu fpäf? 
denn die Träger waren mit ber Beute fort, daß der Verluſt alle auf den Ritter fiel, weil 
bie Geſellſchaft, die Officier forgfältiger zu machen, oder aus Eigennuße fie nöthiget, für ale 
les, was an Brandtewein oder an den Zäffern von Bujis und Kowris feblet, zu ftehen, 
Sie wuͤrden vielleicht nicht fo firenge feyn, wenn fie wüßten, wie unmöglich es ift, Die 
Schwarzen vom Stehlen abzubalten.  Bergebens hat man die Waaren in doppelten Ge 
faͤßen verfichern wollen. Die Engländer haben ihre Fäffer mic eifernen Hafen zuſammen 
befejtigt, Daß eines. ohne Das andere nicht konnte bewegt werden, aber Dadurch den Verluſt 
aus vergrößert; denn bie Schwarzen warfen bie Canoes an ihnen befannfen Orten um, und 
* fie bey Nachte wieder auf. Das ſicherſte iſt, allezeit Weiße in den Canoes zu ha⸗ 
en, welche die Güter ans Sand führen, und eine zulängliche Menge Seeleute zur Beglel 


2 sung mitzufßhicken, "Wenn die Schwarzen einen falfhen Zanf anfangen: fo müffen diefe 


Unterbre⸗ 
chung des 
Handels. 


ſie ſelbſten laſſen ausfechten, und mittlerweile ſcharf auf die Waaren Acht haben x), 
Wie der Krieg zwifchen den Königen von, Whidaw und Ardra x) ſehr bigig war: fl 
hatte folcher zu Ardra alle Handlung dergeſtalt unterbrochen, daß man Feine Sklaven be 
fommen konnte, weil der König von Ardra, durch deffen Länder fie mußten, alle Wege ver“ 
ſchloſſen hatte. Daher bekam der Ritter in vier Monaten, da er auf der Rheede lag, ve 
Dar hundert 


y) Die Franzoſen ſagen Vive le Roi; die Englaͤn. 7) Sabee, Sabi oder Sabbi, die Hauptſtadt von 


der thun es durch ein Huzza— Whidaw, Juda oder Fida— 


) Marchais, a Band, a · da n nnd 17 u · f. ©. Marchais, a Band, a,d. ı und 17 uf. 


+ 


er —— 


von Sierra Leona bis Zope Gonſalvo. Vn Buch V Cap. 503 


hundert und acht und dreygig Sklaven, bon denen er drey und zwanzig am Borde eines frango- uras 
fiſchen JInterlopers fand, den er für Die Compagnie nahm, und confiſcirte.. Warchais. 

Er ſegelte von der Rheede von Whidam den sten May nach Prinzeneiland, in Ab⸗ — Berläge 
ficht, Waffer, Holz-und schensmittel zur Reife nach Cayenne einzunehmen, 100 er feine Myidaw, 
Sklaven abgeben follte. Diefes iſt zu Whidaw nicht zu baben, die Leute fehen vie Wälder 
als heilig an, und Iaffen Fein Holz bauen. Zhr Waffer iſt auch falzig, und ihre Lebensmit 
tel find felcen und theuer. | I 

Erfriſchungen bedeutet alle Frifche Speifen, die am Borde des Schiffs koͤnnen erhal⸗ 

ten werden, als Schweine, Schafe, Ziegen, Huͤhnervieh, tückifche Haͤhne und Enzen, 
Man findet dieß im Weberfluffe in dem Prinzeneylande, St, Thomas und Annabona, 
Auch find fie voll Citronen, Orangen, Bananas, und andere Srüchte, füßer Sachen, und 
noch nicht feingemachten Zucker; denn bie Einwohner, welche Portugiefen, Mulatton und 
Schwarze find, haben noch nicht gelernt, den Zucker fo weiß und vollfommen zu machen, 
als in den americanifchen Inſeln, Madera und den Canarien, 

Die Winde und Ströme waren fo widrig, daß der Ritter des Marchais zwanzig Prinzen⸗ 
Tage auf der Reiſe nach dem Prinzeneylande zubrachte, wo en den 2often May im Jahre eyland, 
1725 anfam. Als er hier fein Booe mic einem Dffieier ans fand nach einem Piloten ge⸗ 
ſchickt hatte: ſo behielt der Statthalter den Officier zur Geiſel, aus Furcht, das Schiff 
moͤchte ein Seeraͤuber ſeyn, dem nur ein Pilote fehlte, eine Landung zu thun. An einem 
Orte, der wie dieſer, oft durch irrende Ritter beſucht wird, iſt eine ſolche Vorſicht noͤthig. 

Weil der Wind fehlte, und die Stroͤme Nordweſt trieben: ſo kam der gte des Brachmonats 
heran, ehe fie in den Hafen von dem Plage, wo fie ankerten, Eommen fonnten, ob eg gleich 
nur drey Seemeilen war, und ihnen ein portugiefifcher Pilot half. 

Der Verfaſſer warnet alle Schiffe, die von Whidaw hieher kommen, wo moͤglich, Nachrichten 
ſich an die Nordſeite der Inſel zu machen, ſo, daß ſie unweit eines kleinen Eylandes, aber für fotche, 
von außen herum, und nicht zwifchen durch, fegeln, weil in felbiger Meerenge Klippen unter 
dem Waffer iind, die für ein großes Schiff nicht Waffer genug haben, obwohl Barken mit der 
Fluth darüber gehen, Man kennt diefe Eleine Inſel leicht; fie ſieht wie eine runde ſpitzige 
Kippe aus y). Wenn man bey Y vorbey iſt: fo halte man fich dicht ans Ufer, und ſe⸗ 
gele laͤngſt demſelben bin, in den Hafen, welcher Nordoft liegt, zu fommen: denn wenn man 
nach Sid oder Welt koͤmmt, findet man uͤberall Ströme, die auswärts nach der See 
. treiben, große Mihe machen, und oft verurfachen, daß man den Hafen verlichre 2), 


Der Ritter hatte fehr nöthig, in einen Hafen einzulaufen, weil fein Schiff während des Sein Sr 
langen Aufenthalts in der Nheede von Whidaw fehr von Würmern befchädigt worden, — 
An der linken Seite ſchoͤpfte es an verſchiedenen Orten Waſſer, und ein Loch war ſo groß, 
daß es geſunken waͤre, wo ſie es hier nicht verſtopft haͤtten. Man merkte ſolches nicht ſo 
ſehr, weil ſie noch vor Anker lagen: aber als fie ſich in die See wandten, und das Schiff 
anfing, Die Gewalt der Segel einigermaßen zu fühlen: fo fahen fie, was für Gefahr fie.ges 
laufen wären, wo fie ein Sturm betroffen, 

Des 


x) Durch den König von Ardra muͤſſen wieden 9) Siehe die Karte, Barbots Ausſicht und Bas 
König von Dahome oder Dahomay verſtehen, der ſchreibung von Guinea a, d 395 ©; faget, es ſeh eim 
damals im Beſitze von Ardra war, wie aus den bey⸗ Durchfahrt dazwiſchen. 
den folgenden Erzählungen erhellen wird, ») Marchais,3 Band, n2.25u.f.©, 


r 1725 
r Atkins. 


— — 
Wird ausge⸗ 


beſſert. 


726 


Smith. 
———— 


J 


IE: Reiſe, welche im Jahre 1745, oder vielmehr am Ende des Jahres 1744, gedr 


Unterſuchung, Daß es mehr aus einigen unvollfommenen Nachrichten, welche Herr Sm 
hiinterlaſſen bat, geſammlet, und aus andern ergänzt, als von ihm ſelbſt wirklich unter di 


304 U Reiſen nach Guinea; und Benin, 


Des Berfaflers erfte Sorge war, "Das Schiff, zu durchſuchen, um diefe Lücken zu ver⸗ 
ſtopfen, da indeß ſeine Officier die Erfriſchungen und Lebensmittel einnahmen. Er. fand 
zu St. Antonio zwey engliſche Schiffe, die ihm zum Umlegen ſeines Schiffes ſehr behuͤlſ⸗ 
ch waren, und ſtatt feines kranken Zimmermanns ihren fiehen. _ So ftehen einander zu 
See die verfchiedenen Voͤlkerſchaften ohne Betrachtung einiges Unterfchieds bey. | 

Er mußte hier einige Tage länger, als er Willens war ‚bleiben, weil fein Bootsmann 
und zwey Leute, wie er dermuthete , mit Einſtimmung ber Portugiefen, davon liefen, Dir 
fen fehlten damals Leute zu ihren Handelsbarfen; und Da fie diefe willig fanden : fo verheeb 
ten fie felbige, bis zu des Ritters Abreife. Der pertugiefiiche Statthalter ftellte fi, als 
ob er große Mühe anwendete, fie zu finden; man ſah aber die Heucheley leicht ein. Stat 
ihrer nahm der Ritter fünf Sranzofen und einen Kajütenjungen, welche vermuthlich zu dem 
an diefer Küfte gefcheiterten Seeräuber gehört hatten. Er hatte auch das Glück , einen 
franzoſiſchen Interloper mit viertauſend einhundert Cruſados zu nehmen, die ihm die Unfor 
ften, welche ex in dieſem Hafen gehabt, erfeßten. Er blieb Hier acht Tage, und fegelte nad) 
Cayenne =) in America, wo er den 6ten Auguft im Sabre 1725 anfam, 


N Wa ner er 


Das VI Capitel N 
Eine Reife nad Guinea D, im. Jahre 1726. 


Durch Wilhelm Smith, nt 
Ingenieur der koͤniglich⸗ africaniſchen Geſellſchaft. 


Ennleitung. 200 


— — 








ift, enchält zweyhundert und ſechs und ſiebenzig Seiten, ohne die Borrede von zwo 

7 Seiten, und das Regiſter von acht Seiten. Sie befteht aus einer aneinand® 
Hängenden Erzählung, ohne Abtheilungen in Capitel und Artifel. Der Herausgeber ee 
eheilt feine Nachricht von dem Verfaſſer und Manuferipte, als daß das letztere in einer ge 


wiſſen Bücherfammlung beybehalten, und aus felbiger herausgegeben worden, J 
Obwohl in der Vorrede dem Leſer viel verſprochen wird: ſo findet man doch bey Pf 







Geftalt aufgefegt worden iſt. Man brauchet hiezu Feine beutlichere Probe, als daß bie” 
j | braͤ 


A) Ebendaſelbſt a. d. 33 u. ©. Einwohnern merkwürdig if. Nebſt eiher 
5) Der Titel heißt: Neue Keife nach Guinea, richt von den Thieren, Mineralien, und einer 9 
m 


wit Beſchreibung der Gewohnheiten und Sitten, ſen Mannigfaltigkeit ergoͤtzender Vorfaͤlle, die * 


des Bodens, der Landart, Kleidung, Bauart, Auf: wuͤrdig find, und ſich Zeit des Verfaffers Aufl 
erziehung, Künfte, Aderban , Handlung, Beſchaͤff⸗ halts in dieſem großen Lande zugetragen, it 

kignngen, dem Standesunterſchiede, der Wohnun- pfern, nad) Zeichnungen, die nach dem Leben —* 
gen , Ergotzungen, Heirathen , und was uiter den worden, und einem alphabethiſchen Regiſter F 


hel⸗ 


2, 77 — 


ST 
Kr 4 
 Verrols ps INS 
es Fr VoN GUINEA- 


von dem Vor SEE M alma biz’an daz 
Vorgebir ge der dre R 5 Spitzen 
nach den“ RE. der 


tehrer entworfen 
vor N. Bellın In ER 2 da Marıne. 
17. 46. 


aaßftab von Franzoeli nn: und Einglilchen et 


Das — des Landes und. — Bist 
| & 1? 


Vorgeb. der — F 


Dreyen ‚Spitzen 





1 


D 


Kanaren 


— 


———— 
Fi 5 ae 


— 


nie —E Ver 2.27, ee 5 — 


⸗ 4 
\ b P « n 
i Ber 7% 





von Sierra Leona big Lope Gonſalvo. VII Buch VI Cap, 505 


Bräuche der Goldkuͤſte, und die ganze Nachricht von Benin, aus dem Boſman, vielleicht 
ohne die geringfte Veränderung, genommen find. Die Befchreibung der englifchen Forts 
und Handelspläge ift febr fehlecht, ausgenommen, was er vom Cape Corfe erzähle, Die 
Naturgefchichte ift gleichfalls, bis auf etliche wenige Artikel, kurz, und dem Ruhme, der in 
der Borrede davon gemacht worden, gar nicht gemäß. 

Die Abfiche von Heren Smiths Reife war, Diane und Zeichnungen von alfen engli= 

ſchen Forts und Handelsplägen in Guinea zu machen c). Er that dieſes febr fleißig, und 
gab felbige bey feiner Rückkehr in dreyßig Solioplatten heraus, welche Zeichnungen er oft 
in feinem Tagebuche erwaͤhnet. Der Herausgeber aber feine diefer Sache ganz unmif- 
fend gemefen zu feyn, ob er wohl die Abficht von Heren Smiths Reife gedenket. Es 
würde ein angenehmer und nüglicher Zierrath für diefes Buch gewefen feyn, wenn man die 
Zeichnungen ins Kleine gebracht hätte, an ſtatt deſſen ver Leſer vier bie fünf Platten , jede 
mit fechs Fleinen, dem Vorgeben der Borrede ungeachtet, elende gezeichneten Figuren von 
Vögeln und Thieren antrifft. 
Gegen das Ende der Vorrede findet man eine Nachricht von Guinea, welche einer, 
Namens Wheeler, foll gegeben haben. Sie vergleicht die Gewohnheiten diefes Landes 
mit den englifchen. Sie ift ‚als ein Gefpräch zwifchen dieſem Heren und feiner ſchwarzen 
Siebfte abgefaßt, und ſcheint mehr eine Erfindung, als wirklich gehalten zu ſeyn. 

In dieſer Geſtalt hat ſich bey genauerer Unterſuchung die neue Reife nach Guinea ung 
gezeigt. Doc) enthält das Buch verfehiedene nügliche Anmerkungen, und giebt zu unferm 
Ausʒuge fehr gute Materialien. 

Weil wir unfere Sammlung mit den merkwuͤrdigſten unter Deren Smiths Zeichnun- 
gen auszieren wollen: fo ergreifen wir diefe Gelegenheit, ihr Verʒeichniß zu liefen, 


ı Platte. Der Titel, ein Elephant, und das Caſtell. 


2 = = Die Küfte von Buines, von dem Borgebirge Mount Jaquin. 
3 =: = Der Fluß Gambra. 
4 Südweſtausſicht vom Jacobseylande in der Gambra. 
5 » = Örundriß vom Jacobseylande und dem Fort, 
6 = = Karte des Fluſſes Sierra Leona, und der Kuͤſte von dar nach Scherbero. 
7 =: = Mordweftausficht vom Denfeeplande im Fluſſe Sierra Leona. 
8 = = Das Benfeepland. 
9 » = Karte vom Fluffe Scherbro. 
10 = =» Güdausficht vom Dixcove⸗Fort. 
12 = = rundriß deſſelben. 
12 > » Güdweftausficht von den englifchen und holländifchen Forts zu Sekondi. 
33 = 5 Grundriß des engliſchen Forts zu Sekondi. 


14 Platte, 


Milbelm Smith, Kittern, welcher von der fönige Zeichnungen von Guinea duch Wilbelm Smith, 

- Liheafricanifchen Geſellſchaft verordnet worden, ihre ingenieur der Fönigl.africanifchen Geſellſchaft. Uns 
Handelspläge Abzuzeichnen, Entdeckungen zu ma⸗ ter jedem Kupfer befinder ſich eine kurze Befchreibung 

chen u. ff. London, bey Johann Nourfe, der Ca: von dem vorgeftelften Dinge, weldyes eben diefelbe 

tharinenftraße im Strande gegen Über 1745. mit wenigen Zufägen ift, die man in der menen Reiſe 
e) Das Werk iſt beiuelt Dreyfig verfhiedene nach Guinea antrifft. 


Allgem. Reiſebeſchr. II Band, Sss 


1726 
Smith. 


1726 


Smith. 
u) 


Abficht der 
Reiſe. 


Reifen nach Guinea und Benin, 


Suͤdweſtausſicht des englifchen und holländifchen Forts zu Kommende: 
Grundriß des englifchen Forts zu Kommenda. 
Ausſicht von der Cape Coaſt⸗ Rheede, von el Ming, St. Jago, Phips⸗ 
Thum, Cape Coaft-Laftell, und Fort Royal, 
Oſtliche Ausficht vom Eape Coaft-Kaftelle, 
Nordweſtliche Ausficht. 
Grundriß deffelben, 
Karte von den vornehmften Gängen in den Gärten. 
Suͤdausſicht vom Fort Tantum query- 
Grundriß defielben. 
Suͤdweſtausſicht vom Winneba⸗Fort. 
Grundriß deſſelben. 
Nordausſicht von den engliſchen und holfändifchen Forts zu Akra. 
Ausſicht von der See vom Tjacobsfort zu Alva. 
Grundriß deffelben. 
Suͤdweſtausſicht vom Williamsfort zu Whidaw. 
Grundriß deflelben. 


506 


14 Platte. 
15 
16 


u u» 


u ” 


ur 


17 
18 
ig 
20 
21 
‚22 
23 
24 
25 
26 
27. 
28 
29 
30 


ee | er "ae Th a | 


vun um ee) vu u u 


N 
unh 6 


“un 


Der I Abſchnitt. 


Abſicht der Reiſe. Ankunft zu Sacobsfort. See: Sprache. Englifhe Factorey. Sie verlaffen 


BEER ERHEBEN ER=N 


Grundriß von der See in Prinsenhaven, welcher den Portugiefen gehört. 


raͤuberſchaluppe; welche ein Factor genommen, 
Es ift ſchwer, den Plan zu nehmen.  Luftiger 
Vorfall mit den Schwarzen. Der Verfaſſer 
wird uͤberfallen. Beſuch beym Könige von Bar⸗ 
rah. Freundſchaft der Schwarzen. Irrthum 


die Gambra. Fuͤrchten ſich vor den Seeraͤu⸗ 
bern. Sierra Leona. Schönes Land. 
Infel. Roberts, der Seeräuber, nimmt das 
englifche Fort weg. Fluß Sierra Leona. Taſſo⸗ 
Eyland. Abzeichnung des Fluſſes. 


Benfes 


wegen der Gambra. Religion der Einwohner. 


DIE die koͤniglich⸗ africaniſche Gefelfchaft von ihren Handelsplägen an der Küfte von Gui⸗ 
fo-befchloß fie im Jahre 1726, einen dazu 7 


nea eine genaue Zeichnung haben wollte: 
geſchickten Mann dahin zu fenden, und gab daraufdem Herrn Smith nach angeftellter Pruͤ⸗ 
fung feine Berhaltungsbefehle, nebft Vollmacht: „, Genaue Plane, Zeichmingen und Aus 
„fichten von allen ihren Forts und Dertern, wo fie fich niedergelaflen, zu verferfigen, wie 
„auch von allen den vornehmften Fluͤſſen, Hafen und andern Handelsplägen längft der afri⸗ 
„canifchen Küfte, von der Bambra bis Whidaw A). 


Mit diefer Vollmacht vom Aßiſtentenrathe gieng Herr Smith, Sonnabends den 


zoften Auguſt, an Bord der Schaluppe Bonetta, unter dem Hauptmanne Livingftone, der 
zu Gravefand lag, in Geſellſchaft mit dem Ritter Walter Charles, Statthalter von Sierra 
Seona. "Den aaften Auguft fegelten fie mit gutem Winde durch die Dünen, und erreich⸗ 


gen den asften die Schwanzfpige (Startpoint), von da fie ihren Weg weiter fort nahmen | 


Eie hatten viele Tage Nordoftwinde und ſchoͤn Wetter, bis fie in den wahrhaftig beftänd#“ 
gen Wind Nordoft famen, mit dem ſie den ı4ten des Herbftmonats durch den Wendezir⸗ 
Fol fogelsen, Sie fahen hier verſchiedene weiße Vögel, mit einer einzigen langen Seder bi 


Ä) Slehe den Abbruck der Vollmacht a. d. & : 5 Seite: 





von Sierra Leona big Lope Gonſalvo. VI Buch VI Cap. 5307 

den Schwänzen, „Sie fliegen ſehr hoch, und heißen bey den Seeleuten Vogel des Wende- 1726 
Ereifes, weil man fie nur im hitzigen Erdſtriche zwiſchen den Wendekreifen ſieht. Smith. 
Den 2eſten des Herbftmonats erreichten fie Land auf fechs Seemeilen von ihnen, wel- 


[ - * Ant 
es ein niedriges fandiges Ufer etwas Nordoſt vom gruͤnen Vorgebirge war, welches ſie — 
vier Stunden darauf vollkommen entdeckten. Herr Smith machte eine Zeichnung davon, fort. 


als den Anfang feines Dienftes bey der Geſellſchaft. Den Tag darauf Eamen fie rund um 
das Borgebirge ins Öefichte von Boree, einer franzöfifchen Factorey, und liefen den 25ften 
in die Gambra er zu anfern, * — 

Den naͤchſten Tag landeten fie, und wurden nach dem Schloſſe gefuͤhret, wo fie den au: 
Kaifer von Sonia nebft feiner Begleitung fanden, die fie mit ee nach A — 
ſcher Art gruͤßten, und das Wort Mentonie, welches im Mandingiſchen heißt: Gott 
ſegne euch, oft wiederholten. Als fie ſich gefest hatten: fo ergößte es den Berfaffer, die 
Großen des Kaifers, wie die Affen, auf dem Hintern figen zu fehen. Cine Stunde nach 
feiner Ankunft giengen fie alle an Bord ihrer Canoes, den Kaifer ausgenommen, dem der 
Staithalter fein Boot mit den Leuten und der Unionflagge gab, und bey der Abreife mit 
fünf Stücen begrüßte e). | 

Kurz vor ihrer Anfunfe fief in der Gambra eine Schaluppe ein, welche auf dem Ey- Seeraͤuber⸗ 
lande Bhode gebaut war, und achtzig Tonnen und ſechs Stüce führte, Sie bieß die ſchaluppe 
Arche, und ihr Führer Edmonſon. Derſelhe hatte feinem Bolfe verfchiedenemale vor⸗ 
gefchlagen, Seeräuber zu werden, darein fie aber nicht willigen wollten, und desmegen alle, 
bis auf drey weiße Jungen, ans Sand in Jacobsfort giengen, und dem Statthalter nebft 
dem Rathe eidlich davon benachrichtigten. Mittlerweile fegelte Edmonſon aus Furcht, 
er möchte entdecket werden, unter bie le Maine Spige, außerhalb den Stücken des Forts, 
wo er wegen bes Seewindes und der Fluth anfern mußte, und ſich wenigftens bis den 
nächften Morgen ficher hielt. Als aber feine jählinge Abreife der Bootsknechte Ausfage 
beftätigte: fo fendeten die Herren des Raths die Schaluppe, Bambra, mit einem beherzten 
Haufen Weißer und Schwarzer aus, ihn zurück zu bringen, und fernern Schaden zu ver- 
hüten. Herr Orfeur, einer von dev Geſellſchaft Factoren, welcher einige Zeit auf Krieges 
fchiffen gewefen war, führte fie. i 

Weil Herr Orfeur den Canal fannte: fo bediente er fich der Mitternaht-Ebbe, um durd) einen 
dadurch hinter Die Arche, ohne daß ihn Edmonſons Leute entdeckt hätten, zu kommen, Factor ges 
derer nur neune, als die drey Jungen, und fechg unmiffende nur gefaufte Sklaven waren, nommen. 
Bey Anbruche des Tages lichteten beyde Schaluppen; und da der Seeräuber die Gam— 
braſchaluppe erfannter fo befchloß er, ſich durchzuſchlagen. Als ihm Herr Orfeur fo 
nahe war, daß er ihm zurufen konnte: fo verlangte er von ihm, er follte herfommen; war 
auf Edmonſon an ftatt der Antwort einige Muſtetenſchuͤſſe that. Dieſes erzuͤrnte die 

warzen am Borde der Gambraſchaluppe fo fehr, daß fie um Erlaubniß bathen, auf 
jene zu feuern; welches aber Herr Orfeur, um noch Gelindigfeit zu gebrauchen, verboth, 
und dem Kdmonſon wieder zurief, er follte die Segel ſtreichen. Aber dieſer brannte ein 
geladenes Geſchuͤtz auf den Factor los, der, weil ihm dieſes nicht gefiel, feine Leute gleich- 
falls feuern bie; da denn einer von den Schwarzen Edmonſon durch die Bruſt ſchoß; 
worauf die Schaluppe an Bord der Arche lief, und fie wegnahm. Edmonſon fprang 
- Sss 2 aus 

*) Smitbs Reiſe nach Guinea auf der und folgenden Seite, 


x 


1726 
Smitb. 


Die Abzeich- 
nung fällt 
ſchwer. 


kuſtiger Vor⸗ 
fall 


mit den Ne⸗ 
gern. 


Der Berfaf 
fer wird 
uͤberfallen. 


— EHER 


508 Reifen nach Guinea und Benin, 


aus Verzweifelung in den Fluß, und war nicht mehr zu fehen. Herr Orfeur brachte die 
Schaluppe auf, die bey Herrn Smiths Ankunft vor Anker lag. 


Den zrtendes Herbfimonats,fing Herr Smith an,feine Grundriſſe aufzunehmen, welches: 
bis Montags den ıoten des Weinmonats dauerte. Er fand einige Schwierigkeiten, Den — 
erften Tage, da er zu Jillefrey Jacobseyland, gegen über ans fand gieng, fand er das 
Ufer fo tief moraftig, daß es kaum möglich war, von einem Stande zum andern zu meflen, 
oder zu fommen, Ferner war nicht auf das trockne Sand zu Fommen, wo die Waldung 
verhinderte, fortzukommen und fich umzufehen. Noch mehr, die Bäume waren voll großer 
ſchwarzer Ymeifen und giftiger Wefpen, von denen eine den Herrn Hull einen Gehuͤlfen 
des Herrn Smith, ſehr heftig in die Lippe biß. 

Der Verfaſſer meldet einige Borfälle,die ihm bey Aufnehmung der Grundriſſe begegnet, und 
die von der Einfalt und Unwiſſenheit der Einwohner zeigen. Wie er eines Tages in dem Koͤnig⸗ 
reiche Kumbo an der Spitze Bunion, unweit der Muͤndung von der Gambra, zu Lande 
war, die Weite von dar nad) der Spitze Barra zu nehmen, welche gegen über liege? 
fo wollte der vornehmfte Bootsmann, der bey ihm war, die Art und Weife gern ſehen, wie 
man die Weiten, zu denen man nicht kommen kann, mißt. Sie landeten deswegen an einem 
ſandigen ebenen Ufer, nahe an einer kleinen Stadt, wo fie funfzig oder fechzig Stück Rindvieh/ 
welches mit den Hörnern an Pfaͤhle gebunden waren, im Sande treiben ſahen. Während der 
Zeit daß er fein Werkzeug feste, kamen einige der Einwohner die Wafferfeite herunter, ihm zus 
zufehen ; und weil fie fein Theodolit oder Meßrad nicht verftunden, fo ließen fie einige Furcht 
blicken. Herr Smith bemerkte dieß Anfangs nicht. Als er aber ein oder ein Paar Stabe zu 
Zeichen zu ftecfen brauchte, fo gieng er nach dem Viehe, um dafelbit ein Paar auszuziehen/ 
darauf geriethen die Leute für ihr Vieh in Furcht, liefen und trieben folches das Land hin? 
auf, und brachten die Stadt in Laͤrmen, fo daß die Weiber und Kinder in die Wälder liefen, 
und die Männer in weniger als zehn Minuten bewaffnet herunter famen f). 


Der Berfaffer fragteder Gefellfchaft Sklaven, welche im Boote ruderten, was bas hieß: 
worauf fie ihm meldeten, die Einwohner wären durch feine Zuftrumente in folhes Schr 
cken gefeget worden, weil fie glaubten, er wollte fie bezaubern, Um auf allen Fall gefaßt 
zu feyn, folgte der Hochbootsmann dem Herrn Smith mit einer geladenen Büchfe, da IM 
deß einer von den Sklaven das Meßrad fortrollte. Die Einwohner fuchten folches zu ver” 
hindern, indem fie ihm queer vor den Weg liefen, wagten aber nicht es anzuruͤhren. 
Slave, welcher es vollte, fuchte alle Gelegenheit, es ihnen an die Beine zu fehieben, aber fe 
waren ihm zu fehnell, und hüpften zur Rechten und Sinfen wie die Boͤcke. Nach verrich⸗ 
teter Meflung kehrte Herr Smith wieder an den Ort, wo das Boot lag. Weil es ſehr Heiß 
war: fo fegte er fich unter den Schatten eines Baumes, und befahl Punch zu machen, 
der Bootsmann dieSachen dazu zu hohlen nach dem Boote gieng, und nur aus dem OR 
fichte war: fofah fih Herr Smich, welcher fich nun allein befand, von den $euten, alle m” 
Wurfpfeilen, Bogen, giftigen Pfeilen und Schießgewehre bewaffnet, umringt, 

Diefes machte ihn erſchrecklich beſtuͤrzt. Endlich erſchien der Bootsmann mit eine 
Cebeſch guten Pund), ausdem ein ſtarker Zug ihn fo muthig machte, daß er jählings vom DV 
den auffprang, worauf die Schwarzen mit ſolchem Schrecken wegliefen, daß viele ihre uf 


a — 











f) Smith auf der zo und folgenden Seite. 


von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VIL Buch VI Cap. 509 


von fih warfen, und in einer guten Entfernung ſtehen blieben; weil, wie er nachgehendes 1726 
erfuhr, fie glaubten, er haͤtte die Macht, fie binzurichten. Darauf nahm Smith eine Büche, Smith. 
welche fie hatten fallen lajlen, und weilte unter fie feuern: aber kaum daß er losbrennen Fonnte, 

© waren fie alle fort. Der Bootsmann wollte haben, er follte feinen Sieg verfolgen. Er 

hielt es aber fürs Flügfte, nach dem Ufer zurück zu geben, und ſich an Bord der Bonetta 
zu machen, wo er die Officier mit Erzählung des Borfalls beluftigee, 

Den roten bes Weinmonats gieng er mit dem Statthalter Rogers ven König von Beſuchb 
Barca zu befuchen. Weil derfelbe von ihrer Ankunft fhon Nachricht erhaftene fr ram mn Beſuchbeyn 
ihnen etwa eine Bierthelmeile vor feiner Stadt entgegen, in Begleitung drey: oder vierhun⸗ 
dert Unterthanen, von denen verſchiedene auf große ftarfe Trummeln fehlugen, andere auf 
Trompeten von Efephantenzähnen bliefen, welches alles zufammen ein kriegeriſches Laͤrmen 
machte. Der König bewillkommte fie, und führte fie nach der Stadt Barra. Seine 
Seute druͤckten ihre Freude durch lautes Gefchrey und Schießen aus, wobey fie taufend felc- 
fame Stellungen machten, Bey ihrer Ankunft ließ der König feine Canonen losbrennen, 
die ohne Laffeten an feinem Palafte,d. i. an einer durch Moraft umgebenen, mit Palmblaͤt⸗ 
tern gedeckten Hütte lagen.  » 


Als fie fich gefegt hatten, ließ der König feinen Mufikanten hohlen, der auf einem Bal⸗ König von 
lafo fpielre. Das Inſtrument war wohlgeftimmt, und ven einem angenehmen Rlange, Barıad, 
Seine Majeftät ließen auch zu ihrer Ergößung verfchiedene Megern mit bloßen Schwerd» 
tern vor ihnen tanzen, die fie ſehr gefchickt fchrwungen. Darauf hielt der König eine kluge 
Nee, die dem Verfaſſer von des Königs jüngern Bruder folgendergeftalt verdollmetſcht 
wurde: „Es waͤre fuͤr die Schwarzen ſehr gut, die Weißen zu lieben, und nicht zu be⸗ 
„ſchaͤdigen, weil der Weißen Schiffe ſtarke Getraͤnke und allerley gute Sachen, nach der 
„Schwarzen Sande brächten.. Aus diefer herrlichen Rede erhellt, daß die Freundfchaft 
der Schwarzen gegen die Europäer fi) auf Eigennutz gründet. 

Nach der Bewirthung nahm Herr Smith auf kurze Zeit Abfchied von der Gefell- Freundſchaft 
ſchaft, ſeine Ausmeſſung zu endigen. Des Königs Bruder und verſchiedene von feinem der Negern. 
Adel woliten ihm folgen. Im Fortziehen fragten fie des Königs "Bruder, wer Smith wäre, 
warum er die Geſellſchaft fo plöglich verlaſſen hätte, und was er worhätte? Er berichtete 
ihnen, Smith ſey ein großer geſchickter Mann, den die Geſellſchaft gefandt, alle Königreiche, 

Eylande und Slüffe von Guinea auszumeffen. Sie verfegten, das waͤre fehr gut und fie 
freuten fich, Daß er gekommen, ihr Sand auszumeffen ; ihren Beyfall zu bezeigen, machten 
ſie unzaͤhlige ſeltſame Stellungen, liefen rund um den Herrn Smith herum, und ſahen ihm 
ſtarr, auch lachend ins Geſicht, welches, wie er erfuhr, ein Compliment war. Aus ſeinem 
Sachen ſahen fie, daß es ihm gefiel, und ſchrieben feine Freude dem Complimente zu, ob fie 
gleich von der affenmäßigen Art, mit der fie folches gemacht, herruͤhrte. | N 

Der Berfaffer bemerket, daß der Niger in einigen Karten in eben der Breite, wie die Irrthum 
Gambra, gezeichnet ift, fo, daß er folches für einen Misverftand hält, wo nicht der Gam- wegen der 
bra fonft Niger geheißen; denn die Gambra ift der breitefte Fluß in diefem Theile yon Bambra. 
Africa. Er meldet, daß er Tagebücher, von einer Schaluppe der Geſellſchaft von fünfzig 
Tonnen gefehen, die den Fluß mehr als dreyhundert Seemeilen hinaufgefegelt, welches faft 
taufend gemeine englifche Meilen beträgt, und ihm ward verfichert, der Fluß ſey in diefer 
Höhe breit, und ſchiffbar. Er zweifelte auch nicht, daß % Flüffe, Sanags, Rio Grande, 

55 3 Rio 


1726 ° 


Smith. 


Religion. 


Sprache: 


Englifche Fa: 
etoveyen. 


Sie verlaf: 
fen die 
Gambra. 


5id 00 17 0 Reifen nach Guinea und Benin _ 


Rio St. Domingo, Burfalli, Rio Nunnez / Rio Pungo ze. alfe verfhiebene Aeſte 
von dieſem großen Fluſſe find, der wie der Nil auf der 'entgegengefestenSeite von Africa, 
ſich durch verfehiedene Canäle in die See ergießt, 4 
Die Religion der Heiden, welche hier zahlreicher als die Muhammedaner find, beſtehl 
ganz und gar in Verehrung ihrer Setifehen g), dazu ihnen jedes Ding, eine Feder, ein 
gappen, ein Hundebein u. f. f. Diener. Das Wort Fetiſch bedeutet auch eine Bezauberung 
Dei Fetiſch nehmen heißt ſchwoͤren, und Fetiſch machen heißt den Gottesdienſt verrichten. 
Sie tragen alle ihre Fetiſche bey fich, der fo heilig iſt, daß ihn niemand außer ihnen a 
eühren darf. Den Tag,da Herr Smith mit dem Könige von Barra fpeifte, bemerftt” 
er, Daß der Mufikante auf feiner Müge oben den Federbuſch eines Kronvogels hatte, 
folcher fehe ſchoͤn war, fo gieng er bin, und wellte ihn von Des Keris Kopfe nehmen und 
befehen; aber der Mann lief fehr erfehrocen davon. Einige Herren, die es gefehen, lachten 
und berichteten demj Herrn Smith, es fey des Muſikanten Fetiſch. J 
Die Sprachen an der Gambra ſind ſo mannigfaltig und unterfchieden, daß Die Leutt 
an einer Seite des Fluffes die auf der andern nicht verftehen koͤnnen. Dieß iſt AN 
großer Vortheil für Die Europäer, die bafelbft um Sklaven handeln; weil Die Gambranelf 
welche von Natur faul find, die Sflaverey verabfcheuen , und alles mögliche um Erlalt 
gung ber Freyheit thun, es mag auch noch fo was verzweifeltes feyn. Der Berfaffer ho 
einige traurige Begebenheiten erfahren, wie das Schiffsvolk hier überfallen und abge 
fehnitten worden. Das ſicherſte ift, daß man mit verfchiedenen Nationen auf jeder Seit 
Handelt, und immer welche von mancherley Art zufammen am, Borde hat; fo darf man, [iM 
nicht fo vor einer Verſchwoͤrung befürchten >). 
Die Engländer haben hier eine Factorey, welche unfer dem Gambracaftelle ſteht, Al 
einem Orte Namens Joar, etiva funfzig Seemeilen ven Fluß binauf, und noch eine #H 
Ruttejar, funfzig Seemeilen höher, auch die dritte an. des Fluffes Mündung, weehePp 
Dendalli heißt. Sie harten einmal einen Handelsplatz an ber Esrlinfel, aber wegen # 
nes Pallsver (oder Zwiſts) mit den Leuten, ergriffen die leßtern die Gelegenheit ein® 
Mitternacht Ebbe, und wateten von dem Sande herüber, durch welchen Ueberfall fie in S 
fig kamen, und die Engländer aus. ber Inſel fchlugen , die feitdem ift verlaffen worde® 
Auf Zacobseylande aber haben fie ein ftarfes, ordentlich und mohlgebautes Caſtell, mit zıotl 
und. dreyßig. großen Canonen, außer noch; andern, welche unweit der Waflerfeite gepfiam 
find, und den Nordcanal beſtreichen. & 
Das alte Fort, ward im Jahre 1725 unglücflicher Weife durch ein Feuer, deffen * 
ſprung man nicht wußte, welches aber vermuthlich vom Blitze herruͤhrte, der ins Maga 
gefehlagen, in die Luft gefprenge, wobey verfchiedene Leute umfamen, und unter ſelbig⸗ 
auch General Plunket. Es ward aber bald: wieder, mit vielen Verbeſſerungen durch de 
jesigen Statthalter, Anton Bogers Eſquire aufgeführer. } 
Den ten des Weinmonats fegelte Herr Smith von der Gambra in der Schalut 
Bonetta, in Geſellſchaft der Bram, einer Galeere von Antigua, unter dem Hauptman⸗ 
Heſter, beyde nach Sierra Leona. Dieſen Tag und den folgenden, ſteuerten fie Submit 


und Weſtſuͤdweſt, in die Ger, die Untiefen won Grande, welche fih funfzig ——— 


























E) Fetiſch iſt ber Name, welcher in Guinea ge⸗4) Smith a. d. 16 u. f.S. Bi 
Bräuchlich iſt. Ander Gambra heißt es Grisgris. i) Sie heißen auch die Eylande yon Tama | 


N ! 
) 
\ 


| 


% 


von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VII Buch VI Cap, su 


vom Ufer ab erſtrecken, zu vermeiden, Den ızten ſteuerten fie Sid nach Sierra Leona. 1725 
Den Tag darauf hatten fie Windſtille, welche vierzehn Tage lang anbielt. Die Schaluppen Smitb. 
vertrieben fich damit die Zeit, daß fie fäglich einander befuchten, obwohl ihr Vergnügen oft 
durch, Tornados, welche ordentlich eine Stunde dauerten, unterbrochen wurde. Diefelben 
melderen ihre Ankunft mit außerordentlichem Donner, Bligen, und dunkeln Wolfen, dar- 
auf folche Regenguͤſſe folgten, als wenn Wafier durch ein Sieb flöffe, Diefes Werter 
dauerte die ganze naffe Jahrszeit von Guinea hindurch. Diefe verdrießliche Windſtille brachte 
fie zu einem folchen Mangel des Waflers, daß fie ohne den Benftand des Byam umge 
Fommen wären, Sie unterfüchten während diefer Windftilfe den Strom, welcher Nord⸗ 
oft firich. e 
‚Den zten des Wintermonats erreichten fie Sand, zehn Seemeilen Meit, in fünf und zwan⸗ Sie fürd: 
Hg Faden. Weil ſolches fehr hoch war, fo glaubten fie, es fey ber hohe Derg von Sierrg ten fid) vor’ 
Leona, und fegten alle Segel aus, noch. vor Abend. dahin zu kommen. Am. vier Uhr fas Seeraͤnbern 
hen ſie ein Segel am Lande; und weil ſie merkten, daß ſolches auf ſie wartete, ſo geriethen 
ſie in Furcht, weil ſie wußten, wie fleißig die Seeraͤuber voriges Jahr auf dieſer Kuͤſte ge⸗ 
weſen. Sie ſetzten ſich in beſtmoͤglichſten Vertheidigungsſtand, und hielten ihren Lauf bie 
fuͤnf Uhr Nachmittags fort, da fie fanden, daß es Freunde waren, nämlich die Röniginn Eliſa⸗ 
beth, unter.vem Hauptmanne Ergigbton,,, welche von. Sierra Leon nah Rio Hun— 
nes, um Gold, Zähne, und Holz zu handeln, beſtimmt war. Bei er Daraus, daß fie nach. 
dem Sande liefen, urtheilte, fie wollten nad) Sierra Leona gehen: fo hielt er ſich auf, ih⸗ 
nen zu melden, daß dieſe hoben Laͤnder die Idolos, wären, weiches Eleine felſigte Eylande 
zwanzig Seemeilen nordwärts von Sierra Leona find ) ‚Nachdem fie ihm gedankt, 
giengen ſie fort, und entdeckten um zehn Uhr bes Morgens die Sauſaws, ein ungemein 
hohes Sand, zwanzig Seemeilen Das Sand Dinaufı, 4... 10 nun. 
Sobald fie dem Borgebirge gegen über gefommen waren, welches etwa gegen Untergang Sierra 
der Sonne war: fo hiſſeten fie Die Unionflagge, auf dem oberften großen Mafte, und grüß: Leona. 
ten es mit fieben Schüffen, wie aud) der Byam that. . Alle Statthalter von Guinea ha⸗ 
ben die Erlaubniß, Die Unionflagge jeder in feinen Gegenden, zu führen A). Ob es wohl 
Nacht war, fo liefen fie doch) unter beftändigem Gebrauche des Senfbleyes in den Fluß ein, 
Allem Unfalle vorzukommen, hingen fie ein Licht an ihren Flaggenſtock, und. der Byam 
Bing gleichfalls eines aus. Sie hielten fich hart unter den hoben Huͤgeln. a 
Nachdem fie fo hoch gefommen waren, als die Sranzofenbay liege; fo fahen fie dicht am 
Ufer zwey Sichter. Eines gehörte zu einer Eleinen Handelsbarke, das andere zu der Freund⸗ 
ſchaft, einee Schaluppe von Barbados, ‚unter dem Hauptmanne Croker, die, auf Er: 
blickung ihrer beyden Schiffe Nachmittages in der See, Lichter aushingen, ihnen zu zeigen, 
wo fie se ſollten. . ‚Sobald fie geankert, fam der Hauptmann Croker an Bord der 
Onettg, um zu fragen wer fie mären, und bewillfommte fie alsdann, Weil fie nur 

Madera Mein hatten, indem ihre timonien alle verthan waren: fo ließ er ein Schnupftuch 
. voll &imonien yon feiner Schaluppe hohlen, und gab ihnen, bey einer Schale Punch, Nach: 
richt von den Geſeilſchaftſachen auf dem Eylande, Bonal, welches damals unter des Heren 
MarmadukePanvefl Aufficht ſtund. ne *— 

Den 


k) Sie hatten Herrn Charles, den neuen Statthalter von Sierra Keona am Borde. 


Eee - 


sa nd 17 Or Reifen nach Guinea und Benin, 


1726 Den sten des Wintermonats befanden fie fich in einer fehönen angenehmen Bay mit ! 

_ Smith. außerordentlich hohen Hügeln umgeben. Diefelben waren mit fchönen Bäumen bedeckt, und 

— die Bäume voll mandjerley Vögel, die Durch ihren Geſang bey Anbruche des Tages DET 
Wälder erfchallen machten. Der Hauptmann Croker grüßte die Unionflaggemit fün 

Schüffen, und befam dreye wieder. In diefer Bay ijt ungemein gue Waller, welches aus 
ven Felſen wie ein Strom berabfchieft; fo, daß fie ihre Fäffer ohne ein Schoͤpfgefaͤß 

fuͤllten. Sie nahmen hier Waſſer ein; und da der Boden der See von Klippen rein wahr 
fo zogen ſie ihre Seege, und bekamen viel Mullets und andere Fiſche, auch einen Alligator⸗ 

den die Schwarzen begierig fraßen 7). 4 

Venſeeyland⸗ Den sen giengen fie alle nach dem Benſeeylande hinauf, wo ſich eine ordentliche Art 

von Feſtung, mit zwey und zwanzig großen Stuͤcken beſetzt, findet, nebſt noch einer Batte⸗ 

vie unter dem Walle der Feſtung, mie noch fünf Stuͤcken. Dieß iſt die Wohnung des 

Statthalters; und Herr Charles gieng ans fand, von feinem Poften Befig zu nehmen, und 

die gewöhnlichen Complimente zu empfangen, wobey der Verfaſſer feines ungluͤcklichet 

Meife verdarb; denn weil er fich auf ven Namen des Eylandes nicht vecht beſaun: fo fagk 

er Baratraria, (welches eins von geringer Achtung ift,) ftatt Benſe. 

" Den ten des Wintermonats fing er feine Yusmeffung an, ohne dergleichen Widerftand 

der Leute, als er an der Gambra angetroffen hatte, zu finden, Die Einwohner waren 6% 

ſelbſt mehr an die europälfchen Sitten gewoͤhnet. 9 

Fort auf dem Es iſt ungewiß, wenn die Engländer Herren von Sierra Leona geworden, welches | 

Beuſeehlan⸗ ungeftört befeflen, bis esder Seeräuber Roberts im .1720 weg nahm. Der alte Plumte 

de, der nachgehends in Jacobsfort in die Luft flog, war damals hier Statthalter. GI 

Sache verhielt fi) fo! Bobert harte drey gute Schiffe, und lief damit in Sierra Leom 

_ ein, feifch Waffer zunehmen. Als er in ver Sranzofenbay ein Handelsfchiff fand: fo naht 

"gr es dafelbft'weg, und führte es in eine andere unweit des Worgebirges, die fehr rief Il 

und eine lange enge Einfahrt hat. Dieß hatte der Berfaffer in feinem Riffe die Seeraͤl 

berbay genannt; denn wie Roberts diefes Schiff geplündert hatte: fo ftecfte er es M 

Brand, und man fah einen Theil von dem Boden, wie Herr Smich bier war, bey nieht! 

gem Waller, Den Tag daranf ſchickte Roberts ein wohlbewaffnetes Boot an den Stel 

halter Plumket, mit Befragen, ob er ihm einigen Goldftaub, oder Pulver und Kugeln übe 

laflen koͤnnte. Plunket meldere, er hätte Feinen Goldſtaub übrig, Kugeln und Pulver ab! 

ſtuͤnden ihm zu Dienfte, wenn er ſich bemühen wollte, darnach zu kommen, | 

vom Roberts ¶ Voberts anferte mit feinen Schiffen bey der nächften Fluch, vor dem Eylande Sen 

genommen. und darauf folgte ein Scharmügel zwifhen ihm und dem Statthalter einige Stunden lat 

dis Plunket, nachdem er ſich verſchoſſen, in feinem Boote auf eine Eleine Inſel, TombW 
floh. Aber die Seetäuber überfielen ihn, und brachten ihn nach dem Eylande Benfe H 

rück, wo Roberts gewaltig auf ihn fluchte, daß er die irlaͤndiſche Underfchämtheit aepahh 

ihm zu widerſtehen. As Plunket fa, unter was für übele Geſellſchaft er gerathen watt 

fo fing er an, ärger als Roberts zu fluchen und zu ſchwoͤren, worüber ein großes —* 

unter den Seeraͤubern entftund, die dem Roberts zu ſchweigen befohlen, weil er in * 

Zanke mit Plunket gar nichts aufbringen koͤrnte. Man fager wirklich, der alte 4 a 


— ⸗ 
Schoͤne Be 
gend. 
















)Smith a. d. z2u. f. S. 


—— ——— 


von Sierra Leona Big LopeGonfaloo. VII Buch VI Cap. sız 


haͤtte ſein Leben nur ie Geſchicklichkeit zu ſchwoͤren gerettet. Nachdem Roberts die 1726 
aarenhäufer — — er an Bord, und verlieh den Plunket wieder im Belise Smith. 
des Forts, dag die Seeräuber ſehr befchädige hatten, u 

Der Fluß Sierrs Leona ift bey der Einfahrt fehr breit; denn es find vier Seemeifen Fluß Sierra 
von dem Vorgebirge am Seopardeneylande nad) der gegenüber ftehenden Seite von der Bon. 
Mindung, Das Mittel ift in der That nicht tief, und Hin und wieder bey niedrigem 
Waſſer trocken; denn der tieffte Theil des Canals liege hart bey dem Borgebirge, und die 
Einfaprenden müffen ſich auf das Ufer rechter Hand halten, und hart unter dem hoben 
Sande fegeln, wo fie ficher find, ordentliche Tiefen anzutreffen, 


0 e und in allen Bayen guten 
Anfergeund zu finden; aber am Ende der Sandbänfe ift der Boden uneben und unfüchtig. 


Die Geſellſchaft hat indiefem Fluſſe noch ein ander Epland, namlich Taſſo, das groB und Eyfaıs 
flach it, und faft drey Seemeilen im Umkreiſe beträgt. Ihre Sklaven Haben hier einen guten Tafo,. 
Pflanzort, Das übrige von der Inſel ift mit Waldung, befonders Seidenwollenbäumen 
von erflaunlicher Größe bedeckt. Es bringt auch andere Baumwolle und Indigo vor, 


Der Huß Sierra Seona iſt voll verfchiedener Arten Bifche, welche meiftens gut find, 
bis auf die Auftern, die an den Aeſten der Mangrovebäume wachfen. Man finder folche 
in Untiefen; weil die Aeſte natürlicher Weiſe gegen das Waller hängen. Der Berfaffer 
hieb einen folchen Aſt ab, der fo voll Auftern, Dernaclen, u. ff, war, daß er ihn kaum ing 
Boot heben Fonnte, \ 

Während der Zeit, daß Herr Smith Sierra Leona ausınaf, verlohr der 
Livingſtone feine Zeit, die Güter und Waffen, welche für das Fort beſtimmt waren, ans des Fluffes, 
Sand zu fenden. Weil aber das Schiff gekielt werden, und einen neuen Hintermaſt befom- 
men mußte: fo biele der Berfaffer für gut, bey dieſer Gelegenheit den Fluß Sherbero aus⸗ 
zumeſſen. Gr erhielt dazu eine von der Geſellſchaft Schatuppen vom Statthalter, mie den 
gehörigen $euten ; weil Herr Charles, wie die andern Statthalter, Verordnung von der Ge: 
ſellſchaft Hatte, die Ausmeſſung auf alle Are zu befördern m 


Hauptmann Ausmeffung 


+ 


Der I Abſchnitt. 


Abreiſe von Benſe. Fluß Sherbero. Beſuch von bracht. Der Dollmetſcher vertoundet. Er wird 
dem Könige. Er Bat Händel mit den Factoren. befragt. Vorſchlag des Könige, Ein anderer 
Sich kömmt ihnen zu Huͤlfe. PrügeltSeine von der Bactorey, Abgefandter an den König. 
Majeflät aus; welche gefangen genommen wers Die Factorey wird nach Jamaica verlegt. Der 
den, aber zu entwiſchen geruhen. Verathſchla⸗ Koͤnig ſaget ſich von der Regierung los. Es wird 
gung darüber. Der Verfaſſer koͤmmt in Ge: ein anderer erwaͤhlt. 
fahr. Ein ſchwarzer Abgeſandter wird unges 


Den ten des Wintermonats fegelte Here Smich von dem Eyfande Benſe, in der Abreiſe von 
rn Schaluppe, Sierra Leona, ab, deren Hauptmann Kirkham war, in Begleitung ver Benſe. 
Schafuppe Jaquin 2), unter dem Hauptmanne Ridley, der mit ihnen gieng, diefen Fluß 

St nterſuchen. Den roten erreichten fie Die Dananaseylande, von denen das größte wohl 
bewohng ift, Herr Smith fand bier einige Weiße, die den Dienfk der Geſellſchaft verlaſ⸗ 


% 


fen, und ſich ſeloſt geſetzt hatten. Sie handelten mit eigenen Schaluppen nordwaͤrts nach 
Rio 
m) Smiths Reiſe and. 40u. f. S. a) In der Grundſchrift: Jackquin. 
Allgem. Reiſebeſche. III Band: Tee. 


en — 


514 Reiſen nach Guinea und Benin, 


1725 Rio Punge und Rio Nunez um Sklaven, Zähne und Bauholz, wodurch fie einen wi 
Smirb. gen Handel auf dieſe Inſeln gebracht hatten, daß wenig Schiffe, welche die Küfte binumt 

— beſtimmt waren, bier nicht vorbey giengen. 
Fluß Sher⸗ Den ıgten uͤberfiel fie an der Mündung des Sherbero eine Winditille, und fie fa 
bero. verſchiedene Wafferhofen fehr nabe. Den Tag darauf kamen fie bis an eine Fleine tab 
welche einem, Zacharias Cummerbus, einem Mulatten, Sohne des letzten englifchen Age 
ten auf Norkehlande, gehörte, mo er wohl bewirthet ward. Aber Herr Smith gieng 9" 
Berlangen, den Zuftand von den Geſeliſchaftſachen zu Vorfeylande zu fehen, den Flußh 
rade hinauf, und landete den zoften an diefem Orte, wo er feinen Weißen, als einen Fach 
Holditch, ohne allen Beyftand weder die Sandeseinwohner fand. Sie hatten ihn # 
fehiedenemal befucht, und allezeit von der Gefellfhaft Waaren mitgendmmen, was ihn? 
am beften gefallen. Das Fort war ein elender Steinhaufen. ' 


Beſuch vom Als der König von Sherbero Herrn Smiths Ankunft vernommen: fo kam er lü 
Könige.  2sften mit einer Begleitung von mwenigftens dreyhundert Mann, ihn zu befuchen, und braff 
als ein Gefchent zwey Kentels 4) Reif, zwo Ziegen, und ein gutes wildes Sch! I 
Zur Erfenntlichfeit befehenfte der Berfafler Seine Majeftät mit zwo metallnen Pfannt 
ziween zinnernen Tellern, einem Baden Sletias c), und vier Büfcheln Korallen, die begiel! 
aufgenommen wurden. Die Sietias band er ſogleich um den Hals, mit einem dopp Ir 
Knoten unter dem Rinne, daß ihm die beyden Enden vornen über feinen Cape Monte Ue 
wurf hinabhingen, der von Cattun blau und weiß geftreift war, Darauf zog der Kl 
das bufchigte Ende von einem Loͤwenſchwanze aus dem Buſen, welches er hin und her ſchwa 
und eine lange Rede hielt, deren Inhalt durch Heren Cummerbus erklärt wurde, Daß 
Loͤwenſchwanz Seiner Majeftät Fetiſch fey, und fie durch ſolches Schwingen ihre Macht, W 
die Größe ihrer Herrfchaften anzeigten, und endlich verlangte er durch feine Rede eilt 
$ebensmittel, fih und feine Leute zu erfeifchen. Daraus ſchloß der Berfaffer, er wil 
von Seiner Majeftät Gefchenke nicht viel Vortheil haben. 
Der Händel Den dritten Tag darauf, nachdem fie der Gefellfehaft Sachen aufgezeichnet, und el! 
mit demFa- Schreiber, Allen, dem Holditch zum Gehülfen da gelaffen hatten, grüßte Herr Smith 
ctore hat. König mit fünf Schüffen, und fegelte den Fluß hinab. Holditch und Allen Hatten ſich f 
gebildet, der König würde nach Sherbero zurückkehren. Da fie aber fanden, daß er ! 
auf ihre Unkoſten hier aufhalten wollte: fo befchloffen fie, ihn um feine Ruͤckkehr zu erſi a 
Darauf ward der König fehr erzuͤrnt, und ſchwur bey feinen Fetiſch, das Land wäre el 
und er hätte den Engländern nur unter gewiffen Bedingungen erlaubt, zu Norkeylande 
bleiben ; der Grund, und alle Guͤter darauf, gehörten feine, und er wollte ihnen ſolches zu 
ſtehen geben, weil fie ihm feinen Role nicht bezahlt 4). Holditch verfeste, fein — 
woͤre ihm erſt vor dreyen Monaten bezahlt worden, und alſo Hätten Seine Majeſtaͤt HT 
rechtmaͤßige Forderung an die Geſellſchaft. 
Dieſe Antwort brachte den Koͤnig ſo auf, daß er den Holditch ſchlug, den Allen nach" 
Mafferfeite fehleppte, und in einen Canoe warf, mit Befehle an feine Leute, ihn zum 2 
S 





























4 
hen 












) Oder Quintals. Der Verfaſſer ſaget, ein 4) Kole iſt der jäßefiche Zins, den die G 
Kentle ſey hundert Pfund. ſchaft fuͤr Jorkeyland, und die Erlaubniß, dena” 
+) Ein dünner leinener Zeug. hinauf zu handeln, giebt, ; 


ET SEN 
nn 


Groß Bow 


DD 


er ämaica 


von der Mündung des Flußes 


SCHERBRO oder CERBERA 
under Kufte WR Guenca in 6° Grad 4Min: 
A⸗ Teile , 


a 7om ” "rBrunzoefiföhen —— 
— J1 — — un 


EEE 





































































— — 





— 


3 
f 


| 
| 
) 











VOR Sierra Des BEBCBEEAIE VE BEE VI Cm, 55 

Smith zu fü ten m zu melden, daß ihm Allen, der nichts auf dem Fluſſe Yort 1726 
au thun Be Da aber Sri die Bothſchaft auf ſich nehmen Snaieh, 
wollte: ſo erhielt Allen Erlaubniß, nach dem Fort zurück zu kehren. Mittlerweile hatte 
Holditch einen Brief gefehrieben, den er heimlich durch einen Mann in einem Canoe fen- 
dete, dem Herrn Smith das Borgefallene zu berichten, nebft Bermelden, der König belüde 

ine Canoes aus dem Waarenhaufe, und würde, wo man ihm nicht zuvorkaͤme, alle Guͤ⸗ 
ter wegfuͤhren e). 

ey Empfange diefes Briefs theilte ihn der Herr Smith fogleih ven Hauptleuten ai rr- 

Kuh und Ridley mit, und erklärte feine Meynung, fie müßten fogleich dem Holditch — 
und Allen zu Huͤlfe kommen; fie hätten nichts zu befürchten, da fie ein gutes Schiff mic ach 
Stuͤcken hätten, und dürften deswegen nicht daftehen, und die Geſellſchaft ruhig vor ihren 
Augen berauben laffen. Kirkham meldete, er ſey bereit, dem Hrn. Smith benzuftehen, weil 
er von Herrn Charles Befehl habe, feinen Verordnungen zu folgen: aber Ridley fagte, es 
fey raſend, mit fechs bis acht Mann dreyhundert oder vierhundert anzugreifen. Da aber 
Kirkham auf feinem Entſchluſſe blieb: fo willigte er ein. Sie lichteten, und erreichten 
Dorfeyland bald, durch Huͤife einer ftarfen Fluth und eines Seewindes; unterwegs luden fie alle 
ihr Gefhüs mit Muffetenfugeln, Sie anferten zwanzig Ellen vom Ufer, weil der Canal 
ficher war, außen an des Königs Canoes, der mit feinen Leuten über ihre Ankunft nicht wer 
nig erftaunte, befonders da fieden Herrn Sinich in Begleitung beyder Hauptleute und zweener 
Sklaven der Geſellſchaft landen ſahen, welche alle mit Hirſchfaͤngern bewaffnet waren. 

Sie zogen nad) dem alten Paraderhore hin, welches damals noch ſtund, wo etwa hundert ihnen zu 

von des Königs Schwarzen mit Büchfen, WBurffpießen, Säbeln, Stilleten und Hirfchfängern, Huͤlfe; 
es zu beivahren ftunden. Smith merkte, daß fie erſchrocken waren ; denn fie machten zur 
linfen und zur rechten Hand auf, ihn durchzulaffen. Sie giengen gerade nach dem Facto— 
veybaufe, wo der König mit feiner Wache vor dem Thore fund. Diefe that einigen Wi: 
berftand, aber Smith, trieb fie, nebft dem Ridley, ins Haus, wo er mit Vergnügen noch 
einen Weißen neben Holditch und Allen ſah. Diefes war ein Soldate der Geſellſchaft, 
Wild genannt, welcher denſelben Tag den Fluß heruntergekommen war. Smith machte 
ſich an den König, der Engliſch verſtund, und es ein wenig fprach, und fragte ihn hitzig: 
wohin alle feine Canoes, die mit der Geſellſchaft Gütern befaden waren, geben follten? Der 
König antwortete nichts: aber Holditch und Allen brachten ihre Klagen, wegen der übeln 
Begegnung, die ihnen von Seiner Majeftät erwieſen torden, vor, Smith fragte den Koͤ⸗ 
nig, ob ſolches wahr wäre, erhielt aber Feine Antwort; worauf er fagte, er hätte dem Könige 
einen Strid, ſich daran zu hängen, geſchenkt, und ſchleppte ihn bey feinem neuen Halsban- 
de, welches er noch umhatte, aus dem Haufe ins Mittel des Paradeplages, wo er vor der 
ganzen Wade Seiner Majeftät Ueberwurf mit feinem Degen ausflopfte f), 

Die Wache erfchrack hierüber ſehr; denn fie wußten, daß ihr Here nach Verdienſt be: pruͤgelt den 
lohnet ward, weil ein Geſetz zu Sherbero ift, daß, wer einen Weißen fehlägt, wo er zu ver⸗ König ang, 
Faufen ift, der ſoll verkauft, font aber getödter werden g). Herr Smith fehleppte den König 

tt a . weiter, 
e) Swith a.nd. 54u. £S, au verderben, wie auch der Ausgang zeiget. 


„FI Dieß war wohl afzupigig, und diente nur, 2) Aber das fann fich wicht auf den König er: 
de Engländer verhaßt zu Machen, und die Handlung ſtrecken. 


316 \ Reifen nach Guinea und Benin, 


1726 weiter nach) der Mafferfeite, in einem Canye, mit Verordnung an Ridley und Wild, ihn 
Smitb. an Bord der Schaluppe zu führen, und in Bande zu fihlagen. ‚Seine Unterthanen abet, 
die erhigt wurden, daß man mit ihrem Könige ſo umgieng, ſuchten folches zu verhindern, 

und hielten den Canoe an, bis die Engländer, nachdem fie verfchiedene von ihnen verwun⸗ 

det, den Canoe losmachten. Sie verfolgten ihn zivar bis ins Waffer, und einer von ihnen 

hatte fi) hinter den Herrn Smith gemacht, um ihm mit einem Megerfäbel den Kopf sk 

zerfpalten; aber Ridley fah ihn, und fprang gleich noch zu rechter Zeit aus dem Canoe, um 

durch einen Hieb von hinten diefes Kerls Hand untüchtig zu machen, Er zerbrach durch 
dieſen Hieb ſeinen Hirſchfaͤnger, ſtatt deſſen er des Schwarzen Saͤbel nahm. Die Leute 
fochten nun verzweifelt, da fie ihren König im Canoe gefangen ſahen, den Ridley mit de 
Säbel, und Wild mit einem Hirſchfaͤnger bewachten, und drangen fo auf fie, daß Smith 
ſich kaum vertheidigen Fonnte, | 4 
welcher ge⸗ Mittlerweile riefen die Leute in der Schaluppe ans Land, ob fie feuren follten? Weil 
fangen wird; aber das Boot dem Schuffe nahe lag: fo wollte Smith ſolches niche zugeben. Es wat 
nun finfter, und einer von den $euten war herumgefommen, den Berfaffer im Rüden zu 
durchftoßen. Ridley aber, welcher des Kerls Abficht merkte, fprang ein Paar Schritte 
porwärts, und öffnete ihm mit einem portugiefifchen Stilette das Maul von einem Ohre 

zum andern; worauf er entſetzlich zu brüffen anfing, denn reden Fonnte er nicht, Dieſes 
erſchreckte feine Cameraden dergeftalt, daß Herr Smith dadurch Zeit gewann, einem, der 
ihm ſehr nahe drang, einen guten Stoß ins Bein zu geben, worauf der Kerl fein Schwerdk 
fallen fieß, und davon lief. Die übrigen folgten demfelben, und fie feßten ihnen bis an DIE 
Wälder nad. 
aber ent: Unterdeſſen führte Ridley feinen koͤniglichen Gefangenen nach der Schaluppe. Dafle 
wiſcht. aber an ihre Seite gekommen waren, und Ridley den Canoe mit einem Stricke an DW 
Schaluppe befeftigte, ftreifte der König feinen Hut und Ueberfchlag ab, und ſchwamm UNE 
vermerft ans Ufer, Als der Hauptmann den Canoe befeftigt hatte: fo verordnete er, daß 
zweene von feinen Seuten Seiner Majeſtaͤt hinaufhelfen follten, Die aber von ihm nur feine 
äußere Schale fanden, Er Fam voller Grimm darüber fogleich nad) dem Ufer, und gW 
dem — des Königs Kleidung, nebft der Nachricht von feiner luſtigen Ent⸗ 
rinnung >). 

Gleichwohl urtheilte Smith, dieſes moͤchte uͤbele Folgen haben, weil der König fo vie® 
bewaffnete Leute auf der Inſel hatte, Die, ſowohl als er felbft, über diefe Begegnung erzuͤrn 
waren. - Deswegen hielt er für gut, mit dev übrigen Gefellfchaft die gehörigen Einrich 

gen zu ihrer Sicherheit zu überlegen, damit der Feind nicht die Factorey zu Benſe über 

fiele, Sie hielten ihren Rath in einem großen Canoe unter einem Mangrovenbaume, 

Berathſchla⸗ Man beſchloß alſo auf des Verfaſſers Bortrag, daß Holditch, Allen und Wild ſih 

sung darde wieder nach dem Factorephaufe machen, und ihre Schwarzen da in Bertheidigungsftan 

ie fegen follten. Sie follten die ganze Nacht auf dem Paradeplage herumgehen, und wo ie 

einen Schwarzen fähen, fogleich auf feldigen feuern, Here Smith aber, nebſt den beyden 
Hauptleuten und den beyden Gromettas, follten der Geſellſchaft Waaren an Bord D 
Eanves beobachten. Diefes wurde ſogleich ins Werk gerichtet. Allen, Holditch und W 

giengen mit geladenen Muffeten nach der Factorey, Herr Smith gieng, die Canoes m 

Sicherheit zu bringen, welche fortgeſchleppt, und an die Schaluppe gebunden — ad 


b) Smith auf der 62 und folgenden Seite, A 
















von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. "VIT Buch VI Cap. 517 


Nachdem dieſe verſichert waren, und die beyden Hauptleute und Sklaven fih am Bor: 
de befanden, a ae Feuer zu geben Befehl hatten: fo gieng Herr 
Smith wieder ang $and, in der Abficht, die Befagung der Factorey zu verftärfen. LUnterwe- 
gens aber ſtrich ihm ein Schuß ausdem Walde hart bey dem Ohre durch feine Perücke vorbey. 
Diefes fegte ihn in ſolche Furcht, daß er nach der Factorey zulief, 100 er, verfchiedener aufihn ge- 
richteter Schüffe ungeachtet, glücklich in das Paraderhor Fam, welches etwan drey Achttheile 
einer Meile von der Waſſerſeite it. Hier wagte er es, herauszukucken, und fab ganz deut⸗ 
lich einen großen Haufen Schwarze unter einem Seidenwollenbaume verfammlet, woraus 
er erfannte, was für einer Gefahr er entronnen ſey. Machdem er fich mic einem Trunfe 
erfeifcht, und den Feind noc) an eben dem Orte fah : fo rief er dem Ridley am Bordeder Scha- 
luppe zu, zwey feiner Gefchüge fo nahe nach der Wurzel des Baumes, als er Fönnte, loszus 
brennen; welches ſo gluͤcklich angieng, daß eilf Schwarzen getödtet, oder tödtlich verwundet 
wurden, wie fie den Tag darauf erfuhren, han 
Dieſes zerſtreute den Feind, und fie ſchleppten ihre Todten ins Hol. Herr Smich 
gab darauf Befehl, daß die Weißen von dem Paradeplatze feuren follten, wenn ’fich Schwarze 
unweit der Factorey fehen ließen, und gieng auszuruhen. Als er ben feinem Erwachen 
alles ruhig fand: fo wagte er es, zwifchen zweenen Sklaven nach der Wafferfeite hinunter 
in, gehen, und ruberte an Bord der Schaluppe, wo er die ganze Nacht auf dem Werdede 

a ielt. 

ae Uhr vief ihm Holditch mic dem Sprachroßre zu, er fähe einen Haufen Ne— 
gern nach dem Paradethore ziehen, Herr Smith befahl ihm, zu feuern, welches er chat, 
und einen toͤdtete, und einen andern verwundete, welcher der Geſellſchaft Dollmetſcher An⸗ 
tonio war, Um drey Uhr hörte Herr Smith das Geraͤuſch von einem Canoe unweit 
des Ufers, worauf er zweene Sklaven ſandte, um zu ſehen, was es waͤre. Sie entdeckten 
drey Leute, die bey I Annäherung über Bord fprangen, und unter den Mangroven ans 
Sand fhwammen. Die Sklaven brachten den Canoe an Bord, und mit Anbruche des 
Tages brachte einer von den Seuten dem Herrn Smith) einen Lowenſchwanz, ben fie darinnen 
gefunden hatten, und der für des Königs Fetiſch erkannt wurde; woraus fie ſchloſſen, der 
König würde diefe Nacht entwiſcht feyn, wo fie ihn nicht aufgehalten. 

Bey Yufgange der Sonne gieng Herr Smith mit dem Herrn Lummerbus, Ridley, 
und zweenen andern ans Sand, um zu überlegen, wie ber Befellfchaft Waaren von dem Dorfey- 
lande wegzufchaffen wären. Das erfte, was fie faben, war Antonio, auf den Boden lie- 
gend, und über feine Wunden winfelnd. Als Herr Smith darüber erſtaunt zu feyn fehlen: 
fo berichtete ihm Holditch, Antonio fey unter den Seuten geweſen, auf die er ihm den Mot- 
gen zu feuren befohlen. Antonio ſagte; „es iſt wahr, Herr, ich habe zwo Zungen, eine 
» Zunge für Weiße, und eine Zunge für Schwarze, Ich bin es werth, daß ich umfomme; 
'» aber ich Eomme, euch zu fagen, daß bie Weißen die Schwarzen nicht tödfen, fondern ihre 
Freunde ſeyn follten. » Herr Smith fragte: warum er nach Feindes Art gekommen 
wäre? Antonio meldete ihm, ihrer wären fieben gewefen; der eine, der getoͤdtet worden, 
wärevom Könige abgeſchickt geweſen, Friedensvorſchlage zu thun, und die andern fünfe wä- 
ren zurückgegangen, Darauf befahl Herr Smith feine Wunden mit einer vortrefflichen 
Salbe, welche er mit aus England gebracht hatte, zu beftweichen, und verficherte ihn, er 
ſollte leben bleiben, wo er die Wahrheit gefagt haͤtte. 


tr Um 


1726 
Smith. 


Des Berfaf 
fers Gefahr. 


Ein Neger: 
abarfandter 
wird getöds 
tet 5 


ber Doll⸗ 
metſcher ver⸗ 
wundet. 


518 ‚Reifen nach Guinen und Benin, 


1726 
Smith: 


—— 
Er wird be⸗ 


fragt. 


Vorſchlaͤge 
vom Koͤnige. 


Von der Fa⸗ 
ctorey. 


Um zehn Uhr hielten fie. Kath, und Smith ſchlug vor, der Geſellſchaft Waaren had 
einer Stadt, Namens Jamaica, hinunter zu fhaffen, die dem Heren Cummerbus ger 
hörte, weil jener Plas in gar feinem Bertheidigungsftande war, im Falle die Leute ihre 
Feindfeligfeiten fortfegten. Herr Holditch verfegte, dieſe Fortruͤckung koͤnnte der Gefelle 
ſchaft ſchaͤdlich feyn. Weil er aber feine Urfachen nicht angeben wollte: fo hielt man für 
gut, den Antonio zu befragen, ehe man einen Schluß faffete. Holditch ward zum Ges 
vichtspräfidenten ernannt, und Antonio vorgeführt, der mit ausſchweifenden Bezeugun⸗ 
gen von Unterthaͤnigkeit und Freude erfchien. Sie erfuhren von ihm, daß der Schagmei- 
fer des Königs felbigen wegen des Role oder Tributs betrogen; wie der König foldyes er⸗ 
fahren: ſo haͤtte er fechfe von feinen Unterthanen mit ihm gefandt, den Engländern ſolches 
zu melden, und Frieden zu ſchließen. Mittlerweile hätte der König allen feinen Untertha⸗ 
nen bey Sebensftrafe befohlen, die Waffen wegzulegen, und die Weißen nicht zu beleidigen,. 
und es litten Seine Majeftät nebft Dero Leuten großen Mangel an Lebensmitteln z). 


Raum war Antonios Verhör geendigt: fo Fam einer von der Wache, und meldete, 
daß ein einzelner Schwarzer unbewaffnet aus dem Walde fäme, und ſich im waͤhrenden 
Gehen immer dann und wann auf die Erde würfe. Antonio fihien hierüber erfreut zu 
feyn, forang auf, und fehrie: Das ift dev Bothe vom Könige von Sherbero. Nun 
die Wahrheit! das erretter mein Leben! 


"Der Borhe ward durch den Herrn Cummerbus vorgeführet, und berichtete ihnen : 
„der König, fein Here, bedauerte, daß er die Weißen durch Abforderung des Kole, den fie | 
„nicht fchuldig geweſen, beleidigt hätte, wie er diefes durch das Geftändniß feines Schaß* 
„meifters entdeeft. Er hätte auch felbigen, als die Urfache biefes Zwiſtes, hingerichtet. 
„Seine Majeftät wünfchten, mit den Weißen Frieden zu fihliegen, und häften Shren Uns 
„tertbanen befohlen, die Waffen miederzulegen, und ihnen bey Todesftrafe verborhen, einen. 
„Weiten zu beleidigen; mit dem Zufaße: der König und feine Leute, welche Mangel an, 
„Sebensmitteln litten, baͤthen fie um Beyhuͤlfe. Bey feiner Ruͤckkunft nach Sherbero follte 
„solches erfegt werden. 

Diefe Bothſchaft, welche mic des Antonio Ausfage übereinftimmefe, rettete ihm das 
seben. Weil aber der Abgeordnere nichts von der vorigen Gefandefchaft erwähnte: fo 
fragte ihn Here Smith darum, und fand es fo, wie Antonio gefagt hatte, mit dem Zus 
füge, die Entdeckung wegen des Role fey vermittelft des Antonio gefcheben. 4 


Als fich der Abgeſandte fortgemacht hatte, ſo ward des Koͤnigs Bothſchaft in Ueberle⸗ 
gung gezogen; und weil man glaubte, es ſey dem Vortheile der Geſellſchaft zuwider, ſich 
vondem Yorkeylande wegzumachen, wo man einen ſichern Frieden erhalten Fönnte : fo hielt 
man für gut, des Königs gegenwärtige ſchlechte Umftände zu Erhaltung mehrerer Sicher⸗ 
heit zu gebrauchen. Man beſchloß alſo, durch den Herrn Cummerbus, als Abgeſandten, dem 
Könige zu berichten, daß fie gern mit ibm und feinen Unterthanen friedlich leben wollten; / 
da aber Seine Majeſtaͤt auf ven übeln Rath Dero Minifter Feindfeligfeisen begangen, vie 
Engländer angegriffen, und ber Geſellſchaft Waaren weggenommen hätte: fo wollten ſie, 
um befferer Sicherheit wegen, fich von dem Norkeylande nad) der Stadt Jamaica machen, 


® 


vos Seine Majeftät ihnen nicht folgende Borrechte geftattetes x) Bey feinem Fetiſch — 
— ſchwo⸗ 


H Smirb auf der 69 und folgenden Seite, 





von Sierra Leona big Lope Gonſalvo. VII Buch VI Eap. 519 

fhrwören, daß er Porkeylarid hinfuͤhro mit nicht mehr als vier-und zwanzig unbewaffneten 173 

egleitern — A * einer oder mehrere Schwarzen das Eyland als Feinde Si 
betraͤten, fo ſollten fiebingerichtet werden. 3) Wenn Seiner Majeftär der Role aus zuzah⸗ 
fen wäre, fo follten, folchen einzunehmen, nicht mehr als fechs Perfonen kommen. 4) Die 
Chriſten oder Weißen, welche in Sherbero wohnten, follten ihre freye Neligionsübung 
«haben. ER 
- Nachdem fie diefen Entſchluß gefaßt hatten, fo machte ſich Herr Cummerbus mic des Geſandt⸗ 
Königs Gefandten nach dem Walde fort, um feine Commifion auszurichten, und nahm den Thaft an der 
vor zweenen Tagen gefundenen Ferifch des Königs mit. Der König faß am Fuße eines König. 
Seidenwollenbaumes, und war von feinen Unterthanen umringt. Er ftund auf, dem Herrn 
Cummerbus enfgegen zu geben, der nach abgelegten Complimenten das ibm aufgefra= 
‚gene ausrichtete; worauf der König verfeßte, er fey gar niche Willens, mit den Weißen 
in Feindſchaft zu leben; wenn er nach Sherbero zurück kaͤme? fo wollte ex eine Berfamm- 
lung halten, und den Engländern die verlangten Borrechte beftätigen, mit Bitte, fie moͤch⸗ 
ten ſich nicht von dem Eylande wegmachen, er wollte ihnen Sklaven, Elfenbein und Bau- 
holz um guten Preis laſſen. 

As Herr Cummerbus zurüd kam, und des Königs Antwort beym Rathe überlege 
wurde: fo beſchloß man innerhalb einer halben Stunde, der Gefellfchaft Waaren von PDork- 
eylande nad) Jamaica zu ſchaffen; erftlich, weil man ſich auf des Königs Wort nicht ver- 
laffen durfte; zweytens, weil Morfeyland nicht zu vertheidigen, Jamaica hingegen be⸗ 
feſtigt war; drittens, da ihre Lebensmittel ziemlich abgenommen hätten: fo möchten die 
angebothenen Sklaven vielleicht durch Verraͤtherey Ihr Verderben, ober wenigftens der Ge- 
ſellſchaft zur Saft ſeyn; viertens, würde ihre Fortruͤckung der Geſellſchaft wenigftens den 
Role, oder den Tribut erfparen, den man dem Könige bezahlen müßte, 

Man überließ die Beforgung des Fortrücens dem Herrn Smith und Holditch, und Dießectoreh 
fchictte den Heren Cummerbus wieder zum Könige, mit ihm einen Pallaver zu halten, wird fortge⸗ 
bis fie ihre Abficht ausgeführt Härten. Diefes that er; und wie er den Schuß hörte, mel- !üdt. 
her das Zeichen war: fo meldete er dem Könige mit vieler Betruͤbniß, er hätte gar nicht 
wohl getban, daß er mit den Englandern fo umgegangen wäre, und die Factorey plündern 
wollen, fie hätten nun die Waaren ſchon an Bord gebracht, um ſolche nach Jamaica zu 
führen, wovon der Schuß das Zeichen wäre, 

Der König fhien hierüber fehr unruhig zu feyn, und feine Unterthanen bezeigten ihr 
Misvergnügen. Kerr Cummerbus gieng in Begleitung des Antonio nad) einer Spitze 
von ber Inſel, wo ihn einer von ihren Canoes aufnahm; aber er ließ den Antonio zurück, 
um die Bewegungen des Feindes zu beobachten. Noch war der Canoe nicht weit vom 
Sande, fo verfolgten ihn ſchon einige Leute mit Pfeifen und Wurfſpießen. Er fah ihre 
Zahl fich vermehren, war aber ihnen bald aus dem Schuſſe. 

Den Tag darauf fanden Antonio und fechs andere ein Mittel, in einem hohlen Bau: Der König 
me nah Jamaica zu fhiffen, und berichteten ihnen, daß nach des Heren Cummerbus ieget die He- 
Abreife ein Pallaver zwiſchen dem Könige und feinen Untetthanen eneftanden, daß der Koͤ⸗ gierung nie⸗ 
nig/ Ihrem Zorne zu entgehen, Ihnen beſohlen, den Cummerbus, als den Abgefandten, zu der. 
verfolgen, und felbigen todt oder lebendig zurück zu bringen, als welcher die Urfache von 
dem Wegweichen der Engländer wäre, wie daraus erheilte, weil fie nach Jamaica gien⸗ 

gel, 


.1726 
Smith. 


Es wird ein 
anderer ges 
wählt. 


Stadt Ja⸗ 
maige, 


Wie er em: 
pfangen 
worden, 


rey zu, gieng den folgenden Morgen, wierdie Canoes anfamen, in felbige, und verwarf 


520 Reiſen nach Gumes und Benin ou 


gen. Dieſer Anſchlag hatte feine Wirkung; denn weil fie den Cummerbus- verfolgten“ 
fo entwifchte der König, der fich fürchtere, fie möchten ihn aus Grimme, daß fie den Vor⸗ 
theil des Handels mit der Gefellfehaft verlohren, umbringen, und man hörte nichts mehr 
von ihm. 

Die Leute, als fie bey ihrer Nückkunft fanden, daß fich der König verſteckt, oder die Ne 
gierung niedergelege hatte, machten es folgendergeftalt, einen neuen König zu wählen 
Nachdem die Edlen ihren älteften Hauptmann zum Nachfolger erwaͤhlt harten, fo öffnefe 
fich der Haufe des Volks, und machte eine Gaffe, durch welche der Candidat von zweenen 
Leuten, benen er auf den Schultern ſtund, getragen wurde. Im Borbeytragen, betrachteten 
ihn feine Untertanen, warfen fich nieder und fehryen. So wird der König durch feine 
$änder geführt, und bie Ceremonie endiget fich mit einem luſtigen Tage. cd 

Der neue König, Namens Maximo, fehickte einen Sklaven nad) Sherbero in einem 
Canoe, mit Befehle an die Rabofchiren A), ihm eine Menge Canoes fuͤr ihn und fein 
Volk, vom Eylande Hinzufemmen, zu fenden. Darauf brachte er Die Nacht in der Facto⸗ 


den Borfchlag einiger feiner Edlen, die Factorey zu verbrennen, 


Der IT Abſchnitt. 


Stadt Jamaiea. Wie Smith da aufgenommen Gezüchtigeer Stolz. Croß wird ausgeloͤſt. Vorge—⸗ 
worden. Seine Abrelſe. Nachricht vom Baus birge Mefurado. Rio Junko. Rio Seſtos. Se: 
holze. Fluß Sherbero. Das Boot iſt wegen der ſtra Krue. Sie ſchicken ans Land. —— Pal⸗ 
Klippen in Gefahr. Heftiger Tornado. Er trifft mas. St. Andreas. Geſchichte vom Johann 
die Schaluppe an. Croß wird gefangen genommen. Conny. Friedrichsburg. 


Mittlerweile langte die Schaluppe mit den Canoes und Waaren der Geſellſchaft gluͤck⸗ 
lich zu Jamaica an. Smich gieng bier. mie Cummerbus ans Land, und ſuchte 
zwey gute Haͤuſer aus, die er ihnen für die Geſellſchaft wohlfeil abkaufte. Bey feiner 
erſten Landung empfing ihn ein Haufen Volks auf der Waſſerſeite, und Cummerbus re⸗ 
dete mit zweenen von den oberſten Hauptleuten, daß fie dem Volke ſagen follten, dem Herrn 
Smith die höchfte Ehrenbezeigung zu erweiſen, welches folgendergeftalt gefchah. 


Sie umringten ihn erftlich, worauf ihn zweene in die Aerme nahmen, auf die Schul⸗ 


teen ſetzten, und mit ihm nach der Stadt liefen, wobey fle als Beſeſſene bruͤllten und lärms 
ten, ‚einige fprangen und hüpften, andere fhuffen mit ihren Musferen, fo gefchtwind fie 
Eonnten. Anfangs fürchtete Herr Smith einen Betrug, ward aber bald überführet, daß 


es lauter Poffen waren; denn fie ſchleppten ihn fo Durch alle Winfel der Stadt, da fich in 


deß die Weiber und Kinder verfammleten, und vor Freuden in die Hände Elopften. Waͤh⸗ 
vend diefer Ceremonie, welche etwa eine Vierthel Stunde dauerte, ward vor Deren Cum 
merbus Thüre eine Trummel gefchlagen, und eine Trompete geblafen, wo man ihn en® 
lich niederfegte, nachdem feine Träger ſich und ihn aus den Athem gelaufen, 

Cummerbus grüßte ihn mit einer Salve von verſchiedenen Fleinen, vor feinem Haufe 
gepflanzten Gefchüge, und führte ihn nachgehends in ein großes Zimmer, we man zur Mit⸗ 
tags-oder vielmehr Abendmahlzeit, weil es ſchon über vier Uhr war, gedeckt Harte, —* 

T 


*) In der Grundſchrift Eaboceros. 





— 


von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VII Buch VI Gap. 521 


Tafel war mie verfchiedenen Schöffen geföttener und gebackener Fifche, und Wurzeln, als 1726 
. Fams und Potatoes beſetzt Die zweyte Tracht Gebratens war ein Bug von einer Cabo- Smith. 
rita oder jungen Ziege, fo gut als Wildprät, und vier große Vögel, Herr Smith lie —— 
Bier nie Mangel an woblzugerichteten Speifen. Er fand fogar abgezogene Waſſer; und 
wie fein Zucker alle war, tranfen fie Maderamein, 

Nachdem Herr Smirh die Factorey allbier eingerichter: fo fegelte er den 2often des Seine As 

Wintermonats ab, und begrüßte die Stadt mit fieben Schhiffen, die ordenslich erwiedere wun reife, 
den. Als fie unter Segelwaren, fo berichtete der Hauptmann Kirkham dem Herrn Smith, 
fie Härten nur noch acht Flaſchen Madera, welches eine fchlimme Zeitung war, weil in die- 
fen beißen ändern vielmehr Getränfe als in Europa nöthig'ift. Wie fie aber bey niedrigen 
Waffer aneinem Orte ankerten, wofelbft, nach dem Berichte eines Grometta, Zuckerrohr 
wuchs: ſo ſchickten fie ihn, und zweene Sklaven in einem Kahne ab, die auch in zwoen Stuns 
den mit einem Bündel zurüc® kamen. Dieſes fehnitren und preßten fie, und weichten es nach- 
gehends in Waſſer, bis folches file genug war, Punch zu machen, denn Rum und Simonien 
hatten fie. Den zoften des Wintermonats, Famen fie außer der Mündung des Tluffes, 


= anferten an dem Pfantsineplande, wo fich die Herrn Pearce und Sanderfon 
aufbielten, 


Weil Kirkham mit ihnen bekannt war, fo nahm er Herrn Smithen ans Sand, der ver- 
hoffte, von ihnen einige Nachricht wegen der Gegenden den Fluß hinauf zu erhalten, wo 
das Bauholz wächlt, weil man bisher nur. einen fehr unvollfommenen Bericht von den Ne⸗ 
gern dieferwegen hat. Dieſe letztern meldeten ihm, wenn fie ein gut Stüc den Fluß 
Sherbero hinaufgefegelt, fo kaͤmen fie in ein bergicht Sand, wo der Fluß ſehr gewunden 
flöffe, aber nicht fchnell, ausgenommen bey zweenen oder dreyen Wafferfällen. Einer von 
denfelben fey breit, der Fluß falle zwanzig Fuß gerade herunter über die Felſen, mie großem . 
Geräufche ; die andern beyden hießen nicht viel. Bey dem exften mufiten fie zu Sande ge: 
hen, und ihre Canoes über den Fall fehleppen; bey dem andern, wenn ihre Canoes umwuͤr⸗ 
fen, ſanke das Holz zu Boden, und in der trocknen Jahrszeit kaͤmen fie und naͤhmen es her 
aus, da det Canal völlig trocen wäre, Sie gehen allemal am Ende der Regenzeit hin⸗ 
auf, die insgemein fünf Monate anhält, Holz zu hauen, und Zähne zu ſuchen. — Mit dem 
naͤchſten Regen kommen fie zurück. Sie fehen vielerfey wilde Tiere, werden aber felten 
befchädigt. Man berichtete dem Herrn Smith, daß ein großer Arm vom Fluſſe Schers 
bero ſich in die See unweit des Vorgebirges Monte ergießt, aber fir Fein Schiff zu be⸗ 
fahren ift, weil unweit des Mundes, eine große Barre Namens Scheabar liegt; fonft 
würde es nur eine furze Keife von Sierra Leona nach Cape Monte ſeyn. 


Um den Fluß Sherbero iffeine fehr fruchtbare Gegend, Sie verforge befonders Sierra, Fluß Ser: 
eonamit frifchen Lebensmitteln. Herr Smith erhielt Die verhoffte Nachricht von den Plan⸗ bero. 
taineylanden nicht; denn als er mit dem Hauptmanne Kirkham ans Sand gieng , fanden 
fie, daß Pearce ‚und Sanderfon in ihren Schaluppen weggegangen waren, um zu Rio 
Pungo nordwaris Sklaven zu handeln. Doch fanden fie Pearces Frau zu Haufe, die als 
eine gute Hauswirthinn, mit ihren Sklavinnen Korallen anreihete, und Bujis zählte. Sie 
nahm fie freundtich auf, und ſchickte einige ihrer Sklaven aus, Kokosnuͤſſe für fie zu ſammlen; 

und 
7) Smith auf der 78 und folgenden Seite. 


Allgem. Reiſebeſchr. II and. YUuu 


1726 
Smith. 


Das Bost 
in Sefahr, 


wegen ber 
Klippen. 


Heftiger Tor⸗ 


nado. 


522 Reiſen nach Guinea und Benin, 


und ob fie gleich Feinen Zucker hatten, machten fie etwas guten Punch von feinem Honig,von wel⸗ 
chem Kirkham, ohne daß es Smith wußte,einen Topf mit an Bord zunehmen fich ausbath. 
Es ſtrecket fich hier eine Reihe Klippen unter dem Waſſer auf eine Seemeile weftwärts 
diefer Inſeln in die See, die man an den Wellen, welche ſich daran brechen, leicht entdeckt 
und vermeidet. Außen an denfelben lag ihre Schaluppe etwa vier Seemeilen vom Ufer 
Es mar finfter, als fie das Eyland verließen; und ehe fie eine Meile fortfamen, ward es ſo 
dunkel, daß fie Fein Land mehr erfennen Eonnten, noch vielweniger ihre Schaluppe, auch war 
fein Stern am Himmel zu fehen. Doch ruderten fie eine Weile auf und nieder, ungewiß 
wohin fie giengen. Here Smith ward endlich unruhig, und erfuchte Rirkham, die Nacht 
ftilfe zu liegen, damit fie nicht im Finftern fo weit in die See ruderten, daß fie des Morgend 
fein Sand mehr fähen, in welchem Falle, da fie feinen Compaß hatten, fie die Küfte nicht 
würden wieder gefunden haben, und in Gefahr gemwefen feyn, auf der See zu verderben, bes 
fondersda fie nichts, als etwas Cocosnüffe und den Honigtopf am Borde hatten. Kirkham 
geftund, daß die Furcht gegründet fey, erwiederte aber, es wäre auf der andern Seite eben 


fo viel Gefahr; denn da die Regenzeit weit heran wäre, fo hätte man alle Urfache, zu fuͤrch⸗ 


ten, daß ein Tornado die Nacht kommen moͤchte, und alsdenn fey Feine Hoffnung, in ihrem 
offenen Boote das Sinfen zu vermeiden m). 

Darauf ward beliebt, noch etwas länger zu rubern, in Hoffnung, daß fie Sand oder die 
Schaluppe fehen würden. Um eine Stunde darnach fanden fie fich unmeit einiger ſich 
brechenden Wellen, und glaubten, es wären die erwähnten Klippen unter Waffer, die ſich 
von dem Ufer an die Schaluppe ftreckten. Sie behielten folche alfo zur rechten Hand, und 


ruderten längithin, in Hoffnung, daß felbige fie ficher, entweder ans fand, oder zur Schar 7 
Iuppe, leiten würden. Als fie aber ihr Ende erreichten; fahen fie Fein Licht von einem Schiffe. - 
Diefes Unglück hatte Hauptmann Kirkham verurfacht, weil er fich fo lange auf dem Lande 


aufgehalten, um einen Sklaven zu handeln, der fich bey Nacht davon fthlich. 

Indem fie voll Betruͤbniß waren, evfchrecfte fie das Bruͤllen eines wilden Thieres, 
welches Smith für einen Loͤwen hielt. Es fehien ihnen nabe zu feyn, und fie ruderten deswegen 
darauf zu, und fahen fogleich fand, welches ein glänzend fandicht Ufer, mit etwas Felſen 


daran, war. Hinter einem diefer Felfen hielten fie ihren Canoe, fo, daß fie vor den Sees 


wellen ſicher waren, ſich aber nicht ans Sand wagten, weil das Brüffen der wilden Thiere 
beftändig zunahm. 

Sie urtheilten, es möchte um zweh oder drey Uhr feyn, und waren nicht lange bier ge⸗ 
mwefen, als es zu donnern und blißen anfing, als ob die Elemente im Feuer ftünden, Dieß 
waren Die Borbothen eines heftigen Tornado, der fo laut Durch die Bäume raufchte, daß 
fie die wilden Thiere nicht mehr Fonnten brüffen hören. Auf ihn folgte ein außerordentli⸗ 


her Regen. Sie hatten keine Bedeckung in ihrem Canoe, und durften folche aus Furcht 
vor den Thieren nicht unter den Bäumen ſuchen. Doch hielten fie ſich für glücklich, daß, 


fie der See entrunnen waren, und erftugen ben Guß ſtandhaft. Mit Anbruche des Tages 

hörte er auf; und weil fie nur weiße Weſten anhatten, fo waren fie vortrefflich durchnetzt. 
Sie fanden nun, daß fie in Yarorybay zwo Seemeilen nordwärts von den Plantai— 
neneylanden waren, welches fie Deutlich genug, aber nichts von ihrer Schaluppe fehen konn⸗ 
ten · 


‚ m) Smith a. d. z8u. f. S. 






* 


don Sierra Leona big Lope Gonſalvo. "VI Buch VI Cap. 53 
een. Diefer letzte Zufall war defto betrübter, weil fie unmöglich trockne Kleider befommen 1726 
konnten. In dieſem Elende beſchloſſen ſie, nach den Bananaeylanden, welche fie im Ge: Smith. 
fichte Batten, zu rudern, Die vier Seemeilen von ihnen waren, um fich bey Herrn Bonner⸗ 
manen zu erfriſchen; und wo fie nichts von der Schaluppe hörten, fo wollten fie ihre Keife 
im Canoe längft dem Ufer nad) Sierra Leona forrfegen, 

Sie machten ſich alfo fort; und ob es wohl ein weiter Meg für die armen ungrigen Si— 
Öromettas war: fo machte doch die Moth, daß fie ſcharf zuruderten, bis ae * een 
Uhr der Seewind in die Zähne gieng, und ihre Arbeit und och vermehrte, Zum Gfücke pean. 
mährte es nicht lange; denn fie fahen ein Schiff nach dem Sande zulaufen, ruderten nach 
felbigem, und fanden, daß es ihre eigene Schaluppe war, die durch den Tornado war aus: 
märts nad) der See getrieben werden, und num nach dem Plantaineylande zurück wollte, 
nach ihnen zu fragen, weil fie befürchteten, daß ihnen etwas widriges begegnet wäre, 

Sobald fie am Borde waren, liefen fie zwifchen denen Bananas und dem Vorgebirge 
Schelling, und rückten ſofort nach Sierra Leona, wo fie den Tag darauf, und den folgenden zu 
Benſe ankamen, Ein gefährliches Fieber noͤthigte hier den Verfaffer, bis den 2gften das 
Bette zu hüten; er konnte auch nicht eher, als den 4ten Jenner im Jahre 1726-27, aufs 
Verdeck gehen, an welchem Tage fie bey dem Borgebirge Mefurado anlangten. 

Den ıgten des Chriftmonats fegelten fie von Sierra Seona, und ankerten den zsften an Croß wird 
den Gallinas. Die Königinn Eiiſabeth, deren vorhin erwähnt worden, lag bier. Ihr panyarer 
Führer, Creighton, erfuchee den Hauptmann Livingftone, eine Weihnachtmahlʒeit mie ihm 
einzunehmen,und zeigte ihm einen Brlef, von einem, Namens Benjamin Croß,dritten Boote: 
manne von der Unternehmung, unter dem Hauptmanne Meltiſſe, der durch die Leute von 

„dem Vorgebirge Monte, drey Monate zuvor war panyaret x) worden, Sie hatten ihn 
zur Vergeltung für einige ihrer Leute zurück behalten, die ein engliſcher Handelsmann weg⸗ 
geführt. Dieſes niederträchtige Verfahren iſt nur gar zu gewoͤhniich, befonders bey ven 
Schiffen von Briftol und &iverpool, und thut dem Sklavenhandel viel Schaden auf der 
Küfte, welche windwaͤrts liegt 0). 

Als Croß der Königiun Eliſabeth Ankunft zu las Ballinas vernahm: fo ſchrieb er, 
als von feinem eigenen Schiffe zurückgelaffen, an ven Hauptmann Creisehon, daß ihn fol« 
cher auslöfen ſollte. Weil aber diefer nach Sherbero beftimme war: fo nahm der Haupt: 
mann Livingftone über ſich, es zu thun, wenn er nach dem Borgebirge Monte Fäme, weil 
er die Küfte hinunter, der Lnternehmung nad), beftimme war. 

Denfelben Tag lief die Freundſchaft eine Brigantine von Briſtol, in der Rheede von Gezůchtig⸗ 
Rio Gallinas ein. Ihr Fuͤhrer, Barry, hatte auch mit auf der Eliſabeth geſpeiſt, und wie er ter Stol;. 
zu viel getrunken, beyden Hauptleuten übel begegnet, die ihm ihre Empfindlichkeit zu erfen- 
nen gegeben, Diefes erzürnte den Barry dergeftalt, daß er an feinen Bord gieng,und auf 
feeräuberifche Het einen Schuß nad) der Königinn Elifaberh that, der beynahe ihren Border 
fteven weggenommen hätte; er hatte auch dem Sivingftone gedroht, an Bord zu kommen, 
und ihn zu geiſeln. LKvingſtone machte ſich wieder in ſeine Schaluppe, ſich in Vertheidi— 
gungsſtand zu ſetzen, und wie er ſah, daß die Brigantine nach ihm lief, that er verſchiedene 
Schuͤſſe auf fie, weiches fie noͤthigte, ſich fortzumachen. 

Uuu 2 Den 
w) Gefangen genommen. o) Aber wie viel war wohl ſein eigen Derfahren mit dem K. v. Sherbero beffer ? 


524 - Reifen nach Guinen und Benin, 


1727 Den 2öften des Chriftmonats fegelten fie von (08 Gallinas, und langten den zgften be 
Smith. dem Vorgebirge Monte an, wo fie fich vier Tage aufbielten. Der Hauptmann Livingſtone 
rer (öfte hier den Herrn Croß für etwa funfzig Pfund Sterlinge aus, und brachte ihn an Bord 
musgelöft. Der Bonetta, wo er bis den aöften Jenner verzog, und alsdenn zu St. Andreas anlangfk 
Dafelbft waren verfehiedene englifche und franzöfifche Schiffe, ud Hauptmann Malriffe au 
der Unternehmung, der fir den Hauptmann tivingftone bezahlte, und Croſſen wieder nahm. 
Herr Smich bemerkte, daß die Leute, welche an dem Vorgebirge Monte famen, mit 
ihnen zu handeln, fehr fehen waren, an Bord zu gehen, weil fie ſich vor dem Panyaren fürd 
teten. Auch die, welche fich an Bord wagten, fprangen bey Erblifung einiger Waffen auf“ 
dem Schiffe fogleich in ihre Canoes, und machten fich ans Sand. Sie fhienen fehr arbeit“ 
fam zu fenn, da fie alle in Zeugen von ihren eigenen Manufacturen gekleidet waren, 
Vorgebirge Den ꝛien Jenner ſegelten fie nach dem Vorgebirge Meſurado, wo fie ben aten anka⸗ 
Mefuradv. men, und in acht Faden Wafler hinter dem Vorgebirge, etwa zwo Seemeilen von det 
Mündung des St. Paulsfluffes anferten. Hier lagen fie bis den nächften Mittag. Weil 
ſie aber keine von den Leuten kommen ſahen, und ſich nicht ans Land wagen wollten: ſo lichte⸗ 
ten fie,und ſegelten, fo nahe fie konnten, laͤngſt dem Lifer hin, einen richtigen Abriß der Küfle 
- zu machen; dieſes hielt ihre Reife auf, weil fie jede Nacht anfern mußten, \ j 
Rio Juneo. Den sten ankerten ſie vor Rio Junco in fuͤnf Faden Waſſer, und Herr Smith gien 
mit dem Langboote hinein, die Tiefen und Strecken zu bemerken. Die Muͤndung iſt ſo 
Klippen, daß ein kleines Schiff unmoͤglich hinein kann, aber inwendig iſt der Fluß fchiffbat 
und ſtreicht mit einem fanften Strome von Oſt. Um fechs Uhr des Abends Famen fie a 
Bord zurück, ohne mit den Leuten, deren fich doch viel am Ufer fehen laffen, geredt zu haben ph 
Rio Seſtos. Den Tag darauf lichteten ſie, und Herr Smith ſetzte feine Abmeſſungen die Kuͤſte bi 
unter fort, Den gten Jenner ankerten fie vor Nio Seftos, wo fie ſechs Tage in Gefel# 
fehaft der Brigantine, die Vorſicht von sondon, unter dem HauptmanneEutler, lagen 
Here Smith unterfuchte während der Zeit die Tiefen und Strecken bes Fluſſes. DE 
Einfahrt ift fo voll Klippen und Untiefen, daß nichts weiter, als ein Sangboot hinein kom⸗ 
men kaͤnn, ob gleich das Becken inwendig geraum und breit ift. Auf der rechten Hand 
des Fluſſes beym Einfahren iſt eine große ſchoͤne Stadt, die nach dem Fluſſe genennt wird 
Sie nahmen hier Holz und Waſſer, gegen eine kleine Erkenntlichkeit fuͤr den Koͤnig, ein 
Die Leute ſind gegen Fremde höflich genug, aber doc) vor den Englaͤndern etwas ſcheu. Die 
Lbensmittel find nicht theuer, aber fehr felten, ausgenommen Reiß, davon fie viel, nebſt e# 
nigen Vögeln, Fauften. Den ızten Jenner hatten fie einen heftigen Wind Oftfüdoft, d 
fie nöthigte, ihren beiten Gabelanfer gehen zu laffen, und ihre Segelftange und Si 
mafte niederzulaffen. | 
Setra Krue. Den Tag darauf fegelten ſie mit fehönem Wetter, und langten den 2often zu Se 02 
= Krue an, 100 fie vor der Stadt in fechzehn Faden anferten. Etwa eine Stunde darna 
kam ein Canoe, und fie fragten einen von den Schwarzen, der etwas Englifch fprach, ob fie 
Ziegen, Schweine oder Hühner auf dem Sande haͤtten? Der Kerl antwortete: fie haͤtten 
zu viel Ziegen, zu viel Huͤhner, welches ihnen Hoffnung machte, Die Sebensmittel wohl⸗ 
feil und überflüßig zu finden. ‘Den folgenden Tag gieng Herr Smith nebſt dem Soc 
boot 


P) Smith a d. 96 u. f. S. 
































R ni N 
— — a EEE TE 
en — ——— — ME a ae 

















































































































































































































— — 



















































































































































































AFelfen. auf welchen der AdvuralRuyter|B Fe el/en ‚aufwelchen — Are Weiber und 
eine Baiterse aufgerichtetwodurcher | Kinder dringen, wenn te i ıinden Krieg gehen. 


daslortzur lebergabegamwungen. 





c. lin geDur ——— zudemD: ae Sea Wasfer: 


—— zum,Äus, Chiffen. E SE. „Anton 








F. szad der Schwarzen. 


G. Ort zum. Äus, Chiffen. 





| j Kg, 


* 





BR ® 
— —— — 
Bar SE N 














RE —— 


Net Re ut RER 







5 vi 1 
In f 


— Kl 














+8 * — 
ae ee N 


i j DER R EN TE 


N Er 
ee a 
2: = 














von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VIE Buch VI Cap. 525 


bootsmanne, nachdem ſie die Tiefen und: Strecken genommen, ans Sand, und wurden an 1729 


der Waſſerſeite von einer großen Menge Einwohner empfangen, und nach der Stade ge Smith: 


führe, Die Häufer waren alle fünf Zuß hoch, von dem Grunde auf Pfeilern gebaut, ent: 
weder der ſchaͤdlichen Dünfte ober der wilden Thiere wegen. Weil die Leute ihn fo fehr 
angafften: fo fehloß er, fie müßten noch nicht fehr gewohnt feyn, Fremde zu fehen,. 

Indeß wollte Herr Carſe, der Bootsmann, nach: Speiſen fragen, und gieng zu dem 
Dberften ver Stadt, der eine Art von einem Eleinen Könige ift, die Freyheit zu handeln zu erhal: 
ten, welche er ihnen verſtattete; und weil er gleich Mittagsmahlzeit hielt: fo bath er Hr. Cars 
fen, fich zu ſetzen, und mit ihm vorlieb zu nehmen, Sie hatten gefochten Reiß und Palmoͤl, 
und einer von den aufwartenden Herren gab dem Herrn Carfe eine Mufchel ſtatt des Söffels, 
Nach der Mahlzeit ſagte ihm der König, ex follte feinen Loffel einſtecken welches er that; aber 
wie er gehen wollte, meldete er ihm, er duͤrfte nicht weg, bis er ihm ein Geſchenk fuͤr ſeine 
Muſchel gegeben. Herr Carſe gab ihm eine Kleinigkeit aus feiner Taſche, welche jener bes 
gierig annahm, und ihn fort ließ. _ Sie ärgerten fich, daß fie wegen der. Lebensmiccel fo 
falſch waren berichtet worden; denn bier war nichts, als Malaghettapfeffer, und etwas: 
Tannäpfel, welches die angenehmften Früchte von der Wels find, wenn fie reif find; ſie da» 
ben fechs bis zehn Zoll Länge, 

Etwa viertehalb Seemeilen Suͤdoſt von Serra Krue, find Klippen unter dem Waffer, 
ungefähr fieben oder acht Meilen von dem Ufer, und auf zweyhundert Ellen von einander, 
Die nordlichſte ift flach, etiwa funfzig Ellen lang, die andere fpigig, auf der ein Shiff, wel: 
ches dem Herrn Harris in London gehörte, im Jahre 1719 verlohren gieng, da es neun Fuß 
Waſſer auf einer Seite, und fünf Faden auf der andern hatte, 


Den 2aften Jenner verließen fie Serra Krue, und fhifften den 24ften bey dem Vorge- Vorgebirge 


birge Palmas vorbey. Etwa fieben Seemeilen Nordoft davon iſt eine Stadt, Namens Palmas. 
Oſtende, wo ihnen berichtet wurde, daß die Leute von der nächften Stadt St. Andreas un- 
laͤngſt Drewin befriegt, und in Afche gelegt, auch die Männer, Weiber und Kinder den 
Schiffen, welche zu St. Andreas gelegen, ſehr wohlfeil verkauft Hätten. Auf diefe Nachricht 
fehifften fie bey Drewin vorbey, und langten den 26ſten Jenner in Rio St. Andreas an, wo 
fie vieinrernehmung: nebft verfihiedenen englifchen und franzöfifchen Schiffen fanden. 
St. Andreas ift eine vortreffliche Rheede für Schiffe, und unlängft ein guter Handels- St. An: 
plag geworden, befonders feit der Zerftörung von Drewin. Sie hielten fich bier nicht laͤn⸗ dreas. 
er auf, als nur die Bay auszumeffen, und giengen alsdenn die Quaquakuͤſte vollends hinunter. 
Dieſe ſtrecket ſich von dem Vorgebirge Palmas Oſt und gen Nord, etwa hundert Seemeilen 
nach dem Fluſſe Manga, den einige Rio Cobra, andere den Goldfluß nennen. Sie iſt 
bey weitem nicht fo wohl bewohnt, als die Koͤrnerkuͤſte, die ſich von dem Vorgebirge Monte 
Süpoft hundert und funfzehn Meilen nach dem Borgebirge Palmas erſtrecket. 
Den aten des Hornungs anferten fie fünf Meilen weſtwaͤrts von Arim, welches das Arim. 
hoͤchſte hollaͤndiſche Fort auf der Goldkuͤſte iſt. Es ifteine artige £leine dreyeckichte Feftung, 
mit eilf Stücen, und einer Batterie in jedem Winkel. Die beyden nach dem Sande zu haben 
jede drey Stücke, und die nad) der See fünfe, Es iſt hier eine große volkveiche Neger- 
ſtadt unter den Stücfen des Forts erbauf, wie dergleichen alle europäifche Forts auf der 


Goldkuͤſte haben 4), 
Yun 3 Sieben 
N Die na, itz und ang Seite find von Wort zu Wort aus Bosman 


“ 


gr 


” 


ah ya nz 


* — 


a oe ann En de # 


727 
Smith. 


Geſchichte 


326 00 17 Reifen mach Guinea und Benin, · 
Sieben ober acht Seemeilen von Arim ift ein ander großes und fhönes Fort, welches 


die Brandenburger erbauet haben, nun aber den Holländern gehört, und unter dem Na— 


men Connys Schloß befannt iſt. Denn als die Preußen, welche es fonft im Befige hat⸗ 


vom Johann ten, die Küfte verließen, fo überliegen fie es einem ſchwarzen Rabofchir, Namens Jo⸗ 


Conny · 


Friedrichs⸗ 
Burg. 


Cape Coaſt. 


bann Conny, mit ſcharfer Verordnung, es an niemanden, als an Preußen, zu übergeben» 
Bald darauf verfaufte der König von Preußen feinen ganzen Antheil an der Küfte von 
Guinea der holländifch-weftindifchen Gefellfehaft, worinnen nebft diefem Forte noch ein an? 
ders unweit dem Vorgebirge der dreyen Spitzen begriffen war. j 


Als die Holländer das Fort in Befig nehmen wollten: fo ſchlug ihnen ſolches Johaun 
Conny ab, worauf ein Krieg von etlichen Jahren erfolgte, welcher die Holländer viel Blut 
und Geld koſtete. Conny ward auf feine Siege ſtolz, und ein Todfeind der Holländer, 
Er hatte einen Eleinen Weg von dem äußern Thore nad) der innern Abtheilung ſeines 
Schloffes aus den Hienfehädeln der von ihm erfehlagenen Holländer pflaftern laffen 7), und 
Brauchte auch einen großen Hirnſchaͤdel eines Holländers mie Silber eingefaßt, ftatt eines 
Trinkgeſchirres. Doch ward er im Jahre 1724 aus feinem Schloffe gefhlagen, und gend? 
thigt, vor den aufgebrachten Holländern nach dem Lande Fantin zu fliehen. ’ 

Den 6ten Jenner ankerten fie unweit diefes berühmten Schloffes in fechs Faden. Ges 
gen Abend fam ein Canoe von dem hollaͤndiſchen Statthalter, ihnen zu melden, daß fie” 
mit Holze und Waffer Fönnten verforge werden, wenn fie es nöthig häften. Der Berfafler 
vermuthet, e8 wwünße ziemlich theuer geweſen ſeyn, teil ihm berichtet worden, daß alle Hol: 
laͤndiſche Statehalter an den auswärtigen Häfen Befehl hätten, Fein englifches Schiff mit 
Holze oder Waffer zu verfehen, als die einem großen englifchen Kaufmanne gehörten 2). 
Der Boche meldete ihnen auch, die Holländer hätten an verfehiedenen Drten nachgegraben, 
um eine Kifte voll Goldftaub zu finden, die Johann Conny bier follte vergraben haben, 
als er weggegangen ; e8 wäre aber vergebens gemwefen z). f 
| 


Der IV Adfchnitt. 


Sape Coaft. Luftiger Streich. Waſſer ift felten. werden zerſtoͤrt. Ihr voriger Zuftand. Ge 
Akera oder Akra. Rheede Whidah. Gefähre fährliches Ufer. Prinzeneyland. Das Schiff 
liche Landung. Betruͤbter Zufall. Engliſches wird laͤck. Sie fegeln queer durch den Dean. 
Fort. Der König von Dahomey zerſtoͤret Alra. Sind in großem Elende. Ankunft zu Barbas 
Herr Lamb wird gefangen genommen, Die dos. in Fiſch rettet fie. Fuͤckkehr nach Eng 
Stadt Sabi oder Kavier, und die Factoreyen land. 


Der ten des Hornungs reiſeten fie von Friedrichsburg ab, giengen nad) Dixcove, 
Sekondi, und Kommende , wo Herr Smith überall Abzeichnungen machte, und 
anferten den ızten in Cape Coaft Rheede, wo fie verfchiedene Schiffe fanden. N 
Weil fie zu St. Tacobsfort lagen: fo fanden fie einen Brief von Holland, den ei 
englifches Schiff da gelaffen hatte. Er war an den holländifchen General zu Elmina ge 
richtet, den fie nach Cape Coaft gebracht hatten. Herr Smich hielt diefes für eine gute 


Gelegenheit, die Ausficht des Caftells abzuzeichnen, und gieng mit dem Gum 


vi 


Siehe oben a. d. 481 ©. 
Herr gumpbrey Morrice, Eigenthuͤmer von Snellgraves Schiffe. 



















































































AUSSICHT DER KÜSTE VON MINA BIS NACH MAURE, aus u 














































































































































































































































































































































































































\ Koeniglich Fort Manfro 
Cap Corle oO 


Me = 





—* 














Din! 


BEE RUE 





nein 


— ware Er 


Int 


- 
63 
= 
= 
er 
F 
Fa 
= 


er. 
= 
= 
= 
= 
5 
= 


— — — a — — — ee 









— — 


TERN 














BETT —— Br 1 a ——— 


* 


Re Be OMETgE 27 














IHRER; 
. — — 7 
































MY 

















































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































x 





——v 
—— 












— —— — 
* ve 
— 
+ i ä 2 
’ x a h Ü " f * 
— 
3 4 
{ ” 4 i = * 
“ h N \ 
- y + * * * 5 
; v . x ji 
: - » vs 
5 s ’ ; { j — 
J 
er r E — x 
3 54 x — U N r 4 
£ IE * [ , * 9 
F N d * x ’ " 


















































































































































































































































































— 
— 
Anere — 

















































































































ffir 



















































































































































































































































































— — 


ur 


Inh 


| 
| 
| 
I 


art 
33 


ach ra 


— 


FB 





von Sierra Leona big Lope Gonſalvo. VI Buch VI Cap. 327 


vingſtone in einem großem Canoe dahin, um dem bolländifchen Generale den Brief zu 1727 
überliefern. Allein derfelbe mußte ziemlich gute Kundſchaft haben; denn weil der Verfaſe Smith. 
fer feiner Einbildung nach unbekannt und unbemerkt ſich umzufehen herumgieng: fo folgte ; 
ihm der General auf dem Fuße nach, zupfte ihn beym Aermel, und fehleppte ihn plöglich nach 
der großen Halle zurück, wo er Ihm mit ordentlicher Nennung feines Namens gerade her 
ausfagte: ob er gleich herfäme, ganz Guinea in der Tafche mit zurück zunehmen : fo follte 
er doch Elmina nicht befommen. El 
Dieſer unverſehene Vorwurf machte ihn erſtlich beſtuͤrzt. Nachdem er ſich aber etwas Luſtiger 
erholt hatte; ſo ſagte er zum Generale: er traute dem Generale mehr Wiſſenſchaft zu, als Sn 
daß er fich einbilden follte, man koͤnnte einen Plag ohne die gehörigen Werkzeuge aufneh⸗ 
men; und ba er feine hätte: fo wunderte er fich, wie man ihm fo etwas zutrauen Fönnte, 


Der General ſchwieg ein wenig, und fchien, als ob ihn fein Bezeugen gegen den Herrn 
Smitb gereute, bath auch ihn und den Hauptmann Livingftone zur Mittagsmahlzeit, 
wo fie ſich auch einftellten. Er zeigte darauf dem Herrn Smith einige unvollfommene 
Zeichnungen, welche die legten hollaͤndiſchen Ingenieurs zurückgelaffen hatten, die von der 
weitindifchen Gefellfehaft in eben den Abfichten, wie jego Herr Smith , gefickt worden. 

Das Werf war artig angefangen; aber die Ingenieurs waren, wie verfchiedene andere, auf 
eben diefer Unternehmung geftorben, ehe fie folche vollender. —* 

Den 23ſten März ſegelten fie von Cape Coaſt. Weil es bier das Ende der trocknen Waſſer iſt 
Zeit war: fo hatte die Befagung felbjt das Waſſer fo nörhig, daß fie dem Schiffe keins feltfam. 
abgeben konnte. Da nun innerhalb acht Meilen von Cape Coaft Fein Waffer it, als mas 
fie währender Regenzeit in einer großen gemauerten Cifterne unter ber. Erden aufbehalten, 
wohin aller Negen von den Dächern in bleyernen Röhren geleitet wird: fo werden alle die 
Forts der Goldkuͤſte auf folche Weife mit Waffer verforge. W— 

Den 22ften März waren fie bey Tantumquerry. Den e⸗yſten im Jahre 1727 anker⸗ 
ten fie zu Winnebah in fünf Faden, Hier erhielten fie gut frifch Waffer aus der Ciſterne 
bes Forts; und ob fie wohl verſchiedene Tonnen herausfihöpften: fo Eonnte doch Herr 
Smith nicht merken, daß ſich das Waſſer fechs Zoll erniedrigt, Sie fhloffen daraus, 
es müffe ein Duell darinnen feyn, weil der Boden felficht war, 

Den 2gften fegelten fie von Minnebah, und anferten den zoften zu Akera u) in fechs Akera oder 
Faden. Weil e8 ein mürber felfichter Grund war: fo machten fie ihr Schießtau fertig, um Akra. 

88 gehen zu laffen, wo die andern efivan reißen follten, Der $andungsplag ift fehr ficher, 
ix ihn einige Eleine Klippen bedecken, welche daſelbſt vorliegen, und die Gewalt der Wel: 
en brechen, 

—* Herr Smith zu Akra aufhielt: ſo gieng er einsmals mit einem engliſchen 
Factore durch das Thor des hollaͤndiſchen Forts, wo einige hollaͤndiſche Herren ftunden. Weit 
der Factor felbige kannte: fo ſprach er eine Weile mit ihnen; fie aber nöthigten ihn, wider 
die Gewohnheit, nicht hinein, befuchten fie auch während der Zeit ihres Hierſeyns nicht, 
Smith muthmaßte, fie bättenervathen, wer er twäre, und vom Öenerale zu Elmina Befehl 
gehabt, zu Verhütung weiterer Beobachtungen, ihn nicht zu fich zu laſſen x), 

Den 


3) Smith a. d. 106 ©, Abos und Akkara. 
0 der Grundſchrift Yocpg, Vey andern x) Smith ad, m, 1294.[,©, 


. 1727 
Smith. 


Rheede 
Whidah. 


Gefaͤhrliche 
Landung · 


Betruͤbter 
Zufall, 


Englifches 
Hort. 


528Reiſen nach Guinea und Benin,‘ 


Den zten April riß ihr Tau/, als fie vor Akra lichteten; ſie ließen aber; ihren MWerfai 
ker gehen, der das Schiff, gleich heraufbrachte ‚da ſie denn die Segel nach ——— 
ten. Den zten kamen fie queer durch die Muͤndung des großen Flußes Volta, den die 
—— ———— Stroms wegen ſo nennen, der durch ſeine Heftigkeit auf acht 

eemeilen vom Ufer Wellen erregt, und die Farbe des Waſſers veraͤndert. ilet di 
Goldkuͤſte von der Sklavenkuͤſte. = e — nn n. 

Den zten mit Anbruche des Tages, kamen fie in der. Rheede Whidah in fieben 
den zu ankern, und gruͤßten das Fort, welches uͤber eine un vom —* * 8 * 
hier drey franzoͤſiſche und zwey portugieſiſche Schiffe liegen. Dieß iſt der gefaͤhrlichſte Platz 
in ganz Guinea zu landen, weil bie See fo weit vom Lande Wellen wirft, und fo ungeftüm 
ift, daß fein europäifches Boot auf zweyhundert Ellen hinankommen kann, fondern auf eine 
gute Entfernung davon ankagı, und auf Canoes warten muß, welche die Leute und Güter 
ang Land führen, Die gefehickten Canoefahrer thun dieß ordentlich ficher, obwohl oft auch 
das Gegentheil gefchieht. Bey der Nachricht von ihrer Ankunft Fam ein großes Canoe nad) 
ihrem ‘Boote, um fie ans Sand zu führen, welches es ohne allen Schaden that, nur daß fie 
etwas beneßt wurden. : 


Herr Smich erftaunte, als fie unter die großen Wellen famen, die wohl ein Sci 
hätten verfenfen fönnen, und erfah, mit was für Geſchicklichkeit ER hg Sa 
führten, und ihr Canoe auf einer von den Wellen ein gut Stüc aufs Sand hinlaufen ließen. 
Darauf fprangen fie alle heraus und fehleppten es etliche Elfen mit das Ufer hinauf, daß 
es dienächfte wiederkommende Welle nicht erreichen konnte. Es iſt nur bloß eine Möglichkeit, 
daß ein Menfch, der umgeworfen worden, ſein Leben durch Schwimmen rettet; aber kaum 
iſt Ba zu hoffen, weil allezeit viel Hayen die Canoes in Hoffnung des Raubes begierig 
verfolgen. «Era anlnag 1 

Die Schiffe, welche Hier handeln, Haben allezeit Zelter als Waarenhäufer am Ufer, 
As Here Smith gelandet hatte, fo gieng er zu einem franzöfifchen Zelte, wo ihm der Boots⸗ 
mann, der. die Aufficht darüber hatte, und ein Jrrländer war, auf englifch einen Trunf an 
both, den er aud) annahm. Es waren viele Anfer Brandtewein im Zelte Hingeftellt, die alle 
von außen naß zu ſeyn fehienen. Wie Herr Smith nach der Urſache fragte: fo meldete man 
ihm, fie wären alle heute aus dem Langboote geworfen worden; und wie einer von den Leu⸗ 


„ten fih etwas. zu weit in die See nad) einem Anker gewagt / dev aufs. Sand gemorfen wor⸗ 


den: fo hätte ihn ein kleiner Hay angepadt, von dem er ſich aber mit feinem, Meffer glück“ 
lich losgemacht. Die nächftfolgende Welle aber hätte ziveene andere Hayen- — 
die den Menſchen vor ihren Augen in Stuͤcken zerriſſen. 

Dieſer uͤbele Zufall machte dem Verfaſſer den Dre etwas verhaßt, Als aber die Trag⸗ | 
matten fertig, waren, fie nach dem. Fort zu bringen: fo machten fie ſich Hinein, und — 


über drey Flüffe, oder vielmehr brey Xerme von einem Flufſſe getvagen, Da fie auf die an⸗ 
dere Seite gebracht waren; ſo wollten fie lieber gehen, Dich ee Tue 
bie der Verfaſſer je gefehen hatte. Die Engländer und Sranzofen haben hier ihre Forts in? 
nerbalb eines Muſketenſchuſſes von einander, welche aus einem dicken Seimmalle, der ringe 
Herum einen tiefeu Graben has, beftehen. Das englifche Fort iſt groß, mit vier Batterien, auf 
welchen fiebenzehn ſchwere Stüde ſtehen. Ber 

Unter 


) An der Grundſchrift allezeit Ardab. —— 4) Smith ad. 166 u. f & | 
2) Steht am Ende des. Tagebuchs. 


bon Sierra Leona big Lope Gonfaloe. VII Buch VI Cap. 529 


Unter diefer Staith Die Reken 
v e 
na Ofen, a Sc yu Dad anf Ai Be wei he Bund dm zn 
i d mächtigen König von Dahomey, ber unlangſt folch $ärmen in — er 
3, ie Aſche gelegt worden. Seine erſte Eroberung war groß Ardrah z) Kae om + "7 Ardcap wich 
at rdweſt von Sabi, im Jahre 1724. Der König von Ardrah Gatge inf } 95 f EN zerſtoͤrt. 
hit dem Statthalter Daldwin zu Whidah, und die Nechnunge J—— 
keit gebracht, deswegen Der König einen engliſchen Factor zu Krb ir 
zurück behielt, in Hoffnung, dadurch von dem Herrn —— Kar * Heren Lamb, 
Während der Zeit ward Ardrah durch des Königs von Dabor e Rechnung zu erhalten. 
nach einem. tapfern Widerftande eingenommen, dabey vr — Heer belagert, und 
er abe; Palaftes umkam. ⸗ onig von Ardrah ſelbſt am 
err Lamb ward alſo als ein Gefangener vor des Koͤni 
es 
gebracht, der aus Verwunderung über ein fo feltfames — Kb — ge General Herr Lamb 
9 * En * und dieſe Seltenheit zu dem Könige, feinem Seren. het en iR, —* — 
efand fi Damals zweyhundert Meilen weit ins Land hinei ae en 
war gefehen worden. Weil er hier gefangen! een — 
Bee, Der bemiMeren Wakdiet gefangen lag, fo fehrieb er anden Statthalter z) Tins 
— —— dwin zu Whidah nachfolgte, und gab dem Herrn Smith die 
Nach dieſer Eroberung ward eine Landung i 

fing im Anfange des Hornungs im Fahre en * = iefer Fuͤrſt Stadt Swi 
Hauptſtadt dieſes Königreichs, zu belagern, wo der König feinen Eis und die & I — 
Franzofen und Portügiefen Factoreyen hatten, In wenig Stunden ieh een 
Plage, wie mit Ardrah· um. Allein Seine Majejtät von Whidah sie * — 
fettefte Mann war, den Herr Smith jemals gefehen hatte, hielten ſich für * und 
— a Dee äh durch ein Paar ftandhafte Schwarzen in an 
weggeſchleppt. europaͤiſchen Factoreyen wurden gepluͤndert i iß 
gen nach dem Lager zu Ardrah zum Koͤnige von —— ——— x — me 
vi Tinker vor den König Fam s ſo meldere er ihm, es konne ihm in dem erobert — 
keinen Vortheil bringen, daß er den Weißen beſchwerlich fiele; im Gegentheil en Sande 
ches die Schiffe vom Handel dahin abſchrecken ; und 8 d — —— 
Groͤße werden? — uͤrde alsdann aus ſeiner 
Der König ſagte, Das wäre wahr, und er hätte feinem Generale feinen fi 
ertheilt. Er und die übrigen Engländer möchten nach ihren orte — und Facto: 
fie auch etliche Tage darauf thaten. Als aber der engliſche und Feangöfiihe — ie 
duch Sebi nab Whidah reiſeten: fo fegte ihnen der General vor ihren Augen ohne font 1. 
Befehl die Factoreyhaͤuſer in Feuer. Diefes war ein großes Betruͤbniß —— fuͤr be ' 
franzöfifchen Director, der nicht, wie Tinfer, nach Europa zurück wollte fondern Sabi u 

„die Handfung daſelbſt bald wieder hergeſtellt zu ſchen hoffte. Aber der derwünfihte General 
ſchlug diefe Hoffnung bald nieder, und lleß ſie weiter gehen, um ihre Zuflucht in ihren Forts zu 
aa Damit ſich die Jugend in feinen Heere gewöhnte, da, wo zu plündern wäre Eein 
R Hi —— ſo ließ er durch alle Jungen in feinem Lager, die nicht über fieben bis acht 

Jahre ale waren, allen alten und verwundeten Sklaven die alfo n 
fen, die Köpfe abfehlagen. — Sal se Die 

EV Sn der Grunbfehrft: Sabee. Im Sranpöfiihen: Kavier. 
Allgem. Reifebefchr. IL Dand. Err 


530 Reifen nach Guinea und Benin, 


1727 Die Stadt Sabi hatte etwa fünf Meilen im Umkreiſe; die: Häufer waren artig ge⸗ 
Smith. baut, obwohl nur mit Leimmänden und Dächern, da im ganzen Sande fein Stein fo groß). 
pr voriges wie eine welfche Nuß, iſt. Indeß waren die Factoreyen, auf europaͤiſche Art, luftig und 
Zufand,  geraum, mit vielen artigen und bequemen Zimmern erbaut. Jede hatte eine ſchoͤne große 
offne Halle mit Fühlen Gängen, die alle auf der gleichen Erde waren, und unter ihnen bie 
Waarenhäufer. Diefe angenehmen Wohnungen trugen vieles nicht nur zum Vergnügen, 
fondern auch zur Gefundheit der Europäer bey. Die Stadt war fo volkreich, daß man, 
mit Mühe, durch die, gleichwohl fehr breiten Straßen fommen konnte. Es war täglich) 
Markt, wo man allerley ſowohl europäifche als africanifche Waaren, außer den Lebensmit⸗ 
teln fand, Unweit den europäifchen Fackoreyen war ein großer Plas mit ftarfen Bäumen 
befchattee, unter welchen die europäifchen Kaufleufe und Hauptleute wie auf einer Börfe 
bandelten. Alles diefes war wenig Tage vor des Herrn Smiths Anfunft in Aſche verz 
wandelt worden c). 
Gefährliäes Den 2often April im Jahre 1727 bedienten fie ſich eines windftillen Tages folgender⸗ 
zer geftalt, von Whidah zu Schiffe zu geben: Ihr Canoe lag auf dem Ufer mic dem Vor⸗ 
dertheile nach der See, und Die Reifenden festen fich gedrange ins Bordertheil, weil hinten: 
die Canoeleute gemeiniglich eilf oder drey zehn an ihren Rudern ſtehen. Als fie ſich feſt ges 
fest hatten, nahmen die Schwarzen den Canoe, und beobachteten die Gelegenheit mic ihm 
auf den Rücken einer Welle zu laufen; Darauf fprangen fie hinein, und brauchten ihre Ru— 
der fo gefchickt, daß, ehe die nächften Wellen wiederfamen, fie außer aller Gefahr vor den 
Wellen, welche ſich am Ufer brechen, waren. Dieß mar noch nicht alles; denn etwa dreyßig 
Ellen davon, ift eine Barre, wo Die See ungeftümer geht, als am Ufer. Allein fie Famen 
auch über dieſe, an welcher außen, die dritte Barre, die gefährlichfte unter allen, liege, Zwi— 
fihen diefe beyden Reihen fich brechender Wellen, die wie Donner brülften, ruderten fie 
beynahe eine Vierthel Stunde, Endlich, als die Leute eine große Welle plöglich brechen 
ſahen, thaten fie einen Schub gegen felbige, und wurfen ihren Canoe gleich durch Die nach= 
folgende Belle, die, wie fie allemal pflegen, fehr klein war, und fie zu großem Verdruſſe der 
Hayen, die ihnen folgten, nur ein wenig neßte, Daß fie glücklich an Bord kamen. 
Prinzeney⸗ Den folgenden Morgen, den aıften mit Anbruche des Tages, lichteten fie von Whi⸗ 
tond, dab, in Der Abficht auf Prinzeneylande Holz und Waffer zur Reife nach Haufe einzuneh⸗ 
7 men, und langten den gten May in dieſem Hafen an. Sie kauften bier ſoviel frifche ges 
bensmittel als fie Eonnten, auf, obwohl fheuer, nahmen Holz und Waffer und Eielcen 
ihr Schiff. i 
Den 1öten reiften fie ab, und fegelten den zoften durch die Linie, wo fie, wie gewöhnlich, 
bezahlten a). Den 2zften entdeckten fie das Vorgebirge Lopez in einem Grabe fühlicher 
Breite, welches das legte war, was fie vom africanifchen Ufer ſahen. Hier hatte Herr Cha⸗ 
Ioner Ogle den berühmten Szeräuber Roberts überwunden, dafür er Ritter geworden. 
Herr Smith ſah verſchledene von feinen $euten auf Cape Coaft in Ketten Hängen e). 


Nachdem fie etwa vier Grade ſuͤdwaͤrts der Linie herunter gelaufen, kamen fie in den 
ordentlichen beftändigen Suͤdoſtwind, und ſteuerten weſtwaͤrts ab, faſt vierhundert Seemeilen 
in fünlicher "Breite, worauf fie ihren Lauf Nordnordweſt richteten, und die Linie wieder 

den 


x 


c) Smith a. d. 190 u. f. S. A) Durch Geldbuſſe oder Seetaufe. 


don Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VII Buch VI Cap. 531 


den sten des Brachmonats durchfegelten. Den Tag darauf gerierhen fie in Windftilfen, 
die aflezeit um diefe Jahrszeit, befonders zwifchen den Rordoſt und Südoft beftändigen Win- 
den, unweit der finie find. Das Wetter ward fehr betrübt, dunkel und fo regnigt, Daß die 
$eute, welche auf dem Verdecke bleiben mußten, nicht genug Kleider zu wechſeln hatten, 
um trocken zu ſeyn, und es war felbft unter der Linie kalt und rauf. Einmal den Tag 
konnten fie auf einen Tornado Rechnung machen, durch deren Hülfe fie endlich gut in den 
wahren beftändigen Nordoftwind Famen, und mit gutem, günftigen, ftarfen Winde ihren 
$auf um Rordnordweſt bis den ıften des Heumonats hielten. 

Sie befanden fich damals in Dreyzehn Grad neunzehn Minuten Nord, und ihr Schiif 
warb läd. Als fie fanden, daß mehr Waffer hineintrat, als ihre Pumpen fortfchaffen Fonn- 
gen, geriethen fie in große Furcht, weil fie fi) fern vom Sande befanden, und fein Schiff 
zur Gefellihaft hatten: Doch entdeckte der Haupfmann endlich nach fleigigem Suchen ein 
Eleines Laͤck hart unter ihrem Hintertheile, etwa einen Fuß tief unter Waſſer. Weil man von 
außen unmöglich darzu kommen konnte, indem das Schiff fo weit unter Waſſer gieng: fo 
ſchafften fie einen Theil der Sadung anderswohin, wodurch das Hintertbeil erhoben, und alfo 
die Oeffnung aus dem Waſſer gebracht wurde, 


Indeß nahm doch das Waffer Immer nach und nach bey ihnen zu, weswegen fie be— 


7727 
Smith, 


Ihr Schiff 
wird laͤck. 


fehloffen, fich vor den Wind zu wenden, welches auch, wie fie fanden, das Schiff ſehr er⸗ 


leichterte, fo daß fie gleich foviel Waffer mit beyden Pumpen herausbringen Fonnten, als 
hinein fam. Darauf überlegen fie, mas am beften zu thun fey, und befchloffen auf des 
Haupemanns Vorfchlag, fih nach Weſtindien zu lenken; denn fie waren in dem Nordost 
beftändigen Winde, fo daß in der vorerwaͤhnten Breite ein weftlicher Lauf fie gerade nach 
Barbados bringen mußte, Doch rechneten fie ihre Entfernung dahin beynahe ſiebenhundert 
Seemeilen. Ein weiter Weg für ein Schiff, das finfen will. Gleichwohl befchtoffen fie, es 
fo gut als möglich über dem Wafler zu erhalten, und in diefer Abficht ward jedem feine 
Perrichtung angemwiefen. Der Hauptmann und Hochbootsmann follten wechfelsweife 
von vier Stunden zu vier Stunden das Steuerruber nehmen, Herr Wheeler, und der Ber- 
faffer folften einander im Kochen ablöfen, und für die Leute an der Pumpe heißen Punch 
machen, deren jeder, jede Wache oder jede vier Stunden, anderthalben Pinte zur Erhaltung 
ihrer Kräfte befam. Die Bootsleute wurden zum Pumpen in zwo Wachen ges 
cheilt. Zuweene Fleine ſchwarze Jungen halfen Wheelern, und Smithen im Kochen, Feuer⸗ 
—machen, u ff 

Nach neun oder zehn Tagen diefes Elendes, wurden die Leute durch die außerordent⸗ 
liche Arbeit niedergeſchlagen, und einige fingen auf eine verzweifelte Art zu mutren an, 
ob ihnen gleich alle Tage feifches Vieh geſchlachtet wurde. ‚Sie bemuͤhten fich, Diefelbigen 
ſo gue als möglich durch die Hoffnung, daß fie Barbados bald fehen würden, aufzurich 
ten. he Yarol, ein gutes breites Boot, welches fünf Leute erforderte, war auf dem Ver—⸗ 
decke: aber da ihr $angboot zwifchen den Verdecken verwahrt wurde, fo verlangten verfchies 
dene, daß es aufgebracht, und die Segel, Maften, und Ruder, nebjt andern Nothwendig⸗ 
keiten, als Compaſſen, Lebensmittel, Waſſer, an deſſelben und des Yawls Bord gebracht 
wuͤrdem damit fie auf allen all die Boote zur Zoftuch haͤtten. Dawider waren au 
Test Fr 2 au 
5 Ebendaſeloſt auf der 258 und folgenden Seite. 


In ſchlechten 
Umſtaͤnden. 


1727 
Smith. 


Ankunft zu 
Barbados. 


Ein Fiſch 
rettet: fie. 


532 > Reifen nach Guinea und Benin, 


aus Furcht, einige von den Leuten, die fo verzweifelten, möchten bey Nacht fich ins Sangboor ma 
chen, und die andern verlaffen, welches das Berderben des Schiffs gewefen wäre, weil 
alle Seute zum Pumpen nöthig waren. Alle ihre feltene fremde Thiere ftarben aus Mans 
gel der Wartung. | 

Den söten des Heumonats wurden drey von ihren Leuten, welche linfer Hand von vier 
bis acht Uhr die Wache hatten, an den Pumpen ohnmaͤchtig, und für code vom Berdede 
‚getragen; daher die Leute zur rechten Hand, vor acht Uhr gerufen. wurden. Dieſes machte 
Schrecken und Verwirrung in aller Gefichtern Fenntlih. Doch hatte Herr Smith ein 
Feühftück beforgt, und weil fie aßen, fprang einer von den Seuten an der Pumpe auf, fehrie 
was er Fonntes Land! Kand! und lief wie ein rafender vor Freuden herum, Darauf 
ließen fie das Effen ftehen, fahen genau nad) und erfannten das Sand deutlich. - Die war 
die angenehmfte Ausficht, welche fie je gehabt hatten. Es war die Inſel Barbados, und 
der Tag der ı6fe des Heumonats um neun Uhr frih. Um vier Uhr Nachmittags an 
ferten fie in Carlisle Bay, welche voll Schiffe war. Noch die Nacht fam Thomas 
"Beate Efquire, Agent der Föniglichen Gefellfhaft, ihre ermüdeten Seute von der Pumpe 
abzulöfen, und den Morgen darauf gieng Here Smith in Herrn Leakes Haus. Bald 
darauf führte ihn fein Freund Herr D. Warren zu Seiner Ercelfenz,dem Statthalter Mor⸗ 


ſley, der ihn zur Mahlzeit behielt ; aber das Vergnügen ward durch einen Bothen, der Sei⸗ 


ner Majeftät Tod entdeckte, geftört. 

Mittlerweile ward ihr Boot den rzten an die Seite eines Schiffs gebracht, das maſt⸗ 
los in der Bay am Ende lag; und weil einige befchäfftige waren, die Güter in diefes Schiff 
auszuladen, damit man den Boden unterfuchen koͤnnte, fo arbeiteten die übrigen beftän- 
big an beyden Pumpen, die jego Faum zulänglich waren, es über Waffer zu halten, ob fie. 
wohl ohne Bewegung in einer fanften Bay lagen. 

Als der Hauptmann Livingftone, Here Leake, und einige andere Herren, einen Tag 
am Borde waren: fo pumpten die Leute einen kleinen bald verfaulten jungen Delphin heraus; 
der weder Kopf noch Schwanz hatte, und etiva drey und einen halben Zoll lang war, Der: 
Hauptmann that ihn in Weingeift, ihn nach) Haufe zu bringen, weil ex verfichert war, daß 


dieſer Fleine Fiſch einige Zeit im Läck gelegen, und manche Tonne, Wafler aufgehalten, daß 


Rückkehr 
nach Eng: 
land» 


fie ihm alfo die Erhaltung des Schiffs zu danken hatten. Weil fie den Kiel des Schiffs 
aus dem Waſſer brachten, entdeckten fie eine große weit aufftehende Lücke, zwifchen zwoen 
Ribben ihres Kiels, wo ſie etwa vier Fuß breit keine Ausfuͤtterung gelaſſen hatten. Sie 
nahmen alles von dieſer Seite ab, fanden aber auf dieſer ganzen Seite des Bodens kei⸗ 
nen Laͤck von einiger Wichtigkeit, aber auf der andern Seite etliche wenige kleine. Das 
Bretterwerk war alles noch gut. Der Hauptmann fand nicht nöthig, fie von neuem auszu— 
füttern, und ließ fie nur wohl Falfatern, und den Boden gut verpichen, 

Solchergeſtalt verließen fie Barbados, den i8ten Auguftzund nachdem fie den beftäns 
digen Nordoftwind durchfreuzet, und in den Strich der veränderlichen Winde gekom⸗ 
men waren, fo frafen fie in der Breite vom neun und zwanzig Grad Nord ftarfe Weſt⸗ 
und Suͤdweſt Winde an, die fie die Stunde neun bis zehn Knoten oder Meilen führten. 

Den 22ften des Herbſtmonats entdeckte ihnen das Senfbley feinen Sand achtzig Faden 
Den ziften erreichten fie das Borgebirge Lizard, und Famen mit einem mittelmäßigen Süd 
weftiwindein den Canal. Mit Anbruche des 2öften waren fie dem Eylande Wight gegen über, 
da ſich der Wind in Suͤdoſt änderte, und ſo ſtark war, daß fie ſich nach Portsmourb 9— 

Y » mu #3 





don Sierra Leona bis Lope Gonſalvbo. VII Buch VI Cap. 533 
Mußten ; und,ob fie wohl einen Wimpel ausfteckten, und drey Schüffe taten, ſo wollte doch 1727 
‚ein Boorsmann fih wagen. Weil aber ihr Hochboorsmann mit dem Canale wohl be- Smicb. 
Fannt war: fo unternahm er, das Schiff bineinzuführen, welches er auch glücklich vollendete, 
und um eilf Uhr anferten fie im Hafen Portsmouth, den aöften des Herbſtmonats im 
Jahre 1727, von wannen der Verfaſſer nach London gieng /), u aber 


NUN Eee BE Ban EV EHE ©: nn 
Herrn Bullfinch Lambes Brief an den Statthalter Tinker, den Sönig son 
| Dahomey betreffend, : 
Der König von Dahomey. Deffen Reichthuͤmer. fie haben. Hat eitte Mulattinn zur Beyſchlaͤ⸗ 
Abſichten, die Handlung in Aufnehmen zır brin⸗ feriun. Erobert Ardrah. Grauſames Metzeln. 


gen.Er liebet die Weißen Papierdrache, und Lambe wird in großes Schrecken geſetzt. 
andere Spielwerke. Will gern eine weiße Lieb⸗ Are = * 


Aus des großen Koͤnigs Truro Audatis Palaſte, von Abomey im Koönig⸗ 
| reiche Dahomey, den 27ften November 1724. 


4 ’ 


Mein Herr! 
Etwa vor fünf Tagen gab mir der König euren Brief vom iſten jetztlaufenden, und König von 
= verlangte fogleich, folchen in feiner Gegenwart zu beantworten, welches ich that, Aus Dahomey. 
der legten Unterredung, die ich mit Seiner Majeftät gehalten, als ich euren Brief befom- 
men, urtheile ich, daß er nicht fehr Darnach verlangt, einen Preis zu meiner Loskaufung zu 
beftimmen;. denn da ich ihm fehr anlag, mir zu fagen, unter was für Bedingungen ich los⸗ 
kommen follte, ſo antwortete er immer, er verlangte nicht, mich zu verfaufen , ich fey Fein 
Schwarzer. Als ich weiter in ihn Drang: fo forderte er im Scherze fiebenhundere Sklaven, 
welches einen zu vierzehn Pfund gerechnet, auf sehn tauſend Pfund Sterling fam. Diele 
ironifche Art zu reden, machte, baß mir, wieichs ihm auch fagte, das Blue in den Adern erſtarrte. 
Als ich mich erholt hatte, fragte ich ihn, ob er mich für den König meines Landes hielte? 
Ich feste hinzu, ihr und die Geſellſchaft wuͤrden glauben , wir hätten beyde den Verftand 
verlohren, wenn ich fhreiben füllte, was er mir ſagte. Darauf lachte er, und fagte, ich 
ſollte nichts dergleichen in den ‘Brief fegen; denn ex wollte feinen vornehmften Handelshaupt- 
"mann ſchicken, mit euch darüber zu fprechen ; und wenn ihr nicht was recht fehönes zu Whi⸗ 
dah für ihn hättet, fo muͤßtet ihr ſeinetwegen an die Geſellſchaft ſchreiben. . 
Zur Antwort ſagte ich ihm, ich ſaͤhe wohl, ich ſollte in ſeinem Lande ſterben, und baͤthe nur, Seine 
einige von feinen Leuten nach Kleidern und Nothwendigkeiten für mich zu ſchicken, welches er be⸗ Reichthůmer. 
willůgte. Ich fehe alfo, daß Fein anderer Weg ift,michloszumachen, als wenn ihm die Geſellſchaft 
eine Krone und Zepter zum Geſchenke fendet, welches von dem, was man noch dem legten Köni- 
ge von Ardrah ſchuldig iſt, kann bezahlt werden. Sonſt glaube ich, wird ihm altes ſchlecht feyn, 
weil er mit Silber, gearbeitetein Golde, und andern Koftbarfeiten veichtich verſehen iſt, auch 
mit allen Arten von Roͤcken, Kleidungen, Huͤten u. ff. Er hat auch alle Arten gemeine 
"Güter, ohne Maaß, und giebt Bujis, wie Koch weg, und Brandtewein wie Waſſer; denn 
er iſt ungemein eitel und ſtolz. Bey dem allen iſt er der größte Krieger und reichſte König 
in dieſem Welttheile, und. wird ſicherlich mic der Zeit alle Länder um ihn herum, unter fich 
Ga nl erh brin—⸗ 
A Smith auf der 267 und folgenden Seite. 


| 334 "Seifen nach Guinea und Benin, 
1727 dringen, Er hat ſchon feine beyden vornehmſten Paläfte rund herum mit Menſchenſchaͤdeln be⸗ 
Smith. lege, fo dicke fie an den Mauern an einander liegen können. Alle dieſe hat er im Kriege um⸗ 
gebracht, Jeder von diefen Paläften ift im Umkreiſe größer, als St. Jamespark, etwa 
> anderthalbe Meile in der Nundung. | 
Kiichten Er fpriche viel von Aufrichtung eines Vergleichs mie der Gefellfchaft, und daß weiße 
wegender Leute herkommen follen. Ihr muͤſſet ihn dazu anfrifchen, und melden, das Mittel dazu fen, 
Handlung · _ mich loszugeben; denn’er.fpricht, er wollte gern, daß Schiffe an einen Ort kaͤmen, nur ſeiner 
Sklaven wegen, und ihm-folhe Dinge zu bringen, die fich für fo einen König, wie er, ſchick— 
ten. Dieß alles höre ich willig von ihm an; und wenn ihr ihn in diefen Öedanfen erhal⸗ 
tet: ſo kann es ein wirkſames Mittel ſeyn, mir aus dieſen elenden Umſtaͤnden zu helfen, 
Ich hoffe, meine koͤniglichen Herren werden meinen Zuſtand in Betrachtung ziehen, und an 
das gedenken, was ich ihrentiwegen fo lange und fo Häufig ausgeftanden, und in mas: für 
Elende ich noch bin. Ich bin von allen Ergögungen desgebens, nicht nur von meiner Frau 
und meinen Freunden, fondern von allem Umgange überhaupt abgefondert, gleichfam leben 
dig begraben, und glaube, nichts gleicht meinem Ungluͤcke, da ich meine Jugend fo umfonft 
an fo einem verwünfchten Orte zubringen muß. a 
Liebet die, >... Erx.bat es gern, wenn Briefe oder fonft etwas an mich fommt, und es würde ihm zu 
eigen.  verächtlich fenn, mir etwas vorzuenthalten, wenn es auch zwanzig Sklaven wären. 
glaube auch nicht, daß er einen andern Weißen, welcher hieher kaͤme, aufhalten würde; dent” 
mich fieht ev. als einen Kriegsgefangnen an. Er ſchaͤtzet mich fehr hoch, weil er nie einen 
Meißen hier gehabt hat, als einen alten portugieſiſchen Mulatten, den er, fo viel ic) rechnen 
kann, für fünfhundere Pfund von den Popoleuten gekauft. Ob diefer Weiße gleic) fein 
Sklave ift: fo hält ihn doch der König wie einen Kabofhir g), und hat ihm zwey Käufer, 
und. eine Menge Weiber und Bedienten gegeben, Vielleicht beffert er, (als ein Schneiber,) 
etiva alle zweene oder drey Monate eine Kleinigkeit für Seine Majeftät aus, aber ſehr ſchlecht. 
fo, daß. wenn ein Schneider, Zimmermann, Schmidt, oder anderer Weiße, welcher fr 
wäre, herkommen wollte, er viel Verdienſt haben, und große Gewogenheit genießen wuͤrde, 
wenn er fich nur dieſes feben eine Zeitlang fönnte gefallen laffen; denn Seine Majeſtaͤt be 
zahlen jeden, der für fie arbeitet, ausſchweifend. e 
Seine Gͤ⸗ Vielleicht wäre dieß auch ein Mittel, daß ex mich gehen ließe, unter dem Berfprechelt 
tigkeit gegen daß ich wiederfonimen, und mit ihm handeln wollte. Jetzo aber fpriche er, wenn ich forf 
wen Lambe gienge, fo wüßte er nicht, ob er. jemals wieder Weiße zu fehen befäme; denn er glaubet, fie 
vermehren feine Pracht. Wenn alfo einer, es möchte ſeyn wer es wollte, herfümmt, und 
wieder abreiſt: fo wird er auf die Gedanken gerathen, daß mehr Weiße kommen werden/ 
und alfo mich gehen laſſen, fie dazu anzufrifchen. Wenn mein Bedienter, Heinrich Tendr 
zu Whidah iſt, und zu mir kommen will: fo kann es ihm wohl mit der Zeit viel Vorhel 
bringen; denn weil er ein Knabe iſt, wird ihm der König ganz und gar gewogen werben. , 
Ob ich gleich nichts für ihn thue: fo Hat er mir doch ein Haus und ein halb Dugen? 
Sklaven und Sklavinnen gegeben, nebſt beftändigen Einkünften mich und felbige zu re 
— 


) An der Grundſchrift: Caboceroe. #) Smitbs Reifen nach Guinea, auf der 71 und 

») Ein Kabesift ein Pfund Sterling am Werthe. folgenden Seite. 

3) Diefer wird nachgehends vom Snelgraveers 4) Er ſchrieb um zwo von; feinen Kiften, und vet⸗ 
waͤhnet. ſchieden⸗ 


don Sierra Leona bis Lope Gonfalvo, VI Buch VI Cap. 535 
Balken, Wenn ich Brandsewein liebte: fo fönnte ich mich bald zu Tode faufen, weil genug 1727 
davon da iſt, auch valide Ds 9. Wenn er, wie oft gefchießt, Ochſen fehlachter:. Smith. 
ß befomme ich ficher mein Biertheil, und manchmal ein lebendig Schwein, Schaf oder eine’ 0 
Ziege, Daß ich nicht verhungern werde. Wenn er öffentlich ausgeht: fo werden der Portus 
giefe und ich gerufen, den ganzen Tag in der Sonne zu figen; nur dürfen uns unfere Jungen 
alsdann die deyſols oder Sonnenfchirme über die Köpfe halten. Aber er bezahlet ung 
gut dafür, zu Zeiten mit zu * drey und vier Brand Rabes >), und einer großen Flaſche 
Drandtewein, daſelbſt zu erinfen, nebft noch zwoen oder dreyen mitzunehmen. 

Auf dieſe Art (eben alfo dev Portugiefe 7) und ich, fo gut wir Eönnen, und find zufrieden, und einen 
wenn wir uns nur noch geſetzt erhalten. Weil ich meines elenden $ebens überdrüßig war: Pottugie: 
ſo bath ich Seine Majeftät vor einiger Zeit, mich feinem Generale zu zugeben, dag ich zu ſen. 
Pferde mit in den Krieg gienge. Darein wollte er aber gar nicht willigen, und fagte, er ver 
langte nicht, daß ich umkommen ſollte; denn er wollte mir bald was anders auftragen ; daher 
ſollte ic) ruhig zufehen, was er thäte, Die verſtehe ich jegt noch nicht, Der General 
war auch dawider, daß ich nicht in. den, Krieg gehen follte; denn wenn ich umkaͤme: fo 
möchte der König auf ihn, als ob er die Gelegenheit dazu gewefen, zornig werden. Indeß 
befahlen Seine Majeftat, mir ein Pferd zu geben, und fagte, wenn er ausgienge, follte ich 
bey ihm ſeyn. Er laͤßt fich oft in einem ſchoͤnen Trageſeſſel mit vergoldeten Aermen und 
Borhängen austragen, Er hält fich auch oft in einigen feiner andern Paläfte auf, die etli- 

He Meilen von bier, und wie mir berichtet worden, eilfe an der Zahl find, 

Wie es fehr befchmerlich ift, ein ungeſattelt Pferd zu veuten: fo bitte ich euch, mir ge⸗ Sieber kleine 
wiß ein altes Pferdegeug mit Spornen und Peitfihe zu fenden. Der König bat mir gleich- Kunde. 
falls aufgetragen,‘ euch um das befte Pferdezeng, welches zu Whidah zu Haben ift, zu fehrei- ; 
ben, wofür er bezahlen will, was verlange wird, auch um ein Paar Schuhſchnallen und ei⸗ 
nen engliſchen Hund. Wenn ihr es fuͤr gut befindet: ſo koͤnnet ihr es an mich ſenden, mit 
der Verſicherung, daß auch ein ſchlechtes Geſchenk von mir nicht nur angenehm ſeyn, ſon⸗ 
dern auch mich beliebter machen wird, ich mag nun bleiben oder abreifen, Ich bitte alfo, 
ſchicket mir dasjenige unfehlbar, was von diefen Sachen zu erhalten ift, wodurch nicht nur 
mein elender Zuftand Fann verbeffere werden, fondern Seine Majeftät auch auf die Gedan⸗ 
fen kommen werden, daß man gar nicht daran denfer, mic) loszyfaufen, und mich alfo, wenn 
fie einmal bey guter Laune find, fortſchicken dürften A). ae 

Ich hoffe, ihr werdet Fein Bedenken fragen, alles zu ſchicken, warum ich ſchreibe 2), da 

ich ſeit meines Aufenthalts in Guinea weder Befoldung noch Koftgeld bekommen habe, 
Ihr duͤrfet euch auch nicht wundern, daß ich um fo viel ſchreibe; denn Seine Majeftät haben 
befopfen, ein ander Haus für mich in einer Stadt zu bauen, wo er meiftens hingeht, wenn 
Kriegsanſtalten machet. Dieß erfuͤllet mich mis betruͤbten Gedanken; denn es laͤßt, als 
duͤrfte ich ſobald noch nicht aus der Gefangenſchaft kommen. 

Wenn ihr wollet, daß ic mit dem Könige um einige Sklaven handeln ſoll: fo muͤſſet ihr 
feinen an len Bi und mir einen Aufſatz ſchicken m); denn fo lange ich bier bin, 

4 will 
ſchiedene i ene Sachen. . Pfund, als dem Merthe einer Mark Gold; aberi 

”) u F ei Ha Die vermuthe, es bedeutet eine Vollmacht zu — 
Anmerinmg dabey erklärt es von zwey und drepfig oder ein Zelchen, das auf die Waaren geſeht ſt. 


LEr 


Ba. Reifen nach Giinen und Benin, 

1727 mil ich gern der Gefelihaft alle mögliche Gefäligeeit chun. SC muß aber afedenn ein 
Smith: Veryeichniß von allen Arten von Stern mit Zeichen und Zahlen, auch den Preifen, zu 

— Vermeidung des Irrthums erhalten. Fr — #7 0 —9 
Papier⸗ Seine Majeſtaͤt haben mir den groͤßten Theil des Papiers abgenommen. Er hat einen 
oͤrache, fliegenden Drachen im Kopfe, und ob ich ihm wohl geſagt habe, daß dieſes nur ein Kinder⸗ 
ſpiel wäre: ‚fo ſpricht er. Doch, ich müßte einen für ihn und mich machen, damit zu ſpielen. 

ch erfüche euch alſo um ʒwey Buch ordentlich Papier,und etwas Öepaptes dazu auch um 

ein Stuͤck Lunte; denn Seine Majeftät verlangen bisweilen von mir, ich folfe feine großen 

Stuͤcke losbrennen, und ich fürchte, durch die Funken um meine Augen zu kommen. Er 

hat fünf und zwanzig Canonen, von denen einige über taufend Pfund wiegen; man ſollte 
benfen, der Teufel hatte ihm geholfen, fie hieher zu fhaffen, da diefer Dre über zweyhundert 

Meilen von WHidah, und wenigftens Hundert und fechzig von Ardrah iſt. Seine Majeftät 
even Marktcag zwehmal rund herum abfeuern zu Taffen, agena 











vergnügen ſich ſehr, ſie jeder 
men jebo, Da feine Leute kaffeten dazu machen. i 
und andere D6 er gleich ein Herr von großen Gaben zu feyn feine: fo findet er doch ein beſonderes 
Spielwerke. Vergnügen an Spielwerken, und ſeltſamen Einfälten. Wenn ihr etwas dergleichen habet, 
fo. bitte ich, mir folches, wie auch Bücher und Gemälde zu ſchicken; denn er ſieht gern in 
Dücher, und trägt srdendlich ein lateinifches Meßbuch in feiner Taſche, welches er von einem 
Mulatto bekommen. Wenn er jemanden eine Bitte verfagen will, fo fieht er fo aufmerk⸗ 
ſaam in dieſes Buch, als ob er es verſtuͤnde. 3. a Oh. — 
Will eine Er ſchmattert gern auf Papier, und ſchicket mir oft Briefe, aber auch allemal einen 
weiße Siehfte Dollmerfiher, mit einer guten Flaſche Brandtewein, und einen? oder ein Paar großen Kae 
Haben, bes. Wenn etwa dort eine abgefeste Beyſchlaferinn ift, fie mag eine Weiße oder Mulat⸗ 
tinn feyn, die nach dieſem Sande Formen will, feine Frau zu werden, oder ihre alte Handthierung 
fortzuſehen: fo wuͤrde ich Durch) fie Seiner Meieftät Herz gewinnen, und er wuͤrde alles 
glauben, was ich ihn vorſagte, z. E. daß ich fortgehen, und mie mehr Weißen von ber 
fettfchaft zurück Fommen wollte. Kein Weibsbild, das herkommt, hat fich etwa eines Zwau⸗ 
"ges zu befürchten; denn er Hat wenigſtens zweytaufend Weiber, vie er beffer, als ſonſt ein 
ſchwarzer Koͤnig haͤlt, und nichts, als für ihn ſelbſt, in feinem Haufe oder Palaſte thun 
läßt, das einer Eleinen Stadt gleicht, Wenn hundert und fechzfg oder zweyhundert yon 
ihnen mit kleinen Gefäßen nach Waſſer gehen: fo tragen fiodan einem Tag reiche feidene, den 
andern feharlachene Kleider, mit drey oder vier breiten Kovallaufchnüren,. um den Hals; und 
ihre Führer haben bisweilen carmofine, gruͤne oder blaue Sammtfleider, mit ſilbernen vergo 
deren Stäben in den Händen, — 
Eine Mulat· Ws ich erſt herkam: fo hatte der Portugieſe eine Mulattinn, mit der der Koͤnig ſehr 
einm zur dey: wohl umgieng, und ihr viel Sefchenfe gab. Sie hatte zwey Weiber, und ein Maͤgdchen 
ſchlaͤferinn. zur Bedienung. Da fie aber an den Porken geftorben: fo-will er gern mehr haben, und 
get, kein weißer Körper follte etwas vergebens ‚verlangen , das er fir Gold zu erkauft 
wüßte, Er muntert aud) ſchwarze Fremde fehr auf, und iſt einigen Malayen »), die jetze 
‚7 Bier find, fehr gnaͤdig. j 
Das Land ift wegen feiner Höhe, da es beftändig fehöne Fühle Winde hat, fehr gefiund- 
Es ift auch fehr angenehm. Man hat das ganze große Popo im Gofichte, ob gteich wo 
entfernt. Auch plagen uns Die Muͤcken nicht. x 


n) Marchais und Snelgenve geben von ihnen Nachricht, wie man nachgehends fehen wird. 


von Sierra Leona big Lope Gonſalvo VIT Buch VI Cap. 537 


Ich Hoffe, ich werde noch beffere Gelegenheit Haben, die Macht und Größe dieſes Sie- 1727 
gers zu befchreiben, die mich oft erftaune gemacht bar, teil ich nicht vermutbete, fo was in Smith. 
diefem Welttheile zu finden. Ich will daher meinen Brief mit einer furzen Erzählung von Erin 
dem Kriege beſchließen, den ich felbft mit angefehen, und aus dem ich nichts auf der Welt geret⸗ yon — 
tet, als was ich auf dem Leibe gehabt, und darinnen beynahe im Zeuer umgefommen, Die: Y 
fes würde mir mit Hundert andern wiederfahren feyn, wenn mir nicht ein Mann über die 
Mauer des alten Blancos Haufe geholfen hätte, in das ich eingefchloffen war, fobald das 
Kriegsgefchrey Fam. Dhne diefes Unglück würde ich vielleicht entronnen feyn. ch vermu— 
the, er der König von Ardrah und der alte Blanco dieß befürchtet, weil fie mich einge: 
errt haften. 
® Da diefes Haus das erfte war, welches die Dabomeye anftecten, fo Fam ich zeitig ge⸗ 
nug heraus, eim betrübter Zufchauer der folgenden Verwüftung zu feyn. Gleich darauf 
führten fie mic) durch) Die Stade zu des Königs Haufe, wo der General von Dahomey 
mar. Ob er gleich ſehr beſchaͤfftigt, und auf feinen Sieg ſtolz war: ſo nahm er mich doch 
guͤtig bey der Hand, und gab mir einen Trunk, welches ein Troft für mich war, ob ich ihn 
gleich nicht Fannte, Zuerſt hielt ich ihn für des Königs von Ardrah Bruder, ob ich mich 
alsdenn wohl verwunderte, daß fein Geficht fo zerfege war 0), und das Haus in Flammen 
fund. Ich erfuhr aber bald, wer er war, | 
Als wir ausgiengen, ſo fonuten wir vor enthaupteten Leichnamen faum fortkommen; Sraufames 
und wenn es Blut geregnet, fo hätte folches nicht dicker auf dem Boden liegen koͤnnen. Niederme- 
Beym Einbruche der Nacht gieng ich unfer einem Haufen Bolfs mit dem Generale nach Beln, 
dem Lager. Nachdem er mir hier zwey bis drey Trünfe gegeben: fo ließ er mich bey ei⸗ 
nem von ben Fleinen Kriegshauptleuten, der fehr gütig und forgfältig mit mir umgieng. 
Den Tag darauf brachten fie mir einen von meinen ungen, welcher des Hauptmanns 
Blancos Sohn war: aber weil felbiger fo tödtlich in den Kopf verwunder war, daß man 
das Gehirn fah: fo war er nicht im Stande, mir zu melden, was fie fagten. 
Zween Tage darauf ließ mich der General bey ſich und feinen Hauptleuten ſitzen, weil 
fie die Sklaven durchzaͤhlten, indem fie jedem ein Buji gaben, Die Zahl flieg auf zwey 
große Kabes, welche achthundert Sklaven ausmachten. Ich ſah unter ſelbigen noch zween 
von meinen Jungen, von denen einer ins Knie, der andere ins dicke Bein verwundet war. 
Dieſer Zufall gab mir Gelegenheit, etwas mehr mit dem Generale zu ſprechen, der ſich be- 
mühe, mit ein Herz zu machen, eine Flaſche Brandtewein forderte, mir zufranf, und das 
übrige mic) behalten ließ. Er both mir auch einige Stücken Sletias u. ſ. f. an, welches 
ich aber, weil fie mir nichts nüge waren, ausfchlug, und meldete, wenn fie unter der Beute 
Hemden oder Kleider fanden: fo wolle ich ihnen dafür danken, weil ich, wie ihr felbft erach⸗ 
ten koͤnnet, fehr beſchmutzt ausſah. 
Die Leute, deren Gefangene meine Bedienten waren, wollten fie, ohne dabey zu ſeyn, 
nicht zu mir kommen laſſen. Indeß ſagte der General, ich follte darüber im geringſten 
nicht unruhig ſeyn; denn niemand ſollte mir etwas thun, bis ich den Koͤnig, ſeinen Herrn, 
geſehen, der mich, wie in der That geſchah, guͤtig aufnehmen wuͤrde. Der General gab 
Kar ein Rideyfol, oder Sonnenſchirm, und einen Tragfeflel, mich das Sand hinauf zu ſchaf— 
en, we i ig annahm. 
‚ welches ich freudig annah — 
0) Oder zur dierrath zerſchnitten. 
Allgem. Reiſebeſchr. II Band. J 


7727 
Lambe. 


2730 
Snelgrave, 
— — 


Nachricht 
vom Buche. 


538 Reiſen nach Guinea und Benin, 


Weil ich geſehen hatte, wie viel Grauſamkeiten an den Leichnamen alter Maͤnner und 
Weiber begangen wurden, auch an denen, welche wegen ihrer Wunden, und weil fie ver⸗ 
branne waren, u. ſ. f. nicht fortfommen konnten: fo war es natürlich, daß ich mich fuͤrch⸗ 
tete, befonders den erſten Morgen, da fie mich, meiner Einbildung nach, zum Opfer ausführ- 
ten. Eine Trummel ſchlug einen Todtenmarfch vor mir her, und viele Hundert verſamm⸗ 
leten fich um mich, welche fprungen und fehrien, daß es gen Himmel ſchallte. Viele hatten 


„bloße Schwerdter und Meffer in den Händen, welche fie um mich, als ob es auf die Hin⸗ 


richtung losgienge, herumfchwungen. Weil ich indeß Gott um Barmberzigfeit anflehte: 
fo ſchickte der General meinem Hauptmanne Befehl, mich zu ihm zu bringen, da er ſich 
zwo Meilen vom Lager befand, Sein Befehl ward fogleich erfüllt, und ich zu ihm ger 
bracht. Womit fih meine Furcht endigte, 
Ich follte auch einige Nachricht von meiner Vorführung beym Könige ertheilt haben, 
wenn Seine Majeftät nicht diefen Augenblick eilfertig nach gegenwärtigem Briefe ſchickten, 
daß ich ihn weder auszubeffern noch abzufihreiben Zeit habe. Sch hoffe Daher , ihr werdet 
die Wiederholungen und andere Fehler verzeihen, und bin ꝛc. 


Euer 
Bullfinch Lambe. 


Herr Lambe blieb etwan zwey Jahre beym Könige von Dahomey, und endlich ſandte 
ihn der König auf fein Verſprechen, daß er mit mehr Weißen wiederkommen wollte, wohl⸗ 


bereichert weg p). Erbefaß am Werthe hundert Sklaven 4). Lambe hielt fich nur kurze 


Zeit zu Whidah auf, und gieng darauf nach America, Herr Smith ſah ihn nachge- 
hends zu Barbados r). 


KERKEKKEKKR HH FR KK E K E  5 


Das VII Capitel. 


Neue Nachricht von einigen Theilen von Guinea und dem 
Sklavenhandel, im Jahre 1730, 


Durch Hauptmann Wilhelm Snelgrave. 


Einleitung. 
SH Nachricht von Guinea ift in Octavo zweyhundert und acht und achtzig Seiten 


ftark, außer einer Zueignungsſchrift von zwoen Geiten, einer Vorrede von vier, und 
» einer Einleitung von vierzehn Seiten, Davor fteht eine Karte von der Kuͤſte von 


Buines, von dem Fluſſe Sanaga nad) dem Vorgebirge Lopez; aber fie hat weder Ku⸗ 


pfer, noch Regiſter. Der Inhalt ihrer drey Bücher ſteht auf dem Tirel =), 
Sie 


5) Er gab ihm z20 Unzen Golb, oder 1260 Pfund? 7) Smiths Reiſen auf der 180 und folgenden 


Pe acht Sklaven. Snelgrave auf der 67ſten Seite. 

eite, 
M Dieß ift 2000 Pfand, einen Sklaven zu 20 Gegenden von Guinea und dem Sklavenhandel, 
Pfund gerechnet. enthaltend 1) die Geſchichte der letzten Eroberung 
von 


a) Der Titel beißt: Neue Nachricht von einigen 


— 


von Sierra Leona big Lope Gonſaloo. VIT Buch VII Cap. 539 


. Sie ift den Londner Kaufleuten, die nach der Guineakuͤſte handeln, als den beſten 17309 
Richtern von der Wahrheit der Erzählung, zugeeignet, da der Verfaffer den meiften von Snelgrave. 
* ange Jahre befannt gewefen, und einige auch fein Manuferipe mit Deyfalle gefee —— 

en haben, 

In der Borrede bereitet er des Leſers Gemuͤthe vor, feine Ersählungen aenei 5 ; 
hehmen. Dieſerwegen fuchet er den Borurtheilen zu a die ha * et ? 
was er von Menfchenopfern und Menfchenfreffern ae, entftehen fönnten. Er bemerfer, Khenfreffer 
daß die erften nichts neues wären, da man aufgezeichnet findet, daß die Mexicaner jäßefich —— 
ihren Göttern viele Kriegsgefangene aufgeopfert haben. Was das andere, das Menfchen- 
freffen, betraͤfe, welches am unglaublichiten zu feyn ſcheint fo ift, wie er faget, außer den 
Dabomes, von denen er in feinem Buche redet, bey einem Volke, Namens Acquss, am 
Fluſſe, Alt Kallabar, und bey den angränzenden Aamerones, felbiges gar gewöhnlich. 

Der Hauptmann Arthur Lone, welcher damals in Sondon war, und andere, haben es fo 
wohl gefeben, als er. 

Wegen der Gefchichte vom Könige von Dahomey überhaupt, nennet er als Währ- Zeugen, 
männer den Ritter Jeremias Tinker, den Statthalter Wilſon, und andere, welche vor⸗ 
dem fich im Namen der africanifchen Geſellſchaft zu Mhidaw aufgehalten Haben, und 
gleichfalls in der Stadt geweſen find, und einen großen Theil Davon wiſſen. Er beruft fih 
auch) auf den Ritter Carl Dunbar, von Antigua, der dafelbft das Negerweibsbild yon 
ihm Faufte, das ihre merkwuͤrdige Gefchichte fo oft verfichert hatte. 

Das ʒweyte Buch ward einem Freunde zu gefallen aufgeſetzt, ber die Rechtmäßigkeit 
des Sklavenhandels beftritten hatte, 

Wegen der Wahrheit des dritten Buches führer er den Heren Jacob Bleau an, der 
damals fein Wundarzt gewefen, und als das Buch berausfam, in gutem Anfehen zu 
Woodford lebte, 

In dieſe drey Gegenftände ſchraͤnket fich der Verfaſſer völlig ein, ohne fonft eine Nach⸗ 
vicht von Guinea, den Sitten, Gewohnheiten und der Handlung der Schwarzen zu geben. 
Dieſerwegen verweiſt er. die Sefer auf Boſmans Befchreibung, welche, wie er berichtet, die 
vollkommenſte Gefchichte ift, die wir von dem Sande haben, und die er, fo viel er unterfuchen 
Eönnen, durchgängig wahr befunden hat. 

Die Einleitung ward aufgefegt, dem Leſer einen allgemeinen Begriff von der guinei⸗ Größe von ' 
fhen Handlung zu geben, und zu zeigen ‚ warum die Europäer fo wenig Kenntniß von den Guinea, 
Gegenden haben, welche tiefer ins Sand liegen, Nach feinem Berichte erftrecket ſich Gui⸗ 
nes von dem grünen Vorgebirge nach Angola, und der Fluß Aongo ift die Graͤnze, wie 
weit die Engländer mit ihrer Handlung geben, Diefelbe hat feit dem letztern franzöfifchen 
Kriege fo zugenommen, daß im Jahre 1725 zweyhundert Segel dieſe Küfte befuchten, dahin 
im Jahre rzıa nur drey und dreyßig Gegel gegangen. — „EEE! 


Dyya Der 


von Whi König son Dabomep,- retu.f.f- 3) Wie der Verfaſſer von den See⸗ 
— nn nad) des Siegers Lager, raͤubern gefangen worden, und wie viel Gefahr er 
wo er verfchiedene Gefangene opfern ſah u. .f ausgeftanden Babe. London verlegts Jacob, Jo— 
2) Wie die Schwarzen Sklaven werden, tie viel hann und Paul Knapton, in der Krone in Ludger 
Man deren jäprlich von Guinea nach America fuͤh⸗ teſtreet. Im Jahre 1724. ; 


540 Reifen nach Guinea und Benin, 


1730 Der Verfaſſer hat faft fiebenhundert Seemeilen weit längft diefer Küfte vom Fluffe 


Snelgrave. Sherbero nach) dem Borgebirge Lope Bonfalvo gehandelt. Er theilet diefen Raum in 
— voier Theile ein. Den erften heißt er die Küfte windwärts, etwan zweyhundert und fünfzig 
Seemeilen lang von diefem Fluffe bis zu dem Fluffe Ankober, unweit Arim. Auf diefer 
Kuͤſte befindet fich weder ein Handelsplag, noch eine Factorey einer europälfchen Nation. 
Die $eute machen am Ufer einen Rauch, dadurch fie ven Schiffen das Zeichen geben, zu 
Bosheit des ankern, und folche darauf mit ihren Waaren in Canoes befuchen; es wäre denn, daß durd) 
Negerfieh: gewaltſame Wegführung der Kaufleute ihnen eine Beleidigung wiederfahren ſey. Diefes, 
lens. ſaget der Verfaſſer, iſt, zu großer Schande der Englaͤnder und Franzoſen, mehr als zu oft 


geſchehen, und man hat eine Beleidigung, welche fie ſollten gethan haben, zum Vorwande 


erzwungen. Allein, ſetzet er hinzu, eben dieſes hat die Handlung an dem Orte, wo es ge 
fchehen, auf eine lange Zeit unterbrochen ; und unfchuldige Leute, welche der Handlung we⸗ 
gen in Fleinen Fahrzeugen bieher gekommen find, haben für ihrer Sandsleute Bosheit büßen 
müffen, indem das Volk fie zur Rache hingerichter 5). 


Der ziweyte Theil erſtrecket fich von dem Fluffe AnEober nah Akra, etwan fünfzig 


Seemeilen weit. Er wird die Boldküfte genannt, und iſt voller englifchen und holländi- 
ſchen Factoreyen. — 

Der dritte Theil geht von Akra nach Jaquin, etwan ſechzig Seemeilen, und hat nur 
zu Whidaw und Jaquin Factoreyen. 

Der letzte Theil von Jaquin nach der Bay von Benin, und um die KRallabaren, 
Kameronen, und das Borgebirge Lopez herum, erſtrecket fich auf dreyhundert Seemeilen, 
und hat feinen europäifchen Handelsplag. 

Laͤngſt der erften Abteilung der Küfte wagen fich die Europäer nicht gern ans Sand, 
weil die Einwohner fehr wild find. Au den wenigen Dertern, wo der Berfaffer landete, 
konnte er nirgends zufängliche Nachricht von den Gegenden , welche tiefer im Sande liegen, 

erhalten, noch einen Weißen antreffen, der fich in das Sand hinauf gewagt hätte, Er 


glaubte, wer fich das unterftünde, der würde von den Seuten aus Misgunft, Daß er nicht 


Entdecfungen zu ihrem Nachtheile machen follte, feyn Bingerichtet worden. 
Obwohl die Schwarzen an der Goldfüfte durch den Umgang mit den Europäern geſit⸗ 
teter find: fo läßt doch ihre Staatsfunft nicht zu, daß ein Weißer in das Sand hinauf geht, 


Ueber diefes find die Seute tiefer im Sande auf die Schwarzen misgünftig, die unter dem 


Schutze der Factoreyen ftehen, 
Schwierig⸗ Die Nachrichten, welche die erſtern, wenn ſie mit den letztern Frieden hatten, und an 
— 5— das Seeufer kamen, dem Verfaſſer ertheilt, ſchienen daher fo widerſprechend und fabelhaſt 
— 5 zu feyn, daß man ſich gar nicht auf ſie verlaſſen konnte. Denn die Schwarzen betriegen 
die Weißen ſehr gen . | —— 
Ebendaſſelbe laͤßt ſich auch von der dritten Abtheilung der Kuͤſte ſagen. Denn vorher, 
ehe der Koͤnig von Dahome Whidah und Jaquin erobert hatte, war wenig von den Ge⸗ 
genden tiefer ins Land zu erfahren, weil keinem Weißen —— wurde, uͤber das Koͤnig⸗ 
reich Ardrah zu gehen, das etwan funfzig Meilen von der Seeſeite liegt. 


© In der vierten Abtheilung find die Seute faſt noch barbariſcher, als in der erſten, fo daß 


man bon da her. wenig Nachricht erhalten kann. 
Bu ni Ei she Der 
*) Man ſollte dieſes ſchaͤndliche Verfahren als eine Seeraͤuberey beſtrafen. 


von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VIE Buch VII Cap. 541 
¶ Der Verfaſſer beſchließt ſeine Einleitung mit zwehen merkwuͤrdigen Beyſpielen von 1730 
NMenfefenopfem m —— Das erfte geſchah im Jahre 1704. Jabru, der da- Snelgrave. 
ſige König, war Eranf, und ließ auf Rath feiner Priefter, ein Kind von etwan zehn Mona⸗ — 
ten, feinem Gotte um Erhaltung der Geſundheit opfern. Der Hauptmann Snelgrave Kindes. * 
ſah das Kind, nachdem es hingerichtet worden, an einem Baumafte hängen, mit einem Jeben⸗ * 
digen Hahne darneben. KH > gan Sr me - 
Auf feiner legten Reife bieber, im Jahre 1713, Hatte er das Gluͤck, sein Kind von einer, Zu Kallabar 
dergleichen Dpferung zu befreyen. Aqua der vornehmfte König oder Herr des Sandes; 
(denn es find verfihiedene Fleine Fürften am RallabarsFluffe), fam an Bord ‚das Schiff 
zu ſehen, und die Mufif zu hören. Weil ihm alles fehr wohl gefallen harte: fo lud er den, 
Hauptmann ein, aufs fand zu kommen. Snelgrave gieng in wenig Tagen ans Ufer, 
Weil er aber das Bolf als graufame viehiſche Menfchenfreffer kannte, die ſich gleichwohl 
vor dem Feuergewehre fuͤrchteten: ſo nahm er zehn Bootsleute und feinen Canonier mit. 

Nach feiner Landung führte man ihn etwan eine Vierthelmeile von der Seeſeite, wo er de 
Koͤnig auf einem Stuhle unter ſchattichten Baͤumen ſitzend fand. Man ſetzte einen andern 
Stuhl fuͤr ihn darneben. Der Koͤnig ſagte kein Wort, und machte keine Bewegung, bis 
er ſich geſetzet hatte; worauf er ihn bewillkommte, und ſich nach feinem Wohlſeyn erkun⸗ 
digte. Der Hauptmann that eben dergleichen, nachdem er erſtlich ſich gebuͤckt, und den Hut, 
abgezogen. Es waren verſchiedene Hofleute gegenwärtig, und etwan funfzig von feiner 
Wache ſtunden in einiger Entfernung mit Bogen und Pfeilen bewehrt, mit Schwerdtern 
an der Seite, und Lanzen in der Hand haltend. Die Engländer ſtellten ſich ihnen ungefaͤhr 
auf zwanzig Schritte gegen über; 

Nachdem er den König mit einigen Kleinigkeiten beſchenket hatte, die ihm gleichwohl befreyet der 
böchftangenehm zu feyn fehienen, fah er einen Eleinen Schwarzen mit dem Fuße an einen Verfaſſer ein 
indie Ervegefchlagenen Pfahl gebunden, um den es von Fliegen und Gewürme wimmelte, und anderes. 
zweene Priefter ftunden bey ihn. Der Hauptmann erftaunte über dieſen Anblick, und fragte 
den König: warum diefes Kind fo gebunden wäre? Diefer verfegte: es follte dieſe Macht 
feinem Gotte Egbo für fein Wohl geopfert werden. Diefes feßte Snelgraven in Be: 
wegung „und er rief (wie er felbfi gefteht, zu hitzig) einem feiner Seute zu, Das Kind von 
der Erde wegzunehmen, in der Abficht, es zu erhalten. 

‚Darauf näherte fich einer von des Königs Leibwache dem Manne in einer drohenden 
Geſtalt mit feiner Lanze, und Snelgrave, aus Furcht, er würde ihn durchrennen, zog ein 
Elein Piftol aus feiner Tafche ; woruͤber der König erſchrocken auf ſprang. Der Hauptmann 
aber ließ ihm durch den Dollmetſcher ſagen: er wollte ihm und den Seinigen nichts thun, 
wo er nur feiner Wache beföhle, die Engländer nicht anzugreifen. 
Diefes war jener bald zufrieden ; und wie alles ruhig war: fo verwies Snelgrave dem Koͤ⸗ Der König 
nige, daß er durch die Erlaubniß, mit dev Sanze auf einen Engländer loszugehen, die Pflichten er belei: 
gegen Gaſie verlegt hätte. Der König verfegte hierauf: der Hauptmann habe nicht wohl ge- a Sn 
an, daß er dem Menfchen befohlen, er follte das Kind wegnehmen, welches fein Eigenthum 
waͤre · Diefes erfannte der andere; entſchuldigte es aber mit feiner Religion, Die zwar nicht 
verſtattete, jemanden dag Seine gewaltfam zu nehmen ; aber doch ſo was abſcheuliches, als die 
Hinrichtung eines armen unfehuldigen Kindes fen, verböthe: und. dieſes würde an ſtatt des Se- 
gens vielmehr den Fluch des hochſten Gottes, den die Weißen anbetheren, aufihn bringen. Es 
ſey das größte Gefeg der Natur, andern dasjenige zu thun, was wir wollten, daß man uns thun 
olke, Yyy 3 Snel⸗ 


1730 


Snelgrave. 


wieder befri⸗ 
digt. 


Die Mutter 
erfreut ſich. 


Ankunft zu 
Whidah. 


Reiſen nach Guinea und Benin, 


Snelgrave brachte noch viel Beweisgruͤnde vor, und erboth ſich zugleich, das Kind 
zu bezahlen, welches der König fogleich annahm, und zu feinem großen Erftaunen nur ein 
Bund himmelblaue Öfasforallen etwa eine halbe Krone werth forderte. Der Verfaſſer hatte 
fich wenigftens zehnmal foviel vermutet, weil die Schwarzen vom Könige bis auf den 
Käufmann, gern bey außerordentlichen Borfällen ihren Vortheil von den Europäern ziehen. 
Hierauf bewirthete der Hauptmann Seine Majejtat mit Speifen und Getränken, welche 
er ans Sand bringen ließ. Ex nahm darauf Abfchied; der König bezeugte fein Bergnügen 
Aber den Befuch, und verfprach, wieder an Bord zu kommen. 

Den Tag, ehe der Berfaffer den König zu befuchen gieng, hafte er die Mutter des er⸗ 
wähnten Kindes gefauft, ob er folches wohl damals nicht mußte. Weil der Wundarjt 
Damals bemerkte, daß fie viel Mitch hatte, fo fragte Snelgrave denjenigen, der. fie an 
Bord gebracht, od fie ein Kind gehabt häfte, als er fie von dem Kaufmanne gefauft, der 
fie tiefer aus dem Sande gebracht hätte, welches diefer aber. leugnete. 6 ei 

Raum aber war das Kind ins Schiff gefommen, als diefe arme Frau es entdeckte, mit 
großer’ Heftigkeit zulief, und es aus den Armen des Weißen riß, der es hielt. Der Haupt⸗ 
mann glaube, es fey nichts beweglicher zu feben geweſen, als diefer Anblick der Mutter 
und ihres Sohnes, der ein feiner Knabe von efwa achtzehn Monaten war c), befonders 
als ihr der Dollmetfher fagte, der Hauptmann hätte ihr Rind vom Opfern errettet. j 

Sobald diefe Gefchichte unter den Schwarzen am Borde befannt ward, druͤckten fie ihre 
Dankbarkeit durch) Händeklarfchen, und Abfingen eines Liedes, zu des Verfaſſers Ruhme 
aus. Diefes ward dem Schiffsvolfe fehr nüglich; denn die Schwarzen erhielten dadurch, 
einen guten Begriff von den Weißen, fo daß fie während der ganzen Reife feinen Aufftand 
erregten, ob ihrer wohl über dreyhundere waren. 

Der Berfaffer gieng von alt Kallabar nad) dem Eyfande Antigua, wo feine Ladung 
verkauft ward: Er erzählte diefe merkwürdige Gefchichte dem Herrn Studely, der dar⸗ 
auf Mutter und Sohn Faufte, und fie fehr guͤtig hielt, | % 


Der I Abſchnitt. ' 

Reiſe nach Whidaw, nebſt einer Nachricht von der Zerfidrung diefes König: 
reichs im Fahre 1727. 
Ankunft zu Whidaw. Sein blühender Zuftand, 


542 


ſtadt Sabi wird eingenommen. Die Statthafs 


Beräth durch verfehtvenderifche Lebensart ins 
Berderben. Des Königs weibifches Weſen. Der 
Rönig von Dahome erobert Ardra. Machricht 
vom Bullfind Lambe. Whidaw wird angegrifs 
fen und erobert. Man verehrt dafelbft Schlan⸗ 


ter Duport und Tinker werden gefangen genom⸗ 
men, aber bald wieder losgegeben. Jaquin der 
Hafen von Ardra. Der Statthalter ergiebt 
fih. Der König von Dahome lader den Snel⸗ 
grave in fein Lager ein. 


Meilen von der Seefeite, und nicht weit vom franzöfifchen Fort iſt. 


gen. Des Siegers Staatsklugheit. Die Haupt ⸗ — 
Mit Ausgange des März im Jahre 1726-27, langte der Hauptmann Snelgrave in DE 
Gallere Catherine in der Rheede von Whidaw an, wohin er ſchon verichiedene Re⸗ 
fengethan hatte. Bey feiner Sandung gieng er nad) dem englifchen Fort, welches etwa dreß 


Dieß 
e) Ans Lambes Briefe erhellet, daß er Trur⸗ 

Audati geheißen, Aabar nennt ihn Dada, in 

Vorrede zu des von Marchais Reiſe nach Guinea . 


©) Die Negerweiber fäugen ihre Kinder gemei: 
niglich bis ſie zwey Jahr find. 
A) In der Grundſchrift Sabee. 


von Sierra Leona big Lope Gonſalvo. VII Buch VII Cap. 543 


Diep Sand war vom Könige von Dahome, etwa drey Wochen zuvor angefallen und 1727 
zerſtoͤrt, atıch die Leute der europaͤiſchen Factoreyen mit den Schwarzen in die Sflaverey Suelgrave. 
geführet worden, Die Zerftörung, welche in einem fo ſchoͤnen und volfreichen Sande mie 
Feuer und Schwerdte angerichtet worden, war entfeglich, befonders die Miedermegelung 
der Einwohner; mit deren Knochen die Felder bejtreut waren. Die weißen Gefangenen 
waren Furz vor feiner Ankunft nach ihren Forts zurück gekommen, und er- erhielt von ihnen 
folgende Nachricht von diefer außerordentlichen Beränderung. ad ’ 

Der Zuftand des Landes vor der Verwuͤſtung war folgender: Sein bluͤ— 

Die Küfte von diefem Königreiche liege in fechs Graden vierzig Minuten nordlicher re 
Breite. Sabi d), die Haupttadt des Landes, liegt etwa fieben Meilen von der Seeſeite. ig 
Hier waren die europälfchen Factoreyen. Die Rheede war für alle Nationen frey, und 
man technete, daß die Engländer, Franzoſen, Holländer und Portugiefen über zivey tauſend 
Schwarze jährlich von dieſem und den benachbarten Plaͤtzen ausfuͤhrten. Die $eute wa- 
ren durch die Handlung fo gefittet, Daß man mit Vergnügen mit ihnen zu thun hatte! Das 
ſchlimmſte war die Dieberey des gemeinen Volks, die hierinnen foviel Kuͤhnheit als Geſchick— 
lichkeit befaßen, Wenn, man fie über der That ertappte, fo wurden fie ges beftohlnen 
Sklaven. 2 
Duurch die Bielmeiberey, da ein vornehmer gewöhnlichermaßen etliche hundert Weiber Die Schwel: 
und Kebsweiber hatte, war das Sand dergeftalt mit Volke erfüllt werden, daß alfes voll gerey iſt fein 
Städte und Dörfer war, und als ein fruchtbarer und wohlangebauter Boden, einem einzi- Verderben. 
gen Garten glich. Eine lange und blühende Handlung hatte das Volk gleichfalls berei— 
chert, wodurch fie ſchwelgeriſch und fo weichlich geworben, daß ob fie wohl wenigftens zehn 
taufend Mann hätten ins Feld ftellen fönnen, fie Doch Durch, zweyhundert Feinde aus ihrer” 
Hauptſtadt vertrieben wurden, und endlich ihr Sand einem Volke laffen mußten, das fie 
zuoor verachtet hatten. | 

Der König von Whidaw war etwa im vierzehnten Jahre zur Krone gefommen, und Des Königs 
daher fiel Die Regierung in die Hände der Vornehmen, die, indem fie ſich in feine Neigun⸗ weichliches 
gen ſchickten, die Gewalt gänzlich, bis zu dieſer Veränderung, in ihren Händen behielten, Weſen. 
da er über dreyßig Jahre alt war, Er war ein ſehr nachlaͤßiger und geiler Herr, hatte etli— 
che taufend Weiber an feinem Hofe, und ward von felbigen auf alle Art bedient; denn es 
durften feine andere Bedienten da fen e). Dieſes endigte fih mit feinem Berderben, 

Die Großen forgeen jeder nur für fi), und wurden foviel Tyrannen, die das Volk unter 
fich theiften, daß fie ihrem gemeinen Feinde, einem entfernten inländifchen Prinzen, dem Koͤ— 
nige yon Dahome f), leicht zum Raube wurden, 
Dieſer Prinz hatte vormals den König von Whidah um eine freye Handlung nach 
der Seefeite erfuchen laffen, mit dem Anerbiethen, für die Schwarzen, welche ausgeführet 
wuͤrden, den gemöhnlichen Zoll zu bezahlen. Weil ihm diefes abgefchlagen ward, fo ſchwur 
&t, ſich bey Gelegenheit zu rächen. Diefe Drodung ward damals zu Whidaw verachter, 
ſo daß der König dem Verfaſſer bald, darauf ſagte, wo der König von Dahome ihn = 
fiele 
P) Dabume oder Dabumay liegt Nordwaͤrts, bats vorhin angeführte Vorrede. Der Einfall 
der Rönigreiche Fowin und Ulkumi, welche Nord: geſchah 3724. . 
waͤrts deg Königreichs Ardrab liegen, Siehe An 


1727 


a Reiſen nach Guinea und Benin, vn 
fiele, fo wollte er ihm, nachdem er ihn gefangen bekommen hätte. nicht nach ihrer Gewohn⸗ 


Snelgrave. heit den Kopf abſchlagen laſſen, ſondern ihn als einen Sklaven zu den ſchlechteſten Dien⸗ 


Nachricht 
von Herrn 
Lambe. 


Angriff von 
Whidaw; 


Eroberung 
defielben. 


en behalten. 

5 Dr König von Dabome, als ein ftaatskluger und beherzter Herr, hatte in wenig Jah⸗ 
ren die Seefüfte bis ans Königreich Ardra, das nächfte das von Whidaw nad) dem 
Sande zufiegt, erobert, wo er bis zu völliger Verſicherung feiner Eroberungen ruhig zu figen 
gedachte. Aber da der König von Ardra feinen eigenen Bruder Haſſar beleidiger haft, 
fo ſchickte diefer heimlich. zu ihm, mit, der. Anbiethung seiner. großen Geldſumme, feine? 
Bruders Unrecht zurächen. Der ſtaatskluge Fürft gab diefem bald Gehör, und als der 
König von Ardra die Abfiht, welche man über ihn hatte, entdeckte: fo fhickte er nad) 
Whidaw um Beyſtand zu bitten. Aber der König von Whidaw ſchlug ſolches ohne 
Ueberlegung ab, und ließ das Heer von Ardrah von funfzig taufend Mann aufs Haupt 
ſchlagen, und. den König ſelbſt gefangen nehmen. Bald darauf ward er, nach der barbarl⸗ 
ſchen Gewohnheit diefer ſchwarzen Fürften, in des Giegers Gegenwart, enthaupter, f 

Zu diefer Zeit war ein Weißer, Bullfinch Lambe, in diefen Gegenden, den der Statt: 
halter von dem Handelsplage der africanifchen Gefellfchaft zu Jaquin, wegen einiger Ge 
fchäffte, an den König von Ardra gefande hatte, Diefer aber hatte ihn, unter dem Bor: 
wande einer Anforderung von hundert Sklaven, bie er vormals zur Factorey der Gefell- 


ſchaft geſchickt, zuriick behalten. Der König ließ auch dem Statthalter melden, wo er die 


Schuld nicht nächftens abführre,fo wollte erden Heren Lambe zum Sklaven machen. Da der 
Statthalter es abfehlug, fo blieb Lambe, obwohl mit fehr gürigem Begegnen, ein Gefange: 
ner, etwa zweene Jahr, bis ihn der König von Dahomey in diefem Kriege befam. 

Als er vor den König kam, der zuvor nie einen Weißen gefehen hatte: fo ward er fehr 
guͤtig aufgenommen, befam vom Königeeine Haushaltung mit verfchiedenen Bedienen, und 
etlichen feiner nahen Anverwandtinnen zu Weibern. Nachdem er auf dieſe Art etwa dred 
Jahre geblieben, fo mard er auf inftändiges Anfuchen, von diefem Prinzen mit einen ſchoͤnen 
Geſchenke an Gold und Sklaven losgefaffen, nach) Europa zu gehen. a die Einwohner 
der Städte und Flecken, wo er durchgieng, erhielten, durch einen befonders abgefchickten Bo⸗ 
ten Befehl,ihm alle mögliche Hochachtung und gute Verſorgung zu bezeigen 8) 

Diefer Lambe hatte, wie dem Verfaſſer gemeldet worden, dem Königevon Dabomey 
alfezeit widerrathen, Whidaw anzufallen, ſowohl wegen der großen Menge der Einwohnet, 
die das Feuergewehr gut zu brauchen wußten, als weil ihnen die Weißen, welche fich dafelbil 
aufhielten und bandelten, ihres eigenen Vortheils wegen beyftehen würden. Aber de 
nad) feiner Abreife diefer ſtaatskluge Herr durch feine Kundfchafter gefunden hatte, 
fehr die Großen und das Volk getheilt waren, und daß der König in der Regierung nut 
eine Nulle vorftellse : fo zog er wider fie aus, Er geiff zuerſt das nordlichfte Theil des bau⸗ 
des an, wovon ein Großer, Namens Appragah, erblicher Statthalter war, der fogleich 3 
feinem Könige um Beyftand ſchickte. Weil er aber Feinde am Hofe hatte, die feinen Fal 
wünfchten, fo fchlug man ihm folches ab; Deswegen er fich nach einem geringen Widerſtande 
dem Könige von Dahome unterwarf, der ihn gütig annahm. * 

Die Eroberung von des Appragah Gebiethe gab dem Koͤnige einen leichten Eingang in? 
Herz deg Landes. Aber er mußte bey einem Fluſſe halten, Her etwa eine halbe Meile nordwan 


) Snelgrave a. d. 8 und ı u. fo. Mir 


von Sierva Leona bis Lone Gonſalvo. VI Buch VIT Cap: 545 
der Hauptſtadt der Whidawer, Namens Sabi läuft, wo die Nefidenz ihres Könige iſt. 1727 
Hier lagerte fich der König von Dahomey einige Zeit, und bildete fich nicht ein, daß ihm Snelgrase, 
die Eroberung fo leicht fallen würde, als er es nachgehends fand. Denn derPaß über den 
Fluß war fo befchaffen, daß fünfhundert capfere Leute ihn wider fein ganzes Kriegesheer 
haͤtten vertheidigen Eönnen. Aber an ſtatt deſſen hatte dieſes verzagte weichliche Volk in 
Den Gedanken geſtanden, bloß der Ruf von ihrer Menge würde die Dahomer abhalten, 
und hatte alfo Feine Wache hingeſetzt. Mur giengen fie Morgens und Abends bin, Setis 
ſche 5) zu machen, d. i. ihrem vornehmſten Gotte, welches eine befondere unſchaͤdliche 
Schlange iſt, ein Opfer zu bringen, und ihn zu bitten, daß er ihre Feinde an dem Uebergange 
über ven Fluß verhindern foflte, 

Diefe Art von Schlangen ift ihrem Sande eigen. Sie hat eine befondere Geſtalt, ift in Schlangen⸗ 

der Mitte ſehr ſtark, auf dem Ruͤcken rund wie ein Schwein, aber am Kopfe und Schwanze dienft. 
ſehr klein; daher fiefich ſehr langſam bewegt. Sie iſt gelb und weiß mit braunen Streifen, 
Diefe Schlangen find fo unſchaͤdlich, daß wenn man unverfehens auf fie tritt, (denn es frey» 
willig zu thun, ift ein Verbrechen, das die Todesftrafe verdienet), aus ihrem Biſſe Feine 
übele Wirfung erfolget; und dieß iſt eine Urſache, warum fie folhe verehren, Sie haben 
auch) eine alte Erzählung, daß die Anrufung der Schlange um Beyftand, fie allemal von 
einem bevorftehenden großen Elende befreht hätte. 

Diefes mag fonft gervefen ſeyn wie es will, fo geſchah es jego nicht; und die Schlangen 
ſelbſt wurden nad) der Eroberung nicht verfchont. Denn weil die Schlangen häufig und 
eine Art von Haustieren waren, fo fanden die Eroberer viele derfelben in den Käufern, mit 
denen fie folgendergeftalt umgiengen. Sie hielten fie beym Mittel in die Höhe und fagten: 

Seyd ihr Götter, fo vedet, und rettet euch. Weil die armen Thiere dieß nicht thum 
konnten, fo hieben ihnen die Dahomer die Köpfe ab, riſſen fie auf, brieten fie auf Kohlen, 
and aßen fie. 

Ye —* zum Könige von Dahome zu kommen, fo war ſolcher ſo ſtaatsklug, daß er Des Sie- 
zu den Europäern fandte, die ſich zu Whidaw aufbielten, und fie verficherte, wo fie nen- gers Staats: 
tral blieben, follten fie nicht nur unbefchädigt bleiben, wenn er fiegte, fondern auch von wer klugheit. 
fehiedenen Beſchwerden, welcheder König von Whidaw aufihren Handel gelegt hätte, befreyt 
werden. Wo fie gegencheils wider ihn erfchienen, fo möchten fie feine Rache erwarten, 

Diefe Borbfchaft machte fie zweifelhaft; denn fie hätten ſich gern von Sabi nach zweyen 
Forts mit Leimwaͤnden gezogen, Die den, franzöfifchen und engliſchen afticanifchen Geſellſchaften 
gehoͤrten, und innerhalb drey Meilen an der Seeſeite waren. Weil ſie aber ſanden, daß der 
König von Whidaw dieſes uͤbel aufnehmen wuͤrde, als wodurch ſeinen Leuten der Muth 
entfallen koͤnnte: fo mußten fie in der Stadt bleiben. Sie hatten ſich gar nicht vermu⸗ 
ber, daß die Seute fo zaghaft als fie thaten davon laufen, oder fie das Kriegsgluͤck mit 

i en. 
en über den Fluß alfo unbewacht der Vorſorge der Schlangen war über- Sabi wird 
Iaffen worden: fo ſchickte der König von Dahomey zweyhundert Mann bin, ihn Durch- kingenom— 
jumaten. Sie thaten daſſelbe ohne Wideritand, und giengen nachgebends nach der Stadt men. 

Sabi, unser den Getöne Eriegerifcher Inſtrumente zu. Der König ward hievon durch 

feine äußern Wachen, die in die Stadt gelaufen kamen, benachrichtigt, und floh 

ohne 

6) In der Grundfchrift Geriche So verſchiedentlich ſchreiben unterfchiedene Nationen ein Mort. 

Aligem. Reifebefchr. II Hand. 334 


1727 
Snelgrave. 


Duport und 
Tinker wer⸗ 
den gefan⸗ 
gen ; 


f 


546 Reiſen nach Guinea und Benin, 


ohne Widerftand mit allen feinen Leuten. Er gieng mit einer großen Menge feiner Unter: 
thanen nach der Geefüfte auf ein Eyland, welches durch einen Fluß gemacht ward. Viele 
aber, die keine Canoes hatten, erfoffen, indem fie nach den Eylanden unweit Popo, dem 
nächften Sande auf der Seeküfte weftwärts, ſchwimmen wollten. Biel taufend, welche ſich 
in die Buͤſche verborgen, kamen durch Schwerdt und Hunger um 7). 


Als die Soldaten von Dahome in Sabi famen: fo ftecften fie fogleich den Palaft an, 
und meldeten alsdann ihrem Generale den glücklichen Erfolg. Darauf fam das ganze 
Heer an den Fluß, die kaum ihren Augen trauten. Herr Duport, damaliger Statthalter 
der africanifchen Geſellſchaft, meldete dem Berfafler: als die dahomeifchen Soldaten, die vor⸗ 
mals nie Weiße gefehen, in fein Haus gefommen: fo hätten fie erftaunt geftanden, und ſich 
nicht an ihn wagen wollen, bis er gewinft, und die Hand nach ihnen ausgeſtreckt. Darauf 
hätten fie ihn angegriffen; und als fie befunden, daß er in allem eben fo ein Menfch wäre, 
als fie, bloß die Farbe ausgenommen: fo hätten fie alle Hochachtung beyſeite gefest, was 
er vom Werthe bey ſich gehabt, ihm aus der Tafche genommen, und ihn mit noch etwa vier⸗ 
zig Weißen, Engländern, Sranzofen, Holländern und Portugiefen zum Öefangenen gemacht, 
mit denen fie auf eben.die Art umgegangen, 

Unter diefen befand fich Jeremias Tinker Efqu., der gleich zuvor Die Sachen der afri⸗ 
canifchen Geſellſchaft dem Herrn Duport übergeben hatte, und in wenig Tagen nad) England 


‚zu Schiffezugehen Willens war. Aber Hr. Pereira, der portugiefifche Statthalter, entrann. 


von Sabi nad) dem franzöfifchen Fort. Den Tag darauf ward die Stadt eingenommen, 
die Weißen an den König von Dahome in Ardrah gefchickt, der etwa vierzig Meilen davon 


‚war. Man verforgte fie nach der Sandesgewohnheit mit vierzig Tragfeffeln. 


aber bald 
befreyt. 


Jaquin, Ha⸗ 
fen von Ar⸗ 
drah. 


Sie wurden in des Königs Lager gebracht, und nach den verſchiedenen Nationen abge: 
fondert, aber einige Tage lang fehlecht bewirthet, bis fie beym Könige eine Audienz erhielten, 
der folches durch das gemeine Schickſal und die Verwirrung des Krieges entfchuldigte, aber 
es fünftig zu ändern verfprach. Sie wurden auch wirflich in wenig Tagen ohne Löfegeld 
frey gelaffen, und jeder nach feinem Fort gefchicktz aber was ihnen abgenommen worden, 
befamen fie nie wieder. Den vornehmften wurden Sklaven gefchenft, und Seine Majeftät 
verficherten fie, fobald er mit feiner Eroberung zu Stande wäre, wollte er die Handlung: 
blübend machen, und auf fie befonders zu ihrem Bortheile aufmerkſam feyn. 


As fi der Hauptmann Snelgrave drey Tage zu Sande zu Whidaw aufgehalten 
hatte, wofelbft er die Engländer und Franzofen in fo großer Beftürzung, als er felbft war, 
gefunden: fo gieng er nach dem Hafen oder dev Rheede Jaquin, welche etwa fieben Seemeilen 
oftwärts liegt, und beynahe drey Meilen von der Seefüfte hat, Dieſes ift allemal des 
Königs von Ardrah Hafen, und ihm zinsbar gewefen. Er hatte einen erblichen Statthalter, 
der feinen Tribut in Stuͤcken Salz bezahlte, wovon hier viel gemad)t wird. 


Sobald der König von Dahome Ardrah erobert hatte, ließ der Herr diefes Platzes 
feine Unterwerfung erflären, und erboth fich zu dem Tribute, den er dem befiegten Könige 
gegeben. Dieß ward fogleich angenommen, und zeigte die Staatsklugheit des Siegers; 
denn ob er wohl die Einwohner der. inländifchen Gegenden, welche er befiege, gewaltig hin⸗ 

| | gerichtet 
#) Snelgrave a. d. 9 u. f. &, 


von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VII Buch VII Cap, 547 
gerichter hatte: fo hatte er doch num feine Abficht in Erhaltung eines freyen Weges zur See 1yay 
erreicht, und glaubte, die Zaquiner würden ihm fehr nüßlich feyn, weil fie Die Handlung ver- Snelgrave, 
ftünden, und er würbe durch ihre Huͤlfe allemal Waffen und Pulver zu feinen fernern Eroberun- De 
gen befommen koͤnnen. Ueberdieß waren dieſe Leute allemal auf die Whidawer misgünftig Galter — 
wegen der Handlung geweſen, und hatten einen alten Haß wider fie, weil fie den meiſten wirft fh. r 
Handel von den Jaquinern nach ihrem Lande gezogen; denn weil das leßtere fo angenehm, 
und vorzeisen bie Negierung dafelbft fo gut war: fo baten die Europäer den größten Theil 
ihres Handels nad) der Hauptſtadt Sabi verlegt. Er 
Den zten April im Jahre 1727, anferte Snelgrave zu Jaquin, und fhickte feinen 
MWBundarzt ab, Schuß von dem Herrn des Orts auszumirfen k). Als folcher bey dem Fe- 
eifch in Öegenwart eines Franzofen und Holländers war verfprochen worden: fo landete er 
den Tag darauf, und gieng die Stadt etwa drey Meilen von der See hinauf, wo man ihn 
gütig aufnahm, und ihm ein Haus zu einer Factorey anwies. : 

Den Tag darauf Eam einer, Namens Buttenoe, welcher ihm auf gut englifch ſagte, Snelgrave 
er hätte ihn auf des Königs von Dahomey Befehl zu Whidam gefucht, und wäre nun wird 
nad) Jaquin gefommen, ihn ins Lager einzuladen, und in Seiner Majeftät Namen aller 
Sicherheit und gütigen Begegnnug zu verfihern. Snelgrave hatte erft Feine Luſt; aber 
auf Erinnern, daß es übele Folgen haben Fönnte, befchloß er endlich, der Einladung zu ge- 
horchen, beſonders weil einige Gefellfchaft mit ihm gienge: denn ein holländifcher Schiffs- 
hauptmann, deffen Schiff Die Porfugiefen fur zuvor zu Örunde gerichtet hatten, entfchloß 
fich auch, mitzugehen, und der oberite holländifche Factor ſchickte dem Eroberer Gefchenfe 
durch einen feiner Schreiber; auch ſchickte der Herr von Jaquin feinen Bruder mit großen 
Geſchenken ab, dem Könige zu huldigen. . 

Den Sten April festen fie alle über den Fluß hinter Jaquin, mit hundert Schwarzen von dem Ks 
zur Bedienung, in Canves, und der Abgeordnete führte fie. Diefer Mann, der mitdem Herrn nige vonDa- 
Lambe gefangen worden, lernte als ein Knabe in der Factorey zu Whidam Englifch, und home einge; 
war ide Dollmetſcher. Die Leute von der Stadt begleiteten fie in Menge nad) der Walfer- Pt 
feite, und wünfchten ihnen Glück, waren aber in erftaunlicher Furcht ihrentwegen, weil fie 
unter ein fo barbarifches Volk giengen. Befonders ängfteten fie fich wegen des Herzogs Z). 
ihres Herrn Bruders, der ein Herr von fo liebenswürdigen Eigenfchaften war, als Snels 
grave jemals bey Leuten von diefer Farbe angetroffen hatte m). 


33; 2 De 


| | se einigen Europäern (hlimme ) Wer gab ihm biefen Titel? 
ee —— ) Snelgr. a. d. 15 u.f. S. 


548 


1727 
Snelgrave. 


Abreiſe. 


Ankunft im 
Lager. 


Zerſtoͤrung 
der Haupt⸗ 
ſtadt von 
Ardrah. 


Reiſen nach Guinea und Benin, 


Der H Abſchnitt. | 
Reiſe nach des Königs von Dahomey Lager, 


Der Verfaffer geht von Whidaw ab. Ankunft im 


Lager. Zerſtoͤrung der Hauptſtadt von Ardrah. 
Den Weißen wird gut begegnet. Menſchen⸗ 
opfer. Todterzähne. Audienz. Des Königs 
Kracht und Kleidung. Haufen von Köpfen. 
Er wird fehr verehrt. Zweene Vielfraße. Wir- 


kungen der Furcht. Männer, Weiber und Kin⸗ 

der geopfert, Urfachen dazu. Weiße Negerinn. 
Die gevpferten Leichname werden gegeffen. 

Beſuch Bey einem Portugieſen. Die $=086 : 
falten in Dahome ein Mam befieger fie duch 
eine Kriegsliſt. 


Als fie auf der andern Seite des Fluſſes gelandet hatten: fo traten fie in Begleitung ihrer 

Bedienten die Reife an, jeder von den Vornehmſten hatte fechs Träger, die einam 
der ablöften, weil nur zweene die Stange, an der die Hängematte befeftige iſt, zu tragen 
erfordert werden. Sie hatten auc jeder ein Fleines Pferd zu reuten, wenn fie Des Liegens it 
der Matte müde wären. Siereiften etwa vier engliſche Meilen In einer Stunde, und warteten 
oft auf die Bagageträger; denn es giebt weder Karn noch gute Pferde zu Jaquin, und die 
wenigen, die man antrifft, find nicht viel größer, als die englifchen Efel. Die Wege waren 
gut, und das Sand ſchoͤn, obwohl durch den Krieg verwuͤſtet. Sie fahen die Steinhaufen 
vieler Städte und Dörfer, mit häufigen Menfchenbeinen auf die Felder gefüet. Sie fpeiften 
diefen Tag, unter einigen Cocosbäumen, die alte Küche, welche fie mit fic) führten. Die 
Nacht ſchliefen fie auf dem Boden auf Matten, in einigen elenden Hütten; und weil deren 
nicht genug waren: fo fehliefen ihre Bediensen unter freyem Himmel, 


Den folgenden Tag giengen fie um fieben Uhr des Morgens fort, und hielten um neum 
Uhr etwa eine halbe Meile von des Königs Lager. Sie waren ihrer Rechnung nach etwa vierzig 
englifche Meilen von Jaquin gereiſt. Ein Bothe von dem Könige am hier zu ihnen, nad 
deſſen Verordnung fie fich kleideten, und dem tager näherten, wo fie des Königs vornehmfter 
Dfficier, den man den großen Hauptmann hieß, empfing. Diefes geſchah, faget der Wer: 
faffer, auf eine außerordentliche Art. Er kam mitten unter fünfhundert Soldaten, welche 
Seuergewehre, bloße Schwerdter, Schilder und Fahnen in ven Händen hatten, und fo viel 
feltfame und fächerliche Dinge — daß man erſt nicht wußte, ob fie es gut oder böfß 
meynten. Dergroße Hauptmann nebjt einigen feiner Officier näbertefich darauf ihnen. Sie 
ſchwungen ihre bloßen Schwerdter ihnen un die Köpfe, richteten ihnen folche nach der Bruſt/ 
und fprungen unter ihnen tie die Affen herum. Endlich ward der große Mann gelaſſener / 
gab ihnen die Hand, bewillkommte fie in des Königs Namen, und tranf ihnen Palmwein zer 
der bier fehr gemein iſt. Sie trunken des Königs Gefundheit, in Wein und Bier, welches fie 
mitgebracht, worauf er fie mach dem Lager führte, Die Soldaten hielten Wache, und die 
Muſik machte ein wiederwärtiges Getöne vor ihnen, 

In etwa einer halben Stunde langten fie im Lager an, welches bey einer großen zerſtoͤt⸗ 
ten Stadt war, Die vor kurzem die Hauptſtadt a) des Konigreichs Ardrah gewefen, 
Kriegsheer tag bier in Oezeltern, welche nach der Gewohnheit der Negern aus Fleinen Baum 


aͤſten mit feime bedeckt, wie Bienenförbe waren, Jedes enthaͤlt zehn bis zwoͤlf Soldaten, die 


zu einem Loche in der Seite hinein krochen, und mit den Köpfen und Seiten dichte bey ein⸗ 
} 2 > ander 


O Andere heißen diefe Stadt, welche der Verfaſſer niche nennt, Affem oder Azem x a € 


Mi . Bey ihrem Eintritte ins Lager wurden fie zu einigen gro en Bäumen ge- 172 
wo man ihnen Stu hle welche ——— erobert brachte, RE 
a er 

J * 
Nachdem fie Hier zwo Stunden geſeſſen, und verſchiedene Proben von der Geſchicklich⸗ 
Ri ber (einen zu Ir Gröbing engem: (Füße man ie in Kine für fe 
ag nd Ras Wi ar 5 ar Ant Ken 
der —* Main fort, und * ihnen eine alle 3 — nalen Denen 
verhindern, Erfeibft gien hin, den König zu bi hei 39 AR Daran Per — De 
nn, Ja —* g zu benachrichtigen. Gleich darauf ſetzten ſie ſich, begegnet. 
A % ea ; R r Mahlzeit, ihren mitgebrachten Falten Schinken und ihr Vogelwerk zu 
eh wi * war mitten in einem großen ringsherum verpaliſadirten Hufe, wo das 
ruhig fund; denn der König hatte bey ebensſtrafe verbothen, daß niemand ohne Er- 
laubniß ihrer Wache kommen follte, fie zu ſehen. Dieſe Nachricht war ihnen ſehr ange⸗ 
nehm, weil ſie daraus erkannten, daß Seiner Majeſtaͤt ihr Wohl am Herzen läge. Sie 
wurden aber mit fo unzähligen liegen geplagt, daß fie, ungeachtet der Bedienten, welche 
felbige mit Sliegenwedeln von den Speifen abtreiben ſollten, feinen Biffen in den Mund 
une —* —* ke —— * Berl mit zu befommen, 

Um drey Uhr Nachmittags beftellte fie ein Abgefchickter von dem großen Hauptmanne 
an des Königs Thor. Auf dem Wege fahen fie zwo große Bühnen ha rs a 
Bon venfelben nährten fich die Fliegen, bie ihnen bey der Mahlzeit fo beſchwerlich geweſen. 

Der Doltinerfcher meldete ihnen, es wären Köpfe von viertaufend Whidawern, welche von 
den Dahomern etwa vor drey Wochen ihrem Gotte zum Danfefürden Sieg geopfert worden. 


Des Königs Thor war nur ein Eingang in einen großen rings herum verpalifabirten 
Hof, der verfchiedene Häufer mit $eimmänden enthält. — Sie festen fid) hier auf Stühle, 
und der Officier befchenkte fie mit Kühen, Ziegen, Schafen und andern gebensmitteln, wobey 
er fagte, weil Seine Majeftät im Lager wären: fo Fönnten fie es jego nicht beffer machen. 
Nach abgelegtem Danke giengen ſie heraus, und erſtaunten, als ſie an dem Thore vierzig 
En ge in einer Reihe mit Flinten auf den Schultern und breiten Schwerdtern in den 

aͤnden jaben, 

Selbige hatten Schnüre voll Menfchenzähne um die Hälfe, die ihnen bis mitten an den Todte Men; 
Leib veichten, und binten und vorne herum giengen, in folches Menge, daß alle Barbierfku- ſchenzaͤhne. 
ben in Europa damit hätten koͤnnen verfehen werden, Der Dollmetſcher meldete ihnen, 
das wären des Königes Helden oder Tapfere, denen erlaubt wäre, die Zähne ihrer Feinde 
zu tragen, welche fie umgebracht hätten. Er ließ fie bemerfen, daß einige mehr als die an- 
dern hatten, welches den Unterfchied unter ihrer Tapferkeit anzeigte; weil nach ihren Gefegen 
der Tod darauf finde, wenn einer einen Zahn anſchnuͤrte, ehe er vor dem gehörigen Offieier 
dargethan härte, daß felbiger einem Feinde, den er felbft in der Schlacht umgebracht, zuge 
hoͤrt. Snelgrave ließ ihnen durch den Dollmetſcher ein Compliment machen, und ſagen, 
fie wären eine Compagnie tapfere Leute. Sie erwiederten mis gleicher Höflichkeit, fie ſchaͤtz⸗ 


"tg Gaza mi Nach 


5) Snelgrave a. d. 23 u. [© 


1727 


vw 


Aubienz. 


Nach dieſem, faget der Verfaſſer, kehrten wir in unfere Zelte zur Abendmohl⸗ et zuruͤch 
Snelgrave. a N { 


550 Reiſen nach Guinea und Benin. 


hingen unfere Matten auf, und lagen bis an den folgenden Morgen. Dieſe Nacht ver“ 

gieng viel beſſer, als Die vorige, Des Hrn von Jaquin Mutter ward von dem großen Haupt⸗ 

manne bey ſich behalten, damit fie in ihrem Gezelte beſſern Platz hätten. er 
„m Denfolgenden Morgen wurden fie zum Könige gefuͤhret. Seine Majeftät waren it 


‚einem großen verpaliſadirten Hofe, und faßen, wider die Landesgewohnheit, auf einem. ſchoͤ⸗ 


„m rohe 


720 ie 


nen mal ai der dem Koͤnige von Whidaw war. abgenommen worden. Dre 


vier Weibsbilder, ſtunden hinter dem Stuble, mit Flinten auf den Schultern, Die 


MWeibsbilder waren von der Mitte des Leibes herunter fehön angekleidet; denn oberwaͤrts 


‚gehen. beyde Gefihlechte nackend. Sie hatten auch verfchiedene breite Manellos, oder gol⸗ 


Seine Pracht 


dene Ringe von großem Werthe um die Aerme, und um die Haͤlſe und in den Haaren viele 
von ihren fandesjumelen. Diefe find eine Art Kügelchen von mancherley Farben, die aus 
einer weit ins. Land hinein gelegenen Provinz gebracht werden, wo man fie aus der Erbe 
graͤbt. Die Schwarzen halten fie eben ſo hoch, als wir die Diamanten, 

Der König hatte einen mit Golde geftidten Rod an, der ihm bis an die Ferfen reichte, 


undKleidyng.einen europäifchen eingefaßten Hut auf dem Kopfe, und Pantoffeln an den Füßen. Man 


fagte den Weißen, fie follten zehn Elfen weit von des Königs Stuhle ftehen bleiben, der fie 
darauf durch feinen Dollmerfcher bewillfommte. Nach Diefem bezeugfen fie ihm ihre Ver 
ehrung mit dem Hure, und bückten ſich nach Anweiſung des Dollmerfchers fehr tief; wor? 


‚auf Seine Majeftat den Snelgrave ihres Schußes und ihrer Gnade verficherten. Mar 


brachte Stühle, und fie fegten fih. Der König trank ihre Geſundheiten; es wurden Ge 
traͤnke gebracht, und fie trafen Seiner Majeftät Geſundheit. 

Den Abend langten über achthundert Gefangene von einem Sande, Namens Tuff, 
ſechs Tagereifen weit, im Lager an. Weil der König mit den Whidawern zu thun gehabf? 


ſo hatten diefe Seute fünfhundert-von feinen Soldaten angegriffen, Die Seine Majejtät zwoͤl⸗ 


Kaufen von 
Todtenkoͤ⸗ 
pfen. 


GroßeUnter⸗ 
thänigfeit. 


fen von ihren Weibern, zur Wache gefandt hatten, welche mit einer Menge von Waaren 
und Koftbarfeiten nad) Dahome giengen. Die Tuffoer zerftreuten die Bedeckung, mag)? 
ten die Weiber nieder, und bemächtigten ſich der Güter. Der König ließ fie nad) der Er: 
oberung von Whidaw durch einen Theil feines Heeres abftrafen, 
Er: befahl, diefe Gefangene in den Hof zu bringen, und wählte darauf felbft eine große 
Menge von ihnen, feinem Fetiſche oder Schugengel zum Opfer; die andern bebiele er für 
fich, oder zum Verkaufe an die Europäer als Sklaven. Die Gefangenen wurden den Sol 
daten durch eigene Dfficiere abgenommen, und‘ihnen für jeden zwanzig Schillinge Wertbr 
für eine Frau, einen Rnaben oder ein Mägdchen aber zehen in Rowris begahler, DIE 
Soldaten brachten gleichfalls etliche tauſend Todtenföpfe in den Hof, welche an Schnuͤre 
angereihet waren, und die Officier gaben für jeden fünf Schillinge. Darauf trugen ver‘ 
ſchiedene Leute folche zu einem großen Haufen Köpfe, welcher unweit dem Sager lag, aus 
dem, nad) dem Berichte des Dollmetſchers, Seine Majeität ein Siegeszeichen aufeich“ 
ten wollten. r Im 4 
Die Vornehmften vom Hofe und dem Kriegesheere, welche gegenwärtig waren, lag 
aufdem Grunde ausgeſtreckt, und niemand durfte näher als zwanzig Fuß zu des Königs 
Stuhle kommen, Wenn fie dem Könige etwas zu ſagen hatten: fo kuͤſſeten fie — 
rde/ 


onnenſchirme wurden ihm von Weibsbildern über dem Kopfe gehalten, und noch 


von Sierra Leona bi Lope Gonfälve: V Buch VII Cap. ss 
Erde, und Iifpelten es darauf einem alten Weibe ins Ohr, das zum Könige gieng, und init zer 
der Antwort —— Majeftät beſchenkten Die Hofleute und Officier wenigſtens — 
mit · zweyhundert Gefangenen: Als die Schenkung geſchehen wars fo rief ein Officier 
Di aus, und das Bolk antwortete Darauf, welches in großer Menge am Thoresauf Die 

pfer wartete I 0, Bu Da ET Era re) ET 

Nach diefem kamen zweene-Kerle mit einem großen Faffe von fechs Gallonen voll. Korn Zweene 
oder dergleichen Frucht, fegten folches auf die Erde, fielen auf die Knie, ſteckten es mit den Bielfraße. 
Fäuften ins Maul, und fraßen es in wenig Minuten auf. Der Dollmerfcher fagte, diefes 
gefchähe täglich, um den Koͤnig zu ergößen; aber die es thäten, lebten nicht lange, und es 
folgten ihnen immer andere nah. Es wurden. verfchiedene noch lächerlichere Dinge vor 
genommen, die zu verdrüßlich ſeyn wuͤrden anzuführen. Sie ſtunden, folches anzufehen, 
beynahe drey Stunden in der Sonnenhitze, worauf fie Erlaubniß erhielten, fortzugehen. 

Nach Tifche Fam der Herzog, Bruder des Heren von Jaquin, fo fehr erſchrocken in Wirkungen 

ihr Zelt, daß fein Geficht, von einer gierlichen ſchwarzen Farbe, ganz fchwarzbraun gewors der Furcht. 
ben war. Vermuthlich hatte er auf dem Wege eine große Menge von Leuten gefehen, die 
zum Opfer geführt wurden, und ihr Winfeln haste ihn fo-beftärze gemacht, Denn die Seute 
von der Seekuͤſte verabſcheuen ſolche Graufamfeit,befonders aber das Eſſen der Leichname. 
Indeſſen war diefe Gemüthsbefchaffenheit den Dahomern fehr vortheilbaft. Denn wie 
der Verfaſſer nachgehends den Mhidawern vormarf, warum fie fo zagbaft davon gelau- 
fen wären ? fo antworteten fie: es wäre Feine Möglichfeie gewefen, ſolchen Menfchenfref- 
fern zu widerftehen, yon denen bloß die Erzählung Die ganze Nation in Furcht gefeger hätte. 
Penn er ihnen einwarf: es fey ja einerley, ob bie Seichname von ihres gleichen, oder von 
Geyern , deren fie eine geoße Menge haben, verzehret würden: fo zuckten fie die Achfeln, 
und fagten: der Gedanke, von ihres gleichen gegeffen zu werden, wäre innen viel ſchreckli⸗ 
cher, als die Furcht vor dem Tode. or . 

Der Herzog fhien wegen feiner eigenen Sicherheit fehr ungewiß zu feyn, teil ihn der Männer und 
König noch nicht zur Audienz gelaffen hatte Snelgrave und der holländifche Haupt: Weiher, 
mann aber, giengen mit Erlaubniß des oberften Fetiſchir weg, die Ceremonie mit anzufe= 
‚hen, welche bey vier kleinen Bühnen, etwan fünf Zuß hoch von der Erde, verrichtet ward. 

Das eufte Opfer war ein wohlgeftalteter alter Mann, zwifchen funfzig und fechzig Jah— 
ven alt, mit auf den Rücken gebundenen Händen. Er zeigte ein beherztes Gemüth, 
ohne einige Merfmaale von Furcht. Weil er aufgerichtet an der Sette der Bühne fund: 
fo legte ein Fetiſchir oder Priefter feine Hände ihm auf den Kopf, und murmelte etliche 
Einweihungsworte, etwan zwo Minuten lang. Darauf gab er einem Manne, der mit 
einem breiten Schwerdte hinter dem Opfer Fund ‚ das Zeichen zum Schlachten , welcher 
ihm alfobald in den Nacken, und den Kopf mit einem Streiche vom Leibe herunter hieb; 
worauf das Volk ein großes Geſchrey erhub. Man warf das Haupt auf die Bühne, und der 
Leib, nachdem er eine Weile, um auszubluten,aufdem Boden gelegen hatte, ward durch Sflaven 
an einen Ort bey dem Lager weggefchleppt. Der Dollmetſcher berichtete ihnen, Dev Kopf des 
Opfers fey für den König, das Blut für den Fetiſch, und der Körper für das gemeine Volk. 

Sie fahen noch viele opfern, und bemerften, daß die Männer beherzt Bingiengen; aber, und Kinder 
das Geſchrey der Weiber und der Kinder: machte den Hauptmann und Snelgraven fuͤr geopfert. 
| ſich 


€) Snelgrave auf der 33 und folgenden Seite, 


1727 


Snelgeave. legenheit ſich fortzumachen. 


Urfachen 
dazu. 


Weiße Ne 
gerinn. 


52er ofen nach Guinea und Benin, ri 


ſich ſelbſt furchtſam. Sie vereinigten ſich Daher, ſich zu verſtellen, und bey der erſten Ge⸗ 


Bald darauf kam ein Oberſter von dem Heere, den Snel⸗ 
grave zu Jaquin geſehen hatte, zu ihnen und Snelgrave fragte ihn: warum fie fo viele 
$eute opferten, die fie vortheilhafter verkaufen fönnten ? Er verfegte: es fen bey ihrer Na⸗ 


tion allemal die Gewohnheit geweſen, nach einer Eroberung ihrem Gotte eine gemiffe Au⸗ 


zahl Gefangene zu opfern, die der König allemal felbft ausſuchte. Sie glaubten, went 
fie diefes unterließen: fo würden fie fein Stück mehr haben, und fhrieben den guten Fort 
gang ihrer Waffen einige Zeit her der genauen Beobachtung diefer Gewohnheit zu. Ma 
haͤtte eine Staatsurfache, alte Seute dazu zu nehmen, weil ſolche fonft ihrer Klugheit und 
Erfahrung wegen im Stande feyn würden, wider ihre Herren Meutereyen anzuftiften, und 
da fie in ihrem Sande Die Bornehmften:gewefen ; nicht rubig Sklaven ſeyn würden. Die 
Europäer würden. folche auch ihres Alters wegen nicht Faufen. Die jungen teute aber 
welche er opfern ſehen, follten in jene Welt des Königs Weibern, die von den Tuffoern 
umgebracht worben, aufwarten. 


Als der Berfafler hieraus fah, daß fie Begriffe von einem zukuͤnftigen Zuftande hat⸗ 
gen, fo fragte er: was fie von ihrem Gotte glaubten? Darauf gab der Oberfte eine ſehr 
verwirrte und undeutliche Antwort. Snelgrave aber ſchloß daraus, fie hielten ihn für ei⸗ 
nen unfichtbaren Schußengel, der unter einem andern Gotte ftünde, der, fagte der Oberſte, 
vielleicht eurer fern kann, der den Weißen fo viele außerordentliche Dinge mitgetheilet hat, 
mie mir Herr Lambe davon benachrichtiget hat. Weil aber diefem Gotte nicht gefallen hat, 
fih uns zu offenbaren: fo müffen wir mit dem zufrieden feyn, den wir verehren A). 

Nachdem fie ſich bier etıwan zwo Stunden aufgehalten hatten, ohne daß ihnen etwas 
zuwider gefehehen wäre: fo giengen fie nad) ihrem Gezelte, und der Oberſte mit ihnen, we 
fie europaifche Getränfe bis auf den Abend tranfen, und alsdann den Dberften nach feinen 


Gejelte begleiteten. Im Vorbeygehen kamen fie an den Pla, wo Die geopferten Leich— 


name in ziveenen großen Haufen, vierhundert an der Zahl, wie fie fagten, aufgehäuft lagen 
Der Iberfte bewirthete fie mit Palmmeine, und fie bathen ihn wieder zum Abendeſſen zw 
rück, welches er annahm. Weil fie bey Tifche faßen: fo kamen verfehiedene Bedienten mit 
Schuͤſſeln voller Fleiſch und Fiſche, nach der Landesart zugerichtet, die ein portugieſiſcher 
Mulatte, welcher im Kriege von Ardrah gefangen werden, und noch gefangen war, ſchickte 


Er kam bald darauf mit feiner Frau nach, Die viel weißer, als er, war. Der König 
hatte fie ihm gegeben, und fie war, faget Snelgrave, fo weiß, als eine Englänberinn, © 
wohl nicht von fo lebhafter Farbe. Sie hatte eben die Gefichtszüge und das wollichte Haar 
der Schwarzen. hr Ehemann fagte, fie wäre tiefer im Sande von ſchwarzen Eltern g% 
zeuget, die fo wenig, als fie felbit, einen Weißen, vor Herrn Lambes Ankunft, gefehen hat 

teile 


geweſen ſeyn, wenn die Geyer oder die Meuſchen 
fie verzehret Hätten. Siebe feine Reife nach Gul⸗ 
nen a. d. 127 ©. 


d) Snelgrave auf der zoſten 
Seite. 
e) Herr Atkins hält dieſes für eine Erfindung 


und folgenden 


des Dolfmetfchers, um die Zaghaftigkeit der Whi⸗ 


dawer zu bemäntefn, oder die Leichtgläubigkeit der 
Engländer zu bintergeben: Er ſchließt, fie wären 
begraben worden, weil die Knochen fehlten, welche 
entweder ganz oder zerbrochen wuͤrden vorhanden 


f) Diefes iſt der ftärkfte Beweis, ben Snelge# 
ve anfuͤhret. Aber Atkins bemerket, wo Moore 
nicht lebendiges Menſchenfleiſch beym Sklavenhan⸗ 
del gemehuet: fo hätte er wohl koͤnnen Affenflei 
dafür angefehen haben, weil folches an. den —— 


von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VII Buch VII Cap. 553 
ten. Er fragte ſehr begierig nach demſelben, und fagte, wenn er zurück kaͤme, ſo würde ihm 
der König, feinem Verſorechen nach, die Freyheit ſchenken. — —,,—,——— 

Den Tag darauf kam der Herzog in ihr Gezelt, und meldete ihnen, daß er die Nacht 
zuvor eine lange Audienz beym Könige gehabt, der ihm ſehr guͤtig begegnet hätte, Seine 
Furcht, getoͤdtet und gefreſſen zu werden ‚ war alfo völlig verfchrwunden ; aber er berichtete 
ibnen mie dem äußerften Abfihene, daß die Opfer von dem Pöbel in der Macht wären weg⸗ 
genommen, gekocht, und als eine heilige Speife gefreffen worden.  - 


1727 


Snelgrave, 


Sie giengen nach) dem Plage hin; und wie fie fanden, Daß folche alle weg waren: fo Geopferte 
fagte der Dollmerfcher lachend, die Beyer hätten fie verzehrer. Als aber Snelgrave Leichname 
anmerkte, Daß es nicht natürlich waͤre, daß dieſe Die Knochen und alles mit verzehrten, weil verzehret. 


nichts, als eine große Menge Bluts, noch auf dem Platze zu ſehen war: ſo geſtund er, daß 
ber Fetiſchir die Leichname unter das Volk vertheilet, und daſſelbe ſolche auf die vom Her- 
zoge befchriebene Art verzehrt hätte e). ’ 


Der Verfaſſer ift nicht Bürge für diefe Begebenheit, weil er fie nicht felbft gefehen 
hat; er erzählet aber zur Befräftigung, was ernachgehends von dem Herrn Robert Moo⸗ 
ve, einem fehr aufrichtigen Manne und damaligem Wundarzte einer italienifchen Galeere, 
gehört hatte. Diefes Schiff fam nach Whidaw, weil Snelgrave zu Jaquin war, und 
der Hauptmann Johann Dagge, der es führte, befand fich unpaß, daher er den YIoore 
nad) des Königs von Dahome Lager mit Gefchenfen für Seine Majeftät ſchickte. Die: 
fer fah dafelbft auf dem großen Markte öffentlich Menfchenfleifch verkaufen. /f) Der Vers 
faffer gefteht, daß er felbft nie auf dem Marfte geweſen, fonft würde er unftreitig eben das 
gefehen haben; denn es wurden von Tuffo viele alte und verftümmelte Gefangene, außer 
denen, die man opferte, gebracht, twelche kein Europäer würde gekauft haben g). 


Weil fie denfelbigen Tag Feine Audienz erhalten konnten: fo giengen fie zu dem Haufe Beſuch bey 
eines Portugiefen. Der Dollmerfcher gab ihnen die Nachricht, weil zweene Abgefandte das einem Porz 
Königs von Whidaw im fager wären, feine Unterwuͤrfigkeit zu erflären: fo follten fie ſich tugieſen. 


mit feinem von deflelben Leuten unterreden,, wenn fie folche auf der Straße anträfen. 


Als fie fich gefegt hatten: fo ſchickten fie den Dollmetfcher zum Herzöge, um ihn loszu- 
werben. Darauf bathen fie den Portugiefen um einige Nachrichten, wie fie fih im Handel 
mit dem Könige aufzuführen hätten, Er that diefes mit großen Sobeserhebungen von der 
Großmuth und Klugheit des Königs, die fie nachgehends vollkommen richtig befanden. 


Diefer Mann hatte in feinem Hofe zwey artige Pferde, jedes etwan Dreyzehn Hände 
hoch, und durchgehends beffer, als die, welche fie zu Jaquin gefehen hatten, Cr fagte, fie 
kaͤmen 


und am Geſichte gewiſſermaßen den Moren gleichet. che Menſchenfleiſch follte ſeyn verkauft worden; oder 
Des Heren Aıkins ſaͤrkſter Einwurf ift, warum ſich erkundigt hätte, was aus dem geopferten Leich⸗ 
Snelgrave einen andern Zeugen anfuͤhret, da er die namen, die man zum Eſſen beyſeite geſetzt, gewor⸗ 
Wahrheit davon im Lager der Dahomer fo gut als den wäre. Er hätte ſich noch bey andern Reuten, 
Moore felbft erfahren Können. Siehe Atkins als dem Dollmetſcher und dem Portugiefen, erkun⸗ 
Reife nach Guinea a. d. 131 ©. Wir ſetzen hinzu, digen follen. 

dag er foldhes leicht Hätte erfahren Finnen, wenn 2) Eine fehe ſchlechte Folge, fo einen Schluß zu 
er auf den Marke gegangen waͤre, wo das angeblis unterflüßen. 


Allgem, Beifebefchr, IT Band. Yaaa 


555 Meiſen nach Guinea und Benin;? au 


27 Fämen vom Könige von J⸗0 4), welches etliche Tagereifen Nordoſt über einen großen 
Snelgrave. % berühmten See liegt, woraus fich verfchledene Flüfle in die Bay von Guinea 
ießen. X 

Die J⸗ os Er ſetzte hinzu, verſchiedene fluͤchtige Prinzen, deren Vaͤter der Koͤnig von Dahome 
fallen in Dos heſiegt, und enthauptet haͤtte, wären zum Könige dieſes Landes geflohen, und hätten ihn end⸗ 
home ein; lich beredet, den König von Dahome zu befriegen, welches er bald darauf gethan, nach“ 
dent Der letztere Ardrah erobert. Der König von J:o ſchickte ein großes Heer von- viel 
taufend Pferden, (denn fie brauchen nie Fußvolk), nah Dahome. Der König von Das 
home verließ darauf Ardrab, z0g gegen fie, fand aber viel Schwierigkeit, weil er nur Fuß⸗ 
volf, mit Seuergewehre und Schwerdfern bewaffnet hatte. Denn da das fand offen ift, ſo 
hätten e8 die Reuter, welche mit Bogen, Dfeilen, Wurffpießen, und fcharfen Schwerdtern 
bewaffnet waren, ficherlich erobert, wenn das ungewohnte Knallen von der Dahomer 
Feuergewehre die Pferde nicht fo erfchreckt häfte, daß ihre Neuter den Feinden nicht auf den 
Leib kommen konnten. Indeß hielt der Streit vier Tage an, und des Königs von Das 

homey Leute waren fo ermüder, daß fie nicht länger aushalten Fonnten. 


werden Er erdachte daher folgende Kriegslift. Cr. hatte viel Brandtewein, ver vor Zeiten zu 
durch eine Whidaw gekauft worden, bey fich, und befchloß, fich bey Nacht zurück zu ziehen, den Brand: 
et tewein aber mit verfehledenen Sachen von großem Werthe, in einer Stadt unweit des Jar 
gt. gers, dem Feinde zur Lockſpeiſe zu laſſen. Dieß that feine Wirkung. Bey Anbruche des Ta⸗ 
ges fingen die I⸗ os, in den Gedanken, daß die Dahomer geflohen wären, an zu pluͤndern, 
zerftörten Die Stadt, unterliegen auch nicht den Brandtewein begierig zu faufen, den fie zus 
vor felten gekoſtet hatten, Diefes nahm fie fo ein, daß fie bald fehläfeig wurden, und hau- 
fig auf der Erde herum lagen. Als der König von Dahome hievon durch feine Rund: 
fchafter Nachricht erhalten, fo Fehrte er eiligft zurück, griff fie in Diefer Ungrdnung an, und 
ſchlug fie leicht, doch entrannen eine große Menge durch Hülfe der Pferde, und flohen aus 
dem Sande, Der PDortugiefe feßte Hinzu, er hätte auf der Flucht die erwähnten beyden 

Dferde befommen, und die Soldaten von Dahome hätten deren fehr viele erhalten, 


Er fegte hinzu, die Dahomer fürchteten fich ſehr vor einem zweyten Einfall, Ein 
Kriegesheer zu Pferde wäre ihnen fehrecklich, und der König hätte diefem vorzubauen, dem 
Könige von Iso große Gefchenfe geſchickt. Sollten fie aber angefallen werden, und den 
+08 nicht widerſtehen koͤnnen, fo fönnten fie zur Seefüfte fliehen, wohin ihnen die I⸗os 
nicht zu folgen wagten. Denn da die See ihr National: Serifch wäre 7): fo unterfagren 
ihnen ihre Priefter, Diefelbe zu fehben, Wer ſo kuͤhn wäre, der follte das geben durch den 
Zorn ihres Gottes verlieren ) RR, 


Der 


) Im Original 3:06 Here Sneigrave 2) Die Negern an der Kuͤſte haben alle ihre 
cheilet das Wort ganz Billig, anzuzeigen, daß es aus beſondere Fetiſchen auf diefe Art, Einige duͤrfen 
wo Sylben beſteht. feine Vögel mit weißen Federn, andere en 2 

w 


f 


n Sierra Leona bi Sope Gonſaloo VIEH Buch VII Cap. 355 
Fan nt 1d — Abſchuttte... en rze7 
TE 4 —“ on nu > ar * innen sr — —— — —— 3 
BVorfalle im Lager des Konigs bon Dahome.Searave⸗ 
Des Verfaſſers zweyte Audienz Des Koͤnigs Hoͤf⸗ Herrn, welche endlich geaͤndert werden. Theurung 
lichkeit. Sein artiges Compliment. Al Er iſt wie zu Whidaw. Schlechter Zuftand des Handels. Der 
Ar Beer i Me ull⸗ ———7 a ln die Sachen in 
find) Lambes Lambes Liſt. in fahcher Prinz. Adnung zu bringen. Speiſet in d 
—— Oki wird feſt geſett. Des Ko⸗ Seine hungrigen Bedienten. AR 
nigs Perfon und tegulirte Völker. Die Mas was neues fr ihn. Seeopfer; welches auf eine | 
layen ein Volt tiefer im Lande. Snelgrave kehret außerordentliche Art entwiſcht. Der Verfaffer 
nad) Jaquin zuruck.  Öelderprefjungen des verläßt Jaquin. Ruͤckkehr nad) England. 


Den Tag darauf hätten fieauf folgende Are Audienz. Als fie in den Hof famen, 106 Neue Aus 
fie den König zuvor gefehen hatten : wurden fie ein wenig aufgehalten, bis die Ges dien. 

fehenfe ins Haus gebracht worden, damit Seine Majeftät folche erft befehen möchten, Bald 
darauf wurden fie in einen Eleinen Hof geführet, an deffen obern Ende der König mie ges 
fihränften Beinen auf einer feidenen Tapete faß, die auf der Erde ausgebreitet war. Er 
war foftbar angekleidet, und hatte nur wenige Bedienten. Er fragte ganz gnädig, wie fie 
fich befanden, und verordnete zwo Matten auf die Erde vor ihm zu breiten, worauf fie ſich 
ſetzen ſollten; fie thaten folches, weil ihnen der, Dollmetfcher meldete, daß es Die Gewohn⸗ 

eit wäre, — re rich er u — 
: Darauf fragte der König nach ihren Verrichtungen allbier, und Snelgrave meldete ihm, Des Rs: 
er wäre gefommen, um Sklaven zu handeln, und verließe ſich wegen baldiger Abfertigung nigs Hoͤflich⸗ 
auf Seiner Majeftät Gnade. Der König fagte, es follte geſchehen, aber fein Zoll müßte keit. 
erftfich ausgemacht werden; deswegen er fie an einen damals gegenwärtigen, Namens 
Zuinglar, verwies, Diefes war ein liftiger Kopf, den Snelgrave bey den vorigen Rei— 
fen zu Whidaw gefehen hatte, mo er des Königs Agent geweſen war. Diefer Mann 
fagte, fein Herr ware Willens, die Handlung empor zu bringen, und wollte alfo, ob er wohl 
das Sand erobert hätte, nicht mehr Zoll als gewöhnlich geweſen, auflegen. 


Snelgrave antwortete, wie Seine Majeftät ein viel größerer Herr, als der König von 
Whidaw wären : fo würden fie hoffentlich nicht einmal foviel nehmen. Als Zuinglar 
diefes nicht fogleich beantwortete, und der König, dem ber Dollmetfcher alles fagen mußte, 
was geredet wurde, folches bemerkte: fo verfegte er felber: Als ein größerer Fuͤrſt koͤnnte Sein arti- 
er wohl noch größern Zoll erwarten, aber, ſetzte er hinzu, weil ihr der erfte engli- ses Compli⸗ 
ſche Hauptmann feyd, den ich febe, ſo will ich mir, euch wie mit einer jungen MW. 
Stan oder Braut umgeben, der man gleich anfänglich nichts abfchlägt. Gnels 
Brave wmunderte fich über diefen Ausdruck fo fehr, daß er dem Dollmetſcher einen Betrug 
ſchuld gab, welches der König bemerkte, lächelte, und fich wieder eben fo ausdrückte, mit dem 
Zufage, feine Thaten follten feinen Worten gemäß feyn, 
Auf diefe Art wurde Snelgrave aufgemuntert, und nahm ſich die Freyheit Seiner 
Majeſtaͤt vorzuftellen, Daß der beſte Weg, die Handlung empor zu bringen, waͤre, wenn man 
Aaaa2 leichte 
ne Schafe, ande⸗ ſchrieben, und ſorgfaͤltig Beobachtet, \ 
——— tan 4 zen —* von wi Prie⸗ ) Siehe Snelgrave auf der 48 und folgenden 
ſter den Tag, da fie ihren Namen erhalten, vorge: Seite. | 


En 
Aa 
vi 





1727 
Snelgrave. 


Iſt gegen 
Whidaw 
aufgebracht. 


Klaget uͤber 
Lambe. 


Nachricht 
vom ſchwar⸗ 
zen Tom. | 


EB ——— 


556 00 7 Reifen nach Guinea und Benin id 100 


leichte Zölfe auflegte, und die Engländer fowohl vor der Dieberey der feute, als den Geld 
erpreffungen der Bornehmen ſchuͤtzte. Der König von. Whidaw hätte durch Verabſaͤu⸗ 
mung dieſer Vorſicht ſeinem Handel viel Schaden gethan. = 

Der König nahm dieß wohl auf, und verlangte, er ſollte feinen Zoll ſelbſt beſtimmen, 
darauf ſchlug der Berfaffer vor, Halb foviel zu geben, als fie'in WMhidaw gewohnt geweſen, 
worein der König leicht einwilligte. Er feßte hinzu, er wollte die Handlung blühend ma: 
chen, die Europäer gegen das Uebel, worüber fie fich beklagten, befchügen, ‚und fein Gott 
hätte ihr zum Werkzeuge gemacht, den. König von Whidaw und feine Leute für die 
vielen Bosheifen, welche fie gegen Weiße und Schwarze ausgeübt, zu beftrafen: 

Nach dieſem bezeugte ver König ein großes Vertrauen gegen den Berfaffer, und Snel⸗ 
grave ergriff diefe Gelegenheit, für das gemeine Bolf von Whidaw zu bitten, weil ‚der: 
ſelben Dieberey durch der Großen Theilnepmung. daran aufgemuntert worden. Wollte 
aber Seine Majeftät ihnen Gnade erzeigen, und fie gegen Erlegung eines gewiffen Tributs 
in ihe Sand wieder einfeßen, fo wuͤrde ihnen folches ein großer Vortheil feyn, weil jie in 
Anbauung des Sandes fehr fleißig wären, und viele von ihnen Die Handlung, in der feine eiger 
nen Leute wenig geübt waren, vollfommen wohl verſtuͤnden. Ueberdieß wäre es unter ben 
weißen Fuͤrſten ein Grundfas, daß die Menge nüglicher Unterthanen ihre größte, Ehre und 
Stärfe wäre; und wern Seine Majeftät aud) fo dachten, fo hätten fie Gelegenheit, viele 
hundert tauſend zu ihren vorigen Unterthanen zu ſetzen. Der König erwiederte, er erkennte 
diefe Wahrheit fehr wohl, aber die Eroberung von Whidaw Fünnte nicht ficher feyn, wos 
fern der König nicht enthauptet würde; und er hatte dem Volke ſchon angebothen, ihr Land 
wieder zu geben, wenn fie ihm felbigen lebendig oder tobt ins Lager fchicken wollten. 

Darauf verfiel er in allerley Unterredungen, und beklagte fich unter ‚andern über Herrn 
Lambe. _Db derfelbige gleich, wie er-von feinem Hofe gegangen, dreyhundert und zwanzig 
Unzen Gold, und acht Sklaven befommen, und eidlich wiederzukommen verfprochen hätte, ſo 
wären doch nun zwölf Monate vergangen, ohne daß er etwas von ihm gehört. Er hätte 
einen Schwarzen, NamensTom aus Jaquin mitgeſchickt, der zu gleicher Zeit gefangen 
worden, und gut Englifch fpräche, mit Befehle nebft dem Herren Lambe zurück zu kommen, 
damit er erführe, ob das wahr wäre, was Diefer Here von dem Könige von England, 
den dafigen Sitten und Gewohnheiten erzähle. Snelgrave verfegte darauf, er hätte 
Herrn Lambe nicht gekannt, fey aber benachrichtigt, daß felbiger von Whidaw 
nad) Barbados, einer von England fehr weit entfernten Inſel, gegangen, und hoffte, er wuͤr⸗ 
de feinem Eide gemäß wieder kommen. Der König anttvortete darauf, wenn auch Lam⸗ 
be fein Wort nicht hielte, fo follten es doc) andere Weißen nicht entgelten; mas er dem 
Lambe gegeben, fhägte er für gar nichts, und wenn er bald zurück Fame, und auch ein noch 10 
großes Schiff Hätte, follte ihm folches mit Sklaven, die fein eigen feyn follten, gefüllt werden ). 

Diefer fehwarze Tom war das legte Jahr in England gewefen m). Deswegen del 
Berfaffer von den Handelsherren feinetwegen befragt wurde, und folgende Nachricht ſeinet⸗ 
wegen ertheilte, ges! Im 4 

Herr Lambe führte ihn na) Barbados und verfehiedenen andern Plaͤtzen, und ließ 
ihn entlich in Maryland, brachte ihn aber im Jahre 1731 nady London. Bald darauf 
ſah der Berfaffer Lamben, und riech ihm, nicht zum Könige von Dahome zurüd s — 

? ‚bei, 


I) Siehe Snelgenve auf der So und folgenden 1m) Vermuthlich das Jahr zuvor, ehe Snelgra⸗ 
Seite, vens neue Nachricht gedruckt worden. 





— 


TE. er ————— 
* ee REN, Be c—e— — 


von Sierra Leona bis Lope Gonſalbo. VII Buch VII Cap. 557 
en, weil es zu ſpaͤte waͤre und er des Königs Rache zu fürchten hätte, wie Teſteſole 177 
letztens mit Schaden erfahren, der, ob er gleich Statthalter der ——— ——— F Snsdgrnsr. 

a war, doch ray nee ward. — 

ach dieſem überlieferte Lambe Seiner Majeſtaͤt dem Könige eg einen i 
als ob ——— von Dahome kaͤme. En aber die — —* —— — 
Schatzkammer, die den Verfaſſer befragten, übergeben ward, fo erklaͤrten fie ſolchen ihren 
Gedanken nach nicht fire aufrichtig; gleichwohl urtheilcen fie, man müßte für den Schwar- 
zen forgen, und ihn feinem Könige zurückfenden. Dieſem gemäß verfchaffte ihm der Her- 
zog von Richmond und Montagu die Reife, auf dem Kriegsfchiffe, der Tyger, unter 
dem Hauptmanne Berkeley. Ihre Herrlichkeic fchickte feinem Könige gleichfalls. verfehie- 
dene feltene Geſchenke. Der Berfalfer hörte nachgehends, daß bey feiner Anlandung zu 
Whidaw er alfobald zum Könige geſchickt worden, ber ſich dazumal in Dabome feinem 
eigenen bande befundenz er fey daſelbſt gnädig aufgenommen, und mit Gefchenfen von Wich- 
tigkeit für den Hauptmann Berkeley, an felbigen gefandt worden. Diefer aber fey vor 
jenes Ruͤckkunft von Whidaw abgefegelt gewefen, weil er ſo lange, als die Rückkehr von 
einer fo tief im Sande liegenden Provinz erforderte, nicht verziehen wollen, ’ 

Der Verfaſſer hat diefe Nachricht ertheilt, um diejenigen eines beffern zu belehren, wel- Falſcher 
he diefen Schwarzen für einen Abgefandten-des Königs von Dahome hielten. Man Prün. 
trieb diefe Comödie foweit, daß verfchiedene Schaufpiele, welche fich dahin bezogen, gefpielt, 
und in dem Anzeigezettel, als zur Ergößung des Prinzen Adomo Oroonoko Tomo, an⸗ 
gegeben wurden. Er war zu Taquin gebohren, und lernte die englifche Sprache als ein 
Knabe in ihren Factoreyen. Er befand fich einiger Gefchäffte wegen zu Ardrah, als ſelbi⸗ 
ges erobert ward, 

Aber wieder zum Haupfwerfezu fommen. Nachdem diefe Unterredung wegen des Heren Preis der 
Bambe vorbey war, fo meldete Snelgrave Seiner Majeftär, der Eigenthümer feines Sklaven 
Schiffs Hätte noch fünf andere große Schiffe, welche nach Whidaw handelten, und fagte, beſtimmt. 
er hoffte, man wuͤrde es wegen des Zolles mit ſolchen ſo billig machen, als mit ihm. Der 
Koͤnig anwortete ihm laͤchelnd, das ſey eine beſondere Gnade fuͤr ihn, doch wenn welche von 
ſelbigen kaͤmen, fo ſollten fie keine Urſache haben, ſich zu beſchweren, und ſie moͤchten zu Ja⸗ 
quin oder Whidaw nach Gefallen bleiben; denn nun wäre er Herr von beyden Plaͤtzen. 

Daraufivagte ihn Seine Majeſtaͤt, ob er die Sklaven, welche im Lager waren, waͤhlen, ober 
haben wollte, daß ſie erſt nach Jaquin geſchickt würden. Als er das letztere verlangte, fo 
verglich man ſich über einen billigen Preis, und der Verfaſſer ſchrieb jeden Punct in ſeiner 
Gegenart nieder, Darunter war auch, daß er drey Männer gegen eine Frau haben, und 
nur diejenigen, Die ihm gefielen, nehmen follte. ‘ 

Darauf ward nad) Dem Bruder des Herrn von Jaquin geſchickt, und der König be: Seine Ge 
fohl Snelgraven ihrer Borforge an, mit der Erklärung, wo er an feiner Perfon oder feinen rechtigkeit. 
Gaͤtern durch ihre Leute Schaden litte, fo ſollten fie beyde dafür ſtehen; und wenn ihm je— 
mand Waaren ftöhle, fo follte ſolcher den Trägern und andern, welche bie Gürer von der 
See nad) der Stadt führten, zum Beyſpiele lebendig an der Seefeite gefpießt werden, Weit 


es nun um neun Uhr in der Nacht, und bes Königs Wafchzeit mar, wie ihnen gemelder 


wurd ie Abſchied ”). £ 
rde, fo nahmen fie Abſch aaa 3 Weil 


3) Ebendaſ. a, d. 68 u. f. © 


1797 
Snelgrave. 
Des Koͤnigs 
Perſon 


und regulirte 
Voͤlker. 


558 Reiſen nach Guinea und Benin, 


Weil fie faſt fünf Stunden dem Könige fo nahe waren: fo ‚Hatte, der, Verfaffer, gufe 
Gelegenheit, ihn genau in Augenfchein zu nehmen. Er war von mittler Größe, und voll 
£ommnen Körper, dem Anfehen nach etwa fünf und vierzig Jahre alt. Sein, obwohl etwas 
pockengruͤbichtes Gefichte, hatte doch was einnehmendes, und war volfommen majeſtaͤtiſch⸗ 
Ueberhaupt fand er ihn als den außerordentlichiten Mann von diefer Farbe, mit dem er jer 
mals umgegangen, und traf nichts barbarifches, als die Yufopferitfig der Feinde, an ihm ale 
Der Portugiefe meldete ihm, diefes geſchaͤhe vermuthlich aus Staatsurfarhen, und er aͤße 
auch wohl felbft fein Menſchenfleiſch. J 

"Den Tag darauf wurden fie wieder an des Königs Thor beſtellt. Die Officier mel 
deren ihnen, es fey des Königs Fetiſchtag; daher Seine Majeftät fie nicht fprechen koͤnnten, 
aber ein GefchenE für fie verordnet häcten, das in Sklaven, Kühen, Ziegen, Schafen und 
andern $ebensmitteln beftund. Sie könnten fih auf fein Berfprechen verlaffen, fegte er 
hinzu, und fie möchten nach Jaquin gehen, wenn es ihnen gefiele. Auch ihren fchwarzen Be⸗ 
dienten wurden einige gute Stücken Zeug zur Bedeckung des Mittelleibes, nebft einer Elei 
nen Geldfumme für jeden, gegeben. Sie wollten diefen Tag abreifen, warteten aber auf 
den Herzog, der feine Abfchiedsaudienz nod) nicht gehabt hatte, 

Nachmittags fahen fie das übrige von des Königs Heere auf der Rückkehr von Tuffo 
bey dem Föniglichen Thore vorben ziehen. Sie zogen viel ordentlicher, als fie jemals zuvor 
von andern Schwarzen, ſelbſt denen von der Goldkuͤſte, geſehen haften, die man doch allezeit 
für die beften Soldaten unter den Schwarzen hält, Diefes Heer beftund aus etwa drey⸗ 
taufend regulirten Völkern, außer noch einem Schwarme von wenigftens zehntaufend, wel 
che die Bagage, Lebensmittel, Todtenföpfe, u.f-f. führten. Die verfchiedenen Compagnie 
Soldaten hatten ihre eigenen Fahnen und Officier, welche mit Schilden, Musfeten und 
Haufcwerdtern beivaffnet waren. Wenn fie bey des Königs Thore vorbey zogen: fo fiel 


jeder Soldate auf die Erde, kuͤſſete folche, und fprang mit einer erftaunlichen Geſchwindig⸗ 


Malayen. 


keit wieder auf. Der Platz vor des Koͤnigs Thore war viermal ſo groß, als Tower il 
zu Sonden. Sie machten dafelbft ihre Uebungen im Geſichte unzähliger Zuſchauer, und 
—— weniger, als zwo Stunden, ihr kleines Gewehr wenigſtens zwanzig mal rund 
herum ab. 
Weil der Verfaſſer merkte, daß den Soldaten eine Menge von Knaben nachfolgte: ſe 
ward ihm von dem Dollmetfcher berichtet, ber König hielte jedem Soldaten einen Jungen, 
damit folche fich von ihrer Jugend an harte gemöhnten. Der größte Theil gegenwaͤrtigen 
Heeres ſey auf diefe Art und unter der jegigen Einrichtung auferzogen worden. Der Ber 
faffer wunderte ſich alfo über die Eroberungen des Königs nicht mehr, da derfelbe fo wohl 
eingerichtete Volker und fo viel Staatsklugheit harte, ! 


Nach diefem giengen fie zum Aufenthalte des großen Hauptmannes, mo ne 
Schwarze fah, welche lange Rode anhatten, auf den Köpfen ein Stuͤcke Zeug 40 
Turbande gewunden, und an den Füßen Pantoffeln trugen. Der Dollmetſcher ſagte zu 
ihnen, es wären Malayen 0), eine Nation, welche tief ins fand hinein läge, und an die 
Moren graͤnzte. Ihre Leute fehrieben fo gut wie die Weißen. Um diefe Zeit wären ihre 
etwa wierzig im Lager, die in verfchiedenen Kriegen gefangen worden, wenn fie von einent 

* Sand? 


6) Marchais und Smirh erwähnen auch dieſes Volk. 


Bonn 


von Sierra Leona bis Lope Gonſalbo. VII Buch VII Eap. 559 


Sande nach dem andern gehandele. Der König begegnete ihnen gnaͤdig; benn fie befäßen 162 
die Kunft, Ziegen- und elle mit verfchiebenen Farben 2 färben, — — — ——— 
taſchen, auch Pulverflaſchen u. d. g. machten. Snelgrave erhielt aber nicht die Erlaub- 
niß, mit ihnen zu reden. 

Den Morgen davauf giengen fie alle nach Jaquin ab, und die mufikalifchen Inſtru⸗ Ruͤckkehr 
mente der Schwarzen machten ein großes Laͤrmen bey ihrem Abzuge, Der große Haupt: nahSaquin. 
mann begleitete fie eine Stunde weit auf dem Wege, und nahm alsdenn unter einer Salve 
von feinen Soldaten und ihren Bedienten Abfchied. Ihre Träger eilten dergeftalt, aus 
diefem Sande zu Fommen, daß fie den Abend in der Stade Jaquin waren, wo das Bolf fie 
mic viel Sreuden aufnahm p). 

Den Tag darauf, als den ısten April, bezahlte Snelgrave des Königs von Dahome 
Bedienten den verglichenen Zoll, und zweene Tage nachher kamen fehr viel Sklaven an, bie 
der König herſchickte, daß er fich einige auslefen follte, Darauf drang der Herr von Jaquin Preffung 
auf einen größern Zoll für ſich felbft, als bey der erften Ankunft war abgeredt worden, und we⸗ bes. Herrn; 
nig Tage darauf wollten die Träger feine Waaren nicht von der Seeſeite hinauf fchaffen, 

100 er ihnen nicht Doppelt fo viel als zuvor gabe, Er mußte diefe beyden Verdruͤßlichkeiten 
aushalten, bis ihn ein unerwarteter Zufall befreyte. 

Vermuthlich wenig Tage nad) diefem, fehickte der Herr des Orts nach ihm, und meldete 
ihm, er hätte fogleich Nachricht erhalten, daß ein engliſch Schiff in der Rheede von Whi⸗ 
dam angelangt wäre. Er erfuchte Snelgraven, felbiger möchte fein Boot abſchicken, da⸗ 
mit der Hauptmann nach Jaquin kaͤme. Snelgrave antwortete, das Schiff waͤre ohne 
Zweifel die italieniſche Galeere, unter dem Hauptmanne Da ge, welches ihm wohl bekannt 
waͤre, weil es eben dem Eigenthuͤmer gehoͤrte; und wenn er alſo ein Boot abſchickte, ſo wuͤrde 
ſolches geſchehen, den Hauptmann Dagtge zu erſuchen, daß er zu Whidaw bleiben, und zu 
den Rönige von Dahome fenden möchte, ihm fein ungerecht Verfahren zu wiſſen zu thun. 

Gleichwohl wollte er alles vergangene vergeſſen, wenn ihm jetzo Recht geſchaͤhe. 

Dieſes brachte jenen ſogleich zu einem beſſern Entſchluſſe. Er nahm gleich ſelben Tag die aber ge: 
ſeinen gewoͤhnlichen Zoll, gieng den folgenden ſelbſt nach der Seeſeite, in die Staͤdte, wo aͤndert wird. 
ſich die Traͤger aufhielten, und beredte ſie, die Guͤter fuͤr den gewoͤhnlichen Preis 

en. 
a unterſtund fich nicht, diefes dem Könige von Dahome zu Flagen, weil der 
Abgeordnete wuͤrde von den Jaquinern unterwegens feyn hingerichtet worden, Man mel- 
dere ihm auch, fie und ihr Kerr hätten ihre liebften Weiber und beften Waaren nad) einem 
Eylande, etwa dreyßig Meilen oftwärts von Jaquin, unter dem Schutze des Königs von 
Appah gefehickt, deffen Sand fich bis an die Bay von Benin erftrecket. Sie wuͤrden da⸗ 
ſeibſt, im Falle eines feindlichen Verfahrens von dem Könige von Dahome, dem fie nicht 
recht eraueten, ſicher ſeyn, weil die Dahomer feine Canoes haben, fie zu verfolgen, und wenn 
fie welche Hätten, fie nicht zu regieren wüßten. 3 * ci 
' agge hielt fich mit gutem Nutzen zu Whidaw aufz denn diefe Theurung za 
— > —— und mußten ihre Bedienten und Kinder verkaufen, — 
damit fie Geld befamen, von Ihren Nachbarn in Popo, Speiſe zu erhalten. Daher ” 
i ein 


P) Snelgrade du 


1727 
Snelgrave. 


Schlechter 
Zufand des 
Handels, 


Der große 
Hauptmann 


560 Reifen nach Guinea und Benin, 


fein Schiff bald von Schwarzen voll, und er fegelte acht und dreyßig Tage vor Snelgraven 
yon der Küfte ab. Nicht lange nad) Dagges Ankunft ward Sneigrave am Fieber frank; 
fein Wundarzt ftarb ihm, und zu Vermehrung feines Unglücks wurden des Königs von 
Dahome Kaufleute auch beſchwerlich und betrügerifch; doch hatte er den Troft, daß ihm 
nichts geftohlen wurde, welches er dem oberwaͤhnten ſcharfen Befehle des Königs zufchrieb. 


Die Kaufleute aber wurden ganz unerträglich, verachteten den mit dem Könige einge: 
gangenen fchriftlichen Vergleich, und der Dollmetfiher trat auf ihre Seite. Alle wandten 
vor, daß das, was fie thaten, des Königs Befehl wäre, Einer von ihnen richtete einmal 
feine Slinte.auf ven Berfaffer, als diefer feine ſchlechten Sklaven nicht nehmen wollte, 
fing alfo an, fucchtfam zu werden; denn fie kamen allezeit mit Schwerdt und Dolche zu 
handeln, und ein Junge trug ihnen ihre Flinte nach. 


D 


J 


Verſchiedene portugieſiſche Schiffe, welche um dieſe Zeit zu Whidaw ankamen, hiel 


ten ſich daſelbſt auf, in Hoffnung, daß das Land wieder in Aufnehmen kommen wuͤrde; 
denn der König von Dahome hatte einer großen Menge Volks erlaubt, wieder dahin zu 
geben, die bey dem englüfchen und feanzöfifchen Sort Häufer bauten. Aber dieß geſchah 
nur, wie nachgebends erhellte, die Europaer zu betruͤgen. Gleichwohl verlangte den König 
von Dahme nad) dem portugiefifchen Golde, damit fie Sklaven Fauften, und er fchickte de 
ven fehr viele nach Whidaw, welches den Handel zu Jaquin verberbte; denn feit der Zar’ 
fiörung des Landes bleibt nur ein Hafen, Namens Lukkami, Nordoft, für die Jaquiner ju 
handeln übrig, Die vermittelft eines breiten Fluffes entrunnen waren 4). | 


Als fich dee Verfaſſer in diefen befrübten Umftänden befand: fo Eam einmal ein altet 
Bekannter von dem Haupfmanne, der gegen ihn im Sager fo Höflich geweſen mar, ihn j 


wird geſchickt, heſuchen, und auf erhaltene Nachricht von feinen Beſchwerden meldete er folche bey fein® 


die Sachen 
beſſer einzus 
richten. 


Kückkunft dem Könige. Weil die Jaquiner misvergnügt waren: fo hatte der König ſchon 
befchleffen, den großen Haupfmann zu fenden, daß folcher die Sachen in Ordnung braͤchtt 
und diefe Nachricht befchleunigte deſſen Abfertigung. Er war fo eilfertig, daß er feine Ar 
£unfe felbft zuerſt melbere. Ob er wohl viel Begleitung hatte: fo ließ er Doch, den Schal 
der Feindfeligkeit zu vermeiden, bie meiften auf der andern Seite des Fluffes, und Fam nut 
mit hundert Begleitern in die Stadt, Der Herzog gieng ihm entgegen, und alle Wei pn 
verfammelten fid) an der Thüre der holländifhen Factorey, ihm, da er vorbey zog, 

Ehrenbezeugung zu machen. Seine Begleiter hielten fich erft unweit von Snelgraven⸗ 
Factorey auf, machten abet einen fo verdrießlichen Laͤrmen mit ihren mufifalifchen Inſtru⸗ 


menten, daß er ſie wegſchaffte. 


Der große Hauptmann befahl bey feiner erſten Ankunft, die Dahomer-Kaufleute all 
gefangen zu nehmen. Auf erhaltene Nachricht davon flohen ee und —9 betan 
mur etwa zehne, die ſogleich in Ketten zum Könige geſchickt wurden. Unter dieſen befan? 
ſich der, welcher dem Verfaſſer mit der Flinte gedrohet. Er wurde nebft einem ande! 
der ihm gleichfalls fehr übel begegnet, nad) des großen Hauptmanns Wiederfunft enehauf‘ 
tet, die übrigen wurden in Banden gehalten, nur mit Brodte und Waſſer gefpeift, und ß 
oft es vegnete, in dem Gefängnißhofe dem Guffe ausgefest. Man erkannte hieraus, voß 

die Kaufleute und der Dollmetſcher den König ſchaͤndlich belogen harten. * 
) Snelgrave a. d. g82u. f. S 


von Sierra Leona big Lope Gonſalvbo. VIT Buch VII Cap. 56: 


Den Tag nach diefes großen Mannes Ankunft warteten ihm alle Weißen mit Öefcehen- 1727 
fen auf, und fpeiften auf feine Einladung den folgenden Tag in feiner Factorey mit Snel- Snelgrave. 
graven. Er hatte viel Begleiter, ließ aber nur einen, nebft dem Herzoge, mit an der Tafel — 
ſitzen. Er brauchte die Gabel ſehr ungeſchickt; ein Schinken ſchmeckte ihm ſehr wohl, und derFactorey. 
er aß ſehr begierig von einer Paſtete, mit Befragen, wie ſie gemacht waͤre. Der Verfaſſer 

erzaͤhlte es ihm, mit dem Zuſatze, wenn ſie in irdenen Pfannen aufbehalten wuͤrde, ſo ſollte 

fie ſich in dieſem heißen Lande wenigſtens ſechs Monate halten. Als’ Snelgrave ſagte, 

ſeine Frau haͤtte ſie gemacht: ſo fragte ihn der große Hauptmann, wie viel Weiber er haͤt⸗ 

te? Da er nun vernahm, daß den Englaͤndern nicht mehr, als eine verſtattet wuͤrde: ſo 

fing er an zu lachen, und ſagte, er hätte ihrer fuͤnfhundert, und wuͤnſchte, daß funfzig davon 

fo eine Paftete machen könnten, Mach diefem famen Bananas mit andern Landesfruͤchten 

auf Schuͤſſeln von Delfter Porcellan. Dieſes gefiel ihm ſehr, er bath um die, auf der er 

aß, nebſt Meſſer, Gabel und Serviet, welches er gebraucht, worauf ihm Sneigrave nicht 

‚nur felbiges, fondern alles, was auf dem Tifche war, gab. Darauf nahmen feine Leute es 

fo jählinge weg, daß die Schüffeln mie Mühe und Noch unzerbrochen blieben, Es kamen 

‚auch einige Krüge und Becher zu diefem Hausrathe, 

Als fie ſich erſt niedergefegt hattenz fo nahmen einige feiner vornehmſten Bedienten Seine hung⸗ 

Binter feinem Stuhle dann und warn von feinem Zeller einen Schnitt Schinfen, oder Vo— rigen Ber 
gel. Snelgrave fagte ihnen, fie follten feinen Mangel an Speifen haben; denn es wäre gleiter. 
der Weißen Gewohnheit nicht, ihrer Gäfte Bedienung hungrig nad Haufe gehen zu laſſen. 
Er befabl alfo, fie follten fünftig ruhig feyn. Sie trunfen nach Tiſche ftarf, und er z0g 
Punch dem andern Getränke vor. Beym Abſchiede ſagte er, den folgenden Tag wollte er 
drey Meilen gehen, die See zu fehen; und weil er weder felbige, noch ein Schiff, jemals 
geſehen hätte: fo follte ihm der Berfaffer Geſellſchaft leiften, der fich aber mit dem fchlechten 
Zuftande feiner Gefundheit entfchuldigte, 

Wenige Tage vorher, ehe der große Hauptmann nach Jaquin Fam, brachte der Doll- 
metfcher Snelgraven zwey ſchwarze Weibsbilder, eines über funfzig, das andere über 
zwanzig Jahre alt, mit Bermelden, der König verlangte, daß er fie kaufen, und von nieman⸗ 
den auslöfen laſſen ſollte. Weil er aber die ältefte meht Faufen wollte, und ſie niche follen 
‚getrennt werden; fo gieng der Handel zurüd nr). 3 un ann. a 
Der große Hauptmann ergöste fidh, als er ans Ufer kam, ſehr mit Betrachtung der Hi. See, 
See, und konnte ſich daran nicht ſatt ſehen. Er bewunderte auch zwey portugieſiſche etwas neues. 
Schiffe, beſonders die Galeere Catharine, die auf Snelgravens Anſtalt ihm zur Ergösung 
einige Stuͤcke losbrannte; und weil das Waſſer am Ufer fo untief iſt, daß ſie, um fuͤr das 
Schiff ſuͤßes Waſſer zu haben, genoͤthiget find, ſolches in Gefäßen mit Stricken von den 
Booten zu ſchleppen: fo gleng er, dieß zu ſehen ſo weit nach der See, daß ihn eine Welle 
erreichte; und weil er vor Etſchrecken auf den Ruͤcken fiel ſo mußte er etwas Salzwaſſer 
hinunter ſchlucken. Seine Bedienten brachten ihn ſogleich zum engliſchen Zelte, wo fie ge- 
ſpeiſt haften, und er trank eine halbe Pinte Brandtewein, das Satzwafler zu verbeſſern, 

‚kehrte den Abend nach Jaquin zurüc, und ließ ſich bey dem Verfaſſer für die Bewirthung 
edanken. 
LER | As 
- 9) Snelgrave a. d. 901. f. Seiten RR en arg 

Allgem, Reiſebeſchr. I Band. Bbobb 


- 


563 Reiſen nach Guinea und Benin, 

1727 Als dieſer Abgeordnete wieder weg war, ſo meldete der Dollmetſcher dem Verfaſſer 
Snelgrave. heimlich, das aͤlteſte Weibsbild, welches er nicht Hätte kaufen wollen, waͤre denſelben Tag 
Deeopjer, von dem großen Hauptmanne der See, ftatt einer andern, die dazu beſtimmt geweſen, ge 

— 5— Sie hätte, wie er vermuthete, den König hoͤchlich beleidigt, indem fie ſei⸗ 
| nen Weibern, bey Ausführung heimlicher Händel, behülflich gemefen. Der Dollmerfcher 
verrichtete diefes Opfer felbft, weil Feiner von den Dahomern fich wagte, in einen Canoe 
zu gehen. Dem Weibe wurden die Hände auf den Ruͤcken, und die Füße kreuzweis ge 
bunden. Auf dieſe Art brachte man fie in einen Canoe, und führte fie eine halbe Meile 
vom Ufer, 100 fie die Ruderfnechte auf feinen Befehl über Bord warfen. Er fagte, er haͤtle 
einige Hayen gefehen, die fie ven Augenblick zerriffen hätten, 
welches auf Den Tag darauf erftaunte der Verfaſſer über einen Brief von feinem Bootsmanne, 
eine feltfante mic der Nachricht, Daß fie am Borde feines Schiffes wäre. Vermuthlich giengen einige 
Act entriunt Boote, die am Sande gelegen hatten, gleich um diefe Zeit nach dem Schiffe ; und da fie 
einen Menfchenkörper auf dem Rücken ſchwimmen fahen, der Wafler aus dem Munde ſpru⸗ 
delte: fo machten fie fich auf fie zu, nahmen fie ins Boot, und brachten fie ins Schiff, wo 
fie wieder zu fich felbit gebracht wurde, Er befahl, aus Furcht vor des Königs Rache, 
diefen Zufall geheim zu haften, ob wohl das Weib, als er felbiges am Borde befragte, ver“ 
ficherte, fie hätte wiſſentlich dem Könige nichts zuwider gethan. 

Diefe Srau that ihnen aus Dankbarkeit große Dienfte auf der Keife, indem fie den 
Schwarzen ein gutes Exempel gab, befonders den Weibsbildern, die mit ihrem Gefchrege 
und $ärmen ordentlich am befchtwerlichften waren. Ste hielt ſolche in fo guter Ordnung / 
daß er dergleichen auf Feiner Reife zuvor gefehen hatte, Als er nach) Antigua Fam, kaufte 
fie ihm der Nitter Charles Dunbar, Öeneralingenieur von Barbados und den Eylanden 
unter dem Winde, ab, und dem Berfaffer war es fehr lieb, daß fie fo einen edelmuͤthigen 
Herrn befommen hatte. 

‘ Der Berfaf: Beym Abfehiede von dem großen Haupfmanne meldete Snelgrave felbigem, es fehl 

ver verläßt "gen ihm nur noch achtzig Schwarze, feine Ladung voll zu machen, welches jener dem Könige 

Jaquin · zu melden verfprach; er Fonnte aber Feine verfehaffen ; denn Seine Majeftät Hatten damals 
feine Schwarzen zu verfaufen, ob ihnen wohl viele Gefangene das Feld bauen und andere 
ſolche Arbeiten ehun mußten. Denn wenn fie in feine Dienfte aufgenommen find, fo vet 
kauft er fie nicht, als im Falle fie große Verbrechen begehen, Nach Verfliegung einige 
Zeit brachte endlich des Königs Factor die Sklaven mit Entfchuldigungen und Complimen⸗ 
‚ten, Er gab ihnen bey der Abreife einige kleine Geſchenke. 

Als diefes gefchehen war, ſprach er mit dem Heren von Jaquin, ihre Rechnungen j 
vergleichen, welche jener fogleich richtig zu machen verfprach, folches aber nie that. Bald 
darauf ward fein Waarenhaus gewaltfam geplündert, zum Gluͤcke aber war nicht viel dat 
innen. Er beflagte ſich darüber, ohne Hülfe zu erhalten. Den ıften des Heumonats IM 
Sabre 7727 fegelte er von Jaquin ab, ohne zu drohen, daß er fic darüber beym Könige 
beklagen wollte, und brachte ſechshundert Schwarze nad) Antigua, Die dafelbft fehr ange“ 

Ruͤckkunſe nehm waren. Von dar —* er mit einer Ladung Zucker mit Ausgange des Hornung® 
nad) Eng: ab, und lange den 25ften April im Jahre 2728 nach einer Reife von fechzchn Monasen 
vn, der Themfe an. | 

Di 


3) Snelgrave auf der 99 und folgenden Suite, 


von Sierra Leona big Lope Gonſalvo. VI Buch VII 
Der W Abſchnitt. 


J 


Zweyte Reiſe nad) Whidaw, im Jahre 1729. 


Des Königs ſchlechte Umſtaͤnde. Die Dahomer 
nehmen das franzoſiſche Fort ein. Franzoͤſiſche 
Untreue. Das Königreih Dahome wird von 
den J os angefallen. 
keit. Eine feine Kriegelit. Trudos Staats: 
fehfer. Seftefole wird gefangen genommen, und 


graufem hingerichtet, Friede mit den J- os. 


Teftefoles Unbedachtſam⸗ 


germirakel. 


Feuer zu Jaquin. Die engliſche Factorey wich: 


beſchaͤdigt. Des Herzogs Hof verbrennet. Ne⸗ 
Man greift die Vahus an. Za— 
quin wird zerſtoͤrt. Die europaͤtſchen Factore 
werden gefangen genommen. Sind dem Koͤ⸗ 
tige zuwider. Der Sflavenhandel wird per: 


derbt. 


Cap. 563 


1729 
Suelgrave. 
—— 


XD Hauptmann Snelgesve gieng im Jahre 1729 wieder in eben dem Schiffe nach Des Könige 


Whidaw. Er hielt fi) unterwegens zu Großpopo, etliche Seemeilen windwaͤrts we — 
end. 


von Whidaw, auf. Unweit davon war der Koͤnig von Whidaw mit einem Hauptmanne, 
Oſſue genannt, welcher einer von ſeinen vornehmſten Kaboſchiren war. Sie befanden 
ſich mit verſchiedenem andern Volke auf zwey wuͤſten ſandichten Eylanden. Er beſchenkte 
den Koͤnig, der ihm wieder eine Ziege zuruͤck ſchickte. Sein Bootsmann meldete ihm, der 
König und fein Hauptmann Oſſue lebten auf eine fehr elende Art, weil die Eylande nichts 
bervorbrächten. Nur wären fie wegen der Dahomer durch einen Fluß verfichert, an wel: 
hen fie verfchiedene große Stücke zu Verhinderung eines Ueberganges gepflanzet hätten. 
Die Lebensmittel erhielten fie bloß von ihren Nachbarn von Groß- und Klein-Popo, 
welches ihre Zahl beftändig verringerte, indem fie Dieferwegen öfters ihre Weiber, Kinder 
und Bediente zu Sklaven verfaufen müßten. 

Er gieng von hier über Whidam nach Jaquin, den zoften des Hornungs im Jahre 
1729-30. Als er ans sand gieng, fo fam des Königs von Dahome Agent, ihn zu befuchen, 
und ſchickte einen Bothen ab, um dem Könige des Hauptmanns Ankunft zu melden. Weil 
aber Seine Majeftät damals in Dahome waren: fo befam er erfi nach drey Wochen eine 
Antwort, und Snelgrave fah den König nicht nieder, 


Seit dem der Verfaſſer diefen Dre verlaflen, hatte ver König von Dahome, , weil ihm Framoͤſiſche— 


ber Anfchlag nicht gelungen, den König von Whidaw hinzuvichten, ſich begnüget, das Sand dort 


durch ein Kriegsheer, welches fich bey Sabi lagerte, im Beſitze zu behalten, Weil aber 
diefes Heer mit der Zeit abnahm: fo befam der Hauptmann Oſſue Herz, ſich unmeit des 
franzöfifchen Forts, etwan vier Meilen von Sebi, zu ſetzen; wobey er fid) auf den Schuß 
feiner großen Stüce verließ. Wie der König von Dahome foldes erfuhr, fo beſchloß er, 
ein Heer zu Wegtreibung des Oſſue hinzuſenden, der ſich auf dieſe Nachricht mit verfehie- 
benen feiner geute in das frangöfifche Fort 308, ohne einige Berrätherey von dem dafigen 
Statthalter zu vermuthen. / 


Den Tag darauf Fam das Heer der Dahomer herunter, und geiff das Fort an. Sie wird vonder 
Würden ihm nicht viel gethan haben, weil fie nur Fleine Feuergemehre harten. Aber ver: Dahamern 


muthlich gerieth das Stroh auf den Dächern in Brand. 


Die Weißen, welche wußten, eingenom. 


daß vieles Pulver im Magazine, und das Feuer nicht aufzuhalten war, gerlethen darüber 
in eine folche Beftürzung, daß fie in das englifche Fort, einen Mufketenfchuß weit von dem 
ihrigen, flohen. Das Magazin fprang in bie Luft, tödtete etwan taufend Schwarze, und 
verwundete viele. Indeß entrann der Hauptmann Oſſue nebft verfehiedenen von feinen 
Seuten auch nach dem englifchen Forte, wo ihm dev Agent der africanifchen Geſellſchaft, der 
Bbbhba Etatp 


* 


men. 


344 ©. Keifen nach Guinea und Benin, 


729 Statthalter, Wilſon, Schutz gab. Ex lieg auch zu Vermeidung eines Ungluͤcks alle Haus 

Snelgrave. fer im Forte abdecken, und erſchoß verfchiedene von den Dabomern, und hielt dadurch Die 
übrigen zurüd. ur 

Franzöfifche Die Dahomer machten ſich in das franzöfifche Fort, aus dem fie zu dem Statthalter 

Untene Wilſon ſchickten, und ihn fragen ließen: warum er auf fie gefeuert hätte? Er verfegte: 

geil er gefehen, wie fie heruntergefommen wären, und feine Nachbarn überfallen hätten 

fo hätte er geglaubet, das gienge.alle Europäer an. Die Dahomer antworteten, als fie 

herunter gekommen wären ‚ häften fie gar nicht die Abficht gehabt, das Fort anzugreifen, 

weil fie gar Feine Handel mit den Weißen hätten; weil aber der Statthalter den Haupt⸗ 

mann Oſſue mit feinen geuten aufgenommen, und dadurch fein Verfprechen gebrochen haͤtte: 

fo hatten fie fo verfahren müffen. N b 

Zugleich fagten fie auch dem Statthalter ins Gefichte, er hätte den König zuerft ver: 


‚mittelft eines franzöfifchen Wundarztes, der fich damals bey ihrem Heren aufbielt, bereden 
laffen, daß er ein Heer zu Aufreibung des Hauptmanns Oſſue und feiner Leute herunter⸗ 
ſchicken ſollte, mit vem Verſprechen, ihnen keinen Schutz zu geben. Ob nun der Statthal⸗ 


ter dieſes gleich leugnete; fo glaubten es doch alle Gegenwaͤrtige, und ſahen es als ein Mit⸗ 
tel an, deſſen ſich der Statthalter bediente, um von dem Hauptmanne Oſſue für ven ihm 
ertheilten Schuß Geld zu erpreffen. Gleichwohl erhielt er nachgehends feinen Sohn, indem 
ihn die Whidawer, die er fo ſehr beleidigt hatte, umbrachten. 


Dos König Sobald der. König von Dahome von der Einnahme des franzöfifchen Forts benach⸗ 


reich Daho⸗ wichtige war: fo ließ er dem Statthalter zu wiſſen thun, er hätte dieſes Unglück ſich ſelbſt 


me, durch feine Treuloſigkeit zugezogen, weil man ſonſt mit ihrer Nation feinen Streit hätte 
Er wollte deswegen feinen Soldaten befehlen, Das Fort auszubeffern, welches vom Pulver 


ehr befchädigt war; oder wenn er diefes nicht verfangte, fo möchte er fich mit allen Fran⸗ 


jofen nach feinem eigenen Lande machen, 


As der König von Dabome innerhalb wenig Jahren verfchiedene Sänder erobert und 
verwuͤſtet hatte: fo floh der Sohn des Königs von Whidaw, nebft verfehiedenen andern 
Prinzen, deren Bäter der König von Dahome gefangen und enthaupter hatte, zu einem 

‘mächtigen Volke, das tief ins fand hinein wohner, und TJ-os heißt. Dev König von Whi⸗ 


dam hatte nad) des Oſſues Nisderloge Mittel gefunden, an diefen König Abgefandre u 


wird vonden fhicken. Sie und die andern, welche ſich unter feinen Schuß begeben hatten, erhielten ein 
3:08 ange Heer von ihm, um wider den König von Dahome zu ziehen, den fie alle als den grau⸗ 
fallen. farnften Berwüfter des menfehlichen Geſchlechts anſahen. 


Dieſe J⸗os fechten alle zu Pferde; und da fie weit nordwärts gegen Nubien woh⸗ 


nen, fo fonnen fie nur. ſuͤdwaͤrts ziehen, wenn die Jahreszeit zur Fütterung, und das trockne 
Wetter einfällt. Als der König von Dabome Nachricht von ihrer Ankunft erhielt, und 
ſchon erfahren hafte, mit wie wenigem Vortheile fein Fußvolk gegen Diefe Reuter focht 


fo vergrub er feine Schäße, verbrannte feine Städte, und flob mit feinen Leuten in die Waͤl⸗ 


der und Gebuͤſche. Die Schwarzen, wenn fie ſchwaͤcher als der Gegentheil find, thun DIE 
fes insgemein, da fie feine befeftigten Dexter, wie die Euronäer, haben, Die alfo Meiſter 
vom Felde find, haben das Land weit und breit in ihrer Gewalt 7). 


8) Snelgrave auf der 112 und folgenden Seite, . 


Auf 


Pr 


von Sierra Leona big Lope Gonſalvo. VIL- Buch VII Cap. 565 


x Auf diefe Art machte der König von Dabome der J⸗os Anfchlag zunichte. Weilaber 1729 
Ppragab mit feinen $euten, Die nur unlängft unter der Dahomer Gewalt gefommen Snelgrave., 
waren, ſich nicht zeitig genug ſortgemacht hatte ; fo wurden ihrer viele gefangen; wobey - 

man Appragahs Reichthuͤmer alle befam, jo daß er kaum ſelbſt mit etlichen wenigen Bes 
dienten entrann =). 

Nach diefem fuchten die Iros die Dahomer auf, die ſich beftändig in den Gebuͤſchen 
verborgen hielten, bis die Regenzeit einfiel. Da dieſelbe ihre Zeinde noͤthigte, fich zuruͤck 
zu ziehen: fo kehrten Die Dahomer wieder in ihr Sand, und bauten ihre Städte wieder auf. 

Um diefe Zeit, im Anfange des Herbftmonats im Jahre 1729, gieng der Statthalter Teſteſoles 

Wilſon von Whidaw ab, und ließ einen, Namens Herr Teftefole, an feiner Stelle, Die- Unbedachts 
fer war verfchiedene Fahre dafelbft geweſen, glich ihm aber an Klugheit nicht, wie fein Un- ſamkeit. 
glück zeigen wird. Er harte oft in des Königs von Dahome $ager viele Höflichkeit genoſ⸗ 
fen, gleichwohl aber rieth er jeto den Whidawern, wieder in ihr Sand zurück zu gehen, 
- weil er glaubte, der König von Dahome fen gedemüthige. Diefe wurben, mit Benftande 
der Popos, die ihre Handlung dadurch wieder in die Höhe zu bringen gedachten, ein Heer 
von funfzehntaufend Mann zufammen an, und lagerten fi) unter dem Könige von Whi⸗ 
daw bey den englifchen und franzöfifchen Forte, 

Die Dahomer mußten nichts davon, bis der König etliche Kaufleute mit Sklaven 
hinabſchickte, weiche diefe Zeitung zu großer Beſtuͤrzung des Königs mirbrachten. Denn 
weil ihn die 7-08 in den Wäldern gehalten hatten: fo hatte er ver chiedene feiner beften 
Soldaten verlohren, und noch überdieß unlängft ein Heer ins fand geſchlckt, um Sklaven zu 
fangen; denn er treibt Feinen ordentlichen Sklavenhandel, fondern verläßt nur die, welche 
er im Kriege bekommt. Gleichwohl half er fich durch folgende Liſt. 

. Er fieß eine große Anzahl Weibsbilder wie Soldaten bewaffnen, und gab jeder Com: Seine | 
pagnie Officier mit Fahnen ‚ Trummeln und Sonnenfehiemen, wie bey den Schwarzen ges Kriegslift, 
woͤhnlich ift. Darauf ließ er, als das ordentliche Kriegesheer marfchirte, Die Weiber, Damit es 
nicht entdeckt würde, im Nachzuge bleiben. So eine Menge von Soldaten, als die Whidawer 
zu fehen glaubten, brachte eine allgemeine Furcht unter fie. Sie flohen größtentheils, und gaben 
den Dabomern Gelegenheit, auf Oſſues Parten mit den Popos zu fallen, die auch bald zu 
fliehen genöthigt wurden. Der König von Whidaw that alles mögliche , die Flucht der 
Seinigen zu verhindern, und verwundere verfchiedene mit ber Sanze; es war aber alles um- 
fonft. Endlich mußte er ſelbſt zu Rettung feines £cbens in ben trocfnen Graben bes engli- 
ſchen Forts fliehen, wo er mit Huͤlfe zweener von feinen Söhnen über den Wall Fam, und 
auf diefe Art der Wuth feiner Feinde entrann ; viele aber von feinen Leuten wurden umger 
bracht, und andere gefangen genommen, | 

Diefe Sache machte dem Heren Teftefole einigen Verdruß; endlich aber beredete er 
den König, das Fort bey Nacht zu verlajfen, und wieder auf feine müßten Inſeln zu fluͤch⸗ 
ten. Der König von Dahome aber nahm es fehr übel auf, daß der Statthalter Ur: 
fache an dem Aufruhre geweſen. Er lieh ein Fleines Heer in Sabi, und als er wieder in fein 
Sand zurück kehrte, kamen viele Banditen von andern Voͤlkerſchaften zu ihm, fo daß er ſich 
in Furzer Zeit wiederum fo ſtark befand, alser um die Zeit geroefen, da er vor den I⸗os floh. 
ne Bbbb3 Indeß 

#) Siehe oben auf der 544 Seite. 83 | 


3 ee 


— — — — —— 


— — 


1729 


Trudos 
Staatsfeh⸗ 
ter, 


Teftefole 
wird gefan: 
gen 


und grau⸗ 
fam hinge⸗ 
richtet. 


566 Reiſen nach Guinea und Benin, 


Indeſſen muß man anmerfeit, daß er zweene große Staatsfehler begangen hatte. Erſt 
Suelgrave. lich hat er zwar ein großes Koͤnigreich, welches ſich auf viele hundert Meilen erftreckt, in | 


nem Lande, das fo ſchoͤn ift als eines von Africa ; ift aber nur dem Namen nach ein König, 
dem die Untertdanen mangeln. Denn weil er die meiften befiegten Voͤlker hingerichtet, fo find 
die andern Nationen vor feiner Grauſamkeit geflohen. Ferner hatte er verfchiedenen vor⸗ 
maligen Einwohnern diefer Laͤnder ihre alten Vorrechte, gegen Erlegung eines gewiſſen 
Tribuͤts verſprochen, welches viel tauſend wieder ins Koͤnigreich Ardrah brachte. Sobald 
fie ſich aber feſte geſetzt, uͤberfielen fie die Dahomer, und toͤdteten ober fingen abe diejeniz 
gen, welche nicht entrinnen konnten. Daher traut ihm niemand, und das Sand wird vers 
muthlich Zeit feines Lebens wüfte bleiben. Daher ift die Handlung zu Whidaw völlig 
verderbt; denn die Leute tiefer im Lande haben Eeine Marftpläge; und da die Dahomer 
Feine ws als zum Kriege brauchen, fo werden den Europäern wenig Schwarze ger 
bracht x). 

Indeß bedientefich Here Teftefole aller Gelegenheiten, den Dahomern übel zu ber 
gegnen, wippte endlich einen ihrer Vornehmſten am Flaggenſtocke; und als diefer fich dar— 
über befchwerte, verfegte Teftefole Bigig, er würde mit dem Könige eben fo umgehen, 
wenn er ihn hätte 9). Die alles ward Seiner Majeftät hinterbracht, worüber er hoͤchſt 
beleidigt ſagte: Diefer Mann muß gewiß voll Bosheit gegen uns ſeyn, fonft hörte 
ex die ihm von uns erzeigte Guͤtigkeit nicht ſobald vergeffen. 


Darauf befahl er feinen Seuten, ihn, wo möglich, mit Sift gefangen zu nehmen, welches 


fie auch bald thaten, und ihn in dem franzöfifchen Fort, mo er einen Beſuch ablegte, bekamen. 
Die Dahomer umeingten die Factorey, und forderten ihn; die Franzofen ſchloſſen ihn in 
eine Kifte, und fagten, fie Fönnten ihn nicht finden. Dieſes brachte die Dahomer aufs 
daß fie den Hauptmann mit einem Piftole in den Arm fehoffen, ins Haus brachen, den Te: 


efole aus der Kifte nahmen, ihm Hände und Füffe bunden, und ihn in einer Tragmatte 
g 


zum Konige brachten, der ihn nicht ſehen wollte, aber in wenig Tagen nach Sabi etwa vier 
Meilen vom Fort ſchickte. Hier meldete man ihm, wenn er an den, welcher in ſeiner A 
weſenheit die Oberaufſicht haͤtte, wegen verſchiedenen Sachen, die zu ſeiner Loskaufung zu 
fenden verlangt wurden, ſchreiben wollte, ſo ſollte er ſeine Freyheit haben. 

Als aber dieſe Sachen, welche ziemlich koſtbar waren, ankamen: ſo befeſtigten ſie ihn 
on eingeſchlagene Pfaͤhle, wo ſie ihn auf den Bauch legten, ihm an verſchiedene Orten in 
die Xerme, Rüden, Schenkel und Fuͤſſe, Wunden bieben, und folhe mit einem Gemenge 
von Simonienfafte, Salz und Pfeffer füllten, Darauf enthaupteten, den Leichnam zertheilten, 
auf Kohlen brieten und aßen 2). 

Seine Majeftär bat ſich nach der Zeit damit entfchulbigen wollen, daß er nur befohlen 
Hätte, ihn nach Sabi zu führen, und daſelbſt, wie fie für gut befänden, mit ihm umzugehen; 
er hätte ſich nicht eingebildet, Daß fie mir einem Weißen fo umgehen würden. Indeß jagt? 
Snelgrave, haben fie one Ziveifel ihres Herrn Sim diefer Sache wegen gewußt. Den 
alles ernftlichen Anhaltens ungeachtet beftrafte Seine Majeftät niemanden, der an diefer 
Sache Theil gehabt. Einige, welche etwas von ihm gegeſſen, haben nachgehends etlichen 
Portugiefen, die mit ihnen Davon ſprachen, geſagt: Engliſch Rindfleiſch ſchmeckte 
ſehr gut. 

Mac 


x) Snelgeswe a, % 222 1.1, ©: Teftefole Mitleiden Haben? 
3) Wer kann hierauf den König tabelasder mit 2) Dazu wird Fehr Zeuge angeführt 


von Sierra Leona bis Lope @onfaloe. Vn Buch VII Cap. 567 


Nach des Herrn Teſteſoles Ungluͤcke, meldeten zweene weiße Ueberlaͤufer aus ven 1729 
englifchen Fort dem Könige, er Fönnte es leicht einnehmen, weil nur noch vier Weiße im Snelgeave. 
Plage übrig wären. Er verfegte, er haͤtte mit der englifchen Nation Feinen Streit, was 
dem Statthalter wiederfahren wäre, das hätte fich folcher durch feine Unbedachtſamkeit 
ſelbſt zugezogen und er hoffte, die africanifche Gefellfchaft würde fünftig einen geſchicktern 
Befehlshaber fenden. — td 

Einige Zeit darauf, ſchickte er, in Meberlegung, daß die Jos ihn ficherlich anfallen wuͤr⸗ 
den, fobald es die Jahreszeit zuließe, ihrem Könige große Gefchenfe, mit einer von feinen 
fehönften Töchtern. Seine Abgefandten beſchenkten die Vornehmen am Hofe mit großen Friede mic 
Süden Korallen, welche die + 08 über alles andere fehägen, und erhielten dadurch einen den: 06. 
vortheilhaften Frieden. Zur Befräftigung deifelben, fehicfte der König der Tros eine 
kurze Zeit darauf, eine feiner Töchter dem Könige von Dahome zur Frau, die vom Volke 
und vom Könige mit großen Freuden aufgenommen ward, 


Diefe Erzählung ward dem Verfaſſer bey feiner Ankunft zu Jaquin gemacht, wo er 
die Handlung fehr fehlecht fand, und wegen der Verwirrung, welche der Krieg verurfacht, 
feine Hoffnung in vielen Jahren zur Befferung fab. In den beyden Monaten, da er ſich Bier 
aufhielt, brannte eg wenigftens fünfmal, wodurch wichtiger Schaden geſchah. Die Häu: 
fer Haben Leimwaͤnde, ein Stockwerk hoch, und die Daxhfparren find von Bambus; dar 
auf legen fie eine Bedeckung von Stroh, welche in der trocknen Zeit wie Zunder iſt. 

Die erwähnten Feuersbrünfte entſtunden durch bie Nachlaͤßigkeit der Einwohner, und Feuersbruͤn⸗ 
diefe vermuthlich Daher, weil ihr Hausrath zu ſchlecht ift, als daß fie einige Sorge dafür fe zu Jas 
trügen. Nur einige von den Bornehmiten ausgenommen, fo haben bie andern weiter nichts, quin. 
als Matten, darinnen zu ſchlafen, einige irdene Töpfe ihre Speifen zu kochen, und etliche andere 
Dinge von geringem Werte. Ueberdieß bringt das Feuer ihren Leimwaͤnden mehr Nu— 
gen als Schaben, indern es fie härter zufammen baͤckt. Bloß bie europälfchen Factoreyen 
leiden öfters fehr dabey 4). 

Die englifche Factorey befand fich in einem großen Hofe, der dem Herzöge gehörte, und. Die engliſcho 
en die Zimmer feiner Weiber ſtieß, in welchen die Sandesfinder bey Sebensftrafe nicht ge, Factorey leie 
hen dürfen. Die andere Seite gieng aufs Feld, und gleich an der Thüre fing fich eine det Schadet. 
enge Gaſſe an, wo des Herrn von Jaquins Fetiſchir mit ſeiner Familie lebte. Er hatte 
diefen Platz wegen größerer Sicherheit vor Feuerſchaden ausgelefen, weil der Herzog auf 
diefen Fall verſchiedene Bediente hatte, welche die Käufer abdecken, und dadurd) verhin- 
dern Eonnten, daß Das Feuer nicht weiter um fich griff. Ueberdieß waren diejenigen, welche 
nahe am Hofe wehnten, befonders forgfältig, das Feuer zu verhuͤten, weil nach den Geſe⸗ 

Gen derjenige, bey dem es ausfam, nebft.feiner ganzen Familie hingerichtet wurde, 

Dem allen ungeachtet Fam das Feuer in des Fetiſchirs Haufe, gleich der Thuͤre der 
Geſellſchaft gegen über, aus, welche Feuer fing und dadurch verhinderte, daß fie daſelbſt 
nicht hinausfommen fonnten. Doc) fam fein Bedienter, obwohl verbrannt, durch mit dem 
Rechnungsbuche und andern Nothwendigkeiten, in einer Schachtel. Des Verfaflers naͤch⸗ Des Herzogs 
ſte Sorge war, das Gold zu retten, welches in einer großen hollaͤndiſchen Kiſte aufbehal- Hof ver⸗ 
ten murde, Als er den Schlüffel nicht finden Tonnte, und die Flammen ſchon das Stroh⸗ brennt. 

| dach 
n) Snelgravt m d. 130 uf. © 


568 7,0, Reifen nach Guinea und Benin, 


«1729 
Snelgrave. 


dach ergriffen hatten, auch alle ſeine Leute bis auf einen Weißen, ein Negerbegraͤbniß zu 
ſehen, ausgegangen. waren: fo ſchaffte er die Kiſte mit Huͤlfe deſſelben in die Zimmer 
der Weiber des Herzogs, wo fie ihn und feinen Bruder antrafen, die mit vielen Leuten 
giengen, das Feuer zu dämpfen. Sie fihleppten, mit Beyftande zweener Schwarzen, bie 
Kifte durch verfchiedene Wendungen und Gänge in des Herzogs Häufer, und brachten ſie 
endlich über eine zehn Fuß hohe Mauer auf die Strafe, von dannen aber in die hollaͤndi⸗ 


Ihe Factory: Das Feuer hielt eine Stunde lang-fo heftig an, daß alle Haͤuſer des Her 


Negermira⸗ 
kel. 


zogs darauf giengen, nur feines Bruders feine wurden erhalten; indem man diejenigen, wel⸗ 
che unweit des Hofes ftunden, abdeckte. Wäre es aber bey Macht gefhehen, fo wuͤrde 
alles mit dem Leuten zu Afche verbranne ſeyn. 


An das Haus des Fetiſchirs, welches abgebranne war, ftieß ein großer viereckichter 


‚Hof, ringsherum mit großen Daumen befegt, und mitten in felbigem war des Herrn vol 


Jaquin Fetiſch. 


Es war wie ein großer Heuſchober gemacht, und mit Strohe uͤberdeckt, oben auf lag 


‘ein Hirnſchaͤdel, vor welchem für des Herzogs Geſundheit und Wohl geopfert ward, Dir 


fer Fetiſch verbrannte nicht, obwohl alle daranſtoßende Häufer verzehrt wurden, und das 


Volk rief dieß als ein großes Wunderwerk aus. 


Etwa zehn Tage darnach entſtund eine andere Feuersbrunſt, welche ein Drittheil Det 
Stadt verzehrte. Aber die Factorey als ein neuerbautes Haus ward erhalten. Das Feuel 
entftund vom Palmöle, welches fich entzündete, weil ein Negerkoch Fifche darinnen folk 
Als fein altes Haus wieder ausgebeffert war, fo begab er fih dahin, und fah, wie taufen® 
$eute Bambus und Stroh zu Musbefferung von des Herzogs Haufe brachten. Dieß mar 
die Gewohnheit, wenn der Herr oder fein Bruder dergleichen verlangten. Aber das La 


‚men von der Seite Mufif , und ihrem ‚feltfanien Tanzen beunruhigte ihn ſehr. Weil de 
Handel zu Jaquin fehleche war, und die Gefundheit des Hauptmanns es erforderte, fo ſe⸗ 


gelte er nad) England, wo er bey feiner Ankunft 6) den ızten des Heumonats im Jahre 


1730 vollfommen gefund war, 


Des Sefers Neugier, in Abficht auf den König von Dahome, zu ſtillen, Hat der Her 


faſſer eine fernere Nachricht von dem Berfahren diefes Monarchen, nebft dem gaͤnzlichen 
"Untergange des Handels, durch die Zerftörung von Jaquin den aaften März im Jahr 


Die Yahus 
werden als 
gegriffen. 


1731-32, nad) den le&ten Zeitungen von diefen Gegenden beygefügt. 
Als der König von Dahome vorerwähntermaßen mie den J⸗os Frieden gefchloft 


"hatte, und Doch der Ehrgeiz ihm Feine Ruhe ließ: fo zog er gegen eine weit im Lande we 


nende Nation, die Yahus genannt ce), Dieſe vertheidigten fich in ihren Wäldern a 

Gebirgen, bis Die Negenzeit kam, da denn des Königs Heer einen Aufitand erregte, un? 
nach Haufe wollte, Er richtete verfchiedene von den vornehmften Dfficieren Hin, bloß | 
fie ihm dieß gemeldet hatten, Darauf verließen ihn verfihiedene feiner Hauptleute mir wiele! 
Soldaten, unter denen fich auch einer von feinen Söhnen befand, der mit vier taufend Man 


zum Könige von Wimey flob A). 


5) Snelgrave a. d. 133 u. f. S. A In der Grundſchrift Yaboos. 


von Sierra Leona big Lope Gonſalvo. VIT Buch VIT Cap. 569 


5 In dieſen Umſtaͤnden beſchloß er, einen heftigen Angriff auf die Nahus zu thun, und 1730 
ebielt darinnen die Dberband ; fie zogen fich aber fehr gut zurück‘, fo daß ihnen feine ermü- Snelgrave. 
deten Soldaten nicht folgen fonnten. Er kehrte alſo bald nach feinem Lande, mit Berluft 

feines meiften Volks und feiner Ehre, zuruͤck. 

Darauf befamen die Leute von Jaquin Herz, und bofften, er würde endlich einmal 
umfommen. Es hielt ſich an diefem Orte ein Holländer auf, den man Mynheer Hertog 
hieß, und der vermittelſt eines Fluſſes, welcher ſich aus Jaquin in die Bay von Benin 
ergießt, einen ſtarken Handel in verſchiedene entfernte Laͤnder führte. Dieſer wiegelte nebſt 
dem Könige von Jaquin, den König von Wimey und verſchiedene andere Fuͤrſten wider 
den König von Dahome auf, und verfah fie mit Kriegsbedürfniffen. Derfelbe erhielt von 
allem diefem Nachricht, und befchloß, fich zu rächen, Sie aber deſto beffer zu betrügen, gab 
er vor, er wollte wieder einen Zug fiefer ins Land thun, undbefohl diefem gemäß feinen 
Heerführern, daß fie nach den inländifchen Gegenden marfchiren follten, In der Nacht aber 
wandte ſich Das Heer, und Fam ſehr eilfertig uͤber Whidaw nach Jaquin, ohne entdecke zu 
werden, als bis fie gleich) in die Stadt zogen, ob ihrer wohl etwa funfzehn taufend waren, 

Der König von Jaquin entrann mit verfchiedenen von feinen vornehinften Leuten in Jaquin wird 

Canoes, die zu folchen Gelegenheiten allezeit fertig gehalten wurden, nach einem Eylande, zerftött, 
welches er mitten in dem Fluffe gegen Appab zehn Seemeilen oftwärts befeftiger hatte. 
Aber feine Reichthümer verlohr er alle, und feine Mutter ward gefangen. Mynheer 
Hertog floh auch nach Appah, verlor aber alles in der Factorey, welche damals voll 
europäifcher Güter von fehr großem Werthe war. Die Eroberer waren mit der Plünde- 
rung nicht zufrieden, fondern machten nad) ihrer barbarifchen Gewohnheit ein graufames 
Blutbad unter dem Volke, und ftecften die Städte und Flecken in Brand, 

Es befanden fich verfchiedene andere europäifche Factore in ber Stadt, die rein ausge: Die eitropdi- 
plündert wurden. Darunter war ein Hauptmann, Namens Robert More, Führer der Ihen Saetore 
Galeere, das Kichbörnchen , welche dem Herrn Humphry Morrice Efquive gehörte, 

Diefer Herr wurde mit den Weißen in feiner Factorey, wie die Franzofen und Portugiefen 
in den ihrigen, gefangen genommen, und mußte mit ihnen zu Fuße nach Ardrah gehen, 
100 der König von Dahome fich damals aufbielt, 

Ben feiner Ankunft befehwerte ſich More, daß er fo hart gehalten würde, da er feit- 
dem nichts zu eflen befommen. Darauf ftund der König auf, gieng in ein ander Zimmer, 
und kam mit einer Axt in der Hand wieder heraus, worüber einige Portugiefen fo fehr er- 
ſchracken, daß fie auf die Knie fielen, idn um Gnade zu bitten, in der Einbildung es ſollten 
ihnen die Köpfe abgeſchlagen werden. Da ihnen aber der Hauptmann ihr verzagtes Be- werden ge— 
zeigen verwies, ſtunden fie auf, und hatten bald darauf das Vergnügen zu ſehen, daß da- fangen ge: 
mie ein Eleines Gefäß voll Rindfleifch aufgemacht, und verfihiedene Stuͤcken für fie zuge: nommen. 
richtet wurden. Vermuthlich war diefes Faß in des Hauptmanns Factorey gefunden, und 
mit anderer Beute, den Tag zuvor hergeſchickt worden, 

Nach diefem wurden fie nad) ihren Nationen, unter der Aufſicht verfhiedener Großen 
eingetheilt. Der Hauptmann More und feine Leute wurden dem Allegi, dem englifchen 
Raboſchir, d. i, demjenigen, der beftimme ift, mit ihnen insbefondere zu handeln, über- 
geben 

Ä) In der Grundfehrift Meemey. . IR 
- Allgem, Reifebefchr. II Band. rec 


, 


70.7.7 Reifen nach Guinea und Benin,” 


1732 geben, der ihnen mit großer Höflichkeit begegnete, aber wenig Tage hernach gefan⸗ 
Saelgeave. gen genommen, und enfhaupfet wurde, ob fie wohl Die Urfache nie erfahren: konnten. 
More und die andern Europäer blieben eine gute Zeit gefangen, bis Herr Dean, Statt“ 
halter der africanifchen Gefellfchaft zu Whidam, nach Ardrah Fam, und ihre Freyheit er? 
hielt. Deauf ward einer Wache befoglen, den Hauptmann nad) Jaquin zu begleiten; er 

wollte aber lieber nach Whidam, vo er auf einem franzöfifchen Schiffe nach Jaquin gienge 


Sind Sem Es ſcheint, als fey der König von Dahome gegen fein Volk fehr grauſam geroorden, 

Königenn- weil er affezeit wegen Zufanmenverfehrwörungen Argwohn hatte, Aus Berdruß über dieſe 

angenehm. Umſtaͤnde, und wegen des Schadens, den ihm die J⸗os gethan, war er gegen Die Europäer 
ſehr verändert e), wie es der Hauptmann Yore erfahren, ’ 


Ueberdieß blieben der König und das Volk fo wild, als fonft, ob fie wohl verſchiedene 
Sabre mit Weißen umgegangen waren; denn als die Rathsverfammlung eines Tages ſich 
einen Gefangenen ausgebethen hatte: fo gab ihnen der König willig einen, den fie toͤdteten 
und verzehrten. Weiter waren alle Länder an der Seeſeite, wo der König von Dabome 
ae hinkonnte, verwüftet, nebft den inlänbifihen Gegenden; und es iſt nicht zu hoffen, daß 
die Handlung werde wieder in Aufnehmen kommen, fo lange der Eroberer lebet. Der 
geringe Handel wird vornehmlich zu Appab, einem Plage, ben ein Moraft und Fluß vor 
ihm verfichern, geführt /) 
Der Skla⸗ Aus Ham Snelgravens Nachricht erhellet, daß der Sklavenhandel zwar durch die 
venhandetift Kriege, welche alles in Unordnung gebracht, zu Jaquin und Whidaw verderbt, aber doch 
werderbt. von dem Könige von Dahome verftattet und angefrifcht roorden. Aber Herr Atkins ſetzet 
zum Voraus, eine Abſicht bey feinem Einfalle-in diefe Länder, fey mit die Zerftörung des 
Sflavenhandels gemefen, und fuchet folches aus zwoen oder dreyen Stellen im Snelgrave zu 
fehließen, die, fo wahrfcheinlic) fie aud) folches zeigen, doch feiner ausdruͤcklichen Erklärung: 
des Öegentheils fehtverlich das Gewicht halten. Die Stelle, welche am meiſten für den 
Herrn Atkins beweift, ift vom dem Vorſchlage wegen des Handels hergenommen, den der‘ 
König von Dahome foll gegeben, und Bullfinch Lambe den englifchen Commiffarien vor 
gelegt haben. Einige von den Artikeln heißen fo: die Landeskinder wollen fich ſelbſt 
den Engländern verkaufen, mit dem Bedinge, daß fie nicht weggefübre würden? 
die Engländer möchten Pflansflädte anlegen zc. Diefes war, wie Herr Arkins be⸗ 
merfet, von dem. bisherigen Sklavenhandel gänzlich) unterfehieden g); Wenn man aber 
ein gehöriges Urtheil von diefer Sache fällen wollte: fo müßte der. ganze Vorſchlag beyge 
bracht, und unterfücht werden, ob er auch nicht erbichter ſey. | 


E / \ Der 
#) Vermuthiich uicht ohne llrſache. a) Geſetzt, die Sache wäre richtig: fo machet es 
f) Snelgrave ad. 47 u.f. S. den Sklavenhandel nicht rechtmäßig, und die Negern 
¶) Atkins Reife nach Guinea, a, d, 22 ©, ziehen gemeiniglich den Tod der Knechtſchaft vor 


J 


don Sierra Leona bis Lope Gonfaloe, VIE Buch VI Cap. 5 > 


REN BOÄLE un na: Sam; — 
Einige Nachricht von den Negerſtlaven, und. ihrer aufruͤhriſchen Neigung. — 
Bir fie Sklaven werden. Wie viel wan ihrer Schiff Euſabeth. Ihre Schwarzen erregen eis 
Fährlich aus Guinea führer. Vertheidlgung des nen Aufruhr. Der Reflermeifter wird ie 
Sklavenhandels Wie man mit den Sklaven bracht. Der Mörder Hingerichtet. Haupt: 
am Borde der. Schiffe umgeht. Ein Aufruhr mann Meffervy. Seine Unbefonnenheit. Cr 
der Schwarzen wird glüdlih unterdrückt. wird von den Schwarzen umgebracht, Das 
Zweyter Aufruhr. Gefahr des dritten. Das Schiff geht werlohren. h 


De Hauptabſicht des Verfaſſers in feinem zweyten Buche iſt, eine Machricht von den 
Aufruhren zu ertheilen, die auf den Schiffen, too er ſich befunden hat, entſtanden find, 

Er ſetzet eine Eurze Erzählung von der Art, wie die Schwarzen zu Sklaven werden, nebit 

einer Bertheidigung des Sklavenhandels, poran. in 

Erſtlich machen die Schwarzen nach einer undenklichen alten Gewohnheit alle Kriegs: ie die Re— 
gefangenen zu Sklaven. Bor der Einführung des Sflavenhandels tödteten fie Derfelben gern Sele- 
ſehr viel, aus Furcht vor dem Aufruhre. ven werden, 

Zweytens werden die meiften Verbrechen bey ihnen mie Gelde, und im Mangel der 
Zahlung, mit Berfaufung des Verbrechers für einen Sklaven beftraft. Dieß ift an der 
Kuͤſte und tiefer im Sande gersöhnfid), mat Ed Ai | 

Drittens werden Schuldner, welche nicht bezahlen wollen oder fönnen, zu Sklaven, 
und wo ihre Freunde fie nicht ausföfen, gemeiniglich verfauft, aber wenig an die Europäer; 
denn fie behalten folche meiſt zu eigenem Gebrauche, 

Viertens ift dem Berfafler berichtet worden, Daß einige von den Leuten tiefer im Sande 
oft ihre Kinder auch ‚ohne dringende Noth zu Sklaven verkaufen, welches er aber auf der 
Seekuͤſte nie, als in der Außerften Noth, gefehen.hat. ß 

In einigen Fahren, faget er, wären wenigftens fiebenzigtaufend ausgeführt worden. Ihre Zahl. 
Diefes [heine nichts fo gar außerordentliches zu feyn, da die Ouineafüfte von dem grünen 
Borgebirge nad) Angola ungefähr viertaufend Meilen lang, und⸗ die Bielweiberey Durch 
und durch werftattet ift. 

Der Berfaffer unternimme nicht, alle Einwürfe zu widerlegen, welche wider Die Hecht: Vertheidi⸗ 
mäßigfeit dieſes Handels: gemacht werben; er glaubet aber, der Vortheil, den er ſowohl dem gung des 
Kaufleuten.als Sklaven bringe, entſchuldigte ähn fo gut, als einige andere, die nur eben die eg 
Entſchuldigung haben. x 2 — 

Denn erſtlich wird, wie geſagt, dadurch einer großen Menge nuͤtzlicher Perſonen ihr 
Shen erhalten 2). .,' * * — 

Zweytens leben ſie viel beſſer, als in ihrem eigenen Sande 2), h 

Drittens iſt dadurch den Zuckerlaͤndereyen großer Borcheil zugewachfen, wo die Schwar 

zen zum Aubaue geſchickter find, als Weiße co), “ 

Viertens ift es ein Vortheil für Die Megernationen, daß ihre Verbrecher weggefuͤhrt 

werden, und nimmer wieder kommen. Man verlange dergleichen ſehr in England 4) 
| Cece 2 Kurz⸗ 


Das muͤßte man die Schwarzen ſelbſt entſchei⸗ man die Schwarzen ans allen Ländern, wo ihrer find, 
den laſſen. Geſetzt aber, = es wäre, wie gewaltſam nad) den engliſchen Pflanzſtaͤtten fuͤhrte.“ 
rechtfertigt es den Sklavenhandel? A) Aus Übeln Gewohnheiten koͤnnen Vortheile 

c) Dieſer Grund würde es auch rechtfertigen, daß entftehen, dadurch jene nicht vertheidigt werben. 


1704 
Snelgenve. 


Wie man mit 


572 geiſen nach Guinen und Benin, 


Kurz, die Vortheile uͤberwiegen die Beſchwerlichkeiten ſehr, und das ſchlimmſte, was mat | 
davon fagen fann, ift, es fey wie alle irdifche Vortheile, mit Öuten und Böfen vermengt e)- 


Dem fey wie im wolle: fo ergreifen die Schwarzen forgfältig alle Gelegenheit, fich zu 


ihnen auf den befreyenz denn fie fürchten Die Sklaverey über alles, Aber wenn fie auf den Schiffen ei⸗ 


Schiffen um⸗ 
geht. 


Aufruhr der 
Negern 


nen Aufruhr erregen: fo ruͤhret es meiſtens von dem uͤbeln Begegnen der Bootsleute her. 
Der Verfaſſer zeiget, wie man mit ihnen umgeht. Sie bilden ſich insgemein ein,man wer⸗ 
de fie auffreſſen, welches von den inlaͤndiſchen Schwarzen ſehr geglaubt wird. Daher war 
er fogleich beforgt, ihnen zu melden, man faufte fie nur, daß fie das Feld bauen ſollten; und 
wenn ihnen jemand am Borbe übel begegnete: fo follten fie fich gegen den Dollmetfcher bes 
Elagen, und baldige Gerechtigkeit erhalten; wo fie aber Unordnung anfingen, oder einen 
Meißen fehlagen würden: fo follten fie einer fcharfen Strafe gewärtig ſeyn. "2 

Wenn fie Schwarze kaufen: fo werden die widerfpenftigen Männer paarweife mit Feſ⸗ 
feln zufammengebunden; die Weiber und Kinder aber läßt man frey herum gehen, Bald 
nachdem fie von der Küfte abgefegelt find, werden alle Männer fren gelaffen. 

Man giebt ihnen des Tages zweymal zu eflen, und läßt fie bey ſchoͤnem Wetter um fies 
ben Uhr des Morgens auf das Verdeck fommen, und bis zum Untergange der Sonne da blei⸗ 
ben. Alle Montage befommen fie Pfeifen und Tobaf, welche. jie ſehr lieben. Die Neger 
männer find von den Weibern und Kindern abgefondert, und die Derter, wo fie ſchlafen, 
werben täglich gereinigt, worüber ein Weißer die Aufſicht hat. Das übrige würde zu lange 
weilig fallen, und deswegen fchließt er mit der Anmerkung, wenn ein Befehlshaber gut ges 
ſinnt fey: fo wären die Schwarzen leicht zu regieren f). ji 

Auf feiner erften Reife im Jahre 1704, in dem Adler, einer Galeere von Sonden, wel⸗ 
che fein Vater führte, ob er wohl auch Theil daran hatte, ſah er den erſten Negeraufruhr— 
Sie hatten zu Alt⸗Kallabar vierhundert Negern gekauft, und waren auf diefem Fluffe, 
da fie einen Aufruhr erregen. Nur zehn Weiße konnten am Borde Dienfte thun; dent 
viele waren todt und krank, auch zroölfe ans fand nach Holze gegangen. Die Schwarzen 
überlegen diefe Umftände, und regten fich gleich vor der Abendmahlzeit. Weil aber der 
Männner Ketten jeden Morgen und Abend forgfältig unterfucht worden: fo hatte fie Feiner 
abgebracht, welches eine große Hülfe war, fie zu bändigen. Drey Weiße hielten mit Hirſch⸗ 
fängern, oder großen Schiffermeffern, Wache, von denen einer auf dem vordern Verdecke war⸗ 
und fah, daß fie an den Hochbootsmann Hand legten, ihn über Bord zu werfen. Er noͤthigte 
ſie aber bald, denſelben zu verlaſſen, worauf dieſer hinlief, Waffen zu holen. 


Der Verfaſſer lag damals eben in der Kajuͤte krank. Als er aber das Geſchrey vom Auf⸗ 
ruhre hoͤrte: ſo nahm er zwey Piſtolen, und lief mit ſolchen auf das Verdeck, traf daſelbſt 
ſeinen Vater und den Bootsmann an, deren jedem er eines gab. Darauf giengen fie wei⸗ 
fer vorwaͤrts, und riefen die Schwarzen; dieſe aber gaben nicht viel auf fie, und hatten mil, 
der Schildwache zu thun, die den Hochbootsmann von ihnen befreyet. Sie hatten ſich feir 
ner bemächtigt, weil fie aber den Strick, der das Meſſer an feinem Leibe befeftigte, nicht 
zerreißen Fönnen, fo Eonnten fie folches nicht gebrauchen; fie wollten ihn darauf über Bord 
werfen, welches er Dadurch verhinderte, Daß er ſich feſt um einen herum ſchlung. ee 

a 


) Diefe Gründe ſetzen die Streitfrage ſchon zum Voraus, dag der Sklavenhandel am ſich nicht böfe ſey · 


7 


von Sieren Leona bis Lope Gonſalvo. VIl Buch VII Cap. 573 


Der alte Snel ich endli eh Ä — 
grave machte ſich endlich unter ſie, ſeinen Mann zu retten, und 1721 
ihnen das Piſtol über die * los, in Meynung, fie zu ſchrecken: aber ein eh Pe ER 
Kerl unter ihnen betäubte ihn faſt mit einem Schlage von einem Scheite Holz, und wollte vor aa 
den Streich * ein junger Menſch von etwa ſiebenzehn Fahren, gegen den er lich ger 
ſich gütig bezeige batte, folchen mit, feinem Arme auffüng, Darüber ihm aber der Arm zerfchmet: dämpft. 

tert ward. In dem Augenblicke erſchoß der Bootsmann den Schwarzen mit feinem Piftole, 

und bey Erblictung diefes hörte fogleich der Aufruhr auf, und alle warfen fich auf ihre An— 

gefichter, und bathen um Barmherzʒigkeit. Bey der Unterſuchung fand man nicht über 

zwanzig Mann fhuldig. Die begpen Rädelsführer fprangen, als fie ihr Bornehmen entdexft 

fahen, über Bord, und erfoffen; und bierinnen beſtund ihr ganzer Verluſt. 


Die Kormantiner auf der Goldfüfte find die widermärtigften Kerle. Im Jahre 1721 
fegelte der Berfaffer im Heinrich von London hieher, Faufte ihrer viel, und verwahrte fie 
wohl mit Ketten, ließ fie auch feharf bewachen. Gleichwohl erregten fie an einem Plage, 
Namens Mumfort, an diefer Küfte Aufruhr. Es waren fünfhundert Schwarze am. 
Borde, darunter dreyhundert Männer. Aber fie hatten funfzig Weiße bey fich, die alle ge: 
fund, und mit guten Officieren verfehen waren, 


Der Aufruhr fing um Mitternacht bey hellem Mondenfcheine an. Die beyden vordern Zweyter 
Schildwachen ließen vier Schwarze zufammen aufs heimliche Gemach gehen ; und weil fie Aufrubr. 
verfäumten, die Gitterthuͤren wieder vorzulegen, fo kamen noch viere herauf. Diefe achte 
machten ihre Eifen ab, fielen alle zufammen auf die beyden Schilowachen, die fogleich um 
Hülfe riefen. Die Schwarzen verfuchten, ihnen die Meffer zu entreißen, aber die feinen, 
mit welchen folche um den Leib gebunden find, waren fo fefte, daß, ehe fie folches chun Fonn- 
ten, Beyftand Herzu kam. Darauf fprungen die Schwarzen über Bord: aber fie fanden 
fie alle an den Anfertauen, wo jie ſich anhielten g). 


Nachdem fie in Verwahrung gebracht worden: fo fragte fie der Hauptmann, was fie 
um Aufruhre bewegt hätte. _ Sie antworteten: er wäre ein großer Boͤſewicht, daß er fie 
Eaufte, fie aus ihrem eigenen Sande megzuführen, und fie wären entfchloffen, auf alle mög- 
fiche Art ihre Freyheit wieder zu erwerben, Er verfeßte, fie hätten, als er fie gekauft, ihre 
Freyheit entweder durch Berbrechen verwirft, oder als Rriegsgefangene verlohren gehabt; 
und da fie.auf dem Schiffe nicht übel gehalten würden, fo follten fie bedenken, daß ihre Lan⸗ 
desleute fie gefangen nehmen, und auf andere Schiffe verfaufen würden. Diefes that feine 

Wirkung; denn fie barhen fogleich um Berzeihung, und legten ſich ruhig fehlafen. 

Gleichwohl erregten fie in wenig Tagen wieder neue Meutereyen, und einer von den Gefahr we— 
Raͤdelsfuͤhrern fhlug einem Dollmetfcher vor, wenn er ihm eine Art fchaffen wollte, fo woll⸗ gen eines 
te er in der Nacht das Tau abbauen, Dadurch e8 ans fand treiben würde, da fie Denn heraus dritten. 
kommen konnten, auch Zeit Lebens feine Bedienten feyn wollten. Der Dollmetſcher mel- 
dere dieß dem Hauptmanne, und rieth ihm, ſcharfe Wache zu halten; denn er fönnte ver: 
ſichert feyn, dag feine legten Borftellungen nun von feiner Wirfung mehr über fie wären, 
Snelgrave ward hierüber fehr unruhig, weil er mußte, daß die Kormantiner verzweifelte 
Kerle find, die fih aus der Strafe, und felbft aus dem Tode, nichts machen; denn zu 
— — — * Erce 3 Barba 


M) Snelgeave ad. 157 u. f. S. g) Ebendaſ · ad. 164 u. f. S. 


ur ee 


21 


Snelgrave. 


Das Schiff 
Eliſabeth. 


Aufruhr der 
Schwarzen. 


374 qnd Ay "Röfen nach Guinea und Bari DD nen 


Barbados und anderswo haben fie fich oft, wenn fie wegen Ihrer Halsſtarrigkeit, da fie 
nicht arbeiten wollen, find hart gehalten worden, zu zwanzigen oder dreyßigen auf einma 
in einer Plantage gehenfer, 

Doch brachte einige Zeit darauf ein ſchlimmer Zufall die Sklaven auf beffere Gedan⸗ 
£en. Zu Animabo, welches der vornehmfte Theil der Goldkuͤſte ift, traf der Berfaffer Die 
Eliſabeth, ein ander Schiff von eben dem Eigenthümer, an. ‚Der Hauptmann Thomp⸗ 
fon, welcher fie geführe Hatte, war nebft dem Hochboorsmanne todt, und das Schiff mar 
bey dem Borgebirge Lahoe von dem Seeräuber Roberts genommen worden, zu dem ver 
fehiedene von den Seeräubern übergetveren waren. GMhmwohl harten etliche von den Ser 
raͤubern es verhindert, daß die Ladung nicht geplündert, und das Schiff dem Unterboots⸗ 
manne wiedergegeben worden; wobey fie ihm meldeten, daß fie es aus Hochachtung für 
den Eigenthümer, wegen deffen edelmuͤthiger Gutthaͤtigkeit gegen arme Bootsleute, thaͤten. 

As Snelgrave diefes Schiff antraf, fo Hatte er feines Schiffs Ladung meiſtens abge 
ſetzt; und da die Eliſabeth unter feiner Aufficht fund, fo fchlug er dem Bootsmanne vor, - 
ihre Sklaven, welche etwan hundert und zwanzig waren, in fein eigen Schiff zu nehmen, 
und von der KRüfte abzugeben, dabey ihm den Ueberreſt ferner Ladung zu uͤberliefern, daß er 
folche nebft feiner eigenen abfegen Eönnte, „Der Bootsmann war willig, aber das Schiffe 
volk feßte ſich dawider, befonders der Kellermeiſter, der ihm fagte, Die Sflaven wären lange 
Zeit am Borde gewefen, hnen fehr geivogen, und fie wollten felbige alfo behalten. Als er 
alle Borftellungen vergeblich fand, nahm er Abſchied, und meldete dem Hauptmanne, er 
wollte den Morgen darauf kommen, und fehen, wer ſich ihm widerſetzen follte, N 


Aber diefelbe Naht, erwan einen Monat nach dem Aufruhre zu Mumford, da der 
Mond eben fo, wiedamals, helfe fchien, hörten fie um zehn Uhr zwo oder drey Muſketen 
auf ver. Plifaberh losbrennen, worauf Snelgrave felbft in der. Pinnaffe, in Begleitung 
der andern Boote, an ihren Bord gieng. Auf dem Wege fahen fie zweene Schwarzen 
von der Eliſabeth wegfhwimmen, die duch Hayen zerfleifche wurden, ehe fie folche errei 
chen konnten. Als fie an des Schiffs, Seite kamen, fanden fie noch zweene andere Schwar⸗ 
zen, die fih an einem Stricke hielten, und aut mit Dem Kopfe über das Waſſer tagten 
Der Anblick von dem Schickſale ihrer Landeleute Hatte fie erſchreckt. Sie nahmen dieſe 
auf, giengen ins Schiff, und fanden die Schwarzen ſehr rubig, und alle unter dem Verde 
de, aber das Schiffspolk in großer Verwirrung auf dem oberften Boden, welche fagten, fie 
glaubten, der Kellermeifter, welcher vor den Thüren Wache geftanden, wäre niedergemacht 
Snelgrave wunderte ſich, daß diefe verzagten Kerle, die fich ihm vor wenigen Stunden ſo 
hitzig widerſetzt, als er die Sklaven in fein Schiff nehmen wollen, nicht fo viel Herz gehabt, 


" ihren Cameraden zu retten, fondern ſich durch Verſchließung der Thüre des Bodens yerfl- 


Der Keller: 
meifter wird 
umgebracht. 


chert hatten, hinter der fie'alle bewaffnet ftunden. Er gieng alfo mit einigen feiner teute 
auf das Vordertheil des Schiffes, und fand da den Kellermeiſter ganz todt auf dem Ruͤcken 


liegen, und den Kopf mit einer Ars, welche bey ihm lag, zerſpalten 2). h 
Erlihe wenige Kormsntin-Schwarzen, die zwey bis drey Tage zuvor gefauft mot“ 

den, hatten biefe Meuterey angeftiftet, und die übrigen Schwarzen, welche von der Kuͤſte 
windwaͤrts waren, wußten nichts davon, Endlich gab einer von den beyben, die fie @ 

X. per 

h Snelgeave auf der 170 und folgenden Seite, £ 


von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VIE Buch VII Cap. 575 
ber Seite des Schiffs aufgenommen hatten, feinen Geſellen an, und dieſer geſtund, er hätte 172% 
den Kellermeiſter aus keiner andern Abſicht getödeet, als damit er mit dem andern ficher Snelgrave 
ans Ufer ſchwimmen koͤnnte. Denn als ſie auf das Verdeck gefommen wären, fo haͤtten 
fie bemerkt, daß alle Weißen, welche Wade halten follen, geſchlafen; fie Hätten ferner des 
Kochs Art beym Heerde gefunden, und felche, ohne Abficht Schaden damit zu thun, mitz 
genommen. Weil aber der Kellermeifter, indem er vorbey gegangen, erwacht: fo hätte er ihn 
in den Kopf gehauen, worauf fie über Bord gefprungen wären. 
Als Snelgrave die Sflaven aus der Klifaberb in fein Schiff ohne Widerfpruch ge: 
fender: fo folgte er fetbft nach; und, weil noch acht Segel auf der Nheede von Animabo. 
waren: fo ließ er ihre Häupter zu fi wegen einer Sache von Wichtigkeit an Bord einla— 
‚ben. Die meiften famen, und fie fhloffen, nach Anhörung der Sache, einmuͤthig, er füllte 
den Schwarzen hinrichten. 4 
Sie ließen alfo den Schwarzen wiſſen, er follte innerhalb einer Stunde fterben, weit 
er den Weißen umgebracht bäste, Seine Antwort war, er geftünde, Daß es was unüber- 
fegtes von ihm gewefen, „den Kellermeifter zu töten; aber dev Verfaſſer follte bedenken, 
wenn er ihn hinvichtete, fo würde alle das Geld, das er für ihn ausgegeben, verkehren feyn. 
Snelgrade erwiederte, ob gleich in feinem Sande die Mordthaten mit Gelde bezahle wuͤr— 
den: fo wäre es doc) bey den Englaͤndern nicht fo gebräuchlich; und er follte erfahren, daß 
fein Käufer bey ihm nicht auf feinen Vortheil fähe 7); denn fobald das Stundengläs, das 
indem umgefehrt ward, ausgelaufen wäre, follte er hingerichtet werden. Darauf giengen 
die andern Befehlshaber an Bord ihrer Schiffe, um alle ihre Schwarzen zur Zeit der Hinz 
richtung auf dem Berdede zu haben, und ihnen die Urſache davon zu melden. 
Als das Stundenglas ausgelaufen war, fo wurde der Mörder auf das Bordertheil des Der Mörder 
Shifs geführt, und ihm ein Strick unter. feine Aerme befeftigt, womit er an bie vordere wird hinge⸗ 
Segelftange follte in Die Kühe gezogen und dafelbft erfchoffen werden. Als einige feiner richtet. 
$andesleufe fahen, wie der Strick befeftige war: fo tröfteten fie ihn, er würde gewiß nicht 
umgebracht werden, fonft hätte man ihm den Strick, ihm zu hängen, um den Hals gelegt; 
Henn fie Hatten feinen Begriff davon, daß er Fönnte erfihoffen werden. Sie fahen aber 
alſobald das Gegentheil; denn wie er aufgezogen war, brannten zehn Weiße, welche hinter 
der Verdeckung des oberften Bodens funden, ihre Muffeten los, und födteten ihn augen: 
blicklich. Diefes beftürzte die Megern ungemein, welche glaubten, er würde ihn feines Vor⸗ 


theils wegen geſchonet haben, 
en —* Komet auf das Verde heruntergelaſſen war, fo ward ihm der Kopf abge» 
baten, und über Bord geworfen. Man that diefes deswegen, Damit die Schwarzen fehen 
follten, daß alle dergleichen Verbrecher auf eben bie Art fellten beftraft werden. Denn 
manche von den Schwarzen glauben, wo fie gefödtet und ganz über Bord geworfen wuͤr⸗ 
den, fo kehrten fie wieder in ihr Vaterland zurück. Aber die Kormantiner find nicht fo 
einfältig, Mu | 
Nach vollbrachter Hinrichtung meldete Snelgrave feinen Schwarzen, man wuͤrde mit 
allen fo verfahren, die einen Weißen umbrächten, Sie verfprachen darauf Gehorſam; und 
er verſicherte fie, daß fie follten gut gehalten werden, wo fie ihr Berfprechen hielten; * 
es 


D Und doch wurde er in der That nut deswegen gehangen, damit durch weitere Dientereyen nicht 
Noch mehrere verlohren gehen follten, 


576 Reiſen nach Guinea und Benin, | 

1723 ches fie auch thaten, Denn zweene Tage hernach fegelte er von Animabo nad) Jamaica; 

Snelgeave. und ob fie wohl vier Monate am Borde waren, ehe fie in diefem Eylande verfauft wurden, 
— — fo gabeıt fie ihm Doch nie den geringften Grund zum Verdachte A). 

Hauptmann Diefes find alle die Meutereyen, die ihm felbft vorgefommen find. Er etzaͤhlet aber 

Meffervy noch eine fehr merkwuͤrdige, welche am Borde der Serrers Galeere von London unter dem 

Hauptmanne Meſſervy vorgegangen. Snelgrave traf diefen Heren im Jenner des Jah⸗ 

tes 1722 zu Animabo an, der ihm meldete, Daß er fo glücklich gewefen, in wenig Tagen 

faft drendundert Schwarzen zu Setre Krue zu erdandeln. * 

Vermuthlich waren die Einwohner dieſer Stadt von ihren Nachbarn tiefer im Lande 


oft beleidigt worden. Da diefe wußten, daß jene fie ihrer Speife wegen, welche in Neiße - 


befteht, nicht entbehren Fonnten : fo preßten fie, was fie Fonnten, an Salz und andern War 
ven dafür aus, Endlich griffen die Setre⸗Kruer zu den Waffen, fuchten fich zu rächen, 
und machten alle Einwohner der vornehmften Stadt, wo fie fonft den Reiß gekauft harter, 
nieder, oder zu Gefangenen. Der Hauptmann Meſſervy kam gleich zu diefer Zeit dahin, 
und faufte die Gefangenen wohlfeil. Denn wenn fein Schiff in der Rheede gewefen wäre? 
fo Hätten die Setre⸗Kruer die meiften, ihrer eigenen Sicherheit wegen, hinrichten müffen. . 

Als Snelgrave dieſes hörte, fo warnete er ihn, weiler niezuvor dergleichen Reife gethan 
hatte, ſehr, auf feiner Hut zu feyn, da er fo viele Schwarzen aus einem Sande beyfammen 
hätte. Den Tag darauf gieng Snelgesve an Bord jenes Schiffs, fab den Hauptmann 
dafelbft bey den Schwarzen, die des Abends fpeiften, da er ihnen Palmöl und Pfeffer it 
ihren Reiß that, und erinnerte ihn, es fey unbedachtfam, daß er fich, ohne eine gute Wacht 
von Weißen mit Feuergewehre, fo nahe zu ihnen machte. Der Hauptmann dankte ihm fit 
die Warnung, fehlen aber feinen großen Gefallen daran zu finden, und fagte, er hielte das 
alte Spruͤchwort für gut: des Seren Auge macher das Roß feift. 


In dreyen Tagen fegelte er nad) Jamaica, Und als Snelgrave nach einigen Me 

naten gleichfalls dafelbft anlangte : fo erhielt er folgende traurige Nachricht von feinem 
Tode, der fich etwan zehn Tage nachher zugetragen, nachdem er die Küfte von Guinet 
verlaflen hatte. — 

wird von den Er befand ſich unter den Männern von den Schwarzen auf dem Vordertheile de⸗ 

Schwarzen. Schiffs, als fie fpeiften. Sie ergriffen ihn, und zerſchmetterten ihm den Kopf mic den Fe 

umgebracht, nen Gefäßen, daraus fie ihren Reif aßen. Weit diefer Aufruhr unter allen den erwachl® 
en Schwarzen am Borde abgelegt war: fo liefen fie zufammen nach dem Vorderthell 
des Schiffs, und bemühten ſich, die Verwahrung des obern Bodens aufzubrechen, 
fragten nichts darnach, daß ihnen die Weißen durch die Deffnungen Mufketen und Piken 
entgegen hielten. Daher mußte der Hochboorsmann endlich ein Stück mit Bogelfchröft 
geladen unter fie.abfeuren laffen, wodurch. faſt achtzig getödter oder erſauft wurden. Dem! 
wie es losgieng, fprangen viele über Bord. 


and das Die endigte zwar ihren Aufruhr, aber fe verhungerten meiftens nachgehends aus Ver 
Schiff geht Hruffe, und verſuchten zweymal wieder Aufftand zu erregen, nachdem das Schiff fhon # 
verlohren. Janmaica angelangt war, ehe der Verkauf angieng. Weil diefes nebft ihrem vorigen? j 
} - zeigt! 

k) Wie oben auf der 179 und folgenden Seite. - m 


| 
| 


| 


| 





von Sierra Leona big Lope Gonſalvo. VIT Buch VII Cap. 577 


zeigen befannt wurde, fo wollte fie feiner von den Beſitzern der Plantagen, wenn fie au) 1719 
noch ſo wohlfeil gewefen wären, kaufen. Diefe Reife war alfo Höchft unglücklich; denn das Snelgeave. 
Schiff blieb dieſerwegen verſchiedene Monate zu Jamaica liegen, und gieng endlich in 


einem Sturme verlohren. J 
Der VI Abſchnitt. 


Nachricht, mie der Berfaffer im Jahre 1718 von den Seeräubern 
‚gefangen worden, 

Er gehe von England ab. Cocklyn und Davis, einSeeräuber. Ausſchweifungen der Seeräuber. 
zweene Seeräuber. Ankunft zu Sierra Leona. Es eutſteht ein Zank. Der Berfaffer entwifcht zum 
Er wird von Cocklyn genommen, Entrinnt drittenmale der Hinrichtung. Naͤrriſche Verwuͤ⸗ 
kaum der Hinrichtung. Der Seeräuber Kocher fung. Seeräubervermahnung. Die Pluͤnderer 
rey. Snelgrave wird befragt, Ein alter Schulz werden gezüchtigt.. Der Eeeräuber Großmuth 
gefelle vettet fein Leben. Der Bootsmann wird gegen Snelgrave. Er befdintein Schiff u. Guͤter. 


Sm Wintermonate. des Jahres 1718 ward der Berfaffer Durch den Herrn Morrice in Abreiſe von 
—J der Galeere, der Vogel genannt, nad) Holland geſchickt, um eine Ladung fuͤr Guinea England. 
einzunehmen. Den roten des Chriſtmonats ward das Schiff im Sturme ans Land getrie— 
ben, lief gegen den Damm, und drang fieben Fuß tief in den Strand. Sie machten aber 
einen Graben faft dreyhundert Fuß lang, nach dem untern Merfmaale des Waffers, und 
kamen ohne Schaden in den Damm von Helvoetſluys. Sie machten ſich hier zurechte, 
und fegelten, ihrer Fahrt nach, int Jenner ab, wurden aber durch einen andern Sturm nach 
Spithead getrieben. Daſelbſt liefen ſie wieder aus, und trafen einen andern heftigen Sturm 
an, etwan fiebenzig Meilen Welt vom Borgebirge Lizard, der fie nöthigre, nach) Kingfale 
in Irland zu laufen. Von da fegelten fie den soten März ab, und hatten eine gute Fahrt 
hab Sierra Leona in Guinea, wo fie den ıften April im Jahre 1719 anlangten. 

Auf ihrer Fahrt bey den Canarien jagte fie ein Schiff, welches fie damals für einen 
Käuber von Salee hielten, dem fie aber noch entfegelten. 


Bey feiner Ankunft zu Sierra Leona waren drey Seeräuberfchiffe dafelbft, die da- 

mals zehn englifche Schiffe genommen hatten. Das exfte, welches anlangte, war die auf? 
gehende Sonne, unter der Anführung eines Cocklyn, der nicht über fünf und zwanzig Tocklyn und 
Mann hatte. Sie waren einige Monate zuvor marunirt, oder ohne ihren Theil von der 
vormals Durch) das ganze Bolf genommenen Beute, an Bord gefeget worden, welches ein 
berůhmter Seeraͤuber, Hauptmann Moodp, gethan hatte. Als ſie in dieſem Fluſſe an⸗ 
Famen: fo überfielen fie daſelbſt den Herrn Joſeph, einen Schwarzen, der vormals in Eng- 
land gewefen, und bier in gutem Anfehen ftund. Seine Loskaufung verfihaffte ihnen Vor⸗ 
rath an gebensmitteln und Kriegsbedürfniffen. Berfhiedene Schiffe von Briſtol 2° an⸗ 
derwaͤrts her, die nachgehends allhier anlangten, wurden gleichfalls genommen. auch 
viele. bon den euten darauf zu den Seeraͤubern uͤbertraten: fo hatten fie, als ihnen der Ber: 
faffer in die Hände fiel, faſt ahtzig Mann beyfammen, 
Boald nachdem Moody ſich von der aufgehenden Sonne gefchieden hatte, misfiel 
folches feinem Volke; fie machten einen Aufruhr, und festen ihn nebſt noch zwoͤlf andern 
in ein offenes Boot, welches ſie von den Spaniern in den Canarieninſeln genommen hatten. 
Man hoͤrte nach dieſem nichts mehr von ihnen, und glaubte, Daß fie in der See umgekom⸗ 

Allgem. Reifebefehr. II Band, Dvd men 


1719 
Snelgrave. 


Davis, zwee⸗ 
ne Seeraͤu⸗ 
ber. 


* 


Aukunſt zu 
DierraLeena 


578 Reiſen nach Guinea und Benin, 

mer waͤren. Darauf erwaͤhlten fie einen Franzoſen le Bouſe zum Führer, der fie in die 
fen Fluß brachte, Sie vereinigten fich daſelbſt mit dem Cocklyn und feinem Volke, einen 
Monats nachdem fie waren getrennt worden, 

Eben den Tag langte auch Davis an, der in einer Schaluppe Seeräuberey getrieben, 
und ein großes Schiff an den Eylanden des grünen Vorgebirges genommen hatte, 
lief mit einer ſchwarzen Flagge an dem Gipfel des Hauptmaftes ein, welche Seeraͤuber⸗ 
fhiffe Insgemein führen, Kauffahrteyſchiffe zu ſchrecken. Diefer Davis war ein großmů⸗ 
thiger Mann, und hielt fein Volk, faſt Hundert und funfzig ſtark, in guter Ordnung, verei⸗ 
nigte ſich auch nicht mit den andern, und dieß zu des Verfaſſers Ungluͤcke. Denn Cocklyn 
und fein Haufen, die ihn nahmen, waren eine Notte der niederträchtigften und graufamften 
Boͤſewichter. Sie meldeten ihm nachgehends, fie hätten denfelben feiner Ltvernunfe und 
Unwiſſenheit wegen erwaͤhlt, und wollten nie einen Zührer von guten Eigenfchaften haben, 
wie erwaͤhnter Moody war. ’ 

Der Hauptmann eines Seeräuberfchiffs wird vornehmlich erwählt, mit denen Schiffer 
die fie antreffen, zu Fechten. Ueber dieß erwaͤhlen fie einen Duartiermeifter, der die Oberauf 
ficht über alle Vorfälle hat, und oft des Hauptmanns Verordnungen umſtoͤßt. Diefer iſt 
auch der erfte an Bord des Schiffes, das fie angreifen, oder bey einer verzweifelten Unter: 
nehmung, ins Boof zu gehen, Außer diefen beyden Perfonen, haften die Seeräuber alle 
Officiers, wie auf den Kriegsfehiffen 2). 3 

Den Tag, da der Verfaſſer innerhalb drey Seemeilen von der Mündung des Fluſſes 
Jand erreichte, ward es windſtille; und weil er einen Rauch am Ufer fab, fo fehickte er nach 
feinem Hochboorsmanne Simon Jones, und fagte ihm, er follte in der Pinnaffe ans Land 
gehen, und fehen, wo der Rauch wäre. Aber als "jones verfeßte, es wohnten Feine Leute 
da, und cs müßten nur Reiſende feyn, welche Auftern brieten: ſo war Snelgrave zufrieden, 
indem er Feinen Argwohn auf jenes Treulofigfeit hatte, Um fünf Uhr liefen fie.mit einer 
ftarfen Fluth nad) der Mündung des Zluffes ein, und merften gegen Untergang der Some 
ein Schiff vor Anker, welches den Fluß weis hinauf lag. Dieß war der Seeräuber, der 
fie ba darauf nahm, die andern beyden mic ihren Prifen wurden durch eine Landſpitze 
verdeckt. 

Es war um ſieben Uhr windſtille und ward finſter, worauf fie in der Mündung des 
Fluſſes ankerten. Um acht Uhr, als der Berfaffer fpeifte, ließ ihm der Dfficier, welcher die 
Wacht auf dem Verdecke hatte, melden, er hörte ein Boot rudern. Sie machten ſich dar⸗ 
auf alle auf den obern Schiifsboden, wohin er zur Vorſicht zwanzig Leute mie Feuerge 
sehr und Meffern kommen ließ. Weil es auch dunfel war: fo befahl er feinen Leuten, das 
Boos zu rufen, worauf die Leute darinnen antworteten, fie gehörten zu ben zweenen Freun⸗ 
den, unter dem Hauptmanne Eliot von Barbados. Gleichwohl befahler, das Feuergewehr 
fertig 36 machen, Saternen und Lichter heraufzubringen, und dag Boot noch einmal zu vu 


\ 


_ fen, worauf die Leute antworteten, fie wären von America; und thaten zugleich eine Salve 


von Fleinem Gewehre ins Schiff, o fe wohl nicht über einen Piſtolenſchuß weit davon waren · 
Dieß, faget Snelgrave, zeiget die Berwegenheit diefer Kerl an. Ihrer waren nur zwölf 
im Boote, und fie wußten die Stärke des. Schiffs nicht, welches doch ſechzehn Stuͤcke und 
fünf und vierzig Mann hatte, —— I 


I Spelgease a. d. 194 uf, * 


1X 


von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VII Buch VII Cap. 579. 

Als fie anfingen zu feuern, rief der Hauptmann ſeinem Bootsmanne u, aus den ı7m 
Schießloͤchern beym Steuerruder zu feuern. Weil dieß nicht geſchah, fo gieng er ſelbſt hin-Snelgrave 
unter, und fand die Leute, daß fie einander anſahen. Einige ſagten, fie haͤtten wollen Ge yon 
wehr nehmen, aber Die Kifte wäre nicht zu finden gewefen. Die Seeräuber, legten ſich den Seechu- 
alfo ohne Wiverftand an Bord, kamen auf ven Dberboden, und feuerten verfchiedenemaf bern genome 
berunter, und fhoffen einen Bootsmann in den Unterleib, daß er ſtarb. Sie warfen auch En. 
verfchiedene Grauaten unter fie, bie aber ohne Schaden zerfprangen. 

Eudlich als jemand Quartier vief, Fam der Duartiermeifter herunter, und fragte nach 
dem Hauptmanne. Als Snelgrave fagte, bisher wäre er es geweſen: fo fragte der an- 
dere, warum er fich unterftanden hätte, feinen Leuten zu befehlen, aus den Schießlöchern 
beym Steuereuder auf fie zu feuern ? Der Berfaffer antwortete, er hätte cs für feine Schul⸗ 
digkeit gehalten, das Schiffzu vertheidigen. Darauf hielt ihm der Quartiermeifter ein Piſtol 
vor die Bruft, welches er mit genauer Noth wegfchlug, ebe es losgieng, daß ihm alfo die 
Kugel zwifchen der Seite und dem Arme durchfuhr. Da der Boͤſewicht fah, Daß er ge- 
fehit: fo gab er ihm mit dem Kolben einen folchen Schlag, daß er auf die Knie nieberfiel, 
fich aber gleich erhohlte und auf den Oberboden fprang. Der Seeräuber Bootsmann zog 
fein breites Schwerdt aus, und ſchwur, ein Hauptmann, ber. fich unterftände, fein Schiff zu 
vertheidigen, follte Fein Quartier haben, that auch zugleich einen vollfommenen Hieb nach 
feinem Kopfe. Weil er fich aber wandte, fam folcher auf das Geländer des Oberbodens, 
und gieng wenigftens einen Zoff tief Binein. Da das Schwerdt von der Gewalt zerbrach, 

Fam er fo Davon, daß er nicht in Stücken zerhauen wurde ==). 

Zum guten Gluͤcke, waren Die Piftolen, welche in des andern Gürtel ſteckten, alfe losge- Entgehtdem 
Grannt: er verfuchte aber, dem Verfaſſer den Kopf mit einer ihrem Kolben zu zerſchmet⸗ Tode. 
fern.  Diefes ſah einer von den Leuten, und fehrie: bring den Hauptmann nicht um, wir 
Haben nie einen beffern gehabt. Dieß rettete fein Seben, aber einem von feinen Leuten ward 
das Kinn faft ganz gefpalten, und ein anderer erhielt eine Wunde, daß er für todt aufs 
Verdeck fiel. Als der Duartiermeifter hinauf kam: fo ſagte er zu Snelgraven, einige feiner 
goute müßten ihr Boot fhaffen, welches fie hatten auf den Sand laufen laffen, wie fie an 
Bord feines Schiffs gekommen; fonft ſollte er in Stuͤcken zerbauen werden, Sein Ober 
bootsmann Jones gieng alfo darnach, und brachte es zurück, nahm darauf den Verfaſſer 
bey der Hand, und fagte zu Ihm, fein $eben wäre ihm num ficher; denn es hätte fich Feiner 
von feinen Leuten über ihn beſchweret. er 

- Die Seeräuber thaten darauf verfihiedene Freudenſchuͤſſe, und ihre Cameraden im 
Schiffe kappten ſogleich das Tau, und fvieben mit der Fluth auffie. Als jene ihre Lichter 
fahen, gaben fie ihnen, ohne zu fragen, eine lage mit dem groben Geſchuͤtze, in der ſichern 
Meynung, fie hätten das Seeräuberboot mit den Leuten überwältigt. Als ſie folcherge- 
ſtalt in großer Verwirrung waren, fragte Snelgrave den Duartiermeifter, warum er jenen 
nicht durchs Sprachrohr meldete, daß das Dont fein Schiff genommen hätte? Darauf 
antwortete diefer ihm zornig, ob er fo furchtſam wäre, durch einen Canonenſchuß zum Teu⸗ 
fel zu fahren; er fuͤr ſeinen Theil hoffte naͤchſter Tage durch eine Stuͤckkugel in die Hölle zu > 
Eommen, Doch folgte er dem Rathe, und meldete jenen, fie hätten eine rechrfchaffene 
Prife, mit allen Arten von Lebensmitteln und Getraͤnken genommen, 

Dodd2 Gleich 
m) Ebendaſ. a, d. 200 u. f. ©. 


P2 


1719 
Snelgrave. 
\ 


€ 
Seeräußer- 
kocherey. 


Snelgrave 
wird befragt. 


Ein alter 
Schulgeſelle 


rettet ſein 
Leben. 


580 Reiſen nach Guinea und Benin, 


Gleich darauf befahl der Hauptmann Cocklyn eine Mahlzeit zuzurichten, worauf ſie ver⸗ 
ſchiedene Gaͤnſe, tuͤrkiſche Hühner, Vögel und Enten nahmen, und ſolche, ohne ihnen weiter 
etwas als die großen Schwingfedern auszurupfen, in den großen Dfen zufammen ſteckten. 
Dazu thaten fie verfehiedene weftphälifihe Schinken, und eine große Sau mit dem Ferkel, 
die fie nur fengten, und das Haar daran ließen: denn der Koch) hatte Befehl, fie fogleich aus 
der Hand zu kochen. 

Um diefe Zeit Fam einer von den Duartiermeifteen zum Snelgrave, mit der Frage 
welche Zeit es an feiner. Uhr wäre, die vom Golde war, Er hielt dieß für ein hoͤfliches 
Abfordern, und fchickte fie Ihm mit der Antwort, es wäre eine recht gute Uhr. Der Quar⸗ 
tiecmeifter legte fie auf das’ Verdeck nieder, trat auf fie, und fagte,es wäre ein artiger Fuß 
ball, worauf einer von den Seeräubern fie aufhob, und fagte, er wollte fie in den gemeinen 
Kaften legen, daß fie am Mafte verkauft würde, " 


Gleich darauf ward er an Bord des Seeräuberfchiffs geführt, worauf Ihm der Befehle 
haber fagte, es wäre ihm leid, daß ihm nach gegebenem Duartiere übel begegnet worden, aber 
das wäre das Schickſal des Krieges bisweilen. Er hoffte nun von ihm eine richtige Ant“ 
wort auf alle Fragen, fonft wollte er ihn in Stücken hauen: fagte er ihm aber die Wahr: 
heit, und feine Leute Elagten nicht über ihn, fo follte er foviel befommen, daß er diefes für die, 
beite Fahrt, welche er Zeit feines Lebens gethan, erfennen follte, ine von feinen Fragen 
mar, wie fein Schiff mit gerade und feitwärts fommendem Winde fegelte, worauf Snel⸗ 
grave antwortete, fehr wohl. Cocklyn nahm darauf feinen Hut ab, und fagte: es würde 
alfo ein gut Seeräuberfriegsfhiff abgeben. ; 

Nachdem diefes Befragen vorbey war, fo kam ein geoßer Mann mit vier Piftofen im 
Gürtel, und einem breiten Schwerdte in der Hand,und fagte zu ihm, fein Name wäre Ja⸗ 
cob Griffin, und fie wären fonft Schufgefellen gewefen. Ob ihn nun der Berfafler gleich) 
Fannte ſo hielt er doch fürs befte, fich zu verftellen. Darauf fagte jener, er fey nicht vom 
der Rotte, fondern gezwungen, und wäre zulegt beym Hauptmanne Jacob Creichton zu 
Briftol Dberbootsmann gewefen, der ſich Damals mit feinem Schiffe in der Seeraͤuber 
Gewalt in dieſem Fluſſe befand, Sie hätten ihn genöthiget, Steuermannsdienfte zu ver⸗ 
richten, und er gienge zu feiner Sicherheit vor ihnen fo gemwaffnet; denn es wären die grau⸗ 
famften Böfewichter. Ex wollte aber für ihn diefe Nacht forgen, die am gefaͤhrlichſten 
feyn würde, weil ſich viele in dem guten Öetränfe, das fie auf dem Schiffe gefunden, voll⸗ 
faufen würden n). : j 

Diefe edle Erklärung brachte Snelgraven dazu, daf er die vormalige Bekanntſchaft 
geftund. Darauf wandte fih Griffin zum Hauptmanne Cocklyn, und verlangte einen 
Becher Punch. Als diefer gemacht war, giengen fie alle drey zur großen Kajuͤte, wo ſie 
fi in Mangel der Stühle, mit gefchränften Beinen aufs Verdeck festen, und Eocklyn 
trank unter verfchiedenen andern Gefundheiten, auch des Prätendenten feine, unter dem N" 
men König Jacob IIL iR 

Um Mitternacht bat Griffin um eine Hängematte für feinen Schulgefelfen, welche 
ihm verftattet wurde, Er legte ſich hinein, konnte aber nicht fehlafen, und hörte entſehli⸗ 
he Fluͤche und Gortesläfterungen von ihnen, Herr Briffingieng, feinem Berfprechen 7 

maͤ 


Snelgrave a. d. 207 u. f. ©. 


von Sierra Leona Bis Lope Gonſalvo. VIE Buch VI Cap. 581 


mäß, mit feinem Schwerdte in der Hand bey ihm herum, und etwa um zwey Uhr kam der- 1719 
Seeräuber Bootsmann ſehr berrunfen an Bord; und als er hörte, wer in der Hängematte Snelgrave. 
waͤre, machte er fich mit feinem Meffer darauf zu. Griffin fragte, was er wollte, wor⸗ 
auf jener antwortete, Snelgraven die Leber jerfpalten; denn es wäre ein luͤderlicher Hund, 

daß er harte befoblen, aufs Bost zu feuern, auch hätte er feine Uhr nicht hergeben wollen, 

als der Duartiermeifter folche das erftemal gefordert. Als Griffin hörte, daß die legte 
Befchuldigung falfch wäre: fo fagte er zu jenem, er folfte zurück‘ bleiben, oder er wollte ihn 

zerfpalten. Da der Böfewicht Nichts deſtoweniger ſich näherte, ihn umzubringen, fo 

that Griff in mit feinem Schwerdte einen Hieb nach ihm, daß er mit Noth davon Fam, 

und forelief, | —8 

Sobald ſie insgeſammt nuͤchtern waren, beklagte ſich Griff in uͤber dieſen Anfall beym 
Quartiermeiſter und der Geſellſchaft, mit Vorſtellung, fie müßten die unter ihnen anges 
nommene Grundregel genau beobachten, daß Befangenen, denen Duartier gegeben 
worden, nicht Übel begegnet wiirde. Diele waren der Meynung, er follte gewippt 
werden, Snelgrave aber bach fehr kluͤglich für ihn, und es ergieng alsdenn ein allgemeiner 
Befehl, Snelgraven nicht im geringften fernerhin zu beleidigen; gleichwohl fuchte der 
Böfervicht ihn noch einmal zu tödten. 

Den Morgen darauf,da er gefangen worden, Fam fein Hochbootsmann Jones zu ihm Der Boots: 
und fagte: Seine Umftände zu Haufe wären fehlecht, und er hätte eine Frau, die er nicht mann be— 
lieben Fönnte; deswegen hätte er fich unter die Seeräuber gemacht, und ihre Areifel unters Ber 
fhrieben. Snelgrave fah aber nachgehends, daß er von feinen Brüdern der Ungerechtigkeit v5 ypern. 
verachtet wurde, und hörte, daß er wenige Monate nachdem fieden Fluß verlaffen Hatten, geftor- 
ben wäre. Doch begegnete er Snelgraven allezeit höflich, wie auch die zehn andern, die er mit 
überredet hatte, Verſchiedene von ihnen bereuten es hernach, bathen den Verfaſſer, daß fie 
wieder losgemacht werden möchten; denn dem Quartiermeifter durften fie nichts davon mel= 
den, weil das Leben darauf fund: aber Die Sache war für ihn zufüglich, als daß er fich damit 
hätte vermengen follen, 

Einige Tage hernach meldete ihm einer von denfelben, er hätte den Jones verfchiede: 
nemal währender Reife bey der Nachtwache fagen hören, er hoffte bey der Ankunft in dem 
Fluſſe Sierra Leona einige Seeraͤuber anzutreffen, und er haͤtte die Gewehrkiſte 
mit Vorſatze verſteckt. Verſchiedene von den Leuten haͤtten ſolche aufbrechen wollen, alg 
die Seeräuber auf fie gefeuert, Jones aber wäre ihnen mit der Erklärung zuvorgefommen, 
er hätte diefe Gelegenheit lange gewünfcht, und wenn fie eine Musfere Iosbrennten, fo wuͤr⸗ 
den fie alle in Stücken zerhauen werden. Sie ferner defto eher zu bereden, hätte er vor⸗ 
gegeben, der Verfaſſer wollte felbft unter Die Seeräuber gehen. Diefer Menfc) feste Hinzu, 
die Seeräuber hätten ihm gemeldet, ones wäre die vornehmfte Urſache, daß fie Das 

Schiff befommen hätten x), 

Sobald der Kauf) vorbey war: fo fingen fie alle an, die Priſe auszuraumen, Sie Ausſchwei— 
warfen Ballen Wolle und Guͤter uͤber Bord, nebſt Kiſten von indianiſchen Waaren, und fungder 
viel Koſtbarkeiten; fo, daß fie den 2fen April vor Abends zwifchen drey bis viertaufend Seeraͤuber 
Pfund werth an der Ladung verwuͤſtet hatten; denn ſie bekuͤmmerten ſich nicht viel um dieſe 

Doddd 3 Dinge, 
x) Snelgrave a, d 216 u. f. ©. 


1719 


BD I Reifen nach Guinen und Beni, OR 
Dinge, teil fie hauprfächlich nach Gelde und Mothwendigkeiten fragten. Es befanden ſich 


Snelgrave. verſchiedene Englaͤnder, welche fuͤr ſich handelten, zu Sierra Leona, und darunter auch der 


x 


Ein Zanf. 


Snelgrave 


Hauptmann Heinrich Glynn, welcher nachmals als Statthalter von Jacobsfort an der 
Gambra ſtarb· Diefer Herr beredete die beyden Seeraͤuber, Davis und le Hufe, daß 
fie mit ihm Snelgraven befuchten. Bald darauf kam Cocklyn und fein Quartiermeiſter 
an Bord der Prife, Weil Davis ein großmürhiger wackerer Mann war: fo fprad) er 
ftark zum Vortheile des Verfaſſers, und fagte zum Cocklyn, ex hoffte, er würde ihm gut 
begegnen, und ihm einige Nothwendigkeiten, auch was von dem feinigen insbefondere übrig 
wäre, geben, Dieß alles gefiel dem Cocklyn gar nicht. Dem ungeachtet Ind er ihn und 
den Glynn an Bord der Prife ein, wohin fie Snelgrave auf ihr Anfuchen begleitete, 

Bald nachdem fie am Borde waren: fo giengen fie alle in die große Kajuͤte, mo er zwey 
Schreibezeuge und Bücherfiften zerbrochen, und alle feine Waaren und Nothwendigkeiten 
darinnen meggenommen, fand. Die Buͤcher waren über Bord geworfen worden; dent 
einer von den Seeräubern hatte gefchworen, es wäre fo viel Mundwerf da, daß eine Nation 
daran genug hätte, Er hatte auch gefürchtet, es möchten Bücher darunter ſeyn, die fie an 
Fortſetzung ihrer Reife nach der Hölle Binderte, wohin fie alle fegelten, 

Des armen Snelgravens Getraͤnke gieng luftig herum, und die Oberfeeräuber wur⸗ 
den aufgeräumt, Der Hauptmann Blynn bediente fich diefer Gelegenheit, verfchiedene 
Nothwendigkeiten für ihn von dem Duartiermeifter auszubitten. Da felches leicht gewaͤh⸗ 
vet wurde: ſo band man fie in Bündel zufammen, und der Hauptmann Glynn wollte fie 
mit nach feinem Haufe für den Berfaffer nehmen: aber durch einen unglücktichen Zufall verz 
lohr er alles, Denn als einige von Davis Leuten an Bord kamen; fo hatte ein verwegner 
junger Kerl von achtzehn Jahren eine Kifte aufgebrochen, ſolche zu pluͤndern. Als es der 
Duartiermeifter hörte: fo gieng er aus der Kajuͤte, ihn zu beftrafen; und der Kerl antwor⸗ 
£ete, weil fie alle Seeräuber wären, fo hätte er geglaubt, recht zu thun. Darauf hieb ver 
andere mif feinem Schwerdte nach ihm; der junge Menſch aber lief davon, und zu feinem 
Herrn in die Kajüte. Der Duartiermeifter verfolgte ihn, und hieb den jungen Menfchen 
in ben Ballen von einem Daumen, verwundere auch zugleich den Hauptmann Davis ſelbſt 
hinten in die Hand. Davis ſchwur Rache, und fagte, ob gleich fein Mann unrecht hätte: 
fo hätte man ihn doch nicht In feiner Gegenwart, ohne es ihm zu melden, beftrafen Fönnen. 

Er gieng darauf ſogleich auf fein Schiff‘, und feuerte auf Cocklynen, der gewiß wäre in 
Grund gebohrt worden, wo der Berfaffer nicht den Hauptmann Glynn erfucht, auf des 
Davis Schiff zu geben, und einen Vergleich zu fiften. Mit vieler Mühe ward die Sache 
folgendergeftalt beygelegt: Davis und fein Volk follten ihren Theil von Getränken und Noth⸗ 
wendigfeiten, die fich am Borde der Prife befänden, haben, und der Duartiermeifter vor des 
Davis ganzem Volke feinen Fehler befennen, und um Verzeihung bitten. Weil fich die Nacht 
näherte: fo mußte Glynn ans Sand gehen, ohne die Sachen abzufodern, Die er fich ausge“ - 
berhen hatte, und war Willens, den folgenden Tag wieder zu fommen ). 

Der Berfaffer blieb nur mit drey bis vier Seeräubern, unter denen fich der blutduͤrſtige 


entrinnt das Bootsmann befand, am Borde der Priſe. Als er mit dem Zimmermanne in der Kaqjuͤte 


drittemal 
dem Tode. 


faß: fo kam der Bootsmann betrunken herunter, und ſchimpfte auf ihn. Der Zimmermann 
ſagte: 


Snelgrave a. d. 223u. f. S. 


l - * 

von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo VII Buch VII Cap. 583 
fügte: er wäre ein Boͤſewicht, und ftieß ihn aus der Kajuͤte. Bald darauf blies ihnen ver 1719 
Wind das Sicht aus; und wie fie beyde aufftunden, es wieder anzublafen: fo verwechfelten Snelgrave, 
fie im Sinftern ipre Stelfen. — 
Mittlerweile Fam der Bootsmann herein, und als er das Licht ausgeloͤſcht fand, fing 
er an zu ſchmaͤhen und zu fluchen, mit dem Borgeben, Snelgrave hätte es gethan, um 
heimlich in die Pulverfammer zu kommen, und das Schiff in die Luft zu fprengen: und 
0b ihm gleich der Zimmermann meldete, Daß es von ungefähr gefehehen, fo Fam er doch in 
die Rajüre, und weil er nicht wußte, daß fie Die Stellen verwechfelt Hatten, hielt er ein Piftol 
Bin, und ſchwur, Dar Augenblick wollte er Snelgraven das Gehirn aus dem Kopfe ſchleßen. 
Zum Gluͤcke brannte vom Piftole nichts weiter, als das Zuͤndkraut von der Pfanne, los, aus 
deſſen Glanze der Zimmermann wahrnahm, daß er wuͤrde feyn gefroffen worden, wenn es losge: 
gangen wäre; woraufer im Grimme im Finftern auf den Bootsmann zulief, das Piftol jenen 
aus der Hand riß, und damit, aud) mit der gebaflten Fauſt ihn dermaßen zerfchlug, daß er 
für todt liegen blieb. Das Laͤrmen brachte das Seeraͤuberſchiff in Bewegung, welches einen 
Dfficier fehickte, und den Boͤſewicht, der den Verfaſſer nun das drittemal ermorden wollen, 
wegnehmen ließ, 

Er ſchlief darauf wohl, ward aber bey frühem Morgen durch das Laͤrmen von Davis gnärrifge 
Volke erwecket, welches die verglichenen Getränfe und Nothivendigfeiten abzuholen fam. Sie Verwuͤſtung. 
ftifeeten, nebft Cocklyns Volke, eine feltfame Verwuͤſtung darunter an, Sie zogen eine große 
Menge halbe Oxthoͤfde von Claret und Franzbrandteweine aufs Verdeck hinauf, ſchlugen die 
Boden aus, fteckten Röhren und Becher hinein, Daraus zu trinken, und goffen einander zum 
Scherze ganze Krüge voll über die Köpfe; den Abend wuſchen fie Das Verdeck mit dem, was 
in den Faſſern übrig geblieben war, ab. Bey den Getränfen in Bouteillen wollten fie fich 
nicht die Mühe geben, den Korf herauszugiehen; fondern £opften folche, wie fie redeten, d. i. 
fie fehlugen mit ihren Meffern die Hälfe ab, wodurch insgemein eine von dreyen zerbrochen 
ward, Es war alfo in furzem nur ein wenig Sran;brandtemein noch übrig, und die Eß— 
waaren, als Butter, Käfe, Zucker, u. f f waren eben fobald fort. 


Der Auartiermeifter hatte zivar dem Verfaſſer einige Nothwendigkeiten gegeben, aber 
eine Geſellſchaft trunkener Räuber Fam in die Kajuͤte; und als fie über einige Waaren ftol- 
perten: fo warfen fie folche, nebft dreyen Bündeln des Berfaffers, über Bord, dag ihm nur 
ein Bündel übrig blieb, in welchem ein ſchwarzes Kleid mit einigen andern Sachen war. 
Nachdem fie wegwaren, fam ein anderer, der noch leidlich nüchtern mar, und wollte fee Seeraͤuber 
en, was in dem Bündel wäre. Er nahm alfo das Kleid mit einem guten Hute und einer Vermahe 
—* daraus; und als ihm Snelgrave zuredete, ihm doch dieſes nicht auch zu nehmen: MiNg. 
fo zog er fein breites Schwerdt aus, und gab jenem mit der Fläche einen Schlag auf bie 
Schulter, wobey er ihm fagte: ich gebe euch bie Warnung, niemals dem Willen eines See⸗ 
raͤubers zu wider ſprechen; denn feet einmal, ich hätte eud) eurer Unverſchaͤmtheit wegen ben 
Kopf gefpalten; was hättet ihr anders Damit gewonnen, als euer Berderben ? Es iſt wahr, 
Fönntet euch tröften, ich würde ſeyn hingerichtet worden, weil ic) einen Gefangenen mit 
kaltem Geblüte gesöhret; aber feyd verfichert, meine Freunde würden mir Davon geholfen 
Baben, Snelgrave dankte ihm für die Vermahnung; und bald darauf zog jener die Kleider 
an. Aber in weniger als einer halben Stunde zog er fie aus, und warf fie über Bord; denn 
Einige Seeraͤuber, die ihm in dieſem Purße gefehen, hatten ihm Krüge mit Claret — 
en. 


F— 


1719 


Snelgrave. 
u 
Ein Plünde: 


rer wird ge: 
zuͤchtigt. 


Großnnth 
der Seeraͤu⸗ 
ber 


gegen Snel⸗ 
grave. 


— Reiſen nach Guinea und Benin, 


fen. Dieſer Kerl meldete dem Verfaſſer, fein Name ſey, Sonne: aber fein wahrer Name 
war Franz Kennedy, und er ward nachgehends gehangen 2). 

Mit Anbruche der Nacht hatte der Verfaſſer nichts mehr von alfen Bündeln, als det 
Hut und die Peruke. Da felbige an Nägeln in der Kajüte hingen, Fam ein halbtrunkener 
hinein, und fegte fie auf, mit Vermelden, er fey ein großer Kaufmann auf dem Lande, Na⸗ 
mens Hogbin. Weil ihn aber Snelgrave für einen Seeräuber hielt: fo fagte er nicht 
viel zu ihm. Als er aus der Kajüte gieng, begegnete ihm Cocklyns Duartiermeifter, DEF 
ihn kannte, daß ex nicht zum Volke gehörte, und ihn tüchtig ausprügelte, daß er Sachen genom⸗ 
men, zu welchen ex Fein Necht gehabt. Darauf kam er zu dem Verfaſſer, und fragte ihn 
ganz höflich, wie er ſich nach dieſem Laͤrmen befaͤnde. Da ihm diefer meldere, daß er alle 
das Seinige verlohren: fo verfprac) er ihm, fo viel als angienge, wiederzufchaffen, hielt aber 
fein Wort nicht. _ Gleichwohl gefteht Snelgrave, daß fie bey dem Plündern ſich niemals 
an feiner. Perſon vergriffen, und gegentheils verſchiedene ihm, Getraͤnke, und gekochten 
Schinken mit Biſcuit gebracht, und ihr Mitleiven bezeugt a). 

Den Tag darauf ward le Buſes Bold an Bord der Prife gelaffen, wo fie auf eben 
die Art, wie ihre Vorgänger, Das noch übrige vermuteten, 2 

Sierauf erhielt der Berfaffer Erlaubniß, nah Glynns Haufe zu gehen, mo felbiger und 
die Seeräuberhauptleute ihn höflich aufnahmen; und als er ihnen meldete, daß er alles ver: 
lohren: fo verfprachen die leßtern, alles, was fie thun fönnten, anzumenden, daß er einiges 
wiederbefäme, Er erfrifchte fich fehre, wie er fich von dem Glynn ein weiß Hemde ausge 
bethen, und blieb die ganze Nacht bey ihm. 

Den Tag darauf gieng er mit den Hauptleuten an Bord, und Davis erfuchte den 
Cockiyn, daß er alle fein Volk auf den Oberboden Fommen ließe, und hielt eine Rede für 
ihn, die ben ihnen mehr Benfall fand, als die er zuvor gehalten; daher befchlofien warb, fie 
wollten Snelgraven das Schiff, das fie zu verlaffen Willens waren, um auf die Prife zu 
geben, nebft den Lieberbfeibfeln, nicht nur von feiner Ladung, fondern auch von verſchiedenen 
andern Priſen, geben, welches zuſammen etliche tauſend Pfund auſstrug. Einer von def 
Anführern fehlug vor, ihn die Küfte von Guinea mit ihnen hinunter zu nehmen, two er feine 
Waaren für Gold verraufchen Fönnte, und ſagte, wenn er fie zu baldigerm Verkaufe für die 
erſten Koſten losfehlüge: fo würde er Geld genug damit gewinnen. Sie würden unftrel? 
tig, da fie die Küfte hinunter giengen, etliche franzoͤſiſche und portugiefifche Schiffe nehmen 
und wollten ihm alsdann von den beften Sklaven fo viel geben, als er auf fein Schiff brauch⸗ 
te, Darauf wollte er ihm rathen, nach dem Eylande von St. Thomas in Weſtindien, ei⸗ 
nem freyen Dänifchen Hafen, zu geben, und fein Schiff dafelbft zu verfaufen, wo er feine 
$eute auf eine gute Art belohnen, mit einer ziemlichen Geldſumme nach Haufe ehren, und 
den Kaufleuten troßen koͤnnte. — m 

Als Snelgrave dieß ausfchlug: fo wurden fie zornig; denn viele waren fo unwiſſend⸗ 
daß fie ſich einbildeten, ihre Schenkung wäre rechtsbeſtaͤndig. Davis ſagte darauf, ich 
kenne dieſen Mann, und kann ſeine Gedanken leicht errathen. Wenn er eurem Vorſchl 
folgte, ſo fuͤrchtet er, ſeinen guten Namen auf immer zu verliehren. Nun laſſe ich —* 

2) Siehe eine Nachricht von ihm in Johnſons Geſchichte der Seeraͤnber. 
a) Snelgrave auf der 231 und folgenden Seite. 3 kei 


von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VII Buch VII Cap. 585 
jeden nach feiner Weiſe zum Teufel gehen tınd will alfe,bap übe ihm den Heft feiner Sadung _ wrio 
mit Dem, was ihm von feinem eigenten übrig geblieben, gebet, Damit er machen mag, was Snelgeave. 
ihm gut duͤnkt. ——— m 
Dieß ward leicht zugeftanden, und fie riechen dem Berfaffer, le Buſes Brigantine zu 
nehmen, die felbiger nur verlaffen hatte, und fie laͤngſt an die Seite des Schiffs zu führen, 
damic er die noch liche vermüfteten Güter dahinein fchaffen koͤnnte, wozu fie ihm einige von 
ihren eigenen $euten gaben, Dadurch) retteten fie noch einen großen Theil von der Ladung 
aber von ſeinem eigenen nicht über dreyßig Pfund werth, weil folches meift in Norhiwendig: 
Eeiten und $ebensmitteln, nebft feinen Waaren beftanden, bie von den Seeräubern bald 
vermwüftet worden. 2. E. fie nahmen verfchiedene Stüce feine bolländifche Zeuge, breis 
teten fie aufs Verdeck, und legten ſich Darauf; alsdenn kamen andere, und begoffen fie 
mit Krügen Clavet, wovon fie aufſtehen mußten, da fie denn die verumveinigten Zeuge 
über Bord warfen. Eu ———— 
2 Der Hauptmann Davis erhielt ferher für den Snelgrave, daß folcher an Bord der Bekoͤmmt 
beyden Sreunde fihlafen möchte, welches fie genommen, und zu ihrem Vorrathsſchiffe ges ein Schiff 
braucht hatten, und daß er nad) Gefallen in des Haupfmanns Glynns Haus ans Land undWaaren. 
gehen möchte, mit dem Bedinge, wenn fie nach ihm fehicften, wieder zu kommen. Er 
brachte alfo die. Brigantine am die ‚Seite der. Prife, und fo, wie ihnen Waaren, Ballen und 
Faſſer indie Hände kamen, marfen fie ſolche hinuͤber, wobey dann und wann einige verlohren 
giengen ; denn wenn die andern fie nicht fobald auffangen Eonnten ſo ließen jene fie über 
Bord fallen. Eben das thaten fie mit einer Menge irländifchen Rindfleifch, den Tag 
darauf, da Snelgrave genommen worden; denn fie verſchmaͤheten folches, weil fie in den 
andern Prifen fo viel Englifhes hatten, Als Snelgrave bath, fie möchten ihm ſolches 
für feine $eute laſſen: fo antwortete Cocklyn, es wären in der Prife für ihn und für fein 
VBolk auf fehs Monate Pferdefnochen, | 


Der VII Abſchnitt. - 


Sortfeßung der Seerauberbegebenheiten. 


Gefahr aus falſchen Nachrichten. Tapferkeit zwee⸗ raͤth in Brand. Iſt in Gefahr, in die Luft zu flie- 
ner Hauptleute. Tod des Duartiermeifters. gen. Das Feuer wird noch glücklich gedämpft. Ein 


! 


Die Seerauber werden wanfend. Ihre Haupt: | gütiger Seeräuber. Ein boshafter. Davis 
leute werden Stutzer. She Pug wird ihnen wird von dem Portugiefen verrätheriicher Weiſe 
ausgezogen. Biele Schiffe werden genommen. ermordet, Roberts folget ihm. Der Verfat 
Sranfmes Verfahren. Große Gefahr. Suel fer ſegeit nach England. Langet zu Briſtol 
grave wird in Frehheit geſetzt. Das Schiff ger an. 
In eben dem Tage kamen die Gefangenen durch einige Schwarzen in große Gefahr. Gefahr, aus 
Diefe bekannten, DaB einer von dem Seeräubervolfe von ziveenen Hauptleuten, Dens falſchen 
net und Thompfon, ermordet worden, die vormals vor ihrem Grimme in die Wälder ge: Nachrichten. 
flohen waren, mit dem Zufaße, wie dieſe beyden, Lebensmittel zu holen, in Herrn Jones 
Haus, der ein groß Stuͤcke Weges den Fluß hinauf wohnet, gekommen wären: fo hätten 
fie dafelbft denjenigen, den fie ermordet, angetroffen. _ Darauf beſchloſſen die Seeräuber, 
ſolches an den Gefangenen, auch mit an dem Verfaſſer, zu raͤchen. Dieſer aber beſaͤnftigte 
ihre Wuch durch) Vorftellung, wie ungewiß dieſe Nachricht, und tie ungerecht fo. ein Ver⸗ 
Allgem. Reifebefchr, II Band, Eee e fahren 


36.9107 Reifen nach Guinea ind Benin 


1719 
Snelgrave. 


Tapferkeit 
zweyer 
Hauptleute. 


Tod des 
Quartier⸗ 
meiſters. 


fahren wäre, Der vorgegebene Todte Fam endlich an Bord, und meldete, er haͤtte wirk⸗ 
lich dieſe Hauptleute beym Jones angetroffen, die ihm aber nur gedrohet hätten b). 
Bon dem Unglücke diefer beyden Hauptleute hatte Snelgrave folgende Nachricht aus 


ihrem eigenen Munde, Zehen Bennet follte von Antigua nach Guinea gehen, U 


ward vom Davis an den Eylanden des gruͤnen Vorgebirges genommen, der ihn pluͤnderte, 
und ihm darauf das Schiff wieder zuftellte, mit dem erden Fluß Sierra Leona binaufgiengr 
wo der andere vor ihm eingelaufen war. Bey Cocklyns Ankunft führten fie ihre Schill 
nach dem Eylande Benſe ©) hinauf, wo die africanifche Gefellfehaft einen Handelsplaß 
bat, von welchem Plunker Statthalter war. Sie machten hier eine Batterie, und feste 
Kriegsvorrath ans Sand. } 

Als le Bufe in den Fluß lief, griff er fie an, und fie vertheidigten fich tapfer. Bald 
darauf aber kam ihm Cocklyn zu Huͤlfe, da denn ihre Leute anfingen, verzagt zu werden, 
daß die beyden wackern Hauptleute mit Plunket und verſchiedenen Officieren, ihr Leben zu 
retten, in die Wälder fliehen mußten, wo fie ſich einige Wochen lang mit Rei und Auſtern, 
welche fie bey Nacht vom Flußufer nahmen, erhielten. Ihre Schiffe wurden verbrannk, 
und le Buſe nahm für fi das Schiff eines, Namens Lambe , welches ven Fluß 
weiter hinauf lag. 

Um wieder auf ven Verfaſſer zu kommen, fo brachte ſolcher vier Tage mit Bergung 
feiner Güter zu. Er fehlief am Borde des Borrathsfchiffes der Seeräuber, welches El⸗ 
liot führte, der, weil er bey dem oberſten Seeräuber wohl ſtund, den Gemeinen hart be—⸗ 
gegnete, fie öfters prügelte, und ihnen ins Geſicht fagte, er wollte fie noch einen Tag 
bängen ſehen. \ 

Der Duartiermeifter befam um diefe Zeit ein Fieber, und ließ Snelgraven um Ver⸗ 
zeihung bitten, daß er ihn erſchießen wollen. Er ſagte, er wäre der größte Boͤſewicht ge 
weſen, und jego quälte ihn fein Gewiſſen, daß er feinen Lohn im Höffifchen Feuer empfangell 
würde. Als ihn Snelgrave zur Reue vermahnte, fo antwortete er: o mein Herr, mei 
Herz ift verhärtet; verfprach aber gleichwohl, es zu verfuchen. Weil er in dieſen guten 
Gedanken war, fo befahl er feinem Jungen, er follte Snelgraven, was er wollte, aus ſei⸗ 
ner Kifte von Nothwendigkeiten nehmen laffen, wodurch fich diefer mit Hemden, Stein 
pfen und dergleichen verſah. 


Der Duartiermeifter ftarb diefe Nacht in ſchrecklicher Angft, und fluchte feinem Sch” 
pfer auf eine fo. entfegliche Art, daß einige, die erft neu beygetreten waren, gerührt wurden, 
und Snelgesven um Rath fragten, twie fie wegfommen möchten. Er wagte es nicht, ſi 
darein zu mengen, vermahnte fie aber, die, welche fie gefangen nehmen würden, nicht $ 
ermorden, oder andere Grauſamkeiten gegen fie auszuüben, welches ihnen ein geoßer Bar 
theil feyn würde, wo fie einmal um des Königs Gnade flehten, 

Er hatte Seiner Majeftät Ausfhreiben wegen aller Seeräuber , die fich vor dem ıfla! 
des Heumonats im Fahre 1719 in einem von den britannifchen Pflanzörtern ergeben wur⸗ 
den, am Borde. Diefes, und die Kriegserflärung gegen Spanien, fiel in die Hände der 
Seeräuber ; und weil fie nicht lefen Eonnten, fo verlangten fie, er follte es ihnen lefen. W 

denen / 


[2 Shelgrave a. d. 238 u. f. ©. ) Sn der Grundſchrift; Brents Eplandı 


von Sierra Leona bis Lope Gonfalvo. VII Buch VIT Cap. 587 


denen, welche Seeräuber wegnehmen oder hinrichten würden, Belohnungen verfptochen 1719 
wurden: fo machte fie folches ergrimmt; aber auf Borlefung der Kriegserflärung gegen Snelgeave, 
Spanien fagten einige, fie wollten, daß fie folches vor ihrem Abgange aus Weftindien ge- rer ra 
wußt hätten, Darauf gab ihnen Snelgrave zu erfennen: es wäre noch jetzo Zeit genug, ber werden 
weil fie noch drey Monate bis zum Ablaufe der im Ausfchreiben gefegten Zeit übrig hätten, wankend ge: 
Sie koͤnnten als Freybeuter von den fpanifihen Schiffen reich werden. Bey verfchiedenen macht. 

fand ſolches Beyfall; aber einige alte Buckanier, die fih Mordthaten und dergleichen fhuldig 

gemacht hatten, giengen mit dem Ausſchreiben verächtlich um, und zerriffen es M). 


Unter andern, welche den Verfaffer um Rath fragten, mie fie wegkommen möchten, 
war auch einer, Ambrofius Curtis genannt, der wegen feiner fehlechten Gefundheit ordent⸗ 
lich auf dem Verdecke in einem feidenen Schlafrocke herumgieng. Er kannte Snelgra⸗ 
ven, obdiefer ſich wohlnicht auf ihn befinnen Eonnte, und fagte zu ihm: ich war vor eilf Jah⸗ 
ven mit eurem Vater zur See, der mich als einen unglücklichen Jungen hart hielt. Wie 
er in Virginien ſtarb, fo brachtet ihr das Schiff nad) Haufe, und gienget mit mir auf der 
Reife gütig um. Ex verfprach, wenn des Berfaffers Sachen am Mafte verkauft würden, 
einiges für ihn zu kaufen, und hielt fein Wort. Er farb, ehe fie Sierra Leona 
verließen. 

Der Verfaffer hatte unter feinen eigenen Sachen drey bordirte Kleider. Die drey Die Haupt: 
Scoeräuberhauptleute Famen an Bord der Prife, befahlen fie berauszunehmen, und zogen * * 
ſolche fogleich an. Das laͤngſte fiel auf Cocklyns Theil, dem es, als einem ſehr kleinen £ 
Manne, bis an die Zerfen gieng. Er wollte eg mit den andern vertauſchen; fie ſchlugen 
es aber ab, und ſagten zu ihm: weil fie aufs fand zu dem ſchwarzen Frauen zimmer gien- 
gen, die der Weißen Moden nicht wüßten, fo hätte es nichts zu bedeuten, Noch mehr, ſie 
bildeten fich ein, er würde bey ihren Liebſten den Vorzug haben, weil fein Kleid von Schar- 
lach), und mit Silber bordirt wäre, da die ihrigen nicht fo viel Staat machten, Als dieſes 
ihm beruhigte, giengen fie zufammen ans Sand. 

Die Seeräuber leiden in ihren Schiffen , mern fie im Hafen liegen, fein Weibsbild; 
und wenn fie eins auf einem Schiffe mitbefommen, fo thut ihr niemand Gewalt, Darü- 
ber Halten fie, um Unordnung zu vermeiden, fehr genau. Daher giengen diefe ans Sand 
zu den Negerweibsbildern, die fie ihrer Geſchenke wegen liebten. a einige Weißen liehen 
ihnen ihre ſchwarzen Weiber ohne Bedenken. 

Weil aber diefe Kleider ohne des Duartiermeifters Erlaubniß genommen worden: fo Iht Put 
War das Volk fehr übel damit zufrieden. Sie fagten, wenn fie fo was litten, fo würden here 
die Hauptleute alles, was fie wollten, für fi nehmen. Kurz, es wurden ihnen ‚als ſie den 
andern Morgen wiederfamen, ihre Kleider ausgezogen, und in die gemeine Kifte gethan, 
am Mafte verkauft zu werden; und weil erzählt wurde, daß Snelgrave ihnen zugeredet 
haͤtte, ſie anzulegen: ſo zog es ihm beſonders des Quartiermeiſters von le Buſes Schiffe, 

illiams, Unwillen zu. 

Als dieſer Mann ſah, daß der Verfaſſer im Boote des Vorrathsſchiffes an Bord eines 


franzoſiſchen Schiffes gleng, das unlaͤngſt genommen worden war, und wo er ſich damals 
Eeee2 befand; 


A) Snelgrave auf der 246 und folgenden Seite, 


} 


588 Reiſen nach Guinea und Benin, 


mg befand: fo ſchwur er, wenn er dahin Fame, er wollte ihn wegen des Rathes, den er den 
Snelgrave. Hauptleuten gegeben, in Stüden zerhauen, Elliot aber, welcher ſich im Boote befand, 
fagte zu Snelgraven heimlich, er follte fich nicht fürchten, denn das fey feine ordentliche 
Art zu reden; under follte ihn nur, fo bald fie an Bord kaͤmen, Herr Hauptmann heißen 
Er war Führer einer Seeräuberfchaluppe gervefen, welcher mit einer Brigantine vor zweyen 
Sahren den Hauptmann Lorenz Prince, in der Galeere Mhidaw, unmeit Jamaica 
genommen hatte. Weil ihm ſein jetziger Poſten eines Quartiermeiſters nicht gefiel: ſo ließ 
er ſich gern Hauptmann heißen. Bey dem Eintritte in das Schiff ſagte der Verfaſſer zu 
ihm: Here Hauptmann Williams, ich bitte euch, höret mich wegen der Sache, daruͤber 
ihe fo erzuͤrnet feyd. Darauf gab ihm Williams einen geringen Schlag auf die Schuk 
ter mit der Fläche feines Hirfchfängers, und fagte, er wäre niche Willens, ihm Schaden zu 
hun. Als der Verfafler ihm den wirklichen Verlauf der Sache erzählte, fo gab er im 

einen Becher mit Weine, und war hernach beftändig fein Freund, 


KieleScifte Das franzöfifche Schiff gerierh ihnen folgender Geftalt in die Hände, Aus Mangel 
“werden ses einer richtigen Wahrnehmung ward es nach Sierra Leona getrieben, wo es eine gr 

nommen. Menge Schiffe fab, und ohne Furcht auf folche zufegelee. Der Verfaſſer, welcher fich DM 
mals auf Cocklyns altem Schiffe befand, fah die Furcht und Verwirrung unter ihnen, u 

fein Boorsmann, welcher ſich zu den Seeräubern gemacht hatte, fagte , er urteilte aus de 

Schiffes Verwegenheit, es müßte das Kriegsfhiff Launcefton von vierzig Stücen ſeyn 

das Snelgrave in Holland gelaffen hätte, und das ihm nach der Küfte von Guined 

folgen follen. 


Der Berfaffer wünfehte, es möchte diefes, oder nur eines von zwanzig Stücken ſeyn; den! 
‚dergleichen würde fie, weil er ſich unter ihnen befand, leicht niedergerichtet haben, weil DM 
neuen $eute Fein Herz hatten, und alle betrunfen waren. In dieſem Falle würden ein Hu 
dert Schiffe ihrem Uinglücke entgangen ſeyn, die ihnen nachgehends, als fie die Küfte vol 
Guinea hinunter giengen, in die Hände fielen. Wie denn auch der Schade unterblieben 
wäre, den einige von.diefer Rotte eine gute Zeit darnach in Dftindien thaten ; imgleichel 
das Berderben, das Roberts, welcher fi) aus Davis Afche erhob, zum zweytenmale aul \ 
diefer Küfte anftiftete, bis er durch den Herrn Chaloner Ogle, im Kriegsfchiffe, pie 
Schwalbe genannt, gluͤcklich befiege wurde, Die Urfache aber, warum man nicht fo VIE 
lem Unglücke bey Zeiten vorgebauet, ſaget der Berfaffer, gehoͤret nicht hieher e). | 


Als Snelgrave an Bord des Vorrathsſchiffes gehen wollte: fo wurde ihm folche® 
leicht gewaͤhrt; auch fagten verfchiedene feiner Leute, die fich mit den Seeräubern eingelaſſen 
baten, fie wollten mit ihm gehen; denn fie hätten nie fehen ein Stück im Ernſte Iosbre? 
nen. Als Cocklyn diefes hörte, prügelte er fie tapfer, und fagte, fie follten ſchon lernen 
Pulver riechen. 

Sraufames Der Franzofe char feinen Widerſtand. Weil er aber nicht auf ihr erftes Feuer dr 
Verfahren. Segel geftrichen hatte: fo thaten fie ihm einen Strict um den Hals, und zogen ihn verſchie 
denemale an der Segelftange des großen Maſtes hinauf und herunter, bis er faft todt mar” 
Ze Buſe, welcher den Yugenblick ankam, vettete ihm zum Gluͤcke das eben, Deren 

na 


e) Snelgrave auf der 253 und folgenden Seite. 


» 


von Sierra Leona big Lope Gonſalvo. VII Buch VII Cap. 589 


nahm dieſes grauſame ren gegen ſeine Landsleute hoͤchſt uͤbel auf, und verſicherte, er 
wollte bey —— —* länger bleiben. Sie uͤberließen alſo, ihn zu befänftigen, 
den Franzoſen mit dem Schiffe ſeiner Vorſorge, und nachdem die Ladung verwuͤſtet war, 
kappten ſie des Schiffes Maſte, und ließen es aufs Ufer laufen; denn es war ſehr alt, und 
fuͤr ſie ganz untauglich. 


Nach dieſem war der Verfaſſer beſchaͤfftigt, die ihm aus der Priſe gegebenen Guͤter aus 
der Brigautine ans Land in Herrn Glynns Haus zu ſchaffen, der ſo ſtark arbeiten half, als 
er felber. Denn feine eigenen $eute, die ſich nicht zu den Seeraͤubern begeben hatten, muß⸗ 
ten ihnen gleichwohl die Prife zu ihrem Gebrauche einrichten helfen, und die Landeseinwoh⸗ 
ner, die dem Glyn in feinem Haufe dienten, waren durch die vielen Waaren , welche ih⸗ 
nen die Seeraͤuber gegeben, fo ſtolz geworden, daß fie nichts thaten, als wozu fieguft haften, 
Dem ungeachtet fehafften fie die Guͤter endlich) alle ins Haus, 


Den 2often April war die Prife, welche des Verfaflers Schiff geweſen, völlig ausger 
rüftee, und wurde ihr den Tag darauf der Name beygelegt. Man Iud ihn zu der Ceremo« 
nie ein. Als fie in die große Kajuͤte kamen, wurden ihnen Becher mit Punch in die Hans 
de gegeben. Der Hauptmann Cocklyn fagte laut: Bott fegne die Wyndhamgaleere! 
toorauf fie tranfen, die Öläfer zerbrachen, und die Stuͤcke losbrannten. 


ICH 


Snelgrave. 
De an 


Weil das Schiff nad) Galeerenart gebauet war: fo gieng die Thuͤre zur Pulverfammer, Große Ge: 
in die große Rajüte, und war gleich offen. Eines von.den legten Stücken fpang am Zuͤnd⸗ fahr. 


loche, feßte eintge Patronen in Brand, welche zum Eleinen Gewehre da lagen, und das Feuer 
davon flog weit herum, und verurfachte nicht wenig Unordnung. Nachdem es vorbey wars 
fo bemerkte Davis erft, in was für Gefahr fie wegen der offenen Thuͤre gemefen, da in der 
Kammer darunter über zwanzigtaufend Pfund Pulver lagen. Cocklyn verfeste : er wollte, 
es. haͤtte Feuer gefangen; denn es wäre doch ein vortrefflicher Schlag geweſen, 
damit zur Hölle zu fabren. 


Nach diefem wurde verordnet, daß drey Prifen follten verbrannt werden. Als aber 
Snelgrave deswegen ſich an Davis wandte, fo wurden fie alle gelaffen, und fiemachten nur 
ein Freudenfeuer aus ber alten aufgehenden Sonne. Der Hauptmann Davis erhielt 
auch die Freyheit für den Berfaffer, und gieng hierauf wieder in feines guten Freundes 
Glynns Haus, . ’ 


Zweene Tage hernach ward nach ihm gefchikt, und er gieng zum Hauptmanne ls Snuelgrave 
lior, der ihm, als ev an Bord Fam, insgeheim vorftellte, weil ihn die Serräuber wider ſei- Wird befreyt. 


nen Willen genöthige hätten, eine große Menge von andern Seuten zuftändigen Waaren in 


fein Schiff zu nehmen, derentwegen er einmal koͤnnte zur Rechenſchaft gefordert werden: 
ſo erſuchte er Snelgraven, ihm dieſerwegen ein ſchriftliches Zeugniß auszuſtellen, worein 


der Verfaſſer leicht willigte. Elliot war ein ſehr ehrlicher Mann; denn als ihn die See⸗ 


raͤuber nothigten, mit iprem Vorrathsſchiffe weit aus dem Fluſſe zu laufen, foergriff er die 
erfte Gelegenheit, ſich von ihnen zu frennen, indem nod) diefe Nacht ein Tornado entſtund. 
Es gelang ihm, und er that eine gute Reife für feine Eigenthuͤmer mit Sklaven nach Bars 
bados, wo er frank ward, und flard, 


Eeee3 Weil 


598 0 177 Reifen nach Guinea and Benin 100 
ou Weil er hier "war, ſo kamen drey Serräuberhauptleute, und nahmen ihn mit zur einen? 
Snelgrave, Abendeſſen zum Hauptmanne Davis. Als folhes angegangen war, ward Muſik gemacht. 
—— Daber befand: fich ein Trompeter, den man aus einer von den Prifen, fich zu ihnen zu bege⸗ 
> SM ben, gezwungen hatte. Aber etwa mitten unter dem Effen eneftund ein Feuergefchrey, und 
— es kam ſogleich einer, mit Vermelden, der Weg zu den Thuͤren im Schiffsboden ſtuͤnde gang 

- in Flammen, _ Sie waren, das Schiffsvolk ausgenommen ‚ meiſt trunken. Es befanden 
ſich wenigftens fuhfzig Gefangene auf dem Schiffe; und weil viele Boote längit der Seite 
des Schiffes ftunden, fo fprangen verfchiedene hinein, und machten fich davon. - Als Snel⸗ 
grave darauf dem Hauptmanne Davis vorftellte, daß ihnen bey diefer Gefahr ſelbſt kein 
Boot übrig bliebe: fo brachte. er fie mic einem Stuͤckſchuſſe zuruͤck ). J 


Gefahr in dieHierauf rief der Untercanonier Golding, um Waſſer und Bedeckungen auf die Pulver“ 

Luft zu flie⸗ kammer. Beydes wurde aufs eilfertigſte herbeygeſchafft, und das Schiff alſo gerettet. Haͤtte 

gen, die Pulverkammer Feuer gefangen: fo. waͤre alles in die Luft geflogen, da ſich auf dreyßfig 
faufend Pfund Pulver am Borde befanden, die als. eine Waare, welche die Negern fehr ur | 
chen, aus verfchiedenen Prifen genommen waren. Das Zeuer gieng indeß immer noch fort; 
und.als die Boote in der Verwirrung wieder entwiſcht waren, ließ der Verfaſſer eines von 
den Öeländern des Oberbodens an einem Stricke hinunter, in Willens ſich damit zu retten, 
wo er genoͤthigt wäre, das Schiff zu verlaſſen. Weil er fo in Gedanken ftund, fo Hörte er 
einen ſtarken Schlag am Hauptverdecke, mit einem Huzza, daß folches ein trefflicher Knall 
waͤre, mit zur Hölle zu Fahren: aber verfchiedene von den neuangehenden Seeraͤubern 
entfesten fich, und verdammten ihre Thorheit, daß fie fich unter ſolche Boͤſewichter ger 
macht hätten. 

wird ges Auf diefen Laͤrmen Eletterten etwa fünfzig Leute auf die Boegfpriet, und Sprierfegelftange, 

daͤmpft. in Erwartung wenn das Schiff zerftäuben würde, Aber der Steuermann Taylor, ein bes 
herzter und geſchwinder Mann (der nachgehends ein englifches oftindifhes Schiff, die Caſ⸗ 
fandra, commanbirte, und es nach Neufpanien führte, mo er und fein Volk fich trennten, 
kam mit noch funfzehn, die alle Mühe angewandt harten, das Feuer zu löfchen, um zehn 
Uhr aufs Verde, und meldete, daß die Gefahr vorüber wäre, da man es am wenigſten 
erwartete. Sie waren aber jämmerlich verbrannt, und der Wundarzt verband fi. Das 
Feuer war durch die Nachläßigkeit eines Negern entftanden, der fein Licht zu nahe an das 
Spundloch eines Faſſes Rum gehalten hatte, weil er daraus zapfte, daß ein Funke hinein“ 
gefallen war, und gleich) zuͤndete. Davon brannte ein ander Faß an, und aus beyden fpran 
gen die Boden, mit einem Knalle, wwie von einer kleinen Canone. Aber zwanzig andere 
Fäffer mit Rum, wie auch foviel Fäffer mit Pech und Theere blieben unverlege. 


Noch vor Morgen, als Bolding vom Berfaffer, wegen deſſen Bezeugen bey dem Feuer 
vortheilhaft gefprochen hatte, verlangten verfchiedene von dem Volke, er follte an Bord det 
Wondham Galeere Eommen, wo fie ihm beym Verkaufe feiner Sachen am Mafte, Gefaͤl⸗ 
ligfeit erzeigen wollten. Eben das that Hauptmann Davis, der, weil er verfichert war, 
daß feine Uhr gut wäre, fagte, er wollte fie für fich Faufen, fie möchte kommen was fie 
wollte. Weil fie fo ſchwatzten, ſchlug ein halbeeunfner Bootsmann vor, der Befall 

: fo e 


FI Snelgrave a. d. 2601 u. f. S. 


von Sierra Leona bis Lope Gonſalvo. VII Buch VII Cap, 501 


ſollte mit ihnen als Pilote die Kuͤſte von Guinea hinunter gehen, Davis aber meldete ihm, 1719 
fie brauchten feinen; und wie jener ungeftüm mard, prügelte er ihn. vom Dberboden bin: Suelgrave. 
unfer, _ Bald darauf gieng Snelgrave ans fand nad) Blynns Haufe. u 


Zweene Tage hernach, ward von ihnen ein Flein Fahrzeug genommen, das in den Fluß Ein gütiger 
einlief· Es hieß: Die geſchwinde Abfertigung, unter dem Hauptmanne Wilſon, und Seeraͤnber. 
gehörte der africaniſchen Geſellſchaft. Sneigravens Hochbootsmann Jones erzählte ih⸗ 
nen, er haͤtte einmal ein Schiff gefuͤhrt, welches von der africaniſchen Gefellfchaft gemie« 
thet und befrachter worden. Weil fie mic ihm fehr ungerecht verfahren: fo verlangte er, 
diefes Schiff ihm zur Nache zu verbrennen. Wie diefes fo beliebt ward, ftund Johann 
Stubbs, ein munterer witziger Menſch, auf, und fügte: ch bitte euch, ibr Herren, hal⸗ 
tet inne, ich will euch beweifen, wenn diefes Schiff verbrannt wird, daß ihr das 
mic der Gefellfebaft einen großen Dienft ehut, Als fie nun alle aufmerffam wur 
den, fo fuhr er fort: Das Schiff iſt zwey Jahre auf der Reife, alt, vermobdert, und 
foft von den Würmern zerfreſſen; die Waaren find nicht viel werth, und die Las 
dung befteht nur in etwas rothem Holze, und Malaghetta⸗Pfeffer; alfo wird die 
Geſellſchaft durchs Verbrennen nicht viel verlieren, und dev Leute ihren Sold, 
der dreymal ſoviel beträgt, erfparen. Auf die Art ward eg verfchont, und dem Haupte 
manne Wilſon übergeben, der nachgehends glücklich darinnen nach) England kam g). 


Den 2gften April wurden des Berfaffers Sachen, am Börde der Wyndham Galeere, un⸗ 
ter dem Hauptmanne Cocklyn verkauft. Ergieng ſelbſt vahin,umd verfchiedene Seeraͤuber kauf⸗ 
ten Sachen, Die feine geweſen waren, und gaben ihm ſolche; von andern bath fich felbige Grif⸗ 
fin aus. Zweene Weiße, in deren Cande er hingieng, Fauften auch verfchiedene große Buͤn⸗ 
del von Guͤtern und Kleidern, für fich. . Alles dieß machte jufammen einen großen Haufen Ein Bose 
aus, welches die Gecräuber bewog, zu fagen, Snelgrave wäre unerfättlich, und es wuͤrde hafter. 
wohl gethan feyn, alles über Bord zu werfen. 


Als jolches Griffin hörte, fo rieth er ihm, fogleich ans Sand zu gehen, und es war guf, 
daß er dieß that. Denn bald darauf ward feine Upr feil gebothen, und bis auf hundert 
Pfund, dem Davis zu Poflen, hinaufgetrieben; wie indeß dieſer das Geld dafür. nieder- 
legte, fagte einer von den Seeräubern aus Verdruffe darüber, er hielte das. Gehäufe nicht 
für gut Gold, und ſtrich es auf dem Probierfteine. Weil der Strich, wegen des großen 
Zufages, den man darunter thut, die Materie härter zu machen, füpfericht ausfah : ſo nahm 
diefer Boſewicht Daher Gelegenheit, auf den Verfaſſer zu ſchimpfen, und fagte,er wäre ein 
größerer Schelm, als fie, welche öffentlich Seeräuberen trieben, weil er fo liſtig wäre, eine 
Uhr von ſchlechtem Golde, für eine von gutem herzugeben, 


Dieſes brachte verfchiedene, die ben Verfaſſer nicht beffer kannten, wider ihn auf. Des 

DIS zwar lachete darüber, aber unterfchiedliche ſchworen, wenn er am Borde wäre, fo müßte 
& gewippe werden, Griffin benachrichtigee ihn davon, und vierh ihm, fich bald in die 
aͤlder zu machen ; denn fie würden nächftens aus dem Fluſſe fegeln. Er wollte dieſem 
Rathe gleich folgen, als er benachrichtiget wurde, daß die drey Seeraͤuberſchiffe mit ihrem 


Begleiter 
8) Snelgrave a. d. 208 u, f. ©, 8 


gg VRR nach Guinea md Benin 
319. Begleiter wirklich unter Segel wären. "Sein Wühdarzt Jacob Blsatı (der war be⸗ 
Saelgrave freyet worden, weil der Wundarzt des franzoͤſiſchen Schiffes zu ihnen getreten), berichtete 
ijhm dieſes, und machte allen zu Sande damit ſehr viel Vergnuͤgen; denn Snelgrave wat 
einen Monat, und andere noch) länger in ihren Händen geweſen. 
Der Verfaſſer melder-ung tun, wie es feinen beyden Freunden, dem Griffin und Da⸗ 
vis, ergangen. | ee RB De —— 
Der erſte entfloh den Seeraͤubern in einem Boote, das er vom Hintertheile des Schiffs 
in dem er ſich befand, auf dem Wege von der Rheede von Animabo nach der Kuͤſte von 
Guinea wegnahm. Er ward unvermißt bey der Nacht ans Land getrieben, und gieng von DaF 
nach Cape Eoaft,Caftelle, welches det africanifchen Geſellſchaft gehörte‘, und. ſegelte von 
diefem Plage als ein Reiſender in einem. englifchen Schiffe nach Barbados, wo ihn. ein 

heftiges Fieber hinrichtete. En" rd 


4 


Davis Davis entdeckte wenig Tage, nachdem er von Sierra Leona abgegangen, eine Bol 
ſchwoͤrung ihm das Commando zu vauben, die fein Duartiermeifter Taylor angeftift? 
hatte, und baufe folcher bey Zeiten vor. Wie er aber mie einigen andern zum Cocklyn 
auf die WOynöbam-Galeere gieng: fo fand er, daß dieſer ben Taylor: aufgehetzt hatte, und 
£rennte fich deswegen von ihm. Wenig Tage darauf nahm er den Hauptmann Plumb 
‚in der Ptingefinn von London, deffen Unterbootsmann Roberts ſich zu ihm begab, und 
nachgehends durch Serräuberen fehr berühmt ward. Das Volk aber gab das Schiff dem 
Plumb mieber, nachdem fie folches geplündert hatten, ü 


Hierauf gieng Davis nach dem’ Prinzeneyfande in ber Bay voh Guinea, welche den 
Portugiefen gehört. Sie gaben ſich hier für ein Föniglich Schiff aus, entdeckten ſich ab 
gar bald durch ihre verſchwenderiſche Vertauſchung von Warren gegen frifche sehengmik 
tel, obwohl der Statthalter wegen des großen Vortheils durch die Finger ſah. Eih 
aber ſtellten ihm einige vor, wenn ber König von Portugal ſolches erführe: fo wuͤrde es 
fein Verderben ſeyn; daher er ſuchte, wie er den Davis und fein Volk heimlich hinrichten 
möchte, damit er fein Verbrechen, daß er ihnen als Seeräubern freye Handlung verſtattel 
hatte, bemaͤnteln moͤchte. 


1 
wird meuchel ·¶ Als ſich Hauptmann Davis einsmals bey dem Statthalter am Sande befand: fo me 
mörderifiher dete er ſelbigem, weil er in dreyen Tagen vom Eylande abfegeln. wollte, fo würde er den TI 
Weiſe Hinges zuvor kommen, und von ihm Abſchied nehmen. Er ftellte fich auch wirklich mic feinen 
richtet. erften Wundarzte, Trompeter, und einigen andern außer dem Bootsvolfe, ein. Als fie 

des Statthalters Haus kamen, und niemanden antraffen, der fie empfing: fo giengen fie in 
eine lange Gallerie, welche auf die Gaſſe hinausgieng. Der Haushofmeiſter kam hier 3! 
ihnen, und fagte, fein Herr wäre. auf feinem Sandhaufe, fie hätten aber einen Bothen nacı 
ihm gefchieft, und er würde unftreitig bald in der Stadt feyn. "Wie indeß der Wundarh 
bemerkte, daß ſich verſchiedene bewaffnete Leute in der Gaſſe verfammleten: fo vierhier dem I 
vis, nicht zu warten; und als fie hinausgiengen, vief der Haushofmeifter ven ten guy ON 
fie zu feuern. Det Wundarzt und noch zweene blieben ſogleich auf dem Plage. Der Treo 
peter, der in den Arm verwundet worden, ſah zweene Capueiner und floh zu ihnen. = 
‚ga 









— a 





GALAS 






l LANDSCHAFT 
SzzLm MOoNoU 






LANDSCHAFT 
ÄKARADABOE 
Moxov 













LANDSCHAFT 
BOLM _MONoVv 







LANDSCHAFT 
od. 13 





—** —— AN: 


es er 






LANDSCHAFT 
QuzzL1cA 











FoOLnJAs oder. 
KArov Monor 







UVOIA oder ! LANDSCHAFT 
je TOINWEr F JEBBE 










Paul 4 LANDSCHAFT 
ar ; JEBBEMONOoU 












ER 1J 
von der Küfte von % 
GUINEA x 


— er J EIER SCHE, RL 
ge, Man 




















7 Se (Y 
or ; dx ⸗ —— N — — M 
— [U lose \) h u Di, IIIIIIIII 7 f | 

ERS u 8 Na — SE a ag N ; 






— N 









— 


‚ort f 
a Die Be 
Sr 
⸗ ns 


— im 


> ‚inet 
Ari 
3 9— 

3 
Bl 


ur 


„172 


Tue mit 
> iS 


Por 
gar 
tel, 


> 


nsta 
‚rad 


hatt 


wird meuchl 
moͤrderiſcher dete 
Weiſe hinge⸗ zuv 
richtet. ef 
j —— 
eine 


d 


* — 
\ + ee 
— — — er a — 
ee 
* 
= 
1% ’ 
— 
Be" 
> 
$ 
. 
ven 
s ä 
— — 
ai * 
vw: * 
— — 
* 
* — 
— = 
t 4 
F 
= 
— — 
“ 
, 
0 
a — 
— — —— — — — — 





von Sierra Leona big Lope Gonfaloo. VII Buch VIT Cap. 593 


Capuciner gaben dem Werfaffer bie Nachricht auf dem Eylande .b), ‚Einer ‚von felbigen 1719 
nahm ihn in die Aerme, chn zu retten; aber die Portugieſen ſchoſſen ihm dem ungeachtet Snelgrawe. 
todt. Hauptmann Davis hatte vier Kugeln in verfchiedenen Theilen des $eibes, lief aber R 
immer noch nach dem Boote. Weil man ihn aber feharf verfolgte: fo fiel er vom fünften 


Schuſſe, und bie Portugiefen, die über feine Stärke erſtaunten, fehnitten ihm die Kehle 
ab, ihn ſicher zu haben. 

Als das Bootsvolf den $ärmen fah, ruberten fie nach dem Schiffe, mo bie Seeräuber Roberta 
voll Kafen, den Roberts zum Führer waͤhlten, und: fich an den, Portugiefen zu rächen folgt ihm 
ſchwuren. Weil das Mafler nicht tief war, fo, Eonnten fie ihr Schiff nicht nahe genug an nach. 
die Sıadt bringen ; daher pflanzten fie verſchiedene Canonen auf eine Flöße, und brannten 
ſolche gegen die Stabt los. Weil aber die Einwohner aus den Käufern gegangen, und dieſe 
meiſt vom Holze waren, that es nicht viel Schaden, Sie unterftunden ſich aud) nicht, den 
Dias in Brand zu ſtecken, weil fie viel Seute mit kleinem Gewehre in den Gebüfchen ſahen. 
Darauf fehrten fie an ‘Bord zuruͤck, und verließen den Tag darauf den Hafen, 


Auf diefe Art ftarb Hauptmann Davis ‚der, wie der Verfaſſer faget, in Betrachtung 
der ungluͤcklichen Kbensart, in die er gerathen, ein edelmürhiger und menfehenliebender 
Mann war. Roberts erhub ſich alfo, der gerade das Gegentheil von ihm vorftellte, 
und in Weftindien und auf der-KRüfte von Guinea viel Schaden that, bis er mit verfchie- 
denen feines Bolfs im Gefechte mit Herrn Chaloner Ogle umfam, wie bie Gefchichte der 


Seeraͤuber meldet 1). 

Als die Seeraͤuber von Sierra Leona gegangen waren, kamen Bennet, Thomp⸗ 
ſon, und verſchiedene andere aus den Wäldern zum Hauptmanne Glynns, wo fie alle ſich 
berathſchlagten, das briſtoliſche Schiff, welches die Seeraͤuber auf Snelgravens Zure⸗ 
den verſchont hatten, zur Ruͤckkehr nach England zuzurüften. Es befand fih Hauptmann 
David Creichton, von der Euſabeth von Sondon, mit einer Ladung Faͤrbeholz bey ihnen, 
Sie hatten ihn geplündert, das Schiff aber auf Griff ins Zuredeh, der mit des Haupt⸗ 
manns Bruder Hochbootsmann geweſen war, verſchont. Creichton nahm ſoviel Leute, 
als er konnte, und ſegelte wenig Tage darauf nad) London, daher fie mit ihm ihren Eigen» 


thuͤmern Nachricht meldeten. 

Das Schiff von Briftol ward. burch einen Johann Morris, einen rechtſchaffenen Segelt nach 

Mann, gefuͤhrt. Weil er aͤber ſah, daß fie an Sebensmitteln großen Abgang leiden würs England. 
Hauptmann Glynn eine Kleine Schaluppe, welche ihm zugehörte, nach 


den: fo ſchickte der 
Scherbero, mo Die Seeräuber nicht geweſen waren, etwas gebensmittel zu hohlen. Das 


durch, und durch einige Faͤſſer Rindfleiſch welche ein Hauptmann Nisbet in feines 
Schiffs Ballaft fand, imgleichen durch eine große Menge Zwieback aus dem franzöfifchen 
Schiffe, wurden fie zulänglich verforgt, 
Sie giengen endlich ans Sand, die Waaren, welche die Seeräuber dafelbft gelaften hat: 
een, zu fordern, und bie Herren Mead und Pearce lieferten ihnen alles redlich und wil- 
| lig 
%) Sie ift ganz anders als die in Jobnſons ; 
Geſchichte der Seräuber auf der 237 Seite. ?) Siehe wie oben a. d. 554 S. 
Allgem, Reiſebeſchr. III Rand. Ffff 


719 fig ang, was fie hatten, andere aber zeigten nur was fie befommen, und Snelgrave ließ 
Snelgrave. ihnen ein Drittel Davon wegen der Bergung. Sie ſchifften alſo alles dieß mit den am 


W 
Ankunft zu 
Briſtol. 


594 Reifen nach Guinea und Benin, 


dern Gütern, die ihm die Seeräuber aus Morriſens Schiffe gegeben hatten, ein, und be 
gaben fich felbft zu Schiffe. Es waren etwa fechzig Reifende, ohne fechs Hauptleute, deren 
Schiffe von ven Seeräubern zerftört, oder für fich zugerüftee worden, Sie giengen DEM 
soten May von Sierra Leona ab, und langten glücklich den ıften Auguft im Jahre 179 
zu Briſtol an. = 


Als der Verfaffer landete, empfing er einen Brief vom Herrn Morris, darinnen FW 
biger meldete, daß er das Seinige vom Hauptmanne Creichton erhalten, und ihm ein al 
der Schi zu führen verfprach, welches er auch bald darauf hielt. Er hatte auch) dem 
Kaufmanne, der den Brief brachte ( Herrn Caſemaior) befohlen, ihn mit Gele für DIE 
armen Bootsleute ju verforgen, Damit fie nach den verfehledenen Gegenden von England 
wo fie wohnten, Eommen Fönnten A), 


H Snelgrave a. d. 277 u. f. © 


Ende des fiebenten Buchs 





Das 





395 


EEK RER ER FF HK KK THF KK FE N N ES KK FR AR EEE KK 


Das VII Buch, 


Befchreißung von Guinea, nebft der Erdbeſchreibung, 
der Natur⸗ und politifchen Geſchichte. = 





Das I Kapitel. 
Die Malaghetta⸗, Körner- oder Pfefferkuͤſte. Erdbeſchr. 


Der I Abſchnitt. merkte, 


Suinen. Der Name. Eintheilung. Malaghetta- Galinhas. Rio Maguiba. Fluß Mavah oder 
oder Koͤrnerkuͤſte. Bay St. Anna. Sombre-⸗ Maffah. Das Vergebirge Monte. Ankergrund. 
roseylande. Rio Gambra und Sherbro. Ey⸗ Boden und Früchte. Einwehner. Kleidung der 
lande Tote. Sherbroeyland. Engliſeh Fort. Männer; der Weiber. Haͤnſer. Kocherey. Hans 
Stadt Bagos. Boden und Früchte, Mio de del. Waaren. Sprache. Religion. 


uinea oder Ghinney ift eine lange Küfte, welche fih von dem Fluffe Sanaga —— 
nach dem Vorgebirge Sope Gonſalvo, und ſelbſt bis nad) dem Vorgebirge Negro, Name. 
oder dem ſchwarzen Borgebirge, erſtrecket. Die Portugiefen baben ihm biefen 
Namen beygelegt, der bey den Sandeseinwohnern unbefannt iſt, und nur von 
den Europäern gebraucht wird. Vermuthlich koͤmmt er von der Sandfchaft 
Ghenehoa, deren Leo und Marmol erwähnen, und die ihnen zuerft auf der Suͤdſeite der 
Sanaga aufſtieß. 

Man theilet es gemeiniglich in Nord-und Suͤdguinea. Das erfte geht ven der Sanaga 
bis nach Sierra feona ; das andere von dar nach oberwähnten Vorgebirgen. 

Suͤdguinea, von dem wir, jest handeln wollen, theilet fich wieder in ſechs Küften, in die Abtheiluug 
Wialaghetta- oder Rörnerküfte, die Elfenbeinkuͤſte, Goldkuͤſte, Sklavenküfte, und 
die Rüften Benin und Biafara. Die Schiffahrer und Erdbeſchreiber machen noch andere 
Abtheilungen a); dieſe aber feheint Die vichtigfte und natürlichite zu feyn. 

Die Malaghetta: Pfeffer: oder Körnerküfte erſtrecket fich, wenn fie in der weiteften Aus- Malaghetta⸗ 
dehnung genommen wird, von Sierra Leona nach Growa, zwo Seemeilen oſtlich von dem füfte, 
Borgebirge das Palmas, hundert und fechzig Seemeilen weit. Andere laffen fie an dem 
Vorgebirge Monte anfangen, welches drey und funfzig Meilen oftlich von Sierra Leona iſt; 
und noch andere fehließen fie zwiſchen dem Fluſſe Seſtro und Growa ein, welches fie in fünf 
und funfjig Seemeilen einſchraͤnkt. 

Die Küfte von dem Vorgebirge Tagrin nach dem Eylande Sherbro iſt durch die Baixos Bay St. 

de St. Anna, oder die Bänke von St. Annen eingefhloffen, und ſtrecket ſich Suͤdoſt gen Anna. 
— Ste Sid, 
@) Snelgenvens Astheilung oben a-d.539 8. 


Erdbeſchr· 


der Koͤr⸗ 
nerkuͤſte. 
— — 


Sombreros⸗ 
eylande. 


Rio Gam⸗ 
boas und 
Sherbra. 


Eylande To⸗ 
ta. 


Eyland 
Sherbro. 


EngliſchFort. 


396 Beſchreibung von Guinea, deffen Natur; 


Eid. Sie machet die große Angra oder Bay St. Anne, welche faft bis an den Rio de 
Gamboas geht. Auf der Nordfeite der Bay find die Eylande Bravas oder Bananas, vol 
denen das größte auch das höchfte Sand ift, und Holz, Waffer und Lebensmittel darreicht. 

Die fünf Eylande, Namens Sombreros, liegen ſuͤdwaͤrts der Day, und bringen häufige 
Orangen, Limonien, Pimento del Cola oder Rabe, ein langer Pfeffer, wilde Weinpalmen, 
und Zuckerrohr, Bananas, Bienenwachs, und Zimmerholz, nebſt einem guten Holze, Schiffe 
zu bauen, Angelin genannt. 

Die Einwohner machen Seife aus Palmoͤle und Palmenaſche, die von den Portugieſen 
in dieſen Gegenden ſo hoch geſchaͤtzt wird, daß ſie ſelbige nicht nach Portugall wollen fuͤhren 
laſſen, aus Furcht, die Seifenſieder des Königreichs würden dadurch verderben. Die Elm 
wohner geben vor, ihr kleines Eyland fey durch ein Erdbeben von dem feften Lande getrennt 
worden, und enthalte Gold und Eifenbergwerfe d). A 

Die Tiefe der Bay ift von fünf bis acht Faden Schlamm. Bier Flüffe ergießen ſich 
darein, deren Ufer mit Mangrovebaͤumen, die voll Auſtern hängen, befegt find. Der AM 
Banquo frägt große Schiffe; die übrigen werben nicht fehr befahren, und das anliegende 
Sand it vol Wälder und wilder Thiere. . 

Der Rio Bamboas ift zwo Seemeilen ſuͤdwaͤrtsvon den Sombreros, und hat eine 
Barte an der Mündung. Die Stadt Koucho liege funfzehn Seemeilen hinauf an ihm, 
wohin Schaluppen handeln, 

Bon diefem Fluſſe bis nad) Rio Sherbro ſtrecket ſich die Küfte Suͤdoſt. Er entſteht 
von dem Eylande Sherbro und dem feſten Lande, und iſt bey der Einfahrt fehr weit. An 
dem Weſtende von Sherbro liegen die drey Eylande Tora in einer Linie. Sie find niedri 
und flach, mit Klippen an der Nordoftfeite. Es wachfen auf ihnen. eben die Früchte, milk 
auf dem feiten Sande, Man nennt fie Plantaineylande bey den Engländern, von der Pflange” 
diefes Namens. 3 

Das Eyland Sherbro, wie es die Engländer nennen, heißt bey den Portugiefen HFa⸗ 
rulha oder Farelloens, bey den Holländern St. Anna oder Maſta Quoja, bey den Franze 
fen Cerbera. Es ſtrecket ſich Oſtſuͤdoſt etwa zehn Seemeilen, und iſt uͤber und uͤber fla 
Sand. Das Sand iſt voll Reiß, Maiz, Ignamas, Bananas, Potatos, indianiſche Feigen 
Ananas, Citronen, Orangen, Waſſermelonen, und die Frucht Rols, (bey ven Engländer 
Kol). Es giebt da häufige Hühner und Elephanten, Die Auſtern haben ſchoͤne Perlen 
find aber wegen der Hayen gefährlich zu bekommen, Die Einwohner find Heiden, und 
halten die Befchneldung. | 

Die englifche africanifche Geſellſchaft hatte ein Eleines Fort auf dem Merkeylande, meh 
ches hart an Sherbero an der Mordfeite unweit der Oftfpige liegt, und nicht weit von de? 
Königs Flecken war. Es war wierecficht, mit drey runden und einem vierecfichten Bel 
werke, worauf eilf Stücke ſtunden, und etwa zwanzig Schritte von dem Fort am Seru 
waren zwey große Bollwerke, jedes von fünf Stücken, aufgeführt. Alles war-von Kalt 
und Steinen gebaut, und die Befasung beftund in fünf und zwanzig Weißen, und funf59 
der. fechzig Gromettas. 

Auf dem feften Sande war noch ein anderer Aufenthalt, der Dftfpige von dem Sherbro⸗ 
eylande gegenüber, ehe dieß Fort erbauet ward c). Man verließ es im Jahre 1727, ben 
“ - o 


H Barbots Beſchr. von Guinea a. d. 1065, 2) Ehendaf, 





| und politifehen Geſchichte. VI Buch T Cap. 597 
oben erzählt worden, und die Factore begaben ſich nach der Stadt Jamaica, auf dem Ey- Erdbeſchr. 
lande diefes Namens, vier Seemeilen weitwärts von Vorfeylande 4). der Koͤr⸗ 

Der Fluß Sherbro, den einige Madre Bomba,andere Rio Selboba und Rio das nerköfte. · 
Palmas nennen, ift ſehr groß, und entfpringt weit im Sande Drinnen, Er geht durch das 
fand Bulm Monu , welches voll Moräjte ift, in die See. 

Er ijt zwanzig Seemeilen binaufwärts für Saftfchiffe zu befahren, bis an die Stadt Stadt Ba: 

Bagos oder Baga, wo Die Engländer eine Factorey haben, die nach Bulm gehört. gos. ; 
Schaluppen von fiebenzig ober achtzig Tonnen, gehen dreyßig Meilen über Redham oder 
Kidbam hinauf, zweyhundert und funfzig Meilen von feiner Mindung: aber je höher man 
hinauf koͤmmt, deſto enger wird der Canal, und ift an manchen Plägen faſt völlig mit Ge⸗ 
büfchen, die Längft ven Ufern wachſen, erfülfe, Ueberdieß hat er im April und May, welches 
die befte Zeit ift, das daſelbſt haufig wachfende Zimmerholz zu erhalten, faum neun bis zehn 
Fuß Waffer, im Auguſt und Herbitmonate aber nach den Kegen, ſechzehn bis achtzehn Fuß. 
Auch wird die Schiffahrt durch öftere Tornados unterbrochen, bey deren Einbruche die 
Schaluppen anfern, oder ſich an den Bäumen, welche längft dem Ufer wachfen, befeftigen 
müffen. Die $eute, welche am Ufer wohnen, find ganz wohl geſittet. Der Fluß iſt voll 
Krofsdile und Wafferelepdanten, welches wilde und gefährliche Thiere find, 

Die $änder von Silm Monu find unfzehn oder ſechzehn Seemeilen meiter hinauf, 
als Bagos, und dreyßig oder zwey und dreyßig Seemeilen unter Siln it Quuna Mo⸗ 
ra, eine ſehr volfreiche Stadt, deren Einwohner aber nicht zum beften gefinnt find. Sie 
liegt hinter einem großen Walde, und fann von den Schiffen nicht gefehen werben; fie ift 
fehr groß und volkreich, aber die Häufer find niedrig und Elein, ausgenommen eins mitten 
in der Stadt, wo die vornehmften Negern ihre Zufammenfünfte halten. 

Das sand daherum iſt ſehr volkreich. Die Leute tragen, wie die zu Sherbero, ge- Boden und 
meiniglich eine Kutte von geftveiftem Ealico, und haben eben die Gewohnheiten und Sitten. Früchte. 
Der Boden trägt ebenfalls eben Die Pflanzen und Thiere, Es ijt bier eine viel beffere 
Art rothes Holz zu färben, als in Brafilien, und man hält es für das beite in ganz Guinea. 

Es kann fiebenmal gebraucht werden. 

Der Sherbero empfängt unweit der See den Rio Torro Nordweſt, und Rio de 
St. Anna Südoft, welches beydes große Flüffe find. Der Torro ergießt ſich das Jahr 
weymal. Weil er aber untief, und voll kleiner Eylande iſt: fo konnen ihn nur kleine Bar⸗ 


Een befahren. 

Von der Südfpige bes Sherbrofluffes bis an den Fluß Galinhas ſtrecket fich die Küfte 
Oſtſuͤdoſt eilf Seemeilen, iſt flach, niedrig, ſchlammicht und moraſtig, voll Baͤume und 
unbewohnt. 

— de Galinhas, den die $andeseinwohner Maqualbari nennen, entſpringt im Lande Rio de Ga⸗ 
Hondo, und laͤuft Durch Bulm Monu und Ouilliga Monu nach der See, hat auch linhas. 
ʒwey Eylande an ſeiner Mündung. Die Portugiefen haben ihm diefen Namen wegen Des 

äufigen Hühnerviches bengelegt. Die Europäer bringen von daher trockne Haute und 
do und Rarudobo Monu den Fluß herunter gebracht 


fephantenzähne, welche von Hon nV 4 } - 

werben. Dieſe beyden Länder find bertändig zufammen im Kriege, und dem König von 

Quoja unterworfen, der auf dem Vorgeb. Monte Kr 2 hat, Die Fluth geht ſehr ſchnell 
Sfff 3 nad) 


4) Barbot a. d. 473 ©. 


598 -  Befihreibung von Guinea, deſſen Natur⸗ 


Erdbeſchr. nach Nordoſt laͤngſt dieſer Kuͤſte, und der Wind ſtreicht meiſtens friſch von Suͤdweſt. Der 
der Koͤr⸗ Winter waͤhret vom May bis in den Weinmonat e). 


erküfte. 

—— Rio Maguiba, welches der naͤchſte Fluß iſt, verhindert die Einfahrt der großen Schiffe 
NRio Ma: durch eine Barre. Die Portugieſen, welche ihn Rio Nunez oder Nueva nennen, han 
guiba. delten vormals dahin, wie auch die Franzoſen; jetzo aber beſuchen ihn die Engländer amt 

meiſten wegen der Elephantenzähne, und fegeln bis nach dem Flecken Dova Aufa hinauf 
Höher hinauf verhindern folches die Klippen und Wafferfälfe, 


Die Rüfte von Rio Balinhas nad) dem Vorgebirge Monte iſt niedrig und flach, 
Stoß Mavah und voller Dörfer. Der Fluß Mavah oder Maffah fällt von den Felfen dreyßig Ser 
oderMaffah. meilen ins Sand hinein, unweit den Balvi-Schwarzen herunter, und läuft in einem brei⸗ 
ten und tiefen Canale durch das fand Danwata, etwan eine Seemeile auf der Mordfeite 
von dem Borgebirge Monte, wo er durch Sandbänfe fo verftopft wird, daß er nicht in 
die See fällt, als einmal des Jahres, wenn er fich ergießt f). 
Vor der Eroberung von Soljas ward diefer Fluß durch die Puy Monu⸗Schwarzen 
bewohnt, deren König Flamburre ordentlich) feinen Sitz im Stecken Jeg Wonga an der 
Weſtſeite, etwan anderthalbe Seemeilen weit von der See, hatte, nachdem er die Stadt 
Tomwi am Borgebirge Monte den Quojas abgetreten. Der König von Soljas hält 
See Plizoje. fih auf einem Eylande in dem See Plisofe auf, um den Anfallen der Dogoer beffer zu 
entgehen, Die Stadt Tochu liegt eg Wonga gegemiber, wo fih Flamburre eine 
Zeitfang aufbielt, wie die Foljas ihn anzugreifen droheten. ZiwoSeemeilen weiter ben 
Iluß hinauf, auf eben der Seite, ift der Flecken Tija, wo fid) vormals Tifi, der Bruder 
des Flamburre, befand. Noch zwo Seemeilen höher auf der Süpfeite, find Ramma⸗ 
goja, und eine Seemeile dahinter Jerbofaja, welchem gegen über der König ein ander 
Dorf hatte; von dem ein Weg durch die Wälder nach Jera Balliſa gehet, welches drey See⸗ 
meilen von danach der See zu entfernet, und Flamburres älteftem Sohne zugehörig iſt. 


Die Küfte zwifchen Rio Mavah und Riv Maguibah iſt voller Flecken und Doͤr⸗ 

fer, wo Die Schwarzen viel Salz machen ). 
Vorgebirge ° Das Borgebirge Monte, welches die Schwarzen Maſh Ringo nennen, entdederfih 
Monte eine gute Weite in die See hinaus, und ſieht wie ein Eyland in Geftalt eines Sattels 
aus 2). Snoek faget, es ſey ein fehr hoher Berg, welcher wie ein Eyland im der Luft aus? 

fehe ). Marchais meldet wur, daß es ein hohes fand in zehn Graden fünf Minuten 

wordlicher Breite ift A), welches ſich In zweene Gipfel theilet, und ein gut Stuͤck Weges in 

die See erſtrecket.  Diefe umgiebt es faft ganz und gar, daß es eine Halbinfel macht, deren 

größte Breite ſich Oſtſuͤdoſt und Weſtnordweſt ſtrecket. 

Drey 


e) Barbot a. d. 107 S. — u. iſt — re — vor 
Dieſes ſcheint der vom Snoek fogenannte ber a ri t, welche ſich bey der rangoö L en Ra 

PN Der ch zu fepn, ber, wie bie —— vom ſuͤdlichen Oceane befindet, die im Jahre 1” 

zen fagen, in den Fluß Sierra Leona fällt. ER iſt es In ſechs Graben zwey und 

Dale: . PR 

. 5b) Ebendafelöft, grund 83 ©. ! 

i) Bofmans Öuinen a. d. 475 © m) Barbot am obangeführten Orte, 





und politifchen Geſchichte. VII Buch I Eap. 509 
Drey Seemeilen davon, trifft man in dreyßig Faden Waller ſchwarzen Freidigten Bo- Erdbeſchr. 
den an. Der befte Anfergeund iſt etwa Dreyvierchel Meile Nordiweft von der Spige, in der de 
acht oder zwölf Faden, wo man vor dem Winde ficher anfert. Weil aber die Gee auf nezküfte. 
dieſer Kuͤſte allegeit ungeftüm- iſt: fo müflen die Bootsleute waten, und die Officier und 
Guͤter ang Sand fragen, weil die Negercanoes, wenn fie nicht wohl regiert werden, Teiche 
umfchlagen 7). f 
Barbot faget, die befte Rheede für große Schiffe fen weſtwaͤrts des Vorgebirges in 
zwölf Faden Waffer, fandigter Grund, zweene englifche Meilen vom Ufer, drey Fleinen 5 
Dörfern gegenüber, welche etwas ins fand hinein liegen, jedes aus zehn bis zwölf Hütten 
bejteht, und wohl bewohnt find m), | 
Das Sand ift niedrig, und bringt nach Snoeks Berichte ein wenig großen Milhio, Yams, Boden 
Potatoes, und viel Reiß hervor 7). Die Früchte find Bier, wie auf en ecke — 
guavers, Bananas, und dergleichen. Sie ſind eben nicht uͤberfluͤßig mit Viehe verſehen, 
und haben weder Kuͤhe noch Schweine, und nur wenige Schafe, auch nicht viele Huͤhner; 
aber was ſie haben, das iſt gut. Es giebt hier viele Elephanten, Tyger, Hirſche, Buͤffel, 
und andere wilde Thiere, und der Fluß iſt voller Fiſche, welche fie mit Netzen fangen 0). 
Der Fluß von Cape Monte läuft Nordoft ‚und Suͤdweſt, und wäffert ein ſehr 
fruchtbares fand. Hundert Schritte von der See findet man eine Ebene, die fich auf vers 
ſchiedene Seemeilen weit erftrecket, und mit Ochſen, Kühen, Schafen, Ziegen und Schweis 
nen p) angefüllet ift, unter denen bie Hirſche, Rehe und Antelopen friedlich weiden. Diefe 
Ebene ift voller Dörfer g), die häufiges Federvieh haben, als: gemeine Voͤgel, Pintados, 
oder guineifche Hühner, Gänfe und Enten, welche fi wunderbar vermehren. Hirfe, Reif, 
Maiz und Hülfenfrüchte find auch in Menge da r), imgleichen Fiſche. Der Palmmwein 
if vortrefflich, und die $uft wegen der Mordwinde und unzäbliger veinen Wafferbäche, die 
durch das Sand laufen +), fehr gelinde, 
Marchais faget, die Einwohner von dem Borgebirge Monte wären ganz artig, ges Einwohner. 
tet, gefellig, vedlich, ohne Eigennug, und-arbeitfam c). Nach Socken find fie dieſes 
außerordentlich. Ihre vornehmften Beſchaͤfftigungen find, daß fie Reiß pflanzen und Salz 
fieden; welches beydes fie für den König, als deſſen Sklaven, thun muͤſſen. Sie führen | 
felten Krieg mit ihren Nachbarn, und vergleichen einen entftehenden Zwiſt gütlich. Jeder 
Mann heirathet fo viel Weiber, als er erhalten kann; und weil die Weiber hier fcharf ar- 
beiten: fo koſtet es nicht viel, fte zu ernähren. Sie leben fehr einig, und feheinen über die 
Freyheiten, welche ſie ſich mit andern Männern nehmen, nicht fer misvergnügt zu ſeyn =). 
Alle Regierungsfachen werden durch die Kaboſchiren, bie nach ihrer Erfahrung oder 
Herzhaftigkeit bie Bornehmften in der Stadt find, ausgemacht x). 
Nach 


d. 59 Seite faget, fie hätten hier eine gute Waare dag Land hinauf geht. Marchais 
Yams und Salze, FBand a. d. 8ı ©, 
0) Bofman a. d. 473 u. f. ©. r) Ebendaſelbſt a. d. 84 und 86 &. 
p) Diefes ift Snoeks Nachricht gewaltig zu: 5) Ebendafelbft a. d. 84, 86 u. 87 ©. 
#) Ebendafelbft a. d. 83 Seite, Und Villault 


wider. 
g) Gleichwohl find keine Dörfer am Uer, als a. d. 65 S. 
etliche Hutten in einem Winkel weſtwaͤrts des Vrr· u) Snoek a.d. 474 ©. Boſman a. d. 473 ©. 


gebirges, wo die Schwanen Salz machen, das als x) Atbkins m. d.59 ©. 


m) Atkins ad. 59 © 
Veberfiuß an Milhio, Reiße, 


600 Befchreisung von Guinea, deeſſen Natur: 


Erdbeſchr. Nach Snoekens Berichte ift ihre Kleidung wie ein Ueberwurf mit weisen Aermeln, 
der Zoͤr⸗ die bis auf die Knie herunterhaͤngen. Die Weiber aber tragen ein enges Stüd Zeug um 
nerkuͤſte don Unterleib, welches an benden Seiten aufgeſchuͤrzt iſt daß es Fann gebunden werden 
Steivungder Sie tragen einen Gürtel, roie die Weibsbilder auf der Goidkuͤſte. Sie brauchen auch, wie 
Mämer, dieſelben, niemals Strumpfbänder. Bisweilen gehen fie gar nackend y). 


Marchais befchreibt es umftändlicher. Die Kinder von beyden Geſchlechten, ſaget 
er, gehen ganz nackend, bis ins dreyzehnte oder vierzehnte Jahr, und Haben nur Gürtel von 
Keyftall oder Glaskuͤgelchen um den Unterleib. Nach der Zeit tragen die Mannsperſonen 
von einigem Stande nur ein Stüd Cattun, aber die Gemeinen gehen nackend. Niemand 
als der König mit feinen Hauptleuten und Officieren ift beffeider. Die Mägdchen und 
fhlechten Weibsbilder haben Gürtel von Graſe oder Palmblättern, die fie roth oder gelb 
färben. Diefe Gürtel, die lange Franzen vorftellen, find fehr dic, und bedecken fie vom 
Anterleibe bis auf die Knie. Die Reichen haben einen oder ziweene Pagnes, welche fe 
vom Magen an bis auf das dicke Bein bedecken, Sie tragen Halsbänder aus verſchie⸗ 
denen Schnüren zufammengefegt, auch Armbänder von Glaskorallen, an den Aermen, Eile 
bogen und Zerfen, daran einige füberne Kloͤckchen hängen, die, wenn fie tanzen, ein angeneh⸗ 
Geidne machen. Sie lieben die Tänze und die Nachahmung der europäifchen Tänze 
ſehr. Die Weibsbilder find hier überhaupt Feufcher und eingezogener, als fonft bey den 
Schwarzen 2). Villault feget hinzu, Die Männer wären auch eiferfüchtiger 2). 
and Weibs⸗ Eine Kleidung , welche beyde Gefchlechte tragen, find die Tomi, und daß fie ihr wol 
bilder. lichtes Haar aufwickeln. Die Tomi binden die Weiber um ihre Hüften, und es fallen” 
folche rund herum um ihre Hinterbacken. Die Männer aber binden felche etwas tiefer, und“ 
befeftigen fie hinten am Gürtel. Beyde Gefchlechte haben ein groß Vergnügen, die wol⸗ 
fichten Haare auf ihrem Kopfe in Locken mit Golde und Steinen aufzuwickeln/ und wende” 
viele Zeit und Nachdenken darauf. q 


Die Weiber find große Kiebhaberinnen von dem, was fie Setifchen nennen, und wo⸗ 
durch ſie glauben die Maͤnner an ſich zu ziehen. Sie machen ſich einen gewiſſen Streifen 
von vorher, weißer, oder gelber Feuchtigkeit um die Stirne, der, weil er dünne ift, in zarte” 
Striche zergeht, ehe er trocknet, Andere machen damit Kreife um ihre Aerme und $eibeir 
und gefallen auf diefe Art. E) 

Der Männer ihr Zierrath befteht in Ringen um die Aerme und Ferfen, von Merallı 
Kupfer, Zinn oder Elfenbeine, Eben dergleichen fragen fie auch an den Fingern und all 
den Zähen , nebit einem Halsbande von Affenzähnen, und elfenbeinernen Nägeln mit breu 
ten Köpfen in den Ohren. Die meiften von ihnen haben eine oder mehrere von diefen Zier⸗ 
rathen, und ſuchen darinnen einander zu übertreffen 6. 

Haͤuſer. Ihre Haͤuſer, ſaget Marchais, find zwar wie der Sanaga⸗Schwarzen ihre gebaut; 
fie werden aber ſehr veinlich gehalten. Des Königs und einiger der Bornehmften geiz 







| 


3) Yillaules Reife nad Guinea a. d 65 S. ven vortrefflich gemacht, und die Holländer püßete 
2) Marchais 1 Band a. d. 87 u f. ©, fie in großer Menge zum Gebrauche in ihren Haͤu⸗ 


a) villaults Reife nach Guinea a. d. 65 ©. fern heraus. a 
5) Xıkins a. d. 61 ©. d) Eben derfelbe faget, fie lägen mit ihren 
© Villault n.d. 67 ©. faget, diefe Matten waͤ⸗ „pfen in der Weiber Schooße, indem fie ſih tamg 


und politifchen Gefebichte VII Buch I Cap. 6. 
lang, manche zwey Stockwerke hoch, mit einer gewölbten Decke von Heften oder Palmblät- Erdbeſchr 
fern, die fo dicht find, Daß Regen und Sonne nicht durchdringen fünnen. Sie theilen Per Rör- 
ſolche in verſchiedene gimmer Der Eingang, welcher ihr Audienzfaal und Efiplag ift, hat Merkürie- 
rund herum einen Sopba von Erde oder. Leime, der fid) etwan einen Fuß. hoch über den 
Boden erhebt, und fünf bis fechs Fuß breie iſt. Diefe Bank bedecken fie mit feinen Mate 
ten von Gaſe oder Palmbläftern c), Die auf mancherley Art gefärbt find, fehr ſchoͤn auss 
fehen, und lange Zeit halten d). er fi 

Die Großen und Reichen bringen hier die meifte Zeit zu; da liegen- ſie mit dem hal- 
ben Seibe, und mit dem Kopfe an ihrer Weiber Bufen, rauchen und ſchwatzen, und trinken 
PDalmwein 2). Ihre Schlaffammer ftöße gleicy daran. Hier haben fie-einen Sopha, 
darauf fie Matten legen f), die dicker als vorerwähnte find. Dieſe dienen ihnen an ftatt 
der Betten , und fie umgeben folche mit zufammengenähten Pagnes oder gedruckter Sein 
wand, wie mit Borhängen. ren 
Ihre Küchen find allemal von den Wohnhäufern abgeſondert, und fehr reinlich. Kocherey. 


Die Einwohner von dem Vorgebirge Monte ſind reinlicher im Eſſen, als die uͤbrigen 
Schwarzen. Sie bedienen ſich der Becher aus hartem Holze, und der Becken aus Zinne 
oder überzinnten Kupfer, welche fie fehr vein halten. Sie braten ihr Fleiſch an hölzernen 
Spießen, haben aber vergeflen, was ihnen doch die Franzoſen gelehret g), es umzuwenden; 
denn fie braten erft eine Seite, und darauf Die andere, 

Es iſt gewiß, daß die Normaͤnner vor Zeiten hieher gehandelt, und die Geſellſchaft Handel. 

von Rouen im Jahre 1626 einen Handelsplatz hier gehabt; man weis aber nicht, aus was 
für Urfachen fie folchen verlaffen, auch nicht, wenn es gefcheben it. Als die indianifche Ge— 
fellfchaft im Sabre 1666 und 1669 Schiffe hieher fandte: fo nahm der damalige König den 
franzöfifchen Beſehlshaber fehr gütig auf, vedete mit ihm franzöfifch, und verſtattete ihm 
frehe Handlung. Diefer Here war ein großer anfehnlicher Mann von fechzig Jahren, 
Naͤmens Fallam Boure >). | > 

Die Engländer, Holländer, und andere, welche hieher Handeln, Faufen verfchiedene von Die: 
fen feinen Matten und Pagnen, die fehr ſchoͤn, und glänzend gelb find; auch häufiges Eifen- 
bein, das eben fo gut iſt, als Das zu Sierra Leona. Die Zähne, welche Diefe Leute von 
Norden bringen, find nicht fo weiß, aber viel größer, und einige wiegen auf zweyhuͤndert 
Pfund ſchwer. 

Die Europäer kaufen Hier Haͤute von Löwen, Panthern, Tygern, und andern wilden Waaren— 
Thieren, und etwan jährlich funfzehnhundert von Ihren Sklaven, Die legten werden 
von den Mandingofaufleuten aus den innetn Theilen von Africa gebracht ; denn hier ver- 
kauft man nur Verbrecher, und zwar auf Rechnung des Könige, Man Ffann auch hier 
etwas Gold befommen, welches vermutblich von eben den Kaufleuten herunter gebracht 
wird; fo daß es ſchon dev Mühe werth wäre, hier eine Factorey anzulegen. Die Wälder 
*8 liefern 
ten und die Haare zurechte machten. — 5) Endlich bemerket er, zu feiner Zeit im Jahre 
e) Er berichtet ferner, ihre Betten waͤren auf 1867 hätten fie beym Braten beftändig umgewandt. 

Brettern, einer Elle Hoch yon der Erde erhoben, 4) Marchais im I Bande a. d. 87 uf. ©. 
um die ein Stuͤck Zeug ſtatt der Vorhänge hinge. bh) Ebenderſelbe a. d. 85 u. f. ©. 


Allgem. Reiſebeſchr. III Band. Gggg 


Erdbeſchr. liefern häufiges Holz zum Färben, beſonders roth. Dieſes Holz hauen die Schwarzen 


der Roͤr⸗ 


nerküfte. 
——— 


Sprache. 


Rellgion. 


602 Beſchreibung von Guinen, defien Natur⸗ 








und bringen es in Klößen, von vier bis fünf Fuß lang, ans Ufer, Die Engländer kaufen 
viel davon, und ziehen es dem Braſilienholze vor, das vor Zeiten fo hoc) geſchaͤzt wurde ). 


Atkins bemerket, daß die kuͤhnſten von den Einwohnern bisweilen mit Reiß, Malaghet 
fa und Zähnen an Bord der Schwalbe gekommen, aber allezeit furchtſam und argwoöh⸗ 
niſch geweſen. 


Sie kamen in Canoes, welche aus einem einzigen Wollenbaume gemacht waren. EP 
nige hatten acht bis zehn Fuß Breite, und führten bey zwanzig Ruderer. Die Schwal⸗ 
zen rudern alle vorwärts ftehend; fie ſchlagen mit großer Geſchicklichkeit zufammen, und fit 
gen, als zu einer großen Ehrenbezeugung, allemal; wenn fie einen KRaboſchir führe 
Diefe Kaboſchire brachten einige englifche Titel und Briefſchaften mit ſich, die fie 
den vormals bier gemefenen Handelsleuten, für ihre Redlichkeit und guten, Dienfte, erhalte” 
hatten. Bey diefer Gelegenheit bemerfer der Berfaffer, daß dergleichen Schriften, went 
fie mit Behutfamkeit gegeben werben, nüglich ſeyn Fönnten; da man fie aber meift nur, nad 
dem man bey ber Luft ift, ertheilt: fo lehren fie felbige nur betteln und ſtehlen. 


. Wenn man weiter fortfegelt: fo verändert fich die Megerfprache etwas; weil fie abet 
nichts von Künften u. fe f. wiſſen: fo iſt fie in wenig Worte, die ihre Nothwendigkeiten 
ausbrücen, eingefchränft. Atkins ſchließt dieſes daraus, weil fie bey ihren Zufammenfü 

ten nicht viel ſchwatzen. Bey ihrer Handlung koͤmmt immer einerley Wort wieder, und 
ihre Gefänge find nur eine hundertmalige Wiederholung von ſechs Worten ). Villaul 
faget, fie haͤtten zu feiner Zeit eine Art verderbt Portugieſiſch geredt 7). p 


Den ihrer Religion, ſaget Villault, hätte er Feine Machricht erhalten koͤnnen, nur hatte 
ihm einer geſagt, die Weißen beteten Gott, und die Schwarzen den Teufel an. Doch be⸗ 
merket er, daß viele unter ihnen beſchnitten waͤren, und alle Fetiſche hätten m). | 


Marchsis bemerket, die Religion fey hier wie auf der ganzen Küfte, wo fich der mh 
hammedaniſche Glaube noch nicht ausgebreitet bat, eine Bermifchung von Aberglaube 
Abgötterey und Unwiſſenheit. Sie fürchten fich fehr vor dem Teufel, und bethen ihn al 
ohne ihn zu lieben, oder für einen Gott zu erfennen. Ein Einwohner ſagte einsmals F 
einem Sranzofen: die Weißen bethen zu Bott, die Schwarzen zum Teufel, ihr fi 
glücklicher, als wir »). Snoek erfuhr, ihre Religion beftünde in Verehrung und 
horſam gegen ihren König, und den über fie gefeßten Statthalter, ohne ſich den Kopf uͤbel 
das, was über fie iſt, zu zerbrechen 0), r 


3 Marchaisa.d.s6u.f. ©, #) Marchals ı Band a. d. 62 S. ©. 
A) Atkins Reife nad) Guinea, a. b. 60 G. 6) Bosmans Beſchr. von Guinea, 4.8.4749 
) Villaults Reife nad) Cninen,a.d.65 ©, a) Phillips Reife nad) Gminen, auf der 190 und 
w) Ebenderſ⸗ nd. 65, folgenden Seite. i 


und politiſchen Geſchichte. VI Buch I Cap. 6o03 
Der I Abſchnitt. | — 
Das Vorgehirge Meſurado. Daſige Banyen. Rheede Abſchilderung. Ihre Kleidung. Waffen. Schoͤ— nerkuͤſte. 


ne Doͤrfer. Ihre Geſtalt. Kalde. Koͤnig 
Andreasſtadt. Verſammlungshalle. Haͤuſer. 
Ihre Beſchreibung. Boden und Feuerplatz. Zahl 


zu Schiffen, Wafferplag. Woher der Name 
me eg — oder Meſurado. Inſeln 
dariunen. Flach und Barren. Seine Breite. 
Lauf. Koͤnigreich. Deffen Größe. Boden derZimmer. Mebenhäufer. Religion. Handel 
und Früchte. Zimmerholz. Einwohner. Ihre Vorſchlag zu einem Handelsplatze. Rio Junko. 


as Vorgebirge Meſurado ift nach dem Borgebirge Phillips etwa ſechzehn Seemei- * 
D len von dem Vorgebirge Monte, und swifihen Beben Fin en I Diefer rg 
Berg, der bey weiten nicht fo Hoch iſt, als jener, ift rund a) und groß, und meift mit Wafler 
umeinge 6). Die Seite nad) der See zu iſt fteil und Boch, die aber landwärts gelinder, 
und beffer hinauf zu fommen. Der Gipfel ift eben, und der Boden viel beffer, als man 
von fo einem Plage vermuthen ſollte. Oſtwaͤrts liegt eine Bay von wichtiger Größe, die 
von einem hoben Sande voll großer Bäume bededt wird, Auf der Weſtſeite mache der 
Fluß eine andere große Bay, in Deren Mitten feine Mündung iſt. Ein langer enger Land⸗ 
ſirich trennet diefe beyden Bayen von einander. Das Borgebirge liegt in ſechs Grad vier 
und dreyßig Minuten, nordlicher Breite c). Der Theil, welcher am weiteften in die See 
geht, ſtrecket fich Suͤdoſt. Ein ſchwaͤcherer Fluß, als der Meſurado, koͤmmt von Oſten, 
fälle in die weſtliche Bay, und iſt bey hoher See auf zwölf bis vierzehn Seemeilen fchiffbar, 

Das Waſſer davon hat allezeit den Seegeſchmack, iſt aber voll Fiſche 4). 

Die Spiße des Berges iſt ein natürliches Bollwerk, von viertaufend Schritten im Um⸗ Rheede für 
£reife, mit verfihiedenen Bäumen darauf. Sie beftreicht alle Bayen oder Rheeden, von de Schiffe. 
nen die befte nordwärfs des Vorgebirges etwa einen Musfetenfhuß von dem Ufer ift, wo 
ſich guter Anfergrund e) in acht bis zehn Faden Waffer zwifchen der Spige des Borgebir- 
ges und des Fluſſes Mündung befindet, Sängft diefer Bay vor der Mündung des Fluffes 
liegt eine Barre, die an einigen Orten gefährlich it; aber wenn man fie einmal kennt, fo 
koumt ‚man leicht durch, befonders unweit des Fußes von dem Dorgebirge, wo ein Dorf 
und eine überfaufende Quelle iſt, die vortrefflich Waffer giebt, das ſich fehr gut zur See 
hält, und leicht zu befommen iſt. * Sie entfpringt aus einem Felſen am Seeufer, und läuft 
mic einem natürlichen Wafferfalle in die See. Die Bootsleute nehmen hier Waſſer ein /). 

Phillips feget felbige etwa eine Meile in das Vorgebirge, gleich an dem Anfange einer 
Sudbant. Er nennt es einen fhönen Eleinen Bad, voll angenehmes helles Eühles Wafz, 
fer, welches Durch die Holzung und Felſen dringt. Er feget hinzu, etwa eines Kabels Länge 
weit oftwärts davon, wären zweene Brunnen frisch Wafler unter zweenen großen Steinen £). 

Das Vorgebirge hat feinen Namen von dem Worte Miſericordia. Einige Franzo- Woher der 
fen, die hier Schiffbruch gelicten, brauchten es gegen bie Einwohner, und diefe verderben Name koͤm̃t 
es in Miſurado ). Villault faget, die Portugiefen hätten es Miſerado genennt, 
enfweder wegen Der gefährlichen verborgenen Klippen, die es umringen, daß fein Schiff 
Gggg 2 näher, 


MWafferplat:, 


b) Siehe die Karte. 

©) Bermöge ber Nachricht bey ber. Karte vom Suͤd⸗ 
Dcean iſt fie nur fechs Grad neun Minuten, 

d) Werchaisı Band,a.d.96 ©. 

€) Phillips faget, es fey am beſten zu ankern in 


neun Faden, daß das Vorgebivge Sid halb Weſt zwo 
Meilen davon liegt. 
f) Warchais am oben angef, Orte,a.d. 512 S. 
) Phillips Reife a.d.1919, 
b) Marchais a. d. 94 ©. 


— näher, als eine halbe Seemeile hinkommen kann, oder. weil die Franzoſen, welche vormals hier 
der Koͤr⸗ 


nerkuͤſte. 


nn / N 
Fluß Duro, Gelegenheit von den Einwohnern ausgeübten Graufamfeiten. Der Fluß läuft erſtlich 


oder Meſu⸗ 
rado. 


Inſeln dar⸗ 
innen. 


Fluth und 
Darre, 


Seine Breite, 


woͤhntem Eleinen Fluffe. Die größte ift in der Bay, an der Einfahrt von dem Fluſſe M⸗ 


604 Beſchreibung von Guinea, deſſen Natur⸗ 


niedergemacht worden, Miſericorde, Miſericorde, gerufen 7). 
Die Portugieſen nannten den Fluß Meſurado, Rio Duro KR), wegen der bey dieſer 













achtzehn bis zwanzig. Seemeilen Nordweſt, worauf er ſich nach Nordoſt wendet, weiter weis 
man feinen Lauf nicht, Der Koͤnig brachte verſchiedene feiner Unterthanen, die verfichertellr 
fie Hätten Drey Monate lang nad) einem großen Flufle, von dem ex herfließt, geſchifft, dev von 
Oft nach Wert geht, und deſſen Ufer von einem veichen und mächtigen Volke bewohnt finds 
das mit Gold, Elfenbein und Sklaven handelt. Der Fluß Meſurado läuft durch ein 
nes Sand, aber fo fehnell, daß Diejenigen, welche drey Monate binaufgefahren, in achtzehe 
Tagen wieder herunter waren. Die Mefuradofchtvarzen nennen Das Sand, wo er enefpringke 
Alam 7), d. i. das Goldland. — —J— 
Unweit der Muͤndung des Meſurado ſind zwo Inſeln. Die kleinſte liegt bey vorer⸗ 


WERE 


ſurado oder Rio Duro. Man Heiße fie die Rönigsinfel, obwohl der König ſich bier nicht 
aufhält, fondern nur einige Sklaven hier hat, bie fein Huͤhnervieh und anderes Vieh befol# 7 
gen müffen. Er ſchenkte fie dem Verfaſſer, und lag ihm an, fich bier feſt zu fegen. In 
den Monaten Julius, Auguſt und September, wenn die beſtaͤndigen Regen alle Fluͤſſe al 7 
dieſer Küfte aufſchwellen, wird fie niemals uͤberſchwemmt. Sie ift etwa zwo Seemeilel 
fang, und drey Viertelmeilen breit, der Boden aber fruchtbar, wie die großen Baͤume 
darauf bezeugen. Die Nornordoſt⸗ und Oſtwinde machen die Luft hier ſehr gemaͤßigt· 
Nur kehlet ihr friſch Waſſer, welches fie von den haͤufigen Quellen des feſten Landes ho⸗ 
len muͤſſen. 
Die Fluth tritt um die Zeit, wenn Tag und Nacht gleich iſt, zwanzig Seemeilen den 
Fluß Meſur ado, und zu andern Zeiten acht bis neun Seemeilen hinauf. In den Regen 
monaten finden fie das Waffer, nur etwa drey Seemeilen über dem Königseplande, mM j 
gen der füßen Landſtroͤme gefalzen 2), 2 Be J 
Phillips ſaget, der Fluß hieße in den Karten Rio de St. Paulo, und ſey ſchoͤn 
und groß, liege etwa zwo Meilen Oſtſuͤdoſt und Oft innerhalb des Vorgebirges. Etwa ein 
Viertelmeile außerhalb der Mündung hat er eine Barre, die bey hohem Waſſer vier Zu 
tief ift, bey niedrigem Waffer aber nur zwey und einen halben, oder drey Fuß. Die See ſchlaͤgt 
ſtark daran an, beſonders bey heftigen Seewinden, die insgemein um neun bis zehn Uhr des 
Morgens anfangen, und bis um eben die Zeit des Abends dauern. Das tiefſte Waffer I 
unmeit jeden Ufers. m 
Der Fluß ift fehr angenehm, und an einigen Dertern fo breit, als die Themfe bey Lon⸗ 
don, Auf jeder Seite ift er mit dicken Mangrovegebuͤſchen eingefaßt, welche beftändig 
gruͤn find, daß fein angenehmeres Anfehen zu finden iſt. Etwa drey Meilen hinauf fand 
der Verfaffer bey niedrigem Waffer gut friſch Waffer, und bey hohem, etwa fünf DU 
len hinauf ). ach Zu 


:) Villaults Reife nach Guinea, a.d.71©. dingoer, und der Fluß der Niger oder Sanaga ſey· 
k) Barbot ſaget, der Duro ſey ein kleiner Fluß. m) Marchais am oben angef. Orte, anf der y 
D) Cabat, der Herausgeber, haͤlt es außer Zwei: und folgenden Seite. 

fel, daß dieß Königreich Galaim, das Volk die Man m) Phillips a. d.ısı®, 


und politiſchen Geſchichte. VIII Buch I Cap. 605 
* Der Fluß Paolo, welcher etwa zwo Meilen Nordweſt von dem Vorgebirge in die Erdbeſchr. 
See faͤllt, iſt bey der Einfahrt fünf bis ſechs Fuß tief, und für kleine Boote oder Scha- der Roͤr⸗ 
fuppen fchiffbar. Er läuft erftlich etwa zwoͤlf Meilen nordwärrs, alsdenn oftwärts nach [PerFüßle, 
dem Fluſſe Juno, und durch dieſe beyden Fluͤſſe fahren die Schwarzen. täglich mit ihren Sein Lauf. 
 Eanves in den Seftos mit Zähnen u. dig. , weil es ein befferer Handelsplaß ift 0). 
+ "Ob man wohl nicht gewiß weis, wie weit fich die Herrfchaft des Königs von Meſura⸗ Das Koͤnig⸗ 
do ins Land nach Nord und Nordoſt erſtrecket: ſo iſt doch zu vermuthen, daß ſolches nicht reich. Deſſen 
geringe iſt, weil er bey beſondern Vorfaͤllen ſehr viel Mannſchaft aufbringen kann. Seine Groͤße. 
Gränzen gegen Oſten find der Fluß Junko zwanzig Meilen von dem Borgebirge Meſu⸗ 
12400, und gegen Weſten ein Eleiner Fluß auf dem halben Wege zwifchen ihm und dem Vor⸗ 
gebirge Monte. 

Diefes ganze Sand iſt ſehr fruchtbar. Man kann bier Gold haben, man weis aber Hoden und 
nicht, woher fie es befommen, oder ob es im Sande gegraben wird. Sie haben hier gut Früchte. 
Rothfarbeholz, wie aufdem Borgebirge Monte, und andere Arten Holz zu Eabinerftüc: 
en. Zuckerrohr, Indigo und Baumwolle, wachfen bier ohne Wartung. Tobak, mit 
dem die Schwarzen gar nicht umzugehen wiffen, wuͤrde vortrefflich ſeyn, wenn er gehörig 
gewartet würde, Die Löwen und Tyger verhindern ihre Heerden nicht, fich erftaunlich zu 
und ihre Bäume ſind den Berwüftungen, welche die Affen anrichten, zum Trotze 
mit Fruͤchten beſchwert. Kurz, das Sand ift reich, die Handlung vortheilhaft, und koͤnnte 
von denen, welche das Volk ſich zu Freunden machen wollte, ſtark verbeflert werden; denn 
es würde lächerlich ſeyn, einen Handelsplag mit Gewalt anlegen wollen p), 

Sie haben hier eine Art Kleiner Vögel, welche fie Kokadetoes nennen, Selbige find 
nicht größer, als die englifchen Küchlein, und ſchmecken trocken. Auch find hier Limonien, 
wilde Orangen, Datteln, und kleine Ziegen, Sie haben ein wenig Fleine Elephantenzähne, 
die aber nicht werth find, daß wir ung darum befümmern 9). 

Phillips faget, es könne fein beflerer Pas feyn, Holz zu hauen, ba die Bäume ganz Zimmerhofz. 
an die Wafferfeite giengen, und die Ladung ſehr leicht wäre. _ Einige find groß genug, ein | 
Schiff von fiebenbundert Tonnen zu bemaſten. Der Verfaffer hieb bier einige Maftbäu: 
me, die ben ihrer Stärke fo. dicht und, ſchwer waren, daß man fie auf Booten flößen mußte, 
damit fie. nicht funfen r). 

Die Einwohner find von einer guten Statur, ftarf und wohl gewachſen, haben ein krie⸗ Einwohner 
gerifches Anfehen, und find fehr tapfer, wie ihre Nachbarn, ſowohl als die Europäer, Die es 3 
gewagt, fie aufzubringen, erfahren haben, Sie find ein verſtaͤndiges Volk, denken richtig, 

drücken ſich wohl aus, und verſtehen ihren Vortheil ſowohl, als ihre alten Freunde, bie 
Hormaͤnner. | 

Unfer Schriftfteller faget, 
ſtellten dieß Volk treulos, liſtig 


mehren, 


die englifchen, holfändifchen und portugieſiſchen Schriftſteller Ihre Ab- 

rachglerig, und im hoͤchſten Grade grauſam vor 5). Gleich: ſchilderung. 
wohl verfichert der Hauptmann Phillips, ein Engländer, fie wären hoͤflich und feutfelig, 
aber dabey große Bertler, weil der König und feine Kaboſchiren fie beftändig um Dafchis 

zu böfömimen befuchet 1), welches Wort bey ihnen Geſchenke heißt. | 


ee ——— ..,©ggg 3 — Snoek 
PR Siehe Snoek beym Bosm. 1. d. 476 . und 7) Ebenderſ. a, d. 192 ©. 
arb. Guin. a.d.110 S. 9 Marchais 1. d. 100 u, 103 S. 


p) Warchais ı Band, a. 8.109 u.f S. 


7) Phillips am oben angef, Orte, Phillips a. d. 191 ©, 


Erdbeſchr. 
der KRoͤr⸗ 
nerkuͤſte. 


Kleidung. 


Waren. 


Schöne 
Dörfer, 


4 


606 Beſchreibung von Guinea, deſſen Natur⸗ 


Snoek faget gleichfalls, er Hätte fie als ein leutſeliges Volk von guter Art gefunden, 
nur wären fie, ſeitdem die Engländer einige von ihnen weggeführt, fe furchtſam geworden, 
dafs fie nicht mehr an Bord kommen wollten; und wenn beivaffnete Bootsleute ans Land 
kaͤmen, flühen, Sie hatten damals einige englifche Gefangene, Die in Gefahr waren, ge 
opfert zu werden =), um ihre Rache auszuüben x). / 

Sie bauen ihr Sand forgfältig, und thun alles mit Ordnung und Nachdenken. Wenn 
es ihnen einfällt, zu arbeiten: fo find fie unermüdet y). Sie find in der Freundſchaft ſeht 
beftändig, aber über ihre Weiber fehr eiferfüchtig. Wegen ihrer Töchter machen fie nicht 
fo viel Bedenken; fondern geben ihnen völlige Freyheit zu leben, wie fie wollen, welches fit 
nicht verhindert, Männer zu befommen 2). Gegentheils ift es der Liebhaber wohl zufrie⸗ 
den, daß feine Braut Proben ihrer Fruchtbarkeit abgelegt, und durch Austheilung ihrer er 
wogenbeit einen Scha gefammele Hat, dadurch ihm wieder erſetzt wird, mas er den Eltern 
für fie geben müffen. Sie lieben die Kinder ungemein, und es ift ein ficherer Weg, ſich 
bey ihnen in Gunſt zu ſetzen, wenn man ſelbigen uebkoſet, und kleine Geſchenke giebt 4). 

Ihre Kleidung, ihr Vieh, und ihre Fruͤchte ſind wie an dem Vorgebirge Monte. Ihre 
Rabofchiren tragen eine geſtreifte Kutte, die ihnen bis an die Knie geht, und wenn ſie ei⸗ 
nen alten Hut bekommen koͤnnen, thun fie fehr ftolz Damit. Außer dem fragen fie einen 
gefärbten Sad auf den Köpfen, Die gemeinen Leute tragen ein langes Stuͤck Cattun, ef 
wa einen Fuß weit, welches fie mitten um ihren $eib wickeln, und zwifchen den Füßen durchziehen, 
beyde Ende aber vorne und hinten herunter hängen laffen, auch ein Stud Zeug von einem 
Fuße ins Gevierte, an einer Schnur, welche fie mitten um den Leib gebunden haben, wel⸗ 
ches ihnen dienet, ihre Bloͤße zu bedecken. Der Weiberputz iſt wie zu St. Jago. 

Ihre Waffen find Lanzen von etwa fünf Fuß lang, mit ſpitzigem Eiſen beſchlagen, Ele" 


ne Bogen und Pfeile, fo, ſchmal wie ein Reis, die meiſtens am Ende mit einer ſchwarzen 


Materie vergiftet find, die unfehlbar tödtet, fobald fie das Blut berührer, mo das verwun⸗ 
dete Glied nicht gleich abgefchnitten wird. Ihre Pfeile haben feine Eifenfpigen noch Fe⸗ 
dern, fie [hießen auch Damit nicht nach einem Ziele, ſondern auf geratbe wohl, und kom: 
men doch nahe genug dahin, wohin fie wollen. Sie haben vieredichte Schilde von duͤn⸗ 
nen Brettern, etwa vier Fuß lang und zweene breit, mit Handgriffen inmendig, felbige an 
ihren linken Arm zu hängen, aber fo, daß die Hand zu Führung des Bogens frey bleibt b)» 
Das Sand ift fehr volfreich, wie aus den Dörfern in des DBerfaffers Karte von dem 
Vorgebirge erhellet. Diefe Dörfer find groß und voll Kinder, weil die Weiber fruchtbar 
find, und die Vielweiberey verftattet wird. Außerdem werden Feine als nur die Verbre⸗ 
cher, zu Sklaven verfauft ce). ee 
Zwo Meilen weftwärts von dem Vorgebirge find drey Dörfer, jedes von zwanzig Haͤu⸗ 
fern, und bie fchönften, welche Snoek auf diefer Reife gefehen hat, Jedes Haus hatte 
drey artige Zimmer, welche auf der Spiße wie die Heufcheber in Holland gedeckt “zZ 
ah * 


u) So leiden die Unſchuldigen für anderer Bos⸗ 2) Wenn alfo Snoek meldet, tie Weiber waͤ⸗ 
heiten. ren artig, und wie ihm die Maͤnner berichtet, m 

x) Bosman a. d. 470 8. ten fie mit ihrem Leibe wie fie wollten Geld vr 

Sleichwohl faget Snoek, die Männer hekuͤm⸗ dienen, fo ift ſoiches von den unverheiratheten zu 
Merten fich nicht ſehr um die Arbeit, und uͤberlleßen verſtehen. Siehe Bosman a. d. 476 ©. 
folche den Neibern, a) Marchais a. d. 105 u. f. ©. 








. 5 — 
ind politiſchen Geſchichte. VIII Buch I Cap, 607 
In jedem Haufe wohnten gemeiniglich funfzig bis fechzig Männer, Weiber und Kinder, Erdbeſchr. 
alles untereinander 9. —— 
Marchais bemerket, obgleich die Schwarzen in ihren Gebäuden nicht viel Symme —— 
trie in Acht naͤhmen, fo wären doch) ihre Dörfer fehr angenehm. Gie find meiftens mit z- Ge⸗ 
Erdmauern umgeben, Die viel Höher und dicker find, als die um ihre Haͤuſer. Sie find MM 
mie einem Graben umringt, aus welchem die Erde genommen ward, Des Königs Haus 
unterfeheider ſich von den übrigen nur durch die Menge und Größe der Abtbeilungen, und 
‚eine große Aubienzhalle, wo er Fremde annimmt, 
Mitten in jedem Dorfe ift eine Art Bühne, ungefähr fechs Fuß über dem Boden et⸗ Der Kalte, 
was erhoben, wohin man auf feitern fteige, Man beißt fie den Kalde oder Berfamm: 
lungsplatz. Boden und Dad) ift wie in ihren Häufern., Sie fommen bier wegen aller 
ihrer Gefchäffte zufammen, fo daß es eine Art von Börfe, oder vielmehr von- Caffeehaufe iff. 
Die Müßigen gehen bieher, zu ſchmauchen und zu ſchwatzen, die Staatsleute Meuigfeis 
ten zu hören; den Reichen werden ihre Matten fich niederzufegen, durch Sklaven nachge- 
tragen, andere tragen fie felbft, noch andere miethen fie von des Königs Beamten, die auf 
den Plas Acht haben ec). 
Der Hauptmann Phillips war in des Königs Stadt, der Andres hieß f), Sie iſt König Ans 
etwa acht Seemeilen den Fluß hinauf linfer Hand, und etwa eine Vierthelmeile von ber dreas Stadt. 
Flußſeite. Man landet zwiſchen zweenen hohen Bäumen, und geht von dar Durch die Wälder 
nach einem offenen Plage, wo die Stadt liegt; denn es iſt bier der einzige Ort, wo feine 
Bäume find, 2 
Die Berfammlungshafle g), wo fie zufammenfommen, Sachen anzuhören, Recht zu Verfamms 
fprechen, und Staatsſachen abzuthun, liege mitten in der Stadt. Der Boden ift von Erde, lungshalle. 
etwa vier Fuß über dem Grunde erhoben, und darüber ift ein zirkelrundes Gebäude, wel⸗ 
ches auf Pfoiten ruhet, und mit Palmäjten bedeckt ift, fie vor Sonne und Regen zu bes 
ſchirmen. Zwifchen dem Haufe und dem Grunde ift es nad) allen Seiten zu offen, Damit 
es Sicht und Luft habe, und hat etwa zwölf Ellen im Durchmefler, 


Man kann die Stadt vor den Wäldern, welche fie rundherum umgeben, nicht fehen, Die Haͤuſer 
bis man hinein fommt. Sie beftceht aus etwa vierzig Häufern, oder vielmehr Hunde: 
huͤtten. Die Mauern find von Erde oder in einandergeflochtenen Zweigen mit Erde übers 

kleidet. Man Friecht durch Ihüren oder Fücher, die nicht über ziveene Fuß hoc) find, hin— 

ein, und findet eine Bank von Erde etwa zwo Fuß vom Boden, die mit einer darauf 

gelegten Matte, an ſtatt eines Bettes dienet. Feuer machen fie felten als in ber Negenzeit, 

und alsdenn mitten im Haufe. Sie machen fehr feine Matten, und wirken artige Figu⸗ 

ven, vorh und weiß hinein. Man fihäger fie in Barbados u, ſ. w. fehr hoch, und leget 

fie auf den Boden unter Die Betten, ſtatt türfifcher Teppiche >), 

| | Ihre 


5) Phillips Reiſe a.d. 192 ©. | Marchais im erſten Bande a. d. 99 ©, Haben 
co Marchais Reife erfter Band 4. d.ro21t. f:&. ſich länge ſo genannt, vermuthlich von einem bols 
A) Siche Bosman a. 8.475 &. laͤndiſchen Hatiptitarkie. 


e) Marchais an chen angef, Orte 6.d.18&. 5) Dieß ift der odendefihriebene Kalde. 
FI Der regierende Here zu Menſurado im Jahre 4) Phillips an oben angefuͤhrtem Orte auf der 
1724 hieß Hauptmann Peter, Diefe Könige faget 397 und folgenden Seite, 


608 Becſchreibung von Guinea, deſſen Naturz 


Erdbeſchr. Ihre Häufer 7) ſind nach des Marchais Berichte ſehr reinlich, und die Küchen mit 
e dem Boden eben, auf der Seite, wo der Wind meift hinzu kann, offen, und auf den andern 
nerkuſte · ¶ dreyen mit Pfaͤhlen, die mit rother Erde ausgefuͤllt ſind, zugeſchloſſen. Dieſe Erde hält 
detren Der ohne Kalk feſt und fange, Ihre Schlaffammern erheben ſich drey Fuß vom. Grunde 
freibung. die Unbequemlichkeit des Thaues zu vermeiden, Dieſe Haufer find den Marktſchreyer⸗ 
buͤhnen in Europa ſehr ähnlich, Die Vorderfeite iſt offen, und der Boden hat vorne ei⸗ 
nen Platz von fünf bis ſechs Fuß breit, wo die Schwarzen auf Matten den Tag mir ihre 
Weibern und-ihrer Familie zubringen, Die Mauern diefer Zimmer find-von vorher Ei 
de, beynahe einen Fuß Dicke, Die Decke erhebet fih wie bey einem Zelte, ift mic Zweigen 
der Palmblättern gemacht. Zur Rechten und Anken ſind zwo Bänke, einen Fuß hoch und 
wiere breit, Darauf legen fie einen Fuß dicke Matten, welche fie mir Cattun oder Calico be: 

decken, und mit dergleichen Borhängen umgeben. Zu oberft in jedem Zimmer fegen ſie 

ihre Kiften, und Hängen ihr Gewehr an die Wand. 17° r 
Boden und Der Boden befteht aus großen runden Balken, die hart aneinander gelegt, und an Des 
Feuerplaß. Enden, und in verfihiedenen Orten zwiſchen den Dueerbäumen, welche fie tragen, ftarf be⸗ 
2 feftige find. Sie bedecken dieſe Balken mit dichten Hürden, darüber fie Dicke vorhe Erde 
wohl fihlagen, und Daraus entfteht ein ftarfer fefter Boden, den ihre Weiber fehr reinlich 

halten. In der Mitten machen fie etwa fechs Zoll hoch eine Erhöhung von zwey Zuß it 
Gevierte, auf der fie Tag und Nacht ein beftändiges euer halfen, den Tag zu —— 
Nachts die Fliegen wegzutreiben, und fi vor der Kälte und Feuchtigkeit der Luft zu 
verwahren. — Twu⸗ h- 
Zahl der Diefer Kammern giebt es ſoviel als der Mann Weiber hat, bey denen er nach der Rei⸗ 
Zimmer. be fehläft; ihre Größe richtet fich nach der Zahl von jeder Familie, ‘Die Frau, ben der Det 
| Mann die Nacht zubringen will, häle feine Abendmahlseit fertig. 1 

Neben-Häu: Außer diefen Kammern oder Haͤuſern, haben fie befondere Pläge, ihren Vorrath v 

jer. Reiß, Maiz, Hülfenfeüchten, Palmöl, Brandfewein, und andere Nothwendigkeiten auf 

\ heben. Diefe find rund wie Taubenhäufer, mit einem fpigigen Dache. Es liegen Sch! 

fer davor, Davon Der Hauswirth die Schlüffel in feiner Verwahrung bat, und täglich od 
woͤchentlich ſoviel austheilet, als er zum Unterhalte jeder Familie noͤthig zu ſeyn glaubet. 

Ben allem dieſem leben die Weiber in Frieden. . Den Tag ausgenommen, da fie ihn jU 
Haufe erwarten, beingen fie ihre Zeit mit Arbeiten zu Haufe oder auswärts, und mit Be⸗ 
ſorgung ihrer Kinder zu. Ale Haͤuſer, welche einer Perſon zugehören, find mit einer Erd 
mauer fieben bis acht Fuß hoch eingefchloflen, und mit einem Dache von Zweigen oder 
Datmblärtern bedeckt KR), ; 
— Ihre Religion iſt eine verwirrte Abgoͤtterey, wobey ſie ihre Gottheiten der Fetiſches o t ver⸗ 
— Anden 1). Ihre Anbethung der Sonne ift beftändiger; fie opfern a 
und Vögel, Bormals opferten fie auch Menfihen aber feit dem fie den Bortheilentdeckt ir 
ihre 

) Siehe die Figur. ' m) Marchais an oben angeführten Orte auf 
%) Marchais erſter Band auf der 104 und ber tom und folgender Seite. Fr 


folgenden Seite. $: * 
1) Sie find von mancherley Materien. Die ») Siehe Bosman a. d. 476 ©. 


Engländer brachten eins im Sabre 1721 mit. 0) Phillips. Reife a. d. ısı ©. . 





N230. 

























































































































































































































































































































































































x 


gen 


— 


— TIER Seren #1 At 
———— > wre 
Ba a El 


— — — I 2272 





und politiſchen Geſchichte. VII Buch I Cap 600 

ihre Kriegegefangenen an die Fremden zu verkaufen, hat Diefe Gewohnheit aufgehört. Ein Erdbeſcht 
großer Priefter oder Marbut thut dieſe Opfer, und hat nebſt dem Könige das Beſte davon; der Soͤr⸗ 
das übrige befümmt das Volk. Die muhammedanifche Religion hat nie hier up ge- Perküfte, 
faßt, obgleich der Name Marbut fo was anzuzeigen ſcheint. Vermuͤthlich haben fie ihn 
von einigen Europäern genommen m), 

Nach Snoeks Erzählung ift ihre vornehmfte Waare der Palmmein, ven fie häufig Handel. 
und gut haben ). Mac diefem folger der Reiß. Gegentheils haben fie gern Bujis oder 
Kowris, und fehägen folche febr hoch. Phillips faufte für eine Pinte dreyßig Pfund 
Reiß. Die andern Waaren, welche ihnen gefielen, beftunden in Eifenftangen, und rothen 
twallifchen Zeugen: fie hatten aber nichts von Wichtigkeit zu handeln; weil die wenigen Flei- 
nen Elephantenzähne, bie fie vorzeigten, nicht dev Mühe werth waren 0). 

Marchais ſaget, das Vorgebirge Meſurado koͤnnte jährlich funf zehnhundert oder 
zwey tauſend Sklaven, vier oder fünfhundert Quintale Elfenbein, ſoviel Faͤrbeholz als man 
wolite, und Gold nach Beſchaffenheit der Geſchicklichkeit von dem Oberfactor in dieſem 


Theile der Handlung, hervorbringen ). 
Wie der Ritter des Marchais des Koͤnigs Anerbiethen, wegen der Inſel in der Vorſchlas 
Muͤndung des Fluſſes ausgeſchlagen hatte, weil auf folcher weder feifch Wafler, noch ein wegen eines 
freyer Weg nach der See war: fo gab ihm der König Erlaubniß, einen Platz auszulefen. — 

Bey Unterfuchung der Küfte fand: er feinen Ort fo bequem, als das Borgebirge felbft. — 
Aus der Beſchreibung erhellet, daß ein Fort auf dem Gipfel die Schiffe, welche in der Rheede 
anferten, beſtreichen würde, und wenn fie einen Weg im Felfen machten, würden fie-allezeit 
feifch Wafler haben, und zur See fommen Fönnen, wenn ihnen auch dev Weg zu Lande 
abgefchnieten wäre. Diefe Einrichtung würde wicht viel Foften, da das and Erde zu Zie- 
geljteinen hat, und Steine fehr gemein find, aud) viel Holz, und wohlfeil zu leben iſt. Der 
Factorey würde alfo hier Eeine Beyhülfe fehlen, als Wein und Brandtewein; und Nind- 
fleifch, Schoͤpſenfleiſch, u. D- 9 wären leicht zu befommen. Wildprät ift im Ueberfluſſe 
da, ſowohi als allerhand Arten von Gevögel, und die Bayen und Fluͤſſe fiefern Fiſche 
und Schildkröten. Kein Fluß auf der Küfte hat ſoviel Flußpferde, als dieſer. Ihr Fleiſch 
iſt gut, und die Zaͤhne und Hauer ſind weißer und ſchaͤtzbarer, als Elfenbein 9). 
Zwiſchen dem Vorgebirge Meſurado und dem Fluſſe Seſtro/ find verſchiedene Fluͤſſe. Rio Juncc. 
Der erfte iſt Jonck oder Junco, ber auch Rio del Punte heißt, in fünf Grad funfzig 
Minuten nordlicher Breite, Die Mündung oder Einfahrt liegt Südfüdoft. Man Fennt 
ihn an drey großen Bäumen , auf einer fleinen Erhöhung dreyen Bergen gegenüber, ein 
großes Stud Weges ins fand hinein ). Die Mündung ift breit, wie einige fagen, vier 
bis fünfhundert Schritte, hat aber wenig Waſſer. Auf beyden Seiten ftehen Bäume, 
telche eine angenehme Ausficht machen ). Das ganze Ufer ift voll Orangen: Citronen⸗ 
und Palmbäume, Diejenigen, welche hieher Handeln, anfern insgemein in ber Mindung 


F des 

P) Marchais an oben angefuͤhrtem Orte im er⸗ von dem Vorgebirge Meſurado in fünf Grad fünf 
ſten Bande auf der 114 ©. und funfjig Minuten Breite. i 
4) Marchais erſter Band a. d. 113 S. 5) Der Fluß iſt breit, und wie ihm gemelbet 


..r) Phillips faget eben das von den Kennzeis worden, mit einem guten Pate, Holz und Waller 
hen, ſetzet aber den Fluß etwa vierzehn Seemeilen einzunehmen, verſehen. ©, feine Reifen. d. 194 ©. 


Allgem, Reiſebeſchr. III Band. bh 


‚6io Beſchreibung von Guinea, deſſen Natur; 


Erdbeſchr. des Fluffes, und löfen ein Stück; haben die Negern alsdann etwas zu verkaufen, als 
—— Flußpferdezaͤhne, Elfenbein, Lebensmittel oder Sklaven: fo machen fie ein Feuer. 
er Handlung aber wird am Borde mit Canoes geführt, 
Sechs Meilen oftwärts vom Fluſſe Junko ift eine wichtige Bay, welche dem Fluſſe 
Fluß Tabo. Tabo zur Mündung dienet. Auf der Dftfeite des Fluſſes iſt ein großes volkreiches Dorf 
obwohl die Einwohner fagen, es fey noch ganz ein anderer Ort zuden Zeiten der Normal“ 
ner geweſen. Es liege auf einer Eleinen angenehmen Inſel mitten im Fluſſe, wo fie eine Facko⸗ 
KleinDieppe.ven, Klein Dieppe genannt, hatten 2), Ob folche gleich feit einem Jahrhunderte eingegangen 
fo erhalten die Schwarzen doch immer nod) das Andenken, und die Engländer, Holländer und 
„andere, die bier handeln, behalten den Namen. Dieſes, faget der Verfaffer, ift ein Br 
weis, Daß die Mormänner hier geweſen find, ehe die Portugiefen Africa entdeckt haben u) 


Das II Capitel. u 
Nachricht von den Gegenden im Lande zwiſchen Sierra Leona 
“und dem Fluſſe Sextos oder Seſtro. ki; 


Der I Abſchnitt. 


- Namen der Länder. Flug Sherbro. Auikligo. Lande Duoggelo oder Kquogaelo. Adler. Blaue Papas d 
{haft Quoja. Hondo. Die Folgias find zinsbar. geye. Vorbedeutungsvögel. Schwalbe und Fler 
Reich von Manow. Die DuabiManow. Waffer- dermaus. Qfonſu. Tauben. Der Jouwa. Sees 
elephanten. Silla Vandoch. Stachelichwein. wunder. Seehahn. Seltiamer Fifh. Ein anderer. 


Namen der De Land zwiſchen Sierra Leona und dem Fluſſe Seſtro theilet ſich in verſchiedent 





kaͤnder. Gegenden, beſonders die Landſchaften Bulm, Silm, Ouilliga, Ouoſa, Honda 
Balas, Raradabo, Balivey, Folgias, Quabe, und andere mehr. Zu jede 
diefer Namen feget man insgemein Monow, oder Berkoma. Monu oder Mono i 
heißt Volk, und Berkoma heißt fand, F 
In der Befchreibung von Sierra Leona iſt fchon einige Nachricht von Bulm ercheilt 
worden. Diefes Sand liegt am Meere, unweit des Fluſſes Selbore , oder Sherberd 
den die Portugiefen das Palmas nennen, Etwan fechzig Meilen hinauf liegt die Stadt 
Baga, Bagas oder Bogas, wo fich der Fürft aufhält, und die Engländer wegen DE 
vothen Holzes handeln, - 
Nach Dappers a) Befchreibung liege vierzig Meilen von Suͤdoſt Silm, wo mal 
verfhiedene Städte antrifft, die am Fluffe liegen. Unter denenfelben ift die Stadt Qua⸗ 
namora, welche fünftaufend Familien, ein treulofes Volk, enchält, — 


2) Barbot giebt die Ausſicht davon a.d. 107©. &) Andere Sherbora und Serbero. 
unter dem Namen Rio Corfo. ce) Ggilbys Africa a. d. 377 u. f. ©. —* 
u) Marchais am oben angeführten Orteauf A) Vi oder Vey beißt halb, und Bertomb 
der 132 und folgenden Seite, heißt Land. Weil es nur eine halbe Nation ft: 
a) Beſchreibung von Africa. Ogilby bat fol: e) Monow Volk. — 
che uͤberſetzt, und daraus wollen wir unſern Auszug : f) Oder Townwey. Dapper faget, das end 
machen, erſtreckte 


und politiſchen Gefhichte. VIII Buch II Cap. 66 


M Der Selbore oder Sherbero, welcher der Hauptfluß des $andes ift, theilet fich gegen Erdbeſchr 
feine Mündung in zweene Aerme, von denen einer wetwärts läuft, und von den Einwoh- d°F inländ.- 
nern Torro; der andere aber, der ſuͤdwaͤrts geht, von den Portugiefen Rio de St. Anna ‚Zander. 
genannt wird . Torro hat zwey⸗ bis dreymal des Jahres nur wenig Waffer, und Fann gFluß Sher⸗ 
wegen der vielen Inſeln in feinem Canale nur von Booten befchifft werden, Das Eyland, bero. 
welches bey den Engländern Sherbero heißt, nennen die Portugiefen wegen feiner ange» 
nehmen Gebüfche Ferula, oder Sarillons. Im legten Jahrhunderte Fannte man es mehr 
unger dem Namen Maſſokoy, von dem Prinzen, den ber König von Duoja zu feinen 
Vicefönige gemacht hatte. | 

- Das Königreich Quilliga liegt unweit des Fluffes Maqualhary, welchen die Pors 
tugiefen Balinbas oder Hühner nennen. Ueber felbigem, etwan zweyhundert und drey⸗ 
fig Meilen, halten fich die Karradabo Monow auf. Er entfpringe in der Landſchaft 
Hondo, welche mehr nordwaͤrts liegt. Alle dieſe Lander gehoͤren unter den Koͤnig von 
Quoja ce). 

Das tand hineinwaͤrts von Wahkongo oder dem Vorgebirge Monte, beißt Quoſa. Landſchaft 
Es wird von zweyen verfehiedenen Völkern, den Vey Berkoma, und ven Quoſa Ber: Quoja. 
koma, bewohnt, die beyde von den Karowern uͤberwunden worden, Die VeyBerkoma 4) 
find von den alten Bewohnern des Fluſſes Mavah und Cape Monte uͤbrig geblieben. 

Dieſes war vor Zeiten eine ſtarke und kriegeriſche Voͤlkerſchaft, die ſich bis in das Land von 
Ranow erſtreckte ©), jetzo aber nur in einer Hand voll Leute beſteht. 

Ouoja Berkoma, das ift, das Sand Quoja, erſtrecket ſich bis in die Provinz Tom; 
wep und graͤnzet Nord und Nordoſt mit den Galas, Vey Galas, Hondo, Konde⸗ 
 uojas, Manow, Folgias und KRarows oder Karow Monow. Die Galavey find 
von den Galaern hergekommen, aber von den Hondoern aus dieſem Theile Landes vertrieben, 
und von den wahren Galaern durch einen großen Wald abgefondert, Der Oberſte der 
Balser heißt Galla Salli. Diefes Land hat verſchiedene Städte und Dörfer, die mei: 
fiens am Fluſſe Maguiba liegen. Diefer Fluß, den die erwähnten Städte zieren g), iſt 
einer von den vier vortrefflichen Fluͤſſen, die Duoja wäflern. Die drey andern find Ma⸗ 
vab, Plisoge, und Menoh oder Aquada. 

Die Landſchaft Hondo liegt etwas norblich von Galavey 2). Sie ift in vier Für: Landſchaft 
ſtenthuͤmer, Wieffillagb, Dedowaeh Dangurro ) und Dandi getheilt, davon die Hondo. 
Oberhaͤupter vom Könige von Quoja ernennet werden. Sie haben alle gleiches Anfeben, 
und bezahlen ihm jährlich etwas durch Gefandten, in Gefchenfen von metallenen Kefleln, 

Becken, Duaqnazeugen, vorhem Zeuge und Salze. 

Die Konde Ouojas, das ift, die hohen Quojaer, find der Sonde Monow Nach⸗ 
barn, und in der Sprache von den Quojaern unterfihieden. 


Sbhhz Die 


erſtreckte ſich vom Flufle op ar por: + g) Siehe oben a. d. 598 ©- 

tugiefen Rio Novo nennen, ME 10 Paulo am h) Ogilby a. d. 16 S. Auch 
Vorgebirge Meſurado, der eg von der Laudſchaft Befähr. * ER n ©, ud) Barbots 
Gebbe theilte. Siehe Ogilby auf der 379 Seite. en 

Woraus Harbor dem Anfepen nad) alles, was er 7) Diefes ift vielleicht die Landfchaft Dongo, die 
faget, ohne Benennung des Verfaſſers, genommen. nach Dappers Berichte darein eingefchloffen if, 


612 Beſchreibung von Guinea, deffen Natur⸗ 


Erdbeſchr. Die Laͤnder der Folgias und Monow werden durch die Fluͤſſe Junko und Arvo⸗ 
ei inland. redo gemwäffert, welche die Folgias von den Rarow Monow abfonbern, obwohl ber Kös 
IF ig der Karow im Sande der Folgias A) wohnet, auch feit dem fie fih vereinigt Haben, 
welches wir nebft ihren Siegen über die andern Voͤlkerſchaften gleich erzählen wollen. 

Die Folgias find dem Kaiſer von Manow oder Manoe unterthaͤnig, wie die Quo⸗ 
Die Folgias jaer ihnen. Die Herrſchaften dieſes Kaiſers von Manoe erſtrecken ſich in verſchiedene 
ſind zinsbar. Genachbarte Sünder, die ihm jährlich Tribut bezahlen, welcher in Sklaven, Eiſenſtangen, 
Zeugen und dergleichen, beftcht. Zum Zeichen feiner Gewogenheit befchenft er fie mit 
Auaquazeugen, welches die Folgias auch den Duofsern thun, wenn diefe ihren Tribut ge 
ben; und die Duofaer geben auch eben dergleichen den Königen von Bulm und Hondo 
aus eben folchen Urfachen. ‘5 

Die Solgias, ſowohl als die Bulm und Silm N), heißen die Unterthanen dieſes Kal⸗ 
Zaiſerthum ſers Mendi m), das iſt, Herren; und die Duojaer Mendi Monow, das iſt, das Bo 
Monow, des Heren. Sie thun diefes, um ſich felbft defto mehr zu ehren, weil fie ihm zinsbar fire T 
Gleichwohl hat jeder von diefen kleinen Königen eine unumfchränkte Gewalt in feinem Der 
zirke, und kann ohne Einwilligung des Kaifers, oder eines andern, von dem er zu Lehn geht, 
Krieg führen, und Sriede machen, 1 
Es iſt eritaunlich, daß ein fo kleines und wenig bevölfertes Sand, als Manow =) if; 
ſich fo viele andere unterwürfig gemacht Hat, und noch immer fein Anſehen über fie alle erhaͤlt⸗ 
befonders über die zahlreichen Solgias. Man muß diefes der guten Staatseinrichrung der 
Manower und der Sage der Länder zufchreiben, Die von einander abgefondert liegen. 


Quabi Ma⸗ Die Ouabi Manower wohnen am Fluſſe Seſtro. Sie wurden vormals vom 
nows. Flauſire, dem Könige der Folgias, unterthaͤnig gemacht, haben aber ſeit dem ſich wieder 
in vorige Umſtaͤnde geſetzt, und find dem Kaiſer von Manow allein unterwuͤrfig 0). 
Waßerele⸗ Die Pflanzen, Thiere und fo ferner, find hier, befonders im Sande der Quojaer eben der⸗ 
Henten gleichen, als wir in der vorigen Abtheilung der Küfte befehrieben haben. Es befinden ſich 
* um das Vorgebirge Monte und die Fluͤſſe Maguiba und Mavah haͤufige Waſſer⸗ 
elephanten. An dem erſten Orte Heiße man fie Kaumach, und an dem letztern Ker RW 
monow. Sie ſind fo groß, wie ein Pferd, aber dicker. An dem letztern Fluſſe ift noch 
ein ander Thier von eben der Größe, braun von Farbe, mit weißen Streifen, einem lan? 
gen Halfe, kurzem Leibe, Fleinen Füßen und Hörnern, wie ein Stier. Die Priefter und 
Beſchwoͤrer p) blafen auf diefen Hörnern, wenn fie beſchwoͤren, oder dem Volke etwas an? 
kuͤndigen, und halten fie fehr hoch; welches anzeiget, daß das Thier nicht gemein ift, Es iſt 
auch ſehr fehnell und leicht, und thut Saͤtze, wie ein Rehbock. 23 
Sillah Van⸗ Dos Silla Vandoch iſt fo groß, wie ein Hirſch, gelblicht, mit weißen Querſtreifen. 
doch, Die Hörner find etwan zwölf Zoll lang, und jedes has ein Loch, wodurch das Thier Athen 
- holet. Es ift ſchneller, als ein Hirſch. 
Stachel: Die Stachelſchweine, welche man hier Quinjſa nennet, find groß und klein. Die erſte 
ſchweine. Art iſt von der Größe eines. Schweins, über und über mit dicken langen Bantgeflgten EEE 
et, 







k) Ögilby a. 8. 380 ©. alt), haben wir die Namen, wie fein Heberfebe® 

I) Sn der Ungewißheit, ob Dapper franzöfifche Ggilby und fein Ausſchreiber Barbot, gelaſſen. 
sder hollandiſche Schriftfteler gebraucht hat; (demn m) In der Grundſchrift ſteht Mendi Monow 
gr nennet ſolche, wie andere Zuſammenſchreiber, welches ein Fehler ſeyn muß, 


2 


und politiſchen Geſchichte. VI Buch II Cap, 613 

cheln, die ſchwarz und weiß gefkreift find, und in gleichen Weiten voneinander ſtehen. Der Naturgeſ 
Verfaſſer brachte einige von dieſen Stacheln mit, welche fo groß als die Ganſekiele waren. IF inländ,. 
Wenn man fie böfe macht, fo ſchießen fie folche mit fo vieler Gewalt, daß fie in ein Vie Der 7 
dringen,  Sie-beißen alle «Stöde entzwey; und wenn man fie in einem Käfichte von 
Holze verwahrt, fo freffen fie ſich durch. Sie haben das Herz, die gefährlichite Schlange 

anzufalfen. Es ift vollfommen einerley Thier mit dem Zaeta der Barbarey. Man hält 

das Fleiſch unter den Schwarzen für eine gute Speife. 

Das Cuoggelo oder Rquoggelö leber im Waffer und auf dem Sande, Es ift etwan Quoggelo. 
fechs Fuß lang, mit harten und undurchdringlichen Schuppen, wie ein Krocodil, bedeckt, ö 
dem es auch an Geftalt gleiche. Es befchüger fich gegen andere Thiere durch Aufrichtung 
em rungen die am Ende Spigen haben. Es hat eine breite Zunge, mit der es Unge— 
ziefer fängt. 

Adler find hier von viererley Art. Der Kequolantzja hält fih auf den hoͤchſten Adler. 
Bäumen auf, und vaubet Affen, Der Kequolant⸗ja⸗klow hat fehr gefrümmte Klauen, 
und lebet von Fiſchen in den Motäften und Zeichen. Der Simbi, welcher von Vögeln 
tebet. Der Doy, der wie bie zweyte Art mit Klauen verfehen iſt, ſich an den Küften aufs 
hält, und von Krabben und’andern ſchalichten Meerthieren lebe, 

Es giebt hier viele blaue Papageyen mit rothen Schwänzen, und man heißt fie Wo⸗ Blaue Das 
faeyi. Der Komma iſt ein ſehr fehöner Vogel, bat einen grünen Hals, rothe Schwin= pageyen. 
gen, ſchwarzen Schwanz, gekruͤmmten Schnabel und Papageyklauen. 

Der Kloſi⸗fow⸗kegboſſt iſt etwan von der Größe eines Sperberfalfens, mit ſchwar-⸗ Vorbedeu⸗ 
zen Federn. Die Schwarzen fehen ihn als einen Vogel, der Borbedeufungen angiebt, an, tungsvögel. 
und erzählen viele ausfchweifende Mährchen von ihm, Wenn fie ihn auf der Reife fehen, 
oder fingen hören: fo fehren fie zurück; und wenn einer jähling ſtirbt: fo fagen fie, der 
Kegboffi Babe ihn gerödter, Cr frißt Ameifen. 

Der Santon, von der Größe einer Lerche, ift auch ein Vorbedeutungsvogel. Wenn 
diefe Eleine Creatur auf Sträuchern fit, wo ein Thier verborgen ift: fo fingt fie bey Annd- 
herung der Jäger laufz und wenn ihr dieſe antworten: Tonton Eerre: wir wollen 

folgen; fo fliege fie gegen das verſteckte Thier, und zeiget es richtig an, 

Die Hole oder Schwalbe ift von zweyerley Arten. Die Tagefchmwalbe, Lele Atterema, Schwalbe 
und die Rachtſchwalbe, Lele Serena. Das letzte iſt die Fledermaus. Die Fledermaus, und Fleder⸗ 
Namens Tonga, iſt fo groß wie eine Turteltaube, und wird als eine wohlſchmeckende MANS. 
Speife gegeffet. Die Bäume find von ihnen fo voll, daß fie von der Saft brechen, 

Ein kleiner Vogel, wie ein Sperling, macht nach und nach mit feinem Schnabel ein 
$och in die Bäume, um bafelbft zu niften und zu hecken. 

Der Ofonſu ift eine Art Raben von ſchwarzem geibe und weißem Halfe, Er baut Afonſu ober 
fein Neft auf Bäumen mit Xeften und Erde, Die Schwarzen fügen, die Weibchen riffen Nabe, 
fich, wenn fie brüten wollten, ihre Sedern aus, ihre Brut zu bedesfen ; und der Hahn brächte 


ihnen fo fang Futter, bis fie ſich ſelbſt verforgen Fönnten. 
26663 u: 


rn) Beym Barbot Monow; um es aber von 0) Barbot a. d.man. fi G. 
dieſem Worte, welches Volk Heißt, zu unterſcheiden, Pt Hexen und dauberer heißt man hier Sovah 


fegen wir mir Dappern Manow. onow, Varbot m d. 18 ©, 


⁊ 


614 Beſchreibung von Guinen, deflen Natur; 


Naturgeſch· Es giebt Hier dreyerley Arten von Papu, oder Turteltauben, die Bollendo, die dop⸗ 
der inlaͤnd. helte Kronen haben, die Rambij, mit Eahlen Köpfen, und die Duedus, deren Leib ſchwarz 


— weiß und geſprenkelt, und der Hals ganz weiß iſt. 

Tauben Kraniche ſind hier, die man Figua nennt. Der Dorro iſt ein großer Vogel, der 
in den Moraͤſten und Fluͤſſen Fiſche aufſuchet. ar 

— Der Jouwa, in der Groͤße einer Lerche, leget ordentlich ſeine Eyer in gebaͤhnte Wege 


und Straßen. Die Schwarzen glauben, wenn jemand felbige zerbreche: fo wuͤrden deſſen 
Kinder bald Sterben, Sie effen alle vorerwaͤhnte Vögel, diefen legten, den Sanron und 
Kegboßi ausgenommen, die heilig find g). * 
Meerwun Es giebt vielerley Fiſche laͤngſt dieſer Kuͤſte. Der Ritter des Marchais traf einen 
der. von wunderbarer Geſtalt 7) auf dieſer Seite des Vorgebirges an, der allen auf dem Schiffe 
unbekannt war. Er hatte etwa acht Fuß vom Kopfe an den Schwan; in der Länge, anderehalb 
Fuß in der Dicke, u. fünftehalb im Umfreife ; aber feine Schuppen. Die Haut war dick, hart umd 
rauh, wie bey dem Hay. Man fingihn mit einem großen Hafen, an einer eifernen Kette 
Als fie ihn nahe ans Schiff gebracht, fehlungen fie einen Strict mit einer Schlinge um fe 
nen Schwanz, und zogen ihn dadurch hinauf, machten ihn aber forgfältig todt, ehe jie ihn 
an Bord brachten. Die Kehle war groß, mit zwoͤlf Zähnen bewaffnet, fechfe oben, und. 
fechfe unten, dicke und feharf, etwa zween Zoll lang. Seine Schnauze ftrecfte fich einen 
‚halben Fuß über feine Unterfinnbaden, und war ein Knochen mit eben der Haut, fo wie 
fein Körper bedeckt, von graulichter Farbe, ob wohl Kehle und Sippen glänzend roth waren 
Seine Augen waren groß, roth, und glänzten wie Feuer. Statt der Fifchohren hatte er 
fünf Einfchnitte auf jeder Seite, die er nach Gefallen öffnete und fchloß, und gleich unter” 
ihnen eine fehr ftarfe Sinne von mirtler Größe. Er hatte zwo andere unter dem Leibe, und 
noch eine auf dem Rüden. Sein Schwanz war fehuppicht, die, ſtark und groß, und mit 
eben dergleichen Haut bedeckt, Weil ihm ein Hay ſich näherte, indem er gefangen waty 
gab er felbigern einen Schlag mit feinem Schwanze, wovon jener ſich in Eil fortmachte +). 

Serhahn. Eben derfelbe Berfaffer redet von einem Fifche, der unweit des Vorgebirges gefangen 
| worden, den er einen Seehahn nennt 2). Er war etiwa zehn Fuß lang, und fünfe im 
Umfreife. Sie hielten ihn erft für einen Blaſer oder Brampus, weil er ein Luftloch auf 

dem Kopfe hatte, und dadurch einen ſtarken Waſſerſtral ausblies. Auf dem Ruͤcken hatte 

er eine große Finne, und zwo von eben der Größe unter den Fiſchohren. Der Schwan, 

war groß, ausgezackt, dick und ſtark, das Age voll, groß, roth und lebhaft, die Fiſchohren 

groß, mit drey Deffnungen auf jeder Seite, wie falfche Fiſchohren, ver Mund weit, und mit 

fleinen Zähnen bewaffnet, die dichte beyfammen, und fcharf waren, auch noch ein Küffeh 

etwa zwanzig Zoll lang, der in zwey Theile getheilt, von dem obern und untern Kinnbacken her⸗ 

aus gieng. Diefer Küffel oder Schnabel war hart und beinige, mit Knorpel umgeben, und 

mit einer rauhen Haut wie Chagrin bedeckt, die fo hart, als die Haut des grauen Hay wat 

Ehen dergleichen Haut bedeckte feinen ganzen Körper, Sein Fleifch wardem Seepferde äh? 

tich, fehr fett, mit magern vermifcht, und wohlſchmeckend x). ' 
Oditfeme Die Seen bey dem Borgebirge Meſurado bringen einige feltfame Fiſche hervor, von 
Fiſche. denen Marchais zweene beſchreibt. Der erſte x) war von der Schnauze bis ans — 
) Barbots Beſchr. v. Guinea, a. d. in3 u.f 6. 9 Marcaisı Band,a.d.43u.f.©. 
r) Die Kupfertafei. 5 Siehe die Kupfertafel, * 





und politifchen Geſchichte. VIH Buch IT Cap. Gis 

des Schwanzes funfzehn oder achtzehn Zoll lang, vom Bauche bis auf den Ruͤcken ſieben Naturgeſ. 
oder achte dick, und etwa fuͤnfe von einer Seite auf die andere. Seine Schnauze war Eurz, der inländ. 
fein Mund nicht allzumeit, und mit feharfen und ftarfen Zähnen beſetzt. Er fiel begierig Kaͤnder. 
an den Angel. Ueber dem Munde hatte er zwey Mafenlöcher, und auf jeder Seite eine“ 
Erhöhung, wie eine Nafe. Seine Augen waren fein befonderfter Theil, und meit von fir " 
nem Munde, am Anfange des Ruckens gefest. Sie waren rund, groß, roth und lebhaft, 
und jedes‘ mit einem Augenliede bedeckt, welche in beftändiger Bewegung zu feyn fehienen. 
Diefe Augen waren im Mittel eines Sternes von fechs Stralen, drey oder vier Zoll la 
bey dem Drte, wo fie in bie Augen giengen, fo. groß, als eine Gänfefeder, und mit eine 
fumpfen Spige an dem Ende, Sie bejtunden aus harten Knorpeln, die wie des Wallfi- 
fehes feine biegfam waren, M 
Dieſer Fiſch hat nur einen Wirbelfnochen, vom Kopfe bis an ben Schwanz, mit Rib ⸗ 
ben, die etwa halb in die Seiten herunter gehen. Er hat fünf Schlige, wie kleine Fiſchoh— 
von, nebft zweh größern, die wie Menfehenohren.geftaltet, aber nicht zugefpigt find. Am 
Ende jedes von den großen ift eine Finne, deren Außerfte Schärfe ſich in fcharfe Spigen, wie 
die Flügel der Fledermaus, theilen. Sängft feines Ruͤckens hatte er eine große Sinne, in 
ziveene Theile getheilt, von denen ber erfte etiva ſechs bis fieben Zoll lang war, einen niedri⸗ 
gern bey ſich harte, beyde aber fehr zackicht und fharfgefpigt waren. Die Zaden der erften 
Abteilungen waren am fürzeften, und der eine niedriger als Die andern,'die von dem zweyten 
Theile nahmen nad) und nad) bis an den Schwan; ab. Diefer Schwanz war groß, aus 
zweenen Theilen zuſammengeſetzt, davon der zunaͤchſt am Leibe fleiſchicht war, und ſich in eine 
Finne, wie die auf dem Racken endigte. Unter dem Leibe hat er zwo dergleichen Sinnen, 
Er iſt ohne Schuppen, aber mit einer gelben ſchwarzgeſprenkelten Haut bedeckt, die ſo eben, 
glatt, dick und ſtark iſt, als Pergament. Das Fleiſch iſt weiß, fett, ſtark, und ſehr wohl⸗ 
geſchmackt. Die groͤßten ſind nicht uͤber ſechs bis ſieben Pfund ſchwer y). 

Der zweyte, welcher in Menge um dieſes Vorgebirge herum, und in den Fluͤſſen dabey Ein anderer. 
ift, übertrifft den erften fehr an Größe; einige waren zween Fuß lang, und wogen funfzehn 
bis achtzehn Pfund. 2). Der Kopf war etwa einen Fuß hoch, wo er am breiteften war; 
denn er hatte eine länglichtrunde Geſtalt. Er glich) einer alten Frau fehr, mit einer großen 
Naſe, runden Nafenlöchern, breiter Oberlippe, und großem Munde, mit übelgefesten Zaͤh⸗ 
Das Kinn ragte mit einer merklichen Bertiefung dazwifchen und zwifchen dem Munde 
Seite unter das Kinn herunter, machte ein doppeltes 
ft. Die Augen find rund, groß und roth, die Fifch- 
wie ein Fledermausfluͤgel, bedeckt. Der Körper ift 
tund, und nimmt nach und nach bis an den Schwanz ab, wo er flach wird, und fi) in eine 
Finne, wie die an den Fiſchohren, endigt. Unweit des Schwanzes hat er zwo ähnliche Fin⸗ 
nen, eine auf dem Rüden, die andere am Leibe, jede etwa acht Zoll lang. Die Haut iſt 
Braun, rauh, und ohne Flecken, über und über mit Stacheln, von drey bis vier Zoll lang, 
beſetzt, die wie Horn fo hart find, und ohne einige Erhebung an der Wurzel, aus der Haut 
heraus wachfen, Ex bewegt diefe Stacheln nad) Gefallen, und man faget, die Verwun—⸗ 


nen. ne 
hervor, Die Haut fiel auf jeder 
Kian, und vereinigte fich an der Bru 
ohren breit, und jede, von einer Finne, 


dung 


. 3) Marchais ı Band, a.d,72 u. f. S. Marchais ı Band, a. d. 121u. f. S. 
x) Siehe die Kupfertafel. 2) Siehe die Kupfertafel. 


- 


616 7 Beſchreibung von Guinea, deſſen Natur⸗ 


Etaotsver⸗ dung davon wäre gefährlich, weil das Thier noch lebte. Er ſchwimmt ſehr ſchnell Si 
— ziehen dieſen Fiſch ab, ihn zuzurichten, und das Fleiſch iſt vortrefflich. Er lebet von Kraͤu⸗ 
der inlnd. oe Krabben und kleinen Fiſchen zz), | | 


Loͤnder. 
Der I Abſchnitt. 
Staatsveraͤnderung und Eroberungen der Karower und Folgias. 


Bereinigung der Karower und Folgias. Sie ftehen fires Eroberungen. Sierra Leona wird durch Dago 
dem Manimaffah bey. Machen fich das Vor⸗ Palma wieder erobert; auch wieder verlohren. 
hirge Monte unterwürfig. Flonikerri wird Gammanahs Aufruhr ; welchen Flanſire dämpft, 
Zetoͤdtet. Andere Nationen werden befiegt. Flan⸗ Er erobert das Vorgebirge Dienfurado. | 


Vereinigung DE die Karower Rio Junco und Aguado a) bewohnten: fo hatten fie viel Steel 
der Karower tigkeiten mit den Folgias, die endlich in einen Krieg ausbrachen, dabey fich die legten 
und Folgias. als fie nicht länger widerftchen Fonnten, an einen Zauberer, Namens Jakehmo, machten, 
ihnen Die Art zu zeigen, wie fie bie Rarower übermältigen koͤnnten. Er befahl ihnen, ge 
fottene Fiſche mit den Schuppen in einen See unweit eines Hügels in der Karower Sande 
zu werfen. Gie glaubten, Die erften ihres Öefchlechtes wären vom Himmel in diefe Se 
gefallen, opferten deswegen täglich der See und den Fiſchen darinnen; und weil ihnen nicht 
vergoͤnnt war, Fifche mit den Schuppen zu eſſen: fo fahen fie die See als entheiligt all 
Diefe Liſt erregte Zwiftigfeiten unter ihnen, und fie ſchwaͤchten ſich durch innerliche Kriege 
wobey die Folgias ihren Bortheil abfaben, fie angeiffen, ſchlugen, und ihren Fürften, Sog 
walla, niedermachten, deflen Sohn, Flonikerri, nebit den übrigen Karowern, fich den Sie 
gern unterwarf. Diefe zogen ihre Tapferkeit in Betrachtung, nahmen fie zu Bundsge 
noffen an, anſtatt fie zu Sflaven zu machen, und Slanfire heirathete Wawalla, Die 
Schweſter des Flonikerri, der feinem Vater als Prinz der Karower nachfolgte, J 
Mittlerweile hatten die Quabe Monu, ein Volk unweit Rio Sextos, die Folgias 
angefallen, und Flonikerri ward wider ſie geſandt, der ihnen eine große Niederlage zufuͤgke⸗ 
und ihr and eroberte. n | 
Sie ſtehen Während diefes Kriegs ſtarb Mendino, König von Manow D), dem die Fofgiat 
dem Manis zinsbar waren, und man fteflte, der Gewohnheit nach, eine Unterfuchung wegen feines Todes 
maſſah bey an, Den diefer Gelegenheit ward fein Bruder Manimaſſah, der bey den Hofleuten vet 
haßt war, genöthigt, den Duoni, oder Neinigungstvanf zu nehmen; und ob ihm felbig®® 
wohl (osfprach: fo wollten fie ihn doch nicht in feine vorigen Ebrenftellen wieder ſetzen, ſon⸗ 
dern beſchloſſen, die Zauberer zu fragen. Manimaſſah, der über dieſe neue Beleidigund 
„ ergrimmte, ſagte zu ihnen : weil dieferSchimpf nicht zu ertragen wäre: fo wollte er ſich 
unter Anfübrung feiner verſtorbenen Freunde, der Geiſter, einen Wohnplatz aus⸗ 
ſuchen. Er reiſte wirklich nach Norden, in Gala, wo ein einfaͤltiges Volk wohnte, das 
fein Oberhaupt hatte. Seine Aufführung mar fo eimehmend, daß fie ihn in wenig Zeit 
zu ihrem Fuͤrſten erwaͤhlten, und ihm auf ſein eigen Anſuchen etwas von ihren Gewacht 
u 






2) Marchais 1 Band, a. d. 122u. f S. ) Beym Barbot und in der Karte heißt eh⸗ 
a) Aus den Umſtaͤnden dev Erzählung erhellet, dag Monow. Karte he 


ſolches gegen das Ende des letzten Jahrhunderts c) Mit einem Hute auf dem Kopfe vor eine 
gefchehen. | großen Manne zu ercheinen, ift hier ein — * 


% 


und politiſchen Geſchichte. VII Buch IT Cap. 'Sı7 

und Wildboraͤt als ein Zeichen der Unterwuͤrfigkeit gaben. Sie begegneten ihm aber mic Seaatsver⸗ 
ſo wenig Ehrfurcht, daß er ſich bald von ihnen weg machte, und zum Slanfire, Könige der Änderung 
Folgianer, begab, deffen Tochter er geheirathet hatte; da denn dieſer Kerr den Flonikerri * inland. 
mit einem Kriegsheere ſandte, welches Gala bald eroberte, und den Manimaſſah in die — 
unumſchrankte Herrſchaft daruͤber einſetzte. 

eſtah, der Vetter des Flonikerri, hatte ihm oft die Schoͤnheit des Landes 2 
Se 2 das Borgebirge Monte gerühmt, wo er gemefen a und en — 
mie leicht ſolches zu erobern wäre, Slonikerri, der ſchon lange vorher von dem Könige Monte. 
einige $änder gefucht hatte, fich dafelbft als ein ihm zinsbarer Herrfcher zu fegen, bath um 
Erlaubnif, Dey Berkoma in Diefer Abficht zu erobern. Nach langen Beratbfehlagungen 
ward ihm diefe Bitte gewährt, und Flonikerri zog mit den Rarowern und anderer flar- 
fen Macht in diefen Krieg. 

Sobald fie bey dem Borgebirge Monte, auf der Südfeite der Stadt Tombi angelangt 
waren, fielen fie die Bey Monow (oder Leute von Vey Berkoma) an, die zahlreich und 
tapfer, und daher nicht fo leicht zu überwältigen waren. Weil aber ihre Waffen nur in . 

Pfeilen und Wurffpießen beftunden: fo wurden fie endlich Durch die bejtändigen Anfälle und 
vergiiteten Pfeile der Karower fo ermüpdet, daß fie fich mit ihren Hüten auf den Köpfen 
nad) Quolim, einem Fort der Karower, am Fluffe Plizoge, etwas oſtwaͤrts von Tombi, 
machten, und Dafelbft um Gnade bathen. Fionikerri ertheilte ihnen folche, worauf fie 
fich der Gewohnheit nad; auf ihre Angefichter niederwarfen, und er fie mic Füßen trat, 
Darauf machten fie einen Vergleich, zu deifen Befräftigung die Beſiegten etwas Blut 
von Hühnern, welche in ihrer aller Gegenwart getödfet wurden, verfchluckten. Darauf 
tourben die Hühner gefocht, und das Fleiſch gegeflen. Nur bie Füße hob man zum Ans 
denken auf, fie dem zu zeigen, ber den Vergleich brechen würde. Ein dergleichen Anblick 
erinnerte bie Friedbrüchigen an der Strafe, welche auf die Berfeßung der Treue folgte, 
und brachte fie auf befjere Gedanken. 

Flonikerri ward durch diefen glücklichen Fortgang ſtolz, und fing an, auf größere Un: Flonikerri 
ternehmungen zu finnen. Raum aber waren die Gemüther der Deys und Rarower ver⸗ wird umge- 
einige: fo vergaß Miminiko, der Sohn des Manimaſſah +), feine vorige Berbindlich- bracht. 
keit gegen den Flonikerri, und Fam mit einem Deere von Balanern,und andern, bie verei- 
nigten Nationen anzugreifen, die ihm eine anfehnliche Macht entgegen ſchickten. Als bie 
Galaer erft durch ihre Menge die Karower zu einem unordentlichen Ruͤckzuge genoͤthigt 
hatten: ſo grub Flonikerri mit ſeiner Hand ein Loch in die Erde, und kniete darein, mit 
Dem Entſchluſſe, da zu ſiegen, oder zu fterben. Er ward auch nach einem fangen und ſchar⸗ 

fen Gefechte getoͤdtet, und ſteckte voll Pfeile und Wurfſpieße. Indeß faßten ſeine Leute 
wieder ein Herz, und erneuerten Die Schlacht, ihres Prinzen Tod zu rächen, mit fo viel 

Wuth, daß ſie bald das Feld erhielten f). ir 
Zillimanko, welcher zum Nachfolger feines Bruders erwaͤhlt ward, bediente ſich des Andere Na— 


Sieges, griff des Feindes Lager an, beſiegte bald die Puy Monow, und gab die Beute tionen wer— 
ſeinen den ebenfalls 


| eſtegt. 
Unterwuͤrfigkeit. Barbots Beſchr. von Guinea, Folgia, und ſaget, ſie wuͤrden mit dem Blute be⸗ befieg 


auf der 127 Seite. ‚ ihn 
d) Barbot erwähnet dieſes ale eine Gewohn⸗ e) Er wird bisweilen Mammaſſah geſchriebem. 


Belt unter dem Wolfe und Fürften, beſonders m) Ogilbys Aftea d. 407u fS 
Allgem. Reiſebeſchr. II Band. Jii i 


618 Beſchreibung von Guinea, deſſen Natur ⸗ 


Staatsver⸗ feinen Soldaten. Hierauf ruͤckte er auf Guoſa Monow, welches laͤngſt dem Mag⸗ 
Anderung wibba, oder Rio Novo liegt, zu, da ſich die Einwohner ohne Widerſtand ergaben; und 
air ne fo machten fic die Karower mit Beyſtande der Folgias zu Herren des ganzen Landes, 
IT und erhielten den Ruhm eines mächtigen Volks. | 


Bald darauf zog Zillimanko nad) dem Fluſſe Maqualbari oder Rio Galinhas 
mo er nach. einem geringen Widerftande die Quilliga Monow befiegte. Auf diefe Art 
endigte fich der Krieg, und er begab fich nach feinem alten Wohnplage, Tombi, zuruͤck, wo 
er endlich ſtarb. Man muthmaßte, er ſey vergeben worden. Er hinterließ verſchiedent 
Söhne, die ihrer Jugend wegen noch zur Regierung untüchtig waren. ” 

Flanſites Er⸗ Indeffen folgte der ältefte Flanſire ihm nach, und fein Better "Jemmab, feines Vaters 

oberungen. Schweſter⸗ Sohn, verwaltete das Regiment Zeit feiner Minderjaͤhrigkeit. Flanſire 9 
ſeines Vaters Tapferkeit, und ſtrebte nach der Erweiterung ſeines Reichs, ſobald er ſolches ſelb 
zu regieren bekommen. Er ließ ſeine Macht uͤber die Maqualbari hinuͤber ziehen, und 
eroberte das ganze fand weſtwaͤrts bis Sierra Leona, welches ihm endlich auch unter⸗ 
würfig werden mußte: Bon diefem Lande machte er den Uuandaquells zum Statt 
halter, Ueber die Laͤnder am Sluffe das Palmas feste er den Selbore, von welchem der 
Fluß den Namen Selbore oder Sherbero erhielt, und Sitre befam die Leute um Aid 
Galinhas zu regieren. 


Als feine Eroberungen folchergeftalt verfichert waren, kehrte er nah Tombi zurüdı 
100 er verfchiedene Fahre friedlich regierte, Endlich kam die Nachricht, Quandsqual® 
Sierrakeona fen wieder durch Dogo Falma aus Sierra Leona vertrieben, und genöthige worden 
wird wieder nach den Eylanden Bananas zu fliehen. Diefer Dogo Salma, war von Dogo, eine 
vom Sandfchaft von Hondo. Slanfire ließ fogleich den Herren von Bolm befehlen, ſich aM 
einem beftimmten Drte mie ihrer Macht zu ihm zu verſammlen. Weit fie fich aber mit feinem 
Bruder Bammanab in einen Aufruhr eingelaffen hatten, fo verachteten fie feinen Beſeh 
Flanſtre, welcher Damals nichts von diefer Verbindung wußte, überließ feinem Bruder die 
Regierung in feiner Abwefenheit, und zog mit feinem älteften Sohne Slamburre, jegigel 
Könige von Duofa g) nach dem Berfammlungsplage, Ben dem Fluffe das Galinha 
gieng er in Canves nach den Bananas-Eylanden über, nahm dafelbft die Leute zu fidh 
welche von Sierra Leona dahin geflohen waren, und zog gerade auf Sierra Leone IW 
wo er feine Macht ans Sand fegte, und den Krieg gegen Dogo Salma anfing, 


Dogo Falna Diefer Dogo Salma, hatte bey dem Könige von Dogo oder Hondo in großen End 

erobert, den geftanden. Weil er aber eine von des Königs Weibern befchlafen : fo ließ der König, al 
ftatt daß er das Verbrechen mit Golde oder Sklaven erfaufen können, ihm beyde Shren 
abfehneiden, und ihn aus dem Sande jagen. Mit Der Zeit vergieng des Königs Zorn, und 
er ward wieder an den Hof gelaffen, wo er aber bald feinen Stolz fehen ließ, und einsmals ® 
Verwegenheit hatte, dem Könige zu fagen: „Weil die ungewöhnliche Strafe, die er ihm 
„angethan, ihn bey allen verfpottet und lächerlich machte: jo hoffte ex, andere würden, m 
„fern fie dergleichen Verbrechen begiengen, eben fo geftraft werden, und drohte, im Kalle fe 
Anſuchen abgefchlagen würde, es auf den Straßen und in den Wäldern, den Jannanin 
„und Delli, d. i. den Beiftern und Teufeln allen zu klagen. Ri fer 

ie 


2) D.i. wie diefe Erzählung geſchrieben worden. 


* 


uund politiſchen Geſchichte. VIII Buch II Cap. 619 
Dieſer kuͤhnen Drohung ungeachtet, beſchloß der König in einem Rathe, daß dasjenige Staatsver; 
was mit ihm vorgenommen worden, auf andere nicht folfte erftrecft werben. - Indeß wurde Anderung 
er, ihn einigermaßen zu beruhigen, zum Generale eines Heers ernannt, das Sierra Leona, Per inbin- 
twieder erobern follte, Er verrichtete dieß, und biele fich einige Zeit wider den Slanfire. — 
Aber dieſer König griff endlich mit Huͤlfe einiger Weißen die Stadt Falmaha an; fie hie: Geht von 
ben dem Wall von Bäumen mit Aerten nieder, Drungen hinein, und ſteckten Die Häufer an, Neuem vers 
Darauf flod Dogo Falma, und Flanſire verfolgte ihn zwar, Fonnte ihn aber nicht gefans lohren. 
gen befommen: doch erhielt er den Titel Dogo Falma Jondo Mu, d. i. der Der- 
folger des Dogo Salma. 

Als Flanſire alfo Bolmburre wieder ebobert, und den Quandaqualla wieder einge: 
fegt hatte: fo gieng er mit feinem Heere nach feiner Nefidenz, erhielt aber unterwegens Nach: 
richt, daß fein Bruber Bammanab, die ihm in feiner Abroefenheit aufgefvagene Regie- Gammas 
rung fich eigenthümlich angemaßt, alle feine Soͤhne, die er bekommen Fonnen, getödtet, und nahs Auf- 
feine Weiber für ſich genommen hätte, Dazu kam, daß die Bebbe Monow, die um ruhr 
das Vorgebirge Meſurado herum wohnen, einen Einfall in Dowalla und das Vorge⸗ 
birge Monte gethan, die Stade verbrannt, und alle Einwohner, welche fie bekommen fün- 


nen, mit in Die SElaverey geführet hatten. 

Darauf zog Flanſire eilfertigft nach den Fluſſe Maqualbari, und rief Karow und 
die Jannanin, d. i. Bott und die Engel, zu Richtern zwiſchen ihm und feinem Bruder, 
und Jur Rache über den, der unrecht hätte, an. Darauf gieng er mit feinem Heere über 
den Fluß, wo Gammanah feine Refidenz eingenommen hatte, in der Abſicht ihn abzu- 
fehneiden, und erfocht einen vollfommenen Sieg über die Rebellen, dabey ſich fein Bruder 
unter den Getödteten befand. 

Als er fich nach dieſem lagerte, die Bewegungen der Rebellen zu beobachten: fogieng fein wird vom - 
Sohn Slamburre mit einer Partey Soldaten in den Wald, Zibetfagen zu jagen, und Flanſire 
da fie tief hinein kamen, entdecften fie einige von den Rebellen, welche befchäfftige waren, Ledaͤmpft. 
den Bammanab zu begraben. Bey ihrem Anblike flohen fie, und Dinterließen den Leich⸗ 
nam mit drey gefeffelten Sklaven, Die bey dem Grabe hätten follen geopfert werden, Gie 
führten diefelben zum Flanſire, der fie befragte, zurück fendete, und den Rebellen verfprechen 
fieß, fie zu Gnaden anzunehmen, wenn fie ſich unterwürfen, welche unerwartete Gewogen— 
heit fie bereitwillig annahmen. 

Hierauf zog König Flanſire mit allen feinen Seuten nach dem Borgebirge Meſurado, Erobert das 
die Gebbe Monow zum Gehorfame zu bringen, welches er mit einer großen Niederlage Vorgebirge 
that, und nachdem er das Land geplündert hatte, nach Tombi zurückkehrte. Bald darauf Meſurado. 
thaten die Dogo Monow einen neuen Einfall, den Verluſt des Dogo Falma zu rächen. 

Er verließ anfänglich) die Stadt, und begab fich nach Maſſagh, einem Eylande im Fluſſe 
Plizoge, wohin ihn der Feind mit Floͤßen verfolgte, und angreifen wollte, aber von Flan⸗ 


fires Seuten eine völlige Niederlage erlitt >). 


Yiiia | Der 


b) Ogilbys a. d. Mo u. f ©. 


620 Beſchreibung von Guinea, defien Natur⸗ 


Keine Der III Abſchnitt. 

der inlaͤn⸗ 

—— Bon ben Einwohnern dieſer Gegenden, beſonders den Quojaern. 
aͤnder. 


Die Einwohner. Ihre Abſchilderung. Große Ei- fer. Brücken. Sprachen, Wie fie die Zeit abs 

mnigkeit. Heirathen. Wie fle ihren Kindern Nas meſſen. Leichenceremonien. Wie Menfchen bp 
men geben. Eröfolgen. Krankheiten. Ackerbau, dem Grabe als Opfer erwuͤrgt werden. Leichene 
Fiſcherey und Jaͤgerey. Ihre Städte und Haus faſten. 


Eintooßners Hi Schwarzen von beyben Gefchlechtern find überhaupt fehr geil, welches Krankheiten 


ihre Abſchil⸗ 


derung, 


Große Ei⸗ 
migkeit. 


verurſachet, und ihr Leben verkuͤrzet. Sie lieben ſtarke Getraͤnke ſehr, beſonders Brand⸗ 
tewein, wenn er ihnen gegeben wird, kaufen aber werden fie ſelten welchen, Die Weiber 
bilder bedienen ſich gewiffer aus Kräutern und Ninden gemachter Getränke, laſterhafte Ber 
gierden zu erregen, Indeß find Die $eute in_diefen Gegenden wohlgefittet, und von einem 
guten Umgange, vergießen auch nicht leicht Blut, wo fie nicht aufgebracht werden. 


Sie leben in großer Einigkeit und Freundſchaft, und find beveit, einander im Nothfalle 
mit Kleidern und $ebensmitteln beyzuftehen, auch öfters mit dergleichen Sachen, und Skla— j 
ven, auch andern Dingen vom Werthe zu befchenfen. Wenn jemand ftirbt, und niche ge 
nug Dinterläßt, daß er Fann begraben werden: fo tragen feine Freunde die Unfoften. Sie 
pflegen einander felbft zwar nicht zu beftehlen, machen fih aber darüber bey Fremden 
Fein Bedenken. 3 

. Die Bielweiberey ift hier, tie in andern Laͤndern der Schwarzen, gewöhnlich. Die er⸗ 
fe Frau, welche Makilmah heißt, hat den Vorzug vor den übrigen. Ihre Hochzeitcer 
remonien find wie in den andern Gegenden: nur ift zu bemerken, da der Bräutigam Det 
Braut drey verfchiedene Geſchenke giebt, erftlich das Toglo oder Kola, welches in etwas 
Korallen befteht ; zweytens das Jafing, etwas Pagnes oder Zeuge; drittens die Lefing 
oder eine Kifte, ihre Sachen aufzuheben: Moch über dieß einen metallnen Keffel, ein Ber 
den, oder nach Befchaffenheit ihres Standes einen Sklaven. Der Braut Bater ſchicket 
ein Geſchenk von einem oder ein Paar Sklaven, zwo Kutten, einen Köcher vol Pfeil 
einen Säbel, und Wehrgehenfe, mit drey ober vier Fäffern Reif. Der Mann ernaͤhret 
die Knaben, die Frau die Mägochen, Sie machen ſich Fein Bedenken, Weibsperfonen zu 
heirathen, die ihre Fungferfchaft verfohren haben, wenn folche nur veich find. Diefe Schwar⸗ 
zen fowohl, als die von der Gambra, enthalten ſich forgfältig ihrer Weiber, ſobald ſolche 
ſchwangerzu ſeyn fcheinen, — 


Wie fie ih⸗ Zehn Tage nach der Geburt legen ſie ihren Kindern den Namen bey. An dem Tage, da der 
zen Kindern Knabe den Namen erhaͤlt, geht der Vater in Begleitung feiner Hausgenoffen, mit Bogen 
Ramen ge⸗ und Pfeilen bewaffnet, lärmend und fingend in der Stadt herum; die Eintwohner, wo er 


ben. 


vorbeygeht, gefellen ſich mit muſikaliſchen Inftrumenten zu ihm. Darauf nimmt der, mel 
cher zu der Ceremonie beſtimmt iſt, das Kind von der Mutter, leget es mitten in der Ver⸗ 
ſammlung auf ein Schild, und giebt ihm einen Bogen in die Hand. Mach diefem hält 
er eine lange Rede hievon an das Volk, kehret fich alsdenn zu dem Kinde und wuͤnſchet, & 
möge, wie fein Bater, arbeitfam, gaftfrey, ein guter Baumeifter und Hauswirth feyn; ſei⸗ 
nes Nachbars Weib nicht begehren, Fein Trunkenbold, Verſchwender u. ſaf. ſeyn. Wor⸗ 
auf er das Kind aufhebt, ihm den Namen, und es feiner Mutter oder Säugamme übergiebe _ 
Die Geſellſchaft trennet ſich darauf, und die Männer geben auf die Jagd oder Palmwein 
4 zZ 


und politifchen Gefehichte. VII Buch II Cap. 621 
zu zapfen. Nachmittage kommen ſie wieder in der Stadt zuſammen, wo des Kindes Mut⸗ Einwohner 
ter das Gefangene mit Neiße fochet, und fie bis in die Nacht ſchmauſen. derinläne 

Wenn ein Mägbchen den Namen erhalten fol: fo bringt die Mutter oder Säugamme ER 
das Kind dahin, mo die meiften von den Seuten des Fleckens verfammlet find, leget es — 
eine Matte auf die Erde, mit einem kleinen Stabe in einer Hand, und vermahnet es als⸗ 
denn eine gute Hausmutter und Koͤchinn, reinlich, keuſth, und eine gute Ehefrau zu ſeyn, 
damit ihr Ehemann fie über alle ſeine andern Weiber lieben, und fie ihn auf die Jagd be— 
gleiten möge, Mach Endigung diefer Wünfche, wird ihr der Name beygelegt 7). 

Der ältefte Sohn erbet alfe Güter, Weiber und Kebsweiber des Verftorbenen; und Erbfolgen. 
wo er ohne Familie ftirbt, fo fällt alles auf feinen jüngern Bruder, wenn dergleichen vor— 
handen if. Die andern Kinder verforget der Bater ordentlich bey feinen Lebzeiten, damit 
fie nach feinem Tode nicht in Armuth gerathen. Stirbt aber ein Mann ohne Söhne, fo 
ift feines Bruders Sohn fein nächfter Erbe, ob der Verftorbene gleich Töchter hätte; und 
wenn fein Mann in der Familie übrig bleibe, fo wird der König fein einziger Erbe, muß 
aber alle zurückgelaffene Töchter verforgen A). 

Menfchen und Thiere werden hier von vielen in Europa unbefannten Krankheiten ge: Krautheiten. 
quälet. Die vornehmften find die Ibatheba, welche eine Menge von Elephanten, Buͤf⸗ 
fein, Ebern und Hunden, aber nicht foviel Menfchen toͤdtet. 

Die Mafern raſen fehr, und viffen vor Zeiten in der Sandfihaft Hondo die meiften 


Leute weg. 

Der Blutfluß richtet die Schwarzen Häufig nach Verluftealles ihres Blutes bin. Sie 
glauben, daß ihn die Sovab Monow oder Zauberer zuwege bringen. Nach der Duos 
ſaer Berficherung, war ihnen diefe und Die vorige Krankheit unbekannt, bis fie von Sierra. 
Leona um das Jahr 1627 durch einige Europäer gebracht wurde, 

Die Pocken wüten allhier nicht weniger. Sie find auch mit Krebsgeſchwuͤren fehr gea 
plagt, die ihnen Nafe, Sippen, Aerme und Beine wegfreflen, 

Das TOR Hondedoengh genannt, ift ſehr heftig, ſowohl als das Zahnweh 

idoengh. 
———— durch das ganze fand, um Sierra Leona und in Ouoſa, find ei— 
nem gewaltigen Aufſchwellen des Hodenbeutels unterworfen, welches ungemein ſchmerzhaft 
ift, und allen Öenuß des weiblichen Geſchlechts, auch das Gehen verhindert. Die Leute 
von Folgia und Hondo, find mit diefer Krankheit nicht fo fehr geplagt, als bie übrigen, 
und fie iſt anders wo völlig unbekannt. j 

Der Feldbau iſt die vornehmfte Befhäfftigung der Schwarzen hieherum; benn fie find Selötan, 
der Handlung nicht ſehr ergeben. ‚Sie haben wenig oder feine Sklaven zu verlaffen, und 
die große Menge europäifcher Schiffe, die längft ihren Kuͤſten vorbey fegeln, erſchoͤpfet gar 
bald die Zähne, das Wachs und das wenige Farbeholz, welches fie haben. 

Im Zenner fangen fie an, ihre moraftigen Gründe zum Reihe zuzubereiten, darinnen 
ihr vornehmfter Unterhalt befteht. ‚Sie ſaͤen ihn auf eben die Art, mie die Engländer das 
Korn, und es folget jemand dem Sämanne nad), der das Erdreich mit einer Eleinen Hacken 


über die Saat ſtreicht. 
Sika Wenn 


Barbots Beſchreibung yon Guinea a. d. 1171. f.&. H Ebendaſ. a, d, 121 ©, 


622 Beſchreibung von Guinea, deſſen Natur 


seinwobneer Wenn der Reiß drey Tage nach dem Saͤen aufſchießt: ſo umgeben ſie das Feld mit 


der inländ. 
B.önder. 


: Fiſchen und 
Sagen. 


Städte und 
Haͤuſer. 


Bruͤcken. 


Paliſaden oder mit einer Hecke, der Elephanten und Büffel wegen, Die dieſes Gewaͤchs ſehr 
eben. Sie laſſen auch Sklaven und Jungen wachen, und die Vögel wegſcheuchen. Gr 
gen den May fehneiden fie ihn, und füen das zweytemal in harten ebenen Feldern. ie 
Anfange des Brachmonats fehneiden fie folhen auch, und verrichten bie dritte Saat auf 
hoben fteigenden Feldern, die mit Anfange des Wintermonats eingeerndtet wird, Die 
beftändigen Regen vom April bis in den Herbſtmonat erleichtern die Bearbeitung hoher: 
und harter Felder. N 
Sie geben den Grunde zwey bis drey Jahre Zeit, ſich zu erholen. Die Weiber ha 
ben viel beym Feldbaue zu hun. An einigen Orten müffen fie ausgäten, an andern ſaͤen⸗ 


Sie müffen durchgehends den Reiß in langen tiefen Morfern ftoßen, die aus einem hohlen 


Stamme eines großen Baumes gemacht find, und ihn endlich für die Samilie kochen. 
Die Schwarzen bringen viele Zeit damit zu, daß fie den Reiß einerndten, ihn auf 
den Brachfeldern trosfnen laſſen, in ©arben binden, und dem Könige den Zehnten 
davon geben. ip 

Die sandfihaften der Hondoer, Balaer und Bebbe Monow bringen den beften Reiß/ 
und allezeit in Menge hervor. 

gwiſchen der Erndte befchäfftigen fich die Duoja = Schwarzen mit Fifchen, Jagen ode 
Bauen. Niemand aber darf ohne Erlaubniß des Königs Büffel jagen, der alsdann DE 
von die Hälfte, und von allem andern Wilbpräte den dritten Theil befümmt. Waſſerele 
ee gehören dem Könige oder Oberhaupte völlig, und er giebt dem Jaͤger dafür, was 
ihm gut duͤnkt. f 

Die Fiſcher geben auch einen Theil ihres Fanges dem Priefter des Belli für die 
Jannanin oder Seelen ihrer verſtorbenen Verwandten k), j 

Die Häufer der Quojaer find alle rund gebauet, wie zu Rufiſco. Sie haben fo wohl 
offene als befeſtigte Plaͤze. Die erſten, Namens Son Serab, find zirkelrund gebaut, 
und mit Bäumen, die fehr dicht gepflanzt worden, eingefaßt. Die befeftigten heißen Sar 
Siab, haben vier oberes oder Arten von Bollwerken, wodurch ein fo enges und niedf 
ges Thor in die Stadt geht, daß nur einer auf einmal Durchfann. Ueber jedem Thore i i 
ein Schilderhaus von den Aeſten eines Baumes, der Tomba Bangoela heißt. Diele, 
Staͤdte find gleichfalls mit Pfählen vom Tombo oder Weinpalmen umgeben, Die lang / 
dick, und von ſehr hartem Holze ſind, und an die Baͤume, welche gleichfalls darum ſtehen, 
dergeſtalt befeſtigt find, daß man nichts durch dieſe Umzaͤunung ſehen kann. In gewiſſen 
Weiten aber find enge Oeffnungen, welche zu Schießloͤchern dienen koͤnnen. g 

Die Straßen gehen Freuzweis, von einem obere zum andern, und machen in der 
Mitte eine Art vom Marftplage. 

Alle Einwohner des offenen Landes und der Flecken haben in den San Sich Haͤuſer / 

zu welchen fie bey einem feindlichen Einfalle ihre Zuflucht nehmen 7). 

Die Fluͤſſe in dem Sande der Duojaer find durch die Wafferfälle und Sandbänfe fuͤt 
Canoes unbrauchbars Daher fie eine Art von zuſammengebundenen Tomboſtaͤben haben / 
an deren jeder Seite ſich ein Strick, der aus gewiſſen zuſammengewundenen BT — 

eht, 


k) Barbot auf der ng und folgenden Seite. 
) Es giebt folche Käufer in den Landftädten in China. 


und politiſchen Geſchichte. VII Buch II Cap. 623 
fteht, befindet, welche queerüber auf die Höhe von drey Fuß gezogen wird, um die Reifen Kinwohner 
den vom Fallen ins Waſſer zu verfichern, | der inländ. 

Die gemeine Sprache der biefigen Schwarzen iſt der Quojaer ihre. Es giebt auch noch ‚Aönder. 
andere befondere Sprachen, als von Tim, Hondo, Mendo, Solgiss, Bals, und Gebbe. Sprachen, 
Der Solgianer ihre ift die zierlichfte, und Heißt Daher Mendiſko, oder die Herrenfprache; 
zu Ehren des Königs von Folgia, dem fie unterthan find. Die von Gala und Gebbe 
find etwas von ber folgianifchen unterfehieden, und die von den Rondequojaern fofehr, als 
das Miederdeutfche von dem Hochdeutſchen. : 

- Die Schwarzen, welche einige Artigfeit befigen, reden fehr zierlich, und bedienen fich 
öfters verblühmter Redensarten, die fie wohl anbringen. 

Sie theilen den Tag nicht in Stunden, fondern erfennen nur, wenn es Mitternacht iſt, Wie fie die 
an ben fünf Sternen, welche ſie Monſa Ding, oder des Herrn Sohn, beißen, die außer Zeit meffen. 
den Plejaden im Kopfe des Stiers erfcheinen m). 

Ihre geichenbegängniffe find im Hauptwerke eben wie bey den ſchon befchriebenen Leichenbes 
Schwarzen, ob fie fich gleich in einigen Umftänden und Zufägen unterſcheiden. Wenn der gängniffe, 
Körper wohl abgemafchen iſt: fo wickeln fie ihm das Haupthaar in Socken auf, und fegen 
ihn auf Pfoften aufgerichtet, und mit den beften Kleidern, die er bey feinem Leben getragen, 
oder auch die ihm, wie gewöhnlich ift, nach dem Tode gegeben werden, angezogen, mit eis 
nem Bogen in der einen, und dem Pfeile in der andern Hand. 

Die nächften Freunde halten alsdann eine ziemliche Weile eine Art von Scharmügel 
mit ihren Bogen und Pfeifen. Darauf fnien fie rund um den $eichnam herum, mit den 
Rücken nach ihm zu gefehret, und ftellen ſich an, als ob fie fehr aufgebracht wären, und 
fehießen alfo ihre Pfeile rund in die Welt, um, wie fie fi) ausdrücfen, damit an den Tag 
zulegen, daß fie bereit find, den Todten gegen einen jeden, der Uebels von ihm reden wuͤrde, oder 
an ſeinem Tode Theil haben moͤchte, zu raͤchen. Hierauf erwuͤrgen ſie einige Sklaven des 
Verſtorbenen, ihm in jener Welt zu dienen, die zuvor mit den allerbeſten Speiſen find bes 
wirthet worden. e 

Mährend diefer Zeit unterhalten die Weiber die Frau, werfen fi) vor ihren Füßen 
nieber, und wiederholen oft diefe Worte: Bgune, bgune, Das ift: Wiſchet eure 
Thränen ab; oder: Tröfter euch. 

Nach diefem tragen zivey Seute den Seichnam auf einem Brette oder einer kleinen Leiter Menſchen— 
zu Grabe. Mit dem Körper werfen fie die ermürgten Weiber und Sklaven, Matten, opfer. 
Keſſel, Boden, und andere dem Verſtorbenen zuftändige Kleinigkeiten, hinein. Alles bes 
decken fie mit einer Matte, und hängen feine Waffen an eine Eifenftange, welche in einem 
Dache befeſtigt iſt, das fie über das Grab zu Abhaltung des Regens machen, ine lange 
Zeit danach fegen fie täglich Speifen dahin, um in der andern Welt davon zu effen. Wenn 
ein Weibsbild begraben wird: fo hängen fie an ftatt der Waffen ihre Becken und hollaͤn⸗ 
i an die Stange. 
—— n fie auch an noch fo entfernten Orten ſterben, begraben fie 


Alle von einer Familie, wen x * 
. zufammen, Die Serräbrißptäge find meift verlaffene und verwuͤſtete Städte, welche fie 


Tomburop nennen, Verſchiedene derfelben befinden fih am Stuffe Plisoge und im 


Eylande Waſſah, Hinter dem Vorgebirge Monte. * 
ie 


m) Barbot auf der zo und folgenden Seite. 


J 


624 Beſchreibung von Guinea, deſſen Natur⸗ 


Einwobner Sie erwuͤrgen die Perſonen, welche mit den Vornehmen begraben werden; weil fie das 
der inlaͤnd. Menſchenblut viel zu koſtbar halten, als daß es um einiger Urſache willen vergoſſen werde 
ůnder Sie yereichten ſolches mit einem Stricke, den fie ihnen hinter den Nacken binden. Sit 
Warum fol verbrennen auch in ihrer Gegenwart die. überbleibenden Speifen, mit denen fie haͤtten ſollen 
he erwuͤrgt hewirthet werden, weil fie folche für heilig halten. 
werden. Aber dieſe barbariſche Gewohnheit faͤngt an ſich zu verlieren; denn an den meiſten Di 
‚gen, wo fie im Schwange geht, verbergen die Leute ihre Töchter oder Kinder, fo bald des 
Königs Krankheit tödelich wird. Daher feine Bedienten folche Gefahr mit aller Sorgfalt 
geheim halten. Wenn die Verſteckten wieder nach Haufe kommen: fo wirft man ihn 
ihre Zaghaftigkeit aufs haͤrteſte vor, welches bey ihnen die heftigfte Befchimpfung ift, und 
ſaget ihnen, wie fhändlich es fey, daß fie mit ihrem Heren oder Ehemanne nicht ſterben 
wollen, deſſen Brodt fie doch gegeffen haben, . z 
Leichenfeſt. Es wird auch von den naͤchſten Freunden eine Faſten, zehn Tage nach der Beerdigung 
bey Öemeinen, welche Bulli Guwe genannt wird, und dreyßig Tage bey Vornehmen, 9” 
halten. Diejenigen, welche diefes Faſten halten, thun mit Aufhebung beyder Hände ein 
Gelübde, während der Zeit feinen Reif zu effen, auch nichts zu trinfen, als was in dieſel 
Abſicht in einem Loche in der Erden aufbehalten wird, imgleichen fich des Umgangs DE 
Weiber zu enthalten, Die Weiber hingegen geloben, fich diefe Zeit über in nichts , ad 
meiße und ſchwarze Lumpen, zu Fleiden, mit ungebundenen Haaren zu gehen, und auf dem 
bloßen Boden zu fehlafen. 
Wenn die Faſten vorbey ift: fo heben die Büßenden wieder beyde Hände in die Hoͤhe 
anzuzeigen, daß fie alles genau erfüllee haben, Darauf gehen die Männer auf die Jagd 
bie Weiber Eochen, was jene gefangen mitbringen, und alle ſchmauſen zufammen davo 
Endlich werden diejenigen, welche gefafter haben, mit einem Gefchenfe von einem Berk 
Kleide, Salz, einer Eifenftange und dergleichen, fortgeſchickt 7). h 


R 3 

1% 

ee Der IV Abſchnitt. 
ins Hegierungsform der Quojaer. 4 


Staatskunſt der Anofaer. Ditel Dondagh. Wie ſol⸗ anhören. Wie der Koͤnig fremde Abgeſandten auf⸗ 
cher ertheilt wird. Der König herrſchet unum⸗ nim̃t und ihnen begegnet. Strafe des Ehebruchs⸗ 


ſchraͤnkt. Wie er feine Unterthanen fodern laͤßt, und Reinigungstraͤnke. Hinrichtungen. J 
Staatstunſt (Mas Anfehen ber Quojaer Berkoma über die Lander von Silm Bulm, und Bulm⸗ 
derOuojaer. berre, die gleichwohl groͤßer und volkreicher find, ruͤhret von ihrer guten Regierunß 


ber, die von weifen und vernünftigen Männern geführt wird. Sie erhalten ihre Untert 

nen und Nachbarn in der Univiffenheit, wie klein ihr Land iſt, und wie wenig es Einwo 
ner hat, und laffen daher feinen durch ihr Sand von Often weſtwaͤrts, oder von Werten eI 
waͤrts reifen. Dadurch nehmen fie zugleich mehr Theil an der Handlung. Sie dienen 
ihren Nachbarn als Unterhaͤndler, und führen die Güter durch ihr Land, welche die OT 
chen Schwarzen den weftlichen, oder diefe jenen, ſchicken. Diejenigen, die nordwärts liegen 
gehen mit den Duojacen eben fo um, und laſſen feine, als die fich unter ihnen verheirathet 
haben, durch ihr Land zu denen Voͤlkerſchaften reifen, Die Darüber hinaus liegen. Sm oh 


») Barbot auf der 120 und folgenden Selte. 


und politifchen Geſchichte. VII Buch II Cap. 625 

Obwohl die jas⸗Berkoma dem Könige von Folgia unterworfen find: ſo hat Inlaͤndiſch. 
diefer Herr doch — — den Titel den —* fuͤhret, ertheilet, und * Ränder Res 
König der Dvojaer errbeilet ihn eben wieder dem Könige von Bulm Berre, der ihm, und EIFRNB- 
nicht dem Könige, der Folgias huldigt. | Sein Titel 

Der König der Folgias ertheilet den Titel Dondagb dem Könige der Quojaer folgen: Dondagh. 
dergeſtalt Der leßtere liegt flach auf dem Boden, Die Folgias werfen etwas Erde auf feinen Wie [cher 
Ruͤcken, und fragen ipn, was für. ein Name ihm am beiten gefällt? Nachdem er folches ce wirs 
geſagt: ſo rufen ſie ihn laut aus, und fegen das Wort Dondagh mit dem Namen feines 
$andes Hinzu. Darauf. heißt manden neuen Dondagh aufjtehen, befchenfet ihn mit einem 
Köcher voll Pfeile, der auf feinen Ruͤcken gehangen wird, und giebt ihm einen Bogen in die 
Hand, anzuzeigen, daß er nun verbunden üft, das Land mit aller. feiner Macht zu beſchuͤtzen. 

Nach diefem huldigt der Fürft von Duoja dem Könige der Folgias, und giebt ihm ein an- 
ſehnlich Geſchenk von teinewand, metallnen Keffeln, Becken ıc. 

Der König von Quoja herrfchet im feinem Sande ohne Einfhränfung, und. hält fehr Der König 
feft über feine Vorrechte und fein Anſehen. Er hat eine große Menge Weiber, die meiſt von herrſcht un- 
den benachbarten Ländern gebracht werden, umſchraͤnkt. 

Wenn er oͤffentlich erſcheint: fo figt oder ſteht er auf einem Koreda oder Schilde, an- 
zuzeigen, Daß er der Beſchuͤtzer des Landes, der Anführer Im Kriege, und der Bertheidiger 
ehrlicher Leute, ‚Die unterdrückt werden, äfl. 

Wer wegen eines Verbrechens vor, ihm angeflage wird, und auf fein Fordern nicht gleich Wie er for- 
erfcheint, dem ſchicket er feinen Koreda mit zweenen Trummelfchlägern, die nicht. ablaffen, dern laͤßt. 
ihre Trummeln zu rühren, bis der geforderte mit ihnen koͤmmt, der in einer a feinen 
Roreda, und in der andern die gewöhnlichen Geſchenke traͤgt. Wenn er vor den König komt: 
fo. wirft ex fich nieder, und ſtreuet Erde auf feinen Kopf, bittet um Berzeibung, und erfenne 
fich-für unwürdig, auf dem Roreda zu figen. Der Koreda wird als eine Art von Vers 
weiſe gefchickt, den Angeklagten zu verftehen zu geben, weil er ber eriten Forderung nicht 
gehorcht: fo folle er felber des Königs Plas einnehmen, und deflen Gewalt ausüben. 

Wenn jemand Vornehmes dem Könige aufwarten will; fo überliefert er erſt fein Ge- 
ſchenk der vornehmften unter feinen Weibern, die es dem Prinzen bringt, und bittet, daß 
diefer Mann möge Erlaubniß erhalten, vor ihm Erde auf fich zu werfen. Gewaͤhret der 
König diefe Bitte: fo wird das Geſchenk angenommen, und der Anfuchende zugelaffen ; 
im gegenfeitigen Falle aber jteilet man das Geſchenk dem Geber wieder zu, der es gleich- 
wohl nicht waget, nach Haufe zu kehren, bis er ſich mit dem Könige verglichen, welches 
durch Hülfe einiger feiner Freunde gefchieht, die bey dem Könige in Gnaden ſtehen. Dar⸗ 
auf wird er zur Audienz gelaſſen, und das Geſchenk angenommen, wo ſein Fehler nicht gar 
zu groß iſt; denn außerdem läßt ſich der König nicht leicht jur Verʒeihung bewegen. 

Derjenige, der alfo Berzeihung und Erlaubniß, den König zu feben, erhalten, gebt nach 
ihm zu, neiger.fich gegen-den Stuhl, auf welchem er auf einer feinen Matte fist, und beugt 
ein Knie, wobey ex ſich fo tiefneiget, daß fein Kopf auf feinem rechten Arme auf der Erde 
ruhet, dazu fpricht. er das Wort Dondagb aus, worauf der König antwortet, Namadi, 
ich danke euch. Nach dieſem ſaget er ihm, er ſolle fich auf einem kleinen hölzernen Stuhl 
in einiger Entfernung von ihm fegen, oder wenn es einer von den Vornehmſten, oder ein 


fremder Abgefandte ift, auf eine Matte 0). & 
in 


0) Barbots Beſchr. yon Guinea, a. d. 122 S. 
Allgem, Reiſebeſchr. II Band. Reef 


Inlaͤndiſch. 
Taͤnder Xe⸗ 
gierung. 


Wie fremde 
Geſandten 


aufgenom⸗ 
men wer: 
den, 


und wie der 
Koͤnig 


mit ihnen 
umgeht. 


626 Beſchreibung von Guinea, deſſen Natur⸗ 


Ein Geſandter von einem benachbarten Könige ſchicket, ſobald er an den Graͤnzplaͤtzen 
der Folgianer angelangt ift, Nachricht von feiner Ankunft an den König, der fogleich einen 
Officter abordnet, ihn nach-einem Flecken, unweit der Hofſtatt, zu bringen, wo er verziehty 
bis alfes zu feiner Audienz fertig ift. An dem beftimmten Tage führen ihn viel Officier 
und andere in ihren beften Kleidern, mit Bogen und Pfeilen bewehrt, zur Audienz. Sie 
machen mit ihrer Muſik ein großes Laͤrmen, und hüpfen und tanzen den ganzen Weg bin? 
durch. Wenn fie an den Palaft kommen: fo machen die Quojaer eine Öaffe in dem Waf⸗ 
fenplatze, durch welche der Geſandte in das Rathszimmer gebracht wird. Iſt er ein Fol⸗ 
gianer: fo dürfen feine Begleiter in dieſem Waffenplatze tanzen, aber Feine andere Nation 
hat dieſe Freyheit. un b 

Wenn der Tanz vorbey ift: fo führet man ihn zur Audienz, und wenn er nahe bey des 
Königs Simmano, oder Stuhle koͤmmt: fo kehret er den Rücken darnach zu, mit einem 
Knie auf der Erde. In diefer Stellung fpanner er feinen Bogen, fo feharf er kann, any 7 
deuten, er würde fich glücklich fehägen, wenn er Gelegenheit hätte, ihn auf diefe Art gegen 
des Königs Feinde zu brauchen, [% ” 

Während diefer Ceremonie fingen des Gefandren Bediente laut, und fagen Verſe zum 
$obe des Koͤnigs ber, welches des Königs Leute gegenſeitig zum Preiſe des Herrn von dem 
Sefandten und feiner felbft hun, Gie nennen diefe Ceremonie Polo Polo Sammahr 
Die Schmeicheleyen, welche oft wiederholt, und für die angenehmften gehalten werden, find? 
Komme, Bolle-Machang, d. i. niemand Bann feiner Sande Arbeit nachmachen 
Dugo Folmaa, Zando Wu: d.i. er ift der Veberwinder des Dugo Zolmah 
Sulle Tomba Quarryaſch: d. i. ich bänge wie Pech oder Schwefel auf dem 
Rüden derer, die mir widerfteben wollen. : 

Nach Endigung diefer Lobreden läßt der Gefandte einen feiner Bedienten hervor tre— 
ten, und auf feinen $eib vor dem Könige Erde werfen; denn er felbft ift hievon, in Betra 
tung feines Eharacters, frey. Während dieſer Ceremonie tanzen alle Beyſtehende um 
den Simmano, mit feltfamen Stellungen und Bewegungen, mit ihren Bogen und Pfei⸗ 
len. Darauf bittet der Geſandte, man möchte ein Stillſchweigen anbefehlen, und haͤlt 
feine Rede. Der Silli, oder des Königs Dollmetſcher, der gewöhnlich naͤchſt des Koͤnigẽ 
Simmsno feht, überfeger folche ordentlich von Wort zu Worte, Betrifft es Staatsam 
gelegenheiten: fo wird die Antwort bis nach gehaltenen Berathſchlagungen aufgeſchoben 
fonft aber gleich ertheilt. Darauf führet man ven Gefandten wieder nad) Haufe, und DIE 
Geſchenke werden vor den König gebracht, da bey jedem Stuͤcke gemeldet wird, warum 
man es ſende. al EINE ill — if 

Auf die Nacht ſchicket der König feine Sklaven, bey dem Gefandten Wache zu Halte 
Darauf kommen feine Weiber in ihrer beften Kleidung, mit verfehiedenen Schüffeln Fleiſch 
und Reiß, nach der Menge feiner Bedienten. Nach dem Abendeffen ſchicket er den Palm“ 
mein und feine eigenen Geſchenke, die in einigen metallnen Keſſeln oder Becken u, d, gl. PT 
ſtehen. Wird ein Europaͤer mit feinen Geſchenken angenommen: fo verftatter man ihm⸗ 
mit dem Könige, und von feinen eigenen Speifen zu offen, Was von des Geſandten 
Abenomahtzeit übrig bleibt, das ift für des Königs Weiber. 


Kein 
>) Siche Barbots Beſchreibung von Guinen, 4) Es iſt dieß dem Gebrauche nach dem Siferwaf 


auf der 123 Seite. fer IV B. M. v. 37 nicht unaͤhnlich. Aber * pe 
| a 





— 


und politiſchen Gefebichte, VIE Buch II Eab. 627 

Kein Volk unter den Schwarzen hält fo viel auf Eeremonien, als diefe, und der ficherfte Inlaͤndiſch 
Weg, mit ihnen zurechte zu fommen, iit, Daß man fich nach ihren Gewohnheiten ſchicket p). Ränder Re: 

Ein Weibsbild, das wegen Ehebruchs angeklagt wird, muß auf das Belli paaro ———— 
ſchwoͤren, mit dem Wunſche, daß der Geiſt fie hinrichten möge, wo fie ſchuldig wäre. Wird Strafe 
fie nachgehends eines falfchen Schwures uͤber zeuget: ſo Führer fie ihr Ehemann des Abends 
auf den Markt, wo der Rath ſitzt. Sierufen erftlich die Jannanin an, bedecken darauf ihre 
Augen, daß fie die Geifter nicht fehen ſoll, die fie megführen werden; alsdenn wird ihr ein 
ſtrenger Verweis wegen ihres Lebens gegeben, und ihr grauſam gedrohet, wo fie folches nicht 
ändern wird. Auf diefe Art wird fie von den Jannanin wieder losgelaſſen, und man hoͤret 
ein verwirrt Geröfe von Stimmen: ob dieß Verbrechen wohl fehr harte Strafe verdiente: 
fo ſollte es ihr doch, als dag erftemal, verziehen ſeyn, nur daß fie einige Falten beobachtete, 
und büßete; man erwartete dabey von ihr, ſie wuͤrde ſo keuſch ieben/ daß jie auch feine junge > 
Knaben in die Aerme nähme, noch Mannskleider anruͤhrte. be 

Verfaͤllt fie nach diefem wieder in das vorige Verbrechen: fo kommen, nachdem fie des Ehe 
überzeugt worden, der Belli⸗ mo, oder einige von den Soggonos, in Begleitung verſchie⸗ druche 
dener Leute, die ein Getoͤſe mit einer Art von Fidel machen, des Morgens in ihr Haus, und 
bringen fie auf den öffentlichen Platz. Daſelbſt noͤthigen ſie dieſelbe, dreymal ringsherum 
zu gehen, und machen beſtaͤndig ein großes Getoͤſe, Damit alle diejenigen, die von der Bruͤ⸗ 
derſchaft der Belli find, fehen Fönnen, was vorgeht, und fich nach der Anzeigung richten. 
Diejenigen, die nicht dazu gehören, wagen ſich nicht, den Kopf zum Fenſter hinaus zuſtecken, aus 
Furcht, die Jannanin wuͤrden ſie wegfuͤhren. Darauf fuͤhren ſie die Verbrecherinn nach dem 
heiligen Walde des Belli, und von der Zeit hoͤret man nichts mehr von ihr. Die Schwar · 
zen bilden ſich ein, Die Waldgeifter führten folche Weiber weg, vermutblich aber werden fie, 
den Zorn des Belli, ihrer Einbildung nach, zu befänftigen, hingerichtt. 
Wird einem Manne Diebftahl, Mordthat oder falfcher Eid ſchuld gegeben, und ift Reinigungs⸗ 
nur ein Verdacht wider ihn, oder er iſt nicht genugſam uͤberwieſen: ſo nimmt er die Reini- waſſer, 
gung des Belli. Diefes macht der Bell - 1170 oder Priefter mit der Ninde eines Baumes 
und Kräutern, die auf der angeflagten Perfon Hund gelegt werden. Iſt er ſchuldig: ſo, fagen die - 
Schwarzen, werbeihm gleic) die Hand weggebrannt, außerdem aber er nicht beſchaͤdigt. 
Bisweilen läßt der Belli⸗ Mo einen ſtarken Teunf von einem Getränfe thun, Das aus 
Rinden von den Melle: und Quonibäumen gemacht wird, die fehr dick find, Man hält 
es (ür ein vollfommnes Gift. Iſt er unſchuldig: fo bricht er es fogleich von ſich; im an- 
dern Falle aber ſchaͤumet es um feinen Mund herum, und entdesfer fein Verbrechen g), wel: ‘> 
ches mit dem Tode beſtraft wird, pi —— 
Voerbhrecher, die ſolchergeſtalt find uͤberwieſen worden, richten fie ordentlich in einem Walde, Hinrichtun⸗ 
oder auf einem von ihrem Dorfe weit entfernten Platze bin. Daſelbſt kniet der Verbrecher mit gen. 
nedergebogenem Haupte, und der Nachrichter durchſchießt ihn mit einem £leinen Wurfipieße, 
Wenn der Seichnam zu Boden gefallen iſt: po hauet er den Kopf mit einer Art oder einem 
Meifer ab, viertheilet ihn, und giebt die Stücken den Weibern des KHingerichteten, die or: 
dentlich dabey find, und dieſe Stuͤcken auf einige Mifthaufen um das Land herum werfen 

RELE a m Aa Ten 

fahren iſt fo chöricht, als die Waſſerprobe ber Hesen, daß der Beſchuldigte nach ihrem Gefallen losgeſpro⸗ 
und kann von den Prieſtern ſo eingerichtet werden, hen oder verdammt wird. = 


628° Beſchreibung von Guinea, deſſen Natur · 
Religion miüffen, damit fie dafelbit von wilden Thieren und Raubvoͤgeln gefreflen werden. ‚Die 
der inlAnd. Freunde des Berbrechers Fochen den Kopf, und trinken die Brühe aus; Die Kinnbacken aber 
Vnder nageln fie in ihrem Berhhaufe auf r). 


Der V Abſchnitt. 
Keligion der Quojaer. 


Sie glauben einen Gott. Schutzengel; welche entdecken. Beſchneidung. Secte des Belli. 
in wilden Wäldern wohnen. Ebrfurcht für fe, Wie die Schule aufgehoben wird. Beſchrei— 
bige. Aberglauben mit den Zauberern und: bung des Beili. Seete von Neſſoge. Befdhuets 
Blutſaugern. Laͤcherliche Art, Mordthaten zu dung der Weibsbilder. Br 


Sie glauben (Ente erkennen einen oberften Schöpfer aller Dinge; Fonnen fich aber Feinen rechten Begriff 

einen Gott. von ihm machen. Die Schwarzen von Bulm und Timna geben ſeltſame Borftel 
lungen von ihm. 

Sie nennen diefes Wefen Ranow ober Kano, und fihreiben ihm unendliche Macht, 

Altwoiffendeit, und Allgegenwart zu. Alles Gute koͤmmt ihren Gedanken nach von ihm? 

aber er ijt nicht erig, und es wird ein anderes Wefen fommen, die Böfen zu ftrafen, und 

die Guten zu belohnen, 


SchutzengelDie Tobten werden ihrem Glauben nad) Geifter, welche fie Jannak oder Jannanin 
nennen, welches Patrone und Befchüger andeutet. Sie follen ihre vormalige Anverwandte 
und Nachfommenfchaft ſchuͤtzen; und daher thun fie die vorerwaͤhnten Fragen an den Tod 
ten. Wenn ein Mann einer großen Gefahr auf der Jagd u. d.g. entgeht: fo opfert er DE 
feiner Zuruͤckkunft, auf dem Grabe feines vermeynten “Befreyers einen Bock, Reif und 
Palmwein, als eine Dankfagung, in Gegenwart der Anverwandten des Verſtorbenen, 
die dabey tanzen und fingen, 
— Iſt jemand beleidigt worden: ſo geht er nach den Waͤldern, wo, wie ſie glauben, dieſt 
al Geifter wohnen, und erfuchet mit Heulen und Gefchre  Ranow und A — die 
wohnen. Bosheit ſeines Gegners, den er nennt, zu ſtrafen. —5 er ſich in eimger Gefahr, p 
beſchwoͤrt er die Seele feines beften Anverwandten, er folle ihm daraus helfen. Andere 
befragen fie um zufünftige Dinge, 3. E. ob bald ein europaͤiſches Schiff mit Waaren 
anfommen und handeln wird u.d.9g  ' 

Ehrfurcht Kurz, fie haben für felbige viel Ehrfurcht, und verlaſſen fih auf fie als Schuggötfe 

für felbe. Niemals trinken fie Waffer oder Palmwein, ohne erft etwas file die Jannanin auszugießel, 
und zur Befräftigung einer Sache ſchwoͤren fie bey der Seele ihrer. verftorbenen Be 
wandten. Dieß chun die Könige ſelhſt, und fo große Ehrfurcht fie auch. für Ranow u 
Haben feheinen: fo fieht es doch, als ob Ihr ganzer Dienſt fich auf diefe Seelen vichtere, UM 
jedes Dorf hat einen Platz in dem naͤchſten Walde, fie anzurufen, 

Drey verſchiedenemal im Jahre führen diefe Schwarzen häufige Lebensmittel für bie 
Jannanin in die Wälder, Bedraͤngte begeben fich dahin mit lautem Gefchreye, Gottes U 
der Jannanin Beyſtand anzurufen ) . ) 

; ’ Weiber 


r) Barbots Beſche. v Guinea a.d. 126 u. f. S. 


und politiſchen Geſchichte. VIII Buch II Cap. — 
Weibern, Jungfern und Kinder iſt aufs ſchaͤrfſte unterſagt, in dieſe Wälder zu gehen, Religion 
re nn bevedet man fie von ihrer Kindheit an, die Jannanin würden fie fogleich —— 
toͤdten +), u b 
Mit diefem Aberglauben verbinden fie verfchiedene andere. Sie haben ihrem Borger Aberglau: 
ben nach Zauberer und Wahrfager, auch eine befondere Art Leute, die fie Sovah Munuſin, den. 
d. i. Vergifter und DBlurfauger nennen, Dieſe fönnen das Blut aus einem Menfchen 
oder Thiere faugen, oder es wenigſtens fo verderben, daß fehmerzhafte Krankheiten entftehen, 
Eine andere Art heißt Pilfi, die durch ihre Bezauberungen den Reiß verhindern koͤnnen, 
daß er nicht ausſchießt, und zur Reife koͤmmt. * 
Sie ſprechen, der Sovah d. i. der Teufel, beſaͤße die Leute, Die aus Tieffinnigfeit oder 
Ver weifelung, fih von anderer Gefelfehaft in die Wälder entfernen: daſelbſt wiefe ihnen 
der Sovab die Kräuter und Wurzeln, aud) die Stellungen, Worte und Geremonien, wels 
che zu ſolchen bos haften Verrichtungen nörhig find, Wenn man folche $eute bekoͤmmt, 
fo richtet man fie hin. Aus Furcht fie möchten ihnen wie auch den wilden Thieren begegnen, Zauberer 
veifen die Schwarzen felten ohne Gefellfchaft durch die Wälder, und führen eine gewiffe und Blut— 
Mafle bey fich, die fie vor dem boshaften Sovah verfichern folt, von denen fie taufend laͤ⸗ ſauger. 
cherliche Maͤhrchen erzählen, 
Wenn man Verdacht hat, daß jemand gewaltſam umgebracht worden: ſo wäfcht man Licherlihe 
die Seiche nicht eher, als bis eine feharfe Unterfuchung angeftellt worden. In diefer Abficht wi⸗ Art 
ckeln fie einige alte Kleidungen des Verftorbenen mit Abfchnietlingen von feinem Haare 
und feinen Nägeln ein. Auf folche blafen fie Sägefpäne von dem Hole Mammon und 
Faͤrbeholze, und befeftigen Das Bündel an die Baare, melche ziveene Schwarzen um den 
Pag herum tragen. Vor Diefem geben Priefter her, Die mit zwo Aexten gegen einander 
fhlagen, und den Seichnam fragen, mo, wenn und pon mern, und warum er hingerichtet 
worden, und ob ihre Gottheit, Ranow, ihn in feinen Schuß genommen? Wenn der Geift 
durch eine geroiffe Bewegung der Köpfe von den $eichenträgern ihnen zu verftehen giebt, 
daß es die Sovah Munuſin find: fo fragen fie weiter, ob der Zauberer ein Manns» 
bild oder Weibsbild ift und, wo er ſich aufhält ? 
Der Geift entdecke dieß auf eben die Art, führer fie zu dem Wohnplatze des Zauberers, Mörder zu 
und dafelbft bemächtigen fie fich feiner, feſſeln ihn, und befragen ihn über die Befchuldi- entdecken. 
na des Geiftes. Bleibt er bey dem Leugnen, fo muß er den Kquoni, einen abfcheulich 
bitten Trank, nehmen; und wenn er nach Austrinkung drey voller Kalebaſchen ihn wies 
der von fich bricht, ſo wird er losgefprochen: fhäumer es aber nur aus feinem Munde, fo 
wird er gleich hingerichtet. Man verbrennt feinen Jeichnam alsdenn auf dem Plage, und 
die Afche wird in den Fluß ober in die See geworfen, wenn es auch noch fo ein Vor— 


nehmer wäre, Ai OHREN Ye 
Diefer Tranf befteht aus der Kinde eines’ gewiſſen Baumes, die in einem hölzernen 
Mörfer geftoßen, und mit Waſſer ausgezogen wird. Es iſt ein fehr ſcharfer gefährlicher 
Saft, und wird im Falle eines Verdachts wegen großer Verbrechen, den Gefangenen or: 
denrlich bey frühen Morgen gegeben. 
— Kinder im Alter von ſechs Monaten, als ob ſolches Beſchnes 


- Alle diefe Voͤlker beſchneiden ihre 
eine göttliche Einfegung en die. man feit — Jabeen beobachtet. ° Einige Muͤt⸗ dung. 
| 3 ter 


) Barbots Befhreibung von Guinea a. d. 124 u. f. ©. 


Religion. 
der inländ, 
B.ander. 


Seete bed 
Belli. 


Ihre Schu 


len. 


Merkmaale 
des Belli, 


Wie ſie auf⸗ 


630 Beſchreibumg von Guinea, deſſen Natur⸗ 


ter ſchieben es aus Zartlichkeit bis auf das Alter von drey Jahren auf, damit es die Kin⸗ 
der leichter und ſicherer ausſtehen. Sie heiten vie Wunde mit dem Safte gewiſſer Kraufelr 


Ob man wohl nicht bemerfet, daß die Schwarzen die Sonne oder den Mond anbethen: 
fo enthalten fie fich dod) jeden Neumond in den Städten, und auf dem Lande von aller Ars 
beit, laſſen auch um diefe Zeit fich feinen Fremden unter ihnen aufhalten, unter dem Vo 
wande, ihr Maiz und Reif würden fonft roth werden, weil der Meumondstag ein Bluttag 
iſt, wie ſie ſich ausdruͤcken; daher ſie ſolchen meiſt mit Jagen zubringen. ji 

Alle Negern von Hondo, Manow, Solgias, Bebbe, Seftvo, Bulm, Silm, um 
felbft in Sierra Leona beobachten noch zwo andere feltfame Ceremonien 2). fi 

Die Gefellfchaft oder Secte des Belli ift, fo gut man fie befihreiben kann, eigentlich 
eine Schule oder ein Collegium, welches alle zwanzig oder fuͤnf und zwanzig Jahre auf Befehl 
des Königs, der das Oberhaupt davon iſt, geſtiftet wird, daß fie junge Knaben im Tarızeil, 
Fechten, Pflanzen, Fifchen, und Die Belli Dong d. i. das Lob des Belli mic großen Getoͤſe 
abzufingen, unterrichten. Dieſe Öefänge find nichts als eine unordentliche MWiederhohlung 
fchandbarer, niedertraͤchtiger Ausdrücke, mit unbefcheidenen Seibesftellungen begleicet, Wenn 
die Schüler folhes gehörig zu machen wiffen: fo befommen fie den Ehrentitel, der Be⸗ 
zeichneten des Belli. Sie werden dadurch gleichfalls zu allen Arten von Bedienung 
beym Könige, und zum Genuffe gewiſſer Vorrechte tüchtig, von denen die Quolga, odet 
Unmiffenden, die nicht auf dieſe Art auferzogen worden, völlig ausgeſchloſſen find. y 

Auf Befehl des Königs, wird ein Stuͤck Erdreich von acht bis neun Seemeilen im 
Umkreife, mitten in einem großen Walde, wo die Palmbäume gut wachfen, ausgezeichnek 
Auf diefen Plag werden taugliche Hütten erbaut, und das Sand wird zu Pflanzung der CR 
waaren, zum Unterhalte der Schüler zugerichter, Alle diejenigen, welche gern ihre Soͤhne 
in die Höhe bringen wollen, find alsdenn bereit, fie Hieher zu fenden, und es wird gerufen 
daf die vier oder fünf Jahre, da die Schule dauert, Eeine Weiber fich dem heiligen Walde 
nähern follen, aus Furcht fie möchten ihn verunreinigen, und den Belli erzürnen, der die 
Uebertreter ihrer Meynung nach gewiß jtrafen würde, 48 

Wenn die Soggonos ober Ackteften der Belli Secte, welche vom Könige find zur Re 
gierung der Schule verordnet worden, ihre Pläße eingenommen haben: fo rufen fie die ÖM 
fege vor den Mitgliedern aus, und verbiethen ihnen außer den Öränzen der Schule zu ge 
hen, oder ſich zu Leuten zu halten, welche das Merkmaal nicht an fich haben, zu deſſen 
nehmung fie die Schüler zubereiten. Cs beſteht in gewiſſen Schnitten laͤngſt des Halſes 
herunter, bis zum Schulterblatte; dieß iſt ſchmerzlich, wird aber in wenig Tagen ver i 
geift. gewiſſer Kräuter geheilet. Die Narben ſehen nach dieſem aus, als ob Naͤgel ind 
Fleiſch gedruckt wären, und jeder bekoͤmmt alsdenn einen neuen Namen, eine neue € 
burt anzuzeigen * 2 

Die Schüler gehen, fo lange fie hier find, völlig nacfend, und müffen von ben Soggo⸗ 
nos und ihren Eltern unterhalten werden, die ihnen Reiß, Bananas, und andere Lebens⸗ 
mittel fenden. a 

Den Tag, der zum Aufbrechen angefegt ift, begeben fie fich nach andern Wohnungen 


gepoberwird bie mit Fleiß etliche Meilen von ven vorigen gebaut find, Daſelbſt werden fie ann a 
Ver⸗ 


t) Barbot a. d. 120 2. f. S. 





| und pofitifchen Geſchichte VL Buch ICH 63 
Verwandten beyderley Geſchlechts beſucht, die fie lehren, ihre Körper zu wafchen, fie mit Religion. 


Dalmöte zu falben, und fich in Gefelfchaft artig aufzuführen. Denn durch ihre lange Ab- 5%, inländ. 
fonderung von andern Gefellfchaften, werden fie ganz wild 1), nder · 


Wenn auf dieſe Art einige Tage ſind zugebracht worden, ſo bekleiden ſie ihre Eltern 
um den Unterleib, und zieren ihren Hals mit Korallenſchnuren, die mit Leopardenzaͤhnen 
vermengt ſind. Ihre Schenkel werden mit metallenen Klocken und Ringen behaͤngt, und 
der Kopf mit einer tiefen Kappe bedeckt, welche fie faſt verblendet / der $eib aber wird mit 
häufigen Federn von alleriey Farben ausgeputzt. In dieſem Zierrathe führet man fie zu 
dem öffentlichen Plage, in des Königs Stadt. Dafelbft ift eine Menge Volks, befonders 
Weibsbilder, von allen Gegenden des Landes verſammlet, vor denen die Gefellen ihre Raps 
pen abnehmen, und ihr Haar einer nach dem andern frey fliegen laffen, auch zeigen, was fie 
im Tanzen des Belli gelernt haben. Verirret fich einer: fo verfpotten ihn Die Weiber, und 
sufen öffentlich aus: Er hat feine Zeit mir Reiß effen zugebracht. * 

Nach dem Tanze rufen die Soggonos jeden Geſellen nach der Reihe bey dem Nas 
men, der ihm beym Eintritte in die Schule gegeben wurde, und ftellen ihn feinen Eltern 
und Anverwandten vor, 

Etwas vom Belli felbft zu fagen, fo ift esein Ding, das von dem Belli⸗Mo oder ober: Beſchrei⸗ 
ſten Priefter, auf Befehl des Koͤnigs, aus einer Materie gemacht wird, die man knetet bung des 
und wie Teig arbeitet. Bisweilen hat es Diefe, bisweilen jene Geſtalt, fo, wie e8 die Umſtaͤnde Velli. 
erfordern. Dieſes baͤckt er nachgehends, und wie der Verfaſſer glaubet, wird es gegeſſen. 

Es iſt erſtaunlich, was fuͤr einen Eindruck dieß bey dera Volke macht, die es für heilig hal⸗ 
ten, und glauben, es könne mit des Königs Einwilligung, (denn ohne felbige vermag es 
nichts) ſchreckliche Strafen anthun. Selbſt die Könige und Priefter, die dieſen Betrug 

unden, das Bolk in der Unterthänigfeit zu erhalten, find jego durch die lange Gewohn⸗ 
heit fo abergläubifch daran geworden, als ber Pöbel, 

Die andere Gefellfehaft von Neſſoge betrifft das weibliche Geſchlecht. Es wurde Becte von 
folche erſtlich in ber Sandfehaft Goulla aufgerichtet, und folgendes geht dabey vor. Neſſoge. 

Zu einer gewiſſen Zeit, die der Koͤnig ausſetzet, wird mitten in einem Walde eine Menge 
Huͤtten erbaut, alle Mägdchen und Weiber aufzunehmen, welche eintreten wollen. Man 
nennt fe Sandi Simodifino, oder die Töchter des Sandi. Sobald fie alle verfamm- 
fee find; tritt die Sog Willi oder. Goulla, das ältefte Weib von diefem Orden, welches 
der König geſchickt bat, Die Schule zu regieren, ihr Amt mit einem Vergleiche an, welcher 
unter ihnen SandisSati d. i, der Vergleich der Senne heißt, den fie ihren Schuͤlerin⸗ 
nen giebt, und vermahnet fie, in ihrer Umzirkung, die vier Monate über, da folche waͤhret 
ruhig und vergnuͤgt zu feyn. Alsdenn fchiert fie ihre Köpfe, und nachdem fie fich auf ihren Beſchnei⸗ 
Befehl nackend ausgezogen haben, (denn fie tragen dieſe Zeit über Feine Kleider, ) führee fie dung ber 
felbige zu einem Wache in dem heiligen Walde, wo fie von ihr gewaſchen und beſchnitten Welbsbilden 
werden. Diefes iſt eine ſehr fehmerzliche Operation, fie wird aber mit gewiſſen Kräutern in 
nerhalb zwoͤlf Tagen geheilt, | 

Bon diefer Zeit an, werben fie täglich in den Tänzen des Landes unterrichtet, und ler: 
nen die Berfe des Sandi herfagen. Diefe beftehen in verfhiedenen luͤderlichen und leicht- 

ſinnigen 


n) Barbot a. d. ua5 © 


Ai | 52 Befibreibung von Guinen, deffen Natur— 


Erdbeſchr. finnigen Ausdruͤckungen, welche mit unanftändigen und lächerlichen Bewegungen verbutr 

deepfeffer den werden. Es wird Fein weiblicher Befuch zu den Schülerinnen gelaffen, wofern ſolche 

kuͤſte. nicht ganz nackend gehen, und ihre Kleider im Walde zuruͤck laſſen. 

Wenn die Zeit da iſt, daß die Schule aufgehoben wird: ſo ſchicken die Eltern ihren 

Töchtern rothe Kleider, Glaskorallen, Metallklocken und Ringe an die Füße, ſich zu putzen⸗ 

In diefem Staate werden fie von derSog Willi nad) dem Flecken geführet, mo ein Hau 

fen Volks von allen Seiten herzudringt, fie zu fehen. Wenn fich die alte Matrone daßlbſt 

niedergeſetzt hat, tanzen die Töchter des Sandi eine nach der andern, nad) einer Eleined 
| — Trummel; und wenn der Tanz vorbey iſt: fo werden fie jede nach ihrer Wohnung zu 

rück gefendet x). 441 





| Der V Abſchnitt. | E 
Beſchreibung von Rio Sertos * Seſtro, und dem dazu gehoͤrigen 
ande, 2 


Rio Sertos. Anfergeund und Seemerfmaale. Eins Einwohner, Ihre Lebensart. Namen und Ber 
fahrt in den Fluß. Deffen Lauf und Baͤnke. grüßung. Ihre Heirathen. Leichenbegaͤngniſſe. 
Boden und Früchte. Stadt Sertos und Seftro. Große Klagen. Lebendiges Verbrennen der Weir 
Dafige Bauart. Des Königs Flecken. Oef- ber. Sprache. Es find Portugiefen hier. Sel⸗ 
fentlicher Fetish. Der König uud feine Weiber. bige find ſehr mächtig. Handlung und Waaren. A 

- Seine Söhne: Beichreibung des Fleckens. Die Warnung für die Europäer. } J 


Rio Sextos to Sextos, welches zwo Seemeilen oſtwaͤrts von klein Dieppe liegt, wird vierzig See⸗ 
oder Seftro. meilen von dem Borgebirge Meſurado a) gerechnet. Phillips feget es ſechs um 
€ dreyßig, mit DE gen Suͤd Laufe 6). Die Holländer nennen es Sefter oder Seftere, I 
Sranzofen Seftre, die Engländer Seftos oder Sefthos, und den Fluß Sifters. Ale” 
diefes find verderbte Ausdrücfungen des porfugiefifchen Namens Sertos, den diefe det 
Küfte von dem Fleinen Pfeffer Cder Paradiesförner oder Manigherta heißt), beylegten 
weil folcher ihrer Einbildung nad) fechs Spigen hatte c). J— 
Ankergrund Phillips fand den ganzen Fluß hin guten reinen Grund, und nach und nach abneh⸗ 
und See⸗ mende Tiefen, fo daß man anfern kann, wo man will, aber am beften ift es in neun Fabel 
merkmaale. und die Mündung des Flufles liege Oft gen Suͤd d)y. Man erfeiner fie an dem Hügel 
| auf der Oftfpige Darüber, weil fonft innerhalb fünfzehn Seemeilen Eein folder Hügel ifb 
N Marchais giebt mehr Merkmaale und Vorfchriften, wegen des Anferns. Er jeget 
hinzu, längft der Küfte wäre eine große See, und die Ströme giengen ſtark Sid 
und Nordweſt e). J 
Snoeb bemerfet, vor Rio Seſtro liege bas Sand fehr niedrig, und darüber waͤren 
{ zweene hohe Hügel, von denen einer wie ein halber Kreis oder Regenbogen ausfähe, 4 
Meile weſtwaͤrts find zweene große Klippen, und etwa eben fo weit nach Dften ſtrecket ſich 
eine Landſpitze in die See, daß der Platz leicht zu kennen iſt. ‚A 


3 Die 
45 Barbot a. d. 126 ©. d) Phillips ad. 195 ©. 
t a) Marchais erfter Band a. d. 132 &, e) Marchais: erfter Band a. d. 136 ©. 

| 5) Phillips Reife a. d. 195 ©, f) Bosman a. d 479 ©. 


| | c) Marchais a. d. 134 S. Siehe auch Yillaule 2) Wiarchais erfter Band a d. 135 u. f- ©. 
1 N auf der gr Seite. 45 Phillips a. d. 194 u. f. ©, 


* 


und politiſchen Geſchichte. VIII Buch II Cap. 633 

Die Einfahrt in den Fluß von ber See iſt voller Felſen, Die fechs Faden tief unterdem Erdbeſchr. 
Waſſer liegen; fo daß man mif geladenen Booten leicht Darüber hinfaͤhrt, ausgenommen der Pfeffer⸗ 
zweene, weiche über dem Waſſer hervorragen, und zu vermeiden find /). Nach des Mars r 
chais Berichte liegt die Mündung des Fluſſes Suͤdoſt und Nordweſt, ift etwan eine Meile Einfahrt in 
breit, und hat auf beyden Seiten große Bäume, Das Waffer ift faul. Einige Klippen den Fluß. 
find unter dem Waffer, und andere über demfelben. Gleichwohl ift in der Durchfahrt auf 
der Südfeite drey Faden Waffer, und oft fünf, fechs oder fieben, welches für Eleine Schiffe 
zureicht. Man kann mit Booten ohne große Gefahr in den Fluß fommen g). 
Die Einfahrt, faget Phillips, ift zwiſchen der Spige an dem rechten oder oftlichen 
Ufer, und der Klippe mitten im Fluſſe. Sie hat etwan eines halben Taues Länge Weite, und 
fieben und dreyßig bis acht und dreyßig Faden Tiefe. Wenn man eingefahren ift: fo fin« 
bet man einen fhönen großen Fluß, wo ein Schiff von hundert Tonnen ganz ficher anfern 
kann. Etwan einen Canonenſchuß von porbefagter Spiße, auf eben dem Ufer, ift dicht an 
der Flußſeite ein frifcher Wafferquell, wovon ihnen Die Negerweiber für etliche wenige 
Korris Waffer brachten, und ihr Gefäße im Boote füllten. Die Schwarzen, welche 
mit Aexten verfehen find, hauen für etwas weniges von vorbefageen Mufcheln genug Feuer⸗ 
holz, und bringen es zu den Booten, aber fie müffen Dann und wann eine Flaſche Brands 
tewein zur Aufmunterung befommen; daß alfo diefes der befte Plag ift, Holz und Waſſer 


ohne Aufenthalt zu erlangen h) . 2 

Der Fluß entſpringt weit im Lande Nordnordoſt. Einige ſagen, er ſey auf zwanzig See» Sein Lauf 
meilen hinauf für Barfen zu befahren. Höher hinauf ift ex voller Sandbänke und Klip⸗ und Bänke. 
pen, die nur Canves durchlaſſen ). 

Snoek nennet ihn einen ſchoͤnen angenehmen Fluß. Die Ufer an jeder Seite ſind 
dicht mit Bäumen befetzt, verſchiedene Baͤchlein fallen in ihn, und die Menge der Dörfer 
längft an ihm hin vermehret feine Schönheit A). 

Das Sand um Seftro ift ſehr fruchtbar, und mit Hübnerviehe, Neiße und Hirfe wohl, Boden und 
verſehen. Aus dem legten machen fie ihr Brodt, welches fie mit in die Canoes nehmen, Fruͤchte. 
wenn fie aufs Fifchen ausfahren. Man Eann vom Reiße, Pfeffer und Eifenbeine, welches 
legte hier vortrefflich iſt, guten Bortheil haben 7). 

Das Sand alldier ift niedrig, eben, und mit verfchiedenen Flüffen durchwaͤſſert; daher 
die Fruchtbarkeit des Bodens fein Wunder ift, Aber für Fremde ift Die Luft ungefund, 

heiten zu. Außer den ſehr mohlfeilen Lebens⸗ 


und zieht ihnen lange und gefährliche Kranf oͤhl 
mitteln, liefert es auch Elfenbein, Sklaven, Goldſtaub, und beſonders guineiſchen Pfeffer, 


welches das eigentliche iſt, was im Sande waͤchſt m). Mm 
Man findet in dem Fluſſe Seftro eine Art Seuerfteine , wie bie von Medoc ») in 
Frankreich, aber viel härter und glänzenden. Sie fehneiden beffer , als ein Diamant, und 
pralen fehe, wenn eine gute Folie untergelegt wird 0). * 
Etwan eines Kabels Länge von der Mündung des Fluſſes ift eine Negerſtadt von dreyßgg Stadt 
Bis vierzig Haͤuſern P) Snoek nennet es ein Dorf, und ſaget, es läge dicht am AI, MD Sertos, 
* enthalte 


Marchais im I Bande a, d. 135 ©. m) Eine Art von Briftolfteine. 


R) Bofman a d. 480 ©. 
D Yillault 0.8.86 ©. 0) 2nsconle a. d. 145 ©, 
ww) Marchais VBand a. d.150 u. f. ©. 2) Ppilfips a. 8.195 S. 


Allgem, Reiſebeſchr. II Sand. All 


634 Beſchreibung von Guinea, deſſen Natur⸗ 


Erdbeſchr. enthalte etwan ſechzig artig gebauete und ſo hohe Haͤuſer, daß man etliche auf drey Meilen 
— weit in der See fieht. Sie haben mehr Stockwerke, als die Haͤuſer in Meſurado 9. 
Nach Atkins r) Berichte iſt die Stadt groß, und anders, als die von der Koͤrner⸗ 
Bauart. kuͤſte, gebauet. Sie erheben die Häufer vierecfigt oder rund, vier Fuß hoch von der Erde 
Auf diefer Höhe ift dag erfte und vornehmfte Zimmer zu figen, zu fprechen, und zu ſchlafen. 
Es iſt mit Baumrinden eingefaßt, und in der Mitte ein Feuerplatz zu Kohlen. Dieſer 
dienet zu einer doppelten Abſicht, naͤmlich das Ungeziefer zu vertreiben, und ihren Reiß und 
indianiſches Korn zu trocknen. Oben machen fie ein Vorrathsbehaͤltniß, das ſich ppramu 
denförmig auf dreyßig Fuß erhebt, und die Stadt ſieht daher in der Ferne wie eine Menge 
Kirhfpigen aus 9). R 
Marchais befchreibe die Sage von Seftro noch umftändlicher. Rechter Hand, went 
man hineinfaͤhrt, faget er, find drey Flecken einander fehr nahe. Zivifchen den erften beyden 
ift ein Fleiner Teich frifchen Waſſers, und ein anderer anderthalbe Meile von der Halbinfeh‘ 
welche die Einfahrt des Fluffes machet. In dem zweyten Flecken wird die Handlung gefühte 
Die Häufer find wie auf dem Borgebirge Meſurado gebaut. 4 
Dem ziveyten Teiche gegen über machet der Fluß eine Wendung, und läuft von Suͤden 
Des Königs nach Nord. Er ift etwan eine Meile breit, ynd hat fünf Baden Waffer, bis man an des 
Stadt. Konigs Stadt koͤmmt ?). — — 
Barbot, der den König Barſaw oder Peter im Jahre 1697 beſuchte, ſaget, die! | 
Flecken liege etwa eine Seemeife den Fluß hinauf, unweit der Mündung des Seftro. Er 
enthielfe etwan dreyßig Eleine von Erde gebaute Häufer, mit feimmänden von etwan fünf 
Fuß hoch eingefchleffen, Er laͤge an einer Anhöhe, gleich an der Mündung eines kleinen 
Fluffes, und das Sand daherum fey voller Bananas und Palmbäume. Jedes Haus hat 
ein Dberzimmer, und manche zwey, die inwendig fauber ausgeweißt find, bis auf zwölf | 
oder fünfzehn Zoll über dem Boden, mo die fehwarze oder rothe Mauer rund herum ET 
ſcheint. Die Zimmer find aber fo niedrig, daß man darinnen fißen oder liegen muß. DIE 
Fußboden find aus runden Aeſten von Palmbäumen, die dicht aneinander liegen, gemacht, 
wodurch es ſehr beſchwerlich wird, Darauf zu geben, Die Decke ift eben fo verfertigt, und 
mit großen Banana und Palmblättern überzogen. 
Heffontliher In dem Verfammlungshaufe, welches auf eben die Art gebaut war, bemerkte der Bet 
Fetiſch. faſſer ein Stuͤck viereckigtes Holz, etwan drey Fuß lang; darauf war halb erhaben die Ge⸗ 
ftalt eines Weibes, und eines Kindes bey ihr, aber ſehr ſeltſam gefchnigt. An jedem Ende 
des Holzes waren zwey Löcher fehr tief eingefchnitten, vermuthlich Speife und Trank für DEI 
re zu enthalten, Diefes ift der Ort, wo fie ſchwoͤren, oder ihre Vergleiche eidlich 
ekraͤftigen. 
Der Koͤnig Koͤnig Peter haͤlt ſich beſtaͤndig in dieſem Dorfe auf, welches gaͤnzlich aus dreyßig ſei⸗ 
und feine ner Weiber und deren Kindern beſteht; ſonſt wohnet niemand hier. Er iſt ein hoͤfli 
Weiber, angenehmer Mann, aber fehr einfältig und unfchuldig. Ich hatte Gelegenheit, ihn volle 
kommen kennen zu lernen, teil er fich meiftens bey mir aufhielt, da ich in des Haup manns 
Jacobs Flecken wohnte, faget Barbot ). Von 





4) Boſman a. d 480 ©. x) Der Flecken liegt gleich in der Mündung * 
r) Er heißt ihn Seſthos oder Seſthio. Fluſſes auf der rechten Hand beym Einfahren, M 
H Atkins ad. 63 u f. ©. der Landungsplatz iſt. * 


3) Marchais I Band a. d. 137 ©, 


und politifchen Geſchichte. VIII Buch TI Cap. ‘635 

Bon des Königs drenßig Weibern konnte er nur fünfe oder fechfe zu ſehen befommen, Erdbeſchr. 
Diefe warteten der vornehmften Frau auf. Sie war etwas bey Jahren, aber fehr ange- derPfeifer- 
nehm. Ihre Yerme, Füße und andere Theile des Körpers, befonders der Unterleib, wa- Eee: 
ven mit Figuren gezieret, welche vermitteljt heißer Eifen eingebrannt worden, daß fie halb 
erhaben ausfeben, wenn man fie in einer Fleinen Entfernung betrachtet, Ex fah auch an- 
dere Weiber vom Fuße bis auf den Kopf auf diefe Weife bordirt, welches bey; ihnen für 
einen großen Zierrath gehalten wird, 

Des Königs Söhne und Schwiegerföhne fragen eine lange Kappe, wie ihr Vater. Seine 
Bloß dadurch unterfiheiden fich Die vom Föniglichen Geblüte von dem gemeinen Volke. In Söhne. 
allen andern Sachen arbeiten fie wie Sflaven, wo es die Gelegenheit erfordert. Wenn 
der Verfaſſer über Waffer gieng: fo begleiteten ihn ihrer verfchiedene, und ruderten in 
ihren Canoes x). 

Marchais meldet, daß des Königs Flecken drey Seemeilen von der Spige rechter Hand Beſchreibung 
ift, und fünfe von des Fluffes Mündung. Der Grund zwiſchen des Königs Flecken und des Fleckens. 
ber See ift eben, und der Boden fruchtbar, ob er gleich oft uͤberſchwemmt wird. Der 
Reiß, den fie hier füen, kommt zu großer Vollkommenheit Y). 

Nach Snoeks Berichte enthielt des Königs Flecken im Jahre 1702 dreyßig Käufer, 

Der König, welcher ein fehr alter Graufopf war, berichtete, alle Einwohner kaͤmen von 
ihm her, welches nicht unwahrſcheinlich ift, da fie nicht in geoßer Menge find. Er hatte, 
wie andere Könige auf diefer Küfte, einen europäifchen Namen, Perer, angenommen. Er 
war ein Mann von fehr angenehmer und verbindlicher Aufführung, und feine Unterthanen 
gejittet, auch beym Ackerbau und Handel arbeitfam 2). Der König dieſes Plages herrſchet 
unumfehränft, ftrafet aber die Verbrecher felten mit dem Tode, weil es vortbeilbafter für ihn 
ift, fie als Sklaven zu verkaufen 2). 

Marchais ſaget, die Leute wären fehr höflich 5), und thaͤten einem für ein Glas Brand- Einwohner. 
tewein alle Dienfte, die in ihrem Vermögen ftünden. Sie wären groß, ftarf, wohlgebil— 
bet, und von einem Friegerifchen Anſehen, hätten Herz, und ehäten oft bey ihren Mach: 
barn Einfälle, um Sklaven zum Berkaufe zu bekommen. Diefes hält die Negerfaufleute 
ab, bieher zu handeln, und benimmt ihnen den Vortheil, im Golde zu Handeln, den ihre 
Nachbarn haben. 

Die meiften von diefen Seftro-Schwarzen find Fiſcher. Alle Morgen fegelt eine Sbredebens- 
Fleine Flotte von Canoes aus dem Fluſſe, ſich fängft der Küfte zu zertheilen. Sie ſiſchen Art. 
mie dem Angel, und fommen meift beladen zuruͤck. Der König befümmt eine gewiffe Ab- 
gabe vom Fange e). Nach Snoeks Berichte leben fie mit ihren Nachbarn im Friede; 
denn er hörte nichts von Kriegen, und nur von wenigen Scharmügeln mit den inlandifchen 
Schwarzeit, die den Flecken bier hinterliftig überfielen, und verbrannten, aber meiſt zu Skla— 
ven gemacht wurden, Er bemerfet, daß die Thiere und Pflanzen, auch die Kleidung, (wozu 
Marchais noch die Religion feet), bey den Seſtro⸗Schwarzen fo, als auf dem Vorge— 


bi d Meſurado ſind. 
irge Monte und M ſi [ stil Mars 


x) Barbots Beſchr. von Guinea a. d. 130 S. a) Doch nennet er fie a. d. 135 ©. barbariſch. 
9) Marchris I Band a. d. 137. Yofmen 5) Warchais am oben angeführten Orte a, d. 
a. d. 480 ©. 138 Seite. 

2) Marchais Reife [Band a. d. 138 ©. c) Bofmann a. d. 481 ©. 


636 Beſchreibung von Guinen, defien Natur: 


Einwohner YWjarchais fager, fie bedeckten den Kopf niemals, und erfrügen mit bloßem Haupte 
— den heftigſten Regen und die ſtaͤrkſte Hitze ohne Unbequemlichkeit. Männer und Weiber 
— gehen hier am meiſten unter allen Bewohnern der Kuͤſte nackend, und haben aufs hoͤchſte 
Kleidung. nur einen ſchlechten Lappen mitten um ben Leib. Sie ziehen vieles Vieh, und allerley Arten 
Gevoͤgel, nicht fo wohl für ſich, weil fie meift von Hülfenfrüchten, Dbfte (meiches bey 
nen vortrefflich iſt) und Fiſchen leben, als es den Schiffen, welche an die Küfte fommen, zu 
verkaufen 4). > 
Namen. Sie haben die Taufnamen von den Franzoſen erborgt, als Peter, Paul, Johann, An 
dreas, und anderer Heiligen ihre; wozu ihre Oberhäupter und andere Bornehmen den u 
tel Hauptmann fegen. Wenn ein Europäer ſich bey ihnen durch freundliche Aufführung 
oder durch ein Geſchenk beliebt macher: fo fragen fie nad) feinem Namen, und geben ſolchen 
ihren Kindern. Einige haben auch franzoͤſiſche Zunamen, die in ihrer Familie uͤber Manns⸗ 
alter erblich find e). | :# 
Art qu Man grüße bier eben fo, wie längft der Kuͤſte. Sie nehmen eines Fremden Finget 
gruͤßen. und Daumen in ihre Hände, bringen ſolche in eine gewiſſe Sage, drücken fie hart, und ſchnap⸗ 
pren damit, wobey fie, nachdem es geſchehen, ausrufen: Aquio; das iſt nach unferer Are 






; hr Diener f). i 
Ihre Keira: Bey ihren Heirathen find nicht viele Umſtaͤnde. Diejenigen, welche ein Weib erkaufen 
then. koͤnnen, vergleichen ſich erſt mit ihr; worauf ſie ſich zu den Eltern oder Anverwandten Der” 


felben wenden, die um den Preis handeln, Werm folcher ausgezahlt worden: fü liefert man 
die Frau aus. Der Ehemann trinkt etliche Flaſchen Brandtewein mit ſeinen neuen Schwoͤ⸗ 
gern, und fuͤhret feine neue Braut zu der ihr beſtimmten Hütte, wohin feine andern er, 
ber fie zu befuchen fommen, und ihr die Abendmahlzeit zur Hochzeit zurichten helfen. Na 
diefem bleibt der Ehemann die ganze Nacht bey der Braut, die den Tag darauf mie den 
andern Weibern zur Arbeit, wie folches die Zeit erfordert, gebt g). € 
Die Frau, bie den erften Knaben bringt, wird als die befte und vornehmfte angefehens 
aber fie bezahlt folchen Vorzug theuer genug; denn fie muß ſich mit ihrem Ehemanne le⸗ 
bendig begraben laſſen. J 
Leichenbe⸗ Der Verfaſſer ſah hier eine ſolche traurige Ceremonle mit an. Der Hauptmann ober 
gänguiß. - Odberſte des Fleckens ſtarb, weil er ſich im Brandteweine übernommen; worauf das Ge⸗ 
ſchrey ſeiner Weiber die Zeitung bald durch die Stadt ausbreitete. Alle Weibsbilder lie⸗ 
fen dahin, und heulten wie die Furien. Die liebſte Frau unterſchied ſich von den andern 
durch ihre Bekuͤmmerniß, und fie hatte es auch Urſache. Gleichwohl, da verſchiedene 
ber in folchen Umftänden den Elugen Entſchluß ergriffen haben, zu entwifchen: fo bewachten 
bie uͤbrigen Weiber, unter dem Vorwande, fie zu troͤſten, ſelbige fo genau, daß kein Mitt 
war, davon zu kommen. Die Verwandten des Verftorbenen kamen alle, fie zu begrüße" 
und Abfchied von ihr zu nehmen. Nachdem der Marbut den Leichnam unterfucht, und 
erklärt hatte, daß folcher eines natürlichen Todes geftorben wäre; fo nahm er mit feinen DH 
dern den Körper, wufch, trocfnete ihn, und rieb ihn mit Fette von oben bis unten, 
auf ſtreckten fie ihn mitten im Haufe auf eine Matte, 
d) Marchais a. d. 0 & I villault a. d. 85 ©, 
e) Eben derſelbe a. d. 745 ©. ) Marchais am obangef. Otte a. d. 144 ©. 


— 


® 


und politiſchen Geſchichte. VIII Buch II Cap. 637 


Seine Weiber ftunden rund um ihn her, und die liebfte am Kopfe, als an der Ehren: Einwohner 
ſtelle. Verſchiedene andere Weiber machten einen Kreis um fie, Alle beſtrebten fich, eine dee Pfeffer- 
die andere zu überfehreyen, zerriffen ihr Haar, und kratzten fich vegelmäßig, wie Leute, Die, ah 
mußten, was für eine Rolle fie fpielten. Manchmal hörten fie auf, und ſchwiegen ftill ; Große Kla⸗ 


das andere mal wiederholten jie bas $ob, und die großen Thaten des Berftorbenen, morauf ge. 
die Klagen wieder angiengen. Diefe närrifche Mufik dauerte faft zwo Stunden, darauf 


vier ftarfe Schwarzen ins Haus Famen, den Seichnam auf eine Handbahre bunden, die aus 
Baumäften gemacht war, ihn auf ihre Schultern nahmen, und damit, fo fehnell fie konn⸗ 
ten, durch die Stadt liefen, auch von Zeit zu Zeit brüllten, als ob fie befoffen wären, und 
taufend lächerliche Stellungen dabey machten, die ſich zu dem Gefchreye der Weiber des 
Berftorbenen und andern, die bey diefem thörichten $eichenbegängniffe waren, vollkommen 
ſchickten. Kurz, es war jo ein Getöfe, daß man dafür den ſtaͤrkſten Donner nicht würde 
gehört haben. Nach verrichteter Cavalcade nahm man den Seichnam von der Baare, und 
legte ihn an feinen Ort, worauf das Singen, Schreyen und Naͤrriſchthun der Weiber 


wieder angieng. 

Während der Zeit machte der Marbut ein Grab, das fin ziweene Körper groß genug Ein Web 
war, Er fihlachtete auch eine Ziege aus, und 508 ihr das Fell ab, Das Eingeweide wird lebens 
diente zu einem Gerichte für ihn und die Benftehenden. Er lud aud) die vornehmſte Frau Dig begra⸗ 
dazu ein, bie nicht viel Luſt zu effen hatte, weil fie wußte, Daß es ihre legte Mahlzeit wäre, e- 
Indeß aß fie ein wenig, und während dieß ward der Leib der Ziege in Fleine Stücen zer: 

und da der Marbut mennte, 


hackt, gefocht und gegeilen. Die Klagen giengen wieder an; 
Ende zu machen: fonahm er die Frau bey den Aermen, 


daß es Zeit wäre, dem Handel ein 

und überlieferte fie zweenen flarfen Schwarzen, die fie hart anfaßten, ihr Hände und Füße auf : 
den Racken bunden, fie ruͤckwaͤrts nieder, und ihr ein Stüd Hol; auf die Bruft legten. 
Darauf faßten fie einander beyde bey den Schultern, und fraten fo fange mit ven Füßen auf 
das Holz, bis ſie ihr die Bruſt zerbrochen hatten. Nachdem fie felbige alfo wenigfteng 
halb hingerichtet : fo warfen fie fie mit dem Ueberbleibfel von der Ziege ins Grab, und ih» 
vos Mannes Leichnam auf fie, das Grab aber ward mit Erde und Steinen gefüllt. Alfos 
bald hörte das Geſchrey auf; es folgte ein plögliches Stillſchweigen, und jeder begab fic) ſo 
ruhig nach Haufe, als wenn nichts vorgefallen wäre b). 
- Die Sprache der Seftrofhwarzen ift die ſchwerſte auf der Kuͤſte⸗ ), daß der Handel Sprage. 
ſehr durch) Zeichen geführt wird, in denen fie befonders gefchict find. Sie behalten viel 
franzoͤſiſche Woͤrter noch von ihren Vorfahren, die von den Sranzofen die Kunft, Stahl zu 
bärten, gelernt haben, und noch jest befigen, oder vielmehr weit vollkommner, als was man 
in diefer Art in Europa chut, verſtehen. Die Schiffe, die hieher mit Eiſenſtangen handeln, 
vergeſſen niemals die Scheeren, mit welchen ſie die Eiſenſtangen ſchneiden, bey ihnen zurich · 
ten zu laſſen, und ſie thun ſolches beſſer, als der beſte Schmidt in Frankreich k). 

Die Portugieſen hatten die Franzoſen von allen ihren Pflangſtaͤdten fängt diefer Kuͤſte Hieſige Por⸗ 

vertrieben, und über die Einwohner tyrannifch geherrſcht. Der Borcheil bey diefem reichen. tugiefen 


Eiferfucht der Engländer und Holländer im Jahre 1004, und jener Macht 
| gl 3 fing 


Handel erregte die E 
> Marchais a. d. t30u. f GB. Quabi, durch die Naſe und ſehr geſchwind, a.d.131 ©. 
Barbot füget; fir veden die Mundart der H Ebendetſ. q. d. 149u. 83. 





— — — 


And > 





‚ 


- 638 Beſchreibung von Buinen, deſſen Natur; 


Einwobnerfing an, abzunehmen, daß fie nach und nach ihre meiften Forts und andere Oerter verloh⸗ 
——— ven, und ſich weiter hinauf instand begeben mußten, wo fie ſich, um ſich zu erhalten, unter den 


find fehr 
mächtig. 


Handel und 
Waaren. 


Schwarzen verheiratheten. Davon entſprang die Art der portugiefifchen Mulatten und 
Schwarzen, die längft der Küfte zu finden find. Die europäifchen Portugiefen erkennen 
fie aus Politif und Gewogenheit für ihre Sandesfeute, fehen fie als Fidalgos oder Adeliche 
an, beehren ſie mit dem Chriſtorden, nehmen ſie in heilige Orden auf, und vertrauen ihnen 

die Statthalterſchaft ihrer Feſtungen und Pflanzſtaͤdte in Africa. 


Es haben fich diefe africanifchen Portugiefen an Dertern, welche von der See entfernt 
find, ſehr mächtig gemacht, und handeln wegen ihrer Farbe und Verwandtſchaft mit den 
Einwohnern, frey unter ihnen überall Hin. Sie find felbft bis an den Niger nördlich durch 
die Koͤnigreiche Gago und Benin gekommen. Die ſich an den Fluͤßen Sierra Leondı 
Tunco, Sertos und Sanguin niedergelaffen, handeln ftarf nach der Gambra fomohl, 
als nach dem Rafamanfa, Rio St. Domingo und Rio Grande. Einer von ihren 
Handelsleuten, der Hundert Seemeilen den Fluß Sierra Leona hinauf wohnte, gieng fa 
jährlich mit den Mandingoern an den Niger, unter einem merfwürdigen Arme deſſelben 
zu handeln, den er für die Gambra hielt. Es ift geroiß, dieſe Vortheile, nebft der Achtung 
der Einwohner für fie, würden fie in den Stand fegen, einen fehr ftarfen und reichen 
Handel zu führen, menn fie die europäifchen Waaren ordentlicher hätten, und mit felbigen 
ftatt anderer Nationen handelten 7). 5 

Die meiften Schiffe, welche windwärts mit Sklaven Eommen, legen hier an, Reiß, dat 
Duintal zu ungefähr zwey Schillingen, zu taufihen. Man bringt die Waare in den Pal 
faverplag, als: metallne Pfannen, zinnerne Becken, Pulver, Gefhüs, alte Kiften u-f. f 
welches gegen Neiß, Ziegen und Gevögel vertaufcht wird. Zwo oder drey Pfeifen, eine 
$adung Pulver oder dergleichen Kleinigkeiten, gelten einen Vogel, und ein Becken von zu) 
Pfund eine Ziege. Arkins Faufte deren zweene für eine alte Kifte mit einem Schlofer 
welches eine Seltenheit war, Die zu beroundern das ganze Land herunterfam m). 

Seftros bat Ueberfluß amReiße, der fo erftaunfich wächft, daß ein großes Schiff bald 
etwa für den Preis fir einen Halfpenny das Pfund Fann befaden werden. Erift aber nicht ſo 
groß, weiß und füße, als der meyländifche ober veronefifche »), Die Bornehmern treiben 
einen beftändigen Kandel damit, mit Ouineapfeffer und Elephantenzähnen, ob fie wohl von 
den legtern nur wenig haben 0). f 

Das Elfenbein ift hier befonders gut. Weil aber Feine Factorey hier ift: fo hat mal 
feinen gefegten Preis, der fic) in Dertern, wo Pflanzftädre find, findet. Außerdem kann 
man bier noch Guineapfeffer, Reiß, Maiz, Hühner und Vieh, alles fehr wohlfeil habe 
Funfzig Pfund Pfeffer befümme man für Waaren, die in Frankreich fünf Sous koſten 
Wenn ſich ein Schiff mit einer weißen Flagge fehen laͤßt: fo drängen fich, wie der Verfaß 
fer meldet, die Schwarzen an Bord, und wo fie es fir franzoͤſiſch halten, erzeigen fie Ib 
alle Sreundfchaftszeichen p), Villault behauptet, fie fähen die Franzofen lieber, als DIE 
Holländer oder Portugiefen, denen fie niemals verftatten wollen, ſich bey ihnen — 


= 


7) Barbota,d.146 u. f. S. 0) Bosman a.d. 481 S. 
m) Atkins a d. 62 u. f. S. pP) Marchais Reiſe a. d. 137 u. f. S. 
w) Barbots Beſcht. von Guinea, a.d. 132 S. 7) villault a. d. 86 S. A 








und politiſchen Gefehichte. VIII Buch II Cap. 639 
fen N: Gleichwohl geſteht Marchais, daß man bier noch die Ueberreſte von einer vor: Einwohner 
maligen Factorey der Engländer fiebt . der Pfeffer: 

Die Europäer, die bier Holz und Waſſer einzunehmen fommen, müffen nicht zu viel kuͤſte 
Obſt eſſen, und maͤßig Quellwaſſer trinken. Ausſchweifungen dieſer Art, nebſt der harten Warnung 
Arbeit beym Holzfaͤllen und hauen, und der uͤbeln Luft der feuchten und moraſtigen Grün: für die Eus 
de bringen, befonders bey ber Regenzeit, auch die ftärffte Natur bald in Unordnung. Es ropaͤer. 
entſtehen Daraus zuerſt heftige Kopfſchmerzen, mit Brechen und Schmerzen in den Beinen, 
die ſich in gewaltige Fieber, nebft Zerrüttung des Gehirns, verwandeln, und in wenig Tagen 
gödrlih werden +). 


Der VII Abſchnitt. 
Ergänzung aus dem Barbot. 

Sandfchaften, die zu Sertos oder Seſtro gehören. ſatzige. Leichenbegängnig ber BVornehmen. - 

Vögel; ein merkwuͤrdiger. Hunde, Schweine Menfchenopfer. Ihre Religion und Fetiſche. 

und Schafe Beſchneidung. Die Priefter Opfer dev Henne für den Fetiſch. 

find Aerzte. Außerordentliche Deenfchen, Aus— 
Wie wollen noch einige beſondere Umſtaͤnde aus dem Barbot beyfuͤgen, der um Das Jahr Landſchaft, 

1680 zu Seſtro war. Er meldet uns, die dazu gehörigen Lander erſtreckten ſich die zuSextos 

etwa fünf und dreyßig Seemeilen in einem Striche längft diefer Küfte, von den Fluffe St. gehört, 
Johann ober Berſay hach Kroe, und noch viel weiter das Sand hinauf, Nordoſt gen 
Hft, wenn wir einigen von des Königs Bedienten glauben dürfen. 

In den Wäldern, etwa eine Meile won bes Königs Flecken, toͤdteten fie einen Vogel, Voͤgel. 
der fo groß als eine tuͤrkiſche Henne war, nnd ein fehr durchdringendes Geſchrey hatte. 
Sie find geoß, und füße, und geben den Phafanen nichts nah. Die beite Zeit zu diefer 
Jagd ift den Abend, wenn fie ſich auf eine befondere Art von Bäumen fegen. 

Auf den Spisen diefer Bäume bauet eine Fleine Art Vögel ihre Meter, an die En: Einmerk: 
den der Hleinften Aeſte. Diefe find nicht größer, als Sperlinge, aber von artigem bunten würdiger, 
Gefieder. Der Verfaffer ſah bey des Hauptmanns Jacobs Dorfe, über taufend Nejter 
auf einem Baume. Der Fünfklichfte Menfch würde das Werf diefer Fleinen Gefchöpfe 
nicht nahmachen Fönnen, wie fie das Gefträuche fo artig und dicht in einander meben, 
daraus fie ihre Neiter machen, die dicke und feft werben, und eine Fleine runde Deffnung 
aus und einzugehen haben. 

Die Schwalbe ift hier ſehr Flein, mit einem flachen Kopfe, und Fleinen Schnabel, 

Die Hunde gleichen den andern in Buines, find aber nicht allzu haufig, und werden Hunde, 
von den Schwarzen als eine gute Speiſe gegeſſen. Es giebt nur wenig Schweine, und Schweine, 
die Schafe ſind von den europaͤiſchen ſehr unterſchieden. Sie ſind nicht jo groß, und has Schafe. 
ben feine Wolfe, fondern Haare wie Die Ziegen. a), mit einer Art Mähne, wie die Löwen 
auf dem Halfe und Rumpfe, auch einen Büfchel an dem Ende des Schwanzes. Gie find 
eben nicht befonders geſchmackſam; man bekommt eines für eine Elſenſtange 5). — 

ieſe 


J 


H Warchais, am oben angef. Orte, a. d. 145 ©. a) Siehe die Kupfertafel. 2 
Se b) Barbot, an oben angeführtem Orte, aufder 


und Barbot ard. 138 u. f. S. 
Barbot, am oben angef. Orte, a. d. 133 S. 131 und folgenden Seite, 





ee ee 


— 


Wenſchen. eine milchweiße Haut, aber voll ſchwarzer Flecken, wie ein Tyger hatte. Der andere war 


640 Beſchreibung von Guinen, deſſen Natur⸗ 


Einwohner Dieſe Schwarzen find beſchnitten, koͤnnen aber feinen Grund davon angeben, als daß 
der Pfefferz ſie es als eine alte Gewohnheit von ihren Vorfahren erhalten, Ä 


„Falle Man fiehe Hier die Priefter als geſchickte Aerzte an, die ſich auf die Kräuter wohl ver | 
Beſchnei⸗  flehen e). 


dung. Die Weiber haben hier eine außerordentliche Art, ein Kliftie vermittelſt eines Schilf⸗ 
Vruſter ſind rohres, das fie dazu eingerichtet haben, zu fegen, und ſpritzen Die Compoſition dazu aus ih⸗ 
Aerzte. rein Munde, 
Seltſame Barbot ſah hier zweene ſeltſame Menſchen. Der eine war ein großer ſtarker Kerl, der 


ein alter Schwarzer; dieſer ſaß, und rauchte recht ſtark Tobak, und hatte, wie die andern— 
fagten, die meifte Zeit feines Lebens auf diefem Orte gefeffen. Er hatte einen außerordenk* H 
fichen Hodenbeutel, der fich wie ein großer Klumpen Teig anfühlte, Er war ganz rund / 
und über und über weiß, mit ſchwarzen Flecken; fein ganzer uͤbriger Körper aber völlig 
fhwarz: Sie zeigten dem Verfaſſer eine Eleine Oeffnung darinnen, wodurch er fein. 
Waſſer ließ. 

Ausfäsige. Der Verfaſſer muthmaßte, dieſe beyden Leute koͤnnten Yusfägige feyn, deren viele im 
Sande find: aber die andern Schwarzen haben mit ihnen keinen Umgang. 

Leichenbe⸗ Bey vornehmer Beerdigung kommen alle Leute aus dem Dorfe zuſammen, die Maͤnnet 

gängniffe laufen rund um des Verſtorbenen Haus wie wahnſinnige herum, und heulen abſcheulich⸗ 
die Weiber ſitzen bey der Leiche, und jede haͤlt ein wenig Bananablaͤtter, die Sonne von ihr ab⸗ 
zuhalten, ob ſie wohl mit einem Tuche bedeckt iſt. An dem Beerdigungstage erneuern ſie 
eben das Geſchrey, beſonders wenn fie in ven Sarg, der meiſt aus Schilfe gemacht iſt, 9” 
fege wird. Sie thun des Todten Säbel, MWurffpieße, Schnallen, und völligen Kleider Day 
Wenn der Sarg ins Grab gefenft werden foll, das ſehr großift: fo nöthigen fie zweene 
arme Sklaven, einen männlichen und einen weiblichen Gefchlechts, ven für fie zubereiteten 
Reiß zu eſſen, wobey ſie doch ihr Elend jaͤmmerlich beweinen. 4 

Menfchens Darauf ſtecken fie beyde in ein Loch, we fie bis an den Hals in der Erde ftehen, und et⸗ 

apfer. ſuchen mit wiederholtem Gefchreye und Gebeule den Seichnam, dieß Gefchenf anzunehmen· 
Darauf hauen fie ihnen die Köpfe ab, und legen fie jeden auf eine Seite des Sarges Ind 
Grab, mit vier Boͤckchen oder Ziegen, die auf dem Plage getoͤdtet werden, einigen Töpfen 
Reiß und Palmmwein, Bananas, auch allen Arten von Obfte und Kräutern, wobey fie den 
Todten erfüchen, wenn ihn auf der Reiſe hungerte, oder dürftete, fi) diefes Vorraths zu 
bedienen ; denn fie glauben, der Tod fey nur eine Reife in ein ander unbekanntes und ent⸗ 
ferntes Sand, wo fie alle Arten von Bergnügungen genießen. 

\ Während der ganzen Zeit machet die Berfammlung ein gewaltiges Geheule, welches ſich 
wegen der Mahlzeit, die ihnen bey der Ruͤckkunft zubereitet iſt, bald in Freude verehrt 
Sie effen und trinken dann luſtig, auf ihre eigenen Unkoſten, wenn der Todte nicht genug dazu 
verlaſſen hat. Befindet ſich ein Fremder bey einem ſolchen Feſte: fo muß er jedem von 
ihnen ein Gefchenf geben, das bisweilen mehr, als die ganze Mahlzeit austräge, 
Man begräbt hier, wie in Duofa, alle Leute, da wo fie gebohren find, wenn es a 
noch foweit von dem Orte ihres Todes wäre, u 
D 


c) Barbot a. d. 135 S. EShehe Barbots Reiſen auf ber 13a und Pr 
A) Siehe die Kupfertafel: genden Seite, fen auf der 13% + Du 





x 


und politiſchen Gefhichter VlII Buch I Cap. 64ꝛ 
Dieſe beute ſind grobe unwiſſende Heiden⸗ Wish Alena fpaßieren gieng, Erd 
fand cr an der Sünfprse.besZtuffes, etwa einen Musfeten hu weit vom orfe, in einer Eleis der Pfeft 
nen mit Blättern bebeckten Hütte, eine ungeſtalte laͤcherliche Figur, die einen Menfchenför- SR as 
per vorftellen ſollte. "Sie war von dunfelm braunen Thone, erwa zweene Fuß erhöht, urd etigion 
fo ftark als ein Man an ne = ihm DEN des Fleckens, und Fettſches 
und-alte Schwarzen mit dem Könige felbit, „giengen-alle Abende dahin, wuſchen ſich im 
Fluffe, und knieten ode — 533— Erde vor oem ur I en yeah 
auch vermuthlich 


uf einige Weite von,befagter Hütte ſtunden gewilfe Felſen, die fie 
als ihre Seefetiſche verehren.  - 

Als ver Berfaffer-einsmals ans and gieng, fo fand er das Ufer voll Schwarze, deren Opfer der 
viele auch ven den benachbarten Plägen waren, die alle folgendergeftalt gekleidet und aus- Keane 
geziert waren; Ihr Geficht war mit Blute beſchmiert, und Reißmehl darüber geſtreuet 
welches eine befondere Schönheit bey ihnen ausmacht. _ Sie hatten ſich aa ihrem 
Fetiſch das Opfer der Sandi Lete d, i. ber Bundeshenne zu thun, um bey dem Neiße, 
den fie morgen füen wollten, Gluͤck zu haben. Sie fangen dieß Opfer mit Tanzen vor 
dem Gögenbilde an, die aber nicht eher angiengen, als bis der Verfaſſer wieder an Bord 
mar, weil fein Fremder dabey feyn darf. | 

Zweene Tage darauf bemerkte der Berfaffer, daß fie einen Drangebaum innerhalb drey dem Fetiſch 
Fuß von der Erde umbieben, und nieberriffen. Auf jeder "Seite wurden zwo Stangen gebracht. 
aufgerichtet, und an dei Stamm durch eine Queerſtange befeftiger A), auf deren Spitze 
bieder eine andere mit einem Fleinen Stuͤcke daran geleget war, an welchem eine todte Henne 
an den Füßen hing, daß das Blut immer aus ihrem Schnabel auf das abgebrochne Stück 
des Drangenbaums tröpfelte. Auf jeder Seite der Hennen waren Stüce von Palm- 
äften, und Bananablättern rund herum —5 — mit Lochern durchbort, und an Die Queer⸗ 

in gebunden, Einige meldeten dem Verfaſſer, der Drangenfturz märe der Abgort, 
und die Henne fine @pelfe ) je le ee as = 


Der vm Ahfehmiet.. 
WVaon der Malaghetta oder Pfefferkuͤſte in genauerm Verſtande. 


Malaghetta oder Pfefferkuͤſte. Klein Seſtro oder Laub, Blaͤtter, Groͤße und Farben; Saamen. 
&oftos.' Bairos Swins . Sangwin. Daffe, koͤrner; wenn man ſie ſammlet. Abſchilderung mm 
Seterna. Battowa. Flecken Sino. Seftro der Einwohner. Ihre Sprache iſt ſchwer. Art 
Krow. Wappo. Drue und Niffo. Groß Seſtro ihres Gruͤßens. Ihre Beſchaͤfftigungen. Unum- 
oder Groß Paris. Flecken Goyava. Das Palmen: fehränfte Gewalt der Könige. Neligion und 
" yorgebirge. Ungeſunde Luft auf der Küfte. Do: Handel. i — RER 
* den und Früchte, Guineapfeffer ; wie er waͤchſt; 2 un ala Wlan 
ir Malas hetta /) oder Pfefferfüfte in engerm Verſtande, erſtrecket fich von Rlo Malaghetta 
Seſtro 2) nach Growa, ein wenig unter dem Vorgebirge das Palmas etwa oder Pfeffer: 
fünf und fünfzig Seemeilen, und iſt meift niedrig fläches Sand, von einem leimichten fetten koͤſte. 
Boden, über und uber waldicht, und yon verfchiedenen Fluͤſſen und Moräften durchwaͤſſert, 
r au 


3 


P Xud) Male, Melegata, und MIR ig) Ober Seireos. Hanptmann Uring in feind 
33* LE ahetın, Male * Reife a. d. ızı ©. heißt es den dluß von Siſteri. 


Allgem. Reiſebeſchr. IT Band. ven Man 


Be 


642 Beſchreibung von Guinea, deffen Natur, 


Erdbeſchr. an deren Muͤndungen Dörfer liegen, die mit ihnen einerley Namen führen. Die vornehm 

ri ften und die am meiſten befucht werden, find: Flein Sefteo,Sertos, Seftos oder San 

vie Bottowa ober Battaway, Gino oder Seno. Seſtro oder Serra Rrow, Krow 
Serra, Wappo, Sotow, oder Bado, groß Seftre, klein Seſtre, Goyana oder 
Goyava, Garaway und Growa. 

Klein Seſtro Bon Rio Sextos nach klein Seſtro oder Seſtos 56), find vier Seemeilen Siüdeft. 

sder Seſtos. Bor dem Plage befindet fich eine lange bergichte Klippe, auf der ein hoher Baum waͤchſt/ 
nebſt fünf andern Klippen, ſuͤdwaͤrts und einer nordwaͤrts. Die Schwarzen find durch⸗ 
gehends Fiſcher, und es giebt wenig oder feinen Handel da. 

Boxios Etwa zwo Seemeilen weiter oſtwaͤrts iſt die Spitze Baxios Swino, welche in die 

Swino. See geht, und unweit derſelben eine große Klippe, die auf der Spitze weiß, und dicht beym 
Lande iſt. In einiger Entfernung weſtwaͤrts, auf der See ſieht dieſelbe wie ein Schi 
aus, und iſt von der Rheede von Seſtro, bey hellem Wetter leicht zu erkennen. 

Sangwin. Ein wenig unter dieſer Klippe iſt der Flecken Sangwin 7), an der Mündung eines 
eben fo benannten Fluſſes, der fünfüdoftwärts in die See fällt, und Fleine Schiffe zwölf 
Seemeilen hinauf führer, obwohl feine Einfahrt fehr enge R) if. Die Ufer find vol 
fehönen großen Bäumen befchattet. Der Flecken 7) enthält etwa hundert Häufer. Die 
Engländer hatten vormais eine Pflanzftadt allhier, verließen folche aber wegen der übel 
Befchaffenbeit ver Schwarzen. Der König ift dem Könige von Rio Sefiro zinsbak 
Er trägt gemeiniglich eine blaue mohrifche Rute, und geht oft an Bord der Schiffe in DE 
Rheede. Die Holländer und Portugiefen trieben fonft hier einen ftarfen Handel, wege! 
Elephantenzähne und Pfeffer: aber weil ſoviel Schiffe berfamen, fo haben die Einwohn 
den Preis fo ausſchweifend erhöht, daß nichts, das die Mühe belohnt, dafelbft zu thun M 
und fo verhält es fich in dee That durch alle Küften von Guinen. Im Nothfalle } 
Sangwin ein guter Der, Holz, Waſſer und Lebensmittel einzunehmen. 


. Baffa, Baffa, Bofoe oder Bofon, ift ein Flecken etwa eine und eine halbe Meile oſtwaͤrt⸗ 


von Sangwin, wo ein wenig Handel mit Elephantenzaͤhnen, aber vielmehr mit Pfeffet 
if, Man kennt dieſen Platz leicht an einer ebenen ſandigten Spitze, die mit Klippen un? 
ringe ift m). Einige der hieſigen Schwarzen fprechen ein wenig Portugiefifch, oder die 
Lingua Franca. a 
Seterna. Seterna oder Serres iſt etwa zweene Seemeilen Oft von Bofou, hat einige Klip⸗ 
pen an der Oſtſpitze in die See hinaus, und einen guten Handel mit Elfenbeine und Pfeffe 
Nicht weit davon oftwärts ift der Flecken Taffe oder Daffe. y 
Bottowa. Darauf folget Bottowa, ein Flecken, der am Ufer liegt, und an zwo großen Kippe! 
kenntlich ift. Die eine jeiget fich in der See auf zwo englifche Meilen weit weftwärts. ie 
Portugieſen heißen ſie Cabo do Sino; die andere iſt vier Meilen oſtwaͤrts von der 


b) Barbot verwechſelt dieß mit Seſtro Paris, 
welches viel weiter Suͤdoſt liegt. 
i) Marchais faget, es wäre zwölf Seemeilen 


von Rio Sertos im erften Bande a. d. 146 ©. und 
Snoek, es ſey am verfehiedenen hoben Bäumen, Se 


die ſich oſtwaͤrts davon zeigen, kenntlich. 
k) Maxchais faget, er ſey zwölf bis funfzehn 


Meilen von der Einfahrt fehiffbar, und diele etwa 
fuͤnfhundert oder ſechshundert Schritte breit, U 
in der Breite von fünf Grad zwoͤlf Minuten nord 
lich, fiehe feine Neife im eriten Bande auf ber I 


ite. i 
D) Unweit dem Seeufer faget MWarcaisr ir 
ein ziemlich großer Flecken, der angenehm zei‘ x 


und politifchen Geſchichte. VII Buch I Cap. 643 
Man fennt fie gleichfaits-an verſchiedenen hohen Hügeln unter ihr, Es giebt Bier viel Erdbeſchr. 


Malaghetta oder Pfeffer, den die Schwarzen für blauen Perpetuanas, zinnerne Becken, der Pfeffer, 

Eifenftangen, und —— vertauſchen. — N raſte 
Sie kommen gewöhnlich an Bord zu handeln; man muß aber wohl auf fie Acht haben, 

denn fie find geſchickt im Stehlen, und werben nie bezahlen, was fie kaufen, wenn fie fol- 


€ « 


ches vermeiden fönnen »). 

_ Der Flecken Gino liegt Siüdoft, von Bottowa etwa eine und eine halbe Seemeile Flecken 
weit und ift an einer großen Klippen auf einer Sandfpige fennrlich, die ein wenig in die Sins 
See hinein geht. Hinter derfelben ift ein großer fchöner Fluß, der, wie die Schwarzen erzaͤh⸗ 

Jen, weit ins fand hinauf gebt, und dem Fluffe Seftro nicht viel nachgiebt 0). 

Der Flecken Souweraboe oder Sabrebou, it eine Seemeile von Sins nad) Suͤd⸗ Seſtro 
- oft. Seſiro Rrow,( Kroe, Arne oder Rrew p) ), fünf Seemeilen von Sabrebou, Krow. 
ift ein großer fehöner Flecken. Man Eenner ihn leicht an einer Art vom Borgebirge, Das 
von drey mit Bäumen bewachfenen ſchwarzen Hügeln zuſammen gemacht wird, die in der 
Ferne in der See wie Schiffmaſte ausfehen. Das Vorgebirge oder die Spitze iſt mic 
Klippen umringt, von denen einige ſich etwas in bie See erſtrecken. Es ift auch an zwo 
großen Klippen am Ufer fenntlich, die etwa zwo englifche Meilen von einander find, und 
das Sand ift flach und niedrig. In der Vertiefung des Ufers, die wie eine Eleine Bay aus⸗ 
ſieht, ift im Nothfalle gut Waſſer einzunehmen, 

Der Fleten Wappow oder Wappo, ift fünf Seemeilen von Seftro Krow, an Wappo. 
einem kleinen Fluſſe gelegen. Sein Merfmaal ift eine Reihe von zwanzig oder mehrern 
hohen ausgebreiteten Bäumen, Die ſich auf einem flachen langen Hohen Grunde über dem 
Ufer zeigen, mit fünf Palmbäumen am Ende, Es ift auch an einem fehr flachen Eylande 
oder Zelfen unweit der Küfte, oder gar daran hängend, kenntlich, das von verfchiedenen 
£leinen umgeben wird, 

In dem Flecken innerhalb bes Zluffes ſowohl, als zu Botowa und Seſtro Krow, 
find die Elephantenzähne meiftens groß. Das fand hat viel Malaghetta, und fie brine 
gen ihn gemeiniglic) an Bord der Schiffe, die in der Rheede liegen, in großen Paden, die 
aus Scilfe wie Zuferhüte gemacht find 9). 

Droe, (Drue oder Drew) und Niffo, zweene andere Flecken liegen ziifchen Wap / Droe und 
po und groß Seſtro. Sie geben viel Malaghetta, und fo wohlfeil, daß Barbot ein- Niffo. 
mal zu Droe dreyhundert und funfzig Pfund fuͤr eine Eiſenſtange kaufte. Die Schwar: 
zen um Wappo, und die anliegenden Gegenden herum, find gejitteter und beſſer be= 
ſchaffen, als ie aber doch ungeftüm genug, ihr Daſchi oder Geſchenk zu for- 
dern, ehe fie handeln, Ihre Sprache iſt kaum zu verſtehen. 

Die See liefert eine große Mannichfaltigkeit von Fiſchen, die mit denen auf der Gold: 
küfte meiſt einerley find. ‚,  Mmmm 2 Das 
den großen Bäumen liest, die den Fluß auf bye eo) Bosmanian oben angeführtem Orte auf dev 


den Seiten beſchatten. Siehe feine Keife, erfter 485 Seite. 
Band a.d. 148 ©, p) Etliche wenige Meilen weiter wor, iſt ein an⸗ 


m) SnoeE giebt eben die Merkmanle an. Sie: 2 Pak, Namens Krow Seftro, Stra oder 


be Bosmans Guinen a. d. 484 ©. iffra. 
”) Bosman a. d. 485 ©. und Barbot a. d. — a. d. 136 u. f. S. Bosman a. d. 


136 Seite. 


644 Beſchreibung von Guinea, deſſen Nat 
Sedbefäe. © Das Ufer von Wappo nad) groß Seſtro oder Seftro Paris, ſtrecket ſich Sivef 
au gen Süd. Letzteres iſt ein großer Flecken am Rio das Eſcravos. Die niedrige COM 
führer längft den Ufer hin, und die Rückkehr der Fluth, in die Ser. 

GroßSeſtro. Groß Seſtro iſt etwa zwo und.eine halbe Meile von Droe Suͤdoſt. Man entdedet 
es leicht, vermittelft eines Felfen, der Nordweſt liegt, und eines Einfchnittes in der Su 
über dem drey Palmbäume das fand inauf find, Die Holländer nennen es Balletſesho 
von einem Schtwarzen, der ſich vormals hier aufgehalten. Einige von den Landeseinwoh⸗ 
nern fchrien, als fie ſich den Schiffen in ihren Canoes nahten, überlaut in der normantl 
ſchen Mundart mit Haͤndeklatſchen? Maleguetta tout plein, Maleguetta tout plein, tout 
plein, tant a Terre de Maleguetta, anzuzeigen, daß fie Ueberfluß von guineiſchem Pfeffer 
im Sande hätten. ‘ 

oder groß Die Franzofen von Dieppe nannten diefe Stadt vor Zeiten Seftro Paris, wegen 

Paris. ihrer Größe, da es eine von Den größten und volfreichften in Guinea it. Sie hatten hiet 
eine Factorey wegen des guineiſchen Pfeffers und Elfenbeins angelegt, welches beydes im 
Ueberfluſſe zu bekommen iſt, und dieſes lange zuvor, ehe der oſtindiſche Pfeffer in Europa be 
Fannt war. Als aber die Portugiefen das Prinzeßinneiland erobert hatten, welches M 
der Bight liege: fo bemächtigten fie ſich aller Guineakuͤſten, legten dafelbft Factoreyen al 
und vertrieben die Sranzofen. = 

Wie diefer Ort groß Paris genannt wird: fo heiße Klein Seftro, etliche Seemeilen 
weiter Elein Paris. Dieſes leßtere hat Barbot unweit Rio Sextos gefeßer, wie wil 

oben bemerket Haben. Dieſe Namen groß und klein Paris, ſaget Marchais, find Be 

weiſe, daß ſich Die Franzoſen vor Zeiten hier geſetzt gehabt. Im Jahre 1366 legten die Diep⸗ 

ER per Kaufleute eine Factorey zu groß Seftro an, uͤnweit er die Schwarzen eine 9 

große Stadt bauten, daß die Normänner felbige groß Paris namten. Die Einmohrt 
behalten immer noch ihre alte Siebe für die Franzoſen. 

Flecken Von groß Seſtro bis zum Flecken Goyava oder Goyane find drey und eine halbe Sek 

Boyave.  meile, und von dar vier bis zu Garwai überall niedrig Land, und noch zwo Seemeilen nach 
dem Vorgebirge das Palmas. Goyave iſt an einem runden Berge tief ins Sand hinein 
fenntlich; wie auch an einem Fluſſe, der für Schaluppen nicht ſchiffbar ift, und laͤngſt der Ki 
fte im Sande Läuft. Er heißt Rio de Str. Elemente. Auf der Süpfeite iſt ein Eleines Dort 
wo man gut Waffer, Elfenbein und guineifchen Pfeffer finder. . 

Vorgebirge ¶ Cabo das Palmas oder das Palmenvorgebirge, hat feinen Namen von den 

das Palmas. Palmbaͤumen, die man an den meiften Orten fieht, befonders unweit des Ufers, und auf DEP 

beyden Hügeln, die das Borgebirge machen, das genau in vier Grad un Minuten s) 

nordlicher Breite liegt. 

Hinter dem Vorgebirge ift eine Vertiefung in der Küfte, die den Schiffen eine gute I 
flucht wider die Südwinde giebt, Etwa eine Seemeile davon, oſtwaͤrts befindet fich glei 
am Ufer eine große Klippe, und von der Spiße ſtrecket fich eine Reihe Sandbaͤnke ode 
kleiner Klippen, die dem Waſſer gleich find, eine Meile in die See, Suͤdſuͤdoſt, wo vor din 


r) Marchais Reife erfter Band a, der 149, geirrt, die er ale richtig angegeben. 
2 Wir ftehen für die Nichtigkeit nicht, weit ) Barbot a.d.137 ©. 
ſech dieſer Schriſtſteler bey ſehr viel Dreisen fehe ©) Beihreibung von Guinea a. d. 132 © 


” 


und pofitifehen Geſchichte. VII Buch I Cap 645 
ten Schiffe gefcheitere find. 9 iff eine niedere Bank zwo Seemeilen weiter in die See, Erdbeſcht. 
um welche die Fluch febr ſtark nach ‚in neun bis zehn Faden Waſſer ftreicht. derPfeffers 
> Zwo Seemeilen yon dem Borgebirge liegt Browa , wo ſich die Pfefferfüfte oft- — 
aͤrts endi —* 

Wir ai diefer Befchreibung der Malaghettakuͤſte und der Hafen laͤngſt felbiger, 
eine Nachricht von dem Boden und den Einwohnern beyfügen. 

Die Dinfte aus den häufigen Flüffen und Moräften verurfachen bösartige und für die Ungefunde 
Europäer gefährliche Fieber. Diefe ungefunde Luft ift am Palmenvorgebirge am ſchlimm⸗ uft, 

n, und man empfindet fie bisweilen vier Seemeilen davon in der See; denn bey neblich⸗ 
gem Wetter führet fie einen merflichen Geftanf mit ſich 2). 

Das Sand überhaupt hat einen Ueberfluß an Erbſen, Bohnen, großen Kürbfen, (Pom / Boden und 
pions), Limonien, Orangen, Bacchos, Bananas, und einer Art Nuͤſſe von fehr dicker Früchte, 
Schale, und aus einem runden Stücke ohne eine inwendige Scale, mie die europäifchen 
‚ Nüffe, die fehr angenehm und füße ſchmecken. 

Auch giebt es hier vieles Rindvieh, Ziegen, Schweine, Hühner, und andere Arten von 
Voͤgeln, alles fehr wohlfeil, Ihr Palmmein iſt vortrefflich, wie auch die Datteln, die fie 
ſehr gern eſſen. 

Die vornehmſte Waare aber auf der Kuͤſte iſt der Malaghetta⸗ oder guineiſche Pfef⸗ Guineiſcher 
fer, den man in Menge und wohlfeil Hat. - Pfeffer, 

Nach Barbots Anzeige u) heißen ihn die Schwarzen von Seſtro Waizanzag, und 
die von dem Palmenvorgebirge Emaneghetta x). 

Einige Schriftfteller, befonders Herr Lemery und Pomey y), behaupten, der Mala⸗ 
ghetta habe feinen Namen von Wielegs, einer africanifchen Stadt, von bannen er zuerft 
nach Sranfreich gefommen. Sie melden aber nicht, wo diefe Stadt liegt. 

Die Pfefferpflanze wird nach der Guͤte des Bodens ftarf genug, fih als ein Eleiner wie er 
Baum felbft zuerhalten. Wenn es ihr daran mangelt: fo bleibt fie ein friechender Strauch, waͤchſt. 
wofern fie nicht geftüßt wird, oder fid) an einen Baum halten kann, da fie denn, wie Epheu, 
den ganzen Stamm bedeckt. Wenn fie längft dem Boden hinfriecht: fo find die Körner 
größer, aber nicht fo gut. Denn je höher ihre Aeſte der Luft ausgefegt find , defto trockner 
und Fleiner ift die Frucht, und zugleich hitzig und von ſcharfem Geſchmacke, mit allen Eis 
genfchaften des Peffers. 

Das Laub des Malaghetta iſt zweymal fo lang, als breit, und am Ende ſchmal 2). Blaͤtter. 
Es ift glatt, und hat in der Regenjeit ein angenehmes Grin, nad) welcher es verwelfet, und 
feine Farbe verliert, Wenn man es zwiſchen den Fingern reibt: fo giebt es einen Wuͤrz⸗ 
nelkengeruch, und das Aeußere der Aefte thut eben dergleichen. Von dem Untertheile der 
Bfäster wachfen kleine gekruͤmmte Fäden hezaus, damit fie fih an den Baum oder Stock, 
den man fin fie eingeſteckt Dat, halten. a 

Die Bluͤthe kann nicht wohl befehrieben werben, weil fie in eine Zeit faͤlt da Fein Han⸗ Slumen und 
del auf der Kuͤſte iſt. Indeſſen iſt gewiß, daß Die Pflanze blüher, und auf ihre Blumen Frucht. 
Frůchte folgen, die wie eckichte Feigen ausfehen, und nach der verſchiede en Beſchaffenheit 

Mmmm 3 des 
2) Barbot a. d. 1372 ©. fager, fie wären die, 


x) Daher kommt der Europaͤer Maneghetta 
: Fake und fehr lang, wie Nupbleiier, 


und Ma'agbetr2. 
9) Hift, des Drogues, 


Erdbeſchr. 
derPfeffer: 
kuͤſte. 


Eigenſchaf⸗ 


teil. 


Größe und 
Farbe. 


Körner oder 
Saamen, 


Henn man 
ihn ſammlet. 


Cardamo⸗ 


men. 


Pimento. 


646 Beſchreibung von Guinea, deſſen Natur⸗ 


des Bodens und ber Lage von verſchiedener Groͤße werden. Das äußerliche beſteht aus 
einer dünnen Haut, die trocknet, und fehr brüchig wird. Insgemein bat fie eine Dunkle 
vörhfichte Farbe. Die Schwarzen fagen, fie fey giftig. 
In diefer Haut liegen die Samkoͤrnchen ordentlich und dicht beyfammen , und find nut 
durch ein dünnes Häucchen abgetheilt, das ſich in zarte Fäden von einem ſcharfen beißenden 
Geſchmacke wie Ingwer verwandelt. ; 
Diefe Körner find von der Größe des Hanffamens, fait rund, aber doch mit eckicht, 
vor der Reife roͤthlich, welche Farbe bey der Reife dunkler, und wenn ſie gewaſchen worden 
find, ſchwarz wird; in dieſer Beſchaffenheit packet man fie ein. Dieſes Befeuchten erreget 


eine Gaͤhrung, und ſchwaͤchet die Kraft fehr, Der Geſchmack müßte beißend und ſcharf 


wie der indianiſche Pfeffer, ſeyn, wenn er wohl abgehen ſollte 4). 

Barbot faget, die Frucht ſey faſt eyrund, aber am Ende zugefpist. Die Schale iſt 
dünne, anfänglich grün, und wenn fie getrocknet ift, von fchöner Scharlachfarbe, etwan 
groß, als eine Feige, und weich, weil fie von feinem Fleifche ausgefüllt wird. Darinnen 
aber liegt der Malaghetta in vier-oder fünf Reihen mit einem weißen Häuschen bededt, 
das auch jedes Korn von dem andern abfondert. Diefe Körner find weiß, fehr feharf, und 
beißen ftärfer, als der hitzigſte Pfeffer. 

Bor der Neife find fie roth, und von einem angenehmen Gefchmade. Die beften ha 
ben eine Caftanienfarbe, find groß, ſchwer und fehr glatt. Die Schwarzen find am klein⸗ 
ften. Auf das Schiff werden fie grün gefehafft, und erhalten ihre Farbe am Borde. Det 
Saame ift weder fo groß, noch fo rund, als der indianifche Pfeffer, fondern bat verfchiedene 
Eden b). Die Stengel ſchmecken faft wie Nelken. Eine andere Art Malaghetta waͤchſt wie 
großblättericht Gras, Der, denman vom Mittel des Wintermonats bis in den März kaufet, 
ift ficherlich ein Jahr ale; denn der neue fängt an im Jenner Knofpen zu treiben c). 

Wenn die Blätter endlich ſchwarz werden: fo ſammlet man die Frucht. Diefe wird 
getrocfnet, und im Lande gegen Waaren umgefeßt, Damit fie viel geroinnen. Man hat dieſe 
Saamen in Frankreich und andern Theilen vor Europa lange an ſtatt des Pfeffers gebraucht, 
befonders wenn der legtere theuer iſt. Die Krämer verfälfchen auch öfters den indian‘ 
fchen Pfeffer d). | 

Der Malaghetta am Rio Seftro waͤchſt auf einem Strauche, und iſt der größte in 
diefer Gegend der Pfefferfüfte. Die Büfche ftehen fo dicht beyfanımen, daß fie an einigen 
Orten zu Seftro wie Dickicht oder Fleines Gehölze ausfehen e). — 

Boſman meldet, außer dem Malaghetta, den Paradieskoͤrnern, oder dem guinei⸗ 
ſchen Pfeffer, wachſe noch eine Frucht auf Geſtraͤuchen, die am Geſchmacke und Geſtalt den 
Cardamomen gliche, und nach ſeinen Gedanken mit ihnen einerley iſt. Er bemerket auch, 
daß der Pfeffer zu Benin und tiefer im Lande, wie der oftindifche befchaffen ift. 

Die legte Art von Pfeffer, die hier Pimento beißt, und in Europa fpanifcher Pfeffer 
genannt wird, wächft häufig auf Sträuchern, die faft von eben der Größe, aber doch etwas 
niedriger ſind, als die Johannisbeerſtraͤucher in Holland. Es giebt hier zwo Arten, große 
und Fleine. Beyde find anfänglich grün, und die erften werden roth und ſchwarz. Die y' 

ter 


a) Marchais I Band a. d. tzu u. f. ©. c) Barbots Belhreibung von Guinea auf der 
5) Die Portügiefen zählen fechfe, und heißen br 132 Seite, Siehe ad) Boſman auf der 305 
her den Fluß und die Stadt Sextos. Seite. > 


en und politiſchen Geſchichte. VI Buch II Em. 647 
= . &i angenem aus, Die Gruche it wie Biiger als der ger Binwohn, 
meine * — die kleine Art, die nicht den Ha groß, als die der Pfeffer⸗ 
andere ift, obgleich ihr Yaum fechsmal fo hoch ift, und fich weiter et. Man hät ff, 
den Piemene in Weineßig, oder noch beffer fimonienfaft gebeijt, für ſehr gefund , und gut 


De vn ee Si * 
Sonſton pflegten eine „und ganze Schiffsladungen jä Handel. 
auszufüßren; it aber wird er nicht fo anf gefucht. Der Berfaffer er 

Pfund davon zu Seſtro für eine Eifenftange, die fünf Schillinge werth war g). 

— Weil man dieſe Art Pfeffer ifo wenig in Europa braucht: fo iſt der Handel damit 
nicht wichtig. Die meiften Schiffe, welche jährlich hieher kommen, fuchen vornehmlich 
Eiephantenzähne, von denen Die Engländer und Holländer das meifte nehmen. 

Marmol im 23ften Eapitel feiner Befchreibung ‚von Africa faget, vor Ankunft der 
Portugiefen hätten ſich die Kaufleute aus der Barbaren queer durch das fefte fand hieher 
gemacht, diefen Pfeffer zu holen, und aus der Barbarey wäre etwas nach Italien gefhafft, 
und, weil man feinen Urſprung nicht gewußt, dafelbft Paradiesförner genannt worden 2). 

"Die Einwohner der Pfefferfüfte find fehr unmäßig, und außerordentlich) wolluͤſtig, ves Abſchilde⸗ 
den auch allezeit von ihren Haͤndeln mit Weibsbildern. Einige Schwarzen pralen, wie 
erzähle wird, damit, daß ſie ihre Weiber ihren eigenen Söhnen preis gegeben; und wenn man 
fie wegen eines ſolchen viehifchen Verfahrens beftraft: fo lachen fie darüber, und fagen, es 
fey nur eine Kleinigkeit. Sie ſtehlen fehr gern, und nehmen auf den Schiffen Eßwaaren 
und Gilter, ja voftige Meſſer, gebrochene Nägel, und fürs, alles, was ihnen im Wege liegt. 
Sm DBerteln um ihr Dafchi find fie unerträglich. 

Die Sprache der Schwarzen auf diefer Kuͤſte ift gar nicht zu verftehen, und aller Han: Schwere 
del wid durch Zeichen geführet. Meiftens find fie von guter $eibesgeftalt und wohl gebil- Spracho. 
det, Sie tragen nur ein Stüc Zeug um.bie Mitte des Leibes, und viele haben Brüche, 
Der —— ſah einen, deſſen Bruch ſo groß war, daß ihm der Hodenbeutel auf die Knie 

runterhing. 
Sie ſind daher ſehr ſtark und arbeitſam. Wenn ihrer einige aus verſchiedenen Hertern Ihre Art zu 
an Bord eines Schiffes zufammenfommen: fo faffen fie einander bey den Schultern an, und gruͤßen. 
ſagen: Toma; laſſen darauf bie Hände bis an die Ellbogen finfen, und fprechen: Towa; 
nehmen darauf einer des andern Finger, wie die zu Seftro, fehnappen damit, und fagen: 
Enfanemate, enfanematez das iſt: Wein Sveund, wie befindeft du dich? 

Sie haben fehr gufe Grobfehmiede, welche Gewehr , Meffer und dergleichen zu haͤrten Ahre De: 
und zu verfertigen miffen. Andere machen fehr gute Eanoes von verfehiedener Größe. Sie khäfftigun: 
wiffen auch ihr Feld zum Keife, Hirſe und Malaghetta wohl zu beftellen; und diefes iſt 9 


vorne Unterhalt und Handel. | 
3 — oder Taba Seple, bey andern Sabo Seyle, das iſt ihre. Könige, bere- Die Könige 
fhen fehr unumfehränft ber das Volk, dag ihnen viel Unterthänigkeit bezeuget, und zeigen * 


ſich öffentlich allemal mit vieler Pracht. 
8 


A) Marchais am obangefuͤhrten Orte auf ber P) Bofmans Guinea a. d. 305 ©. 

15 Seite- g) Barbors Befchreibung von Guinea anf der 
€) Barbot am oben angeführten Orte au der 132 Seite, 

132 Seite. * ) Ebenderſelbe a. d· 138 ©. 


Paradied: 
förner. 


Rluglon 


end Handel, 


KHrdbefchr. 
der Elfen⸗ 


beinktfte. 
—i 


Eintheilung 


und Grͤße. 


6458 Bececſchreibung von Guineq, deſſen Natur ⸗ 

Es find grobe Heiden die ihre Grigri oder Bilder, auch Todte anbethen, und fie um 
ein ruhiges und heiliges Leben in diefer Welt bitten. Sie grüßen den Neumond. mit Ges 
fangen, Spielen und Tänzen, und find der Zauberey fehr ergeben. 20 

Die befte Zeit zum Handel auf der Küfte, der am bequemften mit Fleinen Schiffen 
geführer wird, iM im Hornunge, März und April. Die Sidfüdoftwinde fangen auf der 
Kuͤſte im May an zu wehen, und bringen die Tornados, ſtuͤrmiſch Wetter und heftigen 

Pe | 


Kegen mit, welchen ordentlich Blitzen und ſchrecklicher Donner begleiten 7). ir 





Beſchreibung der Elfendeinfüte 
| Der 1. Abfchnift. | 


Eintheilung und. Größe des Bandes. Der Name. undausgehende Waaren. Die rothen Klippen, 
Duaqua, was man darunter zu verftehen hat. Dromwa Petri. Kotrow. Vorgebirge la Hou, 
Hafen und Dörfer. Tabo Dune, Taho Petri oder How. Jaque la How. Wotow oder Wal 
oder Petiero. Taho und Berbi. Dreavin Per lok. Jak a Jak. Korbi fa How. Ein uners 
ei Die Einwohner; find ſehr argwoͤhniſche gruͤndliche Brunnen. Gammo. Bogu. Sf 

Ri Se Andre. Ausfluß. Platz zu einem ſeni Grande, Albiani. Tabo Akanimina. Vor⸗ 

Forte. Schoͤner Quell. Erdreich und Gewaͤchſe. gebirge Apollonia. Fluß Cobre oder Ankobar. 
Die Einwohner. Ihre Tracht. Handlung, 


er und Erdbeſchreiber der verfchiedenen Voͤlkerſchaften ſind untereinander 


nn — 


) wegen der Groͤße und Abtheilung der Elfenbeinkuͤſte uneinig.· Wie Barbot 
ſaget, fo ſetzen die Franzoſen und Hollaͤnder die Gränzen derſelben vorn Growa 
an, zwo Seemeilen oſtwaͤrts von dem Palmenvorgebirge, bis an den Rio de Sweit® 


da Coſta bey Ißini, wo Die Goldkuͤſte eigentlich zu reden ihren Anfang nimmt, Di 
Küfte ſcheiden 


wieder in drey Theile: nämlich die Elfenbeinküfte, die Rüfte Male 


 Bentes, und die Rüfte OQuaqua. Die Elfenbeinkuͤſte rechnen fie, gleichwie die Por⸗ 


Dame. 


tugiefen, von Growa an, bis zum Rio Sto Andres " Sie läuft in der Linie von Nor 
oft und Suͤdweſt. "Die von Male Bentes reicht vom Rio St, Andre, bis zum Rio 


Lagos, und liegt Weſtſudweſt und Oftnordoft: "Und die Quaquakuͤſte erſtrecket fich vom 


Rio Lagos, bis zum Rio de Sweiro da Coſta, in der Richtung von Weſtnordweſt 

nach Oſtſuͤdoſt. Dieſer Strich Landes iſt am Strande voller Flecken und Dörfer a). — 
Wie Marchais und andere mehe verſichern: ſo iſt die ganze Kuͤſte dom Vorgebirge 

Palmas bis nad) Tres Puntas den Schiffern unter dem Namen der Elfenbeinkuͤ 


ſockannt. Die Holländer benennen fie in ihrer Sprache Tandkiift "Sie wird gemeinig⸗ 


Hich) in zweh Stiche fandes abgerheilet, Deren eines von dem guten, das andere aber —— 


1) Barbots Beſchreibung von Guinea aufder 6) Marchais Reiſe nach Guinea im I Bande 

u37 und folgenden Seite 7 ann rd. a7 ſſ vun anche tt 
Arad EINER a 1 c) Villaults Reiſe nach Guinea a. d. 178, wie 
a) Ebendaſelbſt auf der 138 Seite, uuch Merci .. 


| und politifchen Geſchichte. VII Buch III Cap. 649 
böfen Volke bewohnt wird. Der Fluß Botrow ſcheidet diefe beyden Nationen. Man Erdbeſchr 
weis nicht, warum das böfe Volk diefen Namen befommen. So viel aber ift gewiß, dag der Klfen: 
die Schwarzen an der Dilfeite des Palmenvorgebirges boshafte Sügner und Berrätber, und — 
zum Diebſtahle und zur Grauſamkeit geneigt find. Die Urſache des Namens der Elfenbein: 
Füfte ift leicht zu errathen, nämlich Die große Menge von Elephantenzähnen, oder vielmehr 
Hanern, die bier —— b). . 
Die Küfte des guten Volks nimmt mir dem Borgebirge la Hou feinen Anfang. Di 
Holländer gaben den Einwohnern von bier an bis ————— KR Dr hrs 
Tramen Quaqua, weil fie diefes Wort fait beftändig im Munde führten, wenn fie zu ihnen 
auf die Schiffe famen, welches Wort nach ihrer Meynung fo viel heißen follte: als guten 
Morgen, oder Willkommen. Villault bemerkte, daß fie diefes Wort fehr ftarf brauc)- 
ten, wenn fie fich fart gegeffen hatten ). Dem unevachtet weis Snoek, ein Holländer 
nicht, wo er diefen Namen herleiten foll, es müßte denn feyn, Daß manche die Sprache dien. 5 
fer Bölfer mit dem Schnattern der Enten vergleichen, da er doch Feinen fo merffichen Un— 
terfehied in ihrer Sprache von den andern Negern wahrnimmt. Er feßet hinzu, daß die 
Einwohner ihr Sand Adow, und fich ſelbſt Adowſtaner Aynennen, Smith, welcher Bos⸗ 
manen mit dem Snoek verwechfelt, löfee die Schwierigfeit auf, indem er vorgiebt, daß 
das Wort Quaqua in ihrer Sprache einen Zahn bedeute. Daber, fager er, nennen fie Die 
Engländer die Elfenbein- oder Zahnfüfte ©). Diefer Schriftfteller aber führer Fein Zeug: 
niß an, und faget auch nicht, wo er dieſe Nachricht herbefommen. 
Yußer dem Namen Quaqua wird fie aud) von den Holländern die Küfte der fechs 
Streifen genannt, twegen der Pagnes, oder weiß und blau geftreiften baummollenen Tücher, 
die aus fechs zufammengenähten Stuͤcken f) oder Streifen beftehen. 
Die vornehmften Derter auf der Elfenbeinküfte find Bena oder Growa, Tabo, Klein Haren und 
Tabo, groß Drewin, Borrs, das Vorgebirge Ir Hou, das Vorgebirge Apollonis, Dörfer. 
Valloe. Diefe find meiftentheils an den Mündungen der Flüffe gelegen, deren Namen — 
fie führen. Das innere Sand ift wenig befannt, weil, feitdem die Sranzofen aus der Nor" 
mandie ihre Wohnungen auf diefer Küfte verlaffen haben, die Einwohner Feinen Europäern 
weiter geftatten wollen, fich bier feſt zu fegen. Es wird alfo die ganze Handlung entweder 
nr am Borde getrieben, oder wenn folches auf dem Sande gefchieher: fo brauche man von 
beyden Theilen große Vorſicht. Man findet an einem Orte eben fo viel, als an dem andern, 
nämlich) Gold, Elfenbein und Sklaven; und obgleich Fein gewiſſer Tariff feſt geſetzt ift: fo 
ift doch die Handlung ſehr beträchtlich. 
Man rechnet drey Geemeilen von dem Borgebirge Palmas bis nah) Growa; von 
Browse bis nach Tabo dreyßig; von Tabo bis Elein Tabo viere; von ba bis nach 
Berbi fünfe; von Derbi nach groß Drewin fechfe ; von groß Drewin nad) Tao zwo; 
von Tao bis zum Rio St. Andre& drey, von demfelben bis an das Vorgebirge la Hou 
und von biefem Vorgebirge bis nah Gamo zehn. Wenn man diefes zuſammen⸗ 


fieben 
technet: fo beträgt die Laͤnge der Küfte von dem Palmenvorgebiege an bis nad) Gamo 
acht 
d) Bosmans Befreiung von Guinea / aufder ©) Smiths Reife nad) Guinea, a.d. 113 ©. 
419 Seite. f) Marchais, am oben angef. Orten d.185&, | 


Allgem. Reiſebeſchr. 1 Band. Nunn 


Erdbeſchr. 
der Elfen⸗ 


beinkuͤſte. 
—— — 


Tabo Dune. 


Tabo. 


Petri oder 
Petriero. 


Taho und 
Berbi. 


Drewin 


Petri. 


Einwohner. 


Sehr arg⸗ 
woͤhniſch. 


650 Beſchreibung von Guinea, deſſen Natur⸗ 


acht und achtzig Seemeilen. Manche Schiffer ſetzen die Weite dieſes Landes, bis oſtwaͤrts 
an die Kuͤſte des böfen Volks, und andere laſſen fie bey Botra aufhören, welche Beſtim⸗ 
mung die Küfte des guten Volks auf fünf und zwanzig Seemeilen hinunter feget g). 

Bey Befchreibung diefer Küfte, welche geößtentheils ziemlich mit Flecken und Doͤrfern 
angefülle iſt, werden wir nur der wichtigiten, und den Europäern befannteften Dertet 
erwähnen, — 

Tabo Dune, der naͤchſte Flecken hinter Growa, als dem letzten Orte, der zur Pfeffer“ 
kuͤſte gehört, unterſcheidet fich durd) ein großes grünes Vorgebirge, welches darneben liegt, 
und gleichwie das Sand lauter Wald iſt. Die Ebbe und Fiuth läuft gemeiniglich Oſtnord⸗ 
oft, und manchmal geht fie langfam nach Süd und Suͤdweſt. N 

Tabo, welches zehn Seemeilen von Tabo Dune liegt, iſt von der See aus leichtlich 
an dem großen Felſen zu erkennen, der weit zu ſehen iſt, und anderthalbe Seemeile weſt⸗ 
waͤrts von dem Orte liegt. Auf dem benachbarten Vorgebirge ſtehen bin und wieder große 
hohe Bäume, und in der Rheede find achtzehn bis zwanzig Faden Waller. Nahe bey dent 
Dorfe geht ein Kleiner Fluß durch ein Gebüfche, welchen die Portugiefen Rio de St 
Pedro genannt haben. Auf der Weftfeite deſſelben ftehen einige Berge, welchen fie den 
Namen Sierra de Santa Apollonig gegeben haben. . 

Petri, over Periero, ein anderer Flecken, zwo Seemeilen weiter gegen Dften von Tabo, 
laͤßt ſich an dem Felfen unterfcheiden, Der nicht weit davon zu fehen iſt. J 

Taho, wieder zwo Seemeilen von Perri, und noch zwo Meilen weiter hin Berbi— 
ein anderer Flecken, find auf einer Anhöhe zu erblicken. 

Druyn, oder Drewin Petri, oder auch groß Drewin 2), liegt an dem Fluffe Sk 
Andreas. Es iſt leicht zu erfennen, indem etliche Hauſer, die auf einer Höhe nahe am 
Strande liegen, und weiter gegen Weften verfchiedene hohe Bäume auf dem Vorgebirge 
von der See aus deutlich zu fehen find. Man erkennt es auch an vier Ebenen, die eine 
Seemeile davon gegen Welten am Strande mitten unter dem Gehölze erfcheinen. Die 
Portugiefen nennen dieſes Borgebirge Cabo da Praynba, das ift das Vorgebirge des 
Eleinen Strandes ’). Die Stadt liegt auf einer Inſel in dem Fluſſe, die zwifchen mt 
Reihen Bergen von Mitternacht herkoͤmmt. Weiter hinten find anmuthige Wiefen, DIE 
nicht zu überfehen find A), Außer der Stadt liegen noch drey Dörfer dafelbft, jedes 
eine halbe Seemeile von dem andern, Die fehr viel Kinder und anderes Vieh erziehen. 

Die Dafigen Schwarzen find die wildeften auf der ganzen Küfte, und follen, wie man 
faget, Menfchenfleifch freflen. Sie feilen fi zum Staate ihre Zähne fo feharf, wie Nadell 
ober Pfriemen, Barbot will niemand hier an das Land zu treren rathen. Die Schwar⸗ 
zen bringen in ihren Kähnen gemeiniglich große Stuͤcken Elfenbein an Bord; fie halten pe 
aber fo tbeuer, daß nicht viel Vortheil damit zu machen iſt. 

Außer ihrem Daßi oder Dasbi, betteln fie um alles, was fie fehen, und ftellen ſich ſehr 
ungebaͤrdig, wenn es ihnen abgeſchlagen wird. Sie find fo argwoͤhniſch oder furchrfand 
daß wenn fie nur. etwas mehr Laͤrmen aufdem Schiffe hören, als fonft gewöhnlich iſt, oder — 

ma 


) Marchais 1 Band, a. d. i1c ñS. a. d. 134 Seite. 
2) Uring ſaget, es wären verſchiedene Oerter auf ;) Barbot a. d. 139 S. 
dieſer Kuͤſte unter dem Namen Drewin, unter wel: k) Villault a. d. n0 S. und Marchais am oben 
chen er Tabo Drewin erwaͤhnt. In ſeinen Reifen angef. Orte, a. d.165 ©, 


und politiſchen Gefebichee. VIT Buch IT Cap. 65 
man etwas heftig mic ihnen redet, fie, ohne fih zu verweilen, in das Meer fpringen, und Erdbeſchr 
nach ihren Kähnen ſchwimmen, die zu dlefem Ende nicht weit davon in Bereitfchaft ſtehen. der Elfen⸗ 
Es iſt alſo ſeht ſchwer, mit ihnen zu handeln ). beinkuͤſte. 

Der Fluß Se. Andreas iſt auf anderthalb Seemeilen Oftnordoft von Drewin Petri, giuß & 
wo das Sand ein großes Vorgebirge oder eine Erdzunge bildet. Der Fluß theilet ſich in a 
zweene Aerme, bavon einer nach Rordweſt gen Weit, und der andere nady Oſtſuͤdoſt läuft. 

Er ift vier Seemeilen weit für kleine Fahrzeuge fhiffbar; indem der Canal weit, und das 

- MWaffer tief iſt: doch manchmal ift er zur Sommerszeit in dem Ausfluffe ſeichte. Als 

Barbor bier war, hatte ſich fo viel Sand in dem Fluffe geftemmt, daß wegen des Anftoßes Ausfluß und 
der Meerwellen Eein Boot fortfommen konnte. Die Mündung hat Südoft im Öefichte, Barıe A 
und linker Hand m) ift ein hohes rundes Borgebirge, und an demfelben gegen Weften fteht demſelben. 
ein Baum 7). 

Rio St. Andre, faget Marchais, iſt fonder Zweifel die befte Gegend auf der ganzen Plas zu ei: 
Rüfte zu einer Feftung. Der Fluß ſelbſt ift breit, noch che er ſich Durch einen andern ver nem Fort. 
ſtaͤrkt, der eine Seemeile über dem Ausfluſſe hineinfällt. Diefer Fommt von Nordoft ber, 
und ift der Hauptftrom aus Norden. Beyde Fluͤſſe haben in ihren Ufern große Bäume, 
vortreffliche Wiefen, und große ebene Gefilde. Die Natur ſcheint die Mündung des Rio 
St. Andre zu einer natürlichen Feftung auserfehen zu haben, indem fie Hundert und funf 
zig Schritte über derſelben eine Erdzunge oder Halbinfel entftehen laffen, welche der Fluß 
umgiebt, und die bloß durch eine Erdenge von zwölf bis fünfzehn Ruthen an das feite fand 
anhängt. Die Spiße diefes Felfen ift platt, und bilder eine Schutzwehr von vierhundert 
Schritten in der Rundung, die hoch genug ift, um alles rings herum zu beſchießen, und 
von feiner Höhe in der Nähe bejtrichen werden ann. Der ganze Berg oder Felfen ift 
fteit, und von der Meerfeite unerfteiglich. Gegen den Fluß zu, oder gegen Weiten, ift der 
Weg hinunter leichter. Aber diefe Seite wird von ſpitzigen Felfen bedeckt, die in dem Ca- 
nale über und unter dem Waſſer funfzig bis fechzig Schritte herum liegen. An diefe ſchlaͤgt 
das Meer fo gewaltfam an, daß fein Schiff ſich derfelben nähern, noch ein Boot ſich hinein 
wagen darf. Der einzige Weg alfo, dem Felfen beyzufommen, ift die ſchmahle Erdenge, 
durch welche leicht ein Durchfchnitt gezogen werden fönnte 0). \ 

Villault gedenket eines frifchen MWafferquells, der am Fuße des Berges entfpringk, Schöner 
welcher den Felfen auf der Nordfeite bedeckt, und mit einem großen Canoe beitrichen werden Brunnen. 
Einnte. Die Städte groß und Elein Drewin, Tao und Growa liegen alle im Be: 
zirke einer Seemeile bey dem Fluſſe. Von der Hoͤhe dieſes Felſen erblicket man gegen 
Oſten Giron, das neben einer ſchoͤnen großen Wieſe gebaut iſt, und gegen Weſten Tabo, 
am Ausgange eines angenehmen Gefildes, das hin und wieder mit artigen Wäldern be: 
wachfen ift, Die weit in das Sand hinein gehen, und fi) an dem Fuße von hohen Bergen 
endigen, die man gleichfalls von hieraus erfennt P). ar 
Die Kennzeichen des $andes find, wie Snoek faget, fehr deutlich ; indem das Sand fich 
theils durch feine hohe Sage und großen Bäume, theils Durch drey bis vier große Flecken un- 
Nnunn 2 terſcheidet, 


D) Barbot a. d. 139 S. 0) Villaults Reife a. d. ru ©. wie auch Mar⸗ 


wi) Uring nennt diefeg die ſchwarze Spitze, chais ı Band, a. d. 165 0.169 ©. 
am oben — Orte. ) villault a. d. 1125. und Barbots Beſchrei⸗ 


u) Barbot am oben angef. Orte. bung von Guinea, a. d. 139 ©. 


Erdbeſchr. 
der Elfen⸗ 


beinkuͤſte. 
— — 


Erdreich und 
Gewaͤchſe. 


ı 


Tracht der 
Einwohner, 


652 Beſchreibung von Guinen, deffen Natur; 


'terfcheidet, die einem jeden leiche in die Yugen fallen, und etwa eine halbe Meile aus einan⸗ 


der liegen. Hinter dem legten Flecken gegen Oſten koͤmmt eine hohe Erdzunge zum Bor 
fiheine, wo das Sand anfängt, fih in ein Vorgebirge zu erheben. Dafelbft ift der große 
Fluß St. Andreas, welcher fih in die See ergießt. Der fauf, den er nimmt, ift nad) 
Yusfage der Schwarzen weſtlich. Er kann, in Anfehung feiner Breite und Tiefe; Barken 
tragen, und würde bequem zur Handlung feyn, wenn man nur den Megern trauen dürfte 
Sie find unter den Eimvohnern der Küfte die allerbarbarifchten J— 

Das Erdreich um den Fluß iſt fruchtbar, und reich an Gewaͤſſern, die das Land geſchickt 
machen, alles, was hinein geſaͤet wird, hervorzubringen. Reiß, Hirſe, Maiz, Erbſen, 
Ignamas, Potatos, Melonen, und alle Arten von Wurzeln und Huͤlſenfruͤchten, wachſen 
wunderwuͤrdig ſchͤn. Hie und da ſieht man kleine Wälder von Palmen⸗, Pomeranzens 
Zitronen: und Wollenbaͤumen von verſchiedenen Gattungen, die ohne Pflegung vortreffliche 
Früchte tragen. Es giebt bier eine befondere Art Nußbaͤume. Die Nüffe find Eleinet, 
als die bey uns, aber ohne Kinde zwifchen bem Kerne, und ſchmecken wie die ſchoͤnſten 
Mandeln. Es wächit hier fehr viel Zuckerrohr, welches zu einer großen Vollkommenheit 
gelangt, und das americanifche an Größe und Süßigfeit übertrifft, Es wird den Elephan⸗ 
ten aa obgleich eine große Menge Rum und Zucker daraus gemacht werden 
fönnte r). 

Alle Arten von Biehe find Hier im Ueberfluffe, als Rinder, Ziegen, Schweine, Schaft, 
und Federvieh. Ein guter Ochfe wird niemals höher verfauft, als um ein Dusend gute 
Mefler, das Stück zu zweenen Stübern, und das übrige nach Verhaͤltniß s). | 

Barbot faget, daß das fand alles das darreicht, was nur die Malagdertafüfte an $& 
en hervorbringe: und Snoek verfichert eben diefes in Vergleichung mit der 
oldfüfte, 

Die Negern hier find nichts beffer gekleidet, als ihre Nachbarn auf der Pfefferküfte; indem 
fie bloß einen ſchmahlen leinenen Lappen haben, DieReichen tragen ein oder zwey Pagnedr 
nebft einem Dolche oder großen Meffer an der Seite. Die Weiber find gemeiniglich klein, 
aber wohlgeftaltet, und haben feine Öefichtszüge, gute Yugen und Zähne. Sie find leb⸗ 
haft und angenehm, und haben ein bublerifches Anfehen, welches fie auch durch ihre Auf 
führung nicht verleugnen, 

Die Männer find ſtark und wohlgebaut, und es fehlet ihnen weder an Muth noch am 
Verſtande. Sie find ſehr mistrauiſch, ſeitdem einige von ihnen von den Europäern ent⸗ 
führt worden find. Aus diefer Urfache wagen fie fich nicht eher auf ein Schiff zu fommer 
als bis der Hauptmann die Ceremonie beobachtet hat, Seewaſſer in das Auge zu fprigere 
Sie find auch, wenn fie an Bord kommen, nicht dahin zu bringen, daß fie unter das Ver⸗ 
deck oder in Die Kajüten giengen 7), | 

Die Einwohner von diefer und den benachbarten Gegenden, befonders aber auf der 
Küfte gegen Oſten, haben fehr gerne eiferne oder füpferne Ringe, mit Eleinen Scheflen an 
den Füßen. Die Weiber tragen fie über dem Knoͤchel, wie auch an den Aermen und Han⸗ 
den, und halten das Geflingel der Schellen für eine ſehr wohlklingende Muſik zu dem Tat 

ze 


9) Bosmans Guinea, a. d. 88 ©. 2) Ebendaß. 174 u. f.S. 
7) MWarchais am oben angef. Orte, a. d. 106 S. u) Ebendaſ. a d. 184 S. 
) Ebendaſ. q. d. 174, S. x) Ebendaſ. a. d. 175 u. f. S. 


und politifchen Geſchichte. VII Buch II Cap. — 
zen. Dieſe Leibesuͤbung lieben fie fo ſehr, daß wenn fie den ganzen Tag über ſchwere Yr- Erdbeſchr. 
beit verrichtet haben, fie niemals fo wohl ausruhen, als wenn fie fünf oder fechs Stunden der Elfen 
tanzen. in jedes Sand hat feine eigenen Moden. Die behendeiten franzöfifchen Tanzmei- beinküfte. 
ſter würden hier nur Schnecken vorjtellen, und es würde ihnen hier nicht an Gelegenheit 
fehlen, neue — * er — — 2). 

Die piefigen Elephanten müffen fehr groß feyn; weil man hier Zähne zu zweyhund 
Pfunden verfauft. Es find hier auch Sklaven und Gold zu —* * es ——— Se 
das ift ungewiß. Die Schwarzen machen ein großes Geheimniß daraus, Wenn man fie | 
aber genau deswegen befragt, fo zeigen fie auf die hoben Berge gegen Mordoft, und fagen 
es kaͤme aus denſelben her. Vielleicht finden ſie es auf eine leichtere Art in dem Sande 
der Fluͤſſe. Oder vielleicht waſchen es die Einwohner dieſer Berge aus der Erde, gleich« 
wie die zu Bambuk x). 

Ueberhaupt wäre dieſes Sand zu einer fehr guten Handlung bequem, Aber die wilde 
rohe Gemürhsart der Einwohner verurfachet, daß fie den Fremden nichts verfaufen, als um 
einen fehr theuren Preis, und auch nichts von der beften Sorte, 

Sie haben auch zu verfchiedenenmalen eine große Menge Europäer umgebracht, die 
aus Mangel an Wafler und tebensmitteln an diefe Küfte gekommen find. Ein engländi- 
ſches Schiff verlohr im Jabre 1677 drey von feinen $euten ; im Jahre 1578 verlohr ein por= 
tugiefifches neune, und nur in neuerer Zeit ein holländifches vierzehn. Bon diefer blutgierigen 
Gemüthsart haben die Portugiefen ihnen den Namen Malagens gegeben; denn fie freffen 
HMenfchenfleifch, und es ift alfo ganz und gar nicht mit ihnen zu handeln. Wenn ein 
Schiff genöthigt fern ſollte, fich von diefem Orte mit Waſſer oder gebensmitteln zu verfors 
gen: fo müffen die Boote ſehr ftarf mit Flinten, halben Pifen und anderem Gewehre ver: 
fehen feyn. Sie müffen auch auf dem Border: oder Hintertheile ein Paar Partereros 
führen, und einen guten Wächter auf den Maftbaum ftellen, damit fie nicht unverſehens 
überfallen werden 2). 

Oſtwaͤrts vom Fluffe St. Andreas, ſieht man zwoͤlf oder noch mehr vothe Klippen, Dierothen 
die fich drey bis vier Seemeilen weit erſtrecken. Das Ufer ift fehr fteil, und durchgängig Klippen. 
roth, und ift bey heiterm Wetter auf acht Seemeilen weit in der See zu fehen. Die Por- 
fugiefen nennen es Barreiras Vermelhas, die Franzofen Falaizes Rouges, und die 
Holländer Roode Kliftens, das heißt rothe Klippen. 

Der Sleden Dromwa Petri, der zmwifchen der fiebenten und achten rothen Klippe Dromma 
liegt, ift an zweenen großen daben ftehenden Bäumen zu erfennen, und iſt fieben Geemei- Petri. 
fen vom Fluſſe St. Andreas. Die Einwohner hier geben den dafigen an Wildheit und 


Barbaren nichts nach. 
Zwiſchen dieſem Fluſſe und Koetroe 5), it dem Verfaſſer Fein Platz weiter als die- Kotrow 
fer zu Göefichte gefernnen: Er hat auch feine Fahrzeuge außer dem Fluſſe wahrgenom- 
men, welches zu erfennen giebt, Daß das Sand ſchlecht bewohnt it. Koetroe oder Ro- 
trow liege an der Dftfeite bes Rio de Lagos c). Aus dieſem Fluffe laufen viele Rah: 
ne aus, welche den Schiffen ſchoͤne und große Elephantenzähne zuführen. 
Nunnz, Das 


a) Barbot a. d. 140 ©. c) Smith und andere nennen ihn den ſchwar⸗ 


5) Dieſes nınß mit dem einerley ſeyn, was zen Sup. 
Uring Eotlehoe nennt, 


654 Beſchreibung von Guinea, defien Natur 


Erdbeſchr. Das Vorgebirge la Hoe, Hu oder How, iſt zwo Seemeilen von Koetroe gegen 
derSelfen: Oſten. Das Land darzwiſchen iſt niedrig, eben und waldicht. Dieſes Vorgebirge ift auch 
beinthlägn.. nur eine niedrige Erdzunge voller Bäume, unfer denen einer vor andern hoch iſt. Es iſt 
Capo ia How. der ſtaͤrkſte Handelsplatz auf der ganzen Kuͤſte Quaqua, wegen des ſchoͤnen großen Elfen 
beins, das bier allezeit in Menge zu haben iſt a). Marchais ſaget, daß die Kuͤſte von 
dem guten Volke ſich Hier anfange, daß das Vorgebirge ſich nur einen kleinen Raum in DIE 
See hinein erſtrecke, und in fünf Graden zehn Minuten Norderbreite, auf dem halber 
Wege zwifchen dem Vorgebirge Palmas und Tres Puntss liege e). 


Barbot fager: die Stadt la How ift groß und fehr volfreich, und breiter fich ein 
ganze Seemeile weit an dem Ufer aus. Der Strand ift flach, und mit einem gelben fer 
nen Sande angefüllt, an welchen das Meer mit großen Wellen anfpiele. Die Einwoh⸗ 
ner find höflich, und laſſen mit fich umgehen. Sie pflegen aber den Preis ihres Eifenbein® 
nach der Anzahl der Schiffe aufzufchlagen, die fie an der Küfte fehen, welche von vielen 
engländifchen und Holländifchen Privarfauffahrern, ſowohl als freyen Schiffen befucht wird 
Etwas über eine Seemeile weftwärts von la How, ift ein großer Fluß, deifen Hauptca⸗ 
nal in den von St. Andreas fällt; der fehrwächere Arm geht etliche Meilen landwaͤrts 9 
gen Dften f). | 4 


Snoek ſaget noch überdiefes, es ftünden Durch den ganze Flecken durch, eben fo wie in 
Arim, fehr viele Cofusbäume, und er würde eine fehr große Aehnlichkeit mic diefem Orte 
haben, wenn ein Fort dabey wäre, und das Sand hoc) läge. Imgleichen faget er, es md 
ren hinter dem Flecken drey Eleine Meilen landwaͤrts etliche hohe Berge £). | 


Jaque la Vom Borgebirge la how an wendet fich die Küfte, und läuft darauf Oft und gen 
How Sid, In diefer Krümmung fieht man den Eleinen Fluß Jaque Is How oder des Bar⸗ 
bas, der von Norden herkoͤmmt. Er iſt aber nicht fchiffbar. “ 


Motor oder Der Flecken Wotoe, Wallock oder Wallatok, ift ſieben Seemeilen von Jaque 
Bill. la How >) Oft und gen Süd, und hat einen mittelmäßigen Handel mit Elfenbeine. 
Sata Jat. Zunächt bey Wotoe auf der Küfte Onaqus, ift Jeaque Teaque, oder Jack if 
* ta Jako 1), und neben demſelben Korbi Is How. Saiten —* — einige 
How. Bäche, und die grundlofe Tiefe, welche die Holländer Kuyl fonder Brondt nenne 
Grundloſe Diefes ift ein Strich auf dem Meere eine Seemeile weſtwaͤrts von Rorbi Ia HOW, und 
Tiefe. eine kleine Weite vom Ufer, von welchem man lange Zeit geglaubt hat, daß kein Grund 
daſelbſt zu finden wäre k), und daher hat er den Namen. Es iſt aber einen Flintenſchuß 
vom Lande das Meer nur ſechzig Faden tief, obgleich weiter hin in der See, das Bley den 
Grund nicht beruͤhrte. Der Verfaffer aber vermuthet, daf es durch den ftarfen Strom, 
der dafelbft von Suͤdweſt her treibt, mit weggeriffen worden. Er räth daher mic einen! 
folchen Winde von Jaque Is How auszulaufen, der das Schiff durch diefe Gegend ib 
re 


d) Barbot wie oben a, d. 140 ©. 3) Uring und Smirb nennen diefen Ort Jad 

e) Marchais Reiſe a. d. i5 ©. a Iacks. Der erſie ſetzet ihn zwoif Meilen of’ 

F) Barbot wie oben; und Bosman auf der wärts von Fackleboe. In feiner Reife «0:13; 
‚458 Seite  . &) Atkins faget, fie fey nicht zu ergründen, H 


2) Bosman wie oben a. d. 498 ©. habe drey kleine Meilen in der Breite. Seine Keil 
h) Weing ſetzet es fünfzehn Meilen von Cotlehoe. auf der 69 Seite. 


und politifchen Gefihichte. VII Buch III Cap. 655 
sen Fönnfe, indem es fonft Durch den Strom fortgeriffen werden, und in Gefahr gerathen 
möchte, zu ftranden. Das ficherfte ift, hinter Bammo Anker zu werfen I) 

Diefes ift in dem Sande Adow — Rorbi la How und Rio de Sweiro 
da Coſta »m), und zwar von jenem auf anderthalb Seemeilen weit. Diefe Nheede liegt 
bequem für die Einwohner von allen diefen dreyen Plägen, welche quaquaifche Tücher, El⸗ 
fenbein, Gold, und noc) überbiefes häufige frifche ebensmitrel an Bord bringen, Dieſe 
Schwarzen find im Schwimmen und Untertauchen fehr erfahren. Denn fie Fonnten alle 
Geraͤthſchaft, welche nur der Berfaffer über Bord warf, um fie zu probiven, faft aus der 
größten Tiefe des Meers herauf hohlen =). — 

Die Kuͤſte von Rio de Sweiro da Coſta, bis zum Vorgebirge St. Apollonia, iſt 
niedrig und flach, und geht auf zwölf Seemeilen weit Oſtſuͤdoſt, und iſt beſtaͤndig von ho— 
ben Bäumen beſchattet, und voller Flecken. Die merkwuͤrdigſten darunter find: Boqu, 
Iſſini Pequena, Iſſini Grande, Abbiony oder Aſſene, Tebbo, und Akanimina, 
weiche alle zu dem Lande Adouwaſian oder Soku gehoͤren. 


Erdbeſchr. 
der Elfen⸗ 
beinkuͤſte. 


Gammo. 


Boqu 0) liegt im Walde bey dem Ausgange des Rio Sweiro da Coſta. Iſſini Boqu. 


Piquena ift, gleihwie Iſſini Grande an dem Ufer zu fehen, und drey Fleine Flecken zwi: 


ſchen ihnen beyden. ini Grande liegt an ber Mündung eines Fluffes, der fich nicht ini 


in das Meer ergieft, als nur zur Regenzeit, wenn er austritt. Diefe Stadt ward von de 
inländifchen Schwarzen im Sabre 1681 geplündert, und abgebrannt. An der Mündung 
diefes Fluffes, und ganz nahe bey dem Ufer ift eine Eleine Inſel, welche fehr bequem liegt, 
ein Fort dafelbft zu Beſchuͤtzung bes Handels, mitten im Sande aufzubauen. Die Franzo⸗ 
fen ließen ſich auch wirklich im Jahre 1701 alihier nieder; fie verließen aber dieſen Ort 1704, 
wie fhon oben erzählt worden p). Der Zluß gebt weit in das Sand hinein, gegen Nord: 
nordweft. Iſſini Brande ift wegen feines fhönen Goldes berühmt, welches vermuthlich 
von Afiente oder Frita herfömmt, in der Gegend, wo ber Rio de Sweiro da Coſta 
entfpring, welches Sand fehr reich an Golde, und den Europäern nur fürzlich bekannt ges 


worden ift g). 


n Grande. 


Oſtwaͤrts von Iſſini liegen bie kleinen Städte und Sandfchaften Albiani und Tabo; ze 
abo. 


die erfte ſechs, und Die letztere zehn Seemeilen von Iſſini. Die Handelsfchiffe pflegen an 
diefen Orten einzufprechen. Beyde liegen in Wäldern von Palmenbäumen, welche ſich in 
der See erfennen laſſen. 

Akanimina liegt auf einer Anhoͤh 
birge St. Apollonia. Das innere Sand zwifchen Boqu und Akanimina ift bergicht, und 
befigt vortrefflich Gold, Sklaven und Elfenbein. Der Anferplas von beyden Dertern, ift 
auf zwo englifche Kleine Meilen vom Ufer, in funfjehn bis fechzehn Faden Waller 7). 


Man verfährt Elüglich, wenn man ihren Goldſtaub probirt, indem fie Die u 
ejigen 


fünf a — Jack a Jacks. Smith nennt pn) Siehe oben a. d. 441 ©, 

groß Baſſam. 

m) Diefer Fluß iſt einige Meilen we v8 9) Barbot a. d. 141 S. 

von Mini. 2 * ») Ebendaſ. a, d. 147 ©. und Marchais a. 
”) Barbot a. d. 140 u. f. S. d. 219 ©. 


N) Uring ſetzet in diefe Gegend Barſcham 8) Uring nennt es Abacoe a. d. 137 ©. 


e, eine halbe Seemeile weſtwaͤrts von dem Borge- Akanimina. 


Erdbeſchr. 


der Elfen⸗ 
beinkuͤſte. 


Vorgebirge. 
Apollonia. 


656 Beceſchreibung von Guinea, deſſen Natur⸗ 


beſitzen, ihn mit Feilſtaube von Kupfer zu verfaͤlſchen. Die beſte Gelegenheit zum Ankern 
von Iſſini bis zum Vorgebirge Apollonia, iſt drey Vierthelmeilen vom Ufer in ſechs zehn 
Faden Waſſer. 

Das Koͤnigreich Guiomere liegt am naͤchſten bey dem Vorgebirge Apollonia. Im 
Jahre 1703 ward.es von einer Königinn Afamouchou s) vegiert, die von ihren Unter⸗ 
thanen geliebt, und von den Nachbarn geehrt ward, Sie folgte ihrem Bruder in der Re⸗ 
gierung, und wollte ſich niemals vermaͤhlen. Sie war eine maͤnnliche muntere Prinzeßinn, 
und führte ihre Völfer allezeit in Perfon an, und hatte fo viel Glück, daß fie niemals mE 
der von Europäern noch von Negern den geringften Berluft erlitten. Sie hatte eine große | 
Siebe zu den Franzofen, und errichtete einen Tractat mit dem Nitter Tamon 2). An dei 
Kuͤſte erftrecken fich die Graͤnzen diefes Reichs nicht weit: aber es gebt tief in das Sand hin: 
ein, und ift fehr gut bewölfert, reich, und treibt einen guten Handel. Gold it hier feht 
Häufig, wie aud) Elfenbein und Sflaven, welche die Königinn in den Kriegen gefangen 
befömmt »). 

Phillips feget die Weite des Vorgebirges Apollonis auf ſechzehn Seemeilen von 
Aſthany oder Iſſini gegen Dften. Das Borgebirge machet, wie er faget, drey kleine 
Berge, und ein wenig gegen Welten, hat es zwo oder drey Städte. Der Berfaffer abe 
bat mit Feiner von denfelben Handlung getrieben x). 


Nach des Marchais Anzeige, liegt Apollonis in vier Graden funfzig Minutell 
Norderbreite y), und faft mitten inne zwifchen dem Zucerfluffe, und dem Vorgebirge DEE 
dreyen Spigen. Es ift an feiner Höhe, und den großen darauf ftehenden Bäumen zu er⸗ 
kennen. Es wird von einigen einheimifchen Schwarzen bewohnt, die unter dem Schuß 
oder der Tyranney der Holländer, ein republifanifches Negiment unter fich haben. Denn | 
diefe verbiechen bey ernfter Strafe alle Handlung mit andern Europäern, als mit ihnell 
allein. Daher find diefe Gegenden andern Nationen wenig befannt 2). 


Snoek faget, die Küfte von Iſſini fey bis zum Vorgebirge Apollonia volfreich, und 
voll großer und Eleiner Flecken. Das Borgebirge hat feinen Namen von den Portugieſen 
erhalten, die es an dem Tage dieſer Heiliginn entdeckt Haben, Es wendet fich ein wenig 9 
gen Süden, und feheint bey dem Ufer niedrig eben fand zu feyn, welches ſich meiter hintet 
in drey unterfchiedene Berge erhöht, die man bey hellem Wetter zehn Seemeilen weit in DEE 
See fehen kann. Auf dem Gipfel derfelben ſtehen hin und wieder einzelne Bäume, DI 
eine angenehme Ausficht machen. Es find drey Flecfen auf dem Strande, an dem Stufe 
diefer Berge. Die Landung aber ift ſehr gefährlich, weil das Meer, wie überhaupt auf der 
ganzen Küfte von, hieran bis nah Iſſini, an dem platten fandichten Geftade fehr peftig 
aufläuft und anfchläge. Bey diefem Vorgebirge ift ein ziemlich guter Golöhandel 2), 

Das fand von Sierra Leona bis an das Borgebirge Apollonia ift niedrig, zwey bi⸗ 


drey Vorgebirge ausgenommen, und läuft fehr gerade ohne Bayen oder Meerbuſen. f ß 
s) Siehe oben a. d. 444 G. der nad) Labats Verfiherung richtig genomute 
2) Macchais a.d. 219 ©. ift. Er ift aber von Barbots feinem in der a 
) Ebendaf, a, d. 222 ©. fehreibung von Guinea a,d.148 ©, fehr verſchiede 2 


x) Phillips Reife a. d. 200 ©. 2) Marchais wie oben, &. 
» Siehe den Abriß im Marchais 0.0.22&. 4) Bosmans Beſchr. von Guinea a. d.49? 


und politiſchen Geſchichte. VIII Buch IT Cap. 657 
fes machet / daß es ſchwer zu erfennen, und unmöglich bafelbft mie Sicherheit zu landen ift, Mröbefebr. 
indem fängft der ganzen Küfte die Wellen fehr Hoch gehen, von dem beftändigen Anlaufen der Klfen- 
des großen Suͤdoceans welcher ein Meer ift, auf dem nur die eingebohrnen Einwohner zu beinkäfte. 
fahren, und. mit ibven Kähnen fortzufommen wiffen. Bon Seftho an bis an diefes Bor 
gebirge find die Zellen am Ufer fo groß, daß die Schiffe ihre Boote mit den Waaren nur 
in einer gewiſſen Entfernung vom Sande fich halten laffen, wo ihnen die Schwarzen entge= 
gen fommen, um mit ihnen zu vertauſchen. Der Grund ift auch fehr raub, fo daß die 
Schiffe öfters ihre Anfer verlieren, 

Eine Seemeile vom Ufer fanden fie ziemlich gleiche Tiefen, etwan auf vierzehn Faden Die Tiefen. 
Waſſer, außer in der grundloſen Tiefe, fieben Seemeilen von Jaque a Jaque, wo fie 
ganz auf einmal anfängt mit dem Bleymwurfe fich nicht ergründen zulaffen. Wie der Ver: 
faffer glaubet: fo ruͤhret diefes vonder allzufehr anwachfenden Menge der Schnur her, die 
mit dem Bleye ausgeworfen wird, welche deswegen nicht fo gut unterfinft, und von der 
Art, die in allen Gewäflern ift, wider die Gefege der Schwere, von unten ber gegen die 
Höhe zu ſtreben / welche am ſehr tiefen Drten das Bley hindert, unterzufinken b). 


Die Winde find mehr ſuͤdlich, als weiter oben, und vermindern die Stärfe der Sands 
luft. Wenn diefe wehet: fo führer fie einen ftarfen und ungefunden Geruch von den Mans 
groven mit fih ©). | 
Um das Vorgebirge Apollonis ift ein großes Stück Landes angebaut, und mit india⸗ 
niſchem Korne befüet, welches, wie man faget, die Portugiefen zuerft unter die Schwarzen 
gebracht haben, 
Die Einwohner find hier fo ſchwarz, wie Achat, und ſehr munter und muthig. Sie find Eintohner. 
Y Handelfchaft gewöhnt, und beffer mit Setifchen verfehen, als ihre Nachbarn. Sie 
haben veinere und größere Tomis, tragen Perlen von Ambra, Kupferringe und Kowris. Ihre Klei⸗ 
Das Haar ift in unzählige Fleine Ringe und Büfchel gelegt, mit eingeflochtenen Stuͤckchen dung. 
Schildkroͤte, Gold oder Stroh. Sie haben alle die Figur eines Dolchs oder Kreuzes in 
die Baden gefihnitten A), und öfters auch in andere Theile des Seibes, welche Gewohnheit 
man noch hin und wieder, bis zur Goldkuͤſte, antrifft. Dieſe Gewohnheit iſt hier ſehr alt, 
und dienet, fie von dem inländifchen Volke zu unterfcheiden, denen fie ihre Kinder zu panyas 
ten oder wegzunehmen, und in Die Sflaverey zu verfaufen pflegen. Noch uͤber den ordent⸗ 
lichen Preis fordern die Rabofehiren ein Trinkgeld von zwanzig Schillingen, und bie Pal 
laver zehn Schillinge. Arkins muthmaßet, daß fie mehr, als die weiter oben liegenden 
Städte zum Menfchenraube geneigt find. Sie verkaufen dieſe Sklaven nackend, den 
Kopf zu vier Unzen; an Waaren läßt fich dabey hundert vom Hunderte gewinnen. Sie 
koſten bey mäßigen Preife acht Pfund Sterling. 
Idre Urt zu effen ift ſehr unfauber, und von Sefthos an, bis hieher, faft völlig über: Speiſen. 
&in.” Er befchreibt etlihe Gerichte davon, | 
* Slabber⸗ 


Dieſer Widerſtand ruͤhret offenbar von der4) Die Roͤmer und Gothen befrepten, als fie 
Dichtigkeit des Waffers her, die fih wegen der dar—⸗ die Barbarey im Beſitze hatten, die Chriſten von 
auf druͤckenden Laft defto mehr vermehret, je tiefer dem Tribute, und zeichneten ihnen zum Unterſchiede 
man koͤmmt. ein Kreuz auf die Baden. £ 
ec) Atkins Reife a. d. 69 u. f. ©. j e) Atkins a. d. 3 © 
Allgem, Reiſebeſchr. 1 Hand. Ooo o 


658 Beſchreibung von Guinea, deſſen Natur⸗ 


Erdbeſchr. 
der Elfſen⸗ 
beinküfte. 

— — 


Agumene 
und Bogio. 


Fluß Manka. 


Wio Cabra. 


Slabberbruͤhe wird aus Reiße und Fiſche, einem Vogel, einer Ziege, oder Elephanten⸗ 
fleiſche gemacht, welches ihnen deſto angenehmer iſt, je mehr es ſtinket. Sie kochen es mit 
ein wenig Ochre und Palmenöle, und halten es für ein Eönigliches Effen. 

Ein Hund it an einigen Orten eine Seltenheit, Der Schiffer aufder Schwalbt 
erhielt einen Eleinen feibeigenen Jungen für einen zum Taufhe, An andern Orten find 
Meerkagen eine fehr gewöhnliche Speife. 

Bomini ift ein ohne Salz an der Sonne getrocfneter Fiſch. Sie legen ihn, wenn er 
ſtinkend iſt, in die Pfanne, und braten ihn mit Palmenöle. Alsdann thun fie gekochten 
Reiß daran, und ergreifen das Eſſen mit großer Begierde mit den Fingern. 9 

Die ſchwarze Suppe iſt ein ſehr angenehmes Gericht, ſowohl unter den Negern, als 
in den engliſchen Zactoreyen. Es wird von füß-gefottenem Zleifche, oder von Vögeln gE 
macht, mit einigen Kräutern von fehr befonderm Geſchmacke. Der ftärffte Geſchmack aber 
iſt vom Pfeffer, Ochre, und Palmenöle. Vermuthlich hat ber Dfeffertopf zu Jamaica DW 
her feinen Urfprung, nur daß fie dafelbft Fein Palmenöl haben f). ; 

Zwifchen dem Vorgebirge Apollonis und dem Fluſſe Manku 2) find nur zwey Doͤr⸗ 
fer am Strande, Agumene und Bogio, Die zwifchen lauter Cofus- und Palmenbaͤumen 
fiegen, aber Feine ftarfe Handlung haben. Das Ufer mache erliche Seemeilen weit oſtwaͤrts 
von der Bight eine Wendung, und bey dem holländischen Forte zu Arim gegen Oſtſuͤdoſt⸗ 
welches der dauf der Fluth von dem Vorgebirge Apollonia an bis hieher iſt. Gleich beh 
Bogio faͤllt der Fluß Manka in das Meer, welcher groß und breit iſt, und koͤmmt voll 
Iguͤira herab, da fein Lauf von Waſſerfaͤllen und Felſen gehemmes wird. Die Schwar⸗ 
zen waſchen viel ſchoͤnes Gold aus dem Sande. | 

Bon dem Borgebirge Apollonig bis nad) Arim find neun Seemeilen. Das land 
zwiſchen inne iſt voller Cocosbäume. Das Ufer ift fehr breit, und fieht aus, als ob es mit 
Ziegen gepflaftert wäre. Es ift ein feltfamer gleicher fandichter Strand, und es laͤßt ſich 
daſelbſt bis eine Seemeile weſtwaͤrts von Axim gut in Kutſchen reiſen, wo der angenehme 
Fluß Cobra oder Ankober die Rönigreiche Saku und Axim ſcheidet b), u 

Boſman faget, der Rio Cabra oder Ankobar, welchen legtern Namen er von dem 
Sande führet, fer vier Fleine Meilen über dem holländifchen Forte St. Anton. Seit 
Muͤndung ift fehr breit, und fo ſeicht, daß dev Verfaffer zweifelt, ob er einen Kahn trage 
Eon. in wenig weiter oben aber wird er tiefer und enger, und bleibt fo einige Meilen 
weit ohne Veränderung. Der Verfafler weis nicht, wie weit er ins Sand hineingeht. | 
hat aber drey Fleine Tagereifen an dem Ufer deffelben gethan, und ihn fo angenehm ge un⸗ 
den, als irgend eine Gegend von Guinea, ſelbſt Fida oder Whidaw nicht ausgenom 
Die Ufer an beyden Seiten waren mit ſchoͤnen hohen Bäumen gefchmückt, die mie Voͤge 
von fehönen vielfarbichten Federn befest waren, und die luſtigen Affen fpielten auf de 
ganzen Wege an den grünen Zweigen, Anderthalbe Seemeilen von feinem Ausfluſſe a⸗ 
der Weſtſeite liegt die volkreiche Stadt Antobar 1). — | 

Barbot, welcher diefe Befehreibung machet, und fie vermuthlich aus dem Boſman 
enttehnet, ſehet hinzu, daß höher hinauf gegen Iguira die Waſſerfaͤlle und Felſen find, er 

5) Atkins a. d. 69 ©. ) Barbot a. d. 148 ©. und Snoek bey DM 
£) Smith und andere nennen ihn Mancha · Boſman a. d. 493 ©. N 














Meerwunder aus dem Desmarchats. 


— 


Anrcornet- 


Po 2229 Graete vom Ancornet, 
welche füst durchfichtzg WE. — 





= 
== 
— 
= 
— 
— 
— 
— 
== 
= 
= 
= 
— 
— 
— 
—— 
—— 
— 
FR 
= 
= 
— 
= 
= 
= 
——J 
— 
== 
= 
= 
= 
= 
= 
— 
= 
= 
= 
= 
== 
= 
— 
== 
= 
F>4 
— 
I 
— 
— 
— 
= 
= 
== 
—— 
Be 
= 
= 
m 
= 
— 
S 
== 
== 
== 
— 
- 
= 
= 
= 
== 
—— 
— 
== 
= 
== 
== 
— 
— 
== 
—— 
= 
== 
— 
= 
— 
— 
— 
= 
zu 
Bes 
—E 
Be 
—— 
= 
= 
= 
— 
— 
ea 
—— 
m 
== 
= 
== 
Be 
Pen 
— 
az 
a 
en 


1111111079971 | 


= 





UNNA 








para N 





erg 
J 





ag a en re 








B Lage ae a A Ber 
— — — — 











und pofitifchen Geſchichte. VI Buch IT Cap. 659 
die Schwarzen, vermittelft des Untertauchens, vieles Gold finden. Bey denſelben li u 
verfchiedene Städte, die von dreyerley Völkerfihaften bewohnt werden. —— Fr der fen 
Weſtſeite des Fluſſes iſt Ankobar, die andere Abocroe, und bie dritte Iguira. Die erſte beinküfte, 
iſt ein Königreich, Die andern beyden find Nepublifen. Die Holländer hatten ehemals ein — 
Fort in dem Sande Iguira A). 
Der II Abſchnitt. 
Die Gewaͤchſe und Einwohner der Elfenbeinkuͤſte. 
Boden und Gewaͤchſe. Palmenoͤl und Wein. Vieh. von Eidſchwur, die ſehr aus der Gewohnheit ge» 


Meerochſe, und deſſen Kopf. Sein Schwanz. 
Hammerfiih. Seeteufel. DieEinwohner. Ihr 
Geſicht, Charakter, Maͤßigkeit. Trunkenheit 
bey ihnen wird geftraft. Werden faͤlſchlich als 
große Diebe und Menfihenfreifer abgemalt. 
Scharfe Zähne und lange Nägel. - Kleidung 
und Schmuck der Männer. Der Weiber ihre. 
Armbänder. Krankheiten. Sprache. Die Hands 
thierungen finderblich. Aberglaube von den Ko: 
tigen und Prieftern. Ihr Opfer an das Meer. 


kommen. Die Art der Schwarzen zu handeln. 
Sind ſcheu und argwöhnifh. Ihre Vorſicht. 
Sie fürchten fih vor dem Fenergewehre. Yaf- 
fen ſchwer mit fich Handeln. Das Gefchenk, 
welches Daßi oder Bizi genannt wird. Daum: 
wollene Tücher. Sechsſtreifichte Tücher, Tuͤ⸗ 
cher von Hanf. Salzhandel. Elfenbeinhandel. 
Elephanten ſind zahlreich, Menge von Elfenbein, 
Gold, wie es hier veriälfht wird. Fremde zur 
Handlung gefkhickte Waaren. Kleine Schiffe find 


Handlung unger einander. Mit Auswärtigen. am beften zu gebrauchen. Keine europaͤiſchen 
Benegung des Auges mit Waſſer. Eine Art Niederlagen noch Sklavenhandel. 
as Sand trägt fehr viel Reiß, Erben, Bohnen, Beeren, Citronen, Pomeranzen, Co⸗ Erdreich und 
kosnuͤſſe. Die Einwohner brachten ihnen ſehr große Zuckerroͤhre. Es iſt eines der Gewaͤchſe. 
beſten Lander von Guinea. Die Berge und Städte find unvergleichlich. Die felfichten 
hrende Grün der darauf ftehenden Bäume machen 


Berge, die roth find, und das immerwaͤ di 
durch die Abwechfelung der Farben eine angenehme Ausſicht. Unter aflen find Groß⸗ 


Drewin und der Zug St. Andrei I) die beften Gegenden. Es waͤchſt auch fehr viel Baum⸗ 
wolle allhier, und zwar, wie Barbot faget, ſowohl als der Indigo, von fich ſelbſt. 
Man hat auch vieles Palmöl, welches aus der Frucht des Tombebaums geprefit Palmendi 


teird, aus dem fie auch den Wein, Tombe oder Bourdon genannt, erhalten. Diefer wird und Wein. 
von den Schwarzen ordentlich mit Waſſer vermifcht getrunken, um die Stärfe des einen, 
und die Rauhigkeit des andern, zu vermindern. | 

Sie ai Ochſen, Ziegen, Schweine und Rede, und zwar fo wohlfell, daß man Vieh, 
um ein halb Dugend Meſſer einer Halden Krone wert) einen guten Ochſen befommen kann, 
und einen gufen Rehbock um gleichen Preis. r 

Cs find viele le auf der Küfte. Die merfiürdigften aber, die der Ritter des 
Mar chais gefunden hat, find Seeochſen, Hammerfiſche, und Seeteufel. 

Der Seeochſe oder Hoͤrnerfiſch war acht Fuß fang, ohne den Schwanz, der drey Fuß Seeochſe. 
lang war. Der $eib war viereckigt, und durchgängig von einer Dicke, und hatte fünf Fuß 
im Umfange. Die Haut war hart, taub, und * — aber * — —* 

en, — nd Flecken gezeichnet, als weiß, violet, grau, bie ein gutes Anſehen 
| i er a ; * Doo02 machten. 
\ { 

): nen a. b. 11 ©. 2) Villaults Reiſe nad) Guinea a. d. 118 ©, 
3 Due m Harbor am angef. Orte a. d. 143 ©. 


660 Befhreibung von Guinea, deffen Natur⸗ 


Naturgeſch machten. Seine Schnauze war wie die von einem Schweine, und am Ende war ſie e wie 

er — ein Elephantenruͤſſel gebildet, nur daß er Fein anderes Maul dabey hatte. Es mußte alſo 

—— ſein Futter durch dieſe enge Roͤhre hindurchgehen. In ſeinem Bauche war ſonſt nichts 
zu finden, als Gras, Mooß, und einige kleine Fiſche. Seine Augen waren groß, und 
mit hervorragenden Yugenliedern umgeben, die aus harten groben Haaren beſtunden.— 


Der Kopf Der Vordertheil feines Kopfes, der nicht ganz eben war, hatte zwey beinichte, runde, 
deſſelben. ſtarke, ſpitzige Hoͤrner, auf funfzehn bie fechzehn Zoll lang. Diefe giengen ganz gerade und 
2 in gleicher Linie mit feinem Rücken, welcher oben zweene drey Zoll breite und runde Bude 
oder Erhebungen hatte, Die bey dem Ausgange der * anfingen, und einen Fuß hoch 
uͤber dem Schwanze aufhoͤrten. 
Sein Der Schwanz ſchien aus zweenen Theilen zu beſtehen. Der obere war fleiſchicht. und 
Schwanz Hatte eben eine ſolche Haut, wie der uͤbrige Leib, war plate und gelenke, und ſchien eine Fort? 
feßung des Nücfgrads zu feyn. Der andere Teil war nichts, als eine ftarfe Dicke Floßfe⸗ 
der m) von brauner Farbe, die mit gleichlaufenden weißen Streifen durchzogen mat, Er 
war nicht „ wie bey den-meiften Fiſchen, geerbt, fondern nur ein wenig am Ende breitet. 
Er fchien dem Fifche zur Wehre zu dienen, welcher auch an ven Enden feines Baud)s mit 
zweenen Sporen verfehen war, Die einen Fuß fang, vund, beinicht und zugefpißt mare, 
gleichtvie die Hörner, Seine Fifchohren waren groß, und hatten beyde eine Floßfeder, Die 
nach der Größe feines Körpers zu rechnen Elein, aber fehr ftarf war. Außer diefen und noch 
einer Fleinern unter dem Bauche, zwifchen den beyden Sporen, hatte ev auf dem Ruͤcken 
zwifchen den beyden oben befchriebenen Buckeln eine Erhöhung, auf welcher eine Stopie 
der fund, in Geftalt eines Fachers, anderthalb Fuß im Durchfihnitte, und von gleicher, 
Höhe. Das Fleiſch war weiß, fett und wohlſchmeckend »). 


Hammerfiſch. Der Zigana, oder Hammerfifch, welcher in America Pantouflier genannf wird, it 
von einer gefräßigen Art. Der Kopf ift platt, und breitet ſich auf beyden Seiten aus. | 
nie ein Hammer. An beyden Enden liegen rothe, große und funfelnde Augen, mM aule 
ſtehen zwo Reihen platte ſcharfe Zaͤhne. Der Leib iſt rund, und endiget ſich in einem nen | 
fen fchieflaufenden Schwanze, deſſen fich diefes Thier bebiener, um feiner gefräßigen Kehle 
zu Hülfe zu fommen 0), Es hat feine Schuppen, fondern eine dicke fleckigte Haut. Die 
Floßfedern ſind groß und ſtark, und er ergreift ſeinen Raub mit einer wunderbaren Behen⸗ 
digkeit p). Es iſt ihm alles angenehm, befonders aber Menſchenfleiſch. Nichts deſte 
weniger wagen fich die indianifchen Raribben an diefen wilden Fiſch, und tödten ihn 4). 


Seeteufel. Eine andere Art von Ungeheuern oder Seeteufeln fand des Marchais auf dieſet 
Küfte, welches eine Art von Rochen war, zwanzig bis fünf und zwanzig Zuß lang, fun“ 
zehn bis achtzehn breit, und drey Fuß did 7). Merfiwürdig war an diefem Fiſche, vapı 
feine Seiten hervorragende Winkel bildeten, gleichwie der Sturz von einem gebrochenen 
Arme oder Beine. An denſelben waren große ſcharfe Naͤgel, wie Haken, von einem har⸗ 
ten hornichten Weſen, die gefaͤhrlich verwunden konnten. Der Schwanz war lang, in 
ſtalt einer — und te ſich mit einem * von Art, der aber größe 


9) — pP) Dieſes iſt eine Art vom Seekalbe, aaen 
rn) Marchais R.nach. ©. 1 Vand a. d. 79 S. Rachen auf gleiche Weife unten liegt. N 
e) Siehe das Kupfer. 9) Marcheis am obangef. Orte a. 77 & 








— —* 
NEE NE NEE 



























und politiſchen Geſchichte. VII Buch III Cap. 661 
war, Das Ruͤckgrad war mit runden Huͤbeln bedeckt, die zweene Zoll hoch über die Haut Einwohner 
giengen, und mit Spigen bewaffnet waren, nad) Art der Nägel. Der Kopf war groß, und der Elfen 
hing ganz geradean dem Leibe, ohne daß ein merklicher Hals zu fpüren war. Er war beinthfte: 
breit, und hacte platte ſcharfe Zaͤhne. "Die Natur Hat ihm mic vier Augen verſehen. Zwey 
zunächft bay dem Schlunde waren groß und rund, und bie andern weiter hinauf feines 
An jeber Seite des Schlundes hatte er drey Hoͤrner, von ungleicher Laͤnge und Breite. 
Bon den dreyen auf der vechten Seite war das mittelfte drey Fuß lang, und, anderthalb 
in der Dicke bey feiner Wurzel. Das größte Horn zur Linken war nur deittehalb Fuß 
fang, und nad) Berhältniß breit. Die beyden darneben waren etwas größer, als die andern 
auf der rechten Seite, Das Fleiſch dieſes Fiſches war faficht, grob, und von übelm Ge⸗ 
ſchmacke. Die Leber war gut, Del zu machen, Die Haut war rauh und trocken, gleich 
wie die an dem Meerkalbe ). nam j 


Die Duaquafchwarzen find meiftentheils lange, 
erſten Anblicke aber fehen fie wild und fheu aus, 
nen überein, daß, ob fie gleich dem Anfehen nad) die 
fo wären fie doch in der That bie höflichiten und vernünftigften, 


Nachbarn dafür gehalten 2). * 

Sie ſcheinen rauh und wild zu fern, wenn. man aber mit ihnen zu hun hat: fo findet Ihr Cha⸗ 
man an ihnen ein gufes, freyes und höfliches Bolf, mit welchem es ſich unter allen in ganz, tafter. 
Guinea am beften umgehen laͤßt. Ob fie gleich Palmenwein im Ueberfluffe haben: fo find 
fie doc) ſehr nüchtern, und verfaufen ihven Vorrath an ihre verfoffenen Nachbarn. Sie vers 
mifchen das Waſſer ſtark mit einer gewiſſen Art von Biere, welches fie machen, und Pito 
nennen, Es ift wohlſchmeckend, und ſtark genug, ſich darinnen zu berauſchen, und eben ſo 3* 


geſund, als unfer engliſches Bir di 

Sie haben überhaupt einen Abfchen vor unmäßigem Trinken ; und wenn fie einen Be⸗ Voͤllereh 
trunknen ſehen, fo verklagen ſie ihn, und er wird von dem Könige in Geſellſchaft der Prieſter, wird be: 
nach den Gefegen Des $andes, ernftlich beitvaft. Die meiften unter ihnen trinken weber eu: ſtraft. 
topaifche gebrannte Waſſer, noch Palmenwein, obgleich diefes Land mehr Palmenbäume hat, 
als irgend ein anderes don Guinea, und führen zur Urfache an, daß dergleichen Getraͤnke 
den Nenſchen entweder um das $eben bringen, oder zum Viehe machen. hr tägliches 
Getränke ift Bordonwein, welchen fie Tombe nennen, mit Waffer vermifcht, ein zwar an 
fi) ſchwaches, doch fehr erfrifchendes Getränfe x). 

Einige Schriftſteller ſtellen diefe Quaquaſchwarzen auf einer gan andern Seite HOT. Große Die 
Smith faget, Me wären folche Diebe, und fo undernünftig Vieh, daß faſt gar nichts mit be. 
ihnen zu machen wäre, Wenn fie etwas ſehen, das ihnen gefällt, wenn fie an Bord kom⸗ 
men, und eg ihnen an Gelegenheit fehlet, es zu ftehlen: fo betteln fie wenigftens darum. 
Schlägt man es ihnen ab: fo gehen fie gleich voller Bosheit wieder an das Land, und ver= 
wehren, daß niemand ausfteigen darf; ſo, daß fie genöthigt waren, altes vor ihnen ju vor: 

D0003 ſtecken. 


muntere, wohlgebildete Leute bey dem Geſichtsbi 

Doc) ſtimmen die Schriftfteller Darin: —* ni 
barbarifchten von ganz Guinea find: Einwohner. 
und würden auch unter ihren > 


+) Siehe die Figur. | und Barbot. a,8.14 ©. BU 
s) Marchais, am oben angef. Orte, a.d. 177 ©, » w Marchais, am oben angef. Orte, a. d. 185 ©. 
5 Villaulıs Beſchreibung von Guinea/ a. D.113 x) Barbot 0.8143 ©... : 


662 Beſchreibung von Guinen, Deffen Nature 


Einwohner ſtecken. Wenn man ein Boot ausſchickte, um Sebensmisel zu holen: fo. mußte das Voll 


der Elfen⸗ 


beinküfte. 
un. 


Menſchen⸗ 
freſſer. 


Scharfedaͤh⸗ 
ne und lange 
Maͤgel. 


Kleidung 
und Putz 


wohlbewaffnet gehen, und vierzig bis funfzig Ellen weit von dem Ufer Anker werfen, wo 
fie die Schwarzen erwarteten, bis fie mit ihren Kaͤhnen von dem Lande herbey kamen y). 
Wie Villaulefaget: fo giebt man ihnen Schuld, daß fie weiße Menfchen fragen, Nur 
vor vierzehn oder funfjehn Jahren hästen fie vierzehn Holländer umgebracht, und gefreſſen, 
welche am Fluſſe St. Andrei frifhes Waſſer einnehmen wollen, ohne daß fie ihnen den 
geringften Anlaß gegeben. Aus biefer Urfache giengen fie wohlbewaffnet, und waren ſorg⸗ 
faͤltig auf ihrer Hut. Sie fuͤrchten ſich aber mehr vor dem Feuergewehre, als alle andere 
Voͤlker auf der Kuͤſte 2). | 
Emichy nennt fie eine verdammte cannibalifche Heerde, und faget, daß, ob er gleich eben 
dieſes von den übrigen guineiſchen Nationen glaubte, als welche er todte Hunde, Allegators, ſtin⸗ 
Eende Fiſche, und noch fehlimmere Dinge hätte eflen ſehen: fo würde Doch außer diefen nie⸗ 
mand geftehen, daß er den geringften Gefallen hätte, Menfchenfleifch zu eflen 4). j 
Die Gewohnheit, einander zur Bewillkommung oder zum Abſchiede zu Füffen, wie einige 
Europäer hun, gefällt ihnen nicht, indem fie folches als eine große Beleidigung anfeben. 
Die Zähne Feilen fie fo fharf, wie Pfriemen; fie ftehen aber meiftentheils krumm un® 
unregelmäßig. Siehälten es füreinen befonderen Zierrath, die Nägel einen halben Zofl lang 
wachfen zu laffen, und langes geflochtnes Haar zu haben, welches fie mit Palmenoͤle und 
vorher Erde beleiftern. Zu diefem Ende entlehnen fie das Haar ihrer Weiber, indem fie 
eine befondere Kunft haben, etliche kurze Haare fo lang, als fie nur wollen, zufammen zu 
fügen, daß das ganze wie eine Perücke ausfieht. Manche aber winden es ganz um den 
Kopf herum, daß es in der Ferne das Anfehen einer Muͤtze hat. 
Siefalben ihren Leib alle Tage mit eben den vermifchten Dingen, die fie zu ihrem Haare 
brauchen, und fouen beftändig Betel 3), wovon fie den Saft an das Maul und Kinn reis 
ben. Die Füße behängen fie mit großen dien eifernen Ringen. Sie haben ein beſon⸗ 
deres Vergnügen an dem Geklapper diefer Ringe €), welches fie im Gehen machen. Je 


vornehmer daher der Mann iſt, deſto mehr Ringe trägt er. Kurz, fie find widerwaͤrtig aM 


von Maͤn⸗ 
nern und 
Meibern. 


zufehen, und ſtinken außerordentlich A). 
Das gemeine Volk trägt nur von vorne einen feinenen $appen, die Großen aber unter⸗ 


ſcheiden ſich durch eine Art von Mantel, oder ein leinen Tuch, welches ſie um den Leib herum⸗ 
wickeln, und dadurch, daß ſie einen Degen oder Dolch an der Seite tragen. Sie tragen 
gern lange Haare, die ſie kuͤnſtlich zuſammen zu ſetzen, und an den Kopf anzumachen wi 
fen. Das Haar der Weiber iſt insgemein abgefchoren e). 
Die Weiber zu Giron und klein Drewin hatten die Neugierigkeit herbeyʒukommen/ 


und ihnen zuzuſehen, als ſie Waſſer einnahmen, und brachten auch ihre Toͤchter mil: 


Villault faget, daß fie, ihre Farbe ausgenommen, fo vegelmäßige Gefichtszüge hätten, daß 
fie für völlige Schönheiten gelten koͤnnten. Unter funfzigen, die er ſah, war nicht eine 
Lang oder fett; Dahingegen die Männer gemeiniglich beydes find. Die Weiber haben vorne 
nur ein Tuch, und gehen meiftentheils unter allen Denen, die auf diefer Küfte wohnen, am 
meiften encblößt. Die fhlimmfte Eigenſchaft der Männer ift, daß fie boshaft und rach⸗ 
ſuͤchtig find f). \ Marchais 


2) SmitbsReifenad) Guinea, a. d. tn. 5 Die Oſtindianer Haben eben dieſ Seroohnbeik 
2) Villaults Reife nad) Guinea, auf der ur und © Villauke faget, ſie hätten Schoffen in den Arm 
219 Seite. bändern. Siehe am oben angef. Orte. a. d.u6 ©. 


4) Smith, am oben angef. Orte, a. d. iux S. d) Barbot a. d.1 ©, 


. und politiſchen Geſchichte. VIII Buch HI Cap. 663 
archais merfet an, daß wenig Negerweiber find, die nicht ihr Haar mit * 
guren von ſehr reinem fde geziert haben, in welchen die Kuͤnſtler > ein m. Te 
lichfeit zeigen, Sie nennen folche Manillas, welches bey innen ein allgemeines Wort ige, beinköfe, 
und eben fo gebraucht wird, als bey uns das Wort Kleinod oder Juwelen, Dieſe Ma: Manta. 
nillas haben allerhand Figuren, und find gemeiniglic) ganz fihlecht und dünne, Die Weir ” 
ber der reihen Negern aber tragen eine ſolche Menge derfelben auf dem Kopfe, Daß fie ei- 
nen großen Werth ausmachen. Es machet auch eine junge fehöne Schwarze bey einem ſol⸗ 
chen Aufpuße Feine ſchlechte Figur. Nichts deftoweniger machen ſich ihre Männer, die in 
diefem Lande mehr Anfehen haben, als in Seanfveich, Fein Bedenken, ihren Weibern dieſe 
—** abzureißen, und ſie gegen die Waaren zu verkaufen, welche fie brauchen g). 

| Exomphali oder Bruͤche ſind hier ſehr haͤufig. Atkins ſah unter ihnen einen Krankheiten 
fhieläugichten Neger, wie auch einen ohne Nafe, und einen andern mit einer härichten tippe, e 
welche Gebrechen jedoch, wie er ſaget, unter ihnen felten find 2). — 
m Ihre Sprache iſt barbariſch, und nicht zu verſtehen. Sie reden ſehr ſchnell und in Sprache. 
jaͤhlingen Abſaͤtzen. Wenn fie einander begegnen, es ſey am Lande oder am Borde: ſo ſpre⸗ 
chen ſie beſtaͤndig Quaqua, Quaqua, und jeder leget feine Hand auf des andern Achſel, 
alsdann rühren fie einander mit ben Fingern an, und fagen nochmals ganz ſachte Quaqua. 
Daher ift,nwie ber Verfafler yermuthet,derElfenbeinküfte derdtame Ouaqua gegeben worden, 

Es iſt hier gewöhnlich, Daß ber Sohn allezeit des Vaters Handthierung ergreift. Der Gewerbe 

Sohn eines Webers ift ein Weber, ber Sohn eines Handelsbebienten ein Handelsbedien- find erblich. 
ter 7), und niemand darf ſich mit einer andern Handthierung vermengen, als zu ber er er⸗ 


zogen iſt A). Sie fönnen aber nur wenig mechaniſche Künfte, Atkins faget, daß ein 
Schloß ihnen etwas fo neues war, daß das ganze fand zufammen lief, um es zu bewundern, 
Eine Uhr vermehrte noch ihre Verwunderung, und Das Papier reden zu machen, wie fie es 


nennen, ijt etwas erftaunliches 2). y 
Da ihr Gottesdienft mit dem auf der Goldkuͤſte fehr aͤbereinkoͤmmt: fo verweiſen wir 
unfere Sefer on diefen It. ; | 
pre Könige und Priefter Halten fie für Zauberer, die aus biefer Urfache von dem ge: Aberglaͤubi⸗ 
meinen Volke ſehr geehret und gefuͤrchtet werden. Beſonders aber der Koͤnig zu Saku, ſche Könige 
einem Lande um das Vorgebirge la How, der für etwas mehr, alg einen gemeinen Zau⸗ und Prie: 
berer gehalten wird. ter. 
Diefer König beobachtet affe Jahre, vom Anfange bes Chriftmonats an bis auf den Opfer at 
folgenden April, eine Geremonie zu Ehren des Meeres, als ihrer größten Gottheit, und das Meer. 
ſchicket von Zeit zu Zeit welche von feinen geuten in einem Kahne mac) Arm, Sama, 
Kommende, und andern Plägen auf der Goldkuͤſte, um dem Meere ein Opfer darzus 
bringen, indem fie etliche Lappen oder Tücher in Diefelbe werfen, die aus Steinen, Binſen 
oder Kräutern und Ziegenhörnern gemacht, und zugleich mit Steinen und Gewürzen ange 
fülle find. Er murmelt zugleich einige Worte Dazu, und zwar in der Abficht, es auf bie 
Sommerzeit ruhig und frey von Tornades zu machen, und ber Handlung feiner Untertha⸗ 
nen, ſowohl innerhalb des Sandes, als längft der Küften, günftig zu feyn, Damit fie ihre 
Handelfchaft ruhig und mit Wucher treiben Fönnten, Sobald 
e) Villault auf der rıg und Barbot anı oben ) In dieſer Gewohnheit kommen ſie mit den 
angef. Orte, auf der 1453 S. Dftindianern überein. 
I) villault, am odenangef. Orte, ad. 115 &, ky Barbot, am oben angef. Orte. 
2) Warchais Reiſe na) Guinea, nd. 188 © 1) Askins a. 0.64 © 
b) king @d.67 ©. 


Einwohner 


der Elfen» 
beinkuͤſte. 
— — 


Handelſchaft 
unter ſich 
ſelbſt, 


664 Beſchreibung von Guinea, deſſen Natur⸗ 

Sobald der erſte Kahn bey ihm wieder angekommen iſt: ſo wird unmittelbar darauf 
ein anderer zu gleichem Ende ausgefandt, und diefes beſtaͤndig fort, bis der Winter einbricht. 
Der erite Kahn fährt von Kirb Id How ans, weichem fogfeich die einheimifchen Factore 
aus diefem Hafen Im verfchiedenen Kaͤhnen nachfolgen, die mit feinen ftreifichten Zeugen be 
laden find. Nach ihrer Wiederkunfe werden die von den fechs Streifen mit dem andern 
Kahne fortgeſchickt, und nach dem dritten fommen Die von andern Orten nach. Dieſe 
Methode wird ſo genau beobachtet, daß ſie einander niemals hinderlich fallen; ſondern ein 


jeder Kaufmann hat Zeit und Gelegenheit, feine Guͤter zu verhandeln. Dieſer Handel 


and mit 
Fremden. 


Das Auge 
mit Waſſer 
benetzen 


eine Art von 
Edſchwuͤren; 


iſt ſehr ab⸗ 
gekommen. 


Dauert bis zu Aus gange des Aprils, da der bezjaubernde Kahn wieder nach der Kuͤſte Fahrt, 
gleichfam um die See von neuem in Freyheit zu ſetzen, und alsdann eilet ein jeder nach Haufe m). 

Die Schwarzen von diefer Küfte haben, ihres böfen Gemuͤths ungeachtet, Neigung zum 
Handel; und fo oft fie nur ein Fahrzeug an der Kuͤſte erblicken: fo erfundigen fie ſich zuerſt, 
ob ſie ſicher trauen koͤnnen, und alsdann bringen ſie ihre Waaren an Bord, als Gold, 
fenbein, Sklaven oder Lebensmittel, und empfangen dagegen europaͤiſche Waaren zum 
Tauſche. Es iſt beſſer, auf ſolche Art am Borde zu handeln, als die Güter am Lande aus? 
zufegen, weil man feine Gefahr läuft, zumal wenn man nur einer gewiſſen Anzahl erlaubt, 
auf einmal auf das Verdeck zu fommen. Am Sande hingegen haben die Schwarzen bie 
Oberhand, und fönnten leicht auf die Verfuchung gerathen, die Kaufleute niederzumachen, 
um fich ihrer Waaren zu bemächtigen. 

Ehe aber die Schwarzen an Bord kommen: fo verlangen fie von dem Hauptmanne 
des Schiffs, weil fie ſehr argwoͤhniſch find, fich Seewaſſer in die Yugen zu fprigen. Nach 
diefer Ceremonie fegen fie ein völliges Vertrauen in ihn; weil fie glauben, daß er nimmermebt 
einen fo feyerlichen Eid’ verlegen werde. Diefer Ark zu ſchwoͤren bedienen fie fich felbft bey 
fenerlichen Gelegenheiten, indem fie glauben, daß fie ihr Geficht verlieren wuͤrden, wenn 
fie einen Meineid begiengen »). Das ficherfte aber ift, daß man ſich nicht gänzlich auf 
ihre Schwuͤre berlaffe, fondern gegen Lift und Gewalt beftändig auf guter Hut fey 0). 

In Anfehung diefer Ceremonie hat Barbot angemerkt, daß fie, werm fiean Bord ge 
hen, ihre Hände in das Salzwaſſer eintauchen, und einige Tropfen auf ihre Augen fallen 
laffen P), welches andeuter, daß fie eher ihre Augen verlieren, als einen Betrug im Handel 
begehen wollen 7). i 

Villault ſtellet diefe Ceremonie etwas anders vor, Diefer Schriftfteller fager, daß 
wenn fie auf ein Schiff an Bord gehen follten: fo müßte der Hauptmann zu ihnen kom⸗ 
men, und indem fieden einen Fuß in dem Schiffe, und den andern in dem Kahne Härten, 
und mit. der einen Hand das Schifffeil Bielten, fo tauchten fie die andere in das Meer, und 
gößen eine Hand voll Waffer über den Kopf des Haupfmannes, welches als eine große DE 
zeigung von Höflichkeit gemeynt iſt. Hierinnen find fie fo abergläubifch, daß fie ohne diefe 
Ceremonie nicht in ein Schiff gehen; und wenn fie etwas auf eine feyerliche Art bekraͤftigen 
tollen: fo brauchen fie eben dieſe Ceremonie vr), 1 

Wie man ſaget: fo haben die Einwohner von der Küfte des böfen Volks viele Art 
zu ſchwoͤren ſtark abgebracht, bis auf die an dem Fluſſe Se. Andres, und den — 

p 


”) Barbots Behr. v. Guinen, a. d. 143 ©... angef. Drte,a.d.162 ©. 

rn) Doch aneinem andern Orte aufder 187 Seite p) Atkins faget in feiner Reiſe nach Guinea 
faget diefer Schriftſteller, man Eönne ſich in dem Yan: der73@eite: die Ceremonie, eine Freundſchaft auf 
deln auf fie verlaffen, wenn fie einmal dieſe Ceremo-⸗ zurichten, feyein wenig Salzwaſſer in die Augen 3 
nie gebrauchet. ſpritzen, oder in den Mund zu nehmen, und 


0) Vilaule 0.8. 115 &. Warchais, am oben aus⸗ 


— und politiſchen Geſchichte. VIII Buch III Cap. 665 
Apollonia und la How/ welche fie immer noch beybel i 
lonia ybehalten. Die andern Ei 
begnügen fih damit, daß fle Die Schiffe, welche bey ihnen anfommen, Se — 
fie ven ein, u * — — —— der Bootsleute betrachten, und ſie an: beinfüfle, 
eden. Wenn nden, daß fie auf Franzoͤſiſch antworte l ie lei f iden ja 
fönnen: fo fommen fie ohne Mistrauen — Bord u). en ehr 
Es giebt einen angenehmen Anblic auf den Schiffen an dieſer Küfte, fo viele Ka 
viefe K 
mie Schtwarzen beyfammen rudern zu ſehen, welche laut Quaqua en und det —— 
weiter fortrudern. Seitdem bie Europäer etliche von ihnen entführt haben, iſt ihr Mis⸗ au handen. 
— fo groß, daß fie ſchwer dahin zu bringen find, an Bord zu kommen. Das ficherfte 
wu fie anzulocken, iſt, wenn der Patron oder andere Bediente des Schiffs, einen Eymer 
Baffer aus der See fehöpfen, und fich damit die Augen beneßen, Dieſes verbindet fie, 
er fie glauben, fo fehr, als ein Eid, indem fie das Meer für eine Gottheit, oder für ein 
efen halten, dem eine görtliche Anberhung zukoͤmmt. Doch thun fie diefes nicht allezeit, 
wie der Berfaffer zu Tabo gefunden bat x), 
Die häufigen Gewaltrhätigkeiten, welche die Negern von ben Europäern erlitten, indem Sie find 


folche viele von ihnen mit Kift entführt. haben, haben fie ungemein fcheu und argmöhnifth ge: ſchuchtern 
und feuerte und argwoöͤh⸗ 


macht. Das Schiff, in welchen Smith war, lag öfters vor einer Stadt, 

eine Canone ab, damit die Schwarzen herbey Fommen follten, und es Eam kein Menſch. "9 
. Endlich eröffneten ihm einige Schiffe, die welter unten an der Küfte handelten, die Ein- 
soohner wagten fich felten auf ein englifches Schiff, aus Furcht, fie möchten entführt wer: 

den. Diefe Nachricht Fam ihm gut zu ftatfen; denn nach, der Zeit führte er franzoft: 

fihe Flaggen, und handelte in eben diefer Sprache... Durch, biefe Liſt Fonnte er täglich 

gute Nachricht einziehen, und ſich mit friſchen $ebensmitteln verforgen, woran das fand ei: 


nen, großen Ueberfluß bat : \ 
Es ſind gemeiniglich 4 oder; Schwarze aufeinem Kahne. Es gehen aber nur zween oder Ihre Vor: 
ihnen träge nur einen Elephantett: fiht. 


drey an Bord, und dieſes zwar einzeln, und ein jeder von 
bis derjenige Schwarze, der an Bord vorangegan 


jahn. . Sie kommen auch nicht eher,.als 
gen ift, fich umgefehen, eb ſehr viel Mannfchaft oder Gewehr auf dem Verdecke iſt, und ih: 
nen Dagegen Nachricht gegeben bat. Und-doch find fie noch fo mistrauiſch, daß Feiner von 

ihnen jemals zwiſchen die Verdedte oder in die Kajüte gehen will 2). - 

Sie fuͤrchten fich fo ſehr vor dem Feuergewehre, daß als einsmals der Verfaſſer eine Dan 
Eanone mit einer Kugel auf einen Privatkauffahrer abfeuern lief, alle Schwarzen, Die um das Feuer- 
das Rundel ſtunden, auf einmal iiber Bord in das Meer fprangen a). +. gewehr. - 
Smith ſaget, wenn fie ungefähr: Gewehr zu fehen befommen, fo gehen fie: den Augen: =". 
blick wieder an das Sand, und man bekömmt ſie nicht mehr zu fehen: Sie waren daher 
genoͤthiget, ihre Waffen in dem Hintertheile bes Boots zu verſtecken. — 

Man kann ſich kaum vorftellen, wie viel Geduld darzu gehöret, mit den meiſten von Schwierig— 
dieſem underminftigen Volke zu handeln. Und was das fehlimmfte iſt, ſo find fie nicht zu keit mit ib: 
verſtehen/ und verſtehen auch) wieder die Europäer nicht. Man muß ſich alſo nur mit Zei: * zu han: 
at Br en, 
auszufpeyen. Dieſes müßte mar gleichfalls beobach⸗ a) Barbot a. d. 141 ©. 5* 
ten, oder ſonſt gebe die Handlung wicht vor ſich 3) Smitbs Reife nad Guinea, a.d.11r©. 
Zarbot am oben.angef, Otte, A d-144 ©. z) Villaults Reife a. d. 73 ©. und Barbot, am 
sy Dillsulta.d. 1168, oben angef. Orte, a. d.142 ©. 
) Marchais, am oben angef. Orte. a) Barbot, am ohen angef. Orte. 


Allgem. Reiſebeſchr. 11 Band Pyp p 


666 Beſchreibung von Guinea, deſſen Natur 


Einwohner chen, mit Bewegungen der Haͤnde und Finger behelfen, oder ſo, daß man eine Ynzahl 

der Elfen· Waaren gegen ben Zahn hinfeger, welchen man haben will, ' * 

beinköfte. Zu Dromwa Petri ward Barbot unwillig, daß er feine Daſſi oder Bizi, die er 
ihnen gegeben hatte, einbüßen follte, Er befahl deswegen, einen Elephantenzahn, der un⸗ 
gefähr von gleichem Werrhe mit feinen verlohenen Gütern war, und- zweene andere Zähne 
an dem Borgebirgela How am Bordeinnezubehalten, fo lange bis ihm die Daffi wiederge⸗ 
geben würden.  Diefes geſchah endlich, aber nicht eher, als bis es zwiſchen denen, bie die 
Daffi genoramen hatten, und denen, deren Zähne man inne hehalten hatte, zu einigen bat 
ten Worten und Schlägen gefommen war. Einige von ihnen fprangen über Bord, und 
tauchten fo tief und fo lange unter, daß fie nicht eher aus dem Waller hervorfamen, als 
bis fie fihußfrey waren, und. nachdem fie ihre Kühne erreicht, ruderten fie mit einer mul. 
derbaren Geſchwindigkeit weg. 

Die Daſſi . Die Daffi oder Bizi, nach welchen dieſe Schwarzen zuerſt fragen, fo bald fie an Bord 

oder Digi. Fommen, fhienen zwar im Anfange von feinem großen Werthe zu feyn, indem man einer 
Perfon etwa ein Meffer, oder einen meßingenen Ring, oder einen Schluck Brandtewein, 
oder ein Stuͤck Zwieback fehenkte. Aber. bey einer Reife an diefer. Küfte, da vierzig oder 
funfzig den Tag über weggegeben werden, beträgt es wenigftens fünf-von Hundere Einbuße 
von der Ladung des Schiffs. * 

Die Holländer brachten bey ihrer Ankunft an den guineiſchen Kuͤſten dieſe ſchlimme Ge⸗ 
wohnheit zuerft auf, um Die Schwarzen deſto mehr von den Portugiefen abwendig zu machen, 
die fo lange zuvor dafelbft gehandelt harten, Und die Einwohner waren mit diefer Gr 
wohnheit ſowohl zufrieden, daß fie nach der. Zeit von allen Europäern ein gleiches gefordert 
haben, ſowohl als von den Holländern, welche inne werden, daß diefe ihre Lift, ob. fie ihnen 
gleich anfänglic) einen Bortheil brachte, nunmehr ihrer Handlung zur Laft gereicht. 

Eben diefer. Gebrauch herrſchet auch auf der Goldfüfte, die fich mit dem Vorgebirge 
Is How anfängt, mit diefem Unterſchiede, daß daſelbſt eher nichts gegeben wird, als bis det 
Kauf geſchloſſen ift, und daß fie an ſtatt Daſſi, mi Daffi fagen. Uber auf den Kuͤſten 
gberhalb des Windes von Gamboa an, bis an das, obengenannte Vorgebirge, wollen ſie 
die Schwarzen zum voraus haben. Denn fo. bald fie nur ein Schiff erreicht haben, fo ru⸗ 
fen fie ist, Bizi, und manche feßen hinzu Daffi, welche Worte, wie der Berfaffer ver 
mutbet, in ihrer Sprache ein Geſchenk oder Pfand andeuten 6). 

Die Waaren, mit welchen man in diefer Gegend handele, find baummollene Zeuge 

Salz, Elfenbein, und Gold. TR | 
Baumwolle⸗ Wie Dillaule verfichert, fo verfertigen fie eine [höne Art baummollene Zeuge, die blau 
we Zeuge. und weiß geftreift find, und dreyvierthel Ellen in der Breite, und drey bis vier Elfen in 
Der ange liegen. Diefe laffen fih gut auf der Goldkuͤſte verfaufen, und dienen das ge 
meine Volk zu fleiven. Pe > — 

Marchais ſaget, dieſe Tuͤcher beſtuͤnden aus ſechs zuſammen genaͤhten Stücken, jedes 
zu drey Ellen lang, und fechs Zoll breit, welches in allen eine Breite von drey Fuß aus 
mache, Daher haben die Holländer die Kuͤſte Quaqua, die Küfte von den ſechs Strei⸗ 

fen genannt. Das Blau ift von einer guten Farbe, und trägt fich wohl c). 
Sechsſtrel⸗ Barbot iſt hierinnen etwas umftändlicher. Er ſaget, das Land um Korbi la How 
ſichte Tuͤcher. und die Quaquakuͤſte truͤge viele Baumwolle, welche die inlaͤndiſchen Einwohner ſi 


). Barkor wie obett. i 
c) Marchais Reife nad) Guinea erfter Band auf der 139 Seite, 


und politiſchen Geſchichte. VIII Buch III Cap. 665 
und weben. Diejenigen; die man an dem Vorgebirge Ir How machet, find von ſechs Einwohner 
Streifen, und *2* —— Ellen fang, und fehe * — er ke 
find von fünf en, drey Elfen lang, und gröber. Die Schwarzen auf der Küfte find beinkäfte. 
nur die Factore der inlandiſchen, um biefe Tücher an die Europäer, befonders die Hollän- — 
= gegen nal —* Art von blauer glaͤnzender Leinewand iſt, 

omit fie auf Der üfte und an andern Theilen von Suͤd-Guinea, einer HR, 
— Beben. 2 5 von Suͤd⸗Guinea, einen anſehnlichen 

Einige Negerfactore, die beſtaͤndig in dem Lande herum giengen, um ſolche Zeuge 
zu kaufen, ſagten dem Verfaſſer, die inlaͤndiſchen Schwarzen verkauften eine große Menge 
davon an ein weißes Volk, das ſehr tief in dem Sande wohnte, und gemeiniglich auf Mauf- 
thieren oder Efehr ritte, und Affagayen oder Spieße führte, welches nothiwendig die Araber 
von Sahra, oder von den Ufern des Nils ſeyn muͤſſen. 

Sie machen auch Tücher von einer Art Hanf, oder einer ihm ähnlichen Pflanze, welche Hanfzeuge. 
fie ſchoͤn färben, und ſehr fünftlich weben A). 

Dieſe Schwarzen treiben einen großen Salzhandel mit ihren Nachbarn gegen Nord: Salz handel 
oſt, und dieſe verführen es tiefer in das Land, wo es ſehr cheuer und ſelten ift. Die Cari⸗ 

ben von America haben kein Salz, und Haben niemals welches gehabt, ohne daß diefer 

Mangel ihnen geſchadet hätte. Wenn man diefen Salzhändlern von Quaqua glauben 

ſoll, fo verfüßren fie es bis über den Niger zu einem Volke, das nicht ſchwarz ift, und welches 

nach ihrer Beſchreibung die Moren feyn müßten e). 

Das innere Land hat eine ungemeine Menge von großen fhönen Efephantenzähnen, Eifenbeitt 
welches das befte Elfenbein in der Welt iſt. Das meifte davon mird von den Engfän- handel. 
dern, Holländern und Sranzofen, und dann und mann von den Dänen und Portugiefen 
aufgekauft, Nachdem die Handlung nach Guinea fo allgemein geworben : fo befommen 
die Engländer noch mehr davon, als die Holländer. Diefe große jabrliche Zufammenfunft 
von europäifchen Schiffen hat die Schwarzen trogig gemacht, den Preis zu fteigern, befon: 
ders den von den großen Zähnen, Davon manche auf zweyhundert Pfund franoͤſiſchen Ges 


foichtes wiegen, fo Daß nicht viel mehr dabey zugeiinnen iſt ). 
Nah Marchais Berichte, iſt die Menge des Elfenbeins in dieſem Lande ſo groß, daß Elephanten 
man hier in einem Tage zehn tauſend Pfund verkauft hat. Die Schwarzen ſagen, das innere zahlreich. 


$and ſey fo voll von Elephanten, daß die Einwohner der bergichten Gegenden ihre Haͤuſer 
in die Ruͤcken der Berge eingraben, und ganz ſchmale Fenſter und Thuͤren machen muͤßten. 
Sie muͤßten auch alle Liſt gebrauchen, um ſie von ihren Aeckern zu vertreiben oder ihnen 
Schlingen legen, und fie todt ſchlagen. Die Urſache, warum es ſo viel Eifenbein giebe, ift 
diefe, weil die Elephanten alfe drey Jahre ihre Zähne abwerfen. ie finden alfo mehr 
abgeworfene Zähne in dem — liegen, als diejenigen ausmachen, welche fie von den 98 
toͤdteten Elephanten nehmen £). 9 
a und —* ihm Barbot ſaget eben dieſes. Nach dem letztern ſollen die Ele⸗ 
phanten uͤberall ſo zahlreich auf dieſer Kuͤſte ſeyn, daß, ungeachtet der Menge, die todt ges 
ſchlagen wird, die Schwarzen um ihrer Sicherheit willen ihre Wohnungen unter der Erde 


N : renbei in di Menge vn 
nlegen muͤſſen. Nach der großen Menge Elfenbein zu rechnen, welche man in diefem M 

—* findet, glauben einige, daß bie Elephanten a alle drey Jahr verliehren ; und Zähnen. 
da fie nun hundert Fahr, ober nech Jänger, wie man ſaget, feben bleiben, fo müffen unendlich 


P PP p 2 viel 
d) Barbot a. 8.143 ©. I villault a. dir S. Barbot & bt S. 
Marchais a d. 187 ©. 


9 Marchais erfier Band a. d. 136 ©. 


668 Beſcſchreibung von Guinea, deſſen Natur: ac, - 


Einwohner viel Zähne in den Wäldern aufgeleſen werden. Man bemerket jedoch, daß fie nicht mehr 
der Elfen ſo haufig find, als fonften, weil entweder das fand einigermaßen erſchoͤpft iſt, oder weil fi 
beinküfle die Schwarzen nicht mehr fo viel Mühe geben, fie einzufammlen, welches nebft der großen. 
‚Menge der Käufer, die Urfache von ihrem jegigen hohen Preife feyn mag 2).  . - i 
Gold. Wie Villault ſaget, fo ſieht man aus ihren artig gemachten goldenen Haarneſteln, daß 
fie Gold haben. Er fragte einen von ihnen, wo fie es herbekaͤmen? Dieſer wies auf dit. 
großen Berge, und machte ein Zeichen, daß es von daher Fame 7). 
Wie es hier Das Gold ift hier gemein. _ Und die Schwarzen, befonders die bey dem Vorgebirge 
verfaͤſſcht Apollonia haben eine große Kunft, ihr Gold zu verfälfchen, welches. gemeiniglich im Staw . 
wird, be’befteht, indem fie Zeilftaub von Kupfer darunter mifhen. Das Befte ift, daß man ſie 
fraget, wenn fie an Bord kommen, ob es tein ift, und ihren Betrug mit dem Berlufte ihrer, 
Freyheit zu beſtrafen drohet. Bleiben fie dabey, daß es gut iſt, fo muß man es vor ihren 
Augen wiegen, und alsdenn in Aqua Sort k) legen, welches das Kupfer den Augenblick 
verzehref. Alsdann wiege man es wieder, und wenn man den Betrug entdecket, fo darf mal 
nur diefe Schelme in Ketten fihlagen, bis fie fi) losfaufen. Dieſes zeiget, was man fir 
Vortheil dabey hat, wenn man am Borde handelt. Denn wenn man auf dem Sande ſich 
betruͤgen läßt, fo kann man ſich nicht helfen, indem ihre Könige und Obern eben fo große: 
Betrüger find, als ihre Unterthanen 2), \ 
Güter die zuu ¶ Dey Bertaufchung der hiefigen Waaren, kann man fich auf der Elfenbein: oder Qua⸗ 
Handlung quakuͤſte eben derjenigen europäifchen Waaren bedienen, die man an dem Borgebirge 
dienlich find, Mionte,und Rio Sertosgebraucht. Nur daß hier noch Contacarbe oder Contsbrodtr 
: und eiferne Ringe eines Fingers dicke darzu kommen, welche die Schwarzen mit mefinge 
nen Schelfen an den Füßen tragen, eben fo wie die meßingenen Ringe an den Aermen. 
Kleine Schif⸗ ° Es läßt ſich auf diefer ganzen Küfte am beften mit kleinen Schiffen handeln, damit 
fe die beſten. man vor einem jeden Orte etliche Tage lang fih aufhalten kann, um den Schwarzen Zeit 
zu laffen, Elfenbein aus dem innern Sande herbeyzuſchaffen, wenn fie feinen Vorrath mehr 
am Ufer haben, Kleine Schiffe Foften weitweniger, als große; und die Schwarzen fuͤrch⸗ 
ten fich nicht fo fehr an Bord zu fommen, wenn die Anzahl der Mannfchaft geringe if 
Alsdann aber müffen kleine Schiffe die nörhige Vorſicht gebrauchen, damit nicht eine allzu 
große Anzahl Schwarze auf einmal an Bord fommt, aus Furcht fie möchten einen Ber 
ſüch machen , ſich des Schiffes zu bemeiftern, und es zu plündern, wie es ehemals einige 
portugiefifchen und andern europäifchen Zabrzeugen ergangen ift m). 
Kein Skla⸗ Villault faget, die Schwarzen von dieſer Küfte hätten verfchiedene Mulatten unter 
venhandel. ſich. Er hat aber niemals gehört, daß ſich einige Europäer hier niederaelaffen »), Und 
Sinith machet die Anmerkung, daß, weil dieſe Küfte ſowohl, als die Pfefferküfte, in vie 
Heine Königreiche und Länder zertheilt fen, fo wäre auch der Sklavenhandel bier nicht pp 
gut, als auf der Gold⸗ und der Sklavenkuͤſte 0), ei 


Re 


» und — angef. Orte. : m) Barbot a. d. 142 ©, ——— 
3) Villault a. d. 119 ©. ar TR RABEN — — 
&) Sm Originale ſteht Aqua ketic. »):Villguft a. d. 3: und 116 ©, 
N Marchais 0.0.19 ©. 0) Smithe Reife a. 0.13 ©. 


de 3 


Geographiſches Verʒeichniß 


der in dem dritten. Bande erwähnten Inſeln vander, —F 


B bedeutet eine Bayı Bg. 
Gebirge; H. Hafen; 


Erklärung. 
der vorkommenden Buchſtaben. 
Berg; Df. Dorf; F. Fort; Fl. Fluß; Fn. Flecken; 


St. Stadt; V. Vorgebirge; 
Das * bedeutet, daß an dem Orte eine volſtůndie Belhuebuns anzutreffen ſey. 


Etoaͤdte und andern — 





J. Inſel; Kl. Klippenz Kr. Königreich; Sp. Spitze; 





badey Sp. 400 
Abaffam, Kr. 450* 
Abocroe St. 659 


Adow, Landſchaft 649. 655 
Aa 404 
Agumene Dorf 658 
Afanimina 655 
Aklins Raye 493 
Ara Fort 406 
Aampofüfte 408 
Albiani Flecken 655 
Albreda 61 
Aderney J. 87 
Almadia Sp. 499 
Ambofes, hohe Berge 260 
Ampeni Sp. 401 
Anamaboe, Anambu 377 
Animabo 404 
Aniſchen 404 
Ankobar St. 658 
Ankobar, ſiehe Cabrafluß 
Anna Bar St. 
Annamaboe H. 186 
Annapolis St, 130 
Antelope A— 7 
Antigua 662 
Awollonia V. 375* 656* 
Ara ‚570 


nu . 


Prpp3 


Barra Kr. 8. 15. gu 97 


Ardrah St. 529 
Arguin 156. Barra Sp. 8.508 
Arfchbügel, Arfe-Hilt 68 Barrakonda 70 
Afene Sl. —— Barring⸗ ding St. 97 
Aſſoko St. Barfalli Kr. 174.15 
Aſthany 396, ſiche Jin. — Picolo 394 
Atlas Berg 156 Baſſy H. 100. 102 
Auſterfluß ı2 Batou 371 
Arim 5. 375*,525 Batto St. 34.38 
Axim Kr, 658 Battowa 392 
Barios Swino Sp. 642 
B. Barıs V 391 
Baba degu Eyl. 13 Bay von Frankreich 262 
Badelu Kr. 15 Benanko 34 
Badibu Kr. 15 Benſe Eyland 261 
Badiſſu Kr. 18 Berbi Sn. 650 
Baffa, Flecken 642 Bernard V. 435 
Bafrey H. 69 Beſchiſſene Enlande 157 
Bages, Df. wo es gelegen 250 Beſecher, ſ. gruͤnes Vorgeb. 
Stadt 597. Bieurt 9* 159 
Bahama Meerenge 493 Bifeſcha Eyl. 296 
ı Bahia, Pr. 402 Biguet 337 
Bangayo Seehafen . ‚450 Binque In, 262 
Banyhon Sp 123 Bintan ig 11,19, f. Dintain. 
Barafet Fl. ı9 Bird J 16 
Barbados 427 Sin % 205 
Bar⸗ Baͤrre 161 * * 297 
zarifet Df. 11, Biyurt Fl. 349 
Boni ON Ev So 


hie lie Verzeichniß 


Blavet 497 
Bund m 
Bofoe, Befou, ſiehe —— 
Bogio Df. 


Bojador V. F 
Bonal Eyl. Su 
Boqu Fleden. 655 
Botrou F. 375 
Botrow SI. 649 
Bottowa ein Fleden 642 


Brent, fiehe EN. 


Brukoe 

Bubakulon Df; - 1 
Buile St. 104 
Bukſar St. 237 
Bulm, Bulom Kr. _ 255 
Bulmberre, ſ. Sierra L. 
Bulombel, Sierra Leona. 
Bunda St. 128 
Bunion Sp. 508 
Burdah 103 
Burnu 156 
Burra 186 
Burre St. 256*,259* 


Burfal, fiehe Barſalli. 


Burfal Fl. 
Bur Salum, fiehe Barfall 
Cabo La⸗ho, ſi ehe La⸗ ho 
Vorgebirge. 
Cabo da Praynha 650 
abo do Sino „642 
Cabo Verde, fiehe grünes 
Vorgebirge. 
* Fl. 658 
Canaria (groß) St. 155 
Canariſche Eylande 88 
Cantin V. 154 
Cap Corſe Caſtell 484 
Carlseyland 88 
Chaukunda 104 
a Schloß * 
Corſe V 


Crooked, ſiehe Woetlepland. 


16 


Fonia gı*, Kaiſerthum 
Damaſenſa 64 Forteventura 433 
Damafenfa 118 Sranzofenbanf 49! 
Daſſe Flecken 642 Friedrichsburg F. 526* 
Delawar Bi 130 Bulier Paß 1 
Demel Kr. 95 Futtu 403 
Dickys Eove 399 ke 
Dieppe (Elein) St 369 Gag 49 
Difeada Eyl. 428 Salumbo Landſch. 128 
Domdomuch 261 Gambia oder Gambra Fl.7 
Dondermuch 261 Gammo Rheede 655 
6 Donay 294 Geagra Kr. xy f. A 
Donna Maria B. 493 Geer V. 360 
Drew, ſiehe Droe. Gena, ſ. Growa. 
rewin Petri Fn. 650 Genia Kr. 12 
Droe Sn. 643 Germi 66. 
- DrommaPetri Sn. 653 Ghiomray Kr, 445 
Drue, fiehe Droe. Biron 651 
Druin 393 Glenan J. 497 
Druyn, ſiehe Drewin Petri. Gnamena Rr. 19. ſ. Jamina 
Drumhill 63 Oriania Kr. 18 
Dubokunda St. 100 Sonfmnb, Rebe t1Bangaftoß 
Dubotenda 80 Goldkuͤſte 
Duro Öl. 357 Goree J. 
Govina Felſen 13 
Edona 448 Goyane 373 
Elephanteneyland 61.63.120 Goyave Flecken. 644 
Elfenbeinkuͤſte 374, Grande 478 
Emanuel ®: 158° Grigou Df. ‚u 
Engueland 161 Grova 373. 649 
Eniaham St. 377 Grovais Eyl. 491 
Eropina Kr. 17. Grünes Vorgebitge1z7*,360° 
Eropina, fiede Jarinefluß. Grundloſe Tiefe 6 
Eutan 337 Gualata ‚59 
- Buavas (flein) 493 
Fantin 377 Gubert Kr. 2 
Fatatenda 105* Guinea * 595 
Fatiko St. 105 Guiekonda Kr, 8 
Sendalafunda m Guiomere Kr. 66 
erba Fl. 18 5. 
euro. J. 384 Heniago Cpl, 49 
Fida, fiehe Whidah. Hoden * 156 
6 Foigni, fiehe Sonia. _ Hondo 597. du 
Foleys Paß 66 Hoval Kr. 3 





der Inſeln / Länder, Städte und ar 
PER © — und anderer Oerter. 
a: Rai — 15 Kumbo Koͤnigr. 
Zeebemnand 507 rer: 119 ——— — 
Jagra 4,17 Kantor Re 19 Kuffane 9. E 
Jah 72 Kantor Zt. ‚38 Kuſſone Untiefe J 
Jak a Jal 654 Kantorſi Könige = Kuttejar 16* 
Samaica, St. 514,518 Kantogi Eyl arm, : —* 
Jameseyland 5 RE 370 Sacus Öuarde 12 
nr 5 Kanuba St. u. H. ı02 La⸗ho ® 28 
Jamesfort s1%,100 Ran 0 m ho V. 393 ©t.654* 
Janimarew H. 65° —— 12 $ami Dorf * 
> 5*,99 Kanubi Sk 69 Lancerotta J 
Jaque la How oder des Bar⸗ Karamanſa 13 $anzarott 3 32, 154 
J bas Fl 654 Karudobo Monu 547 e 8 ebend. 
u Juß 502 SKafamanfa Sl. 14 Semain ag 
Sa es: Mn u 
164 Kaflan Fl. St. nebſt 2. * 6 — 
— 5. 64 — ne gr — ſiehe Sierra 
Jaye St. 
Soolos Eyl. 37 = ER had 67 Sope Gonfaloo V. 491* 
— — su Kaplior König 434° Sufami H 
* Koͤnigr. 37 . Kr, . 296 e — m 560 
Jemarrow 100 ayor See * * — 
Jerakonda H. 33 Kayoe = ey Ina Stuß fiehe 
Jereja Stadt 89 Kedham = — Fiuß 365 
Jerunk Huͤgel 65 Kent Eyl. —— — SUB TER Mavah 
Iguira Sandfchaft 658: f. Kiaconda Kr. 19 Maige a 5 269 
zer * gı — ı9 ſ. Kaen Mala —8 
nderaba ðl. 19 Koͤrnerkuͤſte 52 71*,595,632 $ . 9 
a 
J⸗ o Koͤnigr. 554 Koetroe 653 Mamella Berge | 
Joal — Kogu J. 261 Manga Fluß r m 
Joala Konigr. 168, 15% Kolar Kı.in Varta 15,92 Manjegar 2 525 
Joalli Kolar St. in Kantor 103,18 Manighertafüfte fiebe ar 
Joar St, 64,94* Kolikunda St. 105  nerfilfte R) 
Sohann- Thomas St. 262* Komba, Kombo Kr. 18 Manfa Fluß 
Zonafunda Kower — Kombo Zt. — ” 
ini grande ON. 55* Kommendo(groß)St. 376 Ma ‘G 
Iſſini Piquena Sn. 655 Kommendo Rheede 376 ee nr 
Iſſ ini Fl. 374 Korah St. ı04 Matlock⸗Tar ein Huͤgel 
Juda fiehe Whidad Korbi la How 654 Mavah Fluß 9 ei 
Suvale ſiehe Joala Kormantin Fert 377,404* Maure, Maui 377 * 
N. Kotrow ſ. Koetroe Mehna St 
— Fl. 16 Kouſſar H. Melli 156 
a = An Komer & .gmtuag* Mefurado fiehe Mijerene 
Rache 8 295 Krow 68 Mina, Fort, befchrieben 398 
An 4, 123, ig. Kuhaw Kr. ıg Miferado V. 288° 
Mitomba 


Geographiſches Verzeichniß 


6588 


Mitomba Fluß ſiehe Sierra Preef ehemalige St. 66 Sako landſchaft 6 
Leona Prinzʒeneyland 424 Sakonda 376 
Mombar St. 37, 40 Prye H. 70 Saku Kr. 656 
Ta Mometta 308 Pudding Eyland 32 Salvages J. 499 
Monow Kaiferfum 612 . Salum Kr. 18 
Monſerado ſiehe Miſerado Quaquakuͤſte 4365 525,654 Samatenda H. 70 
Monte * 366* Quedaw ſiehe Whidaw Samt Fluß 68 
rn. Duilliga Monu - 597,61 St. Andrei J. 256 
Nakkaway Hafen 69 Quoja Landſchaft + 6n St, Andreaͤ Fl. 6 

Nakkaway Hügel 9 Duuna Mora St. 397 St. Andreas St, - 
Nakkaway 101 R. St. Andreas $. 18 | 
Naria Kr. 321 Rafis fiehe Rufiſco St. Anna By zo Fl. 
Naſſau Fort 404* Refuſco fiehe Rufiſco St. Anton F. 
Neamato St. 120 Rio Brevetto u St. Auguſtin V. 492 
Niffo Flecken 643 Rio Cobra ſiehe Manga 5 St. Domingo 12, 89,151 
Novafia, Eyland 493 Rio Duo 694 St. Jacobsfort 7 
; © Rio Freſco fiehe Rufiſco St Jago J. 
Oranto 33 Rio das Gallinas Fl. 365,597 St. Johann in der Such 
Oratava Nheede 383 Rio Gamboas 596 Vorgebirge 424 
P. Rio grande 160 St. —— 38 
Painam Fluß 19 Rio Junco 369*609 St. Ludwig 160” 
de las Palmas V. 373*500 Rio de Lagos 653 St. Maria, 124,478 
Papau Küfte . 485 Rio Maguiba 598 St. Michael Berg 499 
Paris ſiehe groß Seſtre Rio das Oſtras 2 St. Nicolas V. 4093 
Pasque, Fluß 334 Rio del Punte ſ. Rio Junco St. Thomas J. 378, 456 
Pemark J. "497 Rio St Anore 648 Sanaga Fl. 660 
Pernambuk Rheede 402 Rio de St. Clemente 644 Sandſee ſiehe weißes vor⸗ 
oder Petiero ein u Rio de St. Paulo 604  gebirge N 
Rio de St. Pedro 650 Erg Flecken 64 
Biete f ſiehe Börner Rio Sanguin 370 Sanjalli St. or. ad 
Rio Sherbro 596 Sanjalli Fluß 64 
Picnini fiche klein Seſtos Rio Seſtos ‚oder Sextos Sanjalli Kr. 3 
Hikinini La⸗ ho 394 369*632* Sappoeylande 66 
Plizoje See 398 ' Rio de Sweiro da Coſta 648 Scelling Bi 323 
Pompetane er 3 Rio Torke 597 Schuma Fo 
Popo — 346 Rufifeo 151, 159 Schweinfiäffe Klip. 493 
Port‘ Dendallt 50 Rothe Klippen 653° Seaka Sp. 263 
Portmorane ".. "493 Rumbo Hafen‘ 15 Sech St 8 
Porto d Ale St. : { Rumpos Sp, 16 Seneg NUT. mE 1): 
Hortodale I. 9 .& | Senegal Ref Zongl 
Porto Santo Juſel Sabi St. "530% Serborakata Di ‚262 
fe 493 . Sabrebou 643 Serres ſ. Seterna 2, 
ortudali 123 Sabou Kr. 377 Seſthos FI. = 
Portugadi Se 162 "Sabre 168 Seſtos (groß) 372,39 64 


Seftos 


der Inſeln Linder, Städte und anderer Derter. 


Taffe In. 


Taſſo Eyl. 513 


76 


Wotow 


Wallroßinſel 64 


— 397, 642 —— St. 
e Pl. endalakunda 
Seſtro Krow a 643* Tendebar : 2 RR, Wappo, Wappow 
Seterna En. 642 Teneriffa 498 Wei 8 371,392,043 
Setiko St. 38* Teuhisberg,ein Hügel 67 — orgebirge 156: 
Serra Krue St. 524* Teu elsbreite Fl. 63 — 2 493 
Scherbero 5ı4 Eyl. 596° Teufeistürte 487 — av —— 
Sierra Leona Fl. 513 Vor⸗ Tinda 29, 34 intbn hi 568 
gebiege 255,258 Tindebar ſiehe — Wotow, Wotoe Fn. 9 
Sierra de St. Apollonia 550 Tindobauge Gt. 32 Wuſte der Barbare 22 
Silm 597° Tinquam Fn. 262 = = = $pbien- Be 
Simmetenda H. 75 Tobabokonda 38 Wulley Fl. oe 
Sino Sn. 643. Tomani,fandfhafte 18 WulleWulySt. 3 3 
Sins Fl. 1392 Tomani Et. 69 rent EEE 
—— 95 Tombey St. 259 xX. 
ukkandi Fort 59Tombokonda St. 37 — 
— 100, * Tombut St. * Eavier,5o2 ſ. Sabi 
uteko 69 Tomga 1 
Sutimor St. 6 m — RER: 
c tab Tourakunda ſ. Kower NMabutenda H. —8 
Tabo Sn. 650 Travifco Day 52,39 fiebe Yamina 17, 119 
Tabo Dune Fn. 650 Rufifeor YanyamafundaSt 69,18 
Tabo Fl. 610 Tres puntas ®. 375 Yani 119 
Tagaratha 399 Tuffo 550 Yani Kr. 16 
Tagaraim Tagrin ſiehe Be ;“ * Br 116 
Borgebirge Verga V. 258 awrybay 522 
Tagrin f. Sierra Sonn Bl. Vintain 92 * Könige. |. Dorf Fl. - 77 
Taho Im 650° Bintain Sl. 89, J Horkehland 514 
Taforay 376 Ui Kr. 18 
ze Kr. 19 ſ. Tomani a 65* S ʒ. = 
iani 143 Volta 528* Zahnfüfte fie I 
Tanferovalley oder Tantıos Uſchant Eyl. 495* ke ——— 
wal St. 32,39,93* W. Zahra ſ. Wuͤſte Lybien 
Taqueshua Seehaf. 436,450 Wallia 16 Zamatenda 79 
642 Walto oder Wallatock ſ. Zihen des gruͤnen Borgebir- 


ges, Berge 157 





» 
e 


Regiſter 


der in dieſen Bande vorkommenden Sachen. 


ale, ſehr fette ‘997 
Aberglauben, wundert. 388,628 f. 
Abgoͤtterey wird verabfihenet 139 


Adam und Eva follen ihre Blöße mit Bana⸗ 
nablattern bedeckt haben 303 
Adler, deffen giebt es an der’ Gambra vierer- 
ley Arten 331 
Advocsten in Sierra Leona fonderbar geflei= 
det 266 
Aerzte, unwiffende 155 
Afsmouchu, Koͤniginn von Guiomere, deren 
gute Eigenfihaften 
Affen und Baviane in großen Heerden 35, 250, 
264, 280, 320 fallen Menſchen an 57, 321 
belfen wie die Hunde 69 freſſen gern Au⸗ 
flern 264 wie fie gefangen werben ib. find 
ein gut Effen 256, 3er ihre Lift 280, 320 
Affen einer Fauſt groß 453 
Affenbaum 294 
Africa, deffen geographifche Beſchreibung 162 
deffen vornehmſte Völkerfihaften 163 


Agnus Dei, mit dem Grisgris der Schwarz. 


zen verglichen \ 242 


Aigrisftein, wo er gefunden wird 454 bier 


net anſtatt des Geldes 57 
Akra, daͤniſches Fort, von den Schwarzen uͤber⸗ 
fallen und eingenommen 406 wird den Dänen 
miebergegeben 407 
Albreda, die franzoͤſiſche Factorey allda ge- 
raͤth in Brand‘ 89 
Alkaden haben große Gewalt 187 
Alligator wird beſchrieben 270 kaͤmpft mit 
einem Manne 271 ober vom Krofodile un- 
terfchieden | 352 
Alte Weiber, eine Art Stostfifch, befchrie- 
ben 272, 342 woher der Namen entffan- 


den - 272 
Ameiſen, häufige 328 eine befondere Urt 120, 
| 273, 327 

Amel, ein Ehrentitel 162 


Anambu hat den beften Palmwein in ganz 
Africae 377 


445,656 


Anana, ſiehe Sichtenapfel. 

Andacht, laͤrmende 

Andreo, Koͤnig, wo deſſen Stadt gelegen 388 
607 wird vom Hauptmanne Phillips ber 
ſucht ib. beſchrieben 607 

Angehoͤnge, ſiehe Gregory. 

Aniaba, Prinz von Ißini, wird nach 

. reich geſchickt 431 
432 seht nach Ißini zurück ib, mie er 
ſich gegen den Ritter Damou bezeuget 438 
fein Undank 444 iſt ein Betrüger 444 fer⸗ 
tere Nachricht von ihm 447 

Antelope, ſiehe Geiß. 

Apollonia,das Borgebirge,deffenBefchreibung, 
375, 656 deſſen Einwohner Kleidung 657 
Speifen 657 

Arabek, ein barbaifches Volk, handelt für Gold 

| 37, 40, 4, 40 

Arabifche Sprache iſt die gemeinfte an ber 
Sambra 222 

Ardrah, Stadt, der Handel daſelbſt mird un⸗ 
terbrochen 502 fie zerflöhret 529,537, 544 

Arguin, Inſel, hieſelbſt Hatten ehemals bie 
Portugiefen ein Handelsfort 156 was ed 
für Einwohner hat ib. worinnen ihr Han⸗ 
del beſteht ib. wird durch die Hollander 
genommen ib. von den Franzofen aber mie 


Frank: 


der entriffen 159 
Arkanier, Völker, befchrieben 419 bekrie⸗ 
gen und fihlagen die Futtoer 419 


Arſe⸗Hill, Arfhhügel, Jungferbruſt, iſt vol⸗ 


ker Eiſenſteine 08 woher dieſer Hügel Id? 
nen Namen erhalten ib. 
Arsneynüffe 300 


Atkins, Johann, Reife nach Guinea, Braſi⸗ 


allda Föniglich erzogen 


* 


lien, und Weſtindien 474 beſuchet den Ir - 
hann Conny 482 koͤmmt nach Cape Corſo 


484 
488 verfolge 489 und fie nimmt fie oh⸗ 
ne Berluft 490 beſuchet den hollaͤndiſchen 
Generaldirector zu el Mina ib. en 

Kap 


erhält Nashricht von Seeraͤubern 


Regiſter der in dieſem Bande vorfommenden Sache. 


3 —* Corſe ggr Förime mach Braſt 
Aufruhr, erregen die Sklaven oft auf den Schif⸗ 
fen Tr Ras, 372 u.ff. 
Yuftern, wachen an gemiffen Bäumen 299 
und Klippen am Strande 251, 254, 264 
werben von Affen gefreffen 264 ſehr große ib. 
Arim, das hollaͤndiſche Fort daſelbſt wird be> 
fehrieben 375 der Generalcontrolleur getoͤd⸗ 
tet 
Aygret, ſiehe Zwergreiher. 
Azdaghes Völker 


Balafen, Ballard, Balofo, ein muſitali 
ſches Inſtrument, Klinge wie eine Orgel 202 
deffen Beſchaffenheit und Einrichtung 203 
woraus es gemacht wird 70, 294 

Banale, Frucht 300 

Danana, Baum, deſſen verſchiedene Benen- 
nung 300 ft mancherley Art ib. mo er 
möcht ib. liebet einen tiefen feuchten Bo⸗ 
den ib. ob er ein Schilf ober Baum ift ib. 
feine Höhe gor wie er fortgepflanzt wird ib. 
deffen Blätter ib. Art mie er waͤchſt ib- 
Frucht, deren Geſtalt und Groͤße 302 und 

Eigenſchaften ib. mie viel davon waͤchſt ib. 

erneert ſich ſelbſt zo3 die Frucht nennen 
die Spanier Adamsapfel ib, eitle Einbil- 
dungen von derfelben 303 

Banyonen, Böltr 93 

Barbados wird von derPeſt ſehr angeſteckt 427 

Barbafinen, Voͤlker 162 

Barbe, ein Fiſchh 348 

Daricudoe, ein Fiſch wird beſchrieben 272 

Barrakonda wird für der Welt Ende gehal⸗ 
en 70,72 

Barſalli oder Burſal, ‚ber Koͤnig davon bat 
eine ſehr freye Macht 174 wird fehr geebret ib. 
von den Golbaten oft abgeſetzt ib. feine 
Sitten und Kleidung ib. einer ift ſehr grau⸗ 
ſam ib. und deſpotiſch 175. Min Res 
ment ib. feine gewöhnliche Lebensart ib. 
fein Familienname 221 befuchet mit feinen 
Brüdern die engliche Factoren zu Joar 95 


156, 160 


498° 


377 - es 
» Baumwollenzeug, ungemein ſchoͤnes 98 


ihre Aufführung allda 95, 96, 97 wird 
vom Könige von Demel beſchenkt 96 
Baviane, große, ſind den Frauensperſonen ge- 

faͤhrlich 405 ſiehe auch Affen; 
Baum, auf einem find fuͤnfhundert Vogel⸗ 

neſter 274 auf einem andern tauſend Neſter 


639 Mannigfaltigkeit derſelben an ber 
Gambra 285, 289 
Baumwollenbaum 290 deſſen Bluͤthe 
und Frucht 29E 


Degraͤbniß, wunderbare, zu Cadix in, Gpa- 
nien gg im Futa 139 auf dem grünen 
Vorgebirge 152 eines alten Marbuten 44 
der Negern 199 ber Quojaer 623 auf 
der Pfefferküfte 636, 640. auf Sierra Le⸗ 
ona 250 

Belli, Secte der Schwarzen, Nachricht da⸗ 
von 630 f. 

Benſe, oder Brent, Eyland, das engliſche Fort 
auf demſelben wird von den Franzoſen ero⸗ 
bert 261 von dem Seerauber Roberts ge: 
nommen „512 

Befchneidung der Schwarzen, Ceremonict 
derfelben 49, 238, 629 geſchiehet auch an 
Meibesperfonen 240, 651 

Beſchnittene der Schwarzen haben viele Frey⸗ 
heit 239 ihre beſondere Kleibung 240 

Beräubender Fiſch, fiebe Krampffiſch. 

Bettler, koͤnigli he 169 

Bereug im Handel wird gerochen 101, 102 
eines Marbuten 217 

Beyfchlaf, wer und warum ſich die Weiber 
der Schwarzen deffelben enthalten 185, 198 

Bienen, häufige 328 ‚eine wunberliche Bege⸗ 
benbeit mit ihnen 443 

BienenFörbe,auf was für Art die Mandingoer 


folche anlegen 143, 328 
Billagobbsum 298 
Bifchalvebaum 294 
Biſſybaum 298 
Blaſer, ein Fiſch 338 
Bligen, wober fo furchtbares an der Gambra 

entſteht 285 

Blumen 


Qqqq 2 


Regiſter der in 


Blumen, werden von den Schwarzen wenig 


geachtet . 306 
Bogenſchuͤtzen, erfahrne 172 
Bohnen, giftige 250 
Bomba, fiehe Capivard. 
Bondebaum 298 
Bondoubaum 299 
Boot, eines verſinkt durch ein Wallroß 106 
Boſſybaum 298 


Brak, alſo wird der König von Hoval genen⸗ 
net 173 feine Kriegsmacht 221 
Braſilianiſche Schiffe find durch Sturm un⸗ 
gluͤcklich 445 
Broek, Peter van den, deſſen Reife nach 
dem gruͤnen Vorgebirge 150 gebt unter Ge: 
gel ib. koͤmmt nach Porto » Ale ısı haͤlt ſich 
daſelbſt auf ib. erohert ein reiches Schiff ib. 
Bröllender Teufel, fiehe Ho⸗rey. 
Brukoe, englifche Factorey daſelbſt brennt ab 
105 wird wieder aufgebauet, auch wieder 
verlaffen 107 
Büffel in Guinen, beſchrieben 318 
Bug⸗ a⸗Bugs oder Buggabuggs, eine 
Art Ameiſen 273, 327 richten große Ber: 
heerung an "120, 327 
Bukkor Sano, ein fehwarzer Kaufmann zu 
Tinda 29 koͤmmt zu Jobſonen an Bord 36, 
45 giebt fich den Namen und Titel von des 
weißen Mannes Alchade 37° wird von 
Jobſonen mit großer Cerimonie Dazu beffäti- 
get 47 fein Aufzug 45 
Bukſar, Stadt, beficht ans fünf Dörfern 237 
Bulm, der König dieſes Neiches iſt den Eng- 
landern geneigt ‚262 
Bumbrongs, Bölfer 142 
Bumey, iſt der Titel eines Fürften der Schwar- 
zen 119 
Bumey Haman Seaka, des Königs von 
Barfalli Bruder, feine Perfon 175 Kleidung 
und Aufzug 176 iſt ſehr geſchickt ib. un: 
gluͤcklich 6 
Bunda, eine Stadt, wenn und von wem folhe 
angelegt und erbaut 128° erhalt vortheilhaf⸗ 
te Vorrechte 129 
Bundeshenne, was das iſt 641 


dieſem Bande 
Bumming/ Blume! 306 
Surdah, des Koͤnigs von Tomani Aufent⸗ 
halt 103 
Burra, was der daſige Koͤnig jährlich fir Ein⸗ 
Fünfte gehe "I m m mt Be >, 
Burre, Stadt 256, 259 wie folche gebaut 278 
des Königs Palaſt 279 Einwohner ib. Re⸗ 
figion ib. Erdboden und Fruchtbarkeit 280 
Waaren und Handlung 280, 281 
Burrobaum 298 
Buſcherinen, ſiehe nr . 


Cadix in Spanien, hat ſchlechte Beſatzung 87 
überfläßige Früchte ib. fondersare Begraͤb⸗ 
niffe ib. dafelbff des Nachts auszugehen I 
gfahrlih 88 

Calsbafehbaum, fiehe Kuͤrbisbaum. 

Eamelion, ein fonderbares Thier 325 iſt zweyer⸗ 
ley Art 326 lebet von liegen ib. verändert 
die Farbe ib. - ſieht nach zween Orten zu⸗ 
gleich 326 

Canarienvoͤgel, haͤufige 499 

Cap Corſe Caſtell, ein Hauptfort der Eng⸗ 
länder 484 des Statthalters daſelbſt Ge 
ſchichte 486 

Capivard, ein Thier bey dem grünen Vorge⸗ 


birge 320 
Carfunkel, ein wunderbares Thier 254 
Carmeſinblume 306 
Cavalloe, ein Fiſch, beſchrieben 272 


Champaniz, ſiehe wilder Mann. 
Chriſten werden für Goͤtzendiener gehalten 139. 
ob die ſchwarzen Portugiefen Chriffen I 
nennen find 149 
Chriftus, was die Schwargen für Meynung 
"ven ibm haben 234 
Citronenbaum 297 
Compliment, artiges 555 
Conny, Johann ein ſchwarzer Kabofehir af 
dem Boraebirge der dreyen Spiten 481 ihm 
wird von den Preußen das ſogenannte bran⸗ 
denburger Fort, auf der Kuͤſte von Guinea/ 
uͤbergeben 526 nennt es Connys Schleß ib. 
geräth deswegen mit den Hellandern in 
Streit 





vorkommenden Sachen. 


Streit 82wird von den Englandern be⸗ 
ſucht ib. fein Haus beſchrieben ib. feine Ab⸗ 
nnft 4283 iſt gegen die Engländer höflich ib. 
v ehretdie HYerftorbenen ib: >übet: Juſtiz ib. 
= $reib Handel ib. wird aus ſeinem Schloſſe 
* und entflieht ‚122526 
rants, was fin Vögel es find: < 332 
Ereolifche Sprache 148; 222 fernen die Eng⸗ 
laͤnder feicht 148 
Cubalosvoͤgel 64 werben befchvieben 334 
"ihre Geſchicklichtet 335 
Eummerbus, Zacharias, ein Mulatte und 
Herr der Stadt Jamaica 514, 518 bewirthet 
Herr Smithen 514 wird als Abgeſandter 
> an den König von Sherbero von bemfelben 
geſchickt url 
ar» * — 
Dahomey, Koͤnig von, wobert die Stadt 
Ardrah 529, 544 greift Whidah an, und zer⸗ 
ſihn Gabi 529,545. beſitt große Reichthuů⸗ 


mer 533 ſuchet die 
zu bringen 534 556 lieber bie Weißen ib. 


erweifet fich guͤtig gegen den gefangenen eng⸗ 
liſchen Factor Bulfinch Lambe ib. und einen 
Portugiefen 535 iff ein Freund von Kleinen 
Hunden ib. wilf einen Bapierbrachen und 
andere Spielwerfe haben 536 verlangt eine 
weiße Liebſte ib. iſt ein ftaatökluger Herr 545 
ladet Hauptmann Snelgraven ind Lager ein 
547 ertheilet Audienz 550 feine Pracht und 
Kleidung !b. wird ſehr verehret ib. laͤßt ſei⸗ 
nem Fetiſche viele Menſchen opfern ib. und 
warum 552 wird von den 3:08 angefallen, 
und beſiegt fie durch eine Kriegsliſt 554 iſt 
hoͤflich 555 gegen Whidah aufgebracht 559 
"bekloger ſich über Lambe ib. beſtimmt einen 
Preis der Sklaven 557 liebet Gerechtigkeitib. 
feine Berfon wird befebrieben 558 imgleichen 
feine regulirten Voͤlker ib. ſchicket feinen 
großen Hauptmann nach Jaquin, bie Sachen 
sin beßre Ordnung zu oringen 560 ſpielet eine 
feine Kriegsliſt 555 begeht zween⸗ große 


J 


Handlung in Aufnehmen 


Staatsfehler 500 beſtraft Teſteſoles Unbe⸗ 


dacht ſamkeit auf eine grauſame Art ib. macht 
Friede mit den J⸗os 567. zieht gegen die 
AMahns and 568 dampft eine Empoͤrung wi⸗ 
der ihn zu Jaquin 569. iſt gegen die Euro⸗ 
paͤer ſehr verander 70 
Damel wird der König vom Kayor betitelt 173 
- fein Palaſt wird beſchrieben ‚arg wird ab⸗ 
und wieder eingefeßt:218 "anf was Weiſe er 
eine Kriegesmacht auf die Beine bringe 220 
Davis; ein Seeräuber, wird beſchrieben 578, 
58 nimmt Jamesfort mit Lift ein 25 bit⸗ 
‚tet fir Snelgraven 582wird meuchelmör- 
deriſcher Weiſe hingerichtet NP 592 
Demel an der Sanaga, dieſer König beſchentt 
den König von Barſalli mit einem großen 
Kameele 96 
Demoiſelle von Numidien, mas das fuͤr 
‚ein Vogel 99833 
Diabolas, eine Frucht 3” 
Diebe, verfihmigte 164 
Diebft«bl, auf was für Art die Schwarzen ſol⸗ 


chen entdecken 17 
Dombok Baum 299 
Dongab, Baum .299 

als eine Borbedeutung 


Donner und Blitzen, 
von Kriege und Unruhen im Lande angefes 


hen. 107 
Dorf von zweyhundert Perſonen eines einzigen 
Mannes 183,105 
Dornbaum 204 


Drefcher ein Fiſch/ wird befehrieben 424 frei- 
tet mit dem Brampus 4424 


Durchfall, Mittel dawider 297 
Duybaum 299 
E. 

Ebenholzbaum 294 
Eber an der Gambra befehrieben 318 flveitk, 

mit einem Löwen 310 


Eeouffes, ein Raubvogel, deffen Raubbegierde 
wird befehrieben 332) 
Ehebruch wie er bey den Iſſ ineſen beſtrafet 
wird 460 bey den Quojaern 637 
Dana 3 Eid, 








Regiſter der im diefem Bande 


Eid aberglaͤubiſche 469 beym Fetiſch gethan, 
wird heilig gehalten 468 wie ſie auf der Gold⸗ 
kuͤſte gethan werden 418 

Eiſen glühendes, Probe der Unfihuldo  ı7ı 

Elephant, wird befehrieben 313 ziehen in großen 

Heerden 35,80,315,667 hegt große Feindſchaft 
gegen den Loͤwen 137 hat viel Feinde unter 
den wilden Thieren 315 thun großen Scha⸗ 
den gı6 ſind ſchwer zu tödten ib. und faſt 

mit Kugeln und Yerten nicht zu beſchaͤdi⸗ 

gen 317 

Elfenbein, 100 das beſte in ganz Guinen an⸗ 
zutreffen 266,667 

Elfenbeinkuͤſte, deren Eintheilung und Größe 
37:, 648 wovonfieden Namen bekomen 649, 
374 ein Stück Landes wird von dem guten, 

das andere aber von dem boͤſen Volke be 
wohnet 649 die gute Nation iſt unter den 
Quaquaſchwarzen befannt 649. Nie heißt 
auch die Küfte der ſechs Gtreifen ib. die 
Handlung allda wird mit großer Vorſicht 
getrieben ib.. ihre Dirfer und Hafen ib. 
wie das Erdreich beſchaffen, und wag es für 
Gewaͤchſe bringt 659 bat wiel und wohlfeil 
Vieh ib. Einwohner f. Quaquaſchwarzen. 

Empfindlicher Daum 298 

Empfindliche Pflanze, deren befondere Ei⸗ 
genſchaft EN 138 

Englaͤnder, mas fie bewogen, auf die Entde— 
ckung des Goldhandels auszugeben 28 ihnen 
wird Land von dem Könige am Fluſſe Zinda 
übergeben 47 werden erſchreckt zu brechen 
ihre Factorey zu Fatatenda ab 102, us fu⸗ 
chen den Gummibandel an der Gambra art 
zufegen und feftzufeßen 108, 118, 144f. fol- 
len nicht mit den ſchwarzen Portugiefen han⸗ 
deln 108 dargegen Moore Borftellung thut 
116 leiden großen Schaden durch Feuers⸗ 
bruͤnſte 567 

Engliſche Handlung nach den africanifchen 
Küffen, deren Urfprung und Fortgang ı u. ff. 

Ente von befonderer Art 69, 76 

Eſel kaͤmpft mit einem Löwen 308 viele find 
an der Gambra und Sanaga anzufveffen 323 


Eſieps, Wälder, werden durch die Iſſ ineſen 
aus Aſſini verteichen 455 
BGxecution in Iſſini wie und von wen ſie ver⸗ 
richtet wird 474 wie bey den Quojaern 627 
Eydechſe warnet einen in der Gefahr vor ben 
Schlangen 151 werden für Seelen von Va⸗ 
ter oder Mutter gehalten 233 mit goldgel⸗ 
ben Köpfen go eine außerordentliche: 325 


$. 


Factoreyen der Europäer, wie ſie in Sicherheit 
geſetzt werden koͤnnen 146 
Falke 331 
Familienſklaven der Mandingoer werden 
wohl gehalten 183 ihre Vorrechte 184 
Fantin, des Koͤnigs davon, Soldaten fallen 
in Sabou ein 371. 
Fargoten, was es für Völker find 161 
Faſten, wie die Quojaer folche bey ihren Leichen 
anftellen 624 
Fatatenda, warum die dafige englifche Factor 
rey abgebrochen wird ' 102, 115 


Sortfeb, Fetiſch iſt vielerley 418, 420, 4207 


457, 510,641 was das Wort Fetifch bedeu⸗ 
tet 5ıo, ihnen find gewiſſe Tage geheiliget 
467 Altaͤre ib. ihnen wird geopfert 4187 
468, 641 einer wird verſpottet und 
zerſtoͤret ib. Eide bey demſelben wer⸗ 
den heilig gehalten ib. heißt ein Eid 420 Goͤtze 
oder Schutzheilige 418 Zaubermittel 420 
Fatiſchman einer ruͤhmet ſich der Gewalt 
die See zu beſanftigen, den Tod wegzuzau⸗ 


bern ar, 421 
Seigenbaum wilder 296. 
Selfen mit Auſtern bedeckt 74 
Felſenrebhuͤhner 78 
Serbro, erſter Staatsbedienter des Königs von 

Barfalli, deffen Verrichtung 175 
Serran ein Ehrentitel an der Gambra 33 
Fetiſch, fiebe Fatiſch. 
Seuersbrunft, öftere entſtehen zu Jaquin 567 
Fichtenapfel eder Anana 3% 
Fida ſiehe Whidah 
Fiedelleute ſ. Juddies 


Sind, 


vortommenden Sachen. 7 


Sinch, Wilhelm, ein engliſcher Kaufmann, 
beſchreibt das Land Sierra Leona249 
Fiſch ſeltſame 614 f. fliegender 88 

Sifcher ein Vogel f Eubalosvogel 
Sifeheveyiwie auf der Gambra befchaffen 207 
Sifcherfalke, ein Naubvogel 337 
Fledermaus fo groß als eine Farbe, wird ges 
geſſen 336 ſauget feine Jungen mit Milch ib. 
Fliegen, eine beſondere Art davon 100 
Fliegender Fiſch 88 
Fliegende Scorpionen 454 
Sliegender Strauß, was für eim Vogel 331 
Fluͤps, ein Bol, bringt überflüßig Lebensmit⸗ 
tel nach Bintain 92 
Flußpferd, wird nur allein in Africa ange: 
troffen 353 deſſen Größe und Gliedmaßen 
353 deffen Haut halt einen Muf ketenſchuß aus 
354 iſt gefaͤhrlich, wenn es angegriffen worden 

ib. fürchtet ſich vor dem Feuer 355 1 
meift auf dem ufer ib: deffen Futter und 
ungen ib. wird angebethet; und doch ge⸗ 
geffen ib» iſt dem Schlage unterworfen 356 
blaſt Waſſer aus ib. ſeine Geſtalt ib. 
Soleyer, ein gutes Volt 68 
Solgias, Bölfer 612 find zinsbar ib. 
Sonis, goigni, Raifer davon beſucht ben eng: 
fifchen Statthalter zu Jamesfort gr ſein 
An ⸗ und Aufzug ib. 
Forts, deren Rothwendigkeit wird durch die 
Geſchichte bewieſen 5 
ʒoſen verlangen das Monopolium von 
dem Gummihandel an der Sanaga 118,145 
ſind leicht im Verſprechen 445 bauen ein 
Kort zu Iſſini 441 verlaffen es wieder 447 
begehen Berrächerey 563 ihnen werben Vor⸗ 


wuͤrfe gemacht 445 
Framoſenbank ift ben Schiffleuten gefaͤhr⸗ 


lich 491 
Frev lthat bosbafte 9 
Friedrichsburg ein daͤniſches Fort auf der 

Rüffe von Guinen, wird befhrieten 326 

328 


Froſch befondere an der Gambra 
Sulier, Bölter laͤngſt an ber Gambra, mag fie in 
Africa beſitzen 163 ihre Geſtalt und Tracht 


- 177 Lebensart ib. handeln mit Milch und 
0, Butter ib. werben von den Mandingoern 
gedruͤckt ib. ihre Sprache 178 Wörter 
buch derfelben 222 haben Feine beſtaͤndige 
Wohnungen 178 wie ihre Regierungsform 
beſchaffen ift ib. find fleißig ib. ihre Guͤ⸗ 
ter ib. ihr Charakter ib. find tapfer ib. 
ihre-Waffen 179 Religion ib. treiben gu⸗ 
‚ode Viehzucht 177,179, 324 ihre Häufer und 
Städte 179 find gute Jäger 180 ihr König 
heißt der Geiratiß 323 
Futa, Königreich, deffen geograpbifche Beſchrei⸗ 
‚bung 128 derer Einwohner Haushaltung und 
Arbeit 136 banbeln mit Elephantenzäbnen 
137 tauchen: ibre Pfeile in ſtarkes Gift ib. 
eſſen das Fleiſch derer mit vergifteren Pfei⸗ 
fen getödreten Thiere ib. wie fie ſich vers 
heirathen 138 ihre eheliche Auffuͤhrung ib. 
Beſchneidung und Taufe ib. Begrabniß 139 
Religion ib. haben einen Abfchen, vor den 
Bildern * ib. 
Futtu, deffen König er vertrieben 403 


Gaͤnſe eine beſondere Art 69 wilde, find 
wort den europaiſchen ſehr unterſchieden 332 
Bambra, Nachricht von dieſem Fluſſe 7, 14 
123 wenn berfelde den Engländern bekannt 
geworden 28 deffen verfibiedene Namen 39 
Befchreibung ib. Canal 39 zu welcher Zeit 
des Jahres auf ihm hinauf zu fahren ib. 
wie er über Barrakonda beſchaffen 40 ob er fuͤr 
den Niger ober Nil zu halten 12, 82 tritt 
aus 112, 13 Witterung an derfelben 282 
> Meberfchmenimung berfelben, woher fie entfles 
het 283 Krankheiten an derfelben 284 bat 
ungeſunde Luft ib, wie der Boden und 
Fruchtbarkeit an derfelben beſchaffen 285 
BaumenndFrüchte2gg Wurzeln und Pflan⸗ 
zen 300 wilde und zahme Thiere 306 Ey: 
dexen, Inſecten 0.324 voͤgel 330 Fiſche 337 
Gambragold, deſſen Beſchaffenheit - 142 
Sambrabandel f. Handlung auf der 
Gambra 
Barküche, eine merlwuͤrdige ber Negern 417 
Gedaͤcht⸗ 


Neger: der in dieſem Bande 


— außerordentliches 135 
Geiße oder Antelopen —— 319 
Gelber Menſch ez80 


Geluͤbde wird bey den Schwatzen hochge⸗ 
halten 241 
Gemälde, außerordentlicher Widerwille gegen 
felbige 135,139 
Gemalte Schwarzen werden fuͤr Menſchen⸗ 


freſſer gehalten 394 
Geſchenke ſetzen Koͤnige ein und ab 171 
Gewohnheiten ſchlimme 182 
Beyer f. Erouffes 
Bhelolabaum, 295 


Bäizendiener; dafür werben ale Chriſten in 
Futa gehalten 139 folche find die alten Ein- 

wohner des grünen Vorgebirges "152 

Gola f. Kola 

Bold großer Vorrath davonsg wie ed von den 
Schwarzen verfaͤlſcht wird 668 

Boldadern auf der Gambra, warum deren 

Entdeckung zu verhehlen 53,54 wie die Boote 


beſchaffen dazu ſeyn follen 54, 55 Kennzeichen 


mie der Ort zu finden ib. wo ſich die Gold⸗ 
ader anfaͤngt 56 was fuͤr Materialien zum 
Arbeiten noͤthig 57 Verſuche 57 
Goldfüfte, deren Einwohner fallen eine engli⸗ 
ſche Brigantine an, und ermorden das meiſte 
v Schiffsvolk gI 
Boldreicher Sand sg 
Golfogeſtraͤuche ſ Seeiefträuche 
Gore, Snfel,derfelben Befchaffenheit 158 Zu⸗ 
fand 159 
Bottesdienft, zweymal im Jahre gehalten go 
Brampus Fiſch, befchrieben 424 ſtreitet mit 


dem Drefcher ib, . 
Grande Fluß, wie die Untiefe daſelbſt zu ver- 

meiden 478 
Gras uͤbergroßes ⁊t 


Grauſamkeit gegen Ueberwundene 152 gegen 
einen Unbedachtſamen 566 tenfliſche 481 
Gregory Gregories, Grisgris, was dar- 
unter verſtanden wird 210, 241 denſelben 
wird aroße Kraft zugeſchrieben 241 Darauf 
großes Vertrauen gefeßt 220, 22ı wie fie 


‚getragen werden 242 ein bloßes Kunſtſtuͤck 
ber Prieſter ib. mic den roͤmiſchen Agnus 
Dei verglichen ib. als ein Arzneymittel 


abergläubifch gebraucht 183 
GBregorpmacher "208, 
Grisgris f Gregory 
Großmuth eines Loͤwen 3ogf. 


Gruß, wie er zu Schiffe gegen ein Fort, und ge: 
© gen andere Schiffe gefehichet zor anf dem 
Borgebirge Lope Gonſalvo if onderbar 491 
auf Sierra Leona 276 der Seſtroſchwar⸗ 
gen 636, 
Grünes Vorgebirge, wird beſchrieben 157, 
360 beffen Handelswaaren 151" die Dafiget 
Porsugiefen find Banditen 152 feine alte, 
Einwohner ib. warum fie den Teufel an⸗ 
bethen ib. find graufam gegen ihre beſieg⸗ 
ten Feinde ib. halten ihre Weiber ffla- 
vifch ib. ihre Begräbniffe ib. find Hel⸗ 
den im Brandteweinfaufen 153 was es da fuͤr 
Guͤter giebt 158 
Guana eine Art von Eydexen 324 wird be 
fchrieben 325 
Guavabaum /deſſen Bluͤthen und Früchte 207 


Gubbins, was alſo genennet wird 388 
Guinea, deſſen Name und Abtheilung 695 
Guineiſcher Pfeffer waͤchſt wild 252 


Guirioten, heißen auch Jubdies, Muſikanten 
der Schwarzen 172 find große Schmeichler 
203 werden von Königen und vornehmen 
Herren beſoldet ib. ihre abgeſchmackten Lo⸗ 
beserhebungen werden gut belohnt 204 ſie 
werden fuͤr unehrlich gehalten, und ihnen 
das Begraͤbniß verſagt ib. ſollen einen ver⸗ 
trauten Umgang mit dem Teufel Ho⸗re 
haben ib. 

Bummi Anima fol dad Gummi von dem 

Kurbaribaum ſeyn 295 
Gummibaum beſchrieben 144 banfige 256 
Gummidragon, deſſen Baum beſchrieben 
und wie die Gummi herauskoͤmmt 145 fo 
che finder man zu Brufoe gift in großen 
Werthe 108 das Holz vom Baume iſt auf 
gu brauchen 79 
Gummi⸗ 





vorkommenden Sachen 


Gummihandel verſuchen die Engländer an 
der Gambra anzulegen und feſt zu fegen 108, 

. 8, 144 thun deswegen Berfprechungen 145 
was für Vortheile daraus zu ziehen 145 das 
von wollen die Franzoſen dad Monopolium 
an der Sanaga haben 118, 145 
Gummiwälder, wo fie liegen 119, 144 


+ 


Hahavogel 334 
Hammerfiſch iſt ſtark, gefräfig und gefäbr- 
li 341, 660 


Handel, ohne Reben zu wunderlicher zu Raf- 
kaway 108 
Handlung auf der Gambra, englifibe, wird 
durch Sihaluppen ausgerichet 140 Entwurf, 
wie folche zu verbeffern 
Handlung auf der Gambra, Feanzöftfche, iſt zu 
Albreda beträchtlich 147 wird durch die Eng- 
länder gehindert 2 ib 
Handlung auf der Gembra, portugiefithe, ift 
ziemlich ſtark wart 147 
Handlung wird von Weibern beforge 159 
Hanfbaum 296 
aus visredichteHäufer 214 mit Golde gedecht 45 
Haye, ſiehe Seehund. 
Heirathen der Negern 193 eine angenehme 
Art zu heirathen 404 der Seſtroſchwarzen 
636 auf Sierra Leona 265 
Senne, wird dem Fetiſch auf eine befondere 
Art geopfert ı mal 641 
Herzhaftigkeit, große 135 
Heuler, mas alfo genennet mird 320 
Zeuſchrecken, großer Schwarm 62, 63 ver⸗ 
urſachen große Hungersnoth 151, 327 wer⸗ 
den von den Schwarzen gegeſſen 327 


Heuſchreckenbaum 292 
inrichtung, fiebe Execution. 
ippopotamus, ſiehe Flußpferd. 
girnſchaͤdel der Hollander, damit wird * 
52 


Weg gepflaftert 
Hirſche in großer Menge 319 wie fie gefangen 
werden 319 
Hirſe, wie er gefäet wird 
Hochzeit, laͤcherliche 
Aligem. Reiſebeſchr. III Hand. 


216, 305 


zoß14 J 


Hoͤrnerfiſch, fiehe Seeochfe. 
Hollaͤnder, feige 372 halten ihre Factore in 
Furcht 397 greifen das Fort zu Ißini am 
442 find übermüchig 400 begehen Verra⸗ 
therey gegen die Engländer 363 
Hoquella, Baum 299 
Ho ⸗rey ober brüllenber Teufel zo ihm wirb 
geopfert 50, 51 
Hoval, deffen König Heißt der Brak 173 
fein Charakter i ib. 
Süpfende Ziegen, was darunter zu verſte 


ben 471 
und, haͤßliche 324 wilder, fiehe Jakal. 
ungersnoth, von Heuſchreclen verurfacht ist 


aajab,mas es für ein Bann iff299 auf deſſen 
Aeſten ſind haͤufig Auſtern 299 
aͤger, gute 180, 208 
in, ift der Titel des Königs der Sereres 167 
, ein graufames Thier, deffen Geſtalt zır 
wird des Löwen Jaͤgermeiſter genannt 31 
Jalofer oder Jolloifer an der Gambra 162 
werden nach ihren Perfonen befchrieben 163 
u. f. mie fie von den Mandingoern unter 
ſchieden 164 ihre Laſter ib. find große Be- 
trüger ib. fie verfaufen einander 165 ein 
Sohn verkauft feinen Vater ib. find der 
Zauberey ergeben 166 große Trunkenbolde 
ib. ſehr unwiſſend ib. gaſtfrey und ſehr arm 
ib. haben verſchiedene Regierungsformen 
ib. Wahplreiche ib. eines iſt erblich 167 
ihre Koͤnige haben eine ſehr nnumſchraͤnkte Ge: 
malt ib. find hochmuͤthig ib. mar nahet ſich 
ihnen mit großer Demuth ib. ihre Kleidung 
168 worinnen ihr Reichthum beſteht ib. 
geben mit großem Staate Audienz ib. laſſen 
niemand ohne Geſchenle vor ib. find unver 
ſchaͤmte und überläftige Bettler 169 führen 
fich ſehr niederteächtigauf ib. der Adel und die 
Staatsbediente r7o buͤtgerliche Obrigkeiten ib. 
beobachten eine große Billigfeit ı7r tie fie 
Die bürgerlichen Verbrechen beſtrafen ib. Lie 
Könige laſſen fich beftechen 171 wie ihre Kriegs⸗ 
macht aufgebracht wird 172 brauchen keine 
Arrr Marke⸗ 


Regiſter der in dieſem Bande 


Marketender im Felde ib, wie ibre Reuterey 
und das Fußvolk beſchaffen 172 halten keine 
Kriegszucht 173 ihre Manufacturen 211 

Woͤrterregiſter ihrer Sprache 222 bemaͤch⸗ 

tigen ſich einiger einzelnen Kauffahrer 115 

Jallo, fi fiche Job ben Solomon. 

Jamesfort, deffen Befchreibung zı wenn es 
erbauet worden 22 wird von den Franzofen bes 
lagert und auf Bedingung übergeben 23 und 
gefprengt 24 zweymal von den Sceräubern 
eingenommen 25  beffen gegenwaͤrtiger Zu⸗ 

fand 26 

Tanimarew, einHafen, wird befehrieben 65, y9 
zu was Ende er von der englifchen Compagnie 
außerfehen morden 65 was daſelbſt merf- 

- würdig iff 65 

Jaquin, der Statthalter daſelbſt —— 


zu verkaufen ib. ſelbſt zum Sklaven gemacht, 
verkauft und nach Marieneyland geführt 130 
hinüber nach England geſchickt 131 findet 
Mitleiden ib. wird durch eine Unterzeichnung 
frey gemacht ib. erhalt viele Geſchenke 132 
kehret nach Africa zurück 118, 132 trifft die 
jenigen an, bie ihn verkauft haben 133 ſchi⸗ 
cket nach Bunda ib. redet ſehr wohl von den 
Englaͤndern ib. u. f. bekoͤmmt Zeitung von 
Haufe 134 reiſet yon Joar ab ib. ſeine Per⸗ 
fon iſt ſchoͤn 130,134 feine großen Gaben und 
feine Faͤhigkeit 134 fein außerordentliches Ge⸗ 
daͤchtniß 135 feine Gemuͤthsart u. Herzbaftig? 
keit. 135 toͤdtet zweene Loͤwen 135 bat einen 

derwillen gegen die Gemalde ib. feine Reli 


sion 135 u. f. Gelehrſamkeit und — 


keit 


ſich dem Könige von Dahome 546 ſchlechter Jobſon, Richard, deſſen Reiſe zur Ente 


Zuffand allda wegen des Handeld 560 da⸗ 
felöft entſtehen viele Feuersbruͤnſte 567 wird 
zerſtoͤrt 559 
Temarrow, beffen Kaifer wird abgefeßt 105 
Jeraybabaum, ſiehe Rurbaribaum. 
Jereſa, Stadt, treibt ſtarken Handel mit 


Wachſe 93 
Jernotte oder wilder Maiz 306 
Ignama, ein Kraut, wie es waͤchſt 304 

Indigo, wie er waͤchſt 291 
Infesten, dergleichen trifft man vielerley an 

der Bambra an 327 
Interlopers find fühn 396 thun der ar 

fehen Handlung Schaden 


120, der König dieſes Landes fallt in Dabome 
ein 554 wird durch eine Kriegsliſt befiegt ib. 
Joar, Stadt 94 die englifche Factorey daſelbſt 
- wird vom Könige von Barfalli befucht 95 
beftohfen 96, 97 von ihrem Factor verlaifen 

- 97 ganzlichaufgehoben 6ı megen eines Krie- 
ges verlaffen 120 
"job ben Solomon, ein muhammedanifcher 


ung des Fluſſes Gambra und des Goldhan⸗ 
dels in Tombuto 27 geht nach Tinda 29; 34 
diefer Entdeckung widerſetzen fich einige von 
feiner Geſellſchaft 30 koͤmmt nach der Gam⸗ 
bra 32 wird von dem Alkadi zu Kaſſan wohl 
aufgenommen 33, 38 genießt von dem Fe⸗ 
rambra Gütigkeit 34 langet zu Barrakonda 
anib. wird durch eine Untiefe aufgehalten 
36 handelt mit Bukkor Sano 36, 45 und 
macht ihn mit vielen Cerimonien zum Alche 
de oder Factore 47 bekoͤmmt Nachricht vom 
Goldhandel 37 verläßt den St. Johanns⸗ 
markt, und feget feine Reife fort 38 ſegelt 
wieder nach England 39. feine Entdeckungen 
erben unterfucht 40 macht Hoffnung zu ei⸗ 
nem guten Handel an der Gambra gı be 
ficht einen alten Marbuten 44 wartet dem 


Könige am Fluſſe Tinda auf 47 ihm wird and 


für die Engländer geſchenkt ib. tanzet under 
den Schwarzen zu Batto 49 entdecket bie 
Beträgerey mit dem Horey SI begeht ein 
Einfalt : 51 


Prieſter von Bunda, nahe bey der Gambra, Johnſon, engliſ Factor, deſſen Geſchichte 399 


deſſen merkwuͤrdige Gefangenſchaft und Be— 


Jolloifer, ſiehe Jalofer. 


freyung 127 deſſen Familienname iſt Jallo Jonkos find Mandingoer Kaufleute, ſi ehe 


128 heirathet 129 wird abgeſchickt, Sklaven 


Mandingoer. 


Iß ineſen 











vorfommenden Sachen. 


Ißineſen, oder Einwohner von Ipint, ihre 
Bildung und Geſtalt 458 Kleidung und Pu 
459 Charakter ib. find Diebe und Betrüger 
vom Könige bis zum geringfien Sllaven ib. 
kriegeriſch 463 ihre Waffen, Stärke, und Art 
zu fechten 464 Trummeln und Trompeten ib. 
der Weibsbilder Perfon und Gemuͤthsbeſchaf⸗ 
fenheit 460 Kleidung 461 Heirathsceremo⸗ 
nien 460 mag fie mit den neugebohrnen Kin- 
dern vornehmen 461 ihre Speifen 460, 461 f. 
Getränfe 462°. Bauart 463 Hausrath ib. 
was fie für Krankheiten unterworfen 464 ihre 
Ar zneymittel dawider 465 Begraͤbnißceremo⸗ 
dien ib. Religion 466 Beyſpiel ihres Ge⸗ 
beths 467 ihre Eide 468 die Art, wie ſie ihren 
Hohenprieſter oder Offnon erwaͤhlen 469 
glauben eine Seelenwanderun ib. 

ini, Fluß, beſchrieben 449 hat eine Reihe 
von Klippen ib. einen Tangen Lauf ib- Teich 
und Juſel 449 

ini, deffen König verſtattet den Franzoſen ein 
Fort zu bauen 437, 44 giebt Audienz 438, 
440 deffen Saal u. Thron 439 feine Perfon ib. 
der Pug feiner Weiber ib. fein Palaft 470 Leib⸗ 
mache und Bedienung ib. vergraͤbt fein 
Gold ib. iſt geisig 471 treibt Handel ib. 
mworinnen feine Einkünfte beftehen ib- fein 
Unterhalt ib. wie weit fich feine Gewalt er: 
ſtrecket 472 wie bie Thronfolge befchaffen ib. 
feine Kaboſchiren ober Doerften haben große 

> Morrechte ib. wie folche gemacht werben ib. 
feine Policey und Juſtiz 473 
ini, Königreich, deſſen Graͤnzen 448 Luft und 
Witterung ib. Die Schönheit des Landes wird 
hefihrieben ib. wie viel ed Flecken bat 450 
Boden und Früchte ib. milde Thiere 452 
Biehib. Affen 453 Kögelib. Huͤhnervieh ib. 
Fiſche ib. Schildkröten 454 Schlangen ib. 
Eyderen ib. Gewuͤrme und Inſecten ib. flie- 
gende Scorpionen ib. Bienen ib. Staats⸗ 
veranderungen allda 455 

Jud dies, was es für eine Art Leute 37, ſiehe auch 
Gumioten 


Jungferbruſt, ſiehe Arſe⸗chill. 


Jungfer von Numidien, ein Vo 
Jungferſchaft mi sehr — = 


Babopthire in Ißini wie fie gemacht wer⸗ 
en - 

472 

Koͤſebaum, deſſen Beſchreibung 295 feine 

Rinde und Holz ib. Bluͤthen und Frucht 295 

Raepbaum 298 

Kahone, diefes Landes König wird vom Bu: 


mey Haman Genka befriege 120 
Kahowerbaum 294 
Raifervogel - 332 
Rakatenfrucht 299 


Ralabafch ſiehe Rürbisbsum 
Kameel, großes, ſchenkt der König von Demel 
dem Könige von Barfalli 9 
Kaminaſchwarzen find die beſten Solda⸗ 
ten 221 
Kammvogel, deſſen Beſchreibung 331 
Rapes, alte Einwohner von Sierra Leona, mo 
fie berftammen 258 werben von den Kumbas 
NManez überfallen 259 find dem Könige von 
Quoja unterwuͤrfig 259 
KRarower, ein Volk Gr vereinigen fich mit 
den Folgiad 616 erobern das Vorgebirge 
Monte 617 
Raffan, (groß) Stadt, befchrieben 33 des Koͤ⸗ 
nigs Palaft 214 der König wird abgefekt 43 
ift ein großer Zauberer 169 
Raffavi oder Raſſadorwurzel, deren ausge⸗ 
preßter Saft iſt ein ſtarker Gift 137 
Kaͤtteba, dieſes Landes König beſuchet die eng⸗ 
liſche Factorey zu Kuttejar 67 
Kayor, dieſes Reich iſt erblich 167 der Koͤ⸗ 
nig wird Damel genannt ib. 173 iſt ein ſtar⸗ 
ker Brandteweinſaufer 174 
Kagenfiſch, wird befchrieben 272 
Rent, Grafſchaft, wird für einen Theil von 


Penſilvanien gehalten 130 
Rirfchen, wilde 297 
465 


Klageweiber der Ißineſen 
Kliftir zu ſetzen eine außerordentliche Art 640 
Kocherey der Seeraͤuber 580 


Königliche Bettler 159; 186 
Kerr 2 Körnerz 


Regiſter der in 


Koͤrnerkuͤſte, wird befchrieben 371 was fie für 
Güfer und Waaren führer 372 hat fchlechte 
Luft ib. ihre Einwohner find wohlgeſt altet, und 
reden framöfifth 373. f. auch Pfefferküfte 

Kogu, Infel, das hiefige englifche Fort wird 
von. ben Schwarzen zerflört 261 

Rola, eine Frucht 252 f. wird hoch gehalten ib. 
deren Befchaffenheit und Wirkungen 253 
woher fie koͤmmt ib. macht das Waffer 
ſchmackhaft 122 

Kolachbaum 299 

Kolikunda, eine kleine Stadt, ſo wegen ihrer 


artigen Maͤgdchen bekannt 105 
Kollilu, ein Kraut 304 
Bompas, machen eine Art von Republif aus 


457 ihr Land 458 ihre Kleidung ib. Waaren ib. 
Kormantin, das bolländifche Fort allda hat 
mit dem Könige von Fantin Handel 377 
Kormorants ſiehe Cormorants 
Korn, guineiſches oder indianiſches, deſſen ver⸗ 
ſchiedene Namen 305 iſt zweyerley Art ib. 
wie ed gefüet und eingeernbtet wird 05 
Korosbruͤhe, was es iff, und wie es gemacht 
wird 462 
Rower, eine Stadt, beſchrieben g7 wie fie 
eingetheile wird 98 
Krabben, ſiehe Tourlouroux. 
Krampffiſch, fein Name und feine Geſtalt 343 
deffen feltfame Wirkung 42, 343 und Mittel 
dawider 42° wenn feine betaubende Eiger: 
ſchaft am ſtaͤrkſten 345 außerordentliche Na- 
Sur deſſelben und andere Eigenfchaften. 346 
find verſchieden ir ihren Arten und Eigen- 


fhaften 347 einer wird gefaugen m | 
Krankheiten an der Gambra 284 
Kreuz, deffen Geſtalt in der Bananafrucht 302 

eitle Einbildungen davor 303 
Kriegsliſt, feine \ 565 
Kriegsrath, geheimer, des Königs von Bauf 


iſt merkwürdig 187 
Krokodil, feine Geffalt und Gliebmaßen 340 
feine Haus hält einen Musketenſchuß aug ib: 
man braucht fie zu Helmen ib. iſt ſchnell 
und wachſam, ſich feineg Raubes zu bemaͤch⸗ 


diefen Bande 


eigen ib: feine Größe 351 die Negern fechten 
mit ihnen ib. iſt leicht zu zaͤhmen 352 wie 
er fich fortpflanzt ib. viele und große in der 
Gambra 35, 42,57 vor ſolchen fürchten ſich 
die Schwarzen 35, 42, 351 haben einen flar- 
ken Muskusgeruch 43, 58, 352 find gefahr: 
lich ın, 351 einer führt einen Sklaven weg 
200 andere Arten von Krokodil 352 

Kronvoͤgel 64,356 thun in den Reißfeldern 
großen Schaden 336 

Kropfgans, fiebe Pelican. 

KRubalos ſiehe Cubalos . 

Ruͤrbisbaum, wie die Schalen won der Frucht 
sugerichtet werden 292 Gebrauch der Blaͤt⸗ 
ter ib. und der Saamkerne 293 

Ruh, wird von einens Wolfe getödtetro6 milde 
Kühe 318 

Kumbas Manez, alte Einwohner von Si 
erra Leona, deren Urfprung 258 überfallen 
die Kapez 259 find dem Könige von Quoja 
unterwuͤrfig 259 

Kurberibaum beſchrieben 294 deffen Blů⸗ 
then und Früchte 295 Steine und Körner ib- 
deſſen Gummi wird für den Gummi Anima ger 
nommen 295 

Kuskus, RufchEufd), das beſte Effen der 
Schwarzen, mie es gemacht wird 192,305 

Kuttejar mird Befehrieben m6 die englifche 
Factorey daſelbſt wird nach Sami verlegt 16 


La-ho, Vorgebirge, deffen Einwohner find 
furchtſam 393 
Lambe (Bulfinch) englif. Fartor zu Ardrah⸗ 
wird’ gefangen 529, 544 fehreibt an ben eng” 
liſchen Statthalter zu Whidah 533 feine Liſt 556 

Lamia, fiebe Schwerdtfiſch 
Land, auf was für Art die Schwarzen ſolches 
übergeben ( 47, 438 
Langadi, eine Art von Krofodile 352 
Latinierbaum, deffen Blätter und Frucht 290 
Laudanum, ungluͤcklicher Zufall dansır 96 
Legaen, eine Art von Krokodile 352 
Legartos oder Alligator, wird mit dent 
Krokodile verwechfels 357 
Leichen⸗ 


vorkommenden Sachen. 
Leichenbegaͤngniß eine? alten Marbuten 44 


fiehe auch Begeabriß 
Leona, gli und geſchwind 312 ein 
ih. 


Todtfeind ver Hunde 


Limebamn 297 
Limonienbaum 297 
Lippen dicke, ob bey den Mandingoern and 

Fluͤps natuͤrlich 182 


=» 
— 


= 


= vobe, von unnatürlicher Größe - 41 
Lift fonderdare der Schwarzen, die Güter der 


Meißen zu beffehlen oz» wie man ſolches 
vermeiden kann ib. Liſt der Affen 280,320 


Lowe, deffen Beſchreibung 306 feine Neigun⸗ 


gen 307 ktampft mit einem Efel 308 fürch- 


tet fich wor Weibsbildern und vor Schlangen 


wird von € 


ib. wie er geffohlen und gezaͤhmet wird 309 
iſt guͤtig und großmuͤthig ib. wird von 
einem Ziegenbock befiegt 310 fireitet mit ei> 
nem Eher ib. wie man fie fängt ib.. feine 
Haut hat eine nierkwuͤrdige Eigenfihaft ib. 
zweene töbtet Job ben Solomon 135 einer 
inem Elephanten umgebracht 137 
traurige Begebenheit mit einem zahmen 307 


Kong Ben, des Seeraͤubers Avery Spott⸗ 


394,407 


name 
Lolla, was es iſt 273 
Lope Bonfalvo, Vorgebirge und deſſen Ein⸗ 


wohner werden beſchrieben 491 ihre Art zu 
grüße ib. Kleidung 492 haben einen Hanpt- 
mann oder König ib. 


Boyer, ein Jacobitermoͤnch, deffen kurze Rach⸗ 


richt von einer Geefabrt nach Iff ini auf der 
Goldkuͤſte tc. 490 wird 
Guinea erfefen 432 verläßt Frankreich ib. 
geräch durch Sturm in Gefahr 433 ent 
rinnt einem Seeraͤuber ib beſucht dem 
Statehalter zu Santa Cruz 434 landet in 
Iff in 436 koͤmmt in Gefahr 437 geht 
nach Hofe 438 leidet Schiffbruch und wird 
Fran 445 veifer zu Lande nach Corogne 446 
degiebt fich wieder auf ein Schiff ib. Pr 


ches wird genommen, und Loyer entrinnt and 


Ufer ib. erhält Zeitung von feinem Gehuͤlfen 
W. verſpottet Die Verehrung der Fetiſche 408 


zu einer Mißion nach 


Luft, warum ſie an der Gambra u⸗ diſt 284 
Lugar, was es bedeutet —* es 


m. 


Maͤckler zu Kower hintergeht einen englifähen 
Schiff hauptmann 94 
Maͤgdchen, eines wird von einem Seehunde 
verſchlungen 94 
Maͤnner biethen ihre Weiber andern an 196 
Maſor, ein englifiher Schiffshauptmann, wird 
getödtet 95 Rachricht von deffen Tode 99 
fe Maire, deffen Neife nach den Canarienin⸗ 
feln, dem grünen Vorgebirge, der Sanaga, 
und Gambra 153 er gebt unter Segel 154 
koͤmmt nach Breit ib. wird beynahe zuruͤck⸗ 
gelaffen ib. koͤmmt an dad Vorgebirge Canz 
tin ib. mad er für-Begebenheiterr in den ca⸗ 
nariſchen Inſeln gehabt 155 langt zu Goree 
anıs$ reifet zu Bande nach der Sanaga 159 
koͤmmt nach Bieurt ib. reifet nach Goree 


zuruͤck 16x 
Maiz, Nachricht davor 305 
Malayen werden beſchrieben 558 
Malaghettakuͤſte ſiehe Pfefferkuͤſte 
Malley ſiehe Wallroſſe 
Mamobaum 299 
Manati ſiehe Seekuh 
Mandananzabaum 298 


Mandingoer, ob fie urfprüngliche Einwohner 
von Africa 163 find die zahlreichſte Voͤlker⸗ 
ſchaft an der Gambra 180 ihre Sprache ib. 
ihr Bezeigen gegen die Fremden 180 ihre 
Neigungen ib. Waffen ıgı Charakter ib. 
Rebengart ib, Ergöglichfeiten ib. find 
ſtarke Tobackraucher ib. was fie fuͤr Be⸗ 
griffe won der Ehre haben 182 ihre Art zu 
gruͤßen ib. Geſichtsbildung ib; Gebraͤu⸗ 
che bey den neugebohrnen Kindern 183 was 
fie Krankheiten fie unterworfen, und worin⸗ 
nen ihre Arzeney beſteht ib. womit ihre 

Weiber handeln ib. ihre Familien oder 
Haußfklaven werben nicht verkaufe ib. ſind 

unter drey Kaiſer getheilt 184 haben ver: 
fehiedene Manſas ober fleine Könige ib. ihre 

Krrrz Thron⸗ 


Regiſter der in diefem Bande 


Thronfolge ib. der Adel unter ihnen hat vier 
Stufen 184 bildet fichvielein ib. Kleidung 
des Königs und feiner Weiber ib. mie fie 
von ihren Unterthanen begrüßt werden 185 
wie fie die Engländer bey den Audienzen 
empfangen ib. mad durch die Herren der 
Ländereyen zu verftehen 186 wie ihr Reich: 
thum zu rechnen ib. fehlen Menfchen ib. 
die Männer haben eine geheime Sprache 222 
Wörterbuch der mantingoifchen Sprache 230 
befehneiden auch die Weibsperfonen 240 find 
dem Aberglauben fehr ergeben ib. ihre Ein: 
bildung von einer Mondfinſterniß ib. ihre 
Kaufleute werden Jonkos genennet 142 wor⸗ 
innen ibe Handel beſteht 143 find Feinde 
des Volks von Futa 129 und werden von 


dem Könige von Futa befriegt 130 
Wangelserbaum 299 
Mangroves, hohe 63 f. 299 


Wanillas, was iſt 
Manſokawurzel 304 
Marbuten ſind ſowohl Prieſter als Kaufleute 
31,34 wie ſie von dem übrigen Volke unter 
fehieden 244 ihr Charakter ib. ihre große Maͤ⸗ 
ßigkeit und Enthaltung 245 Aufrichtigkeit 
und Treue ib. werden in großen Ehren 
gehalten 246 halten Schule ib. verfertis 
gen die Grisgrid 247 find berumgiehende 
Lehrer ib. große Handelsleute ib. ver- 
fehlingen alles Gold im Lande ib. ihre 
Spigfindigfeit 248 wie fie reifen ib. ein 
alter gefelfet fich zu den Englandern 37 eis 
nes Reichenbegängniß 44 
des Marchais, Ritter, ein großer Seefahrer, 
deffen Fahrt nach Guinea und den anlie- 
genden Eylanden 494 fegelt ab 496 zeich- 
net zwo Ausſichten von Porto Santo 
498 mird von dem Könige Hauptmann 
Peter zu Meſurado gütig empfangen 500 
bekoͤmmt von dem Statthalter zu Cape Cor⸗ 
fe ein Geſchenk 501 verläßt Whidaw 503 
beffert fein Schiff aus 504 fegelt nach Cayen⸗ 
ne in America ib. 


Marybuck ſiehe Marbur 


= 


Miaffep, Major, deffen Gefchichte 26 Note 
Meer, will einer befanftigen gar demſelben 
wird auf eine befondere Weife geopfert 663 
Meerkagen verwüften viel 264, 320 blau 
und roth 
Wieerfehwein, beißt auch Seemoͤnch = 
Meerwunder 
Menſch, ein gelber I 
Menſchen werden geſtohlen und zu Sklaven 
verkauft 186 feltfame 6409 
Menſchenfreſſer “258,394, 650 
Menſchenopfer 549, 640 Ceremonie dabey 
551 werden gegeſſen 553, 623, 649 
Millebaum 298 
Ming, belländifcher General daſelbſt bat große 
Gewalt. über die Verbrecher feiner Nation, 
ald auch über die benachbarten Schwar⸗ 
gen 396 
Miſerado, Meſurado, Vorgebirge, deſſen 
Beſchreibung 388,603 woher der Name ent⸗ 


fanden 603 diefes Rönigreichd Größe, DB 


den und Früchte 605 der Einwohner Cha 
rafter 367, 368,605 ihre Kleidung 600 
Waffen ib. Dörfer ib. ihres Könige 
Stadt wird befchrieben 607 ihre Religion 
608 ihr Handel 368, 609 
Mis herybaum 296 
—— fächerliche Art ſolche zu entdecken 629 
Mondfinſterniß, wunderliche Einbildung da⸗ 
von 240 
Monte, Vorgebirge woher es den Namen bekom⸗ 
men 365 wird beſchrieben 366,598 deſſen Bo⸗ 
den und Früchte 599 Einwohner ib. Kleidung 
und Häufer 600 Kocherey 6or Handel und 
Waaren ib. Sprache 602 Religion ID 
Montes claros, was dadurch verſtanden 
wird 250 
Moore, Scans, Factor der Fönigfichen afri⸗ 
caniſchen Compagnie, deffen Neife in die in⸗ 
laͤndifchen Theile von Africa g4 nach Der 
Gambra 87 koͤmmt nach Cadix ib. IP 
mesfort.88 Jillifrey 89 wird beynahe ver⸗ 
fihlagen go wartet dem Generale zu * 
tain auf 92 reiſet auf der Gambra in 
—* 





118 


vorkommenden Sachen. 


© Khäfften der Compagnie 94 ibm wird von 

des Königs vom Barſalli Bruder übel begeg⸗ 
"net 95 bemäcbtiget fich eines Diebed 96 
wird poneen Jolloifern zu Joar gefchlagen 
©.98 feget feine Reife fort 99. wird von einem 
Mmobo Jumbo beſucht 100 von den Ein⸗ 
ohnern zu Nakkaway bewillkommet 101 
vom Koͤnige von Tomani beſucht 103 vom 
abgeſetzten Kaiſer von Jemarrow bey ſeiner 
Ankunft zu Korah eingeladen 105 erhält 
traurige Nachricht von der Factorey zu Bru⸗ 
foe ib. findet einen ungeheuren Scorpion 
‘107 erhält Verhaltungsbefehle vom Statt: 
halter zu Jamesfort 108 wird Dberfactor 
zu Yamyamafunda ı12 thut eine Handels⸗ 
reiſe 115 feget einen Streit bey 116 über 
nimmt die Aufficht über die Factorey zu 
Joar ııg iſt wegen eines Krieges beforge 
119,120 erhält freundliche Borbfebaft vom 
Bumey Haman Geafa 120 verläßt der Ges 
ſellſchaft Dienſte 121 feine Lebensart in Afri⸗ 
ea ib. feine mancherley Lebensmittel, Er⸗ 
quickungen und ſein Hausgeraͤthe 122 findet 
einen Fuß von einem Champanize 123 ver⸗ 
laͤgt die Gambra 124 koͤmmt in England an 
ib. antwortet auf Hauptmann Stibbfend 

Urfachen oder Einwürfe, warum die Ganz” 
bra nicht für den Niger zu halten, mit einer 
82 


Gegenantwort 
Mordtbaren find nicht ſelten in Cadir 88 
WMoren und Negern werben mit einander vergli⸗ 

hen 160 find große Roßtaͤuſcher 323 
Moriſche Tarzer 472 
Wucken find unzaͤhlig und beſchwerlich an der 


Gambra 63, 64, 94, 327 f. 
Mẽ ßiggang / darinnen werden die Negern auf⸗ 
erzogen I 98 
379 


Mulatten, deren Urſprung 
Wulters,africanifche beſchrieben 347 wie fie ſich 
“Yon dert americanifihen unterfeheiden ib. wie 
fie gefangen werden 348 WO! fie nuͤtzen ib. 
Mumbo Jumbo, ein Kunſtſtuͤck der Schwar⸗ 
"gen, ihre Weiber in Furcht zu halten 100 iſt 
mit dem Ho⸗ rey von gleicher Art 243 ein 


nn Beyſpiel von feiner großen Ge 
a | 244 
Mufeus, wie man folchen von ber Zibethkatze 


befömmt 922 
Muſcus geruch und Geſchmack an Waſſer 35, 
43 und Fiſchen 43 


Muſcuskatʒe fiehe Ziberbfase 
Mufikalifches Inftrument, beſonderes 464 
allerley mufitalifche Inſtrumente der Schwar⸗ 


zen 201 
Muſtkanten der Negern ſiehe Guirioten 
Muſquitos, ſiehe Muͤcken 

rT. 


Naniple, eine Frucht 299 
Naſe platte, ob fie natürlich bey den Mandin⸗ 
goern und Fluͤps 182, 198 
Naturgeſchichte der Länder an dev Gam- 
_ bra 28ı ff. 
Yraufonybaum 299 
Negern, warum fie ſchwarz find 187 Tracht 
der Männer 189 Kleidung der Weiber 190 
ihre Ordnung im Eſſen 191 Gerränfe ib. 
ibre Art zu effen 192 wie ihr Mittagsmahl 
aufgetragen wird ib. brauchen kein Brodt 
193 ihre Heirathsform ib. die Maͤgdchen 
heirathen ſehr jung 194 worinnen die Mor⸗ 
gengabe oder Geſchenke beſtehen ib. halten 
die Jungferſchaft in Ehren ib. wie viel 
ihnen Weiber zu nehmen erfaubt 195 welche 
die vornehmſte iſt ib. beſtrafen den Ehebruch 
mit Sklaverey 196 biethen ihre Weiber art: 
dern felbft an ib. ſolche lieben die Weißen 
fehr ib. die Weiber verrichten alle Arbeit 
ib. Teben in großer Dienftbarkeit 197 ſind 
fruchtbar und gebahren leicht ib. wie fie 
ihre Kinder benennen ib. woher ihre platz 
ten Nafen kommen 198 lieben ihre Kinder 
ib. felche werden im Muͤßiggange auferzo⸗ 
gen ib. die Maͤgdchen ſind ſehr willfaͤhrig 
ib. warum ſich die Weiber nach der Nieder⸗ 
kunft des Beyſchlafs enthalten ib. ihre 
Begraͤbnißceremonien 199 find große Lieb⸗ 
haber der Muſik 201 ihre muſikaliſchen In 
firumente 


— 


 Regifker der im dieſem Bande 


ffruinente 201 I. f. ihre Muſikanten find.den 
irlaͤndiſchen Harfenſchlaͤgern gleich 203 wer⸗ 


den von den Koͤnigen und vornehmen Herren 


beſoldet ib. ſind große Schmeichler ib. und 
werben deswegen gut belohnt 204 aber auch 
für unehrlich gehalten, und ihnen das Begräb- 
niß verfagtib. die Negern, beſonders die Wei: 
ber, lieben das Tanzen 205 ihre Folgars oder 
Baͤlle ib. ihre Art im Ringen 206 ver⸗ 
ſtehen das Fiſchen ib. ihr Fiſcherzeug ib. 
wie ſie die Fiſche duͤrren ib. ihre Fiſcher⸗ 
kaͤhne ib. und Arten zu fiſchen 207 find gute 
Jaͤger 208 haben keinen Gefallen an Blu— 
men 306 mie fiedie Elephanten erlegen 208 


"Haben fehr wenig Handwerfe unter fich ib. 
Brauchen die Matten an flatt der Münze 


212- haften beſondere Märkte ib. leben in 
Dörfern oder Fleden ib. Befthaffenheit 
ihrer Gebäude 213 Hnusgeräthe und Betten 
215 treiben alle Ackerbau vom Höchften bis 
zum Geringften 216 ihre Saͤe- und Pflanz⸗ 
zeit ib. werfihiedene Art zu gflügen und 
Inſtrumente dazu 217 gerathen durch Be- 
trug eined Marbuten in. Hungersnoth ib. 
ihre Waffen 218 Armeen 219 wie fie auf 


"gebracht werben 220 find ohne Kriegszucht 


220 machen, die Gefangenen zu Sklaven 
221 ihre Sprachen ib. find Muhammebaner 


- 233 glauben an einen Gott 234 ihre Mey- 


nung von Chriſto 234 glauben eine Vorher⸗ 
beſtimmung ib. haben weder Kirchen noch 
ſonſt gebeiligte Pläge 234 ihr Gebeth, Bot- 
tesdienſt und außerliche Andacht 235 wo 
und wie der König und Die Bornehmen ihren 


Gottesdienſt verrichten 234 f. warum fie ge- 


meiniglich bethen 236 ihr Ramadhan oder 
große Faſten wird genau beobachtet ib. wie 
fie ihre Oſtern feyern 237 wenn fie ihre Kna⸗ 
ben befchtteiden 2338 haben sine gewöhnliche 
Zeit dazu ib. Ceremonie derfelben ib. beſchnei⸗ 
den auch Weibsperſonen 240 ſind aberglaͤu⸗ 
biſch 241 haben ihre Prieſter oder, Marbu: 


ten 244 imgleichen Schulen für. die Kinder 


246 ihre Art zu rechnen 363 find un: 
5 427 


Lregertanz, wird beſchrieben | 

Neſſoge, eine Secte der Schwarzen, worin 
nenfie beſtehet 631 

Neugierigkeit der Weiber if groß 50 


Lronnenvogel, 332 
Nonpetas, eine Frucht 300 
Nordlichter 477 
O. 
Ochſenſauger ein Vogel, iſt dem Rindviehe ge⸗ 
faͤhrlich 334 
Onocrotalus ſiehe Pelican i 
Orangebaum 297 
Oſchins, Voͤlker, werden von den Iſſineſen 
vertrieben 455 


Oſtern der Schwarzen wie ed gefeyert wird 237 
Ounce, ein wildes Thier 312 wird für eine 


Art von Tpger gehalten 313 
Be 

Dalaftevierbaum 299 
Palmbaum, deſſen verfihiebene Arten 285 

wie Die Negern binaufklettern 289 
Palmoͤl, wie es gemacht wird 286 deſſen medi⸗ 

ciniſche Kraft 287 
Palmwein, wie man ihn aus den Baͤumen 
‚ zieht 288, 462 feine Wirkungen 288 
Pantouflier fiehe Hammerfiſch 
Panzer, eine beſondere Art davon 243 
Paso de Sangrebaum 294 


Papagey ander Gambra iff zweyerley Art 332 
Papaſchwarzen, welche fo genannt wer: 

den 409" 
Paradieskoͤrner, was darunter zu verſtehẽ 647 
Patatas find dreyerley Art 304 ihre Frucht ib- 


Pecharis, Völker 142 
Delican , deifen Befchreibung 330 
Peſt, was mandabep in Acht zunehmen 427° 
Pfaffenſtuͤckchen 50 


Pfau africaniſcher oder guineifcher, heißt auch 
der Kaifervogel, ober die numidiſche Jungfer 
. 332 deffen Befhreibung 333 
Pfeffer, wie er waͤchſt 645 Größe und Farbe 
deffelden 546 wenn man ihn ſammlet * 

i 


vorfommenden Sacden. 


iſt verfehiebenee Urt ib. wie er vermiſcht 
wid 373 
Pfefferkuͤſ⸗ deren geographifibe Beftbreibung 
641 IM eine ungefunde Luft 945 guten 
Boden und Früchte ib. ſiehe auch Boͤr⸗ 
‚nerküte. Abſchilderung der Einwohner 647 
ihee Könige hereſchen unumſchraͤnkt ib. ihre 
Religion 648 und ihr Handel ib. 
Pferd, koſtbares 219 um eines entſteht ein 
Streit 116 mie ſolche von ben Dioren gefütz 
tert werben 323 
Pflügen, deſſen verſchiedene Art bey den 
Schwarzen 217 
Phillips, Thomas, Hauptmann /deſſes kurzae⸗ 
faßte Beſchreibung einer Reiſe laͤngſt der Kuͤſte 
von Guinea nach Whidaw, dem Eylande St. 
Thomas, und von da nach Barbadoes 379 
wird von den Franzoſen weggenommen ib. 
erhaͤlt ein anderes Schiff 380 fegelt ab ib. 
yerlieret das Land aus dem Gefichte 381 
trifft ein franzöfifches Privatſchiff an 383 
Tape ſich mis ihm ein 383 tömmt nach Porto 
Praya 385 beſuchet den Befehlshaber ib. 
wird von dem Statthalter zu St. Jago 
fehlecht bewirthet 386 durch einen Tornado 
erſchreckt 387 befircht den König Andreo 388 
trifft hollandiſche Schiffe an 395 geht um 
das Fort Mina ſpazieren 398 tractiret die 
Factore zu Cape⸗Coaſt 401 wird beſchenkt 
404 beſuchet die Koͤniginn zu Winiba 404 
koͤmmt nach Afra 405 wird von dem ſchwar⸗ 
zen General bewirthet 406 ihm wird ein zah⸗ 
mer Tyger geſchenkt 408 ſolcher reißt ſich los 
424 und verurſacht Unglück 428 er koͤmmt 
sach Whidaw 409 hat bey dein Könige Au⸗ 
dienz und wird Lewirthet 411 machet ei⸗ 
nen Handelspreis aus 412 Wird krank 
413 verabſcheuet die Grauſamkeit 414 ſpot⸗ 
tet ihren Fatiſch 418 nimmt Waſſer ein 423 
verlaße Whidaw 424 befischer den Statthal⸗ 
ter zu St. Thomas 425 ſegelt nach Barba- 
dos ib. viele pon feinen Leuten fterben 426 
geht nach England 428 


Allgem. Reifebefchr, IIl Band · 


— ib. ihre Tapferkeit und Sitten 


koͤmmt nach Scily 


ib. ihn befaͤllt ein ungluͤckli 
Die Schiffe find in Gefwe De Sn 5 
Spithead ein 429 verliert fein Gehoͤr ib 
brauche vergebens Huͤlfsmittel 429 
DIR, Fiſche, wo fie haufig gefangen wer⸗ 
Pivot, ein Fiſh A 
Pintadovoͤgel, wie fie gefangen werden 336 
find zahm zu machen 336 
Pitto, ein Getränk, wird befehrieben Au 
Plantan, ob mit der Bananafruchteinerley 300 
Pluͤnderer werden gezuͤchtiget 584 
Dolonbaum, ſiehe Raͤſe baum. 
Portugieſen wollen allein auf der Kuͤſte von 
Guinea handeln 370 ſie uͤben große Gewalt 
über die Schwarzen ib, die auf dem St. Tho- 
magenlande find farke Vergifter 416 die auf 
der Pfefferkuͤſte find fehr mächtig 638 
Portugiefen, ſchwarze, deren Urſprung 148 
ihre Sprache ib. warum fie. als Chriſten an⸗ 
gefeben feyn wollen ib. wollen Feine Negern 
heißen ib. find alle Kaufleute ib. haben fei- 
ne beffändige Wohnung ib. leben als Land⸗ 
ſtreicher ib. ihr Zuffand ib. Haufer 149 
Charakter ib. werden als Factore gebraucht 
14 
Doffenveißer, fiehe Guirioten i 
Prädeftinstion, f. Vorberbeftinmung. 


Prinz, falſcher, fiebe Aniaba. 
Privatkaufleute, denenſelben wird Das Recht 
zu handeln zugeffanden 117 
Purſelain 304 
Quabi Manower, Voͤlker 612 
Quamboerſchwarzen 405 
OQuameybaum 298 


Busquaküfte, woher der Name entſtanden 
und mag er bedeutet 436, 649 wie weit fie fich 
erſtrecket 654,525 fiche auch Eifenbeinkuͤſte. 

Quaquaſchwarzen, ihre Geſichtsbildung 661 
ihr Charakter ib. Die Voͤllerey wird bey ih⸗ 
nen beſtraft ib. werden als große Diebe ge⸗ 
feholten ib. für Menſchenfreſſer gehalten 662 

6398 feilen 


Negifter der in dieſem Bande 


feilen ihre Zähne feharf, und haben lange Naͤ— 
gel ib. ihre Kleidung und Putz bey Männern 
und Weibernib. Krankheiten unter ihren 663 
ihre Spracheib. Gewerbe und Handthierung 
find erblich ib. halten ihre Könige und Prie— 
fier für Zauberer ib. deren Handel unter fich 
felbft und mit Fremden 436, 664, 668 bar 
ben eine befondere Art von Eidſchwuͤren ib. 
find ſchuͤchtern u. argwoͤhniſch 664,665 fürch: 
ten fich vor dem Feuergemehr 665  verfertis 
gen ſchoͤne baumwollene Zeuge 666 treiben 


einen großen Salzhandel 667 imgleichen mit 


Elfenbein ib. follen Denfchenfreffer ſeyn 436 
Ducdaw, fiche Whidaw. 
Duequsdores, eine Art Eleiner Fifche 340 
Quoja, der König davon hat gemeiniglich feinen 

Sig bey dem Vorgebirge Monte 259, 611 

ihm find die Kapez und Kumbas unterwor- 

fen ib. der Quojaer Charakter 620 Heira⸗ 
then ib. mie fie ihren Kindern Namen ge 
ben ib. ihre Erbfolgen 621 Krankheiten ib. 

Feldbau ib. Fiſcherey und Jaͤgerey 622 

Städte und Haͤuſer ib. Brücken ib. Spra⸗ 

hen 623 wie fie die Zeig abmeffen ib. ihre kei- 

thenceremonien ib. opfern Menſchen ib. haben 
keichenfaften 624 ihr König wird Dondagh 
genennt 625 herrfchet unumſchraͤnkt ib. mie 


er feine Unterthanen fordern laßt und anhoͤ⸗ 


vet ib. wie fremde Gefandten aufgenommen 
werden, und wie der König mit ihnen um⸗ 
geht 626 feine Juſtiz 627 ihre Religion 628 
WDuojas-Morrow;eine große Art Baviane 321 


R. 


Ragout von Fiſthen 462 
Raupen, haͤßliche 329 
Rebbühner niſten auf den Baͤumen 332,335 
Rechnen, mie die Negern zu rechnen pflegen 363 
Regen ander Gambra iſt etwas ſeltenes 92, 282 
Regierungsformen bey den Schwarzen find 
verſchieden 166 
Rebe, wilde 405 


Keinigungsbäufer der Ißineſen was der 


durch zu verftehen 463 
Reinigungstrank der Mifferhäter 275 
Reinigungswaffer 627 


Reif, wieer gefäct wird 306. wie er wach? 306 
Requiem, ſiehe Seehund. 
Rindvieh iſt wohlfeil an der Gambra 323 f. 


Reuter, vortreffliche 219 
Roßtaͤuſcher, große, find die Moren 323 
Rothe Klippen 393 


Both Waſſer, ſiehe Bi he 


Sabi, die — von Whidaw, wird be⸗ 
ſchrieben 530 zerſtoͤret 529, 545 
Sabo, deffen König treibt den König von 
Futto aus feinem Lande 403, 419 zieht im 
Triumph ein 420 
Säufer, große, Beyfpiele davon 124,166 
Saku der Koͤnig wird für einen großen Zauberer 
gehalten 663 wieer dem Meerenpfert 663 
Salzhandel, guter 34,37; 41, 45,46, 116 
Sansgagummi wird meiff von den Franzo⸗ 
fen gekauft 118 
St.Andres,cin Fluß wird beſchrieben 651 Aus⸗ 
fluß und Barre in demfelben ib. giebt den 
beften Plot zu einem Fort ib. mie dag Erd⸗ 
reich und die Gewächfe um dieſen Fluß bes 
fehaffen 652 Beſchreibung der Eimmohner an 
demfelben ib. ihr Handel u. ihre Waaren 653 


Sanarabaum 292 
Sanglet, eine Speife der Schwarjen 306 mie. 

fie gemacht wird 192 
Santiks Bölfer 488 
Saugerftſch wird befihrieben 272, 340 
Schaden durch Ungewitter 92 


Schafe mit großen ſchweren Schwaͤnzen 324 


mit Haaren und Hoͤrnern 324 
Schaluppe, engliſche, warum ſie von den 
Schwarzen angegriffen 117 und eine andere 
aufgehalten wird 117 
Schepratif, oder der König v. Fuli, feine arofe 
Macht 161 Höflichkeit gegen die e Neifenbegib. 
Unterthanen 161 


Schiffs 





vorkommenden Sachen. 


ann, mie er fich gegen feine 

n follggo - flefind.ofe Tyran⸗ 

381 

ten, viele und fehr große 157 gruͤ⸗ 
ne,fiebe Seeſchildkroͤte. 

Schlange gruͤne 93, 104 ungeheure 256, 
263, 329 verfhlingen Menfihen 454 eine 
befondere Art 545 wird göttlich verehret 
545 werben von ben Löwen ſehr gefürch- 
tet 308 gegeſſen 929 

Schmaufer , ein großer ı81 

Schmiedebandwerk, iſt dad vornehmfte un 
ter den Schwarzen 208 ihre Werkzeuge 

und Arbeit 209 

Schmugglerbandlung, mie ſolche entſtan⸗ 

den 3 

Schönheit, 
wird 

Schreiben von Entd 
einer Neife auf der Gambra 52 
Erdichtung zu ſeyn 

Schreyeulen, 

Schusengel follen in Wäldern wohnen 628 
werden geehret 628 


Schwarzen, fiebe Negern. 


Schiffshau 


Leute auffü 







was in Afeica dafür gehalten 
183,198 

eckung ber Goldabern auf 
ſcheint eine 
52 f. 


Schwarzen, gemalte, werden für Menſchen⸗ 
freſſer gehalten 394 
Schweingftälfe, ſind Klippen 493 
338, 342 


Schwerdrfiich | 
Scorpion, ungeheurer 108,329 fliegende 454 


Seegefträuche, wozu es nuͤtzet 477 warum 
es Golfogeſtraͤuche beißt, und was es an⸗ 
zeigt 493 
See hahn, ein ſeltſamer Fiſch 500, 614 
Seehund, ift dreuſte 271 338, 34° gefraf: 
fig 272, 349 wie er fich feines Raubes 

- Gemächtiget 339 iſt leicht zu fangen ib. 
ſehr gefährlich ib. hat eine beſondere Starke im 
feinem Schwan 340 verſchlingt ein Maͤgd⸗ 
chen 94 
Seekuh, wie fie gefangen wird 270,341 woher 
der Name koͤmmt zar deren Fleiſch iſt vor: 


trefflich 342 


werden für Hexen gehalten 335 


Seelenwanderung, ſolche glauben die Ißi⸗ 
neſen 469 

Seemoͤnch, alſo wird das Meerſchwein ges 
nannt 338 

Seeochfe, oder Hoͤrnerfiſch, deſſen ausfübr- 
liche Befihreibung 659 


Seeopfer, wunderbare Begebenheit ba: 
mit 562 
Seeraͤuber, bevollmaͤchtigte 402 


Seeräuber, liſtige Streiche berfelben 385 wie 
ihre Schiffe eingerichtet werden 578 ihre 
Hfficierdorbuung ib. _ find grauſam 579, 
588 führen gottesläfterliche Reden und 
Slüche 579 ihre Kocherey 580 Aus⸗ 
ſchweifungen 581 Zank unter ihnen 582 
einer ſtirbt in Verzweiflung 586 werden 
wankend gemacht 587 nehmen viele Schif: 
fe 588 Benfpiel eines gütigen gr ihnen 
wird. durch einen Factor eine Schaluppe ge; 
nommen 507 

Seeſchildkroͤte, hat ein vortreffliches Fleiſch 
348 wie es zugerichtet wird ib, warum 
man es nicht einfalgen kann ib. ihre Pat- 
ten oder Finnen werden beſchrieben ib. fie le⸗ 
gen viel Eyer, welche von der Sonne 
außgebrütet werden ib. mie fie gefangen 
werben 348 

Seetaufe, Cerimonie derfelben 360 

Seeteufel, ein Ungeheuer von Fiſche, wird aus: 
führlich befihrieben 650 

Segensfprücbe, ehe Grisgris. 

Seife, woraus ſie bie Schwarzen machen 298 

Seifenbaum 296 

Semaura, ein grauſames wildes Volk 262 

Sereres, ibr König wird Join betitelt 162 
find Gößenbiener 233 

Seſthos, wie der König Diefes Landes Yubienz 
giebt 479 feine altfränfifche Kleidung ib. 
führer fich beitelmaͤnniſch auf ib. mit feinen 
Söhnen wird ein luſtiger Streich gefpielt 480 
bat einen befondern Palaſt ib. feine Stadt 
634, 635 bat einen öffentlichen Fetiſch 634 
Nachricht von feinen Weibern 634 und Soͤh⸗ 


63382 nen 


Regiſter der in dieſem Bande 


ner 635 Einwohner, ſiehe Seſtroſchwar⸗ 
zen. 
Sſthos, Stadt, ihre Bauart 
Seſtre, Seſtro, fiehe Seſthos. 
Seſtroſchwarze, ihre Lebensart 635 Klei⸗ 
dung und Namen 636 ihre Art zu grüßen 
ib. ihre Heirathen ib. Leichenbegaͤngniſſe ib. 
Sprache 637 worinnen ihr Handel und 
ihre Waaren beſtehen 638 
Setiko, Stadt, iſt ein großer Handelsplatz 33,38 
Sherbero , der König allda hat mit dem 
englifchen Factore zu Yorkeylande Handel 
514 Wird ausgeprügelt sıs gefangen 516 
entwifcht ib. thut Friedensvorſchlaͤge 518 
leget die Regierung nieder 520 wie ein neu⸗ 
er gewaͤhlt wird 520 
Sierra Leona, Fluß, heißt auch Mitomba, 
Bitomba und Tagrin 513 wo er entforingt 
260 hat einen Hafen 257 viel Krofodile 
257, 270 if mit Mangroven bewachfen 
257, 270, 278 dat viel bewohnte Eylande 
257 in denfelben fallen verfchiedene Fleine 
Slüffe 262, 277 hat einen Ueberfluß an 
Fiſchen 255, 264, 272 
Sierra Leona, Vorgebirge, woher des Lan⸗ 


634 


des Name 255,258 deſſen Weite und Grän- 


zen 255, 258 Himmelsluft 258, 278 bat 
verfchtebene Bayen 255 und Wafferguelfen 
255, 2062 auf des Baches 262 dieſes 
Waſſers Wirkungen 263 Hat eine annmthige 
Gegend ib. woran es zu erfennen 478 wie 
das Land eingerheilet wird 255 iſt fehr 
walbicht 272 Erdreich und Gewaͤchſe 255, 
263, 273 feine Früchte 251, 255, 263,273 
ſteht voller Gummi: 256 und anderer Baͤu⸗ 
me 264 Viehzucht 256 wilde Thiere 256, 
263 Bögel254,264 Fiſche 254 deffen Ein- 
wohner 250, 256, 258, 265, 273 ihre Klei⸗ 
dung 250, 265 ihr Charakter 250, 265 
die Weiber und deren Berrichtung 274 Aufer⸗ 
jiehung und Gitten 265 Heirathen ib. 
Sprache ib. 257 Haufer 250, 256, 274 
Städte 274 Gerichtöhöfe 275 Manu: 


facturen 265 Waffen 250, 256, 279 


Religion 250, 257, 276 Fetiſche, Grigri 


oder Gößen 257, 258, 279 ihre Lebend- 
art 250, 273 wie fie fich erfuflisen 275 
ihre Art zu grüßen 276 ſcheuen die Trun⸗ 
fenheit 257 pflanzen Tobak 251 die Art, 
auf die Palmbaͤume zu Elettern ib. Waa— 
ven und Handlung 254, 257, 266 ihr Koͤ⸗ 
nig 249 ihre Regierungsform 266 Verwal: 
tung der Gerechtigkeit ib. 275 ihre Be 
graͤbniſſe 250 ihre Kleidung der Advocaten iſt 
fonderbar ib. Einweihung der Raͤthe laͤ⸗ 
cherlich 257. wie ihr nener König bey der 
Wahl ausgerufen wird 267 deſſen Begraͤb⸗ 
nig ib. in der Rheede giebt. es Privat: 
Eaufleute 268 deren Gitten und Hand: 
fung 269 
Signor Joſeph, deffen Gefchichte 275° 
Sklaven, wie viel ihrer jährlich aug Guinea 
geführet werden 571 wie man mit ihnen auf 
den Schiffen umgeht 572 
Sklavenhandel wird vertheidigt 571 gemis⸗ 
braucht 142 
Smith, Wilhelm, deffen Reife nach Guinea, 
504 Abficht Diefer Reiſe 506 koͤmmt zu Gt. 
Jacobsfort an 507 beſuchet den Kaifer von 
Fonia ib. finder bey der Abzeichnung Schwie⸗ 
rigfeiten 508° ihm begegnet ein luſtiger Vor⸗ 
fall mit den Negern ib. wird überfalfen ib. 
beſuchet den König von Barra sog mird 
freundlich aufgenommen ib. bemerket einen 
Irrthum wegen der Gambra ib. fegeft nach 
Sierra Leona z10 veifet von dem Benfecys 
lande ab 513 wird von einem Mulatten mohl 
bewirthet 5ı4 von dem Könige von Sher⸗ 
bero auf dem Dorkeylande befucht 514 pruͤ⸗ 
gelt ihn aus sıs gerach in Gefahr sı7z ihm 
werden von dem Könige von Sherbero Vor⸗ 
fihläge gethan 518 ſchicket eine Geſandtſchaft 
an ihn 519 ruͤcket die Factorey vom Yorkey⸗ 
land nach Jamaica fort ib. wie er zu Ja⸗ 
maica empfangen worden 520 ankert an dem 
- Mantaineylande 521 läuft neue Gefahr: 522 
wird 





/ vorkommenden Sachen. 


wird krant z23. koͤmet nach Gera Krue 524 
ſpielt dem hoßlänpieben Generale zu el Mina 
eitten luſtigen Sreich 527 wie ibm zu Alkra 
begegnet worden ib. ſegelt von Whidah ab 
530. geuäd Im fihlechte umſtaͤnde 531 fange 

ju Barbados an 532 Fehret nach England 
eine 532 
Selgrave, Wilhelm, Hauptm. deſſen neue 
Nachricht von einigen Theilen von Guinea 
und dem Sklavenhandel 558 koͤmmt nach 
Whidah sge geht nach dent Hafen Jaquin 
547 wird vom Könige von Bahome ind La⸗ 
ger eingeladen 547 langet daſelbſt an 548 
bat Audienz go. zum zweytenmale 555 macht 
dem Könige ein artiged Compliment ib, bite 
ter Für das Volk zu Whidah 556 vergleicht 
fich wegen des Preiſes ber Sklaven 557 darf 
nicht mit den Malaven reden 559 kehret nach 

Ja quin zuruͤck ib. wird von dem Statthal⸗ 
ter gedrückt ib. und hat fehlechten Handel 
da 560 bewirthet und beſchenket den groß 
fon Hauptmann des Königs von Dahome 
561 geht nach England zurüd 562 reiſet 

fe nach Whidah 563 trifft 

König im fehlechten Umſtaͤnden 
einen Aufruhr der Schwarzen 
auf dem Schiffe 573 iſt wegen eines andern 
in Gefahr ib. laͤßt einen Moͤrder hinrichten 
575 warnet den Hauptmann Meſſervy 576 
eine andere Reiſe des Snelgrave nach Gui⸗ 
nea 577 hat einen treuloſen Hochbootsmann 
wird von Seeraͤubern genommen 


den daſigen 
an ib. daͤmpfet 


578 581 
579 entgeht kaum beit Tode ib. wird bes 
fragt 5go ein alter Schulgefelle vettet fein 


Beben ib. fein Hochbootsmann wird ein See⸗ 
raͤuber 581 entrinnt das drittemal dem Tode 
582 ihm geben bie Seeränber eine Vermah⸗ 

d find großmuͤthig gegen ihn 


nung 583 AM 
584 bekoͤmmt ein Schiff und Waaren 585 


erath in Gefahr aus falſchen Nachrichten ib. 

trifft einen Bekannten unter ihren an 587 
ihm wird ein guter Rath ertheilet 588 in 
Freyheit geſetzet 569 ſegelt nach England 593 


Sohn, einer verfauft feinen Vater 165 
Sold der englifchen Factore wird erhoͤhet und 
warum 109 
Spontons, was es für ein Fiſch iſt 342 
Sprachen, deren Kenntniß iſt einem Reiſenden 
ungemein dienlich 222 
Staͤdte bewegliche 367 
Stelzer, ein großer Vogel 337 
Stibbs, Bartholomaͤus, deſſen Reiſe auf 
der Gambra Entdeckung zu machen, und 
den Handel auf dieſem Fluſſe zu verbeffertt, 
zu Folge ber Anweiſung der koͤniglichen afri⸗ 
caniſchen Geſellſchaft z9 koͤmmt zu St. Ja⸗ 
mesfort an 6o Die Fahrt wird verfchoben 
‚61 die Zeit zur Abfahrt beſtimmt und An⸗ 
ordnung zur Reiſe gemacht 62 fahrt aus 63 
wird vom Könige von Kaſſan beſchenkt 65 
laͤßt ſein Schiff zu Kuttejar, und gebt in eis 
ner Schaluppe Die Gambra binauf 67 fein 
Handel mit ben Kaufleuten von Jah ſchlaͤgt 
fehl 72 geht von Barrakonda weiter hinauf 
73 wird durch Untiefen aufgehalten 77 
geht wieder zuruͤck 78 haͤlt die Gambra 
nicht fuͤr den Niger 82 
Strauß, mit einem Manne auf ſeinem Ruͤcken 
96 der fliegende 331 


Stummer Handel Zu 
Euc Boeuf, ein Vogel 334 
T. 
Tabakombabaum 294 

Tabasket ſiehe Oſtern der Schwarzen 

Tänzer , movifihe 471 

Tamarindenbaum 293 was die Tamarin⸗ 
den find ib, 


Tannzapfen, eine Frucht 273 
Tanzen, folches lieben Die Schwarzen 205,398 
6 


Tapferkeit zweener Hauptleute sg 


Taſſo, Infel, dad engfifihe Fort allda wird 
yon den Helländern zerſtoͤrt 26% 
138 uf 


Taufe, befondere in Futa 
Teneriffa, von wen es ensdeskt worden 498 
6358 3 Teftefole, 


Uebermuth, großer 


Regiſter der in dieſem Bande 


Teſteſole, engliſcher Statthalter zu Whidah, 
ſtuͤrzet ſich durch Unbedachtſamkeit in An: 
gluͤck 566 

Teufel, warum er angebethet wird 152 Gröffens 

der, ſiehe Ho⸗rey 

Thaler vondinn zieht viel Schaden nach ſich 110 

Thier, ein außerordentlich merckwuͤrdiges 319 

Thompſon, Georg, deffen Reife nach der 
Gambra iſt ungluͤcklich 28 wird getoͤdtet 29 

Toback, wenn er geſaͤet wird 291 

Tobakspfeifen derSchwarzen werden befihrie- 
ben gr, 210 wegen einer geſtohlnen fol einer 
verfauft werden 143 

Tobaksraucher, ſtarke 181 

Tod, denſelben will einer weggaubern gar 

Todte Wienfchenzäbne, fiche Zahn 

Töpfer, ihre Verrichtung bey den Schwar- 


zen 219 
Tom, ein Schwarzer, Nachricht von demfel- 
ben 556 


Tomani, deffen König tommt zu dem engli⸗ 
fihen Fartore nach Fatatenda 103 warum er 
der Eroberer genannt wird ib. feine Auf- 
führung ib. 

Toms, ein Hauptmann der Schwarzen, deſ 
fen Geſchichte 269,481 

Torpedo fiehe Arampffifch 

Tourlouroug, deren Beſchreibung 349 wer: 
den für gefabrlich sehalten, zu effen ib. 

Tres Puntas Vorgebirge, woher egden Namen 
bekommen 375 

Trompetenvogel, ein beſonderer Vogel 233 

Trunkenbolde, große 166 

Trunkenheit wird verabſcheuet 257 beſtraft 661 

Tuͤrkiſcher Weizen 305 

Tyger, wird beſchrieben zır einer kaͤmpft mit 
einem Schweine ib. ihre Wurb und Grau: 
famfeit 3ır, 312 find verſchiedener Art 312 
koͤnnen zahm gemacht werden, doch iſt ihnen 
nicht zu trauen ib. kuͤhner 452 zahmer 408 

Tygerkase 312 


400 


Ueberſchwemmung der Gambra 11277123 
woher folche entitebet 283 

Ueberwundene, ihnen wird graufam begeg⸗ 
net 15 

Verbrechen wird mit Sklaverey beflraft 143 


17119 
Verraͤtherey ver Holländer gegen die Englaͤn⸗ 
der 363 der Franzoſen 563 
Verwuͤſtung, närrifche 583 


Veteres, Völker, ihr Wohnplatz 456 ihre Sie 
sen 1b. wie fie fich von den Sffinefen un⸗ 
terfcheiden 256,458 wie ihre Regimentsform 


befihaffen 456 ihre Waffen 457 Bine 


ib. treiben ſtarken Fiſchhandel i 
Vielfraſſe, zweene 551 
Viereckichte Häufer 214 
Ritter Dillaule Herrn von Belfefond Auf 

zug aus einer Neife nach den Küften von 

Africa und Guinea 357 Veranlaſſung zu die⸗ 

fer Reife 359 Ankunft auf der africaniſchen 

Kuͤſte 360 der Alkair von Rio Freſco koͤmmt 

an Bord 361 er langt zu Gierra Leona al 

362 ſchicket dem Könige von Burre Geſchen⸗ 

fe ıb. wird vom Hauptmanne Thomas 

angegriffen ib. fihlägt die Schwarzen 363 

koͤmmt nach dem Vorgebirge Monte 365 def 

fen König mit großem Staate und Ceremo⸗ 
tie anfanget 365, 366 Villault wartet ihm 
auf 356 wird vom Hauptmanne auf dem 

Vorgebirge Miferado freundfi baftlich tra⸗ 

erivet 368 koͤmmt nach Rio Junco 368-9 

het nach Rio Serto 369 "trifft 9 

Schiffe an 372 imgleichen ein franzoͤſiſches 

Privatſchiff 374 nimmt Waſſer ein 375 

kraͤnkt ſich über ein ruinirtes franzoͤſiſches 

Fort 376 erreicht die Rheede von Kon 

mendo 376 bekoͤmmt Geſchenke vom er 

nige ib. befegelt dag Vorgebirge Corſe ‚ib 

der Statthalter ſchicket jemand an Vor? 

ib. Villault koͤmmt ans Land 376 geht 

nach der Infel St. Thomas 377 Ib if 
nur vom Statthalter erlaubt, ang Ufer zu 

geben ib. kehret wieder beim 35 

Vintain 


TOR vorkommenden Sachen. 


ie wird befehricher 92 die Einwohner und 
* eidung ib, jr Hausgerathe 93 Fönnen 
— leiden jr lieben den Tobak ib. ihre 
* en ib, daſelbſt wird eine neue engli- 
2 Facpt®y angelegt 89 auf dem Fluſſe 
u erdor Entdeckungen gemacht 144 
| — wird grauſam beſtraft 566 
sis , dafür werden die Guiriofen ge 
ngevwoitter, thut Schaden 
. 32 
—— wie ſolche bey den Schwarzen bewie⸗ 
we 117, 171, 627 
Unterricht für Schiffhauptleute 3go für bie 
N auffahrer an der Goldkuͤſte 423 
ntiefen in der Gambra 
oͤllerey ſiehe Trunkenheit 
ogel, ein außerordentlicher 334 blauer ib. 
vierflügelichter ib, allerley kleine ib. ob- 


74 


v ne Füße 337 
ogeineſter, fuͤnfhundert auf einem Baume 
274 auf einen andern tauſend 639 
orbedeutungsvoͤgel 613 
Srherbeftimmung, folde glauben die 
Schwarzen 234 


Waaren und Güter nach Guinea worinnen fie 
beſtehen 497 
aarenmaaß, wie cd an der Gambra bes 
ſchaffen Br 146 
sche, wie es zu probiren 143 ift ein ſtarker 
Handel an der Gambra ib. 


achteln, große 337 
Wahireich dergleichen haben auch die 
—— 166 
a fiebe Rronvogel 
— Wälder voll Ameifen 32g Bienen ib, 

allfiſch | 33 


Wallroſfe beunruhigen die Schiffe 34, 357.497 
32 werden von den Schwarzen gegeflen 35 
ie folche abzutreiben 40, 58 große 74, 78 


— eines verſinkt ein Boot 10 
aſſer, das ſtart nach Muſtus riecht und 
(meet 35, 431 58 


affer, Heißes, eine Probe der Unſchuld 17U17 


204. 


Waffer,vorbes, fiebe Reinigungstrank 
612 


Waſſerelephanten 


Wafferfall, verſchiedene auf der Gam⸗ 
73: 75,77 


bra 
Waſſerhoſen, außerordentliche 500 
Waſſermelonen 303 
Weiber der Negern find der Buhlerey ſehr 
ergeben 196 arbeitſam ib. leben in großer 
Dienſtbarkeit 152, 197 beſorgen die Hand⸗ 
Yung 159 gebahren feicht 197 warum fie fich 
nach ihrer Schwangerfihaft des Beyſchlafs 
enthalten 185 imgleichen nach ihrer Nieder⸗ 
kunft 198 lieben das Tanzen 20 laſſen ſich 
nicht ohne Schleyer ſehen 138 werden in 
Furcht gehalten 100 der Mandingoer ihre 
fuͤrchten ſich vor den Weißen ıgo find ehrer⸗ 


biethig gegen ihre Maͤñer ga werden lebendig 
verbrannt 637 
Weibsperfon, eine iſt ein Soldat 382 find 
als Soldaten bewaffnet 565 werden beſchnit⸗ 
ten 240, 631 wie beſeſſene gebeifet werben 


243 vor ihnen fürchtet fich der Löwe 308 
Weihrauchbaum 298 
Weiße Negerinn 552 


Weißes Vorgebirge, deffen Lage 156 wo⸗ 
her der Name entftanden ib. wird die 
Sandfee genannt ib. an deffen Spitze iſt 


der Meerbuſen Arguin ib. "mag dad Land 


daherum für Güter giebt 158 
YDeizen, türkifiber 305 
Pbidam, Ouedaw 409 bat diebifche Ein- 


unertraͤgliche Musquitos 410 
des Koͤnigs Thron und Staat gu iſt ver⸗ 
ſchlagen 412 bekömmt Zoll für die von feinen 
Kaboſchiren verkaufte Sklaven 415 die Art 
hieſelbſt die Sklaven zu kaufen und zu be⸗ 
zeichnen 413 worinnen das Amt eines Skla⸗ 
benhauptmanns und eines Landeshaupt⸗ 
‚mans allhier beſteht 414 die Einwohner 
perabfihenen die Sklaverey ib. ihre Art 
„gu vergiften 415 des Königs Serail 416 er 
iſt eiferfüchtig ib. feine Perſon 422 Ra 
boſchiren ib. an der Rheede iſt eine ſchlech⸗ 
te 


wohner ib. 


1 
u. 


Regiſter der in dieſem Bande vorkommenden Sachen. 


te gefährliche Landung 423, 528,530 deſſen 
blühender Zuſtand wird befchrichen 543 ge⸗ 
raͤth durch Schwelgerey und des Königs 
weichliches Wefen ind Verderben ib. wird 
vom Könige von Dahome angegriffen und 
erobert 544 des Königs Reſidenz zerſtoͤhrt 
545 große Hungersnoth daſelbſt 559 
Wilder ann, ein Thier 123, 321 
Winde, heiße 
Witterung an der Gambra, wie folche be⸗ 
ſchaffen 282 
Wolf, einer toͤdtet eine Kuh x06 ziehen bie 
Todten aus der Erde 
Wörterbuch der Jalofer und Fulier 222 
Wuͤnſchelruthe macht lächerlich 58 
Wuͤrmer in Händen und Fußfohlen 529 im 
Fleiſche ib: 


Wuͤrzbaum 296 

Wuͤſte der Barbarey, was alſo genennt 

wird 162 

— Lybien 156 

Wunderwerke bey den Schwarzen 568 
N. 

Nahus voͤlker 568 


Yamyamakımda, die daſige engliſche Facto⸗ 
rey wird durch Ueberſchwemmung der Gam⸗ 
bra zerſtoͤhrt 112. wieder aufgebaut 113 


Ende des dritten Bondes. —1 





Norkeyland, der ingliſche Factor daſelbſ 
hat mit dem Könige von Sherbero Handel 
514 die Factorey wird nach der Stadt Ja⸗ 
maica verlegt 519 


3 
Sahmes Dieb If häufig an der Gambra 33 


6 Zahn, Schnüre von todten Menfchenzahnen 


find ein Zeichen der tapfern Helden 549 wie 
die Schwarzen ihre Zähne weiß erhalten 296 


Zauberer, große 169, 629 
9 Zehnpfünder, Fiſch, 27, 
Zeit, mie folche die Schwarzen meffen 623 


Zibethkatze 275 verfihiedene Beſchreibungen 
derfelden 322 wie man den Muskus von dem 
Thiere bekoͤmmt ib. womit fie gefüttert 
werden ib. wo bie beſten anzutreffen 32 

Ziegen, hüpfende, find Nordlichter am 

Ziegenbock befiegt einen Lünen 319 ) 

Zigana, Zigene fiche Hammerfiſch 

Zinnerner Thaler zieht großes Unheil nad 
fih 110 

Zoll an der Gambra mie er befchaffen 140 

Zufall, unglüctlicher mit dem Laudano 96 mil 
einem Elephanten 31 

Zwergreiber, was das für eine Art iſt 332 

Zwiſchenlaͤufer fiebe Tinteriöpers. 


— — — 








Is