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TH D.H. HILL LIBRRY
NOBTH CGROLINA STATE COLLEGE
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ENTOMOLOGICAL COLLECTION
14402
Allgemeine
Raturgeſchichte,
al®
philofophifche und Gumanitätswiffenfchaft
für
Naturforfcher, Philofophen und das höher
gebildete Publikum
bearbeitet
von
Maximilian Perty,
Doktor der Philofophie und Medizin, öffentl. ordentl. Profefior der Naturgefchichte, Zoologie
und vergleichenden Anatomie an der Univerfität zu Bern.
1. Band,
III —————————
Bern, 1858.
Druck und Verlag von E. Fifcher.
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> 32
— Inhalt)
V. Buch. Bon den Mineralien.
1. Hauptſtück. Einleitende Betrachtugen. Die Mineralien
tragen den Charakter der Beharrlichkeit. Shre Entiiehung und
Verwandlung, geogr. Verbreitung , Mannigfaltigfeit. Manche
find aus Bacillarien- und Infuforienpanzern gebildet; fo Polits
und Saugfchiefer, Kiefelguhre, Feuerſteine Bergmehl, oder
ſtammen fonft aus der organ. Natur, wie Bernftein, Erdharze,
Steinöl, vieleicht auch Diamant und Schwefll . ©. 1—12.
2. Hauptſtück. Phyſikgliſche Berhältniffe der Mineralien.
Schwere, Härte, Dehnbarkeit, Sprödigfeit, Durchfichtigfeit,
Strahlenbrechung, Glanz, Farben, FOyepDureSaeln, San
barkeit, Elektrizität, Magnetismus ıc.
3. Hauptſtück. Elementartheile, Struftur und morpholo-
gifche Berhältniffe der Mineralien. Bruch, Theilbar-
feit, Abfonderung, Kryſtallfyſteme; Weberficht der Kryſtallgeſtal⸗
ten nach dem regulären, 2 und tarigen, 3 und Jarigen, 1 und
dagigen, 2 und Igliedrigem und 1 und igliedrigem Kroyſtaliſyſtem;
Kryſtallbildung, mifrosfop, Beobachtung derfelben; PBfeudomor-
pbofen, Amorphismus 0. . . 2... 840-37.
4. Hauptſtück. Syſtematiſche ueberſicht der ungemengten
Mineralien. Mineralogifche Syiteme. Abweichende Definition
von Individuum und Spezies. Auch die Mineralien vertragen
feine einreihige Anordnung. Aufzählung der Mineralien nach)
dem Syſteme von Weiß. I. Drd.: DOrydifche Steine. 1.
Fam. des Duarzes, 2. Fam. d. Feldfpaths. 3.d. Sfapoliths. A. der
Halvidfleine. 5. des Leuzits. 6. der Zeolithe. 7. des Glimmers.
5. der Hornblende. 9. der Thone. 40, des Granitg. 11. der
Edelfteine. 12. Metallfteine. 11. Drdn. Salinifche-Steine.
1. Fam. des Kalkſpaths. 2. Flußſpaths. 3. Schwerfpaths. A.
Gypfes. 5. Steinfalzes. IM. Ord. Salinifche Erze. 1. Fam.
des Spatheifenfleins. 2. der Rupferfalge. 3.d. Bleifalze. IV. Ordn.
Orydiſche Erze. 1. Fam. Srydifche Eifenerze. 2. F. des Zinn-
*) Bor jedem Hauptftück des ganzen Bandes ift, wo es nothig war, noch die bejondere
Literatur angegeben. “
Iv Snhalt.
ſteins. 3. der Manganerze. 4. des Kothfupfererzes. 5. des Weiß-
antimonerzes, V. Drdn. Gediegene Metalle VI Srdn.
- Gefchwefelte Metalle. 4. Fam. des Schwefelfiefes, 2. des
Bleiglanzes. 3.des Grauantimonerzes. A. des Fahlerges. 5. der
Blende. 6. des Norbgüld'gerzes. — Noch nicht eingereihte Mine»
ralien. — Anbang obne Zweıfel od. vermuthlich aus den organ.
Reichen ffammender Mineralien: 41. Schwefel. 2. Diamant. 3.
Koblen. A Erdharze. 5. BrennfaAlie 2... .. 6 37—115.
5. Hauptlüd. Bon den gemengten Mineralien oder Fels
arten. Begriff und Befchaffenheit derfelben. Eintheilung nach
den Maffen-, den Strufturverhältniffen und Beſtandtheilen.
Schichtung, Abfonderung, Zerfluftung. Weberficht der Felsarten
Nach dv. Leonhard's Syſtem: J. Ungleichartige Gefeine;
A. Körnige, B. Schieferige, C. Borvbyre. I. Gleichartige
Gefteine; A. Körnige, B. Schieferige, C. Dichte. IN. Schein-
bar gleichartige Gefteine; A. Körnige, B. Schieferige, C.
Porphyre, D Dichte Felsarten, E. Glasartige, F. Schladen-
artige Geſteine. IV. Trümmergeſteine. V. Lofe Seherine.
VI. Kohlen. — Anwendung der Felsarten . . ©. 115— 126.
VI. Buch. Bon den fefundären Organismen und ihrem Leben
überhaupt.
Literatur.
1. Hauptflük. Wefen des Lebens. Begriff des fetundären
Draanismug. Unterſchiede deffelben von unorgani-
fhen Körpern. Meinungen über das Wefen des Lebens: Die
fefundäre DOrganifation entilebt dadurch, daß fich auf jedem Welt-
körper das ganze Univerfum im Kleinen zu wiederholen fucht.
Reize, Erregbarfrit. DVergleichung der organifchen Wefen mit
den unorganifchen nach Formen, Struftur, chemifchen Verhält—
niften, Wachsthum, Progelen : 2 2... ©. 127— 136.
2. Hauptitüd. Weber den Urfprung und die Entflehungs-
weife der organifchen Reiche auf der Erde. Sie find
aus der Erde felbit hervorgegangen, und neben ihrem eigenen
Sein Entwidlungsitufen derfelben. Präftabilirte Harmonie zwi—
fcben der Erde und ihren Organismen, Letztere find größtentheils
Autochthonen e e ’ . * [ « £) . er + ’ ©. 136 — 143,
3, Hauptſtück. Ueber die primitive oder mutterlofe Zeu-
gung. Die Wahrfceinlichkeit derfelben iſt auch Durch die neuern
Entdeckungen von Fortpflanzunasorganen bei niedern Organis—
men feineswegs widerlegt. Anfichten und Erfahrungen des Vers
faſſers. Prieſtley ſche Materie. Bildung der. Schimmel, Infu—
forien, Eingeweidewürmer . 2 2 20.2. ©. 143 — 154.
4. Hauptilüd, Entwidlung und Veränderungen der ora%
nifchen Reiche. Thier- und Pflanzenwelt find größtentheils
mit- nicht nacheinander entitanden. Es ſcheint hiebei ein Fort-
fchreiten von unvollfommenen zu vollfommenern Weſen ſtatt ge
funden zu haben. Spätere Veränderungen: Foffile Bilanzen und
Thiere im Kohlen», Salz-, Dolith>, Kreide» und Miolaflen-
gebirge nah Brom .... 2 6600.
Zuhalt. v
3. Hauptſtück. Unterſchiede und Hebereintimmung der 3
organifhen Neiche, nämlich des Pflanzen», Thier- und
Menfchenreiches nach ihrem Bau und ihren DBerrichtungen.
-Bflangen- und Thierreich berühren fich auf den tief-
fen Stufen. Angabe der Mittelformen, welches nad)
der Anficht des Vfs. die Diatomeen find. Snfuforienähnliche
Keime von Algen . x...» U . ©, 169— 176,
6. Hauptſtück. Smdividualität der Drganismen. Bei den
Pflanzen find die Blütben die wahren Individuen. Vergleihung
des Pflanzenſtocks mit dem Bolypenitod ꝛc. Gattungen (spe-
cies), Sipven und böhere Klaffififationsitufen. Be
hauptete Feitigfeit der Spezies . . ©. 177— 183.
7. Hauptflüh. Mannigfaltigfeit und Zahl der Drganis
men. Grund und Bedingungen derfelben . . ©. 184— 186.
8. Hauptflüd. Von der Konformation des Thier- umd
Pflanzenreiches. Ob ein Barallelismus zwifchen beis
den vorhanden fei? Der Vfr. glaubt nicht, daß die Syms-
bole der aufiteigenden Leiter, der Landfarte, des Netzes, der Fons
zentrifchen, der 5 immer im größern eingefchlofenen Kreife ze.
die wahre Anordnung der Gattungen des Thier- und Pflanzen:
reiches ausdrüden, und vergleicht beide mit einem poerifchen
oder mufifalifchen Kunitwerf, — Wiederholung des Ganzen im
Einzelnen. — Ein Barallelismus des Thier- u. Pflanzenreiches
findet nicht flatt. — Frühere Verfuche des Vfrs., deren Konfor-
mation zus zudrücken 5686 — 201.
9. Hauptſtück. Verhältniß unferer Syſtematik zur Konfor-
mation der fefundären Naturreiche. Auch die fogen.
natürl. Methode it nur eine Annäperung zur Wahrheit.
. ©. 201 — 204,
10. Hauptſtück. Kräfte, Erfcheinungen und Lebenslauf der
fefundären Organismen. Metamorphofe, Neizbarkeit, Be
riodizität, Stoffwechfel, Fortpflanzung - . . ©. 205— 212.
VI. Buch. Bon den Organismen der Plaftizität oder den
Pflanzen.
giteratur.
1. HSauptflüd, Allgemeine Betrahtungen. . ©. 213—218,
2, Hauptſtück. Chemifche Verhältniffe der Pflanzen. Ein-
fache Stoffe, binäre_ oder bibinäre Verbindungen. Drganifche
Berbindungen; 4) Säuren, 2) indifferente organifche Stoffe,
3) organ. Salzbaſen Ba MEER SR ET AZER 2223,
3. Sauptfüd. Anatomifche Elementartbeile der Pflanzen.
2 Hauptformen derfelben; Zellen und Gefäffe. Berfchiedene
Zellenformen, Saftgänge, Saftbebälter, Lufthöhlen. Inhalt
der Zellen: Säuren, Zuder, Kautfchouf, Harze, Alfalien, Chlo-
rophyll, Amylon, Kryſtalle. Verſchiedene a Gefäffe.
© 223.— 228.
4. Hauptilül. Drgane und Metamorphofe der Pflanzen.
2 Hauptfyfieme der Pflanze, auffleigendes und abfteigendes;,
vI gubalt.
Stamm und und. Wurzelformen, Stammformen. Aeſte.
Rinde, Ball, Mark und Holz. Innerer Bau al diefer Organe
bei Mono- und Difotyledoneen. Begriff des Blattes; Kelch,
Blumenfrone, Staubfäden, Staubwege und Frucht find nur um-
gemwandelte Blätter. Formen al diefer Theile; Blattſtellungen;
Zahl und Stellung der Blüthentheile. Berigon, Antheren, Bol-
len, Eierfiod, Eichen, Nektarien. Blüthenſtand. Innerer Bau
der Blätter und Blüthentheile. Fruchtdecken, Fruchthülle, Frucht,
Same. Samenhülle, Samenfern; Eiweiß, Würzelchen, Samen-
lappen, Keimfnöspchen. Früchte der Kryptogamen; Sporen.
Innerer Bau von Frucht, Samen, Spore. Vermehrungsorgane:
Knospen, Zwiebel, Knollen, Rindenhöckerchen, Brutförner; innes
ver Bau derfelben. Nebentheile: Haare, Stacheln, Drüfen, War-
Bu, Innerer Bau der Oberhaut und der Nebentheile. — Nüd-
lid, Alle Bflanzgentheile, auch der Stamm laſſen fich als Blatt-
bildungen erklären; das ganze Blattfyitem if nach beffimmten,
fortfchreitenden Zahlenverhältniffen angeordnet. Die einfachiten
Pflanzen beſtehen nur aus Zellen; entwideln fich aus einer Zellen-
maffe; bei den PBhanerogamen hingegen entwicelt fich nur die
im Keime vorgebildere Pflanze, — Erläuterungen. ©. 2235—274.
5. Hauptſtück. Vom Leben der Pflanzen und feinen Er-
enge im normalen und abnormen Zuftande.
eugere Bedürfniffe der Pflanzen: Wärme, Licht (Wachen und
Schlaf), Elektrizität, atmosphärifche Luft, Waller, Boden.
Allgemeine Eigenfchaften der Pflanzenfubflang: Elaftizität, Hy»
grosfopizität, Ausdehnbarkeit, Erregbarkeit. Verrichtungen der
Elementartheile: Säftebewegung, Athbmung, Aufnahme und Aus-
fcheidung. Verrichtungen der für die individuelle Erhaltung be-
flimmten Organe: Aufnahme von Nahrung, Bildung des Nab-
rungsfaftes, Aufnahme von Kohlenfäure,. Zerlegung derfelben,
Ausfcheidung des Sauerftoffgafes. Eigenthümlicher Saft, Auss
wurfsftoffe. Ernährung der Schmarogerpflanzen. Wachsthum
der Zellpflanzen, Mond- und Difotyledoneen. Entfaltung und
Lebenslauf der Blätter und Blüthenz Farben und Farbenwechfel.
Blütbenzeit, Blürhenuhr. Anthofyan und Anthoranthin. —
Verrichtung der Drgane, welche für Erhaltung der Gattung be—
fimmt find. Vermehrung duch Knospen (Dfuliren, Pfropfen,
Ablaftiren), Zwiebeb, Knospenzwiebelchen, Brutförner, Knollen,
Lentizellen. Fortpflanzung durch Gefchlechtsorgane; Prozeß der
Befruchtung (Serualität der Bfl.), der Frucht- und Samen-
reife, Ausfaat und Keimung bei Bhanerogamen und Kryptoga—
men. — Schlußbetrachtungen. Lebensdauer der Gewächſe. Die
Pllanzenfeele. — Erläuterungen, — Pathologiſche Erſchei—
nungen des Pflanzenlebens. Krankheiten, Mißbildungen.
Hemmungsbildungen, Antholyfen, Vergeilung, Bleichfucht, Ent»
fräftung, Brandfleden, Frofifpalten, Gefhmwüre, Brand, Wun-
den, Brüche, Galläpfel. Krankheiten durch Schmarokerpflanzen.
Vergiftung der Pflanzen; zerfiörende Inſekten 0. ©. 285— 346.
6. Hauptſtück. Bon den örtlihen und Flimatifhen Ber-
hältniffen des Bflanzenreiches auf der Erde. Gtand-
ort, Klima, Bertheilung der jährl. Wärme, Schneelinie, ifo-
thermifche Linien. Verbreitungsbezirke der Pflangengattungen ;
Verbreitung des Pflanzenreichs. Vertheilung der Zellpflanzen,
Mond» und Difotyledoneen nach Sahlen. Vegetation zwifchen
Inhalt. vl
den Wendekreifen, den gemäßigten und falten Zonen. Negionen
der vertifalen Verbreitung. Vikarirende, ftelvertretende Pflanzen.
©. 846 — 360.
7. Hauptlüd. Bon den Beziehungen der Pflanzen zum
Thier- und Menfchenreiche, und ihren Heilfräften.
Nahrungsmittel, Gewürze, Dele, Harze, Bau- und Nubholz sc.
Beziehung zwifchen den äußern Formen und innern Kräften der
Bflanzen u RE 68
8. Hauptſtück. Syſtematiſche Weberficht des Pflanzenrei—
ches. Verſuche zu Aufftellung von Pflanzenſyſtemen. Unter
den Fünftl. Syfiemen das Linne’fche das vollkommenſte. Natürs
liche Syſteme von Juſſteu, Defandolle, Bartling, Wilbrand,
Martius, Reichenbach 3. — Ueberſicht der Pflanzen nach den
Prinzipien von Suffien und Dekandolle mit den Berbefferungen
von Bartling und Bifchoff. Subregnum I. Plantae cellula-
res. Classis 1 Cellulares. S$ubel. I. Aphyllae. Ordo 4. Fun-
inae. Familia 4, Fungi. O. 2. Alginae. 2, Algae. 3. Lichenes.
ubel. I. Foliosae. ©. 3, Siphonocaulae. 4, Characeae. O. 4,
Muscinae. 5, Hepaticae. 6. Musci. Subregnum II. Plantae
vasculares. Regio I. Cryptogamae. Classis I. Vasculares
Cryptogamae. ö. 5. Filicinae. 7, Filices. 8, Lycopodiaceae, 9.
Marsileaceae. O. 6. Gonyocaulae. 40. Equisetaceae. Regio II.
Phanerogamae. Classis 1. Monocotyledoneae. Subcl. 1. Eleu-
therogynae. O. I. Glumaceae. {f. Gramineae. 42, Cyperaceae.
O. 2, Juncinae. 43. Restiaceae. 44, Junceae. 45, Commelineae. O.
3. Helobiae. 46, Najadeae. 47. Podostemoneae. 48. Alismaceae. O.
4, Aroideae. 20. Aroideae. 24, Pandaneae. 22. Typhaceae. 23,
Lemneae. O. 5, Palmae. 24. Palmae. ©. 6, Liliaceae. 25, Lilia-
ceae. 26. Colchicaceae. 27, Asparageae, 28. Dioscoreae. 29, Ponte-
deriaceae. Subel. 1I. Symphysogynae. O. 7, Ensatae. 30, Hy-
poxideae. 34. Haemodoraceae. 32, Irideae. 33, Amaryllideae. 84,
Gillesieae. O. 8, Orchideae. 35, Orchideae. O. 9, Scitamineae.
36. Scitamineae. 37, Cannaceae. 38, Musaceae. O. 10. Hydrocha-
rideae. 39, Hydrocharideae. Classis II. Dicotyledoneae. Subcl.
1. Monochlamydeae. O.4. Ceratophyllinae. 40, Ceratophyl-
leae. ©. 2, Aristolochieae. Al, Cytineae. A2, Aristolochieae. O.
3, Piperinae. 43, Piperaceae. 44, Chlorantheae. O.4, Coniferae.
45, Cycadeae. 46, Coniferae. O. 5. Amentaceae. A7, Casuarineae.
48, Amentaceae. 49, Juglandeae. O. 6, Urticinae. 50, Monimieae.
51. Atherospermeae. 52, Urticeae. O. 7, Fagopyrinae. 53, Poly-
ger. 54, Nyctagineae. O. 8, Proteinae. 55, Laurineae. 56,
antalaceae. 57, Elaeagneae.: 58, Thymelaeae. 59, Aquilarineae. 60,
Proteaceae. 64, Penaeaceae. — Subel. II. Gamopetalae. O. 9,
Aggregatae. 62, Plantagineae. 63, Plumbagineae. 64, Globularieae.
65. Dipsaceae. 66, Valerianeae. O. 40, Compositae. 67, Calycereae.
68, Compositae. O. 4. Campanulinae. 69. Goodenovieae. 70,
Stylidieae, 74. Campanulaceae. O. 42. Ericinae. 72, Vaccinieae.
73; Monotropeae. 74, Ericeae. 75. Epacrideae. O. 13, Styracinae.
76. Ebenaceae. 77, Sapoteae. O. 14. Myrsineae. 78, Ardisiaceae.
79, Primulaceae. O. 45, Labiatiflorae. 80. Lentibularieae. 81.
Personatae. 82, Gessnerieae. 83, Pedalineae. 84, Myoporineae, 85,
Selagineae. 86. Verbenaceae. 87. Labiatae. 88, Acanthaceae. 89, Big-
nonlaceae. 90, Cobaeaceae. O. 46. Tubiflorae. 94. Polemoniaceae.
92. Hydroleaceae. 93, Convolvulaceae. 94, Solanaceae. 95. Hypo-
VIII Inhalt. -
phylleae. 96, Borragineae. O. 47. Contortae. 97. Gentiäneae, 98,
Asclepiadeae. 99. Apocyneae. 400, Strychneae. 404, Loganieae, O.
48. Rubiacinae. 402, Rubiaceae. 103, Caprifoliaceae. ©. 49, Li-
gustrinae. 404, Jasmineae. 405, Oleinae. — Subecl. Ill. Choristo-
petalae. O. 20. Loranthaceae. 1406. Loranthaceae. O. 21. Um-
belliflorae. 407. Umbelliferae. 408, Araliaceae. 109, Corneae. 410.
Hamamelideae. O. 22. Cocculinae. 111. Berberideae. 412, Me-
nispermeae. O. 23. Trisepalae. 413. Myristiceae. 414, Anonaceae.
O. 24. Polycarpicae. 445. Magnoliaceae. 116. Dilleniaceae. 417.
Ranunculaceae. ©. 25, Hydropeltideae. 118, Cabombeae. 419,
— — O. 26, RhGßeadéae. 120. Tremandreae. 124, Poly-
galeae. 122, Resedaceae. 423, Fumariaceae. 424. Papaveraceae. 125.
Cruciferae: 426. Capparideae. O. 27. Peponiferac. 127, Samydeae.
128. Homalineae. 429, Chailletiaceae. 430, Passifloreae. 4314, Turne-
raceae. 432. Fouquieräceae, 133. Loaseae. 134, Cucurbitaceae. 135,
Grossularieae. 136. Cacteae. O. 28. Cistiflorae. 437, Flacourtia-
neae. 438. Marcgravieae. 439, Bixineae. 440, Cistineae. 441. Viola-
ceae. 442, Droseraceae. 143, Tamariscineae. ©. 29, Guttiferae.
144, Frankeniaceae. 145. Hypericineae. 146, Garcinieae. O 30. Ca-
ryophyllinae. 447. Chenopodeae. 448, Amaranthaceae. 149, Phy-
tolacceae. 450, Paronychieae. 451. Portulaceae. 152. Caryophylleae.
O0. 31. Succulentae. 153. Mesembryanthemeae. 154. Crassulaceae.
155. Saxifrageae. O. 32, Caly ciflorae. 1456. Halorageae. 157.
Lythrarieae. 158. Onagrarieae. 459. Philadelpheae. 460, Bihizophoreae.
161. Vochysiaceae. 462. Combretaceae. 463. Alangieae. ©. 33. Ca-
lycanthinae. 164. Granateae. 465. Calycantheae. ©. 34. Myrtinae.
466. Memecylese. 467, Melastomaceae. 168. Myrtaceae. O. 35. Lam-
t prophyllae. "469; Camellieae. 470. Olacineae. 471. Ternstroemiaceae.
472. Chlenaceae. O. 36. Columniferae. 173. Tiliaceae: 474. Elae-
ocarpeae. 475. Buttneriaceae. 176. Malvaceae. 177. Bombaceae. O.
37. Gruinales. 178. Balsamineae. 479. Tropaeoleae. 180. Geraniaceae.
" 481, Lineae. 182. Oxalideae. 0.38. Ampelideae. 153. Ampelideae.
"484, Meliaceae. O. 39, Malpighinae. 185, Malpighiaceae. 186.
Acerineae. 487, Coriarieae. 188. Erythroxyleae. 189. Sapindaceae.
490. Hippocastaneae. 491. Rhizoboleae. O. 40, Tricoccae. 192,
'Euphorbiaceae. 493. Bruniaceae. 494. Rhamneae. 495. Pittosporeae.
496. Celastrineae. 497. Hippoerateaceae. O. At, Terebinthinae. 198,
Ochnaceae. 199, Simarubeae. 200, Rutaceae. 201. Zygophylleae. 202.
Aurantiaceae. 203. Terebinthaceae. O. 42, Rosiflorae. 204. Ro-
saceae. O. 43, Leguminosae. 205. Leguminosae. G. 364— 466.
Fünftes Bud.
Bon den Mineralien.
I. Hauptftück,
Einleitende Betradhtungen.
Unfer Planet, deffen Betrachtung den Gegenftand des viers
ten Buches bildete, ift nur ald Ganzes Fosmifch befebt. Den
Theilen, aus welchen feine Feſte bejteht, fommt nur das allgemeine
Leben der Materie zu; fie find zum Theil nur Produfte des Lebens
der Erde (wie die zufammtengefeßten organifchen Verbindungen
im Thier⸗ und Pflanzenleibe); hervorgegangen aus dem Kampf
widerftreitender Prinzipien und deren Ausgleichung darftellend.
Eben defhalb, weil fie außer. jenen Kampf, jene Fluftuation
geftellt wurden, tragen fie den Charafter der Beharrlichfeit
an fi. Jene eigenthümliche Kombination von Erdfräften,
welchen die Mineralien ihr Dafein verdanfen, ift vorüberges
gangen; die jet herrfchende hat ein anderes Ziel ihres Wirfens.
| MWahrfcheinlich entftand die Mineralwelt durch den Lebens:
prozeß der Erde, unabhängig von deren jeßigem Berhältniß zur
Sonne, an welches hingegen die fefundäre DOrganifation fo aus
genſcheinlich gebunden if. Die Iebendige Kraft, welche den
Erdförper durchdrang, erging fich, nach deffen Sunerm, auf
ſich felbft gewendet, in Stofffombinationen und Kryftallbildungen
— Art, in einer Ausdehnung und Intenſität, von der jetzt
I. 1
D. N. HILL LIBRARY
North ‚Carolina State: College:
2 Allgemeine Naturgefchichte. V. Buch.
nur noch ſchwache Nachklänge vorhanden find, und die aufgehört
‚ hat, nachdem die vollftändige Trennung des Flüffigen und Feften
erfolgt, nachdem die Hauptmaffen gebildet waren, und die Ober:
fläche des Maneten, aus Erd» und Kalimetallen beftehend, durch
die Einwirkung der Sonne in die Atmofphäre (das vermittelnde
Organ zwifchen Sonne und Erde), ihren metallifchen Charakter
verlor und mit der fortfchreitenden Verwitterung zum Dafein
organischer Wefen geeignet wurde. — Die Mineralwelt ift eine
Zeugin der mächtigften eingreifendften Vorgänge, eine Zeugin
der frühern, eigentlich planetariſchen Periode des Erdelebens.
Jetzt ftellt fie das Ruhende, das Subftantielle des Planeten vor,
im Gegenfaß zu Luft und Waffer, Im ihr hat die Attraftiong-
kraft der Erdfeele über die fi derifchen Einwirkungen, deren Zug
Meer und Atmofphäre gehorchen, den Sieg errungen. — Die
Maffe der Erdfefte überwiegt weit jene ihrer beweglichen Hüllen.
Den Kampf, welcher der Differenzirung der urfprüngfich gleich
artigen Erdmaffe in die drei Hauptformen.der Aggregation, der
feften, flüfigen und gafigen, alfo der Scheidung von Erde,
Waſſer und Luft vorausging, begleitete das Spiel chemifcher
- Gegenfäße der Subftanzen. Es begann ein allgemeines Suchen
umd Fliehen in der gährenden Maffe, ein Anziehen und Ab—
ftoßen, Mifchen und Entmifchen, wechfelnde Verbindung, Auf
föfung und Sättigung, bid endlic, in diefem in der Materie
erfcheinenden Gedankenchaos ſich das Verträgliche gefunden,
alfe Gegenſaͤtze erfaßt, durchdrungen, befchränft hatten und als
ihr Refultat und Ausdruck alle Stofffombinationen und Minerak
formen entftanden waren. Dann wendete ſich das nun weiter
fehreitende Leben der Erde nach ihrer Oberfläche, neue Gegner,
neue Kämpfe, neue Ausgleichung ſuchend und fand dieſe im
Wechſelſpiel mit der Sonnenkraft und im Darftellen der ſekun⸗
dären Drganifation. So fteht die Mineralwelt in dem von ihr
gebildeten erftarrten, ſchweigenden Erdinnern, als Denkmal einer
ungeheuern Vergangenheit da.
Nimmt man an, daß eine homogene Urmaterie beftand, ‚fo
würden, die Mineralien deren verfchiedene Zuſtände und Rich—
tungen und die verfchiedenen Kombinationen diefer darftellen.
Der allgemeinfte Charafter der Stoffwelt ift, wie ſchon Bd. I.
Aal: IH MM 5
Par au ı gt’ * Su = RT Be
I
Einleitende Betrachtungen. 5
S. 143 angegeben wurde, Metallität. Der ganze feite Erd
förper befteht faft nur aus Metallen, nad) der Oberfläche zu
mehr aus denen der Erden und Altalien, nach der Tiefe zu
nothwendig mehr aus fehweren Metallen, wie diefes die mittlere
Dichtigfeit der Erde lehrt: Den metallifchen Maffen, aus wel:
chen die Erdfrufte befteht, find große Maſſen organifcher Webers
bleibfel eingelagert, wozu die Steinfohlen Goielleicht nur zum
Theil), Braunfohlen, der Asphalt, Bernftein, Netinit ꝛc. ge
hören. Die Metalle der Erdrinde find in den verfchiedenften
Berhältniffen mit Sauerftoff, Kohlenftoff, Schwefel, Säuren te.
wie unter fich verbunden, und ftehen befanntlich in einem mehr
oder minder heftigen eleftrifchen Gegenfaß zu einander. Man
muß, ftatt die edlen Metalle, als die reinften und entfchiedenften,
für die Grundlage anzufehen, an welche fich alle andern nach
verfchiedenen Richtungen anfchließen, fie eben wegen ihrer Spe—
zialität und Entfchiedenheit für aus dem Allgemeinen hevvorge:
gangene, gleichfam von ihm Abgefallene, zu Befondern gewor—⸗
dene betrachten. — Es leuchtet ein, wie intereffant es wäre,
zu einer genetifchen Darftellung, zu einer Entwicklungsgeſchichte
der Mineralien, aus einem hypothetifchen Urſtoff oder wenigen
Grundfioffen (den Typen in der organischen Natur vergleichbar)
zu gelangen, zu welcher jedoch, außer Steffens,- faft Niemand
Borarbeiten und Anfichten geliefert hat. Nach Steffens. find- die
edelften und Dichteften Metalle die Gentralpunfte der Metallität,
von welchen ſich dieſe nach einer Seite in die fohärenten Mes
talle, das Eifen, Kupfer ꝛc. nach einer andern in die weniger
fohärenten, das Blei, Zinn ꝛc. entwicelt hat. Die in der erften
Reihe hervortretende Härte ging endlich in Spröde und Flüdıs
tigfeit, die Weichheit der zweiten in LeichMflüffigfeit über. — Die
etwaige Umbildung verfchiedener Mineralien ineinander in der
großen Natur, die Erzeugung zufammengefettter Mineralien aus
Elementen, das Fortbilden und Fortwachfen von Mineralien ıc.
find gleichfalls noch wenig erforjchte Verhältniffe, über welche
einiges Erfahrungsmäßige unten mitgetheilt wird. — Die ſämmt⸗
lichen Bd. I. ©, 148 ff. nebft ihren hauptfächlichften- Berbin-
dungsweiſen angeführten Grundftoffe finden fich in der Mineraf-
welt, während in. den Organismen nur ein Theil von ihnen
A Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch.
angetroffen wird. Einige kommen in erſtaunlicher Menge vor;
fo ganz beſonders das Eiſen, welches allenthalben, in ſehr ver—
ſchiedenen Verbindungen und Geſtalten über die Erde verbreitet
iſt, vielleicht als Magneteiſenſtein den Erdkern bildet, am Teich
teſten die magnetiſche Kraft des Planeten annimmt, als Magnet-
nadel auf die Erdpole hinweist, und fogar im Blute der Kepha-
lozoa und des Menfchen umrollt. Kaleium und Silicium kommen
gleichfald in ungeheuern Maffen vor; das erfte, als Kalf uns
zählige Gebirge bildend, fteht in einer fo nahen Beziehung zum
Xhierreiche und feinem Auftreten auf der Erde, daß Manche
allen Kalk von der thierifchen Drganifation ableiten wollten,
während das, die fogenannten Urgebirge mit bildende Silicium
mehr mit der Pflanzenwelt in. Verbindung fteht, Dem fid an
Arfenit und Selen anfchließenden Schwefel haben Manche,
troß feiner erftaunlichen Menge, gleich dem Phosphor, orga—
nifchen Urfprung zugefchrieben; ja felbft der Diamant, der reinfte
verbrennliche Kohlenftoff, einer der merfwürdigften Mineral
‚ förper, wurde fchon für ein Prgduft urmweltlicher Begetabilien
gehalten. Unter den Salzen fcheint namentlich das in fo ges
waltigen Maffen vorfommende Steinfalz eines der legten Pros
dufte der die Fryitallinifchen Gebirge bildenden Kraft zu fein,
in welchem diefe fo wenig bindend wirfte, daß es felbft an der
Luft ſchon zerfließt.- Wenn die jebigen Gewäſſer faft nur die
Salze gelöst erhalten können, welche Macht gehörte dazu, —
fofern hier allein der Chemismus gewirft hat, — die Metalle,
die granitifchen Gefteine und den Diamant ıc. gelöst zu erhalten!
Die Mineralien find an feine geographifche Breite gebunden, |
wie. die Organismen und geben fich dadurch als planetarifche,
von der Sonne unabhängige Bildungen fund. Das Gold, die
N atina, den Diamant glaubte man fonft auf die Aequatorial⸗
zone beſchränkt, aber die Auffindung ungeheurer Quantitäten
von ihnen im Ural bis an die Küſte des Eismeers hin hat
dieſes vermeintliche Geſetz umgeſtoßen. — Während die Gravitation
elipfoidifche Körper bildet, die fefundären Organismen aber meis
ftens von fehr verwicelten Kurven begrenzt werben, find den Mine
valien die geometrifchen Geftaltungen eigen. Man konnte faft
verfucht fein, die Kryftalle, ftatt fie (wie wir Bd. I. ©. 115 gethan
- Einleitende Betrachtungen. S.
haben) für Aggregate von materiellen Kräftepunften zu
halten, welche fich nad) ihren Anziehungsaren zu geometrifchen
Körpern. vereinen, für individuelle Bildungen anzufehen,
wie von fehr vielen Naturforfchern wirklich gefchieht. Diele
letztere Anficht fcheint dadurch unterftüßt zu werden, daß allent-
halben in der Mineralwelt ein Beftreben hervortritt, in abge
fonderten Geftalten zu erfcheinen, von den Felönadeln eines
Granitgebirgs, welche über die fie umgebende Titanenwelt empor;
zufteigen ftreben, bis zu den kryſtalliniſchen Partikeln, aus wels
chen ein Handftüc derfelben befteht. — Die Mannigfaltigfeit
der Mineralien ift viel weniger groß, als jene der organifchen
Weſen, und der Begriff ver Species, welcher bei dieſen meifteng
fehr klar ausgefprochen ift, verbirgt und maskirt fich bei jenen
fo fehr, daß das, was im Pflanzen» und Thierreiche Species
genannt wird, bei den Mineralien faum anzutreffen ift.
Nur andeuten können wir, wie verfchieden fich die Mine:
ralien in ihren arzneifichen Wirkungen zum menfchlichen und
thierifchen Organismus verhalten. Die beiden entgegengefeßten
Pole fcheinen hier das heilfame, Eräftigende Eifen und der feind-
liche, ſchnell zerftörende Arfenif zu bilden. — Bekannt ift die
merfwürdige und genuine Beziehung der Metalle und Steine
ald Gegenftand des Befies, zum Menfchen. Shr Glanz und
Klang, ihre Härte und Beharrlichfeit bei Einwirfungen, denen
alles andere Srdifche unterliegt, mögen, auch abgefehen von ihrem
repräfentativen Werthe, eine geheime Achtung für ihr inneres
Weſen erzeugen, die oft zur wildeſten Begierde nach ihrem Beſitz
ausartend, dem Menſchengeſchlecht Blut und Thränen in Fülle
gefoftet hat.
Zu dem Bd. 1. ©. 14s ff. über die chemiſchen Verhältniffe
Gefagten iſt noch zu bemerfen, daß mehrere jener chemifchen Elc-
mente für fih Mineralien bilden; fo viele Metalle, Schwefel, Koh»
lenſtoff ꝛc., die meiften Mineralien beftehen aber aus zwei oder
mehreren Elementen, die jedoch immer zu zwei und zwei, alfo binär,
mit einander verbunden find, mit Musnahme der nur uneigentlich
zu den Mineralien zu vechnenden organifchen Verbindungen,
welche termäre oder quaternäre Kombinationen find. Eine fehr
große Role fpielt bei den fo vielfachen Verbindungen, welche die
Mineralien darftelen, der Sauerſtoff, der mit allen übrigen Stoffen
6 Allgemeine Naturgeſchichte. V Buch.
Berbindungen eingeht, die nach ihren Graden Suboryde, Drydule,
Oxyde, Hyperoxyde und wenn fie fauer reagiren, Säuren genannt
werden. Reduktion oder Desorndation heißt die Trennung des
Sauerflofs von einem andern Körper. Der Waſſerſtoff Fommt in
den Mineralien nur fehr fparfam vor. Sehr zahlreiche Verbindungen
geht das Silicium ein; fie werden Silikate genannt.
Ueber Entflehung und Verwandlung der Mineralien iſt
noch wenig beobachtet. Feuchtigkeit und Wärme, Licht und Luft,
oder eigene innere Zerſetzung bewirken Veränderungen in ihnen,
welche mehrentheils von außen, feltener von innen nach außen
fortfchreiten. Hiebei bleibt oft die Form gänzlich diefelbe, wenn die
Subftang verwandelt wird, nder Subſtanz und Form werden anders,
Wenn aus der Kupferlafur ein Theil der Kohlenfäure entweicht, fo
wird jene zu Malachit. Becquerel bat auch mittelft fchwacher elek—
trifcher Kräfte Malachite gebildet, den natürlichen ähnlich. Ein
Stüd Grobfalf wurde ganz im eine Löſung von falpeterfaurem
Kupfer gebracht; feine Oberfläche bedeckte fich mit Fleinen Kryſtallen
von Kupferfubnitrat. Diefe Zuſammenſetzung, in Berührung mit
einerAuflöfung von Sodadpppelfarbonat gebracht, wurde in Doppel-
Farbonat von Kupfer und Soda verändert, welches mit fchwefel-
faurem Kupfer behandelt, ein Kupferfubfulphat erzeugte und Fohlen-
faures Kupferhydrat. Mit fehr fchwachen eleftrifchen Kräften Fam
B. zum nämlichen Nefultat. Man bedeckt eine Kupferplatte mit Kry—
finllen von Doppelkupferfarbonat und Doppelfodafarbonat, und richtet
den Apparat fo, daß die nämliche Platte in Waffer tauchend der
pofitive Bol ſei; man läßt dann langfam Sauerfioff und Schwefel
fäure dahin gelangen, um das Kupfer zu orydiren und das Doppel-
Farbonat zur zerfeßen. Es bildet fich dann fchwefelfaure Soda, welche
aufgelöst bleibt, und Eohlenfaures Kupfer, welches in Fleinen Nas
deln Eryitalifiet: Sitzg. der franz. Akad. 3. Auguſt 1835, Inst. 1835
pP: 252, — Wenn Nothfupfererg Kohlenfäure und Waffer aufnimmt,
fo wird es ebenfalls zu Malachit; Eifenkies wird zu Brauneifenflein;
wenn zu ihm Sauerſtoff und Waffer treten, der Schwefel aber ent-
weicht. Bei diefen Veränderungen fehreitet die Umwandlung von
außen nad) innen fort und die Form bleibt meiftens diefelbe. — Karften
in Freiberg fendete 1834 an Mitfcherlich einige fchöne Kryſtalle von
prismatiſchem Feldfpath von Heine im Augenblid der Auslaſſung
eines Kupferhochofens zu Sangershaufen, an einer der Wände in der
Mitte von Zinffryfiallen gefunden. Bruch mufchlich, Oberfläche
theils geſtreift, theils glatt, Glasglanz, blaß vofenroth zum violett
neigend, durchfcheinend, zerbrechlih. Härte — 6, Schwere 2,50:
Beſtehen vorzüglich aus Fiefelfaurem Aluminium und Potaſſium, wie
der Feldfpath; dann aus Spuren von Manganeflum und Kalkoryd.
Man keunt die Bedingungen ihrer Bildung nicht. Mitfcherlich
Einleitende Betrachtungen. 2
bemerft, daß er oft, aber vergeblich verfucht babe, fünftliche Feld»
ſpathkryſtalle herzuſtellen. Immer erhielt ex nur eine teigige Maſſe.
Deswegen kann ſich der Feldſpath in dünne Fäden ziehen, wie man
es in der Natur an den Trachyten des Mont Dore bemerkt. Unter
den Mineralien, welche Aluminium enthalten, habe er nur vom
SZdokras und Granat Kryſtalle erhalten. Die künſtliche Bildung der
Feldfpathfryftalle löst eines der ſchwerſten Probleme der Fünflichen
Mineralienerzeugung, welche fo helles Licht auf die Nevolutionen -
der Erde werfen, und hoffen läßt, dab man nächſtens den Felde
ſpath von allen Größen und nah Willkühr wird bilden Fon
nen. (Neues Jahrb. f. Mineral, 1835, 4. Lief. ©. 31.) — Gaudin
hat in nenefter Zeit Fünfliche Nubine gebildet. Er fchmelzt das
Aluminium im Alaun durch eine mit Wafferflof und Sauerftoffgas
genährte Löthrohrflamme und giebt entfprechende Duantitäten Chrom
und Silicium dazu, wodurch er Fryftalliftrte Rubine erhält, die in
ihrer Mifchung ganz den natürlichen gleichen. — Sn einem Töpferofen
zu Oranienburg bemerkte man die Bildung fchöner Eifenorydfryitalle,
Das zur Glafur der Gefchirre in den glühenden Dfen geworfene
Kochſalz wurde dampfförmig von dem in der Mafe enthaltenen
Silicium zerfeßt, wobei Natron gebildet wurde, das fich mit dem
Silicium zu einem glasartigen Heberzug verband. Die freigewordene
Salzſäure wirkte auf das Eifenoryd der Geſchirrmaſſe, es bildete ſich
Ehlvreifen und Waſſer. Das Chloreifen wurde fublimirt, an den
weniger heißen Stellen des Dfens abgefebt und dort bei fortwährend
einwirfenden Wafferdämpfen, allmälig in kryſtalliſirendes Eiſenoxyd
und in entmweichendes Chlorgas zerfeht. So erflärt Mitfcherlich die
Bildung diefer Eiſenoxydkryſtalle. — Aus Strahlfies entficht durch
Zerſetzung Eifenvitriol, aus Bleiglanz Eohlen- oder phosphorfaures
Blei. Hiebei fchreitet die Umwandlung von Innen nach Außen und
die Form wird verändert. Waſſer bildet mit Eifenfies eine Auf»
löſung, aus der ſich Eifenvitriolfryftalle ausfcheiden. In Falten und
heißen Quellen ſetzen fich Kalftuf, Kiefeltuf, Schwefel, Eifenfies,
Borarfäure ab, Aus Gebirgsarten blühen oder wittern aus Alaun,
Bitterfalz, Kalifalpeter. Durch vulfanifche Thätigfeit entſteht eine
Reihe von Mineralien; f. Bd. 1. ©. 431. Durch Schwarz- und
‚Braunfohlenbrände entfliehen Aaun, Schwefel, Schererit. Körner
von Eifenfies entitchen in der. Atmofphäre und fallen bisweilen in
Hagelförner eingefchlofien herab. _.
Dffenbar ſtammen auch einige bis jet als eigentliche (amorphifche)
Mineralien angefehene, wenigftens dem größten Theil ihrer Maffe
nach, aus der organifchen Natur, wie aus Fifcher’s, Ehrenberg’s,
Retzius und Turpin’s Beobachtungen hervorgeht, wornach ſſe aus
den Fiefeligen Banzern mancher Bacillaricen und Infuforten gebildet
find. CH. Fifcher, Beſitzer der Porzelanfabrif in Pirfenhammer
8 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Bud.
bei Karlsbad, hatte beobachtet, daß die in Torfmooren bei Franzensbab
vorkommende, dem Kiefelguhr ähnliche Subſtanz faſt ausſchließlich
aus dem Panzer einiger Arten von Navicula beftehe, und der feuer
beftändige Nückſtand des fielenweife ausgeglühten Meerbodens zu
fein ſcheine. Ehrenberg beflättigte, daß fie meiftens aus Naviculis
und einigen andern Bacillarieen befiche, deren ganz durchfichtige
Kiefelpanger wohl durch auferordentliche Glühhite gereinigt und zu⸗
fammengehäuft werden, glaubt aber nicht, daß fie Meeresboden
angehörten, weil die meiften mit der gemeinen Süßmwaffergattung
N. viridis übereinftimmen. Die Kiefelguhre von Isle de France und
St. Fiore in Toscana beſtehen nach Ehrenberg, aus Schalen
mehrerer fat ſämmtlich noch lebender Bacillarieen (fo wie aus feltenen
Kiefelfpindeln von See- oder Süßwaſſerſpongien) ohne Bindemittel. .
Schon rüber wies Ehrenberg nach, daß die dottergelbe fchleimige,
für abgefehtes Eifenoryd gehaltene Eubftanz im Boden von Sumpf
gräben, ebenfalls eine fehr feine Bacillarice fei, welche beim Glühen
fich wie Eiſenoxyd röthet, Fark eifenhaltig ift, aber weder durch
Glühen noch Säuren die Form verliert, folglich einen Kiefelpanzer
hat. Diefelben Fiefelhaltigen Gliederfäden zeigt aller den Aafeneifen-
ſtein umgehende Oder, als Rückſtand nach dem Auslaugen des Eifens.
Senes Bacillariee, die Gaillonella ferruginea, fpielte wahrfcheinlich beim
Entfiehen der Nafenerze eine wichtige Rolle, entweder duch Sum⸗
miren ihres eigenen Eifengehaltes oder Anziehen des in der Nähe
befindlichen. Kiefelerde und Eifen fünnen ebenfo von winzigen Thie⸗
ren abflammen, wie z. B. Kalferde von Konchylienfchaalen. . Es gab -
alfo Gewäffer, nur mit ungehenern Mengen diefer Fleinften Orga-
nismen erfüllt, welche durch gewaltige Feuerfataftrophen eigentliche
Mineralien darftellten. Allg. 3tg. 27. Suli 1836, ©. 1374. Bericht
über die Verb. der k. p. Akad. im Juni 1836. — Nachdem Ehrenberg
1834 gefunden hatte, daß die gelbe Subflang der Torfmoore und
Duellen aus Gaillonella ferruginea, das organifche Sediment vom
Karlsbader Sprudel aus Bacillaricen,. wie fie bei Havre und in der
Dfifee vorfommen, gebildet fei (wobei er entdedte, daß die Zahl der
Querſtreifen oder innen Rippen diefer Körper in einem genauen
- Berhältniffe zu ihrer Größe ſtehe), unterfuchte er die preußifchen
Soolwäſſer und fand in dem bei Kolberg die Gaillonella ferruginea in
großen Maſſen. Fifcher entdeckte, wie bemerkt, daß die Fiefelerdigen
Maffen (Kieſelguhr) der Torferde v. Franzensbad aus navieulis ähnlichen
Körperchen beftche, die durch Feuer gereinigt und durch Verbrennen des
Moorbodens zufammengehäuft ſchienen Später fand Ehrenberg,
daß die verfchiedenen Bergmehle und Kiefelguhre aus Kiefelpanzern
der Bacillarieen mit einigen Spongienreften beftehen. Won den 28
entdeckten Speciebus leben 18 noch jetzt. 1836 erfannte er auch alle
Biliner Bolirfchiefer als Konglomerate einer noch lebenden Bacillarier.
Einleitende Betrachtungen. 9
Der fogenannte Saugfchiefer oder verhärtete Bolirfchiefer it ein nicht
mehr reines, fondern cämentirtes Snfuforienfonglomernt. Saug—
fchiefer und Bolirfchiefer befiehen aus Gaillonella distans, deren Ins
dividuen in erſterm durch ein Fiefeliges Cäment verbunden find. Der
Saugfchiefer gebt durch allmälige Zwifchenfiufen in Halbopal
über. Die Gaillonella distans fcheint oft deutlich durch Auflöfung das
Hlasartige Cäment geliefert zu haben, in welchem Gaillon. varians
mit Spongiennadeln wohl erhalten eingefenft iſt. Ehrenberg glaubt,
daß bloßes Waſſer ganz ruhig, oder ein anderes nicht flußſaures Lö—
fungsmittel den Halbopal aus den Kiefelfchalen der abgeftorbenen
Baecillaricen fo bilde, wie der Teig aus Mehl entſteht. Wäre der
Prozeß durch Feuer bewirft, fo würde die zarte Schichtung nicht
geblieben fein, die man oft bemerft, und die gelben eifenhaltigen
Halbopale könnten nicht beim Glühen roth werden, da fie den höhern
Drydationsgrad ohnedem ſchon an fich tragen würden. Auch die
Planitzer, Gaffeler, Habichtswalder Bolirfchiefer beftehen aus Scha—
‚Ten verfchiedener Bacillaricen; ebenfo die Halbopale von Ehampigny,
die Dolerite von Steinheim bei Hanau, der Gerpentin von Koßwitz.
Die weißlichen und gelblichen opafen Feueriteingefchiebe der Marf
bei Berlin und das weiße Mehl zwifihen ihnen enthalten viele ein»
gefchloffene fpindel- und kugelförmige Körperchen, den Spongienficfels
nadeln und der Bacillarienfippe Pyxidicola vergleichbar. Jenes weiße
Mehl halt Ehrenberg für den Primitivzuftand der Feuerſteine, die
durch eindringende Flüſſigkeit aus demſelben, wie Klumpen im Teige,
gebildet worden wären. Der Edelopal von Kaſchau iſt innen ſchon
ſehr homogen, aber das ihn umgebende ſteinmarkartige Mutterge—
fein zeigt wieder deutlich die ſchon zum Theil aufgelöste G- distans.
Ganz oder theilweife beitehen alfo aus Bazillarienpanzern, von der .
neuefien Formation: Bergmehl, Kiefelguhr; von ZTertiärgebilden:
Bolirfchiefer, Saugfchiefer, die Halbopale des Bolirfchiefers. Höchſt
mwahrfcheinlich eben fo verhalten fich, von neueſten Bildungen: Gelb-
erde, Raſeneiſenſtein; von GSefundärbildungen: die Feuerfleine der
Kreide; von Steinarten, die mit primären oder Altern vulfanifchen
in Verbindung fiehen: die Halbopale des Dolerits, die Halbopale,
gemeinen und Edelopale des Porphyrs, gewiſſe Steinmarfe. Nach—
träglich bemerft Ehrenberg, daß: auch die Feuerfteine von Delikfch
eine große Menge Schalen noch jetzt lebender Bacillarieen ent—
halten; befonders von Xantbidium (fureatum, aculeatum, hirsutum,
delitiense) außerdem noc, in großer Menge die Banzer von mehreren
Gattungen von Peridinium, (pyrophorum, priscum, wahren Snfuforien)
alle zwifchen zerfallenen oder fait aufgelösten Algen und Scepflangen,
Spyongiennadeln und Flufiren liegend. Einige Feuerfteine enthielten
. auch Bentafriniten- und Echinitenabdrüde, einer eine Catenipora,
Das Gefchiebe der Mark, welches Klöden Schwimmflein nennt,
40 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Bud,
beſteht aus Kiefelfpindeln und organifchen Kugeln, wie die Feuer-
feine der Mark, zu welchen er fich fo verhält, wie der Bolirfchiefer
zum Opal. Sn den Polirfchiefern von Rione in der Auvergne er
Fannte Ehrenberg Fonifche Stäbchen (Kiefelfpindeln ?) und fehr deut⸗
liche eylindrifche Röhren, wahrfcheinlich eine neue Gaillonella, deren
Glieder (Thiere) fehr lang genredr find. Ehrenberg läßt fogar die
Vermuthung durchblicken, daß die theils alten, theils neuen Sätze,
omnis calx e vermibus, omnis silex e vermibus," omne ferrum e ver-
mibus, fich beftättigen könnten. (mtl. Bericht über die Verh. der
deutfch. Naturf, zu Sena, 1836. ©, 69 f. Wirgmann’s Arch, für
Naturgeſch. 1836. Bd. I. ©. 333. Daſelbſt it angegeben, daß Gail-
lonella distans, welche fait ohne Bindemittel den Bolirfchiefer von
Bilin bildet, gewähnlich YAss’/’/ groß if, und fich mithin in einem
Kubikzoll diefes Geſteins 41,000,000,000 Individuen finden, Ferner
vergl. Wiegmann’s Arch. 4837. Bd. 1. ©, 273 ff. 275 ff.) Ehrenberg
hat auch ſonſt noc) eine Menge anderer Mineralfubllangen unterfucht,
in welchen er feine organifchen Bartifeln fand, aber ihre Zufammen»
febung aus regelmäßigen Körperchen erfannte. — Turpin’s Beobach—
tungen finden fich im Märzheft 1837 der Annal. d. science. nat. nouy. ser.
Retzius hat das Bergmehl unterfucht (die Lappländer und die Chi—
nefen effen dafjelbe in Zeiten der Noth, und erftere mifchen es unter
ihr Korn- und NRindenmehl) und es aus Kiefel -(silex), thierifcher
Materie und Frenifcher Säure zufammengefebt gefunden. Unter dem
Mifrosfop entdeckte er im felbem 19 Species verfchiedener Infu—
forien mit Fiefelartigen Banzern, unter welchen Ehrenberg noch
mehrere als jebt um Berlin lebend fand, Vielleicht beiteht auch die
Erde, welche nach Humboldt mehrere füdamerifanifche Völker bei
Hungersnoth genießen, größtentheils aus folch thierifcher Subſtanz.
(Sikung d. franz. Afad, v. 27. Februar 1837.)
Aus der prganifchen Natur ſtammen ferner alle fogenannten
foffilen organifchen Berbindungen, vielleicht überhaupt die
meiften Snflammabilien Werners. Der Bernftein wird allge
mein für das Harz einer vorweltlichen Gonifere gehalten. Brof.
Aleſſi will den wahren Nrfprung des Bernfteins zwifchen- Baſt und
Rinde eines Ligniten der tertiären Schichten der Thäler von Caſtro
giovanni gefunden haben. (Mem. dell Acad. Gioen. di Catan. 4829.)
Veber die Art, wie die Chinefen die Bildung des Bernfteins anfehen,
bat Hr. von Paravey der franz. Afademie unterm 9. Nov. 1835
folgende Notizen aus chinefifchen Schriften mitgetheilt: „Der Ben-
tfao fagt, daß der hou-pe Cchinefifcher Name des Bernfleins) auch
Kiang-tchu genannt wird, d. h. Perlen oder Thränen des Kiang,
nämlic) der großen Flüffe oder Meerarme, wie die Alten von ihm
als Broduft des Eridanus od. Bo fprachen*). Geine Bildung erklärt er
*) Paravey fpielt bier ohne Zweifel auf Plinius L:. XXXVII. 11,2,
*
Einleitende Betrachtungen. / 41
alſo: Das Harz der wilden Fichte (tehy) oder Kerche (song) 1000
Sabre unter der Erde gelaffen, giebt den fou-ling, cine Art Aus»
wuchs der tiefen Wurzeln der Lerchen, oder alten Fichten, deſſen
Gegenwart in der Erde fich durch einen Teuchtenden Dampf verräth,
welcher über dem Drte fchwebt, wo die Wurzeln diefer Bäume fich
befinden, nachdem man den Stamm an der Erde abgehanen bat.
Der fou-ling 1000 Jahre, oder fehr lange Zeit in der Erde gelafien,
giebt den hou-pe der khou-pe, nämlich den Bernſtein oder die gelbe
Ambra. Endlich der hou-pe 1000 Sahre in der Erde bleibend, giebt
den ſchwarzen Stein to pder to-pe, der offenbar nichts anders if
‚als der Gagat. — Birlet, abweichend von der gewöhnlichen Anficht,
glaubt, daß die Er dharze vulfanifchen Urſprung haben, und beruft ich
auf die Befchreibung, welche Lenz, den die E. Akad. zu Petersburg
1830 nach Baku und an die Kürten des Kaspimeeres fehidte, von
den Naphthaquellen und den ewigen Feuern giebt. Lenz glaubt
ebenfalls an den vulfanifchen Urfprung der Erdharge, (L’Institut
4834, p. 356,) Virlet führt an, daß fogar die Alteiten von Foſſilien
freien, oft ganz förnigen und weißen Kalkſteine Griechenland’s won
Bitumen durchdrungen feien und ſtänken. Nimmermehr könne die
große Menge Bitumen auf der Erde von Zerfehung vegetabilifcher
Weberbleibfel oder langfamer Dertillation der Steinfohlen herrühren,
obwohl dieß in manchen Fällen möglich fei. (I. c. p. 184.) — Reichenbach
in Blansfo hingegen behauptet, daß das Steinöl bereits ganz gebildet
in den Steinfohlen beſtehe und einer ihrer Eonftitutiven Theile fei.
Es fei nur das Terpentindl vorweltlicher Goniferen. (l. ce. p- 182.) —
Weber den Torf vergl. Dr. Wiegmann: Weber die Entitehung, Bil—
dung und das Wefen des Torfes, nebft Anhang über Entſtehung,
Bildung und Wefen des Nafeneifenftein’s und erdigen Eifenblau’s.
Braunfchw. 1837, — Gemellaro fchreibt fogar dem Schwefel einen
thierifchen Nefprung zu. Er betrachtet feine Gegenwart in den
Bulfanen, den warmen Quellen, Metallgängen als zufällig — als
natürlich aber und wahr feine Schichtung im blauen Thon der ter»
tiären Schichten, wo fich der Gyps, das Salz und die Ligniten
finden. Das Ganggeſtein unterfuchend, fand er, daß es durch einen
blauen Thon voll Schwefel gebildet if, wenn die Mine reich if,
an, legt aber die Stelle unrichtig aus. Sie heißt nämlid):
Phaetontis fulmine icti sorores fletu mutatas in arbores populos,
lacrymis electrum omnibus annis fundere juxta Eridanum amnem,
etc. Delafoffe, Bearbeiter des neunten Bandes des Didot—
fchen Plinius, den ich benuße, führt hiebei p- 584 aus Bros
terius an; Eridanus,. la Rhodaune, amnis est, qui in laevum
vistulae ostium influit et urbem Danzig alluit. Ibi magna succini
copia.. At quum Germanorum Eridanus, Rhodanusve et Padus
appellatus, quoque ab Italis Eridanus similitudinem nominum ha-
beant, inde natae tot fabulae de palria et origine suceini.
12 Allgemeine Naturgefchichte, V- Bud).
und in welchem man Feinen Froftallifieten Schwefel, Strontian oder
andere Subflanzen findet. Bringt man aber den Mergel in Defen
zur Schmelzung des Schwefels, fo zieht man das Geſtein voll Zellen
heraus, deren Wände mit Kryftallen von fchwefelfaurem und Eohlen»
faurem Kalk, fchwefelfaurem Strontian und Schwefel befleidet find.
G. glaubt, daß überall, wo fich der Schwefel rein und mit
ſolchen Kryftallifationen findet, er die Wirkung unterirdifehen Feuers
erlitten ‚hat und daß der Theil, welcher in Säure verwandelt worden
ift, darüber Felfen von fchwefelfaurem Kalf gebildet bat, die ur—
fprünglich Eohlenfaurer Kalk waren; aber was noch mefentlicher
ift, er bemüht fich zu zeigen, daB der Schwefel von der Zerſetzung
nackter Mollusfen komme, die in den Thälern der ſekundären Schich—
ten zurücdblieben, ‚als das Meer fich während der Bildung der ter-
tiären zurückzog. Er glaubt diefe Anficht beitärft durch die Eriftenz
des Schwefels unter den animalen Grundſtoffen, feine Analogie mit
dem Phosphor , feine Verbrennlichkeit, — alles Charaktere, die ihn
den organifchen Subſtanzen weit mehr als den Mineralien nähern;
ferner durch die ungeheuere Entwidelung der gefchwefelten Waffer-
Hoffgnfe bei der Fäulniß der Thiere, die Entdeckung reinen Schwe—
fels an Drten, wo diefe Fäulniß in großem Maaße ſtatt hatte und
vieles andere. (Mem. dell’ Acad. Gioen. 41833.) — Kaftner vermuthet,
der Diamant fer ein organifches Erzeugniß, hervorgegangen
durch Berfehung der Kohlenfäure mittelſt des Lichtes, entweder in
den Schlammüberreftien der Schilfe und Karren der Vorzeit, oder
wahrfcheinlich in Tebendigen Niefenfchilfen, wie noch icht das reine
Kiefelerdehydrat, der Tabascheer erzeugt. Diefe Pflanzen hätten bei
der Verweſung nichts zurücgelafien als den Diamant, welcher fich
wegen großen Eigenwichts dem Wegſchwemmen der Dammerde zc.
leichter entzog. (Meteorol. Bd. I. ©. 216.) Zn einem in der.
königl. Gefellfchaft von Edinburg 4820 und geolog. Soc. v. London
1833 gel. Mem. ruft Brewfter Newton’s Bemerfung über die Sntenfität'
der Tichtbrechenden Kraft des Diamants und Bernſteins zurüd,
woraus Newton fchloß, daß beide eine fettige Foagulirte Subſtanz
feien. Brewſter fand eine neue Analogie zwifchen beiden in ihrer
polarifirenden GStruftur. Beide enthalten fleine Zellen mit Luft
gefüllt, deren erpandirende Kraft den Theilen, die unmittelbar im
Kontakt mit der Luft ſtehen, polarifivende Struktur mitgetheilt hat.
Zeichnungen begleiten das Memoire, wo man diefe Erfcheinung dar»
geftellt ficht durch Sectoren des polarifirten Lichts, welche die Luft-
fügelchen umgeben. Der Autor glaubt, daß diefe polarifirende Kraft
hervorgebracht fein müſſe durch die Ausdehnung einer gafigen Sub—
ſtanz, welche die Wände der Zellchen zufammengedrüdt habe, als
das Mineral noch weich war. Eine ähnliche Struftur kann im Glafe
oder in gallertartigen Maflen durch eine Kompreſſionskraft hervor-
Phyſikaliſche Verhältniſſe dev Mineralien. 415
gebracht werden, welche zirfelförmig um einen Punkt wirft, Nachdem
Brewſter gezeigt bat, daß der Diamant früher im teigigen Zufland
war, behauptet er, daß derfelbe nicht durch feurigen Fluß hervor»
gebracht worden fein könne. Er übt fich darauf, daß feine zahl
reichen Nachforfchungen über die Höhlen der natürlichen und künſt—
lichen Kryftalle, die auf auf naſſem und trocknem Wege hervorgebracht
worden waren, und welche ihm Gelegenheit zur Beobachtung von
Dauſenden von Höhlen lieferten, ihn doch nie erfennen ließen, daß
die erpandirende Kraft des Fluidums eine folche polarifirende Strufs
tur mitgetheilt hätte. Er glaubt alfo, daß Diamant und Bernflein
im Zuftand eines halbharten Gummi’s gewefen feien, und daß beide
von der Zerfehung einer vegetabilifchen Materie herrühren.
II. Hauptftück.
Phyſikaliſche Berhältniffe der Mineralien.
5‘ Hieher rechnet man alle jene, welche fich ‘weder auf Die
Miihung, noch auf die Form und mechanifche Sufammenfegung
der Mineralien beziehen.
Die Schwere ift bekanntlich die Kraft, mit welcher der
Erdförper alles gegen fein Centrum zu ziehen fucht. Ihre Be:
fimmung ift bei den Mineralien von höchfter Wichtigkeit, denn
die Schwere bildet ein Merfmal, welches unter Umſtän—
den, wo Geftalt, Farbe, Glanz ıc. verfchtwunden find, noch als
Leitftern dient. Man vergleicht das Gewicht der Mineratien
mit jenem des Waſſers, dieſes — 1 geſetzt, und nennt die fo
gefundene Größe ihr fpezififches Gewicht. — Die Härte
der Mineralien fcheint auf dem mehr oder minder heftigen Zug
zu beruhen, mit welchen deren Beftandtheile fich bei ihrer Bils
dung vereinigt haben. , Shr Gegenfaß ift die Weichheit. Man
theilt die Härteffala in 10 Grade, die durch eben fo viele unten
anzugebende Mineralien ausgedrückt werden. — Unabhängig
von der Härte ift die Dehnbarfeit, beruhend auf einem gleich«
fam phlegmatifch beharrlichen Zufammenhang ihrer Theilchen,
welche fich bei manchen Mineralien (beſonders beim Golde, vergl.
Br. I. ©. 148) auf eine unglaubliche Weife durch Zug und.
Schlag ausweiten laſſen, bis fie ihren Zufammenhang aufgeben.
44 Allgemeine Naturgeſchichte. vi: Buch.
Die Sprödtgfeit giebt fich hingegen dadurch Fund, baß jede
gewaltfame Unterbrechung des Zufammenhangs fich nach vers
° fchiedenen Richtungen fortpflanzt und fich "im Abfpringen von
Stücken und Splittern, fo wie im Bilden von Riffen Außert.
— Die Aggregatform der Mineralien, nad) welcher fie ftarr,
halb oder ganz flüffig find, beruht auf ihrem Verhäftniß zu dem
einmal ftattfindenden mittlern Bärmeftand auf der Erde. — Die
Durchfichtigfeit, in einer eigenthümlichen Sympathie mit
dem Lichte, einem Mitleuchten begründet, fteßt manchmal mit
ber Fryftallifirten Befchaffenheit in Beziehung, fo dag Mineras
lien, welche im amorphen Zuftand undurchfichtig find, im
kryſtalliſirten durchfcheinend oder durchſichtig werden. inige
burchfichtige Mineralien zeigen, merfwürdig genug, Doppelte
Strahlenbrechung, die dem Doppeltfehen vergleichbar, auf
beſonderer Anordnung der Kryftallifationsaren beruht. Mit der
doppelten Strahlenbrehung hängt die Polarifirung des Lich—
tes zufammen, aus welcher beftimmt werden kann, ob jene vors
handen ift, fo wierdas Srifiren, — Berhältniffe, welche bereits
beim Lichte, Bd. I. ©. 175, erläutert find. Der Dihroismug,
Trihroismug, die Farbenwandlung mancher Mineralien
beruhen auf öfters wefentfichen, öfters zufälligen Strufturverhäft
niffen,. — Die 5 Grade des Glanzes hängen zunächft von der
Glätte der Oberfläche ab, die wieder durch die morphologifchen
Berhältniffe bedingt wird, und bei Fryftallifirten Foffilien vorzüglich
groß iftz die Arten des Glanzes beruhen theild auf der Struftur,
theild auf der ftrahlenbrechenden Kraft, theil® endlich, wie ber
Metallglanz, der, wo er auftritt, auch die Farben ganz anders
ericheinen laßt, — auf noch unerflärten Bedingungen. — Die ger
wöhnlichen unveränderlichen Farben der Mineralien rühren von
ihrer chemifchen Kompofition her. . Viele entftehen durch Ber
mengung vonKohle, Schwefel und orydirten Metallen. Man nimmt
in der mineralogifchen Orismologie 8 Hauptfarben an, die durch
verfchiedene Mifchung zahlreiche Mittelfarben erzeugen. . Durch bes
Hinnende chemifche Zerfeßung entfteht das fogenannte Anlaufen;
durch Nebeneinanderfein mehrerer Farben das ftreifige, gefleckte,
geaderte, wolfige Anfehen. — Das Phosphoresziren, nicht
auf bloß leidendem Mitleuchten, fondern auf leuchtender Thätigfeit
Phyſikaliſche Verhältnifie der Mineralien. 135
beruhend, ift nicht vielen Mineralien eigen, und tritt bei einigen
von felbft, bei anderen nach vorausgegangener Beftrahlung durch
die Sonne, oder nach Erwärmung, Reibung, Zerftoßung oder
Eleftrifirung ein. — Die Schmelzbarfeit der Mineralien
wechjelt wie ihre Wärmefapazität außerordentlich; ihre Ertreme
finden fich unter den Metallen, von welchen das Queckſilber
noch bei großer Kälte flüffig bleibt, während die Platina der
Hochofenhige widerfteht. — Die Elektrizität, die allgemeine
Erregbarfeit aller Körper, findet fich nothwendig auch bei
den Mineralien, wird durch Reiben, Drud, Wärme hervorge,
rufen, giebt fich Als pofitive, negative oder polarifche Fund, und die
Mineralien find hiebei Leiter oder Nichtleiter. — Der Magne
tismus kömmt nur wenigen eifenhaltigen Mineralien und dem
Nickel zu, ift für fie charafteriftifch und Außert fich in verfchiedener
-Stärfe. Manche Mineralien zeigen fich polarifch -magnetifch,
indem fie an einem Ende den Nordpol, am andern den Südpol
der Nadel anziehen oder abftoßen. — Don untergeordneter Bes
deutung find die Wahrnehmungen, die der Geruchs-, Geſchmacks⸗
und Taſtſinn von Mineralien erhält, jo wie die Eigenfchaft
mancher, Waſſer einzufaugen und — wie der Hydrophan —
hiemit durchfichtig zu werden,
Die Schwere der Mineralförper Tiegt zwifchen Ertremen von
mehr als 20 — 23mal größerm Gewicht, als das Waffer hat, wie es
Platina und Sridium erreichen, bis zu unter 1, wie das auf dem
Waſſer fchwimmende Erdöl zeigt. — Mohs hat, vom weichiten begin»
nend und mit dem härteften endend, folgende Mineralien als die 10
Stufen feiner Härteffala beffimmt: 1) Talf, 2) Gyps oder Stein.
falg, 3) Kalkfpath, 4) Flußſpath, 5) Apatitfpath, 6) Feldfpath,
7) Quarz, 8) Topas) 9) Korund, 10) Diamant, — Zum Erproben
der Härte eines Minerals verfucht man mit einer feiner Kanten oder
Eden die Glieder der Sfala zu riken, von den härtern zu den weis
chern übergebend. Daſſelbe Metall zeigt aber auf verfchicdenen Kry—
ſtall- und Durchgangsflächen verfchiedene Härtegrade, ja fogar auf
derfelben Fläche, je nachdem es in diefer oder jener Nichtung gerikt
wird, wie Franfenheim in feiner Schrift, „die Lehre von der Kohäſion,
Brest, 1835“ nachweist. — Zerfpreftgbarfeit iſt der Widerſtands—
grad, welchen Mineralien dem Zerfchlagen mit dem Hammer entgegen»
ſetzen. Sie ſteht mit Härte und Gefchmeidigfeit nicht immer in geradem,
oft in umgefehrtem Verhältniß. Die Begriffe der Biegfamfeit,
Elafizität, des Abfärbens find für ſich klar. — Von der
16 Allgemeine Naturgeſchichte. V- Buch...
Durhfichtigfeit nimmt man 5 Grade an: 4) durchfichtig iſt ein
‚Mineral, wenn ein durch es betrachtete Gegenstand deutlich gefehen
wird; 2) halbdurchfichtig, wenn fein Umriß nicht mehr fcharf gefehen
wird; 3) ducchfcheinend, wenn das Mineral nur Licht durchfchims
mern, aber. fein Objekt hinter ihm erfennen läßt; A) an den Kanten
durchfcheinend, wenn nur einzelne Kanten oder Splitter Licht durch⸗
fehimmern laſſen; 5) undurchfichtig, wenn durchaus Fein Licht durch»
fhimmert. — Erfcheinen beim Sehen durch ein Mineral nach, 3 auf
einander fenfrechten Richtungen nur eine, zwei oder drei verfchiedene
Farben (was von den Kryftallifationsverhältniffen abzuhängen fcheint),
fo Heißt diefes Monochroismus, Dichroismus, Tridhroiss
mus. - Für den erften bedarf es Feine Beifpiele; der Dichroismus
erfcheint ausgezeichnet beim Kordierit, der Trichroismus beim bras
filifchen Topas. — Unter Farbenſpiel oder Opaliſiren verſteht
man den Farbenwechſel, der bei- einigen Mineralien, z. B. beim
edlen Opal erfcheint, wenn man auf fie in verfchiedenen unbeflimms
ten Richtungen fieht. Farbenwandlung, — befonders deutkich
am Labrador, Hyperfihen, Schillerfpatb — iſt jenes Bhänomen, bei
welchem einige Mineralien lebhafte blaue, grüne, gelbe und rothe
Farben nur an beſtimmten Flächen, nach verfchiedenen Richtungen
verfchieden flarf zeigen, und wo nach Veränderung der Stellung eine
Farbe in die andere übergeht. Farbenfpiel und Farbenwandlungen
feheinen von Terturverhältniffen abzuhängen, das Srifiren von.
Lichtpolarifirung an feinen Kiffen. Der einfache wogende Lichtfchein,
der im Innern mancher Adulare, Seldfpathe, Chryſoberylle erfcheint,
dürfte in einem faferigen Gefüge oder in einer beigemengten weniger
durchfichtigen Subitanz begründet fein; der weißliche ſechsſtrahlige
Stern, der vorzüglich in manchen Saphyren erfcheint, beruht wieder
auf Keyfallifationsverhältniffen. — Die Grade des Glanzes find:
4) ftarfglängend, wenn die Flächen eines Minerals deutliche Bilder
abfpiegeln, wie beim Obfidian, Bergkryſtall, Bleiglanz; 2) glänzend,
wenn die Bilder ohne fcharfe Umriffe erfcheinen, wie beim Schwere
ſpath; 3) wenig glänzend, wenn Fein Bild, ſondern nur noch allge—⸗
‚meiner Lichtfchein wahrgenommen wird, wie beim Kupferglanz; 4)
fhimmernd, wenn nur einzelne Bunfte Licht refleftiren, wie beim
Bleifchweifz; 5) matt, gänzliches Fehlen alles Schimmers. Die
Arten des Glanzes find: 1) Metallglanz; 2) Diamantglanz; 3) _
Glasglanz, 3. B. beim Bergkryſtall; 4) Wachs» nnd Fettglanz,
z. B. beim Bernflein, Pechſtein; 5) Perlmutterglang, z. B. beim
Glimmer; 6) Seidenglanzg, 5. B. beim Fafergyps. — Die 3 Haupt-
oder Stammfarben find: Weiß, Grau, Schwarz, Blau, Grün, Gelb,
Roth, Braun. ‚Die verfchiedenen Nuancen werden nach befannten
Gegenſtänden benannt; diejenigen, bei welchen die Eigenthümlichkeit
der Hauptfarbe am flarfien ansgefprochen iſt, beißen Charakterfarben;
‘
\ Bhnfifalifche Verhältniſſe der Mineralien. 47
fie find das Schneeweiß, Afchgrau, Sammetfchwarg, Himmelblau,
Smaragdgrün, Eitronengelb, Karmoifinroth, Leberbraun. Meiſtens
hat ein Kryfiall nur eine Farbe; doch zeigen manche ausnahmsweiſe
zwei oder mehrere Hauptfarben, wie am Turmalin, Slußfpath, Saphir
beobachtet wurde. Kryitallinifche oder derbe Stüde find häufig mehr»
farbig und zeigen öfters flreifige, aderige, geflammte, dendritifche,
ruinenartige Zeichnungen. Die Ausdrüde blaß, hell, tief, dunfel
find für fich EHar. Strich nennt man die Farbe, welche ein Mineral
oder fein Bulver beim Ritzen mit fcharfen Werkzeugen zeigt. Sie
weicht öfter von der des ganzen Stücks ab und iſt dann charafteriftifch,
— Die Brennbarfeit it vorzüglich nur Foffilien eigen, welche
ohne Zweifel aus der organifchen Natur ſtammen, wieder Bernilein,
die Erdharze ꝛc. oder folchen, welche zweifelhaften Urfprungs , fich
mehr oder weniger von den Metallen entfernen, wie Schwefel,
Phosphor, Selen, Arfenif. Daß der Diamant als reinſter Kohlen,
Hoff verbrennlich ift, it befannt; minder, daß ihm, wie oben aus»
einander gefebt wurde, einige ebenfalls grganifchen Urſprung zur
fihreiben. — Die Bhosphoreng tritt, wie bemerkt, auf fehr
verfchiedene DVBeranlafung, mit weißen oder farbigem Lichte ein;
durch Ritzen beim Dolomit, der. Blende; durch Neiben zweier Stücke
beim Quarz; durch Hämmern bei einigen Kalkſteinen und Edelſteinen;
durch Brechen beim Diamant, Topas; durch Erwärmung beim Fluß—
ſpath, Diamant, Apatit, Kalkſtein; durch Inſolation beim Diamant,
Strahlbaryt, Steinfalz, Bernſtein; durch Elektrizität. — Zu den elef-
trifchen fchlechten oder Nichtleitern (vergl. Bd. 1. ©. 181) ge—
hören im Allgemeinen die nicht metallifchen Mineralien und leichten
Metalle; Leiter find die Metalle, Ein und daſſelbe Mineral kann
nach Vorhandenfein geringer und zufälliger Umſtände, mehr oder
weniger Durchfichtigfeit oder Glanz, rauber oder glatter Oberfläche
2c. pofitiv oder negativ eleftrifch werden. Polariſch eleftrifch, fo
Daß das eine Ende +, das andere — E. zeigt, werden bei Erwär—
mung TZurmalin, Topas. Der Doppelfpath wird ſchon durch leichten
Drud cleftrifh, während andere Mineralien lange gerieben werden
müſſen; der Bergfryitall verliert die erhaltene Eleftricität fchon nach 10
Minuten, während fie der Topas 30 und mehr Stunden behält. —
Die Stärfe des Magnetismus magnetifcher Metalle ift verfchieden,
und erhellt aus der größern oder geringern Entfernung, in welcher
fie auf die Magnetnadel wirken. — Die Fähigkeit, Waffer ein»
zufaugen, giebt fich auch durch Anhängen an die Zunge fund.
Der Saugfalf erleidet im Waffer feine Veränderung; Bolus, Walker:
erde zerfallen oder zerfpringen; der plaftifche Thon wird lebhafter
oder dunkler gefärbt, der Hydrophan, das Weltauge wird durch-
fcheinender. — Dem Gefühl erfcheinen manche Edelſteine und die
Hediegenem Metalle kalt, der Spedflein fett, die Kreide mager, —
II. 2
18 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch.
Eine eigenthümliche Geſchmacksempfindung, metallifche —
erregen die Metalle; zuſammenziehend ſchmeckt der Eiſenvitriol;
laugenhaft, Natron; falzig, Steinſalz; bitter, Bitterſalz; kühlend,
Salpeter; ſüßlich, Alaun ſauer, Boraxſäure. — Der Geruch der
Metalle ift entweder fpezififch, wie Schwefelgerud für den Schwefel,
Meerrettiggeruch fürdas Selen, Knoblauchgeruch für den Arfenif, wenn
fie verbrennen; oder zufällig, durch beigemengte bituminöfe Sub-
fangen, wie bei manchem Quarz/ Kalk, Gyps. Das Erdöl richt von
felbft, Thon, Hornblende durch Anbaucher oder Befeuchten, Bern-
fein, Arfenif, Stinftein durch Reiben, Riten, Schlagen; Schwe«-
fel, Selen, Blei durch Erhitzen. — Gehörsempfindungen erre—
gen manche Mineralien beim Schlagen, Biegen oder Brechen; ein
Knirfchen gediegen Kupfer, ein — Bergkork, ein Klingen
Obſidian.
* %* ;
= *
Es iſt Aufgabe der analytiſchen Chemie, die Mifhungsver-
hältniffe der Mineralien auszumittelm Die fomit gefundenen
Kefultate werden durch kurze Formeln ausgedrüdt, wofür bereits
BY. J. ©. 4167 Beifpiele mitgetheilt wurden. Zugleich werden die
Mengen jedes Beitandtheils in Prozenten oder Taufendtheilen ange
geben, Der Mineraloge befchränft ſich meiſt auf eine Prüfung der
Mineralien auf trodnem und naſſem Wege. Bei erflerer werden
Heine Stüden eines Minerals der gewöhnlichen, oder meiltens der
Söthrohrflamme ausgefeßt, und beobachtet, ob fie ſchmelzen, fidy
reduziren, ſich verflüchtigen, verfniftern, aufmwallen, Geruch ver»
breiten, die Flamme färben, welches Produkt fie bilden ꝛec. Gebt
man den zu unterfuchenden Körper nur der Spitze der Flamme aus,
fo bleibt ev mit der Luft in Berührung und wird oxydirt; umgiebt
ihn die Flamme gang, fo wird der Sauerſtoff aus ihm entbunden,
Erſteres Verfahren heißt, ein Mineral der Drydations=, das zweite,
es der Neduftionsflamme ausfehen. Nach Umſtänden feht man die:
Mineralien der Löthrohrflamme nur in der Blatinzange, oder auf einem
Stüdchen Kohle, im Kolben oder offenen, etwas gefrümmten Glas»
röhren aus. Manchmal werden Mineralien in Verbindung mit noch
andern Stoffen der Löthrohrflamme ausgeſetzt; mit Fohlenfaurem
Natron, borarfaurem Natron, PBhosphorfalz ꝛe., um die Reduktion,
Schmelgbarfert, Auflöslichfeit zu befördern. — Bei der Prüfung
auf naffem Wege werden die Mineralien in Waller oder Säuren.
bei gewöhnlicher oder erhöhter Temperatur gebracht, und beobachtet,
ob fie farbige oder farblofe Auflöfungen geben, aufbraufen, Gaſe
ausſtoßen, Gallerte bilden ꝛc.
Zur Beobachtung der Eleftricität ber Mineralien bedient:
-man fich eines auf einer Stahlfpike ſchwebenden, beiderfeits in
*
Elementartheile, Struktur u. morphol. Verhältniſſe d. Mineral. 19
Kugeln geendigten Eiſenſtäbchens. Das zu unterſuchende Mineral
wird mit einem wollenen Tuch gerieben und dem Stäbchen genähert;
zieht es dieſes an,„ſo iſt es ein Nichtleiter, im Gegentheile ein Leiter.
Zur Beſtimmung der Art der Elektrizität iſolirt man jenes kleine
Werkzeug, d. h. man bringt es auf einen Nichtleiter, z. B. eine
unterlage von Glas, und theilt ihm dann, indem man mit einer gerie—
benen Siegellackſtange eine der Kugeln berührt, die Elektricität jener,
alfo Harzeleftrieität oder — Eleftricitäti mit. Sicht nun ein dem
ZInſtrument genähertes Mineral diefes an, fo wird es + 'cleftrifch,
im Gegentheil — eleftrifch fein, weil fich ungleichnamige Elektrizi—
täten ie ‚; gleichnamige abftoßen.
IH. Gauptftück,
Elementartheife, Struftur und morphologifche Bers
hältniffe der Mineralien.
Ueber die Elementartheil hen unorganifcherKörper find
von Ehrenberg und Valentin einige Beobachtungen mitgetheilt wor:
den. Der leßtere Gelehrte bemerkt hiebei, daß diefe Elementar—
theile meift aus rumden, großern oder kleinen Kügelchen in
mannigfachen Aggregationen zufanmengefeßt find, und wefentlich
nur den nicht Erpftallifirten Körpern angehören, während bei reinen
Kryftallbildungen, wie bei reinen chemifchen Köfungen, Feine Molekule
fihtbar werden, was Ehrenberg's Angaben widerfpricht.. — Die verz
fchiedenen Arten des Bruch, dürften in Beziehung zu der Geftalt
und Anordnung diefer nod) fichtbaren Partikeln ftehen, was weitere
Beobachtungen, auf diefem faſt noch unbefannten Felde entjcheiden
werden. — Gewiffe Mineralien, 3. B. Kalkſpath, Steinfalz, Blei—
glanz ꝛc., erhalten beim Zerichlagen in jedem Theile 'glatte und
ebene Flächen, welche Eigenichaftman Theilbarfeit oder Spalts
barfeit nennt, während die jo erhaltenen, beftimmt begrenzten
Stüde Theilungsgeftalten der Gattungen beißen. Die Kry—
ftalle der Mineralien enthalten diefe Flächen nicht wirffich in fich,
fondern Taßen nur in folchen Richtungen leichter als in andern
eine Trennung ihrer Theile zu. Immer find diefe Theilungs-
flächen einer oder ber andern der bei den Gattungen vorfommenden
Kryftallflächen parallel; fie hangen daher mit den Kryftallifationg-
20 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch.
verhaͤltniſſen der Gattungen zuſammen und beruhen auf einer
nach gewiſſen Richtungen verminderten Kohäſionskraft. Oft
findet Theilbarkeit in der Richtung mehrerer Flächen ſtatt,
die dann gewöhnlich verſchieden vollkommen und mehr oder
minder leicht zu erhalten ſind. —
Gleich bedeutungsvoll für die philoſophiſche —
tung, wie für die praktiſche Mineralogie find nun jene regel—⸗
mäßigen, Kryftalle genannten Geftalten der Mineralien. Geder
natürliche Körper von fefter gleichartiger Maffe, welcher bei
‚Annahme feiner gegenwärtigen Befchaffenheit nach aus. feinem
Weſen hervorgehenden Gefegen durch mehr oder weniger voll
kommne, ſymmetriſch gelegene Ebenen begrenzt wurde, ift ein
Kryſtall. Die Kryftallformen find den Mineralgattungen we—
fentlich. und ftehen daher in engfter Beziehung zu denfelben, wos
bei, fo. viele Kiyftallformen auch eine und diefelbe Gattung
zeigen mag, fie doch immer zu einem und demfelben Syfteme
gehören. — Die Möglichkeit der Kryftallifation ift allerdings
in der Kohäfiondfraft begründet. Was die Urfache betrifft,
fo hätten nad) atomiftifchen Begriffen die Atome eine beftimmte
Form, und wären mit, nad) den Stoffen verichieden Fiegenden
Anziehungs- und Abftoßungspolen verſehen; nach dynamifchen
wäre die Kohäſionskraft nach gewiffen Richtungen hin verfchieden
groß, was dann wieder erft einer Erflärung des Warum? bes
dürfte, Daß die Bedingung, beftimmte Kryftallgeftalten ans
zunehmen, in den Stoffen feldft Tiege und ein ihnen allen fo,
wefentliches Vermögen fei, daß es fich überall in der Natur
außert, wo nicht zur große Hinderniffe entgegentreten, und daß
die großen Maffen unfryftallifirter Mineralien des Erdkörpers
nur Hemmungsbildungen darftelen, kann um jo weniger
bezweifelt werden, da jedem Stoff eine eigenthümliche Formen»
reihe zufümmt, und nach Beudant's Verfuchen es entjchieden ift,
wie wichtig für die Annahme einer oder der andern möglichen
Kryftallgeftalt die Beimifchung irgend eines fremden chemis
fehen Elements werden könne. Auch iſt die Kryftallform mit
allen übrigen phyſiſchen Eigenfchaften innig verfettet. Abgefehen
davon find aber die Smponderabilien, unter ihnen. viel
feicht am meiften Wärme und Elektrizität, zur Anregung ber
Elementartheile, Struktur u. morphol. Verhältniffe d. Mineral. 21
Kryſtalliſation nothwendig, wie wenigftens aus jenen Vers
fuchen hervorgeht, wo bei Abfchließung der atmofphärifchen Luft
die Kryftallbildung nur unvollfommen oder gar nicht eintrat. —
Wie wichtig die Wärmeverhältniffe find, ift allbefannt; die näs
heren Beftimmungen hiebei find jedoch höchft verfchieden, je
nachdem ein Körper bei dieſem oder jenem Wärmegrad flüffig
ift. Tropfbar oder elaftifch flüffig müffen aber alle Körper fein,
welche Fryftallifiren follen, und es ift bis jetzt mehr als zweifels
haft, ob ein Körper aus dem yulverifirten Zuftande in den
Erpftallinifchen übergehen fann. Daß die Elektrizität zur Ans
nahme einer andern als der gewöhnlichen Kryftallform veran⸗
laſſen kann, geht aus Becquerel's unten anzuführenden Berfuchen
hervor. Daß nad Le Blanc die Menge eined'gegebenen Stoffes
auf die Wahl irgend einer ihm möglichen Kryftallgeftalt eins
wirft, fcheint wieder für die atomiftifche Anficht, in Verbindung
mit den Anziehungsaren der Atome zu fprechen. — Die Geftalten
der Kryſtalle felbft, und ihre Ummwandlungen find nur durch
polariſch wirkende Kräfte in den Stoffen begreiflich. Die vielerlei
Formen einer Grundgeftalt gehen hervor, indem Kanten oder Eden
zu Flächen, Flächen zu Kanten werden, indem durch Verdopplung
oder Berdreifachung neue Reihen von Flächen fic) auf den Kanten
und Eden, neue Kantenreihen auf den Flächen erheben, mit den
Flächen oder Kanten der einen Geftalt fich die einer ganz andern
verbinden (wonach fich 3. B. auf der Grundgeftalt des Würfels das
Dftaeder, das 24flach ꝛc. erhebt), wobei die Grundgeftalt immer
diefelbe bleibt. Die faft unzählbaren Kryftallformen fondern fich
doch nach gewiffen Durchgreifenden Geftaltungsgefegen in mehs
rere Gruppen oder Spfteme ab, zwifchen welchen zwar Annähe⸗
rungen, aber feine wahren Uebergänge beftehen. In jeder ders
felben giebt es möglicherweife zahllofe Kombinationen, zwifchen
denen aber eine unauflösliche geometrifche Verwandtfchaft ftatts
findet. Bei Kryftallen, wo alle drei Aren gleich groß find,
müfjen nothwendig an allen Eden und Flächen die gleichen
Aenderungen eintreten; find aber die drei Dimenftonen der Länge,
Breite und Dicke ungleich, fo können Flächen und Kanten der
einen Dimenſion Veränderungen eingehen, an welchen die der
andern Feinen Antheil nehmen. Ein merfwürdiged Verhältniß
393 0 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch.
zeigen die’ fogenannten Zwillingsfryftalle, „bei welchen ein
förmliches Umfehren der Polaritäten eintritt, vermöge welchem
bei einem der Kryftalle zur Fläche wird, was bei dem andern Kante
ift, — Während beim fchon früher genannten Iſomorphismus
(vergl. Bd. I. ©. 146) ſich gewiffe Stoffe wechfelfeitig vertre⸗
ten, und mit dritten bei gleicher Zahl der Mifchungsgewichte
gleiche Formen erzeugen können, fo befteht der bei einigen Mine-
alien beobachtete Dimorphismus darin, daß chemifch gleich
befchaffene Foflilien einmal nach diefer, ein anderesmal nad)
einer ganz andern Grundgeftalt Eryftallifiren. — Sm Allgemeinen
findet man, daß mit der Kryftallifation eines Foffils gleichlam
eine Verklärung und Veredlung deſſelben gegeben ift, wobei
Härte, Klang und Durchfichtigfeit auf auffallende Weife. gefteir
gert werden. Das Foffil wird gleichlam dem Lichte verwandter, .
der Welt. der höhern Kräfte näher gebracht, und wie im der
Geftalt felbft die fhöne Ruhe und Ausgleichung fich polariſch
burchödringender Kräfte ausgefprochen ift, fo erfcheint während
ber Wirffamfeit derfelben, zur Zeit der Kryftallifation, öfters -
eleftrifche Lichtentwicklung. — Die Mineralogen betrachten zwar
die Kryftalle als die eigentlichen Individuen des Mineral
reichs; es ift aber klar, daß diefes Wort hier einen andern Sinn
hat, als auf deu höhern Stufen der. organifchen Natur, und
daß ein wahres Individuum in einer den ganzen Bau befeelenden
und durchdringenden Potenz, einer Seele gegründet ſei. Bedenft
man aber andererfeits, wie fchwanfend der Begriff der Indivi⸗
. bualität ſchon im niedern Thierreiche, noch mehr im Pflanzen:
reiche werde, fo wird man ſich nicht zu fehr gegen jenen Aus»
druck ausfprechen, erfennend, wie die gewaltige Geiftesfraft in
der Natur bald durch unmerkliche Zwifchenftufen die fcheinbar
äußerjten Extreme vereinige, bald auf gewiffen Stufen des Seins
Abbilder hervorrufe, die Urbildern auf andern Stufen täufchend -
ähnlich find, — Die freng geometrifche Geftaltung, wie fie die
Theorie vorausfegt, findet fich in der Natur faft nie erreicht; fie
bildet das Ideal, welchem die einzelnen Kryftallformen, nad) ihrer
größern oder geringern Unvollfommenheit Cwie in der organifchen
Natur die Individuen ihrem Gattungstypus), fich weniger oder
mehr nähern. — Die Kryftallindiviouen: haufen fich ‚bald Chiebei
Elementartheile, Struktur ı. morphol. Verhältniſſe d. Mineral. 93
in ihrer Ausbildung fid) mehr oder minder ftörend) in Grup
pen oder Drufen zufammen, bald werden fie in der unmerflichs
ften Abftufung endlich fo flein, daß fie das Auge nicht mehr
unterfcheidet und daß dag Mineral dicht genannt wird, was
es eigentlich bei dem allenthalben fo mächtig andgefprochenen
Beftreben der Stoffe, Geftalt zu gewinnen, nur in den Außerft
wenigen Fällen eines wahren Amorphismus ift, — bald bilden
die fehr Kleinen, unvollfonmnen, zufammengehäuften Kryftalle,
je nachdem die eine oder andere ihrer Dimenfionen überwiegt,
die fogenannte körnige, ftänglige oder. fchalige Abſonde—
rung. »Die Pfeudomorphofen haben ihren Grund in zus
fälligen Umftänden, eben fo die fogenannten nachahmenden
Geftalten, von welchen einige Bildungen, wie 3. B. Fugliche,
traubige, auch auf der allgemeinen Anziehung beruhen,
Nach Ehrenberg beiteht 1) alle Kreide, ſowohl die weiße, als
die farbige, aus fehr regelmäßigen, platten, elliptifchen Körperchen,
Dder deren Fragmenten, welche Ya — Yizo’’’ im Durchmeffer haben;
und aus eingeferbten (gegliederten) Fonzentrifchen Ringen gebildet
werden. 2) Die Borzellanerde von Aue und Calle beſteht aus grö-
fern, vegelmäßigern, jenen der Kreide ähnlichen, aber fcheibenförs
. migen runden Körperchen und deren Fragmenten, die bis 1357
groß find. 3) Meerfchaum und Bergleder beitehen aus mehr oder
weniger loder und filgartig verflochtenen, biegfamen Gliederfäden,
deren Glieder eine beitändige Größe zeigen, und man kann verfälfch“
ten Meerfchaum, der unregelmäßigen beigemengten Theile wegen,
die meift feiner Quarzſand find, leicht unterfcheiden. 4) Alle Berge
milche und Kalkguhre beftehen aus fehr beitimmten, unbiegfamen
und geraden Glicderftäbchen, welche. in Bündel vereinigt eine fpirals
förmige Anordnung der Glieder oder Körnchen zeigen. - 5) Alle ges
mengten Stein- und Erdarten, befonders alle Thon - und Lehmarten,
zeigen ihre dem bloßen Auge nicht erfennbaren Beitandtheile noch
deutlich unter dem Mifrosfope, und viele bisher, den Äußeren Cha—
rafteren und chemifchen Beltandtheilen nach, für ähnlich und gleich
gehaltene Subitanzen find ihren nächiten wahren Beſtandtheilen nach
von einander fehr abweichend, und umgekehrt ſehr fern gehaltene
fich fehr verwandt. 6) Selb Fryfiallifirter Glimmer und Quarz,
fammt den -meiften ähnlichen, von E. unterfuchten Mineralien zeigen,
theils ohne weitere Vorbereitung, theils beim Erhiken oder Glühen,
ein geförntes Anfehen von großer Negelmäßigfeit. 7) Man kann
endlich auf Fünftlichem Wege durch Glühhike, und wie es fcheint,
auch felbft unter Waſſer, Kalf,. Kiefel und thonerdige Subftanzen
24 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch, —
(vielleicht durch eine Art Polariſirung der erwähnten körner—
artigen Elementartheile) in Gliederſtäbchen verwandeln. Dieſes iſt
der gewöhnliche Prozeß beim Porzellan. (Amtl. Bericht über d.
Berf. deutfch. Naturf. ze. zu Jena 1836, ©. 76.) Balentin’s Untere
fuchungen über die vorzüglichiten Nengentien, befonders der orgas
nifchen Chemie, (die er großentheils aus rundlichen, unregelmäßig
zufammengehäuften Molefularförnchen gebildet fand) ſtehen in f.
Repert. f. Anat. u. Phyſ. 2ter Bd. 1837, ©.29 f. a
Bruch, Bruchflähen nennt man die unregelmäßigen Ebenen,
welche ein Mineral bei feiner Theilung in Richtungen, nach welchen
feine Spaltbarfeit flattfindet, erhält. Der Bruch if eben, wenn
feine Erhabenheiten oder Vertiefungen erfcheinen, uneben beim
Gegentheil, mufchlig bei muldenförmigen Vertiefungen, fplite
trig,hadig,erdig. Die Oberfläche eines Minerals fann glatt
oder eben, uneben, raub, geförnt, geſtreift, druſig, zer—⸗
freſſen, löcherig, geſchmolzen ze. fein.
Kryſtalle m. Kryſtalliſation. Kryſtalle find eingewachfen,
wenn ſie in einer ringsum freien Maſſe gebildet wurden, aufge—
wachſen, wenn ſie mit einem oder einer ihrer Enden oder Flächen, die
daher nicht ausgebildet werden, ſich an andern Körpern anlehnen. Die
die Kryſtalle begrenzenden Ebenen heißen Flächen, welche 3, 4, 5,
6 oder mehrfeitig fein können. Die 3feitigen Flächen, Dreiede,
find wieder gleichfeitig, gleichfchenflig, oder ungleichfeitig. Die
Afeitigen Flächen, Vierecke, find PBarallelogramme, wenn 2
gegenüber ‚liegende Geiten parallel Taufen, im Gegenfall Klino-
gramme. Untergattungen der eriten find die Dundrate, Rektangeln,
Nhomben und Nhomboide; der zweiten die Trapeze und Trapezoide.
PBentagone und Heragone fönnen gleich- ‚oder ungleichwintlig
fein. Die Winfellinie, in der 2 Flächen zufammenfloßen, heißt
Kante; der Punft, in weldyem 3 oder mehr Flächen zufammen-
treffen, Ede. Einfache Kryflallformen find jene, welche wie z. B.
der Würfel und das Achtflach von gleichnamigen, — zufammenge»
feßte Formen oder Kombinationen jene, welche von ungleich“
namigen Flächen begrenzt werden. Kanten und Eden fönnen fich in
Flächen verwandeln, die Abftumpfungsflächen heißen und gerade
oder fchief aufgefekt fein Fonnen. Sind flatt einer Kante der Grundform
2 gegeneinander geneigte Abänderungsflächen vorhanden, und ent-
frehen bienach ſtatt einer 3 parallele Kanten, fo beißen die beiden.
Abänderungsflächen Sufchärfungsflächen und ihre Kante Zu⸗
fhärfungsfante. Auch Eden können zugefchärft ſein. Iſt ſtatt
einer Ede der Grundform eine andere fFumpfere zugegen, fo heißen
die Eden zugefpibt unb ihre Abänderungsflächen Zuſpitzungs—
flächen. Bei den meiften einfachen Formen wird bisweilen die halbe
Anzahl der Flächen -feltner der vierte Theil derfelben, fo groß, daß
Elementartheile, Struktur u. morphol. Verhältnife d. Mineral. 25
die übrigen, nach beflimmten Gefeßen, gang verfchwinden. Die fo
entfiandenen Formen nennt man hemiedrifche oder tetartoe-
drifche, im Gegenfab zu den homoedriſchen oder vollflächigen.
Aren der Keyftalle find gewiſſe Linien, welche durch ihren Mittel-
punft geben, und um welche die Flächen ſymmetriſch vertheilt find,
Gleichartige find jene, welche gleiche Een, Kanten oder Flächen»
mittelpunfte mit einander verbinden; bei den ungleichartigen
findet das Gegentheil flatt. Einarige Formen find mit einer oder
mehreren Aren verfeben, die Feine gleichartigen haben; vielarige
haben, wie 5. B. der Würfel, feine einzelnen Aren. Man unter⸗
ſcheidet Haupt- und Nebenaren.
In den Formen mit einer einzigen Are ohne gleichartige, iſt
diefe auch die Hauptare. Beiden übrigen einarigen Formen mit meh.
reren einzelnen Aren wählt man eine zur Hauptare. Bei den viel-
arigen Formen fann jede Are als Hauptare gelten. — Die einzelnen
Kryitallfyiteme begreifen alle jene Formen unter fich, die gleiches
Symmetriegefeb und gleiche Aren haben. Veränderungen, die an
der herrfchenden Geſtalt eines Minerals fkattfinden, gehen nur fo vor
fich, daß die Flächen der untergeordneten Form ganz ſymmetriſch zu
der herrfchenden treten. Formen verfchiedener Kryſtallſyſteme
fommen fait nie zufammen vor. Die 6 bis jet aufgeilellten Kry-
ſtallſyſteme nennen
Weiß u Rofe: Mobs: Naumann:
1. das reguläre. das teffulare.- das teſſerale.
‘2. 2u. datige. » Pyramidale. „ tetragonale.
3. m 30 datige „rhomboedriſche. „ beragonale.
4, „ 1m. aarige. „orthotype. „rhombiſche.
5.» 2 u. dgliederige. „ hemioxthotype. „monoklinoedriſche.
6. 4 u, Igliederige, „ anorthotype. „. teiflingedrifche.
Es folgen die zu jedem gehörigen Formen nach Weiß und Nofe.
I. Reguläres Kryſtallſyſtem. Drei Aren, gleichartig,
untereinander rechtwinklig geneigt. A. Homoedriſche Formen.
1) Das Dftaeder, der Achtflächner; 8 gleichfeitig 3edige Flächen, 12
untereinander gleiche Kanten, 6 gleiche Aflächige Eden. Neigung
zweier Flächen an den Kanten 1090 28/, in der Oktaederecke 700 327.
2) Das Herneder, Schsflähner, Würfel; 6 quadratifche Flächen,
von 900 Neigung in den Kanten, 12 gleicheKanten, 8 gleiche und drei»
flächige Eden. Oktaeder und Hexgeder fommen häufig zufammen
vor. 3) Das Dodefacder, Zwolfflächner; 42 Rhombenflächen mit
Winfeln von 1090 28/ und 700 32/, 24 gleiche Kanten, 6 Aflächige
und 8 3flächige Eden, Die in der Dftacderede gegenüber lie—
genden Flächen find um 909%, die Kanten um 1090 28’, die Flächen
in den Kanten um 1209 geneigt, Kommt häufig mit Oktaedern und
Hexaedern vor, 4) Die Sfofitetraeder, Vier und zwanzigflächner;
96 Allgemeine ———— v. Buch.
24 ſymmetriſche Trapezoidflächen mit zweierlei Seiten und dreierlei
Winkeln, 24 längern und 24 kürzern Kanten, 26 Eden von dreierlei
Beſchaffenheit. Man kennt 2 Arten von Jkoſitetraedern; die eine
Leuecitoeder, befonders beim Leucit vorkommend, die andere häu—
figere Leucitoid genannt. 5) Die Triakisoktaeder, Dreimalacht-
flächner; je 3 Flächen um die 8 Hexaederecken gruppirt, geben den
beiden bis jebt befannten Formen im Allgemeinen das Anfehen eines
Dftaeders, auf defien Flächen sfeitige Pyramiden aufgefest find.
24 gleichfchenflig Sedige Flächen, 12 längere und fchärfere, 24 für
jere und flumpfere Kanten, 6 sflächige, fymmetrifche, 8 sflächige,
reguläre Eden. 6) Die Tetrafisherneder, VBiermalfechsflächner;
durch die Art, wie je 4 Flächen um die 6 Oktaederecken gruppirt -
find, erhalten die A bieher gehörigen Formen das Anfehen von
Heraedern, auf deren Flächen Afeitige Byramiden aufgefekt find.
24 gleichfchenflig dreiedige Flächen, 12 längere, 24 fürzere Kanten,
8 6flächige ſymmetriſche und 8 6flächige reguläre Eden. 7) Die Hera-
fisoftaeder, Sechsmalachtflächner; 6 Flächen find um die 8 Ok⸗
taedereden gruppirt; fie haben 48 ungleichfeitig 3edige Flächen, 24
Kanten, von denen je zwei mit den Dftaederfanten zufammenfallen,
24, von denen je 2 mit den Heraederfanten gleich Tiegen, und 24
Ranten, welche die Oktaeder- und Hernederfanten verbinden, 6
sflächige, ſymmetriſche Eden, 8 6flächige, fommetrifche Eden und
42 Aflächige, fyınmetrifche Eden. — B. Hemiedrifche Formen:
4) Das Hemioktaeder, Halbachtflächner, Tetraeder; 4 gleichfeitig
zeckige Flächen, 6 gleiche Kanten, 4 gleiche, sflächige Eden. Ba-
rallele Flächen find beim Hemioftaeder nicht vorhanden; die Flächen
find in den Kanten um 700 32/ geneigt. Man Fennt mehrere Kombina-
tionen. 2) Die Hemiifofitetrneder, Halbvierundgwangigflächner ;
42 gleichfchenflig dreiedige Flächen, 6 längere und fchärfere, 12
flumpfere und kürzere Kanten, 4 Aflächige fommetrifche und A 3flä>
chige gleichfantige Eden. Die hieher gehörigen Formen find aus
den Hfofitetraedern durch Verſchwinden der abwechfelnden, um die
nr Eden liegenden, 3flächigen Flächengruppen entflanden. 3)
Die HSemitriafisoftaeder, Halbdreimalachtflächner ; 12 ſymme—
trifch trapegoidifche Flächen, 42 fchärfere und längere, 12 ſtumpfere
und Fürzere Kanten, 6 Aflächige fymmetrifche und 8 Sflächige reguläre
Eden; lehtere wieder von zweierlei Art. Entſteht aus den Triafis-
oftaedern. 4) Die Hemiberafisoftaeder, Halbfechsmalachtflächner;
24 ungleichfeitig secdige Flächen, 42 fchärfere, 12 ſtumpfere und
längere, 412 ffumpfere und kürzere Kanten, 8 6flächige fommetrifche
Eden v. zweierlei Art, u. 6 Aflächige fommetrifche Eden. 5) Die He⸗
mitetrafisheraeder, Halbviermalfechsflächner, aus den Tetrafis-
hexaedern entflanden, haben 12 fymmetrifch 5edige Flächen, 30 Kan-
ten von zweierlei Art, 12 sflächige irreguläre und 8 Sflächige reguläre
Elementartheife, Struftus u. morphol. Verhältniſſe d. Mineral. 27
Eden. Man kennt mehrere Arten und Kombinationen. 6) Die Hemi-
oftafisherneder, Halbachtmalfechsflächner; 24 trapezoidifche Flä⸗
chen, 48 Kanten von dreierlei Art, 6 Aflächige ſymmetriſche, 8 3flä—
chige reguläre und 42 Aflächige irreguläre Eden. Die 3 bis jeht
befannten Arten. entfichen aus den Dftafisheraedern. — Nach der
Lage der Flächen giebt es überhaupt 2 Abtheilungen der hemicdrifchen
Formen. Bei den einen verfchwinden, indem die abwechfelnden
Flächen oder Flächengruppen größer werden, die parallelen Flächen‘
oder Flächengruppen der bleibenden, bei’ den andern nicht. Die
einen haben alfo Feine parallelen Flächen, fo das Hemigftaeder, die
Hemiikoſitetrgeder, das Hemitrinfisoftaeder und die Hemiherafis:
oftaeder, welche hingegen den andern- zufommen, nämlich den Hemi—
tetrafisheraedern und Hemipftafisheraedern. — Die am häufigſten
ſelbſtſtändig vorkommenden, in den Kombinationen am meiſten herr—
ſchenden, daher wichtigſten Formen des regulären Kryſtallſyſtems
find das Oktaeder, Herneder, Dodekaeder, Leuecitoeder, Hemioktaeder
und Pyritoeder, (eine Art Hemitetrafisheraeder),
1. Zwei- und einatiges Kryfiallfyitem. 3 untereinander
-rechtwinflige Aren, von denen 2 untereinander gleichartig, gegen die
dritte, als Hauptare betrachtete und daher -vertifal geftellte, aber
ungleichartig find. A. Homoedriſche Formen. 1) Die Dune
dratoktaeder; 8 gleichfchenflig 3edige Flächen, s Endfanten, A
Seitenfanten, 2 Aflächige, gleichfantige Endeden, 4 Aflähige, fym-
metrifche Seitenecken. Der Durchfchnitt der Seitenkanten oder die
Baſis iſt ein Quadrat, und hievon haben fie ihren Nnmen. Dan
kennt eine Menge Formen, welche, je nachdem ihre Hauptaren länger
oder fürzer find, als jede ihrer Nebenaren, fpike oder ſtumpfe heißen.
2) Die gerade Endfläche ficht rechtwinklig auf der Hauptate, pa—
vallel mit den Nebenaxen. Tritt untergeordnet zu den Quadratokta—
edern, wo fie als Quadrat erjcheint und Fombinirt fich mit Dftaedern,
wo fie, wenn fie herrfcht, tafelartige Gefialten bildet, 3) Die recht-
winflig Afeitigen Prismen. Bet beiden .befannten Arten find
die Flächen den Hauptaren parallel, die Nebenaren verbinden aber
bei dem erfien die Winfel, bei dem zweiten die Mitten der Seiten
ihrer mittlern vechtwinfligen Querfchnitte. Sie fommen häufig mit
den Dftnedern, auch mit der geraden Endfläche und beide unter fich
fombinirt vor; im letztern Falle bilden die Flächen des einen Ab-
fumpfungen der Flächen des andern. 4) Die Dioftacdery Zwei-
malachtffächner ; 46 ungleichfeitig dreiecdige Flächen, 8 meift fchärfere
und längere Endfanten, 8 meiſt fürzere und flumpfere Endfanten,
8 Seitenfanten, 2 8flächige fymmetrifche Eden, 4 Aflächige ſymme—
teifche Eden, wie die GSeiteneden der Quadratoktaeder erſter und
4 Aflächige fommetrifche Eden, wie Seiteneden der Quadratok—
taeder zweiter Ordnung Fiegend. Dan fand fe big jetzt noch nicht
4
08 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch.
ſelbſtſtändig, fondern mit andern Formen fombinirt und ihnen unter-
geordnet. 5) Achtfeitige Prismen; 8 Flächen und abwechfelnd
ſchärfere und ſtumpfere, fämmtlich der Hauptare parallele Kanten.
Diefe Flächen kommen felten für fich allein, fondern gewöhnlich mit
dem erfien und zweiten Afeitigen Prisma ꝛc. Fombinirt vor.
— B. Hemiedrifche Formen. Bon folchen fommen befonders
die 2 bis Angigen Hemioftaeder oder Tetraeder vor; fehr felten —*
edriſche Dioktaeder.
1. Drei- und einariges Kryſtallſyſtem. 4 Axen; 3
unter fich gleichartige fchneiden fich unter Winfeln von 600, die vierte
ungleichartige, als Hauptaxe betrachtete aber rechtwinklig. Die
hieher gehörenden Formen find jenen des vorhergehenden Syſtems
ſehr ähnlich.
A. Homoedriſche Formen. 1) Die Seragondodekaeder,
Sechseckzwölfflächner; 12 gleichfchenflig 3edige Flächen, 12 Endfanten
unb 6 Geitenfanten, 2 6flächige reguläre Enderen, 6 Aflächige fym-
metrifche Seitenecken. Haben ihren Namen von dem durch die Sei—
tenfanten gelegten, ein regelmäßiges Sechsed darfielenden Schnitt.
Je nachdem ihre Hauptaren länger oder kürzer find als jede ihrer
Nebenaren, theilt man die verfchiedenen Deragondodefaeder in fpike
und ſtumpfe, auch nach der Lage ihrer Flächen gegen die Axen und
ihrer gegenfeitigen Stellung in Hekagondodefaeder er ſter und zwei—
ter Drönung. 2) Die gerade Endfläche iſt rechtwinflig gegen
die Hauptare geneigt, daher den Nebenaxen parallel, 3) Die 6fei»
tigen Prismen haben 6 der Hauptare parallele Flächen, die fich
unter Winfeln von 1209 fchneiden, Bei dem einen der beiden be>
fannten 6feitigen Prismen verbinden die Nebenaxen die Winfel, bei
dem andern die Mitten der GSeitenfanten feines ‚mittlern vechtwinf-
ligen Duerfchnittes. Beide fommen oft mit den Hexagondodekaedern
zufammen, auch unter fich zufammen und mit der gerade angefeh-
ten Endfläche vor, A) Die Didodefaeder, Zweimalzwölffläch⸗
ner; 24 ungleichſeitig seckige Flächen, 24 Seitenkanten von zweierlei
Art, und 12 Endfanten, 2 412flächige fymmetrifche und s Aflächige
fommetrifche Seiteneden. "Die Didodefneder kommen fehr felten
und meiftens untergeordnet vor. 5) Zwölffeitige Brismen; 12
Flächen, 12 Kanten, von welchen 6 abwechfelnd ſtumpf, 6 fchärfer
find. Die Flächen fommen gewöhnlich mit dem erften oder zweiten
6feitigen Prisma, oder mit beiden fombinirt vor.
B. Hemiedrifche Formen, 4) Die Hemidodefaeder oder
Nhomboeder, 6 rhombifche Flächen, 6 Endfanten und 6 Geiten-
fanten, 2 Endecken und 6 Seiteneden. Die Hauptare verbindet die
beiden Endecken. Le nachdem der Endfantenwinfel größer oder
kleiner ift, als 900, theilt man fie in ſtumpfe und fpike, Die zahl«
reichen Formen der Rhomboeder kommen vielfach unter fich und mit
Elementartheile, Steuftur u, morphol. Verhaltniſſe d. Mineral. 29
der geraden Endfläche und den Prismen des 3. und Iarigen Syſtems
fombinirt vor, 2) Die Hemididodefaneder oder Sfalenveder,
Halbzweimalzwölfflächner; 12 ungleichfeitig Zeige Flächen, 6 fürs
zere und fehärfere, 6 längere und fiumpfere Endfanten, und 6 Sei—
tenfanten, 2 6flächige und ſymmetriſche Endecken und 6 Aflächige und
unvegelmäßige Geiteneden. Die Skalenoeder entitchen aus den
Dioftaedern, wenn die an den abwechfelnden zweiten Endfanten lie—
genden Flächenpaare fich ausdehnen, und kommen unter fih, mit
Rhomboedern und mit jenen Formen Fombinirt vor, mit welchen
auch die Rhomboeder Kombinationen bilden,
IV. Eine und einariges Kryſtallſyſtem. 3 unter einander
rechtwinflige, fämmtlich ungleichartige Aren. (Bei der Gleichheit
der Aren wählt man die zur Sauptare, welche durch das Vor—
herrſchen der Flächen und das Aufgewachfenfein ausgezeichnet iſt; die
eine Nebenare wird dem Beobachter zugefehrt und heißt erfie, die
ihr parallele, von ibm abgewendete, zweite Nebenare.)
A: Homdedrifche Formen. He nachdem die Flächen gegen
ale 3 Aren oder nur gegen 2 geneigt und der dritten parallel find,
Dder nur gegen eine geneigt und den beiden andern parallel find,
unterfcheidet man dreierlei Arten, von welchen nur die beiden erften
den Raum vollſtändig erfüllen. a) Die Formen mit gegen alle 3-
Aren geneigten» Flächen find nur die Ahombenoftacder, von
welchen man mehrere Arten fennt. Sie haben 8 ungleichfeitig 3edige
Flächen, 8 Endfanten, je A von einerlei Art, 2 Endeden, A Seitens
ecken, je 2 von einerlei Art.. b) Formen, mit gegen 2 Aren geneigten
und der dritten parallelen Flächen. (Gefchobene Afeitige Prismen.)
4) Vertifale Afeitige Brismen, mit der Hauptate paral-
lelen Flächen. Gie variiren, indem bei den einen die, bei den
andern jene Seitenfanten die fumpfern oder fihärfern find. Kommen
auch mit den Rhombenoktaedern Fombinirt vor. 2) Horizontale
Prismen, mit der zweiten Nebenare parallelen Flächen.
Stehen in genauer Bezichung zu den Ahombenoftacdern, mit welchen
fie fombinirt vorfommen. 3) Horizontale Prismen, mlit dier
erſten Nebenare parallelen Flächen. Stehen ebenfalls in
genauer Beziehung zu den Ahombenoftaedern , mit denen fie gleiche
Haupt> und zweite Nebenaxen haben. — Bertifale und horizontale
Prismen findet man auch häufig zufammen ohne Ahombenoftaeder,
wobei bald die einen, bald die andern vorherrfchen. c) Formen, mit
gegen eine Are geneigten und den zwei andern parallelen Flächen.
Hieher gehören 1) Flächen, welche die erſte Nebenare rechtwinflig
ſchneiden, die erſten Seitenflächen. 2) Flächen, welche die
zweite Nebenaxe rechtwinklig ſchneiden; die zweiten Geiten-
flächen. 3) Flächen, welche die Hauptare rechtwinklig ſchneiden;
die geraden Endflächen. Alle diefe Flächen fommen häufig mit
30 . Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch.
den Rhombenoktaedern, die erſten und zweiten Geitenflächen auch
mit den Afeitigen Prismen und vertifalen Prismen fombinirt vor.
B: Hemiedrifhe Formen finden fich in dieſem Syſteme
aͤußerſt felten, indem es nur 4 und Iarige Hemioftacder oder Te—
traeder giebt, welche aus den Rhombenoktaedern durch Wegfallen der
abmwechfelnden Flächen entſtehen. Die 1 und laxigen Hemipftacder
haben 4 ungleichfeitig 3ecfige Flächen, 2 Endfanten 4 Seitenkanten,
je 2 von einerlei Art, 4 3ffächige Ecken.
V. Zwei⸗- und eingliederiges Kryſtallſyſtem. 3 ungleich⸗
artige Axen; 2 find unter einem ſchiefen Winkel gegen einander ge—
neigt, die dritte macht einen rechten Winfel mit den beiden andern.
(Zur Hauptage nimmt man immer eine der fich fchiefwinflig
fihneidenden Aren; erſte Nebenare wird die zur Hauptare fehief-
winflig geneigte, zweite Nebenare die gegen die beiden andern
rechtwinklig geneigte. a) Formen mit gegen alle 3 Arten geneigten
Flächen. Hicher die 2 und igliederigen Dftaeder. Sie haben
8 ungleichfeitig 3edige Flächen, je 4 von einerlei Art, 12 End-
fanten, je 4 von einerlei Art , 4 Seitenfanten, 2 dreierlei Fantige
Enderen, 2 dreierlei Fantige Seiteneden und 2 fymmetrifche Seiten»
erden. Bon diefen 2 umd Agliederigen Dftaedern fommen bei der-
felben !Mineralgattung oft vielerlei, durch die verfchiedene Länge
ihrer Aren abweichende Formen vor. Selten find aber diefe Oktae—
der vollſtändig, fondern gewöhnlich verdrängen die einen Flächen-
paare die andern mehr oder minder und bilden für fich fchiefe Afeitige
Prismen, od. mitandern Formen Kombinationen. b) Formen mit gegen
2 Aren geneigten und der dritten parallelen Flächen; Sind Flächen
von gefchobenen Afeitigen Prismen, von denen man wieder unter»
fcheidet: 4) VBierfeitige Prismen, mit der Hauptate Pas
rallelen Flähen. Diefe vertifalen Afeitigen Prismen ſtimmen
ganz mit-denen des 4 und Aarigen Syflems überein, und kommen
wieder unter fich, fo wie mit der Grundform Fombinirt vor, 2)
Vierfeitige Prismen, mit der zweiten Nebenare paral—
lelen Flächen. Bilden öfters einzelne fchiefe Endflächen und
finden ſich mit den verfchiedenen 2 und Agliederigen Dftaedern und
häufig mit den vertifnlen Brismen allein fombinirt, 3) Vierſei—
tige Brismen, mit der erften Nebenare parallelen Flä—
chen. Sie liegen fchief, wie die erſte Nebenare felbit, und bilden
an der Grundform fchiefe Abflufungen der zweiten Endfanten, an
den vertifalen Brismen fchiefe Zufchärfungen des Endes. c) Formen,
mit gegen eine Are geneigten und 2 andern parallelen Flächen. Es
find diefes 3 einzelne Flächen, mit ihren Parallelen, nämlich
1) die Fläche, die die erſte Nebenare fehneidet, der zweiten und
der Hauptage parallel iſt. 2) «Die Fläche, welche die zweite
Nebenare fchneidet, umd der erfien und der — parallel if.
-
Elementartheile, Struktur m. morphol. Verhäftniffe d. Mineral. 31
aren parallel iſt. -
VI. Ein» und eingliederiges Kryſtallſyſtem. 3 ſämmt—
lich ungleichartige Aren, welche fich fämmtlich unter fchiefen Win-
feln fchneiden. (Die Wahl und Stellung der Aren iſt bier ganz
gleichgültig, nur müffen jene, welche man einmal zur Haupt- und
eriten und zweiten Nebenare gewählt hat, immer beibehalten werden.)
a) Formen mit gegen alle 3 Aren geneigten Flächen. Hieher
4 und igliederige Dftaederz S ungleichfeitig 3edfige, mit Aus—
nahmeser parallelen untereinander ſämmtlich ungleiche Flächen, 12
Kanten von fechserlei Art, nur die parallelen einander gleich, 6
viererleifantige Eden von dreierlei Art, b) Formen, mitzigegen 2
Aren geneigten, der dritten parallelen Flächen. Wie beim 2 und
Agliederigen Syſtem fommen bievon wieder vor 4) vertifale Pris—
men, 2) erite horizontale Prismen mit der Hauptaxe parallelen
Flächen, 3) zweite horizontale Prismen, mit der erften Nebenare
parallelen Flächen. e) Formen, mit gegen eine Are geneigten Flächen.
Sind Abitunpfungen der dreierlei Eden der 4 und igliederigen Okt—
aeder, namentlich: Die erſte Seitenfläche, die zweite Seiten»
fläche und die Endfläce. — Mineralgattungen mit zum fechsten
Kryſtallſyſteme gehörigen Formen kommen häufig und in fehr Fom-
plizirten Geflalten vor.
Die ©. 22 erwähnten Zwillingskryoſtalle (mit einem nicht
erfchöpfenden Namen fo bezeichnet) find alfo befchaffen, daß 2, 3, A
oder mehrere Kryitalle defjelben Minerals nach einem fehr beitimmten
Geſetze auf eine Weife mit und durch einander verwachfen find, daß
fe ein einziges Ganzes darſtellen. Den zufammengewachfenen
Zwillingen im Thier- und Menfchenreiche vergleichbar, kommen fie
doch ungleich häufiger als diefe vor, fo daß bei einigen Mineralien dag
Auftreten in Bolyfryftallen, d. h. in Zwillings⸗, Drillings-, Vierlings⸗
kryſtallen zur Negel, das Erfcheinen einzelner Individuen hingegen zur
Ausnahme wird. Hm vielen Fällen erkennt man fie an den ein:
fpringenden, d. h. eine Vertiefung bildenden Kanten. — Die
einen Zwilling bildenden Kryflalle liegen entweder bloß aneinander,
oder haben fich durchdrungen, Smmer aber find beide Individuen
kryſtallographiſch gleichbedeutend, fo daß fie entweder eine Are, oder
doch beſtimmte Kryſtallflächen gemein haben und eines gegen das an-
dere verdreht ift. Mohs geht von der Anficht aus, daß beide Sndis
viduen fich in einer Fläche, der Zufammenfehungsflähe be
rühren, und ein Individuum um eine auf diefer Fläche fenfrechte oder
font beſtimmte Linie, die Umdrehungsare, durch 1800 gegen das att-
dere verdreht fei. Hierauf beruht der Name Hemit ropie, der auch den
Smwillingsbildungen gegeben wird. In den verfchiedenen Kryſtallſyſte—
. men treten übrigens verfchieden modifizirte Gefeße der Hemitropien auf.
3) Die Flächer welche die Hauptare fehneidet und den beiden Neben-
*
32 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch.
Was die Vollkommenheiten der Kryſtalle betrifft, ſo
find bald urſprünglich gleichartige Flächen ungleich ausgedehnt, wo⸗
ducch Verzerrungen entſtehen, bald ift die Normalzahl der Flächen
nicht vorhanden, bald find die Umriſſe unvollſtändig, Flächen find
gekrümmt, oder die Naumerfüllung if unterbrochen, wonach der
Kryſtall zerfchnitten,, zerfreffen, durchlöchert erfcheint, — oder das
obere und untere Keyflallende if unfommetrifch ausgebildet, oder
die Oberfläche if geſtreift, druſig, rauh, uneben, ſtatt glatt u. eben.
Die Kanten- und Flächenwinfel find die Fonfianteften Ele
mente der Kryftalle, geflatten darum, aus ihnen deren Geflalten zu
erfennen, zu welchen Meffungen man fich der Goniometer bedient,
von welchen man Anlege- und Heflerionsgoniometer hat. Für
Kryſtallographie ze. vergl. E. F. Naumann, Grundriß der K. Lpzg.
1826. 8. — Deſſ. Lehrb. d. 8. Halle. 1830. 8. 2 Bde. — E. F. Ser
mar, Lehrb. d. 8. Halle. 1830. 8. — ©. Nofe, Elemente d. R.
Berl. 1833, 8. — Uhde, Verſuch einer genetifchen Entwidlung der
mechan. Kryitalifationsgefeße, nebft vorläuf. Erörter. üb. d. mechan.
Bedingungen des dreifachen Aggregatzuflandes d. Körper überhaupt,
m. ©. Bremen. 1833, 8. — Artik. Kryſtall in Gehler's Wörterbuch,
89. 5. 2te Abth., wo auch die Kryſtallbildung umfaffend abge⸗
handelt iſt.
Kryſtallogenie. Wahrſcheinlich ſind alle einfachen Stoffe
und ihre proportionirten chemiſchen Verbindungen fähig, zu Fryftal-
lifiren. Selbſt im Innern der organifchen Wefen findet man häufig
mehrere Subftangen Fryftallifiet, vorzüglich. in Negionen, in welchen |
das Leben weniger energifch auftritt, dann bei Franfhaften Zuflän-
den ꝛe., wo fohin die Stoffe von ihrem allgemeinen Beſtreben, Ge⸗
fialt zu gewinnen, durch Feinen mächtigern Zug abgeleitet werden.
Damit ein Stoff fryftallifiren könne, muß er tropfbar oder elaftifch
flüfig fein. Er kann diefes werden a) durch Wärme. Schwefel,
Jod, Kampher, Benzoefäure kryſtalliſtren ſowohl nach dem Schmel-
zen, als nach dem Verdampfen; viele Metalle nach dem Schmelzen,
Salmiak nach dem Verdampfen, b) Durch Vereinigung mit einem
wägbaren Stoffe; bicher gehört die Auflöfung vieler Salze im
Waſſer, des Schwefels in Schwefelfohlenftoff sc. Iſt der Körper Hüfig
geworden, fo muß er veranlaßt werden, wieder in den flarren Zu.
fand zurückzutreten, was durch Erfältung oder durch Entfernung,
des flüſſig machenden wägbaren Stoffes gefchieht indem man ihn
verdampfen oder mit einem neu zugefehten fich verbinden läßt. So
Eryftallifirt Salpeter und Kupferfalmiaf aus der wäſſrigen Söfung
bei Zufak von Weingeift, Kampher, aus der weingeiſtigen bei Zu-
faß von Waffer. Auch in Folge von Verminderung des Volumens
durch mechanifchen Druck bilden fich bisweilen Kryflalle, wie denn
Berfins durch ſtarken Druck aus der Hüfigen Efigfäure ſchöne
Elementartbeile, Steuftur u. morphol. Verhältniffe v. Mineral. 53
Kryſtalle erhielt. Die Kryftalle haben häufig, doch nicht immer,
gleich beim Sichtbarwerden ihre vollfommne Geſtalt; fo erfcheint
der Alaun gleich als reguläres Oktaeder. Bisweilen aber entfichen
auch Kerngeflalten, (von welchen man 6 annimmt: das Tetraeder,
Barallelopiped, Dftaeder, regelmäßige sfeitige Prisma, Dodefacder
mit Afeitigen Flächen, Triangulardodefaeder) und an fie feßen fich
dann Flächen ꝛc. fefundärer Geflalten an. Sie entfichen zuerit da,
wo ihnen das Flüffigfeitsprinzip entzogen wird, oder wo fie adhä—
viren, alfo oben, am Boden, an den Wänden, an einem hineinger
legtem Kryfiall oder andern Körper. Nach Lüdecke fol auch die
Nähe zweier magnetifchen Pole das Kryſtalliſtren an beilimmten
Stellen veranlafien. Befonders wirkſam iſt das Hineinlegen eines
Kryftalls von gleichem Stoff. Ein Kochſalzkryſtall in eine Kochfalz-
löfung gelegt, wächst fchnell, ehe noch font Kryſtallbildung in der
Flüfigfeit beobachtet wird; nimmt man ihn heraus, bricht ein Stüd
von ihm ab und legt ihn dann wieder hinein, fo wird das abge—
brochene vollſtändig erfekt, Ein Salpeterfryftall in eine Löfung von
3 Th. Glauberfalz und 2 Th. Salpeter gelegt, bewirkt bloß das
Anfchießen des Salpeters , ein hineingelegter Glauberſalzkryſtall bloß
das Anfchießen des Glauberfalzes. Brewſter fah einſt einen Tropfen
in Schwerfpath eingefchloffener Flüfigfeit nach dem Herausnehmen
zu einem Kryſtall erſtarren. — Nach der Kryſtallbildung bleibt die ſo—
genannte Mutterlauge übrig. In die Kryſtalle wird öfters Kryflalle
waſſer und in die Fleinen Höhlen vieler derſelben (Brewſter fand
dergleichen Höhlungen in Zopafen, Amethyften öfters in größter
Zahl, in einem Stück Cymophan bei 30,000) Zerkniſterungswaſſer
aufgenommen. Jede Kryſtallbildung it mit Wärmeentwidlung
verbunden, manche auch mit Lichtentwidlung. Xebtere zeigt fich
bei der Sublimation der Benzoefäure, bei der Kryftallifation meh»
rerer Salze und der arfenigten Säure. Nach Roſe kann man diefes
Leuchten willführlich hervorbringen, wenn man glasartige arfenigte
Säure mit nicht rauchender, mit Waffer vermengter Salzfäure bes
Hießt, dieſe Mifchung einige Zeit Fochen und dann ganz langfam
erfalten läßt. Das Anfchießen jedes Kryſtalls if dann von einem
Funken begleitet. (Boggendorf’s Annal. 1835, Ttes Heft.) — Wie
bemerkt, kann derfelbe Stoff in vielerlei Formen Efryftallifiren,
wie man z. B. vom Kalkſpath mehrere 100 dergleichen fennt, welche
jedoch alle dem-3 und Sgliederigen Syſteme angehören. Nach Beute
dant ift es nicht ſowohl die Temperatur, der eleftrifche Zuftand,
Eoncentration und Volumen der Flüffigfeit, Geitalt und Materie
der Gefäße, Barometer- und Hygrometeriiand, als die Gegenwart
fremder Stoffe, welche die Erfcheinung diefer oder jener Form bes
dingen. (Bergl. f. Traite elem..t. 1. p- 188 sq.) Leblanc beobachtete, daß
wenn in der Auflöfung des fchwefelfauren Thons ein Meberfchuß der
U. —
5A - Allgemeine Maturgefchichte. V. Buch.
Baſis war, der Würfel, im Gegenfall das Dftaeder entſtand.
Becquerel ſah am gewöhnlichen Fohlenfauren Kalk Kryſtalle nicht
wie gewöhnlich des rhomboedriſchen, fondern des 2 und 2gliederigen
Syſtems, des Arragonits entſtehen, als er durch eine Auflöſung
von 16 Th. Zuder und 1 Th. Kalk in 100 Th: Waffer eleftrifche
Ströme einer Volta’fchen Säule ſtreichen ließ. — Einige Subitangen
kryſtalliſtren in Formen, die 2, ja 3 verfchiedenen Syftemen ange
hören; diefe find die dimorphben und trimorphen. Der Fohlen-
faure Kalk gehört im Kalkfpath dem rhomboedriſchen Syſteme an, _
im Arragonit dem 2 und 2gliederigen; Doppelfchwefeleifen zeigt im
Schwefelfics Geflalten, die zum regulären, im Wafferfies folhe,
die zum 2 und 2gliederigen Syfteme gehören. Kohlenftoff zeigt als
Diamant zum regulären, als Graphit zum 3 1. Iarigen Syſteme 9%
hörende Geftalten. Dimorph find ferner Titanpeyd, Bleioryd, eifen-
haltiges Shonfilifat und reine Kiefelfäure. — Sfomorpbe Sub»
fangen find die Reihe des Kalks und Talks; Schwefel, Selen, Chrom;
Kali und Ammoniak, Natron und Silberoryd; Alaunerde, Eifenoenyd,
Manganoryd, Chromoxydul; Platin, Palladium, Sridium, Ds -
mium; Zinnoxyd und Autil, Nicht bloß die Grundform iſt bei
diefen ifomorphen Subſtanzen von einerlei Syſtem, fondern auch
von einerlei Winfelbefchaffenheit, wenn fie einem andern als dem
regulären Syitem angehören. N
Mifrosfopifche Beobachtung der Kryft altbilb ung
Nach Ehrenberg geſchieht die Kryſtallbildung ungemein raſch, ſo daß
ein Kryſtall von 4““ in 15 — 20 Sek. um das Doppelte an Volu—
men zunimmt. - Kanten und Flächen fcheinen fortzufriechen, indem
fich wahrfcheinlich neue Draterie vor außen nach innen anfekt. Spie-
ßige Kryfialle zeigen bei raſchem Wachfen eine der Oszillation ähn—
liche Bewegung, ohne fichtbare Strömung der Flüffigfeit gegen die
fryftallifivende Stelle. Schon gebildete Kryftalle werden durch grö—
Gere Anziehung von nen gebildeten Nachbarfryftalen wieder gerflört,
(Organiſ. in d, Nichtg. d. kleinſt. Raum. 3. Beitr. ©. 24.) Wird
eine Salpeterauflöfung mit Karmin oder Indigo vermifcht, fo finden
fich in den auch font mit blafenförmigen Räumen verfehenen Kry-
fallen des Salpeters diefe Stoffe enthalten. (Poggend. Annal. Bd,
35, ©, 237.) — Ich felbft habe häufig die Bildung mifrosfopifcher
Kryftalle beobachtet: Das Wachfen gefchieht wie durch allfeitige
in der Richtung der Kanten und Flächen erfolgende Ausdehnung
vom Mittelpunfte aus, ohne daß irgend Partifelchen fichtbar- würden,
die fich von außen nach innen anfekten. Wenn alfo die Phyſiker
annehmen, daß, wie die Form der Kryftalle lehre, ihre Molekel
yolyedrifch , nicht fphärifch feien, fo müßten diefe fo Flein fein, daß
die gegenwärtigen optifchen Hülfsmittel zu ihrer Wahrnehmung
nicht binreichen. Bemerken muß ich noch, daß jene aa; de
Elementartheile, Struktur u. morphol. Verhältniſſe d. Mineral. 55
und zierlichen kryſtalliniſchen Bildungen, welche ſchon von den
Altern. Mikroskopiſten, Leuwenhoek, Bader, Ledermüller, Gleichen
u. A. als „Konfigurationen der Salze“ mit Vorliebe dargeſtellt
wurden, von den Kryſtallographen gänzlich vernachläſſigt werden,
wiewohl dem Reichthum diefer Geflaltungen ficher eine Geſetzmäßig—
feit zu Grunde Liegt, die der Entwiclung werth if. Ihr Ent-
ſtehen unter dem Mifrosfop erfolgt oft mit Blißesfchnelligfeit, vor;
züglich im Moment, wo der lebte Reſt der Flüfigfeit verdunften
will, und dann wie durch einen Sauberfchlag ganze Gruppen folcher
fpießigen kryſtalliniſchen Gebilde-in zierlicher Negelmäßigfeit vor dem
Auge des Beobachters ſtehen, während anderemale einige zuerſt an
einer Stelle auftreten, und dann, wie durch ein Lauffener fortges
- pflanzt, nach links und rechts ganze Reihen fich ſchnell aneinander-
fügen.»— Nach Glocker's Beobachtungen über den Maun, traten
beim Entſtehen der Kryſtalle zuerſt die Eden und Kanten hervor,
am welche und zwifchen welchen fich nachher die Flächen anlegten.
(Handb, d. Miner. ©. 84.) — Nach Balentin ficht man oft eine pris
_ mitive Kerngeflalt, an welche fich dann fekundäre gleichartige oder
ungleichartige Flächen anfeßen, Umgekehrt tritt bei der Auflöfung
fchon gebildeter Kryſtalle, doch viel feltener, eine primitive Kern—
geftalt hervor. Bei jener der Oszillatiom ähnlichen Bewegung fihrei-
tet die dunfle Grenzlinie des werdenden Kryſtalls, die fich lets fo
feft und fchnell vorwärts bewegt, als würde fie mit ficherm Meißel
aus der Maſſe des Fluidums ausgehauen, zuerft wie gewöhnlich vor-
wärts, dann einen Moment rückwärts, und erit im dritten Moment
it die beſtimmte Geſtalt firiet. So vorzüglich deutlich beim eſſig—
fauren Kali und efigfauren Ammonium. Bei den meilten ge
färbten oder farblofen Salzen geht die Vergrößerung ruhiger vor
fich, indem jede neue Schicht ſich allmälig an die ältere fchon exiſti—
rende der Kerngefialt anlegt. — Der Umfland, daß ſchon eriffirende
Kryſtalle von neu entfichenden vernichtet werden, giebt im Großen
zu dem befannten Fortfriechen und Ausjintern der Fryilallifivenden
Niederfihläge Beranlafung. — Die kleinſten mikroskopischen Kryitalle
machen in feiner Hinficht eine Ausnahme von den allgemeinen Ge—
feßen und Eigenfchaften diefer Körper, Die kleinen Kryiialle, auch
die in Thieren und Pflanzen vorfommenden, zeigen auch. alle Unvoll—
fommenbheiten der großen, und fommen wie diefe in Zwillingsgeflalten
vor, — Nicht felten Ändern fich im Afte der Kryitallifation die For»
men um. Dft fieht man flatt Kanten Flächen, oder ſtatt Flächen
Kanten entjichen, — Während der allmäligen Berdampfung dünner
aufgefrichener Solutionen belegen fich die Kerngeſtalten mit immer
mehr Lagen fefundärer Flächen, wie vor Allem ſchon deutlich das
Rochfalz zeigt, wo zuerſt ein primärer Kubus oder eine qundratifche
Tafel fich bildet, die fich allmälig oft mit 30 und mehr ſekundären
56 Allgemeine Naturgefchichte. V. Buch. -
gleichartigen Flächenfchichten belegt. Oft zeigt fich infofern eine
Anomalie, als 3. B. die Kerngeftalt mehr die Form, einer quadra⸗—⸗
tifchen Säule hat, und fih dann fefundäre Flächen fo an 3 ihrer
Seiten regelmäßig anlegen, daß eine reguläre quadratiſche Dafel
oder eine ihr ähnliche Form herauskömmt. — DB. meint, daß ein
gewiffer Mangel an bedeutenderem Volumen: fryfiallifirbaren Mate—
rials Veranlafung zur Entflehung der oben erwähnten Konfigura-
tionen gebe, und daß fie Feine wahrhaft nadelförmigen Kryfalle, fon-
dern durch Appofition entitandene Anhäufungen kleiner vollkommner
oder meift unvollfommmer Kryftalle feien. (Wir wollen, wenn Iek-
tere Erklärung richtig iſt, hiebei nicht außer Acht laſſen, daß diefe
Aneinanderhäufung nach jedem Stoffe eigenen, fo beftimmten Ge—
feßen gefcheben müffe, daß eben dadurch jene regelmäßigen und
charafteriitifchen —— entſtehen, die der weitern Erforſchung
werth find.) — In feiner: chemiſchen Löſung erkenne man Molekule
der gelösten Stoffe. "Eben fo wenig vermöge man im Momente der
Einwirfung chemifcher Wahlverwandtfchaft etwas Werthvolles zu
erkennen. (Repertor. f. Anat. m Phyſ. Bd. I. ©. 13 ff.)
Ueber die Kryſtalle in Pflanzen und Thieren wird im 7ten und.
sten Buch die Rede fein,
Unregelmäßige Geſtalten der Krufiallindividwen. ‚Die
körnigen Zuſammenſetzungsſtücke, 3. B. des Kalkfleins und Blei—
glanzes, find ziemlich gleich dic in jeder Richtung. Stänglige
Sufantmenfeßungsitüfe, ausgezeichnet z. B. am: tropffleinartigen
Kalkfpath, der Hornblende find Länger als breit. Bei fchaligen
Zufammenfekungsftüden, wie fie beim Schwerfpath, Apophyllit ze.
vorfommen, find zwei Abmeffungen größer als die dritte. Vom
Grobförnigen, Großftängligen, Großfihaligen finden fich nun bei
vielen Mineralien alle Abftufungen bis zu einer Feinbeit der Zu-
fammenfekungsitüde, die Feine AUnterfcheidung mehr möglich macht,
wo dann das Mineral dicht erfcheint, — Viele fehr Fleine zufammen-
gewachfene Kryftalle bilden manchmal Kugeln, und die fie bildenden
Individuen divergiven gewöhnlich aus dem Mittelpunfte, Bei den
fogenannten Achatfugeln wechfeln mehrerlei/ verſchieden gefärbte
Varieräten von Quarz, beſonders Chaleedon in konzentriſchen Lagen
miteinander. Oft find fie Hohl und mit Zeolith- oder Kalkſpath—
kryſtallen befeßt. Ganz unregelmäßige Maffen diefer Art heißen
fnollige und. finden fich. beim Feuerftein und Menilit. Zufammen-
häufung mehrerer Kugeln itellt nierenförmige, wie z. B. beim
Glasfopf und traubige Geflalten dar. Staudenförmige Ge—
falten finden fich am Kalffpath und anderwärts und entftehen wahr-
fcheinlich durch Kapillarität, indem die bereits beſtehenden Theilchen
die fich eben bildenden aus der Auflöfung zu fich heranziehen. Die
dendritifchen, zähnigen, drath- u. banrförmigen Geflalten,
Spyitematifche Heberficht der ungemengten Mineralien. 37
wie fie beim Silber, Gold, Kupfer, Steinfalz, Eis ze. vorfommen,
entiichen auf gleiche Weife, durch Aneinanderreihen der einzelnen
Individuen. Bleche und Blättchen häufig beim Golde, und ge»
firidte Geſtalten, beim Silber, Glanzerz und weißem Speißfobalt
vorfommend, entfichen durch Aneinanderreihen von Individuen in
verfchiedenen Richtungen. Die tropffieinartigen Geflalten des
Kalkſpaths, braunen Glasfopfs, Chalcedons ꝛc. beſtehen aus zahl«
reichen, auf allen Seiten fenfrecht auf einer Linie ſtehenden Indivis
duen, welche Linie ebenfalls fenfrecht feht. Nicht durch Abtropfen,
wie vorige, fondern durch eine Art Ausblühen entjichen die äſti—
gen Formen der Eifenblüthe, einer Varietät des Arragons, mo die
Individuen nicht fenfrecht auf einer Linie fliehen, die verfchieden
gebogen, feldft veräſtet iſt. Ganz unregelmäßige zuſammengeſetzte
Mineralien heißen derb, fleinere Maffen auch wohl eingefprengt.
— Während des Feſtwerdens der Gefteine entitanden mancherlei hohle
Räume, die fpäter durch andere Mineralien erfüllt wurden. Was
fich zwifchen Sprüngen und Niffen befindet, muß die Geitalt einer
Blatte annehmen, Aeußerſt dünne Platten flellen das Angeflo—
gene dar; die Gänge find folche Platten in Foloffalem Maßſtab.
Shre Wände find oft wie polirt, wo man dann fagt, das Mineral
breche in Spiegeln. Afterfryitalle, Pfeudomorphofen,
Epigenien Hauy’s entſtehen dadurch, daß die Theilchen; einer
urfprünglichen Subſtanz nach und nad) von andern erfekt wurden,
die entweder den frühern chemifch verwandt (fo z. B. bei den in
faferige Malachitmaffe verwandelten Kupferlafurfryitallen), oder
gänzlich von ihnen verfchieden find. Lebteres if der Fal bei Horn,
fein, Chalcedon, gemeinem Quarz, die oft in Geſtalten des Kalk—
ſpaths, Flußfpathbs, Gypſes erfcheinen, und wo die Veränderung
von der Dberfläche ausgegangen zur fein fcheint. Die Formen der
letztern Mineralien wurden beibehalten, aber an die Stelle ihrer
Subſtanz trat eine ganz andere/ Eben fo geht es bei den Ber-
feinerungen organifcher Körper zu. Häufig find Bfeudomorphofen
hohl. Ein umfaffendes und vollſtändiges Studium Aller könnte über
die chemifche Umwandlung der Mineralien ‚neinander wichtige Auf⸗
fchlüffe gewähren.
IV. Hauptftück.
Syſtematiſche Ueberſicht der ungemengten Mineralien.
Literatur diefes umd der vorigen Hauptſtücke. Außer den Bd. 1.
‚©. 48 angeführten, mehr od. minder biftorifch bedeutungsvollen
58 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch.
Werfen führen wir noch anı Handb. d. Mineral. von E. F.
Glocker. Nürnbg. 1834. 2 Bde, — Charakteriſtik der Mine—
ralien von F. v. Kobell. Nürnbg. 1830. 2.Bde, — Lehrb.
d. Mineral. von 8. F. Naumann. Berl, 1828. — An ele-
mentary introduction to the knowledge of mineralogy, by Will.
Phillips. 3. edit. Lond. 4823. — Handwörterb. d. Miner. u.
Geogn, von Hartmann. Leipz. 1828. — Lehrb. d. Mineral.
u. Geolog. von Hartmann. 2 Bde. 4. Th. Mineralogie m.
6 Kupfert. Nürnbg. 4835 — 6. — Beiträge zur chemifchen
Kenntniß d. Mineralförper v. Klaproth. Berl. 1797 — 1815.
6 Bde. — Unterſuchung über. d. Mifchg. d. Mineralförp. von
Stromeier. Gött. 48211. — Handb. d. ökonom. techn. Mine-
ralogie von Bölfer. Berl. 1504 — 5. — Mineralogie appliqude
aux arls, par Brard. 3 vol. Par.. 48241. — Entwurf einer *
gik von K. F. Naumann, Leipz. 1826,
Die Syſtematik der mechaniſch einfachen, ungemengten Mi⸗
neralien, deren umfaſſende Erkenntniß Oryktognoſie genannt
wird, hat die mannigfachſten Modifikationen erfahren, welche
durch die verſchiedenen Anſichten über dieſelben und das bedeut—
ſamere Hervortreten bald dieſer, bald jener Rückſicht bedingt
waren. Während die Mineralien in den Schriften des Theos
phraft und Plinius vorzüglich nach ihren vermeintlichen arznei-
lichen Kräften und ihrem ökonomiſchen Nußen gewürdigt, und in
einer Folge abgehandelt-wurden, die Feineswegs den Namen einer
foftematifchen verdient, fchied Avicenna fie bereits in Steine,
Metalle, ſchweflige Subftanzen und Salze, alfo die 4 Ordnungen
A. ©. Werners, obwohl in anderer Begrenzung vorbildend.
Georg Agricola, einer der denfendften Mineralogen und felbft-
ſtaͤndigen Forfcher, ergründete zuerft. die Außerlichen Merfmale
der Mineralien, fie zur Unterfcheidung und Eintheilung benu-
Bend; Henkel und Bergmann erforfchten die chemifchen Verhälts
niſſe; Wallerius und Cronſtedt benußten diefe und: die äußern
Merkmale zugleich zu ihren Syftemen. Indeß Werner die
phofifalifchen VBerhältniffe in eine Theorie brachte, begründete
Hauy's mathematifcher Geift die morphologifchen, und Berzelius,
der größte aller bis jetzt erfchienenen Chemifer, vernichtete
gleichſam die Mineralogie, indem er, das Mineralfoitem nad) .
vein chemifchen Prinzipien durchführend, fie nur als einen Theil
der Chemie erfcheinen Taßt. So fcheinen nun in diefer Wiffenfchaft
Syſtematiſche Meberficht der ungemengten Diineralien. 39
alle denfbaren Richtungen bereits durchlaufen, wenn auch nicht
erſchöpft.
Man hat ſich bemüht, bei der Eincheilung der Mineralien
dieſelben Grundſaͤtze, wie bei jener der Pflanzen und Thiere
feftzuhalten. Aber von den unterften Klaffififationgftufen bis
zu den obern zeigt fich große PBerfchiedenheit und großes
Schwanfen rücfichtlich ihrer Deftnition bei den verfchiedenen
Schriftftellern. Gleich das Individuum, über welches in der
organifchen Natur in den alermeiften Fällen Fein Zweifel ftatt-
findet, wird von den Mineralogen auf verfchiedene Weife auf
gefaßt. Einmal unterfcheiden fie das Fryftallographifche Indivi⸗
duum, dann das mineralogifche, welches als ein für fich bes
fiehendes Ganzes eines Minerals deftnirt wird, das die einer
Spezies zufommenden wefentlichen Kennzeichen an ſich trägt. —
Uns fcheint, daß man diefen Begriff des mineralogifchen Indi⸗
viduums gänzlich fallen Laffen foll, da jedes Mineral Cmit Auss
nahme der wahrhaft amorphen oder porodifchen Breithaupt’s)
entweder ein Fryftallographifches Individuum, ein Kryftall oder
ein Aggregat von folchen ift. — Der Begriff der Spezies, welche
bald Gattung, bald Art genannt wird, wobei in erfterm Falle die
Barietäten den Namen Arten annehmen, wird gleichfalls auf
verfchiedene Art definirt. Blum z. B. Lehrb, d. Oryftogn. ©. 69
deftnirt die Mineralfpezies ald den Inbegriff fammtlicher Mines
ralien mit gleicher chemifcher Zufammenfegung und gleicher
Kryftallifation unter möglichfter Webereinftimmung der übrigen
Eigenfchaften. Fuchs erklärt die Spezies für den Inbegriff von
Mineralien, welche gleiche Kryftallifation und gleiche oder gleich»
mäßige Konftitution haben. (v. Leonhard's mineral, Tafchenb.
1824, ©. 545.) Nach Breithaupt machen alle diejenigen Mine:
ralabänderungen eine Spezies aus, welche abfolut oder -relativ
identiſch find. Relativ identifch fein Mineralien, wenn Abärts
derungen derfelben ald Glieder ununterbrochener Kennzeichen:
reihen erfcheinen, wonach daher die Abanderungen einer Spezies
von einander abgeleitet werden, und in einander übergehen müſſen.
Wollſt. Handb. d. M. Bd. I. ©, 404.) Hartmann (ehrb. d,
Min. ꝛc. Bd. I. ©, 143.) nimmt für die Spezies die Gattung,
und bezeichnet fie ald den Snbegriff-fammtlicher, u. relative
AD Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch.
Spentität ihrer Eigenfchaften verbundene Individuen. Harte
mann's und Weiß’. Gattung entipricht indeß mehr den Ges
fchlechtern anderer Mineralogen, ald deren Spezied. Beudant
bezeichnet die Mineralfpezies für den Inbegriff von Körpern,
die durch Geftalt oder regelmäßige Struftur, eigenthümliche
Farben, Art und Befonderheit der Strahlenbrechung, fpeziftfche
Schwere, chemifche Zufammenfeßung, unter ſich Analogieen zeigen,
welche man bei feinen andern findet. (Traite elem, d. M. t. I.p.
482) Vergleicht man diefe Definitionen der Spezies mit den in
der organifchen Natur hievon aufgeftellten, fo follte man glaus
ben, die Mineralogen verftänden hierunter das Gleiche, wie Die
Botaniker und Zoologen, während die Spezied der letztern him⸗
melweit von der mineralogifchen verfchieden ift. Sin der Phytor
Iogie und Zoologie find nämlich die bei den Mineralien fo
wichtigen chemifchen Unterfchiede won geringer, die morphologis
fchen hingegen und das ganze Außere Anfehen von der größten
Wichtigkeit, und die Feinften Abweichungen hierin reichen zur
Aufftellung von Speziebus hin. Nun bedenfe man, in welcher
großen Zahl der abweichendften Formen fehr viele Minerals
gattungen auftreten. Pflanzen und Thiere, welche folche Unters
fehiede in ihrer Bildung zeigen, werden nicht bIoß in verfchiedene
Sippen, fondern in ganz verfchiedene Familien geftellt. Es iſt
offenbar, daß es alfo in vielen Fällen auch nicht hinreicht, die
mineralogifche Spezied etwa ald entiprechend einer Sippe oder
einer zufammengehörenden Gruppe von organischen Spezies zu
betrachten, fo daß die Grundgeftalt gleichfam den Typus jener -
Gruppe, und die fefundäaren Kryftallgeftalten die um jenen Typus
gereihten Spezies darftellten: man müßte denn nur einefolche Gruppe
ſo weit ausdehnen, daß fie über verfchiedene Familien hinveichte.
Kurz, die mineralogifche Spezies ift durchaus Fein der organi⸗
fchen analoger, fondern nicht nur ein viel weiterer, fondern auch
anderd gearteter Begriff. Weicht aber nun der Begriff der
Spezies fo fehr ab, fo müffen die höhern auf ihr ruhenden Klafr
fiftfationgftufen der Sippe, Ordnung, Familie nothwendig aud)
verfchieden fein, jo daß die Hierarchie des Syſtems der Mine
ralien wirklich eine ganz andere ift, als die der ER unb
“en.
Soſtematiſche Ueberſicht der ungemengten Mineralien. 41
Mir gebrauchen indeß in dieſem Werke nach Anderer Vor—⸗
gang, für die Spezies ſtets das charakteriſtiſche Wort Gat-
tung; Art bezeichnet und die forteriftirenden Abweichungen,
die ftandhaften verfehiedenen Formen einer Spezies; während
Abänderung oder VBarietät die mehr individuellen zufälligen und
vorübergehenden Abweichungen bezeichnet; genus überfegen wir
mit Sippe und fonferviren Gejfchlecht für sexus.
So fehr übrigen! die Mineralien in der fyftematifchen
Konftruftion, welche fie erfordern, _von den Pflanzen und Thies
ven abweichen, fo haben fie doch das mit ihnen gemein, daß
auch fie Feine einreihige, Iineare Anordnung vertragen. Auch
hier hat die Natur ein Konvolut von Wefen hervorgebracht, die
die verfchiedenartigften DBerwandtfchaften: zeigen, und fidy auf
mehrfache Weife berühren. Breithaupt bemerkt fehr richtig, daß
auch das chemifche Syftem von Berzelius, vom eleftropofirioften
bis zum eleftronegativften Elemente nur eine Reihe nach einem
Verhältniffe, noch Fein Syſtem darftelle, und Daß jene Neihe
“ einer mineralogifchen, 3. B. der nad) dem fpezif. Gewichte ver-
glichen werden fünne dl. c. © 417) — Sn nachfolgender
kurzer Ueberficht ver Mineralien folgen wir dem Syſteme von Weiß, -
. CRarften’3 Arch. f. Min. Bd. I. ©, 1. ff.) wie eg Hartmann in feinem
Lehrbuch durchgeführt hat. Unfryftallinifche Mineralien ftellt Weiß
mit. Fryftallifirten nicht auf gleiche Stufe, fondern reiht fie als
unächte Gattungen den nächft verwandten ächten an. Die
Familien dieſes Spftems find zuwörderft durch Auszeichnung
jener Gattungen gebildet, welche in der Maffe der Gebirge:
arten, alfo im ganzen Bau der Erde befonders wichtig hervor:
treten, wie Quarz, Feldfpath, Glimmer, Kalfipath, Steinfalz,
Schwefelfies, Bleiglanz, Magneteifenftein ꝛc. und ald natürliche
Mittelpunfte der Familien erfcheinen. Die Zeolithe, die Edel-
feine können wieder eigene Familien bilden, Die geognoftifche
Wichtigkeit dieſes Syſtems Leuchtet ein; indem nicht bloß eine,
fondern mehrere Eigenfchaften als Klaffififationsprinzivien be
nüßt werden, huldigt es Grundfäben, welche auch anderwärts
als richtige anerkannt find, und durch die natürlichen Fami—
lien, unter welchen es die Mineralkörper zuſammenfaßt, nähert
es ſich der ſyſtematiſchen Form der organiſchen Reiche. Ein
42 Allgemeine Naturgefchichte. V. Bud.
freifich aus der Natur des Syſtems hervorgehender Nachtheil
indeß, erfcheint ung darin, daß einzelne Metalle, je nachdem fie
Metallfalze bilden, mit Sauerſtoff oder Schwefel verbunden
find, oder gediegen vorfommen, in 4 verfchiedene Ordnungen
zerriffen find. m
J. Ordnung der oxydiſchen Steine.
J. Familie des Quarzes.
1, Gatt. Quarz. Kryſtallſyſtem homoedriſch 3 und sgliederig.
Grundform Hexagondodekaeder mit dem Endkantenwinkel — 1330
44/ und Seitenkantenwinkel = 1030 257. Kommt in bſeitigen
Prismen (vorzüglich häufig), mannigfachen Rhomboedern, meh—
rern Hemiedrien und verfchiedenen Zwillingsfryflallen vor. Nach
den Dodefacder- und Prismenflächen unvollfommen theilbar. Bruch
mufchlig. Härte = 17. Spezifiſches Gewicht — 2,5 — 2/5. Farblos
und wafferheil, oder in allen Hauptfarben gefärbt: Glasglanz. \
Durchfichtig bis undurchfichtig. Doppelte Strahlenbrehung. 2 an—
einander geriebene, oder gefchlagene Stücke phosphoresziren. Vor
dem Löthrohr für fich unfchmelgbar. Von Säuren greift ihn nur
die Flußfänre an. Der reinite befteht ays 48,; Silicium und 54,95
Sauerſtoff; enthält fonft oft etwas Eifenoeyd, Thonerde und Man—
ganoryd, Arten und Varietäten 4) Kryfallifirter und Fryftal-
linifcher Quarz. a. Bergfryflall; meiſt durchfichtig und halbdurch—⸗
fichtig , weiß, gelb (Eitrin), braun (Nauchtopas), fchwarz (Morton).
Die größten Kryfialle in großen Drufenräumen (Kryſtallgewölben)
der Schweizeralpen im Glimmerfchiefer ; dann auf Madagasfar, Cey—
Ion, in Brafilien. Zu Schmud ze. verarbeitet. b. Amethyſt.
Kryſtalliſirt oder Fryffallinifch, violett, braun, roſenroth, durchfichtig
bis durchfcheinend. Sibirien, Berfien, Indien, Ceylon, Schottland,
Snfel May an Srland, Siebenbürgen. Schmudftein. Bei den
Alten zu Trinfgefäßen verarbeitet, die nach ihrer Meinung die
Drunkenheit verhüten follten. ec. Nofenguar; und Milchquarz,
gewöhnlich derb, rofenroth, durchſcheinend; im Granit des Raben—
feins im Böhmerwalde. d, Gemeiner Quarzz; kryſtalliſirt und
fryftallinifch, wenig durchfichtig, bis an den Kanten durchfcheinend,
weiß ins Graue, Grüne, Gelbe. Faſt überall häufig. Bilder für
fi) ganze Gebirge (Duarzfels), ift einer der Hauptbeflandtheile des _
Granits, Gneifes ze. Ws loſe und zufammengebadene Gefchiebe
bildet er ungeheure Züge von Sanditeinen und Sand und bededt
große Flächen. (Gobi, Sahara 20.) e, Gemengter fryfalli-
nifher Quarz, Brafem, Quarz, innig mit lnuchgrünem Amphibol
Syftematifche Meberficht der ungemengten Mineralien. 45
gemengt, kryſtalliſirt und derb; Breitenbrunn in Sachfen. — Das
Katzenauge iſt fafriger mit Difihen und Amianth gemengter Quarz,
der befonders rund gefchliffen eigenthümlich fchillert; grünlich, graus
lich, gelblich. Ceylon, Hindoſtan, Harz, Fichtelgebirge. Schmuck—
ſtein. — Avanturin; Quarz mit ſehr kleinen Glimmerſchuppen
pemengt, röthlich oder bräunlich; Ural, Madrid. — Eiſenkieſel;
Quarz mit Eiſenoxyd und Thonſilikaten gemengt, kryſtalliſirt und
derb, undurchſichtig, rothgelb, braun. In den ſächſiſchen, Harzer
und weſtphäliſchen Eiſenſteingruben. 2) Dichter Quarz. a. Chal—
‚tedon; kommt in rundlichen und ſtalaktitiſchen Formen, auch in
Pſeudomorphoſen vor; Bruch eben, flachmuſchlig, ſplittrig, halb»
durchfichtig bis ducchfcheinend, wenig glängend, verfchieden farbig.
In Höhlungen der Mandelfleine auf Island und den Färoer; in
Eornwall, Siebenbürgen. Rothe heißen Karniole, gelblich rothe
oder gelbe Sarder, aus abwechfelnd weißlichen, braunen und fchwar-
zen Bogen beftehende DOnyre. Plasma nennt man Tauchgrüne
Ehalcedone; finden fich in den Ruinen von Rom, Vaterland unbe
fannt. Der Heliotrop iſt dunkel lauchgrün, blutroth punftirt.
Bucharei, Sibirien, Böhmen, Faffathal. Chryſopras ift durch
Nickel gefärbter, apfelgrüner, durchfcheinender Chalcedon, Gang-
trümmer im Serpentin bildend ; Schlefien. b. Feuerſtein, Euglig,
fnollig; Br. vollfommen mufchl,; ſchimmernd grau, gelblich, ſchwarz;
Öurchfcheinend bis an den Kanten durchſch. Manchmal Verſteine—
rungsmittel. Höhlen und Lager in der Kreide erfüllend, und in der
Geſtalt von Echiniten und Aleyonien vorkommend; Südengland,
Frankreich, Norddeutſchland, Dänemark, Polen. ec, Hornſtein;
derb, kuglig, Verſteinerungsmjttel von Holz, (Holzſtein); Bruch
muſchlig und ſplittrig, ſchimmernd; an den Kanten durchſcheinend;
weißlich, graulich, röthlich. Auf Gängen im Urgebirge, auf Lagern
in Sachſen, Schleſten; der Holzſtein im Sandſtein oder Alluvial—
lande. Der ſchiefrige Hornſtein, ganze Berge und Lager im Ueber—
gangsgebirge Sachſen und Böhmens bildend, heißt Kieſelſchiefer
(der ſchwarze Iydifcher Stein). d. Saspis; Quarz mit Thon,
Eifenorydfilifat oder Eifenoryd, Eifenorydhydrat gemengt; undurch-
fihtig; voth, gelb, braun, grün; man unterfcheidet Kugel-, Band-,
gemeinen, Dpaliaspis. Achate find Gemenge von Ehalcedon, Horıt-
fein, Baspis und kryſtall. Quarz; kommen von vielfachen Farben,
Berbindungen, Zeichnungen, in Kugeln, Mandeltieinen, Porphyr vor;
Nheinbayern, Schottland; werden zu Mörfern, Echalen, Zellern ze.
gefchliffen. 3) Erdiger Quarz; derb, tropfileinartig, porös,
‚matt, Bruch erdig; gewöhnlich fehr unrein. Hicher der Schwimm-
fein, Kiefeltuff, Ktiefelfinter, Fiorit, Tripel. Der Ful—
guritquarz, Blikfinter, Blikröhren (vergl. Bd. I. ©. 325) findet
ſich im Sande Preußens, Bolens, Sachfens, Schlefiens, Cumberlands,
4N Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch.
der Sahara. — Der Quarz wird zu Schmuckſachen, als Beſtandtheil
des Glaſes, Porzellans, Steinguts; als Zuſchlag bei Schmelzpro-
zeſſen, als Feuerſtein zum Feuerſchlagen, als lydiſcher Stein zum
Probiren der Gold- und Silberlegirungen gebraucht, — Er ent
ſteht jet noch häufig durch Abfab aus heißen Quellen, z. B. dem
Genfer auf Island, und bildet fehr gerne Afterfryftalle.
Unächte Gatt. Opal. Kommt nicht Fryitallifirt, fondern als
derbe, glasartige Subſtanz vor. Bruch mufchlich, zuweilen uneben.
Durchfichtig bis undurchfichtig. Glasglanz und Wachsglanz. Farb»
105, felten wafferhell, gewöhnlich gefärbt; öfters lebhaftes Farben-
fpiel. Härte 5,5 — 675. Sehr ſpröde. Spez. Gew. 20 — I
DBerfniftert vor dem Löthrohre, wird weiß, trübe, im Kolben giebt
er Waſſer. Befteht wefentlich aus Kiefelerde und Waſſer in 3 — 12
Proz. (Breithaupt führt im L Bd. der Auswahl der Schrift. d.
mineral. Gefellfch. zu Dresden ©; 255 einen Fall beſtimmter Beob»
achtung an, daß Opal in noch weichem Zuſtand aufgefunden wurde.)
DBarietäten: 1. Edler D. derb und eingefprengt, milchweiß oder
gelblich und durchfcheinend. Schönes Farbenfpiel. Sn nnregelmäßigen
Gangtrümmern und Neſtern im Porphyr bei Kaſchau in Ungarn, auf
den Färoer, zu Hubertsburg. Schmuckſtein. 2. Feueropal; hya—
zinthroth und honiggelb, ohne Farbenfpiel: Mexiko, Färoer. 3.
Gemeiner O.; derb, eingefprengt und tropfſteinartig; Bruch
muſchlig; milchweiß bis blaulichgrau, gelblichweiß bis gelblichgrau,
wachs=, ocker⸗, honiggelb; hyacinth-, fleiſch-, blutroth; grünlich—
weiß bis apfel=, öl», oliven-, piſtazien-, berggrün; durchſcheinend.
Ungarn, Sachſen, Schlefien. Als Schmuckſtein wenig geſchätzt.
Edler und gemeiner O., welcher Waſſer, Glanz und Durchſich⸗
keit verloren hat, heißt Weltauge, Hydrobhanz er ſaugt bes
gierig Waffer ein und wird mit felbem auf Furge Zeit wieder durch»
fichtig und glänzend. Subertshurg. 4. Salbopal; derb, eingefprengt,
tropfiieinartig und in Holzgeſtalt (Holzopal); weißlich, grünlich,
gelblich, gelb, braun; manchmal geflreift und geflammt; durchfichtig
bis an den Kanten durchfcheinend. Ungarn, Erzgebirge, Siebenge-
birge.2c. Wird zu Kameen und Dofenftüren gefchnitten. 5. Jasp⸗
opal; derb, eingefprengt und fnollig, gelb, roth, braun, flarf
fettglängend, undurchfichtig. Ungarn, Sibirien, Türkei, bier zu
Säbel- und Dolchgriffen verarbeitet. 6. Menilith; knollig, nieren,
förmig; Bruch flachmuſchlig; gelblichgran, kaſtanienbraun; an den
Kanten durchſcheinend bis undurchſichtig; wenig glänzend bis matt.
Bei Paris. 7. Hyalithz traubig, nierenförmig; ſtalaktitiſch, als
Ueberzug; Bruch muſchlig; waſſerhell oder gelblich⸗, J—— röth⸗
lichweiß; Glasglanz, gallertartiges Anſehen. Frankfurt a, M., Böh—
men, Ungarn, Iſchia, Mexiko. 8. Kaſcholong; derb, nierenförmig,
als Ueberzug; Bruch flachmuſchlig; milch-, gelblich-, röthlichweiß;
Syſtematiſche Weberficht der ungemengten Mineralien. 45
wenig glänzend bis matt; undurchfichtig. Island, Färoer, Bucharef.
Kalmudenachat der Juweliere.
2. Satt. Haytorit. Kryſtallſyſt. 2 und Iglieder. Kryſtalliſirt
im vertifalen Afeitigen Prismen, mit Seitenfantenwinfeln von 1030
und 779, verfchiedenen fchiefen Prismen, Oktaedern. Bruch mufchlig.
Härte des Quarzes. Spez. Gew. faum 2,. Farbe bräunlichroth
bis ockergelb. Glanz fettartig, Tebhafter als beim Quarz. Halbs
durchfichtig bis durchfcheinend. Beſtandth. des Quarzes. Devonfhire.
II. Familie des Feldfpathe.
4. Satt. Feldſpath. Kryſtallſyſt. 2 und Igliederig. Grund-
geſtalt ein 2 und Iglieder. Dftacder, zu welchem vertifale Afeitige
Prismen, die zweite und erite Seitenfläche und horizontale Prismen
oder Schiefendflächen treten. Swillingsfryfialle fehr häufig. Theile
barfeit findet in mehreren Richtungen ſtatt. Bruch uneben bis muſch—
lig. Spröde. Härte 6. Spez. Gem. 2,5 — 2,55, verwittert bis
unter 2 herabfinfend. Farblos, häufig granlich, grünlich, gelblich,
röthlichweiß bis gran, fleifchroth und fpangrün. Glasglanz, auf
den Spaltungsflächen perlmutterartig. Durchfichtig bis an den Kan—
ten durchfcheinend, Er iſt ein neutrales Fiefelfaures Thonerdefalt,
aus 65 — 66 Proz. Kiefelerde, 47 — 18 Thonerde, 16 — 16,5 Kali,
etwas. Kalferde und Eiſenoxyd beſtehend. Schmilzt vor dem Löthrohr
fchwer zu blafigem Email, mit Borar zu Flarem Glafe. Unauflös-
lich in Säuren. — Barietäten: 41. Adular, perlmutterglängend,
öfters durchſichtig. Im Urgebirge der Alpen, Dauphine, Norwegen,
Eeylon. 2. Gemeiner F.; weniger glänzend und durchfichtig als
voriger; Fryftallifirt, derb und im Gefchieben; einen Beſtandtheil des
Granits bildend, fehr verbreitet in den Urgebirgen. Gicht Zufak
zur Porzellanmaſſe, Glaſur; einiger wird zu Galanteriefachen ver-
arbeitet. 3. Glafiger F. ilt durch vulfanifche Einwirkung glafig
und riffig geworden. In Auswürflingen des Veſuv. A. Felditein,
dichter F., derb, bildet Grundmaffe vieler Borphyre.
2. Gatt. Ryakolith. Kryſtallſyſt. 2 und igliederig. Kryſtal—⸗
lifiet in Afeitigen Prismen. Spez. Gew. 2,55 — Zysıs. Farblos und
durchfichtig bis grau und undurchfichtig. Enthält außer den Beltand-
theilen des Feldfpaths 4— 410 Proz. Natron. Etwas Teichter fchmelz-
bar vor dem Löthrohr , als der Adular. Sn den Auswürflingen des
Veſuv, in der Eiffel, am Laacherfee.
3. Gatt. Albit. (Tetartin.) Kryſtallſyſt. 1 und igliederig.
Kryftallif. in vhomb. Brismen mit Pyramiden, meiftens in Zwil-
fingen. Härte 69 — 6,5. Spez. Gew, 2, — 23. Farblos, doch -
oft bläulich-, grünlich-, gelblich, vöthlichweiß bis fleifchroth und
ſchmutzig ifabellgelb. Glasglanz. Durchfichtig und durchfcheinend.
Iſt neutrales Fiefelfaures Thonerdenatron, Schmilzt vor d. Löthr.
“
A6 8 Allgemeine Aaturgefchichte. V. Buch.
Schwer zu einem durchfcheinenden blafigen Glafe, Kommt auch fry-
Nalinifch, derb, in gebogenen ſtrahligen Zuſammenſetzungen vor,
findet fich zu Arendal in Norwegen, im Zillerthale, Gaflein, Dau-
phine, Pyrenäen, Erzgebirge, Schlefien, Sibirien :c.
4. Gatt. Periklin. Kryſtallſyſt. 1 und Agliederig. Kryſtalliſ.
in Prismen, meiſt tafelartig, durch Vorherrfchen der Fläche ſenk—
recht gegen die Are; Zwillinge find micht felten. Bruch uneben.
Härte 6; ſpez. Gew. 2,53 — 2/5. Farblos, graulich-, gelblich,
röthlichweiß. Glasglanz, auf den Spaltungsflächen Perlmutterglanz.
Durchfichtig bis an den Kanten durchfch. -Thonfilifat mit Natron-
filifat und etwas Kiefelfilifat. Schmilzt v. d. 2. ſchwer zu blafigern
Email. Sn Säuren unauflöslich. Kryftallifirt am Gotthard, Sau—
alpe in Kärnthen, Stebaynalpe in Tyrol; derb im Erzgebirge.
5. Gatt. Labrador, Kryſtallſyſt. 4 und Igliederig. Meiſt in
ſchwer beflimmbaren, prismatifchen und bemiedrifchen Zwillingen,
Härte 6. Spez. Gew. 2,45 — 2/2. Farblos; meiftens afch-, rauch⸗
gelblich", röthlichgrau bis fait fleifchroth, auch weiß. Glasglanz,
lebhafte Farbenwandlung. Durchfichtig und durchfcheinend. Neu—
trales Fiefelfaures Natron und Kalf mit drittel Fiefelfaurer Thon»
erde. Schmilzt v. d. L. etwas ſchwer zu einem ziemlich dichten und
gefärbten Glaſe. Wird als feines Pulver von der Salzfäure zerfebt.
In Gefchieben und ſtumpfeckigen Stüden in Labrador, Finnland;
Gemengtheil fehr vieler granitiſcher Geſteine. Zu Schmuckſachen
und Ornamenten benützt.
6. Gatt. Anorthit (Chriſtianit). Kryſtallſyſt. 1 und 4glie-
derig. Kryſtallſ, beſonders in rhombiſchen Prismen mit halbirten
Pyramiden. 3willinge ſelten. Spröde. 9. 6. Spez. Gew. 2,6
— 2,75. Farblos, waſſerhell, durchfichtig; auf den Theilungsflächen
Perlmutter- fonft Glasglanz. Thonfilifat mit Kalkfilifat u. Talkfilifat.
Schmilzt v. d. L. ſchwer zu einem klaren Glaſe. Findet fich in Elei-
nen Kryſtallen u. Eleinen derb. Maffen im Dolomit am Monte Somma. .
7. Gatt. Betalith. Kryſtallſyſt. ‚wahrfcheinlich 1 und Aglier
derig. Bis jebt nur in derben, großförnig zuſammengeſetzten Maffen
gefunden, die vorzüglich nach 2, fich unter 441%, fchneidenden Flä-
chen theilbar find. Br. uneben, fplittrig. Spröde. 8.6—6,,. Sp.
Gew. 2,4 — 2,1. Farblos, grünlich-, graulich-, vöthlichweiß bis
roſenroth. Glasglanz. Durchfichtig bis durchfcheinend. Durch Er-
wärmung blau phosphoreszirend. Iſt doppelt Fiefelfanres Lithion
mit neutraler Fiefelfaurer Thonerde. Schmilzt v. d. &. ruhig zu
einem weißen Email, die Flamme fchwach purpurroth färbend. Sn
großen einzelnen Blöcken im primären Gebirge der ſchwed. Snfel
Utön; am Dntariofee. Die Theilbarfeit ift beim Feldfpath zwi«
fchen den beiden deutlichſten Theilungsflächen rechtwinklig, bei den
übrigen Gattungen diefer Fam. aber fchiefwinflig. —
Spftematifche Heberficht der ungemengten Mineralien. 47
An die Feldfpatbfamilie fchließen fich noch folgende Mineralien
ohne regelmäßige Geflalten und Theilbarfeit, aber mit gewöhnlich
volfommen mufchligem Bruch an. Der Obſidian (an den Kratern
thätiger Bulfane manchmal Ströme bildend) nebft dem Marefanit
ih ſchwarz, ſtark glasglängend, von vollfommen mufchligen Bruch,
Der von den Liparifchen Infeln und aus Merifo ift färfer durch»
fcheinend als der Hsländifche, graulich. Der Obſidian geht nach
und nach ganz in den an denfelben Drten vorfommenden Bims—
fein über. Diefer it ſchwammig, grau, fchließt manchmal ein
Dbfidianforn ein. Zu ihm gehört auch der Berlitein und Sphä—
rulit. Der Bechftein iſt grün, braun, roth, fettglängend, von
unvolfommen mufchligem Bruch. — Alle diefe in einander überge-
benden Mineralien haben eine Härte von 6—7, ein Gewicht von
2/2 — 2,1, beftehen aus 75 Proz. Kiefelerde, 15 Thonerde, nebit etwag
Kali, Natron, Eifenoeyd, Manganoeyd und Waffer. Sie enthalten
manchmal eingewachfene Kryftalle oder Körner von Feldfpath und
Glimmer und Ffommen zum Theil in ungeheuern Maffen an den ers
Iofchenen und thätigen Vulkanen Europa’s, Mexiko's, Aften’s ıc,
vor. — Der Obfidian wurde in Mexiko früher zu Waffen und Meffern
verarbeitet, der. Bimsftein dient zum Schleifen und Boliren.
IN. Familie des Skapoliths.
4. Gatt. Skapolith. (Wernerit, Paranthine.) Kryſtallſyſtem
2 und darig. Grumdgeflalt ein Duadratoftaeder mit dem Endfanten>
winfel von 136077 und Seitenfantenwinfel von 630487, Kryſtalliſ.
noch in einem andern Dftaeder, 2 vechtwinflig Afeitigen Prismen
und der geraden Endfläche. Kryſtalle meist langgeftredt fäulenförmig ;
Dberfläche manchmal geſtreift, rauh. Br. unvollfommen mufchlig
bis uneben und fplittrig. Spröde. 8. 5—5,. Spez. Gew. 2. —
2,3. Farblos, doch gewöhnlich grau und grün in verfchiedenen
Nuancen, bis fait ſchwarz; auch ziegel- und blutroth. Glasglanz.
Durchfichtig bis undurchficht. Zweidrittel Fiefelfaures Natron u. Kalf
mit eindrittel Fiefelfaurer Thonerde. Schmilzt v. d. &, ſchäumend u.
leuchtend zu einem weißen Glaſe. Varietäten: 1. Meionit; farb—
los, durchfichtig, in freien, kurz fäulenförmigen Kryſt. oder förnigen
Aggregaten in Auswürflingen am Monte Somma u. anderswo vorf.
2. Skapolith; grün, grau und roth, in langſtängligen big nadel-
förmigen Prismen, auch derb; in Urgebirgen Sfandinavien’s und
Nordamerikas. Zu ihm gehören mwahrfcheinlich auch der Dipyr,
Gabbronit, Nuttalit. — Der Amphodelit möchte fich auch
bier anfchließen. Er ift bel vörhlich, im Bruch dem Sfapolith
ähnlich, hat eine H. von A,;, ein fp. Gew. von 2,. Loja in Finnland.
2. Gatt. Nephelin. Kryſtallſyſt. 3 und darig. Grundgeft.
Heragondodefaeder mit Endfantenw. von 1520 44/, Seitenfantenwinfel _
48 ‚Allgemeine Iraturgefihichte. V. Buch.
von 560 44. Kombinirt mit 6feitigen Prismen und der geraden
Endfläche. Kryſtalle meiſt kurz fänlenartig oder die tafelfürmig.
Br. flach und unvollfommen mufchlig. Spröde. 9. 5,5 —6. Spez.
Gew. 2,5; — 2/3: Farblos, oft weißlich in verfchiedenen Nuancen,
grünlichgrau, berggrün bis entenblau, vöthlichgrau bis fleifchroth.
Fettglanz. Durchfichtig bis an den Kanten durchfcheinen Iſt
drittel kieſelſaures Thonerdenatron. Schmilzt v. d. 2. zu einem
ungefärbten. Glaſe. Barietäten; 4. Nephelin, weiß, ſtark durch»
fcheinend, kryſtalliſirt oder körnig zuſammengefetzt. An Dolomite
blöcken des Monte Somma; am Aetna, in Laven um Rom, im
Dolerit im Odenwalde. 2. Eläolith (Fettſtein), grün und roth,
derb, in großen kryſtalliniſchen Maſſen; Norwegen, Finnland. Zum
Nephelin gehört auch der Davyn, Cavolinit und Beudantit.
Der Gieſekit aber bildet vermuthlich eine befondere Gattung. Iſt
wahrfcheinlich 3 und darig, und feine undentlichen Kryftalle find
6feitige Prismen mit gerader Endfläche. Br. uneben, fplittrig;
fchwacher Fettglanz. Dlivengrün, graubraun. An den Kanten
durchfcheinend bis undurchſichtig. H. 2,5 —3. Spez. Gew. 2/3.
Beitandtheile des Mephelins ohne Natron, Grönland.
3. Gatt. Chiaſtolith. (Hohlfpath.) Kryſtallſyſt. wahrfchein-
lich A und Aarig. Kryſtalliſirt in langgeflredten, hohlen, mit Thon
fchiefer erfüllten Prismen, Theilbar nach 2 Richtungen. Br. un
eben, fplittrig. 9. 5— 5,5. Spez. Gew. 9-3. Farblos, , doch
meiſt gelblich-, röthlich⸗, graulichweiß, gelb oder grau. Glasglanz.
An den Kanten ducchfcheinend. Beſteht aus 68,4 Kiefelerde, 3042.
Thonerde, etwas Talkerde, Waffer und Kohlenſtoff. V. d. 8%. um
fhmelzbar. Im Bayreuthifchen, Bretagne, Pyrenäen, Mafachufets.
4, Gatt. Prehnit. Kryſtallſyſt. 4 und darig. Kryſtalle tafels
artig oder kurz, fäulenartig, Br, uneben. Spröde. 9 6— 7.
Spez. Gem. 2,, —3. Farblos, doch oft grünlichweiß, grün im ver.
fchiedenen Nuancen, geünlichgran. Glasglanz. Halbdurchſichtig bis
durchfcheinend. Durch Erwärmung polarifch eleftrifch. Thonſilikat
mit Kalkſilikat. Schmilzt vd. &. nach Aufblähen, unter Leuchten
zu emailähnlichem Glaſe. Varietäten: 4. Blättriger B. begreift
die Kryſtalle und körnigen Sufammenfehungen. Findet fich im pri—
mären Gebirge Tyrol's, Salzburg’s, der Dauphine, Piemont's, den
Pyrenäen, Erzgebirge, Südafrifa. 2. Faferiger B. fuglige,- nic»
renförmige, ftalaftitifche Aggregate. In Blafenräumen der Mandele
fleine und Trappporphyre bei Dberflein, im Faffatbal, Schottland.
5. Gatt. Gehlenit. (Stylobat.) Kryſtallſyſt. 2 und Aatig,
oder 4 und darig. Kryſtalle find gerade rechtwinklig Afeitige Brise
men. Br, unvollfommen mufchlig. 9. 35; — 6. Sp. ©. 3— 35.
Grau und graulichweiß. Schimmernd und wenig glänzend von Fett-
glanz. Durchfcheinend, bis an den Kanten durchfcheinend. Bft
Syitematifche Heberficht der ungemengten Mineralien. 49
Drittel kieſelſaure Kalferde mit Sechstel Fiefelfaurer Thonerde.
Schmilzt v. d. £. fehr ſchwer zu graulichem Glaſe. Kryſtalliſtrt und
derb an der Montzonialpe in Tyrol.
6. ©. Nephrit, Derb, in ſtumpfeckigen Stüden. Br. fplittrig.
9.7. Sp. ©. 32. Lauchgrün ins Schwärzliche und Graue. Schim-
mernd. An den Kanten durchfcheinend. 50 1% Broz. Kiefelfäure,
34 Talferde, 10 Thonerde, 5/50 Eiſenoryd, O,os. Chromoxyd, 2,75
Waſſer. — Der gemeine Nephrit finder fich in China, Sndien,
Amerifa (Amazonenitein); der Beilſtein auf Neuſeeland, wo er
verarbeitet wird.
Sn diefe Familie dürfte auch der Latrobit oder Diploit 9%
hören. Kommt in unvollfommenen Prismen, derb und eingefprengt
vor. 9.5 — 6. Gem, 272. Nofen » und pfirfichblüthrorh. Glas
glanz.- Labrador. R >
IV. Familie der Halvidfteine,
1. ©. Sazulith mit Blaufpath. Kryſtallſ. 4 und tarig. Keyftallie
firt undeutlich in fcharfwinkligen Pyramiden. Br. uncben. Epröde.
9. 5°— 6. Gew. 3 — 3,5. Farblos, doch fait immer berliner»,
indig- und fmalteblau, blaulicdy = oder grünlich-weiß, feltener grau
und braun. Glasglanz. Durchfcheinend bis undurchfichtig. Iſt bafifch
phosphorfaure Thonerde. V. d. . iſt er für fich unfchmelzbar, zer
fält in Eleine Stüde und wird weiß. Borax und Phosphorfalz löfen
ihn zu Elarem Galze auf, Sn primären Gefteinen im Salzburg’.
fchen, zu Wienerifch-Neufladt. — Der Türkis iſt dem Lazulit ver
wandt. Finder fich derb, tropfilcinartig, als Ueberzug, in Gefchies
ben. Br. mufchlig bis uneben. 9. 6. Gem. 2,3 — 3. Himmelblau
bis fpangrün. An den Kanten durchfcheinend big undurchfichtig.
‚ Die fchöniten aus Perfien; font in Niederfchlefien, VBoigtland. Ge—
fchäßter Schmuckſtein. — Der Pſeudo- oder Zahntürkis iſt fein
Mineral, fondern kommt von fofiilen, durch Kupferoeyd blau ge—
färbten Zähnen.
2. ©. Wavellit. Kryſtallſ. 1 und larig. Kryſtalle ſind vertikale
Prismen, meiſt nadelförmig aggregirt u. undeutlich. Br. nicht wahre
nehmbar, Spröde. 9.3, — 4. Gew. 2,2 — 2,3. Farb!os, aber
meiſt graulich, gelblich, grünlich gefärbt.: Glas.» bis Perlmutter—
Hlanz. Durchfcheinend. Iſt bafifch phosphorf. Thonerde. DB. d. 8.
unfchmelzbar, wird weiß. Devonfhire, Sornwall, Böhmen, Eachfen,
Amberg, Gießen, Großnierenförmige- Geflalten von Villaricca in
Brafilien. Hicher auch der Ehildernit, und vermuthlich auch der
Fluellit und Peganit.
3.6. Wagnerit. Phosphorſaurer Talk.) Kryſtallſ, 2 und Iglie-
derig. Br. unvollfommen mufchlig, fplittrig uneben. 9 5 — 5,
1I. 4
50 - Allgemeine Naturgefchichte. V. Buch.
Gew. 3 — 313. Weingelb, oraniengelb in's Graue. Glasglängend,
bald durchfichtig. Phosphorſaure Talferde mit Flußfäure und Eifen-
oxyd. — Bei Werfen im Calzburg’fchen.
4, 6. Amblygonit. Findet fich in rauhen und eingewachfenen
Prismen und Fryfiallinifchen Maffen. Br. uneben. 9 6. Gm.
3 — 3,94, Grünlichweiß ins Berg- und Seladongrüne. Glasglanz.
Durchfcheinend bis halbdurchfichtig. Halbphosphorſaures Thonerde-
lithion. Schmilzt v. d. 8. leicht. Bei Penig in Sachſen, Arendal
in Norwegen.
5. G. Alaunſtein. (Alaunſpath.) Kryſtallſ. hemiedriſch 3 und
tarig. Kryſt. find mehrartige Rhomboeder. Br. uneben bis mufchlig,
Spröde. 9.5. Gew. 2,5, — 27. Farblos; röthlich, graulich, gelb—
lich. Glasglanz. Durchſichtig bis an den Kanten durchfcheinend.
Gewäſſerte fchwefelf. Thonerde mit ſchwefelſ. Kali, mit großem
Heberfchuß an Thonerde. DB. d. &. unfchmelzbar, in Schwefelfäure
auflöstih. In Gruppen und Drufen Eleiner Kryftalle, meift aber
derb bei Eivita Vecchta, am Puy de Sancy, auf den Infeln Milo.’
Man bereitet aus ihm den Römiſchen Alaun. — Der Aluminit
(Webflerit) ift bis jebt nur in Fryftallinifchen Aggregaten und derb
‚gefunden. Br. feinerdig. Milde, H. 1. Gew. ia; — Ir. Schnee-
weiß. Matt. Undurchfichtig. Schwach an der Zunge hängend. Sf
Drittel fchwefelf. Thonerde. V. d. L. leuchtend, unfchmelzbar. In
— und Schwefelſäure leicht ee Halle, Sußer,
pernay.
V. Familie des Leuzik's.
1, ©. Leuzit. Kryſtallſ. regulär. Kommt in Seuzitoedern
und rundlichen Körnern vor. Br. muſchlig. Spröde. 9.55 — 6.
®. 2,4 — 275. Farblos, meiſt graulich-> gelblich-, vöthlichweiß bis
afch-, rauch», und gelblichgrau, Glasglanz. Halbdurchfichtig bis
an den Kanten durchfcheinend. Zwei Drittel Fiefelf. Thonerdefali.
V. d. 8. für fih unfchmelzbar. In Chlorwafferftoffäure leicht auf-
löslich. Gemengtheil vulfanifcher Gefleine am Veſuv, bei Nom :c.
2.6. Sodalith. Kryſtallſ. regulär. Kryſtalle find Dodekae—
der, öfters mit Oktaeder- und Sfofitetraederflächen kombinirt. Br.
mufchlig bis uneben. Spröde. 9. 55 — 6. Gm. 5 — 25
Farblos, aber meift graulich-, gelblich-, grünlichweiß bis ölgrün,
gelblich- und aſchgrau. Glasglanz. Halbdurchſichtig bis durchſchei—
nend. Thonſilikat mit Natronſilikat und etwas Chlornatron. Vor
d. 2. zu klarem farbl. Glaſe ſchmelzend. Sn Chlorwaſſerſtoff-und
Salpeterſäure leicht auflöslich, Gallerte gebend. Kryſtalliſi rt und
derb am Veſuv, Laacherſee, in Grönland.
—8. G. Hauyn. Kryſtallſ. regulär. Dodekseder, oft Afeitig
prismatifch verlängert, oder fechsfeitig prismatifch tafelartig, mit
Syſtematiſche Meberficht der ungemengten Mineralien. 51
Dftaeder » oder Leuzitocderflächen Fombinirt. Br. flachmuſchlig,
uneben. Spröde. 9. 5,5 — 6,5. Gew. 2,98 — 3,33. Farblos, aber
immer blau und braun im verfchiedenen Nuancen bis pechfchwarz ge—
färbt. Außen Glas, innen Fettglanz. Durchfichtig bis durchfchei»
nend. Thonfilifat mit Natron- oder Kalkfilifat und etwas Schwefel-
natron. V. d L. ſchwer zu weißem Glafe fehmelzbar. Sn Sal;
fäure leicht auflöslich. Kryſtalliſirt, in Körnern, derb, immer in
vulfan. Geſteinen; Laacherfee, Rom, Befuv.
4.6. Laſurſtein. Kryſtallſ. regulär. Dodefacder, Br. mufch-
fig und uneben. 9.5 —6. ©. 2; — 2379. Laſurblau, bimmels
blau, fchwärzlichblau. Strich blau. Glasglaͤnz. Durchfichtig bis
an den Kanten durchfcheinend. Kalffilifat mit Natron» und Thon—
erdefilifat. Schmilzt v. d. &. zu weißem glänzendem Glafe. Chlor.
mwafferfiofffäure entfärbt und löst fein Pulver auf. Meiſt derb im
primären Gebirge; Sibirien, Bucharei, Tibet, China. Zu Orna—
menten, und Bereitung des Wltramarins benüßt,
5. G. Eudyalith. Kryſtallſ. hemiedrifch 3 und darig. Ahom-
boeder, mit PBrismenflächen und der geraden Endfläche fombinirt.
Br. uneben. 8.5 — 3. ©. 2,9. Bräunlich- und pfirfichblüth-
roth. Glasglanz. An den Kanten durchfcheinend. Natronſtlikat mit
Zirfon - und Kalkfilifat. V. d. 8%. leicht zu grünem Glaſe ſchmelz—
bar, Grönland, i
VI. Familie der Zeolithe.
1.8. Analeim. Keyftallf. vegulär. Heraeder, Hfofitetraeder
und Kombinationen beider. Br. uneben oder unvollfommen muſch—
fig. Spröde. 9. 5,5, ©. 2 — 22. Farblos, oft gefärbt, grau»
lich-, gelblich, grünlich-, blaulich-, röthlichweiß bis fleifchroth.
Glasglanz. Durchfichtig big durchfcheinend. Thonfilifat mit Nas
tronfilifat und Waſſer. Giebt v. d. 2. ein glänzendes Glas.
Kryitallifiet und groß» und grobförnig im Mandelftein, Baſalt,
Trachyt.
2. G. Meſotyp. (Mit dem Ratrolith, Meſolith und Skole—
zit.) Kryſtallſ. 2 und igliederig. Nhombiſche Prismen mit halbem
Dblongprisma und der Ahombenpyramide ; gewöhnlich Zwillinge.
Br. uneben. Spröde. 9. 5 — 5,5. ©. 21 — 273. Farblog, waſſer⸗
heil oder gelblich-, graulich-, röthlichweiß, gelblichgran, ifabel»,
odergelb bis gelblichbraun, „fleifch - und ziegelroth. Glasglanz.
Durchfichtig bis an den Kanten durchfcheinend, Der Skolezit wird
durch Ermwärmen polarifch eleftrifch. Der Natrolith iſt ein Thon—
erdefilifat mit Natronfilifat und Waffer, beim Mefolith tritt Kalf-
erde hinzu, ebenfo beim Sfolezit, bei welchem indeß das Natron
fehlt. 8. d. 8. ſchmelzen fie zu Glas. Kryſtalliſirt, ſtänglig, fafe-
52 Allgemeine Naturgeſchichte v. Buch.
rig, dicht, derb in Platten und Nieren in vielen europ. urgebirgen,
Grönland.
3. G. Thomſonit. Kryſtallſ. 1 und taxig. Geſchobene verti⸗
kale Prismen mit vorherrſchend gerader Endfläche und dem erſten
horizontalen Prisma komb. Br. uneben. 9. 5. ©, 2,1. Weiß.
Glasglanz. Durchſichtig bis durchſcheinend. Kieſelſaures Thon- und
Kalkſilikat mit Waſſer und etwas Natron. Schmilzt v. d. L. ſchwer.
Selten kryſtalliſirt, gewöhnlich ſtrahligſtänglig im Baſalt in Schottl.
4. G. Stilbit. (Strahlzeolith, Desmin.) Kryſtallſ. 4 und
tarig. Kryſtalle beſtehen aus den erſten und zweiten Seitenflächen,
und in der Endigung aus’ einem Rhombenoktaeder. Br. uneben.
Spröde. 9.35 — A. G. 24. — 2%. Farblos, oft gelblich-, grau⸗
lich», vöthlichweiß, bis odergelb, rauchgrau, haarbraun und fleifch-
roth. Glasglanz, auf einer Theilungsfläche PBerlmutterglang. ’ Halb»
durcchfichtig bis durchfcheinend. Thon- und Kalkfilifat mit Waffer,
Schmilzt v. d. 2. zu einem weißen Email. Kryſtalliſirt und derb in:
Mandeljteinen der Färoer, Islands, des Faßathals, auf Gängen in
Schottland, Sachfen, auf Lagern zu Arendal.
5.6. Heulandit. (Blätterzeolith.) Kryſtallſ. 2 und tglicde-
tig. Kryſtalle fellen dünne oder dicke rhomboidiſche Tafeln vor. Br.
unvollkommen mufchlig bis uneben. Spröde. 9. 3,; — 4. ©. 22 —
2/73. Barblos, oft gelblich, grünlich-, vöthlichweiß, fleifch- und
ziegelroth; gelblichgrau bis haarbraun. Glasglanz, auf einer Thei—
Iungsfläche Perlmutterglanz. Durchfichtig bis an den Kanten durch»
fcheinend, ZThonfilifat mit etwas Kalffilifat und 15 Broz. Waffer.
Schmilzt v. d. 2. zu einem weißen Email, Vorkommen und Fund»
örter des GStilbits.
— 6. G. Brewferit. Kryſtallſ. 2 und igliederig. 8. befichen in
4 vertifalen Prismen, der zweiten Endfläche und der Endigung aus
einem fehiefen Prisma. Br. uncen. 95 — 5: ©. 24 — 2.
Weiß ins Gelbe und Graue. Glasglanz, auf einer Fläche Berl-
mutterglang. Durchfichtig bis durchfcheinend. Thonſilikat mit Schwers -
erde- und Etrontianerdeiilifat, und 12%, Proz. Waſſer. V. d. 8.
ſchwer fchmelzbar. Strafan in Echottland, Müniterthalim Breisgan.
7. G. Epiitelbit. Kryſtallſ. 4 und tarig. K. find vertifale
und horizontale Prismen, meiſt Zwillinge. Br. uneben. 9. 3,5; — 4.
G.2 — 235 Weiß. Auf den Brismenflächen Glas, auf den Thei-
Inngsflächen Perlmutterglanz. Durchfichtig bis an den Kanten durch»
fiheinend. Thonerde- und Kalferdefilifat mit etwas Natron und
44 1% Prog. Waſſer. Schmilzt v. d. 8. zu Email. Mandelftein-
böhlungen Sslands und der Färver,
8. G. Apophyllit, (Ichthyophthalm, Albin). aryſalſ. 2 und
taxig. Grundgeſt. Quadratoktaeder mit dem Endkantenwinkel 1040
2/ und Seitenkantenwinkel 121% Kr. fiellen Pyramiden, Prismen,
Spitematifche Meberficht der ungemengten Diineralien. 85
Tafeln dar. Br. uneben. Sehr fpröde. H. 4,5; — 5. ©. 23 — 2.
Farblos, gelblich-, graulich-, vöthlichweiß bis fleifchrotb. Glas»
glanz, auf der geraden Endfläche perlmutterartig. Durchfichtig bis
durchfcheinend. Kalferdefilifat mit etwas Kali und 16 Bros. Waffer.
Schmilzt v. d. 8. zu weißem oder farblofem Glafe. In bafaltifchen
Geſteinen Böhmens, der Seißeralye, der Färver, Infel Sky; fonit
in Schweden , Böhmen, St. Andreasberg.
9. ©. Chabafit. Kryſtallſ. hemiedriſch 3 und darig. Kr. find
Nhombocder, häufig Zwillinge. Br. uneben, Spröde. 9. 4—4,;.
G. 2 — 27. Farblos, meiſt graulich-, gelblich-, röthlichweiß oder
röthlichgran gefärbt. Glasglanz. Halbdurchſichtig bis durchfchei-
nend. Thonerde- und Kalferdefilifat mit fehr wenig Kali und 20
Broz. Waſſer. Echmilzt v. d. &. zu Email. GSalsfäure zerfeht fein
Bulver leicht. In Krvitalldrufen und derb in bafaltifchen Gefteinen
im Zweibrüden’fhen, Seißer- und Montzonialpe, Böhmen, Schott»
land, Färver, Ssland, Grönland.
10. ©. Levyn. Kryſtallſ. beiniedrifch 3 us tarig. Kr. find
Rhomboeder. Br. unvolfommen mufchlig. Spröde. 9. 4 ©. 2
— 275. Weiß. Glasglanzg. Chem. Befihnffenheit wie beim Chabaſit.
In Mandeliteinen; Färver.
141.6. Gmelinit, (Sarfolith.) Kryftallf. bomoedrifch 3 und
taxig. Kr. find Heragondodefaeder mit dem erfien 6feitigen Prisma
und der geraden Endflüche Fombinirt. Br. uneben, Sehr fpröde.
9. 375 — A5. G. 2 — 23, Schneeweiß. Glasglanz. Durchſchei—
nend. Shonerdefilifat mit etwas Kalferde und Natron, (oder ſtatt
-deren Eifenoeydul und Kali) und 21 — 29 Bros. Waſſer. Wird v.
d. &, zu Email. Im Vizentiniſchen; in Srland in Mandelfeinen.
12. ©. Kreuzſtein. Kryſtallſ. wahrfcheinlich 1 und Aarig.
Kr—. beſtehen aus der Iten und 2ten Geitenfläche, und einem Rhomben-
oftacder; manchmal noch mit dem eriten horizontalen Prisma des
Hauptoftaeders komb. Meiſt Zwillinge. Br. uneben bis unvollkom—
men mufchlig. Spröde 9. 4, ©. 273 — 235. Farblos, doc
meiſt graulich-, gelblich-, vöthlichweiß bis fleifch-, ziegel- und
blutroth. Glasglanz. Halbdurchfichtig bis durchfcheinend. Thon—
erde - und Kalferdefilifat, mit Kalt und 15 — 417 Proz. Waffer; in
einigen Varietäten mit 18 — 20 Proz. Schwererde. Schmilzt v. d.
&. leicht zu klarem Glafe. Findet fich nur Fryftallifiet im ältern Ge—
birge Sachfens, Schwedens, Schottlands; in bafaltifchen Geiteinen
der Pfalz ꝛe.
13. ©. Laumonit. Kryfiallf. 2 und igliederig. 8. find chom«-
bifche Prismen. Br. nicht Leicht wahrnehmbar. Wenig fpröde.
9.2. ©. 2,3 — 274. Farblos, oft gelblich» oder graulichweif.
Glasglanz. Durchfcheinend. Thonerde » und Kalferdefilifat mit
16 Proz. Waſſer. Schmilzt v. d, 2. zu weißem durchfcheinendem
54 Allgemeine Aaturgefchichte. V. Buch.
Email. Verwittert und zerfällt fehr Teicht, In Kryſtalldruſen oder
körnigſtänglig in der Bretagne, Montzonialpe, am St. OU?
in Schottland, Srland, Schweden ꝛc.
Sn die Familie der Zeulithe gehören auch die noch der Unter—
fuchung bedürftigen Karpholit (Strohftein), Edingtonit, Oke—
nit, Beftolith, Komptonit und Herſchelit.
VII. Familie des Glimmers,
1. Gatt. Zweiariger Glimmer, (Lepidolith 3. Theil.) Kry-
ftallfyitem 2 und Agliederig, K. find fchiefe rhombifche Prismen,
meift als rhombifche oder 6feitige Tafeln erfcheinend. Br. mufchlig.
Milde, in dünnen Blättchen elaltifh. 9. 2 — 275. ©. 23 — 3x:
Farblos, meiſt jedoch gelblich“, graulich-, grünlich-, vöthlich-,
filberweiß, gelblich-, afch=, vauchgrau, braun bis pechfchwarg oder
broncegelb, grünlichgrau bis lauchgrün, roſenroth bis pfirfichblüthe
roth. Strich bisweilen gran. Auf der Bafıs höchſt ausgezeichneter
metallifcher Berlmutterglang, font Glasglanz. Durchfcheinend, in
dünnen Blättchen durchfichtig. Zweiaxige doppelte Strahlenbrechiing.
Thoniilifat mit Eifenoeyd, Kalt, Lithion und Flußfäure, etwas
Manganoxydul. Schmilzt v. 9. 2. an fehr dünnen Kanten zu einem
emailähnlichen Glaſe. Weder Ehlorwafferftoff- noch Schwefelfäure
greift ihn merklich an. Zerfällt vieleicht einft. in mehrere Gattuns
gen. Kommt Eryjtallifirt oder im blättrigen, Eörnigen, fehuppigen,
fchiefrigen Maſſen im Urgebirge vor, bildet einen wefentlichen Beſtand—⸗
theil der meilten primären Gefleine. Mehrere Lithionglimmer kom—
men auf den Zinnlagerflätten im Erzgebirge und Cornwallis vor.
Großblättriger OL. in Norwegen, bei Zwiefel in Bayern, in. Grön-
land, Sibirien, Finnland ze.
2. Gatt, Einaxiger Glimmer, Kryſtallſ. 3 und NE ge
find dünn tafelartige, manchmal kurz fäulenförmige 6feitige Pris—
men mit der geraden Endfläche. Br. nicht wahrnehmbar. Milde,
in dünnen Blättchen elaſtiſch. 9.2 — 2. ©, 235 —3: Dunfel-,
piſtazien- und fchwärzlichgrün, greünlichfchwarg, pechfchwarz, fchwärz-
lichbraun bis nelfenbraun. Streich ungefärbt bis a
Glasart. Berlmutterglang, auf der Endfläche Metallgl. Sn dün—
nen Blättchen durchfichtig. Beſtandth. des Anrigen Gl., mit Aus
nahme des Lithions, während er viel Talkerde hat. Rundet fich
v. d. 8 nur an fehr dünnen Kanten zu graulichem oder ſchwärz—
lichem Glaſe. Konzgentrirte Schwefelfäure zerfeht ihn volfommen.
Theils Fryfiallifirt, theils in blättrigen Maſſen; feltener als voriger
in primären Gefteinen, Bafalt, auf Gängen, — Der großblättrige
Glimmer wird auf Schiffen und fonit ſtatt Glas gebraucht ; der Lepi-
dolith zu Ornamenten verarbeitet.
Syſtematiſche Meberficht der ungemengten Mineralien. 55
3. 8. CHlorit. Kryſtallſ. 3 und Aatig. Meift nur fehr
dünne 6feitige Tafeln, felten in Heragondodefnedern. Mild und
zähe. Sn dünnen Blättchen biegfam, nicht elaſtiſch. 9-1 — tr
©. 2,5 — 23. Berg⸗, lauch-, oliven-, fchwärzlichgrün. Strich
grünlichgrau bis berggrün. Auf der geraden End- oder Theilungs-
fläche Berlmutterglang. Durchfichtig bis durchſcheinend. Kryſt. zeigen
- ausgezeichneten Dichroismus von grün und gelblich = oder bräunlich—
voth. Zalffilifat mit Thonfilifat, Eifenorydul, Waffer und etwas
Kalkerde. Schmilzt v. d. 8 an fehr dünnen Kanten. Konzentrirte
Schwefelfäure zerfeßt ihn. Selten deutlich Fryftallifirt, meiſt ſchup—
pig, als Ueberzug, oder als Ehloritfchiefer ganze Gebirgsmaffen
bildend. Tyrol, St. Gotthard, Erzgebirge, Norwegen, Bannat.
4.8. Talf. Kryſtallſ. 3 und Adarig. Dünne 6feitige Tafeln.
Sehr vollfommene Theilbarfeit nach den geraden Endflächen. Sehr
milde und zäh. Fettig, in Blättchen biegfam. 9.1 — bu. ©. 275
— 275. Farblos, doch meiſt graulich, gelblich, grünlichweiß, ſpar—
gel=, apfel=-, lauchgrün bis entenblau. Strich weiß bis blafgrün.
Ausgezeichneter Perlmutterglang. Durchfichtig bis durchfcheinend.
Strahlenbrechung doppelt. Talferdefilifat mit etwas Eiſenoxydul
und Kali. V. d. L. unfchmelzbar, weiß Teuchtend. Kaum je ausge
zeichnet Eryitallifiet, öfter derb, am öfteiten als Zalffchiefer ganze
Gebirge bildend. Alpen, Böhmerwald, Schottland, Schweden,
Sibirien. }
Der Tropfllein, am Montblanc, in Grönland zc. mächtige
Lager bildend, fiheint ein Gemenge von Talk, Chlorit, Glimmer
und Asbeit. Aus ihm werden Gefchirre und Dfenplatten gefertigt;
der Talk dient zur Bereitung von Schminfe, Paſtellfarben, zur Poli—
tur, Minderung der Friftion bei Mafchinen.
5. ©. Pinit. Kryſtallſ. 3 und 4axig. Kr, find 6 und 12fei»
tige Brismen, Br. uneben. 9.2 — 235. ©. 2773. Gelblichgrau
ins Röthliche und Braune. Schwacher Fettglanz. Undurchfichtig.
Angehaucht ſtark nach Thon riechend. Fettig anzufühlen. Thonerde-
filifat mit Kali, Talferde, Manganorydul und Eifenoeyd. Wird
dv. d. L. an den Kanten zu weißem blafigem Glafe. Säuren greifen
ihn nicht an. In Granit bei Heidelberg, in der Auvergne.
6. G. Pyrosmalith. Kryſtallſ. 3 und Aarig. Kr. 6feitige
Prismen mit gerader Endfläche. Br. uneben in’s Splittrige, H. 4—
4. ©. 3 — 347. Braun, Deutliche Farbenwandlung. Unrein
glasglänzend. An den Kanten durchfcheinend. Kiefelfaures Eiſen—
oxydul und Manganorydul, bafıfch falzfaures Eifenoeydul und Waſ—
fer. Schmilzt auf Kohle zu einer ſtahlgrauen magnetifchen Berle,
Auf Magneteifenflein in Schweden.
7. ©. Eronfedtit. Kryfialf. 3 und Aarig. Kryſt find
6feitige Prismen, 9. 2,5. In dünnen Blättchen etwas elaftifch
56 Allgemeine Naturgefchichte. V. Bud).
biegfam. ©. 3,5 — 3,4. Rabenſchwarz. Strich dunkel Tauchgrün.
Glasglanz. Undurchfichtig bis durchfcheinend. Eiſenoxyd und Eifen-
orydul mit Kiefelfäure, etwas Talkerde, Manganoryd und Waſſer.
Schmilzt v. d. &. zu einer ſtahlgrauen Magnerjehen Kugel. Böh⸗
men, Cornwallis.
8. ©. Siderofchifolith. Kryſtallſ. 3 und Inzig. Sehr Fleine
aufgewachfene Ahomboeder und Prismen. 9.2. ©. 3. Sammet-
fchwarz, im Striche dunfel lauchgrün. Lebhafter Glasgl. auf den Theis
Iungsflächen. 75 Broz. Schwarzes Eifenoeyd mit Kiefelfäure, Thon-
erde, Waſſer. Wird in der Lichtflamme magnetifch. SAMEN KB. -
8. zur eifenfchwargen magnet. Kugel. Brafilien.
Der Glimmerfamilie dürften auc noch das Talk— oder Dar
snefiahydrat, der Perlglimmer oder Nargaric und der
Rubellan beizuzahlen ſein.
VIII. Familie der Hornblende.
1. G. Hornblende. Kryſtallſ. 2 und 1gliederig. Grundgeſt.
ein 2 und igliederiges Oktaeder. Kr. find kurze und dicke, oder
lange und dünne Säulen. Häufig Zwillinge. Br. uneben. Spröde.
9.5 — 6. 6.23% — 37. Farblos, gewöhnlich aber grau, grün,
fhwarz. Glasglanz. Ducchfichtig bis undurchſ. Neutrale Fiefel-
faure Kalferde mit zwei Drittel Fiefelfaurer. Talferde, etwas Eifen-
und Manganorydul, fehr wenig Flußfäure und Waffer. In einigen
DBarietäten ift ein Theil der, Kiefelerde durch Thonerde erfeht. V. d.
&, ſchmelzbar. Meiſt leichtflüffig. DBarietäten: 4. GÖrammatit
od. Tremolith, graulich-, gelblich», grünlich>, röthlichweiß bis -
rauchgrau, fpargelgrün-und blaß violett, halbdurchf. bis durchfch. ,
Berlmutter- od. GSeidenglang, meiſt eingewachfen, feltener derb,
Sn vielen europ. Urgebirgen. 2. Strahblitein, Aftinit, grün
bis fchwärglich, leberbraun, grünlichgrau; Glas- od. Seidenglang;
durchfcheinend; Borfommen wie voriger. 3. Hornblende a Gr
meine Hs. Rabenfchwarg, dunfelgrün; undurchf. bis an d. Kant.
durchfch.; Fryftallifirt , derb und eingefprengt. Wefentl. Gemengtbheil
vieler granit. Gejteine, auch eigene (Hornblendgefleine) daritellend.
Auf Lagern und Gängen im fehr vielen europ. Urgebirgen. b. Bas
faltifche H. Pechfchwarz, undurchſichtig, kryſtalliſirt; in Baſalten
Böhmens, der Rheingegenden, Spaniens. 4. Anthophyllit.
Zwiſchen gelblichgrau und nelkenbraun, einiger ſchön blau held;
Perlmutterglang, halb metallifch; an d. Kanten durchfch. Sm Glim—
merfchiefer in Norwegen, Finnland. — Die Hornblende dient als
Zufchlag beim Eifenfchmelzen, als Zuſatz zur Fritte des grünen
Bouteillenglafes, und zur Daritellung eines braunen oder Ban
Steinglafes, ey
Syſtematiſche Ueberſicht der ungemengten Mineralien. #7
2,6. Augit. (Pororen,) Kryſtallſ. 2 und tgliederig. Grund.
geitalt ein Dftaeder. Kr. find gewöhnlich kurz und die fänlenartig,
felten ſpitz pyramidal. Auch Zwillinge. Br. mufchlig bis uneben,
Spröde. 9.5 — 6. ©, 3, — 3,5. Der reinite farblos, meift aber
fehr verfchieden grün und ſchwarz gef. Glasgl. Durchf. bis undurchſ.
Zwei Drittel Fiefelfaure Kalferde mit zwei Drittel Fiefelfaurer Talk—
erde, etwas Eifenorydul oder Oryd, Mangandeydul und Thonerde.
Die meilten Bar. ſchmelzen v. d. 2. leicht zu einem weißlichen oder
fhwarzen Glafe. Der Diallag aber it Hrengflüfftg. Var: 1. Dio—
pfid; weiß, grau, grün; ducchfichtig bis durchfch., kryſtalliſ. und
derb; Piemont, Gotthard, Kärnthen, Tyrol, Sachſen ꝛc. 2. Mala,
kolith (Faßait); weiß, grün, durchfiheinend, kryſtalliſirt. Skandi—
navien, Finnland, Tyrol, Sachſen. 3. Gemeiner A.; ſchwärz—
lichgrün, ſchwarz, undurchfichtig. Wefentlicher Gemengtheil des
Dolerits, Baſalts, der Lava, der europ. erlofchenen und thätigen
Bulfane. Auf Lagern im primären Gebirge Sfandinaviens, Nord—
amerifas; in Meteorjleinen. 4 Kokkolith; grün bis grünlich-
fchwarg; durchſch. bis undurchſ., Fryitalliiet und, derb. Urgebirge
Sfandinaviens, Finnlands, der Pyrenien ꝛe. 5. Rothbraun—
feiner; (Riefelmangan); eine und derb; hoch- und dunfel-
rofenroth; durchfch. bis an d. K. durchfch. Enthält bei 60 Proz. Man-
ganoxyd, 30 Kieſelſäure, bes Eifenoeyd und Thonerde. Eifenerz-
lager in Schweden, am Harz, in Sibirien, Cornwall. 6. Akmit;
Kr. lang ſäulenartig; grünlichgrau bis bräunlichſchwarz, an d. K.
durchſch. Enthält 10 Proz. Natron. Norwegen. 7. Diallag; ge—
wöhnlich derb; graulich, grün, braun; ſchwach durchfch.; metallähn—
lich perimuttergl. 9. 4. Harz, Toskana. 8 Bronzit; derb,
körnig; braun, durchfch., Perlmuttergl. Sn Bafılten, 9. Hyper—⸗
ſthen; derb, bräunlichſchwarz, metall. perlmuttergl., undurchſichtig.
Bildet mit Feldſpath den üyperſthenſienit. Veltlin, Cornwall,
Grönland, Schottland ꝛc. — Die Gatt. Hornblende iſt mit der G.
Augit ſehr nahe verwandt, und Roſe will. beide vereinigen. — Der
fogenannte Smaragdit iſt ein —— Amphibol, mit Saußü—
rit verwachfen, kommt in Corſika, am Monte Roſa, im Bayreuth’-
fchen vor, it fehr hart und voliturfäßig und wird von Steinfnei-
‚ bern verarbeitet.
Asbeſt und Amianth find nach Breithaupt Feine befondern
Mineralgattungen, fondern eigenthümliche Aggregatzuſtände anderer
Gattungen. Ihre Härte it fehr verfchieden, das Gewicht 2,0. Sie
beitehen aus Kieſelſäure 45 — 62 Broz., 22— 23 Talkerde, 3 Thon»
erde, 4— 15 Ralferde, 3 — 19 Eiſenoxydul, fehr wenig Mangan—⸗
oxydul, Flußfäure und A B. 2. 8, fließen fie zu verfchieden
gefärbten Gläfern. Bar.: . Amiantbz faferige u. haarförmige,
elaitifch biegfame, fanft anzufäplenpe Maſſen. "Grünlich«, gelblich -
58 Ufigemeine Naturgefchichte. V- Buch,
bräunlichweiß; feidenglänzend; halbdurchf. bis an d. K. durchfch.
Schweiz, Tyrol. 2. Asbeſt; derb, faferig, fpröde; ſtechend, mager
anzufühlen. Lauchgrün ins Graue und Weiße; feidenglänzend, une
durchfichtig. Sachfen, Schlefien, Harz. 3. Bergforf (Bergleder);
plattenförmige und zerfreffene fafrige Maffen; gelb, ins Braune;
matt, undurchf.; etwas elaftifch biegfam; mager anzufühlen. Sa—
voyen, Dauphind, Der A. gab die unverbrennliche Leinwand der
Alten; wird noch jeht zu Kleidungstüden, Bapier, Dochten ver»
arbeitet,
An Hornblende und Yugit reihen fich nsch an der Pifrosmin,
Domelith, Pyrallolith, Pyrargilith, GSeybertit, Sf
pyr, Babingtonit.
3. Scthillerfpath Schillerſtein). Bis jetzt nur derb und
eingeſprengt, auf ganz eigene Weiſe von Serpentin durchwachſen
gefunden. Br. uneben, ſplittrig. Sehr wenig fpröde. H. 3,5; —A4.
G. 2/5 — 2,5. Grün, ins Gelbe und Braune. Strich grünlich
weiß. Metallifch perlmuttergl. An d. K. durchſch. Talkerdeſilikat
mit Eiſenoxydul, ſehr wenig Chrom, Manganorydul, etwas Kalk—
und Thonerde, und 42 1% Proz. Waffer. Harz.
Hier fchließt fich der edle Serpentin am Bis jetzt nur
derb, körnig zufammengefebt gefunden. Br. flachmufchlig bis un«
eben und fpfittrig. Milde, 9.3. ©. 34 — 2. Farblos, doch
meift grün, gelb, braun, alles in verfchiedenen Nuancen, bis blut»
roth gef.; oft gefammt, gefledt, geadert. Sehr fchwacher Fettgl.
Durchfch. bis undurch!. Zwei Drittel Fiefelfaure Talferde mit Talk—
erdehydrat, etwas Eifenoryd, Bitumen und Kohlenſäure. Schweden,
Schlefien, Böhmen, Sachfen, Piemont, Eorfifa, Cornwall, Nord»
amerifa ꝛc. Wird zu Gefäßen und Geräthen verarbeitet. — Der
gemeine ©. iſt ein Gemenge.
4. G. Dafelſpath. Kryſtallf. 2 und tglicderig. Meift nur
derb in länglig fchaligen Individuen, Br. uncben. Spröde. 9. 4,
— 5.6. 2,3 — 2/9. Farblos, doch meist gelblich-, röthlich-, bräun«
lich, graulichweiß. Berlmutterart, Glasgl, Halbdurchf. bis an den
K. durchfch. Phosphoreszirt durch Keibung und Erwärmung. Zwei
Drittel Fiefelf. Kalferde mit etwas Eifenoeydul, Manganoeyd, Wafs
fer und Talferde. V. d. &. zu farblof. Glafe ſchmelzend. Bannat,
Sfandinavien, Schottland,
5.6. Spodumen. (Tripban) Kryſtallſ. wahrfcheinlich t und
taxig. Big jeht nur derb gefunden. Br. uneben, fplittrig. Spröde,
9. 6,5 — 7. ©.34 — 372. Farblog, aber. meit grünlichweif, grün«
lichgran, grün. Glasgl. Durchfch. bis an d. 8. d. Neutrales fic-
felfaures Lithion mit doppelt Fiefelf. Thonerde, fehr wenig Eifen-
oryd, Manganoeyd und Waſſer. Schmilzt v. d. &. zu Glas und
färbt die Flamme vorübergehend purpurn.. Schweden, Tyrol, Jr⸗
Syſtematiſche Meberficht der ungemengten Mineralien. 39
land, Maffachufets. — An den Spodumen reihen fich die noch nicht
genau beftimmten Weißit, Fahlunit, Sordawalith u. Saußürit an.
6. G. Andalufit. Kryſtallſ. 4 und Anrig. Kr. prigmatifch,
Tangfäulenartig, meiſt mit Glimmer befleidet, und Glimmer oder
Talk einfchließend. Br. uneben, Förnig und fplittrig. Spröde.
9. 7, ©. 3 — 3,5. Ganz rein farblos, aber immer verfchieden
roth, grau, vöthlichbraun bis faſt violett gefärbt. Glasgl. Durch»
fcheinend bis an d. 8. d. 55 — 60 Proz. Thonerde, 34 — 36 Kiefel-
fäure, etwas Eifenseyd, manchmal auch etwas Kalferde, Talferde,
Kali, Manganogyd und Waſſer. V. d. &, unfchmelzbar. Kryſtalliſ.
und derb in europ. Hrgebirgsarten.
7.8, Cyanit. Kryſtallſ. 1 und 1gliederig. Kr. meiſt lang,
etwas breit, ſäulenförmig. Br. uneben. Spröde. 9.5 — 7.
©. 3,5 — 337. Farblos, doch meift milchweiß, blaulichgrau, blau,
ockergelb, ziegelrorh, fchwärzlichgrau (Nhätizit) gef. Durchf. bis
durchfch. Glasglanz. Einige Kr. werden durch Neiben +, andere
— cl, 64 — 67 Bro. Thonerde, 31 — 36 Kiefelfäure. V. d. 8
für fich unveränderlich. Kr. ſtänglig faferig. Sn primären Gef.
der Alpen, Norwegens, Schottlands , Sibiriens, Penfylvaniens. —
Keine Stücke fommen als Saphyre aus Dflindien. — An den Cyanit
reihen fih an Saphirin, Diaspor, GSillimanit, Wörthit.
8.6. Epidot. Kryſtallſ. 2 und Igliederig. Kr. fchief priv
matifch, manchmal Zwillinge. Br. uneben und fplittrig. Spröde.
8.6— 7. ©. 3; — 3,5. Ganz rein farblos, doc) faft immer gran
oder grün. Olasglanz, auf den Theilungsflächen perimutterartig.
Halbdurchf. bis an d. K. d. Drittel Fiefelf. Kalferde und Thonerde,
einiger mit etwas Zalferde, Eifen- und Manganoeydul. 4. Der
Kalfepidot oder Zoifit, deſſen Kryſtallform der- des Euflas
gleicht, giebt v. d. &. cine weiße oder gelbliche Maffe, findet fich im
Fichtelgebirge , Kärntben, Steiermark, Tyrol. 2. Der Eiſen—
epidot „oder Piſtazit if grün, bält 144 — 21 Proz. Eifen-
oxydul, giebt v. d. &. eine dunkle Schlafe, findet ſich im primären
Gebirge Sfandinaviens, Sachfens, Piemonts; in Mandelfteinen
Tyrols. 3. Der Manganepidot iſt Firfchrotb; Piemont. Zu
diefer Gattung gehören noch der Budlandit, Withamit umd
Thalit.
9. ©. Arinit. Kryſtallſ. 1 und Igliederig. Ar. unſymmetriſch,
gewöhnlich prismatifch. Br. Flein mufchlig bis uneben. Spröde.
8.65, — 7. ©. 37 — 3,3. Farblos, aber immer nelfenbraun, vers
fehieden grau, yflaumenblau, oder durch Chlorit grün gefärbt.
Durchfichtig bis an d. 8. d. Wird zum Theil durch Erwärmung
pol. el. Thonfilifat mit Kalffilifat. Eifen» u. Manganoryd, wenig
Borarfäure. Giebt v. d. L. ein dunfelgrünes Glas, Kryſtalliſirt,
derb umd eingefprengt in vielen europ. Urgebirgen.
60 Allgemeine Maturgefchichte. V. Buch.
IX. Familie der Thone, -
Enthält Feine einzige ächte Gattung. +
1. Thon. Ohne regelmäßige Geſtalten und Theilbarfeit, Schr
weich bis zerreiblich, ©. I,; — 2/6. Matt. Undurchfichtig. Weiß,
grau, braun, voth, geün, gelb; oft gefledt, gewolft, gefireift.
Strich mehr oder weniger glänzend. Erdig. Mehr oder weniger
fettig anzufühlen. An der Zunge hängend. Erweicht im Waffer
und bildet eine plaitifche Maſſe. Abſorbirt. Fett. Derb. Thon
erdefilifat mit etwas Eifenoreyd und 12 — 419 Proz. Waffer. Findet
ich in allen Gebirgsformationen, begleitet alle Sandſteine, bildet’
im Kalkſtein häufig mächtige Lager; mit Fohlenf. Kalk vermengt
heißt er Mergel. Techniſch höchſt wichtig; wird nach feiner Güte
zu GSteingut, Töpferwaaren, Fayence, Pfeifen, Schmelgtiegeln, -
Dfenplatten, Ziegelfteinen ze, gebrannt; zum Walken, Wafchen
gebraucht. 5
2. Borzellanerde (Raolin). Derb und eingefprengt, felten
in Afterkryſtallen. Zerreiblich. G. 2,4. Matt, undurchfichtig. Weiß,
in’s Graue und Rothe. Strich, weiß. Färbt ab. Hängt wenig an _
der Zunge. Bruch erdig. Sanft und mager anzufühlen. Thonfilis
fat mit 0 — 18 Proz. Waſſer, meiſt etwas Eiſenoryd und Kali,
einige mit etwas Kalf- und Zalkerde. Ohne Zweifel durch Zer-
feßung der aus mehr Feldfpath und weniger Quarz befichenden Fels—
arten entftanden. Auf Lagern im Granit, an und Glimmerfchie
fer.” Hauptmaterial zum Borzellan..
3. Kiefelguhr. Matte, serveibfiche,. (oder sufammengebadene
Theilchen; iſt leicht, fanft und mager anzufühlen, undurchfichtig,
grau oder weißlich, etwas an der Zunge hängend. Kiefelfäurehydrat.
Bilder von zarten Pflangenfafern und Wurzeln durchzogene Schishten.
4. Klebfchiefer. Gelblichgrau, in’s Afchgraue. Starf an der
Zunge hängend; fehr weich. ©. 205. Saugt Waffer ein. Kiefel-
fäurehydrat mit etwas Talf und Eiſenorvd. Bei Paris.
5, Bolirfchiefer. Gelblichgrau, in’s Weiße und Braune, Ge—
ade und dünnfchieferig. Sehr wenig oder nicht an der Zunge hän-
gend. G. 0. Bei Bilin in Böhmen, Habichtswald, Zwickau.
Zum Putzen von Metallen gebraucht.
6. DTrippel. Derb und Dicht. Bruch erdig, zuweilen ſchiefe—
rig. Matt. Grau, in's Weiße und Gelbe übergehend. Undurchſ.
Weich, bis fehr weich. G. ls — 22. Sehr firengflüffig. Hält
81 Broz. Kiefelfäure. Bilder Lager in europ. Flötzgebirgen. Dient
zum Schleifen, Poliren, Abformen.
7. Thonftein (Berpärteter Thon). Derb, in miüchtigen Lagern
und Gebirgsmaffen. Grau, weiß, roth. Geſtreift, gefledt, gendert.
©. 2,2. Bilder die Hauptmaffe von Porphyren im Schwarzwald,
Syftemattfche Ueberſicht der ungemengten Mineralien. GA
Sachſen. Bauſtein. — Eine eiſenreiche Abänderung iſt der Eiſen—
thon.
8. Bergſeife. Iſt leicht bräunlich ſchwarz, ſehr fettig anzu—
fühlen, weich, leicht; Hält 43 Proz. Waffer. Thüringerwald, Böh—
men, Bolen,
9. Grümerde In Afterkryſtallen aus in fie umgewandelten
Augitformen, auch derb, als Ueberzug. Undurchfichtig, grün. G. 2,5:
Sn Gegenden, wo augitiſche Geſteine vorhanden find; dann als
harafteriitifche Einmengung in Grünfand, Kreide, Grobkalk. Dient
als gute, Luftbeitändige Dialerfarbe (Veroneſer Erde).
. 40. Gelberde, Derb, odergelb, im Waffer augenblidlich zu
Pulver zerfallend, fich voth brennend. Enthält 37 Broz. Eiſenoxyd.
Auf Lagern im jüngern Flößgebirge; Amberg, Lauſitz, Harz. Zum
Unftreichen verwender. a
11, Salloyfit. Sn Nieren und Knollen. Weiß oder blaulich-
grau. And. 8, durchſch. Kleine Stücke werden im Waffer durch—
fichtig.. 30 Proz. Kiefelfüure, 34 Thonerde, 26 Waſſer. Im Heber-
gangsfalkitein bei Lüttich, ae,
12. Walfererde. Derb. Grün, grau, weiß, roth. Gebr
fettig anzufühlen. Im Waffer zerfallend.- Abforbirt Del und Fett.
Steyermarf, Surrey, Schlef. zu Wird zum Walfen der Tücher, Wal
fen wollener Kleidungsſtücke und Ausziehen von Fertflefen angewendet.
13. Allophan. Traubig, derb, als Ueberzug. Himmelblau
in’s Spangrüne, Braune, Rothe, Gelbe, Weiße, zum Theil ge-
fleckt, geadert, dendritifch. Halbdurchf, bis an d. K. d, Schwacher
Glasglanz. 9. bis 3. ©. 1yg. Kieſel- und Thonerde mit 33 — 40
Proz. Waſſer. Brei Saalfeld, Schneeberg, Bonn, Namur.
*414. Bol (Lemnifche Erde, Terra sigillata.) Derb. Gelblichgrau
in’s Gelbe, Rothe, Braune. 41 Kicfelf., 21 Thonerde, 24 Waffer ,
fonit etwas Talk», Kalkerde, Eifenoeyd u. Kali. Hauprtfächlich da,
wo Bafalt an andere Gejteine grenzt. Sn der Türkei und in Spa-
nien zu Gefchieren und Pfeifenköpfen verarbeitet; fonft offizinell.
15. Kollyrit. Derb. Weiß, in’s Gelbliche, Röthliche, Grau»
liche. Schr fett: anzufühlen. Weißenfels, Schemnipß.
16. Steinmarf, Pfendomorphofen nach Feldfpathfryftallen ,
auch derb, eingefprengt 20. Weiß, grau, blau, roth, ockergelb.
Fett anzufühlen. 58 Kiefelf., 32 Thonerde, 2 Eiſenoxyd, 7 Waffer.
Feſt oder zerreiblich. Erzgebirge, Voigtland, Harz auf Erzgängen,
17. Speckſtein (Steatit). In Pfeudomorphofen, derb, einge
forengt 2. Grün, gelb, grau, voth, oft mit dendritifch. Zeichn. Schr
fett anzufühlen. Weich. ©. 27. 64 Kiefelf., 28 Talkerde, 2,7, Waffer,
4 füchtige Theile. Auf Gängen und Lagernz Oberpfalz, Erzgebirge,
Cornwall, Finnland. Man fchneidet und dreht aus ihm manche Ge-
genftände; er dient auch zum Poliren, Zeichnen, zu Liegeln ıc.
62 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Bud,
18. Bildftein. Derb. Grün, grau, roth und geld. Etwas
fett anzufühlen. China, Ungarn. Die Chineſen arbeiten aus ihm
Bilder, Vafen zc.
19, Meerſchaum. Afterkryſtalle nach Kalkſpathformen. Derb,
knollig. Weiß, in's Gelbliche und Röthliche. Matt, undurchſichtig.
Mager anzufühlen, ſtark an d. Zunge hängend. H. 2 — 3. ©. ia
— 4,6. 50 Kieſelſ., 25 Talkerde, 25 Waſſer. Auf Lagern in der
‚ Kürfei, Portugal, Spanien, Frankreich. ‚au Pfeifenföpfen ver
arbeitet. j
X. Familie des Granats,
1. G. Granat. Kryſtallſ. bomoedrifch regulär. Kryit. find
Oktaeder, Hfofitetraeder und verfchiedene Kombinationen. Nach den
Dodefaederfl. theilbar. Br. mufchlig bis uneben. Spröde. 9. 6,5
— 77 ©. 34 — 4,3. Grün, gelb, roth, braun, ſchwarz. Glas.
bis Fettgl. Durchf, in allen Graden. Durch Erwärmen el., zum
Theil ſchwach magnet. Kalkſilikat mit Thonfilifat. Die Bafen wer
den zum Theil durch Eifenoeyd und Manganorydul vertreten, bis—
meilen falt ganz von ihnen verdrängt. Schmilzt v. d. &. zu ſchwar⸗
zem, grünlichem oder bräunlichem Glaſe. Bar.: 1. Almandin
(edler Gr.); colombin-, biut-, bräunlichroth. Enthält Dis 40 Proz.
Eifenorydul. Sit magnetifch. Gemengtheil vieler granit. Geſteine,
lofe und in Körnern; Alven, Ungarn, Sachfen, Spanien, Sfandi-
navien, Dilindien. 2. Kaneelſtein; zwifchen Hyacinthroth und
orange. Biemont, Schweden, Aegypten, Zeylon. 3. Großular;
grünlichgraun, grün, weiß. Mit dem edl. Gr, und anderwärts.,
4. Gemeiner ©.; grüm bis leberbraun, dunfelgelb. Kryſtalliſirt,
derb, dicht. Mit vorigen und anderwärts; zum Theil ganze Lager
mit Magneteiſenſtein, Hornblende, Eiſen- und Kupferkies bildend.
5. Melanit, ſchwarzer G.; meiſt kryſtalliſ., ſelten derb. In vulkan.
Geſteinen; Norwegen, Pyrenäen. 6. Mangangranat; bräunlich-⸗
roth, enthält 31 Proz. Manganoxydul; Aſchaffenburg, Böhmen,
Penſylvanien. 7. Rothoffit, brauner Granat; röthlich-, gelb«
lich», fchwärzlichbraun bis pechfchwarz. Mit vorigen. Die eriten
zwei fchönen Var. find Schmuckſteine; mancher fehr eifenhaltiger ger
meiner ©. dient als Zufchlag beim Eifenfchmelzen.
2. Pyrop. Kryſtallſ. homoedriſch regulär. Kr. find Hetaeder,
ohne Theilbarkeit. Br. volfommen mufchl. 9. 7,5. ©. 3,5. Dunfel
hyacinthroth bis dunfelblutroth. Strich weiß. Glasglanz. Durchſ.
bis durchfch. Enthält außer Beſtandtheilen d. Granats 6 Proz.
braunes Eiſenoxyd. ieh Sachen / Bayern, Norwegen ie:
Schmudiein.
3.6. Helwin. aryſtallſ. geneigtflächig — E— regulär.
Kr. fſind Kombin. des rechten u. linken Hemioktaeders. Br, uneben.
Syſtematiſche Meberficht der. ungemengten Mineralien. 63
Spröde. 9. 6,5. ©. 33. Wachsgelb, honiggelb, in’s Braune und
Grünliche. Fettglanz. An d. Kanten durchfch. Sehr thermocleftr,
35 Kiefelf., 8 Berpllerde, 29 Manganorydul, 8 Eifenorydul, 14
Schwefelmangan. Mit Granat im Gneis. Sachfen. Selten.
3. ©. Veſuvian (Hdofras). Kryſtallſ. 2 und farig. Kryſt.
meilt kurz und di fäulenartig, manchmal langgeſtreckt ſtänglig.
Spröde. 9. 6,5. ©. 34. Farblos, aber immer verfchiedentlich
braun, dunfelgrün, himmelblau gefärbt. Glasgl. Durchf. bis an
d. K. d. Thermoeleftr. Bis 39 Kiefelerde, 23 Thonerde, 38 Kalk⸗
erde, 7 Eifenoeyd, bisweilen etwas Eifen- oder Manganorydul,
Talferde u. Natron. Kevitallif. u. derb. Monte —— Tyrol,
Piemont, Skandinavien, Sibirien.
5. G. Staurolith. Kryſtallſ. 1 und tarig. Ar. prismatifch,
theils kurz und did, theils Tanggeitredt fäulenartig. Schr häufig
Swillinge. Br. mufchl. bis uneben. Spröde. H. 7. ©. 3%
Bräunlichroth, braun. Glasgl. Durchfch. bis undurchſ. Thonerdes
filifat mit 18 1% Proz. Eifenoeyd und Manganoryd. Nur kryſt.
in Urgebirgsarten der Alpen, Frankr., Spaniens ꝛc.
6.6. Mellilith. Keyftallf. 2 und darig. Kr. find quadrat.
Prismen ohne Theilbarf, Br. unvollf. muſchl. 9. 5 — 6. Honigs
gelb. Glasgl. Bei Rom. — Zur Granatfamilie gehören auch noch
der Foriterit, Hunit, Zeagonit.
Xl. Familie der Edelfteine.
1. G. Zirfon. Kryſtallſ. 2 und Aarig. Fr. meift fäulenartig,
felten pyramidal. Br. mufchl. bis uneben. Spröde. H. 7,5. ©. 4
Farblos, doch faft immer weißlich, graulich, verfchiedentl. grün und
braun, colombin=, Firfchvoth (Zirkon), bräunlich-, fleifch-, hyacinth—
roth bis pomeranzengelb (Hyasinth). Glasglanz, oft diamantartig,
Durch. bis an d. 8. d. Drittel kieſelſ. Zirfonerde, In Kryitallen
und lofen Körnern als Gemengtheil des Syenits; im Granit, Gneis,
Mandelftein, Bafalt, Kalkſtein; Norwegen, Meißen, Nordamerifa,
Grönland, Siebenbürgen, Böhmen, Ceylon (die beſſern). Schmuds
flein; auch zu Ausfütterung der Zapfenlöcher von Uhren, feinen
Wagen angewendet:
2. G. Spinell. Kryſtallſ. homoedriſch regulär. Dftacder ,
manchmal 3 und 6feitig tafelartig, feltener Dodefaeder, oder Rome
binationen aus beiden; fehr häufig Zwillinge. Br. mufchl. Spröde.
9.8. ©. 3,5. Farblos, aber immer in hohen rothen und blauen
Farben, bis ſchwärzlich, u. wieder bis milchweiß, orange, braun ges
färbt. Glasgl. Durchſ. bis durchſch. 65 — 72 Proz. Thonerde,
14 — 26 Talferde, 1 14 — 5 1% Kiefelerde, 34 — 44 Eifenorydul.
Bar.: 4. Rother Sp. (Rubin z. Th.) Roth; im Diluvialboden
6A Alllgemeine Naturgeſchichte. V. Buch.
und Flußſand; Ceylon, Oſtindien. 2. Schwarzer Ep. Meiſt Kry—
ſtalldruſen, ſchwarz, oft undurchſ. Im Kalkſtein in Newjork, im
Gneis zu Bodenmais, in Gehlenit an der Montzonialpe, in vulkan.
Auswürfl. des Monte Somma.. 3. Blauer Sp. Blau in’s Nöthe _
liche und Graue. Güdermannland. Der rothe Ey. iſt unter den
Namen Rubin u. orient. Amethyit nächſt dem Diamant der theuerſte
Edelttein.
3.6. Gahnit. Kryſtallſ. Homoedrifch regulär. Dftacder, oft
tafelartig, Zwillinge nicht felten. Br. muſchlig. Spröde. H. 8,
®. 4, Schmubigblaugrim bis entenblau und —
Glasgl. A. d. K. d. Bis 57 PB. Thonerde, 34 Zinforyd, 5 34 Eiſen⸗
oxrydul, 5 Yı Talferde, 3 34 Kieſelſ. In primären Gebirgsarten
zu Fahlun, New Kerfey. \ -
4. G. Korund. Kryitallf. hemiedr, 3 und datig. Grundgefi.
eim Nhomboeder m. d. Endfantenw. von 860 6°. Kr. pyramidal,
prismatifch, rhomboedriſch. Br. vollk. muſchl. bis uneben. Spröde.
Si Br Farbloes, ſelten waſſerhell, meiſt blau, roth, grau,
braun gef., Glasgl. Durchſ. bis an d. K. d., zum Theil mit innerm
eirahl. Lichtſterne (Sternſaphyr). Bis 98 B. Thonerde, 5 u ®.
Kiefelf., 4 Eifenoeyd. Beide letztere find bloße Einmengungen.
3.0. 8. für fi unveränderl, Sn Kryſt., Gefchieb., Körn., dicht.
Bar.: 1. Saphir (Salamıtein und KRubin), berliner bis violblau,
karmeſin- bis rofenroth, röthlich-, gelblichweiß bis weingelb. Im
Diluvialland und Flußfandez die beiten aus Ceylon, Siam, China;
Böhmen, Franfreih. 2. Korund (und Diamantfpath); grünlich-
grau, grün, berlinerblau, grau, roth, braun. An Urgeſteinen;
Piemont, Chamouny, China, Ceylon, Nordamerifa. 3. Smir—
gel, blaulichgrau bis fchmußig fmalteblau, derb und eingefprengt;
Sachfen , Naros, Emyrna. — Der Saphyr iſt ein fehr gefchäbter
Schmuckſtein. Die reinen Korunde dienen ebenfalls als Schmuck—
fleine, die unreinen zum Schneiden, Schleifen und Poliren der
Edelfleine; der Smirgel zum Boliren von Steinen, Metallen, Glas.
5.6. Ehryfoberyll. Kryſtallſ. 4 und darig. Sr. find furz
fäulenartig, oder furz tafelartig, fehr häufig Zwillinge, Br. uns _
vollfommen mufchl. Spröde. 9. 85. ©. 3,5. Farblos, aber immer
grünlichweiß, ſpargel-- olivengrün, gelblichgrau gef. Glasglanz.
Durchf. bis halbd. oft mit milchigem Lichtſcheine. Bis 7AB. Thon
erde, 16 Beryllerde, 6 Kiefelf., A 23 Eifenoeydul, 2 % Titanoryd,
2, Waſſer. In eingewachf. Kryſt. in Newjork; in lofen Fr., Körn.,
Gefchieben im Flußfand Brafiliens, Ceylons, Pegus. — Als Ning⸗
ſtein nicht ſonderlich hoch gefchäßt.
6.8. Topas. Kryſtallſ. 1 und taxig. Grundgeſt. ein Rhom—
benoktaeder mit Endfantenw. von 1410 7/, u. Seitenfantenw- von 999
657. Kr. find befonders sfeit, Prismen mit ganzen u. halben Pyrami⸗
Spitematifche Heberficht der ungemengten Mineralien. 65
den; oft mit der geraden Endfläche. Br. mufchl. bis uneben. Syröde.
9: 8: ©. 3.4. Farblos, waſſerhell, verfchiedentl. weiß und gelb
bis byazinthroth, fat violblau, grün. Glasgl. Durchf. bis an den
8-.d. Thermocleft.e B. d. 8. unfchmelzbar- Bar: 1- Topas,
meiſt Erpfi., felten derb, eingefpr. Auf Gängen, Drufen, Neſtern
im. Urgeb in Iofen Kr. und Gefchieben. Schnedenftein im Voigt—
lande, Erzgeb-, Cornw. Sibir. Brafil- (die beiten). 2. Pyrophy—
falitd, große unförml. Kr. oder derb, gelbweiß bis ſtrohgelb. Fah—
lun. 3. Byfnit, Stangenfein, ſchörlart. Beryll; langſtängl. Pris—
men, gelblich, grau. Erzgeb. — Der Topas tik ein geſchätzt. Edelſt.
Schlechte Kr- und Bruchitüde dienen zum Schleifen u. Boliren-
7. G. Euflas. Kryſtallſ. 2 und Iglied. Kr meiſt Afeit- Prism:
Br. muſchl. Sehr fpröde, leicht zerbrechl. 9- 7,5; G. 30- Selten
ungefärbt, meiſt grünlich, grün, blaulich- Glasgl. Durchf. bis
ducchfch. 43 B. Kicfelf., 30 1%, Thonerde, 21 34 Beryllerde, 2 Y
Eifenoeyd, 24 Zinnoryd. Kr. in Ehloritfchiefer in Brafilien. Zum
Schmuckſtein zu zerbrechlich. ’ j
3. ©. Smaragd. Kryſtallſ. homoedriſch 3 und darig. Kryſt.
immer fäulenartig, langgeſtreckt, durch die gerade Endfl. begrenzt:
Br. mufchl. bis uneben. Spröde. 9- 7,5 — 8. ©. 2,5 — 23: Sel—
ten fait waſſerhell, meift weißlich, grün, gelb, blau im verfihiedenen
Nuancen. Glasgl. Durchf. bis durchſch. Thermoeleftr, 683 P.
Kieſelſ., 43 Beryllerde, bis 17 Thonerde, etwas Chrom-, Eiſen-,
Tantaloxyd und Kalkerde. Grüne Farbe vom Chromoxyd. Var.:
1. Smaragd; ſmaragd- bis grasgrün, niedrige 6feit: Prismen.
Im Glimmerſchiefer im Salzburg'ſchen, am rothen Meere; Bern.
2. Beryll; Bar. der übrigen Farben; meiſt langgeſtreckte, ſtark ge—
ſtreifte Prismen. Im Granit, auch im Diluvialland. Sibirien,
Braſilien, Schottl., Schweden, Sachſen, Bayern, Nordamerikae.
Der Smaragd iſt ein vorzügl. geſchätzter Edelſtein—
9. G. Phenakit. Kryſtallſ. hemiedr. 3 und kaxig. Rhomboe—
der, 6bſeit. Prism. Br. muſchl. H. bis 8. G. 2,96: Waſſerhell;
oder weiß, röthlich, weingelb und undurchſ. Glasgl. Ural.
10. G. Dihroit. Kryſtallſ. 1 und tarx. Rhomboeder, horiz.
Afeit. Prism. Br. mufchl. bis uneben. Spröde. H. bis 7,,. ©. bis
2/7. Farblos, doch meiſt verfchiedentl- grau und blau gef, Glasgl.
Durchf. bis durchfcheinend, parallel der Are blau, vechtwinflig auf
fie grau erfcheinend. Wird durch Reibung +, durch Erwärm pol.
el. Bis 50 Kiefelf., 33 Thonerde, 11 Kalferde, 8 Eifen-, 1; Mans
ganorydul. In primären Gebirgsarten; Spanien, Bodenmais, Nor-
wegen ꝛc. Gefchiebe aus Geylon. Die bläulichen, violetten, irifir.
Bar. find Schmuditeine, und heißen Waffer- und Luchsſaphyr.
11-6. Turmalin. Kryitallf. hemiedr. 3 und taxig. Kr. prismat.
fäulenartig bis nadelförmig, auch furz tafelart, manchmal rhom—
Bir 5
66 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch.
boedrifch. Br. mufchl. bis uneben. Spröde. H. bis 7,- ©. bis 3,;-
Selten ungefärbt, waſſerhell; meint verfchiedentl. roth, grün, braun,
blau, fehwarg, weiß und gelb Dlanche Kr. find zugleich grün und
roth, roth u. geld ꝛc. Durchf. bis undurchſ. Auffallend dichroifch«
Durch Erwärm. ausgez- pol. el. Bis 39 Kiefelf., 44 Thonerde,
18 Eifenoeyd, 4 24, Talferde, 5 Manganoeyd, 2 Y, Lithion;z in eini-
gen anch etwas Kali, Natron, Kalkerde. In einigen fehlt Lithion
und Talferde, in andern Natron und Kali- Kryftallif. und derb in
primären Gebirgen. Var.: 41. Weißer T. Campo longo, Grimfel.
3. Mother D., verfchieden roth bis violett. Sachſen, Mähren,
Sibir., Maffachuf- 3: Blauer TD. Berfchieden blau bis blaulich-
ſchwarz; Autoen im bottn. Meerb-, Nordam- 4. Gelber u. brau-
ner T. Gotthard, Kärnthen, Dflindien, Madagask. 5.. Grüner
-T. Biemont, Sibir., Amer. 6. Schwarzer T. od. Schörl; um
durchfichtig, in faſt allen Brgebirgen Europas; Grönland, Madagasf.
— Die rothen fibirifch. und grünen T- aus d. Drient und Brafflien
find geſchätzte Schmuckſt. Die dunfelbraunen dienen zur Beobacht.
d. Bolarifation des Lichts.
12. ©. Ehryfolith. Kryſtallſ. 1 und Aarig. Kr. meiſt Furz
fänlenart., felten furz tafelartig- Br. mufchl- Spröde. 9- bis 7.
Farblos, aber ftets verfchied. grün, gelb u. gelblichbraun gef- Glasgl-
Durchſ. bis durchſch. Bis A Sieicl: , 50 Zalferde, 15 Eifenoendul,
1% Manganvseydul, 13 Nickeloxyd, 1% Thonerde. Kryitallif-, in Kör-
nern, derb, Fuglig. Der eigentliche, als Edelft. geſchätzte Ch. fommt
aus Megypten, Kleinafien, Brafilien; der Dlivin iſt ein charaft.
Gemength. der Bafalte, feltener der Laven. Vielleicht gehört zum
Ch. auch der Chondrotit.
XII. Familie der Metallſteine.
1. G. Lievrit. Kryſtallſ. 4 und darig. Kr. lang ſäulenartig,
manchmal faſt nadelförmig. Br.muſchl. bis uneben. Spröde. H.
bis 6. G. bis 4,2. DVerfchied. ſchwarz. Strich ſchwarz. Fettglanz-,
zum Metallgl. neigend. Undurchſ. 52% P. Eiſenoxydul, 29 Kiefelf.,
13 5 Kalkerde, etwas Manganoxydul, Thonerde und Waſſer. Elba,
Norweg., Schleſ., Sibir-, Nordamer-
2. G. Hiſingerit. Derb, zuweilen ſchalig, nach einer Richtg-
theilb. Br. unvollk. muſchl., uneben feinkörnig. H. 3. zerbrechl.
G. bis 34. Bräunlich- bis bläulichſchwarz. Str. bräunlichgelb.
GI. fettartig. Undurchſ Bis 36 Kiefelf., 51 Eiſenoryd, 49 Eiſen—
orydul, 20 Waffer, 5 % Thonerde- Schweden, Bodenmais in
Bayern. \
3. G. Gadolinit. Kryſtallſ. 2 oder Aglieder- Kr. prismat-
Br. vollk. mufchl. bis fplittrig. Spröde. H. big 7. ©. bis Ay.
Syſtematiſche ueberſicht der ungemengten Mineralien. 67
Pech- und rabenſchwarz. Str. grünlichgrau. Glasgl. 4.2.8.0.
bis undurchſ. Bis 29 Kiefelf., 47 Yttererde, 18 Cerorydul, 4 1%
Eiſenoxyd; einiger auch mit etwas Kali, Manganoxyd, Glyeinerde
u. Waſſer. Werden Stückchen v. d. L. an Kanten erhitzt, fo pflanzt
ſich das Glühen ſchnell, wie beim Zunder fort. Meiſt in eingewachf.
Körnern u. derb in Urgebirgsarten in Schweden und Sibirien. —
Heußerlich dem G. fehr ähnl. ift der Thorit.
4. ©. Allanit (Cerin). Kryſtallſ. 1 und Inrig. Kr. gefchoben
peismat. Br. unvollf. mufchl. Spröde. 9.5 — 6 ©.4,. Bräun—
lich- und grünlichfchwarz. Str. gelblichgrau. Gl. unvollf. metall.,
glas» und fettartig. Durchfcheinend bis undurchſ. 30 P. Kiefelf-,
44 Thonerde, 9 Kalferde, 20 34 Eiſenoxyd, 25 Ceroryd, % Kupfer-
oxyd. Meiſt derb, in Cererit, Strahlſtein, Granit eingewachfen.
Schweden, Grönland. *
5. G. Orthit. Strahlige Maſſen, eingewahf. Körner, einge⸗
ſprengt. Br- Elein muſchl. H. 8. ©. 355. Aſchgrau, im Verwit—
tern bräunlich. Str. bräunlichgrau. Glasglänzend, außen meiſt matt-
Undurchſ. 32 Kiefelf., 7 34-Kalferde, 14 % Thonerde, 19 %, Cer—
orydul, 12 1% Eifenoeydul, 3 3; Manganogyd, 3 35 Pitererde,
5 14 Wafler. Skandinavien. — Der’ Pyrorthit if dem D. äußer—
lich Abnlich-
6. ©: Gererit (Berinftein, Eerimerz). Gewöhnl. derb, feit-
körnig, dicht, Selten in niedrigen regelm- sfeit. Brismen fr. Br.
uneben u. fplittrig-e H. 5,5; ©-5 Bräunlichroth, ſchmutzig pfir-
fichblüthroth, graulih. Str. graulichweiß. Schimmernd u. wenig
gl. fettart- A. d. @- d. bis undurchſ. 68 Ceroxydul, 18 Kiefelf-,
2 Eifenoeyd, 1 %, Kalferde, 9 I Waſſer. Schweden:
7. ©. Pyrochlor. Kreyiiallf. Homoedr. regulär. Kr. find Oktae—
der, oft fehr winzig. Br. uuſchl. H. 5. G. 4,23. Dunfelbraun -
auf dem Br. faſt fchwarz. Str. Tichtbraun. : Glas - und Fettglanz-
Nur an dünnen Splittern ducchfch- 62 34 Titanſäure, 12 54 Kalf-
‚erde, 5 Uranoxydul, 6 4, Ceroeyd mit etwas Zirfonerde/ 2 3;
Manganorydul, etwas Eiſenoryd, Zinnoryd, Wafler, Spuren von
Flußfäure und Talferde. Im Syenit in Norwegen; im Granit im
Drenburg’fchen- |
8. G- Bolymisnit. Kryſtallſ. 1 u. 1 arig Kr. langgeſtreckt
prismat- Br. muſchl. H. 6,5 ©. Ay. Schwarz Str. braun.
Metallgl- Undurchf. 46 1; Zitanfäure, 14 15 Zirfonerde, 12.%,
Eifenseydul, 41 Attererde, 5 Ceroryd, 4%, Kalkerde, 274, Man—
ganoxyd. Norwegen.
9. G. Aeſchynit. Kryſtallſ. 1 und tarig. Kr. rhomb. prism.
Br. unvollf. mufchlig: 9-5 — 6: ©. 5,4. Dumfelfchiwarg, beim
Durchfcheinen in’s Bräunlichgelbe: Fettgl. 56 ZTitanf:, 20 Zirkon—
erde, 45 Ceroxyd, wenig Kalferde, Eifen- und Zinnoxyd. In Feld-
68 Allgemeine Anturgefchichte. V. Buch.
fpath eingewachſ. Sibirien. An den A. reiben ich der Monazit ır-
Diengit an- : ,
410. G. Zitantt (Sphen). Kryſtallſ. 2 und Igliedr. Kr. verti-
fal prismat-, fchief oder tafelartig.- Häufig Zwillinge Br. flein
mufchl. bis uneben. Spröde. 9. 5,5. ©. 3. Verſchieden gelb,
grün, braun, hyaeinthroth, gelblichgrau. Glasgl. oft fett- oder
demantartig. Durchf. bis undurchſ. Zum Theil thermoelekt. Bis
36 Kiefelf., 48 Zitanf., 19 Kalferde, 1 Waffer- Auf Drufenräumen
im Urgebirge, befonders am Gotthard; Tyrol, Salzburg, Mont-
blanc, Norwegen, Böhmen, Laacherfee-
11. ©. Broofit. Kryſtallſ. 4 und dar. Kr. rhomb. prismat-
9- bis 6. Haarbraun, Str. gelblichweif. Metallifcher Demantgl,
Durchfch. bis undurchf. Titan ꝛc. Haltend. Wales, Dauphine.
12. G. Dioptas (Rupferfmaragd). Kryſtallſ. hemiedr. 3 und
taxig Kr. rhomboedr. Br. mufchl. bis uneben. Spröde. 9. 5:
G. 3,3. Lebhaft fmaragdgrün; Str. grün. Glasgl. Durchſ. bis
durchſch. Bis 43 Kiefelf., 45 Kupferoeyd, 14 Waſſer, etwas Thon-
Kalk- und Talkerde. Sn Mergel, in d- Geb. weil. vom Altat.
13. G. Kiefelfupfer. Nur in kugl. traub. nierenförm- flalaftit-
Geſt., derb, eingefpr., als Meberzug, und angeflogen vorfomm. Br-
mufchl. bis eben. Wenig ſpröde. 9. 2— 3: G. 2 — 2,, Smaragd,
piltagien-, fpangrün bis himmelblau. St. grünlichweiß. Matt oder
wenig glänzend, zwifchen Fett- u. Perlmuttergl. An d. K. d. bis
undurchficht. Bis 37 Kiefelf-, 45 Kupferoeyd, 20 Waffer, 4 Eifen-
oxyd/ 1, Quarz. Mit Kupfer-, Eifenerzen u. Metallen in Thürin- _
gen, Sachfen, Tyrol, Bannat, Sibirien, Ehili-
14. ©. Kieſelzinkerz (Galmei 3. Th-)- Kryfiallf 4 u. Aarig.
Kr. meilt tafel= oder kurzprismenförmig; ihre beiden Enden verfchied-
ausgebildet, was mit der polar. Elektriz. sufammenhängt, welche fie
fchon bei gewöhnt. Temperatur, noch mehr in der Wärme zeigen.
Br. uneben. Spröde. 9- 5. ©- bis 3,;- Farblos, aber oft ver-
fchieden weiß, grau, gelb, braun und grün gefärbt: Glasgf., auf
den krummen Flächen demantartig. Durchf. bis durchfch. Gerieben
phosphoreszirend. Bis 26 Kiefelerde, 67’ Zinkoryd, 9 Waffer, fehr
wenig Blei- und Zinnoryd, Kohlenfäure und Kupferoeyd. Häufig
mit dem Zinffpathb, oder Galmei verwechfelt: Kommt kryſt Hängl-
förnig vor: WMebergangs- und Flöbfalfgeb. in Kärnthen, Schleften,
Belgien, Breisgau, Schottl., Polen, Sibirien. Zur Mefiingfabri-
fation und Zinferzengung benutzt. — Verwandt dem K. tft der
Wilhelmit, oder das wafferfreie Kiefelzinferz.
Ordnung. Saliniſche Steine
J. Familie des Kalkſpaths.
1. G. Kalkſpath. Kryſtallſ. Hemiedr. 3 und darig- Man kennt
Syſßematiſche Heberficht der ungemengten Mineralien. 69.
von Grundgeitalten an 30 verfchied. Rhomboeder, an 50 verfchied.
Sfalenveder, und gegen 700 Kombinationen. Einige Prismen,
Rhomboeder und Sfalenoeder bilden fehr gerne Zwillinge. Theil
barfeit nach dem HSauptrhomboeder (deſſen Endfantenw. 1050 5/ ber
trägt,) höchſt volf. Br. mufchl. Spröde. 9. 3. ©. 2,5; — 275.
Farblos, oft jedoch grau, gelb, grün, braun, ſchwarz, felten blau
“und roth, gewöhnl.zlicht und unrein gefärbt. Glasgl. Durchſ. bis
undurchſ. Durch die Flächen des Hauptrhomboeders ausgezeichn.
dopp. Strahlenbrehung (Doppelfpatb). Wird durh Drud + dl.
567397 Kalferde, 43,045 Kohlenſäure, 0, Wafer; in unreinen Var.
etwas Eifen, Talferde, Bitumen ꝛc. Bei gewiffer Hibe leuchtet er
v, d. &. blendend weiß. Mit Galsf. braufend, auflösbar. Bar. find
höchſt mannigfach, über die ganze Erde verbreitet, bilden 4. Theil
mächtige Gebirge. Schöne kryſt. Varietäten finden fih im Harz,
Schottland, Erzgeb., Baden, Frankr., Ungarn, Island; bier der
fchönfte Doppelfpath. Der blüttrige Kalkſtein bildet Lager im
Ur=, Uebergangs- und Flötzgebirge und 5. Th. die Etalaftiten ; der
dichte K. den größten Theil d. fefund. u. tertiären Geb., fo wie
die meilten Berfleinerungen, Anthrafolith ift durch Kohle fchwarz,
Stinfjtein durch Bitumen braun u. grau gef. Der bitumindfe
Eupferfchiefer, durch Bitumen fchwarg, enthält Thon u. Kupfer-
erze. Mergel find die thon» u. quarzhaltigen Var.; heißen Rogen-
kein, wenn fie Fleinkuglig zufommengefeßt find, Kalftuff, eine
ganz nee Bildung if pords, ſchwammig. Kreide iſt die weiße,
dichte V. An fie fihließen fich Bergmehl und Bergmilch an.
Stänglige und faferige Bufammenfeßungen find der Faferfalf,
Travertin, vieler Kalkſinter, Erbſenſtein, Stängelkalk,
ſtänglige Anthrakolith; eine ſchalige iſt der Schieferſpath. —
Der körnige Kalkſtein, Marmor wird bekanntl. in der Skulptur,
Architektur ꝛc. benutzt. M. von Earrata, Baros, vom Berge Ben-
telifus ꝛc. Der Florentiner- oder Auinenm. zeigt gefchliffen ruinen—
und flippenartige Zeichnungen. Grobförnige Kalkſteine dienen ferner
als Zufchlag beim Eifenfchmelzen, als Baufteine, gebrannt und fo-
mit der Kohlenfäure beraubt, als Mörtel; ein feinförniger Flötz—
kalk von Sohlenhofen zur Lithographie; die Kreide zum Schreiben,
Boliren von Metallen u. Glas; der bituminöſe Mergelfchiefer wird
auf Kupfer ausgebeutet, der gewöhnliche Mergel dient zur Verbeſſe—
rung des Bodens.
2.6. Dolomit. Kryſtallſ. Hemiedrifch 3 und darig. Kr. find
verfchied. Rhomboeder. Br, mufchl. Sproͤde. 9. bis 4. ©. bis 3.
Farblos, oft verfch. weißlich, voth, gelb, braun, grün und ſchwarz.
Perlmutter» bis Glasgl. Durchficht. bis durchfch. Phosphor. Durch
Keiben und Erwärmen. Kohlenf. Kalferde bis 55 B., fohlenf. Talf-
erde bis 44, kohlenſ. Eifenorydul bis 4 15. Mit Salzſäure braust
70 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch.
er nicht. Unter den deutlich kryſt. Bar. unterfcheidet man die grünen
als Miemit u. Nautenfpath, die röthlichen, gelben u. braunen
als Braunſpath. Stänglig bis faferig find der ſtängl. Bitter-
ſpath, fafer. Braunſpath. Die körnigen Zufammenfehungen
von weißer, gelber, grauer Farbe beißen Dolomit, bilden ganze.
Gebirgsmaffen in den Alpen, Apeninnen, Eifel, Thüringerwald,
‚Bayreuth, vermuthl. durch vulfan. Einwirfung aus Kalfgebirgen
entſtanden. Die verfchied. Kalkfpathe finden fich in vielen europ.
Bebirgen, namentl. dem Erzgebirge, Harze, Böhmen, Ungarn,
Salzburg, Zosfana.
3.6. Talkſpath. Kryſtallſ. hemiedr, 3 u. laxig. Kr, rhom- -
boedriſch. Br. mufchl. und uneben. Spröde. 9. bis 4,. ©. bis3,..
Farblos, oft grau, gelb, braun, ſchwarz. Glasgl. Durchf. bis
durchfch. Einiger befteht rein aus Fohlenf. Talferde; bei anderm iff
diefer kohlenſ. Eifenoeydul, Manganorydul sc. beigemengt. Braust
mit GSalzfäure nicht. Kryſt. Fugl. derb 2c. in primären Gebirgen
Tyrols, Salzburgs, Norwegens, Schlefiens, am Gotthard ꝛc.
4.6. Mefitinfpath. Kryſtallſ. hemiedr. 3 und Aarig. Kr.
find linfenförmig. 9. 4 ©. 3,5. Gelb oder gelblich: Glasglanz.
Durchſ. Koblenf. Talferde und Fohlenf. Eifenoeydul in gleichen
Yequivalenten. Biemont.
5. ©. Arragonit (Arragen). Kryftallf. 1 und Larig. Grund-
geſtalt Nhombenoftacder mit d. Endfantenw. 112039/ und 930337 und
d. Grundfantenw. 123034/. Kr. prismat., rhomb. prismatifch in
verfchied. Kombin., oft Zwillinge. Br. mufchl. bis uneben. Spröde.
9. bis 4. G. bis 3. Farblos, oft verfch. weiß, grau, gelb, grün,
violett; oft ein Kryftall mehrfarbig. Glasgl. Durchf. bis durchfch.
Phosphor. in der Hitze mit gelbem Licht. Kohlenfaurer Kalf, wie
der Kalkſpath, alfo dimorph. In Salzfäure ſtark braufend, leicht
auflöslich. Kommt in prismat. fpiehig. nadelförm., meiſt zu Drufen
verbund. Kr., in ſtrahlig u. faferig. Sufammenfehungen von platten-
förmiger Geflalt in primären Gebirgen Böhmens, Salzburgs,
Tyrols, an der Eiffel, dem Harze, dann im Thon und Gyps der
mittlern Flößgebirge Spaniens vor. Zum A. gehört auch mancher
Sprudelfein od. Erbfenitein von Karlsbad, und manche Eifen-
blüthe.
U. Familie des Flußſpaths.
1.6. Flußſpath. Kryſtallſ. Homvedrifch regulär. Kr, find
Heraeder, Oktaeder, Dodekaeder und Herafisoftaeder in mehreren
Kombin. Zwillinge nicht felten. Br. mufchl. bis uneben. Spröde.
9.4. G. 375. Farblos, aber meiſt verfchieden u. fehr fchön gelb,
grün, blau, und voth gefärbt. Dft leuchtet aus einem Ar. ein
anders gefärhbter Kern hervor. Glasgl. Durch. bis durchfcheinend.
Spftematifche Meberficht der ungemengten Mineralien. 71
Phosphor. in d. Wärme mit grünem, blauem oder vröthlich. Lichte.
72,14 Kalferde, 27/85 Flußſäure. Färbt die Flamme des Löthr. roth.
Sn Salzfäure auflöslih. Bau: 4. Flußſpath; kryſtalliſ. befon-
ders auf Erzgängen in England, Schottland, Sachfen, Schweden,
am Gotthard zc., auch in manchem tertiären Kalk, Porphyr, Man—
delftein. 2. Dichter Fluß; meiſt grünlichgrau; Harz, Schweden.
3. Erdiger Fluß; Iavendelblau, ftaubartig; Pfalz, Rußland. —
Der F dient als Zufchlag beim Schmelzen, bei der Glas- und
Borzelanfabrifation, zur VBereitung der Flußfäure, Wird in Der-
byſhire auch zu Geräthen, Drnamenten, Vaſen ze. verarbeitet,
2. G. Detrocerit. Derb Eryitallinifch, Br. uneben, 9.4—5.
G. 3,5. Biolett in Grau und Weit. Wenig glänzend; Glas- big
Perlmuttergl. Undurchficht. 32,55 Flußfäure, 31,2; Kalferde, 19,03
—
Yttererde, 13,75. Ceroryd, 3,40 Thonerde. Schweden. Neu-Serfey.
3. G. Fluocerit. Man unterfcheidet 41. Neutralen 8,
Kommt in 6feitigen Prismen und derb vor. Br. uneben bis fplitt-
rig. 8.4 — 5. ©. Ar. Blaß gelblich-ziegelroth; undurchf. 82,54
Ceroxyd, 16,54 Flußfäure, Ay Dttererde, Schweden. 2. Baſi—
hen F. SKuyitallinifche gelbe Maflen. 9.5. Enthält bis 13 Br.
Waſſer, und ſtatt Geroeyd Gerorydul. Fahlın. 3, Flußfaures.
Cerium mit flußfaurer Yttererdez derb, blaßroth, röthlich-
braum, gelblich und weißlich. 36 Dttererde, 23 Ceroxyd, 19 Kiefelf.,
14 Flußſ., etwas Kalferde und Eifenoeyd. Schweden. Man Fennt
auch noch ein Fohlenf. waflerhaltiges Ceroxyd.
1.6. Kryolith. Kryſtallſ. vermuthl.2 u. int. Bis jetzt nur
derb gefunden. Br. uneben od. unvollf. mufchl. Spröde. 9. 2,,— 3.
G. bis 3. Farblos, gelblich, -vöthlich, bräunlich. Glasgl. auf der
volfomm. Theilungsfläche perlmutterartig. Durchfch. 24,10 Thon-
erde, Ad, Natron, 31,3; Flußſ. Sn Gneis auf Grönland. Ver—
wandte Mineralien find der Hopeit u. Fluellit. ‘
5. Apatit. Kryſtallſ. homoedr. 3 und Aarig. Kr. find verfch.
Dodefaeder, Prismen. Br. mufchlig. Spröde. 9.5. G. 3,25. Farb⸗
los, doch meift blau, grün, grau, roth, braum gefärbt. Glasgl.
oft Fettgl. Durchſ. bis durchſch., manchmal dichroifch. 55 Kalk
erde, bis 2 Saljfäure, bis 44 Flußſ. und Phosphorf, Es giebt auch
folchen ohne Salzſ. von gleicher Kryſtallform, fo daß Salz-, Fluße
und Bhosphorfäure wahrfcheinlich iſomorph find. Var.: 1. Apatit
und Spargelitein. Hicher die Kryitalle, eingewachfenen Körner, und
individualifieten Aggregate. In primär. Geb. von Breisgau, Tyrol,
Norwegen, Sachen, am Gotthard; im vulf. Get. Spaniens, Stal.,
am Laacherfee, 2, Bhosphorit. Traubig, finlaftitifch sc. graulich
oder gelblichweiß. Amberg, Spanien. Der erdige Rh. findet fich in
Ungarn. — Sehr Ähnlich dem U. iſt der Herderit.
6. ©. Bhosphorfaure Attererde (Dtterfpath). Kryſtallſ.
7% Allgemeine Naturgeſchichte. V- Bud.
2 und dnrig. Ar. find Duadratoftaeder, mit Prismen fomb, Br.
uneben, fplittrig. 9. bis 5. ©. 4,,. Gelblichbraun. Fettgl. An
dünnen 8. d. 62 Yttererde, 33 Phosphor» und etwas Flußfäure,
A,bafifch vhosphorf. Eifenoeyd. In Säuren unauflösbar. Norwegen.
7. G. Borazit. Kroſtallf. geneigtflächig hemiedr. regulär.
. find Hexageder, Hemioktaeder, Dodekaeder in verſch. Komb. Br.
na bis uneben. Spröde. 9. 7. 6.3. Farblos, graulich, gelb-
lich, grünlich, Glas- bis dinmantgl. Halbdurchſ. bis durchfchein.
Unter allen regulären Geflalten zeigt der B. allein doppelte Strah—
lenbrechung durch die Hemioktacderflächen. Thermo- volarz-eleftrifch.
Bis 33 Talferder 69 Borfäure, 2,3, Kiefelf., 0,5 Eifenoryd. Färbt
die Flamme d. &. grün. Mit Gyps, Steinfalz, Anhydrit bei Lüne-
burg, im Holftein’fchen. — Der Hydroborazit enthält bis 26 *
Waſſer. Kaufafus.
8. G. Datolith, Kryſtallſ. 2 und 1 glied. Er. vertikal pris⸗
matiſch, kurz ſäulenartig. Br. uneben bis unvollk. muſchl. Spröde.
H. 35,5 ©. 29 — 3/1. Farblos, oft verfch. weißlich bis grünlich—
grau, feladongrün, honiggelb, ſchwarz. Glasgl., im Br. Fettgl.
Durchfch. Bis 37 Kiefelf,, 36, Kalferde, 24 Borſäure, 59, Waffer.
Sheils kryſt. theils, derb. ukon, Harz, Sonthofen, Tyrol, Schott⸗
‚land. — Der Botryolith, weicht nur fehr wenig vom D- ab.
III. Familie des Schwerfpathe.
1. G. Schwerfpath (Baryt, fihwefelfaurer Baryt). Ar.
ı und Aarig. Eines der reichhaltigiten Kryſtallſyſteme, weniger durch
Zahl der Grundgeſtalten, als durch Kombinationen. Kr. find pris—
matifch, fäulenformig, rhombiſch und rektangulär tafelförm. Spröde.
H. 3 — 3,5. ©, Ay — Ar. Farblos, aber häufig gelb (durch Nauſch—
gelb), roth (durch Raufchroth), grau (durch Grauantimonerz), blau,
braun gefärbt. Glas- bis Fettgl, Ducchf. bis durchſch. 34,37 Schwe⸗
felſäure, 65,53 Baryterde, nebſt Untvefentl. Beimengungen. Schmilzt
v.d. 8, zu weißem Email, und färbt die Flamme gelblichgeün. Die
Bar. find deutlich kryſtalliſirt; ſo häufig auf Gängen in’ vielen prim.
europ. Geb. vork.; oder fänglig bis faferig, wie der Bolognefer-
ſpath (Bologna, Amberg) und der faferige Sch.; oder körnig bis
dicht; oder faubartig. Dr frummfchalige Sch. hält Kalk einge-
miſcht, und fol eine eigene Gatt. bilden. Zum em gehören der
Hepatit, Wolnyn und Soharit.
2.6. Witherit (£ohlenfaurer Baryt). Aryſtalſ. 4 und int.
Kr. find vertikal prismatiſch, durch Flächen horizontaler Prismen
geendigt, nicht felten Zwillinge. Br. uneben. Spröde. 8.3 — 3,5.
©. 4,2 — 4,4. Farblos, oft gelblichweiß , gelblich oder granlich.
Glasgl. Durchſ. bis durchſch. Thermophoſphoriſch. Sehr giffig.
Syſtematiſche Weberficht der ungemengten Mineralien. 75
22,1 Koblenf., 7775 Sihwererde, und unmefentl. Einmengungen.
Gewöhnl. Fuglig, traubig, nierenformig. England (hier als Natten-
gift gebr,), Steyermarf, Salzburg, Ungarn.
3. ©. Barytocaleit. Kryflallf. 2 und Iglied. Kr. vertifal
prismatifch. Br. uneben. 9.4. ©. 3, Weiß, in’s Grauliche,
Gelbliche. Glasgl. Durchf. bis durchfch. Kohlenſ. Baryr 65,9,
foblenf. Kalk 33,6. Gumberland. ;
4.6. Eöleitin (fchwefelfaurer Strontian). Kryſtallſ. 1 u. tar.
Grundgeſt. und Kombinat, fait wie beim Schwerfpath. Br. muſchl.
bis uneben. Spröde, 9.3 — 3,5. ©. 3,5 — 4. Farblos, manch-
mal waferbell, doch meiſt blaulichweiß, blaulichgrau, verfch. blau,
felten vöthlich, an einzelnen Stellen ölgrün gef. Glas» bis Fettgl.
Durchſ. bis durchſch. Schwefelfünre 43,54, Strontianerde 56,36 ,
nebſt verfchied. Beimengungen. Färbt die Löthrohrfl. purpurn. Man
bat vollfommen ausfryf. oder ſtrahlig und fchalig zufammengef.
Bar. Sn Kalk- und Gypsbildungen GSiziliens, Englands, ver
Schweiz, Tyrols, Hannovers; in der Kreide" und Braunfohle bei
Baris; in Mandelfleinen, im Syenit, Berner faferige und dichte
Aggregate.“
5. G. Strontian. Kryſtallſ. 4 und taxig. Ar. find ſäulen—
artig, oft nadelförmig; nicht ſelten Zwillinge. Dwerbr. uneben,
Längenbr. kleinmuſchl. Spröde. 9. 35. ©. 35 - 35. Farblos,
aber oft gelblich, graulich, grün. Glasgl. im Br. fettartig. Durchf.
bis durchſch. Thermophosph. 29,93. Kohlenfäure, 70,9 Steontian-
erde, nebit Beimengungen. In flarfem Feuer leuchtet er blendend
weiß, und färbt die Flamme fchön purpurn. In primär. Gebirgen:
Schottland, Harz, Salzburg, Peru; im Grypbitenfalf: Münſter.
IV. Familie des Gypfes.
1. G. Gyps. Kryſtallſ. 2 und 1 glied, Grundgeft, ein Oktae—
der. Kr. find bald kurz und dick-, bald lang und dünn fäulenartig,
oder tafelartig, oder linfenformig, häufig Zwillinge. Br. mufchlig.
Milde, in dünnen Blättchen biegfam. 9. 1. — 2. G 35 — 2,1.
Farblos, aber oft verfchied. weiß, grau, roth, gelb, felten grün
und blau gefärbt: Glasgl. Durchſ. bis durchſch. 46, Schwefel-
fäurd, 32,90 Kalferde, 20,5, Waffer. In Säuren unauflöslich. Var.:
1. Blättriger G. (Fraueneis); kryſtalliſirt, in Gypsformationen
aller Länder, auch auf Erzgängen. 2. Faferiger’ ®.; in den
Gypsbildungen des Zechiteins, bunten Eandfleins und Mufchelfalts.
3. Körniger bis dichter G.; letzterer iſt der Alabaſter. Macht
das Geilein der meilten Gypsformationen aus. 4. Schaumgyps;
Ioder-fchuppig, fchwach perlmuttergl. Paris. 5. Gypserde. Sach—
fen. Die gewöhnt. gebrannten Bar. d. G. dienen zu Mörtel, Stuf-
74 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch.
katurarbeiten, Eitrichböden, als Zufab zu manchem Glas u. Porzellan;
die reinern V. zu Abgüfenz der Alabafter wird zu Drnamenten
verarbeitet.
2. G. Anhydrit (Muriazit). Kryſtallſ. 1 und inzig. Kr. ge—
wöhnlich dick tafelartig. Br. unvollf. mufhl. Spröde. 9.3 — 3
G. 277 — 3. Farblos, doch meiſt blaulichgrau, fmalte-, violblau,
fleifchroth gef. Glasgl. Halbdurchſ. und ducchfch. 58,47 Schwefel»
ſäure, 44,33 Kalferde, mit mehreren Ginmengungen. Man kennt
fpathigen, frabligen, feinförnigen und dichten 4. Im
Salzthon und ältern Gnpsgebirge, felten auf Erzgängen. — Wird
zu DOrnamenten verarbeitet, aber zerfeßt fich nach und nach ganz.
3.6. Polyhalit. Kryſtallſ. 4 und dag. Br. fplittrig bie
uneben. ©. 2/,. Orange u. fleifchroth. Berlmuttergl. Durchfch.
Schwach, falzig bitter ſchmeckend. Ad,rı ſchwefelſ. Kalferde, 20,03
fchwefelf. Talferde, 2775 fchwefelf. Kali, 5,3 Waſſer. Schmilzt
schon im Kergenlicht. Mit Steinfalg, Gyps, Anhydrit in GSteyer-
mark, Defterr., Berchtesgaden.
4. G. Glauberit, Kryſtallſ. 2 und Lglied. Kr. meift etwas
dick tafelartig. Br. muſchl. bis uneben. Spröde. 9. 35 — 3.
G. 2,5. Farbl., graulich-, gelblichweig bis fchmußig weingelb. Glas—
olanz, fettartig. Durchf. bis durchſch. Schwach falzig fchmedend.
49 fchwefelf. Ralf, 51 fchwefelf. Natron. In Waffer 5. Th. auflöst.
Sn Steinfalz u. Salzthon in Deilerr. , Broving Toledo. . ;
5. ©. Pharmakolith. Kryſtallſ. 2 und 1.gliedr. Kr. vertif,
prism. Br. uneben. Milde, in dünnen Blättchen biegfam. 9.2 —
275. ©. 275. Farblos, graulich-, gelblichs, vötblich-, grünlichweiß.
Glasgl. Durchficht, bis durchſch. 50,5; Arfenikfänre, 25 Kalferde,
24,45 Waffer. Giftig. In haar- und nadelförm., halbkuglig, trau-
big, talaftitifch gruppirten, felten freien Kr.; auch mehlig angee
flogen. Baden, Harz, Heflen, Böhmen. Der Pikropharmako—
fith enthält 0, Kobaltoryd.
x
V. Familie des Gteinfalzes.
1. ©. Steinfalz (Kochſalz). Kryſtallſ. homoedr. regulär. Kr.
find Heraeder, Oktaeder, Dodefacder, Tetrafisheraeder, Sehr voll»
kommen heraedrifch theilbar. Br. mufchl. Wenig fpröde. Farblos;
oft roth, gelb, grau, blau gef. Glasgl. fettartig. Durchficht. bis
durchſch. Nein falzig ſchmeck, 60,54 Chlor, 39,6 Natrium. 3. d.
8. Leicht ſchmelzbar, die Flamme gelb färb, In feuchter Luft zer
fließend; im Waffer Teicht auflösl. In Lagern, vorzugsweife in
Flößgebirgen, wahrfcheinlich euch in tertiären, fait immer mit Gyps
u. Anhydrit. Für fich felbit veine Stöde und Maffen bildend, oder
mit Thon, Bitumen, Kohle gemengt, in welchem Fall reine Soole
Syſtematiſche Heberficht der ungemengten Mineralien. 75
durch Senfwerfe gewonnen wird. Das Gteinfalz iſt, obwohl meich,
doch fo zäh, daß es ungeheure Ausweitungen verträgt, wie z.B. in
Cheshire, bei Wieliczfa. Ungebeurer zu Tage gehender Salzfelfen
zu Cardona in Spanien. Weite Steinfalznicderlagen Arabiens und
Snnerafrifas. Salzſoolen in England, Deutfchl., Lothringen,
Bafellandfh. Salzſeen ſ. Bd. J. ©. 355. Meerſalz Bd. J. ©. 335,
Steinſalz in Salzſeen, als Ausblühung der Laven. Es blüht auch
aus der Erde aus in den Steppen des Kasp. und Aralmeers, in ganz
Nordafrika. — Wird zum Salzen der Speifen, Aufbewahrung leicht
faulender Gegenſtände, bei metallurg. Prozeſſen, der Chlor-, Salz:
fäure- und Natronbereitung, zum Glaſtren, in der Landwirthfchaft
gebraucht, meiſt aber erit als Fünftliches Salz, nachdem das natürl.
unreine in Waffr gelöst, und im eigenen — abgedampft wurde.
Das ſalzſaure Kali Digeſtivſalz), G ‚Ay, weiß, glasgl.,
- durchf. bis durchfch., falzig ſchmeck. ‚im Waſſer löslich, findet ſich
—
in einer Lava am DVefuv.
2.6. Alaun. Kryſtallſ. bompedr. regulär. Ar. find Dftacder
mit Würfel: und Pyramidenwürfel, Br. mufchl. Wenig fpröde.
92 — 25. ©. Ay. Farblos. Glasgl. Durchf. bis durchſch. Ge—
ſchmack füßlich herb. Der Kalinlaun enthält 33,,, Schwefelfäure,
410,95 Thonerde, 9,5 Kali, 45,4 Waller; der Ammoniafalaun 36,05
Schwefelf., Hy; Thonerde, 3,5; Ammoniak, 48,5; Waſſer. Schöne
nat. Kr. auf d. Snfel Bolcano u. in Lehm bei Saalfeld. Gewöhnt.
ſtänglig, faferig in ftnlaftitifchen u. knolligen Geſtalten, oder erdig.
Blüht am Mlaunfchiefer u. Schiefertbon aus (Norwegen, Sacfen).
Findet fich bei Duttweiler im brennenden Steinfohlenflöß, auf Klüf—
ten der Vulkane Neapels und GSiziliens; der Ammoniafalaun in
einer Braunfohle Böhmens. Ein fchneeweißer Federalaun vom Vor—
gebirg d. g. H. hält etwas Talferde und Manzanoxyd; ein Natron-
alaun auf Milo etwas Natron. Bergbutter m. Federfalz find
‚wahrfchein!. Verbindungen von Alaun u. Eifenvitriol. Der U. wird
gewöhnt. aus d. Alaunfein u. Mlaunfchiefer gewonnen, dient als
Heilmittel, beim Weißgerben, Leimen „u. Blaniren des Papiers, in
der Färberei, zum Austrodnen.
3.6. Glauberfalz ſchwefelſaures Natron). Kryſtallſ. 2 u.
sglied. Kr. fchief prismatifch. Br. unvollk. muſchl. 8. 1, — 2.
G. 4,5. Farblos, waſſerhell. Glasgl. Durchſ. Kühl bitterlich und
falzig ſchmeck. 24,54 Schwefelfäure, 19,59 Natron, 55, Waſſer.
Färbt beim Schmelzen die Löthrohrfiamme gelb. Im Waffer Teicht
auflöslich. An der Luft zerfallend. Sn der Natur nicht kryſt., fon»
dern in Gyps eingefprengt , oder als Befchlay und Ausblühung auf
Mauern, Mergel, Gyps, Lava, oder in Mineralguellen und Seen.
Aargau, Böhmen, Deflerr., Ungarn, Aegypten. Dient als Heil-
mittel und Zufaß bei der Syiegelfabrifation,
d
76 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch.
4 ©. Eifenvitriol. Kryſtallſ. 2 und Agliedrig. Kr. fury
ſäulen- oder dic tafelartig. Br. mufchl, bis uncben. Wenig fpröde.
9.2. ©. 4. Grün. Bulver grünlichweiß. Glasgl. Halbdurchf.
bis durchſch. Herb zufammenzichender Gefchm. 1,0 Schwefelf. ,
277,49 Eiſenorydul, Al, Waſſer. Im Waffer Leicht lösl. An der
Luft verwitternd. Nat. Kr. auf Schwefelfies zu Bodenmais, im
Kammelsberge, zu Fahlun. Meift aus zerſtörten Eifenftefen ent-
ſtanden; ſtalaktitiſch, traubig, nierenförmig, als Krufte u. Pulver,
auf alten Gruben, in Thonfchiefer und Schiefertbon. Tyrol, Spa:
nien. Meiſt wird der Fünftlich aus Schwefelfies bereitete gebraucht.
Er dient in der PBharmacie, Färberei, zur Dinte, Berlinerblau,
Deſtillation von Schwefelfäure, einigen Kitten. Sein aufgeflreutes
Pulver macht Holy, Stride, Bapier unverbrennlich. ,
5. ©. Bothryogen (rother Eifenvitriol). Kryſtallſ. 2 und
lied. Kr. vertikal prismatiſch. Br. muſchl. bis uneben. 98. 2—
275 ©. 2,03. Milde. Dunkel hyacinthroth bis ockergelb. Glasgl.
Durchſch. Geſchmack ſchwächer als beim grünen Eiſenvitr. Schwefelſ.
Eiſenoxydul bis-6,55, ſchwefelſ. Eiſenoryd bis 39,93, ſchwefelſ. Talk—
erde bis 26,55, ſchwefelſ. Kalkerde bis 6,,,, Waſſer und Verluſt bis
31/4, Sn Fochendem Waffer auflöslich.- Kr. gewöhnlich nierenfürm.
und fraubig gruppirt. Auf Gyps oder Schwefelkies zu Fahlun.
Das neutrale fihwefelfaure Eifenogyd, in einem feld—
fpathartigen Geitein zu Copiapo in Chili vorfommend, iſt in regulär.
6feit. in Pyramiden geendigten Prismen Fryitallifiet oder feinförnig,
weiß, in's Violblaue neigend.
6. G. Kupfervitriol (blauer oder eypriſcher Vitriol). Kryfif.
ı umd igliede. Kr, vertif, prismat. Br. mufchlig. Wenig fpröde.
9. 35 ©. 2,3. Dunkel himmelblau in’s Spangrüne u. BVerliner-
blaue. Str. fehr licht himmelblau. Glasgl7 Halbdurchf. bis durch»
ſcheinend. Höchſt widerlich zufammenziehender Gefchmad. 32,44
Schwefelſäure, Str Kupferoeyd, 3611 Waſſer. Neduzirt fich v. d.
L. zum Kupferkorn; färbt die Flamme grünlich. Im Waſſer leicht
auflöstih. Sm der Natur Inlaftitifch, nierenförmig, zellig, als
Ueberzug und Befchlag vorfommend, durch. Zerfiörung. von Kupfer-
fies entiichend. Harz, Naßau, Ungarn, England, Schweden, Spa—
nien, Eyyern, Wird meift Fünftlich aus Kupferkies, Kupferſtein
dargefl. Dient in der Chirurgie, Färberei, zu Bereitung ſchöner grü—
ner Farbe, Bewahrung des damit beftrichenen Holzes vor dem
Schwamme — Subfulphate des water erdig, grün, kom—
men in Peru und Meijiko vor. —
7. G. Zinkvitriol (weißer Vitriol, Gallitzenſtein). Kryſtallſ.
4 und dar. Kr, vertif, prismat, Br. mufchl: Wenig ſpröde. H.2 —
2, 8.19 — 2. Weiß, manchmal röthlich oder blänlich. Glasgl.
Durchf. Geſchmack Höchit widerl. zufammenz. ‚Die fünftlichen Er.
Syſtematiſche Heberficht der ungenengten Mineralien. 77
gleichen fait ganz denen des Vitterfalzes, weßhalb beide Subſtanzen
iſomorph fcheinen. 27,07 Schwefelf., 28,0 Zinkoxyd, 43,1 Wafler.
In Waſſer auflösl. Die nat. Individuen find ſtänglig, baarförm.,
„ Haubartig, zu finlaftitifchen, traubigen, nierenförm. Aggregaten ver-
bunden. Entitehbt aus der Zeritörung der Blende. Nammelsberg,
Chemnitz, Fahlun, Dep. d. Aveyron. In der Medizin u. Färberei
benüßt. :
5.6. Kobaltvitriol. Kryſtallſ. 2 und Igliedr. Br. erdig.
Durchfch. Matt. Seiden- u. Glasgl, Fleifchroth. Geſchm. ſtyp—
tifch. 1975 Schwefelf., 38,1, Kobaltoryd, Al, Waffer. Die fünitl.
Kr. wie beim Eifenvitriol, Entſteht durch Drydation gefchwefelter
Kobalte. Hanau. '
9, G. Uranvitriol. Kryſtallſ. 2 und Igliedr, Kr. prismat.,
mit vorherrfchender Schiefendfläche. Br. unvollfommen mufchl. 9.2
— 2,5 ©. 3,5. Grasgrün. Zufammenziehend bitterer Gefchmad.
-Schwefelfaures Uranoxyduſ. Auf Uranerzen zu Soachimsthal in
Böhmen.
10. G. Soda (Matron, Fohlenf. Natron). Kryſtallſ. 2 und
sgliedr. Kr. bemiedr. prismat, Br, mufhl. Milde. 9.41 — 1.
©, 1,;. Farblos oder geldlich, graulich. Glasgl. Durchſ. Bren-
nend alfal. Geſchmack. 15,4. Kohlenfäure, 21, Natron, 62,7, Wafs
fer. Fürst die Löthrohrfl. gelb. Im Waſſer leicht auflösl. An der
Luft fehr ſchnell zu weißem Pulver verwitternd, In der Natur als
kryſtalliniſche Kruite, als Befchlag oder in Lagen auf dem Boden und
am Ufer der Natronfeen Ungarns, Aftens, Aegyptens, wahrfch. durch
Wechfelzerfegung von Kali und Steinſalz gebilder; in Mejiko aus
falzbalt. Thon ausblühend; aus Laven, Glimmerfchiefer (in Böh—
men) ausblühend ; in vielen Mineralwäflern.
Das Natron (gereinigt Soda) findet in der Medizin, bei der
Seifen- und Glasfabrifation, in der Färberei, DBleicherei Anwen
dung. — In Böhmen kommt auch ein prismatifches Natronfalz von
4 und dar. Kryſtallſ. vor. J
141.6. Trona. Kryſtallſ. 2 und igliedr. Kr. prismat. Br.
uneben. Wenig fpröde. 9. 25 — 3. ©. 24,.— 275. Karblos oder
gelblichgrau. Glasgl. Durchfch. Gefchm. ſtark alfalifch. 40,2, Kohlen—
fäure, 37,93 Natron, 21,3 Waſſer. VBerwittert an der Luft nicht.
In der Berberei fehr häufig auf der Erde; in den Natronfeen Aegyp—
tens, in einem Natronfee Kolumbiens, aus deffen gelblich grünem
alfal. Waſſer jährl. 1600 Ctur, unter dem Namen Urao gewonnen
werden. Wird wie Soda gebraucht.
12. ©. Gayluſſit. Kryſtallſ. 2 und Agliedrig. Kr. vertif.
peismat,, meilt fehr in die Länge gezogen, Br mufchlig bis uneben.
.2—3. G. 419 — 2. Farblos, mancher graulich. Glasglanz.
Durdf. bis halbdurchſ. 27,9 Koblenf., 18 Kalferde, 19,,; Natron,
78 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch.
34,5 Waſſer. Sn Salpeterfäure leicht auflösl., Tebhaft aufbraufend.
Sm Thon über dem Urao in Kolumbien.
ı 413.6. Borax (Tinfal). Kryſtallſ. 2 und Agliedr, Ar. vertif.
prism.; auch Zwillinge. Br. mufchl. Wenig fpröde, Farblos, waſ—
ſerhell, od. graulich-gelblichweiß, grünlichgrau bis ölgrün. Gefchm.
ſüßlich alfalifch und herbe. 36,55 Borfäure, 16, Natron, 477,
Waſſer. Auf dem Grunde und am Ufer von Seen in Tibet. Naffi-
nirt dient der Borag in der Medizin, als Flußmittel, beim PBrobiren,
bei der Fabrifation von Glastlüffen, beim Löthen, in der Färberei.
14, G. Borfäure. Kryſtallſ. 1 und Aat. Schuppen, Blätt-
chen, Fafern zu Kruften oder ftalaftitifchen Aggregaten verbunden.
G. Ayis. Farblos, doch meift gelblich. Perlmuttergl. Durchſ. bis .
durchſch. Geſchmack ſchwach fänerlich, bitter. Etwas fettig im An—
fühlen. Borfäure 56,3,, Waffer 43/5. Färbt die Löthrohrflamme
grün. Findet fich aufgelöst in d. heißen Quellen d. Inſel Bolcano,
in Zagunen bei Siena, und feſt am Rande und Boden diefer.
15. ©. Salpeter. Kryſtallſ. 4 und darig. Kr. meiſt rhomb.
Pyram. Br. unvollf. mufchl. Milde. 9.2. ©. in — 2. Farb—
los, weiß, gras. Glasgl. Durchf. bis durchſch. Schmeckt fcharf
bitterlich, kühlend. 53,15 Salpeterfäure, 46,5, Kali. Färbt die Löth—
rohrflamme röthlich-bläulich. Löst fich leicht im Waffer auf, In der
Natur kommt der ©. nur in feinförnigen Kruften, oder als flodiger,
faden-, mehlartiger unveiner Befchlag vor; fo in Ealpeterhöhlen,
welche in Kalfitein (Galabrien, Malta, Homburg, Brafil.), in mit
prim. Gebirgsarten gemengtem Kalfftein (Geylon) liegen; oder er
blüht aus der Erdoberfläche aus, wie in Hindoflan, Ungarn, Spa—
nien, Gegend von Suez, Virginien.
Der fogen. Ralffalpeter, falyeterf, Kalf, bildet ſich in Berg⸗
werfen, an Mauern von Kellern, Ställen ꝛec. Der ©. wird zur
Bulverfabrifation, in der Pharmazie, Metallurgie, zum Einfalzen
des Fleifches angewendet.
16. ©. Natronſalpeter. Kryftallf. hemiedr. 3.und Aarig.
Kr. rhomboedr. Br. mufchl. Sehr zerbrechl. 9. 1,5, — 2. ©. 2,09-
Farblos. Durchſ. bis durchſch. Schmedt bitterlich fühlend. 63,50
Salyeterfäure, 36,5 Natron. Färbt die Löthrohrfl. farf gelb. In
u löst. Kryſtallin. Aggregate, fchichtenweife im Thon; Bern.
.G. Salmiak. Keyitallf. regulär. Kr. find Dftneder und
— Br. muſchl. Milde. H. — 2. ©. ba tr. Farb—
los, oft grau, gelb, grünlich, ſchwärzlich. Glasgl. Durchſ. bis
durchſch. Brennend urinös ſchmeckend. 67,97 Chlorwaſſerſtoffſäure,
32,03 Ammoniak. Befeuchtet in die Flamme gebracht, färbt er dieſe
licht blau und grün. Leicht im Waffer lösl. Kryſtalliſ., kugl.,
traubig, ftnlaftitifch, Hodig, federartig, als Meberzug. Kommt als
Sublimat an vielen Bulfanen, u. in brennenden Steinfohlenflögen
Spitematifche Meberficht der ungemengten Mineralien. 79
bei Etienne in Franfreich u. Glan in Bayern vor. Der meilte ©.
wird Ffünftl, gewonnen, und in der Pharmazie beim Köthen u. Ver-
zinnen, im der Färberei, als Beitze, zur Bereitung des Königs-
waſſers, beim Hüttenwefen gebraucht.
18. 6. Masfagnin. Kryſtallſ. 1 und taxig. Grundf. gerade
chomb. Säule. Br. uneben. Gelblich oder graulich. Glasglanz.
Durch. bis durchſch. Geſchm. ſcharf, etwas bitter. 53,35 Schwefel-
fäure, 22,5 Ammoniak, 23, Wafer. Im Waſſer leicht lösl. Am
Aetna u. Veſuv; aufgelöst in den Lagunen von Siena; bei Turin
aus der Erde auswitternd.
19. ©. Schwefelfaures Kali. Kryſtallſ. 1 und laxig. Ar.
find dopp. 6feitige Pyram. Br. mufhl. 9. 2,3 — 3. ©. Lyn.
Weiß, in’s Gelbe u. Graue. Glasgl. Durchſ. bis durchfch. Salzig
bitter fchmedend. Ad, Schwefelfäure , 54,or Kali. Im Waffer
leicht Iösl. Veſuv; feit und in Fumarolen. -
20. ©, Thenardit. Kryſtallſ. 1 und iarig. Rhombenoktaeder
mit abgelumpften Spitken und Geitenfanten. ©. 2. Weiß in’s
Röthliche. Durchſch. 99 fcehwefelf., O0, Fohlen. Natron. Im
Waſſer ganz lösl, In d. Prov. Toledo, als Ausblühung; bei Aran-
juez im GSteinfalggebirge; dafelbit zur Glasfabrifation und Gewin—
nung des Fohlenf. Natrons benukt.
231.6. Bitterfalz (fchwefelf. Talkerde, Magnefin) Kryſtallſ.
1u. dag. Grundgeſt. gerade rhomb. Säule. Kr. meiſt hemiedr. Br.
muſchl. Wenig ſpröde. 2 — 2,5. ‚©, 1, — lg Farblos, draus
lichweiß, bis grau. Glasgl. Durchf. bis durchfch. Geſchm. falzig
bitter. 32,4 Schwefelf., 16,70 Talferde, 50,5 Waſſer. Im Waffer
leicht lösl. In der Natur nicht vollfomm. kryſtalliſ., fondern fäng-
lig, körnig, baarförmig, in traubigen, nierenförmigen, Erufligen,
wolligen Aggregaten. Als Ausblühung gleich Schnee weite Land»
fireden in Sibirien, Spanien, auf Milo überdedend; in verfchied.
europ. Bergmwerfen und Höhlen; dann aufgel, in vielen Minerale
wäſſern. Offizinell.
II. Ordnung. Saliniſche Erze
I. Familie des Spatheifenfteine.
1. 6. Spatbeifenftein (Kohlenfaures Eifen). Kryſtallſ.
hemiedr. 3 und Aarig. Kr. find rhomboedr. oder linfenartig. Br,
mufchl. bis uneben. Spröde. 9. 3,5; — Az. ©. 3,5 — 3,9. Gelb»
lichgrau, gelb, braun, afch- u, grünlichgrau, röthlichbraun. Glas-
glanz, manchmal perImutterartig. Durchſch. bis fait undurchf. Bis
64 Eifenoeydul, 10 Manganorydul, 5,5; Talferde, 4 Kalkerde, 40
Kohlenfäure, 416 Kiefel, Thon, Kohle ꝛc. Wird v. d. &. ſchnell
30 Allgemeine Naturgefchichte. V. Buch.
fchwarg und ſtark magnetifch. In Salze, Salpeter- und Schwefel»
ſäure lösl. Kryſtalliſirt, Förnig bis dicht im Ur- und Hebergangs-
gebirge und im Flöbfalf. Harz, Helen, Naßau, Kärnthen, Fichtel-
gebirge, Rheinpreußen. Der in Bafalt und Dolerit vorfommende
Sphärofiderit if ein fehuppig-feinftrahliger Sp.; der thonige
Sphärofiderit iſt ein durch Kiefel u. Thon verunreinigter Sp., der
3. Tb. in großen Maſſen im Scieferthbon und manchen Thonlagern
vorfommt. — Der Spatheifenitein ift ein wichtiges, treffliche Eifen-
forten (4. B. das ſteyer'ſche E.) liefermdes Erz; das meiſte engl.
Eifen Fommt vom thonigen Sphäroſiderit.
2. G. Anferit. Kryſtallſ. hemiedr. 3 und darig. Kr. find
vhomboedr. Br. uncben. 9. 35; — 4 G. 239 — 3,4. Farblog,
graulich-, röthlichweiß. Glasgl. Durchſch. Bis 35 Fohlenf. Eifen-
oxydul, 3 Fohlenf. Manganoxydul, 51 kohlenſ. Kalk, 25 Fohlenf.
Talk. Fließt mit Borar v. d. 8. zur Flaren grünen Berle. Kryitallin.
und körn. bei Gaſtein, in Gteyermarf. Dient als Zufchlag beim
Eifenfchmelzen. \
3. G. Manganfpath (rother Braunſtein). Kryſtallſ. hemiedr.
3 und Aarig. Kr. find verfchied. Rhomboeder, häufig fattel» oder
linfenartig gefrümmt, und tafelartige 6feit. Säulen. Br. uncben,
Spröde. 9. 35 — As ©. 3,4 — 379: Farbig; vöthlichweiß bie
rofen = oder fleifchroth. Glasgl., zumeilen perlmutterart. Durchſch.
Dis 39 Kohlenfäure, 62 Manganorydul (Dryd?), 4, Eifenorydul,
5 Kalkerde, 1,5 Talkerde. Das Bulver in Salzfäure in der Wärme
mit Braufen auflösl. Deutlich kryſtalliſirt, körnig bis dicht, faferig.
Harz, Sacfen, Ungarn.
4. G. Zinkſpath (Galmei z. Th.). Kryſtallſ. hemiedr. 3 und
iatig. Kr. rhomboedr. Br. — Spröde. 9.5. ©. As. Farb⸗
los, meift jedoch grau, gelb, grün oder braun gef Durchf. bis
durchfch. Bis 64 Zinforyd, 19 Eiſenorydul (Dry), 1» Mangan»
oxydul, 2,0 Bleiogyd, 35 Kohlenfäure, 3,3 Gangart. Das Pulver
in Salzfäure Teicht und mit Braufen löst. Deutlich Fryftallifirt,
förnig big dicht und erdig, faferig, im Uebergangs- und Flöbfalf-
fein in Nheinpreußen, Bolen, England. — Der meilte Zinf wird
aus dem Zinffpath und Kiefelzinferz dargeflellt; fie dienen auch zur
Bereitung des Meffings und anderer Kupferlegirungen. Die Zinf-
blüthe aus Kärnthen hält 72,55 Binforyd, 14,04 Koblenf., 12,
Waffer, und entiteht durch Umwandlung aus dem Sinffpath.
Der Spatheifeniteinfamilie mögen fih noch anfchließen: Der
Triplit (das phosphorfaure Mangan), von pechfchwarzer od. nelfen-
brauner Farbe, aus Manganoxydul, Eifenorydul, 32,73 Phosphor»
fäure und etwas phosphorf. Kalk beitehend, von Limoges; dann die
ähnlich Fombinirten Huraulit u. Heterozit; fernerder Pittizit
(Eifenfinter); nierenförm,, opalartige, gelbliche, bIutrothe od. weiße
Spyftematifche Weberficht der ungemengten Mineralien. 84
Maffen, Halbdurchf., 30, Arſenikſäure, 40,1; Eifenoryd, 28,50 Waf-
fer enthaltend, welcher fich noch immer durch Zerfehung des Arfenife
fiefes in Gruben des Erzgebirges und Oberfchlefieng bildet; endlich
der Raforen. °
II. Familie der Kupferſalze.
1. G. Kupferlaſur. Kryſtallſ. 2 u. 1gliedr. Kr. meiſt kurz
ſäulen- oder dick tafelartig, ſelten kurz haarförmig, ſammtartig.
Br. muſchl. bis uneben. Spröde. H. 35 — 4. ©. 3,7 — 3/56.
Farbig; laſur-, ſmalte-, ſchwärzlichblau. Glasgl., oft diamantart.
Durchſch. bis a. d. K. d. 25,4 Kohlenſäure, 69,05 Kupferoxyd,
5,46 Waſſer. Wird v. d. 8, mit Geräuſch zum Kupferkorn reduzirt.
In Salpeterſäure und Ammoniaf leicht auflösl. Die blättrige 8.
begreift die theils freien, theils Trauben, Kugeln, Knollen Coft
nach innen hohl) bildenden Kr., dann die derbe und eingefprengte;z
die erdige, die flaubartige, eingefprengte, angeflogene; das Kupfer
fammterz die kurz Haarförmigen, einen fammtartigen Ueberzug
bildenden Kr. yon, Ungarn, Bannat, Thüringen,, Tyrol, Sibis
rien ze. Wird natürl. u. zubereitet als Malerfarbe angewendet; zu
Cheßy auf Kupfer verfchmolzen.
2.6. Malachit. Kryſtallſ. 2 u. Igliedr. Kr. prismat., nadel-
fönmig, fait immer Zwillinge. Br. uneben. Spröde. 9. 3, — A.
G. 35 — 4. Smaragd-, fehwärzlich-, gras-, fpangrün. Glasart.
Demantgl. Durchfch. bis a. d. K. d. Man unterfcheidet faſeri—
gen M., dichten M.; diefer traubig, fnollig, nierenformig, derb,
eingefprengt; wie der faferige pfeudomorphifch nach Rupferlafur und
Rothkupfererz; endlich erdigen M. Mit andern Kupfererzen und
Brauneifenftein befonders im Flötzgebirge; Harz, Thüringen, Naßau,
bei Lyon, in Tyrol, Cornwall, Sibirien. Wenn aus der Rupferlafur
4 At. Kohlenſäure verfchwindet, und 1 At. Waſſer eintritt, wird fie
zu Malachit. — Der faferige M. dient zerrieben zu Malerfarbe; der
men fehr politurfähige wird zu Schmuckſteinen, Dofen ze. ver:
arbeitet. i
3.6. Kupferglimmer. Kryſtallſ. hemiedr. 3 u. Antig. Mr.
dünn tafelart. Br. nicht wahrnehmbar. - Milde. 8. 2. ©. 2%.
Smaragd- bis fpangrün. Diamantart, Glasgl., auf der Endfläche
Perlmuttergl. 21 Arfeniffäure, 58 Kupferoryd, 21 Waſſer. V. d. 2,
defrepitirt er-heftig. Kryitallif., felten derb auf Gängen in Cornwall,
4.6. Rupferfhaum. Kryſtallſ., wanrfcheint. 4 und larig.
Findet ſich derb, ſtrahligblättrig. Milde; dünne Blättchen biegſam,
zähe. H. 1 — 2. ©. 3,2. Apfel» und ſpangrün. Perlmuttergl.
Durchſch. 25,01 Arſenikſ., 43,95 Kupferoxyd, 17/46 Waſſer, 13/65
kohlenſ. Kalk. Tyrol, Thüringen, Ungarn.
II. a
82 Allgemeine Naturgefchichte. V. Buch.
5. G. Erinit. Kryſtallſ. wahrſcheinl. 4 und taxig. Finder
fich als derber, konzentriſcher Ueberzug. Br. uneben, unvollkomm.
muſchl. Matt. Spröde. H.4—5. G. 4. Schön ſmaragdgrün,
in's Grasgrüne. Etwas a. d. K. d. 33,7, Arſenikſ., 59,14 Kupfer⸗
oxyd, 5,01 Waſſer, dyr Thonerde. Irland.
6. ©. Linſenerz (Lirofonit). Kryſtallſ. 1 u. dar. Ar. vertik.
prismat. Br. uneben, Wenig ſpröde. 9. 2 — 25. G. bie 3,
Himmelblau bis fpangrün. Glasgl. Halbdurchficht. bis durchfchein.
50 Kupferoeyd, 14,3 Arſenikſ., 35,, Waſſer. B- d. &. nicht ver
fnifternd. Auf der Kohle erhält man einen unvollfommenen Negulus.
Sn Salpeterf. u. Ammoniak auflösl. Sehr felten auf Rupfergängen
in Cornwall und Ungarn.
7. 6. Dlivenerz (Dlivenit). Kryſtallſ. 4 und darig. Ar.
fäulenartig, baar- und nadelförmig. Br. uneben. Spröde. 9.3.
G. 4,2 — As. Berfchieden grün, in’s Etrohgelbe; leber- und holz
braun. Glasol.; beim faferigen feidenartig. Durchfch. bis a. d.
K. d. Bis 45 Arfenikf., 336 Bhosphorf., 56,43 Kupferoryd, 3,50
Waſſer. Auf der Kohle erhält man einen unvollfommenen Regulus.
In Salpeterf. leicht auflösl. Kommt kryſtalliſ. und faferig in halb-
fugligen, traubenartigen, nierenförmigen Geflalten vor. Cornwall.
3 G. Euchroit. Kryſtallſ. 1 u. taxig. Kr. vertif. prismat.
Br. uneben bis mufchl. Wenig fpröde. 9. 3,5; — 4 ©. bis 3.
Lebhaft fmaragdgrün. Glasgl. Halbdurchſ. bis ducchfch. 33,95 Ars
feniffäurez7 47,55 Kupferoxyd, 180 Waffer. Auf Kohle zum weißen
Arfeniffupfer veduzirbar. In Salpeterf. leicht lösl, Sm Glimmer-
Schiefer in Ungarn.
9.6. GStrablerz Kryſtallſ. 2 und igliedr. Kr, rhombiſch
fäulenart, Wenig ſpröde. 9. 35; —3. ©. 4, —3. Dunfel fpan-
grün, in’s Himmelblaue, U. d. 8. d. 54 Kupferoeyd, 30 Arfenif-
fänre, 16 Waſſer. Cornwall.
10. ©. Phosphatkupfererz. Kryſtallſ. 2 und Igliedr. Kr.
vertif. prismat., mit dem vordern ſchiefen Brisma geendigt. Br.
uneben bis mufchl. Spröde. 9.5. ©. A—4,,. Dunfelfpangrün
bis fchwärzlichgrün. Str. fmaragdgrün. Fettglanz. An d. K. d.
62/53 Kupferoxyd, 21,68 Phosphorf., 15,45 Wafler. In Galpeterf.
ohne Braufen lösbar. Kr. felten frei, meift trauben- und nieren-
förmig aggregirt. Sm Grauwackengeb. bei Rheinbreitenbach am
Rhein. |
11.6. Libethkupfererz. Kryſtallſ. 1 u. darig. Kr. vertif.
prismat, Br. uneben bis mufchl. Spröde. 9.4. ©. 3, — 3,8.
Dunkel oliven- bis ſchwärzlichgrün. Fettgl. Durchſch. b. a. d. 8. d.
63,5 Rupferogyd, 28,7 Phosphorſ., 7, Waſſer. In Kryſtalldruſen
auf Duarz zu Libethen in Ungarn.
12. ©. Salzfupfererz. Kryſtallſ. 4 und tarig. Kr. vertik.
—
Syſtematiſche Meberficht der ungemengten Mineralien. 85
veismat. Wenig fpröde. 8. 3 - 35. G. 4 — 4,3. Gras» bis
faft fchwärzlichgrün. Glas» bis Fettgl. Durchſch. bis a. d. K. d.
43,3 Salzfäure, 73 KRupferoeyd, 13,; Waſſer: Färbt die Löthrohrfl.
fchön blau und fmaragdgrün; auf Kohle leicht reduzirbar. Sn Sal-
peterfäure leicht auflöst. Meiſt ſtänglig aggregirt, derb, nierenförm.,
angeflogen. Chili, Pers, Sachfen auf Gängen; Veſuv in Laven.
43,08. Würfelerz. Kryſtallſ. geneigtflächig hemiedr. regulär.
Kr. find Heraeder, allein oder mit Hemioktaeder- u. Hemiifofitetrae-
derflächen komb. Br. uneben bis mufchl. Sehr wenig fpröde. ©. 2,5:
©. 2, — 3. VBerfchieden grün bis Teberbraun. Glasgl., zumeilen
demantartig. Durchfch. bis an d. KR. d. 40,5, Eiſenoxyd, 38 Ars
feniffäure, 49,57 Waſſer, fehr wenig Phosphorſ. und Kupferoryd.
Schmilzt an der. Kohle zur ſchwarzen magnet, Kugel. Sn Salsf.
leicht auflösl. Sn Kryſtalldruſen und derb in Cornwall, Dep. der
obern Vienne, bei Schneeberg.
14, G. Skorodit. Kryſtallſ. 1 und darig; Kr. theils ſäulen—
artig, theils pyramidal, Br. unvollk. mufchlig bis uneben. Wenig
ſpröde. 9.35; — 4 G. 34 — 33. Verſchieden grün bis leber—
braun, Str. grünlichweiß. Glasgl. Durchf, bis durchfch. 34,9;
Eifenoryd, 50,5 Arfeniff., 15,55 Waſſer. Wird v. d. 8. gelb, ohne
die Form zu Ändern. Kryſtalliſ., derb , eingefpr., traubig, nierenf,
bei Schneeberg, Schwarzenberg, in Kärnthen, Brafilien.
15. ©. Brohantit. Kryfallf. 1 und darig. Kr. find vertif,
Prismen, mit dem erft. w. zweit. horiz. Br. geend. 9. 3; — 4.
®. bis 3,9. Smaragdgrün. Glängend durchf, 66,5 Kupferoxyd,
17,42 Schwefelf., 44,0 Waffer, etwas Zinn und Bleioxyd. Reduzirt
fih v. d. &. zum Kupferkorn. Mit Kupfererzen in Sibirien, Sie—
benbürgen, f
16. ©. Bivianit (Eifenblau, phosphorf. Eifen), Kryſtallſ.
2 und igliedr. Kr. prismat. Milde, in dünnen Blättchen biegf.
9.15 — 2. ©. 27,. Indigblau bis ſchwärzlichgrün; beide Farben
in beſtimmter Richtung beſonders hervortretend. Str. weiß, an der
Luft blau werdend. Auf einer Fläche Perlmuttergl., ſonſt Glasgl.
Durchſch. bis a. d. K. d. Bis 45 Eiſenoxydul, 31 Phosphorfäure,
34 Waſſer. Schmilzt fchon im Kerzenlicht zur ſchwarzen metall.
glänz. magnet. Kugel, In Salz- und Salpeterf. Teicht auflöslich.
Zum blättrigen V. gehören die Fryftallif. u. individualiſ. Var.
Auf Kupfergruben in Cornwall, zu Bodenmais, auf Goldgängen in
Siebenbürgen; in vulfan. Geft. auf Isle de France; in Grönland.
Bum erdigen DB. die flaubartigen, matten Theile. Derb, eingefpr.
angefl, Meiſt ein neues Erzeugniß in Thon, Lehm, Nafeneifenitein,
Torf. Norddeutfchl., Franfr., Baden. — Verwandt dem B. iſt der
Orüneifenfteim.
17, ©. Uranglimmer, Kryſtallſ. 2 u. intig. Ar, meiſt tafer-
8A Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch.
artig, felten Furz fäulenart. od. pyramidal. Milde, 9.2 — 2,
G. 3 — 3,5. -Smaragd=, grade, apfel=, zeifiggrün. Auf der End»
fläche Permutter - font demantart. Glasgl. Durchſ. bis durchfch.
Man unterfcheidet den Chalkolith, Kupferuranit, und eigentl.
Uranit, Kalfuranit. Erſterer hat apfelgr. Str. und beficht aus
60,55 Uranoxyd, 8,44 Kupferoeyd, Adys Phosphorf., 15,05 Waſſer,
färbt mit Salzf. befeuchtet die Löthrohrfl. blau, und findet fich meift
fryitallif. und als Anflug auf Erzgängen und in prim. Gefleinen in
Gornwall, Sachfen, Böhmen, Baden, zu Bodenmais. Der Kalk:
uranit hat einen gelben Str. und flatt dem Kupferoxyd vorzüglich
Kalferde in feiner Mifch. Er färbt die FI. nicht blau. Keyftallif:
und in förnig blättrigen Maffen im Granit, Schriftgranit und aus
deren Zerfekung entſtehenden Thonen. Frankr., Zwieſel in Biern
Baltimore.
18. ©, Kobaltblüthe (rother Erdkobalt). Kryſtallſ. 2 *
(glieder. Kr. find ſchiefe Afeir Säulen. Milde, in dünnen Blättch.
biegf. 8. 1,5, — 2. ©.3. Karmoiſin-, Fochenill-, pfirfichblüthroth
bis vörhlichweiß; zerfehte grau und grün. Gtr. pfirfichblüthroth.
Glasart. Demantgl., auf einer Fläche Perlmuttergl. Durdf. bis
a. d. 8.d. 37 Arfeniff., 39 Kobaltoryd, 22 Waffer. Giebt mit
Borax- und Phosphorſalz fapbirblaue Släfer. Sn d. Salzf. Teicht
zu rother Flüffigkeit auflösl. Kr. meiſt nadel- und hanrförmig, in
Drufen, Sterne gruppiert, traubig, nierenförnt., als Ueberzug. Thü—
ringen, Sachen, Baden, Heſſen, Franfr. auf Gängen u. Lagern.
19. ©. Nickelblüthe. Su haarf. Kr. derb, eingefpr., als Heber-
zug. Br, erdig. Weich, zerreiblich.- Apfel-, zeifiggrün, grünlich-
weiß, 36,0 Nickeloxyd, 36,50 Arfeniff., 25,50 Wafler. Sn Säuren
leicht lösl. Aus zerfeht, Kupfernicel entit. Helfen, Dauphine,
Pyrenäen.
III. Familie der Bleiſalze.
1. G. Weißbleierz (kohlenſ. Blei, Weiß- u. Schwarzbleierz,
Bleierde). Kryſtallſ. 1 u. taxig. Grundgeſt. ein Rhombenoktaeder
mit den Endkantenw. 1300 und 1080 287 u. m. Seitenkantenw. 92°
19/, Kommt fehr mannigfach mit borizont. und vertif. Prismen,
der Iten und 2ten GSeitenfläche fombin. vor. Kr. tafel-, Täulen»,
pyramidenartig, auch nadel- und hanrfürmig, meiſt Zwillinge und
Drillinge, die nach demfelben Geſetz, wie beim Arragonit, Witherit,
Strontian und Salpeter verbunden find. Br. mufchl. Wenig fpröde.
9.3 — 35. 6. 63 — 6%. Farblog, aber häufig verfch. weiß,
grau, braun, graulichfchwarg (durch Kohle), grün oder blau (durch
Kupferoxyd) gef. Diamantgl., theils fette theils merallartig. Durch»
fichtig mit finrfer doppelter Strahlenbrech. bis durchſch. Bis 84,
Bleivend, bis 16 Kohlenſ. Wird v. d. L. mit Geräufch zum Blei-
Syſtematiſche Meberficht der ungemengten Mineralien. 85
forn veduz. In Salpeter und Kalilauge auflöst. Kryſtalliſ., lang—
ſtänglig, körnig bis dicht und erdig. (Bleierde.) Wahrfcheinl. neuer
Entſteh. Kommt immer mit Bleiglang, auf Gängen in primär. Geb.,
auf Lagern im Flötzkalk vor. Erzgeb., Harz, Großbeitt., Schwarzwald,
Franfr., Sibir. ꝛc. Wird mit viel Bortheil auf Blei verfchmolgen.
2.6. Bleivitriol. Kryſtallſ. 1 und taxig. Grundgeft. ein
re: fombin. mit horig. und vertif, Prismen der Iten
. 2ten Seitenfl. u. gerad. Endfläche. Kr. tafel- od. fäufenförmig.
it Schwerfpatd u. Gölefin ifomorph. Br. muſchl. bis uneben.
Spröde. 9.3. ©. 6,5 — 6,4. Farblos, doch oft verfchieden weiß,
gran, felten blau od. grün gef. DOberfl. oft gelblichbraun überzogen.
Dinmant- bis Fettgl- Durchf. bis durchſch. 72,4 Bleioxyd, 26709
Schwefelf. Färbt die Lörhrohrfl- blau. Sn Kali vollf. auflöslich.
Reyitalif: und körnig auf Erzgängen im Altern Geb. Grofbritt-,
Harz, Baden ꝛc.
3. ©. Dernärbleier;z (Leadhillit). Kryſtallſ. 2 und Igliedr.
Kr. tafelart., häufig Zwillinge. Br. mufchl. Wenig fpröde- 9- 2,5
®- 6,3.-— 6,5. Gelblich - u. grünlichweiß-. Fettgl. zum Demantgl:
neigend, auf d- vollk. Sheilungsfl- Perlmuttergl. Durchf. bis durch-
fcheinend. 72,, Fohlenf., 277,3 fchwefelf. Bleiorxyd. In Ealpeterf-
mit Braufen auflösl. In glatten, oft aber gefrümmten u fehr ver»
widelten Kre, kryſtallin, und körnig auf Bleigängen zu Leadhills in
Schottland.
4. ©. Kohlenvitriolblei (Lanarkit). Kryſtallſ. 2 u. Igliedr-
Kr. find fchiefe rhomb. Säulen, meift flein u. undeutl- 9-2 — 27.
G. 6,5 — 7. Grünlich- und gelblichweiß, in’s Apfelgeüne, Graue,
Blaue. Strichpulver weiß. Demantgl- in Fettgl. übergeh. 46
fohlenf.s, 53,, Tchwefelf- Bleiveyd. Mit vorigem:
5. ©. &afurigbleivitriol (Ealedonit). Kryſtallſ. 1 u. dar-
Kr vhomb- ſäulenf. H. 2,5 — 3. G. 6,4, Span = felten berggrün-
Str. grünlichweiß. Fettgl- 32,5 Eohlenf. Blei, ti,s fohlenf. Kupfer,
35/5 ſchwefelſ. Blei- Auf Kohle reduzirb. Sn Salpeterf. auflöslich-
Mit vorigem-
6. G. Kupferbleivitriol. Keyitallf. 2 u. igliedr. 9- 2,, — 3:
G. bis 5,5. Dunfel lafurblau 74,4 fchwefelf. Blei, 18 Kupferoryd,
4, Waffer- Mit vorigen.
7 ©. Hornbleierz Kryſtallſ. 2 und darig. Br. mufchlig-
9: 3. ©: 64. Weiß, grau, gelblich, grünlich- Gl. demantartig
Durchf. bis durchfch-. 85,; Dleioryd, 8, Saljf.-, 6 Koblenfäure.
Derbyfhire.
8. 6: Chlorblei (mit Cotunit). Kryitallf. 1 und taxig. Kr-
und kryſtallin. Maſſen. Br. mufchl- im’s Unebene 9. 2,5 — 3:
®- 7,4: Gelblichweiß, blaß roſenroth. Demantart. Gl., auf Thei—
lungsflächen Perlmuttergl. Durchſch. 34,3 Chlorblei, 66/ze Blei—
36 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch.
oryd, 7,55 kohlenſ. Bleioryd, etwas Kieſelerde und Waſſer. WB db. &.
leicht reduzirb. Sn Salpeterſ. leicht auflöslich. Mendiphügel in
Sommerfetshire- |
9. ©. Buntbleierz (Grün- und Braunbleierz). Kryftalif.
homoedr. 3 u. darig. Grundgeſt. ein Heragondodefneder, Endfanten-
mwinfel 1420157 — 14403/, Geitenfantenw. 800377 — 8104775 Eomb.
m. d. gerad. Endfl., Uten u. 2ten 6feit- Prisma :c- Manchmal Zwil⸗
linge. Kr. pyramidal, tafel-, fäulenart- Br. uneben bis muſchl.
Spröde. H- 3,5; — 4. Farblos, aber gewöhnt. verfch. grün, gelb,
weiß, braun und grünlichgram gef. Fettgl. Durch. big undurchſ.
Die chem. Zufammenf. ift fehr verfchieden; die Var. fommen in
allen Verhältniffen mit einander verb. vor, und find unter fich und
mit dem Apatit ifomorph- Das phosphorf. Bleioryd v. Frei-
berg hält 72,7 Bleiveyd, 6,47 Kalferde, 2 Salzf., 19,35 Bhosphorf.,
Flußſ. u. Verluſt. G. 6,9. In Kugeln, braun. Das phosphorf.
Bleioxyd von Zfchopam hält 82,35 Bleioryd, Ads Phosphorf.
1/00 Salzſ. 6. 7. Das arfeniff. Bleioryd v. Foh Georgen-
ſtadt beficht aus 75, Bleioxyd, 21,20 Arfeniff-, Ayo Salzſ., Avza
Phosphorſ. — Alle Bar. theils kryſtalliſ., theils Hänglig in traub-
u nierenf. Geſt., theils derb u. eingefpr. Auf - Gängen, feltener
auf Lagern in faſt allen Gebirgen. | ni
10. ©: Vanadinbleierz. Kryftallf: homoedr. 3 u- Aarig. Kr.
fehr flein, 6feit. prismat. Auch eingefpr. und als Meberzug. Br.
muſchl. 9- 3,5 ©. 6,9 — 775: Stroh-, wachsgelb , vöthlich“,
faftanienbraun. Fettgl. Undurchſ. 67,1 Bleioryd, 21) Vanadin⸗
ſäure, 10,5 Chlorblei. Sn Phosphorſalz u. Salpeterſäure auflösl.
Zimapan in Mexiko; Schottl., Sibirien.
14: G. Gelbbleierz Kryſtallſ. homoedriſch 2 und larig. Kr-
verſchieden pyramidal, tafel-, ſäulenartig. Br. muſchl. bis uneben.
Wenig ſpröde. 9-3. G. 6,5 — 6,5: Gelblichgrau, wachs⸗, pome⸗
ranzengelb bis faſt morgenroth. Fettgl., oft demantart. Durchſch.
bis a. d. K. d. 59 Bleioryd, 40,, Molybdänſäure. In Phosphor—
ſalz fließt es zu grünem Glaſe. In konzentr. Salzſäure auflöslich.
Kryſtalliſ. u derb in Druſenſchichten und Gangtrümmern im Alpen—⸗
Sr Kärnthen, Defterr-, Ungarn, ehe Merifo, Maffa-
ufets.
12. G. Scheelbleierz. Kryſtallſ. homoedr. 2 und tarig. Kr.
oftaedr.}, !bauchig. gekrümmt und Fegel=- oder ſpindelförm. Spröde.
9.3 — 35. ©. 84: Farblos, aber meift braun od. grün gefärbt.
Fettgl. Durchſch. bis a. d. K. d. 48,46 Bleioxyd, 54,34 Wolfram⸗
ſäure. Wird vom Borag u. Phosphorſalz in d. äußern FI. zu farb⸗
loſem Glafe aufgel. Mit vorigen ifomorph. Zinnwald im Erzgeb.
13. G. Bleigummi-. Finder fih nur nierenf.zu. traubig von
dünnſtängl. Sufammenfegung Br. mufchlig $ 4 — 5. ©: du:
ı
Syſtematiſche Meberficht der ungemengten Mineralien. 87
. Belblich- u. vöthlichbraun. Durchich- Glängend. 40,4 Bleioxyd,
37 Thonerde, 18,50 Waſſer. B- d. 8. zerfpringt es beftig- Bretagne.
14. G. Rothbleierz CEhromfaures Blei). Kryſtallſ. 2 und
sgliedr. Kr. find vertif. u. fchiefe Brismen, meift fäulenartig. Br.
Heinmufchl: bis uneben.- Milde. H. 2,5 — 3: ©: 6,. Hyacinth⸗
bis morgen- und bräunlichroth. Str. orange. Demantgl. Halb-
durchfichtig bis a. d. K. d. 68,; Bleiveyd, 31,; Chromfäure. 3. d.
2. verfnifternd. In Salveter- und Salzfäure auflöst. Kryſtalliſ.
(fängl-, plattenartig), derb. Im Quarz in Sibir-, Brafilien; im
Letten zu Rebbanyaz im Falfart. Geiteinen zu Bereſofsk im Ural.
Hieher auch der 76,59 Bleioxryd, und 23,3; Chromfäure halt: Mela-
nochroit Chafifches chromf. Blei), mit vorigem zu Bereſofsk vor⸗
fommend. i
15. G- Baugquelinit. Kryſtallſ. 1 u. igliedr. Nur Zwillinge.
Br. uneben- Etwas ſpröde. H. 2,5 — 3. G- 5,5 — 6,5. Schwärz-
lich» bis olivengrün. Str. zeifiggrün- Gl: demantartig. Schwach
ducchfch. 60,5, Bleioryd, 10,50 Kupferoxyd, 28,33 Chromfäure. Bd.
X. nur zum Eleinen Theile reduzirb. Bereſofsk, Depart. Buy de
Dome, Brafilien- ’
16. G. Hornfilber (Hornerz). Kryſtallſ. bomoedr. regulär.
Kr. jind Heraeder, Dftaeder, Dodefacder u- Rombinat- diefer; meiſt
ſehr Elein. Br. flachmufchl: Geſchmeidig. H- 1 — I, ©: 5.
Gemöhnl. perlgrau; von da aus Iavendel- bis violblau, verfchieden
grün. Bräunt fich am Lichte allmälig. Str. glänzend, ungefärbt.
Demantart- Fettgl. Durchſch. 76 Silver, 24 Chlor. Schon im
Kerzenlicht fchmelzb. Kryſtalliſ., kruſtenart., derb u. eingefpr. von
förnig od. ſtängl. Zufammenfeh. Auf Silbergängen, meiſt gleich
unter Tage im Erzgeb:, Harz, Kongsberg, Kolywan in Sibirien,
Cornwall; in bedeutenden Maffen in Beru u. Mexiko. — Das Jod—
filber bält 43,; $0d, verbreitet v. d. 2. eine purpurne Flamme,
findet fich in dünnen, gefchmeidigen, perlgrauen Blättchen bei Maza-"
pil in Zacatecas.
17. ©. Quedfilberhorner; Kryſtallſ. homoedr 2 u. dar.
Kr. find Kombin. eines Hauptoftaeders mit dem 2ten Afeit- Prisma;
fehr klein, Drufenhäutchen bild. Br. mufchl. bis uncben. Milde.
94 — 2. ©. 6,5: Graunlichweif big gran- Demantgl. Durcyfch-
35/412 Queckſilber, 14,88 Chlor. Verflüchtigt fich ganz v. d. 2. auf
Kohle- Sehr felten mit gedieg— Queckſ. ꝛc. im Zweibrüden’fchen, zu.
Hdria in Krain, Horzowik in Böhmen, Almaden in Eyanien-
18 ©. Schweritein (Scheelit, Tungitein). Kryſtallſ. parallel-
fähig hemiedr. 2 und tarig. Grundgeſt. ein Dundratoftaeder mit
Endfantenw. 1080 12/ und Seitenfantenw. 4120 17, ſelbſtſtändig auf⸗
tretend und mit Rhomboedern, andern Oktaedern u. einem Dioft.
fomb. Kr. gewöhnl. oftaedr., bisweilen tafelart- od- faft Iinfenförm-
1
88 Allgemeine Naturgefchtchte. V. Buch.
Manchmal Zwillinge. Br. mufchl. bis uneben. Spröde. 9-4 — 4,,.
G. 6,: Farblos, oft gran, gelb, braun gef. Fettgl., manchmal
glas- od. demantart: Durch Erwärm. ſtark phosphoresz. 80,4 Wolf-
ramſäure, 19,40 Kalkerde. V. d. 8. fchwer zu durchfch. Glaſe fchmels
zend. Wird von Borax u. Phosphorſalz zu klarem farblof. Glaſe
aufgel. Meiſt kryſtalliſ., ſeltener körnig; derb, manchmal nierenf.
In prim. Geb. auf Zinnlagern; Erzgeb., Cornwall, St: Leonhard
im Depart- d- obern Vienne; auf Magneteifenlagern in Schweden;
im Graumwadengeb: am Harz; im Granit zu Böfing in Ungarn-
IV Ordnung. Oxydiſche Steine.
I. Kamilie. Orydifhe Eifenerze
4: G. Magneteifenfein. Kryſtallſ. homoedr. regulär. Kr-
find Hexaeder, Dftaneder, Dodefacder, Triafisoftaeder m. Kombin.
diefer. Zwillinge fehr häufig. Br, mufchl- bis uneben. H. 5,5 — 6,;-
G. Ag — 572. Eifenfchwarz Str. ſchwarz. Metallgl. Undurchſ.
Stark magnet., öfter polarifch- 69 Eifenoeyd, 31 Eiſenoxydul.
3.9». 8. für fih unveränderl- In Borax und Phosphorſalz unauf—
löslich; im DOrydationgfeuer ein dunfelrorhes, im Neduftionsf. ein
grünes Glas gebend. Kryſtalliſ., derb, eingefpr., oft fehr locker
(mulmiger M-). Die Kr. u. Körner in Ehloritfchiefer, Tropfſtein,
Serpentin eingewachf. Die derb. Var. bilden Lager und Stöcke in den
Alpen, ſächſ. böhm- Geb., in Skandinavien in außerordentl. Menge;
der mulmige M- findet-fich im Erzgeb. u. Weſterwalde. Der M. iſt ein
reiches u. vorzügl. Eifenerz. (Schwedifches Eiſen) — An den M.
fehlieft fich der magnetifche oder Titaneifenfand an, welcher
aus 83,, Eifenoeydul u. 16, Titanfänre beſteht, in abgerundeten
Kr. u. Körnern in vulfan. Geft- u. von da als Gefchiebe in Flüſſen
u. and. Meeresküſte vorfommt: Sachſ. Böhm. , Nhöngeb , Franfr.,
Stalien. Ferner der ebenfalls in Körnern u. abger- Kr. vorfomm.
Sferin, welcher auf 72,2 Eifenoeydul 27,5 Titanfäure hält. Riefen-
gebirge, Schottl. Endlich der. Menafan, auf gleiche Weife vork.,
aus 56,, Eiſenoxydul u 43,; Titanf. beftehend: Cornwall.
2. ©. Chromeiſenſtein. Kryſtallſ. hHomoedr. regul. Kr- find
Dftaeder. Br. unvollfomm. mufchl. bis uneben. Epröde, 9-5,
G. 45; — A. Eifen- bis pechfchwarz. Str. braun. Gl. unvollf.
metallifch und fettartig. Mndurchf. Nach d- Glühen magnet: 60,04
Chromorydul, 20,3 Eifenorydulz Hl; Thonerde, 7,4 Talkerde.
Wird von Borar u. Phosphorſalz aufgel-; das Glas wird beim Er»
falten fchön fmaragdgrän-- Selten feyflallif. in Baltimore und auf
Snfeln bei St. Domingo; meiſt derb in primär. Geb: in Frankreich,
Steyerm., Schlef., Schotth., Nordamer.
\
Syſtematiſche Weberficht der ungeinengten Mineralien. 830
306 Franklinit. Kryſtallſ. homoedr. regulär. Kr. find
Dftaeder, und Komb. diefer mit Dodefaeder- u. Triafispftacderfl.
Kommt auch in Körnern vor. Br mufchl. bis uneben. Spröde.
9.6 — 6,5. G. 6 — 5 Eiſenſchwarz. Str. röthlichbraun.
Metallgl. Undurchſ. Stark magnet. 47,5, Eiſenoxyd, 2l,zı Eifen»
oxydul, 48,4, Manganoeyd mit Spuren von Talferde, 10,5 Zink—⸗
oxyd m. Spur. v. Kadmium, fehr wenig Kiefel- u, Thonerde. Bd,
2. für ſich unveränderl. Sn Salzſ. Tangfam auflösl. Neujerſey.
- 4,6. Eifenglanz (Eifenoeyd, Rotheiſenſtein; Thoneifenftein
3. Th.) Kryſtallſ. hemiedr. 3 u. darig. Kr. find verfchied. Rhom—
boeder, unter fich u. mit Sfalenoedern fomb.; manchmal Zwillinge.
Br. mufchl. bis uneben. Spröde. 9. 5,5 — 6. ©. 5 — 5.
Eifenfchwarg bis ſtahlgrau, oft bunt angelaufen. Str. Firfchroth
‚bis vöthlichbraun. Metallgl. Undurchſ. Selten ſchwach magnet.
30,55 Sauerſtoff, 69,54 Eifen, Wird in der innern Flamme ſchwarz
u. magnet. Dar: 4. Eifenglang. Keyitallifirt, körnig, fchalig,
fänglig ; eifenfchwarg , metallifch glänzend. Eifenglimmer nennt
man die fehr dünnen Tafelfryitalle und dünnblättrigen fchaligen Zu—
fammenfesungen; der Glanzeifenftein itt aus fchuppigen Sndividuen
gebildet. Elba, St. Gotthard, Lothringen, Dauphine, in Spalten
der Laven mehrerer Bulfane; Böhmen, Harz, Sfandinavien. Der
Eifenglimmer vertritt in manchem Granit und Gneis die Stelle des
Glimmers, wie unter anderm im Eifenglimmerfchiefer von Minas
Geraes in Brafilien. 2. Rotheifenitein. Faferig, dicht, fchup-
pig, erdig ohne deutl. Individualität. Str. deutlicher. ©. 4,, — 4,7
Man unterfcheidet Faferigen R. (rothen Glaskopf), von nierenf,,
traubig., falaftitifcher Geitalt, in Pfeudomorphofen nach Kalkſpath,
auf Gängen im Erzgebirge, Harz, Lothringen 2c- vorfommend, und
dichten R., blutroth in’s Stahlgraue, derb, eingefpr., fpieglig,
in Pfeudomorphofen nach Fluß- und Kalkfpath, mit vorigem.vorf,;
ferner Rotheifenoderu. Rotheifenranm. Bon Thon- u. Kicfel-
eifentieinen gehören die braunrothen mit rothem Strich hieher; fie
‚find innige Gemenge von Notheifenoder, Thon und Kiefel. Finden
fih vorz. in Böhmen. Ale Bar, find vortreffliche und ergiebige
Eifenerze. ;
5.6. Brauneifenitein (Eifenorndhydrat, Limonit). Kryſtallſ.
4. u, farig. Kr. find tafelartig oder fein nadelformig. Br. nicht
wahrnehmbar. Spröde. 9.5 — 5,5. ©. 35 — 4. Gelblichbraun .
bis ockergelb, und bis haar-, nelfens, fchwärzlichbraun. Str. gelb»
lichbraun. Kr. demantgl. Halbdurchf. bis undurchf. Bis 90 Eifen-
oxyd, 45 Wafler, 2 Kiefelf., 2; Manganoryd, 0, Kupferoryd,
3 Bhosphorfäure. In Salzſäure leicht zur gelblichrothen Flüſſigkeit
löst. Eine kryſtalliſ. Bar. it der Nubinglimmer, in blatt» und
nadelf., zu Drufen verb. Kr, auf Eifenerzgängen im Weſterwalde,
90° Allgemeine Naturgeſchichte. V Buch.
Ungarn ꝛc. vorf. Der Sepidofrofit umfaßt die kugl., nierenf.,
ftalaft. Gef. von Hanau und dem Harze. Ein faferiges Aggregat
iſt der braune Glasfopf, aus haarf. Individuen befichend, die.
fompaft verbunden kugl., traub., nierenf. Geft. bilden; auch derb u. in
Pſeudomorphoſen vork. Auf Gängen im: vielen Altern u. Flötzkalk⸗
Geb. Europas, Auch dichte und erdige Aggreg. des Br. kennt man.
Zu letztern gehört der fchalige Thoneifenftein und das Bohn—
ers; Diefes beſteht aus fphärvidifchen gelblichbraunen Körnern,
In Stöden, Buben und Lagern im Sandftein und Flötzkalk des
Jura; in Böhmen, Elfaß ic. — Der Grüneifenflein, grüm oder
braun, hält 63,4; Eifenoeyd, 2777 Phosphorſäure m. 85 Waſſer. —
Der Raſeneiſenſtein (Wiefen-, Moraft-, Sumpferz) bildet fih
noch täglich, if derb oder erdig, bräunlichfchwarg in's Gelde, wachs—
glänzend, von muſchl. Br. , beſteht hauptſächl. aus Eifenoeydhydrat
und Eifenoeyd, bildet 3. Th. weit erilredte Lagen, und findet ſich
in den großen europ. Miederungen. — Faſt alle Bar. diefer ©. find
gute ‚ ergiebige Eifenerze.
9 ©. Krofydolith (Blaueifenfein). Kryſtalliniſch, derb, in
Zrümmern. - Br. uneben, in’s Evdige. 8. 4 ©. 3, — 3%. Milde,
die Fafern elattifch biegfam, fehr zähe. Indigo- in’s Savendelblaue,
Seidengl. Undurchſ., in zarten Fafern durchſch. Bis 34,3 Eifen- _
oxydul, 54,54 Kiefelerde, 7 Natron, 55; Waffer, etwas Zalkerde,
Kalferde u. Manganoeyd. Man unterfcheidet faferigen u> dichten Ar.
Kap, Norwegen, Grönland.
7.6. Titaneifen. Kryſtallſ. bemiedr. 3 und Anzig. Kryfi.
rhomboedr. G. 4 An. Eifenfchwarz. Bis 55 Pr. Eifenoeyd od.
Oxydul, 48 Zitanfäure, etwas Cer-— u. Zinnoryd/ Talf-, Kalk⸗,
Kiefel= u. Yttererde. Skandinavien.
8. G. Ilmenit. Kryſtallſ. hemiedr. 3 u. dar. Kr. rhomboedr.,
oft unſymmetriſch, manchmal Zwillinge. Br. muſchl. Spröde. 9.5
— 6. ©, A; — 4. Eifen- und braunlichfchwarz. Str. fchwarz.
Metallgl. Undurchſ. Schwach magnet. Bis 36 Eifenoreydul, Ay
Eifenoeyd, 59 Titanfäure, etwas Mangan- u. Chromogydul, Talf-,
Kalk- und Kiefelerde. V. d. 8. unſchmelzb. Hm konzentr. Salzſ.
leicht löst. Ilmenſee, Ural, Gaſtein, Böhmen, Siebenbürgen.
9, ©. Erichtonit. Kryſtallſ. hemiedr. 3 und Iarig, Kryſt.
rhomboedr., manchmal tafelartig. Br. unvollk. kleinmuſchl. bis uns
eben. 9.6. ©. 4— 5. Blaulich- bis eifenfchmwarz. Str. ſchwarz.
Unvollk. Dretallgl. Undurchſ. Nicht magnet. Iſt titanfaures Eifen-
oxyd. Difans-im Dep. v’Hfere,
10, G. Mohſit. Kryſtallſ. hemiedr. 3 m. dar. Kr. rhomboedr.,
Zwillinge. Br. mufchl. Metalgl. Eifenfchwarz. Undurchſ. Spröde.
Ritzt Glas. Nicht magnet. Auf — aus Dauphine? .
L
Syſtematiſche Ueberſicht der ungemengten Mineralien. 91
II. Familie des Zinnſteins.
— 4. G. Sinnſtein (Binnerz). Kryſtallſ. homoedr. 2 und Aakig.
Grundgeſt. ein Quadratoktaeder mit d. Endkantenw. 1200 357 und
Seitenkantenw. 870 46’. Kr. find Oktaeder, mit verſch. Prismen
komb., fait immer Zwillinge. Br, unvollk. muſchl. bis uneben,
Spröde. H. 6 — 7. ©. 6,5 — Tr. Verſch. grau, weiß, big wein—
gelb u. hyaeinthroth, meilt aber gelblich-, vöthlich-, fchwärzlich-
braum bis pechfchwarzg. Demantgl.; manchmal fettart. Halbdurchf.
bis undurchf. 24,33 Sauerfloff, 78,6 Zinn. Wird auf d. Kohle zu
Zinn reduzirt. In Säuren unauflöst. Kryſtalliſ., derb, eingefpr.,
in Gefchieben und als Sand, auf Gängen, Stodwerfen, Lagern in
Granit u, Porphyr im Erzgebirge, Böhmen, Cornwall, Franfe.,
Indien und China, Brafilien, Mejiko. Wird zur Gewinnung des
metall, Zinns benüßt. h |
2.6. Wolfram. Kryſtallſ. 2 und Agliedr. Kr. kurz fäulen-
artig, auch tafelartig; häufig Zwillinge. Br. uneben. ‚Wenig fpröde.
8.5 — 55; ©. 72 Graulich-, bräunlichfchwarz. Str. röthlich-
braun. Metallähnl. Demantgl. Undurchſ. Schwach magnet. Bis
78777 Wolframfäure, 48735 Eifenorydul, 13 Manganorydul, Wird
vom Borar ziemlich Leicht zu blauem Glafe aufgelöst. Kryſtalliſ.
(Kr. oft merkwürdig aus fchaligen Hüllen zufammengefebt) u. derb
im Erzgeb., Cornwall und anderwärts.
3. ©. Tantalit (Eolumbit). Kryſtallſ. 4 u. 4axig. Kr. *
matiſch⸗tafelart. Gewöhnlich kryſtalliniſch, in eingewachſ. Stücken,
eingeſpr. Br. unvollf, muſchl. bis uneben. 9. 6. Spröde. G. 5%
— 79. Eifen-, graulich-, bräunlichfchwarz. Str- ſchwarz. Metallgl.
Undurchſ. Bis 83,44 Tantalfäaure, 17 Eiſenorydul oder Oxyd, 7,98
Manganoxydul, 16, Zinuoryd, etwas Wolframfänre u- Kalferde.
DB. d. 8: für fich unveränderl. Bodenmais, Conneftifut, Schweden,
Finnland.
4. ©. Yrtrotantalit.- Kr. rhombiſch prismatiſch; auch eckige
eingewachſene Körner. Br. muſchl. uneben, körnig. 9- Az —5,5
G. 5,3 — 5,5. Eiſen-, bräunlichſchwarz, gelblichbraun. Str. grün—
lichgrau oder bräunlich. Unvollk. Metallgl., zum Fettgl- neigend-
A. d. K. d. bis undurchſ. Bis 60 Pr. Tantalſäure, 38 Dttererde,
6 Kalkerde, 8 Wolframfäure, etwas Eifen= u. Uranoxyd. DB. d. 8.
unfchmelzb. Sn Säuren unlösl. Btterby, Fahlun.
5. G. Fergufonit.. Kryfiallf: hemiedr. parallelflächig 2 und
taxig. Br. vollk. muſchl. Spröde. 9. 5,5 — 6. ©. 5%. Dunkel⸗
bräunlichfchwarz. Str. ſehr blafbraun. GI. unvolf. metallart, u
fettart. In dünnen Splittern durchfch- 47,5 Tantalſäure, Ay
Attererde, A, Ceroxydul, 3,05 Zirkonerde, etwas Zinn⸗/ Uran⸗ und
Eiſenoryd. Cap Farewell auf Grönland-
992 Allgenieine Naturgefchichte. _Y. Bud). -
6.6. Uran-Pecherz. Nur derb, eingefpr. u. nierenf. Br.
flachmufchl. bis uneben. Spröde. 9. 5,5... ©. 6,. Graulich-,
pech-, rabenſchwarz. Str. grünlichfchwarz. Metallähnl. Fettgl.
Undurchſ. 3,56 Sauerfloff, 96,44 Uran, gewöhnlich aber noch mit
andern Beimengungen verumreinigt. Giebt mit Borar u. Bhosphor-
ſalz gelbe Gläſer. Sn Fochender konzentr. Schwefelfäure, auch in
Salpeterf. auflöst. Erzgeb., Böhmen, Cornwall.
7.6, Rutil, Kryſtallſ. homoedr. 2 u. Aarig. Grundgeſt. ein
Duadratoftacder mit d. Endfantenw. 1220 32/7 u. d. Seitenfantenw.
830 587. Kr. find fäulenartig, oft nadelf.; fehr häufig Zwillinge
sder Drillinge, oft zu vielen verbunden, Netze od. Gitter bildend,
Br. mufchl. bis neben. Spröde. 9.6 —6,;. ©. Ay — An.
Röthlichbraun, blut-, hyacinthroth bis gelblichbraun. Etr. ifabell-
gelb bis gelblichgran. Metallähnl. Demantgl. Durchſch. bis un.
durchfichtig. 39,1, Sauerfloff, 60,9 Titan. Giebt mit Borar ein
grünliches, mit Phosphorfalz ein colombinrothes Glas. In Säure
unlösl. Kryitallif., derb, eingefpr., angefl. im Urgeb. bei Afchaffen-
burg, in Kärnthen, Steyermarf, Tyvol, Ungarn, Spanien, Nors
wegen ꝛe.
8. G. Anatas. Kryſtallſ. homoedr. 2 und taxig. Grundgeſt.
ein Quadratoktaeder mit d. Endkantenw. 970 56/ u. Eeitenfantenw.
1360 24/. Kr. immer pyramidal. Theilbarf. parallel dem Hauptokt.
höchſt vollk. Br. mufchl. 08. uneben. Spröde. 9. 55, — 6. G.3,r
— 3,9 Dunfel himmelblau, indigblau bis fait eifenfchwarg, grün-
lich-, gelblichgran, boniggelb, hyacinthroth u. nelfenbraun. Dia-
mantglang metallähnl. Halbdurchf. bis undurchf. Sit wahrfcheinl.
wie voriger nur Titanfäure. Gelten auf Gängen im Urgeb.- in
Dauphine, Norwegen, Bal Maggia in der Schweiz, Cornwall, Spa:
nien; ſekundär in Körnern u. Fleinen Gefchieben bei Itabira in Braf.
II. $amilie der Manganerze.
1. G. Graumanganerz (grauer Braunftein 4. Th.). Kryſtallſ.
u. taxig. Kr. vertikal prismat., ſehr undeutlich. Etwas milde.
H. 2 — 25. ©. 4 — An. Eiſenſchwarz, in ſehr zarten Säulen
bläulich. Str. ſchwarz. Metallgl. Undurchſ. 35,9 Sauerſtoff, 64,01
Mangan, Verunr. Var. enthalten bis 86 rothes Manganoryd ,
14, Sauerſtoff, etwas Eifenoeyd, Waſſer, Baryt, Kiefel. Selten
kryſtalliſ. u. kryſtalliniſch; meint ſtänglig, ſtrahlig, büfchelförmig,
dann in ſchalig u. körnig zuſammengeſ. nierenf. Maſſen. Auf Gängen
und Gruben in Weſtphalen, Siebenbürgen, Thüringen, Heſſen,
Kärnthen, Brafilien ze. Die Manganerze, vorzügl. das Grauman—
ganerz dienen auf Glashütten zum Reinigen u. Entfärben der Glas-
maffen, violblauer, braumer, ſchwarzer Färbung der Glasflüſſe; dann
\
Syſtematiſche Heberficht der ungemengten Mineralien. 95
zur Emailbereitung, Glafur, Porzellan » u. Steingutmalerei, Ber
veitung des Chlors u. d. Bleichflüfffgkeit ze.
2:6. Braunmanganerz (grauer Braunftein z. Th.). Kryſtallſ.
tu. taxig. Grundgeſt. ein Rhombenoktaeder mit d. Endfantenw.
4300 49/ und 1200 547 und d. Geitenfantenw. 800 227, Schr zahlr.
Kombin. Kr. find meiſt lang, felgen kurz fäulenartig; Zwillings—
u. vielfache Kr. fehr häufig, oft fäulenförmige Kryftallbündel, bis—
weilen freuzfürmige Bildungen daritellend, Querbr. uneben, von
Eleinem Korne, Wenig fpröde. 9.25 — 4 ©. 44. Eifen- bis .
bräunlichfchwarz. Str, vörhlichbraun bis bräunlichfchwarg. Unvolf, _
Metallgl. Nur in ſehr dünnen Splittern ducchfch. Bis 87 rothes
Manganoeyd, 3,5 Sauerit., 10 Waſſer. Man unterfcheidet deutlich
kryſtalliſ. Var., ſtrahlige bis faferige, förnige bis dichte Aggregate,
- erdige Bar. Jlefeld am Harz, Aberdeenfhire, Skandinav., Frankr.,
Heufchottland. }
3. G. Scharfmangamerz (Schwarzer Braunfein zum Theil).
Kryſtallſ. homoedr. 2 u. Igliedr. Kr, ſtets pyramidal, häufig Zwil—
linge. Br. uneben. Spröde. 9.5 — 55. ©. ds. Bräunlich
fhwarz. Str. braun, Unvollk. Metallgl. Undurchf. 68,9 Man-
ganotyd, 34, Sauerſt. Kryſtalliſ. u. derb im Porphyrgeb. zu Ile⸗
feld am Harz, bei Ilmenau. Selten.
4.6. Hartmanganerz. Kryſtallſ. homoedr. 2 u. datig. Ar.
find verfch. Dftaeder. Br. uneben. Spröde. 9.6 — 6. ©. An.
Farbe u. Strich dunfelbräunlichfchwarg. Unvoͤllk. Metallgl. Un—
durchſ. 86,9; Manganorydul, 9,55 Sauerſtoff, O,; Waſſer, 2,2 Baryt.
Das Pulver färbt die Schwefelfäure roth. Kryſtalliſ. und derb in
— im Mannsfeld’fchen, in Piemont.
5. Schwarzmangamerz. Nur in traubenförm., nierenf.,
——— ſtalaktit. Gef. und derb. Br. faſerig od. flachmuſchl. bis
eben. Spröde. & 5 — 6. ©. 4— 4, Blaulich- bis graulich-
fchwarz. Metallgl. Höchit fchwach. 69,,, Manganoeydul, 7,5 Sauerſt./
46,37 Schwererde, 0, Kiefelf., 6, Waſſer. Sm primär. u. Por—
phyrgeb. Erzgeb., Thüringen. — Hier reiben fich auch Berthie's
Barytmanganerz und das Wad (Brauneifenrahm 3. Th.) an.
Letzteres fommt nur faferig und fchuppig vor, iſt bräunlichfchwarz
oder verfchieden braun, und findet fih am Harz, im Sayn’fchen’ ,
Bayreuth’fchen, Frankreich, 4
6. ©. Kupfermanganerz Klein nierenformig, traubig,
tropfileinartig, derb. Br. unvollf. mufhl, 9.4 G. 3,2. Farbe
u. Str. bläulichfchwarz. Fettgl. Undurchſ. 74,0 Manganoeyd,
20,40 Waffer, etwas Kupferoxyd, fchwefelf. Kalk, Kiefelf., Eifen-
oxryd. Böhmen.
7.6. Kobaltmangamerz (fehwarzer Erdfobalt). Traubig,
fuglig, nierenförm., derb, eingefpr. , als Mebergug, Br. erdig.
94 Mügemeine Naturgeſchichte. V. Buch.
Zerreiblich. ©. 2,24. Farbe u. Str. bläulich- und bräunlichſchwarz
Matt, im Str. glänzend, 76, Kobalt » und Mangan- Hyperoryd/
234 Waſſer. Thüringen, Tyrol. — Hier ſchließen ſich einige Oder
an, nämlich der Kobaltocker (gelber und brauner Erdkobalt),
Molybdänocker, Wismuthocker, aus 895 Wismuth, 1044
Sauerſt. beſteh.; Antimonocker (Antimonoxyd), gelb in's Grüne
u. Braune, meiſt in Gängen europ. Uebergangsgeb. vorfomm.; der
Wolframpder (Wolfram- oder Scheelfäure), Uranoder, ein
Uranoxydhydrat, verfch. gelb bis braun, als Malerfarbe benükt;
die Uranblüthe, die Mennige (natürliches rothes Bleioryd),
G. ds, morgenroth, Str, orangegelb, matt; endlich der Ehrom-
er (grünes Chromorxyd).
IV. Familie des Nothfupfererzes.
1. ©, Rothkupfererz. Kryſtallſ. homoedr. regulär. Kr, find
Dftaeder, bisweilen tafelartig, fpik rhomboedriſch, prismatifch;
Dodefacder, Heracder u Komb. diefer. Br, mufchl. bis uneben,
Spröde. 9. 35 —4 ©. 5,7 — 6. Cochenillroth, in metall. Grau
und Braun fehillernd. Str, bräunlichroth. Metallähnl. Demantgl.
Halbdurchſ. bis a. d. 8. d. 88,75 Kupfer, Al, Sauerfoff, Sn
Ammoniak zur Iafurblauen Slüffigfeit auflösl. Giebt v. d. 8. ein
Kupferkorn,
Das blättrige R. umfaßt die kryſtalliſ. und -derben noch indi«
vidualiſirten Bar.; das dichte NR. die dichten u. erdigen Bar. ; das
Biegelerz oder Kupferpecherz iſt ein Gemenge von erdigem R.
und Eifenoder. Ale Bar. fommen im Altern und neuern Geb. mit
andern Kupfererzen vor. — Die Kupferfchwärze, finubartig,
weich, blaulichſchwarz in's Braune, enthält 79,8 Kupfer, 20,18
Sauerſt., und entficht aus zerfeßten Kupferfiefen.
2. ©. Nothzinkerz (Sinkoryd). Kryſtallſ. entweder 3 und
4 oder 1 umd Aarig. Much derb, Eryflallin., eingefpr. Br. muſchl.
9 4— 4 G. 5,5. Morgenroth in’s Blut- u. Ziegelrothe. Str,
orangef. Diamantgl. An d. K. d. bis undurchf. 88 Zinforyd,
12 rothes Manganoryd. In Grauwade; Nordamerika.
V. Familie des Weißantimonerzes.
4. G. Weißantimonerz (Artimonfpath, Antimonblüthe).
Kryſtallſ. 1 m. laxig. Kr. meiſt ſehr dünn u. lang tafelartig, viele
an den großen Flächen mit einander verwachſen; gewiſſe Flächen
gekrümmt. Milde. 9-2, — 3. ©, 5,5. Farblos, oft gelblich!⸗,
graulichweiß bis aſchgrau gef. Perlmuttergl., auf den gekrümmten
Fl. Demantgl. , Halbdurchf. bis durchſch. 84,2 Antimon, Löres
Spftematifche Meberficht der ungemengten Mineralien. 95
Sauerſt. Er, u. derb, wahrfcheinlich als ein neueres Ergeugniß auf
— —— Sachſen, Böhmen, Ungarn, Baden, Dauphine.
2.©. Weißarfeniferz (Arfenige Säure). Kryſtallſ. homoedr.
regulär. Die künſtl. Er. find Dfraeder. Br. mufchl. Wenig fpröde,
9 3 ©. 37. Farblos, weiß, grau, röthlich, gelbl. gef. Fettgl.
demantartig. Durchſ. bis durchſch. Geſchm. ſüßlich herbe. 75,95
Arſenik, 24,5 Sauerſt. V. d. 8. ſich unter Knoblauchger. verflücht,
Sn ſiedend. Waſſer lösl. Höchſt giftig. Im der Natur meiſt ſtängl.,
faſer., ſtaubart. Individuen, von traub., nierenf., ſtalaktit. Geſt
Ein ſekundäres Erzeugniß; auf Gängen im Harze, Böhmen, Elſaß.
V. Ordnung der gediegenen Metalle.
1. ©. Gediegen Platin. Kryſtallſ. homoedr. regulär. Kr.
Heraeder, höchſt felten; meiſt Körner, Sand, ſtumpfeckige Stüde,
Br. hadig. Gefchmeidig und dehnbar. ©. 5 — 6. &: 17 — 49.
Eigenthüml. metall. gran. Metallgl, Sn der Natur immer mit
Sridium, Rhodium, Palladium, Eifen, Kupfer, Osmium-Fridium
legirt. V. d. 8. auch mit Flüſſen unfchmelzbar. Nur in Königg-
waſſer zu blut» oder bräunlichrother Flüfiigfeit lösb. In platten
Körn. auf Gängen von thonigem Brauneifenitein mit gediegen Gold
in der Prov. Antioquia. Häufiger im Diluvium. in Choco u, Bar-
bacoas, in Braf., Et. Domingo, im Ural, hier bisweilen in mehrern
Pfund fehweren Stüfen. Wird durch Wafchen aus dem Sande
gewonnen. F ö
(Su der Sikung d. franzöſ. Akademie, 24. März 1834, wurde
mitgeth., daß die HH. d'Argy u. Villain in Eifenerzen von d'Alloue
u. Melle Bl. entdedt hätten; aber höchſtens O,ooooı Br. — Die mine:
ralogiſche Gefelich. von St. Petersburg fonftatirte die Gegenwart
der Platina im. Serpentinfels. Der Serpentinfels findet fich zwifchen
dem Platin führenden Sande des Ural, und macht die große For:
mation bei Nifchno-Tagilsf aus. Man hat auch fchon Gold in einer
Stufe der nämlichen Felsart bei Kpfchtein gefunden. Da nun das
Gold gewöhnlich die Platina bekleidet, ſowohl im Metall führenden
Sande des Ural als in jenem Amerikas, fo kann man annehmen,
daß die beiden Metalle urfprünglich in derfelben Felsart vorkommen.
l’Inst. 1834, p. 356,)
Wegen feiner Härte, ungemeinen Dehnbarfeit, Politurfähige.,
fhweren Schmelzbark. ift das Pl. ſehr geſchätzt. Dient zu Galanterie—
waaren, Schmelztiegeln, Teleskopfpiegeln, Blitzableitern, Münzen,
Bereit. des Blatinfchwammes.
2 G. Gediegen Balladium. Kleine, loſe Körner. Ge
fchmeidig u. dehnbar wie Platin, aber viel härter. ©. It; — Hijz.
Stahlgrau in’s Silberweiße. Metallgl. Neines Pallad. mit wenig
96 Allgemeine Anturgefchichte. V. Buch.
Blatin u. Sridium gem. V. d. &. unfchmelzb. In Salpeterſ. lösl.
In Braſilien mit Platin, am Harz mit Gold.
3. G. Osmium-Jridium. Kryſtallſ. homoedr. 3 und larig.
Kr. tafelart., höchſt ſelten; außerdem in platten Körn. 9.7. Wenig
dehnb. Zinnweiß und bleigrau. Metallgl. Sridium mit Osmium
in verfchied. Verbindungen, manchmal gem. mit etwas Eifen, Nhos
dium, Palladium. Wird von Flüfen u. Säuren nicht angegriffen.
Macht die Weingeiftflamme ſtark leuchtend u. färbt fie gelblichroth.
gm Platin führenden Dikuvium in Brafilien und am Ural.
(Seit langem hielt man die Platina für das ſchwerſte Metall,
aber ein neuer, von Breithaupt in Freiburg entdedter, mitten unter
Gold- u. Platinaförnern von den Wäfchen von Nifchno-Tagilst im
Ural gefundener Metallſtoff, den er für gediegenes Jridium hält,
ift noch fehwerer, nämlich 23,5 — 237%. Es befißt Metallglang im
höchſten Grade. Aeußerlich in es filberweiß, ſtark in’s Gelbe ziehend,
innen filberweiß, fich zum Platingrau neigend. Härte außerordentl.,
nützt fehnell die beiten Feilen ab; ohne Zweifel das härteſte aller
Metalle oder Metalltompofitionen. Mineralogifch it es eine neue
Spezies, nach Breitbaupts Unterfuchungen eine Verbindung von
Fridium mit fehr wenig Osmium. Es widerfteht vollfomm. der Wire
fung d. Säuren, und ib febr leicht fchmelzbar. Neues Yahrb. der
Chem. u. Phyſ. 1833. P’Inst. 1834. p. 52.)
4. G. Gediegen Gold. Kryſtallſ. homoedr. regulär. Kr. find
Heraeder, Dftaeder, Dodefaeder, Hfofiretraeder, und Komb. Zwil-
linge häufig. Br. hackig. Dehnbar und gefchmeidig. 9. 275 — 3.
G. 16,5, — 194. Gold» bis meffinggelb, graugelb bis far ſtahlgrau.
Metallgl. Undurchf. Im reinften Zuflande Gold; meift aber mit
(dem ifomorphen) Gilber in unbeſt. Verhältniffen (5 — 23 Br.)
verb., oft mit»einer Epur von Kupfer und Eifen. V. d. &. auf
Kohle zieml. ſtrengflüſſig. Nur in Königsw. lösl. Kryſtalliſ.; Cin
Druſen, zähnig, draht-, haar-, moos=, baumf., geitridt, äſtig, in
Blechen, Platten) angefl., derb, eingefpr.; ſekundär in ſtumpfeckigen
Stücken, platten Körnern, als Sand u. Staub. Sehr allgemein
verbreitet, vorzügl. in Geſellſchaft von Quarz, Schwefelkies und
Brauneiſenſtein. Die Feldſpath- und Hornblendgeſt. d. Uebergangs—
formation ſcheinen die urſprüngl. allgem. Lagerſtatte. Salzburg,
Ural, Ungarn, Siebenbürgen, Afrika, Nordcarolina, Mejiko, Peru,
Brafil. Dient mit Silber und Kupfer legirt zu Münzen; dann zu
Schmudwaaren, Stoffen, zum Vergolden; als zinnfaures Oxyd,
Goldpurpur zur Borzellanmalerei.
5. G. Goldfilber (Güldiſch Eilber) Kryſtallſ. u. Formver—
hältniffe wie beim Golde. Dehnbar u. gefchmeidig. ©. 12,56: — 14,5
u. mehr. Goldgelb, meffinggelb, Metallgl. Bis 88,24 Gold, bis
38,74 Silber. Vorkommen, wie das des Silbers. -
—
Syſtematiſche Weberficht der ungemengten Mineralien. 97
6 G. Gediegen Silber. Kryſtallſ. homoedr. regulär, Kr.
find Heracder , Dftaeder, Yfofitetraeder u. Komb. diefer; oft ver
zeret, felten Zwillinge. Br. badig. Dehnbar und gefchmeidig.
9. 25 —3. ©. 10,5 — 10,5. Silberweiß; Dberfl. oft gelb, braun,
fehwarz angelaufen. Str. glänz. Metallgl. Beſteht, wenn ganz,
rein, nur aus Silber, enthält gewöhnt. aber Spuren von Kupfer,
Spießglanz und Arſenik. In Salpeterf. leicht Lösl, Faſt immer
fryii.; Kr geuppirt wie beim Golde. Meiſt auf Gängen im ältern Geh.
Erzgeb. (oft in vielen Ztne. ſchweren Mafen), Harz, Böhmen,
Baden, Kongsberg in Norwegen, Beru, Mexiko ꝛc. Dient mit
Kupfer legirr zu Münzen, vielen Geräthen, Schmuckſachen, Ver—⸗
filberung des Kupfers; als falpeterfaures Silberoryd, Höllenſtein
zum Wegäßen wilden Fleifches.
7. ©. Antimonfilber. Kryſtallſ. 1 und Aarig.- Kr. vertif,
prismat., nicht felten Zwillinge. Br, uneben. Faſt milde, 9. 3,5.
®. 4 — 95. Gilberweiß, auf. d. Dberfl, gelb,. grau oder fchwarg
angelauf. Metallgl. 76 Silber, 24 Antimon. Kryſtalliſ., plattenf.,
nierenf., derb, eingefpr. — Harz, Baden, Spanien, Frankr. Als
Silbererz benützt. — Das Arſenikſilber iſt ein Gemenge von
Antimonſ. mit Arſenik od. Arſenikkies.
8.6. Gediegen Duedfilber (Merfur). Flüſſig, geſtaltlos
oder in Tropfenform. G. 13,5. Zinnweiß. Stark Metallgl. Ge—
friert, und kryſtalliſ. in Oktaedern bei 399, C. Siedet bei 3600 C.
Reines Queckſilber, manchmal mit aufgel. Amalgam. DB. d. Löthr.
ſich verflüchtisend. Hm Zinnober, Thonſchiefer, rothen Sandſtein.
Idria, Almaden in Spanien, Böhmen, Zweibrüden, Peru, China.
Offizinell; im Hüttenweſen, der Chemie, Spiegelfabrikation, zu
Thermo- und Barometern, beim Vergolden benützt.
9.6. Natürliches Amalgam (Merkuriſches Silber). Kryſtſ.
homoedr. regul. Kr. find Dodekaeder, manche mit Oktaeder- oder
Sfofitetraederfl. Br. mufchl. bis uneben. Wenig ſpröde. ©. 3 — 3,5
9. 13,7 — 4,0. Silberweiß. Metaligl. 64 Duedfilber, 36 Sikber.
Kryſt., in Trümmern, Blatten, derb zc. 8weibrücken, Almaden,
Ungarn.
10. ©. Gediegen Antimon. Kryſtallſ. hemiedr. 3 1. Jatig.
Man fennt nur füniil, Sr. Br. nicht wahrnehmbar. Wenig fpröde,
9.3 — 3 ©. 6. Zinnweiß. Metallgl. Reiner Spiefiglang
mit Spuren v. Silber, Eifen, Arſenik. Derb, traubig, nierenf.
In Dauphine, am Harz, in Böhmen, Schweden.
11.6. Gediegen Tellur (Sylvan). Kr. hemiedr. 3 1. taf.
Kr. rhomboedr. Br. nicht wahrnehmb. Wenig milde, 9.2 — 2,
G. 64 — 6,3. Binnweiß. Metallgl. Tellur, mit etwas Eifen und
Gold. Höchſt felten in Siebenbürgen.
12. 6, Gediegen Blei. Drabt-, haarförmig, dendritifch.
1. 7
98 Allgemeine Naturgefchichte. V. Bud.
Gefchmeidig u. dehnbar. 8. 1—2. ©. 11 — 12. Bleigrau, etwas
abfärbend. Metallgl. Blei, Sn Salpeterfänre leicht lösl. Engl.,
Spanien, Madeira, Nordamerika, j z
13. 9. Gediegen Wismuth. Kryſtallſ. hemiedr. regul, Ar.
tetraedr. - Br. uneben. Faſt gefibmeidig. 8. 2— 25. ©. 96 — Ws.
Röthlich filberweiß, auf d. DOberfl. blau, voth, grau angel: Metall
glanz. Wismuth, häufig mit Spuren von Arfenif. Schmilzt fchon
im Kerzenlicht. In Salpeterf. löst. Kr. meift baum- u. federartig
grupp. od. geſtrickt und in Blechen; auch angefl., derb, eingefpr.
Sn den älteſten Geſteinen. Erzgeb., Böhmen, Kärnthen, Standi-
navien, Sonneftifut. Zu Legierungen angew, (Schnellloth). |
14. ©. Gediegen Kupfer. Kryſtallſ. homoedr. regulär. Kr.
find Dftaeder, Hexaeder, Dodefacder, Tetrakishexaeder und Komb.
dieferz auch Zwillinge. Br. hackig. Dehnb. u. gefchmeid. 9. 2,5 — 8.
G. 8,3 — 9. Kupferrotb, oft gelb und braun angelauf. Kupfer.
Kryſtall. in verfchied. Gräppirungen, in Platten, angefl., derb, ein»
gefprengt, im Körnern. In Geb. aller Formationen, Thüringen,
Weſterwald, Ungarn, Großbritt., Färoer, Franfr., Sibir., China,
Sapan, Amerika. Das meiſte K. wird, aus Erzen gewonnen. Dient
zu Müngen, vielerlei Gegenſtänden, Legierungen (Meſſing, Glocken⸗
metall ꝛc.)
15. G. Gediegen Arſenik. Kryſtallſ. hemiedr. 3 und Larig.
Kr. rhomboedr. Br, uneben u, feinförnig. Spröde und wenig ges
fehmeidig. 9. 3,5. ©. 577 — 6. Weißlich bleigrau, bald graulich⸗
ſchwarz anlaufend. Metallgl. Arſenik, bisweilen etwas Antimon,.
Silber u. Gold enthalt. Wird v. d. L. im Kolben fublimirt, auf
Kohle unter Hark. Knoblauchgeruch verflücht. Meiſt traubig, nieren⸗
förmig, ſtalaktit.; auch im Platten, derb, eingefpr. Erzgeb., Harz,
Schwarzw., Frankr., Norwegen, Siebenbürgen ze. Das Arfenif-
oxyd (weißer A.) ein zerflör. anim. Gift, wird aus gedieg. A, Ara ı
- fenitfies, u. beim Röſten von Arfenikerzen gewonnen, Man benüßt
es in der Medizin, Färberei, Schriftgießerei, Xederbereitung, zu
Metallgemifchen, als Antifeptifum in TShierbälgen, beim Schmel-
zen des Platins.
16, ©. Gediegen Eifen. Kryſtallſ. homoedr. regulär, Kr.
find Oktaeder. Br. hadig. Dehnbar und gefaimeidig. 9. 5 — 6.
G.6 — 7%. Stablgran, a. d. Oberfl. ſchwarz anlauf. Metallgl.
Stark magnet, Eifen, gewöhnlich mir etwas Nidel, Kobalt, Chrom
und Schwefel. V. d. 2. unſchmelzb. In Salzſ. leicht auflösl. Sn
Körnern, Platten, derb, eingefvr. Connektikut (hier eine dünne
Schicht im Glimmerfchiefer. bildend) , Thüringen, Franfr,, Böhm,
Siebenbürgen, Ural. — Befanntl. das wichtigfte aller Metalle; zu
unzähligen Geräthfchaften, ganzen Brüden u. Häufern verarbeitet, .
in Stahl verwandelt, magnetifirt die Weltgegenden zeigend, in ver⸗
4 *
Syſtematiſche MWeberficht der ungemengten Mineralien. 99
ſchiedenen Präparaten, in Mineralquellen ein ſtärkendes Heilmittel;
im mehreren Oxyden u. Chrompräparaten ein Färbemittel, in mebrern
Erzen zur Bereitung von Eifenvitriol, Schwefelfäure ꝛc. benüßt,
Die Mineralogen rechnen zum E. auch die Meteoreifenmafien,
deren bereits, wie der Meteoreifenfteine, in welchen fich häufig
gediegen E. eingefprengt findet, Bd. 1. ©. 256 gedacht wurde.
VI. Ordnung der gefchwefelten Metalle
I. Familie des Schwefelfiefes.
1.8. Schwefelfies (Eifenfies, Pyrite). Kryſtallſ. parallel
flächig hemiedr. regulär. Kr. find Hexaeder, Dftacder, Sfofitetrae-
der, rechte Hemitetrafis- u. Hemioftafisheraeder u. Komb. Manch—
mal Zwillinge. Br. -mufchlig bis uneben. Spröde. 9. 6 — 6,5
G. 49 — 5n. Speisgelb, zuweilen goldgelblih, oft braun, felten
bunt angel. Str. bräunlichfchwarz. Metallgl. Nicht magnet. 54,55
Schwefel, 457; Eifen, manchm. mit Spur. von Gold, Silber, Sie
licium. Verwandelt fich gern in Branneifenftein. Sehr häufig kryſt.;
dann Förnig bis dicht, in Pfeudomorphofen, als Verſteinerungsmit—
tel, zellig, nierenf., knollig, derb, eingefpr. Am allgemeinen unter
allen metall. Subſtanzen, u. fait in allen Formationen verbr, Wird
zur Bereitung v. Schwefel, Bitriol, Alaun, zum Röſten v. Silber:
erzen, als Zufchlag bei manchen firengflüf. Erzen -verw., auch zu
Bierratben verarbeitet.
2. ©. Binarkies (Strahlfies). Kryſtallſ. 4 und Larig. Fr.
find Nhombenoftacder, vertif. oder horizont. Prismen; Zwillinge
häufig. Br. uneben. Spröde. 9. 6 — 6,5. ©. Ag — An. Gratts
lich 0d. grünlich fpeisgelb. Str ſchwarz. Metallgl. Nicht magnet.
Zufammenf. wie beim Schwefelfies, Gehört mehr den jüngern Ges
birgen an. Unter Strahblfies begreift man die einfachen, kugl.,
traub., nierenf., Enollig:, fRalaftit. grupp. Kr. aus d. Erzgeb., Böhm.,
Derbuyfh., Franfr.; Speerfies nennt man die fpißigen Zwillinge,
Drillinge ze. aus Bohmen u, von Freiberg; Kammkies find die
hahnenkammart. aggreg- Kr. dv. Andreasberg, Derbufh.; der Leber
fies findet fich im Erzgeb. ꝛc. u. hält das Mittel zwifchen fpeisgelb
und ſtahlgrau. — Der Binarfies wird hie und da zur Vitriolbereit,
angewendet.
3. ©. Magnetkies (Xeberfies). Kryſtallſ. bomoedr. 3 u. la.
Kr. oft tafelart. Br. mufchl. bis uneben. Spröde, 9. 35 — 4,5.
G. 4; — 4. Bronzegelb, oft braun angel. Str. fehwarz. Metallgl.
Gewöhnl. magnet. 59,5 Eifen, 4045 Schwefel, Selten deutlich
kryſt., meiſt derb u. eingefpr, im primär, Geb., Harz, Norwegen,
Bodenmais, Tyrol, Engl., Franfr. :c,
100 Allgemeine Naturgeſchichte. J. Buch
46, Arſenikalkies, Kryſtallſ. 1 und darig. Kr. prismat.
Br: uneben. Spröde. 8.5 — 5,5. ©. 75. Silberweiß bis ſtahl⸗
gran. Str. graulichſchwarz. Metallgl. 65,95 Arſenik, 32,3; Eifen,
4/77 Schwefel, Kryſt. u. derb. Steyerm., Kärnthen, Schlefien.
5. ©. Arſenikkies. Kryſtallſ. 1 m. taxig. Ar. horizont. m.
vertif. prismat., ſehr häufig Zwillinge, Br. uneben, von kleinem
Korne. Spröde. D& 5,5 — 6. ©. 6 — 6,5. Silberweiß bis faft
licht ſtahlgrau. Str. graulichfchwarz. Metallgl. 42,68 Arſenik,
36,0, Eiſen, 2008 Schwefel. Kryſtalliſ., derb u. eingeſpr. in primär.
Geb. Sachſen, Harz, Steyerm., Schleſien, Siebenb., Schweden,
Cornwall. Wird hie und da auf Arſenik benützt; der filberhaltige
zur Amalgamation.
6. ©. Glangfvbalt. Kryſtallſ. parallelfl. hemiedr. regulär.
Kr. find Herawder, Dftaceder, Hemitetrafisherneder u. Komb. Br.
unvollk. mufchl. bis uneben. Spröde. 9. 5,5 ©. 61 — 6. Röth⸗
lich filberweiß, oft rörblichgrau angel. Str. graulichfchwarz. Mes
tallglanz. Big 43,55 Arfenif, 33,40 Kobalt, 6,0 Eifen, 20,05 Schwer
fel. Giebt mit Borag u. Bhosphorfalz faphirblaue Glaſer. Kryſt.,
derb, eingeſpr. Schweden, Norwegen, Schleſien.
7. G. Speistobalt. Kryſtallſ. homoedr. regulär. Kr. find
Hexaeder, Oktaeder, u. Komb. dieſer u. mit Dodekaederflächen; auch
Zwillinge. Br. uneben, fleiniden. Spröde. H. 5/5. ©. 6,4 — 6.
Zinnweiß bis licht ſtahlgrau- oft bunt, voth und blau angel. Str.
granlichfchwarz. Metallgl. Bis 20 Kobalt, 74 Arfenik, 14 Eifen,
Yyzo Kupfer, 8 Nickel, O5 Schwefel. Gicht mit Borar und Phos-
- phorfalz blaue Gläfer. Kryſt. (geſtrickt, ſtaudenf., fpiegelig) derb u.
eingefpr. Erjgeb., Harz, Ungarn, Cornwall. — Beide letztern Erze
werden vorzugsweife zur Darfichung des Kobaltoryds angew., welches
zum Blaufärben des Glaſes, geröſtet zur Glafur von Töpferwaare
u. Bereit. der Smalte gebraucht wird, welche in der Malerei-umd
Färberei vielf. Anwendung findet.
8. G. Kobaltglang (Kobaltfies, Schwefelfobalt). Kryſtallſ.
homoedr. vegul. Kr. find Dftgeder, Br. muſchl. bis uneben. Spröde,
85 —6 ©5. Zwifchen zinnweiß und Licht ſtahlgrau, an der
Dberfl. gelblich od. blaß Eupferrorh angel, Str. graulich. Metallgl.
53755 Kobalt, 42735 Schwefel, 2,30 Eifen, Os Kupfer. Giebt mit
Borar u. Bhosphorfalz ſaphirbl. Gl. Kryſtalliſ. u. derb, In prim.
Geb. Riddarhyttan in Schweden, im Siegen’fchen.
9. G. Nidelglanz (weißes ‚Nidelerz). Kryſtallſ. parallelfl.
hemiedr. regulär. Kr. find Komb. des Hemitetrafishegaederg m. d.
Oktaeder. Br, uneben, kleinkörnig. Spröde. 9. 5— 6. ©. 6 — 6u2-
Licht bleigram, Dberfl. oft bunt angel. Metallgl. 45,57 Arfenif,
29,94 Nickel, 19,34 Schwefel, etwas Eifen, Kobalt, Kiefel. Kryſtall.
u, in förnigblätte. Mafen in Schweden, im Ra fhen, am Harz.
Syftematifche Heberficht der ungemengten Mineralien. 101
10. ©. Nickelſpießglanzerz. Kryſtallſ. parallelfl. bemiedr.
regul, Er. berasdr. Br. uneben, 98.5. ©. 6% —6, Blei- in's
Stahlgraue, Dberfl. ſchwärzl. angel. Ste, graulichſchwarz. Metall,
glanz. 55,5 Antimon, 27:36 Nidel, 45,9 Schwefel. Kryſt. und
derb. Sm Siegen’fchen, Reuß'ſchen. }
11.6. Antimonnifel. In Flein. u. dünnen Tafeln, aud
fein eingefpr. Br. uneben im’s Kleinmufchl. Stark metall. glänz.
Licht Eupferroth in's Violette. Str. vörhlichbraun. Spröde. 9. 5.
G. noch unbek. Bis 6% Antimon, 31 Nickel. Sehr firenafl., nur
im Königswaſſer lösl, Andrensberg. s
12. ©, Kupfernidel. Kryſtallſ. 1 u. darig. Kr. Furg vertif,
prismat. Br. uneben. Spröde. 8.5 — 5,5. ©. 7,5 — 77 Licht
fupferroth, braun und fchwarz anl. Strichpulver bräunlichichwarg.
Metallgl. 545 Arfenif, 44,5 Nidel, zufällig mit etwas. Eifen,
Blei, Schwefel. Gewöhnlich derb und eingefpr., dann verfchieden
aggreg. in prim. Geb. u. ältern Flößgeb. Sachfen, Böhm., Thür.,
Heffen, Baden, Franfr., Cornwall, Steyerm., Bannat, Schottl.
13. ©. Haarkies (Bediegen ech. Hm zarten haarf. fr.
Br. ſehr flachmuſchl. 9. 3. Meffing - in’s Speisgelbe, auch graul.
oder bunt angel. Metallgl. 64, Nickel, 35,5 Schwefel. Sm prim.
Gef. Böhmen, Welerwald.
14, ©. Kupferfies. Kryſtallſ. geneigtfl. hemiedr. 2 u. barig.
Grundgen. ein Dundratoft. mit Endfantenw, 1090 53°, Geitenfans
tenwinfel 1080 40/, Kr. mei pyramidal, fehr häufig Zwillinge.
Br. mufchl. bis uneben. Kleimförnig. Wenig fpröde. 9.35; —4
©. 4, — 4. Meffinggelb, fehr oft (auch in verſch. Kryſtallflächen
verschieden) bunt angel. Str. grünlichfhwarz. Metallgl. Bis 37
Schwefel, 34 Kupfer, 31 Eifen. Schmilzt v. d. 8. zur fpröden,
afchgrauen magnet, Kugel. Sehr verbreitet. Kryſtalliſ. (traubig,
nierenf., italaftit.) häufiger derb u. eingefpr. in europ. Gebirgen aller
Formationen. Sehr wichtig für Gewinnung’des Kupfers.
15. ©. Buntkupfererz. Kryſtallſ. homoedr. regul. Kr. find
Heraeder, und Hegaeder mit DOftaederflächen; auch Zwillinge. Br,
Eleinmufchl. bis uneben. Etwas milde. 9.3. ©. Ay — 5,1. Zwifchen
bronzegelb u. fupferrorh, DOberfl. fehr fchnell bunt anl. Str, ſchwarz.
Merallgl. 23,5 Schwefel, 14 Eifen, 6lyor Kupfer. Meiſt iverb,
eingefpr. und in Platten. Sadf., Thüring., Schlefien, Bannat,
Cornwall, Skandinavien ıc.
II. Familie des Bleiglanzes.
. ©. ae Aryſtallſ. homoedr. regul. Kr. ſ. Hexae—
der; ns u. Komb; diefee: auch Zwillinge. Br. mufchl. Milde.
9. 25. ©. 7. Nöthlich bleigrau, manchmal bunt angel. Str.
10% Allgemeine Naturgeſchichte. V. Bud.
graulichfchwarz. Metallgl. Bis 85 Blei, 13 Schwefel, bisw. etwas
Eifen u. Silber. Häufig kryſtalliſ. manchmal in Bfeudomorphofen;
zuweilen geſtrickt, röhrenf., traubig, ungeflaltet, zerfreſſen, angefl.,
ſpiegelig, bäufig derb und eingefpr. In fehr vielen Uebergangs»,
Flötzkalk- und prim. Geb. Europas, Der Bleifchweif ift dichter
Bleigl., hält etwas Schwefelantimon und wiegt nur 77. Der Blei—
glanz allein unter allen Bleiergen iſt Gegenftand cigentl. bergmann,
Gewinnung. — Das Blei dient zum Dachdecken, zu Rinnen, Wafler
röhren, Nefervoirs, zu Einfaffung der Feniter, zu Kugeln u. Schroot,
Bereit. des Bleiweißes; als dünnes Blech zum Verpacken v. Tabak;
der rohe Bleiglanz und die Bleiglätte zur Töpferglafur.
2. G. Selenblei. Kryſtallſ. wahrfch. regulär. Seinförnige
blättr. Maffen. Milde. 9. 277. ©. 8,2 — 85. Bleigran in’s Röth>
liche u. Blaue. Starfer Metallgl. Bis 72 Blei, 28 Selen. Am
Diorit, oder in rothem Thonfchiefer am Harz. Das eben dort vorf.
Selenfobaltblei hält 3,4 Kobalt, und giebt daher mit Flüffen
v. d. L. ein blaues Glas.
3. G. Selenqueckſilberblei. Kryſtallſ. homoedr. regulär.
Körnig blättr. Maſſen. Br. eben bis uneben. Weich. ©. 775. Blei»
grau in’s Blauliche u. Eifenfchwarze. Starf metall. gl. 55 Blei,
24797 Selen, 16,4 Duedfilber, 2, Verluſt. Harz.
— 4. G. GSelenfilberblei (Selenfilber). Kryſtallſ. homoedr.
regulär. Kleine kryſtallin. Platten. H. 25° ©. 8. Geſchmeidig.
Farbe u. Str, eiſenſchwarz. Metallgl. 65,5; Silber, 24,5 Selen,
6,79 Selenblei mit etwas Eifen. Harz; eine ähnl. Subſtanz in Mejifo.
5. ©. Glanzerz (Silberglanz). Kryſtallſ. homoedr. regulär,
Kr. find Heraeder, Dftaeder, Dodekaeder, Hfofitetraeder u. Komb.
diefer. Br. mufchl.. bis uneben. Gefchmeidig. 9. 2 — 275: ©. 6,5
— 74. Schwärzlich bleigrau, oft ſchwarz od. braun, zuweilen bunt
‚angel. Str. glänzend. Metallal. 85 Silber, 15 Schwefel. Kryftallif.
Chaar=, drathf., baumf., zähnig, geſtrickt); auch äſtig, unregelmäß.,
in Platten, derb, eingefpr. ze. Sm ält. Geb. Sachfens, Ungarns,
Sfandinaviens, Mejikos, Perus ꝛc. Vorzügliches Silbererz:
— 6. G. Silberkupferglanz. Kryſtallſ. 1 u. taxig. Kr. vert.
prismat. Auch Zwillinge. Iſt mit dem Kupferglanz iſomorphiſch.
‚Br. flachmuſchl. bis eben. Weich, vollk. milde. G. 6/25. Echwärz-
lich bleigrau. Metallgl. 52,2, Silber, 30,45 Kupfer, 15,78 Echwefel,
0,33 Eifen. Schlefien, Altat.
7.6. Kupfergla nz. Kryſtallſ. 1 und laxig. Kr. ſ. kurze,
vertif. Prismen, mit der 2ten Seitenfläche, Rhombenoktaedern, ge—
raden Endfl. komb. Auch Zwillinge, Br. muſchl. bis uneben. Sehr
milde. 8.235; — 3. G. 34 — dr. Schwärzlich bleigrau, zuweil.
blau angel. oder braun nuancirt. Str. ſchwarz. Metallgl. Bis
79 Kupfer, 20 Schwefel, 1, Eifen. Meiſt derb, eingeſpr., in Plat⸗
Syſtematiſche Weberficht der ungemengten Mineralten. 803
ten, knollig, wulfiförmig, zuweilen in der Form von Aehren von
Phalaris (Franfenberger Kornähren). Sachſen, Schleffen, Heſſen,
Ungarn, Sfandinavien, Wird fehr vortheilhaft auf Kupfer vor
fchmolzen.
8.98. Eukairit. Kryſtallin. Förnige Maffen. Weich. Blei—
grau. Metallgl. 38,93 Silber, 23.9 Kupfer, 26 Selen, 850 erdige
Theile. In talk» oder ferpentinärt. Sch. Smaland.
9. ©. Selenfupfer, Derb. Weich. Gefchmeidig. Mufd. Str,
glänz. GSilberweiß. Metallgl. 64 Kupfer, 40 Selen. — Smaland.
Das fich bier anfchließende Selenbleifupfer enthält 47 Br. Blei,
Beide finden fi am Harz.
10. G. Blättertellur (Tellurglang, Naqgyagererz). Kryſtallſ.
homoedr. 2 u. Larig. Kr. oftaedr. Milde, in dünnen BT. fehr biegf.
H. 1—1r,. B©.6,—7,. Schwärzlich bleigrau. Metallal. 6,- Gold,
43 Tellur, 63, Blei, %; Antimon, 1 Kupfer, Llız Schwefel. Nagyag
in Siebenbürgen.
11,6. Tellurblei. Derb. Br. uneben. Milde, zu Pulver
zerreibl. 9.3. ©, 8,6. Zinnweiß in's Gelbliche. Metallgl. 60,3;
Blei, 38,5, Tellur, 1, Silber, Färbt v. d. &. auf der Kohle die
Flamme blau: Dem Tellurfilber beigemengt am Buchtharmafluße
am Altai. .
12. ©. Zellurfilber. Kryſtallſ. hemiedr. 3 und laxig. Mr.
flumpf rhomboedr. Br. eben. Gefchmeidig. Etwas härter als Glanz-
ers. ©. 34 — 8%. 3wiſchen blei- und ſtahlgrau; DOberfl. der Kr.
matt angel. Metallgl. 62,35 Silber, 36,59 Tellur, O0, fupferbalt.
Eifen. Im Talffchiefer am Altai, und in den Kolywan’fchen Berg—
werfen.
13.6. Tellurwismuth, Kryſtallſ. Gemiede. 3 1. larig. Ar.
ſtellen 6feit. Tafeln vor; meiſt in DVierlingen verwachfen. Weich u.
biegfam. ©. 7,5. Zwiſchen zinnmeiß u. ſtahlgrau. Starker Dietallgl.
59,5 Wismuth, 35754 Tellur, Ay Schwefel u. eine Spur v. Selen.
Kryitallif., derb, in Körnern, bei Schemniß.
14. ©. Tellurwismutbftilber. Kryſtallſ. wahrfch. bemiedr.
30. larig. 9.235. ©. 8 — Sy. In dünnen Blättchen biegfam.
Licht ſtahlgrau in’s Nördliche. Stark metallgl. 61,5, Wismuth,
29,73 Tellur, or Silber, 2,33 Schwefel. Ungarn.
15. ©. Wafferblei (Molypbdänglan;). Kryſtallſ. homoedr. 3 u.
darig. Kr. tafelartig.ı Br. nicht wahrnehmbar. Schr milde, in
dünnen DI. biegſam. Abfärbend. Fertig anzufüblen. 9. 1 — In
G.4,. Roͤthlich bleigran. Metallgl. 59, Molybdän, 40,5 Schwefel.
Giebt im Königswafler eine grünliche Löſung. Meiſt derb u. einge—
ſprengt auch auf Gängen u. Lagern in prim. Geſteinen. Erzgeb.,
Mähren, Schlefien, Savoyen, Großbrittanien, Sfandinavien, Nord—
amerifa,-
4104 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch.
III. Familie des Grauantimonerzes.
1. G. Grauantimonerz ——— Schwefelantimen),
Kryſtallſ. 4 u. darig. Kr. meift lang fäulenf., fvießig oder nabelf..
Br. unvollk. mufchl, bis uneben. Milde, in fehr dünnen BL. fait
biegfam. 9. 2. & 45 — Ar. Nein bleigran im’s . Stablgraue,
manchmal bunt angel. Metallgl. 73,7, Antimon, 26,5 Schwefel.
Schmilzt v. d. L. fehr leicht, wobei die Kohle mit fchwarzer alas»
glänzender Maffe überzogen wird. Das ſtrahlige Gr. begreift
die deutlich kryſtalliſirt. und Hängl: Bar. Auf Gängen im ältern
‚Geb. Ungarn, Harz, Freiberg, Böhmen, Baden, Cornwall, Das -»
dichte Gr. iſt derb, Br. uneben, licht bleigrau. Ungarn, Bay
reuth, Sachfene, — Das Gr. wird allein unter den Antimonerzen
bergmännifch gewonnen. Das rohe Epiefglanz u. das Antimonmetall
werden zu Legirungen, zur Farbenbereitung, und in der Medizin
gebraucht. 1
- 2,6. Duerantimonerg Kryſtallſ. 4 u. fargig. Kr. vertif.
prismat. Milde. 9. 2— 25. ©. 555; — 5,5. Stahlgrau. Metallgl.
34,40 Antimon, 40,75 Blei, 22,45 Schwefel, 0,3 Kupfer, 2,30 Eifen.
Meiſt nur kryſtallin. u. dünnſtänglig. Cornwall, Ungarn.
3. G. Bleiantimoner;z Ginkenit). Kryſtallſ. 1 u. taxig. Ar.
find wahrſcheinl. Drillinge, fo als bſeit. Prismen erſcheinend; die
Individuen find vertif. Brismen. 8-3 — 3,5. ©. 5,3. Farbe und
Str. ſtahlgrau. Metallgl. Ad,z Antimon, 34,31 Blei, 22/55 Schwefel,
0,5: Kupfer. Harz.
4, ©. Blagionit. Kryſtallſ. 2 und Igliedr. ne Flächen
vorzügl. ſtark merallgl. Br. unvollk. mufchl. Epröde. 9. 2,1. G. 5.
Schwärzlich bleigrau in's Eifenfchwarze. "40,5, Blei, a Antimon,
24,5; Schmefel,- Kr. und derb: Stollberg am Harz.
5. ©. Federerz. Kr, haarform., filgartig verwebt. Schwärz—
lich bleigrau, oft bunt angel... 34 Antimon, 47 Blei, 20 Schwefel,
etwas Eifen u. Zinf, Wolfsberg am Harz-
6. ©. KRothantimonerz (Antimonblende). Kryſtallſ. 2 und
{gliedr. Kr. nadel= bis haarf. Br. nicht wahrnehmbar. Milde, in
dünnen BI. biegfam. 9.1 — Ay. ©. Lg. Kirfchroth, manchmal
bunt angel. Str. kirſch- bis bräunlichroth. Diamantgl. An d. K.
d. bis undurchſ. 74,4; -Antimon, Ay, Sauerſt., 20,4, Schwefel. Das
firablige R. begreift die Fryftallif. , derben , eingefpr. , angefl. Var. ;
das Zundererz die aus filgartig verwebten ; baarfeinen Indie
viduen beiiehenden Lappen u. Häute. Sachfen, Dauphine, Ungarn,
Naßau, Harz.
7.6. Eifenantimonerz. Kryſtallf. unbeiariet: Derwachfene
rhomb. prismat. u. blätte. Maffen. Dunkel ſtahlgrau, etwas in's
Bräunliche. Metallgl. 74, Schwefelantimon, 25, Schwefeleifen,
-
=
Shyſtematiſche Heberficht der ungemengten Mineralien. 405
0,5 Schwefelzint. Bei Chazelles in Auvergne. Eben dafelbfi ein
zweites Sulphuret, aus 84,3 Schwefelantimon u. 15,7 Schwefeleifen
beft, Eine dritte Schwefelverbindung aus 80,5 Schwefelantimon und
19,4 Schwefeleifen zufammengef., kommt im Dep. de la Ereufe vor.
8.6. Wismuthglang. Kryſtallſ. 1 u. Aarig. Kr, prismat.
Br. unvollk. mufhl. Milde, 8. 2 — 25 ©. 64 — 6,5. Licht
bleigrau, in's Stahlgraue od. Zinnweiße. Metallgl. SO, Wismuth,
48/7, Schwefel. Meiſt ſpießige u. nadelf. Kr., auch derb u. eingefpr.
Hanau, Erzgeb., Schweden, Cornwall.
9. G. Nadelerz. Kryſtallſ. wahrfcheint. 41 u. darig. Ar. in
nadelf. Prismen, auch derb. Br- uneben, unvollf,. mufchl. - Milde.
9- 2. ©. 6,45: Stahlgrau, außen manchmal licht fupferrothb und
gelblich angel. Str. ſchwärzlichgrau. Metallgl. 36,,; Wismuth,
36,05 Blei, 10,59 Kupfer, 16/54 Schwefel. Ural, im Quarz eingewachf.
10. ©. Schrifterz (Schrifttellur). Kryſtallſ. 2 und Aaliedr.
Kr: fehr Flein, prismat., kurz nadelf., meift in Reihen n- fehriftart-
geupy. Br. uneben. Milde 9. 1,5 — 2: ©: 5,5. Kein ſtahlgrau.
Metallgl: 24 Bold, Ai, Eilber, 1,; Blei, St, Zellur ,. 11,7 Kupfer,
Eifen, Schwefel, Antimon, Arſenik. Im Porphyr zu Dffenbanya
und Nagyag in Siebenbürgen-
41. G. Weiftellur. Kryſtallſ. 1 u. darig. Kr. prismat. Br.
uneben, Fleinförnig. Weich, ſpröde. G- 4Osgrs- Silberweiß bis in’s
Mefiinggelbe- Kr. häufig fchwarz angel." Metallgl. 44,,; Tellur,
26,75 Gold, 19,5 Blei, 850 Silber, 0,50 Schwefel. Auf Gängen
im Borphyr zu Nagyag-
IV. Familie des Fahlerzes.
1. ©. Fahlerz. Kryſtallſ. geneigtfl. bemiedr. regul. Kr- find-
Detraeder, Hemiifofitetraeder, u. Komb. diefer u mit Hemitriafige
oftaedern. Zwillinge nicht felten. Br. vollk. mufchl. bis unchen.
Wenig fpröde. H. 3 —4 ©. Ar — 5, Stahlgrau bis eifen-
fchwarz. Str. graulichfihwarz. Metallgl. Enthält fein, wenig oder
mehr Eilber; je weniger Silber, deito mehr Aupfer- Bis 27 Schwe-
fel, 28 Antimon, 10 Arfenif, 41 Kupfer, 5 Eifen, 7 Zinf, 5 Silber.
Derfniftert v. d. 2. mehr oder weniger ſtark. Schmilzt auf Kohle
zur ſtahlgrauen Schlacke. Das Pulver mit fonzentr. Salzfäure übers
gofen, entwidelt fogleich rothe Dämpfe. Die ſtahlgrauen DVar- von
unebenem Br. und ſchwachem GI. find das eigentliche Fahlerz;
Schwarzerz nennt man die eifenfchwargen von mufchl. Br. und
ftarf. Gl. Kryſtalliſ., derb, eingefpr. auf Lagern und Gängen im
Harz, Naßau'ſchen, Tyrol, Siebenb. , Ungarn, Erzgeb. 20. — Das
‚Silberfahlerz weicht nur hemifch ab. Enthält bis 23,5, Schwefel,
26/53 Antimon, 31 Silber, 25 Kupfer, 6 Eifen, 3 Zink. Wird auf
106 Allgemeine Naturgefchichte, V. Bud.
Kohle gefchmolzen magnet: Im Fürftenberg’fhen: — Der Ten
nantit (Arſenikfahlerz) aus Cornwall enthält big 14,34 Arfenif. —
Alle Fahlerze find höchſt wichtig für Kupfer- und Silbergewinnung-
2.6. Antimonbleierg (Schwarzfpießglaserg, Bonrnonit).
Kryſtallſ. 1 m. taxig. ‚Kr. prisiaat., häufig Zwillinge. Br. mufchl.
bis uneben. Spröde. 9 5; — 8. ©. 5,5 — 5, Stahlgran,
fchwärzlichgran bis faſt eiſenſchwarz. Metallgl. Bis 42 Blei, 26 An»
timon, 13 Kupfer, 20 Schwefel. Cornwall, Siebenb., Sachfen,
Harz. ;
3.6. Antimonfupferglang Keyitallf. 4 und Larig- Kr.
prismat. Br. unvollk. mufchl. Spröde- 9-13. G. 573. Farbe
u. Str. ſchwärzlich bleigrau. Metallgl: 28,6 Schwefel, 16,5, Anti»
mon, 603 Arſenik, 47735 Kupfer, 29,0 Blei, Ayo Eifen. Kryfallif-
und derb im Lavandthale in Kärntben. |
4. ©. Biegfames Schwefelfilber. Kryſtallſ. 2 u. Igliedr.
Kr prismat., verwachfen wie jene des Stauroliths. Leicht mit dem
Meffer zu fchneiden. Sn dünnen Blätt. biegfam. G. 5,9 — 6y3g-
Zwifchen ſtahl- u. ſchwärzlichgrau, ſtahlgrau anlaufend. Metallgl.
Bis 24,, Silber, 30 Blei, viel Spießglanz u. Schwefel, ſehr wenig
Eifen. Schr filten. Freiberg-
5. 6. Sprödglanzerz Kryſtallſ. 1 u. tarig. Kr tafel- oder _
kurz ſäulenf. Zwillinge ſehr häufig: Br. mufchl. bis uneben. Milde-
H. 2 — 275: ©. 6,3. Eifenfchwarz bis ſchwärzlich bleigrau; felten
bunt angel. Str: ſchwarz. Metallgl. 68,54 Silber, 14, Antimon,
16,45 Schwefel, 0, Kupfer: Kryllallif., derb, eingefpr. Erzgeb.,
Böhmen, Ungarn, Bern, Mejiko. Als veiches Silbererz mit Vor—
theil benußt-
6. ©. Mildglanzerz Kryſtallſ. Hemiedr. 3 u. dar. Kr find
vegul. 6feit. Prismen, gewöhnt. niedrig u. tafelartig. Br. uneben.
Milde: H. 25. G. 6 — 6,5: Farbe u. Str. eifenfchwarz-. Gtarfer
Metallgl. Bis 72 Silber, 10 Kupfer, 8 Antimon, 6 Arfenif, 0O,a3
Eifen, 0,5 Zinf, 47 Schwefel. Kryſtalliſ., derb u. eingefpr- Meiiko,
Ungarn, Erzgeb., Sarg - 2 }
7.8. Stermbergit. Kryſtallſ. 1 1. 4axig. Ar. find rhomb.
tafelart. Auch Zwillinge- Sehr mild. Dünne BT. vollf. biegfam.
H. 1 — 1,5. © Aan— 5,5. Dunfel tombafbraun, oft violett angel-
Str. ſchwarz. Metallgl. 33, Silber, 36 Eifen, 30 Schwefel: Kry-
ſtalliſirt und in derben, grobförnigem Glimmer ähnlichen Maſſen zu
Joachimsthal in Böhmen.
r 8. ©. Zinnftes. Kryſtallſ. vermuthl. homoedr. regulär. Ar.
hexaedriſch· Br. uneben, grob- und Fleinkörnig in's Muſchl. H. A.
©. 4,1. Stahlgrau, in's Gelbe- Str. ſchwarz. Metallgl. 25 Zinn,
30 Kupfer, 12 Eifen, 25 — Gewöhnl. derb und eingefpr-
Cornwall.
Syſtemakiſche Meberficht der ungemengten Mineralien. 407
9.8. Rupferwismutberz- Büfchelförmig zufammengehäufte
Prismen, derb u. eingefpr- Br. uneben feinförnig. Weich, milde.
Licht bleichgrau in's Stahlgraue, außen gelbl., vöthl-, bräunlich
angel. Str. ſchwarz Metallgl. 47, Wismuth, 24,6 Kupfer,
12,55 Eifen. Im Fürſtenberg'ſchen. j j
10. G. Wismuthbleierg (Silberwißmutherz). Nadel- und
haarf. Kr, derb und dicht. Licht bleigrau, gerne anl. Metallgl.
. 27 Wismuth, 33 Blei, 15 Silber, 16 Schwefel, etwas Eifen und
Kupfer. Baden:
AR Familie der Blende,
1:©. Blende. Kryſtallſ. geneigtflächig bemiedr. regul. Kr.
find verfchied. Tetraeder; mit Sfofitetracdern, Dodefaedern, Hexae—
derflächen komb. Meiftens Zwillinge, Theilbarf. dodekgedriſch, höchſt
volle. Br. mufhl. Spröde. 9 3,5 — 4. ©. 39 — 4y- Grün—
lichgelb od. ölgrün; oft durch andere Dietalifulphurete voth, braun,
ſchwarz gef.; manchmal bunt angel. Str. gelblihweiß bis braun.
Diamantgl. Vollk. durchſ. bis undurchſ. Bis 63 Zink, 4 Eifen,
35 Schwefel, manchmal etwas Cadmium- Berfnitertv. d.%. Dünne
Kanten runden fi) beim ſtärkſten Feuer zu fehwärzl: oder grünl.,
manchmal: magnet, Glafe- Kryſtalliſ., derb, eingefpr-, zum Theil
von firahliger bis faferiger Snfammenfeß- (Strahlenbl.), traubig-u.
nierenf. von krummſchaliger Ablöfung (Schalenbl.). Nach der Farbe
unterfcheidet man gelbe, braune, ſchwarze Bl. Auf Erjgängen
und Lagern in fehr vielen europ. Geb. Die BL. wird ungeachtet
ihres großen Zinkgehalts doch nur felten auf Zink oder zur Meſſing—
bereitung benußt-
2... Manganglang (Manganblende). Kryſtallſ. homoedr.
regulär. Kr. f- Hexaeder u- Ditaneder, mit ihren gegenfeit- Flächen.
Br uneben bis unvollf. muſchl. Wenig fpröde. 9- 3, —4- ©. 3,9
— Los: Eifenfchwarz Str. dunfelgrün. Unvollkomm. Metallgl.
"63,33 Mangan, 36,7 Schwefel. Undeutl. kryſtalliſ u. derb. Sieben—
bürgen, Cornwall, Meiifo.
3. G. Scelenquedfilberzinf. Kommt im zwei verfchied. Ver—
bindungen von Selenquedfilber u. Selenzink vor. Die eine tft roth,
wiegt 5ygs, Die andere graue, 5,56. Letztere beſteht aus 49 Selen,
19 Duedfilber, 24 Zink, L,; Schwefel. Beide brennen v. d. &. mit
fchön violblauer 3, viel Selenrauch ausfioßend. Mejiko.
EL Familie des NRothgüldigerzes..
1. ©: Dunfles Rothgüldigerz (Rhomboedriſche Aubin-
blende)- Kryſtallſ hemiedr. 3 und Anrig. Kr. find verfch. Prismen
und Ahomboeder. Zwillinge nicht felten, nach mehreren Gefeken-
108 Allgemeine NHaturgefchichte. V. Buch.
Br- muſchl. Wenig milde, fait fpröde- H- 2,5, —8. ©. 573 —5,g;-
Karmeſinroth bis fchwärzlich bleigrau. Str. farmefin- bis Firfche
roth. Metallähnl. GI. An d. 8. d. bis undurchſ. 58,95 Silber,
22,5, Antimon, 46, Schwefel. Neduzirt fich endlich v. d- 2. zum
Silberforn. Kryſtalliſe, derb, eingefpr- u. angefl. auf Erzgängen im
ältern Geb. Böhmen, Ungarn, Sachfen, Harz SE nächſt dem
Glanzerz das reichte Silbererz.
2 ©. Lichtes Rothgüldigerz (Arfenifche Sulberblende)
Kryſtallſ. hemiedr. 8 u. darig. Kryflallformenjwie bei vorigem; An—
ſehen der Kr. meiſt ſpitz pyramidal u. ſpibig Br. muſchl. bis uneben.
Milde, ſich dem Sproͤden nähernd. H. 2,5—3- G. ds. Kochenill- bis
karmeſinroth. Str. morgenroth. Demantgl. Halbdurchſ. bis a. d-
Rd. 64,60 Silber, 15,00 Arſenik, 19,5 Schwefel, 0, Antimon.
Kryſtalliſ., traubig, derb, angefl- Auf Erzgängen im Altern Geh.
Erzgeb., Andreasberg, Elfaß, Daupbine, Spanien. Wird von man-
chen Mineralogen mit dem dunfeln R. vereinigt.
3.6. Nnobinärgüldenerz (Miargyrit). Aryſtallſ 2 und
gliedr. Kr. ſind dick tafelartig, kurz ſäulenartig u. irregulär pyra—
midal. Bro unvollf.. mufchl. ‚Schr milde. 9: 2,5, ©. 5,2 —54.
Eiſenſchwarz bis Licht ſtahlgrau. Str. dunfel firfchroth. Metallgl;,
zum Demantgl. neigend. Undurchſ. 36,10 Silber, 3944 Antimon,
21,95 Schwefel, Ars Kupfer, 0, Eifen. Braunsdorf in Sachſen.
4. G. Zinnober (Merfurblende). Kryſtallſ. hemiedr. 3 und
täxig. Kr. rhomboedriſch, tafelartig, nie prismatifch- Zwillinge
nicht felten. Br. uneben bis mufchl. Milde H- 2— 2,5, ©- 8,-
Kochenillroth in’s Scharlachrothe u. Bleigraue. tr. fcharlachroth.-
Demantgl. Halbdurchſ. bis a. d. K. d: Bis 85 Queckſilber, bis
14,75 Schwefel. Verflüchtigt fich v..d-. 2. auf der Kohle ohne Nüd-
fand. Das Pulver wird vom Königswaffer aufgel. Kryflallif. (felten
deutlich), derb, eingefpr-, angefl- u. dendritifch. Das Lebererz, deffen
Farbe die Mitte zwifchen dunfel Fochenillvoth u. fchwärzlich bleigran
hält, il durch Bitumen u. Thon verunreinigter 3. Auf Lagern,
Stöcen (befonders mit Duedfilber), Gängen im Zechflein, kothen
Eanditein oder Steinfohlengeb: Zweibrüden, Almaden in Spanien,
Idria in Krain, Kärnthen, Siebenb., Ungarn, Sachfen, Böhmen,
China, Bern, Mejiko, Neugranada. Wird zu Gewinnung d. Queck⸗
filbers benüßt; der zum Malen, dem Nothdrud und Färben des
Siegellacks benützte 3- wird indeß meiſt künſtlich ergeugt-
5. ©. Rauſchroth (Nealgar, rothes Rauſchgelb)- Kryſtallſ.
2 u. Igliede. Re: theils lange, gewöhnl. kurz-ſäulenf. Br. Flein-
mufchlig bis uneben.: Milde. 9-1, — 2: ©: 34 — 3: Morgen-
roth. Str. orangefarben. Fettgl- Halbdurchſ. bis durchfch. 69,5;
Arfenif, 30,43 Schwefel. Sublimirt v. d. 2: im Kolben als gelber
oder rother Befchlag. Kryfiallif., derb, eingefpr-, als Ueberzug u—
*
Syftematifche Weberficht der ungemengten Mineralien. 409
angefl. Auf Erzgängen in Ungarn, am Harz, auf Thonlagern bei
Neuſohl; im Dolomit am Gotthard; im Kalk und Gyps in Tyrol;
als vulk. Sublimat am Veſuv, auf Guadeloupe, Japan. — Dient
als Gift u. Farbmaterial; in China zur Verfertigung v. Zierrathen.
6. ©. Raufchgelb (Auripigment). Kryſtallſ. 1 u. larig. Kr.
felten, meift undentl., vertif. prismat. Br. ungewiß. Milde, in
dünnen BI. biegfam. 9. 15 —2. ©. 35. Farbe u. Str. eitronen—
bis pomeranzgengelb. Fettgl,, auf einer Seitenfl. metallähnl. Berl
mutterglanz. Halbdurchſ. bis an d. K. d. 62 Arfenif, 33 Schwefel.
Schmilzt v. d. L. leicht, u. fublimirt fich als durchficht. rother Bes
fchlag. Kryſtalliſ., traubig, nierenf., ſtalakt., derb, eingefpr. In
Thonmergellagern Ungarns, der Wallachei, Natoliens; im körnigen
Gyps in Tyrol; auf Erzgängen in Ungarn, am Harz, als Sublimat
an der Solfatare drs Veſuv. Wird in der Delmalerei und Weiß»
gerberei angewendet,
*
Unter mehrern nenerlich entdeckten, zum Theil noch nicht ge
hörig befannten Mineralien erwähnen wir 4) Den fich an den Opal
anfchließenden, im Erzgeb. gefundenen Alumocaleit; Farbe mild)»
weiß in’s Blaue, ©. 2,47. 2) Den Arfeniffpießglang, nierenf.,
zinnweiß, 9. 3, ©. 6,2, zu Brzibram in Böhmen vorfomm. 3) Das
Arfenifmangan, weiß in’s Graue, fehr Febhaft glänzend, hart,
fpröde, körnig und ſchalig, ©. 5,55, aus 45,; Mangan, 51, Arfenif,
27, Eiſenoxyd beit., in Sachfen gef. H Den Chonifrit, derb,
weiß in’s Gelbliche u. Grauliche, 9. 37, ©. 29, AUS 33/9 Kiefel-
erde, 17,19 Thonerde, 12,60 Talferde, 12,0 Kalkerde, 1,is Eifenoty»
dul, 9 Waſſer beitehend; Elba. 5) Den Dysflafit, unvollfomm.
faferig, fich manchmal dem fryftallinifchen nähernd, weiß, durchfch.,
glasglänzend. H. 4 — 5. ©. 2,35. Beſteht hauptfächl. aus Kiefelerde,
Kalferde, Waffer, gehört zu den Zeolithen; Färvgerinfeln. 6) Glau—
folit, derb, 9. 5. ©. 277, lavendelblau, an d. K. d. Br, fplittr.
Ölasgl., bis 54 Kiefelerde, 30 Thonerde, 11 Kalferde, etwas Talk—
erde, Kali u. Natron enthalt.; Sibir., Norwegen. 7) Gökumitz ift
dem Automolit fehr ähnlich, jedoch fo hart wie der Spinell, von blättr.
Struftur, ©. 3,4, grünlichgelb, a. d. K. d., hält 35/45 Kiefelerde,
25,74 Kalferde, 34,45 Eifenoeyd, etwas Thonerde u. Waffer; Göfum
in Schweden. 8) HSumboldtilit; Kryſtallſ. homoedr. 3 u. Iarie.
Kr. rechtwinfl. Afeit. prismat., mit der geraden Endfl. 9. 5, fpröde
und leicht zerbrechlich, ©. 3,4. Graulichgelb in’s Graue, glasgl.
Halbdurchſ. bis durchſch. As, Kiefelerde, 14,20 Thonerde, I1ygs
Kalferde, 6,50 Zalferde, 2,3: Eifenorydul, Ars Natron, 9,3 Kali;
in Laven des Veſuv. 9) Indianitz in Körnern, grünlichweiß,
durchfch., rigt Glas, wiegt 2,715 43 Kiefelerde, 34,;, Thonerde, 15,6
Kalferde, etwas Eifenoryd u. Natron. Muttergeflein des Ind’fchen
4110. | Algemeine Naturgefchichte. V. Buch.
Korunds, Garnatic. 10) Sunderit (prismat. Fohlenfaur. Eifen);
Kryſtallſ. 1 und larig. Kr. find Oblongoftacder. 9.4 ©, 3.
Gelblichgran, glänzend. 47, Eifenoeydul, 30 Kohlenfäure, 17,5
Kiefelerde, 3, Talferde. 41) Kerolith; nieren- und plattenförm.,
derb; weiß, grün; glas- und fettgl. 9. 2, ©. 27,2. Durchf. bis
durchfch. Br. mufchl., fehr fertig anzuf. 38 Kiefel-, 12 Thon«,
18 Talferde, 31 Waſſer. GSchlefien, Sachfen. 12) Leelitz rothes,
a. d. K. d. Thonfilifat aus Schweden. 13) Ligurit; ein apfel
grünes durchf. od. durchfch. Kalffilifat aus den Apenninen. 14) Mar:
molith; grau u. grün, durchfch. od, undurchſ. perlmuttergl., Talk—
filifat. Baltimore. 15) Nemalit; dem Amianth ähnlich, aus elaft.
Sofern beft., weiß und etwas gelblich. Iſt ein Talferdehydrat mit
etwas Kiefelerde u. Eifenogydul. Newierfey. 16) Der Nontronit
aus Hontron im Depyart. Dordogne iſt nierenförmig, ſehr weich,
ſtrohgelb u. zeifiggrün, fett anzufühlen, befteht hauptfächlich aus
Kiefelerde, Eifenoryd u. Wafer. 17) Onkoſin; derb, 9. 2,5, milde,
G. 2,5, iſt Licht apfelgrün, durchfcheinend, beiteht vorzüglich aus
Kieſel- und Thonerde. Am Salgburg’fchen. 418) Der Binguit if
derb, 9. unter 2, fchwer 2,3, zeifig- und ölgrün, fettgl., mufchl.
u. uneben im Br.; beſteht vorzügl. aus Kiefelerde, Eifenogyd und
Waſſer. Ergeb. 19) Der Byrofflerit it derb, von unebenem u.
fplittr. Br., 9.3, ©. 2,71, apfel=, fmaragd-, graulichgrün, durch»
fcheinend, beiteht wefentl. aus Kiefel-, Talk, Thonerde u. Waffer,
und findet fich auf Elba. 20) Der fehillernde Asbeſt kommt in
faferigen, ſtark metallifch perimuttergl. Maffen im Serpentin vor,
ift oliven- 0d. piſtaziengrün, beiteht vorzügl. aus Kiefel-, Talkerde u.
Waſſer. Er iſt vd. 8. unfchmelzbar, wird von Fonzentr. Salzfäure
vollk. zerfeßt, u. Fann daher Fein Asbeſt fein, fondern Fommt ver»
muthlich zwifchen Serpentin u. Schillerfpath zu flehen. Schleſien.
24) Der Seybertit iſt derb, wiegt 3,16, wird vom Stahl gerizt,
iſt roth, in dünnen BI. durchfch. Thon-, TDalk-, Kiefel- u. Kalf-
erde find feine wefentl. Beftandtheile. Newjork. 22) Der in Neu—
jerfey gef. Torrelit iſt derb, körnig, matt kochenillroth, von vofene
rothem Str. , rizt das Glas, u. beiteht vorzügl. aus Kiefel-, Kalk
erde, Eifenorydul und Cerogyd. 23) der Triphyllin ſtellt derbe
Maffen mit Afacher Theilbarf. dar; 9. 5, ©. 35, Farbe grünliche
grau, ftellenweife bläulich, im Pulver graulichweiß; Fettgl., an d.
R. d. 49,45 Eifenogydul, 42,54 Phosphorfäure, Ar; Manganorydul,
3,45 Lithion. Bodenmais in Bayern. Der ©. 80 angef. Triplit if
vielleicht nur verwitterter Triphyllin. 24) Der Voltzit findet ſich
in Fleinen zufammenfißenden, balbfugligen, in ſehr dünne Schalen
theilbaren Wärzchen, von mufchl. oder unregelmäß. Duerbt., Die
undurchf. oder ſchwach durchfch. find. Perlmutter- und glasglänz.
ſchmutzig vofenroth oder gelblich, mit braunen Streifen fchattirt-
Syſtematiſche Ueberſicht der ungemengten Mineralien. 144
Härter als Flußſpath, ©. 3,66. 82,52 Schwefelzink, 15,31 Sinkoryd,
1,34 Eifenorydul. Buy de Dome Wahrfcheinl, neuer Entſtehung.
25) Die Wismwtbblende fommt in zufammengeh. Kügelchen und
fehr kleinen Hemtifojitetraedern vor. 9. 3,5; — 4. ©. 59 — 64.
Dunfel haarbraun oder mwachsgelb, Str. gelblichgrau; balbdurdf.
bis undurchf., diamantart. Fettgl. Ein Wismuthſilikat.
x Anhang.
Die meiſten nachfolgenden, gewöhnlich im Mineralſyſtem aufge—
führten Subſtanzen ſtammen unzweifelhaft aus den organ. Reichen.
Wir führen einige andere, von unbefanntem Urfprunge mit ihnen
an, weil fie durch Verbrennlichkfeit oder chem. Mifchung, oder Vor—
fommen in naher Beziehung zu den übrigen fichen. Die Mehrzahl
der hier zu betrachtenden Körper erfcheint nicht individualifirt, fon»
dern in derben, flüfligen, erdigen Maffen in den Schichten der Erd—
tinde. Werner faßte diefe Subſtanzen in feiner 3ten Ordnung,
jener der brennlichen Foffilien zufammen; im Syſteme von
Weiß, welchem wir in der fpez. Aufzählung folgen, bilden fie Die
te Drdnung, jene der Snflammabilien,
I. Schwefel,
Schwefel. Keyitallf. 1 u. larig. Kr. find Dftaeder, z. Theil
mit verfchiedenen Prismen, der eriien Seitenfl. u. geraden Endfl.
fombin., immer pyramidal. Br. mufchl. bis uneben. Wenig milde.
9. 15 — 25. ©. 1a — 24. Meift fchwefelgelb, zumeilen auch
eitron=, wachs-, honig-, ſtrohgelb bis gelblichgrau u. gelblichbraum.
Fettgl., auf Kryſtallfl. zuweilen demantart. Durchfch. bis a. d. K. d.
Ganz rein nur Schwefel; manchmal mit erdigen u. bitumin. Theilen
gemengt. DB. d. L. verbrennt er mit blaulicher FI. und giebt den
Geruch der fchwefelig. Säure. Er fublimirt fich; iſt in Kalilauge löst.
Kommt theils Fryftallif., -theils kugl., nierenfi, ſtalaktit., kruſten—
artig, derb, eingefpr. zc., böchft felten als Verfleinerungsmittel vor.
Sm Glimmerfchiefer in Quito u. Ungarn, im forn. Kalk in Carrara,
auf Erzgängen im Schwarzwald, in Ungarn, im Gypfe in Spanien,
Stalien, Wandtland, Wallis, bei Krakau, im Sannöverfchen; auch
im Sandilein, Schuttlande, in der Braunfohle, im Trachnt, ak
vulfan. Sublimat, als Abfak aus Duellen; auf der Snfel Volkano
mit Selen verbunden. Wird im natürl. Zuffande und bei Nöftung
der Kiefe gewonnen. Dient zur Bereit. v. Schiefpulver, Schwefel
fäure, zu Feuerzeugen, zu Abgüffen, in der Medizin; in Dampfform
zum Bleichen.
U. Diamant.
Diamant. Kryſtallſ. geneigtfl, hemiedr. regulär, Kr. f. Oktae—
4112 . Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch.
der,. Dodefaeder, Tetraeder, manchmal mit zugefchärften Kanten,
Komb. des linfen u. rechten Tetraeders mit dem Heracder U. Dode-
faeder, Herafisoftacder mit Tetraederflächen. Oberfl. der Ar. ges
- wöhnlich Frummflächig. Zwillinge fehr häufig. Theilbark. oftaedr.,
fehr volf, Br. mufchl. Spröde. 9. 10, ©. 3, — 3. Farblos, '
wafferhell, doch oft verfchied. weiß, grau, grün, gelb, roth, braun
gef. Diamantgl, Durchſ. bis durchich.; Harfe Strahlenbrechung
u. Strahlenzerſtreuung, deßhalb gefchliffen ein lebhaftes Farbenfpiel
jeigend. Durch Snfolation ſtark phosphoreszir. Nichtleiter der €.
Keiner Kohlenſtoff. Höchſt ſchwer verbrennlih,. Ar. u. Körner,
theils eingewachfen in Konglomeraten und Sanditeinbreccien, theils
Iofe im Schuttland u. Flußfand. Hindoitan (die edellten), Ural, Bor-
neo, Brov. Conſtantine, Brafilien. Wird aus dem Sande gewafchen
oder durch Zerfchlagen des “Trümmergefleins gewonnen. Si das
ſchönſte u. Fofibarite Mineral. Wird jebt nur noch zu Nofetten und
Brillanten gefchliffen. Die D. werden allein (Solitäre), od. zur Eitts
faſſung anderer Schmudhteine gebraucht; unreine u, Fleine zum Glas
fehneiden, Graviren, Bohren u. Schleifen von Edellteinen.
(Nachricht über die Diamanten im Ural hat Barrot im Mem. de
l’Acad, imp. de scienc. de_St. Petersb. 6° serie, Se. mathem., physiq. et
- nat. tom. 3, (1835) gegeben. Schwarze Fleden in einigen Diaman—
ten gaben ihm Gelegenheit, über das Wefen und die Entiiehung des
Diamants zu räfonniren. B. hält den Diamant für hydrogenifirte,
Kohlenfubitang, u. glaubt, daß diefe dunklen Fleden folche Subftanze
theilchen feien, welche noch nicht. Durchfichtigfeit erlangt hätten,
als der übrige durchfichtige Net ſchon Eryitallifirt war. — Epalten
und Brüche an 8 Diamanten aus dem Ural erklärt B. aus der Ein»
wirfung heftiger Wärme (Nothglühhiße) und darauf folgender plöß-
ficher Erfältung. Er vermuthet, die Diamanten feien entitanden,
indem vulfanifche Hitze auf-Eleine Theiichen Kohle oder eine
Subſtanz, ’die aus viel Kohlenitoff und wenig Waſſerſtoff beitand,
‚ gewirft habe. Der ungebeure Drud, den in vulfanifchen Höhlen
die Glafizität des Dampfes ausübt, babe die Verdichtung jener
Subſtanz vermittelt, und in Folge von Schmelzung fei Die bewun⸗
derte Durchſichtigkeit des Diamants entſtanden.)
Familie der Kohlen.
t. G. Graphit (Reißblei). Kryſtallſ. homoedr. 3 und larig.
Kr. find tafelartige bſeit. Prismen. Br. uneben bis muſchl. Milde,
in dünnen BI. biegſam. Fettig anzufühlen. Abfärbend. 9. 1— 2.
®. 2, — 2,4. Eiſenſchwarz bis dunfel ſtahlgrau. Str. ſchwarz.
Metallgl. Undurchſ. Kohlenſtoff mit fehr wenig Eifen, oft auch
Kiefel, Thon, Eifen- und Titanorxyd gemengt. Verbrennt ſehr
Syſtematiſche Meberficht der ungemengten Mineralien. 433
fchwierig. Selten kryſtalliſ., mei derb, in Lagern, Gängen, Neſtern
u. eingefpr,, auch als Gtellvertreter des Glimmers. Paßau, Deikerr.,
Bayreuth, Pyrenäen, Savoyen, Großbritt. Nordamer. Dient zu
Bleififten, Schmelztiegeln,, zur Metallvolitur, Schwärzung eifer-
ner Defen. Ein brauchb, künſtl. Gr. entiteht bei Erzeugung des
grauen Roheiſens.
2.6. Kohlenblende (Glanzkohle, Anthrazit z. Th.). Derb
u. eingefpr. Br. mufhl. Wenig fprode. 9. 2— 23,5. ©. 1—- Im
Eiſen- bis graulichſchwarz. Str, graulichſchwarz. Metallähnt. Glas»
glanz. Undurchſ. Kohlenſtoff, durch Eiſen, Eiſenoryd, Thon- und
Kieſelerde veruureinigt. Schwer verbrennlich. In ſtängligen Indi—
viduen, meiſt aber derb im Grauwacken- u. Thonſchiefergeb. Sachſ.,
Harz, England, Schweden, Chamounythal, Frankr. ze, Dient als
Brennmaterial.
3. ©. Steinkohle (Schwarzkohle) Derb, in Lagern u. ein⸗
geſprengt. Dicht, ſchiefrig, erdig, faſerig. Br. muſchl. bis eben.
Wenig milde bis ſpröde. Zerſpringbar. 9.2 — 2, G. In — br
Schwärzlichbraun, pech-, graulich-, eifenfchwarz. Str. bräunlic-
oder grünlichichwarz. Glas-, Metalle, Fettgl. Undurchſ. Bis 96
Kohlenſt., 20 Eauerft., 5 Wafferit., 3 Erden. Wird beſtändig von
Schwefelkies begleitet. Berbrennt v. d. 2. mit afıhenart. Nückſtand.
Man unterſcheidet Glanzkohle (der meiſte Anthrazit), Faferf.
(mineralifche Holzf.), Pechk., Kännelk., NRußkohle. Auch die
Schieferk., Blätterk., Grobk. mancher Mineralogen gehören hieher.
— Die St. bilder eigenthümliche, mit Sandſtein- u. Schieferthon—
ſchichten wechfelnde Lager, mit diefen das Steinfohlengebirge date
ſtellend. Die Hauprfleintohlenformation finder fich im Deutfchland
an beiden Ufern des Untercheins, in Sachſen, Böhmen, Schlefien;
in Großbritt., Belgien; FSranfreich, — Die Steinkohle iſt ein höchſt
wichtiges Brennmaterial; die Kännelkohle verarbeitet man zu man« _
cherlei Runitfachen. i
4.6. Braunfohle. Nicht kryſtalliniſch, vegetabilifchen Mrs
fprung mehr oder minder deutlich zeigend. Holzartig, dicht, erdig,
filzig verfchlungene Pflanzenſtängel und Blätter, Br. mufchfig bis
erdig.. Milde bis fprode. 9.1 — 25. 6. 1-4. Bechfchwarz,
ſchwärzlich-, Holg=, gelblichhraun. Fettgl. Undurchf. Bis 77 Koh»
lenſtoff, 26 Sauerſt., 4 Waſſerſt., 14 Erden. Verbrennt v. d. L. mit
Aſchenrückſtand. Man unterfch. holzart. Braunk., (foſſiles oder
bituminöfes Holz, Lignit) gemeine Br., Gagat, erdige Br.,
Vapierkohle. Bilder in den Sand- und Thonfchichten über der
Kreide mächtige Lager. Sachfen, Heſſen, Weſterwald, Nheinthal,
Böhmen, Frankr., Schweiz, England, Island (Surturbrand).
- Bichtiges Brennmäterial. (Der Torf geht almälig in Braunkohle
über.) j ;
II. 8
114 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch.
IV. Erdharze.
1. Erdöl (Bergöl, Naphta). Höchſt dünn» bis zähflüſſig,
alſo geſtaltlos. ©. 0,, — 0: Waſſerhell oder gelblichweiß, wachs⸗,
citrongelb, gelblich-⸗ ſchwärzlichbraun. Durchſ. bis undurchſ. Dels
od. Fettgl. Geruch bituminds=-aromatifch Fettig anzufühlen. Sehr
flüchtig. Bis SS Kohlenſt., 15 Waſſerſt. Leicht entzündlich, ohne
oder mit wenig Rückſtand verbrennl. Naphta nennt man hauptſächl.
die dünnfl., durchſ., hell gefärbten Var. Sickert od. quillt aus Ge⸗
ſteinen u. d: Boden. Italien, Frankr., Hannover, Schottlh., Halbinſel
Abſcheron, Perſien, Hindoſtan, China. Iſt offizinell. Bergtheer
iſt ſchwärzer, zäber- Harz, Elſaß, Perſien. Dient zum Kalfatern,
als Schmiere, Auflöſungsmittel, Brennöl.
2. Elaterit (Elaſtiſches Erdyech). Sehr weich, elaſtiſch, zu—
weilen ſchwammig. Derb, eingefpr., als Ueberzug. Br. mufchlig
bis eben. Geſchmeidig. ©. 0:9 — kr. Schwärzlichbr. in dunkel
Dlivengrün und Nöthlichbraun. Fettgl. And. K. d. bis unducchf.
Bis 55 Kohlenft., 40 Cauerit., 7750 Wafferſt. O/s Stickſtoff. Auf
Gängen in Schotth., Frankreich, Nordamerika—
3. Asphalt. Kuglig, traubig, nierenf., ſtalaktit., —— einge⸗
ſprengt/ als Ueberzug. Br. vollk. mufchl. Milde. 9.2. 6.4, — Ar.
Pechſchwarz bis ſchwärzlich und gelblichhr. Fettgl. Undurchſ. Zus
fammenfeßung wie beim Elaterit. Bon der Naphta bis z. Asphalt:
finden Uebergänge ſtatt. Auf Erzgängen, in Sandfleinen, auf Mag-
neteifenlagern, oder felbft Lager bildend, Im Asphaltfee auf Trinis
dad (Bd. 1. S. 354.), todten Meer in Paläſtina, Albanien, Harz,
Pfalz, Tyrol, Schweiz, Kirchenttaat, Elfaß, Grofbritt. zc. Dient
zu Fadeln, zum Bırheeren, mit Sand und Kalk als Mörtel, zum
Dachdecken, in Baris zum Etraßenpflalter ze.
4. Mren rk, Harz. Meiſt in Stücken und Körnern, felten
eingefpr., getropft, gefloſſen; öfters Inſekten u. Pflanzentheile ums»
fchließend. Br. vollfomm. flabmufchl. Wenig foröde. 9. 2— 2,5.
1 — In. Beifchied. gelb bis gelblich - u. rörhlichbraun. Fettgl.
Durchf. bis durchfch. St Kohlenſt., 7 Waſſerſt., 7 Eauerjt. nebſt
etwas Kalk, Thon, Kicfel. —— unter Wohlgeruch. In er—⸗
wärmtem Alkohol auflösl. Sn Braunkohlenlagern, foſſilem Holze,
als Auswürfling des Meeres, im Eayd und Lehm der Küſten, im
Schuttlande. Franfr., Länder an der Diifee u.-d. baltischen Meer,
Sicilien, England, Spanien ze. Dient zu Echmudiachen ꝛc., zu
Lackſirnißen, Bereitung der. Bernſteinſäure, zum Näuchern.
5. Hatchetin. Schuppige Theile, Floden, Körner. Weich
wie Talg, nicht elaſt. Sehr leicht. Gelblichweiß. Matt od. Perl
‚muttergl. Durchf. bis undurchſ. Geruchlos. Zerflicht im warmen
Mafır. Wales.
Bon den gemengten Mineralien. | 415
6. Scheererit (Bergtalg). Kleine nadelf, Kr. im bitumindf.
Holz, Körner u. Blättchen. Br. mufchl. Zerreibl. ©: 0,5. Weiß
in’s Gelbl. u. Grünliche. Schwach perfmuttergl, Durchfch. 73 Koh—
lenſtoff, 24 Waſſerſtoff. Verbrennt ohne Nückſtand. In Alkohol,
Aether, fonzentr. Schwefelfäure. lösb. Weſterwald. Iſt wohl ein
Sublimat.
7. Retinit, Als Ueberzug, in Stüden. Br. mufchl. in's
Uncbene. 9.2, ©.1— 1,3... Braun in’s Gelbe u. Nothe, feltener
grün, Fettgl. Durchfch. bis undurchf. Sfolirend; wird durch Nei-
ben — cl. 55,; Bitumen, 42, eigenthüml. Harz, 1,; Eifenoeyd u.
Thonerde. Sn Braunkohle u. bitum. Holz; DVogelsgeb., Thüring.,
Mähren, Maryland.
Ss. Dzgoferit. Dicht in derben, beträchtlich großen Maffen;
Br. flachmuſchl. Sehr weich, vollf. milde, zäh, biegſ., wachsartig,
läßt fich fchneiden, zwifchen den Fingern fneten. ©, Os. Zwifchen
Tauch - u. gelblichgrün; wachsal.; in dünnen Stüden durchfch. Ger.
aromat. bituminds. Unter Thon bei Steinfohlen, Gteinfalz und
Bernſtein. Moldau. Wird in Kerzen u. Lampen verbrannt. Man
fand Etüde bis 100 Pfd. fihwer, viel gediegen Silber enthaltend.
V. Brennfalze
1. Honigſtein. Kryitallf. homoedr. 2 u. Iarig. Ar, oftaedr.
Br. muſchl. Wenig milde. 9. 2— 275. ©. Iye. Honig- bis wachs-
gelb u. hyacinthroth. Glasart. Fettgl, Durchf. bis durchfeh. Ay
Honigifeinfäure, 18; Thonerde, 4, Waſſer. Nur kryſtalliſ. in
Braunfohle. Thüringen.
2. Dralit (Humboldtit). Haarf. Kr., derbe, meift dichte, felten
förnige u. blittr. Maſſen u. Schalen. Wenig ſpröde. 9.1. G. 22.
Hochgeld. Wenig glänz. Wird d. Neiben + cl. 53,9 Eiſenoxydul,
46,4 Dralfäure. Wird in d. Lichtfl. augenblickl. ſchwarz u. magnet.
En Moorkohle in Böhmen, in Braunkohle in Heſſen.
V. Hauptftück.
Bon den gemengten Mineralien. (Felsarten.)
Riteratur, Mauy, Traite de Mineralogie, 2° ed. Vol. 4. p- 518
sg. — d. Leonhard, Charafterifif der Felsarten, 3 Bde.
Heidelb. 1823. — Classification et caracteres de roches, par Al.
Brongniart. Par. 1827. — Cordier, Classification des roches par
familles naturelles, bearbeitet von Kleinfchrod, im Sahrb. für
Mineral. 1831. ©. 17 fi.
116 lllgemeine Naturgeſchichte. Y. Buch.
Die im vorigen Hauptſtücke aufgezählten Mineralien ev
fcheinen, wenn fie, wie der weitaus größte Theil derfelben,
auch chemiſch zufammtengelegt find, doch dem Auge und Ge
fühl gleichartig und einfache Die meiften der großen Maffen
der uns befannten Erdrinde beftehen indeß nicht aus folchen
homogenen Mineralien, fondern aus mechanifch zuſammenge⸗
ſetzten. Die Felsarten, welche das Hauptmateriale der Erd⸗
rinde bilden, werden demnach in den meiſten Fällen durch mehrere
jener homogenen Mineralien gebildet, welche in den verſchieden⸗
ften Berhäftniff en zufammenireten. Nah Bd. J. S. 399 müſſen
wir die Felsartenlehre al8 einen Theil der Mineralogie ans
fprecjen, welche demnach wefentlich aus der Lehre von den einz
fachen Mineralien, Oryftofogie oder Dryftognofie, und der
Lehre von den Felsarten, Petrologie oder Netroguofie beſtände.
Nicht alle Felgarten beſtehen indeß aus mehrern oryftologis
fihen Minerafgattungen, fondern einige diefer letztern kommen
in folhen Maffen vor, daß ſie für fih allein Echichten ober
ganze Berge darſtellen, und demnach in die Kategorie der Fels—
arten fallen, Dieß gilt befonders von Duarz, Feldfpath, Glim⸗
mer, Talf, Kali, Hornblende, Augit, Thon, Magneteifenftein,
Gyps, Steinfalz, von welchen die drei erſten auch vorzüglidy,
häufig die gemengten Felsarten bilden helfen.
Das mineralogiſche Syſtem der Felsarten, welches v. Leon⸗
hard aufgeſtellt hat, und nach welchem. bie unten folgende, Ueber⸗
ſicht gegeben iſt, wird auf deren Maſſen-, Strukturverhäl tniſſe und
Beftandtheife gegründet. v. Leonhard unterſcheidet gleichartige
Geſteine, welche wirklich nur einer oryktognoſtiſchen Gattung
angehören; (wie Quarz, dichter Kalkſtein, Talk ıc) ſcheinbar
gleichartige Geſteine, wo die Theilchen ſo klein ſind, daß man
ihre Verſchiedenheit nicht mehr erkennt; (fo. in Baſalten, Schla—
cken, Gläfern ꝛc.) ungleichartige Geſteine, aus einzelnen, unmitz
telbar zuſammenhängenden Theilchen, Kryſtallen, Körnern, Blätt⸗
chen verſchiedener Mineralgattungen zuſammengeſetzt, (Granit,
Syenit ꝛc.) ferner Trümmergefteine (Konglomerate, Breccien,
Puddingſteine) in welchen die Theile nicht unmittelbar zuſammen⸗
hängen, ſondern wo ein Teig, Cäment deren Verbindung ber
wirkt; loſe Gebirgsarten, entftehend durch mechanijche Zertrümmes
‘
Bon den gemengten Mineralien. 447
rung oder Einwirkung von Luft und Waffer, und wechfelnd von
den gewaltigften Blöcken bis zum feinften Flugſand; (Gerölle,
Sand, Lehm, Thon 2) die Kohlen endlich, welche mit mächtts
gen Lagern zur Bildung der Erdrinde beitragen, ſtammen wenige
ftens großen Theild aus der Pflanzenwelt. — Nach Struftur
oder Gefüge theilt man die Felsarten in körnige, aus Fryftallis
nifchen Körnern, zum Theil wirflichen Kryitallen beitehend,
welche ohne Kitt, unmittelbar mit einander zuſammenhängen;
in fehieferige, aus dünnen, mehr oder weniger feſt mit eins
ander verbundenen Lagen beftehend; in dichte, wo die Maffenz
theifchen ohne befondere Geftalt, oder Eigenthümlichfeit des Verz
wachfenfeins wahrnehmen zu laſſen, ein Ganzes bilden; in
Porphyre, wo in einer bald dichten, bald körnigen Hauptmaffe,
Körner, Blättchen, Kryſtalle von verwandter, oder von jener der
Hauptmaſſe abweichender Befchaffenheit liegen; endlich in Manz
deljteine, aus einer Hauptmaſſe beſtehend, welche fpäter durch
Gafe gebildete rundliche, plattgedrücte, manchmal auch regellofe
Räume umfchließt, die leer, oder zum Theil oder ganz mit
verschiedenen Mineralfubftanzen erfüllt find, welche wohl in vielen
Füllen aus dem umgebenden Geftein in fie ausgeſchieden find,
Solche Blaſenräume finden ſich von der allerverfchiedeniten
Größe, in den Laven am Pennon und in den Malpays in
Mejiko fo ausgedehnt, daß fie Indianern zu Wohnungen dienen.)
Diele Felsarten enthalten noch zufällige, im untergeord-
netem Verhältniß erfcheinende Gemengtheile; fo der Granit
Granaten und Turmaline; der Kalkſpath und mancher Fürnige
Kalkftein Kiefelerde, Thonerde; der Thonfchiefer Granaten ꝛc.
Neptunifche oder plutoniſche Felsarten verſchiedener Befchaffen-
heit gehen in ihren Berührungsgrenzen häufig durd) eig oder
mehrere Mittelglieder in einander über; 3. B. der Kohlenfchiefer
in Kohlenfanditein, die Grauwacke in Thonfchiefer, die Kreide
in Grünfandftein, der Mufchelfalt in bunten Sandftein, der
Granit in Gneis und Syenit. Solche Uebergäange ln
die Beitimmung von Felsarten oft ungemein.
Die Felsmaffen der Erdrinde erfcheinen nirgends vollfoms
men ganz, fondern bald fo, bald anders zeripalten, zerffüftet,
abgefondert, von horizontalen oder geneigten bis faft fenfrechten
418 Allgemeine Naturgefchichte. V. Buch.
Kiffen durchfchnitten. Hieher gehört die Schichtung, ein für
Bergbau und Geognofie höchft wichtiged Verhältniß, das nicht
felten auch die Dberflächengeftalt der Länder bedingt. Gewiffe
Gefteine nämlich beftehen aus auf einander liegenden Lagen,
(wie ein Buch aus Blättern) die mehr oder weniger parallel
und eben, oft aber auch wellenförmig, aufgerichtet, verworfen,
zertrümmert erfiheinen. Sie find, wie bereits Bd. I. ©. 395 aus⸗
einander gefeßt wurde, nad; und nach aus dem Waffer abges
fest worden, und fohließen organifche Nefte ein. Die Schichten
find bald ſöhlig, (der Horizontalebene yaralleD hald muldens
förmig; manche zeigen flache Erhöhungen, dach- oder ſattel⸗
förmige Geftalten, Man nimmt befanntlich an, daß die fühlige
Lage die regelmäßige und urfprüngliche fei, und daß die unregels
mäßigen Lagen durch Hebungen und Senfungen, in Folge von
feitlichem oder von untenauf wirfendem Druck und äußerliche
Erfchütterungen entftanden feien.
Sm Zechfteinz und Ruhferfchtefergebifhe und in der Altern
Steinfohlenformation find die Schichten öfter& nach Flächen ge
trennt, von welchen fie dDurchfchnitten werden, wodurch jene Vers
fehiebungen und Verwerfungen entftehen, welche man Rüden,
MWechfel, Sprünge nennt. Auch plutonifche Gefteine zeigen
in einigen Fällen äHhnliche Berhäftniffe. — Unter Abfonde
rung verftehr man die Trennung der Keldmaffen in mehr oder
minder regelrecht geftaltete, (recht- und fihiefwinflig parallelo—
piredifche, prismatifche 2c.) und auf mannigfache Weife geordnete
Stücke. So find der Duaderfandftein, bunte Sandftein, Keupers
fandftein haufig in rechtwinflige Tafeln abgelondert; Laven, Diorite,
Trachyte, Bafalte, Dolerite ꝛc. in 3 — Hfeitige, einen Zoll big
mehrere Fuß Dicke, wenige Fuß bis 200 hohe Sänlen, welche durch.
Zerfpaftung entftanden find. Die Säulen mancher Bafalte und
Dolerite find in Glieder abgetheilt. Gewiffe Feldfteinporphyre
und Phonofithe find durch oft wiederkehrende Kfüfte in meift
dünne, geradfchalige Stücke gefchieden; manche Diorite, Bafalte
und Laven durch gefrümmte Spalten in Kugeln, (von wenig
Linien bid mehrere Fuß Durchm.) und fphäroidifche Stüde. —
Außerdem find gefchichtete und ungefchichtete Felsmaſſen vielfach
. getrennt Durch Riffe und Spalten von unbeſtimmter Richtung,
\
Bon den gemengten Mineralien. 119
wodurch die Zerflüftung entfteht, welche mit der Entftehung
der Gebirgsmaffen zufammenhängt. . Zerflüftung kann eintreten _
beim Vertrocknen und Zeripriugen neptunifcher, bei Gasentwick⸗
fung in plutoniſchen Gebirgsarten; durch Erdbeben, Ausſpüh—
lungen. Defters find die Wände der Klüfte mit Fryftalliniz
ſchen und kryſtalliſirten Mineralien bekleidet. — Schichtung,
Abſonderung und Zerklüftung machen das Zudringen der Waſſer
an ſehr tiefe Punkte der Erdrinde möglich.
Gleich den eingemengten Mineralien ſind auch die Fels—
arten an keine beſtimmten Verbreitungsgeſetze gebunden. In den
verſchiedenſten Gegenden kommen identiſche vor; wie z. B. die
Granite von Quebeck genau manchen Finnlands gleichen, und
die Granite mit großen Feldſpathkryſtallen von Venezuela denen
von der Schneekoppe und manchen ſchottiſchen zum Verwechſeln
ähnlich ſind.
uneberſicht der Felsarten.
J. Ungleichartige Geſteine.
A. Körnige Geſteine. Hieher gehören: Der Granit, eine
Verbindung von kryſtallin. Feldſpath- und Duarzförnern u. Glim—
merblättchru; der Brotogyn, ein förniges Gemenge aus Feldfpath-,
Duarz- u. Talftheilen; Spenit, von welchem man gemeinen ©.
unterscheidet, der aus Feldfpath» (oder ſtatt deffen aus Labrador—
oder Beriklin-) und Hornblendetheilen. im körnig-kryſtalliniſchen
‚Gefüge (oft mit Ouarz, Glimmer, Titanit gemengt) beſteht; ferner
Zirkonſ., aus Hornblende, Feldfpath u. Zirfon, endlich Sypers
ſthenſ., aus en, Feldfpath- und Labradortheilchen zufam-
mengeſetzt; im Diorit find Hornblende oder Feldikein (oder ſtatt
deſſen Labrador), auch Periklin innig, feſt aber regellos gemengt;
im Dolerit find Feldſpath, meiſt Labrador, Augit und Titan- oder
Magnereifen fryifallinifch förnig verbunden; ſtatt des Feldſpaths it
in manchen Doleriten Sauſſurit vorhanden, während bei andern
Nephelin oder Analzim zum Gemenge treten; die fogenannten För-
nigen oder gefledten Bafalte faın man eben fo gut den Doles
‚riten beizählen; Gabbro ift ein förniges Gefüge von Felditein 09,
Saufurit, mit Bronzit od. Echillerfpathb, manchmal mit beiden
dder mit Strablfies; im Eflogit (Smaragditfels) find Strahliicin
oder Augit und Granat vereinigt; der Pyromerid ik ein Feld»
fleinteig mit quarzigen Einmengungen und darin ——— Kugeln
aus Feldſpath oder Feldſtein mit Quarz.
4120 ANgemeine Naturgefchichte. V. Bud.
B. Schieferige Geſteine. Zu ihnen rechnet man den Gneis,
ein Förnig-fchieferiges Gefüge von Feldfpath, Duarz und Glimmer,
zuweilen mit beigemengten Granaten; Glimmerfchiefer, Duarz
und Glimmer in wechfelnden Lagen fibieferig verbunden, manchmal
mit eingemengten Feldfpath, Sornblende, Turmalin und vorzüglich
Granat; Stafolumit (Gelenfquarz, biegfamer Sandſtein), Förnige
fehief. Gefüge von Quarz u. Talk oder Chlorit, wobei Talk oder
Chlorit die Quarzkörner gelenfarrig umfchließen, und fo die merf-
würdige elojtifche Biegfamfeit bewirken; Eifenglimmerfchiefer,
Eifenglimmer u. Quarz, forn. ſchief. verb., meiſt mit beigemengten
Goldblättchen; Dioritfchiefer, Felditeın u. Hornblende od. Augit
in geradem u. dDicfchief. Gef. verb.; Topasfels, Topas, Duarpu.
Zurmalin törnig fibiefr. verbunden.
C. Porphyre. Hieher der Feldſteinporphyr (Hornikeinp.),
der Hauptmaſſe nad) aus Feldſtein beitebend, im welchen Krvitalle,
Irpflallin. Th. u, Körner von Duarz u. Feldfpath, manchmal auch
Hornblende u. Glimmerth. eingemengt find.
II. Gleichartige Gefteine
A. Körnige Gefteine, Beim Sranulit if die Hauptmaffe
förniger-Feldflein; weiß in's Graue, Gelbe, Nöthliche, Br. Fleins
fplittrig; <«baratteritifch find eingem. Granatförner, Diiihen- und
Hornblendeth. Brim Quarzgeſtein if die Hauptmaſſe Quarz, der
beim körnigen D. kryſtallin. bis dicht, weiß, grau zc. iſt, beim
poröfen Q. zahllofe Feine Höhlungen mit Duarzfäden oder Duarz-
infiltrationen einfchließt. Das Hornblendegeitein iſt ſchwarz
in’s Grüne u. Graue; beſteht aus Hornblende, bisw. mit Granaten,
Glimmer, Kiefen. Der Augitfels, grün, feltener braun u. grau,
beſteht aus mehr od. minder feinförn, Augit. Der körnige Kalf
(Urkalk, Marmor) iſt kryſtallin., foren. blättr. fohlenf. K., weiß,
manchmal grau, blau, gelb, roth, oft Idokras, Granat, Hornbl.
Glimmer beigem. halt. Der Förnige Gyps iſt manchm. faſt ſchup—
pig u. blättr., fchneeweiß, in’s Graue, Röthliche, Gelbe übergebend,
fibließt bisweilen Borazitfryftalle, Glimmer, Quarz ein. Der Dolo—
mit it kohlenſ. Kalk, verb. mit kohlenſ. Talk in’ feyitallin. körn.
Gef., oft mir Löchern u. Höhlungen, welche von Bitterfpatbfryft.
ausgefleidet werden; weiß in’s Gelbe u. KRöthliche, gelb, grau in's
Braune, Sit etwas fchwerer als fohlenf. Kalf. Steinfalz; fürn.
Salzmaffe, weiß, grau, blaulich, roth, oft durch Einmengungen
verunreinigt.
B. Schieferige Gefteine. Talffchiefer; gran, in’s Weiße,
Grüne, Röthlichez kryſt. Staurolith, Dilihen, Turmalin, Strahlſt.
einfchl, Hornblendefchiefer, fchiefr. Hornblendemaffe. Chlorite
/
Bon den gemengten Mineralien. 121
ſchiefer; lauch-⸗, berg-, ſchwärzlichgrün; ſchließt beſond. Magnet⸗
eiſenoktaeder u. Bitterſpathrhomboeder ein.
C. Dichte Geſteine. Uebergangskalk; dichte, im Bruch
ſplittr. Kalkmaſſe; grau in's Blaue u. Nothe, blutroth, gelblich;
oft von Kalkſpathadern durchzogen. Bergfalfz Fohlenf. 8. von
fplittr. Br., grau in's Echwärzliche, Gelbe, Weiße; bisw, Kalk—
erde, Eifen, Bitumen, Kiefel halt. Zechſtein; Kalk v. fplittr.
in’s Muſchl. u. Ebene verlauf, Br. , unrein grau in’s Schwärzliche.
Muſchelkalk; feinfplitt., faſt ebener, auch flachmuſchl. Kalf; dunfel-
gran in’s Bläulichſchwarze, graulichweiß in’s Gelbe; oft mit beigem.
Thon oder fohlenf. Talf. Liaskalk (Gryphitenfalf); dicht, häufig
bituminds oder thonigz Br. fplitt., felten feinförnig. Dunfelgrau
in’s Schwärzlichbraune. Jurakalk; dicht, gelblich oder graulich-
weiß, immer fehr Ficht; Br. mufchl,, auch fplitt. (Variet. litho-
graphifcher Stein). Kreide; Kalfmafe, Br. fein u. groberdig,
eben, in’s Splittrigei weiß bis gelblich u. graulich, Grobfalf;
oft ein Gemenge aus Falk. u. Fiefel. Sande, Thon ꝛc. Gelblichgrau
u. graulichweiß in’s Graue u. Braune, — Sn den tiefern Lagen der
Kreide u, des Grobfalfs find oft Punkte von Grünerde- oder chlorit-
ähnlicher Subitanz eingem. Beim Süßmwafferfalf unterfcheidet
man Dichten; diefer iſt weiß, grau, feltener braun; Kiefelfalf,
weiß oder grau, von Kiefel durchdr., Travertino, eine ‚dichte,
häufiger zellige und blafige Kalkmaſſe; graulich- u, gelblichweiß,
in’s Graue, Gelbe u. Braune; endlich Kalktuff, mehr od. weniger
blafig, fchwammig, pords, auch röhrenf., falaftit.; nach pflanzli-
chen Theilen gebilder; Farbe gelblich- u. graulichweiß, in’s Graue
und Braune, feltener fchwärzlih. Mergel ift mit Thon u. Kiefel
vd, beiden gemengte Kalfmaffe, im Großen manchmal fchieferig; der
gemeine M. iſt graulich-, gelblich-, grünlich-, vöthlichweiß, in’s
Graue, Braune u. Rothe; beim Keuper- od. bunten M. wechfeln
bunte Farben ab. Der bitumindfe Kalk (Stinfftein) erhält Ge-
ruc u. graue, braune, fchwärzl, Farbe von beigem. Bitumen. Am
Dolithenfalf (Rogentein) find graue, braune, gelbe Kalfförner
durch einen gleich = oder verfchieden farbigen, falfigen oder Falfig
thonigen Teig geb. Der Purbeckkalk if dicht, thonig; der Port—
landkalk meiſt erdig, mit etwas quarzigem Sand gem.; Coralrag
nennt man einen theils oolithifchen, theils mehr fiefeligen od, ſandi⸗
gen, öfters auch lockern, freideähnlichen Kalt, Den Bolypenfalf
harafterifiven zahllofe foffile Zoophuten. Der jüngite Meeres
kalk iſt dicht, Licht, manchem Surafalf ähnlich, zuweilen viele
fandige Theile führend. Der Phonolith (Klingftein) beſteht aus
Feldſteinmaſſe, fait immer mit eingem. Feldſpathkryſtallen, Gefüge
Tchiefr., Br. fplitt.; rauch- umd afchgrau in’s Braune, Grüne,
Schwärzliche, bisw. gefledt; fi beim Verwittern mit weißer erdiger
41998 Allgemeine Naturgefchichte. V. Buch.
Minde bedeckend. Der Kieſelſchiefer if Kieſel mit Thon/ Kohle,
Eiſenoxyd, ſchwarz od. grau, meiſt allenthalben von weißen Quarz⸗
adern u, Schnüren durchzogen.
III. Scheinbar gleichartige Gefteine.
A. Körnige Gefteine. Hicher gehören die Lava, ein Ge—
menge aus Feldfpath- oder Labrador-, dann aus Augit- und titan-
baltigen Magneteifentheilen, oft noch mit Leuzit, Sodalit, Harmo-
tom, Dlivin. Häufig porös, durchlöchert, blafig. Br. uncben,
fplittr. bis mufchl, Grau, braun, feltener roth oder fchwarg. Der
Anamefit (bafalt. Grünitein) hält die Mitte zwifchen dichten Bafal-
ten u. förnigen Doleriten. Dunkel grünfihfönens. Mancher fchließt
—— von Sphäroſiderit ein.
Schieferige Geſteine. Der —— iſt vorherr⸗
— aus Glimmer, dann aus Theilen von Quarz, Feldſpath, Talk,
vielleicht auch Hornblende, ganz innig u. homogen aggregirt. Gefüge
ausgez ſchiefr., Br. fplitte. bis erdig. Grau, ſchmutzig grün, roth,
braun, ſchwärzlich. Mancher hält Chiaſtolithkryſtalle. Man unter—
ſcheidet Dachſchiefer, Wetzſch., Zeichnenſch., Griffelſch., Alaunſch.,
Killas. Der Kupferſchiefer iſt Kalk u. Thon, von verſchiedenen
Metallen, beſonders Kupfer, auch von Erdpech chem. u. mechaniſch
durchdr. Schwarz. Gef. ſchiefr., Br. uneben, feinkörn. Kohlen—
ſchiefer (Schieferthon), nennt man einen kohlen- oder bitumen—
haltigen Thon von grauer in's Schwärzliche, ſeltener Rothe neigen-
der, an der Oberfläche brennender Steinkohlenflötze gelber, rother,
brauner Farbe. Der Brandſchiefer iſt eine viel Erdpech halt. Var.
Der Liasſchiefer (Liasthon, Mergelſchiefer) beſteht aus thon.,
kalk., bitumin. Theilen, iſt grau in's Schwärzliche, oft ſehr dünn»
blättrig. Klebſchiefer iſt ein thoniger, dünnſchtefr. Mergel,
licht gelblichgrau in's Weiße, hängt ſtark an der feuchten Lippe u.
umſchließt oft Menilithmaſſen. Der Polirſchiefer iſt böchit dünn»
fchieferig, gelblichweiß in’s Graue, zerreiblich.
C. Porphyre. Beim Trachyt iſt die Hauptmaſſe feinfplittr. ’
meist höchſt fleinförn. Feldſpath; graulichweiß, grau in's Gelbe,
Nothe, Grüne; fie ſchließt wefentlich Kr. von glafigem Feldfp.,
manchm. asch Glimmer, Hornbl. ze. ein. Der Apbanit (Grün,
ſtein-Porphyr) iſt Felditein, innig mit Hornbl. gem , unrein dunfel-
grün, mit Kr. von Feldfpath, feltener Hornbl.
D. Dichte Felsarten. Serpentinfels heißt eine dichte
oder höchſt feinkörn. Mafe, auch ein, inniges Gemenge aus Bronzit-
09. Echillerfpatb - mit Feldſpath- oder Sauſſuritth. Grün in’g
Braune, Graue, Schwärzliche, gleich gefärbt oder gefleckt u. ge—
ſtreift. Br. ſplitt. Schließt Schillerſpath, Bronzit, Talk, Eiſen,
-Bon den gemengten Mineralien. | 4125
Arfenit, Kupfer ein, wird oft von Amtanth- und Asbeitfchnüren
durchs. Baſalt beſteht aus höchſt innig gem. Augit-, Labrador-
oder Feldfpath- u. Magneteifenth. Graulich- und blaulichfchwarz.
Hm dichten häufig Dlivinförner ; im blafigen zeolithifche Subſtanzen.
Wade (Eifenthon 3. Th.) it aus feldfpath. Mineralien, Augit,
Magneteifen, Dlivin höchſt innig gem.; dicht blafig, ſchwammig;
grün, grau, braun; Blafenräume mit Kalkfvath, Aragon, Achat
erfüllt. Der Schalftein iſt bald mehr dipritifch, bald mehr chlorit.,
- auch wade- u. thonfchieferart. Dicht, zeig, blafig. Unrein, grün,
grau in Braun u. Roth. Der Augitporphyr Ändert ungemein ab,
ift ſtets dunkel gef., fehwärzlichgrün, fchwärzlich - od. grünlichgran,
hält fehr, viel Augit, dann Albit, auch Epidot, in den Blaſen—
räumen Kalffpath, Prehnit ꝛe. Alaunfels it dicht, zellig, zer
freffen. weiß im’s Gelbliche, Braunliche, Grünliche, fchließt Alauns
fein, Schwefel ꝛe. ein. Vom Thon unterfcheidet man mehrere
Bar. Der gemeine Th. ift bald feiner, bald gröber, fol aus aufgel.
Feldfpath-, Hornblende-, Glimmerth. beitehen, hält bald mehr Kalk,
bald mehr Kiefel, ift unrein weiß, grau, blau, roth, grün. Der
plaftifche TH. wird mit Waffer zum bildfamen Teige, Der Lon—
don Th. iſt dunfel gef. und hat oft grüne Körnchen eingem.; der
Wälderth. if braun, der Gault granlich blau, Falfig; der Kim—
‚meridge Th. grau, blau, gelb, fchiefr. mit vielen Gypseinſchlüſſen;
der Drford TH. it dunfelblau, zäh, ſchließt viel Eifenfies und
Gypsfpath ein; der Kohlenletten ill grau in Braun u. Schwarz,
fchiefr,, oft fandig, bält häufige fehr Fleine Glimmerfchüppchen; der
Salzthon, rauchgrau von Farbe, bituminds, fehlicht viel Salz
theilchen, auch Salzitüde ein.
E. Glasartige Geſteine. Pechſtein if verfchieden, meift
unrein grau, grün, voth, braun, fchwarg, gelb; fettgl., Br. mufchl.
in’s Splittr.; beiteht, wie der Obſidian, Perlſtein und Bimsitein
vorzügl. aus Kiefelerde. Obſidian iſt waſſerhell, meift aber vers
fchieden ſchwarz, felten grün, gelb, blau, voth, weiß, manchmal
gefledt oder geflreift, durch. bis a. d. 8.9. Perlſtein if ver
ſchieden grau, gelb, roth, braun, auch geflreift od. gefledt, a. d.
8. d., perlmutter- od. wachsgl, Bimsſtein ift weiß, gelblich,
graulich, bräunlich fchwarz, a. d. 8. d., blafig, durchlöchert,
fhwammig, oft leichter als das Waſſer. Verglaster Kohlen
fchiefer u. verglaster plaftifcher Thon il verfchieden grau,
dann Iavendelblau, gelb, roth, mehr oder- minder ausgetrodnet,
aufgeriffen, zerborften.
F. Schladenartige Geſteine. Verſchlackte Lava if
ſchwarz, braum ꝛc. porös, aufgebläht, von gewundenen fadenf. Ge
bilden dürchz., ohne Einfchlüfe in den Blnfenräumen. Der ver
ſchlackte Bafalt (rheinifche Mühlftein) Fommt von fchwarger ,
4124 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Bud,
grauer, brauner, rother Farbe vor; Anfehen blafig', fchaumig, felten
glaſig; umfchließt verfchted. durch Feuer mehr oder minder umge-
wandelte Geſteine. Einiger zeigt auf der Dberfl. hervorragende, zu
Gittern oder Neben verbund. Leiſten. Erdſchlacke iſt fchaumig,
an d. Oberfl. bisw. verglast; ſchwarz, braun, roth, grau; fchlieht
nur Kohlenfchiefer-, Duarz-, Porphyrfragmente ein.
IV. Trümmergefteine.
Grauwacke nennt man Körner, Stüde, Gefchiebe von Quarz,
Thon, Kiefelfchiefer, Glimmerſchiefer, Feldſteinporphyr, Kalk, durch _
eine quarzige Thonfchiefermafe verfittet. Grau in Blaulich und
Schwärzlich, röthlichbraun. Bald ein feiner Sanditein, bald eine
grobe Brescie. Grauwackeſchäiefer if eine feinfornige fchiefrige
Grauwacke. Alter rother Sanditein ſtellt ein grobförniges Ge-
menge aus QDuarzgefihießen, Bruchſtücken von Feldfpath, Grau—
wadenfchiefer,, Glimmerfchiefer, - Glimmer durch thonig-Falfigen od,
fiefeligen Teig gebunden dar, Noth, braun, grau. Kohlenſand—
fein ift grau in Gelb und Wei, beſteht aus Duarzförnern, durch
erdigen zerſetzten Kohlenfchiefer zufammengehalten. Todtliegendes
nennt man ein Geitein, in welchem Gefihiebe, Broken zc. von
Quarz und verfchied. granit. Felsarten in eifenfhüßigem bräunlich-
rothem oder grauen Fiefeligem oder Falfigem Zeig liegen. Dan
unterfcheidet rothes, graues, weißes I. Im bunten Sandfein
find Quarzkörner durch eifenfchüßigen Thon, feltener durch Quarz
geb. Roth; roth u. weiß geflreift.oder gefledt. Zeigt häufig rund»
liche oder plattgedrüdte Thonmaffen, Ausfcheidungen des Säments,
Der Kupferſandſtein iff breecienartig, weiß, auch feinkörnig,
grau oder braunroth, gefledt, geſtreift; das Bindemittel thonig,
die Körner quarzig. Liasfanditeim it grob- oder feinförnig, das
Bindemittel kalkig, tiefer mehr mergelig oder eifenfchüßigthonig,
bald weiß oder gelblich, bald roth in Braun. Der grüne Sand—
fein if ein wahres Konglomerat, enthält große Duarsgefchiebe, iſt
öfter auch feinkörnig; beſteht aus Duarzförnern durch Thon- oder
Kalkkitt, oft fehr locker verb. Graulich- u. gelblichweiß, braunz
mit fchwärzlich grünen Eifenfilifatrünftchen, Eifenfandftein ſtellt
Quarzkörner u. Gefchiebe durch eifenfchüßig Fiefeligen Kitt (oft fehr
oder) geb. dar. Braun, in Roth. Molaffe ift graulichblau in
Grün, gelb, manche mit fchwärzlichgrünen Bunften und Körnern.
Quarz⸗/ Feldſpath-⸗, Hornblende-, Kieſelſchiefer-, Glimmerth. find
in ihr durch kohlenſ. Kalk, Thon= u. Talkerde u. Eiſenoxyd grob⸗
oder feinkörnig, vielfach wechſelnd verb, Mufchelfalf vu. Sand
fein (jüngerer Grobkalk) if ein grobes. Aggregat von Quarzförnern,
Sand, Muscheln u. deren Bruchſtücken, in kalkigem, thonigem,
J
Von den gemengten Mineralien. 125
mergeligen oder eifenfchüßigem Teig. Grau in Gelb u. Braun. Der
jüngfte Meeresfandftein entficht aus dem thon- oder eifenhalti-
gen, durch. kalkige Einfeihungen verwitterten Meeresfand. Gran,
röthlich; roth u. weiß ‚geflreift. Nagelflue nennt man Fragmente
von Kalkſtein, etwas Sandflein, Grauwacke, Porphyr durch Falfig
fandigen Kitt verb. Knochenbreceie beſteht aus Thiergebeinen,
Weichthierfchalen , Kalkſtücken ze. durch rothen eifenfchüßigen, meift
fehr Falfigen Thon geb. Tapanhoacanga nennt man ein Geflein,
das aus Bruchſtücken von Eifenglanz, Eifenglimmerfchiefer, Braun.
und Magneteifenjtein durch Rothe, Braun», Gelbeifenoder verkittet
beitehbt. Das Trachyttrümmergeſtein bilden Fragmente von
Trachyten oder auch Baſaltſchlacken u. Bimsſtein, durch aufgelöste
trachyt. Grundmaffe geb. Beim Bimsfeintrümmergeftein find
die Fragmente entweder ohne Teig mit einander verfchmolgen, oder
durch einen Bimsiteinfitt verb, Beim Traß ſchließt eine edige, gelb-
lichgraue od. hellbraune Maffe Fragmente von Bimsftein, Schladen,
andern Felsarten ein. Beim vulfanifchen Tuff iſt die Haupt—
maffe grau, braun oder roth, feinförnig, auch erdig, und in ihr.
find Lava-, Augit-, Feldfpath-, Leuzit-, Glimmertheile eingefchlof-
fen. Die Hauptmaffe des Pauſilipptuffs iſt graulichweiß oder
licht ſtrohgelb, erdig, weich, u. ſchließt Fleine Lava- u. Bimsitein-
fragmente ein, Beim Peperin iſt die Hauptmaſſe wackeartig, weich,
afchgran, u. enthält Therle von Lava, Dolomit, Augit, Magnet»
eifen, Glimmer. Bhonolithtuff if ein licht afchgrauer od. röthli-
cher Teig, wenig feit, oft mit Höhlungen, welche Bhonolith, Augit,
Hornblende, Quarz einfchl. Bafaltfonglomerat (Bafalt- oder
Trapptuf) beiteht aus Bruchſtücken von Baſalten, Doleriten, Aname-
fiten, Waden, Ralf- und Sandfleinen, durch ein Cäment von den-
felben Stoffen geb.; zeigt große Verfchiedenheit nach den Gefleinen,
in deren Spalten es empor getrieben wurde. Leuzittrümmer-
geftein dit ein meiſt fehr feites Gemenge aus Leuzit und Augit;
Teig grau.
V. Loſe Geſteine.
Gerölle oder Geſchiebe find oft ſehr groß, bilden manchmal
Bänfe, ja Hügel, und erfiheinen oft durch einen Kitt zu Breccien
verb, Gruß beſteht aus den einzelnen Gemengtheilen von Graniten,
Borphyren ꝛc., welche fih von einander trennen, und am Abhang
u. Fuß von Bergen Lager u. Haufen darftellen. Sand beiteht haupt—
fächlih aus Quarz, iſt weiß in Gelb, Grün, Roth, Braun, wechfelt
fehr an Feinheit. Magneteifenfand befteht aus feinen Magnet»
eifentheilen, mit verfchiedenen begleitenden Mineralien gem. Wal—
Fererde entficht aus zerfehtem Diorit oder Dioritfchiefer, iſt weich,
gran in unrein Grün, Gelb, Weiß, fett anzufühlen. Mergel-
126 Allgemeine Naturgefchichte. V. Buch.
erde beficht aus Iofe verb. fand= od. ſtaubartigen Theilen; iſt braun
oder grau. Löß nennt man ein Ioderes Gem. aus Thon», Talk⸗,
Kiefelerde; iſt gelblichgran. Lapilli find die Fleinen, v. Bulfanen
ausgew. Bruchſtücke dv. Laven, Schlafen, Bimsfteinen. Vulkani—
fher Sand ift ſchwarz, fehwer, glänzend, beftcht aus Fleinen -
Fragmenten vom Laven, Schladen, Feldſpath, Augit, Leuzit,
Magneteifen 20. Vulkaniſche Afche ift Lavaftaub, ziemlich Teicht
‚u. fein, gran, weiß. Die Dammerde entiteht (nebft den faulen.
den Thier- und Prlanzgentheilen) aus Zertrümmerung u. Zerfehung
der vielartigiten Geſteine, und ihre VBefchaffenheit mechfelt daher
fehr. So iſt der Granit= u. Gneisboden Fornig, zeigt häufig noch
fleine Glimmerblättchen, Duarzförner 20.5 der Kalkboden it grau
oder weiß, und führt viele edige Rollſtücke; der Thonboden iſt fett,
fhwer, auch Ichmig, grau, gelb, roth, braun, giebt zum Theil mit
Waſſer bildfamen Teig, fchwindet uw. berftet beim Austrod’nen; der
Sandboden iſt locker, troden, hellfärbig; der —— und Lava⸗
boden fett, ſchwärzlich oder dunkelfärbig.
VI. Kohlen.
Ueber ſie — man ©. 413; über den Torf Bd. I. S. 404. Am.
% *—
*
Anwendung der Felsarten.
‚ Granit, Syenit, Porphyr, förniger Kalf und Gyps, Dolomit,
Gabbro, Bafalt, manche Sanditeine liefern feit uralter Zeit das Mater - -
tiale für die verfchiedenften KRunft- u. Bauwerfe; zum Hausbau ge—
braucht man weniger häufig auch noch Diorit-, Talf-, Hornblendes,
CHloritfchiefer,, Trachyt, Bafalt, Lava, Lehm, felbft Dammerde.
Zur Gewölb- u. Kellermaurung dienen befonders Lava, Wade, Tra-
vertino, Kalftuff und granit. Geſteine; als Mörtel und Kitt Kalfe,
Lehm, Traß; zum Dachdeden Thon», Hornblende», Glimmerfchiefer;
zum Tünchen Kreide u. gebrannter Kalk; zum Waffer- u. Straßen-
bau Granite, Bafalte, Laven; zur Bodenverbefferung Mergel, Kalk
feine, Kreide, Salzthon; zur Gefchirr- u. Glasbereit. plaft. Thon,
- Bafalt, Lava, Kalt; zum Wehen Wetz-, Kiefelfchiefer; zum Bren-
nen Stein⸗ ‚und Peauiphlch, Torf.
Sehdtes Bud.
Bon den ſekundaͤren Organismen und ihrem
Leben uͤberhaupt.
Literatur. Treviranus, Biologie od. Philoſophie d. lebenden
Natur. 6 Bde. 8. Bremen, 1802 — 22. — Desf. Erſcheinun—
gen u. Gefehe des organ. Xebens. 2 Bde. 8. 1830 — 33, —
Schelling, über das Leben u. feine Erfcheinungen. Landsh.
1506. — Dfen, Biologie. Göttingen, 1805. — Ehrhard,
das Leben und feine Befchreibung. Nürnb. 1816. — Wild
brand, allgem. Phyſtologie. Heidelb. Leipz. Wien, Be BL
Burdach, die Phyſiologie als Erfahrungswiffenfchaft.
1 —5. Lpzg. 1835. — Außerdem viel Allgemeines in —
Lehrb. der Phyſtologie, namentl. in jenem von Koh. Müller.
Leſenswerth iſt auch Virey's Art. Vie im: Diction. d. scienc.
medic. vol. 57 p- 434 sq-
I. Gauptftück,
Weſen des Lebens. Begriff des fefundären Organis
mus. Unterfchiede desfelben von unorganifchen
Körpern.
In der fefundären Drganifation, welche ſich auf unferer
Erde entwickelte, ftellen fich neue Kategorieen der Welterfcheis
nungen dar. Es follte auf unferm Planeten zu höhern Schöpfuns
gen fommen, weldye in gewiffer Rückſicht eine Wiederholung
und Steigerung früherer Kräfte im Fleinften Raum zufammens
128 Allgemeine Naturgefchichte. VI. Buch.
gedrängt darftellten, fich endlich immer unabhängiger von der
äußern Natur zu entichiedenerer Individualität, freier Bewe-
gung, Bewußtſein, endlich zur Erfenntniß ihrer felbft und der
Melt erhöben. — Seit den ülteften Zeiten fuchte man das
Weſen des Lebens zu erflären oder doch zu definiren. Cine
Reihe von Meinungen hierüber findet ſich unten angegeben.
Virey aber bemerft mit Recht: die größte und fchwerfte Frage nad)
der über die Gotfheit felbft fei jene nach dem Weſen des Lebens.“
Und diefes ift fein Wunder, denn das Leben ift in Wahrheit
ein Unendliches, ift, fo zu fagen, die fortwährende Einwirkung.
der Gottheit felbft. Ich möchte es mit einem Deean vergleis -
chen, der um fich felbft rotirt, und auf-dem zahlloſe Wellen
auffteigen, um bald wieder in die gemeinfame Fluth zu ver:
finfen; einem unerjchöpffichen Kichtmeere, aus welchem fortwäh-
rend Millionen Strahlen hervorbrechen, um bald zu erlöfchen,
und andern Pla& zu machen. Es iſt ein taufendgeftaltiger Pro-
teus, eine ungebrochene, in Myriaden Weſen verfchieden ger
artete, durch Myriaden Veränderungen fortfchreitende Kraft.
Einige Phyfiologen (ſo Burda) feben das Weſen des
Lebens in ununterbrochene Thätigfeit, welche ald Bewegung und
Mifchungsveränderung erfcheint. Diefe Definition paßt aber auch
vollfommen auf das Leben der primären Organismen oder Welt
forper. In den fefundären Organismen wird das Leben jedoch
viel inniger, Fonzentrirter, indem die fonft durch ungeheure
Maflen und Zeitdauern zerftrenten Weltkräfte in Zeit und Raum
näher zufammentreten und ein rafcheres Mechfelfpiel eingehen.
Die fefundäre Organifation der Weltförper entſteht da-
durch, daß fich auf jedem das ganze Univerfum im Kleinen dar-
zuftellen fucht; der Himmel mit all feinen Kräften, feinen Myria-
den Sternen fieht auf die Erde nieder, die feine Pracht nnd
Bielheit wiederzufpiegeln ftrebt, was in Myriaden verfchiedener
Gattungen erganifcher Weſen gefchieht. Das Pflanzen» und
Thierreich entſprechen wahrfcheinfich den’ zwei großen Haupt:
klaſſen von Weltförpern, den dunfeln planetarifchen, und felbft-
feuchtenden folaren, Im Menfchen hingegen ift nicht bloß die ger
ſchaffene Natur abgebildet, fondern der fchaffende Weltgeiſt ſelbſt.
Das ift eben das aroße, vor allen Augen fortwährend gefeierte
Bon d. fefundär. Organismen u. ihrem Leben überh. 429
Weltmyſterium, daß ſich das AU in vielerlei Einzelwefen mit
einem größern oder geringern Theil feiner Kräfte (ausgeſprochen
in den verfchiedenen Organen und Spyftemen) wiederholt, die
und dann, indem fie zur Einheit verfchmelzen, al8 Seelen
erfcheinen, welche alle eine Vielheit in der Einheit darftellen.
(Göthe feheint Aehnliches geahnt zu haben, wenn er fagt: „Kein
Lebendiges ift ein Eins, immer iſt's ein Vieles.) Hieraus erflärt
fich Die in jedem Organismus mehr oder minder ſtatt findende Ber
ziehung all feiner Syfteme und Organe auf ein immaterielles,
vor ihnen vorhandenes Centrum; eine Beziehung, welche bei dert
fefundären Organismen befonders Har hervortrit. — Schon
Bud) I. Hptſtck. IX. haben wir den hauptfächlichiten Unterfchied
derfelben von den primären in die Fortpflanzungsfähigfeit geſetzt;
ein merfwürdiges Vermögen, welches im letzten Hauptſtück diefes
Buches feine Erläuterung finden wird.
Mährend Die unorganifchen Körper, nämlich "die Grund.
ftoffe und Mineralien, fich nur auf andere und auf die kosmiſchen
Kräfte beziehen, von welchen fie Veränderungen erleiden, ift die
Selbftbeziehung der organifchen fo_innig, daß fie feinen Augen
blicf aufgehoben werden fann, was mit der Beziehung auf
andere allerdings möglich ift. Das innerliche, ſich felbft ber
wegende Sein der fefundären Organismen will’ fi immer mehr
aus dem Allfein abfondern, ſich ihm als ein Selbftitändiges ent-
gegenſetzen, individualifiren. — Während äußere Einwirkungen
" auf unorganifche Körper Forrefpondirende Wirkungen hervorbrins
gen, wirfen fie beim Organismus nur ald Reize, und können
entiprechende oder ganz abweichende Wirkungen veranlaffen. So
erjcheint das Leben der fefundären Organismen ald Erregbar-
feit, welche der Erregung fosmifcher Kraftäußerungen, 3. 2.
der Elektrizität, des Lichts zwar verwandt, aber mit ihr nicht
identifch ift. Ein fefundärer Organismus ift ein, wenn auch
nicht immer räumlich, doch der Idee nach gefchloffenes, durch
die Außenwelt, fo wie durch ſich felbft -erregtes und bewegtes
Weſen, welches feine Art fortpflanzen fann. — Die Ber:
fchiedenheit der Drganismen von den Mineralförpern ift nicht
bloß im innern Wefen vorhanden, fondern auch in Form und
— ausgeſprochen. Bekanntlich gehören die Kryſtallformen
9
AED, Allgemeine Naturgefhichte. VI. Buch.
der Elementargeometrie an, während die zahllofen Frummen Linien,
welche die Begrenzung der organifchen Körper darftellen, in das
Gebiet der -höhern Geometrie, nach Bieth fogar einer von und
nicht erreichten fallen. Die Molefule der Mineralien find wahr,
fcheinfich polyedrifch, die Elementartheile der Organismen, fo
wie deren Keime ſphäroidiſch. — Während die Mineralien
binäre, biz, trir, tetrabinäre Verbindungen darftellen, find die.
nähern Beftandtheile der Pflanzen + und Thierkörper meift ters
näre uud quaternäre Verbindungen. Auch im Entftehen, Sein
und Vergehen, treten mächtige Berfchiedenheiten hervor, deren
Darftellung unten folgt. *
Mehrere Philoſophen des Alterthums — fo Pythagoras, Plate,
Ariftoteles — hatten fehon den unendlichen Grund des Lebens
richtig erkannt, während viele der neuern, und befonders manche Aerzte
deſſen Urſache immer in einer Mafchinerie, gewiſſen Springfedern,
Fafern, Nerven 26. fuchten. Hiemit ſtimmen denn auch die ärmlichen
Borftellungen und Definitionen überein, welche fie vom Leben mit»
theilten. Man wird zwar einwenden, die Erfenntniß, daß das Leben
nicht in materiellen Gebilden feinen Grund habe, fondern jenfeits
der Materie, fei ein mehr negativer, als pofitiver Gewinn. Es iſt
aber ficher nicht zu läugnen, daß auch die Gewißheit, daß etwas an
einem Drte nicht vorhanden fei, wo. man es fucht, ‚viel werth fei.
Auch wiffen wir dadurch, daß die Erörterung über die Erſcheinun—
gen des Lebens zwar der Phyſiologie, jene über fein Wefen aber
der fpefulativen Bhilofophie angehöre. „Ariftoteles hatte fchon eine den
Körper bildende Seele, (nicht ihm bloß inwohnende, wie Platon u.
geibnib) angenommen, und fekt in fie auch das bewegende und er-
zeugende Prinzip; Hippofrates dachte fich das Leben als einen
innern Reiz, ein Evoguov; Galen fpricht von einer duvanıg Lwrıxn,
andere alte Bhilofophen von einer duvanig nAnozızn, einem IVEd-
u, einer dvxn, einem Feguov !6. — —
Der Begriff des Lebens wurde auch noch in neuerer Zeit häufig
auf den Menfchen und die Thiere befchränft. Francois Glißon ſtellte
fchon die Musfelreizbarfeit als das Mrelement der Lebenskraft auf,
die er die substantia energetica nature nannte; Stahl, mit tieferm
Sinn begabt, betrachtete die intelligente Seele als das Lebensprins«
zip, welches hingegen Friedr. Hoffmann im die Thätigfeit des Her-
zens ſetzte. Sean de Gorter war einer der Erſten unter den Neuern,
welcher auch den Pflanzen Keizbarfeit zuſchrieb, die indeß Haller
nur der thierifchen Muskelfaſer zugeſtand; Sohann Lups v. Moskau
füchte die Neigbarkeit der Pflanzen durch das Ausfchleudern des
Bon de fekundär. Organismen u. ihrem Beben überh. 4131
Bollens aus den Antheren zu erweifen. Der Graf von Cavolo, Köhl-
reuter, J. F. Gmelin brachten weitere Benbachtungen für die veget.
Reizbarkeit bei; Bonnet fehte ihren Grumd in die Spiralgefäße.
Aug. Unzer u. Sam. Farr, Stahlianer, nahmen einen nicht rationa—
fen Initinft in den Pflanzen an. Van Helmont nahm in jedem be-
lebten Wefen einen archeus faber od. spiritus rector an; Mich, Alberti
u. a. Stahlianer ein principium -energumenon; Crollius ein astrum
internum; Wolf nannte die Lebensfraft vis essentialis, Blumenbach
nisus formativas zc. (Vergl. biefür auch Bd. I. ©, 76 ff.)
Diejenigen, welche die organiſche Schöpfung durch eine
unüberfehbare Kluft von der fogen. „todten Natur“ gefchieden an-
fehen, baben immer das Leben in feiner höchſten Verklärung, und
die Materie in ihrer fcheinbar tiefiten Unthätigfeit vor Augen... Bes
trachtet man freilich einen Stein in der Ruhe, und ein Thier in
Bewegung, dann fcheinen zwei verfchiedene Welten, eine des
Todes und eine des Lebens vorhanden zu fein. Erwägt man aber
die chemifchen und galvanifchen Erfcheinungen an den Stoffen, oder
die Weltförper in ihrer Bewegung, ihrem Leuchten, den Wechfel
in ihren Meeren u. Atmofphären zc., fo gelangt man bald zur Ueber—
zeugung, daß in der ganzen Natur Allleben walte, ausgefprochen in
verfchiedener Offenbarung, und man erkennt, daß die Begriffe einer
belchten und todten Natur falfche nnd einfeitige feien. — Wir finden
run, daß das, was man gewöhnlich organifches Leben nennt,
nie an einzelne Stoffe gebunden iſt, fondern immer an eine ge-
wife Kombination derfelben, wie denn die Pflanzenſubſtanz vor züg—
Tich aus einer ternären Verbindung von Kohlenſtoff, Waſſerſtoff,
Saueritoff beiteht, mit welchen in der Thierſubſtanz fich noch der
Stidftoff zu einer quaternären Verbindung vereinigt. Da aber auch
in einer Leiche, nicht zu lange nach dem Tode alle Stoffe und
‘ihre abgeleiteten Verbindungen vorhanden find, und da im Reime
. eines organifchen Weſens das Leben fchon befteht‘, ehe noch die viel-
fachen in ihın vorfommenden fefundären Verbindungen gebildet wur—
den, fo leuchtet ein, daß das Leben nicht das NRefultat des chemi-
fchen Berhältniffes, fondern diefes eben Produkt und Ausdrud des
Lebens fei. Aus denfelben Gründen kann auch das Leben nicht an
ein Syitem oder Drgan (5. B. Spiralgefäße, Nerven,FHtrn, Herz)
gebunden fein, weil es ſelbſt erſt diefe Syfleme und Organe erzeugt.
Das Wefen eines Organismus, der Grund feinesg eigenthümlichen
Seins, liegt in einer geifligen Geftalt, in einer Verſchmel—
gung von Ideen zur Seeleneinbeit, die fich aus einem über,
finnlichen Grunde mittelfi der Materie zum finnlich Wahrnehm—
baren entwidelt. Freilich, ſteht einmal das Ganze zu feiner Biel-
beit entfaltet vor unfern Augen, und es wird ein‘ zintegrivender,
wefentlicher Theil (4. 8. ein twichtiges Eingeweide) verlest, ein
132 Allgemeine. Naturgefhichte. VI. Bud.
Stein aus dem fchönen Bau geriffen, fo ſtürzt das Ganze zufammen,
weil es ſich in ohne die Idee diefes Theils nicht zum Ganzen hätte
‚ entwickeln können. Zwifchen den verfchiedenen Syfiemen u. Organen
-berrfcht eine präffabilirte Harmonie, eine urfprüngliche Be—
ziehung; eben deßhalb il der Drganismus weder ein Aggregat nodh
ein Mechanismus, obwohl, wie phyfifalifche und chemifche, fo auch
mechanifche Kraftänßerungen im Organismus vorfommen, Der Dr
ganismus iſt aus heterogenen Theilen zufammengefebt, welche
doch zur Einheit -zufammenwirfen. Sie find defto zahlreicher, je
höher der Drganismus ſteht. Man fann fie nicht trennen, ohne
(wenigſtens für einige Zeit) feine wefentlichiien Eigenfchaften aufzu—
heben. Sn der Mineralwelt hingegen iſt Theilbarfeit ohne Zerſtö—
rung des Wefens möglich, weil jeder Theil die Bedingungen feiner
Eriftenz nicht im Ganzen, fondern im fich felb hat, Bei den Kry-
finllen werden durch die Theilung nur die morphologifchen Verhält—
niffe aufgehoben, während die übrigen bleiben. — Sm Organis—
mus fliehen auch alle Theile in einer fortwährenden lebendigen Gegen-
und Wechfelwirfung, und er felbft Heht mit andern Drganismen
und dem Naturganzen in ſtetem Verkehr: Verhältniſſe, von welchen
fich bei den Mineralien nur ein Schatten findet, und die im lebten
Hauptſtück näher erläutert werden. — In der organifchen Natur
herrfcht ferner eine viel reichere Mannigfaltigkeit, als in der Mine—
ralwelt, Die Zahl der auf dem Planeten, vorhandenen Pflanzene
und Thiergattungen geht im die Hunderttanfende, und die der
Mineralgattungen (freilich ein anders gearteter Begriff) erreicht
faum den bundertfien Theil derfelben. Diefer Mannigfaltigfeit, der
Formen entfpricht eine gleiche der Eigenfchaften und Kräfte, von
welchen fich wohl alle in der Mineralwelt vorhandenen, obwohl häufig
verändert und masfirt, bei den organifchen Wefen in Gemeinfchaft
mit neu dazu tretenden finden. — In der Mineralwelt geht die
» Befonderheit, die Tochter der Freiheit, die Sndividualität, größ-
tentheils in der Gewalt der Maſſen unter, und fo iſt nur ein Fleiner
Theil der irdischen Mineralmaffen- deutlich individualifiet, In der
organifchen Natur fleigert fich die Individualität immer mehr
und mehr, bis fie endlich zur Berfönlichfeit wird.
Die allgemeine mechanifche Attraftion fich ſelbſt überlaſſen, bildet
nach Vieth bloß Kugelformen, beim Weltförper, wie beim Thautröpf-
chen; die chemifchen Attraftionen bilden ebenflächig begrenzte Körper,
Kryfinlle. Diefe Formen gehören der Elementargeometrie an. Exit
durch Zuſammenwirken mehrerer Kräfte entſtehen in der unorgan. Ma-
terie Kugelfchnitte u. andere krumme Begrenzungen. Die organifchen
Kräfte aber bringen im Gewächs- und Thierreiche weit mannig-
faltigere Formen hervor. Außer der geraden Linie und dem Kreife
zeigen fich bier eine Menge anderer Frummer Linien, deren. Gleichun-
Bon d. fefundär. Organismen u, ihrem Leben überh. 135.
gen und Konftruftionen der höhern Geometrie, zum Theil, fogar
einer höhern, als wir kennen, angehören. V. meint übrigens, daß
wir den Grund regelmäßiger Formen bei den Kryitallen und organi-
ſchen Körpern nicht einfehen. Er glaubt auch nicht, daß es möglich
ſei, z. B. ein menfchliches Profil geometrifch zu Fonftruiren, wohl
aber manche minder verwidelte Formen. Die wellenförmigen Linien,
welche in der organifchen Natur fo zahlreich vorfommen, nennt V.
Eumaiden, die blattförmigen, birnförmigen und eiförmigen Eons
hoiden, (Mufchellinien) und theilt von beiden Beifpiele ihrer
Berechnung mit. (Gilberts Annal, 1816. 5iter Bd. ©. 226.)
Scht man die Vergleichung zwifchen organifchen und anorgani-
fchen Körpern auf die Struftur fort, fo findet man, daß die
letztern ale Eryftallifiven können, viele zufammengefeßte nicht binäre
organifche Materien hingegen nicht. Auch finden fich die binären in
lebenden Drganismen in der Negel nicht kryſtalliſirt. Wenn die
organifchen Subftanzen Organe- darftelen, fo nehmen fie wie die
anorganifchen bei der Kryſtallbildung beſtimmte Lage, jedoch nad) .
ganz andern Gefehen an. Beim Kryfkallifiven legen fih-nur Theilchen
einer einfachen oder chemifc zuſammengeſetzten Subflang aneinander;
in organifirten Theilen find aber auch Theilchen verfchiedener- Mates
vien auf gefehmäßige Weife vereinigt. Diefelbe chemifch gleiche,
kryſtalliſtrende Materie bildet auch immer kleine Theilchen von glei-
cher Geſtalt und Kryſtalle vom felben Blätterdurchgang , deren For-
men einem bejlimmten Syſtem angehören, Drgane bingegen aus
chemifch gleicher Materie find häufig am Geftalt und Gefüge ganz
verfchieden. (3. B. Knochen und Weichthierfchalen.) Sn der anor—
ganifchen Natur befiben chemifch verfchiedene Körper nur felten die-
felbe Kryitalform, da. hingegen Drgane bei Aenderung ihrer chemi—
fchen Befchaffenheit im Aeußern ihre Form häufig behalten, (4. ®.
Knochen und Knorpel.) Auch hängt das Kryftallifiven u. die Kryftall
form weit mehr von der chemifchen Befchaffenheit der Eubflanzen
ab, als die organ. Form, Die Kryftallmolefule haben ferner auch
bei verfchiedenen Kryftallformen immer die gleiche Geſtalt, und wie
die Spaltbarfeit zeigt, auch die gleiche Lage; bei den organ. Wefen
ift dem ganzen Körper und deffen größern Organen fehr beflimmte
Geſtalt und Lage, den Fleinern Theilen aber eine fehr veränderliche
eigen. Die Geflalt des Körpers und der Hauptorgane hängt alfo
nicht von der Anziehung der Molefule ab. Temperatur, Bewegung,
mechanifche Körper ändern Form und Größe der Kryiialle leicht ab,
während 5. B. das Kind im Mutterleibe, das bebrütete Ei, das
Samenforn auch ziemlich ſtarken Einflüffen diefer Art leicht wider-
fliehen, und auch die Nahrungsmittel der Mutter kaum Einfluß auf
die Geflalt der Frucht äußern. Andererfeits bewirken in den Orga”
nismen manche Umflände, deren flörende Kraft fich chemifch, phyfi-
=
134 Allgemeine Naturgeſchichte. VI. Bud),
kaliſch, mechanifch nicht begreifen Täßt, im fich bildenden Theilen
große Veränderung. (Bei Kaſtraten z. B. entwidelt fih der Bart
nicht, der Kehlkopf nur unvollfommen; bei kaſtrirten Hirfchen ver
fümmert das Geweih. Wird aber bei einem fich bildenden Kryſtall
eine Ede abgefchnitten, fo übt diefes Feinen Einfluß auf die Geftal«
tung der übrigen. Wenn bei einer Mißgeburt fich fein Herz bildet, |
fo. entfichen hiefür eine Menge die andern verbindender Gefäße.
Bei üppiger Nahrung verwandeln fih die Staubfäden durch einen
Rüdfchritt zu einem untern Blatteyflus in Blumenblätter, und es
entiichen gefüllte Blumen. So iſt eben der Organismus ein Syſtem
einander durchdringender Sdeen.) Beim Kryftall wird die Mitte zu-
erſt gebildet, bei Drganismen bilden fich häufig die neben einander
oder ineinander liegenden: Theile gleichzeitig, und haben noch vor
der Berührung eine ganz beffimmte Lage gegen einander. Sn den
Kryitallen find die Höhlungen nur zufällig, in den Organismen nach
Zahl, Lage u. Verhältniß beftimmt, und entſtehen in einer beſtimm⸗
ten Periode des Bildungsprogefies in der umgebenden Subſtanz.
(Die Röhrenfnschen des Embryo bilden fich aus foliden Cylindern
ohne Markhöhlen; die Gefäße entitehen wahrfcheinlich aus folider
Subſtanz.) Die Kryitallmolefule haben nie gefrümmte Oberflächen,
und die aus ihnen gebildeten Blättchen find auch nicht gefrümmt,
fondern eben; die Molefule der Organismen find häufig ſphäroidiſch,
linfenförmig, eylindrifch. (Die Blutkörnchen, welche beim Menfchen
Yioo — oo“ meffen, find linfenförmig, und beflehben aus Kern u.
Schale; die Chylusförnchen meffen Yago’, jene des Speichels 1400’;
die. kleinſten Monaden noch unter Yaroo’’’. Die grganifchen Mole-
tule find aber Feineswegs, die Atome im phyſik. oder philofophifchen
Sinn.) Namentlich beitehen die thierifchen Körper aus einer Aggre—
gation von Molefulen zu Fafern, Blättchen, Häuten. Die Kryitalle
find viel vollfommener ſymmetriſch, als die Organismen; jene häufig
in mehreren Axen, der menfchl. Körper z. B. nur in Bezug auf
eine Fläche. Meberhaupt herrfcht im der anorgan- Natur geometr.
Strenge, wie auch die regelm. Geſtalten der Wafferwellen, Schall»
wellen, Klangfiguren ꝛc. beweifen. (Vergl. Hildebrandt’s Handb. der ,
Anatomie d, — Ate von E. H. Weber beſorgte Ausg, I. Bd.,
©. 116 ff.)
In Nück ſicht er Genifhe Berbhäftniffe findet man, daf
die Organismen Verbindungen enthalten, welche nur ihnen eigen-
thümlich find, von tertiären z. B. Pllanzenfchleim, Stärfmehl,
Zuder, Fett; von quaternären Kleber, Eiweiß, Faſerſtoff, Thier-
fchleim. ‚(Außer den S. 131 genannten vier Grundfioffen fommen
noch eine Menge anderer, doch bei weitem nicht alle der anorgan.
Natur in ihnen vor. Ternäre Verbindungen in der unorgan. Natur
And nur fcheinbar. Das ſchwefelſaure Kalt befieht zwar aus Kaltum,
Bon d. fefundde Organismen u, ihrem Reben aberd. 138
Schwefel, Sauerfioff, aber genau betrachtet ift es eine bibinäre
Berbindung von Kalium u. Sauerftoff, dann Schwefel u. Sauerfloff.)
Unfere egperimentale Ehemie vermag organifche Verbindungen wohl
zu löſen, aber nicht darzuftellen. Die Mifchungsgewichte ferner
zeigen in den anorgan. Subflanzen Feine fo einfachen Zahlenverhält«
niffe, mie in den anorganifchen. Drganifche Körper beſtehen im
Gegenſatz zu unorganifchen gröſttentheils aus verbrennlicher Sub
ſtanz. Die Art der chemifchen Verbindung hängt in den unorgan,
K. nur von der MWahlverwandtfchaft und befondern Beſchaffenheit
der verbundenen Stoffe ab, in den organifchen wird jie durch die
Lebenskraft beſtimmt. Wie beim Wachsthum von Kryftallen fich
neue Schichten Fryflallifirender Subſtanz an die fchon vorhandenen
legen, fo daß das Wachfen durch Superpofition gefchieht, fo er—
folgt Wahsthum und Ernährung der Organismen in allen Punkten
gleichzeitig durch. Intusſuszeption.
Sn den bisher betrachteten Verhältniffen der Organismen und
Anorganismen beitand mehr oder minder noc eine Berwandtfchaft
zwifchen beiden, (denn auch die prganifchen Körper gehorchen den
Gefegen und Kräften der Materie) welche eben eine Vergleichung
noch möglich machte. Geht man aber zu den Funktionen u. Bro-
zeſſen in Mineralförpern u. organifchen Wefen über, fo verſchwindet
endlich alle Aehnlichfeit; die Dafeinszwede und alfo auch die Da-
feinsform beider find gänzlich verfchieden. In der Mineralwelt Ruhe,
Beharrlichfeit; in der organifchen beftändige Metamorphofe, Ent-
fiehen und Sterben, Wechfel der Geſtalten bei bleibenden Typen,
gegenfeitiges Vernichten. Die Mineralien, einmal gebildet, fönnen
nur zerſtört Merden ; die fefundären Organismen prägen vor ihrem
Vergeben ihrer Nachfommenfchaft noch ihren Typus ein, und leben
in ihr fort. Den Mineralien tritt die Äußere Natur nur feindlich
gegenüber, und zeritört fie almälig; den Drganisinen iſt ſie befreun⸗
det, und ſie können ohne ſie nicht beſtehen. In den Mineralien
findet während ihrem« Daſein nur die allgemeine Wechſelwirkung der
Materie und der Fosmifchen Kräfte flatt; ; in den Organismen wirfen
Syiteme und Organe antagoniltifch gegen einander, und vielfache
Gegenſätze regen fich noch in den kleinſten Molefulen; nicht bloß die
äußere Natur erregt den D., fondern alle feine Theile erregen fich
gegenfeitig. Dann ftehen aber auch alle Organismen untereinander
in Zufammenbang, und wirfen auf das verfchiedenfte auf einander
“ ein. Mineralien ſterben nicht, fondern werden nur zerfebt oder vers
wandelt; Drganismen leben und flerben aus einem innern Grund
nach Vollendung ihres Laufes, und während Mineralien nur chemiſch
und phufifalifch zu zerflören find, Fünnen die Organismen, befon-
ders die höheren, ‚ohne mechanifche; chemifche, phnfifalifche Einwir-
fung: vernichtet werden, wenn jener innerſte, centrale, nicht räum-
156 Allgemeine Naturgeſchichte. - Bud.
liche, nicht förperliche Grund oder die Beziehung auf FIRE ver⸗
letzt oder aufgehoben wird, wie man z. B. bemerkt bat, daß Menſchen
vor Schrecken oder Freude ſtarben. Vergl. über vorſtehendes Hauptſtück
auch Schröder van der Kolk, J. 2. C., eine Vorleſung über den
Unterfchied zwifchen todten Naturkeäften, Zebensfräften und Seele.
A. d. Holländ. über. Mit einer. Vorrede von Dr. Albers. gr. 8.
‚Bonn. 1836. Autenrieth, Anfichten über ri und Seelenleben.
Stuttg. u. Augsb. 1836,
BAT MH. Gauptftück.
Ueber den Urfprung und die Entftehungsweife ber
organifchen Reihe auf der Erde
Sm erften Buch diefes MWerfes, Bd. I. ©. 122 wurden die
fefundären Organismen alg finnliche Erfcheinung dreier verfchies
dener Arten von Kraftwefen Pflanzen-, Thier-, Menfchenfeelen)
bezeichnet, welche fich in die Materie verfenfen, und je nad)
ihrer Art Leiber aus derfelben geftalten. Hiedurch wurde aber
nur das Verhältniß-ausgedrüct, wie e8 jest, am Ziele feiner
Ausbildung fich darftellt; denn alle Verfchiedenheit in der Natur
ift aus einer Einheit, alle Ungleichheit aus der Gleichheit hers
vorgegangen. Ferner geht das Geſetz der Metamorphofe durch
die ganze Welt, und diefe ftellt nur einen unermeßlichen Drga-
nismus dar, deffen einzelne Kategorieen von Wefen eben fo viele
Stufen der Metamorphofe bezeichnen,‘ welche die Welt durchs
laufen hat, wie 3. B. im Einzelnen Stängel, Blätter, Blüthe
und Frucht einer Pflanze deren Entwiclungsperioden ausdrüden.
Auch bei unferer Erde muß diefes fo fein, und die Weſen,
welche und als gefonderte Reiche erfcheinen, waren in ihrem
. Urfprung vereint, und find im Laufe der Zeiten aus einander _
getreten, wie die Blätter fi vom Stengel ablöfen, und über
den Blattfreifen ſich Blüthenkreiſe entwickeln.
Wo ſollen wir den Urſprung des organiſchen Lebens unſe⸗
rer Erde anders ſuchen, als in ihr ſelbſt? Nicht von außen iſt
es auf fie gekommen, als ein Fremdes und Zufälliges; auf ihr,
i Bon d. ſekundär. Drganismen u. ihrem Leben überh. 457
aus ihr hat es fich entwickelt, als ihre Effloreszenz, ihr fchön-
fter Schmuck, in Mebereinftimmung mit ihr bis in das Eleinfte
Detail, als der legte, verflärte Ausdruck ihrer eigenthümlichen
Art. Die Erde mit all ihren Lebensfräften, mit allen: Lebendi-
gen, welche fie trägt, ift nur ein Molekul im Univerfum, und
die ganze organiſche Schöpfung -ift das Produkt jenes Lebens,
jener Entwicklungsfähigkeit, welche die fihaffende Allmacht in
fie, wie in jedes Eingelwefen, bei ihrer Entftehung gelegt hat. —
Jede Entwicklung ift aber nicht bloß in dem Einzelnen fich
entwickelnden begründet, .fondern hat beftimmende Momente in
der ganzen Umgebung desſelben. Es ift daher wahrfcheinlich,
daß die Erfiheinung der fefundären DOrganifation der. Erde nicht
bloß an deren eigenen Entwicklungsprozeß, ſondern an die Zeiten
‚des Sonnenfyftemd überhaupt gefnüpft war, Denn da dieſes
nad Bd, I. ©, 297 ein Drganigmus ift, deffen einzelne
Glieder einen gemeinfchaftlichen Grund des Entfichend haben,
fo. müſſen auch Vorgänge von fo ungemeiner Wichtigfeit, wie
die Erfeheinung einer fefundären Drganifation, mehr oder minder
von den Zeiten des Ganzen abhängen, ungefähr wie die Funftion
der. Gefchlechtötheile ziemlich gleichzeitig mit allen Erſcheinun—
gen der Pubertät im ganzen Organismus eintritt. Weder in
der Erde allein, nod; im Sonnenfyftem, und deffen eigentlich
Beftimmenden, namlich der Sonne allein, wird alfo die Be;
fimmung des‘ Moments jenes Eintritts zu fuchen fein, ſon—
dern in Allen zufammen. . Nicht, als wenn ich es für möglich
hielte, hierüber etwas Gewiſſes feftzufeßen, obgleich an die
Richtigfeit des Grundſatzes glaubend, fondern nur zur deutli-
chern Erplifation des letztern, könnte man 3.8. vermuthen, daß
‚die Drganifation der Erde dann auftrat, als der fonnennächfte
Planet gebildet: war, und die Sonne ihrem jeßigen Umfang und
ihr gegenwärtiges Licht erhielt.
Bei Entftehung der Erde verfenfte fih in fi e ein Strahl
des univerfellen Geiftes, und fie gewann dadurch die Mög—
Tichfeit, einige Hauptftufen des Alllebens. in eigenthümlicher Art
und Weife darzuftellen. Die verfchiedenen Stufen, welche ung
jest ald Planet, ald Reich der Thiere, Pflanzen und Menfchen
erfcheinen, ‚waren in der Urzeit in einer einzigen Subftanz und
—
438 Allgemeine Naturgeſchichte. VI. Bud. -
einem einzigen Geifte verfchlungen, Nach den Geſetzen der Ent
wicklung ſonderten fich die dem’ idealen Grunde und fomit der,
Möglichkeit nach vorhandenen Geifterflaffen von einander, gleich
Gedanken in der Menfchenfeele, welche zuerft chaotifch vermengt,
ſich von einander befreien und Ioswiceln, und auf der Obers
fläche der Erde traten num Moriaden organischer Weſen auf,
während im Planeten nur, die ihn regierende Erdfeele zuriick
blieb. Sene höhere Geiſtesrichtung, welcher die Organismen ent
fprangen, ift aber nur der Erfcheinung nad), hronologifch,
ein ſpateres, als die frühern Richtungen; der Idee nad), dia-
Leftifch, war fie gleichzeitig mit jenen fchon vorhanden. Jene
höhern Richtungen erfchienen zuerft als dunkle Träume in den
niedrigen, dann befreiten fie fih aus ihnen — endlich feßte der
Geift, individuell und perfünlich geworden, die Natur außer fich,
und fchaute fie als fein Gegenbild an, mit welcher er urfprünglich
Eine war, — Die Erde gleicht jet gleichham einem Baums
- ftamm, der endlich in Blätter, Blüthen, Früchte ausbrach. Der
Geiſt hat fich aus ihrer Maffe an ihre Oberfläche gezogen
und ift aus allen Punkten derjelben hevoorgebrochen. An den
Oberflächen wirfen alle Weltförper auf einander, dort Außern
ſich die Fosmifchen Kräfte, und daſelbſt wird der Geift nicht von
der groben Maffe erdrüdt. So ift jeder Weltförper gleichjam
von einer aura vitalis, einer lebensſchwangern Atmofphäre ums
geben, in welcher auch nach der Erfcheinung feiner Drganifation
noch deren vorzüglichfte bewegende Kräfte liegen. — Der eine
Geodämon theilte ſich in Myriaden Geiſter, wie wenn ein
Strom ſich in Myriaden Arme theilte. Der Geift der Erde rang
nach höhern Bildungen, und gab fein Ringen im Aufruhr aller
Elemente fund. Wie Gedanken in der Menfchenfeele auffteigen,
und fich in Worten, Bildern, Thaten ausfprechen, fo verkörper⸗
ten fich die Gedanfen Jenes, und wurden zu Einzelwefen. ‚Ein
Theil derfelben mochte, fprühenden Funken gleich, auf den Zeu⸗
gungsheerd zurüdfallen, und in: der allgemeinen Gluth wieder
untergehen, während andere aufwärts fliegen, und fic zu ſelbſt⸗
ſtandigen Flammen entzündeten. Alle ſtrebten, der Schwere
entgegen, ſich vom Mittelpunkte entfernend, zur heitern Ober⸗
fläche empor zu ſteigen, wo der mütterliche Planet in freudigem
Bon d. fefundär. Organismen u. ihrem Leben überb. 459
Verkehr mit der Sonne fieht. Dort traten fie, erregt vom ber
Lebenden Sonnenlicht, in Kampf mit den vielfach geftalteten
außern Umftänden, und überkfeideten ſich, zuerſt Keime er-
zeugend, mit förperlichen Hüllen, wie e8 die eigene Art und
die Außern Verhältniffe erfoderten; anders in Waffer, Luft und
Erde, anders in der Höhe und in der Tiefe, anders unter dem
Aequator und unter den Polen. Indem fo die eigene Art und
. die äußern Berhältniffe in eine urfprüngliche Webereinftimmung
zu einander traten, entftanden die jet noch ftatt findenden zahl-
loſen Konfonanzgen zwifchen den Sitten und der Lebensweiſe der
Organismen einerfeits, und ihrem Wohnorte, ihrer Nahrung
andererfeits. Die Erde und ihre Organismen find miteinander
gedacht worden. — So ftrebten die Geifter der fefundären Orr
ganismen frei zu werden, eigene Welten darzuftellen, und es ift
ihnen in verfchiedenem Grade gelungen. Die einen wurzeln
noch in der Erde, welcher fich gänzlich zu entreißen fie nicht
vermochten, aber entwideln ſich doc; dem Waffer, der Luft,
dem Lichte entgegen; die andern aber wandeln frei auf Erden,
durch das Waſſer und die Luft, Alle aber find an die gemeinz-
fchaftliche Mutter gebunden, welcher ihre Hüllen wieder anheim
fallen; alle‘ auch von. der befebenden Sonnenfraft abhängig,
“ohne die e8 ihnen nimmer gelungen wäre, Geftaltung zu ge
winnen.
Wie noch jeßt jedes organifche Wefen nicht urplößlich voll-
endet da fteht, fondern aus unfcheinbarem Anfang zu feiner Fülle
fich entfaltet, fo auch beim erften Entftehen. Es ift den Natur-
gefegen gemäß, anzunehmen, daß alle Bildungen damit begonnen
haben, womit fie auch jeßt beginnen und aufhören, mit dem
Keime nämlich. Der Schooß der Erde war die erfte. Gebär-
mutter, das große Ovarium des Thierr und Pflanzenreiches.
Ohne Zweifel war die Oberfläche der Erde zu ihrer Beftimmung
vorbereitet, — ihre Elemente waren aus ihrer Indifferenz aufs
geftört, durcheinander gerüttelt, und gingen neue Gegenfäße und
Kombinationen ein, Es mochte fich eine zur Organifation geeig-
nete Urmaterie, ein Urfchleim aus den vier hauptfächlichften
Stoffen der organifchen Wefen bilden, der aber für die geiftigen
Primordien nur das materielle Subftrat wurde, wie es auch
heute noch bei der Zeugung der Fall iſt. —
110 Allgemeine Saturgefchichte. VL. Buch.
Die organifche Natur der. Erde hat ſich fo geartet, wie fie
ſich zufolge der eigenthämlichen Art: diefer arten‘ mußte. Wie
man den Baum an den Früchten erkennt, fo erfcheint in ber
organifchen Schöpfung der Erde innerfted Weſen, hervorgelodt
aus ihren Tiefen durch dem Zug aetherifcher Mächte, eine Ver:
mählung göttlicher und damonifcher Art darftellend, von etwas
zweideutiger Beichaffenheit. Zwar: fann in der Natur von Gutem
und Böfen feine Rede fein, welche nur im Reiche der Freiheit
eintreten: aber doch find in ihr alle Kräfte, alle Phafen der
moralifchen Melt gleichfam ſymboliſch vorgebildetz das Liebliche
und Furchtbare, dad Schwache und Starke, das Schöne und
Entfegfiche, das Milde und Graufame, erfcheinen in ihr fich
ſelbſt unbewußt. — Alles ventftand durch ein inftinftartiges
Wirken, durch einen plaftifchen Zrieb, auf Ahnliche Weife, wie
der Leib des Menfchen ſich jeßt noch bilder, bis feine Seele eud-
Lich ſich feldft gewahr wird. Daß aber der Geift, welcher fih
bei der Erdentwiclung ihr gegenüber ftellt, und endlich ſich
und. fie erfennt, der — der Menſchheit ſei, von
ſelbſt klar.
Dieſelbe Kraft hat die Luft, den Boden und ſeine Dr
dufte hervorgebracht: Aus dieſer Identitat erflären ſich die oben
erwähnten zahlloſen Beziehungen zwiſchen Klima und Wohnort,
und den organiſchen Weſen. Darum hat ſich das Leben ſo arm,
ernft und ſtill an den Polen entwickelt, während am Aequator
ed in überftrömender Fülle gährt. Hieraus geht hervor,
daß Pflanzen und Thiere Autochthonen, d. h. da ent-
ftanden find, wo fie jeßt noch leben, ein Saß, welcher
unten näher erläutert wird.
Die hier entwidelte Anfiht über die Erzeugung brain
Weſen it nicht mit andern zu verwechfeln. So feßen einige Natur.
forfcher die Drganismen der Erde in ein Ähnliches Verhältniß zu ihr,
wie es die Parafiten zu den Thieren oder Bilanzen, auf welchen fie
leben, behaupten. (Sp Keferitein in f. Naturgefch. d. Erde Bd. 1.
©. 119.) Diefe Anficht iſt aber falſch, weil die Parafiten ſt ets
niedrigere Bildungen ſind, als ihre Träger, während die helles
Reiche der. Erde höhere Entwicklungen darftellen.
Andere (fo Buguoy in Iſis 1834, Heft 8, Raumer * 6. 96
Schubert). ſprechen von einem inner» oder unterirdiſchen Bilden
Bon d. fefundär. Organismen, ihrem. Leben überh. AA
pflanzen» und thierähnlicher Geſtalten im Gegenfaß zu einem obere
irdifchen. Die meiften Petrefakten hätten demnach nie auf der Erde
gelebt, fondern feien als Verſuche der fehaffenden ‚Kraft im Erd»
innern gebildet worden. Ein Schaffen diefer Art verhalte ſich zum
fpätern oberirdifchen, wie Träumen zum nachfolgenden Wachen, —
Euvier und Nöggerath haben bereits diefe Anficht befämpft. (Vergl.
Ummwälzungen der Erdrinde, Bd. J. ©. 8, Bd. IL ©. 1.) Abge⸗
fehen von den von ihnen beigebrachten Gegengründen ſteht aber die
felbe mit der Bhyfiologie in zu grellem Widerfpruch, als daß fie
haltbar wäre. Wefen mit. beffimmten Organen, wie Braunfohlen
mit Holzſtruktur, Conchylien mit Schalen, Wirbelthierfnochen ꝛc.
können fich nur unter beflimmten, dem Leben nothwendigen Verhält-
niffen, und in einer gefeßmäßigen Entwidlung erzeugen, Sie können
wohl als Gedanfenbilder in der Erde oder dem Luftfreis vorhanden
gemwefen fein, mußten aber, um real zu werden, ſich in Luft, Licht,
Erde ſtufenweiſe entwideln Man kann daher Feinen Augenblick
zweifeln, daß die —— Reſte xinſ wirklich lebender Organis⸗
men find.
| ‚Die Erde hat fich nur an ihrer Sperfläche mit Organismen be
dedt. Es giebt nur fehr wenige Pflanzen und Thiere niederer Klaf-
fen, welche unter der Erde, in tiefen Höhlen, Bergwerfen u. f. w.
vorkommen. In unterirdifchen Räumen, welche ganz frei von atmo+
fphärifcher Luft oder Waffer find, kommt wahrfcheinlich Fein organ.
- Wefen mehr vor. Die Tiefe it ihnen feindlih, und fie gedeihen
nur in Luft und Licht.
Während die aus dem Erdgeiſte gefloſſenen Primordialfeelen der
Pflanzen und Thiere, indem ſie ſich in Erde und Waſſer, oder in
ſchon gebildete Thier- und Pflanzenkörper verſenkten, (wie z. B. die
Varaſiten beider Reiche, und die in Pflanzen lebenden Inſekten,)
die Fähigkeit hatten, unmittelbar aus den materialen Atomen, die
fich in einer präsdisponirten fchieflichen Verbindung befinden muß⸗
ten, einen Leib zu bilden, vermögen dieſes die jetzt entſtehenden
organifchen Seelen nur im Mutterſchooße. Man kann ſich vorſtellen,
daß die erſten Thierkeime durch Nabelſchnüre mit dem Schleime des
Meeres und der neuen Erde zuſammenhingen, und erwuchſen/ bis
ſie allmälig erſtarkend, ſich von ihr losriſſen.
Die Paraſiten find nicht etwa als „tertiäre‘ Drganismen zu
betrachten , fondern nur als hronologifch fpätere, als diejeni—
gen, auf welchen fie leben. Wären fie tertiäre Organismen, alfo
aus der eigenthümlichen: ratur ihrer Träger fo hervorgegangen, wie
die große Drganifation aus der Erde, fo fünnten feine parafitifchen
Thiere oder Pflanzen auf mehrern andern oft fehr verfchtedenen
Thier = pder Pflanzenſpezies zugleich vorfommen, wie es doch wirf-
lich der Fall if. Der Epheu wie die Miftel leben aber auf fehr ver-
419% Allgemeine Naturgeſchichte. VI. Buch.
fchtedenen Bäumen; viele Eingeweidewürmer in fehr verfchtedenen
Säugthieren und Vögeln (Distoma ovatum in Vögeln faſt aller Fa—
milien, fogar im Eiweiß der Hühnereier; Strongylus trachealis Sieb. im
Grünfpecht, Staar, der Mauerfchwalbe, dem Haushuhn zc.) ö
Autochthoniſche Entflebung d. Organismen. Man findet
unter gleichen Breiten, gleichen Klimaten häufig ähnliche Formen,
wenn nicht befonders wichtige Amflände, wie fpätere Erhebung man
cher Länder, feltenere oder öftere Meeresbedeckung, zu fehr abweichende
Mifchung des Bodens, ganz eigenthümliche geognofifche Befchaffen-
beit zc. Ausnahmen veranlaffen, wie z. B. Neuholland eine folche dar-
fellt. Aus dem vorberrfchenden Einfluß, welchen vor geographifcher
Lage, vor Meereshöhe ꝛc. die Temperatur auf das Pflanzenleben .
äußert, erflärt fich die Nehnlichfeit der Alyenflora auf der ganzen
Erde, und die Uebereinſtimmung der Polarfloren. Es wäre lächerlich
anzunehmen, daß diefe Pflanzen alle an einem Punkte entiianden
feien, und von da aus fich gerade fo gruppirt haben, wie es ihre
eigenthümliche Natur erfoderte. Sie find an Ort und Stelle ent-
fanden. Auch der Reichthum mancher einzelnen Punkte an Pflanzen
oder Thieren erflärt fich ans der befondern Gunft der Umſtände,
welche dort bei ihrer Entfiehung gewaltet haben. Daß die autoch-
thonifche Entitehung fpätere Wanderungen von Pflanzen u. Thieren
nicht ausfchließe, daß daher nicht alle Drganismen an allen PBunf-
ten, wo fie fich seht finden, entfianden fein müffen, iſt von felbit
klar. — Man fieht leicht ein, daß eine vollfommene Identität
zweier Länder, welcher vollfommene Bdentität ihrer Produkte ent-
fprechen fünnte, nirgends vorfömmt, weil fie nicht denkbar iſt.
Wären auch zwei Länder geognofiifch ganz gleich, lägen fie unter
denfelben Breiten der gleichen. Halbfugel, fo wären doch beide von
ganz verfchiedenen Gegenden umgeben. Hiemit träte fchon eine
mächtige Angleichheit der Entfernung vom Meere und großen Ge
birgszügen, der Temperatur, der Feuchtigfeit, der berrfchenden
Winde ze. ein, welche wieder entfprechende WVerfchiedenheiten der
fefundären Organismen beider Länder herbeiführen würden, wie fie
z. B. zwifchen Europa und Nordamerika beiteht.
Sehr Wichtig find diejenigen unferer Species, von denen man
behauptet, daß fie auch in Nordamerifa u. f. w. gefunden werden.
Sch meine hier nicht jene, von welchen es theils wahrfcheinlich,
theils gewiß ift, daß fie durch den Verkehr in fo weit entlegene
Gegenden verflanzt wurden, fondern jene, welche ohne Zweifel
autochthonifch dafelbft vorfommen. Man trifft nun bei diefen merf-
würdige Verhältniffe. Betrachten wir, um ein Beifpiel zu wäh—
len, die nordamerifanifchen Coleoptern, fo Fommen folche dort vor,
welche gewiſſen Spezies bei ung entfprechen, obwohl fehr ver-
fhieden von den unfrigen find. Andere find gewiffen Spezies bei
*
Don d. fefundär. Organismen u. ihrem Leben überh. 443
ung fehr nahe verwandt». noch andere fait faum mehr von. den unfri-
gen zu unterfcheiden, und die lebten fallen fo ganz mit eucopäifchen
sufammen, daß man ſie ohne Bedenken für identiſch halt. So findet
man in einer allmäligen Folge eine bedeutende Zahl von Formen,
welche die nordamerifan. Eoleopterenfaune (und eben fo andere
Reihen organifcher Wefen) der unfrigen Ähnlich erfcheinen laſſen.
An Berpflanzung durch den Verkehr ift bei den meiften derfelben um
fo weniger zu denfen, als man diefe. böchftens bei den fcheinbar
ganz identifchen vermuthen könnte, welche aber eben durch jene Gra-
dationen unmerklich in mehr und mehr verfchiedene übergehen, die
am Ende nur noch eine Erinnerung an entfprechende Formen bei
uns erweren. Dffenbar bat man es alfo hier mit einer organifchen
Schöpfung zu thun, welche autochthonifch entitanden-und nur dars
um der unfrigen fo ähnlich ift, weil ihre Entftehungsverhältniffe
mehr oder minder verwandt Waren.
II. hauptſtück.
Ueber die primitive oder mutterfofe Zeugung, Gene-
ratio originaria seu zquivoca.
Literatur: Needham, nouv. observat. mieroscopiques elc. p. 191
sg. — Wrisberg, observat. de animal. infus, satura, p. 82 sq-
— Spallanzani, physik. u. mathem. Abhandl. 3te Abh. S. 128
ff. — Terechowsky, de chao infus. Linn&i. Argentorati 1775: —
Gruithuiſen, Fragmente zur Phyfiognofie u. Eautognofie.
München 1812. — Morren, Essai pour determiner. l’influence de
la lumiere sur lamanifestation et les developpemens des êtres vege-
‚taux et animaux etc. Annal d. sc. nat. nouv. serie, Zoologie vol. 3.
p- 5, 174, 224, vol. 4 p. 13, 142 sg. — Treviranus, Bin-
logie, 8. 2. S. 264 ff. — Burdach, Phyſtologie er Bd. i.
©. 8, 340, 461, 645.
Wir glauben an die Betrachtung der — Erſcheinung
organiſcher Weſen auf unſerer Erde jene über die jetzt noch
ſtatt findende mutterloſe Zeugung niedriger Formen beider organi—
ſcher Reiche anſchließen zu müſſen. Während. der Gegenftand
des vorigen Hauptſtücks weſentlich der auf Analogie gegründe—
ten Spekulation angehört, fällt jener des av) großen;
RA in das Gebiet der Erfahrung.
AAA llgemeine Naturgefchichte: VL Buch.
Bekanntlich verfteht man unter muttertbſer oder uns
gleichartiger Zeugung jene Entftehung Ichender Weſen, welche
nicht von Individuen ihrer Art, fondern von fremdartigen. Kör⸗
pern ausgeht: Die Naturforſcher der aͤltern Zeit hatten die
mutterlofe: Zeugung fehr weit ausgedehnt; Ariftoteles Ließ Die
Yale aus verfaultem Moder entftehen, und bis auf Redi nahm
man an, daß die Inſekten aus faulenden Subftanzen fich ent⸗
wickelten. Die Folgezeit befchränfte diefe Annahmen, und man
erkannte allmälig, daß die vollfommenern Thiere und. Pflanzen
fammtlich ihren Urfprung von Eltern ihrer Art nehmen. Harvey,
deſſen berühmtes omne vivum ex ovo man viel zu weit audge-
dehnt hat, indem derfelbe unter ovum auch alle feimfähige Sub-
ftanz, auch den fogenannten Urfchleim verftand,. wurde in neuerer
Zeit die Stüße Derjenigen,- welche Feinerlei ungleichartige Zeu—
‚gung annahmen, ſondern alle lebenden Wefen aus Aeltern ihrer
Art entftehen ließen. Im vorigen Jahrhundert wurde der Gegens
ftand durch Spallanzani's, Wrisberg’s, Terechowsky's, Prieft
ley's u. A. Beobachtungen wieder angeregt; im gegenwärtigen
haben Treviranıs u. Burdach, (beide entfchiedene Anhänger der
mntterlofen Zeugung) am beften die hieher gehörigen Wahrneh:
mungen zufammengeftellt und unter ‚allgemeine Gefichtspunfte
gebracht. Während Gruithuifen ſchon vor einigen zwanzig Jah:
ven mit einer fchönen Reihe von Erfahrungen über Infuforien
erzeugung die Annahme einer ungleichartigen Entftehung unters
fügte, fehen wir fpäter Ehrenberg als deren entfchiedenjten
Gegner auftreten. Diefer berühmte Beobachter glaubte durch
feine fchönen, allbekannten Unterfuchungen über. Snfuforien und
Entwicklung der Pilze ſich genöthigt, Cfaft ganz. alein) wieder
auf die Seite der Gegner treten zu müflen >>
Der Raum und Zweck dieſes Werkes geftatten — alle
jene oft angeführten Gründe für und gegen die mutterloſe
Erzeugung auf's Neue mitzutheilen, weßhalb wir ‚auf die oben
angeführten Werfe verweilen. Wir bemerfen nur, daß vor dem
Richterſtuhl der höhern Kritik i immer die für das Für bei weiten
das Uebergewicht haben werden, um fo ‚mehr, als die Gründe.
für das Gegen meift negativer Art find. Die Gegner fügen
ſich nämlich auf den — daß noch Niemand die Entſtehung
Bon d. fefundär. Drganismen u, ihrem Reben überh. 445
eines Infuforiums aus formlofem Stoff wahrgenommen habe.
Einmal fcheint es, daß man hieher gehörende Wahrnehmungen
von DVorurtheil befangen, vielleicht abfichtlich von fich ftößt;
dann möchte ich doch fragen: haben die Dviften denn auch fchon
die Keime gefehen, aus welchen fi die eriten in einem Aufguß
erfcheinenden SIufuforien und Algen entwicelten? So Tange
diefed nicht der Fall ift, find wir keineswegs genöthigt, Die
Lehre von der mutterlofen Zeugung aufzugeben; abgefehen von
den Entozoen, welche befanntlidy die ſtärkſte GStüßb derſelben
find, und deren Entftehung ohne Annahme einer ungleichartigen
Zeugung gar. nicht zu erklären ift.
Es gibt Fragen in. der Naturforſchung, welche ſo — * und
zugleich ſo tief reichen, daß man (auch mit dem beſten Willen)
der Erfahrung hiebei kein entſcheidendes, ſondern nur ein ber
rathendes Urtheil einräumen darf. Die Frage über die ungleich—
artige Zeugung ift um fo mehr eine von -Diefen, als auch bei
ben denkbar genaueften Berfuchen doch immer noch Zweifel und
Einwürfe gegen deren Genauigfeit übrig bleiben. — Nach unferer
Anficht iſt auch noch jetzt eine Tendenz zur Drganifation vor
handen, die allenthalben, wo eine gewiffe Prädifpofition der
Materie ftatt findet, hervortritt, und zur Entftehung von Pris
mordialfeelen Veranlaffung gibt. Diefe find gleichfam in der
chaotifchen Lebensmaffe verfchmolzen, welche in aller organifchen
Materie vorhanden it, und fcheiden ſich aus derfelben auf
analoge Weiſe ab, wie die Primordialfeelen bei Entftehung der
jeßigen organifchen Natur ſich aus dem Lebensgeift der Erde abs
gefchteden haben. Die verfchiedenen Umftände find es, welche in
Infuſionen die Ausfcheidung diefer oder jener Quotienten aus
der allgemeinen Summe, hiemit das ‚Erfcheinen beftimmter
Infuſorien oder Algen bewirfen. Daß feine neuen, fondern
immer die gleichen Formen entftchen, iſt in denr präftabilivten
Entwicklungsprozeß des Erdorganismus begründet, der ein ges
regelter und beſtimmter, wie der jedes andern organiſchen Weſens
iſt. Ohne von der in ihrer Eigenthümlichkeit begründeten
Bahn abzuweichen, kann die Erde eben fo wenig andere Drgas
nismen erzengen, außer den wirklich entftandenen und entftehenden,
nn; —* B. ein Saugethier Federn. — Man fage nicht, es werden
10
-
446 Allgemeine Naturgeſchichte. VL. Buch.
in unferer Anficht an die Stelle der hypothetifchen Keime, von
welchen ſich die Opiften alles erfüllt denfen, eben fo hypothetifche,
aus der allgemeinen Summe des Lebens fich ausfcheidende organi-
firende Seelen gefeßt; das ift eben der Unterfchied, daß diefe
letztern nicht hypothetiich find, wie die erftern, und daß
ihre Annahme die erfte Bedingung jeder Möglichkeit einer Ent:
wicklung if, Das was alfo beim erften Anblik nur als ein
Quid pro quo erfcheinen fönnte, gewinnt tiefe und feite Ber
deutung, wenn ed im Zufammenhang mit unferer ganzen Naturs
anfiht und mit den Pojtulaten der Entwidlungsgefchichte be
‚trachtet wird. Der geregelte Gang der jeßigen Erdnatur, aus
dem alle ftürmifchen Bewegungen verfchwunden find, wo alle
Erfcheinungen in regelmäßiger Folge wiederfehren, wie Puls:
fchlag und Athemzug, ift das Refultat gewaltiger Prozeffe, durch
welche fich die ganze Thier- und Pflanzenwelt fo» geordnet hat,
wie fie jett beſteht; Primordialfeelen höherer Drganismen koönn⸗
ten jetzt ſich nicht mehr Leiber geſtalten, weil deren Entwicklung
zu lange dauert, und die Prädispofition des Planeten hiezu
nicht mehr vorhanden ift. Anders ift es mit gewiſſen Fleinften
Drganismen ded Thier- und Pflanzenreichd, deren Entwicklung
befanntermaßen nur wenige Stunden oder Tage währt, und für
welche ein bischen Schleim und Waffer in mäffig erwärmter
Luft alle Erforderniffe find. Man laffe die Weltfräfte wieder
aus ihrer Ruhe aufgeregt, den Planeten in dem gewonnenen
Gleichmaß erfchüttert, feine Elemente noch einmal durch eins
ander gerüttelt werden, und bald werden wieder fremdartige
Ungeheuer aus der Erde auferftehen, jenen der fernen Vorzeit
vergleichbar. Wie ein geregelter und reifer Drganismus bie
Erzeugung von Parafiten verhindert, fo duldet der gegenwärtige
Gang der Natur Feine Erzeugung auffallender und abweichender
Produktionen. Anders ift ed mit einer, wie es fcheint, ziemlich
beftimmten Anzahl, meift nur mifroffopifcher Organismen, für
welche noch jeßt die Bedingungen der Erzeugung fatt finden. In
diefem Fall find viele Infuforien, Cmeiftens Polygastrica) einige
Afariden und vielleicht auch Entomoftrafeen, die Eingeweidewür⸗
mer und einige freifebende (Anguillula), vielleicht manche Diato⸗
meen und Bazillarien, eine Anzahl Mgen und Lichenen, wohl bie
Bond. fefundär. Organismen u. ihrem Leben überh. 447
meiften Pilze, aber Feine Phanerogamen und Kopfthiere. —
Daß übrigens die mutterlofe Zeugnng um nichts wunderbarer
fei, als die Erfeßung verlorener Drgane und Subftanz, oder
die gefchlechtliche Zeugung, leuchtet von felbft ein — Daß
manche. Thiere und Pflanzen fi durch Eier, Keimförner und
Sporen fortpflanzen fünnen, ohne daß fie felbft aus folchen ent»
ftanden fein mußten, ift um fo wahrfcheinlicher, als mehrern
Organismen auch fonft, der Erfahrung gemäß, verfchiedene Forts
pflanzungsweifen eigen find.
Bei den niedern organifchen Weſen treten metamorphifche
Prozeſſe ein, Cbei den Kichenen, bei der Prieftley’fchen Materie find
fie vollfommen erwiefen,) wodurch Uebergänge verfchiedener For-
men in einander und des Pflanzen- und Thierreichs in einander
vor fich gehen. Nach fremden und eigenen Unterfuchungen kann
ich keineswegs an jene Feltigfeit der Formen bei den in den Auf:
güffen erfcheinenden Infuforien und Algen glauben, welche ein
großer Beobachter der neueften Zeit fo beftimmt verbürgen will.
Solche Ummwandlungen find indeß wenig wunderbarer, als die
bei der Entwicklung jedes Organismus ftatt findenden, und viel
gemeiner, als die bei den monftrofen Bildungen der Pflanzen
und Thiere eintretenden.
Wenn man die allerverſchiedenſten thieriſchen und vegetabiliſchen
Subſtanzen mit Waſſer übergießt, To erzeugen ſich nach 24 — 48
Stunden (fonft auch im Freien vorfommende) Infufionsthiere oder
fryptogamifche Pflanzen in der Snfufton, welche, gleich ihren Kei-
men, früher weder in den Stoffen, noch im Waffer wahrnehmbar
waren, Sie erfcheinen auch, wenn man die Stoffe zuerft ausglüht,
und fie mit deftillirtem Waffer übergießt, — vorausgefekt, daß etwas
Luft in die Infuſion mit eingefchloffen wurde. Se zerfeßbarer jene
organifchen Stoffe find, deito leichter, entſtehen Anfuforien; immer
muß jedoch die Fäulniß begonnen haben. Gruithuifen will auch die
Entiiehung von Snfuforien in Aufgüfen von Granit, Kohlenblende,
Mufchelmarmor beobachtet haben, Burdach ſah aus Dammerde
Prieſtley ſche Materie und Hnfuforien, aus Marmor fchleimige
Subflang mit Fäden, aus Granit Priefiley’fche Materie mit Con—
fervenfäden entfliehen. — Immer muß eine gewiffe Menge Waffers
vorhanden fein, wenn Snfuforien entfliehen folen; bei zu wenig
Waſſer bilden fih Schimmel, mifrosfopifche Algen oder Briefiley’fche
Materie. Ach Habe aber bei fehr vielen Anfufionen bemerft, daf
148 Allgemeine Naturgeſchichte. VI Buch.
auch bei viel Waffer und den günſtigſten übrigen Umſtänden feine
Infufprien entſtanden, oder die vorhandenen fchnell ausflarben, oder
ſich metamorphofirten, wenn die Infuſton farfem Sonnenlicht aug-
gefebt wurde, Gie wurden dann allmälig grün, agglomerirten fich;
die farbloſen oder Tividen mikroſkop. Alpen färbten fich ebenfalls
grün, und bald nahm die ganze Drganifation im Aufguß vegetabilis
fchen Charakter am.
Die erite merfbare Veränderung. in einem. Waſſeraufguß auf
organiſche Subſtanzen beſteht (etwa nach 16 — 24 Stunden) in Ent-
wicklung von Suftblafen aus der infundirten Subſtanz. Dann trübt
fich das Waſſer, die Subſtanz lockert fich auf, zerfezt fih, und es
bilden fich als neues Erzeugniß entiveder Häute an der Dber-
Täche, oder fchwimmende Floden, oder ein Niederſchlag in der
Tiefe, Nach Umſtänden entſtehen nun Prieſtley ſche Materie, Schim—
mel, Algen oder Infuſtonsthiere.
Die fogenannte Prieſtley'ſche Materie entficht am Teichteften
in Aufgüſſen von Brunnenwafer auf verfchiedene vegetabilifche und
thierifche Stoffe, In diefen Feigen nach ein paar Tagen Luftblafen
auf, und es bildet fich eine grünliche Krufte, die aus Schleim und _
verſchiedenen Infuſorien und Algen gebildet iſt. Die Kruſte wird
immer dicker, nach ein paar Monaten zu einem erhärteten grünen
Schleim. Schon Ingenhouß behauptete, daß nach Verſchiedenheit
der infundirten Subſtanzen die Thierchen verſchieden ſeien, und daß
auch dieſelbe Subſtanz nicht immer die gleichen Thierchen gebe. Nach
Meyen und Unger beſteht die grüne Materie vorzüglich aus drei
Algen; Protococeus viridis Ag:, (wofür fie halbrichtig die grünen Kör—
ner von Ingenhouß und Prieitley halten, die doch. thierifche Be-
wegung äußern,) Lyngbya-muralis Ag. u. Ulva terrestris Roth, welchen
nad) Kützing noch mehrere Fadenalgen beizuzählen find. Diefe Natur—
forſcher faſſen aber den Begriff der Priefkley’fchen Materie zu eng;
Thon Schranf hat (Fauna boica Bd. I.) 6— 8 Thier- und Pflanzen»
gattungen angegeben, welche fie darstellen. Ingenhouß glaubte in ihr
einen wahren Mebergang vom Thierreiche zum PBflangenreiche und von
diefem wieder zu jenem zu gewahren. Daß Enchelys pulvisculus grüne
Materie bilde, babe ich öfter bepbachtet. Die Regenwafferpfüßen in
der Nähe im Bau begriffener Häufer Münchens erfcheinen häufig
grünlich, am ande ſchön grün gefärbt; unter dem Mifroffop zeigte
jeder Tropfen eine bedeutende Individuenzahl jener Infuforiengat-
tung. Nachdem das Waſſer einige Zeit im Zimmer geflanden hatte,
beobachtete man, daß Die fpindelförmigen Leiber der Thierchen fich
in Rugeln zufammenzogen, vegungslos zu Boden fielen, und fich
agglomerirten. — Kübing ſah Monas ‚pulvisculus am Nande von
Pfützen grüne Meberzüge bilden, Meyen ſah aus den grünen Maffen
der Protococeus⸗Bläschen (oder vichtiger der Monas pulvisculus) nach
=
\
Bon d, ſekundar. Organismen u. ihrem Reben überh. 149
einiger Zeit Fäden entitchen, die aus Reihen folcher Bläschen be—
fiehen, fpäter von Schleimröhren umhüllt wurden, und fo die Lyngbya
muralis bildeten. Dach Unger entfichen aus jenen Maffen auc
Flächenbildungen, Membranen, die eben Ulva terrestris find. — Sn
den dem Sonnenlichte entzogenen Aufgüſſen erzeugen fich in der ans»
fänglichen terturlofen Schleimmaſſe zuerſt nur farblofe Kügelchen,
und aus dieſen ungefärbte, wieder mit eigenen Namen belegte Fäden,
die aber ficher ne wegen Lichtmangel ungefärbt, und mit den ge-
färbten identifin find. — Nach Treviranus fprechen die allgemeine
Berbreitung diefer niedern Thier- und Pflanzenformen, ihr fchnelles
Erfcheinen in Infufionen, an feuchten Wänden, Mauern, fo wie
ihre Verwandlungen unbedingt für mutterloſe Entſtehung aus den
zerſetzten Subſtanzen, und gegen das Daſein von Keimen, wogegen
andere aus.der Kleinheit diefer Keime für ihr allgemeines Vorhanden—
fein und ihre Verbreitung folgern, Die erfahrungsmäßige Ausmitte—
lung der Wahrheit gehört übrigens zu den fchwerften Aufgaben,
Die Bildung der Schimmelarten geht vorzüglich leicht an
feuchten, dumpfen Orten am Ende des Sommers und Anfang des
Herbites von ſtatten. — Vauquelin blies einft auf gelbes aus der
Leber des Kochen erhaltenes Del 12 Stunden nach der Ertraftion.
Hiebei entſtand eine weiße undurchfichtige Haut, welche fich im kleine
Blättchen theilte, und mit dem Del vermifchte. DB. hielt fie "ir
Waſſer, durch das Ausathmen erzeugt. Jedes Wafferfügelhen ni ze,
obſchon durch das Del vor der Luft geſchützt, mit Byssus septica über-
zogen. Woher famen deffen Samen? Sn der durch Zalglichter .
4800 oft erleuchteten Höhle bei Glücksbrunn fand Köcher- allen ab»
gefloffenen Talg in weißen, lodern, beim Zerreiben keineswegs fetti-
gen Schimmel verwandelt. Neynier fah den Lichen radieiformis aus
dem Holze in den Bleibergwerfen von St. Marie in allen Weber»
gängen fich bilden. Sch ſelbſt Habe auf abgehauenen Baumſtöcken
in Wäldern öfters herausgequollene Mafen von gallertartiger Flüf-
figfeit angetroffen, die fo genau das Anſehen gewiffer Pilze hatten,
dag man fie fich nur weiter erflarrt zu demfen brauchte, um folche
darzuftellen. Treviranus fah Kugelpilze fich aus Gallerttropfen auf
‚dem Schimmel einer Infuſion bilden. Die Fünftliche Erzeugung der
Champignons aus Pferdemift ift befannt. Staub- und Fadenpilze
bilden fich im Innern oder unter der Oberhaut von Pflanzen, fogar
in thierifchen Organen. Sm Spätherbite 4834 traf ich Hier in Bern
fehr häufig Schimmel im Berifarpium der Mepfel; fehr gewöhnlich
findet man dergleichen in .Wallnüfen; Bifchoff fand Schimmel im
Innern eines Muskatnußkerns. Derfelbe ſah auch eine Lage zum
Drocknen ausgebreiteter Frifcher Bohnen in einer Sommernacht
mit- Mucor nigrescens Schum. bedeft werden. — Sch hatte mir vor
Sahren einen von den gewöhnlichen abweichenden Dbieftenfchieber
150 Allgemeine Naturgefchichte. VI. Buch. -
zur Beobachtung Fleiner Thiere, befonders der Afariden und Ento-
moftrafeen konſtruiren laſſen. Jedes Glas desfelben ſtellt ein Kugel
fegment dar, aus deffen Planfeite das Segment einer Fleinern Kugel
berausgefchliffen ift. Wenn man nun Die genau und feingefchliffenen
Planfeiten auf einander bringt, und den Drabtring darauf Flemmt,
fo entficht im Innern der Gläferpanre ein linfenförmiger, hermetifch
gefchloffener Raum, der viel Eleiner iſt, als die Gläfer ſelbſt, und
den Vortheil gewährt, daß man in ihm eingefchloffene Thiere ſtets
im Gefichtsfeld behält, während fie in gewöhnlichen DObjeftenfchiebern
fich gegen die Faffung begeben, und dem Auge entziehen können.
In ein folches feit »gefchloffenes Gläferpaar waren ein paar Larven
von Psocus pulsatorius (Bücherlaus), in das andere ein Cyclops quadri-
cornis gebracht worden. Die Thiere wurden vergeffen und farben
im Schieber, per erft nach ein paar Monaten wieder nöthig wurde.
Um die Psocus war ein Pilz entitanden, der fih in 10 — 12, 21
langen Fäden im Schieber ausbreitete; um den Cyclops fand fich ein
Haufen fehr Fleiner Körnchen, die ganz nahe an feinem Leibe fehr
dünn, in der Entfernung von etwa 157 fehr dicht und dann allmä»
lig zerſtreut lagen; gerade als wenn das Ganze durch Ausiirah-
lung vom Leibe des Cyclops aus fo angeordnet worden wäre, — Daß
bei der Entfiehung des Mutterforns fich- der Eimweißförper in den
parafitifchen Pilz verwandte, ift wohl nicht zu bezweifeln. — Auch
vhanerogamifche Pflanzen fah man unter Umſtänden erfcheinen, die
ihr Entitehen aus Samen mindeitens fehr wunderbar machen. Frei⸗
lich Fönnen manche Bflangenfamen Sahrhunderte lang unter der Erde
liegen, ohne ihre Keimfähigfeit zu verlieren, fo wie das plöhliche
Auftreten mancher Gattungen in ungeheurer Menge auch durch ihnen
befonders günſtige Bahresfonftitution begreiflich würde. — Meyen
und Trattinif behaupten auch, daß die Schmarokergemwächfe (welche
fie für Afterpflanzgen und vegetabilifche Seren erklären) ohne Samen
aus den Wurzeln anderer Pflanzen bervorwachfen, wogegen Bifchoff
fih auf Verfuche beruft, nach welchen Viscum, Cuseuta, Orobanche
aus Samen auffeimten. Diefelben würden indeß eben fo wenig
gegen die-mutterlofe Entftehung entfcheiden, als die Wahrnehmung
von Eiern und Keimmaffe bei einmal entſtandenen Infuforien.
Das Erfcheinen der Infuſorien in einem Aufguß wird durch
die Bildung des Infuforienfchleimes angefündet, welcher fich meiftens
an ihrer Oberfläche als Infuforienhaut-fammelt. Mit der fort
dauernden Zerfehung und Gährung der Subſtanz entfliehen immer
mehrere, mit ihrem gänzlichen Aufhören verfchwinden auch die In—
fuforien, von welchen nach meinen Beobachtungen gewöhnlich mehrere
beſtimmte Gattungen auf einander folgen, jo daß Monaden gewöhn-
lih den Anfang machen, dann Gattungen der. Sippen Colpoda,
Triehoda, Enchelys folgen, welchen fich, befonders leicht bei animali-
Bon d. fefundär. Organismen u. ihrem Leben überh. 441
fchen Aufgüfen, Paramecium Aurelia beigefellt, während auf der
böchften Stufe der Gährung die Fleinen Vibrio lineola, undula, rugula,
spirillum (manchmal in unermeßlicher Menge) erfcheinen. Die Sn-
fuforienhaut (in welcher man öfters Kryſtalle findet) beſteht aus
Schleim, in dem fich ungleiche ovale, ſphäroidiſche Körnchen bil-
den, welche fih zu Infuſorien entwickeln. Sch babe diefen Prozeß
oft beobachtet, und kann nicht an der Wahrheit des Hergangeg
zweifeln. — Unter vielen Fällen feien nur einige wenige näher an—
gegeben. Waffer, mit Lemna, Potamogeton, Chara, welches im Mai
1836 aus dem Can feltenen Snfuforien reihen) Gümmliger Moore
bei Bern gefchöpft war, und einige Wochen vor dem fonnigen Feniter
geftanden hatte, zeigte folgende Erfcheinungen. Nachdem die Pflan-
gen in ihm verwest, und die urfprünglichen Snfuforien. geftorben
Maren, erzeugten fich nach beendigter neuer Snfuforiengährung feine
Eonferven, mit äußerfi zarten Yzo — Y4oo’’’ breiten, fpangrünen pder
blaulichen Fäden, mit fehr eng aneinander ſtehenden Scheidewänden.
Zugleich erfchien eine bräunliche Haut an der Oberfläche der Snfufion,
welche fich fellenweife im Sonnenlicht grün färbte. In Tropfen aus
dem Aufguß ſchwammen fehr häufig Frustulia ulna Kütz. (nicht
Nitzſch), Volvox morum Müll., Gonium pectorale Müll., Monas pul-
visculus Müll. Anterfuchte man die Haut, welche durch öfteres Her-
ausnehmen von Tropfen in Stüde zerriffen wurde, nun genauer,
fo fand man, daß jene Gegenden, welche ganz an der Oberfläche des
Waſſers waren, zuerfi ergrünten, während die andern Stellen, fo
wie die in ihnen enthaltenen deutlichern und undeutlichern, fich als
mälig aus dem GSchleime ifolirenden Körnchen noch braun waren.
Almälig nahm das Grünmerden zu, mie die übrigen Stellen über
das Waſſer hervorfamen, bis nach einigen Wochen (3. Juni) der
ganze Aufguß von einer grünen ulvenartigen Haut bedeckt war, die
unter dem Mifroffop aus einer ungeheuren Anzahl. folcher grünen
fphäroidifchen Körnchen befand, welche aber immer unbeweglich
waren, fo lange fie in der Membran fledten. Die ausgebildetern
Stellen diefer zeigten die Körnchen dichter gedrängt, und zugleich
beffer ifoliet; die Körnchen im weniger fortgefchrittenen Stellen er-
fhhienen agglomerirt und unförmlich in allen Graden, bis zur gänzli—
chen Geftaltlofigfeit und Gleichartigfeit der Membran. Man fonnte
die Entwidlung der Körnchen in allen Abfiufungen ſehen; wie fie
fich als Keimmaffe, als Sporen in der Membran bildeten, allmälig
animalifche Belebung empfingen, zu zittern begannen, fich vom
Scleime losriffen, und endlich als Monas pulvisculus Müll.
berumfhmwammen. Es ſchien, doch bin ich deſſen nicht gang ges
wiß, daß verfchiedene Arten der gegenfeitigen Lage, dadurch modifi-
zirten Anziehung und hieducch bemirften Vereinigung einzelner
Exemplare der M. pulvisculus, die verfchiedenen Geſtalten hervor-
452 Allgemeine Naturgefchichte. VI Bud).
brachten, welche man unter dem Namen Gonium zeagula; Gonium
volvocinum mihi (Müll, anim. inf. tab. 46, £. I. pr 4415 Müller be
trachtet es wie ich glaube, mit Unrecht, als ein Gonium pectorale,
welches fich vermehren will, und fagt, daß jeder der 16 Haufen aus
46 Kugeln beftehe,) Volvox morum Müll. fennt,. alle aus: denfel-
ben in verfchiedener Art vereinigten Kügelchen gebildet waren.
Volvox morum ſah man indeß bereits in den Membranſtücken unaus-
gebildete und unbewegliche Exemplare fteden. Bon ihnen bis zu den,
frei herumfchwimmenden Exemplaren, wo die einzelnen Kugelagglo-
merate aus einander getreten find, und die glashelle, nun ausge
dehnte, fehr zarte Schleimhülle fichtbar wird, Fonnte man ebenfalls
alle Zwifchenfiufen verfolgen. — Euglena viridis Müll. Ehrbg. fah ich
aus einer ‚grünlichen Keimmaffe ſich entwickeln, die aus Sndividuen
der. verſchledenſten Größe bis. hinab zum zarteſten gefialtlofen Schleim
beftand.. Sie ſteckten vertifal im Schleime, fo daß fie dem Auge
ihren Längsdurchmeſſer zukehrten, und daher rund erſchienen. Eines
der größern am meiſten belebten Individuen ſah ich in dieſer
Stellung ſich lange auf demſelben Punkte um ſich ſelbſt drehen (ver—
muthlich um ſich vom umwickelnden Schleime zu befreien); endlich
ſtellte es ſich horizontal, und ſchwamm fort. Von Zeit zu Zeit be—
gab ſich ein anderes reifes Individuum aus der vertikalen im die
horizontale Stellung, um dann fortzuſchwimmen. Die kleinern be—
ſonders waren mehr oval, die keulen-ſpindelförmige Geſtalt kam
mehr den größern zu. Manchmal geriethen einzelne ganz kleine In—
dividuen in zitternde ruckweiſe Bewegung, in der ſich die thieriſche
Belebung ausſprach. — Nachdem in einem der ‚Gläfer mit Enchelys
pulvisculus (vergl. ©. 148) diefe geftorben, fich in Kugeln zufammens-
gezogen u. agglomerirt hatten, erſchien häufig Hydatina senta Ehrbz.,
von der früher feine Spur, vorhanden war. Aus Eiern haben fich diefels
ben gewiß nicht entwidelt, obwohl die nun vorhandenen die. mir
wohlbefannten (mit Flimmerhäärchen befesten) Eier legten. — Sn
faulenden Snfufionen ſah ich unter gewiſſen Umſtänden öfters ein
feines, fehr lockeres Gewebe von durchfichtigen, glashellen, gleich—
dien Fäden entitehen, welche Cabgefehen von der Länge) vollkom—
men gewiffen Vibrionen Müllers, namentlich V- bacillus und rugula
gleichen. Es iſt um fo wahrfcheinlicher, daß dieſelben, befonders
V. bacillus durch Zerreißen diefer Gebilde in Stücke entitehen, nach—
dem die animalifche Belebung derfelben weit genug fortgefchritten if,
als man Gewebe und Bibrionen gleichzeitig findet, und als deren oft
zufammengeftücte Individuen bei gleicher Breite fehr verfchieden lang
gefunden werden. Scheidewände fonnte ich in diefen Fäden, welche oft
bis o“ lang find, bei Yoo’’! Breite, nicht bemerfen. — In den
erften Tagen des Juni 1833 entitand in drei verfchiedenen Infuſtonen
zugleich Vibrio lineola Müll. Die Form desfelben wich in einem der
Bon d. ſekundar. Organismen u, ihrem Reben fberh. 453
Aufgüffe darin von der der andern ab, daß die Vibrionen hier Fürzer,
dicker und weniger fchnel waren. Aber in allen drei Aufgüſſen ent-
fanden die Vibrionen unmittelbar aus der infuforielen Haut, welche
fich ganz in fie auflöste, was id) mit einem ganz vorzüglichen, der
kön. Afademie d. W. in München gehörigen, mit fombinirten Ob»
-jeftiven verfehenen Inſtrumente Fraunhofers unter 266 u. Aoomal.
Vergr. auf das klarſte und beſtimmteſte beobachtete.
Morren bat in neueiter Zeit eine, große Neihe von DVerfuchen
über den Einfluß des Lichtes auf die Erzeugung der Snfuforien und
niedern vegetab. Formen angeftellt. Er will gefunden haben, daß troß
der Verfchiedenbeit der äußern Einflüffe, das Wefen und die Charak—
tere der Gattungen immer diefelben blieben, und nur die Erfcheis.
nungszeit, die Zahl der Individuen, und die Vereinigungen, welche
diefe bilden, hievon betroffen wurden. Die Snfufgrien hätten fich
im rothen, gelben, orangefarbenen Lichtitrahl gerade fo, ohne die
mindeſte Abweichung in ihrem Baue entwidelt, wie im ungetheilten
Licht. Mit aller Abänderung der Einflüffe hätte er nie neue Spezies,
nicht einmal Varietäten, fondern immer nur die längit befannten er»
halten fönnen. Es feien nur die äußern Bedingungen, welche die Ent»
wicklung bald diefer, bald jener Gattungen organ. Wefen erlauben,
welche dann erfchienen, u. die der anderen verhindern. M. glaubt
daher, allenthalben verbreitete Keime annehmen zu müſſen; wenigſtens
gehe alles fo vor fich, als wenn diefe Keime (deren Dafein er freilich
nicht direkt beweife) wirklich vorhanden wären. (Annal, d. scienc.
nat. Nouv, ser. Zoolog. vol. 3. p. 5, 174, 224. vol. 4, p. 13, 142 sq.)
Jedermann muß der Widerfprusch auffallen, in welchen M. geräth.
Er räumt nämlich einerfeits den Außern Bedingungen die Macht ein,
das Erfcheinen gemwiffer Spezies gänzlich zu verhindern, während er
auf der andern Geite denfelben nicht den geringiien Einfuß auf
Geitalt und Bau geftattet; eine Vorausfehung, welcher die allbe>
fannten Flimatifchen Einflüffe und daraus entfiehenden Form- und
Strufturänderungen gänzlich widerfprechen. Zugegeben aber, daß
M.'s Beobachtungen richtig feien, fo folgert aus ihnen noch Feines»
wegs die Exiſtenz von Keimen. J
Die mutterlofe Erzeugung der Eingeweidewürmer if vor-
‚züglich durch Rudolphi (Entoz. hist. nat. tom. I. p. 375 6q.) u. Brem—
fer (über lebende Würmer im leb. Menfchen) eriwichen-worden. Sie
fommen nur in lebenden Thieren vor, und find an eine oder mehrere
beſtimmte Spezies derfelben gewiefen. Eine Hebertragung von den
Eltern her, welche manche annehmen, fchlieft die größten Wider
fprüche im fich, und iſt unzuläſſig. Sie entiichen an Orten im
thierifchen und menfchlichen Körper, (fogar in andern Entozoen)
wo mit organifcher Eubitanz gefchwängertes Waffer, atmofphärifche
Luft und Gafe fi finden; am häufigiien im Darme, wo Zerfegung
454 Allgemeine Naturgefchichte. vi. Bud).
und Entmifchung am ſtärkſten it, aber auch fonft an den verfchiedenften
"Stellen, vorzüglich wo üppige Maffenbildung und gefunfene Einheit
der Lebensthätigfeit vorhanden ift; häufiger bei Kindern, Franfhaften
Berfonen ꝛc.; im Thierreiche wieder vorzüglich in folchen Klaffen,
in welchen das plaftifche Leben über das irritable und fenfible vor-
herrſcht, wie in Mollusfen und Fifchen. Wo Eingemweidewürmer er»
fcheinen, zeigt dieß an, daß lebende Potenzen der Herrfchaft des
Träger-Drgamismus, der fie nicht vollfommen zu beherrfchen vermag,
entfliehen, und eigene Geſtalt gewinnen. Die Entftehung der Sperma-
tozoen erfläre ich mir dadurch , daß der reife Same bereits ein dem
Organismus fremdes geworden ift, und deßhalb eigenthümliche
Bildungen darzuftellen beginnt. — Sogar aus dem Unterreich der
Thoracozoa fcheinen manche Spezies auch durch mutterlofe Zeu—
gung zu entſtehen. Die Krätzmilbe (Sarcoptes scabiei) welche in der
Subſtanz der die Krätzpuſtel bededenden Oberhaut lebt, findet fich
häufig bei Schneidern und Tuchmachern, und ihre Entitehung fcheint
daher mit der Reizung in Berührung zu ſtehen, welche Wolle und
wollene Stoffe auf die Haut ausüben. — Nitzſch fand Sarcoptes sub-
cutaneus {m Innern lebender Vögel, unter der Haut, in dem über
die Bruft verbreiteten Luftraume in großer Menge, was eine Mit-
theilung von auswärts siemlich unmahrfcheinlih macht. — Die
Läufe ferner. ftehen in einem ähnlichen Verhältniß zu den Geſchö—
fen, welche fie bewohnen, wie die Entozoen. Kinder befommen
gewöhnlich Läufe, wenn fie auch gar nicht mit andern Kindern in -
Berührung Fommen, und nur bei Erwachfenen leben, welche feine
haben. Batrin ließ Rebbühnereier von einer Haushenne ausbrüten,
und fiehe! die jungen Nebhühner befamen nicht die Läufe der Haus-
bühner, fondern die ihrer Art eigenen, Wo follen endlich die Läufe
der an Phthiriasis Zeidenden herfommen, da die Krankheit volfommen
fporadifch vorfommt, und die Läufe eine eigene Spezies, Pediculus
-tabescentium bilden? Hier ift an Hebertragung um fo weniger zu
denfen, als fie öfters in Höhlen, ja fogar in gefchloffenen Gefchwüls-
fien entſtehen. Auch die Entſtehung der DBlattläufe, welche auf
Topfpflanzen fich einfinden, von welchen oft weit und breit feine
Eremplare derfelben Art mehr vorhanden find, möchte fehr fchwer
ohne Annahme einer ungleichartigen Zeugung zu erklären fein;
anderer Fälle zu gefchweigen, wo vom Erfcheinen von Micsmufcheln
und Fifchen in neu entilandenen Teichen, oder an Drten, wo man
nie dergleichen bemerft, gefprochen wird.
Bon d. fefundär. Organismen u. ihrem Leben überh. 455
IV. Gauptftück.
Entwicklung und Beränderungen der organifchen
Reiche.
Die organifche Natur der Erde hat allem Anfcheine nad)
eine Reihe von Veränderungen durchlaufen, ehe fie zu ihrem
jegigen beharrlichen Zuftande gelangte, über deren einzelne
Momente und ihre Folge fich jedoch aus Mangel nöthiger
Materialien nur wenig feftfegen läßt. Einen Anhaltspunkt
geben’ die foffilen Nefte, welche indeß um fo mehr ein unbedeu-
tendes Fragment der untergegangenen Thiere und Pflanzen zu
nennen find, als fich eine Unzahl zärterer Gefchöpfe nicht er-
halten Fonnte. Einen zweiten Anhaltspunkt findet man hinz
gegen in der gegenwärtigen Schöpfung felbft, in welcher ſolche
Berhältniffe einzelner Abtheilungen zu andern hervortreten ‚ welche
auf das frühere oder fpätere Vorhandenfein der einen oder an—⸗
dern Schlüffe geftatten, wie unten durch pühge Beifpiele er⸗
lautert wird.
Ohne Zweifel dürfen wir auch hier wieder den Modus jeder
Entwicklung vorausfesen, nad; weldyem aus einer differenzirbas
ren Einheit eine differente Vielheit hervorgeht. Beim, Urfprung
der organischen Schöpfung mochte fogar die vegetabilifche und
animalifche Richtung noch in einander verfchlungen und gefeffelt
fein. Das Leben regte ſich in einem chaotifchen Traum; bald
wurde es durch den auftretenden Gegenfaß des Thierifchen und
des Pflanzlichen, ſpäter durch die in immer engern Kreifen er-
folgenden Gegenfäße zwifchen den einzelnen Klaffen, Drönungen,
Gattungen erweckt, beftimmt, gefördert. Die erften entfchiedenen
Drganismen waren wohl Meerthiere und Meerpflanzen. Thier⸗
und Pflanzenwelt müſſen größtentheils miteinander, nicht
nacheinander entftanden fein. Neben einander gingen die
beiden großen Ideen, deren Ausdruck jene beiden Reiche find,
wie die zahllofen gegenfeitigen Beziehungen zwifchen der Thier—
und Pflanzenwelt beweifen. Das Dafein des größten Theilg der
erften ift offenbar auf die lekte gegründet; haufig greifen Die
periodifchen Entwiclungen von Thieren und Pflanzen jpeziell in
156 Algemeine Naturgeſchichte. VI. Buch.
einander, wie biefed generell mit ganzen Abtheilungen der Fall
ift. Man denfe an fo viele Thiere, welche beftimmten Pflanzen
eigenthümlich angehören, an fo viele feine und finnreiche Bezie⸗
hungen auf Aehnlichfeit in Farbe und Geftalt ꝛc. In ſolchen
tief hinab reichenden Berhältniffen offenbart ſich noch der geiftige
Zufammenhang der beiden Reiche,
Bon allen Gefchöpfen (vielleicht den Menfchen ausgenoms
men) entftanden ohne Zweifel gleich zuerft viele, nicht bloß ein
Individuum oder Paar. Es ift wenigftens ſchwer, wie Decans
dolle bemterft, fich einen Zuftand der Dinge vorzuftellen, wo
120 — 150,000 Pflanzenfpezies nur in einem, oder bei divecifchen
in zwei Sndividuen über die Erde verbreitet fein follten, wobei auf
100 Quadratlieues nur eine einzige Pflanze Fame! Die ganze
Pflanzenwelt, mit Ausnahme der Thalaßiophyten, ift erft ents
fanden, nachdem Land gebildet war; die Thierwelt hingegen
niit Ausnahme der Inſekten war großentheils früher vorhanden,
und. ging aus dem Waſſer hervor. Deßwegen find auch die
Waſſerthiere größtentheils fleifchfreffend, die Landthiere größten
theils ypflanzenfreffend, weil diefe zu ihrer jeßigen Beichaffen-
heit meiftend erjt dann gekommen find, ald die Pflanzen-
welt vorhanden war. Wahrfcheinlich durchliefen alle Gattun:
gen von Thieren und Pflanzen eine Reihe von Metamorz
shofen, welche durch die (geſetzmäßigen) Krifen des Erde
lebens feldft bedingt waren, bis fie endlich, nachdem jene Krifen
aufgehört hatten, zu ihren gegenwärtigen ftrirten Zufland ges
Tangten. Aucd mögen viele unferer Landthiere umgemwandelte
MWafferthiere darftellen. Während jenen Krifen, ergaben fich die
unzähligen Rapporte der organifchen Weſen gegen einander,
welche und jeßt fo feltfam und wunderbar erfcheinen. Wie bei
Revolutionen in der menfchlichen Gefellfehaft taufend "neue Ber
siehungen, neue Nechte, neue Pflichten fich bilden, nene Mächte
fi) erheben, andere untergehen, — fo in den Kataftrophen der
Erde. Nach einzelnen Kataftrophen mochten neue Schöpfungen
emporfleigen, neue Emanationen erfolgen. Im Sturm der Gefühle
und der Leidenschaften werden die Thaten geboren. Wenn alte
Drdnungen verrückt werden, erwachen neue Gegenfüße, wenn
alte Zeffeln geſprengt werden, regt fi friiched Leben. Auf
*
+
Bon d. fefundär, Organismen u, ihrem Keben Aberh. 157
diefe Weiſe klären ch Zuftände der Menfchheit jene der Nar
tur auf,
Die jest ——— organiſche Schöpfung iſt, was ſie
iſt, zum Theil durch die Schöpfungen, welche vor ihr waren,
zum Theil durch neue Gedankenreihen, neue Gruppen von
‚ Geiftern der Tiefe, welche emporftiegen, und finnliche Ers
. Icheinung gewannen. Daher einmal die Anklänge an früher
Borhandenes, und weiter die neuen, manchmal ifolirt ftehenden
Reihen von Organismen. Bei der erften Entftehung der organis
ſchen Schöpfung mochten Geifter gröberer, gewaltiger Art ers
ftanden fein, Befiß von der jungen Erde ergreifend, Rieſen der
Pflanzenwelt, Leviathane der Thierwelt, die aber gleich den
Titanen und Niefen der Mythologieen CSchöpfungen des Mens
fehengeiftes, den präadamitifchen der Natur vergleichbar) zu Grunde
gingen. So die gewaltigen Amphibien, Pachydermen, Cyhkadeen,
Farın ꝛc. Der fortfchreitende Kampf der Unterwelt gegen die
Dderwelt Außerte fi) in wechfelnden Senfungen und Hebungen
der Oberfläche, wodurch diefe hier über die Meeresfläche empor⸗
gehoben, dort unter fie zurückgeſtürzt wurde, wobei zahlfofe
Lebendige zu Grunde gingen... Nicht alle aber, deren Ueberrefte
uns die Feften der Erdrinde aufbewahrt haben, dürften auf diefe
Weiſe verfchwunden fein: viele mochten vielmehr nad) ähnlichen
Gefeßen zu beftehen aufhören, und andern Pak machen, nad
welchen in der Entwiclung des individuellen Organismus eins
zelne Drgane nach einer temporären Eriftenz vergehen. Das
liegt ja im Charafter jeder Entwicklung, daß jede Periode durch
beftimmte Borgänge charafterifirt ift, daß gewiffe Erfcheinungen
nur einmal eintreten. Die einzelnen Organismen felbft find in
höherer Rückſicht nur Dffenbarungen des fie alle umfaffenden
Erdgeiftes, der in fie auseinander trat, in ihnen fich fortfett,
in ihnen feine Veränderungen, feine Zuftände fpiegelt. —
Die organifchen Reiche, namentlich das der Pflanzen mochten
anfangs mit der Erde enger zufammengehangen haben, fo daß
gleichfam die Erde felbft der Sonne entgegen vegetirte; allmälig
gewannen fie eine mehr felbfiftändige Eriftenz, befeftigten fich in
ſich felbft, und wurden für unfere Betrachtung zu eigenen Wefen-
klaſſen, die mit dem Planeten nur noch durch einige Bedingum
158 Allgemeine Naturgeſchichte. VI. Bud.
gen ihrer Organifation zufammenhängen. — Die Beſchaffenheit
ber foffilen Pflanzen» und Thierüberrefte (von welchen unten
befonders nach Bronn's Lethea geognostica eine Ueberficht ger
geben ift) fcheint Deutlich auf eine Erfaltung des Planeten, auf
ein allmäliges Hervortreten, zuerft von Inſeln, dann von Feſt⸗
ländern über den Ocean, fo wie auf ein Fortſchreiten der bilden-
den Naturfraft von unvollfommnern zu vollfommnern Formen hin:
zu deuten. Afotyledonen und Monofotyledonen eröffnen die Pflan-
zenſchöpfung, ihnen gefellen ſich Goniferen, bald auch Cyfabeen
zu, erft im Kreidegebirge treten unzweifelhafte Difotylebonen auf.
Das Thierreich eröffnen Polyparien, geftielte Radiarien und
Mollusfen, niedrigere Familien der Eruftazeen, befonderd Trilo⸗
biten, während von Gephalozeen im Älteften Gebirge nur Fifche,
(Ganioides) und eine ausgeftorbene Eidechfenfippe vorfommen.
Zwiſchen den einzelnen Klaſſen der Gastrozoa und Thoracozoa
finden ſich Mittelglieder; die Stufen jener Metamorphoſen, aus.
welchen die Cephalozoa (Wirbelthiere) hervsrgingen, fdheinen
ganz verfchwunden zu fein; daher die Kluft zwifchen ihnen und
‚ben übrigen Thierreich. Zahlreichere Reptilien und Iangfchwän-
zige Krebfe erfcheinen im Salzgebirge, und ift Kaups Chiro-
therium, deſſen Fährte man 1835 im bunten Sanbdftein von
Hifdburghaufen fand, wirklich ein Säugthier und Fein Neptil,
fo würden die Mammalien ungemein weiter in die Vorzeit zus
rüc reichen, als man bis jet glauben mußte. Erſt im Oolith—
gebirge kommen wahre Iuftathmende Snfeften und Schildfröten
vor; die frofchartigen Reptilien "gehen nicht weit über das Kreide⸗
gebirge. hinauf; die Vögel und alle Säugethiere (bad Chiro-
therium und Didelphys? ausgenommen) erfcheinen erft im Mo-
Taffegebirge, Die Quadrumanen und der Menſch reichen Faum
über die vorgefchichtlichen Alluvionen hinauf, Wir erfennen dem-
nad) im Menfchen den Endpunft der Entwidlung, mit deſſen
Erreihung verhältnißmäßige- Stabilität in der Erde und ihrer
organifchen Schöpfung eintrat, während die Bewegung von nun
an fich in der Menfchheit fortiest.
Nach der Firirung der organischen Schöpfung, und dem
Auftreten des Menfchen begann. eine neue Neihe von Verände-
rungen auf die organifchen Weſen einzuwirken. Die geographiſche
Bon d. fefundär. Organismen u. ihrem Leben überh. 459
Verteilung änderte fich durch Wanderungen, durch Berfchlep-
yung (von Thieren und Menfchen); neue Flimatifche Einflüſſe
erzeugten bleibende Racen (beſonders bei den Nutzpflanzen, Haus⸗
thieren und dem Menſchen ſelbſt); durch Anbau und Kultur
gewannen manche Spezies ein früher nicht vorhandenes Ueber:
gewicht, während andere zurüctraten, ja ganz verfchwanden.
So erhäft, befonders durch die menfchliche Einwirkung die
Drganifation der Erde nach und nad; ein anderes Anfehen, und
jene immer fort dauernden Aenderungen, bald „mächtiger, bald
fhwächer erfolgend, find ftdrk genug, im Laufe der Sahrtaufende
die Phyfiognomie des Ganzen bedeutend umzugeftalten. |
Auch Geofroy St. Hilaire ſprach fih in einem in der Sahres-
ſitzung der 5 vereinigten Afademieen des Inſtituts 1833 gelefenen Auf⸗
fat dahin aus, daß die thierifche Schöpfung fich mit den geologi—
fhen Perioden verändert habe, und die einzelnen Formen, auch der
Menfch, nad einer, vorausbeflimmten Folge, jede zu ihrer
Zeit erfchienen feien. (U’Inst, 1833, p. 12.) — Bei einzelnen Klaſſen,
Familien, Sippen Fann man allerdings fagen, daß fie vor oder nach
andern, wenn auc) nicht chronologifch erfchienen, doc durch fie be-
dingt ſeien. Daß die pflangenfreffenden Thiere vor den Pflanzen,
die fleifchfreffenden vor andern Thieren, die Barafiten vor ihren
Trägern nicht vorhanden fein Fonnten, ift klar; minder aber, ob fie
mit ihnen zugleich oder erſt fpäter erfchienen feien. Das Dafein der
Schneumoniden 5. B. hängt von jenem der Schmetterlinge, das
Dafein digfer von jenem der Pflanzenwelt ab. Sedenfalls mußten
alle drei mit einander gedacht worden fein, wenn fie auch erit in
verfchiedenen Zeiten real wurden. Man bemerfe noch, wie der gro—
Ben Zahl von Pflanzen eine fo bedeutende Zahl von ihnen lebender
Schmetterlingsraupen, diefen fo viele auf fie angewiefene Spezies
von Schneumoniden entfprechen. — Wenn atıch im Ganzen zuerſt
unvollfommenere Thiere und Pflanzen erfchienen, fo find doch nicht
alle unvollfommnen Formen früher als die volfommnen. Einge-
weidewürmer und Bilze 5. B. ließen fich vieleicht eben fo gut als
ein Nachhall der großen felbfiftändigen DOrganifation betrachten.
Was die foſſilen Reſte betrifft, welche den HSauptanhaltspunft
für die Entwiclungsgefchichte der Drganifation geben, fo find die-
felben defto gleichmäßiger in den verfchiedenften Gegenden verbreitet,
je älter fie find. Grönland hat diefelben Farrnabdrüde, wie Europa;
Elephanten- und Rhinocerosknochen, obwohl viel jünger, finden fich
indeß auch faft überall. — Es folgen bier noch einige Angaben über
die Höhen, in welchen man foffile Reſte angetroffen hat. Lichten-
4160 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch.
fein fand in Südafrika Fifchabdrüde im Thonfchiefer in 5000/ Höhe;
Namont auf dem Mont perdu ungeheure Lager auflerartiger Thiere
in 8000/; Humboldt auf dem Plateau von Santa Fe in 81007 Zähne
von Maftodonten, im Steinfohlengebiet bei Chipo in Columbia
8160°/ hoch Verfieinerungen; Ulloa traf in 13,000/ ‚der peruanifchen
Gordilleren Steinfohlenlager mit Meerthieren; Molina auf dem
viel höhern Descabefado in Ehili noch Verfleinerungen; Gerard fand
im Himmalayah in 15,500/ zahlreiche Mufcheln; Meyen auf dem
Gipfel des Feuerbergs von Maypo weit über der Schneeregion Am-
monshörner im Zechltein; d'Orbigny auf einer Hochebene der Anden
in 12,0007 Meerthiere ꝛc.
Foffile Pflanzen. Brongniart nimmt für fie 4 Perioden”
und 44 Epschen an. Die erite Beriode reicht von den älteſten petre⸗
faftenführenden Schichten bis zum Zechftein, und in ihr gab es nur
Gefäßfryptogamen und Monofotyledonen; die 2te fand während der
-Bildung des bunten Sandfteins ſtatt, und in ihr zeigten fich bereits
einige Coniferen; die dritte währt vom Mufchelfalf bis zur Kreide,
und ift durch fehr zahlreiche Koniferen ausgezeichnet; - in der Aten,
nach der Kreide, herrfchen die Difotyledonen vor. Sternberg nimmt
an: 4) Eine tropifche Pflanzenwelt in der GSteinfohlenformation;
2) Eine Mebergangspflangenwelt in der Braunfohle; 3) eine neits
enropäifche im aufgefchwenmten Lande und im Torfe. In der eriten
herrfchen die Farrn, in der 2ten die Cykadeen, in der Sten die Dis.
fotyledonen vor. Die Vegetation der eriten Periode entfpricht nach
Brongniart mehr dem Infelflima, die 2te dem Küſtenklima, die 3te
dem fontinentalen. — Keferftein führt von foffilen Pflanzen auf:
Zellpflangen 22 Sippen, 120 Gattungen; Farın und Mongfotyledos
nen 72 ©., 591 G.; Difotyledonen 36 ©., 92 G. Don Schwäm—
men, Flechten, Moofen fennt man fait nichts; Fucaceen finden fich
in allen Formationen, bis zu fehr alten; die Faren und Monokoty—
ledonen gehören fait alle der Steinfohlenformation an; Difotyledo-
nen find in den neuern Bildungen fehr häufig. — Nach Bronn kom—
men im Kohlengebirge, (von welchem er von der Alteiten anges
fangen, folgende Abtheilungen unterfcheidet: Thonfchiefer mit Dach»
und Mlaunfciefer, Mebergangsfalf, Grauwade und Grauwacke—
fchiefer, alter rother Sandjtein, Bergfalf, Koblenfandilein, Todt-
liegendes, Kupferfchiefer, Zechkein,) nur erſt wenige DVegetabilien
vor, welche aber am gleichförmigften über die ganze Erde verbreitet
find. Sie befiehen in einigen Fucoiden, Equifetaceen, (Calamites,
Calamitea, Medullosa), Filiceen (Tubicaulis, Bsaronius, Porosus, Sigil-
laria, Cyelopteris etc.), Marfileaceen, fait allen foflilen und ausges
Horbenen Lykopodiaceen (Lepidodendron, Stigmaria, Lepidophylium,
Selaginites etc.), mehrern Balmen (Fascieulites, Zeugophyllites, Nögge-
rathia, Flabellaria), einer Sippe der Canneen (Cannophyllites), mebrern
Bon d. fefundär. Organismen u. ihrem Leben überh. 461
Coniferen (Pinites, Peuce, Cupressites) (feinen Cycadeen), einigen
4
Monofotyledonen (Poacites, Sternbergia, Trigonocarpum, Musocarpum),
und einige Sippen, von welchen es zweifelhaft it, ob fie Mono—
oder Dikotyledonen find (Phyllotheca, Annularia, Asterophyllites, Volk-
mannia.) Die Equifetaceen, Lykopodiaceen und Farren diefer Beriode
find riefenhaftz; Ähnliche Formen fommen jet nur noch an Küften
und in feuchten Wäldern der Tropenländer vor. — Zur Periode der
Salzgebirge rechnet Bronn den bunten Sanditein, Mufchelfalf,
die Lettenkohle, den Keuperdolomit, Keupergyps, Keuperfanditein.
In diefen finden fich fait viefenhafte Equifetageen (Equisetites, Oncy-
logonatum), aber meiſt nur Fleinere Farren, außer mehrern Sippen
der vorigen Periode noch Syringodendron, Txniopteris, Anomopteris,
Clathropteris,) ein Lycopodites, Lilinceen (Convallarites), Monokotyle—
donen unbefannter Familien (Palzoxyris, Echinostachys, Aethophyl-
lum), Eycadeen, heut zu Tage nur. den warmen Gegenden ange-
börend (Nilssonia, Pte:ophyllum, Mantellia), Coniferen (Voltzia). Die
Flora diefer Periode bat noch fait tropifihen Charakter, iſt jedoch
weniger Küſten-(Inſel-) Flora als jene der vorigen. Die Equife-
ten, Coniferen u. Cycadeen find charafteriftifch für diefe und die
folgende Periode zugleich. — In der Periode der Dolithgebirge
begreift Bronn den Unter-Liasfandftein, Liaskalk, Kiasfchiefer, Ober»
Liasſandſtein, untern dichten Surafalf, die Walferde, den Eleinför-
nigen Dolith, Foreſt Marble, Cornbraſh, Orfordthon, weißen
Zurakalk, Korallenfalf, lithographiſchen Kalkſtein, Kimmeridgethon
und Portlandſtein. In dieſen Schichten finden ſich: zahlreiche Algen
(Codites, Baliostichus, Encoelites, Halymenites, Münsteria, Sargassite;
ete.), jedoch nur an wenig Orten; die Equifetaceen der vorigen
Periode, wenige und durchaus Fleine Farren (Sphenopteris, Cyclop-
teris, Glossopteris, Pecopteris etc.), 2 — 3 &yfoyoditen, von Balmen
nur Flabellaria, von Liliaceen Bucklandia, yon Cycadeen zahlreiche
Spezies von Zamia u. Zamites, wenige von Pterophylium u. Mantellia;
zahlreiche Stämme von Eoniferen (Thuytes, Brachyphyllum, Taxites),
endlich die hinfichtlich ihrer Klaffe unbefannte Mammillaria. In diefer
- Beripde herrfchen Nadelholzſtämme und Cycadeen vor. Abgeſehen
von den Algen hat die Flora den Küſten-Charakter ganz verloren,
und iſt zu einer Binnenlandflora geworden, durch die Cykadeen
einerſeits und Nadelhölzer anderſeits dem heißen und gemäßigten
Klima entſprechend. — Zur Periode der Kreidegebirge rechnet
Bronn den Purbeckkalk, Eiſenſand u. Sandſtein, Waldthon, untern
Grünſand, obern Grünſand, Kreidemergel, die weiße Kreide u. den
Kreidetuf. Bon Pflanzenüberreften gehören ihr am fehr zahlreiche
Algen (Confervites, Caulerpites, Spharococcites ; Gigartinites etc.), ein
Equisetum, wenige u. ganz Fleine Farren (außer frühern Chiropteris),
23 Lykopodigceen, keine Marfilenseen, Balmen, Gräfer, Canneen;
II. 11
162 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch.
von Cycadeen |Pterophyllum, Nilssonia, Cycadites, Zamia; von Coni⸗
feren Thaytes ꝛc., von Najaden Zosterites, yon Lilinceen Clatharia,
das feiner Familie nach unbeflimmte Endogenites; endlich die erffen
Blätter von Difotyledonen (Credneria, Amentaceen, Tilinceen, Ace
rineen). Die Süßwaffer- und Meeresbildungen diefer Periode haben
nicht eine Pflange mit einander gemein. Auch gibt es Feine Spezies
diefer Periode, welche auch in der vorigen oder folgenden fich fände.
Nur die wenigen Cycadeenreſte erimmern noch an ein etwas wärmereg
Klima. — Zum Molaffegebirge rechnet Bronn die untere Braun
Eohle und den plaſtiſchen Sandthon mit Sandſtein, die Grobfalfs
form, den obern Meeresfand, Sandflein und Mergel,_die Tegel-
. bildungen, die vorgefchichtlichen und gefchichtlichen Alluvionen. In
den Schichten über der Kreide erfcheint eine viel größere Mannig-
faltigfeit der vegetabilifchen Formen; die Eyeadeen find verfchwun-
den; befonders in den untern Schichten findet man noch viele Pal—
men und Goniferen; der Karren find weniges Meeralgen u. Najaden
find nur fielfenweife noch häufig; es finden fich mehrere unbeſtimm—
bare Monokotyledonen, in den jüngften Schichten Moofe, Characeen,
Nympheaceen; charafteriftifch aber find äußerſt zahlreiche, dikotyle—
donifche Laubhölger (Amentaceen, Suglandeen, Acerineen). Obwohl
die Vegetation der jetzigen ſehr ähnlich war, mußte das Klima doch,
noch viel wärmer fein, wie viele Palmenrefte bei uns, mächtige
Braunfohlenlager in Ssland beweifen.
Veränderungen der gegenwärtigen Pflanzenwelt.
Diefe ift nach der lebten großen Erdkataſtrophe entflanden, u. fcheint
ſich big jeßt nicht mwefentlich verändert zu haben, Wenigſtens dürf-
ten kaum neue Spezies feitdem entitanden fein, fo fehr die Verthei—
lung der» früher vorhandenen fich geändert hat, und fortwährend
ändert. Neue Racen, Formen, Abänderungen, Baſtarde jedoch ent-
fiehen fortwährend durch Kultur und Klima, pflanzen fich zum Theil
durch Samen fort und werden dann im unfere Pflangenverzeichniffe
als Spezies aufgenommen. Wo früher pflangenleere Stellen fich
mit Vegetation befleiden, treten zuerft Kruftenflechten auf, die ver⸗
wefend mit dem angewehten Staub einen Boden für größere Flech-
ten, Moofe, Farren, Gräfer, endlich für Gefträuche und Bäume
bilden. Immer find es diefelben Pflanzen , welche auf diefe Art
Hausdächer, Felfen, Lavamaſſen, Bafaltinfeln (4. B. St. Helena,
Aszenfion) befleiden: — In vielen Gegenden find Pflanzen durch
uUeberſchwemmung oder Veränderung des Klima’s ausgeflorben. So
war Offgrönland vom 9. — 14. Jahrh. wohnlich, bis das, fih vor
die Küfte Iegende Polareis das Land auf den gegenwärtigen Grad
erfältete und faft alle Vegetation unmöglich machte; auf Ssland
bildeten die Birken hohe Wälder, jetzt nur Geſträuche; in Irland
fol die Kiefer (Pinus sylvestris) allmälig ausfterben; von 3 Nymphäa⸗
‘
*
Bon d. ſekundär. Organismen u. ihrem Leben überh. | 163
seen auf den alten Denkmälern Egyptens finden fich jetzt nur noch
2 im Lande; allenthalben, wo die Kultur hindringt, vermindern
fich die Wälder fehr, nnd an ibre Stelle tritt die Vegetation der
Gräfer, Getreidepflangen, Nubpflangen aller Art 20. — Bon ihren
urfprünglichen Berbreitungsbezirfen, wo die Pflanzen entitan-
den find, baben fie fich im Laufe der Zeit weiter ausgebreitet,
Alpenpflangen kommen gegen die Ebenen herab, die Pflanzen der
Ebenen fteigen gegen die Gebirge an, und vermifchen fich mit jenen.
Manche Bilanzen der deutfchen Flora find von Alien her eingewan—
dert. Allbefannt ift, daß der Dienfch feine Nubpflanzen und die mit
ihnen in Gefelfchaft vorfommenden Unfräuter in die verfchiedeniten
Länder der Erde gebracht bat, wo fie mannigfache Abänderungen
durch Flimatifche Einflüſſe erlitten haben.
Foffile Thierwelt. Snfuforien, Medufen, freilebende Saug-
würmer das Urmeer erfüllend, mochten wohl die erfien Thiere ge—
wefen fein, welche fich jedoch, wie überhaupt die gärtern Organis⸗
men nicht erhalten haben. Die Diatomeen- und Infuſorienſchalen,
von welchen ©. 7 ff. die Rede war, gehören ſämmtlich neuen Ge—
fieinen an; eben fo dte vor Eurgem befannt gewordenen Snfuforien-
- fchalen von der Lüneburgerhaide, welche dort in unbegreiflichen
Bahlen vorhanden, fehr beträchtliche Geſteinsmaſſen zufammenfeken.
Auf der Lüneburger Haide finden fich nämlich, nur 1 1% Fuß vom
Haidboden bedeckt, 2 Lagen von Fiefelerdigen Maffen, eine obere,
rein weiße, feine, höchſt Iodere, Nodigerdige, 40 — 18/ mächtige,
u. eine untere, bräunlichgraue, zerreibliche, magere, über 10/ mäch—
tige, beide etwa vom Gewicht des Waffers. Beide Erden beſtehen
nad) Ehrenberg ganz aus völlig wohl erhaltenen Schalen fehr ver»
fchiedener, aber noch jeßt in füßen Gewäflern lebender Spezies. Die
erite Erde ift von fremder Beimifchung rein, die zweite mit organi-
fhem Schleim und Fichtenpollen vermengt. (Götting. gelehrt. Anz.
25. San. 1838.) Die erften Thierüberrefte der älteiten Gebirge find
Bolyparien; ihnen gefellen fich geitielte Aadiarien bei, welche bald
ungemein häufig werden; freie KRadiarien fommen fpäter und fpars
famer vor. Mit ihnen lebten wohl auch Holothurien und nadte
Mollusfen. Schalenmollusfen gab es fihon in der früheſten Periode,
fie find fümmtlich Meerbewohner; Weberrefie von Land - und Süß—
waferfonchylien gehören viel fpätern Zeiten an. Befonders häufig
find fchon in fehr alter Zeit die Ammoniten, unter ihnen zahlreiche
mifrosfopifche Gattungen, Bon Thorakozoen treten einige Ringel»
Würmer, von Krebfen die Trilobiten am früheſten auf; Spinnen
findet man nur in den jüngfien Bildungen, und im Bernſtein. In—
ſekten finden fich erſt im Lichographifchen Schiefer, dann in den .
jüngern Formationen, viele im Bernſtein. Unter den Cephalozoen
find die Fifche die früheſten, welche in die allerälteften Zeiten bin-
164 Mlgemeine Naturgefchichte. VI. Buch.
aufreichen; fehon zur Beit des Kohlengebirges gab es ungeheure
Haye bis 70’ Länge. Von Amphibien find die Frofpdilartigen die
früheften; unter ihnen finden fich höchſt merfwürdige, ihre Klafen
mit andern verbindende Formen. Im Lias, Dolith, der Kreide
kommen viefenmäßige, bis 75° Tange Saurier vor. Die Schlangen find
erſt fpäter entflanden, nachdem die Pflanzen und Snfeftenwelt, fo
wie ein Theil der höhern Wirbelthierflaffen gebildet war. Vögel—
überrefte find überhaupt fehr ſelten; diefe Thierflaffe erfchien ſpät,
erft nach der .Kreidezeit, und hat wohl mit den Waffervögeln be—
gonnen. Für diefe Schichten über der Kreide find übrigens die .
Säugethierrefte die wichtigften; mit Ausnahme von Chirotherium und
Didelphys? gehören fie füämmtlich ihnen an. — Wir gehen zu etwas ge-
nauern Angaben über die foffilen Thierreite über, Nach Bronn finden
fich im Kohlengebirge bereits viele Bolyparien; von ausgeflorbenen
Sippen Heliopora, Stromatopora, Cyatophyllum ; Tulbiporeen; dann ein—⸗
zelme Spezies der noch Tebenden Maron, Achilleum, Scyphia, Gor-
gonia, Cellepora, Retepora, Fungia ete. Von Radiarien erfcheinen nur
geſtielte, Stylaftriten (Cyathocrinites , Rhodocrinites , ‚Pentatremites,
Pentacrinites etc.) heut zu Tage fait gang verfchwunden; von Mollus-
fen fommen noch feine Nudiften, aber die Brachiopoden (Producta,
Strophomena, Pentamerus, Spirifer, Terebratula etc.) in ihrer größten
Entwicklung vor. Von jeht noch lebenden einmusfeligen Mufcheln
fommt nur Pecten im Kohlengebirge vor; von ausgeflorbenen Inoce-
ramus und Posidonia. Von ungleich musfeligen Dimyarien finden
fich fchon Pinna, Mytilus, Modiola, Avicula, und (allein bier) Pterinea;
von gleichmusfeligen die noch ieht lebenden Pectunculus, Arca, Nu-
cula, Cardium, Lucina, Tellina, Corbula, Solen ete., und die ausge .
fforbenen Hippopodium und Megalodon. Bon Gafteropoden Fommen
bereits Patella und Pileopsis und faſt alle unfere Phytipaga vor, während
die Zoophaga durchaus fehlen. Die Eephalopoden find in vielen
ortenreichen und bis auf Nautilus und Spirula erloſchenen Sippen
(Bellerophon, Clymenia, Goniatites, Lituites, Orthoceratites etc.) vorhan⸗
den;.doch fehlen Ammoniten, Belemniten und Foraminiferen. Bon
Anneliden bemerft man bereits Serpula. Bon Kerbthieren finden fich
nur wafferathmende; von Entomostracis Cypris und Cythere; von
unbefannten Familien Eidotea und Eurypterus; yon Isopodis die große
Familie der Trilobiten ausfchließlich bier; Defapoden und übrige
jeßige Crufinzeen fehlen noch ganz. Bon Fifchen zeigen fih nur
Edfchupper, Goniolepidoti oder Ganioides, ausgeftorbene Sippen der
Fam. d. Lepidioides und Sauroides , (Acanthodes, Catopterus, Ambly-
pterus, Pal&zoniscus, Osteolepis, Platysomus ,, Pyyopterus, Acrolepis.)
Don Reptilien erfcheinen Reſte der ausgeſt. Eidechfenfippe Proto-
rosaurus. Von 135 Thierfippen des Kohlengebirges find 74 ganz aus-
geftorben. Luftathmende Thiere fehlen mit Ausnahme der höchit >
Bon d. fefundär. Organismen m. ihrem Leben überh. 465
wenigen Neptilienrefte ganz. Wie bei den Pflanzen gehen Sippen
und Gattungen am unverändertiten über die ganze Erde; die Thier-
fippen find fehr reich an Gattungen, und diefe einander fehr ähnlich.
— Im Salzgebirge fehlen Polyparien ganz, obfchon manche
Sippen des Kohlengebirges auch in die Dolithgebirge und bis zur
Sehtzeit fortfeßen. Nadiarien find fehr felten; von Echiniden erfchei-
nen jcht zuerſt Stacheln von Cidarites; von Stylastriten fommt En-
erinites hier ausfchliehlich vor; die Stelleriden erfcheinen hier zuerſt
in Asterias und Ophiura. Bon den verhältnigmäßig zahlreichen Mol-
Iusfen mangeln Rudiften noch ganz; von Brachtopoden Fommen nur
3— 4 Gattungen von Terebratula, Trigonotreta, Lingula vor; von
Monomyarien einige Ostrea, Pecten, Plagiostoma, Posidonomya, von
Dimyarien einige Avicula, Modiola, Mytilus, ? Mactra,? Venus,? Car-
dium etc. und vorzüglich Myophoria oder Axinus. Von Gafteropoden
finden fich Calyptrea und Capulus; außerdem von Phytiphagen Natica,
Trochus,? Turritella, von Zoophagen nur ?Buccinum und Rostellaria.
Am bezeichnendften find die Cephalopoden, hievon find ausgeflorben
Ceratites, Ryncholithus, Conchorhynchus, während Nautilus noch lebt,
Bon Anneliden finden fich einige Röhren von Serpula und Dentalium;
von Brufithieren einige langfchwänzige Krebfe, Galathea und Gebia
ähnlich, dann Pemphix), Zrilobiten ze. mangeln ganz. Von Gandis
den fommen nur noch 3, jedoch ausfchließlich dem Salzgebirge ange-
hörende Sippen vor, (Gyrolepis, Saurichthys, Placodus), fonit nuͤr Pla⸗
koiden (Psammodus, Acrodus, Hybodus etc.) Die Reptilien gehören
theils den diefer Periode ganz eigenthümlichen bizarr geflalteten Sippen
Conchiosaurus, Nothosaurus, Dracosaurus, Phytosaurus, Salamandroides,
theils den auch fpäter vorfommenden Metriorhynchus und Plesiosaurus
an. Den Säugethieren wahrscheinlicher als den Neptilien gehört
Chirotherium an. Bon 47 Thierfippen diefer Periode find 18 ganz
ausgeitorben. Defapoden, Knorpelfifche, Reptilien erfcheinen hier
zuerft. Die Gephalopoden - und Neptilienrefte deuten noch auf ein
heißeres Klima bin. — Im Dolichgebirge find Polyparien be-
fonders häufig; charafteriftifch hiefür und jeht ausgeftorben find:
Mammillipora, Cnemidium, Myrmecium, Intricaria, Entalophora, Cono-
dietyum, Diastopora, Chrysaora, Defrancia, Eunomia, Turbinolopsis etc. ;
Cyatophyllum ynd Stomatopora fommen auch fchon im Kohblengebirge
vor; Siphonia, Dictyophyllia, Apsendesia finden fich im Salzgebirge
und zugleich in neuern Formationen, Auch fommen in "jenem viele
noch jeßt lebende Sippen vor; befonders reich an Gattungen find
“bievon Scyphia, Tragos, Berenicea, Eschara, Ceriopora, Astræal, Mæan-
drina, Mesenteripora, Caryophyllia. Befonders in den obern Schichten
. erfcheinen alle Radiarien-Familien häufig; Comatula zeigt ſich hier
zuerſt; charafteriftifch tif Solanoerinites. Die Konchylien find an Sip-
ven, Gattungen u. Individuen bier bei weitem am häufigſten; be—
166 . Allgemeine Naturgeſchichte. VI Buch.
fonders zeichnen fich Terebratula, Ammonites und Belemnites-aug. Bon
Bivalven find diefer Periode eigen -?2 Monotis, ? Trichites, Myoconcha,
? Thalassides; mit der nächſten Periode hat fie gemein Exogyra, Gry-
phæa, Inoceramus, Gervillia, Diceras, ?Nerinea, Belemnites, Ammonites?
mit der erfien Periode ?Aptychus, Posidononiya, Hippopodium ; mit
der fünften Pileolus, Lima; außerdem kommen ſehr viele jetzt noch
lebende Sippen im Dplithgebirge dor. In ihm treten auch die erſten
unzweifelhaften Gasteropoda Zoophaga (Strombus, Nerinea) auf, Von
Anneliden finden fich viele Serpuleen und eine Terebella. Won Cru—
finzgeen finden fich feine Trilobiten mehr, u. noch Feine Cirrhipeden,
aber andere Familien, wenige Arachniden und die erfien wahren In—
feften Cbei Solenhofen, Bayreuth und Stonesficld). Die lang-
fchwänzigen Defapoden herrfchen vor; (eigenthümlich find Eryon,
Mecochirus, Glyphea, Prosopon,- noch leben Astacus, Seyllarus, Pale-
mon, Pagurus etc.) zu ihnen gefellt fich Limulus; von Arachniden er—⸗
fannte man Solpuga; von Snfeften Cerambyx, Hydrophilus, Libellula,
Aeschna, Agrion, Myrmeleon, Sirex, Ichneumon,‘ Sphinx und einige
Diptern. Bon Fifchen finden fich 24 Sippen mit 130 Gattungen,
aus der Abth. der Ganoiden; befonders Bleftognathen; von Gymno-
donten und Sklerodermen nichts. Nut 4 Sippen (Lepidotus, Spha-
rodus, Gyrodus, Pycnodus) reichen in jüngere Formationen hinüber.
Von Knorpelfifchen finden fich Zähne von Psammodus, die Gippe
Spinacorhinus und Haye, fümmtlich ausgeftorben. Bon Amphibien
finden fich Chelonia, Eurysternum (ausgeftorben); zahlreiche, dieſer
Periode eigenthümliche Saurier, (Plesiosaurus, Ichthyosaurus, Ptero-
dactylus, Steneosaurus, Streptospondylus, Metriorhynchus, Teleosaurus,
Mystriosaurus, Engyomasaurus, Macrospondylus , Aeolodon, Gnathosau-
rus, Rhacheosaurus, Pleurosaurus, Geosaurus; Megalosaurus reicht in
die folgende Periode hinüber; Crocodilus, Gavialis, Lacerta [eben noch,
Vögelreſte fommen noch nicht vor. Zu feebewohnenden Säugthieren
dürften vielleicht die fogenannten Didelphis-Unterfiefer von Stones-
field gehören. Die Radiarien diefer Periode, befonders die Styla-
firiten, find fehr mannigfaltig; eben jo die Mollusfen; die Fifche
jener Zeit find ſämmtlich ausgeftorben; ganz befonders diefer Periode
gehören die befannten abentheuerlichen Neptilienrefte an, welche in
früherer Zeit nur zweifelhaft angedeutet find, fpäter ganz fehlen.
— Sn den Schichten der Kreide fommen von ausgeflgrbenen eigen,
thümlichen Bolyparien vor: Chöanites, Ventrieulites, Verticillites,
Polypothecia, Celoptychium, Heteropora, Pagrus; gemein mit frühern
Perioden bat fie Hippalimus, Coscinopora, Pustulopora, - Stromato-
pora, und Dietyophyllia ; mit fpätern Diploctenium, Lunulites, Licheno-
pora; von noch lebenden Sippen enthält fie; Achilleum, Manon,
Seyphia, Siphonia etc. (Spongien und Alcyonien herefchen überhaupt
vor,) dann Nullipora, Millepora; Eschara, Cellepora; Retepora, Flustra,
Don d. fefundär. Drganismen u. ihrem Leben überb. 467
Ceriopora, Caryophyllia, Astrea, Maeandrina ete. Von Radiarien nehmen
die Crinoideen fehr ab, die Echiniden überhand; der Kreide eigen m.
ausgeftorben find Marsupites, Glenotremites, Galerites, Hemipneustes ;
ihr und frühern Perioden gemein Apiocrinites, Pentaerinites, Salanik;
Pygaster, Dis@oidea, Holaster, Disaster; ihr und fpätern "Cassidulus;
ihr, fpätern u. frühern Nucleolithes, Catopygus, Clypeus; yon leben»
den’ Sippen finden fich in ihr: Asterias, Cidaris, Arbacia, Echinus,
Fibulariä, Spatangus, Micraster und Amphidetus: Von Mollusken ge»
hören der Kreide an die Rudiſten (Spherulithes, ’Hippurites, Ichthy osar-
eulithes, Caprina) u. die Ammoneen. Unter den Conchiferen find der
Kreide eigen Sphæra, Pulvinites, Pachymya, Thetis. Inoceramus iſt ihr,
der iten u. 3ten B. gemein; ihr und der Sten P. Exogyra, Gervillia,
Diceras, Belemnites, Ammonites, Aptychus, Scaphites, Hamites, Turri-
lithes, Baculithes, Crioceratites ; ihr, der 3ten u. 5ten BP Nerinea; ihr
. und der 5ten ?Spirolina. Won noch lebenden Sippen finden fih nur
in ihr allein Crania, Thecidea, Siderolithes; mit vielen und bedeuten.
den Speziebus Fommen in ihr vor: Terebratula, Gryph&a, Ostrea,
Spondylus, Lima, Pecten, Piona, Avicula, Mytilus, Modiola, Unio,
Trigonia, Nueula, Cucullea, Arca, Pectuncuülus, Cardium, Astarte,
Cyclas, Dentalium, Paludina, Pedipes, Trochus, Rostellaria, Nummu-
lina, Nautilus; eine viel bedeutendere Zahl noch Tebender Sippen
findet fich nur mit wenigen, befchränften und zweifelhaften Gattun—
gen. Bon Anneliden finden ſich viele Serpule; yon Cruſtazeen Asta-
cus, Seyllarus, Eryon, Pagurus, Etyæa, Corystes, Arcania, Cypris,
Cythere, Pollieipes; von Inſekten und Arachniden nichts. Von Fifchen
fommen folche aller Drönungen des Syſtems von Agaffiz vor; von
Ganoiden Macropoma, Dercetis, Sphzrodus; von Plakoiden Galeus,
Notidana, Lamna, Odontaspis, Ptychodus; yon Ctenoiden Beryx, Aca-
nus, Acrogaster, Podocis, Anenchelum, Paleorhynchus; von Eyfloiden
Osmeroides, Halec, Enchodus, Saurocephalus, Saurodon, Megalodon ,
Archeus, Palymphyes. Gonft finden fich noch Lepidotus, Tetragono-
lepis, Pholidophorus, Pyenodus, Hybodus, Acanthoderma, Cyclurus,
Isurus, Fistularia, Pleiocaemus, Pleuracanthus. Unter diefen Fifchen
finden fich die eriten jet noch lebenden Sippen, etwa 1 aller aus-
machend. Die Reptilien fchließen fich theils an die mächtigen aus—
gefigrbenen der 3ten B., theils an die lebenden an. Phytosaurus [ebte
auch fchon in der 2ten P., Megalosaurus in der dritten; zweifelhaft
find Ichtbyosaurus, Plesiosaurus, Pterodactylus; der Kreide eigenthüns
lich Mosasaurus, Hylzosaurus, Iguanodon; noch leben ?Crocodilus,
? Gavialis,-Tryonyx, Chelonia,‘ Emys. Bon Bögelreiten fand man
Bruchſtücke eines Scolopax, eines Reihers, und eines den Reptilien
ſich mehr als alle andern nähernden Vogels. Säugthierreſte fehlen
bis jeßt. In der Kreidegruppe finden ſich Land und Süßwaſſer⸗
mollusfen und Cruſtazeen; Reſte von Süßtwaffer und Sandreptilien
168 Allgemeine Naturgefchichte. VI. Buch.
und Sumpfvögeln. Der tropifche Charakter verliert fich mehr und
mehr; die Spezies find ſämmtlich von den jekigen verfchieden. —
Da Bronn’s Lethæa geognostica noch nicht vollendet find, müffen wir
in Bezug auf die Thierüberrefte, der Molaffengebirge auf das
verweifen,” was bei einer andern Gelegenheit über die organifchen
teberbleibfel in den Schichten über der Kreide Bd. I. ©. 405, 408,
440 gefagt ift. Sn den unterfien Schichten. finden ſich noch wenig
jet lebende Spezies; ihre Zahl nimmt gegen die jüngften hin
immer zu. — In Bezug auf die Entwidlung der Klaſſe der Fifhe
bemerkt Agaffı ig in einer Sitzung der Geological Society 41835, da
man in den Schichten unter dem Lias die größten jener Fifche zu
finden beginne, deren Sfelet fo fehr an die Saurier erinnert. In
manchen waren auch die weichen Theile ähnlich wie in Reptilien
konſtruirt, und ihre Bededungen gleichen oft täufchend jenen der
Krofodile.. Die Typen aller Fifche unter der oolithifchen Neihe
zeigten fich ſehr einförmig, und auch diefelben Theile feien fehr ein-
förmig gebildet. Das Prinzip des thierifchen Lebens, welches fich
in einer folgenden Periode in Form der gewöhnlichen Fiſche, Rep
tilien, Vögel und Säugthiere entwidelte, mochte damals ganz auf
diefe ſonderbaren fauroidifchen Fifche begrenzt fein, und die gemifch-
ten Charaftere ihrer Klaffe verfchwanden erit, als die Reptilien in
großer Zahl erfchienen, — wie wieder. andererfeits die Schthyofau-
ven und Blefiofauren in ihrer Oſteologie die Charaftere der Cetaceen,
und die enormen Landſaurier jene der viel ſpäter gefchaffenen Bachy-
dermen zeigen. So biete die Natur in allen gefchaffenen Wefen eine
regelmäßige organifche Entwicklung dar, angemeſſen den verfchiede-
wen Dafeinsbedingungen, welche nach und nach auf der DOberfläche
der Erde eintraten. U. unterfcheidet 2 große Reihen von Fifchen,
deren Grenze im Grünfand liegt; eine Ältere Ganoiden u. Placoiden,
eine neuere, mannigfaltigere, der jebigen Schöpfung mehr ver.
wandte, vorzüglich Gtenoiden und Eyfloiden umfaffend. In den
Fiſchen der volithifchen Neihe und unter ihr unterfcheide man nicht
getrennte See- und Süßwafferbildungen, weil wahrfcheinlich die
nur unvollfommen in Beden eingefchloffenen Gewäffer jener alten
Zeit noch nicht die deutliche Trennung der gegenwärtigen zeigten.
(Institut 4835, p- 253.) — Wir bemerfen noch, daß in neuefter Zeit
foffile. Refte von Duadrumanen gefunden wurden.„ Ein Herr Lartet
fand bei Auch im Depart. Gers unter Knochen vom Rhinoceros,
Dinotherium, Maftodon, Hirfchen, Antilopen, Paläotherien, Anos
plotherien, die wohlerhaltene Kinnlade eines den jehigen Tangarmi-
gen Gibbons am nächften verwandten Affen. Sie hat 4 Schneides,
2 Hunde», A falfche. und 6 wahre Badenzähne, alfo 16 Zähne in
ununterbrochener Reihe, wie beim Menfchen und einigen Affen. Das
Thier dürfte etwa 30 Höhe gehabt haben. Die jetzigen Gibbons
Von d. ſekundar. Organismen it; ihrem Leben überh. 469,
leben gegenwärtig nur auf den Snfeln des großen indiſchen Archipels.
Blainville, Dumeril und Flourens berichteten hierüber ni der Sitzg.
der franz. Atgdemie vom 27. Juni 1837.
Hauptftück.
Unterfchiede und Hebereinftimmung der drei organi—
fhen Reihe. Pflanzen» und Thierreich berühren
—* auf den tiefſten Stufen. Angabe der Mittels
formen. 2
Im 10ten Hauptftüd- des I. Buches Bd. I. ©. 122)
wurden bereitö drei Neiche der Drganismen unferer Erde nad)
ihren wefentlihen Vermögen aufgeftellt. Indem jedes obere
Reich immer die organifchen Syſteme des untern in fich auf
nimmt, und außerdem höhere Syfteme dazu bringt, werden einer-
ſeits Verwandtfchaften, andererfeit3 Unterfchiede zwifchen
den Pflanzen, Thieren und Menfchen dargeftellt. Alle drei find
fi) darin verwandt, daß ihre Leiber aus feften und flüfjigen
Beftandtheilen gebildet find, deren Form und Mifchung durch
die bildende Seele erhalten werden. Alle entwickeln fich. nach
beftimmten Normen, und dauern eine feftgefeßte Zeit. Alle be-
dürfen, obwohl in verfchiedenem Verhältniß, äußerer Potenzen:
des Lichts, der Luft, des Waffers und organifcher. Nährftoffe.
Alle erzeugen ihnen ähnliche Wefen, wodurd; fie ihre Gattung
erhalten. Zu allem Diefen befigen die Gefchöpfe aller drei Reiche
die Vermögen der Ernährung, Athmung, Säftebewe
gung und Fortpflanzung, welche zufammen die Plaftizität
darjtellen, durch die der Leib des Individuums gebildet und er
halten wird, und die Keime der Nachfommenfchaft erzeugt wers
den. Form und Mifchung gehen bei allen im Tode zu Grunde,
Die Thiere bringen zu dem Vermögen der PMaftizität jene der
Empfindung, Sinneswahrnehmung, des Bewußtfeins
und der freiwilligen Bewegung, durch welche die Senfi-
bifität theils dargeftellt, theild möglich gemacht wird, — umd
470 ® Ahgemeine Natuegefchichte. VI. Buch.
unterfcheiden fich dadurch von den Pflanzen. Der Menfch
bringt zu den Vermögen der Thiere die metaphyſiſche Grund
Tage, die Vernunft, welche, wenn aud; oft getrübt, entartet
oder ſchwach entwicelt, bei den. Menfchen aller Völker, Him—
melsftriche und Zeiten gefunden wird, Er unterfcheidet fich
hiedurch von den Thieren, und fo mächtig ift jenes einzige Ver
mögen, daß es (im Bunde mit gefteigerten niedrigern) die
Sprache, die Religion, den Staat herbeigeführt, und dem
Menfchengefchledyte den Charakter ded Fortſchreitens aufges
prägt hat, während die ganze Thierwelt ftabil bleibt. Hie—
durch, aber auch‘ nur hiedurch möchte die Aufftelung eines
eigenen Neiches für den Menfchen hinreichend gerechtfertigt fein.
Einige Naturphilofophen Co namentlich Dfen) haben die
Pflanzen und Thiere als Wiederholungen der Weltfürper unfers
Sonnenfyftemd betrachtet, und die Pflänzen daher planetarifche,
die Thiere folare Organismen genannt. Die Pflanzen wurzeln
‚nämlich, gleich den Planeten, in einem fremden Gentrum, und
empfangen ihre Anregung, wie jene, durch die ‚Sonnenfraft;
die Thiere-tragen Licht und Selbftbeftimmung, wie die Sonne
in fich, und ziehen in freier Bewegung einher. Will man diefe
Deutung auf unfer drittes Reich ausdehnen, jo muß der Menfch,
— wie ed wirflich der Fall ift — das Ebenbild des fchaffens
den Weltgeiftes felbft, in irdifcher Befchränfung darftellen. —
Dfen fucht (Lehrb. d. Naturphiloſophie, 2te Aufl. ©. 247 ff) auf
geiftreiche Weife darzuthun, wie die Natur von der Bildung
der Pflanze zu jener des Thieres gelangte. Er geht von den
höchften Erfcheinungen des Pflanzenlebens, ven der Begattungs-
bewegung der Staubfäden mancher Pflanzen aus, betrachtet diefe
als eine Vorregung des thierifchen Lebens, und bezeichnet das
- Thier als eine Blüthe, welche vom Stamm getrennt,. durch
eigene innere Bewegung, durch fortgefegten Polwechfel den
Lebensprozeß unterhalte.
Sowohl der Thier - als der Pflanzenwelt liegt eine allge—
meine Idee zu Grunde, welche in den einfachſten, wie in den
zuſammengeſetzteſten Formen beider Reiche hervortritt, und deren
univerfelle Erſcheinung eben den Charakter des vegetativen oder
animalen Lebens ausmacht. Das Thier ift Thier durch das
Bon d. ſekundaͤr. Drganismen u. ihrem Leben Aberb. 4174
* ”
Bewegliche, immer Unruhige, Verzehrende und Zerftörende, —
‚die Pflanze ift Pflanze durch das Nuhende, ftill Verarbeitende,
unerſchöpflich Produzirende. Das Thier befteht nur, indem es
ſtets Lebendes zerftört; die Pflanze, indem fie die unorganiſche
Materie in organifch Lebended verwandelt. Die Pflanzenwelt
ift Hleichfam die goldene Brücke über den Abgrund, der die
Materie und die organiſchen Wefen von einander fcheidet. Thier⸗
und Pflanzenwelt verhalten ſich zu einander, wie Feuer und
brennbarer Stoff. Die Thierwelt, welche auf jener der Pflanzen
mwurzelt und nur durch deren Dafein möglich wird, müht ſich
vergebens, deren üppige Fülle zu erfchöpfen, und den unertchöpfs
lichen Born zu leeren, aus dem das vegetabilifche Leben quillt.
Es ſcheint, daß zwifchen Thiers und Pflanzenwelt nicht
jeder Zufammenhang fehle. Schon Treviranıs u. A. haben auf
die wunderbaren Mittelwefen zwifchen Pflanze und Thier auf
merffam gemacht, welche früher durchgängig zum Pflanzenreich
gerechnet, zum Theil noch jetzt die Syftematifer in Berlegenheit
verfegen. Es ift erft etwas über 100 Jahre, daß Peyßonel die
Thierheit. der Polyparien ahnte, deren Erweifung Ellis, Bafter
u. U. noch beträchtlich fpäter viel Mühe Foftete. Ehrenberg hat
in neuefter Zeit zu beweifen fich bemüht, daß nach Struktur umd
Zertur durchaus Feine Verwandtichaft zwifchen den Polyparien
und Pflanzen beftehe. (Abh. d. k. Akad, d. W. zu-Berlin 1832,
©. 243.) Dieß it allerdings gewiß, — andererfeitS aber ift
nicht zu laugnen, daß neben den feinen Kennzeichen, welche das
Mifrosfop entdeckt, doc; auch die ganze Geftalt und der, Ge
ſammteindruck eined Naturmefensd auf und Beachtung verdiene,
und daß hierin, fo wie in der Sproßung allerdings ein finns
und bedeutungsvoller Anflang der Polyyarien an die Pflan—
zen hervortrete, — Berhältniffe ganz anderer Art erfennt man
aber unter einer ziemlichen Anzahl mifrosfopifcher Organismen.
- „Einmal findet in gewiffen Gonferven eine zeitliche Scheidung
des vegetativen und animalen Lebens ftatt, indem fie Thiere
erzeugen, die fpäter wieder zu Pflanzen erwachfen, um wieder
Thiere hervorzubringen. Die Bewegung der aus ihnen hervor:
gehenden Brut zu einer bloßen Mofefularbewegung machen zu
wollen, möchte ficher nicht ausreichen. Dann bietet die merk
-
172 Allgemeine Naturgeſchichte. VI. Buch,
würdige Familie der Diatomeen Formen dar, welche will-
kührliche Bewegung in allen Graben der Stärfe bis zur gänzli-
«hen Bewegungslofigfeit zeigen, Formen ferner, welche offenbar _
fi an erflärte Algen anfchließen, während andere fich manchen
Panzerinfuforien nähern, — kurz einen Komplex von Erfcheinuns:
gen, welche dazu berechtigen, die Diatomeen für wahre Mit
telglieder zwifchen Thieren und Pflanzen zu halten, in welchen
es noch zu Feiner vollforimenen Scheidung ber beiden Lebens»
formen gefommen ift, y
So leicht es iſt, die Unterfchtede anzugeben, wodurch fich pflanz⸗
liches und thieriſches Leben auf der Höhe ihrer Ausbildung unter
ſcheiden, fo ſchwer ift diefes bei den niedrigften Formen beider Reiche.
Die Senfibilität, befonders nach ihrer Richtung als freiwillige Be—
wegung, iſt unftreitig das durchgreifendfte Merkmal — aber auch fie,
wie alle andern, wird in jenen tiefen Regionen fchwanfend und zwei—
deutig. Wir unterwerfen ffe fämmtlich einer genauen Beachtung.
Was die Ernährung betrifft, fo abforbiren die Pflanzen uns
mittelbar aus der Erde die nährenden Flüffigfeiten, durch mehr oder
minder zahlreiche Wurzelfafern, und es fehlt ihnen an einer Vers
dauungshöhle, weil jene Feuchtigfeiten (Eohlenfäurehaltiges Waſſer
und aufgelöste organifche Stoffe der Dammerde), fchon gefchidt zur
Ernährung, feiner weitern Zubereitung bedürfen. Die Thiere nehmen
ihre Nahrung meittens durch eine, felten durch mehrere Mundöffnun-
gen auf, von wo fie in eine Dauungshöhle gelangen, au deren
Wände ſich Gefäße einfenfen, welche die in ihr aufgelösten, zur
Yufnahme in den Organismus zubereiteten Nährfloffe, gleich Wur-
zeln auffaugen. — Die Pflanzen find durch die Wurzeln organifch
mit der Erde verbunden, welche als ein Pol in ihren Lebensprogeß
eingreift, — die Thiere find entweder frei, oder nur felten mecha-
nifch an die Erde gefeffelt. — Die Pflanzen haben das Vermögen aus
einfachen Stoffen, binären oder 'bibinären Verbindungen, ternäre,
d. h. organifche zu bilden — die Thiere fünnen ſich nur von organis
fchen Stoffen nähren. Diefe gehen bei der Fäulniß wieder rein -
chemifche Verbindungen ein, um von den Pflanzen wieder in organifche
verwandelt zu werden. — Die Säftebewegung der Pflanzen ifl
mit jener der Thiere verglichen einfach, weniger regelmäßig und leb—
haft, weil ihnen immer ein Gentralorgan, ein Herz fehlt, welches
wenigftens fehr viele Thiere haben, Die Säftebewegung der Pflanzen
it in ihrer Energie mehr vom Lichte, die der Thiere — abgefehen
vom Centralorgan — mehr von der Luft abhängig. — Das Atbmen
der Pflanzen gefchieht durch die Dberfläche ihrer grünen Theile, —
das Athmen aller vollfommenern Thiere durch eigene Drgane, welche
Bon d, fefundär. Drganismen u. ihrem Keben überh. 175
im Heinen Raum der Luft ſehr große athmende Flächen darbieten.
Die Pflanzen zerlegen beim Athmen die Kohlenfäure und das Waller,
und bilden aus ihren Beſtandtheilen Bflangenftoff, wobei fie den
Heberfchuß von Sauerftoff aushauchen. Nur in der Nacht, im
Schatten und im krankhaften Zuftande nehmen fie etwas Sauerſtoff
aus der Luft auf, und dünften Kohlenfäure aus, Die Thiere ver-
zehren beim Athmen den Sauerfloff der Luft, welcher fich mit ihrem
Blute verbindet, und bauchen Fohlenfäurehaltiges Wafer aus —
alfo gerade das, was die Pflanzen brauchen, während die Pflanzen
das der Atmofphäre wiedergeben, was die Thiere nöthig haben, fo
daß durch diefe Wechfelwirfung der beiden Reiche fowohl ihr beider-
feitiges Beſtehen, als die gleiche Mifchung der Luft gefichert wir. —
Der Pflanzenleib iſt eine ternäre Verbindung von Kohlenſtoff, Waf-
ferftoff und Sauerftof, der Thierleib eine quaternäre von jenen
dreien und Stidilof. — Die Konitruftion der Pflanzen ift, bei
dem geringern Umfang ihrer Lebenszwecke, viel einfacher und gleich-
artiger, als jene der Thiere. Alle ihre Organe laffen fih auf das
Blatt zurückführen, und ſtellen deffen mannigfache Verwandlungen
dar, welche es beim Grünen, Blühen und Fortpflanzen eingeht, In
den Stempeln und Staubfäden der Pflanzen find die Refpirationg-
organe oder Blätter in Zeugungsorgane umgebildet. Die Pflanze
bringt es nur zu Fortpflanzungsorganen, weil mit der Fortpflanzung
der Kreis ihres Dafeins gefchloffen il. Da die Thiere außer den
pflanzlichen Funktionen noch eigenthümliche ausüben, muß noth-
wendig ihr Leib viel zufammengefehter fein. Sie bedürfen zum Be-
wußtſein u. zur Bewegung Hirn u. Nerven, Sinne u. Musfeln. —
Die Pflanzen wachſen durch Hervortreiben neuer, den alten mehr
oder minder ähnlicher Theile, die Thiere meiſt durch Vergrößerung
aller fchon früher gebildeten Augern und innern Theile. — Die
mannigfachen Bewegungen, welche bei Pflanzen theils im natür-
lichen Lebensgang, theils auf angebrachte Reize des Lichtes, Gal—
vanismus, der Elektrizität, mechanifcher, chemifcher Art erfolgen, be—
ruhen vielleicht nur auf der allem organifchen Stoff eigenen Reizbarkeit
(Srritabilität), und auf dem Vermögen mancher Theile, fich durch
Safteinfrömung zu erigiren. Sie erfolgen daher auch in vom thieri-
ſchen Leibe getrennten Müsfeln. Die Bewegungen der Thiere hin—
gegen erfolgen nicht bloß auf Äußere Neize, fondern durch Einfluß
des Gehirns und der Nerven — alfo innerer unbeweglicher Theile —
auf Äußere bewegliche. Indem hienach das empfindende Centrum,
unabhängig von Außern Reizen, auf die Beripherie beſtimmend wirft,
entiieht die willführliche Bewegung. — In jeder Beziehung
haben die Pflanzen ihre Lebensbedingungen mehr in der Außen-
welt, die Thiere mehr in fich. Das Licht fcheint für die Pflanzen
gewiſſerm. die Stelle des Nervenſyſtems der Thiere zu vertreten. —
17A Allgemeine Naturgefchichte. VI Bud).
Bei den Pflanzen ift ferner die Individualität weit minder ge-
ſchieden, als bei den Thieren, und der Hermaphroditismus vorherr-
Tshend, welcher bei den höhern Thieren gänzlich verſchwindet. —
Mach der Entwidlung und Form fann man fagen, daß fie bei
der Pflanze auf einem Außerlich Werden beruhen, weßwegen Die
wichtigſten Drgane nach außen gewendet find, während fie bei de
Thieren nach innen liegen. — , Ar *
Der Entwicklung im Großen nach gehört das Pflanzenreich
mehr der Erde, das Thierreich mehr dem Waſſer an. Da ietzt die
urforüngliche Erzeugung der Thiere vorüber if, und faſt alle nur
aus Aeltern entſtehen, fo entwideln fie fich in eigenthümlichen, von
diefen abgefonderten Flüffigfeiten. — Die Thiere wachfen meift
nur eine gewiffe Zeit, die Pflanzen ihr Leben lang. Wie das Leben
der Pflanzen und Thiere verfchieden ift, fo auch ihr Tod. Beim
Thiere tritt ein Moment ein, in welchem das Leben in den anima—
len Drganen erlifcht, bei den Pflanzen ein allmäliges Sterben.
*
* *
Man kann ſich die beiden Reiche unter dem Bilde eines Baumes
denfen, welcher bald über der Erde fich in 2. Stämme theilt, die fich
immer weiter von einander entfernen. Se höher fie emporwachfen,
deſto fremder ſtehen fie fich gegenüber. Lamark verglich Thier- und
Pflanzenreich 2 Linien, welche nach einer Richtung immer mehr aus-
einander treten, während fie nach der andern fich unendlich nähern,
ohne fi je zn berühren. ©. R. Treviranus fchlug ſchon in der -
Biologie ein Mittelreich vor, das die 2 Drdnungen Zoophyten und
Phytozden begriffe, und Polypen, Korallen, Algen und Bilze um-
faßte. Link, (Abb. d. k. Akad. d. W. z. Berlin, Sahrg. 1830) nach—
dem er die Pflangenthiere im Allgemeinen betrachtet, und zu ihnen
gerechnete vegetabilifche Formen abgefondert hat, fagt ©. 122 be—
fonders in Bezug auf die Spongien und Alwyonien: „Sp kurz ift
alfo der Schritt von der Pflanze zum Thier, Die thierifche Subſtanz
fteht gleichfam der vegetabilifchen gegenüber; die thierifche fchwindet
in den Spongien, die vegetabilifche bleibt, fo wie umgefehrt die
vegetabilifche in den gemeinen Polypen fchwindet, und die thierifche
fich ihrer eigenen Ausbildung überläßt.“. Ehrenberg (Abb. der Fon.
Akad. 3. Berlin Sahrg. 1832, ©. 243 ff.) will von feiner Gemein-
fchaft zwifchen beiden Reichen, von Feiner Hinneigung der Korallen»
thiere zur Pflanzennatur wiffen. Er zählt übrigens nach O. F.
Miüher’s und Nitzſch's (Beitrag z. Snfuforienfunde, oder Naturbe-
fchreibung d. Cerkarien und Bacillarien, Halle 1817) Vorgang die
Diatomeen zu den Infuforien, während Agardh (Syst. algarum, Consp.
eritic. Diatom. ete.) u. ihm folgend Kübing (Synopsis Diatomearum etc.
Bon d. fefundir, Organismen u. ihrem Leben fiberh. 475
- mit 7 Taf. Halle 1834) fie zu den Pflanzen zählen. Doch hat Nitzſch
die zweidentige Natur der Bacillarien fchon fehr richtig erfannt.
Diefe Diatomeen num (wozu auch bie Bacillarien gehören) find
mikroskopiſche Organismen der Süßwäſſer und des Meeres, welche fich
durch Sporen u. Theiling vermehren, wobei die Individuen in man«
chen Sippen auch nach der. Theilung noch zufammenhängen, und fo
merfwürdige zufammengefebte (ſtrahlen- oder fächerartige, ſternartige,
fadenarfige ze.) Formen darftelen. Kübing theilt diefe Familie in
Diatomaceen und Desmidinceen. Bei den eriten find die cin«
zelnen Individuen (Stäbchen, Fruflulen) in einen Kiefelpanzer ein-
gefchloffen, der oft von zartem Schleime umgeben if, Der Kieſel—
panzer befteht nach ihm aus zwei Stücken, welche durd) zahlreiche zarte
Duerwände mit einander verbunden find, die als feine Strichelchen
am ande erfcheinen. (Sch ſah diefelben. bei manchen Speziebug
mittelit des aplanatifchen Okulars ſchon unter 108maliger VBergrößes
rung des großen Plößl'ſchen Mikroskops: fonft bei faſt allen Speziebus
mit 300maliger Vergrößerung, Iſt Kützing's Deutung richtig, fo
müßten die Duerwände unterbrochen fein, weil man bei mehrern
Gattungen, wenn fie ihre eliptifche Seite dem Auge zukehren,
Strichelchen am Rande, und fcharf von ihnen abgefeßt, fchiefe Strichel»
chen mehr gegen die Mitte, zu beiden ‚Seiten. derfelben bemerft.)
Zu den Diatomaceen rechnet 8. Frustulia, Meridion, Exilaria, Arı-
stella, Gomphonema, Achnanthes, Isthmia, Diatoma, Fragilaria, Melosira,
bei welchen die Fruſtulen frei find, und Encyonema, Schizonema,
Berckeleya, Hom@ocladia, Gl&odietyon, Mieromega, bei welchen fie in
Röhren eingefchloffen find. Die Desmidiaceen haben eine zartere,
meift membrandfe Subflang, und erfcheinen nicht tetraedriſch, wie
die Diatomaceen, fondern meift enlindrifch, fpindelförmig oder rund.
Ihre Fruſtuln find meiſt nach beſtimmten Zahlenverhältniffen ver-
bunden. Sie find meiltens grün. Zu den freien gehören Trochiscia,
Closterium,. Heterocarpella, Micrasterias, Scenedesmus, Biddulphia; zu
den eingefchloffenen Echinella, Geminella, Gl&oneına, Desmidium. —
Man bemerft nun im diefer fonderbaren Familie fehr wechſelnde
Berhältniffe; die Bläschen in ihrem Innern, welche man den Mägen
der polygafrifchen Snfuforien analog halten möchte, ändern an Zahl,
an Stellung, an Bröße ungemein ab; die einen Diatomeen, zur
Sippe Frustulia gehörig, haben offenbar thierifche Bewegung in ver-
fchiedenen Graden, obwohl nie ſchnelle; die andern fieht man fich
nie beivegen, und fie verhalten fich ganz wie Pflanzen; fo befonders
jene, welche eine mehr häutige Befchaffenheit haben, und in ſchleimi—
gen confervenartigen Schläuchen eingefchloffen find. Während daher
Frustulia fich an das Thierreich anfchlieft, verbinden fich Fragilaria
und Melosira den Conferven, Encyonema, Schizonema , Micromega den
volfommenern Algen. Bei Closterium beftehen die rothen Punfte,
176 Allgemeine Naturgeſchichte. VI Buch.
welche Ehrenberg für Augen hielt, aus Keimförnern, welche fich an bet-
den Enden in einem durchfichtigen oft fphärvidifchen Raum fammeln,
Eine klare 300malige Vergr. fihon zeigte fie mie in mimmelnder
Bewegung (Molefular- oder thierifcher Bewegung?) fich durcheins
anderwälzend, fich nähernd und entfernend, wie auch Morren bes
fohrieben hat, Nach Diefem ſollen immer 2 Individuen der Closterien
zufammentreten, und fo die halbmond » oder fpindelförmigen Ge
falten daritellen. (Annual: d. sc. natur. nouv. Serie, Botanigque, t. 5.
pag. 321 sq- pl. 9, 10, 14.) {
Wie oben erwähnt, findet bei gewiſſen Gonferven ein wahrer
Kreislauf von einem Reiche zum andern fiatt. Nach Trentepohl
und Unger (Noya Acta Acad. Nat. Curios. t. 13. pars 2. pag. 789)
fhwimmen die Sporen von Conferva. dilatata ß Roth oder Ectosperma
elavatum Vauch. und nach Treviranus (Biologie, Bd. A. p- 634,
Erfchein. u. Gef. d. org. Leb. Bd, 4. p- 51. 4183.) jene von C. h-
mosa Dillw. gleich Snfuforien herum, und wachſen fpäter wieder
zu Algen aus, ganz denen ähnlich, aus deren Schläuchen fie her-
vorfamen. Ganz gleiche Erfcheinungen beobachtete der jüngere Agardh
‚ am Drapalnaldia tenuis, Bryopsis arbuscula und (wie Chauvin) an Con-
ferva zonata. (l’Inst. 1835. p- 230.) Laurent fah öfters ganz unzweifel⸗
haft die grünen Körner aus den Sfamigen Conferven als Monaden
entweichen, nachdem er die Nöhren mit der Nadel geſchlizt hatte.
Manche diefer Monaden hatten kaum die Röhre verlaffen, als fie
wieder in fie zurückkehrten, um aufs Neue aus ihr hervorzufommen.
(V’Instit. 1836. p. 50.) Bory de St. Vincent flellt feine Arthrodides
zwifchen Pflangen- und Thierwelt. Einen Theil hievon machen feine
Zoocarpees aus, eben iene, infuforiale Sporen erzeugenden geglieder-
ten Wafferfäden. — Längft befannt iſt zwar, aber ihrer Natur nach
noch Feineswegs Flar die pendelartige Bewegung der Oszillatorien. —
Die Unterfchiede, welche manche Gelchrte (fo Ehrenberg u. R. Wag-
ner) zwifchen willführlicher und unmwillführlicher Bewegung machen,
(fo fol die Bewegung der Zoophyteneier (2) durch Wimpern, und
jene der Algenfporen eine unmwillführliche fein) fcheinen nicht gehörig
bezeichnet und begründet. — Bis auf weitere Aufflärungen bleibt
nichts Anderes übrig, als eine Berührung beider organifcher
Reiche auf ihren tiefften Stufen anzunehmen, welche den Formen
nach durch die Diatomeen, der Zeit nach durch jene Conferven dar-
geftelt wird, welche Keimförner mit freier Bewegung erzeugen.
(Bergl. auch Observations sur les limites, qui separeot le regne vegetal
du regne animal, par Gaillon, feuilles in 8. Boulogne 1833.) _
Bon d. fefundär. Organismen u. ihrem Leben überd. 477
VE hauptſtück.
Individualität der Drganismenz; Gattungen (Species),
Sippen (Genera), und höhere Klaffififationsfiufen
derfelben.
E Man verfteht unter naturhbiftorifhem Individuum
ein Einzelwefen von gefchloffener Form, welches fich auch bei
den größten Veränderungen, welche es durchlaufen mag, als
dasfelbe Gefchöpf fund gibt, Dieſer einfach feheinende Begriff
iſt jedod) in der Natur auf vielfache Weife verhält, und mit
dem Begriff der Zufammenfegung verfchmoßen. Vom Menfchen,
den Cephalozoen und Thorafozoen abwärts, bei welch' allen die
Individualität Far und entfchieden ift, wird fie fchwanfend.
Schon bei manchen Gattungen der Fopflofen Molusfen find
viele gleichgeartete Wefen auf demfelben Stamm vereinigt; eine
Beichaffenheit, welche bei den Phytozoen, einigen Vorticellen,
manchen Diatomeen und den meiften Pflanzen gewöhnlich iſt.
Bei den letztern ift der Begriff der Individualität: fo viel-
deutig, daß (wie unten näher angegeben wird) die Botanifer
ihn auf höchft verfchiedene Weife umfchreiben, und mande ihn
durch Annahme. zufammengefester Individuen löſen
wollen. — Würde man in den Begriff des Individuums auch
die Bedingung aufnehmen, daß ed Alles in fich vereine, was
zur Fortpflanzung der Gattung nöthig ift, fo fände eine Knospe
oder. ein Reis, aus denen ganze Bäume erwachfen fünnen, oder
eine Aufter, höher, als felbft der einzelne Menfch, welcher nur
als halbes Individuum. gälte. Trennung der Gefchlechter kann
daher der Individualität feinen Eintrag thun. — Was einfache
und zufammengefette Individuen betrifft, fo fünnen Vergleichuns
gen verfchiedener Stufen einiges Licht hierauf werfen. Vergleicht
man. Pflanzen, Polypen- und Bienen- oder Termitenftöce mit
einander, jo kann man nicht zweifeln, daß in den letztern Fällen
die einzelnen Polypen, Bienen oder Termiten die Repräfentan
ten der Spezied und mithin die wahren Individuen feien. Ein
eigenthümlicher spiritus familiaris fehrt die Bienen u. Termiten
ihre Stöcke in beftimmten, nach den Gattungen verfchiedenen
iR 12
478 Allgemeine Naturgefchichte. VI Buch.
Formen zu bauen. Die verfchiedenen Formen des Korallenftoces,
(welchen Ehrenberg höchft treffend al einen lebenden Stamm—
baum bezeichnet) entftehen nad) meiner Meinung durch die vers
fchiedene Sproßenftellung, fo daß hiedurch doch wieder ein
Anklang an die Pflanze gegeben ift. Eine oberflächliche Er—⸗
mwägung könnte nun die DVergleichung des Polypen- mit dem
Bienen- und Termitenſtock als unpaffend, und diefe Produftio-
nen als infomparable Größen betrachten: während der ganze
Unterfchied darauf beruht, daß das, was bei den Polypen durch
einen bewußtlofen plaftifhen Trieb, ‚und wie bei der Pflanze
nach beftimmten Stellungsverhältniffen' gefchieht, bei Bienen,
Wespen, Ameifen, Termiten inftinftmaßig und durch Außere
Organe vollbracht wird, hiedurch als Runfttrieb erfcheint, —
Berhältniffe, die ficher Modiftfationen eines und desfelben tiefer
liegenden find. Bei Bienen ꝛc. ſowohl, als bei Polypen find
die Individuen früher vorhanden als der Stock felbit, denn eine
Mutterwespe kann im Frühling eine neue Kolonie gründen, ein
aus Keimförnern entftandener, fich irgendwo feftfeßender Polyp
kann DVeranlaffung zur Entftehung eines neuen Stockes werden.
Während nun bei Bienen zc. und Polypen die einzelnen Thiere,
die wahren Individuen, immer vor dem Stode auftretend und
wirfend gedacht werden müffen, deffen Idee aber mit ihnen
entſtanden, mit ihrer Wefenheit verfchmolzen ift, erfcheint bei den
Pflanzen die Form des Ganzen häufig vor den Individuen. Die
fes Schaufpiel fehen wir an Bäumen oder Kräutern, welche 3. 3.
viele Sahre hindurch nur grünen‘, ohne blühen zu Fünnen. Manche
Baͤume oder Sträucher Fonnen daher fchon ihre .eigenthümliche Ges
ftaft haben, che noch die Individuen, die aus ihr ‚herporbrechen,
erfchienen find. So ift jener spiritus familiaris in der Pflanzenwelt
übermächtig und zu einem Primären geworden, während er bei
jenen Thieren ein Sefundäres ift. Eben aber, weil die Individualis
tät in ihm involvirt und eingehüllt ift, hat mehr oder weniger
deutlich jeder Theil des Pflanzenftoces die Fähigkeit, aus ſich
fowohl die refpeftive Form des ganzen Stockes, als die früher
oder fpäter, oder auch gar nicht erfcheinenden Individuen zu
entwiceln, welche eben die Blüthen und nur diefe find. Dem
Pilz, der Klechte ıc. wird daher nur eine Durch ben spiritus
Bon d. fefundär. Organismen u. ihrem Leben überh. 4179
familiaris ihrer Spezies erzeugte allgemeine Geftalt, aber Feine
wahre Sndividualität zugefchrieben werden können. Will man
einen Pilz, einen Baum, Strauch ꝛc. ein Individuum nennen,
fo muß man auch einen Polypen- oder Bienenftod oder ein
Volk ein Individuum nennen, — denn e8 ift.eben fo gewiß,
daß fich in jedem Volfe ein spiritus familiaris entwickle, welcher
eben die Erfcheinung der verfchiedenen Staatsformen und
Sitten bedingt, wie dort die Stocformen. Da indeß die Menfch-
heit in fteter Fortbildung begriffen ift, fo erfcheint jener spiritus
familiaris in ihr als ein Proteus, in den Organismen hingegen
mit den Speziebus firirt.
‚Eine unbeftimmte Anzahl von Individuen, faft immer in
berfelben Form, mit den nämlichen Außern und innern Charak—
teren auftretend, und fich auf gleiche Weife fortpflanzend, bildet
die Gattung, Species. (Viele überfeßen das Linneifche species
mit Art, und Genus mit Gattung, was aber phyfiologifch ganz
unrichtig ift.) So entftehen im Pflanzen » und Thierreiche un⸗
zählbare Vereine gleichartiger, in unveränderlichen Merfmalen
übereinftimmender Weſen. Unfere befchreibende Naturgefchichte be
ruht "größtentheild auf Kenntniß und Unterfcheidung diefer Cats
tungen. — Individuen, welche vom Begriff der Gattung in
minder wichtigen Eigenfchaften abweichen, aber durch die Fort
- pflanzung, wenigftens im wilden Zuftande, in fie zurücktreten,
nennt man Abarten, Abänderungen, varietates. Racen
heißen befonders die durch Kultur fortgepflanzten Varietäten und
Untervarietäten der Hausthiere, fo wie die Menfchenformen.
Defterd fommen in der freien Natur eine oder mehrere Fonftante
Formen neben einander vor, welche man ber beftimmteften, die
man als die Gattung anfieht, als Beigattungen, Unter
gattungen, subspecies, unterordnet. Auch feheint es, was
man auch fagen mag, doc gewiß, daß die Natur nicht allent-
halben die Gattungen feit einhält, obwohl fie ſich meiftens gut
gefchieden finden. Erftered fcheint 3. B. bei manchen Sylvien,
Staphyliniden, Schneumonen, bei Coccinella ꝛc., dann bei Aco-
nitum, Rubus, Rosa ı. v. a. flatt zu finden. Der Einwurf,
daß hier nur die Spezies fehr zahlreich, nahe verwandt und ihre
Unterfchiebe ſehr fein feien, möchte fchwerlich überall Stich halten.
4180 > Allgemeine Staturgefchichte. VI. Buch.
Noch allgemeiner und zweifellofer offenbart fich folches Schwanfen
hie und da auf tiefern Stufen » 3 B. bei manchen Infuſorien, En
tozeen, Algen, Pilzen, Flechten.
Die Zahl der Gattungen ift fo außerordentlich groß, daß
man, um fie überfehen zu können, nach auffteigenden Kategos
vien immer größere Vereine aus ihnen bildet. Alle einer höhern
Stufe untergeordneten müffen den Charafter diefer tragen,
der für fie ein gemeinfchaftlidher ift. Die Zahl der den
Charakter ausmachenden Merkmale wird in umgefehrtem Ver:
hältniffe Eleiner, wie die Vereine größer werden, wie die ‚Sippen
fih in Familien, diefe fich in Drönungen, die Ordnungen fich
in Klaffen ıc. ſammeln, wofür unten Beifpiele angegeben find,
' deren Gharaftere in auffteigender Linie an Wichtigkeit zunehmen.
Während der Haupteharakter irgend-eines höhern Vereins allen
in ihm enthaltenen Wefen zufommt, gehen die. untergeordneten
folche Reichen von DBeränderungen durch, welche eben zu den
niedrigern Vereinen benüßgt werden. — Alle Klaffiftfationsjtufen
find theild unfer Werf, theild in der Natur begründet; nur hat
die fchaffende Kraft nicht in jenen flarren, immer gleichen Pros ”
portionen gewirft, welche unfere Anfchauungsweife aufitellt,
ja erfordert. Mit andern Worten: die Natur hält nicht die
gleichen Werthe in den Charakteren der .Drdnungen, Fami—
lien, Sippen in allen Drdnungen, allen Familien, allen
Sippen ein (fo daß z. B. in mancher Familie die Genera mehr
verfchieden find, ald fonft manche Familien), wodurd das Ges
ſchäft des Syftematifirens fehr erfchwert wird. Auch mefjen wir
diefe Werthe nothwendig nach fubjeftivem Maßftab, weßhalb
Sharaftere, welche Einem zur Aufftelung einer Barietät kaum
wichtig genug find, einem Andern zur Aufftellung einer Gattung
hinveichen, und weßhalb die Begriffe von Classis, Ordo , Familia
oft unter einander geworfen werden. Theil in der ungemeinen
Bermehrung der Gattungen durch nen entdeckte, theild in ber
vorherrfchenden Coft kleinlichen) Verftandesthätigkeit der neueften
Zeit ift die gewaltige Vermehrung der Sippen, und die Unter:
ſcheidung viel zahlreicherer Klaffififationsftufen begründet.
Sehr verfihieden find die Begriffe der Botanifer über das
Bflangenindividuum. Turpin fieht jede Zelle einer Pflanze als
Bon d. fefundär. Organismen u. ihrem Reben überh. ABA
ein Individuum am (manche Pilze, Algen, befichen nur aus einer
oder einigen Zellen); Darwin jedes Auge oder jede Knospe. (Diefe
kann auf einen Baum anderer Gattung gepflanzt, ihr eigenes Leben
fortfeßen, fo daß man fich einen Baum mit 100 Weiten, jeder einer
andern Gattung angehörend, denfen fann. Auch Varietäten pflanzen
fich alfo fort. Nach D. bietet ein Gewächs die größte Nehnlichfeit mit
einem Bolyp dar.) Andere nennen * jede durch ein Steckreis,
Abſenker, Knollen erzeugte Pflanze ein J., welches alſo durch bloß
mechaniſche Zerlegung eines ſchon entwickelten Pflanzentheils ent⸗
fanden iſt. Galleſio nennt 8, die ſelbſtſtändige Pflanze, welche ſich
eines ihrer Gattung entſprechenden Lebens erfreut, und zugleich
nennt er J. die Geſammtheit aller aus einem einzigen Keime
entſtandenen Pflanzen, die folglich eine einzige Pflanze bilden, welche
ſich vermehrt hat, ohne ſich zu ändern. (Demnach ſtellten' alle
TDrauerweiden Europas, welche Ableger eines im 18ten Jahrhundert
aus dem Drient nach England gebrachten Stammes find, nur
ein J. dar.) Im gemeinen Leben nennt man jedes Gewächs ein $.,
deſſen Theile organifch zufammenhängen, und das ein von den übri—
gen getvenntes Leben und Dafein befißt. Decandolle endlich nimmt
nach den eben angegebenen Begriffen ein Zellen-, ein Knospen-, ein
Steckreis⸗, ein Keim- und ein Pflanzenindividuum an. (Bflanzen:
phyſiologie überſ. v. Röper, 2ter Bd. ©. 791.)
Was die von vielen Naturforfihern durchgängig behauptete
Feltigfeit der Spezies betrifft, fo verfuche man einmal, 5 big
6000 in einer Gegend gefammelte Ichneumenides, einige hundert
Amaroides 36. fritifch und unbefangen zu muflern, und werde fich
deffen mohl bewußt, mas hiebei vorgeht. Man wird nicht nur wahre,
fehr zahlreiche species finden, fondern zwifchen ihnen eine Menge
Mittelglieder, unmerflich abweichende Formen, die man ohne Ge—
waltſtreich weder zur einen, noch zur andern species als varietas ziehen
fann, und die fehr häufig nur in einzelnen Individuen vor
fommen. Solche Individuen flehen in verfchiedener Weife
zwifchen wahren speciebus, 3, B. zwifchen a und b, oder a umd c,
oder a und d, oder b und ce und Fünnten fonach als Baſtarde erfchei-
nen. Wo aber Baflarderzeugung in folcher Ausdehnung vorkommt,
fo zur Negel geworden ift, da Ffann man fchon defwegen kaum mehr
fagen, daß die species eingehalten werden. Man wird aber — und
dieß ift noch entfcheidender — Individuen finden, welche Merfmale
von einer, zwei oder drei andern speciebus in Verbindung mit eigen-
thümlichen an fich tragen, bald deutlich ausgefprochen, bald fehr
unbeſtimmt — und doch aus manchen Gründen nicht wohl als eigene
- species betrachtet werden können. — Sch glaube, daß folche Verhält-
niffe theils durch Umſtände eingetreten find, welche fchon bei der
Entſtehung der species wirften, theils durch fpäter begonnene und
182% Allgemeine Naturgefchichte. VI. Buch.
flets fortgefehte Baflarderzeugung. Man muß nämlich annehmen,
daß allen Individuen einer species dag Urbild diefer bei ihrer eigenen
Erzeugung vorfchwebe. Man weiß auch, daß Fein Individuum einer
species dem andern ganz gleich ift, fondern zwifchen Grenzen
ofeillire, die chen jene der species find. In den meiften Fällen ift
nun das Individuum der species untergeordnet, und flellt
deren Urbild in mehr oder minderer Reinheit dar. Wir fagen dann,
diefe und jene species feien „gut“, Bm vielen Fällen jedoch (z. B.
den eben angeführten) hat die Sndividunlität das Hebergemicht
gewonnen, das Urbild der species ſchwankte, wandelte fih, und ward
mehr oder minder dem Individuum untergeordnet. Zuletzt reducirt
fih das Ganze auf eine unvollfommnere Beherrfchung des Stoffes
durch die bildende Seele des Organismus. Die bildende Seele ver-
mag in folchen Fällen nicht, das während der Entwicklung unbeſtimmt
fhwanfende Urbild der species feftzuhalten, welchem möglichft gleich
fie ihren Leib zu geftalten fucht, — und diefes erfcheint in mehr oder
minder bedeutender Abweichung von demfelben. Gefchieht dieß nicht
auch dem flerblichen Künftler, wenn ihn der Stoff übermannt, und
fein Runftwerf nur unvollfommen feinem Sdeale gleicht? — Gerade
dann, wenn’ einmal folche Verhbältniffe gegeben find, iſt die Baſtard⸗
zeugung am leichteften möglich. Diefe erfolgt am ebeften, wo fehr zahl—
reiche nahe verwandte Gattungen und Varietäten vorhanden find, oder
wo Umftände der angegebenen Art gewaltet haben. Denn je beſtimmter
die Gattungen gefchieden find, defto fremder find fie ſich, deſto größer iſt
der Widermwille, fich in Liebe zu nahen, — deſto abfioßender der Gegen.
ſatz. Die in manchen Speziebus vorherfchende Baſtardzeugung möchte
alfo meiftens eine fefundäre Erfcheinung primärer Verhältniffe fein.
(Vergl. über Sippe und Gattung ze. Bernhardi, über den Begriff
der Pflanzenart und feine Anwendung. Erfurt 1835. Besnard,
Snauguralabhandlung über den Unterfchied zwifchen genus (Gefchlecht),
species (Art) und varietas (Abart) und über die Urſachen, wodurch in
der organifchen Natur das Entftehen der Ab- oder Epielarten be-
gründet wird. München 1835.)
Als Beifpiele für die Klaffififationsftufen im Thier—
und Pflanzenreiche mögen uns die Haus gans und die weichhaa—
tige wilde Minze dienen. In abfleigender Richtung ftelen fich
diefe Stufen alfo dar:
Nach Cuvier. | Nach Juſſieu.
Regnum: Animalia. Plantae.
Subregnum: Vertebrata. Dicotyledoneae.
Classis: Aves. Hypocorollia.
. Ordo: Palmipedes.
‘ Familja: Lamelliroöstres. Labiatae.
Genus: Anas Lion, - Mentha.
—
Bon d. ſekundar. Organismen u. ihrem Leben überh. 183
Sectio (Subgenus): Anser. Menthastrum.!
‚ Species; A. cinereus M. et W. M. sylvestris Linn.
Varietas: A. cin. domesticus. M. s. var. mollissima Brkh.
Der allgemeinfte Charakter des ganzen Thierreichs iſt Senf.
bilität; das Unterreich der Wirbelthiere hat außerdem rothes Blut
und eine Wirbelfäule; die Klaffe der Vögel hat aufer diefen Cha-
rakteren noch warmes Blut, doppelten Kreislauf, doppelte Athmung,
Fortpflanzung duch Eier; die Ordnung der Waffervögel zu ap
Diefem Füße mit Schwimmhaut, dichtes, eingeöltes Gefieder, und
einen Hals, der länger ift als die Füße; die Familie der Lamelli-
rostres einen dichten, weichhäutigen, am Nande mit Zähnen oder
Blättchen befehten Schnabel; in der Sippe der Enten (im weitern
Sinn) iſt der Schnabel groß und breit, am Nande mit Blättchen
befeßt; die Sektion der Gänfe unterfcheidet fich von den Schwänen
und Enten (im engern Sinn) durch einen mäßig langen, nach vorn
fchmälern Schnabel, der an der Wurzel breiter als hoch iſt, durch
ziemlich hohe, der Leibesmitte nahe flehende Füße, durch eine gerade,
nicht aufgetriebene Luftröhre; die Gattung Graugans iſt grau,
ihre Mantel braun, grau gewellt, ihr Schnabel ganz orangegelb; von
ihr if zahme Varietät die Hausgans, welche wieder in verfchie-
denen Nacen vorkommt. — Der allgemeinfte Charafter des Bflan-
zenreichs iſt Plafizitätz; im Unterreich der Difptyledonen hat
der Embryo 2 Samenlappen, der Stamm zeigt Fonzentrifche Schich-
ten, die Blattnerven bilden ein Netz; in der Klaffe Hypocorollia iſt
die einblättrige Blume unter dem Ovarium befeſtigt; die Familie
der Labiatae begreift (meiſt Frautartige) Pflanzen mit Afantigem
Stengel, entgegengefekten- Blättern und Blüthen, welche in den
Blattwinfeln ſtehen, unregelmäßiger Blumenfrone, meift 4 Staub—
fäden :c.; in der Sippe Mentha iſt die Blumenfrone Alappig, der
breitere Lappen ausgerandet, die Staubfäden find gerade, abſtehend,
die Unterfippe Menthastrum hat einen freiftehenden fünfzähnigen
Kelch; die Gattung Waldminze bat weichhaarige fall ununters
brochene Achren, gezähnt-gefägte, eiförmigseliptifche, oben grau be-
haarte, unten weißfilzige Blätter, einen allenthalten behaarten Kelch;
die Barietät M. s. wollissima hat kurz geſtielte Blätter mit faft
gleichen Sägezähnen, und federhanrige Brafteen, — Man fieht aus
der Stufenfolge in diefen Beifpielen, wie die Kennzeichen immer
ſpecieller, immer niedriger an Rang, aber zugleich zahlreicher werden.
ABA. Algemeine Naturgefchichte. VI. Buch.
vn. Hauptftück, n
——M
Mannigfaltigfeit und Zahl der Drganisnen,
Die Urfachen der Mannigfaltigkeit im Pflanzen und Thier-
reich zerfallen in zwei Klaffen. Die der erften find in ſaͤmmt⸗
lichen äußern Verhältniſſen, die der zweiten in der Be-
fhaffenheit der Typen zu fuchen, weld;e den Gruppen und
Familien der Thiere und Pflanzen zu Grunde liegen. Was Die
äußern Verhältniffe betrifft, fo gehören hieher nicht. bloß
jene des Klima’, des Bodens, der Meereshöhe ꝛc., fondern
auch die Verhältniffe der verfchiedenen Klaffen und Reiche der
-fefundären Organismen gegeneinander. Die Beziehungen 3. B.
des Pflanzenreiches zum Thierreich gehören natürlich zu den außern
BerZältniffen für das Thierreih. Es foliten alle Räume in
Erde, Waffer und Luft mit Lebendigen erfüllt werben; allen
jenen verfchiedenen Verhältniffen follten befondere Formen ent
fprechen. Se mannigfacher diefe Außern Verhäftniffe eines Welt
förpers im Ganzen oder an beftimmten Punkten find, je mannig-
facher werden feine fefundären Organismen fein können. — Der
Reichthum einer, Formenreihe führt wieder den einer andern herz
bei. Die Infeften z. B., fich den verfchiedenften Pflanzenformen
anfchmiegend, ihre Entwiclung nach der der Pflanzen richtend,
auf taufendfache Weife in Wechfelwirfung mit ihnen tretend,
werden um jo mannigfaltiger fein fünnen, je mannigfaltiger die.
Pflanzen find. Die fleifchfreffenden Infeften werden um fo man:
nigfacher ‚fein können, je mannigfacher die pflanzenfreffenden
Snfeften und Landmollusken find, — die infeftenfreffenden Vögel
wieder um fo mannigfacher, je vielfältiger und zahlreicher die
Inſekten überhaupt. Die parafitifchen Thiere und Pflanzen jtehen
gleichfalls in Abhängigkeit von ihren Trägern, zu denen fie, wie
die fleifchfreffenden Thiere, im Gegenfaß entwicelt find. So
greifen alle Ringe der Kette in einander. — Die zweite Urfachen-
reihe der Mannigfaltigfeit der Pflanzen und Thiere liegt in ber
verfchiedenen Befchaffenheit der den einzelnen Familien zu Grunde
liegenden Typen. Ein Typus wird um fo zahlreicherer Varia-
tionen fähig fein, je tiefer und reicher die ihm zu Grunde liegende
Von d. fefundär, Drganismen u. ihrem Leben überh. 485
Idee ſelbſt iſt. Fragte man z. B., worin der Grund der unge⸗
heuern Mannigfaltigkeit der Inſekten liege, ſo würde ich ant—
worten, er liegt vor allem im Typus des Inſekts, und dann
- in der Wechfelwirfung, in welche diefer mit der Pflanzenwelt tritt.
Der Grundtypus des Snfefts ift „ein Thier mit zahlreichen Seg⸗
menten, mit Gegenfaß der Enden, Seiten und Flächen, und
zahlreichen Gliedern verfciedener Art. Dieſer Typus läßt
nun unzählige Abanderungen zu, welche theild durch die Tripliz
zität der Gegenfäge von oben und unten, links und rechts, hinten
und vorne, theils durch die Zahl und die Proportion der Se,
gmente, die Zahl, Bertheilung, Beichaffenheit der Glieder u. |, w.
vealifirt werden Fünnen. Andere Typen, wie z. B. jener der
Echinodermaten, Acephalen, felbft der Vögel ꝛc. find weniger
ideenreich, daher in geringerer Formenzahl ausgefprochen. —
Man bedenfe, wie vieler Mopiftfationen ein einziges Organ
fähig ift, und oft wirklich erleidet: 3. B. der Schnabel der Vögel,
das Gebiß der Säugthiere, die Fühler der Inſekten, die Blätter,
Staubfäden, Piftile der Pflanzen! Häufig fieht man, wenn man
manche Reihen verwandter Organismen überblickt, ein Drgan aus
dem Nichts, oder aus rudimentären Zuftande hervortreten, immer
- vollfommener, herrfchender, überwiegender werden, bis es die
Afme erreicht, und in entgegengefeßter Richtung allmählig ver:
ſchwindet. So erhebt fich ein Geftirn über den Horizont, als
mälig höher und höher, zur Kulmination, bis es auf der andern
Seite immer finfend endlich verſchwindet. Das Hervortreten
einzelner Organe, und das Uebergewicht, wodurd; fie beftimmend
und geftaltgebend werden, ift eines der häuftgften Mittel der
Natur, Männigfaltigfeit hervorzurufen. — Bei allem Dem treten
auch noch andere Momente dazu, welche die durch den Typus
gegebenen Verhältniffe modifiziren. So ſcheint die abfolute Größe
der Säugethiere der Hauptgrund ihrer verhältnißmäßig geringern
Formenzahl zu fein, Dann feheint aber auch die fchöpferifche
Kraft mit befonderer. Vorliebe bei gewiffen Gruppen verweilt
zu haben, in allen Richtungen ihrem Typus entwicelnd und ab-
Andernd, und fo eine größere Formenzahl hervorrufend, als
anderwärtd. — Um fich zu verfinnlichen, wie ed möglich‘ fei,
einen reichen Typus zahlreicher abzuändern, betrachte man z. B.
186 Allgemeine Maturgefchichte. VI. Much.
Wörter aus mehr oder weniger Buchftaben beftehend. Se größer
die Zahl der Buchftaben eines Wortes ift, deſto dfter werben
fie verfeßt werden können.
‚Die Natur vermag, gleich den großen Genien der Menſch⸗
heit, aber in noch viel höherm Grabe, hohe Ideen nicht bloß
zu faffen, fondern fie auch auf das umfaffendfte auszuführen.
So hat fie nun, in Einflang mit allen Außern Verhältniffen den
Reichthum ihrer Typen entfaltend, eine unermeßliche Zahl von
Organismen auf der Erde hervorgerufen, ein Gewimmel von
Lebendigen in allen Elementen, Sahreszeiten, Gegenden. Der
fleinfte Raum ift erfüllt von Leben, das fi ch im Waſſertropfen
birgt, und nicht zufrieden, die Höhen des Luftkreiſes, die Tiefe
der Meere, die Oberfläche der Erde bis in ihre Höhlen und
Klüfte zu erfüllen, das Innere der Lebendigen ſelbſt wieder,
Mark und Samenkorn, Blut und Fleiſch zu ſeiner Wohnſtätte
wählt. Hunderttauſend Gattungen von Pflanzen, Hundert
und Fünfzigtaufend von Thieren find der mütterlichen Erde ent
fproffen; aller Berechnung, aller Schäßungen fpottet die Zahl
der Sndividuen, in welchen fie vorhanden find. Die Erde
aber, welche diefen unendlichen Reichtum aus ſich geboren hat,
trägt und nährt, ift dem Univerfum gegenüber felbft nur einem
der Blutbläschen, der Protofoffusfügelchen auf ihr. vergleichbar.
(Meber den Grund der Mannigfaltigfeit vergl, auch Medel’s
Spftem der vergl. Anatomie, Bd. J. ©. 324 ff.)
VII Hauptftück.
Bon der Konformation des Thier- und Pflanzens
reiches. Ob ein Parallelismus swifcdhen beiden vors
handen fei?
Unter Konformation dee T Thierteiches oder Pflme he⸗
verſtehe ich den Inbegriff aller gegenſeitigen Verwandtfchaftövers
häftniffe und die daraus hevvorgehende Stellung aller Spezies
Bon d. fefundär. Organismen u. ihrem Leben aberh. 487
und Gruppen eined Neiches zu einander; alfo, wenn man will,
das natürliche Syſtem, jedoch nicht in dem veränderlichen Sinne,
wie die fich fortbildende Wiffenfchaft es aufitellt, fondern wie
ed der organischen Schöpfung unabänderlich eigen ift. — Diefe
Konformation fommt nun dadurch zu-Stande, daß die orgas
nischen Weſen nicht bloß für fich eriftirende Einzelne find, fondern
beftimmte Gruppen und endlich größte Ganze darftellen, deren
fammtliche Theile beftimmte Proportionen gegen einander behaupten.
Die Möglichkeit, die Erfcheinung organischer Wefen, ift an und
für fih, wie fchon Kant bemerfte, nicht genug zu bewundern;
daß aber alle Einzelnen wieder zu einem großen Ganzen vers
bunden find, offenbart und den ordnenden und denfenden Geift,
welcher über Allen ſchwebt, deſſen Ausflüffe Alle find, — und
zeigt ung das wundervolle und hohe Bild indſtender Einheit in
der unermeßlichen Vielheit.
Dem oberflächlichen Blick mußte zuerſt dad Thier- und
Pflangenreich als eine unüberfehbare,, alle bewohnbaren Elemente
erfüllende, vordnungslos durch einander wimmelnde Maffe von .
Einzelweſen erfcheinen. War man einmal zur Unterfcheidung der
beiden Reiche gelangt, fo fonnte man in jedem befonders der
Stufenfolge allmäliger Bervollfommnung nachgehen , welche
fcheinbar fo einfach und Far ji vom Steine zur Flechte und
dem Schimmel, von diefem bis zur Palme, vom Wurm bie
zum Menfchen erftreckte. Die auffteigende Linie, die Leiter,
war zu Linne’s und Bonnets Zeit das beliebtefte Symbol, nad
welchem man ſich die Natur angeoronet dachte, Linné jedoch
erlangte fpäter eine ſchon viel vollfommnere Borftellung, und
verglich die Gruppirung der Pflanzen und Thiere mit jener der
Drte auf der Erdoberfläche oder einer Landfarte, — wonit
auch Decandolle übereinftimmt. Man könnte an fie auch die
Vergleihung mit der fcheinbaren DVertheilung der Firfterne im
Raum anfchließen. Diefe VBorftellungen, wie jene des Nekes,
deſſen Mafchen ineinander greifen, der Fongentrifhen Kreife,
der je fünf in größere eingefchloffenen Kreife ıc., geftatteten
allerdings ſchon mannigfachere Beziehungen der Naturwefen zu eins
ander, und find daher vollkommner, als jene der Stufenleiter,
fchließen aber zum Theil jede Gefegmäßigfeit aus. Alle bieten zwar
188 - Allgemeine Naturgeſchichte. VE Bud.
etwas Wahres dar, — indem vom Infuſorium bis zum Menſchen,
vom Schimmel bis zur Eiche eine Skala allmäliger Vervoll⸗
kommnung auffteigt, oder indem im einzelnen Parthieen eine
unregelmäßige gegenfeitige Lage der einzelnen Formen ftatt findet,
oder indem ein Naturwefen immer mit mehrern zugleich verwandt
ift, oder indem in größern Gruppen immer-fleinere und fleinfte
enthalten find, — aber fie alle find nicht erfchopfend genug, und
nur kleine Theile der Wahrheit. i
Die Natur ift, wie ſchon früher bemerft, nur ſich ſelbſt
gleich, kann alſo auch nur mit ſich ſelbſt verglichen werden.
Doch giebt es eine Vorſtellung, welche dad Verftändniß der großen
verwandtfchaftlichen Verhältniffe der organifchen Reiche und ihrer
daraus folgenden Konformation und viel näher rückt, als
jene: eben angeführten. Die organifche Schöpfung ift nämlich
das Produft einer geiftig bildenden Kraft, welche jedes Neid,
zu einem Ganzen geftaltete, und ſich dieſes Ganzen in jedem
Einzelnen ſtets bewußt blieb, Diefe geiftig fchaffende Kraft hat
die Ideen zu ihrem Werf aus fich felbft gefchöpft, hat fich im
denfelben verförpert, und ift mit ihnen gleichham Eins geworden.
In folcher Art zu fchaffen befteht aber, das Wefen der
Kunf. Man verlangt von der Kunft, daß fie für ſich be-
ftehende, daher zweckmäßige, zu freien Zwecken in allen Theilen
übereinftimmende Werke hervorbringe. Jedes Kunftwerf foll von
einer Idee belebt fein, und diefe in eigenthümlichen, charakte⸗
riftifchen Zügen ausdrüden; Idee und Form follen in innerer
Durchdringung ein Einiges, Harmonifches geworden fein, welches
in feinen einzelnen Theilen gegliedert, und organifch abgefchloffen
if. Die Kunft will etwas Inneres zur Erfcheinung bringen,
und ift daher ihrem Wefen nach Darftellung, und zwar Dar-
ftelung für den innern Sinn (Poefie), oder für die Außern
Sinne (Mufif, Skulptur, Malerei 20). — Wer kann nun ver-
kennen, daß alle diefe Poftulate bei den organischen Wefen erfüllt
find? Sie find für fich beftehende, daher zweckmäßige, zu freien
Zwecken in allen Theilen übereinftimmende Werke. Jedes von
ihnen ift von einer Idee belebt, und drückt dieſe in eigenthüms
lichen, charafteriftifchen Zügen aus; Idee und Form find im
ihnen zum harmonifchen Ganzen verſchmolzen; fie find raäumlich
Bon d. fefundär. Drganismen u, ihrem Leben überb. 489
und zeitlich gegliedert, und im höchften und eigentlichften Sinne
organisch abgefchloffen. Die Gedanken des Weltgeiftes in feiner
Spezialität ald Geift der Erde find in ihnen zur Erfcheinung
und finnlichen Darftellung gekommen. — Die organifchen Reiche
find demnach Kunftfhöpfungen der umfaffendften Art,
plaftifch und pittoresf dur ihre Formen, mufifalifch
durch Gliederung und Bewegung, dramatifch durd die Ent
wicklung im Ganzen und Einzelnen. Das ganze Univerſum ift
aber durch den Geift, der alle Erfcheinungen deffelben ald Sym⸗
bole gebraucht, in feiner eigenften Wefenheit fich aber nur dem
innern Sinn offenbart, poetifh, und zwar die Poefie
der Gottheit ſelbſt. — Man fagt gewöhnlich, um das Schaffen
der Natur in einen Gegenfas zu jenem der Kunft zu ftellen,
die Natur wirfe, obgleich fie, wie die Kunft, hervorbringe,
nach nochweydigen Gefeßen, und bewußtlos,“ Aber find die
Geſetze, nach welchen der menfchliche Künftler wirkt, nicht auch
Naturgefeße? Auch diefer fchafft in feiner Begeifterung mit faft
inftinftmäßiger Nothwendigfeit, obgleich er den Gang feiner Wirk;
famfeit mit Bewußtfein und Befonnenheit verfolgt. In feinem
Wirken find eine bewußte und bewußtlofe Thätigfeit in einander
verfchlungen. Haben fich nun gleich die organifchen Schöpfungen
der Erde, fich felbft unbewußt, gleichfam inftinftmäßig, in
einer beftimmten nd gefeßmäßigen Folge entwidelt, fo fehen
wir doch, und auf einen höhern Standpunft echebend, ein, ‚daß
der ewige Geift der Welt, welcher der Erde einen Strahl
fchöpferifcher Kraft verlieh, von Anbeginn her, und in dem voll-
Fommenften Grade fich al jener Entwiclungsftufen bewußt
fein mußte, — die Erde und alle ihre Lebendigen durchlaufen
würden. —
Alle — Lebendigen des Thier- und Pflanzenreiches
ſind wieder zu zwei großen und harmoniſchen Ganzen verbunden.
Jedes Reich für ſich ſtellt die Durchführung einer Grundidee
wor, deren Erläuterung in einer Menge untergeordneter Gedan—
fen, — als eben fo vielen Pflanzen: und Thierformen, gegeben
iſt, welche alle, obwohl in unzählbar verfchiedener Umfchreibung,
mehr oder ‚weniger vollftändig, jene Grundidee ausfprechen.
Me haben wicht bloß ein Verhältniß zu diefer, fondern auch
4190 Allgemeine Naturgefchichte. VI Buch.
zahfreiche Verhäftniffe unter ſich. Diefe find dadurch gegeben,
daß die Verwirklichung der Grundidee nicht in einer verwirr⸗
ten Folge von Geftalten, fondern in einer harmonifchen
geſchehen iſt. — Man fönnte jedes Reich mit einer großen
‚poetifchen oder mufifalifhen Kompofition vergleichen.
Wenn aber ein Drama oder Tonftüc nur durch die Gefammts
heit ihrer Perfonen und Scenen oder Töne exifliren, aber Fein
einzelner Charafter, Fein einzelner Ton zugleich die Grundidee
des Ganzen ausfpricht, fo unterfcheiden fi) jene großen Koms
pofitionen, das Thier> und Pflanzenreich, eben dadurd), da
jede ihrer Formen zugleich die Grundidee des Stüdes ausdrückt.
Verfolgen wir in's Befondere das Gleichniß einer muſikaliſchen
Kompofition noch etwas weiter. Jede unbefangene Beobachtung
erkennt bald, daß im Pflanzen- oder Thierreiche nicht von einer
gleihförmigen, gleihmäßig gegliederten, tetradifchen,
quinarifchen, Eonzentrifchs Freisförmigen ꝛc. Anordnung die Rede
fein könne. Wir haben es hier mit Schöpfungen zu thun, in
welchen zwar Rythmus und Proportionen herrfchen, deren Gans
zes aber Produft einer Kraft ift, welcher an Feinerfei Schemas
tismus, an feine durchgehenden Zahlenverhäftniffe gebunden, eben
nach Weife der menfchlichen Phantafie gewirft hat. Die Gruppen
im Pflanzen: und Thierreiche ftellen daher verfchieden große,
verfchieden gegliederte Abfchnitte ihrer ganzen Kompofition
dar, von welchen ‚jeder gleichfam durch eigene Tonart, durch
eigenes Tempo charakterifiet iſt. Wie die Uebergänge aus einer.
Tonart in die andere, in einem Tonſtücke allmählig oder vafch,
faft fprungweife gefchehen können, fo erfolgen auch die Webers
gänge unter den großen Abtheilungen der organischen Weſen bald
durch eine Reihe von Zwifchenformen, bald durch einen Sprung.
Das Linne’fche «natura non facit saltus» ift daher nicht allents
halben richtig. Viele Gruppen organifcher Weſen ftehen nämlich
ganz ifolirt, ohne Webergänge, und ftellen für ſich beftehende
Borftellungsreihen vor, zu welchen die Natur durch einen
Sprung gelangte; andere weichen fo fehr vom allgemeinen Plan
ab, daß fie gleichfam Epifoden ber großen Kompofition , Geis
tenrichtungen darftellen, nad welchen, oder zugleich mit
welchen die Hauptidee in ihrer Entfaltung fortfchreitet. — Man
Von d. fefundär. Organismen u. ihrem Leben überh. 191
bemerkt in den Verwandtichaften der organifchen Wefen ähnliche
Berhältniffe, wie in der Affoziation unferer Ideen. Wir
gelangen oft in allerfürzefter Zeit zu ganz andern Borftellungss
reihen, — manchmal in der That ohne Verbindung mit. den vors
hergehenden, öfter jedoch durch verbindende Glieder, die bisweilen
fo rafch und flüchtig vworübergehen, daß wir und ihrer kaum
oder gar nicht bewußt werden. Aehnliche Gefeße der Ideenver—
- bindung haben bei der Entftehung der organischen Weſen ges
waltet. Wo wir heut zu Tage Lücken bemerken, dürften die
ausfüllenden Formen Cabgefehen von jenen, welche etwa aus
geftorben oder noch nicht entdeckt find) niemals zur Erfcheinung
gefommen'fein, weil die verbindenden Borftellungen des fchöpfes
rifchen Geiftes, welchen fie hätten entſprechen follen, zu flüchtig,
zu unflar, zu wenig energifch waren, um fich in bleibenden
Geftalten auszuprägen. (Die Metamorphofe in der Schöpfung
braucht alfo nicht immer Außerlich dofumentirt zu fein. Man
kann mit Recht fagen, die Natur fei durch ein Ringen nad)
Bollfommnerem von den niedern Thieren zu den höhern fortges“
Schritten, ohne daß es deßwegen nöthig erfcheint, daß alle Zwifchens
ftufen, um diefes zu beweifen, wirklich real geworden, alfo vors
handen feien. Die Metamorphofe fann ja eine innere, im Naturs
geifte felbft vor fich gehende geblieben, - und nur eine nächft
höhere, bedeutend verfchiedene Stufe kann wieder reel geworden
fein. Diefelbe erfcheint uns num durch eine Kluft von den nächft
verwandten getrennt, weil wir die ideell gebliebenen Zwiſchen⸗
glieder nicht kennen. Es ift ſogar wahrfcheinlich, daß eine gewiffe,
in verfchiedenen Abtheilungen der organifchen Natur verfchieden
große Zahl von ideellen Zwifchengliedern erfordert wurde, bis
wieder ein reelled Glied erfchien. So find ja auch die Tone
an verfchiedene Schwingungsfnoten gebunden, in deren Zwifchens
räumen nur Mißtöne oder gar Feine möglich find.)
Diejenigen, welche fich mit poetifcher oder mufifalifcher
Kompofition befchäftigen, Fennen die wunderbare Wirffamfeit der
hiebei thätigen Geiftesvermögen. Wenn diefe hierin öfters ges
hemmt erfcheinen, fo bedarf ed bisweilen nur eines einzigen
Gedankens, eines Affordes, oder weniger einzelner Töne, um
eine ganze Reihe von Tönen und Bildern hervorzurufen. Solche
192 Allgemeine Naturgefchichte. VI. Buch.
einzelne Tebensfchwangere Ideen oder» Klänge find gleichſam
Siegel, welche vom verfchloffenen Geheimniß abgenommen wer:
den, Thore, welche eine Welt voll Geftalten eröffnen. Dann
ftrömen aus urfräftigen Quellen, frei und leicht, Bilder und
Töne, welche fonft hervorzubringen ‚weder Verftand noch guter
Wille vermögen. Die tiefften Saiten werden oft abfichtslos ans
geregt, wie die Adern edeln Erzed oft durch Zufall gefunden
werden, — find fie jedoch einmal in Schwingung gefeßt, fo
vermag der befonnene Wille fie eine Zeitlang hierin zu erhalten,
und den fihöpferifchen Erguß, bevor der letzte Ton verflungen
ift, zum Kunftwerf zu formen. — Die Kraft nun, welche in
der Natur gewirft hat und wirft, ift von der des Menfchen
nicht abfolut verfchieden. Sind und nicht Außere Sinne ge
geben, ihre materiellen Produftionen wahrzunehmen? Glauben
wir nicht mit Recht an die Wahrheit der durch fie erlangten
Empfindungen? Wohlan denn, es ift. und neben den Außern
auch ein innerer Sinn verliehen, durch welchen und das ver⸗
borgene Wefen der Schöpfung verftändlich wird, wenn wir ihn
brauchen wollen. Scheuen wir ung nicht, die Natur fich in
unferm Geifte fpiegeln zu Taffen, und mit der konzentrirten Kraft
unferer beften Vermögen ihre Geheimniffe, ihre Abgründe zu
beleuchten. Wenn wir mit unferm innerften Wefen ihr gegen:
über treten, fo wird auch ihr Inneres zum Aeußern. Wohl
hatte der Dichter recht, als er jene troftlofen Worte parodirend,
„daß ins Innere der Natur Fein erfchaffener Geift dringe“, die
freudige Ueberzeugung ausſprach, daß die Natur weder Kern
noch Schale habe, gerne alled mit einemmale fei und gebe.
Göthe, Gott und Welt; dem Phyfifer”) Die Gewißheit, daß
wir in der Natur fein Fremdartiges, fondern ein Befreundetes,
innig Verwandte vor und haben, dem wir feldft entiproffen
find, giebt und das Recht, ihr Schaffen und Walten, ihre Ers
fheinungen und Zuftande durch jene des Menfchengeiftes zu
beleuchten.
Man gewahrt, um in unſerer Vergleichung fortzufahren, in
den organifchen Reichen ein ähnliches Fortſchreiten, ähnliche Formen
der Uebergänge, wie in einer großen mufifalifchen Kompofition, —
bald durch aufgelöste Diffonanzen, bald durch vermittelnde Afforbe.
Bon d. fefundär, Organismen u. ihrem Reben überh. 495
So jteht die große Symphonie vor dem flerblichen Sinn, als
ein fertiges Kunftwerf, Wie in der Symphonie, in Epos, im
Drama, gegen die Entwiclung zu die Hauptideen in einen
Brennpunkt gefammelt werden, fo entftand am Schluß der or
ganifchen Schöpfung der Menfch: zur Zeit, als die erzeugende
Kraft auf dem höchſten Gipfel der Erregung und Begeifterung
weilte, und gleichham mit dem lezten Afford ihr Werk befchloß. —
Wenn aber im Thier- und Pflanzenreiche jedes Einzelne das
Ganze, jedes Thier und jede Pflanze die Idee ihres Neiches auss
fprechen foll, wie es wirklich der Fall ift, fo muß auch jedes
Einzelne Mannigfaltigfeit und Gliederung zeigen. Sf
nicht auch ein Afford eine Art von Organismus? Zwei Tone
‚in Terz oder Quart gefeßt, find fehr einfache Akkorde; zu vol-
fommenen gehören Mittelglieder: fo zum Grundton und der
Dftave die Terz und Quint, die Quart und Sert ıc. So be
ftehen die vollfommenern Thiere und Pflanzen aus mehrern
organischen Fonfordirenden Syftemen, fo wie aus mehrern
Körperabtheilungen. Manche wunderbare und abnorme Formen
(Monotremata Cuv. Proteidea, Ichthyodea , Cecilie Goldf.
Rhipiptera Latr. Cirrhipedia Lam. im Thierreiche, Cycadez,
Najadee, Characex, Cytinee Link ıc, im Pflanzenreiche) find
gleichfam Diffonanzen, Uebergangsafforde, welche fich bald wie:
der in die Harmonie auflöfen, und darum verhältnigmäßig fo
felten. Afforden ganz eigener, von uns nicht gebrauchter Art ent-
fprechen jene Thiere, bei welchen viele — mit Ausnahme der
eriten und legten — faft gleichwerthige Körperabtheilungen vor:
‚handen find, wie bei Anneliden, Myriapoden, Snfektenlarven.
Hier ift gleichfam der mittlere Ton öfter vorhanden, während der
höchfte und tieffte nur einmal ertönt. Es ift Har, daß Gefchöpfe
von folchem Bau organifch unvollfommner feien, als jene, wo
mehrere verjchiedenartige Körperabtheilungen fih zu einem har-
monifchen Ganzen vereinen. Die Mitteltöne find die Koeffizien⸗
ten des Akkordes, wie die phyſiologiſchen Syſteme jene des Or⸗
ganismus. Man weiß, daß in den vollfommneren Organismen
deren mehr und beffer geichiedene vorhanden find, wie denn 3. B.
die Potenzirung des Inſekts von der Larve zum imago dadurdy
zu Bean fommt, daß die vorher "mehr homologen Körperab;
13
194 l Allgemeine Yraturgefchichte. VI. Bud.
theilungen mehr heterolog werden. — Wie in den Abtheilungen
einer großen Symphonie nach einander verfchiedene Tonarten
eintreten, fo in den großen Abtheilungen der organischen Wefen
verfchiedene Weiſen des Lebens und Seins. Organismen, welche
hinfichtlich ihrer Stellung zweifelhaft fi find, und bald zu jener,
bald zu diefer Abtheilung gerechnet werden, verhalten fich, wie
gewiffe verfchiedene Afforde, welche für ſich gehört, denſelben
Ton geben, aber im Konterte fehr verfchiedenen Sinn haben.
So gehören 3.8. die Afforde Es, Ges, Be, Es, und Dis, Fis,
Ais, Dis zu verfchiedenen Tonarten, obwohl fie ganz gleich tönen.
Man muß in den Stellungen der Drganidmen zu einander
zweierlei Arten wohl unterfcheiden. Die erfte begreift jene Aehn⸗
lichkeiten, welche auf eine mehr oder minder große Vebereinftims
mung im Bau gegründet find; diefe geben die Berwandtfchaft.
Bon ihr kann nur zwifchen Weſen, welche zur felben Reihe, zum
gleichen Typus gehören, die Rede fein. Die Aehnlichfeit hinges
gen, welche manchmal gewiffe Thiere oder Pflanzen mit andern.
einem ganz verfchiedenen Typus angehörigen zeigen, (jo die La-
mellicornia mit den Ruminantibus und Pachydermatibus,
Bombylius, Anthrax mit Trochilus, oder überhaupt die Inſekten
mit den Vögeln; die baumartigen Farren mit den Palmen, die
Equifetaceen mit den Gräfern 2c.) nenne ich Anklang. Sole
Anklänge entftehen entweder durch allgemeine Aehnlichkeit oder
ähnlich gebildete einzelne Theile. Sie find Reminiszenzen
des fchöpferifchen Geiftes, anderwärts ſchon Aehnliches gedacht
oder geftaltet zu haben, und find höchft intereffant und lieblich,
weil fie oft das Fernfte mit einander verfnüpfen, und im Bielen-
den einen Geift beurfunden. DVermittelt find die Anflänge da>
durch, daß es eine gewiffe Zahl von Befchaffenheiten und ſpeziell
geftalteten Organen giebt, welche fich an fehr verfchiedenen Drten
wiederholen. Man muß hiebei nur bewundern, daß die oft fo
heterogene Wefenheit Anflänge gebender Organismen fich mit fo
ähnlichen Formen, Eigenfchaften und Fähigkeiten vereinen Tieß.
Die eben erwähnte Einheit des Geifted ift auch noch darin dos
fumentirt, daß. die fogenannten Uebergange und Berbindungs-
glieder fehr oft unabhängig von der geographifchen Vertheilung
vorkommen. Zwiſchen zwei Sippen 3. B., wovon bie eine in
Bon d. fefundär, Organismen u. ihrem Reben fberh. 495
Patagonien, die andere in Canada oder Kamtfchatka fich findet,
fann eine dritte vom VBorgebirg d. g. NH. oder China eine Zwi⸗
fchenftufe bilden. Die denfende und fchaffende Kraft war eine
einige und auf fich ſelbſt vefleftirende, über die ganze Erde.
- - Während die großen Abtheilungen der Thiers und Pflanzens
welt den einzelnen Abtheilungen des Tonftückes entfprechen, tel
len die kleinern Gruppen immer kleinere Taftreihen vor, die
zuleßt aus den einzelnen. Tönen oder Afforden, den Gattungen
beftehen, Wie fi die Töne hier langſam und einzeln, dort in
rafchen Tempo und außerordentlicher Zahl folgen, fo die Gat-
tungen der organifchen Reiche. Wie ifolirt ftehen die Säuges
thiere mancher Sippen und ganzer Familien! Wie dicht gedrängt
und zahlreich die Inſekten! — Wie in einer Kompofition ſich
verfchiedene Stimmungen ausfprechen, fo erfcheinen dergleichen
auch in den großen Abtheilungen der organifchen Schöpfung :
befonders deutlich im Thierreiche, Hier ift ganzen Klaffen ein
allgemeiner: Charakter des Düftern oder Heitern, des Wilden
oder Sanften, ded Tragen oder Beweglichen ꝛc. eigen. Hie und
da Spricht ſich auch der üppigfte Humor in höchſt abentheuers
lichen Geftalten aus, wie fie 3. B. fo viele Fifche, Cicadarien
Nopaleen. ꝛc. zeigen. Auch diefe Verhältniffe deuten auf die ins
nere Berwandtfchaft des Menfchengeiftes mit dem der Natur.
Man darf wohl glauben, daß an manchen Punkten bei Ents
ftehung der Gattungen eine die andere in fortwährender Folge
bedingt, gleichlam hervorgerufen habe, fo daß deren Vervielfälti-
gung und Aneinanderreihung auf ähnliche Weife vor fich gieng,
wie bei der Succeffion der Töne. — Sympathieen erregen
aber nicht nur Sympathieen, fondern auch Antipathieen, und fo
mögen viele ſehr verfchiedene Formen einander durch den Ge—
genfaß' in's Dafein gerufen haben. Es durchbrangen, Freuzten
und vermifchten fich die verfchiedenartigften Kombinationen, alle
aber in gewiffen Grenzen eines vorgezeichneten- Planes, und ge
horchend einem Syſtem von Gefegen.
i *
** 2
Wir müffen noch eines beſondern zur Konformation der ors
ganifchen Neiche gehörigen Verhältniffes gedenken. Es ift näm—
lich unverkennbar, daß in den einzelnen Abtheilungen fich hie
%
196 - Allgemeine Naturgefchichte. VI. Buch.
und da, dort mehr, dort weniger deutlich, das Allgemeine zu
wiederholen, fich in ihnen zu fpiegeln fucht. Ein Theil des
hier zu Ermwähnenden wird allerdings durch die oben anger
führten Anflänge vermittelt; das Ganze zufammen erfcheint »
jedoch von dem höhern Gefek der Wiederholung des Totalen im
Einzelnen abhängig. Vorzüglich deutlich tritt dieſes Geſetz im
Thierreiche hervor. Jede Abtheilung des Thierreiches will gleich-
fam wieder eine eigene Fleine Welt bilden, weshalb die meiften
Hauptzüge aller andern in einer jeden einzelnen vorfommen So
firebt das Säugthier in Dasypus, Manis etc, ein Saurier, in
den Chiropteren ein Vogel, in den Getaceen ein Fifch zu fein.
Betrachtet man eine Ordnung der Säugthiere, 3. B. die Beutel-
thiere oder Raubthiere Cuviers, fo zeigt fich wieder das Streben,
neben dem Eigenthümlichen auch die verfchiedenen Richtungen der
Säugthierflaffe in der Drdnung zu wiederholen. Dieß wird 3.8.
im Galeopithecus durch; einen Anklang an die Quadrumanen, in
den Snfeftivoren durch Anklänge an die Nagethiere, in Ursus
labiatus Blainv. durd; einen Anklang an die Faulthiere, in
Phoca‘, Trichecus durch Anflänge an die Getaceen vermittelt,
So fann man aud in Wahrheit behaupten, daß in der Klafie
der Inſekten fich faft alle Züge reproduzirt finden, die fonft in
der ganzen Thierwelt vorkommen, und daß manche einzelne Fa⸗
milien wieder mit mehr oder minderm Erfolg die höhern Abthei-
lungen zu wiederholen fuchen. Man kann diefe Wiederhos
fung des Ganzen im Theile, diefe Einbildung des Ganzen
in den Theil durch eine Analogie erläutern. Sie erfolgt etwa
auf ähnliche Weife, wie ſich das Temperament eines Menfchen
nicht bloß in feiner allgemeinen Erfcheinung,, fondern auch in
jeder feiner Clonft fehr verfchiedenen) Anfchauungen, Handlungen
und Bewegungen fpiegelt. — |
* * *
Einige Naturforſcher, ſo namentlich Dumortier und Decandolle
sen., bemühen ſich, einen Parallelismus in der Konformation des
Thiers und Pflanzenreiches nachzumweifen. Decandolle theilt nach eis
nem in der phyſik. u. naturh. Gefellfch. zu Genf 1833 gelefenen Auf:
fat das Pflanzenreich in vier große Abtheilungen, welche den vier
Bon d. fefundär. Deganismen u. ihrem Leben überh. 497
Abtheilungen des Thierreiches von Euvier entfprechen ſollen. Die
Amphigamen Decandolle's (Agamen and. Autoren) feien den
Zoophyten parallel, die Aetheogamen CEquifetaceen, Farren, Ly⸗
fopadiaceen, Moofe und Lebermoofe) den Artifulaten, die Mono:
Fotyledonen den Mollusfen, die Dikotyledonen den Vertebraten. —
Die BVerfchiedenheit beider Reiche ift aber fo groß, daß an ein
Parallelifiren derfelben fchwerlich zu denken ift, befonders deß—
wegen, weil die Zwecke der Natur in beiden Reichen ganz ver
fchieden find. Im Pflangenreiche ftrebt nämlich die Natur vor
zugsweife die Blüthe, den Inbegriff der Individualität, die hier
wejentlic; als Gefchlechtsfompfer erfcheint, ‚hervor + und herauf
zubilden. - Die mehr oder minder vollfommene Entwidlung ber
Blüthe ift daher von jeher höchſt wichtig bei Eintheilung des
Pflanzenreichd gehalten worden. Sm Thierreiche hingegen ent
wicfelt die Natur nach einander verfchiedene Syſteme, indent fie
bei den unterften Thieren die Ausbildung des Verdauungs- und
Zeugungsiyftems, bei der nächft höhern Abtheilung jene der
Refpiration und Bewegung, in der höchften die der Senfibilität
fich) zur Aufgabe macht. — - Schon die Zahlenverhältniffe, hätten
Decandolle von feiner Idee abbringen können. Derfelbe führt
felöft an, daß nad) Steudel’d Nomenclator botanicus auf je
1000 Pflanzen der Erde 636 Difotyledonen, 144 Monofotyles
donen, 65 Aetheogamen und 155 Amphigamen Fommen. Nun
find aber (nad) meinem Leberfchlag) unter 1000 befannten Thie—
ren kaum 190 Vertebraten, 93 Mollusken, hingegen 668 Artifu-
laten, 49 Zoophyten. Die Zahl der Gattungen in den verfcies
denen Abtheilungen des Thierreiches hängt wenigftens zum Theil
von ihrer abfoluten Größe ab, und fteht haufig mit ihr in um-
gefehrtem Verhältniß, was bei den Pflanzen Feineswegs der Fall
if. — Es fcheint, daß das Beftreben Decandolle’s, fein Pflanz
zenfyftem an das Thierſyſtem Cuviers anzufchließen, ihn zu fol-
chem Parallelifiren verlorfte, wobei er durch die zufällige Zahlen:
übereinftimmung der Abtheilungen geleitet wurde. Der größte
Fehler des Euvier’fchen Thierſyſtemes it übrigens die Entfernung
der Mollusfen von den Zoophyten, und das Einfchieben der Ar-
tifulaten zwifchen”-jene beiden. Wil man ja eine Parallele
zwiſchen Thier- und Pflanzenveich aufftelen, fo möchte fie
Ä 7198 Allgemeine Naturgeſchichte. VI. Bud.
!
Cabgefehen vom Zahlenverhältniß) viel fchicklicher ‚noch dadurch zu
begründen fein, daß man die Mollusfen mit den Zoophyten in
eine große Abtheilung vereinigte, und die fo entfiehenden drei
Unterreiche mit dem Sußieu’fchen Syfteme des Pflanzenreiches
vergliche. Die Zoophyten und Mollusfen entfprächen dann den
Afotyledonen, die Artifulaten den Monofotyledonen, die Verte—
braten den Difotyledonen.
Die Verwandtfchaften des Thierreiches find öfter und umfaffen-
der behandelt worden, als jene des Pflanzenreiches. Lamarf nahm
im Thierreiche mehrere ſich verzmweigende Reihen an. (Philo-
sophie zoologique, nd Hist. nat. d. animaux sans vertebres vol 1.)
Leuckart verglich (Verſuch ein. naturgem. Einth. d. Helminthen)
die Konformation des Thierreichs mit einem vieläftigen Baume.
Eichwald bildet das Thierreich gleichfalls in Geftalt eines Baumes
ab, welcher feine Wurzeln in’s Meer fenft, Stamm und Aeite nach
oben richtet. (Zoologia specialis , tom. ı. Zitelfupf.) Dfen’s Thiers
ſyſtem iſt tetradifch gegliedert. Von den vier Elementen ausge
hend, und das Prinzip befolgend, daß die höhern Stufen immer die
niedrigern wiederholen, entwickelt er aus jeder höhern Abtheilung
immer vier niedrigere, bis zu den Gattungen hinab. Beim Pflanzen»
reich hingegen wurde ein anderes Verfahren befolgt: (Xehrb. d.
Naturphiloſ. 2te Aufl, 1831.) Dfen’s tetendifche Anficht wurde auch
von Goldfuß im Thierreiche, von Frieß im Pflanzenreiche durchge⸗
führt. Goldfuß ſtellte außerdem noch das Thierreich in Geſtalt eines
Eies dar. (Hand. d. Zoologie, Nürnbg. 1820.) Mac Leay glaubte,
Daß die verfchiedenen Gruppen der Organismen Kretfe vorftellten,
deren Linie einerfeits immer in fich felbft zurüclaufe, andererſeits
in die eines 2tem Kreifes übergehe, und von hier aus dann zu einem
sten, Aten und 5ten gelange. Se fünf Kreife im Zirfel geftelt bil-
deten immer einen größern Kreis, der wieder mit vier andern einen
noch größern darftellte, bis ein größter entilände, welcher das ganze
Thiere oder Pflangenreich umfaßte. (Quinarſyſtem.) Zwifchen eitt-
zelnen Kreifen nahm Mac Leay manchmal oszilirende Gruppen an,
welche weder zum einen noch andern gehörend zwifchen beiden
fchwanften. (Mac Leay, Horae entomologicae, und hieraus in Kirby
u. Spence's Einleitg. in d. Entompl. 4. Bd. der Dfen’fchen Meberf.)
Carus fledte das ganze Thierreich in der Geflalt acht Fonzentris
ſcher Kreife vor. Der Eleinfte, innerite oder ste ift dem Menfchen
angewiefen, der nächſt äußere 7te den Säugthieren, 6te den Vögeln,
Ste den Amphibien, Ate den Fifchen, 3te den Gliederthieren, 2te den
Weichthieren , der Afte und größte den Eithieren, (Zoophytes Cuv.
Vergl. Urformen des Knochen- u. Schalengerüftes u, Lehrb. d. vergl.
Zootomie, 2te Aufl, Bd. 1. ©. 20.)
Bon d. fefundär, Organismen u. ihrem Reden überd. 499
Wollte man die zwei Reiche in zwet Karten entwerfen, fo
ließen fich hiebei fchon zahlreichere Berührungspunfte der einzel»
nen Gruppen aufnehmen, als bei einer der chen angegebenen Vor—⸗
ſtellungsweiſen. Möge es erlaubt fein, bier noch zwei meiner eiges
nen DVerfuche zur Darſtellung der gegenfeitigen Verhältniffe der ors
ganifchen Wefen mitzutheilen. — Sn Erwägung, dag in der Kugel
eine Unendlichkeit von Richtungen und Berührungspunften möglich
fei, befchloß ich, das ganze Thier- und Pflangenreich durch zwei Kt»
geln auszudrüden. Bu dem Ende Tieß ich zunächſt für das Thier-
reich eine hölzerne 10 im Yequatorialdurchmeffer haltende, an den
Polen abgeplattete Kugel in 23 Scheiben zerfchneiden, von welchen
alfo die mittelite die größte war, die 22 übrigen nach den Polen hin
abnahmen. Der durch das Zerfägen verurfachte Subſtanzverluſt
wurde durch an beiden Seiten der Scheiben aufgeflebtes Papier er»
feßt, fo daß diefe aufeinander gelegt, wieder eine Kugel darftellten.
Ein durch die Polaxen der Kugel gebohrtes Loch geflattete, einen
Stift durchzufteden, und alle Scheiben in ihrer bejtimmten Lage
feftzuhalten. Die oberfte Scheibe war für den Menfchen beftimmt,
die 2te für die Quadrumanen, die Ste und Ate für die übrigen
Säugthiere, die 5te bis 7te für die Vögel, die Ste für die Neptilien,
Hte, 10te für die Fifche, die 141te big 13te für die Inſekten, Ute für
die Kruſtazeen, 45te für die Arachniden, 16te für die Anneliden, 17te
für die Enthelminthen, 18te, 19te f- d- Mollusken, 20fte f. d. Radiarien,
21fte f. d. Acalephen, 22fte f. d. Polypen, 23fte f. d. Infuforien. Jede
Klafie follte aber auf die obere Seite ihrer Scheibe nach dem Prin—
zip der anatomifchen Syſteme aufgetragen werden. Hiezu wurde
jede in drei Kreife und die beiden äußern wieder in Quadrate abge
theilt. Der innerfie weiße Kreis war dem Hirn- und Nervenſyſtem
beſtimmt; der 2te Kreis den Sinn- und Bewegungsorganen, und
zwar fein bellgelbes Feld dem Knochenfyitem, fein dunfelrothes dem
Muskelſyſtem, fein dunfelblaues den höhern, fein prangefarbes den
niedern Sinnesorganen ; der 3te Kreis gehörte den vegetativen
Syſtemen, und zwar fein hellrothes Feld dem Gefäßſyſtem, fein
blaßblaues der Athmung, fein grünes dem Gefchlechtsfyftent , fein
braunes der Verdauung und Abfonderung. Es follte nun in jeder
Thierflaffe ausgemittelt werden, welche anatomifche Syſteme in den
einzelnen Familien und Gruppen befonders ausgebildet feien, um dann
deren Namen auf die entfprechenden Felder ihrer Segmente eintragen
zu fünnen. Hiedurch würden fich die Rapporte beftimmter Familien
verfchiedener Klaffen darſtellen, wenn fie auch durch zwifchenliegende
Klafien getrennt find, indem folche Familien, obwohl in fehr ver-
fhiedenen Bunften der Kugel befindlich, doch um bildlich zu fprechen,
nach der nämlichen Himmelsgegend hin zu Tiegen kämen. Man flieht
leicht ein, daß für das Pflanzenveich eben fo gut eine folche Kugel
“
23200 Allgemeine Naturgefchichte. VI. Bud.
Fonfiruirt werden Fönne, daß die Zahl der Scheiben und Felder, die
Folge der Klaffen ze. nach Umſtäuden verändert werden fönne, und
daß die angegebene Vorrichtung ungemein mehr gegenfeitige Bezie-
‚Hungen der prganifchen Wefen auszudrücken erlaubt, als alle jene
früheren Vorſtellungen. — Bm 2ten Verſuch diefer Art follten die
Verwandtfchaften durch arithbmetifche Proportionen ausge
drüft werden. Es wurde eine Anzahl Bruchreihen aufgeftelt, wo -
der Nenner immer einer Gruppe von Pflanzen oder Thieren gemein.
fchaftlich war, der Zähler hingegen immer eine befondere Gattung
(species) diefer Gruppe ausdrükte. Es mußten alfo zuerft die Haupt-
reihen und deren gegenfeitiges Verhältniß ausgemittelt werden, um
durch entfprechende Nenner — dann die Berwandfchaftsverhältniffe
einzelner Spezies einer Gruppe — um durch entfprechende Zähler
ausgedrüdt zu werden. So ſollte mit einem Bruch jede Pflanze
und jedes Thier bezeichnet werden. Für das Thierreich war dag
erite, für das Pflangenreich das zweite Taufend Keihen beſtimmt, um
auf den erſten Blick unterfcheiden zu fünnen, zu welchem Reiche ein
fraglicher Drganismus gehöre, Die Nenner des Menfchen wären
vom 4 bis auf 10 gegangen, fo daß der Kaufafter durch Y, der Ne⸗
ger durch 40 bezeichnet worden wäre. Die Familien und Zünfte
der Säugthiere hätten die-Nenner von 1 bis 100 erhalten, die Vö—
gel von 104 — 200, die Amphibien von 201 — 250, und fo hinab big
zu den Snfuforien, welchen ungefähr die Nenner von 951 — 1000
zugefommen wären. Geben wir z. B. den Fall, die aus der Linnei-
fchen Sippe Mus gebildete Gruppe hätte den Nenner si erhalten, fo
würden deren einzelne Spezies Ya, Yır %ır %ır nach ihrer höhern
oder niederen Drganifation befommen haben. Nicht alle Nenner von
4 — 1000 mußten aber ausgefüllt fein, vielmehr follten bie und
da 1, 2 oder mehrere leer bleiben, um den verhältnifmäßig größern
Abſtand der fich doch zunächſt ſtehenden Reihen auszudrüden. Eben
fo die Zähler. Beide Größen wären durch eigenthümliche Rechnung
gefunden worden, indem man allen Syſtemen des Thier- (oder Pflan⸗
zen-⸗) Leibes imaginäre Werthe beilegte, welche nach der mindern
Wichtigkeit derfelben fiufenweife geringer wurden, die verfchiedene
"Ausbildung aller in jedem Organismus berüdfichtigte, die erhaltenen
Größen addirte und durch eine allgemein gültige Formel auf die
innerhalb der angegebenen Grenzen befindlichen Brüche reduzirte.
Die prganifchen Syiteme wären zur. Auffindung der Nenner, die
Außern Kennzeichen zu jenen der Zähler gebraucht worden. — Es
leuchtet ein, daß es für die Naturforſchung ein um ſo größerer Ge⸗
winn ſein muß, je umfaſſender, zahlreicher und überſichtlicher die
Beziehungen der Naturweſen zu einander dargeſtellt werden. Ob⸗
ſchon auch noch jetzt der Meinung, daß durch die beiden eben ange—
gebenen Methoden fehr zahlreiche Rapporte in überrafchender Kürze
Bon d. fefundär. Organismen u. ihrem Leben überh. 201
bargefiellt und überfehen werden können, und fie daher nützlich und
nicht zu verfchmähen fein möchten, bin. ich doch weit entfernt zu
glauben , daß durch derlei bloße Verſtandesoperationen die Konfor-
mation der organifchen ratur felbit nachgebildet werde. Diefe ift
wie gefagt, weder an irgend einen Schematismus, noch an allent-
balben gültige Zahlenverhältniffe gebunden; «es herefcht in ihr eine
gewiffe Freiheit der Bewegung, und fie il im Ganzen genommen,
wie oben gezeigt wurde, noch am meiften gewiſſen Schöpfungen der
Kunft, vieleicht auch den menfchlichen Sprachen vergleichbar. —
x x
*
Der oben angeführte Dumortier bat ſeine Paralleliſirung des
Thier- und Pflangenreiches durchgeführt in feinen Recherches sur la
structure comparde d. anim. et veget. 4. av. 2 planch. Bruxelles 1832.
Auch er ſtellt s Abth. für beide Reiche auf, und glaubt, daß unter
den Thieren die Asceletes (Zoophyta, Mollusca) den Axyles unter den
Pflanzen, die Exosceletes (Articulata) den Exoxyles (Monocotyledoneis),
die Endosceles ‚(Vertebrata), den Endoxyles (Dicotyledoneis) entfprechen.
Die Pflanzen feien nach H. Serres charafterifirt durch centrifugale,
die Thiere durch centripetale Entwicklung. Das Holz fei den Kno—
chen analog. 3
Hauptftück.
Verhältniß unferer Syftematif zur Konformation
der fefundären Naturreiche.
Aus der im vorigen Hauptftück gegebenen Entwicklung folgt
fehr Far, daß die zufammengefeßteften Vorrichtungen nur einen
Theil der bald einfachen, bald vielfach verfchlungenen gegenfei-
tigen Rapporte der organifchen Wefen darftellen, und daher kei—
neswegs ein Bild der wahren Konformation der beiden Neiche
geben fünnen. Um wie viel mehr muß diefes nun von einer
einreihigen Anordnung, wie alle unfere Syfteme find, gelten !
Es muß derfelben nothwendig und ewig unmöglich fein, ſich zur
Naturwahrheit zu erheben. Sogar die Form unferer Bücher
macht eine folche abfolut unmöglich. Sene, welche die Natur
in ein Syftem (dieſes Wort in feiner eigentlichen ſtrengen Be-
deutung genommen) faßen zu können glauben, gleichen Denen,
202. Allgemeine aturgefchichte. VI. Buch.
welche den Stein der Weifen fuchen, und Fönnen Sahrtaufende
fi) abmühen, ohne es zu finden. — Nothwendig erfcheint
und jedes Syſtem vollfommen, che wir feine Mängel tennen.
Da dieſes bei den neueften immer am wenigften der Fall ift, fo
giebt ihnen die Menge den Borzug, wenn fie nur die Feh>
fer der Altern vermeiden. Allerdings ift nicht zu läugnen,
daß man in einer gewiffen Mechanif des Syftembaues Fort
fohritte macht 5 auch haben die Syfteme den Nußen, die Beräns
derungen jener Drgane, von welchen fie ihre Eintheilungsgründe
hernehmen, durch, ganze Reihen von Organismen Fennen zu ler
nen. Se vollfommner aber ein Syſtem ift, defto ausſchließlicher,
und daher defto unnatürlicher muß es fein, (wie 3. B. das fonft
fo bewundernswerthe und fo nüßliche Serualfgftem Linne’s,) je
mehr es fich durch Geftattung von Ausnahmen der Natur anzupafs
fen fucht, defto fehlechter wird es als Syftem fein. Diejenigen das
her, welche irgend ein Prinzip am Fonfequenteften durchführen, find
zwar die beften Syftematifer, aber am weiteften von der Naturs
wahrheit entfernt. Natur und Syftem find volfommen infoms
patibel, weil in ber erften eine unermeßliche Zahl von Prinzis
pien des verfchiedenften Werthes abwechfelnd auftritt, während
das Syſtem, — eine allmälig veraltende Anfchauungsform der
Nätur, — ſich an eines oder einige feftflammert.
Die meiften Naturforfcher neuerer Zeit haben fich, diefes
einfehend, demnach zur natürlichen Methode gewendet. In
ihr werden Pflanzen und Thiere nicht mehr nach einzelnen Merks
malen, fondern nad; der gefammten übereinftimmenden Dr;
ganifation in Fleinere und größere Gruppen vereinigt. Bei
diefer Methode, fagt Richard, (Grundr. d. Bot. u. Pflanzenphyf..
überf. v. Kittel, ©. 429 indem er von jener Juſſieu's fpricht,
„werden die Klaffen Feineswegs auf die Betrachtung eines ein-
zigen Organs gegründet, fondern die Charaftere aller Theile der
Gewächfe werden zu ihrer Bildung verwendet, Auch find Die
Pflanzen, welche fich auf diefe Weife einander genähert finden,
fo gereiht, daß fie mit jenen, weldye ihnen vorausgehen vder
folgen, mehr übereinftimmen, ald mit andern.“ Sehr wahr!
Aber wer fieht nicht ein, daß bei allem Dem doch immer noch
die einreihige Folge herrfcht? Wem: ift unbefannt, daß eine
Bon d. ſekundaͤr. Organismen u. ihrem Keben über. 2053
natürliche Gruppe nicht bloß mit jener, welche ihr vor⸗ oder
nachgeht, Verwandtſchaft zeige, fondern faft immer noch mit
mehrern ? Ungeachtet diefer Mängel ift die fogenannte natürliche
Methode doch immer ein fehr bedeutender Fortfchritt gegen die
ftarren Formen des Syftemd, Man fann fie ald eine zweite
Durcchgangsftufe betrachten, welche von der Wahrheit ungleich
minder weit entfernt ift, ald das Syſtem.
Das Gefchäft des -Spftematifers wird fehr erfchwert durch
die mangelhaften und ſchwankenden Begriffe von mehrerer
oder minderer Vollkommenheit, und ſonach höherer oder
tieferer Stellung der einzelnen organiſchen Weſen. Beſonders
im Pflanzenreiche ſcheint man ſich nicht vereinigen zu Fünnen,
welche Gruppe für die höchfte zu halten fei. Diefes ift deßhalb
unmöglich, weil wirflich verfchiedene fehr ausgebildete Grup»
ven vorkommen, wovon die einen in diefer, andere in jener
Beziehung allen übrigen vorgehen. Im Thierreiche hat man es
in fo ferne leichter, ald hier der Menſch vorhanden ift, welcher
den Naturforfchern, die ihn noch immer zu den Thieren rechnen,
als ficherer Gipfelpunft fich darbietet, während die andern an
diefe Stelle die menfchenähnlichften Thiere feen werden. Daß -
ſich an diefe alle übrigen Wirbelthiere anfchließen, leidet feinen
Zweifel; von hier an treten aber die Anfichten auseinander. —
Bor Allem ift zu bedenfen, daß jedes Thier, jede Pflanze für fich
betrachtet, trefflich und vollfommen ift, (weil ihre Befchaf-
fenheit mit. ihrer Beftimmung harmonirt,) und nur mit andern
verglichen vollfommener oder unvollfommener erfcheint. Die Uns
terfuchungen der neueften Zeit, welche eine viel Fomplizirtere
DOrganifation der niederften Thiere nachgewiefen haben, als früs
her geahnt wurde, haben Mandje dahin gebracht, allenthalben
verborgene Bollfommenheit zu ahnen, welche aber unfere Snftrus
mente nicht zu erreichen vermöchten, und einen demofratifchen
Sfeptizismus herbeigeführt, der fo weit geht, daß Einige beis
nahe zweifeln, ob fie denn wirklich vollfommener feien, als die Einges
‚weidewürmer in ihnen; eine Verirrung zu dem, dem frühern entge⸗
gengefeßten Extrem, in welches man verfallen muß, wenn man
vergißt, daß das. ganze Univerfum nad) auffteigenden Rategorieen
gegliedert if. — Dann ift zu bemerfen, daß man bei ungleich:
202 Altggemeine Naturgefchichte. VE Buch.
artigen Wefen nur fehr vorfichtig über den höhern oder tiefern
Stand urtheilen darf. Immer muß man, wie v. Baer (Ent
wicklungsgeſch. d. Th. Bd. 1.) bemerkt, einmal den Typus oder
die Reihe, zu welcher ein Naturwefen gehört, und dann die
Ausbildung betrachten, welche der Typus im ihm erlangt hat,
und die Entfcheidung auf beide Momente gründen. Hiedurch
wird natürlich ein unbedingtes Urtheil über das Höher» oder
Niedererftehen von Thieren oder Pflanzen ganz verfchiedener
Typen auögefchloffen. Petromyzon oder Myxine ftehen daher
nicht unbedingt höher als Nautilus oder Cicindela. Sene beir
den Fifche ſtehen als Wirbelthiere höher, ald jenes Weichthier
und Inſekt, aber fie ftehen hinfichtlich der Ausbildung ihres Tyr
pus ungemein niedriger, als der an der Spiße der Mollusfen
ſtehende Nautilus, als die zu den volfommenften Inſekten zu
rechnende Cicindela. Sene Fifche find niedrigere Potenzen einer
größern Zahl; diefes Weichthier und Infekt höhere Potenzen einer
Hleinern Zahl. — Nicht dad kann über den Standpunkt eines
organifchen Weſens entfcheiden, was es in feiner Anlage ift,
fondern das, was ed wird; der Endpunft der Entwidlung bes
ftimmt, nicht der Ausgangspunkt. Wollte man gewiffe Snfeften-
ordnungen unter andere ftellen, weil die Larven der erfiern
unvollfommmer find als die der Ießtern, jo würden z. B. Die
Hymenoptera unter den Floh zu ftehen Tommen, was ganz
falfch wäre. — Schfüßlich ift nie zu vergeſſen, daß nur das
Auffaffen des ganzen Baues eined Organismus, nie aber dad
Hervorheben einzelner Theile bei der Entjcheidung über die hir
here oder niedrigere Stellung leiten darf, und daß Anordnungen,
welche auf einzelne Organe gegründet find, fi; von der Wahr⸗
heit mehr oder minder entfernen werden. Am wenigften wirb
Der irren, welcher fein Naturwefen für fich allein, fondern immer
im Zufammenhang mit allen andern feiner Reihe betrachtet.
‘
Bon d. ſekundar. Organismen a. ihrem "eben uberh. 205
Hauptftüc.
gräfte, Erfcheinungen und Lebenslauf. ber ſekunda—
ren Organismen.
Eine Reihe von Kräften und Erſcheinungen iſt allen ſe⸗
kundären Organismen gemein, ſo wie ſich das Leben aller
in Zeit und Raum darſtellt. Die Richtung nach dem Raume
ſpricht der Leib aus, der Zeit gehört die Seele an. Leib und
Seele haben ſich aber auf das innigſte durchdrungen; allenthalben
wo der Leib iſt, iſt auch die Seele; der erſtere iſt, der Form (nicht
der Maſſe) nach gewiſſermaßen die räumliche Erſcheinung der Seele
ſelbſt. — Leben iſt der Inbegriff der zeitlichen Thätigkeiten aller
einzelnen Organe, in denen ſich die Seele räumlich verwirklicht hat,
in die ſie auseinander getreten iſt. Alle fefundäaren Organismen
vermögen fich innerhalb beftimmter Grenzen zu erhalten; wie
im großen Naturorganismus, macrocosmus, gleichen fich auch
im microcosmus Strörungen wieder aus, wenn fie nicht fo
heftig find, daß fie das Maß der fpezifiichen und individuellen
Kraft überfteigen. Die Mannigfaltigfeit ift in jedem microcos-
mus räumlich durch vielerlei Organe, Stoffe ꝛc., zeitlid
durch vielerlei Veränderungen‘ ausgefprochen. Letztere dauern
ununterbrochen fort, fegen feinen Moment aus; erfolgen bafd
raſch, auffallend, bald gleichformig, ſtill, langſam: in beiden
Fällen ift ihr Refultat Metamorphofe, welche den Lebens—⸗
lauf der fpezififchen Seele darftellt, fich in jedem Wefen
verfchieden geftaltet, wobei Organe, Kräfte, Fähigfeiten ver:
fchwinden, andere an ihrer Stelle auftreten, und welche oft eine
außerordentliche Veränderung des ganzen Weſens herbeiführt.
Schon öfter wurde auf die präftabilirte Harmonie aufmerffam
gemacht, welche zwifchen den Organismen und dem Boden‘,_den
Elementen, außern Kräften beftehe : fie ift der Grund, warum
die Außern Umſtände immer allen Bebürfniffen der ſich Ent:
wicelnden entgegenfommen. Das Samenforn fallt je nach feis
ner Art in Waffer, auf Feldgrund oder in fette Erde; das Ei
des Waſſerthieres wird, oft von nährendem Schleim umhüllt, in
206 . ; Allgemeine Naturgeſchichte. VL. Buch.
das feichte warme Waffer abgefeßt; die aus dem Ei Friechende
Ssnfeftenlarve findet ihr Futter bereitet in der Höhle, Zelle oder
im Pflanzenftamm ; dem Embryo des Säugthiers bietet die Ges
bärmutter alle Erforderniffe zu feiner Entwicklung dar. Wir
fehen hierin eine allgemeine Verfettung mit dem Ganzen des
Planeten, und durch diefen mit dem Weltganzgen felbit. — Die
Entwidlung aller Organismen ftellt eine Linie dar, welche
nicht mehr in fich felbft zurückkehrt, fondern fich immer weiter
von ihrem Urſprung entfernt; alle fteigen eine gewiffe Zeit aufs
wärts, nach erreichter Afme abwärts. Shre einzelnen Organe
durchlaufen inner der gemeinfchaftlichen Bahn wieder ihre eigene;
manche Kräfte fteigen anfangs, und finfen dann; wie jene der
Athmung, Zeugung, die Muskelkraft, Sinnesfchärfe; andere ftes
hen beim Urfprung des Gefchöpfes auf ihrem Gipfel, und finfen
von da an fortwährend, wie die "bildende Kraft, die Kraft des
Wachsthums; die Ießten endlich fleigern fich immer mehr; - fo
die Sndividualität und Selbitftändigfeit. Im Anfang der Ent
wicklung find die Perioden kürzer und werden dann immer fans
‚ ger. — Damit die Organismen mit den Außern Kräften in Wech⸗
felwirfung treten fünnen, müffen fie für deren Einwirfung em
pfänglich fein, fie müffen Reizbarfeit haben. Diefe entfteht
durch einen Gegenfaß, welcher zwifchen dem Neizenden und
Gereizten im Befondern ftattfindet, während fie im Allgemeinen
miteinander übereinftimmen. Das ſich Neizende zieht fih an,
ſucht fich zu finden, und ftößt fidy nad) der Sättigung als gleich-
namig geworden wieder ab. So zieht die Luft dad Venenblut
nach der Lunge, und Venenblut und Luft, nachdem das erftere
durch die Luft arteriell geworden ift, ftoßen fich ab, Jedes Or⸗
gan hat, weil fein Leben wieder eigenthümlic; geartet ift, feine
beftimmte Periodizität der Erregung und Sättigung ; welche
3 3. verfchieden Tang im Herzen, den Lungen, dem Magen if.
Aus demfelben Grund hat auch jedes Organ feine eigenen Reize,
die auf andere Organe nicht, oder ganz anders wirfen. Das
Leben: erlifcht aus Mangel an Reizen, und verzehrt fich fchnell
bei Uebermaß derfelben. Weil der fefundäre Organismus als
Nachbild eines primären aus einer Anzahl heterogener Beftand-
theile zufammengefegt ift, die bei aller Abweichung im Speziftfchen
Bon d. fefundär, Organismen u. ihrem Leben Aberh. 207.
k ; . 2
doch im Ganzen und zum Ganzen übereinftimmen, müffen noth-
wendig die. einzelnen Theile ſich auch als Reize gegeneinander
verhalten. Se nad) dem Verhältniß der einzelnen Drgane wird
der Erregungszuftand des einen in dem andern entweder den
gleichen oder einen entgegengefeßten Zuftand, Konfenfus oder
Antagonismus hervorrufen. Magen und Lungen ftehen z. 3. im
. Konfenfus , indem Ießtere während der Verdauung mehr Sauer
ftoff aus der Luft aufnehmen; die Haut fteht im Antagonismus
zu den Nieren, welche bei ftarfem Schweiß weniger Harn ab»
fondern. Am auffallendften und zahlreichften find Erfcheinungen
diefer Art bei den Thieren und beim Menfchen; bei den Pflans
zen find fie noch weniger befannt, arten ſich auf andere Weiſe,
und viele der bei den höhern Organismen beobachteten fehlen
hier ganz. Gewiffe Reize wirken indefjen auf alle Organismen:
fo Licht und Wärme, Waffer und. Luft, und manche Gifte, z. B.
Blaufaure, zerftören alle „gleichmäßig.
Obwohl das Leben in der Gefammtthätigfeit der einzelnen
Drgane ſich ausfpricht, hat es hierin nicht feinen eigentlichen
Grund, weil es als Manifeftation der bildenden Seele fchon
vor ihnen beftand, und fowohl die Drgane erzeugt, als die bes
fondern Stofffombinationen, aus welchen dieſe beftehen. So
lange das Leben dauert, findet eine beftändige Umwandlung
und Umbildung der Stoffe ſtatt; im Pflanzenorganismug
mehr eine fortfchreitende Verwandlung, ohne Auflöfung des eins
mal Firirten, im thierifchen und menfchlichen immerwährende
Auflöfung des fchon Gebildeten, und Nefonftruftion aus dem _
bildfamen Stoff; in beiden Fällen wird alled von außen Auf⸗
‚genommene umgefchmolzen, verwandelt, in feiner Wefenheit ges
tödtet, um in der des aufnehmenden —— wieder aufzu⸗
erſtehen.
Das Leben der organiſchen Weſen zeigt ſich, wie es
nicht anders ſein kann, ſeinem innerſten Grunde nach identiſch
mit dem Leben des Geiſtes. Wie der Geiſt in die Zukunft
ſinnt, während er noch in der Gegenwart weilt, ſo bereiten ſich
im organiſchen Leibe lange vorher die Bedingungen, an welche
die Erfüllung künftiger Zwecke geknüpft iſt; manche Organe,
deren Funktion jetzt eintreten ſoll, wie z. B. die Zeugungsorgane,
208 Allgemeine Naturgefchichte. VE Bud.
wurden fchon in einer fernen Vergangenheit gebildet. Alle Thaͤ⸗
tigfeiten verfchlingen fich in einander, die erreichten Zwecke wers
den Mittel für neue, und die fortwährend 'entftehenden Gegen,
fäße, -die ficy bildenden Knoten löſen fich immer wieder aufz
ſchädlichen Einwirfungen wird auf vielfache Weife durch die
bildende und erhaltende Seele begegnet. Während dem ganzen
Lebenslaufe fcheinen zwei damonifche Weſen ſich um den Befiß
des Organismus zu flreiten, Yon denen das eine ihn zerftören,
das andere ihn erhalten will; das zarte Gebilde ſchwankt ftets
zwifchen Sein und Nichtfein, und Lebt nur, fo Tange es wird-
- Da die fefundären Organismen Nachbilder der primären in
einer höhern Steigerung, jedoch von ihnen abhängig find, fo
werden ihre Organe nothwendig in einen Parallelismus
und in eine Wechfelwirfung mit den Organen der primären tretem.
Bei allen fefundaren müffen fich demnach Organe bilden, welche
mit der Atmofphäre des Planeten in Beziehung Fommen, und ‚den
nie verfiegenden Duell des Lebens aus ihr in fich fangen; Or⸗
gane, welche gleich dem Meere des Planeten die befebenden
Säfte allenthalben verbreiten; Organe, welche die feſte Grund-
Tage darftellen, die der Erdfefte felbft entfpricht. Bei den höhern
Organismen, welche gleichfam Sonnenfraft in fich haben, erzeus
gen ſich Organe, welche nicht yplaftifche, fondern dynamifche
Zwede erfüllen follen, und daher: Feine Stoffveränderungen,
fondern Bewegung, Sinneswahrnehmung, Bewußtfein und Ins
telfigenz bewirfen. Die Schilderung all diefer Organe und Pros
zeffe wird und in den nächften drei Büchern dieſes Werkes bes
fchäftigen ; "für jeßt gedenken wir nur noch einer merkwürdigen,
allen fefundären Organismen eigenen Fähigkeit, jener der Forts
Yflanzung.
Fortpflanzung nennt man den Aft, durch welchen bie
fefundären Organismen ihnen fpezififch gleiche Formen und In⸗
dividuen, oder Keimförner, Samen und Eier, die zu folchen ers
wachen, aus fich hervorbringen. Sie müffen hiezu bildfamen
zur materiellen Grundlage des neuen Gefchöpfs dienenden Stoff,
und begeiftenden oder befruchtenden Stoff erzeugen,
welche beide in antipolarem Verhältniß zu einander ftehen. Hie⸗
durch ift die Tebhafte Neigung beider gegeben, ſich anzuziehen,
Bon d. fefundär, Organismen u. ihrem Keben überh. 209
zu durchdringen und auszugleichen. Jeder der beiden Stoffe (Eier
u. Samen) ift nur die im Flüßigen dargeftellte Duinteffenz der gan-
zen Wefenheit der fie erzeugenden Körper, und es fpiegelt fic in
ihnen ein Doppelbild der Gattung, welcher jene angehören, und
zugleich ihrer Individualität. Jedes diefer Doppelbilder bliebe
aber förperlog, ohne das andere, denn jeded hat, was dem ans
dern fehlt. Wie (wenigftens nach einer Altern Erflärungsmweife)
der eleftriiche Funfe erfcheint, wenn ſich + und — Eleftrizität
berühren, und deren Iebendes Produft darftellt, fo in dem,
Geſchlecht genannten Gegenfat die Frucht, wenn er fich aus»
gleicht. — Gegenfäße, welche man dem Gefchlecht verglichen
hat, treten in der ganzen Schöpfung auf: fo Nords und Siüd-
magnetismus, + und — E., Säure und Kali, Sonne und
Planet, Pflanzen- und Thierleben. Es ift überflüßig zu bemer—
fen, wie ſehr fich der Oefchlechtögegenfaß von allen angeführten
unterfcheidet. In feiner Ausgleichung ift dem neu Entftehenden
erftlich dag Urbild der Gattung, und zweitens die Individualität
der Erzeuger. in wunderbarer und verfchiedenfter Durchdringung
eingeprägt. Letztere beweist, daß die Anficht nicht richtig fein
fann, welche nur dem Manne die begeiftende, dem Weibe nur
die bildende Funktion überträgt. Es iſt vielmehr anzunehmen,
daß jene Funktionen an beide Gefchlechter vertheilt find, mit
einem Uebergewichte der ‚begeiftenden beim Manne, der plafti-
fchen beim Weibe. — Wahrfcheinlich herrfchen faft durch die
ganze fefundäre Organifation die beiden Gefchlechter, — und
in den allermeiften Fallen ift ein offener oder geheimer Herma-
phroditismug vorhanden. Man muß Hermaphrodit und
Zwitter wohl unterfcheiden ; im erftern find beiderlei Gefchlechts-
organe mehr oder minder ausgebildet vorhanden ; im zweiten
hat fic) der Bildungstrieb für fein präponderirendes Gefchlecht
- entfchieden, und fein fehwanfendes Produft trägt etwas von bei-
den an fi.) Im Allgemeinen überwiegt auf den tiefern Stufen
der zwei untern Reiche das weibliche Prinzip; wo man nur Weib:
liches zu fehen glaubt, ift das Männliche verborgen oder ſchwach
entwicelt; je weiter man aufwärts ſteigt, deſto entfchiebener,
gefonderter tritt das Männliche dem Weiblichen entgegen; früher
mit ihm im ſelben Einzelwejen vereinigt, reißt es fich ſpäter
II. 14
210 Allgemetne Maturgefchichte. v1. Bud).
ganz los, und ſtellt fich ſelbſtſtändig, ja beherrfchend dem Weib⸗
Tichen gegenüber. Dieſes Gegenüberftellen bei den Thieren fo
genannten getrennten Gefchlehtes (und im Menfchen) ges
fehieht aber nicht jo, daß dad eine Individuum nur männlich,
das andere nur weiblich wäre, fondern fo, daß in dem einen
das Männliche, in dem andern das Weibliche präponderirt. Ob
es wahrhaft eingefchlechtige Thiere gebe, ift daher zweifelhaft.
Bei vielen Gafteropoden find beideslei Gefchlechtdorgane zur
Funktion tüchtig 5; bei den Säugthieren und beim Menfchen fin;
den ſich befanntlicy in jedem Gefchlecht nur die rudimentären
Drgane des andern. — Der tiefern Bedeutung nach fteht das
Weibliche in näherer Beziehung mit dem großen Ganzen der
Schöpfung, ift hingegeben dem alles bewegenden Zuge; feine Stels
fung ift die centrale; das Männliche ift das Peripherifche, fih
Losreißende, dem All ald Individuelles fich Entgegenftellende. —
Wie ſich das Gefchlechtöverhältniß in den einzelnen Gruppen
des Pflanzen und Thierreiches geftaltet, fol in den nächſten Bü—
chern angegeben werden. Wir bemerfen hier nur, daß in den
diffinifchen Pflanzen eine vollfommene und wirkliche Trennung
der Gefchlechter vorfommt, wie fie im ganzen Thierreiche nicht
bekannt iſt; die meiften vollfommenern Pflanzen find übrigens
Hermaphroditen,
Befruchtung. iſt die Ausgleichung des Geſchlechtsgegen⸗
V
faßes, wodurch die Uebertragung der bildenden Seele Des wers _
denden Gefchöpfs in den bildenden Stoff gefchieht. Diefelbe
entfteht durch Vereinigung der in körperliche Subftrate eingehüll-
ten Emanationen aus den Seelen der beiden Eltern. — Die
. Befruchtung ift der höchfte Aft des vegetativen Lebens, an ber
Grenze, wo diefes mit dem animalen zufammenfällt. In den
Pflanzen. find die Zeugungsorgane die höchften, wozu fie es brinz
gen, und wirfen, wie in. den Inſekten, (die nad) der Begattung
fterben) nur einmal; in den übrigen Thieren funftioniren fie
öfter, und bleiben das ganze Leben. Se weiter die Geſchlechts—
gegenfäße auseinander treten, defto höher wird ihre Spannung,
defto gewaltiger ihre Ausgleichung: gleich zweien Körpern, welche
aus diametral verfchiedener Richtung gegen ein gemeinfchaftliches
Gentrum ſtürzen. Wahrfcheinlich erfolgt der Begattungsaft bei
Bon db. ſekundar. Organismen u. ihrem Leben uberh. 214
den vollkommenſten Organismen am innigſten, und dauert hier
auch am kürzeſten, während er bei Inſekten und Mollusken Tage—
lang währt. Schon bei manchen Pflanzen bemerft man eine
Borregung jener gewaltigen, aus Schmerz und Wohlluft gemifch-
ten Erfchütterung bei der Gefchlechtövereinigung, welche momen-
tan Willen und Bewußtfein überwältigend, auf die einjährige
Pflanze, das Infekt, und bei den höhern Drganismen wenigftend
auf einzelne Individuen vernichtend wirkt. Im Pflanzen: und
Thierreiche drangt das allmächtige Gebot, für Erhaltung der Gat-
tung zu wirfen, mit ftürmifcher Eile und unwiederftehlicher Macht
zur Vollziehung jener Funktion; der Menfch allein mag es über
fich gewinnen, ihm nicht zu gehorchen. — Bei Pflanzen fomohl ala
bei Thieren vermifchen ſich die eigenthümlichen Gefchlechtsfäfte —
oder männlicher Samen tritt an die Eier — fei eg nun, wenn
diefe fich noch im mütterfichen Leibe, oder ſchon außer demfelben
befinden, und gefchehe es durch direfte Immiſſion oder durch
Neforption, wie diefes bei vielen Pflanzen, ja fogar bei den
höhern Thieren wahrfcheinlich ift. — Durch die Fortpflanzung
überhaupt ift den Gattungen der organischen Wefen ein Abglanz
der Ewigfeit verliehen, und die Befruchtung insbefondere ift ein
Nachbild jenes fchöpferifchen Einſtrömens, durch welches die Gat-
tungen entftanden find, |
Die Entwicklung des neuen Organismus ift das
Refultat der Befruchtung. Im Momente der letztern wurde
auch die Individualität und das Gefchlecht des neuen
Weſens gegeben. Nur Affefte der ſtärkſten und ungewöhnlichften
Art vermögen an jenem gefprodhenen Wort noch etwas zu
andern. Würde 3. B. auch nach der Begattung noch eine
regelmäßige beftimiende Einwirfung der Mutter auf die Frucht
fattfinden, fo müßten nothwendig alle Früchte der Mutter gleis
‚hen, weil die momentane Einwirkung des Vaters durch die fo
viele Tauſendmal längere der Mutter gänzlich neutralifirt würde.
Alles, was in der Pflanze und im Thier die Mutter nach der Begat-
tung in der Regel thut, ift, der bildenden Seele des neuen Wefens
bildfamen Stoff zu liefern. Die Frucht ihrerfeits übt Anziehungs-
kraft gegen die Mutter hin aus, reißt in einigen Fällen (wie
bei den einjährigen Pflanzen und Inſekten) alle Lebensquellen
2123 Allgemeine Naturgeſchichte. VI. Buch.
dieſer an ſich, und entwickelt ſich, waͤhrend die Mutter ſtirbt.
Bei den meiſten Pflanzen und Thieren bedarf die Frucht indeß
nur einen Theil des Lebens der Mutter, und macht ſich nach
längerer oder kürzerer Zeit zu ſelbſtſtändigem Daſein von ihr
108; Die Pflanzen bringen auf dem Wege der Befruchtung nur
Samenförner, die Thiere nicht nur Eier, ſondern auch Tebende
Sunge hervor, und die Entwiclung ift bei den einzelnen Orga—
nismen nad) Dauer, Art und allen Umftänden außerordentlich
verfchieden. |
Diele organifche Wefen Fünnen fich ohne Gefchlechtsaus-
gleichung vermehren. Im weiteſten Sinn find Fortpflanzung
und Vermehrung eine Ablöfung. eines Neuen vom Alten. Bei
der (auf Begattung folgenden) Fortpflanzung find die mas
teriellen Maffen, welche beide Gefchlechter geben, fehr gering,
werden aber von einer bildenden Seele erfüllt (die fich aus em⸗
bryonifchen Zuftand entfaltet) und es werden wahre Eier oder
Samen erzeugt, in welchen jene haftet; bei der Vermehrung
fließt ein Theil der ſchon entwicelten bildenden Seele des er-
zeugenden Gefchöpfs, Cwelche das Urbild der Gattung in fich
tragend, den Theil zum Ganzen zu geftalten vermag) in einen
Theil über, Bei der Vermehrung theilt fich entweder das ganze
Gefchöpf in zwei Hälften oder mehrere Theile; oder ed löſen
fi Fleinere Maffen ab, fo die Sproßen; oder es erzeugen
fih an beftimmten Punkten Organe, Site feelifcher Bildungss
fraft; fo Sporen, Keimförner, Lenticellen, Zwiebel, Knollen,
Knospen.
*
Siebente$ Bud.
Bon den Drganismen der Blafizität, oder
den PBflanzen.
— — —
Literatur. Wir führen hier nur einige Werke an, welche ſtch
mehr oder weniger über die allgemeinen Verhältniſſe der
Pflanzen, Theorie der Botanif, Syſtem ꝛc. ausfprechen. Lin-
naei Philosophia botanica ete. ed. 4. stud. C. Sprengel. Hal. 1809. —
Link, elementa philosophiae botanicae c. tab. aen. IV, 8. Berol. —
Grunde. d. Kräuterfd. 20. v. 6.8. Willdenow; herausg. v. Link.
te Aufl. Berl. 1831. — 4 Richard, neuer Grundriß d.
Bot. u. d. Pflanzenphyfiol., überf. u. M. B. Kittel, 2te
Aufl. Nürnbg. 1831. — Agardh, Xehrb. d, Bor., a. d. Schwed,
von Ereplin. 1, 2. Abth. Kopenh. u. Greifswalde, 1831 — 33, —
3. Lindley, Grundzüge d. Anfangsgr. d. Bot. a. d. Engl.
Weimar 1831. 8, mit A Taf. — Zimmermann, Grundzüge d.
Phytologie. Wien 4834. 8. — Alph. Decandolle, Introduction
à la botanique, av. planch. 2 vol. 8. Par. 1835. (Vergl. auch Bd. 1.
Seit. 59.)
I. Hauptftück,
Allgemeine Betrahtungen.
Die Pflanzen bilden nach Hauptſtück IX. des erften Buches
(8b. 1. ©, 12% das unterfte, erfte Reich der fefundären Or:
ganismen unfered Planeten, und halten in gewiffem Sinne das
Mittel zwifchen den Mineralien, den ſchweigenden, verfchloffenen
Bildungen "des erftarrten Erdinnern, und den flüchtigen, unruhi-
214 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch.
gen, ſich und alles andere Leben verzehrenden Thieren. — Dfen
gebührt die Ehre, die innerfte Bedeutung diefer auch philoſophiſch
fo merkwürdigen Wefen mit genialifcher Schärfe erfannt und
ausgefprochen zu haben, indem er die Pflanze für einen zwifchen
Sonne und Erde gefpannten Organismus erflärte, welcher in
der Finfterniß entftehe, aber ſich zugleich aus der Erde in die
Luft, dem Lichte entgegen erhebe. (Xehrb. d. Naturphil. ©. 161 ff.)
Diefe Bedeutung der Pflanze als eines zwiſchen Sonne und
Erde gefpannten Organismus, wirft auch helles Licht auf ihre
Organifation, die fich demgemäß gleich vom Urfnoten aus in
zwei Hauptfofteme fcheidet, von welchen das eine als abfteis
gender Stod ſich der Tiefe zu wendet, während das andere
als auffteigender Stod dem Lichte entgegenftrebt. Während
das eritere Hauptfoftem, die Wurzel, in Farbe und Bildung-
büfter und einförmig erfcheint, wie die nächtliche, winterliche
Tiefe, entfaltet fi das andere, der Stamm zu jener Bielheit
von Bildungen, zu jenem übereinander gebauten Syfteme von
‚Blättern und Blüthen, zu jenem Farbenfchmelz, welchen nur das
Licht zu erzeugen vermag. Flüchtig aber und vergänglich, wie
die Stellungen der Erde gegen die Sonne, ift jene Schönheit ;
dauernder dad Wurzelfyftem, welches von der Feftigfeit der tief
gegründeten Tellus etwas in ſich aufgenommen hat. Wie es
der Pflanze, die es organifch mif der Erde verbindet, Halt
verleiht, fo Liefert es auch den größten Theil der rohen
Stoffe, die durch den Lebensprozeß des Gemwächfes in jene Fors
menfülfe und Farbenpracht umgewandelt werden. Sp ift Die
Pflanzenwelt feft mit der Erde verfnüpft, ihr treueres Kind, das
fletd an ihrem Bufen ruht, — obwohl ber Lockung der Sonne
folgfam, und freudig ihrem Lichte entgegenblühend — und dar-
um ihre Fülle fo unerfchöpflich; gleich Antäus kann fie nicht
überwunden werden, fo Tange fie an der Mutter haftet. Wie
die Wurzel ald das Säfteanziehende und Ernährende die edlern
Spfteme der einzelnen Pflanze möglich macht, fo die ganze
Pflanzenwelt die beiden höhern Reiche der Thiere und des.
Menfchen. Auch diefe beftehen nur durch jene: und wollte man
alle drei Reiche fich wieder als einen gemeinfchaftlichen Orga⸗
nismus denken, fo würde die Pflanzenwelt in jelbem das Er _
Bon d. Organismen der Plaftizität, od. den Pflanzen. 215
naͤhrungs⸗, Zeugungss und Athmungsfyften , die Thierwelt das
Sinnen- und Bewegungsſyſtem, der Menfch das intelligente
Syitem darftellen.
Die Pflanze ift mit dem Thiere verglichen, ein Aufrichti—
ge8, jenes ein Verfchloffenes; das ganze Streben der Pflanze,
obwohl fie fich felbft verborgen ift, geht doch dahin, vor der Melt
ihr Innerſtes aufzufchließen. Ihre Schönheit, ſich aus innerm
Grunde fo reich entfaltend, erfennt fich felbjt nicht; ihre Triebe,
‚welche fo mächtig ihr ganzes Wefen beherrfchen, und zum Blühen
und Befruchten hindrängen, find fich felbft unbewußt; der Menfch
allein in der ganzen Schöpfung vermag das Leben und Sein
diefer ſtummen und zugleich fo beredten Wefen verftehen zu Lernen.
(Und doch, welche Unterfchiede in der Dauer feines Lebens und
jenes der Pflanzen, welche Abftufung in der Lebensdauer diefer
feldft von den Stämmen der Adanfonie, die älter fein können,
als die ftolzen Pyramiden, bis zur Schimmelvegetation, welche die
Stunde hervorruft, und deren Früchte eine Nacht reift!) Sie
fprechen vernehmlich zu ihm durch ihre Geftalt, durch ihre Vers
Anderungen und die Handlungen, welche fie vor feinen Augen
vollziehen. — Mit der Thiermelt verglichen, Tiegt die Pflanzen:
welt ewig im Schlummer, und doch welches Leben in diefer
reizenden Stille und Ruhe! in diefem magifchen Weben einer
Melt fcehlummernder Dämonen! — Sic; felbft, der Unfchuld
gleich, verborgen zu fein; die Liebe um ihrer felbft willen zu
lieben, und in Liebe zu vergehen; Früchte zu bereiten, Nahrung
zu fpenden, für die Nachkommen fich zu opfern, ift ihr Gefchäft.
Ihre Natur ift mehr der pofitiven Weltfraft verwandt, die ftets
das Walten verneinender Mächte fiegreich befämpft, und unübers
fleigliche Damme gegen den anbrandenden Strom der Zerftörung
aufthürmt. Als raftlos Bildende, immer nur Schaffende, repräs
fentiren fie, den Thieren gegenüber, dag weibliche Prinzip.
Sn der Pflanzenwelt fpricht unergründliche Fülle mit mäch—
tigen Stimmen zum Geift des Menfchen. Zaufendförmige, taus
fendfarbige Blumenkronen aus grünen Laub» und Wipfelmaffen
wenden fich der Sonne zu: ald wollte die Erde, dad Heer der
ewigen Sterne nachbildend, ein Ahnliches aus ihrem Schooße
hervorgehen laſſen. Nicht Glanz und Farben allein, auch Wohl-
216 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch.
gerüche fenden diefe wunderbaren Weſen; ihre Harze, ihre
Balfame und ätherifchen Dele durchduften die Lüfte, fie gleich-
fam mit dem Geift der Pflanzen erfüllend, und dem Schiffer
im indifchen Meere, weit in den Ocean hinaus. die Annäherung
der wunberreichen Snfeln verfündend. Dem Hungrigen beut die
Pflanzenwelt nährendes Mehl, erquicende Früchte, dem Kranken
ftärfende, läuternde, reizende, mildernde Arznei; wie fchmelzend
ift ihr Nektar, wie begeifternd der Saft der Traube! — Die
Erde wäre ohne die Pflanzen arm und leer: ihr Erwachen feiern
wir jeden Frühling mit erhöhtem Gefühle, und erwachen mit
ihr zu neuem Leben. — Die Pflanzenwelt giebt. der Gegend
ihren beftimmten Charakter; ohne fie, ift fie nacter Fels, öder
Strand, furdtbare Wüfte, ftrauchlofe Heide, einförmiger Maid»
grund, oder, wenn die phyſiſche Geftaltung der Erdoberfläche
günftig mitwirft, ein irdifches Paradied. Da beffeidet ein
fmaragdener buntverzierter Teppich aus Myriaden friedlich beis
fammen lebender Gewächfe ‘die fonnigen Matten; gewaltigere
Formen bilden dunfle ehrwürdige Haine, welche zur Anbetung
der unfichtbaren Mächte auffodern, und majeftätifche Urwälder,
in deren Raufchen die Macht‘ des großen Geiftes vernehmlicher
fpricht; von Pol zu Pol reihen ſich Gefchlechter an Gefchlechter,
deren reichjte alles überwuchernde Fülle fih um den Aequator
zuſammendrängt, und von untermeerifchen Gründen über die
Region ded ewigen Schnees emporſteigt, an deſſen Rande noch
großblumige Alpenpflanzen den Forſcher —2 Welche Uns
zahl verfchiedener Bildungen entdect Diefer! Im dunfeln Walde
Schaaren von Pilzen, gleich den Schemen des Schattenreiches
ein unerfreuliches Wolf, in dem die Frucht den Stamm über:
wältigt, die Blätter erdrückt, die Blühte übereilt; im fließenden
Kryſtall ſchwankende Smaragde, feidenhaarige, fehlüpfrige Con
ferven, im Chaos ihrer Faden noch zahlreiche mikrosfopifche
Bildungen bergend; im Weltmeer riefenhafte Fucaceen, deren
Fluren, von Schildfröten beweidet, des Schiffers Lauf hemmen;
an der Rinde und dem Stein vielgeftaltige Flechten, welche
noch weit über der Schneeregion die nebelummallten Felshörner
beffeiden, und auf Sibiriens öden Steppen Brod ſpenden; am
fchattigen Fels und dem uralten Stamm zierlichfrüchtige Moofe;
Bon d. Droanismen der Plafizität, od, den Pflanzen. 247
in Wald und Berg Farrenfräuter, ein fchönblättriges Gefchlecht,
dem nur das legte Wort, die Blüthe fehlt, um das Räthfel feines
Innern auszufprechen. Die fchaffende Kraft ruft immer edlere
Formen hervor; die allverbreitete Familie der Gräfer wurde ſelbſt
von den Göttern. werth gehalten, welche den Menfchen den Bau
mancher lehrten; die Liliaceen galten längft als das zarte Sinn-
bild engelgleicher Milde; die Kultur der Mufaceen reicht bis
- in die Älteften Zeiten des Menfchengefchlechts; die ſchlankſtammi—
gen, fiedern- oder fächergefrönten Palmen, principes plantarum,
lieben die Nähe des Gleichers, und die Völker, welche.noch fchlaf-
trunfen an den Brüften der großen Mutter hängen. Bon den volls
fommenften Gewächfen drängen ſich Schaaren an Schaaren;
Lorbeergewächfe, deren Laub die Stirne des Helden und Dichters
fchmüct, deren Rinde koſtbares Gewürz, deren Blätter feines
Gift bergen; Pflanzen mit Lippenblumen, voll Arom's; Nacht
fchatten, deren Narfotifon den Kummer der Seele umhüllt, die
Gedanfen weckt, und deren Knollen Völker fpeifen; wunderbare
Synanthereen, irdifche Sterne, wo zahlreiche Blümchen erft die
Blume bilden ; Rubiaceen: der Kern einer ihrer Beeren hat ſich
über die Erde verbreitet, Erdtheile und die fernften Nationen
mit einander verbunden, und: einen Theil der Menfchheit in
Sflavenfetten fchlagen helfen; Ranunkeln mit fcharfen giftigen
Säften; Papaveraceen, deren Kapfelfaft feligen Rauſch, ver
führerifche Träume bewirkt, welchen ermattendes Erwachen folgt;
Yhantaftifch geftaltete Dpuntiaceen, deren Fühlende Beeren den
Lechzenden erfrifchen; Drangengewächfe, Föftlich und edel durch
immergrüned Laub, und jaftige Früchte mit duftender Schale;
Nofaceen, mit reizenden Blüthen prangend, dem Menfchen be-
freundet, fein Auge wie feinen Gaumen erquickend; Viniferen,
felbjt den Göttern lieb, ſchwach an Stamm, unfcheinbar an
Blüthe, aber reich an Kraft, die des Menfchen Herz erfreut;
rankende Hülfengewächfe, mit wunderbaren, oft prachtvollen Blü—
then und fein zertheilten Blättern, die geheimnißvoll, pendelartig
fich zu bewegen beginnen ; Euphorbiaceen, mit edelhaftem Milch-
faft und den feinften Giften; Nadelhölzer, deren Laub des Froftes
jpottet, uralte Bewohner der Erde, jegt noch einen gewaltigen
. bunfeln Gürtel um fie ziehend.
18 . Migemeine Naturgefchichte. VII. Buch.
Die Kultur ded Menfchengefchlechted wurde nur durch die
Pflanzenwelt möglich. Das Thier ift fheu und wild; es flicht
den Menfchen, oder weckt in ihm durch Widerftand den Dämon
des Befiged, der Gewalt, des Blutdurſts; die Pflanze ift wehr⸗
und harmlos; auf und unter dem Fühlen Raſen beruhigt fich
die ftürmifch bewegte Bruft. Sägervölfer, Fifchervölfer, Nomaden
bleiben roh; erft die Pflege der Pflanzen führt Gefittung herbei.
Unter den Pifanggewächfen an Indiens Strömen träumte. die
Menfchheit ihre früheften Sugendträume, und unter den Feigen
baumen dafelbft fann der Bramine über die höchiten Dinge nach;
Perſiens Roſen führten Zwiegefpräche mit Perfiens Nachtigallenz
die Poeſie nimmt ihre zarteften Bilder aus der Pflanzenwelt,
und die Liebe fprach von jeher durch; Blumen, weil fie inftinft-
mäßig ihre Verwandtichaft mit ihnen erfennt. Mit dem Unter-
gang der Pflanzenwelt würde und ein ganzes Neich der ſchön⸗
ften Gedanken verloren gehen. So ift die Pflanzenwelt ein
unerfchöpfliches Meer, aus dem alle Kinder der Erde trinfen;
wie fie unfern Leib erhält, fo erfreut fie unfere Sinne, übt uns.
fern Verftand, giebt unferm Geifte Räthfel auf, über die noch
die ferne Nachwelt finnen wird, und theilt dem, fich ihr hingebenden
Gemüth Etwas von ihrem: ewigen Grün, ihrer ae
— mit.
RB
| Gauptftück.
Chemiſche Verhäftniffe der Pflanzen.
Ziteratur, Theod. de Saussure, recherches chimiques, sur la ve-
getation. Par. 1804. — Wahlenberg, dissertatio de sedibus mate-
riarum immediatarum in plantis, Upsal. 4806 — 7. — Runge,
neuefte phytotechnifche Entdedungen ꝛc. Breslau 4820. —
Humphry Davy, Elements of agricultural chemistry- Lond. 1813, —
v. Chaptal, die Agrifultur » Chemie. Mit ein. Anhang v.
Schübler, a. d. Franz. v. Eiſenbach. Stuttg. 1814, — Her mb⸗
ſt ädt, Grundfäße der Kameral- u. agronom. Chemie. Berl.
1817. — Hohn, chemifche Tabelle der Pflanzenanalyfen. Nbg.
1814. — Röper, tabellarifche Weberficht der Elementarzufam-
menfesung der einfachen Pflanzenverbindungen, in de Ean-
Bon d. Organismen der Plaftizität, od. den Pflanzen. 249
dolle's Pflanzenphyſiol. ı Bd. — Ferners die Lehrbücher
der Chemie, namentlich von Berzelius, Gmelin und die Zeit-
fchriften. P
Sn den Pflanzen fommt nur etwa ber britte Theil aller
Grundftoffe vor, die mit Sauerftoff, feltener mit Waſſerſtoff
binäre oder unorganifche und organifche Verbindungen bilden,
welche letztern meiftens aus Kohlenftoff, Wafferftoff, Sauerftoff
beftehen, zu welchen manchmal noch Stickſtoff und Schwefel tres
ten. — Die fchleimigen, Stärfmehl: und Zuderartigen Stoffe,
nebſt der Pflanzenfafer, der Effig- und Gallusfäure werden von
manchen als binäre Chydratofarbonifche) Verbindungen von Wafs
fer und Kohlenftoff angefehen, weil in ihnen, wie im Waffer
Sauerſt. und Wafferft. wie 8 : 1 fich verhalten. In den meis-
ften übrigen Pflanzenfauren waltet der Sauerftoff, in der Bens
zoefäure, den fetten und flüchtigen Delen und den Harzen der
Waflerftoff vor. — Nähere allgemeine Beftandtheile der Pflan-
zen find unter den unorganifchen Verbindungen Waffer, Kohlenz,
Phosphor⸗, Schwefel u. Salzfaure, Kali, Natron, (Ammoniak?)
Kalf, Kiefelerde, Bittererde, Eifen, Mangan: u. Kupferorydul ;
unter den organifchen Verbindungen Eifigz, Klee, Aepfel⸗, Sitronenz,
Gallus-, Gerber, Benzoefäure, Pflanzenfafer, Schleim, Stärfmehl,
- Zuder, Kleber, Emulfin, Chlorophyll, Pflanzenfett, flüchtige Dee
und Harze. Eigenthümliche Beftandtheile find von unorganifchen
Verbindungen Salpeter-, Hydrojod-, Hydrobronm, Blauſäure und
Alaunerde ; von organifchen einige eigenthümliche Säuren, die
Farbitoffe, organischen Salzbafen, bittern Ertraftivftoffe ꝛc. Sehr
oft ftimmen die Spezies einer Sippe, oder die Sippen einer
Familie in der chemifchen Konftitution überein. inzelne Theile
fchließen oft befondere Stoffe ein, und viele erfcheinen nur in
beftimmten Perioden oder ändern an Menge in verfchiedenen
Zeiten; fo daß 3. B. die indifche Verea pinnata Morgens fauer,
Mittags gar nicht, Abends bitter ſchmeckt, und ihr Saft dag
Lakmuspapier Mittags nicht, aber wohl Morgens röthet. Mit
dem Abfterben ändert ſich die chemifche Mifchung, und oft auch Ger
ſchmack, Geruch und Farbe, worauf unter Anderem das Gelb:
und Rothwerden der Blätter beruht.
Klima und Witterung wirken ebenfalls auf die chemifchen Be-
220 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch.
ſtandtheile ein, und manche Erzeugniſſe gewiſſer Pflanzen in
wärmern Gegenden verlieren ſich, wenn fie in Fältere verpflanzt
werden. — Auch unter den Pflanzen fommen ifomere Ber:
bindungen vor, fo der völlig waflerfreie Zucer und das Arabin,
die Wein und Traubenſäure. — Aetherifche Dele finden fich in
ven Drüfen ; Amylonförner und manche Farbftoffe in gevoiffen
Zellen ; die meiften nähern Beftandtheile vermengt untereinander
in Zellen, Saftgangen und Safthältern. Das Mifchungsverhält
niß mancher Stoffe ift fo veränderlich, daß man 3.8, durch Schwefel-
und Galpeterfäure Die Pflanzenfafer in Amylon, Gummi, Zuder
xc,, das Gummi in Zucer und mehrere Säuren, das Stärfmehl in
Zuder, Gummi und Säuren, den Zucker durch Salpeterfäure in
Effige, Nepfel:, Klees und Schleimfäure, die meiften Säuren in
einander verwandeln kann. Die verfchiedenen Arten der Gäh—
rung finden nie in der Lebenden Pflanze, fondern nur in aus-
gefchiedenen Flüßigkeiten ftatt, und gehen der vollfommenen Auf
löfung durch die Faulniß vor. — Nie gelang ed noch, nähere
Pflanzenbeftandtheile aus den Grunditoffen felbft herzuftellen, wie
fie die lebendige Pflanze in fo großer an N aus dem
einfachen Nahrungsfafte darſtellt.
Bon entfernten Beltandtheilen, oder ee en Stoffen
fommen in der Pflanzenwelt achtzehn vor: Sauerſtoff, Waſſerſtoff,
Stickſtoff, Chlor, Brom, Kohlenſtoff, Schwefel, Phosphor, Jod—
Kalium, Natrium, Calcium, Magnium, Alumium, Silicium, Mans
gan, Eifen und Kupfer.
Bon unorganifchen binären oder bibinären Verbindun—
gen: Waſſer, Koblenfäure, Schwefelf., Phosphorſ., Ealpeterf.,
Salzſ., Hydriodf., Hydrobromf., Blaufäure, Ammoniak, Kali, Nas
tron, Kalk⸗, Bitter», Alaun⸗, Kiefelerde, Kupferoryd, phosphorfaures
Mangan, Eifen- und Kupferorydul.
Bon oeganifchen Verbindungen. 1) Säuren: Befonders
häufig Effigt., Kleef., Aepfelſ. Gitronenf., Weinf., Galusf., Gerbef.
und Benzoef.; weniger allgemein verbreitet Chinaf., Tanninf,,
Dpiumf., Sabadilf., Equifetf. ꝛc. Von thierifhen Säuren: Talgs
und Margarinf., Delf., Delphinf. Mehrere Säuren fin) zweifel-
baft ; fo die Laktufaf., Tanacetfs, Anemonf., Solanſ. ze., und an⸗
dere fcheinen vielmehr durch die chemifche Behandlung erzeugt, als
in den Pflanzen enthalten, wie die Asparagf. , Indigf., Schleimf.,
Gallertf., Wachsf., Rampferf. ꝛc. — Säuren jet untergegangener
Pflanzen find die Bernftein- und Honigfleinfäure.
.
Bon d, Organismen der Plaſtizität, od. den Pflanzen. 291
2) Sndifferente organifche Stoffe a. Schleimige:
Bummi, Bafforin, Pflangengallerte. b. Stärfmehlartige: Stärf-
mehl (Amylon) mit feinen Unterarten: Kartoffel» odrr Getraide-
ſtärkm. Mant- und Flechtenftärfm. c. Zuderartige Stoffe: Ge
meiner Zuder, Krümelz, Schleimz., Mannız., Süßholzzucker, Sar-
fofollin. d. Feſtes Pflanzengemwebe, oder Pflangenfafer, Holz
fafer, an welche fich der Korkſtoff, Markſtoff, Schwammſtoff, das
Bollenin anreihen. Gemenge von Bflanzgenfafer und Stärkmehl find
das Hordein, die jtärfmehlartige Fafer aus den Kartoffeln zc. Der
Moder, die Dammerde, der Humus, eine Fohlenftoffartige Subitanz,
bildet fich, wenn Pflanzenrefte unter Zutritt von Luft und Feuchtig-
feit verwefen. .e. Stidftoffhaltige, den thierifchen Stoffen ver-
wandte Subſtanzen: Kleber oder Pflanzenleim, Emulfin, Pflanzen»
eiweis oder vegetabiliſcher Käſeſtoff, Pilzosmazom, Phytokoll. f.
Farbſtoffe, und zwar ſtickſtofffreie extraktive kommen vor: gelber,
rother, blauer und brauner; ſtickſtofffreie harzige: grüner (Chloro—
phyll, das färbende Prinzip der grünen Pflanzentheile) gelber und
rother; von ſtickſtoffhaltigen Farbſtoffen iſt nur der Indigo bekannt.
Der Stoff, welcher die ſchwarze Farbe bei den Pflanzen bedingt,
iſt noch nicht beſtimmt. So kennt man auch jenen nicht, welcher
die fchnellen Farbenänderungen mancher Pilze, wenn fie ſtark gedrückt
werden, bedingt. g. Pflanzenfette. Hicher gehören die zahl-
reichen fetten Dele, (Leinöl, Hanföl, Mohnöl, Olivenöl, Kepsöl ze.)
die Butter- und Talgarten. (Musfatbutter, Kafaobutter, Palm—
butter ꝛc.) Alle natürlich vorfommenden Fette beſtehen gewöhnlich
aus dem flüßigen Delfett, Elain, und dem feiten Talgfett, Stearin,
oder häufiger dem Margarinfett. Die Wachfe (Bienenwachs, Myri—
Fawachs, ſtaubiger Meberzug des Gartenmohns , der Kohlblätter, der
Pflaumen, Trauben; Wachs, im Safte des Kubbaums, der wachs-
gebenden Schiempalme, der Miftelbeeren 20.) beſtehen aus den, zwei
feſten Stoffen Eerin und Myricin. k. Flüchtige, mwefentliche
oder aetherifche Dele; zu denen die fchwerer find als Waffer, ge
hören das Zimmtöl, Nelfenöl, Safrandl, Bittermandelöl ze. ; zu den
leichten, welche weniger wiegen als das Waffer : das Rofenöl, Ros—
marinöl, Zavendelöl, Musfatnuß- und Musfatblüthöl, Anisöl, Fen-
chelöl, Terpentinöl, Citronenöl 20. MWahrfcheinlich gehört zu den
Pflanzenölen auch das Erd- und Steinöl, Petroleum, als vermuthlich
durch Zerfehung von Eteinfohlenlagern in der Hiße gebildet. Flüchtige,
nur im feiten Zuſtand befannte Dele, Stearoptene oder Kamphoroide
find: der gewöhnliche Kampfer, Hafelmurz-, Anemonen-, Birkenf. ze.
Durch Fünftlihe Ausfcheidung des Stearpptens entſtehen der Der—
pentin⸗/ Roſenk. u. a. Der Scheererit oder Bergtalg (foffile Braun:
fohlenfampfer), iſt ein verändertes flüchtiges Del der in den Braun-
fohlenlagern verfchütteten Pflanzen. — Dft hängt der flarfe Geruch
223 Allgemeine Naturgefchichte. VIL Buch.
- und Gefchmad, fo wie die fcharfe Wirkung der Pflanzen von flüch⸗
tigen, darſtellbaren Oelen ab; in andern Fällen iſt man über deren
Urſachen ungewiß, und nimmt einen flüchtigen Riechſtoff und eine
- flüchtige Säure an, welche zur Zeit noch nicht dargeftellt find.
1. Harze. Man unterfcheidet Hartharze, z. B. Fichtenharg, Kopal,
Harz der Wachholderbeeren, der Nelfenwurzel, des Maſtix, der Kars
toffeln, Wolfsmilchsarten, Seidelbaftrinde, Senegin, Bolygalin ze,
MWeichharze, 3. B. das aus der Myrrhe, dem, gemeinen Gnadenfraut,
der Iris florentina, dem Pfeffer, Opium, den Klatfchrofen, der Steh»
palme, den Miftelbeeren ꝛe.; endlich Feder- oder elaftifche Harze, die im
Milchfaft fehr vieler Pllangen vorfommen. Das foffile Federharz,
(Elaterit) fcheint ebenfals vegetabilifchen Hrfprungs. So auch der
Asphalt, Retinit und Bernftein. Die Harze fommen in der Natur
‚nie rein, fondern bald mit andern Harzen und Wachs, bald mit
flüchtigem Del, Säuren, Gummi ꝛc. gemifcht vor. Hiedurch entſte⸗
ben die Balfame und Gummiharge. Gemifche von Harzen un»
tereinander, zum Theil mit Wachs find das Balmenwachs, Gummilaf,
Stopfwachs (Propplis) ; Harzgemifche mit wenig flüchtigem Del der
Maſtix, das Elemiharz, Ladanum; die Benzoe, der Storage und dag
Gelbharz enthalten hiezu noch Benzoeſäure; Harzgemiſche mit viel
flüchtigem Del oder Balfame find der Terpenthin, Meffabalfam,
Kopaivabalfam, peruvianifche Balfam ꝛc. Die Schleimharze find
Gemifche aus Harzen, wenig flüchtigem Del und Gummi; hieher
gehören der Weihrauch, die Myrrhe, das Epheuharz, der Stinfafant
(Teufelsdred‘), Sagapan, Ammoniafharz, Galbanum, Euphorbienharz,
Sfammonium und Gummigutti.
3) Drganifche Salzbafen und verwandte Stoffe; die ſtär⸗
fern von ihnen werden auch als Bflangenalfalien oder. Alfaldide uns
terfchieden. Die meilten organifchen Salgbafen gehören meift nur
„einzelnen Sippen oder Familien an, und geben diefen einen ausges
zeichneten Charafter. Tropfbarflüßig find das Eoniin, Nikotin.
Feſt, meift nicht flüchtig das Veratrin, Colchiein, Aconitin, Delphir
nin, Emetin, Biolin ꝛe. Bitter, narfotifch giftig das Hyos—⸗
eyamin, Daturin, Atropin, Solanin, Morphin, Opian, Eodein,
Strychnin, Brucin. Bitter, nicht giftig das Ehinin und Ein-
chonin, Corydalin, Guaranin, Zantophifrin. Als verwandte Stoffe,
jedoch in mehrern Eigenfchaften abweichend, reihen fich am die veger _
tabilifchen Salzbafen das Amygdalin, Asparagin, Althaein, Ey
elamin, Daphnin, Gentianin, Koffein, Mefonin, Piperin, Bopulin,
Saliein, Thein ve. Zweifelhafter Natur find das Ergotin, Eis
vatorin, Ssländifchmoosbitter, Guajacin, Saponin ꝛc. Eine eigene
Neihe organifcher Verbindungen bilden die bittern Ertraftiv».
fioffe, unter welchen man rein bittere, wie das, Eichenrindenbitter,
Fieberfleebitter (Menyantbin), Hopfenbitter (Supulin), Kalmusb.,
Bon d. Organismen der Plafizität, od. den Pflanzen. 223
Kasfarilib. , Löwenzahnb., Quaffiabitter , Wermuthbitter 2c, unter-
fcheidet ; ferner fcharfe und zum Theil draftifchbittere, zu denen das
Alvebitter, Fingerhutbitter (Digitalin), Haſelwurzb. (Afarin), Kos
Toquintenb., Sennab., Zaunrübenb. (Bryonin) gehören ; endlich nars
Fotifchbittere Ertraftivfiofe; fo das Sattich- und Tanginbitter;
Zweifelhaft, ob zu den bittern Ertraftivfioffen gehörig find das
Antiarin, Eurarin, Eurcaffin, Evonymin, Lapathin, Erptonin ze.
IM. Hauptftück:
Don den anatomifhen Elementartheilen der
Pflanzen.
x Literatur. N. Grew, The anatomy of vegetables begun etc.
; Lond. 1672. ı2. — E;j., the anatomy of plants. Lond. 1682.
Fol. — M. Malpighi, Anatome plantarum. edit. 3. Lugd. Batav.
1687. 4. — 8, C. Treviranus, v. inwend. Bau d. Gewächfe ze.
Gött. 1806, 8.— K. A. Rudolphi, Anatomie d. Pflanz. Berl.
1807. 8.— 9. F. Linf, Grundlehren d. Anat. u. Phyſ. d.
Pl. Gött, 1807. 8. m. 2 Heft. Nachträgen 1807 — 9. —
= P. Moldenhamwer, Beiträge z. Anat. d. Pf. Kiel, 1812.
4. — Brisseau-Mirbel, Trait€ d’anat, et de physiol. veget.
ame edit. Par. 1813. 8. — Ej. Exposition et defense de ma iheore
de l’organisat. veget. La Haye 1808. — Ej. Exposit. de la theor.
de l’organisat. veget. ete. ame edit. Par. 1809. 8.— D. G. Kie-
ser, Memoire sur er des plantes etc. Harlem, 1813. 4. —
Def. Phytotomie. Fena 1815. 8. (Auszug a. vor. Werk.) —
3.8. F. Meyen, Phytotomie, m. 14 Kupf. Berl. 1830 8, —
9. Mohls Werfe, als: Ueber die Spaltöffnungen auf d.
Blättern d. Protenceen (Acta Acad. Caes. Leop. Car. Vol. 16.
P. 2. ©. 781. f.), über den Bau der großen gedüpfelten Röh—
ven von Ephedra (Linnaea VI. S. 597), über die Poren des
Planzgenzellgemebes, de Palmarum structura , Beitr, j. Anat.
u. Phyſ. d. Gewächfe, über d. Bau der poröfen Gefäße der
Dikotyledonen ꝛc.
Die Elementartheile der Pflanzen zerfallen in zwei Formen:
Zellen und Gefäße. Die Zellen fehlen keiner Pflanze, und
find urſprünglich ſphaäroidiſche, zarthäutige, mit Flüßigkeit ges
füllte Bläschen. Manche ſehr einfache Pflanzen, namentlich
niedrige Pilze, beftehen nur aus wenigen oft fchnurförmig an
einander gereihten Zellen, ja nur aus einer einzigen, die bisweilen
23A Allgemeine Naturgefchichte. VIL Buch.
fleinere in fich fchließt. Durch Dehnung der Fugligen Zelle ent
fteht die eliptifche und cylindrifche Form. In andern fehr nie
drigen Pflanzen find zwei oder alle diefe einfachen Zelfenformen
zu einem Ganzen verbunden. Durch feftere Verbindung und dar⸗
aus folgenden Drucd der runden Zellen aufeinander entfichen
dann die fo gewöhnlichen, verfchieden polyedrifchen Zellen. Die
Saftröhren des Baftes und Holzes, die Fäden des Flachſes und
Hanfes find weiter nichts, als außerordentlich verlängerte, daher
röhrenförmige Zellen, Jede Zelle hat ihre eigene Wand, obwohl
“fie oft mit der der nächften verwachfen ifl. Die fogenannten
Snterzellulargäange hingegen haben Feine eigene Wand und
entftehen nur durch Verlängerung der Zwifchenräume der Zellen,
Berfchieden von ihnen find die Saftgäange, Saftbehälter
und Rufthöhlen. Ueber fie wie über die merfwürdigften Zel-
fenformen folgen: unten Erläuterungen. — Die Zellen, wie
alle andern eben genannten Höhlen enthalten mancherlei gefärbte
und ungefärbte Flüßigfeiten, Säuren, Zuder, Harze, Alfalien,
das fo merfwürdige Chlorophyll und Amylon ꝛc. -
Unter Gefäßen verftcht man Kanäle mit eigenen aus
Fafern gebildeten Wänden. Sie finden ſich nur in den volls
fommenern Pflanzen, welche immer aus Zellen und Gefüßen be
fiehen, und daher im Gegenfage zu den Zellenpflanzen, Gefäß—
pflanzen heißen. Die Gefäße find aus feinen Fafern gebildet,
durch deren verfchiedene Verbindung und Stellung die mandherlei
GSefäßformen entftehen, welche als Ringgefäße, Spiralge-
fäße, negförmige, Treppengefäße befaunt find, und deren
von Einigen behauptete Entftehung aus einander und Umwand-
fung in einander von Andern widerfprochen wird. Sehr wichtig
wird die Stellung der Gefäße für die Charafteriftif der beiden
großen Abtheilungen der, wahre Keime erzeugenden Pflanzen,
indem fie bei den Einfamenlappigen zerftreut und einzeln im
Zellgewebe, bei den Zweilamenlappigen, wozu alle wahren
Holzgewächfe gehören, aber in Fongentrifchen Streifen ſtehen, bei
frautartigen Gewächfen noch öfter durch Zellgewebe unterbrochen
find, beim Holze aber zufammenhängende Ringe, Holzringe,
bilden, von welchen fich alle Jahre neue fonzentrifche Schichten,
Jahresringe genannt, anlegen. Bei holzigen Difotylebonen
N
Bon d. Organismen der Plastizität, od. den Pflanzen. 995
unterfcheidet man deutlich von innen nach außen Marf, Holz,
Baft, Rinde. — Jedes Gefäßbündel verläuft meift ununter-
brochen und ungertheilt im Stamme, geht manchmal aud) ganz
in Aefte über, oder fendet nur einen Heinen Theil feiner Gefäße
in diefelben. Nie veräftet fi aber ein Gefäß. In den Blät-
tern der Monofotyledoneen bilden die Gefäße erhöhte Streifen
(fo bei Lilien, Gräfern 2c), in jenen der Difotyledoneen ein
Adernek. Die Gefäße enthalten (wenigſtens ſpäter) nie Saft,
fondern Luft, welche nach Einigen Armer, nad) Andern reicher
an Sauerftoff, als die atmofphärifche iftz nach Focke nur fehr
wenig Sauerftoffgas, aber viel Kohlenfäure enthält.
Nach den Gefeken dis Druckes nahe an einander Fliegender wei—
cher Kugeln aufeinander (wobei eine Kugel immer von 12 andern
berührt wird) muß die Grundform der polyedrifchen Zellen das
Rhombendodekgeder fein, welches meiltens etwas langgezogen
erfcheint. Das Rhombendodekaeder zeigt ſowohl im Scheitel- als
ebenen Schnitte Heragone, weßwegen man beim Durchfchneiden
des Stengels ꝛc. höherer Pflanzen fo häufig die Mafchen des Zeil⸗
gewebes beckig ſieht. Weil aber- eine Zelle nicht immer rein geſetz—
lich durch 42, ſondern auch durch mehr oder weniger Zellen einge—
Schlafen wird, können anch die Mafchen auf dem Schnittenur A —5,.
oder 7 — Sedig erfcheinen, Die Dodefaeder, fehr häufig in Längen-
und Duerare gleich groß und fo das teffularifche Parenchym bil-
dend, werden ferner öfter abgeftugt, manchmal fo fehr, daß ihre
Duerage viel größer, als ihre Längenare wird, und fie platt gedrüdt
erfcheinen, (mauerförmiges Zellgewebe, 3. B. in der Mitte deg
Stengels der Balfamine, und in den Marffirahlen der Hölzer) das
gerade Gegentheil. von der obenerwähnten Röhrenform der Baftröhren
und Flachsfäden. — Die ſtrahlenförmigen Zellen (4. B. in den
Zufthöhlen der Stengel und Blätter der Musa sapientum, Canna,
Iris pseudacorus etc. fpllen durch ungleichmäßige Ausdehnung der ur-
- fprünglichen Kugelzelle entſtehen. — Durch das Entſtehen der po—
Iyedrifchen Zellen if die Verengerung der zwifchen den Kugelzellen
vorhandenen dreifeitigen Näume gegeben. Jedoch verfchwinden fie
nicht ganz, und bilden, durch Abſtumpfung der Zellenfanten, auch
im polyedrifchen Zellgewebe noch enge mit Flüßigfeit erfüllte Gänge,
die oben erwähnten Snterzellulargänge, melde aber Feine
eigene Membran haben. (Befonders groß find fie z. B. in Tropzolum
‚majus.) DBerfchieden von ihnen find die gleichfalls im Zellgewebe
vorkommenden, mwahrfcheinlich auch Feine eigenen Wände habenden
Saftgänge, Saftbehälter, Lufthöhlen. Die erften führen
II. 15
226 Mlgemeime Naturgeſchichte. VIL. Buch.
meift gefärbte Flüßigfeiten (weiße in den Wolfsmilchgattungen, dem
Löwenzahn, gelbe im Schöllfraut), namentlich den Milchfaft, und
mögen durch Erweiterung der Snterzellulargänge entfliehen. Die
Saftbehälter find rundliche Höhlen, im welchen fich fpezififche, ſtag—
nirende, oft in flarre Form übergebende Säfte fammeln. (Sie fin-
den fich fehr deutlich in den jüngern Zweigen und Blättern des
Eitronen- und Pomeranzgenbaumes, der grünen Schale der Man-
del 20.) Die Lufthöhlen erfcheinen als fäulenförmige Kanäle, mit
glatten, durch die umgebenden Zellen gebildeten Wänden, und fall
immer durch häufige Duerwände flellenweife abgetheilt. Sie find
fhon in den jungen Pflanzen vorhanden. (Sehr groß find fie z. B
in den Blattitielen des gemeinen PBifangs, der Nymphzae, im Stengel
von Oenanthe Phellandrium etc.) Die hohlen mit Luft gefüllten Räume
im Grashalm und Doldenftengel entitchen erſt in einem gemiffen
Alter der Pflanzen durch Vertrodnen und Zerreißen des abiterbenden
Zellgewebes, weßwegen ihre Wände unregelmäßig find. — Die
fernförmigen Körper im. den Luftgängen der Seeroſen hält
Meyen für flernförmige punktirte Bellen. Diefe punftirten
Bellen, melche im Marfe und den Marffirahlen fehr vieler Hölzer,
aber erft in einem gewiffen Alter vorfommen, (fehr deutlich im Wall
nußbaum; "auf den Zellen im Eichen - und Tannenholz fliehen die
Bunfte reihenweiſe) haben ihren Namen von mehr oder minder zahl»
reichen, oft regelmäßig ſtehenden Pünktchen, welche vertiefte,
von einem Hofe umgebene, dünnere (und defwegen fälfchlich für
Poren gehaltene) Stellen der Zellenmembran find, die Dadurch ent-
fieben, daß fich hier weniger Schichten des Zellitoffes angefeht haben.
Sehr eigenthümlich find die Faferzellen, fo genannt, weil in ihrem
Innern eine oder mehrere, meiftens fpiralförmig gewundene Fafern
vorfommen. Sie finden fich in den Fruchthüllen der Schachtelhal-
me, Blattzellen von Sphagaum, den Schleudern der Sungermannien,
manchen Nadelhölzern, und den Staubbenteln fehr vieler Difotyle- -
doneen. — Die Zellen enthalten theils ungefärbte, oder gefärbte
Säfte, (durch welche letztern fie häufig, wie z. B. in den Blu—
menblättern felbit gefärbt erfcheinen) theils Bflangenfäuren und
Zucker, namentlich im Bellgewebe fehr vieler Früchte) Kauts»
ſchouk (in Miftelbeeren), Harze, Alfalien ꝛc. Nebſtdem kom—
men im Zellgewebe mehrere feſte Sekretionsprodukte vor. Hieher
gehören das Chlorophyll, ein harziger Stoff, welcher aus ein-
zelnen oder agglomerirten Körnern beiteht, und die grüne Farbe der
Pflanzen hervorbringt, Ferner das Stärfmehl, (Amylon, Amidon)
eine höchſt merkwürdige Subſtanz, aus durchſichtigen, Fugeligen,
länglichen , einzeln farblofen , in Maffe weißen Körnern befichend.
Es fommt in den meilten Pflanzen Cbefonders den teffularifchen
Selen) oft in außerordentlicher Menge vor, fo daß manche Knollen,
Bon d. Organismen der Plaftizität, od. den Pflanzen. 297
wie z. B. die Kartoffel, manche Samen, wie die Bohnenferne, ganz
aus ihm zu beftehen fiheinen. Die Stärkfmehlförner (oder Bläschen?)
fcheinen für die Pflanzen ein Depot plaitifchen Stofs für Zwecke
weiterer Umbildung und DVerwandlung in verfchiedene Säuren,
Schleim und Zuder zu fein. Die Stärfmehlförner haben das ganz
Eigenthümliche, durch weingeiftige Löſung von Jodine fich ſchön blan
zu färben. Dann fommen im Zellgewebe Eleine, undurchfichtige,
gleich große, zahlreiche Körnchen vor, welche den gefärbten Flüßig-
feiten ihre Färbung ertheilen, und durch Ummandlung die verfchies
denen Harze, Federharze, Balſame und aͤtheriſchen Oele darſtellen.
Ferner kommen im Zellgewebe mancher Pflanzen- oder Pflanzentheile
ſteinartige Konkremente (z. B. in Birnen) vor; jene aus den Knollen
mancher tropifchen Gräfer find der in Dflindien offizielle Tabafheer.
Endlich finden fich im Parenchym vieler Pflanzen (4. B. mehrerer
Cactus, Aloe, Agave, Scilla, Hydrurus crystallophorus ete,)‘ auch noch
Kryitalle von Fohlenfaurem, Eleefaurem, phosphorfaurem Kalf und
verfchiedener Bildung. (Bei einer Chaetophora aus einem Wafler- .
graben bei Bern [vermuthlich Ch. elegans Ag.] welche ich im April
1836 gefammelt hatte, fanden fich in der glashellen Gallerte zugleich
mit den grünen, am Ende büfchelförmigen, in Scheidewände getheil-
ten, mit Molefülen erfüllten, mehr oder minder zarten und langen,
etwas unregelmäßig laufendem Fäden — zahlreiche blaßgrünliche, un—
regelmäßig vertheilte Kryiialle, deren größere fchon für’s freie Auge
als Bünftchen fichtbar waren. Sie waren Rhomben- oder Bentagonals
dodefaeder, auch Säulen von verfchiedener Endigung , häufig mit
abgerundeten Kanten und Eden, oft in Maffen zufammengeballt.
Die meilten Gefäße werden nach beiden blinden Eden all
mälig dünner. Die Fafern, aus denen fie. gebildet find, haben
ooo — Roo“ im Durchmeifer und find weißlich, folid, zäh. Durch
verfchiedene Verbindung und Stellung bildet die Fafer die verfchie-
denen Gefäßformen. Die einfachiten find die Ringgefäße. Sie
beitehben aus einzelnen von einander in beitimmten Zwifchenräumen
‚entfernten Ringen, welche, wie Einige glauben, durch das Abreißen
der Fafer und Vermachfen ihrer Enden gebildet werden, und finden
fich wohl in allen Gefäßpflangen, befonders deutlich bei Monpfotyledo-
neen, aber auch in Equisetum. Verlauft die Fafer in zufammenhängen-
den Spiralwindungen, fo entitehen die Spiralgefäße. Hhre Fafer iſt
nicht immer einfach, ſondern befteht aus zwei und mehr nach gleicher
Richtung gemundenen Fafern. Sie finden fich cbenfalls in allen hö—
bern Pflanzen, (in den Blättern des Weinſtocks, der Eiche, amerif,
Agave fchon dem freien Auge fichtbar ) jedoch wicht in den Holzthei-
len, Die nebförmigen Gefäße follen entitchen , indem die Fafer
der Gefäßwand fich in zahlreiche Aeſte theilt, welche unter fich auf
vielfache Art verwachfen. Die Treppengefäße find nur jene
298 Algemeine Naturgeſchichte. VII. Buch.
Modiſikation derſelben, wo die horizontalen Fafern * vertikale
verbunden werden. Stehen die vertikalen Faſern fehr enge oder
fchief, fo entitehen die punftirten oder poröſen Gefäße, alles
nur ſchwankende Modififationen der nehförmigen. Auch die die
Gefäße umgebenden Zellen üben Einfluß auf die Geflaltung der Ge-
fäßwände aus. Die nebförmigen Gefäße fommen vorzüglich in den
ältern Pflangentheilen vor, ſetzen fich nicht in die jüngern Triebe
fort, und find öfters ſchon für’s freie Auge als feine weiße Fäden
fichtbar. Die Wurzeln haben nur diefe Gefäßform, — Kein Ge—
fäß zeigt wahre Gliederung, wohl aber Erweiterungen und Veren—
gungen. Alle weichen von der Are des Theils, durch welchen fie
verlaufen, nur dann fehr ab, wenn fie duch Knoten gehen, wobei
fie zugleich eingefchnürt und Furg gegliedert erfcheinen, und unter
dem Namen vofenfrangfürmige Gefäße befannt find. — Einer
angenommenen Umwandlung der verfchiedenen Gefäßformen in ein»
ander, Entſtehen der zufammengefehtern aus dem Spiralgefäß, Bil-
dung der ringförmigen Gefäße durch Zerreißung der GSpiralfafer
und nachheriges VBerwachfen der Enden, der nebförmigen durch Ver—
zweigung der urfprünglichen einfachen Fafer 2c,, ſtehen andere Be»
obachtungen entgegen, mornach die nebförmigen Gefäße nicht aus
Spiralgefäßen, fondern aus ganz gefchloffenen, eylindrifchen, zart
häutigen Schläuchen entiiehen, auf deren innerer Wand fpäter ein
zartes, aus durchfichtigen Fafern gebildetes Ne erfcheint. Man
Fönnte demnach bei den Gefäßen Feine Folge gradativer Ausbildung, -
fondern nur eine Stufenfolge firirter Vollfommenheit annehmen.
ach der angeführten letztern Anficht (von Mohl) wäre alfo auch
außer der Fafer noch eine eigene zarte Membran vorhanden, deren
Dafein indeß fpäter fehr fchwer nachzumeifen iſt, und von andern
geläugnet wird. — Dft finden ſich in einem Gefäßbündel alle
Gefäßformen neben einander, wie 5. B. im Stengel der Balfamine -
und des Kürbis. Die Gefäße fliehen von engern aber längern Zellen
umgeben gewöhnlich in Bündeln beifammen, welche namentlich in
krautartigen Pflanzen oft aus den verfchiedenften a bes
ſtehen. —
IV. Hauptftück.
Organe und Metamorphofe der Pflanzen.
Literatur. Außer den ©. 213 u. 8b. I., ©. 59 angeführten
Schriften vergleiche man für Organographie befonders noch:
v. Göthe, Verfuch, die Metamorphofe der Pflanzen zu er-
’
Bon d. Drganismen der Plaſtizität, od. den Pflanzen. 299
flären. Gotha 1790. Neue Ausg. Stuttg. 1831. — Turpin,
Essai d’une iconographie &lementaire et philosophique des vegetaux.
Par. 1820. — De Candolle, Organographie vegetale av. 60 pl.
a vol. Par. 1827. Weber. v, Meisner. Gtuttg. 1828. —
Biſchoff, Hande. d. botan. Terminologie u. Syitemfunde.
ste u, 2te Hälfte. Rürnbg. 1830 —33, 4. — Miquel,-Commentatio
premio orn. de organorum in vegetabilibus ortu et metamorphosi.
c. 2. tab, 4. Lugd. Batav. 1833. — Sur la formation et le deve-
loppement des organes floraux; par M. M. Guillard freres. 4.
Par. 1835. — Hnterfuch. üb. d. Bedeutung d. Nektarien zc. v.
Kurr. Stuttg. 1834. — Meyen, üb. d. Sefretionsorg. d.
Bilanzen. Gekr. Brrisfchr. m. 9. Taf. gr. 4. Berl. 1837.
Lange, nachdem Göthe gegen dad Ende des vorigen Sahrs
hundert3 den erften Anftoß zur Morphologie der Pflanze geges
ben hatte, fieng man erft an, auf die von ihm eingefchlagene
Richtung zu achten. Erft feit den Ießten zwei Dezennien des
gegenwärtigen Jahrhunderts hat fich die Forſchung ernftlicher
auf diefem Wege bewegt, welcher allein zum Verftändniß des
Pflanzenorganismus führen konnte. Diefes ift nun bereits zu folcher
Klarheit und Einfachheit gelangt, daß die noch vorhandenen
Schwierigfeiten fich fait mehr auf Detailverhältniffe, als auf
die Erfenntniß der Pflanzengeftalt im Großen und Ganzen bes
ziehen. Wenn aber etwas geeignet ift, mechanifche Erflärungs-
weifen in ihrer Nichtigfeit hinzuftellen, und den Triumph des
unfichtbaren Geifted zu bewirken, der im Verborgenen fchafft,
und plöglich, fprungweife mit neuen, Bildungen auftritt, fo ift
ed die Metamorphofe der Pflanze, in dem Sinne, wie fie Göthe
verftanden hat.
S. 214 wurde bereits bemerkt, daß der Pflanzgenleib feiner
Bedeutung ald Sonnen» Erdorganismus gemäß fi ich in zwei
Hauptigfteme fcheide: ein auffteigendes fulares, den Stamm
mit allem ſich aus ihm Entwidelnden, — und ein abfteigendes
tellurifches, die Wurzel. Beide, obſchon nad Richtung und
Funktion vollfommen von einander getrennt, Ffünnen doc nur
durch und mit einander beftehen. Die höhere Einheit der Pflans
zenfeele vermag jene beiden Hauptgegenfäße, jene ſich fliehenden
Richtungen ihres Weſens, zu beherrfchen und zufammen zu halten.
“ Unter Wurzel verfieht man alle Theile, welche ohne Rücks
fiht auf ihren Urfprung, nach. ber Tiefe und Finfterniß ſtreben,
*
230 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch.
und nie wieder ihre Enden dem Licht zukehren. Die Wurzel
trägt nie Blätter oder deren Andeutung, kann aber, wo ſie von
Erde entblößt iſt, Knospen treiben, aus denen aufwärts gerich—
tete Zriebe erwachfen, wie 3. B. häufig bei Pappeln und Weis
den zu fehen if. Ein Weidenbaum, deffen Aefte in die Erbe
verfenft werden, vermag nach laͤngſt befannten VBerfuchen, nach⸗
dem die Aefte Wurzelzafern getrieben haben, aus der ausgegra-
benen, nach oben gerichteten Wurzel Knospen -und eine neue
Krone zu treiben, welche ſich hernach auf der Wurzel entwickelt,
ohne daß diefe in fie umgebildet würde. Die Möglichkeit der
ganzen Pflanze Fiegt alfo doch in jedem ihrer Hauptiyfteme, und ed
hängt die fpezielle Beftimmung eines jeden zu Dem, was es ift, das
von ab, ob es in die Finfterniß oder das Licht gebracht wird. Man
unterfcheidet Stammmwurzeln und Zaferwurzeln; erftere bes
figen einen deutlichen Stamm, aus dem mehr oder minder zahl:
reiche und feine Aefte oder Zafern kommen; letztere haben feinen
deutlichen Stamm, und find nur aus einem Büfchel aus dem Wurs
zelhalfe entfpringender Zafern gebildet. Immer beftehen die Spigen
der Wurzelzafern aus lockererm und durchfcheinenderem Zell
gewebe, das fie wie ein Wulft umgiebt, (Wurzelſchwamm⸗
wülftchen, wodurch die Wurzel zu dem ihr aufgetragenen Eins
faugungsgefchäfte gefchickt wird,) und die Zafern felbft find mit
feinen und zarten Haaren befett. Stamm und Zaferwurzel ents
halten Gefäße, und kommen nur bei Gefäßpflanzen vor; bei
Zellenpflanzen finden fih nur Haarwurzeln, welche aus zarten,
durchfcheinenden, haarähnlichen Zellenröhrchen beftehen, und meis
ftend Büfchel bilden. — Dem innern Bau nad) befteht bie
Wurzel der Gefäßpflanzen aus Holz und Rinde; im Wurzelkern
der Difotyledoneen ftehen die Gefäßbündel im Kreife, find durch
Markſtrahlen vom Zellgewebe gefchieden, und bilden bei Bäumen
und Sträuchern deutliche Jahresringe; in Monvfotyledoneen und
Farren iftn ur ein Gefäßbündelkreis ohne Marfftrahlen, Baftfreis
und Zahresringe vorhanden. — So verfchieden die Geftalt ber
"Wurzel in den verfchiedenen Pflanzen fein mag, fo wächlt fie
nur in Länge und Breite, zeigt aber felbft feine Metamorphofe,
wie die Blattfreife des Stammes, und bifdet in ihrer Ruhe eis
nen Gegenfas zum obern bewegten Luftipftem. Stamm und
Bon d. Organismen der Plaftizität, 0d. den Pflanzen. 231
Wurzel wirken auf einander, ſo daß vom Zuſtand der Krone
auf den der Wurzel und umgekehrt geſchloſſen werden kann.
Das aufſteigende Syſtem zerfällt in einen centralen
Theil, den Stamm, und in einen peripheriſchen, die ſich aus ihm
und den Aeſten (Nebenaxen der Hauptaxe) entwickelnden Blatt—
kreiſe. Der Stamm wächſt alſo dem Lichte entgegen und dient
- ald Stütze und Grund der übrigen oberirdifchen Pflanzentheile.
Es giebt allerdings viele unterirdifche Stämme, Rhizomen, aber
man umterfcheidet fie leicht von Wurzeln, indem ihr jüngfter
Theil immer dem Fichte zugewendet ift, und fie Andeutungen von
Dlattgebilden tragen. Es fehlt feiner Gefäßpflanze, wohl aber
vielen Zellenpflanzen der Stamm, wenn auch bei erftern von
ihm oberirdifch oft nur Bluͤthen- und Blattftiele erfcheinen. Die
. meiften Stämme find fenfrecht, wenige niederliegend oder hinge-
ſtreckt. Die Extreme in der Größe des Pflanzenftammes Liegen
außerordentlich weit aus einander; wie denn die Fleinften Spezies
von Phascum faum /,%, die ——— Calamus, hingegen bis
500° erreichen, und die Dicke mancher Moosſtämme nur der eines
Haares gleichfommt, während die Adanfonien bis 30° im Durdys
meffer erlangen. Stamm und Aefte find bei den Gefüßpflanzen
immer mit Blättern oder Blätter andeutenden Theilen verjehen.
Man nimmt als Hauptformen des Stammes den Krautftamm,
Holzftamm, Lagerſtamm, Pilzftamm und Fadenſtamm
anz zwifchen ihnen finden jedoch manche Uebergänge ftatt. —
Aefte find Nebenaren, welche aus der Hauptare, dem Stamm,
oder auch aus andern Nebenaren entipringen. Seder Theil, welcher
aus einem früher vorhandenen Stamme oder andern Afte ent-
fprungen, und dieſem meiftens ähnlich ift oder wird, heißt Aft.
Seder Aft ift eigentlich eine entfaltete Knospe; bei jedem Blatte
fann ſich der Möglichfeit nach eine Knospe erzeugen, weßhalb
die Aefte genau die Stellung der Blätter haben würden, wenn
bei allen Blättern ſich Knospen erzeugten, oder alle Knospen ents
wickelt würden. Gipfeltrieb, Blüthen- oder Fruchtitiel find gleich-
falls nur Aeſte. Die Richtung der Aefte ift ziemlich verfchieden ;
manchmal weicht auch ihre Bildung von der des Stammes ab,
indem fie blattartig, ranfend, oder zu Dornen geworben find.
Bisweilen erfcheinen am Stamm weder Aefte noch Blätter, fondern
. 252 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch.
alle drei find in eine Mal: verfchmoßzen, wie dieß bei vielen
fryptogamifchen Pflanzen, manchen Nopaleen, Euphorbiaceen ic,
der Fall if. — ©. 224 ſchon wurde auf die Verfchiedenheit im
innern Bau des Stammes der drei großen Abtheilungen des
Pflanzerreiched aufmerffam gemacht. Es giebt übrigens eine
Anzahl Waffer- und Sumpfpflanzen aus allen dreien (Rhizo-
carpex, Najadee, Haloragex, Ceratophyllum), weldje merf-
‚ würdigerweife darin übereinfommen, daß ihren frautigen Stamm
ein cHlindrifcher, in der Are Tiegender, von Zellgewebe. umgebener
Gefäßbündel durchzieht. Wie überhaupt bei den Wafferpflanzen,
ift auch bei ihnen das Zellgewebe von zahlreichen Luftgängen
durchzogen... Die Fryptogamifchen Zellpflarzen haben gar Feine
Gefäße; bei den Lyfopadiaceen ift ein einziged Gefäßbündel in
der Are vorhanden; bei den Equifetaceen verläuft eine große
Lufthöhle in der Are, umgeben von zwei Fonzentrifchen Kreifen
kleinerer, zwifchen welchen ein Gefäßring liegt; bei den Farren
bilden die Gefäßbündel gewöhnlich nur einen gegen den Umfang
liegenden Ring. In den Stämmen der Monofotyledoneen ftehen
die Gefäßbündel meiftens von einander getrennt, im Zellgewebe
zerftreut, und jedes wird von teffularifchem Parenchym umgeben.
Sn den holzigen Monofotyledoneenftämmen find die Gefäßbündel
oft fo zahlreich, daß das Parenchym nur noch in fehmalen, jedoch
unter fich zufammenhängenden Schichten die Zwifchenräume er»
fült. Ganz, eigenthümlich ift den Monofotyledoneen, daß ihre _
Gefäße von unten nicht parallel mit der Are auffteigen, fondern
ſich in leichtem Bogen gegen die Are, und wieder von ihr nach
außen wenden, wodurch eine befondere Durchfreuzung der Gefäße
entteht, indem die zu einem höher ftehenden Blatt gegen die
Are fchief auffteigenden Bündel jedesmal die zu einem- tiefer
ftehenden Blatte nad; Außen ſich umbiegenden Bündel in ver:
fehiedenen Winkeln durchfchneiden müffen. Im Stamm der Difo-
tyledoneen ftehen die Gefäßbündel regelmäßig nebeneinander, und
bilden auf dem Duerdurchfchnitt einen mit dem Umfange des
Stammes ungefähr gleichlaufenden Ring. . Der ganze Stamm
wird hiedurch in deutlich begrenzte, einander umfchließende Maf-
fen abgetheilt; außer dem Gefäßbündel liegt die Rinde, im
Gefäßbündel ſelbſt kann man, wie bei den Monvfotyledoneen,
Bon d. Organismen der Plaftisität, od. den Pflanzen. 253
Baft- und Holzring unterfcheiden, inner dem Gefäßbündel liegt
das Marf. Zwar find Rinde, Baft, Holz und Mark auch
in den Monofotyledoneen fehon angedeutet, aber nie fo -beftimmt
von einander gefchieden. Rinde und Marf find nur aus Zell
gewebe gebildet ; erftere it von der Dberhaut bedeckt, welche bei
krautartigen Pflanzen und jungen Trieben grün, mit Luftlöchern
verfehen, fonft braun, röthlich ꝛc. gefärbt, an alten Stämmen
durch die immer bedeutendere Bergrößerung der Holzs und Baft-
lagen zerborften iſt. Die Lenticellen auf der Rinde find aus
fleinen gehäuften Zellen gebildet. Die Zellen des Holzes, welche
die Gefäße umgeben, find verlängert, eng. Die Verholzung
fohreitet mit dem Alter fort, indem die vorhandenen Gefäße fich
vergrößern, und fich neue Bündel zwifchen die alten fchieben.
Bei den Goniferen und Cycadeen bejteht der Holzkörper außer
wenigen Gefäßen faft ganz aus punftirten Zellen; in den leb-
tern bildet fi, wie in den Farren, nie mehr ald ein Holzring.
Der Baſt ift eine viel dünnere Lage als das Holz, und wird
von Baftzellen, Saftzellen und Marfftrahlen gebildet, welche ihn,
wie das Holz durchſetzen. Stamm- wie Wurzeläfte entitehen,
indem fich einzelne Gefäßbündel vom ganzen Gefäßfompler ab-
löfen, Baft und Rinde durchbrechen, und von Zellgewebe begleitet
nach außen treten. Wie bei den Zellenpflanzen Feine deutliche
Scheidung von Rinde, Ball, Mark vorfommt, fo ift auch ihr
Stamm nie eigentlich gegliedert, Bei den Gefäßpflanzen hinge-
gen ift der Stamm immer mehr oder minder deutlic, gegliedert;
es erzeugen fich an ihm Knoten und Snternodien oder Merithalz
len. Der Mittelpunkt der Internodien zeigt die tiefjte Indifferenz;
gegen ihre Enden hin tritt eine Spannung ein, welche im Kno-
ten ihren höchften Grad erreicht, und ſich durch Entwicklung von
Blättern aus ihm löst. So wechſeln im Stamme beftändig
Bindung und Löfung, Gleichgültigfeit und Reizung, Syftole und
Diaftole. Dem noch ungleich veränderlicherem , beweglicherem
Blatte gegenüber ift jedoch ber Stamm das Ruhende, Beharr-
liche, Konfrete.
Alles; was von höhern Organen aus dem Stamm fich ent
wickelt, muß unter dem Begriffe ded Blattes zufammengefaßt
werben, und ſtellt nur verfchiedene Stufen und Zuftände deffelben
23541 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch.
dar, fo daß alfo Kelch, Blumenkrone, Staubfäden, Staubwege,
Früchte nur metamorphofirte Blätter finds, Was nun die
Blätter im engern, gewöhnlichen Sinne betrifft, fo nennt man fo
die im Umfange ded Stammes und der Aefte befindlichen Athmunges
und Ernährungsorgane, welche tiefer ftehen, als die aus ihren Wins
fein entwicelten Knospen und Aefte, und nach ihrer Entfaltung _
bis zu ihrem Tode Geftalt und Größe beibehalten. Blätter fin—⸗
den fich unter den Zellenpflanzen nur bei Moofen, fehlen aber
feiner Sefäßpflanze. Bei den Gefäßpflanzen treten Gefäßbündel
aus Stamm und Neften hervor, welche zuerft fehr häufig den
Blattftiel, dann auseinander tretend, die Blatticheibe bilden, in
welcher ihre Zwifchenräume durch Zellgewebe ausgefüllt find.
An den Blättern der Gefäßpflanzen unterfcheidet man obere und
untere Epidermis, zwifchen welchen als drittes Gebilde die von
den Gefäßen durchzogene Mittelfchichte liegt. Der Blattftiel ſelbſt
ift indeß nicht einmal der unterfte, erfte Theil des Blattes, fons
dern diefer ift gewöhnlich mit dem Stamme verfchmolzen, Tatentz
manchmal löst er fich jedoch mehr oder minder vom Stamme
ab, oder umfaßt ihn als Blattfcheide, wie diefes bei Gräfern,
Liltaceen 2c. der Fall if. Manche Blätter fiellen nur den uns
terften Theil, die Blattfcheide dar, andere den Scheidentheil nebft
dem Blattitiel ; in einigen ift die Blattfcheibe ausgebildet, Blatt⸗
ftiel und Blattfcheide latent; in manchen find alle drei Theile
entwickelt, Diefelben nehmen fammtlich fehr verfchiedene Ges
ftalten an, fo daß es manchmal nicht leicht zu entfcheiden
ift, ob man in einem DBlatte den erweiterten Blattftiel vder
bie Blattfcheide vor ſich habe; amdererfeitd giebt ed auch blatt
förmig erweiterte Aefte, (welche auf ihrer Oberfläche Blätter,
Blüthen, Früchte tragen Fönnen,) die leicht mir Blättern zu
verwechfeln find. Die Geftalten der Blätter find befanntlich
ganz außerordentlich verfchieden; hauptfächlich ift diefe ungemeine
Beränderlichkeit ihrer Form durch die Art der Gefäßvertheilung in
ihnen begründet. Am Grunde mancher Blätter entwickeln ſich beis
derfeitd fogenannte Nebenblätter, welche nur als die freigewordes
nen Ränder des latenten Theiled des in ihrer Mitte ftehenden
Blattes zu betrachten find. Die Blätter der meiften Pflanzen
ftehen — im Gegenfat zur vertifalen Richtung des Stammes —
Bon d. Drganismen der Plafizität, od. den Pflanzen. 255
horizontal, felten vertifal oder ſchief. Die Blätter halten in
ihrer Stellung an Stamm und Xeften hohe Gefeßmäßigfeit: ein,
welche erft in neuefter Zeit in Deutfchland, zum Theil auch in Franke
reich erfannt und entwickelt wurde. Dieſe Gefeßmäßigfeit ift fo ent “
fchieden und bejtimmt, daß die jeder Pflanze eigenthümlichen Stel-
Iungsgefege durch arithmetifche Proportionen (Divergenzen) aus⸗
„gedrückt werden können. Vielleicht laſſen fich die allerverfchiedenften
Blattftellungen, — über deren Beftimmung unten das Nöthigfte mit-
getheift wird, — auf die Spirale und den Wirtel zurückführen;
zwei Grundformen, welche befanntlich fchon durch die Samen-
lappen angedeutet find, die bei den Monofotyledoneen einzeln
oder doch in verfchiedenen Höhen, bei den Difotyledoneen (und
Polyfotyledoneen? zu zweien oder mehrern in gleicher Höhe rund
um die Are des Keimes ftehen, und einen Wirtel darftellen. —
Das Blatt ift ein unfymmetrifches Gebilde; feine linke und
rechte Seite weichen in Größe, Gefäßvertheilung ꝛc., feine obere
und untere in Farbe, Behaarung, Zellenbildung mehr oder minder
augenfällig ab. Das einzelne Blatt für fich betrachtet, ift ein
Firirtes, und Andert feine Geftalt, wie oben bemerft, nicht weiter;
die merkwürdige Blattmetamorphofe, wie fie Göthe auffaßte, ift
vielmehr fo zu verftiehen, daß das ganze Syftem der Blätter in.
verfchiedenen Stufen erfcheint, tiefer ald Laub, weiter oben als
‚Kelch, ald Blume, zu oberft ald Staubfaden und Staubweg. —
Dem Stamme ald Beharrlichem gegenüber find die Blätter dag
Bergängliche, Wandelnde. Das Blatt im engften Sinn, Laubs
blatt, ift das Borzugsweife Grüne an der Pflanze; wegen
feiner vorzüglichften Beftimmung, durch Ein- und Ausathmen
gasförmiger Flüßigkeiten regen Polwechfel in der Pflanze zu er-
halten, ihren Lebensgang zu regeln und zu erhöhen, was fich
befonders auch in der immer weiter fortfchreitenden Potenzirung
der auffteigenden Säfte ausfpricht, — ift e8 mit Spaltöffnungen
und Lufthöhlen verfehen. — Man bemerkt deutlich, daß die
Vollkommenheit der Blattbildung von unten auf gegen die Mitte
des Stammes zunimmt, wo fie ihren höchften Gipfel erreicht, -
daß hingegen von hier aus nad) oben wieder eine Abnahme und
allerlei Abwandlungen eintreten. Die erften Blätter des Keims
ber Gefüßpflanzen, die Samenlappen oder Kotyledonen find am
2536 Allgemeine Naturgeſchichte. VI Buch.
wenigſten entwickelt, etwas beſſer die nächftfolgenden, jene des
Keimknöspchens; die unterften Blätter des Stammes find auch
noch weniger vollfommen, öfter, befonderd an Rhizomen Flein,
fchuppen = oder fcheidenförmig, ftatt grün braun oder gelb, flüc
tig, auch in Subſtanz von den obern Blättern abweichend; in
der Mitte des Stammes und der Aeſte treten erft die vollfoms '
menften Blätter auf. Gegen die Blüthen hin, und zwifchen den—
felben werden die Blätter Fleiner, oft fchuppenförmig, manchmal
bleich, andere male ‚hoch gefärbt, und heißen dann Dedblätter
oder Bracteae. Die Schuppen der Kätchen bei Lyfopodiaceen,
Weiden find gleichfalls nur Brafteen; eben fo ftellen die Blüthen⸗
feheiden der Nareiffeen, Lauch, Aarongattungen, die Hülle der
Doldenpflanzen, Sfabiofen, Forbblüthigen Gewächfe, die Bechers
hülfe der Eiche, Buche, Kaftanie, die Borftenhüllen oder Perichäs
tien der Moofe nur umgewandelte Blattformen vor.
Am weiteften ift aber diefe Umwandlung in der Blüthe
fel6ft gediehen, in welcher nicht bloß Geftalt und Farbe, fondern
auch die Funktion eine ganz andere geworden if. Man nennt
- Bfüthe, Aos, den Inbegriff der unmittelbar die Fortpflanzung ber
wirfenden, und der fie umhüllenden und befchügenden Organe. Die
geſchloſſene Blüthe ift nichts als eine Knospe, welche aus meh—
rern Blattcyklen, Kreifen übereinanderliegender Blätter befteht,
und gewöhnlich aus oder nahe bei einem Blattwinfel entfteht,
‚weßhalb die Blüthen auch häufig in ihrer- Stellung ganz mit
denen der Blätter übereinfommen. Während die Blattfreife des
Stammes mehr oder minder weit durch deffen Spnterfoliartheile
von einander getrennt find, ſtehen die Blattfreife, in welcher Die
Internodien faft auf nichts reduzirt werden, fo nahe beifammen,
daß fie nicht mehr über einander, fondern faft in derfelben
Ebene mit einander fich zu befinden fcheinen. Sehr häufig bes
fieht die ganze Blüthe aus vier Blattcyflen, in welchen die Abs
wandlung und Verfchiedenheit von den Stammblättern, oder
Blättern im engften Sinne, ‚nach aufwärts immer größer wird,
und wovon der unterfte, fcheinbar Aufferfte, der Kelch, der nächft
obere, feheinbar innere, die Blume Ceorolla), der folgende der
Staubfadenfreis, der höchfte, ſcheinbar innerfte der Stempelfreis
if. Bei den Zellenpflanzen und Farren im Linne’fchen Sinn,
Bon d. Organismen der Plaftizität, od. den Pflanzen. 257
fehlen die Blüthentheile im Allgemeinen ganz, oder find zweifel-
haft, weßwegen inne diefe Pflanzen Kryptogamen nannte;
bei feinen Phanerogamen Clämmtlichen Gefäßpflanzen, mit
Ausfchluß der Farren) find wenigftens die wefentlichften, näm⸗
lich die beiden oberften Blattkreiſe, die unmittelbaren Geſchlechts⸗
organe vorhanden, während manchmal die beiden andern, die
Dede jener: bildenden, oder einer derfelben fehlen. — Der um
terfte BlattcyFlus, der Kelch, calyx, ähnelt an Konfiftenz noch den
‚Brafteen, ift meiftens, gleich den Blättern grün, manchmal doc
auch ſchon blumenartig gefärbt, und öfter noch von einer Hülle ums -
geben. Die einzelnen, manchmal ungleichen Blätter diefer und des
Kelches find bisweilen verwachfen, woher man getrennt oder vers
wachfenblättrige Hüllen und-Kelche unterfcheidet. Dann ift aber
auch der Kelch, mehr oder weniger, bei manchen Pflanzen mit
. Blumenfronen, Staubfäden und Staubwegen zugleich oder mit
einem und dem andern diefer Organe verwachfen, wobei oft
eigenthümliche Bildungen entitehen, wie denn 3. B. die Hages
butte, grüne Wallnußfchaale, das Fleifch der Aepfel und Birnen
nur die verfchiedenen Verwachſungen des fleifchig gewordenen
Kelches mit den Fruchtfnoten, Blumenblättern ıc. darftellen,
während die harte Schale der Trapa durch den Kelch allein,
die Federfrone an der Frucht der Baldriangattungen durch den
Kelhfaum gebildet wird. Meiftens ift der Kelch aus der Ers
weiterung des Blattftieled gebildet, und nur felten ift noch eine
Spur der Blattfcheibe in ihm zu erfennen.
Die Blume Ccorolla) wird durch einen, oder wenn fich dies
fer gleichfam wiederholt, durch mehrere Blattfreife gebildet, und
vom Kelche umgeben. Manchmal tritt diefe Stufe der Blatt;
metamorphofe plößlich auf, ohne bemerfbare Zwifchenftufen; ans
deremale vermitteln Decblätter und Kelch einen allmäligen
Uebergang von den Stammblättern her. Sn der Blume ift die
frautartige Befchaffenheit verichwunden, die Konfiftenz zärter,
durchfichtiger geworden ; ftatt der Außerft feltenen grünen Farbe
‚treten alle andern mehr oder minder Tebhaft auf, Man muß fich
urſprünglich auch die einblätterige Blumenfrone wieder aus ge-
trennten Blättern gebildet denfen, durch deren Verwachfen vie:
ferlei Formen entftehen. Die Blume zeigt überhaupt viel größere
258 Algemeine Naturgeſchichte. VII. Buch.
Mannigfaltigkeit, als der Kelch, ihre Theile ſind entweder gleich
gebildet, oder vielfach gedreht, gekrümmt, gebogen; manchmal
fehlen einige, wodurd, zwei Hauptflaffen von Blumenformen,
regelmäßige und unregelmäßige entitehen. Bei Lepidium
ruderale, bei manchen Ahornen fehlt die ganze Blume ; mand;
mal find, wie bei den meiften Beilchengattungen, die erften Blüs
then mit Korollen verfehen, bei den’ fpätern fehlen fie; in der
gemeinen Eiche fehlt Kelch und Korolle. — Als ein feineres
Gebilde hat die Blume meift Fürzere Dauer als der Kelch; fie
fallt meiftens bald ab, oder vertrodnet, oder verwächſt in feltes
nen Fällen mit Kelch und Frucht, — Bon der Korolle unter
fcheidet fich das fogenannte Perigon, oder die Blüthenhülle,
perigonium, welche ſich 3.3. bei Chenopodium, Atriplex, Daph-
ne Mezereum, filien, Narciffen, Orchideen findet, welche Pflanzen
alſo Feine Blume im ftrengften Sinn (corolla und calyx) haben.
Sie ift au einem oder mehrern Blattfreifen gebildet ; im letztern
Falle find aber diefe nicht fo verfchieden geartet, wie Kelch und
Blume, fondern fommen in Bau und Färbung mehr überein.
Die Blüthenhülle ift entweder mehr grün und kelchähnlich, oder
blumenähnlich, weßhalb fie früher bald mit dem Kelch, bald mit
der Korolle verwechfelt wurde. In Abänderung, manchmaligem
Sehlen und Verwachfung ihrer Theile flimmt fie mit Kelch und
Korolfe überein. Sehr von den anderwärtd vorfommenden Pes
rigonien weicht deren Bau bei den Eyperaceen, Gräfern, Ried⸗
gräfern und Käschenbaumen ab. — Da Korolle und Perigon
nur metamorphofirte Blätter darftellen, muß ſich in der Stellung
ihrer Theile die Gefebmäßigfeit wiederholen, welche in der
Stellung der Laubblätter hervortritt. Die Wirtelform herrfcht hier
allerdings vor; doch find vielfache Spuren urfprünglicher Spiral-
‚Stellung der einzelnen Theile vorhanden. Eigenthümlich iſt der
ganzen Blüthendecfe oder der Korolle und dem Perigon, daß in
ihren Theilen felten höhere Stellungsverhältniffe als nach *,
Divergenz angetroffen werden. Manchmal bfeibt fi die Diver
genz in der Stellung der Stamm⸗ und Blumenblätter ganz gleich;
anderemale finft oder fteigt fie von den Stammblättern gegen
die Blume hin. — Bei manchen aus mehrern Cyklen beſtehen⸗
den Blüthendeden findet fich zwiichen dem innern Cyklus und
Bon d, Organismen der Blaftizität, od. den Pflanzen. 239
den Staubfäden eine Nebenblume vder fogenannter Kranz,
welche eine Uebergangsform zwifchen der Blume und den Staubs
fäden darftellt, und ficdy daher bald der einen, bald den andern
mehr nähert. Solche Nebenblumen finden fich 3. ®. bei Cy-
nanchum vincetoxicum , Asclepias syriaca, den Narciffen,
manchen Silene und Lychriis ete. und fünnen felbft wieder aug
einem oder mehrern Cyklen beftehen, deren Theile unter einanz
der gleich, oder von einander verfchieden find. — Bei den
Kryptogamen fehlt mit der Blüthe auch die Blüthenhülle; eine
Andeutung diefer ftelen vielleicht in den oben erwähnten Pe—
richätien der Moofe ftehende gegliederte, haarähnliche Ba
vor, die man Saftfäden oder Paraphyfen nennt.
Die dritte cyFlifche Abtheilung der Blüthe bilden die Staub—
gefäße, männlichen Befruchtungsorgane. Bei manchen dioeci—
ſchen Bäumen bilden ſie allein die ganze Blüthe, indem eine
Blüthendecke fehlt, auch keine Piſtille, oder doch nur Spuren
derſelben vorhanden ſind. — Das Blatt iſt im Staubgefäße
zum Staubblatt geworden, und feine Umwandlung noch weis
ter forigefchritten als in der Blume, indem es durch die außer,
ordentliche Zufammenziehung, welche es Cim Gegenfaß zur Kor
rolle) im Staubgefäß erleidet, feinen frühern Geftalten möglichft
unähnlich wird. Man unterfcheidet am Staubgefäße den Träger
oder Staubfaden, Alamentum, und den mit dem Samenftaub ats
gefüllten Staubbeutel oder anthera ; erfterer entfpricht dem
Dlattftiel, leßterer der Blattfcheibe. In manchen Blüthen, 3. B. der
Nymphaea alba, Atragene alpina, Paris 4 - folia ift ein offen-
. barer Uebergang von den innern Blumenblättern in die Staub»
gefäße wahrzunehmen, welche Teßtern in manchen Scitamineen
bis auf die Anthere ganz einem Blumenblatte gleichen. Es ift
klar, daß auch die Staubgefäße ftetd unter dem Piftill ftehen
müffen, fo fehr auch der Anfchein, 3. B. in den von Juſſieu fo
genannten peri⸗ und epigynifchen Blüthen dagegen fprechen mag.
Die Staubfäden können mit allen übrigen Blüthentheilen und
unter fich verwachfen fein; in den allermeiften Fällen gehen aber
nur die Träger in die Verwachfung ein, während die Staub-
beutel frei bleiben. — Ihrer Bedeutung gemäß müffen auch
die Sfaubgefäße die Stellungsverhältniffe der übrigen Blattbils
240 Allgemeine Naturgefchichte. VIL Bud).
dungen einhalten. In vielen Blüthen ſtimmen fie in der Zahl
mit den Cyklen der Blüthendecke überein; in den Monofotyledus
neen, wo die Dreizahl in der Blüthendecke vorherrfcht, find auch
der Staubgefäße drei, oder indem fich ihr Cyklus wiederholt und
bald alternirende, bald gleichgeftellte Kreife erfcheinen, 2 x 3
oder 3 X 35 in den Difotyledoneen, wo die Fünfzahl vorherrfcht,
find auch die Staubgefäße zu 5, oder zu zwei und mehrmal
fünf 2c. zugegen, anderer Stellungen, welche fich von der Blüs
thendecke in die Staubgefäße fortfegen, G. B. der %, Yısr Yarr
21/,, Divergenz) hier nicht zu erwähnen. Sn ziemlich wenigen
Pflanzen ift Die Zahl der Staubgefäße geringer, ald jene der
Blüthendecktheile: ein Verhältniß, welches durch Verfümmerung
einzelner von ihnen entiteht. — Wie zwifchen der Blume und
den Staubgefäßen. manchmal als Uebergangsbildung eine Neben-
blume, fo findet fich G. 8. im Lein, bei Diosma, Buettnera cor-
difolia, Sempervivum tectorum, Sedum, Staphylea pinnata
etc.) zwifchen Staubfäden und Piftill bisweilen eine fogenannte
Stempelhülle oder innerer Kranz; eine mannigfach ab-
Andernde Bildung, wobei häufig die innerften Staubgefäße blu-
menblattähnlich, manchmal auch drüfenartig werden. — Die
Staubgefäße find noch vergänglicher ald die Blüthendecke, und
fallen bald nach der Befruchtung ab, oder verichrumpfen, — —
Der Träger oder Staubfaden ift manchmal fehr verkürzt, oder
fehlt ganz, was hingegen mit. der Anthere, ald dem mefentlichen
Theil bei phanerogamifchen Pflanzen nie der Fall fein kann.
Man unterfcheidet an der Anthere meiftend zwei gefonderte
Fächer, zwifchen welche fi der Träger ald Konneftiv fort
feßt, fie von einander trennt und zugleich zufammenhält, von
welchen ferner jedes von außen eine Rinne oder Grube, Naht
zeigt, welche bei der Reife, zur Entlafjung des Fruchtftaubes,
fich "öffnet. Man kennt übrigens auch einfächerige, 4, 8 und
mehrfächerige Antheren: eine Mannigfaltigfeit, welche ſich auch
in Geftalt, Größe, Belchaffenheit des Konnektivs ausfpricht.
Meiftend find die Antheren gelb, doch kommen auch faſt alle
andern Farben, mit Ausnahme der grünen vor. Das Auffprins
gen gefchieht gewöhnlich nad einer Längsipalte, wobei die
Klappen ſich nad) außen umrollen, oder zufammenfchnüren. —
Bon d: Organismen der Plafizität, od. den Bilanzen. 241
Bekanntlich entjtehen gefüllte Blumen dadurch, daß ein Theil der
Staubgefäße durch eine umgefehrte Richtung der Metamorphofe
wieder in Blumenblätter rücfgebildet wird. Man Fann öfter an
folchen gefüllten Blumen, (außerdem auch an den einfachen der
Nymphza alba, Atragene alpina) alfe Zwifchenräume von
vollfommner Ausbildung des Staubfadens und der Anthere
bis zu einem Heinen Streifen im daraus entftandenen Blumen-
blatt, dem Testen Neft der Anthere verfolgen. Man überzeugt
ſich hiedurch, daß die Anthere eine in der Blattfmbftanz erzeugte
Bildung fei, und ihre Fächer Höhlungen in der Mittelfchichte des
Blattes darftellen, in welchen ftatt des Parenchyms ſich Pollens
ichläuche erzeugen, und über welchen die nächfte Zellenlage und
Dberhaut auf eigenthümliche Weiſe umgewandelt werden. Mandh-
mal, wo Antheren nicht zur Entwiclung gelangen, erfcheinen
ftatt ihrer noch drüfenartige Gebilde auf den Trägern.
Allmählig bildet fih im Staubbeutel der Fructftaub,
Blumenſtaub, Pollen aus, der meiftens gelb, feltener ver:
fchieden anders gefärbt if, Die Körnchen des Pollens find von
fehr verfchiedener Größe, von / bis nur Yo Tang, fehr
abweichender, oft zierlicher Geftalt, und öfter in mehrere abge
fonderte Maſſen vereinigt. Sie beftehen aus einer durch zwei,
feltener drei Häute gebildeten Hülfe mit flüßigem Inhalt, dem
eigentlichen Befruchtungsftoff, Fovilla erfüllt, einer ſchleimigen
Maffe, welche nur Del fein fol, in welcher wieder außerordent-
lich fleine Amylonförnchen ſchwimmen, die Mofefularbewegung
zeigen. Die Außere Haut des Pollenforns ift gefärbt, meiftens
zellig, manchmal fogar durch einen Deckel gefchloffen; die innere
farbfo8, gleichförmig, ringsum gefchloffen ; eben fo auch die in—
nerfte, wo fie vorhanden ift. Häufig finden fich in der Außern
Haut Falten Cin der Zahl von 1 bis 23) und fcheinbare Poren
Con 1 bis über 50); werden Pollenförner in Waſſer gebracht,
fo fchwellen fie an, ihre Falten gleichen fich aus, und an den
Ausgleichungsftellen tritt dann die innere, fehr ausdehnungsfähige
Haut ald Schlauch oder Warze hervor. An der lebenden Pflanze
entwiceln fich aus diefen Stellen, fobald der Pollen auf tie
Narbe gefommen ift, zarte, röhrenförmige, durch eine fehr feine
m ‚gebildete Schläuche, welche an Länge dad Pollenforn bie
16
242 Allgemeine Naturgeſchichte. vn. Buch.
auf 50 Mal übertreffen und mit der Fovila erfüllt find, —
Unter den Kryptogamen haben nur Moofe und Lebermoofe deut-
liche ftaubfadenartige Drogane, welche einfache, häntige, an
der Spize offene Schläuche mit fehleimigfürnigem Inhalt dar
ftellen, und bei den Moofen und manchen Sungermannien ge
häuft in ven Winfeln dicht gedrängter Blätter, bei andern Le
bermoofen in der ganzen Laubfubftanz zerftreut ftehen. Die ro
then Kügelchen der Armleuchter, Chara , find wahrfcheinlich auch
den Befruchtungsorganen beizuzählen. |
Den oberften, fcheinbar innerften Kreis der Blüthe über
welchen hinaus feine weitere Entwicklung mehr ftattfindet, bilden
die Fruchtblätter, Stempel, Pistilla. Bei den diffinifchen
Gewächfen machen fie auf der weiblichen Pflanze öfters allein die
Blüthe aus, indem hier die Staubgefäße nicht zur Entwicklung kom⸗
men, imd bisweilen, auch die Blüthendecke fehlt. Das Piftill
befteht aus einem 'untern bauchigen, gefchloffenen Theil, dem die
Eichen einfchließenden Eierftod oder Fruchtfnoten, Germen,
Ovarium, einer faulen» oder fadenförmigen Verlängerung, dem
Griffel oder Staubmweg, Stylus, und der Narbe, Stigma,
welche auf dem Griffel, oder wo diefer fehlt, unmittelbar.auf dem
Eierſtock auffist, und die Pollenfchläuche aufnimmt. Sm Piftill tritt,
im Gegenfaß zu den Staubfäden, wieder eine Erpanfion des Blattes
ein; mit ihr wieder vorherrfchend grüne Farbe, und größere
Konfiftenz. Das Piftill ftellt ein an feinen Rändern eingefchla-
genes oder eingerollte® Blatt vor. Bei den einzelnen Piſtillen
fieht man, -daß diefe Ränder verwachfen find, und eine Nath
bilden; find mehrere Piftile zugegen, fo Tiegt die Nath immer
gegen die Are der Blüthe gefehrt; am Bauche des Piftills, wäh
rend der Mittelnerv des Fruchtblattes fehr oft am Rücken ebens
fall8 eine Nath bildet; zwifchen beiden Näthen verlaufen dann
die Seitennerven und Adern des Fruchtblatteds. Bei manchen
Gruciferen und Hülfenpflanzen gehen die Piftille durch Rück—
fehreiten leicht in blattähnliche Bildungen über. Sind mehrere
Piftile in einer Blüthe, fo ftehen fie wieder entweder in (2 —
12gliederigen) Wirteln oder in Epiralen. Die Piftille find
gleich den frühern Blattcyklen der Blüthe, unter einander und
mit den übrigen Blüthentheilen, auf vielfache Weife verwachten, e
Bon d. Organismen der Plaſtizitaͤt, od. den Pflanzen. 243
wobei in zahlreichen Fällen ihre eingefalteten Seiten Scyeidewände
im Eierftod, und fo viele Fächer deffelben darftellen, als Piftilfe
vorhanden find. Dft aber Taffen auch bei einem einfächerigen
Eierfioc die freien Griffel oder Narben noch die Zahl der Pi-
ftille erfennen, welche zu ihm verwachlen find, Manchmal find
hingegen die Griffel und Narben verwachfen, wo damı die reife
Frucht durdy die Zahl der Klappen ꝛc. die Zahl der zu ihr vers
wachſenen Piftille Fund giebt. In diefen Zahlenverhältniffen der
Piftille treten, mit denen der Blumenblätter und Staubfäden
verglichen, bald die gleichen, bald finfende, feltener fteigende Dis
vergenzen auf. — Sehr abweichend find die Piftille mancher
Coniferen geftaltet, indem fie feine gefchloffenen Blätter, fondern
Schüppchen darftellen, (welchen auf der innern Fläche zwei bloß-
liegende Eichen aufgewachfen find,) fpäter fich vergrößern und
zu den Schuppen des Zapfens auswachfen. — Der Eierftodf
wird vorzüglich durch die Scheibe des Fruchtblatts gebildet,
und trägt die Eichen auf den eingefchlagenen Rändern der
Fruchtblätter oder auf den Scheidewänden felbft. Bei manchen
Hülfenpflanzen, Weiden, Pafjifloren ift auch noch ein blattftiel-
artiges Drgan entwickelt, welches den Eierftorf über den Blüthen-
grund emporhebt. Manche Eierftöde, 3. B. der Eitrone und
Drange ruhen auf einer Art Scheibe, welche nichts anderes ift,
als ein dem Stiele des Eierſtocks feſt aufgewachfener innerer
Staubgefäßring. Bei den fpiralig geftellten Piftillen erfcheint
eine deutliche Blüthenare mit Snterfoliartheilen, welche felbft
wieder, wie der Stamm aus den latenten, verwachlenen Blatts
bafen, fo aus den latenten, unter fich verwachſenen Fruchtblatt-
jtielen befteht. Diefe die Fruchtblätter tragende Are wird von
manchen Botanifern Blüthen- und Fruchtboden, torus,
u. f. w. genannt, und nimmt fehr verfchiedene Geftalten an, wie
denn 3. B. die Erdbeere nichts anderes als die fleifchig gewor-
dene, mit Früchtchen (Nüßchen) überdeckte Bfüthenare ift. —
Die Blattnerven haben im Fruchtblatt oder Piftil einen andern
Berlauf, ald im Laub⸗ oder Stammblatt, indem in jenem ſowohl
bei Mono» ald Difotyledoneen neben einem, mand;mal fehlenden,
die Rücdennath bildenden Mittelnerven zwei Nandnerven vor:
handen find, welche die Bauchnath des gefchloffenen Fruchtblattes
244 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch.
bilden; von allen dreien gehen ſekundaͤre Nerven aus, und alle
ſetzen ſich in die Verlängerung des Eierſtocks, die man Griffel
nennt, fort, wo diefe zugegen ift. Kantige Griffel beftehen meift
aus mehrern einzelnen, verwachfenen ; der Griffel felbft geht mit
den übrigen Theilen felten Verwachfungen ein, oder doch nur
fein. unterer Theil. — Die Narbe ift meift mit erhabenen
Zellen oder faftigen Haaren befeßt; fie befindet fi) bald auf der
Spitze des Griffeld, bald zieht fie ſich an den Seiten herab.
Bei Sempervivum, Sedum, den meiften Lippenblumen ift Feine
deutliche Narbe vorhanden, und man nimmt die Spiße des
Griffeld als Narbe an; bei den Asflepiadeen ift fie groß, glatt,
fchildföormig, mit einer den Pollen aufnehmenden Mittelfurche
verfehen; bei manchen Glockenblumen, und Korbblüthigen ftehen
unter der Narbe, am Griffel noch, den Pollen aufnehmende,
fogenannte Sammelhaare, Die Narbe ift immer frei, mit Aus—
nahme der Stylideen und einiger Orchideen, wo ſie e mit dem
Staubbeutel oder Staubfaden verwächst.
Die Eichen, ovula, die Anfänge der künftigen Sn
find im Eierſtock —— entſpringen immer aus den in
die Höhle des Piſtills eingeſchlagenen Rändern und Seiten ber
Fruchtblätter, und variiren bedeutend an Zahl und Stellung.
Sm Anfange ift jedes- Eichen nur eine Kleine, weiche, gleich
fürmig zellige Warze. Später unterfcheidet man an ihm Cmit
‘ Ausnahme der Eichen der Eoniferen und der Wallnuß, welche
nur eine Hülle haben) zwei Hüllen,: die Außere und innere Ei—
haut ,, und an jeder am Scheitel des Eies eine Deffnung, den
äußern und innern Eimund. Aus: diefen Deffnungen tritt die
fegliche Spitze des Eiferns hervor; nad, der Befruchtung fchließen
fi) aber die Oeffnungen über ihm wieder; der Stiel, welcher
das Eichen an feinen Urfprungsort befeftigt, verlängert fich und
wird zum Nabelftrang, bildet auf der Berbindungsftelle mit der
äußern Haut den Nabel, an der Baſis ded Eichen, mo feine
Gefäße in die innere Eihaut eindringen, den Nabelfled. Bald
nach der Befruchtung bildet fidy im Eifern eine Höhlung, feine
Zellenmaſſe geftaltet fich zu einer ſackförmigen Haut, der Kern:
haut, welche in manchen Pflanzen verfchwindet> in andern durch
Ablagerung von Amylon zum Eimeiß ded Samens wird, Im
Bon d. Organismen der Plaftizität, od. den Prlanzen. 245
der Höhle des Eifernd erzeugt fich nach einiger Zeit ein faden-
förmiger Theil, welcher vom Grund bis zum Scheitel der Höhle
reicht, bald aber am Grunde abreißt und zu einer zelligen Maffe,
dem Keimſack, anfchwillt, in dem dann, zuerft als ein grünlicher
Punkt, der Keim felbft erfcheint, welcher fich immer mehr ver
größert, während der Keimſack in einigen Fällen verfchwindet,
in andern auch noch den reifenden Samen ald Sad umhüllt,
oder zur Bildung des Eiweißes beiträgt. Das ganze Pflanzenei
ift feiner Bedeutung nach eine aus dem Fruchtblatte entwickelte
Knospe, — welche aber nur nad vorausgegangener Befruchtung
fi) entwideln fan, — mit Blättern, welche fich vollfommen
einfchließen, und der Nabelftrang ift die verlängerte Knospenaxe.
Unſtreitig haben die Blätter in der Eifnospe den allerhöchften
Grad der Umwandlung erlitten. Die in fo vielen Blüthen vor-
fommenden Honiggefäße, nectaria , find Feine befondern Drgane,
fondern theild verfümmerte oder zufammengezogene, drüfig ger
wordene Blüthentheile, theil8 wahre accefjorifche Drüfen, —
welche alle Honigfaft abfondern, und dadurch die das Befruch—
tungsgefchäft fo fehr fördernden Snfeften herbeilocden. — Moofe,
Lebermoofe und Characeen allein unter den Kıryptogamen befiken,
wie oben bemerft wurde, den Staubgefäßen analoge Organe; bei
ihnen fommen auch, obfchon feine wahren Piſtille, doch piftill-
ähnliche, mit griffel- und narbenartigen Theilen verfehene Frucht:
anfange vor, welche gleich den Scheinantheren von Paraphyfen
umgeben find. Wahre Eier werden übrigens hier nicht erzeugt,
indem, wenigftens bei Moofen und Lebermoofen, der Fruchtfern
mehr einem innern Fruchtanſatz, ald einem Eichen entfpricht.
Wir gedenfen hier am Schluß diefer kurzen Betrachtung
der Blüthe noch der Blüthenftände Blüthenſtand, inflores-
centia, nennt man das höchft verfchiedene Stellungsverhältniß
der einzelnen Blüthen zu einander, welches durch verfchiedene
Stellung und Berzweigung der blüthentragenden Aefte entiteht.
Hiedurch werden die unter dem Namen Aehre, Traube, Doldens
traube, Dolde, Blüthenfopf, Blüthenkorb, Blüthenboden, Büfchel,
Rispe ꝛc. befannten Blüthenftände gebildet, welche nach der Ent
faltung in centripetale und centrifugale zerfallen, je nach⸗
dem das Erfchließen der einzelnen Blüthen von dem Umfange
246 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch.
gegen die Are, oder von dieſer gegen den Umfang. fortfchreitet.
Sn den Blüthenftänden kommen faft immer höhere Stellunges
verhältniffe ald an den übrigen Theilen, und überhaupt die
fomplizirteften Cbefonders bei Dipfaceen und Korbblüthigen) vor.
Es find hier noch einige Betrachtungen über den innern
Bau der Blätter und Blüthen anzufchließen. Der Blatt:
ftiel einmal ift nur von einem einzigen Gefäßbündel durchzogen,
fobald nur ein einziges aus dem Stamme in das Blatt abgeht;
von mehrern (2—13), wenn mehrere abgehen. Im letztern Falle
liegen diefelben bei Difotyledoneen in einer Reihe, einem Bogen,
halbem oder ganzem Kreis, bei den Monofotyledoneen mehr zerz
fireut, mandmal zwar in einer gewiffen Ordnung, doc nicht
in einer einfachen Reihe. Die Blattfcheiden der Monofotyle-
doneen nähern ſich im innern Bau bald mehr dem Blattftiel,
bald mehr der Blattfcheibe. Die Blattftiele der Fryptogamifchen
Gefäßpflanzen haben entweder nur ein. Gefäßbündel, wie die
Rhizofarpen und Fleineren Farın, oder mehrere, wie die größeren
Farın, welche dann höchft mannigfach, oft in verfchtedenen
Höhen deffelben Blattftield anders geftellt find, und bisweilen
durch Seitenbündel mit einander ‚verbunden ein Gefäßnek dar:
ftelen. Mit Ausnahme der Palmen und Farrn, in deren Blatt
ftiel auch neßförmige Gefäße vorfommen, findet man in. den
Blattftielen der meiften Pflanzen. nur Ring- und Spiralgefäße.
Die Zellen im Umfang des DBlattftield find gewöhnlich Fleiner,
oft mit rothem Saft erfüllt; gegen die Are werden: fie größer
und enthalten Chlorophyllkörner. In manchen Blattftielen bildet
fi eine Marfröhre; bei den Sumpf- und: Wafferpflanzen, dem
Pifang ꝛc. finden fich zahlreiche, zum Theil mit Kryftalldrufen
erfüllte Luftgänge. Die feinem Blattftiel fehlende Oberhaut hat
Spaltöffnungen, und trägt fehr oft Haare, Drüfen und Stacheln. —
Die Blattfcheibe beftebt aus der Epidermis der Ober⸗ und Unters
feite, und der Mittelſchicht. Bei ‚einigen Pflanzen beſteht die
Oberhaut aus zwei Zellenlagen; die meiften Difotyledoneen und
Farın haben nur auf der Epidermis. der, Unterfläche Spalt:
Öffnungen (Luftlöcher); die Monokotyledoneen befigen auf beiden
Flächen, die Pflanzen mit ſchwimmenden , Blättern nur auf
der obern, die ganz untergetauchten ‚Blätter Feine Spalt:
Bon d. Organismen der Plafizität, od. den Pflanzen. 947
öffnungen. Einige Farın ausgenommen, wo in der ganzen Blatt»
fcheibe nur eine einfache Zelfenfage vorhanden ift, wird die von
Gefäßen durchzogene Mittelfchicht immer aus mehrern zufammens
gefegten Zellenlagen gebildet, welche wieder in den Difotyledo;
neen von verfchiedener Befchaffenheit find, während bei den
Monofotyledoneen die Zellen der einzelnen Lagen an Geftalt und
Lagerung meiftend nicht von einander abweichen. Die Blätter
fehr vieler mit Keim verfehener Pflanzen enthalten in ihrem
Parenchym Kryftallbildungen, zahlreiche Luftbehälter, und oft
auch (befonders bei Monofotyledoneen, difotyledonifchen Sumpf
pflanzen, und im Waſſer wachfenden kryptogamiſchen Gefäßs
pflanzen) regelmäßige, in oder neben den Nerven Taufende Luft:
gänge. Alle Lufthöhlen der Blätter hängen mit den Spalt—
Öffnungen der Oberhaut zufammen; unter jeder derfelben Liegt ein
Luftraum, der mit andern in Verbindung fteht, und wodurd)
Verbreitung der Luft durch die ganze Pflanze möglich wird, Die
Saftzellen der Gefäßbündel und Eaftgänge des Parenchyms feßen
fih aus dem Stamme und Blattitiel in die Meittelfchicht der
Blattfcheibe fort: Zug und verfchiedene Vertheilung der Gefäße
in diefer find meift von außen fchon mit freiem Auge zu erfennen.
Die über das Parenchym vorftehenden Blattnerven enthalten
außer den Gefäßen auch noch Cfarbfofe oder rothe) Parenchym—
lagen, welche fie umgeben. Bei den Monofotyledoneen ftehen
die Gefäße der dicken Hauptnerven der Blattfcheibe, wie im
Stamm und Blattftiel, mehr oder weniger: zerfireut; bei den
Dikotyledoneen, wie im Blattftiel, meiſtens in einer Reihe, einem
Kreis oder Halbfreis. Gewöhnlich enthalten die Gefäßbündel
der Blattnerven nur Spiral: und Ringgefäße; bei den Palmen
doch auch neßfürmige. — Nebenblätter, Brafteen 2c. fommen im
innern Bau mit den Blättern überein, erfcheinen aber oft, ftatt
grün, durch gefärbte Säfte gelb, roth oder braun.
Auch der innere Bau der Blüthentheile zeigt große
Aehnlichfeit mit dem der Blätter. Am meiſten gilt dieſes vom
Kelche; haufig hat derfelbe, befonderd wo er grün ift, auf feiner
unter, wie auf feiner obern Cinnern) Fläche Spaltöffnungen.
Im Bau der Mittelfchicht nähern fich die grünen Kelche mehr
den Blättern, die durch Säfte gefärbten mehr der Blumenfrone;
®
248 Allgemeine Naturgefchichte. VL Bud).
die Gefäßbündel zeigen in ihrer Vertheifung bedeutende er:
fehiedenheit. — Der innere Bau der Blume weicht mehr von
dem der Blätter ab; die Spaltöffnungen werben feltener, fehlen
manchmal ganz; hingegen erheben ſich die Oberhautzellen der
innern Fläche meiftens in Warzen, welche den Farbſtoff ein-
fhließen und den fo oft vorfommenden Sammtglanz bewirken.
Die Zellen der Mittelfchicht enthalten (die Palmen ausgenommen,
deren oft grüne Blumenblätter fich mehr dem Kelche ähnlich,
verhalten) Feine Chlorophyllkörner, fondern gefärbte oder farb-
loſe Säfte. Die zarten und dünnen Gefäßbündel der Blume
‚find nicht nur bei Dir, fondern auch bei Monofotyledoneen viel-
fach verzweigt. — Der innere Bau der Blüthenhülle nähert
fit) bald mehr dem des Kelches, bald mehr dem der Blume ˖
Die Träger der Staubgefäße erfcheinen auch ihrem. innern
Bau nad) ald zufammengezogene Blumenblätter; die gewöhnlichen
fadenförmigen Träger haben mur noch ein Gefäßbündel; das
Konnektiv ftimmt in der Struftur mit dem Träger überein. Die
Antherenfächer oder Säde haben feine Gefäße, fondern beftehen
nur aus Zellen; jedes der beiden Fächer wird in der unreifen
Anthere durch eine Scheidewand wieder in zwei Fächer getheilt,
und feine Oberhaut hat oft noch Spaltöffnungen. Die Außere
Haut der VPollenförner erfcheint aus größern oder Fleinern Zell-
chen gebildet; die Haare und Stacheln vieler Pollenkörner bes
ftehen immer aus einer einzigen Zelle, — Nebenblumen, Stempel
hülfen, Neftarien verhalten fich im innern Bau bald mehr den
Blumenblättern und Staubfäden, bald mehr den Fruchtblättern
ähnlich. — Im Piftill und Eierſtock ift die Oberhaut mit Spalt:
Öffnungen verfehen, die Meittelfchicht meift dick, aus gleichfürmigem
Zellgewebe gebildet, in den erften Stadien oft ohne Gefäße, die
dann erft fpäter erfeheinen. In jeden Griffel tritt nur ein Ge:
faßbündel ein; die Narbe ift mit Coft haarähnlichen) fchmierigen
Saft abfondernden Papillen befetst, welche nur veränderte Zellen
der Oberhaut find. Die verfchiedenen Zellenfchichten des Eichen
verändern fich allmäfig bei deffen Ausbildung zum Samen. Bei
den aus Verwachfung mehrerer Blüthencyklen entftehenden Früdh-
ten Taffen ſich die Grenzen derſelben ir im innern Bau haufig *
mehr erkennen.
Organe und Metamorphofe der Pflanzen. 949
Was num die Frucht betrifft, fo ift jene der Phanerogamen
nur deren in Folge der Befruchtung ausgebildetes Piſtill, deffen
Blätter zur Fruchthülfe, deffen Eichen zu Samen geworden find.
Manchmal treten auch noch andere Theile, 3.8. der Kelch, mit
in die Fruchtbildung ein, fogenannte Fruchtdecken darftellend,
wie die Becher der Eiche, Hafel, Buche, die Blumenfpelzen
mehrerer Getraidegräfer, und die die Frucht oft ganz verbergen:
den, aus Perigonien entwicelten Decken vieler Pflanzen,
Manchmal reicht die Verwachfung folcher Theile nicht bis an
den Gipfel der Frucht, fondern diefer bleibt frei und zeigt eine
Fruchtnarbe, wie fie an der Heidelbeere, der Frucht der Glocken—
biumen, Dolden ꝛc. vorfümmt ALS eigentliche Fruchthülfe
fieht man nur jenen Fruchttheil an, der fchon in der Blüthe als
Fruchtblatt dem Eierftocke angehörte, und die Eichen einfchloß.
Bei den phanerogamifchen Gefüßpflanzen zeigt die Fruchthülfe
auf dem Querfchnitt ſtets die drei auch dem Stengelblatte eigen-
thümlichen Schichten; nämlich eine äußere, innere und mittlere
Fruchthaut , wovon Teßtere dem Parenchym entfpricht. Die
außere Fruchthaut ift meift dünn membranös; die mittlere, welche
die Hauptmaffe der Fruchthülle bildet, entweder häutig, wie bei
Staphylea, Colutea, oder trocen und marfig, wie bei Tulipa,
Fritillaria, lederig bei Fagus, fleifchig bei Pomaceen. Beim
Steinobft bildet die innere Lage dieſer Außern Fruchthaut die
Steinfchale um den Samen. Die innere Fruchthaut ftellt ges
wöhnlich einen dünnen, glatten, bleichen Ueberzug der innern
Fruchtwände dar. Der fogenannte Fruchtbrei der Cucurbitacee,
Aurantiee, dann der Adansonia ift eine beſondere, fich noch
innerhalb der innern Haut erzeugende Subſtanz. Die Näthe
des Eierftodd, fo wie manche an ihm vorfommende Fortfäße,
erfcheinen an ber Fruchthülle viel ausgebildeter und deutlicher;
diefe enthält aber oft weniger Fächer als jener, weil die Eier
mancher Fächer häufig abortiren und leßtere dann von den Eiern
der andern Fächer verdrängt werden. — Viele einfamige, dann
viele mit dicken, holzigen oder weichen, fleifchigen Hüllen ver-
fehene Früchte fallen nad; der Reife ab, ohne fich vorher geöffnet
zu haben, während trocene, weniger harte Fruchthüllen vor dem
Abfallen ihre Samen ausſtreuen. Das Deffnen wird bei den
250 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch.
meiften Früchten durch die Näthe beftimmt, von welden bald
jene, bald diefe, zum Theile halb, zum Theile ganz auffpringen.
In manchen Früchten haben jedody die von Verwachſung der
Fruchtblätter herrührenden Näthe feinen Einfluß auf die Art des
Oeffnens, fondern es bildet fich eine Quernath, in der der obere
Theil der Fruchthülle ſich decfelartig ablöst, wie dieſes bei
Plantage , Amaranthus, Gomphrena , Anagallis beobadjtet
wird. — Die verfchiedenen Formen der Frucht gehen durch
unmerkfiche Zwifchenglieder in einander über. Die einfachften
Früchte find die aus einem einzigen, bald offenen, bald gefchloffer
nen Fruchtblatte gebildeten; fo die der Zapfenbänme, die Hülfe
der Hülfenpflanzen, die Balgfrucht der Asklepiadeen und Apos
cyneen, die hülfenförmigen Früchtchen vieler Ranunfulaceen.
Aus mehrern verwachfenen Fruchtblättern find die fapfelartigen
Früchte gebildet; aus zweien bei Gentiana, ‚Chelidonium , Glau-
cium, den Gruciferen (wo fie Schoten und Schötchen heißen),
- bei J— Plantago, Saxiſraga etc., wobei durch eine
vorhandene Laͤngenſcheidewand die Kapſel urſprünglich zweifächerig
iſt, durch deren Verſchwinden aber auch oft einfächerig erſcheint,
und im letztern Falle bei Circæa, Galium, Dipſaceen, Korb⸗
blüthigen, Doldenpflanzen die Schließfrucht oder Achäne bildet,
welche bei der Hafelnuß und Trapa durch Verholzung der Mittels
fchicht zur Nuß, bei Rubia durch Saftigwerden jener zur Beere
wird, Die aus mehr ald zwei Blättern gebildeten fehr zahl
reichen Kapfeln erfcheinen bald fächerlos, bald mehrfächerig,
bald reichfamig, bald arm oder einfamig. Wird die Kapfel
arıns oder einfamig, und umgiebt die meift in einen Dedel fich
öffnende Fruchthülle den Samen nur Ioder, fo entfteht Gwie bei
den Amaranthaceen, Geraniaceen, Malvaceen) die Schlaud)s
frucht ; bleibt bei einer einfamigen Frucht die meift feft anliegende
oder fogar dem Samen aufgewachfene Fruchthülle, gefchloffen,
dann ift fie (wie bei Gräfern, Nanunfulaceen, Kabiaten, Bors
ragineen) die Schalfrucht oder Karyopſe; Nuß wird die Karyopfe
wieder genannt, wenn fie (fo bei Rumex, Polygonum, Rheum,
Cannabis, Lithospermum ofhicinale) lederig, holzig, beinhart
wird; Flügelfrucht, wenn fie Cwie in Ulmus, Fraxinus, Acer)
mit häutigen Einfaffungen und Anhangſeln verſehen ia ‚Wird
Drgane und Metamorphofe der Pflanzen. 5
bei all diefen Früchten die Fruchthille fleifchig und faftig, fo
erhalten fie wieder befondere Namen; fo Beere, wenn die Mittels
haut weich, fleifchig oder faftig, die Innenhaut dünn ift, oder
mehrere getrennte Steinfächer einfchließt; Steinfrucht, wenn bie
mittlere Fruchthaut nach außen fleifchig, nach innen holzig ift;
Apfelfrucht, wenn die mit den Eierſtöcken verwachfene, di und
fleifchig gewordene Blüthendecke fich fefter an die Chülfenfürmigen)
Früchtchen anlegt oder mit ihnen zufamntenmwächst. Man Fann
überhaupt alle Früchte, nach Bischoff, auf die Hülfe und Kapfel
zurücdführen und von ihnen ableiten; Andere nehmen drei Haupt:
formen an, Kapfel, Beere, Nuß. — Dad in der Frucht ein-
gefchloffene, vollfommen ausgebildete Pflanzenei heißt Same,
und ‚befteht ald folcher aus Samenhülle und Samenfern.
Die Fruchthülle bedeckt ftetS den Samen (bei den Goniferen, wo
fie ald Schuppe erfcheint, nur von einer Seite) und verwächst
in manchen Familien mit der Samenhülle, wo dann Teßtere
fcheinbar allein vorhanden ift, die Fruchthülle fehlt und die
Samen fäljchlich nackte genannt wurden; fo bei Gräfern, Lippen⸗
blumen, Borragineen, Korbblüthigen, Doldenpflanzen. Am Sa
men entwiceln ſich auch manche unwefentliche Anhängfel, wie
denn fogar der (gewöhnlich fich erft fpäter ausbildende) Nabel:
ſtrang in einigen Fällen fich über den Samen verbreitet, ja
fogar fefundäre Samendeden darftellt, wie 3. B. die fogenannte
Musfatblüthe eine folche ift. An der Hülle entwideln ſich oft
Streifen, Gruben, Höder, Haare Chieher die Baumwolle);
ber Nabel erfcheint an ihr nach der Trennung des Samens von
der Fruchthülle viel deutlicher; der Eimund hingegen verfchwindet
am reifen Samen öfter, während der Nabelftreifen meifteng
deutlich bleibt. In der Samenhülle laffen ſich nicht mehr, wie
in der Fruchthülle, die drei Schichten des Blattes unterfcheiden,
denn die (meift zarte, durchfichtige) Samenoberhaut, die Cfeite,
gefärbte) Samenfchale und die (zarte, gewöhnlich weißliche)
Kernhaut zeigen fich öfter felbft wieder aus mehrern Lagen
zufammengefegt. Der Samenfern füllt gewöhnlich die Samen:
hülle ganz aus, und wird entweder, wie in den meiften Hülfens
pflanzen, nur vom Keim gebildet, oder enthält, wie in den
Gräfern, der Weintraube, den Sauerfleegattungen ꝛc., auch
252 Allgemeine Naturgefchichte. VAL. Buch
Eiweiß, manchmal neben dieſem, wie bei Nymphæa, Piper,
den Scitamineen, auch noch eine vom Keimfad des Eichens
fteammende, ſackförmige Hülle, Bisweilen abortirt in einer Samens
hülle der Samenfern, oder in diefem der Keim, wodurch leere
und taube Samen entfiehen. — Das Eiweiß ift meift weiß,
von gleichförmiger Tertur, der Konjiftenz nach flüffig bis Fnorpel-
hart. Es umfchließt entweder den ganzen Keim, oder liegt nur
nach einer Seite deffelben, und entfteht aus der Kernhaut oder
dem Keimfacd des Eichens, oder beiden zugleich. — Der wefents
lichfte Theil des Samenkerns ift der (gewöhnlich weißliche)
Keim, die neue Pflanze im Knospenzuftand. Faft immer unter
foheidet man an ihm das fogenannte Würzelchen, den untern
ftetö gegen den Umfreis des Samens gerichteten Theil, welcher
vom Anfange an am Scheitel des Eikerns liegt, und aus wels
chem beim Keim die Wurzel, oft aber auch zugleich der Stengel
enitfteht; die Samenlappen vder Kotyledonen, das vom
vorigen Theil unterftüßte erfte Blätterpaarz und das von ihnen
eingefchloffene, aus den obern Blättern des: Keim's gebildete
Keimknöspchen. Der ganze Keim hat ftetd eine dem Samen
entgegengefetste Richtung, wie mit Nückficht auf den urfprüngs
fichen Scheitel des lebtern erfannt wird, Bei der Keimung der
meiften Samen verlängert fich nur das unterfte Ende des Würzel⸗
chend, der übrige Theil ſtreckt fich nady oben, und fommt oft
über die Erde. Der Samenlappen find 1 (bei den Monofotyle-
doneen), 2 oder mehrere (2 bis 12 bei den Dikotyledoneen) vor-
handen. Wo mehr ald 2 vorhanden find, ftehen fie immer im
Wirtel; 2 können im Wirtel oder in verfchiedenen Höhen ftehen. _
Der Bau der Samenlappen weicht fehr ab; man unterfcheibdet
befonders dicke, fleifchige (3. 8. bei Leguminofen, der Wallnuß,
Mandel) und dünne,. blattartige (bei Malvaceis, Mirabilis,
Passiflora), wovon erftere befunders bei fehlendem , letztere bei
vorhandenem Eiweißförper vorfommen. Die Blätter, welche
das Keimfnöspchen bilden, find befonders bei den mit 2 dünnen,
oder mehr als zwei Samenlappen. verfehenen Pflanzen wenig
entwidelt. Die Zahl der Samenlappen wird übrigens in den
großen, auf fie gegründeten Abtheilungen nicht immer eingehalten,
indem ed Pflanzen mit nur einem Samenlappen giebt, welche
Drgane und Metamorphofe der Pflanzen. .253
(wie Cyclamen, Corydalis) doc; nach ihrem ganzen Bau zu
den Difotyledoneen gehören. — Die Früchte der Kryptos
gamen beftehen ftets nur aus Zellen; die Fruchthülle fehlt oft,
ftatt der Samen find Feimlofe Sporen vorhanden. Am meiften
den phanerogamifchen Früchten verwandt find noch jene der
Moofe und Lebermooſe; ihre zum Theil in Klappen auffpringens
den, zum Theil einen Deckel abwerfenden Kapfeln und Büchſen
fchließen die Sporen ein, tragen auf ihrer Spite die bleibenden
Griffel, und find oft noch von befondern, aus verwachfenen
Blätterfreifen gebildeten Hüllen umgeben. Die fogenannte Haube
der Moosfrucht entfteht, indem die hautige griffeltragende Stempel-
hülle am Grumde abreißt, erhoben wird und fpäter vertrochet.
Die Mündung der aus doppelter oder dreifacher Haut gebildeten
Büchfe ftelt nur bei wenigen Moofen einen gleichfürmigen nackten
Saum dar; bei den meiften trägt fie zahnförmige, haarartige oder
häutige Fortfäge, Periftom genannt; im Innern der Büchfe fteht
das fogenannte Säulchen. Auch die Moosfrucht entfteht durch
Berwachfung mehrerer Blattfreife. — Die Frucht der Characeen
ift ihrer Bedeutung nach ein verfürzter Aft, deſſen fchlauchförmig
erweiterte Gentralgelle den Fruchtfern einfchließt, welcher bei der
Reife fchwarzbraun, ziemlich feft ift, und durch die fpiraligen
Röhrenzellen der Hülle durchfcheint. Bei den Ophiogloffeen
fpringen die in Aehren beifammenftehenden Früchte in 2 unvollftän-
digen Klappen auf; bei näherer Unterfuchung erweifen fie fich ale
unmittelbar aus Blättern umgewandelt. Die meift einfächeri-
gen, zweiflappigen Früchte der Lyfopodiaceen ftehen in den
Winfeln der zur Aehre zufammengedrängten Blätter und ent
fprechen Knospen. Die Früchte der Farrn entfpringen and den
Nerven der gewöhnlich unveränderten Blattfcheibe, ftehen meiftens
auf der untern Blattfläche, feltner am Rande, in Aehren, oder,
wie bei Osmunda, in einem Aftigen Gebilde. Auf der Unter:
feite ded Blatts (frons) ftehen fie entweder in Heinen Häufchen
beifammen, oder in Dichtgedrängten Zeilen auf den Nerven.
Das einzelne Früchtchen ift ſtets einfächerig, und rein zellig.
Bei den Marattieen und Osmundeen öffnet fich die häntige
Fruchthülle in einer Spalte oder rundem Roche, bei den Geiches
nien in einer regulären Längsfpalte, bei den Polypodieen zieht
254 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch.
ſich der, die dünnhäutige Fruchthülle umgebende, aus derben
Zellen gebildete Ring bei der Fruchtreife zuſammen, wobei die
Hülle zerreißt. Alle Farrnfrüchte ſind nur aus einem einzelnen,
mit ſeinen Raͤndern zuſammengezogenen und verwachſenen Blatte
gebildet, — Zuſammengeſetzter find die Früchte der Rhizokar⸗
peen. Die Ffugelrunde, in den Blattwinfeln flehende Frucht-
hülle der Pilularia öffnet fich in 4 zur Hälfte verbunden bleibende
Klappen; die ovale, zufammengedrücte der Marsilea fpaltet ſich
der Länge nad) in 2 unvollfommene Klappen; die Höhle beider
- wird von einer Iocerzelligen Haut ausgefleidet, welche bei Pi-
lularia 4, bei Marsilea 14—16 Fächer bildet, aus deren Wänden
bie. eigentlichen, zweifacdy geftalteten Früchte entfpringen, welche -
den aus den Blattnerven entfpringenden FSruchthäufchen der Farın
analog find. Die Ffugeligen Fruchthälter der Salvinia ftehen
gehäuft auf der Spike eined nach der Tiefe des Waſſers ges
richteten Aſtes, beftehen aus zwei Zellenlagen, haben im Innern
ein, die zweifach geftalteten Früchte tragendes Säulchen, und
bleiben bei der Reife geſchloſſen. Bei Isoetes find die ovalen,
zufammengedrückten Früchte nur aus einer Hauthülle gebildet,
und verdichten nervenähnlichen Streifen des erweiterten Blatt-
grundes aufgewachſen; in der Fruchthöhle find aus Zellgewebe
gebildete Fäden gefpannt, zwifchen welchen die Sporen frei
liegen. — Die Equifetaceen tragen ihre Früchte auf Stengel-
und Aftgipfeln in Geftalt von Nadelholzzapfen zufammengedrängt.
Der Zapfen befteht aus quirkftändigen, meift geftielten, ſechs—
eckigen Schilöchen,, welche auf der Linterfeite meift 6 häufige,
ſich der Länge nach öffnende Sädchen tragen. Dieſe Schildchen
find verwachfene Vlattfreife, die Säckchen eine Art Antherenz
der ganze Fruchtftand ift dem der Goniferen verwandt. — Bei
den, wahrer Blätter ermangelnden Characeen ift die Frucht nur
Anfchwellung eines Stengelglieded; die Seite 242 erwähnten
rothen Kügelchen zerfallen in dreiedige Klappenftüde. — In
den blattlofen Zellenpflanzen läßt. ſich die Frucht natürlich nicht
mehr auf das Blatt zurücdführen. Bei den Flechten befteht
die ganze. Pflanze aus 2 verfchieden gebildeten und gefärbten
Zellenfchichten, einer lockerern Marks und einer feftern Rinden-
ſchicht; die Frucht entwickelt ſich nur aus erſterer ald gallert-
Drgane und Metamorphofe der Pflanzen. 955
artiger, feinzelliger, Fugel= oder fcheibenfürmiger Kern, welcher
meift von befonderer Kernhülle umgeben ift. Die Flechtenfrüchte,
Apothecien, erheben fich oft auf Stielen, und werden dabei von -
der Marf- und Nindenfchicht überzogen. Eingefenfte oder auf
Stielen ſich erhebende Kerne treten allmälig durch Deffnung der
Zelfenfchicht ober ihnen an das Licht. In der Gallertmaffe des
Kernd liegen Fleinere und größere Zellen; letztere find ſchlauch⸗
formig und fchließen. die Sporen ein. — Größere Verfchiedenheit,
als bei den Flechten, zeigen die Früchte bei den Algen. Bei den
meiften Fucaceen finden fich an Aftanfchwellungen zahlreiche, mit
einer Fleinen Deffnung verfehene Höckerchen, innen mit Zellenfäden
und glasheller Gallerte erfüllt; unter den Deffnungen liegen
Heine Bälge, welche neben dünneren Fäden zahlreiche verfehrt-
eiförmige braune Körperchen, Sporen, einfchließen, und diefe
durch die Oeffnungen nad außen entleeren. Bei manchen Zangen
liegen die Sporen in Aftgipfeln, oder in der Gubftanz des uns
veränderten Lagerſtammes eingebettet; bei den Florideen fien
die Sporenbehälter an der Außenfläche; die Ulvaceen, ons
fervaceen, Noftochinen haben Feine eigentlichen Früchte, fondern
nur noch nadte Sporen, oder auch diefe nicht mehr, wo dann
die ganze Pflanze VBermehrungsorgan ift, und die unmittelbar
die Sporen umfchließenden Schlauchzellen nur modifizirte Elemen⸗
tartheile find, was in noch höherm Grade auch für die Pilze
gift. Unter diefen kommen bei Gafteromyceten und Pyrenomys
ceten noch Früchten höherer Ordnungen vergleichbare Behälter vor, -
während die Frucht der Hymenomyceten jener der Lichenen ähnelt;
bei einem Theile der Hyphomyceten finden fich noch Spuren
einer Fruchthülle, namlich Sporen einfchließende Zellen; andere
Pilze diefer Familie und die Coniomyceten haben nur nackte
Sporen ohne alle Fruchthülle, ald etwa die Oberhaut. Die
Früchte mancher Bauchpilge G. B. Sphärien) erinnern bald an
griffelfürmige Eierftöce, Höcker der Fucaceen, bald (von Hyste-
rium) an Früchte von Kruftenflechten, oder (Craterium) an
Mooskapſeln; bei den fonderbaren Schleuderpilzen ( Pilobulus,
Thelebolus, Sphsrobolus) werden die Fugelförmigen Früchte
ausgefchleudert. Bei Gafteromyceten und Pyrenompceten find.
Sporen und Sporenfchläuche in Decken und Hilfen (Wulſt und
256 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch.
Schleier), verfchloffenz die Hymenomyceten hingegen tragen ihre
Sporenfchläuche (ſelbſt nur Enden an die Oberfläche gelangender
Zellen) nach außen, wo fie, der fcheibenförmigen Flechtenfrucht
vergleichbar, gewöhnlich zu einer oberflächlichen Schicht zufammen-
gedrängt find, bald auf der obern, bald auf der untern Geite
dos oft fo zierlichen, fehr verfchieden gefärbten Huted. Wenige
Hyphomyceten tragen ihre Sporen noch in einer Fopfförmigen
Endzelle eingefchloffen; bei den meiften Tiegen fie frei, und die
Fruchtbildung diefer Familie erfcheint als bloße Abänderung der
Zellenbildung. Die Coniomyceten, welche jelbft nur aus zufam-
mengehäuften freien Sporen beftehen, ahmen doch manchmal
durch Aneinanderfchließen oder Kleben derfelben die Form ger
fchloffener Früchte G. B. des Kerns von Flechtenfrüchten, oder
die Geftalt von Gafterompceten) nach; mandje (jo Aecidium )
find auch von einer, aus der fie tragenden Pflanze gebildeten
Haut, wie von einem Balge umhuͤllt. — Die Sporen (Spori-
dien) der Kryptogamen gehen nicht, wie die Samen der Phanes
- rogamen, aus einem Cie hervor, und enthalten Feinen Keim,
fondern nur eine homogene fchleimige oder ölige Maffe mit
fornerähnlichen Bläschen. Die größern, elliptifchen oder ovalen
Sporen einiger Rhizofarpen find in eine doppelte Haut, anderer‘
noch dazu in Fryftallhelle Gallerte eingehüllt; die Fleinern unter:
fcheiden fich manchmal durch Geftalt und eigenthümliche Ber:
bindung nnter einander von den großen. Auch Isoetes und
- manche Lykopodien befisen zweierlei Sporen *). Sene der Equifeten
ftellen mifrosfopifche grünliche Kügelchen dar; an jedem find
2 an beiden Enden fpatelförmig erweiterte, fich im Anheftungs-
punkte durchfreugende Spiralfafern angeheftet. Diefelben find
fowohl am Ende, ald am fadenfürmigen Theil mit Körnchen
beſetzt (welche nach ‚meiner Beobachtung fehr feine, fphärvibifche,
*) Die äußere Haut der Sporen des gebräuchlichen Bärlapps
(Lycop. clavatum) {ft befanntlich zellig ; die Zellen find pentago—⸗
nal, ‘jede deutlich aus einer eigenen Membran gebildet, und
durch obwohl fchrmale, doch deutliche Zwifchenräume von_ den
andern getrennt. In diefen Zwifchenräumen an allen Eden
fehe ich num noch runde Zellen von außerordentlicher Kleinheit,
von welchen meines Wiffens nirgends Meldung gefchieht, und
wegen deren befonderer Feinheit die Bärlappfporen als Probe
u‘ u er
gegenitand (Test object) dienen Fünnen-
Drgane und Metamorphofe der Pflanzen. 957
ungleich große, durchfichtige. Bläschen darftellen), außerordentlich
hygrosfopifch, und wurden früher für Anthereit, in neuerer Zeit
für Sporenfchleudern CEfateren) erffärt. Bei den übrigen Fryp-
togamifchen Gefäßpflanzen, den Moofen und Lebermoofen Fommen
nur einerlei Sporen, meiftend von Fugelig tetraedrifcher Caber
auch ellipfoidifcher) Geftalt, und wenigftens in frühern Stadien
zu vieren vereinigt vor. Sie find von doppelter Haut umgeben,
und verfchiedener Farbe. In den Schläuchen der Flechten find
die aus fürnigem Schleim. fich bildenden fehr Kleinen Sporen
meiftend in mehrere (gewöhnlich 8) Reihen oder Häufchen ger
ordnet, wovon jeded wieder aus mehrmal 4 Sporen befteht. —
Bei den Aymeno- und Pyrenomyceten fommen die in Röhren-
zellen enthaltenen Sporen in Bildung und Zahlenverhältniß fehr
mit jenen der Flechten überein; bei den Gafteromyceten liegen
fie ohne Schläuche, allein oder mit flocigen Fäden in den Bälgen;
bei den Hyphomyceten hängen fie meiftens Außerlich in Klümp-
chen, oder Reihen von Schnüren verbunden; bei vielen Coniomy-
ceten find fie auch noch in beftimmter Zahl reihenweife dem Boden
des Pilzes angeheftet. — Sehr‘ verfchieden find die Sporen der
Algen gebildet. Die größern Sporen der Fucoideen werden
innerhalb der fie einfchließenden Mutterzelle noch von einer zarten
Haut umfleidet, und find von einer gleichförmigen Maffe zu:
fammenflebender Bläschen erfüllt; die öfters auch noch vor:
kommenden Fleinern Sporen liegen in den Außerften verdicten
Gliedern der Fadenenden, frei in der Balghöhle. In den Flo—
rideen find zum Theil die im Lager zerftreuten Sporen zu vieren
vereinigt. In einigen Ulvaceen finden ſich, als letzte Andeus
tung von. Sporen, noch Fleine Bläschen in den undeutlichen
Zellen ded Lagerd, Nur in wenigen Gonfervaceen und No
ſtochinen finden ſich noch Sporenfchläuche auf der Außenfeite
des Fadenſtammes; andere haben die Sporen in diefem felbft
eingefchloffen. Bei einigen, 3. B. den (gliederlofen) Vaucherien,
drängen fich diefe Sporen aus engen Deffnungen hervor, be
wegen ſich nach; Art der Sinfuforien, ruhen und keimen dann.
In den (gegliederten) Konferven häuft fich bei einigen Gattungen
noch die grüne Körnermaffe, wie bei den DBaucherien, an den
ER den Gelenfen oder an Stellen in den Zellen feldft an,
Pr 17
258 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch,
wodurd; diefe anfchwellen; in den meiften andern jedoch, fo wie
in den Noftschinen, ſchließen die Zellen nur eine chlorophyll⸗
ähnliche Maffe ein, aus welcher nach der Trennung jener die
jungen Pflänzchen fich entwickeln. Bei Oscillatoria, Calothrix,
Lyngbya erfennt man Feine befondere Sporenbildung mehr,
fondern ihre‘ geringelten Faden fcheinen nur aus aneinander ges
lagerten Chlorophyllkörnern zu beftehen. Palmella, die einfachfte
Alge, und der Flugbrand, der einfachfte Staubpilz, beftehen nur
aus einzelnen, einer Gallertmaffe eingelagerten Bläschen, deren
jedes zugleich Elementarorgan, Epore (Neproductiongorgan) und
Individuum ift. — Die Panzer der von mehrern Naturforfchern zu
den Algen gezählten Diatomeen fchließen meiftend Fleine Bläs-
chen ein, weldye Cnach meiner Beobachtung) an gegenfeitiger
Lage, Zahl, Größe in den verfchiedenen Individuen ganz außers
ordentlich abweichen, und in fo fern viel eher für Sporen, als
für Mägen angefehen werden können, welches Yeßtere der Fall
fein müßte, wenn man fie mit Einigen ‘zu den Sufuforien rechnen
wollte. Br
Hinfichtlich des innern Baues der Frucht, ded Samens
und der Spore bemerfen wir Folgendes. Die BVerfchiedenheit
der ſämmtlich durch Uebergänge mit einander verbundenen Frucht
hüllen entfteht nur durch die Veränderungen, welche das Zell-
gewebe des Ovariums bis zur Fruchtreife erfährt, und wobei
ſich Geftalt und Lage der Zellen häufig ändert, und das Chlor
phyll oft verfchwindet. Nur die Oberhaut der Außern Flädje
ift bei hülfen- und Fapfelartigen Früchten mit Spaltöffnungen
verfehen. Die Mittelfchicht Fommt im Bau oft noch mit dem
Dlatte überein, in andern Fällen, befonders bei lederigen und
holzigen Früchten, entftehen in ihr neue und von den andern
fehr abweichende Lagen des Zellgewebes. In der fleifchigen Frucht
hülfe der Beere und Apfelfrucht find die Zellen der mittlern
Fruchthaut meift von reichlichem, oft gefärbtem Saft erfüllt, der
diefen Früchten Gefchmacd und Farbe giebt. Es giebt aber auch
Beeren und Apfelfrüchte mit fefter, bisweilen faft holziger Ber
fchaffenheit (Holzbirne und Holzapfel, Quitte, manche Kürbis:
früchte, Beere der Sagopalme), welche fie durch dickwandige,
punftirte Zellen meiftens der äußern Parenchymfchicht erhalten.
=
Organe und Metamorphofe der Pflanzen. 959
Auch die Steinfchale wird aus Tauter diefwandigen, ypunftirten
Zellen mit oft fehr harten Wänden gebildet; fie enthält meiſtens
Gefäßbündel. Das Fleifch der Steinfrucht enthält öfters Saft
gänge mit Gummi, fetten Delen, Kryftallen. In Fapfelartigen
Früchten ift oft früher das Parenchym weich und faftig, und
wird erft bei der Reife trocden oder marfig. Der Fruchtbrei ift
meiftend aus einer Iockern, faftreichen Zellenmaffe gebildet; die
Parenchymzellen der Fruchtdecfen gehen diefelben Veränderungen
ein, wie jene der eigentlichen Fruchthüllen. — Während bei den
Fruchthüllen aller Phanerogamen die Gefäßbündel auf mancherlei
Weiſe durch die Mittelfchicht des Parenchyms verbreitet find, '-
fehlen fie in den reinzelligen Früchten der Kryptogamen ganz,
indem fie vor denfelben plößlich endigen. Bei den Ophiogloffeen,
Equifetaceen, Lyfopodiaceen befteht die Fruchthülle aus einer
doppelten, bei den Farın und NAhizofarpen nur aus einer ein.
fachen Zelfenlage. — Der innere Bau der Anhängfel und Samen-
decken ift gewöhnlich reinzellig. Die gelbe Farbe der fogenannten
Musfatblüthe wird durch gelbes ätherifches. Del zahllofer, zwifchen
den Zellen liegender Saftbehälter hervorgebracht. — Die Ober;
haut des Samens hat höchftend noch Andeutungen von Spalt-
Öffnungen, ihre Zellen find verfchieden geftaltet; einigen Samen
(fo dem der Brechnuß) feheint fie ganz zu fehlen; bei Korbblü-
thigen, Dolden, Gräfern, Palmen ift fie mit dem Samen innig
verwachfen, und nicht mehr zu erfennen. Die Samenfchale be
fteht meift aus zwei, oft ſchon durch Farbe unterfchiedenen Pa:
renchymlagen, die aber manchmal zu einer verwachfen find. Ihre
Die und Härte, wo fie vorhanden ift, kommt nur von der
Die und Härte der dann meift punftirten Zellenwände. Stets
gehen in die Samenfchale Gefäßbündel aus dem Samenträger
und Nabelftrang. Bei den Palmen dringt fie mit breiten Fort:
fagen in das vielfach gefpaltene Eiweiß ein. Die ſtets gefüß-
Iofe Kernhaut des Samens befteht bei eimeißlofen Samen aus
einer doppelten Zellenfchicht, bei eiweißhaltigen aus einer ein:
fachen, :oder fehlt ganz. Das Eiweiß ift ebenfalls nur aus
(dünnen oder dicken, aber immer durchfcheinenden) Zellen ge-
bildet, welche in fehr vielen Samen nur Amylonförner, in vielen
neben diefen auch fettes Del, fehleimige Stoffe enthalten, oder
260 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch.
auch, wie bei manchen Palmen, ganz leer find. Der Keim
befteht aus zartem Parenchym ohne Gefäße, welche ſich (aus
Bündeln Außerft feiner, enger und geſtreckter Zellen?) erft beim
Keimen erzeugen. Niückfichtlich des Inhalts verhält fich das
Parenchym des Keimes, wie jenes des Eiweißförperd. Ob auf
feiner Außerft zarten Oberhaut ſchon die Spaltöffnungen vorhanden
find, welche auf den ergrünenden Kotyledonen ericheinen, ift
zweifelhaft. — Die Sporen der Kryptogamen find meiftend
von doppelter Haut umgeben. Bei den Characeen, NRhizofarpen,
Lyfopodiaceen befteht nur die Außere Haut aus Zellen, die innere
ift einfach. Der Inhalt der größern Sporen vieler der genanns
- ten Pflanzen ift der Fovilla fehr ahnlich, und enthält wie. diefe,
größere, durch Jod ſich bfaufärbende Calfo. Amylon-) Körner,
und Feine Deltröpfchen. Auch die Feinern Sporen aller krypto⸗
gamifchen Gefäßpflanzen, der Moofe und Lebermooſe haben eine
doppelte Sporenhaut, und fimmen hierin, wie in ihrer Ent
wiclungsweife, »merfwürdig genug mit den Pollenförnern der
Phanerogamen zuſammen; die, vielleicht nur einfache Sporenhaut
der Flechten, Algen und Pilze fcheint nur eine gleichförmige,
wafferhelle. Membran zu fein.
Nach diefer Betrachtung der Frucht und des Samens gehen
wir zu einer Neihe von Bildungen über, welche die Grundlage
zu neuen Außern Organen darftellen, oder felbft ſchon diefe
Drgane in zufammengedrängtem Zuftande find. Sie tragen ent:
weder zur Vergrößerung der Pflanze, auf welcher fie fich ent:
wiceln, bei, oder wenn fie fich von derfelben trennen, können
fie fich zu einer neuen Pflanze ausbilden, und heißen deßhalb
Bermehrungsorgane Ihre Funftion ift daher ein bloßer
Entwiclungsaft, und beruht nicht auf einer Ausgleichung von
Gegenfägen, wie jene der Blüthentheile, durd welche der Same
entfteht. Zu den BVermehrungsorganen gehören die Knospen,
Knollen, Zwiebeln und Lenticellen. Eine Knospe ift die bereits
an die Oberfläche der Pflanze getretene Anlage zu einem neuen
Aft. Entwicelt fich eine Knospe am Gipfel, fo dient fie zur
Verlängerung ded Stammes oder eines fchon vorhandenen Aftes;
entwickelt fie fich an der Seite, zur Vermehrung der Aefte. Ent
wickeln fich in einem Blattwinfel mehrere Knospen, fo heißt die
Drgane und Metamorphofe dev Pflanzen. 31
am weiteften fortgefchrittene, Hauptknospe, die andern find die
Beifnospen. Beide entipringen aus Blattwinfeln; die fogenann-
ten zerftreuten Knospen aus unbeftimmten Stellen der Snterfoliar:
theile Cverwachfenen Blattbafen). Die Stellung der Knospen,
wenigftend der Hauptknospen, follte eigentlich mit der Stellung
der Blätter übereinftimmen; durch ungleichzeitige Entwicklung
aber, und den Zutritt der zerftreuten und Beifnospen wird diefe
Negelmäßigfeit, und alfo auch die regelmäßige Stellung der
Hefte fehr geftört. Die Knospe enthält fchon die fanmtlichen
Theile des Fünftigen Aftes in zufammengedrängtem Zuftande.
Wegen den außerordentlich verfürzten Snterfoliartheilen fcheinen
die untern Blätter Außere zu feinz fie find zudem gewöhnlich
troden, hautig, lederig, und umhüllen die obern (ſcheinbar innerm),
zarten ald Knospendecke. Auch vor der Entfaltung laſſen ſchon
alle Blätter der Knospe ihre Stellungsverhältniffe erfennen.
Der Unterfchied von Blüthenfnospen CFruchtaugen), und Blatt
fnospen (Holzaugen) beruht darauf, daß aus den erftern Aefte
ſich entwiceln, welche fogleich, Blüthen tragen. Auch an unters
irdiſchen Stämmen erzeugen ſich Knospen; die ſich aus ihnen
entfaltenden Aefte treten entweder. als Blätter» und Blüthen-
tragende, jeded Jahr abfterbende Stengel über die Erde hervor,
oder laufen unter diefer fort, und es erhebt ſich nur ihr Gipfel
über dieſelbe. Die fogenannten Ausläufer find nur niederliegende,
aus. Knospen des Rhizoms entftandene Seitenftengel. Bei Verea
und einigen Farren entwideln ſich Knospen aus den Blättern
und treiben noch auf der Mutterpflanze Wurzeln. — Knospen
auf fehr verfürztem, öfter von den Knospenblättern verdecdtem
(Zwiebelfuchen oder Zwiebelftod genanntem) Stamme heißen
Zwiebeln, bulbi. Sowohl aus unterirdifchen als oberirdifchen
Stämmen entwideln fich Zwiebeln; alle jedoch bilden ſich nur
unter der Erde aus. Alle Zwiebelblätter find urfprünglic dic
und fleifchig, die untern, feheinbar Außern vertrocknen aber fpäter,
und bededen die obern als Zwiebeldecke. Bei Pflanzen mit
fcheidigen Blättern find aud; die Zwiebelblätter fcheidig, und
beißen Schalen; bei andern decken fie fich oft fchuppenartig;
noch andere Zwiebeln endlich find gleichförmig und dicht. Aus
den Winkeln der Zwiebelblätter entftehen Brutzwiebeln, wie aus
262 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch.
den Winfeln der Stammblätter Knospen; Zwiebeln, welche ſich
aus dem oberirdifchen Stamm entwideln, und fchon vor der
Entfaltung fich von der Mutterpflanze trennen, heißen Knospen,
jwiebeln, bulbilli. Der oben erwähnte Zwiebelftod dauert ein
oder mehrere Sahre. Zwiebeln fommen vorzüglich bei Monofos
tyledoneen, doch auch bei Oxalis, Saxifraga, Corydalis vor;
Bulbillen auch bei Farrn und Lyfopodiaceen. — Berfchieden ges
ftaltete, fleifchig verdickte Seitentriebe oder verdickte, knospen⸗
tragende Aftgipfel heißen Knollen, tubera, und finden: fich
bei Orchideen, der Erdmandel, Kartoffelpflanze, manchen Schaft:
halmen x. Wie in den Zwiebeln die Knospe den Stamm über-
wiegt, fo hier der Stamm die Knospen; im Knollen ift aber
der Stamm viel vergänglicher, als in der Zwiebel. Die meiften
Knollen find unterirdifch, und tragen entweder nur eine, oder
(wie 3. B. die Kartoffel mehrere Knospen. Bei den Dahlien
dienen auch die verdickten Wurzelzafern zur Vermehrung, obſchon
fie feine Knospen tragen, welche fich erft fpäter aus ihnen ent
wiceln, wie diefes bei der Wurzel öfter beobachtet wird, und
ihre innere Berwandtfchaft mit dem Stamme, bei aller Ber
fchiedenheit der Richtung beurfundet: — NRindenhöderden,
lenticule , find kleine, zerftreute Höderchen oder audy nur
Flecken auf der Rinde der Pflanzen, befonders deutlich auf
ber Rinde der Baum und Strauchzweige, Urſprünglich glatt,
plagen fie fpäter in einer Ritze auf, und es brechen Wurzel-
zaſern aus ihnen hervor, wie diefes bei in Waſſer geſetzten
Pappeln- und Weidenzweigen Leicht zu beobachten ift, und beim
Epheu und andern Iuftwurzelnden Pflanzensfchon an der Luft
gefchieht. Auf den Laubhölzern ftehen die Lenticellen meift zer⸗
ftreut, bei vielen Frautartigen Gewächfen in einer gewiffen Ord⸗
nung. Wie bei den Knospen, kann man auch bei ihnen Haupt-
und Beilenticellen unterfcheidenz; wie jene, fommen auch diefe nur
zum Theil zur Entwicklung. Daß zwifchen Knospen und Lenticellen
eine innere Beziehung, ein Bicariren beftehe, erhellt daraus, daß
- Wurzel und Stamm unter der Erde Lenticellen (Wurzelknospen),
über ihr Knospen treiben. — Unter den Zellenpflanzen haben
nur noch Moofe und Lebermooſe Vermehrungsorgane, und
zwar Knospen. Einigermaßen find diefen auch die Laublappen
Organe und Metamorphofe der Pflanzen. 263
*
vergleichbar, durch welche ſich manche Lebermooſe vergrößern.
Bei Moofen und Lebermoofen kommen aber auch noch, gleichfalls
zur Vermehrung dienende, fogenannte Brutförner vor, wie
ſich dergleichen bei Phanerogamen nicht finden. Sie find grün,
aus einer oder mehrern Zellen gebildet, trennen ſich leicht von der
Mutterpflanze, treiben Wurzelhaare, und wachfen Teicht zu neuen
Pflanzen aus. — Auch bei den Flechten finden fich ſolche Brut-
förner, welche in Maffen, an verfchiedenen Stellen aus dem
Lager hervorbrechen, und Soredien heißen, wenn fie mehr
reguläre rundliche Häufchen darftellen. — Bei Algen und Pils
zen fommen Feine fo deutlichen Vermehrungsorgane vor; von
letztern befißen die mit einem Fadenftamme oder Strunf vers
fehenen nur Fortpflanzungstheile, und die ſtrunkloſen beftehen
ferlöft nur aus folchen. — Was den innern Bau der Der
mehrungsorgane betrifft, fo verhalten fich die Knospen wie
die aus ihnen entwickelten Aefle, nur daß alles fi) noch im
zarteften Zuftande befindet; die Zwiebeln enthalten in ihrem Zell
gewebe viel Stärfmehl und Schleim, ihrer Oberhaut fehlen die
Spaltöffnungen, der Zwiebelftocf fommt in der Tertur mit dem
unterirdifchen Stocke überein; eben fo die Knollen, deren Zellen
von Stärfmehl überfüllt find, und in denen der Lauf der Gefäße
geftört iſt; in den Lenticellen reichen die Gefäße nicht bis im die
Spiße, fondern diefe wird nur aus Zellgewebe gebildet.
Wir gedenken ſchlüßlich noch einiger Nebentheile, welche
auf der Oberfläche ſehr verſchiedener Pflanzenorgane, zum Theil
. als Ueberzug und Bekleidung vorkommen. Sie zeigen ftetd einen
‚rein zelligen Bau, und entfpringen entweder nur aus der Ober⸗
haut, oder auch aus der unter ihr Tiegenden Zellenfchicht. Man
rechnet zu ihnen die Haare, die bald furz, bald lang, bald
fparfam, bald dicht ftehen, oft einen Filz bilden, manchmal in
Borften verwandelt werden, oder (jo bei Rubus, Rosa) zu
Stadheln verhärten, die man wohl von den Dornen unter:
fcheiden muß, welche Teßtern immer umgewandelte, verholzte,
Gefäße enthaltende Organe find. Die fogenannten Schülfern,
Feine, dicht flehende, der Oberfläche oft befondere Farbe und
Metallglanz verfeihende Schüppchen gehören auch zur Haar⸗
bildung. Die Drüſen find kleine glänzende, bald von einem
26A Allgemeine Haturgefchichte. VII. Buch.
Haar oder einer Borfte' getragene, bald figende, verfchiedenfarbige
Köpfchen, welche häufig flüchtige Dele, Elebrige, auch brennende
Säfte einfchließen, und oft den Pflanzen ihren Geruch ertheilen.
Bisweilen find fie unter die Oberhaut verfenft, und erfcheinen
in manchen Fällen als durchfichtige Pünktchen (ſehr deutlich bei
Hypericum perforatum); im Mesembryanthemum crystailinum
überziehen fie wie Eiötropfen Stengel und Blätter. Endlich ge
hören zu diefen Nebentheilen noch die Warzen, welche fefter,
härter, oft auch größer, als die Drüfen find, und feine eigene
Flüffigfeit enthalten. — Den Bemerkungen über den innern Bau
der Nebentheile fchiefen wir einige über den innern Bau der
Oberhaut, epidermis, voraus, Diefe ift eine meift farblofe,
zarte, aus Zellgewebe gebildete Membran, bisweilen mit, anderer
male ohne Snterzellulargäange. Die Zellen der Oberhaut fi ind fehr
verfchieden geftaltet, enthalten nie Chlorophyllfürner, in der
erften Sugend Saft, Caus dem fich oft Kryftalle abfegen,) fpäter
faft durchgängig Luft. Die meiften mit einer Oberhaut ver:
fehenen Pflanzen haben zwifchen deren Zellen Spaltöffnungen,
stomata, pori, länglich elliptifche, von zwei halbmondfürmigen
Parenchymzellen gebildete Spalten; unter ihnen liegen Lufthöhlen
im Zellgewebe, über ihnen bilden die Oberhautzellen auch oft
Heine Höhlen. Die durch die Zellen der Epidermis über den
Poren gebildeten Deffnungen find Freisrund, oval, auch vieredig.
Außer den Phanerogamen finden fich auch bei manchen Mooſen
wahre Spaltöffnungen; bei den mit Oberhaut verfehenen Leber:
mooſen erfcheinen fie uur noch ald warzenfürmige Erhöhungen,
die aus Oberhautzellen gebildet, und oben mit einer Deffnung
verfehen find, unter welcher aber feine Pore Tiegt. An nicht
grünen Pflanzentheilen werden die Spaltöffnungen feltener, oder
fehlen ganz; den grünen Theilen find fie hingegen weſentlich,
und die grüne Farbe ift eine beftimmte Folge ihres Vorhanden-
feind. Die Spaltöffnungen liegen ferner auf den Parenchym-
fielen zwifchen den Gefäßen, und bilden daher bei Equifetaceen,
den meiften Monofotyledoneen und auch den Nadelhölgern, wo
jene einen regelmäßigen Verlauf. haben, geordnete Reihen,
während fie auf den, ein unregelmäßiges Aderneß zeigenden Blättern
der Farın und Difotyledoneen- ohne beftimmte Drdnung ftehen. —
Drgane und Metamorphofe der Pflanzen. 265
Die Haare beftehen entweder aus einzelnen verlängerten Zellen,
oder einzelnen oder mehrern Zellenreihen. Sie find farblos oder
durch Säfte gefärbt, meiftens verdünnt und pfriemenförmig;
manchmal aber widerhadig, veräftelt, fternförmig, perlichnurs
förmig, häutig, fehuppenartig, fprenähnlic (fo bei Farrn) ꝛc.
Zwifchen Haaren, Blättern, Papillen finden manche Uebergänge
ftatt, je nachdem die Oberhautzellen fid) verlängern, oder nur
aufgetrieben werden, oder fich in Höcer und Spisen erheben.
Auch die Drüfen find nicht immer aus einer einzelnen, fondern
oft aus vielen Zellen gebildet.- Sehr von ihnen verfchieden find
die Gefäßdrüfen, zu denen außer Neftarien und Stempels
hüllen auch noch manche drüfige Bildungen auf Stengeln, an
Sägezähnen mancher Blätter und auf Staubfäden gehören, und
die ſaͤmmtlich umgewandelte blattartige Organe darftellen.
Rückblick.
Der im gegenwärtigen Hauptſtück gegebenen Darſtellung
des Pflanzenbaues liegen drei große, erſt in neueſter Zeit klar
erkannte Wahrheiten zu Grunde, Die erſte iſt, daß ſich Che-
fonders deutlich in der ganzen höhern Pflanzenwelt) alle vege:
tabilifchen Organe auf das Blatt zurücführen Iaffen, und deffen _
Ummandlungen darftellen,; durch fie wird die Lehre von der
Metamorphofe begründet, wie fie Göthe zuerft erfaßt, Ernft
Meyer noch vollftändiger und tiefer entwickelt hat. Während
nämlich Göthe den Stengel mit feinen Knoten als einen befondern,
von den Blättern verfchiedenen Theil anfah, erwies E. Meyer N),
daß derfelbe nur von den latenten verwachfenen Blattbaſen ge:
bildet werde, und ein eigenes, den Blättern gegenüberftehendes
Stengelfgitem im Grunde nicht eriftire. Bei der Entfaltung
einer Knospe ftrecfen ſich dieſe verwachfenen Blattbafen in die
Länge und bilden die Interfoliartheile. Auch der ausgewachſene
Stamm befteht aus einer Reihe latenter Blattbafen. Knoten
find nur die unterften, meift verdickten Theile des latenten Blatts
grundes; fie, Interfofiartheile und freie Blätter find nur Theile
.*) Seine bei der Literatur dieſes Hauptſtücks aus Verſehen aus—
gelaſſene wichtige Abhandlung: Die Metamorphofe der Pflanze
und ihre Widerſacher“ ſteht im 1832 2
— ſacher“ ſteht im Jahrgang 1832 von Schlechten
266 ‚Allgemeine aturgefchichte. VII. Buch,
des Blatted im weiteften Sinn. Der Keim befteht ebenfalls nur
aus Blättern, und feine Snterfoliartheile aus deren verwachfenen
Bafen. Nach Meyer wäre auch die Wurzel nur aus unent⸗
wicfelten Blättern Cim weiteften Sinn) gebildet, und ftellte fogar
fein dem Stamm entgegengefeßtes Syſtem dar, fondern gehörte
gleichfall3 dem auffteigenden Syftem an. Die zweite große
Wahrheit, deren Entwicklung man vorzüglich Schimper und Braun
verdankt, Iehrt, daß das ganze Blattiyftem nad) beftimmten fort
fehreitenden Zahlenverhältniffenangeordnetfei, Turpin, Agardhu. A.
erfannten drittens, daß die einfachften Pflanzen nur aus einen,
. oder wenigen Elementartheilen, Zellen, beftehen, diefe fich dann
zu Fäden, Reihen von Faden in Flächen aneinander legen, und
alfo das Blatt darftellen, welches durch die Ummandfungen,
welche es erleidet, endlich allmälig den ungeheuern Reichthum
der vollfommenern vegetabilifchen Formen darftellt. Die niedrig-
ften Staubpilze und Algen beftehen nur aus einer Zelle, die
Staubfchorfe, Schnuralgen, Gonfervaceen aus einer Aneinander-
reihung und Verbindung mehrerer, welche auf diefe Weife Fäden
darftellen, in ihrer Höhlung zum Theil ſchon andere Zellengebilde
ald Sporen ablagern, ſich manchmal verzweigen, und um bie
ſich 3. 8. in den Noftochinen eine Gallerte herum legt. Fügen
fi Zellen ohne fadenartige Anordnung übers und nebeneinander,
fo entftehen die Flechtenlager, bei fadenartiger Anordnung bie
zufammengefegten Stämme von Hutchinsia und Lager von Ulva.
- Der Wulft, Strunf, Schlauchboden und Balg vieler Pilze, das
Lager der Zange find. ebenfalld nur aus. vereinigten und zu—
fammengedrängten Zellenmajfen gebildet. Auf diefen Stufen
find manchmal einzelne Organe etwas höherer Formen faft ganz
fo gebildet, wie ganze etwas niedriger ftehende Pflanzen; gleich
als wären folche zu jenen zufammengetreten. Zugleich find ſo⸗
wohl Ernährungs» und Fortpflanzungsorgane, ald auch Stamm
und Blätter miteinander verfchmolzen, und erft in Riccioideen
und Marchantien beginnt eine Trennung diefer letztern, bis bei
andern Lebermoofen und allen Moofen Stengel und Laub fich
vollfommen fcheiden, was von nun an (einzelne Ausnahmen ab-
gerechnet) immer ftatt findet, und wobei allerdings der Stengel
als centrales, das Laub als peripherifches Syſtem auftritt. —
Drgane und Metamorphofe dev Pflanzen. 367
Die Keimung der Fryptogamifchen Gefäßpflanzen beginnt mit
einer Bereinigung von Zellen, welche fich aus dem Inhalt der
Spore erzeugen, und das junge Moos und Farrnfraut ift gleich.
fam zuerft eine Konferve; bei den Phanerogamen hingegen ent-
wicelt ſich nur die im Keim _vorgebildete Pflanze, indem ihre
Blätter fic) entfalten, und aus deren Achſeln oder dem Gipfel
ſtets neue, immer mehr umgewandelte Blattreihen hervorfommen,
bis endlich Blattkreife entftehen, in welchen die vitale Spannung
fo groß, der Gegenfas fo innig geworden ift, daß in feiner
Ausgleichung Feine neuen Blattfreife, fondern der Same erzeugt
wird, der die Anlage einer neuen Pflanze in fich tragend, eben
deßhalb von der alten, als einem ihm fremd Werdenden ſich
losreißt. Schon fehr früh treten neben der Zelle neue Elementars
organe, die Gefäße auf; Spiralfafern finden fich ſchon in den
Fruchtklappen und Schleuderfäden der höhern Xebermoofe, in den
Blättern und im Stengel bei Sphagnum. Bon jest an fehlen
diefelben nicht mehr, und vermehren durch ihre verfchiedene
Stellung und PBertheilung auch ihrerfeitS die Derfchiedenheit,
welche in fo vielen andern Beziehungen zwifchen Fryptogamifchen
Gefäßpflanzgen, Mono» und Dikotyledoneen herricht. Schaft:
halme, Farın, Ophiogloffeen nähern ſich im innern Bau bald
mehr-den Mono⸗, bald mehr den Dikotyledoneen; in gewiſſen
Waſſerpflanzen aller drei Abtheilungen der Gefäßpflanzen herrfcht
eine Uebereinftimmung im Bau; manche der Gefäße entbehrende
Farın, dann Lemna, Ceratophyllum verbinden Gefäß- und
Zellenpflanzen. — Alfenthalben geht der innere Bau der Meta-
morphofe parallel, und beftätigt feinerfeitd die Lehre von der
Bildung ded Stammes aus den verfchmolzenen Blattbafen.
Es folgen bier noch einige Erläuterungen über folche Bunfte,
welche in vorſtehender Schilderung des Pflangenorganismus nur Furz
berührt werden fonnten.
Stammmwurzeln fommen vor bei Bäumen, Sträuchern, dem
Sartenfalat, der Möhre; Zaferwurgeln bei Gräfern, Zwiebel—
gewächfen,, und entfpringen oft auch aus verfchiedenen Stellen des
über oder unter der Erde hinfriechenden Stammes, wie bei Equiſe—
ten, Münzen ꝛc., oder aus dem aufgerichteten Stamme, wie beim
Ephen, oder fogar aus den Blättern, wie bei manchen Farın (Luft-
wurzeln). Bei einigen Bäumen (Clusia, Rhizophora) verlängern
968 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch.
fich die Luftwurgeln von den Heften der Krone 80 — 100 bis zur Erde
herab. Haarwurzeln finden fich bei Moofen, einigen Flechten
und Pilzen; die übrigen Zellenpflangen haben ftatt aller Wurzeln
nur fcheiben» oder Enollenförmige Theile zur Anheftung, oder heften
fich mit der ganzen Unterfläche an (Kruftenflechten, Pilze), oder
liegen frei auf der Erde (Lichen esculentus) oder fehwimmen im Waffer
(Conferse). Stamm» und Zaferwurzeln ändern fehr in Größe, Zahl
der Nefte oder Zafern und Konfifteng. Bei Spirea filipendula, Ficaria ra-
nunculoides verdicken fich die Zaferenden in rübenförmige Knollen;
die Warzen der Cuscutz find vermuthlich nur verfürgte Luftwurzeln.
Die Zellen und Interzellulargänge vieler Wurzeln enthalten Stärf-
mehl, Schleim, Farbftoffe, Kryſtalle. Manche enthalten auch Luft-
Hänge, und eine deutliche Marfröhre. *
Ein Rhizoma iſt z. B. bei Iris, Gratiola, Dentaria bulbifera, La-
thraa squamaria, allen mehrjährigen Gräfern, den ausdauernden Carex,
inländifchen Farrn, Scabiosa succisa vorhanden. — Die Blätter fliehen
nur bei Palmen, Farrn, Corydalis cava, Cyclamen europzum auf
dem Gipfel des Stammes zufammengedrängt, meiftens aber an
Stamm und Aeiten in gewiffen Entfernungen voneinander wodurch
die Snterfoliartheile oder Snternpdien entfliehen. — Stammlofe Zellen-
pflanzen find viele Bilge, mehrere Algen, Flechten, Lemna, — Die
fünf Hauptarten des Stammes wurden ſchon Seite 231 angegeben,
1) Krautſtamm nennt man die Frautartigen oder doch nur un—
vollfommen verholgenden Stammformen, welche bei Gefäß- und
Zellenpflanzen vorfommen. Hnterarten von ihm find der Stengel,
Grashbalm, Binfenhbalm, und bei Kryptogamen der Moos- und
Laubftengel. 2) Der Holzſtamm kommt ſtets nur mit einer
deutlichen Stammwurzel vor, die Gefäßbündel in feinem Innern
flehen dicht nebeneinander im Kreife, die auf dem Duerfchnitte als
(Fonzentrifche) Sahresringe erfcheinen; der innerfle Ning fehließt
die nur aus Zellgewebe beftehende Marfröhre ein; um den äußeriten
liegt die Rinde, welche auch nur von Zellgewebe gebildet wird:
ihre innerfte Schicht heißt Baſt. Der eigentliche Holzſtamm fommt
bei allen difotyledonifchen Laubhölgern und bei den Nadelhölzern
vor, und ift fait immer äſtig. Von ihm unterfcheidet fich der nur
mit einer Zaſerwurzel verfehene, Feine Bahresringe und Feine Rinde
jeigende Stod, der bei baumartigen Farın, Palmen, manchen
Asparagineen (alſo Monofotyledoneen) vorfömmt. 3) Der Lager-
famm if aus unvollfommenem Zellgewebe gebildet, hat Feine eigent-
lichen Wurzelgafern, oft nur einen Anollen oder Scheibe, findet fich
bei den Flechten und manchen Algen, un) geilaltet fich, höhere
Stammformen nachäffend, fehr mannigfaltig. 4) Pilzſtamm oder
Strunk. Auch er ift aus unvollfommenem Zellgewebe gebildet, aber
flets vollig blätterlos, meiftens am Grund mit Wurzelhanren befebt,
Organe und Metamorphofe der Pflanzen. 269
manchmal jedoch nur durch eine fcheiben» oder warzenförmige Er-
weiterung des Grundes im Boden angeheftet. Nur felten iſt er in
Aefte getheilt. Der Fadenſtamm wird entweder nur aus einer
einzigen röhrigen Belle, oder aus mehrern aneinander gereihten
Zellen (oder Gliedern) gebildet. Er wird bei Chara, bei Pilzen und
Algen gefunden, bat nie eine eigentliche Wurzel, iſt einfach oder
geäftet, fchließt oft im Innern die Fortpflanzungstheile ein, und iſt
bisweilen von Schleim oder Gallerte umgeben.
—Waährend bei vielen Crassula, Sedum die Blätter fo fleifchig
geworden find, daß fich die Gefäße ganz im Barenchym verlieren,
‚bat Ouvirandra fenestralis Dupetit-Thouars (Hydrogeton fenestrale Pers.)
Blätter ohne Parenchym, welche nur aus einem Gefäßnetz von voll
fontmener Regelmäßigfeit beftehen, das täufchend einer ſchwarzen
Kante gleicht. (Sie wächst im Waffer der Bai von Diego Soarez an
Madagasfar, und die langgefielten Blätter flottiren auf der Ober—
fläche. Die Pflanze gehört in die Familie der Najades, ift Aponoge-
ton und Hydrostachys verwandt und ihre Wurzel giebt eine angenehme
Nahrung). — Nach Seite 234 find die fo verfchiedenen Formen der
Blätter Hauptfächlich durch die Art der Gefäßvertheilung bedingt.
Die Räume zwifchen den Gefäßen find mit Zellgewebe erfüllt. Dft
löst fih der als Hauptnerve durch die Blattfcheibe Taufende Blatt-
fiel erft im diefer in Gefäßbündel auf, manchmal theilt er fich fchon
früher in mehrere Zweige, und jeder breitet fich zur Blattfcheibe
aus; fo entſteht das gefchnittene Blatt mit feinen fehr verfchiede-
nen Unterarten, nämlich dem getheilten, gefpaltenen, gelappten,
bandnervigen, fußnervigen, fchildnervigen Blatt ꝛc.; ſetzt fich der
Blattitiel als Mittelnerv in die Blattfcheibe fort, in feiner ganzen
Länge beiderfeits fich im feinere Nerven verzweigend, das fieder-
nervige. Der Zufammenhang der Scheibe zwifchen den einzelnen
Nerven wird aber häufig mehr oder minder weit von ihrem Hrfprung
aufgehoben, woraus die gezähnten, gefägten,, geferbten, buchtigen,
fledertheiligen, fiederfpaltigen Blätter hervorgehen. Gliedern fich die
am Grunde nadten Seitennerven durch Gelenfe von dem Mittel-
‚nerven ab, fo heißen die mannigfachen , hiedurch entſtehenden Blatt»
formen gefiederse. — Der Richtung nach können die Blätter
horizontale, vertikale, fchiefflächige, verfehrtflächige fein; fie Fönnen
an Stamm und Neften angedrüdt, aufitehend, abftehend, zurüdge-
Schlagen fein : fie können ferner büfchelförmig , raſenförmig, dachziegel-
förmig, und dann in Teicht erfennbaren Reihen ſtehen, wonach fie
zwei⸗, drei⸗, vier-, vielzeilige heißen. — Die gegenfeitige Stellung
der Blätter unter fich, und ihre Anordnung um das Stamm- und
Aſtſyſtem giebt die Blattfielung im firengern Sinn, deren Grund»
fäße hier: folgen. — Bei vielen Difotyledoneen ſtehen, um mit der
einfachften Stellung zu beginnen, fowohl die Kotyledonen als die
270 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch.
Blätter der erwachfenen Pflanze einander zu zweien gerade gegen-
über, fo daß fie zwei Nadien eines Kreifes darftellen, der-durch fie
in zwei Hälften von 180% getheilt wird. Dan bezeichnet diefe Stel«
lung durch 1%. Bilden 3, 4, 5, 8 20. Blätter (bei ganz gleichen
Abftänden) einen Wirtel, verticillus, ſo werden ihre Divergenzen
durch 14, Yar Ya, % ꝛc. ausgedrüdt. (Es ift zu bemerfen, daß die
Zahl der Wirtelblätter an einer und derfelben Pflanze nicht immer
gleich bleibe, fondern gewöhnlich um die Mitte blätterreichere, nach
‚oben und unten blätterärmere Wirtel fliehen.) Nur bei wenigen
Pflanzen find alle Wirtel fo geſtellt, daß ihre Blätter genau über-
einander liegen, und biedurch nach der Zahl der Wirtelblätter 2-
‚(Najas minor, Potamogeten densum), 8- (Jungermannia coalita), 5= (nur
in -Blüthen 3. 8. der Schlüffelblume, Aurifel, Sedum) zeilige Blatt-
orönungen entfliehen. Gewöhnlicher, als diefe gleichgeftellten
MWirtel, find die alternirendenz bei welchen die Blätter des
obern Wirtels über den Zwifchenräumen des untern fliehen, wodurch
dann 3. B. bei zweiblätterigen Wirteln 4 (über’s Kreuz ſtehende)
Dlattzeilen gebildet werden; fo 5. B. bei Lamium album, Syringa vul-
garis, Dipsacus fullonum etc, Stehen je drei 2blättrige Wirtel wech-
felsweife übereinander, fo daß erfi der vierte gerade über dem eriten
zu ſtehen kommt, fo entfichen 6 Blattzeilen, wie 4. B. in Mereurialis
perennis, Fünf 2blätterige alternirende Wirtel werden 10 verfchiedene
Richtungen und eben fo viel Blattzeilen, 8 werden 16, 13 werden 26,
21 (wie an manchen Zapfen der Rothtanne) 42, 89 (wie manchmal
im Blüthenfopf von Dipsacus sylvestris vorfommen,) werden 178 Blatt»
geilen bedingen. Stehen 2 3blätterige alternirende Wirtel über-
einander, von welchen der dritte wieder dem eriten gleichgeſtellt iſt,
ſo giebt diefes 6 Blattzeilen; 3 3blätterige Wirtel bilden 9, 5 folche
24 Blattzeilen; 2 Ablätterige Wirtel werden 8, 2 5blätterige 10,
2 43blätterige 26 Zeilen bewirken. Bei den gleichgefiehten Wirteln
bleibt die Divergenz der Blätter und Zahl der Blattreihen durch die
ganze Are gleich, und ihre Gleichflelung läßt fich durch Wieder-
holung des Bruches bezeichnen, welcher fehon für den Ausdrud ihrer
Blätterzahl gebraucht wurde: fo daß (1%) %% gleichgeftellte 2blätterige,
(43) % gleichgeftellte Sblätterige Wirtel bedeutet. Alternivende Wit-
tel laſſen fich ebenfalls durch 2 Brüche ausdrüden, wovon der ein—
geflammerte Zahl und Divergeng der Blätter im einzelnen Wirtel,
der freie Divergenz und Zahl der Blattzeilen angiebt. Für 2blät-
terige Wirtel entfichen fo die Brüche: (42) Ya, (9%) Yar (Ya) Yar
(I Yor Wo) Yer (9%) Yarı (Vo) Yız ie, für Sblätterige: (1) %,
(4) ur (vo) %ar (43) Us re; für Ablätterige: (Ya) Yar (YA) %r
) Yar (Ya) Yo 10; für Sblätterige: (14) %, (%) Yor %) Apr
(4) %5 te; für sblätterige: (14) Yar (4) Us / (%) ꝛc. Theilt
man dem Irenner des zweiten Bruches durch den des erſten, fo erbält
Organe und Metamorphofe der Pflanzen. 2714
man die Zahl der in die Wechſelſtellung eingegangenen W. Die
Stellungsverhältniſſe der alternirenden W. rücken in einer beſtimmten
Reihe fort. Dieſe ift 0, 1, 4, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89 ıc.
Dividirt man in obigen VBeifpielen den Nenner des freien Bruches
durch jenem des eingefchlofenen, fo kommt diefe Zahlenreihe heran,
in welcher jedes Glied der Summe beider vorhergehenden gleich iſt.
Die einzelnen alternirenden W. find bei diefen Stellungen gleichfam
übereinander gehoben, und um eine Are gedreht, wobei endlich ein
oberer wieder genau über einen beffimmten untern zu-liegen kommt,
und fonach ein Wirteleyklus vollendet it, deffen Drehungszahl aus
der Divergenz der Wirtel refultirt. — Stehen nur je 2 Wirtel ab—
wechfelnd übereinander, fo muß die Divergenz der alternirenden
Blätter jener der Blattzeilen gleich fein; beiteht aber der Cyklus
aus mehr als 2 Wirteln, fo -divergiren die Blätter von 2 zunächſt
-übereinander ſtehenden Blättern meiſt um mehrere, jedoch immer in
die vorher angegebene Progreffionsreihe fallende Zeilenabſtände. Die
Zahl letzterer Hellt in jener Reihe immer das Glied dar, welches
dem die Zahl der W. bezeichnenden Gliede vorausgeht. Auch die
Divergenz alternirender W. kann daher durch einen Bruch bezeichnet
werden, welcher die Zahl der Blattzeilen zum Nenner, und die zwi—
fhen je 2 Anfangsblätter fallende Anzahl der Beilenabitände zum
Zähler hat, Die Zeilenzahl dreier 3blättriger alternirender W. iſt
9, die Abflandszahl der Anfangsblätter 2, die Divergenz alfo 34;
die BZeilenzahl von 5 2blätterigen W. ift 10, die Abſtandszahl der
Anfangsblätter 3, die Divergenz demnach %o 2. Es ift Har, daß
fich die oben angegebene Progreffionsreihe der Blattdivergenzgen, fo
wie die Reihe der Divergenzen der Wirtel felbft belichig weiter fort-
führen laſſen, und daß fih, da die Arten der Progeflion befannt
find, alle in der Natur vorfommenden und überhaupt möglichen
Blattfiellungen auf die angegebene Weife finden und nusdrüden
laſſen. — Außer den oben berührten Abweichungen in der Blätter—
zahl der einzelnen Wirtel an derfelben Pflanze oder verfchiedenen
Sndividuen derfelben Gattung, findet man auch öfters alternirende
W. mit einzelnen, fpiralig geflellten Blättern abwechfeln; oder die
Wirtelfielung am Stamm geht in der Blüthe in die Epiralitchung
über. Diele alternirende W. bringen auch durch die abwechfelnde
Stellung ihrer Blätter Spiralreihen hervor; oder getrennte alter»
nirende W. gehen in zufammenhängende Spiralwindungen über ꝛc.
E. Meyer betrachtet den Wirtel als Typus aller Blattftellung;
die Epiralenuralsfefundär, weil im Keime aller Difotyledoncen
die Wirtelſtellung urfprünglich fei, und man bei ausgebildeten Bflan-
gen (3. B. der Myrthe, Efche, Purpurweide) oft noch deutlich fehe,
wie die Blätter der W. auseinander geriffen, vereinzelt, und endlich
fpiralig geftelt würden. Schimper und Braun fehen hingegen den
27% Allgemeine Naturgefchichte. YIL. Buch.
Wirtel als aus der Spirale hervorgegangen an; Bifchoff
fcheint geneigt, bei Difotyledoneen den Wirtel, bei Monokotyle—
doneen und Kryptogamen mit Blättern die Spirale.als primär gelten
zu laſſen. — Was die einzeln um Stamm und Aeſte fichenden Blätter
betrifft, fo if das einfachtte Verhältniß derfelben das, wo 2 Blätter
nach entgegengefehten Seiten fiehen, und das dritte wieder über dem
erfien, das vierte über dem zweiten ficht, wodurch die Blattſtellung
zweizeilig wird. Bei diefer Stellung fallen alle Blätter nach zwei
Nichtungen, als wenn gleichgeftellte 2blätterige Wirtel vorhanden
wären, und die Divergenz zweier nächſten Blätter und der beiden
-Blattzeilen ift — 1% Kreis. (Sp bei der Ulme, Linde, Erbfe,
Wide, vielen Gräfern, Liliaceen ꝛc.) Sind 3 Blätter nach ver-
fchiedenen Seiten gewendet, das vierte aber wieder über das erike,
das fünfte über das zweite geſtellt, fo ift die Divergenz zweier näch-
fien Blätter und der 3 Blattzeilen — 1% Kreis. (So bei Dolden-
pflanzen, dem Lein, mehrern Cactus, den Scirpus, Cyperus, Carex,
mehrern Moofen 20.) Sn beiden vorigen Stellungen bilden die Blät- _
ter nur einen Umlauf; 2 hingegen in den (fehr zahlreichen) Fällen,
wo 5 Blätter um die Are ſtehen, und erit das fechste wieder über
dem erfien liegt (wie bei der Kartoffel, Ribes, Bomaceen, Rosa, Or⸗
chideen, manchen Moofen). Hier erhält man zwar auch 5 Blatt-
reihen, und für diefe eine Divergenz von %% Kreis, aber zwei zunächit
aufeinander folgende Blätter fichen jedesmal um 2 Zeilenabflände
von einander, und die Divergenz der Blätter .ift alſo = 4 Kreis,
Diefe Bezeichnung der Divergenzen giebt alfo auch die Zahl der
Umläufe oder Eyflen an. Bei Syliedrigen Cyklen (die 5. B. beim
Kohl, Rettig, dem Lorbeer, der weißen Lilie vorfommen,) find 3
Umläufe nöthig, deren Divergenz alfo — % ill; bei 13 (die man
bei Bellis perennis, Chrysanthemum leucanthemum , Leontodon taraxacum,
mehren Hypnis findet) 55 bei 24 (vorkommend bei Isatis tinctoria,
den Zapfen der Rothtanne) 8, wodurch fich die Divergenzen As und
%, ergeben. Diefe Beifpiele lehren, daß die Zahlenverhältniffe und
zwar bei Nennern und Zählern ganz in derfelben Weiſe fortfchreiten,
wie bei den alternirenden Wirteln, und daher tief in der Natur be
gründet find. — Sind die Interfoliartheile an irgend einer Pflanze
oder Bflanzentheil fo verkürzt, daß man die in einen Eyflus fallende
Anzahl der Blätter (aus welcher ſich nach der angegebenen Pro—
greflionsreihe fogleich die Divergenz finden läßt) nicht mehr beflimmen
kann, fo berücdfichtigt man die andern Spiralreihen, welche bei zahl-
reichen und dichtſtehenden Blättern außer der einzelnen, typiſchen
Spiralreihe noch vorfommen. ‚Bei einem dichtbeblätterten Zweig
des Sedum acre erfennt man bis 43 parallele Spiralreiben; durch)
deren Zahl ift zugleich die Zahl der Blätter eines Cyklus gegeben;
mittelft der Brogreflionsreihe kann man die Divergenz und hiemit
Drgane und Metnmorphofe der Pflanzen. 273
die richtige Bezeichnung der einzelnen und wahren Spiralreihe einer
Blattftellung finden, da, bei einmal befanntem Nenner leicht der
dazu gehörige Zähler zw ermitteln iſt. (Sehr fomplizirte Stellungen
mit vielen Foordinirten Spiralen zeigen die Tannenzapfen, Blüthen
föpfe von Dipsacus, Scabiosa, Carduus, Centaurea etc.) — Die ange-
gebenen Zahlenverhältniffe werden im der Natur nicht immer ſtreng
eingehalten. Außer dem oben angeführten Wechfel zwiſchen Wirtel:
und fpiraliger Stellung ſchwankt entweder eine Blattftellung zwifchen
2 in der Zahlenreihe nächtten Gliedern, oder es finder fich ein Fort-
fehreiten von einfachen zu mehrgliederigen Eyflen; oder es werden
fogar Eyflen überfprungen. Diefe Abweichungen entfliehen dadurch,
daß die Blattzeilen, deren Zahl jedesmal den Nenner für die Di-
vergenz giebt, ſtatt fenfrecht , ſelbſt noch fchief flehen, und als die
ſteilſten Spiralen gedreht um die Aren gehen. Alle diefe Abweichun-
gen Laffen fich übrigens wieder durch eigene fefundäre Progreflions-
reihen ausdrüden. Merkwürdig if es übrigens, daß die von der
Hauptfette oder Reihe abweichenden Annäherungsitelungen felten bei
Dikotyledoneen, fondern faft nur bei Monofotyledoneen und Mooſen
vorfommen. — Was die Blüthe betrifft, fo trifft man in ihr nicht
überall die reine Wirtelftelung, fondern häufig noch Andeutungen
einer urfprünglichen , fpiraligen Einzgelitelung der Blätter, wodurch
eine noch größere Mannigfaltigfeit der Stellungsverhältnifie eintritt.
Keine Wirtel fommen übrigens in der Blüthe von Circaea lutetiana,
Syringa vulgaris, Trillium, Paris 4foliä, Fumaria, Corydalis, Papaver,
Chelidonium ‚ auch bei Lilinceen vor. Auch bei Difotyledoneen (Ane-
mone, Rumex, Rhbeum) kömmt die Wirtelftellung in der Blüthe vor.
— In vielen Pflanzen, wo die Blüthenblätter übereinander greifen,
läßt fich Folge und Stellung der einzelnen Wirtel deutlich nach“
weiſen. Bei verwitchfenblätterigen Blüthendeden fann man oft noch
in den freien Zipfeln des Saumes die Aufeinanderfolge nach einer
beftimmten Divergenz erfennen. Bei den Diforyledoneen herrfchen bet
weitem die 5zähligen Eyflen vor, die vielleicht alle aus der 5 Stellung
abzuleiten find. Außer den Blüthen, bei welchen in den verfchiedenen
Eyflen der Blüthendede ein gleiches Bahlenverhältniß in Berbindung
mit einer regelmäßigen Wechſelſtellung angetroffen wird, giebt es
aber auch folche, in welchen Kelch und Blume verfchiedenzählig find,
und ihre Theile dann auc nach verfchiedenen Divergenzen flehen,
wobei alfo fein Alterniren mehr ſtatt findet, und die Zahl der
Blumenblätter meift größer, als die der Kelchblätter ift (fo in mehrern
Ranuneulaceis). In den meiften Blürhen erfennt man indeß ein fuc-
ceffives Fortfchreiten vom Kelche zur Blume nach den befannten
Zahlenverhältnifien, wenn diefe nicht diefelben in beiden Cyklen der
Blüthendecke find; wo außer dem Kelche noch eine Hülle vorhanden
ift, fchreiten die Zahlenverhältniffe von diefer zu jenem fort (fo bei
II. . 18
274 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch.
Malvaceen). Schon ©. 238 wurde bemerkt, daß in der Blüthen⸗
decke felten höhere Stellungsverhältniffe, als nach 3% Divergenz
(nicht 34, wie es dort irrig beißt) angetroffen werden. — In fehr
vielen Blüthen zeigt die gegenfeitige Dedung der Blätter, daß man
beim Zählen in Kelch und Blume nach gleicher Richtung herumgehen
muß, deren Cyklen alfo gleichwendig find; im manchen Pflanzen
(3. B. bei Ficaria ranunculordes, Helleborus foetidus) find hingegen die
Cyklen des Kelches und der Blume zu einander gegenwendig. Bei
mangelhaften Blüthen läßt fich oft die Ordnungszahl der fehlenden
Theile fammt ihrer Stelle beftimmen. Demgemäß erfennt man 5. B.,
daß in der Blume von Delphinium ein Blatt, in jener von Aconitum
drei Blätter fehlen. — Das Zahlenverhältniß der Staubgefäße
ſtimmt in fehr vielen Blüthen mit jenem in den Eyflen der Blüthen⸗
decke überein. Sehr oft tritt aber bei ihnen ein gefleigertes Zahlen»
verhältniß ein; entweder genau nach der befannten Brogreffionsreihe
(fo bei Acer, Polygonum), oder mit Heberfpringung eines oder mehres
rer Glieder derfelben (fo bei Adonis aestivalis, Helleborus foetidus und
vielen andern Ranunfulaceen). Selten fommt in den Staubgefäß-
cyklen ein geringeres Sahlenverhältniß als in der Blüthendede vor.
(So bei Valeriana, Fedia; bei Sfrophularinen, Bignonien, Lippen-
blumen ift das fünfte erforderliche Staubgefäß wohl nur verfümmert.)
— Die Biltille ftehen in 2- big 12- und noch mehr gliederigen Wirteln
bei manchen Paeonia, Aconitum napellus, Delphinium elatum, Labiaten,
Borragineen, Malvaceen ꝛc.; in regelmäßigen Spiralen_bei Adonis,
Ranunculus, Anemone, der Erdbeere, Brombeere, Myosurus ete. Bei
manchen Pflanzen fchreiten die Progreflionsverhältniffe vom Kelche
bis zum Piſtill ununterbrochen fort, bei andern tritt ein Steigen
oder Fallen derfelben ein. — Aus vorftchender kurzer Darfiellung
läßt fich fchon erfennen, welch’ hohe Gefekmäßigfeit der Stellung des
ganzen Blattſyſtems von den Kotyledonen bis zu den Piſtillen zu
Grunde liege, wie durdy fie die Entwicklung der ganzen Pflanze ge
regelt werde und in bewunderungswürdigem NAythmus fortfchreite,
— Vergl. hierüber: Schimper, über Blattitellung, in Geigers
Magazin für Pharm. XXIX. 1830. — Al. Braun, vergleichende
Unterfuchung über die Drdnung der Schuppen an den Tannen-
zapfen 26. im Nov. Act. Acad. Caes. Leop. XV. — E. Meyer, de
Houttuyna atque Saurureis. Regiom, eo dann die ©. 265 angeführte
Abhandlung.
Zu den ©. 241 gegebenen Bemerkungen über den Bau des Pol-
lens vergl.: H. Mohl, Beitrag zur Anat. u. Phyſ. der Gemwächfe,
4. Hft., im welcher Schrift auch alle frühern Beobachtungen über
den Pollen bis 1834 angegeben find.
Dom Leben der Pflanzen u, feinen Erfcheinungen ꝛe. 975
V. Hauptftück.
Vom Leben ber Pflanzen und feinen Erfcheinungen im
normalen und abnormen Zuftande.
Literatur für Pflanzenphyfiologie: Hales, Vegetable
Statiks. Lond. 1727. 4. — Ch. Bonnet, recherches sur l’usage
des feuilles dans les Plantes. Geneve, 1754: 4. — Du Hamel
du Monceau, La Physique des arbres etc. Par. 1798. 4 —
J. Senebier, experiences sur l’action de la lumiere solaire dans
les vegetaux. Geneve, 1782. 8. — Ejusd. Physiologie vegetale etc.
Geneve, ı800. 5 vol. 8. — C. F. Brisseau-Mirbel, El&mens
de Physiol. veget. et de Botanique. Par. 1815. 3 vol. 8. —
P. Keith, a system of physiol. botany. Lond. 1816. 2 vol. 8. —
8. 9. Schul, die Natur der lebendigen Pflanze. 2 Thle.
Berl. 1823, Stuttg. u. Tüb. 1828. 8. — 8. Ch. Hundes:
bagen, die Anatomie, der Chemismus und die Phyfiol. der
Pflanzen. Tüb. 1829. 8 — Bon Agardh’s Bd. I. ©, 59
angeführtem Lehrbuch die 2. Abth. — A. B. de Candolle's
Pflanzgenphyfiologie ze. a. d. Franz. v. J. Röper. GStuttg.
u. TZüb, 1. 2. Bd. 1833—35., (Der 3te fehlt noch.) — &. Chr.
Treviranus, Bhnfiologie der Gewächfe. 41. Bd. Bonn,
1835. 8. — Bon G. W. Bifchoff’s Lehrbuch der Botanik
der 2. Bd. 1. Thl. — 3. 3. F. Meyen, neues Syſtem der
Pflanzenphyſ. iter Bd. m. 6 Taf. Berlin, 1837. 8.
Literatur für Pflanzenpathologie außer den obigen
Schriften Cbefonders de Candolle, Phys. veget. tom. 3): U. J.
Seetzen, systematum de morbis plant, —— Gott. 1798. —
J. J. Plenk, Physiol. et Pathologia plant. Vienn. 1794. 8, —
F. Re, Saggio teorico-pratico sulle malattie delle piante. Milano,
1817. 8 — 9 Burdad, RER Handbuch der Obitbaum-
franfheiten, Berlin, 1818. 8. — G. F. Jäger, über die
Misbildungen der Gewächfe. Stuttg. 1814. 8. — Th. Hop-
kirk, Flora anomala etc. Glasgow, 1817. 8. — G. Engelmann,
de Antholysi prodromus ete. Francof. ad M. 1832. 8. — Tessier,
des maladies des grains. Par. 1783. 8. — F. Unger, die Eran-
theme der Pflanzen. Wien, 1833. 8. — Th. Hartig, Abb.
über die Verwandlung der polyfotyledonifchen Pflanzenzelle in
. Bilg- und Schwammgebilde ꝛc. Berlin, 1833. 8. — Heber
Krankheiten durch Infekten find auch Neaumur’s und De Geer’s
Memoiren zu vergl.
Das Leben der Pflanzen, wie aller fefundären Organismen,
befteht nur in einer beftändigen Wechfelwirfung der eigenthümlichen
276 Allgemeine Naturgefchichte. VAL. Bud).
organifchen Kräfte mit der Außenwelt. Luft und Waffer, Licht,
Wärme und Eleftrizität find allen organischen Wefen zum Ber
ftehen. mehr oder minder nothwendig; die Pflanzen ftehen außers
dem noch in befonderer Abhängigfeit vom Boden. Die wichtigfte
Potenz der Außenwelt für fie ift übrigens die Wärme, ohne
welche weder Keimen, noch Wachſen möglich ift. Sie befördert
Berdunftung und Einfaugung, wect und befchleunigt das Keimen,
Blühen, Befruchten, die Fruchtreife, den Saftlauf und die ‚Bil
dung der verfchiedenen Stoffe. Das Wärmebedürfniß der vers
fchiedenen Pflanzengattungen ift übrigens höchft ungleich; denn
manche gedeihen nur im heißen Sande der afrifanifchen Wüfte,
andere über der Linie des ewigen Schnee’, oder wie Proto-
coccus nivalis auf demmfelben. Man nimmt gewöhnlich an, daß
die Pflanzen feine eigene ſpezifiſche Wärme befigen, und daß
ihre Temperatur fich beftändig mit jener der Außern Luft in’
Gleichgewicht zu feßen fuche (wobei fie im Winter eine etwas
höhere, im Sommer etwas niedrigere Temperatur zeigen als die
Atmofphäre): doch fehlt e& nicht an einzelnen Erfahrungen über
eine felbfiftändige, und zwar fehr beträchtliche Wärme. — Das
Licht wirft (fobald das erfte Stadium der Keimung vorüber ift),
mächtig auf Einfaugung und Aushauchung, Verdauung und Aths
mung der Pflanzen, und fteigert ihre Lebenskraft. Die Pflanzen
richten fich nach ihm, wachfen ihm entgegen und erhalten durch
daffelbe ihre grüne Farbe; ihre Säfte konzentriren fich, die Fefts
- gebilde werden härter, die Gerüche Fräftiger durch feinen Eins
fluß. Pflanzen, welche ihrer Natur gemäß im Schatten wachfen,
haben oft, doch nicht immer, ftatt der grünen braune oder gelbe
Farben. Der periodifche Wechfel der Richtung der Blätter, das
Deffnen und Schließen der Blüthen, wonach man Schlaf und
Wachen unterfcheidet, die bei verfchiedenen Pflanzen zu fehr
verfchiedenen Zeiten eintreten, richten fich vorzüglich nad) dem
Lichte. Man hat auch felbftftändige Lichtentwictlungen bei leben⸗
den Pflanzen wahrgenommen, welche theils eleftrifcher, theils
chemifcher Art zu fein fcheinen. — Die Elektrizität feheint bes
deutenden Einfluß auf Keimung, Wachsthum und Abfonderung
von Honigfaft zu haben; für ihre, Wirfung fcheinen auch Bes
obachtungen zu zeugen, nach welchen bei ftarfem Wetterleuchten
Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ı. 977
das Getreide in Niederungen abbleichte, dev Buchweizen taub
bfühte, die Champignons im Freien durd; Gewitter getödtet
wurden, wie. umgefehrt wieder Gewitterregen auf den größten
Theil der Pflanzenwelt den günftigften Einfluß äußern. Mits
telft ihrer vielen Spigen und ihrer Belaubung find die Pflanzen
fehr geeignet, die Elektrizität anzuziehen; man hat aud) aus
Dornen und Stacheln Funfen gezogen; die ganze Struftur des
Pflanzenförpers, der aus feften und flüffigen, einander berühren:
den Theilen befteht, muß ſchon fortwährende galvanifche Spans
nung in ihm unterhalten. — Was die atmofphärifche Luft
betrifft, fo fann ohne den in ihr enthaltenen Sauerftoff das
Keimen nicht eintreten oder doch nicht fortdauern; auch die er
wachfenen Pflanzen bedürfen den Sauerftoff, und nehmen übers
dieß auch Sticftoff in fi) auf. Die Bewegung, welche bie
Pflanzen durch den Wind erhalten, befördert nach angeitellten
Berfuchen ihr Wachsthum und Wohlfein; Ausdünftung und Säftes
lauf werden hiebei befchleunigt, und die erhalirten Stoffe durch
die Luft fortgeführt. Die Kohlenfaure der Luft wird von der
Tebenden Pflanze ſtets abforbirt und zerfeßt, von der fterbenden
der Atmofphäre zurüctgegeben. Die Feuchtigkeit der Luft, welche
bald unfichtbar, bald fichtbar ald Dampf, Thau, Regen ıc. auf
die Pflanzen fällt, befördert auffallend deren Wachsthum; ihrets
wegen ift die Fruchtbarfeit in Niederungen, auf Infeln größer,
als in Höhen oder in Mitte der Feftländer. Daß alle andern,
in der Luft ſchwebenden Subftanzen- mehr oder minder, vortheils
haft oder nachtheilig auf die Pflanzen wirfen,- beweist unter
andern die Erfahrung, daß Strandpflanzen auf hohen Felfen ges
deihen, und weit von der Küfte noch Soda liefern, weil ihnen
die Seewinde die Salztheile des Seewaſſers zuführen, jo wie die
verderblichen Beränderungen dafür fprechen, welche der Rauch, faure
und fcharfe Dämpfe ıc. ſtets bei lebenden Gewächfen hervorbringen.
— Dad Waffer fteht der Wichtigfeit für das Pflanzenleben nach,
mit der Wärme auf gleicher Linie; Keimung und Wachsthum können
ohne dafjelbe fchlechterdings nicht beftehen. Die Pflanzen nehmen
das Waffer aus Erde und Luft auf; ſtets mit Luft, Kohlenfaure,
mineralifchen und organifchen Stoffen gefchwängert, ernährt es
fie, wie denn manche Phofiologen fogar annehmen, daß die
278 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch.
naͤhern und entferntern Beſtandtheile, welche in Pflanzen erzeugt
wurden, die man nur mit deſtillirtem Waſſer ernährt hatte, aus
den in diefen enthaltenen Stoffen herfiammten, (weil felbft
beftillirtes Waffer nie ganz chemifch rein dargeftellt werden fönne,)
und nicht etwa aus ben beiden Grundftoffen des Waſſers durch
das organifche Leben erzeugt worden feien. Außerdem erhält
dad Waſſer die Pflanzentheile weich und ausdehnfam, fomit zu
den Lebendverrichtungen geſchickt. Ein Theil von ihm bleibt un«
verändert in ben Pflanzen, ein anderer verdunftet, ein dritter
wird zerfeßt, und in die nähern Beftandtheile aufgenommen. —
Sm Boden wurzeln die Pflanzen, befeftigen fich an ihm, und
ziehen aus .ihm Nährfioffe. Se nachdem er Feldgrund, Gerölle,
Sand,.Dammerde ꝛc. ift, erweist er fich der Vegetation mehr
oder weniger günftig, indem er den Pflanzenwurzeln beffer oder
fchlechter das Eindringen erlaubt, das Waffer Leichter oder
fchwerer aufnimmt und zurüdhält. Schwarzer Boden hält die
Wärme mehr an fich, als heller; fehr geneigter laßt das Waſſer
zu leicht abfließen, welches außerdem noch die Erdtheile mit fort
ſchwemmt. E83 ift von felbft Har, welchen Unterfchied es mache,
ob eine Landſtrecke nach Nord oder Süd geneigt fei. Die obere
Erdlage, in welcher die Pflanzen wurzeln, unterfcheidet man als
Begetationgfchicht, Ackerkrume, die untere ald Untergrund; letztere
übt mittelbar mächtigen Einfluß auf die Vegetation ober ihr,
indem fie dad Waffer mehr oder weniger leicht durchläßt oder
aufftaut, die Wärme beſſer oder fohlechter leitet, Von größter
Wichtigfeit ift ferner die chemifche Befchaffenheit des Bodens,
welche theil8 aus den bleibenden geognoftifchen Subftraten
defjelben, theild aus wechſelnden, die Ernährung vermittelnden
Subftanzen refultirt. Bon den bleibenden Beftandtheilen find am
weiteften verbreitet Kiefel-, Thon⸗, Kalk- und Zalferde, dann
Oxyde einiger fchweren Metalle; von übrigen Erden etwa noch
die Barpterde. An Kiefelerde zu reicher Boden ift der Vegeta-
tion ungünftig; viel günftiger ift der Thonboden, wenn er nur
auf einem das Waffer Teicht durchlaffenden Untergrund liegt;
Kalfboden iſt im allgemeinen bei nicht zu großem Kalfgehalt für
die DBegetation fehr geeignet, während ein an Zalferde und
Scwererde nur. etwas reicher Boden fahl und nackt bleibt.
Vom LKeben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ꝛe. 279
Eifens, Mangans und Kupferoryde üben, wo fie dem Grund
beigemengt find, feinen fonderlichen Einfluß auf die Vegetation.
Wechſelnde Beftandtheile ded Bodens find die Kali- und
Natronfalze, welche bei nicht zu großer Menge die Vegetation
befördern, die Ammoniaffalze, welche in ihrer Verbindung mit
Moder und Kohlenfäaure das hauptfächlichfte Nahrungsmittel der
Pflanzen bilden, dann die Teichtlöslichen, aus Verbindung der
Schwefel, Salpeter- und Salzfaure mit Kalf-, Thon- und
Bittererde entftandenen Salze, von welchen befonders das Bitter:
falz günftig auf das Pflanzenleben wirft, dann ganz befonders
die Dammerde, mit ihrem Hauptbeftandtheile, dem Moder, und
den Verbindungen deffelben mit Salzbafen. Allenthalben, wo
organifche Stoffe an der freien Luft faulen, bleibt als Teßtes
Produft der Bermoderung Dammerde, oder Humus zurück, welche
die hauptfächlichte Nahrung für die Vegetation bildet, und viele
noch von den verwesten Pflanzen herrührende unzerfeßte Beftand-
theile enthält. Die reine Dammerde befteht indeß aus dem
Humusertraft, dem Moder und der Humusfohle, welche übrigens
in einander übergehen, und von welchen der Moder wieder der
Hauptbeftandtheil ift. Feucht ift derfelbe fchlüpfrig, dunkelbraun,
trocken ift er ſchwarz, glängend, fpröde, von mufchligem Bruch,
in kaltem Waffer ſchwer löslich; die Löfung ſchmekt fäuerlic,
und röthet den Lakmus; er befteht aus etwa 58 Prozent Kohlens
ftoff, 2,1 Wafferftoff, 39, Sauerftoff, und verbindet fich leicht
mit den im Boden enthaltenen unorganifchen Salzbafen zu Moders
alfalien. Ausgetrocknet faugt der Moder die Feuchtigkeit begierig
ein, und hält fie zurüd. Die Auflöfung des Humusertraftes
und die Moderverbindungen werden von den Wurzeln unmittels
bar aufgefogen, und die Fruchtbarkeit des Bodens hängt wefentlich
von deffen Reichthum an Moder ab. Seiner Verzehrung durch
die Vegetation wird durch das Düngen begegnet. Iſt der Moder
an Kalferde und andere Bafen gebunden, fo giebt er fruchtbare,
milde Dammerde; ift er an Säuren gebunden, fo entfteht der
faure Humus, auf dem nur manche Moofe und Flechten, oder
gar Feine Pflanzen gedeihen.
* *
280 Allgemeine Naturgefchichte. VII Buch.
' Unter den Erfcheinungen und Berrichtungen des Lebens,
welche aus der Organifation der Pflanzen ſelbſt refultiren, kann
man folche unterfcheiden, welche in deren Elementartheilen, und
folche, weiche in deren Organen beruhen. a ara:
Was jene der Elementartheile betrifft, fo befteht die
Berrichtung des Zellgewebes darin, die Flüfigfeiten aufzus
fangen und fie zur Ernährung und Vergrößerung ſchon vorhandener
und Bildung neuer Theile gefchicft zu machen. Die Flüffigfeit
geht hiebei durch hygrosfopifche. und organifche Kraft aus einer
Zelle in die andere über, und durch gegenfeitige Thätigfeit aller
Zellen entfteht Bewegung der Säfte durch das ganze Parenchym.
Außer diefer Cykloſe bewegt ſich noch der Zellfaft Freifend in jeder
einzelnen Zelle, unabhängig von den andern, wie in Vallis-
neria spiralis, Hydrocharis morsus ranae, Caulinia fragilis,
und befonderd in den durchfichtigen Gattungen von Chara (mit-
telft der im waſſerhellen Zellfaft fchwimmenden Körnchen oder
Bläschen) beobachtet werden kann. Diefe Bewegung beruht auf
einer organifchen Wechfelwirfung zwiſchen Zellenmembran und
Zellenfaft. In den Charen find noch befonders die innern Wände
der (ausgebildeten) Stengelzelle mit Streifen aneinandergereihter,
chlorophyllähnlicher, grüner Körnchen beſetzt, deren Richtung der
Zellſaft folgt, während er außer ihnen flagnirt, welche daher
höchft wahrfcheinlid aus ihm abgefest find, und deren Lage in
den Zellen eben durch die Strömungsrichtung beftimmt wurde. —
Durch organifche Thätigfeit nimmt die urfprünglich wäfferige
und farblofe Zellenflüffigkeit verfchiedene, oft intenfive Färbung
an, umd geht in die mannigfahen, ©. 221 angeführten Farb-
ftoffe über. Zugleich wird fie in Schleim Cbefonders in Wurzeln),
fette ätherifche Dele Cnamentlic in Blüthen, Samenfernen),
organifche Säuren umgewandelt; aus ihr werden Amylonförner
Cbefonders in Knollen, Wurzeln) und Chlorophyllkörner cCbe⸗
ſonders in Stengel und Blättern), Kryſtalle und die Zellenwände
ſelbſt abgefondert. Der Schleim namentlich- dient zur Bildung
der neuen Glementarorgane, und wird (als fogenanntes Cams
bium, Holzſchleim) durdy die Zellenwände dort ausgefchwißt, -
wo fich jene bilden follen, was nad) der Meinung Mancher durch
fleine Bläschen gefchieht, die im Schleime entfiehend, zu dem
Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ꝛc. 281
Zellmembranen zufammentreten, nad; andern durch zarte mit
förniger Maſſe überzogene Faden, welche die Anfänge der Ger
faͤße darftellen, während die Körner fich zu Zellen erweitern.
Da junge Zellen dünnwandig, Ältere häufig dickwandig und punfs
tirt find, fo muß in der Zelle felbft wieder Cambium abgefett
werden, welches die Zellenwand verdicken, ihre Schichten vers _
mehren hilft. Die verdünnten Stellen, welche in den punftirten
Zellen ald Poren erfcheinen, dienen hiebei zur Kommunifation
des Zellenfaftes, welche ohne fie im feften Holz und der Steins
fchafe aufgehoben würde. Urfprünglic immer Flüfigfeit ents
haltend, werden in manchen Pflangentheilen, 3. B. dem Marke,
in der Oberhaut ꝛc. die Zellen fpäter nur mit Luft erfüllt ge:
funden. — In den Interzellulargängen fleigt vermuthlich
der von den Wurzeln eingefogene Nahrungsftoff, fo wie über:
flüffiger aus den Zellen tretender Saft auf, und wird, ohne in
ihnen verdrbeitet zu werden, durchs ganze Parenchym verbreitet,
Man fieht an abgefchnittenen Stämmen oder Aeften (ſehr deuts
lich 3. B. beim Weinftod,) wäflerigen Saft reichlich und oft mit
Gewalt ausfließen, welcher höchft wahrfcheinlich aus den Sinters
zellulargangen, nicht aus Zellen fommt, aber durch organifche
Thätigfeit, durch Ausdehnung und Zufammenziehung der die
Snterzellulargänge umgebenden Zellen mit einer Kraft aufwärts
getrieben wird, die nad) Verfuchen am Weinftoc fünfmal größer
war, ald diejenige, welche das Blut in der Schenfelarterie
eines Pferdes treibt. Das hier Tebendige Kräfte, nicht bloße
Haarröhrchenthätigfeit ıc. wirfen, beweist aud) das ftoßweife Her-
vorquellen des flüchtigen Deld aus den abgefchnittenen , “auf
Waſſer gelegten Blättern von Schinus Molle. — Sn den viel
weitern, einen vollfommenern Saft enthaltenden Saftgängen
ift natürlich die Bewegung der Säfte viel leichter wahrzunehmen,
und erfolgt nach jeder Richtung, ebenfalld wieder durch Kon—
traftion und Expanſion der Zellenwände. Die mifrosfopifche
Unterfuchung von Pflanzen mit gefärbten Säften (z. B. de
Chelidonium majus) lehrt, daß die ganze Saftmaffe in einem
Saftgang nach diefer, in einem andern nach jener Richtung, hier
aufwärts, dort abwärts fich bewege. Die Bewegung wird durch
Wärme befchleunigt, und erfolgt im Frühling und Sommer am
282 Allgemeine Naturgefchichte, NXII. Buch,
raſcheſten, während fie im Winter höchftens in der Wurzel wahr
nehmbar ift. Pflanzen mit gefärbten Milchfäften fommen nicht
bloß unter den Mono» und Difotyledoneen, fondern auch unter
den Afotyledoneen vor; 3. B. mehrere Blätter: und Löcherpilze,
aus welchen ebenfall® der Saft bei Berlegungen ſehr Tebhaft
ausfließf. In den Saftbehältern und geftreckten Saftzellen fcheis
nen die Flüffigfeiten fich nicht mehr zu bewegen. — Die mit
den Lufthöhlen in Blattnerven und Blattparenchym, fo wie mit
den Spaltöffnungen fommunizirenden Luftgäange dürften wohl
nicht immer unveränderte atmofphärifche Luft enthalten, da fie
auch in ganz untergetauchten Wafferpflanzgen vorfommen. Se
fparfamer die Gefäße, defto zahlreicher find die Luftgange: beide
fcheinen fi in Beziehung auf den die Stoffmetamorphofe unters
ſtützenden Luftprozeß zu erfegen. Die mit Saft erfüllten quer: _
liegenden Snterzellulargäange mögen in die Luftgange ausmünden,
und der Inhalt jener muß dadurch mit der Luft: in Berührung
treten. Die durch das Zerreißen des Parenchyms entftehenden
Lücken dürften, wenigftend in noch vollfommen Tebendigen Pflanzen;
theilen,, ebenfalls mit Luft erfüllt fein. — Die fadigen Ger
bilde, aus welchen die Gefäße entftehen, mögen: wohl an⸗
fänglich Säfte enthalten; im ausgewachfenen Gefäße, finden fich
wohl nur gasfürmige Flüfigfeiten. Gerade die trodenften Pflanzen:
theile, 3. B. die Blätter, verholzenden Etengel, die Hölzer felbft,
enthalten. die meiften Gefäße, da hingegen in den fo faftreichen
Rinde und Baft diefelben ganz fehlen. Jene VBerfuche, wo die
Gefäße eined Baumes ganz durchfchnitten wurden, Ernährung
und Wachsthum aber doc; fortdauerten, beweifen (anderer zu ge
fchweigen) zur Genüge, daß die Gefäße feinen Saft führen können,
abgefehen davon, daß noch niemand. im natürlichen Zuftande
Saft in den Gefäßen gefunden hat. Welche Rolle im Pflanzen
leben übrigens den Gefäßen zugetheilt if, ift zur Zeit noch um-
befannt. Nach Einigen follen fie bei Tag eine fauerftoffreichere
Luft, bei Nacht vorzüglich Kohlenfaure enthalten, womit dann
die eigenthümliche. Refpiration der Gewächfe in Verbindung
ftünde, welche (wenigftens die mit Gefäßen verfehenen,) bei Tag
Sauerftoffgas, in der Nacht Kohlenſäure ausfcheiden. Daß die
Gefäße indeß eine fehr wichtige Funktion im Leben der Vegetabilien
Bom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ꝛc. 283
haben müffen, geht daraus hervor, daß ihr Vorhandenfein eben
die ganze höhere Pflanzenwelt und wieder deren befondere große
Abtheilungen charafterifirt, daß die Natur mit befonderer Vor:
liebe diefe Organe ausgebildet, abgeändert, vertheilt hat, fo
daß, was man auch fagen mag, die naturphifofophifche Anficht,
welche fie nicht für Nerven der Pflanzen, aber doch den thieris
ſchen Nerven analog erklärt, nicht ohne tiefern Grund ift und ihre
Beſtaͤttigung wohl von der Zufunft erwarten darf. — Die den
Coniferen eigenen geftrecften punftirten Holzzellen, welche (mit
Ausnahme des innerften, allein Gefäße enthaltenden Ringes)
den ganzen Holzförper bilden, müßten ohne Zweifel, falld fie von
Flüſſigkeit erfüllt wären, bei hier gänzlich fehlenden Luftgängen,
und weil die Zelfmembran ſpezifiſch fchwerer ald das Waſſer ift,
ein größeres Gewicht des Nadelholzes und ein Unterfinfen deffelben
im Waffer bewirfen. Die Holzzellen der Nadelhölzer fcheinen
alfo auch im Luftinhalt die Gefäße der Laubhölzer zu vertreten.
Hiezu kommt noch, daß diefe punftirten Zellen der Nadelhölzer (bes
ſonders deutlich in Ephedra, Taxus, aber auch in dem einer
‚ganz andern Familie angehörenden Viscum) mannigfache Ueber-
gänge zu Gefäßen zeigen, daher zwifchen Zellen und Gefäßen
mitten inne ftehen, und theils Saft, theild Luft führen Fönnen.
Auch die Faferzellen der Antheren und Fruchthüllen der Equifetas
ceen, dann die Sporenfchleudern der Lebermoofe enthalten an-
fanglich Saft, fpäter Luft. Auch die Dberhautzellen führen
nur in der Jugend Saft, fpäter erfcheinen fie meift leer; ihnen
liegt befonderd die Ausdünftung ob. — Die grüne Farbe der
Pflanzen hängt von der Aushanchung des Sauerftoffs ab, und
diefelbe erfolgt hauptfächlich durch die Spaltöffnungen, obwohl
durch dieſe auch ein Theil der verdunftenden Stoffe entweicht.
Da bei den meiften Pflanzen die Spaltöffnungen an der untern
Dlattfläche fiehen, fo dürfte diefe die vorzugsweiſe Sauerftoff
aushauchende, die obere, beleuchtete Cabgefehen von andern
Stellen, an welchen Berdunftung ftatt findet) die vorzüglich Flüffige
feit verdunftende fein. Angeftellte Berfuche weifen eine ungeheure
Menge des verdunfteten Waſſers nad), wie denn ein 31'/, Gran
ſchweres Blatt von Helianthus annuus in 4 Stunden über
20 Gran, einige andere Pflanzen binnen 11 Wochen hundertmal
284 Arlgemeine Naturgeſchichte. VIL Buch.
fo viel Waffer verdunfteten , als ihr eigened Gewicht beim
Anfang des Experiments betrug. — Die Oberhaut ſchluckt aber auch
tropfbare und gasförmige Flüffigfeiten ein, weshalb auf oder in
Waſſer gelegte Blätter fo lange frifch bleiben. Die auf dem
dürreften Boden wachfenden Fettpflanzen (Plantae succulentae,
3. B. Cactus, Stapelia, Crassula, Sedum, Sempervivum)
ziehen fo ihre hauptfächlichfte Nahrung aus. der Atmofphäre. Es
ift befonders die obere Fläche. der Blätter, welche tie Feuchtig-
fert aufnimnıt, auf welche Thau und Regen niederfallen; das
Eintreten jener durch die Spaltöffnungen der untern Blattflüche
wird ſchon durch die and diefen hervortretenden Gafe gehindert.
Durch die Spältöffnungen dürften dagegen mehr die gasformigen
Flüffigfeiten aufgenommen werden. Demnach würden die Ober
hautzellen befonders ausdünften und einfaugen, die Spaltöffnuns
gen mehr aushauchen und einathmen : beide zufammen find aber
nur die Leiter der im Innern der Pflanze vorgehenden Wechfels
wirfung zwifchen. ihr und der Außenwelt, — Auch die Haare
der Oberhaut feheiden Flüffigfeiten aus, und faugen foldye ein.
Die von ihnen fecernirten Säfte find von fehr verfchiedener Art.
Die untere Blattfeite ift gewöhnlich viel dichter mit Haaren be-
ſetzt, als die vorzüglich der Ausdünſtung beftimmte obere; die
Haare jener faugen ein, und man bemerft, daß Pflanzen oft
ftärfer behaart werden, wenn fie auf magerm Boden ſtehen, um
das hier fehlende Nahrungsquantum durch Einſaugung mittelft
der Haare zu erfegen. Manche fehr bald verfchwindende Haare
junger Pflanzentheile dürften indeß nur zum Schuß gegen
Kälte 9), Berührung, Inſekten 1c. dienen. — Die Drüfen
fondern bloß aus; ihre, die Oberfläche fchmierig und klebrig
machenden Säfte find bald ölig, bald fchleimig oder fauer.
Die. Erfcheinungen und Verrichtungen des Pflanzenlebens,
welche im den Organen ftatt finden, zerfallen in 2 Klaffen, Die
erite Klaffe umfaßt jene, welche die Erhaltung und Ent
widlung der einzelnen Pflanze, die andere jene, welche die
Bermehrung derfelben, und die ——— der ann
zum. Zweck haben LEN —
Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ıc. 285
» Die Erhaltung und Entwidlung der einzelnen
Pflanze wird nur möglich durch Aufnahme von Nährftoffen,
Aflimilation derfelben, und Wachsſsthum. Die Nahrungsftoffe,
welche den Pflanzen aus Erde und Luft zufommen, müffen immer
in tropfbarem oder dampffürmigem Waſſer aufgelöst oder fus-
pendirt fein. Kohlenfaure (ſo reichlich im Dünger enthalten,
oder fid) aus ihm entwidelnd,) und Waffer find die vorzüglichften
Nahrungsftoffe; durch fie ift Kohlenftoff, Sauerftoff und Waſſer⸗
ftoff gegeben, zu welchen fich Cder übrigen früher gedachten, ent
ferntern Beftandtheile nicht zu gedenfen,) als vierter Haupt:
beftandtheil auch Stickſtoff gefellt, welcher in der dem Waſſer
beigemengten: Luft enthalten ift. Bei den Gefäßpflanzen gefchieht
die Einfaugang der Nährftoffe durch die Wurzelſchwammwülſtchen,
bei Moofen, Lebermoofen, Charen durd; die Wurzelhaare, bei
den meiften Flechten und Algen durch die Oberfläche, Die
Flechten ziehen faft alle Nahrung aus der Luft, die Algen aus
dem Waſſer; aber auch manche Gefäßpflanzgen leben größtentheilg
oder ganz aus der Luft, wie außer den oben angeführten Saft
pflanzen auch; Aerides, Dendrobium, Tillandsia beweifen,
welche, obſchon nur mit wenigen Wurzelzafern an Rinden ber
feftigt, doch mit Schönen und duftenden Blüthen gefchmüct find.
— Die Schmarogerpflanzen nehmen ihre Nahrung entweder faft
ganz aus dem Trägergewächs, wie Cuscuta, Viscum, Loranthus,
Rafflesia, oder wenn fie, wie Monotrapa , Orobanche freie
Wurzelzafern haben, zum Theil noch aus der Erde. — Die
Pflanzen nehmen nur aufgelöste Stoffe, und zwar mit einer
gewiffen Auswahl auf, die aber vieleicht nur auf der Fähigkeit
der Wurzelfpigen beruht, den dünnern Flüffigfeiten leichter
Durchgang zu geftatten. Wäfferige Auflöfungen bereits gebifdeter
Stoffe, z. B. des Zuder’d oder Gummi’ taugen wenig zur Er-
nährungz noch weniger durch die Wurzeln ausgefchiedene Stoffe,
obwohl ed nicht an Beifpielen des Gegentheils fehlt, wo manche
Pflanzen in der Nähe gewiffer anderer, ‘oder im Boden, wo
diefe früher fanden, befonders gut gedeihen. Im Ganzen ge—
nommen muß jedoch der erfte rohe Saft für die meiften Pflanzen
gleich, fein, weil die verſchiedenartigſten Gewächfe im ſelben
Boden gebeihen, und der Dünger auf fie gleichmäßig wirkt. —
288Allgemeine Naturgefchichte. VIL Bud: 3.
Die Affimilation oder Umwandlung der aufgenommenen Be-
ftandtheile in eigene wird um fo vielartiger fein, je zufammens
gefeßter der Bau einer Pflanze if. In der gleichartigen Maffe
der einfachern Flechten, Algen und Pilze muß die Nahrungsflüffigfeit
im ganzen Zellgewebe gleichmäßig verarbeitet werden; in den höhern
Algen und Pilzen tritt mit den verfchiedenen Zellen: und Frucht
ſchichten auch eine Ablagerung verfchiedener Stoffe ein. Aus
diefem Grunde muß die Affimilation bei den Gefäßpflanzen die
zahlreichfien Modiftfationen zeigen. In den meiften Gefäßpflanzen
wird der aus der Wurzel auffteigende wäflerige Saft fehr bald
verändert; in manchen jedoch behält er noch in ziemlicher Stamm-
höhe feine Befchaffenheit bei, und ift manchmal trinfbar, wie
z. B. beim Weinftoct (Thränenwaſſer), bei Thoa urens, Om-
phalea giandra, Tetracera potatoria, Phytocrene gigantea.
Meiftens jedoch wird der rohe Saft bald nach feiner Aufnahme
. verändert, und heißt dann Nahrungsfaft CHolzfaft, latex),
Sm Zellgewebe auffteigend, daffelbe nad; allen Richtungen durch—
dringend, wird er je höher, immer mehr verändert, dichter,
fräftiger, wobei ſich theild in den Zellen mannigfache Stoffe
abjeßen, theild von den Zellen fecernirte Stoffe wieder in den
Nahrungsſaft übergehen. Durch die Blätter wird der wäfferige
Ueberfchuß deffelben in: Dunftform in die Atmofphäre ausger
ſchieden; Einfaugung durch die Wurzel, und Ausdünftung durch die
Blätter bedingen fich wechfelsweife der Stärfe nach. Im Frühling
und Sommer, dann wieder Morgens und Mittags ift die Aus—⸗
dünftung am ftärfften, im Winter und Nachts ift fie am gering«
ſten, oder findet gar nicht mehr Statt. Pflanzen mit großen
und vielen Blättern dünften natürlich mehr aus, ald folche mit
fleinen und wenigen; Befchaffenheit der Blattfuhftanz und Ober⸗
fläche, . vorzüglich aber fpezififche Wefenheit der Pflanze modifi⸗
ziren „wieder die andern Gefeke. Die verdunftete Flüffigfeit iſt
geringer an Menge, als die eingefogene, und weicht von ge⸗
wöhnlichem Waſſer höchftend durch geringe Beimiſchung organi⸗
fcher oder unorganifcher Beftandtheile ab. Meiftend hat die
verdunftende Flüfigkeit Dampfform, und ift daher unfichtbar;
bisweilen aber wird fie zu Tropfen verdichtet, wie ſich ſolche öfters
auf Spigen der Blätter: von Gräfern und andern Pflanzen zeigen,
Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erſcheinungen ꝛe. 287
ja von den Zweigen der Caesalpinia pluviosa, zuweilen auch
der Pappeln und Weiden ald Negen herabfallen. Auch in
Blüthenftänden, Blüthen und Blattftielen mancher tropifchen
Pflanzen wird tropfbare Flüffigfeit abgefchieden. Mit der Augs
dünftung der Pflanzen, wie anderer Körper wird Wärme Tatent,
die Temperatur in ihnen und um fie alfo geringer, wodurch die
Frifche und Kühlung im Waldesfchatten entiteht, ganze mit
großen Wäldern bedeckte Gegenden Fälter, als offene derfelben
Breite» find, mehr Regen, größere und zahlreichere Gewäffer
haben. — Dem Wafferprozeffe beim Auffteigen, und der Affimi-
lation des Saftes geht ein Luftprozeß zur Seite, durch welchen
mancherlei gasartige Stoffe ausgefchieden, gebildet, und in Luft
gangen und Gefäßen angehäuft werden. — Vergleicht man die
chemifche Zufammenfeßung des zur Ernährung der Pflanze vor
züglich dienenden Humusertrafts, welches aus 25,5 Kohlenftoff,
8,3, Wafler, 65,,- Sauerftoff befteht, mit jener der verſchiedenen
organischen Verbindungen, fo fieht man bald, welche vielfache .
Trennung und Wiedervereinigung dieſer Grundftoffe in ganz
andern Berhältniffen in jenen ftatt findet. Sp enthalten die
fetten und ätherifchen Dele von 76 bis 88 Kohlenftoff; die
Zuder von 58 bis 63 Waſſer; fehr viele organifche Verbindungen
enthalten hingegen feinen Sauerftoff, aber bi8 12 Proz. übers
fhüfigen Wafferftoff , von welchem im Humusertraft nichts vors
handen if. Es muß alfo zur Herftellung der verfchiedenen
Verbindungen bald mehr, bald weniger Sauerftoff aus dem
Nahrungsfafte abgefchieden, hingegen Wafferftoff aus zerſetztem
Waſſer aufgenommen werden. Der gasfürmige Inhalt der Luft
höhlen und Gefäße ftammt zum Theil von dem aus dem Nah—⸗
rungsfaft und Wafler, fo wie von dem, aus der eingefchluckten
und zerfeßten Luft ausgefchiedenen Sauerftoffgas. Schon oben
wurde bemerft, daß im Finftern auch grüne Pflanzentheile feinen
Sauerftoff, fondern Kohlenfaure aushauchen; vielleicht, weil bei
Nachts: gefunfener Lebensthätigfeit überhaupt nur wenig Kohlens
faure‘ zerfegt, fondern größtentheild aus dem Nahrungsfaft abs
gefchieden und ausgehaucht wird. Da in der Iebenden Pflanze
auch fchon gebildete Verbindungen häufig wieder in andere um⸗
gewandelt werden, fo muß auch hiedurch ein Wechfel in auf »
988 Allgemeine Naturgeſchichte. VI. Buch."
genommenen und ausgefchiedenen Stoffen gegeben fein, wie ders
felbe fchon durch die verfchiedenen Tageszeiten bedingt ift, und
in manchen Pflanzen, 3. B. in der ©. 219 angeführten Verea
pinnata auffallend hervortritt. Die Ausfcheidung des Sauers
ftoffs geht am ftärfften im direften Sonnenlichte vor ſich; am
meiften Sauerftoff verfchlucden im Dunkeln die blattwechfelnden
Bäume und Sträucher, etwas weniger die immergrünen und die
frautigen Zandpflanzen, noch weniger die Sumpf und Waſſer⸗
pflanzen, am wenigften die Fettpflanzen; junge Blätter abforbiren
hievon wieder mehr als alte. Grime Pflanzen fönnen im Finftern
ihre Kohlenfäure nicht zerlegen, daher ihre fefte Maffe durch
Kohlenftoff nicht vermehren, meshalb fie wäflerig, und wegen
Anhäufung von Sauerftoff bleich bleiben; nicht nur im natürs
lichen, fondern auch im ftarfen Lampenlichte werden fie fefter
und grün. Die Charen, Moofe, Kebermoofe und viele
Algen haben feine Luftgange, find aber fo gebaut, daß ihre
- Bellen ziemlich alle mit Luft oder Licht in Berührung Fommen,
und die fecernirten Gasarten unmittelbar nach Außen entweichen
fonnen. Die mit Luftgängen verfehen Marchantien und Riccien
verhalten fich gegen die Atmofphäre, wie die Gefäßpflangen;
Konferven und Ulven erheben ſich fogar durch vermehrte Luft
ausfcheidung an die Oberfläche des Waſſers. Nicht grüne Zell,
pflanzen verhalten fi ich anders; die Flechten hauchen im Sonnen;
lichte Kohlenſäure und Stieftof, Pilze im Licht und im Dunkeln
Waſſerſtoff und Stickſtoff aus. Aehnfich verhalten fich die nicht
grünen, phanerogamifchen Gefäßpflanzen. Auch die nicht grün
gefärbten Theile fonft grüner Pflanzen, fo wie die im Herbſte
roth und gelb werdenden Blätter hauchen Tag und Nacht Kohlen-
fäure, zum Theil mit Stiefftoff gemengt aus, und verſchlucken
Sauerſtoff woraus die nachtheilige Wirkung größerer, in ver-
ſchloſſenen Räumen befindlicher Mengen von Blumen und Früchten
auf den thierifchen Arhmungsprozeß entfteht. Manche Waffer-
pflanzen, fo Utricularia, Aldrovanda vesiculosa und die Zange
haben eigene Blafen, welche ſowohl zur Anſammlung von Luft,
als zur Suspenſion derfelben an der Oberfläche. des Waffers
dienen. — Aushauchung ded Sauerftoffd und Ausdünftung der
Pflanzen gehören mehr der Verdauung CAffimilation) als der
Bom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ꝛe. 289
Arhmung anz die Aushauchung der Kohlenfäure während ber
Nacht ift noch eher der thierifchen Refpiration zu vergleichen, weil
hiebei Sauerftoff aus der atmofphärifchen Luft abforbirt, und mit
Kohlenftoff wieder ausgehaucht wird. — Der ziemlich allgemein
angenommenen Meinung, daß durch die Sauerftoffausfcheidung
der Pflanzen die Sauerftoffverzehrung durch die Thiere aus—
geglichen, alfo die Atmofphäre, ſtets verbeffert werde, wider:
Sprechen manche Phytophyſiologen, weil nach ihrer Angabe die
Pflanzen nur fo viel Sauerftoff ausfcheiden, als fie felbft vers
zehren. — Bon den Blättern, den hauptſächlichſten Umwandlungs⸗
und Augfcheidungsorganen, fchreitet der veränderte Saft wieder
zur Wurzel zurück, um aud) fie zu ernähren. Unter den Zellens
pflanzen findet diefes Nückfchreiten vielleicht nur bei Hutpilzen
ftatt; bei ven Gefäßpflanzen muß e8 ohne Ausnahme vorhanden ſein.
Sn den Holzgewächfen geſchieht (Cnach Beobachtungen) das Auf:
fteigen des Saftes befonders im Holze, das Abfteigen im Baft
(beiden Monofotyleboneen) und der Rinde Cbei den Difotyledoneen).
Unterbindet man z. B. einen Aſt oder Stamm, oder fchneidet
man ein ringförmiges Stück Rinde bis auf den Splint heraus,
fo verdickt fich der Stamm oder Aft ober der Wunde, weil der
Rückfluß des Saftes gehemmt iſt, vorausgefeßt, daß oberhalb
der Wunde Blätter oder Knospen vorhanden find, welche Nährs
faft bereiten fünnen. Bäume, an welchen man demnad; den
fogenannten Ringelfchnitt angebracht hat, tragen reichlicher Blü-
then und Früchte, belauben und entlauben fich früher, Auch der
auffteigende Saft vermag indeß, weil er auf feinem Wege mit
Bildungsftoffen aus dem abfteigenden gefchwängert wird, Die
aufwärts wachfenden Theile zur Entfaltung und zum Wachsthum
anzuregen. Auch wird bei allen ausdauernden Pflanzen gegen
den Herbft ein Vorrat von Nahrungsftoffen in den bleibenden,
befonders den unterirdifchen Theilen angehäuft, welcher im Früh⸗
ling durch den eingefogenen rohen Saft wieder aufgelöst, und
zur Ernährung der fich entfaltenden Organe gebraucht wird. —
Das Cambium, der höchſt affimilirte, aus dem rohen Nährfaft
entftandene Bildungsfaft, ftellt gleichfam durch eine‘ Art von
Koagulation die neuen Gefäße und Zellen dar. Bei den diko-
kr aa Holsgewächen wird dad Cambium im Frühling
19
290 . Allgemeine Naturgefchichte: VII. Buch.
nach Ausbruch der Blätter vorzüglich zwifchen Holz und Rinde
abgefegt, und ſtammt, wie neuere Verſuche erwiefen, aus der
Rinde, nicht aus dem Holze, obwohl: bei der allfeitigen- Ber
wegung der Säftemaffe an den verfdjiedenften Stellen des Pflanzen
förpers bildungsfähige Materie abgelagert werden kann. Daß aber
neben der vorherrfchenden auf» und abfteigenden Saftbewegung
auch eine allfeitige vorhanden fei, beweifen unter andern jene
Erfahrungen, wo Bäume, die mit andern verwadjfen, von ihren
eigenen Wurzeln aber getrennt waren und an jenen ſchwebten,
durch dieſe leßtern Bäume ernährt wurden und freudig fort wuchjen,
obwohl deren Säfte nur an der Verwachfungsftelle in fie über
gehen Fonnten, wie folche Beifpiele von 2 Buchen, 2 Weiß
tannen, und 2 Sumpffichten bekannt find. — Bei der Aſſimi⸗
lation werden die in die Pflanze geführten unorganifchen Stoffe,
befonders der Kalf und die Kiefelerde, theils in Kryftallen oder
Konfrementen ausgefchieden, theils ald wahre und innige Ber
fandtheile in das Cambium und die Fefigebilde aufgenommen, —
Der eigenthbümliche Saft der Saftgange Milchjaft genannt,
wo er, wie in Euphorbia, Leontodon, Chelidonium ‚etc. ger
färbt ift,) wird mit dem abfteigenden Bildungsfafte zugleich. in
den Blättern erzeugt, fließt nach. unten, und kommt öfters
ganz unverändert bis in die Wurzeln. Mam hat foldy eigens
thümlicyen Saft bei Pflanzen aller großen Abtheilungen gefuns
den; er artet fich aber in verfchiedenen Gewächſen fehr verfchieden,
und weicht auch oft nad) den verjchiedenen Theilen der Pflanze
ab, Man hat ihn (nach der Meinung Einiger zu weit: gehend,)
dem Blute der Thiere verglichen, ob er gleich nur wenig zur
Ernährung der Theile abzugeben: fcheint. — Unbekannt iſt die
Beſtimmung mancher aus dem Nahrungs: und Bildungs- viels
feicht auch dem Milchſafte abgefonderten Säfte und feften Sub
fangen, 3. B. ber flüchtigen Dele und Balfame, der: mancherlei
FSarbftoffe, der Säuren, bittern Stoffe, der Pflanzengallerte, der
Gummi⸗ und Zucerarten, Kryftalle, — welche alle, obwohl fte
ausgefchieden, und zum Leben der Pflanze nicht mehr tauglich find,
doc; nicht als Auswurfsftoffe angefehen werden können, da -fie
von der Pflanze nicht ausgeftoßen werden. Wahre Ausmwurfs:
ftoffe find hingegen die von den grünen Pflanzentheilen aus⸗
Bom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ıc. 294
gehauchten Dünfte und Gafe, das Fohlenfaure Ammoniaf, der
Flüchtige, der ſcharfe Niechftoff, welchen manche Blüthen, das
Chlor, welches die Strandpflanzen aushauchen. Das Leuchten
mancher Pflanzen fcheint auf der Ausfcheidung gewiffer, bei etwas
gefteigerter Temperatur mit Lichtentwicklung verbrennehder Stoffe
zu beruhen, oder auf dem bei Annäherung eines Lichtes fich ent:
zündenden, flüchtigen Dele; überhaupt find die in die Atmofphäre
verdunftenden flüchtigen Dele den Auswurfsftoffen beizuzählen,
eben fo die ſchmierigen, Flebrigen, Abenden, fauren Säfte, welche
aus Drüfen, Haaren, Blättern 2c. ausſchwitzen, der ftaubähnliche
abwifchbare, aus Wachs beftehende Ueberzug, welcher ald Reif
oder Duft Blätter, Früchte ꝛc. bedeckt; die falzigen Erfretionen
mancher Strandpflanzen, der Honigfaft, Fryftallinifche Zucker,
die audgeleerten Harze und Gummiarten, die Narbenfeuchtigfeit,
die von den Wurzeln ausgefchwisten Subftanzen. — Was die
Ernährung der Schmarogerpflanzen, nämlich der wahren,
Nahrung aus der "Trägerpflanze ziehenden, und insbefondere
wieder der phanerogamifchen betrifft, fo dringen fie mit. ihren
Wurzeln und Saugwarzen bis zum Baſte und Holzförper ein,
und erhalten alfo fowohl Nahrungs als Bildungsfaft. Die
grünen Schmaroßerpflanzen (z. B. die auf fehr verfchiedenen
Bäumen vorfommende Miftel, Viscum album, dann Loranthus
europaeus ete,) dürften hiebei ein eigenes größeres Affimilationd-
vermögen befisen, als die bleichen @. B. Cytinus Hypocystis,
Lathraea,, Cuscuta, Monotropa , Orobanche); mit der übers
haupt geringen Affimilationsfraft der Parafiten ſtimmen aber
ihre fehr wenig entwicfelten Gefäße überein, welche alfo auch aus
diefem Grunde nicht zur Leitung, fondern zur Regulation der
Berarbeitung der Säfte beftimmt fcheinen. — Bei dem im Vorigen
dargeftellten Prozeß der Affimilation ergiebt fich eine fucceflive
Reihe von Produftionen, welche‘ die Pflanzen aus dem rohen
Safte darftellen, der aus Rohlenfaure und Waffer befteht. Man
'bemerft hiebei, ‚daß in den höhern Produkten der Sauerftoff
immer mehr ausgetrieben wird, und endlich ein Ueberſchuß von
Wafferftoff hervortritt. Die niedrigften Produftionen, die Pflanzen:
fauren, ‚enthalten neben Kohlenftoff und Waffer noch etwas Sauer:
ſtoff; eine höhere Reihe, zu welcher Zucker, Gummi, Stärf-
29% Algemeine Naturgeſchichte. VAL. Bucı >
mehl, Pflanzenfafer gehören, befteht bloß aus Kohlenftoff und
Waſſer; die höchfte Reihe, -Dele und Harze begreifend, enthält
neben Kohlenftoff und Wafler noch Wafferftoff. Die lebende
Pflanze hält aber diefe Reihenfolge nicht. immer (obwohl meiftens)
ein, die höhern Verbindungen aus den nächft niedrigern erzeugend;
fondern kann oft einige Glieder überfpringen, und 3 B. aus
niedrigen fogleich die, höchften darftellen. — Das Wahsthum
der Pflanzen iſt gleichſam das Produft der Ernährung und Affir
milation. Die ‚einzelnen Elementartheile wachen durch Aus⸗
dehnungz; aus dem Cambium erzeugen fich ftetd neue, wodurch
ſich die Organe und hiemit die. ganze Pflanze vergrößern. Nach
dem innern Bau modifizirt fi das Wachsthum auf verfchiedene
Weiſe. Unter. den Zellpflanzen wachen die einfachften Pilze
und Algen, wie die einfache Zelle, durch bloße Ausdehnung ihrer
Membran; Fadenpilze, Fadenalgen, Characeen ſetzen über den
alten. Zellen neue an. Bei den Flechten findet centrifugales
Wachsthum ftatt, indem ſich nach allen Seiten in gleicher Ebene
neue Zellen anlegen, und das Lager ſich hiedurch vom Centrum—
nach der. Peripherie vergrößert. Daffelbe geſchieht beim Hut
vieler Pilze, während der Strunf deutlicdy; in die Lange wächst,
was bei Keulen- und Kernpilzen: aber: auch für die-fruchttragens
den Gipfel gilt. In die Länge wachfen auch die Algen, die mit
ftiel- oder ftrauchartigen Lagerfiamm verfehenen Flechten, Moofe
und Lebermoofe Die Erygptogamifhen Gefäßpflanzen
wachen anfangs durch Ausdehnung der Efementartheile in die
Dicke, dann nur in die Länge, vom: Gipfel des Stammes und
der Aefte aufwärts, indem fic alle neuen Efementartheile nur
über den alten anfeßen, und der. wiederholt verjüngte Gipfel ſich
abfagweife bis zu jenen Blättern verdickt, ‚welche Die normale
Größe erreicht haben, worauf: dann der Stamm an Dice ſich
gleich bleibt. Man kann diefes- Wachsthum: gegen den Gipfel
und in die Länge als centripetales bezeichnen und es dem
centrifugalen entgegenfegen. «Die Monokotyledoneen wachſen
ebenfalls durch fortwährende Verlängerung des Stammes nach
oben, nehmen: aber hiebei mit dem Alter an Dice zu, indem
außerhalb der ‚alten. ftetd neue Gefäßbündel entftehen, alfo neben
dem Gipfelwachsthum auch ein peripherifches eintritt, bei welchem
Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen sc. 293
eben die im Umfang des Stammes ftetd neu erzeugten Gefäß
bündel es find, die die Verlängerung nad; oben herbeiführen,
während bei den Farrn ꝛc. nur die einmal vorhandenen ſich ent
wickeln. Die verhältnigmäßige Dünne mancher monofotyledonis
ſchen Stämme, 3. B. der Rotangpalmen rührt von der außers
ordentlichen Feinheit ihrer Gefäßbündel her. Alle Monofotyles
doneen wachfen nur nach einer Richtung, nämlich; vom Grunde
des Stammes gegen den Gipfel hin. Die Gefäßbündel ver
Monofotyledoneen ftehen übrigens immer von einander getrennt,
weshalb durd; fortwährendes Anfegen der neuen um die Altern
feine fchichtenweife Anlagerung, Feine Holz: und Baftringe ent
stehen. Der Stamm der Difotyledoneen zeigt wie jener der
Monofotyledoneen neben dem Wachsthum in die Länge auch eines
in die Dice, alfo ein peripherifches; erftere wachfen aber nicht
wie leßtere, bloß nach einer Richtung, fondern nach zwei ganz ent-
gegengefeßten, und wegen ihrer, in konzentrifchen Kreifen ftehenden
Sefäßbündel, durch fortwährendes Anfegen neuer Ringe, Hiebei
bilden fich zwifchen Baft und Holzkörper die neuen Gefäßbündel,
zwifchen Baft und alter Rinde die neuen Rindenlagen: ein
- Prozeß, der bei den Zjährigen Difotyledoneen fich nur einmal, bei
den Holzgewächfen alle Jahre wiederhoft, und weßhalb deren
im Winter feft mit dem Holze verwachfene Rinde, ſich im Früh—
fing leicht ablöfen läßt. Das Holz der Difotyledoneen wächst
‚von der Are nad) dem Umfang, ift daher zunächft um die Are
am älteften, die Rinde wächst vom Umfang gegen die Are, ift
daher zu Außerft am älteften, wo fie deshalb abftirbt und platzt.
— Bei manchen unferer Bäume erfolgt zwiichen der weiten
Hälfte des Zuli und der erften des Auguft ein neues Eindringen
von Cambium CAuguftfaft), und daher neue Ablöslichfeit der
Rinde. In der Rinde lafjen fich Feine Sahrringe, fondern ftets
nur 2 Schichten, eine äußere, abgeftorbene, meift braune, und
eine innere, faftreiche, oft grüne erkennen. Mehrere Jahre uach
der Bildung der Sahrringe werden die Wände ihrer Zellen dicker,
härter, dunfler, und damit geht der Splint in dauerhaftes, braud)-
bares Kernholz über. Die Härte ded Holzes läßt fich nicht
immer in Beziehung mit Schnelligfeit des Wachsthums, Blatt:
wechfel ıc, feßen, Doch haben im Ganzen die langſam wachfenden,
29A Arggemeine Naturgeſchichte. VEL Wuch ·
immergruͤnen Baͤume ein feſteres Wachsthum als wie ſchnell⸗
wachſenden und blattwechſelnden. Die Jahrringe der langſam
wachſenden Bäume find viel dünner, als jene der ſchnellwachſen⸗
den; ihre Dice weicht aber felbft am felben Baum nad; Bes
fchaffenheit der Sahrgange und nach dem Alter ab, auch ift der
einzelne Ring an verfchiedenen Stellen verfchieben dick, und alle
zufammen find felten genau Fonzentrifch. Mit dem Anfeten neuer
Holzringe und Nindenlagen hängt dad Längenwachsthum der
Jungen Aeſte und Triebe genau zuſammen, weicht überhaupt nur
in der Richtung von jenem ab, da die neuen Holz⸗ und Rinden⸗
Tagen ſich nicht bloß zwiſchen die ältern einfchieben;, ſondern fich
auch über fie hinaus fortfegen. 'Seder Holzring, vom Grunde
des ' Stammes ‘bis in die Gipfeltriebe für fich gedacht, "bildet
einen ſehr verlängerten Kegel, welcher von dem nächftfolgenden
eingehüllt und überwachen ift, weshalb 3. B. Nägel, Infchriften ıc.
in ven jungen Baum 'eingefchlagen oder eingefchnitten, noch im
Innern des alten aufgefunden werden fönnen.' Die Martröhre
verengert fich nicht, fondern behält den Durchmeffer, welchen ffe
im. Triebe des erſten Sommers hat, ftets bei. Nach Entwicklung
der Knospen aus jenem ſtirbt das Mark ab, mit Ausnahme der
Stellen, wo Knospen und Blätter entſpringen. Die ſogenannte
Martfcheide (vagina' medullaris) iſt eigentlich nur die innere
Lage des erften Jahrrings. Unter den Monofotyledoneen ftimmen
die, nur. mit einem centralen Gefäßbündel verſehenen Najadeen,
im Wachsthum mit den Fryptogamifchen Gefäßpflangen überein;
eben ſo verhalten ſich unter den Dikotyledoneen die Halorageae,
Ceratophyilum-und die Cyeadeas, während die Pfefferarten ſich
mehr den Monokotyledoneen nähern. Die dikotyledoniſchen Baum⸗
ftämme find im Verhältniß zu ihrer Ränge immer viel ‚dicker,
als: die monofotyledonifchen; 'aber unter den difotyfedonifchen
Schlingpflanzen giebt ed welche, die bei großer Dünne die außer
ordentliche Länge von hundert oder mehrern hundert Fuß erreichen,
wie «manche Passiflorae, Cobaea scandens etc. — Alle Ge⸗
faͤßpflanzen wachſen theils von ihrem Gipfel aus durch End
knospen, theils durch Streckung ‚der Schon ‚gebildeten Interfoliars
theife, weshalb man am jungemStamm in gleichen Zwifchenräumen
‚angebrachte Zeichen ' bei beendigtem Wachsthum — *
Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ꝛe. 995
findet, zum Beweis, daß: der Stamm in allem Theilen gewachſen
iſt. Theilt man die einzelnen Interfoliartheile in Grade, fo
ergiebt fich ein ſtärkeres Wachsthum der untern Grade, welche
noch fortfahren, fich zu flrecfen, nachdem die obern ſchon zu
wachfen aufgehört haben. Dieſes erfolgt dadurch, daß die neuen
Elementartheile fich nicht von unten nad) oben, fondern aus dem
abwärts firömenden Cambium won oben nach unteit anfegen,
in jedem Interfoliaxrtheil die obern Theile daher die ältern find,
und deſſen Bildung daher vom Blattgrunde abwärts bis zum
nächften untern Blatte fortichreitet. So bildet fich auch die Blatt:
fcheibe immer: früher aus, als der Interfoliartheil des Blattes,
und die ganze Pflanze wächst zwar nach oben, indem fich immer
ein Interfoliarcheil auf dem andern bildet, aber jeder einzelne
Suterfoltartheil verlängert ſich hiebei nach unten. Die Wurzel
hingegen, welche feine Interfoliartheile zeigt, verlängert fich,.
und zwar fowohl die, Stammmurzel, als die Wurzelzafer ſtets
nur aus der Spitze, alfo durch Anlagerung neuer Theile am
vordern Ende, Ausdanernde Wurzeln wachfen durch neue Gefäßs
bündelfreife gleich dem Stamme auch in die Dicke; viele Zafern
verdicken fidy nur wenig,-und werden bald durch neue erfeßt. — —
Das. Wachsthum richtet fich nach der Aufnahme und Affimilation
der Nahrungsjtoffe, ift daher vom Frühling bis zur Mitte des
Sommers am ſtärkſten, nimmt von da bis in den Herbft ab,
und fieht im Winter mehr: oder weniger fill. Viele Kraut
gewächfe bedürfen aber nur einen oder weniger Monate zur
Entwidlung , die immergrünen Bäume: wachfen vielleicht das
ganze Jahr, viele Zellpflanzen im Spätherbft und Spätwinter.
Am Tage erfolgt das Wachsthum viel ftärfer als bei Nacht.
An diefe Darſtellung des Wachsthums Fnüpfen wir jene
von der Entfaltung und dem tebensverlaufe der Blätter
und Blüthen: Die Blätter find fchon in derigefchloffenen
Knospe vorgebildetz die Blattfcheibe wird: in der gefchloffenen,
fo wie in der ſich entfaltenden Knospe früher entwicelt, als der
Blattſtiel. Das periodifche Ausfchlagen der Blätter hängt einmal
von der fpeziftichen und individuellen Lebensthätigfeit, dann von
ber früher oder fpäter eintretenden Frühlingewärme ab: Sobald
im Frühling einmal: die Zeit da ift, entwideln fich die Knospen
396 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch.
auch bei ungünftiger Witterung und niedriger Temperatur bie
zu einem gewiffen Grade. Die hiebei bemerfbare Periodizität
liegt nicht allein im Verhältniß der Erde zur Sonne, fondern
ift auch den Pflanzen felbft eingeprägt, und wird in den aus⸗
dauernden habituell; ohngefähr fo, wie ein Menfch nach genügen-
dem Schlaf auch ohne Licht und Schall erwachen würde. Mögen
im Februar auch noch fo warme und heitere Tage eintreten, fo
wird die Pflanzenwelt in ihrer Entwidlung nie fo vorwärts
fehreiten, wie im April bei rauher Witterung, wenn diefer auch
noch Feine milde vorausgegangen ift. — In der Knospe find die
Blätter weißfich oder gelb, am Lichte werden fie zuerft röthlich,
gelb, dunfelviolblau, nach begonnener Aushauchung und Aus-
dünftung röthlich oder violbläulich geldgrün, dann Tebhaft grün,
gegen den Sommer dunfler grün. Die grüne Farbe entfteht
durch das Chlorophyll, welches durch die Dberhaut durchicheint,
wird daher bei undurchfichtiger oder mit Haaren, Drüfen beſetzter
Oberhaut gedämpft. Wahrfcheinlich beruht die gelbliche Färbung
der Blätter in der Knospe auf: einem Ueberſchuß von chemifch
gebundenem Waſſer; je mehr diefes entweicht, deſto gefätligter
grün erfcheint die Farbe. Die rothe Farbe vieler Blätter, und
die rothen Flecken auf grünen Blättern beruhen wohl darauf, daß
in Folge einer befondern (doch nicht Franfhaften) Richtung der Lebens:
thätigfeit der grüne Farbftoff ftarf entwäffert wurde, und eine Säure
zu ihm getreten ift, wie folche-eigenthümliche Thätigfeit auch die
weißen oder gelben Flecken, die bleiche oder röthliche Farbe vieler
Schmarogerpflanzen, mancher Mooſe ꝛc. bewirkt. Außer dem
Eichte, der Haupturfache des Ergrünens, müſſen auch noch man:
cherlei innere'Urfachen zutreten, um die Bildung ‚oft reichlichen
Chlorophylls in manchen, dem Lichte unzugänglichen Pflangentheifen,
3. B. im Keim und Samen möglic; zu machen. — Man beobachtet,
daß die Blätter, dieſe fo lebendigen, für das Leben der ganzen
Pflanze fo wichtigen Drgane bei Tag: ihre ‚obere, Fläche dem
Lichte zuwenden, bei Nacht dieſe Fläche durch verfchiedene Bie-
gungen anders legen. Die Blätter der Sauerfleegattungen und
der Porliera hygrometrica nehmen die fchlafende Stellung auch
am Tage bei trüber oder regnerifcher Witterung an; die Blätter
der. Sinnpflanzen: thun dieſes anf mechanifche Reize. Es ift
Dom Leben der Pflanzen 11. feinen Erfcheinungen ꝛe. 297
überhaupt in der. Pflanze eine Anlage zu ſolchen periodiſchen
Bewegungen vorhanden, welche fich nicht bloß beim Einfluß oder
Mangel des Lichtes Außert. Die fchlafende Stellung. der Blätter,
wobei ſich diefe bald zufammenlegen, bald herunterhängen, ‚bald
ſich aufrichten, bald um den Stengel ‚oder Blattftiel rollen 2c.
wird übrigens mit einer gewiffen Kraft und.Beharrlichfeit ein
gehalten, die keineswegs auf Erfchlaffung der Lebensthätigfeit
fchließen Taßt. — An den einjährigen Pflanzen fterben zuerft die
untern Blätter; allmälig, wie die Pflanze blüht und Frucht
treibt, auch die obern, ohne abzufallen; bei unfern Bäumen und
Sträuchern aber Löfen fie ſich meiſtens an ihrem mit dem Afte eins
gelenkten Blattftiel, und fallen ab; bei zufammengefegten Blättern
löſen ſich öfters zuerft die einzelnen Blättchen von der erft fpäter
abfallenden Blattipindel. Bei mehrern Meltaceen entwiceln
fi) die obern Theilblättchen erft, nachdem. die untern bereits
abgefallen find, und die Blattfpindel wächst hiebei zu einem Alte
aus. Bei den Blättern unferer meiften Laubhölzer, auch der
krautigen Pflanzen geht vor dem Abfallen im Herbfte die, grüne
Farbe durch allmäliges Sinfen und Aendern der Lebenskraft,
wobei Sauerftoff, Kohlenfaure und Wafler ftatt ausgefchieden,
zurücgehalten werden und das Chlorophyll umbilden, nach der
Farbenfolge im Spektrum in bunte über, (oft nad) derfelben,
jedoch umgekehrten Drdnung, welche bei Entfaltung. der Knospe
ftatt fand,) wobei das Licht wieder ald modifizirende Potenz aufs
tritt, und Boden und Witterung gleichfalls ihren Einfluß geltend
machen. Am’ Boden Tiegend und der Feuchtigfeit ausgefeßt,
werden die Blätter dann braun oder fchwarz, und hiemit ift erft
ihr Tod eingetreten. Immergrüne Blätter nenut man jene,
welche einen oder mehrere Winter überftehen, bevor fie abs
fallen. — Wie in der Form, fo treten auch in ‚der Farbe der
"Blätter Aenderungen ein, wenn fie fi der Blume: nähern, fo
daß Brafteen und Kelche gelblid; und roth, feltener blau und
violett gefärbt erfcheinen, wobei die dem grünen Blatte eigenen
Funftionen defto mehr zurücktreten, je weiter die Farbe folcher
Theile im Spektrum vom Grün entfernt iſt. Was die: Ent
- faltung und den Lebenslauf der Blüthen betrifft, ſo ſind
bereits wieder in der Blüthenfnospe oder: dem Blüthenfnopfe die
298 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch,
verschiedenen Bfüthentheife Fenntlich vorgebildet. Die zufammens
gerollten Blätter der Blüthendecke entfalten ſich meiſtens von den
Spitzen aus; ſeltener beginnt die Entfaltung von der Baſis,
und die Spitzen oder Ränder bleiben zuſammenhängend. Sin den
Staubgefäßen ift wieder der der Blattfcheibe entſprechende
Staubbeutel vor dem Staubfaden entwiceltz im Piftil Eierſtock
und Narbe vor dem Griffel und Stempelträger. Die Eichen
find ſchon in der gefchloffenen Blüthenfnospe vorhanden. Das
Aufbrechen diefer Teßtern erfolgt bei jeder Pflanze zu beftimmter
Sahreszeit, fo daß vom Winter und Frühling an, wo fidh die
Nießwurz, das Schneeglöckchen, die Frühlingsfnotenblume ent-
falten, bis zur Zeit, wo die Aftern, die Zeitlofe, der Safran
erfcheinen, eine ununterbrochene Folge blühender Pflanzen fid)
ablöst, welche die fogenannten Blüthenfalender angeben.
Da die füdliche Halbfugel der nördlichen entgegengefeste Jahres⸗
zeiten hat, Cweßhalb in unfern Treibhäufern die Frühlings
pflanzen jener im -Spätherbfte, deren Sommer: und Herbftpflanzen
im Frühling und Winter blühen, was wieder für die ©, 296
erwähnte, den Pflanzen eingeprägte Periodizität ſpricht,) fo vers
geht Fein Monat, in welchem nicht auf der Erde Pflanzen
blühten. Sehr milde oder fehr rauhe Witterung vermag die
Blüthezeit übrigens un einen Monat oder nrehr zu befchleunigen
oder aufzuhalten, und in fehr milden Herbften blühen manche
Pflanzen zum zweitenmale. Die Kultur vermag ebenfalls Zeit
des Blühens und Fruchttragens abzuandern; man hat früh und
fpät blühende Obftforten und Nusfräuter, und unfere Obſtbäume
auf die füdliche Halbfugel verfegt, follen nach einigen Sahren
Aufenthalt im dortigen Frühling blühen. Cinige Pflanzen, wie
Viola tricolor, Senecio vulgaris, Urtica urens, Lamium pur-
pureum, Poa annua blühen faft das ganze Jahr. Manche
Pflanzen entfalten noch vor- den Blättern ihre Blüthen, weil die
biezu nöthige Nahrung in Knollen und: Zwiebeln bereit Tiegt,
während diejenigen, bei welchen dieſes nicht der Fall ift, Zur
führung des Nahrungsfaftes erft durch die Blätter erwarten
müffen, und daher nur nad) diefen blühen Fünnen Die Dauer
der Blüthezeit wird wieder durch fpegififche Anlage, Wärme und
Licht beftimmt, und durch Erhöhung Tebterer abgefinzt. Die
Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erſcheinungen ꝛc. 299
Blüthenfnöpfe der meiften Pflanzen bleiben, wenn einmal ges
öffnet, immer. bis zum Verblühen- offen; bei manchen jedoch
öffnen fie fich zu gewiffen Tageszeiten, und fchließen fich zu
andern wieder. Manche Blüthen dauern nur eine oder wenige
Stunden; andere öffnen und fchließen fich nad den Witterungsvers
hältniffen Cmeteorifche Blumen). Auch das Deffnen und Schließen
Machen und Schlaf) der Blüthen beruht nicht bloß auf dem
Lichte, fondern, indem es bei verfchiedenen Pflanzen zu ganz
verfchiedenen Zeiten eintritt, auf der fpeziellen Wechlelwirfung,
in welche, ihrer innern Anlage gemäß, eine Pflanze mit dem -
Lichte tritt. Dieſes verfchiedene Eintreten macht übrigens Die
Anordnung einer fogenannte Blüthenuhr möglich. — Die bei
manchen Pflanzen erft nach Untergang der Sonne eintretende
Ausscheidung von flüchtigem Riechftoff ſcheint mit der nächtlichen
Erfretion überhaupt zufammen zu hängen. —
Die bunten Farben der Krone und des Perigond ent
‚ftehen während oder furz vor der Entfaltung aus der grünlichen
Farbe, welche jene im Blüthenfnopfe hatten, indem hiebei eine
beftimmte Farbenreihe durchichritten und diefer gemäß Cauf ähn-
liche Weife, wie beim Gelb- und Rothwerden der Blätter im
Herbte,) das Chlorophyll umgewandelt wird. Allen fo hödhft
mannigfachen Blüthenfarben liegen außer dem Chlorophyll nur
zwei Farbtoffe zu Grunde, ein blauer und ein gelber, Anthos
fyan und Anthoranthim Die weiße Blüthenfarbe entfteht
durch das in größern Maflen weiß erfcheinende Zellgewebe,
welches hier. manchmal vollkommen farblofen, meiftens jedoch
fchon fehr ſchwach blau, gelb oder grün gefärbten Ertraftivftoff
enthält, weßhalb auch das ganz reine Weiß nur felten vorfümmt,
Das Anthofyan, die Grundlage der blauen Blumen, wird durch
weniger oder mehr Säure violett oder roth, und färbt fo die
violblauen und rothen Blumen; es feldft ift wahrfcheinlich fehr
entwäflertes, daher blaues Chlorophyll, welches durch Säure
roth werden kann. Dad Anthoranthin ift gegen Säuren und
Alkalien wenig empfindlich, und daher erhalten die gelben Bus
men leichter ihre Farbe, als die blauen und rothen. Vermuthlich ift
auch diefer Farbitoff aus dem Chlorophyll hervorgegangen, wel:
ches durch chemifche Bindung von Waller gelb wird. Mit
500° Allgemeine Naturgefchichte. VII. Bug:
diefen Farbftoffen findet fich übrigens noch ein eigener harziger
Stoff (Blumenharz) von weißlicher, gelblicher, gruͤnlicher Faͤr⸗
bung verbunden. Die außerordentliche Mannigfaltigkeit ver
Nuangen iſt auch noch bedingt durch Menge und Sättigung der
Farbftoffe, Anhäufung derfelben in der Oberhaut oder Mittelfchicht
oder beiden, Aufeinanderliegen zweier Farbftoffe, Durchfichtigfeit
der Zellwände u. a, dgl. Verhäftniffen , welche ſich großentheils
phytotomifch nachweifen Taffen. So erfcheinen manche Blumen
fenerig roth, indem unter dem rothen Farbftoff gelber liegt; braun,
wenn unter dem bfauen Farbftoff Chlorophyll durchfchimmert;
- Schwarz, wern das Anthofyan fehr rein und intenfiv auftritt ꝛc.
Bei den buntgeflecten oder geftreiften Blumen find einzelne
Zelfen oder Zellparthien mit verfchieden gefärbtem Safte erfüllt,
was zugleich auf befondere Tebensthätigfeit derfelben hinweist.
Der mannigfaltigften Abftufungen durch Intenfität, Säuerung,
Unterfagerung ift das Anthofyan fähig ; das Anthoranthin bringt
weniger Töne hervor, Hiemit "hängt auch die größere Veräns
derlichfeit zufammen, welche die Blüthen der blauen Reihe in |
ihrer Färbung zeigen, indem in der Natur. viel mehr Blumen
zwifchen Blau, Roth, Violett, Weiß hin und her ſchwanken, ald
zwifchen Gelb‘ und Weiß, oder zwiſchen Gelb und seiner Farbe
der blauen Reihe. So fommt Viola odorata dunfelblau, violett
und weiß, Myosotis palustris hellblau, rofenroth und: weiß,
Anagallis: 'arvensis mennigroth, roth und weiß gefledt, "blau
vor ꝛc. Doch ändert Anemone alpina aus weiß in gelb, Viola
tricolor aus violblau in gelb. Die Veränderungen, welche die
Kultur an Gartenblumen bewirft, fallen auch meift zwifchen
Blau, Biofett, Roth, Weiß; feltener find die Uebergange aus
Blau oder Roth in Gelb. Weiß ift überhaupt Feiner der beiden
Farbenreihen beizuzählen, fondern fchlägt in beide über. — Im
Blüthenfnopf find die Blüthen grünlich, werden darauf durch
Entfärbung des Chlorophylls weißlich, und erhalten dann erft
die ihnen zufommende Farbe, ° Obwohl die rothe Farbe aus der
blauen durch Säuerung hervorgeht, fo ift fie doch oft früher vor;
handen als 'diefez fo daß z. ©. bei Pulmonaria, Anchusa,
Echium , Myosotis die fchon geöffneten Blumen noch roth find,
und erſt fpäter wiolett. oder blau werden, Wenn Blüthen
-
Vom Leben der Pflanzen u, feinen Erfcheinungen sc, 301
. während ihrem Leben Farben ändern, fo geſchieht diefes meiftens
in der gleichen Reihe, feltener findet ein Springen: von einer
in die andere ftatt, wie bei Myosotis versicolor , wp die Blumen
beim Aufbrechen gelb find, dann blau werden, oder bei Cheiranthus
mutabilis und scoparius , wo fie aus Gelb durch Drange in
Roth und Violblau übergehen, was aud im Finftern gefchieht,
alfo auf innerer Thätigfeit beruht. Manche Blüthen nehmen
beim Abfterben noch andere Farben an; fo werden die rothen
Blumen von Orobus tuberosus und vernus beim Berwelfen
blau, gelb⸗ und weißblühende Nachtkerzen (Oenothera) roth;
die in einem Tag verblühende Blume von Hibiscus mutabilis
iſt am Morgen weiß, Mittags fleifchroth, Abends dunkelroth.
* Die Farbenänderungen, welche manche Blüthen beim Trocknen
im Herbarium erleiden, (fo werden blaue Campanulae weiß,
gelbblühende Oenotherae roth, Primulae grün) beruhen großen:
theild auf Bildung von Anthofyan, welche durch Ausfcheidung
von Waffer aus dem Chlorophyll oder Anthoranthin erfolgt.
* *
*
Nach S. 284 gehören in die zweite Klaſſe jene Lebens—⸗
verrichtungen der Pflanzen, welche deren Vermehrung und
die Erhaltung der Gattung bezweden.
Die Vermehrung iſt einigermaßen dem Wacsthum
verwandt, inſoferne fie zur Vergrößerung der Pflanze beiträgt,
wenn die durch Vermehrung entftandenen Bildungen feine eigenen
felöftftändigen Pflanzen darftellen, fondern mit derjenigen vereint
bleiben, aus welcher fie hervorgegangen find. Den ©. 260 aufs
gezahlten viererlei Bermehrungsorganen entfprechen eben fo viele
Vermehrungsarten. — Ge nachdem die Vermehrung durd
Knospen nur mittelft Gipfel: oder auch durch Seitenfnospen
erfolgt, entfteht ein einfacher oder verzweigter Stamm. Gipfel⸗
fnospende Pflanzen find die meiften Bryum, Gymnostomum,
Splachnum , Polytrichum, die baumartigen Farrn, die meiften
‚Palmen, viele Gattungen von Aloe, die Cycadeae, Carica,
Theophrasta. Zahfreicher find. die winfelfnospenden Gewächfe,
zu welchen Hypnum, Leskea, Hookeria, Sphagnum , die
getrenntblätterigen Lebermoofe, die meiften Fryptogamifchen
302 Allgemeine matutdeſchichte VII. Buch.
Gefaͤßpflanzen, alle ausdauernden Gräfer und Cyperaceae, die
meiften Smilaceae und Najadeae, faft alle Difotyledoneen ges
hören. Nach Umftänden können -indeß auch gipfelfnospende
Gewächſe Seitenfnospen erzeugen, Die anatomifchen Syſteme
‚der Knospe ftehen ſtets mit denen der Mutterpflanze in Vers
bindung; über der Stelle, wo ſich die Gefäßbündel des Stammes
oder Aftes nad; außen biegen, um in die Blätter über zu gehen,
feßen ſich meift fchon gleichzeitig mit der Entfaltung der Knospe
die Gefäße zu den neuen Knospen an, und entwickeln ſich weiter.
Deßhalb beginnt die Erzeugung der Knospen im Frühling mit
bem erften Ausbrechen der Blätter; fie wachlen mit diefen fort,
und entwideln fich entweder noch im näamlichen Sommer, wobei -
fie von den Blättern ernährt werden, oder erft im nächften
Frühling, wo ihre Ernährung durch die in Stamm und Wurzeln
‚abgelagerten Nahrungsftoffe gefchieht. Die überwiegende Ent
wicklung der Gipfelfnospen beruht auf dem Streben der ganzen
Pflanze nad) oben, und auf der frühern Ankunft des Saftes in
der Richtung der Hauptare. Manche Bäume, wie. Populus
italica , treiben im RUN, Spmmer noch eine zweite Gipfel⸗
und hängt von der —— des Bodend,, von Licht und
Wärme ꝛc. ab, Ein höherer Grad von Licht und Wärme und
ein trocener Boden bewirken furze, fefte, holzige Triebe, Schat-
ten und Feuchtigkeit Tängere und weichere. Die verfdjiedene
Lange der Triebe bei verfchiedenen Pflanzengattungen hängt
wieder von ihrer. fpezifiichen Organifation und Lebensthaͤtigkeit
ab. Im Ganzen wachſen Bäume um fo weniger in die Länge,
je. fefter ihr Holz ift, und je mehr es beim Verbrennen Kohlen,
ftoff liefert, Die Art, wie die aus den, Knospen erzeugten
Triebe in die Dicke wachſen, ſtimmt ganz mit der ihres Stam⸗
mes überein. Gipfel: und Seitentriebe zählen ſtets wenigftens
einen Sahrring weniger, als, der Aft oder Stamm, aus welchem
fie entfprungen find. Der junge Trieb bereitet fich ſelbſt feinen
Nahrungs» und Bildungsfaft aus dem ihn. von der Mutter
pflanze zugeführten rohen Stoffe ;.er offenbart hiebei eine eigene
_ abgeichloffene Lebensthätigfeit, ſo daß. 3. B. ein Zweig mit
Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen :c. 303
weißem Holze auf einen Stamm mit rothem Holze gepflanzt,
fortwährend nur weiße Holzringe anfeßt, wie auch die Rofens
ftöcfe mit verfchiedenfarbigen Blüthen, die Obftbäume mit meh—
rern Früchten beweifen, — was dadurch bewirft wurde, daß
man auf fie Zweige mehrerer Gattungen pfropfte, von welchen
jeder fortwährend die ihm eigene Blüthe oder Frucht erzeugt.
Diefes Vermögen der Knospen, bei der Entwidlung auf einem
fremden Stamm (oder auch einer fremden Wurzel) von diefem
ernährt zu werden, und doch die Befchäffenheit ihrer Gattung
beibehalten zu können, ift auch öfonomifch höchft wichtig und
macht die verfchiedenen Fünftlichen Vermehrungsarten möglich,
welche als Dfuliren, Propfen und Abfäugen bekannt find,
und über welche unten das Nöthigfte beigebracht wird, Man
bemerkt bei diefen Operationen zwar, daß zwifchen der zu.
impfenden Pflanze, und jener, auf welche fie geimpft wird, eine
organische und phyſiologiſche Berwandtfchaft ftattfinden müffe, wenn
ſie von Erfolg fein follen: doch artet fich dieſe VBerwandtfchaft
haufig anders, als es die fnftematifche Stellung erwarten Tieße,
inden 3.3. der Birnbaum fich nicht auf den fo nah verwandten
Aepfelbaum, aber wohl auf den Duittenbaum impfen laßt, die
Reifer der Kirfchbäume nicht auf den fo nahe verwandten
Pflaumen⸗, Aprikoſen⸗, Pfirfich- und Mandelbäumen gedeihen,
hingegen wieder immergrünende Bäume auf blattwechfelnde,
3. B. der Delbaum auf die Efche und Ligustrum vulgare,
Pyrus japonica auf Crataegus — — gepfropft werden
fönnen, und dabei der Winterfälte viel beſſer widerſtehen, als
wenn fie aud Samen gezogen worden wären. Die aus Smpflins
gen hervorgegangenen Zweige liefern größere und fchmafhaftere
Früchte, leben aber Fürzere Zeit, als andere, weil überall im
Pflanzenreiche eine Hemmung des individuellen Lebensprozeſſes
G. B. durch Abnehnten der Blätter, den Ringelfchnitt ıc.) zwar
den Fortpflanzungsprozeß fteigert, aber Die Lebensdauer verfürzt. —
Die Zwiebel, welche den Stamm fo fehr überwiegt, kann aus
diefem bei ihrer Entwicklung nur wenig Nahrungsftoff erhalten,
weßhalb in den diefen Schalen der Zwiebel ſelbſt Nahrungsftoff
abgelagert wird, welcher durch die aus den Wurzelfafern auf
fleigende Weuchtigkeit aufgelöst wird, und gur vorläufigen
3504 | Allgemeine Naturgefchichte. VII. Bud.
Ernährung der jungen Triebe, bis zu deren Entfaltung dient.
Hiebei verlängert fich Cim Gegenfaß zur Knospe) die Are der
Zwiebel nicht, fondern nur das fchon dem Blüthenftand anges
hörende Snterfoliarfyftem; geht wirklich ein bebfätterter Stengel
aus der Zwiebel hervor, fo erhebt fich derfelbe aus einer eigenen,
‚mehr oder weniger deutlich von der Mutterzwiebel verfchiedenen
Knospe. Gleich den Knospen treiben auch die meiften Zwie—⸗
bein jährlich im Frühling ihre Blätter, Blüthen oder Stengel.
Bis zur Fruchtreife ife der in ihnen aufgehäufte Nahrungsſtoff
aufgezehrt worden, und mit dem Abfterben. der oberirdifchen
Theile hat der Trieb in diefer Richtung aufgehört ; zugleich aber
haben fich, wie Knospen in den Blattwinfeln, fo Brutzwiebeln
aus dem Zwiebelftock neben und über der alten Zwiebel oder in
den Winkeln ihrer Schalen erzeugt, welche fich nach hinläng-
licher Neife von der Mutterpflanze trennen, und ſich in der
nächften Wachsthumsperiode zu felbftftändigen Pflanzen entwickeln
Tonnen. Die Entwidlungsfähigfeit der Zwiebeln dauert übrigens
mehrere, vielleicht felbft fehr viele Jahre, indem eine Zwiebel
noch trieb, welche von gleichem After mit einer Mumie gewefen
fein fol. — Die Entwidlung der ©, 262 erwähnten Knos- -
penzwiebelchen (bulbilli) weicht von der ber Brutzwiebeln
nicht ab; der Nahrungsftoff ift hier gewöhnlich in den Außerften
diefen und fleifchigen Vlättchen enthalten; ihnen reihen fich in
phyſiologiſcher Ruckſicht auch die Ausläuferfnospen der Erdbeere,
und mancher Farren an, die fich zwar noch auf der Mutterpflange
entfalten, aber fich doch ſpäter von diefer trennen und felbft-
ftändig fortbeftehen. — Die Brutförner der Zellenpflans-
zen find eigentlich wirfliche Brutfnospen, und fünnen, wie bie
Bulbilen, nach der Trennung von der Mutterpflanze unmittel-
bar zu einer neuen Pflanze erwachfen. Diefes Auswachſen ges
fchieht bei den Marchantien von der Mittellinie dev Brutförner
aus an beiden Enden in entgegengefeßten Richtungen; bei den
Moofen, wo die Wurzelhaare nur aus einem Ende ded Kornd
entfpringen, nur nach einer Richtung; die Brutförner der Flech⸗
ten wachfen unmittelbar und ganz in das junge Lager aus. —
Bei den Knollen wächſt der Körper Cein verdickter Aſt oder
nterfoliartheil) nach der Trennung von der Mutterpflanze nicht
Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ꝛe. 305
mehr, fondern nimmt während der Entwiclung feiner Knospen
durch Ausſaugung beitändig ab, und ftirbt endlich. Mit Auss
nahme der Orchideen, wo: der in den Knollen aufgeipeicherte,
zur Ernährung der Zriebe dienende Stoff aus Schleim beſteht,
iſt derfelde gewöhnlich Amylon. Man bemerkt nun während
der Entwiclung. der Knospen eine bedeutende Umgeftaltung der
Amylonkörner. Jedes Amylonkorn befteht. nämlich aus einer
Menge konzentriſcher Lagen, und wächst durch allmälige Anla
gerung der Außern Schichten. über, die innern, In alten Knollen -
ber Kartoffel, welche im Sommer noch an der. Pflanze hängen,
findet man gegen die Mitte das meifte Stärfmehl. verfchwunden;
. die noch übrigen Körner find viel Fleiner, und ftatt wie in der
’
frifchen Kartoffel oval, — ellipſoidiſch oder ſphäroidiſch, Fegel-
förmig, Feulenförmig, an einem oder beiden Enden zugeſpitzt;
ihre Schichten. find nicht mehr. gefchloffen, fondern alle Körner
beftehen aus tellerförmigen, über einander gethürmten Stüden.
Diefe Beichaffenheit entfteht dadurch, daß. fich, während der Trieb
wuchs, die Schichten vonder, Oberfläche aus mehr, oder. minder
ungleihmäßig, aufgelöst haben, Bei den meiſten Pflanzen löst
fich der Knollen von: der: Mutterpflanze, [085 bei den Equifeten
wächst er ſchon auf. der Mutterpflanze aus, und bleibt- derfelben
als. Aft verbunden. — Aus den. Lentizellen. entwideln fich
Luftwurzeln, welche in einigen Gewächfen, (wie in, Rhus radi-
cans, und manden baumartigen Karren). wenn fie, feinen Boden
ober fremden Körper zum Eindringen erreichen können, abfterben,
und. eine filzartige Dede über Stamm ‚und Aeſte bilden. Bei
‚den; meiften, mit deutlich. abgefeßten Interfoligrtheilen. verfehenen
Pflanzen entſteht auf ber Grenze jener, Cin ‚Folge der. dafelbft
verzögerten. Saftbemegung) ein Kranz.von Lenticelen ; bei den
Pflanzen mit-fpiralig ftehenden. Blättern,» und. deßhalb weniger
ſcharf abgeſetzten Snterfoliartheilen. entfpringen _ ‚Die Lenticellen
mehr regellos. Die wahren Lenticellen, aus, denen Wurzelzaſern
hervorkommen, und die daher als Wurzelknospen zu be⸗
trachten ſind, entſtehen als eine gallertartige Maſſe auf dem
Holzkörper und durchbrechen von dieſem aus die Rinde. Sowohl
bei Stamm⸗ als Zaſerwurzeln erwachſen alljährlich aus den
— neue Wurzelzaſern, während ein. Theil der aͤltern
20
506 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Bud.
abftirbt. Auch die aus ben Lenticellen entwickelten Wurzelzafern,
befonders. die Fnollig verdickten, wie fie 3. 3. bei Dahlıa und .
Paeonia vorkommen, vermögen gleich den Knollen zur Vermehs
rung zu bienen, indem fie nad) ‚ihrer Trennung vom unterirdifchen
Stocke Knospen und Stengel treiben. Nur indem die Brut
zwiebel, Bulbillen, die Ausläufer und die aus den Knollen ent
wicelten Triebe Zenticellen und aus diefen Wurzelzafern hervor⸗
bringen, vermögen fie fic zu erhalten. Bei Rihizophora werden
die großen, aus den Lenticellen entwicelten Luftwurgeln den
Stämmen ganz ähnlich ;.die 80 — 100° langen Luftwurzeln der
parafitifch Iebenden Eluſien, welche gleich denen des Mangle-
baumes über der Erde Knospen und blatttragende Zweige treiben,
verwachfen nahe an. der Erde miteinander, und umfchließen fo
den Stamm des fie. tragenden Baumes gleich einem Futterale.
Die Vermehrung vieler Pflanzen durch Stedlinge oder Steck⸗
veifer, fo wie Abſenker oder Ableger und abgetrenute Knospen,
ja fogar einzelner Blätter beruht darauf, daß. folche abgelögte,
in die Erde geftecfte Zweige, Knospen und Blätter aus dem
unterivdifchen Theil Lenticelen. und Wurzelzafern treiben, welche
fie ernähren, fo daß fie zu feldftftändigen Pflanzen erwachſen
fonnen. — Die Wurzelhaare der Mooſe und Lebermooſe kom⸗
men gleich den Lenticellen der Gefäßpflanzen überall hervor,
wo der. Stengel den Boden berührt, oder doch von hinreichender
Feuchtigfeit umgeben ift, und ernähren ihre Pflanzen oder deren
Zweige gleich den Wurzelzafern. Durch fie vermag jeder Zweig
als felbftftändige Pflanze fortzubeftehen, wenn der Stengel bis
zum. Grunde, abgeftorben ift. Wenn Manche aus den ausge⸗
fäeten männlichen Blüthenftänden der Mooſe junge Pflanzen
erhalten haben, ‚fo beruhte diefes darauf, daß deren knospen⸗
formige Hüllen Wurzelhaare und Knospen trieben, welche dann
zu neuen Pflanzen erwuchfen.
Während alle Vermehrung der Pflanzen auf bloßer Ent:
wiclungsthätigfeit beruht, wird die Fortpflanzung, durch
welche Frucht und Samen gebildet werden, nur möglich durch eine
über die Individualität. hinaus wirkende Kraft, welche darum
auch ein neues, von dem der Elternpflanze völlig unabhängiges
Leben hervorzurufen. vermag. ; Hier. hört dann ſchon vor der
Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ꝛc. 307
Trennung von jener die Ernährung des Keims, der Grundlage
der neuen Pflanze, und hiemit deren Abhängigkeit vom elterlichen
Gewächs auf. Das Wefen der Fortpflanzung wurde im Allges
meinen fchon im letzten Hauptſtück des vorigen Buches erörtert;
bei den Pflanzen erfolgt fie in vier Akten: jenem der Befruche
tung, Frucht und Samenreife, Ausfaat und Keimung. — Durch
die Befruchtung wird ein felbftffändiges Leben der nur in der
Anlage vorhandenen Samen oder Sporen erwect, und deren
Entwiclung möglich gemacht. Der Pollen, an den das befrucz
tende Prinzip gebumden ift, erzeugt fich im Zellengewebe der
Antherenfächer aus einer körnigen Maffe, fo, daß in jeder Zelle
meift vier, anfangs zufammenhängende Körner entftehen, welche
fpäter frei in den Fächern liegen, nachdem die fie umfchließende
Mutterzelle verfchwunden iſt. Sobald die Pollenförner reif find,
öffnen‘ fich die Antherenfächer durch Zurücichlagen oder Um-
rollen ihrer Klappen, damit der Pollen auf die Narbe gelangen
könne. In den Zwitterblüchen wird diefes durch die gegenfeitige,
hiezu geeignete Tage der Staubfäden und Piftille, oder durch
automatifche Bewegungen derfelben gegen einander vermittelt,
Was den erftern Umftand betrifft, fo ftehen die Staubfäden ent-
weder in gleicher Höhe mit den Narben oder höher; ftehen fie.
tiefer, fo ift die Blüthe oft nickend und überhängend, oder die
Staubbeutel öffnen ſich ſchon in der noch gefchloffenen Blüthe,
wo der Griffel noch fehr furz ift Cfo in Campanula, Canna,
Phyteuma, Proteaceis); oder der allmälig ſich verlängernde
Griffel ftreift beim Auffteigen den Pollen ab (Lobelia, Korbs
bfüthige); oder eine trichterförmige Narbenhaut nimmt den Polz
fen auf und fchließt fich dann (Goodenia). Die gegenfeitigen
Bewegungen der Befruchtungsorgane erfolgen bald, indem fich
die Staubgefäße nad; der Narbe bewegen, (manche Liliaceae,
Saxifragae, Kalmiae, Gerania, Parnassia palustris, Dianthi,
Ruta, Cacti, Bärbehis vülkarıe) oder ihren Fruchtftaub mit
elaftifcher Kraft auf fie fchleudern (Parietaria); bald, indem ſich
die Narben gegen die Staubgefäße neigen (Passiflora, Epilobium,
Nigella), oder ihre Pättchen auseinander und nach Aufnahme
bes Pollen wieder zufammenlegen (Gratiola, Bignonia, Mi-
mulus). Bei den meiften mondcifchen Pflanzen (Arum, Carex,
308 - Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch, |
Typha, Castanea vesca) ftehen die männlichen Blüthen über
den weiblichen, bei den divecifchen und manchen befonders ger
bildeten Zwitterblüthen bewirken Snfeften und Wind dad Ge
fangen des Fruchtſtaubs auf die Narbe. Wärme und Trodens
heit begünſtigen, anhaltender Regen verhindert die Befruchtung,
indem die Pollenfürner im Waffer plagen, ohne ihren Suhalt
der Narbe mittheilen zu fünnen. Manche Pflanzen find: während
der Befruchtung der nachtheiligen Wirfung der Näffe dadurch
entzogen, daß: jene in der noch gefchloffenen Blüthe erfolgt, „der
“daß die Gefchlechtöwerfzeuge durch befondere Blüthentheife ger
fehlt werden, wie 3. B. bei den Lippenblumen durch die Dbers
lippe. Viele Wafferpflanzen erheben ſich zur Befruchtungszeit
über dad Waſſer. Ungeachtet Wind und Infekten den Samen
ftaub der verfchiedenften Pflanzen überall hin verbreiten, ent
ftehen in der freien Natur Cmit Ausnahme weniger Sippen,
3. 8. Verbascum, Cnicus) doch nur ſelten Baftarde, weil bie
Narbe nur für den Pollen der gleichen Spezies die gehörige
Empfänglichfeit hat. Könnte aber noch ein Zweifel fein, daß
eine wirkliche Beſtaubung der Narbe mit dem männlichen
Samenftaub zur Fruchterzeugung nothwendig iſt, fo würden es
viele divecifche Pflanzen beweifen, von welchen man, wie 4. B.
yon weiblichen Hanfpflanzen, Dattelpalmen ꝛc. feine Samen erhält,
wenn nicht: männliche Pflanzen in der Nähe ftehen. — Sobald
das Pollenforn auf die Narbe gefommen tft, treten die ©. 241
erwähnten Schläuche hervor , und fteigen durch das Zellgewebe
des Griffeld zu den Eichen hinab, wobei fie fich zum: Theil for
gar vollfommen vom Pollenforn ablöfen, und ſich ans ſich ſelbſt
verlängern. Die Fovilla oder der befruchtende Inhalt hat in
diefen Schläuchen ein anderes Anfehen als im Pollenforn, und
laßt nur bei ſehr ſtarken Vergrößerungen noch Feine Körnchen
erfennem Dieſe drehen fich, fchreiten vor und zurück, oder
"wälzen ſich in den Schläuchen mancher Pflanzen: Bewegungen,
welche ficher auf innerer lebendiger, nicht bloßer Molekular⸗
thätigfeit beruhen — Man hat bei manchen ‚Pflanzen eine
ferbftftändige Wärmeentwichtung während der Befruchtungszeit
beobachtet, welche vorzüglich von den Staubgefäßen auszugehen
fcheint, in vermehrter Aufnahme von Sauerftoff beruht, namentlich
Dom Leben der Bilanzen u. feinen Erfcheiniingen sc. 309
bei Arum und Caladium vorfümmt, und 5 — 30° über bie
Luftwärine feige. Auch Honigfaft wird in diefer Lebensperiode
reichlicher abgefondert, und: derfelbe fcheint faft ausfchließlich zur
Herbeilockung der.die Befruchtung fo oft vermittelnden Inſekten
beftimme zu fein. — Mit Ausnahme der Moofe und Lebermoofe
kann man bei fämmtlichen Kryptogamen Feine Befruchtung
wahrnehmen. Bei jenen entwiceln ſich aber die ©. 242 er
wähnten Schläuche, fobald die Fruchtanfänge fich zeigen, und
fchrumpfen fpäter gleich Staubfäden "ein, indem fie wahrfchein-
lich ihren Inhalt auf die piſtillähnlichen Fruchtanfänge- entleerem,
Bei Marchantieen und Riccieen dringen aus diefen Schläuchen
zu gewiffen Zeiten milchige Tröpfchen hervor ; die divecifchen
weiblichen Moofe (und unter den Marchantieen auch Lunularia
vulgaris) bringen nie Früchte, wenn nicht männliche in der
Nähe find, Auch bei Chara erfcheinen die befannten rothen
Kügelchen immer nur mit den erften Fruchtanfängen, und vers
fchwinden Tange vor der Fruchtreife. Sm Schleime der Kügel-
chen von Chara hispida hat Bifchoff, in den Befruchtungs-
fehläuchen von Sphagnum haben Unger und Werne walzene
oder Feufenförmige Körperchen von 3/9000 Länge, mit faden-
fürmigem Anhang und lebhafter Bewegung wahrgenomnten, ia
beide Letztere für Spermatozoa halten.
‚Der zweite Aft der Fortpflanzung ift die Frucht: und
Samenreife Nach der Befruchtung erwacht im Eierſtock
neues Leben, der Saft ftrömt ausfchließlich oder doch vorzugs⸗
meife zu ihm, und er mit den Eichen vergrößert fich, während
Staubgefäße und Blume, oder die ganze Blüthendecke, bei ein-
und zweijährigen Gewächfen die ganze Pflanze, bei Stauden
gewächfen die über dem Boden befindlichen Theile vertrocknen.
Beim Reifen der Frucht entwickelt fich fehr oft nur ein Theil
ber Eichen, während die andern regelmäßig von den zuerft ans
wachfenden erftictt werden, Bei manchen Fultivirten Pflanzen
G- B. der fernlofen Spielart des Weinftocks, welche die Korins
then Fiefert, der portugiefifchen Quitte, manchen Birn= und
Aeyfelforten, der Ananas, dem Brodfruchtbaum) abortiren: alle
Eichen, während. die demnach famenlofe Fruchthülle fich wohl
ausbildet; bei andern Pflanzen vertrodnet bei nicht gehöriger
310 Allgemeine Maturgefchichte, VII. Buch.
Befruchtung ber ganze Eierftocd oder fällt ab. Während der
Bildung der Frucht kommen auch die merfwürdigen Umwand—⸗
Iungen der Stoffe, Textur, Struktur zu Stande, welche fchon
bei der frühern Befchreibung der Frucht angegeben wurden, und
die bei den holzigen und fleinigen Früchten viel bedeutender
“find, als in den dünnen, blattartigen. Die grüne Farbe geht
vor dem Abfterben der Hülfen und Schoten “oft in Gelb, Drange,
Noth, Schwarzblau über. Die größte Farbenänderung tritt
befanntlich beim Reifen der fleifchigen Fruchthüllen ein, und
zwar fo, daß entweder nur die Oberhaut und Außerfte Zellges
websfchicht, oder die ganze Subftanz von der Farbe durchdrun⸗
gen wird. Dft erhalten die Früchte zulegt diefelben Farben,
mit welchen die Blätter der Pflanze abfallen, und durchlaufen
überhaupt diefelben Farbenreihen, wie die Blätter. — Außer
den Farbftoffen, und mehr oder weniger Waffer enthalten die
fleifchigen Fruchthüllen und der Fruchtbrei befonders Zucer,
Gummi, Pflanzengallerte, Emulfin, Aepfelfäure, oft auch noch
flüchtiges Del, manchmal auch Gerbeftoff, Citronenfäure, apfels
und weinfauren Ralf, Weinftein, aber fein Stärfmehl. Wähs
rend dem Reifen nimmt im Allgemeinen die Menge des Waſſers
ab, des Zuckers zu. Mehr trodener als feuchter Boden,. Licht
und Wärme,-endlich auch Infektenftiche, der fogenannte Ringel
fehnitt , Nähe von Körpern, welche wie Steine, Mauern, die
Wärme gut ausftrahlen, befchleunigen die Neife, und begünftigen
die Erzeugung des Zuckerſtoffs. — Die Zeit, welche während
dem Fruchtreifen verfließt, iſt verſchieden groß, und richtet ſich
nicht nach der Größe der Früchte. Die meiften Goniferen,
manche Eichen, Metrosideros, reifen ihre Früchte erft im fol -
genden, die Ceder im zweiten Sahre nad der Blüthe. Manche
fleifchige Früchte Fünnen auch von der Mutterpflanze getrennt
reifen; trodene nur,’ wenn fie, wie 3. B. die Früchte vieler
Korbblüthigen auf einer dicken, Nahrungsftoff liefernden Spindel
ftehen, und mit diefer von der Pflanze abgelöst werden. Webers
haupt bilden ſich die Früchte auf Koften der ganzen Pflanze
aus, was 3. B. bei den Getraidearten befonders auffallt, wo
ber Halm am Grunde fchon vertrocnet ift, ehe die Körner in
den Aehren reif find, — Nach der Neife verändern fich bie
Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ꝛc. 311
trockenen Fruchthüllen weiter nicht merklich, die fleifchigen vers
trodnen oder faulen; manche, befonders Gerbeftoff enthaltende,
(Birnen, Mispeln, Hagebutten, Schlehen, Kriechen) werden vor
der Fäulniß noch teigig. — Was die Eichen betrifft, fo
find die Umwandlungen ihrer Theile während ihrer Ausbildung
zum Samen nod, vielfacher, als in der Fruchthülfe; meiftend
werden in den Samenhüllen viele erdige Stoffe abgefest, und
dadurch deren Trocdenheit und Feftigfeit bewirkt, Der Keim
erfcheint immer erft nach der Befruchtung, ſaugt aus dem ums
gebenden Zellgewebe die Flüßigfeit ein, und bildet fich fort.
Der den Keim mit dem Keimface verbindende Faden verfchwins
det bald, und jener ernährt ſich felbftftändig ohne: wahrnehms
baren organifchen Zufammenhang mit der Eihöhle. Die zur
Ernährung nicht verbrauchte Flüffigfeit wird zum Eiweiß, Der
erft wäfferige Eifaft wird erft fpäter zucker- und fehleimhaltig,
und geht hierauf nad) und nach in Amylon, Del und Emulfin
über, wobei der ganze Samenfern zu einem Feftgebilde erftarrt,
und eben hiedurch dem Froft und der Hitze zu wiederftehen vers
mag. Am häufigften. fommen im Samen Amylon und Del vor,
welche in der fleifchigen Sruchthülle fehlen, und eine ganz eigens
thümliche Thätigfeit des Eichend beweifen. In manchen Fällen
abortirt auch der Keim, wenn nämlich das Eichen nicht befruchtet
wurde, fo daß die. mittelft vein vegetativer Thätigfeit zur Sa—
menhülle auswachfenden Eihäute nur Eiweiß oder gar nichts
enthalten, wodurd die unfruchtbaren und tauben Samen ent
ftehen. Gleich manchen Fruchthüllen Fönnen auch manche Samen
nad) der. Trennung von der Mutterpflanze noch reifen, wobei
fie. aus dem Samenträger den nöthigen Nährfaft, erhalten —
Höchſt verfchieden: ift die Menge der Samen im verfchiedenen
Früchten: in jenen der Gräfer, Korbblüthigen, mancher Amen
taceen veift nur ein einziger ,. in denen des Gartenmohns, des
Tabaks, der Banille «reifen viele Taufende. von Samen, in
manchen Fryptogamifchen Gewächſen Millionen von Sporen,
Der dritte Abfchnitt der Fortpflanzung iſt die Ausfaat.
Die reife Frucht nämlich öffnet ſich bald durch Vertrocknen
und Auseinandergehen der Näthe entweder auf der Mutter
pflanze, und Yäßt ihre Samen ausfallen, fehleudert fie wohl auch
e
312 ‚Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch.
mit elaftifcher Kraft aus (fo die meiften Fapfelartigen Früchte),
oder fie trennt ficd) von der Mutterpflanze, und fallt mittelft
Zerreißen einer gliedartigen Einlenkung gleich dem Blatte ab
(lo die Fleifchfrüchte und jene mit Holz und Steinfchalen), Die
Winde bewirken hiebei die Verbreitung der Früchte und Samen
in weiterem Umfreife um fo leichter, als viele mit Hautflügeln,
Haarfchöpfen, Fruchtfronen ꝛc. verfehen, oder außerordentlich fein
und Teicht find, wie namentlich die Sporen der Kryptogamen.
Die meiften Fruchthüllen öffnen fich bei trocener Witterung,
damit die Feuchtigkeit nicht zu fehnell auf die Samen wirfe,
und diefe nicht zu früh keimen. Bei feuchter Witterung hin⸗
gegen öffnen fich die Früchte von Oenothera, Mesembry-
anthemum , Anastatica hierochuntica , und der Pilzſippe
Geastrum. SFleifchige und faftige Früchte fpringen felten nad)
der Reife auf, (wie diefes unter andern bei Momordica
Elaterium gefchieht) und find auch felten Cwie bei Physalis)
‚mit anhängenden Theilen verfehen, mittelft welcher fie der Wind
fortzutreiben vermag; viele bleiben auch nach der Reife auf
der Mutterpflanze figen. Zur Verbreitung der Samen folcher
Früchte find daher wefentlich die Thiere verfihiedener Klaffen
angewiefen, welche die faftige Frucht verzehren, und den wegen
feiner harten’ Schale unverdaulichen, deßhalb feine Keimfraft
erhaltenden Samen an entfernten Orten abfeßen, wie dieſes
befonders bei den Kirfchbäumen, Mifteln ꝛc. augenfälig ifk
Andere mit Häckchen verfehene Früchte hängen fid an die Kleir
dung ded Menfchen, das Fell der Thiere an, und werden durch
fie verfchleppt; fehr viele werden durch die Flüße verbreitet,
welche Alpenpflanzen und deren Samen in die tiefern Gegenden
führen, oder durch die Meeresftgöme nach fernen Küften geführt,
wie denn weftindifche Kofusnüffe und die riefigen Hülfen von
Entada Gigalobium mit dem Golfftrom bis nach Europa, die
fehweren Früchte der Lodoicea Sechellarum von den Sechellen
nach Oftindien gelangen. Außerdem verbreitet der Menfch die
Kulturgewächfe über die ganze ihm zugängliche) Erde; einige
andere Pflanzen werden abfichtlo8 durch den Menfchen den ver-
fchiedenften Ländern mitgetheiltz manche folgen ihm auch freiwillig
alienthalben hin, und finden fich ſtets nur um bie menfchlichen
»
Bom-Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ꝛc. 515
Wohnungen. — Bon der unendlichen Menge der audgeftreuten
Samen gelangt aber nur der Fleinere-Zheil in der Entwicklung
günftige Verhältniffe; dem größern werden diefe nicht, er bleibt
unentwicelt, und die fonft alles überwuchernde Fülle der vege-
tabilifchen Schöpfung wird dadurch in beftimnte Schranfen zus
rücfgewiefen. |
Den Schlußaft der Fortpflanzung bildet endlich die Keis
mung. ie tritt nad) einem Stadium der Ruhe ein, welches
die Samen und Sporen nad) ihrer Ausfaat, durchleben, Diele
Samen feimen noch im Jahre der Ausfaat, und die jungen Pflänzs
chen überwintern; die meiflen Feimen erft im folgenden Frühling,
manche erft nad) ein oder zwei Sahren. Waſſer, atmofphärifche
Luft und Wärme find die drei Hauptbedingungen ded Keimens;
Samen vor ihrer Einwirfung gefhüßt, Feimen nicht, behalten
aber fehr lange Zeit ihre Keimfähigfeit, wie denn Maisfürner
aus den Gräbern der Inca's, Waizenförner aus Behältern
aͤgyptiſcher Mumien, mehrere in gallifchen Gräbern gefundene
Pflanzenfamen noch feimten. Vielleicht laſſen fid) aus diefer
lange fchlummernden Keimfraft auch einige jener, bereitö S. 150
erwähnten Fülle erflären, wo beim tiefen Umwühlen Sahrhuns
derte lang unberührter Gründe, vorher an folchen Stellen nie
gefehene Pflanzen erfchienen. Manche Samen verlieren: aber
ihre Keimfraft fehr frühe Cfo-jene der Eiche, Kaftanie, des
Kaffeebaumg); andere Feimen fchon auf der Mutterpflanze (fo
bei Cuscuta, Cactus flagelliformis, Avicennia tomentosa ,
Artocarpus incisa, Crinum asiaticum, Eugenia, Rhizophora,
Bruguiera), — Was die Keimung der Samen phanerogamifcher
Pflanzen insbefondere betrifft, fo dringt zuerft das Waffer durch
Frucht und Samenhülle ein, erweicht fie, harte Schalen trennen
fi), weiche Hüllen verfaulen und die durch den Eiweißkörper
und die Kotyledonen ausgedehnte Samenhülle plagt in der Ges
gend des Würzelchend. Die Feuchtigkeit bildet mit dem Samens
inhalt eine ſchleimigzuckerige, das keimende Pflänzchen nährende
Emulfion, wobei das Waffer und feine Beftandtheile fich vers
mehren, der mit dem verſchluckten Sauerftoff ſich verbindende
Kohlenftoff durch Aushauchung vermindert wird. Samen, welche
mit der Luft nicht in Berührung Fommen, Feimen nicht, weil
s
314 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch.
ihr Kohlenſtoff nicht ausgeſchieden wird, und deßhalb ihre Bes
ftandtheile im Waffer unlöslich bleiben. Die unter Waffer
feimenden Samen der Wafferpflanzen, welche diefem Geſetz nicht
unterworfen find, müſſen auf eine andere, noch unbefannte
Weife ihre Stoffe umzuwandeln vermögen — Die Wärme
erregt die organifche Kraft im Keime, begünftigt die chemifchen
Umbildungen, und befchleiinigt den Keimungsprozeß. Der Wärme-
grad, bei dem Samen feimen, ift nach den Gattungen verfchies
den, kann jedoch nie auf Null herabfinfen. Bei einer fo niedrigen
Temperatur feimen Samen nicht, obfchon fie ihre Keimfähigfeit
bei noch viel tieferer erhalten; die höchfte Wärme hingegen,
bei welcher Samen nicht mehr feimen, zerftört auch ihre Keims
fähigkeit. — Der Boden ift beim Keimungsprozeß ziemlich
gleichgültig, muß jedoch die Feuchtigfeit halten fünnen. Man
fieht Samen in befeuchtetem Löfchpapier, gepulvertem Spießglanz,
Quarz, Badefchwamm und in reinem Waffer feimen. Die weiter
entwickelten Pflanzen verlangen hingegen ihrer Natur angemefs
fenen , demnach fehr verfchiedenen Boden. — Se trodener
Samen find, defto längere Zeit verfließt zwifchen ihrer Ausfaat
und Keimung. Um zu keimen, brauchen Samen nicht vollfom-
men reif zu fein; nicht ganz reife Samen keimen fogar fchneller,
als vollfommen reife, in welchen das Parenchym fchon erſtarrt,
daher fohwerer auflösfic ift. Wäfleriges Chlor, Jod und Brom
befchleunigen die Keimung auffallend, und bringen fogar alte,
fcheinbar abgeftorbene Samen noch zum Keimen, inden fie aus
dem Waffer den Sauerftoff freimachen, der dann vom Samen
verfchluckt wird, — Die oben erwähnte, fchfeimig zuckerige
Emulfion wird in den eiweißlofen Samen unmittelbar von den
Samenlappen dem MWürzelchen und Knöspchen zugeführt, wäh—
rend in den eimweißhaltigen Samen fie durch den Eiweißförper
dem Keime und den Samenlappen zufommt, die in diefem Falle
die Leiter bilden, _ Die dicken Kotyledonen bleiben beim Keimen
unter der Erde zurüc, und tragen fo zur Ernährung der jungen
Pflanze bei; die (viel häufigern) dünnen, blattartigen treten über
die Erde hervor, ergrünen, erweitern fih und übernehmen alſo⸗—
bald die DBlattfunftion. Meiftend verlängert fich zuerft das
Mürzelchen, durchbricht die Samenhülle und- ftrebt mit größter
Bom Keben der Pflanzen u. feinen Erfiheinungen sc. 315
Beharrlichfeit abwärts nach der Tiefe, Kann ed nicht alle Hins
berniffe überwinden, welche es von dieſer Richtung abhalten,
fo geht das ganze Pflänzchen zu Grunde, Diefed wird erft
fpäter auf dem fich verlängernden Stengelchen Cd. h. dem’
erften Snterfoliartheile) mit oder ohne die Samenlappen über
die Erde emporgehoben, und entfaltet num feine ergrünenden
Blätter, Bei den Difotyledoneen verlängert ſich gewöhnlich
dad Ende des Keimmwürzelchens unmittelbar zur Wurzel, hat
feine befondere Scheide, und fpäter entwickeln fich auf ihm die
Lenticellen. Bei den Difotyledoneen und Pinus, wo die Kotyles
donen über die Erde hervorfommen, bildet fich ald Grenze des
obern und untern Wachsthums zwifchen den Samenlappen und
der Wurzelfpige der fogenannte Wurzelhals; bei andern,
deren Kotyledonen unter dem Boden bleiben, wird das Stielchen
des Knöspchens, oder der erfte Interfoliartheil durch Streckung
nach oben zum Stengel, und das ganze Keimmwürzelchen zur
Wurzel, fo daß dann die Grenzlinie des Wachsſthums an der
Anheftungsftelle der Kotyledonen liegt. Diefes find die gewöhn—
lichen Verhältniffe, von welchen indeß mancherlei Abweichungen
vorfommen. Bei Pflanzen, deren Stengelchen über der Wurzel
fpäter knotig auffchwillt, dringt auch das Stengelchen oft ziemlich
tief in die Erde, das MWürzelchen vor fich noch tiefer hinabs
treibend, wobei dann manchmal im erften Jahre ſich Fein Stengel
über den Kotyledonen ausbildet, fondern diefe nebſt dem Sten—
gelchen abfterben, und erft im folgenden Jahre aus den
am verdicten Stoc gebildeten Knospen der Stengel erwädhlt.
Sind die Kotyledonen fehr dünn, oder fehlen fie ganz (wie bei
den nach ihrem ganzen übrigen Baue zu den Difotyledoneen
gerechneten Utricularia ; Lecythis, Bertholletia, Cuscuta),
fo übernimmt bald das dicke Knöspchen, bald das fehr große
Keimmürzelchen, bald der ganze Keimförper oder der Eiweißförper
die Ernährung. Die über die Erde hervortretenden KRotyledonen
werden gewöhnlich geftielt, und bilden manchmal eine Scheide
- für das Keimfnöspchen. Diefed entwickelt fich ſtets nur über
der Anheftungsftelle der Samenlapyen, mag es num erft nad)
der Keimung erfcheinen, oder ſchon im Samen vorgebildet fein. —
Auch bei den meiften Monofotyledoneen verlängert ſich das
316 Allgemeine Iraturgefchichte. VII. Buch.
zuerft hervortretende Würzelchen zur Wurzel; in vielen andern
jedoch gefchieht dieſes nicht, fondern jenes bleibt ald Fleine Scheide
um die erfte Wurzelzafer ftehen, von welcher es durchbohrt wird.
Das Knöspchen erhebt fich hier nicht, wie bei den Dikotyledoneen
auf dem erften Snterfoliartheil, fondern erft nad) der Keimung,
im fpätern Wachsthum bilden ſich Snterfoliartheile_ aus. . Man
unterfcheidet übrigens drei Hauptfeimungsarten bei den Monos
fotyledoneen. Bei Liliaceen, Amaryllideen, Najadeen ꝛc. wird
das untere Ende des MWürzelchens zur Wurzel und dringt in
den Boden; der über den Boden hervortretende Samenlappens
förper wird zu einem fadenformigen Cerften) Blättchen, welches
das Knöspchen einfchließt, das fpäter aus deſſen Seite oder
Spite hervorbricht. Bei den Palmen, Scitamineen, Asparas
gineen, Gommelineen ꝛc. fommt die zweite monofotyledonifche
Hauptfeimungsart vor. Bei den Palmen verlängert ſich das
aus der Seite des Samens hervorbrechende, untere Ende des
Keimes zu einem fielartigen Körper, hierauf ſtreckt fich das
MWürzelchen, und dringt in den Boden; das Knöspchen ift in
einer Scheide eingefchloffen, weld;e der Stiel des im Samen
zurückbleibenden Samenlappens bildet. Die Scheibe des letztern
vergrößert fich während der Keimung außerordentlich; das
Knöspchen tritt aus der Scheide des Stiels hervor, feine -erften
Blätter find feheidenförmig, und ſtecken ineinander. Die erfte
Wurzel verfchwindet, und wird durch neue Wurzelzafern erfeßt.
Auf Ähnliche Weife feimen die übrigen vorher genannten Fami⸗
fien, nur daß bei den Scitamineen und Asparagineen der Kor
tyledonarftiel fehr Kurz bleibt. Cine dritte monofotyledonifche
Keimungsart kommt bei den Gräfern, manchen Najadeen und
Hydrocharis vor, Bei den erftern kommt zuerft das Keims
würzelchen aus der Frucht- und Samenhülle hervor, dann die
Kotyledonarfcheide, aus deren Spitze zuerft das erfte feheidige
Blättchen des Knöspchens herportritt, dann die folgenden. Das
Keimwürzelchen ftellt hier eigentlich nur ein Wurzelfnötchen vor,
aus dem fich mehrere Wurzelzafern ald Anlage der den Gräſern
eigenen Zaferwurzel entwickeln. Manche Gräfer nähern ſich in
ihrer Keimung mehr den Palmen, die Cyperaceen mehr den
Scitamineen und Asparagineen; bei Zostera und Hydrocharis
Vom Leben der Pflanzen uw. feinen Erfcheinungen ıc. 317
entwickelt ſich fein Wuͤrzelchen, ſondern die Wurzelzaſern ent
ſpringen erſt ſpäter aus dem Stengelchen; Lemna, bei welcher
das laubartige Knöspchen aus dem ſich ſpaltenden Samenlappen
hervorbricht, macht ſchon den Uebergang zur Keimung mancher
Sporenpflanzen. Sowohl bei der zweiten als dritten Haupt—⸗
modiftfation findet Fein entfchiedener Gegenfat des obern und
untern Wachsthums ftatt. — Die Sporen der fryptogamifchen
Gewächfe erhalten ihre Keimfähigfeit ebenfalls viele Jahre, und
fonnen noch größere Xemperaturdifferenzen ertragen, als bie
Samen der Phanerogamen, wie denn viele Sporenpflangen theild
noch über die Grenzen des ewigen Schnees, theils in heißen
Quellen vorkommen. Während aus den Samen ſich der ſchon vors
gebildete Keim unmittelbar zur jungen Pflanze entwicelt, muß
er fi in den Sporen erft während der Keimung erzeugen.
Zuerft bildet fich aus deren gleichfürmigem Inhalt gleichfam als
Borfeim (der aber weder bem Keim, noch dem Samenlappenförper,
eher noch dem Keimſack im Eichen der Phanerogamen analog
ift) ein zelliges Gebilde; bei Characeen, Gonfervaceen und Fas
denpilzen gleicht deffen Bau jenem der Mutterpflanze, und es
wächst unmittelbar zu einer folchen aus; bei den Fryptogamifchen
Gefäßpflanzen, Moofen, Lebermoofen, Flechten und höhern Pilzen
weicht der Bau des zelligen Gebildes fehr von dem der Altern
Pflanze ab, und es erzeugt erft aus fich eine dem Keimpflänzs
chen der Phanerogamen entfprechende Pflanze. Bei den Equis
fetaceen entwickelt fich diefe aus einem Fraufen, aus zerfchligten
Läppchen gebildeten Polfter; bei den Farren aus einem zarten,
dem Laube eines Lebermoofes ähnlichen Blättchen; bei Rhizo—
Farpeen bilden fich zwei Vorkeime nacheinander; bei Junger—⸗
mannien und Marchantieen geht nur ein zärteres Blättchen
voraus; aus den Moosſporen entfiehen zellige, gegliederte, die
Erde Fonfervenartig überziehende Fäden, über welche fich die
jungen Pflanzen als Knöspchen erheben; aus den Flechtenfporen
fommen anaftomofirende, ſich zu Flecken vereinigende, oder zu
Staub zerfallende Fäden, aus denen ſich dann das®Lager ers
zeugt 5 die höhern Pilze entwickeln ſich ebenfalls aus einem
Fadengewebe. Die Vorfeime dauern Wochen, Monate, bei
Flechten und vielen Pilzen das fogenannte Unterlager bildend,
518 “Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch.
das ganze Leben lang, oder fogar mehrere Generationen. Bei
den Algen bildet der Vorkeim meift nur noch eine fcheibenförmige
oder Fnollige Ausbreitung; die Mehrzahl der Fadenalgen entfteht
ohne Vorfeim unmittelbar aus den ſich verlängernden Sporen,
Cbei Gonfervaceen, Hydrodictyon ſchon in der Mutterpflanze)
welche namentlich bei Vaucheria infuforiele Bewegung zeigen.
Die Diatomeen vermehren ſich durch Zerfallen in einzelne Glie—
ber, und Theilung derfelben, wobei die Theile wieder zur nors
malen Größe erwachſen. Wie aber durch viele Fadenalgen
- zeitliche Uebergänge aus dem Pflanzen ind Thierreich dargeftellt
werden, und die Diatomeen der Organifation nad Mittelglieder
zwifchen beiden bilden, wurde berits im 5ten Hauptſtück des
VI. Buches befprochen. — Bei vielen niedrigen Pflanzenformen
dürfte endlich eine Erzeugung aus Sporen in zahlreichen Fällen
nicht erweisbar, fondern eine mutterlofe Bildung aus organifchen
Stoffen anzunehmen fein, wofür wir auf das Zte Hauptftück des
VI. Buches verweifen.
*
* +
Schlußbetrachtungen über die normalen aid
erfcheinungen der Pflanzen.
Bei der Bildung vieler niedriger Gewächſe ſieht man
Bläschen in einer ſchleimigen oder gallertartigen Materie (dem Urs
ſchleim Agardh's) entftehen, die bei den Galfertalgen die Haupt⸗
maffe der Pflanze ausmacht. Bei vielen Fadenalgen bilden fich
innere Hüllen, die als Fäden die Bläschen einfchließen, und
wieder von der Schleimhülle umgeben werden. Diefe umhüllende
Schleimmaffe fommt auch bei Tangalgen, dem Lager und der
Frucht der Flechten, den Blättern der Moofe und Lebermoofe
vor, füllt bei den Gefäßpflanzen die Zwifchenräume der Zellen
aus, überzieht die" Oberhautzellen (Interzellularſubſtanz Mohl’8),
wird bei den Holzgewächfen auch Cambium genannt, und ift
wohl der allgemeine vegetabilifche Bildungsftoff, der eritarrt
Zellen und Gefäße darftell. — Bei der Keimung der
Phanerogamen tritt eine Rüdbildung der Stoffe des Samens
ein: fo daß, während beim Reifen Zuder und Gummi zuerft
erfcheinen, und fich fpäter in Amylon, Del, Zellenmembran und
Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erſcheinungen ꝛc. 319
Gefaͤßfaſer verwandeln, beim Keimen letztere Stoffe wieder zu flüßis
gem Schleim und Zucker umgewandelt werden, Wie die Anlage des
Samens und der Sporen an Luft und Kicht hervortritt, beginnt wies
der die Umwandlung der Stoffe in auffteigender Drdnung.. Die
erfte Ernährung wird durch die Samenlappen, oder durch das
Stengelchen ded Keimes übernommen, weil ſchon auf diefer
Stufe des Pflanzenlebend, wie auf allen andern Cund wie auf
allen Stufen des organifchen Lebens überhaupt) die Organe
vifariren fünnen, d. h. eines die Funktion eines andern übers
nehmen fan: weshalb die phyflologifce Bedeutung eines Organd
wohl von feiner morphologifchen unterfchieden werden muß, bie
durch veränderte phyſiologiſche Funktion nicht aufgehoben werden
kann. — Wärme und Licht erhöhen im Allgemeinen die Kebend-
fraft der Pflanzen; da aber Blühen und Befruchten vieler von
ihnen in die Nacht, den Morgen oder Abend füllt, manche im
Winter, Frühling oder Herbfte blühen und ihre Früchte reifen,
fo findet offenbar ein verfchiedenes Bedürfniß des Lichtes und
der Wärme ftatt, welches nothwendig auf einer innern Anlage
des Pflanzenorganismus beruht, die eigentlich das Primäre ift,
gegen welches fich jene Außern Potenzen nur als Verhältniffe,
ald etwas Sefundäres darftellen. — Eben fo beruht auch die
Lebensdauer der Gewächſe auf einer innern Anlage (vergl.
BD. 1. S. 112. 116) und urfprünglichen fpeziftfchen Beftimmung,
Im Allgemeinen dauern zärtere Gewächfe fürzere Zeit, ald zähe,
verholzende. Einjährige nennt man jene, welche im nämlichen
Sahre feimen, blühen, Früchte tragen und fterben; zweijährige,
welche im erften Jahre feimen, im nächften ihre vollftändige
Entwicklung durchmachen, und dann zu Grunde gehen. Wenige
Gewächfe Teben zwifchen der Keimung und nur einmaligen
Fruchtreife mehrere Jahre, und fterben dann, wie 3. B. Agave
americana, bie in. ihrem VBaterlande 4 — 5 Sahre grünt, dann
blüht, Frucht reift und ftirbt; in den Treibhäufern Europas aber
100 Sahre grünen kann, bis fie endlich blüht und ſtirbt. Ur
fprünglich einjährige Pflanzen wurden durch die Kultur zweis
jährig, wie die im Herbfte gefäeten, dann überwinternden Ger
traidearten ; zweijährige hingegen einjährig, wie Brassica rapa
und napus, welche im natürlichen Zuftand im Herbſte noch
520 Augemeine Naturgeſchichte. VIL Buch—
keimen, im folgenden Sommer blühen und Frucht reifen, im
Frühling gefäet diefes aber noch im Sommer deffelben Sahres
thun. Manche Pflanzen werden durch die Kultur auch mehr⸗
jährig; einige wenige find ursprünglich bald ein- bald zweijährig.
Ueberhaupt fterben alle eins und zweijährigen Pflanzen nad) der
Fruchtbildung; Verzögerung diefer vermag ihr Leben zu vers
längern. Perennirende Pflanzen find jene, deren Frautartige
Stengel nad) jeder Fruchtreife ausgehen, während die unters
iwdifchen Theile am Leben bleiben; bei den ausdauernden
(Bäumen, Sträuchern, Halbfträuchern) dauert auch der meift
fchnell verhofgende oberirdifche Stamm aus. — Da die perennirens
den Pflanzen fich alljährlich durd) neue Triebe verjüngen, fo muß
ihre Dauer ſcheinbar völlig unbegrenzt fein; doch dauert nur dann
die urfprüngliche, aus dem Keime erwachfene Pflanze aus, wo
die Stammwurzel am Leben bleibt, wie 5. ®. bet Chelidonium
majus, Trifolium alpinum, Viola odorata, Bei den Farren,
Monokotyledoneen und vielen Dikotyledoneen hingegen, wo die
Hauptwurzel verſchwindet oder vom Anfang an Feine wahre
Grundwurzel vorhanden war, lebt die Pflanze nur durch die
fpäter entftandenen Triebe fort, während die frühern immer abs
fterben, und erfcheint demnach eigentlich al3 eine zufammenhäns
gende Reihe von Individuen, deren einzelne Theile zugleich die
Idee der ganzen Pflanze in fich tragen. Ein Aft einer folchen
perennirenden Pflanze läßt fich wohl mit einer Brutfnospe, auch
einem Samen oder einer Spore vergleichen, nur daß diefe fchon vor
ihrer Entfaltung von der Mutterpflanze getrennt werden. Das
Leben des Pflanzenindividuums möchte demnach in folchen Fällen
unbefchränft fcheinen, weil, wie die perennirenden Pflanzen durch
neue Triebe, fo die ein und zweijährigen und die Kryptogamen
durch Erzeugung von Samen und Sporen fich verjüngen. Es
ift aber offenbar, daß diefer Schein von ewiger Dauer nur einer
zufammenhängenden Reihe von Bildungen des Pflanzen;
ſtocks und nicht dem Individuum zukömmt, welches eben nicht
der Pflanzenftoc, fondern nur die Blüthe ift. Manche Bor
tanifer laſſen fich aber durch ihn verlocen, weil fie andere, nicht
ftihhaltige Begriffe von Individualität annehmen, als den nad)
reiflicher eat (vergl. ©, 178) von und aufgeſtellten. Mit
Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ꝛc. 394
eben demjelben Rechte Fünnte man die ganze Menfchheit als
zwei fich ſtets verjüngende Individuen betrachten. — Die Dauer
perennirender Pflanzen kann durch Außere Einflüffe fehr be:
fchränft werden. Die in Amerifa perennirenden Mirabilis wurden
bei ung einjährig, weil unfere Winterfälte alljährlich ihre Knol-
Ten tödtet. Manche perennirende Pflanzen (jo einige Corydalis,
Farren) treiben in den erften Lebensjahren nur Blätter und
Stengel, erft im sten oder 6ten Blüthen. Die fogenannten
Halbfträucher verlieren alljährlich einen Theil ihren jüngften,
noch nicht genug verhofzten Triebe. Einige verholzende baum-
artige Gewächſe werden in Fältern Klimaten Frautartig und
einjährig; fo 3. ®. Ricinus communis. Die meiften Holz
gewächfe behalten auch die urfprüngliche Stammmurzel das
ganze Leben hindurch; nur die monofotyledonifchen Bäume und
baumartigen Karren koͤnnen auch von unten herauf abfterben. —
Die meiften Beobachtungen, welche man über das Alter hat,
welches Pflanzen erreichen, - beziehen ſich auf difotyledonifche
Bäume, deren Alter fich leicht aus der Zahl der Sahrringe er:
kennen läßt. Bergleichung unvollfommener Stämme mit jüngern
vollfommenen, und fomit Erforfchung der Vergrößerung nad
Decennien, dann hiftorifche Urfunden ließen das Alter vieler
DBaumgattungen ermitteln, welches (nach unten angeführten
Beifpielen). bei vielen auf mehrere hundert, bei manchen auf
mehrere taufend Sahre ſteigt. Das Alter der monofotgledonis
fchen Bäume läßt fich nur fehr unficher beftimmen; nach tradis
tionellen Nachrichten follen indeß die Palmen über 100 Sahre
alt werden. Biel älter wird die fehr langſam wachfende Dra-
caena draco, und fommt vielleicht den die längſte Dauer be-
fißenden difotgledonifchen Stämmen nahe, wie denn der berühmte
Drachenblutbaum von Drotava auf Teneriffa fchon 1492 für
fehr alt galt. — Wie fhon ©. 174 bemerft wurde, fterben
die Pflanzen nicht plößlich, fondern nur allmälig, meift von den
Alteften Theilen aus, die wieder durd, die Art des Wachsthums
beftimmt find. Wird auch der hohl gewordene Stamm durch
Stürme zerbrochen oder durch den Froft getödtet, fo kann doch
die Wurzel wieder neue Triebe bringen, die zu Stämmen er:
“eAlEN, fo daß demnach nicht dad ganze Gewächs geftorben ift.
. R 21
54% Allgemeine Naturgefchichte. VIL. Buch.
Erkrankt die Wurzel, fo geht das Abſterben des Stammes von
den jüngften Trieben aus
+ = *
Ueberblicken wir alle normalen Funktionen des Pflanzen⸗
organismus, ſo erkennen wir deutlich ſowohl hier, als in der
Metamorphoſe das Walten einer geiſtigen Kraft, welche im
Verborgenen wirft, und nur aus ihren ſinnlichen Produkten er⸗
fannt wird. Bon der Entwiclung des Keimes bis zum Tode
des ganzen Stodes, aus dem vielleicht eine Unzahl in ihm vers
hüllter Sndividuen als Blüthen hervorgebrochen ift, die höchften
Funftionen des Pflanzenlebens, Begattung und Fruchtbildung
vollzielend, und dann fterbend Calle Pflanzenindividuen in unferm
Sinne find demnach einjährig) — fehen wir diefe verborgene
Kraft wirken, welche fi als ein Syftem von Ideen fund
giebt, verfchmolzen zu einer organifhen Einheit, zu einer
Seele, weldye für jede Pflanzengattung eine andere if. Wir
fehen diefe Pflanzenfeele diefelben Funktionen vollziehen,
welche der vegetative Theil der unfrigen in unferm eigenen
Leibe vollzieht; bewußtlos, inftinftartig fchafft und bildet fie
nad) ihr eingeprägten, ihr felbft jedoch unbewußten Gefegen, und
findet in der Erreichung derfelben ihr Gedeihen und ihre Bes
friedigung. Auch fie erfchöpft fi oft in Bemühungen, an das
ihr vorfehwebende Ziel des Blühens und Fruchtbildend zu gelangen,
das manchmal nur nach wiederholten Verfuchen, manchmal gar
nicht erreicht werden kann; auch fie hat, obwohl in nur geringen
Grade die Kraft, diefe Verfuche nady den Umftänden abzuandern
Wurzeln vermeiden die Hinderniffe, welche ihnen zur Erreichung
feuchten Grundes entgegen ftehen, Stengel ändern ihre Richtung,
um nad) dem Kichte zu gelangen); auch fie fann irren, das Ziel
verfehlen, fid} in monftröfen Bildungen ergehen, oder unter ber
höhern iveellen Beftimmung, von Ueppigfeit erftict, auf niederer
Stufe zurückbleiben. (Rückbildung der Staubgefäße in. Blumens
blätter in zu fettem Boden.) Wir werden fpäter darauf zurück
fommen, daß das Wirken der Pflanzenfeelen dem thierifchen
Inſtinkte analog ift: Pflanzen und Thiere, foweit leßtere nur
inftinftmäßig handeln, find demnach Geifterflaffen, welche im
Bom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen sc. 3953
Reiche der Gaufalität befangen, im Dienfte eines über ihnen
ftehenden Syftems fchaffen, das fie in ehernen Schranfen, nur
geringen - Spielraum vergönnend, gefangen hält.
* * „
.
Erläuterungen zu gegenmwärtigem Hauptſtück. Will
man das Leben der vollfommenern Pflanzen nach Epochen betrach-
ten, fo fann man deren (mit Perleb) acht annehmen: 4) Keimen
nebft dem analogen Knospenöffnen, 2) Stengel- und Blätterbilden,
3) Aufblühen, A) Befruchten, 5) Abblühen und Fruchtanfeken, 6)
Fruchtreifen, 7) Fruchtabwerfen, 8) Abfterben nebft dem Entblättern.
— 3u €. 276. Sm Schatten wachfende Pflanzen find oft braun oder
gelb (Monotropa, Lathraea, Epipactis nidus avis und andere Orchideen);
jedoch einige auch grün (Asperula odorata, Paris, Asarum, viele Farren,
Moofe, Lebermopfe). Gewiffen parafitifchen Bilanzen fehlt, obwohl
fie im Lichte wachfen , die grüne Farbe (Orobanche), — Beim
Wachen fehren die Blätter ihre obere Fläche dem Eonnenlichte zu,
im Schlafen biegen fie fich entweder herab , oder richten fich auf,
und legen fich an den Stamm oder Blatritiel an, Die meiften
Blumen breiten fich Morgens aus und fchließen fich Abends; manche
Öffnen fih nur bei ganz Flarem Himmel (Oxalides vom Kap, Calen-
dula pluvialis, hybrida, viele Mesembryan ıhemum); andere nur Nach—
mittags (mehrere Mesembryanthemum, Mirabilis Jalappa) ; wieder
andere nur Abends (viele Oenothera, Silene, manche Cactus). Der
Schlaf der Blätter ift um fo bemerfbarer, je zarter ihr Bau iſt,
und je zufammengefehter fie find, wie z. B. bei Mimosa, Acacia, von
welchen manche auf bloße Berührung ihre Fiederblättchen wie zum
Schlafe zufammenlegen ; die Blättchen von Hedysarum gyrans bewe—
gen fih langſam, aber andauernd. Home (Lectures on comparat.
anat. 1814 p. 26 — 29) verglich diefe Bewegungen mit der Athmungs-
bewegung der Rippen. Das Licht ift vermuthlich auf fie nicht ohne
Einfluß. — Lichterfcheinungen bei lebenden Pflanzen. Auf den
Blüthen von Tropaeolum majus wurde ein blikähnlicher Echein bes
obachtet ; eben fo auf mehrern andern gelben und rothen Blumen ;
fo auf Helianthus annuus, Calendula officinalis, Tagetes patula und
erecta, Lilium chaleedonicum, bulbiferum, Polyanthes Taböroka) Papaver
orientale. Soll diefes Leuchten eleftrifcher Art fein, oder auf In—
folation beruhen? Der Milchfaft der brafilifchen Euphorbia phos-
phorea leuchtet mit anhaltendem bläulichem Lichte; die Blätter von
Phytolacca decandra fah man einmal 3 Stunden lang mit blaugrünem
und gelbgrünem Lichte leuchten. Bon Kryptogamen leuchten manche
'Confervae , Rhizophora subterranea, Thelephora carulea, Agaricus olearius.
(Meber letztern vergl. lInsitut 1833 p. 243). — Aus galvarifchen
324 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch.
Verſuchen, welche Becquerel mit Hyaeinthenzwiebeln anſtellte, ſchließt
er, daß die negative Elektricität die Vegetation befördere. (Vlnstitut
1834, p. 54.) — 34 ©. 279. Allgemeine Eigenfchaften der
Pflanzenſubſtanz find theils unorganifche, theils organifche,
Zu erftern gehören A) die Elaftigität, welche bei zu weichen und
zu harten Pflangentheilen geringer iſt, als in folchen von einer mitts
lern Härte, und ‚bei gewiffen Organen nur in einer beflimmten
Lebensperiode flattfindet. (Zurüdfchnellen der Staubgefäße bei Pa-
rietaria, Yuffpringen der Früchte.) 2) Die Hygrosfopizität,
oder Fähigfeit, Flüßigkeit einzufaugen und durchzulaffen; fie iſt be>
fonders der Zellmembran der zarteften und weichſten Theile eigen,
vermehrt die Elaftizität vieler Theile, indem das Waſſer in ihnen
verfchwindet, (Auffpringen der Früchte, Zurüdrollen der Antheren-
klappen) und bewirkt oft auffallende, zum Theil nach dem Tode noch
fortdauernde Geitaltveränderungen (Sporen der Equifeten ; Anastatiea
hierochuntica, ‚getrodnete Moofe leben in Waffer gelegt, fcheinbar
wieder auf). Manche Pflangentheile drehen fich beim Trodnen
fchraubenförmig ( Fruchtfliele mancher Moofe, Staubbeutel von
Erythraeca, Blüthenhüllen von Moraea, Iris, Grannen vieler Gräfer,
Anhängfel auf Früchtchen von Erodium, Pelargonium), Manche fehr
hydroskopiſche Pllangentheile werden zu Hygrometern benüßt; fo
zarte Streifen aus dem Lager größerer Tangalgen und Grannen von
Andropogon. 3) Die Ausdehnbarfeit bewirkt Erweiterung der
Membranen und Faſern, auch ohne Aufnahme neuer Maffe. Sie
tritt auffallend z.B. beim Keimungsprogeß von Farrem, Lebermogs
fen hervor; die Fruchtitiefe mancher Sungermannien wachfen. in
wenigen Stunden um mehrere Zolle, nur durch ſtarke Dehnung aller
vertifalen Wände der früher teffularifchen Zellen in die Länge. Die
Ausdehnbarfeit ift nur in der lebenden Pflanze vorhanden , in der
erften Jugend am flärkitien, und hört fpäter ganz auf, wo dann das
früher zum Theil auf ihr berubende Wachsthum nur durch Bildung
immer neuer Elementartheile erfolgt: Bon srganifchen Eigen-
fchaften geflehbt man den Pflanzen mit Ausfchluß der Srritabilität
und GSenfibilität gewöhnlich nur Erregbarfeit der Membranen
und Fafern zu. Durch fie wird die Lebendige Pflanze von Waffer,
Luft, Wärme und Licht angeregt, und wiederfieht zugleich deren
auflöfenden Kraft. Einfaugung der Wurzeln, Bewegung des Saftes,
Abfonderungen ꝛc. werden nur durch fie möglich. Sie ift in jüngern
Pflanzen flärfer, als in alten, und tritt in manchen Organen befonders
fchnell und überrafchend hervor, (Bewegungen der Fiederblättchen von
Hedysarum gyrans, der Staubgefäße gegen die Narbe; Zufammenfchla-
gen der zweilappigen, fachlichen Blattfcheiben der — — muscipula
über einem fie reigenden Infekt; Niederlegen der Blättchen von Drosera
auf die Blattfcheibe ‚bei Berührung ; Herabbeugen und Zufammen-
/
Vom Keben der Pflanzen u, feinen Erfcheinungen . 595
legen der SFiederblättchen mehrerer Robinien beim Schütteln des
Bweiges; Empfindlichfeit und Zufammenlegen der Blätter von Oxalis
casta, sensitiva, Smithia sensitiva, befonders aber von Mimosa pudica,
bei Berührungen, Stößen, Einwirfung von Säuren). Sohnfon
unterfchied noch eine befondere Thätigfeit, welche er Divergenz
nennt, und mit der_thierifchen Srritabilität vergleicht. Bis auf
eine gewiffe Tiefe gefpaltene Frautige Pflanzenftengel oder junge
Triebe follen fich noch weiter trennen und klaffen bleiben. Holzige
Theile zeigen nie Divergenz; todte auch nicht; Gifte zerfiören, Reize
mittel fleigern fie. Auch die Bewegungen der Pflanzen follen auf
denfelben Urfachen, wie die thierifche Srritabilität beruhen. (The
philosoph. Magaz. mars 1835 p. 164. PInst. 1835. p. 160.) — 6, 280.
Mach Dutrocyet beruht die Bewegung des Pflanzenfafts überhaupt
auf beitändiger Einwirfung der Elektrizität, wodurch von verfchie-
‚den dichten Flüßigfeiten die eine, gewöhnlich die dünnere, durch
die fie trennende Membran dringt. (Auch Amiei nahm galvanifche
Kräfte bei der Saftbewegung in den Charen an.) Diefes Ein- und
Austreten von Flüßigfeiten nennt D. Endosmofe und Eros-
mofe. Neuerlich definirt er fie alfo: Wenn zwei mifchbare und
heterogene Flüßigfeiten durch eine Wand mit Kapillarporen von ein-
ander getrennt find, bewegen fich diefelben mit ungleicher Stärfe
durch die Boren der Scheidewand gegen einander. Hieraus folgt,
‚daß eine der Flüßigfeiten mehr empfängt, als fie her giebr, fo daß
ihr Volumen fich auf Koften der andern unaufhörlich vermehrt. Es
giebt alfo einen färfern und einen fchwächern Strom. Der ſtarke
heißt Endosmofe , der fchwache Exosmoſe. Inst. 1835. p. 339. —
Poulet's Erfahrungen über die Rotation des Saftes in den
Zellen fehe in N'Instit. 1835. p. 47 sg. Er hält die ſich bewegen—
den Molekule für Thiere, und ihre Bewegungen für freiwillige. —
Schulz fchreibt der Bewegung des latex pder eigenen Saftes in den
Saftröhren, welche er im Gegenfaß zur Saftbewegung in den Zellen
(Rotation) Eyflofe nennt, fünf Urfachen zu: Wärme, Endosmofe,
Licht, Kontraftion der Gefäße und Dszillation der Kügelchen. —
©. 284, Oeligen und fehmierigen Saft fondern die Haare mehrerer
Nicotiana, Hyoscyamus, Antirrhinum, Madia, Hieracium ab; Kampher
jene von Hibiscus Abelmoschus ; rothen Saft die vom Salvia splendens;
ätzende brennende Flüßigfeit die Haare von Urtica. — 6, 285.
Vermuthlich rührt es von Ausfcheidungen der Wurzeln ber, daß z. ©.
Serratula arvensis dem Haber , Erigeron acre dem Weizen, Spergula
arvensis dem Buchweizen, Euphorbiae und Scabiosae den Flachs vers
derblich werden, und daß im Gegentheile Lythrum salicaria die Nähe
der Weiden, die Trüffel jene der Eiche oder Hainbuche fucht. Die
Wechſelwirthſchaft, vermöge welcher man Felder nach einander nur
mit befimmten Pflanzen in einer gewiſſen Folge vortheihaft befäet,
336 Allgemeine Naturgefchichte. ‘VIE Buch.
gründet fich gleichfalls zum Theil hierauf. Weizen und Noggen-ge-
deihen z. B. fchlecht nach Flachs, gut nach Kartoffeln und Klee- —
Nach Payens Verfuchen führt eine Löfung, in welcher fich nur, Yooo
Gerbeitoff findet , den Tod der Pflanzen herbei, deren Wurzeln fie
beneßt, indem die Wurzelſchwammwülſtchen fich zufammenziehen und
veritopfen. l’Inst. 1835. p. 8 — S. 287. Arum Colocasia ſchied (nach
sginer Beobachtung) Waffer aus zwei Fleinen Deffnungen an der
Blattfpibe aus; bei Zingiber Zerumbet fammelt fich fait chemifch reines
Waſſer zwifchen den Brafteen der Blüthenähre; bei Maranta gibba
im dreiblätteigen vöhrigen Kelche; bei Sarracenia, Nepeuthes, Cepha-
lotus follicularis, Dischidia Rafflesiana wird theils gefchmadlofe, theils
füße oder fünerliche, trinfbare Flüßigfeit in eigenen Schläuchen ab-
gefondert. — ©. 2385. Nach Marceet's Verſuchen verderben Pilze
die atmofphärifche Luft fehr fehnell, fei es, indem fie deren Sauer-
off abforbiren, um mit ihrem eigenen Kohlenitoff Fohlenfaures Gas
zu bilden, oder indem fie felbit Fohlenfaures Gas entwideln. Die
Wirkungen der Pilze auf die atmofphärifche Luft fcheinen Tag und
acht gleich. Bringt man frifche Bilge in reines Sauerfloffgas, fo
verfchwindet nach einigen Stunden ein großer Theil diefes letztern;
ein Theil verbindet fich. mit dem Kohlenitoff des Vegetabiles zu koh—
lenfaurem Gas, der andere fir irt ſich im Pilz ſtatt des entwichenen
Stickgaſes. Friſche Pilze, einige Stunden in Stickgas bleibend,
verändern dieſes wenig. Nur wird etwas weniges Kohlenſäure ent-
bunden, und in einigen Fällen etwas weniges Stickgas abforbirt.
(Bibl. univ, de Geneve. Dec. 34. Plust. 35: p. 200.) — ©. 290. Der
eigene Saft fommt von den Früchten bis in die Wurzelenden,
bald in zeritreuten, bald in mehr regelmäßig geitellten Behältern
vor, und iſt fehr verfchieden in verfchiedenen Pflanzen; gummiartig,
dem Tragantfchleim ähnlich, ein Hüßiges Harz ꝛc. Der Milchfaft if
wieder ohne Geruch und von mildem Gefchmad, oder Hark, gewürz⸗
baft, balfamifch, bitter, fiharf bis Abend, manchmal giftig; weiß,
gelb, roth, blau; manchmal an verfchiedenen Stellen verfchieden.
Pflanzen mit Milchfaft wachfen mei gern an freien, fonnigen Orten,
Die Milchfäfte find eine Art natürlicher Emulfionen ; in ihrem Waffer
finden fich harzige und ölige Stoffe mit Schleim, Ertraftivftoff, -
Emulfin. und verfchiedenen Salzen, theils aufgelöst, theils nur
fein zertheilt. Manche enthalten Federharz, Wachs, füchtige Dele,
Zuder, Bisein ꝛe. — ©. 291, Um die Blüthentraube von Dietamnus
albus erzeugt fich am heißen Tagen eine brennbare, bei Annäherung
eines Lichtes zu einer Flamme auflodernde Atmofphäre, aus flüchtis
gem verdunftendem Del beſtehend. Flüchtige Dele um) Balfame
finden fich überhaupt in den Drüfen in und unter der Dberhaut vie
ler fiarkriechenden Pflanzen; fehmierige und Flebrige Stoffe werden
oft fo Häufig, ſowohl durch Drüfen und Hanre, als durch die Oberhaut
Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen sc, 397
ſelbſt abgefondert, daß fie die ganze Oberfläche der Pflanze überziehen.
Der wachsartige Reif oder Thau ift meiftens bläulich, (KRohlblätter,
Pflaumen, Schlehen, Trauben) weiß, (PBrimelblätter) gelb oder
rofenroth, (Gymnogramme) und bei manchen Pflanzen fo häufig, dag man
ihn zum Gebrauch fammelt (fo bei Ceroxylon andicola, Myrica cerifera,
Stillingia sebifera, Tomex sebifera, Rhus succedaneum.) Honigſaft wird
gewöhnlich durch die Nektarien ausgefchieden ; bei Lippia dulcis aber
durch Drüschen der jüngſten Zweige, Blätter, Brafteen und Kelche.
Die Blumen von Rhododendron ponticum und Strelitzia Reginae fondern
auf der Innenſeite Eryitallinifche Körner von reinem Zuder aus. —
Die aus manchen Pflanzen auf Inſektenſtiche oder Einfchnitte aus-
- fließende Manna, der Honigthau und Franfhafte Abfonderungen
fönnen nicht wohl den natürlichen Auswurfitoffen beigezählt werden.
In den Wurzeln werden befond. die fogen. eigenen Säfte der Pflanze
ausgefondert. — ©, 297. Ueber den Farbenwechfel der Blätter vergl.:
Das wechfelnde Farbenverhältniß in den verfchied. Lebensperioden
d. BI. nach feinen Erfcheinungen u. Urſachen, v. D. Bieper, m. 4
T. Berl. 1834, -- ©. 299. Ueber die Farben der Blüthen, deren
Aenderung und Hebergänge vergl.: Elamor - Marguart, die
Farben d. Blüthen. Bonn. 1835. — ©. 303. Durch die künſtliche
Vermehrung will man in Fürgerer Zeit, als es aus Samen möglich
wäre, eine Bflangengattung oder Varietät vervielfältigen, oder einen
Baum verjüngen, oder einen jungen Baum zum Fruchttragen bringen,
oder die Güte und Größe der Früchte vermehren. Die diefes be-
mwirfende Dperation heißt Impfung, von welcher man drei Modi-
fifationen unterfcheidet. 1) Beim Dfuliren oder Neugeln bringt
man ein mit dem Baſte verfehenes Rindenſtück mit 4 oder mehrern
Knospen auf eine entrindete Stelle des Impflings (Subiefts) und
befeiligt es darauf mittelft eines Bandes, wonach es bald mit der
Rinde des Subiefts verwächſt, und aus deffen Saft ernährt wird.
2) Beim Bfropfen werden zu impfende Zweige (Pfropfreifer) auf
dem Subjefte fo an- oder eingefeht, daß fie mit demfelben verwachfen
fönnen, indem der Ball oder Splint des PBfropfreifes mit dem des
Smpflings in genaueſte Berührung gebracht wird. 3) Beim Ab-
fäugen oder Ablaftiren bringt man zwei Smweige der nämlichen
oder zweier verfchiedener Pflanzen, welche noch auf ihren Wurzeln
fiehen, zur Berwachfung, indem der entblößte Baſt beider Zweige in
Berührung gebracht, und diefe aneinander befefligt werden. Die
©. 290 erwähnte Berwachfung mancher Waldbäume iſt eine natürliche
Ablgktation. Nach der Verwachfung fann man einen Zweig unter der
Berbindungsitelle durchfchneiden, worauf er von dem andern gleich einem
Pfropfreis ernährt wird. — ©. 304. Nach Dutour’s und Morren’g
Beobachtung erzeugt fich die neue Zwiebel bei Colchicum nicht unten,
fondern oben und an der Seite der alten, immer rechts vom
328 Allgemeine Naturgeſchichte. VIL Buch.
Beobachter, der die Eonverität diefes Organs betrachtet, fo daß in
.4— 5 Generationen die Pflanze um fich felbit eine Rotation gemacht
bat. Ueber die Wurzeln der Drchideen hat M. ähnliche Beobach-
tungen gemacht. IInst. 1834, p- 199, — S. 305, Ueber den Bau
der Amylonkörner vergl. Fribfches Beob. in Boggend. Annal.
XXX. ©. 129, und Annal. d. Pharm. XII. ©. 203. — ©. 307.
Aus dem getrennten oder gemeinfchaftlichen Vorkommen der Anthe-
ren und Befruchtungsfchläuche (Antheridien) als männlicher, der
Piltille oder Fruchtanfänge als weiblicher Drgane folgt das verfchie-
dene Gefchlecht einer Blüthe, eines Blüthenflandes, oder ganzen
Pflanze. Männliche Blüthen enthalten bloß männliche, weibliche
nur weibliche, Zwitterblüthen beiderlei Organe, Zwitter- oder
monoflinifche Pflanzen find z. B. die Nelfe, Schwertlilic, Tulpe.
Bei diflinifchen Pflanzen find die Befchlechtswerfzeuge in. ver.
ſchiedenen Blüthen enthalten: bei den monoeciſchen (Kaſtanie, Eiche,
Buche, Hafelflaude 2c.) auf derfelben Pflanze, bei den divecifchen
(Weide, Pappel, Hopfenpflanze) auf zwei verfchiedenen Pflanzen ;
bei den polygamifchen (Roßkaſtanie, Ahorn, viele Gräfer) Fommen
auf demfelben oder auf verfchiedenen Stämmen Zwitterblüthen und
eingefchlechtige vor. — ©. 308. cher die durch Inſekten bewirkte
Befruchtung der Pflanzen vergl.: Das entdedte Geheimniß der
Natur im Bau u. in d. Befr. d. Blumen, v. Chr. C. Sprengel,
m. 25 %. Berl. 1793, — Ueber Baflarderzeugung : Chr. J. 6.
"Schiede, de plantis hybridis sponte natis. Casseliis Catt. 1825, — Das
Herabſteigen der Pollenſchläuche gegen die Eichen hatte zuerft Amici
entdeckt. Weber W. Brongniart’s und Rob. Brown’s Beobach-
tungen diefes Gegenitandes vergl.: Annales des sc. nat „1827 — 31 und
die Weberfeßung von R. Brown's verm. Schr. Bd. 4, 5. — Gegen
die Sergualität der Planen haben fich erklärt: Spallanzani, im f.
Opuscoli di fisica animale e vegetabile 3 vol. Modena 1776, dann F. 8.
Schelver, in feiner Kritik der Lehre vom Gefchlecht d- Pflanzen,
Heidelb. 1812. ite Fortf. 1814. 2te Fortf. 1823, und A, Henſchel,
in f. Werfe: Bon d. Serualität d. Pfl. Berl. 1820. Vergl. bierüb,
auch C. Linnaei Sponsalia plantarum in f. Amoen. acad. vol, 4, Dann J.
©. Kölreuter vorl. Nachricht v. einigen, d. Gefchl. d. Pfl. betr,
Berfuchen u. Beobachtungen, Lpzg. 1761, 63, 66; ferner Ehr. C.
Sprengel vorher angef. Werf, endlich 2. Chr. Treviramus, die
Lehre v. Gefchl. d. BR. in Bezug auf d. neueſten Angriffe erwogen:
Brem. 1822. Endlich vergl. über diefen Gegenft. auch d. neuen Beobach-
tungen u. Verfuche von Girou de Bugareingues (UInst. 1833. p 154).
Er behauptet, daß bei den divecifchen Pflanzen das männliche Organ
in der weiblichen Blüthe verborgen, gleichfam ideal vorhanden fei, und
daß folche Pflanzen deshalb Frucht bringen könnten, ohne daß
männliche in der Nähe fein müßten. — Gärtner von Kalw las in der
Bom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ıc. 529
Verf. d. Naturf, zu Stuttg. 1834 eine Notiz über Baſtardpflanzen.
Verſchiedene Spezies zeigen verfchiedene Verhältniſſe der Befruch—
‚tung, die nicht mit dem Habitus in Verbindung ſtehen. Hiefür
werden Verſuche mit Dianthus barbatus angeführt, Seht man die
Fruchtbarkeit diefer Pflanze mit fich felbit auf 1000, nämlich fo,
daß in einer gewiffen Zahl von Befruchtungen durch fich felbit fie
1000 Eamenförner hervorbringe, fo wird fie mit Dianth. superbus nur
714, D. japonicus 666, D. Armeria 533, D, chilensis 260 (?) geben. Bei
D. collinus, Armeria, deltoides, chilensis latiſolius, Carthusianorum
war das Verhältnig zu Flein, um wahrgenommen werden zu fünnen.
Mit D. prolifer gaben 6 Befruchtungen nur 2 Samen, Die bes
fruschtende Kraft der Baſtardpflanzen nimmt ſchnell ab, fo daß ©.
fie nicht über 6 Generationen dauern ſah. — ©. 310, Manchmal
erfcheinen auf derfelben Pflanze verfchiedenfarbige Früchte; z. B.
weiße und blaue Trauben am nämlichen Weinitod, oder fogar weiße
" und blaue Beeren an der nämlichen Traube, — Die Caprifikation—
der Feigen iſt nicht mit der Befruchtung der weiblichen Dattelpal-
men durch bei ihnen aufgehängte Zweige der männlichen Balme zu
vergleichen. Der wilde Feigenbaum wird nämlich von der Feigen:
gallwespe, Diplolepis Fieus Caricae Latr. befucht, der zahme nicht,
Da Inſektenſtiche das Neifen der Früchte befchleunigen , fo bringt
man in Griechenland und Kleinafien Zmeige mit den angeſtochenen
reifen Früchten eines wilden Feigenbaumes in die Nähe eines zah—
men, damit die ausfchlüpfenden Snfeften die unreifen Früchte des
leßtern anſtechen, und ihre Eier in fie legen, wodurch felbe früher
reif, und. auch größer und wohlfchmedender werden ſollen. —
©. 312. Duch den Wind werden leicht fortgetrieben die
Flügelfrüchte der Ulmen und Ahorne, die fruchtfronigen Achänen der
Korbblüthigen und Scabiofen, die geflügelten Samen der Fichten
und Birken, die baarfchppfigen der Asklepiadeen, Weiden, Bappeln 22.
Mit Schnellfraft fpringen auf die Früchte von Impatiens
Balsamina, Noli tangere, Cardamine impatiens, Euphorbia Lathyris, Mer-
eurialis, Hura crepitans (hier erfolgt das Auffpringen mit einem
Knall wie ein Piſtolenſchuß, und die fpikigen Fruchthüllenſtücke
werden nebit den Samen weit umher gefchleudert) , Dictamnus albus
und andern Rutaeceen; bei Geranieen löſen ſich die Frischtblätter
fchnellfräftig vom Mittelfäulchen, vollen fich zurück, oder dreben fich
fpiralförmig, wobei die Samen ausgeworfen oder die ganzen Früchte
fortgetrieben werden. Bei Oxalis fpringt: der Samenmantel elaſtiſch
auf. Dei Protenceen und Korbblüthigen wird das Ausſtreuen der
Samen durch Auseinanderfpreigen der Fruchthüllen mittelſt ſteifer
Haare befördert, — S. 317. Ueber die Keimung zweier Pilze auf
Pfirfich- und Drangenblättern, Fumago persicae und aurantiae, welche
fich aus einem sonfervenähnlichen Gewebe entwideln, vergl. Turpin's
350 Allgemeine Aaturgefchichte. VII. Buch.
Beob. in l’Inst. 1833 p. 2035 über Entwicklung der Laubmoofe Er-
fahrungen, welche in d. Si. d. naturhift. Gefelfch. v. Straßburg
v. 3. Dez. 1833 (von Schimper ?) mitgetheilt wurden. Es wird
dort behauptet, dag aus den Moosfporen fich Conferven erzeugten,
daß jede Moosgattung ihre eigene Conferve (als Vorkeim) babe, und daß
die meiften Conferven der Süßwäſſer erſte Zuftände der Moofe feien,
wie die erfiaunliche Menge von Moofen beweife, welche fich aus der
Gonfervenmaffe eines abgelaffenen Teiches entwideln, und zwar noch
ehe die Winde die hiezu nöthigen zahlreichen Samen herbeibringen
fünnten. — ©. 312. Mit den Kulturpflanzen verbreiteten ſich auch
manche Unfräuter ; fo Famen 5. B. aus Amerifa nach Europa Erigeron
canadense, Oxalıs stricta, Oenothera biennis, muricata; mit dem eis
aus Dftindien nach Europa Cyperus glomeratus, Fimbristylis diehotoma. °
— Stets um die Wohnungen des Menfchen Fommen vor Gattungen
von Chenopodium , Atriplex, Rumex, Parietaria, Amaranthus, Urtica,
Polygonum, Cichorium. — ©. 313. Erft ein Jahr nach der Ausfant
feimen die Samen von Prunus persica, Castanca vesca, Melampyrum
arvense, Paeonia; nach 41% — 2 Sahren jene von Rosa, Crataegus
oxyacanıha, Cornus mascula; nach mehrern Fahren die von Veronica
hederaefolia. > ©, 321. Alter der Bäume, Nach Decandolle wird
Ulmus campestris alt 335 Jahre, Hedera helix 450, Acer Pseudoplatanus
500, Pinus Larix 576, Citrus Aurantium 630, Castanea vesca 626, Pla-
tanus orientalis über 720, Pinus Cedrus 800, Tilia grandifolia und
parvifolia 1076°— 4447, Quercus robur und pedunculata 4500, Taxus
baccata faft 2900, Adansonia digitata wenigftens 6000, indem Adanſon
das Alter eines nicht zu. den dicfiten gehörenden Baumes von 30/
Durchm. auf einer der Inſeln des Cap verde auf 5150 Jahre be-
rechnete ; Taxodium distichum über 6000, auf welches Alter ein bei
Darafa in Mexiko flehendes Exemplar von 407 Durchm. gefchäkt
wird ; Dracaena draco mehrere 1000 Sahre. — ©. 321. Dian weiß,
daf die Wurzeln und der Stod eines abgehauenen Baumes fterben,
wenn fie Feine, neuen Zweige treiben. Geſchieht diefes, fo kann die
Wurzel ihr Leben ins Unendliche verlängern. Die Loniferen treiben
niemals Zweige, darum flirbt der Stock und die Wurzel. Eine
merfwürdige Ausnahme findet aber bei Pinus picea Lin. (Abies pecti-
nata D. C.) ſtatt. Bei ihr eben die Stöfe und Wurzeln namlich
fort, und wachfen fogar nach ganz unzweifelhaften Beobachtungen
noch etwag in die Die. Obwohl der meiſte Nahrungsfaft von den
Blättern bereitet wird, . fo haben doch hier die Wurzeln die Fähig-
feit, eine geringe Duantität Nahrungsſaft zu bereiten, wovon ſich
chen das fo geringe Wachsthum erklärt, daß bei 45 Jahr alten
Stöcken nur etwa 8 Linien im Durchmeffer betrug. Solche Stöde,
obwohl zu innert faul, hatten noch ganz frifches Holz, und waren
voll Sambium. Sene Fähigkeit der Wurzeln fehlt Pinus abies und
Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ꝛc. 551
sylvestris, daher fie und die Stöcke alfobald ſterben. Beobachtungen
Dutrochet's, gelef. in d. franz. Afndemie 12. Aug. 1833. l'Inst. 1833.
p- 4126. — Bergl. ferner Durcau de la Malle, über eine Art fehr
langen Zorpors bei den Wurzeln von Morus nigra, (fig 1834,
©. 908.)
Pathologifhe Erfcheinungen des Pflanzenlebens.
Sie Außern fi theild als wahre Krankheiten, theils
als Mißbildungen. Lebtere Fünnen entweder von freiem ein-
treten, oder durch Fünftliche Behandlung veranlaßt werden.
Mißbildungen fommen an den verfchiedenften Pflanzentheilen
vor. Sonft dünne und fefte Wurzeln werden z. B. namentlich
durch die Kultur dick und fleifchig (Möhre, Nettig, Rübe, Runs
Felrübe 20); der Stamm fann ebenfalls Fnollenformig verdict
und fleifchig werden, (fo entfteht aus dem Gemüſekohl die Kohl
rübe, aus dem Nepsfohl die Stecfrübe) oder runde und Fantige
Stengel und Aefte werden breit und bandfürmig (Celosia cristata);
manchmal drehen ſich Stämme und Aefte fpiralfürmig. Wieder:
holtes Befchneiden bewirft eine wiedernatürlich vermehrte Ver:
zweigung, wodurch die Zwergbäume unferer Gärten und Zwerg-
fträucher der lebendigen Hecken entftehben. Bon manchen Gartens
pflanzen hat man Zwergformen, welche fo beftändig geworden
find, daß fie fich durch Ausfaat und Impfung vermehren Taffen.
Vielfacher find die Mißbildungen der Blätter. Bald erfcheinen
fie an ungewöhnlichen Stellen, 3. B. an fonft blattlofen Schäf-
ten, bald find ganzrandige oder feichtgefpaltene Blätter tiefges
fpalten (fo öfter bei Erlen, Birken, Eichen, dem Weinftod).
Bermehrt fich Cmeift durch Nahrungsüberfluß) die Blattſubſtanz
gegen den Rand hin, fo erfcheint derfelbe gekräuſelt (Salatkohl,
Gemüfefohl, Peterſilie); vermehrt fie fich gegen die Mitte zu,
fo wird dieſe blafig (Wirſing); find die Blattſcheiben oben ftarf
vertieft, die Interfolien ſehr verfürzt, fo. bleiben die Blätter
fnospenförmig gefchloffen CKopffalat, Kopfkohl); treiben die
wuchernden Blattnerven beblätterte Stiele, fo entftehen blüthen—
fnopfartige Gebilde (Blumenkohl, Carviol). Defters find Blät—
ter mit einander verwachfen oder (durch Anticipiren der Metas
morphofe) biumenblattähnlich, gefärbt, während Brafteen (durch
Rüdfchreiten) wieder Blättern ähnlich werden. Am manitig-
352 Allgemeine Naturgeſchichte. VIL Buch.
faltigften find die Mißbildungen der Blüthe. Manchmal find
mehrere Cyklen miteinander verwachlen, Anderemale find normal
verbundene Eyflen oder Theile von einander getrennt, die Zahl
der Theile ift vergrößert oder verfleinert CHyacinthen, Tulpen
mit 7 — 8 ftatt 6, Glockenblumen mit 6 ftatt 5, Helleborus
foetidus mit 7 bis 6 ftatt 8 Blumenblättern oder Zipfeln), Defters
find gewiffe Cyklen, bald Kelch, bald Krone, feltener Staubfäden
wiederholt vorhanden, fowohl bei verwachfenblättrigen Blüthen⸗
deefen, als auch und zwar noch häufiger bei getrenntblättrigen,
worauf die Füllung der Blumen beruht.‘ Sie wird meiftend
durch die Kultur hervorgerufen, und fommt unter andern Fami-
lien vorzüglich häufig bei den mit regelmäßigen Blüthen ver:
fehenen Rofaceen (Roſe, Kirſche), Papaveraceen Mohn), Ras
nunfulaceen (Ranunkeln, Anemonen, Ritterfporne, Acfelei, Gicht:
rofe), Kreuzblüthigen (Goldlad, Levkoje), Caryophylleen (Nelfen)
vor. Unregelmäßige Blumen nähern ſich hingegen. durch Miß—
bildung den regelmäßigen Formen, (wobei öfters eine Vermeh—
rung oder Verminderung der Normalzahl der Theile eintritt,)
und heißen dann Pelorien; dergleichen wurden in der Familie
der Labiaten, Berbenaceen, Skrophularinen, Sefameen u. a. bes
obachtet. Bei andern Mißbildungen verfümmern alle Blüthen
eines Blüthenftandes oder der ganzen Pflanze, während Spindeln
und Blüthenftiele ſich wiedernatürlich zahlreich entwickeln Cfo
beim Blumenfohl, Muscari monstrosum), ‚oder alfe Blüthen-
eyklen find durch Verharren auf, einer tiefern Stufe grüne blatt-
artige Gebilde geblieben, welche manchmal ausgebreitet find und
wie Blätter verwelken, mandmalzwiebel- oder fnospenförmig
gefchloffen, find, fich von der Mutterpflanze trennen, und gleich
Bulbillen zu neuen. Pflanzen erwachfen können, ſo daß hier.
wirklich die Blüthe zum Vermehrungsorgan umgewandelt ers
feheint. (Poa bulbosa, alpina var. vivipara, Polygonum vi-
viparum, mehrere Allium.), Manchmal find aus dem gleichen
Grunde alle Blüthencyklen Kelchblätter, oder Blumen- und
Blüthenhüllblätter geblieben, und erweifen ſich demnach gleich
den vorigen ald Hemmungsbildungen. Von ihnen muß man
die Antholyfen unterfcheiden, bei welchen Die Blüthentheile
abnorm umgewandelt, auf niedrigere Bildungen zurückgeſunken
Bom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ı. 333
oder auf höhere erhoben find, bei denen überhaupt die Ordnung
unter den Blüthentheilen aufgelöst ift. Zu diefen gehören alle ger
fülften Blüthen, bei welchen man die Befruchtungsorgane zum
Theil noch unverändert, oder doch noch Spuren derfelben findet,
die zur grünen Blattbildung hinneigenden Blüthen und die Per
lorien. Defters finden ſich auch Hemmungsbildungen und Anz
tholyfen vereinigt. Bisweilen find die Interfoliartheile einer
Blüthe fehr verlängert, und fomit deven einzelne Cyklen oder
ihre Theile auseinander gerüctz zuweilen fproßen dann aus
diefen Suterfoliartheilen unnatürliche Blüthenzweige oder ganze
Blüthenftände hervor, oder aus dem Piftill Fommt noch ein
Gipfeltrieb, der manchmal Blätter oder einen neuen Blüthen—
ftand trägt. — Was die Mißbildungen der einzelnen Cyklen
der Blüthe betrifft, fo find die Kelchblätter am häufigſten in
Brafteen oder gewöhnliche Blätter verwandelt, und trennen fich
- dabei meift aus ihrer normalen Verwachlung, fo daß fie z. 3.
bei der Effigrofe gleich den Stengelblättern geftedert find. Bei
Scorzonera laciniata und Senecio vulgaris haben ſich bisweilen
die Haare der Fruchtfrone in grüne Blättchen verwandelt, und
erweiſen fich demnach als ein vielfach zerfpaltener Kelchfaum.
Bei Fultivirten Primeln_nähert fih manchmal, durch Anticipiren
einer höhern Stufe, der Kelch der Blumenbildung. Bei Nigella
damascena u. a. Pflanzen findet man die Blumenblätter
manchmal in Kelchblätter zurückgegangen, bei Capsella bursa
pastoris, Phaseolus vulgaris zu Staubgefäßen potenzirt; bei
Caltha palustris und Anemonen ift das Perigon dfters in
Brafteen und gewöhnliche Blätter umgeftaltet; bei manchen
"Narziffen und dem Dleander nähert fich die Nebenblume bis—
weilen den Blumenblättern. Bei gefüllten Blumen finden ſich
die Staubgefäße befanntlih in Blumenblätter rücgebildet ;
in Tropaeolum majus fand man fie fogar grün und blattähne
lich, während fie bei Sempervivum tectorum (auch bei Papaver
orientale und somniferum) nicht felten zu Piftillen gefteigert
find, und in Althaea rosea theilweife in Blumenblätter, theil—
weife in Fruchtblätter verwandelt werden, wobei fich oft noch
an ihren Seiten Fleinere vollftändige' Blüthen ausbilden. Das
Piſtill, als höchſte Metamorphofenftufe kann natürlich nur in
354 = Allgemeine Naturgeſchichte. VIL Buch.
tiefere Stufen umgewandelt werden; findet ſich jedoch ſeltener
in Staubgefäße (ſo bei Weiden 2c.), häufiger in Blumenbfätter
(ſo in gefüllten Blumen, wo am frei gewordenen Rande folcher
Blumenblätter bisweilen noch die Eichen ftehen), manchmal fogar in
grüne Blätter (fo in manchen gefüllten Kirfchblüthen) verwandelt.
Die Eichen erfcheinen manchmal mehr oder minder unvollftändig
geichloffen, manchmal fogar in Bfättchen ausgebreitet. Es
giebt auch Mißbildungen, wo ganze Blüthen und felbft ganze
Cyklen von Blüthen eines Blüthenſtandes verfchiedene Geftalt
und Größe angenommen haben. Su Hydrangea arborestens
vergrößert fich bisweilen der Kelch an den peripherifchen Blüthen
außerordentlich und wird forollenartig; bei Viburnum opulus,
wo fonft nur die Blumenfrone der Randblüthen fehr vergrößert
iſt, können die Kronen aller Blüthen fich fo vergrößern, wodurch
dann der fogenannte Schneeball entitehtz ähnliche Umänderungen
der Blüthenform finden bei Hydrangea quereifolia und hor-
tensis, fo wie bei manchen Korbblüthigen: ſtatt. Die meiften‘
monftröfen Früchte find nur eine, weitere Entwiclung einer
ſchon in Piftil. ‚oder Blüthe vorhandenen, Mißbildung. Bers
doppeln ſich Piftille oder verwachlen zwei Blüthen, fo entſtehen
Zwillingsfrüchte. Manche Eitronen, und Pomeranzen find mehr
oder weniger. tief. gefurcht: und gefpalten, ‚weil. ‚bei ihnen eine
theilweife Trennung ‚der, (ſonſt ganz verwachfenen) Fruchtblätter
eingetreten. ift, Erſcheint über dem Piftill ein Gipfeltrieb, fo
trägt die, aus jenem: erwachfene, Frucht auf ihrem Scheitel einen
beblätterten Trieb, oder eine zweite Frucht; dieſe wird bei fehr
verfürztem Gipfeltrieb entweder von der erſten Frucht an ihrem
Untertheile umgeben, oder ganz von ihr eingefchloffen, wie man
denn Kleinere Aepfel, Drangen ze. in größern gefunden hat. In
manchen Früchten find die einzelnen Fruchtblätter bisweilen vers
fchieden gefärbt (roth und weißlic; geftreifte Weinbeeren, Drangen
mit roth und gelbgefärbten Fächern; oder fonft fteinige Schalen
find weich und dünn geblieben (Krachmandeln). Samen fommen
ſehr felten ‚verwachfen ‚vor; ‚häufig aber findet man fie Ieer,
oder einen Theil von ihnen abortirt. Dft umfchließen fie ftatt
einen 2, 3, ja fogar bis 40 Keime, (Citrus aurantia und
decumana) md mehrere Samenlappen, ald normal ift, — Als
Bom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen #. 5353
Urſachen der Mipbiltungen find fehr nahrhafeer Boden, über:
mäßig feuchte und warme, oft dunkle Standorte, die Kultur, bes
fondere Sahresfonftitution und klimatiſche Verhäftniffe anzugeben.
Die höhern, zufammengefettern Pflanzen, alfo befonders die Difoty:
ledoneen, find mehr zu Mißbildungen geneigt, als die einfachern,
die höhern Drgane mehr ald die niedern ; gewiffe Familien oder
gewiffe Sippen einer Familie (ſo Brassica) mehr als andere,
Bei mandyen Pflanzen werden Mißbildungen erblich; bei Holz—
gewächfen Fehren gewiffe Monftrofitäten jedes Sahr wieder. —
Wie wichtig die bis jeßt angeführten Mißbildungen übrigens
für Morphologie und Organographie werden, erhellt fchon aus
dem wenigen, hier über fie Mitgetheiften. — Eine große Reihe,
nicht aus geftörter Metamorphofe, fondern aus krankhaftem Zus
fand oder äußerer Befchädigung hervorgehender Mißbildungen
fallt mit den Krankheiten felbft zufammen, als deren Produfte
fie angefehen werden können.
Die Krankheiten der Pflanzen wie aller andern Orga⸗
nismen entſtehen theils durch geſtörtes Gleichgewicht des innern
Syſtems der organiſchen Kräfte, theils durch unverhältnißmäßige
Stärke oder Schwäche der äußern den Pflanzenleben nöthigen
Potenzen. Daß der veränderte Einfluß der äußern Lebensbedin—
‚gungen nur dann Krankheit verurfachen fünne, wenn die ein:
zelne Pflanze eine relativ hinfängliche Empfindlichkeit dafür Hat,
ift aus der Analogie mit Thieren und Menfchen Far. Sn der
Pathologie fteht der Grundfaß feft, daß es Feine abfolute Schad-
lichfeit gebe; darum erfranfen manche organifche Wefen bei den
feichteften Einwirfungen von außen, während andere derfelben
Spezies den ftärfftew wiederftchen. Ferner kann es nicht dem
mindeften Zweifel unterworfen fein, daß unzählige Krankheiten
fidh ohne Zuthun Außerer Verhältniffe aus innern Störungen
entwideln, indem fon im Keime eines Gefchöpfs das normale
Gleichgewicht der verfchiedenen Syſteme und Kräfte geftört, die
Lebenskraft mancher Drgane übergroß, oder zu ſchwach iſt,
manche Syfteme die andern demnach „beeinträchtigen, oder im
zweiten Falle früher fterben, und den Tod des Ganzen nad ſich
ziehen. — Unter den äußern Einflüffen bewirft Lichtmangel
leicht Bergeilung, welche fi) durch Schlaffheit, Wäfferigfeit,
336 Mlgemeine Naturgeſchichte. VIL Buch.
Bleiche und Verlaͤngerung der Theile. Außert. Auch zu viele
Feuchtigkeit und Wärme und Mangel an frifcher Luft kann
Vergeilung veranlaffen. Bleichſucht befüllt ganze Zweige
oder einzelne Blätter und Blattſtellen (geſprenkelte Blätter), und
beruht auf mangelhafter Chlorophyllbifdung. Bleichfüchtige Bäume
oder Gefträuche bringen in den nächften Sahren wieder gefpren:
felte Blätter ; diefe Fonnen auf fremde Stämme geimpft. werden
und fegtere, förmlich angefteckt, bringen dann auch an ihren eigenen
Zweigen gefprenfelte Blätter hervor, Zu hohe Wärme und
Trocdenheit bewirken VBerwelfen, Berdorren und bei Holzs
gemwächfen vorhergehende Entblätterun g. Letztere erfolgt auch
auf zu frühe Herbſtfröſte, ſchädliche Dämpfe und Inſektenfraß,
und zieht Entfräftung nad ſich. Zu viel Hitze und Dürre
macht die Rinde berften, hart und ſchuppig werden, wie diefeg
namentlich bei den Delbäumen (wo die Kranfheit Raude oder
Schorf heißt) zum Verderben derfelben erfolgt. Mit Thanz oder
Regentropfen bedeckte, den brennenden Sonnenftrahlen ausgefeßte
Blätter follen Brandflecken befommen ; zu viel Hiße und Feuch—
tigfeit erzeugt die, das Blühen und Fruchttragen hindernde
Blätterfucht, wobei die Pflanze zu viel Blätter und Frautige
Triebe hervorbringt ; zu wenig Wärme Unfruchtbarfeit, weil
die Pflanze Fümmerlich wächst, Faum blühen und fich, befruchten
kann. Letztere Krankheit wird auch durch Spätfröfte im Früh—
ling veranlaßt; zu frühe Herbſtfröſte bewirken hingegen das
Erfrieren der jüngſten Splintlagen, in ihrem Gefolge die
Splintſchwäche, Froſtklüfte und Froſtſpalten, die jedoch
den Baum nur tödten, wenn ſie in Froſtbeulen ausarten,
welche dann in Geſchwüre und den feuchten Brand über—
gehen. Erfrieren auch der Baſt und die innere Rinde, ſo ſtirbt
der Aſt oder Stamm gewöhnlich ganz. Nadelhölzer wiederſtehen
durch ihr Harz der Kaͤlte viel beſſer als Laubhölzer; die Birke aber
wiederſteht ihr noch beſſer durch ihre Außere, aus vielen trockenen
Blättern beftehende Rindenfchichte, und kommt daher noch über
dem Polarfreife, und faſt am der Grenze des ewigen Schnees
fort. — Saftreiche, ſchwach verhofzte Triebe erfrieren viel leichter
als zähere, trockenere; dickere Bäume zerfpringen wegen der viel
größern Ausdehnung ihrer gefrierenden Saftmaſſe feichter, als dünne,
Bom Leben der Pflanzen u, feinen Erfcheinungen sc. 337
Kälte mit Reif tödtet Teichter, als trockene Kälte; ſchneller Sonnen-
ſchein auf Kälte wirft ſehr nachtheilig auf die jungen Triebe.
Zu wenig Waffer führt Verwelfen, zu viel die Blätterfucht
herbei; lange dauernde Nebel und Regen verhindern die Bes
fruchtung und verurfachen hiedurd; Fehlſchlagen und Mißfall.
Uebermäßige Feuchtigkeit mit Lichtmangel verbunden führt die
ſchon oben angeführten Uebel herbei, welche in Wafferfucht _
übergehen, und endlich durch eintretende Fäaulniß und feuchten
Brand tödten können. Lesterer entfteht auch beſonders leicht aus
Gefhmwüren, die fi dann bilden, wenn die Pflanze zu viel
Feuchtigfeit hat, und in einem zu flarf gedüngten Boden ficht.
Bolfaftigfeit der Pflanzen zieht manchmal einen Saftfluß nad
außen nach fich. Die ausgetretenen Säfte. koͤnnen entweder, wie
dad Harz der Goniferen, oder das Gummi der Kirfchen, Man-
del- und Pflaumenbäume, die Manna von Fraxinus ornus und
Tamarix gallica var. mannifera etc. auf der Oberfläche nur
eintrocknen, oder in Gährung übergehen, und Gefchwüre und den
Baumfrebs erzeugen, einen fchwammigen Auswuchs, aus dem
beftandig Abende Sauche fließt, und der ſtets weiter um fich
"greift. Der Baumfrebs entfteht auch Teicht, wenn 3. 3. bei
Ueberfchwemmungen Waffer Tange über dem Wurzelhals ftehen
bleibt. Der Saftfluß für ſich allein kann Entfräftung und Ab-
zehrung herbeiführen, und von Berdorren und Wurmfraß be:
gleitet fein. Der fogenannte Honigthau, ein durchfichtiger,
füßer, flebriger Ueberzug wird nicht von Blattläufen, ſondern
wirflich von der Oberfeite der Blätter fehr verfchiedener Pflanzen
bei heißer Witterung, nad) feinem Regen abgefondert.
Unter den mehanifchen Kranfheitsurfachen vermögen
Duetfchung, Reibung, Drud, Knoten, Wülfte und Mutter-
mähler an der Rinde und auch auf Früchten zu veranlaffen.
Anhaltender Druck kann das Wachsthum hindern und die Ge—
flalt der Theile verändern. Die ftarfen verholgenden Schlinge
pflanzen, Lianen, wiceln ſich fo feft um.-Stamm und Aeſte, daß
fie deren weitered Wachsthum unmöglich machen und ihren Tod
herbeiführen. Wunden und Brüche heben den Zufammenhang
der feften Pflanzentheile auf, Tegen immer einen Theil der innern
kan te der Atmofphäre bloß, und werden befonders
. 22
358 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch.
gefährlich, wenn die verwundete Stelle ſich nicht wieder zu berin⸗
den vermag, oder ſich Schnees und Regenwaffer in ihr anfammeln
kann. Nach diefen Umftänden vertrocnet entweder das Holz,
oder es findet zehrender Safterguß ftatt, oder die Wunde geht
in ein tödtliched Gefchwür über. Vielfache Verletzungen erleis
den die Pflanzen durch den Biß und Stich der pflanzenfreffenden
Thiere verfchiedener Klaffen, befonders der Inſekten. Alle Theile
des Pflanzenförpers, nicht einen ausgenommen, werden durch fie
in ihrem Larven» fowohl als vollfommenen Zuftande angefallen,
und außer gänzlicher Zerftörung durch Zerbeißen und Ausfaugen
vielfache Arten des Snfeftenfraßes, der Abzehrung, der Wurm⸗
krankheit 2c. herbeigeführt, Die Inſekten der Familie, Cynipariae ,
Gallwespen, ftechen die Blätter und die Rinde Frautiger Theile
an, führen mittelft ihres Legeſtachels ihre Eier in das Zellger
webe ein, und bewirfen durch Reizung defjelben und hiedurch
verftärften Säftezufluß die Franfhaften, unter dem Namen Galls
‚ apfel -befannten Answüchfe, welche nur aus Zellgewebe beftehen.
Sede Gallmespengattung verzeugt eigene, beſtimmte Auswüchſe,
welche an Geftalt und Färbung auf der nämlidyen Pflanze und
dem nämlichen Pflanzentheile felbft dann oft fehr abweichen,
wenn. fie von nahe verwandten Snfeftengattungen veranlaßt find.
Man fieht daher, daß es hiebei nicht bloß auf die ohnehin ganz
unbedeutende mechanifche Reizung ankommen könne, ſondern daß
wahrfcheinlich jede Inſektengattung ein beſtimmtes Ferment in
die Munde ergieße, welches entſprechende beſtimmte Gallen:
formen erzeugt. Dieſes Ferment muß demnach eine belebende
und organiſirende Kraft beſitzen; es muß ein geiſtiges Prinzip
ſein, das ſich ſinnlich unter einer beſtimmten Form offenbaren
kann. Nach meiner Anſicht fallen daher die Galläpfel, in welchen
ſich die Cynipslarven entwickeln, mit den Oeſtrusbeulen, und
beide zuſammen in weiterm Sinne wieder mit Korallenſtöcken,
den Phryganeenhülſen, den Schmetterlingkokons, den Bienenzellen
zuſammen: nur daß, was bei jenen durch bloße Wirkung eines
bewußtloſen, plaſtiſchen Triebes geſchieht, bei allen dieſen durch
Inſtinkt und Kunſttrieb erfolgt, welche aber, wie ſpäter erwieſen
werden ſoll, ganz unmerklich in den bewußtloſen plaftifchen Trieb
übergehen ; wie diefer ſich meift durch Sefretionsprodufte Außert,
Bom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ıc. 339
fo fprechen fich jene mehr durch Thätigfeit äußerer Organe, Glieder
ꝛc. aus. Die Blattläufe und Afterblattläufe (Chermes), welche die
Blätter anftechen, bringen auf ihnen blafige Erhebungen und
Geſchwülſte hervor, welche aber, wie auch die fogenannten
Zapfenrofen, nie die regelmäßigen Formen der Galläpfel zeigen,
und nicht mit diefen zu verwechfeln find.
Mancherlei Krankheiten entftehen durch Schmaroßers
pflanzen, oder führen deren Erzeugung nad) fih. Es ift
hier die Nede von den wahren Schmarogern, welche fich aus
der fie tragenden Pflanze nähren, nicht von den falfchen,
welche fie bloß umfchlingen, oder fich auf ihr befeftigen (mie
3. B. Flechten). Alle mit Gefäßen verfehenen Schmarogerpflanzen
find Phanerogamen, alle nur aus Zellen beftehenden Kryptogamen.
Erftere, welche bereitd ©. 291 angeführt wurden, fiedeln ſich nur
auf gefunden Pflanzen an, entfräften diefe manchmal bis zum
Tode, leiden aber auch durch deren allgemeine Krankheiten ;
Ießtere Fommen am dfteften auf bereits erfranften Pflanzen oder
Pflangentheilen vor. Die kryptogamiſchen Schmarogergewäcdhfe
find unglaublich zahlreich, Fommen unter den mannigfachften
Formen und Verhältniffen, an den verfchiedenften Orten vor,
und bewirfen die vielfachften Erfcheinungen. Man kann bei
ihnen oberflächliche unterfcheiden, die wirffih außer den
Pflanzen entftehen, und auf deren‘ Oberfläche befeftigt find;
Ausfchlagsfhmaroger, welche unter der Oberhaut der
Pflanzen ſich erzeugend, endlich am die Oberfläche hervortreten ;
innerlihe Schmaroßer, welche im Innern der Pflanze ent
ftehen, und entweder gar nicht an die Oberfläche kommen, oder
im Falle diefes gefchieht, die Subftanz des von ihnen ergriffenen
Theiled gänzlich auflöſen. Unmerflich find die Uebergänge von
felöftftändigen Schmarogerpflangen zu bloßen Kranfheitsproduften
und Eranthemen, wo der austretende Pflanzenfaft oder die
Pflanzenſubſtanz fic) zerfeßend und entartend, von nenem fremdars
tigem Bildungstriebe durchdrungen wird, und ſich zu niedrigen Pilz»
formen geftaltet, die häufig noch einen Neft der urfprünglichen
Zertur der Theile zeigen, aus welchen fie hervorgegangen find. Daß
in den meiften diefer Fälle von feiner Erzeugung aus Sporen ıc.
die Rede fein kann, muß jedem unbefangenen Beurtheiler
340 ° Allgemeine Maturgefchichte. VII Bud,
einfeuchten. — Auch durch Vergiftungen Fünnen Pflanzen ers
franfen. Sn der freien Natur Fann nämlich der Boden ſchäd—⸗
Yiche Beftandtheile enthalten oder mit folchen geſchwängert wer:
den, oder fchädliche Dämpfe und Gafe, aus Rauchfängen,
Fabrifen, Solfataren und Vulkanen hervortretend, Fünnen nach—
theilig auf die Pflanzen der Umgebung wirken. Die meiften
fünftlichen Vergiftungdverfuche wurden mit Pflanzen angeftellt,
die ihren natürlichen Berhältniffen entriffen waren, und erlauben
daher nur unfichere Schlüße auf das Verhalten unverlebter
Pflanzen. Im natürlichen Zuftande nehmen 3. B. die Wurzeln
dad Waffer in größerm BVerhältniffe auf, als die darin auf-
gelösten Stoffe, und erft, wenn die Wurzelſchwammwülſtchen
durch die fehädlichen Stoffe fehon Forrodirt werden, fangen fie
an jene aufzunehmen. Im Waffer unauflögliche, wenn auch
noch fo giftige Stoffe, Fonnen von den Wurzeln nicht aufgenomz -
men werden, und den Pflanzen daher nicht fchaden. Eiſen⸗,
Mangan» und Kupferfalze wirfen in mäßiger Menge nicht
fchädkich; arfenige Säure und Queckſilberdämpfe find fchon
in geringer Menge verderblich (die von ihnen getroffenen Pflanzen
werden trocen und ſtarr); reine Alfalien und fcharfe Säuren
Cauch Chlor, Jod, Brom bei längerer Einwirkung) tödten durch
Zerftörung des Gewebes (das durch fie gleichlam verfohlt wird),
fhwache Säuren, narfotifche Subftanzen ꝛc. durch Erfchlaffung
des Gewebes, Die Pflanzen bedürfen zu ihrem Wachsthum des
rohen Saftes, aus welchem erft fie ihre nähern Behandtheile
bilden; in Auflöfungen von lektern (Gummi, Zuder, Opium,
flüchtigen Delen, Weingeift ıc.) gefeßt, gehen fie zu Grunde,
Stickſtoff, Kohlenfaure und Wafferftoff, obſchon den Pflanzen
unentbehrlich, werden ihnen doch verderblich, wenn fie nur fie
alfein zu athmen befommen. Schädliche Stoffe durch die Wurzel
aufgenommen, wirfen bei Tage und im Sonnenfchein energifcher ;
Dämpfe und Safe, durch die Blätter aufgenommen, bei Nadıt,
fo daß Pflanzen in mit Chlor geſchwaͤngerter Luft bei Nacht
ſterben, bei Tage nur wenig leiden. Die in den Gefäßen auf—
fteigenden flüßigen Gifte greifen befonders auch das den Blatt-
nerven zunächſt liegende Zellgewebe an, und tödten überhaupt
nicht, wie im thierifchen Körper durch Gonfenfus, fondern indem
Dom Leben der Bilanzen u. feinen Erfcheinungen ꝛc. 341
fie durch Vernichtung der Lebenskraft in den einzelnen Zellen
den Untergang der ganzen Pflanze herbeiführen, wobei fie unzer⸗
fett bleiben, während fie im thierifchen Körper meiftens zerfeßt
werben. Viele für die Thiere giftige Subftanzen find den Pflan⸗
zen unfchädlich, und umgekehrt find viele den Pflanzen verderb-
liche für die Thiere ziemlich gleichgültig.
Aus einem bis jest unbekannten Grunde (denn die vorhans-
denen Erklärungen genügen nicht) find die Mißbildungen bei
den Pflanzen viel häufiger als bei den Thieren; bei den letztern
aber fommen viel mannigfachere Krankheiten vor, was
allerdings auf der viel größern Komplifation ihres Baued bes
ruht. Daß viele Krankheiten der Pflanzen, in fo ferne fie auf
äußern Urfachen beruhen, durch Entfernung diefer zu verhindern
find, ift Har. Entftehen fie durch Lichtmangel, fo muß dem
Lichte Zugang eröffnet werden ; gegen Hitze und Trodenheit
ſchützt Begießen und Bewäſſern, fo wie Umftelung mit Körpern,
welche die Sonnenftrahlen abhalten; gegen Kälte Bededung,
Umwicklung von Stamm und Aeften, Ueberwinterung in ger
heizten Räumen; Wunden müffen mit Baumfalbe oder Baumz
wachs überftrichen und verbunden werden. Die fchädlichen In⸗
fetten müffen aufgefucht und vertilgt; phanerogamifche Schma-
roßerpflanzen müffen von Grund aus und wiederholt ausge⸗
fchnitten werden; die Entftehung der Fryptogamifchen hängt
gewöhnlich von tellurifchen und Elimatifchen Verhältniffen ab,
und kann daher Faum verhindert werden.
Zu ©. 331. Eine merfwürdige Mißbildung von Brässica oleracea
bothrytis oder Broccolikohl machte Farines befannt. Sie war breit
gedrückt, wie ein Fächer; aller Nahrungsfaft Hatte fich flatt in die
Stengel, in die Blattfliele gezogen, und diefe erweitert. U’Inst. 1834,
p 128. — ©, 338. Bon Inſekten geritören befonders Melolontha
vulgaris und hippocastani als Larve das Gras durch Abfreffen der
Wurzeln, als imago die Baumblätter ; Elater segetis als Larve
die Getraidewurzeln, Zabrus gibbus als Larve und imago den
Weizen; Lethrus cephalotes als volfommenes Infekt die Rebenſchöß—
linge; Gryllotalpa vulgaris die Getraidewurzeln; die Raupe von He-
pialus humuli die Hopfenwurzeln; Tipula oleracea als Larve die Wur-
zeln des Kohle; Coccus polonieus die Wurzeln von Seleranthus perennis
und Herniaria glabra; Rynchites bacchus die Rebenblätter und jungen
Triebe; Haltica oleracea viele Gartenpflanzen ; mehrere Acrydium
[7
542% Allgemeine Aaturgefchichte. VIL Bud, -
(A. migratorium 4. a.) alle Begetabilien ; die Raupen von mehreren
Pieris (Brassicae, Napi, rapae, Sinapis) und Crambus Brassicae die Kohl.
arten und andere Kreugblüthige; die Raupen vieler Bombyx (Neustria,
dispar, processionea die Obſtbäume; jene von B. Monacha und Pha-
laena brumata die Eichen ; die von Bombyx pini und Geometra piniaria
die Fichten ; die Raupen von Tortrix und Pyralis die verfchiedenften
Blätter; jene von Oecophora miniren die Blätter und freffen die
Mittelfchichte des Bellgewebes; die von Yponomeuta evonymella ent»
blättern die Spill- und Bflaumenbäume ; von Yponomeuta padella die
Obſtbäume. Die Afterraupe von Lophyrus pini zernagt die jungen
Triebe der Kiefern; die unzähligen Blattläufe (Aphis) tödten die
Pflanzen oft durch Ausfaugen der Blätter und Frautigen Triebe;
manche bewirfen auf ihnen auch blafige Erhebungen und Gefchwülfte,
in welchen ganze Generationen leben. Die Schildläufe (Coccus) be-
wirfen durch ihren Stich häufigen Säfteausfluß, (C. hesperidum ver—
dirbt fo die. Drangenbäume, C. Adonidum verfchiedene Treibhaus—
Pflanzen, C. cacti, die Kochenille, faugt den Nopal Cactus coceinellifer aug;
C. ilieis, da3 Kermesinfeft Quercus coceifera; C. Lacca die Ficus in-
dica, religiosa 1. a. Feigenbäume Sndiens und Polyneſiens; der durch
ihren Stich ausfließende, dann erhärtende Saft ift der Gummilaf);
Cercopis spumaria, bifasciata 4, n- leben auf Weiden, Gräfern, Neſſeln
und geben den eingefogenen Pflanzgenfaft wieder von fich, der fie
dann als Schaum bedeckt; Gamasus telarius, die Webermilbe, verdirbt
befonders Glashauspflangen mit ihrem Gefpinfte; eine Spezies von
Erythraeus Latr. verderbt 5. B. im München befonders die Cactus und
andere Fettpflangen des botan, Gartens, Mehrere Anthonomi zer—
frefen die Knospen der Obſtbäume ; Forfcula ‚auricularia greift alle
Planzentheile an. Sm Stengel des Schilfrohrs leben die Larven von
Donacia; in andern Wafferpflangen jene von Lixus. Holz, Baft und
Ninde werden befonders von den Xylophagis (Hylurgus, Hylesinus,
Bostrichus [die fogenannte Wurmtrodniß der Nadelholzwälder
wird befonders durch Bostrichus octodentatus,, Jarıcis, . typographus,
dann Hylesinus ligniperda und piniperda'herbeigefüihrt] ‚Scolytus, Apate,
Lyctus, Rhizophagus), mehreren Anobiun® Clerus, Ptinus, Buprestis,
Elater, vielen Scarabaeinis 1, Cerambyeinis, (befonders Lamia, Saperda,
Callidium, Clytus, Rhagium, Prionus, Callichroma ete:) Pyrochroa, Helops,
ferner von den Raupen der Sesiae und Cossus ligniperda angegriffen.
Die Blüthentheile der Pflanzen werden von einer Unzahl Snfeften
der verfchiedenften Drdnungen angegriffen, welche theils den Neftar-
faft fchlürfen, oder die Subitanz der Theile, oder den Pollen ver-
zehren. Von Käfern leben, um nur die allerbefannteften zu nennen,
in und von Blüthen Anthophagus, Omalium, Cercus, Nitidula, Strongy-
lus, Byturus, Throscus, Buprestis, Trachys, Elater, Telephorus, Mal-
thinus, Dasytes, Malachius, ſehr viele Lamellicornia aus den Gruppen
Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ı. 345
Phylophagi , Anthobii; auch Cetonia, Trichius, Rutela, Macraspis, Inca,
Gymnetis ; Mordella, Rhipiphorus, Anaspis, Mylabris, Cantharis, Oedemera,
fehr viele Apion, Polydrusus, Rynchaenus, Dorytomus, Anthonomus,
Falciger ; viele Cerambyeini, befonders Leptura, Clytus, Obrium , Saperda,
Callidium; dann zahlreiche Chrysomelioi, namentlich Haltica, Phalaerus ,
Agathidium ; vom Hymenopteris unzählige Apiariae, welche Honig und
Polen fammeln, und dabei oft die Blüthen zerfiören; bon Hemipteris
außer den obengenannten auch Thrips, viele Cicadariae und Cimicides;
von Dipteris zahlreiche Gattungen, von welchen 5. B. Atherix macu-
lata die Blüthen von Arnica' montana zerſtört. Viele Inſekten zer:
Hören die Früchte und machen dadurch die Fortpflanzung unmöglich.
Bruchus und Bruchela greifen befonders die Samen der Leguminofen
am (Bruchus pisi zerftört oft ganze Erbfenernten); Pyralis pomana die
Yepfel; die Larven von lehneumon nigritornis yerjehren den Keim
der Nepfelferne; viele Tephrätis legen ihre Eier in die Eierſtöcke der
Pflanzen; Oseinis und Mosillus zerſtören das Innere der Getreide-
halme, und verhindern dadurch die Befruchtung ; Oscinis Frit zerſtört
befonders die Gerſte; Tipula tritici den Weizen; die Larven von Sphex
arenaria follen das Innere der Halme vom Winterweizen, Roggen
und Hafer zernagen (?). Die Larven von Apion frumentarium, Ca-
landra granaria , Trogosita maurilanica und Tinea granella zeritören fo-
wohl das reife auf dem Felde ausgefallene Getreide, als das auf den
Speichern aufbewahrte, wo dann die von ihnen angerichtete Ver:
heerung viel auffallender if. — ©. 338, Die Fäuflichen Galäpfel
werden auf Quercus infectoria in Kleinafien durch den Stich von
Cynips Gallae tinctoriae erzeugt; die Knoppern auf Quercus Acgylops
durch C. quercus pedunculiz die fogen. franzöfifchen Galäpfel auf
Quercus Cerris durch C: quercus Cerris; die auf den einheimifchen
. Q. robur und pedunculata durch C. quercus folii, C. quercus baccarum
und C. numismatalis; der. fogenannte Nofenapfel, ein mit moos-
ähnlichen Fäden überdedter Auswuchs der wilden Rofen durch C.
rosae; Die zapfenähnlichen Auswüchfe auf Blättern der Buchen,
Weiden, Bappeln, Linden durch andere Spezies. Mehrere Aphis
und Chermes erzeugen falfche Gallauswüchfe. Die fogen. Zapfen-
rofen entftehen, wenn eine Blattfnospe angeſtochen wird und Eier in fie
gelegt werden, wobei die Interfoliartheile fehr verkürzt und in
Roſen- oder Zapfenform zufammengedrängt bleiben, wie man dergl.
an Weiden (durch Cynips salicis bewirkt) Juncus, Thymus serpyllum,
mehrern Galium, Pinus abies (von Chermes abietis herrührend) und
Pipicea trifft. — ©. 339. Zu den oberflächlichen fryptogamifchen
Schmarokern gehören Rhizoctonia, eine die Wurzelm und damit die
ganze Pflanze tödtende Pilzfippe (KR. Crocorum wird dem Safran,
R. medicaginis der Luzerne höchſt verderblich ; BR: muscorum befällt
Zaubmoofe): dann Erysiphe, bei anhaltender Feuchtigkeit und zu
344 Allgemeine Naturgeſchichte. VIL. Bud).
engem Stande, Blätter, Erautige Stengel, junge Triche oft gar
mit einem flodig mehligen Ueberzuge bederfend, der eben der befannte
Mehlthau iſt; entiichend aus einem krankhaft ausgefchiedenen,
wäfferigfchleimigen Stoff, der bald zu Floden und einem zarten
Netze gerinnt, endlich Flecken und Ueberzug bildet, und in günftigen
Umſtänden Sporidien hervortreibt; (E- communis iſt die gewöhnlichfte
Spezies ;) die E. erfcheinen meilt im Spätfommer und Herbfie, und
richten oft ganze Pflanzungen zu Grunde. Der fogenannte Huf:
thau iſt zuerſt ein leichter, ſchwärzlicher Anflug, dann eine derbe,
ſchwarze Krufte ; entficht auf Ähnliche Weife, wie voriger und auch
durch einen Fadenpilz, Cladosporium Fumago. Die fogenannten Blatt-
fafern, Pbylleriaceae, (Taphrina, Erioeum,. Pbyllerium) haarähnliche,
einfache, ungegliederte, in Fleden sufammengedrängte , verwirrte
Bellenfäden auf lebenden Blättern, find gleichfalls ein in Form von
Schmarokern auftretendes Kranfheitsproduft. Sie entfichen auf der
vertieften Fläche blafiger Auftreibungen der Blattſubſtanz, "befonders
"auf Kätschentragenden, Ahornen und DObfibäumen. — Auch die
Ausfchlagsfchmaroser entfichen aus einer Subftanz, die fich aus
den Franfhaft veränderten Pflangenfäften bildet, Man nennt fie
auch Entophyten (fie vergleichend mit den Entozoen) und fie ge
hören den tiefitehendften Pilzen an. Einige, die entophytifchen
Fadenpilze, erzeugen fich aus einer dünnflüßigen, öfters fogar dunfk
förmigen Subflanz in den Athemhöhlen,, treten dann durch die
Spalten der Luftlöcher hervor, und fireuen ihre Sporen über die
Dberfläche der Trägerpflanzge aus. So Cylindrospora, Ramularia,
Bothrytis, Fusisporium, von welchen allen verfchiedene Spezies auf
fehr verfchiedenen , theils fchon abgeitorbenen , theils noch lebenden
Pflanzengattungen vorfommen. Andere Entophyten entftehen gleich»
falls in den Athemhöhlen der Pflanzen, aber aus einer feflern Sub-
ſtanz, die Anfangs weich, breiartig, farblos, bald konſiſtent und
gefärbt wird, die Dberhaut in Form einer Puſtel emportreibt, end»
lich zerfprengt, und über fie die Sporen entleert. Bei einigen geht
die Bildungsmaffe in nadte Sporen tiber, bei andern bildet fich eine
Hülle um diefe. Zu erflern gehören, um auch bier wieder von den
einfachiten zu beginnen, Uredo, (U. Rubigo, der gewöhnliche Roth»
brand, U. occulta und U. linearis befallen dns Getreide, andere höchſt
zahlreiche Gattungen die verfchiedenften Pflanzen) Uromyces (befons
ders auf Hülfenpflangen), Puccinia, (P. Graminum fommt anch auf
dem Getreide vor) Phragmidium. Ein Balg um die ausmwuchernden
Sporen bildet fich bei Peridermium (nur auf Nadelhölgern beobachtet ;
P. elatinum macht die Aeſte der Tanne eigenthlimlich anfchwellen,
und im eine Menge von Zweigen austreiben [ Herenbefen in den
Vogeſen genannt] , welche jeden Herbit ihre Blätter abwerfen);
Aeccidium, Aecidiolum/; Roestelia (R. cancellata erſcheint oft fehr
Rom Keben der Pflanzen u. feinen Erfheinungen ıc. 345
zahlreich auf den Blättern der Birn- und Apfelbäume und macht
fe krank) und Cronartium. An diefe vollfommenern Balgbrande fchließen
fich entophytifche Kernpilze (Pyrenomycetes) an; die höher entwickel-
ten unter ihnen entfichen nach Mer der Ausfchlagsfchmaroßer
(Cystispora, Sphaeria, Hysterium), die tiefer flehenden (Xylomacei) bils
den fich nicht bloß aus den ſtockenden Säften in den Athemhöhlen,
fondern erfcheinen als Franfhaft entartetes, in feinen Zellen umge-
bildetes Parenchym, große ſchwarze Flecken auf den abfallenden
Blättern bildend Chieher Rhytisma, Ectostroma, Depazea, Leptostroma
etc.), — Hat der von Schmarokerpilzgen befallene Pflanzenorganismus
oder Pflangentheil nach Entleerung der Sporen jener noch genug
Lebenskraft, fo vernarbt die zerflörte Stelle; im Gegenfalle tritt
partieler oder allgemeiner Tod ein. Zarte, weiche, Frautartige
Pflanzen und junge Triebe find vorzüglich den Schmarokerpilzen
ausgeſetzt; diefe erzeugen fich nur an den mit Epaltöffnungen verfehe-
nen Theilen , und ihr erſter Entſtehungsgrund dürfte wohl in einer
Hemmung des Ausathmens und Aushauchens und daherigen An—
fammlung von ſtockenden Gafen und Säften liegen. Die Störung
obiger Funftionen kann durch anhaltende Feuchtigfeit, Lichtmangel,
ſchnellen Temperaturwechfel, Reife, anhaltende Trockenheit, mangeln-
den Luftzug, Verunreinigung, allgufetten Boden herbeigeführt werden.
Die Ausfchlagsfchmaroker, 5. B. der Roſt des Getreides, erfcheinen in
manchen Fahren als wahre Epiphytien oder Pflangenfeuchen. Nach
angeftellten Verſuchen Feimten die Sporen folcher Schmaroker auf
gefunden Pflanzen nicht, ein deutlicher Beweis, daß eine Franfhafte
Dispofition der Pflanze hiezu vorhanden fein muß. — Aucd) viele
höhere Schlauchfchichtpilge C Hymenomycetes ) find gewiſſermaßen
Kranfheitsprodufte vollfommenerer Gewächfe. Oft auilt, aus dem
Innern diefer, an verlebten Etellen eine Art Schleim heraus, welcher
fich allmälig vermehrt, und zu einem vollfommenen Pilze erwächst,
der am Grunde oft tief in die Holzſubſtanz eingewachfen oder mit
ihr verfchmolgen if. Mehrere Polyporus, Daedalea, Exidia auricula
Judae u, a. entiiehen nicht aus einem Fadengeflechte, wie die aus
Sporen auffeimenden Pilze, fondern aus hervortretender Säfte—
maſſe, die ſtatt Holzzellen zu bilden, (welche man indeß noch öfters
im Innern des Bilzes trifft) zu einem oft ungeheuer großen Pilze
gerinnt: — Zu den innern Fryptogamifchen Schmarokern
gehören Protomyces, wieder die einfachfte Bildung diefer Abtheilung
darjtellend ; im krankhaft veränderten Saft der Interzellulargänge,
aus welchem deren Sporen entfichen, findet man noch eine zahllofe
Menge Fleinerer,, fehr Tebhaft fich bewegender Bläschen; dann
Ustilago (U. segetum iff der fo häufig vorfommende Saatflugbrand
oder Getreidebrand, der alle Getreidenrten, den Roggen ausgenommen,
und viele andere Pflanzen befälft; U. Maydis entwickelt fich auf dem
346 Allgemeine Aaturgefchichte. VIE Buch.
Mais); Meberfüllung mit rohen, unverarbeiteten Säften begründet
die Entſtehung der Flugbrande, welche am Teichteften fchwächliche
oder fehr volfaftige Gewächfe befallen, und deren Anlage fchon oft
im fränflichen Samen gegeben if. Der Getreideflugbrand vermindert
vorzüglich in naßfalten Sahren, in feuchtem, fettem und tiefliegenden
Boden die Ernte. Weder Getreideflugbrand noch Nofibrand wer—
den durch Anſteckung mitgetheilt, (indem fie die Aehren fchon in der
noch gefchlofienen Blattfcheide befallen) greifen aber eine mehr oder
minder große, oft ungeheure Anzahl von Pflanzen an, für welche die
Entiicehungsurfachen gleich find. Der Schmierbrand , Uredo Caries
befällt gleichfalls das Getreide, umd wird der Gefundheit fchädlich,
weil er mit den Körnern eingebracht wird, während der Flugbrand
bei deren Reife fchon verſtäubt ift. Das Mutterforn, Secalecornutum,
Spermadia Clavus, befteht in einer krankhaften Ausbildung des Samens
(mit außerordentlicher Vergrößerung des Keimes) der Getreidearten,
befonders des Roggens; der Same verhärtet zu einem trodenen,
vogelflauenähnlichen, außen fchwärzlichen Körper ; das Innere zerfällt
nicht in Sporen, fondern bleibt-zu einem feſten, weißen Körper ver»
bunden, in welchen man als Sporenanfänge fleine Bläschen unter»
fcheidet. Das Mutterforn ertheilt dem Mehl giftige Eigenfchaften,
nnd fol die fogenannte Kriebelfranfheit verurfachen. Nyctomyces,
ebenfalls zu den innern Schmarokern gehörend, ein flodiges Faden»
gebilde im Innern difotyledonifcher Bäume und Sträucher, bewirft
deren Vermorſchung CStammfäule), indem die Membranen der
Holzzellen und Gefäßwände fich gleichfam in jene Fäden auflöfen.
Shre Entſtehung beruht im Veralten und Abſterben der innern
älteften Theile, Fann aber auch auf Verlekungen folgen, und bildet
dann im Reſt abgehauener Aeſte durch Anhäufung den fogenannten
Grabzunder. — Weber den Pflanzen fchädliche Thiere vergl. : Zenker,
Naturgeſch. ſchädl. Thiere zc, m. K. Lpzg. 1836. Ueber den Mehlthau:
Hedwig's Abhandlung und Benbachtung über Fortpflanzung ber
Mooſe und Zeitlofen, und Urſache d. Mehlthau's im Getraide, m. 5 8.
Lpzg. 1793,
VI Hauptjtück.
Bon den drtlichen und flimatifchen Berhältniffen des
Yflanzenreiches auf der Erde,
Sitteratur. C. Linnaei, Stationes plantarum in Amoenit.
academ. Vol. IV. p. 64. — v. Humboldt und Bonpland,
Ideen zu einer Geographie der Pflanzen, nebſt einem Natur⸗
gemälde der Tropenländer. Tüb. 1807, — v. Hum boldt,
Bon d. drtl. m. klimat. Verbältniffen d. Pflanzen. 347
Anfichten der Natur. Neue Ausg. 2 Bdch. Tübing. 1826. —
Ejusd. de distributione geographica plantarum secundum coeli
temperiem et altitudinem montium prolegomena. Lutet. Paris.
1817. — Wahlenberg, Flora lapponica, Berol, ı8ı2. —
Ejusd. de vegetatione et climate Helvetiae septentrionalis, Turici.
1813. — Ejusd. Flora Carpatorum principalium. Gett. 1814, —
Rob, Brown, General Remarks on the botany of Terra australis.
Lond. 1814. Ueberſ. in Rob. Brown’s verm. Schrift. Bd. 1.—
8. F. Schovuw, Grund. ein. alle. Pflangengeographie. Aus
d. Dänifchen überf. v. Verfaſſer. Berl, 1823. — Deſſelb.
Momente zu ein. Vorlefung üb. d. pflanzengeogr. Reiche in
der Linnaea, 1833, — C. D. Beilfchmied, Pflanzgengeographie
nach v. Sumboldt’s Werfe ꝛe. Bresl. 1831. — F. Unger,
üb. d. Einfluß d. Bodens auf d. Vertheilung d. Gew., nadıe
gewief. in d. Vegetation d. nordöftl, Tyrols. Wien. 1836. —
D. Heer, die —— des ſüdöſtl. Theils des
Kant. Glarus ꝛc. in J. Fröbel's und O. Heer's Alisshchungen
a. d. Gebiet d. theoret. Erdfunde, 1836.— F. J. F. Denen,
Grundriß d. Pflanzengeographie ic, Berl, 1836,
Die zahlreichen Unterfuchungen, welche gegenwärtig über
die Bertheilung der Pflanzen nad) Verhältniffen des Bodens und
Klimas, nach geographifcher Breite und Länge, fenfrechter Erz
hebung über das Meer und numerifcher Gruppirung vorliegen,
gehören ſämmtlich dem 19. Sahrhundert an, und bilden eines
der intereffanteften Kapitel in der gefammten Phytologie. Was
ung das 18, Jahrhundert an hieher gehörigen Forfchungen übers
liefert kat, bezieht fich faft nur auf die Standörter, ein höchft
nahe Tiegendes, fchon dem gewöhnlichen Sammler ſich aufdräns
gendes Berhältniß,
Der Standort einer Pflanzenfpezies ift durch Boden,
umgebendes Medium und Kichteinfluß beftimmt. Manche Pflan—⸗
zen fommen im verfchiedenften Boden fort, andere ausfchließlich
oder doch vorzüglich im einer beftimmten Bodenart. Gewiffe
Pflanzen wachen nur auf Felsmaffen oder in verwittertem
Kiefelfchutt, im Kiefelfand oder auf Kalkboden; andere nur am
Meeresftrand oder im falzhaltigen Boden bei Salzquellen. Es
ift auch durch die neueften Forfchungen noch nicht entfchieden
worden, ob die Vegetation der Gebirge in einer feiten Beziehung
zur — Beſchaffenheit derſelben ſtehe oder nicht, und
3AB Allgemeine Haturgefchichte. VIL Buch.
ob nicht vielmehr die chemifche Beichaffenheit des Bodens jene
Begetationswechjel begründe, welche man in größern, geognoftifch
öfters Andernden Gebirgszigen antrifft. Hiebei möchte übrigens
nicht zu laͤugnen fein, daß in vielen Fällen eine ſtrenge Scheide:
linie zwifchen chemifcher und geognoftifcher Befchaffenheit um fo
weniger zu ziehen fei, als beide oft zufammenfallen müffen. —
Gewiſſe Pflanzen wachfen nur in trocdenem oder feuchtem, alfo
Sumpfboden; wenige unter der Erde, viele im Waffer, eine
Anzahl an der Grenze zwifchen Land und Waffer, oder an
temporär überſchwemmten Drten, zahlreiche Gattungen ald wahre
oder falfche Schmaroger auf andern Pflanzen, oder auf Thieren
und thierifchen Erfrementen. Manche wachfen als fogenannte
Unfräuter nur zwifchen andern, namentlich Fultivirten Pflanzen.
Man bemerft, daß Pflanzen der verfchiedenften Familien am
gleichen Standort wachfen, und auch, daß nur felten alle oder
die meiften Pflanzen einer Familie denſelben Standort haben.
Sehr oft wachfen zu einer Sippe gehörige Gattungen, ja felbft
die Individuen derfelben Gattung an fehr verfchiedenen Stand-
orten, wobei fie dann freilich öfters bedeutend variiren.
Das Klima einer Gegend ift, wie Bd. 1 ©. 367 bemerft
wurde, das Produft ihrer geographifchen Breite und vertifalen
Erhebung, fo wie örtlicher Umftände, befonders des Feuchtigfeitd-
zuftandes, der Bodenbefchaffenheit, der herrfchenden Winde und
der Umgebung. In Rückſicht auf die Pflanzen ift auch noch
der Lichteinfluß von Wichtigkeit. Bon allen jenen Momenten,
welche das Klima bilden, in einer genauen Verbindung mit
einander ftehen, und ſich deßhalb wechfelfeitig modiftciren, ift
aber die Temperatur das wichtigfte für die- örtlichen Verhäftniffe
der Pflanzen. Gegenden, deren mittlere Temperatur nur um
wenige Grade verfchieden ift, haben eine fehr abweichende DBeges
tation. Nicht bloß die mittlere Temperatur eined Orts regulirt
aber das Vorkommen dieſer oder jener Pflanzengattungen an
felbem, fondern auch die höchfte und niedrigfte Jahrestemperatur
und überhaupt die VBertheilung der Wärme auf die verfcjie-
denen Sahrestheile. In den Polarländern trogen mehrere Baum:
gattungen einer Kälte von mehr als 40° R,, weil fie in dem
dortigen kurzen, aber anhaltenden Sommer, und dem flarfen
Bon d, drtl. u. klimat. Verhältniffen d. Pflanzen. 349
Lichte, weldjes die faft nicht unter den Horizont finfende Sonne
fpendet, ſchnell blühen und Frucht reifen, fo wie rafch verholzen.
Auf den Alpen Mitteleuropas hört hingegen aller Baumwuchs
fohon in einer Höhe auf, in welcher die Temperatur nie jo weit
herabfinft, weil jene Umftände nicht vorhanden find. Diele
Pflanzen bedürfen fehr wenig Wärme; manche Kräuter, felbft
Sträucher gedeihen in der wenigen Erde der Gletfcher und
Eisbergfpalten, und auf der oberften, nur wenige Fuß tief auf-
gethauten Erdfchichte der Polarländer wird hie und da noch Ger
treide gebaut: Manche Samen und Sporen wiberftehen fehr
firenger Kälte, einige Pflanzen vegetiren hingegen noch Fräftig
in einer Wärme von 40—60°, wie die in einer heißen Quelle
lands gefundenen Charen, vder die Gonferven, Kräuter,
Sträucher und Baume, welche in Quellen von + 24 bis 500 R.
in Louifiana freudig wuchfen, oder die Gefträuche, welche man
in einer Quelle von 60° Wärme auf Lucon blühend fand, Für
die meiften Pflanzen find übrigens die Temperaturgrenzen ziemlic)
enge gezogen. — Die mittlere Temperatur eines Drtes beftimmt
die verfchiedenen Epochen der jährlichen Begetationsperiode. Da
fie im Ganzen genommen gegen den Aequator wächst, fo tritt
das Knospenöffnen und Blühen, von örtlichen Ausnahmen ab»
gejehen, um fo früher ein, je mehr man fich ihm nähert. Die
Verfpatung der Blüthezeit gegen die kalte Zone hin findet indeß
nicht gleichmäßig flatt, fondern in höheren Breiten find die
Unterfchiede für einen Grad geringer, als in den dem Aequator
nähern Gegenden, weil in jenen die Tageslänge und Frühlings-
wärme fchneller fteigen, fo daß in diefen nördlichen Gegenden
die Blüthezeit verhältnißmäßig fohneller eintritt, als in den ſüd—
lichern. Daß die Erhebung über das Meer die Blüthezeit vers
zögern müffe, folgt nothwendig aus der nach oben abnehmenden
Luftwärme. Sn den Gebirgen der Schweiz und Deutfchlands
verfpäten jede taufend Fuß Höhe die Blüthezeit um 10—14 Tage,
fo daß man chöchft auffallend 3. B. im Wallis) in wenigen
Stunden aus der füdlichen DVBegetation eines glühend heißen
Sommers’ in jene des faum aus Eis und Schnee erwachenden
Frühlings gelangen kann. — Die Linie oder Grenze bes
ewigen Schnees (vgl, B.1. ©, 319. 366) ift im Allgemeinen
350 Allgemeine Hraturgefchichte. VII. Buch.
auch bie Grenze des Pflanzenwachsthumd, über welcher etwa
nur an einzelnen, im Sommer jchneefreien Stellen noch einige
Pflanzen gedeihen. Die Höhe der Schneelinie richtet ſich nicht
firenge nach der geographifchen Breite und Meereshöhe, fondern _
wird durch Lofalumftände modiftzirt; geht an ſteilen Abhängen
tfolirter Berge weiter herab, als auf Plateaus und zufammens
hängenden Gebirgsmaffen, liegt auf der Süpdfeite der Berge der
nördlichen Halbfugel höher als auf der Nordfeite ic. Im Ganzen
jedoch kommen in ihrer Nähe diefelben oder verwandte Pflanzen _
in den verfchiedenften Gegenden der Erde vor; fo daß z. B.
Pflanzen unferer Hocalpen in Seland, Grönland, Lappland
in der Tiefe, hingegen in den Gebirgen der heißen Zone wieder
an der dort viel höhern Schneegrenze wachſen. — Das Klima
und die Temperatur der einzelnen Sahreszeiten und Monate in
einer beftimmten Gegend laſſen leicht beurtheilen, ob die oder
jene Pflanzengattung, deren Wärmebedürfniß man kennt, dafeldft
im Freien feimen, blühen und Früchte tragen Fann. Das Klima
der Polarzone und der füdlichern Alpengegenden zeigt den Unters
fehied, daß in der erftern die Temperaturunterfchiede vom Winter
und Sommer viel größer find, wenn auch die mittlere Tempe—⸗
ratur. diefelbe der Alpen if. Daher wachfen nur folche Alpen»
pflanzen in der Polarzone, welche fehr große Temperaturwechfel
ertragen Fünnen. Se größer die mittlere Sommerwärme, deſto
rafcher das Wachsthum; fo daß aus diefem Grunde die Getreider
ernte in Schweden faft noch früher eintritt, als in dem fonft
mildern füdöftlichen England. In letzterem Lande bleibt hingegen
der Rafen ftetS grün, und der Lorbeer überwintert, welcher im
füdfichen Deutfchland erfrieren würde; - wegen der geringern
Sommerwärme wächft aber in England fein Wein, welcher in
Süddeutfchland und der Schweiz fo freudig gedeiht. — Bereits
Bd. 1. ©. 366 wurde angeführt, daß Linien, durch die Orte
von gleicher mittlerer Temperatur gezogen, ifothermifche
heißen, und eigenthümliche Curven bilden. Dieſe Linien gehen
im weftfichen Theile fowohl der weftlichen als öftlichen Halbfugel
höher nach Norden hinauf, als im öftlichen, bezeichnend die
größere Wärme der weftlichen Länder beider Kontinente, in
welchem demnach bdiefelben Pflanzen viel weiter nach Norden
Bon d, oͤrtl. u, klimat. Verhältniffen d. Pflanzen, 551
hinauf fortfommen, ald im den öftlichen Ländern und im Innern
der Kontinente, In der füdlichen Halbkugel der Erde find hins
gegen die üftlichen Linder wärmer als die weftlichen, welche
Erfcheinungen in den auf beiden Halbfugeln herrfchenden Sees
winden beruhen, die in der nördlichen von Weſt, in der füdlichen
von Oft her Wärme zuführen Es ift ferner eine befannte
Sache, daß die füdliche Halbfugel der Erde Fälter fei, als die
nördliche, obwohl die Unterfchiede in der Vegetation des ame
rifanifchen Kontinents und der naheliegenden Cnicht aber der
entferntern) Inſeln nicht fo außerordentlich ſtark hervortreten,
indem noch bis zu 56° |. Br. viele Bäume und Sträucher
wachen. I) — Nur wo Feuchtigfeit fich mit der Wärme vereint,
erfcheint eine üppige Vegetation; daher befisen die Küftengegenden
in der Regel einen reichern Pflanzenwuchs, als die Binnenländer;
den reichiten wohl das füdliche Amerifa und die Sufeln des
indifchen Oceans. Nicht bloß die Feuchtigkeit, die ein Land
durch Gewäffer erhält, fondern faft noch mehr diejenige, die
ihm als Wolfen und Regen durch die Winde zugeführt wird,
übt mächtigen Einfluß auf die Vegetation. Abgefehen hievon
“wird diefe auch durch Trockenheit, Kälte 2c. modiftzirt, welche
die herrfchenden Winde veranlaffen.
Su Bezug auf horizontale (geographifche) und vertis
fale DBerbreitung hat jede Pflanzgengattung einen Berbreis
tungsbezirf nad) der geographifchen Breite (Breitenzone) mit
einer Polar⸗ und Aequatorialgrenze, nad) der Länge (Längenzone)
mit einer Oft: und Weftgrenze, und eine vertifale Zone mit
einer obern und untern Grenze. Alle diefe Grenzen variiren
übrigens unter verfcjiedenen Meridianen vorzüglich nach den
Ssfothermenlinien. Sehr oft it der horizontale, höchft felten der
verticale Verbreitungsbezirf einer Pflanzengattung durch Zwifchens
firecken, oft durch große Länder, in welchen fie nicht vorkommt,
unterbrochen. Manche Gattungen finden fich nur auf einer Fleis
nen Breiten und Längenzone, ja fogar nur auf einzelnen Bergen
*) Man vergleiche über die Wärmeverthälung auf der Erde u. a.
Berghaus’ allgemeine Erdfunde und deſſen phyfifali-
fhen Atlas. Hm der erfien 1838 erfchienenen Lieferung des
leßtern find Karten zur Meberficht der Wärmeverbreitung in
Europa, dem atlantifchen und großen Ocean gegeben.
553 Allgemeine Maturgefchichte. VIE Buch.
und Gegenden; andere haben wieder einen fehr großen Verbreis
tungsbezirf, und einige fommen faft auf der ganzen Erde vor.
Der. urfprüngliche Verbreitungsbezirt mancher Pflanzen ift jedoch
durch die Kultur außerordentlich erweitert worden, wie dieſes
im höchften Grade für die Getreidegattungen, Obftbaume und
den Weinſtock gif, — Was die Verbreitung des Pflanzen?
reiches als Ganzes betrifft, fo wachſen auch in den Außerften
Polarländern, wo nicht ewig Schnee und Eis Tiegt, noch Pflanzen;
Protococcus nivalis fommt fogar auf dem Schnee felbft fort,
fo daß gegen die Pole zu Feine abfolute Grenze des Pflanzenwachs⸗
thums befteht. In den europäifchen Gebirgen finden ſich einige
Phanerogamen noch an den von ewigem Schnee umgebenen Felſen;
viele Flechten wachfen noch; 2—3000° über der Schneelinie an
fteifen, deßhalb fchneefreien Wänden. Spyecielle Berhältniffe
befchränfen die horizontale fowohl als verticale Verbreitung,
wie denn die Ajchenfelder der Vulfane, die Fumarolen, der
bewegliche Wüftenfand faft ganz yflanzenleer find. Sn den
tiefften Höhlen und Schachten der Berge fommen noch Pflanzen,
jedoch nur Fryptogamifche, vor; der tiefe Meeresgrund fcheint
nur von Thieren bevölfert, aber pflanzenleer zu fein; einige
Zange fommen aber noch in 200° Fuß Tiefe vor.
Was die Vertheilung der Pflanzen nad) Zahlen
betrifft, fo leben die Sndividiten einiger Gattungen immer nur ver
einzelt, andere hingegen in großen Maffen beifammen, und helfen
dann die Phyfiognomie einer Gegend bilden, welche in allen Zonen
wefentlich auf ben herrfchenden Pflanzenformen beruht, und in
eben fo eindringlicher, ala mannigfacher Weife zum menfchlichen
Semüthe ſpricht. Da in den heißen Ländern im Allgemeinen
die Zahl der Pflanzengattungen zunimmt, in den Fältern geringer
ift, und doch ein heißes und ein Faltes Land gleichmäßig mit
dichtem Pflanzenwuchs beffeidet fein Fünnen, muß nothwendig
in Fältern Ländern die geringere Zahl von Gattungen durch die
größere der Individuen erfeßt werden, wie es auch wirflidy der
Fall if. So befteht 4. B. ein Wald Deutfchlande vder der
- Schweiz aus einer oder wenigen Baumgattungen, während ein
gleich großer tropifcher Wald aus Hunderten gebildet wird.
Es ift unnöthig, zu bemerken, wie fehr die Kuftur auch die
Bon d. ortl. u. klimat. Verhältnifien d. Pflanzen, 353
Phyfiognomie der Gegenden zu Ändern vermögen, und welch
ganz anderes Anfehen durch fie z. B. das zu den Zeiten ded
Tacitus fo rauhe, mit Urwäldern bedeckte Deutfchland erhal- -
ten hat. — Betrachtet man die Vertheilung der Pflanzen
mit Rückſicht auf die großen Abtheilungen. (Unterreiche) ders
felben, fo ift ficher, daß die Kryptogamen im Verhältniß
zu den Phanerogamen vom Aequator nach der Falten Zone ſtets
zunehmen, und daß zahlreichere Gattungen von ihnen in den
Gebirgen, als in den Ebenen vorfommen; daß ferner die
Phanerogamen vom Aequator gegen die Pole ſowohl in der
abfoluten Zahl ihrer Gattungen, als in deren Verhältniß zu _
den Kryptogamen fortwährend abnehmen. Was wieder die _
Monofotyledoneen betrifft, fo nehmen fie gleich den Kryptos
gamen, im Berhältniß zu den Difotyledoneen an Gattungen zu,
wie man fich den Polen nähert. Bifchoff CLehrb. d. Bot., Zte
Abth., ©. 166).berechnet, daß, wenn man im geringften Ans
fchlage 100,000 Pflanzengattungen annehme, auf die Kryptos
gamen 12000, die Monofotyledoneen 16000, die Difotyledoneen
72000 fämen. Die einzelnen Familien bieten in ihren numeris
ſchen Berhäftniffen wieder mandherlei intereffante Verhältniffe
dar. Manche verhalten fich in der einen Zone ganz anders,
als in der andern; einige find in ihren meiften Gattungen auf
gewiffe Zonen oder nur auf beftimmte Landftriche befchränft, und
begründen dann deren Phyfiognomie. Die großartigfte, an
Formen, Farben und Gattungen reichfte Vegetation erjcheint
zwifchen den Wendefreifen, und ift charafterifirt durch zahl
reiche immergrüne Bäume, Gum Theil von riefenhaftem Wuchs,
undurdydringliche Urwälder bildend,) die allermeiften Palmen, die
Mufaceen, baumartigen Gräfer und Farren, Sceitamineen, Mis
mofen, unzählige buntblühende Lianen, welche ſich um die
Baumftamme fchlingen, und herrliche aus deren Riten hervor-
wachfende, duftende Drchideen und Pothosgewächſe. Selbſt in
der heißen, fonft alles verfengenden Jahreszeit, ift der Boden
mancher Zropenländer mit den wunderlichen Formen der Safts
pflanzen bedeckt. Manche Pflanzenfamilien, welche in den ges
mäßigten Zonen nur in Kräutern erfcheinen (fo außer Gräfern.
Nubiaceen, Malvaceen, Spynanthereen), zeigen fich hier in
II, "2
354 Ufgemeine Naturgefchichte, VIL Buch.
*
Baumform. Die brennendſten Blumen, die zuſammengeſetzteſten,
zum Theil reizbaren Blätter, die edelſten Früchte, kräftigſten
Gewürze und Arzneien, die durchdringendſten Gifte gehören den
Pflanzen der tropiſchen Vegetation an. — Die Vegetation
der gemäßigten Zonen iſt zwar reich und kräftig, aber ihre
Formen ſind weniger ſeltſam und groß. Der Baumgattungen
ſind ungleich weniger, baumartige Monokotyledoneen fehlen faſt
ganz. Jeder Winter tödtet die meiſten Pflanzen, entlaubt die
Mehrzahl der Baumgattungen, und erſt im Frühling lebt die
Vegetation wieder auf. In der nördlichen gemäßigten Zone
herrſchen geſellige Pflanzen vor; niedrige Gräfer bilden vors
zugsweife die fchönen Matten, Kässchendäume und Zapfenbäume
ftellen die heitern Laub⸗- und dunfeln Nadelholzwälder dar, die
hier aus viel weniger Baumarten beftehen; NHeidefräuter bes
deefen die Heiden Europas, mattgrüne Gräfer, Chenopodiaceen
und Artemifien die weiten Steppen Aftend. Außer den genanns
ten Familien find noch Liliaceen, Synanthereen, Kreuzblüthige,
Hülſengewächſe, Doldenpflanzen, Nanunfulaceen und Rofaceen
als charafteriftifch zu nennen. Im füdfichen Theile der ges
mäßigten Zone treten an die Stelle der frifchgrünen Matten:
und blartwechfelnden Waldbäume immergrüne Eichen und Piftas
zien, der Lorbeer und Dfeander, der Granatbaum, Drangen,
Citronen⸗, Myrthen⸗, Del: und Feigenbäume, wohlriechende Lippen»
bfumen, Saftpflanzen, im wärmften Theile auch Dattel- und
Zwergpalmen. Für die gemäßigte Zone der füdlichen Halbfugel
find Proteaceen, Epafrideen und manche Myrtaceen charafs
teriftifch. In Neuholland Fommen überdieß noch zahlreiche
Stylidieen, NReftiaceen, Gafuarinen, in Südafrika fehr viele
Ericeen, Saftgewächle, Srideen, Oxalideen tc., — in Südamerıfa .
viele Goodenovieen, und baum- und ftrauchartige Eynanthereen.
vor. Diefe Vegetation erinnert, ungeachtet der Verfchiedenheit
der Form, durch eine allgemeine Gharafterähnlichfeit doch)
einigermaßen an jene der nördlichen gemäßigten Zone, bildet
zum Theil ungeheure Grasfluren CPampas), und geht an ihrem
dem Aequator zugefehrten Rande in jene des heißen Erdgürteld
über. Schon im nördlichften Theile der gemäßigten nördlichen
Zone bleiben von Bäumen nur noch Birken, Zitterpappeln,
ET .
"ARE
Bon d. drtl. u. Flimat. Verhältniffen d. Pflanzen. 355
Eberefchen, NRothtannen, Kiefern und Lärchen über,” und auch
diefe Bäume, welche zugleich über dem Polarkreis, in der Falten
Zone vorfommen, werden allmälig zwerghafter. Wachholder,
Rubus chamaemorus, Cornus suecica und Weiden find fammts
liche Holzrflanzgen, welche außer jenen Bäumen noch in der
nördlichen Falten Zone vorkommen; ihnen gefellen fich noch
einige Halbfträucher (mehrere Vaccinium, Diapensia, Azalea
procumbens) zu. Die Matten werden feltener; große Streden
find mit Flechten bedeckt; viele Alpenpflanzen der füdlichen
"Ränder wachien hier auf der Erde; die abfolute Zahl der Pflans
zengattungen wird immer Fleiner, und die Kryptogamen beginnen
die Phanerogamen zu überwiegen. Die füdliche Pol arzone ift
faft nur mit Meer oder ewigem Eife bedeckt. Die heiße und die
‚gemäßigten Zonen find indeß fo ausgedehnt, und die Phyfiognomie
ihrer Vegetation ift in deren verfchiedenen Gegenden fo abs
weicdyend, daß jede wieder. in eine Anzahl mehr oder minder
deutlich umfchriebener und charafterifirter Floren (oder Yflanzens
geographifcher Reiche) abgetheilt wird. Decandolfe ftellte deren
überhaupt 20, Schouw zuerft 22 dann 25, Perleb 21 auf. — Nach
der vertifalen Verbreitung nimmt man mehrere Regionen an,
‚welche fehr deutlich den Breitenzonen entſprechen. So unters
fcheidet v. Humboldt an den tropifchen Gebirgen eine heiße,
gemäßigte und Falte Region. Meyen, welcher in Bezug auf die
horizontale Verbreitung jede Halbfugel der Erde in 8 Zonen
‚abtheilt, unterfcheidet auch nach der vertifalen 8 Cunten anges
führte) Regionen. — Die Veränderungen, welche durch die
Kultur in den natürlichen Grenzen der Regionen hervorgebracht
werden, und wodurch die urfprüngfiche Vegetation an manchen
Orten ganz verdrängt und eine Fünftliche an ihre Stelle gefeßt
wurde, machen in fehr vielen Gebirgsländern die Annahme
einer bebauten Region nothwendig, die felbft wieder in
mehrere Gürtel zerfällt: wie man denn 3. B. am Netna eine
Region der Palmen, des Delbaumd, des Weinſtocks und des
Öetreides, im heißen Eüdamerifa eine R: der Bananen, bed
Mais und der europ. Getreidearten, unterfcheiden fann. Sn
manchen Gegenden fehlen hingegen von Natur aus, die einer
beftimmten Region nad) der geographifchen Breite zufommenden
356 Yılgemeine Naturgeſchichte. VIL Bud.
Pflanzen, und an deren Stelle find die einer andern Region
getreten. In manchen Gegenden treten fogar Formen von zwei
‚oder mehreren Regionen vermifcht auf; Verhältniffe, welche man |
auf dem Pif von Teneriffa, dem Aetnas und den Kordilleren
von Mexiko beobachtet hat. — -Somohl in der horizontalen
als vertifalen Verbreitung vermögen gewiffe Pflanzen einander
zu erfeßen, welche gewöhnlich, doc, nicht immer, verwandte
Gattungen find, oder zu verwandten Sippen und Familien ges
hören. Man.hat fie vifarirende oder Erſatzpflanzen
genannt, und darf fie nicht mit den ftellbertretenden ‚ode
Repräfentantenpflanzen verwechfeln, welches jene find,
die in einer Gegend eine Familie oder Sippe vertreten, deren
Hauptmaffe einer andern Gegend angehört,
©. 347. Berleb (Lehrb. d. Naturgefch. Bd. I. ©. 578 #) nimmt
nach den Standorten an: Meerpflanzen, Süßwafferpflanzen, am⸗
phibifhe Pflanzen, Meeritrandpfl., Sumpfpfl., Wiefenpfl., Acker⸗
unfräuter, Gartenunkräuter, Schutt» und Wegepfl., Gebüſchpfl./
Waldpfl., Felfenpfl., Sandrfl., unterirdifche Bl., Schmarsgerpfl. Man
könnte außer ihnen noch waldbildende Pfl. und auf gerfehten Stoffen
wachfende Pfl. unterfcheiden. — Auf Felfen wachfen viele Flechten,
Moofe und manche Farren, Sedum rupestre, Saxifraga autumnalis»
Thlaspi saxatile ete.; auf Kies: Saxilragae , Ranunculus alpestris,
glacialis, Primula glutinosa; auf Sand: Carex arenaria, Elymus are-
narius; auf Ralfboden; Teucrium montanum, Adonis vernalis, Or-
chideae; auf Torf: Carices, Eriophora, Vaccinia, Droserae etc.; am
Meeresitrand und bei Ealzquellen: Salsolae, Salicorniae, Glaux
maritima etc. ; auf trodenem Boden fommen vor: Scabiosa suaveolens,
columbaria, Eryngium campestre; auf Schlamm- u. Sumpfboden:
Caliha palustris, Carices, Sphagna, Viola palustris, Droserae; unter*
der Erde: Tuber (Trüffel), Elaphomyces , Rhizoctonia. Völlig
untergetaucht im Waffer find: Najades, Ceratophylla, Isoetes,
Fontinalis, Algae; über den Wafferfpiegel erheben Blätter u.
Blüthen: Hippuris, Sagittaria, Nymphaeae, Lemnae, viele Algen. Nur im
Meerwaffer leben: Zostera marina, Ruppia maritima , die Fucoideae
u. Florideae; im Meer- und Süßmwaffer zugleich einige Charae ,
Algae ete. Amphibiſche Pflanzen find: Polygouum amphibium ,
Nasinrtium amphibium , Limosella aquatica, Pilularia globulifera etc.
Nur im vollen Lichte wachfen 3. B. Asperula eynanchica, galioides ,
Alyssum montanum ; in Höhlen und Schachten mande Pilze,
Flechten , Algen. Manche Meeralgen kommen auf Seetbieren,
manche Bilze nur auf todten Snfeften und thierifchen
Bon d. örtl. u. klimat. Verhältniffen d. Pflanzen. 557
Erfrementen vor; Voitia nivalis wächst nur auf Kuhbdünger.
Aderunfräuter find Agrostemma Githago, Sinapis arvensis, Spergula
arvensis, Centaurea cyanus, Campanula speculum, mehrere Fediae etc.
Gartenunfräuter:; Urtica urens, Oxalis stricta, corniculata, Atriplex
“ patula ete, Nur auf Wiefen oder Nafen wachfen: Ranunculus
acris, Tragopogon pratensis, Rumex acetosa, mehrere Orchideae; auf
Heiden: Spartium scoparium, Exacum filiforme, manche Flechten und
Pilze; unter Gebüfchen: Origanum vulgare, Polygonum Dumetorum;
in Wäldern: Allium ursinum, Asperula odorata, Convallaria majalis.
An gleichen Standorten leben die Algen, Nhizofarpeen und
Najadeen; Gattungen derfelben Sippe (fo bei Ranunculus, Teucrium)
hingegen oft am fehr verfchiedenen, welches letztere auch von
manchen einzelnen Pflanzen (Melampyrum pratense, Valeriana ofhcinalis,
‚Thymus serpyllum, Equisetum arvense) ‚gilt. — ©. 348. Sn-Enons
tefis in Lappland giebt es noch Fichten- und Birfenwälder, obwohl
die mittlere Sahreswärme nur — 2% R. iſt, während das St.
Gotthardhospiz, wo die mittl. Temp. doch 09,72 ift, ſchon weit über
dem. Baummwuchs Liegt, und auf den füdamerif, Andes bei + 1%
ewiger Schnee liegt. Sn Enontekis u. a. Drten unter gleichen
Verhältniſſen, wo die Kälte ungleich ſtärker wird als auf den
-Schweizeralpen, ‚gedeihen Bäume, weil’ dafelbit auch die Sonnen⸗
wärme viel höher fHeigt, und dadurch Blühen, Befruchten und Ber»
bolzen möglich macht. — ©. 349. In Deutfchland verzögert jeder
Grad mehr nordwärts die Blüthezeit um 4 Tage, zwifchen dem füdl.
Deutfchland und Smyrna um 5 — 6 Tage, zwifchen Hamburg und
Ehritiania aber nur um 2,9 Tage, fo daß im höhern Norden die
Blüthen fich verhältnigmäßig fehneller entfalten. -— ©. 350. Unfere
Alpen bemohnenden Saxifraga oppositifolia, Silene acaulis, Dryas octo-
petala, Erigeron alpious wachfen in Zappfand ‚auf Snfeln und an der
Küfte. Pflanzen aus den Familien der Gräfer, Cyperaceen, Erucis
‚feren, Gentianeen fommen hinwiederum in der beißen Zone auf den
höchſten Gebirgen, am Nande des ewigen Schnees vor, während
ähnliche Gattungen bei uns in viel minder bedeutenden Höben
leben. — Da die Gerite zu ihrem Wachsthbum 3 Monate lang
eine Mitteltemperatur von 6% R. nöthig hat, fo iſt ihr Ge—
deihen in Enontefis, wegen des kurzen Sommers fehr unficher,, ob»
wohl in felbem die mittl. Mittagswärme über 120 fleigt; fie kann
‚aber in den Alpen noch in bedeutender Höhe gebaut werden, weil
‚der weniger warme Sommer dafelbit länger anhält. Sn den Iebtern
‚Begenden fommt hingegen die Birfe nicht mehr fort, weil fie eine
höhere, obwohl kurze Sommermwärme bedarf: Bedingungen, welche
in Enontefis vorhanden find. — In den Polargegenden vermögen
nur jene Alpenpflanzgen zu leben, welche fehr ſtarke Temperaturs
wechſel ertragen fünnen, tie Gentianae, Stellaria, Arenaria, während
358 Allgemeine Naturgefchichte. VIL Buch.
andere, 3. B. Primula, Aretia, Soldanella in den Polargegenden nicht
ausdanuern, weil fie zwar heftige Kälte, aber Feine fo ſtarken Wechfel
ertragen. — ©. 351, Die Verbreitungsbezirfe find unter
brochen, 3. B. bei vielen Kryptogamen, die in Europa, auf dem
Gap und in Neuholland vorfommend in der ganzen heißen Zone
fehlen ; der Hafelitaude, welche in Oſteuropa felten it, in Weſtaſten
ganz fehlt, in Oſtaſien wieder erfcheint. Manche Strandpflanzen
fommen tief im Binnenlande auf Galzboden in engen Bezirken
wieder vor. — Manche Pflangengattungen find auf fehr Feine Bes
zirfe befchränft; viele Erica u. Diosma fommen nur am Cap, Cytisus
nubigenus tur auf dem Pif von Teneriffa, VWVulfenia carınthiaca nur
auf einer Alpe Kärnthens vor. Hingegen ift Nasturtium oflicinale
(Brunnenfreffe) außer Europa in Aften, Afrifa und Amerifa vor
handen; Samolus Valerandi in allen Erdtheilen; Alsine media, Equi-
selum arvense, Dicranum scoparium, Polytrichum juniperinum, Usnea
barbata, Ceramium diaphanum etc. faft auf der ganzen Erde.” Sm
Allgemeinen find Pflanzen der niedern Stufen weiter verbreitet, als
folche der höhern. — Die in Afien zwifchen 30 — 400 n. B. ur
fprünglich heimiſchen Getreidegattungen find künſtlich fowohl
‘horizontal, als vertifal fehr. weit verbreitet worden. Der Weizen
wird in der nördl. Hemifphäre bis 50%, in der füdl. big A400 gebaut;
die Gerfte in Europa bis zu 700 n. B., in Aufiralien bis 450 ſ. B.;
der aus Amerifa ſtammende Mais wird in einem großen Theile der
alten Welt gebaut. In den Anden Südamerifa’s geht der Getreide
bau bis 92005. in Tübet am Himalaiah die Gerite bis 16000. Der
Weinſtock, deffen Heimath in Weſtaſien zwifchen 35 und 420 n. 8.
iſt, wird jekt in der nördl. Halbf. von 25 bis 510 n. B., und von
Nordamerifa bis Oſtindien gebaut; auf der füdl. Halbf. von 30
bis 35%. — ©. 352. Hugi fand an der böchiten Epike des Finſter⸗
aarhorns, in mehr als 13000’ Höbe, an Granit und Blimmerfchiefer
(an Granit erit abwärts in 11000/ Höhe) Lecanora miniata (Naturb.
Apenreife. ©. 214). — Einfam lebende Pflanzen find 3. B.
vicle Drchideen, Monotropa Hypopitys, Gentiana ciliata; gefellig
lebende Erica vulgaris, Sphagnum, Cladonia rangiferina, viele Nadel—
hölzer ꝛec. — ©. 353. Nah R. Brown follen die fämmtlichen
Kryptogamen in den Ebenen der heißen Zone 14; , in den Gebirge
14, der Poanerogamen betragen. In der gemäßigten Zone follen
jene die Hälfte diefer, in der Falten noch etwas mehr ausmachen.
(Die Karren, für fich allein betrachtet, machen von dieſem allges
‚meinen Verhältniß eine Ausnahme , indem fie nahe an den Wende
kreiſen am zahlreichiten find, und von bier aus fowohl füd- als nords
wärts abnehmen.) Sn den oben von Bifchoff angegebenen Berbältnißs
zahlen find vieleicht die Kryptogamen etwas zu gering bedacht;
wenigftens zählte fchon Steudel im Nomenclator bot. unter 50,634
Bon d, örtl. u Eltmat. Verhältnifen d, Pflanzen. 5359
Pflanzgengattungen 39,684 Phanerogamen und 10,950 Kryptogamen
auf, während Bifchoff von letztern nur 12,000 auf 100,000 Spezies
annimmt. — ©. 355. Perleb (Lehrb. d. Naturgefch. Bd, 1. ©. 582)
nimmt an: I. eine Vegetation des beißen Klimas, und unter»
ſcheidet in ihr 4) die ofindifche, 2) oftafrifanifche, 3) arabifche und
perſiſche, 4) weſtafrikaniſche, 5) tropifch - amerifanifche, 6) Südſee—
inſel-Flora. 1: V. der gemäßigten Klimate. Hiezu gehören
folgende Floren: 1) jene von Nordchina und Japan, 2) von Eibirien,
Kaufafus und Mitteleuropa, 3) die levantifch- mittelländifche, 4) ka⸗
nadifch-nordamerifanifche, 5) jene von Florida, Neuorleans und
Nordfarolina, 6) der mittlern Negionen der Andes, 7) der böchiten
Nenionen der Andes, 8) von Chili, 9) von Buenos - Ayres, 10) von
Eüdafrifa, 41) von Neubolland, 12) von Neufeeland. 11. V. der
falten Klimate. 14) arftifche, 2) Alpen- 3) antarftifche Flora. —
Die ©. 355 erwähnten 5 vertifalen Negionen Meyens find:
41) die R. der Balmen und Bananen, 2) der Farrenbäume und
Feigen; beide hat nur die Vegetation der heißen Zone, und fie
reichen an den tropifchen Gebirgen bis 3800, 3) R. der Myrten und
Laurineen, fleigt unter den Tropen bis 5700/, im füdl. Europa kaum
über Meereshöhe. 4) NR. der immergrünen LÄubbölzer, unter den
Tropen bis 7600/ reichend, am füdl. Fuß der Alpen bis zur Meeres—
höhe berabgebend. Alle diefe R. fehlen in den den Polen nähern
Gegenden. 5) N. der Eichen und blattwechfelnden Laubhöljer, am
Nequator bis 9500/ anjteigend, in der Schweiz bis 4000, 6) N. der
Nadelhölzer, unter den Tropen bis 11500° liegend, im füdl, Theil
der falten Zone die unterfie N. bis 24004 Meereshöhe bildend.
7) R. der Alvenrofen od. untere Alvenr., bat nur noch Eträucher,
geht unter den Tropen bis 13,300/, in den Alpen bis 5500, in
Lappland bis zur Meeresebene herab. 8) NR. der Alpenfräuter od.
obere Alpenr., gebt bis zum ewigen Schnee, am Aequator bis über
44 — 16,000, im höchſten Norden, wo fie die einzige Region iſt, zur
Meecresebene herab. Dber ihr nehmen Manche noch eine Flechten»
region an. — ©. 356. VBicarirende Pflanzen find 3. B. in Eüds
europa Pinus pinea, Pinaster und halepensis, welche dort an die Etelle
von P. sylvestris Nordeuropas treten, die Epacrideae, welche in Neu—
holland die am Vorgeb. d. g. 9. herrfchenden Ericeae erfeßen ıc.
Kepräfentanten« Pflanzen find z. B. Chamaerops humilis, welche
in Europa die Familie der Balmen, Cynanchum vincetoxicum, fuscatum
und acutum, welche bei uns die mei den Tropen angehörigen
Asclepiadeae vertreten 2C.
Ueber BGefchichte und Veränderungen des BPflangenreichs
f. ©. 160 — 163. — Zur Geſch. d. Pl. vergl. J. F. Schvum,
5360 Allgemeine Naturgefchichte. VIL. Buch-
Dissertatio de sedibus originar. plant, Hafn. 1816. 8. — 9. F. Linf,
Urwelt und Alterthbum ꝛc. 4 Bd. 2te Ausg, Berl. 1834. 8. f
Die Hauptwerfe für foffile Pf. find: Ad.Brongniart,
histoire des veget. foss. etc. Par. feit 1828, 4. — Graf &. v. Stern»
berg, Berf. ein. geognoft. bot. Darſt. d. Flora d. Vorwelt. Lpzg.
1820 — 33. 6 Hft. Fol. Außerd. find zu vergl. Scheuchzer’s Herbar.
diluvian. , Schlotheim’s Petrefaftenfunde, Parkinson, organic remains
of a former world, Rhode's Beiträge zur Pflanzeukunde d. Vorw-,
Martius, de plant. nonnull. antedil., Tyrell-Artis, antidiluv. Phytology,
Bronn’s Lethaea geoguostica, Göppert’s foſſ. Farrenfräuter, Cotta's
inner. Bau d. Dendrolitben ꝛe. — Sehr merfwürdig iſt noch der in
manchen Lofalitäten beobachtete Vegetationswechſel. So b«
richtet Berthelot, daß auf den Fanarifchen Inſeln nach der Abholzung
von Walditellen vorzugsweife Erica arborea und Myrica faga häufig
erfcheinen. Die Heiden bemächtigen fich fogar ausfchließlich des
Bodens. Neißt man fie aus, fo erfeht fie bald eine Varietät von
Pteris aquilina, welche man wegen ihrer Verwüllungen und freiwilli—
gen Erfcheinung (apparition spontande) mit Pteris caudata vergleichen
fann, die nach Auguf St. Hilaire im füdnlichen Amerifa fogleich mitten
aus der Afche nach Waldbränden hervorfproßt. Außerdem erzeugen
fich an den abgeholzten Stellen, vorzüglich aber an Abhängen und
Hochebenen, welche Fichtenwälder einnahmen , mehrere Cisticeae und
einige andere Pflanzen. B. glaubt, feine Beobachtungen beweifen,
daß wenn ein abgeholjter Waldraum fich felbit überlaffen und vor
jedem Anbau gefchügt wird, er immer, nach einer gewiſſen Zeit,
zurücfchreitend mit denfelben Bäumen fich bewalden könne, in. ums»
gefehrter Nichtung die Phaſen durchlaufend , welche ihn endlich bis
- zur Hervorbringung der Pteris, der Cistus und anderer Pflanzenarten
herabgebracht haben, welche auf folchem Boden fich freiwillig ent»
wickeln. Der Zeitraum diefer Wiedergeburt fol nach den Klimaten
abwechfeln, für die Alpen und europ Wälder ein halbes Sahrhuns
dert, für wärmere Gegenden 30, für die Kanarien 20, für die der
beißen Zone nur 10 Jahre betragen, (Soc. des sc. nat. de France,
26. Jun. 1835. I’Inst. 1835. p- 364.) . - z e
VI Gauptftückh |
Bon den Beziehungen der Pflanzen zum Thiers und
—X Menſchenreich, und ihren Heilkräften.
Literatur. Ueber Kulturpflanzen: Vhiſtling, ökon.
Pflanzenkunde. 4 Bde. 8. Lpzg. 1805 — 7. — Dumont de
Courset, le Botaniste cultivateur. 2 edit. 6 vol. et Suppl. 8.
Par. 1811. — Bechſtein, Forfibotanif, 8, Erfurt. 1815, —
Bon d. Bezieh. d. Pflanzen 5. Thier- u, Menſchenreich. 361
Pflanzen, welche z. Nahrg. u. Erhöhg. d. Lebensgenüſſe d. M.
dienen. U. d. Engl. v. Wieſe. te Abth. Lpzg. 1837. —
Viele Unterf. über Urfprg. u. Abſtamm. der Kulturpfl. in Link's
Urwelt u. Altertb., ferner von Dureau de la Malle in Annal. d.
sc. nat. IX. 61. — Vergl. auch Canſtein, Eharte v. d. Verbrtg.
d. nubb. Pl. üb. d. Erdförp. Berl. 1834, —
Ueber Arzneipflangen: de Candolle, Essai s. J propriet.
medic. d. plant. 2° edit. Par. 1816. Deutfch bearb. dv. Berleb,
ara. 1518. 8. — A. Richard, Bot. med. 2 vol. 8. Par.
1823. — Barbier, Trait@ elem. d. mat. medic. 6 vol. 8. Par.
1829-34: — Koſteletzky's mediz. pharmaz. Flora, die Flore medi-
cale, fo wie d. Werfe über mediz. Bot. v. Graumüller, Dierbach,
Bifchoff, die Samml. offiz. Gew. v. Nees u. Hayne ꝛc.
Wir haben ſchon ©. 173 die merfwürdige Wechfelwirfung
angeführt, in welcher der Refpiration nach das Pflanzenreich
zum Thierreich fieht, Sm J. Hauptſtück diefes Buches wurde
vorübergehend auch ſchon der außerordentlichen Wichtigfeit ges
dadıt, welche das Pflanzenreich fonft für die Thiermelt und
namentlich für den Menfchen hat: beide wurzeln auf jenem,
Der größte Theil der Thiere, befonders der Landthiere, ift auf
"Pflangennahrung angewiefen, Während die größern von ihnen
häufig den ganzen Pflanzenkörper verzehren, find die Fleinern
mehr auf befondere Theile der Pflanzen befchränft, was befons
ders bei den Snfeften und Vögeln oft fehr charafteriftifch hers
vortritt. Gleich manchen Thiergattungen find auch mehrere Völker
faft nur auf eine oder wenige Pflanzengattungen angewiefen,
wie denn manche Inſulaner des ſtillen Oceans ihre meiften
Bedürfniffe durch die Kofogpalme, einige Mongolenhorden durch
die Birfe, afrifanifhe Stämme durch die Dattelpalme befriedigen.
Nicht nur die verfchiedenften Gattungen von Früchten, fondern
auch von Wurzeln, Knollen, Hülfen, Samen, Gemüfen werden
roh oder zubereitet genoffen. Sogar das Marf oder Gummi
mancher Gemwächfe dient zur Nahrung; viele Pflanzenfäfte geben
Zucer, andere dienen zum Getränf, oder als Zufäße zu Speifen.
Einige Pflanzenfamilien liefern vorzugsweife Gewürze, andere
Dele, Harze, vegetabilifhen Talg und Butter, oder narfotifche
Subſtanzen. - Schon die Alteften Völfer gebrauchten Pflanzen:
fafern oder Samenwolle zur Verfertigung von Zeuchen, Pflanzens
foffe zum Färben, Pflanzenblätter als Schreibmaterial. Gehr
36% Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch.
viele Familien liefern Baus und Nutzholz für die mannigfachfte
Anwendung, vom Feuer an, dad den Leib erwärmt, bis zur
bergenden Hütte, fchügenden Waffe, und dem über die Moge
tragenden Schiffe. Wie verfchwindet gegen diefe unermeßlichen
Bortheile der geringe, eigentlich nur relative Schaden durch
Unfräuter, Giftgewächfe ıc.! Der Raum verbietet ung, in eine
weitere Ausführung diefer intereffanten Beziehungen einzugehen;
in der unten folgenden ſyſtematiſchen Ueberficht finden fich aber
wenigſtens die technifch, üfonomifch und medizinifch wichtigften
Gewächfe namhaft gemacht.
Die Heilfräfte der Pflanzenwelt follen jebod; hier
etwas näher betrachtet werden. — Es darf nicht überrafchen,
daß zwifchen den Außern Formen und innern Kräften der Pflan⸗
zen eine Beziehung herrſcht, weil dieſes a priori nothwendig
iſt. Schon Camerarius erkannte ſie zum Theil; klar konnte ſie
aber erſt mit der Aufſtellung wahrer natürlicher Familien herz
vortreten. Der Satz, „daß ähnlich gebaute Pflanzen auch in
ihren Eigenfchaften verwandt find,“ bildet die Grundlage des
oben angeführten wichtigen Werfed von Decandolle, und wurde
von ihm zuerft durchgeführt und bewiefen. Solche Erfenntniß
ift aber philoſophiſch und praktiſch gleich wichtig. Durdy fie
wird der Forfcher in fremden Ländern geleitet, und vermag
ſchon aus dem Aeußern neuer Pflanzenfpezies oder Sippen, auf
ihre Kräfte zu fchließen, wenn er die Formen und Kräfte der
verwandten heimathlichen Fennt. Auf diefem Wege wurde eine
Anzahl der wichtigften Arzneien gefunden ,ı fonnte Rabillardiere
im fiilfen Dcean feinen erfchöpften Schiffögefährten eine Art
Körbel unbedenklich als gefunde Nahrung bieten, und Forfter
mit einer neuen Freuzblüthigen (Lepidium oleraceum) dem
Scorbut begegnen. — Manche Erfcheinungen in der Pflanzen:
und Thiermelt hätten fchon früher auf obigen Saß leiten können.
Mehrere Schmarogerpilze leben auf allen Gattungen einer Sippe
oder allen Sippen einer Familie, (Sphaeria graminum auf allen
Gräfern, Uredo rosae auf allen Rosa) und die Thiere unters
ſcheiden fehr gut viele natürliche Familien. Alle Pflanzenfreffer
genießen die Hiülfengewächfe, Gramineen 2c., aber dad Rindvieh
frißt feine Lippenblümler, Pferde, Ziegen und Schafe Feine
Bon d. Bezieh. d. Pflanzen 3. Thier u. Menfchenreih sc. 563
Solaneen. Manche Schmetterlingdraupen woiffen die Blätter
aller Hülfengewäcfe aus einem Bündel der verfchiedenften
Kräuter herauszufinden, manche Gallwespen ftechen alle Weiden,
alle Rofen an. Der Erfahrung gemäß find die Lippenblümler
magenftärfend und aromatifch, die meiften Rubiaceen fteberwidrig,
die Euphorbiaceen draftifch, die Malvaceen erweichend ıc. Ver⸗
wandte Familien haben oft gleiche Eigenfchaften; verfchiedene
Gattungen derfelben Sippe werden oft in den entlegenften
Ländern zu gleichem Gebrauche angewendet. — Die gleihen
Eigenfihaften einer Pflanzengruppe eriftiren aber nur im gleichen
Organ vder gleichen Organenkreis; verfchiedene Organe haben
häufig verfchiedene Kräfte. So find die Beeren aller Solaneen
fchädlich, die Knollen der Kartoffel hingegen gefund. Analoge
Eigenfchaften zeigen verwandte Pflanzen öfter in analogen oder
verwandten Organen. Man fteht, daß hier die Organographie
Aufichluß geben muß, und daß ihre Fortfchritte die divinatorifche
Erfenntniß der innern Kräfte mit bedingen. — Der Standort
der Gemwächfe ändert öfters ihre Eigenfchaften, Man weiß, daß
aromatifche, reizende Pflanzen vorzüglich hohe, trocene, fennige
Standörter lieben, und fchädliche Eigenfchaften annehmen, wenn
fie einmal in feuchtem fehattigen Grunde vorfommen. Enthält
daffelbe Drgan in verfchiedenen Pflanzen zweierlei Beftandtheile,
fo fommt es auf das Uebergewicht des einen oder andern an,
ob die Eigenfchaften überhaupt gleich oder verfchieden fcheinen
follen. — Einigemale fonnte man umgefehrt von der Befchaffen-
heit eines Stoffes auf die noch unbefannte, ihn liefernde Pflanze
fehließen, wie denn Decandolle das Ammoniafgummi richtig einer
Doldenpflanze (Heracleum gummiferum) zufchrieb, und der
Butter von Galam wahrfcheinlich einem Lorbeergewächs angehört.
Manchmal Schienen Pflanzen derfelben Familie verfchiedene
Kräfte zu haben; eine genauere Unterfuchung lehrte aber, daß
fie verfchiedenen Familien angehörten. So zeigt ſich auch auf
diefem Gebiet die Natur als eine ewig wahrhaftige.
— — —
364
Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch,
VII. Hauptftück.
Soſtematiſche Ueberſicht des Pflanzenreiches.
Literatur. Außer den bereits Bd. l. €. 58 —59 und Bd. IT
©. 212 angef. Werfen nennen wir bier noch für Syftem-
funde und Syfiematif: C. Linnaei, Classes plant. seu
Systemata plant. omnia a fructificatione desumta etc. Hal. Magdeb.
1747: — J. Gärtner, de fruct. et semin:b. plant. etc. c. tab. aen.
2 vol. Stuttg. Tub. 1788, 1791. C. Fr. Gärtner, 'Supplem. Car-
pologiae. Finn: 1805, 1807. 4. — A.L. de Jussieu, Principes
de la meth. natur. d. veget. 8. Par. 1824. — Reichenbach,
Conspecius regni" veget. ete. 8. Lips. 1828. — Def. Handb. d.
natürl. Pflangenfyitems ꝛc. gr. 8. Dresd. u. Lpzg. 1837. —
C. 9. Schulk, natürl. Syſtem d. Pflangenreichs ꝛc. 8. Berk.
4832, — Hohn Lindley, Einl. in d. nat. Syſt. d. Bot.
A. d. Engl. Weim. 1833. — Def. Stämme d. Gewächs—
reichs. A. d. Engl. v. Beilfihmid. Nbg. 1834. — Wilbrand,
d. natürl. Pflanzenfamilien zc. 8. Gieß. 1834, — Martius,
Conspectus regni veget. etc. 8. Nbg. 1835. — Perleb, diagnoſt.
Ueberſichtstafeln d. nat. Pflanzenſyſt. 4. Freibg. 1838. —
Meissner, plant. vascul. genera. etc. Fol. Lips. 1838. — Höchſt
wichtig find die Monograpbieen, von welchen die vorzüg—
lichten in der unten folg. Meberf. kurz angegeben find.-
Es läuft dem Zwecke diefes Werfes zumwider, eine volltäns
dige Aufzählung der einzelnen Floren zu geben. Wir cm
innern daher nur an Roth’s, Sturm’s, Schfuhr’s. Schrader’s,
Reichenbach’, Merten’s u. Koch's Fl. Deutfchlands; Nees ab
Esenbeck, Genera plant. f. Germ.; Wallroth’s Flora eryptog.
Germ. , Weber’s u. Mohr’s krypt. Gew. Deutſchlands; fo wie
an eine Menge Spezialfloren deutfcher Länder; ferner an
Wahlenberg’s Flora Carpatorum, Endlicher’s Flora Posoniensis,
Beher’s Fl. Galiciae, Linne’s, Wahlenberg’s, Fries Fl. Sueciae,
und des letztern Svensk Botanik, Hartmann’s Skandinaviens Fl,
Linne's und MWahlenberg’s Fl. Lapponica, Deder’s Fl. er
Seppen Zoon Fl. Batava, Smith’s Engl. Fl., Hooker’s, Lindley’s
British Fl., Smith’s and Sowerby’s Engl. botany, Hooker's Fl.
Scotica, Greville’s Scotish eryptog. Fl., Villar’s Fl. de Dauphine,
Gmelin’s Fl. Sibirica, Desfontaines Fl. atlantique, Lamarck Fl.
frangaise, d’Urville Fl. d. Iles Malouines, Meyer de plant.
Labradoricis, Endlicher's Prodrom. Fl. Norfolkicae, A. de St.
Hilaire, Martius u. Nees v. Efenbed’s Fl. Brasiliae, Hooker’s Fl.
Americ. arct. u. d. a. Dann vielerlei KRupferwerfe, wie z. B.
Reichenbach's Iconographia botan. Fl. Europ. und Iconogr, -
Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. 565
exotica etc. Von Steudel’s Nomenclator botanicus wurde 1837
eine neue Ausg. angefündigt,
Die Beftrebungen, das Pflangenreich in einer foitematifchen
Anordnung aufzufaffen, find gleich fehr in deſſen eigener Bes
fhaffenheit, wie im Bedürfniß des menfchlichen Geiftes
gegründet. Sobald der letztere daher nur einmal eine geringe
Menge roher Materialien gefammelt, d. h. fobald eine gewilfe
Anzahl von Pflanzen beobachtet und unterfchieden waren, wurde
auch das Bedürfniß fühlbar, fie unter gewiffe Kategorieen zu
bringen. Die Gefchichte der Botanif hat die Aufgabe, jene fo
zahlreichen Bemühungen darzuftellen: von den erften rohen Ders
fuchen an, einige Hundert Spezies einzutheilen, bis zu der voll
endeten Ausbildung Fünftlicher und natürlicher Syfteme, wo es
galt, eine in erfiaunlichem Verhäftniffe fortwährend wachlende
Formenmenge zu beherrfchen, und zugleich den ftetS Flarer und
lauter hervortretenden Forderungen des fubjeftiven Geiftes zu
genügen. Die hiftorifche Skizze, welche im erften Bd. dieſes
Werkes ©, 61 ff. geliefert wurde, Fann eine Idee von dem
allgemeinen Gang jener Beftrebungen geben. So verfchieden
diefe find, fo laſſen fie fih doch auf den oberften Gegenfag
fünftlicher und natürlicher Cyfteme (Methoden) zurück—
führen. Das Wefen diefer beiden wurde bereits ©. 201 ff.
angedeutet. Sn der Altern Zeit waren beide Begriffe noch in
einander verwicelt, und im Bewußtfein nicht gefchiedenz erft
mit Linne und feiner Zeit begannen fie einander gegenüber zu
treten, nbwohl Lauremberg ſchon 1626 durch allgemeine Vers
Hleichung der Pflanzen eine Eintheilung des ganzen Reiches in
natürliche Familien verfuchte. Man ift allgemein einverfianden,
daß unter den Fünftlichen Syftemen aller Zeiten das Linne’fche
das vollendetite, Fonfequenteite und in der Anwendung Teichtefte
fei. Das Fünftliche Syftem beruht auf einzelnen, willführlich
gewählten Merfmalen. Es wird um fo befjer fein, je allgemeiner
jene Merfmale vorfommen, je leichter erfennbar und je mannig—
facher fie find, weil fich im letztern Falle hinreichend viele Ab:
theilungen auf fie gründen laffen, und die Sippen demnach in
möglichft Fleine Gruppen zufammengeftellt werden können. Seit
Caeſalpin wendete man die allerverfchiedenften Pflanzenorgane
366 Allgemeine Naturgefchichte. VIL Buch
zur Bildung von Syftemen anz das Linne’fche Syſtem Aft bes
kanntlich auf die Gefchlechtöwerfzeuge, die höchften Organe der
individuellen Pflanze gegründet, und heißt daher Seruals
fyfiem. Je nachdem die Pflanzen leicht erfennbare oder un—⸗
deutliche Befruchtungsorgane zu haben ſchienen, theilte fie Linne
in die zwei großen Abtheilungen der Phanerogamen und Krypto⸗
gamen. Die Phanerogamen zerftelen ihm wieder in monoFlinifche
(mit Zwitterblüthen) und diffinifche (getrennten Geſchlechts). Nach
der Zahl, dem Stande, dem Größenverhältniffe und der Berr
wachſung der Gtaubfäden bildete L. aus den monoflinifchen
Gewäcfen 20 Klaffen; aus den diffinifchen, je nachdem fie
einhäuſige, zweihäufige oder vielehige Blüthen haben, 3 Klafjen;
alle Kryptogamen bilden nur eine und zwar bie 24fte Kaffe.
Sede Klaffe zerfällt in Ordnungen, weldje theils durch die Zahl
der Piftille und die Befchaffenheit der Frucht, theils wieder
durch Verhältniſſe der Staubgefäße, in der Cryptogamia aber
durch den Habitus beftimmt werden. Den Drönungen find dann
die Sippen unmittelbar untergeordnet, ohne in Familien ver-
einigt zu fein. — Linné's fonft fo bewundernöwerthes, als
Durchgangspunkt nothwendiges, als Negifter vielleicht ſtets
unentbehrliches Syſtem, kann, wie jedes künſtliche, nur prafr
tiſchen, feinen philoſophiſchen Werth haben, und iſt daher
für unfere Zwece ohne Bedeutung. Wir können daher in feinen
Gebrauch , in feine Mängel, die von Andern angebrachten Coft
zweifelhaften) Verbefferungen ꝛc. um fo weniger eingehen, als
alle diefe Dinge in jedem gewöhnlichen Lehrbuch zu finden find.
Die dee der natürlihen Methode war Linne ber
Fanntlich nicht fremd; er felbft betrachtete fie ald das wahre,
höhere Ziel der Wiffenfchaft, er felbft ftellte eine Anzahl natür⸗
licher Familien auf, ein Verſuch, der freilich Adanfon ſchon
vollfommener gelang. ES handelt ſich aber nicht bloß um
Auffindung natürlicher Gruppen (ſogar im Sexualſyſtem fommen
deren viele vor), fondern um An- und Unterordnung berfelben
nach höhern Prinzipien. Die Linne’fche Zeit war einer natürs
lichen Methode noch nicht gemachfen ; eine folche Fann nur auf
dem Wege einer philofophifchen Theorie der Drganogenefid ger
wonnen werden. Bernh. v. Juſſieu war es aufbehalten, ſolch
Syftematifche Meberficht des Bflanzenreichs. 567
neue Bahn zuerft zu betreten, welche fein Neffe Antoine Laurence
db. 5. fchon weiter verfolgte, und die erreichten Ergebs
niffe dann der Welt vorlegte. Das oberfte Prinzip diefer
Methode ift der Bau ded Keimed umd die damit zufammens
hängende Entwicfungsart der feimenden Pflanze. Hienach ents
ftehen J. die ſchon früher oft angeführten drei großen Abtheis
lungen des ganzen Pflanzenreiched, nämlich Acotyledoneae oder
Pflanzen ohne Samenlappen, Monocotyledoneae, folche mit
einem und Dicotyledoneae, ſolche mit 2 Samenlappen. Diefe
3 großen Abtheilungen find in 15 Klaſſen gefchieden, von
welchen 1 auf die Acotyledoneae, 3 auf die Monocotyledoneae
und 11 auf die Dicotyledoneae fommen. Die 3 Klaffen der
Monocotyledoneae beruhen auf dem Stande der Etaubfäden
unter, um oder auf dem Eierſtock; die Dicotyledoneae zerfallen
juerft in monoclinae und diclinae, Während die diclinae nur
eine einzige Klaſſe bilden, fommen 10 verjelben auf die mono-
clinae, Letztere zerfallen aber zuerft nod) in apetalae, mono-
petalae und polypetalae, welche dann erft nach der Stellung
der Staubfäden gegen Stempel und Dvarium, der Etellung der
Blumenfrone gegen das Ovarium, und die verwachfenen oder
getrennten Staubgefäße in jene 10 Klaffen getheilt werden.
Das ganze Syitem fchreitet von den unvollfommenern zu den
vollfommenern Formen fort, beginnt mit den Pilzen, fchließt
aber mit den Zapfenbäumen, und zählt 100 natürliche Familien
auf. Auch diefes merfwürdige Lehrgebäude hat zahlreiche Vers
befferungen und Erweiterungen erhalten. — Während Zuffien als
oberfte Prinzipien den Bau des Embryo und die Entwiclung nahm,
wählte 4. P. de Candolle die anatomifche Textur, und erhielt
nad) ihr die beiden großen Abtheilungen der Gefäßpflanzen
und Zellenpflanzen, von welchen die letztern (den Acoty-
ledoneis Juſſieus entfprechenden,) nur aus Zelfen, die erftern
(den: Mono- und Dicotyledoneis entfprechenden,) aus Zellen
und Gefüßen beftehben. Die Zellenpflanzen bilden nur eine
Klaffe; die Gefäßpflanzgen werden in zwei vertheilt: Erogenen
Cden Dicotyledoneis analog), weldye die Gefäßbündel in einem
oder mehrern Fonzentrifchen Kreifen, die jüngften nad außen
haben, und Endogenen (den Monocotyledoneis entfprechend),
568 Allgemeine Naturgefchichte, VIE Buch.”
deren Gefäßbündel im Parenchym zerftreut Tiegen, und wo bie
jüngften nach Decandolles Cirriger) Meinung gegen die Are des
Stammes liegen. Die Erogenen zerfallen nad) der Bildung der
Blüthendecke und dem Stande der Blume in die 4 Unterflaffen
der Thalamiflorae, Calyciflorae, Corolliflorae und Mono-
chlamydeae; die Endogenen, nachdem. fie deutliche oder undeut—
fiche Befruchtungsorgane haben, in die beiden Unterflaflen der
Phanerogamae ımd Cryptogamae; die Zellenpflanzen, je nachs
dem fie. blattartige Gebilde und deutliche Befruchtungsorgane
haben oder nicht haben, in Foliosse und Aphyllae, Diefen 8
Unterflaffen feined Eyftems hat Decandolle in feiner Theorie
el&mentaire fhon 163 Familien untergeordnet. — Den Haupt
fehler, des Juſſieu'ſchen Syſtems, nämlich die Unbeftimmtheit der
‚ epiggnifchen und perigynifchen Einfügung der Staubgefäße ver;
meidet dad von Decandollez unrichtig hingegen ift die auf
falfchen Begriffen vom Wachsthum beruhende Unterfcheidung von
Erogenen und Endogenen, und die Bereinigung der Frgptogamis
ſchen Gefäßpflanzen mit den Endogenen, von welchen fie fo fehr
durch ihr bloßes Gipfelmachsthun, und den Mangel ded Keimes
im Samen abweichen. Minder fehlerhaft, obwohl in der Ans
wendung viele Schwierigfeiten darbietend, find die von den
häufig wechfelnden Verwachſungen der Blüthencyklen entnommes
nen Eintheilungsgründe der 3 erften Unterflaffen der Erogenen.
Manche hieraus nothwendig folgende Zerreißungen natürl, Vers
wandfchaften hat Decandolle freilich dadurd) vermieden,. daß er
den natürlichen Berwandtfchaften zu Liebe, manchmal ſelbſt feine
Nrinzipien nicht beobachtet hat. — Ein neuer Fortfchritt in der
Eyftematif wurde durch Einführung von Ordnungen gewon—
nen, größern Gruppen, unter welchen wieder (meiſt) mehrere
Familien vereinigt wurden, Nob. Brown, Agardh, Perleb,
Bartling, Wilbrand, v. Martius, Reichenbach u. Bifchoff haben
diefe neue Stufe in die foftematifche Skala eingeführt. —
Bartling verfucht in feinen Ordin, natur, plant, eine Ber
einigung und Verbefferung der Syfteme Zuffien’d u. Decandolle’s,
ftellt 60 Ordnungen auf, und reift unter diefe 216 Familien
ein, außer welchen noch 9 -ihrer ungewiffen Stellung wegen
anhangsweife aufgeführt werden. Wilbrand Cd. natirl,
%
Syſt ematlſche Ueberſicht des Pflanzenreichs. 369
Pflanzenfam. Gieß. 1834) behält die 3 großen, auf den Bau
des Keims gegründeten Abtheilungen Juſſieus bei. Die Afotys
ledoneen zerfallen ihm in 3 Klaffen, je nachdem Teine Spur
einer Blume Pilze, Algen), od. Blüthenrudimente EFlechten,
Moofe, Farren), oder zweifelhafte Samen mit zweifelhaften Ges
fohjfedytötheifen vorhanden find (Equifetaceen, Charareen, Eycas
deen 2c.). Die Monofotyledoneen werden, nach dem Borhans
denfein eines Perigons oder bloßer Scheiden- und Balgblüthen,
dann nach der Stellung des Fruchtfnotend ebenfalls in 3 Klaffen
getheilt; die Difotyledoneen nach der Stellung des Fruchtfnoteng,
nach dem Bau der Blumenfrone ıc. in 7, fo daß in Wilbrands
Syſtem 13 Cnamenlofe) Klaflen find, unter welche die Ordnuns
gen und Familien gebracht werden. W. wirft dem Decandolle% .
fehen Syftem vor, „daß es die Pflanzen nicht in ihrem Leben
betrachte, jondern wie fie fich verhalten, wenn fie nad) ihrem
Tode anatomirt werden.“ Uns fiheint dieſe Anficht auf einem
Paralogiemus zu beruhen, denn die Pflanzen verhalten ſich in
anatomifcher Rückſicht auch im Leben fo, wie fiernach dem Tode _
gefunden werden. - Die Unterfuchung nach Grunbfäßen der vers
fehiedenften andern Syſteme erfordert ja auch. eine Zerftörung
der Pflanzen oder der wichtigften Drgane derfelben. — v. Mars
tius in feinem Conspectus regni vegetabilis theilt das ganze
Pflanzenreich (nach Need v. Eſenbeck's Vorgang) in eine urs
fprüngliche Vegetation, V. prirmaria , alle Pflanzen mit Auss
nahme der Pilze umfaffend, und in eine fefundäre Vegetation,
V. secundaria, zu welcher nur die Pilze gehören, :v. Martius
glaubt, die Frucht mit den- Samen oder Sporen, weil fie Ziel
und Ende des ganzen pflanzlichen Lebens feien, als hauptfäch-
fichftes Eintheilungsmoment aufftellen zu müſſen. Sehr richtig
werden die Begriffe der Gleichheit, Aehnlichfeit und Abwand-
fung unterfchieden. Die V. primaria theilt v. M. in 4 Klaffen:
1) Plantae ananthae, bfüthenlofe Gewächfe, fammtliche Kryptos
gamen Linné's mit Ausnahme der Pilze; 2) Loxines s, Mono-
cotyledoneae, fehrägfaferige %) oder Einfeimblattige (Einblatts
feimige); 3) Tympanochetae, Porenzeller: Cycadeen und
*) Bergl, hierüber ©, 232,
II. 24
5370 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch.
Goniferen; 4) Orthoines s, Dicotyledoneae, Geradfaſerige ob.
Zweiblattfeimige. Die Klaffen find in Unterflaffen, diefe mandys
mal in Reihen (Series) dann in Gohorten (Ordines Bartl.)
getheilt, Ießtern dann die Familien, Chier ordines genannt) an
der Zahl 321 untergeordnet. Es ift und nicht vergönnt, in
eine nähere Darftellung diefes in vieler Beziehung eigenthüms
fihen, fcharf gegliederten, und in einer großentheils neuen,
wohllautenden Nomenklatur ausgefprochenen Syſtems einzugehen;
nur fo viel bemerfen wir, daß die Frucht, welde in den vors
ausgeſchickten »Canones« als oberſtes Eintheilungsprinzip aufs
geftellt. wurde, doch im Spiteme ſelbſt nur zur Charafteriftif
eined Theild der Seried und Gohorten gebraucht wird, ber
Blüthenbau hingegen vorzugeweife zur Beflimmung der Unter
flaffen und mehrerer Series und Cohorten, Vorhandenſein und
Fehlen der Blüthe und anatomifcher Bau aber zur Aufftellung
der oben genannten Klaffen dienen. Die V. secundaria wird in die
fünf Klaffen Protomycetes , Elementarpilze, Hyphomycetes,
Fadenpifze, Gasteromycetes, Bauchpilje, Flymenomyceles,
Scwämme und Myelomyceies, Kernſchwämme getheilt 9. —
Leider müffen wir und auch einer noch fo Furzen Darftellung
der nat. Eyiteme von Dfen, Lindley, 8. 9 Schulg,
Agardh, Wenderoth u. A. enthalten, und hiefür auf die
Schriften diefer Gelehrten verweifen. Nur dag — in mehreren
Merken, am beften und umfafjendften im Handb. d. nat. Pflan-
zenfyftemsd 1837 dargeftellte — Syſtem v. Reichenbach möge
hier in feinen allerwefentlichften Zügen kurz betrachtet werden.
Bon den oberften Geſetzen alles Schaffens in der Natur aus⸗
gehend, und dieſelben mit den oberften Geſetzen des Denfend
und der wiffenfchaftlichen Anſchauung (Thesis, Antithesis,
Synthesis) identifizirend, gelangt R. auf fynthetifchem Wege
dahin, 3 Abfchnitte des Pflanzenlebens anzunehmen: Keimleben
(als Same, Knospe), Vegetation Wurzel, Stamm» u, Blatt
bifdung), Fruftififation (Blüthen- u. Fruchtbildung). Die
Pflanze ruhe hienach in Samen u. Knospe (Thesis), wachſe in
*) Es wäre münfchenswerth, den Namen Schwämme fünftig nur
für die Spongiae, für die Funginae hingegen das Wort Pilze
und feine Zufammenfekungen zu gebrauchen.
Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. 571
Wurzel, Stamm u. Blättern (Antithesis),_ vollende fich in
Blüche m. Frucht (Synthesis), Nach diefen Axiomen entwideln
fih 3 Stufen u. 8 Klaffen, ald unmittelbarer Nefleg oder
typifcher Abdruck der einzelnen Pflanze im Bilde des vegetabilis
fehen Univerfums, Die erfte Stufe nennt R. Inophyta, Fafers
- pflanzen; zu ihnen gehören 1) Fungi, 2) Lichenes; zur zweis
ten Stufe, Stelechophyta, Etodpflanzen, gehören 3) Chloro-
phyta, Grünpflangen, 4 Coleophyta, Scheidenrflanzen, 5)
Synchlamydeae, Zweifelblumige; zur dritten Stufe, Antho-
carpophyta, Blüthen- u. Fruchtpflanzen geh. 6) Synpetalae,
Ganzblumige, 7) Calycanthae, Keichftändige, 8) Tihalamanthae,
Stielbfüthige. Die beiden erften Klaffen werden audy als
Gymnoblastae, Nacftfeimer, die Ste als Cerioblastae, Zells
feimer, die Ate ald Acroblastae, Spitfeimer, die 4 übrigen als
Phylloblastae, ®fattfeimer bezeichnet. (Diefe S Klaffen ſtimmen
übrigens ziemlich mit den Klaffen u. Unterflaffen des Decandolle’
ſchen Syſtems überein.) Die Faferpflanzen werden auch als
Hemiprotophyta, Halbpflanzen, den beiden höhern Stufen, als
den Idiophytis, Ganzpflanzen, gegenüber geftellt. Das Prinzip
von Thesis, Antithesis u, Synthesis, wie es ſich nach R's.
“ Meinung in der Organenbildung ausfpricht, wird nun auch
wieder bei der Charafteriftif der Ordnungen geltend gemacht;
es können alfo in jeder Klaffe nur 3 D. fein. Die Ordnungen
zerfallen wieder in Reihen; diefe werden durch das Vorwalten
des männlichen od. weiblichen Prinzips beftimmt; es find deren
in jeder Drdnung daher nur 2. Gede Reihe zerfällt dann wieder
in dei Familien. Leßterer find in allem 1325 viele werden
wieder in Fleinere Gruppen getheift. Das ganze Syſtem ift
bis zu den Sippen herab mit großer Konfequenz, und zugleich
mit Wi und hellem Geifte durchgeführt, fo daß eigenthümliche
Lichter auf viele bis jeßt dunkele Stellen fallen. Wir maßen
und nicht an, diefes Verfahren des auch durdy Yofitive Kenntniffe
fo berühmten Berfaffers im Einzelnen beurtheilen zu wollen,
müffen aber befennen, daß nach unferer innigen Ueberzeugung
a priori cine Gliederung des Syſtems der Pflanzen u. Thiere
nad) regelmäßigen Zahlenverhäftniffen durchaus nicht angehe.
Der fchaffende Naturgeift befolgt Cwenigitend nach unferer
373 Allgemeine Naturgeſchichte. VIL Buch.”
Anfiht) in der Konformation der organiſchen Reiche eine viel
_ freiere Dialeftif, worüber man dad Ste (und auch dag 9te)
Hptfif. des VI. Buches, ©, 186, vergleichen möge, —
Man bemerkt bei aller grundfäßlichen DVerfchiedenheit in den _
angeführten botan. Syftemen ziemliche Lebereinftimmung in den
ausgemittelten Familien u. auch in den Drdnungen und höhern
Abtheilungen, — ein deutlicher Beweis, daß man von vers.
fohiedenen Ausgangspunften fi der Wahrheit‘ genähert habe,
Anders ift es freilich in der Aufeinanderfolge der natürl.
Familien in den verfchiedenen Syſtemen. Bei den Zellenpflanzen,
kryptogamiſchen Gefäßpflanzen und Meonofotyledoneen herricht
‚noch ziemliche Uebereinftimmung; bei den Difotyledoneen aber,
wo die Natur die reichte und glänzendfte Maſſe von Formen
u. Begriffen entwicelt hat, werden die Divergengen alfobald fo
groß, daß wir die allerverfchiedenften Familien für die voll-
fommenften erffärt, eine u. diefelbe Familie bald oben, bald in
der Mitte, bald faft unten ftehend finden. So die Rofaceen,
Leguminofen, Soniferen, Eynanthereen u. a. Wenn irgendwo in
den Naturreichen, fo ift ed bei den Difotyfedoneen Har auss
gefprochen, daß fehr verfchiedene, im Weſen gleichwerthige Prins
zipien neben und durcheinander auftreten, und daß demnach
eine einreihige Anordnung unmöglich die Wahrheit auszudrücken
vermöge, |
* *ᷣ
Bei nachſtehender gedrängter Ueberſicht wurde eine Vers
bindung der Prinzipien von Juſſieu u. Decandolle mit den Vers
befferungen angewendet, welche Bartling u. Bifchoff eingeführt
haben. Zur Gharafteriftif der einzelnen Familien wurde vorz,
des jüngern Decandolle Revue des fam, nat. in d, Introd. a
la Bot, vol, 1I benützt. Eine oberflächliche Vergleichung kann
aber zeigen, wie viele Aenderungen und Zufäse in Bezug auf
Genera , auf öfonomifche, technifche, medezinifche Benügung ꝛc.
gegeben wurden.
Eyitematifche Meberficht des Pflanzenreichs. 373
REGNUM PLANTARUM.
Subregnum 1. Plantae cellulares Dec. (Acotyle-
doneae Juss.) SZellenpflanzen, nur aus Zellgewebe
beſtehend, kaum mit einer Spur v. Gefäßen.
Classis I. (et unica) Cellulares. Zellenpflanzen.
Pflanzen ohne Gefäße und Luftlöcher, immer nur aus Zellge-
webe bejichend. Sie haben ſtets nur Haarwurzeln, oder nur Haft—
organe, In einigen find noch grüne Blattbildungen vorhanden,
andern fehlen diefe und auch die Stengel. Oft iſt die ganze Pflanze
nur eine gleichartige Zellenmaffe, Sn den mit Blattgebilden fommen
noch finubfadenartige Drgane vor; den andern fehlen fie. Sporen
bei den blatttragenden in auffpringenden Kapſeln, in einer oder
mehrern Hüllen; bei den blattlofen in 4 oder 2 Hautſäcken, welche
gewöhnliche Zellen zu fein fcheinen, gerreißen od. nicht egen u.
an der Oberfläche oder im Innern der Pflanze liegen. Sn manchen
Sippen der blattlofen find die Sporen auch nackt, oder in eine
dünne, anhängende, unfcheinbare Haut gehüllt.
Subclassis I. Aphyllae Dec. Blattloſe.
Ordo I. Funginae, Pilzartige.
Familia4, Fungi Lwm. Pilze. Literat.: Bulliard,
Champ. d.- France. Schaeffer. Icon. Fung. Batsch, Elench. Fung.
Persoon, Icon, rar. fung. et Synops. meth. fung. Nees d. Efenbed,
Syſt. d. Pilze u- Edi. Fries, Syst. — Ehrenberg in nov.
Act. N.C.X. Gordier, Beſchr. u. Abb. d. eßb. u. gift: Schw.
%. d. Franz. 1838, Corda, icon. fungor. 18357. Krombholz,
naturgetr, Abb. u. DBefchr. d. Echw. Hoffmann, Vegetabilia in
Herzyniae subterran. coll. Mees v. Efenbed u. Henry, Syſt. d—
Bilze ze. — Geſtalt fehr veränderlich, wachlen auf der Erde, befonderg
auf Thier- u. Pflanzenſtoffen, abgeitorb. Holze, oder als Schmaroger
auf lebenden Gefäßpfl., nie unter Waffer, zuweilen jedoch, wie die
Schimmel, an d. Oberfläche von Flüffigfeiten, bedürfen Feuchtigkeit,
Wärme, geeigneten Boden, wenig. Licht. — Ein fehr mannigfach
gebildeter,, gewölbter, flacher od. hohler Sporenhälter (recepta-
eulum) enthält außen, innen od. an einer Stelle die Sporen; er il
gallertartig, fleifchig , oder lederig, im jeder Gattung und jedem
Alter beſtimmt gefärbt, felten grün, fonft von allen Farben, und
entficht in den nicht ſchmarotzenden aus einem unterirdifchen, dem
574 Angemeine Naturgefchichte. VIL Buch.
Flechtenlaub (thallus) analogen Fadennek. Die fleinen Schmaroker-
pilge lebender Pflanzen entwiceln fich gewöhnlich unter deren Ober—
baut, u. durchbrechen diefe. Andere pflanzen fich der Oberfläche der
Organe ein, verfchlingen fie durch Fäden und faugen fie aus. Diele
Schmarogerpilge wachfen nur auf den der Luft nusgefehten Drga«-
nen, andere im Innern oder auf den Wurzeln. Sporen liegen in
irgend einer Zahl in häutigen Schläuchen (asci), manchmal nadt.
Manchmal unterfcheidet man noch eine dem Sporenhälter mehr oder
weniger innig anflebende Haut (hymenium, peridium), auf welcher
die Sporen entfichen. «Sn einigen Tuberaceis beftehen die Schläuche
aus 2 durchfichtigen, in einander gefchachtelten Häuten. — Eporen
fäen fich felbit aus, durch Zerreißen der Hülle oder Verfaulen deg
Pilzes. Beim Keimen fommen nur Fäden aus der Spore u.. bilden
Netze. Aus diefen entitcht dann der Pilz, der eigentlich nur ein
Fruchthälter ift. Die Entwidla. hängt fehr von äußern Umſtänden,
Feuchtigfeit, Licht, Wärme, Eleftrizirät zc, ab. Darnach variiren
die Formen ſehr; Mifbildungen find häufig, u. fo fonderbar, daß
man bei ihnen Gattungen, felbit Sippen verwechfeln kann. Die
eigentl. Fungi gleichen zuwerft den Muccdineen; manche Blätter» u,
Löcherfchwämme den Tremella, Clavaria ete. Manche Pilze erreichen nach
Nmitänden gar nicht die letzte Entwidlung. — Nur wenige Pilzs
fporen fnn man zur Reimung bringen. Nur Agaricus campestris
wird kultivirt; er entiteht im Freien auf Pferdemiſt; fünftlich pflanzt
man ihn fort, indem man auf wechfelnde Lagen von Erde und Milk
Stücke von ihm wirft. Stürme u. Gewitter tödten diefen Echwamm;
in tiefen Kellern fchaden fie ihm nicht, weßhalb er in den Katakom—
ben von Baris fo aut gedeibt. — Kaltes u, feuchtes Klima erzeugt
die meiſten Bılze. Die 2—3000 bis jet befannten, nicht fehmaroßen»
den Gatt. gehören meiſt Nord» u. Mitteleuropa an. Die fchmar
roß-nden find in Europa fo häufig, daß fait. jede phanerogamifche
Pflanze 1 bat. DVielleicht giebt es fo viele Schmarogergattungen,
als Tebende Epezies v. Phanerogamen. Manchmal Lebt derfelbe
Schmarokerpilg auf mehreren Gattungen oder Sippen; umgefehrt
tragen manchmal diefelben Gattungen mehrere Echmaroker. In
den ſüdl. trodenern Ländern fcheint deren Zabl abzunchmen; bei
ung entwickeln fie fich befonders in nafen Sahren. — Boletus
(Polyporus) igniarius u. a. dienen zur DBereitg. des Feuerfchwamms.
Sm Allgemeinen find die Pilze, felbit Morchella esculenta 1. Agaricus
campestris fchwer verdaulich. Es giebt feinen allgemeinen Eharafter,
um die cfbaren von den fchädlichen zu unterfcheiden. Gefährlich find
4) die, welche beim Zerfchneiden fchnell die Farbe ändern, 5. B. blau
werden, 2) die milchigen, 3) die im Alter in ſchwarze Flüffigfeit
zerfließenden. Mehrere: find roh giftig, nicht aber gefalgen oder
gekocht. Die Nuffen menden häufig das Salzen, die Norditaliener
Syſtematiſche Heberficht des Pflanzenreichs. 575
u. Südfranzoſen das Kochen an, und machen dadurch viele Pilze ge
nießbar. Bei Vergiftung if ein Brechmittel das erfle u. nötbigite.
In Frankreich entiichen die meiſten Pilzvergiftungen durch die
außerordentl. Achnlichfeit, des gefunden Agaricus aurantiacus mit dem
fchädlichen Ag. muscarius. Die wohlfchmedenditen Gattungen find
die Trüffeln, Tuber cibarium, Agar. campestris, Boletus edulis, Me-
rulius cantharellus, Clavaria coralloides, Morchella esculenta. — Die P.
enthalten Fungine (Faſerſtoff), Osmazom (Thierertraftivit.), wals
rathart. Fett, Pilzzucker, Bilzfäure, Hüchtige Echärfe. — Einthei—
lung. Fries theilte die Pilge nach Grundſätzen des Quater—
närſyſtems in 4 große Klaſſen; jede Klaffe in 4 Familien, jede F.
in A Gruppen ꝛc. Seine Klaffen find 1) Hymenomycetes, mo die
fporentragende Haut außen am Pilz ausgebreitet if. 2) Pyreno-
mycetes, wo die Sporangien in einer allgemeinen zerreißenden Hülle
enthalten find, wie der Keimkern der Flechten in den Apothecien. 3)
Gasteromycetes, wo die fvorentragende Haut in einem Behälter oder
allgemeiner Hülle (peridium) enthalten, und wo die Eporen frei,
d. b. nicht in Eporangien eingefihbloffen find. 4) Coniomyeetes, 19
die Eporen an, oder in bald einfachen „ bald äſtigen Fäden liegen,
welche von Feiner allgemeinen Hülle umgeben find. — Decandoile “
theilt fie in folgende Sünfte: 1) Mucedinei Brongn. (Hyphomycetes
et Coniomycetes Link u. Fries), Schimmelartige Entwideln
fich auf allen faulenden Etoffen, bei gewiffer Wärme, Dunfelbeit zc.
Eylindrifche od. geföpfte, einfache od. äſtige, durch Echeidewände
getheilte od. nicht gerheilte Faden; meiſt weiß; bald außerliche ver»
eingelte, bald innerliche, in Zellchen gehäufte Sporen erzeugend.
Hieher Pyssus, fchön weiße Floden, gemein an. den Planken feuch—
tee Keller; Mucor (M. Alucedo, gewöhnt. Schimmel), Stilbum,
Botrytis, Dematium, Cladosporium (Cl. Fumago, Nußthau), Erysibe
(x Alphitomorpha, Mehlthau). 2) Uredinei Brongn. (Gyımnomycetes
inf), Brande. Klein, fommen aus lebenden Blättern hervor,
deren Dberhaut durchbrechend. Sind gleihfam Eporangien, welche
viele Sporen enthalten, die von Feiner allgem. Hülle umgeben find.
Erfcheinen häufig als gelbe, braune, fihwarze Fleden auf Blatt»
gebilden. Viele find den Kulturpflanzen höchſt fibädlich, wie Uredo
carbo, U.rubigo-vera etc. Der Maisbrand bildet fehr große Tafchen
mit ſchwarzem Staube. Bon den ebenfalls ſchmarotzenden Hypoxylis
weichen fie darin fehr ab, daß ihnen das gemeinfchaftliche receptacu-
lum mangelt, fo daß hier jedes Individuum einem Gporangium ent«
fpricht, mie fie im receptaculum eines Hypoxylus enthalten find. —
Sippen: Puccinia, Uredo, Aeccidium, Caeoma (C. segetum, Etaubruß-
brand , €. sitophilum, Schmierbrand) ꝛc. Vergl. bier. ©. 343 ff.
3) Lycoperdacei Brongn. (Fungi angiocarpi Pers. Gasteromyei
Link, Gasteromycetes Fries), Staubpilge. Recept. (peridium) faferig,
376 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Bud.
innen mit Sporen erfüllt, mehr oder weniger rund, aus 2 Fonzente,
mehr 0d. weniger deutlichen Lagen gebildet; die erfie ledrig, oft
befonders älter, rauh; aus der 2ten fafrigen od. fleifchigen entitchen
die fait immer in Echläuchen eingefchloffenen Sporen. Zuerſt find
diefe Pilze feſt/ Tederig, rings gefchloffen; dann öffnen fie fich gegen
den Gipfel, uud firenen oft die Sporen in Gtaubform aus, mit
Meilen des innern fadigen Gewebes. Lycoperdon (I.. Bovista od. Boviſt,
Crepitus lupi s. fungus Chirargorum), Elaphomyces offieinalis (Boletus
cervinus ofl.), Spermoedia Clavus (Secale cornutum, Mutterforn) , Rhi-
zoctonia crocorum. Tuber, Trüffel (T. cibarium, eßb. D.)R leb. unt. d. Erde,
am Fuß der Bäume. In einer gewiſſen Zeit ſtreben fie nach oben,
und ſpalten das Erdreich , wodurch man fie findet. V. Virtadini’s
Monogr. Entwidlg. bereits v. Geoffroy, Micheli, Zurpin befchr,
— 4) Fangi Dec. (Hymenomycetes, Fries). Eigentliche Pilze.
Gallertartig, fleifchig, lederartig, nie auf lebenden Pflanzen. ‚Begiits
nen ihre Entwidlung unter dem Boden als fich durchfreugende
Fäden, aus welchen dann bei günſtigen Umfländen der Pilz ſelbſt
hervorwächst. Diefer hat Epdren oder Äußere Eporangien, die auf
einer mehr od. weniger vom algem. Neceptafulum getrennten Haut
fichen. Haut u. Necept. bald gleichartig gallertig, «(Tremella ete.)
bald eine Echeibe, (Peziza) bald einen walzigen od. älligen Körper
(Clavaria) bildend ; fehr oft auch einen oben verdicdten oder verdünns
ten, manchmal bufchigen Körper, vol Höhlen und Auftreibungen
(Morchella); gewöhnlich in Form eines Huts, pileus, (Agaricus, Boletus
etc,). Hymenium verbreitet fich auf der innern Hutrläche in Form
von ſtrahligen Blättern, lamellis (Agaricas); od. vertifalen, den Haaren
einer Bürſte ähnlichen Fäden (Hydnum), 0d, eines ſchwammigen,
poröfen Gewebes (Boletus). Sporen oder Eporangien ſehr zahlreich
in den Falten der Blätter, den Epiken od. Poren. Hut fommt
manchmal aus dem Necept. hervor, eine Hauthülle (volva) durd)-
brechend, deren Reſte man am Grunde des Pilzes findet, Andere
wachfen ohne Durchbruch, aber ihre Hutränder find mit dem Gipfel
des Stiels (stipes) durch eine Membran (velum) verbunden, welche
zerreißt, und deren Nele den Etiel oben als Kragen umgeben.
Tremella, Helvella (H. esculenta, Infula efb.), Peziza, Clavaria (Cl. bo-
trytis, flava, coralloides e£b.), Daedalea (D. quereina, zu Zunder, z. Blut
ftillen), Cantharellus (cibarius, efb.), Polyporus (fomentarius, igniarius, zu
Zunder; Tuberaster, Pietra fungaja), Thelephora, Boletus (edulis, granu-
latus, subtomentosus, efb., luridus, gift.), Agaricus. Eßb. find A- procerus,
mutabilis, campestris (Champignon), alutaceus, deliciosus (Reisker), sub-
duleis, volemus, Russula, pratensis, esculentus ; gift. od. verdächt.
melleus, emeticus, necator, flexuosus, pyrogalus, piperatus, controversus,
plumbeus. Amanita (eßb. A. caesarea, Herrenſchwamm, vaginata ; gift.
od. verd. muscaria, Fliegenfchwamm; pantherina, robescens, verna).
Syftematifche Heberficht des Pflanzenreichs. 577
Rhizomorpha, feuchten; f. S. 323. Morchella (Morchel, M. esculenta,
costata, eßb.). “Die Sippe Agarieus umfaßt allein über 1000 Spezies. —
5) Hypoxyli Dec. —— — — Fries.) Sehr klein, faſt immer ſchwarz,
gewöhnlich ſchmarotzend, u. dann a, d. Gewebe leb. Phanerog. hervor»
kommend, d. Oberhaut durchbr. Manche leben auf abgeflorbenem
Holz, felbit auf d. Erde. Fruftififationen, denen der Flechten ähn—
lich, bilden die ganze Bflanze. Receptakeln vereinzelt , gehäuft, oder
felbft unter fich am Grunde verfchmolzen (stroma); fuglig, lederig
od. bolzig, zuerit gefchlofen , dann fich oben durch ein Loch od.
Spalte öffnend ; enthalten eine Art. gefonderten, weichen, zerfließen-
den Kern’s ; dieſer beiteht aus Sporen, die von Schleim umhüllt,
oder in fangen walzigen od. Feulenförmigen Schläuchen enthalten
find. Verbinden die Pilze mit den Flechten. Sphaeria.
—— Ordo II. Alginae. Algenartige.
. Fam. 2. Algae Rora. Algen. Literat. Agardh, Syst.
Alg.; Spec. Alg. ; Icon. Alg. Eur. Bory, rt. in Diet. class. Nees,
Nov. Acta 1823. Lyogbye, Hydrophytol. Danica. Greville, Alg,
britt. Vaucher Conf. Lamouroux, Ahn. d. Mus. XX. Duby Mem.
d. Geneve VII. Kützing, Consp. Diatom. ; Algae aque dulc. Germ.
Jürgens Alg. aquat. — Formen böchit mannigfach , bevölfern die
Süßwaſſer und den Ocean in außerordentlicher , unbekannter Zahl.
Menige auf feuchten , fumpfigem Boden. — Die am meiſten
entwickelten gleichen Flechten oder untergetauchten Pilzen. Bes
fiehben aus rundlichen oder länglichen Zellen, die in Blätter,
Fäden oder Aeſte von fehr verfchiedener Geftalt und Farbe geord-
net find; manchmal find fie am Grunde in eine Art Stamm
vereinigt , und vegetiren polypenähnlich unter dem Waſſer. Manch»
mal dienen ihnen fchlauchige Auftreibungen, welche mit unter dem
Waſſer abgefonderter Luft oder Gafen erfüllt find, als Schwimm-
blafen. Gallertartig od. lederig. Lebtere befonders im Meere, heißen
öfters Thalassiophyta. Andere im Süßwaffer, Confervae, find geglie—
derte Fäden, aus einfachen, an d. Enden verbundenen Zellen be-
ſtehend, meih grün. Von ihnen fommt man unmerflich theils zu
gegliederten, in Fragmente zerfallenden Gebilden (Diatomeae), theils
zu einfachen Röhren mit fihwingender Bewegung (Oscillatorieae),
theils zw einfachen rundlichen Zellen, unregelmäßig zu flebrigen,
gallertartigen Maffen gehäuft (Bichatia, Nostoc ete.), Bei vielen
diefer Wefen wird oft das Reich zweifelhaft, zu dem fie gehören,
Bergl. hier. ©. 171, 174. — Fortpflangg. erfolgt durch Sporen, die
in Central» oder Geitenzellen enthalten find. Sie find verfchieden
zufammengehäuft, und gehen in manchen (Confervae conjugatae) mäh-
rend einer Art Anfuppelung von einer Höhle in eine andere über,
wo fie fich dann entwickeln, und die umhüllenden Häute durchbrechen.
378 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch.
Beim Keimen Flaffen die Sporen oder nicht; früher fenden fie 1—2
Fäden aus, die fich vermehren u. durchfreugen. Die vollfommenften
Gattungen entſtehen aus folchen Fadenplexus. — Ueb. geogr: Verth.
f. Lamouroug in Ann, d. sc. nat. t. VII 4. Greville Alg. britt. Man
finder A. in allen Meeren; jede verlangt aber befondere Umſtände.
Sie bilden an den Küften beträchtl. Maffen, davon entfernt fehr
große fchwimmende Inſeln oder unterirdifche Wälder. (Sargaffo ;
üb. große Fueusbanf im atl. Ocean f. Berghaus phyſ. Atl. Hft. 1.)
Chorda filum, fehr gemein im nördl. atl- Ocean, iſt big 40/ Fuß lang, u.
verftopft auf d. Drfaden oft die Baien. Macrocystis pyrifera , den See⸗
fahrern wohl befannt, 500- 1500/ lang, bat lange fchmale Blätter, u. am
Grund eines jeden eine Blafe, wodurch fie auf der DOberfl. Hottiren kann.
Die Confervae tapeziren die füßen, ftehenden Wäffer grün. Thalassio-
phytae u. Confervae find viel häufiger in gemäßigten u. Falten Ländern ;
Diatomeae, Oscillatoriae u. a. fehwanfende Gruppen, häufiger in warmen
Gegenden u. warmen Quellen. Oscillatoria rubescens Dec. (Mem. de
Geneve, t. III, part. 2 p. 29) färbte 1825 große Streden im Murtens
fee zum Schreden d. Anwohner roth. Sc) verdanfe d. Güte meines
geſchätzt. Hrn- Kollegen Prof: Dr. Brunner, ein Stüdchen der da»
mals gefammelten, vertrodneten Dszillatorien. Es gleicht in Con—
fiitenz fehr einem Stückchen Schminfe, ift lilafarbig ; Splitter davon in
Waffertropfen gebracht, geben fich unter dem Mifrosfop fehr ſchnell
in die einzelnen Fäden auseinander. Diefe find Yıso’’’ did, u. zeigen
Cohne Zweifel bygrosfopifche) rucdweife Bewegungen. Decandolle un-
terfuchte fie mit einem Mikr. v. Amici, das ihm aber nach d. gegeb.
Abbild. d. innern Bau fehr unvollf. zeigtes Das große Plößl'ſche
M. läßt mich mit 300, 630 u, 1400 mahl, Durchmeffervergrößerung,
außer den naheftehenden, allen Dszillatorien gemeinfamen Scheide-
wänden, noch undeutlichere dazwifchen , und an jeder derfelben
2 — 3 Sporen erfennen. — Eine merfw. Conferve, die oft ganze
Teiche in Belgien weißgrün färbt, befchr. Morren unt. d. Namen
Apbanizomene. (P’Instit. 1835 p. 244.) Sie bewegt fich nach Art. d.
Dszillatorien, Die Nostoc erfcheinen nach Negen als Gallertmaſſen
in den Gartenwegen. Bichatia u. andere rein fuglige bilden fchleimige
Flecken an Mauern, Fenftern feuchter Gewächshäufer; Protococcus
nivalis, der rothe Schnee, befteht aus mifrosf. rothen Kügelchen, die
im Schnee der Polargegenden u. Alpen leben ; (vergl. auch Hugi's Als
venreife ©. 372); P. viridis ift dag gewöhnt. grüne Urkorn. — Die
Thalassiophytae enthalten unter andern viel Stidftoff, eine fchleimige
nährende Subftang, und häufig Sod. Die Tange, Fuci, dienen faſt
überall als Dünger; man fammelt fie bei der Ebbe. Aus manchen
wird, wie aus den Spongien, das Sod, ein Kropfmittel ausgezogen.
Sphaerococcus Helminthochortos Ag., Helminthochorton, befanntes Wurme
mittel. Seetange dienen häufig als Nahrg-; fo Rhodomenia palmata
Spftematifche Meberficht des Pflangenreichs. 579
in Nordeuropa u. Griechenland; Porphyra zu Weineflig; Alaria es-
eulenta, Armenfpeife in Srland u. Schottland; in fremden Ländern
Durvillea utilis; Fucus vesiculosus, MWinternahrg. des Viehes in
Schottland, — Link theilt die U. v. den vollfommenern zu den
unvolfommenern fortfchreitend in Fucoideae (Sargassum, Cysto-
seira, Halydris, Furus, Alaria, Laminaria, Seytosiphon , Delesseria ,
Rhodomenia, Chondria, Helminthochortos, Gigartina, Halymenia, Ulva,
Vaucheriaetc.). Zonarieae (Zonaria). — — (Codium). Spon-
giaceae (Spongilla lacustris, in europ. Süßw., vielleicht z. Thierr. geh.)
Halimedeae (Halimeda). Acetabularieae (Acetabularia integra, ein
zweifelh. Gefchöpf). Characeae (Chara, Nitela). Ectocarpeae (Ecto-
carpus, Ceramium ‚,. Trentepohlia). Confervaceae (Corallina, Conferva,
Hydrodietyon). Conjugatae (Stellulina, Spirogyra etc.). Annulinae
(Bangia, Lyngbya). Oscillantes (Oscillatoria), Dimorphae (Ba-
trachospermum etc.). Nostochinae (Rivularia, Hydrurus, Nostoc).
Diatomeae (Desmidium, Diatoma etc.). Copulatae (Bacillaria ,
Cymbella etc. j
Fam. 3, Lichenes Horrm. Flechten. Lit. Hoffmann,
Enum. Lich. Acharius Prodr., Method., Lichenogr. univ. Fries
Act. Holm. 18215 Lich. Europ. Eschweiler Syst. Lich. Wallrotb
Naturgefch. d. Fl. Meyer, Entw. d. Fl. Fee Meth, Lich. Dietion.
elass. Schärer, Lichen. helvet. exsicc. et Lichen. helvet. Spicileg. — Aus—
dauernde Pflanzen; leben an Licht u. Luft, Oberfl. d. Erde, Baum—
flämmen od. Felfen, werden von einem unregelmäßigen Körper, d.
Laube (thallus) gebildet, welcher Fäden, Blatthäute, verhärtete od.
fiaubige Kruiten vorſtellt. Er beiteht aus einer äußern verfihieden
gefärbten, nie grünen Zellenlage (stratum corticale) u, aus einer innern
(str. medullare), die an der Berührungsitelle mit der äußern grünen
Stoff enthält. Man unterfcheidet im Laube feuchte, lebende Theile-
welche die Flechte leicht fortpflangen, u. todte, vertrodnete, welche
vorigen zur Grundlage dienen. — Fortpflanzung gefchieht durch
Theilung der Markfchichte, 0d. durch Entw. d. dem freien Auge fichtb.
Sporenhälter (apöthecia, auch scutella). Diefe entitehen aus d. Mark—
fchicht, und find am Rande v. d. Nindenfchicht umgeben; fie ent-
wideln- fich gerne am Lichte, find oft fchön gefärbt; Sporen fehr
flein, fchwärzlich, frei od. in eine Art Kern eingeſchloſſen. — Man
fennt über 2000 Spez. a. allen Theilen d. Erde. Erſte Vegetation
fahler Felfen. Befonders zahlreich im Norden. Diefelben Spez. in
fehe entfernten Ländern. — Mehrere dienen zum Färben; fo die
europ. Lecanora parella, und die Fanarifche Roccella tinctoria W, fuci-
formis. (Lafmus, Drfeille, Berfio, Barella; Erythrin.) Andere ent:
halten mährendes, tonifches, bitteres Amylon; fo Lichen esculentus,
Cetraria islandica, isländifches Moos 80%, Proz., Cenomyce rangilerina,
Renntbierflechte , Nahrung der Nenntbiere. Bei Hungersnöthen
380 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch.
bereitete man fehon Brod aus Fl. Link 1. c. theilt d. FI. v. d. vollfom.
zu den unvollfommenern fortfchreitend in Usnceaceae (Usnea, Alec-
toria, Cornicularia, Roccella ete.) Cladoniaceae '(Stereocaulon, Clado-
nia, Cenomyce, Baeomyces.) Parmeliaccae, (Peltidea, Nephroma,
Stieta, Lobaria, Cetraria, Parmelia, Umbilicarıa, Lecanora, Lecidea,
Opegrapha etc.) Gollemaceae, (Collema.) Coenogoniaceae, (Coeno-
gonium.) Endocarpeae, (Endocarpon, Pertusaria,; Verrucaria etc.)
Sclerophoreae (Calycium).
Subclassis II. Foliosae Dec. Beblätterte.
Ordo IIl. Siphonocaulae, Röhrenftängliche.
* Fam.4, Characeae A. Rıcn. Armleuchter. Lit. Martins
üb. d. Bau d. Ch. Vaucher, Mem. de Geneve. 1821. Brongniart,
Diet. class. Bifchoff, d. Frypt. Gew. Deutfchl. Aler. Braun im
Ber. üb. Verf. d. Naturf. 1834. — Untergetauchte, geglied., grüne
od. grünl. Wafferpfl., oft mit einer Kalkkruſte bevedt. Wurzeln
zart, in Wirteln aus den untern Gliedern fomm.; eben ſo aus den
obern u. mittl. Gliedern. Aeſte in Wirteln, manchmal gablig,
andere gewirtelte blattähn!. fadenförm. Zweige tragend. Jedes
Stengel- u. Aftglied befteht’a. einer cylindrifchen allenth. geſchloſſe—
nen Röhre, mit häutiger Wand ; diefe einfach wie in einer einzelnen
- Belle, oft der Länge nach geflreift; Streifen in Spiralen, durch
Bänder unterbrochen. Diefe Streifen beftehen aus verhärteten,
grünl., aneinander gereiheten Kügelchen, u. find nur bei fehr ſtarken
Vergr. fichtb. Das Innere enthält eine unendl. Menge Fleiner, in
freif. Flüßigfeit fchweb. Kügelchen, welche manchmal Fleinere ein-
fchließen, Man bemerft einen auf- u. einen abfleig. Strom, welche
fich gegen d. Mitte des Eylinders kreuzen. (Vergl. auch ©. 280.)
Keine Luftlöcher u. Luftröhren. Früchte in Aftwinfeln; befleben a)
aus linfenförm. durch 3edige Klappen auffpring. Scheiben ; roth in
d. Mitte, weiß am Rande, auf kurzen Stielen an d. Seite d. jungen
Helle; jede Scheibe enthält 5—6 an einem Ende offene, ſtrahlig
von einer zelligen Baſis ausgehende Röhren; aus lebterer kommen
zahlr. durch Scheidewände getheilte Fäden, die länger als jene Röhren
find. Das Ganze fällt zeitig ab, weßhalb es Decandolle für Staubs
fäden hält; aber Wallroth will diefe Scheiben keimen gefehen haben.
b) Aus Sporangien im Annern der Atwinfel; find ei- od. fugelf.,
äufferlich. von 5 fpiraligen , verwachfenen ,„ am Ende deutl, 5zähnigen
Möhren gebildet; jedes Sporangium enthält eine Spore von eben
der Form, wie es felbft, eben fo fpiral geflreift, am Grund der
Höhlung befeftigt, fie ausfüllend, und felbit wieder eine Anzahl un-
gleicher, von feldit nicht austretender Kügelchen enthaltend, Beim
Keimen plakt d. Spore oben in 5 Eleine Klappen ; der Mittelp. einer
jeden entfpricht einem Strahl d. Spore. Aus diefer Deffnung treten
Spitematifche Meberficht des Pflanzenreichs. 581
eine Röhre u. Wurzeln heraus; am Ende d. Nöhre tik eine Belle,
die bei ihrer Vergrößerung das zweite Glied u. andere Seitenzellen
bildet, welche Wurzeln oder gewirtelte Weite werden. — In fügen,
fiehendem Waffer aller Länder. — Die falfige Ausfcheidung mehre—
ver macht fie zerreiblich und fehr rauh; dienen daher befond. in d.
Schweiz zum Scheuern. Chara. — Gtellg. noch immer zweifelhaft.
In Wahsthum u. Fruchtbildg. d. Equisetaceis ähnl., aber ohne
Zuftlöcher, Spiralgefäße, und mit einfacher Stengelröhre, wie Con-
ferven. Steigen - zur Befruchtg. nie an Oberfl. d. Waffers, wie
Phanerogamen. Stengel immer linfs gewunden, Pollenforn immer
rechts. Einige näher fich d. Ceratophylleis, andere d- Najadeis.
Ordo IV, Muscinae. Moosartige.
Fam. 5. Hepaticae Juss. Zebermoofe Kit. Hedwig's
XWerfe, Hooker brit. Jungerm. Lehmann Pugill. Mirbel Rech.
sur les March. in Nouv. Ann. d. Mus. I. Eckart Syn. Jung. Germ.
Schwägrichen Consp. M. h. Weber, hist. M. h. prodr. Hübener,
Hepatologia .germanica. — Grün, auf der Oberfl. feuchter Körper,
bef. d. Baumſtämme fich ausbreitend,, bald Moofen , bald Flechten
ähnlich. Zweierlei Wurzeln: die einen primär, Fortfeßg. des
Stengels; die andern hinzutretend , feitlich , oft aus einfachen
Nöhrenzellen geb. Blättriger Theil (frons) oft getheilt , fcheinbar
manchmal in Stengel, Blätter, felbit stipulae, ohne daß diefe Theile
den gleichbenannten der Bhanerogamen analog wären. Blätter ohne
Nerven, gerundet od. fpikig, filend od. fcheidig. Stipuln fcheidig;
aus ihrem Grunde kommen Wurzelbündel. An der Gruppe der
Frondosae fieht man nur blattartige Häute, mehr oder weniger. fich
den genannten Formen nähernd, in Marchantia ganz unregelmäßig
werdend. KXebtere Sippe hat Luftlöcher auf d. Dberfeite d- Häute;
fie find aus mehrern übereinander lieg. Zellen geb., welche eine.
Deffg. zwifchen d. Außern Luft u. d. innern Lufthöhlen laffen.
Keine Tracheen u. Gefäße. — Fortpfljg. verfchieden. Die ein—
fachite durch Gemmae, die am verfchied, Stellen d. Blattgebilde,
manchmal in Höhlen entſtehen, deren Oberfläche fich regulär korb—
förmig öffnet; fo Marchantia. Manchmal ifolirte Bläschen an d.
Dberfl., die das Gewächs fortpfl. fönnen. Im Winkel gewiffer Blätter
der Jungermannien, und auf d. geflielten Hut v. Marchantia auch
ſphäriſche, fuglige, mit Flüßigfeit und Körnchen erfüllte Körper, die
durch eine unregelm. Deffng. nach oben entweichen. Man hält fie
nach Hedwig für Antheren, denen der Moofe analog. Endlich giebt
es Sporangien, welche Hedwig u. die Meiften Piſtille nennen ; Tiegen
zu 3 — 10 in einer Art Hülle (calyx, perichaetium), Nur eines diefer
Drgane vergrößert fich, wie bei den Moofen, es liegt nadt od. durch-
bohrt eine Membran (calyptra), welche als’ Scheide um den Etiel
382 Allgemeine Naturgefchichte. VIL. Buch.
bleibt. Xebterer trägt eine Kapfel (theca) , welche fich bald im 4
Klappen, bald durch ein Loch, bald nie öffnet. Enthält mifrosf,
Sporen, oft vermifcht mit Schleudern od. fpiraligen, fehr elaftifchen;
zu 122 in eigener, fehr dünner Röhre enthaltenen Fäden. Keimung
beginnt mit einer fleinen Wurzel. — Sn allen Ländern an feuchten
Drten. — Jnngermannia, Marchantia, (M. polymorpha; off. Hb. He-
paticae fontanae) Targionia, Riccia, Anthoceros.
Fam. VI. Musci ‚Juss.. Musci frondosi. Mooſe, Laubmoofe.
-Zit. Hedwig, Deser. et adumbr. M. f. Bridel Muscol. rec. et Suppl.
Weber Tab. M.f. NeesabE. de M. propag. Hookeret Taylor M. britt.
Hooker M. exot. Greville et Arnold in"WVern. Soc. trans. IV.
Nees, Hornschuch et Sturm Bryol, germ. Schimper et Bruch
Bryol. Europ. Hübener Muscol. germ. — Stengel frautig, meiſt ſehr
kurz, einfach od. äſtig, wachſend durch Gipfelſproſſen, ohne ſpiralige
Einrollung; aus d. Untertheil u. d. Seiten mehrere kleine braune
Wurzeln; in ihrer ganzen Länge bedeckt mit ſchuppenförmigen, ge—
näherten, grünen, ausdauernden, immer ſehr eng mit dem Stengel
zuſammenhängenden Blättern. Keine Tracheen u. Gefäße. Vielleicht
Luftlöcher. Zellgewebe d. Blätter liegt in Lagen übereinander.
Vermehrungsorgane in End- od. Seitenknospen, v. einer Art Hülle
(involuerum, perichaetium) umgeben, aus dreicrlei Organen befichend:
a) aus GSaftfäden, paraphyses, walzige oder keulige, mit Scheide»
wänden verfehene, nicht äſtige, ausdauernde Fäden v. unbek. Bes
fimmung. Den Nektarien d. Bhanerog., genauer den Spreublättern
der Compositae 11. d. Fäden zwifchen d. Staubgefäßen d. Euphorbien
vergleichbar, b) Geftielte Schläuche, nach Hedwig und fonft den
Meiſten Staubfäden, spermatocystidia Hedw. Einige halten fie auch
für Sporangien od. Knospen. An deren Spike ein drüfiger Bunft,
aus dem zu gewiffer Zeit intermittirende Strahlen einer Flebrigen,
grünen Flüßigfeit fommen. ec) Urnen od. Kapfeln, tbecae; find jung
eiförmige fikende Körper, umgeben von einer zugeſpitzten, and.
Spibe vielleicht Flaffenden Haut; es find ihrer 3—10;5 adductores Hedw.
Später abortiren alle, mit Ausnahme eines, deffen Grund fich in
einen Stiel verlängert. Diefe Ausdehnung zerreißt die umhüllende
Haut an ihrem Grunde ; fie bleibt auf dem Gipfel d. Urne als Mütze
(calyptra) fißen. Urne öffnet fihb am Gipfel durch einen Dedel
(operculum). Gobald er abgefallen ift, ſieht man die Are d. Urne,
das Säulchen, columella. Der innere Rand d. Urne befteht aus
einer Haut, peristöma, od. a. 2 konzentriſch. Häuten, perist. exter.
u. interius. Das einzige, oder mo 2, das Äußere p- ift oft von Zäh—
uen od. Wimpern befrängt, deren nad) d. Sippen 4, 8, 16, 32 od.
64 find. Das innere p- hat auch 8, 16, 32 3., aber weniger geſetz⸗
mäßig. Manchmal find d. Spiken d. Zähne in eine Duerhaut,
epiphragma verfchmolgen. Sporen fehr zahlreich, rundlich, braun od.
Spyitematifche Weberficht des Pflanzenreichs. 585
roth, jung nach Hedwig an d. Urnenwand befeftigt. Bisweilen ent-
halten die nämlichen Sproßen nicht zugleich Urnen (Piſtille) u. ge-
fielte Schläuche (Staubfäden). Sporen treiben beim Keimen ein
Würzelchen u. einen walgigen, durch Scheidewände getheilten Körper
aus. Dann fommen die cylindrifchen, veräftelten Brimordialblätter. —
Mann Fennt etwa 1000 Spez. auf d. ganzen Erde; bilden einen
bedeut. Theil der Polarfloren. Diefelben Spez. in fehr großen
Entfernungen. — Dienen manchmal zum Ausfüllen von Matrazen.
Sphagnum ( Torfmoos) , Hypnum,. Leskea, Bryum, Gymnostomum,
Bruchia, Tetraphis, Bartramia, Weissia, Phascum, Tetraphis, Encalypta,
Grimmia, Splachnum, Dieranum, Polytriehum (Wiederthon, P. com-
mune, formosum, longisetum: off. Hb, Adianti aurei), Mnium, Funaria,
Fontinalis etc.
Subregnum II. Plantae vasculares Dec. Gefäß:
pflanzen.
Beftehen in ihrem vollfommenen Zuftand ſtets aus Zellen
u. Gefäßen; haben Luftlöcher auf der ae ihrer grünen
Luftorgane.
Regio I. Cryptogamae. Kryptogamen; ohne —
Blüthentheile.
Classis I. (II.) Vasculares Cryptogamae. Kryptogamifche
Gefäßpflanzen.
Haben in ihren eriten Zuftänden feine Gefäße und Luftlöcher,
erhalten deren aber fpäter. Nur 2 deutliche Klaffen von Organen,
abfteigende (radix) und aufiteigende (Wedel, frons); letztere mehr
oder weniger den Stengeln und Blättern der Phanerogamen ähnlich,
meift grün. Fortpflanzung durch Sporen, die in einer oder mehrern
gewöhnlich auffpringenden Hüllen, immer an der äußern Oberfläche
der auffleigenden Theile Liegen.
Ordo V. Filicinae. $Farrenartige.
Fam. 7. Filices Dec. Farren, Farrenfräuter. Lit. Swartz,
Synops. fill. R. Brown, Prodr. Fl. Nov. Holl. Kaulfuss Enum. il.
Macvicar, Germin. of. fil. in Trans. Edinb. 1824. -Hooker et Gre-
ville, Ic. fil. — Abwechſelnde Blätter od. vielmehr Blattgebilde,
Wedel, frons; oft gelappt od. vieltheilig, mit einer Mittel» und
Seitenrippen ; mit Blattflielen, deren Annäherung u. Verfchmelzung
am Grunde eine Art horizontalen Stengels, caudex, rhizoma, od.
einen vertif, Stamm von oft 20— 25/ Höhe bilden. Knospenlage der
584 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch.
Blätter eingerollt; Durchfchnitt d. Blattſtiele zeigt braune Wellen:
linien. Unzählige Wurzeln aus d. Unterfeite des Rhizoms, od. d.
ganzen DOberfl. des Stamm’s. Luftlöcher auf den Wedeln, Luftröhren
u. Gefäße in d. Blattſtielen. — Fruchtbildg. an d. untern Fläche
der Wedel, gegen den Nand, am Ende der Nerven. Beſteht in
Häufchen, (sori) von Sporangien, die zuerii unter d. Oberhaut vers
borgen, dann mehr od. minder um u. auf fich deren Reſt, als Schleier»
chen ‚ .indusium zeigen. Jedes Sporangium geftielt, mit d. Loupe
fichtbar, gelb od. braun, fcheibenförmig vertifal auf dem Fruchtſtiel;
oft von einer Verlängerung deſſelben, einer ringförmigen Auftrei-
bung, gyrus,'gyroma, annulus umgeben. Sporang. öffnet fich in einer
Spalte; Sporen feiner Staub, unter d. Mifrosfop braun, rundlich.
(Manche find nach meinen Beob. rings mit Hödern befeßt, wie
mehrere Bollenformen.) Beim Keimen kommt aus ihnen zuerſt ein
walziger, grüner Körper hervor; diefer treibt an feinem Grunde zu⸗
erit ein, dann mehrere Würzelchen; verdünnt fich fpäter in eine
Blattfcheibe ohne Nerven, Luftlöcher u. Gefäße. Diefes Organ
theilt fi fpäter in 2 Lappen, u. die folgenden Blätter fcheinen aus
feinem Mittelpunft zu kommen. Dft fieht man auf der Mittelrippe
der Wedel, vor der Deffnung der sori, Fleine, zerfireute Körper, nach
Hedwig Staubfäden. Sie verfhwinden fchnell. Gärtner vermuthet,
daß die Sporangien eine fovilla enthalten; Bernhardi, daß die auf
den Schuppen an d. Dberfeite d. Wedel fihenden Drüfen, die Rolle
der Staubgefäße durch innere Verbindung mit den Fruchthäufchen
fvielen. — In allen Ländern, bef. aber in den warmen, feuchten,
bewaldeten , wie im indifchen Archipel, den Antillen zc. Sn den
Hequatorialändern häufig in Baumform. — Die Wedel enthalten
oft einen aromatifchen, bruſtſtärkenden, milden Schleim. Syr- capill.
fommt von Adianthum Capillus Veneris. Von Botrychium Lunaria 1,
Scolopendr. officinarum it Herba offic. ; v. Polypodium vulgare, Engelfüß,
Nephrod. filix mas, u. Osmundaregalıs iſt Rad. office. Die Calaguala, fchweißtr.
antifyphilit. v. Polypod. Calaguala in Peru, Nhizom der Farren ad-
firingirend; daher Polyp. fılix mas 1. Pteris aquilina Wurmm. Manch-
mal enthält. das Rhiz. nährende Abfaklloffe; fo bei Pteris esculenta,
‚ Diplazium esculentum ; dag nehai d. Sandwichinf. Fommt v. Angiopteris
erecta. — Die Fam. d. Filices, wie fie bier nach Dec. angenommen
ift, zerfällt nach Zinf J. c. in Ophioglosseae (Ophioglossum, Bo-
trychium). Anemiaceae (Anemia). Marattiaceae (Marattia, An-
giopteris). Osmundaceae (Osmunda ete.). Gleicheneae (Gleichenia).
Polypodiaceae (Onoclea, Struthiopteris, Allosurus, Pteris, Blechnum,
Grämmitis, Hemionitis, Ceterach, Acrostichum, Scolopendrium, Diplazium ,
Asplenium, Aspidium, Polypodium, Adianıhum, Cyathea ete.). Hyme-
nophylleae (Trichomanes , Hymenophyllum.)
Fam. 8. Lycopodiaceae Benz. Bärlappartige, Literat.
Syſtematiſche Weberficht des Pflanzenreichs. 585
Decandolle, Flore franc. Brother, Trans. of the Linn. Soc. V. Brown,
Prodr. fl. N.H. Salisbury, Trans. ofthe Linn. Soc. XU. Ad. Brong-
niart Diet. el. Biſchoff, Krypt. Gew. Deutfchl. — Kräuter oder
Sträbcher; Stengel mit Blättern bedeckt, oft kriechend, ungeglie-
dert, äſtig: Nele gablig. Keine Hauptwurzel (ausgen, in d. erſten
Sugend), aber viel Würzelchen aus Stengel u. Aeſten. Wachsthum
aus den Aitenden; Feine eingerollte Knospenlage. Blätter klein,
fpißig, wie Mooshlätter, mit Luftlöchern. Sm Centrum des Gten-
gels u. jedes Aſts eine Fafer von Ninggefäßen u. verlängerten
Bellen, umgeben v. Ioderem Zellgewebe; im Umfreis des Stengels
findet man eine Lage feiten Zellgewebes u. eine Oberhaut. — Frucht»
‚ bildg. in Blattw. fikend, zerſtreut; oder in Aehren an d. Aſtenden;
bald nur einerlei Früchte, Kapfeln mit Sporen; bald 2erler auf derf.
Pflanze, näml. a) 2flappige nierenf. Kapfeln mit gelbem Staub, den
Einige für Bollen, Andere f. Sporen halten, b) fphärifche, Flaffende,
rauhe Sporangien, 2, 3 od. 4 dreirippige Sporen enthaltend. Beim
Keimen kommt aus ihrer Geite ein Stengel u, eine Wurzel, u. d-
junge Bflängchen trägt lange die Spore an feiner Seite. — Die
meiften in warmen u. feuchten Ländern; doch auch in gemäßigten,
nördlichen u, den Hochalpen. — Staub d. Kapfeln entzündlich. —
Lycopodium, (clavatum, annotinum, complanatum : off. Sem. Lycop.
[Bollenin] L. Selago: gff. Muscus erectus s, catharticus‘) Psilotum.
Fam. 9. Marsileaceae Dec. it. B.deJussieu hist. de LAc.
roy. 1739 et 40. Decandolle Fl, franc. R. Brown Prodr. Vaucher
Ann. d. Mus. XVIII. Ad. Brongniart Dict. cl. Hooker et Greville
Ic. fil. Bifchoff, Krypt. Gew. Deutfchl. — Wafer- od. Sumpf-
pflanzen, ausdauernd od. jährig, Frautig; bald mit wagrechtem Ahi-
som, aus deſſen Unterſeite Wurzeln, Dberfeite Blätter (Wedel)
fommen, bald mit einer knolligen, rundlichen Baſis, die Wurzeln
u. Blättern den Hrfprung giebt, u. aus mehrern Scheiben befteht,
die durd) Trennung von einander neue Sndividuen hervorbringen.
Wedel fehr verfchieden, in Salvinia gewöhnl. ganzen, ovalen Blättern
ähn!., in Marsilea Afolia Kleeblättern gleichend, in Pilularia 1. Isoetes
auf Blattitiele reduzirt. Knospenlage gerade od. eingerollt, wie bei
den Farren. Zuftlöcher auf den Blattgebilden, Gefäße u. Luftröhren
an verfch. innern Stellen, große Lufthöhlen in den untergetauchten
ZTheilen. — Früchte nahe am Nhizom, unter den Blättern, geftielt
od. fizend, vereinzelt od. genähert, eiförmig, auffpringend od. nicht,
ein- od. mehrfäch., mit einfacher od. doppelter Hauthülle, im näml.
Sporangium od. in verfchiedenen Früchten 2erlei zufammengehäufte
Drgane enth., näml. a) Sporen von einer eigenen Haut umgeben,
b) durchfcheinende, nicht zerreißende, Feulenförmige Säde, etwa fo
groß wie die Sporen, gelbe Kügelchen enthalt. Gewöhnlich werden
diefe Säde für Analoga von Staubgefäßen gehalten, aber nichts
II.
25
386 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch,
beweist big jetzt, daß beiderlei Organe mit einander fommuniziren,
Cbefonders da fie nicht in d. näml. Hülle enthalten find,) und daß die
Sporen nicht eben fo gut keimen, wenn fie von den vermeinten
Staubfäden getrennt werden. Letzteres widerfprechen indeß Savi
u. Duvernoy, Beim Keimen der Sporen tritt aus ihrer Fleinen
Endfpike ein von Zellchen umgebener Gentralförper hervor, od. nur
Bellchen, die den Dbertheil d. Spore befleiden, fich felbft über ihre
Seiten: ausdehnen, und bei Salvinia fich mit einer obern zelligen, hut-
förmigen Scheibe bededen. Aus dem Mittelpunkt diefer fonders
baren eriten Zellenmaſſe kommt dann erſt die gefäßhabende Pflanze
hervor. — Man fennt 27 Spez. aus d. Süßwäffern d. ganzen Erde,
befonders d. gemäß. Zonen. — A. Brongniart theilt fie in 4) Sal-
vinieae, Wedel zu einer Scheibe verdünnt, nicht wie ein Bifchofs-
ſtab eingerollt, 2erlei Organe, Sporen und Körner in befondern ein«
fächer. Hüllen, Salvinia, Azolla. 2) Marsileae, mit eingerollten
Wedeln, mehrfächerigen, beiderlei Drgane enthalt. Sporangien,
Marsilea, Pilularia.
Ordo VI. Gonyocaulae. Gliederftengelige.
Fam. 10, Equisetaceae Dec. Schachtelhalme Literat.
Mirbel, Bullet. phil. an Il flor. Agardh, Mem. du Mus. IX. Vaucher,
Monogr. d. preles; Mem. d. Mus. X. Bifchoff in Nov. Ac. N. C.
‚IV. u. Krypt. Gew. D. — Gegliederte Pflanzen, jedes Glied am
Grunde von einer gezahnten Scheide umgeben. Gemirtelte Wurzeln
od. aufgetricbene Wurzelfproffen aus den untern Gliedern, unter d.
Scheide, wie die Aeſte am obern Theil. Ein Theil d. Pfl., rhizoma,
caudex friecht unter der Erde; fein Centrum befteht aus feſtem Zell»
gewebe ; um diefes regelmäßig vertheilte Lufthöhlen; zu äußerſt
eine Oberhaut ohne Kuftlöcher, oft geftreift u. behaart, Zufttheil
der Pflanze grün, nicht deutlich vom Erdtheil getrennt, doc hat er
eine Mittelhöhle in jedem Glied, um diefe eine feite Holzröhre, aus
Tracheen, NRinggefäßen u. verlängerten Zellen gebildet; außerhalb
diefer regelmäßig gruppirte Zufthöhlen u. eigene Gefäße, endlich
eine Oberhaut mit Luftlöchern, oft geſtreift u. Kieſelſtoff abfond.
Stengel entweder Aftig, ohne Fruchtbild., od. ein einfacher Schaft. —
Fruchtbildung in eine kegelf. Achre am Gipfel der Schäfte gehäuft;
beſteht aus mehrern Heinen geflielten nagelf. Scheiben, welche an
der gegen den Schaft gerichteten Seite 6 —7 einfächerige, Eaffende,
vielfporige Sporangien tragen. Sporen frei, linfenförmig, jeder
auf der Kreuzungsſtelle 2er eylindrifcher Fäden (Schleudern, elateres)
liegend; diefe an der Oberfläche befiäubt, am Ende fpatelförmig
erweitert; wickeln befeuchtet die Spore ein, dehnen fich trocken wie
4 Yrme aus. Der Staub der Schleudern galt lange für Pollen;
nac Ad. Brongniart wäre die Spore ein nadtes Samenkorn, wie
s Enftematifche Ueberſicht des Pflanzenreichs. 387
bei den den Equifetaceen verwandten Nadelhölzgern u, Eafuarina, u, die
Schleudern & an ihrem Grunde vereinigte hüllenloſe Bollenförner.
Sporen enthalten Kügelchen, aber Elaffen nicht. Beim Keimen fpiht
fich die den Schleudern entgegengefehte Seite der Spore, und ver—
längert fich zu einem Würzelchen. Die andere Seite fchwillt an,
und theilt fich in 2 Lappen; dann kommen Zellhen zu den Lappen
und andere Wurzeln zur erfien. Das Pflänzchen veräftelt fih fo
einige Seit an d. Erdoberfläche; es iſt grüm und ganz zellig; fpäter
bildet fich im Mittelpunft d. oben befchr. gerade, gegliederte, mit
Scheiden befehte Stengel, der im diefer Zeit eine Hauptwurzel bat.
Sn allen Ländern, ausgen. Neuholand. — Dienen wegen ihres
Kiefelgehalts zum Boliren v. Holz u. Metall. Von Equisetum hyemale,
'arvense, palustre iſt Hb. offiz.
Regio H. Phanerogamae.. Phanerogamen. Mit deuts
lihen Blüthentheilen.
Classis I. (III.) Monocotyledoneae. Einfamenlappige.
Ein einziger od. mehrere wechfelfiändige Samenlappen. Heber
dv. innern Bau d. Stammes vergl. ©. 232. In den holzigen
Gattungen iſt der Äußere Theil des Stammes härter als das Gen
teum; in andern iſt der ganze Stengel fleifchig, unter der Erde ver-
borgen; in noch andern iſt er Inotig, und enthält in der Mitte, von
einem Knoten zum andern, lange Höhlen. Meift nur Zafer-
wurzeln, nicht aus Lenticelen fommend. Blätter gewöhnlich
mwechfelitändig, feheidig, ausdauernd, ohne Nebenblätter, auf d. Blatts
fiel reduziert, oder von einem Nand umgeben, deffen Nerven am
Grunde mehr oder weniger gefrummt find. Blumen gewöhnl.
nad) 3zähligem Typus gebaut, aus Wirteln gebildet, die oft in Zahl
u. Geflalt ihrer Theile reduzirt find.
Subclassis I. Eleutherogynae. Mit freiem Eierſtock.
Ordo I. (VII.) Glumaceae. Spelzenblüthige.
Fam. 41. Gramineae Jus. Gräfer. Lit. Palisot de
Beauvois Agrostogr. Kunth in Humb. u. Bonpl. Nov. gen. et
spee. plant. am. Def. Agrostogr. syn. Gaudin Agrost. helv. Turpin
Mem. da Mus. V. Trinius Fundam. Agrostol. R. Brown in Flin-
der’s Reiſe. Raspail Ann. d. sc. nat. IV— VII. Link Hort. berol. I.
Host Gram. Nees Agrost. bras. — Blüthen mit Bälgen, hermas.
phroditifch od. diflinifch. Neußerer Balg aus 2 Flappenförmigen,
rauhen Stüden beſtehend, eine oder mehrere Blumen in Aehrchen
enthalt. Bälgchen jeder Blüthe, wie der Balg aus 2 ungleichen
Klappen gebildet ; untere od. Äußere einfach, andere aus 2 verwach-
ſenen Stüden beft. , deutlich 2 Hauptnerven u. 2 Spitzen zeigend.
388 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch. .
Zwifchen den Bälgchen und dem Grunde der Staubfäden noch 2—3
Heinere Bälgchen; find frei Hd. verwachfen, wenn ihrer 2 vorhans
den find, die dann mit d. Klappen des Bälgchens mwechfeln. Staub-
gefäße 1-6, gewöhnlich 3 Staubfäden, fehr dünn u. lang. Staub»
beutel beweglich. Dvarium frei. 2 Griffel; Narben behaart. Frucht
eine Caryopſe, in der hiemit eine trodene Fruchthülle mehr od. we
niger feit dem Kern anhängt. Eiweiß mehlig. Embryo klein, feit-
lich am Grunde des. Eimweißes, linſenförmig; Samenlappen breit,
Federchen entwidelt. -— Kräuter, jährig od. mit einem Ahizom,
aus dem. jedes Jahr Halme (hohle Inotige Stengel) fommen , von
Scheidenblättern umgeben. (Die des Bambus bis 50° lang.) Scheide
gefpalten, an der Spike, gegenüber d. Spalte, ein Blatthäutchen
(ligula) tragend, das eine Verdopplung des Blattes ſcheint. Blatt»
fcheibe außer dem Blatthäutchen, Tinien- od. Inncettförmig mit
parallelen Nerven. Blumen in Rispen od. Aehren. — In allen
Ländern. Bilden bauptfächlich die Matten... Sn der heißen Zone
machen fie Yo — Yız aller Phanerogamen aus, in d. gemäßigten
Ya — Us/ in d. Falten 40 — Y. — Die nützlichſte Familie, wegen
ihrer mehligen Körner, u. weil das Kraut allen Hausthieren zur
Nahrung dient. Faft alle Gräfer find mehr oder minder gute Futs
terfräuter. Die umfaffendften Verfuche hierüber wurden auf Befehl
d. Herzogs v. Bedford zu Wobuen-Abbey angeft, Bei uns als Wie»
— —— beſonders Anthoxanthum odoratum, Avena flavescens, Ar-
ıhenatherum elatius, Poa trivialis, pratensis, Phleum pratense, Dactylis
glomerata, Holcus lanatus ete, Zu den Gerenlien (aus denen man
überh. Stärfmehl, Kleifter, Zymoma, Glyadine, Zriticin, Hordein
erh.) gehören: Der eis, Oryza sativa, feit nralter Zeit im wärmern
Afien gebaut, nährt unter allen die größte Menfchenzahl; dann d.
Weizen, Tritie. vulgare Vill.; hievon Mehl, Stärkm., Kleien, Weizen-
bier; T. Spelta iff d. Befen, Dinfel; amyleum Ser. Ehmer; turgidum
engl, W.; durum Bartw.; polonicum Gommer; monococcum, Einforn ;
Korn, Roggen, Secale Cercale; hievon Mehl, Kleien, Hefe; Gerfte,
Hord. vulgare, distichum, hexastichum, Zeocriton; hievon rohe, 9%
vänderte G., Gerftenmehl, Malz; Haber, Hafer, Avena sativa, orien-
talis, nuda; hievon Mehl, Grüße, Alle diefe nach dem Neis bilden
die Hauptkultur Mittelaftens, ihres vermuthl, Vaterl,, Europa’s u.
mehr. Kolonien. Zu d. wichtigften Gerealien geh. ferner d. Mais,
Zea Mays, dv. Südam. aus üb. alle wärm. Länd. d. Erde verbr.
Dann: Hirfe, Panicum miliaceum; Durra, Sorghum vulgare; Manta.
grüße, Glyceria fluitans; Eleusine Tocussa; Phalaris canariensis. Giftig
itt d. Lolch, Lolium ——— Non Triticum repens Rad. offis-; biev.
Mellago graminis. ı Yn Wurz. v. Poa- pungens der armen. Kermes, ein
Halbflügler, ‚Porphyrophora Hamelii Brandt. Das Bambusrohr iſt
Bambusa arundinacea; hierin Kieſelkonkremente (Tabaſchir); Spulen—
Spyitematifche Heberficht des Pflanzenreichs. 389
rohr ift Arundo Donax, gem, Schilfrohr A. phragmites. Das Zucker⸗
rohr, Saccharum officinale iſt eine der Pflanzen, deren Saft am meiſten
Zucker hält. Viele andere Gräfer enthalt. ebenfalls Zuder, u. Holcus
saccharatus. wird deshalb in Ital. gepfl. Blätter v. Andropogon Schoe-
nanthus in Ind. geben dag Del ivarancusa; Anthoxanthum odoratum dient
dafelbit die Zimmer wohlriechend zu machen, Der flarfe Kiefel-
gehalt der Grashalme läßt fie d. Feuchtigkeit wiederfteben, u. zur
Dachdeckung dienen. — Außer den genannten Sippen bicher noch:
Cenchrus, Stipa, Chloris, Bromus, Lygeum, Andropogon, Nardus, Briza,
Aira, Agrostis etc. 3
Fam. 12, Cyperaceae Dec. Lit. Lestiboudois,
Essaı s. 1. Cyp. — Balgblumen in Aehren, bermaphroditifch od.
diflinifch. Ein einflappiger Balg. Kein wahres Perigon. Drei
Staubgefäße mit haarförmigen Staubfäden, zugefpikten, am Grunde
berzförmigen Staubbeuteln. Eierſtock frei, oft von Borſten, Rudi»
menten eines Berigons umgeben. 4 Griffel, 2—3 Narben. Ein
3ediges od. zufammen gedrüdtes Achaentum. Der fehr Eleine Em»
bryo am Grunde eines mehligen Eiweißes. — Kräuter, mei ohne
Knoten. Blattfcheiden ganz, Scheiben linienförmig. — Sn Moräjten,
auf öden Gründen u. Bergen aller Länder, Sm Norden bilden ſie
einen bedeutenden Theil d. Flora. Es giebt 3. B. etwa 90 Carex in
Deutfchland. — Geben das fogenannte Moosheu, welches wegen
feiner Härte u. Säure meiſt als Streu dient. Don Cyperus officinalis
Rad. offiz.; v. C. esculentus fomm. die Erdmandeln, Bulbuli Thrasi,
Dulcinia; Bapier d. Alten v. Papyrus Antiguorum; Yon Carex arenaria,
hirta , intermedia fommt Rad. Salsaparillae german. Gonft noch hieher:
Scirpus, Eriophorum (Wollgras), Schoenus, Kyllingia etc.
Ordo II. (VIIL.) Juncinae. Graßlilien.
Fam. 13, Restiaceae R. Brown. &it. Martiug Eriocauleae
in Abh. d- k. bayer. Ak. — Berigon 2—6theilig. Staubgef. 2-6;
wenn das Perigon 2 — 3 u. A od. 6 Lappen hat, find fie den innern
Lappen entgegengefeht. Staubb. 1 fäch. Eierft. 4 od. mehrfäc.
Sn jedem Fach 4 hängendes Eichen. Ein Eimeif. Embryo auf der
vom Nabel am weiteften entfernten Seite. — Kräuter, den Sunceen
verwandt. — In Sümpfen Südamerifas, Südafrifas, Neuhollands.
Ein Eriocaulon in Europa, — Centrolepis, Restio, Eriocaulon.
Fam. 44, Junceae Juss. &it, De la Harpe in Mem. de
la soc. d’hist. nat. de Par. II. — Berigon regelmäßig, balgartig, in
2 3theil. Wirteln. Staubgef. 6 0d. 3, den Äußern Lappen des Pe—
vigons gegenüber geftelt. Ein-freier Eierfl.; 1 Griffel, 3 fadenförm.
Narben, oder eine einzige Slappige, Kapfel Sfächerig , vielfamig ;
Klappen Scheidewände tragend; oder Afächerig, mit nur 1 Samen
am Grunde. Eiweiß fleifchig. — Kräuter, gemein in Morväften u.
590 Allgemeine Naturgefchichte. VIL Buch.
Bräben. Blätter oft linienförmig, dünn, von. Lufthöhlen erfüht.
Blumen gewöhnl. gehäuft, grün od. braun, — In allen Ländern,
vorz. den nordifchen, — Juncus, v. effusus, conglomeratus Rad. pffiz.;
kuzula pilosa Rad. off.; Acorus, Kalmuswurg., Rad. Calami aromatici.
Fam. 15, Commelineae R. Brown. Berigon 6theilig ; die 3
äußern Theile blattartig (Kelch), die 3 innern biumenblattartig, frei
od. am Grunde zufammenh. Wenigftens 6 Staubgef. Eierft. 3fäch.
Ein Griffel u. 4 Narbe. Kapfel 2—3fäch., mit 2— 3 die Scheide.
wände trag. Klappen. Samen oft zu zweien. Embryo verkehrt, in
einer vom Nabel entfernten Höhle. Eiweiß fleifchig. — Kräuter,
In verfchied. Ländern; feine im Norden Europa’s u. Afiens. —
Commelina, Tradescantia, Zierpfl. :2c.
Ordo III. (IX.) Helobiae. Sumpffilien.
Fam. 16, Najadeae Rıcn. (Potameae.) &it. Richard
Mem. du Mus. I. Jussieu Dict. d. sc. nat. XLIH. — Blüthen her»
maphrod. od. diflin. Eine Blumenfcheide od. ein mehr od. weniger
getheiltes Perigon. Staubgef. u. Eierſt. in beſtimmter Zahl; eritere
dem Samenhälter od. Blüthenfolben eingefügt. Narbe einfach.
Früchte troden, nicht auffpringend. Ein hängender verf. Samen
Kein Eiweiß. Embryo gerade od. gefrümmt, verkehrt. — Krautart.
Wafferpflanzen, oft untergetaucht, bisweilen mit entgegengef. Blät⸗
tern; Blumen achfel- od. endſtändig, vereinzelt od. in Achren. Ohne
Zuftlöcher, nacı Einigen auch ohne Spiralgefäße, mas fie den Kryp⸗
togamen nähert. Der Blüthenbau gleicht jedoch den Juncagineen
(Alismaceen). — Sn allen Ländern. — Zostera marina dient zum
Verpacken u. Füllen von Matragen. Sonſt hieher: Najas , Caullinia,
Potamogeton , Zannichellia etc.
Fam. 47. Podostemoneae Ricu. Blüthen hermaphrod.,
aus einer Blumenfcheide. Kein Ber. Staubgef. 2 — viele, hypogyn,
abwechfelnd frucht⸗ u. unfruchtbar, Eierſt. 2fäch. Viele Eichen auf
einer centralen Placenta. Kapfel 2Elappig. Samen zahlreich, Flein,
von wenig befanntem Bau, vicheicht ſelbſt Sporen vergleichh, —
Kräuter, fehwimmend , mit linienförmigen, dachziegelig get. Blät-
tern. — Sn Amerifa u. Afrifa. — Bmeifelbhaft, ob Bhanerogamen.
Nach Martins den Aroideen, Lemnaceen, Naiadeen u. Lebermooſen
verwandt. (Nov. gen. et sp. bras. 1.) Lacis, Podostemon, Marathrum,
Mniopsis.
Fam. 18. Alismaceae Rıcn. Blüthen hermaphrod. od. ein⸗
geſchl. Perigon Gtheilig ; die 3 äußern Stüde oft grün, die innern
blumenblattartig. Staubgef. 6— 9, Eierfl, 3 — 6 — viele. Griffel
u. Narben gefchieden. Früchte trocken, nicht auffpr. u. Afamig,
od. auffpr. u. vielf. Kein Eiweiß. Embryo gerade od. gekrümmt.
Würzelchen Feulenf. — Wafferpflanzen, Blätter mit parallelen
Syfematifche Meberficht des Pflanzenreichs. 391
Nerven. Blumen in Aehren 0d. Dolden, den Ranunfeln vergleichb. —
In allen Ländern, vorz. Europa u. Nordam. — Rhizom cefbar.
Kraut feharf. — Einige unterfcheiden als Familien 1) die Alismaceae;
A. Plantago, Xurz. offiz.; Sagittaria, S. chinensis giebt Stärfm. od.
Arrow-Root. in Oſtind.; u. 2) Juncagineae; Triglochin, Scheuchzeria etc.
Fam. 19. Butomeae Rıcn. SBerigon regelm. btheilig; die
3 Außern Thl. geün, die innern bIumenblattart. Staubgef. in befl.
od. unbeit. Zahl. Eierſt. 3, 6 od. mehr, frei od. verw. Balgfapfel
mit mehrern getr. od. verw. Samen. Diefe fehr Elein, ohne Eim. —
Waſſerpflanzen. Blätter mit parall. Nerven, Bl. in Dolden, pur»
purn od. gelb. — In Sümpfen Europ. u. Eüdam. — Butomus,
Limnocharis.
Ordo IV. (X.) Aroideae. Aronartige.
Fam. 20. Aroideae Juss. BI. eingefchl., auf einem gewöhnlich
v. ein. Blüthenfcheide umgeb. Blüthenfolben. Perigon fehlend, od.
aus 4—5 GStüden zufammengef. Staubgef. fehr kurz. Staubb. mit
4, 2 od. mehreren Außerl. Fächern. Eierft. oberhalb, 1 — 3fäd.
Eichen zahlreich, hängend od. an d. Wänden bef. Fr. troden od.
fleifchig, nicht auffpr. Samen 1 0d. mehrere. Embryo im Mittel-
punft eines fleifchigen od. mehl. Eiw. Würzelch. abgeſtumpft, ge
wöhnl. nahe am Nabel. — Kräuter od. Sträucher, mit unterird.
od, aufſt. Stengeln, u. mittelft Luftwurgeln lebend. Blätter fchei-
dig, geilicht, einfach od. zufammengef., mit parall. od. diverg. Ner-
ven. — Vorz. zwifchen den Tropen, felten im Norden. Doch geht
Calla palustris bis 640 n. B. Oft ſcharf, ſelbſt gefährlich. Caladium
feguinum heißt in Südam. eanne muelte, weil die es Kauenden in
Folge einer ſchmerzh. Entzündung die Sprache verlieren. Offtz.
Wurz. v. A. maculatum, Dracunceulus; A. Colocasia, Sierpfl. Alg
Gemüfe Focht man die Blätter einiger Arum; die Wurz. v. A. escu-
— violaceum, antiquorum u. a. dienen in den heißen Ländern
3: Naher. Ihr Stärfmehl gleicht dem Sago. — Sonſt bieber:
Caladıum, Dracontium, Pothos, Tacca; v. T. pinnatifida, palmata Fommt
Stärfmehl od. Arrow-Boot d. Molluffen.
Fam. 21. Pandaneae R. Brown. BI. diverifch od. poly—
gamifch, ohne Perigon. Männl. BI, beitehben nur aus einem, 2fäch.
Staubgef.; weibl, aus genäherten, doch getr. Eierfi. Narben fibend,
auf jed. Dvar. Eichen vereinzelt, gerade. Faferige, einfamige
Steinfrüchte od. Beeren mit zahlr. vielf. Zellen. Eiw. fleifchig. —
Stengel baumartig, gewöhnl. Luftwurzeln treib. Blätter in Spiras
len, linienf., Iancettf., umfaffend, meift an den Rändern dornig,
m. parall. Nerv. Kolben ohne Hülle. — Gm ind, Archipel, den
Inſeln d. ſüdl. Afrifa’s, wenige in Amer. — Pandanus odoratissimus
392 Allgemeine Naturgefchichte. VIL. Buch.
weg. wohlriech. Blüthe im Orient geb.; v. P. utilis werd. Blätt. m.
dr. gebr.;. „Freycinetia, '
Fam. 22. Typhaceae Dec. BI, eingefchl., auf einem —
Kolben. Perigon mit 3 od. mehr balgart. Theilen. Männl. BT.
3 — 6 Staubgef. Weibl. ein freier, Afäch. Eierſt.; Eichen einzeln,
bängend. Griffel kurz. Narben 1—2, linienf. Fr. teoden, nicht
auffpr., Ifam. Embryp.im Mittelp. d. Eiweißes. — Sumpffräuter.
Blätter farr, degenf., mit parall. Nerven. — In nördl. u. gemäß.
Ges. Sehr wenige nahe am Aequator. Typha, Sparganium.
Fam. 23. Lemneae Dec. (Pistiaceae Bıcn.) Bl. monvecifch,
anfangs in eine häutige Scheide eingefchl. 1 — 2 männl. BI. Kein’
Perigon. Staubgef. 4, mit wal;. Staubf., der 2 fugl. 1 fäch. Staubb.
trägt. Nur 4 weibl. BI. aus einem Piſtill beitehend. Gierſt. zu-
fammengedr. , 1fäch. Griff. walzig, kurz. Ein Samenlappe, fein
Eimeif. — Sehr Eleine, auf d. Süßwäffern fhwimm. grüne Pflänz—
chen; aus Scheiben (Stämmen) beſteh., aus denen feitlich Würzel-
chen u. Blüthen fommen. Keine Spiralgefäße im Gewebe, Stel⸗
lung noch fehr zweifelh.; Hooker ftellt fie an die Aroideen, Schlech⸗
tendal fchlägt fogar eine eigene Klaſſe für fie vor: Vegetabilia florifera,
seminifera, cellularia. — Lemna, Wafferlinfen (gemein in unfern
Gräben) ; Pistia (in Sndien).
Ordo V. (XI.) Palmae. Yalmen. ei
? Fam, 24. Palmae Lınn. Balmen. Lit. Martius, Palm. faın.
genera etc. Palm. brasil. — BI. hermaphrodit. od. polygamifch. Perigon
ausdanernd, mit zwei Stheil, Wirt. An feinem Grunde 6 Staubgef.,
feltener 3 Eierft.; diefe 3fäch. od. tief 3lappig. 1 aufgerichtetes Eich.
in jed. Fach od. Lappen. Fr. eine Beere od. Steinfr. mit fadigem
Gew. Eiw. knorpelig m. Mittel⸗ od. Seitenhöhlen. Embryo in
einer dieſer Höhlen, gewöhnl. v. Nabel entfernt. Samenlappen ver-
größert ſich beim Keimen. — Bäume, ſelten getheilt. Blätter mit
ausdauernden, ſchuppigen Baſen, mit fiedernerviger, häufig getheilter
Scheibe; Lappen in der Jugend genähert u. an einander hängend.
Blüthenkolben äſtig, in eine 4 0d. mehrklappige Blüthenſcheide ein—
geſchl. — Zwiſchen u. nahe an den Tropen, befond. in Amer. Man
fennt kaum 200 Spez., während nach Martius wahrfch. 1000 exiſtiren.
Berbreitg. jed. Spez. fehr befchränft. Am weitelten gegen Norden
(43 — 440 1. 8.) gebt Chamaerops humilis, die Zwergpalme. — Defon.
u. techn. höchit wichtig. Das Holz der Kofospalme, Cocos nucifera,
dient wegen feiner Härte zu vielerlei Geräthen. Gipfeltrieb ein
vortr. Gericht. Gegohrener Saft giebt zuckeriges geiffiges Getränf.
Blätter zum Dachdeden, zu Körben ꝛc. Frucht iſt eine d. ange-
nehmften in d. heißen Ländern. Saft, der fich an den Wänden des
Kerns abfebt, u. d, Eim. bildet, trinfb, Faſerhülle d. Frucht zu Striden.
Spitematifche Meberficht des Pflanzenreichs. 5395
Kern giebt gefchäßtes Del, Solches auch aus dem Kern von Elais
guineensis, deren Saft auch vortreffl. Wein giebt. Zuderfaft, Num
auch v. Arenga saccharifera, Mauritia vinifera. Fr. d. Dattelp., Phenix
dactylifera fehr nährend. Sago aus d. Stamm v. Phenix farinilera,
Sagus Ruffia, Metroxylon Sagus, Zalaeca cdulis. Stöcke v. Calamus
Rotang u. a. Die narfot, u. erheiternde Betelnuß kommt v. Areca
Catechu; giebt auch fchlechten Bifam. -Ceroxylon andicola fchwißt
Wachs aus den Blattwinfeln. Wachs auch v. Livistona cerifera. Von
Calamus draco d. befte Drachenblut. — Sonſt noch hieher: Rhapıs,
Borassus, Hyphaene, Bactris, Attalea, Acrocomia, Lodoicea (1. Sechel-
larum, maldiv, Nuß) etc. u
Ordo VI. (XII.) Liliaceae. Lilienartige.
Fam. 25. Liliaceae Juss, &it, Decandolle et Redoute
Liliac. (inter den hieh. gerechn. Bromeliaceen giebt es auch Sippen
mit angewachf. Eierft.) — Ber. blumenfronartig, regelm. 2wirtelig:
jeder Wirtel aus 3 mehr od. wen. verw, Theilen beit. Staubgef. 6,
meift am Grunde mit d. Lappen des Ber. verw. Eierft. frei, Zeckig,
3fäch. Eichen zahlreich, in 2 Reihen am Winfel jedes Faches. Nar—
ben 3, 0d. nur eine dreieckige. Kapfel 3fäch., mit 3, die Scheidewände
tragenden Klappen. Viele Sam. Eimw. fleifch. od. fnorpl. — Zwichel-
pflanzen, mit Wurzelblättern, od. baumartig, mit wechfelfänd. BI.
Blätter lancett- od. herzf. mit parall. Nerven. — DBorz. in gemäß.
Länd. in Eur., Af., Afr. — Lilium pomponicum in Ramtfchatfa wegen
fein. mehl. Knollen geb., wie bei uns die Kartoff. L. album, meiße,
L. bulbiferum, Feuerlilie. In Genf verfauft man die jungen , wie
Spargel ſchmeck. Triebe dv. Ornithogalum pyrenaicum. Die meiften
Liliaceen werden übrig. als Zierpfl. geb. Man fennt die Schönheit d.
Lilien, Tulpen, Tagblumen; den Wohlger. v. Polyanthes tuberosa.
Tulipa Gessneriana iſt d. Gartentulpe; Asphodelus; Scilla; v. Se.'maritima
off. die Zwiebeln, R. Scillae (Scillitin); Allium; A. sativum, Knoblauch,
Porrum Winterl., Cepa, Zwiebel, Ampeloprasum Sommerl., Schoeno-
prasum Schnittl., ascalonicum, Schalotten, Scorodoprasum Rockenbolle;
v. A. victorialis Wurz. off. — Hemerocallis, Jucca, Eucomis, Aloe; A.
socotrina, mitraeformis, arborescens, lingua, spicata, Commelyni, vulgaris
find off. V. Xanthorhoea Hastile fommt Resina lutea novi Belgii, Phormium
tenax {ft d. neufeel. Flachs. Bromelia Ananas iſt die Ananas; v. B.
Caratas Faſern gebr. Einige bilden aus Bromelia eine Fam. Brome-
liaceae. . uf i
Fam. 26. Colchicaceae Dec. BI. wie bei d. Liliaceis. Staubb,
auswärts gem. 3 freie Eierft. od. in einen 3fäch. verw- Griff. a. 8 freien,
fich an d. Mitteln. öffn. od. aus 3 bei der Neife fich trenn. Carpellen
zufammeng. Viele Samen. Eiw. fleifch. — Kräuter. Rhizom bisw.
fleifch. od. zwiebelig. BI. fcheidig, mit Paralleln. Sn allen Lind. —
394 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch.
Stengel u. Rhizome od. Zwiebeln enthalt. gewöhnt. alkal., reinig.,
harntr. und Brechen erreg. Stoffe. Zwiebeln u. Blüthenftiele d.
Zeitlofe, Colchieum autumnale yeranlaffen oft Vergift. bei Thieren u.
Kindern. Auch Samen u. Blüth. find gift. Eolchiein in fchwachen
Dofen gegen die Gicht. Wurzel v. Veratrum enth. Veratrin, (Sa-
badillin, Eolchin) einen Nießen erreg, reiz., Brechen machend., gift.
Stoff. V. album, Lobelianum, weiße Nießwurz; V. Sabbadilla, ofhiei-
nale hat gift. Samen. (Sabadillfäure.) Sonſt noch hich.: Melan-
thium, Uvularia, Tofielda, Erythronium ete.
Fam. 27. Asparageae Dec. (Smilaceae R. Brown.) Bl. her—
maphr., dioee. 0d. monvee.- Per. regelm,., 6:, manchmal As oder
stheilig. Staubgef. in gleicher Zahl, dem Grunde d. Lappen des
Ber. angewachf. Eierft. 3fäch., frei od. anhäng. (bei Tamus). Griffel
1 —4—5, Narben 3—4, Kapfel od. Beere rundl., 3 — Afäch. od.
durch Fehlfchlagen Afäh. Samen 1—3 in jed. Fach. Eim. horn.
od. fleifch. — Kräuter od. Sträucher, BT. nicht fcheidig, mandım.
gewirtelt. Einige Ruseus haben Schlingen, — In allen Lind. —
Kurz. u. Steng. harntr. Die Saffaparille ift Wurz. dv. Smilax
Salsaparilla, ofhicinalis, “syphilitiea, medica. (Barillin.) Won Ruseus
aculeatus, Hypophyllum, Hypoglossum Rad. off. Asparagus; Sproſſen v.
A. officinalis find d. Spargel ; Trillium ; Paris; P. quadrifolia Giftpfl.,
von ihr offiz. Rad. Hb. Solani 4ſolii. V. Tamus communis offiz. Rad.
Bryoniae nigrae. Convallaria ; 9. C. majalis (Maiblümchen) u. Polygonatum
Blüth. offig.; Dracaena draco, Drachenblutbaum; Streptopus.
Fam. 28. Dioscoreae R. Brown. (Haben zwar den Eierft. mit
d. Blüthenhülle verw., fehließen fich aber fonft ganz an die Aspa-
rageen u. durch diefe an d. Ordn. Liliaceae an.) BI. divecifch.
Ber. stheil. In männl. Bl. 6 am Grunde der Lappen des Ber.
befeft. Staubgef. Eierft. verw., 3fäch., mit 3fpalt. Griffel, Frucht
blattähnlich, zulammengedr., gewöhnl. 1fäch. Samen platt. Embryo
flein, neben dem Nabel in einer Höhle. Eiw. fnorpelig. — Kletternde
Sträucher, mit böder, Wurzeln, BI. wech. 0d. entgegengef. mit
nebf, Nerven. Blumen flein in Achren. — Beinahe ausfchl. in
warmen Länd. — Die ZIgnamen, Yams find die fehr großen fleifch.,
füßl., nähr. Knollen v. Dioscorea alata, sativa, bulbifera , triphylla.
Eonft hieh. Rajania.
Fam. 29. Pontederiaceae Kuna. Ber, röhr, gef., stheif., mehr
od. wen, unregelm., in d. Knospe eingerollt. Staubgef. 3 — 6, un—
gleich. Eierft. frei od. halb angemw., 3fäch. Narbe einfach. Kapſel
oͤffnet ſich durch Zerreißen der Fächer in d. Mitte. Viele Sam.
Eiw. mehl. — Waſſer⸗ od. Sumpfpfl* BI. am Grunde ſcheidig, mit
yarall. Nerv. Blüth. meiſt blau, v. Blüthenſcheiden umgeb. — Zwi⸗
ſchen den Wendekr. in Amer., Ind., Afr. — Pontederia, Heteranthera.
Stell. diefer Fam. noch zweifelb,
Spyitematifche Meberficht des Pflanzenreichs. 395
Subelassis I. Symphysogynae Mit angewahfenem
Eieritod.
Ordo VII, (XIII.) Ensatae. Schwertblätterige.
Fam. 30. Hypoxideae R. Brown. Ber. regelm., 6theil. 6
Staubgef. am Grunde d. Lappen. Eierft. 8fäch. Narbe 3lappig. Fr.
nicht auffpr,, bisw. fleifch. Samen zahle. Embryo im Mittel eines
fleifch. Eiw., ohne genau beſt. Nichtg. — Kräuter m. fleifen BL,
gelben 08. weißen Blumen. — Am Gap, in Neuholl., Imd. u.
Nordam. — Hypoxis, Curculigo; Burmannia ?
Fam. 31. Haemadoraceae R. Brown. Ber. eine regelm. 6th.
blumenfronenart. Röhre. 3. den innern Lappen entgegengef. Staub-
gef. 0d. 6 u. mehr vielbrüderige. Staubb. einwärtsgef. Narbe einf.
Fr. fayfelart. od. nicht auffpr. Samen im verfchied. Zahl. Eiw.
mehlig. — Str. od. Kräuter, mit fcheid., linien- od. Tancettf. BI. —
Boyz. am Cap u. in Brafil. — Sn den Wurzeln häufig rothe Farbe,
bef. in Dilatris tinctoria 9, Nordam, — Haemodorum, Conostylis, He-
riliera etc. ——
Fam. 32. Irideae R. Brown. Ber, 6 lappig, oft unregelm.
3 den Auf. Lapp. entgegeng. Staubgef. Eierft. 3fäch. 3 einfache od.
gelappte, häutige od. bIumenblattähnl. Narben. Kapf. 3fäch., 3Elapp.
in d. Mitte d. Fächer fih öffn. Viele Saın. Eiw. fleifch. od. hornig. —
Kräuter, mit fleifch. Rhizom. Blätt. (od. Blattiliele?) gewöhnt.
fcheidig, degenf., geffredt, gegen d. Grund zufammengedr., mit parall.
Nerv. — Blüthenfcheiden oft troden, — Vorz. am Gap, u. auch in
. Eur. u. Nordam.; felten anderwärts. — Rhizomen oft reizend (Iris
florentina) od. reinig. (I. versicolor), Bon Iris (Schwertlilie) Pseudacorus,
germanica, florentina, pallida fommt Rad. Ireos. Bon I. foetidissima
Rad. Spathulae foet. s. Xyridis; v. I. tuberosa Rad. Hermodactyli. Nar—
ben v. Crocus sativus, autumnalis geb, d. Safran. (Bolychroit.) Sonſt
hieh. Tigridia, Ixia, Gladiolus ele. V. G. communis Rad. Vietorialis
rolundae. ?
Fam. 33. Amaryllideae R. Br. &it. Decandolle et Re-
doute Liliac, Herbert Append. to botan. Magaz. — Ber, ın. 6 blumen»
blattähnl. Lappen in 2 Wirt. 6 Staubgef. auf d. Ber. befeit. Oft
Spuren anderer, nicht entwid., am Ber. anhäng. Blüthenwirtel.
Staubb. nach einwärtsgef, Narbe 3theil. Eine 3fäch., in Mitte ».
Fächer auffpr. Kapfel od. eine Beere. Viele Sam. Eim. fleifch. —
Zwiecbelpfl: BT. linien- od. lancettf., mit parall. Nerven. Blüthen-
ſchäfte tragen Brafteen nahe an d. Blüthen. — Borz. in Südam.
u. am ap. Einige- in &ur. — Zwiebel v. Haemanthus toxicarıus
z. Bergiften d. Bfeile d. Hottentotten. Bene v. Narcissus poeticus .
u.a. Narziffen Brechen erreg. — Biele f. Zierpfl. Amaryllis, Nerine,
Crinum , Pancratium, Galanthus (G. nivalis, Schneeglödchen), Leucojun,
596 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch.
Alstroemeria, Agave; $, A. americana Fafern u Pulque gebr. Eine
Wurzel, die man auf den Märkten von Mexiko als Amola verfauft,
(vermuthlich Ag. polyanthoides Schiede) gebr. man fiatt der Geife
zum Wafchen des Linnens, weil fie reich iſt an Extraktiv- und
Seifenſtoff.
«Fam. 34. — Linot. Lit. Lindiey Bot. reg. 992.
Hooker Bot. Magaz. 2716. — Brafteen zahlr.; die äußern blumen»
blattähn!. u. frautig, die innern dünn, gefärbt. Per. Flein, nur mit
t Loppen in Form einer Lippe od. eines bzähn. Kelchs. Staubgef. 6,
alle fruchtb. od. 3 unfruchtb. Eierſt. frei, 3fäch. Eine Narbe. Kapfel
3fäch., in Mitte d. Fächer auffpr. Viele Sam. an die Mutterfuchen
durch eine Art Hals bef. Embryo gefrümmt in Mitte eines fleifch.
Eiw. — Kleine Zwiebelpfl. mit —— — In Chili. — ee
Miersia.
Ordo VIII. (XIV.) Orchideae. Ordibeen.
Fam. 35. Orchideae Juss. Anabenfräuter. Lit. R. Brown,
Prodr. Fl. Nov. Holl. 309. Richard Mem. d. Mus. IV. Lindley
Orchid. select. Ejusd. Gen. et Spec. Orch. — er. 6theil. Die 3
äuß. Th. gleich, die 3 innern ungleich. 2 von diefen find obere in
Folge einer Drehung d. Blüthe; das 3te untere, labellum genannte
ift oft lappig und bizarr entwidelt, mit od. ohne Sporn am Grunde.
3 in eine Säule verw. Staubgef.; die 2 feitl. gewöhnl. unfruchtb.,
u. das mittlere fruchtb. 0d,- umgefehrt. Staubb. 2 — 4 — slappig.
Pollen in Staub 09. Maffen. Eierft. tfäch., mit 3 Mutterf. an d.
Wänden, Griffel mit d. Staubgefäßfäule verw. Kapfel verwachfen,
3flappig, felten fleifchig. Viele Samen. Kein Eiweiß. Embryo feit,
fleifchig, ungetheilt. — Kräuter; oft pfeudoparafitifch; viele m. herrl.
wohlriech. Blumen. BI. fcheidig. Stengel fehr furz, unterivd., od.
mehr entwidelt u. fich üb. d. Boden erheb. Zwiebel knollig, neben
wahren Wurzeln, Nährſtoff für d. Pflanze enth. — In allen Länd.,
bef, feuchten u. warmen. Sippen u. Gatto in fehr beflimmten Ver—
breitungsbezirfen, Letzterer fait 1500. — Salep, ein nährender Stoff
aus Knollen v, Orchis mascula, Morio, ustulata, militaris, latifolia, ma-
eulata etc. Vanille ift Frucht v. Vanilla aromatica. — Epipactis, Ophrys,
Oncidium, Bletia, Epidendrum, Malaxis, Dendrobium, Cypripedium ,-
(C. Calceolus, Liebfrauenſchuh) Neottia, Satyrıum etc.
Ordo IX. (XV.) Seitamineae. Bananen.
Fam. 36. Scitamineae Juss. (Drymyrhizeae, Amomeae alior). Lit.
R. Brown Prodr. Fl. Nov. Holl. Roscoe Monogr. Scit. — Aeußerer
Wirtel (Kelch) des Ber. 3lappig; innerer (Blumenkr.) aus 3 fait
gleichen Stücken befl., od. mit einem unregelm. Lappen; ster Wirtel
(metamprpb. Staubgef.) in 3 Theilen: 2 feitl., manchm. EDEN
Spyitematifche Meberficht des Pflanzenreichs. 397
u. einem mittlern, dem labellum d, Orchideae analogen, oft 3lappigen,
duch Form u. Größe merfwürdigem, 3 Staubgef,; 2 feitl. unfruchts
bare, u. ein fruchtbares, dem labellum gegenüber. Staubf. nicht
blumenblattart., oft als ganzer od. getheilter Lappen üb. d. Staubb.
verlängert. Staubb. 2fäch. Eierft. 3fäch. Griff. fadenf. "Narbe zer
fchliffen. Frucht troden od. fleiſchig, zwifchen den Näthen auffpr.,
3fäch. Viele Samen. Eiw. mehl. Embryo in eine Haut eingefchl. —
Kräuter, mit Rhizomen. BI. am Grunde umfaffend, dann bis zur
Scheibe verengert; diefe mit einem Mittel- u. zahlr. Seitennerven;
leitere unter fich parallel, auf den Mittelnerven fenfr. Blum. in
Hehren, von fcheidenf,. Brafteen umgeben. — Zwiſchen d. Tropen, —
Rhiz. aromat., reiz,, fcharf. Samen manchm. eben fo, 3. B. bei
Amomum; v. A. Grana paradisi kommen Grana (Samen) parad. seu
Malaguetta, Cardam. pipceratum; v. A. Cardamomum fommt Cardam.
rotuodum; v. A. angustifolium Cardam. longum; v. Elettaria Cardamomum
Cardam. minus; v. Kaempferia pandurata kommt Rad. Curcumae rotundae;
v. Curcuma longa Rad. Cure, longae; 9, C. Zedoaria u. Zerumbet Rad.
Zedoariae Zittwerwurz; v. Zingiber officinalis Rad. Zingiberis, Ingwer—
wur;; dv. Z. Zerumbet Zerumbetingwerw. ; v. Z. Cassumunär Rad.
Cassum. od. Zedoariae luteae, Bloc - Gelber -Zittwer; v. Alpinia Ga-
langa fommt Rad. Galangae, Galgantw.
Fam. 37. Cannaceae R. Brown. it. d. vor. Fam. — Weichen
v. d. Sceitamineen, mit denen fie oft verb. werden, dadurch ab, daf
das fruchtb. Staubgef., welches Afäch. iſt, vom labellum feitlich ſteht,
u. der. Embryo hüllenlos ift. — Zwifchen den Wendefr., wenige
außerhalb. — Rhizom reich an Stärfmehl mit fcharfem Stoff. Das
Arrow - root in Weftind. von Maranta arundinacea, indica, Allouya.
Sonſt hieh. Canna, Thalia etc. :
Fam. 38. Musaceae Dec. Ber. 6theil., Theile blumenblatt-
ähnl., in 2 deutl., mehr od. minder unregelm. Wirteln. 6 Staubgef.,
auf d. Mitte der Berigonallappen ; von Zeit zu Zeit abortiren einige.
Eierfi. mit d. Ber. verm., 3fäch. Gr. einfach. Narbe 3lapp. Frucht
3fäch., zwifchen d. Näthen auffpr., od. fleifchig, nicht auffpr. 3 big
viele, manchm, am Nabel haarige Samen. Embryo in d. Mitte eines
mehl. Eiw. Blätter mechfelfeitig fich umhüllend, eine Art falfchen
Stengels bildend ; Seitennerven d. Blattfcheibe parallel u. genähert.
Blum. in Scheiden u, Aehren. — Zwifchen u. nahe an d. Wendefr. —
Sehr bef. find die nähr. Früchte d. Bananen, Piſang, Baradies-
feigen, Musa paradisiaca, sapientum. Deren Blätter in Indien 5.
Dachdecken. Blattitiele v. M. textilis geben Fäden, aus denen Mouffe-
line ber. wird. Sonſt noch bieh. Heliconia, Strelitzia, Urania.
Ordo X. (XVI.) Hydröcharideae. Frofchbißartige.
Fam. 39. Hydrocharideae R. Brown. Blum. Zmwitter od.
1 geſchl. Perig. 6theil.; die 3 äuß. Th, grün, 3 innern blumen-
398 aAllgemeine Naturgefchichte, VII. Buch.
blattart. Staubgef. in beſt. od. unbeſt. Zahl. Eierft. verw., 4 od.
vielfäch.; 3—6 Narben, viele Eichen. Frucht trod. od. fleifch., nicht
auffpr., m. 1 od. mehr. Zellen. Samen ohne Eiw. Embr. einfach,
verk. — Wafferpfl. Blätt. m. parall., bisw. dornigen Nerven. BI. in
Scheiden. — In Eur., Nordam. Ind., Neuholl., Egypt. — Hydro-
charis, Stratiotes, Vallisneria. Letztere merfw. wegen Emporfleigen der
männl. BT. üb. d. Waſſer bei Befr.
Classis 1I. (IV.) Dicotyledoneae. Zweifamenlappige.
Zwei entgegengefebte, od. mehrere wirtelftändige Samenlappen.
Weber d. innern Bau des Stammes f. ©. 232. Wurzeln häufig aus-
dauernd; Nebenwurzeln aus Lentizellen. Blätter oft entgegengefeht,
gewöhnlich am Grunde eingelenft; einfach od. zufammengefekt, oft
v. Afterblätt, begleitet, u. gewöhnt. in eine Blattfcheibe endigend,
deren Nerven unter fpibigen Winfeln v. Mittelnerven abgeben.
Blüthen fat immer nach 5 glieder. Typus, aus deutlich getrennten
Kelchſtücken, Blumenblättern, Staubgefäßen u. Stempeln gebildet.
Subelassiis I Monochlamydeae. Berigonblüthige Mit
einer einfachen Blüthendede.
Ordo I. (XVIl.) Ceratophyllinae, Hörnerblattartige,
Fam. 40. Ceratophylleae Gray. (Stellung noch zweifelh.) —
Blüthen einhäufig. Kelch od. Per. frei, vieltheilig. Keine Blumen-
blätt. Männl. Bl. : 12 — 20 Staubgef., fikend im Mittelp. d. Kelches,
in 2—3 Spitzen geend. Weibl. BL: Eierſt. frei, einfäch. Griffel
fadenf., fchief. Narbe einfach. Nuß ıfäch. Ein häng. Same. Kein
Eiw. Embr. aufrecht; A in Wirt. ſteh. Samenlappen ; 2 entgegen»
gef. u. breiter. — Unterget. Wafferpfl. m. gemwirt., ſteifen, in fcharf
gezähnte Spitzen getheilt. Bl. Tracht v. Hippuris. — Ceratophyllum.
Nur 2 Spez. bef.; in Süßwäſſ. Eur.
Ordo II. (XVIII.) Aristolochieae. Dfterluzeiartige.
Fam. 41. Cytineae A. Broncn. Lit. R. Brown, üb. Baffle-
sia. A. Brongniart Ann. d. sc, nat. I. Blume Flora Jav. — Bl.
eine od. zweihäufig, od. Zwitter. Ber. mit A—5 Lappen, die fich in
d. Knospenlage in d. Duincung decken. Staubgef. 8, 16 od. mehr, u.
in eine centrale Maffe verfchmolgen , aus deren Mitte fpikige An—
bänge hervorkommen; Staubb. auswärts gef., ſich d, Länge nad)
od. durch Endlöcher öffnend. Eierſt. frei od. verw., 4 od. mehrfäd.,
mit breiten an den Wänden häng. Mutterfuchen; diefe mit einer
unbeft. Zahl kleiner Eichen bededt. Sp viel Narben als Mutter-
kuchen. Sam. mit fleifch. Eiw., aufr. In Cytinus hypoecistis ein 2famen-
lapp. Embr.; in d. ind. Gatt. befteh. die Sam. aus einer fleisch. körn.
Spitematifche Weberficht des Pflanzenreichs. 599
Maffe, ohne erfennb. Embr. — Schmaroger auf Wurzeln; ſtatt
wahrer Blätt. mit Schuppen, fait wie Orobanche. Blumen (bei
Rafflesia Arnoldi riefenhaft, bis 3/ im Durchm.), fleifch., Bilgen ähnl. —
In Indien u. den Snfeln um Sava, einige auch in Südeur. Cytin.
hypocistis in Frankr. auf Cistus. — Gerbeftoffhaltig. — Cytinus, hievon
Suec. hypoc. Rafflesia, Balanophora, Cynomorium ; C. coceineum {ff Fungus
melitensis Lion. ; Hydnora. — Das Fehlen eines fichtb. Embryo in
manchen, u. ihr fonderb. Ausfehen machen fie Höchit intereffant; nach
Einigen verbinden fie Phanerogamen mit Kryptogamen. Zu den
Ariftolochieen haben fie einige Beziehungen.
Fam. 42. Aristolochieae Juss. Ber. röhrig, mit 3 gleichen
od. ungleich."Lappen, in d. Knospenlage Flappig. -Staubgef. 6— 10,
frei od. mit Gr. u. Narb. verw. Gierft. angem., 3 — 6fäch. Diele
Eichen an d. Are. Narbe firahlig, fo viel als Fächer des Eierft.
Frucht trock. od. fleiſch, 3—6fäh. Viele Sam. Eim. fleifch. —
Kräuter od. Holzgemw., letztere Fletternd. Blätter abwechſ., einfach,
oft mit Nebenbl, Blüthen winfelftändig, einzeln, düfler braun. —
Veberall felten, ausgenom. in Braf. u. Aequatorialam. — Zonifch,
reizend; Wurz. Menſtruat. beförd., woher d. Name Aristolochia. A.
Clematitis, DOfterlugei, merfw. weg. Befr. durch Tipula pennicornis. —
Don ihr offiz. Rad. et Hb. Arist. vulg. v. tenuis. Von A. rotunda, .
longa, pallida pffig. Rad. A. rot. et longae. Won A. Serpentaria, ofli-
einalis fommt Rad. Serpentariae virginianae.. Won A. pistolochia off.
Rad. A. polyrrhizae. Bon mehr. andern ausländ. Spez. find Wurz.
u. Stod off. — Asarum, Haſelwurz; von A. europaeum find off.
Rad. et Hb. Asarı. Bon ihr Hafelmurgfampher, Afarin.,
Ordo III. (XIX.) Piperinae. Pfefferartige.
Fam. 43. Piperaceae Dec. Zwitterbl. außen mit einer Braftee.
Staubgef. um d. Eierfi. geftellt, etwas mit ihm verw. Eierſt. 1fäch.
Eichen aufrecht. Narbe fikend, etwas fchief. Fr. nicht auffpr.,
etwas fleifch. Embryo in einem Sad, außer d. Eimeiß, weit v.
Kabel. — Sträucher od. Kräuter mit entgegengef., wirtel- od.
mwechfelitänd. BI. Blumen ſitz. od. geftielt in einer Aehre. — Zwifchen
d. Wendefr. u. in deren Nähe, vorz. im ind. Arch. —.Piper, Pfeffer,
Sam. beißend. Der weiße u. ſchwarze Pf. P. nigram et album find
die Früchte v. P. nigrum. P. Cubeba giebt die Cubeben; P. betle den
Betel. Houttuyna, Aponogeton, Saururus. Diefe Fam, bildet einen
Uebergang v. Urticeen, Chlorantheen ze. zu den Arvideen, alfo von
Di- zu Monofotyledoneen. Einige flellten fie zu letztern; feit Meyer's
Diss. de Houttuynia et Saurureis werd. fie aber zu den Difotyled. ger.
Fam. 44. Chlorantheae R. Brown. Lit. R. Brown, bot.
Magaz. 2190. Lindley, Coll. botan. XVII. Blume Fl. Javan. — Bl.
in Aehren; Zwitter od. eingefchl.; nach Mehrern ohne Perigon od.
400 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch.
irgend eine Hülle, nad Blume mit Spuren eines Ber. Ein od.
mehrere in beſt. Zahl verwachl. Staubgef. ; Staubf. etwas mit d.
Eierft. verw. Eierſt. 1fäch. Eichen hängend. Narbe einfach, fik.
Steinfr. mit: häng. Sam. Eiw. u. Embr. verf. — Kräuter od.
Halbfir., mit entgegengef. einf. BI. Nebenblätter zwifchenitändig.
Blattfiele fcheidig. Blüthen Fein, in Endähren. — Sm wärmften
Afien, Bolynefien u. Südam. — Aromatifch, reigend. — Chloran-
thus etc. . b en
⸗
Ordo IV. (XX.) Coniferae. Zapfenbäume.
Fam. 45. Cycadeae Rıcn. Lit. R. Brown, Anh. 5. Reiſe
v. King. Richard Mem. s. J. Cycad. et les Conif. A. Brongniart
Veg. foss. — Blüth. 2häuſ. enditänd. Männl. BL. in Kegel geordnet,
nur aus einer Schuppe gebildet, die an d. Unterfeite in 2flappigen,
zu 2,3 0d. A zufamm. gehäuft. Fächern den Samenftaub trägt. Weibl.
BI. in Kegeln od. den Mitteltrieb in Form v. Blättern umgebend,
welche am Nande die Eichen tragen. Eichen vereinzelt, nadt, nur
von dem etwas zurücgebogenen Fruchtblatt- bedecft. Eiw. fleifch. od.
hornig. Würzelchen v- Gipfel an einer langem Nabelfchnur herabh.
2 Samenlappen. — Bäume, mit walz. einf. Stamm, der durch einen
Endtrieb wächst, u- von den bleibenden Blattblafen bedeckt wird. —
Konzentr. Holzlagen, wenig deutlich, nicht jährlich, fond. in größ.
Zeiträumen fich bild. ; zwifchen ihnen fehr viel Ioderes Zellgewebe,
im Centrum u. in Zonen. SHolzzellen lang, porös, wie bei den
Nadelhölzern; mit großen rund. Boren. Blätter nicht eingel., in d.
Knospenlage eingerollt, gefiedert eingefchnitten od. fiedertheilig;
Theile gewöhnlich fchief auf den Blattſtiel, Iederartig. — Zwifchen
d. Wendefr. in Aften u. -Amer.; am Cap und auf Madagascar. —
Stamm fehr reich an Stärkmehl. Sago vorz. v. Cycas circinalis. —
Zamia. Wurden fonft zu d- einfamenlapp. Palmen geitellt; find auch
d. Lycopodiaceen durch einger. Knospenlage u. Blüthenfland verw.
Mit den Coniferis pereinigt man fie wegen ihrer nadt. Eichen, langen
punft- Zellen ꝛe. "-
Fam. 46. Coniferae Juss. &it. R. Brown, in King’s Reiſe,
Anhang. Richard Monogr. d. conif. et eycad, — BI. diflinifch, eins
od. 2häuſ. Männl. Bl. in Käbchen; beitehben aus 1 Staubgef- oder
mehr: verw., bisweilen in einen verbärteten Anhang geendigten- Sa—
menſtaub gewöhnl. zufammengef. Aus d. Winfeln häutiger Brafteen
entfpringen die holz: od. fleifch. Schuppen , die beim erſten Blick d.
ganzen Zapfen zu bilden fcheinen. Sie find nach R. Brown flache,
griffellofe Perifarpien. 2 Eichen am Grunde jedes fchupp. Perik.
werden, weil fie nackt find, unmittelb. befr-, find umgefehrt od. (in
d. vereingelten BI.) aufrecht: Sam. hart, dv. vergröß. Schuppen u-
Brafteen umgeb-, welche manchmal die Schuppen überragen- (Diefe
Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. 401
Schuppen wurden früher für Brakteen, u- d- Same für eine mit b-
Eichen verw. Frucht gehalten.) Embr. im Mittelpunft eines fleifch.
öhl: Eiw., mit 2 od. mehr. wirtelftänd. Samenlappen. Würzelchen
nahe am Gipfel d- Sam. — Bäume od. Str., im Stamm, bef. in
d. Rinde Harz abfond. Hefte gewirtelt, vorz. durch Endtriche wacht:
Blätter wechfel- od. wirtelft., felten entgegengef., Linien, pfriemens
od. Tancettf., mit parall. Nerven; oft häutig, umfaſſend, fehr Fury
u. dann ſtehen in ihren Winfeln die fog. Nadeln der Fichten und
Tannen, linienf., fchmale, grüne, in Büfchelm fiehende Organe, die
man gewöhnlich für Blätter anfieht, und die auch die phyfiol. Nole -
v. folchen fpielen. Sie find nach den meiften Schriftitell. aber Aeſte,
nach Einigen Achfelblätter. — In all. Länd., vorz. d- gemäß. d-
nördl. Halbk. — Fichten, Tannen, Cedern, Melezen lief. viel Baus u
Brennholz. Zirbelnußbaum iſt Pinus Cembra; die Fichte, Föhre, P. syl-
vestris; Nothtanne, Abies excelsa; Weißtanne, A- pectinata; Ceder, Cedrus
libanotica; Cypreſſe, Cypressus sempervirens. Bon dief. Fam. mancherlet
Harze. Bon Taxus baccata, Eibenbaum, find Rinde, Beeren, Sproffen
gebr. Die eßb. Piniennüffe v. Pinus pinea. Won d. Lärche, Larix
europaea fommt Terpenthin, Terebinthina, Resina alba, burgundiaca.
Pech, Resina pini empireumatica, Colophonium, Cedria; Ferner Manna
laricina; U. and. Pinus Pech, Manna brigantina, ee Bon Agathis
Dammara fommt Res. Dammarae. Bom gemein- Wachholder, Dei
communis gebr. Holz, Beeren, Oleum Junip.; vom GSebenbaum 7:
Sabina gebr. Holz, Ol. Sabinae. Won J. thurifera, Iycia fommt Oliban.
arabic.e Vom abendl. Lebensbaum, Thuja occidentalis offiz- Ramuli,
Lign. arboris. vitae.e. Don Callitris 4- valvis fommt Resina Sandarae,
Sandaraein. Bon Gnetum Sam. eßb., Fafern gebt. — Pinus lamber-
tiana aus Galiforn- folr230/ hoch werden; faft eben fo hoch wird die
Ceder- — Cunninghamia, Araucaria, Eohaden etc.
Ordo V. (XXI.) Amentaceae. Katzchenbaͤume.
- Fam. 47. Casuarineae Mırz. Lit. Richard Analyse du fruit.
Mirbel Ann. du Mus. XVI. R. Brown Anh. zu Flinder’s Keife. —
BI. diflinifch. Männl. BI. in Kätzchen; jede beit. a. 4 Staubgef,
u. einer Hülle v. 4 Klappen: die 2 äußern ausdauernd, die 2 innern
find oben verw. u. werden daher durch d. Staubb. aus d. Blume
geflogen, wenn d. GStaubf. heranwächst. Weibl. BI. beſt. a. ein.
Samen mit äuß. Hüllbl. Eine feine Haut hüllt d- Samen ein, u.
verlängert fich in einen Endflügel. Unter diefer Haut bedeutend viel
Spiralgefäße- — Sträucher m. geglied. Aeſten; diefe haben an d.
Sliederungen häut. gezähnte Scheiden, aus deren Winkeln andere
Aeſte fommen. Gleichen in der Tracht d. Equiſetaceen, im Blüthen-
bau d. Eoniferen u. Amentaceen. — Neuholand. — Casuarina; yon
C. equisetifolia, dem Keulenbaum auf Neuſeeland, gebr. Frucht,
Rinde, Holz zu Keulen sc.
I, 26
4023 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch.
Fam. 48. Amentaceae Juss. Lit. Holfaend hist. Salicum;
Richard Anal. de fmit. Kuuth Nov. Gen. Pl. Amer. II. Mirbel Elem.
4. Bot. II. Jussieu Dict. d. sc. nat. vol. I. Decandolle et Duby
Bot. gall. I. Seringe Coll. d. saules dessech. — BL, eins, zmweihäufig
od. Zwitter. Männl. BI, in Käbch. od. einem Kopf, ohne Ber, Staubs
gef. auf einer fchupp. Scheibe. Weibl. BI. vereinzelt, gehäuft od. in
Käbchen, mit Perigon. Eierſt. frei, ein- od. vielfach. Mehrere Nars
ben. Sruchthüllen knöch. od. häutig. Kein od. ein fehr dünnes Eiw.
Embr. gerade od. gekrümmt. Würzelchen meift oberhalb, Bäume
od. Str., mit wechſelſt. Bl.; Nebenbl. 'erfcheinen gewöhnl. vor d.
Blättern, find hinfällig. — DBorz. in d. gemäß. u. nördl. Gegenden
unferer Halbk. — Ninde oft (fo bei Birken, Weiden) gerbeftoffhaltig,
fieberwidrig. Lief. in unf. Klima d. befte Brenn u. Bauholz, u. bilden
wefentl. d. Wälder. Samen des Gagels, Myrica Gale, fond. Wachs
ab; of. Fr. Myrti brabanticae, Auch v. A. cerifera, auercifolia etc;
Wachs, Serin, Myricin. U. M. sapida Früchte eßb. — Bau⸗ u. Brenn-
holz fommt vorz. v. d. Eiche Quereus robur, pedunculata, 9. welchen
auch Rinde z. Gerberlohe u. Fr. gebr. werden; Birfe, Betula alba
(von ihr auch Rinde, Oleum, Balsam. lithuan., Betulin, Birken⸗
fampher); Erle, Alnus incana, Buche, Fagus sylvatica (von. ihr auch
Buchekern, Fr. gebr., Fagin); Hainbuche, Carpinus betulus; Platane,
Platanus orientalis, occidentalis, acersfolia; den PBappeln, Populus alba,
nigra, tremula, fastigiata (von ihnen auc Rinde u. Knosp. gebr.;
v. P. balsamifera gff. Res. Tacamahaca commun. ; Bopulin) Weiden, Salız
(von S. alba offiz. Cort. Salıc. albae; Saliein, von S. pentandra, fragilis
etc. fommt Cort. Salic. laureae); Ulmen, Ulmus campestris, effusa 4. a.
(gebr. auch Cort. inter.). Von Quercus Infectoria Die durch dey Stich
v. Diplolepis Gallae tinctoriae erzeugten Galäpfel (Gerbeitoff, Gallus-
fäure); v. Q. Cerris, Aegylops die durch mehr. Cynips erz. Knoppern;
v. Q. coccifera komm. Grana Chermes (Chermes tinetorum Latr.) und
Manna; die Rinde v, Q. suber 1, pseudosuber iſt der Kork (Korkſtoff);
v. Q. tinctoria fommt das Duercitronholz (Duereitrin). Der Kaſta—
nienbaum heißt Castanea vesca; die Hafelnußftaude Corylus ‚Avellana. °
— Folgende Zünfte Decandolles werden von Manchen als eigene
Sam. betrachtet. 4) Celtideae. Ber. frei, glodenf., 5 —6theil.
Staubgef. 5— 6, den Perigonnallappen entgegengef., dem Grunde
d. Berig. eingef. Nur 1 Eierf. Narbe doppelt. Eine Fugl. Steinfr.
mit fnöch. Kern. Sam. häng. Embryo gefrümmt; Samenlappen
blätterig, doppeltgewunden; Würzelchen geg. d. Nabel gekehrt.
Celtis; C. australis if (mit Zizyphus lotus) der Lotus der Alten. —
2) Betulineae. Ber. frei, glodenf., A— 5lapp. Staubgef. 4 — 12,
am. Grunde d. Ber, eingef., in gleicher od. mehrfacher Zahl der
Berigonlappen ; im erſten Fall ihnen entgegengef. Nur 1 Eierit., mit
2 Narben. Fruchthülle 2fäch., nicht auffpr., bäutig, oft geflügelt:
Syſtematiſche Heberficht des Pflanzenreichs. 403
Samen in jed. Fach vereinzelt, bäng., ohne Eiw. Würzelchen gegen
d. Nabel get. Samenlappen flach. Ulmus, Betula, Alnus. — 3) Salı-
eineae Bl. 2häufig, jede im MWinfel einer Schuppe. Käbchen
walzig. Perig. drüfig , fehr Flein. Staubgef. 2— 30, etwas mit d.
Drüfe (d. Perigon) verw,; oft frei, manchm. brüd. Weibl. BT. in
eif. od. walzig. Aehren (Zapfen) gehäuft. Ber. frei, einfach, ause
dauernd od. fehr klein. Eierit. Afäch. 2 Narben. Kapfel 2flappig,
Biele, fehr Eleine, hängende, banrige od. fiederfronige Samen ohne
Eiw. Embr. gerade. Samenl, flach. Salix, Populus. 4) Quercineae,
BI. ıhäuf. Kätzch. walz. Per. Hein od fchuppig. Staubgef. 5—20,
am Grunde mit d, Per. verw. MWeibl, BI. in einer Hülle. Ber, mit
d. Eierit- verw., gezähnt. Ein vielfäch. Eierſt. Viele Eichen. Griffel
geth. Hülle vergrößert fich nach dentBlühen, u. umgiebt 1 0d. mehr.
Berifarp. Einfamige Eicheln od. Nüffe. Sam. hängdend, ohne Eiw.
mit dickem Embr. Würzelchen geg. d. Nabel gef., Samenl, fleifch.,
flach gewölbt. Quercus, Corylus, Ostrya, Carpinus. 5) Plataneae,
BI. ıhäuf. Kätschen rund. Hülle 1 — Ablättr. Männl. BT, befichen
"aus Staubgef. mit zahle. Schuppen dazwifchen. Weibl, Bl. bef.
aus-Eierft., von welchen jeder 1—2 häng. Eichen enth. Nüſſe in
Geſtalt dicht aneinander gedr. Nägel, 1— 2 verlängerte, häng. Sam,
Eimeiß fleifch. Embryo rechtlinig, v. Nabel entfernt. Platanus. —
6) Myriceae. Eingefchl. Kästchen od. ehren, aus Blüthen geb.,
wovon immer eine in den Winfeln eiförm. Schuppen ſteht. Männl.
BI. haben 2, einem Ber. vergleichb. Schuppenftüde, 4 freie Staubgef.
Schuppen d. weibl. BI. wachfen nach d. Blühen heran. Schüppchen
od. Ber. 3—6theil., fehr Klein. Eierft. frei, einfach. 2 Narben. Eine
fugl. Steinfr., mit fnöch. Kern. Same aufr. mit od. ohne Eiw.
Würzelchen oberhalb. Samenl. fleifchig, flach-gewölbt. Myrica.
Bartling bildet aus den Fam. Salieinae Rich. u. Balsamifluae
Kosteletzky eine eigene Ordnung lteoideae.
Fam. 49. Juglandeae Dec. it. Kunth itt Ann. d. sc. nat. H. —
BI. ahäuf. Männl, BI. in Kätzch. Ber. fchuppig, fchief, 1 — 6lapp.
Staubgef. in unbef. Zahl; Staubf, fehr kurz, frei. Weib, BL.
enditändig, zu 2—3 gehäuft 9). einzeln. Ber. dopp. od. einfach, mit
d. Eierſt. verw.; das äußere mit 4 Einfchnitten, das innere, wenn
vorhanden, aus 4 Th. gebild. Eierft. Afäch., mit aufr, Eichen. Gr.
41 — 2 mit 2 zerfchlikten Narben, od. feine Gr, u. dann eine fcheis
benf. Alapp. Narbe. Steinfr. Ifäch., unvollf, Atheilig. Sam. Alappig.
Kein Eiw. Embr. d. Samen conform, fehr did; Samenl. fleifch.,
gefurcht, 2lappig; Würzelchen oberhalb, — Bäume; BI. wechfelftänd.,
gefied, mit einem unpaarigem. — In d. gemäß. Länd. d. nördl
Halbk., bef. Nordam. — Die grünen Theile, vorz. d. Fruchthülle
find gerbefioffhalt. Holz techn. brauch, Die Fr, d. gem. Nußbaums,
Juglans regia, ift velig. Eßb. Nüffe auch v. J. nigra, einerea, olivae-
A0A Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch.
formis (Carya). Lebt. wird nun in Südfrankreich gepfl. Der (ebenfalls)
nordam. Hikory iſt I. (Carya) alba. — Inder Fam. Juglandeae fennt
man Bflz., deren weibl. Blth. Kelch u. getrenntblätt. Blume haben.
Ordo VI. (XXII.) Urticinae. Neffelartige.
Fam. 50. Monimieae Juss. BJ. eingefchl. Ber. (od. Hülle) tft
eine. gezäbnte od. lappige Röhre, mit flapp. Knospenlage. Staubgef.
in unbeit. Zahl, das Innere d. Perig. beded. Mehrere getrennte
Eierft., umgeb. v. Ber. od, d. Hülle, aber frei; jeder mit 1 .Or.,
4 Narbe u. 1 häng. Eichen. Nüffe zahle. mit häufigem Eiw. Bäume
od. Str. m. entgegengef. BI, Sternförm, Haare, Trauben winfel
ftänd. — Südam, — Rinde u. Blätt. arom. riechend, wie Lorbeer. —
Monimia, Ruizia etc.
F am. 51. Arbäresper ai R. Brown. Öl. sgefchlechtig,. oder
Switter. Per. od. Hülle röhrig, in 2 Zappenreihen getheilt: innere
blumenartig, in weibl. u. Zmwitterbl, mit Schuppen. Viele Staub»
gef. im Grund d. Per. od, d. Hüle, mit Schuppen dazwifchen.
Staubb. 2fäch., fich durch 2 Klappen v. unten n. oben öffn. Eierſt.
in unbeſt. Zahl, mit 1 eing. aufr. Eichen. Gr. einfach, feitlich;z
Karben einfach. Nüffe tragen oben die bartig geword., vom vergröß.
Ber. od. Hülle umgeb. Griffel. Eiwe fleifch. — Bäume, m. entge
gengef. BI, Blüthen einzeln, winfelt. — Neuholl. u. Südam. —
Aromatifch. — Laurelia, Atherosperma. (Holz u. Frucht aromat.):
Fam. 52. Urticeae Dec. BI. 1: 98. 2häufig, zerſtreut od. ge—
häuft in Kätsch. od. auf einem fleifch. Fruchtboden ; Flein, grünl. Ber.
gelappt, ausdauernd. Staubgef. in beit. Zahl; getrennt, am Grunde
des Ber. eingef. u. feinen Lappen entgegengef. Eierit. frei, einfach.
2: od. 4, dann gabliger Gr. Ein aufr. od. häng. Eichen. Achnenen od.
Steinfr. v. ausdauernd, Per. bedeckt; einzeln, od. einem konkaven
fleifch. Fruchtb, eingef. Samen mit od. ohne Eiw. Embryo gerade,
gefr. od. fpiralig, gewöhnt. verk. Bäume, Str. od. Kr. Blätter
wechfelft. m. Nebenbl. — In all. Länd., aber. vorz. in d. heißeften. —
Unter ihnen viele Nutzpfle, aber auch fchädl. u. giftige. Hanf, Can-
nabis sativa (Nepenthe d, Alten); Fafern zu Leinw., Striden; Sam.
zu Del; Blätter enth. erheit. u. betäub. Stoff, den die Drientalen
wie Opium anmwend. Bitter d. Hopfens, Humulus lupulus, zum Bier
(Lupulin). Brodfruchtbaum, Artocarpus incisa; Frucht auf manchen
Südſeeinſ. Hauptnahrungsm.. Manlbeerbäume, Morus alba, nigra ;
Fr. efbar, Blätter 5. Futter der Seidenwürmer. M. tinctoria giebt
gelbe. Farbe (Gelbholz). Aus d. Baſt von Broussoretia papy-
rifera Bapier, Feigenbäume, Ficus; ihre angenehm ſchmeck. Fr- find
- gehäuft, od. v. einem gemeinfch. fleifchig. Fruchtboden umhüllt. Bon
« F. indica (Banianenbaum) u. andern ind. Feigenb. fommt Gummi»
laf, (Coceus Ficus Fabr.) Von F. infectoria Farbiiof. Kuhbaum,
Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. 405
Brosimum Galactodendron ; fein Milchſaft it ein in Südam. ſehr ge—
wöhnl. Tranf. Neffel, Urtica; einige ind. Spez. fo fcharf u. gefähr-
lich, daß fie die Glieder mehrere Tage lähmen, einen Menfchen felbit
tödten können. Fafern v. U. japonica, cannabina u. a. gebr. Von
Parietaria officinalis offiz Hb. Helxines. Won Cecropia peltata, palmata
Saft u. Baft benübt- Won Dorstenia contrayerva 4. a. Offiz. Rad.
Contrayervae.-. Der Upasbaum dv. Savd, Antiaris toxicaria iſt durch
feinen Strychningehalt fehr gift. Auch manche Ficus hab. gift. Saft. —
Folgende 3 Hauptgruppen Decand. betrachten Manche als eig. Fam.
4) Eigentl. Urticeae; Frucht nicht fleifch-, Eichen aufr, Embryo
verk. Urtica, Parietaria, Cannabis. 2) Artocarpeae; fr. fleifch- od.
auf ein. Fonfaven fleifch. Fruchtb: gehäuft; Eichen häng., Embryo
bezüglich auf d- Sam. aufr-, auf d. Horizont verf. Dorstenia, Ficus,
Antiaris, Cecropia, Artocarpus, Broussonetia,_Morus, Brosimum etc.
8) Datisceae. Eierit. angew-, Embryo walzig, aufe-, im Mittelp.
eines fleiſch Eim. Werden von Manchen nach ihrer Stell. noch als
zweifelh. betr. Datisca. Gaudichaud nimmt noch viel mehr Zünfte an-
Ordo VII. (XXIII.) Fagopyrinae. Buchweizenartige.
Fam. 53. Polygoneae Juss. &it. Campdera Monogr. d.
Rumex. Meissner Monogr. d. Polygonum. — Ber. a. 2 wechſelſtänd.
Wirt. gebildet: jeder aus 3 verw. Stüden. Staubgef- in beit. Zahl,
dem Grund des Per. eingef. Ein Eier. Mehr. Gr-, od. nur 1 mit
mehr. Narben. Eine mehr 0d. wen. vom ausdauer-. Per. bededte,
gewöhnt. 3edige Caryopfe- Nur 1 Sam. mit groß. mehl. Eiw. u.
verk., meiſt feitlich. Embr. — Kräuter, felten Str. Blätter verwachſ—
Nebenbl. unter fih u. um d. Stengel verw., eine Tute bildend. — In
allen Lind. — Wurzeln reinigend, vorz. b. Rhabarber, Rheum. Junge
Triebe u. Blätt- fcharf, fo b- Sauerampfer, Rumex, u. b. Rhabarber,
defien Blattitiele u- junge BI. man in Engl. it. Von Rumex Acetoza,
Acetosella, scutatus fleefaures Kali- Bon mehr. and. R. fommt Rad.
Lapathi acutı (Rumicin); v- R. Hydrolapathum,, aquaticus fommt Rad.
Brittanicae; v. R. Patientia fommt Rad. Lapathi sativi seu Patientiae; v.
R. alpinus fommt lad. Rhabarbarum Monachorum. Die Rhabarber, Rad.
Rhei s. Rhabarber foımmt v. Rheum palmatum, undulatum , compactum,
leucorhizum;, die beite aber v. Rh. australe Don. (Nhabarbarin) Bon Rh.
rhaponticum pff. Rad. Rhapontici. Von Coccoloba uvifera faft. Beere-
(Kino amerie.) Polygonum fagopyrum, Buchmweizen, u. tataricum wegen
mehl. Eim. geb. Bon mehr. and. Polygonum Hb. offiz, Von P.
Bistoratae off. Rad. Bist.
Fam. 54. Nyctagineae Juss. Hülle kelchförmig, eins od. viel
blüthig- Ber. verwachfenblättrig, gefärbt, ausdau.; am Grunde erweit.,
- in d. Mitte verengt, dann trichterf. erweit., nicht mit d. Eierif.
verw. Staubgef. in beit: Zahl, einer drüfigen Scheibe eingef., welche
406 Allgemeine Naturgeſchichte. VIL Buch.
d. Eierſt. umgiebt. Staubf. mit d. verengten Theil d. Ber. verw.
Ein freier Eier: Ein Gr. u: 4 geföpfte Narbe. Schlauchfrucht
ifam. Eiw. mehl-, v. Embr. umhüllt. — Kräut- od. Str., mit oft
fnotigen u. fleifch. Stengeln, wechſelſt. Blätt. — Wurz reinig: Die
Nyctago, bef. N. Jalapae Zierpfl. — Zwifchen u. nahe an d. Wendefr-,
bef. in Amer. — Mirabilis, Allionia, Tricicla, Oxybaphus.ete. — In dief.
Fam: fommt manchm. ein Kelch nebft einer verwachfenblättr. BI. vor.
Ordo VIII. (XXIV.) Proteinae.. Proteinen.
Fam. 55. Laurineae VenT. Ber. 6lapp., in d. Knospenlage
dachziegelf. Staubgef. d. Grunde d. Berigonlappen eingef.; 6 oder
12 in 2 Reihen. Staubb. d. Etaubf. anhäng-, ſich durch Klappen v—
unten n. oben öffnen; die innern auswftrts, die äußern einw. gew-
Ein Eierſt. m. ihäng. Eichen u. 1 Sr. Eine Afäch. Ifam. Steinfr.
0d. Beere. Kein Eiw. Samenl. am Grunde gefchildet: — Bäume
od. Str. mit wechfglit- BT. u. Zwitter⸗ od. 2häuf. Blüth- — Borz-
zwifchen d. Wendefr., wenige ausgen-, wie der gem. Lorbeer, Laurus
nobilis, der bis Eüdenr. geht“ Auf d. afrif. Feſtland kommt nur d.
Schmarokerfippe Cassyta vor. — Nromat., ton-, magenſt. durch ein
flücht. Oel u. Kampher: Ninde v- Cinnamomum zeilanicum Bl. (Laurus
Cassia Linn.) iſt d. Ächte Zimmt. (Zimmtfäure.) C. aromaticum Nees.
lief. Zimmt- Caffia, chinef., ind. Zimmt, Zimmtblüthen.: Bon C.
Kiamjis Nees fommt Cort. Massoy ; v. C. Tamala, albiflorum fommt Cort.
Malabathrum , Cassia lignea, Muttergimmt, Caſſienrinde; 9: C. Culit-
lawan Cort. Culitlawan; 9. C. Syndoc Cort. Syndoc; v. C. obtusifolium,
encalyptoides Nees fommen Folia inda seu Malabathra. Den Kampher
liefert Camphora oftıcinarum Nees. (Laurus Camphora Linn.) Die Bichu-
rimbohne fommt vd. Ocotea Puchury major, minor. Von Sassafras offi⸗
cinarum Nees (L. Sassafras Linn.) ift gebr. Rad. Cort. Lign. Die Beeren.
d. gewöhnt. Lorbeers, Laurus nobilis gebe fett. Äther. Del- (Xaurin.)
Bon Dieypellium caryophyllatum fommt d. Nelfenzimmt. Fr. von
- Persea gratissima (Avogate) fehr gefchäßßt- — Tetrantheca ete. :
Fam. 56. Santalaceae R. Brown. Ber. 4— 5fpaltig, in d.
Knospenl. Flapp--Staubgef. am Grunde jedes Lapp- Eierit. angem-
dfäch. Eichen 2 — 4, von ein. Sentralmutterfuchen herabhäng- 4 ge—
lappte Narbe. Fr. Ifam-, hart od- fleifch-, nicht auffpr- Eiw. fleiſch. —
Bäume, Str. od. Kr. — Die frautartigen in Eur. u. Nordam:, die
and. in Snd- u. Auſtralaſ. — Sandelholz der Sandwichinf., aus dem
. man wohlriecch. Fächer u. Käftchen macht, v. Santalum Freycinetianum
Gaud. Das Eoromandel’fche Sandelholg v. S. myrtifolium. — Nyssa,
Thesium etc.
Fam. 57. Elaeagneag R. Brown. &it. A. Richard Monogr.
d. E. — Oft 2häuf. Ber. Atheil. Männl. BI. mit 3-4 od. Ss Staubgef.
Weibl. ein röhr. Ber: ungetheilt od. 2 — Azähn. Eierſt. frei, Afäch-
Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. 407
Eichen aufſteig., geftielt. Narbe pfriemenf. Frucht knöch., bisw. v,
fleifch. geword. Per. umgeb. Same aufr. Eiw. fleifh.— Bäume od.
Geftr. mit Schuppen (ſternf. verw. Haaren) bed. — Nur in d.
nördl. Halbf, — Elaeagnus ; 9. E. angustifolia Blüth. offiz.; die
Berren manch, afiat. Gattungen eßb. Hippophae; offiz. Summit, „—
Shepherdia.
Fam. 58. Thymelaeae Juss. Perigon 4» od. 5fpaltig, in d.
Knospe in Duincung geft. Doppelt fo viel Staubgef. als Berigonlapp.
Ein freier Eierft. u. 1 häng. Eich, Ein oft feitl, Sr. u. 1 Narbe,
Kein od. ein fehr Flein. Eim. Embryo gerade. — Str. mit einf.,
ganzen, wechfelft. od: entgegengef. Bl., manchmal 2häuf. BL. —
Häufig am Cap u. in Auftralaf., felten in d. fbr. Lind. — Rinde
enth. einen äb. Stoff. Daher wirft d. Seidelbalt, Daphne Mezercum ,
ind. Mund od. d. Hände genommen wie Zugpflaſt. Von ihm off.
Cort.. u. Sem. Coccognidii. Beeren dv. D. laureola gift. Vom ihr of.
"Rinde u. Fr. V. D. Gnidium off. Cort. Gnidii s. Thymeleae. Baſt v.
D. Lagetto beit. aus verfl. Fafern, wie eine Kante; dient auf Dtahiti
als Zeug. (Daphnin.) Gnidia, Passerina, Struthiola etc.
Fam. 59. Aquilarineae R. Brown. Kelch (od. Ber.) lederig,
blapp. In deſſen Grunde eine 5theil. Kuppel, mit gefpalt. Lappen.
10 Staubgef., zwifchen d. Lappen d. Kuppel eingef. Eierſt. frei, ge
fielt. Narbe Furg, einf. Kapſel bienf., 2klapp., 2fäch.; Klappen
Scheidewände trag. Sam. einz., häng., mit Samenanhg. — Bäume
mit wechfelit., ganz. Bl. — Oſtind. — Das Lignum Aloes d, Bharmaz,
von Aquilaria malaccensis 4, Agallocha; iſt harzig, dient in Afien ale
Eprdial.
Fam. 60. Proteaceae R. Brown. if. R. Brown, in Traos.
of the Linn. Soc. X. Prodr. Fl. Nov. Holl. et Supp). I. Fl. N. H. —
Per, Atheil., in d. Knospenl. Flapp. 4 den Berigonth. entgegeng.
Staubgef. Eier. frei. Grund u, Narbe einf. Frucht auffpr. od.
nicht auffpr. Eam, ohne Eiw. Embryo mit 2 09. mehr Samenl. —
Str. od. Fl. Bäume, mit ausdaner. einf. eiform. Blätt. — Bef. am
Eap, Auftralaf. u. Südam. Vermind. fich mit d. Annäherung an d.
Aequ. u. finden fich faum in d. nördl. Halbf, Keine in Europa u.
benachb, Länd. — Zu Brennholz. — In unf. Gärten wegen Schönh.
u. wunderfam. Blüth. gepfl. — Protea, Banksia, Dryandra, Grevillea,
Embotrium, Hackea, Leucadendron, Persoonia, Serruria etc.
Fam. 61. Penaeaceae Kunte. -£it. Guillemin Dict. class.
XII. Martius Hort. Monac. — ‚Kelch mit 4 Lappen u. 2 od, mehr.
Braft. am Grunde. Keine Blumenkr. Staubgef. 4, abwechf. mit d.
Kelchlappen; Staubb. auswärts, mit Klapp. Eierf, frei mit 1 Gr.
v.4 Narb. Eich. auffteig., feitl. od. aufgeh. Fr. trocken. — Bäume. —
Cap. — 3. Penaca mucronata, Sarcocolla,'squamosa fommt das Gummi»
barz Sarfofoll, (Sarfofollin)
408 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch.
Subelassis II. Gamopetalae Mit BER ER
rigen Blüthen.
Ordo IX. (XXV.) Aggregatae. Häufelblüthige.
Fam. 62. Plantagineae VENTENAT. BI, bisw. Ihäuf. Ber.
ausdauernd, doppelt; Auf. (Kelch?) Atheil., inneres (Krone ?) vers
wachfenblättr., röhr., troden, Atheil. Staubgef. 4, d. Röhre d. Ber.
eingef., abwechf. m. deffen Lappen; in d. Ahäuf. d. Fruchtboden
eingef. Die Staubf. hervorragend. Eierft. frei, mit 1 einf. od. gab»
ligen Gr. u. Rarbe. Kapfel öffnet fich quer, hat 2—4 Fächer, mehrere
‚gefchildete, mit Schleim bed. Samen; in d. 4häuf. nur 1 Sam.
Ein aufr. Embr. im Mittelp. eines fleifch, Eiw. — Kräuter mit furz.
Stengel. Wurzelbl. verdift, mit Parallelnerv. BI. in Aehr. —
Kraut bitter, zufammenzich. Von Plantago Psyllium, arenaria, Cynops
offig. Sem. Psylli. Von Pl. major, media, lanceolata (Spibwegerich)
Kurz. u. Kr. offiz. V. Pl. maritima, squarrosa fommt die Barille
(fohlenfaures Natron), — Auf d. gangen Erde. — Littorella.
Fam. 63. Plumbagineae. VENnT. Ber. doppelt, ausdauer. ; Auf.
(Hülle 08. Kelch ?) verwachfenbl., ganz od. gezähnt; inner. (Krone)
bliumenähnl., mit freien od. verw. Gtüden. 5 Staubgef., bei d.
verwachfenbl. dem Fruchtboden, bei d. vielblättr. dem Grund d,
Blumenbl. eingef. Eierſt. Afäch., frei. Nur 1 Eich., oben v. einer
Nabelſchnur herabh., die ſich v. Grunde des Eierfi. erhebt. 5 od. A
Gr. od. nur 4 mit mehr. Narb. Samen verf,, Eiw. mehl., einen
zufammengedr. Embryo umgeb. — Kr. od. Halbfir., mit einf.,
ganzen, wechfel - od. wurzelftänd. Bl.; Blüthen in Köpfen oder
Aehren. — Zufammenz. od. kauſtiſch. Wurz. v. Statice Caroliniana
fräft. Adftringens. V. St. Limonium war fonft gebr. Rad. Behen rubri.
Merkw. it deren Befruchtg. Plumbago europaca wirft als Zugpflaft.
Bon ihr Rad. Dentellariae seu St. Antonii. ®. Pl. scandens, zeilanica
Wurz. offiz. (Plumbagin). — Faft immer am Seeſtrand u. d. Salz—
fieppen aller Länder, bef. um’s Mittelmeer, am Kaufafus u. in
Sibirien. — Armeria. — In diefer Fam. giebt es auch Pfl. mit
getrenntblätt. Blumen.
Fam. 64. Globularieae Dec. Lift, Cambessede in Ann. d. sc.
nat. IX. — Bl. in Köpfen in einer vielbl. Hülle, u. auf ein. Frucht»
boden mit Spreubl, Kelch 5lapp. Blumenfr. d. Fruchtb. eingef.,
röhrig, mit 5 ungl. Lappen. Staubgef. A— 5, oben in d. Blumen»
röhre eingef. Staubb. ıfäch. Eierft, frei, Ifäh. Ein einz. häng.
Eich. Gr. zweifpaltig. Fr. eifürm., dv. Kelch umgeb. Eiw. fleiſch. —
fr. od. Halbfir. mit abwechſ. BI. — Eiid« u. Mitteleur. — Bitter,
tonifch , reinig. — Don Globularia Alypum, vulgaris, cordifolia
Blätt. offiz.
Fam. 65. Dipsaceae Dec. Lit. Coulter in Mem. de la soc.
Soſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. 409
‘de Genere. Decandolle Prodr, IV. — Der verwachfenbl. Kelch mit
db. Eierft. in d. ganzen Länge od. bloß oberhalb verw. Nand kurz,
nicht gezähnt, od, in eine Federfrone fich verwandelnd. Blumenfr.
verwachfenbl., oft ungleich, 4—5lapp. Staubgef. in gleicher Zahl,
am Grunde der Staubf. mit d. Blumenröhre verw. Narbe eif.,
länglich od. geföpft. Frucht nicht auffpr., Tederartig, v. Kelchrand
gekrönt, fäch., Afam. Same häng., mit fleifch. Eiw. u. gerad. Embr. —
Kr. 09. Halbiir. Blätt. entgegengef. , felten wirtelig, am felben
Stod fehr abänd. — Blüthen in Köpfen od. Wirt., von einer Hülle,
jedes Blümchen v. einem Hüllchen umgeb. ; leisteres oft durch einen
Anhang gekr. — Dorz. um’s Mittelmeer, d. übr, Europa, gemäß.
Afien u. Cap. — Von Scabiosa arvensis Kraut u. Blum. of. Bon
Sc. succisa Ar. 1. Wurg.; Rad. Morsus Diaboli. Blüthenfopf der
Weberkarden, Dipsacus Fullonum zum Kartätfchen. — Cephalaria,
Knautia.
Fam. 66. Valerianeae Dec. Sit. Dufresne, Monogr. d. V.
Decandolle Mem. VII. Prodrom. IV. — Kelchröhre verw., Nand
gezähnt oder gelappt, manchm. in eine Federfr. geend., die früher
einwärts gerollt, fpäter ausgebreitet ift. Blumenkr. verwachfenblättrig,
5, feltener 3 —Alappigz; Nöhre gleich did oder am Gr. in einen
Sporn aufgebl. Staubf. am Gr. mit d. Blumenfe, verw.; 5 oder
weniger bis 4. Narben verw. od. 2—3 getrennte. Fr. nicht auffpr.,
ft verhärt., durch d. anhäng. Kelch gefr., 3fäch. mit 2 leeren Fäch.
oder Afäch. Same häng., einzeln, im fruchtb. Fach, ohne Eiw. mit
gerad. Embr. — Kr., felten am Grunde holzig. Wurzeln, wenn fie
ausdauernd find, did. Blätt. entgegengef., ohne Nebenbl., auf dems
felben Indiv. abänd. BI. gegipfelt, felten 2häuf. — Befond. in den
gemäß. Geg. Europa’s u. Aſtens, vorz. im Gebirge, — Wurzeln, bef.
v. Valeriana oflicinalis, phu u. celtica tonifch, bitter, arom., frampfs
widrig, wurmtr.; Geruch uns zuwider, den Drientalen fehr angen.
Fedia olitoria, carinata alg Gemüfe geb. (Aderfalat). Won Valer.
offcinalis fommt Rad. Val. sylvestris, Baldriandl, Baldrianfäure; v.
V. celtica, dem Speick, Wurz. off. Nardostachys Jatamansı 9, Himalaiah
iſt Nardus syriacus d. Alten. — Patrinia, Centranthus etc.
Ordo X. (XXVI.) Compositae. Zufammengefette.
Fam. 67.. Calycereae R. Brown. Lit. R. Brown, Trans. of
the Lin. Soc. XII. Richard, Mem. du Mus.. VI. — Kelch mit 5 ungl.
Theil. Blumenkr. regelmäßig, verwachfenbl. 5 einbrüd. Staubgef.;
Staubb, am Grunde verw. Eierfl. angew., Ifäch.; mit häng. Sam.
Narbe geköpft. Eiw. fleiſch. — Kr. m. abwechſ. BI. ohne Nebenbl.;
Blüth. in Köpfen. — Südam. — Acicarpha, Boopis, Calycera.
Fam. 68. Compositae Tourner. (Synanthereae Ricu.) it.
Cassini opusc. phytol. Div. art. du dietion. d. se, nat. Decandolls
4140 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch.
in Ann. du Mus. XVI, XIX. R. Brown in Trans. of the Lin. Soe. „Kl.
Lessing Synops. gen. Comp. etc. Nees ab Esenbeck genera et spec.
Asterearum. — Kelch verwachfenbl.. mit d, Eierſt. in d. ganz. Länge
d. Röhre od. nur d. größt. Theil verw.; Nand (Federfr.) bald gar
nicht, bald nur als Verdickg. vorh.; bald trocken, gezähnt od. ges
lappt; bald u. dieß häufiger, in einf. od. äſt.,, gezähnte od. gefiederte
Borſten umgewand,, die in einer od. mehr. Reiben ſtehen. Blumenfr.
d. Bipfel d. Kelchröhre eingef., verwachſenbl., jedes Blumenbl. mit
2 fait am Rande verlauf. Nerven, u. 5, feltener A, 3 oder 2 Lapp.
Diefe in d. Knospenl. klappig; gleich od. ungl., cine röhr. oder
. 2lappige, od. zungenf. gefpaltene Korolle bild. 5, feltener A Staubgef.,
die in den weibl. BI. mehr od. weniger abort.; Staubf. wechfelft.
mit den Korollenlappen, gewöhnt, mit ihnen am Gr. verw.; unter
fich frei, am Gipfel geglied., oberes Glied das Connektiv vertret.;
Staubb. aufr., in eine Röhre verw., einwärts gef., oft an beiden
Enden in merfw. Spiben verläng. Eierft. angew,, mit nur 1 Eich. Gr.
in d. männl. BI. einfach, in den Zwitter- u. weibl. BI. in 2 mehr
od. minder deutl. Lappen (oft Narben gen.) getb.; Narbendrüfen
(wahre Narben) in zwei Reihen auf d. DOberfeite der Griffelappen;
verfchieden gelegene Sammelhaare gegen d. Dbertheil d. Griff. der
Switterbl. Fr. (Achene) aus d. Verwachſ. des Sam. mit d. Samen»
hülle u. Kelchröhre geb., im die Federfr. endig. Same aufr., mit
aufgetrieb. innerer Haut, ohne Eim. Embr. gerade, mit flachen
Samenl.— Kr. od. Str, mit. wechfelft. Ber entgegengef. Bl. Blüth.
entwed. wahre Köpfe od. Knäuel (Anhäuf. 1 98. wen. blüth. Köpfchen)
darft. Sn den wahren Köpfchen ift d. Blüthenſtand centripetal für
jeden Blüthenkopf, centrifugal für alle zufammen; in den Knäueln
centrifugal od. unregelm. Fruchtb. oft fleifch., flach od. Fegelf.; bald
bat er Spreublätt. (Fleine Brafteen), bald um iede BI. eine hohle
Auftreibungs”die mit Haaren (Gmbrillae) befeßt, oder gezähnt oder
ohne Anhänge, manchmal fogar auf ein einfaches Feldchen zurüd-
gebracht iſt; letzteres ſtellt vielleicht das Hüllchen jedes Köpfcheng
dar, welche zufammen die Knäuel bilden. — Sn den wahren Köpfchen
unterfcheidet man folche, wo alle BI. Zwitter find (capituli homogami);
folhe, wo die Außern BT. Neutra od. weiblich, und die innern
Switter od. männl. find (ec. heterogami) ; folche wo alle Knäuel einer
Pflanze männl. od. weibl” find (c. monoici); folche endlich, wo die
männl. u. weibl. Knäuel auf verfchied. Indiv. verth. find (c. dioeci),. —
Krach der Blumenfronenbildung unterfcheidet man Blüthenföpfe mit
lauter röhrigen Blüthen (discoides s. flosculosi); mit lauter zungenf.
Kronen (ligulati od. fonft semifloseulosi); mit zungenf. Nand» und
röhrenf. Scheidenbl. (radiaui); mit Jauter gelippten BL; mit ein«
lippigen Rand» u. 2lipp. Scheibenbl. — Zahlreichſte Fam., mehr
als 6000 Spez. auf d. ganz. Erde, überall in Fark. Verhältn. Machen
Syſtematiſche Heberficht des Pflanzenreichs. All
in Deutfchl. etwa 15 aller Phanerog. aus. Zhre Zahl in d. näml.
Br. it größer im d. neuen als in d. alten Welt: — Wenig zahlr.
Eigenfchaften, wie fchon ihr fehr übereinftimm. Bau erwarten läßt.
Mehrere find bitter, fieberwidrig, magenft. (Eupatorium, Achillea,
Artemisia etc.) Die rom. Kamille, Anthemis nobilis, vorz. gebr. (Fl.
Chamaemeli rom.) Die Compositae haben auch ein Harz, welches,
wenn im größerer Menge vorh., fie fehr wurmtr, (Artemisia, Santo-
lina, Vernonia anthelmintiea) od. die Menftruation beförd, macht.
Die Samen vieler geben Del. Die Liatris find harntr. Eupatorium
ayd-pana berühmt wider. d. Schlangenbiß. Fruchtboden d. Artiſchoke,
Cyoara scolymus, Blattſt. d. C. Cardunculus (cardons) eßb. Die Cicho-
raceae haben bittern, Harze und Salze enth. Milchfaft. Bon Car-
thamus tinetorius gebr. Sam. u. Blume, Iehtere geb, den zum Färb.
dien. Saflor. (Cartbamin). Bon Carduus marianus gebr. Wurz., Kr.
Sam, DB, Arctium Bardana fommt Rad. Hb. Sem. Cardopatia. V. Cen-
taurea ‚caleitrapa Bad. Hb. Sem. Cardui stellati. Won Centaurea Cyanus
(Cyane) gebr. Blüth. Centaurea benedictus iff dag Kardobenediften-
fraut; von ihm Sam. u, Kr. gebr. Won Onopordon Acanthium Hb.
‚fi; von Carlina acaulis Rad.; v. Carl. vulgaris Rad. Hb. V. Anthe-
mis pyreihrum die gegen Zahnfchmerz gebr. Bertrammurzel. Bon
Anacyclus offieinarum Hayne Rad. Pyrethri spurii. ®, Pyrethrum Parthe-
nium pff. Hb. Flor. V. Matricaria Chamomilla Flor. Bon den Schaf
garben, Achillea Millefolium, Ptarmica, Ageratum gebr, Rad. Fl. Herb.
Vom Wermuth, Artemisia Absinthium Hb. V. Artem. glomerata, Contra,
judaica, palmata, Santonica ete. fommen [die wurmtr. Sem. Cinnae, Contra,
Santonici. V. Artem. Abrotanum, vulgaris, pontica, campestris find gebr.
Hb. Summit. _Artem. chinensis, indica, lanata geben die als Brennmit-
tel gebr. Mora. Von Tanacetum vulgare, (Nainfarren) Balsamita find
gebr. Hb. Fl. V. Arnica montana (Wohlverlei) offiz. Rad. Fl. Arn.
vel Doronici germ. Von Inula Helenium pff, Rad. Enulac campanae.
(Snulin.) V. Tussilago (Huflattich) Farfara, Petasites gebr. Rad. Fol.
Die Wurz. v. Helianthus tuberosus (Tupinambu) efb, Das Ramtillaöl,
auch Werinnun gen., in Ind. fehr verbr., kommt v. der Helianthus nahe
verw. Sippe Ramtilla Dec. Gem. Sonnenbl. ift Helianthus annuus.
Gänſeblümch. Bellis perennis. V. Calendula officinalis, Ringelbl. Flor.
gebr. (Calendulin.) Von Madia sativa Oel. Vom Giftlattich, Lactusa
virosa fommt Hb. Intybi angusti. Gartenſalat iſt L. scariola, sativa.
(Zaftufafäure. Lactucarium.). DB. Löwenzahn Leontodon Taraxacum offiz.
Rad. Hb. dent. Leonis. Von Scorzonera hispanica, Tragopogon pratensis
dienen Wurz. als Gemüfe. Won Cichorium Intybus Wurz. als Zufak
z. Kaffee. Endivienfalat ift Cich. Endivia. Auch v. Sonchus oleraceus
Kraut zu Gemüfe. U. Hieracium‘ (Habichtsfraut) Pilosella, murorum
gebr. Hb. Flor. — Leffing theilt diefe Fam. in 1) Cynareae. Griff. nur
am Ende 2app., fchon fehr weit unter d. Lappen mit Sammelhanren
412 aAllgemeine Naturgeſchichte. VIEL. Buch.
bed.; untere Sammelh. länger als d. übr., eine Krone bild.; Nar—
bendrüfen auf d. innern Umkreis d. Griffeläſte. Cynara, Centaurea,
Carduus, Carlina, Xeranthemum, Arctotis, Calendula etc. 2) Mutisiaceae.
Gr. walzig, 2lappig, am Ende aufgetr.; Aeſte gerade, auf d. Innen»
feite conver, auf ihrem Rüden gegen das Ende einige Sammelh.
trag.; Blumenkr. 2lipp. Faſt alle Amer. eigen, Mutisia etc. 3)
Cichoraceae. Gr, walzig, oben mit Haaren bed., mit flumpfen
Aeſten, Drüfen am innern Grunde jeder Seite d. Aeſte; Krone
zungenf.; Pollen winflig; Milchfaft. Cichorium, Hypochaeris,. Tra-
gopogon, Leontodon, Hieracium etc. 4) Vernoniaceae. Gr, walgig,
in feiner obern Hälfte mit dichten Haaren bed.; ober dem haarigen
Theil 2lappig; Welle divergirend; Drüfen am innern Grunde jeder
Seite d. Aeſte. In AYequinoftialländ. Vernonia etc. 5) Eupatoriaceae.
Griffeläfte mehr od. minder lang, Feulenf.; Sammelhaare warzig,
auf d. Rücken der Lappen; Narbendrüfen beiderfeits in Streifen, an
d. untern Hälfte jedes Lappens. Coelestina, Eupatorium, Tussilago etc.
6) Asteroideae. Gr. walzig, Lappen fpikig, nur auf dem Rüden u.
gegen das Ende mit Sammelh.; Narbendrüfen am Grunde, in
Streifen auf jeder Innenfeite jedes Lappens. Aster, Erigeron, Inula,
Buphthalmum etc. 7) Senecionideae. Gr. am Ende anfgetr.; Aeſte
verlängert, linear od. ſpitzig; Sammelhaare als Federbufch gegen
das Ende jedes Aſt's; Narbendr. beiderfeits gegen d. innern Grund
d. Aeſte. Xanthium, Zinnia, Heliopsis, Rudbeckia, Coreopsis, Helian-
thus, Tagetes, Anthemis, Achillea, Matricaria, Artemisia, Helichrysum,
Gnaphalium, Cineraria, Senecio etc, 8) Nassuvieae Gr. nur am
Ende aufgetr.; Aeite lang, linienf.; Sammelh. als Federbufch gegen
jedes Aftende; Krone 2lipp. Sn Südam. u. Ind, Nassuvia etc.
Ordo XI. (XXVII.) Campanulinae. Glocenblüthige.
Fam. 69. Goodenovieae R. Brown. £it, R. Brown Prodr.
Fl. Nov. Holl. — Narbe von einer Haut in Form einer gewimperten
Urne umgeb., welche fich fchließt, nachdem fie einige Pollenkörner
aufgenommen hat. Narbe ſtumpf od. 2lappig, fehr kurz, in jener
Haut (indusium) verborgen. — Den Campanulaceis fonft fehr verm. —
Kr. od. Halbfir. — In Neuboll. u. benachb. Snfeln. — Goodenia,
Leschenaultia, Scaevola.. V. Se. Koenigii Wurz. Blätt. Fr. gebr.
Fam. 70. Stylidieae R. Brown. £it. R. Brown Prodr. Fl.
N. H. — Ohne Haut um die Narbe; Staubf. unter fich u. mit d.
Gr. innig verw. Die durch diefe Verwachfung geb. Säule fällt
plößlich ab, wenn man'fie ſticht. — Sonſt d. Goodenovieis 4, Campanu-
laceis nahe verw. — In Neuholl. u. Südfeeinf. — Stylidium, Forstera.
Fam. 74. Campanulaceae Dec. (et Lobeliaceae alior.) Lit. A-
Decandolle Monogr. d. GC. — 3— 8, gewöhnl. 5 Kelchlapp. Blu⸗
menkr. verwachſenbl., ausdauernd; mit fo viel Lappen als d. Kelch
Syſtematiſche Heberficht des Pflanzenreichs. 4153
bat; in d. Knospenl. Flappig. Staubgef. frei od. verw.; in Zahl
den Lappen d. Blumenfr. gleich; Staubf. am Grunde gewöhnl. er.
meitert. Eierfi. unterh., mit 2 — 8 Fäch. gemwöhnl. mit 2, 3 od. 5, for
bald ihre Zahl jener d. andern Theile d. Blume gleicht; bald legtern
entgegengef., bald mit ihnen abwechf. Ein mehr od. weniger mit
binfäl. Sammelh. befester Gr. Narben linear od. geföpft, an Zahl
d. Fäch. d. Eierft. gleich. Kapfelfe., immer zwifchen den Näthen,
bald oberhalb in d. vom Kelch freien Theile, bald feitl. durch die
Kelchröhre auffpr. Viele Samen, mit Eiw. Embr, gerade. — Kraut»
art. od. etwas holzig, mit weiß. Milchfaft. Blätt. abwechf., einf.r
ohne Nebenbl. — Die eigentl. Camp. gemein in Eur. u. allen gemäß.
Lände; die Lobelieen ind. heißern Geg. — Man ißt die fleifch. Wurz.
einiger Gatt. 3. B. der Kapunzeln, Campanula rapunculus; auch d,
C. Trachelium, rapuneuloides. on Lobelia inflata iſt Hb. pffiz.; v. L.
syphilitica Rad. — Man unterfcheidet 4) Lobelieae; Krone unregelm.
Samenit. eiförm. Lobelia. 2) Campanuleae; Krone regelm. Pollen
fphärifch. Campanula, (Glockenblume) Wahlenbergia, Phyteuma.
Ordo XII. (XXVIII.) Ericinae. Haidenartige.
Fam. 72. Vaccinieae Dec. 4 bis 6 Kelch» u. Kronenlapyen.
Staubgef. frei, doppelt fo viel als Kronenl. Staubb. oben in Spitzen
ausl. Eierit. unterhalb, mit A—5 Fäch. u. mehr. Samen. 1 Gr.
u. 4 einf. Narbe., Beere mit d. Kelch verw. Sam. klein, mit Eiw.
Embr. gerade. — Str. mit abwechſ., leder. BI. — Vorz. in Nordam. ;
einige in Eur. u. d. hohen Bergen d. Sandwichinf. — Man ift d.
fleifh. Fr. der Heidelbeere, Vaccinium myrtillus, Naufchbeere, V.
uliginosum, Preißelb., V. vitis idaea, dann die v. V. macrocarpon,
. praestans; d. Torfb,, Oxyeoccos palustris,
Fam. 73. Monotropeae NuTTAL. Kelch 5theilig, od. fehlend,
2 durch unregelm. Brafteen erfeht. Blumenfr. ausdauernd, von
425 freien od. verw. Blumenbl. geb. Staubgef. doppelt fo viel
als Blumenbl. od. Kronenl,, anderem Grunde eingef.; Staubb. ges
fchildet , erzentrifch, meiſt 1fäch. Fadenf. Anhänge zwifchen den
Staubgef. Eierft. frei. 4 Gr. u. 4 fcheibenf. Narbe- Kapfel 5fäc).,
mit 5 Scheidewände trag. Klapp. Sam. zahlr. , fehr fein. Embryo
ungeth. — Kr. Orobanche ähnl., fleifch., gefärbt, an Baummurz.
fchmaroß., ſtatt d. Blätt. mit Schupp. — Sn Eur., Aſ., Nordam. —
Monotropa, Schweinitzia.
Fam. 74. Ericeae R. Brown: (Rhodoraceae alior.) it, Wend-
land Monogr. of the Eric. et botanic. Cabinet. — Kelch mit 3, 4 od. 5
Zapp. Krone eben fo ; verwachfenbl., oft ausdauernd. Staubgef. in
gleich. vd. dopp. Zahl, wie die Kronenl., am Grunde d. Kelchs oder
d. Krone eingef; Staubb. am Grunde mit 2 Anhängen. Eierit. frei,
am Grunde v. einer Scheibe od. Meftarien tragenden Schuppen umg.-
AlA Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch.
in mehr. Fäch. geth. Ein Gr. u. 4 Narbe. Fr. kapſelf., verfchieden
auffpr. od. fleifch. Viele Fleine Sam, mit Eim. — Str. od. Halbftr.,
‚mit entgegengef. od. gewirtelt., farren, ganzen, einzeln abfall. BI. —
Sufammenziehend, fo Azalea procumbens, Rihododendron ferrugineum,
(gem. Alpenrofe) RB. chrysanthum ; yon let, Hb. offiz.; 0d. harntreib.,
ſo Arctostaphylos offhicinalis VVimm. (Arbutus Uva Ursi Linn.), Arbutus
Unedo, Erdbeerbaum. Honig v. Kalmia gift. Bon Ledum palustre
offip Hb. roris marini sylvest. — Gehr häufig am Cap, woher die
meiſten als 3Zierpfi. geb, Heidefräuter Fommen. Andere Er. in allen
Ländern, Auftralaf. ausgenommen. Die Alpenrofen, Rhododendron,
fchmüden d. Berge in Eur. u. Snd,.— Außerd. hieh. Andromeda, Pyrola.
Fam. 75. Epacrideae R. Brown. Sit. R. Brown Prodr. Fl.
Nov. Holl. — Sie weichen v. den Ericeis nur durch die Ifäch. Staubb.
ab. — Sn Neuholl. u. d. Südfeeinf. fo gemein wie die =. ‚am
Gap, — Epacris, Styphelia, Leucopogon, Sprengelia..
Ordo XIII. (XXIX.) Styracinae, Styracinen.
Fam. 76. Ebenaceae Juss, Krone regelm., mit fo viel Lapp.
als d. Kelch hat. Staubgef. in Zahl beflimmt od. unbeft., oft 1brüd.
Eierft. frei, vielfäch., mit 4 0d. 2 Eich. in jed. Fach. Gr. u. Narbe
einf. od. getheilt. Kapfel od. Beere 1 bis vielfäch., mit 1ſam. Fäch.
Embr. gerade, in einem fleifch. Eiw. — Bäume od. Str. mit abwechf.,
einf. BI: Blüth. winfelftändig, oft eingefchlecht. — Rinde fiebermidr.,
Holz fehr Hartz v. "Ebenholzbaum, Diospyros Ebenus, Mclanoxylon
fehr fchwarg, mit weiß. Splint. Beeren einiger Diospyros eßbar. —
Borz. in Ind. u. ähnl. Länd.; einige in Südeur. — Maba, Ferreola.
Einige trennen von den Ebenaceis, bei welchen die Blumenfr. hypo⸗
oynifch ift, die Styraceae, bei denen fie perigynifch ill. Von Styrax
officinalis, dem Storarbaum fommt Storax alba seu in granis, amygda-
loides seu in massis; St. Calamita; Scobs styracina. Bon Styrax Benzoin
L. fommt Res. Benzo&s seu Asa dulcis. Benzo@ amygdal.
Fam. 77. Sapoteae R. Brown. Krone regelm., hinfällig, mit
fo viel Lappen als d. Kelch, od. 2» od. 3mal fp viel. So viel
Staubgef., od. doppelt fo viele als Kronenl.; im erſten Fal mit
ihnen abwechf.; manchm. ein unfruchtb. Staubgefäßfreis. Ein ifäch.,
freier Eierft. 1 Gr. u. 4 Narbe. Ein aufr. Eichen in jedem Fach.
Beere mit einem od. mehr. Samen, Embr. gerade, fehr di, mit od.
ohne Eiw. — Bäume od. Str, mit Milchfaft, u. abwechf., leder.
BI. — Zwifch. d. Wendefr. u. in deren Nähe. — Rinde einiger
Achras fieberiwidr. Fr. der Ach. Sapota (Sapotillier) in den Kolonien
fehr geſchätzt. — Bassia butyracea, Butterbaum. Mimusops.
Ordo XIV. (XXX.) Myrsineae, Myrſineen.
Fam. 78. Ardisiaceae Juss. (Myrsineae Ba.) Sit. A. De-
eandolle, Revuc d. M. in Trans. of the Lin. Soc. 1834. — Gleichen
Syſtematiſche Ueberſicht des Pflanzenreichs. ALS
den Brimulaceen, find aber alle holzig, felbit baumartig. Moesa hat
d. Eierfl. angem., wie Samolus. Die Fr. iſt oft eine Beere, od. alle
Eichen mit Ausnahme eines einzigen hab. abort. Ein harziger Stoff
überal im Zellgewebe. — Sn mwaldigen Berggegenden im der Nähe
der Wendefr., vorz. in Snd. Man fennt noch Feine v. afrif. Felle
land. — Myrsine, Ardisia, Theophrasta, etc.
Fam. 79. Primulaceae Vent. it. Duby Botan. gallic. I.
Lehmann Monogr. Prim. — 4—5 regelm. Kelch- u. Kronenlappen.
Staubgef. in gleicher Zahl, wie die Kronenl. u. ihnen entgegengef. ;
Eierfi. frei od. verw. (bei Samolus.) 4 Gr. u. 1 einf. Narbe, Kapiel
tfäch., Mutterf. central. Samen zahlr. Eiw. fleifch. Embr. rechtlinig,
im Sam. chief. — Kr. gewöhnl. mit entgegengef. BI. — Sn allen
Länd., vorz. im Norden u. d. höchit. Gebirg. — Als Zierpfl. geb.
So PBrimeln, Aurifeln ze. Von Primula offcinalis offiz. Fol. Prim.
veris S. paralyseos. V. Anagallis arvensis off. Hb. Cyelamen europaeum,
Schweinsbrod, gift. (Eyflamin.) Androsace, Lysimachia, Soldanella,
Trientalis, Cortusa ete. Sippen dief. Fam. zum Theil blumenlos oder
perigonblüthig. Die Sippe Samolus, welche 1 0d. 2 Spez. zählt,
wird gewöhnt. hieh. geft. Weicht jedoch v. d. Primulaceis durch faden-
förm. Nudimente v. Staubgef. zwifchen den Kronenlappen ab.
Ordo XV. (XXXI.) Labiatiflorae. gippenblüthige.
Fam. 80. Lentibulariae Rıcn. Krone unregelm., gelippt, mit
Sporen. 2 Staubgef. Eierft. Afäh., mit 1 Gr. u. 4 zweilapp.
Narbe. Kapfel 1fäch., Mutterf. central, fleifch. Sam. zahlr., ohne
Eiw. Embr. mit 2 Samenl. od. ungetheilt, — Waffer: od. Sumpfpfl.
all. Lind. — Pinguicula, Utricularia; feßtere hat fchlauchförm: Blätt.
Fam. 81. Personatae TOouRnNEr. (e parte) &it. Elmiger Diss.
de Digital. Du vau sur les Veroniques in Ann. d. sc. nat. VIII. Vaucher
Monogr. d.. Orobanche. Fr. Schulz die deutfch. Orobanche. Wydler
Monogr. d. Scrophularıa. Chavannes Monogr. des Antirrhines, — Kelch
5lapp. Krone regelm. röhren- od. radförm., oft in 2 Xipp. geth.
Staubgef. 2 09. 4, manchm. 2 länger; der Ste auf d. Seite d. DOber-
lippe fehlt. Staubb. oft an d. Unterfeite haarig. 4 freier, 2fäch.
Eierfi., gebildet von 2 verw. Karpellen: einem ſeitl. v. d. Are der
Pflanze u. d. Dberlippe, dem andern gegenüber. 1 Gr., welcher in
eine einf. od. 2lapp. Narbe endigt. Kapfel an d. Scheidew. od. in
Mitte d. Fächer auffpr. Samen zahle. mit Eim.; Embr. bald aufr.,
bald verf. — Kr. feltener Halbſtr., fait immer mit gegenft. BI. —
Sn all. Länd., bef. d. gemäß., wie.Eur. — Scharf, bitter, manchm.
reinig., aber wenig gebr. — Don Scrophularia nodosa, aquatica off.
Rad. Hb. Die Digitalis, Fingerhut find gift. V. D. purpurea off.
Rd. Hb. Flor. Sem. (Digitalin.) V. Gratiola offieinalis, Gnadenfraut
off. Rad. Hb. Veronica, Ehrenpreis; v. V. officinalis, Beccabunga etc.
-
416 augemeine Naturgeſchichte. VIL. Bud.
off. Hb. Won Euphrasia officinalis u. odontites, Augentroſt, off. Hb.
V. Pedicularis sylvatica 1. verticillata off, Hb. V. Orobanche Galii
Duby off. Rad. Fl. V. Lathraca squamaria Wurz. off. — Heber folg.
günfte find die Meinungen noch getheilt, 4) Antirrhinum; 4
Staubgef., 2 größer ; Eierſt. 2fäch., Kapſ. an d. Echeidew. auffpr.,
Embr. aufr. Antirrhinum, Digitalis, Linaria, Chelone, Scrophularia,
Gratiola. 2) Orobancheae; Echmaroger auf Wurz., mit wechſelſt.
fchuppenförm. BI.,; ausdauer. Krone, Afäch. Eierſt., der fich durch
2 Klappen öffnet, welche d. Sam. im Mittelp. tragen; Embryonen
fehr fein, verf. Orobanche, Lathraea. 3) Melampyraceae Rich.
(Pedieulaires Juss. , Pedicularinees Dec. et Duby, Rhinanthacdes Dec.) mit
gegen» od. wechfellt. Bl.z 4 Staubgef., wovon 2.länger; Frucht 2fäch.
gwifchen d. Scheidew. auffpr.; Sam. im Mittelp.; Embr. verk.
Melampyrum , Pedicularis, Rhinanthus, Euphrasia, Bartsia, Toz2ia.
4) Veroniceae Dec. et Duby Bot. gall.; nur mit 2 Gtaubgef.; Krone
fient ein ungl. Nad darz Eierſt. 2 fäch.; Fr. zwifchen d. Scheidew
auffpr.; Embr. gerad. Veronica, Manulea, Erinus.
Fam. 82. Gessnerieae Rıca. Kelch 5lappig, in d. Anospenl.
Happig. Krone 5lappig, in d. Knospenl. dachziegelf.; röhrig, mehr
oder weniger unregelm. 4 Etaubgef., 2 länger, u. ein Nudiment
eines 5ten; Staubb. verw. Eierſt. zur Hälfte verw., Afäch., mit 2
fleifch. an d. Wänden ſitz. Mutter. 1 Gr. 1 fopfförm. od. Fonfave
Narbe. Kapfel- od. Fleifchfr.; zwifch. d. Scheidew. auffpr., 2klapp.
Sam. zahlr., fein, mit fleifch. Eiw. u. gerad, Embr. — Kräuter oder
Halbitr., mit entgegengef. BI. ohne Nebenbl. — 8wiſch. d. Wendekr.
in Afien u. bef. in Amer, — Mehrere in den Gewächshänfern ale
gierpfl. Von Sarmienta repens Hb. offiz. — Gessneria, Gloxinia.
Fam. 83. Pedalineae Dec. (Sesameae alior.) Kelch mit 5 fall
gleichen Lappen. Krone unregelm., an d. Röhre aufgetr., 2lipp.
Staubgef. A; 2 länger, u. Nudim. eines 5ten. Eierſt. mehrfäch.,
frei, Fächer mit 1 bis 2 Eam. Ein Gr. Eine getheilte Narbe.
Mehrfäch. faftlofe Steinfr. Kein Eiw. — Kr. mit entgegengef:
BI. — Neuholland, Ind. — Von Sesamum orientale gebr. Sem. Ol.
— Josephinia, Pedalium.
Fam. 84. Myoporineae R. Brown. it. RB. Brown, Anh.
zu Flinder’s Neife u. Prodr. FI. N.H. — Kelch slavp. Krone regelm.
oder 2lipp. Staubgef. 4; 2 länger, manchm. ein Rudim. eines sten.
Eierſt. mit 2 oder A Fäch. Steinfr. Ein Eiw. — Stra mit einf.
BL. — Dorz. in Auſtralaſien, den Sandwichinfeln u. Yequinoftial-
amerifa. — Myoporum, Stenochilus, Avicennia; Ninde v. A. tomentosa
in Brafilien zum Gerben.
Fam. 85. Selagineae Juss. Lit. Choisy, Mem. sur les $, —
Kelch röhrig, aus einer beſt. Zahl Lappen, feltener aus 2 Stüden
geb. Krone röhrenf., unregelm., 5lapp. Staubgef. 4; 2 Tänger, oben
Syſtematiſche Ueberſicht des Pflanzenreichs. 417
in d. Röhre d. Kr. eingef.; felten nur 2. Ein freier, ſehr kleiner
Eier. Ein Gr. Fruchthülle häutig. Samen einſam, aufr. Eim.
fleifch. — Kr. od. Str. mit abwechf. Bl. w. ſitz. Blüth. — Am
Cap. — Selago, Hebenstreitia.
Fam. 86. Verbenaceae Juss. (Pyrenaceae VEnT.) Kelch röhrig. Kr.
vöhrenf., meilt unregelm. Staubgef. A, 2 länger; felten 2 oder 6.
Eierft. frei mit 2 oder 4 Fäch. Eichen aufr., einfam od. zu zweien.
Ein Gr. Eine einf. od. 2lapp. Narbe. Fruchthülle Heinfruchtartig,
4 — 4 einfam. Kerne enth. Kein od. wenig Eiw. — Kr., Str. oder
Bäume, mit entgegengef. BI. — Selten in d. nördl, Ländern, und
dafelbft Frautartig; häufiger zwifch. d. Wendekr. u. im der ſüdl.
Halbkugel. — Oft aromat. Beſtes Schiffsbauholz vom Ted, Tectona
grandis, einem rief, Baume Indiens. Von Verbena oflicinalis off. Hb.
Vitex agnus castus, Keuſchlamm. — Clerodendron, Callicarpa, Lantana,
Stachytarpheta etc.
“Fam. 87. Labiatae Juss. &it. Mirbel in Ann. du Mus. XV.
Bentham, Bot. reg. et Labiat. gen. et spec. — Kelch mit 5 bald
gleichen, bald 2 Lippen bild. Zähnen; obere ganz od. 2fpaltig, untere
3fpaltig. Staubgef. manchm. 2, gewöhnlich A; 2 länger. Eierſt. frei,
auf einer drüf. Scheibe; diefe in A fiumpfe Lappen geth., welche
auf A Fächer zu deuten fcheinen, aber wahrfcheinl. durch 2 verw.
Karpellen entftehen, deren jedes 2 Sam. enth. Ein Gr. aus dem
Mittel. d. Lappen, in eine 2theil. Narbe endig. A verw. Caryopſen,
die im Boden der Röhre des ausdauer, Kelches verborgen find. —
Kr. od. Halbiir. Stengel Aedig; Blätt. u. Blüth. gegenft. oder
gewirt. — Vorz. an trof, fonn. Orten d. gemäß. Geg. zwifchen 35
u. 450 0. B.; bilden 14, der Flora der Balearen, Va d. Flora v.
Deutfhl., Yio dv. Lappland; 200 giebt es in Ind., u. andere in
Amer. u. Afr. — Ihre tonifchen, herz- u. magenſtärk., aromat.
Eigenfch, fommen v. ein, wefentl. Del un. ein bitt. Stoff. Es giebt
unter ihnen fieberwidrige, 3. B. Ocymum febrifugum v. Sierra Leona.
Von Rosmarinus offieinalis, dem Nosmarin gebr. Hb. Fl. Anıhos. Oleum.
DB. den Salbeigattungen, Salvia vfkcinalis, eretica, pratensis, Sclarea
Hb. Flor. Oleum, Camphora. Yon Lycopus europaeus off. Hb. Marrubii
aquatici. V. Ajuga reptans off. Hb. Bugulae s. Consolidae mediae. Won
Teucrium Chamaepitys, Marum, Chamaedrys, Scordium, Scorodonia, Po-
lium offiz. Hb. V. Mentha piperita, Pfeffermünge off. Hb. Ol. Bon
M. sylvestris, crispa, arvensis, Pulegiam off. Hb. Summit. Vom Yffop,
Hyssopus officinalis, d. Katzenminze, Nepeta Cataria, Doften, Origanum
vulgare off. Hb. Saturei, Satureja hortensis 4, Majoran, Majorana crassa
(Origan. Maj. Linn.) dienen als gewürzh. Zuthat zu Speifen. Von
Zavendel, Lavandula vera, Spica, off. Fl. Fol. Ol. ®. Glechoma hederacea
fommt Hb. Hederae terrest. 3, Thymian, Thymus vulgaris u. Feld»
I | 97
418 Allgemeine Naturgeſchichte. VL Buch,
quendel, Th. serpyllum offiz. Hb. Summit. — Lamium, Stachys, Mo-
narda, Sideritis, Melittis, Ballota, Betonica, Phlomis, Galeopsis ete.
Fam. 88. Acanthaceae R. Brown. feld) A od. 5lappig, bisw.
vielfpaltig, häufig von gefärbten Brafteen umgeb, Fr. unregelm.
2 Staubgef. 98. 4 zweimächtige. Eierft. frei, auf einer drüf. 2fäch.-
Scheibe; Fächer mit mehr. od. durch Verkümmer. nur mit 1 Eich.
Kapfel 2flappig, zwifchen den Scheidew. auffpr. Kein Eiw. — Ar.
»d. Str. mit.gegenft. Bl.; Blüthen oft in Aehren od. verlängerten
Trauben, deren Brafteen merfwürdig find. — Zwifchen d. Wendefr.
u. in deren Nähe. 2 Spez. in Südeur. — In einig, Theil. Mejiko's
gebr. man nach Schiede d. Saft v. Justicia tinctoria ſtatt Dinte. —
Ruellia, Acanthus, Eranthemum, Cyrtandra etc. |
Fam, 89. Bignoniaceae R. Br. Kelch getheilt od. ganz. Ar.
gewöhnt. unregelm., 4—5lapy. Staubgef. 5, ungl., 1 od. 3 uns»
fruchtb, Eierft. einer 2fäch. Scheibe eingef. Ein Gr. Eine in 2 geth.
Narbe. Kapfel 2Elapp., verlängert; jedes Fach in 2 geth. Sam. d.
Rand d. Klapp. eingef., zufammengedr., zablr., oft geflügelt. Kein
Eim. — Bäume od. Str., oft Eletternd, mit gegens, felten wechfelt.
Bl. — Mehrere als Zierpfl. gezog. — Zwiſchen d. Wendekr. u. in
deren Nähe. Viele in Amer., feine-in Eur. — Bignonia Chica dient
in Brafilien z. Färben. Jacaranda procera etc. zu techn. Gebr. —
Eccremocarpus etc.
Fam. 90. Cobaeaceae Don. &it. Don Edinb. phil. Journ. X. —
Kelch u. Krone regelm. 5lapp. Krone in d. Knospenl. dachziegelf.
5 Staubgef. Eierft. frei, 3fäch., am Grunde v. einer fleifch. Scheibe
umgeb. Gr. einf, Narbe 3ſpalt. Kapfelfr. mit 3 Fäch. u. 3 Klappen;
an d. Scheidew. auffpr. Mutterf. dic, central, mit feinen 3 Winfeln
an die Stellen floßend, wo die Fruchthülle auffpr. Sam. platt, ge
flügelt, mit Schleim bed. Eiw. fleifch. — Kletternde Bäume. Blätt.
wechfelft. Blum. groß. — Süd- u. Aequinoftialamer. — Cobaea. —
Werden v. Einigen mit den Polemoniaceis; v. Andern mit d. Bignonia-
ceis vereinigt.
- Ordo XV I. (XXXIL) Tubiflorae. Köhrenblüthige.
Fam. 91. Polemoniaceae Vent. Kelch 5lappig, bisweilen
unregelm. Kr. regelm. slapp. 5 Staubgef. Eierſt. frei, 3fäch., mit
wenig od. mehr. Eich. ‚Gr. einfach. Narbe sfpalt. Kapf. Ifäch.,
zwifchen d. Scheidew. auffpr. Sam. eif. od. winflig, gewöhnl. dv.
Schleim umhüllt, der oft Spiralgefäße enth. Eiw. hornig. — Kt.
mit entgegengef., zufammengef. od. einf. BI. Mehrere als Zierpfl.
geb. — Viele in beiden Amer., außer d. Wendekr., im NR. bis 540
Br. Wenige in Eur. u. Aften. — Polemonium, Phlox, -Gilia, Callo-
miıa etc. 4
Fam. 92. Hydroleaceae Kunt#. &it. Choisy Monogr. d. H.
Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. 419
in Mem. de Geneve VI. — Knospenl. des Kelchs dachziegelf. Kr.
regelm., 5lapp. Staubgef. 5. Gr. 2, bisw. in 1 verw. Eierfl. frei,
2fäch. Kapfel zwifchen d. Scheidew. auffpr., 2klapp. 2 fleifch. oder
häut. Mutterf. in Mitte jeder Klappe. Sam, fehr zahle, Eim.
fleifch. — Kr. mit behaart. Stengel, wechſelſt. Bl.; Blüth. in Dol-
dentrauben, Aehren, od. in, einem eingerollten Sforpionfchweife ver-
gleichb. Stande. — In Amer., d. wärmern Af. u. Madagaskar. —
Hydrolea, Wigandia etc.
Fam. 93. Convolvulaceae Vent. &it, Choisy, Convolv.
orient. in Mem. d. Geneve VI. — Kelch u, Kr. regelm., 5lapp. Staubgef.
4, unten in d. Kr. eingef. Eierſt. frei, am Grunde v. einer drüf.
Scheibe umgeb.; mit 2, 3 od. 4 Fäch. In jed. Fach 1 0d. 2 winfl,
Sam. Gr. getheilt. Kapf. 1—Afäch.; an d. Scheidew, auffpr., mit
1—4 Klapp. Embr. gewund.; Samenlapp. zerfnittert, oft 2lapp. —
Kr., Str. od. Bäume, meift windend, milchig, mit wechfelft. BT. —
Die meiften zwifch. d. Wendefr., einige aber auch in d. gemäßigten
Ländern, wie in Eur. — Der fcehnrfe Milchfaft d. Wurz. purgirt
heftig , was von einem eigenth. Harz Fommt. Rad. Jalapae fommt
v, Ipomaea Jalapa, macrorrhiza, pandurata, orizabensis, operculata etc.,
v. welchen man auch Harz erh. Gummi resina Scammonium v. Conv.
Scammonium; die Wurzeln vieler andern Winden geben ähnl. Stoffe.
Bon Conv. scoparius, floridus fommt Liga. Rhodium. ®, Ipomaea tur-
pethum Rad. Turpethi. Won Ip. Purga Rad. Jalapae mechoac. Die
Bataten find Wurg. dv. Conv. batatas; werden im heißen Länd. zur
Nahrung geb. — Evolvulus, Ipomaea, Cuscuta etc. Aus letzterer
(fchmarogenden) Sippe bilden Einige die Fam. Cuscuteae.
Fam. 94. Solanaceae Barrı. Lit. Dunal Monogr. d. Solan. —
Kelch mit 4 08.5 gleichen Lapp. Kr. regelm.; felten unregelm. ;
4— älapp.; Knospenl, gewöhnt. gefaltet. 5 Staubgef. am Grund
d. Krone, Eierft. frei, mit 1 Gr. u. t einf. od. 2lapp. Narbe. Eine
2fäch., an d. Scheidew. auffpr. Kapfel, 99. eine 2fäch. Beere und
centrale Mutterf. Sam. zahle., Eiw. fleifch. Embr. gefrümmt od.
fpiral. — Bäume od. Str. mit abwechf. einf. BI. — In allen Länd.,
die am Bol ausgen: Die meiſten zwifchen d. Wendefr. — Die Kat
toffel find d. unterird. Knollen v. Solanum tuberosum. Diefe Pflanze
iſt nach Schiede ohne Zweifel in Mejiko zu Haufe. Schiede fam-
melte mehrere Varietäten, die vielleicht bei genauerer Betrachtung
Spezies werden dürften. Das neue S. oxycarpam Sch., welches
gleichfalls Knollen erzeugt, ift dem S. tuberosum fehr nahe verwandt,
"weicht aber durch feine fpikigen Früchte ab, Es hat feinen aztefifchen
Namen, u. iſt dem Volke nur unter d. Namen Papa bef, Hernandez
fpricht v. Papa als’ peruvianiſch, wußte alſo nicht, daß es mejifanifch
wäre, (Aus ein. Briefe Schiede's an Hamilton.) — Alle and. Theile
d. BR, d. Fam. (die Knollen ausgen.) find wegen ihrer beranfch.,
420 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch.
Edel u. Brechen erreg., bittern Eigenfch. mehr od. mind. verdächt.
Das Bilfenfraut, Hyosceyamus albus u. niger, die Wolfsfirfche, Atropa
belladonna, find ungemein betäubend u. Brechen erreg., befond. die
Früchte. Eben fo der Stechapfel, Datura; D. stramonium iſt d. gemeine
St. Tabaf iſt Nicotiana Tabacum. Solanum pseudo-quina iſt die brafil.
quinquina. Das Kochen zerfiört einen Theil d. ſchädl. Eigenfch. d.
Solaneen, wie die Früchte des Goldapfels, Tomate, Sol. esculentum
beweifen. — on A. Belladonna off. Rad. Hb. Bellad. (Atropin). V.
Mandragora officinalis Mill. gff. Rad. Hb. V. Solanum Dulcamara of.
Stipites. (Solanin, Pikroglyeion.) V. Physalis Alkekengi, Sudenfirfche
off. Baccae Halicacabae. V. Capsicum annuum, fruteseens, ind., ſpan.
Pfeffer gebr. man d. Beeren. (Capſtein, Weichharg.): Bon Hyoscyamus
niger 4. albus off. Sem. (Hyosciamin.) Von Nicotiana Tabacum, rustica
off. Hb. (Tabaffampher, Nifotin.) 9. Datura stramonium off. Hb.
Sem. (Daturin.) — Lycium, Verbascum etc. Letzt. Sippe ſtellt man
auch zu den Personatis.
Fam.95. Hydrophylleae R. Brown. Reh mit 5 gleichen Lapp.
u. manchm. mit Anhängen in den Blüthen. Kr. ganz od, beinahe
vegelm., mit 5 Lapp. Staubgef. 5. Eierit. 4fäch., frei, von einer
Art Scheibe umgeb. Narbe 2fpalt. Eichen befeit. an 2 an d. Wand
bäng., fleifch. Muttert, Kapfel mit wenig od. mehr Sam. Eim.
knorplig. Behaarte Kr., mit gegen» od. wechfellt. BI. — Sn Amer. —
Hydrophyllum, Nemophila , Eutoca etc.
Fam. 96. Borragineae Juss. (Asperifolieae Linn.) Lit. Lehmann
Monogr. Asperif. — Kelch 4— 5lapp. Kr. ganz od. beinahe vegelm.,
mit HR Zapp., in d. Knospenl. dachziegelf. Staubgef. in gleicher
Zahl. Eierft. frei, in 2 od. A fiumpfe Lappen geth., auf einer drüf.
Scheibe. 1 Gr. 1 ganze od. 2lapp. Narbe. 2 — 4 einfäch., einfam,,
durch den Gr. verw. Nüſſe od. Karyopfen. Kein Eim. — Ar. od.
Str., mit abwech!. Bl.; gewöhnt, rauh zum Anfühlen; Blüthen-
fand oft wie ein Sforpionfchweif einger. — Befond. in d, gemäß,
Lind. Eur. u. Aſiens; vorzügl. in d. heiß. Geg. giebt es folche,
(Cordia, Heliotropium, Tournefortia etc.) aus welchen Manche eigene
Fam., wie Cordiaceae, Heliotropieae , Ehretiaceae bilden, — Mild,
fchleimig, erweichend; Borrago ofhcinalis als Salat; Wurz. v. Anchusa
tinctoria U. a. A. geben rothe Farbe. (Pfendoalfanin, Drecanette).
DB, Cynoglossum offieinale off. Bad. Fr. (Harziges Roth.) V. Symphytum
officinale, Beinwell off. Rad. Hb. Consolidae majoris. V. Anchusa ofhci-
nalis Bad. Hb. Buglossi. V. A. italica pff. Rad. Hb. V. Pulmonaria offici-
nalis, Lungenblume off. Bad. Hb. V. Cordia myxa, Sebestena fommen’
die- Bruftbeeren, Fr. Sebestenae vel Myxae. — Echium, Cerinthe,
Myosotis (M. palustris, Bergigmeinnicht), Lithospermum, Lycopsis etc.
Ordo XVII. (XXXII.) Contortae. Drehblüthige.
Fam. 97. Gentianeae Juss. it. Fröhlich Monogr. Gent.
Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. 424
Martius Nova Gen. Brasil. Il. Grisebach Gen. et Spec. Gentianear. —
Kr. regelm., gewöhnt. 5lapp., wie d. Kelch, in d. Knospen. dach—
ziegelf. 5 Staubgef. Eierſt. frei. Gr. einzig oder fich in 2 fpaltend.
Narbe einf. od. 2lapp. Kapfel 2flappig, 1 — 2fäch.; Klappen öffnen
fich von oben nach unten. Samen am vorfpringenden Klappenrande
angeheft. Embr. aufr., im Mittelp. eines fleifch. Eiw. — Glatte
Kr. mit entgegengef. BL. — Sn allen Länd,, viele in Eur. — Durch
intenf. u. allgem. Bitterfeit fieberwidrig , tonifch 20. Wurzel von
Gentiana lutea, obwohl bitter, enthält doch Zuder, weßwegen man
aus ihr den Enzianbranntwein bereiten fan. — Von Menyanthes -
trifoliata, Fieberflee off. Hb. Trifolii fibrini. Won Gentiana lutea Rad.
Gent. lat. s. majoris. (Gentianin.) Von G. purpurea, pannonica, pun-
etata, cruciata etc. off. Rad. V. Erythraea Centaurinm, Taufendgulden-
fraut off. Hb. Centaur. minoris. — Villarsia, Contoubea etc.
Fam. 98. Asclepiadeae R. Brown. it. Jacquin et Masson
planch. des Stapelia. 9, Brown hat die eigenth. Befruchtung Fennen
gelehrt in VWVerner. Trans. I. u. Prodr. Fl. Nov. Holl. — Kelch u. Kr.
mit 5 Lappen; die der Kr. dachziegelf., felten Flappig. Staubgef. 5.
Staubf. gewöhnl. verw. Pollen in Maffen, die fich einzeln, paar»
weife od. zu mehrern auf den Anhängen d. Narbe anlegen. 2 obere
Eier, 2 Gr., u. nur 1 erweiterte, mit 5 Winfeln u. Anhängen ver
fehene Narbe. 2 Schläuche, v. welchen oft einer verfümmert. Sam.
dachzieglig, hängend, mit Wollhaaren u. einem Eiw. — Die Fam.
wurde früher mit den Apocyneen verein. — Str. od. Kräuter, mit -
Milchfaft. Stengel oft Fletternd. BI. ganz, entgegengef., gewirt. od.
wechſelſt.; zwifchen deu Blattſtielen fatt der Nebenbl. Haare. Dft
fleifchig. (Stapelia.) — Vorz. zwifch. d. Wendefr. Cynanchum doch
bis 599 n. B. Viele in Afrifa, bef. am Kap. — Wurz, bitter, reizend,
manchm. Brechen erreg. u. Schweiß treib. Ninden häufig reinig.
Milchfaft fcharf, bitter, bisw. jedoch als Getränf dienend, wie vom
Eeylon’fchen Milchbaum, Cymnema lactiferum u. a. ind. Spezies.
Bon Cynanchum (Asclepias) yincetoxicum off. Rad. Hirundinariae. Von
C. Argel Fr. gebr. V. C. monspeliacum fommt Scammonium monspe-
liense. Von C. Ipecacuanha Rad. gebr. U, Calotropis gigantea fommt
Rad. Mudar. Asclepias syriaca wird wegen ihrer Samenwolle geb. —
Caralluma, Periploca etc.
Fam. 99. Apocyneae. R. Brown. Kelch 5lapp. Ar. auch 5lapp.,
regelm., hinfällig, ind. Enospenl. zufammen gewunden. 5 Etaubgef.
mit den Kronenſtücken abwechf.; Pollen Förnig, rund od. dreieckig.
1—2 Eierf. u. Gr. Nur 1 Narbe. Eine Balgfapfel, Kapfel,
Steinfr. oder Beere, einfach od. doppelt, mit mehr. Sam. Eiw.
fleifch. od. Enorpl, — Bäume od. Str., meiſt mit Milchſ. BI. gegen-
manchm, wechfellt,, felten zerfireut; ganz, ohne Nebenbl. — Sehr
wirffam, Wurz. oft giftig, Rinde reinig. (Cerbera manghas), oder
422 Allgemeine Naturgeſchichte. VIL Buch.
zufammenzieh. und fieberwidr. (Echites antidysenterica); Beeren oft
Brechen erreg.; doc, werden die von Carissa edulis in Nubien ges
geflen, u. die Fr. v. Gardneria gebr. Milch. enthält Federharz; man
trinft den v. Tabernacmontana utilis (hya-hya) in Demerary. — Bon
Alyxia aromatica Rinde gebr. 3. d. gift. Tanghinia madagascariensis
Tanghinkampher. — Bef. in d. heißeft. Geg. — Nerium; v. N. Oleander,
Dleander, off. Fol. Rosaginis. Vinca; V. minor, Sinngrün. Von Vahea
gummifera Rautfchouf, V. Wrightia antidysenterica fommt Cort. Conessi
seu perfluvii; VV. tinctoria dient z. Färben. — Cerbera, Apocynum etc.
Fam. 100, Strychneae. Dec. Gie unterfcheiden- fih v. den
Apocyneen nur durch die fchildförm. Sam. u. d. einfache faftige Fr.
Werden desh. v. R. Brown, Lindley u. U. mit jenen verein. —
Zwiſchen d. Wendefr. — Aeußerſt bitter; in geringen Gaben fieber-
widr., in größern ein heft. Gift. Rinde v. Strychnos pseudochina ach
A. St. Hilaire ein fehr gewöhnl. Fiebermittel in Braſil. Holz v.
Str. colubrina (lignum colubrinum der Dffiz.) d. Moluffen u. Frucht
v. St. Ignatii (Sgnatiusbohne) d. Philippinen werden als bitteres,
fieberwidr., beraufch. Mittel gebr. Saft v. St. tieute auf Java, dient
nach Zefchenauft als Zufaß zum beft. Upas-Gift, das felbit von einer
andern Strychnee kommt. Die gift. Krähenaugen find Sam. von
Strychnos nux vomiea. (Strychnin, Brucin, Syafurfäure.) Saft von
Collophora utilis Mart. gebr, — Bauwolfia, Ophioxylon etc.
Fam. 101. Loganieae R. Brown. Narbe einf., Eiw. hornig. —
Zwiſch. d. Wendefr, u. in Neuholl. — Sind mit d. Asflepiadeen,
Gentianeen, u.-Rubiaceen verwandt, aber noch nicht hinr. beilimmt.
Loganja, Gaertnera, Andersonia etc.
Ordo XVI. (XXXIV.) MRubiacinae. NRubiacinen.
Fam. 402. Rubiaceae. Juss. &it. Decandolle Ann. du Mus,
IX. Ejusd.- Prodr. IV. Jussieu Mem. du Mus. VI. A. Richard Mem,
de la soc. d’hist. nat. de Paris V. — Kelchröhre verw., mit feinen
od. zahlr, (3— 8) Lappen, bisw, mit Nebenzähnen. Kr. verwachfenbl.,
gewöhnt. A— 5lapp., manchm. auch mit 3— 8 Lappen, in d. Knospe
zufammengew. od. flappig. So viel Staubgef. als Kronenläppen,
mit diefen abwechf., mehr od. weniger mit d. Röhre verw. Eierſt.
gewöhnl. 2 od. mehrfäch., unterhalb, oben mit einer fleifch. Scheibe.
1 Gr. 2 0d. mehr manchm. verw. Narben. Beere, Kapſ. od. Steinft,;
mit einzelnen od. zahlr. Samen ; diefe im erflern Fall hängend od.
aufr., im 2ten auf einem central. Mutterf. Eiw. hornig od. fleifch.
Embr. aufr, od. gefrümmt. — Bäume, Str. od. Kr. BI. entgegen:
gef. oder gewirt., einfach, ganz, mit Randnerv. Nebenbl. oft merkw.
durch Größe und mancherlei Verwachſg. mit d. Blattflielen u. unter
fih, fo daß fie fogar oft innerhalb diefen find. Man findet auch in
female, gewirtelte Lappen getheilte, welche Blätter zu fein fcheinen.
Syitematifche Weberficht des Pflanzenreichs. 423
Die meiſten, mit Ausnahme der in Eur- vorkom. Stellatae, zwiſchen
d. MWendefr. u. in deren Nähe. — Wurz. oft Brechen erreg., z. B.
die FJpecacuanha a. Braf., dann Psychotria emetica u. a., Od. fcharf, rei—
nigend, harntr. Wurzel aller Rubia, u, mehr. Asperula u. Galium färben
mehr od. minder gut roth. Der Krapp, die Färberröthe, heißt R-
tinctorum. (Krapproth.) Von R. peregrina, lucida fommt Rad. Alezari.
DB. Galium verum, Mollugo, Aparine, cruciata off. Hb. V. Asperula
odorata {ff Hb. Matris sylvae. W. Asp. eynanchica off. Rad. V. Borreria
ferruginea, Poaya Wurz. gebr. V. Richardsonia scabra, emetica fommt
Rad. Ipecacuanha alba, amylacea v. undulata. — Rinde fait bei allen
bitter, zufammeng-, fräftigfi fieberwidr., wie namentl. die China,
welche von vielen Cinchona fommt, und mancherlei and. Ninden,
welche in Amer: als China angew. werden. Selbſt frautartige R.
zeigen noch ähnl. Kräfte. Rondelctia febrifuga v. Sierra Leona ift eben
fo fieberwidr. als die China. Won Cinchona Condaminea, scrobiculata
fommt Cort. peruvianus verus; China loxa vera, fusca. V. C. purpurea
China s. Quina fusca. U. C. lancifolia China lutea, regia, Calisaya. V.
C. pubescens Ch. flava dura et fibrosa; China de Chartagena, Ten, de
Jaen. V. C. glandulifera Ch. Huanaco, negrilla. Won C. magnifolia ,
oblongifolia f, China rubra , Quina flor de Azahar. V. C. Humboldtiana
China peluda. 3. C. macrocarpa Ch. alba. ®. C. ferruginea, Vellozii,
Hilarıı f, Ch. brasil. de Minas. V. C. Lambertiana Ch. brasil. Japurensis.
(Die Ehinarinden enth. Ehinin, Ginchonin, Aricin, Chinafäure-)
Exostemma carıbaeum lief. die Ch. carıbaea. E. florıbundum die Quinquina
Piton. E. cuspidatum die Quina de mato brasil. E. Souzanum die Quina
de Piauhy. V. Danais fragrans gebr, Cort. Belahe u. Rad. V. Buena hexan-
dra die Quina de Rio de Janeiro. V. Portlandia grandifiora die Quina
Surinam. V. Ophiorrhiza Mungos Wurzel wider d. . Schlangenbiß-
DB. Pinkneya pubens Ninde u. Wurz gebr. Von Manettia cordifolia
Wurz., v. Coutarea speciosa Rinde gebt. V. Uncaria (Nauclea) Gambir
Extracet. Gutta Gambir. Terra japon. ®. Chiococca anguifuga, racemosa
off. Rad. Caincae. (Saincafäure)-. V. Cephaelis Ipecacuanha fommt
Rad. Ipec. vera s. annulata. (&metin.) Von Psychotria emetica fommt
Rad. Ipecac. nigra vel striata. ®. Palicurea officinalis, diuretica, strepens
Fr- gebr- Fr. dv. Genipa america, Caruto $. Farb. Fleifchige Früchte
v. Gardenia, Genipa. Vangeria efb., gefchäßt: Das Eiw. d. Kaffees,
Coffea. arabica enth. das Coffein, Kaffeebitter. Ale horn. Eim. in
diefer Fam. haben geröftet ähnl- Geruch, wie d. Kaffee- — Von d. 13
Zünften dief. wicht. u. fehr natürl. Fam. find d. vorzüglichlien :
4) Cinchonaceae, Kapf. 2fäch., Sam- geflüg-; Cinchona, Exostemma,
Danais, Uncaria ete. 2) Gardeniaceae, Fr. fleifch., nicht auffpr.,
2 od. ifäch. Gardenia, Genipa etc. 3) Hedyotideae, Kapf. 2fäch-,
Sam. nicht geflüg. Hedyotis ete. 4) Guettardaceae, mit einer
vielfäch. Steinfrucht und 2 — 10 Samen. Gueltarda, Morinda cte.
424 Allgemeine Naturgeſchichte. VIL Buch.
5) Coffeaceae, mit einer 2fäch., 2ſam. Beere u. horn. Eiw. Coffea,
Chiococca, Cephaelis, Psychotria etc. 6) Stellatae, mit trod. oder
fleifch., auffpr- Frucht. Sherardia, Asperula, Galium, Rubia, Vaillantia etc,
7) Spermacocceae, mit 2⸗ felten 3fchaliger Fr. , deren Schalen
nach innen auffpringen. Spermacocce etc. J
Fam. 103. Caprifoliaceae Rich. (et Viburneae alior.) Kelchröhre
verw ‚, 5lapp. Krone verwachfenbl., mit 5, manchm. ungleichen Lapp.
Gleichviel Staubgef. od. durch Fehlfchlagen eines weniger; fie find
unten mit d-. Kr. verw. Eierfl- unterhalb, 3fäch- 3 getr. od. in einen
Kopf verw- Harb- Beere durch d. Kelchlappen gefr-, mehr- od. ifäch-
Sam. zahlr. od. durch Fchlfchlagen vereinzelt; hängend, Samenhaut
fruflig, Eiw. fleifch. Embr. in Bezichg. auf d. Samen aufr. — Str.
od. fleinere Bäume, mit gegenft- Bl., mit od. ohne Nebenbl. —
Bef. in d. gemäß. Geg. dv. Nordamer., Eur. u. Afien. — Rinde
gewöhnl. zufammenzieh. Blätter d. Hollunders, Sambucus nigra, fin»
fend, Brechen u. Durchfall erreg., Blüth- wohlr., ſchweißtr. Vom
Hollunder auch Fr. u. innere Winde gebr. Von Samb. ebulus (Attich),
racemosa Wurz., innere Rinde, Blätt- Blüth. Beer. gebr. V. Viburnum
Lantana Beer. eßb. Vib. opulus gefüllt ift Schneebal. Von Lonicera
caprifolium (Geißblatt), periclymenum Blüth. gebr. V. L. xylosteum
Beer. V. Triosteum perfoliatum Rad. — Linnaea etc,
Ordo XIX. (XXXV.) Ligustrinae. Liguſtern.
Fam. 104. Jasmineae BR. Brown. Lit. R. Brown Prodr. Fl.
Nov. Holl.- A. Richard Mem. de la soc. d’hist. nat. II. — Weichen
von den Dleinen, mit welchen fie Mehrere verein. , nur durch die
dachziegelf. Knospenlage der Kr-, durch deren 5 Lappen, u- durch die
in d. Fäch. aufger. Samen ab. Kein vd. wenig Eiw. — - Die Krone
enth- ein wohlriech. Del. — In heiß. u. gemäß. Geg.; 2 in Südeur- —
Jasminum; J. Sambac MalatibInme; J. officinale, pubescens etc, werden
gezog ˖ — Nyetanthes.
Fam. 105. Oleinae Link. BI. bisw. 2häufig. Kr. unter dem
Eierſt., mit 4 unter fich verw. Blumenbl. od. mit 2 unter fich mit-
telft der Staubgef- verwachf., od. mit feinen Blumenbl. Knospenl.
d. Kr. Elappig. 2 Staubgef. Eierft- frei, 2 fäch. 2 hing. Eichen in
jedem Fach. Fleifch» od. Kapſelfr, oft nur mit 1-Sam., weil die
andern fehlfchlagen. Eiw. fleifch- — Bäume od. Str. mit entge
gengef., einf., bisw. getheilten BI. — Fruchthülle u. Sam. des
Delbaums, Olea europaea, geben das Olivenöl. Blüthe v. O. fragrans
mwohlr. Rinde d. Efchen it zufammenzich., fieberwidr.; mehrere
Efchen, bef. Fraxinus rotundifolia fehwisen das Manna aug; Manna
in lacrymis, canellata, pinguis seu crassa, electa seu in granis. (Manna—
zuder, Mannit.) Frax. Ornus iſt d. unechte Mannaefche; Fr. excelsior
die gemeine E. Von ihr auch Manna ; dann Rinde, Frucht, Holz
| Syſtematiſche Heberficht des Pflanzenreichs. 425
brauchb. Die Efchen find den Ahornen fehr verwandt. — Borz. in
gemäß. Länd., faum über 650 n. B. — Phillyrea, Ligustrum, Chio-
nanthus, Syringa; S. vulgaris, gemeiner Flieder.
Subelassis III. Choristopetalae. Mit getrenntblättrigen
Blumen.
Ordo XX. (XXXVI.) Loranthaceae.
Fam. 106. Loranthaceae Don. (Viscineae alior.) Lit, Decan-
dolle Prödr. IV. Mem, s. 1. L. in Coll. d. Mem. VI. — Kelchröhre
am Grunde von einem eriten Wirtel umgeben, mit d. Eierſt. verw.,
mit kurz. od. kein. Lapp. Blumenbl. 4— 8, frei od. verw.; ind,
Knospe klapp. Eben fo viel Staubgef. als Blumenbl.; letztern ent-
gegengef.; Staubf. etwas mit d. Kr. verw., od. fait ganz fehlend,
fo daß die Staubb. auf d. Blumenfr. fiben. Gr. fadenf, od. fehl.
Narbe kopfförm. Beere durch Kelchlapp. gefrönt, 1fäch., mit 1 häng.
Sam. Eiw. fleifch. Würzelchen ſtumpf, aufgetr. od, abgeſtutzt. —
Str., faſt alle auf difotyledon: Bäumen ſchmarotzend, ohne Milchfaft.
BI. gegen, felten wechfelit. od. fehl.; fleifch. u. ganz, wenn fie vor-
banden find. — Die meiſten zwifch. d. Wendefr., bef. in Amer. u.
Aften. — Rinde zuſammenzieh. Frucht der Miftel, Viscum album, giebt
Vogelleim, welcher Viscin enth. Von Loranthus, Kiemenblume, Fennt
man über 250 Spez. — Korolle fehlt bisweilen in dieſ. Fam.
Ordo XXI, (XXXVII.) Umbelliflorae. Schirmblüthige.
Fam. 107. Umbelliferae Joss. Doldenpflanzen. Lit.
Delaroche Monogr. Eryng. Sprengel Umbellif. prodrom. Hoffmann
Gen. Umbellif. Lagasca Am. nat. esp. I. Koch in Nov. Act. N. C.
XI. Decandolle in Coll. d. Mem. V. u. Prodr. IV. — Kelch aus
5 verw. Stücken geb.; Nöhre mit d. Eierſt. verw-, Lappen geöffnet,
zahnförm. od. fehl. 5 Blumenbl., d. Gipfel d. Kelchröhre eingef. 5,
in d. Knospe gefaltete Staubgef. Eierft. 2 fäch. 2 diverg. Gr., einer
zur Eeite d. Blüthenage, der andere ihm entgegengef. Fr. (Diafene
9d. Kremofarpium)-aus 2 Karpellen (Merifarpien) "zufammengef.,
welche von ein. Fruchtträger od. Gentralare herabhängen, Außerlich
auf das innigfle mit d. Kelchröhre verw. find, fich bei d. Neife
trennen, u. fo die Kelchröhre in 2 Theile fcheiden. Die Kelchröhre
hat od. kann haben 1) 10 Primärnerven, von denen 5 (carinales) den
Kelchlappen, 5 (suturales) den Buchten entfprechen; 2) Sefundärnerv.,
den primär. entfpr., u. die Seitennerv. der Kelchitüde darfiell.; 3)
Streifen; find, Kanäle voll eigener Säfte, verlaufen von oben nach
unten in der mit d. Kelch verw. Fruchtbülle, u. find zwifch. od.
unter d, Nerven. Einziger Same mit d. Fruchthülle verw. Eim,
fleifch. 0d, hornig, äußerlich Fonver, innerlich flach bei den Umbellatis
426 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch.
orthospermis, auf die Rippen um die Are zurückgekrümmt bei den
U. campylospermis, od. dv. Grunde gegen d. Gipfel gefr. bei d.
coelospermis. Embr. Flein, im Sam. aufr., in Bezug auf d. Frucht»
hülle häng. — Kr. od. Halbitr., mit abwechf., febr felten entgegen-
gef., einf., aber oft vielfach zerfchnittenen BI. Blattſtiele fcheidig.
Blüth. in Dolden. — Vorz. in gemäß. u. nördl. Geg., wie in Eur.
Man kennt etwa 700 Spez. aus d. nördl., 300 a. d. füdl. Halbf. —
Die Wurzeln, wenn fnollig, find nabrh., z. B- von der Möhre od.
gelb. Rübe, v. d. in Kolumbien gebaut. Arracacha esculenta ete.
Stengel, Kraut u. BI. haben entweder ungefunde, felbit gift. Säfte
od. fehr entfchied. Gefchmad, wie 3. B. Sellerie, Körbel, Beterfilie.
Das aus d. Stengeln fließ. Gummiharz iſt reigend, aromatifch, wie
-d. Dpoponat, die Asa foetida, dag Ammoninfgummi, Galbanum ze.
Fr. reizend, aromatifch, angenehm, wie d. Anis, Kümmel, Koriander.
Bon Hydrocotyle vulgaris, bonariensis Hb. gebr. V. Sanicula europaea |
fommt Hb. Diapensiae. ®. Astrantia major Rad. Imperatoriae nigrae.
V. Eryngium campestre Wurz. gebr. B. gift. Wafferfchierling, Cicuta
virosa fommt Hb. Cic. aquatie. V. C. maculata Hb. off. Wurz. v. Selleri,
Apium graveolens eßb. 39. Beterfilie, Petroselinum sativum Burg,
Bl., Sam. gebr. Kraut v. Waffermerf, Helosciadium nodiflorum gift:
Sem. Ammios kommen v. Helosc. Ammi. Won Piychotis Ajowaen Fr.
gebr. B, Sison Amomum fommen Sem. Amomi, V. Aegopodium Po-
dagraria Hb. gebr. Bon Kümmel, Carum Carvı gebr. Sem. Carvı und
Del. B. d. Erdmandel, Carum (Bunium) Bulbocastanum Wurz. eb.
V. Bibernel, Pimpinella Saxifraga, magna Wurz. gebr. Anis ift Fr. v.
Pimp. Anisum, hiev. Sem. u. Ol. Anısıi. Zuckerwurzel k. v. Sium Sisarum.
Kraut v. Merk, Berle, Sium latifolium, angustifolium gift, V. Bu-
pleurum angustifolium fommt Hb. Perfoliatae. V. Wanfferfenchel, Phel-
landrium aquaticum gebt, Sem. u, Ol. Phell. aquat. Kraut d. Nebdolde,
Oenanthe crocata, fistulosa, u. d. Hundspeterfilie, Aethusa cynapium
gift. Lebtere wird manchm. mit d. Peterfilie verwechf. u. veranlaßt
Vergift. Der Fenchel iſt die füße Varietät v. Anethum foenieulum
Linn. Bon ihm gebr. Sem. 4. Ol. Foenic. V. Athamantha cretensis
fomm. Sem. Dauei cretiei. V. Meerfenchel, Crithmum maritimum Hb.
gebr. V. Ligusticum Levisticum, Liebſtöckel Wurz. Eben fo v, Bären»
fenchel, Meum athamanticum; v. wilden Angelif, Angelica sylvestrisz
u. v. Archangelica ofhieinalis. V. Pastinaca Opoponax kommt Gummi
res. Opoponax. V. Ferula asa foetida Gummi res, Asae foet, V. F. per-
sica dag Sagapeni? Bon Dorema armeniacum Don. fommt Gummi res
Atnmiiilbennni V. Galbanum offieinale Don. das Mutterharg. 3. Din,
Anethum graveolens Sam. gebr. V. Pastinaca sativa uU. P. Sekakul
Wurz. als Gemüfe. 23. Heracleum sphondylium gff. Rad. u, Hb.
Brancae ursinae germ. Der Kreuz: Mutter- Kümmel iſt Cuminum Cy-
minum. V. Roffümmel, Laserpitium Siler gebr. Hb. Fr. Giftig if
Syitematifche Meberficht des Pflanzenreichs. 497
Thapsia villosa.. Die Möhre iſt die verdickte Wurz. v. Daucus Carota;
of. Suce. (Sarotin.) 9. Myrrhis odorata off. Hb. Cicutae odoratae.
Giftig ift d. Kälberfropf, Chaerophyllum temulum. V. Klettenfümmel,
Anthriscus sylvestris Hb. off. Der Sartenferbel ift Scandıx cerefolium ;
v. ihm Hb. Chaerophylli seu Cerefolii. V. Prangos pabularia Lindl.
Kr. u. Wurz. eßb. V. (gift.) Schierling, Conium maculatum fommt
Hb. Cicutae. (Coniin.) V. Koriander, Coriandrum sativum Sam, gebr.
B. Haaritrang, Peucedanum oflieinale Wurz. of. V. Athamantha Orco-
selinum off, Hb, Rad. Fr. 3. Selinum palustre fommt Rad. Thysselioi
seu Olsnitii. Meiftermurg v. Imperatoria Ostruthium. ($mperatorin.) —
Laserpitium, Tordylium, Bubon, Meum, Caucalis, Smyrnium, Torilis,
Cachrys ete.
Fam. 108. Araliaceae A. Rıcn. Kelch verwachfenbl., verw.,
mit 5 od. ohne Lapp. 5 — 10 Blumenbl., felten feine. Eben fo viel,
felten doppelt fo viel Staubgef. als Blumenbl. Eierſt. unterhalb,
mit 2 od. mehr. Fäch., und in ied. Fach mit 1 häng. Eich. Gr.
getrennt. Fr. fleifch., mit 2— 15 Fäch. Eiw. fleifch. Embr. gegen
d. Sam. aufr.; Würgelchen verläng. — Bäume, Str., feltener .Kr.,
mit abwechf., einf. od. zufammengef. Bl.; Blattftiele am Grunde
aufgetrieb, Blüth. mei in Dolden od. Köpfen. — Vorz. in d. Näbe
v. Wendekr. — V. Aralia nudicaulis, spinosa gebr, Rad. Stipit. Fol.
Lebt. follen antifyphil. fein. Wurz. v. Panax gilt als Aphrodif. ©.
P. quinquefolium fommt Ginseng american. V. P. Schinseng f. Ginseng
japon. V. Epheu, Hedera Helix gebr. Fol. Lign. Gummi res. Hederae.
Phytocrene gigantea in Oſtind. ergießt verlett veichl. trimfb. Saft. —
Adoxa. j
Fam. 109. Corneae Dec. 4 unter fich uw. mit d. Eierft. verw.
Kelchſtücke. 4 Blumenbl., in d. Knospen. flappig. 4 Staubgef. A
Gr. u. 4 einf. Narbe. Steinfr. mit d. Kelch verw., mit 2fäch.
Kern. In jedem Fach vereinzelte, hing. Sam. Eimw. fleifch. Wür-
zelchen fürger als die Samenlapp. — Bäume od. Str., feltener Ar.
Blätt. fait immer gegenjt. Blüth. in Köpfen od. Dolden, felten
2häuf. — Nordam., Eur. u. Affen. — Fr. v. Cornus mascula, Rornel- °
firfche, u. C. suecica efb. Rinde v. C. florida, eircinata u. sericea als
zufammenz , fieberwidr. Mittel in d. verein. Staaten häufig gebr.
(Eornin?) — Aucuba ete. (Manche bilden aus Hedera u. Cornus eine
Fam. Hederaceae.)
Fam. 1f0. Hamamelideae R. Brown. it. RB. Rrown Deser.
pl. chin. Du Petit Thowars Veget. Afr. austr — Kelch verwachfenbl.,
Alappig, mehr od. wenig verw. 4 Blumenbl., feltener (durch Um—
. wandlg. in Staubgef.) feine. 8 Staubgef.; 4 von ihnen den uns:
fruchtb. Blumenbl. entgegengef. Eierft. 2füch., Fäch. Ifamig, mit
bäng. Eich. 2 getrennte Gr. Kapfel nur am Grunde verw., 2flapp.,
Klappen 2fpaltig, Eiw. horn. Embr. aufr., in d. Are, mit blattähnt.
A283 Allgemeine Naturgefehichte. VII. Buch.
Samenlapp. — Str. mit abwechf. BT. u. Nebenbl. Blüth. winfelft,,
oft in Büfcheln. — Bon 6 befannt. Spez. in d. verein: Staat. 2,
in Berf., China, Madagaskar, u. d. Cap überall eine. — Hamamelis,
Fothergilla, Dicoryphe.
Ordo XXII. (XXXVIII.) Cocculinae. Kockeln.
Fam. 44f. Berberideae Vest. %&it. Decandolle Monogr.
Berb. in Syst. nat, Pl. II. — 3 big A, öfter 6 binfäll. Kelchſtücke,
bisw. in 2 MWirteln, mit äußern Schupp. Blumenbl. in gleicher
Zahl m. d. Kelchft. entgegengef. od: doppelt fo viel; oft am Grunde
mit Drüfen od. innern Anhängen. Staubgef. jedem Blumenbl. ent-
gegengef., Staubb. d. Staubf. anliegend; Fächer öffnen fich durch
eine Klappe v. unten nach oben. Ein Afäch. Eierft. Gr. etwas fchief.
Narbe Freisförm. Beere od. Kapfelfe. mit 1 —3 Sam. Eim. fleifch.
od. fat horn. Embr. aufr., Samenlapp. flach. — Immergrüne Kr.
od. Str. mit abwechf. zufammengef. BI. — Die meilten in d. gemäß.
nördl. Zone u. in Ehili.— Wurzel des Sauerdorns, Berberis vulgaris
giebt gelbe Farbe; Ninde zufammenz., Beeren. fauer. (Berberin.)
Bon Leontice Leontopodium Kurz. gebr. — Epimedium etc.
Fam. 412. Menispermeae Juss. Sit. Decandolle Monogr.
Menisp. in Syst. 1. — Blüth. igefchlecht., oft 2häuf., mit 3 od.
Azähl, Wirt. Kelchſtücke hinfäll. Blumenbl. fehl. bisw. Staubgef.
Abrüderig, felten frei; bald mit d. Blumenbl. in gleicher Zahl und
dann ihnen entgegeifgef., bald doppelt, 3mal, Amal ſo viel; Staubb.
an Staubf. anliegend, auswärts gewend., bisw. am Grunde der
Staubf. Eierfi. bald zahlr., jeder mit 1 eing. Gr., diefe am Grunde
vereinigtz bald ganz verw., feltener auf einen zurüdgebr. Einiam.,
fchiefe od. halbkreisförm. Steinfrüchte;s Same auf gleiche Weife
verdreht. Embr. gefrümmt od. peripherifch; Fein od. nur ein fehr
Fein. fleifch. Eim. Samenlapp. flach, aneinandergelegt, od. entfernt
in verfchied. Abtheil. des Sam.; Würzelchen oberhalb. — Kletternde
Str., mit wechfellt., einf. od. zufammengef., flechenden BI. ; fehr
Hein. Blüth. in Trauben. — Vorz. zwifch. d. Wendekr. — Wurzeln
gewöhnl. bitter, tonifch, zufammenz.; fo die Colombow. v. Menisper-
mum palmatum. (Colombin.) Sam. oft narfot. Die v. M. coceulus
u. lacunosum, Fifchförner, dienen auf Java zu Vergift. d. Fifche
u. Vögel. (Pikrotorin, Menifpermin.) M. Amazonum Mart. 4. Ber:
giften d. Pfeile. Von M. cinerascens, platyphyllum kommt Cort. Rad.
Pareirae bravae. Wurz. u. Rinde v. Cissampelos Pareira, glaberrima ,
ebracteata Gegengift. — Lardizabala, Cocculus etc.
Ordo XXIII. (XXXIX.) Trisepalae. Reichbreibfätterige.
Fam. 113. Myristiceae R. Brown. 2häufig, ohne Spuren des
fehl. Gefchlechts. Ein sfpalt., Flappiges Perigoen. Männl. BL. :
Spitematifche Meberficht des Pflanzenreichs. 429
Staubf. verw., Staubb. frei od. verw., im beflimmter Zahl v. 3—12,
2fäch. nach ausw. gewendet, fich nach d. Länge öffn. Weibl, Bl.:
Perig. hinfällig; Eierft. frei, mit 1 einz. Eichen. Fr. fleifch., auffpr.,
2flapp. Sam. hart, v. einer Samendecke umhült. Eiw. gefurcht. —
Bäume mit abwechf. ganzen Blätt. — Zwifch. d. Wendefr. in Aſien
u. Amer. — Rinde fauer, rothfärb. Musfatnuß v. Myristica moschata,
Hammt v. d. Moluffen, wird nun im verfch. Kolonien geb. Musfat-
blüthe, Macis, Fl. Macis ift d. Samendecke; Del heißt Ol. Nucistac. —
Koema etc.
Fam. 414. Anonaceae Rica. &it. Dunal Monogr. Pyr. De-
candolle in Syst. I. Alph.. Decandolle it Mem. de Geneve 1832, —
Blüthentbeile in 3zähl. od. mehrmal 3zähl. Wirt. 3 ausdauer., mehr
0d. wen. verw. Kelchitüde. 3 Blumenbl., od. öfter 6 in 2 freien od.
verw, Wirt.; Snospenlage Elappig für jed. Wirt. Staubgef. ge-
wöhnl. fehr zahle., manchm. doch nur 6, 9 od. 12, auf einem ges
wölbten, flachen- od. vertieft. Blumenboden; Staubf. platt; Staubb.
anliegend, auswärts gewendet. 3 bis viele Eierfi,, frei 0d. verw.
4 bis viele Eich. Jed. Eierit. mit 1 einf. Gr. Fr. einf. od. zufam»
mengef. , troden od. fleifch.; Schaale häutig ; innere Samenhaut
dringt in Form dv. Querblättern in d. Eiweiß ein, Embr. fehr klein,
aufr,. u. am Grunde des Sam, — Bäume od. Str., mit wechfelit.,
einf., ganzen, oft punftirt. BL. — Vorz. zwifchen d. Wendefr. Keine
über 330 Br. — Mehrere pflanzt man wegen Wohlger, ihrer Blüth.
Früchte von Anona muricata, squamosa, Cherimolia fehr gefchäßt.
Fruchtblätter, Samendeden, wenn vorhanden, felbit Rinde oft aro—
matifch u. fiptifch. Von Unona Narum wird benutzt Wurz., Holz,
Blüth., die aromat. Fr. u. Del. U. U. aromatica, aethiopica, Äthiop.
Pfeffer, die Fr. Fr. v. Xylopia grandiflora, sericea aromat. — Uvaria,
Guatteria etc.
Ordo XXIV. (XL.) Polycarpicae. Bielfrüchtige.
Fam. 415. Magnoliaceae Dec. &it. Decandolle Monogr.
in Syst. I. — Blüthenth. im 8zähl. Wirt. 3 — 6 hinfäll. Kelchſt.
3 — 27 Blumenbl. Viele freie Staubgef.; Staubb. am Faden anlieg.
Diele Eierſt., oft in einer Aehre auf einem kegelf. Blumenboden;
in einf. Gr. geend. ; auf der innern Seite die aufr. od. häng. Eid).
tragend. Fr. einf. od. gehäuft, auffpr. od. nicht, trod. od. fleifch.,
1 bis vielfamig; Eiw. fleifch. Embr. klein, aufr., unterhalb. —
Bäume od. Str. Blätter abwechf:, oft lederig, manchm. durchfichtig
punktirt. Nebenbl. hinfällig, die Knospen umbül. Blüth. fchön,
ſtark riechend. — Sn d. Nähe d. Wendekr., vorzügl. in Amer.; Feine
in Afr. — Tonifche Bitterfeit, vorz. in Rinde u. Wurz. — Don
Liriodendron Tulipifer wird Rinde gebr. (Liriodendrin.) 2. Magnolia
grandiflora, glauca, tripetala Rinde, Blüthen, Holz techn. brauchb,
A350 Allgemeine Naturgeſchichte. VIL Buch.
Sternanig, Sem. Anisi stellati seu Badiani jff die Fr. v. Ilicium anı-
satum. (Siehe hier. Wiegmann's Arch. f. Naturgefch. Sahrg. 1835 1.
1836.) Winterrinde, Cort. Magellanieus seu Winteranus fommt dv. Drimys
Winteri. Auch v. Dr. granatensis wird Rinde gebr. Michelia etc.
Fam. 116. Dilleniaceae Dec. &it. Decandolle Monogr. in
Syst. J. — Kelchſtücke ausdaner., außen 2, innen 3; in d. Knospenl.
dachziegelf. 5 Blumenbl. Viele Staubgef., frei od. vielbrüd., ger
wirtelt, od. auf einer Seite d. Blume flehend; Fäden flach; Etaubb.
d, Fäden anlieg., nach auswärts od. einwärts gek., fich durch eine
Längsfpalte öffn. Karpellen in beſtimmt. Zahl, gewöhnt, 2—5, frei od.
verw. Gr. einf., zugefpikt. Eichen in 2 Reihen am innern Winfel
d. Karpellen. Fr. eine Beere od. 2flapp. Sam. durch Fehlfchlagen
oft einfam; nadt od. mit einer fleifch. Samenhülle; Samenhaut
hart, Eiw. fleifch. Embr. aufr., unterhalb u. Fein. — Holzgew.
Blätt. abwechſ. od. fehr felten entgegengef., oft lederig, einf., aber
oft ober dem ausdauer., ftengelumfaff. Grunde geglied. Blüth. ver-
einz., endfländig, fchön gelb. — Um d. Nequator u. nahe an den
Wendefr., vorz. in Auftralaf., Ind. u. Amer. — Zufammenz. —
Don Dillenia speciosa, serrata wird Rinde benüßt. V. Davila elliptica
rugosa $r. ben. V. Curatella Sambaiba Rinde ben. — Delima, Tetra-
cera, Pleurandra, Candollea. Hibbertia etc.
Fam. 4117. Ranunculaceae Juss. Zit. Decandolle in Syst.
J. — Kelchſt. 3 — 6. Gleichviel, doppelt od. 3mal fo viel freie
Blumenbl.; fie fehlen manchmal; find, wenn vorhanden, bald fach,
wenn fie aus erweit. Staubf. entitchen, bald tutenförmig, wenn aus
umgebild. Staubb. hervorgeg. Knospenl. d. Blume dachziegelf.
Staubf. frei, Staubb. anlieg. Viele Biltille, felten durch Fehlſchla—
gen nur einzeln; frei od. verw., jedes in einen furz. u. einf. Sr.
geend. Fr. auffpr. 0d. nicht, troden od. fleifch. Samen 1 bis viele;
aufger., bäng. od. horizontal; Eiw. born. Embr. fehr klein. Kr.
od. klett. Str. Wurz. faferig od. in Büfch- BL. wechfel- od. gegenft.,
einf., gang, öfter jedoch zerfchnitten. — Blattftiele am Grunde in
eine mehr od. minder umfaß. Scheide erweit. — Die meilten in -
Eur., Nordam. u. Aſien außer d. Wendefr. u, bis an die Polar: 1.
ewige Schneeregion. Zwiſch. d. Wendefr. nur auf d. höchſten Ber-
gen. — Enth. befond. in d. Wurz. einen fcharf. u. ätz. im Waſſer
löst. Stoff. Nach Grad u. Modifikation deffelden findet man in
dief. Fam. heft. Gifte, wie die Sturmhutwurz., gewalt. Burgirs
mittel, fo die Wurz. d. Nießwurz; blafenziehende Stoffe, wie in
Ranunculus flammula, sceleratus, Clematis flammula, Knowltonia vesi-
catoria. "Mehrere find einfach tonifch bitter. Das Delphinin wird
aus den wurmtreib. Fauft. Samen v. Delphinium Staphysagria gezog.
Die Sam. v. D. Consolida u. Ajacis, Gartenritterfpoen, find gift.
Don Clematis Vitalba fommt Hb. Flammulae Jovis. (Glematisfampher.)
Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. 431
V. Thalictrum flavum Rad. off. V. Ancmone pratensis Hb. Pulsatillae nigri-
cantis. V. A. patens, Pulsatilla off. Hb. (PBulfatillfampher, Anemonin.)
3ierpfl. find A. coronaria, hortensis, Gartenanemone, Adonis spec.
Frühlingsboten bei ung A. nmemorosa, Hepatica triloba. Giftig jind
Ranunculus bulbosus, acris, Schmalzblume, sceleratus, arvensis, Flam-
mula. 8, Feigwargenfraut, Ficaria ranunculoides Hb. of. Von d.
fchwargen Niefwurg, Helleborus niger, foetidus, viridis Rad. off. (Helle
borin, Weichharz.) V. Schwargfümmel, Nigella sativa, damascena,
arvensis Off, Sem. Nigell. s. Melanthii. Eifenhut, Sturmhut iſt Aconi-
tum Napellus, Stoerkeanum, Camarum, Anthora etc. Hievon gift. Rad.
Hb. Sem. (Aconitin.) Giftig ift auch Bisma. V. Actaea spicata fommt
Rad. Christophorianae seu Aconiti racemosi. V. Xanthorrhiza apiifolia u.
Hydrastis canadensis Wurz. fehr bitter u. fcharf. Gichtrofe, Pfingitrofe
iſt Paeonia offieinalis; hiev. off. Bad. Fl. — Zerfallen nach Decandolle
in I. Ranunculaceae genuinae mit auswärts gewend. Staubb. 4)
Clematideae; Kelch in d. Knospenl. Elappig, doppelt eingefaltet.
Blumenbl. fehl. od. flach. Früchtchen nicht aufſpr., einſamig, in
einen langen bartig. Griff endig. Same häng. — Ausdauer. Kr. od.
flett. Str., mit entgegenf. Bl. Clematis, Atragene, Naravelia etc.
2) Anemoneae. Kelch in d. Knospenl. dachziegelf. Blumenbl. fehl.
od, flach. Früchtch. nicht auffpr., Afam., manchm. im einen lang.
batt. Gr. geend. Same häng. Kr. mit abwechſ. Bl. Thalictrum,
Anemone, Pulsatilla, Adonis. 3) Ranunculaceae (sensu strietiss.).
Kelch in d. Knospen!. dachziegelf. Blumenbl. mit 2 Lippen od.
mit einer Schuppe innen am Grunde. Gtengel frautig, mit
abwechf. Bl. Ranunculus, Ficaria, Myosurus. 4) Helleboreae.
Kelch in d. Knospenl, dachziegelf. Blumenbl. fehl. od. unregelm.
mit 2 Lippen u. Neftarien trag. Früchtch. vielfamig, auffpr. Kr.
mit abwechf. Bl. Calıha ; C. palustris, Dotterbl. ; Trollius, Helleborus,
Isopyrum, Garidella, Nigella, Aquilegia, Delphinium etc. II. Ran.
spuriae. 5) Paeoniaceae. Früchtch. vielfam., troden u. nicht
auffpr., 0d. eine Beere. Fr. od. Str. mit abwechf. Bl. Actaea,
Xanthorrhiza, Paeonia.. Werden von Vielen als eigene Fam. aufgef.,
zu welcher vielleicht auch Podophylium, Jeffersonia 4, Sarracenia gehö⸗
ven, aus welchen mit Hydropeltis Decandolle eine Fam. Podophyl-
laceae bildet. i
Ordo XXV. (XIL.) Hydropeltideae.
Fam. 4118. Cabombeae A. Rıcn. Lit. Decandolle Syst. II. —
3— 4 auf der Innenſeite gefärbte Kelchſtücke. Eben fo viel mit
jenen abwechſ. Blumenbl. Gr. freifteh. Mehrere getrennte einfache
Früchtch. — Wafferpfl. in-Nord- u. Südam. — Nur 2 Spez. bei. —
Cabomba , Hydropeltis.
Fam. 449. Nymphaeaceae Sarısp. it, Decandolle Syst. II. —
439 ‚Allgemeine Naturgefchichte. VIL Buch.
4— 6 Kelchft., oft ausdauer. u. gefärbt. Blumenbl. in zahlr. Wirt.,
die unter fih u. mit d. Kelchit. abwechſ. Viele Etaubgef. m. platten
Staubf. Staubb, anliegend, nach einwärts gef. Karpellen 8 — 24,
- mehr od. weniger von einer Verlängerung des Blüthenbod. umgeb.,
frei od. unter fih u. mit d. Blüthenb. verw, Gr. einfach, frei od.
(wenn d. Karp. verm. find) unter fich vereint u. durch die firahlig
feheibenf. Narben geend. Samen 1 bis viele, an die Seitenwände
d. Karp. geheftetz verf., rund, punftirt, v. einer gallertart. Samenfr.
u. einer Pulpe umgeb., die bei der Neife die Fächer erfüllt; Eiw.
fehl. oder mehl. Embr. kurz, did, ſtumpf, außer d. Eiw. am Grunde
des Sam. lieg., in einen häut. Sad eingefchl. 2 blattart. Samenl. —
Yusdanernde Wafferpfl. Stod im Grunde des Waſſ. wagerecht, wie
Blatt u. Blumenitiele mit vegelm. Lufthöhlen. Blattfcheiben fchildf.
od. rund, auf der DOberfl. fchwimm. Blum. ausgez. ſchön; weiß,
roth, blau oder gelb. — In geringer Zahl in Wäff. aller Länder,
ausgen. Südam. — Gtellg. diefer Fam. noch flreitig. — Die zur
Speife gebr. Ägyptifche Bohne d. Alten it Sam. v. Nelumbium
speciosum. Nymphaea lutea u. alba, gelbe u. weiße Seeroſe; N. Lotus
iſt Lotus aegyptia der Alten. — Nuphar, Euryale.
Ordo XXVI. (XILIL.) Rhocadeae. Rhoeadeen.
Fam. 120. Tremandreae R. Brown. Kelchft- 4— 5, ungleich, in
d. Knospe Flappig, etwas verw. Eben fo viel Blumenbl. 2 Staubgef:
vor jedem Blumenbl:.; Staubb. 2 — Afäch., fich am Gipfel öffn.
Eierſt. zufammengedr., 2fäch. mit 1 —3 häng. Eich. Fruchtfl. die
Scheidew. trag. Eiw. fleifch. Embr. groß, aufr., gegen d- Nabel
lieg. — Halbftr-, d. Haiden ähnl. — Neuholl. — en Tre-
mandra.
Fam. 121. Polygaleae Juss. 5 Relchit., 3 Auf. u. 3 innere;
leßtere größer, blumenblattart. 3— 4 Blumenbl., mittel d. Staub-
gefäßröhre verw. od. frei; manchm. fehl. Staubf. in eine am Gipfel
gefpaltene Röhre verw.; Staubb. 8, einfäch., aufr. fich durch End»
poren öffn- 1 gefrümmter Gr. Narbe trichterf. od. 2lapp- Kapfel vd.
Steinfr., 1 — 2fäch-; Klappen die Scheidew. trag. Ein hing. Same
in jed. Fach, oft behaart und mit einer Samenfr., mit oder ohne
Eim. — Kr. oder Halbftr-; Blätter gewöhnt. abwechf-, ganz; Wur—
zel mit Milchf. — Borg. zwifchen 10 u. 350 d. B., in beiden Halbk.
Wenige in Eur. — Blätter bitter. Bon Polygala amara, Kreuzblume,
Rad. Hb. off: V. P. Senega Rad. Senegae vel Polyg. virginianae. ( Se⸗
negin, Harz .) V. Soulamea amara kommt Rex amaroris. (Polygalſäure).
V. Krameria triandra, Ixina fommt Rad. Ratanhiae. (Rramerfänre-)
— Monnina, Muraltia etc.
Fam. .122. Resedaceae Dec. Kelch vieltheilig. Blumenbl-. ?
zerfchlit, mit den Staubgef. auf einer fchiefen, drüfigen, von den
Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. A353
benachb. Theilen ganz freien Scheibe eingef. Eierft- frei, seckig,
sfäch., mit 3 feitl. Mutterf.; 3 ſitz. Narb. Fr. troden od. fleifch.,
am Gipfel offen. Mehr. nierenf. Samen, ohne Eiw. Würzelchen
oberh. — Kr. mit abwechf. BI. u. Drüfen ähnl. Nebenbl. — Sn
Eur., an den Küſten um d. Mittelm., u. in einem Theile Aſtens. —
Stellung noch fireitig. Einige ftellen fie in die Nähe d. Capparideae,
Andere in die der Datisceae (ÜUrticeae). Bon Reseda luteola, Wau,
Kraut 3. Färb. (Luteolin, Waugelb). Die in Gärten gez. Reſeda iſt
R. odorata. — Ochradenus. t
. Fam. 123. Fumariaceae Dec. &it, Decandolle Syst. II. —
2 hinfäl. Kelchit. (Brafteen?) Blumenbl. 4, (od, 2 Kelchſt. u. 2
Blumenbl.) frei od. verw.; 2 äußerlich, mit d. Kelchſt. abwechſ. u.
oft in Sporen verläng., 2 innerlich, flach, an d. Spitze verw.; im
Sporn eine Drüfe. 6 Staubgef., zu 3 in Büfchel verw., die mit
d. inn. Blumenbl. abwechf. 4 Antherenfächer, für jed. Büfchel nach
ausw. gew., als wenn in jed. 4 Staubgef. vorhanden wären, von
denen 2 in ihrer ganzen Länge getheilt find, wobei jeder Theil mit
d. and. Staubgef, zufammenh. Eierit. frei. Narbe in Form v. 2 Platt.
Fr. fchotenähnt., vielfamig, 2klappig; feltener nicht auffpr. u. 1ſam.
Sam. mit Samenanh., auf feitl. Mutterfuchen Kiegend, rundl,, mit
fleifch. Eiw. Embr. in d. Are ſehr Furg, unterhalb, aufr., ein wenig
gefrümmt. Samenl. flach. Kr. mit oft aufgetr. Wurz., abwechſ.,
vielfpalt. Bl., oft mit Ranken; Blum. weiß, roth od. gelb. — Sn
gemäß. Geg., befond. d. nördl. Halbk. — Bon Corydalis cava f, Rad.
Aristolochiae cavae. (Eprydalin.) U. Fumaria oflieinalis, Erdraud) off.
Ab. (Fumarſäure.)
Fam. 124. Papaveraceae Dec. it. Decandolle Syst. II. —
2 hinfäll. Kelchſt. Blumenbl. gewöhnl, 4, zwei innere m. 2 äußere,
manchm. Feine od. 8 — 12. Gtaubgef. 4, den Blumenbl. entgegenggf.
od. im zahlreich. Wirteln 8 — 12, 16 ꝛc.; Staubgef. dünn, Staubb.
am Grunde befeft. Ein freier Eierft. von vielen bis nur 2 verw.
Karpellen gebildet, am Grunde oft vom Blüthenboden umgeb. Gr.
fur; od. fehl, Narb, ſitz, in Strahlen auf d. Eierft. vertheilt, fels
tener frei. Kapfel eiförmig, od. zur Schote verlängert, fich vom
Grunde gegen den Gipfel öffn. Cam. rundlich, viele, fehr felten
nur einzelne; den Mutterk. eingef.; Eiw. fleifch., öhlig. Embr. fehr
flein, am Grunde d. Eim.; Samenl. flach -gewölbt. — Kr. od.
Halbiir. voll weiß., gelben od. roth. Safts. Bl. abwechf., einf.,
gezahnt oder gelappt. Blüth. Ianggeficht oder in Trauben; nie
blau, — In gemäß. Länd., vorz. Eur. — Der eigene, in allen
Drganen (d. Sam. ausgenommen) verbr. Saft, iſt betäub,, u. enth.
viel Morpbium; auch Narkotin u. Mefoniumfäure, P. somniferum
iſt d. Gartenmohn. Var. &. nigrum, 8. album (officinale Gmel.). Dpium
it im Saft der Kapfeln enthalt. (Morphium, Opian [Narfotin),
IE 28
A5A Allgemeine Naturgefchichte, VIL Buch.
Marcein, Eodein, Meconin, Mohnfäure.) Die gewöhnl. große Klat
fchrofe if P. Rhoeas. Von ihr, dann v. P. dubium, Argemone Flor.
gebr. Mohnöl fommt aus d. Samen, die nie narfotifch find. Sene -
d. Argemone mexicana erregen Brechen. Saft des Schölffrauts, Ch.
majus, iſt Fauftifch. V. ihm Hb. Bad. off. B. Glaucium luteum f,
Hb. Rad. Chelid. cornieulati. V. Sanguinaria canadensis Wurz. bitter,
fcharf. (Sanguinarin.) — Bocconia, Eschscholizia etc. ;
Fam. 125. Cruciferae Juss. Lit. Decandolle Mem. sur I.
C. u. Syst. II. — 4 Kelchſt., 2 äußere u. 2 innere, 4 Blumenbl. mit
d. Kelchſt. abwechſ.; 2 innerlich, 2 Auf. 6 GStaubgef.; A größer,
2 Fleinere, feitliche, d. feitl. Kelchit. entgegengef., gewöhnt. fret.
Grünl. Drüfen zwifch. d. Blumenbl. u. Staubgef. 2 in einen freien
Eierft. verw. Karpellen. Ein Gr.; kurz bei langem, lang bei furz.
Eierſt. 2 Narben. 1 Schote od, ein Schötchen, auffpr. od. nicht,
mit breit. od. fehmal. Scheidewand.. Sam. 1 bis viele, auf dem
MBand-Mutterf., der beid. Fächer trennt. Kein Eiw. Embr. öhlig,
gefrümmt; Würzelchen gegen d. Nabel gerichtet; Samenl. entges
gengef., verfchiedentl. gegen d. Würzelch. geneigt, flach od. gemund,
— Kr., jährig, 2iähr. od. ausdaner., manchm. Fleine Halbitr. BT.
abwechf. Blüth. Flein; weiß, roth, gelb, felten bläulich. — Bei 1000
Spez.; allenth. verbr., befond. häufig in Eur., u. überhaupt in d.
gemäß. u. Falt, Geg. d. nördl. Halbk. — Antifforbutifch , gewöhnt,
durch einen fcharfen Stoff reizend; Samen ölig (Reps) od. ſtechend
(Senf). Isatis tinetoria giebt d. Waid, einen blauen Farbſtoff. Manche
find Sierpfl., mehrere Gemüfe. Hesperis tristis, matronalis, Nachtviole.
Cheiranthus incanus, annuus, Winter- u. Sommerlevfojc; Ch. Cheiri,
Goldlaf. Nasturtium officinale, Brunnfreffe, Cochlearia Armoracia, Meer»
rettig. C. offeinalis, Löffelfraut. B. eriterem wird Wurz., v. lebt. Kraut
gebr. V. Hederich, Erysimum (Sisymbrium) offieinale. Ar. gebr. V. Sis.
Sophia fommt Hb. Sophiae Chirurgorum. Erysimum Alliaria, Snoblauchs
fraut. Myagrum sativum, Zeindotter. Lepidium sativum, Gartenfreffe.
L. latifolium, Pfefferfraut. Brassica oleracea, Gartenfohl. Bon ihm
ungemein viele Variet. Var. &. acephala: viridis, Grünkohl; purpuras-
cens, Braunf.; sabellica, selenisia Krausk.; Var. P- bullata: sabauda,
Wirſing, Savoierkohl; gemmifera, Brüßlerk.; Var. Y. capitata, Kopfs
fohl; alba, Weißfraut, Kabis in Bern; rubra, Blaukr., rother Kabis
in Bern; Var. Ö. caulorapa: Dberfohlrabi, gongylodes; Var. &. botritis:
cauliflora, Blumenfohl; asparagoides, Broffoli. Brassica rapa iſt Rü⸗
benfobl. Var. &, radice crassa, weiße Rübe, Steckrübe, bayerfche R.
Var. ß. rad. fibrosa, it der Nübenreps, gebaut wie folgender wegen
feiner öhl. Sam. Brassica napus iſt d. Neps, Kohlreps. Var. &. rad.
fibrosa, oleifera, Winter-, Sommerreps; Var. 4. rad. crassa, Napobrassica,
Bodenfohlrabi, Dotfche, Erddotfche. Anastatica hierochuntica iſt die
Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. 4535
fehr bygrosfop. Serichorofe, Eruca sativa, Senffohl. Sınapis nigra,
alba, Genf; Samen zu Würze, Senfpflafter. (Sulfofinapifin.) Raphanus
Rhaphanistrum, sativus, Rettij. Crambe maritima, Meerfohl, Gemüfe. —
Berfall. nach Decand. (nach d. Geſtalt des Embr.) in 5 Unterfam,
u. (nach d. Schotenbau) in 21 Sünfte. 4) Pseudorhizeae. Samenl.
flach, zufammenliegend (aceumbentes); Würzelch. feitl. pon d. Koms
mifjur der Samenl., was im Duerfchnitt fo O— ausfieht, wobei d.
Samenl. d. Striche, das Würz. die O bedeuten. Mathiola, Cheiranthus,
Arabis, Turritis, Nasturtium,- Cardamine, Lunaria, Alyssum, Draba,
Cochlearia, Thlaspi, Iberis, Biscutella, Anastatica, Cackile etc. 2) No-
torhizeae. Samenl. flach, auflieg., Würz. auf d. Rüden eines d.
- Kotyledonen zurüdgefrümmt : O||. Malcomia, Hesperis, Sisymbrium,
Erysimum, Commelina, Lepidium, Isatis, Myayrum etc. 3) Ortho-
phloceae. Samenl. auflieg., auf ihren Längsnerv, gefaltet 20 >>, _
Brassica, Sinapis, Eruca, Crambe, Raphanus etc. 4) Spirolobeae.
Samenl. auflieg., linienf., zur Seite des Würz. fpiral gew. o || ||..-
Bunias, Erucaria. 5) Diplecolobeae Gamenl. auflieg., Iinienf,,
2mal quer zur Geite des Würzelch. gefaltet: o || || ||. Heliophila,
Subularia, Brachycarpaea.
Fam. 126. Capparideae VEnt. it, Decandolle Prodr. I. —
(Sind d. vor. Fam. in Bau und Kräften fehr nahe verwandt, und
bilden nach Sprengels Anficht einen Meberg. v. d. Hülfenpfl. zu den
Kreuzblüthigen.) 4 freie od. verw., gleiche od. ungl. Kelchit. Keine
od. 4 Blumenbl. Staubgef. in quaternären od. unbeit. Zahlen.
Blumenboden oft drüfig, in einen Fruchtſtiel (thecaphorus) verläng.
Eierſt, aus 2 verw. Karpell. geb. Fr. verfchieden, fchotig od. fleifch.,
fäch. Sam. 1 bis viele, nierenf., ohne Eiw,, an Wandmutterf. bef.
Embr. gefrümmt; Eamenl. blattart., faſt aufliegend. — Kr., Str.
od. Bäume. Keine od, dorn. Nebenbl. Blätter abwechf., einf. od.
zufammengef. — Bef. zwifchen d,. Wendekr. — Sam. d. Kappern⸗
firauchs, Capparis spinosa, jtech. reiz. Blüthenfnospen find die Kaps
pern. V. C. Yco Mart. Blätt. u. Sr. gift- V. Gynandropsis pentaphylla
Kr- eßb. Mehrere Cleome haben mwurmtr- Wurzeln u. d. Stengel
wirft wie Senfpflafier. — Crataeva ete.
Ordo XXVII. (XLIII.) Peponiferae. Kürbisfrüchtige.
Fam. 127. Samydeae GAERTN. Kelch ausdauer., aus 3—7 mehr
od. wen. verw. Stüd. geb. Keine Blumenbl. Dopp., 3: od. Amal fo
viel Staubgef. als Kelchii-; Staubf. flah, am Grunde einbrüd., am
Gipfel frei; Staubb. aufr., manchmal in ein. ganz. Staubgefäß-
wirtel abortirt. Ein freier, tfäch. Eierſt. 1 fadenf. Gr. 1 Fopff. oder
gelappte Narbe. Kapfel lederig,.3 — 5flappig, oft innen mit Mus.
Biele Sam. mit fleifch. Eiw. Embr. verf., dünn, Samenl. blattart.,
gefalt. — Str. mit abwechſ., einf-, ausdauernd. Bl.; fie haben meift
436 Ufgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch.
durchſicht, runde od. längl. Punkte u. Nebenbl. Zwiſch d- Wendekr.
in Amer. u. Aſ. Von Casearia ovata Rinde u. Fr. bitter, gerbeitoff-
halt. — Samyda, Chaetocrater etc. j
Fam. 128. Homalineae R. Brown. Kelchröhre mit d. Eierft-
verw-, fehr kurz; Lappen zu 10 bis 30 Baaren; die äußern Felch-,
die innern blumenblattart. Auf d. innern Kelchlappen Drüfen. Keine
Blumenbl. Staubgef. oben in d. Kelchröhre; fo viel als Kelchlappen,
oder 3= od. Amal fo viel. Staubb. zu zweien. Eierft- Ifäch-, oben
frei. 3—5 Gr. Eine Kapfel od. Beere. Mutter: an d. Wänd—
Sam. Fein, mit fleifch- Embr. Str. mit abwechf. BI. — Zwifchen
d. Wendekr., bef. in Afr- u. Affen. — Homalium, Blackwellia.
Fam. 129. Chailletiaceae Dec. Kelch (Berigon?) ausdaner.,
Sfpalt., innen gefärbt, mit Dachziegelf. Lappen. Blumenbl. (umgem.
Staubgef.?) aus d. Kelchgrunde entfpring., manchm. am Grunde
mit den Staubgef. verw. Diefe mit den Blumenbl. abwechf. Eierft.
frei, 2— 3 freie od. verw. Gr. Steinfr. mit leder. Rinde u. 2—3fäch.
Rern. Sam. einzeln in jed. Fach, häng., ohne Eiw. Embr, dicht;
Würzelch. oberh. Samenl. fleifch. — Bäume od, Gtr. mit abwechf.,
ganzen, mit Nebenbl. verfeh. ST. Blüthenfiele oft mit d. Blattſt.
verw. — 2 Spez: in Gierra-Leona, 2 in Madagasf., 1 in Timor,
2 in Aequatorialamer. — Chailletia. Won Ch. toxicaria Fr. 5. Bere
giften d. Fifche.
Fam. 430. Passifloreae Juss. 5 oder 10 Kelchit., in 2 Reihen,
unter ſich verw., die innern mehr biumenblattart. Oben auf der
Kelchröhre häutige od. fadenförm., gefärbte Anhänge. Kein oder 5
Blumenbl. 5 0d. viele Staubgef. ; Staubf. um d. Fruchtträger
verw.; Staubb. nach ausw. gew., fchwebend, 2fäch. Eierit. frei, ge»
ftielt, eiförm. Gr. kurz od. fehl. 3 dicke, 2lapp. Narb. Fr. Ifädh.,
Mutterk. central; fleifchig u. nicht auffpr. od. durch 3 Klappen
auffpr. Sam, zahle., mit einem, oft musartig. Samenandh. Embr.
aufr., im Mittelp. ein. fleifch. Eiw.; Samenl. flach. — Fr. oder
klett. Str. mit abwechf., Nebenbl. trag. Bl.; Blüth. roth, violett,
blau oder weiß. — Hm d. Aequator u. nahe an d. Wendefr.; Feine
in Eur. — Frucht von Paropsis edulis fäuerlich, angenehm. Die
meiften Passiflora haben ausgez. fhöne Blum. (Paſſtonsbl.) Von P-
maliformis, pallida, incarnata, coerulca Fr. erfrifch. V. P. capsularis,
laurifolia Kurz. u. Blätt. gebr. — Tacsonia, Modecca etc. Den Passi«-
floreis nahe verwandt find die Begoniaceae Bonpl. Mehrere Spes.
v. Begonia enth. Gauerfleefäure.
Fam. 431. Turneraceae Dec. 5 unter fich verw. Kelchſt. 5
Blumenbl. u. Staubgef. Eierſt. frei. 3 zerfchließ. od. 2theil, Or.
Kapf. 3Elappig, 1 fäch., d. Scheidem. gegenüber auffpr. Sam. netz⸗
fürmig mit Samenanh. Embr. fpatelförm. Eiw. fleifch. — Kr. oder
>
Syftematiſche Meberficht des Pflangenreihs. 437
Halbſtr. mit abwechſ. BI. — Im warm. u. gemäß. Amer, — Kraut
v. Turnera opifera erweichend, — Piriqueta. x
Fam. 132. Fouquwieraceae Dec. 5 verw. Kelchſt. 5 in eine
lange Korolle verw. Blumenbl. Staubf. 10— 12, frei, hervorrag.
Eierft. frei. Gr. sfpalt. Kapf. 3Elappig, zwifchen den Fäch. auffpr.,
sfäh. Sam. zahle. Eiw- fleifch. Embr. aufr. — Bäume od. Str.;
Blätt. in Büfcheln im Winkel v. Dornen, — Mejiko. — Fouquiera,
Bronnia. 2
Fam. 133. Loaseae Juss. Lit. Jussieu in Ann. du Mus. V.
Kunth Nova Gen. pl. Amer. VI. — Kelch 5- bis Atheil. Blumenbl.
in gleich. od. dopp. Zahl, oben in der Kelchröhre eingef. Diele
Staubgef. mit freien oder verw. Fäden; die Äußeren oft unfruchtb.
Eierft. verw. od. v. Kelch umgeb, Ein aus 3— 7 Narben zufammen-
He. Sr. Kapſ. 1fäch., mit 3, 5 od. 7 Klappen. Mutterf. an d.
Wänd. Viele Sam. Embr. linienf., aufr. Eiw. fleifch. — Kr., oft
mit brennend. Saft ausfcheid. Haaren, wie Neffeln. — BI. gegen»
od. wechfelit. — Sn Amer., bef. am Aequator. — Loasa, Mentzelia etc,
Fam. 434. Cucurbitaceae Juss. Lit. A. St. Hilaire in Mem.
du Mus. IX. Seringe in Decand. Prodr. III. y. in Me&m. de Geneve. —
Blüth. oft 1- u. 2häufig. 5 Kelchſt. mehr od. weniger unter fich u.
mit den Rarpellen verw. 5 Blumenbl., frei 0d. verw., am Nande
des mit dem Kelch verw. Blumenbodens eingef. 5 Staubgef., frei
od. verw. 3— 5 zweilapp. Narb. Karpellen 3.00. 5, fleifch., v. einem
Blumenb. u. ein. fleifch. Kelch umhüllt, in eine fcheinbar 1fäch., in
Wahrh. aber vielfäch. Fr. verw.; Mutterfuch. 2fpalt. Sam. zahle.,
den Enden d. 2fpalt, Fächerwände eingef., die oft nach d. Mitte zu
verfihwinden, weßhalb d. Sam. im Umkreis einer einfäch. Fr. ein—
gef. fchein. Samenanh. wäſſerig. Embr. gerade, mit blattart., hand—⸗
nerv. Samenlapy. Würzelch, am Grunde. Kein Eiw. — Gteng.
flett., frautig. Blätt. handf. Haare oft mit Echeidewänd. Ranken
aus umgebild. Blätt. (Mebenbl, nach A. St. Hilaire) cehtftanden.
Blumen gelb, weiß oder rofenf. — Borz. in warmen Länd., bef.
Oſtind. — Gemeiner Kürbis iſt Cucurbita Pepo; Türfenbund, C.
Melopepo; $lafchenfürbis, C."lagenaria. Bon ihnen Fr. zur Speife u.
Cam. gebr. Cucumis sativus, Gurke; C. Melo, Melone; C. Citrullus,
Waſſermelone; vom allen Fr. efb. Momordica Elaterium, Spritzgurke;
Fr. u. Ar. ben. (Elaterin.) In mehrern ein fcharf. purgir. Stoff;
fo die Coloquinthe, ein faſt gift. Draftiftum, aus dem Mus von
Cucumis colocynthis. (Koloeynthin). Wurz. d. Gichtrübe, Bryonia alba,
dioica abführ. (Bryonin). Bon Feuillea eordifolia Sam. ben. Früchte
v. Benin casa cerifera fondern eine Art Wachs ab. Jolifha africana wird
im heißen Afr. wegen des Dels ihr. Sam. geb. — Luffa, Elaterium,
Trichosanthes. Einige fondern Carica als eigene Fam, Papayaccae ab,
B. Papaya, Melonenbaum, microcarpa, monoica $r, efb.
438 Allgemeine Naturgefchichte. Vil. Buch.
Fam, 185. Grossularieae Dec. Lit. Berlandier in Mem,
de Geneve III. partie 2, u. in Decand. Prodr. III. Th ory hist. de
Grosseill. — 4 — 5 am Örunde verw. Kelchit. Kein od. 4 — 5 Blu«-
menbl., der Kelchröhre eingef. Staubgef, 4 — 6. Eierit. oberhalb,
tfäch., mit 2 Wandmutterf. u, vielen Eich. Gr. 2 — Afpalt. Beere
mit mehr. Sam. 1 Samenanh. u. Eim. Embr, fehr Flein. — Halbfr.,
oft dornig, mit abwechf., lapp. Blätt. Blumen roth, grün od, gelb.
— Sn gemäß. eg. Eur, Af. u. Amer. , befond, des nördlich. —
Wegen eßb. Fr. gepfl. Ribes rubrum, Hohannisbeere, Meerträublein ;
R, grossularia, Stachelb.; R. nigrum, ſchwarze Sohannisb,
Fam. 136. Cacteae Dec. (Nopaleae Vent.) it. Haworth
Succul. plant. Decandolle Pl. grasses. Ejusd. Prodr, III. Ejusd.
Revue d. C. ir Mem. du Mus. Ejusd. Sec. Mem. sur les C. Lint u,
Dtto üb. d. Gatt. Melocactus in den Abhandl. d, Preuß. Garten»
gefellfchaft. Bfeiffer u. Dtto, Abb. u. Befchrbg. blüh. Cakt. —
Kelch gebildet aus mehr. unter fich u. mit d. Eierft. verw. Stüden;
diefe manchm. in zahlr.. Lappen getheilt, die der Länge der Röhre
nach in verfchied. Höhen entfpringen. Blumenbl. in 2 0d. mehrern
Reihen; die äuß. Wenig abweich. von d. innern Kelchlappen ; bald.
fait frei, ein Rad darit.; bald in eine Röhre verw. Viele Staubgef,
Eierft. 1fäch.; Mutterf, an d. Wänden, Eid). zahle. Ein Gr. und
mehr. freie od. zufammengehäufte Narb. Fr. muſig u. fleifch. Kein
Eim. Embr. gerade od. gefrümmt, mit flachen od. fleifch., fehr Fleis
nen Samenl, — Ausdauernde Fettpfl.; Stämme oft fopfförm. ges
rundet, od. zufammengedr., od. prismatifch u. geglied., von fonderb.
Anſehen. Bl. fleifch., bald ausgebr., bald fehr klein od. hinfällig,
felbit fehl. ; Stach. in Büfcheln, in den Blattwinfeln od. an deren
Stelle. Blum. gelb od. roth, mit blauem Metallgl. (in Cactus
speciosissimus); die einen fehr Flein, andere groß u. munderfchön, —
Ale ſtammen a. d. neuen Welt; vorzügl. häufig in dürren Gegend.
v. Mejifo, Braf. u. d. Anden. — Fr. oft fäuerl., erfrifch. Jene v.
Opuntia vulgaris, in Südeur. heimifch gew., kennt man als indian,
Feige. Die Eochenille (Coceus cacti) lebt auf Opuntia coccinellifera,
Hernandezii, Tuna. V. Cereus grandillorus, — Saft gebr. —
Echinocactus, ———— Opuntia etc.
Ordo XXVII. (XLIV.) Cistiflorae. Giftblüthige.
Fam. 437. Flaceurtianeane RıcHn. &it. Decandolle Prodr. I. —
4— 7 leicht verw. Kelchit. Eben fo viel Blumenbl., felten Feine.
Staubgef. in gleich. od. vielfach. Zahl d. Blumenbl.; oft von Schupp.
umgeb. Eierft. fil. 0d, geſtiett. Mehr. Narb. Fr. Afäch., fleifch. od.
fapfelartig, 4— 5flapp., mit dünn. Mus erfüllt. Sam. did, äfligen
Mutterk, eingef., Klappen trag.; Eiw. fleifch. Embryo gerade;
Samenl. ach, blattart. — Str. mit abwechſ./ einf., Teder. DI. —
Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. 439
Sn d. heißeſt. Ländern. — Won Flacourtia Ramontchi, sapida Fr.
eßb. ®. Maina brasiliensis Sam. gegen Läuſeſucht. V. Hydnocarpus
venenatus Fr) gift. — Kigellaria.
Fam. 4138. Marcgravieae Juss. Sit. Choisy in Decand,
Prodr. I. — 2— 7 eiförm. , oft leder., dachziegelig geſt. Kelchſt.
Blumenbl. 5; frei od. befond. an d. Spike verw., manchm. fehl.
Staubgef: in beit. od. unbeit. Zahl; Staubf. am Gr. erweitert,
Staubb. aufr. 1 Gr. u. 4 Narbe. Kapf. Iederig, Faum auffpr.,
Klappen Scheidew- tragend; lebtere unvollitänd. Sam. fehr zahlr,
fehr Flein, in ein Mus eingehüllt. — Sträucher mit abwechſ. BT.;
manchm. klett. — Alle in Wequatorialam., die neufaledon. Sippe
Antholoma ausgenommen. — Maregravia, Norantea, Ruyschia. Letztere
find paraſit. Bäume mit fcheidenförm. Brafteen. Antholoma hat eine
müßenform. Blumenfr.
Fam. 139. Bixineae Kunta. Lit. Kunth Nova Pl. Gen. Amer.
V. Decandolle Prodr. I. — 4—7 Selchit- 5 od. Feine Blumenblätt.
Viele Staubgef. Eierit- frei, Ifäch- Gr. einfach od. 2 — Afpalt. Fr.
Fapfelart. od. fleifch.-. Sam. zahle., auf an den Wänd. fi. Mutterf.
Eim. fleifch. od fehr Flein. Samen!. blattart-. — Bäume od. Etr.
mit abwechf. einf., oft durchfichtig punft. BI. u. hinfäll. Nebenbl. —
Sn heiß. Greg. Amer. u. Afr. — Mus der Fr. dv. Bixa Orellana giebt
den rothen Farbſtoff Nocou, Arnotto, Orleangelb. V. Ludia heiero-
phylia Rinde Brech. erreg. — Prockia, Azara etc. :
Fam. 440. Cistineae Dec. &it. Dunal in Decand. Prodr. 1.
Sweet Cistin. — 5 Kelchſt.; 2 Äußere Fleiner, 3 innere größer, in
d. Snospenl. zufammengerolt. 5 gleiche Blumenbl., in der Knospe in
einer d. Kelchſt. entgegengef. Nichtg- zufammenger. Viele Staubgef.
Eierſt. frei- Gr. fadenf. Narbe einfach. Kapfel mit 3 — 5 oder 10
Klappen; 4 od. vielfäch.; Mutterf. an den Seiten oder einwärtg
tret. Sam. zahle, Eiw. mehl. Embryo fpiral od. gekr. — Halbitr.
od. Kr. mit oder ohne Nebenbl. Blumenbl. furz, dauernd, gelb, weiß
oder roth. — Vorz. um d. Mittelmeer. — Der Ladanumbalfam, Res.
Ladanum in tortis fommt v. Cistus crelicus, ladaniferus, eyprius, Ledon,
laurifolius. Daher auch Manna eistin.. Won Helianthemum vulgare
Kr- gebraucht.
Fam. 441. Violaceae Dec. Lit. De Gingins in Mem. de
Geneve II. Decandolle Prodr. I. — Kelchſt. 5, ausdauer., frei oder
verw., in d. Knospenl. in Quincunx gef: Blumenbl. 5, oft
ausdauer., in d. Anospe zufammengerollt; gleich. od. das untere mit
einem Sporn; manchm. Spuren dv. Staubgef. zwifchen d. Blumenbl.
u. Staubgef. 5 Staubgef., abwechſ. od. den Blumenbl. entgegengef.z
Staubf. oft am Grunde erweitert, frei od, verw., üb. die einwärts
gef. Staubb. verläng. Eierſt. 1fäch.; drei Mutterf, an d. Wänden,
den äuß. Kelchſt. entgegengef., mehrere Eich, trag. Kapfel 3Flappig.
440 Ungemeine Naturgeſchichte. vu. Buch.
Eiw. fleifch. Embr. gerade, Würzelcher nach d. ſcheinb. Baſts des
Sam, (nicht nach d. Nabel) fehend. — Ar., Str.; BI. abwechſ. od.
gegenft., einfach; mit Nebenbl. — Sn all. Länd,, bef. in d. gemäß.
u. nördl. Geg. unſ. Halbf. — Wurz. Brechen erreg. — Viola; V.
odorata, Märzveilchen; Jonidium, Alsodeia, Sauvagesia etc. Bartling
bildet aus leßterer Sippe ıt. Luxemburgia die Fam. Sauvagesieae.‘ '
Fam. 442. Droseraceae Dec. Sit. Decandolle Prodr. I; —
5 Kelchit. 5 freie od. verw., gleiche, oft ausdauernde Blumenblätter-
Eben fo viel, od. doppelt od. vielmal fo viel freie Staubgef. 1
Eierſt. Gr. 3— 5, frei 09. verw. Kapf. 1 — 3fädh., mit 3 — 5 mehr
od. wen. gegen die Mitte fich fortfeh. Klappen. Sam. in 2 Reihen
längs d. Mittelnerv. jed. Klappe, od. am Grund d. Kapfel ; eiförm.,
mit Eiw. Embr. gerade. Würzelch. gegen d. Nabel. — Kr.; BT.
vor d. Aufbrechen von d. Spike nach dem Grunde zufammengerolit;
am Rande mit geftieht. u. drüf. Wimpern. — In Sümpf. Eur. u
anderwärts. Sauer. Blätt. v. Dionaea muscipula, d. virgin. Fliegen»
Happe, fchließen fih, wenn man die Haare berührt, die gegen die.
Mitte d. Dberfeite der Blattfcheibe fichen. V. Drosera longifolia,
rotundifolia, anglica fommt Hb. Rorellae. — Parnassıa ete.
Fam. 443. Tamariscineae Desv. — 4 — 5 am Grunde verw.
Kelchſt. Blumenbl. in gleicher Zahl dem Kelchgrunde eingef., frei
od. auch verw. Eben fo viel od. dopp. fo viel Staubgef., mit freien
od. verw. Fäden. Eierft. frei, Gr. fehr kurz. 3 Narb. Kapf. 3 Flapp.,
4fäch., vielfam. 3 Mutterf. am Grunde od. an d. Wänd. Sam- in
einen Bart geend., ohne Eiw. Samenl. flach-fonver. Etr. mit
flein., abwechf., ausdauer., ganzen, oft graugrün. Blätt, — Zwiſch.
8 u. 250 n. B. in d. alten Welt. — Rinde zufammenz. Aſche von
Tamarix gallica u. africana enth. viel fchwefelfaure Soda. Die Manna
v. Sinai, ein zuder. Saft, wird nach Ehrenberg (Ann. d. sc. nat. X.)
dv. einer Bar. d. Tamarix gallica qusgeſch. Reaumuria vermiculata gegen
d. Ausfchlag. — Myricaria etc.
Ordo XXIX. — ——— Guttigewaͤchſe.
Fam. 144. Frankeniaceae Sr. Hır. — A—5 ausdauer. verw.
Kelchſt. Blumenbl. 4— 5, genagelt, innen nach oben zu mit Fleinen
Schuppen befeht. Staubgef. mit d. Blumenbl. abwechf., u. manıhm.
außerdem 1 — 2 entgegengefehte; Staubf. dünn; Staubb. rumdl,
Ein freier Eierſt. Gr. fadenf., 2 — 3fpalt. Kapfel mit 3 — 4 Klappen,
tfäch. z Klappen tragen Mutterf. an d. Seiten u. mehrere Sam.
Embr. im Mittelp. des Eiw. — Ar. od. Halbſtr., fehr äſtig; Blätt.
gegen- od. wirtelt., oft ganz u. länglich; Blüth. ſitz., gewöhnlich
rofenfarb. — Borz. um d. Mittelmeer; auch in Neuholl., am Cap,
in Brafil. — Frankenia, Beatsonia, Luxemburgia.
Fam. 145. Hypericineae Dec. Rit, Choisy Prodr. Hyper.
Syſtematiſche Weberficht des. Pflanzenreichs. 444
u. im Decand. Prodr, . — 4—5 verw. ausdauer. Kelchſt.; gewöhnt.
2 äuß. u. 3 innere..Blumenbl. 4 — 5, in d. Knospe in eine Tute
gewund. Staubgef. zahlr., frei, 4 od. vielbrüd.; Staubb, fchwingend.
Ein vielf. Eierfi. mit freien od. verwachſ. Gr. Kapf. vielflappig ;
ein central. od. mehr. feitl, Mutterk. Viele Sam. Embr. gerade.
Kein Eiw. — Kr., Halbiir. u. Bäume mit harz. Stoff u. verfchted.
Drüfen auf Blätt., Steng. u. Blum. Blätt. gewöhnl. entgegengef.,
ganz. Blum. gelb. — Sn allen Lind. — Saft leicht abführ. und
fiebermwiedr.; doch wenig gebr. — Von Vismia laccifera, micrantha,
gujanensis fommt Gummi Res. Gutta brasil. V. Hypericum perforatum
gebr. Fl. Summit. (Hyperifumroth). Scheinbar durchitoch. Bunfte auf
Blättern v. Fleinen, mit nether. Dele gefüllten Drüschen, — Andro-
saemum officinale etc. .
Fam. 446. Garcinieae Bartı. (Guttiferae Dec. et alior.) Lit.
Choisy in Decand. Prodr. I. u. in Mem. de la soc. d’hist. nat. de Par.
y- I. part. 2. Cambe&ssedes Mém. s. J. Gutuf. — Relchit. 2—6, rundl.,
in Duincung geft., entgegengef. Blumenbl. 4—10. Blüth. Zwitter,
einhäufig , 2bäufig od. vielehig. Viele Staubgef.; Staubb. anlieg.
Ein Eierſt. mit 4, manchm. fehr kurz. Gr., der in eine gefchildete
od. vielfpalt. Narbe endigt. Beere mit fleifch., nicht auffpr. oder
durch mehr. Klapp- auffpr., 1 od. vielfäch. Fruchthülle, deren Wände
mehr 0d. wenig. vortret. Sam. einzeln in jed. Fach, oft v. Mus
umgeb. Kein Eiw. Embr. gerade. Samenl. fleifch., oft verwachf. —
Halbfir. oder Bäume, mit harz. Säften; BI. ganz, gegen- oder
wechfelit.; Blum. gelb. — In den Aequatorialgeg., vorz. in Af. ı.
Amer. — Ninde oft zufammenzieh. u. wurmtr. — Ein fcharfer,
gelber u. abführ. Saft ift häufig in allen Gatt. u. macht das Gum-
migutt. Das beite fommt v. Stalagmitis cambogioides; man erhält
auch v. Garcinia Cambogia (Cambogia gutta) 1. G- celebica. Beere v.
Garcinia Mangostana, welche zwifch. d. Wendefr. Eultiv. wird, gilt
für die befte Frucht d. Erde. Pentadesma butyracea, d. Butter-"oder
Talgbaum v. Sierra Leona, enth. in d. Frucht fett. Saft. Don
Moronobea coccinea fommt Gummi res. Manı v. Oananı. V. Mammea
americana Fr. chb. Bon (.alophylium Inophyllum f£, Res. Tacamahaca
indica. V. C. Calaba, brasiliense Balfam. Xanthochymus tinctorius zum
Färb. Die Clusia find paraf. Bäume; ihr Embr. iſt pſeudomonoko—
tyledonifch. — Grias etc. * unterſcheiden noch eine Familie
Calophylleae.
Ordo XXX. (XLVI.) RR eh Nelfenblüthige.
Fam. 447. Chenopodeae Dec. Ein verwachfenbl. Stheil. Perig.
Staubgef. dem Grunde des Perig. eingef, u. feinen Lappen entges
gengef. Ein Eierfi. 1 einfach. od. vielfach. Gr. Fr. nicht nuffpr,
trock. oder fleifch., ein od. vielfäch. Ein od. mehr. Sam. auf einem
442 Allgemeine Naturgefchichte. VIT Buch,
central. Mutterf. Embr. walzig, fihmal, entweder über ein mehl.
Eiw. zurüdgebog. od. ſchneckenförm. gewund. Eiw. fehlt bisweil. —
Kr. mit abwechf. einfach. BI. Blumen oft grünlich. — Spinat,
Spinacia oleracea, Gartenmelde, Atriplex hortensis u. Biitum spec. als
Gemüfe; eben fo Mangold, Beta vulgaris (cicla) u. Nunfelrübe, Beta
rabra. Aus lebterer in neueft. Zeit fehr viel Zuder. Aus d. Wurz.
v. Beta Cicla, dann von Salsola Soda, Kali, Tragus, Cochlospermum
maritimum, fruticosum, setigerum, salsum, allissimum 1, mehr. Salı-
cornia wird Soda, Barilla (fohlenf. Natron) gewonn. U. Chenopo-
dıum (Sänfefuß) ambrosioides fommt Hb. Botryos mexicanae; V. Ch.
Botrys, olidum. Hb. Botr. nostratis, Ch. Vulvaria haucht Stickſtoff aus.
Sonft noch bemerfensw. C. Quinoa, bonus Henricus, anthelminticum.
— Gehr gemein befonders in d. gemäß. Geg.; zum Theil Un:
fräuter. — Basella etc.
Fam. 448. Amaranthaceae R. Brown. Lit. Mart. Monogr.
Amaranth. — Berig. (Kelch?) verwachfenblättr., ausdauer., mit
4 — 5 Lappen, oft gefärbt. Staubgef. 3 — 5, hypogyniſch, frei od.
1brüd. Ein einf., felten 2fäch. Eierjt., mit 1 08. viel feltener mehr.
Eich. Kapf. Ifäch., fich quer öffn.; od. eine Kleine nicht auffpr. Nuß.
Sam. einzeln vd. zu mehr. auf ein. central. Mutterf. Eiw. mehlig,
v. einen gefrünmten Embr. umbüllt. Kr. mit abwechf., ganz. Blätt.
Blum. oft von Schuppen umgeb.; gefärbt; in Achren, Nispen od.
Köpfen. — Häufiger zwifchen d. Wendefr., als außerhalb; 136 in
Amer., 5 in Eur. — Amaranthus viridis, Blitum, oleraceus als Ge—
müfe. ®. Gomphrena officinalis Wurz. tonifch. Mehr. Amar., Gomphr.
globosa, Celosia cristata etc. find ‚Zierpfl. Bei Amar. spinosus Anamor—
phofe d. Blätt. in Dorn. — Achyranthes etc.
Fam. 449. Phytolacceae R. Brown. — Meichen v. d. Cheno-
podeis hauptfächl, nur dadurch ab, daß d. Staubgef. in Zahl unbeft.;
od. hierin d. Perigonlappen gleich find, u. mit ihnen abwechf. —
Halbfir. od. Kr. — Tinktur d. Beeren v. Phytolacca decandra dient
gegen Nheumatismen, u. in Frankreich gegen Syphilis; auch zum
Färben des roth. Weins. — In Amer., Afr. u: Snd. Ph. decandra
bie u. da in Südeur. (häufig fand ich fie z. B. bei Chiavenna,) ein⸗
beim. geword. B. Rivina Fr, gift. V. Petiveria tetrandra Wurz. ben.
Fam. 450. Paronychieae St. Hır. &it. Decandolle Mem.
s. 1. Paroo. y. Prodr. Ill. R. Brown Prodr, Fl. N.H: A. St. Hilaire
Mem. s. J. placent. centr. — 5 mehr od. wen. verwachſ. Kelchk.,
felten 3 0d. 4 Blumenbl. in Schuppenform, gewöhnlich eben fo viel
als Kelchft. , vd. feine. Staubgef. in gleicher Zahl, u. d. Kelchſt.
entgegengef., od. in doppelt. Zahl; GStaubf. frei. Eierfl. frei. Fr.
troden, fehr flein, nicht auffpr. od. 8klapp. Sam. zahlr. auf einem
central. Mutterk., od. von oben an ein. Nabelfchnur herabhäng-, die
ans dem Grunde des Faches entfpr. Eiw. mehl. Embr- ' walzig,
-
Syſtematiſche Meberficht. des Pflanzenreichs. . A453
gekrümmt od. peripherifch, feitl. — Kr., manchm. etwas bolzig,. mit
entgegengef. od. abmechf. Bl., mit rauhen od. ohne Nebenbl. —
Borz. in d. gemäß. Gegend., wie um’s Mittelm., am Cap 2 —
Bon Herniaria Hb. amarie. An Wurz. v. Seleranthus die 3. Farb,
gebr. polnifche Cochenille, Coccus polonicus Fabr., Porphyrophora
Frischii Brandt. — Paronychia, Polycarpaea, Spergula, Illecebrum, _
Corrigiola, Telephium etc. Mehrere trennen noch eine eigene Fam.
Scelerantheae. ; -
Fam. 451. Portulaceae Barıı. Lit. Ueb. VBerwandtfchaft
dief. Fam.; A. St. Hilaire s. 1. placent. centr. Decandolle in Mem.
de la soc. d’hist. nat. de Par. u, Prodr. III. Lindley Introd. to nat.
syst. — Kelchit. gewöhnl. 2, entgegengef., manchm. 3 od. 5, mehr
od. wen. unter ſich und mit d. Eierfl. verw. Staubgef. mit den
Blumenbl. im Kelchgrund od, auf einem Blumenbod. eingef., in
verfchied. Zahl in jed. Spezies; Staubf. mit d. Gr. d. Blumenbl.
verm., wenn dieſe unter fich verw. find, oft d. Blumenbl, entge⸗
gengef. Eierſt. 1fäch. Kapſ. 83klappig, od. fich quer öffn., od. endlich
nicht auffpr. u. Ifam. Sam. gewöhnl, zahle. auf ein. centr, Mut
terf. Eiw. mehl. Embr. peripherifch., mit lang. Würzelch. — Kr.
od. Str. mit wechfel- od. gegenft., oft fleifch. Bl. — Vorz. in gemäß.
Geg. — Beruhigend od, fade. Portulaca oleracea 1, Claytonia perfoliata
als Gemüfe. — Talinum, Calandrinia ete. Diefe Fam. ift auch mit
d. Brimulaceen, Mefembryanthemeen ꝛc. verwandt.
Fam. 152. Caryopbylleae Juss. Kelchſt. A — 5, frei: od, in
eine Nöhre verw., ausdauer. Blumenbl. 4 — 5, genagelt, innen nach
oben zu mit Flein. Häutchen befeht ; manchm. fehl. Doppelt fo viel
Staubgef. als Blumenbl.; die den, mit ihnen am Grunde verwachf.
Blumenbl. entgegengefehtem, entwideln fich fpäter, als die übrigen.
Eierft. auf d. Gipfel d. Blumenbodens, mit 2—5. Klapp., durch eben
fo viel Gr. geend. 1fäch. Kapf. od. 2—5fäch. Beere; d. Klapp. tragen
manchm. im Mittelp. die mehr od. minder vollitäind. Scheidew.;
Mutterf, central. Viele Sim. Embr. peripherifch od. gekrümmt,
felten gerade. Eim. mehl. — Kr. od. Halbitr., mit fnot. Steng.;
BI. entgegengef.; Blüthen endſtänd. — Vorz. außer d. Wendefr. —
Sehr fade. — Biele find Zierpfl. Dianthus Caryophyllus, Gartennelfe.
Lychnis chaleedoniea, „brennende Liebe.“ Alsine media, Bogelmiere.
DB. Saponaria oflicinalis, Seifenfraut, Wurz. gebe. (Saponin.) Die
Zevant. Seifenwurz F. v. Gypsophila Struthium. 8, Lychnis (Agrostem-
ma) Githago, Ackerraden off. Bad. Hb. Sem, Nigellastri s. Lolii offhic. —
Silene, Cucubalus, Stellaria, Arenaria, Cherleria, Cerastium cte. Einige
unterfcheiden noch eine Fam, Alsineae.
Ordo XXXI. (XLVIl.) Succulentae. Gaftgewädhie.
Fam. 153. Mesembryanthemeae Rıch. (Ficoideae Juss. Dee.)
Lit, Haworth's Schrift. üb, Fettpfl. Decandolle et Reddute
AA Allgemeine Naturgeſchichte. VIL Buch.
Plant. grass. Decand. Prodr. IH. — Kelchit. 5, manchm. 4—8, unter
fich verw , mit d. Eierſt verw. od. frei Blumenbl. fehlen od- find.
in gleicher Zahl vorh., wie d- Kelchft , oder fehr zahle, gewöhnl. am
Grunde verw. Etaubgef. zahle., frei. Eierſt. mehrfäch., mit mehr:
Narb. Kapfel v. einem fleifch. od. freien Kelch umgeb., ſich am der
Spike öffn. Viele Sam. am innern Wink: d. Fäch-; felten nur ein»
zelne. Embr. gefrümmt, fpiral od. gerade. Eiw. mehl. — Gitr- od.
Kr. dv. verfchied. Tracht, mit fleifch. Blätt. — Die meiften am Cap,
einige um das Mittelmeer, in Südamer. , und d. Infeln d. flilen
Deeand. — Man ift d. Blätter v. Tetragonia expansa, Sesuvium por-
tulacastrum 4. Mesembryanthemum edule ; 9. letzterm auch die Fr-
Manche geben Soda; fo Mesembr. nodillorum, copticum, erystallinum,
Letzteres, Eisfraut, durch feine Drüfen merkw. Viele werden in
Gewächshädf. wegen ihr. zierl. Blum. gez — Aizoon, Glinus, Ni-
traria etc. Einige trennen noch eine Fam. Nitrarieae.
Fam. 154. Crassulaceae Dec. (Sedeae alior.) Sit. Decandolle
et Redoute pl, grass. Decand. Prodr. IH. Ejusd. Mem. s. 1. Cras-
sul. — 3 — 20 am Grunde verw. Kelchfi. Eben fo viel freie oder
verw. Blumenbl. Eben fo viel 00. doppelt fo viel Staubgef.; im
letztern Fall die. mit d. Blumenbl. abwechfelnden länger u. früh⸗
zeitiger als die übr. Nektartragende Schuppen am Grunde der
Karpell. Dieſe an Zahl den Blumenbl. gleich; wirtelſtändig um eine
ideale Are, frei od. etwas verw., am Rücken od. an d. Bauchnath
auffpr. Sam. in 2 Neihen am innern Rand. Eiw. fleifch. Embr.
gerade, — Kr. od. Str. mit fleifch. BI. Blüthen endftändig, oft in
Zrugdolden. — Auf Felfen u. dürren Gründen all, Länd., beſ. am
Cap. Bon 272 durch Defand. im Prodr. befchr. Spez. 133 am Cap,
52 in Eur. ꝛc. Von Sedum acre, Mauerpfeffer, sexangulare, reflexum,
Telephium Hb. gebr. V. Sempervivum tectorum, Sauslaub, Hb. gebr. —
Rhodiola, Verea, Tillaea, Crassula , Cotyledon.
.. Fam. 155. Saxifrageae Dec. Lit. Sternberg Enum. Saxifr. —
5, felten 3 — 7 Kelch. ; mehr. od. mind. unter fich und mit den
Eierfi. verw., gezähnt od. gelappt. Gewöhnl. eben fo viel Blumenbl.
Manche Sipven find biumenlos od. verigonblüthig. Staubgef, eben
fo viel als Blumenbl. Karpellen verwachf.; gewöhnt. 2, bisw. 3—5.
‚Gr. frei 0d. verw.; Ränder drr Karpell. mehr od. wen. vorfpring.,
wodurc eine mehr- od. einfäch. Kapfel entiteht ; das Auffpr, an d.
Scheidew. fängt häufig v. unten an, währ. d. Gr. nach oben ver»
wach. bleiben. Viele fehr fl. Sam. Eiw. fleifch. — Bäume, Str.
od. Er. von verfchied. Tracht, aber nach d. Blüthenbau eine natürl.
Gruppe bild. — Sn al. Länd-, befonders auf d. höchiten Berg. —
Mehrere find zufammenzieh. Die Hortenfie, Hydrangea hortensia Dec.
ift Zierpfl. — Aus folgenden Zünften Defandolle's machen Manche
eig. Fam. 4) Escallonieae. Holzgewächfe; Blätt. abwechf., ohne
*8
Syſtematiſche Ueberſicht des Pflanzenreichs. 445
Nebenbl., einfach; Blumenbl. u. Staubgef. 5 od. 6; Eierſt. verw.;
2 verw. Gr. Escallonia, Itea’ etc. 2) Cunonieae. Holzgew.; Bl.
entgegengeſ.; Nebenbl. zwiſchen d. Blattſtielen; 4—5 Blumendf.;
s — 10 Staubgef.; Gr. frei od. verw, WVeinmannia, Cunonia etc.
3) Baucreae. Holggew.; BI. entgegengef., zufammengef. , obne
Hebenbl.; Blumenbl. 7 —9; Staubgef. 105 2 getrennte Gr.; Kapf.
öffnet fich zwifch d. Griff. Bauera. 4) Hydrangeae. Holzgew.; Br
entgegengef.. einfach, ohne Nebenbl.; Blumenbl. 5; Staubgef. 10;
Gr. 2 — 5, getrennt. Hydrangea etc. 5) Saxifrageae sensu striet.
Kräuter; BI. abwechf. od. entgegengef., ohne Nebenbl.; Blumenbl.
5 — 10; Staubgef. 5—8 od. 10; in Drummondia den Blumenbl. ent
gegengeſ. Saxifraga, Chrysosplenium, Heuchera etc.-
Ordo XXXII. (XLVIII.) Calyciflorae. Kelchblůthige.
Fam. 156. Halorageae RB. Brown. Relchröhre verw., mit ge«
theiltem od. fait fehl. Rand. Blumenb!. oben in d. Röhre, in gfeich.,
dopp. od. geringerer Zahl, bisw. fehl. Eierft. mehrfäch. ®r. fehlt.
Narben ib. Fr. nicht auffpr., mit 1ſam. Fäch. Sam. hängend, mit
fleifch. Eiw. Embr. in d. Mitte, gerade; Würzelchen verläng.,
Samenl. furz. — Halbiir. od. Wafferfr. mit abwechf., gegen- od.
wirtelft. Bl.; Blüthen manchm. 1 0d. 2häuf. — In ftehend. Waff.
‚aller Länd. z Myriophyllum, Callitriche, Hippuris, Haloragis ete.
Fam. 157, Lythrarieae Juss. Zit. Decandolle in Me&m. de
‚Geneve III. u. Prodr. III, — Kelch verwachfenblättr. Blumenbl. der
Spitze d. Kelchröhre eingef., an Zahl veränd., bisw. fehl, Staubgef.
in d. Kelchröhre unter d. Blumenbl:; an Zahl d. Blumenbl. gleich,
‚geringer od. mehrmal fo viel, Eierft. frei. Gr. fadenf. Narbe. meift
kopff. Kapfel häutig, vom Kelch umhüllt, früher 2 — Afäch., dann
meiſt 1fäch. Sam. zahlr: auf ein. central. Mutterf., ohne Eiweis.
Embr. gerade. Samenl. flach, blattart. — Kr. od. Str. — Befond.
zwifch. d. Wendefr., aber auch in d. gemäß. Länd. — B. Weiderich,
Lythrum Salicaria off. Hb. Flor. Salicar. purpur. V. Lawsonia alba die
zum Färben dien. Alfanna- oder Hennawurz. Ammannia, Cuphes,
Diplusodon , Lagerstroemia, Peplis etc.
Fam. 158: Onagrarieae Juss. Kelch verwachfenbl., mit A,
‚manchm. 3 0d. 5 Lappen; in d. Knospe Flappig. Blumenbl. gewöhn.
in gleih. Zahl, oben in d. Kelchröhre eingef.; felten feine. Staub-
gef. nur halb, gleich, od. doppelt fo viel, als Blumenbl. Eierft.
mehrfäch., ganz od. nur am Grunde verw., von einem Drüfenring
gekrönt. Gr, fadenf. Narbe geföpft od. gelappt. Eine 2 — Afäch.
Kapfel» od. Fleifchfr. San. zahle., in jed. Fach. Embr. gerade;
Würzelch. lang, Samenl. flach. — Kr. 0d. Str. mit einfach., wech-
fels od. gegenſt. BI. — Vorz. in gemäß. Geg. — Bon Oenothera
AAb Allgemeine Naturgefchichte: VAL Buch. >
biennis , Nachtkerze, Wurz. eßb. Fuchsia, Epilobium, Jussiaea, Circaca
Trapa_etc. j > *
Fam. 159. Philadelpheae Dec. — Lelchröhre A — 1otheilig,
angemwachf. Blumenbl. gleich viel; in d. Knospe zufammengerollt,
in Duincune geſt. Staubgef. 20 — 40, der Spitze d. Kelchröhre
eingef. Gr. frei u. getrennt. Mehr. Narb. Kapfel zur Hälfte verw.,,
4 — 10fäch. Diele fpik. Sam. mit häut. Samenanh. u. fleifch.
Eiw. Embr. verk., fait fo lang als das Eiw., mit eiförm. fiumpf.,
flach. Samenl. — Bäume od. Str. mit entgegengef. BI. u. weiß.
Blum. — In gemäß. Länd. d. nördl. Halbf. — Philadelphus coronarius,
gemein. Pfeifenſtrauch, deutfcher Sasmin. - i
Fam. 160. Rhizophoreae R. Brown. — Kelch verwachfen-
blättrig, mit 4 — 13 Lappen, in d. Anospe klapp. So viel d. Keld)
eingef. Blumenbl. als Kelch. Doppelt od. 3mal fo viel Staubgef.
Eierft. (Cassipourea ausgen.) verw., 2fäch.; jedes Fach mit 2 oder
mehr. häng. Eich. Fr. nicht auffpr., Afäch., Afamig. Sam. häng.,
ohne Eiw. Ein langes Würzelch. u. 2 flache Samenl. — Bäume
0d. Str. mit entgegengef., einfachen BI. u. Nebenbl. zwifchen dem
Blattitiel. — Der Manglebaum, Rhizophora Mangle bedeckt den
Seefirand in d. hei. Zone. An manchen Küftenflrichen Borneos
bilden nach Bromme weiße und rothe Danglebäume zur Fluthzeit
meilenweite unterfeeifhe Wälder, von. denen man bei der Ebbe
Auſtern wie Früchte pflüdt. Carallia. — Beide Sippen merfwürdig
durch ihre Luftwurz. Rinde 5. Gerben. (Tannin.)
Fam. 161. Vochysiaceae Marr. — 4—5 am Grunde verwachf.
ungleiche Kelchit.; das obere gefpornt. Blumenbl. 1, 2, 3 od. 5, dem
Kelchgrunde eingef. u. ungleich. Staubgef. 4 — 5, meiſt den Kelchſt.
entgegengef., dem Kelchgrunde eingef.; mehrere unfruchtbar, eines
gewöhnt. fruchtb., Afäch. Eierft. frei od. verw., 3fäch., mit wenig
Eich. 1 Gr. u. 1 Narbe. Kapfel 3fäch., 3flappig. Kein Eiw. Embr.
gerade, verf.; Samenl. groß, blattartig , gefaltet u. gerollt. —
Bäume. BI. mit Nebenbl., ganz, abwechf., gegen- od. wirtelſtänd.
Berwandtfch. noch nicht hinveich. befannt, — Im füdl. Aequatorial⸗
amerifa. — Vochysia, Qualea etc.
Fam. 162. Combretaceae R. Brown. — 4 — 5 hinfäl. Kelchl.
Blumenbl. 4 — 5, oben in d. Kelchröhre, od. Feine. Staubgef. dop-
pelt fo viel, manchm. nur fo viel od. 3mal fo viel als Blumenbl.
Eierſt. Afäch., mit 2 — Abäng. Eich. 1 Gr. u. 4 einfache Narbe.
Fr. fleifch. mit Kern. Ein einz. häng. Same ohne Eiw. Embr.
geradläufig. Samenl. gewöhnt. fpiral gerollt, in Combretum zurück⸗
gefaltet. — Bäume od. Str. mit gegen» od. wechſelſtänd. Blätt. —
Zwifchen d. Wendefr. — Rinde u. Fr. v. Terminalia Catappa , lati-
folia find zufammenz. u. dienen 5. Gerben; eben fo v. den den See⸗
ſtrand bekleidenden Bucida, Laguncalaria, Conocarpus. Von Termin.
Syſtematiſche Weberficht des. Pflanzenreiche. 447
bellerica fommen Fr. Myrobalani bellerici; v. T. Chebula, eitrina, Fr.
Myrob. Chebulae, citrini; v. T- argentea, fagifolia Gummihar;z-
Fam. 163. Alangieae Dec. — Kelchröhre an der Spibe ver-
engt, mit glockenf., in’5 od. 10 Zähne geend. Nand. 5 od. 10 linienf.
Blumenbl. Staubgef. lang, vorragend , dopp. od. Amal fo viel als
Blumenbl:; Staubf. frei, dünn, am Grunde behaart ; Staubb. an-
lieg., einwärts gef. Eine fleifich. Scheibe am Grunde des Kelchrandes.
Eteinfr. mit ifäch-, knöch. Kern. Ein verfehrter Same, mit fleifch-
Eiw., langem Würzelch-, flachen, blattart., herzförm. Samenl. —
Bäume mit abwechf. ganzen Blätt. — Ind. — Alanzium. — Die
Stelle dief. Fam. ift noch unficher-
Ordo XXXII, (XLIX.) Calycanthinae. Kelcyblumige.
Fam. 164. Granateae Don. — Kelch lederig, 5 — Tfpaltig ;
Kelchröhre eiförmig, an d. Spike verengt; Kelchlappen in d. Knospe
klappig. Blumenbl. 5— 7. Viele Staubgef. mit freien Staubf. Gr.
fadenf- Narbe geföpft:. 2 Wirtel mit d. Kelch verwachfener Karpellen:
ein unterer, aus 2 0d. 3 Karp., u. ein oberer, aus 5 — 10 (nad)
Lindley) beſtehend, bei der Neife die vielfäch., mufige, balausta ge»
nannte Fr- bildend. Sam. ohne Eiw, Samen!. blattartig, fpiral
gerollt: — Etr. mit gegen- od. wechfelftänd., hinfäll. BT. u. rothen
Blum. — Nur 2 Spez. Punica Granatum, d. gemeine Granatbaum,
ſtammt aus d. Berberei, P. nana, v. d. Antillen. Bon erſterm Flor.
Balaustior., Cort. Granator. *seu Malicörii. Cort. radie. (Granatin.) —
Sufien u. Lindley verein. diefe Fam- mit d. Myrtaceen-
Fam. 165. Calycantheae Linor. — Kelch gefärbt, mit fall
fleifch., Fonfav. Röhre mit vieltheil. Rand. Keine Blumenbl. Staubgef.
zahlr., in mehr. Wirteln auf ein. fleifch. Scheibe, oben in d. Kelch—
röhre. Viele Karpellen an den Wänden der Kelchröhre, wie in den
Kofen jedes mit 2 Eich. Gr. frei: Eine Ifam. Achaene mit aufiteig.
Sam. ohne Eim. Embr. gerade. Samen!- gerollt. — Str. mit ent-
gegengef., einf- BI. ohne Nebenbl. — Nur 2 Eippen: Calycanthus in
ordamer. u. Chimonanthus in Japan.
Ordo XXAIV. (L.) Myrtinae. Myrtenblüthige. »
Fam. 166. Memecyleae Dec. — Selchröhre aufgetr., mit 4—5
Lappen od. Zähnen. 4— 5 Blumenbl: Staubgef. 8— 10. Gr. fadenf.
Sr. fleifch., 2—4 fäch. Sam: in kleiner Zahl, ohne Eiw. Eamenl.
blattart-, fpiral gerollt. — Str. mit entgegengef-, ganzen, einfachen
Bl: — Zwifch- d. Wendefr. — Memecylon, Scutula, Mouriria, Petaloma.
Fam. 167. Melastomaceae Don. &it. Decandolle Mem. s.
1. M. Ejusd. Prodr. III. Bonpland, genre Rhexia. Don in Transae.
of the Wern. Soc. 1823. — Kelchit- 5, bisw. 4 0d. 6, in eine halb»
kugl. od. Tängl. Röhre verw. , die mit d. Eierfi- nur durch S— 17
448 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch.
Nerven zuſammenh. und daher leere Stellen läßt, in welche die
Staubb. v. dem Blühen zurückgelegt find. So viel Blumenbl. als
Kelchl.; ſie entſtehen vom Obertheil d. Röhre, u. ſind in d. Knospe
zufammengewund. Doppelt fo viel Staubgef. als Blumenbl. Staubb.
öffnen fich durch Endlöcher od. Längsfpalten, u. haben oft fonderbar
geftalt. Anhänge. Eieritod'sfächer bald in gleicher Zahl mit d. Kelch—
lappen, u. mit ihnen abwechf., bald in geringerer Zahl. Fr. u.
Sam. an Konfiftenz u. Form verfchied. — Bäume, Str. od. Ar.
mit gegen= od. wirtelſtänd. Bl.; vom Grunde geben flarfe Nerven
- aus, nach deren Sahl die Blätt. 3nervig, Snervig u. f. w. heißen. —
Faſt alle zwifch. d. Wendefr.; feine in Eur. — Mancher Beeren
e6b.; fo v. Clidemia. — Microlicia, Tococa, Lasiandra, Chaetogastra,
Arthrostemma, Osbeckia, Melastoma, Rhexia, Miconia etc. ”
Fam. 168. Myrtaceae R. Brown. Lit. Decandolle Prodr.
Ill. Cambessedes M&m. s |. groupe d. M. — £elchröhre mit 5, bisw.
4 0d. 6 Lapp. Blumenbl. eben fo viel, in d. Knospe im Duincung
geſt.; fehr felten fehlend. Staubgef. dopp. od. vielmal fo viel als
Blumenbl., d. Spike der Kelchröhre eingef., mit freien od. vielbrüd.
Fäden, die vor d. Aufblühen gegen d. Mittelp. zurüdgebogen find.
Karpellen 5, feltener 6 od. 4, od. noch weniger; unter fich u. mit
d. Kelch verwachſ. Gr. u. Narben verw. Fr. verfchieden, vielfäch.,
vielfam. Kein Eiw. Embr. verſchied. — Bäume od. Str. mit meift
punft. od. drüf. Blätt. Blum. nie blau. — Sn d. Nähe d. Wendefr.
Am weiteiten nach N. geht d. europ. gemeine Myrte, Myrtus com-
munis. Die Wälder Neuhollands beit. großenth. aus Bäumen diefer
Fam. — Die durchficht. Punkte der Blätter kündigen ein flücht.
Del an. Das Cajeputöl fommt v. d. BI. der Melaleuca leucadendron
u. Cajeputi, es iſt Fräftig fchweißtr., auch Frampfwidrig. Blätt. v.
M. genistacfolia als Thee. Gerbeitoff findet fich in d. Wurz. einiger
Eugenia u. d. Rinde mancher Eucalyptus, welche fo reich daran find,
daß man fie defhalb aus Neuholl. ausführt. Von Eucal. resinifera f,
Gummi kino australasiat. ®. Leptospermum scoparium, flavescens Yufguß
auf Blätt. gebr. Die ungeöffn. Blüth. v. Caryophylius aromatieus find
die Gewürznelfen, Caryophylli; v. ihnen äth. Del. V. d. gemeinen
Myrte, Myrtus communis Blätt. u. Fr. ben. Bon Eugenia Jambos
Sr. (Sambufen) eßb., Rinde gerbeftoffh. V. Eug. Pimenta fomm: Fr.
Amomi, Nelkenpfeffer, englifches Gewürz. Eßb. Fr. haben: Eug
Michelii, cauliflora, brasiliensis, Psidium Gojava. V. Myrcia pimentoides,
acris, coriacea $r. ben. Von Calyptranthes aromatica Rinde aromat.
V. Barringtoria speciosa, Gustavia augusta, fastuosa Ninde U. Fr. $
Bergift. d. Fifche. V. Lecythis Ollaria Sr, u. Bait ben., Samen eßb.
V. Bertholletia excelsa Sam. (Maranhamnüffe) u. Del ben., dv. Cou-
ratari Baſt. — Metrosideros ete. Nichard unterfch. eine eig. Fam.
Lecythideae.
\
Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs 449
Ordo XXXV. (LI.) Lamprophyllae. &fanzblätterige.
Fam. 169. Camellieae Dec. — 5 — 7 ungleiche, hinfäll. Kelchit.
Blumenbl. 5— 9. Viele am Grunde verwachf. Staubgef. mit be-
weglichen Staubb. Gr. 3 — 6, mehr od. wen. verw. Kapfel 3fäch.
Sam. durch Febhlfchlagen in jed. Fach einzeln; di, ohne Eiw. mit
fleifch., öl. Samenl. — Immergrüne, glatte Bäume od. Str. —
Südaſien. — Befannt find d. Schönheit d. Blüthen v, Camellia 1. d.
Eigenfchaft. d. Blätt. d. Thees, Thea chinensis Sims. Bar. hievon find:
viridis, Bohea, strieta. Zum fchwargen Th. gehören: Bohe, Congou,
Campay, Souchong, Batri Souchong, Pecco; zum grünen: Singloe,
Tonkay, Hayfan, Tchi, Aliufar, Soulang. Der Baditeinthee kommt
aus d. Mongolei. (Thein.) Camellia japonica, Sasanqua, Kissi, oleifera
find Sierpfl.; v. ihnen auch Del. V. Wittelsbachia insignis Mart.
Wurz. ben. — Mehrere verein. diefe Fam. mit d. Ternſtroemieen. —
Fam. 470, Olacineae Mıre. &Xit. Mirbel Bullet. philom.
813. Decandolle Prodr. I. — Kelch napffürmig, gezähnt, nach dem
Blühen anwachf. u. fleifch. werdend. Blumenbl. 4 — 6, in d. Knospe
flappig, frei od. zu 2 und 2 verw., mit fadenförm. Anhängen.
Staubgef. 3 — 10, manchm. am Grunde mit d. Blumenbl. vermw.
Eierſt. 1 — Afäch. ; jedes Fach mit ein. Eich. Beere 1fäch., Afam.
Same bäng.; Eim. fleifch. Embr. Flein, eiförmig, bafilar; Samenl.
verwachf. — Bäume od. Str.; mit abwechf., einf., ganzen BI. ohne
Nebenbl. — Sn d. Nähe d. Wendefr,, bef. in d. alten Welt, Don
Heisteria coccinea Holz techn. brauchb. — Olax, Ximenia. — Stellung
dief. Fam. noch ungewiß.
Fam. 474. Ternstroemiaceae Dec- Lit. Mirbel Bullet.
philom. Decand olle Mem. de Geneve I. Ejusd. Prodr. I. Lindley
Introduct. to the natur. Syst. Camb&ssedes Mem. s. 1. T. — Kelchſt.
5, ungleich, lederig , in Quincunx geft., ſtumpf, ausdau., oft v. 2
Brafteen begleit. Blumenbl. 5, frei od. verw. Viele etwas mit dem
Grunde d. Blumenbl. verw. Staubgef.; Staubf. pfriemenförmig,
Staubb. aufr. Gr. 2 — 5, frei od. verw. Fr. troden od. Fapfelartig,
mebrfäch. Viele Sam, auf einem centralen Mutterf., mit od. ohne
Eiw. Embr. bogenförm. — Bäume od, Str. mit abwechf., leder.,
ganzen Bl. — Zwifchen d. Wendefr., vorzüglich in Südamer. —
Ternstroemia, Saurauja, Caraipa, Gordonia. — Werden v. Mehrern mit
den Camelliaceis verein.
Fam. 472. Chlenaccae Du Per. Tu. Sit: Du Petit- Thouars,
Hist. des veget. de l’Afr. austr. — Eine Hülfe mit 1—2 Blüth. 3
Kelch. Blumenbl. 5— 6, manchm. am Grunde verw. Staubgef.
10 bis viele; Fäden in eine Feine Röhre verw, u. manchm, auch noch
mit dem Grunde d. Blumenbl.; Staubb. rundlich, Eierft. 3fäch.
Ein Gr. 3 Narb, Kapfel 3 —4fäc), Sam. verf,, einzeln od. zahlr.
IT 29
A50 Allgemeine Naturgefchichte, VIE Buch.
in jed. Fach; mit Eim., einem grün. central. Embr., u. blattart,
gewellten Sameni. — Bäume od. Str. mit abwechſ. ganzen BI. u.
binfäll, Nebenbl. Blum, in Trauben, oft roth. — Die 8 befannten
Spez. find.v. Madagasfar, — Sarcochlaena, Leptochlaena, Schizo-
chlaena, Rhodochlaena etc.
Ordo XXXVI. (LII.) Columniferae. Säufenfrüdtige.
Fam. 473. Tiliaceae Kuxru. — Kelchſt. A—5, in d. Knospe
klappig. Eben fo viel ganze Blumenbl.; manchn. feine. Staubgef.
frei, der Zahl nach gewöhnt. unbeſtimmt; Staubb. eiförm, oder
rundl., 2fäch. Drüfen, den Blumenbl. entgegengef., zwifchen diefen
u. d. Fuße des Eierft., welcher aus A — 10 verw. Karpellen zufan-
mengef. ift. Gr. in einen verw. Narben meiſt frei. Sn jed. Fach
mehr. Sam. Eiw. fleifch.; Samenl, flach, blattart. — Kr., Str. od.
Bäume mit einfach. mit Nebenbl, verfeh. BI. — Meiſt zwifchen d.
MWendefr. Nur die Spez. der Falten Länder find Bäume (Tilia); dr
frautart. (Grewia, Corchorus) gehören den warmen an, was eine
Ausnahme in d. geogr. Vertheilg. it. — Die Rinde hat etwas Ger-
beftoff. Blätt. v. Corchorus olitorius find ein in trop. Lind. gewöhnl.
Gemüfe. — Brafteen u. Blätt. der Linde, Tilia europaea, geben
einen fchweißtr., erweich. u. aromat. Thee. Bon ihr Holz, Holzkohle
techn, gebr. 9. Triumfetta Lappula Rinde techn. brauchb.; v. Tr.
triloba Blüth. ben. — Apeiba, Sloanea etc.
Fam. 474.7 Elaeocarpeae Jass. — Weichen v. d. Tilinceen
durch gefranzgte Blumenbl., ftets zahlr. Staubgef., u. längl. Staubb.
ab, welche fich durch 2 Boren an der Spitze öffn. Bäume od. Gtr.
mit hinfäll. Nebenbl.; Blüthen in Trauben. — Sn warm. Länd.;
feine in Eur.; mwenigftens 54 in Oftind. — Von Elaeocarpus Perim-
kara Fr. eßb.; Rinde v. E. lanceolatus giebt Harz. — Dicera, Trieu-
spidaria etc,
Fam. 475. Buttneriaceae R. Brown. — Üharaftere der Mal-
vaceae, nur fehlen bisw. die Blumenbl., die Staubgef. find vers
fchiedentl. in Büfchel verw., die Staubb. 2fäch., die Karpellen we—
niger zahlr., es ift ein Eiw. vorhanden, u. d. Samenl. find manchm.
Fach. — Krautig od. holzig. — Am Gleicher u. in der Nähe der
Wendekr.; Feine in Eur. — Die Kafaobohnen find die öligen Sam.
v. Theobroma Cacao V. ihnen Oleum seu Butyrum Cacao. V. Guazuma
ulmifolia Blüthe ben. V. Waltheria Douradinha Kraut erweich. Bon
Sterculia foetida Sam. harntreib-; v- St. Chicha, Balanghas Sam. eßb.,
ölgeb. Die Zünfte dief. Fam. werden öfters zu eigen. Fam. erhob.
4) Die eigentl. Buttneriaceae haben meift szähl. Blüthenbau, u.
fonderb, geſtalt. Befruchtungsth. u. Neftarien. Sich, Theobroma,
Abroma, Buttneria, Lasiopetalum etc. (Manche unterfch. auch noch eine
Gruppe Lasiopetaleae.) 2) Die Sterculieae haben ein. hinfäll. Kelch,
“ Spftematifche Weberficht des Pflanzenreichs. 451
feine Blumenfrone us große, ölige, ſchmackh. Sam. Sterculia, Tri-
phaea, Heritiera, 3) Die Hermannieae hab. einen bleib. Kelch, u. 5
Blumenbl. Hermannia, Waltheria etc. 4) Die Dombeyaceae haben
slapp. Kelch, 5 große Blumenbl., einbrüd. Staubgef., fleifch. Eiw.
Ruizia, Dombeya, Melhania, Goethea, Wallichia ete. (Es wird von
ihnen bisw. auch noch eine Gruppe Wallichieae getr.)
Fam, 176. Malvaceae Kuna. Kelchſt. 3 — 5, mehr od. wen.
verwacht., in d. Knospe Flappig, auß. oft mit einer Hülle, die einem
dopp. Kelch gleicht. So viel Blumenbl. als Kelchit.; in der Knospe
gewunden ; frei od. am Grunde unter fich u. mit d. Staubgef. verm.
Staubgef. gewöhnt. d. Sahl nach unbeft., einbrüd.; Staubb, Ifäch.,
fich quer öffn. Viele freie 0d. verw. Karpellen, im Wirtel um eine
Are lieh. Gr. u. Narben an Zahl d. Karpellen gleich, od. in einen
einzigen verw. 1 — 2 Sam. in jed. Fach od. Karpell; find eiförmig
od. winflig, oft behaart, ohne Eiw. Embr. gerade; Samenl. dopp.
in einander gewund. — Ar. od. Bäume; Bl. wechfelit., gezähnt od.
gelappt, mit Nebenbl.; Haare oft ſternförm. — In warm. u. gemäß.
Länd.; gegen Norden feltener. — Blüth. u. Blätt. in allen unge
mein beruhigend u, erweichend; Wurz. manchm. bitter. Bon Althaea
offieinalis, taurinensis, Eibifch; Wurz. gebr. (Althein, Schleim.) 3.
Alth. (Alcea) rosea, Stodrofe fomm. Flor. Malvae hortens. V. Malva
rotundifolia, borealis, sylvestris Fol. Flor. gebr, Die Baummolle iſt die
Samenhülle v. Grossypium herbaceum, barbadense , religiosum, arboreum ;
deren Sam, geb. Del. Die Sam. einiger Hibiscus find reis. Die v.
H. Abelmoschus find die Grana moschata der Offiz. Die unreif. Blüth.
v. H. esculentus, Sabdariffa genießt man auf d. Antillen u. in Egyp-
ten; von H. tiliaceus, mutabilis, venustus Blätt. u. Blüth. erweich.;
H. surattensis, populneus 5, Färb. V. Sida carpinifolia, hirta, populi-
folia u. a. Blätt. erweich. Von Dipterocarpus fommt Camphora suma-
trana. V. Shorea robusta Balſamharz. V. Vateria indica Piney, Pflan⸗
zenfett. — Malope, Kitaibelia, Lavatera, Urena, Pavonia ete.
Fam. 177. Bombaceae Kunt#, — Gleichen d. Malvaceen, nur
iſt d. Kelch in d. Knospe nicht gang Elappig, die Staubgefäßröhre
trennt fich nach oben in 5 Theile, u. d, flets holzige Stamm bildet
die größten befannten Bäume, fo befond. Adansonia digitata, Affen-
brodbaum, — Zwifchen d. Wendefr. — In. Eigenfchaften d. Malva—
ceen ähnl. Samenwolle mehrerer Eriodendron u. Bombax dient zu Pol-
fern, Fann aber wegen mangelnden Häckchen nicht gefponnen werden,
wie d. Baummolle, Doch nennt man im gemeinen Leben mehrere
Bombax Baummollenbäume, Sam, v, Bombax geb. Schleim ; ihre
Stämme find bauchig. Fr. v. Helicteres fpiralgewunden.
Ordo XXXVII. (LIII.) Gruinales. Storchſchnabelige.
Fam. 178. Balsamineae A.Rıcn. Lit. A. Richard, in Diet.
45% Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch.
class. II. Decandolle Prodr. I. Kunth Mem. de la soc. d’hist. nat.
de Par. II. Lindley Introduct. to the nat. Syst. Roeper de flor. et
affın. Balsam. — Kelch beſteht aus 2 entgegengef., binfäl. Stüd.
4 hypogynifche Blumenbl., über’s Kreuz: die 2 äußern mit d. Kelchſt.
abwechf.; das obere konkav, ausgerundet; das untere ganz, am
Grunde in einen Sporn verläng.; die 2 andern gleich, mehr blumen»
blattartig: 5 auf dem Blumenboden eingef. Staubgef., den Eierft.
umgebend, mit kurzen Staubf. u. beinahe verwachf. Staubb.; die
3 untern den Blumenbl. entgegengef., mit 2fäch. Staubb.; die 2
obern vor d. obern Blumenbl. eingef., mit 2> od. Afäch. Staubb.
Ein Eierft. Kein Gr. 5 getrennte od. verw., fib. Narben. Kapfel mit
5 elaft, Klappen, centralem, aber in feiner Jugend 5fäch. Mutterf.
Mehrere Sam. in jedem Fach, von d. Mutterf. herabhäng., ohne
Eiw. Embr. gerade. Samenl. innen flach, außen gewölbt. — Zarte
Kr. mit-wechfel- 0d. gegenft., einfachen, fiedernerv. BT. ohne Ne:
benbf. — Borg. im beißen Aften, wenig. am Gay, in Amerifa u.
Eur. — Impatiens noli tangere, Gpringfraut. Neizbarfeit d. Kapf.
u. Schlaf der Blätt. merfw. Balsamina hortensis, Gartenbalfamine.
Der fonderbare Blüthenbau dief. Fam, hat viele Forfchungen und
abweich. Anfichten veranlagt.
Fam. 179. Tropaeoleae Juss. — Kelch 5theilig, gefärbt, mit
verfchieden verwachf. Lappen, deren oberer in einen Sporn verläng.
ift. 5 dem Kelche eingef, ungleiche, unregelm. Blumenbl.; 2 obere
fißend, entfernt, der Höhe des Sporns eingef.; 3 untere genagelt,
fleiner, manchm. abortirt, 8 Staubgef.; Staubf, frei, den Eierft.
umgeb,, auf einer Scheibe eingef.; Staubb. aufr. 3 Karpellen u. 3
verwachf. Gr. 3 ſpitze Narb. Karpellen mit einer Verlängerung des
Blumenbod.. verwachf., Afäch., Afam. Sam. did, ‚ohne Eiw. Embr.
dich, mit 2 geraden, dichten Samenl.; fie find zuerſt getrennt, eier
verſchmolzen, felbft mit der Samenhaut verwachſ. Würzelch.
Verlänger. d. Samenl. verborg. — Scharf ſchmeck., glatte, *
windende Kr. Bl. wechſelſt., ſchildnervig, ohne Nebenbl. — Süd—
amerika. — Von Tropaeolum majus, pentaphyllum, Kapuzinerfreffe,
Kraut u. Frucht eßb.
Fam. 180. Geraniaceae Dec. Lit. lHeritier Geraniologia.
Sweet u. Trattinif Abbild. v. Geranien, Pelargonien 20. —
Kelchft. 5, mehr od. wen. ungleich, in d. Knospe in Duincung gefl. ;
eines oft in einen, mit dem Blumenſtiel verwachf. Eporn verlängert.
Yfumenbl. 6, (felten 4 od. feine) genagelt, gleich u. frei od. un»
gleich u. d, Kelch eingef. Doppelt od. 3mal fo viel Staubgef. als
Blumenbl.; Staubf. gleich od. ungleich ; mehr od. wen. verw.
: Str euhode im Mittelp. d: Blume in eine dünne, 5edige Are
verläng., welche die 5 in ihrer ganzen —— die ſpitzen freien Narb.
ausgenommen, anlieg. Karpellen trägt. 2 Eich. in jed. Eierſt./ von
Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. A553
welchen nur eines anwächft. Karp. nicht auffpr., häutig; löſen ſich
am Grunde vom Blumenboden ab, u. werden dv. verwachfenbleibend.
Gr. unterfüßt. Sam häng., ohne Eiw. Embr. gefrümmt. Samenl.
gerollt od. gefaltet, manchm. gelappt. — Kr. 0d. Halbſtr. mit ges
glied. Aeſten; mit Nebenbl.; BT. gegen- od. wechfelit., bandnervig;
Blumen einzeln, zierlich, oft von dültern Farb, — Vorz. in gemäß.
Länd. Erodium, Geranium in Eur., Mordamer, ze. Die Mm Gärten
gepfl. Pelargonium vom Gap u. Neuholl. — Kraut riechend u. zufams
menzich. ; gebr. v. Erodium cicutarium, moschatum, gruinnm, Gerauium
Robertianum, sanguineum. — Monsonia, Ryachotheca.
Fam. 181. Lineae Dec. — 3, 4 bis 5 ausdauer. Kelchit. Eben
fo viel genagelte, in d. Knospe gewundene Blumenbl. Staubgef. an
Sahl den Blumenbl. gleich, am Grunde in 1 Ring verw.; zwifchen
ihnen Zähne. Eierſt. mit 3, 4, 5 Fäch. u. eben fo viel in einen
Kopf geendigten Gr. Kapfel aus Karpellen gebildet, deren innere
Ränder zurüdgefchlagen find; iedes Karp. mit 2 Sam. Kat fein
Eiw. Embr, gerade, flach, fleifch., ölig; Samenl. eliptifch. — Kr.
od. Halbitr. mit ganz. Bl.; Blumenbl, fehr hinfäll. — Sn allen
Länd., bef. Eur, u. Nordafr. — Faſern wegen ihrer Zähigfeit
brauchb, Linum usitatissimum, gem. Lein, Flache, wird defhalb geb.
Sam. dv. Linum ölig u. erweich. Zeinöl. — Radiola.
Fam. 4182. Oxalideae Dec. £it. Decandolle Prodr. I.
Zuccarini Monogr. d. amerif. Ox. u. Suppl. hiezu. — 5 freie
od. leicht verw., gleiche Kelchſt. Blumenbl. 5, gleich, in d. Knospe
fpiral gerollt, am Grunde etwas verw.; Nägel gerade, Scheibe aus—
gebreitet. Staubgef. 10, in 2 Reihen; äußere fürzer, den Kelchit.
entgegengef.; Staubf. gewöhnlich am Grunde verw. Eierit. frei,
5fäch. Gr. 5, mit Beziehung auf die 2 Staubgefäßreihen von vers
fchied. Länge. Narben pinfel- od. Fopfförm. od. 2fpalt. Kapfel 5fäch.
mit 5 — 10 Klapp. Sam. in geringer Zahl, oval, geftreift, im eine
fleifch. Dede eingefchl., welche fich öffnet u. fie ausfchleud. Eiw.
fnorplig-fleifch. Embr. verk. — Halbfir. od. Kr. BI. wechfel-, felten
gegenſt., einfach od. zufammengef.; die Blättchen ändern nach Tag
u. Nacht ihre Stellung. — In warmen u. gemäß. Länd., befond.
Südamer. u. d. Cap. — Die Blätt. enth. oft Dralfäure, daher ihr
Sauerampfergefchmad, — Oxalis acetosella, Sauerflee. V. O. crenata
Knollen eßb. Mehrere Spez. v. Oxalis werden nach Schiede in Meiiko,
wie der Sauerampfer bei uns gegefien. Von Biophytum Schlaf der
Blätter merfwürdig Don Averıhoa Carambola, Bilimbi Fr. eßb. —
Ledocarpum. —
Ordo XXXFIII. (LIV.) Ampelideae. Ampelideen.
Fam. 183. Ampelideae Rıch. (Sarmentaceae et Leeaceae alior.) —
Kelch Fein, ganz od. kaum gezähnt. Blumenbl, A— 5, an d, innern
454 Allgemeine Naturgeſchichte. VIL. Buch.
Seite einer Scheibe eingef., welche d. Eierſt. umgiebt; zurückge—
krümmt u. oft an d. Spitze verw. Jedem Blumenbl. ein Staubgef.
entgegengef.; Staubf. frei od. verw., Staubb ſchwingend. Eierſt.
frei. Gr. ſehr kurz. Eine runde, anfangs 2fäch. Beere, mit 2 Sam.
in jedem Fach; fie wird durch Verfchwinden d. Wände fpäter Ifäch.,
wäfferig od. fleifch. Sam. knöchern, 4 — 5 od. durch Fehlfchlagen
noch weniger, auf einer Mittelare. Eiw. hart. Embr. gerade. —
Kletternde Str. BI. mit Nebenbl.; obere gegen», untere mwechfellt;
einfach 0d. zufammengef. Blüthenftiele den Blätt. entgegengef., oft
in Ranfen verwand. Blüth. Fein, grünlich ; manchm. 2häuf. oder
vielehig. — Sn warm. u. gemäß. Geg. beider Halbf.-— Der gemeine
Weinſtock, Vitis vinifera, ffammt aus Nordind. Der Saft (Thränen)
des Weinft. wird bei Augenentzünd. angew. Man Fennt v. d. Frucht
über 1500 Variet. Nofinen, Zibeben find. getrodn. Fr. gewiß, Bar.
DB. Beeren f. unreifer Traubenfaft, Moft, Wein, Weineffig, Weinftein,
Traubenweinfäure, Weinfteinrahm, Weinfteinöl, Traubenzuder, AT:
fobol; die Samen geben Del, geröftet Chofolade; die Stämme
Stöcke; Blätter offiz. Von Cissus salutaris Wurg. gebr. — Ampelopsis,
Leea, Lasianthera.
Fam, 184. Meliaceae Juss. (c. Cedreleis Br.) Lit. Decandolle
Prodr. I. Adr. Jussieu Mem. s.1. M. — 4-—5 mehr od. weniger
verw. Kelchit. Eben fo viel, oft verw. Blumenbl. Staubgef. meift
doppelt fo viel, od. eben fo viel, od. 3mal, Amal fo viel als Blu—
menbl.; Staubf. in eine gezähnte Röhre verw.; Staubb. inzen der
Röhre anlieg. 1 Eier. u. 1 Gr. Fr. vielfäch. mit häuf. Fehlfchlagen
der Fächer; auffpr. od. nicht, trocken od. fleifch., bisw. mit Scheide
wände trag. Klappen. Sam. mit od. ohne Eiw. Embr. verfchied. —
Bäume od. Str. mit abwechf., einf. od. zufammengef. BI. — Vorz.
zwifchen d. Wendefr, Melia Azedarach, welche die Spaziergänge in
Südeur. ziert, wächſt wild bis nach Syrien hinein. Von ihr m. M.
Azadirachta Rinde fieberwidr. (Azadirin.) V. Trichilia cathartica und
emetica Rinde gebr. Von Guarea trichilioides Rinde u. Wurz. gebr.
Die Rinde v. Canella alba ift der weiße Zimmt, Costus dulcis seu
corticosus. (Canellin.) Von Platonia insignis Fr. eßb, Die Fr. von
Lansium u. Milnea edulis find in Ind. gefucht. Die Blätt. find tonifch
od. Brechen u. Durchfall erreg. Cedrela u. Swietenia geben gefchäßt.
Bauholz ; das Acajou od. Mahagony kommt v. Swietenia Mahagony ;
deren Ninde iſt gerbeitoffhalt. Bon Sw. febrifuga 1. Cedrela febrifuga
Ninde gebr. VB. Cedr. brasiliensis fommt das Zuderfiftenholg. Die
Cam. v. Carapa gujanensis geben das Del Andiroba, Von Humirium
balsamiferum, floribundum Balfam. — Turraea etc. — R. Brown
unterfch. von ihnen eine eigene Fam. Cedreleae.
Ordo XXXIX. (LV.) Malpighinae. Malpighinen.
"Fam. 185. Malpighiaceae Juss. Kelch 5theilig, Blumenbl.
%
Syitematifche Meberficht des Pflangenreiche. A455
5, genagelt, manchm. ungleich od, fehl. Staubgef. 10; Fäden frei
u. öfter am Grunde verw.; Staubb. gerundet. 3 mehr od. minder
verwachf. Rarpellen u. Gr. Fr. trocken od. fleifch. Ein bäng. Same
in jed. Fach. Kein Eiw. Embr. gefrümmt od. gerade. — Etr., oft
Fletternd, mit entgegengef., einf. Bl.; meiſt mit Nebenbl. — Zwifch.
d. Wendefr., vorg. in Amer. — Die Haare einiger Malpigbia, fo M.
urens, brennen wie jene der Neſſeln; mehrere haben efb. Fr., na—
mentlich M. glabra. — Bon Byrsonima crassifolia Rinde gebr, —
Hiraea, Banisteria etc.
Fam. 186, Acerineae Dec. Kelch 4 — 9- meiſt 5theilig. Eben
fo viel, manchm. feine Blumenbl. Staubgef. gewöhnl. 8, od, 5—12.
Ein paariger Eierfi. 1 Gr. u. 2 Narb. 2, felten 3 nicht auffpr., am
Gr. verwachf. Karpellen, nach oben in Hautflügel verläng. Ein
Same in jed. Fah, mit dicker innerer Samenhaut, ohne Eim.
Embr. gefrümmt oder gerollt, Würzelchen gegen d. Grund des Fachs
gekehrt. — Bäume mit entgegengef., einf. od. zufammengef. Bl.;
oft durch Fehlfchlagen 2häuſig od. vielehig ; Blumenfrone grünl. —
In den gemäf. u. nördl. Geg. unferer Halbf. — Saft mehr. Ahorne
zucerhaltig; man gewinnt in d. verein. Staaten viel Zuder von
Acer saccharinum. Von A. Pseudoplatanus, platanoides, campestre Holz
techn. brauchb. — Negundo, Dobinea.
Fam. 187, Coriarieae Dec. Blüthen oft ir od. 2häuf. Kelch
mit 10 Lappen; die 5 Auf. größer, die übrigen callos. Keine Blus
menbl. 40 Staubgef. Blumenbod, dicht. Eierfi. mit 5 Fäch. Kein
Gr. 5 lange, ſpitze Narb. 5 nicht auffpr. einfam. Karpellen. Sam.
bäng., ohne Eiw. Embr. gerade; Würgelch. oberhalb. Samenl.
fleifch. — Str. mit gegenft. , einfachen , 3nervigen, ganzen Bl. —
Bon d. einz. hieh. gehör. Sippe Coriaria wachſen 4 Spez. in Peru,
sin Mejifo, 1 in Neufeel. und 1, C. myrtifolia, ums Mittelmeer.
Diefe dient 5. Gerben u. Schmwarzfärben; ihre BI. u. Fr. find gift.
Fam. 188. Erythroxyleae Kuntn. Lit. Kunth Nova Gen,
americ. V. Decandolle Prodr. I. — 5 verw., ausdauer. Kelchſt. 5
Blumenbl., innen mit einer Schuppe. 10 Staubgef.; Staubf. am
Grunde in einen Ring verw.; Staubb. 2fäch. Eierft. Ifäch., mit
4 bäng. Eich; od. Sfäch., mit 2 leeren Fäch. 3 Gr. Eine Ifam.
Steinfr. Eim. hornig. Embr. linienförmig, gerade. — Bäume oder
Str, mit ſpitz., binfäl., winfelit. Nebenbl.; Blätt. fat immer ab»
wech. u. glatt; Blüth. Flein, weißl. — Zwifchen d. Wendefr., bef.
in Amer. — Bon Erythroxylum Coca die Fr. Hypadu. Holz v. C.
hypericifolium techn, brauchb. — Sethia.
Fam. 189. 'Sapindaceae Juss. — A— 5 freie od. verw, Kelchſt.
Blumenbl. manchm. eben fo viel, manchm. weniger od. feine. Ein
drüf. King zwifchen d. Blumenbl. u. Staubgef.; letzterer doppelt
fo viel als Blumenbl. 1 9d. 3 Gr, Eine 3fäch. od, durch Fehlfchlagen
456 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch.
1 —2fäch. Stein» od. Kapfelfe. Sam. einfam. in jed. Fach, ohne
Eiw. Samenl. mehr od. weniger auf d. Würgelch. zurücgefchlag. —
Bäume, Str. od. Elett. Kr. mit abwechf., gewöhnt. zufammengef. -
Bl. — Zwifchen u. nahe an d. Wendefr. — Blätt. u. Zweige oft
giftig, während die Beeren mehrerer gefchäßte Fr. find. — Bon
Sapindus Saponaria, Rarak, laurifolius Fr. feifenhalt-: Eßb. Fr. von
Euphoria Longan, Litchi, Nephelium (Nambutan.) U. Paullinia sorbilis
die Fr. Gunarana (Guaranin). Paull. australis, Cururu, pinnata u. a.
find gift- Won Blighia sapida Samenanh. efb. — Cardiospermum,
Serjania, Cupania, Ornithrope, Dodonaea etc.
Fam. 190. Hippocastaneae Dec. — Kelch glockenförmig, 5lapp-
5 oder durch Fehlfchlagen A ungleiche Blumenbl. 7 — 8 ungleiche
Staubgef- Ein ſpitz. Gr. Eierſt. mit 3 Fäch-, 3 Scheidewände trag-
Klappen und 2 Eich- in jed-. Fach; fpäter wird er 2 — 3fädh., 2 — 4
famig. Sam. groß, rund od. etwas winflig, mit glänz. Schale;
Nabel matt, fehr groß, fein Eim. Embr. gefrümmt, verfehrt, mit
fehr fleifch., gleichfam. zufammengelötheten Samenl: — Bäume od—
Etr. mit zufammengef-, handnervigen BI. — Nordind. u. Nordam. —
Rinde u. Sam. der Roßkaſtanie, Aesculus hippocastanum, bitter,
gerbefloffhaltig, fieberwidr. (Aesculin.) Wurz v- Pavia rubra feifenhalt.
Fam. 191. Rhizoboleae -Dec. — Kelch 5lapy. Blumenbl. 5,
ungleich, mit dem Grunde d. Staubgef- verw. Staubgef. zahlr., die
innern oft unfruchtb.; Fäden am Grunde verw. Eierſt. Afäch., mit
4 Samen, einfachen Gr. u. Narb. Fr. beiteht aus 1 — A verwach-
Hüffen, mit einem fchwammigen Fleifchauswuchs. Sam. nierenf.,
ohne Eiw. Würzelch. außerordentl. groß, auffteig. Federchen mit 2
Winfeln, in einer Furche des Würzelch- eingefügt- Samenl. flach,
ſehr Kein. — Bäume mit gegenf-, zufammengef- , bandnerv.
Bl. — Die 8 Spez: d. einz hieher geh. Sippe Caryocar wachfen in
dv. Wäld. des trop. Südamer. — Der Same d. Nuß Souari, fogen.
braf. Nuß, ſchmeckt angenehm, u. enth- reichl. Del. Würzelchen von
Caryocar auferord. groß:
Ordo XL..(LVI.) Tricoccae. Schneller.
Fam. 192. Euphorbiaceae Apr. Juss. Lit. Adr.:de Jussiecu
de Euph. gener. Roeper Enum. Euph. — Blüth- 1» od. 2häuf. Ein
doppeltes Ber: äuß. Wirtel (Kelch Huf.) mit A—5 od. 6 Lappen,
feltener mit 2 0d. mehr. getrennten Kelchit-; manchm. fehl.; innen
fehr oft mit verfchied. fchupp. od. drüf. Anhängen‘ befekt ; inner-
Wirt. (Rorolle Zuf.) aus einer gleich. Anzahl Theile beft-, wie der
äußere; fie wechfeln mit den Theilen deffelben ab; feltener find ihrer
mehrere vorhand.; manchm- find fie am Grunde verw.; häufig fehlen
fie ganz. Staubgef. in Zahl beſtimmt od. unbeſt.; Fäden frei oder
verw.; Staubb. ausw. gewendet. Bei Euphorbia betrachtet man jedes
Spitematifche Heberficht des Pflanzenreichs. 457
Staubgef. als eine männliche, hierauf zurücdgebr. Blume, und das
Perigon als eine Hülle. Eierfi. oberhalb, 2 — 3fäch. Eich. vereinzelt
od. zu zweien häng., im jed. Fach am Snnenwinfel, nahe an der
Spibe. So viel Gr. als Fächer, od. alle in einen verw. Narben frei
od. verw. Fr. bisw. nicht auffpr., gewöhnt. Fapfelförmig; jedes
Theilfrüchtchen trennt fich rafch in 2 Schaalen, wobei es fowohl an
den Scheidew., als zwifchen denfelben zerreißt. Sam. mit einem
And. Eiw. fleifch. Samenl. flach. — Bäume, Str. od. Ar. mit
Milchfaft. Blätter fait immer mit Nebenbl., wechfel- felten gegenit.,
einfach od. manchm. zufammengef. Blüthen winfel- od. endft.,
gewöhnl. v. merfw. Braftcen umgeb. — Manche haben feine Blätt,,
andere blattförm, Aeſte. — Mehr als 1500 Spez., befond. zwifchen
d. Wendefr., nantentl.. in Amer. Nur 14. in Eur. Sene v. Cap find
meiſt Fettpfl. — Schr fräftig. Der Milchf. it fcharf, Abend. Die
Wurzel der Wolfsmilchgattungen, Euphorbia, err, Brech. u. Abführen;
fo namentl. v. E. Ipecacuanha, sylvatica, Esula, Gerardiana, palustris,
Cyparissias. V. E. officinarum, canariensis fommt das Euphorbium-
Gummiharz. (Euphorbiin). Der ausflief. Saft v. E. phosphorea
vhosporeszirt. U. E. Lathyris fomm, Sem. Fol. Cataputiae minoris. V.
Bingelfraut, Mercurialis annua Hb. offiz.; v. M. perennis fommt Hb.
Cynocrambes. Eamen dv. Auda brasiliensis find draftifch. Won Emblica
oficinalis fomm. Fr. Myrobalanı Emblicae. V. Crozophora tinctoria kommt
Bezelta coerulea, Tornae solis, Tourneſol, Maurelle, Rinde v. Mabea
fistuligera iſt gerbeſtoffhalt. Sam. v. Elaeococcus Vernicia, verrucosus
geben Del. Von Alchornea latiſolia kommt vermuthl. Cort. Alcornoque
0d. Chabarıo. V. Stillingia sebifera Bflanzenfett. Gift. Milchfaft haben
Sapium aucuparium, Hippomane Manciaella, Hura crepitans ; letztere
merkw. durch lautes Zerſpringen ihrer Kapſ. Won Hevea gujanensis
kommt das Gummi elast., Kautſchouk. Die Hölzer v. Buchs, Buxus
sempervirens, 4. Croton Tiglium, PBavana, find fchweißtreib. Die Sam.
v. letzterm find die Grana Molucca. Von ihnen Ol. Croton seu Tiglii.
(Erotonfäure.) V. Cr. Eluteria, Cascarilla f, Cort. Cascarillae. (Cascarill⸗
bitter.) V. Cr. Pseudochina fommt Cort. Copalke, Quina blanca in
Mejiko. (Topalchebitter.) V. Cr. Draco Drachenblut, U. Cr. lacciferus
fommt res. Laccae, Coccus Laccae, Lacca in ramulis, Stocklack; L. in granis,
Körnerlad; L. in massis, Klumpenlack; Lacca in tabulis, Schellad,
(Lackſtoff, ein Harz.) V. Cr. antisyphiliticus, fulvus Ab. gebr. Wenn
die Eigenfchaften der Euphorbiaccen fehr energ. auftreten, werden fie
gefährl. Das Kochen zeritört fie manchmal, denn die Caſſave, eßb.
Wurz. v. Manihot utilissima iſt vor-d. Kochen ein Gift, nach demfelb.
ein ungem, fchäbb. Nahrungsm. in Amer. -Das Mehl bievon heißt
Saffave, Mandiveea, Ducaz das Stärfmehl Tapioca; der eingedidte
Saft Tucubi. (Batrophafäure.) V. Adenoropium opiferum Wurz.
reinig, ®. Jatropha urens fomm. Sem. Rieini majoris seu ficus inferoal,
A538 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch.
seu Nucis cathartiei u. Del. (Curcaſſin, Eurcasbitter,) Br J. multifida
Sam. ben. Das Eiw. des Sam. d. Euphorb. führt fanft ab; der
fcharfe Stoff des Embr. iſt draftifch ; fo beim Wunderbaum, Ricinus
communis. Von ihm Sem. Ric. seu Cataputiae majoris, Ol. Rie. seu
Castoris. — Phyllanthus, Acalypha ete. — Eine verwandte Fam. find
die Stackhousieae R. Br., gebildet aus d. neuholl. Sippe Stack-
housia.
Fam. 193, Bruniaceae R. Brown. £it. R. Brown in Trans.
of ıhe Linn. Soc. 1818. Decandolle Prodr, IH. — Kelch mit d. Eierft.
verw,, 5zähn. Blumenbl. mit d, Kelchzähnen abwechſ., dem Rande
der Röhre eingef. Staubgef. d. Blumenbl. entgegengef. Eierft. 2fäch.
2 Gr., manchm. in verw. Fr. troden, 2fäch. od. durch Fchlfchlagen
tfäch; auffpr. od. nicht. Wenig Samen in jed. Fach; Eim. dünn;
Samen. kurz; Würzelch. lang. — Str. mit Flein., Tinienförm., fteifen,
zeckigen, wechfel- od. gegenft, BT. Blüthen in Köpf. — Am Gay. —
Brunia etc.
Fam. 194. Rhamneac R. Brown. &it. R. Brown, Gen.
rem. Decandolle Prodr. II. A. Brongniart 'Mem. s. 1. fam. d. Rh. —
Kelch mit 4 08. 5 Lapp., ind. Knospe Flappig. Gfeichviel Blumenbl.,
dem Rand der Kelchröhre eingef,, oft konkav, manchm. fehl. Staub-
gef. den Blumenbl. entgegengef. Eierft. bald frei, bald mehr oder
wen. verw,, mit 2, 3 00. 4 einfam. Fäch. Ein Gr. 2 —4 Narb.
Fruchthülle fleifch., nicht auffpr., od. troden, 2flappig. Sam. aufr.
Eiw. fehlt od. it fleifch. Samenl. blattart. — Str. od. Bäume mit
einf., wechfel- felten gegenft. Blättern, oft mit Nebenbl. Blüthen
grünl., unſcheinbar. — In allen Nequatorials und gemäß. Länd. —
Beeren v. Rh. catharticus, infectorius führen ab. Gene v. Rh. infec-
torius 1, saxatilis, Graines d’Aviguon geben gelbe Farbe, cben fo die
Graines jaunes genannt. Beer. d. Rh. amygdalinus. Die Beeren von
Rh. catharticus, Baccae spinae cervinae geb. dag Saftgrün, Blafengrün.
(Eathartin.) Wurz. v. Rh. lineatus purg. V. Rh. frangula wird Ninde
u. Fr. gebr. Fruchthülle v. Zizypbus mild, fchleimig, wohlriech., wird
vielen brustitärk. Mitteln zugefeht. Die päte de jupubes fommt von
den Früchfen v. Zizyphus vulgaris; jene v. Z. lotus, dem wahr. Lotus
d, Alten, waren Hauptnahrung der Lybier. (Lotophagi.) Die Brujls
beeren, Baccae Jujubae komm. v. Z. Jujuba. Fr. v. Z. Loazeiro efb.
Der fleifch. Blüthenſtiel v. Hovenia gleicht einer Birne, wird in
China gefpeist. — Paliurus, Ceanothus, Phylica.
Fam. 495. Pittosporeae R. Brown. — Kelchſt. 5, in der
Knospe in Duineung gef. 5 Blumenbl. mit gegeneinander geneigten
Nägeln, oft verw. 5 Staubgef. Eierſt. frei, vielfam. 2—5 Mutterf.
0d. Fäch. Eine Kapfel od. Beere. Embr- Elein, mit verlängerten
Würzelch., in einem fleifch, Ein. — Str. mit abwechf., einf. Bl. —
Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. 459
Befond. in Aufiralaf.; feine in Amer. od. Eur. — Billardiera, -Pit-
tosporum etc. .
Fam. 196. Celastrineae R. Brown. — Kelchſt. A—5, am
Grunde verw., in der Knospe in Duincune geft. Gleichviel mit den
Kelchit. abwechf. Blumenbl.; felten Feine, Staubgef. mit den Blu—
menbl. abwechf. Eierft. frei, von einer fleifch. Scheibe umgeben,
2 — Afäch. Ein od. mehr., aufr. od. häng. Eichen in jedem Fach.
Ein od. fein Gr. Narbe 2 — Afpalt. Fruchthülle troden od. fleifchig,
oft durch Fehlfchlagen d. Sam. mißbild. Kein od. ein fleifch. Eiw,
Embr. gerade. — Str. od. Bäume, mit einf. od. zufammengef. Blätt.
Blüth. ziemlich unfcheind. — In allen Länd., vorz. zwifchen den
Wendefr. — Der Paraguaythee, male, ift ein Aufguß auf d. Blätt.
v. Ilex paraguariensis. J. aquifolium, Stechpalme. Sam. v. Staphylaea
pinnata, Pimpernuß, enth. draii. Del. Don Evonymus europaeus,
gebr. Fr., Samenanh., Del, welches Brech. u. Abführ. err. (Evony-
min, Spindelbaumbitter.) Won Celastrus scandens Rinde Brech.
erreg. V. Maytenus chilensis Fr. ben. Beer. v. Aristotelia Macqui geb.
Wein. Celastrus, Prinos etc. — Mehrere Schriftiteller trennen diefe
Fam, in mehrere, noch Aquifoliaceae (unter welchen auch Bl. mit
verwachfenblättr. Blum.) u. Staphylaeaceae unterfcheidend.
Fam. 197. Hippocrateaceae Kuntn. — 4—5—6 fleine, vers
wacht. u. ausdauer. Kelchſt. Gleichviel Blumenbl. Staubgef. 3, felten
4—5; die erweitert. u. am Grunde verw. Fäden bilden einen Ring
od. eine Röhre um d. Eierſt;; Staubb. 2—Afäch., fich quer öffn.
Gr. in 1—3 Narben geend, Fr. hat 3 flügelförm. vorfpring. Fächer,
od. iſt eine 1 — 3fäch. Beere. A Sam. in jed. Fach, ohne Eiw. —
Str., oft Elett. u. glatt, mit entgegengef- einfach. Blätt. u. klein.
Blumen. —. Zwifch. d. Wendefr. — V. Hippocratea u. Salacia Fr.
eßb. — Anthodon etc.
‘Ordo XLI, (LVII.) Terebinthinae. Balfamgewächfe.
Fam. 198. Ochnaceae Dec. — Kelchſt. 5, faum, verwacht.
Blumenbl. 5 od. 10. Staubgef. 5 0d. 10; Fäden oft ausdauernd.
Karpellen in Zahl d. Blumenbl. gleich; geglied. u. wirtelförmig um
eine aufgetried. Mittelare ſteh.; nicht auffpr., einfam. Gr. verwachf.
Sam, ohne Eim., mit geradem Embr, u, dicken Samenl. — Sehr
glatte Bäume od. Str. mit wäſſer. Saft. BT. wechfelt. , einf.,
fiedernervig mit Nebenbl. — Zwifchen d. Wendefr. — Gerbeitoffhalt,,
bitter, tonifch. Von Gomphia Jabotapita Fr. u. Del ben. Rinde von
G. hexasperma bei Wunden gebr. — Ochna etc.
Fam. 499, Simarubeae Dec. — Kelch A—5theil. Blumenbl.
4—5. Staubgef. frei, fo viel od. doppelt fo viel als Blumenbl.
Karpellen an Zahl d. Blumenbl. gleich; geglied., auf einer Mittel;
are, Fapfelartig, 2klappig, fich nach innen öffn., Afam, Gr, verw-
A60O Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch.
Sam. ohne Eiw., hang. Samen. did; Würzelch. kurz, oberhalb. —
Bäume od. Str. mit Milhf. BI. wechfellt., ohne Nebenbl,, gelappt, —
Swifchen d. Wendefr, , befonders in Amer.; eine außerhalb, in
Nepaul. — Sntenfiv bitter, vorz. im Holz d. Quassia. Von Q. amara
wird Rinde u. Holz gebr. B. ihr k. Quassia Surinam. (Duaffinbitter,
Duaffinfampher.) V. Simaruba excelsa, officinalis Wurz., Ainde, Holz
ben. (Simarubabitter.) B. S. versicolor fommt Cort. Paraiba. V.
‘ Sımaba ferruginea, trichilioides wird Ninde be. 3
Fam. 200. Rutaceae Apr. Juss. Zit. Decandolle Prodr. }.
Adr. Jussieu, Mem. s. 1. RB. Schott, Rutac., Fragm. botaniea, — °
Blüth. Zwitter od, Agefchl. Kelch mit 3, 4 08, 5 Lapp. Blumenbl.
in gleicher Zahl, frei od. etwas verw., fehr felten fehl. Staubgef.
ſo viel od. doppelt fo viel als Blumenbl., dem Blumenbpd. eingef.,
der manchm, mit d. Kelch verw. iſt; frei Od. verw. Karpellen frei
od. verw., weniger als Blumenbl. od. eben fo viel, und ihnen dann
entgegengef. Gr. frei od. verw. Fr. einf. od. zufammengef., fleifchig
u. nicht auffpr., öfter jedoch Fapfelart. Wenig Sam. mit od. ohne
Eiw. Embr. gerade. — Bäume, Str. od. Kr. mit gegen- oder
wechfelit., einf. od. zufammengef. Bl. , mit od. ohne Nebenbl. —
Zwiſchen d. Wendefr. u. in ihrer Nähe. — Durch ein fFlücht. Del
riechend u. fehr bitter. Die Gartenraute, Ruta graveolens it fihtweiß-
treib. Bon ihr gebr. Hb. Ol. aeıher. Mehrere Diosma haben’ fieberwidr.
Rinden u. gelten felbft für China. Bon Barosma (Diosma) crenata,
serratifolia fom. Fol. Buceu. V. Esenbeckia febrifuga, Ticorea febrifuga,
Hortia brasiliana wird Rinde, v. Moniera trifolia Wurz. gebt. Die
Angufturarinde F. v. Galipea offieinalis. (Angufturabitter.) Der Dips
tamı, Dictamnus fraxinella enth. reichl. Hücht. Del, das fich zur Zeit
d. Befruchtg. entzüund, Wurz. u. Rinde v. Xanthoxylum hermaphro-
ditum, Culandrillo, piperitum find fcharfaromat. (Zanthopifrit). Bon
X. byemale, fraxineum wird Ninde ben. — Boronia, Peganum, Ailan-
thus, Fagara, etc. Mehrere bild. eine Fam. Diosmeae, weil bei
Diosma das Endofarpium fich v. Sarfofarpium ablöst; Andere fons
dern noch eine Fam. Xanthoxyleae ab.
Fam. 201. Zygophylleae R. Brown. — Kelchſt. 5, frei od,
kaum verw. Blumenbl. 5. Staubgef. 10, frei. Eierſt. mit 5 Fäch.
5 verw. Gr. 5 mehr od. minder unter ſich u. mit d. Centralaxe
verw. Karpellen; die Fäch. öffn. fih am obern Winkel, und enth.
einen od. mehr. Sam. Embr. gerade, Würzelch. oberhalb. — Kr.,
Str. od. Bäume von verfchied. Ausfehen. Blätt. mit Nebenbl.;
gewöhnt. zufammengef. u. gegenft. — Sn allen heiß. u. gemäß.
Ges. — Holz (Bodenholg, Lign. Sanctum) 4. Ninde dv. Guajacum
sanctum 1. officinale iſt fehweißtr. u. alterirend, Bes. Guajaci. (Gua—
jacin). Bei Porliera hygrometrica Schlaf d. Blätt. merkw. — Tribulus,
Zygophyllum, Fagonia etc.
Spitematifche Meberficht des Pflanzenreichs. 461
Fam. 202. Aurantiaceae CorREA. Xit, Correa in Ann.
du Mus. VI. Mirbel Bull. philom. 1813. Decandolle Prodr. I. —
Kelch kuppelförm., ausdauer., 3 —5zähn. Blumenbl. 3— 5, frei oder
verw., erweitert, in d. Knospe etwas dachziegelf, Eben fo viel pder
mebrmal fo viel Staubgef. ; Staubf. platt, frei od. verfchiedentlich
verw., in eine Spike geend.; Staubb. aufr., am Ende. Eierit. viel⸗
fäh. 1 Gr. u. 1 Narbe; beide did, ungetheilt. Mehrere in eine
Beere verw. Karpell., 0d. durch Fehlfchlagen nur eines. Fruchthülle
fleifchig, vol eigenth., gefärbt. Säfte; Mefofarp mit dem Perifarp
verw.; Endofarp trennt fich leicht v. Mefofarp, und trägt im Innern
eine Menge dichter, ſtumpfer, ſackförm. Haare, die fih mit Saft
füllen, u. die durch Verwachfung gegen die Reife mehr od. minder
eine Art Mus bilden. Sam. 1 — viele, am innern Winfel jedes
Fachs, oft häng., mit Eiw., oft mehrere Embr. enthalt. Sament.
die od, blattart., oft fehr breit, herzförmig, u. auf die Nänder od.
Flügel zurüdgefaltet. — Bäume od. Str., gewöhnt, glatt, mit blafi«
gen, v. flücht. Del erfüllt. Drüf. Blätt. abwechf., ausdauer:, zu—
fammengef. mit einem unpaarigen od. auf das unpaarige Blättchen
u. häufig felbit auf den erweiterten Blattſtiel reduzirt; manche mit
Dornen, die aus Nebenbl. entitand. fcheinen, — Sn Oſtind., Auſtral—⸗
. alien, den Inf. Bourbon, St. Mauritius u. Madagasf, — Mehrere
werden gepfl. wegen ihrer Früchte u. wohlriech. Blüth. Citrus Auran-
tium, Pomeranzen-, Drangen-, Apfelfinenbaum. Hiev. ben. Blätr.,
Blüth., reife u. unreife Fr., Rinde, Del aus Fr. Var. «&. Aurantium
amarum, Bigarade. ß. A. dulce. Hier. deftill. Del aus Blätt. Chuile
de petit grain), aus Bl. (h. neroli), aus frifcher Ninde (Essentia de
Portugal, Bomeranzenöl), aus trod'ner Rinde (Pomeranzenſchalenöl);
gezuderte Rinde (Citrdnat), Z. wmacrocarpa, Pompelmuſe; bievon _
candirte Fr., candirtes Fleifch,. Citrus medica, itronen-, Limonien—
baunı, Gebr. Blätt., Blüth., Fr. Var. &. acidissima; 6. subacida;;
biev. ben. Del aus der Schale d. friſch. Fr. (Ol. de Cedro, Citro—
nenöl), candirte Fr. (Eitronat); 7. dulcis, bergamia; hiev. Del d.
frifch. Fr. (Bergamottöl.) (Hesperidin, Bomeranzenbitter, Aurantiin,
Gitronenfäure.) Won Feronia Elephantum Gummi. — Limonia, Mur-
raya etc. 2
Fam. 203. Terebinthaceae Juss. Blüth. Zwitter, vieleh.
od. 2häuf, Kelchſt. 3 — 5, mehr od. wen. verw., in QDuincung gefl.
Eben fo viel mit d. Kelchſt. abwechf. Blumenbl.; manchm. verm.,
felten Feine. Eben fo viel od. dopp. fo viel Staubgef. als Blumenbl.,
unten im Kelch od. um den Eierit. eingef. Karpellen frei od. verw.
Gr. getrennt, Steinfr. od. Kapfel. Wenig, meiſt einfame Sam.
ohne Eim. Embr. gerade od. gefrümmt. — Bäume od. Str. mit
abmwechf., gewöhnl. zufammengef. Blätt.; mit harziger, balfam. od.
gummihalt, Rinde, — Zwifch. d. Wendefr. u. in gemäß, Länd. bis
168 Allgemeine Maturgefchichte. VIL Buch.
40 — 500 d. B. — Die aus d. Rinde fließ. gift. Harze u. Gummi's
mehr. Gatt. gebraucht man als Firniffe od. Beige; die Fr. find bisw.
eßb.; fo v. Mangifera indica.. Von Anacardinm occidentale u. Semecar-
pus Anacardium werden Fr. ben.; Iehterer durch verdicdte Blüthen-
ftiele merfw. V. Amyris Plumieri, toxifera fommt das Harz Elemin.
(Anime?) Melanorrhoea usitatissima giebt d. Firniß v. Martabanz fie,
wie mehrere Rhus, befond. Rh. toxicodendron machen die fie berührt.
Hände fchwellen. Fr. des Iehtern gift. Rhus coriaria, der Schmack,
wird v. den Gerbern angem. Nüffe v. Pistacia vera efb. Von P. Len-
tiscas kommt d. Maſtix (Harz). V. P. Terebinthus fommt d. eyprifche
od. chiotifche Terpenthin. V. Hedwigia (Bursera) balsamifera kommt
Baume de Cochon , (Balfam) vielleicht auch das Animeharz. V. Bur-
sera gummifera f. das Harz Chibou; B. leptophloeos giebt Balfam. V.
Elaphrium tomentosum, -Jacquinianum, excelsum fommt d. Harz Ta—
camahacn, V. Ieica Icicariba, heptaphyllag Aracouchint dns Harz Elemi
(Elemin). V. J. Tacamahaca das Harz Tacamahaca. V. J. Caranna
das Harz Carano od. Mararo. V. Boswellia serrata d. Weihrauch.
(Harz.) Von Holz u. Fr. des Balsamodendron (Amyris) gileadense f,
der Balfam v. Mecca; dv. B. Myrrhba das Myrrhen⸗-Gummiharz; v.
B. zeilanicum d. orient. Elemiharz. Canarium edule hat Harz u. eßb.
Fr. Spondias tuberosa hält in ihrer knoll. Wurz. Waller; v. Sp-
Monbin $r. eßb. — Schinus, Omphalobium, Pielea, Connarus etc. Diefe
Fam. zerfällt nach Bartling u. A. in die 3 Fam. der Amyrideae,
Connaraceae if, Cassuvieae.
Ordo XLII. (LVIII.) Rosiflorae. Nofenblüthige.
Fam. 204. Rosaceae Juss. — 5 verw. Kelchft. Eben fo viel
meift gleiche, in der Knospe in Quincunx gef. Blumenbl. Viele
Staubgef. Karpellen zahle. od. durch Fehlfchlagen einzeln; frei oder
unter fich u mit d. Kelchröhre verw. Gr, frei od. unter fich verw.,
faft immer feitlich vom Karpell, fall an d. Spike entfpr. Sam. in
jed. Karp. 1—2, manchm. mehrere; aufr. od. häng., ohne Eim. Embr.
gerade. Samenl. blattart, od. fleifch. — Kr., Str. od. Bäume mit
abwechf., einf. od. zufammengef., mit Nebenbl. verfeh. BT. — Vor—
güglich in d. gemäß. Lind. d. alten Welt, die Erdbeere bis in den
höchften Norden. — Wurz., Rinde u. Blätt. halten oft Gerbeftoff
u. find biedurch fieberwidr. u. wurmtreib. Wurz. v. Potentilla reptans
wurde als Fiebermittel gebr.;- Blätt. v. Prunus spinosa und Cerasus
avium merden wegen ihres Gerbefloffgehalts oft betrügerifch unter
d. Thee gemengt. Mehrere Spierflauden, Spiraca; find Zierſträucher.
Faft alle Früchte unferer Tafeln Fomm. von dief. Fam, Das Fleifch
hält manchm. Zucker genug, um Alkohol zu bilden ; fo im Kirfchen-
waffer. Blätt. u. Kerne enthalten Blauſäure, die jedoch wegen ihrer
Verdünnung felten gefährlich wird, Doch find die Blätt. einiger
Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. A653
Kirfchbäume, fo des C. caprieida v. Nepaul u. C. virginiana gift.
Die efb. Icaco-Pflaume fommt v. Chrysobalanus Icaco. B. Pflaumen:
9d. Zwetſchkenbaum, Prunus domestica werden Fr., Gummi, Holz
‚ben. Var. cerasifera, Kirſchpflaume, claudiana, Peineclaude, armenioides,
Mirabelle, damascena, Damaszenerpfl- Pr. spinosa, Schlehe; hievon
Fl. Fr. Acaciae nostratis, Von dem Kriechenbaum, Pr. insititia, werd.
Fr. u. Holz ben. Pr. Avium, füße Kirfche: Var. microcarpa, Wald-
firfche; Var. macrocarpae find Juliana, weiche Belzfirfche, duracina,
Knorpelfirfche; v. ihnen Holz, Fr., Gummi ben. (Gerafin). Pr. Cerasus,
faure K. Var. find: acıda, helle Sauerf., austera, Morelle, Weichfel-
V. Pr. Padus, Traubenf., werd. Rinde u. Blüth. ben. (Kerne d. Sippe
Prunus enth. Blaufäure-) Von Pr. Mahaleb, Steinweichfel wird Holz
techn. gebr. V. Pr. Laurocerasus, Kirfchlorbeer, Blätt. u. Del gebr-
(Blaufäure im Blätteraufg-) Pr. Armeniaca, Aprifofenbaum. Amygda-
lus communis, Mandelbaum; v. d. Sam. eine füße u. bitt. Var-;
leßtere enth. Blaufäure; Mandelöl. (Umygdalin, Emulfin.) A- Per-
sica, Bfirfich; Sam- u. Fr- ben.; eine Var. heißt Neftarine. Cephalotus
follieularis ift merfw. durch feine gedeckelten Schläuche. DB. Spiraea
filipendula Wurz. gebr- V. Sp. Ulmaria fommt Rad. Barbae caprinae.
(Ulmarfäure) Wurz. v. Gillenia trifoliata, stipulacea - Brech. erreg..
Bon Quillaja Smegmadermos fommt Cortex Saponarius. V. Geum ur-
- banum fommt Rad. Caryophyllatae. 3. Tormentilla erecta Wurz⸗ offiz;
v. Potentilla anserina Kraut; v. P. reptans f. Hb. Pentaphylli. Gemeine
Erdbeere iſt Fragaria vesca; ſonſt gepfl. Fr. elatior, chilensis. Himbeere
ift Fr. dv. Rubus idaeus; Bromb- v. R. fruticosus. Noſe d. Dichter ift
Rosa centifolia mit der War. muscosa, Pomponia etc. Von ihnen u. d.
Blüth. v. R. damascena Roſenöl. V. R. gallica, canina gebr. Fl. Cal.
Fr, (Hagebutten) Sem. Cynosbati. V. Sanguisorba officinalis, Wieſen⸗
knopf, offiz. Rad. Pimpinellae italicae. Wurz. v. S. canadensis erregt
Brech. V. Poterium Sanguisorba, Bibernelle offiz. Rad. Hb. Pimp.
hortensis. Pyrus Malus, Apfelbaum; hiev. Fr., Saft, Apfelwein od,
Eider. (Apfelfäure,) P. communis, Birnbaum; hievon Fr., Cider.
P. (Crataegus) torminalis, Elfebeerbaum. P. Sorbus, Speierling. P.
Aria, Mehlbeerbaum. P. Cydonia, Quittenbaum; gebr. Fr. Sam.,
Schleim. Crataegus oxyacantha, Weifdorn; v. ihm Fol. Flor. Fr.
Spinae albae. Mespilus germanica, Mispelbaum; Fr. eßb. — Aus den
8 folg. Zünften Decandolle's macht Lindley A Fam, , obfchon die
Fam. d. Rofaceen im Blüthenbau, felbft im Fruchtbau, wenn man
die Hebergänge bedenkt, eine d. natürlichfien ift. 4) Chrysobalaneae.
Blüth. unregelmäß. Ein Eierft., deſſen Stütze etwas mit d. Kelch
verw. ill; eine Steinfr. Chrysobalanus, Hirtella etc. 2) Amygdaleae.
DBlüth. faum regelmäß. Kelch hinfällig, 5fpalt. Blumenbl. 5. Staub:
gef. 20 — 30, Verfchieden viel Karpellen. Eine einzige Steinfr, mit
bäng. Sam. Cerasus, Prunus, Amygdalus, Armeniaca etc. 3) Spi-
raeaceae. Karpellen zahlr., frei vom Kelch, mandım. unter fich
AbA Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch.
verw., nicht fleifchig, auffpr. Spiraea, Gillenia, Quillaja,. Kerria ete.
4) Neuradeae. Kelch Sfpaltig, mit furger, verwachf. Röhre. Blu
menbl. 5. Staubgef. 10. Karpellen 40, unter fih u. ein wenig mit
d. Kelch verw., jedes mit einem häng. Sam. — Neurada, Grielum etc.
5) Dryadeae. Kelch sſpalt. Blumenbl, 5. Staubgef. 5 od. viele, oben
in der Kelchröhre eingef. Achaenen. Geum, Rubus, Fragaria, Poten-
tilla, Cephalotus, Agrimonia ete. 6) Sanguisorbeae. Blüth. viel»
ehig od. 3häuſ. Kelch 3—5fpaltig, mit nach oben verengter Röhre, die
Karpellen enthalt. u. oft mit ihnen verwachf. Kein od. 4 Blumenbl.;
ſind am Grunde in eine radförmige Krone verw. Sp viel-Staubgef.
als Kelchlapp. Uchnenen, Alchemilla, Acaena, Sanguisorba, Poterium etc.
7) Roseae. Kelch mit nach oben verengter Röhre, bei der Reife
fleifch. 5 Blumenbl. Viele Staubgef. Viele Karpellen in der fleifch.
Kelchröhre; nicht auffpr., kruſtig. Gr. frei 0d, verw. Same ind.
Achaenen verf. Rosa etc. 8) Pomaceaec. Kelch mit fleifch. Kelchröb.,
die Karpellen enth. u. verw. 5 Blumenbl, Viele Staubgef. 5 Gierft.,
unter fih u. mit d. Kelch verw.; mit fnorpl. od. knöch. 2flappiger
od. nicht auffpr. Fruchth. Sam. aufr., 1—2 in jed. Karp. Crataegus,
Mespilus, Pyrus, Cydonia etc.
Ordo XLIII. (LIX.) Leguminosae.
Fam. 205. Leguminosae. Juss. &it. Decandolle Prodr. Il.
Ejusd. Mém. s. |. Legum. — Kelchſt. 5 (fehr felten A), mehr od. wen: u.
auf ungleiche Art, oft in 2 Lippen verw., wovon die obere 2, die
untere 3 Lappen bat, Blumenbl. 5, durch Feblfchlagen aber felbft
feines, gewöhnlich ungleich, einem freien od. mit d. Kelch verw.
Blüthenboden eingef. Staubgef. doppelt, feltener dreimal, viermal
fo viel, od. weniger als Kelchſt. Staubf. frei, 3brüderig, 2brüderig,
(nämlich 15_.u. 5, od. 1 u. 9 miteinand. verw.). od, endlich Abrüd.
Durch Feblfchlagen nur ein Karpell, manchm. aber 2—5. Eierft.
verläng., frei, oder fehr felten am Grunde v. Blüthenb. umgeb. Gr.
fadenförm. Narbe am Ende od. an d. Seite. Hülfe häutig, lederig
od. fleifch., auffpe. od. nicht, Afäch. od. durch Einfaltung d. Naht
2fäch., manchm. geglied. Sam. an d. Rändern d. Bauchnaht anges
heftet, feitlich v. Mittelp. d. Blume; Same glatt, innere Samen»
baut aufgeblafen ; Fein Eim. Würzeld). gegen d. Nabel gefehrt, Reſt
des Embr. gerade od. zurüd gefrümmt, Samenl. mit d. Flächen
aneinander gelegt, blattart. od. fleifch. — Bäume, Str. od. Kr. mit
Nebenbl. Blätt. gewöhnl. abwechf., einfach oder zufammengef. —
Sn allen Lind, Decandolle zählte 1825 in der heiß. Zone 1602, außer
d. Wendefr. in d. nördl. Su'hfugel 1312, in d. füdl. 424; in allen
alfo 3338. Sprz. Seht Fennt man über 4000. — Diefe wichtige Fam.
bat ungem. Nutzen u. fehr zahlreiche Eigenfchaften u. Kräfte, Don
Myrospermum (Myroxylon) peruiferum fommt d. peruv⸗ od⸗ ſchwarze
ind. Balſam, u. d. weiße od. Opobalsamum siecum. V. M. toluiferum
s
Syſtematiſche Ueberſicht des Pflanzenreichs. 468
kommt d. Tolu⸗Balſ. V. Färbeginſter, Genista tinetoria wird Kraut
ben. V. Ononis spinosa, repens, hircina off. Rad. Restae bovis u. Hb.
Anthyllis vulneraria ift heidnifch Wundfrt. Onobrychis sativa, Esparfette,
Medicago sativa, Luzerne, Trifolium pratense, Wiefenflee, find wichtige
Futterpfl- Schleim der Sam- v.. Trigonella foenum graecum, gladiata
u.a. gebr. ®. Melilotus officinalis, arvensis, dentata, leucantha, eaerules
find gebr. Hb. Fl. Summit. Der blaue Farbiioff Indigo kommt aus
den Blättern v. Indigo fera, Anil, tinctoria, argentea, disperma, Bap-
tisia tincloria etc. Psoralea esculenta hat nähr- Knoll. Süßholz ift Wurz.
v. Glyeyrrhiza glabra, echinata; off. Rad. Liquiritiae (Glycyrrhizin).
Bon Galega ofheinalis, Geisraute, Kr- offig- Robinia Pseudoacacia,
Afazienbaum, techn. brauchb. V. Colutea arborescens fomm. Fol. Sennae
germanicae.. Mehr. Robinia, Colutea, Cytisus find auch Zierſtr. und
Bäume (Cathartin od. Eytifin.) V. Astragalus exscapus Wurz. offiz,
v. A. baeticus Sam. Das Gummi Tragant fommt v. A. verus, erc-
ticus, aristatus, gummifer, Arnacantba. Gam. v. Arachis hypogaea dien.
3. Speife- V. Coronilla Emerus fr. u. Sam. gift.; erſteres enth. In»
digo. Desmodium (Hedysarum) gyrans U. Smithia sensitiva wegen Reiz⸗
barkeit u. Beweglichkeit d-. Blätt. merfw. Manna ift Saft v. Alhagi
Maurorum. V. Cicer arietinum, Richererbfe, Sam. beit; enth. Sauer-
Fleefäure. Vicia sativa, Wide: Faba vulgaris, Saubohne; Fr. u. Sam.
z. Speife. (Zegumin.) Ervum Lens, Linſe. Pisum sativum, Erbfe. 3.
Lathyrus sativus, Cicera Sam. ben. Erdeichel iſt die Enoll. Wurz. v.
Lath. tuberosus. ®. Abrus precatorius Sam. beit. Bohnen fomm. von
Phascolus vulgaris, nanus, tumidus, compressus. Ph. coccineus iff Feiter-
bohne. Zur Speife dienen auch die Sam. v. Dolichos, Soja, Lablab,
Cajanus, Lupinus (Feigbohne) albus, luteus. Die Fr. v. Mucuna
(Dolichos) urens, pruriens find die offig. Siliquae hirsutae. Butea fron-
dosa giebt Lad, Kino indic. 3. Pierocarpus Santalinus, indicus fommt
das rothe Sandelhoͤlz, KRalliaturholz, viel. auch Kino. V. Drepano-
carpus senegalensis fommt Gummi Kino Gambia. DB. Baphia nitida
fommt das zum Färb. dien. Holz Cam-Wood. Sam. v. Swartzia find
gift. V. Geoffroya surinamensis $. Cort. Geoffr. surin.; v. G. inermis
Cort. G. jamäicens. (Eurinamin, Samaicin.) B- G. vermifuga, spinulosa
f. Sem. Angelim. vermif, Die Sam. dv. Dipterix odorata find die Ton»
cobohnen. (Toncofampher.) B. Cacsalpinia echinata dag z. Färb. dien.
Fernambufholz. (Fernambufroth.) V. C. brasiliensis f. das Braſiletto—
holz. V. C. Sapan, Crista 1. a. das z. Färb. dien. Sappanholz. 8.
C. coriaria f. die Siliqua Libidibi. V. Poinciana pulcherrima Fr. ben.
Das z. Färb. gebr.. Campecheholz f. v- Haematoxylon campechianum.
(Haematin, Haematorylin.) Bohann, srod ift die Fr: v. Ceratonia
* Siliqua. Die offiz- Pulpa Tamarindorum fommt aus d- Fr. v. Tamarindus
indica. Die Nöhrencaffia if Fr. v. Cathartocarpus Fistula, brasiliana.
Blätt. v. Cassia Janceolata find die Folliculi Sennae alexandrinae s. de
II. 30
A466 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch.
Palte. Auch v. C. obtusata, obovata Blätt. gebr. V. C. acutifolia Fol.
Sennae de Mocca. V. C. Absus Sam gebr. V. C. occidentalis, ‚marylan-
diea Sam. Kr. gebr. (Cathartin.) Der Copaivabalſam kommt von
Copaifera officinalis 1. vielen and. Copaifera. Der amer, Copal ( Harz)
f. v. Hymenaea Courbaril u. viel. and, Gatt. derfelben Sippe. Der
brafil- Copal v. Vouapa phaselocarpa 4. Trachylobium Martianum. Der
ind. Copal v. Trachyl. Hornemannianum, Gaertnerianum. Sebipira major
u. Bowdichia virgilioides geb d. Cort. Alcornoque. Das arab. oder
GSenegalgummi F. v. Acacia vera, arabica, gummifera , Senegal, Ehren-
bergii u. a. A. Bambolah giebt d. Bablahhülſ. (Enth. Tannin.) Die Terra
japonica 9d. Catechu fommt v. Ac. Catechu. Die brafil. Gerberrinde
v. A. adstringens, Jurema. Merfwürdig durch Neizbarf, u. Blätter»
fchlaf find Inga, Prosopis, Mimosa pudica, sensitiva. — Decandolle
theilt die ganze Fam. auf folgende Weife ein. Divis. I Mit
gefrümmten Embryo. Würzelch. auf die Kommiffur der Samenl,
zurücgefchlagen. Subfam. I. Papilionaceae. Kelchlappen getrennt.
Staubgef. perigynifch. Blumenkr. fehmetterlingsblüthig. A. Phyl-
lolobeae. Samen. blattartig. Zunft 4) Sophoreae. Hülfe nicht
geglied. Staubgef. frei. Sophora, Virgilia, Anagyris, Podaliria, Gom-
phalobium, Pultenaea etc. 2) Loteae. Hülfe ungeglied. Staubgef.
verw. Hovea, Crotalaria, Spartium, Genista, Ononis, Anthyllis, Cytisus,
Medicago, Trigonella, Dorycnium, Lotus, Trifolium, Astragalus, Indigofera,
Glycine, Galega, Robinia, Colutea, Phaca etc. 3) Hedysareae. Hülfe gegld.
Scorpiurus, Ornithopus, Hippocrepis, Hedysaram , Coronilla, Desmodium,
Onobrychis etc. B. Sarcolobeae. Samenl. fleifch. 4) Viereae. Hülfe
vielfam., auffpr. Blätt. in Rank. geend. Primordialbl. wechfelft.- Vicia,
Cicer, Ervum, Pisum, Lathyrus, Orobus etc. 5) Phaseoleae. Hülfe viel-
fam., auffpr- Blätt. nicht in Hanf. geend. Brimordialbl- entgegengef,
Phaseolus, Dolichos, Lupinus etc. 6) Dalbergieae. Hülfe mit 1—2
Samen, nicht auffpr. Keine Ranfen. Pongamia, Dalbergia ete.
Subfam. II. Swartzieae. £elchlappen nicht getrennt. Staubgef.
hypogyniſch. Blumenkr. fehlt oder bat nur 4 —2 Blumenbl. 7)
Swartzieae. Swartzia, Baphia. Divis. I. Mit geradem Embryo.
Subfam. II. Mimoseae. Kelchſt. u. Blumenbl. in d. Knospe Flapp.
Staubgef. hypogyniſch. 8) Mimoseae. Mimosa, Inga, Acacia etc.
Subfam. IV. Caesalpinieae. Blumenbl. (wenn vorhanden) in d.
Knospe in Duincung gef. Staubgef. perigynifch. 9) Geoffroyeae.
Mit Blumenbl. Staubf. verfchiedentlich verwachf. Geoffroya ,. Brownea
eie. 40) Cassieae. Mit Blumenbl. Staubgef. frei. Gleditschia, Caes-
alpinia, Ceratonia, Tamarindus, Cassia, Bauhinia, Hymenaea etc. 41) De-
tarieae. Keine Blumenbl. Kelch aufgetr., Sappen in d. Knospe
nicht getrennt. Detarium, Cordyla. .
Sachverzeichniß
NB. Namen von Sippen, welche ſchon in Familiennamen enthalten find,
Seite
Abarten 179
Rn 179
bies 401
Ablaktiren 327
Abroma 450
"Abrus 465
Abfäugen 303, 327
Metonderung der Seltaesen 418
Acacia 323, 466
Acaena 464
Acalypha 458
Acanthaceae 448
Acanthoderma 167
Acanthodes 164
Acanthus 418
Acanus 467
Acer 250, 274, 330, A55
Acerineae 455
Acetabularieae 11379
Achat 43
Achillea 441, 42
Achilleum 164, 166
Achnanthes 4175
Achras 414
Achyranthes 442
Aeicarpha 409
Aconitin 434
Aconitum 274, Ast
Acorus 390
Acotyledonia 367, 373
Acrocomia 393
Acrodus 165
Acrogaster 167
Acrolepis 164
Acrostichum 384
Acrydium 344
Actaea 431
find in der Regel nicht befonders angegeben.
Seite
Adansonia 249, 330, 454
Adenoropium 457
Adianthum 384
Adonis 274, 356, 431
Adoxa 437
Adular 45
Aecidiolum 344
Aecidium 256, 344, 375
Aesculus 456
Aeschna 166
Aeolodon 166
Aerides 285
Vefchynit 67
Aeſte 231
Aethophyllum 161 .
Aethusa 426
Afterfryitalle 37
Agaricus 323, 374, 375, 376
Agathidium 343
Agathis 401
Agave 227, 396
Nagregatform der Mineralien 44
Agrimonia A64
Agrion 166
Agrostis 389
Ailanthus 460
Aira 389
Aizoon - 444
Ajuga 447
Yrerunfräuter 357
Afmit 57
Aktinit 57
Alabaſter 73
Alaria 379
Alangieae 447
Alangium 447
Alaun 75
1
Alaunfels 128
Alaunſtein 50
Albit 45
Alchemilla 464
Alchornea 457
Aldrovandia 288
Alectoria 380
Algae 377
Alhagi 465
Alisma 391
Alismaceae 390
Allanit 67
Allionia 406
Allium 332, 357, 393
Allophan 64
Allosurus 384
Allouya 397
Almandin 62
Alnus 402, 403
Aloe 227, 301, 393
Alpinia 397
Alsine 358, 443
Alsineae A43
Alsodeia 440
Alstroemeria 396
Alter der Pflanzen 324
Althaea 333, Aöt
Aluminit | 50
Alumocaleit 409
Alyssum 36, 435
Alyxia ur 422
Amalgam, natürliches 97
Amanita 376
Amaranthus 250, 330, 442
Amaranthaceae 442
Amaryllis 395
Amaryllideae 395
Amblygonit 50
Amblypterus 464
Amentaceae 401, 402
Amethyſt 42
Amianth 57
Ammonia 445
Ammonites 166, 167
Amomum 1897
Ampelideae 453
Ampelopsis 454
Amphibifche Pflanzen 356
Amphidetus 167
Amphodelit 47
Amygdaleae 468
Amygdalus 463
Amyrideae 462
Amyris 462
Anacardium 462
Anacyclus 411
Anagallis
Anagyris
Analcım
Anamefit
Anatas
Anantheae
Anaspis
Anastatica 312, 323,
Anchusa
Andalufit
Andersonia
Andromeda
Andropogon
Androsaemum
Androsace
Anemia
Anemiaceae
Anemone
Anemoneae
Anenchelum
Anethum
Angelica
Angiopterus
Anhydrit
Ankerit
273,
324, 434, 435
300, 420
59
422
444
324, 389
444
415
384
384
274, 300, 434
431
167
426
‚426
384
74
80
Anlaufen der Mineralien
16
Annularia
Annulineae
Annulus
Anobium
Anomopteris
Anona
Anonaceae
Anorthit
Anthemis
Antheridia
Anthobii
Anthoceros
Anthocyan
Anthodon
Antholoma
Antholyses
Anthonomus
Anthophagus
Anthopbylit
Anthoranthin
Anthoxanthum
Anthrafolith
Antrazith
Anthyllis
Antiaris
Antimon, gediegenes
Ansimonbleierz
Antimonblende
Antimonfupfererz
Antimonnifel
379
384
342
164
429
429
46
444, 42
328
343
332
299
459
439
| 332
342, 343
342
56
299
‚388, 389
66
4443
465, 466
‚405
97
106
104
106
104
Antimonofer
Antimonfilber
Antirrhinum
Apate
Apatit
Apeiba
Aphanit
Aphanizomene
Aphis
Aphyllae
Apiariae
Apiocrinites
Apion
Apocyneae
Apocynum
Aponogeton
Apophyllit
Apothe cia
Apsendesia
Aptychus
Aquifoliaceae
Aquilaria
Aquilarineae
Aquilegia
Aralia
Araliaceae
Arabis
Arachis
Araucaria
Arbacia
Arbutus
Arca
Arcania
Archaeus
Arctium
Arctostaphylos
Arctotis
Ardisia
Ardisiaceae
Arenaria
Arenga
Aretia
Argemone
Aricia
Aristella
Aristolochia
Aristolochieae
Aristotelia
Armeria
Arnica
Aroideae
Arracacha
Arragonit
rrow-Root
Arſenik, gediegener
Arſenikalkies
Seite
94
97
325, 416
342
71
450
122
378
342, 343
368, 373
843
166
167
421
422
399
52
379
465
166, 167
459
407
407
431
427
427
435
465
401
167
MA
164, 167
167
167
444
444
412
415
414
357, 443
393
358
434
423
475
399
399
459
408
414, 443
391
426
70
391,397
98
100
118
Seite
Arſenikkies 100
Arſenikmangan 109
Arſenikſilber 97
Arſenikſpiesglanz 109
Arragonit 70
Arrhenatherum 388
Artemisia 411, 412
Arthrodiees 176-
Arthrostemma 448
Artocarpeae 405
Artocarpus 313, 404, 405
Arum 307, 326, 391
Arundo 389
Asarum 323, 399
Asbeſt 57, 58
Asbeſt, ſchillernder 100
Aſche, vul kaniſche 126
Asci 374
Asclepiadeae 359, 424
Asclepias 239, 421
Asparageae 394
Asparagus 394
Asperifoliae 420
Asperula 323, 356, 357, 423, 424
Asphalt 414
Asphodelus 393
Aspidium 384
Asplenium 384
Astacus 166, 167
Aster 412
Asterias 165, 167
Asteroideae 412
Asterophyllites 161
Astraea 165, 167
Astragalus 465, 466
Astrantia 426
Atamaniha 426
Atherix 343
Atherosperma 404
Atherospermeae 404
Atragene 239, 241, 431
Atriplex 238, 230
Atropa 420
Atropin 420
Attalea 393
Aucuba 427
Auda 457
Augit 57
Augitfels 120
Augitporphyr 123
Aurantiaceae 461
Aurantieae 249
Ausdauernde Pflanzen 320
Ausdehnbarfeit 324
Ausfaat 341
Ausfchlagfchmaroger 339, 344
ıV
Seite
Auswurfitoffe der Pflanzen 290
Avanturin 48
Averrhoa 453
Avicena 313
Avicennia 313, 416
Avicula 164, 167
Avogate 406
Axinit 59
Azalea 414
Azara 439
Azolla 386
Babingtonit 58
acillaria 8, 9, 475, 379
Bactris 393
Baculites 167
Baeomyces 380
Balanophora 399
Baliostichus 161
Ballota 418
Balsamina 452
Balsamineae 451
Balsamodendron 462
Bambusa 388
Banisteria 457
Banksia 407
Baphia 465, 466
Barille 408
Barosma 460
Barringtonia 448
Bartramia 383
Bartsia 446
Barptmanganerz 93
Barytocalcit 73
Basella 442
Bafalt 123
Bafaltfonglomerat 125
Bassia 414
Baſt 265
Batrachospermum 379
Bau der Pflanzen 473
Bau der Thiere 473
Bauera 445
Bauhinia 466
Baumfrebs 336
Beatsonia 440
Befruchtung der Pflanzen 307
Begonia 436
— — 179
Beilſtein 4909
Belemnites 166, 167
Bellerophon 164
Bellis 272
Benincasa 437
Benzoe AA
Berberls 428
Seite
Berckeleya 175
Berenicea 165
Beryx 167
Bergbutter 75
Bergfalf 121
Bergfort 58
Bergkryſtall 42
Bergmehl 69
Bergmilch 69
Bergſeife 61
Bergtheer (444
Bernitein 10, 444
Bertholletia 448
Beryll 65
Beta 442
Betonica 418
Betula 402, 403
Betulineae 402
Beudantit Ag
Bichatia 377
Biddulphia 175
Bignoniaceae 448
Bilditein ‚62
Bimsitein 1947, 423
Bimsſteintrümmergeſtein 125
Binarfies ‘99
Binfenhalm 265, 268
Biophytum 453
Birfe ‚402
Biscutella A35
Bisma 431
Bitterſalz 79
Bitterfpath 70
Bixa A39
Bixineae 439 '
Blackwellia 436
Blatt, Entmwidelung 295
Blätter 34, 269
Blätterfucht 336
Blechnum 384
Blei, gediegen 98
Bleiantimonerz 104
Bleichfucht der Pflanzen 336
Bleiglanz . 101
Bleigummi 86
Bleioeyd 86
Bleifchwanz ‚402
Bleivitriol 1.185
Blende 4107
Bletia "2.896
Blume 236, 237, 248
Blüthe 236
Blüthe, Entwidelung 297
Blüthenboden 243
Blüthenhülle 238, 248
Blüthenkalender 298
Seite
Blüthenitand 245
Blüthenuhr 299
Bocconia 434
Bol 61
Boletus 375, 376
Bologneferfpath 72
Bombax 451
Bombyx 342
Boopis 409
Borassus 393
Borat. 78
Borazit 72
Boronia 460
Borragineae 420
Boswellia 462
Borfäure 78
Bostrichus 342
Botrychium 384
Bothryogen 76
Bothryolith 72
Bothrytis ' 344, 375
Bournonit 106
Bowdichia 466
Brachycarpaea 435
Brachyphyllum 161
Bracteae 263
Brand 336
Brandflecken 336
Brassica ‚331, 344,'335, 435
Brauneiſenſtein 89
Braunkohle 143
Braunmanganerz 93
Braunſpath —A
Brennbarkeit der Mineralien 17
Brewſterit 52
Briza 389
Brochantit 83
Bromelia 393
Bromeliaceae 393
Bromus 389
Bronzit 57
Bronnia 437
Bropfit 68
Brosimum 405
Broussonetia 404, 405
Brownea * 466
Bruch der Mineralien 19, 24
Bruchela 343
Bruchia 383
Bruchus 343
Brunia 458
Brüche der Pflanzen 337
Brutförner 263; 304
Brutfnofpen 304
Bryonia 437
Bryopsis 176
Seite
Bryum 301
Bubon 427
Bucida _ 446
Buklandit LER)
Buettnera 240
Buettneria 450
Bulbi 261
Bulbilli 304
Bunium 426
Buntbleierz 86
Buntfupfererz 101
Buphthalmum 412
Bupleurum 426
Buprestis 342
Bursera 462
Butea 465
Butterbaum 414
Buxus 457
Byrsonima 455
Byssus 149, 375
Byturus 342
Cabomba 431
Cachrys 427
Cackile 435
Cactus 227, 272, 284, 313, 315, 323,
438
Caeoma 275
Caesalpinia ‚287, 465, 466
Chaetocrater 436
Chaetogastra 448
Chaetophora 227
Chailletia 436
Cajanus 465
Caladium 309, 391
Calamitea 160
Calamites 160
Calamus 231, 393
Calandra 343
Calandrinia 443
Caledonit 85
Calendula 414, 442
Calla 39
Callicarpa 447
Callichroma 342
Callidium 342, 348
Callitriche 445
Callitris 4091
Callomia 448
Calophylium Ad
Calothrix 258
Calotropis 424
Caltha 333, 434
Calycanthus 447
Calycera 409
Calyciflorae 368, 445
VI
Calycium
Calyptra
Calyptraea
Calyptranthes
Calyx
Camellia
Campanula
Camphora
Canarium
Candollea
Canella
Canna
Cannabis
Cannophyllites
Cantharellus
Cantharis
Capparis
Gaprification
Caprifoliaceae
Caprina
Gapsella
Capsicum
Capulus
Caraipa
Carallia
Caralluma
Carapa
Cardamine
Cardiospermum
Cardium
Garduus
Carex
Garica
Carissa
Carlina
Carpinus
Carum
Caryocar
Caryophyllia
Caryophyllus
Caryophyllinae
Casearia
Cassia
Cassidulus
Cassipourea
Cassyta
Castanea
Casuarina
Cathartocarpus
Catopygus
Gaucalis
Caudex
Caullinia
Gaulerpites
Cavolinit
Ceanothus
Seite
3830
381, 382
465
448
237, 381
449
301, 307, 413
406
462
430
454
225, 397
250, 404, 405
160
379
343.
435
329
424
167
333
420
165
AAg
446
421
454
329, 435
456
194, 167
23, 412
272, 307
301, 437
422
411, 412
402, 403
426
456
465
48
44
436
465, 466
166
+446
406
330
401
465
‚466
427
383
280, 390
464
48
458
Seite
Cecropia 405
Cedrela A54
Celastrus 459
Cellepora 164, 166
Gellulares 373
Celosia 331
Celtis 402
Genchrus 389
Cenomyce 379, 380
Centaurea 273, 444, 412
Centranthus 409
Centrolepis 389
Cephaelis 423, A2A
Cephalaria 409
Cephalotus 326, 464
Cerambyeini 342, 343
Cerambyx 166
Cerastium A43
Cerasus, 463
Ceratites 165
Ceratonia A66
Ceratophylium 232, 207, Fi 398
Cerbera 422
Cercopis ’ 343
Cercus 342
Gerealien 388
Gererit 67
Cerin 67
Cerinthe 420
Ceriopora 165, 167
Ceroxylon 393
Ceterach 334
Cetonia 343
Cetraria 379, 380
Chabafit 53
Chaerophyllum 427
Ehalcedon 43
Chalkolith 84
Chamaerops 892
CE 376
Chara 242, 280, 309, 2m, 380, 384
Cheiranthus 4, Ash, 435
Chelidonium 250, 273 281, 0
2
Bene 446
Chel 166, 4167
Chemifch Berhältwiffe der Dir $
neralien
— der Organifmen
— der Pflanzen
Chenopodium
Cherleria
Chermes
Chiaftolith
Ehilderit
Chiococca
we
219
238, 330, 442
Ad3
423, 424
Chionanthus
Chiropteris
Chirotherium
Chlenaceae
Chloranthus
Chorblei
Ehlorit_
Ehlpritfchiefer
Choanites
Chondria
Chondrotit
Ehonicrit
Chorda,
Ehromeifenftein
Ehromoder
Chrysanthemum
Chrysaora
Chrysobalanus
Ehryfoberill
Ehryfolith
Chrysomelini
Ehryfopras
Chrysosplenium
Cicadariae
Eicer
Cichorium
Cicuta
Gidaris
Cimicides
Cinchona
Cineraria
Cinnamomum
Circaea
Cissampelus
Cissus
Gistiflorae
Cistus
Citrus
Cladonia
Cladosporiuın
Clathraria
Clathropteris
Clavaria
Claytonia
Clematis
Cleone
Clerodendron
Clerus
Clidemia
Closterium
Clusia
Clymenia
Clypeus
Clytus
Cnemidium
Cnicus
Seite
158, 164,
483
465,
330, At4,
250, 273,
330, 333,
374, 375,
430,
267,
342,
425
164
165
449
400
85
59
120
166
379
66
109
378
88
94
272
165
463
64
66
343
43
343
466
42
426
467
343
423
42
406
446
428
454
438
439
461
380
375
162
461
376
443
431
435
417
342
448
475
441
164
166
343
465
411
Cobaea
Coccoloba
Cocculus
Coccus
Cochlearia
Cocos
Codites
Codium
Cöleſtin
Coeles tina
Coeloptychium
Coenogonium
Coffea
Colchicum
Gollema
Collophora
Eolumbit
CGolumella
Columniferae
Colutea
Comatula
Combretum
Commelina
Compositae
Conchiosaurus
Gonchoiden
Conch orhynchus
Conferva
CGonfervites
Coniferae
Conium
Coniomyce}es
Conjugatae
Conocarpus
Conodyctium
Conostylis
Connarus
Contarea
CGonteubea
Contortae
CGonvallarites
Convolvulus
Copaifera
Copulatae
Corallina
Coralrag
Corbula
Corchorus
Cordia
Cordyla -
Coreopsis
Coriandrum
Coriaria
Cornicularia
Cornus
Corolla
yı
Seite
294, 418
405
428
341
434, 435
392
461
379
73
442
‘166
380
423, 424
327, 394
380
422
91
382
450
249, 465, A66
465
446
390, 435
409
4165
133
165
323, 377, 378
161
400, 161
427
375
379
A46
166
395
462
123
421
420
461
419
466
379
379
121
464
450
420
A66
42
427
455
380
330, 427
236, 237
vın
Seite
Corolliflorae 868;
Coronilla 466
Corrigiola 443
Corydalis 253, 262, 273, 324, 433
Corylus 402, 403
Corystes 167
‚ Goscinophora 166
Cossus 342
Cotyledon 443
Crambe 435
Crambus : 342
Crania 167
Crassula 284, 444
Crataegus 303, 330, 464
Crataeva 435
Craterium 255
Credneria 162
Erichtonit 90
Crinum 313, 395
Crioceratites 167
Crocodilus 166, 167
Crocus 395
Cronartium 345
Cronſtedit ‚55
Crotalaria 466
Croton 457
Crozophora 457
Cruciferae A34
Cryptogamae 383
Cucubalus 448
Cucurbitaceae 437, 249
Cucullaea 467
Cucumis 437
Cucurbita 437
Cumaiden 433
Cuminum 426
Cunninghamia 404
Cunonia 445
Cupania 456
Cuphea 445
Cupressites 161
Cupressus 401
Curatella 430
Curculigo 395
Cuscuta 285, 291, 313, 315, 449
Cyanit 59
Cyathea 384
Cyathocrinites 164
Gyathophyllum 163, 165
Eyendeen 161, 294, 301
Cycas 400
Cyclamen 253, 445
Cyelas 167
CGyclopteris 160, 461
Eyclofe 325
Cyclurus 467
Cydarites
Gydonia
Cylindrospora
Cymbella .
Cymnema
Cynanchum
Cynara
Cynipariae
Cynips .
Cynomorium
Cyperaceae
Cyperus
Cypripedium
Cypris
Cyrtandra
Cystispora
Cysioseira
Cythere
Cytinus
Cytisus
Dacıyıis
Daedalea
Dahlia
Dalbergia
Danais
Daphne
Dasytes
Datisca
Datolith
Datura
Daucus
Davila
Davyn
Dedblätter
Defrancia
Delima
Delphinium
Dematium
Dendrobium
Dentalium
Depacea
Dercetis |
Desmidium
Desmodium
Detarium
Diallage
Diamant
Dianthus
Dinfpor
Diastopora
Diatomeae
Diceras
Dichroismus
Dichroit
Diclineae
Seite
465
464
‚344
379
424
239, 121
42
338)
343)
399
302
272, 329, 389
396
164, 467
448
345,
379
464, 467
291, 398, 399
465, 466
388
345, 376
306
466
423
238,.407
342
405
72
420
427
430
48;
236
165
430
274, 430, 436
375
285, 396
165, 467
345
467
175
466, A66
A66
57
42, 4410
307, 329
79 1ec69
165
175, 377, 379
166, 167, 45
65
328
Seire
Dicoryphe 428
Dicotyledoneae 315, 367, 398
Dicranum 383
Dietamnus 326, 460
Dyctiophyllia 165, 166
Dicypellium 406
Didelphis 158, 164, 166
Digitalis 415, 416
Dillenia 430
Dimorphae 379
Dimorphismus 22
Dimorphe Subitangen 34
Dionaea 324, 440
Diopfid 57
Dioptas 68
Diorit_ 119
Dioritfchtefer 120
Dioscorea 394
Diosma 460
Diospyros 414
Diplazium 384
Diploctonium 166
Diploit | 49
Diplolepis 329
Diplusodon A45
Dipsacus 270, 273, 414
Dipterocarpus 454
Dipteryx 465
Dipyr 47
Disaster 166
Dischidia 326
Discoidea 166
Diitel Al
Dobinea 455
Dodonaea 456
plerit 4119
Dolichos 465, 466
Dolomit 69, 70, 420
Dombeya 451
Donacia 342
Dornen 263
Dorema 426
Dorstenia 405
Dorycenium 466
Draba 435
Dracaena 324, 330, 394
Dracosaurus 165
Draparnaldia 476
Drepanocarpus 465
Drimys 430
Drosera 324, 440
Drüfen 263
Drummondia 445
Dryadeae 464
Dryandra 407
Drymyrhizeae 396
1X
Seite
Durchlichtigfeit der Mineralien 16
Durvillea 379
Dysklaſit 109
Ebenaceae 444
Ebenholzbaum 414
Eccremocarpus 418
Echinella 172
Echinocactus i 458°
Echinostachys 4641
Eehinus 167
Echites 422
Echium 420
Ectocarpeae 379
Edingtonit 54
Eibifch 451
Eichen 244
Eidotea 464
Eierſtock der Pflanzen 252
Eigener Saft d. Pflanzen 290, 326
Erngeweidewürmer, Erzeug. 153
Einfam lebende Bflangen 358
Eimeiß der Pflanzen 252
Eifen, gediegenes 98
Eifenantimonerz 104
Eifenblüthe 70
Eifenepidot 59
Eifenglanz 89
Eifenglimmerfchiefer 120
Eifentiefel 43
Eifenfandftein 124.
Eifenvitriol 76
Eflogit 419
Elaeagneae 406
Elaeagnus 407
Elaeocarpeae 450
Elaeocarpus 450
Elaeococcus 457
Eläolith 48
Elais 393
Elaphomyces 376
Elaphrium 462
Elafticität der Pflanzen 324
Elaterit 44
Elaterium 437
Eleftricitätder Mineralien, 48
Elementartheile d. Mineralien 19
Elettaria 397
Eleusine 388
Emblica 457
Embothryum 407
Emys 167
Encalypta 383
Encaelites 4161
Encrinites 165
Seite
Encyonema 165, 175
Endocarpeae 380
Endogenen .'6369
Endogenites 162
Endofmofe 325
Engyomasaurus 166
Ensatae 395
Entalophora 4165
Entſtehung der Mineralien 6
Entwidelung der Organismen 211
Epacrideae 414
Ephedra 401
Epidendrum 396
Epidot 59
Epigenien 37
Epilobium 446
Epimedium 428
Epipactis 396
Epiitilbit 52
Epochen des Pflanzenlebens 323
Equisetaceae 386
Equisetites 161
Equisetum "387
Eranihemum 418
Erbfe 465
Erbfenftein 69, 70
ranarie 2 s 11
| 414
Er fhlade 124
Ericeae 413
Ericinae 413
Erigeron 412
Erinit 82
Erinus 416
Eriocaulon 389
Eriodendron 451
Eriophorum 389
Erodium | 453
Erregbarfeit der Pflanzen 324
Eruca 1: 435
Erucaria 435
Ervum 465
Eryngium 426
Erysibe 375
Erysimum 434, 435
Erythraea 421
Erythronium 394
Erythroxyleae 455
Erythroxylum 455
Escalonieae 444
Escalonia 445
Esenbeckia 460
Eschara 165, 166
Eschscholtzia 434
Etyaea 167
Eucalyptus 448
Seite
Euchroit 82
Eucomis 393
Eudialyt 51
Eugenia 448
Euglena 152
Eufairit 103
Euflas ’ "65
Eunomia 4165
Eupatoriaceae 412
Eupatorium 411, 412
Euphoria 456
Euphorbia 457
Euphorbiaceae 456
Euphrasia 416
Euryale . 432
Eurypterus’ 164
Eurysternum 166
Eutoca 420
Evolvulus 419
Evonymus 459
Erantheme 339
Exilaria 175
Erogenen 367
Exogyra 166, 167
Exoſmoſe 325
Exostemma 423
Extraktivſtoffe, bittere 222
Fıba 465
Fadenſtamm 231, 265
Fagara 460
Fagonia 460
Fagus 402
Fahlerz 105
Farbe der Mineralien 14
Farbenfpiel der Mineralien _ 16
noapDlüng der Minera-
46
Faröfiofe, vegetabilifche _ 221
Farrnfräuter 383
— 160
Faſerzelle 226
Faſerkohle 115
Federerz 104
Federſalz 75
Fedia 409
Feldfpath 45
Felditein U
Feldfteinporphyr 120
Felsarten 115
Fergufonit 91
Feronia 464
Ferreola 446
Feueropal 44
Feuerſtein 43
; Seite
Feuillea : 437
Fibularia 4167
Ficaria 431
Ficus 404, 405
Filices 383
Fiorit 43
Fistularia 167
Flabellaria 160, 461
Flacourtia 439
Flacourtianeae 438
lechten 379
luellit 49, 74
luocerit 71
luß 71
lußſpath 70
Flustra 166
Fontinalis 383
Fouquieraceae 437
Forstera 412
Beten £ 63
ortpflanzung überhaupt 208
Fortpflanzung der Pflanzen 306
Fovilla 244
Fragaria 463, 454
Fragilaria 175
Frankenia 440
Frankeniaceae 440
Franflinit 89
Fraxinus 424
Freycinetia 392
gend! 249
Fruchtblätter 242
Fruchtdeden 249
Fruchtformen 250
Fruchthülle 249
ruchtknoten 242
ruchtſtaub 241
Frustulia 175
Fuchsia 446
Fucoideae 379
Fucus 379
Füllung der Blumen 332
Fulguritguarz 43
Fumariaceae 433
Funaria 383
Funginae 373
Fungi 373
Gabbro 119
Gabbronit 47
Gadoltnit 66
Gaertnera 422
Gagat 443
Gahnit - 64
Gaillonella 8,9
Galanthus 395
Galathea
Galbanum
Galega
Galeopsis
Galerites
Galeus
Galipea
Galium
Galläpfel
Gardenia
Garcinia
Garcinieae
Gardneria
Garidella
Gattung
Gault
Gavialis
Gayluſſit
Gebia
Gehlenit
Gelbbleierz
Gelberde
Geminella
Genipa
Genista
Gentianeae
Geoffroya
Geosaurus
Geraniaceae
Geranium
Germen
Gerſte
Gervillia
Gefäßdrüſen der Pflanzen
Gefäße der Pflanzen
Gerölle
Geruch der Metalle
Geſchiebe
Geſchlecht
Gessnerieae
Gessneria
Geum
Gigartinites
Giefefit
Gilia
Gillenia
Gilliesia
Gilliesieae
Ginſter
Glanz der Mineralien
Glanzerz
Glanzkobalt
Glanzkohle
Glaskopf
Glauberit
Glauberſalz
Seite
165
426
465, 466
418
167
167
460
423, 424
338
423
444
444
422.
A434
179
123
167
77
165
48
86
61
775
423
465, 466
420
465, 466
166
452
453
242
385
167.
265
224, 227
125
18
125
209
446
4416
A64
461
48
418
463, 464
396
396
465
14, 46
102
400
413
90
7A
75
166,
166,
463,
X1 »
Glaucium
Glaufolith
Glechoma
Gleditschia
Gleichenieae
Glenotremites
Glimmer,
Glimmerfchiefer
Glinus
- Globularia
Globularieae
Gloeodyctyon
Gloeonema
Glossopteris
Gloxinia
Glumaceae
Glyceria
Glycine
Glycyrrhiza
Glyphea
Gmelinit
Gnaphalium
Gnathosaurus
Gneiß
Gnidia,
Gökumit
Goethea
Gold, gediegen
Goldſilber
Gomphalobium
Gomphia
Gomphonema
Gomphrena
Goniatites
Goodenia
Goodenovieae
Gordoniä
Gorgonia
Gossypium
Gramineae
Grammatit
Grammitis
Granat
Granateae
Granit,
Granulit
Graphit
Grashalm
Gratiola,
Grauantimonerz
Sraumanganerz
Grauwade
Grauwackeſchiefer
Grewia
Grevillea
Grias
415,
459
175
451
387
62
447
119
120
112
365
446
404
124
124
450
. 407
444
Grielum
Griffel
Grimmia
Grobfalf
Großular
Grossularieae
Grüneifenftein
Brünerde
Gruinales
Grus
Gryphaea
Guajacum
Guarea
Guazuma
Guettarda
Guettardaceae
Gummiharze
Gustavia
Guttiferae
Gymnostomum
Gynandropsis
Gyps
Gypsophila
Gyps, körniger
Gyrodus
Gyrolepis
aare
aarkies
Haarwurzel
Hackea
Haemanthus
Haematoxylon
Haemodoraceae
Haemodorum
Härte der Mineralien
Hatchetin
Halbopal
Halec
Halhymenia
Halimeda
Halimedeae
Halorageae »
Halloyſit
Halydris
Halymenites
Hamamelideae
Hamamelis
Hamites
Hartmanganerz
Harze i
Hauyn
Haytorit
Hebenstreitia
Hedera
Seite
242,
244
383
121
438
83, 90
166,
263,
230,
125
167
435
Hedwigia
Hedyotis
Hedysareae
Hedysarum
Heilkräfte der Pflanzen
Heisteria
Helianthemum
Helianthus
Hcliconia
Helicteres
Heliochrysum
Heliophila
Heliopora
Heliopsis
Heliotrop
Heliotropium
Helleboreae
Helobiae
Helosciadium
Helvella
Helwin
Helminthochortos
Hemerocallis
Hemionitis
Hemipneustes
Hepatica
Hepatit
Heracleum
Herderit
Heritiera
Hermannia
Hermannieae
Hermaphrodit
Herniaria
Herfchelit
Hesperis
Heteranthera
Heterocarpella
Heteropora
Heterozit
Heuchera
Heulandit
Hevea
Hibbertia
ippocrepis
Hippomane
Hippophae
Hippopodium
Hippuris
Hippurites
Hiraea
Seite
462
423
466
466
362
449
439
441, 412
397
451
412
435
164
412
43
420
434
390
426
376
62
379
393
384
166, 167
431
395, 451
XxIII
Seite
Hirtella 463
Hiſingerit 66
Holaster 167
Holcus 388, 389
Hol 233
Holzſaft 286
Holzſtamm 231, 265
Holstein 43
Homaeocladia 175
Homalineae 436
Homalium 436
Honiggefäße 245
Honigitein 145
Honigthau 337
Hopeit 71
Hordeum 388
Hornbleierz 85
Hornblende 56
Hornblendegeftein 120
Hornblendefchiefer 120
Hornfilber 87
Hornſtein 43
Hortia 460
Hottouynia 399
Hovea 466
Hovenia 458
Hüraulith 80
Humbokdtilith 4109
Humboldtit 115
Humirium 454
Humulus ‘ 404
Hunit 63
Hura 457
Hpyalith A4
Hybodus 165, 167
Hydnora 399
Hydnum 376
Hvdrastis 431
Hydrangea 444, 445
Hydrocarpus 439
Hydrocotyle 426
Hydroborazit 72
Hydrocharideae 397
Hydrocharis 398
Hydrodictyon 379
Hydrolea 419
Hydroleaceae 418
Hydropeltis 434
Hydrophan 44
Hydrophilus 166
Hydrophylleae, Hydrophyl-
lum 420
Hydrurus _ 227, 379
Spgroffopicität 324
Hylaeosaurus 167
xiv
Seite
Hymenaea 466
Hymenophylleae 384
Hymenophylium 384
Hyoscyamus 420
Hypericineae 440
Hypericum 441
Hyperſthen 57
Hyperſthenfels 119
Hyphaene - 393
Hypnum 383
Hypochaeris 442
Hypoglossum 394
Hypophyllum 394
Hypoxideae 395
Hypoxis 395
Hypoxyli 375, 377
Hyssopus 447
Überis 435
Ichneumon 166
Ichthyophthalm 52
Ichthyosarcolithes 167
Ichthyosaurus 166, 167
Icica 462
Idokras 63
Iguanodon 167
Ilex 459
Ilecebrum 443
Ilmenit 90
Impatiens 452
Imperatoria 427
Indianit 109
Indigofera 465, 466
Individualität - 477
Individuen der Mineralien 22
Inflammabilien 10, 111
Infuſorien, Erzeugung 150
Inga 466
Inoceramus 164, 166, 4167
Spntergellulargänge 224, 225
Intricaria 165
Intusſuſception 136
Inula 441, 412
lpomaea 419
Irideae \ 395
gen 14, 16
Iriſtiren /
Isatis | 434, 435
Sfomorphe Subſtanzen 34
lomorpbifmus 22
Sfopyr 58
Isopyrum 431
Isthmia 457
Itakolumit 120
ltea 445
lteoideae
Ixia
Jacaranda
Sahresringe
- Jasmineae
Jasminum
Safpis
Safpopal
Jatropha
Jeffersonia
Sodfilber
Joliffia
Jonidium
Josephinia
Juglandeae
Juglans
Juncagineae
Junceae
Juncinae
Juncus
Jungermannia
Juniperus
Sunferit
Jussieua
Justicia
Surafalf
Kaempferia
Kännelfohle
Kakoren
Kali, ſalzſaures
Kali, ſchwefelſgures
Kalk, bituminöſer
Kalk, körniger
Kalkſalpeter
Kalkſinter
Kalkſpath
Kalkſtein
Kalktuff
Kammkies
Kaneelſtein
Kapſel
Karniol
Karpholith
Kaſcholong
Kerolith
Kieſelguhr
Kiefelfalf
Kiefelfupfer
Kiefelmangan
Kiefelfchierer
Kiefelfinter
Kiefeltuff
Kieſelzinkerz
69, 121
250, 251
Seite
Kigellaria 439
Kitaibelia ‚451
Klebfchiefer 22
—— Einfluß auf die Ban
Katie 409
Knema j 429
Knochenbreccie 125
Knollen 262
Knoſpe 260
Knowltonia 430
Kobaltblüthe 84
Kobaltglanz 100
ehnltminnaAnerz 93
Kobaltofer 94
Kobaltvitriol 77
Kohle 447
Kohlenblende 113
Kohlenletten 123
Kohlenſandſtein 124
Kohlenſchiefer 122
Koblenfchiefer, verglaster _ 123
SR 85
Kokkolith 57
Kollyrit 61
Komptonit 54
Konformation der organifchen
Reiche 186
Konnektiv 240
Konſenſus 207
Korund 64
Kotyledonen 252
Krameria 432
Krankheiten der Pflanzen 335
Kranz 239
Kreide 69, 1241
Keim “245
Keimfnöfpchen 252
eamung 313, 318, 329
Ang 90
Kryoli 71
Kryſtall
24
ins / mifroff. Se
obachtu 34
Sevtalbildung unregel-
mäßige 36
Senfantfation 20, 24
Kryſtallogenie 32
Kryſtallſyſtene 25
Kupfer, gediegen 98
Kupferbleivitriol 85
Kupferglimmer . 81
Kupferglanz 102
Kupferkies 101
Kupferlaſur 81
XV
Seite
Kupfermanganerz 93
Kupfernidel 101
Kupferpecherz . 9A
Kupferfanditein 124
Kupferfchaum 81
Kupferſchiefer 122
Kupferfi Keen, bituminöfer 69
Kup ferſchwärze 94
Kupfervitriol 76
Kupferwismutherz 107
Kyllingia 389
Laviatae 47
Labiatiflorae 415
Labrador 49
Lacerta 166
“ Lactuca 41
Lagerstroemia 445
Laguncularia 446
Laminaria 379
Lamium 417
Lamna 167
Lamprophyllae 449
Lanarkit 85
Lansium —454
Lantana 447
' Lapilli 426
Lardizabala "428
Larix 404
Laserpitium 426, 427
Lasiandra 448
Lasianthera 454
Lasiopetalum 450
Zafurbleivitriol 85
Laſurſtein 51
Lathraea 416
Lathyrus 465, 466
Latröbit 49
Laumonit 53
Laurelia 404
Laurineae 406
Lava 122
Lava, verfchladte 123
Lavandula 417
Lavatera 451
Lazulith 2
Leadhillit
BR Grund und Begriff Dee
Leberfies =
Lebermoofe 331
Lecanora 379, 380
Lecidea 350
Lecythis 448
Ledocarpum 453
XVI
Ledum
Leea
Leelit
emneae
Lentibulariae
Leonlice
Leontodon
Lepidioides
Lepidium
Lepidodendron
Lepidpfrofit
Lepidophyllum
Lepidotus
Leptochlaena
Leptospermum
Leschenaultia
Leucojum
Leucopogon
Leuzit
Leuzittrümmergeſtein
Lewyn
Liaskalk
Liasſandſtein
Liasſchiefer
Libellula
Liberhfupfererz
Lichen
Lichenes
Lichenopora
Lievrit
Ligurit
Ligusticum
Ligustrinae
Ligustrum
Liliaceae
Lima |
Limnocharis
Limonia
Limulus
Linaria
Lineae
Linnaea
Lingula
Liriodendron
Linfenerz
Lithospermum
Littorella.
Lituites
Loaseae
Lobaria
Lobelieae
Lodoicca
Löß
Loganieae
Lolium
Londonthon
Seite
44
410
392
45
AR
411, 412
164
434, „435
160
90
160
166, 467
450
448
412
395
414
50
125
121.
124
122
- 466
82
379
379
166
66
410
426
424
425
393
166, 467
391
sr ABl
166
416
453
424
165
429
420
408
164
437
380
443
393
126
422
388
123
Leonicera
Loranthaceae
Loteae
guchsfaphir
Lucina
Ludia
Seite
4424
425
466
65
164
439
Luffa, 437
Lufthöhlen der Pflanzen 124, 225,
232
Lunaria
Lunulites
Lupinus
Luxemburgia
Luzula
Lychnis
Lycium
Lycoperdacei
Lycoperdon
Lycopodiaceae
Lycopodites
Lycopsis
Lycopus
Lygeum
Lyngbya
Lysimachia
Lythrarieae
Mava
Mabea
Macrocystis
Macropoma
Macrospondylus
Mactra
Madia
Maeandrina
Magnefiabydrat
Magneteifenfand
Magneteifenitein
Magnetfies
Magnetismus
Magnoliaceae
Maina
Majorana
Malachit
Malakolith
Malaxis
Malcomia
Malope
Malpighiaceae
Malpighinae
Malvaceae
Mamillaria
Mamillipora
Mammea
Mandelftein
Mandragora
A35
466
465, 466
440
390
443
420
375
376
389
161
420
417
389
- 379
‘415
445.
414
457
378
167
420
. Stite
Manganepidot 59
Manganglanz 107
Mangangranat 62
Manganfpath er)
Mangifera - 462
Manettia "423
Manihot 457
Manna : 424
Mannigfaltigfeit dev Organis—
men 184
Manon 166
Mantellia 161
Manulea 446
Maranta 397
Marathr um 390
Maratliaceae 384
Marchantia 381, 382
Marefanit 47
Margarit 56
Mark 233, 268
Markgravieae 439
Marifcheide 294
Marmolith 110
Marmor 69
Marsileaceae 385
Marsileae 386
Marsupites 167
Maron 164
Maſkagnin 79°
Mathiola 435
Matricaria 444, 412
Mauritia 393
Maytenus „459
Mecochirus 166
Medicago 465
Medullosa 160
Meerfchaum 62
Megalodon 164, 167
Megalosaurus 166, 167
Mehlthau 344
Meionit 47
Melampyraceae 446
Melanit 62
Melaleuca 448
Melanochroit 87
Melanorrhoea 462
Melanthium 394
Melastomaceae 447
Melhania 457
Meliaceae 454
Melilotus 465
Mellilith 63
Melittis 417
Melocactus 438
Melosira 175
Memecyleae 447
Menilith 44
Menispermeae 428
Mennig 94
Mentha 4417
Mentzelia 437
Menyanthes 421
Mercurialis 457
Meeresfanditein 125
Mergel 124
Mergelerde 125
Meridion 175
Mesembryanthemeae 443
Mesenteripora 165
Mefitinfpath 70
Mefotyp 51
Metalle 3
Meteoreifen 99
Metriorhynchus 165, 166
Metrosideros Aug
Metroxylon 393
Meum 426, 427
Minrgyrit 108
Michelia . 430
Miconia Aug
Micraster 167
Micrasterias 175
Microlicia 448
Micromega 175
Miemit 70
Miersia 396
Milchfaft der Bilanzen 246, 290
326
Mildglanzerz 106
Millepora 166
Milnea 454
Mimosa 466
Mimusops 414
Mirabilis — 406
Miſchungsverhältniſſe 18
Mißbildungen der Pflanzen 331
Mniopsis 390
Mnium 383
Modecca 436
Modiola 164, 165, 467
Mobfit 70
Molasie, 124
Molybdänofer 94
Momordica 437
Monarda 417
Moniera 460
Monimieae 404
Monnina 432
Monocotyledoneae 387
Monochlamydeae 398
Monochroismus 16
Monotis 166
3
XVIII
Seite
Monotropeae 443
Monsonia 453
Moronobea 441
Morchella 377
Morinda 423
Morus 404, 405
Mosasaurus 167
Mouriria 447
Mucedinei 375
Mucor 375
Mucuna 465
Muensteria 161
Muraltia 432
Murraya 460
Musaceae 397
Musocarpum 161
Mufchelfalf 124, 124
Mutisiaceae 412
Myagrum 434, 435
Myoconcha 166
Myophoria 165
Myoporineae 446
Myosotis 420
Myosurus 434
Myrecia 448
Myrica 402, 403
Myricaria 440
Myriceae 403
Myriophyllum A45
„ Myristiceae 428
‘° Myrmecium 165
Myrmeleon 166
Myrospermum 464
Myroxylon A64
Myrsineae 444
Myrtaceae 448
Myrtinae 447
Mystriosaurus 166
Mytilus 164, 165, 167
Nadelerz 105
Nagelfluh 125
7 der Pflanzen BE
Najas 390
Naphtha 444
Naravelia 431
Narbe 242, 244
Narcissus 395
Nardostachys 409
Nardus 389
Nardus syriacus 409
Nasturtium 434, 435
Natica 165
Nautilus 165, 167
rebenblätter
Nebenblume
Nebentheile der Pflanzen
Negundo
Nelumbium
Nemalith
Neottia
Nepeta
Nephelin
Nephrit
Nephrodium
Nephroma
Nerine
Nerinea
Nerium
Neuradeae
Nicotiana
Nigella
Ni felblüthe
Stifelglanz
Nilssonia
Nitella
Nitraria
Noeggerathia
ontronit
Norantea
Nostoc
Nothosaurus
Notorhizeae
Notidana
Nucleolithes j
Nucula
Nullipora
Nummulina
Nuphar
Muß
Nuttalit
Nyctagineae
Nyctanthes
Nymphaeaceae
Nyssa
Dofidian
Ochnaceae
Ochradenus
Ocymum
OdoOntaspis
Dele der Pflanzen
Oenanthe
Oenothera
Olacineae
Oleinae
Olivenerz
166,
164,
164,
47,
406
123
459
433
447
167
221
445
54
327
449
424
82
Seite
Dlivin 66
Onagrarieae AA5
Oncidium 396
Oncylogonatum 161
Onfofin 110
Onobrychis 465, 466
Ononis 465, 466
Onopordon 44
nu 43
Dolithenfalt 121
Opal 44
Dpalifiren 16
Opegrapha 380
Ophioglosseae 384
Ophiorhiza 423
Ophioxylon 422
Ophiura 165
Ophrys 396
Opuntia 438
Orchideae 396
Drgane der Bflanzen 228
Origanum 47
Orobanche 416
Orobus 466
Ornithogalum 393
Ornithopus 466
Ornithrope 456
Orthit 67
Orthoceratites 164
Oryktognoſie 116
Sryktologie 116
Oryza 388
Oscillatoria 377, 378
Osbeckia 448
Dfmelith 58
Osmeroides _ 167
Dsmium - Hridium 95
Osmundaceae 384
Osteolepis 164
Ostrea 165, 167
Ostrya 403
Oxalideae 453
Dralit 115
Oxybaphus 406
Oxycoccos 413
Oryhdiſche Erze 88
Dzoferit 415
Pachymya 167
Paeonia 434
Pagrus 166
Pagurus 166, 167
Palaemon 166
Palaeoniscus 164
Palaeoxyris 101
XIX
Seite
Palacorchynchus 167
Palicurea 423
Paliurus A58
Palladium, gediegenes 9
Palmae 392
Paludina 167
Palymphyes 167
Panax 427
Päancratium 395
Pandaneae 391
Panicum 388
Papaveraceae 433
Bapierfohle ‚143
Papilionaceae 466
Papyrus 389
Paraphyses 382
Parietaria A05
Paris 394"
Paraſiten 144
Parmeliaceae 380
Parnassia 440
Paropsis 436
Passerina 407
Passifloreae 436
Pastinaca 426
Patella 164
Patrinia 409
Paullinia 456
Pauſtlipptuff 125
Pavia 456
Pavonia 451
Pechſtein 47, 123
Pecopteris 161
Pecten 164, 165, 167
Pectunculus 164
Pedalineae A446
Pedicularis 446
Pedipes 167
PBeganit 49
Peganum 460
Pektolith 54
Pelargonium 453
Belorien 332
Peltidea 380
Pemphix 165
Penaeaceae 407
Pentacrinus 164, 166
Pentadesma 444
Pentamerus 164
Pentatremites 164
Peperin 125
Beplis 445
Peponiferae 435
Perichaetium 351, 382
Peridinium 9
Peridium 374
XX
Seite
Perigon 238
Periklin 46
Periodizität 206
Peristoma 382
Berlglimmer 56
Berlitein 47, 123
Persea 406
Personatae 445
Persoonia 407
Pertusaria 380
Betalith 46
Petaloma 447
Petiveria 442
Betrologie 116
Petroselinum 426
Peuce 161
Peucedanum, 427
„Peziza _ 376
Pflanzenindividuum 178, 180
Pflanzenfette 221
Pflanzenſäuren 121
Pflanzenſeele 322
Pfropfen 327
Phaca 466
Phalaris N 388
Phanerogamen 237
Pharmakolith 74
Phascum 383
Phaseolus 465
Phellandrium 426
Phenakit 65
Philadelpheae 446
Phleum 388
Phlomis 417
Phlox 418
Phoenix 393
Pholidophorus 167
Phonolith 124
Phonolithtuff 226
Bhosphatfupfererz 82
Bhosphorefciren 14, 47
Bhosphorit 71
Phylica 458
Phyllanthus 458
Phyllotheca 164
Physalis 420
Phyteuma 413
Phytocrene 427
Phytolacceae 442
Phytosaurus 165, 167
Pikropharmakolith 74
Bifrofmin 58
Pileolus 166
Pileopsis 164
Pimpinella 426
Pinit 55
Pinites
Pinguicula
PBinguit
Pinkneya
Pinna
Pinus-
Piperaceae
Piperinae
Piriqueta
Pistacia
Piſtazit
Pistia
Pistillum
Pisum
Pittizit
Pittosporeae
Placodus
Plagionit
Plagiostoma
Plantagineae
Plaſma
Platanus
Platin, gediegenes
Platysomus
Pleiocnemus
Plesiosaurus
Pleuracanthus
Pleurandra
Pleurosaurus
Plumbagineae
Poa
Poacites
Podalyria
Podoeis
Podophyllum
' Podostemon
Poinciana
Bolarifirung
Polemoniaccae
Bolirfchiefer
Polien
Pollicipes
Polyanthes
Polvcarpaea
Policarpicae
Polygaleae
Polygoneae
—
olymigni
Polypenkalk
Polypodiaceae
Polyporus
Polypothecia
Polytrichum
Pomaceae
Pomeranzenbaum
Seite
465,
165, 166,
60,
164
445
110
423
„ 167
401
399
399
436
462
34
167
393
448
429
432
405
74
69
121
384
376
166
383
464
464
Pongamia
Pontederiaceae
Porliera
Porosus
Porphyr
Porphyrophora
Portlandia
Bortlandfalf
Portulaceae
Borzellanerde
Posidonia
Posidonomya
Potamogeton
Potentilla
Poterium
Pothos
Prangos
Praſem
Prehnit
Brieftley’fche Materie
Primulaceae
Prockia
Producta
Prosopis
Prosopon
Proteaceae
Proteinae
Protococcus
Protogyn
Protorosaurus
Prunus
Puccinia
Psammodus
Psaronius
Pfeudomorphofen
Pseudorhizeae
Psilotum
Psoralea
Psychotis
Psychotria
Ptelea
Pterinaea
Pteris
Pierocarpus
Pterodactylus
Pierophyllum
Ptychodus
Pulmonaria
Pulsatilla
Pultenaea
Pulvinites
"Punica
Burbedfalt
Pustulopora
Pycenodus
Pygaster
Seire
466
17, 120,
165,
463,
148
45
439
464
466
166
407
406
378
119
164
462, 463, 464
375
165, 166
160
23, 37
435
385
465
426
424
462
164
384
465
467
161
167
420
431
466
167
447
124
166
167
166
423,
166,
166,
Pygopterus
Pyknit
Pyrallolith
Pyrargilith
Pyrenaceae
Pyrethrum
Pyrochlor
Pyrola
Pyromerid
Fyro
Pyrophyſalit
Pyrorthit
Pyroſklerit
Pyroſmalit
Pyrus
Pyxidicola
Quadrumanen,- foſſile
Qualea
Quarz
Quarzgeſtein
Quassia
Duedfilber, gediegen
Queckſilberhornerz
Querantimonerz
Quercineae
Quercus
Quillaja
Quinarſyſtem
Racen
Racheosaurus
Radiola
Rafflesia
Rajania
Ranunculaceae
Raphanus
Raſeneiſenſtein
Rauſchgelb
Rauſchroth
Rautenſpath
Rauwolffia
Realgar
Reaumuria
Neisblei
Reizbarkeit
Rennthierflechte
Resedaceae
Restiaceae
Retepora
Retinit
Rhamneae
Rhapis
Rheum
XXI
Seite
164
168
446
42
120
460
97
87
102
403
403
A64
198
402,
A63,
179
166
453
399
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430
435
90
109
108
422
108
440
112
206
379
432
389
166
115
458
393
405
164,
XXH
Rhexia
Rhinanthus
Rhizoboleae
Rhizoctonia
Rhizoma
Rhizophoreae
Rhodiola
Rhodochlaena
Rhodocrinites
Rhododendron
Rhodomenia
Rhoeadeae
Rhus
Rhynchotheca
Ribes
Riccia
Richardsonia
Bicinus
Rinde
Rindenhöckerchen
Rivina
Rivularia
Robinia
Roccella
Rosaceae
Rosiflorae
Rosmarinus
Rondeletia
Kothantimonerz
Rothbleierz
Rothbraunſteinerz
Rotheiſenocker
Rotheiſenrahm
Rotheiſenſtein
Rothgüldigerz, dunkles
Rothgüldigerz, lichtes
Rothkupfererz
Rothofit
Nothzinkerz
Rostellaria
Aubellan
Rubiaceae
Rubin
KRubinglimmer
Rubus
Rudbeckia
Rüden
Ruellia
Ruizia
Rumex
Ruscus
Rußthau
Rutaceae
Rutil
Ruyschia
Seite:
448
446
456
343, 376
231, 268
444
450
164
414
378, 379
432
462
453
438
382
423
458
233, 268
262
442
379
465, 466
379, 380
462
462
447
423
102
87
57
89
89
89
107
108
94
62
94
155, 167
56
422
63, 64
89
463, A6A
42
118
418-
404, A54
405
394
344
A60
92
439
Nyakolith
Ryncholithus
Saulchen
Säuren der Pflanzen
Saftbehälter
Saftfäden
Saftgänge
Sagus
Salacia
Salamandroides
Salenia
Salicineae
Salicornia
Salinifche Erze
Salinifche Steine
Salix
Salmiaf
Salpeter
Salsola
Salvia
Salvinia
Salzfupfererz
Saljfeen ° .
Salzſoolen
Sambucus
Same
Samenhülle
Samenfern
Samenreife
Samolus
Samydeae
Sand
Sanguinaria
Sanguisorba
Santalaceae
Santolina
Saphir,
Saphirin
Sapindaceae
Sapium
Saponaria
Sapoteae
Sarcochlaena
Sarder
Sargassites
Sargassum
Sarfolith
Sarracenia
Satureja
Satyrium
Saurauja
Saurichthys
Saurocephalus
Saurodon
Sauroides
Seite
/
224, 225,
385,
125,
463,
45
165
353
220
4, 225
239
281
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403
A42
79
68
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78
78
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447
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82
75
75
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251
251
251
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434
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4441
6A
59
455
457
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43
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47
396
449
165
167
167
164
Saururus
Sauvagesia
Saxifrageae
Scabiosa
Scaevola
Scandix
Scaphites
Scenedesmus
Scleranthus
— —
Scharfmanganerz
Schaumgyps
ee
Scheelit
Scheererit
Scheuchzeria
Schichtung
Schieferſpath
Schillernder Asbeſt
Schillerſpath
Seite
399
440
444
409
412
427
167
175
443
123
93
73
86
87
115
391
118
69
110
58
Schimmelarten, Bildung der- :
149
elben
Schimmelartige Bilze
Schinus
Schizochlaena
Schizonema
Schlaf der Pflanzen
Schmarotzerpflanzen
Schmelzbarkeit
Schneelinie
Schnellkraft der Früchte
Schoenus
Schoörl
Schrifterz
SA rn
Schülfern
Schwarzerz
Schwarzkohle
Schwarzmanganerz
Schwarzfpiesglaserz
Schwefel _
Schwefelantimon
Schwefelfies
Schwefelfaures Kali
Schweinitzia
Schwere der Mineralien
Schmwerfpath
werſtein
Schwimmſtein
Scirpus
Scitamineae 2
Scolopendrium
Scorpiurus
Scorzonera
Scrophularia
375
462
450
175
276
291, 339
15
350
329
389
65
105
105
263
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112
93
116
11, 411
104
99
79
413
13, 15
72
87
43
389
396
384
466
44
415, 416
Scutula
Scyllarus
Scyphia
Scytosiphon
Sebipira
Sccale
Scecale cornutum
Sedum
Selagineae
Selaginites
Selenblei
Selenfobaltblei
Selenfupfer
Selenfupferglanz
GSelenfilberblei
Selenqueckſilberblei
Selenguedfilberzinf
Selinum
Semecarpus
Sempervivum
Senecionidae
Serjania
Serpentin
Serpentinfels
Serpula
Serruria
Sesamum
Sesuvium
Sethia
Serualfyitem
Seybertit
Sheperdia
Sherardia
Sida
Siderites
Siderolithes
Siderofchifolith
Sigillaria
Silberfahlerz
Silberglanz
Silene
Sillimanit
Simaba
Simarubeae
Sinapis
Siphonia
Siphonocaulae
Sippen
Sirex
Sison
Sisymbrium
Sium
Skapolith
Skolezit
Skorodit
Sloanea
XXIII.
Seite
447
166
164, 165, 166
379
466
388
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46
160
102
102
103
102
102
102
107.
427
462
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42
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58
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164, 465, 467
407
416
444
455
366
58, 440
407
424
A51
448
167
160
105
102
443
59
460
459
435, A36
165, 166
380
177
166
426
134, 435
426
51
83
450
XXIV
Seite
Smaragd,
Smaragdit
Smithia
Smyrnium
Smilax
Soda,
Sodalith
Soharit
Solanaceae
Solanocrinites
Soldanella
Solen
Solpuga
Sonchus
Sophoreae
Soredien
Sorghum
Soulamia
Spaltbarfeit
Spaltöffnungen
Sparganium
Spartium
Spatangus
Spatheifenitein
Species,
Speckſtein
Speerkies
Speiskobalt
Spergula
Spermacocceae
Spermoedia
Sphaeria
Sphaerococeites
Sphaerococcus
Sphaerodus
Sphärofiderit
Sphärulit
Sphaerulites
Sphagnum
Sphen
Sphenopteris
Sphinx
Spinacia
Spinacorhynchus
Spinell
Spiraea
Spirifer
Spirogyra
Spirolına
Spirula
Spodumen
Spondias
Spondylus
Spongiaceae
Sporen
Sprengelia
166,
462,
65
457
465
427
394
77
50
72
449
165
445
164
166
Al
466
263
388
432
19
264
392
466
167
79
177
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443
424
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377
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166
442
166
63
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164
379
167
164
58
462
167
379
253, 256, 260, 347
I ea
Seite
Sprödglanzerz » 106
Sprödigfeit der Mineralien 44
Sprünge 118
Stacheln 263
Stachys 448
Stachytarpheta 447
Stackhousieae 485
Stängelfalf 69
Stärkmehl 226
Stalagmites 444
Stamm 244, 268
Standort der Pflanzen 347
Staphylea 459
Statice 408
Staubbeutel 239
Staubblatt 239
Staubpilze 376
Staubweg 242
Staurolith 63
Steinfohle 112
Steinmarf 64
Steinfalz 74, 420
Stellaria 443
Stellatae 424
Stellulina 379
Stempel 242
Stempelhülle 240
Steneosaurus 166
Steinöl 4
Stenochilus 446
Sterben der Pflanzen 324
Sterculia 450, 451
Stereocaulon 380
Sternbergia 161
Sternbergit 106
Sticta 380
Stigma 242
Stigmaria 160
Stilbit 52
Stilbum 375
Stillingia 457
Stipa 389
Stomatopora 165
Strahlenbrechung 44
Strahlkies 99
Strahlſtein 56
Stratiotes 398
Stentit 61
Strelitzia 397
Strepidopus 394
Streptospondylus 166
Strich 47
Stromatopora 164, 465, 166
Strombus 166
Strontian 73
Strontian, ſchwefelſaurer 73
Strophomena
Struthiola
Struthiopteris
Strychneae
Stylidieae
Stylobat
Styphelia
Styracinae
Subspecies
Subularia
Succulentae
Süßwaſſerkalk
Superpofition
Swartzia
Swietenia
Syenit
Symphytum
Syringa
Syringodendron
Tabaſheer
Tabernaemontana
Tacca
Tacsonia
Tafelfpath
Tagetes
Talinum
Talk
Talkhydrat
Talkſchiefer
Talkfſpath
Taeniopteris
Tamarindus
Tamaris cineae
Tamus
Tanacetum
Tanghinia
Zantalit
Tapanboncanga
Targionia -
Taxites
Taxus
Teleosaurus
Telephium
Tellina
Tellurblei
Tellur, gediegen
Tellurglanz
Tellurfilber
Tellurwismuth
Tellurwismuthſilber
Tennantit
Terebella
Terebratula
Terebinthaceae
Terebinthinae
Geite
164
407
465,
384
424
412
48
444
414
179
435
448
121
135
466
454
419
420
424
161
227
422
391
436
58
412
443
55
56
120
70
161
466
440
394
Ai
422
91
125
382
161
401
166
443
164
103
97
103
103
103
103
106
166
164, 465, 166, 167
464
459
Terminalia
Ternstroemiaceae
Ternärbleierz
Tetartin
Tetracera
Tetragonia
Tetragonolepis
Tetranthera
Tetraphis
Tetratheca
Teucrium
Thalassides
Thalassiophyta
Thalia
Thalictrum
Thapsia
Thea
Thecidea
Theilbarfeit
Theilungsgeitalten
Thelephora
Thenardit
Theobromä
Theophrasta
Thesium
Thetis
"Thlaspi
Thompfonit
on
Thoneifenftein
Thonfchiefer
Thonjtein
Thorit
Thuya
Thuytes
Thulit
Thymeleae
Thymus
Tigridia
Tiliaceae
Tillaea
Zinfal
Titaneifen
Titaneifenfand
Titanit
Tococca
Todtliegendes
Toffielda
Topas
Topasfels
Topfſtein
Tordylium
Torf
Tormentilla
Torrelit
XXV
Seite
377,
60,
161,
446
449
85
45
430
444
167
406
383
432
47
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167
19
19
376
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45
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448
124
394
64
120
55
427
11
427
463
110
XXVI
Tournefortia
Tozzia
Trachylobium
Zrachyt
Trachyttrümmergeſtein
Tradescantia
Träger
Trapa
DTraß
Tremandreae
Tremolith
Tremella
Trentepohlia
Tribulus
Trientalis
Trifolium
Trigonella
Trichilia
Trichomanes
Trichosanthes
Trichroismus
Trichites
Tricicla
Triglochin
Trigonia
Trigonocarpum
Trigonotreta
Trilobiten
Trionyx
Triosteum
Tripel
Triphyllin
Triplit
Trisepalae
Triticum
Triumfetta
Tricuspidaria
Trochiscia
Trochus
Trollius
Trona
Tropaeoleae
Drümmergeſtein
Tuber
Tuberaster
Tubiflora
Türfis
uff, vulfanifcher
Tulipa
Tungſtein
Turbinolopsis
Turmalin
Turneraceae
Turraea
Turrilites
Turritella
*
Seite
239,
465,
465,
420
416
466
122
124
390
248
446
124
423
376
379
460
445
466
466
454
354
437
14, 16
166
406
163
791
161
165
164
167
A3, 60
165,
410
428
388
450
450
175
467
A31
77
452
416
375
376
448
424
393
87
165
436
A54
167
165
Seite
Turritis A35
Tussilagö Ai, 412
Typhaceae 392
Uebergangskalt 124
Ulmus 402
Umbelliferae 425
Umbelliflorae 425
Umbilicaria 380
Umwandlung der Stoffe 207
Uncaria 423
Unfruchtbarfeit 336
Unio _ 167
Unobinärgüldenerz 108
Unona A29
Unterfchiede der Organismen 170
Nranblüthe 9A
Wranglimmer 83
Urania 397
Uranit 84
Uranocker 94
— 92
Uranvitrio 77
Urena AR; 451
Urſache der Kryſtalliſation 20
Urſchleim 139
Urticeae 404
Urticinae 404
Usneaceae 380
Utricularia A415
Uvyaria 429
Uvularia 394
Vaceinieae 413
Vahea 422
Vaierianeae A09
Vaillantia 424
Vallisneria 398-
Banndinbleierz , 86
Vangeria 423
Vanilla 396
Varietas 179
Vasculares Cryptogamae 383
Vateria Ast
Vaucheria 379
Vegetation der Zonen 353
Begetationswechfel 360
Ventriculites 166
Venus 165
Veratrum 394
Verbascum | 420
Berbreitungsbezirf 351
Verea 444
Vergeilung 335
Vergiftungen der Pflanzen 340
Vermehrung der Pflanzen
301
Seite
DBermehrungsorgane 260
Vernonia 411
Veronica 445, 416
Verrucaria 380
Bertbeilung der Wärme 348
Bertheilung der Pflanzen
nach Zahlen 352
Verticillites 166
Berwandlung der Mineralien 6
DBerwandtfchaften der Orga—
nismen 170
Berwandtfchaften der Thiere 198
Verwelken 336
Veſuvian 63
Viburnum 424
Vicia 465
Villarsia 424
Vinca 422
Violaceae 439
Virgilia 466
Viscum 425
Vismia 441
Vitis 5A
Vivianit
Vochysiaceae 446
Volkmannia _ 164
Bolfommenheit der Kryftalle 32
Voltzia 164
Bolkit 410
Vouapa 466
Made 123
Wachen der Pflanzen 276
Wachsthum der Pflanzen 292
Wagnerit 49
Wahlenbergia 413
Walfererde 61, 125
Wallichia A5i
Waltheria 450, 451
Waſſerblei 103
Waſſerſucht 337
Wapvellit 49
Mechfel 418
Weinmannia 445
MWeißantimonerz 9A
Weißgrſenikerz 95
MWeifbleierz 84
Weissia 383
Weißtellur 105
Mernerit 47
Wigandia 419
Milhelmit 68
Wirteleyflus 271
Wismuthbleierz 407
Wismuthblende 110
Seite
Wismuth, gediegen .97
Wismuthglanz 405
Withamit 59
Witherit 72
Wittelsbachia 440
Wörthit 59
Wolfram . 9
Wolframocker 94
Woluyn 72
Wülſte der Pflanzen 337
Wrightia A22
Würfelerz 83
Würzelchen 252
Wunden der Pflanzen 337
Wurzel 214, 229, 267, 295
Wurzelhals 315
Wurzelinpfpen 305
Xanthidium 9
Xanthium 412
Xanihoxylum 460
Xanthochymus 441
Xanthorhiza 431
Xanthorhoea 393
Xeranthemum 412
Ximenia 449
Xylopia 429
Metererde 71
Atterſpath 71
Dttrocerit 71
Htrotantalit 6
Yucca 393
Zalacca 393
Zamia 161, 162, 400
Zamites 464
Zannichellia 390
Zea 388
Zeagonit 63
Zellen der Pflanzen 223, 225
Zellenpflangen 373
Zellgewebe, Verrichtung 230
Zerflüftung 119
Zerfeßung der Mineralien 6
Zerfprengbarfeit der Minera-
lien 15
Zeugophyllites 160
Zeugung, mutterlofe 443
Zinkblüthe 80
Zingiber 397
Zinfenit - 404
Zinforyd 94
xxviu
Zueen
inkvitriol
Zinnia
innfies
innober
Zinnſtein
irkon
izyphus
Zo iſit
Zonarieae
Zos tera
Zosterites
Zwiebeln
Zwillingskryſtalle
Zwitter
Zygophylleae
-
—
Seite
59.
379
390
162
261, 303
22, 31
160
N
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