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Full text of "Allgemeine naturgeschichte : als Philosophische und Humanitätswissenschaft für Naturforscher, Philosophen und das Hoher gebildete Publikum"

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# 


TH D.H. HILL LIBRRY 


NOBTH CGROLINA STATE COLLEGE 





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ENTOMOLOGICAL COLLECTION 

















14402 


Allgemeine 


Raturgeſchichte, 


al® 


philofophifche und Gumanitätswiffenfchaft 
für 


Naturforfcher, Philofophen und das höher 
gebildete Publikum 


bearbeitet 
von 
Maximilian Perty, 


Doktor der Philofophie und Medizin, öffentl. ordentl. Profefior der Naturgefchichte, Zoologie 
und vergleichenden Anatomie an der Univerfität zu Bern. 





1. Band, 


III ————————— 
Bern, 1858. 
Druck und Verlag von E. Fifcher. 


— 

NY * 

— En R 
> 32 





— Inhalt) 


V. Buch. Bon den Mineralien. 


1. Hauptſtück. Einleitende Betrachtugen. Die Mineralien 
tragen den Charakter der Beharrlichkeit. Shre Entiiehung und 
Verwandlung, geogr. Verbreitung , Mannigfaltigfeit. Manche 
find aus Bacillarien- und Infuforienpanzern gebildet; fo Polits 
und Saugfchiefer, Kiefelguhre, Feuerſteine Bergmehl, oder 
ſtammen fonft aus der organ. Natur, wie Bernftein, Erdharze, 
Steinöl, vieleicht auch Diamant und Schwefll . ©. 1—12. 


2. Hauptſtück. Phyſikgliſche Berhältniffe der Mineralien. 
Schwere, Härte, Dehnbarkeit, Sprödigfeit, Durchfichtigfeit, 
Strahlenbrechung, Glanz, Farben, FOyepDureSaeln, San 


barkeit, Elektrizität, Magnetismus ıc. 


3. Hauptſtück. Elementartheile, Struftur und morpholo- 
gifche Berhältniffe der Mineralien. Bruch, Theilbar- 
feit, Abfonderung, Kryſtallfyſteme; Weberficht der Kryſtallgeſtal⸗ 
ten nach dem regulären, 2 und tarigen, 3 und Jarigen, 1 und 
dagigen, 2 und Igliedrigem und 1 und igliedrigem Kroyſtaliſyſtem; 
Kryſtallbildung, mifrosfop, Beobachtung derfelben; PBfeudomor- 
pbofen, Amorphismus 0. . . 2... 840-37. 


4. Hauptſtück. Syſtematiſche ueberſicht der ungemengten 
Mineralien. Mineralogifche Syiteme. Abweichende Definition 
von Individuum und Spezies. Auch die Mineralien vertragen 
feine einreihige Anordnung. Aufzählung der Mineralien nach) 
dem Syſteme von Weiß. I. Drd.: DOrydifche Steine. 1. 
Fam. des Duarzes, 2. Fam. d. Feldfpaths. 3.d. Sfapoliths. A. der 
Halvidfleine. 5. des Leuzits. 6. der Zeolithe. 7. des Glimmers. 
5. der Hornblende. 9. der Thone. 40, des Granitg. 11. der 
Edelfteine. 12. Metallfteine. 11. Drdn. Salinifche-Steine. 
1. Fam. des Kalkſpaths. 2. Flußſpaths. 3. Schwerfpaths. A. 
Gypfes. 5. Steinfalzes. IM. Ord. Salinifche Erze. 1. Fam. 

des Spatheifenfleins. 2. der Rupferfalge. 3.d. Bleifalze. IV. Ordn. 
Orydiſche Erze. 1. Fam. Srydifche Eifenerze. 2. F. des Zinn- 


*) Bor jedem Hauptftück des ganzen Bandes ift, wo es nothig war, noch die bejondere 
Literatur angegeben. “ 


Iv Snhalt. 


ſteins. 3. der Manganerze. 4. des Kothfupfererzes. 5. des Weiß- 
antimonerzes, V. Drdn. Gediegene Metalle VI Srdn. 
- Gefchwefelte Metalle. 4. Fam. des Schwefelfiefes, 2. des 
Bleiglanzes. 3.des Grauantimonerzes. A. des Fahlerges. 5. der 
Blende. 6. des Norbgüld'gerzes. — Noch nicht eingereihte Mine» 
ralien. — Anbang obne Zweıfel od. vermuthlich aus den organ. 
Reichen ffammender Mineralien: 41. Schwefel. 2. Diamant. 3. 
Koblen. A Erdharze. 5. BrennfaAlie 2... .. 6 37—115. 


5. Hauptlüd. Bon den gemengten Mineralien oder Fels 
arten. Begriff und Befchaffenheit derfelben. Eintheilung nach 
den Maffen-, den Strufturverhältniffen und Beſtandtheilen. 
Schichtung, Abfonderung, Zerfluftung. Weberficht der Felsarten 
Nach dv. Leonhard's Syſtem: J. Ungleichartige Gefeine; 
A. Körnige, B. Schieferige, C. Borvbyre. I. Gleichartige 
Gefteine; A. Körnige, B. Schieferige, C. Dichte. IN. Schein- 
bar gleichartige Gefteine; A. Körnige, B. Schieferige, C. 
Porphyre, D Dichte Felsarten, E. Glasartige, F. Schladen- 
artige Geſteine. IV. Trümmergeſteine. V. Lofe Seherine. 
VI. Kohlen. — Anwendung der Felsarten . . ©. 115— 126. 


VI. Buch. Bon den fefundären Organismen und ihrem Leben 
überhaupt. 


Literatur. 


1. Hauptflük. Wefen des Lebens. Begriff des fetundären 
Draanismug. Unterſchiede deffelben von unorgani- 
fhen Körpern. Meinungen über das Wefen des Lebens: Die 
fefundäre DOrganifation entilebt dadurch, daß fich auf jedem Welt- 
körper das ganze Univerfum im Kleinen zu wiederholen fucht. 
Reize, Erregbarfrit. DVergleichung der organifchen Wefen mit 
den unorganifchen nach Formen, Struftur, chemifchen Verhält— 
niften, Wachsthum, Progelen : 2 2... ©. 127— 136. 


2. Hauptitüd. Weber den Urfprung und die Entflehungs- 
weife der organifchen Reiche auf der Erde. Sie find 
aus der Erde felbit hervorgegangen, und neben ihrem eigenen 
Sein Entwidlungsitufen derfelben. Präftabilirte Harmonie zwi— 
fcben der Erde und ihren Organismen, Letztere find größtentheils 
Autochthonen e e ’ . * [ « £) . er + ’ ©. 136 — 143, 


3, Hauptſtück. Ueber die primitive oder mutterlofe Zeu- 
gung. Die Wahrfceinlichkeit derfelben iſt auch Durch die neuern 
Entdeckungen von Fortpflanzunasorganen bei niedern Organis— 
men feineswegs widerlegt. Anfichten und Erfahrungen des Vers 
faſſers. Prieſtley ſche Materie. Bildung der. Schimmel, Infu— 
forien, Eingeweidewürmer . 2 2 20.2. ©. 143 — 154. 


4. Hauptilüd, Entwidlung und Veränderungen der ora% 
nifchen Reiche. Thier- und Pflanzenwelt find größtentheils 
mit- nicht nacheinander entitanden. Es ſcheint hiebei ein Fort- 
fchreiten von unvollfommenen zu vollfommenern Weſen ſtatt ge 
funden zu haben. Spätere Veränderungen: Foffile Bilanzen und 
Thiere im Kohlen», Salz-, Dolith>, Kreide» und Miolaflen- 
gebirge nah Brom .... 2 6600. 


Zuhalt. v 


3. Hauptſtück. Unterſchiede und Hebereintimmung der 3 
organifhen Neiche, nämlich des Pflanzen», Thier- und 
Menfchenreiches nach ihrem Bau und ihren DBerrichtungen. 
-Bflangen- und Thierreich berühren fich auf den tief- 
fen Stufen. Angabe der Mittelformen, welches nad) 
der Anficht des Vfs. die Diatomeen find. Snfuforienähnliche 
Keime von Algen . x...» U . ©, 169— 176, 


6. Hauptſtück. Smdividualität der Drganismen. Bei den 
Pflanzen find die Blütben die wahren Individuen. Vergleihung 
des Pflanzenſtocks mit dem Bolypenitod ꝛc. Gattungen (spe- 
cies), Sipven und böhere Klaffififationsitufen. Be 


hauptete Feitigfeit der Spezies . . ©. 177— 183. 


7. Hauptflüh. Mannigfaltigfeit und Zahl der Drganis 
men. Grund und Bedingungen derfelben . . ©. 184— 186. 


8. Hauptflüd. Von der Konformation des Thier- umd 
Pflanzenreiches. Ob ein Barallelismus zwifchen beis 
den vorhanden fei? Der Vfr. glaubt nicht, daß die Syms- 
bole der aufiteigenden Leiter, der Landfarte, des Netzes, der Fons 
zentrifchen, der 5 immer im größern eingefchlofenen Kreife ze. 
die wahre Anordnung der Gattungen des Thier- und Pflanzen: 
reiches ausdrüden, und vergleicht beide mit einem poerifchen 
oder mufifalifchen Kunitwerf, — Wiederholung des Ganzen im 
Einzelnen. — Ein Barallelismus des Thier- u. Pflanzenreiches 
findet nicht flatt. — Frühere Verfuche des Vfrs., deren Konfor- 
mation zus zudrücken 5686 — 201. 

9. Hauptſtück. Verhältniß unferer Syſtematik zur Konfor- 
mation der fefundären Naturreiche. Auch die fogen. 
natürl. Methode it nur eine Annäperung zur Wahrheit. 

. ©. 201 — 204, 

10. Hauptſtück. Kräfte, Erfcheinungen und Lebenslauf der 
fefundären Organismen. Metamorphofe, Neizbarkeit, Be 
riodizität, Stoffwechfel, Fortpflanzung - . . ©. 205— 212. 


VI. Buch. Bon den Organismen der Plaftizität oder den 
Pflanzen. 


giteratur. 

1. HSauptflüd, Allgemeine Betrahtungen. . ©. 213—218, 

2, Hauptſtück. Chemifche Verhältniffe der Pflanzen. Ein- 
fache Stoffe, binäre_ oder bibinäre Verbindungen. Drganifche 
Berbindungen; 4) Säuren, 2) indifferente organifche Stoffe, 
3) organ. Salzbaſen Ba MEER SR ET AZER 2223, 


3. Sauptfüd. Anatomifche Elementartbeile der Pflanzen. 
2 Hauptformen derfelben; Zellen und Gefäffe. Berfchiedene 
Zellenformen, Saftgänge, Saftbebälter, Lufthöhlen. Inhalt 
der Zellen: Säuren, Zuder, Kautfchouf, Harze, Alfalien, Chlo- 
rophyll, Amylon, Kryſtalle. Verſchiedene a Gefäffe. 

© 223.— 228. 


4. Hauptilül. Drgane und Metamorphofe der Pflanzen. 
2 Hauptfyfieme der Pflanze, auffleigendes und abfteigendes;, 


vI gubalt. 


Stamm und und. Wurzelformen, Stammformen. Aeſte. 
Rinde, Ball, Mark und Holz. Innerer Bau al diefer Organe 
bei Mono- und Difotyledoneen. Begriff des Blattes; Kelch, 
Blumenfrone, Staubfäden, Staubwege und Frucht find nur um- 
gemwandelte Blätter. Formen al diefer Theile; Blattſtellungen; 
Zahl und Stellung der Blüthentheile. Berigon, Antheren, Bol- 
len, Eierfiod, Eichen, Nektarien. Blüthenſtand. Innerer Bau 
der Blätter und Blüthentheile. Fruchtdecken, Fruchthülle, Frucht, 
Same. Samenhülle, Samenfern; Eiweiß, Würzelchen, Samen- 
lappen, Keimfnöspchen. Früchte der Kryptogamen; Sporen. 
Innerer Bau von Frucht, Samen, Spore. Vermehrungsorgane: 
Knospen, Zwiebel, Knollen, Rindenhöckerchen, Brutförner; innes 
ver Bau derfelben. Nebentheile: Haare, Stacheln, Drüfen, War- 
Bu, Innerer Bau der Oberhaut und der Nebentheile. — Nüd- 
lid, Alle Bflanzgentheile, auch der Stamm laſſen fich als Blatt- 
bildungen erklären; das ganze Blattfyitem if nach beffimmten, 
fortfchreitenden Zahlenverhältniffen angeordnet. Die einfachiten 
Pflanzen beſtehen nur aus Zellen; entwideln fich aus einer Zellen- 
maffe; bei den PBhanerogamen hingegen entwicelt fich nur die 
im Keime vorgebildere Pflanze, — Erläuterungen. ©. 2235—274. 


5. Hauptſtück. Vom Leben der Pflanzen und feinen Er- 
enge im normalen und abnormen Zuftande. 
eugere Bedürfniffe der Pflanzen: Wärme, Licht (Wachen und 
Schlaf), Elektrizität, atmosphärifche Luft, Waller, Boden. 
Allgemeine Eigenfchaften der Pflanzenfubflang: Elaftizität, Hy» 
grosfopizität, Ausdehnbarkeit, Erregbarkeit. Verrichtungen der 
Elementartheile: Säftebewegung, Athbmung, Aufnahme und Aus- 
fcheidung. Verrichtungen der für die individuelle Erhaltung be- 
flimmten Organe: Aufnahme von Nahrung, Bildung des Nab- 
rungsfaftes, Aufnahme von Kohlenfäure,. Zerlegung derfelben, 
Ausfcheidung des Sauerftoffgafes. Eigenthümlicher Saft, Auss 
wurfsftoffe. Ernährung der Schmarogerpflanzen. Wachsthum 
der Zellpflanzen, Mond- und Difotyledoneen. Entfaltung und 
Lebenslauf der Blätter und Blüthenz Farben und Farbenwechfel. 
Blütbenzeit, Blürhenuhr. Anthofyan und Anthoranthin. — 
Verrichtung der Drgane, welche für Erhaltung der Gattung be— 
fimmt find. Vermehrung duch Knospen (Dfuliren, Pfropfen, 
Ablaftiren), Zwiebeb, Knospenzwiebelchen, Brutförner, Knollen, 
Lentizellen. Fortpflanzung durch Gefchlechtsorgane; Prozeß der 
Befruchtung (Serualität der Bfl.), der Frucht- und Samen- 
reife, Ausfaat und Keimung bei Bhanerogamen und Kryptoga— 
men. — Schlußbetrachtungen. Lebensdauer der Gewächſe. Die 
Pllanzenfeele. — Erläuterungen, — Pathologiſche Erſchei— 
nungen des Pflanzenlebens. Krankheiten, Mißbildungen. 
Hemmungsbildungen, Antholyfen, Vergeilung, Bleichfucht, Ent» 
fräftung, Brandfleden, Frofifpalten, Gefhmwüre, Brand, Wun- 
den, Brüche, Galläpfel. Krankheiten durch Schmarokerpflanzen. 
Vergiftung der Pflanzen; zerfiörende Inſekten 0. ©. 285— 346. 


6. Hauptſtück. Bon den örtlihen und Flimatifhen Ber- 
hältniffen des Bflanzenreiches auf der Erde. Gtand- 
ort, Klima, Bertheilung der jährl. Wärme, Schneelinie, ifo- 
thermifche Linien. Verbreitungsbezirke der Pflangengattungen ; 
Verbreitung des Pflanzenreichs. Vertheilung der Zellpflanzen, 
Mond» und Difotyledoneen nach Sahlen. Vegetation zwifchen 


Inhalt. vl 


den Wendekreifen, den gemäßigten und falten Zonen. Negionen 


der vertifalen Verbreitung. Vikarirende, ftelvertretende Pflanzen. 
©. 846 — 360. 


7. Hauptlüd. Bon den Beziehungen der Pflanzen zum 
Thier- und Menfchenreiche, und ihren Heilfräften. 
Nahrungsmittel, Gewürze, Dele, Harze, Bau- und Nubholz sc. 
Beziehung zwifchen den äußern Formen und innern Kräften der 
Bflanzen u RE 68 


8. Hauptſtück. Syſtematiſche Weberficht des Pflanzenrei— 
ches. Verſuche zu Aufftellung von Pflanzenſyſtemen. Unter 
den Fünftl. Syfiemen das Linne’fche das vollkommenſte. Natürs 
liche Syſteme von Juſſteu, Defandolle, Bartling, Wilbrand, 
Martius, Reichenbach 3. — Ueberſicht der Pflanzen nach den 
Prinzipien von Suffien und Dekandolle mit den Berbefferungen 
von Bartling und Bifchoff. Subregnum I. Plantae cellula- 
res. Classis 1 Cellulares. S$ubel. I. Aphyllae. Ordo 4. Fun- 

inae. Familia 4, Fungi. O. 2. Alginae. 2, Algae. 3. Lichenes. 
ubel. I. Foliosae. ©. 3, Siphonocaulae. 4, Characeae. O. 4, 
Muscinae. 5, Hepaticae. 6. Musci. Subregnum II. Plantae 
vasculares. Regio I. Cryptogamae. Classis I. Vasculares 
Cryptogamae. ö. 5. Filicinae. 7, Filices. 8, Lycopodiaceae, 9. 
Marsileaceae. O. 6. Gonyocaulae. 40. Equisetaceae. Regio II. 
Phanerogamae. Classis 1. Monocotyledoneae. Subcl. 1. Eleu- 
therogynae. O. I. Glumaceae. {f. Gramineae. 42, Cyperaceae. 
O. 2, Juncinae. 43. Restiaceae. 44, Junceae. 45, Commelineae. O. 
3. Helobiae. 46, Najadeae. 47. Podostemoneae. 48. Alismaceae. O. 
4, Aroideae. 20. Aroideae. 24, Pandaneae. 22. Typhaceae. 23, 
Lemneae. O. 5, Palmae. 24. Palmae. ©. 6, Liliaceae. 25, Lilia- 
ceae. 26. Colchicaceae. 27, Asparageae, 28. Dioscoreae. 29, Ponte- 
deriaceae. Subel. 1I. Symphysogynae. O. 7, Ensatae. 30, Hy- 
poxideae. 34. Haemodoraceae. 32, Irideae. 33, Amaryllideae. 84, 
Gillesieae. O. 8, Orchideae. 35, Orchideae. O. 9, Scitamineae. 
36. Scitamineae. 37, Cannaceae. 38, Musaceae. O. 10. Hydrocha- 
rideae. 39, Hydrocharideae. Classis II. Dicotyledoneae. Subcl. 
1. Monochlamydeae. O.4. Ceratophyllinae. 40, Ceratophyl- 
leae. ©. 2, Aristolochieae. Al, Cytineae. A2, Aristolochieae. O. 
3, Piperinae. 43, Piperaceae. 44, Chlorantheae. O.4, Coniferae. 
45, Cycadeae. 46, Coniferae. O. 5. Amentaceae. A7, Casuarineae. 
48, Amentaceae. 49, Juglandeae. O. 6, Urticinae. 50, Monimieae. 
51. Atherospermeae. 52, Urticeae. O. 7, Fagopyrinae. 53, Poly- 
ger. 54, Nyctagineae. O. 8, Proteinae. 55, Laurineae. 56, 

antalaceae. 57, Elaeagneae.: 58, Thymelaeae. 59, Aquilarineae. 60, 
Proteaceae. 64, Penaeaceae. — Subel. II. Gamopetalae. O. 9, 
Aggregatae. 62, Plantagineae. 63, Plumbagineae. 64, Globularieae. 
65. Dipsaceae. 66, Valerianeae. O. 40, Compositae. 67, Calycereae. 
68, Compositae. O. 4. Campanulinae. 69. Goodenovieae. 70, 
Stylidieae, 74. Campanulaceae. O. 42. Ericinae. 72, Vaccinieae. 
73; Monotropeae. 74, Ericeae. 75. Epacrideae. O. 13, Styracinae. 
76. Ebenaceae. 77, Sapoteae. O. 14. Myrsineae. 78, Ardisiaceae. 
79, Primulaceae. O. 45, Labiatiflorae. 80. Lentibularieae. 81. 
Personatae. 82, Gessnerieae. 83, Pedalineae. 84, Myoporineae, 85, 
Selagineae. 86. Verbenaceae. 87. Labiatae. 88, Acanthaceae. 89, Big- 
nonlaceae. 90, Cobaeaceae. O. 46. Tubiflorae. 94. Polemoniaceae. 
92. Hydroleaceae. 93, Convolvulaceae. 94, Solanaceae. 95. Hypo- 


VIII Inhalt. - 


phylleae. 96, Borragineae. O. 47. Contortae. 97. Gentiäneae, 98, 
Asclepiadeae. 99. Apocyneae. 400, Strychneae. 404, Loganieae, O. 
48. Rubiacinae. 402, Rubiaceae. 103, Caprifoliaceae. ©. 49, Li- 
gustrinae. 404, Jasmineae. 405, Oleinae. — Subecl. Ill. Choristo- 
petalae. O. 20. Loranthaceae. 1406. Loranthaceae. O. 21. Um- 
belliflorae. 407. Umbelliferae. 408, Araliaceae. 109, Corneae. 410. 
Hamamelideae. O. 22. Cocculinae. 111. Berberideae. 412, Me- 
nispermeae. O. 23. Trisepalae. 413. Myristiceae. 414, Anonaceae. 
O. 24. Polycarpicae. 445. Magnoliaceae. 116. Dilleniaceae. 417. 
Ranunculaceae. ©. 25, Hydropeltideae. 118, Cabombeae. 419, 
— — O. 26, RhGßeadéae. 120. Tremandreae. 124, Poly- 
galeae. 122, Resedaceae. 423, Fumariaceae. 424. Papaveraceae. 125. 
Cruciferae: 426. Capparideae. O. 27. Peponiferac. 127, Samydeae. 
128. Homalineae. 429, Chailletiaceae. 430, Passifloreae. 4314, Turne- 
raceae. 432. Fouquieräceae, 133. Loaseae. 134, Cucurbitaceae. 135, 
Grossularieae. 136. Cacteae. O. 28. Cistiflorae. 437, Flacourtia- 
neae. 438. Marcgravieae. 439, Bixineae. 440, Cistineae. 441. Viola- 
ceae. 442, Droseraceae. 143, Tamariscineae. ©. 29, Guttiferae. 
144, Frankeniaceae. 145. Hypericineae. 146, Garcinieae. O 30. Ca- 
ryophyllinae. 447. Chenopodeae. 448, Amaranthaceae. 149, Phy- 
tolacceae. 450, Paronychieae. 451. Portulaceae. 152. Caryophylleae. 
O0. 31. Succulentae. 153. Mesembryanthemeae. 154. Crassulaceae. 
155. Saxifrageae. O. 32, Caly ciflorae. 1456. Halorageae. 157. 
Lythrarieae. 158. Onagrarieae. 459. Philadelpheae. 460, Bihizophoreae. 
161. Vochysiaceae. 462. Combretaceae. 463. Alangieae. ©. 33. Ca- 
lycanthinae. 164. Granateae. 465. Calycantheae. ©. 34. Myrtinae. 
466. Memecylese. 467, Melastomaceae. 168. Myrtaceae. O. 35. Lam- 

t prophyllae. "469; Camellieae. 470. Olacineae. 471. Ternstroemiaceae. 
472. Chlenaceae. O. 36. Columniferae. 173. Tiliaceae: 474. Elae- 
ocarpeae. 475. Buttneriaceae. 176. Malvaceae. 177. Bombaceae. O. 
37. Gruinales. 178. Balsamineae. 479. Tropaeoleae. 180. Geraniaceae. 

" 481, Lineae. 182. Oxalideae. 0.38. Ampelideae. 153. Ampelideae. 
"484, Meliaceae. O. 39, Malpighinae. 185, Malpighiaceae. 186. 
Acerineae. 487, Coriarieae. 188. Erythroxyleae. 189. Sapindaceae. 
490. Hippocastaneae. 491. Rhizoboleae. O. 40, Tricoccae. 192, 
'Euphorbiaceae. 493. Bruniaceae. 494. Rhamneae. 495. Pittosporeae. 
496. Celastrineae. 497. Hippoerateaceae. O. At, Terebinthinae. 198, 
Ochnaceae. 199, Simarubeae. 200, Rutaceae. 201. Zygophylleae. 202. 
Aurantiaceae. 203. Terebinthaceae. O. 42, Rosiflorae. 204. Ro- 
saceae. O. 43, Leguminosae. 205. Leguminosae. G. 364— 466. 


Fünftes Bud. 


Bon den Mineralien. 


I. Hauptftück, 
Einleitende Betradhtungen. 


Unfer Planet, deffen Betrachtung den Gegenftand des viers 
ten Buches bildete, ift nur ald Ganzes Fosmifch befebt. Den 
Theilen, aus welchen feine Feſte bejteht, fommt nur das allgemeine 
Leben der Materie zu; fie find zum Theil nur Produfte des Lebens 
der Erde (wie die zufammtengefeßten organifchen Verbindungen 
im Thier⸗ und Pflanzenleibe); hervorgegangen aus dem Kampf 
widerftreitender Prinzipien und deren Ausgleichung darftellend. 
Eben defhalb, weil fie außer. jenen Kampf, jene Fluftuation 
geftellt wurden, tragen fie den Charafter der Beharrlichfeit 
an fi. Jene eigenthümliche Kombination von Erdfräften, 
welchen die Mineralien ihr Dafein verdanfen, ift vorüberges 

gangen; die jet herrfchende hat ein anderes Ziel ihres Wirfens. 
| MWahrfcheinlich entftand die Mineralwelt durch den Lebens: 
prozeß der Erde, unabhängig von deren jeßigem Berhältniß zur 
Sonne, an welches hingegen die fefundäre DOrganifation fo aus 
genſcheinlich gebunden if. Die Iebendige Kraft, welche den 
Erdförper durchdrang, erging fich, nach deffen Sunerm, auf 
ſich felbft gewendet, in Stofffombinationen und Kryftallbildungen 
— Art, in einer Ausdehnung und Intenſität, von der jetzt 

I. 1 


D. N. HILL LIBRARY 
North ‚Carolina State: College: 


2 Allgemeine Naturgefchichte. V. Buch. 


nur noch ſchwache Nachklänge vorhanden find, und die aufgehört 
‚ hat, nachdem die vollftändige Trennung des Flüffigen und Feften 
erfolgt, nachdem die Hauptmaffen gebildet waren, und die Ober: 
fläche des Maneten, aus Erd» und Kalimetallen beftehend, durch 
die Einwirkung der Sonne in die Atmofphäre (das vermittelnde 
Organ zwifchen Sonne und Erde), ihren metallifchen Charakter 
verlor und mit der fortfchreitenden Verwitterung zum Dafein 
organischer Wefen geeignet wurde. — Die Mineralwelt ift eine 
Zeugin der mächtigften eingreifendften Vorgänge, eine Zeugin 
der frühern, eigentlich planetariſchen Periode des Erdelebens. 
Jetzt ftellt fie das Ruhende, das Subftantielle des Planeten vor, 
im Gegenfaß zu Luft und Waffer, Im ihr hat die Attraftiong- 
kraft der Erdfeele über die fi derifchen Einwirkungen, deren Zug 


Meer und Atmofphäre gehorchen, den Sieg errungen. — Die 


Maffe der Erdfefte überwiegt weit jene ihrer beweglichen Hüllen. 
Den Kampf, welcher der Differenzirung der urfprüngfich gleich 
artigen Erdmaffe in die drei Hauptformen.der Aggregation, der 
feften, flüfigen und gafigen, alfo der Scheidung von Erde, 
Waſſer und Luft vorausging, begleitete das Spiel chemifcher 
- Gegenfäße der Subftanzen. Es begann ein allgemeines Suchen 
umd Fliehen in der gährenden Maffe, ein Anziehen und Ab— 
ftoßen, Mifchen und Entmifchen, wechfelnde Verbindung, Auf 
föfung und Sättigung, bid endlic, in diefem in der Materie 
erfcheinenden Gedankenchaos ſich das Verträgliche gefunden, 
alfe Gegenſaͤtze erfaßt, durchdrungen, befchränft hatten und als 
ihr Refultat und Ausdruck alle Stofffombinationen und Minerak 
formen entftanden waren. Dann wendete ſich das nun weiter 
fehreitende Leben der Erde nach ihrer Oberfläche, neue Gegner, 
neue Kämpfe, neue Ausgleichung ſuchend und fand dieſe im 
Wechſelſpiel mit der Sonnenkraft und im Darftellen der ſekun⸗ 
dären Drganifation. So fteht die Mineralwelt in dem von ihr 
gebildeten erftarrten, ſchweigenden Erdinnern, als Denkmal einer 
ungeheuern Vergangenheit da. 

Nimmt man an, daß eine homogene Urmaterie beftand, ‚fo 
würden, die Mineralien deren verfchiedene Zuſtände und Rich— 
tungen und die verfchiedenen Kombinationen diefer darftellen. 


Der allgemeinfte Charafter der Stoffwelt ift, wie ſchon Bd. I. 


Aal: IH MM 5 


Par au ı gt’ * Su = RT Be 


I 


Einleitende Betrachtungen. 5 


S. 143 angegeben wurde, Metallität. Der ganze feite Erd 
förper befteht faft nur aus Metallen, nad) der Oberfläche zu 
mehr aus denen der Erden und Altalien, nach der Tiefe zu 
nothwendig mehr aus fehweren Metallen, wie diefes die mittlere 
Dichtigfeit der Erde lehrt: Den metallifchen Maffen, aus wel: 
chen die Erdfrufte befteht, find große Maſſen organifcher Webers 
bleibfel eingelagert, wozu die Steinfohlen Goielleicht nur zum 
Theil), Braunfohlen, der Asphalt, Bernftein, Netinit ꝛc. ge 
hören. Die Metalle der Erdrinde find in den verfchiedenften 
Berhältniffen mit Sauerftoff, Kohlenftoff, Schwefel, Säuren te. 
wie unter fich verbunden, und ftehen befanntlich in einem mehr 
oder minder heftigen eleftrifchen Gegenfaß zu einander. Man 
muß, ftatt die edlen Metalle, als die reinften und entfchiedenften, 
für die Grundlage anzufehen, an welche fich alle andern nach 
verfchiedenen Richtungen anfchließen, fie eben wegen ihrer Spe— 
zialität und Entfchiedenheit für aus dem Allgemeinen hevvorge: 
gangene, gleichfam von ihm Abgefallene, zu Befondern gewor—⸗ 
dene betrachten. — Es leuchtet ein, wie intereffant es wäre, 
zu einer genetifchen Darftellung, zu einer Entwicklungsgeſchichte 
der Mineralien, aus einem hypothetifchen Urſtoff oder wenigen 
Grundfioffen (den Typen in der organischen Natur vergleichbar) 
zu gelangen, zu welcher jedoch, außer Steffens,- faft Niemand 
Borarbeiten und Anfichten geliefert hat. Nach Steffens. find- die 
edelften und Dichteften Metalle die Gentralpunfte der Metallität, 
von welchen ſich dieſe nach einer Seite in die fohärenten Mes 
talle, das Eifen, Kupfer ꝛc. nach einer andern in die weniger 
fohärenten, das Blei, Zinn ꝛc. entwicelt hat. Die in der erften 
Reihe hervortretende Härte ging endlich in Spröde und Flüdıs 
tigfeit, die Weichheit der zweiten in LeichMflüffigfeit über. — Die 
etwaige Umbildung verfchiedener Mineralien ineinander in der 
großen Natur, die Erzeugung zufammengefettter Mineralien aus 
Elementen, das Fortbilden und Fortwachfen von Mineralien ıc. 
find gleichfalls noch wenig erforjchte Verhältniffe, über welche 
einiges Erfahrungsmäßige unten mitgetheilt wird. — Die ſämmt⸗ 
lichen Bd. I. ©, 148 ff. nebft ihren hauptfächlichften- Berbin- 
dungsweiſen angeführten Grundftoffe finden fich in der Mineraf- 
welt, während in. den Organismen nur ein Theil von ihnen 


A Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch. 


angetroffen wird. Einige kommen in erſtaunlicher Menge vor; 
fo ganz beſonders das Eiſen, welches allenthalben, in ſehr ver— 
ſchiedenen Verbindungen und Geſtalten über die Erde verbreitet 
iſt, vielleicht als Magneteiſenſtein den Erdkern bildet, am Teich 
teſten die magnetiſche Kraft des Planeten annimmt, als Magnet- 
nadel auf die Erdpole hinweist, und fogar im Blute der Kepha- 
lozoa und des Menfchen umrollt. Kaleium und Silicium kommen 
gleichfald in ungeheuern Maffen vor; das erfte, als Kalf uns 
zählige Gebirge bildend, fteht in einer fo nahen Beziehung zum 
Xhierreiche und feinem Auftreten auf der Erde, daß Manche 
allen Kalk von der thierifchen Drganifation ableiten wollten, 
während das, die fogenannten Urgebirge mit bildende Silicium 
mehr mit der Pflanzenwelt in. Verbindung fteht, Dem fid an 
Arfenit und Selen anfchließenden Schwefel haben Manche, 
troß feiner erftaunlichen Menge, gleich dem Phosphor, orga— 
nifchen Urfprung zugefchrieben; ja felbft der Diamant, der reinfte 
verbrennliche Kohlenftoff, einer der merfwürdigften Mineral 
‚ förper, wurde fchon für ein Prgduft urmweltlicher Begetabilien 
gehalten. Unter den Salzen fcheint namentlich das in fo ges 
waltigen Maffen vorfommende Steinfalz eines der legten Pros 
dufte der die Fryitallinifchen Gebirge bildenden Kraft zu fein, 
in welchem diefe fo wenig bindend wirfte, daß es felbft an der 
Luft ſchon zerfließt.- Wenn die jebigen Gewäſſer faft nur die 
Salze gelöst erhalten können, welche Macht gehörte dazu, — 
fofern hier allein der Chemismus gewirft hat, — die Metalle, 
die granitifchen Gefteine und den Diamant ıc. gelöst zu erhalten! 

Die Mineralien find an feine geographifche Breite gebunden, | 
wie. die Organismen und geben fich dadurch als planetarifche, 
von der Sonne unabhängige Bildungen fund. Das Gold, die 
N atina, den Diamant glaubte man fonft auf die Aequatorial⸗ 
zone beſchränkt, aber die Auffindung ungeheurer Quantitäten 
von ihnen im Ural bis an die Küſte des Eismeers hin hat 
dieſes vermeintliche Geſetz umgeſtoßen. — Während die Gravitation 
elipfoidifche Körper bildet, die fefundären Organismen aber meis 
ftens von fehr verwicelten Kurven begrenzt werben, find den Mine 
valien die geometrifchen Geftaltungen eigen. Man konnte faft 
verfucht fein, die Kryftalle, ftatt fie (wie wir Bd. I. ©. 115 gethan 


- Einleitende Betrachtungen. S. 


haben) für Aggregate von materiellen Kräftepunften zu 
halten, welche fich nad) ihren Anziehungsaren zu geometrifchen 
Körpern. vereinen, für individuelle Bildungen anzufehen, 
wie von fehr vielen Naturforfchern wirklich gefchieht. Diele 
letztere Anficht fcheint dadurch unterftüßt zu werden, daß allent- 
halben in der Mineralwelt ein Beftreben hervortritt, in abge 
fonderten Geftalten zu erfcheinen, von den Felönadeln eines 
Granitgebirgs, welche über die fie umgebende Titanenwelt empor; 
zufteigen ftreben, bis zu den kryſtalliniſchen Partikeln, aus wels 
chen ein Handftüc derfelben befteht. — Die Mannigfaltigfeit 
der Mineralien ift viel weniger groß, als jene der organifchen 
Weſen, und der Begriff ver Species, welcher bei dieſen meifteng 
fehr klar ausgefprochen ift, verbirgt und maskirt fich bei jenen 
fo fehr, daß das, was im Pflanzen» und Thierreiche Species 
genannt wird, bei den Mineralien faum anzutreffen ift. 

Nur andeuten können wir, wie verfchieden fich die Mine: 
ralien in ihren arzneifichen Wirkungen zum menfchlichen und 
thierifchen Organismus verhalten. Die beiden entgegengefeßten 
Pole fcheinen hier das heilfame, Eräftigende Eifen und der feind- 
liche, ſchnell zerftörende Arfenif zu bilden. — Bekannt ift die 
merfwürdige und genuine Beziehung der Metalle und Steine 
ald Gegenftand des Befies, zum Menfchen. Shr Glanz und 
Klang, ihre Härte und Beharrlichfeit bei Einwirfungen, denen 
alles andere Srdifche unterliegt, mögen, auch abgefehen von ihrem 
repräfentativen Werthe, eine geheime Achtung für ihr inneres 
Weſen erzeugen, die oft zur wildeſten Begierde nach ihrem Beſitz 
ausartend, dem Menſchengeſchlecht Blut und Thränen in Fülle 
gefoftet hat. 


Zu dem Bd. 1. ©. 14s ff. über die chemiſchen Verhältniffe 
Gefagten iſt noch zu bemerfen, daß mehrere jener chemifchen Elc- 
mente für fih Mineralien bilden; fo viele Metalle, Schwefel, Koh» 
lenſtoff ꝛc., die meiften Mineralien beftehen aber aus zwei oder 
mehreren Elementen, die jedoch immer zu zwei und zwei, alfo binär, 
mit einander verbunden find, mit Musnahme der nur uneigentlich 
zu den Mineralien zu vechnenden organifchen Verbindungen, 
welche termäre oder quaternäre Kombinationen find. Eine fehr 
große Role fpielt bei den fo vielfachen Verbindungen, welche die 
Mineralien darftelen, der Sauerſtoff, der mit allen übrigen Stoffen 


6 Allgemeine Naturgeſchichte. V Buch. 


Berbindungen eingeht, die nach ihren Graden Suboryde, Drydule, 
Oxyde, Hyperoxyde und wenn fie fauer reagiren, Säuren genannt 
werden. Reduktion oder Desorndation heißt die Trennung des 
Sauerflofs von einem andern Körper. Der Waſſerſtoff Fommt in 
den Mineralien nur fehr fparfam vor. Sehr zahlreiche Verbindungen 
geht das Silicium ein; fie werden Silikate genannt. 
Ueber Entflehung und Verwandlung der Mineralien iſt 
noch wenig beobachtet. Feuchtigkeit und Wärme, Licht und Luft, 
oder eigene innere Zerſetzung bewirken Veränderungen in ihnen, 
welche mehrentheils von außen, feltener von innen nach außen 
fortfchreiten. Hiebei bleibt oft die Form gänzlich diefelbe, wenn die 
Subftang verwandelt wird, nder Subſtanz und Form werden anders, 
Wenn aus der Kupferlafur ein Theil der Kohlenfäure entweicht, fo 
wird jene zu Malachit. Becquerel bat auch mittelft fchwacher elek— 
trifcher Kräfte Malachite gebildet, den natürlichen ähnlich. Ein 
Stüd Grobfalf wurde ganz im eine Löſung von falpeterfaurem 
Kupfer gebracht; feine Oberfläche bedeckte fich mit Fleinen Kryſtallen 
von Kupferfubnitrat. Diefe Zuſammenſetzung, in Berührung mit 
einerAuflöfung von Sodadpppelfarbonat gebracht, wurde in Doppel- 
Farbonat von Kupfer und Soda verändert, welches mit fchwefel- 
faurem Kupfer behandelt, ein Kupferfubfulphat erzeugte und Fohlen- 
faures Kupferhydrat. Mit fehr fchwachen eleftrifchen Kräften Fam 
B. zum nämlichen Nefultat. Man bedeckt eine Kupferplatte mit Kry— 
finllen von Doppelkupferfarbonat und Doppelfodafarbonat, und richtet 
den Apparat fo, daß die nämliche Platte in Waffer tauchend der 
pofitive Bol ſei; man läßt dann langfam Sauerfioff und Schwefel 
fäure dahin gelangen, um das Kupfer zu orydiren und das Doppel- 
Farbonat zur zerfeßen. Es bildet fich dann fchwefelfaure Soda, welche 
aufgelöst bleibt, und Eohlenfaures Kupfer, welches in Fleinen Nas 
deln Eryitalifiet: Sitzg. der franz. Akad. 3. Auguſt 1835, Inst. 1835 
pP: 252, — Wenn Nothfupfererg Kohlenfäure und Waffer aufnimmt, 
fo wird es ebenfalls zu Malachit; Eifenkies wird zu Brauneifenflein; 
wenn zu ihm Sauerſtoff und Waffer treten, der Schwefel aber ent- 
weicht. Bei diefen Veränderungen fehreitet die Umwandlung von 
außen nad) innen fort und die Form bleibt meiftens diefelbe. — Karften 
in Freiberg fendete 1834 an Mitfcherlich einige fchöne Kryſtalle von 
prismatiſchem Feldfpath von Heine im Augenblid der Auslaſſung 
eines Kupferhochofens zu Sangershaufen, an einer der Wände in der 
Mitte von Zinffryfiallen gefunden. Bruch mufchlich, Oberfläche 
theils geſtreift, theils glatt, Glasglanz, blaß vofenroth zum violett 
neigend, durchfcheinend, zerbrechlih. Härte — 6, Schwere 2,50: 
Beſtehen vorzüglich aus Fiefelfaurem Aluminium und Potaſſium, wie 
der Feldfpath; dann aus Spuren von Manganeflum und Kalkoryd. 
Man keunt die Bedingungen ihrer Bildung nicht. Mitfcherlich 


Einleitende Betrachtungen. 2 


bemerft, daß er oft, aber vergeblich verfucht babe, fünftliche Feld» 
ſpathkryſtalle herzuſtellen. Immer erhielt ex nur eine teigige Maſſe. 
Deswegen kann ſich der Feldſpath in dünne Fäden ziehen, wie man 
es in der Natur an den Trachyten des Mont Dore bemerkt. Unter 
den Mineralien, welche Aluminium enthalten, habe er nur vom 
SZdokras und Granat Kryſtalle erhalten. Die künſtliche Bildung der 
Feldfpathfryftalle löst eines der ſchwerſten Probleme der Fünflichen 
Mineralienerzeugung, welche fo helles Licht auf die Nevolutionen - 
der Erde werfen, und hoffen läßt, dab man nächſtens den Felde 
ſpath von allen Größen und nah Willkühr wird bilden Fon 
nen. (Neues Jahrb. f. Mineral, 1835, 4. Lief. ©. 31.) — Gaudin 
hat in nenefter Zeit Fünfliche Nubine gebildet. Er fchmelzt das 
Aluminium im Alaun durch eine mit Wafferflof und Sauerftoffgas 
genährte Löthrohrflamme und giebt entfprechende Duantitäten Chrom 
und Silicium dazu, wodurch er Fryftalliftrte Rubine erhält, die in 
ihrer Mifchung ganz den natürlichen gleichen. — Sn einem Töpferofen 
zu Oranienburg bemerkte man die Bildung fchöner Eifenorydfryitalle, 
Das zur Glafur der Gefchirre in den glühenden Dfen geworfene 
Kochſalz wurde dampfförmig von dem in der Mafe enthaltenen 
Silicium zerfeßt, wobei Natron gebildet wurde, das fich mit dem 
Silicium zu einem glasartigen Heberzug verband. Die freigewordene 
Salzſäure wirkte auf das Eifenoryd der Geſchirrmaſſe, es bildete ſich 
Ehlvreifen und Waſſer. Das Chloreifen wurde fublimirt, an den 
weniger heißen Stellen des Dfens abgefebt und dort bei fortwährend 
einwirfenden Wafferdämpfen, allmälig in kryſtalliſirendes Eiſenoxyd 
und in entmweichendes Chlorgas zerfeht. So erflärt Mitfcherlich die 
Bildung diefer Eiſenoxydkryſtalle. — Aus Strahlfies entficht durch 
Zerſetzung Eifenvitriol, aus Bleiglanz Eohlen- oder phosphorfaures 
Blei. Hiebei fchreitet die Umwandlung von Innen nach Außen und 
die Form wird verändert. Waſſer bildet mit Eifenfies eine Auf» 
löſung, aus der ſich Eifenvitriolfryftalle ausfcheiden. In Falten und 
heißen Quellen ſetzen fich Kalftuf, Kiefeltuf, Schwefel, Eifenfies, 
Borarfäure ab, Aus Gebirgsarten blühen oder wittern aus Alaun, 
Bitterfalz, Kalifalpeter. Durch vulfanifche Thätigfeit entſteht eine 
Reihe von Mineralien; f. Bd. 1. ©. 431. Durch Schwarz- und 
‚Braunfohlenbrände entfliehen Aaun, Schwefel, Schererit. Körner 
von Eifenfies entitchen in der. Atmofphäre und fallen bisweilen in 
Hagelförner eingefchlofien herab. _. 

Dffenbar ſtammen auch einige bis jet als eigentliche (amorphifche) 
Mineralien angefehene, wenigftens dem größten Theil ihrer Maffe 
nach, aus der organifchen Natur, wie aus Fifcher’s, Ehrenberg’s, 
Retzius und Turpin’s Beobachtungen hervorgeht, wornach ſſe aus 
den Fiefeligen Banzern mancher Bacillaricen und Infuforten gebildet 
find. CH. Fifcher, Beſitzer der Porzelanfabrif in Pirfenhammer 


8 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Bud. 


bei Karlsbad, hatte beobachtet, daß die in Torfmooren bei Franzensbab 
vorkommende, dem Kiefelguhr ähnliche Subſtanz faſt ausſchließlich 
aus dem Panzer einiger Arten von Navicula beftehe, und der feuer 
beftändige Nückſtand des fielenweife ausgeglühten Meerbodens zu 
fein ſcheine. Ehrenberg beflättigte, daß fie meiftens aus Naviculis 
und einigen andern Bacillarieen befiche, deren ganz durchfichtige 
Kiefelpanger wohl durch auferordentliche Glühhite gereinigt und zu⸗ 
fammengehäuft werden, glaubt aber nicht, daß fie Meeresboden 
angehörten, weil die meiften mit der gemeinen Süßmwaffergattung 
N. viridis übereinftimmen. Die Kiefelguhre von Isle de France und 
St. Fiore in Toscana beſtehen nach Ehrenberg, aus Schalen 
mehrerer fat ſämmtlich noch lebender Bacillarieen (fo wie aus feltenen 
Kiefelfpindeln von See- oder Süßwaſſerſpongien) ohne Bindemittel. . 
Schon rüber wies Ehrenberg nach, daß die dottergelbe fchleimige, 
für abgefehtes Eifenoryd gehaltene Eubftanz im Boden von Sumpf 
gräben, ebenfalls eine fehr feine Bacillarice fei, welche beim Glühen 
fich wie Eiſenoxyd röthet, Fark eifenhaltig ift, aber weder durch 
Glühen noch Säuren die Form verliert, folglich einen Kiefelpanzer 
hat. Diefelben Fiefelhaltigen Gliederfäden zeigt aller den Aafeneifen- 
ſtein umgehende Oder, als Rückſtand nach dem Auslaugen des Eifens. 
Senes Bacillariee, die Gaillonella ferruginea, fpielte wahrfcheinlich beim 
Entfiehen der Nafenerze eine wichtige Rolle, entweder duch Sum⸗ 
miren ihres eigenen Eifengehaltes oder Anziehen des in der Nähe 
befindlichen. Kiefelerde und Eifen fünnen ebenfo von winzigen Thie⸗ 
ren abflammen, wie z. B. Kalferde von Konchylienfchaalen. . Es gab - 
alfo Gewäffer, nur mit ungehenern Mengen diefer Fleinften Orga- 
nismen erfüllt, welche durch gewaltige Feuerfataftrophen eigentliche 
Mineralien darftellten. Allg. 3tg. 27. Suli 1836, ©. 1374. Bericht 
über die Verb. der k. p. Akad. im Juni 1836. — Nachdem Ehrenberg 
1834 gefunden hatte, daß die gelbe Subflang der Torfmoore und 
Duellen aus Gaillonella ferruginea, das organifche Sediment vom 
Karlsbader Sprudel aus Bacillaricen,. wie fie bei Havre und in der 
Dfifee vorfommen, gebildet fei (wobei er entdedte, daß die Zahl der 
Querſtreifen oder innen Rippen diefer Körper in einem genauen 
- Berhältniffe zu ihrer Größe ſtehe), unterfuchte er die preußifchen 
Soolwäſſer und fand in dem bei Kolberg die Gaillonella ferruginea in 
großen Maſſen. Fifcher entdeckte, wie bemerkt, daß die Fiefelerdigen 
Maffen (Kieſelguhr) der Torferde v. Franzensbad aus navieulis ähnlichen 
Körperchen beftche, die durch Feuer gereinigt und durch Verbrennen des 
Moorbodens zufammengehäuft ſchienen Später fand Ehrenberg, 
daß die verfchiedenen Bergmehle und Kiefelguhre aus Kiefelpanzern 
der Bacillarieen mit einigen Spongienreften beftehen. Won den 28 
entdeckten Speciebus leben 18 noch jetzt. 1836 erfannte er auch alle 
Biliner Bolirfchiefer als Konglomerate einer noch lebenden Bacillarier. 


Einleitende Betrachtungen. 9 


Der fogenannte Saugfchiefer oder verhärtete Bolirfchiefer it ein nicht 
mehr reines, fondern cämentirtes Snfuforienfonglomernt. Saug— 
fchiefer und Bolirfchiefer befiehen aus Gaillonella distans, deren Ins 
dividuen in erſterm durch ein Fiefeliges Cäment verbunden find. Der 
Saugfchiefer gebt durch allmälige Zwifchenfiufen in Halbopal 
über. Die Gaillonella distans fcheint oft deutlich durch Auflöfung das 
Hlasartige Cäment geliefert zu haben, in welchem Gaillon. varians 
mit Spongiennadeln wohl erhalten eingefenft iſt. Ehrenberg glaubt, 
daß bloßes Waſſer ganz ruhig, oder ein anderes nicht flußſaures Lö— 
fungsmittel den Halbopal aus den Kiefelfchalen der abgeftorbenen 
Baecillaricen fo bilde, wie der Teig aus Mehl entſteht. Wäre der 
Prozeß durch Feuer bewirft, fo würde die zarte Schichtung nicht 
geblieben fein, die man oft bemerft, und die gelben eifenhaltigen 
Halbopale könnten nicht beim Glühen roth werden, da fie den höhern 
Drydationsgrad ohnedem ſchon an fich tragen würden. Auch die 
Planitzer, Gaffeler, Habichtswalder Bolirfchiefer beftehen aus Scha— 
‚Ten verfchiedener Bacillaricen; ebenfo die Halbopale von Ehampigny, 
die Dolerite von Steinheim bei Hanau, der Gerpentin von Koßwitz. 
Die weißlichen und gelblichen opafen Feueriteingefchiebe der Marf 
bei Berlin und das weiße Mehl zwifihen ihnen enthalten viele ein» 
gefchloffene fpindel- und kugelförmige Körperchen, den Spongienficfels 
nadeln und der Bacillarienfippe Pyxidicola vergleichbar. Jenes weiße 
Mehl halt Ehrenberg für den Primitivzuftand der Feuerſteine, die 
durch eindringende Flüſſigkeit aus demſelben, wie Klumpen im Teige, 
gebildet worden wären. Der Edelopal von Kaſchau iſt innen ſchon 
ſehr homogen, aber das ihn umgebende ſteinmarkartige Mutterge— 
fein zeigt wieder deutlich die ſchon zum Theil aufgelöste G- distans. 
Ganz oder theilweife beitehen alfo aus Bazillarienpanzern, von der . 
neuefien Formation: Bergmehl, Kiefelguhr; von ZTertiärgebilden: 
Bolirfchiefer, Saugfchiefer, die Halbopale des Bolirfchiefers. Höchſt 
mwahrfcheinlich eben fo verhalten fich, von neueſten Bildungen: Gelb- 
erde, Raſeneiſenſtein; von GSefundärbildungen: die Feuerfleine der 
Kreide; von Steinarten, die mit primären oder Altern vulfanifchen 
in Verbindung fiehen: die Halbopale des Dolerits, die Halbopale, 
gemeinen und Edelopale des Porphyrs, gewiſſe Steinmarfe. Nach— 
träglich bemerft Ehrenberg, daß: auch die Feuerfteine von Delikfch 
eine große Menge Schalen noch jetzt lebender Bacillarieen ent— 
halten; befonders von Xantbidium (fureatum, aculeatum, hirsutum, 
delitiense) außerdem noc, in großer Menge die Banzer von mehreren 
Gattungen von Peridinium, (pyrophorum, priscum, wahren Snfuforien) 
alle zwifchen zerfallenen oder fait aufgelösten Algen und Scepflangen, 
Spyongiennadeln und Flufiren liegend. Einige Feuerfteine enthielten 
. auch Bentafriniten- und Echinitenabdrüde, einer eine Catenipora, 
Das Gefchiebe der Mark, welches Klöden Schwimmflein nennt, 


40 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Bud, 


beſteht aus Kiefelfpindeln und organifchen Kugeln, wie die Feuer- 
feine der Mark, zu welchen er fich fo verhält, wie der Bolirfchiefer 
zum Opal. Sn den Polirfchiefern von Rione in der Auvergne er 
Fannte Ehrenberg Fonifche Stäbchen (Kiefelfpindeln ?) und fehr deut⸗ 
liche eylindrifche Röhren, wahrfcheinlich eine neue Gaillonella, deren 
Glieder (Thiere) fehr lang genredr find. Ehrenberg läßt fogar die 
Vermuthung durchblicken, daß die theils alten, theils neuen Sätze, 
omnis calx e vermibus, omnis silex e vermibus," omne ferrum e ver- 
mibus, fich beftättigen könnten. (mtl. Bericht über die Verh. der 
deutfch. Naturf, zu Sena, 1836. ©, 69 f. Wirgmann’s Arch, für 
Naturgeſch. 1836. Bd. I. ©. 333. Daſelbſt it angegeben, daß Gail- 
lonella distans, welche fait ohne Bindemittel den Bolirfchiefer von 
Bilin bildet, gewähnlich YAss’/’/ groß if, und fich mithin in einem 
Kubikzoll diefes Geſteins 41,000,000,000 Individuen finden, Ferner 
vergl. Wiegmann’s Arch. 4837. Bd. 1. ©, 273 ff. 275 ff.) Ehrenberg 
hat auch ſonſt noc) eine Menge anderer Mineralfubllangen unterfucht, 
in welchen er feine organifchen Bartifeln fand, aber ihre Zufammen» 
febung aus regelmäßigen Körperchen erfannte. — Turpin’s Beobach— 
tungen finden fich im Märzheft 1837 der Annal. d. science. nat. nouy. ser. 
Retzius hat das Bergmehl unterfucht (die Lappländer und die Chi— 
nefen effen dafjelbe in Zeiten der Noth, und erftere mifchen es unter 
ihr Korn- und NRindenmehl) und es aus Kiefel -(silex), thierifcher 
Materie und Frenifcher Säure zufammengefebt gefunden. Unter dem 
Mifrosfop entdeckte er im felbem 19 Species verfchiedener Infu— 
forien mit Fiefelartigen Banzern, unter welchen Ehrenberg noch 
mehrere als jebt um Berlin lebend fand, Vielleicht beiteht auch die 
Erde, welche nach Humboldt mehrere füdamerifanifche Völker bei 
Hungersnoth genießen, größtentheils aus folch thierifcher Subſtanz. 
(Sikung d. franz. Afad, v. 27. Februar 1837.) 

Aus der prganifchen Natur ſtammen ferner alle fogenannten 
foffilen organifchen Berbindungen, vielleicht überhaupt die 
meiften Snflammabilien Werners. Der Bernftein wird allge 
mein für das Harz einer vorweltlichen Gonifere gehalten. Brof. 
Aleſſi will den wahren Nrfprung des Bernfteins zwifchen- Baſt und 
Rinde eines Ligniten der tertiären Schichten der Thäler von Caſtro 
giovanni gefunden haben. (Mem. dell Acad. Gioen. di Catan. 4829.) 
Veber die Art, wie die Chinefen die Bildung des Bernfteins anfehen, 
bat Hr. von Paravey der franz. Afademie unterm 9. Nov. 1835 
folgende Notizen aus chinefifchen Schriften mitgetheilt: „Der Ben- 
tfao fagt, daß der hou-pe Cchinefifcher Name des Bernfleins) auch 
Kiang-tchu genannt wird, d. h. Perlen oder Thränen des Kiang, 
nämlic) der großen Flüffe oder Meerarme, wie die Alten von ihm 
als Broduft des Eridanus od. Bo fprachen*). Geine Bildung erklärt er 


*) Paravey fpielt bier ohne Zweifel auf Plinius L:. XXXVII. 11,2, 


* 


Einleitende Betrachtungen. / 41 


alſo: Das Harz der wilden Fichte (tehy) oder Kerche (song) 1000 
Sabre unter der Erde gelaffen, giebt den fou-ling, cine Art Aus» 
wuchs der tiefen Wurzeln der Lerchen, oder alten Fichten, deſſen 
Gegenwart in der Erde fich durch einen Teuchtenden Dampf verräth, 
welcher über dem Drte fchwebt, wo die Wurzeln diefer Bäume fich 
befinden, nachdem man den Stamm an der Erde abgehanen bat. 
Der fou-ling 1000 Jahre, oder fehr lange Zeit in der Erde gelafien, 
giebt den hou-pe der khou-pe, nämlich den Bernſtein oder die gelbe 
Ambra. Endlich der hou-pe 1000 Sahre in der Erde bleibend, giebt 
den ſchwarzen Stein to pder to-pe, der offenbar nichts anders if 
‚als der Gagat. — Birlet, abweichend von der gewöhnlichen Anficht, 
glaubt, daß die Er dharze vulfanifchen Urſprung haben, und beruft ich 
auf die Befchreibung, welche Lenz, den die E. Akad. zu Petersburg 
1830 nach Baku und an die Kürten des Kaspimeeres fehidte, von 
den Naphthaquellen und den ewigen Feuern giebt. Lenz glaubt 
ebenfalls an den vulfanifchen Urfprung der Erdharge, (L’Institut 
4834, p. 356,) Virlet führt an, daß fogar die Alteiten von Foſſilien 
freien, oft ganz förnigen und weißen Kalkſteine Griechenland’s won 
Bitumen durchdrungen feien und ſtänken. Nimmermehr könne die 
große Menge Bitumen auf der Erde von Zerfehung vegetabilifcher 
Weberbleibfel oder langfamer Dertillation der Steinfohlen herrühren, 
obwohl dieß in manchen Fällen möglich fei. (I. c. p. 184.) — Reichenbach 
in Blansfo hingegen behauptet, daß das Steinöl bereits ganz gebildet 
in den Steinfohlen beſtehe und einer ihrer Eonftitutiven Theile fei. 
Es fei nur das Terpentindl vorweltlicher Goniferen. (l. ce. p- 182.) — 
Weber den Torf vergl. Dr. Wiegmann: Weber die Entitehung, Bil— 
dung und das Wefen des Torfes, nebft Anhang über Entſtehung, 
Bildung und Wefen des Nafeneifenftein’s und erdigen Eifenblau’s. 
Braunfchw. 1837, — Gemellaro fchreibt fogar dem Schwefel einen 
thierifchen Nefprung zu. Er betrachtet feine Gegenwart in den 
Bulfanen, den warmen Quellen, Metallgängen als zufällig — als 
natürlich aber und wahr feine Schichtung im blauen Thon der ter» 
tiären Schichten, wo fich der Gyps, das Salz und die Ligniten 
finden. Das Ganggeſtein unterfuchend, fand er, daß es durch einen 
blauen Thon voll Schwefel gebildet if, wenn die Mine reich if, 


an, legt aber die Stelle unrichtig aus. Sie heißt nämlid): 
Phaetontis fulmine icti sorores fletu mutatas in arbores populos, 
lacrymis electrum omnibus annis fundere juxta Eridanum amnem, 
etc. Delafoffe, Bearbeiter des neunten Bandes des Didot— 
fchen Plinius, den ich benuße, führt hiebei p- 584 aus Bros 
terius an; Eridanus,. la Rhodaune, amnis est, qui in laevum 
vistulae ostium influit et urbem Danzig alluit. Ibi magna succini 
copia.. At quum Germanorum Eridanus, Rhodanusve et Padus 
appellatus, quoque ab Italis Eridanus similitudinem nominum ha- 
beant, inde natae tot fabulae de palria et origine suceini. 


12 Allgemeine Naturgefchichte, V- Bud). 


und in welchem man Feinen Froftallifieten Schwefel, Strontian oder 
andere Subflanzen findet. Bringt man aber den Mergel in Defen 
zur Schmelzung des Schwefels, fo zieht man das Geſtein voll Zellen 
heraus, deren Wände mit Kryftallen von fchwefelfaurem und Eohlen» 
faurem Kalk, fchwefelfaurem Strontian und Schwefel befleidet find. 
G. glaubt, daß überall, wo fich der Schwefel rein und mit 
ſolchen Kryftallifationen findet, er die Wirkung unterirdifehen Feuers 
erlitten ‚hat und daß der Theil, welcher in Säure verwandelt worden 
ift, darüber Felfen von fchwefelfaurem Kalf gebildet bat, die ur— 
fprünglich Eohlenfaurer Kalk waren; aber was noch mefentlicher 
ift, er bemüht fich zu zeigen, daB der Schwefel von der Zerſetzung 
nackter Mollusfen komme, die in den Thälern der ſekundären Schich— 
ten zurücdblieben, ‚als das Meer fich während der Bildung der ter- 
tiären zurückzog. Er glaubt diefe Anficht beitärft durch die Eriftenz 
des Schwefels unter den animalen Grundſtoffen, feine Analogie mit 
dem Phosphor , feine Verbrennlichkeit, — alles Charaktere, die ihn 
den organifchen Subſtanzen weit mehr als den Mineralien nähern; 
ferner durch die ungeheuere Entwidelung der gefchwefelten Waffer- 
Hoffgnfe bei der Fäulniß der Thiere, die Entdeckung reinen Schwe— 
fels an Drten, wo diefe Fäulniß in großem Maaße ſtatt hatte und 
vieles andere. (Mem. dell’ Acad. Gioen. 41833.) — Kaftner vermuthet, 
der Diamant fer ein organifches Erzeugniß, hervorgegangen 
durch Berfehung der Kohlenfäure mittelſt des Lichtes, entweder in 
den Schlammüberreftien der Schilfe und Karren der Vorzeit, oder 
wahrfcheinlich in Tebendigen Niefenfchilfen, wie noch icht das reine 
Kiefelerdehydrat, der Tabascheer erzeugt. Diefe Pflanzen hätten bei 
der Verweſung nichts zurücgelafien als den Diamant, welcher fich 
wegen großen Eigenwichts dem Wegſchwemmen der Dammerde zc. 
leichter entzog. (Meteorol. Bd. I. ©. 216.) Zn einem in der. 
königl. Gefellfchaft von Edinburg 4820 und geolog. Soc. v. London 
1833 gel. Mem. ruft Brewfter Newton’s Bemerfung über die Sntenfität' 
der Tichtbrechenden Kraft des Diamants und Bernſteins zurüd, 
woraus Newton fchloß, daß beide eine fettige Foagulirte Subſtanz 

feien. Brewſter fand eine neue Analogie zwifchen beiden in ihrer 
polarifirenden GStruftur. Beide enthalten fleine Zellen mit Luft 
gefüllt, deren erpandirende Kraft den Theilen, die unmittelbar im 
Kontakt mit der Luft ſtehen, polarifivende Struktur mitgetheilt hat. 
Zeichnungen begleiten das Memoire, wo man diefe Erfcheinung dar» 
geftellt ficht durch Sectoren des polarifirten Lichts, welche die Luft- 
fügelchen umgeben. Der Autor glaubt, daß diefe polarifirende Kraft 
hervorgebracht fein müſſe durch die Ausdehnung einer gafigen Sub— 
ſtanz, welche die Wände der Zellchen zufammengedrüdt habe, als 
das Mineral noch weich war. Eine ähnliche Struftur kann im Glafe 
oder in gallertartigen Maflen durch eine Kompreſſionskraft hervor- 


Phyſikaliſche Verhältniſſe dev Mineralien. 415 


gebracht werden, welche zirfelförmig um einen Punkt wirft, Nachdem 
Brewſter gezeigt bat, daß der Diamant früher im teigigen Zufland 
war, behauptet er, daß derfelbe nicht durch feurigen Fluß hervor» 
gebracht worden fein könne. Er übt fich darauf, daß feine zahl 
reichen Nachforfchungen über die Höhlen der natürlichen und künſt— 
lichen Kryftalle, die auf auf naſſem und trocknem Wege hervorgebracht 
worden waren, und welche ihm Gelegenheit zur Beobachtung von 
Dauſenden von Höhlen lieferten, ihn doch nie erfennen ließen, daß 
die erpandirende Kraft des Fluidums eine folche polarifirende Strufs 
tur mitgetheilt hätte. Er glaubt alfo, daß Diamant und Bernflein 
im Zuftand eines halbharten Gummi’s gewefen feien, und daß beide 
von der Zerfehung einer vegetabilifchen Materie herrühren. 


II. Hauptftück. 
Phyſikaliſche Berhältniffe der Mineralien. 


5‘ Hieher rechnet man alle jene, welche fich ‘weder auf Die 
Miihung, noch auf die Form und mechanifche Sufammenfegung 
der Mineralien beziehen. 

Die Schwere ift bekanntlich die Kraft, mit welcher der 
Erdförper alles gegen fein Centrum zu ziehen fucht. Ihre Be: 
fimmung ift bei den Mineralien von höchfter Wichtigkeit, denn 
die Schwere bildet ein Merfmal, welches unter Umſtän— 
den, wo Geftalt, Farbe, Glanz ıc. verfchtwunden find, noch als 
Leitftern dient. Man vergleicht das Gewicht der Mineratien 
mit jenem des Waſſers, dieſes — 1 geſetzt, und nennt die fo 
gefundene Größe ihr fpezififches Gewicht. — Die Härte 
der Mineralien fcheint auf dem mehr oder minder heftigen Zug 
zu beruhen, mit welchen deren Beftandtheile fich bei ihrer Bils 
dung vereinigt haben. , Shr Gegenfaß ift die Weichheit. Man 
theilt die Härteffala in 10 Grade, die durch eben fo viele unten 
anzugebende Mineralien ausgedrückt werden. — Unabhängig 
von der Härte ift die Dehnbarfeit, beruhend auf einem gleich« 
fam phlegmatifch beharrlichen Zufammenhang ihrer Theilchen, 
welche fich bei manchen Mineralien (beſonders beim Golde, vergl. 
Br. I. ©. 148) auf eine unglaubliche Weife durch Zug und. 
Schlag ausweiten laſſen, bis fie ihren Zufammenhang aufgeben. 


44 Allgemeine Naturgeſchichte. vi: Buch. 


Die Sprödtgfeit giebt fich hingegen dadurch Fund, baß jede 
gewaltfame Unterbrechung des Zufammenhangs fich nach vers 
° fchiedenen Richtungen fortpflanzt und fich "im Abfpringen von 
Stücken und Splittern, fo wie im Bilden von Riffen Außert. 
— Die Aggregatform der Mineralien, nad) welcher fie ftarr, 
halb oder ganz flüffig find, beruht auf ihrem Verhäftniß zu dem 
einmal ftattfindenden mittlern Bärmeftand auf der Erde. — Die 
Durchfichtigfeit, in einer eigenthümlichen Sympathie mit 
dem Lichte, einem Mitleuchten begründet, fteßt manchmal mit 
ber Fryftallifirten Befchaffenheit in Beziehung, fo dag Mineras 
lien, welche im amorphen Zuftand undurchfichtig find, im 
kryſtalliſirten durchfcheinend oder durchſichtig werden. inige 
burchfichtige Mineralien zeigen, merfwürdig genug, Doppelte 
Strahlenbrechung, die dem Doppeltfehen vergleichbar, auf 
beſonderer Anordnung der Kryftallifationsaren beruht. Mit der 
doppelten Strahlenbrehung hängt die Polarifirung des Lich— 
tes zufammen, aus welcher beftimmt werden kann, ob jene vors 
handen ift, fo wierdas Srifiren, — Berhältniffe, welche bereits 
beim Lichte, Bd. I. ©. 175, erläutert find. Der Dihroismug, 
Trihroismug, die Farbenwandlung mancher Mineralien 
beruhen auf öfters wefentfichen, öfters zufälligen Strufturverhäft 
niffen,. — Die 5 Grade des Glanzes hängen zunächft von der 
Glätte der Oberfläche ab, die wieder durch die morphologifchen 
Berhältniffe bedingt wird, und bei Fryftallifirten Foffilien vorzüglich 
groß iftz die Arten des Glanzes beruhen theild auf der Struftur, 
theild auf der ftrahlenbrechenden Kraft, theil® endlich, wie ber 
Metallglanz, der, wo er auftritt, auch die Farben ganz anders 
ericheinen laßt, — auf noch unerflärten Bedingungen. — Die ger 
wöhnlichen unveränderlichen Farben der Mineralien rühren von 


ihrer chemifchen Kompofition her. . Viele entftehen durch Ber 


mengung vonKohle, Schwefel und orydirten Metallen. Man nimmt 
in der mineralogifchen Orismologie 8 Hauptfarben an, die durch 
verfchiedene Mifchung zahlreiche Mittelfarben erzeugen. . Durch bes 
Hinnende chemifche Zerfeßung entfteht das fogenannte Anlaufen; 
durch Nebeneinanderfein mehrerer Farben das ftreifige, gefleckte, 
geaderte, wolfige Anfehen. — Das Phosphoresziren, nicht 
auf bloß leidendem Mitleuchten, fondern auf leuchtender Thätigfeit 


Phyſikaliſche Verhältnifie der Mineralien. 135 


beruhend, ift nicht vielen Mineralien eigen, und tritt bei einigen 
von felbft, bei anderen nach vorausgegangener Beftrahlung durch 
die Sonne, oder nach Erwärmung, Reibung, Zerftoßung oder 
Eleftrifirung ein. — Die Schmelzbarfeit der Mineralien 
wechjelt wie ihre Wärmefapazität außerordentlich; ihre Ertreme 
finden fich unter den Metallen, von welchen das Queckſilber 
noch bei großer Kälte flüffig bleibt, während die Platina der 
Hochofenhige widerfteht. — Die Elektrizität, die allgemeine 
Erregbarfeit aller Körper, findet fich nothwendig auch bei 
den Mineralien, wird durch Reiben, Drud, Wärme hervorge, 
rufen, giebt fich Als pofitive, negative oder polarifche Fund, und die 
Mineralien find hiebei Leiter oder Nichtleiter. — Der Magne 
tismus kömmt nur wenigen eifenhaltigen Mineralien und dem 
Nickel zu, ift für fie charafteriftifch und Außert fich in verfchiedener 

-Stärfe. Manche Mineralien zeigen fich polarifch -magnetifch, 
indem fie an einem Ende den Nordpol, am andern den Südpol 
der Nadel anziehen oder abftoßen. — Don untergeordneter Bes 
deutung find die Wahrnehmungen, die der Geruchs-, Geſchmacks⸗ 
und Taſtſinn von Mineralien erhält, jo wie die Eigenfchaft 
mancher, Waſſer einzufaugen und — wie der Hydrophan — 
hiemit durchfichtig zu werden, 

Die Schwere der Mineralförper Tiegt zwifchen Ertremen von 
mehr als 20 — 23mal größerm Gewicht, als das Waffer hat, wie es 
Platina und Sridium erreichen, bis zu unter 1, wie das auf dem 

Waſſer fchwimmende Erdöl zeigt. — Mohs hat, vom weichiten begin» 
nend und mit dem härteften endend, folgende Mineralien als die 10 
Stufen feiner Härteffala beffimmt: 1) Talf, 2) Gyps oder Stein. 
falg, 3) Kalkfpath, 4) Flußſpath, 5) Apatitfpath, 6) Feldfpath, 
7) Quarz, 8) Topas) 9) Korund, 10) Diamant, — Zum Erproben 
der Härte eines Minerals verfucht man mit einer feiner Kanten oder 
Eden die Glieder der Sfala zu riken, von den härtern zu den weis 
chern übergebend. Daſſelbe Metall zeigt aber auf verfchicdenen Kry— 
ſtall- und Durchgangsflächen verfchiedene Härtegrade, ja fogar auf 
derfelben Fläche, je nachdem es in diefer oder jener Nichtung gerikt 
wird, wie Franfenheim in feiner Schrift, „die Lehre von der Kohäſion, 
Brest, 1835“ nachweist. — Zerfpreftgbarfeit iſt der Widerſtands— 
grad, welchen Mineralien dem Zerfchlagen mit dem Hammer entgegen» 
ſetzen. Sie ſteht mit Härte und Gefchmeidigfeit nicht immer in geradem, 
oft in umgefehrtem Verhältniß. Die Begriffe der Biegfamfeit, 
Elafizität, des Abfärbens find für ſich klar. — Von der 


16 Allgemeine Naturgeſchichte. V- Buch... 
Durhfichtigfeit nimmt man 5 Grade an: 4) durchfichtig iſt ein 


‚Mineral, wenn ein durch es betrachtete Gegenstand deutlich gefehen 


wird; 2) halbdurchfichtig, wenn fein Umriß nicht mehr fcharf gefehen 
wird; 3) ducchfcheinend, wenn das Mineral nur Licht durchfchims 
mern, aber. fein Objekt hinter ihm erfennen läßt; A) an den Kanten 
durchfcheinend, wenn nur einzelne Kanten oder Splitter Licht durch⸗ 
fehimmern laſſen; 5) undurchfichtig, wenn durchaus Fein Licht durch» 
fhimmert. — Erfcheinen beim Sehen durch ein Mineral nach, 3 auf 
einander fenfrechten Richtungen nur eine, zwei oder drei verfchiedene 
Farben (was von den Kryftallifationsverhältniffen abzuhängen fcheint), 
fo Heißt diefes Monochroismus, Dichroismus, Tridhroiss 


mus. - Für den erften bedarf es Feine Beifpiele; der Dichroismus 


erfcheint ausgezeichnet beim Kordierit, der Trichroismus beim bras 
filifchen Topas. — Unter Farbenſpiel oder Opaliſiren verſteht 
man den Farbenwechſel, der bei- einigen Mineralien, z. B. beim 

edlen Opal erfcheint, wenn man auf fie in verfchiedenen unbeflimms 
ten Richtungen fieht. Farbenwandlung, — befonders deutkich 

am Labrador, Hyperfihen, Schillerfpatb — iſt jenes Bhänomen, bei 

welchem einige Mineralien lebhafte blaue, grüne, gelbe und rothe 
Farben nur an beſtimmten Flächen, nach verfchiedenen Richtungen 
verfchieden flarf zeigen, und wo nach Veränderung der Stellung eine 
Farbe in die andere übergeht. Farbenfpiel und Farbenwandlungen 
feheinen von Terturverhältniffen abzuhängen, das Srifiren von. 
Lichtpolarifirung an feinen Kiffen. Der einfache wogende Lichtfchein, 
der im Innern mancher Adulare, Seldfpathe, Chryſoberylle erfcheint, 

dürfte in einem faferigen Gefüge oder in einer beigemengten weniger 
durchfichtigen Subitanz begründet fein; der weißliche ſechsſtrahlige 
Stern, der vorzüglich in manchen Saphyren erfcheint, beruht wieder 
auf Keyfallifationsverhältniffen. — Die Grade des Glanzes find: 

4) ftarfglängend, wenn die Flächen eines Minerals deutliche Bilder 
abfpiegeln, wie beim Obfidian, Bergkryſtall, Bleiglanz; 2) glänzend, 
wenn die Bilder ohne fcharfe Umriffe erfcheinen, wie beim Schwere 
ſpath; 3) wenig glänzend, wenn Fein Bild, ſondern nur noch allge—⸗ 


‚meiner Lichtfchein wahrgenommen wird, wie beim Kupferglanz; 4) 


fhimmernd, wenn nur einzelne Bunfte Licht refleftiren, wie beim 
Bleifchweifz; 5) matt, gänzliches Fehlen alles Schimmers. Die 
Arten des Glanzes find: 1) Metallglanz; 2) Diamantglanz; 3) _ 
Glasglanz, 3. B. beim Bergkryſtall; 4) Wachs» nnd Fettglanz, 
z. B. beim Bernflein, Pechſtein; 5) Perlmutterglang, z. B. beim 
Glimmer; 6) Seidenglanzg, 5. B. beim Fafergyps. — Die 3 Haupt- 
oder Stammfarben find: Weiß, Grau, Schwarz, Blau, Grün, Gelb, 
Roth, Braun. ‚Die verfchiedenen Nuancen werden nach befannten 
Gegenſtänden benannt; diejenigen, bei welchen die Eigenthümlichkeit 
der Hauptfarbe am flarfien ansgefprochen iſt, beißen Charakterfarben; 


‘ 


\ Bhnfifalifche Verhältniſſe der Mineralien. 47 


fie find das Schneeweiß, Afchgrau, Sammetfchwarg, Himmelblau, 
Smaragdgrün, Eitronengelb, Karmoifinroth, Leberbraun. Meiſtens 
hat ein Kryfiall nur eine Farbe; doch zeigen manche ausnahmsweiſe 
zwei oder mehrere Hauptfarben, wie am Turmalin, Slußfpath, Saphir 
beobachtet wurde. Kryitallinifche oder derbe Stüde find häufig mehr» 
farbig und zeigen öfters flreifige, aderige, geflammte, dendritifche, 
ruinenartige Zeichnungen. Die Ausdrüde blaß, hell, tief, dunfel 
find für fich EHar. Strich nennt man die Farbe, welche ein Mineral 


oder fein Bulver beim Ritzen mit fcharfen Werkzeugen zeigt. Sie 


weicht öfter von der des ganzen Stücks ab und iſt dann charafteriftifch, 
— Die Brennbarfeit it vorzüglich nur Foffilien eigen, welche 
ohne Zweifel aus der organifchen Natur ſtammen, wieder Bernilein, 
die Erdharze ꝛc. oder folchen, welche zweifelhaften Urfprungs , fich 
mehr oder weniger von den Metallen entfernen, wie Schwefel, 
Phosphor, Selen, Arfenif. Daß der Diamant als reinſter Kohlen, 


Hoff verbrennlich ift, it befannt; minder, daß ihm, wie oben aus» 


einander gefebt wurde, einige ebenfalls grganifchen Urſprung zur 
fihreiben. — Die Bhosphoreng tritt, wie bemerkt, auf fehr 
verfchiedene DVBeranlafung, mit weißen oder farbigem Lichte ein; 
durch Ritzen beim Dolomit, der. Blende; durch Neiben zweier Stücke 
beim Quarz; durch Hämmern bei einigen Kalkſteinen und Edelſteinen; 
durch Brechen beim Diamant, Topas; durch Erwärmung beim Fluß— 
ſpath, Diamant, Apatit, Kalkſtein; durch Inſolation beim Diamant, 
Strahlbaryt, Steinfalz, Bernſtein; durch Elektrizität. — Zu den elef- 
trifchen fchlechten oder Nichtleitern (vergl. Bd. 1. ©. 181) ge— 
hören im Allgemeinen die nicht metallifchen Mineralien und leichten 
Metalle; Leiter find die Metalle, Ein und daſſelbe Mineral kann 
nach Vorhandenfein geringer und zufälliger Umſtände, mehr oder 
weniger Durchfichtigfeit oder Glanz, rauber oder glatter Oberfläche 
2c. pofitiv oder negativ eleftrifch werden. Polariſch eleftrifch, fo 
Daß das eine Ende +, das andere — E. zeigt, werden bei Erwär— 
mung TZurmalin, Topas. Der Doppelfpath wird ſchon durch leichten 
Drud cleftrifh, während andere Mineralien lange gerieben werden 
müſſen; der Bergfryitall verliert die erhaltene Eleftricität fchon nach 10 
Minuten, während fie der Topas 30 und mehr Stunden behält. — 
Die Stärfe des Magnetismus magnetifcher Metalle ift verfchieden, 
und erhellt aus der größern oder geringern Entfernung, in welcher 
fie auf die Magnetnadel wirken. — Die Fähigkeit, Waffer ein» 
zufaugen, giebt fich auch durch Anhängen an die Zunge fund. 
Der Saugfalf erleidet im Waffer feine Veränderung; Bolus, Walker: 
erde zerfallen oder zerfpringen; der plaftifche Thon wird lebhafter 
oder dunkler gefärbt, der Hydrophan, das Weltauge wird durch- 
fcheinender. — Dem Gefühl erfcheinen manche Edelſteine und die 
Hediegenem Metalle kalt, der Spedflein fett, die Kreide mager, — 
II. 2 


18 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch. 


Eine eigenthümliche Geſchmacksempfindung, metallifche — 
erregen die Metalle; zuſammenziehend ſchmeckt der Eiſenvitriol; 
laugenhaft, Natron; falzig, Steinſalz; bitter, Bitterſalz; kühlend, 
Salpeter; ſüßlich, Alaun ſauer, Boraxſäure. — Der Geruch der 
Metalle ift entweder fpezififch, wie Schwefelgerud für den Schwefel, 
Meerrettiggeruch fürdas Selen, Knoblauchgeruch für den Arfenif, wenn 
fie verbrennen; oder zufällig, durch beigemengte bituminöfe Sub- 
fangen, wie bei manchem Quarz/ Kalk, Gyps. Das Erdöl richt von 
felbft, Thon, Hornblende durch Anbaucher oder Befeuchten, Bern- 
fein, Arfenif, Stinftein durch Reiben, Riten, Schlagen; Schwe«- 
fel, Selen, Blei durch Erhitzen. — Gehörsempfindungen erre— 
gen manche Mineralien beim Schlagen, Biegen oder Brechen; ein 
Knirfchen gediegen Kupfer, ein — Bergkork, ein Klingen 
Obſidian. 
* %* ; 
= * 

Es iſt Aufgabe der analytiſchen Chemie, die Mifhungsver- 
hältniffe der Mineralien auszumittelm Die fomit gefundenen 
Kefultate werden durch kurze Formeln ausgedrüdt, wofür bereits 
BY. J. ©. 4167 Beifpiele mitgetheilt wurden. Zugleich werden die 
Mengen jedes Beitandtheils in Prozenten oder Taufendtheilen ange 
geben, Der Mineraloge befchränft ſich meiſt auf eine Prüfung der 
Mineralien auf trodnem und naſſem Wege. Bei erflerer werden 
Heine Stüden eines Minerals der gewöhnlichen, oder meiltens der 
Söthrohrflamme ausgefeßt, und beobachtet, ob fie ſchmelzen, fidy 
reduziren, ſich verflüchtigen, verfniftern, aufmwallen, Geruch ver» 
breiten, die Flamme färben, welches Produkt fie bilden ꝛec. Gebt 
man den zu unterfuchenden Körper nur der Spitze der Flamme aus, 
fo bleibt ev mit der Luft in Berührung und wird oxydirt; umgiebt 
ihn die Flamme gang, fo wird der Sauerſtoff aus ihm entbunden, 
Erſteres Verfahren heißt, ein Mineral der Drydations=, das zweite, 
es der Neduftionsflamme ausfehen. Nach Umſtänden feht man die: 
Mineralien der Löthrohrflamme nur in der Blatinzange, oder auf einem 
Stüdchen Kohle, im Kolben oder offenen, etwas gefrümmten Glas» 
röhren aus. Manchmal werden Mineralien in Verbindung mit noch 
andern Stoffen der Löthrohrflamme ausgeſetzt; mit Fohlenfaurem 
Natron, borarfaurem Natron, PBhosphorfalz ꝛe., um die Reduktion, 
Schmelgbarfert, Auflöslichfeit zu befördern. — Bei der Prüfung 
auf naffem Wege werden die Mineralien in Waller oder Säuren. 
bei gewöhnlicher oder erhöhter Temperatur gebracht, und beobachtet, 
ob fie farbige oder farblofe Auflöfungen geben, aufbraufen, Gaſe 
ausſtoßen, Gallerte bilden ꝛc. 

Zur Beobachtung der Eleftricität ber Mineralien bedient: 
-man fich eines auf einer Stahlfpike ſchwebenden,  beiderfeits in 


* 


Elementartheile, Struktur u. morphol. Verhältniſſe d. Mineral. 19 


Kugeln geendigten Eiſenſtäbchens. Das zu unterſuchende Mineral 
wird mit einem wollenen Tuch gerieben und dem Stäbchen genähert; 
zieht es dieſes an,„ſo iſt es ein Nichtleiter, im Gegentheile ein Leiter. 
Zur Beſtimmung der Art der Elektrizität iſolirt man jenes kleine 
Werkzeug, d. h. man bringt es auf einen Nichtleiter, z. B. eine 
unterlage von Glas, und theilt ihm dann, indem man mit einer gerie— 
benen Siegellackſtange eine der Kugeln berührt, die Elektricität jener, 
alfo Harzeleftrieität oder — Eleftricitäti mit. Sicht nun ein dem 


ZInſtrument genähertes Mineral diefes an, fo wird es + 'cleftrifch, 


im Gegentheil — eleftrifch fein, weil fich ungleichnamige Elektrizi— 
täten ie ‚; gleichnamige abftoßen. 


IH. Gauptftück, 


Elementartheife, Struftur und morphologifche Bers 
hältniffe der Mineralien. 


Ueber die Elementartheil hen unorganifcherKörper find 
von Ehrenberg und Valentin einige Beobachtungen mitgetheilt wor: 
den. Der leßtere Gelehrte bemerkt hiebei, daß diefe Elementar— 
theile meift aus rumden, großern oder kleinen Kügelchen in 
mannigfachen Aggregationen zufanmengefeßt find, und wefentlich 
nur den nicht Erpftallifirten Körpern angehören, während bei reinen 
Kryftallbildungen, wie bei reinen chemifchen Köfungen, Feine Molekule 
fihtbar werden, was Ehrenberg's Angaben widerfpricht.. — Die verz 
fchiedenen Arten des Bruch, dürften in Beziehung zu der Geftalt 
und Anordnung diefer nod) fichtbaren Partikeln ftehen, was weitere 
Beobachtungen, auf diefem faſt noch unbefannten Felde entjcheiden 
werden. — Gewiffe Mineralien, 3. B. Kalkſpath, Steinfalz, Blei— 
glanz ꝛc., erhalten beim Zerichlagen in jedem Theile 'glatte und 
ebene Flächen, welche Eigenichaftman Theilbarfeit oder Spalts 
barfeit nennt, während die jo erhaltenen, beftimmt begrenzten 
Stüde Theilungsgeftalten der Gattungen beißen. Die Kry— 
ftalle der Mineralien enthalten diefe Flächen nicht wirffich in fich, 
fondern Taßen nur in folchen Richtungen leichter als in andern 


eine Trennung ihrer Theile zu. Immer find diefe Theilungs- 


flächen einer oder ber andern der bei den Gattungen vorfommenden 
Kryftallflächen parallel; fie hangen daher mit den Kryftallifationg- 


20 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch. 


verhaͤltniſſen der Gattungen zuſammen und beruhen auf einer 
nach gewiſſen Richtungen verminderten Kohäſionskraft. Oft 
findet Theilbarkeit in der Richtung mehrerer Flächen ſtatt, 
die dann gewöhnlich verſchieden vollkommen und mehr oder 
minder leicht zu erhalten ſind. — 

Gleich bedeutungsvoll für die philoſophiſche — 
tung, wie für die praktiſche Mineralogie find nun jene regel—⸗ 
mäßigen, Kryftalle genannten Geftalten der Mineralien. Geder 
natürliche Körper von fefter gleichartiger Maffe, welcher bei 
‚Annahme feiner gegenwärtigen Befchaffenheit nach aus. feinem 
Weſen hervorgehenden Gefegen durch mehr oder weniger voll 
kommne, ſymmetriſch gelegene Ebenen begrenzt wurde, ift ein 
Kryſtall. Die Kryftallformen find den Mineralgattungen we— 
fentlich. und ftehen daher in engfter Beziehung zu denfelben, wos 
bei, fo. viele Kiyftallformen auch eine und diefelbe Gattung 
zeigen mag, fie doch immer zu einem und demfelben Syfteme 
gehören. — Die Möglichkeit der Kryftallifation ift allerdings 
in der Kohäfiondfraft begründet. Was die Urfache betrifft, 
fo hätten nad) atomiftifchen Begriffen die Atome eine beftimmte 
Form, und wären mit, nad) den Stoffen verichieden Fiegenden 
Anziehungs- und Abftoßungspolen verſehen; nach dynamifchen 
wäre die Kohäſionskraft nach gewiffen Richtungen hin verfchieden 
groß, was dann wieder erft einer Erflärung des Warum? bes 
dürfte, Daß die Bedingung, beftimmte Kryftallgeftalten ans 
zunehmen, in den Stoffen feldft Tiege und ein ihnen allen fo, 
wefentliches Vermögen fei, daß es fich überall in der Natur 
außert, wo nicht zur große Hinderniffe entgegentreten, und daß 
die großen Maffen unfryftallifirter Mineralien des Erdkörpers 
nur Hemmungsbildungen darftelen, kann um jo weniger 
bezweifelt werden, da jedem Stoff eine eigenthümliche Formen» 
reihe zufümmt, und nach Beudant's Verfuchen es entjchieden ift, 
wie wichtig für die Annahme einer oder der andern möglichen 
Kryftallgeftalt die Beimifchung irgend eines fremden chemis 
fehen Elements werden könne. Auch iſt die Kryftallform mit 
allen übrigen phyſiſchen Eigenfchaften innig verfettet. Abgefehen 
davon find aber die Smponderabilien, unter ihnen. viel 
feicht am meiften Wärme und Elektrizität, zur Anregung ber 


Elementartheile, Struktur u. morphol. Verhältniffe d. Mineral. 21 


Kryſtalliſation nothwendig, wie wenigftens aus jenen Vers 
fuchen hervorgeht, wo bei Abfchließung der atmofphärifchen Luft 
die Kryftallbildung nur unvollfommen oder gar nicht eintrat. — 
Wie wichtig die Wärmeverhältniffe find, ift allbefannt; die näs 
heren  Beftimmungen hiebei find jedoch höchft verfchieden, je 
nachdem ein Körper bei dieſem oder jenem Wärmegrad flüffig 
ift. Tropfbar oder elaftifch flüffig müffen aber alle Körper fein, 
welche Fryftallifiren follen, und es ift bis jetzt mehr als zweifels 
haft, ob ein Körper aus dem yulverifirten Zuftande in den 
Erpftallinifchen übergehen fann. Daß die Elektrizität zur Ans 
nahme einer andern als der gewöhnlichen Kryftallform veran⸗ 
laſſen kann, geht aus Becquerel's unten anzuführenden Berfuchen 
hervor. Daß nad Le Blanc die Menge eined'gegebenen Stoffes 
auf die Wahl irgend einer ihm möglichen Kryftallgeftalt eins 
wirft, fcheint wieder für die atomiftifche Anficht, in Verbindung 
mit den Anziehungsaren der Atome zu fprechen. — Die Geftalten 
der Kryſtalle felbft, und ihre Ummwandlungen find nur durch 
polariſch wirkende Kräfte in den Stoffen begreiflich. Die vielerlei 
Formen einer Grundgeftalt gehen hervor, indem Kanten oder Eden 
zu Flächen, Flächen zu Kanten werden, indem durch Verdopplung 
oder Berdreifachung neue Reihen von Flächen fic) auf den Kanten 
und Eden, neue Kantenreihen auf den Flächen erheben, mit den 
Flächen oder Kanten der einen Geftalt fich die einer ganz andern 
verbinden (wonach fich 3. B. auf der Grundgeftalt des Würfels das 
Dftaeder, das 24flach ꝛc. erhebt), wobei die Grundgeftalt immer 
diefelbe bleibt. Die faft unzählbaren Kryftallformen fondern fich 
doch nach gewiffen Durchgreifenden Geftaltungsgefegen in mehs 
rere Gruppen oder Spfteme ab, zwifchen welchen zwar Annähe⸗ 
rungen, aber feine wahren Uebergänge beftehen. In jeder ders 
felben giebt es möglicherweife zahllofe Kombinationen, zwifchen 
denen aber eine unauflösliche geometrifche Verwandtfchaft ftatts 
findet. Bei Kryftallen, wo alle drei Aren gleich groß find, 
müfjen nothwendig an allen Eden und Flächen die gleichen 
Aenderungen eintreten; find aber die drei Dimenftonen der Länge, 
Breite und Dicke ungleich, fo können Flächen und Kanten der 
einen Dimenſion Veränderungen eingehen, an welchen die der 
andern Feinen Antheil nehmen. Ein merfwürdiged Verhältniß 


393 0 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch. 


zeigen die’ fogenannten Zwillingsfryftalle, „bei welchen ein 
förmliches Umfehren der Polaritäten eintritt, vermöge welchem 
bei einem der Kryftalle zur Fläche wird, was bei dem andern Kante 
ift, — Während beim fchon früher genannten Iſomorphismus 
(vergl. Bd. I. ©. 146) ſich gewiffe Stoffe wechfelfeitig vertre⸗ 
ten, und mit dritten bei gleicher Zahl der Mifchungsgewichte 
gleiche Formen erzeugen können, fo befteht der bei einigen Mine- 
alien beobachtete Dimorphismus darin, daß chemifch gleich 
befchaffene Foflilien einmal nach diefer, ein anderesmal nad) 
einer ganz andern Grundgeftalt Eryftallifiren. — Sm Allgemeinen 
findet man, daß mit der Kryftallifation eines Foffils gleichlam 
eine Verklärung und Veredlung deſſelben gegeben ift, wobei 
Härte, Klang und Durchfichtigfeit auf auffallende Weife. gefteir 
gert werden. Das Foffil wird gleichlam dem Lichte verwandter, . 
der Welt. der höhern Kräfte näher gebracht, und wie im der 
Geftalt felbft die fhöne Ruhe und Ausgleichung fich polariſch 
burchödringender Kräfte ausgefprochen ift, fo erfcheint während 
ber Wirffamfeit derfelben, zur Zeit der Kryftallifation, öfters - 
eleftrifche Lichtentwicklung. — Die Mineralogen betrachten zwar 
die Kryftalle als die eigentlichen Individuen des Mineral 
reichs; es ift aber klar, daß diefes Wort hier einen andern Sinn 
hat, als auf deu höhern Stufen der. organifchen Natur, und 
daß ein wahres Individuum in einer den ganzen Bau befeelenden 
und durchdringenden Potenz, einer Seele gegründet ſei. Bedenft 
man aber andererfeits, wie fchwanfend der Begriff der Indivi⸗ 
. bualität ſchon im niedern Thierreiche, noch mehr im Pflanzen: 
reiche werde, fo wird man ſich nicht zu fehr gegen jenen Aus» 
druck ausfprechen, erfennend, wie die gewaltige Geiftesfraft in 
der Natur bald durch unmerkliche Zwifchenftufen die fcheinbar 
äußerjten Extreme vereinige, bald auf gewiffen Stufen des Seins 
Abbilder hervorrufe, die Urbildern auf andern Stufen täufchend - 
ähnlich find, — Die freng geometrifche Geftaltung, wie fie die 
Theorie vorausfegt, findet fich in der Natur faft nie erreicht; fie 
bildet das Ideal, welchem die einzelnen Kryftallformen, nad) ihrer 
größern oder geringern Unvollfommenheit Cwie in der organifchen 
Natur die Individuen ihrem Gattungstypus), fich weniger oder 
mehr nähern. — Die Kryftallindiviouen: haufen fich ‚bald Chiebei 


Elementartheile, Struktur ı. morphol. Verhältniſſe d. Mineral. 93 


in ihrer Ausbildung fid) mehr oder minder ftörend) in Grup 
pen oder Drufen zufammen, bald werden fie in der unmerflichs 
ften Abftufung endlich fo flein, daß fie das Auge nicht mehr 
unterfcheidet und daß dag Mineral dicht genannt wird, was 
es eigentlich bei dem allenthalben fo mächtig andgefprochenen 
Beftreben der Stoffe, Geftalt zu gewinnen, nur in den Außerft 
wenigen Fällen eines wahren Amorphismus ift, — bald bilden 
die fehr Kleinen, unvollfonmnen, zufammengehäuften Kryftalle, 
je nachdem die eine oder andere ihrer Dimenfionen überwiegt, 
die fogenannte körnige, ftänglige oder. fchalige Abſonde— 
rung. »Die Pfeudomorphofen haben ihren Grund in zus 
fälligen Umftänden, eben fo die fogenannten nachahmenden 
Geftalten, von welchen einige Bildungen, wie 3. B. Fugliche, 
traubige, auch auf der allgemeinen Anziehung beruhen, 


Nach Ehrenberg beiteht 1) alle Kreide, ſowohl die weiße, als 
die farbige, aus fehr regelmäßigen, platten, elliptifchen Körperchen, 
Dder deren Fragmenten, welche Ya — Yizo’’’ im Durchmeffer haben; 
und aus eingeferbten (gegliederten) Fonzentrifchen Ringen gebildet 
werden. 2) Die Borzellanerde von Aue und Calle beſteht aus grö- 
fern, vegelmäßigern, jenen der Kreide ähnlichen, aber fcheibenförs 
. migen runden Körperchen und deren Fragmenten, die bis 1357 
groß find. 3) Meerfchaum und Bergleder beitehen aus mehr oder 
weniger loder und filgartig verflochtenen, biegfamen Gliederfäden, 
deren Glieder eine beitändige Größe zeigen, und man kann verfälfch“ 
ten Meerfchaum, der unregelmäßigen beigemengten Theile wegen, 
die meift feiner Quarzſand find, leicht unterfcheiden. 4) Alle Berge 
milche und Kalkguhre beftehen aus fehr beitimmten, unbiegfamen 
und geraden Glicderftäbchen, welche. in Bündel vereinigt eine fpirals 
förmige Anordnung der Glieder oder Körnchen zeigen. - 5) Alle ges 
mengten Stein- und Erdarten, befonders alle Thon - und Lehmarten, 
zeigen ihre dem bloßen Auge nicht erfennbaren Beitandtheile noch 
deutlich unter dem Mifrosfope, und viele bisher, den Äußeren Cha— 
rafteren und chemifchen Beltandtheilen nach, für ähnlich und gleich 
gehaltene Subitanzen find ihren nächiten wahren Beſtandtheilen nach 
von einander fehr abweichend, und umgekehrt ſehr fern gehaltene 
fich fehr verwandt. 6) Selb Fryfiallifirter Glimmer und Quarz, 
fammt den -meiften ähnlichen, von E. unterfuchten Mineralien zeigen, 
theils ohne weitere Vorbereitung, theils beim Erhiken oder Glühen, 
ein geförntes Anfehen von großer Negelmäßigfeit. 7) Man kann 


endlich auf Fünftlichem Wege durch Glühhike, und wie es fcheint, 


auch felbft unter Waſſer, Kalf,. Kiefel und thonerdige Subftanzen 


24 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch, — 


(vielleicht durch eine Art Polariſirung der erwähnten körner— 
artigen Elementartheile) in Gliederſtäbchen verwandeln. Dieſes iſt 
der gewöhnliche Prozeß beim Porzellan. (Amtl. Bericht über d. 
Berf. deutfch. Naturf. ze. zu Jena 1836, ©. 76.) Balentin’s Untere 
fuchungen über die vorzüglichiten Nengentien, befonders der orgas 
nifchen Chemie, (die er großentheils aus rundlichen, unregelmäßig 
zufammengehäuften Molefularförnchen gebildet fand) ſtehen in f. 
Repert. f. Anat. u. Phyſ. 2ter Bd. 1837, ©.29 f. a 

Bruch, Bruchflähen nennt man die unregelmäßigen Ebenen, 
welche ein Mineral bei feiner Theilung in Richtungen, nach welchen 
feine Spaltbarfeit flattfindet, erhält. Der Bruch if eben, wenn 
feine Erhabenheiten oder Vertiefungen erfcheinen, uneben beim 
Gegentheil, mufchlig bei muldenförmigen Vertiefungen, fplite 
trig,hadig,erdig. Die Oberfläche eines Minerals fann glatt 
oder eben, uneben, raub, geförnt, geſtreift, druſig, zer—⸗ 
freſſen, löcherig, geſchmolzen ze. fein. 

Kryſtalle m. Kryſtalliſation. Kryſtalle find eingewachfen, 
wenn ſie in einer ringsum freien Maſſe gebildet wurden, aufge— 
wachſen, wenn ſie mit einem oder einer ihrer Enden oder Flächen, die 
daher nicht ausgebildet werden, ſich an andern Körpern anlehnen. Die 
die Kryſtalle begrenzenden Ebenen heißen Flächen, welche 3, 4, 5, 
6 oder mehrfeitig fein können. Die 3feitigen Flächen, Dreiede, 
find wieder gleichfeitig, gleichfchenflig, oder ungleichfeitig. Die 
Afeitigen Flächen, Vierecke, find PBarallelogramme, wenn 2 
gegenüber ‚liegende Geiten parallel Taufen, im Gegenfall Klino- 
gramme. Untergattungen der eriten find die Dundrate, Rektangeln, 

Nhomben und Nhomboide; der zweiten die Trapeze und Trapezoide. 
PBentagone und Heragone fönnen gleich- ‚oder ungleichwintlig 
fein. Die Winfellinie, in der 2 Flächen zufammenfloßen, heißt 
Kante; der Punft, in weldyem 3 oder mehr Flächen zufammen- 
treffen, Ede. Einfache Kryflallformen find jene, welche wie z. B. 
der Würfel und das Achtflach von gleichnamigen, — zufammenge» 
feßte Formen oder Kombinationen jene, welche von ungleich“ 
namigen Flächen begrenzt werden. Kanten und Eden fönnen fich in 
Flächen verwandeln, die Abftumpfungsflächen heißen und gerade 
oder fchief aufgefekt fein Fonnen. Sind flatt einer Kante der Grundform 
2 gegeneinander geneigte Abänderungsflächen vorhanden, und ent- 
frehen bienach ſtatt einer 3 parallele Kanten, fo beißen die beiden. 
Abänderungsflächen Sufchärfungsflächen und ihre Kante Zu⸗ 
fhärfungsfante. Auch Eden können zugefchärft ſein. Iſt ſtatt 
einer Ede der Grundform eine andere fFumpfere zugegen, fo heißen 
die Eden zugefpibt unb ihre Abänderungsflächen Zuſpitzungs— 
flächen. Bei den meiften einfachen Formen wird bisweilen die halbe 
Anzahl der Flächen -feltner der vierte Theil derfelben, fo groß, daß 


Elementartheile, Struktur u. morphol. Verhältnife d. Mineral. 25 


die übrigen, nach beflimmten Gefeßen, gang verfchwinden. Die fo 
entfiandenen Formen nennt man hemiedrifche oder tetartoe- 
drifche, im Gegenfab zu den homoedriſchen oder vollflächigen. 
Aren der Keyftalle find gewiſſe Linien, welche durch ihren Mittel- 
punft geben, und um welche die Flächen ſymmetriſch vertheilt find, 
Gleichartige find jene, welche gleiche Een, Kanten oder Flächen» 
mittelpunfte mit einander verbinden; bei den ungleichartigen 
findet das Gegentheil flatt. Einarige Formen find mit einer oder 
mehreren Aren verfeben, die Feine gleichartigen haben; vielarige 
haben, wie 5. B. der Würfel, feine einzelnen Aren. Man unter⸗ 
ſcheidet Haupt- und Nebenaren. 

In den Formen mit einer einzigen Are ohne gleichartige, iſt 
diefe auch die Hauptare. Beiden übrigen einarigen Formen mit meh. 
reren einzelnen Aren wählt man eine zur Hauptare. Bei den viel- 
arigen Formen fann jede Are als Hauptare gelten. — Die einzelnen 
Kryitallfyiteme begreifen alle jene Formen unter fich, die gleiches 
Symmetriegefeb und gleiche Aren haben. Veränderungen, die an 
der herrfchenden Geſtalt eines Minerals fkattfinden, gehen nur fo vor 
fich, daß die Flächen der untergeordneten Form ganz ſymmetriſch zu 
der herrfchenden treten. Formen verfchiedener Kryſtallſyſteme 
fommen fait nie zufammen vor. Die 6 bis jet aufgeilellten Kry- 
ſtallſyſteme nennen 


Weiß u Rofe: Mobs: Naumann: 
1. das reguläre. das teffulare.- das teſſerale. 
‘2. 2u. datige. » Pyramidale. „ tetragonale. 
3. m 30 datige „rhomboedriſche. „  beragonale. 
4, „ 1m. aarige. „orthotype. „rhombiſche. 
5.» 2 u. dgliederige. „ hemioxthotype. „monoklinoedriſche. 
6. 4 u, Igliederige, „ anorthotype. „. teiflingedrifche. 


Es folgen die zu jedem gehörigen Formen nach Weiß und Nofe. 
I. Reguläres Kryſtallſyſtem. Drei Aren, gleichartig, 
untereinander rechtwinklig geneigt. A. Homoedriſche Formen. 
1) Das Dftaeder, der Achtflächner; 8 gleichfeitig 3edige Flächen, 12 
untereinander gleiche Kanten, 6 gleiche Aflächige Eden. Neigung 
zweier Flächen an den Kanten 1090 28/, in der Oktaederecke 700 327. 
2) Das Herneder, Schsflähner, Würfel; 6 quadratifche Flächen, 
von 900 Neigung in den Kanten, 12 gleicheKanten, 8 gleiche und drei» 
flächige Eden. Oktaeder und Hexgeder fommen häufig zufammen 
vor. 3) Das Dodefacder, Zwolfflächner; 42 Rhombenflächen mit 
Winfeln von 1090 28/ und 700 32/, 24 gleiche Kanten, 6 Aflächige 
und 8 3flächige Eden, Die in der Dftacderede gegenüber lie— 
genden Flächen find um 909%, die Kanten um 1090 28’, die Flächen 
in den Kanten um 1209 geneigt, Kommt häufig mit Oktaedern und 
Hexaedern vor, 4) Die Sfofitetraeder, Vier und zwanzigflächner; 


96 Allgemeine ———— v. Buch. 


24 ſymmetriſche Trapezoidflächen mit zweierlei Seiten und dreierlei 
Winkeln, 24 längern und 24 kürzern Kanten, 26 Eden von dreierlei 
Beſchaffenheit. Man kennt 2 Arten von Jkoſitetraedern; die eine 
Leuecitoeder, befonders beim Leucit vorkommend, die andere häu— 
figere Leucitoid genannt. 5) Die Triakisoktaeder, Dreimalacht- 
flächner; je 3 Flächen um die 8 Hexaederecken gruppirt, geben den 
beiden bis jebt befannten Formen im Allgemeinen das Anfehen eines 
Dftaeders, auf defien Flächen sfeitige Pyramiden aufgefest find. 
24 gleichfchenflig Sedige Flächen, 12 längere und fchärfere, 24 für 
jere und flumpfere Kanten, 6 sflächige, fymmetrifche, 8 sflächige, 
reguläre Eden. 6) Die Tetrafisherneder, VBiermalfechsflächner; 
durch die Art, wie je 4 Flächen um die 6 Oktaederecken gruppirt - 
find, erhalten die A bieher gehörigen Formen das Anfehen von 
Heraedern, auf deren Flächen Afeitige Byramiden aufgefekt find. 
24 gleichfchenflig dreiedige Flächen, 12 längere, 24 fürzere Kanten, 
8 6flächige ſymmetriſche und 8 6flächige reguläre Eden. 7) Die Hera- 
fisoftaeder, Sechsmalachtflächner; 6 Flächen find um die 8 Ok⸗ 
taedereden gruppirt; fie haben 48 ungleichfeitig 3edige Flächen, 24 
Kanten, von denen je zwei mit den Dftaederfanten zufammenfallen, 
24, von denen je 2 mit den Heraederfanten gleich Tiegen, und 24 
Ranten, welche die Oktaeder- und Hernederfanten verbinden, 6 


sflächige, ſymmetriſche Eden, 8 6flächige, fommetrifche Eden und 


42 Aflächige, fyınmetrifche Eden. — B. Hemiedrifche Formen: 
4) Das Hemioktaeder, Halbachtflächner, Tetraeder; 4 gleichfeitig 
zeckige Flächen, 6 gleiche Kanten, 4 gleiche, sflächige Eden.  Ba- 
rallele Flächen find beim Hemioftaeder nicht vorhanden; die Flächen 
find in den Kanten um 700 32/ geneigt. Man Fennt mehrere Kombina- 
tionen. 2) Die Hemiifofitetrneder, Halbvierundgwangigflächner ; 
42 gleichfchenflig dreiedige Flächen, 6 längere und fchärfere, 12 
flumpfere und kürzere Kanten, 4 Aflächige fommetrifche und A 3flä> 
chige gleichfantige Eden. Die hieher gehörigen Formen find aus 
den Hfofitetraedern durch Verſchwinden der abwechfelnden, um die 
nr Eden liegenden, 3flächigen Flächengruppen entflanden. 3) 

Die HSemitriafisoftaeder, Halbdreimalachtflächner ; 12 ſymme— 
trifch trapegoidifche Flächen, 42 fchärfere und längere, 12 ſtumpfere 
und Fürzere Kanten, 6 Aflächige fymmetrifche und 8 Sflächige reguläre 
Eden; lehtere wieder von zweierlei Art. Entſteht aus den Triafis- 
oftaedern. 4) Die Hemiberafisoftaeder, Halbfechsmalachtflächner; 
24 ungleichfeitig secdige Flächen, 42 fchärfere, 12 ſtumpfere und 
längere, 412 ffumpfere und kürzere Kanten, 8 6flächige fommetrifche 
Eden v. zweierlei Art, u. 6 Aflächige fommetrifche Eden. 5) Die He⸗ 
mitetrafisheraeder, Halbviermalfechsflächner, aus den Tetrafis- 
hexaedern entflanden, haben 12 fymmetrifch 5edige Flächen, 30 Kan- 
ten von zweierlei Art, 12 sflächige irreguläre und 8 Sflächige reguläre 


Elementartheife, Struftus u. morphol. Verhältniſſe d. Mineral. 27 


Eden. Man kennt mehrere Arten und Kombinationen. 6) Die Hemi- 
oftafisherneder, Halbachtmalfechsflächner; 24 trapezoidifche Flä⸗ 
chen, 48 Kanten von dreierlei Art, 6 Aflächige ſymmetriſche, 8 3flä— 
chige reguläre und 42 Aflächige irreguläre Eden. Die 3 bis jeht 
befannten Arten. entfichen aus den Dftafisheraedern. — Nach der 
Lage der Flächen giebt es überhaupt 2 Abtheilungen der hemicdrifchen 
Formen. Bei den einen verfchwinden, indem die abwechfelnden 
Flächen oder Flächengruppen größer werden, die parallelen Flächen‘ 
oder Flächengruppen der bleibenden, bei’ den andern nicht. Die 
einen haben alfo Feine parallelen Flächen, fo das Hemigftaeder, die 
Hemiikoſitetrgeder, das Hemitrinfisoftaeder und die Hemiherafis: 
oftaeder, welche hingegen den andern- zufommen, nämlich den Hemi— 
tetrafisheraedern und Hemipftafisheraedern. — Die am häufigſten 
ſelbſtſtändig vorkommenden, in den Kombinationen am meiſten herr— 
ſchenden, daher wichtigſten Formen des regulären Kryſtallſyſtems 
find das Oktaeder, Herneder, Dodekaeder, Leuecitoeder, Hemioktaeder 
und Pyritoeder, (eine Art Hemitetrafisheraeder), 

1. Zwei- und einatiges Kryfiallfyitem. 3 untereinander 
-rechtwinflige Aren, von denen 2 untereinander gleichartig, gegen die 
dritte, als Hauptare betrachtete und daher -vertifal geftellte, aber 
ungleichartig find. A. Homoedriſche Formen. 1) Die Dune 
dratoktaeder; 8 gleichfchenflig 3edige Flächen, s Endfanten, A 
Seitenfanten, 2 Aflächige, gleichfantige Endeden, 4 Aflähige, fym- 
metrifche Seitenecken. Der Durchfchnitt der Seitenkanten oder die 
Baſis iſt ein Quadrat, und hievon haben fie ihren Nnmen. Dan 
kennt eine Menge Formen, welche, je nachdem ihre Hauptaren länger 
oder fürzer find, als jede ihrer Nebenaren, fpike oder ſtumpfe heißen. 
2) Die gerade Endfläche ficht rechtwinklig auf der Hauptate, pa— 
vallel mit den Nebenaxen. Tritt untergeordnet zu den Quadratokta— 
edern, wo fie als Quadrat erjcheint und Fombinirt fich mit Dftaedern, 
wo fie, wenn fie herrfcht, tafelartige Gefialten bildet, 3) Die recht- 
winflig Afeitigen Prismen. Bet beiden .befannten Arten find 
die Flächen den Hauptaren parallel, die Nebenaren verbinden aber 
bei dem erfien die Winfel, bei dem zweiten die Mitten der Seiten 
ihrer mittlern vechtwinfligen Querfchnitte. Sie fommen häufig mit 
den Dftnedern, auch mit der geraden Endfläche und beide unter fich 
fombinirt vor; im letztern Falle bilden die Flächen des einen Ab- 
fumpfungen der Flächen des andern. 4) Die Dioftacdery Zwei- 
malachtffächner ; 46 ungleichfeitig dreiecdige Flächen, 8 meift fchärfere 
und längere Endfanten, 8 meiſt fürzere und flumpfere Endfanten, 
8 Seitenfanten, 2 8flächige fymmetrifche Eden, 4 Aflächige ſymme— 
teifche Eden, wie die GSeiteneden der Quadratoktaeder erſter und 
4 Aflächige fommetrifche Eden, wie Seiteneden der Quadratok— 
taeder zweiter Ordnung Fiegend. Dan fand fe big jetzt noch nicht 


4 


08 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch. 

ſelbſtſtändig, fondern mit andern Formen fombinirt und ihnen unter- 
geordnet. 5) Achtfeitige Prismen; 8 Flächen und abwechfelnd 
ſchärfere und ſtumpfere, fämmtlich der Hauptare parallele Kanten. 
Diefe Flächen kommen felten für fich allein, fondern gewöhnlich mit 
dem erfien und zweiten Afeitigen Prisma ꝛc. Fombinirt vor. 

— B. Hemiedrifche Formen. Bon folchen fommen befonders 
die 2 bis Angigen Hemioftaeder oder Tetraeder vor; fehr felten —* 
edriſche Dioktaeder. 

1. Drei- und einariges Kryſtallſyſtem. 4 Axen; 3 
unter fich gleichartige fchneiden fich unter Winfeln von 600, die vierte 
ungleichartige, als Hauptaxe betrachtete aber rechtwinklig. Die 
hieher gehörenden Formen find jenen des vorhergehenden Syſtems 
ſehr ähnlich. 

A. Homoedriſche Formen. 1) Die Seragondodekaeder, 
Sechseckzwölfflächner; 12 gleichfchenflig 3edige Flächen, 12 Endfanten 
unb 6 Geitenfanten, 2 6flächige reguläre Enderen, 6 Aflächige fym- 
metrifche Seitenecken. Haben ihren Namen von dem durch die Sei— 
tenfanten gelegten, ein regelmäßiges Sechsed darfielenden Schnitt. 
Je nachdem ihre Hauptaren länger oder kürzer find als jede ihrer 
Nebenaren, theilt man die verfchiedenen Deragondodefaeder in fpike 
und ſtumpfe, auch nach der Lage ihrer Flächen gegen die Axen und 
ihrer gegenfeitigen Stellung in Hekagondodefaeder er ſter und zwei— 
ter Drönung. 2) Die gerade Endfläche iſt rechtwinflig gegen 
die Hauptare geneigt, daher den Nebenaxen parallel, 3) Die 6fei» 
tigen Prismen haben 6 der Hauptare parallele Flächen, die fich 
unter Winfeln von 1209 fchneiden, Bei dem einen der beiden be> 
fannten 6feitigen Prismen verbinden die Nebenaxen die Winfel, bei 
dem andern die Mitten der GSeitenfanten feines ‚mittlern vechtwinf- 
ligen Duerfchnittes. Beide fommen oft mit den Hexagondodekaedern 
zufammen, auch unter fich zufammen und mit der gerade angefeh- 
ten Endfläche vor, A) Die Didodefaeder, Zweimalzwölffläch⸗ 
ner; 24 ungleichſeitig seckige Flächen, 24 Seitenkanten von zweierlei 
Art, und 12 Endfanten, 2 412flächige fymmetrifche und s Aflächige 
fommetrifche Seiteneden. "Die Didodefneder kommen fehr felten 
und meiftens untergeordnet vor. 5) Zwölffeitige Brismen; 12 
Flächen, 12 Kanten, von welchen 6 abwechfelnd ſtumpf, 6 fchärfer 
find. Die Flächen fommen gewöhnlich mit dem erften oder zweiten 
6feitigen Prisma, oder mit beiden fombinirt vor. 

B. Hemiedrifche Formen, 4) Die Hemidodefaeder oder 
Nhomboeder, 6 rhombifche Flächen, 6 Endfanten und 6 Geiten- 
fanten, 2 Endecken und 6 Seiteneden. Die Hauptare verbindet die 
beiden Endecken. Le nachdem der Endfantenwinfel größer oder 
kleiner ift, als 900, theilt man fie in ſtumpfe und fpike, Die zahl« 
reichen Formen der Rhomboeder kommen vielfach unter fich und mit 


Elementartheile, Steuftur u, morphol. Verhaltniſſe d. Mineral. 29 


der geraden Endfläche und den Prismen des 3. und Iarigen Syſtems 
fombinirt vor, 2) Die Hemididodefaneder oder Sfalenveder, 
Halbzweimalzwölfflächner; 12 ungleichfeitig Zeige Flächen, 6 fürs 
zere und fehärfere, 6 längere und fiumpfere Endfanten, und 6 Sei— 
tenfanten, 2 6flächige und ſymmetriſche Endecken und 6 Aflächige und 
unvegelmäßige Geiteneden. Die Skalenoeder entitchen aus den 
Dioftaedern, wenn die an den abwechfelnden zweiten Endfanten lie— 
genden Flächenpaare fich ausdehnen, und kommen unter fih, mit 
Rhomboedern und mit jenen Formen Fombinirt vor, mit welchen 
auch die Rhomboeder Kombinationen bilden, 

IV. Eine und einariges Kryſtallſyſtem. 3 unter einander 
rechtwinflige, fämmtlich ungleichartige Aren. (Bei der Gleichheit 
der Aren wählt man die zur Sauptare, welche durch das Vor— 
herrſchen der Flächen und das Aufgewachfenfein ausgezeichnet iſt; die 
eine Nebenare wird dem Beobachter zugefehrt und heißt erfie, die 
ihr parallele, von ibm abgewendete, zweite Nebenare.) 

A: Homdedrifche Formen. He nachdem die Flächen gegen 
ale 3 Aren oder nur gegen 2 geneigt und der dritten parallel find, 
Dder nur gegen eine geneigt und den beiden andern parallel find, 
unterfcheidet man dreierlei Arten, von welchen nur die beiden erften 
den Raum vollſtändig erfüllen. a) Die Formen mit gegen alle 3- 
Aren geneigten» Flächen find nur die Ahombenoftacder, von 
welchen man mehrere Arten fennt. Sie haben 8 ungleichfeitig 3edige 
Flächen, 8 Endfanten, je A von einerlei Art, 2 Endeden, A Seitens 
ecken, je 2 von einerlei Art.. b) Formen, mit gegen 2 Aren geneigten 
und der dritten parallelen Flächen. (Gefchobene Afeitige Prismen.) 
4) Vertifale Afeitige Brismen, mit der Hauptate paral- 
lelen Flächen. Gie variiren, indem bei den einen die, bei den 
andern jene Seitenfanten die fumpfern oder fihärfern find. Kommen 
auch mit den Rhombenoktaedern Fombinirt vor. 2) Horizontale 
Prismen, mit der zweiten Nebenare parallelen Flächen. 
Stehen in genauer Bezichung zu den Ahombenoftacdern, mit welchen 
fie fombinirt vorfommen. 3) Horizontale Prismen, mlit dier 
erſten Nebenare parallelen Flächen. Stehen ebenfalls in 
genauer Beziehung zu den Ahombenoftaedern , mit denen fie gleiche 
Haupt> und zweite Nebenaxen haben. — Bertifale und horizontale 
Prismen findet man auch häufig zufammen ohne Ahombenoftaeder, 
wobei bald die einen, bald die andern vorherrfchen. c) Formen, mit 
gegen eine Are geneigten und den zwei andern parallelen Flächen. 
Hieher gehören 1) Flächen, welche die erſte Nebenare rechtwinflig 
ſchneiden, die erſten Seitenflächen. 2) Flächen, welche die 
zweite Nebenaxe rechtwinklig ſchneiden; die zweiten Geiten- 
flächen. 3) Flächen, welche die Hauptare rechtwinklig ſchneiden; 
die geraden Endflächen. Alle diefe Flächen fommen häufig mit 


30 . Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch. 


den Rhombenoktaedern, die erſten und zweiten Geitenflächen auch 
mit den Afeitigen Prismen und vertifalen Prismen fombinirt vor. 

B: Hemiedrifhe Formen finden fich in dieſem Syſteme 
aͤußerſt felten, indem es nur 4 und Iarige Hemioftacder oder Te— 
traeder giebt, welche aus den Rhombenoktaedern durch Wegfallen der 
abmwechfelnden Flächen entſtehen. Die 1 und laxigen Hemipftacder 
haben 4 ungleichfeitig 3ecfige Flächen, 2 Endfanten 4 Seitenkanten, 
je 2 von einerlei Art, 4 3ffächige Ecken. 

V. Zwei⸗- und eingliederiges Kryſtallſyſtem. 3 ungleich⸗ 
artige Axen; 2 find unter einem ſchiefen Winkel gegen einander ge— 
neigt, die dritte macht einen rechten Winfel mit den beiden andern. 
(Zur Hauptage nimmt man immer eine der fich fchiefwinflig 
fihneidenden Aren; erſte Nebenare wird die zur Hauptare fehief- 
winflig geneigte, zweite Nebenare die gegen die beiden andern 
rechtwinklig geneigte. a) Formen mit gegen alle 3 Arten geneigten 
Flächen. Hicher die 2 und igliederigen Dftaeder. Sie haben 
8 ungleichfeitig 3edige Flächen, je 4 von einerlei Art, 12 End- 
fanten, je 4 von einerlei Art , 4 Seitenfanten, 2 dreierlei Fantige 
Enderen, 2 dreierlei Fantige Seiteneden und 2 fymmetrifche Seiten» 
erden. Bon diefen 2 umd Agliederigen Dftaedern fommen bei der- 
felben !Mineralgattung oft vielerlei, durch die verfchiedene Länge 
ihrer Aren abweichende Formen vor. Selten find aber diefe Oktae— 
der vollſtändig, fondern gewöhnlich verdrängen die einen Flächen- 
paare die andern mehr oder minder und bilden für fich fchiefe Afeitige 
Prismen, od. mitandern Formen Kombinationen. b) Formen mit gegen 
2 Aren geneigten und der dritten parallelen Flächen; Sind Flächen 
von gefchobenen Afeitigen Prismen, von denen man wieder unter» 
fcheidet: 4) VBierfeitige Prismen, mit der Hauptate Pas 
rallelen Flähen. Diefe vertifalen Afeitigen Prismen ſtimmen 
ganz mit-denen des 4 und Aarigen Syflems überein, und kommen 
wieder unter fich, fo wie mit der Grundform Fombinirt vor, 2) 
Vierfeitige Prismen, mit der zweiten Nebenare paral— 
lelen Flächen. Bilden öfters einzelne fchiefe Endflächen und 
finden ſich mit den verfchiedenen 2 und Agliederigen Dftaedern und 
häufig mit den vertifnlen Brismen allein fombinirt, 3) Vierſei— 
tige Brismen, mit der erften Nebenare parallelen Flä— 
chen. Sie liegen fchief, wie die erſte Nebenare felbit, und bilden 
an der Grundform fchiefe Abflufungen der zweiten Endfanten, an 
den vertifalen Brismen fchiefe Zufchärfungen des Endes. c) Formen, 
mit gegen eine Are geneigten und 2 andern parallelen Flächen. Es 
find diefes 3 einzelne Flächen, mit ihren Parallelen, nämlich 
1) die Fläche, die die erſte Nebenare fehneidet, der zweiten und 
der Hauptage parallel iſt. 2) «Die Fläche, welche die zweite 
Nebenare fchneidet, umd der erfien und der — parallel if. 


- 


Elementartheile, Struktur m. morphol. Verhäftniffe d. Mineral. 31 


aren parallel iſt. - 

VI. Ein» und eingliederiges Kryſtallſyſtem. 3 ſämmt— 
lich ungleichartige Aren, welche fich fämmtlich unter fchiefen Win- 
feln fchneiden. (Die Wahl und Stellung der Aren iſt bier ganz 
gleichgültig, nur müffen jene, welche man einmal zur Haupt- und 
eriten und zweiten Nebenare gewählt hat, immer beibehalten werden.) 

a) Formen mit gegen alle 3 Aren geneigten Flächen. Hieher 
4 und igliederige Dftaederz S ungleichfeitig 3edfige, mit Aus— 
nahmeser parallelen untereinander ſämmtlich ungleiche Flächen, 12 
Kanten von fechserlei Art, nur die parallelen einander gleich, 6 
viererleifantige Eden von dreierlei Art, b) Formen, mitzigegen 2 
Aren geneigten, der dritten parallelen Flächen. Wie beim 2 und 
Agliederigen Syſtem fommen bievon wieder vor 4) vertifale Pris— 
men, 2) erite horizontale Prismen mit der Hauptaxe parallelen 
Flächen, 3) zweite horizontale Prismen, mit der erften Nebenare 
parallelen Flächen. e) Formen, mit gegen eine Are geneigten Flächen. 
Sind Abitunpfungen der dreierlei Eden der 4 und igliederigen Okt— 
aeder, namentlich: Die erſte Seitenfläche, die zweite Seiten» 
fläche und die Endfläce. — Mineralgattungen mit zum fechsten 
Kryſtallſyſteme gehörigen Formen kommen häufig und in fehr Fom- 
plizirten Geflalten vor. 

Die ©. 22 erwähnten Zwillingskryoſtalle (mit einem nicht 
erfchöpfenden Namen fo bezeichnet) find alfo befchaffen, daß 2, 3, A 
oder mehrere Kryitalle defjelben Minerals nach einem fehr beitimmten 
Geſetze auf eine Weife mit und durch einander verwachfen find, daß 
fe ein einziges Ganzes darſtellen. Den zufammengewachfenen 
Zwillingen im Thier- und Menfchenreiche vergleichbar, kommen fie 
doch ungleich häufiger als diefe vor, fo daß bei einigen Mineralien dag 
Auftreten in Bolyfryftallen, d. h. in Zwillings⸗, Drillings-, Vierlings⸗ 
kryſtallen zur Negel, das Erfcheinen einzelner Individuen hingegen zur 
Ausnahme wird. Hm vielen Fällen erkennt man fie an den ein: 
fpringenden, d. h. eine Vertiefung bildenden Kanten. — Die 
einen Zwilling bildenden Kryflalle liegen entweder bloß aneinander, 
oder haben fich durchdrungen, Smmer aber find beide Individuen 

kryſtallographiſch gleichbedeutend, fo daß fie entweder eine Are, oder 
doch beſtimmte Kryſtallflächen gemein haben und eines gegen das an- 
dere verdreht ift. Mohs geht von der Anficht aus, daß beide Sndis 
viduen fich in einer Fläche, der Zufammenfehungsflähe be 
rühren, und ein Individuum um eine auf diefer Fläche fenfrechte oder 
font beſtimmte Linie, die Umdrehungsare, durch 1800 gegen das att- 
dere verdreht fei. Hierauf beruht der Name Hemit ropie, der auch den 
Smwillingsbildungen gegeben wird. In den verfchiedenen Kryſtallſyſte— 
. men treten übrigens verfchieden modifizirte Gefeße der Hemitropien auf. 


3) Die Flächer welche die Hauptare fehneidet und den beiden Neben- 


* 


32 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch. 


Was die Vollkommenheiten der Kryſtalle betrifft, ſo 
find bald urſprünglich gleichartige Flächen ungleich ausgedehnt, wo⸗ 
ducch Verzerrungen entſtehen, bald ift die Normalzahl der Flächen 
nicht vorhanden, bald find die Umriſſe unvollſtändig, Flächen find 
gekrümmt, oder die Naumerfüllung if unterbrochen, wonach der 
Kryſtall zerfchnitten,, zerfreffen, durchlöchert erfcheint, — oder das 
obere und untere Keyflallende if unfommetrifch ausgebildet, oder 
die Oberfläche if geſtreift, druſig, rauh, uneben, ſtatt glatt u. eben. 

Die Kanten- und Flächenwinfel find die Fonfianteften Ele 
mente der Kryftalle, geflatten darum, aus ihnen deren Geflalten zu 
erfennen, zu welchen Meffungen man fich der Goniometer bedient, 
von welchen man Anlege- und Heflerionsgoniometer hat. Für 
Kryſtallographie ze. vergl. E. F. Naumann, Grundriß der K. Lpzg. 
1826. 8. — Deſſ. Lehrb. d. 8. Halle. 1830. 8. 2 Bde. — E. F. Ser 
mar, Lehrb. d. 8. Halle. 1830. 8. — ©. Nofe, Elemente d. R. 
Berl. 1833, 8. — Uhde, Verſuch einer genetifchen Entwidlung der 
mechan. Kryitalifationsgefeße, nebft vorläuf. Erörter. üb. d. mechan. 
Bedingungen des dreifachen Aggregatzuflandes d. Körper überhaupt, 
m. ©. Bremen. 1833, 8. — Artik. Kryſtall in Gehler's Wörterbuch, 
89. 5. 2te Abth., wo auch die Kryſtallbildung umfaffend abge⸗ 
handelt iſt. 

Kryſtallogenie. Wahrſcheinlich ſind alle einfachen Stoffe 
und ihre proportionirten chemiſchen Verbindungen fähig, zu Fryftal- 
lifiren. Selbſt im Innern der organifchen Wefen findet man häufig 
mehrere Subftangen Fryftallifiet, vorzüglich. in Negionen, in welchen | 
das Leben weniger energifch auftritt, dann bei Franfhaften Zuflän- 
den ꝛe., wo fohin die Stoffe von ihrem allgemeinen Beſtreben, Ge⸗ 
fialt zu gewinnen, durch Feinen mächtigern Zug abgeleitet werden. 
Damit ein Stoff fryftallifiren könne, muß er tropfbar oder elaftifch 
flüfig fein. Er kann diefes werden a) durch Wärme. Schwefel, 
Jod, Kampher, Benzoefäure kryſtalliſtren ſowohl nach dem Schmel- 
zen, als nach dem Verdampfen; viele Metalle nach dem Schmelzen, 
Salmiak nach dem Verdampfen, b) Durch Vereinigung mit einem 
wägbaren Stoffe; bicher gehört die Auflöfung vieler Salze im 
Waſſer, des Schwefels in Schwefelfohlenftoff sc. Iſt der Körper Hüfig 
geworden, fo muß er veranlaßt werden, wieder in den flarren Zu. 
fand zurückzutreten, was durch Erfältung oder durch Entfernung, 
des flüſſig machenden wägbaren Stoffes gefchieht indem man ihn 
verdampfen oder mit einem neu zugefehten fich verbinden läßt. So 
Eryftallifirt Salpeter und Kupferfalmiaf aus der wäſſrigen Söfung 
bei Zufak von Weingeift, Kampher, aus der weingeiſtigen bei Zu- 
faß von Waffer. Auch in Folge von Verminderung des Volumens 
durch mechanifchen Druck bilden fich bisweilen Kryflalle, wie denn 
Berfins durch ſtarken Druck aus der Hüfigen Efigfäure ſchöne 


Elementartbeile, Steuftur u. morphol. Verhältniffe v. Mineral. 53 


Kryſtalle erhielt. Die Kryftalle haben häufig, doch nicht immer, 
gleich beim Sichtbarwerden ihre vollfommne Geſtalt; fo erfcheint 
der Alaun gleich als reguläres Oktaeder. Bisweilen aber entfichen 
auch Kerngeflalten, (von welchen man 6 annimmt: das Tetraeder, 
Barallelopiped, Dftaeder, regelmäßige sfeitige Prisma, Dodefacder 
mit Afeitigen Flächen, Triangulardodefaeder) und an fie feßen fich 
dann Flächen ꝛc. fefundärer Geflalten an. Sie entfichen zuerit da, 
wo ihnen das Flüffigfeitsprinzip entzogen wird, oder wo fie adhä— 
viren, alfo oben, am Boden, an den Wänden, an einem hineinger 
legtem Kryfiall oder andern Körper. Nach Lüdecke fol auch die 
Nähe zweier magnetifchen Pole das Kryſtalliſtren an beilimmten 
Stellen veranlafien. Befonders wirkſam iſt das Hineinlegen eines 
Kryftalls von gleichem Stoff. Ein Kochſalzkryſtall in eine Kochfalz- 
löfung gelegt, wächst fchnell, ehe noch font Kryſtallbildung in der 
Flüfigfeit beobachtet wird; nimmt man ihn heraus, bricht ein Stüd 
von ihm ab und legt ihn dann wieder hinein, fo wird das abge— 
brochene vollſtändig erfekt, Ein Salpeterfryftall in eine Löfung von 
3 Th. Glauberfalz und 2 Th. Salpeter gelegt, bewirkt bloß das 
Anfchießen des Salpeters , ein hineingelegter Glauberſalzkryſtall bloß 
das Anfchießen des Glauberfalzes. Brewſter fah einſt einen Tropfen 
in Schwerfpath eingefchloffener Flüfigfeit nach dem Herausnehmen 
zu einem Kryſtall erſtarren. — Nach der Kryſtallbildung bleibt die ſo— 
genannte Mutterlauge übrig. In die Kryſtalle wird öfters Kryflalle 
waſſer und in die Fleinen Höhlen vieler derſelben (Brewſter fand 
dergleichen Höhlungen in Zopafen, Amethyften öfters in größter 
Zahl, in einem Stück Cymophan bei 30,000) Zerkniſterungswaſſer 
aufgenommen. Jede Kryſtallbildung it mit Wärmeentwidlung 
verbunden, manche auch mit Lichtentwidlung. Xebtere zeigt fich 
bei der Sublimation der Benzoefäure, bei der Kryftallifation meh» 
rerer Salze und der arfenigten Säure. Nach Roſe kann man diefes 
Leuchten willführlich hervorbringen, wenn man glasartige arfenigte 
Säure mit nicht rauchender, mit Waffer vermengter Salzfäure bes 
Hießt, dieſe Mifchung einige Zeit Fochen und dann ganz langfam 
erfalten läßt. Das Anfchießen jedes Kryſtalls if dann von einem 
Funken begleitet. (Boggendorf’s Annal. 1835, Ttes Heft.) — Wie 
bemerkt, kann derfelbe Stoff in vielerlei Formen Efryftallifiren, 
wie man z. B. vom Kalkſpath mehrere 100 dergleichen fennt, welche 
jedoch alle dem-3 und Sgliederigen Syſteme angehören. Nach Beute 
dant ift es nicht ſowohl die Temperatur, der eleftrifche Zuftand, 
Eoncentration und Volumen der Flüffigfeit, Geitalt und Materie 
der Gefäße, Barometer- und Hygrometeriiand, als die Gegenwart 
fremder Stoffe, welche die Erfcheinung diefer oder jener Form bes 
dingen. (Bergl. f. Traite elem..t. 1. p- 188 sq.) Leblanc beobachtete, daß 
wenn in der Auflöfung des fchwefelfauren Thons ein Meberfchuß der 
U. — 


5A - Allgemeine Maturgefchichte. V. Buch. 


Baſis war, der Würfel, im Gegenfall das Dftaeder entſtand. 
Becquerel ſah am gewöhnlichen Fohlenfauren Kalk Kryſtalle nicht 
wie gewöhnlich des rhomboedriſchen, fondern des 2 und 2gliederigen 
Syſtems, des Arragonits entſtehen, als er durch eine Auflöſung 
von 16 Th. Zuder und 1 Th. Kalk in 100 Th: Waffer eleftrifche 
Ströme einer Volta’fchen Säule ſtreichen ließ. — Einige Subitangen 
kryſtalliſtren in Formen, die 2, ja 3 verfchiedenen Syftemen ange 
hören; diefe find die dimorphben und trimorphen. Der Fohlen- 
faure Kalk gehört im Kalkfpath dem rhomboedriſchen Syſteme an, _ 
im Arragonit dem 2 und 2gliederigen; Doppelfchwefeleifen zeigt im 
Schwefelfics Geflalten, die zum regulären, im Wafferfies folhe, 
die zum 2 und 2gliederigen Syfteme gehören. Kohlenftoff zeigt als 
Diamant zum regulären, als Graphit zum 3 1. Iarigen Syſteme 9% 
hörende Geftalten. Dimorph find ferner Titanpeyd, Bleioryd, eifen- 
haltiges Shonfilifat und reine Kiefelfäure. — Sfomorpbe Sub» 
fangen find die Reihe des Kalks und Talks; Schwefel, Selen, Chrom; 
Kali und Ammoniak, Natron und Silberoryd; Alaunerde, Eifenoenyd, 
Manganoryd, Chromoxydul; Platin, Palladium, Sridium, Ds - 
mium; Zinnoxyd und Autil, Nicht bloß die Grundform iſt bei 
diefen ifomorphen Subſtanzen von einerlei Syſtem, fondern auch 
von einerlei Winfelbefchaffenheit, wenn fie einem andern als dem 
regulären Syitem angehören. N 

Mifrosfopifche Beobachtung der Kryft altbilb ung 
Nach Ehrenberg geſchieht die Kryſtallbildung ungemein raſch, ſo daß 
ein Kryſtall von 4““ in 15 — 20 Sek. um das Doppelte an Volu— 
men zunimmt. - Kanten und Flächen fcheinen fortzufriechen, indem 
fich wahrfcheinlich neue Draterie vor außen nach innen anfekt. Spie- 
ßige Kryfialle zeigen bei raſchem Wachfen eine der Oszillation ähn— 
liche Bewegung, ohne fichtbare Strömung der Flüffigfeit gegen die 
fryftallifivende Stelle. Schon gebildete Kryftalle werden durch grö— 
Gere Anziehung von nen gebildeten Nachbarfryftalen wieder gerflört, 
(Organiſ. in d, Nichtg. d. kleinſt. Raum. 3. Beitr. ©. 24.) Wird 
eine Salpeterauflöfung mit Karmin oder Indigo vermifcht, fo finden 
fich in den auch font mit blafenförmigen Räumen verfehenen Kry- 
fallen des Salpeters diefe Stoffe enthalten. (Poggend. Annal. Bd, 
35, ©, 237.) — Ich felbft habe häufig die Bildung mifrosfopifcher 
Kryftalle beobachtet: Das Wachfen gefchieht wie durch allfeitige 
in der Richtung der Kanten und Flächen erfolgende Ausdehnung 
vom Mittelpunfte aus, ohne daß irgend Partifelchen fichtbar- würden, 
die fich von außen nach innen anfekten. Wenn alfo die Phyſiker 
annehmen, daß, wie die Form der Kryftalle lehre, ihre Molekel 
yolyedrifch , nicht fphärifch feien, fo müßten diefe fo Flein fein, daß 
die gegenwärtigen optifchen Hülfsmittel zu ihrer Wahrnehmung 
nicht binreichen. Bemerken muß ich noch, daß jene aa; de 


Elementartheile, Struktur u. morphol. Verhältniſſe d. Mineral. 55 


und zierlichen kryſtalliniſchen Bildungen, welche ſchon von den 
Altern. Mikroskopiſten, Leuwenhoek, Bader, Ledermüller, Gleichen 
u. A. als „Konfigurationen der Salze“ mit Vorliebe dargeſtellt 
wurden, von den Kryſtallographen gänzlich vernachläſſigt werden, 
wiewohl dem Reichthum diefer Geflaltungen ficher eine Geſetzmäßig— 
feit zu Grunde Liegt, die der Entwiclung werth if. Ihr Ent- 
ſtehen unter dem Mifrosfop erfolgt oft mit Blißesfchnelligfeit, vor; 
züglich im Moment, wo der lebte Reſt der Flüfigfeit verdunften 
will, und dann wie durch einen Sauberfchlag ganze Gruppen folcher 
fpießigen kryſtalliniſchen Gebilde-in zierlicher Negelmäßigfeit vor dem 
Auge des Beobachters ſtehen, während anderemale einige zuerſt an 
einer Stelle auftreten, und dann, wie durch ein Lauffener fortges 
- pflanzt, nach links und rechts ganze Reihen fich ſchnell aneinander- 
fügen.»— Nach Glocker's Beobachtungen über den Maun, traten 
beim Entſtehen der Kryſtalle zuerſt die Eden und Kanten hervor, 
am welche und zwifchen welchen fich nachher die Flächen anlegten. 
(Handb, d. Miner. ©. 84.) — Nach Balentin ficht man oft eine pris 
_ mitive Kerngeflalt, an welche fich dann fekundäre gleichartige oder 
ungleichartige Flächen anfeßen, Umgekehrt tritt bei der Auflöfung 
fchon gebildeter Kryſtalle, doch viel feltener, eine primitive Kern— 
geftalt hervor. Bei jener der Oszillatiom ähnlichen Bewegung fihrei- 
tet die dunfle Grenzlinie des werdenden Kryſtalls, die fich lets fo 
feft und fchnell vorwärts bewegt, als würde fie mit ficherm Meißel 
aus der Maſſe des Fluidums ausgehauen, zuerft wie gewöhnlich vor- 
wärts, dann einen Moment rückwärts, und erit im dritten Moment 
it die beſtimmte Geſtalt firiet. So vorzüglich deutlich beim eſſig— 
fauren Kali und efigfauren Ammonium. Bei den meilten ge 
färbten oder farblofen Salzen geht die Vergrößerung ruhiger vor 
fich, indem jede neue Schicht ſich allmälig an die ältere fchon exiſti— 
rende der Kerngefialt anlegt. — Der Umfland, daß ſchon eriffirende 
Kryſtalle von neu entfichenden vernichtet werden, giebt im Großen 
zu dem befannten Fortfriechen und Ausjintern der Fryilallifivenden 
Niederfihläge Beranlafung. — Die kleinſten mikroskopischen Kryitalle 
machen in feiner Hinficht eine Ausnahme von den allgemeinen Ge— 
feßen und Eigenfchaften diefer Körper, Die kleinen Kryiialle, auch 
die in Thieren und Pflanzen vorfommenden, zeigen auch. alle Unvoll— 
fommenbheiten der großen, und fommen wie diefe in Zwillingsgeflalten 
vor, — Nicht felten Ändern fich im Afte der Kryitallifation die For» 
men um. Dft fieht man flatt Kanten Flächen, oder ſtatt Flächen 
Kanten entjichen, — Während der allmäligen Berdampfung dünner 
aufgefrichener Solutionen belegen fich die Kerngeſtalten mit immer 
mehr Lagen fefundärer Flächen, wie vor Allem ſchon deutlich das 
Rochfalz zeigt, wo zuerſt ein primärer Kubus oder eine qundratifche 
Tafel fich bildet, die fich allmälig oft mit 30 und mehr ſekundären 


56 Allgemeine Naturgefchichte. V. Buch. - 


gleichartigen Flächenfchichten belegt. Oft zeigt fich infofern eine 
Anomalie, als 3. B. die Kerngeftalt mehr die Form, einer quadra⸗—⸗ 
tifchen Säule hat, und fih dann fefundäre Flächen fo an 3 ihrer 
Seiten regelmäßig anlegen, daß eine reguläre quadratiſche Dafel 
oder eine ihr ähnliche Form herauskömmt. — DB. meint, daß ein 
gewiffer Mangel an bedeutenderem Volumen: fryfiallifirbaren Mate— 
rials Veranlafung zur Entflehung der oben erwähnten Konfigura- 
tionen gebe, und daß fie Feine wahrhaft nadelförmigen Kryfalle, fon- 
dern durch Appofition entitandene Anhäufungen kleiner vollkommner 
oder meift unvollfommmer Kryftalle feien. (Wir wollen, wenn Iek- 
tere Erklärung richtig iſt, hiebei nicht außer Acht laſſen, daß diefe 
Aneinanderhäufung nach jedem Stoffe eigenen, fo beftimmten Ge— 
feßen gefcheben müffe, daß eben dadurch jene regelmäßigen und 
charafteriitifchen —— entſtehen, die der weitern Erforſchung 
werth find.) — In feiner: chemiſchen Löſung erkenne man Molekule 
der gelösten Stoffe. "Eben fo wenig vermöge man im Momente der 
Einwirfung chemifcher Wahlverwandtfchaft etwas Werthvolles zu 
erkennen. (Repertor. f. Anat. m Phyſ. Bd. I. ©. 13 ff.) 

Ueber die Kryſtalle in Pflanzen und Thieren wird im 7ten und. 
sten Buch die Rede fein, 

Unregelmäßige Geſtalten der Krufiallindividwen. ‚Die 
körnigen Zuſammenſetzungsſtücke, 3. B. des Kalkfleins und Blei— 
glanzes, find ziemlich gleich dic in jeder Richtung. Stänglige 
Sufantmenfeßungsitüfe, ausgezeichnet z. B. am: tropffleinartigen 
Kalkfpath, der Hornblende find Länger als breit. Bei fchaligen 
Zufammenfekungsftüden, wie fie beim Schwerfpath, Apophyllit ze. 
vorfommen, find zwei Abmeffungen größer als die dritte. Vom 
Grobförnigen, Großftängligen, Großfihaligen finden fich nun bei 
vielen Mineralien alle Abftufungen bis zu einer Feinbeit der Zu- 
fammenfekungsitüde, die Feine AUnterfcheidung mehr möglich macht, 
wo dann das Mineral dicht erfcheint, — Viele fehr Fleine zufammen- 
gewachfene Kryftalle bilden manchmal Kugeln, und die fie bildenden 
Individuen divergiven gewöhnlich aus dem Mittelpunfte, Bei den 
fogenannten Achatfugeln wechfeln mehrerlei/ verſchieden gefärbte 
Varieräten von Quarz, beſonders Chaleedon in konzentriſchen Lagen 
miteinander. Oft find fie Hohl und mit Zeolith- oder Kalkſpath— 
kryſtallen befeßt. Ganz unregelmäßige Maffen diefer Art heißen 
fnollige und. finden fich. beim Feuerftein und Menilit. Zufammen- 
häufung mehrerer Kugeln itellt nierenförmige, wie z. B. beim 
Glasfopf und traubige Geflalten dar. Staudenförmige Ge— 
falten finden fich am Kalffpath und anderwärts und entftehen wahr- 
fcheinlich durch Kapillarität, indem die bereits beſtehenden Theilchen 
die fich eben bildenden aus der Auflöfung zu fich heranziehen. Die 
dendritifchen, zähnigen, drath- u. banrförmigen Geflalten, 


Spyitematifche Heberficht der ungemengten Mineralien. 37 


wie fie beim Silber, Gold, Kupfer, Steinfalz, Eis ze. vorfommen, 
entiichen auf gleiche Weife, durch Aneinanderreihen der einzelnen 
Individuen. Bleche und Blättchen häufig beim Golde, und ge» 
firidte Geſtalten, beim Silber, Glanzerz und weißem Speißfobalt 
vorfommend, entfichen durch Aneinanderreihen von Individuen in 
verfchiedenen Richtungen. Die tropffieinartigen Geflalten des 
Kalkſpaths, braunen Glasfopfs, Chalcedons ꝛc. beſtehen aus zahl« 
reichen, auf allen Seiten fenfrecht auf einer Linie ſtehenden Indivis 
duen, welche Linie ebenfalls fenfrecht feht. Nicht durch Abtropfen, 
wie vorige, fondern durch eine Art Ausblühen entjichen die äſti— 
gen Formen der Eifenblüthe, einer Varietät des Arragons, mo die 
Individuen nicht fenfrecht auf einer Linie fliehen, die verfchieden 
gebogen, feldft veräſtet iſt. Ganz unregelmäßige zuſammengeſetzte 
Mineralien heißen derb, fleinere Maffen auch wohl eingefprengt. 
— Während des Feſtwerdens der Gefteine entitanden mancherlei hohle 
Räume, die fpäter durch andere Mineralien erfüllt wurden. Was 
fich zwifchen Sprüngen und Niffen befindet, muß die Geitalt einer 
Blatte annehmen, Aeußerſt dünne Platten flellen das Angeflo— 
gene dar; die Gänge find folche Platten in Foloffalem Maßſtab. 
Shre Wände find oft wie polirt, wo man dann fagt, das Mineral 
breche in Spiegeln. Afterfryitalle, Pfeudomorphofen, 
Epigenien Hauy’s entſtehen dadurch, daß die Theilchen; einer 
urfprünglichen Subſtanz nach und nad) von andern erfekt wurden, 
die entweder den frühern chemifch verwandt (fo z. B. bei den in 
faferige Malachitmaffe verwandelten Kupferlafurfryitallen), oder 
gänzlich von ihnen verfchieden find. Lebteres if der Fal bei Horn, 
fein, Chalcedon, gemeinem Quarz, die oft in Geſtalten des Kalk— 
ſpaths, Flußfpathbs, Gypſes erfcheinen, und wo die Veränderung 
von der Dberfläche ausgegangen zur fein fcheint. Die Formen der 
letztern Mineralien wurden beibehalten, aber an die Stelle ihrer 
Subſtanz trat eine ganz andere/ Eben fo geht es bei den Ber- 
feinerungen organifcher Körper zu. Häufig find Bfeudomorphofen 
hohl. Ein umfaffendes und vollſtändiges Studium Aller könnte über 
die chemifche Umwandlung der Mineralien ‚neinander wichtige Auf⸗ 
fchlüffe gewähren. 


IV. Hauptftück. 
Syſtematiſche Ueberſicht der ungemengten Mineralien. 


Literatur diefes umd der vorigen Hauptſtücke. Außer den Bd. 1. 
‚©. 48 angeführten, mehr od. minder biftorifch bedeutungsvollen 


58 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch. 


Werfen führen wir noch anı Handb. d. Mineral. von E. F. 
Glocker. Nürnbg. 1834. 2 Bde, — Charakteriſtik der Mine— 
ralien von F. v. Kobell. Nürnbg. 1830. 2.Bde, — Lehrb. 
d. Mineral. von 8. F. Naumann. Berl, 1828. — An ele- 
mentary introduction to the knowledge of mineralogy, by Will. 
Phillips. 3. edit. Lond. 4823. — Handwörterb. d. Miner. u. 
Geogn, von Hartmann. Leipz. 1828. — Lehrb. d. Mineral. 
u. Geolog. von Hartmann. 2 Bde. 4. Th. Mineralogie m. 
6 Kupfert. Nürnbg. 4835 — 6. — Beiträge zur chemifchen 
Kenntniß d. Mineralförper v. Klaproth. Berl. 1797 — 1815. 
6 Bde. — Unterſuchung über. d. Mifchg. d. Mineralförp. von 
Stromeier. Gött. 48211. — Handb. d. ökonom. techn. Mine- 
ralogie von Bölfer. Berl. 1504 — 5. — Mineralogie appliqude 
aux arls, par Brard. 3 vol. Par.. 48241. — Entwurf einer * 
gik von K. F. Naumann, Leipz. 1826, 


Die Syſtematik der mechaniſch einfachen, ungemengten Mi⸗ 
neralien, deren umfaſſende Erkenntniß Oryktognoſie genannt 
wird, hat die mannigfachſten Modifikationen erfahren, welche 
durch die verſchiedenen Anſichten über dieſelben und das bedeut— 
ſamere Hervortreten bald dieſer, bald jener Rückſicht bedingt 
waren. Während die Mineralien in den Schriften des Theos 
phraft und Plinius vorzüglich nach ihren vermeintlichen arznei- 
lichen Kräften und ihrem ökonomiſchen Nußen gewürdigt, und in 
einer Folge abgehandelt-wurden, die Feineswegs den Namen einer 
foftematifchen verdient, fchied Avicenna fie bereits in Steine, 
Metalle, ſchweflige Subftanzen und Salze, alfo die 4 Ordnungen 
A. ©. Werners, obwohl in anderer Begrenzung vorbildend. 
Georg Agricola, einer der denfendften Mineralogen und felbft- 
ſtaͤndigen Forfcher, ergründete zuerft. die Außerlichen Merfmale 
der Mineralien, fie zur Unterfcheidung und Eintheilung benu- 
Bend; Henkel und Bergmann erforfchten die chemifchen Verhälts 
niſſe; Wallerius und Cronſtedt benußten diefe und: die äußern 
Merkmale zugleich zu ihren Syftemen. Indeß Werner die 
phofifalifchen VBerhältniffe in eine Theorie brachte, begründete 
Hauy's mathematifcher Geift die morphologifchen, und Berzelius, 
der größte aller bis jetzt erfchienenen Chemifer, vernichtete 
gleichſam die Mineralogie, indem er, das Mineralfoitem nad) . 
vein chemifchen Prinzipien durchführend, fie nur als einen Theil 
der Chemie erfcheinen Taßt. So fcheinen nun in diefer Wiffenfchaft 


Syſtematiſche Meberficht der ungemengten Diineralien. 39 


alle denfbaren Richtungen bereits durchlaufen, wenn auch nicht 
erſchöpft. 

Man hat ſich bemüht, bei der Eincheilung der Mineralien 
dieſelben Grundſaͤtze, wie bei jener der Pflanzen und Thiere 
feftzuhalten. Aber von den unterften Klaffififationgftufen bis 
zu den obern zeigt fich große PBerfchiedenheit und großes 
Schwanfen rücfichtlich ihrer Deftnition bei den verfchiedenen 
Schriftftellern. Gleich das Individuum, über welches in der 
organifchen Natur in den alermeiften Fällen Fein Zweifel ftatt- 
findet, wird von den Mineralogen auf verfchiedene Weife auf 
gefaßt. Einmal unterfcheiden fie das Fryftallographifche Indivi⸗ 
duum, dann das mineralogifche, welches als ein für fich bes 
fiehendes Ganzes eines Minerals deftnirt wird, das die einer 
Spezies zufommenden wefentlichen Kennzeichen an ſich trägt. — 
Uns fcheint, daß man diefen Begriff des mineralogifchen Indi⸗ 
viduums gänzlich fallen Laffen foll, da jedes Mineral Cmit Auss 
nahme der wahrhaft amorphen oder porodifchen Breithaupt’s) 
entweder ein Fryftallographifches Individuum, ein Kryftall oder 
ein Aggregat von folchen ift. — Der Begriff der Spezies, welche 
bald Gattung, bald Art genannt wird, wobei in erfterm Falle die 
Barietäten den Namen Arten annehmen, wird gleichfalls auf 
verfchiedene Art definirt. Blum z. B. Lehrb, d. Oryftogn. ©. 69 
deftnirt die Mineralfpezies ald den Inbegriff fammtlicher Mines 
ralien mit gleicher chemifcher Zufammenfegung und gleicher 
Kryftallifation unter möglichfter Webereinftimmung der übrigen 
Eigenfchaften. Fuchs erklärt die Spezies für den Inbegriff von 
Mineralien, welche gleiche Kryftallifation und gleiche oder gleich» 
mäßige Konftitution haben. (v. Leonhard's mineral, Tafchenb. 
1824, ©. 545.) Nach Breithaupt machen alle diejenigen Mine: 
ralabänderungen eine Spezies aus, welche abfolut oder -relativ 
identiſch find. Relativ identifch fein Mineralien, wenn Abärts 
derungen derfelben ald Glieder ununterbrochener Kennzeichen: 
reihen erfcheinen, wonach daher die Abanderungen einer Spezies 
von einander abgeleitet werden, und in einander übergehen müſſen. 
Wollſt. Handb. d. M. Bd. I. ©, 404.) Hartmann (ehrb. d, 
Min. ꝛc. Bd. I. ©, 143.) nimmt für die Spezies die Gattung, 
und bezeichnet fie ald den Snbegriff-fammtlicher, u. relative 


AD Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch. 


Spentität ihrer Eigenfchaften verbundene Individuen. Harte 
mann's und Weiß’. Gattung entipricht indeß mehr den Ges 
fchlechtern anderer Mineralogen, ald deren Spezied. Beudant 
bezeichnet die Mineralfpezies für den Inbegriff von Körpern, 
die durch Geftalt oder regelmäßige Struftur, eigenthümliche 
Farben, Art und Befonderheit der Strahlenbrechung, fpeziftfche 
Schwere, chemifche Zufammenfeßung, unter ſich Analogieen zeigen, 
welche man bei feinen andern findet. (Traite elem, d. M. t. I.p. 
482) Vergleicht man diefe Definitionen der Spezies mit den in 
der organifchen Natur hievon aufgeftellten, fo follte man glaus 
ben, die Mineralogen verftänden hierunter das Gleiche, wie Die 
Botaniker und Zoologen, während die Spezied der letztern him⸗ 
melweit von der mineralogifchen verfchieden ift. Sin der Phytor 
Iogie und Zoologie find nämlich die bei den Mineralien fo 
wichtigen chemifchen Unterfchiede won geringer, die morphologis 
fchen hingegen und das ganze Außere Anfehen von der größten 
Wichtigkeit, und die Feinften Abweichungen hierin reichen zur 
Aufftellung von Speziebus hin. Nun bedenfe man, in welcher 
großen Zahl der abweichendften Formen fehr viele Minerals 
gattungen auftreten. Pflanzen und Thiere, welche folche Unters 
fehiede in ihrer Bildung zeigen, werden nicht bIoß in verfchiedene 
Sippen, fondern in ganz verfchiedene Familien geftellt. Es iſt 
offenbar, daß es alfo in vielen Fällen auch nicht hinreicht, die 
mineralogifche Spezied etwa ald entiprechend einer Sippe oder 
einer zufammengehörenden Gruppe von organischen Spezies zu 
betrachten, fo daß die Grundgeftalt gleichfam den Typus jener - 
Gruppe, und die fefundäaren Kryftallgeftalten die um jenen Typus 
gereihten Spezies darftellten: man müßte denn nur einefolche Gruppe 
ſo weit ausdehnen, daß fie über verfchiedene Familien hinveichte. 
Kurz, die mineralogifche Spezies ift durchaus Fein der organi⸗ 
fchen analoger, fondern nicht nur ein viel weiterer, fondern auch 
anderd gearteter Begriff. Weicht aber nun der Begriff der 
Spezies fo fehr ab, fo müffen die höhern auf ihr ruhenden Klafr 
fiftfationgftufen der Sippe, Ordnung, Familie nothwendig aud) 
verfchieden fein, jo daß die Hierarchie des Syſtems der Mine 
ralien wirklich eine ganz andere ift, als die der ER unb 
“en. 


Soſtematiſche Ueberſicht der ungemengten Mineralien. 41 


Mir gebrauchen indeß in dieſem Werke nach Anderer Vor—⸗ 
gang, für die Spezies ſtets das charakteriſtiſche Wort Gat- 
tung; Art bezeichnet und die forteriftirenden Abweichungen, 
die ftandhaften verfehiedenen Formen einer Spezies; während 
Abänderung oder VBarietät die mehr individuellen zufälligen und 
vorübergehenden Abweichungen bezeichnet; genus überfegen wir 
mit Sippe und fonferviren Gejfchlecht für sexus. 

So fehr übrigen! die Mineralien in der fyftematifchen 
Konftruftion, welche fie erfordern, _von den Pflanzen und Thies 
ven abweichen, fo haben fie doch das mit ihnen gemein, daß 
auch fie Feine einreihige, Iineare Anordnung vertragen. Auch 
hier hat die Natur ein Konvolut von Wefen hervorgebracht, die 
die verfchiedenartigften DBerwandtfchaften: zeigen, und fidy auf 
mehrfache Weife berühren. Breithaupt bemerkt fehr richtig, daß 
auch das chemifche Syftem von Berzelius, vom eleftropofirioften 
bis zum eleftronegativften Elemente nur eine Reihe nach einem 
Verhältniffe, noch Fein Syſtem darftelle, und Daß jene Neihe 
“ einer mineralogifchen, 3. B. der nad) dem fpezif. Gewichte ver- 
glichen werden fünne dl. c. © 417) — Sn nachfolgender 
kurzer Ueberficht ver Mineralien folgen wir dem Syſteme von Weiß, - 
. CRarften’3 Arch. f. Min. Bd. I. ©, 1. ff.) wie eg Hartmann in feinem 
Lehrbuch durchgeführt hat. Unfryftallinifche Mineralien ftellt Weiß 
mit. Fryftallifirten nicht auf gleiche Stufe, fondern reiht fie als 
unächte Gattungen den nächft verwandten ächten an. Die 
Familien dieſes Spftems find zuwörderft durch Auszeichnung 
jener Gattungen gebildet, welche in der Maffe der Gebirge: 
arten, alfo im ganzen Bau der Erde befonders wichtig hervor: 
treten, wie Quarz, Feldfpath, Glimmer, Kalfipath, Steinfalz, 
Schwefelfies, Bleiglanz, Magneteifenftein ꝛc. und ald natürliche 
Mittelpunfte der Familien erfcheinen. Die Zeolithe, die Edel- 
feine können wieder eigene Familien bilden, Die geognoftifche 
Wichtigkeit dieſes Syſtems Leuchtet ein; indem nicht bloß eine, 
fondern mehrere Eigenfchaften als Klaffififationsprinzivien be 
nüßt werden, huldigt es Grundfäben, welche auch anderwärts 
als richtige anerkannt find, und durch die natürlichen Fami— 
lien, unter welchen es die Mineralkörper zuſammenfaßt, nähert 
es ſich der ſyſtematiſchen Form der organiſchen Reiche. Ein 


42 Allgemeine Naturgefchichte. V. Bud. 


freifich aus der Natur des Syſtems hervorgehender Nachtheil 
indeß, erfcheint ung darin, daß einzelne Metalle, je nachdem fie 
Metallfalze bilden, mit Sauerſtoff oder Schwefel verbunden 
find, oder gediegen vorfommen, in 4 verfchiedene Ordnungen 
zerriffen find. m 


J. Ordnung der oxydiſchen Steine. 


J. Familie des Quarzes. 


1, Gatt. Quarz. Kryſtallſyſtem homoedriſch 3 und sgliederig. 
Grundform Hexagondodekaeder mit dem Endkantenwinkel — 1330 
44/ und Seitenkantenwinkel = 1030 257. Kommt in bſeitigen 
Prismen (vorzüglich häufig), mannigfachen Rhomboedern, meh— 
rern Hemiedrien und verfchiedenen Zwillingsfryflallen vor. Nach 
den Dodefacder- und Prismenflächen unvollfommen theilbar. Bruch 
mufchlig. Härte = 17. Spezifiſches Gewicht — 2,5 — 2/5. Farblos 
und wafferheil, oder in allen Hauptfarben gefärbt: Glasglanz. \ 
Durchfichtig bis undurchfichtig. Doppelte Strahlenbrehung. 2 an— 
einander geriebene, oder gefchlagene Stücke phosphoresziren. Vor 
dem Löthrohr für fich unfchmelgbar. Von Säuren greift ihn nur 
die Flußfänre an. Der reinite befteht ays 48,; Silicium und 54,95 
Sauerſtoff; enthält fonft oft etwas Eifenoeyd, Thonerde und Man— 
ganoryd, Arten und Varietäten 4) Kryfallifirter und Fryftal- 
linifcher Quarz. a. Bergfryflall; meiſt durchfichtig und halbdurch—⸗ 
fichtig , weiß, gelb (Eitrin), braun (Nauchtopas), fchwarz (Morton). 
Die größten Kryfialle in großen Drufenräumen (Kryſtallgewölben) 
der Schweizeralpen im Glimmerfchiefer ; dann auf Madagasfar, Cey— 
Ion, in Brafilien. Zu Schmud ze. verarbeitet. b. Amethyſt. 
Kryſtalliſirt oder Fryffallinifch, violett, braun, roſenroth, durchfichtig 
bis durchfcheinend. Sibirien, Berfien, Indien, Ceylon, Schottland, 
Snfel May an Srland, Siebenbürgen. Schmudftein. Bei den 
Alten zu Trinfgefäßen verarbeitet, die nach ihrer Meinung die 
Drunkenheit verhüten follten. ec. Nofenguar; und Milchquarz, 
gewöhnlich derb, rofenroth, durchſcheinend; im Granit des Raben— 
feins im Böhmerwalde. d, Gemeiner Quarzz; kryſtalliſirt und 
fryftallinifch, wenig durchfichtig, bis an den Kanten durchfcheinend, 
weiß ins Graue, Grüne, Gelbe. Faſt überall häufig. Bilder für 
fi) ganze Gebirge (Duarzfels), ift einer der Hauptbeflandtheile des _ 
Granits, Gneifes ze. Ws loſe und zufammengebadene Gefchiebe 
bildet er ungeheure Züge von Sanditeinen und Sand und bededt 
große Flächen. (Gobi, Sahara 20.) e, Gemengter fryfalli- 
nifher Quarz, Brafem, Quarz, innig mit lnuchgrünem Amphibol 


Syftematifche Meberficht der ungemengten Mineralien. 45 


gemengt, kryſtalliſirt und derb; Breitenbrunn in Sachfen. — Das 
Katzenauge iſt fafriger mit Difihen und Amianth gemengter Quarz, 
der befonders rund gefchliffen eigenthümlich fchillert; grünlich, graus 
lich, gelblich. Ceylon, Hindoſtan, Harz, Fichtelgebirge. Schmuck— 
ſtein. — Avanturin; Quarz mit ſehr kleinen Glimmerſchuppen 
pemengt, röthlich oder bräunlich; Ural, Madrid. — Eiſenkieſel; 
Quarz mit Eiſenoxyd und Thonſilikaten gemengt, kryſtalliſirt und 
derb, undurchſichtig, rothgelb, braun. In den ſächſiſchen, Harzer 
und weſtphäliſchen Eiſenſteingruben. 2) Dichter Quarz. a. Chal— 
‚tedon; kommt in rundlichen und ſtalaktitiſchen Formen, auch in 
Pſeudomorphoſen vor; Bruch eben, flachmuſchlig, ſplittrig, halb» 
durchfichtig bis ducchfcheinend, wenig glängend, verfchieden farbig. 
In Höhlungen der Mandelfleine auf Island und den Färoer; in 
Eornwall, Siebenbürgen. Rothe heißen Karniole, gelblich rothe 
oder gelbe Sarder, aus abwechfelnd weißlichen, braunen und fchwar- 
zen Bogen beftehende DOnyre. Plasma nennt man Tauchgrüne 
Ehalcedone; finden fich in den Ruinen von Rom, Vaterland unbe 
fannt. Der Heliotrop iſt dunkel lauchgrün, blutroth punftirt. 
Bucharei, Sibirien, Böhmen, Faffathal. Chryſopras ift durch 
Nickel gefärbter, apfelgrüner, durchfcheinender Chalcedon, Gang- 
trümmer im Serpentin bildend ; Schlefien. b. Feuerſtein, Euglig, 
fnollig; Br. vollfommen mufchl,; ſchimmernd grau, gelblich, ſchwarz; 
Öurchfcheinend bis an den Kanten durchſch. Manchmal Verſteine— 
rungsmittel. Höhlen und Lager in der Kreide erfüllend, und in der 
Geſtalt von Echiniten und Aleyonien vorkommend; Südengland, 
Frankreich, Norddeutſchland, Dänemark, Polen. ec, Hornſtein; 
derb, kuglig, Verſteinerungsmjttel von Holz, (Holzſtein); Bruch 
muſchlig und ſplittrig, ſchimmernd; an den Kanten durchſcheinend; 
weißlich, graulich, röthlich. Auf Gängen im Urgebirge, auf Lagern 
in Sachſen, Schleſten; der Holzſtein im Sandſtein oder Alluvial— 
lande. Der ſchiefrige Hornſtein, ganze Berge und Lager im Ueber— 
gangsgebirge Sachſen und Böhmens bildend, heißt Kieſelſchiefer 
(der ſchwarze Iydifcher Stein). d. Saspis; Quarz mit Thon, 
Eifenorydfilifat oder Eifenoryd, Eifenorydhydrat gemengt; undurch- 
fihtig; voth, gelb, braun, grün; man unterfcheidet Kugel-, Band-, 
gemeinen, Dpaliaspis. Achate find Gemenge von Ehalcedon, Horıt- 
fein, Baspis und kryſtall. Quarz; kommen von vielfachen Farben, 
Berbindungen, Zeichnungen, in Kugeln, Mandeltieinen, Porphyr vor; 
Nheinbayern, Schottland; werden zu Mörfern, Echalen, Zellern ze. 
gefchliffen. 3) Erdiger Quarz; derb, tropfileinartig, porös, 
‚matt, Bruch erdig; gewöhnlich fehr unrein. Hicher der Schwimm- 
fein, Kiefeltuff, Ktiefelfinter, Fiorit, Tripel. Der Ful— 
guritquarz, Blikfinter, Blikröhren (vergl. Bd. I. ©. 325) findet 
ſich im Sande Preußens, Bolens, Sachfens, Schlefiens, Cumberlands, 


4N Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch. 


der Sahara. — Der Quarz wird zu Schmuckſachen, als Beſtandtheil 
des Glaſes, Porzellans, Steinguts; als Zuſchlag bei Schmelzpro- 
zeſſen, als Feuerſtein zum Feuerſchlagen, als lydiſcher Stein zum 
Probiren der Gold- und Silberlegirungen gebraucht, — Er ent 
ſteht jet noch häufig durch Abfab aus heißen Quellen, z. B. dem 
Genfer auf Island, und bildet fehr gerne Afterfryftalle. 

Unächte Gatt. Opal. Kommt nicht Fryitallifirt, fondern als 
derbe, glasartige Subſtanz vor. Bruch mufchlich, zuweilen uneben. 
Durchfichtig bis undurchfichtig. Glasglanz und Wachsglanz. Farb» 
105, felten wafferhell, gewöhnlich gefärbt; öfters lebhaftes Farben- 
fpiel. Härte 5,5 — 675. Sehr ſpröde. Spez. Gew. 20 — I 
DBerfniftert vor dem Löthrohre, wird weiß, trübe, im Kolben giebt 
er Waſſer. Befteht wefentlich aus Kiefelerde und Waſſer in 3 — 12 
Proz. (Breithaupt führt im L Bd. der Auswahl der Schrift. d. 
mineral. Gefellfch. zu Dresden ©; 255 einen Fall beſtimmter Beob» 
achtung an, daß Opal in noch weichem Zuſtand aufgefunden wurde.) 
DBarietäten: 1. Edler D. derb und eingefprengt, milchweiß oder 
gelblich und durchfcheinend. Schönes Farbenfpiel. Sn nnregelmäßigen 
Gangtrümmern und Neſtern im Porphyr bei Kaſchau in Ungarn, auf 
den Färoer, zu Hubertsburg. Schmuckſtein. 2. Feueropal; hya— 
zinthroth und honiggelb, ohne Farbenfpiel: Mexiko, Färoer. 3. 
Gemeiner O.; derb, eingefprengt und tropfſteinartig; Bruch 
muſchlig; milchweiß bis blaulichgrau, gelblichweiß bis gelblichgrau, 
wachs=, ocker⸗, honiggelb; hyacinth-, fleiſch-, blutroth; grünlich— 
weiß bis apfel=, öl», oliven-, piſtazien-, berggrün; durchſcheinend. 
Ungarn, Sachſen, Schlefien. Als Schmuckſtein wenig geſchätzt. 
Edler und gemeiner O., welcher Waſſer, Glanz und Durchſich⸗ 
keit verloren hat, heißt Weltauge, Hydrobhanz er ſaugt bes 
gierig Waffer ein und wird mit felbem auf Furge Zeit wieder durch» 
fichtig und glänzend. Subertshurg. 4. Salbopal; derb, eingefprengt, 
tropfiieinartig und in Holzgeſtalt (Holzopal); weißlich, grünlich, 
gelblich, gelb, braun; manchmal geflreift und geflammt; durchfichtig 
bis an den Kanten durchfcheinend. Ungarn, Erzgebirge, Siebenge- 
birge.2c. Wird zu Kameen und Dofenftüren gefchnitten. 5. Jasp⸗ 
opal; derb, eingefprengt und fnollig, gelb, roth, braun, flarf 
fettglängend, undurchfichtig. Ungarn, Sibirien, Türkei, bier zu 
Säbel- und Dolchgriffen verarbeitet. 6. Menilith; knollig, nieren, 
förmig; Bruch flachmuſchlig; gelblichgran, kaſtanienbraun; an den 
Kanten durchſcheinend bis undurchſichtig; wenig glänzend bis matt. 
Bei Paris. 7. Hyalithz traubig, nierenförmig; ſtalaktitiſch, als 
Ueberzug; Bruch muſchlig; waſſerhell oder gelblich⸗, J—— röth⸗ 
lichweiß; Glasglanz, gallertartiges Anſehen. Frankfurt a, M., Böh— 
men, Ungarn, Iſchia, Mexiko. 8. Kaſcholong; derb, nierenförmig, 
als Ueberzug; Bruch flachmuſchlig; milch-, gelblich-, röthlichweiß; 


Syſtematiſche Weberficht der ungemengten Mineralien. 45 


wenig glänzend bis matt; undurchfichtig. Island, Färoer, Bucharef. 
Kalmudenachat der Juweliere. 

2. Satt. Haytorit. Kryſtallſyſt. 2 und Iglieder. Kryſtalliſirt 
im vertifalen Afeitigen Prismen, mit Seitenfantenwinfeln von 1030 
und 779, verfchiedenen fchiefen Prismen, Oktaedern. Bruch mufchlig. 
Härte des Quarzes. Spez. Gew. faum 2,. Farbe bräunlichroth 
bis ockergelb. Glanz fettartig, Tebhafter als beim Quarz. Halbs 
durchfichtig bis durchfcheinend. Beſtandth. des Quarzes. Devonfhire. 


II. Familie des Feldfpathe. 


4. Satt. Feldſpath. Kryſtallſyſt. 2 und Igliederig. Grund- 
geſtalt ein 2 und Iglieder. Dftacder, zu welchem vertifale Afeitige 
Prismen, die zweite und erite Seitenfläche und horizontale Prismen 
oder Schiefendflächen treten. Swillingsfryfialle fehr häufig. Theile 
barfeit findet in mehreren Richtungen ſtatt. Bruch uneben bis muſch— 
lig. Spröde. Härte 6. Spez. Gem. 2,5 — 2,55, verwittert bis 
unter 2 herabfinfend. Farblos, häufig granlich, grünlich, gelblich, 
röthlichweiß bis gran, fleifchroth und fpangrün. Glasglanz, auf 
den Spaltungsflächen perlmutterartig. Durchfichtig bis an den Kan— 
ten durchfcheinend, Er iſt ein neutrales Fiefelfaures Thonerdefalt, 
aus 65 — 66 Proz. Kiefelerde, 47 — 18 Thonerde, 16 — 16,5 Kali, 
etwas. Kalferde und Eiſenoxyd beſtehend. Schmilzt vor dem Löthrohr 
fchwer zu blafigem Email, mit Borar zu Flarem Glafe. Unauflös- 
lich in Säuren. — Barietäten: 41. Adular, perlmutterglängend, 
öfters durchſichtig. Im Urgebirge der Alpen, Dauphine, Norwegen, 
Eeylon. 2. Gemeiner F.; weniger glänzend und durchfichtig als 
voriger; Fryftallifirt, derb und im Gefchieben; einen Beſtandtheil des 
Granits bildend, fehr verbreitet in den Urgebirgen. Gicht Zufak 
zur Porzellanmaſſe, Glaſur; einiger wird zu Galanteriefachen ver- 
arbeitet. 3. Glafiger F. ilt durch vulfanifche Einwirkung glafig 
und riffig geworden. In Auswürflingen des Veſuv. A. Felditein, 
dichter F., derb, bildet Grundmaffe vieler Borphyre. 

2. Gatt. Ryakolith. Kryſtallſyſt. 2 und igliederig. Kryſtal—⸗ 
lifiet in Afeitigen Prismen. Spez. Gew. 2,55 — Zysıs. Farblos und 
durchfichtig bis grau und undurchfichtig. Enthält außer den Beltand- 
theilen des Feldfpaths 4— 410 Proz. Natron. Etwas Teichter fchmelz- 
bar vor dem Löthrohr , als der Adular. Sn den Auswürflingen des 
Veſuv, in der Eiffel, am Laacherfee. 

3. Gatt. Albit. (Tetartin.) Kryſtallſyſt. 1 und igliederig. 
Kryftallif. in vhomb. Brismen mit Pyramiden, meiftens in Zwil- 
fingen. Härte 69 — 6,5. Spez. Gew, 2, — 23. Farblos, doch - 
oft bläulich-, grünlich-, gelblich, vöthlichweiß bis fleifchroth und 
ſchmutzig ifabellgelb. Glasglanz. Durchfichtig und durchfcheinend. 
Iſt neutrales Fiefelfaures Thonerdenatron, Schmilzt vor d. Löthr. 


“ 


A6 8 Allgemeine Aaturgefchichte. V. Buch. 


Schwer zu einem durchfcheinenden blafigen Glafe, Kommt auch fry- 
Nalinifch, derb, in gebogenen ſtrahligen Zuſammenſetzungen vor, 
findet fich zu Arendal in Norwegen, im Zillerthale, Gaflein, Dau- 
phine, Pyrenäen, Erzgebirge, Schlefien, Sibirien :c. 

4. Gatt. Periklin. Kryſtallſyſt. 1 und Agliederig. Kryſtalliſ. 
in Prismen, meiſt tafelartig, durch Vorherrfchen der Fläche ſenk— 
recht gegen die Are; Zwillinge find micht felten. Bruch uneben. 
Härte 6; ſpez. Gew. 2,53 — 2/5. Farblos, graulich-, gelblich, 
röthlichweiß. Glasglanz, auf den Spaltungsflächen Perlmutterglanz. 
Durchfichtig bis an den Kanten durchfch. -Thonfilifat mit Natron- 
filifat und etwas Kiefelfilifat. Schmilzt v. d. 2. ſchwer zu blafigern 
Email. Sn Säuren unauflöslich. Kryftallifirt am Gotthard, Sau— 
alpe in Kärnthen, Stebaynalpe in Tyrol; derb im Erzgebirge. 

5. Gatt. Labrador, Kryſtallſyſt. 4 und Igliederig. Meiſt in 
ſchwer beflimmbaren, prismatifchen und bemiedrifchen Zwillingen, 
Härte 6. Spez. Gew. 2,45 — 2/2. Farblos; meiftens afch-, rauch⸗ 
gelblich", röthlichgrau bis fait fleifchroth, auch weiß. Glasglanz, 
lebhafte Farbenwandlung. Durchfichtig und durchfcheinend. Neu— 
trales Fiefelfaures Natron und Kalf mit drittel Fiefelfaurer Thon» 
erde. Schmilzt v. d. L. etwas ſchwer zu einem ziemlich dichten und 
gefärbten Glaſe. Wird als feines Pulver von der Salzfäure zerfebt. 
In Gefchieben und ſtumpfeckigen Stüden in Labrador, Finnland; 
Gemengtheil fehr vieler granitiſcher Geſteine. Zu Schmuckſachen 
und Ornamenten benützt. 

6. Gatt. Anorthit (Chriſtianit). Kryſtallſyſt. 1 und 4glie- 
derig. Kryſtallſ, beſonders in rhombiſchen Prismen mit halbirten 
Pyramiden. 3willinge ſelten. Spröde. 9. 6. Spez. Gew. 2,6 
— 2,75. Farblos, waſſerhell, durchfichtig; auf den Theilungsflächen 
Perlmutter- fonft Glasglanz. Thonfilifat mit Kalkfilifat u. Talkfilifat. 
Schmilzt v. d. L. ſchwer zu einem klaren Glaſe. Findet fich in Elei- 
nen Kryſtallen u. Eleinen derb. Maffen im Dolomit am Monte Somma. . 

7. Gatt. Betalith. Kryſtallſyſt. ‚wahrfcheinlich 1 und Aglier 
derig. Bis jebt nur in derben, großförnig zuſammengeſetzten Maffen 
gefunden, die vorzüglich nach 2, fich unter 441%, fchneidenden Flä- 
chen theilbar find. Br. uneben, fplittrig. Spröde. 8.6—6,,. Sp. 
Gew. 2,4 — 2,1. Farblos, grünlich-, graulich-, vöthlichweiß bis 
roſenroth. Glasglanz. Durchfichtig bis durchfcheinend. Durch Er- 
wärmung blau phosphoreszirend. Iſt doppelt Fiefelfanres Lithion 
mit neutraler Fiefelfaurer Thonerde. Schmilzt v. d. &. ruhig zu 
einem weißen Email, die Flamme fchwach purpurroth färbend. Sn 
großen einzelnen Blöcken im primären Gebirge der ſchwed. Snfel 
Utön; am Dntariofee. Die Theilbarfeit ift beim Feldfpath zwi« 
fchen den beiden deutlichſten Theilungsflächen rechtwinklig, bei den 
übrigen Gattungen diefer Fam. aber fchiefwinflig. — 


Spftematifche Heberficht der ungemengten Mineralien. 47 


An die Feldfpatbfamilie fchließen fich noch folgende Mineralien 
ohne regelmäßige Geflalten und Theilbarfeit, aber mit gewöhnlich 
volfommen mufchligem Bruch an. Der Obſidian (an den Kratern 
thätiger Bulfane manchmal Ströme bildend) nebft dem Marefanit 
ih ſchwarz, ſtark glasglängend, von vollfommen mufchligen Bruch, 
Der von den Liparifchen Infeln und aus Merifo ift färfer durch» 
fcheinend als der Hsländifche, graulich. Der Obſidian geht nach 
und nach ganz in den an denfelben Drten vorfommenden Bims— 
fein über. Diefer it ſchwammig, grau, fchließt manchmal ein 
Dbfidianforn ein. Zu ihm gehört auch der Berlitein und Sphä— 
rulit. Der Bechftein iſt grün, braun, roth, fettglängend, von 
unvolfommen mufchligem Bruch. — Alle diefe in einander überge- 
benden Mineralien haben eine Härte von 6—7, ein Gewicht von 
2/2 — 2,1, beftehen aus 75 Proz. Kiefelerde, 15 Thonerde, nebit etwag 
Kali, Natron, Eifenoeyd, Manganoeyd und Waffer. Sie enthalten 
manchmal eingewachfene Kryftalle oder Körner von Feldfpath und 
Glimmer und Ffommen zum Theil in ungeheuern Maffen an den ers 
Iofchenen und thätigen Vulkanen Europa’s, Mexiko's, Aften’s ıc, 
vor. — Der Obfidian wurde in Mexiko früher zu Waffen und Meffern 
verarbeitet, der. Bimsftein dient zum Schleifen und Boliren. 


IN. Familie des Skapoliths. 

4. Gatt. Skapolith. (Wernerit, Paranthine.) Kryſtallſyſtem 
2 und darig. Grumdgeflalt ein Duadratoftaeder mit dem Endfanten> 
winfel von 136077 und Seitenfantenwinfel von 630487, Kryſtalliſ. 
noch in einem andern Dftaeder, 2 vechtwinflig Afeitigen Prismen 
und der geraden Endfläche. Kryſtalle meist langgeftredt fäulenförmig ; 
Dberfläche manchmal geſtreift, rauh. Br. unvollfommen mufchlig 
bis uneben und fplittrig. Spröde. 8. 5—5,. Spez. Gew. 2. — 
2,3. Farblos, doch gewöhnlich grau und grün in verfchiedenen 
Nuancen, bis fait ſchwarz; auch ziegel- und blutroth. Glasglanz. 
Durchfichtig bis undurchficht. Zweidrittel Fiefelfaures Natron u. Kalf 
mit eindrittel Fiefelfaurer Thonerde. Schmilzt v. d. &, ſchäumend u. 
leuchtend zu einem weißen Glaſe. Varietäten: 1. Meionit; farb— 
los, durchfichtig, in freien, kurz fäulenförmigen Kryſt. oder förnigen 
Aggregaten in Auswürflingen am Monte Somma u. anderswo vorf. 
2. Skapolith; grün, grau und roth, in langſtängligen big nadel- 
förmigen Prismen, auch derb; in Urgebirgen Sfandinavien’s und 
Nordamerikas. Zu ihm gehören mwahrfcheinlich auch der Dipyr, 
Gabbronit, Nuttalit. — Der Amphodelit möchte fich auch 
bier anfchließen. Er ift bel vörhlich, im Bruch dem Sfapolith 
ähnlich, hat eine H. von A,;, ein fp. Gew. von 2,. Loja in Finnland. 

2. Gatt. Nephelin. Kryſtallſyſt. 3 und darig. Grundgeft. 
Heragondodefaeder mit Endfantenw. von 1520 44/, Seitenfantenwinfel _ 


48 ‚Allgemeine Iraturgefihichte. V. Buch. 


von 560 44. Kombinirt mit 6feitigen Prismen und der geraden 
Endfläche. Kryſtalle meiſt kurz fänlenartig oder die tafelfürmig. 
Br. flach und unvollfommen mufchlig. Spröde. 9. 5,5 —6. Spez. 
Gew. 2,5; — 2/3: Farblos, oft weißlich in verfchiedenen Nuancen, 
grünlichgrau, berggrün bis entenblau, vöthlichgrau bis fleifchroth. 
Fettglanz. Durchfichtig bis an den Kanten durchfcheinen Iſt 
drittel kieſelſaures Thonerdenatron. Schmilzt v. d. 2. zu einem 
ungefärbten. Glaſe. Barietäten; 4. Nephelin, weiß, ſtark durch» 
fcheinend, kryſtalliſirt oder körnig zuſammengefetzt. An Dolomite 
blöcken des Monte Somma; am Aetna, in Laven um Rom, im 
Dolerit im Odenwalde. 2. Eläolith (Fettſtein), grün und roth, 
derb, in großen kryſtalliniſchen Maſſen; Norwegen, Finnland. Zum 
Nephelin gehört auch der Davyn, Cavolinit und Beudantit. 
Der Gieſekit aber bildet vermuthlich eine befondere Gattung. Iſt 
wahrfcheinlich 3 und darig, und feine undentlichen Kryftalle find 
6feitige Prismen mit gerader Endfläche. Br. uneben, fplittrig; 
fchwacher Fettglanz. Dlivengrün, graubraun. An den Kanten 
durchfcheinend bis undurchſichtig. H. 2,5 —3. Spez. Gew. 2/3. 
Beitandtheile des Mephelins ohne Natron, Grönland. 

3. Gatt. Chiaſtolith. (Hohlfpath.) Kryſtallſyſt. wahrfchein- 
lich A und Aarig. Kryſtalliſirt in langgeflredten, hohlen, mit Thon 
fchiefer erfüllten Prismen, Theilbar nach 2 Richtungen. Br. un 
eben, fplittrig. 9. 5— 5,5. Spez. Gew. 9-3. Farblos, , doch 
meiſt gelblich-, röthlich⸗, graulichweiß, gelb oder grau. Glasglanz. 
An den Kanten ducchfcheinend. Beſteht aus 68,4 Kiefelerde, 3042. 
Thonerde, etwas Talkerde, Waffer und Kohlenſtoff. V. d. 8%. um 
fhmelzbar. Im Bayreuthifchen, Bretagne, Pyrenäen, Mafachufets. 

4, Gatt. Prehnit. Kryſtallſyſt. 4 und darig. Kryſtalle tafels 
artig oder kurz, fäulenartig, Br, uneben. Spröde. 9 6— 7. 
Spez. Gem. 2,, —3. Farblos, doch oft grünlichweiß, grün im ver. 
fchiedenen Nuancen, geünlichgran. Glasglanz. Halbdurchſichtig bis 
durchfcheinend. Durch Erwärmung polarifch eleftrifch. Thonſilikat 
mit Kalkſilikat. Schmilzt vd. &. nach Aufblähen, unter Leuchten 
zu emailähnlichem Glaſe. Varietäten: 4. Blättriger B. begreift 
die Kryſtalle und körnigen Sufammenfehungen. Findet fich im pri— 
mären Gebirge Tyrol's, Salzburg’s, der Dauphine, Piemont's, den 
Pyrenäen, Erzgebirge, Südafrifa. 2. Faferiger B. fuglige,- nic» 
renförmige, ftalaftitifche Aggregate. In Blafenräumen der Mandele 
fleine und Trappporphyre bei Dberflein, im Faffatbal, Schottland. 

5. Gatt. Gehlenit. (Stylobat.) Kryſtallſyſt. 2 und Aatig, 
oder 4 und darig. Kryſtalle find gerade rechtwinklig Afeitige Brise 
men. Br, unvollfommen mufchlig. 9. 35; — 6. Sp. ©. 3— 35. 
Grau und graulichweiß. Schimmernd und wenig glänzend von Fett- 
glanz. Durchfcheinend, bis an den Kanten durchfcheinend. Bft 


Syitematifche Heberficht der ungemengten Mineralien. 49 


Drittel kieſelſaure Kalferde mit Sechstel Fiefelfaurer Thonerde. 
Schmilzt v. d. £. fehr ſchwer zu graulichem Glaſe. Kryſtalliſtrt und 
derb an der Montzonialpe in Tyrol. 

6. ©. Nephrit, Derb, in ſtumpfeckigen Stüden. Br. fplittrig. 
9.7. Sp. ©. 32. Lauchgrün ins Schwärzliche und Graue. Schim- 
mernd. An den Kanten durchfcheinend. 50 1% Broz. Kiefelfäure, 
34 Talferde, 10 Thonerde, 5/50 Eiſenoryd, O,os. Chromoxyd, 2,75 
Waſſer. — Der gemeine Nephrit finder fich in China, Sndien, 
Amerifa (Amazonenitein); der Beilſtein auf Neuſeeland, wo er 
verarbeitet wird. 

Sn diefe Familie dürfte auch der Latrobit oder Diploit 9% 
hören. Kommt in unvollfommenen Prismen, derb und eingefprengt 
vor. 9.5 — 6. Gem, 272. Nofen » und pfirfichblüthrorh. Glas 
glanz.- Labrador. R > 


IV. Familie der Halvidfteine, 


1. ©. Sazulith mit Blaufpath. Kryſtallſ. 4 und tarig. Keyftallie 
firt undeutlich in fcharfwinkligen Pyramiden. Br. uncben. Epröde. 
9. 5°— 6. Gew. 3 — 3,5. Farblos, doch fait immer berliner», 
indig- und fmalteblau, blaulicdy = oder grünlich-weiß, feltener grau 
und braun. Glasglanz. Durchfcheinend bis undurchfichtig. Iſt bafifch 
phosphorfaure Thonerde. V. d. . iſt er für fich unfchmelzbar, zer 
fält in Eleine Stüde und wird weiß. Borax und Phosphorfalz löfen 
ihn zu Elarem Galze auf, Sn primären Gefteinen im Salzburg’. 
fchen, zu Wienerifch-Neufladt. — Der Türkis iſt dem Lazulit ver 
wandt. Finder fich derb, tropfilcinartig, als Ueberzug, in Gefchies 
ben. Br. mufchlig bis uneben. 9. 6. Gem. 2,3 — 3. Himmelblau 
bis fpangrün. An den Kanten durchfcheinend big undurchfichtig. 
‚ Die fchöniten aus Perfien; font in Niederfchlefien, VBoigtland. Ge— 
fchäßter Schmuckſtein. — Der Pſeudo- oder Zahntürkis iſt fein 
Mineral, fondern kommt von fofiilen, durch Kupferoeyd blau ge— 
färbten Zähnen. 

2. ©. Wavellit. Kryſtallſ. 1 und larig. Kryſtalle ſind vertikale 
Prismen, meiſt nadelförmig aggregirt u. undeutlich. Br. nicht wahre 
nehmbar, Spröde. 9.3, — 4. Gew. 2,2 — 2,3. Farb!os, aber 
meiſt graulich, gelblich, grünlich gefärbt.: Glas.» bis Perlmutter— 
Hlanz. Durchfcheinend. Iſt bafifch phosphorf. Thonerde. DB. d. 8. 
unfchmelzbar, wird weiß. Devonfhire, Sornwall, Böhmen, Eachfen, 
Amberg, Gießen, Großnierenförmige- Geflalten von Villaricca in 
Brafilien. Hicher auch der Ehildernit, und vermuthlich auch der 
Fluellit und Peganit. 

3.6. Wagnerit. Phosphorſaurer Talk.) Kryſtallſ, 2 und Iglie- 
derig. Br. unvollfommen mufchlig, fplittrig uneben. 9 5 — 5, 


1I. 4 


50 - Allgemeine Naturgefchichte. V. Buch. 


Gew. 3 — 313. Weingelb, oraniengelb in's Graue. Glasglängend, 
bald durchfichtig. Phosphorſaure Talferde mit Flußfäure und Eifen- 
oxyd. — Bei Werfen im Calzburg’fchen. 

4, 6. Amblygonit. Findet fich in rauhen und eingewachfenen 
Prismen und Fryfiallinifchen Maffen. Br. uneben. 9 6. Gm. 
3 — 3,94, Grünlichweiß ins Berg- und Seladongrüne. Glasglanz. 
Durchfcheinend bis halbdurchfichtig. Halbphosphorſaures Thonerde- 
lithion. Schmilzt v. d. 8. leicht. Bei Penig in Sachſen, Arendal 
in Norwegen. 

5. G. Alaunſtein. (Alaunſpath.) Kryſtallſ. hemiedriſch 3 und 
tarig. Kryſt. find mehrartige Rhomboeder. Br. uneben bis mufchlig, 
Spröde. 9.5. Gew. 2,5, — 27. Farblos; röthlich, graulich, gelb— 
lich. Glasglanz. Durchſichtig bis an den Kanten durchfcheinend. 
Gewäſſerte fchwefelf. Thonerde mit ſchwefelſ. Kali, mit großem 
Heberfchuß an Thonerde. DB. d. &. unfchmelzbar, in Schwefelfäure 
auflöstih. In Gruppen und Drufen Eleiner Kryftalle, meift aber 
derb bei Eivita Vecchta, am Puy de Sancy, auf den Infeln Milo.’ 
Man bereitet aus ihm den Römiſchen Alaun. — Der Aluminit 
(Webflerit) ift bis jebt nur in Fryftallinifchen Aggregaten und derb 
‚gefunden. Br. feinerdig. Milde, H. 1. Gew. ia; — Ir. Schnee- 
weiß. Matt. Undurchfichtig. Schwach an der Zunge hängend. Sf 
Drittel fchwefelf. Thonerde. V. d. L. leuchtend, unfchmelzbar. In 
— und Schwefelſäure leicht ee Halle, Sußer, 

pernay. 


V. Familie des Leuzik's. 


1, ©. Leuzit. Kryſtallſ. regulär. Kommt in Seuzitoedern 
und rundlichen Körnern vor. Br. muſchlig. Spröde. 9.55 — 6. 
®. 2,4 — 275. Farblos, meiſt graulich-> gelblich-, vöthlichweiß bis 
afch-, rauch», und gelblichgrau, Glasglanz. Halbdurchfichtig bis 
an den Kanten durchfcheinend. Zwei Drittel Fiefelf. Thonerdefali. 
V. d. 8. für fih unfchmelzbar. In Chlorwafferftoffäure leicht auf- 
löslich. Gemengtheil vulfanifcher Gefleine am Veſuv, bei Nom :c. 

2.6. Sodalith. Kryſtallſ. regulär. Kryſtalle find Dodekae— 
der, öfters mit Oktaeder- und Sfofitetraederflächen kombinirt. Br. 
mufchlig bis uneben. Spröde. 9. 55 — 6. Gm. 5 — 25 
Farblos, aber meift graulich-, gelblich-, grünlichweiß bis ölgrün, 
gelblich- und aſchgrau. Glasglanz. Halbdurchſichtig bis durchſchei— 
nend. Thonſilikat mit Natronſilikat und etwas Chlornatron. Vor 
d. 2. zu klarem farbl. Glaſe ſchmelzend. Sn Chlorwaſſerſtoff-und 
Salpeterſäure leicht auflöslich, Gallerte gebend. Kryſtalliſi rt und 
derb am Veſuv, Laacherſee, in Grönland. 

—8. G. Hauyn. Kryſtallſ. regulär. Dodekseder, oft Afeitig 
prismatifch verlängert, oder fechsfeitig prismatifch tafelartig, mit 


Syſtematiſche Meberficht der ungemengten Mineralien. 51 


Dftaeder » oder Leuzitocderflächen Fombinirt. Br. flachmuſchlig, 
uneben. Spröde. 9. 5,5 — 6,5. Gew. 2,98 — 3,33. Farblos, aber 
immer blau und braun im verfchiedenen Nuancen bis pechfchwarz ge— 
färbt. Außen Glas, innen Fettglanz. Durchfichtig bis durchfchei» 
nend. Thonfilifat mit Natron- oder Kalkfilifat und etwas Schwefel- 
natron. V. d L. ſchwer zu weißem Glafe fehmelzbar. Sn Sal; 
fäure leicht auflöslich. Kryſtalliſirt, in Körnern, derb, immer in 
vulfan. Geſteinen; Laacherfee, Rom, Befuv. 

4.6. Laſurſtein. Kryſtallſ. regulär. Dodefacder, Br. mufch- 
fig und uneben. 9.5 —6. ©. 2; — 2379. Laſurblau, bimmels 
blau, fchwärzlichblau. Strich blau. Glasglaͤnz. Durchfichtig bis 
an den Kanten durchfcheinend. Kalffilifat mit Natron» und Thon— 
erdefilifat. Schmilzt v. d. &. zu weißem glänzendem Glafe. Chlor. 
mwafferfiofffäure entfärbt und löst fein Pulver auf. Meiſt derb im 
primären Gebirge; Sibirien, Bucharei, Tibet, China. Zu Orna— 
menten, und Bereitung des Wltramarins benüßt, 

5. G. Eudyalith. Kryſtallſ. hemiedrifch 3 und darig. Ahom- 
boeder, mit PBrismenflächen und der geraden Endfläche fombinirt. 
Br. uneben. 8.5 — 3. ©. 2,9. Bräunlich- und pfirfichblüth- 
roth. Glasglanz. An den Kanten durchfcheinend. Natronſtlikat mit 
Zirfon - und Kalkfilifat. V. d. 8%. leicht zu grünem Glaſe ſchmelz— 
bar, Grönland, i 


VI. Familie der Zeolithe. 


1.8. Analeim. Keyftallf. vegulär. Heraeder, Hfofitetraeder 
und Kombinationen beider. Br. uneben oder unvollfommen muſch— 
fig. Spröde. 9. 5,5, ©. 2 — 22. Farblos, oft gefärbt, grau» 
lich-, gelblich, grünlich-, blaulich-, röthlichweiß bis fleifchroth. 
Glasglanz. Durchfichtig big durchfcheinend. Thonfilifat mit Nas 
tronfilifat und Waſſer. Giebt v. d. 2. ein glänzendes Glas. 
Kryitallifiet und groß» und grobförnig im Mandelftein, Baſalt, 
Trachyt. 

2. G. Meſotyp. (Mit dem Ratrolith, Meſolith und Skole— 
zit.) Kryſtallſ. 2 und igliederig. Nhombiſche Prismen mit halbem 
Dblongprisma und der Ahombenpyramide ; gewöhnlich Zwillinge. 
Br. uneben. Spröde. 9. 5 — 5,5. ©. 21 — 273. Farblog, waſſer⸗ 
heil oder gelblich-, graulich-, röthlichweiß, gelblichgran, ifabel», 
odergelb bis gelblichbraun, „fleifch - und ziegelroth. Glasglanz. 
Durchfichtig bis an den Kanten durchfcheinend, Der Skolezit wird 
durch Ermwärmen polarifch eleftrifch. Der Natrolith iſt ein Thon— 
erdefilifat mit Natronfilifat und Waffer, beim Mefolith tritt Kalf- 
erde hinzu, ebenfo beim Sfolezit, bei welchem indeß das Natron 
fehlt. 8. d. 8. ſchmelzen fie zu Glas. Kryſtalliſirt, ſtänglig, fafe- 


52 Allgemeine Naturgeſchichte v. Buch. 


rig, dicht, derb in Platten und Nieren in vielen europ. urgebirgen, 
Grönland. 

3. G. Thomſonit. Kryſtallſ. 1 und taxig. Geſchobene verti⸗ 
kale Prismen mit vorherrſchend gerader Endfläche und dem erſten 
horizontalen Prisma komb. Br. uneben. 9. 5. ©, 2,1. Weiß. 
Glasglanz. Durchſichtig bis durchſcheinend. Kieſelſaures Thon- und 
Kalkſilikat mit Waſſer und etwas Natron. Schmilzt v. d. L. ſchwer. 
Selten kryſtalliſirt, gewöhnlich ſtrahligſtänglig im Baſalt in Schottl. 

4. G. Stilbit. (Strahlzeolith, Desmin.) Kryſtallſ. 4 und 
tarig. Kryſtalle beſtehen aus den erſten und zweiten Seitenflächen, 
und in der Endigung aus’ einem Rhombenoktaeder. Br. uneben. 
Spröde. 9.35 — A. G. 24. — 2%. Farblos, oft gelblich-, grau⸗ 
lich», vöthlichweiß, bis odergelb, rauchgrau, haarbraun und fleifch- 
roth. Glasglanz, auf einer Theilungsfläche PBerlmutterglang. ’ Halb» 
durcchfichtig bis durchfcheinend.  Thon- und Kalkfilifat mit Waffer, 
Schmilzt v. d. 2. zu einem weißen Email. Kryſtalliſirt und derb in: 
Mandeljteinen der Färoer, Islands, des Faßathals, auf Gängen in 
Schottland, Sachfen, auf Lagern zu Arendal. 

5.6. Heulandit. (Blätterzeolith.) Kryſtallſ. 2 und tglicde- 
tig. Kryſtalle fellen dünne oder dicke rhomboidiſche Tafeln vor. Br. 
unvollkommen mufchlig bis uneben. Spröde. 9. 3,; — 4. ©. 22 — 
2/73. Barblos, oft gelblich, grünlich-, vöthlichweiß, fleifch- und 
ziegelroth; gelblichgrau bis haarbraun. Glasglanz, auf einer Thei— 
Iungsfläche Perlmutterglanz. Durchfichtig bis an den Kanten durch» 
fcheinend, ZThonfilifat mit etwas Kalffilifat und 15 Broz. Waffer. 
Schmilzt v. d. 2. zu einem weißen Email, Vorkommen und Fund» 
örter des GStilbits. 

— 6. G. Brewferit. Kryſtallſ. 2 und igliederig. 8. befichen in 
4 vertifalen Prismen, der zweiten Endfläche und der Endigung aus 
einem fehiefen Prisma. Br. uncen. 95 — 5: ©. 24 — 2. 

Weiß ins Gelbe und Graue. Glasglanz, auf einer Fläche Berl- 
mutterglang. Durchfichtig bis durchfcheinend. Thonſilikat mit Schwers - 
erde- und Etrontianerdeiilifat, und 12%, Proz. Waſſer. V. d. 8. 
ſchwer fchmelzbar. Strafan in Echottland, Müniterthalim Breisgan. 

7. G. Epiitelbit. Kryſtallſ. 4 und tarig. K. find vertifale 
und horizontale Prismen, meiſt Zwillinge. Br. uneben. 9. 3,5; — 4. 
G.2 — 235 Weiß. Auf den Brismenflächen Glas, auf den Thei- 
Inngsflächen Perlmutterglanz. Durchfichtig bis an den Kanten durch» 
fiheinend. Thonerde- und Kalferdefilifat mit etwas Natron und 

44 1% Prog. Waſſer. Schmilzt v. d. 8. zu Email. Mandelftein- 
böhlungen Sslands und der Färver, 

8. G. Apophyllit, (Ichthyophthalm, Albin). aryſalſ. 2 und 
taxig. Grundgeſt. Quadratoktaeder mit dem Endkantenwinkel 1040 
2/ und Seitenkantenwinkel 121% Kr. fiellen Pyramiden, Prismen, 


Spitematifche Meberficht der ungemengten Diineralien. 85 


Tafeln dar. Br. uneben. Sehr fpröde. H. 4,5; — 5. ©. 23 — 2. 
Farblos, gelblich-, graulich-, vöthlichweiß bis fleifchrotb. Glas» 
glanz, auf der geraden Endfläche perlmutterartig. Durchfichtig bis 
durchfcheinend.  Kalferdefilifat mit etwas Kali und 16 Bros. Waffer. 
Schmilzt v. d. 8. zu weißem oder farblofem Glafe. In bafaltifchen 
Geſteinen Böhmens, der Seißeralye, der Färver, Infel Sky; fonit 
in Schweden , Böhmen, St. Andreasberg. 

9. ©. Chabafit. Kryſtallſ. hemiedriſch 3 und darig. Kr. find 
Nhombocder, häufig Zwillinge. Br. uneben, Spröde. 9. 4—4,;. 
G. 2 — 27. Farblos, meiſt graulich-, gelblich-, röthlichweiß oder 
röthlichgran gefärbt. Glasglanz. Halbdurchſichtig bis durchfchei- 
nend. Thonerde- und Kalferdefilifat mit fehr wenig Kali und 20 
Broz. Waſſer. Echmilzt v. d. &. zu Email. GSalsfäure zerfeht fein 
Bulver leicht. In Krvitalldrufen und derb in bafaltifchen Gefteinen 
im Zweibrüden’fhen, Seißer- und Montzonialpe, Böhmen, Schott» 
land, Färver, Ssland, Grönland. 

10. ©. Levyn. Kryſtallſ. beiniedrifch 3 us tarig. Kr. find 
Rhomboeder. Br. unvolfommen mufchlig. Spröde. 9. 4 ©. 2 
— 275. Weiß. Glasglanzg. Chem. Befihnffenheit wie beim Chabaſit. 
In Mandeliteinen; Färver. 

141.6. Gmelinit, (Sarfolith.) Kryftallf. bomoedrifch 3 und 
taxig. Kr. find Heragondodefaeder mit dem erfien 6feitigen Prisma 
und der geraden Endflüche Fombinirt. Br. uneben, Sehr fpröde. 
9. 375 — A5. G. 2 — 23, Schneeweiß. Glasglanz. Durchſchei— 
nend. Shonerdefilifat mit etwas Kalferde und Natron, (oder ſtatt 
-deren Eifenoeydul und Kali) und 21 — 29 Bros. Waſſer. Wird v. 
d. &, zu Email. Im Vizentiniſchen; in Srland in Mandelfeinen. 

12. ©. Kreuzſtein. Kryſtallſ. wahrfcheinlich 1 und Aarig. 


Kr—. beſtehen aus der Iten und 2ten Geitenfläche, und einem Rhomben- 


oftacder; manchmal noch mit dem eriten horizontalen Prisma des 
Hauptoftaeders komb. Meiſt Zwillinge. Br. uneben bis unvollkom— 
men mufchlig. Spröde 9. 4, ©. 273 — 235. Farblos, doc 
meiſt graulich-, gelblich-, vöthlichweiß bis fleifch-, ziegel- und 
blutroth. Glasglanz. Halbdurchfichtig bis durchfcheinend. Thon— 
erde - und Kalferdefilifat, mit Kalt und 15 — 417 Proz. Waffer; in 
einigen Varietäten mit 18 — 20 Proz. Schwererde. Schmilzt v. d. 
&. leicht zu klarem Glafe. Findet fich nur Fryftallifiet im ältern Ge— 
birge Sachfens, Schwedens, Schottlands; in bafaltifchen Geiteinen 
der Pfalz ꝛe. 

13. ©. Laumonit. Kryfiallf. 2 und igliederig. 8. find chom«- 
bifche Prismen. Br. nicht Leicht wahrnehmbar. Wenig fpröde. 
9.2. ©. 2,3 — 274.  Farblos, oft gelblich» oder graulichweif. 
Glasglanz. Durchfcheinend. Thonerde » und Kalferdefilifat mit 
16 Proz. Waſſer. Schmilzt v. d, 2. zu weißem durchfcheinendem 


54 Allgemeine Aaturgefchichte. V. Buch. 


Email. Verwittert und zerfällt fehr Teicht, In Kryſtalldruſen oder 
körnigſtänglig in der Bretagne, Montzonialpe, am St. OU? 
in Schottland, Srland, Schweden ꝛc. 

Sn die Familie der Zeulithe gehören auch die noch der Unter— 
fuchung bedürftigen Karpholit (Strohftein), Edingtonit, Oke— 
nit, Beftolith, Komptonit und Herſchelit. 


VII. Familie des Glimmers, 


1. Gatt. Zweiariger Glimmer, (Lepidolith 3. Theil.) Kry- 
ftallfyitem 2 und Agliederig, K. find fchiefe rhombifche Prismen, 
meift als rhombifche oder 6feitige Tafeln erfcheinend. Br. mufchlig. 
Milde, in dünnen Blättchen elaltifh. 9. 2 — 275. ©. 23 — 3x: 
Farblos, meiſt jedoch gelblich“, graulich-, grünlich-, vöthlich-, 
filberweiß, gelblich-, afch=, vauchgrau, braun bis pechfchwarg oder 
broncegelb, grünlichgrau bis lauchgrün, roſenroth bis pfirfichblüthe 
roth. Strich bisweilen gran. Auf der Bafıs höchſt ausgezeichneter 
metallifcher Berlmutterglang, font Glasglanz. Durchfcheinend, in 
dünnen Blättchen durchfichtig. Zweiaxige doppelte Strahlenbrechiing. 
Thoniilifat mit Eifenoeyd, Kalt, Lithion und Flußfäure, etwas 
Manganoxydul. Schmilzt v. 9. 2. an fehr dünnen Kanten zu einem 
emailähnlichen Glaſe. Weder Ehlorwafferftoff- noch Schwefelfäure 
greift ihn merklich an. Zerfällt vieleicht einft. in mehrere Gattuns 
gen. Kommt Eryjtallifirt oder im blättrigen, Eörnigen, fehuppigen, 
fchiefrigen Maſſen im Urgebirge vor, bildet einen wefentlichen Beſtand—⸗ 
theil der meilten primären Gefleine. Mehrere Lithionglimmer kom— 
men auf den Zinnlagerflätten im Erzgebirge und Cornwallis vor. 
Großblättriger OL. in Norwegen, bei Zwiefel in Bayern, in. Grön- 
land, Sibirien, Finnland ze. 

2. Gatt, Einaxiger Glimmer, Kryſtallſ. 3 und NE ge 
find dünn tafelartige, manchmal kurz fäulenförmige 6feitige Pris— 
men mit der geraden Endfläche. Br. nicht wahrnehmbar. Milde, 
in dünnen Blättchen elaſtiſch. 9.2 — 2. ©, 235 —3: Dunfel-, 
piſtazien- und fchwärzlichgrün, greünlichfchwarg, pechfchwarz, fchwärz- 
lichbraun bis nelfenbraun. Streich ungefärbt bis a 
Glasart. Berlmutterglang, auf der Endfläche Metallgl. Sn dün— 
nen Blättchen durchfichtig. Beſtandth. des Anrigen Gl., mit Aus 
nahme des Lithions, während er viel Talkerde hat. Rundet fich 
v. d. 8 nur an fehr dünnen Kanten zu graulichem oder ſchwärz— 
lichem Glaſe. Konzgentrirte Schwefelfäure zerfeht ihn volfommen. 
Theils Fryfiallifirt, theils in blättrigen Maſſen; feltener als voriger 
in primären Gefteinen, Bafalt, auf Gängen, — Der großblättrige 
Glimmer wird auf Schiffen und fonit ſtatt Glas gebraucht ; der Lepi- 
dolith zu Ornamenten verarbeitet. 


Syſtematiſche Meberficht der ungemengten Mineralien. 55 


3. 8. CHlorit. Kryſtallſ. 3 und Aatig. Meift nur fehr 
dünne 6feitige Tafeln, felten in Heragondodefnedern. Mild und 
zähe. Sn dünnen Blättchen biegfam, nicht elaſtiſch. 9-1 — tr 
©. 2,5 — 23. Berg⸗, lauch-, oliven-, fchwärzlichgrün. Strich 
grünlichgrau bis berggrün. Auf der geraden End- oder Theilungs- 
fläche Berlmutterglang. Durchfichtig bis durchſcheinend. Kryſt. zeigen 
- ausgezeichneten Dichroismus von grün und gelblich = oder bräunlich— 

voth. Zalffilifat mit Thonfilifat, Eifenorydul, Waffer und etwas 
Kalkerde. Schmilzt v. d. 8 an fehr dünnen Kanten. Konzentrirte 
Schwefelfäure zerfeßt ihn. Selten deutlich Fryftallifirt, meiſt ſchup— 
pig, als Ueberzug, oder als Ehloritfchiefer ganze Gebirgsmaffen 
bildend. Tyrol, St. Gotthard, Erzgebirge, Norwegen, Bannat. 

4.8. Talf. Kryſtallſ. 3 und Adarig. Dünne 6feitige Tafeln. 
Sehr vollfommene Theilbarfeit nach den geraden Endflächen. Sehr 
milde und zäh. Fettig, in Blättchen biegfam. 9.1 — bu. ©. 275 
— 275. Farblos, doch meiſt graulich, gelblich, grünlichweiß, ſpar— 
gel=, apfel=-, lauchgrün bis entenblau. Strich weiß bis blafgrün. 
Ausgezeichneter Perlmutterglang. Durchfichtig bis durchfcheinend. 

Strahlenbrechung doppelt. Talferdefilifat mit etwas Eiſenoxydul 
und Kali. V. d. L. unfchmelzbar, weiß Teuchtend. Kaum je ausge 
zeichnet Eryitallifiet, öfter derb, am öfteiten als Zalffchiefer ganze 
Gebirge bildend. Alpen, Böhmerwald, Schottland, Schweden, 
Sibirien. } 

Der Tropfllein, am Montblanc, in Grönland zc. mächtige 
Lager bildend, fiheint ein Gemenge von Talk, Chlorit, Glimmer 
und Asbeit. Aus ihm werden Gefchirre und Dfenplatten gefertigt; 
der Talk dient zur Bereitung von Schminfe, Paſtellfarben, zur Poli— 
tur, Minderung der Friftion bei Mafchinen. 

5. ©. Pinit. Kryſtallſ. 3 und 4axig. Kr, find 6 und 12fei» 
tige Brismen, Br. uneben. 9.2 — 235. ©. 2773. Gelblichgrau 
ins Röthliche und Braune. Schwacher Fettglanz. Undurchfichtig. 
Angehaucht ſtark nach Thon riechend. Fettig anzufühlen. Thonerde- 
filifat mit Kali, Talferde, Manganorydul und Eifenoeyd. Wird 
dv. d. L. an den Kanten zu weißem blafigem Glafe. Säuren greifen 
ihn nicht an. In Granit bei Heidelberg, in der Auvergne. 

6. G. Pyrosmalith. Kryſtallſ. 3 und Aarig. Kr. 6feitige 
Prismen mit gerader Endfläche. Br. uneben in’s Splittrige, H. 4— 
4. ©. 3 — 347. Braun, Deutliche Farbenwandlung. Unrein 
glasglänzend. An den Kanten durchfcheinend. Kiefelfaures Eiſen— 
oxydul und Manganorydul, bafıfch falzfaures Eifenoeydul und Waſ— 
fer. Schmilzt auf Kohle zu einer ſtahlgrauen magnetifchen Berle, 
Auf Magneteifenflein in Schweden. 

7. ©. Eronfedtit. Kryfialf. 3 und Aarig. Kryſt find 
6feitige Prismen, 9. 2,5. In dünnen Blättchen etwas elaftifch 


56 Allgemeine Naturgefchichte. V. Bud). 


biegfam. ©. 3,5 — 3,4. Rabenſchwarz. Strich dunkel Tauchgrün. 
Glasglanz. Undurchfichtig bis durchfcheinend. Eiſenoxyd und Eifen- 
orydul mit Kiefelfäure, etwas Talkerde, Manganoryd und Waſſer. 
Schmilzt v. d. &. zu einer ſtahlgrauen Magnerjehen Kugel. Böh⸗ 
men, Cornwallis. 

8. ©. Siderofchifolith. Kryſtallſ. 3 und Inzig. Sehr Fleine 
aufgewachfene Ahomboeder und Prismen. 9.2. ©. 3. Sammet- 
fchwarz, im Striche dunfel lauchgrün. Lebhafter Glasgl. auf den Theis 
Iungsflächen. 75 Broz. Schwarzes Eifenoeyd mit Kiefelfäure, Thon- 
erde, Waſſer. Wird in der Lichtflamme magnetifch. SAMEN KB. - 
8. zur eifenfchwargen magnet. Kugel. Brafilien. 

Der Glimmerfamilie dürften auc noch das Talk— oder Dar 
snefiahydrat, der Perlglimmer oder Nargaric und der 
Rubellan beizuzahlen ſein. 


VIII. Familie der Hornblende. 


1. G. Hornblende. Kryſtallſ. 2 und 1gliederig. Grundgeſt. 
ein 2 und igliederiges Oktaeder. Kr. find kurze und dicke, oder 
lange und dünne Säulen. Häufig Zwillinge. Br. uneben. Spröde. 
9.5 — 6. 6.23% — 37. Farblos, gewöhnlich aber grau, grün, 
fhwarz. Glasglanz. Ducchfichtig bis undurchſ. Neutrale Fiefel- 
faure Kalferde mit zwei Drittel Fiefelfaurer. Talferde, etwas Eifen- 
und Manganorydul, fehr wenig Flußfäure und Waffer. In einigen 
DBarietäten ift ein Theil der, Kiefelerde durch Thonerde erfeht. V. d. 
&, ſchmelzbar. Meiſt leichtflüffig. DBarietäten: 4. GÖrammatit 
od. Tremolith, graulich-, gelblich», grünlich>, röthlichweiß bis - 
rauchgrau, fpargelgrün-und blaß violett, halbdurchf. bis durchfch. , 
Berlmutter- od. GSeidenglang, meiſt eingewachfen, feltener derb, 
Sn vielen europ. Urgebirgen. 2. Strahblitein, Aftinit, grün 
bis fchwärglich, leberbraun, grünlichgrau; Glas- od. Seidenglang; 
durchfcheinend; Borfommen wie voriger. 3. Hornblende a Gr 
meine Hs. Rabenfchwarg, dunfelgrün; undurchf. bis an d. Kant. 
durchfch.; Fryftallifirt , derb und eingefprengt. Wefentl. Gemengtbheil 
vieler granit. Gejteine, auch eigene (Hornblendgefleine) daritellend. 
Auf Lagern und Gängen im fehr vielen europ. Urgebirgen. b. Bas 
faltifche H. Pechfchwarz, undurchſichtig, kryſtalliſirt; in Baſalten 
Böhmens, der Rheingegenden, Spaniens. 4. Anthophyllit. 
Zwiſchen gelblichgrau und nelkenbraun, einiger ſchön blau held; 
Perlmutterglang, halb metallifch; an d. Kanten durchfch. Sm Glim— 
merfchiefer in Norwegen, Finnland. — Die Hornblende dient als 
Zufchlag beim Eifenfchmelzen, als Zuſatz zur Fritte des grünen 
Bouteillenglafes, und zur Daritellung eines braunen oder Ban 
Steinglafes, ey 


Syſtematiſche Ueberſicht der ungemengten Mineralien. #7 


2,6. Augit. (Pororen,) Kryſtallſ. 2 und tgliederig. Grund. 
geitalt ein Dftaeder. Kr. find gewöhnlich kurz und die fänlenartig, 
felten ſpitz pyramidal. Auch Zwillinge. Br. mufchlig bis uneben, 
Spröde. 9.5 — 6. ©, 3, — 3,5. Der reinite farblos, meift aber 
fehr verfchieden grün und ſchwarz gef. Glasgl. Durchf. bis undurchſ. 
Zwei Drittel Fiefelfaure Kalferde mit zwei Drittel Fiefelfaurer Talk— 
erde, etwas Eifenorydul oder Oryd, Mangandeydul und Thonerde. 
Die meilten Bar. ſchmelzen v. d. 2. leicht zu einem weißlichen oder 
fhwarzen Glafe. Der Diallag aber it Hrengflüfftg. Var: 1. Dio— 
pfid; weiß, grau, grün; ducchfichtig bis durchfch., kryſtalliſ. und 
derb; Piemont, Gotthard, Kärnthen, Tyrol, Sachſen ꝛc. 2. Mala, 
kolith (Faßait); weiß, grün, durchfiheinend, kryſtalliſirt. Skandi— 
navien, Finnland, Tyrol, Sachſen. 3. Gemeiner A.; ſchwärz— 
lichgrün, ſchwarz, undurchfichtig. Wefentlicher Gemengtheil des 
Dolerits, Baſalts, der Lava, der europ. erlofchenen und thätigen 
Bulfane. Auf Lagern im primären Gebirge Sfandinaviens, Nord— 
amerifas; in Meteorjleinen. 4 Kokkolith; grün bis grünlich- 
fchwarg; durchſch. bis undurchſ., Fryitalliiet und, derb. Urgebirge 
Sfandinaviens, Finnlands, der Pyrenien ꝛe. 5. Rothbraun— 
feiner; (Riefelmangan); eine und derb; hoch- und dunfel- 
rofenroth; durchfch. bis an d. K. durchfch. Enthält bei 60 Proz. Man- 
ganoxyd, 30 Kieſelſäure, bes Eifenoeyd und Thonerde. Eifenerz- 
lager in Schweden, am Harz, in Sibirien, Cornwall. 6. Akmit; 
Kr. lang ſäulenartig; grünlichgrau bis bräunlichſchwarz, an d. K. 
durchſch. Enthält 10 Proz. Natron. Norwegen. 7. Diallag; ge— 
wöhnlich derb; graulich, grün, braun; ſchwach durchfch.; metallähn— 
lich perimuttergl. 9. 4. Harz, Toskana. 8 Bronzit; derb, 
körnig; braun, durchfch., Perlmuttergl. Sn Bafılten, 9. Hyper—⸗ 
ſthen; derb, bräunlichſchwarz, metall. perlmuttergl., undurchſichtig. 
Bildet mit Feldſpath den üyperſthenſienit. Veltlin, Cornwall, 
Grönland, Schottland ꝛc. — Die Gatt. Hornblende iſt mit der G. 
Augit ſehr nahe verwandt, und Roſe will. beide vereinigen. — Der 
fogenannte Smaragdit iſt ein —— Amphibol, mit Saußü— 
rit verwachfen, kommt in Corſika, am Monte Roſa, im Bayreuth’- 
fchen vor, it fehr hart und voliturfäßig und wird von Steinfnei- 
‚ bern verarbeitet. 

Asbeſt und Amianth find nach Breithaupt Feine befondern 
Mineralgattungen, fondern eigenthümliche Aggregatzuſtände anderer 
Gattungen. Ihre Härte it fehr verfchieden, das Gewicht 2,0. Sie 
beitehen aus Kieſelſäure 45 — 62 Broz., 22— 23 Talkerde, 3 Thon» 
erde, 4— 15 Ralferde, 3 — 19 Eiſenoxydul, fehr wenig Mangan—⸗ 
oxydul, Flußfäure und A B. 2. 8, fließen fie zu verfchieden 
gefärbten Gläfern.  Bar.: . Amiantbz faferige u. haarförmige, 
elaitifch biegfame, fanft anzufäplenpe Maſſen. "Grünlich«, gelblich - 


58 Ufigemeine Naturgefchichte. V- Buch, 


bräunlichweiß; feidenglänzend; halbdurchf. bis an d. K. durchfch. 
Schweiz, Tyrol. 2. Asbeſt; derb, faferig, fpröde; ſtechend, mager 
anzufühlen. Lauchgrün ins Graue und Weiße; feidenglänzend, une 
durchfichtig. Sachfen, Schlefien, Harz. 3. Bergforf (Bergleder); 
plattenförmige und zerfreffene fafrige Maffen; gelb, ins Braune; 
matt, undurchf.; etwas elaftifch biegfam; mager anzufühlen. Sa— 
voyen, Dauphind, Der A. gab die unverbrennliche Leinwand der 
Alten; wird noch jeht zu Kleidungstüden, Bapier, Dochten ver» 
arbeitet, 

An Hornblende und Yugit reihen fich nsch an der Pifrosmin, 
Domelith, Pyrallolith, Pyrargilith, GSeybertit, Sf 
pyr, Babingtonit. 

3. Scthillerfpath Schillerſtein). Bis jetzt nur derb und 
eingeſprengt, auf ganz eigene Weiſe von Serpentin durchwachſen 
gefunden. Br. uneben, ſplittrig. Sehr wenig fpröde. H. 3,5; —A4. 
G. 2/5 — 2,5. Grün, ins Gelbe und Braune. Strich grünlich 
weiß. Metallifch perlmuttergl. An d. K. durchſch. Talkerdeſilikat 
mit Eiſenoxydul, ſehr wenig Chrom, Manganorydul, etwas Kalk— 
und Thonerde, und 42 1% Proz. Waffer. Harz. 

Hier fchließt fich der edle Serpentin am Bis jetzt nur 
derb, körnig zufammengefebt gefunden. Br. flachmufchlig bis un« 
eben und fpfittrig. Milde, 9.3. ©. 34 — 2. Farblos, doch 
meift grün, gelb, braun, alles in verfchiedenen Nuancen, bis blut» 
roth gef.; oft gefammt, gefledt, geadert. Sehr fchwacher Fettgl. 
Durchfch. bis undurch!. Zwei Drittel Fiefelfaure Talferde mit Talk— 
erdehydrat, etwas Eifenoryd, Bitumen und Kohlenſäure. Schweden, 
Schlefien, Böhmen, Sachfen, Piemont, Eorfifa, Cornwall, Nord» 
amerifa ꝛc. Wird zu Gefäßen und Geräthen verarbeitet. — Der 
gemeine ©. iſt ein Gemenge. 

4. G. Dafelſpath. Kryſtallf. 2 und tglicderig. Meift nur 
derb in länglig fchaligen Individuen, Br. uncben. Spröde. 9. 4, 
— 5.6. 2,3 — 2/9. Farblos, doch meist gelblich-, röthlich-, bräun« 
lich, graulichweiß. Berlmutterart, Glasgl, Halbdurchf. bis an den 
K. durchfch. Phosphoreszirt durch Keibung und Erwärmung. Zwei 
Drittel Fiefelf. Kalferde mit etwas Eifenoeydul, Manganoeyd, Wafs 
fer und Talferde. V. d. &. zu farblof. Glafe ſchmelzend. Bannat, 
Sfandinavien, Schottland, 

5.6. Spodumen. (Tripban) Kryſtallſ. wahrfcheinlich t und 
taxig. Big jeht nur derb gefunden. Br. uneben, fplittrig. Spröde, 
9. 6,5 — 7. ©.34 — 372. Farblog, aber. meit grünlichweif, grün« 
lichgran, grün. Glasgl. Durchfch. bis an d. 8. d. Neutrales fic- 
felfaures Lithion mit doppelt Fiefelf. Thonerde, fehr wenig Eifen- 
oryd, Manganoeyd und Waſſer. Schmilzt v. d. &. zu Glas und 
färbt die Flamme vorübergehend purpurn.. Schweden, Tyrol, Jr⸗ 


Syſtematiſche Meberficht der ungemengten Mineralien. 39 


land, Maffachufets. — An den Spodumen reihen fich die noch nicht 
genau beftimmten Weißit, Fahlunit, Sordawalith u. Saußürit an. 

6. G. Andalufit. Kryſtallſ. 4 und Anrig. Kr. prigmatifch, 
Tangfäulenartig, meiſt mit Glimmer befleidet, und Glimmer oder 
Talk einfchließend. Br. uneben, Förnig und fplittrig. Spröde. 
9. 7, ©. 3 — 3,5. Ganz rein farblos, aber immer verfchieden 
roth, grau, vöthlichbraun bis faſt violett gefärbt. Glasgl. Durch» 
fcheinend bis an d. 8. d. 55 — 60 Proz. Thonerde, 34 — 36 Kiefel- 
fäure, etwas Eifenseyd, manchmal auch etwas Kalferde, Talferde, 
Kali, Manganogyd und Waſſer. V. d. &, unfchmelzbar. Kryſtalliſ. 
und derb in europ. Hrgebirgsarten. 

7.8, Cyanit. Kryſtallſ. 1 und 1gliederig. Kr. meiſt lang, 
etwas breit, ſäulenförmig. Br. uneben. Spröde. 9.5 — 7. 
©. 3,5 — 337. Farblos, doch meift milchweiß, blaulichgrau, blau, 
ockergelb, ziegelrorh, fchwärzlichgrau (Nhätizit) gef. Durchf. bis 
durchfch. Glasglanz. Einige Kr. werden durch Neiben +, andere 
— cl, 64 — 67 Bro. Thonerde, 31 — 36 Kiefelfäure. V. d. 8 
für fich unveränderlich. Kr. ſtänglig faferig. Sn primären Gef. 
der Alpen, Norwegens, Schottlands , Sibiriens, Penfylvaniens. — 
Keine Stücke fommen als Saphyre aus Dflindien. — An den Cyanit 
reihen fih an Saphirin, Diaspor, GSillimanit, Wörthit. 

8.6. Epidot. Kryſtallſ. 2 und Igliederig. Kr. fchief priv 
matifch, manchmal Zwillinge. Br. uneben und fplittrig. Spröde. 
8.6— 7. ©. 3; — 3,5. Ganz rein farblos, doc) faft immer gran 
oder grün. Olasglanz, auf den Theilungsflächen perimutterartig. 
Halbdurchf. bis an d. K. d. Drittel Fiefelf. Kalferde und Thonerde, 
einiger mit etwas Zalferde, Eifen- und Manganoeydul. 4. Der 
Kalfepidot oder Zoifit, deſſen Kryſtallform der- des Euflas 
gleicht, giebt v. d. &. cine weiße oder gelbliche Maffe, findet fich im 
Fichtelgebirge , Kärntben, Steiermark, Tyrol. 2. Der Eiſen— 
epidot „oder Piſtazit if grün, bält 144 — 21 Proz. Eifen- 
oxydul, giebt v. d. &. eine dunkle Schlafe, findet ſich im primären 
Gebirge Sfandinaviens, Sachfens, Piemonts; in Mandelfteinen 
Tyrols. 3. Der Manganepidot iſt Firfchrotb; Piemont. Zu 
diefer Gattung gehören noch der Budlandit, Withamit umd 
Thalit. 

9. ©. Arinit. Kryſtallſ. 1 und Igliederig. Ar. unſymmetriſch, 
gewöhnlich prismatifch. Br. Flein mufchlig bis uneben. Spröde. 
8.65, — 7. ©. 37 — 3,3. Farblos, aber immer nelfenbraun, vers 
fehieden grau, yflaumenblau, oder durch Chlorit grün gefärbt. 
Durchfichtig bis an d. 8. d. Wird zum Theil durch Erwärmung 
pol. el. Thonfilifat mit Kalffilifat. Eifen» u. Manganoryd, wenig 
Borarfäure. Giebt v. d. L. ein dunfelgrünes Glas, Kryſtalliſirt, 
derb umd eingefprengt in vielen europ. Urgebirgen. 


60 Allgemeine Maturgefchichte. V. Buch. 
IX. Familie der Thone, - 


Enthält Feine einzige ächte Gattung. + 

1. Thon. Ohne regelmäßige Geſtalten und Theilbarfeit, Schr 
weich bis zerreiblich, ©. I,; — 2/6. Matt. Undurchfichtig. Weiß, 
grau, braun, voth, geün, gelb; oft gefledt, gewolft, gefireift. 
Strich mehr oder weniger glänzend. Erdig. Mehr oder weniger 
fettig anzufühlen. An der Zunge hängend. Erweicht im Waffer 
und bildet eine plaitifche Maſſe. Abſorbirt. Fett. Derb. Thon 
erdefilifat mit etwas Eifenoreyd und 12 — 419 Proz. Waffer. Findet 
ich in allen Gebirgsformationen, begleitet alle Sandſteine, bildet’ 
im Kalkſtein häufig mächtige Lager; mit Fohlenf. Kalk vermengt 
heißt er Mergel. Techniſch höchſt wichtig; wird nach feiner Güte 
zu GSteingut, Töpferwaaren, Fayence, Pfeifen, Schmelgtiegeln, - 
Dfenplatten, Ziegelfteinen ze, gebrannt; zum Walken, Wafchen 
gebraucht. 5 

2. Borzellanerde (Raolin). Derb und eingefprengt, felten 
in Afterkryſtallen. Zerreiblich. G. 2,4. Matt, undurchfichtig. Weiß, 
in’s Graue und Rothe. Strich, weiß. Färbt ab. Hängt wenig an _ 
der Zunge. Bruch erdig. Sanft und mager anzufühlen. Thonfilis 
fat mit 0 — 18 Proz. Waſſer, meiſt etwas Eiſenoryd und Kali, 
einige mit etwas Kalf- und Zalkerde. Ohne Zweifel durch Zer- 
feßung der aus mehr Feldfpath und weniger Quarz befichenden Fels— 
arten entftanden. Auf Lagern im Granit, an und Glimmerfchie 
fer.” Hauptmaterial zum Borzellan.. 

3. Kiefelguhr. Matte, serveibfiche,. (oder sufammengebadene 
Theilchen; iſt leicht, fanft und mager anzufühlen, undurchfichtig, 
grau oder weißlich, etwas an der Zunge hängend. Kiefelfäurehydrat. 
Bilder von zarten Pflangenfafern und Wurzeln durchzogene Schishten. 

4. Klebfchiefer. Gelblichgrau, in’s Afchgraue. Starf an der 
Zunge hängend; fehr weich. ©. 205. Saugt Waffer ein. Kiefel- 
fäurehydrat mit etwas Talf und Eiſenorvd. Bei Paris. 

5, Bolirfchiefer. Gelblichgrau, in’s Weiße und Braune, Ge— 
ade und dünnfchieferig. Sehr wenig oder nicht an der Zunge hän- 
gend. G. 0. Bei Bilin in Böhmen, Habichtswald, Zwickau. 
Zum Putzen von Metallen gebraucht. 

6. DTrippel. Derb und Dicht. Bruch erdig, zuweilen ſchiefe— 
rig. Matt. Grau, in's Weiße und Gelbe übergehend. Undurchſ. 
Weich, bis fehr weich. G. ls — 22. Sehr firengflüffig. Hält 
81 Broz. Kiefelfäure. Bilder Lager in europ. Flötzgebirgen. Dient 
zum Schleifen, Poliren, Abformen. 

7. Thonftein (Berpärteter Thon). Derb, in miüchtigen Lagern 
und Gebirgsmaffen. Grau, weiß, roth. Geſtreift, gefledt, gendert. 
©. 2,2. Bilder die Hauptmaffe von Porphyren im Schwarzwald, 


Syftemattfche Ueberſicht der ungemengten Mineralien. GA 


Sachſen. Bauſtein. — Eine eiſenreiche Abänderung iſt der Eiſen— 
thon. 

8. Bergſeife. Iſt leicht bräunlich ſchwarz, ſehr fettig anzu— 
fühlen, weich, leicht; Hält 43 Proz. Waffer. Thüringerwald, Böh— 
men, Bolen, 

9. Grümerde In Afterkryſtallen aus in fie umgewandelten 
Augitformen, auch derb, als Ueberzug. Undurchfichtig, grün. G. 2,5: 
Sn Gegenden, wo augitiſche Geſteine vorhanden find; dann als 
harafteriitifche Einmengung in Grünfand, Kreide, Grobkalk. Dient 
als gute, Luftbeitändige Dialerfarbe (Veroneſer Erde). 

. 40. Gelberde, Derb, odergelb, im Waffer augenblidlich zu 
Pulver zerfallend, fich voth brennend. Enthält 37 Broz. Eiſenoxyd. 
Auf Lagern im jüngern Flößgebirge; Amberg, Lauſitz, Harz. Zum 
Unftreichen verwender. a 

11, Salloyfit. Sn Nieren und Knollen. Weiß oder blaulich- 
grau. And. 8, durchſch. Kleine Stücke werden im Waffer durch— 
fichtig.. 30 Proz. Kiefelfüure, 34 Thonerde, 26 Waſſer. Im Heber- 
gangsfalkitein bei Lüttich, ae, 

12. Walfererde. Derb. Grün, grau, weiß, roth. Gebr 
fettig anzufühlen. Im Waffer zerfallend.- Abforbirt Del und Fett. 
Steyermarf, Surrey, Schlef. zu Wird zum Walfen der Tücher, Wal 
fen wollener Kleidungsſtücke und Ausziehen von Fertflefen angewendet. 

13. Allophan. Traubig, derb, als Ueberzug. Himmelblau 
in’s Spangrüne, Braune, Rothe, Gelbe, Weiße, zum Theil ge- 
fleckt, geadert, dendritifch. Halbdurchf, bis an d. K. d, Schwacher 
Glasglanz. 9. bis 3. ©. 1yg. Kieſel- und Thonerde mit 33 — 40 
Proz. Waſſer. Brei Saalfeld, Schneeberg, Bonn, Namur. 

*414. Bol (Lemnifche Erde, Terra sigillata.) Derb. Gelblichgrau 
in’s Gelbe, Rothe, Braune. 41 Kicfelf., 21 Thonerde, 24 Waffer , 
fonit etwas Talk», Kalkerde, Eifenoeyd u. Kali. Hauprtfächlich da, 
wo Bafalt an andere Gejteine grenzt. Sn der Türkei und in Spa- 
nien zu Gefchieren und Pfeifenköpfen verarbeitet; fonft offizinell. 

15. Kollyrit. Derb. Weiß, in’s Gelbliche, Röthliche, Grau» 
liche. Schr fett: anzufühlen. Weißenfels, Schemnipß. 

16. Steinmarf, Pfendomorphofen nach Feldfpathfryftallen , 
auch derb, eingefprengt 20. Weiß, grau, blau, roth, ockergelb. 
Fett anzufühlen. 58 Kiefelf., 32 Thonerde, 2 Eiſenoxyd, 7 Waffer. 
Feſt oder zerreiblich. Erzgebirge, Voigtland, Harz auf Erzgängen, 

17. Speckſtein (Steatit). In Pfeudomorphofen, derb, einge 
forengt 2. Grün, gelb, grau, voth, oft mit dendritifch. Zeichn. Schr 
fett anzufühlen. Weich. ©. 27. 64 Kiefelf., 28 Talkerde, 2,7, Waffer, 
4 füchtige Theile. Auf Gängen und Lagernz Oberpfalz, Erzgebirge, 
Cornwall, Finnland. Man fchneidet und dreht aus ihm manche Ge- 
genftände; er dient auch zum Poliren, Zeichnen, zu Liegeln ıc. 


62 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Bud, 


18. Bildftein. Derb. Grün, grau, roth und geld. Etwas 
fett anzufühlen. China, Ungarn. Die Chineſen arbeiten aus ihm 
Bilder, Vafen zc. 

19, Meerſchaum. Afterkryſtalle nach Kalkſpathformen. Derb, 
knollig. Weiß, in's Gelbliche und Röthliche. Matt, undurchſichtig. 
Mager anzufühlen, ſtark an d. Zunge hängend. H. 2 — 3. ©. ia 
— 4,6. 50 Kieſelſ., 25 Talkerde, 25 Waſſer. Auf Lagern in der 
‚ Kürfei, Portugal, Spanien, Frankreich. ‚au Pfeifenföpfen ver 
arbeitet. j 


X. Familie des Granats, 


1. G. Granat. Kryſtallſ. bomoedrifch regulär. Kryit. find 
Oktaeder, Hfofitetraeder und verfchiedene Kombinationen. Nach den 
Dodefaederfl. theilbar. Br. mufchlig bis uneben. Spröde. 9. 6,5 
— 77 ©. 34 — 4,3. Grün, gelb, roth, braun, ſchwarz. Glas. 
bis Fettgl. Durchf, in allen Graden. Durch Erwärmen el., zum 
Theil ſchwach magnet. Kalkſilikat mit Thonfilifat. Die Bafen wer 
den zum Theil durch Eifenoeyd und Manganorydul vertreten, bis— 
meilen falt ganz von ihnen verdrängt. Schmilzt v. d. &. zu ſchwar⸗ 
zem, grünlichem oder bräunlichem Glaſe. Bar.: 1. Almandin 
(edler Gr.); colombin-, biut-, bräunlichroth. Enthält Dis 40 Proz. 
Eifenorydul. Sit magnetifch. Gemengtheil vieler granit. Geſteine, 
lofe und in Körnern; Alven, Ungarn, Sachfen, Spanien, Sfandi- 
navien, Dilindien. 2. Kaneelſtein; zwifchen Hyacinthroth und 
orange. Biemont, Schweden, Aegypten, Zeylon. 3. Großular; 
grünlichgraun, grün, weiß. Mit dem edl. Gr, und anderwärts., 
4. Gemeiner ©.; grüm bis leberbraun, dunfelgelb. Kryſtalliſirt, 
derb, dicht. Mit vorigen und anderwärts; zum Theil ganze Lager 
mit Magneteiſenſtein, Hornblende, Eiſen- und Kupferkies bildend. 
5. Melanit, ſchwarzer G.; meiſt kryſtalliſ., ſelten derb. In vulkan. 
Geſteinen; Norwegen, Pyrenäen. 6. Mangangranat; bräunlich-⸗ 
roth, enthält 31 Proz. Manganoxydul; Aſchaffenburg, Böhmen, 
Penſylvanien. 7. Rothoffit, brauner Granat; röthlich-, gelb« 
lich», fchwärzlichbraun bis pechfchwarz. Mit vorigen. Die eriten 
zwei fchönen Var. find Schmuckſteine; mancher fehr eifenhaltiger ger 
meiner ©. dient als Zufchlag beim Eifenfchmelzen. 

2. Pyrop. Kryſtallſ. homoedriſch regulär. Kr. find Hetaeder, 
ohne Theilbarkeit. Br. volfommen mufchl. 9. 7,5. ©. 3,5. Dunfel 
hyacinthroth bis dunfelblutroth. Strich weiß. Glasglanz. Durchſ. 
bis durchfch. Enthält außer Beſtandtheilen d. Granats 6 Proz. 
braunes Eiſenoxyd. ieh Sachen / Bayern, Norwegen ie: 
Schmudiein. 

3.6. Helwin. aryſtallſ. geneigtflächig — E— regulär. 
Kr. fſind Kombin. des rechten u. linken Hemioktaeders. Br, uneben. 


Syſtematiſche Meberficht der. ungemengten Mineralien. 63 


Spröde. 9. 6,5. ©. 33. Wachsgelb, honiggelb, in’s Braune und 
Grünliche. Fettglanz. An d. Kanten durchfch. Sehr thermocleftr, 
35 Kiefelf., 8 Berpllerde, 29 Manganorydul, 8 Eifenorydul, 14 
Schwefelmangan. Mit Granat im Gneis. Sachfen. Selten. 

3. ©. Veſuvian (Hdofras). Kryſtallſ. 2 und farig. Kryſt. 
meilt kurz und di fäulenartig, manchmal langgeſtreckt ſtänglig. 
Spröde. 9. 6,5. ©. 34. Farblos, aber immer verfchiedentlich 
braun, dunfelgrün, himmelblau gefärbt. Glasgl. Durchf. bis an 
d. K. d. Thermoeleftr. Bis 39 Kiefelerde, 23 Thonerde, 38 Kalk⸗ 
erde, 7 Eifenoeyd, bisweilen etwas Eifen- oder Manganorydul, 
Talferde u. Natron. Kevitallif. u. derb. Monte —— Tyrol, 
Piemont, Skandinavien, Sibirien. 

5. G. Staurolith. Kryſtallſ. 1 und tarig. Ar. prismatifch, 
theils kurz und did, theils Tanggeitredt fäulenartig. Schr häufig 
Swillinge. Br. mufchl. bis uneben. Spröde. H. 7. ©. 3% 
Bräunlichroth, braun. Glasgl. Durchfch. bis undurchſ. Thonerdes 
filifat mit 18 1% Proz. Eifenoeyd und Manganoryd. Nur kryſt. 
in Urgebirgsarten der Alpen, Frankr., Spaniens ꝛc. 

6.6. Mellilith. Keyftallf. 2 und darig. Kr. find quadrat. 
Prismen ohne Theilbarf, Br. unvollf. muſchl. 9. 5 — 6. Honigs 
gelb. Glasgl. Bei Rom. — Zur Granatfamilie gehören auch noch 
der Foriterit, Hunit, Zeagonit. 


Xl. Familie der Edelfteine. 


1. G. Zirfon. Kryſtallſ. 2 und Aarig. Fr. meift fäulenartig, 
felten pyramidal. Br. mufchl. bis uneben. Spröde. H. 7,5. ©. 4 
Farblos, doch faft immer weißlich, graulich, verfchiedentl. grün und 
braun, colombin=, Firfchvoth (Zirkon), bräunlich-, fleifch-, hyacinth— 
roth bis pomeranzengelb (Hyasinth). Glasglanz, oft diamantartig, 
Durch. bis an d. 8. d. Drittel kieſelſ. Zirfonerde, In Kryitallen 
und lofen Körnern als Gemengtheil des Syenits; im Granit, Gneis, 
Mandelftein, Bafalt, Kalkſtein; Norwegen, Meißen, Nordamerifa, 
Grönland, Siebenbürgen, Böhmen, Ceylon (die beſſern). Schmuds 
flein; auch zu Ausfütterung der Zapfenlöcher von Uhren, feinen 
Wagen angewendet: 

2. G. Spinell. Kryſtallſ. homoedriſch regulär. Dftacder , 
manchmal 3 und 6feitig tafelartig, feltener Dodefaeder, oder Rome 
binationen aus beiden; fehr häufig Zwillinge. Br. mufchl. Spröde. 
9.8. ©. 3,5. Farblos, aber immer in hohen rothen und blauen 
Farben, bis ſchwärzlich, u. wieder bis milchweiß, orange, braun ges 
färbt. Glasgl. Durchſ. bis durchſch. 65 — 72 Proz. Thonerde, 

14 — 26 Talferde, 1 14 — 5 1% Kiefelerde, 34 — 44 Eifenorydul. 
Bar.: 4. Rother Sp. (Rubin z. Th.) Roth; im Diluvialboden 


6A Alllgemeine Naturgeſchichte. V. Buch. 


und Flußſand; Ceylon, Oſtindien. 2. Schwarzer Ep. Meiſt Kry— 
ſtalldruſen, ſchwarz, oft undurchſ. Im Kalkſtein in Newjork, im 
Gneis zu Bodenmais, in Gehlenit an der Montzonialpe, in vulkan. 
Auswürfl. des Monte Somma.. 3. Blauer Sp. Blau in’s Nöthe _ 
liche und Graue. Güdermannland. Der rothe Ey. iſt unter den 
Namen Rubin u. orient. Amethyit nächſt dem Diamant der theuerſte 
Edelttein. 

3.6. Gahnit. Kryſtallſ. Homoedrifch regulär. Dftacder, oft 
tafelartig, Zwillinge nicht felten. Br. muſchlig. Spröde. H. 8, 
®. 4, Schmubigblaugrim bis entenblau und — 
Glasgl. A. d. K. d. Bis 57 PB. Thonerde, 34 Zinforyd, 5 34 Eiſen⸗ 

oxrydul, 5 Yı Talferde, 3 34 Kieſelſ. In primären Gebirgsarten 
zu Fahlun, New Kerfey. \ - 

4. G. Korund. Kryitallf. hemiedr, 3 und datig. Grundgefi. 
eim Nhomboeder m. d. Endfantenw. von 860 6°. Kr. pyramidal, 
prismatifch, rhomboedriſch. Br. vollk. muſchl. bis uneben. Spröde. 
Si Br Farbloes, ſelten waſſerhell, meiſt blau, roth, grau, 
braun gef., Glasgl. Durchſ. bis an d. K. d., zum Theil mit innerm 
eirahl. Lichtſterne (Sternſaphyr). Bis 98 B. Thonerde, 5 u ®. 
Kiefelf., 4 Eifenoeyd. Beide letztere find bloße Einmengungen. 
3.0. 8. für fi unveränderl, Sn Kryſt., Gefchieb., Körn., dicht. 
Bar.: 1. Saphir (Salamıtein und KRubin), berliner bis violblau, 
karmeſin- bis rofenroth, röthlich-, gelblichweiß bis weingelb. Im 
Diluvialland und Flußfandez die beiten aus Ceylon, Siam, China; 
Böhmen, Franfreih. 2. Korund (und Diamantfpath); grünlich- 
grau, grün, berlinerblau, grau, roth, braun. An Urgeſteinen; 
Piemont, Chamouny, China, Ceylon, Nordamerifa. 3. Smir— 
gel, blaulichgrau bis fchmußig fmalteblau, derb und eingefprengt; 
Sachfen , Naros, Emyrna. — Der Saphyr iſt ein fehr gefchäbter 
Schmuckſtein. Die reinen Korunde dienen ebenfalls als Schmuck— 
fleine, die unreinen zum Schneiden, Schleifen und Poliren der 
Edelfleine; der Smirgel zum Boliren von Steinen, Metallen, Glas. 
5.6. Ehryfoberyll. Kryſtallſ. 4 und darig. Sr. find furz 
fäulenartig, oder furz tafelartig, fehr häufig Zwillinge, Br. uns _ 
vollfommen mufchl. Spröde. 9. 85. ©. 3,5. Farblos, aber immer 
grünlichweiß, ſpargel-- olivengrün, gelblichgrau gef. Glasglanz. 
Durchf. bis halbd. oft mit milchigem Lichtſcheine. Bis 7AB. Thon 
erde, 16 Beryllerde, 6 Kiefelf., A 23 Eifenoeydul, 2 % Titanoryd, 

2, Waſſer. In eingewachf. Kryſt. in Newjork; in lofen Fr., Körn., 
Gefchieben im Flußfand Brafiliens, Ceylons, Pegus. — Als Ning⸗ 
ſtein nicht ſonderlich hoch gefchäßt. 

6.8. Topas. Kryſtallſ. 1 und taxig. Grundgeſt. ein Rhom— 
benoktaeder mit Endfantenw. von 1410 7/, u. Seitenfantenw- von 999 
657. Kr. find befonders sfeit, Prismen mit ganzen u. halben Pyrami⸗ 


Spitematifche Heberficht der ungemengten Mineralien. 65 


den; oft mit der geraden Endfläche. Br. mufchl. bis uneben. Syröde. 

9: 8: ©. 3.4. Farblos, waſſerhell, verfchiedentl. weiß und gelb 
bis byazinthroth, fat violblau, grün. Glasgl. Durchf. bis an den 
8-.d. Thermocleft.e B. d. 8. unfchmelzbar- Bar: 1- Topas, 
meiſt Erpfi., felten derb, eingefpr. Auf Gängen, Drufen, Neſtern 
im. Urgeb in Iofen Kr. und Gefchieben. Schnedenftein im Voigt— 
lande, Erzgeb-, Cornw. Sibir. Brafil- (die beiten). 2. Pyrophy— 
falitd, große unförml. Kr. oder derb, gelbweiß bis ſtrohgelb. Fah— 
lun. 3. Byfnit, Stangenfein, ſchörlart. Beryll; langſtängl. Pris— 
men, gelblich, grau. Erzgeb. — Der Topas tik ein geſchätzt. Edelſt. 
Schlechte Kr- und Bruchitüde dienen zum Schleifen u. Boliren- 

7. G. Euflas. Kryſtallſ. 2 und Iglied. Kr meiſt Afeit- Prism: 
Br. muſchl. Sehr fpröde, leicht zerbrechl. 9- 7,5; G. 30- Selten 
ungefärbt, meiſt grünlich, grün, blaulich- Glasgl. Durchf. bis 
ducchfch. 43 B. Kicfelf., 30 1%, Thonerde, 21 34 Beryllerde, 2 Y 
Eifenoeyd, 24 Zinnoryd. Kr. in Ehloritfchiefer in Brafilien. Zum 
Schmuckſtein zu zerbrechlich. ’ j 

3. ©. Smaragd. Kryſtallſ. homoedriſch 3 und darig. Kryſt. 
immer fäulenartig, langgeſtreckt, durch die gerade Endfl. begrenzt: 
Br. mufchl. bis uneben. Spröde. 9- 7,5 — 8. ©. 2,5 — 23: Sel— 
ten fait waſſerhell, meift weißlich, grün, gelb, blau im verfihiedenen 
Nuancen. Glasgl. Durchf. bis durchſch. Thermoeleftr, 683 P. 
Kieſelſ., 43 Beryllerde, bis 17 Thonerde, etwas Chrom-, Eiſen-, 
Tantaloxyd und Kalkerde. Grüne Farbe vom Chromoxyd. Var.: 
1. Smaragd; ſmaragd- bis grasgrün, niedrige 6feit: Prismen. 
Im Glimmerſchiefer im Salzburg'ſchen, am rothen Meere; Bern. 
2. Beryll; Bar. der übrigen Farben; meiſt langgeſtreckte, ſtark ge— 
ſtreifte Prismen. Im Granit, auch im Diluvialland. Sibirien, 
Braſilien, Schottl., Schweden, Sachſen, Bayern, Nordamerikae. 
Der Smaragd iſt ein vorzügl. geſchätzter Edelſtein— 

9. G. Phenakit. Kryſtallſ. hemiedr. 3 und kaxig. Rhomboe— 
der, 6bſeit. Prism. Br. muſchl. H. bis 8. G. 2,96: Waſſerhell; 
oder weiß, röthlich, weingelb und undurchſ. Glasgl. Ural. 

10. G. Dihroit. Kryſtallſ. 1 und tarx. Rhomboeder, horiz. 
Afeit. Prism. Br. mufchl. bis uneben. Spröde. H. bis 7,,. ©. bis 
2/7. Farblos, doch meiſt verfchiedentl- grau und blau gef, Glasgl. 
Durchf. bis durchfcheinend, parallel der Are blau, vechtwinflig auf 
fie grau erfcheinend. Wird durch Reibung +, durch Erwärm pol. 
el. Bis 50 Kiefelf., 33 Thonerde, 11 Kalferde, 8 Eifen-, 1; Mans 
ganorydul. In primären Gebirgsarten; Spanien, Bodenmais, Nor- 
wegen ꝛc. Gefchiebe aus Geylon. Die bläulichen, violetten, irifir. 
Bar. find Schmuditeine, und heißen Waffer- und Luchsſaphyr. 

11-6. Turmalin. Kryitallf. hemiedr. 3 und taxig. Kr. prismat. 
fäulenartig bis nadelförmig, auch furz tafelart, manchmal rhom— 

Bir 5 


66 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch. 


boedrifch. Br. mufchl. bis uneben. Spröde. H. bis 7,- ©. bis 3,;- 
Selten ungefärbt, waſſerhell; meint verfchiedentl. roth, grün, braun, 
blau, fehwarg, weiß und gelb Dlanche Kr. find zugleich grün und 
roth, roth u. geld ꝛc. Durchf. bis undurchſ. Auffallend dichroifch« 
Durch Erwärm. ausgez- pol. el. Bis 39 Kiefelf., 44 Thonerde, 
18 Eifenoeyd, 4 24, Talferde, 5 Manganoeyd, 2 Y, Lithion;z in eini- 
gen anch etwas Kali, Natron, Kalkerde. In einigen fehlt Lithion 
und Talferde, in andern Natron und Kali- Kryftallif. und derb in 
primären Gebirgen. Var.: 41. Weißer T. Campo longo, Grimfel. 
3. Mother D., verfchieden roth bis violett. Sachſen, Mähren, 
Sibir., Maffachuf- 3: Blauer TD. Berfchieden blau bis blaulich- 
ſchwarz; Autoen im bottn. Meerb-, Nordam- 4. Gelber u. brau- 
ner T. Gotthard, Kärnthen, Dflindien, Madagask. 5.. Grüner 
-T. Biemont, Sibir., Amer. 6. Schwarzer T. od. Schörl; um 
durchfichtig, in faſt allen Brgebirgen Europas; Grönland, Madagasf. 
— Die rothen fibirifch. und grünen T- aus d. Drient und Brafflien 
find geſchätzte Schmuckſt. Die dunfelbraunen dienen zur Beobacht. 
d. Bolarifation des Lichts. 

12. ©. Ehryfolith. Kryſtallſ. 1 und Aarig. Kr. meiſt Furz 
fänlenart., felten furz tafelartig- Br. mufchl- Spröde. 9- bis 7. 
Farblos, aber ftets verfchied. grün, gelb u. gelblichbraun gef- Glasgl- 
Durchſ. bis durchſch. Bis A Sieicl: , 50 Zalferde, 15 Eifenoendul, 
1% Manganvseydul, 13 Nickeloxyd, 1% Thonerde. Kryitallif-, in Kör- 
nern, derb, Fuglig. Der eigentliche, als Edelft. geſchätzte Ch. fommt 
aus Megypten, Kleinafien, Brafilien; der Dlivin iſt ein charaft. 
Gemength. der Bafalte, feltener der Laven. Vielleicht gehört zum 
Ch. auch der Chondrotit. 


XII. Familie der Metallſteine. 


1. G. Lievrit. Kryſtallſ. 4 und darig. Kr. lang ſäulenartig, 
manchmal faſt nadelförmig. Br.muſchl. bis uneben. Spröde. H. 
bis 6. G. bis 4,2. DVerfchied. ſchwarz. Strich ſchwarz. Fettglanz-, 
zum Metallgl. neigend. Undurchſ. 52% P. Eiſenoxydul, 29 Kiefelf., 
13 5 Kalkerde, etwas Manganoxydul, Thonerde und Waſſer. Elba, 
Norweg., Schleſ., Sibir-, Nordamer- 

2. G. Hiſingerit. Derb, zuweilen ſchalig, nach einer Richtg- 
theilb. Br. unvollk. muſchl., uneben feinkörnig. H. 3. zerbrechl. 
G. bis 34. Bräunlich- bis bläulichſchwarz. Str. bräunlichgelb. 
GI. fettartig. Undurchſ Bis 36 Kiefelf., 51 Eiſenoryd, 49 Eiſen— 
orydul, 20 Waffer, 5 % Thonerde- Schweden, Bodenmais in 
Bayern. \ 

3. G. Gadolinit. Kryſtallſ. 2 oder Aglieder- Kr. prismat- 
Br. vollk. mufchl. bis fplittrig. Spröde. H. big 7. ©. bis Ay. 


Syſtematiſche ueberſicht der ungemengten Mineralien. 67 


Pech- und rabenſchwarz. Str. grünlichgrau. Glasgl. 4.2.8.0. 
bis undurchſ. Bis 29 Kiefelf., 47 Yttererde, 18 Cerorydul, 4 1% 
Eiſenoxyd; einiger auch mit etwas Kali, Manganoxyd, Glyeinerde 
u. Waſſer. Werden Stückchen v. d. L. an Kanten erhitzt, fo pflanzt 
ſich das Glühen ſchnell, wie beim Zunder fort. Meiſt in eingewachf. 
Körnern u. derb in Urgebirgsarten in Schweden und Sibirien. — 
Heußerlich dem G. fehr ähnl. ift der Thorit. 

4. ©. Allanit (Cerin). Kryſtallſ. 1 und Inrig. Kr. gefchoben 
peismat. Br. unvollf. mufchl. Spröde. 9.5 — 6 ©.4,. Bräun— 
lich- und grünlichfchwarz. Str. gelblichgrau. Gl. unvollf. metall., 
glas» und fettartig. Durchfcheinend bis undurchſ. 30 P. Kiefelf-, 
44 Thonerde, 9 Kalferde, 20 34 Eiſenoxyd, 25 Ceroryd, % Kupfer- 
oxyd. Meiſt derb, in Cererit, Strahlſtein, Granit eingewachfen. 
Schweden, Grönland. * 

5. G. Orthit. Strahlige Maſſen, eingewahf. Körner, einge⸗ 
ſprengt. Br- Elein muſchl. H. 8. ©. 355. Aſchgrau, im Verwit— 
tern bräunlich. Str. bräunlichgrau. Glasglänzend, außen meiſt matt- 
Undurchſ. 32 Kiefelf., 7 34-Kalferde, 14 % Thonerde, 19 %, Cer— 
orydul, 12 1% Eifenoeydul, 3 3; Manganogyd, 3 35 Pitererde, 
5 14 Wafler. Skandinavien. — Der’ Pyrorthit if dem D. äußer— 
lich Abnlich- 

6. ©: Gererit (Berinftein, Eerimerz). Gewöhnl. derb, feit- 
körnig, dicht, Selten in niedrigen regelm- sfeit. Brismen fr. Br. 
uneben u. fplittrig-e H. 5,5; ©-5 Bräunlichroth, ſchmutzig pfir- 
fichblüthroth, graulih. Str. graulichweiß. Schimmernd u. wenig 
gl. fettart- A. d. @- d. bis undurchſ. 68 Ceroxydul, 18 Kiefelf-, 
2 Eifenoeyd, 1 %, Kalferde, 9 I Waſſer. Schweden: 

7. ©. Pyrochlor. Kreyiiallf. Homoedr. regulär. Kr. find Oktae— 
der, oft fehr winzig. Br. uuſchl. H. 5. G. 4,23. Dunfelbraun - 
auf dem Br. faſt fchwarz. Str. Tichtbraun. : Glas - und Fettglanz- 
Nur an dünnen Splittern ducchfch- 62 34 Titanſäure, 12 54 Kalf- 
‚erde, 5 Uranoxydul, 6 4, Ceroeyd mit etwas Zirfonerde/ 2 3; 
Manganorydul, etwas Eiſenoryd, Zinnoryd, Wafler, Spuren von 
Flußfäure und Talferde. Im Syenit in Norwegen; im Granit im 
Drenburg’fchen- | 

8. G- Bolymisnit. Kryſtallſ. 1 u. 1 arig Kr. langgeſtreckt 
prismat- Br. muſchl. H. 6,5 ©. Ay. Schwarz Str. braun. 
Metallgl- Undurchf. 46 1; Zitanfäure, 14 15 Zirfonerde, 12.%, 
Eifenseydul, 41 Attererde, 5 Ceroryd, 4%, Kalkerde, 274, Man— 
ganoxyd. Norwegen. 

9. G. Aeſchynit. Kryſtallſ. 1 und tarig. Kr. rhomb. prism. 
Br. unvollf. mufchlig: 9-5 — 6: ©. 5,4. Dumfelfchiwarg, beim 
Durchfcheinen in’s Bräunlichgelbe: Fettgl. 56 ZTitanf:, 20 Zirkon— 
erde, 45 Ceroxyd, wenig Kalferde, Eifen- und Zinnoxyd. In Feld- 


68 Allgemeine Anturgefchichte. V. Buch. 


fpath eingewachſ. Sibirien. An den A. reiben ich der Monazit ır- 
Diengit an- : , 

410. G. Zitantt (Sphen). Kryſtallſ. 2 und Igliedr. Kr. verti- 
fal prismat-, fchief oder tafelartig.- Häufig Zwillinge Br. flein 
mufchl. bis uneben. Spröde. 9. 5,5. ©. 3. Verſchieden gelb, 
grün, braun, hyaeinthroth, gelblichgrau. Glasgl. oft fett- oder 
demantartig. Durchf. bis undurchſ. Zum Theil thermoelekt. Bis 
36 Kiefelf., 48 Zitanf., 19 Kalferde, 1 Waffer- Auf Drufenräumen 
im Urgebirge, befonders am Gotthard; Tyrol, Salzburg, Mont- 
blanc, Norwegen, Böhmen, Laacherfee- 

11. ©. Broofit. Kryſtallſ. 4 und dar. Kr. rhomb. prismat- 
9- bis 6. Haarbraun, Str. gelblichweif. Metallifcher Demantgl, 
Durchfch. bis undurchf. Titan ꝛc. Haltend. Wales, Dauphine. 

12. G. Dioptas (Rupferfmaragd). Kryſtallſ. hemiedr. 3 und 
taxig Kr. rhomboedr. Br. mufchl. bis uneben. Spröde. 9. 5: 
G. 3,3. Lebhaft fmaragdgrün; Str. grün. Glasgl. Durchſ. bis 
durchſch. Bis 43 Kiefelf., 45 Kupferoeyd, 14 Waſſer, etwas Thon- 
Kalk- und Talkerde. Sn Mergel, in d- Geb. weil. vom Altat. 

13. G. Kiefelfupfer. Nur in kugl. traub. nierenförm- flalaftit- 
Geſt., derb, eingefpr., als Meberzug, und angeflogen vorfomm. Br- 
mufchl. bis eben. Wenig ſpröde. 9. 2— 3: G. 2 — 2,, Smaragd, 
piltagien-, fpangrün bis himmelblau. St. grünlichweiß. Matt oder 
wenig glänzend, zwifchen Fett- u. Perlmuttergl. An d. K. d. bis 
undurchficht. Bis 37 Kiefelf-, 45 Kupferoeyd, 20 Waffer, 4 Eifen- 
oxyd/ 1, Quarz. Mit Kupfer-, Eifenerzen u. Metallen in Thürin- _ 
gen, Sachfen, Tyrol, Bannat, Sibirien, Ehili- 

14. ©. Kieſelzinkerz (Galmei 3. Th-)- Kryfiallf 4 u. Aarig. 
Kr. meilt tafel= oder kurzprismenförmig; ihre beiden Enden verfchied- 
ausgebildet, was mit der polar. Elektriz. sufammenhängt, welche fie 
fchon bei gewöhnt. Temperatur, noch mehr in der Wärme zeigen. 
Br. uneben. Spröde. 9- 5. ©- bis 3,;- Farblos, aber oft ver- 
fchieden weiß, grau, gelb, braun und grün gefärbt: Glasgf., auf 
den krummen Flächen demantartig. Durchf. bis durchfch. Gerieben 
phosphoreszirend. Bis 26 Kiefelerde, 67’ Zinkoryd, 9 Waffer, fehr 
wenig Blei- und Zinnoryd, Kohlenfäure und Kupferoeyd. Häufig 
mit dem Zinffpathb, oder Galmei verwechfelt: Kommt kryſt Hängl- 
förnig vor: WMebergangs- und Flöbfalfgeb. in Kärnthen, Schleften, 
Belgien, Breisgau, Schottl., Polen, Sibirien. Zur Mefiingfabri- 
fation und Zinferzengung benutzt. — Verwandt dem K. tft der 
Wilhelmit, oder das wafferfreie Kiefelzinferz. 


Ordnung. Saliniſche Steine 


J. Familie des Kalkſpaths. 
1. G. Kalkſpath. Kryſtallſ. Hemiedr. 3 und darig- Man kennt 


Syſßematiſche Heberficht der ungemengten Mineralien. 69. 


von Grundgeitalten an 30 verfchied. Rhomboeder, an 50 verfchied. 
Sfalenveder, und gegen 700 Kombinationen. Einige Prismen, 
Rhomboeder und Sfalenoeder bilden fehr gerne Zwillinge. Theil 
barfeit nach dem HSauptrhomboeder (deſſen Endfantenw. 1050 5/ ber 
trägt,) höchſt volf. Br. mufchl. Spröde. 9. 3. ©. 2,5; — 275. 
Farblos, oft jedoch grau, gelb, grün, braun, ſchwarz, felten blau 
“und roth, gewöhnl.zlicht und unrein gefärbt. Glasgl. Durchſ. bis 
undurchſ. Durch die Flächen des Hauptrhomboeders ausgezeichn. 
dopp. Strahlenbrehung (Doppelfpatb). Wird durh Drud + dl. 
567397 Kalferde, 43,045 Kohlenſäure, 0, Wafer; in unreinen Var. 
etwas Eifen, Talferde, Bitumen ꝛc. Bei gewiffer Hibe leuchtet er 
v, d. &. blendend weiß. Mit Galsf. braufend, auflösbar. Bar. find 
höchſt mannigfach, über die ganze Erde verbreitet, bilden 4. Theil 
mächtige Gebirge. Schöne kryſt. Varietäten finden fih im Harz, 
Schottland, Erzgeb., Baden, Frankr., Ungarn, Island; bier der 
fchönfte Doppelfpath. Der blüttrige Kalkſtein bildet Lager im 
Ur=, Uebergangs- und Flötzgebirge und 5. Th. die Etalaftiten ; der 
dichte K. den größten Theil d. fefund. u. tertiären Geb., fo wie 
die meilten Berfleinerungen, Anthrafolith ift durch Kohle fchwarz, 
Stinfjtein durch Bitumen braun u. grau gef. Der bitumindfe 
Eupferfchiefer, durch Bitumen fchwarg, enthält Thon u. Kupfer- 
erze. Mergel find die thon» u. quarzhaltigen Var.; heißen Rogen- 
kein, wenn fie Fleinkuglig zufommengefeßt find, Kalftuff, eine 
ganz nee Bildung if pords, ſchwammig. Kreide iſt die weiße, 
dichte V. An fie fihließen fich Bergmehl und Bergmilch an. 
Stänglige und faferige Bufammenfeßungen find der Faferfalf, 
Travertin, vieler Kalkſinter, Erbſenſtein, Stängelkalk, 
ſtänglige Anthrakolith; eine ſchalige iſt der Schieferſpath. — 
Der körnige Kalkſtein, Marmor wird bekanntl. in der Skulptur, 
Architektur ꝛc. benutzt. M. von Earrata, Baros, vom Berge Ben- 
telifus ꝛc. Der Florentiner- oder Auinenm. zeigt gefchliffen ruinen— 
und flippenartige Zeichnungen. Grobförnige Kalkſteine dienen ferner 
als Zufchlag beim Eifenfchmelzen, als Baufteine, gebrannt und fo- 
mit der Kohlenfäure beraubt, als Mörtel; ein feinförniger Flötz— 
kalk von Sohlenhofen zur Lithographie; die Kreide zum Schreiben, 
Boliren von Metallen u. Glas; der bituminöſe Mergelfchiefer wird 
auf Kupfer ausgebeutet, der gewöhnliche Mergel dient zur Verbeſſe— 
rung des Bodens. 

2.6. Dolomit. Kryſtallſ. Hemiedrifch 3 und darig. Kr. find 
verfchied. Rhomboeder. Br, mufchl. Sproͤde. 9. bis 4. ©. bis 3. 
Farblos, oft verfch. weißlich, voth, gelb, braun, grün und ſchwarz. 
Perlmutter» bis Glasgl. Durchficht. bis durchfch. Phosphor. Durch 
Keiben und Erwärmen. Kohlenf. Kalferde bis 55 B., fohlenf. Talf- 
erde bis 44, kohlenſ. Eifenorydul bis 4 15. Mit Salzſäure braust 


70 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch. 


er nicht. Unter den deutlich kryſt. Bar. unterfcheidet man die grünen 
als Miemit u. Nautenfpath, die röthlichen, gelben u. braunen 
als Braunſpath. Stänglig bis faferig find der ſtängl. Bitter- 
ſpath, fafer. Braunſpath. Die körnigen Zufammenfehungen 


von weißer, gelber, grauer Farbe beißen Dolomit, bilden ganze. 


Gebirgsmaffen in den Alpen, Apeninnen, Eifel, Thüringerwald, 
‚Bayreuth, vermuthl. durch vulfan. Einwirfung aus Kalfgebirgen 
entſtanden. Die verfchied. Kalkfpathe finden fich in vielen europ. 
Bebirgen, namentl. dem Erzgebirge, Harze, Böhmen, Ungarn, 
Salzburg, Zosfana. 


3.6. Talkſpath. Kryſtallſ. hemiedr, 3 u. laxig. Kr, rhom- - 


boedriſch. Br. mufchl. und uneben. Spröde. 9. bis 4,. ©. bis3,.. 


Farblos, oft grau, gelb, braun, ſchwarz. Glasgl. Durchf. bis 


durchfch. Einiger befteht rein aus Fohlenf. Talferde; bei anderm iff 
diefer kohlenſ. Eifenoeydul, Manganorydul sc. beigemengt. Braust 
mit GSalzfäure nicht. Kryſt. Fugl. derb 2c. in primären Gebirgen 
Tyrols, Salzburgs, Norwegens, Schlefiens, am Gotthard ꝛc. 

4.6. Mefitinfpath. Kryſtallſ. hemiedr. 3 und Aarig. Kr. 
find linfenförmig. 9. 4 ©. 3,5. Gelb oder gelblich: Glasglanz. 
Durchſ. Koblenf. Talferde und Fohlenf. Eifenoeydul in gleichen 
Yequivalenten. Biemont. 

5. ©. Arragonit (Arragen). Kryftallf. 1 und Larig. Grund- 
geſtalt Nhombenoftacder mit d. Endfantenw. 112039/ und 930337 und 
d. Grundfantenw. 123034/. Kr. prismat., rhomb. prismatifch in 
verfchied. Kombin., oft Zwillinge. Br. mufchl. bis uneben. Spröde. 
9. bis 4. G. bis 3. Farblos, oft verfch. weiß, grau, gelb, grün, 
violett; oft ein Kryftall mehrfarbig. Glasgl. Durchf. bis durchfch. 
Phosphor. in der Hitze mit gelbem Licht. Kohlenfaurer Kalf, wie 
der Kalkſpath, alfo dimorph. In Salzfäure ſtark braufend, leicht 
auflöslich. Kommt in prismat. fpiehig. nadelförm., meiſt zu Drufen 
verbund. Kr., in ſtrahlig u. faferig. Sufammenfehungen von platten- 
förmiger Geflalt in primären Gebirgen Böhmens, Salzburgs, 
Tyrols, an der Eiffel, dem Harze, dann im Thon und Gyps der 
mittlern Flößgebirge Spaniens vor. Zum A. gehört auch mancher 
Sprudelfein od. Erbfenitein von Karlsbad, und manche Eifen- 
blüthe. 


U. Familie des Flußſpaths. 


1.6. Flußſpath. Kryſtallſ. Homvedrifch regulär. Kr, find 
Heraeder, Oktaeder, Dodekaeder und Herafisoftaeder in mehreren 
Kombin. Zwillinge nicht felten. Br. mufchl. bis uneben. Spröde. 
9.4. G. 375. Farblos, aber meiſt verfchieden u. fehr fchön gelb, 
grün, blau, und voth gefärbt. Dft leuchtet aus einem Ar. ein 
anders gefärhbter Kern hervor. Glasgl. Durch. bis durchfcheinend. 


Spftematifche Meberficht der ungemengten Mineralien. 71 


Phosphor. in d. Wärme mit grünem, blauem oder vröthlich. Lichte. 
72,14 Kalferde, 27/85 Flußſäure. Färbt die Flamme des Löthr. roth. 
Sn Salzfäure auflöslih. Bau: 4. Flußſpath; kryſtalliſ. befon- 
ders auf Erzgängen in England, Schottland, Sachfen, Schweden, 


am Gotthard zc., auch in manchem tertiären Kalk, Porphyr, Man— 


delftein. 2. Dichter Fluß; meiſt grünlichgrau; Harz, Schweden. 
3. Erdiger Fluß; Iavendelblau, ftaubartig; Pfalz, Rußland. — 
Der F dient als Zufchlag beim Schmelzen, bei der Glas- und 
Borzelanfabrifation, zur VBereitung der Flußfäure, Wird in Der- 


byſhire auch zu Geräthen, Drnamenten, Vaſen ze. verarbeitet, 


2. G. Detrocerit. Derb Eryitallinifch, Br. uneben, 9.4—5. 
G. 3,5. Biolett in Grau und Weit. Wenig glänzend; Glas- big 


Perlmuttergl. Undurchficht. 32,55 Flußfäure, 31,2; Kalferde, 19,03 


— 


Yttererde, 13,75. Ceroryd, 3,40 Thonerde. Schweden. Neu-Serfey. 

3. G. Fluocerit. Man unterfcheidet 41. Neutralen 8, 
Kommt in 6feitigen Prismen und derb vor. Br. uneben bis fplitt- 
rig. 8.4 — 5. ©. Ar. Blaß gelblich-ziegelroth; undurchf. 82,54 
Ceroxyd, 16,54 Flußfäure, Ay Dttererde, Schweden. 2. Baſi— 
hen F. SKuyitallinifche gelbe Maflen. 9.5. Enthält bis 13 Br. 
Waſſer, und ſtatt Geroeyd Gerorydul. Fahlın. 3, Flußfaures. 
Cerium mit flußfaurer Yttererdez derb, blaßroth, röthlich- 
braum, gelblich und weißlich. 36 Dttererde, 23 Ceroxyd, 19 Kiefelf., 
14 Flußſ., etwas Kalferde und Eifenoeyd. Schweden. Man Fennt 
auch noch ein Fohlenf. waflerhaltiges Ceroxyd. 

1.6. Kryolith. Kryſtallſ. vermuthl.2 u. int. Bis jetzt nur 
derb gefunden. Br. uneben od. unvollf. mufchl. Spröde. 9. 2,,— 3. 
G. bis 3. Farblos, gelblich, -vöthlich, bräunlich. Glasgl. auf der 
volfomm. Theilungsfläche perlmutterartig. Durchfch. 24,10 Thon- 
erde, Ad, Natron, 31,3; Flußſ. Sn Gneis auf Grönland. Ver— 
wandte Mineralien find der Hopeit u. Fluellit. ‘ 

5. Apatit. Kryſtallſ. homoedr. 3 und Aarig. Kr. find verfch. 
Dodefaeder, Prismen. Br. mufchlig. Spröde. 9.5. G. 3,25. Farb⸗ 
los, doch meift blau, grün, grau, roth, braum gefärbt. Glasgl. 
oft Fettgl. Durchſ. bis durchſch., manchmal dichroifch. 55 Kalk 
erde, bis 2 Saljfäure, bis 44 Flußſ. und Phosphorf, Es giebt auch 
folchen ohne Salzſ. von gleicher Kryſtallform, fo daß Salz-, Fluße 
und Bhosphorfäure wahrfcheinlich iſomorph find. Var.: 1. Apatit 
und Spargelitein. Hicher die Kryitalle, eingewachfenen Körner, und 
individualifieten Aggregate. In primär. Geb. von Breisgau, Tyrol, 
Norwegen, Sachen, am Gotthard; im vulf. Get. Spaniens, Stal., 
am Laacherfee, 2, Bhosphorit. Traubig, finlaftitifch sc. graulich 
oder gelblichweiß. Amberg, Spanien. Der erdige Rh. findet fich in 
Ungarn. — Sehr Ähnlich dem U. iſt der Herderit. 

6. ©. Bhosphorfaure Attererde (Dtterfpath). Kryſtallſ. 


7% Allgemeine Naturgeſchichte. V- Bud. 


2 und dnrig. Ar. find Duadratoftaeder, mit Prismen fomb, Br. 
uneben, fplittrig. 9. bis 5. ©. 4,,. Gelblichbraun. Fettgl. An 
dünnen 8. d. 62 Yttererde, 33 Phosphor» und etwas Flußfäure, 
A,bafifch vhosphorf. Eifenoeyd. In Säuren unauflösbar. Norwegen. 

7. G. Borazit. Kroſtallf. geneigtflächig hemiedr. regulär. 

. find Hexageder, Hemioktaeder, Dodekaeder in verſch. Komb. Br. 
na bis uneben. Spröde. 9. 7. 6.3. Farblos, graulich, gelb- 
lich, grünlich, Glas- bis dinmantgl. Halbdurchſ. bis durchfchein. 
Unter allen regulären Geflalten zeigt der B. allein doppelte Strah— 
lenbrechung durch die Hemioktacderflächen. Thermo- volarz-eleftrifch. 
Bis 33 Talferder 69 Borfäure, 2,3, Kiefelf., 0,5 Eifenoryd. Färbt 
die Flamme d. &. grün. Mit Gyps, Steinfalz, Anhydrit bei Lüne- 
burg, im Holftein’fchen. — Der Hydroborazit enthält bis 26 * 
Waſſer. Kaufafus. 

8. G. Datolith, Kryſtallſ. 2 und 1 glied. Er. vertikal pris⸗ 
matiſch, kurz ſäulenartig. Br. uneben bis unvollk. muſchl. Spröde. 
H. 35,5 ©. 29 — 3/1. Farblos, oft verfch. weißlich bis grünlich— 
grau, feladongrün, honiggelb, ſchwarz. Glasgl., im Br. Fettgl. 
Durchfch. Bis 37 Kiefelf,, 36, Kalferde, 24 Borſäure, 59, Waffer. 
Sheils kryſt. theils, derb. ukon, Harz, Sonthofen, Tyrol, Schott⸗ 
‚land. — Der Botryolith, weicht nur fehr wenig vom D- ab. 


III. Familie des Schwerfpathe. 


1. G. Schwerfpath (Baryt, fihwefelfaurer Baryt). Ar. 
ı und Aarig. Eines der reichhaltigiten Kryſtallſyſteme, weniger durch 
Zahl der Grundgeſtalten, als durch Kombinationen. Kr. find pris— 
matifch, fäulenformig, rhombiſch und rektangulär tafelförm. Spröde. 
H. 3 — 3,5. ©, Ay — Ar. Farblos, aber häufig gelb (durch Nauſch— 
gelb), roth (durch Raufchroth), grau (durch Grauantimonerz), blau, 
braun gefärbt. Glas- bis Fettgl, Ducchf. bis durchſch. 34,37 Schwe⸗ 
felſäure, 65,53 Baryterde, nebſt Untvefentl. Beimengungen. Schmilzt 
v.d. 8, zu weißem Email, und färbt die Flamme gelblichgeün. Die 
Bar. find deutlich kryſtalliſirt; ſo häufig auf Gängen in’ vielen prim. 
europ. Geb. vork.; oder fänglig bis faferig, wie der Bolognefer- 
ſpath (Bologna, Amberg) und der faferige Sch.; oder körnig bis 
dicht; oder faubartig. Dr frummfchalige Sch. hält Kalk einge- 
miſcht, und fol eine eigene Gatt. bilden. Zum em gehören der 
Hepatit, Wolnyn und Soharit. 

2.6. Witherit (£ohlenfaurer Baryt). Aryſtalſ. 4 und int. 
Kr. find vertikal prismatiſch, durch Flächen horizontaler Prismen 
geendigt, nicht felten Zwillinge. Br. uneben. Spröde. 8.3 — 3,5. 
©. 4,2 — 4,4. Farblos, oft gelblichweiß , gelblich oder granlich. 
Glasgl. Durchſ. bis durchſch. Thermophoſphoriſch. Sehr giffig. 


Syſtematiſche Weberficht der ungemengten Mineralien. 75 


22,1 Koblenf., 7775 Sihwererde, und unmefentl. Einmengungen. 
Gewöhnl. Fuglig, traubig, nierenformig. England (hier als Natten- 
gift gebr,), Steyermarf, Salzburg, Ungarn. 

3. ©. Barytocaleit. Kryflallf. 2 und Iglied. Kr. vertifal 
prismatifch. Br. uneben. 9.4. ©. 3, Weiß, in’s Grauliche, 
Gelbliche. Glasgl. Durchf. bis durchfch. Kohlenſ. Baryr 65,9, 
foblenf. Kalk 33,6. Gumberland. ; 

4.6. Eöleitin (fchwefelfaurer Strontian). Kryſtallſ. 1 u. tar. 
Grundgeſt. und Kombinat, fait wie beim Schwerfpath. Br. muſchl. 
bis uneben. Spröde, 9.3 — 3,5. ©. 3,5 — 4. Farblos, manch- 
mal waferbell, doch meiſt blaulichweiß, blaulichgrau, verfch. blau, 
felten vöthlich, an einzelnen Stellen ölgrün gef. Glas» bis Fettgl. 
Durchſ. bis durchſch. Schwefelfünre 43,54, Strontianerde 56,36 , 
nebſt verfchied. Beimengungen. Färbt die Löthrohrfl. purpurn. Man 
bat vollfommen ausfryf. oder ſtrahlig und fchalig zufammengef. 
Bar. Sn Kalk- und Gypsbildungen GSiziliens, Englands, ver 
Schweiz, Tyrols, Hannovers; in der Kreide" und Braunfohle bei 
Baris; in Mandelfleinen, im Syenit, Berner faferige und dichte 
Aggregate.“ 

5. G. Strontian. Kryſtallſ. 4 und taxig. Ar. find ſäulen— 
artig, oft nadelförmig; nicht ſelten Zwillinge. Dwerbr. uneben, 
Längenbr. kleinmuſchl. Spröde. 9. 35. ©. 35 - 35. Farblos, 
aber oft gelblich, graulich, grün. Glasgl. im Br. fettartig. Durchf. 
bis durchſch. Thermophosph. 29,93. Kohlenfäure, 70,9 Steontian- 
erde, nebit Beimengungen. In flarfem Feuer leuchtet er blendend 
weiß, und färbt die Flamme fchön purpurn. In primär. Gebirgen: 
Schottland, Harz, Salzburg, Peru; im Grypbitenfalf: Münſter. 


IV. Familie des Gypfes. 


1. G. Gyps. Kryſtallſ. 2 und 1 glied, Grundgeft, ein Oktae— 
der. Kr. find bald kurz und dick-, bald lang und dünn fäulenartig, 
oder tafelartig, oder linfenformig, häufig Zwillinge. Br. mufchlig. 
Milde, in dünnen Blättchen biegfam. 9. 1. — 2. G 35 — 2,1. 
Farblos, aber oft verfchied. weiß, grau, roth, gelb, felten grün 
und blau gefärbt: Glasgl. Durchſ. bis durchſch. 46, Schwefel- 
fäurd, 32,90 Kalferde, 20,5, Waffer. In Säuren unauflöslich. Var.: 
1. Blättriger G. (Fraueneis); kryſtalliſirt, in Gypsformationen 
aller Länder, auch auf Erzgängen. 2. Faferiger’ ®.; in den 
Gypsbildungen des Zechiteins, bunten Eandfleins und Mufchelfalts. 
3. Körniger bis dichter G.; letzterer iſt der Alabaſter. Macht 
das Geilein der meilten Gypsformationen aus. 4. Schaumgyps; 
Ioder-fchuppig, fchwach perlmuttergl. Paris. 5. Gypserde. Sach— 
fen. Die gewöhnt. gebrannten Bar. d. G. dienen zu Mörtel, Stuf- 


74 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch. 


katurarbeiten, Eitrichböden, als Zufab zu manchem Glas u. Porzellan; 
die reinern V. zu Abgüfenz der Alabafter wird zu Drnamenten 
verarbeitet. 

2. G. Anhydrit (Muriazit). Kryſtallſ. 1 und inzig. Kr. ge— 
wöhnlich dick tafelartig. Br. unvollf. mufhl. Spröde. 9.3 — 3 
G. 277 — 3. Farblos, doch meiſt blaulichgrau, fmalte-, violblau, 
fleifchroth gef. Glasgl. Halbdurchſ. und ducchfch. 58,47 Schwefel» 
ſäure, 44,33 Kalferde, mit mehreren Ginmengungen. Man kennt 
fpathigen, frabligen, feinförnigen und dichten 4. Im 
Salzthon und ältern Gnpsgebirge, felten auf Erzgängen. — Wird 
zu DOrnamenten verarbeitet, aber zerfeßt fich nach und nach ganz. 

3.6. Polyhalit. Kryſtallſ. 4 und dag. Br. fplittrig bie 
uneben. ©. 2/,. Orange u. fleifchroth. Berlmuttergl. Durchfch. 
Schwach, falzig bitter ſchmeckend. Ad,rı ſchwefelſ. Kalferde, 20,03 
fchwefelf. Talferde, 2775 fchwefelf. Kali, 5,3 Waſſer. Schmilzt 
schon im Kergenlicht. Mit Steinfalg, Gyps, Anhydrit in GSteyer- 
mark, Defterr., Berchtesgaden. 

4. G. Glauberit, Kryſtallſ. 2 und Lglied. Kr. meift etwas 
dick tafelartig. Br. muſchl. bis uneben. Spröde. 9. 35 — 3. 
G. 2,5. Farbl., graulich-, gelblichweig bis fchmußig weingelb. Glas— 
olanz, fettartig. Durchf. bis durchſch. Schwach falzig fchmedend. 
49 fchwefelf. Ralf, 51 fchwefelf. Natron. In Waffer 5. Th. auflöst. 
Sn Steinfalz u. Salzthon in Deilerr. , Broving Toledo. . ; 

5. ©. Pharmakolith. Kryſtallſ. 2 und 1.gliedr. Kr. vertif, 
prism. Br. uneben. Milde, in dünnen Blättchen biegfam. 9.2 — 
275. ©. 275. Farblos, graulich-, gelblichs, vötblich-, grünlichweiß. 
Glasgl. Durchficht, bis durchſch. 50,5; Arfenikfänre, 25 Kalferde, 
24,45 Waffer. Giftig. In haar- und nadelförm., halbkuglig, trau- 
big, talaftitifch gruppirten, felten freien Kr.; auch mehlig angee 
flogen. Baden, Harz, Heflen, Böhmen. Der Pikropharmako— 
fith enthält 0, Kobaltoryd. 


x 


V. Familie des Gteinfalzes. 


1. ©. Steinfalz (Kochſalz). Kryſtallſ. homoedr. regulär. Kr. 
find Heraeder, Oktaeder, Dodefacder, Tetrafisheraeder, Sehr voll» 
kommen heraedrifch theilbar. Br. mufchl. Wenig fpröde. Farblos; 
oft roth, gelb, grau, blau gef. Glasgl. fettartig. Durchficht. bis 
durchſch. Nein falzig ſchmeck, 60,54 Chlor, 39,6 Natrium. 3. d. 
8. Leicht ſchmelzbar, die Flamme gelb färb, In feuchter Luft zer 
fließend; im Waffer Teicht auflösl. In Lagern, vorzugsweife in 
Flößgebirgen, wahrfcheinlich euch in tertiären, fait immer mit Gyps 
u. Anhydrit. Für fich felbit veine Stöde und Maffen bildend, oder 
mit Thon, Bitumen, Kohle gemengt, in welchem Fall reine Soole 


Syſtematiſche Heberficht der ungemengten Mineralien. 75 


durch Senfwerfe gewonnen wird. Das Gteinfalz iſt, obwohl meich, 
doch fo zäh, daß es ungeheure Ausweitungen verträgt, wie z.B. in 
Cheshire, bei Wieliczfa. Ungebeurer zu Tage gehender Salzfelfen 
zu Cardona in Spanien. Weite Steinfalznicderlagen Arabiens und 
Snnerafrifas. Salzſoolen in England, Deutfchl., Lothringen, 
Bafellandfh. Salzſeen ſ. Bd. J. ©. 355. Meerſalz Bd. J. ©. 335, 
Steinſalz in Salzſeen, als Ausblühung der Laven. Es blüht auch 
aus der Erde aus in den Steppen des Kasp. und Aralmeers, in ganz 
Nordafrika. — Wird zum Salzen der Speifen, Aufbewahrung leicht 
faulender Gegenſtände, bei metallurg. Prozeſſen, der Chlor-, Salz: 
fäure- und Natronbereitung, zum Glaſtren, in der Landwirthfchaft 
gebraucht, meiſt aber erit als Fünftliches Salz, nachdem das natürl. 
unreine in Waffr gelöst, und im eigenen — abgedampft wurde. 

Das ſalzſaure Kali Digeſtivſalz), G ‚Ay, weiß, glasgl., 


- durchf. bis durchfch., falzig ſchmeck. ‚im Waſſer löslich, findet ſich 


— 


in einer Lava am DVefuv. 

2.6. Alaun. Kryſtallſ. bompedr. regulär. Ar. find Dftacder 
mit Würfel: und Pyramidenwürfel, Br. mufchl. Wenig fpröde. 
92 — 25. ©. Ay. Farblos. Glasgl. Durchf. bis durchſch. Ge— 
ſchmack füßlich herb. Der Kalinlaun enthält 33,,, Schwefelfäure, 
410,95 Thonerde, 9,5 Kali, 45,4 Waller; der Ammoniafalaun 36,05 
Schwefelf., Hy; Thonerde, 3,5; Ammoniak, 48,5; Waſſer. Schöne 
nat. Kr. auf d. Snfel Bolcano u. in Lehm bei Saalfeld. Gewöhnt. 
ſtänglig, faferig in ftnlaftitifchen u. knolligen Geſtalten, oder erdig. 
Blüht am Mlaunfchiefer u. Schiefertbon aus (Norwegen, Sacfen). 
Findet fich bei Duttweiler im brennenden Steinfohlenflöß, auf Klüf— 
ten der Vulkane Neapels und GSiziliens; der Ammoniafalaun in 
einer Braunfohle Böhmens. Ein fchneeweißer Federalaun vom Vor— 
gebirg d. g. H. hält etwas Talferde und Manzanoxyd; ein Natron- 
alaun auf Milo etwas Natron. Bergbutter m. Federfalz find 


‚wahrfchein!. Verbindungen von Alaun u. Eifenvitriol. Der U. wird 


gewöhnt. aus d. Alaunfein u. Mlaunfchiefer gewonnen, dient als 
Heilmittel, beim Weißgerben, Leimen „u. Blaniren des Papiers, in 
der Färberei, zum Austrodnen. 

3.6. Glauberfalz ſchwefelſaures Natron). Kryſtallſ. 2 u. 
sglied. Kr. fchief prismatifch. Br. unvollk. muſchl. 8. 1, — 2. 
G. 4,5. Farblos, waſſerhell. Glasgl. Durchſ. Kühl bitterlich und 
falzig ſchmeck. 24,54 Schwefelfäure, 19,59 Natron, 55, Waſſer. 
Färbt beim Schmelzen die Löthrohrfiamme gelb. Im Waffer Teicht 
auflöslich. An der Luft zerfallend. Sn der Natur nicht kryſt., fon» 
dern in Gyps eingefprengt , oder als Befchlay und Ausblühung auf 
Mauern, Mergel, Gyps, Lava, oder in Mineralguellen und Seen. 
Aargau, Böhmen, Deflerr., Ungarn, Aegypten. Dient als Heil- 
mittel und Zufaß bei der Syiegelfabrifation, 


d 


76 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch. 


4 ©. Eifenvitriol. Kryſtallſ. 2 und Agliedrig. Kr. fury 
ſäulen- oder dic tafelartig. Br. mufchl, bis uncben. Wenig fpröde. 
9.2. ©. 4. Grün. Bulver grünlichweiß. Glasgl. Halbdurchf. 
bis durchſch. Herb zufammenzichender Gefchm. 1,0 Schwefelf. , 
277,49 Eiſenorydul, Al, Waſſer. Im Waffer Leicht lösl. An der 
Luft verwitternd. Nat. Kr. auf Schwefelfies zu Bodenmais, im 
Kammelsberge, zu Fahlun. Meift aus zerſtörten Eifenftefen ent- 
ſtanden; ſtalaktitiſch, traubig, nierenförmig, als Krufte u. Pulver, 
auf alten Gruben, in Thonfchiefer und Schiefertbon. Tyrol, Spa: 
nien. Meiſt wird der Fünftlich aus Schwefelfies bereitete gebraucht. 
Er dient in der PBharmacie, Färberei, zur Dinte, Berlinerblau, 
Deſtillation von Schwefelfäure, einigen Kitten. Sein aufgeflreutes 
Pulver macht Holy, Stride, Bapier unverbrennlich. , 

5. ©. Bothryogen (rother Eifenvitriol). Kryſtallſ. 2 und 
lied. Kr. vertikal prismatiſch. Br. muſchl. bis uneben. 98. 2— 
275 ©. 2,03. Milde. Dunkel hyacinthroth bis ockergelb. Glasgl. 
Durchſch. Geſchmack ſchwächer als beim grünen Eiſenvitr. Schwefelſ. 
Eiſenoxydul bis-6,55, ſchwefelſ. Eiſenoryd bis 39,93, ſchwefelſ. Talk— 
erde bis 26,55, ſchwefelſ. Kalkerde bis 6,,,, Waſſer und Verluſt bis 
31/4, Sn Fochendem Waffer auflöslich.- Kr. gewöhnlich nierenfürm. 
und fraubig gruppirt. Auf Gyps oder Schwefelkies zu Fahlun. 

Das neutrale fihwefelfaure Eifenogyd, in einem feld— 
fpathartigen Geitein zu Copiapo in Chili vorfommend, iſt in regulär. 
6feit. in Pyramiden geendigten Prismen Fryitallifiet oder feinförnig, 
weiß, in's Violblaue neigend. 

6. G. Kupfervitriol (blauer oder eypriſcher Vitriol). Kryfif. 
ı umd igliede. Kr, vertif, prismat. Br. mufchlig. Wenig fpröde. 
9. 35 ©. 2,3. Dunkel himmelblau in’s Spangrüne u. BVerliner- 
blaue. Str. fehr licht himmelblau. Glasgl7 Halbdurchf. bis durch» 
ſcheinend. Höchſt widerlich zufammenziehender Gefchmad. 32,44 
Schwefelſäure, Str Kupferoeyd, 3611 Waſſer. Neduzirt fich v. d. 
L. zum Kupferkorn; färbt die Flamme grünlich. Im Waſſer leicht 
auflöstih. Sm der Natur Inlaftitifch, nierenförmig, zellig, als 
Ueberzug und Befchlag vorfommend, durch. Zerfiörung. von Kupfer- 
fies entiichend. Harz, Naßau, Ungarn, England, Schweden, Spa— 
nien, Eyyern, Wird meift Fünftlich aus Kupferkies, Kupferſtein 
dargefl. Dient in der Chirurgie, Färberei, zu Bereitung ſchöner grü— 
ner Farbe, Bewahrung des damit beftrichenen Holzes vor dem 
Schwamme — Subfulphate des water erdig, grün, kom— 
men in Peru und Meijiko vor. — 

7. G. Zinkvitriol (weißer Vitriol, Gallitzenſtein). Kryſtallſ. 
4 und dar. Kr, vertif, prismat, Br. mufchl: Wenig ſpröde. H.2 — 
2, 8.19 — 2. Weiß, manchmal röthlich oder blänlich. Glasgl. 
Durchf. Geſchmack Höchit widerl. zufammenz. ‚Die fünftlichen Er. 


Syſtematiſche Heberficht der ungenengten Mineralien. 77 


gleichen fait ganz denen des Vitterfalzes, weßhalb beide Subſtanzen 
iſomorph fcheinen. 27,07 Schwefelf., 28,0 Zinkoxyd, 43,1 Wafler. 
In Waſſer auflösl. Die nat. Individuen find ſtänglig, baarförm., 


„ Haubartig, zu finlaftitifchen, traubigen, nierenförm. Aggregaten ver- 


bunden. Entitehbt aus der Zeritörung der Blende. Nammelsberg, 
Chemnitz, Fahlun, Dep. d. Aveyron. In der Medizin u. Färberei 
benüßt. : 

5.6. Kobaltvitriol. Kryſtallſ. 2 und Igliedr. Br. erdig. 
Durchfch. Matt. Seiden- u. Glasgl, Fleifchroth. Geſchm. ſtyp— 
tifch. 1975 Schwefelf., 38,1, Kobaltoryd, Al, Waffer. Die fünitl. 
Kr. wie beim Eifenvitriol, Entſteht durch Drydation gefchwefelter 
Kobalte. Hanau. ' 

9, G. Uranvitriol. Kryſtallſ. 2 und Igliedr, Kr. prismat., 
mit vorherrfchender Schiefendfläche. Br. unvollfommen mufchl. 9.2 
— 2,5 ©. 3,5. Grasgrün. Zufammenziehend bitterer Gefchmad. 
-Schwefelfaures Uranoxyduſ. Auf Uranerzen zu Soachimsthal in 
Böhmen. 

10. G. Soda (Matron, Fohlenf. Natron). Kryſtallſ. 2 und 
sgliedr. Kr. bemiedr. prismat, Br, mufhl. Milde. 9.41 — 1. 
©, 1,;. Farblos oder geldlich, graulich. Glasgl. Durchſ. Bren- 
nend alfal. Geſchmack. 15,4. Kohlenfäure, 21, Natron, 62,7, Wafs 
fer. Fürst die Löthrohrfl. gelb. Im Waſſer leicht auflösl. An der 
Luft fehr ſchnell zu weißem Pulver verwitternd, In der Natur als 

kryſtalliniſche Kruite, als Befchlag oder in Lagen auf dem Boden und 
am Ufer der Natronfeen Ungarns, Aftens, Aegyptens, wahrfch. durch 
Wechfelzerfegung von Kali und Steinſalz gebilder; in Mejiko aus 
falzbalt. Thon ausblühend; aus Laven, Glimmerfchiefer (in Böh— 
men) ausblühend ; in vielen Mineralwäflern. 

Das Natron (gereinigt Soda) findet in der Medizin, bei der 
Seifen- und Glasfabrifation, in der Färberei, DBleicherei Anwen 
dung. — In Böhmen kommt auch ein prismatifches Natronfalz von 
4 und dar. Kryſtallſ. vor. J 

141.6. Trona. Kryſtallſ. 2 und igliedr. Kr. prismat. Br. 
uneben. Wenig fpröde. 9. 25 — 3. ©. 24,.— 275. Karblos oder 
gelblichgrau. Glasgl. Durchfch. Gefchm. ſtark alfalifch. 40,2, Kohlen— 
fäure, 37,93 Natron, 21,3 Waſſer. VBerwittert an der Luft nicht. 
In der Berberei fehr häufig auf der Erde; in den Natronfeen Aegyp— 
tens, in einem Natronfee Kolumbiens, aus deffen gelblich grünem 
alfal. Waſſer jährl. 1600 Ctur, unter dem Namen Urao gewonnen 
werden. Wird wie Soda gebraucht. 

12. ©. Gayluſſit. Kryſtallſ. 2 und Agliedrig. Kr. vertif. 
peismat,, meilt fehr in die Länge gezogen, Br mufchlig bis uneben. 

.2—3. G. 419 — 2. Farblos, mancher graulich. Glasglanz. 
Durdf. bis halbdurchſ. 27,9 Koblenf., 18 Kalferde, 19,,; Natron, 


78 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch. 


34,5 Waſſer. Sn Salpeterfäure leicht auflösl., Tebhaft aufbraufend. 
Sm Thon über dem Urao in Kolumbien. 

ı 413.6. Borax (Tinfal). Kryſtallſ. 2 und Agliedr, Ar. vertif. 
prism.; auch Zwillinge. Br. mufchl. Wenig fpröde, Farblos, waſ— 
ſerhell, od. graulich-gelblichweiß, grünlichgrau bis ölgrün. Gefchm. 
ſüßlich alfalifch und herbe. 36,55 Borfäure, 16, Natron, 477, 
Waſſer. Auf dem Grunde und am Ufer von Seen in Tibet. Naffi- 
nirt dient der Borag in der Medizin, als Flußmittel, beim PBrobiren, 
bei der Fabrifation von Glastlüffen, beim Löthen, in der Färberei. 

14, G. Borfäure. Kryſtallſ. 1 und Aat. Schuppen, Blätt- 
chen, Fafern zu Kruften oder ftalaftitifchen Aggregaten verbunden. 
G. Ayis. Farblos, doch meift gelblich. Perlmuttergl. Durchſ. bis . 
durchſch. Geſchmack ſchwach fänerlich, bitter. Etwas fettig im An— 
fühlen. Borfäure 56,3,, Waffer 43/5. Färbt die Löthrohrflamme 
grün. Findet fich aufgelöst in d. heißen Quellen d. Inſel Bolcano, 
in Zagunen bei Siena, und feſt am Rande und Boden diefer. 

15. ©. Salpeter. Kryſtallſ. 4 und darig. Kr. meiſt rhomb. 
Pyram. Br. unvollf. mufchl. Milde. 9.2. ©. in — 2. Farb— 
los, weiß, gras. Glasgl. Durchf. bis durchſch. Schmeckt fcharf 
bitterlich, kühlend. 53,15 Salpeterfäure, 46,5, Kali. Färbt die Löth— 
rohrflamme röthlich-bläulich. Löst fich leicht im Waffer auf, In der 
Natur kommt der ©. nur in feinförnigen Kruften, oder als flodiger, 
faden-, mehlartiger unveiner Befchlag vor; fo in Ealpeterhöhlen, 
welche in Kalfitein (Galabrien, Malta, Homburg, Brafil.), in mit 
prim. Gebirgsarten gemengtem Kalfftein (Geylon) liegen; oder er 
blüht aus der Erdoberfläche aus, wie in Hindoflan, Ungarn, Spa— 
nien, Gegend von Suez, Virginien. 

Der fogen. Ralffalpeter, falyeterf, Kalf, bildet ſich in Berg⸗ 
werfen, an Mauern von Kellern, Ställen ꝛec. Der ©. wird zur 
Bulverfabrifation, in der Pharmazie, Metallurgie, zum Einfalzen 
des Fleifches angewendet. 

16. ©. Natronſalpeter. Kryftallf. hemiedr. 3.und Aarig. 
Kr. rhomboedr. Br. mufchl. Sehr zerbrechl. 9. 1,5, — 2. ©. 2,09- 
Farblos. Durchſ. bis durchſch. Schmedt bitterlich fühlend. 63,50 
Salyeterfäure, 36,5 Natron. Färbt die Löthrohrfl. farf gelb. In 
u löst. Kryſtallin. Aggregate, fchichtenweife im Thon; Bern. 

.G. Salmiak. Keyitallf. regulär. Kr. find Dftneder und 
— Br. muſchl. Milde. H. — 2. ©. ba tr. Farb— 
los, oft grau, gelb, grünlich, ſchwärzlich. Glasgl. Durchſ. bis 
durchſch. Brennend urinös ſchmeckend. 67,97 Chlorwaſſerſtoffſäure, 
32,03 Ammoniak. Befeuchtet in die Flamme gebracht, färbt er dieſe 
licht blau und grün. Leicht im Waffer lösl. Kryſtalliſ., kugl., 
traubig, ftnlaftitifch, Hodig, federartig, als Meberzug. Kommt als 
Sublimat an vielen Bulfanen, u. in brennenden Steinfohlenflögen 


Spitematifche Meberficht der ungemengten Mineralien. 79 


bei Etienne in Franfreich u. Glan in Bayern vor. Der meilte ©. 
wird Ffünftl, gewonnen, und in der Pharmazie beim Köthen u. Ver- 
zinnen, im der Färberei, als Beitze, zur Bereitung des Königs- 
waſſers, beim Hüttenwefen gebraucht. 

18. 6. Masfagnin. Kryſtallſ. 1 und taxig. Grundf. gerade 
chomb. Säule. Br. uneben. Gelblich oder graulich. Glasglanz. 
Durch. bis durchſch. Geſchm. ſcharf, etwas bitter. 53,35 Schwefel- 
fäure, 22,5 Ammoniak, 23, Wafer. Im Waſſer leicht lösl. Am 
Aetna u. Veſuv; aufgelöst in den Lagunen von Siena; bei Turin 
aus der Erde auswitternd. 

19. ©. Schwefelfaures Kali. Kryſtallſ. 1 und laxig. Ar. 
find dopp. 6feitige Pyram. Br. mufhl. 9. 2,3 — 3. ©. Lyn. 
Weiß, in’s Gelbe u. Graue. Glasgl. Durchſ. bis durchfch. Salzig 
bitter fchmedend. Ad, Schwefelfäure , 54,or Kali. Im Waffer 
leicht Iösl. Veſuv; feit und in Fumarolen. - 

20. ©, Thenardit. Kryſtallſ. 1 und iarig. Rhombenoktaeder 
mit abgelumpften Spitken und Geitenfanten. ©. 2. Weiß in’s 
Röthliche. Durchſch. 99 fcehwefelf., O0, Fohlen. Natron. Im 
Waſſer ganz lösl, In d. Prov. Toledo, als Ausblühung; bei Aran- 
juez im GSteinfalggebirge; dafelbit zur Glasfabrifation und Gewin— 
nung des Fohlenf. Natrons benukt. 

231.6. Bitterfalz (fchwefelf. Talkerde, Magnefin) Kryſtallſ. 
1u. dag. Grundgeſt. gerade rhomb. Säule. Kr. meiſt hemiedr. Br. 
muſchl. Wenig ſpröde. 2 — 2,5. ‚©, 1, — lg Farblos, draus 
lichweiß, bis grau. Glasgl. Durchf. bis durchfch. Geſchm. falzig 
bitter. 32,4 Schwefelf., 16,70 Talferde, 50,5 Waſſer. Im Waffer 
leicht lösl. In der Natur nicht vollfomm. kryſtalliſ., fondern fäng- 
lig, körnig, baarförmig, in traubigen, nierenförmigen, Erufligen, 
wolligen Aggregaten. Als Ausblühung gleich Schnee weite Land» 
fireden in Sibirien, Spanien, auf Milo überdedend; in verfchied. 
europ. Bergmwerfen und Höhlen; dann aufgel, in vielen Minerale 
wäſſern. Offizinell. 


II. Ordnung. Saliniſche Erze 


I. Familie des Spatheifenfteine. 


1. 6. Spatbeifenftein (Kohlenfaures Eifen). Kryſtallſ. 
hemiedr. 3 und Aarig. Kr. find rhomboedr. oder linfenartig. Br, 
mufchl. bis uneben. Spröde. 9. 3,5; — Az. ©. 3,5 — 3,9. Gelb» 
lichgrau, gelb, braun, afch- u, grünlichgrau, röthlichbraun. Glas- 
glanz, manchmal perImutterartig. Durchſch. bis fait undurchf. Bis 
64 Eifenoeydul, 10 Manganorydul, 5,5; Talferde, 4 Kalkerde, 40 
Kohlenfäure, 416 Kiefel, Thon, Kohle ꝛc. Wird v. d. &. ſchnell 


30 Allgemeine Naturgefchichte. V. Buch. 


fchwarg und ſtark magnetifch. In Salze, Salpeter- und Schwefel» 
ſäure lösl. Kryſtalliſirt, Förnig bis dicht im Ur- und Hebergangs- 
gebirge und im Flöbfalf. Harz, Helen, Naßau, Kärnthen, Fichtel- 
gebirge, Rheinpreußen. Der in Bafalt und Dolerit vorfommende 
Sphärofiderit if ein fehuppig-feinftrahliger Sp.; der thonige 
Sphärofiderit iſt ein durch Kiefel u. Thon verunreinigter Sp., der 
3. Tb. in großen Maſſen im Scieferthbon und manchen Thonlagern 
vorfommt. — Der Spatheifenitein ift ein wichtiges, treffliche Eifen- 
forten (4. B. das ſteyer'ſche E.) liefermdes Erz; das meiſte engl. 
Eifen Fommt vom thonigen Sphäroſiderit. 

2. G. Anferit. Kryſtallſ. hemiedr. 3 und darig. Kr. find 
vhomboedr. Br. uncben. 9. 35; — 4 G. 239 — 3,4. Farblog, 
graulich-, röthlichweiß. Glasgl. Durchſch. Bis 35 Fohlenf. Eifen- 
oxydul, 3 Fohlenf. Manganoxydul, 51 kohlenſ. Kalk, 25 Fohlenf. 
Talk. Fließt mit Borar v. d. 8. zur Flaren grünen Berle. Kryitallin. 
und körn. bei Gaſtein, in Gteyermarf. Dient als Zufchlag beim 
Eifenfchmelzen. \ 

3. G. Manganfpath (rother Braunſtein). Kryſtallſ. hemiedr. 
3 und Aarig. Kr. find verfchied. Rhomboeder, häufig fattel» oder 
linfenartig gefrümmt, und tafelartige 6feit. Säulen. Br. uncben, 
Spröde. 9. 35 — As ©. 3,4 — 379: Farbig; vöthlichweiß bie 
rofen = oder fleifchroth. Glasgl., zumeilen perlmutterart. Durchſch. 
Dis 39 Kohlenfäure, 62 Manganorydul (Dryd?), 4, Eifenorydul, 
5 Kalkerde, 1,5 Talkerde. Das Bulver in Salzfäure in der Wärme 
mit Braufen auflösl. Deutlich kryſtalliſirt, körnig bis dicht, faferig. 
Harz, Sacfen, Ungarn. 

4. G. Zinkſpath (Galmei z. Th.). Kryſtallſ. hemiedr. 3 und 
iatig. Kr. rhomboedr. Br. — Spröde. 9.5. ©. As. Farb⸗ 
los, meift jedoch grau, gelb, grün oder braun gef Durchf. bis 
durchfch. Bis 64 Zinforyd, 19 Eiſenorydul (Dry), 1» Mangan» 
oxydul, 2,0 Bleiogyd, 35 Kohlenfäure, 3,3 Gangart. Das Pulver 
in Salzfäure Teicht und mit Braufen löst. Deutlich Fryftallifirt, 
förnig big dicht und erdig, faferig, im Uebergangs- und Flöbfalf- 
fein in Nheinpreußen, Bolen, England. — Der meilte Zinf wird 
aus dem Zinffpath und Kiefelzinferz dargeflellt; fie dienen auch zur 
Bereitung des Meffings und anderer Kupferlegirungen. Die Zinf- 
blüthe aus Kärnthen hält 72,55 Binforyd, 14,04 Koblenf., 12, 
Waffer, und entiteht durch Umwandlung aus dem Sinffpath. 

Der Spatheifeniteinfamilie mögen fih noch anfchließen: Der 
Triplit (das phosphorfaure Mangan), von pechfchwarzer od. nelfen- 
brauner Farbe, aus Manganoxydul, Eifenorydul, 32,73 Phosphor» 
fäure und etwas phosphorf. Kalk beitehend, von Limoges; dann die 
ähnlich Fombinirten Huraulit u. Heterozit; fernerder Pittizit 
(Eifenfinter); nierenförm,, opalartige, gelbliche, bIutrothe od. weiße 


Spyftematifche Weberficht der ungemengten Mineralien. 84 


Maffen, Halbdurchf., 30, Arſenikſäure, 40,1; Eifenoryd, 28,50 Waf- 
fer enthaltend, welcher fich noch immer durch Zerfehung des Arfenife 
fiefes in Gruben des Erzgebirges und Oberfchlefieng bildet; endlich 
der Raforen. ° 


II. Familie der Kupferſalze. 


1. G. Kupferlaſur. Kryſtallſ. 2 u. 1gliedr. Kr. meiſt kurz 
ſäulen- oder dick tafelartig, ſelten kurz haarförmig, ſammtartig. 
Br. muſchl. bis uneben. Spröde. H. 35 — 4. ©. 3,7 — 3/56. 
Farbig; laſur-, ſmalte-, ſchwärzlichblau. Glasgl., oft diamantart. 
Durchſch. bis a. d. K. d. 25,4 Kohlenſäure, 69,05 Kupferoxyd, 
5,46 Waſſer. Wird v. d. 8, mit Geräuſch zum Kupferkorn reduzirt. 
In Salpeterſäure und Ammoniaf leicht auflösl. Die blättrige 8. 
begreift die theils freien, theils Trauben, Kugeln, Knollen Coft 
nach innen hohl) bildenden Kr., dann die derbe und eingefprengte;z 
die erdige, die flaubartige, eingefprengte, angeflogene; das Kupfer 
fammterz die kurz Haarförmigen, einen fammtartigen Ueberzug 
bildenden Kr. yon, Ungarn, Bannat, Thüringen,, Tyrol, Sibis 
rien ze. Wird natürl. u. zubereitet als Malerfarbe angewendet; zu 
Cheßy auf Kupfer verfchmolzen. 

2.6. Malachit. Kryſtallſ. 2 u. Igliedr. Kr. prismat., nadel- 
fönmig, fait immer Zwillinge. Br. uneben. Spröde. 9. 3, — A. 
G. 35 — 4. Smaragd-, fehwärzlich-, gras-, fpangrün. Glasart. 
Demantgl. Durchfch. bis a. d. K. d. Man unterfcheidet faſeri— 
gen M., dichten M.; diefer traubig, fnollig, nierenformig, derb, 
eingefprengt; wie der faferige pfeudomorphifch nach Rupferlafur und 
Rothkupfererz; endlich erdigen M. Mit andern Kupfererzen und 
Brauneifenftein befonders im Flötzgebirge; Harz, Thüringen, Naßau, 
bei Lyon, in Tyrol, Cornwall, Sibirien. Wenn aus der Rupferlafur 
4 At. Kohlenſäure verfchwindet, und 1 At. Waſſer eintritt, wird fie 
zu Malachit. — Der faferige M. dient zerrieben zu Malerfarbe; der 
men fehr politurfähige wird zu Schmuckſteinen, Dofen ze. ver: 
arbeitet. i 

3.6. Kupferglimmer. Kryſtallſ. hemiedr. 3 u. Antig. Mr. 
dünn tafelart. Br. nicht wahrnehmbar. - Milde. 8. 2. ©. 2%. 
Smaragd- bis fpangrün. Diamantart, Glasgl., auf der Endfläche 
Perlmuttergl. 21 Arfeniffäure, 58 Kupferoryd, 21 Waſſer. V. d. 2, 
defrepitirt er-heftig. Kryitallif., felten derb auf Gängen in Cornwall, 

4.6. Rupferfhaum. Kryſtallſ., wanrfcheint. 4 und larig. 
Findet ſich derb, ſtrahligblättrig. Milde; dünne Blättchen biegſam, 
zähe. H. 1 — 2. ©. 3,2. Apfel» und ſpangrün. Perlmuttergl. 
Durchſch. 25,01 Arſenikſ., 43,95 Kupferoxyd, 17/46 Waſſer, 13/65 
kohlenſ. Kalk. Tyrol, Thüringen, Ungarn. 

II. a 


82 Allgemeine Naturgefchichte. V. Buch. 


5. G. Erinit. Kryſtallſ. wahrſcheinl. 4 und taxig. Finder 
fich als derber, konzentriſcher Ueberzug. Br. uneben, unvollkomm. 
muſchl. Matt. Spröde. H.4—5. G. 4. Schön ſmaragdgrün, 
in's Grasgrüne. Etwas a. d. K. d. 33,7, Arſenikſ., 59,14 Kupfer⸗ 
oxyd, 5,01 Waſſer, dyr Thonerde. Irland. 

6. ©. Linſenerz (Lirofonit). Kryſtallſ. 1 u. dar. Ar. vertik. 
prismat. Br. uneben, Wenig ſpröde. 9. 2 — 25. G. bie 3, 
Himmelblau bis fpangrün. Glasgl. Halbdurchficht. bis durchfchein. 
50 Kupferoeyd, 14,3 Arſenikſ., 35,, Waſſer. B- d. &. nicht ver 
fnifternd. Auf der Kohle erhält man einen unvollfommenen Negulus. 
Sn Salpeterf. u. Ammoniak auflösl. Sehr felten auf Rupfergängen 
in Cornwall und Ungarn. 

7. 6. Dlivenerz (Dlivenit). Kryſtallſ. 4 und darig. Ar. 
fäulenartig, baar- und nadelförmig. Br. uneben. Spröde. 9.3. 
G. 4,2 — As. Berfchieden grün, in’s Etrohgelbe; leber- und holz 
braun. Glasol.; beim faferigen feidenartig. Durchfch. bis a. d. 
K. d. Bis 45 Arfenikf., 336 Bhosphorf., 56,43 Kupferoryd, 3,50 
Waſſer. Auf der Kohle erhält man einen unvollfommenen Regulus. 
In Salpeterf. leicht auflösl. Kommt kryſtalliſ. und faferig in halb- 
fugligen, traubenartigen, nierenförmigen Geflalten vor. Cornwall. 

3 G. Euchroit. Kryſtallſ. 1 u. taxig. Kr. vertif. prismat. 
Br. uneben bis mufchl. Wenig fpröde. 9. 3,5; — 4 ©. bis 3. 
Lebhaft fmaragdgrün. Glasgl. Halbdurchſ. bis ducchfch. 33,95 Ars 
feniffäurez7 47,55 Kupferoxyd, 180 Waffer. Auf Kohle zum weißen 
Arfeniffupfer veduzirbar. In Salpeterf. leicht lösl, Sm Glimmer- 
Schiefer in Ungarn. 
9.6. GStrablerz Kryſtallſ. 2 und igliedr. Kr, rhombiſch 
fäulenart, Wenig ſpröde. 9. 35; —3. ©. 4, —3. Dunfel fpan- 
grün, in’s Himmelblaue, U. d. 8. d. 54 Kupferoeyd, 30 Arfenif- 
fänre, 16 Waſſer. Cornwall. 

10. ©. Phosphatkupfererz. Kryſtallſ. 2 und Igliedr. Kr. 
vertif. prismat., mit dem vordern ſchiefen Brisma geendigt. Br. 
uneben bis mufchl. Spröde. 9.5. ©. A—4,,. Dunfelfpangrün 
bis fchwärzlichgrün. Str. fmaragdgrün. Fettglanz. An d. K. d. 
62/53 Kupferoxyd, 21,68 Phosphorf., 15,45 Wafler. In Galpeterf. 
ohne Braufen lösbar. Kr. felten frei, meift trauben- und nieren- 
förmig aggregirt. Sm Grauwackengeb. bei Rheinbreitenbach am 
Rhein. | 

11.6. Libethkupfererz. Kryſtallſ. 1 u. darig. Kr. vertif. 
prismat, Br. uneben bis mufchl. Spröde. 9.4. ©. 3, — 3,8. 
Dunkel oliven- bis ſchwärzlichgrün. Fettgl. Durchſch. b. a. d. 8. d. 
63,5 Rupferogyd, 28,7 Phosphorſ., 7, Waſſer. In Kryſtalldruſen 
auf Duarz zu Libethen in Ungarn. 

12. ©. Salzfupfererz. Kryſtallſ. 4 und tarig. Kr. vertik. 


— 


Syſtematiſche Meberficht der ungemengten Mineralien. 85 


veismat. Wenig fpröde. 8. 3 - 35. G. 4 — 4,3. Gras» bis 
faft fchwärzlichgrün. Glas» bis Fettgl. Durchſch. bis a. d. K. d. 
43,3 Salzfäure, 73 KRupferoeyd, 13,; Waſſer: Färbt die Löthrohrfl. 
fchön blau und fmaragdgrün; auf Kohle leicht reduzirbar. Sn Sal- 
peterfäure leicht auflöst. Meiſt ſtänglig aggregirt, derb, nierenförm., 
angeflogen. Chili, Pers, Sachfen auf Gängen; Veſuv in Laven. 
43,08. Würfelerz. Kryſtallſ. geneigtflächig hemiedr. regulär. 
Kr. find Heraeder, allein oder mit Hemioktaeder- u. Hemiifofitetrae- 
derflächen komb. Br. uneben bis mufchl. Sehr wenig fpröde. ©. 2,5: 
©. 2, — 3. VBerfchieden grün bis Teberbraun. Glasgl., zumeilen 
demantartig. Durchfch. bis an d. KR. d. 40,5, Eiſenoxyd, 38 Ars 
feniffäure, 49,57 Waſſer, fehr wenig Phosphorſ. und Kupferoryd. 
Schmilzt an der. Kohle zur ſchwarzen magnet, Kugel. Sn Salsf. 
leicht auflösl. Sn Kryſtalldruſen und derb in Cornwall, Dep. der 
obern Vienne, bei Schneeberg. 

14, G. Skorodit. Kryſtallſ. 1 und darig; Kr. theils ſäulen— 
artig, theils pyramidal, Br. unvollk. mufchlig bis uneben. Wenig 
ſpröde. 9.35; — 4 G. 34 — 33. Verſchieden grün bis leber— 
braun, Str. grünlichweiß. Glasgl. Durchf, bis durchfch. 34,9; 
Eifenoryd, 50,5 Arfeniff., 15,55 Waſſer. Wird v. d. 8. gelb, ohne 
die Form zu Ändern. Kryſtalliſ., derb , eingefpr., traubig, nierenf, 
bei Schneeberg, Schwarzenberg, in Kärnthen, Brafilien. 

15. ©. Brohantit. Kryfallf. 1 und darig. Kr. find vertif, 
Prismen, mit dem erft. w. zweit. horiz. Br. geend. 9. 3; — 4. 
®. bis 3,9. Smaragdgrün. Glängend durchf, 66,5 Kupferoxyd, 
17,42 Schwefelf., 44,0 Waffer, etwas Zinn und Bleioxyd. Reduzirt 
fih v. d. &. zum Kupferkorn. Mit Kupfererzen in Sibirien, Sie— 
benbürgen, f 

16. ©. Bivianit (Eifenblau, phosphorf. Eifen), Kryſtallſ. 
2 und igliedr. Kr. prismat. Milde, in dünnen Blättchen biegf. 
9.15 — 2. ©. 27,. Indigblau bis ſchwärzlichgrün; beide Farben 
in beſtimmter Richtung beſonders hervortretend. Str. weiß, an der 
Luft blau werdend. Auf einer Fläche Perlmuttergl., ſonſt Glasgl. 
Durchſch. bis a. d. K. d. Bis 45 Eiſenoxydul, 31 Phosphorfäure, 
34 Waſſer. Schmilzt fchon im Kerzenlicht zur ſchwarzen metall. 
glänz. magnet. Kugel, In Salz- und Salpeterf. Teicht auflöslich. 
Zum blättrigen V. gehören die Fryftallif. u. individualiſ. Var. 
Auf Kupfergruben in Cornwall, zu Bodenmais, auf Goldgängen in 
Siebenbürgen; in vulfan. Geft. auf Isle de France; in Grönland. 
Bum erdigen DB. die flaubartigen, matten Theile. Derb, eingefpr. 
angefl, Meiſt ein neues Erzeugniß in Thon, Lehm, Nafeneifenitein, 
Torf. Norddeutfchl., Franfr., Baden. — Verwandt dem B. iſt der 
Orüneifenfteim. 

17, ©. Uranglimmer, Kryſtallſ. 2 u. intig. Ar, meiſt tafer- 


8A Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch. 


artig, felten Furz fäulenart. od. pyramidal. Milde, 9.2 — 2, 
G. 3 — 3,5. -Smaragd=, grade, apfel=, zeifiggrün. Auf der End» 
fläche Permutter - font demantart. Glasgl. Durchſ. bis durchfch. 
Man unterfcheidet den Chalkolith, Kupferuranit, und eigentl. 
Uranit, Kalfuranit. Erſterer hat apfelgr. Str. und beficht aus 
60,55 Uranoxyd, 8,44 Kupferoeyd, Adys Phosphorf., 15,05 Waſſer, 
färbt mit Salzf. befeuchtet die Löthrohrfl. blau, und findet fich meift 
fryitallif. und als Anflug auf Erzgängen und in prim. Gefleinen in 
Gornwall, Sachfen, Böhmen, Baden, zu Bodenmais. Der Kalk: 
uranit hat einen gelben Str. und flatt dem Kupferoxyd vorzüglich 
Kalferde in feiner Mifch. Er färbt die FI. nicht blau. Keyftallif: 
und in förnig blättrigen Maffen im Granit, Schriftgranit und aus 
deren Zerfekung entſtehenden Thonen. Frankr., Zwieſel in Biern 
Baltimore. 

18. ©, Kobaltblüthe (rother Erdkobalt). Kryſtallſ. 2 * 
(glieder. Kr. find ſchiefe Afeir Säulen. Milde, in dünnen Blättch. 
biegf. 8. 1,5, — 2. ©.3. Karmoiſin-, Fochenill-, pfirfichblüthroth 
bis vörhlichweiß; zerfehte grau und grün. Gtr. pfirfichblüthroth. 
Glasart. Demantgl., auf einer Fläche Perlmuttergl. Durdf. bis 
a. d. 8.d. 37 Arfeniff., 39 Kobaltoryd, 22 Waffer. Giebt mit 
Borax- und Phosphorſalz fapbirblaue Släfer. Sn d. Salzf. Teicht 
zu rother Flüffigkeit auflösl. Kr. meiſt nadel- und hanrförmig, in 
Drufen, Sterne gruppiert, traubig, nierenförnt., als Ueberzug. Thü— 
ringen, Sachen, Baden, Heſſen, Franfr. auf Gängen u. Lagern. 

19. ©. Nickelblüthe. Su haarf. Kr. derb, eingefpr., als Heber- 
zug. Br, erdig. Weich, zerreiblich.- Apfel-, zeifiggrün, grünlich- 
weiß, 36,0 Nickeloxyd, 36,50 Arfeniff., 25,50 Wafler. Sn Säuren 
leicht lösl. Aus zerfeht, Kupfernicel entit. Helfen, Dauphine, 
Pyrenäen. 


III. Familie der Bleiſalze. 


1. G. Weißbleierz (kohlenſ. Blei, Weiß- u. Schwarzbleierz, 
Bleierde). Kryſtallſ. 1 u. taxig. Grundgeſt. ein Rhombenoktaeder 
mit den Endkantenw. 1300 und 1080 287 u. m. Seitenkantenw. 92° 
19/, Kommt fehr mannigfach mit borizont. und vertif. Prismen, 
der Iten und 2ten GSeitenfläche fombin. vor. Kr. tafel-, Täulen», 
pyramidenartig, auch nadel- und hanrfürmig, meiſt Zwillinge und 
Drillinge, die nach demfelben Geſetz, wie beim Arragonit, Witherit, 
Strontian und Salpeter verbunden find. Br. mufchl. Wenig fpröde. 
9.3 — 35. 6. 63 — 6%. Farblog, aber häufig verfch. weiß, 
grau, braun, graulichfchwarg (durch Kohle), grün oder blau (durch 
Kupferoxyd) gef. Diamantgl., theils fette theils merallartig. Durch» 
fichtig mit finrfer doppelter Strahlenbrech. bis durchſch. Bis 84, 
Bleivend, bis 16 Kohlenſ. Wird v. d. L. mit Geräufch zum Blei- 


Syſtematiſche Meberficht der ungemengten Mineralien. 85 


forn veduz. In Salpeter und Kalilauge auflöst. Kryſtalliſ., lang— 
ſtänglig, körnig bis dicht und erdig. (Bleierde.) Wahrfcheinl. neuer 
Entſteh. Kommt immer mit Bleiglang, auf Gängen in primär. Geb., 
auf Lagern im Flötzkalk vor. Erzgeb., Harz, Großbeitt., Schwarzwald, 
Franfr., Sibir. ꝛc. Wird mit viel Bortheil auf Blei verfchmolgen. 

2.6. Bleivitriol. Kryſtallſ. 1 und taxig. Grundgeft. ein 
re: fombin. mit horig. und vertif, Prismen der Iten 

. 2ten Seitenfl. u. gerad. Endfläche. Kr. tafel- od. fäufenförmig. 
it Schwerfpatd u. Gölefin ifomorph. Br. muſchl. bis uneben. 
Spröde. 9.3. ©. 6,5 — 6,4. Farblos, doch oft verfchieden weiß, 
gran, felten blau od. grün gef. DOberfl. oft gelblichbraun überzogen. 
Dinmant- bis Fettgl- Durchf. bis durchſch. 72,4 Bleioxyd, 26709 
Schwefelf. Färbt die Lörhrohrfl- blau. Sn Kali vollf. auflöslich. 
Reyitalif: und körnig auf Erzgängen im Altern Geb. Grofbritt-, 
Harz, Baden ꝛc. 

3. ©. Dernärbleier;z (Leadhillit). Kryſtallſ. 2 und Igliedr. 
Kr. tafelart., häufig Zwillinge. Br. mufchl. Wenig fpröde- 9- 2,5 
®- 6,3.-— 6,5. Gelblich - u. grünlichweiß-. Fettgl. zum Demantgl: 
neigend, auf d- vollk. Sheilungsfl- Perlmuttergl. Durchf. bis durch- 
fcheinend. 72,, Fohlenf., 277,3 fchwefelf. Bleiorxyd. In Ealpeterf- 
mit Braufen auflösl. In glatten, oft aber gefrümmten u fehr ver» 
widelten Kre, kryſtallin, und körnig auf Bleigängen zu Leadhills in 
Schottland. 

4. ©. Kohlenvitriolblei (Lanarkit). Kryſtallſ. 2 u. Igliedr- 
Kr. find fchiefe rhomb. Säulen, meift flein u. undeutl- 9-2 — 27. 
G. 6,5 — 7. Grünlich- und gelblichweiß, in’s Apfelgeüne, Graue, 
Blaue. Strichpulver weiß. Demantgl- in Fettgl. übergeh. 46 
fohlenf.s, 53,, Tchwefelf- Bleiveyd. Mit vorigem: 

5. ©. &afurigbleivitriol (Ealedonit). Kryſtallſ. 1 u. dar- 
Kr vhomb- ſäulenf. H. 2,5 — 3. G. 6,4, Span = felten berggrün- 
Str. grünlichweiß. Fettgl- 32,5 Eohlenf. Blei, ti,s fohlenf. Kupfer, 
35/5 ſchwefelſ. Blei- Auf Kohle reduzirb. Sn Salpeterf. auflöslich- 
Mit vorigem- 

6. G. Kupferbleivitriol. Keyitallf. 2 u. igliedr. 9- 2,, — 3: 
G. bis 5,5. Dunfel lafurblau 74,4 fchwefelf. Blei, 18 Kupferoryd, 
4, Waffer- Mit vorigen. 

7 ©. Hornbleierz Kryſtallſ. 2 und darig. Br. mufchlig- 

9: 3. ©: 64. Weiß, grau, gelblich, grünlich- Gl. demantartig 
Durchf. bis durchfch-. 85,; Dleioryd, 8, Saljf.-, 6 Koblenfäure. 
Derbyfhire. 

8. 6: Chlorblei (mit Cotunit). Kryitallf. 1 und taxig. Kr- 
und kryſtallin. Maſſen. Br. mufchl- im’s Unebene 9. 2,5 — 3: 
®- 7,4: Gelblichweiß, blaß roſenroth. Demantart. Gl., auf Thei— 
lungsflächen Perlmuttergl. Durchſch. 34,3 Chlorblei, 66/ze Blei— 


36 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch. 


oryd, 7,55 kohlenſ. Bleioryd, etwas Kieſelerde und Waſſer. WB db. &. 
leicht reduzirb. Sn Salpeterſ. leicht auflöslich. Mendiphügel in 
Sommerfetshire- | 

9. ©. Buntbleierz (Grün- und Braunbleierz). Kryftalif. 
homoedr. 3 u. darig. Grundgeſt. ein Heragondodefneder, Endfanten- 
mwinfel 1420157 — 14403/, Geitenfantenw. 800377 — 8104775 Eomb. 
m. d. gerad. Endfl., Uten u. 2ten 6feit- Prisma :c- Manchmal Zwil⸗ 

linge. Kr. pyramidal, tafel-, fäulenart- Br. uneben bis muſchl. 
Spröde. H- 3,5; — 4. Farblos, aber gewöhnt. verfch. grün, gelb, 
weiß, braun und grünlichgram gef. Fettgl. Durch. big undurchſ. 
Die chem. Zufammenf. ift fehr verfchieden; die Var. fommen in 
allen Verhältniffen mit einander verb. vor, und find unter fich und 
mit dem Apatit ifomorph- Das phosphorf. Bleioryd v. Frei- 
berg hält 72,7 Bleiveyd, 6,47 Kalferde, 2 Salzf., 19,35 Bhosphorf., 
Flußſ. u. Verluſt. G. 6,9. In Kugeln, braun. Das phosphorf. 
Bleioxyd von Zfchopam hält 82,35 Bleioryd, Ads Phosphorf. 
1/00 Salzſ. 6. 7. Das arfeniff. Bleioryd v. Foh Georgen- 
ſtadt beficht aus 75, Bleioxyd, 21,20 Arfeniff-, Ayo Salzſ., Avza 
Phosphorſ. — Alle Bar. theils kryſtalliſ., theils Hänglig in traub- 
u nierenf. Geſt., theils derb u. eingefpr. Auf - Gängen, feltener 
auf Lagern in faſt allen Gebirgen. | ni 

10. ©: Vanadinbleierz. Kryftallf: homoedr. 3 u- Aarig. Kr. 
fehr flein, 6feit. prismat. Auch eingefpr. und als Meberzug. Br. 
muſchl. 9- 3,5 ©. 6,9 — 775: Stroh-, wachsgelb , vöthlich“, 
faftanienbraun. Fettgl. Undurchſ. 67,1 Bleioryd, 21) Vanadin⸗ 
ſäure, 10,5 Chlorblei. Sn Phosphorſalz u. Salpeterſäure auflösl. 
Zimapan in Mexiko; Schottl., Sibirien. 

14: G. Gelbbleierz Kryſtallſ. homoedriſch 2 und larig. Kr- 
verſchieden pyramidal, tafel-, ſäulenartig. Br. muſchl. bis uneben. 
Wenig ſpröde. 9-3. G. 6,5 — 6,5: Gelblichgrau, wachs⸗, pome⸗ 
ranzengelb bis faſt morgenroth. Fettgl., oft demantart. Durchſch. 
bis a. d. K. d. 59 Bleioryd, 40,, Molybdänſäure. In Phosphor— 
ſalz fließt es zu grünem Glaſe. In konzentr. Salzſäure auflöslich. 
Kryſtalliſ. u derb in Druſenſchichten und Gangtrümmern im Alpen—⸗ 
Sr Kärnthen, Defterr-, Ungarn, ehe Merifo, Maffa- 

ufets. 

12. G. Scheelbleierz. Kryſtallſ. homoedr. 2 und tarig. Kr. 
oftaedr.}, !bauchig. gekrümmt und Fegel=- oder ſpindelförm. Spröde. 
9.3 — 35. ©. 84: Farblos, aber meift braun od. grün gefärbt. 
Fettgl. Durchſch. bis a. d. K. d. 48,46 Bleioxyd, 54,34 Wolfram⸗ 
ſäure. Wird vom Borag u. Phosphorſalz in d. äußern FI. zu farb⸗ 
loſem Glafe aufgel. Mit vorigen ifomorph. Zinnwald im Erzgeb. 

13. G. Bleigummi-. Finder fih nur nierenf.zu. traubig von 
dünnſtängl. Sufammenfegung Br. mufchlig $ 4 — 5. ©: du: 


ı 


Syſtematiſche Meberficht der ungemengten Mineralien. 87 


. Belblich- u. vöthlichbraun. Durchich- Glängend. 40,4 Bleioxyd, 
37 Thonerde, 18,50 Waſſer. B- d. 8. zerfpringt es beftig- Bretagne. 

14. G. Rothbleierz CEhromfaures Blei). Kryſtallſ. 2 und 
sgliedr. Kr. find vertif. u. fchiefe Brismen, meift fäulenartig. Br. 
Heinmufchl: bis uneben.- Milde. H. 2,5 — 3: ©: 6,. Hyacinth⸗ 
bis morgen- und bräunlichroth. Str. orange. Demantgl. Halb- 
durchfichtig bis a. d. K. d. 68,; Bleiveyd, 31,; Chromfäure. 3. d. 
2. verfnifternd. In Salveter- und Salzfäure auflöst. Kryſtalliſ. 
(fängl-, plattenartig), derb. Im Quarz in Sibir-, Brafilien; im 
Letten zu Rebbanyaz im Falfart. Geiteinen zu Bereſofsk im Ural. 
Hieher auch der 76,59 Bleioxryd, und 23,3; Chromfäure halt: Mela- 
nochroit Chafifches chromf. Blei), mit vorigem zu Bereſofsk vor⸗ 
fommend. i 

15. G- Baugquelinit. Kryſtallſ. 1 u. igliedr. Nur Zwillinge. 
Br. uneben- Etwas ſpröde. H. 2,5 — 3. G- 5,5 — 6,5. Schwärz- 
lich» bis olivengrün. Str. zeifiggrün- Gl: demantartig. Schwach 
ducchfch. 60,5, Bleioryd, 10,50 Kupferoxyd, 28,33 Chromfäure. Bd. 
X. nur zum Eleinen Theile reduzirb. Bereſofsk, Depart. Buy de 
Dome, Brafilien- ’ 

16. G. Hornfilber (Hornerz). Kryſtallſ. bomoedr. regulär. 
Kr. jind Heraeder, Dftaeder, Dodefacder u- Rombinat- diefer; meiſt 
ſehr Elein. Br. flachmufchl: Geſchmeidig. H- 1 — I, ©: 5. 
Gemöhnl. perlgrau; von da aus Iavendel- bis violblau, verfchieden 
grün. Bräunt fich am Lichte allmälig. Str. glänzend, ungefärbt. 
Demantart- Fettgl. Durchſch. 76 Silver, 24 Chlor. Schon im 
Kerzenlicht fchmelzb. Kryſtalliſ., kruſtenart., derb u. eingefpr. von 
förnig od. ſtängl. Zufammenfeh. Auf Silbergängen, meiſt gleich 
unter Tage im Erzgeb:, Harz, Kongsberg, Kolywan in Sibirien, 
Cornwall; in bedeutenden Maffen in Beru u. Mexiko. — Das Jod— 
filber bält 43,; $0d, verbreitet v. d. 2. eine purpurne Flamme, 
findet fich in dünnen, gefchmeidigen, perlgrauen Blättchen bei Maza-" 
pil in Zacatecas. 

17. ©. Quedfilberhorner; Kryſtallſ. homoedr 2 u. dar. 
Kr. find Kombin. eines Hauptoftaeders mit dem 2ten Afeit- Prisma; 
fehr klein, Drufenhäutchen bild. Br. mufchl. bis uncben. Milde. 
94 — 2. ©. 6,5: Graunlichweif big gran- Demantgl. Durcyfch- 
35/412 Queckſilber, 14,88 Chlor. Verflüchtigt fich ganz v. d. 2. auf 
Kohle- Sehr felten mit gedieg— Queckſ. ꝛc. im Zweibrüden’fchen, zu. 
Hdria in Krain, Horzowik in Böhmen, Almaden in Eyanien- 

18 ©. Schweritein (Scheelit, Tungitein). Kryſtallſ. parallel- 
fähig hemiedr. 2 und tarig. Grundgeſt. ein Dundratoftaeder mit 
Endfantenw. 1080 12/ und Seitenfantenw. 4120 17, ſelbſtſtändig auf⸗ 
tretend und mit Rhomboedern, andern Oktaedern u. einem Dioft. 
fomb. Kr. gewöhnl. oftaedr., bisweilen tafelart- od- faft Iinfenförm- 


1 


88 Allgemeine Naturgefchtchte. V. Buch. 


Manchmal Zwillinge. Br. mufchl. bis uneben. Spröde. 9-4 — 4,,. 
G. 6,: Farblos, oft gran, gelb, braun gef. Fettgl., manchmal 
glas- od. demantart: Durch Erwärm. ſtark phosphoresz. 80,4 Wolf- 
ramſäure, 19,40 Kalkerde. V. d. 8. fchwer zu durchfch. Glaſe fchmels 
zend. Wird von Borax u. Phosphorſalz zu klarem farblof. Glaſe 
aufgel. Meiſt kryſtalliſ., ſeltener körnig; derb, manchmal nierenf. 
In prim. Geb. auf Zinnlagern; Erzgeb., Cornwall, St: Leonhard 
im Depart- d- obern Vienne; auf Magneteifenlagern in Schweden; 
im Graumwadengeb: am Harz; im Granit zu Böfing in Ungarn- 


IV Ordnung. Oxydiſche Steine. 


I. Kamilie. Orydifhe Eifenerze 


4: G. Magneteifenfein. Kryſtallſ. homoedr. regulär. Kr- 
find Hexaeder, Dftaneder, Dodefacder, Triafisoftaeder m. Kombin. 
diefer. Zwillinge fehr häufig. Br, mufchl- bis uneben. H. 5,5 — 6,;- 
G. Ag — 572. Eifenfchwarz Str. ſchwarz. Metallgl. Undurchſ. 
Stark magnet., öfter polarifch- 69 Eifenoeyd, 31 Eiſenoxydul. 
3.9». 8. für fih unveränderl- In Borax und Phosphorſalz unauf— 
löslich; im DOrydationgfeuer ein dunfelrorhes, im Neduftionsf. ein 
grünes Glas gebend. Kryſtalliſ., derb, eingefpr., oft fehr locker 
(mulmiger M-). Die Kr. u. Körner in Ehloritfchiefer, Tropfſtein, 
Serpentin eingewachf. Die derb. Var. bilden Lager und Stöcke in den 
Alpen, ſächſ. böhm- Geb., in Skandinavien in außerordentl. Menge; 
der mulmige M- findet-fich im Erzgeb. u. Weſterwalde. Der M. iſt ein 
reiches u. vorzügl. Eifenerz. (Schwedifches Eiſen) — An den M. 
fehlieft fich der magnetifche oder Titaneifenfand an, welcher 
aus 83,, Eifenoeydul u. 16, Titanfänre beſteht, in abgerundeten 
Kr. u. Körnern in vulfan. Geft- u. von da als Gefchiebe in Flüſſen 
u. and. Meeresküſte vorfommt: Sachſ. Böhm. , Nhöngeb , Franfr., 
Stalien. Ferner der ebenfalls in Körnern u. abger- Kr. vorfomm. 
Sferin, welcher auf 72,2 Eifenoeydul 27,5 Titanfäure hält. Riefen- 
gebirge, Schottl. Endlich der. Menafan, auf gleiche Weife vork., 
aus 56,, Eiſenoxydul u 43,; Titanf. beftehend: Cornwall. 

2. ©. Chromeiſenſtein. Kryſtallſ. hHomoedr. regul. Kr- find 
Dftaeder. Br. unvollfomm. mufchl. bis uneben. Epröde, 9-5, 
G. 45; — A. Eifen- bis pechfchwarz. Str. braun. Gl. unvollf. 
metallifch und fettartig. Mndurchf. Nach d- Glühen magnet: 60,04 
Chromorydul, 20,3 Eifenorydulz Hl; Thonerde, 7,4 Talkerde. 
Wird von Borar u. Phosphorſalz aufgel-; das Glas wird beim Er» 
falten fchön fmaragdgrän-- Selten feyflallif. in Baltimore und auf 
Snfeln bei St. Domingo; meiſt derb in primär. Geb: in Frankreich, 
Steyerm., Schlef., Schotth., Nordamer. 


\ 


Syſtematiſche Weberficht der ungeinengten Mineralien. 830 


306 Franklinit. Kryſtallſ. homoedr. regulär. Kr. find 
Dftaeder, und Komb. diefer mit Dodefaeder- u. Triafispftacderfl. 
Kommt auch in Körnern vor. Br mufchl. bis uneben. Spröde. 
9.6 — 6,5. G. 6 — 5 Eiſenſchwarz. Str. röthlichbraun. 
Metallgl. Undurchſ. Stark magnet. 47,5, Eiſenoxyd, 2l,zı Eifen» 
oxydul, 48,4, Manganoeyd mit Spuren von Talferde, 10,5 Zink—⸗ 
oxyd m. Spur. v. Kadmium, fehr wenig Kiefel- u, Thonerde. Bd, 
2. für ſich unveränderl. Sn Salzſ. Tangfam auflösl. Neujerſey. 
- 4,6. Eifenglanz (Eifenoeyd, Rotheiſenſtein; Thoneifenftein 
3. Th.) Kryſtallſ. hemiedr. 3 u. darig. Kr. find verfchied. Rhom— 
boeder, unter fich u. mit Sfalenoedern fomb.; manchmal Zwillinge. 
Br. mufchl. bis uneben. Spröde. 9. 5,5 — 6. ©. 5 — 5. 
Eifenfchwarg bis ſtahlgrau, oft bunt angelaufen. Str. Firfchroth 


‚bis vöthlichbraun. Metallgl. Undurchſ. Selten ſchwach magnet. 


30,55 Sauerſtoff, 69,54 Eifen, Wird in der innern Flamme ſchwarz 
u. magnet. Dar: 4. Eifenglang. Keyitallifirt, körnig, fchalig, 
fänglig ; eifenfchwarg , metallifch glänzend. Eifenglimmer nennt 
man die fehr dünnen Tafelfryitalle und dünnblättrigen fchaligen Zu— 
fammenfesungen; der Glanzeifenftein itt aus fchuppigen Sndividuen 
gebildet. Elba, St. Gotthard, Lothringen, Dauphine, in Spalten 
der Laven mehrerer Bulfane; Böhmen, Harz, Sfandinavien. Der 
Eifenglimmer vertritt in manchem Granit und Gneis die Stelle des 
Glimmers, wie unter anderm im Eifenglimmerfchiefer von Minas 
Geraes in Brafilien. 2. Rotheifenitein. Faferig, dicht, fchup- 
pig, erdig ohne deutl. Individualität. Str. deutlicher. ©. 4,, — 4,7 
Man unterfcheidet Faferigen R. (rothen Glaskopf), von nierenf,, 
traubig., falaftitifcher Geitalt, in Pfeudomorphofen nach Kalkſpath, 
auf Gängen im Erzgebirge, Harz, Lothringen 2c- vorfommend, und 
dichten R., blutroth in’s Stahlgraue, derb, eingefpr., fpieglig, 
in Pfeudomorphofen nach Fluß- und Kalkfpath, mit vorigem.vorf,; 
ferner Rotheifenoderu. Rotheifenranm. Bon Thon- u. Kicfel- 
eifentieinen gehören die braunrothen mit rothem Strich hieher; fie 


‚find innige Gemenge von Notheifenoder, Thon und Kiefel. Finden 


fih vorz. in Böhmen. Ale Bar, find vortreffliche und ergiebige 
Eifenerze. ; 

5.6. Brauneifenitein (Eifenorndhydrat, Limonit). Kryſtallſ. 
4. u, farig. Kr. find tafelartig oder fein nadelformig. Br. nicht 
wahrnehmbar. Spröde. 9.5 — 5,5. ©. 35 — 4. Gelblichbraun . 
bis ockergelb, und bis haar-, nelfens, fchwärzlichbraun. Str. gelb» 
lichbraun. Kr. demantgl. Halbdurchf. bis undurchf. Bis 90 Eifen- 
oxyd, 45 Wafler, 2 Kiefelf., 2; Manganoryd, 0, Kupferoryd, 
3 Bhosphorfäure. In Salzſäure leicht zur gelblichrothen Flüſſigkeit 
löst. Eine kryſtalliſ. Bar. it der Nubinglimmer, in blatt» und 
nadelf., zu Drufen verb. Kr, auf Eifenerzgängen im Weſterwalde, 


90° Allgemeine Naturgeſchichte. V Buch. 


Ungarn ꝛc. vorf. Der Sepidofrofit umfaßt die kugl., nierenf., 
ftalaft. Gef. von Hanau und dem Harze. Ein faferiges Aggregat 
iſt der braune Glasfopf, aus haarf. Individuen befichend, die. 
fompaft verbunden kugl., traub., nierenf. Geft. bilden; auch derb u. in 
Pſeudomorphoſen vork. Auf Gängen im: vielen Altern u. Flötzkalk⸗ 
Geb. Europas, Auch dichte und erdige Aggreg. des Br. kennt man. 
Zu letztern gehört der fchalige Thoneifenftein und das Bohn— 
ers; Diefes beſteht aus fphärvidifchen gelblichbraunen Körnern, 
In Stöden, Buben und Lagern im Sandftein und Flötzkalk des 
Jura; in Böhmen, Elfaß ic. — Der Grüneifenflein, grüm oder 
braun, hält 63,4; Eifenoeyd, 2777 Phosphorſäure m. 85 Waſſer. — 
Der Raſeneiſenſtein (Wiefen-, Moraft-, Sumpferz) bildet fih 
noch täglich, if derb oder erdig, bräunlichfchwarg in's Gelde, wachs— 
glänzend, von muſchl. Br. , beſteht hauptſächl. aus Eifenoeydhydrat 
und Eifenoeyd, bildet 3. Th. weit erilredte Lagen, und findet ſich 
in den großen europ. Miederungen. — Faſt alle Bar. diefer ©. find 
gute ‚ ergiebige Eifenerze. 

9 ©. Krofydolith (Blaueifenfein). Kryſtalliniſch, derb, in 
Zrümmern. - Br. uneben, in’s Evdige. 8. 4 ©. 3, — 3%. Milde, 
die Fafern elattifch biegfam, fehr zähe. Indigo- in’s Savendelblaue, 
Seidengl. Undurchſ., in zarten Fafern durchſch. Bis 34,3 Eifen- _ 
oxydul, 54,54 Kiefelerde, 7 Natron, 55; Waffer, etwas Zalkerde, 
Kalferde u. Manganoeyd. Man unterfcheidet faferigen u> dichten Ar. 
Kap, Norwegen, Grönland. 

7.6. Titaneifen. Kryſtallſ. bemiedr. 3 und Anzig. Kryfi. 
rhomboedr. G. 4 An. Eifenfchwarz. Bis 55 Pr. Eifenoeyd od. 
Oxydul, 48 Zitanfäure, etwas Cer-— u. Zinnoryd/ Talf-, Kalk⸗, 
Kiefel= u. Yttererde. Skandinavien. 

8. G. Ilmenit. Kryſtallſ. hemiedr. 3 u. dar. Kr. rhomboedr., 
oft unſymmetriſch, manchmal Zwillinge. Br. muſchl. Spröde. 9.5 
— 6. ©, A; — 4. Eifen- und braunlichfchwarz. Str. fchwarz. 
Metallgl. Undurchſ. Schwach magnet. Bis 36 Eifenoreydul, Ay 
Eifenoeyd, 59 Titanfäure, etwas Mangan- u. Chromogydul, Talf-, 
Kalk- und Kiefelerde. V. d. 8. unſchmelzb. Hm konzentr. Salzſ. 
leicht löst. Ilmenſee, Ural, Gaſtein, Böhmen, Siebenbürgen. 

9, ©. Erichtonit. Kryſtallſ. hemiedr. 3 und Iarig, Kryſt. 
rhomboedr., manchmal tafelartig. Br. unvollk. kleinmuſchl. bis uns 
eben. 9.6. ©. 4— 5. Blaulich- bis eifenfchmwarz. Str. ſchwarz. 
Unvollk. Dretallgl. Undurchſ. Nicht magnet. Iſt titanfaures Eifen- 
oxyd. Difans-im Dep. v’Hfere, 

10, G. Mohſit. Kryſtallſ. hemiedr. 3 m. dar. Kr. rhomboedr., 
Zwillinge. Br. mufchl. Metalgl. Eifenfchwarz. Undurchſ. Spröde. 
Ritzt Glas. Nicht magnet. Auf — aus Dauphine? . 


L 


Syſtematiſche Ueberſicht der ungemengten Mineralien. 91 
II. Familie des Zinnſteins. 


— 4. G. Sinnſtein (Binnerz). Kryſtallſ. homoedr. 2 und Aakig. 
Grundgeſt. ein Quadratoktaeder mit d. Endkantenw. 1200 357 und 
Seitenkantenw. 870 46’. Kr. find Oktaeder, mit verſch. Prismen 
komb., fait immer Zwillinge. Br, unvollk. muſchl. bis uneben, 
Spröde. H. 6 — 7. ©. 6,5 — Tr. Verſch. grau, weiß, big wein— 
gelb u. hyaeinthroth, meilt aber gelblich-, vöthlich-, fchwärzlich- 
braum bis pechfchwarzg. Demantgl.; manchmal fettart. Halbdurchf. 
bis undurchf. 24,33 Sauerfloff, 78,6 Zinn. Wird auf d. Kohle zu 
Zinn reduzirt. In Säuren unauflöst. Kryſtalliſ., derb, eingefpr., 
in Gefchieben und als Sand, auf Gängen, Stodwerfen, Lagern in 
Granit u, Porphyr im Erzgebirge, Böhmen, Cornwall, Franfe., 
Indien und China, Brafilien, Mejiko. Wird zur Gewinnung des 
metall, Zinns benüßt. h | 

2.6. Wolfram. Kryſtallſ. 2 und Agliedr. Kr. kurz fäulen- 
artig, auch tafelartig; häufig Zwillinge. Br. uneben. ‚Wenig fpröde. 
8.5 — 55; ©. 72 Graulich-, bräunlichfchwarz. Str. röthlich- 
braun. Metallähnl. Demantgl. Undurchſ. Schwach magnet. Bis 
78777 Wolframfäure, 48735 Eifenorydul, 13 Manganorydul, Wird 
vom Borar ziemlich Leicht zu blauem Glafe aufgelöst. Kryſtalliſ. 
(Kr. oft merkwürdig aus fchaligen Hüllen zufammengefebt) u. derb 
im Erzgeb., Cornwall und anderwärts. 

3. ©. Tantalit (Eolumbit). Kryſtallſ. 4 u. 4axig. Kr. * 
matiſch⸗tafelart. Gewöhnlich kryſtalliniſch, in eingewachſ. Stücken, 
eingeſpr. Br. unvollf, muſchl. bis uneben. 9. 6. Spröde. G. 5% 
— 79. Eifen-, graulich-, bräunlichfchwarz. Str- ſchwarz. Metallgl. 
Undurchſ. Bis 83,44 Tantalfäaure, 17 Eiſenorydul oder Oxyd, 7,98 
Manganoxydul, 16, Zinuoryd, etwas Wolframfänre u- Kalferde. 
DB. d. 8: für fich unveränderl. Bodenmais, Conneftifut, Schweden, 
Finnland. 

4. ©. Yrtrotantalit.- Kr. rhombiſch prismatiſch; auch eckige 
eingewachſene Körner. Br. muſchl. uneben, körnig. 9- Az —5,5 
G. 5,3 — 5,5. Eiſen-, bräunlichſchwarz, gelblichbraun. Str. grün— 
lichgrau oder bräunlich. Unvollk. Metallgl., zum Fettgl- neigend- 
A. d. K. d. bis undurchſ. Bis 60 Pr. Tantalſäure, 38 Dttererde, 
6 Kalkerde, 8 Wolframfäure, etwas Eifen= u. Uranoxyd. DB. d. 8. 
unfchmelzb. Sn Säuren unlösl. Btterby, Fahlun. 

5. G. Fergufonit.. Kryfiallf: hemiedr. parallelflächig 2 und 
taxig. Br. vollk. muſchl. Spröde. 9. 5,5 — 6. ©. 5%. Dunkel⸗ 
bräunlichfchwarz. Str. ſehr blafbraun. GI. unvolf. metallart, u 
fettart. In dünnen Splittern durchfch- 47,5 Tantalſäure, Ay 
Attererde, A, Ceroxydul, 3,05 Zirkonerde, etwas Zinn⸗/ Uran⸗ und 
Eiſenoryd. Cap Farewell auf Grönland- 


992 Allgenieine Naturgefchichte. _Y. Bud). - 


6.6. Uran-Pecherz. Nur derb, eingefpr. u. nierenf. Br. 
flachmufchl. bis uneben. Spröde. 9. 5,5... ©. 6,.  Graulich-, 
pech-, rabenſchwarz. Str. grünlichfchwarz. Metallähnl. Fettgl. 
Undurchſ. 3,56 Sauerfloff, 96,44 Uran, gewöhnlich aber noch mit 
andern Beimengungen verumreinigt. Giebt mit Borar u. Bhosphor- 
ſalz gelbe Gläſer. Sn Fochender konzentr. Schwefelfäure, auch in 
Salpeterf. auflöst. Erzgeb., Böhmen, Cornwall. 

7.6, Rutil, Kryſtallſ. homoedr. 2 u. Aarig. Grundgeſt. ein 
Duadratoftacder mit d. Endfantenw. 1220 32/7 u. d. Seitenfantenw. 
830 587. Kr. find fäulenartig, oft nadelf.; fehr häufig Zwillinge 
sder Drillinge, oft zu vielen verbunden, Netze od. Gitter bildend, 
Br. mufchl. bis neben. Spröde. 9.6 —6,;. ©. Ay — An. 
Röthlichbraun, blut-, hyacinthroth bis gelblichbraun. Etr. ifabell- 
gelb bis gelblichgran. Metallähnl. Demantgl. Durchſch. bis un. 
durchfichtig. 39,1, Sauerfloff, 60,9 Titan. Giebt mit Borar ein 
grünliches, mit Phosphorfalz ein colombinrothes Glas. In Säure 
unlösl. Kryitallif., derb, eingefpr., angefl. im Urgeb. bei Afchaffen- 
burg, in Kärnthen, Steyermarf, Tyvol, Ungarn, Spanien, Nors 
wegen ꝛe. 

8. G. Anatas. Kryſtallſ. homoedr. 2 und taxig. Grundgeſt. 
ein Quadratoktaeder mit d. Endkantenw. 970 56/ u. Eeitenfantenw. 
1360 24/. Kr. immer pyramidal. Theilbarf. parallel dem Hauptokt. 
höchſt vollk. Br. mufchl. 08. uneben. Spröde. 9. 55, — 6. G.3,r 
— 3,9 Dunfel himmelblau, indigblau bis fait eifenfchwarg, grün- 
lich-, gelblichgran, boniggelb, hyacinthroth u. nelfenbraun. Dia- 
mantglang metallähnl. Halbdurchf. bis undurchf. Sit wahrfcheinl. 
wie voriger nur Titanfäure. Gelten auf Gängen im Urgeb.- in 
Dauphine, Norwegen, Bal Maggia in der Schweiz, Cornwall, Spa: 
nien; ſekundär in Körnern u. Fleinen Gefchieben bei Itabira in Braf. 


II. $amilie der Manganerze. 


1. G. Graumanganerz (grauer Braunftein 4. Th.). Kryſtallſ. 

u. taxig. Kr. vertikal prismat., ſehr undeutlich. Etwas milde. 
H. 2 — 25. ©. 4 — An. Eiſenſchwarz, in ſehr zarten Säulen 
bläulich. Str. ſchwarz. Metallgl. Undurchſ. 35,9 Sauerſtoff, 64,01 
Mangan, Verunr. Var. enthalten bis 86 rothes Manganoryd , 
14, Sauerſtoff, etwas Eifenoeyd, Waſſer, Baryt, Kiefel. Selten 
kryſtalliſ. u. kryſtalliniſch; meint ſtänglig, ſtrahlig, büfchelförmig, 
dann in ſchalig u. körnig zuſammengeſ. nierenf. Maſſen. Auf Gängen 
und Gruben in Weſtphalen, Siebenbürgen, Thüringen, Heſſen, 
Kärnthen, Brafilien ze. Die Manganerze, vorzügl. das Grauman— 
ganerz dienen auf Glashütten zum Reinigen u. Entfärben der Glas- 
maffen, violblauer, braumer, ſchwarzer Färbung der Glasflüſſe; dann 


\ 


Syſtematiſche Heberficht der ungemengten Mineralien. 95 


zur Emailbereitung, Glafur, Porzellan » u. Steingutmalerei, Ber 
veitung des Chlors u. d. Bleichflüfffgkeit ze. 

2:6. Braunmanganerz (grauer Braunftein z. Th.). Kryſtallſ. 
tu. taxig. Grundgeſt. ein Rhombenoktaeder mit d. Endfantenw. 
4300 49/ und 1200 547 und d. Geitenfantenw. 800 227, Schr zahlr. 
Kombin. Kr. find meiſt lang, felgen kurz fäulenartig; Zwillings— 
u. vielfache Kr. fehr häufig, oft fäulenförmige Kryftallbündel, bis— 
weilen freuzfürmige Bildungen daritellend, Querbr. uneben, von 
Eleinem Korne, Wenig fpröde. 9.25 — 4 ©. 44. Eifen- bis . 
bräunlichfchwarz. Str, vörhlichbraun bis bräunlichfchwarg. Unvolf, _ 
Metallgl. Nur in ſehr dünnen Splittern ducchfch. Bis 87 rothes 
Manganoeyd, 3,5 Sauerit., 10 Waſſer. Man unterfcheidet deutlich 
kryſtalliſ. Var., ſtrahlige bis faferige, förnige bis dichte Aggregate, 
- erdige Bar. Jlefeld am Harz, Aberdeenfhire, Skandinav., Frankr., 
Heufchottland. } 

3. G. Scharfmangamerz (Schwarzer Braunfein zum Theil). 
Kryſtallſ. homoedr. 2 u. Igliedr. Kr, ſtets pyramidal, häufig Zwil— 
linge. Br. uneben. Spröde. 9.5 — 55. ©. ds. Bräunlich 
fhwarz. Str. braun, Unvollk. Metallgl. Undurchf. 68,9 Man- 
ganotyd, 34, Sauerſt. Kryſtalliſ. u. derb im Porphyrgeb. zu Ile⸗ 
feld am Harz, bei Ilmenau. Selten. 

4.6. Hartmanganerz. Kryſtallſ. homoedr. 2 u. datig. Ar. 
find verfch. Dftaeder. Br. uneben. Spröde. 9.6 — 6. ©. An. 
Farbe u. Strich dunfelbräunlichfchwarg. Unvoͤllk. Metallgl. Un— 
durchſ. 86,9; Manganorydul, 9,55 Sauerſtoff, O,; Waſſer, 2,2 Baryt. 
Das Pulver färbt die Schwefelfäure roth. Kryſtalliſ. und derb in 
— im Mannsfeld’fchen, in Piemont. 

5. Schwarzmangamerz. Nur in traubenförm., nierenf., 
——— ſtalaktit. Gef. und derb. Br. faſerig od. flachmuſchl. bis 
eben. Spröde. & 5 — 6. ©. 4— 4, Blaulich- bis graulich- 
fchwarz. Metallgl. Höchit fchwach. 69,,, Manganoeydul, 7,5 Sauerſt./ 
46,37 Schwererde, 0, Kiefelf., 6, Waſſer. Sm primär. u. Por— 
phyrgeb. Erzgeb., Thüringen. — Hier reiben fich auch Berthie's 
Barytmanganerz und das Wad (Brauneifenrahm 3. Th.) an. 
Letzteres fommt nur faferig und fchuppig vor, iſt bräunlichfchwarz 
oder verfchieden braun, und findet fih am Harz, im Sayn’fchen’ , 
Bayreuth’fchen, Frankreich, 4 

6. ©. Kupfermanganerz Klein nierenformig, traubig, 
tropfileinartig, derb. Br. unvollf. mufhl, 9.4 G. 3,2. Farbe 
u. Str. bläulichfchwarz.  Fettgl. Undurchſ. 74,0 Manganoeyd, 
20,40 Waffer, etwas Kupferoxyd, fchwefelf. Kalk, Kiefelf., Eifen- 
oxryd. Böhmen. 

7.6. Kobaltmangamerz (fehwarzer Erdfobalt). Traubig, 
fuglig, nierenförm., derb, eingefpr. , als Mebergug, Br. erdig. 


94 Mügemeine Naturgeſchichte. V. Buch. 


Zerreiblich. ©. 2,24. Farbe u. Str. bläulich- und bräunlichſchwarz 
Matt, im Str. glänzend, 76, Kobalt » und Mangan- Hyperoryd/ 
234 Waſſer. Thüringen, Tyrol. — Hier ſchließen ſich einige Oder 
an, nämlich der Kobaltocker (gelber und brauner Erdkobalt), 
Molybdänocker, Wismuthocker, aus 895 Wismuth, 1044 
Sauerſt. beſteh.; Antimonocker (Antimonoxyd), gelb in's Grüne 
u. Braune, meiſt in Gängen europ. Uebergangsgeb. vorfomm.; der 
Wolframpder (Wolfram- oder Scheelfäure), Uranoder, ein 
Uranoxydhydrat, verfch. gelb bis braun, als Malerfarbe benükt; 
die Uranblüthe, die Mennige (natürliches rothes Bleioryd), 
G. ds, morgenroth, Str, orangegelb, matt; endlich der Ehrom- 
er (grünes Chromorxyd). 


IV. Familie des Nothfupfererzes. 


1. ©, Rothkupfererz. Kryſtallſ. homoedr. regulär. Kr, find 
Dftaeder, bisweilen tafelartig, fpik rhomboedriſch, prismatifch; 
Dodefacder, Heracder u Komb. diefer. Br, mufchl. bis uneben, 
Spröde. 9. 35 —4 ©. 5,7 — 6. Cochenillroth, in metall. Grau 
und Braun fehillernd. Str, bräunlichroth. Metallähnl. Demantgl. 
Halbdurchſ. bis a. d. 8. d. 88,75 Kupfer, Al, Sauerfoff, Sn 
Ammoniak zur Iafurblauen Slüffigfeit auflösl. Giebt v. d. 8. ein 
Kupferkorn, 

Das blättrige R. umfaßt die kryſtalliſ. und -derben noch indi« 
vidualiſirten Bar.; das dichte NR. die dichten u. erdigen Bar. ; das 
Biegelerz oder Kupferpecherz iſt ein Gemenge von erdigem R. 
und Eifenoder. Ale Bar. fommen im Altern und neuern Geb. mit 
andern Kupfererzen vor. — Die Kupferfchwärze, finubartig, 
weich, blaulichſchwarz in's Braune, enthält 79,8 Kupfer, 20,18 
Sauerſt., und entficht aus zerfeßten Kupferfiefen. 

2. ©. Nothzinkerz (Sinkoryd). Kryſtallſ. entweder 3 und 
4 oder 1 umd Aarig. Much derb, Eryflallin., eingefpr. Br. muſchl. 
9 4— 4 G. 5,5. Morgenroth in’s Blut- u. Ziegelrothe. Str, 
orangef. Diamantgl. An d. K. d. bis undurchf. 88 Zinforyd, 
12 rothes Manganoryd. In Grauwade; Nordamerika. 


V. Familie des Weißantimonerzes. 


4. G. Weißantimonerz (Artimonfpath, Antimonblüthe). 
Kryſtallſ. 1 m. laxig. Kr. meiſt ſehr dünn u. lang tafelartig, viele 
an den großen Flächen mit einander verwachſen; gewiſſe Flächen 
gekrümmt. Milde. 9-2, — 3. ©, 5,5. Farblos, oft gelblich!⸗, 
graulichweiß bis aſchgrau gef. Perlmuttergl., auf den gekrümmten 
Fl. Demantgl. , Halbdurchf. bis durchſch. 84,2 Antimon, Löres 


Spftematifche Meberficht der ungemengten Mineralien. 95 


Sauerſt. Er, u. derb, wahrfcheinlich als ein neueres Ergeugniß auf 
— —— Sachſen, Böhmen, Ungarn, Baden, Dauphine. 

2.©. Weißarfeniferz (Arfenige Säure). Kryſtallſ. homoedr. 
regulär. Die künſtl. Er. find Dfraeder. Br. mufchl. Wenig fpröde, 
9 3 ©. 37. Farblos, weiß, grau, röthlich, gelbl. gef. Fettgl. 
demantartig. Durchſ. bis durchſch. Geſchm. ſüßlich herbe. 75,95 
Arſenik, 24,5 Sauerſt. V. d. 8. ſich unter Knoblauchger. verflücht, 
Sn ſiedend. Waſſer lösl. Höchſt giftig. Im der Natur meiſt ſtängl., 
faſer., ſtaubart. Individuen, von traub., nierenf., ſtalaktit. Geſt 
Ein ſekundäres Erzeugniß; auf Gängen im Harze, Böhmen, Elſaß. 


V. Ordnung der gediegenen Metalle. 


1. ©. Gediegen Platin. Kryſtallſ. homoedr. regulär. Kr. 
Heraeder, höchſt felten; meiſt Körner, Sand, ſtumpfeckige Stüde, 
Br. hadig. Gefchmeidig und dehnbar. ©. 5 — 6. &: 17 — 49. 
Eigenthüml. metall. gran. Metallgl, Sn der Natur immer mit 
Sridium, Rhodium, Palladium, Eifen, Kupfer, Osmium-Fridium 
legirt. V. d. 8. auch mit Flüſſen unfchmelzbar. Nur in Königg- 
waſſer zu blut» oder bräunlichrother Flüfiigfeit lösb. In platten 
Körn. auf Gängen von thonigem Brauneifenitein mit gediegen Gold 
in der Prov. Antioquia. Häufiger im Diluvium. in Choco u, Bar- 
bacoas, in Braf., Et. Domingo, im Ural, hier bisweilen in mehrern 
Pfund fehweren Stüfen. Wird durch Wafchen aus dem Sande 
gewonnen. F ö 

(Su der Sikung d. franzöſ. Akademie, 24. März 1834, wurde 
mitgeth., daß die HH. d'Argy u. Villain in Eifenerzen von d'Alloue 
u. Melle Bl. entdedt hätten; aber höchſtens O,ooooı Br. — Die mine: 
ralogiſche Gefelich. von St. Petersburg fonftatirte die Gegenwart 
der Platina im. Serpentinfels. Der Serpentinfels findet fich zwifchen 
dem Platin führenden Sande des Ural, und macht die große For: 
mation bei Nifchno-Tagilsf aus. Man hat auch fchon Gold in einer 
Stufe der nämlichen Felsart bei Kpfchtein gefunden. Da nun das 
Gold gewöhnlich die Platina bekleidet, ſowohl im Metall führenden 
Sande des Ural als in jenem Amerikas, fo kann man annehmen, 
daß die beiden Metalle urfprünglich in derfelben Felsart vorkommen. 
l’Inst. 1834, p. 356,) 

Wegen feiner Härte, ungemeinen Dehnbarfeit, Politurfähige., 
fhweren Schmelzbark. ift das Pl. ſehr geſchätzt. Dient zu Galanterie— 
waaren, Schmelztiegeln, Teleskopfpiegeln, Blitzableitern, Münzen, 
Bereit. des Blatinfchwammes. 

2 G. Gediegen Balladium. Kleine, loſe Körner. Ge 
fchmeidig u. dehnbar wie Platin, aber viel härter. ©. It; — Hijz. 
Stahlgrau in’s Silberweiße. Metallgl. Neines Pallad. mit wenig 


96 Allgemeine Anturgefchichte. V. Buch. 


Blatin u. Sridium gem. V. d. &. unfchmelzb. In Salpeterſ. lösl. 
In Braſilien mit Platin, am Harz mit Gold. 

3. G. Osmium-Jridium. Kryſtallſ. homoedr. 3 und larig. 
Kr. tafelart., höchſt ſelten; außerdem in platten Körn. 9.7. Wenig 
dehnb. Zinnweiß und bleigrau. Metallgl. Sridium mit Osmium 
in verfchied. Verbindungen, manchmal gem. mit etwas Eifen, Nhos 
dium, Palladium. Wird von Flüfen u. Säuren nicht angegriffen. 
Macht die Weingeiftflamme ſtark leuchtend u. färbt fie gelblichroth. 
gm Platin führenden Dikuvium in Brafilien und am Ural. 

(Seit langem hielt man die Platina für das ſchwerſte Metall, 
aber ein neuer, von Breithaupt in Freiburg entdedter, mitten unter 
Gold- u. Platinaförnern von den Wäfchen von Nifchno-Tagilst im 
Ural gefundener Metallſtoff, den er für gediegenes Jridium hält, 
ift noch fehwerer, nämlich 23,5 — 237%. Es befißt Metallglang im 
höchſten Grade. Aeußerlich in es filberweiß, ſtark in’s Gelbe ziehend, 
innen filberweiß, fich zum Platingrau neigend. Härte außerordentl., 
nützt fehnell die beiten Feilen ab; ohne Zweifel das härteſte aller 
Metalle oder Metalltompofitionen. Mineralogifch it es eine neue 
Spezies, nach Breitbaupts Unterfuchungen eine Verbindung von 
Fridium mit fehr wenig Osmium. Es widerfteht vollfomm. der Wire 
fung d. Säuren, und ib febr leicht fchmelzbar. Neues Yahrb. der 
Chem. u. Phyſ. 1833. P’Inst. 1834. p. 52.) 

4. G. Gediegen Gold. Kryſtallſ. homoedr. regulär. Kr. find 
Heraeder, Dftaeder, Dodefaeder, Hfofiretraeder, und Komb. Zwil- 
linge häufig. Br. hackig. Dehnbar und gefchmeidig. 9. 275 — 3. 
G. 16,5, — 194. Gold» bis meffinggelb, graugelb bis far ſtahlgrau. 
Metallgl. Undurchf. Im reinften Zuflande Gold; meift aber mit 
(dem ifomorphen) Gilber in unbeſt. Verhältniffen (5 — 23 Br.) 
verb., oft mit»einer Epur von Kupfer und Eifen. V. d. &. auf 
Kohle zieml. ſtrengflüſſig. Nur in Königsw. lösl. Kryſtalliſ.; Cin 
Druſen, zähnig, draht-, haar-, moos=, baumf., geitridt, äſtig, in 
Blechen, Platten) angefl., derb, eingefpr.; ſekundär in ſtumpfeckigen 
Stücken, platten Körnern, als Sand u. Staub. Sehr allgemein 
verbreitet, vorzügl. in Geſellſchaft von Quarz, Schwefelkies und 
Brauneiſenſtein. Die Feldſpath- und Hornblendgeſt. d. Uebergangs— 
formation ſcheinen die urſprüngl. allgem. Lagerſtatte. Salzburg, 
Ural, Ungarn, Siebenbürgen, Afrika, Nordcarolina, Mejiko, Peru, 
Brafil. Dient mit Silber und Kupfer legirt zu Münzen; dann zu 
Schmudwaaren, Stoffen, zum Vergolden; als zinnfaures Oxyd, 
Goldpurpur zur Borzellanmalerei. 

5. G. Goldfilber (Güldiſch Eilber) Kryſtallſ. u. Formver— 
hältniffe wie beim Golde. Dehnbar u. gefchmeidig. ©. 12,56: — 14,5 
u. mehr. Goldgelb, meffinggelb, Metallgl. Bis 88,24 Gold, bis 
38,74 Silber. Vorkommen, wie das des Silbers. - 


— 


Syſtematiſche Weberficht der ungemengten Mineralien. 97 


6 G. Gediegen Silber. Kryſtallſ. homoedr. regulär, Kr. 
find Heracder , Dftaeder, Yfofitetraeder u. Komb. diefer; oft ver 
zeret, felten Zwillinge. Br. badig. Dehnbar und gefchmeidig. 
9. 25 —3. ©. 10,5 — 10,5. Silberweiß; Dberfl. oft gelb, braun, 
fehwarz angelaufen. Str. glänz. Metallgl. Beſteht, wenn ganz, 
rein, nur aus Silber, enthält gewöhnt. aber Spuren von Kupfer, 
Spießglanz und Arſenik. In Salpeterf. leicht Lösl, Faſt immer 
fryii.; Kr geuppirt wie beim Golde. Meiſt auf Gängen im ältern Geh. 
Erzgeb. (oft in vielen Ztne. ſchweren Mafen), Harz, Böhmen, 
Baden, Kongsberg in Norwegen, Beru, Mexiko ꝛc. Dient mit 
Kupfer legirr zu Münzen, vielen Geräthen, Schmuckſachen, Ver—⸗ 
filberung des Kupfers; als falpeterfaures Silberoryd, Höllenſtein 
zum Wegäßen wilden Fleifches. 

7. ©. Antimonfilber. Kryſtallſ. 1 und Aarig.- Kr. vertif, 
prismat., nicht felten Zwillinge. Br, uneben. Faſt milde, 9. 3,5. 
®. 4 — 95. Gilberweiß, auf. d. Dberfl, gelb,. grau oder fchwarg 
angelauf. Metallgl. 76 Silber, 24 Antimon. Kryſtalliſ., plattenf., 
nierenf., derb, eingefpr. — Harz, Baden, Spanien, Frankr. Als 
Silbererz benützt. — Das Arſenikſilber iſt ein Gemenge von 
Antimonſ. mit Arſenik od. Arſenikkies. 

8.6. Gediegen Duedfilber (Merfur). Flüſſig, geſtaltlos 
oder in Tropfenform. G. 13,5. Zinnweiß. Stark Metallgl. Ge— 
friert, und kryſtalliſ. in Oktaedern bei 399, C. Siedet bei 3600 C. 
Reines Queckſilber, manchmal mit aufgel. Amalgam. DB. d. Löthr. 
ſich verflüchtisend. Hm Zinnober, Thonſchiefer, rothen Sandſtein. 
Idria, Almaden in Spanien, Böhmen, Zweibrüden, Peru, China. 
Offizinell; im Hüttenweſen, der Chemie, Spiegelfabrikation, zu 
Thermo- und Barometern, beim Vergolden benützt. 

9.6. Natürliches Amalgam (Merkuriſches Silber). Kryſtſ. 
homoedr. regul. Kr. find Dodekaeder, manche mit Oktaeder- oder 
Sfofitetraederfl. Br. mufchl. bis uneben. Wenig ſpröde. ©. 3 — 3,5 
9. 13,7 — 4,0. Silberweiß. Metaligl. 64 Duedfilber, 36 Sikber. 
Kryſt., in Trümmern, Blatten, derb zc. 8weibrücken, Almaden, 
Ungarn. 

10. ©. Gediegen Antimon. Kryſtallſ. hemiedr. 3 1. Jatig. 
Man fennt nur füniil, Sr. Br. nicht wahrnehmbar. Wenig fpröde, 
9.3 — 3 ©. 6. Zinnweiß. Metallgl. Reiner Spiefiglang 
mit Spuren v. Silber, Eifen, Arſenik. Derb, traubig, nierenf. 
In Dauphine, am Harz, in Böhmen, Schweden. 

11.6. Gediegen Tellur (Sylvan). Kr. hemiedr. 3 1. taf. 
Kr. rhomboedr. Br. nicht wahrnehmb. Wenig milde, 9.2 — 2, 
G. 64 — 6,3. Binnweiß. Metallgl. Tellur, mit etwas Eifen und 
Gold. Höchſt felten in Siebenbürgen. 

12. 6, Gediegen Blei. Drabt-, haarförmig, dendritifch. 

1. 7 


98 Allgemeine Naturgefchichte. V. Bud. 


Gefchmeidig u. dehnbar. 8. 1—2. ©. 11 — 12. Bleigrau, etwas 
abfärbend. Metallgl. Blei, Sn Salpeterfänre leicht lösl. Engl., 
Spanien, Madeira, Nordamerika, j z 

13. 9. Gediegen Wismuth. Kryſtallſ. hemiedr. regul, Ar. 
tetraedr. - Br. uneben. Faſt gefibmeidig. 8. 2— 25. ©. 96 — Ws. 
Röthlich filberweiß, auf d. DOberfl. blau, voth, grau angel: Metall 
glanz. Wismuth, häufig mit Spuren von Arfenif. Schmilzt fchon 
im Kerzenlicht. In Salpeterf. löst. Kr. meift baum- u. federartig 
grupp. od. geſtrickt und in Blechen; auch angefl., derb, eingefpr. 
Sn den älteſten Geſteinen. Erzgeb., Böhmen, Kärnthen, Standi- 
navien, Sonneftifut. Zu Legierungen angew, (Schnellloth). | 

14. ©. Gediegen Kupfer. Kryſtallſ. homoedr. regulär. Kr. 
find Dftaeder, Hexaeder, Dodefacder, Tetrakishexaeder und Komb. 
dieferz auch Zwillinge. Br. hackig. Dehnb. u. gefchmeid. 9. 2,5 — 8. 
G. 8,3 — 9. Kupferrotb, oft gelb und braun angelauf. Kupfer. 
Kryſtall. in verfchied. Gräppirungen, in Platten, angefl., derb, ein» 
gefprengt, im Körnern. In Geb. aller Formationen, Thüringen, 
Weſterwald, Ungarn, Großbritt., Färoer, Franfr., Sibir., China, 
Sapan, Amerika. Das meiſte K. wird, aus Erzen gewonnen. Dient 
zu Müngen, vielerlei Gegenſtänden, Legierungen (Meſſing, Glocken⸗ 
metall ꝛc.) 

15. G. Gediegen Arſenik. Kryſtallſ. hemiedr. 3 und Larig. 
Kr. rhomboedr. Br, uneben u, feinförnig. Spröde und wenig ges 
fehmeidig. 9. 3,5. ©. 577 — 6. Weißlich bleigrau, bald graulich⸗ 
ſchwarz anlaufend. Metallgl. Arſenik, bisweilen etwas Antimon,. 
Silber u. Gold enthalt. Wird v. d. L. im Kolben fublimirt, auf 
Kohle unter Hark. Knoblauchgeruch verflücht. Meiſt traubig, nieren⸗ 
förmig, ſtalaktit.; auch im Platten, derb, eingefpr. Erzgeb., Harz, 
Schwarzw., Frankr., Norwegen, Siebenbürgen ze. Das Arfenif- 
oxyd (weißer A.) ein zerflör. anim. Gift, wird aus gedieg. A, Ara ı 
- fenitfies, u. beim Röſten von Arfenikerzen gewonnen, Man benüßt 
es in der Medizin, Färberei, Schriftgießerei, Xederbereitung, zu 
Metallgemifchen, als Antifeptifum in TShierbälgen, beim Schmel- 
zen des Platins. 

16, ©. Gediegen Eifen. Kryſtallſ. homoedr. regulär, Kr. 
find Oktaeder. Br. hadig. Dehnbar und gefaimeidig. 9. 5 — 6. 
G.6 — 7%. Stablgran, a. d. Oberfl. ſchwarz anlauf. Metallgl. 
Stark magnet, Eifen, gewöhnlich mir etwas Nidel, Kobalt, Chrom 
und Schwefel. V. d. 2. unſchmelzb. In Salzſ. leicht auflösl. Sn 
Körnern, Platten, derb, eingefvr. Connektikut (hier eine dünne 
Schicht im Glimmerfchiefer. bildend) , Thüringen, Franfr,, Böhm, 
Siebenbürgen, Ural. — Befanntl. das wichtigfte aller Metalle; zu 
unzähligen Geräthfchaften, ganzen Brüden u. Häufern verarbeitet, . 
in Stahl verwandelt, magnetifirt die Weltgegenden zeigend, in ver⸗ 


4 * 


Syſtematiſche MWeberficht der ungemengten Mineralien. 99 


ſchiedenen Präparaten, in Mineralquellen ein ſtärkendes Heilmittel; 
im mehreren Oxyden u. Chrompräparaten ein Färbemittel, in mebrern 
Erzen zur Bereitung von Eifenvitriol, Schwefelfäure ꝛc. benüßt, 
Die Mineralogen rechnen zum E. auch die Meteoreifenmafien, 
deren bereits, wie der Meteoreifenfteine, in welchen fich häufig 
gediegen E. eingefprengt findet, Bd. 1. ©. 256 gedacht wurde. 


VI. Ordnung der gefchwefelten Metalle 


I. Familie des Schwefelfiefes. 


1.8. Schwefelfies (Eifenfies, Pyrite). Kryſtallſ. parallel 
flächig hemiedr. regulär. Kr. find Hexaeder, Dftacder, Sfofitetrae- 
der, rechte Hemitetrafis- u. Hemioftafisheraeder u. Komb. Manch— 
mal Zwillinge. Br. -mufchlig bis uneben. Spröde. 9. 6 — 6,5 
G. 49 — 5n. Speisgelb, zuweilen goldgelblih, oft braun, felten 
bunt angel. Str. bräunlichfchwarz. Metallgl. Nicht magnet. 54,55 
Schwefel, 457; Eifen, manchm. mit Spur. von Gold, Silber, Sie 
licium. Verwandelt fich gern in Branneifenftein. Sehr häufig kryſt.; 
dann Förnig bis dicht, in Pfeudomorphofen, als Verſteinerungsmit— 
tel, zellig, nierenf., knollig, derb, eingefpr. Am allgemeinen unter 
allen metall. Subſtanzen, u. fait in allen Formationen verbr, Wird 
zur Bereitung v. Schwefel, Bitriol, Alaun, zum Röſten v. Silber: 
erzen, als Zufchlag bei manchen firengflüf. Erzen -verw., auch zu 
Bierratben verarbeitet. 

2. ©. Binarkies (Strahlfies). Kryſtallſ. 4 und Larig. Fr. 
find Nhombenoftacder, vertif. oder horizont. Prismen; Zwillinge 
häufig. Br. uneben. Spröde. 9. 6 — 6,5. ©. Ag — An. Gratts 
lich 0d. grünlich fpeisgelb. Str ſchwarz. Metallgl. Nicht magnet. 
Zufammenf. wie beim Schwefelfies, Gehört mehr den jüngern Ges 
birgen an. Unter Strahblfies begreift man die einfachen, kugl., 
traub., nierenf., Enollig:, fRalaftit. grupp. Kr. aus d. Erzgeb., Böhm., 
Derbuyfh., Franfr.; Speerfies nennt man die fpißigen Zwillinge, 
Drillinge ze. aus Bohmen u, von Freiberg; Kammkies find die 
hahnenkammart. aggreg- Kr. dv. Andreasberg, Derbufh.; der Leber 
fies findet fich im Erzgeb. ꝛc. u. hält das Mittel zwifchen fpeisgelb 
und ſtahlgrau. — Der Binarfies wird hie und da zur Vitriolbereit, 
angewendet. 

3. ©. Magnetkies (Xeberfies). Kryſtallſ. bomoedr. 3 u. la. 
Kr. oft tafelart. Br. mufchl. bis uneben. Spröde, 9. 35 — 4,5. 
G. 4; — 4. Bronzegelb, oft braun angel. Str. fehwarz. Metallgl. 
Gewöhnl. magnet. 59,5 Eifen, 4045 Schwefel, Selten deutlich 
kryſt., meiſt derb u. eingefpr, im primär, Geb., Harz, Norwegen, 
Bodenmais, Tyrol, Engl., Franfr. :c, 


100 Allgemeine Naturgeſchichte. J. Buch 


46, Arſenikalkies, Kryſtallſ. 1 und darig. Kr. prismat. 
Br: uneben. Spröde. 8.5 — 5,5. ©. 75. Silberweiß bis ſtahl⸗ 
gran. Str. graulichſchwarz. Metallgl. 65,95 Arſenik, 32,3; Eifen, 
4/77 Schwefel, Kryſt. u. derb. Steyerm., Kärnthen, Schlefien. 

5. ©. Arſenikkies. Kryſtallſ. 1 m. taxig. Ar. horizont. m. 
vertif. prismat., ſehr häufig Zwillinge, Br. uneben, von kleinem 
Korne. Spröde. D& 5,5 — 6. ©. 6 — 6,5. Silberweiß bis faft 
licht ſtahlgrau. Str. graulichfchwarz. Metallgl. 42,68 Arſenik, 
36,0, Eiſen, 2008 Schwefel. Kryſtalliſ., derb u. eingeſpr. in primär. 
Geb. Sachſen, Harz, Steyerm., Schleſien, Siebenb., Schweden, 
Cornwall. Wird hie und da auf Arſenik benützt; der filberhaltige 
zur Amalgamation. 

6. ©. Glangfvbalt. Kryſtallſ. parallelfl. hemiedr. regulär. 
Kr. find Herawder, Dftaceder, Hemitetrafisherneder u. Komb. Br. 
unvollk. mufchl. bis uneben. Spröde. 9. 5,5 ©. 61 — 6. Röth⸗ 
lich filberweiß, oft rörblichgrau angel. Str. graulichfchwarz. Mes 
tallglanz. Big 43,55 Arfenif, 33,40 Kobalt, 6,0 Eifen, 20,05 Schwer 
fel. Giebt mit Borag u. Bhosphorfalz faphirblaue Glaſer. Kryſt., 
derb, eingeſpr. Schweden, Norwegen, Schleſien. 

7. G. Speistobalt. Kryſtallſ. homoedr. regulär. Kr. find 
Hexaeder, Oktaeder, u. Komb. dieſer u. mit Dodekaederflächen; auch 
Zwillinge. Br. uneben, fleiniden. Spröde. H. 5/5. ©. 6,4 — 6. 
Zinnweiß bis licht ſtahlgrau- oft bunt, voth und blau angel. Str. 
granlichfchwarz. Metallgl. Bis 20 Kobalt, 74 Arfenik, 14 Eifen, 
Yyzo Kupfer, 8 Nickel, O5 Schwefel. Gicht mit Borar und Phos- 
- phorfalz blaue Gläfer. Kryſt. (geſtrickt, ſtaudenf., fpiegelig) derb u. 
eingefpr. Erjgeb., Harz, Ungarn, Cornwall. — Beide letztern Erze 
werden vorzugsweife zur Darfichung des Kobaltoryds angew., welches 
zum Blaufärben des Glaſes, geröſtet zur Glafur von Töpferwaare 
u. Bereit. der Smalte gebraucht wird, welche in der Malerei-umd 
Färberei vielf. Anwendung findet. 

8. G. Kobaltglang (Kobaltfies, Schwefelfobalt). Kryſtallſ. 
homoedr. vegul. Kr. find Dftgeder, Br. muſchl. bis uneben. Spröde, 
85 —6 ©5. Zwifchen zinnweiß und Licht ſtahlgrau, an der 
Dberfl. gelblich od. blaß Eupferrorh angel, Str. graulich. Metallgl. 
53755 Kobalt, 42735 Schwefel, 2,30 Eifen, Os Kupfer. Giebt mit 

Borar u. Bhosphorfalz ſaphirbl. Gl. Kryſtalliſ. u. derb, In prim. 
Geb. Riddarhyttan in Schweden, im Siegen’fchen. 

9. G. Nidelglanz (weißes ‚Nidelerz). Kryſtallſ. parallelfl. 
hemiedr. regulär. Kr. find Komb. des Hemitetrafishegaederg m. d. 
Oktaeder. Br, uneben, kleinkörnig. Spröde. 9. 5— 6. ©. 6 — 6u2- 
Licht bleigram, Dberfl. oft bunt angel. Metallgl. 45,57 Arfenif, 
29,94 Nickel, 19,34 Schwefel, etwas Eifen, Kobalt, Kiefel. Kryſtall. 
u, in förnigblätte. Mafen in Schweden, im Ra fhen, am Harz. 


Syftematifche Heberficht der ungemengten Mineralien. 101 


10. ©. Nickelſpießglanzerz. Kryſtallſ. parallelfl. bemiedr. 
regul, Er. berasdr. Br. uneben, 98.5. ©. 6% —6, Blei- in's 
Stahlgraue, Dberfl. ſchwärzl. angel. Ste, graulichſchwarz. Metall, 
glanz. 55,5 Antimon, 27:36 Nidel, 45,9 Schwefel. Kryſt. und 
derb. Sm Siegen’fchen, Reuß'ſchen. } 

11.6. Antimonnifel. In Flein. u. dünnen Tafeln, aud 
fein eingefpr. Br. uneben im’s Kleinmufchl. Stark metall. glänz. 
Licht Eupferroth in's Violette. Str. vörhlichbraun. Spröde. 9. 5. 
G. noch unbek. Bis 6% Antimon, 31 Nickel. Sehr firenafl., nur 
im Königswaſſer lösl, Andrensberg. s 

12. ©, Kupfernidel. Kryſtallſ. 1 u. darig. Kr. Furg vertif, 
prismat. Br. uneben. Spröde. 8.5 — 5,5. ©. 7,5 — 77 Licht 
fupferroth, braun und fchwarz anl. Strichpulver bräunlichichwarg. 
Metallgl. 545 Arfenif, 44,5 Nidel, zufällig mit etwas. Eifen, 
Blei, Schwefel. Gewöhnlich derb und eingefpr., dann verfchieden 
aggreg. in prim. Geb. u. ältern Flößgeb. Sachfen, Böhm., Thür., 
Heffen, Baden, Franfr., Cornwall, Steyerm., Bannat, Schottl. 

13. ©. Haarkies (Bediegen ech. Hm zarten haarf. fr. 
Br. ſehr flachmuſchl. 9. 3. Meffing - in’s Speisgelbe, auch graul. 
oder bunt angel. Metallgl. 64, Nickel, 35,5 Schwefel. Sm prim. 
Gef. Böhmen, Welerwald. 

14, ©. Kupferfies. Kryſtallſ. geneigtfl. hemiedr. 2 u. barig. 
Grundgen. ein Dundratoft. mit Endfantenw, 1090 53°, Geitenfans 
tenwinfel 1080 40/, Kr. mei pyramidal, fehr häufig Zwillinge. 
Br. mufchl. bis uneben. Kleimförnig. Wenig fpröde. 9.35; —4 
©. 4, — 4. Meffinggelb, fehr oft (auch in verſch. Kryſtallflächen 
verschieden) bunt angel. Str. grünlichfhwarz. Metallgl. Bis 37 
Schwefel, 34 Kupfer, 31 Eifen. Schmilzt v. d. 8. zur fpröden, 
afchgrauen magnet, Kugel. Sehr verbreitet. Kryſtalliſ. (traubig, 
nierenf., italaftit.) häufiger derb u. eingefpr. in europ. Gebirgen aller 
Formationen. Sehr wichtig für Gewinnung’des Kupfers. 

15. ©. Buntkupfererz. Kryſtallſ. homoedr. regul. Kr. find 
Heraeder, und Hegaeder mit DOftaederflächen; auch Zwillinge. Br, 
Eleinmufchl. bis uneben. Etwas milde. 9.3. ©. Ay — 5,1. Zwifchen 
bronzegelb u. fupferrorh, DOberfl. fehr fchnell bunt anl. Str, ſchwarz. 
Merallgl. 23,5 Schwefel, 14 Eifen, 6lyor Kupfer. Meiſt iverb, 
eingefpr. und in Platten. Sadf., Thüring., Schlefien, Bannat, 
Cornwall, Skandinavien ıc. 


II. Familie des Bleiglanzes. 


. ©. ae Aryſtallſ. homoedr. regul. Kr. ſ. Hexae— 
der; ns u. Komb; diefee: auch Zwillinge. Br. mufchl. Milde. 
9. 25. ©. 7. Nöthlich bleigrau, manchmal bunt angel. Str. 


10% Allgemeine Naturgeſchichte. V. Bud. 


graulichfchwarz. Metallgl. Bis 85 Blei, 13 Schwefel, bisw. etwas 
Eifen u. Silber. Häufig kryſtalliſ. manchmal in Bfeudomorphofen; 

zuweilen geſtrickt, röhrenf., traubig, ungeflaltet, zerfreſſen, angefl., 
ſpiegelig, bäufig derb und eingefpr. In fehr vielen Uebergangs», 
Flötzkalk- und prim. Geb. Europas, Der Bleifchweif ift dichter 
Bleigl., hält etwas Schwefelantimon und wiegt nur 77. Der Blei— 
glanz allein unter allen Bleiergen iſt Gegenftand cigentl. bergmann, 
Gewinnung. — Das Blei dient zum Dachdecken, zu Rinnen, Wafler 
röhren, Nefervoirs, zu Einfaffung der Feniter, zu Kugeln u. Schroot, 
Bereit. des Bleiweißes; als dünnes Blech zum Verpacken v. Tabak; 
der rohe Bleiglanz und die Bleiglätte zur Töpferglafur. 

2. G. Selenblei. Kryſtallſ. wahrfch. regulär. Seinförnige 
blättr. Maffen. Milde. 9. 277. ©. 8,2 — 85. Bleigran in’s Röth> 
liche u. Blaue. Starfer Metallgl. Bis 72 Blei, 28 Selen. Am 
Diorit, oder in rothem Thonfchiefer am Harz. Das eben dort vorf. 
Selenfobaltblei hält 3,4 Kobalt, und giebt daher mit Flüffen 
v. d. L. ein blaues Glas. 

3. G. Selenqueckſilberblei. Kryſtallſ. homoedr. regulär. 
Körnig blättr. Maſſen. Br. eben bis uneben. Weich. ©. 775. Blei» 
grau in’s Blauliche u. Eifenfchwarze. Starf metall. gl. 55 Blei, 
24797 Selen, 16,4 Duedfilber, 2, Verluſt. Harz. 

— 4. G. GSelenfilberblei (Selenfilber). Kryſtallſ. homoedr. 
regulär. Kleine kryſtallin. Platten. H. 25° ©. 8. Geſchmeidig. 
Farbe u. Str, eiſenſchwarz. Metallgl. 65,5; Silber, 24,5 Selen, 
6,79 Selenblei mit etwas Eifen. Harz; eine ähnl. Subſtanz in Mejifo. 

5. ©. Glanzerz (Silberglanz). Kryſtallſ. homoedr. regulär, 

Kr. find Heraeder, Dftaeder, Dodekaeder, Hfofitetraeder u. Komb. 
diefer. Br. mufchl.. bis uneben. Gefchmeidig. 9. 2 — 275: ©. 6,5 
— 74. Schwärzlich bleigrau, oft ſchwarz od. braun, zuweilen bunt 
‚angel. Str. glänzend. Metallal. 85 Silber, 15 Schwefel. Kryftallif. 
Chaar=, drathf., baumf., zähnig, geſtrickt); auch äſtig, unregelmäß., 
in Platten, derb, eingefpr. ze. Sm ält. Geb. Sachfens, Ungarns, 
Sfandinaviens, Mejikos, Perus ꝛc. Vorzügliches Silbererz: 
— 6. G. Silberkupferglanz. Kryſtallſ. 1 u. taxig. Kr. vert. 
prismat. Auch Zwillinge. Iſt mit dem Kupferglanz iſomorphiſch. 
‚Br. flachmuſchl. bis eben. Weich, vollk. milde. G. 6/25. Echwärz- 
lich bleigrau. Metallgl. 52,2, Silber, 30,45 Kupfer, 15,78 Echwefel, 
0,33 Eifen. Schlefien, Altat. 

7.6. Kupfergla nz. Kryſtallſ. 1 und laxig. Kr. ſ. kurze, 
vertif. Prismen, mit der 2ten Seitenfläche, Rhombenoktaedern, ge— 
raden Endfl. komb. Auch Zwillinge, Br. muſchl. bis uneben. Sehr 
milde. 8.235; — 3. G. 34 — dr. Schwärzlich bleigrau, zuweil. 
blau angel. oder braun nuancirt. Str. ſchwarz. Metallgl. Bis 
79 Kupfer, 20 Schwefel, 1, Eifen. Meiſt derb, eingeſpr., in Plat⸗ 


Syſtematiſche Weberficht der ungemengten Mineralten. 803 


ten, knollig, wulfiförmig, zuweilen in der Form von Aehren von 
Phalaris (Franfenberger Kornähren). Sachſen, Schleffen, Heſſen, 
Ungarn, Sfandinavien, Wird fehr vortheilhaft auf Kupfer vor 
fchmolzen. 

8.98. Eukairit. Kryſtallin. Förnige Maffen. Weich. Blei— 
grau. Metallgl. 38,93 Silber, 23.9 Kupfer, 26 Selen, 850 erdige 
Theile. In talk» oder ferpentinärt. Sch. Smaland. 

9. ©. Selenfupfer, Derb. Weich. Gefchmeidig. Mufd. Str, 
glänz. GSilberweiß. Metallgl. 64 Kupfer, 40 Selen. — Smaland. 
Das fich bier anfchließende Selenbleifupfer enthält 47 Br. Blei, 
Beide finden fi am Harz. 

10. G. Blättertellur (Tellurglang, Naqgyagererz). Kryſtallſ. 
homoedr. 2 u. Larig. Kr. oftaedr. Milde, in dünnen BT. fehr biegf. 
H. 1—1r,. B©.6,—7,. Schwärzlich bleigrau. Metallal. 6,- Gold, 
43 Tellur, 63, Blei, %; Antimon, 1 Kupfer, Llız Schwefel. Nagyag 
in Siebenbürgen. 

11,6. Tellurblei. Derb. Br. uneben. Milde, zu Pulver 
zerreibl. 9.3. ©, 8,6. Zinnweiß in's Gelbliche. Metallgl. 60,3; 
Blei, 38,5, Tellur, 1, Silber, Färbt v. d. &. auf der Kohle die 
Flamme blau: Dem Tellurfilber beigemengt am Buchtharmafluße 
am Altai. . 

12. ©. Zellurfilber. Kryſtallſ. hemiedr. 3 und laxig. Mr. 
flumpf rhomboedr. Br. eben. Gefchmeidig. Etwas härter als Glanz- 
ers. ©. 34 — 8%. 3wiſchen blei- und ſtahlgrau; DOberfl. der Kr. 
matt angel. Metallgl. 62,35 Silber, 36,59 Tellur, O0, fupferbalt. 
Eifen. Im Talffchiefer am Altai, und in den Kolywan’fchen Berg— 
werfen. 

13.6. Tellurwismuth, Kryſtallſ. Gemiede. 3 1. larig. Ar. 
ſtellen 6feit. Tafeln vor; meiſt in DVierlingen verwachfen. Weich u. 
biegfam. ©. 7,5. Zwiſchen zinnmeiß u. ſtahlgrau. Starker Dietallgl. 
59,5 Wismuth, 35754 Tellur, Ay Schwefel u. eine Spur v. Selen. 
Kryitallif., derb, in Körnern, bei Schemniß. 

14. ©. Tellurwismutbftilber. Kryſtallſ. wahrfch. bemiedr. 
30. larig. 9.235. ©. 8 — Sy. In dünnen Blättchen biegfam. 
Licht ſtahlgrau in’s Nördliche. Stark metallgl. 61,5, Wismuth, 
29,73 Tellur, or Silber, 2,33 Schwefel. Ungarn. 

15. ©. Wafferblei (Molypbdänglan;). Kryſtallſ. homoedr. 3 u. 
darig. Kr. tafelartig.ı Br. nicht wahrnehmbar. Schr milde, in 
dünnen DI. biegſam. Abfärbend. Fertig anzufüblen. 9. 1 — In 
G.4,. Roͤthlich bleigran. Metallgl. 59, Molybdän, 40,5 Schwefel. 
Giebt im Königswafler eine grünliche Löſung. Meiſt derb u. einge— 
ſprengt auch auf Gängen u. Lagern in prim. Geſteinen. Erzgeb., 


Mähren, Schlefien, Savoyen, Großbrittanien, Sfandinavien, Nord— 
amerifa,- 


4104 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch. 
III. Familie des Grauantimonerzes. 


1. G. Grauantimonerz ——— Schwefelantimen), 
Kryſtallſ. 4 u. darig. Kr. meift lang fäulenf., fvießig oder nabelf.. 
Br. unvollk. mufchl, bis uneben. Milde, in fehr dünnen BL. fait 
biegfam. 9. 2. & 45 — Ar. Nein bleigran im’s . Stablgraue, 
manchmal bunt angel. Metallgl. 73,7, Antimon, 26,5 Schwefel. 
Schmilzt v. d. L. fehr leicht, wobei die Kohle mit fchwarzer alas» 
glänzender Maffe überzogen wird. Das ſtrahlige Gr. begreift 
die deutlich kryſtalliſirt. und Hängl: Bar. Auf Gängen im ältern 
‚Geb. Ungarn, Harz, Freiberg, Böhmen, Baden, Cornwall, Das -» 
dichte Gr. iſt derb, Br. uneben, licht bleigrau. Ungarn, Bay 
reuth, Sachfene, — Das Gr. wird allein unter den Antimonerzen 
bergmännifch gewonnen. Das rohe Epiefglanz u. das Antimonmetall 
werden zu Legirungen, zur Farbenbereitung, und in der Medizin 
gebraucht. 1 
- 2,6. Duerantimonerg Kryſtallſ. 4 u. fargig. Kr. vertif. 
prismat. Milde. 9. 2— 25. ©. 555; — 5,5. Stahlgrau. Metallgl. 
34,40 Antimon, 40,75 Blei, 22,45 Schwefel, 0,3 Kupfer, 2,30 Eifen. 
Meiſt nur kryſtallin. u. dünnſtänglig. Cornwall, Ungarn. 

3. G. Bleiantimoner;z Ginkenit). Kryſtallſ. 1 u. taxig. Ar. 
find wahrſcheinl. Drillinge, fo als bſeit. Prismen erſcheinend; die 
Individuen find vertif. Brismen. 8-3 — 3,5. ©. 5,3. Farbe und 
Str. ſtahlgrau. Metallgl. Ad,z Antimon, 34,31 Blei, 22/55 Schwefel, 
0,5: Kupfer. Harz. 

4, ©. Blagionit. Kryſtallſ. 2 und Igliedr. ne Flächen 
vorzügl. ſtark merallgl. Br. unvollk. mufchl. Epröde. 9. 2,1. G. 5. 
Schwärzlich bleigrau in's Eifenfchwarze. "40,5, Blei, a Antimon, 
24,5; Schmefel,- Kr. und derb: Stollberg am Harz. 

5. ©. Federerz. Kr, haarform., filgartig verwebt. Schwärz— 
lich bleigrau, oft bunt angel... 34 Antimon, 47 Blei, 20 Schwefel, 
etwas Eifen u. Zinf, Wolfsberg am Harz- 

6. ©. KRothantimonerz (Antimonblende). Kryſtallſ. 2 und 
{gliedr. Kr. nadel= bis haarf. Br. nicht wahrnehmbar. Milde, in 
dünnen BI. biegfam. 9.1 — Ay. ©. Lg. Kirfchroth, manchmal 
bunt angel. Str. kirſch- bis bräunlichroth. Diamantgl. An d. K. 
d. bis undurchſ. 74,4; -Antimon, Ay, Sauerſt., 20,4, Schwefel. Das 
firablige R. begreift die Fryftallif. , derben , eingefpr. , angefl. Var. ; 
das Zundererz die aus filgartig verwebten ; baarfeinen Indie 
viduen beiiehenden Lappen u. Häute. Sachfen, Dauphine, Ungarn, 
Naßau, Harz. 

7.6. Eifenantimonerz. Kryſtallf. unbeiariet: Derwachfene 
rhomb. prismat. u. blätte. Maffen. Dunkel ſtahlgrau, etwas in's 
Bräunliche. Metallgl. 74, Schwefelantimon, 25, Schwefeleifen, 


- 


= 


Shyſtematiſche Heberficht der ungemengten Mineralien. 405 


0,5 Schwefelzint. Bei Chazelles in Auvergne. Eben dafelbfi ein 
zweites Sulphuret, aus 84,3 Schwefelantimon u. 15,7 Schwefeleifen 
beft, Eine dritte Schwefelverbindung aus 80,5 Schwefelantimon und 
19,4 Schwefeleifen zufammengef., kommt im Dep. de la Ereufe vor. 

8.6. Wismuthglang. Kryſtallſ. 1 u. Aarig. Kr, prismat. 
Br. unvollk. mufhl. Milde, 8. 2 — 25 ©. 64 — 6,5. Licht 
bleigrau, in's Stahlgraue od. Zinnweiße. Metallgl. SO, Wismuth, 
48/7, Schwefel. Meiſt ſpießige u. nadelf. Kr., auch derb u. eingefpr. 
Hanau, Erzgeb., Schweden, Cornwall. 

9. G. Nadelerz. Kryſtallſ. wahrfcheint. 41 u. darig. Ar. in 
nadelf. Prismen, auch derb. Br- uneben, unvollf,. mufchl. - Milde. 
9- 2. ©. 6,45: Stahlgrau, außen manchmal licht fupferrothb und 
gelblich angel. Str. ſchwärzlichgrau. Metallgl. 36,,; Wismuth, 
36,05 Blei, 10,59 Kupfer, 16/54 Schwefel. Ural, im Quarz eingewachf. 

10. ©. Schrifterz (Schrifttellur). Kryſtallſ. 2 und Aaliedr. 
Kr: fehr Flein, prismat., kurz nadelf., meift in Reihen n- fehriftart- 
geupy. Br. uneben. Milde 9. 1,5 — 2: ©: 5,5. Kein ſtahlgrau. 
Metallgl: 24 Bold, Ai, Eilber, 1,; Blei, St, Zellur ,. 11,7 Kupfer, 
Eifen, Schwefel, Antimon, Arſenik. Im Porphyr zu Dffenbanya 
und Nagyag in Siebenbürgen- 

41. G. Weiftellur. Kryſtallſ. 1 u. darig. Kr. prismat. Br. 
uneben, Fleinförnig. Weich, ſpröde. G- 4Osgrs- Silberweiß bis in’s 
Mefiinggelbe- Kr. häufig fchwarz angel." Metallgl. 44,,; Tellur, 
26,75 Gold, 19,5 Blei, 850 Silber, 0,50 Schwefel. Auf Gängen 
im Borphyr zu Nagyag- 


IV. Familie des Fahlerzes. 


1. ©. Fahlerz. Kryſtallſ. geneigtfl. bemiedr. regul. Kr- find- 
Detraeder, Hemiifofitetraeder, u. Komb. diefer u mit Hemitriafige 
oftaedern. Zwillinge nicht felten. Br. vollk. mufchl. bis unchen. 
Wenig fpröde. H. 3 —4 ©. Ar — 5, Stahlgrau bis eifen- 
fchwarz. Str. graulichfihwarz. Metallgl. Enthält fein, wenig oder 
mehr Eilber; je weniger Silber, deito mehr Aupfer- Bis 27 Schwe- 
fel, 28 Antimon, 10 Arfenif, 41 Kupfer, 5 Eifen, 7 Zinf, 5 Silber. 
Derfniftert v. d. 2. mehr oder weniger ſtark. Schmilzt auf Kohle 
zur ſtahlgrauen Schlacke. Das Pulver mit fonzentr. Salzfäure übers 
gofen, entwidelt fogleich rothe Dämpfe. Die ſtahlgrauen DVar- von 
unebenem Br. und ſchwachem GI. find das eigentliche Fahlerz; 
Schwarzerz nennt man die eifenfchwargen von mufchl. Br. und 
ftarf. Gl. Kryſtalliſ., derb, eingefpr. auf Lagern und Gängen im 
Harz, Naßau'ſchen, Tyrol, Siebenb. , Ungarn, Erzgeb. 20. — Das 


‚Silberfahlerz weicht nur hemifch ab. Enthält bis 23,5, Schwefel, 


26/53 Antimon, 31 Silber, 25 Kupfer, 6 Eifen, 3 Zink. Wird auf 


106 Allgemeine Naturgefchichte, V. Bud. 


Kohle gefchmolzen magnet: Im Fürftenberg’fhen: — Der Ten 
nantit (Arſenikfahlerz) aus Cornwall enthält big 14,34 Arfenif. — 
Alle Fahlerze find höchſt wichtig für Kupfer- und Silbergewinnung- 
2.6. Antimonbleierg (Schwarzfpießglaserg, Bonrnonit). 
Kryſtallſ. 1 m. taxig. ‚Kr. prisiaat., häufig Zwillinge. Br. mufchl. 
bis uneben. Spröde. 9 5; — 8. ©. 5,5 — 5, Stahlgran, 
fchwärzlichgran bis faſt eiſenſchwarz. Metallgl. Bis 42 Blei, 26 An» 
timon, 13 Kupfer, 20 Schwefel. Cornwall, Siebenb., Sachfen, 
Harz. ; 

3.6. Antimonfupferglang Keyitallf. 4 und Larig- Kr. 
prismat. Br. unvollk. mufchl. Spröde- 9-13. G. 573. Farbe 
u. Str. ſchwärzlich bleigrau. Metallgl: 28,6 Schwefel, 16,5, Anti» 
mon, 603 Arſenik, 47735 Kupfer, 29,0 Blei, Ayo Eifen. Kryfallif- 
und derb im Lavandthale in Kärntben. | 

4. ©. Biegfames Schwefelfilber. Kryſtallſ. 2 u. Igliedr. 
Kr prismat., verwachfen wie jene des Stauroliths. Leicht mit dem 
Meffer zu fchneiden. Sn dünnen Blätt. biegfam. G. 5,9 — 6y3g- 
Zwifchen ſtahl- u. ſchwärzlichgrau, ſtahlgrau anlaufend. Metallgl. 
Bis 24,, Silber, 30 Blei, viel Spießglanz u. Schwefel, ſehr wenig 
Eifen. Schr filten. Freiberg- 

5. 6. Sprödglanzerz Kryſtallſ. 1 u. tarig. Kr tafel- oder _ 
kurz ſäulenf. Zwillinge ſehr häufig: Br. mufchl. bis uneben. Milde- 
H. 2 — 275: ©. 6,3. Eifenfchwarz bis ſchwärzlich bleigrau; felten 
bunt angel. Str: ſchwarz. Metallgl. 68,54 Silber, 14, Antimon, 
16,45 Schwefel, 0, Kupfer: Kryllallif., derb, eingefpr. Erzgeb., 
Böhmen, Ungarn, Bern, Mejiko. Als veiches Silbererz mit Vor— 
theil benußt- 

6. ©. Mildglanzerz Kryſtallſ. Hemiedr. 3 u. dar. Kr find 
vegul. 6feit. Prismen, gewöhnt. niedrig u. tafelartig. Br. uneben. 
Milde: H. 25. G. 6 — 6,5: Farbe u. Str. eifenfchwarz-. Gtarfer 
Metallgl. Bis 72 Silber, 10 Kupfer, 8 Antimon, 6 Arfenif, 0O,a3 
Eifen, 0,5 Zinf, 47 Schwefel. Kryſtalliſ., derb u. eingefpr- Meiiko, 
Ungarn, Erzgeb., Sarg - 2 } 

7.8. Stermbergit. Kryſtallſ. 1 1. 4axig. Ar. find rhomb. 
tafelart. Auch Zwillinge- Sehr mild. Dünne BT. vollf. biegfam. 
H. 1 — 1,5. © Aan— 5,5. Dunfel tombafbraun, oft violett angel- 
Str. ſchwarz. Metallgl. 33, Silber, 36 Eifen, 30 Schwefel: Kry- 
ſtalliſirt und in derben, grobförnigem Glimmer ähnlichen Maſſen zu 
Joachimsthal in Böhmen. 
r 8. ©. Zinnftes. Kryſtallſ. vermuthl. homoedr. regulär. Ar. 
hexaedriſch· Br. uneben, grob- und Fleinkörnig in's Muſchl. H. A. 
©. 4,1. Stahlgrau, in's Gelbe- Str. ſchwarz. Metallgl. 25 Zinn, 
30 Kupfer, 12 Eifen, 25 — Gewöhnl. derb und eingefpr- 
Cornwall. 


Syſtemakiſche Meberficht der ungemengten Mineralien. 407 


9.8. Rupferwismutberz- Büfchelförmig zufammengehäufte 
Prismen, derb u. eingefpr- Br. uneben feinförnig. Weich, milde. 
Licht bleichgrau in's Stahlgraue, außen gelbl., vöthl-, bräunlich 
angel. Str. ſchwarz Metallgl. 47, Wismuth, 24,6 Kupfer, 
12,55 Eifen. Im Fürſtenberg'ſchen. j j 

10. G. Wismuthbleierg (Silberwißmutherz). Nadel- und 
haarf. Kr, derb und dicht. Licht bleigrau, gerne anl. Metallgl. 
. 27 Wismuth, 33 Blei, 15 Silber, 16 Schwefel, etwas Eifen und 
Kupfer. Baden: 


AR Familie der Blende, 


1:©. Blende. Kryſtallſ. geneigtflächig bemiedr. regul. Kr. 
find verfchied. Tetraeder; mit Sfofitetracdern, Dodefaedern, Hexae— 
derflächen komb. Meiftens Zwillinge, Theilbarf. dodekgedriſch, höchſt 
volle. Br. mufhl. Spröde. 9 3,5 — 4. ©. 39 — 4y- Grün— 
lichgelb od. ölgrün; oft durch andere Dietalifulphurete voth, braun, 
ſchwarz gef.; manchmal bunt angel. Str. gelblihweiß bis braun. 
Diamantgl. Vollk. durchſ. bis undurchſ. Bis 63 Zink, 4 Eifen, 
35 Schwefel, manchmal etwas Cadmium- Berfnitertv. d.%. Dünne 
Kanten runden fi) beim ſtärkſten Feuer zu fehwärzl: oder grünl., 
manchmal: magnet, Glafe- Kryſtalliſ., derb, eingefpr-, zum Theil 
von firahliger bis faferiger Snfammenfeß- (Strahlenbl.), traubig-u. 
nierenf. von krummſchaliger Ablöfung (Schalenbl.). Nach der Farbe 
unterfcheidet man gelbe, braune, ſchwarze Bl. Auf Erjgängen 
und Lagern in fehr vielen europ. Geb. Die BL. wird ungeachtet 
ihres großen Zinkgehalts doch nur felten auf Zink oder zur Meſſing— 
bereitung benußt- 

2... Manganglang (Manganblende). Kryſtallſ. homoedr. 
regulär. Kr. f- Hexaeder u- Ditaneder, mit ihren gegenfeit- Flächen. 
Br uneben bis unvollf. muſchl. Wenig fpröde. 9- 3, —4- ©. 3,9 
— Los: Eifenfchwarz Str. dunfelgrün. Unvollkomm. Metallgl. 
"63,33 Mangan, 36,7 Schwefel. Undeutl. kryſtalliſ u. derb. Sieben— 
bürgen, Cornwall, Meiifo. 

3. G. Scelenquedfilberzinf. Kommt im zwei verfchied. Ver— 
bindungen von Selenquedfilber u. Selenzink vor. Die eine tft roth, 
wiegt 5ygs, Die andere graue, 5,56. Letztere beſteht aus 49 Selen, 
19 Duedfilber, 24 Zink, L,; Schwefel. Beide brennen v. d. &. mit 
fchön violblauer 3, viel Selenrauch ausfioßend. Mejiko. 


EL Familie des NRothgüldigerzes.. 


1. ©: Dunfles Rothgüldigerz (Rhomboedriſche Aubin- 
blende)- Kryſtallſ hemiedr. 3 und Anrig. Kr. find verfch. Prismen 
und Ahomboeder. Zwillinge nicht felten, nach mehreren Gefeken- 


108 Allgemeine NHaturgefchichte. V. Buch. 


Br- muſchl. Wenig milde, fait fpröde- H- 2,5, —8. ©. 573 —5,g;- 
Karmeſinroth bis fchwärzlich bleigrau. Str. farmefin- bis Firfche 
roth. Metallähnl. GI. An d. 8. d. bis undurchſ. 58,95 Silber, 
22,5, Antimon, 46, Schwefel. Neduzirt fich endlich v. d- 2. zum 
Silberforn. Kryſtalliſe, derb, eingefpr- u. angefl. auf Erzgängen im 
ältern Geb. Böhmen, Ungarn, Sachfen, Harz SE nächſt dem 
Glanzerz das reichte Silbererz. 

2 ©. Lichtes Rothgüldigerz (Arfenifche Sulberblende) 
Kryſtallſ. hemiedr. 8 u. darig. Kryflallformenjwie bei vorigem; An— 
ſehen der Kr. meiſt ſpitz pyramidal u. ſpibig Br. muſchl. bis uneben. 
Milde, ſich dem Sproͤden nähernd. H. 2,5—3- G. ds. Kochenill- bis 
karmeſinroth. Str. morgenroth. Demantgl. Halbdurchſ. bis a. d- 
Rd. 64,60 Silber, 15,00 Arſenik, 19,5 Schwefel, 0, Antimon. 
Kryſtalliſ., traubig, derb, angefl- Auf Erzgängen im Altern Geh. 
Erzgeb., Andreasberg, Elfaß, Daupbine, Spanien. Wird von man- 
chen Mineralogen mit dem dunfeln R. vereinigt. 

3.6. Nnobinärgüldenerz (Miargyrit). Aryſtallſ 2 und 
gliedr. Kr. ſind dick tafelartig, kurz ſäulenartig u. irregulär pyra— 
midal. Bro unvollf.. mufchl. ‚Schr milde. 9: 2,5, ©. 5,2 —54. 
Eiſenſchwarz bis Licht ſtahlgrau. Str. dunfel firfchroth. Metallgl;, 
zum Demantgl. neigend. Undurchſ. 36,10 Silber, 3944 Antimon, 
21,95 Schwefel, Ars Kupfer, 0, Eifen. Braunsdorf in Sachſen. 

4. G. Zinnober (Merfurblende). Kryſtallſ. hemiedr. 3 und 
täxig. Kr. rhomboedriſch, tafelartig, nie prismatifch- Zwillinge 
nicht felten. Br. uneben bis mufchl. Milde H- 2— 2,5, ©- 8,- 
Kochenillroth in’s Scharlachrothe u. Bleigraue. tr. fcharlachroth.- 
Demantgl. Halbdurchſ. bis a. d. K. d: Bis 85 Queckſilber, bis 
14,75 Schwefel. Verflüchtigt fich v..d-. 2. auf der Kohle ohne Nüd- 
fand. Das Pulver wird vom Königswaffer aufgel. Kryflallif. (felten 
deutlich), derb, eingefpr-, angefl- u. dendritifch. Das Lebererz, deffen 
Farbe die Mitte zwifchen dunfel Fochenillvoth u. fchwärzlich bleigran 
hält, il durch Bitumen u. Thon verunreinigter 3. Auf Lagern, 
Stöcen (befonders mit Duedfilber), Gängen im Zechflein, kothen 
Eanditein oder Steinfohlengeb: Zweibrüden, Almaden in Spanien, 
Idria in Krain, Kärnthen, Siebenb., Ungarn, Sachfen, Böhmen, 
China, Bern, Mejiko, Neugranada. Wird zu Gewinnung d. Queck⸗ 
filbers benüßt; der zum Malen, dem Nothdrud und Färben des 
Siegellacks benützte 3- wird indeß meiſt künſtlich ergeugt- 

5. ©. Rauſchroth (Nealgar, rothes Rauſchgelb)- Kryſtallſ. 
2 u. Igliede. Re: theils lange, gewöhnl. kurz-ſäulenf. Br. Flein- 
mufchlig bis uneben.: Milde. 9-1, — 2: ©: 34 — 3: Morgen- 
roth. Str. orangefarben. Fettgl- Halbdurchſ. bis durchfch. 69,5; 
Arfenif, 30,43 Schwefel. Sublimirt v. d. 2: im Kolben als gelber 
oder rother Befchlag. Kryfiallif., derb, eingefpr-, als Ueberzug u— 


* 


Syftematifche Weberficht der ungemengten Mineralien. 409 


angefl. Auf Erzgängen in Ungarn, am Harz, auf Thonlagern bei 
Neuſohl; im Dolomit am Gotthard; im Kalk und Gyps in Tyrol; 
als vulk. Sublimat am Veſuv, auf Guadeloupe, Japan. — Dient 
als Gift u. Farbmaterial; in China zur Verfertigung v. Zierrathen. 

6. ©. Raufchgelb (Auripigment). Kryſtallſ. 1 u. larig. Kr. 
felten, meift undentl., vertif. prismat. Br. ungewiß. Milde, in 
dünnen BI. biegfam. 9. 15 —2. ©. 35. Farbe u. Str. eitronen— 
bis pomeranzgengelb. Fettgl,, auf einer Seitenfl. metallähnl. Berl 
mutterglanz. Halbdurchſ. bis an d. K. d. 62 Arfenif, 33 Schwefel. 
Schmilzt v. d. L. leicht, u. fublimirt fich als durchficht. rother Bes 
fchlag. Kryſtalliſ., traubig, nierenf., ſtalakt., derb, eingefpr. In 
Thonmergellagern Ungarns, der Wallachei, Natoliens; im körnigen 
Gyps in Tyrol; auf Erzgängen in Ungarn, am Harz, als Sublimat 
an der Solfatare drs Veſuv. Wird in der Delmalerei und Weiß» 
gerberei angewendet, 

* 

Unter mehrern nenerlich entdeckten, zum Theil noch nicht ge 
hörig befannten Mineralien erwähnen wir 4) Den fich an den Opal 
anfchließenden, im Erzgeb. gefundenen Alumocaleit; Farbe mild)» 
weiß in’s Blaue, ©. 2,47. 2) Den Arfeniffpießglang, nierenf., 
zinnweiß, 9. 3, ©. 6,2, zu Brzibram in Böhmen vorfomm. 3) Das 
Arfenifmangan, weiß in’s Graue, fehr Febhaft glänzend, hart, 
fpröde, körnig und ſchalig, ©. 5,55, aus 45,; Mangan, 51, Arfenif, 
27, Eiſenoxyd beit., in Sachfen gef. H Den Chonifrit, derb, 
weiß in’s Gelbliche u. Grauliche, 9. 37, ©. 29, AUS 33/9 Kiefel- 
erde, 17,19 Thonerde, 12,60 Talferde, 12,0 Kalkerde, 1,is Eifenoty» 
dul, 9 Waſſer beitehend; Elba. 5) Den Dysflafit, unvollfomm. 
faferig, fich manchmal dem fryftallinifchen nähernd, weiß, durchfch., 
glasglänzend. H. 4 — 5. ©. 2,35. Beſteht hauptfächl. aus Kiefelerde, 
Kalferde, Waffer, gehört zu den Zeolithen; Färvgerinfeln. 6) Glau— 
folit, derb, 9. 5. ©. 277, lavendelblau, an d. K. d. Br, fplittr. 
Ölasgl., bis 54 Kiefelerde, 30 Thonerde, 11 Kalferde, etwas Talk— 
erde, Kali u. Natron enthalt.; Sibir., Norwegen. 7) Gökumitz ift 
dem Automolit fehr ähnlich, jedoch fo hart wie der Spinell, von blättr. 
Struftur, ©. 3,4, grünlichgelb, a. d. K. d., hält 35/45 Kiefelerde, 
25,74 Kalferde, 34,45 Eifenoeyd, etwas Thonerde u. Waffer; Göfum 
in Schweden. 8) HSumboldtilit; Kryſtallſ. homoedr. 3 u. Iarie. 
Kr. rechtwinfl. Afeit. prismat., mit der geraden Endfl. 9. 5, fpröde 
und leicht zerbrechlich, ©. 3,4. Graulichgelb in’s Graue, glasgl. 
Halbdurchſ. bis durchſch. As, Kiefelerde, 14,20 Thonerde, I1ygs 
Kalferde, 6,50 Zalferde, 2,3: Eifenorydul, Ars Natron, 9,3 Kali; 
in Laven des Veſuv. 9) Indianitz in Körnern, grünlichweiß, 
durchfch., rigt Glas, wiegt 2,715 43 Kiefelerde, 34,;, Thonerde, 15,6 
Kalferde, etwas Eifenoryd u. Natron. Muttergeflein des Ind’fchen 


4110. | Algemeine Naturgefchichte. V. Buch. 


Korunds, Garnatic. 10) Sunderit (prismat. Fohlenfaur. Eifen); 
Kryſtallſ. 1 und larig. Kr. find Oblongoftacder. 9.4 ©, 3. 
Gelblichgran, glänzend. 47, Eifenoeydul, 30 Kohlenfäure, 17,5 
Kiefelerde, 3, Talferde. 41) Kerolith; nieren- und plattenförm., 
derb; weiß, grün; glas- und fettgl. 9. 2, ©. 27,2. Durchf. bis 
durchfch. Br. mufchl., fehr fertig anzuf. 38 Kiefel-, 12 Thon«, 
18 Talferde, 31 Waſſer. GSchlefien, Sachfen. 12) Leelitz rothes, 
a. d. K. d. Thonfilifat aus Schweden. 13) Ligurit; ein apfel 
grünes durchf. od. durchfch. Kalffilifat aus den Apenninen. 14) Mar: 
molith; grau u. grün, durchfch. od, undurchſ. perlmuttergl., Talk— 
filifat. Baltimore. 15) Nemalit; dem Amianth ähnlich, aus elaft. 
Sofern beft., weiß und etwas gelblich. Iſt ein Talferdehydrat mit 
etwas Kiefelerde u. Eifenogydul. Newierfey. 16) Der Nontronit 
aus Hontron im Depyart. Dordogne iſt nierenförmig, ſehr weich, 
ſtrohgelb u. zeifiggrün, fett anzufühlen, befteht hauptfächlich aus 
Kiefelerde, Eifenoryd u. Wafer. 17) Onkoſin; derb, 9. 2,5, milde, 
G. 2,5, iſt Licht apfelgrün, durchfcheinend, beiteht vorzüglich aus 
Kieſel- und Thonerde. Am Salgburg’fchen. 418) Der Binguit if 
derb, 9. unter 2, fchwer 2,3, zeifig- und ölgrün, fettgl., mufchl. 
u. uneben im Br.; beſteht vorzügl. aus Kiefelerde, Eifenogyd und 
Waſſer. Ergeb. 19) Der Byrofflerit it derb, von unebenem u. 
fplittr. Br., 9.3, ©. 2,71, apfel=, fmaragd-, graulichgrün, durch» 
fcheinend, beiteht wefentl. aus Kiefel-, Talk, Thonerde u. Waffer, 
und findet fich auf Elba. 20) Der fehillernde Asbeſt kommt in 
faferigen, ſtark metallifch perimuttergl. Maffen im Serpentin vor, 
ift oliven- 0d. piſtaziengrün, beiteht vorzügl. aus Kiefel-, Talkerde u. 
Waſſer. Er iſt vd. 8. unfchmelzbar, wird von Fonzentr. Salzfäure 
vollk. zerfeßt, u. Fann daher Fein Asbeſt fein, fondern Fommt ver» 
muthlich zwifchen Serpentin u. Schillerfpath zu flehen. Schleſien. 
24) Der Seybertit iſt derb, wiegt 3,16, wird vom Stahl gerizt, 
iſt roth, in dünnen BI. durchfch. Thon-, TDalk-, Kiefel- u. Kalf- 
erde find feine wefentl. Beftandtheile. Newjork. 22) Der in Neu— 
jerfey gef. Torrelit iſt derb, körnig, matt kochenillroth, von vofene 
rothem Str. , rizt das Glas, u. beiteht vorzügl. aus Kiefel-, Kalk 
erde, Eifenorydul und Cerogyd. 23) der Triphyllin ſtellt derbe 
Maffen mit Afacher Theilbarf. dar; 9. 5, ©. 35, Farbe grünliche 
grau, ftellenweife bläulich, im Pulver graulichweiß; Fettgl., an d. 
R. d. 49,45 Eifenogydul, 42,54 Phosphorfäure, Ar; Manganorydul, 
3,45 Lithion. Bodenmais in Bayern. Der ©. 80 angef. Triplit if 
vielleicht nur verwitterter Triphyllin. 24) Der Voltzit findet ſich 
in Fleinen zufammenfißenden, balbfugligen, in ſehr dünne Schalen 
theilbaren Wärzchen, von mufchl. oder unregelmäß. Duerbt., Die 
undurchf. oder ſchwach durchfch. find. Perlmutter- und glasglänz. 
ſchmutzig vofenroth oder gelblich, mit braunen Streifen fchattirt- 


Syſtematiſche Ueberſicht der ungemengten Mineralien. 144 


Härter als Flußſpath, ©. 3,66. 82,52 Schwefelzink, 15,31 Sinkoryd, 
1,34 Eifenorydul. Buy de Dome Wahrfcheinl, neuer Entſtehung. 
25) Die Wismwtbblende fommt in zufammengeh. Kügelchen und 
fehr kleinen Hemtifojitetraedern vor. 9. 3,5; — 4. ©. 59 — 64. 
Dunfel haarbraun oder mwachsgelb, Str. gelblichgrau; balbdurdf. 
bis undurchf., diamantart. Fettgl. Ein Wismuthſilikat. 


x Anhang. 


Die meiſten nachfolgenden, gewöhnlich im Mineralſyſtem aufge— 
führten Subſtanzen ſtammen unzweifelhaft aus den organ. Reichen. 
Wir führen einige andere, von unbefanntem Urfprunge mit ihnen 
an, weil fie durch Verbrennlichkfeit oder chem. Mifchung, oder Vor— 
fommen in naher Beziehung zu den übrigen fichen. Die Mehrzahl 
der hier zu betrachtenden Körper erfcheint nicht individualifirt, fon» 
dern in derben, flüfligen, erdigen Maffen in den Schichten der Erd— 
tinde. Werner faßte diefe Subſtanzen in feiner 3ten Ordnung, 
jener der brennlichen Foffilien zufammen; im Syſteme von 
Weiß, welchem wir in der fpez. Aufzählung folgen, bilden fie Die 
te Drdnung, jene der Snflammabilien, 


I. Schwefel, 


Schwefel. Keyitallf. 1 u. larig. Kr. find Dftaeder, z. Theil 
mit verfchiedenen Prismen, der eriien Seitenfl. u. geraden Endfl. 
fombin., immer pyramidal. Br. mufchl. bis uneben. Wenig milde. 
9. 15 — 25. ©. 1a — 24. Meift fchwefelgelb, zumeilen auch 
eitron=, wachs-, honig-, ſtrohgelb bis gelblichgrau u. gelblichbraum. 
Fettgl., auf Kryſtallfl. zuweilen demantart. Durchfch. bis a. d. K. d. 
Ganz rein nur Schwefel; manchmal mit erdigen u. bitumin. Theilen 
gemengt. DB. d. L. verbrennt er mit blaulicher FI. und giebt den 
Geruch der fchwefelig. Säure. Er fublimirt fich; iſt in Kalilauge löst. 
Kommt theils Fryftallif., -theils kugl., nierenfi, ſtalaktit., kruſten— 
artig, derb, eingefpr. zc., böchft felten als Verfleinerungsmittel vor. 
Sm Glimmerfchiefer in Quito u. Ungarn, im forn. Kalk in Carrara, 
auf Erzgängen im Schwarzwald, in Ungarn, im Gypfe in Spanien, 
Stalien, Wandtland, Wallis, bei Krakau, im Sannöverfchen; auch 
im Sandilein, Schuttlande, in der Braunfohle, im Trachnt, ak 
vulfan. Sublimat, als Abfak aus Duellen; auf der Snfel Volkano 
mit Selen verbunden. Wird im natürl. Zuffande und bei Nöftung 
der Kiefe gewonnen. Dient zur Bereit. v. Schiefpulver, Schwefel 
fäure, zu Feuerzeugen, zu Abgüffen, in der Medizin; in Dampfform 
zum Bleichen. 

U. Diamant. 


Diamant. Kryſtallſ. geneigtfl, hemiedr. regulär, Kr. f. Oktae— 


4112 . Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch. 


der,. Dodefaeder, Tetraeder, manchmal mit zugefchärften Kanten, 
Komb. des linfen u. rechten Tetraeders mit dem Heracder U. Dode- 
faeder, Herafisoftacder mit Tetraederflächen. Oberfl. der Ar. ges 
- wöhnlich Frummflächig. Zwillinge fehr häufig. Theilbark. oftaedr., 
fehr volf, Br. mufchl. Spröde. 9. 10, ©. 3, — 3. Farblos, ' 
wafferhell, doch oft verfchied. weiß, grau, grün, gelb, roth, braun 
gef. Diamantgl, Durchſ. bis durchich.; Harfe Strahlenbrechung 
u. Strahlenzerſtreuung, deßhalb gefchliffen ein lebhaftes Farbenfpiel 
jeigend. Durch Snfolation ſtark phosphoreszir. Nichtleiter der €. 
Keiner Kohlenſtoff. Höchſt ſchwer verbrennlih,. Ar. u. Körner, 
theils eingewachfen in Konglomeraten und Sanditeinbreccien, theils 
Iofe im Schuttland u. Flußfand. Hindoitan (die edellten), Ural, Bor- 
neo, Brov. Conſtantine, Brafilien. Wird aus dem Sande gewafchen 
oder durch Zerfchlagen des “Trümmergefleins gewonnen. Si das 
ſchönſte u. Fofibarite Mineral. Wird jebt nur noch zu Nofetten und 
Brillanten gefchliffen. Die D. werden allein (Solitäre), od. zur Eitts 
faſſung anderer Schmudhteine gebraucht; unreine u, Fleine zum Glas 
fehneiden, Graviren, Bohren u. Schleifen von Edellteinen. 
(Nachricht über die Diamanten im Ural hat Barrot im Mem. de 
l’Acad, imp. de scienc. de_St. Petersb. 6° serie, Se. mathem., physiq. et 
- nat. tom. 3, (1835) gegeben. Schwarze Fleden in einigen Diaman— 
ten gaben ihm Gelegenheit, über das Wefen und die Entiiehung des 
Diamants zu räfonniren. B. hält den Diamant für hydrogenifirte, 
Kohlenfubitang, u. glaubt, daß diefe dunklen Fleden folche Subftanze 
theilchen feien, welche noch nicht. Durchfichtigfeit erlangt hätten, 
als der übrige durchfichtige Net ſchon Eryitallifirt war. — Epalten 
und Brüche an 8 Diamanten aus dem Ural erklärt B. aus der Ein» 
wirfung heftiger Wärme (Nothglühhiße) und darauf folgender plöß- 
ficher Erfältung. Er vermuthet, die Diamanten feien entitanden, 
indem vulfanifche Hitze auf-Eleine Theiichen Kohle oder eine 
Subſtanz, ’die aus viel Kohlenitoff und wenig Waſſerſtoff beitand, 
‚ gewirft habe. Der ungebeure Drud, den in vulfanifchen Höhlen 
die Glafizität des Dampfes ausübt, babe die Verdichtung jener 
Subſtanz vermittelt, und in Folge von Schmelzung fei Die bewun⸗ 
derte Durchſichtigkeit des Diamants entſtanden.) 


Familie der Kohlen. 


t. G. Graphit (Reißblei). Kryſtallſ. homoedr. 3 und larig. 
Kr. find tafelartige bſeit. Prismen. Br. uneben bis muſchl. Milde, 
in dünnen BI. biegſam. Fettig anzufühlen. Abfärbend. 9. 1— 2. 
®. 2, — 2,4. Eiſenſchwarz bis dunfel ſtahlgrau. Str. ſchwarz. 
Metallgl. Undurchſ. Kohlenſtoff mit fehr wenig Eifen, oft auch 
Kiefel, Thon, Eifen- und Titanorxyd gemengt. Verbrennt ſehr 


Syſtematiſche Meberficht der ungemengten Mineralien. 433 


fchwierig. Selten kryſtalliſ., mei derb, in Lagern, Gängen, Neſtern 
u. eingefpr,, auch als Gtellvertreter des Glimmers. Paßau, Deikerr., 
Bayreuth, Pyrenäen, Savoyen, Großbritt. Nordamer. Dient zu 
Bleififten, Schmelztiegeln,, zur Metallvolitur, Schwärzung eifer- 
ner Defen. Ein brauchb, künſtl. Gr. entiteht bei Erzeugung des 
grauen Roheiſens. 

2.6. Kohlenblende (Glanzkohle, Anthrazit z. Th.). Derb 
u. eingefpr. Br. mufhl. Wenig fprode. 9. 2— 23,5. ©. 1—- Im 
Eiſen- bis graulichſchwarz. Str, graulichſchwarz. Metallähnt. Glas» 
glanz. Undurchſ. Kohlenſtoff, durch Eiſen, Eiſenoryd, Thon- und 
Kieſelerde veruureinigt. Schwer verbrennlich. In ſtängligen Indi— 
viduen, meiſt aber derb im Grauwacken- u. Thonſchiefergeb. Sachſ., 
Harz, England, Schweden, Chamounythal, Frankr. ze, Dient als 
Brennmaterial. 

3. ©. Steinkohle (Schwarzkohle) Derb, in Lagern u. ein⸗ 
geſprengt. Dicht, ſchiefrig, erdig, faſerig. Br. muſchl. bis eben. 
Wenig milde bis ſpröde. Zerſpringbar. 9.2 — 2, G. In — br 
Schwärzlichbraun, pech-, graulich-, eifenfchwarz. Str. bräunlic- 
oder grünlichichwarz. Glas-, Metalle, Fettgl. Undurchſ. Bis 96 
Kohlenſt., 20 Eauerft., 5 Wafferit., 3 Erden. Wird beſtändig von 
Schwefelkies begleitet. Berbrennt v. d. 2. mit afıhenart. Nückſtand. 
Man unterſcheidet Glanzkohle (der meiſte Anthrazit), Faferf. 
(mineralifche Holzf.), Pechk., Kännelk., NRußkohle. Auch die 
Schieferk., Blätterk., Grobk. mancher Mineralogen gehören hieher. 
— Die St. bilder eigenthümliche, mit Sandſtein- u. Schieferthon— 
ſchichten wechfelnde Lager, mit diefen das Steinfohlengebirge date 
ſtellend. Die Hauprfleintohlenformation finder fich im Deutfchland 
an beiden Ufern des Untercheins, in Sachſen, Böhmen, Schlefien; 
in Großbritt., Belgien; FSranfreich, — Die Steinkohle iſt ein höchſt 
wichtiges Brennmaterial; die Kännelkohle verarbeitet man zu man« _ 
cherlei Runitfachen. i 

4.6. Braunfohle. Nicht kryſtalliniſch, vegetabilifchen Mrs 
fprung mehr oder minder deutlich zeigend. Holzartig, dicht, erdig, 
filzig verfchlungene Pflanzenſtängel und Blätter, Br. mufchfig bis 
erdig.. Milde bis fprode. 9.1 — 25. 6. 1-4. Bechfchwarz, 
ſchwärzlich-, Holg=, gelblichhraun. Fettgl. Undurchf. Bis 77 Koh» 
lenſtoff, 26 Sauerſt., 4 Waſſerſt., 14 Erden. Verbrennt v. d. L. mit 
Aſchenrückſtand. Man unterfch. holzart. Braunk., (foſſiles oder 
bituminöfes Holz, Lignit) gemeine Br., Gagat, erdige Br., 
Vapierkohle. Bilder in den Sand- und Thonfchichten über der 
Kreide mächtige Lager. Sachfen, Heſſen, Weſterwald, Nheinthal, 
Böhmen, Frankr., Schweiz, England, Island (Surturbrand). 
- Bichtiges Brennmäterial. (Der Torf geht almälig in Braunkohle 
über.) j ; 
II. 8 


114 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch. 
IV. Erdharze. 


1. Erdöl (Bergöl, Naphta). Höchſt dünn» bis zähflüſſig, 
alſo geſtaltlos. ©. 0,, — 0: Waſſerhell oder gelblichweiß, wachs⸗, 
citrongelb, gelblich-⸗ ſchwärzlichbraun. Durchſ. bis undurchſ. Dels 
od. Fettgl. Geruch bituminds=-aromatifch Fettig anzufühlen. Sehr 
flüchtig. Bis SS Kohlenſt., 15 Waſſerſt. Leicht entzündlich, ohne 
oder mit wenig Rückſtand verbrennl. Naphta nennt man hauptſächl. 
die dünnfl., durchſ., hell gefärbten Var. Sickert od. quillt aus Ge⸗ 
ſteinen u. d: Boden. Italien, Frankr., Hannover, Schottlh., Halbinſel 
Abſcheron, Perſien, Hindoſtan, China. Iſt offizinell. Bergtheer 
iſt ſchwärzer, zäber- Harz, Elſaß, Perſien. Dient zum Kalfatern, 
als Schmiere, Auflöſungsmittel, Brennöl. 

2. Elaterit (Elaſtiſches Erdyech). Sehr weich, elaſtiſch, zu— 
weilen ſchwammig. Derb, eingefpr., als Ueberzug. Br. mufchlig 
bis eben. Geſchmeidig. ©. 0:9 — kr. Schwärzlichbr. in dunkel 
Dlivengrün und Nöthlichbraun. Fettgl. And. K. d. bis unducchf. 
Bis 55 Kohlenft., 40 Cauerit., 7750 Wafferſt. O/s Stickſtoff. Auf 
Gängen in Schotth., Frankreich, Nordamerika— 

3. Asphalt. Kuglig, traubig, nierenf., ſtalaktit., —— einge⸗ 
ſprengt/ als Ueberzug. Br. vollk. mufchl. Milde. 9.2. 6.4, — Ar. 
Pechſchwarz bis ſchwärzlich und gelblichhr. Fettgl. Undurchſ. Zus 
fammenfeßung wie beim Elaterit. Bon der Naphta bis z. Asphalt: 
finden Uebergänge ſtatt. Auf Erzgängen, in Sandfleinen, auf Mag- 
neteifenlagern, oder felbft Lager bildend, Im Asphaltfee auf Trinis 
dad (Bd. 1. S. 354.), todten Meer in Paläſtina, Albanien, Harz, 
Pfalz, Tyrol, Schweiz, Kirchenttaat, Elfaß, Grofbritt. zc. Dient 
zu Fadeln, zum Bırheeren, mit Sand und Kalk als Mörtel, zum 
Dachdecken, in Baris zum Etraßenpflalter ze. 

4. Mren rk, Harz. Meiſt in Stücken und Körnern, felten 
eingefpr., getropft, gefloſſen; öfters Inſekten u. Pflanzentheile ums» 
fchließend. Br. vollfomm. flabmufchl. Wenig foröde. 9. 2— 2,5. 
1 — In. Beifchied. gelb bis gelblich - u. rörhlichbraun. Fettgl. 
Durchf. bis durchfch. St Kohlenſt., 7 Waſſerſt., 7 Eauerjt. nebſt 
etwas Kalk, Thon, Kicfel. —— unter Wohlgeruch. In er—⸗ 
wärmtem Alkohol auflösl. Sn Braunkohlenlagern, foſſilem Holze, 
als Auswürfling des Meeres, im Eayd und Lehm der Küſten, im 
Schuttlande. Franfr., Länder an der Diifee u.-d. baltischen Meer, 
Sicilien, England, Spanien ze. Dient zu Echmudiachen ꝛc., zu 
Lackſirnißen, Bereitung der. Bernſteinſäure, zum Näuchern. 

5. Hatchetin. Schuppige Theile, Floden, Körner. Weich 
wie Talg, nicht elaſt. Sehr leicht. Gelblichweiß. Matt od. Perl 
‚muttergl. Durchf. bis undurchſ. Geruchlos. Zerflicht im warmen 
Mafır. Wales. 


Bon den gemengten Mineralien. | 415 


6. Scheererit (Bergtalg). Kleine nadelf, Kr. im bitumindf. 
Holz, Körner u. Blättchen. Br. mufchl. Zerreibl. ©: 0,5. Weiß 
in’s Gelbl. u. Grünliche. Schwach perfmuttergl, Durchfch. 73 Koh— 
lenſtoff, 24 Waſſerſtoff. Verbrennt ohne Nückſtand. In Alkohol, 
Aether, fonzentr. Schwefelfäure. lösb. Weſterwald. Iſt wohl ein 
Sublimat. 

7. Retinit, Als Ueberzug, in Stüden. Br. mufchl. in's 
Uncbene. 9.2, ©.1— 1,3... Braun in’s Gelbe u. Nothe, feltener 
grün, Fettgl. Durchfch. bis undurchf. Sfolirend; wird durch Nei- 
ben — cl. 55,; Bitumen, 42, eigenthüml. Harz, 1,; Eifenoeyd u. 
Thonerde. Sn Braunkohle u. bitum. Holz; DVogelsgeb., Thüring., 
Mähren, Maryland. 

Ss. Dzgoferit. Dicht in derben, beträchtlich großen Maffen; 
Br. flachmuſchl. Sehr weich, vollf. milde, zäh, biegſ., wachsartig, 
läßt fich fchneiden, zwifchen den Fingern fneten. ©, Os. Zwifchen 
Tauch - u. gelblichgrün; wachsal.; in dünnen Stüden durchfch. Ger. 
aromat. bituminds. Unter Thon bei Steinfohlen, Gteinfalz und 
Bernſtein. Moldau. Wird in Kerzen u. Lampen verbrannt. Man 
fand Etüde bis 100 Pfd. fihwer, viel gediegen Silber enthaltend. 


V. Brennfalze 


1. Honigſtein. Kryitallf. homoedr. 2 u. Iarig. Ar, oftaedr. 
Br. muſchl. Wenig milde. 9. 2— 275. ©. Iye. Honig- bis wachs- 
gelb u. hyacinthroth. Glasart. Fettgl, Durchf. bis durchfeh. Ay 
Honigifeinfäure, 18; Thonerde, 4, Waſſer. Nur kryſtalliſ. in 
Braunfohle. Thüringen. 

2. Dralit (Humboldtit). Haarf. Kr., derbe, meift dichte, felten 
förnige u. blittr. Maſſen u. Schalen. Wenig ſpröde. 9.1. G. 22. 
Hochgeld. Wenig glänz. Wird d. Neiben + cl. 53,9 Eiſenoxydul, 
46,4 Dralfäure. Wird in d. Lichtfl. augenblickl. ſchwarz u. magnet. 
En Moorkohle in Böhmen, in Braunkohle in Heſſen. 


V. Hauptftück. 
Bon den gemengten Mineralien. (Felsarten.) 


Riteratur, Mauy, Traite de Mineralogie, 2° ed. Vol. 4. p- 518 
sg. — d. Leonhard, Charafterifif der Felsarten, 3 Bde. 
Heidelb. 1823. — Classification et caracteres de roches, par Al. 
Brongniart. Par. 1827. — Cordier, Classification des roches par 
familles naturelles, bearbeitet von Kleinfchrod, im Sahrb. für 
Mineral. 1831. ©. 17 fi. 


116 lllgemeine Naturgeſchichte. Y. Buch. 


Die im vorigen Hauptſtücke aufgezählten Mineralien ev 
fcheinen, wenn fie, wie der weitaus größte Theil derfelben, 
auch chemiſch zufammtengelegt find, doch dem Auge und Ge 
fühl gleichartig und einfache Die meiften der großen Maffen 
der uns befannten Erdrinde beftehen indeß nicht aus folchen 
homogenen Mineralien, fondern aus mechanifch zuſammenge⸗ 
ſetzten. Die Felsarten, welche das Hauptmateriale der Erd⸗ 
rinde bilden, werden demnach in den meiſten Fällen durch mehrere 
jener homogenen Mineralien gebildet, welche in den verſchieden⸗ 
ften Berhäftniff en zufammenireten. Nah Bd. J. S. 399 müſſen 
wir die Felsartenlehre al8 einen Theil der Mineralogie ans 
fprecjen, welche demnach wefentlich aus der Lehre von den einz 
fachen Mineralien, Oryftofogie oder Dryftognofie, und der 
Lehre von den Felsarten, Petrologie oder Netroguofie beſtände. 

Nicht alle Felgarten beſtehen indeß aus mehrern oryftologis 
fihen Minerafgattungen, fondern einige diefer letztern kommen 
in folhen Maffen vor, daß ſie für fih allein Echichten ober 
ganze Berge darſtellen, und demnach in die Kategorie der Fels— 
arten fallen, Dieß gilt befonders von Duarz, Feldfpath, Glim⸗ 
mer, Talf, Kali, Hornblende, Augit, Thon, Magneteifenftein, 
Gyps, Steinfalz, von welchen die drei erſten auch vorzüglidy, 
häufig die gemengten Felsarten bilden helfen. 

Das mineralogiſche Syſtem der Felsarten, welches v. Leon⸗ 
hard aufgeſtellt hat, und nach welchem. bie unten folgende, Ueber⸗ 
ſicht gegeben iſt, wird auf deren Maſſen-, Strukturverhäl tniſſe und 
Beftandtheife gegründet. v. Leonhard unterſcheidet gleichartige 
Geſteine, welche wirklich nur einer oryktognoſtiſchen Gattung 
angehören; (wie Quarz, dichter Kalkſtein, Talk ıc) ſcheinbar 
gleichartige Geſteine, wo die Theilchen ſo klein ſind, daß man 
ihre Verſchiedenheit nicht mehr erkennt; (fo. in Baſalten, Schla— 
cken, Gläfern ꝛc.) ungleichartige Geſteine, aus einzelnen, unmitz 
telbar zuſammenhängenden Theilchen, Kryſtallen, Körnern, Blätt⸗ 
chen verſchiedener Mineralgattungen zuſammengeſetzt, (Granit, 
Syenit ꝛc.) ferner Trümmergefteine (Konglomerate, Breccien, 
Puddingſteine) in welchen die Theile nicht unmittelbar zuſammen⸗ 
hängen, ſondern wo ein Teig, Cäment deren Verbindung ber 
wirkt; loſe Gebirgsarten, entftehend durch mechanijche Zertrümmes 


‘ 


Bon den gemengten Mineralien. 447 


rung oder Einwirkung von Luft und Waffer, und wechfelnd von 
den gewaltigften Blöcken bis zum feinften Flugſand; (Gerölle, 
Sand, Lehm, Thon 2) die Kohlen endlich, welche mit mächtts 
gen Lagern zur Bildung der Erdrinde beitragen, ſtammen wenige 
ftens großen Theild aus der Pflanzenwelt. — Nach Struftur 
oder Gefüge theilt man die Felsarten in körnige, aus Fryftallis 
nifchen Körnern, zum Theil wirflichen Kryitallen beitehend, 
welche ohne Kitt, unmittelbar mit einander zuſammenhängen; 
in fehieferige, aus dünnen, mehr oder weniger feſt mit eins 
ander verbundenen Lagen beftehend; in dichte, wo die Maffenz 
theifchen ohne befondere Geftalt, oder Eigenthümlichfeit des Verz 
wachfenfeins wahrnehmen zu laſſen, ein Ganzes bilden; in 
Porphyre, wo in einer bald dichten, bald körnigen Hauptmaffe, 
Körner, Blättchen, Kryſtalle von verwandter, oder von jener der 
Hauptmaſſe abweichender Befchaffenheit liegen; endlich in Manz 
deljteine, aus einer Hauptmaſſe beſtehend, welche fpäter durch 
Gafe gebildete rundliche, plattgedrücte, manchmal auch regellofe 
Räume umfchließt, die leer, oder zum Theil oder ganz mit 
verschiedenen Mineralfubftanzen erfüllt find, welche wohl in vielen 
Füllen aus dem umgebenden Geftein in fie ausgeſchieden find, 
Solche Blaſenräume finden ſich von der allerverfchiedeniten 
Größe, in den Laven am Pennon und in den Malpays in 
Mejiko fo ausgedehnt, daß fie Indianern zu Wohnungen dienen.) 

Diele Felsarten enthalten noch zufällige, im untergeord- 
netem Verhältniß erfcheinende Gemengtheile; fo der Granit 
Granaten und Turmaline; der Kalkſpath und mancher Fürnige 
Kalkftein Kiefelerde, Thonerde; der Thonfchiefer Granaten ꝛc. 
Neptunifche oder plutoniſche Felsarten verſchiedener Befchaffen- 
heit gehen in ihren Berührungsgrenzen häufig durd) eig oder 
mehrere Mittelglieder in einander über; 3. B. der Kohlenfchiefer 
in Kohlenfanditein, die Grauwacke in Thonfchiefer, die Kreide 
in Grünfandftein, der Mufchelfalt in bunten Sandftein, der 
Granit in Gneis und Syenit. Solche Uebergäange ln 
die Beitimmung von Felsarten oft ungemein. 

Die Felsmaffen der Erdrinde erfcheinen nirgends vollfoms 
men ganz, fondern bald fo, bald anders zeripalten, zerffüftet, 
abgefondert, von horizontalen oder geneigten bis faft fenfrechten 


418 Allgemeine Naturgefchichte. V. Buch. 


Kiffen durchfchnitten. Hieher gehört die Schichtung, ein für 
Bergbau und Geognofie höchft wichtiged Verhältniß, das nicht 
felten auch die Dberflächengeftalt der Länder bedingt. Gewiffe 
Gefteine nämlich beftehen aus auf einander liegenden Lagen, 
(wie ein Buch aus Blättern) die mehr oder weniger parallel 
und eben, oft aber auch wellenförmig, aufgerichtet, verworfen, 
zertrümmert erfiheinen. Sie find, wie bereits Bd. I. ©. 395 aus⸗ 
einander gefeßt wurde, nad; und nach aus dem Waffer abges 
fest worden, und fohließen organifche Nefte ein. Die Schichten 
find bald ſöhlig, (der Horizontalebene yaralleD hald muldens 
förmig; manche zeigen flache Erhöhungen, dach- oder ſattel⸗ 
förmige Geftalten, Man nimmt befanntlich an, daß die fühlige 
Lage die regelmäßige und urfprüngliche fei, und daß die unregels 
mäßigen Lagen durch Hebungen und Senfungen, in Folge von 
feitlichem oder von untenauf wirfendem Druck und äußerliche 
Erfchütterungen entftanden feien. 

Sm Zechfteinz und Ruhferfchtefergebifhe und in der Altern 
Steinfohlenformation find die Schichten öfter& nach Flächen ge 
trennt, von welchen fie dDurchfchnitten werden, wodurch jene Vers 
fehiebungen und Verwerfungen entftehen, welche man Rüden, 
MWechfel, Sprünge nennt. Auch plutonifche Gefteine zeigen 
in einigen Fällen äHhnliche Berhäftniffe. — Unter Abfonde 
rung verftehr man die Trennung der Keldmaffen in mehr oder 
minder regelrecht geftaltete, (recht- und fihiefwinflig parallelo— 
piredifche, prismatifche 2c.) und auf mannigfache Weife geordnete 
Stücke. So find der Duaderfandftein, bunte Sandftein, Keupers 
fandftein haufig in rechtwinflige Tafeln abgelondert; Laven, Diorite, 
Trachyte, Bafalte, Dolerite ꝛc. in 3 — Hfeitige, einen Zoll big 
mehrere Fuß Dicke, wenige Fuß bis 200 hohe Sänlen, welche durch. 
Zerfpaftung entftanden find. Die Säulen mancher Bafalte und 
Dolerite find in Glieder abgetheilt. Gewiffe Feldfteinporphyre 
und Phonofithe find durch oft wiederkehrende Kfüfte in meift 
dünne, geradfchalige Stücke gefchieden; manche Diorite, Bafalte 
und Laven durch gefrümmte Spalten in Kugeln, (von wenig 
Linien bid mehrere Fuß Durchm.) und fphäroidifche Stüde. — 
Außerdem find gefchichtete und ungefchichtete Felsmaſſen vielfach 
. getrennt Durch Riffe und Spalten von unbeſtimmter Richtung, 


\ 


Bon den gemengten Mineralien. 119 


wodurch die Zerflüftung entfteht, welche mit der Entftehung 
der Gebirgsmaffen zufammenhängt. . Zerflüftung kann eintreten _ 
beim Vertrocknen und Zeripriugen neptunifcher, bei Gasentwick⸗ 
fung in plutoniſchen Gebirgsarten; durch Erdbeben, Ausſpüh— 
lungen. Defters find die Wände der Klüfte mit Fryftalliniz 
ſchen und kryſtalliſirten Mineralien bekleidet. — Schichtung, 
Abſonderung und Zerklüftung machen das Zudringen der Waſſer 
an ſehr tiefe Punkte der Erdrinde möglich. 

Gleich den eingemengten Mineralien ſind auch die Fels— 
arten an keine beſtimmten Verbreitungsgeſetze gebunden. In den 
verſchiedenſten Gegenden kommen identiſche vor; wie z. B. die 
Granite von Quebeck genau manchen Finnlands gleichen, und 
die Granite mit großen Feldſpathkryſtallen von Venezuela denen 
von der Schneekoppe und manchen ſchottiſchen zum Verwechſeln 
ähnlich ſind. 


uneberſicht der Felsarten. 
J. Ungleichartige Geſteine. 


A. Körnige Geſteine. Hieher gehören: Der Granit, eine 
Verbindung von kryſtallin. Feldſpath- und Duarzförnern u. Glim— 
merblättchru; der Brotogyn, ein förniges Gemenge aus Feldfpath-, 
Duarz- u. Talftheilen; Spenit, von welchem man gemeinen ©. 
unterscheidet, der aus Feldfpath» (oder ſtatt deffen aus Labrador— 
oder Beriklin-) und Hornblendetheilen. im körnig-kryſtalliniſchen 


‚Gefüge (oft mit Ouarz, Glimmer, Titanit gemengt) beſteht; ferner 


Zirkonſ., aus Hornblende, Feldfpath u. Zirfon, endlich Sypers 


ſthenſ., aus en, Feldfpath- und Labradortheilchen zufam- 


mengeſetzt; im Diorit find Hornblende oder Feldikein (oder ſtatt 
deſſen Labrador), auch Periklin innig, feſt aber regellos gemengt; 
im Dolerit find Feldſpath, meiſt Labrador, Augit und Titan- oder 
Magnereifen fryifallinifch förnig verbunden; ſtatt des Feldſpaths it 
in manchen Doleriten Sauſſurit vorhanden, während bei andern 


Nephelin oder Analzim zum Gemenge treten; die fogenannten För- 


nigen oder gefledten Bafalte faın man eben fo gut den Doles 


‚riten beizählen; Gabbro ift ein förniges Gefüge von Felditein 09, 


Saufurit, mit Bronzit od. Echillerfpathb, manchmal mit beiden 
dder mit Strablfies; im Eflogit (Smaragditfels) find Strahliicin 
oder Augit und Granat vereinigt; der Pyromerid ik ein Feld» 
fleinteig mit quarzigen Einmengungen und darin ——— Kugeln 
aus Feldſpath oder Feldſtein mit Quarz. 


4120 ANgemeine Naturgefchichte. V. Bud. 


B. Schieferige Geſteine. Zu ihnen rechnet man den Gneis, 
ein Förnig-fchieferiges Gefüge von Feldfpath, Duarz und Glimmer, 
zuweilen mit beigemengten Granaten; Glimmerfchiefer, Duarz 
und Glimmer in wechfelnden Lagen fibieferig verbunden, manchmal 
mit eingemengten Feldfpath, Sornblende, Turmalin und vorzüglich 
Granat; Stafolumit (Gelenfquarz, biegfamer Sandſtein), Förnige 
fehief. Gefüge von Quarz u. Talk oder Chlorit, wobei Talk oder 
Chlorit die Quarzkörner gelenfarrig umfchließen, und fo die merf- 
würdige elojtifche Biegfamfeit bewirken; Eifenglimmerfchiefer, 
Eifenglimmer u. Quarz, forn. ſchief. verb., meiſt mit beigemengten 
Goldblättchen; Dioritfchiefer, Felditeın u. Hornblende od. Augit 
in geradem u. dDicfchief. Gef. verb.; Topasfels, Topas, Duarpu. 
Zurmalin törnig fibiefr. verbunden. 

C. Porphyre. Hieher der Feldſteinporphyr (Hornikeinp.), 
der Hauptmaſſe nad) aus Feldſtein beitebend, im welchen Krvitalle, 
Irpflallin. Th. u, Körner von Duarz u. Feldfpath, manchmal auch 
Hornblende u. Glimmerth. eingemengt find. 


II. Gleichartige Gefteine 


A. Körnige Gefteine, Beim Sranulit if die Hauptmaffe 
förniger-Feldflein; weiß in's Graue, Gelbe, Nöthliche, Br. Fleins 
fplittrig; <«baratteritifch find eingem. Granatförner, Diiihen- und 
Hornblendeth. Brim Quarzgeſtein if die Hauptmaſſe Quarz, der 
beim körnigen D. kryſtallin. bis dicht, weiß, grau zc. iſt, beim 
poröfen Q. zahllofe Feine Höhlungen mit Duarzfäden oder Duarz- 
infiltrationen einfchließt. Das Hornblendegeitein iſt ſchwarz 
in’s Grüne u. Graue; beſteht aus Hornblende, bisw. mit Granaten, 
Glimmer, Kiefen. Der Augitfels, grün, feltener braun u. grau, 
beſteht aus mehr od. minder feinförn, Augit. Der körnige Kalf 
(Urkalk, Marmor) iſt kryſtallin., foren. blättr. fohlenf. K., weiß, 
manchmal grau, blau, gelb, roth, oft Idokras, Granat, Hornbl. 
Glimmer beigem. halt. Der Förnige Gyps iſt manchm. faſt ſchup— 
pig u. blättr., fchneeweiß, in’s Graue, Röthliche, Gelbe übergebend, 
fibließt bisweilen Borazitfryftalle, Glimmer, Quarz ein. Der Dolo— 
mit it kohlenſ. Kalk, verb. mit kohlenſ. Talk in’ feyitallin. körn. 
Gef., oft mir Löchern u. Höhlungen, welche von Bitterfpatbfryft. 
ausgefleidet werden; weiß in’s Gelbe u. KRöthliche, gelb, grau in's 
Braune, Sit etwas fchwerer als fohlenf. Kalf. Steinfalz; fürn. 
Salzmaffe, weiß, grau, blaulich, roth, oft durch Einmengungen 
verunreinigt. 

B. Schieferige Gefteine. Talffchiefer; gran, in’s Weiße, 
Grüne, Röthlichez kryſt. Staurolith, Dilihen, Turmalin, Strahlſt. 
einfchl, Hornblendefchiefer, fchiefr. Hornblendemaffe. Chlorite 


/ 


Bon den gemengten Mineralien. 121 


ſchiefer; lauch-⸗, berg-, ſchwärzlichgrün; ſchließt beſond. Magnet⸗ 
eiſenoktaeder u. Bitterſpathrhomboeder ein. 

C. Dichte Geſteine. Uebergangskalk; dichte, im Bruch 
ſplittr. Kalkmaſſe; grau in's Blaue u. Nothe, blutroth, gelblich; 
oft von Kalkſpathadern durchzogen. Bergfalfz Fohlenf. 8. von 
fplittr. Br., grau in's Echwärzliche, Gelbe, Weiße; bisw, Kalk— 
erde, Eifen, Bitumen, Kiefel halt. Zechſtein; Kalk v. fplittr. 
in’s Muſchl. u. Ebene verlauf, Br. , unrein grau in’s Schwärzliche. 
Muſchelkalk; feinfplitt., faſt ebener, auch flachmuſchl. Kalf; dunfel- 
gran in’s Bläulichſchwarze, graulichweiß in’s Gelbe; oft mit beigem. 
Thon oder fohlenf. Talf. Liaskalk (Gryphitenfalf); dicht, häufig 
bituminds oder thonigz Br. fplitt., felten feinförnig. Dunfelgrau 
in’s Schwärzlichbraune. Jurakalk; dicht, gelblich oder graulich- 
weiß, immer fehr Ficht; Br. mufchl,, auch fplitt. (Variet. litho- 
graphifcher Stein). Kreide; Kalfmafe, Br. fein u. groberdig, 
eben, in’s Splittrigei weiß bis gelblich u. graulich, Grobfalf; 
oft ein Gemenge aus Falk. u. Fiefel. Sande, Thon ꝛc. Gelblichgrau 
u. graulichweiß in’s Graue u. Braune, — Sn den tiefern Lagen der 
Kreide u, des Grobfalfs find oft Punkte von Grünerde- oder chlorit- 
ähnlicher Subitanz eingem. Beim Süßmwafferfalf unterfcheidet 
man Dichten; diefer iſt weiß, grau, feltener braun; Kiefelfalf, 
weiß oder grau, von Kiefel durchdr., Travertino, eine ‚dichte, 
häufiger zellige und blafige Kalkmaſſe; graulich- u, gelblichweiß, 
in’s Graue, Gelbe u. Braune; endlich Kalktuff, mehr od. weniger 
blafig, fchwammig, pords, auch röhrenf., falaftit.; nach pflanzli- 
chen Theilen gebilder; Farbe gelblich- u. graulichweiß, in’s Graue 
und Braune, feltener fchwärzlih. Mergel ift mit Thon u. Kiefel 
vd, beiden gemengte Kalfmaffe, im Großen manchmal fchieferig; der 
gemeine M. iſt graulich-, gelblich-, grünlich-, vöthlichweiß, in’s 
Graue, Braune u. Rothe; beim Keuper- od. bunten M. wechfeln 
bunte Farben ab. Der bitumindfe Kalk (Stinfftein) erhält Ge- 
ruc u. graue, braune, fchwärzl, Farbe von beigem. Bitumen. Am 
Dolithenfalf (Rogentein) find graue, braune, gelbe Kalfförner 
durch einen gleich = oder verfchieden farbigen, falfigen oder Falfig 
thonigen Teig geb. Der Purbeckkalk if dicht, thonig; der Port— 
landkalk meiſt erdig, mit etwas quarzigem Sand gem.; Coralrag 
nennt man einen theils oolithifchen, theils mehr fiefeligen od, ſandi⸗ 
gen, öfters auch lockern, freideähnlichen Kalt, Den Bolypenfalf 
harafterifiven zahllofe foffile Zoophuten. Der jüngite Meeres 
kalk iſt dicht, Licht, manchem Surafalf ähnlich, zuweilen viele 
fandige Theile führend. Der Phonolith (Klingftein) beſteht aus 
Feldſteinmaſſe, fait immer mit eingem. Feldſpathkryſtallen, Gefüge 
Tchiefr., Br. fplitt.; rauch- umd afchgrau in’s Braune, Grüne, 
Schwärzliche, bisw. gefledt; fi beim Verwittern mit weißer erdiger 


41998 Allgemeine Naturgefchichte. V. Buch. 


Minde bedeckend. Der Kieſelſchiefer if Kieſel mit Thon/ Kohle, 
Eiſenoxyd, ſchwarz od. grau, meiſt allenthalben von weißen Quarz⸗ 
adern u, Schnüren durchzogen. 


III. Scheinbar gleichartige Gefteine. 


A. Körnige Gefteine. Hicher gehören die Lava, ein Ge— 
menge aus Feldfpath- oder Labrador-, dann aus Augit- und titan- 
baltigen Magneteifentheilen, oft noch mit Leuzit, Sodalit, Harmo- 
tom, Dlivin. Häufig porös, durchlöchert, blafig. Br. uncben, 
fplittr. bis mufchl, Grau, braun, feltener roth oder fchwarg. Der 
Anamefit (bafalt. Grünitein) hält die Mitte zwifchen dichten Bafal- 
ten u. förnigen Doleriten. Dunkel grünfihfönens. Mancher fchließt 
—— von Sphäroſiderit ein. 

Schieferige Geſteine. Der —— iſt vorherr⸗ 
— aus Glimmer, dann aus Theilen von Quarz, Feldſpath, Talk, 
vielleicht auch Hornblende, ganz innig u. homogen aggregirt. Gefüge 
ausgez ſchiefr., Br. fplitte. bis erdig. Grau, ſchmutzig grün, roth, 
braun, ſchwärzlich. Mancher hält Chiaſtolithkryſtalle. Man unter— 
ſcheidet Dachſchiefer, Wetzſch., Zeichnenſch., Griffelſch., Alaunſch., 
Killas. Der Kupferſchiefer iſt Kalk u. Thon, von verſchiedenen 
Metallen, beſonders Kupfer, auch von Erdpech chem. u. mechaniſch 
durchdr. Schwarz. Gef. ſchiefr., Br. uneben, feinkörn. Kohlen— 
ſchiefer (Schieferthon), nennt man einen kohlen- oder bitumen— 
haltigen Thon von grauer in's Schwärzliche, ſeltener Rothe neigen- 
der, an der Oberfläche brennender Steinkohlenflötze gelber, rother, 
brauner Farbe. Der Brandſchiefer iſt eine viel Erdpech halt. Var. 
Der Liasſchiefer (Liasthon, Mergelſchiefer) beſteht aus thon., 
kalk., bitumin. Theilen, iſt grau in's Schwärzliche, oft ſehr dünn» 
blättrig. Klebſchiefer iſt ein thoniger, dünnſchtefr. Mergel, 
licht gelblichgrau in's Weiße, hängt ſtark an der feuchten Lippe u. 
umſchließt oft Menilithmaſſen. Der Polirſchiefer iſt böchit dünn» 
fchieferig, gelblichweiß in’s Graue, zerreiblich. 

C. Porphyre. Beim Trachyt iſt die Hauptmaſſe feinfplittr. ’ 
meist höchſt fleinförn. Feldſpath; graulichweiß, grau in's Gelbe, 
Nothe, Grüne; fie ſchließt wefentlich Kr. von glafigem Feldfp., 
manchm. asch Glimmer, Hornbl. ze. ein. Der Apbanit (Grün, 
ſtein-Porphyr) iſt Felditein, innig mit Hornbl. gem , unrein dunfel- 
grün, mit Kr. von Feldfpath, feltener Hornbl. 

D. Dichte Felsarten. Serpentinfels heißt eine dichte 
oder höchſt feinkörn. Mafe, auch ein, inniges Gemenge aus Bronzit- 
09. Echillerfpatb - mit Feldſpath- oder Sauſſuritth. Grün in’g 
Braune, Graue, Schwärzliche, gleich gefärbt oder gefleckt u. ge— 
ſtreift. Br. ſplitt. Schließt Schillerſpath, Bronzit, Talk, Eiſen, 


-Bon den gemengten Mineralien. | 4125 


Arfenit, Kupfer ein, wird oft von Amtanth- und Asbeitfchnüren 
durchs. Baſalt beſteht aus höchſt innig gem. Augit-, Labrador- 
oder Feldfpath- u. Magneteifenth. Graulich- und blaulichfchwarz. 
Hm dichten häufig Dlivinförner ; im blafigen zeolithifche Subſtanzen. 
Wade (Eifenthon 3. Th.) it aus feldfpath. Mineralien, Augit, 
Magneteifen, Dlivin höchſt innig gem.; dicht blafig, ſchwammig; 
grün, grau, braun; Blafenräume mit Kalkfvath, Aragon, Achat 
erfüllt. Der Schalftein iſt bald mehr dipritifch, bald mehr chlorit., 
- auch wade- u. thonfchieferart. Dicht, zeig, blafig. Unrein, grün, 
grau in Braun u. Roth. Der Augitporphyr Ändert ungemein ab, 
ift ſtets dunkel gef., fehwärzlichgrün, fchwärzlich - od. grünlichgran, 
hält fehr, viel Augit, dann Albit, auch Epidot, in den Blaſen— 
räumen Kalffpath, Prehnit ꝛe. Alaunfels it dicht, zellig, zer 
freffen. weiß im’s Gelbliche, Braunliche, Grünliche, fchließt Alauns 
fein, Schwefel ꝛe. ein. Vom Thon unterfcheidet man mehrere 
Bar. Der gemeine Th. ift bald feiner, bald gröber, fol aus aufgel. 
Feldfpath-, Hornblende-, Glimmerth. beitehen, hält bald mehr Kalk, 
bald mehr Kiefel, ift unrein weiß, grau, blau, roth, grün. Der 
plaftifche TH. wird mit Waffer zum bildfamen Teige, Der Lon— 
don Th. iſt dunfel gef. und hat oft grüne Körnchen eingem.; der 
Wälderth. if braun, der Gault granlich blau, Falfig; der Kim— 
‚meridge Th. grau, blau, gelb, fchiefr. mit vielen Gypseinſchlüſſen; 
der Drford TH. it dunfelblau, zäh, ſchließt viel Eifenfies und 
Gypsfpath ein; der Kohlenletten ill grau in Braun u. Schwarz, 
fchiefr,, oft fandig, bält häufige fehr Fleine Glimmerfchüppchen; der 
Salzthon, rauchgrau von Farbe, bituminds, fehlicht viel Salz 
theilchen, auch Salzitüde ein. 

E. Glasartige Geſteine. Pechſtein if verfchieden, meift 
unrein grau, grün, voth, braun, fchwarg, gelb; fettgl., Br. mufchl. 
in’s Splittr.; beiteht, wie der Obſidian, Perlſtein und Bimsitein 
vorzügl. aus Kiefelerde. Obſidian iſt waſſerhell, meift aber vers 
fchieden ſchwarz, felten grün, gelb, blau, voth, weiß, manchmal 
gefledt oder geflreift, durch. bis a. d. 8.9. Perlſtein if ver 
ſchieden grau, gelb, roth, braun, auch geflreift od. gefledt, a. d. 
8. d., perlmutter- od. wachsgl, Bimsſtein ift weiß, gelblich, 
graulich, bräunlich fchwarz, a. d. 8. d., blafig, durchlöchert, 
fhwammig, oft leichter als das Waſſer. Verglaster Kohlen 
fchiefer u. verglaster plaftifcher Thon il verfchieden grau, 
dann Iavendelblau, gelb, roth, mehr oder- minder ausgetrodnet, 
aufgeriffen, zerborften. 

F. Schladenartige Geſteine. Verſchlackte Lava if 
ſchwarz, braum ꝛc. porös, aufgebläht, von gewundenen fadenf. Ge 
bilden dürchz., ohne Einfchlüfe in den Blnfenräumen. Der ver 
ſchlackte Bafalt (rheinifche Mühlftein) Fommt von fchwarger , 


4124 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Bud, 


grauer, brauner, rother Farbe vor; Anfehen blafig', fchaumig, felten 
glaſig; umfchließt verfchted. durch Feuer mehr oder minder umge- 
wandelte Geſteine. Einiger zeigt auf der Dberfl. hervorragende, zu 
Gittern oder Neben verbund. Leiſten. Erdſchlacke iſt fchaumig, 
an d. Oberfl. bisw. verglast; ſchwarz, braun, roth, grau; fchlieht 
nur Kohlenfchiefer-, Duarz-, Porphyrfragmente ein. 


IV. Trümmergefteine. 
Grauwacke nennt man Körner, Stüde, Gefchiebe von Quarz, 


Thon, Kiefelfchiefer, Glimmerſchiefer, Feldſteinporphyr, Kalk, durch _ 


eine quarzige Thonfchiefermafe verfittet. Grau in Blaulich und 
Schwärzlich, röthlichbraun. Bald ein feiner Sanditein, bald eine 
grobe Brescie. Grauwackeſchäiefer if eine feinfornige fchiefrige 
Grauwacke. Alter rother Sanditein ſtellt ein grobförniges Ge- 
menge aus QDuarzgefihießen, Bruchſtücken von Feldfpath, Grau— 
wadenfchiefer,, Glimmerfchiefer, - Glimmer durch thonig-Falfigen od, 
fiefeligen Teig gebunden dar, Noth, braun, grau. Kohlenſand— 
fein ift grau in Gelb und Wei, beſteht aus Duarzförnern, durch 
erdigen zerſetzten Kohlenfchiefer zufammengehalten. Todtliegendes 
nennt man ein Geitein, in welchem Gefihiebe, Broken zc. von 
Quarz und verfchied. granit. Felsarten in eifenfhüßigem bräunlich- 
rothem oder grauen Fiefeligem oder Falfigem Zeig liegen. Dan 
unterfcheidet rothes, graues, weißes I. Im bunten Sandfein 
find Quarzkörner durch eifenfchüßigen Thon, feltener durch Quarz 
geb. Roth; roth u. weiß geflreift.oder gefledt. Zeigt häufig rund» 


liche oder plattgedrüdte Thonmaffen, Ausfcheidungen des Säments, 


Der Kupferſandſtein iff breecienartig, weiß, auch feinkörnig, 
grau oder braunroth, gefledt, geſtreift; das Bindemittel thonig, 
die Körner quarzig. Liasfanditeim it grob- oder feinförnig, das 
Bindemittel kalkig, tiefer mehr mergelig oder eifenfchüßigthonig, 
bald weiß oder gelblich, bald roth in Braun. Der grüne Sand— 
fein if ein wahres Konglomerat, enthält große Duarsgefchiebe, iſt 
öfter auch feinkörnig; beſteht aus Duarzförnern durch Thon- oder 
Kalkkitt, oft fehr locker verb. Graulich- u. gelblichweiß, braunz 
mit fchwärzlich grünen Eifenfilifatrünftchen, Eifenfandftein ſtellt 
Quarzkörner u. Gefchiebe durch eifenfchüßig Fiefeligen Kitt (oft fehr 
oder) geb. dar. Braun, in Roth. Molaffe ift graulichblau in 
Grün, gelb, manche mit fchwärzlichgrünen Bunften und Körnern. 
Quarz⸗/ Feldſpath-⸗, Hornblende-, Kieſelſchiefer-, Glimmerth. find 
in ihr durch kohlenſ. Kalk, Thon= u. Talkerde u. Eiſenoxyd grob⸗ 
oder feinkörnig, vielfach wechſelnd verb, Mufchelfalf vu. Sand 
fein (jüngerer Grobkalk) if ein grobes. Aggregat von Quarzförnern, 
Sand, Muscheln u. deren Bruchſtücken, in kalkigem, thonigem, 


J 


Von den gemengten Mineralien. 125 


mergeligen oder eifenfchüßigem Teig. Grau in Gelb u. Braun. Der 
jüngfte Meeresfandftein entficht aus dem thon- oder eifenhalti- 
gen, durch. kalkige Einfeihungen verwitterten Meeresfand. Gran, 
röthlich; roth u. weiß ‚geflreift. Nagelflue nennt man Fragmente 
von Kalkſtein, etwas Sandflein, Grauwacke, Porphyr durch Falfig 
fandigen Kitt verb. Knochenbreceie beſteht aus Thiergebeinen, 
Weichthierfchalen , Kalkſtücken ze. durch rothen eifenfchüßigen, meift 
fehr Falfigen Thon geb. Tapanhoacanga nennt man ein Geflein, 
das aus Bruchſtücken von Eifenglanz, Eifenglimmerfchiefer, Braun. 
und Magneteifenjtein durch Rothe, Braun», Gelbeifenoder verkittet 
beitehbt. Das Trachyttrümmergeſtein bilden Fragmente von 
Trachyten oder auch Baſaltſchlacken u. Bimsſtein, durch aufgelöste 
trachyt. Grundmaffe geb. Beim Bimsfeintrümmergeftein find 
die Fragmente entweder ohne Teig mit einander verfchmolgen, oder 
durch einen Bimsiteinfitt verb, Beim Traß ſchließt eine edige, gelb- 
lichgraue od. hellbraune Maffe Fragmente von Bimsftein, Schladen, 
andern Felsarten ein. Beim vulfanifchen Tuff iſt die Haupt— 
maffe grau, braun oder roth, feinförnig, auch erdig, und in ihr. 
find Lava-, Augit-, Feldfpath-, Leuzit-, Glimmertheile eingefchlof- 
fen. Die Hauptmaffe des Pauſilipptuffs iſt graulichweiß oder 
licht ſtrohgelb, erdig, weich, u. ſchließt Fleine Lava- u. Bimsitein- 
fragmente ein, Beim Peperin iſt die Hauptmaſſe wackeartig, weich, 
afchgran, u. enthält Therle von Lava, Dolomit, Augit, Magnet» 
eifen, Glimmer. Bhonolithtuff if ein licht afchgrauer od. röthli- 
cher Teig, wenig feit, oft mit Höhlungen, welche Bhonolith, Augit, 
Hornblende, Quarz einfchl. Bafaltfonglomerat (Bafalt- oder 
Trapptuf) beiteht aus Bruchſtücken von Baſalten, Doleriten, Aname- 
fiten, Waden, Ralf- und Sandfleinen, durch ein Cäment von den- 
felben Stoffen geb.; zeigt große Verfchiedenheit nach den Gefleinen, 
in deren Spalten es empor getrieben wurde. Leuzittrümmer- 
geftein dit ein meiſt fehr feites Gemenge aus Leuzit und Augit; 
Teig grau. 


V. Loſe Geſteine. 


Gerölle oder Geſchiebe find oft ſehr groß, bilden manchmal 
Bänfe, ja Hügel, und erfiheinen oft durch einen Kitt zu Breccien 
verb, Gruß beſteht aus den einzelnen Gemengtheilen von Graniten, 
Borphyren ꝛc., welche fih von einander trennen, und am Abhang 
u. Fuß von Bergen Lager u. Haufen darftellen. Sand beiteht haupt— 
fächlih aus Quarz, iſt weiß in Gelb, Grün, Roth, Braun, wechfelt 
fehr an Feinheit. Magneteifenfand befteht aus feinen Magnet» 
eifentheilen, mit verfchiedenen begleitenden Mineralien gem. Wal— 
Fererde entficht aus zerfehtem Diorit oder Dioritfchiefer, iſt weich, 
gran in unrein Grün, Gelb, Weiß, fett anzufühlen. Mergel- 


126 Allgemeine Naturgefchichte. V. Buch. 


erde beficht aus Iofe verb. fand= od. ſtaubartigen Theilen; iſt braun 
oder grau. Löß nennt man ein Ioderes Gem. aus Thon», Talk⸗, 
Kiefelerde; iſt gelblichgran. Lapilli find die Fleinen, v. Bulfanen 
ausgew. Bruchſtücke dv. Laven, Schlafen, Bimsfteinen. Vulkani— 
fher Sand ift ſchwarz, fehwer, glänzend, beftcht aus Fleinen - 
Fragmenten vom Laven, Schladen, Feldſpath, Augit, Leuzit, 
Magneteifen 20. Vulkaniſche Afche ift Lavaftaub, ziemlich Teicht 
‚u. fein, gran, weiß. Die Dammerde entiteht (nebft den faulen. 
den Thier- und Prlanzgentheilen) aus Zertrümmerung u. Zerfehung 
der vielartigiten Geſteine, und ihre VBefchaffenheit mechfelt daher 
fehr. So iſt der Granit= u. Gneisboden Fornig, zeigt häufig noch 
fleine Glimmerblättchen, Duarzförner 20.5 der Kalkboden it grau 
oder weiß, und führt viele edige Rollſtücke; der Thonboden iſt fett, 
fhwer, auch Ichmig, grau, gelb, roth, braun, giebt zum Theil mit 
Waſſer bildfamen Teig, fchwindet uw. berftet beim Austrod’nen; der 
Sandboden iſt locker, troden, hellfärbig; der —— und Lava⸗ 
boden fett, ſchwärzlich oder dunkelfärbig. 


VI. Kohlen. 
Ueber ſie — man ©. 413; über den Torf Bd. I. S. 404. Am. 


% *— 
* 


Anwendung der Felsarten. 


‚ Granit, Syenit, Porphyr, förniger Kalf und Gyps, Dolomit, 
Gabbro, Bafalt, manche Sanditeine liefern feit uralter Zeit das Mater - - 
tiale für die verfchiedenften KRunft- u. Bauwerfe; zum Hausbau ge— 
braucht man weniger häufig auch noch Diorit-, Talf-, Hornblendes, 
CHloritfchiefer,, Trachyt, Bafalt, Lava, Lehm, felbft Dammerde. 
Zur Gewölb- u. Kellermaurung dienen befonders Lava, Wade, Tra- 
vertino, Kalftuff und granit. Geſteine; als Mörtel und Kitt Kalfe, 
Lehm, Traß; zum Dachdeden Thon», Hornblende», Glimmerfchiefer; 
zum Tünchen Kreide u. gebrannter Kalk; zum Waffer- u. Straßen- 
bau Granite, Bafalte, Laven; zur Bodenverbefferung Mergel, Kalk 
feine, Kreide, Salzthon; zur Gefchirr- u. Glasbereit. plaft. Thon, 
- Bafalt, Lava, Kalt; zum Wehen Wetz-, Kiefelfchiefer; zum Bren- 
nen Stein⸗ ‚und Peauiphlch, Torf. 


Sehdtes Bud. 
Bon den ſekundaͤren Organismen und ihrem 
Leben uͤberhaupt. 


Literatur. Treviranus, Biologie od. Philoſophie d. lebenden 
Natur. 6 Bde. 8. Bremen, 1802 — 22. — Desf. Erſcheinun— 
gen u. Gefehe des organ. Xebens. 2 Bde. 8. 1830 — 33, — 
Schelling, über das Leben u. feine Erfcheinungen. Landsh. 
1506. — Dfen, Biologie. Göttingen, 1805. — Ehrhard, 
das Leben und feine Befchreibung. Nürnb. 1816. — Wild 
brand, allgem. Phyſtologie. Heidelb. Leipz. Wien, Be BL 
Burdach, die Phyſiologie als Erfahrungswiffenfchaft. 

1 —5. Lpzg. 1835. — Außerdem viel Allgemeines in — 
Lehrb. der Phyſtologie, namentl. in jenem von Koh. Müller. 

Leſenswerth iſt auch Virey's Art. Vie im: Diction. d. scienc. 

medic. vol. 57 p- 434 sq- 


I. Gauptftück, 


Weſen des Lebens. Begriff des fefundären Organis 
mus. Unterfchiede desfelben von unorganifchen 
Körpern. 


In der fefundären Drganifation, welche ſich auf unferer 
Erde entwickelte, ftellen fich neue Kategorieen der Welterfcheis 
nungen dar. Es follte auf unferm Planeten zu höhern Schöpfuns 
gen fommen, weldye in gewiffer Rückſicht eine Wiederholung 
und Steigerung früherer Kräfte im Fleinften Raum zufammens 


128 Allgemeine Naturgefchichte. VI. Buch. 


gedrängt darftellten, fich endlich immer unabhängiger von der 
äußern Natur zu entichiedenerer Individualität, freier Bewe- 
gung, Bewußtſein, endlich zur Erfenntniß ihrer felbft und der 
Melt erhöben. — Seit den ülteften Zeiten fuchte man das 
Weſen des Lebens zu erflären oder doch zu definiren. Cine 
Reihe von Meinungen hierüber findet ſich unten angegeben. 
Virey aber bemerft mit Recht: die größte und fchwerfte Frage nad) 
der über die Gotfheit felbft fei jene nach dem Weſen des Lebens.“ 
Und diefes ift fein Wunder, denn das Leben ift in Wahrheit 
ein Unendliches, ift, fo zu fagen, die fortwährende Einwirkung. 
der Gottheit felbft. Ich möchte es mit einem Deean vergleis - 
chen, der um fich felbft rotirt, und auf-dem zahlloſe Wellen 
auffteigen, um bald wieder in die gemeinfame Fluth zu ver: 
finfen; einem unerjchöpffichen Kichtmeere, aus welchem fortwäh- 
rend Millionen Strahlen hervorbrechen, um bald zu erlöfchen, 
und andern Pla& zu machen. Es iſt ein taufendgeftaltiger Pro- 
teus, eine ungebrochene, in Myriaden Weſen verfchieden ger 
artete, durch Myriaden Veränderungen fortfchreitende Kraft. 
Einige Phyfiologen (ſo Burda) feben das Weſen des 
Lebens in ununterbrochene Thätigfeit, welche ald Bewegung und 
Mifchungsveränderung erfcheint. Diefe Definition paßt aber auch 
vollfommen auf das Leben der primären Organismen oder Welt 
forper. In den fefundären Organismen wird das Leben jedoch 
viel inniger, Fonzentrirter, indem die fonft durch ungeheure 
Maflen und Zeitdauern zerftrenten Weltkräfte in Zeit und Raum 
näher zufammentreten und ein rafcheres Mechfelfpiel eingehen. 
Die fefundäre Organifation der Weltförper entſteht da- 
durch, daß fich auf jedem das ganze Univerfum im Kleinen dar- 
zuftellen fucht; der Himmel mit all feinen Kräften, feinen Myria- 
den Sternen fieht auf die Erde nieder, die feine Pracht nnd 
Bielheit wiederzufpiegeln ftrebt, was in Myriaden verfchiedener 
Gattungen erganifcher Weſen gefchieht. Das Pflanzen» und 
Thierreich entſprechen wahrfcheinfich den’ zwei großen Haupt: 
klaſſen von Weltförpern, den dunfeln planetarifchen, und felbft- 
feuchtenden folaren, Im Menfchen hingegen ift nicht bloß die ger 
ſchaffene Natur abgebildet, fondern der fchaffende Weltgeiſt ſelbſt. 
Das ift eben das aroße, vor allen Augen fortwährend gefeierte 


Bon d. fefundär. Organismen u. ihrem Leben überh. 429 


Weltmyſterium, daß ſich das AU in vielerlei Einzelwefen mit 
einem größern oder geringern Theil feiner Kräfte (ausgeſprochen 
in den verfchiedenen Organen und Spyftemen) wiederholt, die 
und dann, indem fie zur Einheit verfchmelzen, al8 Seelen 
erfcheinen, welche alle eine Vielheit in der Einheit darftellen. 
(Göthe feheint Aehnliches geahnt zu haben, wenn er fagt: „Kein 
Lebendiges ift ein Eins, immer iſt's ein Vieles.) Hieraus erflärt 
fich Die in jedem Organismus mehr oder minder ſtatt findende Ber 
ziehung all feiner Syfteme und Organe auf ein immaterielles, 
vor ihnen vorhandenes Centrum; eine Beziehung, welche bei dert 
fefundären Organismen befonders Har hervortrit. — Schon 
Bud) I. Hptſtck. IX. haben wir den hauptfächlichiten Unterfchied 
derfelben von den primären in die Fortpflanzungsfähigfeit geſetzt; 
ein merfwürdiges Vermögen, welches im letzten Hauptſtück diefes 
Buches feine Erläuterung finden wird. 
Mährend Die unorganifchen Körper, nämlich "die Grund. 
ftoffe und Mineralien, fich nur auf andere und auf die kosmiſchen 
Kräfte beziehen, von welchen fie Veränderungen erleiden, ift die 
Selbftbeziehung der organifchen fo_innig, daß fie feinen Augen 
blicf aufgehoben werden fann, was mit der Beziehung auf 
andere allerdings möglich ift. Das innerliche, ſich felbft ber 
wegende Sein der fefundären Organismen will’ fi immer mehr 
aus dem Allfein abfondern, ſich ihm als ein Selbftitändiges ent- 
gegenſetzen, individualifiren. — Während äußere Einwirkungen 
" auf unorganifche Körper Forrefpondirende Wirkungen hervorbrins 
gen, wirfen fie beim Organismus nur ald Reize, und können 
entiprechende oder ganz abweichende Wirkungen veranlaffen. So 
erjcheint das Leben der fefundären Organismen ald Erregbar- 
feit, welche der Erregung fosmifcher Kraftäußerungen, 3. 2. 
der Elektrizität, des Lichts zwar verwandt, aber mit ihr nicht 
identifch ift. Ein fefundärer Organismus ift ein, wenn auch 
nicht immer räumlich, doch der Idee nach gefchloffenes, durch 
die Außenwelt, fo wie durch ſich felbft -erregtes und bewegtes 
Weſen, welches feine Art fortpflanzen fann. — Die Ber: 
fchiedenheit der Drganismen von den Mineralförpern ift nicht 
bloß im innern Wefen vorhanden, fondern auch in Form und 
— ausgeſprochen. Bekanntlich gehören die Kryſtallformen 
9 


AED, Allgemeine Naturgefhichte. VI. Buch. 


der Elementargeometrie an, während die zahllofen Frummen Linien, 
welche die Begrenzung der organifchen Körper darftellen, in das 
Gebiet der -höhern Geometrie, nach Bieth fogar einer von und 
nicht erreichten fallen. Die Molefule der Mineralien find wahr, 
fcheinfich polyedrifch, die Elementartheile der Organismen, fo 
wie deren Keime ſphäroidiſch. — Während die Mineralien 
binäre, biz, trir, tetrabinäre Verbindungen darftellen, find die. 
nähern Beftandtheile der Pflanzen + und Thierkörper meift ters 
näre uud quaternäre Verbindungen. Auch im Entftehen, Sein 
und Vergehen, treten mächtige Berfchiedenheiten hervor, deren 
Darftellung unten folgt. * 


Mehrere Philoſophen des Alterthums — fo Pythagoras, Plate, 
Ariftoteles — hatten fehon den unendlichen Grund des Lebens 
richtig erkannt, während viele der neuern, und befonders manche Aerzte 
deſſen Urſache immer in einer Mafchinerie, gewiſſen Springfedern, 
Fafern, Nerven 26. fuchten. Hiemit ſtimmen denn auch die ärmlichen 
Borftellungen und Definitionen überein, welche fie vom Leben mit» 
theilten. Man wird zwar einwenden, die Erfenntniß, daß das Leben 
nicht in materiellen Gebilden feinen Grund habe, fondern jenfeits 
der Materie, fei ein mehr negativer, als pofitiver Gewinn. Es iſt 
aber ficher nicht zu läugnen, daß auch die Gewißheit, daß etwas an 
einem Drte nicht vorhanden fei, wo. man es fucht, ‚viel werth fei. 
Auch wiffen wir dadurch, daß die Erörterung über die Erſcheinun— 
gen des Lebens zwar der Phyſiologie, jene über fein Wefen aber 
der fpefulativen Bhilofophie angehöre. „Ariftoteles hatte fchon eine den 
Körper bildende Seele, (nicht ihm bloß inwohnende, wie Platon u. 
geibnib) angenommen, und fekt in fie auch das bewegende und er- 
zeugende Prinzip; Hippofrates dachte fich das Leben als einen 
innern Reiz, ein Evoguov; Galen fpricht von einer duvanıg Lwrıxn, 
andere alte Bhilofophen von einer duvanig nAnozızn, einem IVEd- 
u, einer dvxn, einem Feguov !6. — — 

Der Begriff des Lebens wurde auch noch in neuerer Zeit häufig 

auf den Menfchen und die Thiere befchränft. Francois Glißon ſtellte 
fchon die Musfelreizbarfeit als das Mrelement der Lebenskraft auf, 
die er die substantia energetica nature nannte; Stahl, mit tieferm 

Sinn begabt, betrachtete die intelligente Seele als das Lebensprins« 
zip, welches hingegen Friedr. Hoffmann im die Thätigfeit des Her- 
zens ſetzte. Sean de Gorter war einer der Erſten unter den Neuern, 
welcher auch den Pflanzen Keizbarfeit zuſchrieb, die indeß Haller 
nur der thierifchen Muskelfaſer zugeſtand; Sohann Lups v. Moskau 
füchte die Neigbarkeit der Pflanzen durch das Ausfchleudern des 


Bon de fekundär. Organismen u. ihrem Beben überh. 4131 


Bollens aus den Antheren zu erweifen. Der Graf von Cavolo, Köhl- 
reuter, J. F. Gmelin brachten weitere Benbachtungen für die veget. 
Reizbarkeit bei; Bonnet fehte ihren Grumd in die Spiralgefäße. 
Aug. Unzer u. Sam. Farr, Stahlianer, nahmen einen nicht rationa— 
fen Initinft in den Pflanzen an. Van Helmont nahm in jedem be- 
lebten Wefen einen archeus faber od. spiritus rector an; Mich, Alberti 
u. a. Stahlianer ein principium -energumenon; Crollius ein astrum 
internum; Wolf nannte die Lebensfraft vis essentialis, Blumenbach 
nisus formativas zc. (Vergl. biefür auch Bd. I. ©, 76 ff.) 
Diejenigen, welche die organiſche Schöpfung durch eine 
unüberfehbare Kluft von der fogen. „todten Natur“ gefchieden an- 
fehen, baben immer das Leben in feiner höchſten Verklärung, und 
die Materie in ihrer fcheinbar tiefiten Unthätigfeit vor Augen... Bes 
trachtet man freilich einen Stein in der Ruhe, und ein Thier in 
Bewegung, dann fcheinen zwei verfchiedene Welten, eine des 
Todes und eine des Lebens vorhanden zu fein. Erwägt man aber 
die chemifchen und galvanifchen Erfcheinungen an den Stoffen, oder 
die Weltförper in ihrer Bewegung, ihrem Leuchten, den Wechfel 
in ihren Meeren u. Atmofphären zc., fo gelangt man bald zur Ueber— 
zeugung, daß in der ganzen Natur Allleben walte, ausgefprochen in 
verfchiedener Offenbarung, und man erkennt, daß die Begriffe einer 
belchten und todten Natur falfche nnd einfeitige feien. — Wir finden 
run, daß das, was man gewöhnlich organifches Leben nennt, 
nie an einzelne Stoffe gebunden iſt, fondern immer an eine ge- 
wife Kombination derfelben, wie denn die Pflanzenſubſtanz vor züg— 
Tich aus einer ternären Verbindung von Kohlenſtoff, Waſſerſtoff, 
Saueritoff beiteht, mit welchen in der Thierſubſtanz fich noch der 
Stidftoff zu einer quaternären Verbindung vereinigt. Da aber auch 
in einer Leiche, nicht zu lange nach dem Tode alle Stoffe und 
‘ihre abgeleiteten Verbindungen vorhanden find, und da im Reime 
. eines organifchen Weſens das Leben fchon befteht‘, ehe noch die viel- 
fachen in ihın vorfommenden fefundären Verbindungen gebildet wur— 
den, fo leuchtet ein, daß das Leben nicht das NRefultat des chemi- 
fchen Berhältniffes, fondern diefes eben Produkt und Ausdrud des 
Lebens fei. Aus denfelben Gründen kann auch das Leben nicht an 
ein Syitem oder Drgan (5. B. Spiralgefäße, Nerven,FHtrn, Herz) 
gebunden fein, weil es ſelbſt erſt diefe Syfleme und Organe erzeugt. 
Das Wefen eines Organismus, der Grund feinesg eigenthümlichen 
Seins, liegt in einer geifligen Geftalt, in einer Verſchmel— 
gung von Ideen zur Seeleneinbeit, die fich aus einem über, 
finnlichen Grunde mittelfi der Materie zum finnlich Wahrnehm— 
baren entwidelt. Freilich, ſteht einmal das Ganze zu feiner Biel- 
beit entfaltet vor unfern Augen, und es wird ein‘ zintegrivender, 
wefentlicher Theil (4. 8. ein twichtiges Eingeweide) verlest, ein 


132 Allgemeine. Naturgefhichte. VI. Bud. 


Stein aus dem fchönen Bau geriffen, fo ſtürzt das Ganze zufammen, 
weil es ſich in ohne die Idee diefes Theils nicht zum Ganzen hätte 
‚ entwickeln können. Zwifchen den verfchiedenen Syfiemen u. Organen 
-berrfcht eine präffabilirte Harmonie, eine urfprüngliche Be— 
ziehung; eben deßhalb il der Drganismus weder ein Aggregat nodh 
ein Mechanismus, obwohl, wie phyfifalifche und chemifche, fo auch 
mechanifche Kraftänßerungen im Organismus vorfommen, Der Dr 
ganismus iſt aus heterogenen Theilen zufammengefebt, welche 
doch zur Einheit -zufammenwirfen. Sie find defto zahlreicher, je 
höher der Drganismus ſteht. Man fann fie nicht trennen, ohne 
(wenigſtens für einige Zeit) feine wefentlichiien Eigenfchaften aufzu— 
heben. Sn der Mineralwelt hingegen iſt Theilbarfeit ohne Zerſtö— 
rung des Wefens möglich, weil jeder Theil die Bedingungen feiner 
Eriftenz nicht im Ganzen, fondern im fich felb hat, Bei den Kry- 
finllen werden durch die Theilung nur die morphologifchen Verhält— 
niffe aufgehoben, während die übrigen bleiben. — Sm Organis— 
mus fliehen auch alle Theile in einer fortwährenden lebendigen Gegen- 
und Wechfelwirfung, und er felbft Heht mit andern Drganismen 
und dem Naturganzen in ſtetem Verkehr: Verhältniſſe, von welchen 
fich bei den Mineralien nur ein Schatten findet, und die im lebten 
Hauptſtück näher erläutert werden. — In der organifchen Natur 
herrfcht ferner eine viel reichere Mannigfaltigkeit, als in der Mine— 
ralwelt, Die Zahl der auf dem Planeten, vorhandenen Pflanzene 
und Thiergattungen geht im die Hunderttanfende, und die der 
Mineralgattungen (freilich ein anders gearteter Begriff) erreicht 
faum den bundertfien Theil derfelben. Diefer Mannigfaltigfeit, der 
Formen entfpricht eine gleiche der Eigenfchaften und Kräfte, von 
welchen fich wohl alle in der Mineralwelt vorhandenen, obwohl häufig 
verändert und masfirt, bei den organifchen Wefen in Gemeinfchaft 
mit neu dazu tretenden finden. — In der Mineralwelt geht die 

» Befonderheit, die Tochter der Freiheit, die Sndividualität, größ- 
tentheils in der Gewalt der Maſſen unter, und fo iſt nur ein Fleiner 
Theil der irdischen Mineralmaffen- deutlich individualifiet, In der 
organifchen Natur fleigert fich die Individualität immer mehr 
und mehr, bis fie endlich zur Berfönlichfeit wird. 

Die allgemeine mechanifche Attraftion fich ſelbſt überlaſſen, bildet 
nach Vieth bloß Kugelformen, beim Weltförper, wie beim Thautröpf- 
chen; die chemifchen Attraftionen bilden ebenflächig begrenzte Körper, 
Kryfinlle. Diefe Formen gehören der Elementargeometrie an. Exit 
durch Zuſammenwirken mehrerer Kräfte entſtehen in der unorgan. Ma- 
terie Kugelfchnitte u. andere krumme Begrenzungen. Die organifchen 
Kräfte aber bringen im Gewächs- und Thierreiche weit mannig- 
faltigere Formen hervor. Außer der geraden Linie und dem Kreife 
zeigen fich bier eine Menge anderer Frummer Linien, deren. Gleichun- 


Bon d. fefundär. Organismen u, ihrem Leben überh. 135. 


gen und Konftruftionen der höhern Geometrie, zum Theil, fogar 
einer höhern, als wir kennen, angehören. V. meint übrigens, daß 
wir den Grund regelmäßiger Formen bei den Kryitallen und organi- 
ſchen Körpern nicht einfehen. Er glaubt auch nicht, daß es möglich 
ſei, z. B. ein menfchliches Profil geometrifch zu Fonftruiren, wohl 
aber manche minder verwidelte Formen. Die wellenförmigen Linien, 
welche in der organifchen Natur fo zahlreich vorfommen, nennt V. 
Eumaiden, die blattförmigen, birnförmigen und eiförmigen Eons 
hoiden, (Mufchellinien) und theilt von beiden Beifpiele ihrer 
Berechnung mit. (Gilberts Annal, 1816. 5iter Bd. ©. 226.) 

Scht man die Vergleichung zwifchen organifchen und anorgani- 
fchen Körpern auf die Struftur fort, fo findet man, daß die 
letztern ale Eryftallifiven können, viele zufammengefeßte nicht binäre 
organifche Materien hingegen nicht. Auch finden fich die binären in 
lebenden Drganismen in der Negel nicht kryſtalliſirt. Wenn die 
organifchen Subftanzen Organe- darftelen, fo nehmen fie wie die 
anorganifchen bei der Kryſtallbildung beſtimmte Lage, jedoch nad) . 
ganz andern Gefehen an. Beim Kryfkallifiven legen fih-nur Theilchen 
einer einfachen oder chemifc zuſammengeſetzten Subflang aneinander; 
in organifirten Theilen find aber auch Theilchen verfchiedener- Mates 
vien auf gefehmäßige Weife vereinigt. Diefelbe chemifch gleiche, 
kryſtalliſtrende Materie bildet auch immer kleine Theilchen von glei- 
cher Geſtalt und Kryſtalle vom felben Blätterdurchgang , deren For- 
men einem bejlimmten Syſtem angehören, Drgane bingegen aus 
chemifch gleicher Materie find häufig am Geftalt und Gefüge ganz 
verfchieden. (3. B. Knochen und Weichthierfchalen.) Sn der anor— 
ganifchen Natur befiben chemifch verfchiedene Körper nur felten die- 
felbe Kryitalform, da. hingegen Drgane bei Aenderung ihrer chemi— 
fchen Befchaffenheit im Aeußern ihre Form häufig behalten, (4. ®. 
Knochen und Knorpel.) Auch hängt das Kryftallifiven u. die Kryftall 
form weit mehr von der chemifchen Befchaffenheit der Eubflanzen 
ab, als die organ. Form, Die Kryftallmolefule haben ferner auch 
bei verfchiedenen Kryftallformen immer die gleiche Geſtalt, und wie 
die Spaltbarfeit zeigt, auch die gleiche Lage; bei den organ. Wefen 
ift dem ganzen Körper und deffen größern Organen fehr beflimmte 
Geſtalt und Lage, den Fleinern Theilen aber eine fehr veränderliche 
eigen. Die Geflalt des Körpers und der Hauptorgane hängt alfo 
nicht von der Anziehung der Molefule ab. Temperatur, Bewegung, 
mechanifche Körper ändern Form und Größe der Kryiialle leicht ab, 
während 5. B. das Kind im Mutterleibe, das bebrütete Ei, das 
Samenforn auch ziemlich ſtarken Einflüffen diefer Art leicht wider- 
fliehen, und auch die Nahrungsmittel der Mutter kaum Einfluß auf 
die Geflalt der Frucht äußern. Andererfeits bewirken in den Orga” 
nismen manche Umflände, deren flörende Kraft fich chemifch, phyfi- 


= 


134 Allgemeine Naturgeſchichte. VI. Bud), 


kaliſch, mechanifch nicht begreifen Täßt, im fich bildenden Theilen 
große Veränderung. (Bei Kaſtraten z. B. entwidelt fih der Bart 
nicht, der Kehlkopf nur unvollfommen; bei kaſtrirten Hirfchen ver 
fümmert das Geweih. Wird aber bei einem fich bildenden Kryſtall 
eine Ede abgefchnitten, fo übt diefes Feinen Einfluß auf die Geftal« 
tung der übrigen. Wenn bei einer Mißgeburt fich fein Herz bildet, | 
fo. entfichen hiefür eine Menge die andern verbindender Gefäße. 
Bei üppiger Nahrung verwandeln fih die Staubfäden durch einen 
Rüdfchritt zu einem untern Blatteyflus in Blumenblätter, und es 
entiichen gefüllte Blumen. So iſt eben der Organismus ein Syſtem 
einander durchdringender Sdeen.) Beim Kryftall wird die Mitte zu- 
erſt gebildet, bei Drganismen bilden fich häufig die neben einander 
oder ineinander liegenden: Theile gleichzeitig, und haben noch vor 
der Berührung eine ganz beffimmte Lage gegen einander. Sn den 
Kryitallen find die Höhlungen nur zufällig, in den Organismen nach 
Zahl, Lage u. Verhältniß beftimmt, und entſtehen in einer beſtimm⸗ 
ten Periode des Bildungsprogefies in der umgebenden Subſtanz. 
(Die Röhrenfnschen des Embryo bilden fich aus foliden Cylindern 
ohne Markhöhlen; die Gefäße entitehen wahrfcheinlich aus folider 
Subſtanz.) Die Kryitallmolefule haben nie gefrümmte Oberflächen, 
und die aus ihnen gebildeten Blättchen find auch nicht gefrümmt, 
fondern eben; die Molefule der Organismen find häufig ſphäroidiſch, 
linfenförmig, eylindrifch. (Die Blutkörnchen, welche beim Menfchen 
Yioo — oo“ meffen, find linfenförmig, und beflehben aus Kern u. 
Schale; die Chylusförnchen meffen Yago’, jene des Speichels 1400’; 
die. kleinſten Monaden noch unter Yaroo’’’. Die grganifchen Mole- 
tule find aber Feineswegs, die Atome im phyſik. oder philofophifchen 
Sinn.) Namentlich beitehen die thierifchen Körper aus einer Aggre— 
gation von Molefulen zu Fafern, Blättchen, Häuten. Die Kryitalle 
find viel vollfommener ſymmetriſch, als die Organismen; jene häufig 
in mehreren Axen, der menfchl. Körper z. B. nur in Bezug auf 
eine Fläche. Meberhaupt herrfcht im der anorgan- Natur geometr. 
Strenge, wie auch die regelm. Geſtalten der Wafferwellen, Schall» 
wellen, Klangfiguren ꝛc. beweifen. (Vergl. Hildebrandt’s Handb. der , 
Anatomie d, — Ate von E. H. Weber beſorgte Ausg, I. Bd., 
©. 116 ff.) 

In Nück ſicht er Genifhe Berbhäftniffe findet man, daf 
die Organismen Verbindungen enthalten, welche nur ihnen eigen- 
thümlich find, von tertiären z. B. Pllanzenfchleim, Stärfmehl, 
Zuder, Fett; von quaternären Kleber, Eiweiß, Faſerſtoff, Thier- 
fchleim. ‚(Außer den S. 131 genannten vier Grundfioffen fommen 
noch eine Menge anderer, doch bei weitem nicht alle der anorgan. 
Natur in ihnen vor. Ternäre Verbindungen in der unorgan. Natur 
And nur fcheinbar. Das ſchwefelſaure Kalt befieht zwar aus Kaltum, 


Bon d. fefundde Organismen u, ihrem Reben aberd. 138 


Schwefel, Sauerfioff, aber genau betrachtet ift es eine bibinäre 
Berbindung von Kalium u. Sauerftoff, dann Schwefel u. Sauerfloff.) 
Unfere egperimentale Ehemie vermag organifche Verbindungen wohl 
zu löſen, aber nicht darzuftellen. Die Mifchungsgewichte ferner 
zeigen in den anorgan. Subflanzen Feine fo einfachen Zahlenverhält« 
niffe, mie in den anorganifchen. Drganifche Körper beſtehen im 
Gegenſatz zu unorganifchen gröſttentheils aus verbrennlicher Sub 
ſtanz. Die Art der chemifchen Verbindung hängt in den unorgan, 
K. nur von der MWahlverwandtfchaft und befondern Beſchaffenheit 
der verbundenen Stoffe ab, in den organifchen wird jie durch die 
Lebenskraft beſtimmt. Wie beim Wachsthum von Kryftallen fich 
neue Schichten Fryflallifirender Subſtanz an die fchon vorhandenen 
legen, fo daß das Wachfen durch Superpofition gefchieht, fo er— 
folgt Wahsthum und Ernährung der Organismen in allen Punkten 
gleichzeitig durch. Intusſuszeption. 

Sn den bisher betrachteten Verhältniffen der Organismen und 
Anorganismen beitand mehr oder minder noc eine Berwandtfchaft 
zwifchen beiden, (denn auch die prganifchen Körper gehorchen den 
Gefegen und Kräften der Materie) welche eben eine Vergleichung 
noch möglich machte. Geht man aber zu den Funktionen u. Bro- 
zeſſen in Mineralförpern u. organifchen Wefen über, fo verſchwindet 
endlich alle Aehnlichfeit; die Dafeinszwede und alfo auch die Da- 
feinsform beider find gänzlich verfchieden. In der Mineralwelt Ruhe, 
Beharrlichfeit; in der organifchen beftändige Metamorphofe, Ent- 
fiehen und Sterben, Wechfel der Geſtalten bei bleibenden Typen, 
gegenfeitiges Vernichten. Die Mineralien, einmal gebildet, fönnen 
nur zerſtört Merden ; die fefundären Organismen prägen vor ihrem 
Vergeben ihrer Nachfommenfchaft noch ihren Typus ein, und leben 
in ihr fort. Den Mineralien tritt die Äußere Natur nur feindlich 
gegenüber, und zeritört fie almälig; den Drganisinen iſt ſie befreun⸗ 
det, und ſie können ohne ſie nicht beſtehen. In den Mineralien 
findet während ihrem« Daſein nur die allgemeine Wechſelwirkung der 
Materie und der Fosmifchen Kräfte flatt; ; in den Organismen wirfen 
Syiteme und Organe antagoniltifch gegen einander, und vielfache 
Gegenſätze regen fich noch in den kleinſten Molefulen; nicht bloß die 
äußere Natur erregt den D., fondern alle feine Theile erregen fich 
gegenfeitig. Dann ftehen aber auch alle Organismen untereinander 
in Zufammenbang, und wirfen auf das verfchiedenfte auf einander 
“ ein. Mineralien ſterben nicht, fondern werden nur zerfebt oder vers 
wandelt; Drganismen leben und flerben aus einem innern Grund 
nach Vollendung ihres Laufes, und während Mineralien nur chemiſch 
und phufifalifch zu zerflören find, Fünnen die Organismen, befon- 
ders die höheren, ‚ohne mechanifche; chemifche, phnfifalifche Einwir- 
fung: vernichtet werden, wenn jener innerſte, centrale, nicht räum- 


156 Allgemeine Naturgeſchichte. - Bud. 


liche, nicht förperliche Grund oder die Beziehung auf FIRE ver⸗ 
letzt oder aufgehoben wird, wie man z. B. bemerkt bat, daß Menſchen 
vor Schrecken oder Freude ſtarben. Vergl. über vorſtehendes Hauptſtück 
auch Schröder van der Kolk, J. 2. C., eine Vorleſung über den 
Unterfchied zwifchen todten Naturkeäften, Zebensfräften und Seele. 
A. d. Holländ. über. Mit einer. Vorrede von Dr. Albers. gr. 8. 
‚Bonn. 1836. Autenrieth, Anfichten über ri und Seelenleben. 
Stuttg. u. Augsb. 1836, 


BAT MH. Gauptftück. 


Ueber den Urfprung und die Entftehungsweife ber 
organifchen Reihe auf der Erde 


Sm erften Buch diefes MWerfes, Bd. I. ©. 122 wurden die 
fefundären Organismen alg finnliche Erfcheinung dreier verfchies 
dener Arten von Kraftwefen Pflanzen-, Thier-, Menfchenfeelen) 
bezeichnet, welche fich in die Materie verfenfen, und je nad) 
ihrer Art Leiber aus derfelben geftalten. Hiedurch wurde aber 
nur das Verhältniß-ausgedrüct, wie e8 jest, am Ziele feiner 
Ausbildung fich darftellt; denn alle Verfchiedenheit in der Natur 
ift aus einer Einheit, alle Ungleichheit aus der Gleichheit hers 
vorgegangen. Ferner geht das Geſetz der Metamorphofe durch 
die ganze Welt, und diefe ftellt nur einen unermeßlichen Drga- 
nismus dar, deffen einzelne Kategorieen von Wefen eben fo viele 
Stufen der Metamorphofe bezeichnen,‘ welche die Welt durchs 
laufen hat, wie 3. B. im Einzelnen Stängel, Blätter, Blüthe 
und Frucht einer Pflanze deren Entwiclungsperioden ausdrüden. 
Auch bei unferer Erde muß diefes fo fein, und die Weſen, 
welche und als gefonderte Reiche erfcheinen, waren in ihrem 
. Urfprung vereint, und find im Laufe der Zeiten aus einander _ 
getreten, wie die Blätter fi vom Stengel ablöfen, und über 
den Blattfreifen ſich Blüthenkreiſe entwickeln. 

Wo ſollen wir den Urſprung des organiſchen Lebens unſe⸗ 
rer Erde anders ſuchen, als in ihr ſelbſt? Nicht von außen iſt 
es auf fie gekommen, als ein Fremdes und Zufälliges; auf ihr, 


i Bon d. ſekundär. Drganismen u. ihrem Leben überh. 457 


aus ihr hat es fich entwickelt, als ihre Effloreszenz, ihr fchön- 
fter Schmuck, in Mebereinftimmung mit ihr bis in das Eleinfte 
Detail, als der legte, verflärte Ausdruck ihrer eigenthümlichen 
Art. Die Erde mit all ihren Lebensfräften, mit allen: Lebendi- 
gen, welche fie trägt, ift nur ein Molekul im Univerfum, und 
die ganze organiſche Schöpfung -ift das Produkt jenes Lebens, 
jener Entwicklungsfähigkeit, welche die fihaffende Allmacht in 
fie, wie in jedes Eingelwefen, bei ihrer Entftehung gelegt hat. — 

Jede Entwicklung ift aber nicht bloß in dem Einzelnen fich 
entwickelnden begründet, .fondern hat beftimmende Momente in 
der ganzen Umgebung desſelben. Es ift daher wahrfcheinlich, 
daß die Erfiheinung der fefundären DOrganifation der. Erde nicht 
bloß an deren eigenen Entwicklungsprozeß, ſondern an die Zeiten 
‚des Sonnenfyftemd überhaupt gefnüpft war, Denn da dieſes 
nad Bd, I. ©, 297 ein Drganigmus ift, deffen einzelne 
Glieder einen gemeinfchaftlichen Grund des Entfichend haben, 
fo. müſſen auch Vorgänge von fo ungemeiner Wichtigfeit, wie 
die Erfeheinung einer fefundären Drganifation, mehr oder minder 
von den Zeiten des Ganzen abhängen, ungefähr wie die Funftion 
der. Gefchlechtötheile ziemlich gleichzeitig mit allen Erſcheinun— 
gen der Pubertät im ganzen Organismus eintritt. Weder in 
der Erde allein, nod; im Sonnenfyftem, und deffen eigentlich 
Beftimmenden, namlich der Sonne allein, wird alfo die Be; 
fimmung des‘ Moments jenes Eintritts zu fuchen fein, ſon— 
dern in Allen zufammen. . Nicht, als wenn ich es für möglich 
hielte, hierüber etwas Gewiſſes feftzufeßen, obgleich an die 
Richtigfeit des Grundſatzes glaubend, fondern nur zur deutli- 
chern Erplifation des letztern, könnte man 3.8. vermuthen, daß 
‚die Drganifation der Erde dann auftrat, als der fonnennächfte 
Planet gebildet: war, und die Sonne ihrem jeßigen Umfang und 
ihr gegenwärtiges Licht erhielt. 

Bei Entftehung der Erde verfenfte fih in fi e ein Strahl 
des univerfellen Geiftes, und fie gewann dadurch die Mög— 
Tichfeit, einige Hauptftufen des Alllebens. in eigenthümlicher Art 
und Weife darzuftellen. Die verfchiedenen Stufen, welche ung 
jest ald Planet, ald Reich der Thiere, Pflanzen und Menfchen 
erfcheinen, ‚waren in der Urzeit in einer einzigen Subftanz und 


— 


438 Allgemeine Naturgeſchichte. VI. Bud. - 


einem einzigen Geifte verfchlungen, Nach den Geſetzen der Ent 
wicklung ſonderten fich die dem’ idealen Grunde und fomit der, 
Möglichkeit nach vorhandenen Geifterflaffen von einander, gleich 
Gedanken in der Menfchenfeele, welche zuerft chaotifch vermengt, 
ſich von einander befreien und Ioswiceln, und auf der Obers 
fläche der Erde traten num Moriaden organischer Weſen auf, 
während im Planeten nur, die ihn regierende Erdfeele zuriick 
blieb. Sene höhere Geiſtesrichtung, welcher die Organismen ent 
fprangen, ift aber nur der Erfcheinung nad), hronologifch, 
ein ſpateres, als die frühern Richtungen; der Idee nad), dia- 

Leftifch, war fie gleichzeitig mit jenen fchon vorhanden. Jene 
höhern Richtungen erfchienen zuerft als dunkle Träume in den 
niedrigen, dann befreiten fie fih aus ihnen — endlich feßte der 
Geift, individuell und perfünlich geworden, die Natur außer fich, 
und fchaute fie als fein Gegenbild an, mit welcher er urfprünglich 
Eine war, — Die Erde gleicht jet gleichham einem Baums 
- ftamm, der endlich in Blätter, Blüthen, Früchte ausbrach. Der 
Geiſt hat fich aus ihrer Maffe an ihre Oberfläche gezogen 
und ift aus allen Punkten derjelben hevoorgebrochen. An den 
Oberflächen wirfen alle Weltförper auf einander, dort Außern 
ſich die Fosmifchen Kräfte, und daſelbſt wird der Geift nicht von 
der groben Maffe erdrüdt. So ift jeder Weltförper gleichjam 
von einer aura vitalis, einer lebensſchwangern Atmofphäre ums 
geben, in welcher auch nach der Erfcheinung feiner Drganifation 
noch deren vorzüglichfte bewegende Kräfte liegen. — Der eine 
Geodämon theilte ſich in Myriaden Geiſter, wie wenn ein 
Strom ſich in Myriaden Arme theilte. Der Geift der Erde rang 
nach höhern Bildungen, und gab fein Ringen im Aufruhr aller 
Elemente fund. Wie Gedanken in der Menfchenfeele auffteigen, 
und fich in Worten, Bildern, Thaten ausfprechen, fo verkörper⸗ 
ten fich die Gedanfen Jenes, und wurden zu Einzelwefen. ‚Ein 
Theil derfelben mochte, fprühenden Funken gleich, auf den Zeu⸗ 
gungsheerd zurüdfallen, und in: der allgemeinen Gluth wieder 
untergehen, während andere aufwärts fliegen, und fic zu ſelbſt⸗ 
ſtandigen Flammen entzündeten. Alle ſtrebten, der Schwere 
entgegen, ſich vom Mittelpunkte entfernend, zur heitern Ober⸗ 
fläche empor zu ſteigen, wo der mütterliche Planet in freudigem 


Bon d. fefundär. Organismen u. ihrem Leben überb. 459 


Verkehr mit der Sonne fieht. Dort traten fie, erregt vom ber 
Lebenden Sonnenlicht, in Kampf mit den vielfach geftalteten 
außern Umftänden, und überkfeideten ſich, zuerſt Keime er- 
zeugend, mit förperlichen Hüllen, wie e8 die eigene Art und 
die Außern Verhältniffe erfoderten; anders in Waffer, Luft und 
Erde, anders in der Höhe und in der Tiefe, anders unter dem 
Aequator und unter den Polen. Indem fo die eigene Art und 
. die äußern Berhältniffe in eine urfprüngliche Webereinftimmung 
zu einander traten, entftanden die jet noch ftatt findenden zahl- 
loſen Konfonanzgen zwifchen den Sitten und der Lebensweiſe der 
Organismen einerfeits, und ihrem Wohnorte, ihrer Nahrung 
andererfeits. Die Erde und ihre Organismen find miteinander 
gedacht worden. — So ftrebten die Geifter der fefundären Orr 
ganismen frei zu werden, eigene Welten darzuftellen, und es ift 
ihnen in verfchiedenem Grade gelungen. Die einen wurzeln 
noch in der Erde, welcher fich gänzlich zu entreißen fie nicht 
vermochten, aber entwideln ſich doc; dem Waffer, der Luft, 
dem Lichte entgegen; die andern aber wandeln frei auf Erden, 
durch das Waſſer und die Luft, Alle aber find an die gemeinz- 
fchaftliche Mutter gebunden, welcher ihre Hüllen wieder anheim 
fallen; alle‘ auch von. der befebenden Sonnenfraft abhängig, 
“ohne die e8 ihnen nimmer gelungen wäre, Geftaltung zu ge 
winnen. 

Wie noch jeßt jedes organifche Wefen nicht urplößlich voll- 
endet da fteht, fondern aus unfcheinbarem Anfang zu feiner Fülle 
fich entfaltet, fo auch beim erften Entftehen. Es ift den Natur- 
gefegen gemäß, anzunehmen, daß alle Bildungen damit begonnen 
haben, womit fie auch jeßt beginnen und aufhören, mit dem 
Keime nämlich. Der Schooß der Erde war die erfte. Gebär- 
mutter, das große Ovarium des Thierr und Pflanzenreiches. 
Ohne Zweifel war die Oberfläche der Erde zu ihrer Beftimmung 
vorbereitet, — ihre Elemente waren aus ihrer Indifferenz aufs 
geftört, durcheinander gerüttelt, und gingen neue Gegenfäße und 
Kombinationen ein, Es mochte fich eine zur Organifation geeig- 
nete Urmaterie, ein Urfchleim aus den vier hauptfächlichften 
Stoffen der organifchen Wefen bilden, der aber für die geiftigen 
Primordien nur das materielle Subftrat wurde, wie es auch 
heute noch bei der Zeugung der Fall iſt. — 


110 Allgemeine Saturgefchichte. VL. Buch. 


Die organifche Natur der. Erde hat ſich fo geartet, wie fie 
ſich zufolge der eigenthämlichen Art: diefer arten‘ mußte. Wie 
man den Baum an den Früchten erkennt, fo erfcheint in ber 
organifchen Schöpfung der Erde innerfted Weſen, hervorgelodt 
aus ihren Tiefen durch dem Zug aetherifcher Mächte, eine Ver: 
mählung göttlicher und damonifcher Art darftellend, von etwas 
zweideutiger Beichaffenheit. Zwar: fann in der Natur von Gutem 
und Böfen feine Rede fein, welche nur im Reiche der Freiheit 
eintreten: aber doch find in ihr alle Kräfte, alle Phafen der 
moralifchen Melt gleichfam ſymboliſch vorgebildetz das Liebliche 
und Furchtbare, dad Schwache und Starke, das Schöne und 
Entfegfiche, das Milde und Graufame, erfcheinen in ihr fich 
ſelbſt unbewußt. — Alles ventftand durch ein inftinftartiges 
Wirken, durch einen plaftifchen Zrieb, auf Ahnliche Weife, wie 
der Leib des Menfchen ſich jeßt noch bilder, bis feine Seele eud- 
Lich ſich feldft gewahr wird. Daß aber der Geift, welcher fih 
bei der Erdentwiclung ihr gegenüber ftellt, und endlich ſich 
und. fie erfennt, der — der Menſchheit ſei, von 
ſelbſt klar. 

Dieſelbe Kraft hat die Luft, den Boden und ſeine Dr 
dufte hervorgebracht: Aus dieſer Identitat erflären ſich die oben 
erwähnten zahlloſen Beziehungen zwiſchen Klima und Wohnort, 
und den organiſchen Weſen. Darum hat ſich das Leben ſo arm, 
ernft und ſtill an den Polen entwickelt, während am Aequator 
ed in überftrömender Fülle gährt. Hieraus geht hervor, 
daß Pflanzen und Thiere Autochthonen, d. h. da ent- 
ftanden find, wo fie jeßt noch leben, ein Saß, welcher 
unten näher erläutert wird. 


Die hier entwidelte Anfiht über die Erzeugung brain 
Weſen it nicht mit andern zu verwechfeln. So feßen einige Natur. 
forfcher die Drganismen der Erde in ein Ähnliches Verhältniß zu ihr, 
wie es die Parafiten zu den Thieren oder Bilanzen, auf welchen fie 
leben, behaupten. (Sp Keferitein in f. Naturgefch. d. Erde Bd. 1. 
©. 119.) Diefe Anficht iſt aber falſch, weil die Parafiten ſt ets 
niedrigere Bildungen ſind, als ihre Träger, während die helles 
Reiche der. Erde höhere Entwicklungen darftellen. 

Andere (fo Buguoy in Iſis 1834, Heft 8, Raumer * 6. 96 
Schubert). ſprechen von einem inner» oder unterirdiſchen Bilden 


Bon d. fefundär. Organismen, ihrem. Leben überh. AA 


pflanzen» und thierähnlicher Geſtalten im Gegenfaß zu einem obere 
irdifchen. Die meiften Petrefakten hätten demnach nie auf der Erde 
gelebt, fondern feien als Verſuche der fehaffenden ‚Kraft im Erd» 
innern gebildet worden. Ein Schaffen diefer Art verhalte ſich zum 
fpätern oberirdifchen, wie Träumen zum nachfolgenden Wachen, — 
Euvier und Nöggerath haben bereits diefe Anficht befämpft. (Vergl. 
Ummwälzungen der Erdrinde, Bd. J. ©. 8, Bd. IL ©. 1.) Abge⸗ 
fehen von den von ihnen beigebrachten Gegengründen ſteht aber die 
felbe mit der Bhyfiologie in zu grellem Widerfpruch, als daß fie 
haltbar wäre. Wefen mit. beffimmten Organen, wie Braunfohlen 
mit Holzſtruktur, Conchylien mit Schalen, Wirbelthierfnochen ꝛc. 
können fich nur unter beflimmten, dem Leben nothwendigen Verhält- 
niffen, und in einer gefeßmäßigen Entwidlung erzeugen, Sie können 
wohl als Gedanfenbilder in der Erde oder dem Luftfreis vorhanden 
gemwefen fein, mußten aber, um real zu werden, ſich in Luft, Licht, 
Erde ſtufenweiſe entwideln Man kann daher Feinen Augenblick 
zweifeln, daß die —— Reſte xinſ wirklich lebender Organis⸗ 
men find. 
| ‚Die Erde hat fich nur an ihrer Sperfläche mit Organismen be 
dedt. Es giebt nur fehr wenige Pflanzen und Thiere niederer Klaf- 
fen, welche unter der Erde, in tiefen Höhlen, Bergwerfen u. f. w. 
vorkommen. In unterirdifchen Räumen, welche ganz frei von atmo+ 
fphärifcher Luft oder Waffer find, kommt wahrfcheinlich Fein organ. 
- Wefen mehr vor. Die Tiefe it ihnen feindlih, und fie gedeihen 
nur in Luft und Licht. 

Während die aus dem Erdgeiſte gefloſſenen Primordialfeelen der 
Pflanzen und Thiere, indem ſie ſich in Erde und Waſſer, oder in 
ſchon gebildete Thier- und Pflanzenkörper verſenkten, (wie z. B. die 
Varaſiten beider Reiche, und die in Pflanzen lebenden Inſekten,) 
die Fähigkeit hatten, unmittelbar aus den materialen Atomen, die 

fich in einer präsdisponirten fchieflichen Verbindung befinden muß⸗ 
ten, einen Leib zu bilden, vermögen dieſes die jetzt entſtehenden 
organifchen Seelen nur im Mutterſchooße. Man kann ſich vorſtellen, 
daß die erſten Thierkeime durch Nabelſchnüre mit dem Schleime des 
Meeres und der neuen Erde zuſammenhingen, und erwuchſen/ bis 
ſie allmälig erſtarkend, ſich von ihr losriſſen. 

Die Paraſiten find nicht etwa als „tertiäre‘ Drganismen zu 
betrachten , fondern nur als hronologifch fpätere, als diejeni— 
gen, auf welchen fie leben. Wären fie tertiäre Organismen, alfo 
aus der eigenthümlichen: ratur ihrer Träger fo hervorgegangen, wie 
die große Drganifation aus der Erde, fo fünnten feine parafitifchen 
Thiere oder Pflanzen auf mehrern andern oft fehr verfchtedenen 
Thier = pder Pflanzenſpezies zugleich vorfommen, wie es doch wirf- 
lich der Fall if. Der Epheu wie die Miftel leben aber auf fehr ver- 


419% Allgemeine Naturgeſchichte. VI. Buch. 


fchtedenen Bäumen; viele Eingeweidewürmer in fehr verfchtedenen 
Säugthieren und Vögeln (Distoma ovatum in Vögeln faſt aller Fa— 
milien, fogar im Eiweiß der Hühnereier; Strongylus trachealis Sieb. im 
Grünfpecht, Staar, der Mauerfchwalbe, dem Haushuhn zc.) ö 
Autochthoniſche Entflebung d. Organismen. Man findet 
unter gleichen Breiten, gleichen Klimaten häufig ähnliche Formen, 
wenn nicht befonders wichtige Amflände, wie fpätere Erhebung man 
cher Länder, feltenere oder öftere Meeresbedeckung, zu fehr abweichende 
Mifchung des Bodens, ganz eigenthümliche geognofifche Befchaffen- 
beit zc. Ausnahmen veranlaffen, wie z. B. Neuholland eine folche dar- 
fellt. Aus dem vorberrfchenden Einfluß, welchen vor geographifcher 
Lage, vor Meereshöhe ꝛc. die Temperatur auf das Pflanzenleben . 
äußert, erflärt fich die Nehnlichfeit der Alyenflora auf der ganzen 
Erde, und die Uebereinſtimmung der Polarfloren. Es wäre lächerlich 
anzunehmen, daß diefe Pflanzen alle an einem Punkte entiianden 
feien, und von da aus fich gerade fo gruppirt haben, wie es ihre 
eigenthümliche Natur erfoderte. Sie find an Ort und Stelle ent- 
fanden. Auch der Reichthum mancher einzelnen Punkte an Pflanzen 
oder Thieren erflärt fich ans der befondern Gunft der Umſtände, 
welche dort bei ihrer Entfiehung gewaltet haben. Daß die autoch- 
thonifche Entitehung fpätere Wanderungen von Pflanzen u. Thieren 
nicht ausfchließe, daß daher nicht alle Drganismen an allen PBunf- 
ten, wo fie fich seht finden, entfianden fein müffen, iſt von felbit 
klar. — Man fieht leicht ein, daß eine vollfommene Identität 
zweier Länder, welcher vollfommene Bdentität ihrer Produkte ent- 
fprechen fünnte, nirgends vorfömmt, weil fie nicht denkbar iſt. 
Wären auch zwei Länder geognofiifch ganz gleich, lägen fie unter 
denfelben Breiten der gleichen. Halbfugel, fo wären doch beide von 
ganz verfchiedenen Gegenden umgeben. Hiemit träte fchon eine 
mächtige Angleichheit der Entfernung vom Meere und großen Ge 
birgszügen, der Temperatur, der Feuchtigfeit, der berrfchenden 
Winde ze. ein, welche wieder entfprechende WVerfchiedenheiten der 
fefundären Organismen beider Länder herbeiführen würden, wie fie 
z. B. zwifchen Europa und Nordamerika beiteht. 
Sehr Wichtig find diejenigen unferer Species, von denen man 
behauptet, daß fie auch in Nordamerifa u. f. w. gefunden werden. 
Sch meine hier nicht jene, von welchen es theils wahrfcheinlich, 
theils gewiß ift, daß fie durch den Verkehr in fo weit entlegene 
Gegenden verflanzt wurden, fondern jene, welche ohne Zweifel 
autochthonifch dafelbft vorfommen. Man trifft nun bei diefen merf- 
würdige Verhältniffe. Betrachten wir, um ein Beifpiel zu wäh— 
len, die nordamerifanifchen Coleoptern, fo Fommen folche dort vor, 
welche gewiſſen Spezies bei ung entfprechen, obwohl fehr ver- 
fhieden von den unfrigen find. Andere find gewiffen Spezies bei 


* 


Don d. fefundär. Organismen u. ihrem Leben überh. 443 


ung fehr nahe verwandt». noch andere fait faum mehr von. den unfri- 
gen zu unterfcheiden, und die lebten fallen fo ganz mit eucopäifchen 
sufammen, daß man ſie ohne Bedenken für identiſch halt. So findet 
man in einer allmäligen Folge eine bedeutende Zahl von Formen, 
welche die nordamerifan. Eoleopterenfaune (und eben fo andere 
Reihen organifcher Wefen) der unfrigen Ähnlich erfcheinen laſſen. 
An Berpflanzung durch den Verkehr ift bei den meiften derfelben um 
fo weniger zu denfen, als man diefe. böchftens bei den fcheinbar 
ganz identifchen vermuthen könnte, welche aber eben durch jene Gra- 
dationen unmerklich in mehr und mehr verfchiedene übergehen, die 
am Ende nur noch eine Erinnerung an entfprechende Formen bei 
uns erweren. Dffenbar bat man es alfo hier mit einer organifchen 
Schöpfung zu thun, welche autochthonifch entitanden-und nur dars 
um der unfrigen fo ähnlich ift, weil ihre Entftehungsverhältniffe 
mehr oder minder verwandt Waren. 


II. hauptſtück. 


Ueber die primitive oder mutterfofe Zeugung, Gene- 
ratio originaria seu zquivoca. 


Literatur: Needham, nouv. observat. mieroscopiques elc. p. 191 
sg. — Wrisberg, observat. de animal. infus, satura, p. 82 sq- 
— Spallanzani, physik. u. mathem. Abhandl. 3te Abh. S. 128 
ff. — Terechowsky, de chao infus. Linn&i. Argentorati 1775: — 

Gruithuiſen, Fragmente zur Phyfiognofie u. Eautognofie. 
München 1812. — Morren, Essai pour determiner. l’influence de 
la lumiere sur lamanifestation et les developpemens des êtres vege- 
‚taux et animaux etc. Annal d. sc. nat. nouv. serie, Zoologie vol. 3. 
p- 5, 174, 224, vol. 4 p. 13, 142 sg. — Treviranus, Bin- 
logie, 8. 2. S. 264 ff. — Burdach, Phyſtologie er Bd. i. 
©. 8, 340, 461, 645. 


Wir glauben an die Betrachtung der — Erſcheinung 
organiſcher Weſen auf unſerer Erde jene über die jetzt noch 
ſtatt findende mutterloſe Zeugung niedriger Formen beider organi— 
ſcher Reiche anſchließen zu müſſen. Während. der Gegenftand 
des vorigen Hauptſtücks weſentlich der auf Analogie gegründe— 
ten Spekulation angehört, fällt jener des av) großen; 
RA in das Gebiet der Erfahrung. 


AAA llgemeine Naturgefchichte: VL Buch. 


Bekanntlich verfteht man unter muttertbſer oder uns 
gleichartiger Zeugung jene Entftehung Ichender Weſen, welche 
nicht von Individuen ihrer Art, fondern von fremdartigen. Kör⸗ 
pern ausgeht: Die Naturforſcher der aͤltern Zeit hatten die 
mutterlofe: Zeugung fehr weit ausgedehnt; Ariftoteles Ließ Die 
Yale aus verfaultem Moder entftehen, und bis auf Redi nahm 
man an, daß die Inſekten aus faulenden Subftanzen fich ent⸗ 
wickelten. Die Folgezeit befchränfte diefe Annahmen, und man 
erkannte allmälig, daß die vollfommenern Thiere und. Pflanzen 
fammtlich ihren Urfprung von Eltern ihrer Art nehmen. Harvey, 
deſſen berühmtes omne vivum ex ovo man viel zu weit audge- 
dehnt hat, indem derfelbe unter ovum auch alle feimfähige Sub- 
ftanz, auch den fogenannten Urfchleim verftand,. wurde in neuerer 
Zeit die Stüße Derjenigen,- welche Feinerlei ungleichartige Zeu— 
‚gung annahmen, ſondern alle lebenden Wefen aus Aeltern ihrer 
Art entftehen ließen. Im vorigen Jahrhundert wurde der Gegens 
ftand durch Spallanzani's, Wrisberg’s, Terechowsky's, Prieft 
ley's u. A. Beobachtungen wieder angeregt; im gegenwärtigen 
haben Treviranıs u. Burdach, (beide entfchiedene Anhänger der 
mntterlofen Zeugung) am beften die hieher gehörigen Wahrneh: 
mungen zufammengeftellt und unter ‚allgemeine Gefichtspunfte 
gebracht. Während Gruithuifen ſchon vor einigen zwanzig Jah: 
ven mit einer fchönen Reihe von Erfahrungen über Infuforien 
erzeugung die Annahme einer ungleichartigen Entftehung unters 
fügte, fehen wir fpäter Ehrenberg als deren entfchiedenjten 
Gegner auftreten. Diefer berühmte Beobachter glaubte durch 
feine fchönen, allbekannten Unterfuchungen über. Snfuforien und 
Entwicklung der Pilze ſich genöthigt, Cfaft ganz. alein) wieder 
auf die Seite der Gegner treten zu müflen >> 

Der Raum und Zweck dieſes Werkes geftatten — alle 
jene oft angeführten Gründe für und gegen die mutterloſe 
Erzeugung auf's Neue mitzutheilen, weßhalb wir ‚auf die oben 
angeführten Werfe verweilen. Wir bemerfen nur, daß vor dem 
Richterſtuhl der höhern Kritik i immer die für das Für bei weiten 
das Uebergewicht haben werden, um fo ‚mehr, als die Gründe. 
für das Gegen meift negativer Art find. Die Gegner fügen 
ſich nämlich auf den — daß noch Niemand die Entſtehung 


Bon d. fefundär. Drganismen u, ihrem Reben überh. 445 


eines Infuforiums aus formlofem Stoff wahrgenommen habe. 
Einmal fcheint es, daß man hieher gehörende Wahrnehmungen 
von DVorurtheil befangen, vielleicht abfichtlich von fich ftößt; 
dann möchte ich doch fragen: haben die Dviften denn auch fchon 
die Keime gefehen, aus welchen fi die eriten in einem Aufguß 
erfcheinenden SIufuforien und Algen entwicelten? So Tange 
diefed nicht der Fall ift, find wir keineswegs genöthigt, Die 
Lehre von der mutterlofen Zeugung aufzugeben; abgefehen von 
den Entozoen, welche befanntlidy die ſtärkſte GStüßb derſelben 
find, und deren Entftehung ohne Annahme einer ungleichartigen 
Zeugung gar. nicht zu erklären ift. 

Es gibt Fragen in. der Naturforſchung, welche ſo — * und 
zugleich ſo tief reichen, daß man (auch mit dem beſten Willen) 
der Erfahrung hiebei kein entſcheidendes, ſondern nur ein ber 
rathendes Urtheil einräumen darf. Die Frage über die ungleich— 
artige Zeugung ift um fo mehr eine von -Diefen, als auch bei 
ben denkbar genaueften Berfuchen doch immer noch Zweifel und 
Einwürfe gegen deren Genauigfeit übrig bleiben. — Nach unferer 
Anficht iſt auch noch jetzt eine Tendenz zur Drganifation vor 
handen, die allenthalben, wo eine gewiffe Prädifpofition der 
Materie ftatt findet, hervortritt, und zur Entftehung von Pris 
mordialfeelen Veranlaffung gibt. Diefe find gleichfam in der 
chaotifchen Lebensmaffe verfchmolzen, welche in aller organifchen 
Materie vorhanden it, und fcheiden ſich aus derfelben auf 
analoge Weiſe ab, wie die Primordialfeelen bei Entftehung der 
jeßigen organifchen Natur ſich aus dem Lebensgeift der Erde abs 
gefchteden haben. Die verfchiedenen Umftände find es, welche in 
Infuſionen die Ausfcheidung diefer oder jener Quotienten aus 
der allgemeinen Summe, hiemit das ‚Erfcheinen beftimmter 
Infuſorien oder Algen bewirfen. Daß feine neuen, fondern 
immer die gleichen Formen entftchen, iſt in denr präftabilivten 
Entwicklungsprozeß des Erdorganismus begründet, der ein ges 
regelter und beſtimmter, wie der jedes andern organiſchen Weſens 
iſt. Ohne von der in ihrer Eigenthümlichkeit begründeten 
Bahn abzuweichen, kann die Erde eben fo wenig andere Drgas 
nismen erzengen, außer den wirklich entftandenen und entftehenden, 
nn; —* B. ein Saugethier Federn. — Man fage nicht, es werden 

10 


- 


446 Allgemeine Naturgeſchichte. VL. Buch. 


in unferer Anficht an die Stelle der hypothetifchen Keime, von 
welchen ſich die Opiften alles erfüllt denfen, eben fo hypothetifche, 
aus der allgemeinen Summe des Lebens fich ausfcheidende organi- 
firende Seelen gefeßt; das ift eben der Unterfchied, daß diefe 
letztern nicht hypothetiich find, wie die erftern, und daß 
ihre Annahme die erfte Bedingung jeder Möglichkeit einer Ent: 
wicklung if, Das was alfo beim erften Anblik nur als ein 
Quid pro quo erfcheinen fönnte, gewinnt tiefe und feite Ber 
deutung, wenn ed im Zufammenhang mit unferer ganzen Naturs 
anfiht und mit den Pojtulaten der Entwidlungsgefchichte be 
‚trachtet wird. Der geregelte Gang der jeßigen Erdnatur, aus 
dem alle ftürmifchen Bewegungen verfchwunden find, wo alle 
Erfcheinungen in regelmäßiger Folge wiederfehren, wie Puls: 
fchlag und Athemzug, ift das Refultat gewaltiger Prozeffe, durch 
welche fich die ganze Thier- und Pflanzenwelt fo» geordnet hat, 
wie fie jett beſteht; Primordialfeelen höherer Drganismen koönn⸗ 
ten jetzt ſich nicht mehr Leiber geſtalten, weil deren Entwicklung 
zu lange dauert, und die Prädispofition des Planeten hiezu 
nicht mehr vorhanden ift. Anders ift es mit gewiſſen Fleinften 
Drganismen ded Thier- und Pflanzenreichd, deren Entwicklung 
befanntermaßen nur wenige Stunden oder Tage währt, und für 
welche ein bischen Schleim und Waffer in mäffig erwärmter 
Luft alle Erforderniffe find. Man laffe die Weltfräfte wieder 
aus ihrer Ruhe aufgeregt, den Planeten in dem gewonnenen 
Gleichmaß erfchüttert, feine Elemente noch einmal durch eins 
ander gerüttelt werden, und bald werden wieder fremdartige 
Ungeheuer aus der Erde auferftehen, jenen der fernen Vorzeit 
vergleichbar. Wie ein geregelter und reifer Drganismus bie 
Erzeugung von Parafiten verhindert, fo duldet der gegenwärtige 
Gang der Natur Feine Erzeugung auffallender und abweichender 
Produktionen. Anders ift ed mit einer, wie es fcheint, ziemlich 
beftimmten Anzahl, meift nur mifroffopifcher Organismen, für 
welche noch jeßt die Bedingungen der Erzeugung fatt finden. In 
diefem Fall find viele Infuforien, Cmeiftens Polygastrica) einige 
Afariden und vielleicht auch Entomoftrafeen, die Eingeweidewür⸗ 
mer und einige freifebende (Anguillula), vielleicht manche Diato⸗ 
meen und Bazillarien, eine Anzahl Mgen und Lichenen, wohl bie 


Bond. fefundär. Organismen u. ihrem Leben überh. 447 


meiften Pilze, aber Feine Phanerogamen und Kopfthiere. — 
Daß übrigens die mutterlofe Zeugnng um nichts wunderbarer 
fei, als die Erfeßung verlorener Drgane und Subftanz, oder 
die gefchlechtliche Zeugung, leuchtet von felbft ein — Daß 
manche. Thiere und Pflanzen fi durch Eier, Keimförner und 
Sporen fortpflanzen fünnen, ohne daß fie felbft aus folchen ent» 
ftanden fein mußten, ift um fo wahrfcheinlicher, als mehrern 
Organismen auch fonft, der Erfahrung gemäß, verfchiedene Forts 
pflanzungsweifen eigen find. 

Bei den niedern organifchen Weſen treten metamorphifche 
Prozeſſe ein, Cbei den Kichenen, bei der Prieftley’fchen Materie find 
fie vollfommen erwiefen,) wodurch Uebergänge verfchiedener For- 
men in einander und des Pflanzen- und Thierreichs in einander 
vor fich gehen. Nach fremden und eigenen Unterfuchungen kann 
ich keineswegs an jene Feltigfeit der Formen bei den in den Auf: 
güffen erfcheinenden Infuforien und Algen glauben, welche ein 
großer Beobachter der neueften Zeit fo beftimmt verbürgen will. 
Solche Ummwandlungen find indeß wenig wunderbarer, als die 
bei der Entwicklung jedes Organismus ftatt findenden, und viel 
gemeiner, als die bei den monftrofen Bildungen der Pflanzen 
und Thiere eintretenden. 


Wenn man die allerverſchiedenſten thieriſchen und vegetabiliſchen 
Subſtanzen mit Waſſer übergießt, To erzeugen ſich nach 24 — 48 
Stunden (fonft auch im Freien vorfommende) Infufionsthiere oder 
fryptogamifche Pflanzen in der Snfufton, welche, gleich ihren Kei- 
men, früher weder in den Stoffen, noch im Waffer wahrnehmbar 
waren, Sie erfcheinen auch, wenn man die Stoffe zuerft ausglüht, 
und fie mit deftillirtem Waffer übergießt, — vorausgefekt, daß etwas 
Luft in die Infuſion mit eingefchloffen wurde. Se zerfeßbarer jene 
organifchen Stoffe find, deito leichter, entſtehen Anfuforien; immer 
muß jedoch die Fäulniß begonnen haben. Gruithuifen will auch die 
Entiiehung von Snfuforien in Aufgüfen von Granit, Kohlenblende, 
Mufchelmarmor beobachtet haben, Burdach ſah aus Dammerde 
Prieſtley ſche Materie und Hnfuforien, aus Marmor fchleimige 
Subflang mit Fäden, aus Granit Priefiley’fche Materie mit Con— 
fervenfäden entfliehen. — Immer muß eine gewiffe Menge Waffers 
vorhanden fein, wenn Snfuforien entfliehen folen; bei zu wenig 
Waſſer bilden fih Schimmel, mifrosfopifche Algen oder Briefiley’fche 
Materie. Ach Habe aber bei fehr vielen Anfufionen bemerft, daf 


148 Allgemeine Naturgeſchichte. VI Buch. 


auch bei viel Waffer und den günſtigſten übrigen Umſtänden feine 
Infufprien entſtanden, oder die vorhandenen fchnell ausflarben, oder 
ſich metamorphofirten, wenn die Infuſton farfem Sonnenlicht aug- 
gefebt wurde, Gie wurden dann allmälig grün, agglomerirten fich; 
die farbloſen oder Tividen mikroſkop. Alpen färbten fich ebenfalls 
grün, und bald nahm die ganze Drganifation im Aufguß vegetabilis 
fchen Charakter am. 

Die erite merfbare Veränderung. in einem. Waſſeraufguß auf 
organiſche Subſtanzen beſteht (etwa nach 16 — 24 Stunden) in Ent- 
wicklung von Suftblafen aus der infundirten Subſtanz. Dann trübt 
fich das Waſſer, die Subſtanz lockert fich auf, zerfezt fih, und es 
bilden fich als neues Erzeugniß entiveder Häute an der Dber- 
Täche, oder fchwimmende Floden, oder ein Niederſchlag in der 

Tiefe, Nach Umſtänden entſtehen nun Prieſtley ſche Materie, Schim— 
mel, Algen oder Infuſtonsthiere. 

Die fogenannte Prieſtley'ſche Materie entficht am Teichteften 
in Aufgüſſen von Brunnenwafer auf verfchiedene vegetabilifche und 
thierifche Stoffe, In diefen Feigen nach ein paar Tagen Luftblafen 
auf, und es bildet fich eine grünliche Krufte, die aus Schleim und _ 
verſchiedenen Infuſorien und Algen gebildet iſt. Die Kruſte wird 
immer dicker, nach ein paar Monaten zu einem erhärteten grünen 
Schleim. Schon Ingenhouß behauptete, daß nach Verſchiedenheit 
der infundirten Subſtanzen die Thierchen verſchieden ſeien, und daß 
auch dieſelbe Subſtanz nicht immer die gleichen Thierchen gebe. Nach 
Meyen und Unger beſteht die grüne Materie vorzüglich aus drei 
Algen; Protococeus viridis Ag:, (wofür fie halbrichtig die grünen Kör— 
ner von Ingenhouß und Prieitley halten, die doch. thierifche Be- 
wegung äußern,) Lyngbya-muralis Ag. u. Ulva terrestris Roth, welchen 
nad) Kützing noch mehrere Fadenalgen beizuzählen find. Diefe Natur— 
forſcher faſſen aber den Begriff der Priefkley’fchen Materie zu eng; 
Thon Schranf hat (Fauna boica Bd. I.) 6— 8 Thier- und Pflanzen» 
gattungen angegeben, welche fie darstellen. Ingenhouß glaubte in ihr 
einen wahren Mebergang vom Thierreiche zum PBflangenreiche und von 
diefem wieder zu jenem zu gewahren. Daß Enchelys pulvisculus grüne 
Materie bilde, babe ich öfter bepbachtet. Die Regenwafferpfüßen in 
der Nähe im Bau begriffener Häufer Münchens erfcheinen häufig 
grünlich, am ande ſchön grün gefärbt; unter dem Mifroffop zeigte 
jeder Tropfen eine bedeutende Individuenzahl jener Infuforiengat- 
tung. Nachdem das Waſſer einige Zeit im Zimmer geflanden hatte, 
beobachtete man, daß Die fpindelförmigen Leiber der Thierchen fich 
in Rugeln zufammenzogen, vegungslos zu Boden fielen, und fich 
agglomerirten. — Kübing ſah Monas ‚pulvisculus am Nande von 
Pfützen grüne Meberzüge bilden, Meyen ſah aus den grünen Maffen 
der Protococeus⸗Bläschen (oder vichtiger der Monas pulvisculus) nach 


= 


\ 


Bon d, ſekundar. Organismen u. ihrem Reben überh. 149 


einiger Zeit Fäden entitchen, die aus Reihen folcher Bläschen be— 
fiehen, fpäter von Schleimröhren umhüllt wurden, und fo die Lyngbya 
muralis bildeten. Dach Unger entfichen aus jenen Maffen auc 
Flächenbildungen, Membranen, die eben Ulva terrestris find. — Sn 
den dem Sonnenlichte entzogenen Aufgüſſen erzeugen fich in der ans» 
fänglichen terturlofen Schleimmaſſe zuerſt nur farblofe Kügelchen, 
und aus dieſen ungefärbte, wieder mit eigenen Namen belegte Fäden, 
die aber ficher ne wegen Lichtmangel ungefärbt, und mit den ge- 
färbten identifin find. — Nach Treviranus fprechen die allgemeine 
Berbreitung diefer niedern Thier- und Pflanzenformen, ihr fchnelles 
Erfcheinen in Infufionen, an feuchten Wänden, Mauern, fo wie 
ihre Verwandlungen unbedingt für mutterloſe Entſtehung aus den 
zerſetzten Subſtanzen, und gegen das Daſein von Keimen, wogegen 
andere aus.der Kleinheit diefer Keime für ihr allgemeines Vorhanden— 
fein und ihre Verbreitung folgern, Die erfahrungsmäßige Ausmitte— 
lung der Wahrheit gehört übrigens zu den fchwerften Aufgaben, 
Die Bildung der Schimmelarten geht vorzüglich leicht an 
feuchten, dumpfen Orten am Ende des Sommers und Anfang des 
Herbites von ſtatten. — Vauquelin blies einft auf gelbes aus der 
Leber des Kochen erhaltenes Del 12 Stunden nach der Ertraftion. 
Hiebei entſtand eine weiße undurchfichtige Haut, welche fich im kleine 
Blättchen theilte, und mit dem Del vermifchte. DB. hielt fie "ir 
Waſſer, durch das Ausathmen erzeugt. Jedes Wafferfügelhen ni ze, 
obſchon durch das Del vor der Luft geſchützt, mit Byssus septica über- 
zogen. Woher famen deffen Samen? Sn der durch Zalglichter . 
4800 oft erleuchteten Höhle bei Glücksbrunn fand Köcher- allen ab» 
gefloffenen Talg in weißen, lodern, beim Zerreiben keineswegs fetti- 
gen Schimmel verwandelt. Neynier fah den Lichen radieiformis aus 
dem Holze in den Bleibergwerfen von St. Marie in allen Weber» 
gängen fich bilden. Sch ſelbſt Habe auf abgehauenen Baumſtöcken 
in Wäldern öfters herausgequollene Mafen von gallertartiger Flüf- 
figfeit angetroffen, die fo genau das Anſehen gewiffer Pilze hatten, 
dag man fie fich nur weiter erflarrt zu demfen brauchte, um folche 
darzuftellen. Treviranus fah Kugelpilze fich aus Gallerttropfen auf 
‚dem Schimmel einer Infuſion bilden. Die Fünftliche Erzeugung der 
Champignons aus Pferdemift ift befannt. Staub- und Fadenpilze 
bilden fich im Innern oder unter der Oberhaut von Pflanzen, fogar 
in thierifchen Organen. Sm Spätherbite 4834 traf ich Hier in Bern 
fehr häufig Schimmel im Berifarpium der Mepfel; fehr gewöhnlich 
findet man dergleichen in .Wallnüfen; Bifchoff fand Schimmel im 
Innern eines Muskatnußkerns. Derfelbe ſah auch eine Lage zum 
Drocknen ausgebreiteter Frifcher Bohnen in einer Sommernacht 
mit- Mucor nigrescens Schum. bedeft werden. — Sch hatte mir vor 
Sahren einen von den gewöhnlichen abweichenden Dbieftenfchieber 


150 Allgemeine Naturgefchichte. VI. Buch. - 


zur Beobachtung Fleiner Thiere, befonders der Afariden und Ento- 
moftrafeen konſtruiren laſſen. Jedes Glas desfelben ſtellt ein Kugel 
fegment dar, aus deffen Planfeite das Segment einer Fleinern Kugel 
berausgefchliffen ift. Wenn man nun Die genau und feingefchliffenen 
Planfeiten auf einander bringt, und den Drabtring darauf Flemmt, 
fo entficht im Innern der Gläferpanre ein linfenförmiger, hermetifch 
gefchloffener Raum, der viel Eleiner iſt, als die Gläfer ſelbſt, und 
den Vortheil gewährt, daß man in ihm eingefchloffene Thiere ſtets 
im Gefichtsfeld behält, während fie in gewöhnlichen DObjeftenfchiebern 
fich gegen die Faffung begeben, und dem Auge entziehen können. 
In ein folches feit »gefchloffenes Gläferpaar waren ein paar Larven 
von Psocus pulsatorius (Bücherlaus), in das andere ein Cyclops quadri- 
cornis gebracht worden. Die Thiere wurden vergeffen und farben 
im Schieber, per erft nach ein paar Monaten wieder nöthig wurde. 
Um die Psocus war ein Pilz entitanden, der fih in 10 — 12, 21 
langen Fäden im Schieber ausbreitete; um den Cyclops fand fich ein 
Haufen fehr Fleiner Körnchen, die ganz nahe an feinem Leibe fehr 
dünn, in der Entfernung von etwa 157 fehr dicht und dann allmä» 
lig zerſtreut lagen; gerade als wenn das Ganze durch Ausiirah- 
lung vom Leibe des Cyclops aus fo angeordnet worden wäre, — Daß 
bei der Entfiehung des Mutterforns fich- der Eimweißförper in den 
parafitifchen Pilz verwandte, ift wohl nicht zu bezweifeln. — Auch 
vhanerogamifche Pflanzen fah man unter Umſtänden erfcheinen, die 
ihr Entitehen aus Samen mindeitens fehr wunderbar machen. Frei⸗ 
lich Fönnen manche Bflangenfamen Sahrhunderte lang unter der Erde 
liegen, ohne ihre Keimfähigfeit zu verlieren, fo wie das plöhliche 
Auftreten mancher Gattungen in ungeheurer Menge auch durch ihnen 
befonders günſtige Bahresfonftitution begreiflich würde. — Meyen 
und Trattinif behaupten auch, daß die Schmarokergemwächfe (welche 
fie für Afterpflanzgen und vegetabilifche Seren erklären) ohne Samen 
aus den Wurzeln anderer Pflanzen bervorwachfen, wogegen Bifchoff 
fih auf Verfuche beruft, nach welchen Viscum, Cuseuta, Orobanche 
aus Samen auffeimten. Diefelben würden indeß eben fo wenig 
gegen die-mutterlofe Entftehung entfcheiden, als die Wahrnehmung 
von Eiern und Keimmaffe bei einmal entſtandenen Infuforien. 

Das Erfcheinen der Infuſorien in einem Aufguß wird durch 
die Bildung des Infuforienfchleimes angefündet, welcher fich meiftens 
an ihrer Oberfläche als Infuforienhaut-fammelt. Mit der fort 
dauernden Zerfehung und Gährung der Subſtanz entfliehen immer 
mehrere, mit ihrem gänzlichen Aufhören verfchwinden auch die In— 
fuforien, von welchen nach meinen Beobachtungen gewöhnlich mehrere 
beſtimmte Gattungen auf einander folgen, jo daß Monaden gewöhn- 
lih den Anfang machen, dann Gattungen der. Sippen Colpoda, 
Triehoda, Enchelys folgen, welchen fich, befonders leicht bei animali- 


Bon d. fefundär. Organismen u. ihrem Leben überh. 441 


fchen Aufgüfen, Paramecium Aurelia beigefellt, während auf der 
böchften Stufe der Gährung die Fleinen Vibrio lineola, undula, rugula, 
spirillum (manchmal in unermeßlicher Menge) erfcheinen. Die Sn- 
fuforienhaut (in welcher man öfters Kryſtalle findet) beſteht aus 
Schleim, in dem fich ungleiche ovale, ſphäroidiſche Körnchen bil- 
den, welche fih zu Infuſorien entwickeln. Sch babe diefen Prozeß 
oft beobachtet, und kann nicht an der Wahrheit des Hergangeg 
zweifeln. — Unter vielen Fällen feien nur einige wenige näher an— 
gegeben. Waffer, mit Lemna, Potamogeton, Chara, welches im Mai 
1836 aus dem Can feltenen Snfuforien reihen) Gümmliger Moore 
bei Bern gefchöpft war, und einige Wochen vor dem fonnigen Feniter 
geftanden hatte, zeigte folgende Erfcheinungen. Nachdem die Pflan- 
gen in ihm verwest, und die urfprünglichen Snfuforien. geftorben 
Maren, erzeugten fich nach beendigter neuer Snfuforiengährung feine 
Eonferven, mit äußerfi zarten Yzo — Y4oo’’’ breiten, fpangrünen pder 
blaulichen Fäden, mit fehr eng aneinander ſtehenden Scheidewänden. 
Zugleich erfchien eine bräunliche Haut an der Oberfläche der Snfufion, 
welche fich fellenweife im Sonnenlicht grün färbte. In Tropfen aus 
dem Aufguß ſchwammen fehr häufig Frustulia ulna Kütz. (nicht 
Nitzſch), Volvox morum Müll., Gonium pectorale Müll., Monas pul- 
visculus Müll. Anterfuchte man die Haut, welche durch öfteres Her- 
ausnehmen von Tropfen in Stüde zerriffen wurde, nun genauer, 
fo fand man, daß jene Gegenden, welche ganz an der Oberfläche des 
Waſſers waren, zuerfi ergrünten, während die andern Stellen, fo 
wie die in ihnen enthaltenen deutlichern und undeutlichern, fich als 
mälig aus dem GSchleime ifolirenden Körnchen noch braun waren. 
Almälig nahm das Grünmerden zu, mie die übrigen Stellen über 
das Waſſer hervorfamen, bis nach einigen Wochen (3. Juni) der 
ganze Aufguß von einer grünen ulvenartigen Haut bedeckt war, die 
unter dem Mifroffop aus einer ungeheuren Anzahl. folcher grünen 
fphäroidifchen Körnchen befand, welche aber immer unbeweglich 
waren, fo lange fie in der Membran fledten. Die ausgebildetern 
Stellen diefer zeigten die Körnchen dichter gedrängt, und zugleich 
beffer ifoliet; die Körnchen im weniger fortgefchrittenen Stellen er- 
fhhienen agglomerirt und unförmlich in allen Graden, bis zur gänzli— 
chen Geftaltlofigfeit und Gleichartigfeit der Membran. Man fonnte 
die Entwidlung der Körnchen in allen Abfiufungen ſehen; wie fie 
fich als Keimmaffe, als Sporen in der Membran bildeten, allmälig 
animalifche Belebung empfingen, zu zittern begannen, fich vom 
Scleime losriffen, und endlich als Monas pulvisculus Müll. 
berumfhmwammen. Es ſchien, doch bin ich deſſen nicht gang ges 
wiß, daß verfchiedene Arten der gegenfeitigen Lage, dadurch modifi- 
zirten Anziehung und hieducch bemirften Vereinigung einzelner 
Exemplare der M. pulvisculus, die verfchiedenen Geſtalten hervor- 


452 Allgemeine Naturgefchichte. VI Bud). 


brachten, welche man unter dem Namen Gonium zeagula; Gonium 
volvocinum mihi (Müll, anim. inf. tab. 46, £. I. pr 4415 Müller be 
trachtet es wie ich glaube, mit Unrecht, als ein Gonium pectorale, 
welches fich vermehren will, und fagt, daß jeder der 16 Haufen aus 
46 Kugeln beftehe,) Volvox morum Müll. fennt,. alle aus: denfel- 
ben in verfchiedener Art vereinigten Kügelchen gebildet waren. 
Volvox morum ſah man indeß bereits in den Membranſtücken unaus- 
gebildete und unbewegliche Exemplare fteden. Bon ihnen bis zu den, 
frei herumfchwimmenden Exemplaren, wo die einzelnen Kugelagglo- 
merate aus einander getreten find, und die glashelle, nun ausge 
dehnte, fehr zarte Schleimhülle fichtbar wird, Fonnte man ebenfalls 
alle Zwifchenfiufen verfolgen. — Euglena viridis Müll. Ehrbg. fah ich 
aus einer ‚grünlichen Keimmaffe ſich entwickeln, die aus Sndividuen 
der. verſchledenſten Größe bis. hinab zum zarteſten gefialtlofen Schleim 
beftand.. Sie ſteckten vertifal im Schleime, fo daß fie dem Auge 
ihren Längsdurchmeſſer zukehrten, und daher rund erſchienen. Eines 
der größern am meiſten belebten Individuen ſah ich in dieſer 
Stellung ſich lange auf demſelben Punkte um ſich ſelbſt drehen (ver— 
muthlich um ſich vom umwickelnden Schleime zu befreien); endlich 
ſtellte es ſich horizontal, und ſchwamm fort. Von Zeit zu Zeit be— 
gab ſich ein anderes reifes Individuum aus der vertikalen im die 
horizontale Stellung, um dann fortzuſchwimmen. Die kleinern be— 
ſonders waren mehr oval, die keulen-ſpindelförmige Geſtalt kam 
mehr den größern zu. Manchmal geriethen einzelne ganz kleine In— 
dividuen in zitternde ruckweiſe Bewegung, in der ſich die thieriſche 
Belebung ausſprach. — Nachdem in einem der ‚Gläfer mit Enchelys 
pulvisculus (vergl. ©. 148) diefe geftorben, fich in Kugeln zufammens- 
gezogen u. agglomerirt hatten, erſchien häufig Hydatina senta Ehrbz., 
von der früher feine Spur, vorhanden war. Aus Eiern haben fich diefels 
ben gewiß nicht entwidelt, obwohl die nun vorhandenen die. mir 
wohlbefannten (mit Flimmerhäärchen befesten) Eier legten. — Sn 
faulenden Snfufionen ſah ich unter gewiſſen Umſtänden öfters ein 
feines, fehr lockeres Gewebe von durchfichtigen, glashellen, gleich— 
dien Fäden entitehen, welche Cabgefehen von der Länge) vollkom— 
men gewiffen Vibrionen Müllers, namentlich V- bacillus und rugula 
gleichen. Es iſt um fo wahrfcheinlicher, daß dieſelben, befonders 
V. bacillus durch Zerreißen diefer Gebilde in Stücke entitehen, nach— 
dem die animalifche Belebung derfelben weit genug fortgefchritten if, 
als man Gewebe und Bibrionen gleichzeitig findet, und als deren oft 
zufammengeftücte Individuen bei gleicher Breite fehr verfchieden lang 
gefunden werden. Scheidewände fonnte ich in diefen Fäden, welche oft 
bis o“ lang find, bei Yoo’’! Breite, nicht bemerfen. — In den 
erften Tagen des Juni 1833 entitand in drei verfchiedenen Infuſtonen 
zugleich Vibrio lineola Müll. Die Form desfelben wich in einem der 


Bon d. ſekundar. Organismen u, ihrem Reben fberh. 453 


Aufgüffe darin von der der andern ab, daß die Vibrionen hier Fürzer, 
dicker und weniger fchnel waren. Aber in allen drei Aufgüſſen ent- 
fanden die Vibrionen unmittelbar aus der infuforielen Haut, welche 
fich ganz in fie auflöste, was id) mit einem ganz vorzüglichen, der 
kön. Afademie d. W. in München gehörigen, mit fombinirten Ob» 
-jeftiven verfehenen Inſtrumente Fraunhofers unter 266 u. Aoomal. 
Vergr. auf das klarſte und beſtimmteſte beobachtete. 

Morren bat in neueiter Zeit eine, große Neihe von DVerfuchen 
über den Einfluß des Lichtes auf die Erzeugung der Snfuforien und 
niedern vegetab. Formen angeftellt. Er will gefunden haben, daß troß 
der Verfchiedenbeit der äußern Einflüffe, das Wefen und die Charak— 
tere der Gattungen immer diefelben blieben, und nur die Erfcheis. 
nungszeit, die Zahl der Individuen, und die Vereinigungen, welche 
diefe bilden, hievon betroffen wurden. Die Snfufgrien hätten fich 
im rothen, gelben, orangefarbenen Lichtitrahl gerade fo, ohne die 
mindeſte Abweichung in ihrem Baue entwidelt, wie im ungetheilten 
Licht. Mit aller Abänderung der Einflüffe hätte er nie neue Spezies, 
nicht einmal Varietäten, fondern immer nur die längit befannten er» 
halten fönnen. Es feien nur die äußern Bedingungen, welche die Ent» 
wicklung bald diefer, bald jener Gattungen organ. Wefen erlauben, 
welche dann erfchienen, u. die der anderen verhindern. M. glaubt 
daher, allenthalben verbreitete Keime annehmen zu müſſen; wenigſtens 
gehe alles fo vor fich, als wenn diefe Keime (deren Dafein er freilich 
nicht direkt beweife) wirklich vorhanden wären. (Annal, d. scienc. 
nat. Nouv, ser. Zoolog. vol. 3. p. 5, 174, 224. vol. 4, p. 13, 142 sq.) 
Jedermann muß der Widerfprusch auffallen, in welchen M. geräth. 
Er räumt nämlich einerfeits den Außern Bedingungen die Macht ein, 
das Erfcheinen gemwiffer Spezies gänzlich zu verhindern, während er 
auf der andern Geite denfelben nicht den geringiien Einfuß auf 
Geitalt und Bau geftattet; eine Vorausfehung, welcher die allbe> 
fannten Flimatifchen Einflüffe und daraus entfiehenden Form- und 
Strufturänderungen gänzlich widerfprechen. Zugegeben aber, daß 
M.'s Beobachtungen richtig feien, fo folgert aus ihnen noch Feines» 
wegs die Exiſtenz von Keimen. J 

Die mutterlofe Erzeugung der Eingeweidewürmer if vor- 
‚züglich durch Rudolphi (Entoz. hist. nat. tom. I. p. 375 6q.) u. Brem— 
fer (über lebende Würmer im leb. Menfchen) eriwichen-worden. Sie 
fommen nur in lebenden Thieren vor, und find an eine oder mehrere 
beſtimmte Spezies derfelben gewiefen. Eine Hebertragung von den 
Eltern her, welche manche annehmen, fchlieft die größten Wider 
fprüche im fich, und iſt unzuläſſig. Sie entiichen an Orten im 
thierifchen und menfchlichen Körper, (fogar in andern Entozoen) 
wo mit organifcher Eubitanz gefchwängertes Waffer, atmofphärifche 
Luft und Gafe fi finden; am häufigiien im Darme, wo Zerfegung 


454 Allgemeine Naturgefchichte. vi. Bud). 


und Entmifchung am ſtärkſten it, aber auch fonft an den verfchiedenften 

"Stellen, vorzüglich wo üppige Maffenbildung und gefunfene Einheit 
der Lebensthätigfeit vorhanden ift; häufiger bei Kindern, Franfhaften 
Berfonen ꝛc.; im Thierreiche wieder vorzüglich in folchen Klaffen, 
in welchen das plaftifche Leben über das irritable und fenfible vor- 
herrſcht, wie in Mollusfen und Fifchen. Wo Eingemweidewürmer er» 
fcheinen, zeigt dieß an, daß lebende Potenzen der Herrfchaft des 
Träger-Drgamismus, der fie nicht vollfommen zu beherrfchen vermag, 
entfliehen, und eigene Geſtalt gewinnen. Die Entftehung der Sperma- 
tozoen erfläre ich mir dadurch , daß der reife Same bereits ein dem 
Organismus fremdes geworden ift, und deßhalb eigenthümliche 
Bildungen darzuftellen beginnt. — Sogar aus dem Unterreich der 
Thoracozoa fcheinen manche Spezies auch durch mutterlofe Zeu— 
gung zu entſtehen. Die Krätzmilbe (Sarcoptes scabiei) welche in der 
Subſtanz der die Krätzpuſtel bededenden Oberhaut lebt, findet fich 
häufig bei Schneidern und Tuchmachern, und ihre Entitehung fcheint 
daher mit der Reizung in Berührung zu ſtehen, welche Wolle und 
wollene Stoffe auf die Haut ausüben. — Nitzſch fand Sarcoptes sub- 
cutaneus {m Innern lebender Vögel, unter der Haut, in dem über 
die Bruft verbreiteten Luftraume in großer Menge, was eine Mit- 
theilung von auswärts siemlich unmahrfcheinlih macht. — Die 
Läufe ferner. ftehen in einem ähnlichen Verhältniß zu den Geſchö— 
fen, welche fie bewohnen, wie die Entozoen. Kinder befommen 
gewöhnlich Läufe, wenn fie auch gar nicht mit andern Kindern in - 
Berührung Fommen, und nur bei Erwachfenen leben, welche feine 
haben. Batrin ließ Rebbühnereier von einer Haushenne ausbrüten, 
und fiehe! die jungen Nebhühner befamen nicht die Läufe der Haus- 
bühner, fondern die ihrer Art eigenen, Wo follen endlich die Läufe 
der an Phthiriasis Zeidenden herfommen, da die Krankheit volfommen 
fporadifch vorfommt, und die Läufe eine eigene Spezies, Pediculus 
-tabescentium bilden? Hier ift an Hebertragung um fo weniger zu 
denfen, als fie öfters in Höhlen, ja fogar in gefchloffenen Gefchwüls- 
fien entſtehen. Auch die Entſtehung der DBlattläufe, welche auf 
Topfpflanzen fich einfinden, von welchen oft weit und breit feine 
Eremplare derfelben Art mehr vorhanden find, möchte fehr fchwer 
ohne Annahme einer ungleichartigen Zeugung zu erklären fein; 
anderer Fälle zu gefchweigen, wo vom Erfcheinen von Micsmufcheln 
und Fifchen in neu entilandenen Teichen, oder an Drten, wo man 
nie dergleichen bemerft, gefprochen wird. 


Bon d. fefundär. Organismen u. ihrem Leben überh. 455 
IV. Gauptftück. 


Entwicklung und Beränderungen der organifchen 
Reiche. 


Die organifche Natur der Erde hat allem Anfcheine nad) 
eine Reihe von Veränderungen durchlaufen, ehe fie zu ihrem 
jegigen beharrlichen Zuftande gelangte, über deren einzelne 
Momente und ihre Folge fich jedoch aus Mangel nöthiger 
Materialien nur wenig feftfegen läßt. Einen Anhaltspunkt 
geben’ die foffilen Nefte, welche indeß um fo mehr ein unbedeu- 
tendes Fragment der untergegangenen Thiere und Pflanzen zu 
nennen find, als fich eine Unzahl zärterer Gefchöpfe nicht er- 
halten Fonnte. Einen zweiten Anhaltspunkt findet man hinz 
gegen in der gegenwärtigen Schöpfung felbft, in welcher ſolche 
Berhältniffe einzelner Abtheilungen zu andern hervortreten ‚ welche 
auf das frühere oder fpätere Vorhandenfein der einen oder an—⸗ 
dern Schlüffe geftatten, wie unten durch pühge Beifpiele er⸗ 
lautert wird. 

Ohne Zweifel dürfen wir auch hier wieder den Modus jeder 
Entwicklung vorausfesen, nad; weldyem aus einer differenzirbas 
ren Einheit eine differente Vielheit hervorgeht. Beim, Urfprung 
der organischen Schöpfung mochte fogar die vegetabilifche und 
animalifche Richtung noch in einander verfchlungen und gefeffelt 
fein. Das Leben regte ſich in einem chaotifchen Traum; bald 
wurde es durch den auftretenden Gegenfaß des Thierifchen und 
des Pflanzlichen, ſpäter durch die in immer engern Kreifen er- 
folgenden Gegenfäße zwifchen den einzelnen Klaffen, Drönungen, 
Gattungen erweckt, beftimmt, gefördert. Die erften entfchiedenen 
Drganismen waren wohl Meerthiere und Meerpflanzen. Thier⸗ 
und Pflanzenwelt müſſen größtentheils miteinander, nicht 
nacheinander entftanden fein. Neben einander gingen die 
beiden großen Ideen, deren Ausdruck jene beiden Reiche find, 
wie die zahllofen gegenfeitigen Beziehungen zwifchen der Thier— 
und Pflanzenwelt beweifen. Das Dafein des größten Theilg der 
erften ift offenbar auf die lekte gegründet; haufig greifen Die 
periodifchen Entwiclungen von Thieren und Pflanzen jpeziell in 


156 Algemeine Naturgeſchichte. VI. Buch. 


einander, wie biefed generell mit ganzen Abtheilungen der Fall 
ift. Man denfe an fo viele Thiere, welche beftimmten Pflanzen 
eigenthümlich angehören, an fo viele feine und finnreiche Bezie⸗ 
hungen auf Aehnlichfeit in Farbe und Geftalt ꝛc. In ſolchen 
tief hinab reichenden Berhältniffen offenbart ſich noch der geiftige 
Zufammenhang der beiden Reiche, 

Bon allen Gefchöpfen (vielleicht den Menfchen ausgenoms 
men) entftanden ohne Zweifel gleich zuerft viele, nicht bloß ein 
Individuum oder Paar. Es ift wenigftens ſchwer, wie Decans 
dolle bemterft, fich einen Zuftand der Dinge vorzuftellen, wo 
120 — 150,000 Pflanzenfpezies nur in einem, oder bei divecifchen 
in zwei Sndividuen über die Erde verbreitet fein follten, wobei auf 
100 Quadratlieues nur eine einzige Pflanze Fame! Die ganze 
Pflanzenwelt, mit Ausnahme der Thalaßiophyten, ift erft ents 
fanden, nachdem Land gebildet war; die Thierwelt hingegen 
niit Ausnahme der Inſekten war großentheils früher vorhanden, 
und. ging aus dem Waſſer hervor. Deßwegen find auch die 
Waſſerthiere größtentheils fleifchfreffend, die Landthiere größten 
theils ypflanzenfreffend, weil diefe zu ihrer jeßigen Beichaffen- 
heit meiftend erjt dann gekommen find, ald die Pflanzen- 
welt vorhanden war. Wahrfcheinlich durchliefen alle Gattun: 
gen von Thieren und Pflanzen eine Reihe von Metamorz 
shofen, welche durch die (geſetzmäßigen) Krifen des Erde 
lebens feldft bedingt waren, bis fie endlich, nachdem jene Krifen 
aufgehört hatten, zu ihren gegenwärtigen ftrirten Zufland ges 
Tangten. Aucd mögen viele unferer Landthiere umgemwandelte 
MWafferthiere darftellen. Während jenen Krifen, ergaben fich die 
unzähligen Rapporte der organifchen Weſen gegen einander, 
welche und jeßt fo feltfam und wunderbar erfcheinen. Wie bei 
Revolutionen in der menfchlichen Gefellfehaft taufend "neue Ber 
siehungen, neue Nechte, neue Pflichten fich bilden, nene Mächte 
fi) erheben, andere untergehen, — fo in den Kataftrophen der 
Erde. Nach einzelnen Kataftrophen mochten neue Schöpfungen 
emporfleigen, neue Emanationen erfolgen. Im Sturm der Gefühle 
und der Leidenschaften werden die Thaten geboren. Wenn alte 
Drdnungen verrückt werden, erwachen neue Gegenfüße, wenn 
alte Zeffeln geſprengt werden, regt fi friiched Leben. Auf 


* 
+ 


Bon d. fefundär, Organismen u, ihrem Keben Aberh. 157 


diefe Weiſe klären ch Zuftände der Menfchheit jene der Nar 
tur auf, 

Die jest ——— organiſche Schöpfung iſt, was ſie 
iſt, zum Theil durch die Schöpfungen, welche vor ihr waren, 
zum Theil durch neue Gedankenreihen, neue Gruppen von 
‚ Geiftern der Tiefe, welche emporftiegen, und finnliche Ers 
. Icheinung gewannen. Daher einmal die Anklänge an früher 
Borhandenes, und weiter die neuen, manchmal ifolirt ftehenden 
Reihen von Organismen. Bei der erften Entftehung der organis 
ſchen Schöpfung mochten Geifter gröberer, gewaltiger Art ers 
ftanden fein, Befiß von der jungen Erde ergreifend, Rieſen der 
Pflanzenwelt, Leviathane der Thierwelt, die aber gleich den 
Titanen und Niefen der Mythologieen CSchöpfungen des Mens 
fehengeiftes, den präadamitifchen der Natur vergleichbar) zu Grunde 
gingen. So die gewaltigen Amphibien, Pachydermen, Cyhkadeen, 
Farın ꝛc. Der fortfchreitende Kampf der Unterwelt gegen die 
Dderwelt Außerte fi) in wechfelnden Senfungen und Hebungen 
der Oberfläche, wodurch diefe hier über die Meeresfläche empor⸗ 
gehoben, dort unter fie zurückgeſtürzt wurde, wobei zahlfofe 
Lebendige zu Grunde gingen... Nicht alle aber, deren Ueberrefte 
uns die Feften der Erdrinde aufbewahrt haben, dürften auf diefe 
Weiſe verfchwunden fein: viele mochten vielmehr nad) ähnlichen 
Gefeßen zu beftehen aufhören, und andern Pak machen, nad 
welchen in der Entwiclung des individuellen Organismus eins 
zelne Drgane nach einer temporären Eriftenz vergehen. Das 
liegt ja im Charafter jeder Entwicklung, daß jede Periode durch 
beftimmte Borgänge charafterifirt ift, daß gewiffe Erfcheinungen 
nur einmal eintreten. Die einzelnen Organismen felbft find in 
höherer Rückſicht nur Dffenbarungen des fie alle umfaffenden 
Erdgeiftes, der in fie auseinander trat, in ihnen fich fortfett, 
in ihnen feine Veränderungen, feine Zuftände fpiegelt. — 

Die organifchen Reiche, namentlich das der Pflanzen mochten 
anfangs mit der Erde enger zufammengehangen haben, fo daß 
gleichfam die Erde felbft der Sonne entgegen vegetirte; allmälig 
gewannen fie eine mehr felbfiftändige Eriftenz, befeftigten fich in 
ſich felbft, und wurden für unfere Betrachtung zu eigenen Wefen- 
klaſſen, die mit dem Planeten nur noch durch einige Bedingum 


158 Allgemeine Naturgeſchichte. VI. Bud. 


gen ihrer Organifation zufammenhängen. — Die Beſchaffenheit 
ber foffilen Pflanzen» und Thierüberrefte (von welchen unten 
befonders nach Bronn's Lethea geognostica eine Ueberficht ger 
geben ift) fcheint Deutlich auf eine Erfaltung des Planeten, auf 
ein allmäliges Hervortreten, zuerft von Inſeln, dann von Feſt⸗ 
ländern über den Ocean, fo wie auf ein Fortſchreiten der bilden- 
den Naturfraft von unvollfommnern zu vollfommnern Formen hin: 
zu deuten. Afotyledonen und Monofotyledonen eröffnen die Pflan- 
zenſchöpfung, ihnen gefellen ſich Goniferen, bald auch Cyfabeen 
zu, erft im Kreidegebirge treten unzweifelhafte Difotylebonen auf. 
Das Thierreich eröffnen Polyparien, geftielte Radiarien und 
Mollusfen, niedrigere Familien der Eruftazeen, befonderd Trilo⸗ 
biten, während von Gephalozeen im Älteften Gebirge nur Fifche, 
(Ganioides) und eine ausgeftorbene Eidechfenfippe vorfommen. 
Zwiſchen den einzelnen Klaſſen der Gastrozoa und Thoracozoa 
finden ſich Mittelglieder; die Stufen jener Metamorphoſen, aus. 
welchen die Cephalozoa (Wirbelthiere) hervsrgingen, fdheinen 
ganz verfchwunden zu fein; daher die Kluft zwifchen ihnen und 
‚ben übrigen Thierreich. Zahlreichere Reptilien und Iangfchwän- 
zige Krebfe erfcheinen im Salzgebirge, und ift Kaups Chiro- 
therium, deſſen Fährte man 1835 im bunten Sanbdftein von 
Hifdburghaufen fand, wirklich ein Säugthier und Fein Neptil, 
fo würden die Mammalien ungemein weiter in die Vorzeit zus 
rüc reichen, als man bis jet glauben mußte. Erſt im Oolith— 
gebirge kommen wahre Iuftathmende Snfeften und Schildfröten 
vor; die frofchartigen Reptilien "gehen nicht weit über das Kreide⸗ 
gebirge. hinauf; die Vögel und alle Säugethiere (bad Chiro- 
therium und Didelphys? ausgenommen) erfcheinen erft im Mo- 
Taffegebirge, Die Quadrumanen und der Menſch reichen Faum 
über die vorgefchichtlichen Alluvionen hinauf, Wir erfennen dem- 
nad) im Menfchen den Endpunft der Entwidlung, mit deſſen 
Erreihung verhältnißmäßige- Stabilität in der Erde und ihrer 
organifchen Schöpfung eintrat, während die Bewegung von nun 
an fich in der Menfchheit fortiest. 

Nach der Firirung der organischen Schöpfung, und dem 
Auftreten des Menfchen begann. eine neue Neihe von Verände- 
rungen auf die organifchen Weſen einzuwirken. Die geographiſche 


Bon d. fefundär. Organismen u. ihrem Leben überh. 459 


Verteilung änderte fich durch Wanderungen, durch Berfchlep- 
yung (von Thieren und Menfchen); neue Flimatifche Einflüſſe 
erzeugten bleibende Racen (beſonders bei den Nutzpflanzen, Haus⸗ 
thieren und dem Menſchen ſelbſt); durch Anbau und Kultur 
gewannen manche Spezies ein früher nicht vorhandenes Ueber: 
gewicht, während andere zurüctraten, ja ganz verfchwanden. 
So erhäft, befonders durch die menfchliche Einwirkung die 
Drganifation der Erde nach und nad; ein anderes Anfehen, und 
jene immer fort dauernden Aenderungen, bald „mächtiger, bald 
fhwächer erfolgend, find ftdrk genug, im Laufe der Sahrtaufende 
die Phyfiognomie des Ganzen bedeutend umzugeftalten. | 


Auch Geofroy St. Hilaire ſprach fih in einem in der Sahres- 
ſitzung der 5 vereinigten Afademieen des Inſtituts 1833 gelefenen Auf⸗ 
fat dahin aus, daß die thierifche Schöpfung fich mit den geologi— 
fhen Perioden verändert habe, und die einzelnen Formen, auch der 
Menfch, nad einer, vorausbeflimmten Folge, jede zu ihrer 
Zeit erfchienen feien. (U’Inst, 1833, p. 12.) — Bei einzelnen Klaſſen, 
Familien, Sippen Fann man allerdings fagen, daß fie vor oder nach 
andern, wenn auc) nicht chronologifch erfchienen, doc durch fie be- 
dingt ſeien. Daß die pflangenfreffenden Thiere vor den Pflanzen, 
die fleifchfreffenden vor andern Thieren, die Barafiten vor ihren 
Trägern nicht vorhanden fein Fonnten, ift klar; minder aber, ob fie 
mit ihnen zugleich oder erſt fpäter erfchienen feien. Das Dafein der 
Schneumoniden 5. B. hängt von jenem der Schmetterlinge, das 
Dafein digfer von jenem der Pflanzenwelt ab. Sedenfalls mußten 
alle drei mit einander gedacht worden fein, wenn fie auch erit in 
verfchiedenen Zeiten real wurden. Man bemerfe noch, wie der gro— 
Ben Zahl von Pflanzen eine fo bedeutende Zahl von ihnen lebender 
Schmetterlingsraupen, diefen fo viele auf fie angewiefene Spezies 
von Schneumoniden entfprechen. — Wenn atıch im Ganzen zuerſt 
unvollfommenere Thiere und Pflanzen erfchienen, fo find doch nicht 
alle unvollfommnen Formen früher als die volfommnen. Einge- 
weidewürmer und Bilze 5. B. ließen fich vieleicht eben fo gut als 
ein Nachhall der großen felbfiftändigen DOrganifation betrachten. 

Was die foſſilen Reſte betrifft, welche den HSauptanhaltspunft 
für die Entwiclungsgefchichte der Drganifation geben, fo find die- 
felben defto gleichmäßiger in den verfchiedenften Gegenden verbreitet, 
je älter fie find. Grönland hat diefelben Farrnabdrüde, wie Europa; 
Elephanten- und Rhinocerosknochen, obwohl viel jünger, finden fich 
indeß auch faft überall. — Es folgen bier noch einige Angaben über 
die Höhen, in welchen man foffile Reſte angetroffen hat. Lichten- 


4160 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch. 


fein fand in Südafrika Fifchabdrüde im Thonfchiefer in 5000/ Höhe; 
Namont auf dem Mont perdu ungeheure Lager auflerartiger Thiere 
in 8000/; Humboldt auf dem Plateau von Santa Fe in 81007 Zähne 
von Maftodonten, im Steinfohlengebiet bei Chipo in Columbia 
8160°/ hoch Verfieinerungen; Ulloa traf in 13,000/ ‚der peruanifchen 
Gordilleren Steinfohlenlager mit Meerthieren; Molina auf dem 
viel höhern Descabefado in Ehili noch Verfleinerungen; Gerard fand 
im Himmalayah in 15,500/ zahlreiche Mufcheln; Meyen auf dem 
Gipfel des Feuerbergs von Maypo weit über der Schneeregion Am- 
monshörner im Zechltein; d'Orbigny auf einer Hochebene der Anden 
in 12,0007 Meerthiere ꝛc. 

Foffile Pflanzen. Brongniart nimmt für fie 4 Perioden” 
und 44 Epschen an. Die erite Beriode reicht von den älteſten petre⸗ 
faftenführenden Schichten bis zum Zechftein, und in ihr gab es nur 
Gefäßfryptogamen und Monofotyledonen; die 2te fand während der 
-Bildung des bunten Sandfteins ſtatt, und in ihr zeigten fich bereits 
einige Coniferen; die dritte währt vom Mufchelfalf bis zur Kreide, 
und ift durch fehr zahlreiche Koniferen ausgezeichnet; - in der Aten, 
nach der Kreide, herrfchen die Difotyledonen vor. Sternberg nimmt 
an: 4) Eine tropifche Pflanzenwelt in der GSteinfohlenformation; 
2) Eine Mebergangspflangenwelt in der Braunfohle; 3) eine neits 
enropäifche im aufgefchwenmten Lande und im Torfe. In der eriten 
herrfchen die Farrn, in der 2ten die Cykadeen, in der Sten die Dis. 
fotyledonen vor. Die Vegetation der eriten Periode entfpricht nach 
Brongniart mehr dem Infelflima, die 2te dem Küſtenklima, die 3te 
dem fontinentalen. — Keferftein führt von foffilen Pflanzen auf: 
Zellpflangen 22 Sippen, 120 Gattungen; Farın und Mongfotyledos 
nen 72 ©., 591 G.; Difotyledonen 36 ©., 92 G. Don Schwäm— 
men, Flechten, Moofen fennt man fait nichts; Fucaceen finden fich 
in allen Formationen, bis zu fehr alten; die Faren und Monokoty— 
ledonen gehören fait alle der Steinfohlenformation an; Difotyledo- 
nen find in den neuern Bildungen fehr häufig. — Nach Bronn kom— 
men im Kohlengebirge, (von welchem er von der Alteiten anges 
fangen, folgende Abtheilungen unterfcheidet: Thonfchiefer mit Dach» 
und Mlaunfciefer, Mebergangsfalf, Grauwade und Grauwacke— 
fchiefer, alter rother Sandjtein, Bergfalf, Koblenfandilein, Todt- 
liegendes, Kupferfchiefer, Zechkein,) nur erſt wenige DVegetabilien 
vor, welche aber am gleichförmigften über die ganze Erde verbreitet 
find. Sie befiehen in einigen Fucoiden, Equifetaceen, (Calamites, 
Calamitea, Medullosa), Filiceen (Tubicaulis, Bsaronius, Porosus, Sigil- 
laria, Cyelopteris etc.), Marfileaceen, fait allen foflilen und ausges 
Horbenen Lykopodiaceen (Lepidodendron, Stigmaria, Lepidophylium, 
Selaginites etc.), mehrern Balmen (Fascieulites, Zeugophyllites, Nögge- 
rathia, Flabellaria), einer Sippe der Canneen (Cannophyllites), mebrern 


Bon d. fefundär. Organismen u. ihrem Leben überh. 461 


Coniferen (Pinites, Peuce, Cupressites) (feinen Cycadeen), einigen 


4 


Monofotyledonen (Poacites, Sternbergia, Trigonocarpum, Musocarpum), 
und einige Sippen, von welchen es zweifelhaft it, ob fie Mono— 
oder Dikotyledonen find (Phyllotheca, Annularia, Asterophyllites, Volk- 
mannia.) Die Equifetaceen, Lykopodiaceen und Farren diefer Beriode 
find riefenhaftz; Ähnliche Formen fommen jet nur noch an Küften 
und in feuchten Wäldern der Tropenländer vor. — Zur Periode der 
Salzgebirge rechnet Bronn den bunten Sanditein, Mufchelfalf, 
die Lettenkohle, den Keuperdolomit, Keupergyps, Keuperfanditein. 
In diefen finden fich fait viefenhafte Equifetageen (Equisetites, Oncy- 
logonatum), aber meiſt nur Fleinere Farren, außer mehrern Sippen 
der vorigen Periode noch Syringodendron, Txniopteris, Anomopteris, 
Clathropteris,) ein Lycopodites, Lilinceen (Convallarites), Monokotyle— 
donen unbefannter Familien (Palzoxyris, Echinostachys, Aethophyl- 
lum), Eycadeen, heut zu Tage nur. den warmen Gegenden ange- 
börend (Nilssonia, Pte:ophyllum, Mantellia), Coniferen (Voltzia). Die 
Flora diefer Periode bat noch fait tropifihen Charakter, iſt jedoch 
weniger Küſten-(Inſel-) Flora als jene der vorigen. Die Equife- 
ten, Coniferen u. Cycadeen find charafteriftifch für diefe und die 
folgende Periode zugleich. — In der Periode der Dolithgebirge 
begreift Bronn den Unter-Liasfandftein, Liaskalk, Kiasfchiefer, Ober» 
Liasſandſtein, untern dichten Surafalf, die Walferde, den Eleinför- 
nigen Dolith, Foreſt Marble, Cornbraſh, Orfordthon, weißen 
Zurakalk, Korallenfalf, lithographiſchen Kalkſtein, Kimmeridgethon 
und Portlandſtein. In dieſen Schichten finden ſich: zahlreiche Algen 
(Codites, Baliostichus, Encoelites, Halymenites, Münsteria, Sargassite; 
ete.), jedoch nur an wenig Orten; die Equifetaceen der vorigen 
Periode, wenige und durchaus Fleine Farren (Sphenopteris, Cyclop- 
teris, Glossopteris, Pecopteris etc.), 2 — 3 &yfoyoditen, von Balmen 
nur Flabellaria, von Liliaceen Bucklandia, yon Cycadeen zahlreiche 
Spezies von Zamia u. Zamites, wenige von Pterophylium u. Mantellia; 
zahlreiche Stämme von Eoniferen (Thuytes, Brachyphyllum, Taxites), 
endlich die hinfichtlich ihrer Klaffe unbefannte Mammillaria. In diefer 


- Beripde herrfchen Nadelholzſtämme und Cycadeen vor. Abgeſehen 


von den Algen hat die Flora den Küſten-Charakter ganz verloren, 
und iſt zu einer Binnenlandflora geworden, durch die Cykadeen 
einerſeits und Nadelhölzer anderſeits dem heißen und gemäßigten 
Klima entſprechend. — Zur Periode der Kreidegebirge rechnet 
Bronn den Purbeckkalk, Eiſenſand u. Sandſtein, Waldthon, untern 
Grünſand, obern Grünſand, Kreidemergel, die weiße Kreide u. den 
Kreidetuf. Bon Pflanzenüberreften gehören ihr am fehr zahlreiche 
Algen (Confervites, Caulerpites, Spharococcites ; Gigartinites etc.), ein 
Equisetum, wenige u. ganz Fleine Farren (außer frühern Chiropteris), 
23 Lykopodigceen, keine Marfilenseen, Balmen, Gräfer, Canneen; 


II. 11 


162 Allgemeine Naturgeſchichte. V. Buch. 


von Cycadeen |Pterophyllum, Nilssonia, Cycadites, Zamia; von Coni⸗ 
feren Thaytes ꝛc., von Najaden Zosterites, yon Lilinceen Clatharia, 
das feiner Familie nach unbeflimmte Endogenites; endlich die erffen 
Blätter von Difotyledonen (Credneria, Amentaceen, Tilinceen, Ace 
rineen). Die Süßwaffer- und Meeresbildungen diefer Periode haben 
nicht eine Pflange mit einander gemein. Auch gibt es Feine Spezies 
diefer Periode, welche auch in der vorigen oder folgenden fich fände. 
Nur die wenigen Cycadeenreſte erimmern noch an ein etwas wärmereg 
Klima. — Zum Molaffegebirge rechnet Bronn die untere Braun 
Eohle und den plaſtiſchen Sandthon mit Sandſtein, die Grobfalfs 
form, den obern Meeresfand, Sandflein und Mergel,_die Tegel- 
. bildungen, die vorgefchichtlichen und gefchichtlichen Alluvionen. In 
den Schichten über der Kreide erfcheint eine viel größere Mannig- 
faltigfeit der vegetabilifchen Formen; die Eyeadeen find verfchwun- 
den; befonders in den untern Schichten findet man noch viele Pal— 


men und Goniferen; der Karren find weniges Meeralgen u. Najaden 


find nur fielfenweife noch häufig; es finden fich mehrere unbeſtimm— 
bare Monokotyledonen, in den jüngften Schichten Moofe, Characeen, 
Nympheaceen; charafteriftifch aber find äußerſt zahlreiche, dikotyle— 
donifche Laubhölger (Amentaceen, Suglandeen, Acerineen). Obwohl 


die Vegetation der jetzigen ſehr ähnlich war, mußte das Klima doch, 


noch viel wärmer fein, wie viele Palmenrefte bei uns, mächtige 


Braunfohlenlager in Ssland beweifen. 


Veränderungen der gegenwärtigen Pflanzenwelt. 


Diefe ift nach der lebten großen Erdkataſtrophe entflanden, u. fcheint 
ſich big jeßt nicht mwefentlich verändert zu haben, Wenigſtens dürf- 
ten kaum neue Spezies feitdem entitanden fein, fo fehr die Verthei— 
lung der» früher vorhandenen fich geändert hat, und fortwährend 
ändert. Neue Racen, Formen, Abänderungen, Baſtarde jedoch ent- 
fiehen fortwährend durch Kultur und Klima, pflanzen fich zum Theil 
durch Samen fort und werden dann im unfere Pflangenverzeichniffe 
als Spezies aufgenommen. Wo früher pflangenleere Stellen fich 


mit Vegetation befleiden, treten zuerft Kruftenflechten auf, die ver⸗ 


wefend mit dem angewehten Staub einen Boden für größere Flech- 
ten, Moofe, Farren, Gräfer, endlich für Gefträuche und Bäume 
bilden. Immer find es diefelben Pflanzen , welche auf diefe Art 
Hausdächer, Felfen, Lavamaſſen, Bafaltinfeln (4. B. St. Helena, 
Aszenfion) befleiden: — In vielen Gegenden find Pflanzen durch 
uUeberſchwemmung oder Veränderung des Klima’s ausgeflorben. So 
war Offgrönland vom 9. — 14. Jahrh. wohnlich, bis das, fih vor 
die Küfte Iegende Polareis das Land auf den gegenwärtigen Grad 
erfältete und faft alle Vegetation unmöglich machte; auf Ssland 


bildeten die Birken hohe Wälder, jetzt nur Geſträuche; in Irland 


fol die Kiefer (Pinus sylvestris) allmälig ausfterben; von 3 Nymphäa⸗ 


‘ 


* 


Bon d. ſekundär. Organismen u. ihrem Leben überh. | 163 


seen auf den alten Denkmälern Egyptens finden fich jetzt nur noch 
2 im Lande; allenthalben, wo die Kultur hindringt, vermindern 
fich die Wälder fehr, nnd an ibre Stelle tritt die Vegetation der 
Gräfer, Getreidepflangen, Nubpflangen aller Art 20. — Bon ihren 
urfprünglichen Berbreitungsbezirfen, wo die Pflanzen entitan- 
den find, baben fie fich im Laufe der Zeit weiter ausgebreitet, 
Alpenpflangen kommen gegen die Ebenen herab, die Pflanzen der 
Ebenen fteigen gegen die Gebirge an, und vermifchen fich mit jenen. 
Manche Bilanzen der deutfchen Flora find von Alien her eingewan— 
dert. Allbefannt ift, daß der Dienfch feine Nubpflanzen und die mit 
ihnen in Gefelfchaft vorfommenden Unfräuter in die verfchiedeniten 
Länder der Erde gebracht bat, wo fie mannigfache Abänderungen 
durch Flimatifche Einflüſſe erlitten haben. 

Foffile Thierwelt. Snfuforien, Medufen, freilebende Saug- 
würmer das Urmeer erfüllend, mochten wohl die erfien Thiere ge— 
wefen fein, welche fich jedoch, wie überhaupt die gärtern Organis⸗ 
men nicht erhalten haben. Die Diatomeen- und Infuſorienſchalen, 
von welchen ©. 7 ff. die Rede war, gehören ſämmtlich neuen Ge— 
fieinen an; eben fo dte vor Eurgem befannt gewordenen Snfuforien- 
- fchalen von der Lüneburgerhaide, welche dort in unbegreiflichen 
Bahlen vorhanden, fehr beträchtliche Geſteinsmaſſen zufammenfeken. 
Auf der Lüneburger Haide finden fich nämlich, nur 1 1% Fuß vom 
Haidboden bedeckt, 2 Lagen von Fiefelerdigen Maffen, eine obere, 
rein weiße, feine, höchſt Iodere, Nodigerdige, 40 — 18/ mächtige, 
u. eine untere, bräunlichgraue, zerreibliche, magere, über 10/ mäch— 
tige, beide etwa vom Gewicht des Waffers. Beide Erden beſtehen 
nad) Ehrenberg ganz aus völlig wohl erhaltenen Schalen fehr ver» 
fchiedener, aber noch jeßt in füßen Gewäflern lebender Spezies. Die 
erite Erde ift von fremder Beimifchung rein, die zweite mit organi- 
fhem Schleim und Fichtenpollen vermengt. (Götting. gelehrt. Anz. 
25. San. 1838.) Die erften Thierüberrefte der älteiten Gebirge find 
Bolyparien; ihnen gefellen fich geitielte Aadiarien bei, welche bald 
ungemein häufig werden; freie KRadiarien fommen fpäter und fpars 
famer vor. Mit ihnen lebten wohl auch Holothurien und nadte 
Mollusfen. Schalenmollusfen gab es fihon in der früheſten Periode, 
fie find fümmtlich Meerbewohner; Weberrefie von Land - und Süß— 
waferfonchylien gehören viel fpätern Zeiten an. Befonders häufig 
find fchon in fehr alter Zeit die Ammoniten, unter ihnen zahlreiche 
mifrosfopifche Gattungen, Bon Thorakozoen treten einige Ringel» 
Würmer, von Krebfen die Trilobiten am früheſten auf; Spinnen 
findet man nur in den jüngfien Bildungen, und im Bernſtein. In— 
ſekten finden fich erſt im Lichographifchen Schiefer, dann in den . 
jüngern Formationen, viele im Bernſtein. Unter den Cephalozoen 
find die Fifche die früheſten, welche in die allerälteften Zeiten bin- 


164 Mlgemeine Naturgefchichte. VI. Buch. 


aufreichen; fehon zur Beit des Kohlengebirges gab es ungeheure 
Haye bis 70’ Länge. Von Amphibien find die Frofpdilartigen die 
früheften; unter ihnen finden fich höchſt merfwürdige, ihre Klafen 
mit andern verbindende Formen. Im Lias, Dolith, der Kreide 
kommen viefenmäßige, bis 75° Tange Saurier vor. Die Schlangen find 
erſt fpäter entflanden, nachdem die Pflanzen und Snfeftenwelt, fo 
wie ein Theil der höhern Wirbelthierflaffen gebildet war. Vögel— 
überrefte find überhaupt fehr ſelten; diefe Thierflaffe erfchien ſpät, 
erft nach der .Kreidezeit, und hat wohl mit den Waffervögeln be— 
gonnen. Für diefe Schichten über der Kreide find übrigens die . 
Säugethierrefte die wichtigften; mit Ausnahme von Chirotherium und 
Didelphys? gehören fie füämmtlich ihnen an. — Wir gehen zu etwas ge- 
nauern Angaben über die foffilen Thierreite über, Nach Bronn finden 
fich im Kohlengebirge bereits viele Bolyparien; von ausgeflorbenen 
Sippen Heliopora, Stromatopora, Cyatophyllum ; Tulbiporeen; dann ein—⸗ 
zelme Spezies der noch Tebenden Maron, Achilleum, Scyphia, Gor- 
gonia, Cellepora, Retepora, Fungia ete. Von Radiarien erfcheinen nur 
geſtielte, Stylaftriten (Cyathocrinites , Rhodocrinites , ‚Pentatremites, 
Pentacrinites etc.) heut zu Tage fait gang verfchwunden; von Mollus- 
fen fommen noch feine Nudiften, aber die Brachiopoden (Producta, 
Strophomena, Pentamerus, Spirifer, Terebratula etc.) in ihrer größten 
Entwicklung vor. Von jeht noch lebenden einmusfeligen Mufcheln 
fommt nur Pecten im Kohlengebirge vor; von ausgeflorbenen Inoce- 
ramus und Posidonia. Von ungleich musfeligen Dimyarien finden 
fich fchon Pinna, Mytilus, Modiola, Avicula, und (allein bier) Pterinea; 
von gleichmusfeligen die noch ieht lebenden Pectunculus, Arca, Nu- 
cula, Cardium, Lucina, Tellina, Corbula, Solen ete., und die ausge . 
fforbenen Hippopodium und Megalodon. Bon Gafteropoden Fommen 
bereits Patella und Pileopsis und faſt alle unfere Phytipaga vor, während 
die Zoophaga durchaus fehlen. Die Eephalopoden find in vielen 
ortenreichen und bis auf Nautilus und Spirula erloſchenen Sippen 
(Bellerophon, Clymenia, Goniatites, Lituites, Orthoceratites etc.) vorhan⸗ 
den;.doch fehlen Ammoniten, Belemniten und Foraminiferen. Bon 
Anneliden bemerft man bereits Serpula. Bon Kerbthieren finden fich 
nur wafferathmende; von Entomostracis Cypris und Cythere; von 
unbefannten Familien Eidotea und Eurypterus; yon Isopodis die große 
Familie der Trilobiten ausfchließlich bier; Defapoden und übrige 
jeßige Crufinzeen fehlen noch ganz. Bon Fifchen zeigen fih nur 
Edfchupper, Goniolepidoti oder Ganioides, ausgeftorbene Sippen der 
Fam. d. Lepidioides und Sauroides , (Acanthodes, Catopterus, Ambly- 
pterus, Pal&zoniscus, Osteolepis, Platysomus ,, Pyyopterus, Acrolepis.) 
Don Reptilien erfcheinen Reſte der ausgeſt. Eidechfenfippe Proto- 
rosaurus. Von 135 Thierfippen des Kohlengebirges find 74 ganz aus- 
geftorben. Luftathmende Thiere fehlen mit Ausnahme der höchit > 


Bon d. fefundär. Organismen m. ihrem Leben überh. 465 


wenigen Neptilienrefte ganz. Wie bei den Pflanzen gehen Sippen 
und Gattungen am unverändertiten über die ganze Erde; die Thier- 
fippen find fehr reich an Gattungen, und diefe einander fehr ähnlich. 
— Im Salzgebirge fehlen Polyparien ganz, obfchon manche 
Sippen des Kohlengebirges auch in die Dolithgebirge und bis zur 
Sehtzeit fortfeßen. Nadiarien find fehr felten; von Echiniden erfchei- 
nen jcht zuerſt Stacheln von Cidarites; von Stylastriten fommt En- 
erinites hier ausfchliehlich vor; die Stelleriden erfcheinen hier zuerſt 
in Asterias und Ophiura. Bon den verhältnigmäßig zahlreichen Mol- 
Iusfen mangeln Rudiften noch ganz; von Brachtopoden Fommen nur 
3— 4 Gattungen von Terebratula, Trigonotreta, Lingula vor; von 
Monomyarien einige Ostrea, Pecten, Plagiostoma, Posidonomya, von 
Dimyarien einige Avicula, Modiola, Mytilus, ? Mactra,? Venus,? Car- 
dium etc. und vorzüglich Myophoria oder Axinus. Von Gafteropoden 
finden fich Calyptrea und Capulus; außerdem von Phytiphagen Natica, 
Trochus,? Turritella, von Zoophagen nur ?Buccinum und Rostellaria. 
Am bezeichnendften find die Cephalopoden, hievon find ausgeflorben 
Ceratites, Ryncholithus, Conchorhynchus, während Nautilus noch lebt, 
Bon Anneliden finden fich einige Röhren von Serpula und Dentalium; 
von Brufithieren einige langfchwänzige Krebfe, Galathea und Gebia 

ähnlich, dann Pemphix), Zrilobiten ze. mangeln ganz. Von Gandis 
den fommen nur noch 3, jedoch ausfchließlich dem Salzgebirge ange- 
hörende Sippen vor, (Gyrolepis, Saurichthys, Placodus), fonit nuͤr Pla⸗ 
koiden (Psammodus, Acrodus, Hybodus etc.) Die Reptilien gehören 
theils den diefer Periode ganz eigenthümlichen bizarr geflalteten Sippen 
Conchiosaurus, Nothosaurus, Dracosaurus, Phytosaurus, Salamandroides, 
theils den auch fpäter vorfommenden Metriorhynchus und Plesiosaurus 
an. Den Säugethieren wahrscheinlicher als den Neptilien gehört 
Chirotherium an. Bon 47 Thierfippen diefer Periode find 18 ganz 
ausgeitorben. Defapoden, Knorpelfifche, Reptilien erfcheinen hier 
zuerft. Die Gephalopoden - und Neptilienrefte deuten noch auf ein 
heißeres Klima bin. — Im Dolichgebirge find Polyparien be- 
fonders häufig; charafteriftifch hiefür und jeht ausgeftorben find: 
Mammillipora, Cnemidium, Myrmecium, Intricaria, Entalophora, Cono- 
dietyum, Diastopora, Chrysaora, Defrancia, Eunomia, Turbinolopsis etc. ; 
Cyatophyllum ynd Stomatopora fommen auch fchon im Kohblengebirge 
vor; Siphonia, Dictyophyllia, Apsendesia finden fich im Salzgebirge 
und zugleich in neuern Formationen, Auch fommen in "jenem viele 
noch jeßt lebende Sippen vor; befonders reich an Gattungen find 
“bievon Scyphia, Tragos, Berenicea, Eschara, Ceriopora, Astræal, Mæan- 
drina, Mesenteripora, Caryophyllia. Befonders in den obern Schichten 
. erfcheinen alle Radiarien-Familien häufig; Comatula zeigt ſich hier 
zuerſt; charafteriftifch tif Solanoerinites. Die Konchylien find an Sip- 
ven, Gattungen u. Individuen bier bei weitem am häufigſten; be— 


166 . Allgemeine Naturgeſchichte. VI Buch. 


fonders zeichnen fich Terebratula, Ammonites und Belemnites-aug. Bon 
Bivalven find diefer Periode eigen -?2 Monotis, ? Trichites, Myoconcha, 
? Thalassides; mit der nächſten Periode hat fie gemein Exogyra, Gry- 
phæa, Inoceramus, Gervillia, Diceras, ?Nerinea, Belemnites, Ammonites? 
mit der erfien Periode ?Aptychus, Posidononiya, Hippopodium ; mit 
der fünften Pileolus, Lima; außerdem kommen ſehr viele jetzt noch 
lebende Sippen im Dplithgebirge dor. In ihm treten auch die erſten 
unzweifelhaften Gasteropoda Zoophaga (Strombus, Nerinea) auf, Von 
Anneliden finden fich viele Serpuleen und eine Terebella. Won Cru— 
finzgeen finden fich feine Trilobiten mehr, u. noch Feine Cirrhipeden, 
aber andere Familien, wenige Arachniden und die erfien wahren In— 
feften Cbei Solenhofen, Bayreuth und Stonesficld). Die lang- 
fchwänzigen Defapoden herrfchen vor; (eigenthümlich find Eryon, 
Mecochirus, Glyphea, Prosopon,- noch leben Astacus, Seyllarus, Pale- 
mon, Pagurus etc.) zu ihnen gefellt fich Limulus; von Arachniden er—⸗ 
fannte man Solpuga; von Snfeften Cerambyx, Hydrophilus, Libellula, 
Aeschna, Agrion, Myrmeleon, Sirex, Ichneumon,‘ Sphinx und einige 
Diptern. Bon Fifchen finden fich 24 Sippen mit 130 Gattungen, 
aus der Abth. der Ganoiden; befonders Bleftognathen; von Gymno- 
donten und Sklerodermen nichts. Nut 4 Sippen (Lepidotus, Spha- 
rodus, Gyrodus, Pycnodus) reichen in jüngere Formationen hinüber. 
Von Knorpelfifchen finden fich Zähne von Psammodus, die Gippe 
Spinacorhinus und Haye, fümmtlich ausgeftorben. Bon Amphibien 
finden fich Chelonia, Eurysternum (ausgeftorben); zahlreiche, dieſer 

Periode eigenthümliche Saurier, (Plesiosaurus, Ichthyosaurus, Ptero- 
dactylus, Steneosaurus, Streptospondylus, Metriorhynchus, Teleosaurus, 
Mystriosaurus, Engyomasaurus, Macrospondylus , Aeolodon, Gnathosau- 
rus, Rhacheosaurus, Pleurosaurus, Geosaurus; Megalosaurus reicht in 
die folgende Periode hinüber; Crocodilus, Gavialis, Lacerta [eben noch, 
Vögelreſte fommen noch nicht vor. Zu feebewohnenden Säugthieren 
dürften vielleicht die fogenannten Didelphis-Unterfiefer von Stones- 
field gehören. Die Radiarien diefer Periode, befonders die Styla- 
firiten, find fehr mannigfaltig; eben jo die Mollusfen; die Fifche 
jener Zeit find ſämmtlich ausgeftorben; ganz befonders diefer Periode 
gehören die befannten abentheuerlichen Neptilienrefte an, welche in 
früherer Zeit nur zweifelhaft angedeutet find, fpäter ganz fehlen. 
— Sn den Schichten der Kreide fommen von ausgeflgrbenen eigen, 
thümlichen Bolyparien vor: Chöanites, Ventrieulites, Verticillites, 
Polypothecia, Celoptychium, Heteropora, Pagrus; gemein mit frühern 
Perioden bat fie Hippalimus, Coscinopora, Pustulopora, - Stromato- 
pora, und Dietyophyllia ; mit fpätern Diploctenium, Lunulites, Licheno- 
pora; von noch lebenden Sippen enthält fie; Achilleum, Manon, 
Seyphia, Siphonia etc. (Spongien und Alcyonien herefchen überhaupt 
vor,) dann Nullipora, Millepora; Eschara, Cellepora; Retepora, Flustra, 


Don d. fefundär. Drganismen u. ihrem Leben überb. 467 


Ceriopora, Caryophyllia, Astrea, Maeandrina ete. Von Radiarien nehmen 
die Crinoideen fehr ab, die Echiniden überhand; der Kreide eigen m. 
ausgeftorben find Marsupites, Glenotremites, Galerites, Hemipneustes ; 
ihr und frühern Perioden gemein Apiocrinites, Pentaerinites, Salanik; 
Pygaster, Dis@oidea, Holaster, Disaster; ihr und fpätern "Cassidulus; 
ihr, fpätern u. frühern Nucleolithes, Catopygus, Clypeus; yon leben» 
den’ Sippen finden fich in ihr: Asterias, Cidaris, Arbacia, Echinus, 
Fibulariä, Spatangus, Micraster und Amphidetus: Von Mollusken ge» 
hören der Kreide an die Rudiſten (Spherulithes, ’Hippurites, Ichthy osar- 
eulithes, Caprina) u. die Ammoneen. Unter den Conchiferen find der 
Kreide eigen Sphæra, Pulvinites, Pachymya, Thetis. Inoceramus iſt ihr, 
der iten u. 3ten B. gemein; ihr und der Sten P. Exogyra, Gervillia, 
Diceras, Belemnites, Ammonites, Aptychus, Scaphites, Hamites, Turri- 
lithes, Baculithes, Crioceratites ; ihr, der 3ten u. 5ten BP Nerinea; ihr 
. und der 5ten ?Spirolina. Won noch lebenden Sippen finden fih nur 
in ihr allein Crania, Thecidea, Siderolithes; mit vielen und bedeuten. 
den Speziebus Fommen in ihr vor: Terebratula, Gryph&a, Ostrea, 
Spondylus, Lima, Pecten, Piona, Avicula, Mytilus, Modiola, Unio, 
Trigonia, Nueula, Cucullea, Arca, Pectuncuülus, Cardium, Astarte, 
Cyclas, Dentalium, Paludina, Pedipes, Trochus, Rostellaria, Nummu- 
lina, Nautilus; eine viel bedeutendere Zahl noch Tebender Sippen 
findet fich nur mit wenigen, befchränften und zweifelhaften Gattun— 
gen. Bon Anneliden finden ſich viele Serpule; yon Cruſtazeen Asta- 
cus, Seyllarus, Eryon, Pagurus, Etyæa, Corystes, Arcania, Cypris, 
Cythere, Pollieipes; von Inſekten und Arachniden nichts. Von Fifchen 
fommen folche aller Drönungen des Syſtems von Agaffiz vor; von 
Ganoiden Macropoma, Dercetis, Sphzrodus; von Plakoiden Galeus, 
Notidana, Lamna, Odontaspis, Ptychodus; yon Ctenoiden Beryx, Aca- 
nus, Acrogaster, Podocis, Anenchelum, Paleorhynchus; von Eyfloiden 
Osmeroides, Halec, Enchodus, Saurocephalus, Saurodon, Megalodon , 
Archeus, Palymphyes. Gonft finden fich noch Lepidotus, Tetragono- 
lepis, Pholidophorus, Pyenodus, Hybodus, Acanthoderma, Cyclurus, 
Isurus, Fistularia, Pleiocaemus, Pleuracanthus. Unter diefen Fifchen 
finden fich die eriten jet noch lebenden Sippen, etwa 1 aller aus- 
machend. Die Reptilien fchließen fich theils an die mächtigen aus— 
gefigrbenen der 3ten B., theils an die lebenden an. Phytosaurus [ebte 
auch fchon in der 2ten P., Megalosaurus in der dritten; zweifelhaft 
find Ichtbyosaurus, Plesiosaurus, Pterodactylus; der Kreide eigenthüns 
lich Mosasaurus, Hylzosaurus, Iguanodon; noch leben ?Crocodilus, 
? Gavialis,-Tryonyx, Chelonia,‘ Emys. Bon Bögelreiten fand man 
Bruchſtücke eines Scolopax, eines Reihers, und eines den Reptilien 
ſich mehr als alle andern nähernden Vogels. Säugthierreſte fehlen 
bis jeßt. In der Kreidegruppe finden ſich Land und Süßwaſſer⸗ 
mollusfen und Cruſtazeen; Reſte von Süßtwaffer und Sandreptilien 


168 Allgemeine Naturgefchichte. VI. Buch. 


und Sumpfvögeln. Der tropifche Charakter verliert fich mehr und 
mehr; die Spezies find ſämmtlich von den jekigen verfchieden. — 
Da Bronn’s Lethæa geognostica noch nicht vollendet find, müffen wir 
in Bezug auf die Thierüberrefte, der Molaffengebirge auf das 
verweifen,” was bei einer andern Gelegenheit über die organifchen 
teberbleibfel in den Schichten über der Kreide Bd. I. ©. 405, 408, 
440 gefagt ift. Sn den unterfien Schichten. finden ſich noch wenig 
jet lebende Spezies; ihre Zahl nimmt gegen die jüngften hin 


immer zu. — In Bezug auf die Entwidlung der Klaſſe der Fifhe 


bemerkt Agaffı ig in einer Sitzung der Geological Society 41835, da 
man in den Schichten unter dem Lias die größten jener Fifche zu 
finden beginne, deren Sfelet fo fehr an die Saurier erinnert. In 
manchen waren auch die weichen Theile ähnlich wie in Reptilien 
konſtruirt, und ihre Bededungen gleichen oft täufchend jenen der 
Krofodile.. Die Typen aller Fifche unter der oolithifchen Neihe 
zeigten fich ſehr einförmig, und auch diefelben Theile feien fehr ein- 
förmig gebildet. Das Prinzip des thierifchen Lebens, welches fich 
in einer folgenden Periode in Form der gewöhnlichen Fiſche, Rep 
tilien, Vögel und Säugthiere entwidelte, mochte damals ganz auf 
diefe ſonderbaren fauroidifchen Fifche begrenzt fein, und die gemifch- 
ten Charaftere ihrer Klaffe verfchwanden erit, als die Reptilien in 
großer Zahl erfchienen, — wie wieder. andererfeits die Schthyofau- 
ven und Blefiofauren in ihrer Oſteologie die Charaftere der Cetaceen, 
und die enormen Landſaurier jene der viel ſpäter gefchaffenen Bachy- 
dermen zeigen. So biete die Natur in allen gefchaffenen Wefen eine 
regelmäßige organifche Entwicklung dar, angemeſſen den verfchiede- 
wen Dafeinsbedingungen, welche nach und nach auf der DOberfläche 
der Erde eintraten. U. unterfcheidet 2 große Reihen von Fifchen, 
deren Grenze im Grünfand liegt; eine Ältere Ganoiden u. Placoiden, 
eine neuere, mannigfaltigere, der jebigen Schöpfung mehr ver. 
wandte, vorzüglich Gtenoiden und Eyfloiden umfaffend. In den 
Fiſchen der volithifchen Neihe und unter ihr unterfcheide man nicht 
getrennte See- und Süßwafferbildungen, weil wahrfcheinlich die 
nur unvollfommen in Beden eingefchloffenen Gewäffer jener alten 
Zeit noch nicht die deutliche Trennung der gegenwärtigen zeigten. 
(Institut 4835, p- 253.) — Wir bemerfen noch, daß in neuefter Zeit 
foffile. Refte von Duadrumanen gefunden wurden.„ Ein Herr Lartet 
fand bei Auch im Depart. Gers unter Knochen vom Rhinoceros, 
Dinotherium, Maftodon, Hirfchen, Antilopen, Paläotherien, Anos 
plotherien, die wohlerhaltene Kinnlade eines den jehigen Tangarmi- 
gen Gibbons am nächften verwandten Affen. Sie hat 4 Schneides, 
2 Hunde», A falfche. und 6 wahre Badenzähne, alfo 16 Zähne in 
ununterbrochener Reihe, wie beim Menfchen und einigen Affen. Das 
Thier dürfte etwa 30 Höhe gehabt haben. Die jetzigen Gibbons 


Von d. ſekundar. Organismen it; ihrem Leben überh. 469, 


leben gegenwärtig nur auf den Snfeln des großen indiſchen Archipels. 
Blainville, Dumeril und Flourens berichteten hierüber ni der Sitzg. 
der franz. Atgdemie vom 27. Juni 1837. 


Hauptftück. 


Unterfchiede und Hebereinftimmung der drei organi— 

fhen Reihe. Pflanzen» und Thierreich berühren 

—* auf den tiefſten Stufen. Angabe der Mittels 
formen. 2 


Im 10ten Hauptftüd- des I. Buches Bd. I. ©. 122) 
wurden bereitö drei Neiche der Drganismen unferer Erde nad) 
ihren wefentlihen Vermögen aufgeftellt. Indem jedes obere 
Reich immer die organifchen Syſteme des untern in fich auf 
nimmt, und außerdem höhere Syfteme dazu bringt, werden einer- 
ſeits Verwandtfchaften, andererfeit3 Unterfchiede zwifchen 
den Pflanzen, Thieren und Menfchen dargeftellt. Alle drei find 
fi) darin verwandt, daß ihre Leiber aus feften und flüfjigen 
Beftandtheilen gebildet find, deren Form und Mifchung durch 
die bildende Seele erhalten werden. Alle entwickeln fich. nach 
beftimmten Normen, und dauern eine feftgefeßte Zeit. Alle be- 
dürfen, obwohl in verfchiedenem Verhältniß, äußerer Potenzen: 
des Lichts, der Luft, des Waffers und organifcher. Nährftoffe. 
Alle erzeugen ihnen ähnliche Wefen, wodurd; fie ihre Gattung 
erhalten. Zu allem Diefen befigen die Gefchöpfe aller drei Reiche 
die Vermögen der Ernährung, Athmung, Säftebewe 
gung und Fortpflanzung, welche zufammen die Plaftizität 
darjtellen, durch die der Leib des Individuums gebildet und er 
halten wird, und die Keime der Nachfommenfchaft erzeugt wers 
den. Form und Mifchung gehen bei allen im Tode zu Grunde, 
Die Thiere bringen zu dem Vermögen der PMaftizität jene der 
Empfindung, Sinneswahrnehmung, des Bewußtfeins 
und der freiwilligen Bewegung, durch welche die Senfi- 
bifität theils dargeftellt, theild möglich gemacht wird, — umd 


470 ® Ahgemeine Natuegefchichte. VI. Buch. 


unterfcheiden fich dadurch von den Pflanzen. Der Menfch 
bringt zu den Vermögen der Thiere die metaphyſiſche Grund 
Tage, die Vernunft, welche, wenn aud; oft getrübt, entartet 
oder ſchwach entwicelt, bei den. Menfchen aller Völker, Him— 
melsftriche und Zeiten gefunden wird, Er unterfcheidet fich 
hiedurch von den Thieren, und fo mächtig ift jenes einzige Ver 
mögen, daß es (im Bunde mit gefteigerten niedrigern) die 
Sprache, die Religion, den Staat herbeigeführt, und dem 
Menfchengefchledyte den Charakter ded Fortſchreitens aufges 
prägt hat, während die ganze Thierwelt ftabil bleibt. Hie— 
durch, aber auch‘ nur hiedurch möchte die Aufftelung eines 
eigenen Neiches für den Menfchen hinreichend gerechtfertigt fein. 

Einige Naturphilofophen Co namentlich Dfen) haben die 
Pflanzen und Thiere als Wiederholungen der Weltfürper unfers 
Sonnenfyftemd betrachtet, und die Pflänzen daher planetarifche, 
die Thiere folare Organismen genannt. Die Pflanzen wurzeln 
‚nämlich, gleich den Planeten, in einem fremden Gentrum, und 
empfangen ihre Anregung, wie jene, durch die ‚Sonnenfraft; 
die Thiere-tragen Licht und Selbftbeftimmung, wie die Sonne 
in fich, und ziehen in freier Bewegung einher. Will man diefe 
Deutung auf unfer drittes Reich ausdehnen, jo muß der Menfch, 
— wie ed wirflich der Fall ift — das Ebenbild des fchaffens 
den Weltgeiftes felbft, in irdifcher Befchränfung darftellen. — 
Dfen fucht (Lehrb. d. Naturphiloſophie, 2te Aufl. ©. 247 ff) auf 
geiftreiche Weife darzuthun, wie die Natur von der Bildung 
der Pflanze zu jener des Thieres gelangte. Er geht von den 
höchften Erfcheinungen des Pflanzenlebens, ven der Begattungs- 
bewegung der Staubfäden mancher Pflanzen aus, betrachtet diefe 
als eine Vorregung des thierifchen Lebens, und bezeichnet das 

- Thier als eine Blüthe, welche vom Stamm getrennt,. durch 
eigene innere Bewegung, durch fortgefegten Polwechfel den 
Lebensprozeß unterhalte. 

Sowohl der Thier - als der Pflanzenwelt liegt eine allge— 
meine Idee zu Grunde, welche in den einfachſten, wie in den 
zuſammengeſetzteſten Formen beider Reiche hervortritt, und deren 
univerfelle Erſcheinung eben den Charakter des vegetativen oder 
animalen Lebens ausmacht. Das Thier ift Thier durch das 


Bon d. ſekundaͤr. Drganismen u. ihrem Leben Aberb. 4174 
* ” 


Bewegliche, immer Unruhige, Verzehrende und Zerftörende, — 
‚die Pflanze ift Pflanze durch das Nuhende, ftill Verarbeitende, 
unerſchöpflich Produzirende. Das Thier befteht nur, indem es 
ſtets Lebendes zerftört; die Pflanze, indem fie die unorganiſche 
Materie in organifch Lebended verwandelt. Die Pflanzenwelt 
ift Hleichfam die goldene Brücke über den Abgrund, der die 
Materie und die organiſchen Wefen von einander fcheidet. Thier⸗ 
und Pflanzenwelt verhalten ſich zu einander, wie Feuer und 
brennbarer Stoff. Die Thierwelt, welche auf jener der Pflanzen 
mwurzelt und nur durch deren Dafein möglich wird, müht ſich 
vergebens, deren üppige Fülle zu erfchöpfen, und den unertchöpfs 
lichen Born zu leeren, aus dem das vegetabilifche Leben quillt. 
Es ſcheint, daß zwifchen Thiers und Pflanzenwelt nicht 
jeder Zufammenhang fehle. Schon Treviranıs u. A. haben auf 
die wunderbaren Mittelwefen zwifchen Pflanze und Thier auf 
merffam gemacht, welche früher durchgängig zum Pflanzenreich 
gerechnet, zum Theil noch jetzt die Syftematifer in Berlegenheit 
verfegen. Es ift erft etwas über 100 Jahre, daß Peyßonel die 
Thierheit. der Polyparien ahnte, deren Erweifung Ellis, Bafter 
u. U. noch beträchtlich fpäter viel Mühe Foftete. Ehrenberg hat 
in neuefter Zeit zu beweifen fich bemüht, daß nach Struktur umd 
Zertur durchaus Feine Verwandtichaft zwifchen den Polyparien 
und Pflanzen beftehe. (Abh. d. k. Akad, d. W. zu-Berlin 1832, 
©. 243.) Dieß it allerdings gewiß, — andererfeitS aber ift 
nicht zu laugnen, daß neben den feinen Kennzeichen, welche das 
Mifrosfop entdeckt, doc; auch die ganze Geftalt und der, Ge 
ſammteindruck eined Naturmefensd auf und Beachtung verdiene, 
und daß hierin, fo wie in der Sproßung allerdings ein finns 
und bedeutungsvoller Anflang der Polyyarien an die Pflan— 
zen hervortrete, — Berhältniffe ganz anderer Art erfennt man 
aber unter einer ziemlichen Anzahl mifrosfopifcher Organismen. 
- „Einmal findet in gewiffen Gonferven eine zeitliche Scheidung 
des vegetativen und animalen Lebens ftatt, indem fie Thiere 
erzeugen, die fpäter wieder zu Pflanzen erwachfen, um wieder 
Thiere hervorzubringen. Die Bewegung der aus ihnen hervor: 
gehenden Brut zu einer bloßen Mofefularbewegung machen zu 
wollen, möchte ficher nicht ausreichen. Dann bietet die merk 


- 


172 Allgemeine Naturgeſchichte. VI. Buch, 


würdige Familie der Diatomeen Formen dar, welche will- 
kührliche Bewegung in allen Graben der Stärfe bis zur gänzli- 
«hen Bewegungslofigfeit zeigen, Formen ferner, welche offenbar _ 
fi an erflärte Algen anfchließen, während andere fich manchen 
Panzerinfuforien nähern, — kurz einen Komplex von Erfcheinuns: 
gen, welche dazu berechtigen, die Diatomeen für wahre Mit 
telglieder zwifchen Thieren und Pflanzen zu halten, in welchen 
es noch zu Feiner vollforimenen Scheidung ber beiden Lebens» 
formen gefommen ift, y 


So leicht es iſt, die Unterfchtede anzugeben, wodurch fich pflanz⸗ 
liches und thieriſches Leben auf der Höhe ihrer Ausbildung unter 
ſcheiden, fo ſchwer ift diefes bei den niedrigften Formen beider Reiche. 
Die Senfibilität, befonders nach ihrer Richtung als freiwillige Be— 
wegung, iſt unftreitig das durchgreifendfte Merkmal — aber auch fie, 
wie alle andern, wird in jenen tiefen Regionen fchwanfend und zwei— 
deutig. Wir unterwerfen ffe fämmtlich einer genauen Beachtung. 

Was die Ernährung betrifft, fo abforbiren die Pflanzen uns 
mittelbar aus der Erde die nährenden Flüffigfeiten, durch mehr oder 
minder zahlreiche Wurzelfafern, und es fehlt ihnen an einer Vers 
dauungshöhle, weil jene Feuchtigfeiten (Eohlenfäurehaltiges Waſſer 
und aufgelöste organifche Stoffe der Dammerde), fchon gefchidt zur 
Ernährung, feiner weitern Zubereitung bedürfen. Die Thiere nehmen 
ihre Nahrung meittens durch eine, felten durch mehrere Mundöffnun- 
gen auf, von wo fie in eine Dauungshöhle gelangen, au deren 
Wände ſich Gefäße einfenfen, welche die in ihr aufgelösten, zur 
Yufnahme in den Organismus zubereiteten Nährfloffe, gleich Wur- 
zeln auffaugen. — Die Pflanzen find durch die Wurzeln organifch 
mit der Erde verbunden, welche als ein Pol in ihren Lebensprogeß 
eingreift, — die Thiere find entweder frei, oder nur felten mecha- 
nifch an die Erde gefeffelt. — Die Pflanzen haben das Vermögen aus 
einfachen Stoffen, binären oder 'bibinären Verbindungen, ternäre, 
d. h. organifche zu bilden — die Thiere fünnen ſich nur von organis 
fchen Stoffen nähren. Diefe gehen bei der Fäulniß wieder rein - 
chemifche Verbindungen ein, um von den Pflanzen wieder in organifche 
verwandelt zu werden. — Die Säftebewegung der Pflanzen ifl 
mit jener der Thiere verglichen einfach, weniger regelmäßig und leb— 
haft, weil ihnen immer ein Gentralorgan, ein Herz fehlt, welches 
wenigftens fehr viele Thiere haben, Die Säftebewegung der Pflanzen 
it in ihrer Energie mehr vom Lichte, die der Thiere — abgefehen 
vom Centralorgan — mehr von der Luft abhängig. — Das Atbmen 
der Pflanzen gefchieht durch die Dberfläche ihrer grünen Theile, — 
das Athmen aller vollfommenern Thiere durch eigene Drgane, welche 


Bon d, fefundär. Drganismen u. ihrem Keben überh. 175 


im Heinen Raum der Luft ſehr große athmende Flächen darbieten. 
Die Pflanzen zerlegen beim Athmen die Kohlenfäure und das Waller, 
und bilden aus ihren Beſtandtheilen Bflangenftoff, wobei fie den 
Heberfchuß von Sauerftoff aushauchen. Nur in der Nacht, im 
Schatten und im krankhaften Zuftande nehmen fie etwas Sauerſtoff 
aus der Luft auf, und dünften Kohlenfäure aus, Die Thiere ver- 
zehren beim Athmen den Sauerfloff der Luft, welcher fich mit ihrem 
Blute verbindet, und bauchen Fohlenfäurehaltiges Wafer aus — 
alfo gerade das, was die Pflanzen brauchen, während die Pflanzen 
das der Atmofphäre wiedergeben, was die Thiere nöthig haben, fo 
daß durch diefe Wechfelwirfung der beiden Reiche fowohl ihr beider- 
feitiges Beſtehen, als die gleiche Mifchung der Luft gefichert wir. — 
Der Pflanzenleib iſt eine ternäre Verbindung von Kohlenſtoff, Waf- 
ferftoff und Sauerftof, der Thierleib eine quaternäre von jenen 
dreien und Stidilof. — Die Konitruftion der Pflanzen ift, bei 
dem geringern Umfang ihrer Lebenszwecke, viel einfacher und gleich- 
artiger, als jene der Thiere. Alle ihre Organe laffen fih auf das 
Blatt zurückführen, und ſtellen deffen mannigfache Verwandlungen 
dar, welche es beim Grünen, Blühen und Fortpflanzen eingeht, In 
den Stempeln und Staubfäden der Pflanzen find die Refpirationg- 
organe oder Blätter in Zeugungsorgane umgebildet. Die Pflanze 
bringt es nur zu Fortpflanzungsorganen, weil mit der Fortpflanzung 
der Kreis ihres Dafeins gefchloffen il. Da die Thiere außer den 
pflanzlichen Funktionen noch eigenthümliche ausüben, muß noth- 
wendig ihr Leib viel zufammengefehter fein. Sie bedürfen zum Be- 
wußtſein u. zur Bewegung Hirn u. Nerven, Sinne u. Musfeln. — 
Die Pflanzen wachſen durch Hervortreiben neuer, den alten mehr 
oder minder ähnlicher Theile, die Thiere meiſt durch Vergrößerung 
aller fchon früher gebildeten Augern und innern Theile. — Die 
mannigfachen Bewegungen, welche bei Pflanzen theils im natür- 
lichen Lebensgang, theils auf angebrachte Reize des Lichtes, Gal— 
vanismus, der Elektrizität, mechanifcher, chemifcher Art erfolgen, be— 
ruhen vielleicht nur auf der allem organifchen Stoff eigenen Reizbarkeit 
(Srritabilität), und auf dem Vermögen mancher Theile, fich durch 
Safteinfrömung zu erigiren. Sie erfolgen daher auch in vom thieri- 
ſchen Leibe getrennten Müsfeln. Die Bewegungen der Thiere hin— 
gegen erfolgen nicht bloß auf Äußere Neize, fondern durch Einfluß 
des Gehirns und der Nerven — alfo innerer unbeweglicher Theile — 
auf Äußere bewegliche. Indem hienach das empfindende Centrum, 
unabhängig von Außern Reizen, auf die Beripherie beſtimmend wirft, 
entiieht die willführliche Bewegung. — In jeder Beziehung 
haben die Pflanzen ihre Lebensbedingungen mehr in der Außen- 
welt, die Thiere mehr in fich. Das Licht fcheint für die Pflanzen 
gewiſſerm. die Stelle des Nervenſyſtems der Thiere zu vertreten. — 


17A Allgemeine Naturgefchichte. VI Bud). 


Bei den Pflanzen ift ferner die Individualität weit minder ge- 
ſchieden, als bei den Thieren, und der Hermaphroditismus vorherr- 
Tshend, welcher bei den höhern Thieren gänzlich verſchwindet. — 
Mach der Entwidlung und Form fann man fagen, daß fie bei 
der Pflanze auf einem Außerlich Werden beruhen, weßwegen Die 
wichtigſten Drgane nach außen gewendet find, während fie bei de 
Thieren nach innen liegen. — , Ar * 
Der Entwicklung im Großen nach gehört das Pflanzenreich 
mehr der Erde, das Thierreich mehr dem Waſſer an. Da ietzt die 
urforüngliche Erzeugung der Thiere vorüber if, und faſt alle nur 
aus Aeltern entſtehen, fo entwideln fie fich in eigenthümlichen, von 
diefen abgefonderten Flüffigfeiten. — Die Thiere wachfen meift 
nur eine gewiffe Zeit, die Pflanzen ihr Leben lang. Wie das Leben 
der Pflanzen und Thiere verfchieden ift, fo auch ihr Tod. Beim 
Thiere tritt ein Moment ein, in welchem das Leben in den anima— 
len Drganen erlifcht, bei den Pflanzen ein allmäliges Sterben. 


* 
* * 


Man kann ſich die beiden Reiche unter dem Bilde eines Baumes 

denfen, welcher bald über der Erde fich in 2. Stämme theilt, die fich 
immer weiter von einander entfernen. Se höher fie emporwachfen, 
deſto fremder ſtehen fie fich gegenüber. Lamark verglich Thier- und 
Pflanzenreich 2 Linien, welche nach einer Richtung immer mehr aus- 
einander treten, während fie nach der andern fich unendlich nähern, 
ohne fi je zn berühren. ©. R. Treviranus fchlug ſchon in der - 
Biologie ein Mittelreich vor, das die 2 Drdnungen Zoophyten und 
Phytozden begriffe, und Polypen, Korallen, Algen und Bilze um- 
faßte. Link, (Abb. d. k. Akad. d. W. z. Berlin, Sahrg. 1830) nach— 
dem er die Pflangenthiere im Allgemeinen betrachtet, und zu ihnen 
gerechnete vegetabilifche Formen abgefondert hat, fagt ©. 122 be— 
fonders in Bezug auf die Spongien und Alwyonien: „Sp kurz ift 
alfo der Schritt von der Pflanze zum Thier, Die thierifche Subſtanz 
fteht gleichfam der vegetabilifchen gegenüber; die thierifche fchwindet 
in den Spongien, die vegetabilifche bleibt, fo wie umgefehrt die 
vegetabilifche in den gemeinen Polypen fchwindet, und die thierifche 
fich ihrer eigenen Ausbildung überläßt.“. Ehrenberg (Abb. der Fon. 
Akad. 3. Berlin Sahrg. 1832, ©. 243 ff.) will von feiner Gemein- 
fchaft zwifchen beiden Reichen, von Feiner Hinneigung der Korallen» 
thiere zur Pflanzennatur wiffen. Er zählt übrigens nach O. F. 
Miüher’s und Nitzſch's (Beitrag z. Snfuforienfunde, oder Naturbe- 
fchreibung d. Cerkarien und Bacillarien, Halle 1817) Vorgang die 
Diatomeen zu den Infuforien, während Agardh (Syst. algarum, Consp. 
eritic. Diatom. ete.) u. ihm folgend Kübing (Synopsis Diatomearum etc. 


Bon d. fefundir, Organismen u. ihrem Leben fiberh. 475 


- mit 7 Taf. Halle 1834) fie zu den Pflanzen zählen. Doch hat Nitzſch 


die zweidentige Natur der Bacillarien fchon fehr richtig erfannt. 
Diefe Diatomeen num (wozu auch bie Bacillarien gehören) find 
mikroskopiſche Organismen der Süßwäſſer und des Meeres, welche fich 
durch Sporen u. Theiling vermehren, wobei die Individuen in man« 
chen Sippen auch nach der. Theilung noch zufammenhängen, und fo 
merfwürdige zufammengefebte (ſtrahlen- oder fächerartige, ſternartige, 
fadenarfige ze.) Formen darftelen. Kübing theilt diefe Familie in 
Diatomaceen und Desmidinceen. Bei den eriten find die cin« 
zelnen Individuen (Stäbchen, Fruflulen) in einen Kiefelpanzer ein- 
gefchloffen, der oft von zartem Schleime umgeben if, Der Kieſel— 
panzer befteht nach ihm aus zwei Stücken, welche durd) zahlreiche zarte 
Duerwände mit einander verbunden find, die als feine Strichelchen 
am ande erfcheinen. (Sch ſah diefelben. bei manchen Speziebug 
mittelit des aplanatifchen Okulars ſchon unter 108maliger VBergrößes 
rung des großen Plößl'ſchen Mikroskops: fonft bei faſt allen Speziebus 
mit 300maliger Vergrößerung, Iſt Kützing's Deutung richtig, fo 
müßten die Duerwände unterbrochen fein, weil man bei mehrern 
Gattungen, wenn fie ihre eliptifche Seite dem Auge zukehren, 
Strichelchen am Rande, und fcharf von ihnen abgefeßt, fchiefe Strichel» 
chen mehr gegen die Mitte, zu beiden ‚Seiten. derfelben bemerft.) 
Zu den Diatomaceen rechnet 8. Frustulia, Meridion, Exilaria, Arı- 
stella, Gomphonema, Achnanthes, Isthmia, Diatoma, Fragilaria, Melosira, 
bei welchen die Fruſtulen frei find, und Encyonema, Schizonema, 
Berckeleya, Hom@ocladia, Gl&odietyon, Mieromega, bei welchen fie in 
Röhren eingefchloffen find. Die Desmidiaceen haben eine zartere, 
meift membrandfe Subflang, und erfcheinen nicht tetraedriſch, wie 
die Diatomaceen, fondern meift enlindrifch, fpindelförmig oder rund. 
Ihre Fruſtuln find meiſt nach beſtimmten Zahlenverhältniffen ver- 
bunden. Sie find meiltens grün. Zu den freien gehören Trochiscia, 
Closterium,. Heterocarpella, Micrasterias, Scenedesmus, Biddulphia; zu 
den eingefchloffenen Echinella, Geminella, Gl&oneına, Desmidium. — 
Man bemerft nun im diefer fonderbaren Familie fehr wechſelnde 
Berhältniffe; die Bläschen in ihrem Innern, welche man den Mägen 
der polygafrifchen Snfuforien analog halten möchte, ändern an Zahl, 
an Stellung, an Bröße ungemein ab; die einen Diatomeen, zur 
Sippe Frustulia gehörig, haben offenbar thierifche Bewegung in ver- 
fchiedenen Graden, obwohl nie ſchnelle; die andern fieht man fich 
nie beivegen, und fie verhalten fich ganz wie Pflanzen; fo befonders 
jene, welche eine mehr häutige Befchaffenheit haben, und in ſchleimi— 
gen confervenartigen Schläuchen eingefchloffen find. Während daher 
Frustulia fich an das Thierreich anfchlieft, verbinden fich Fragilaria 
und Melosira den Conferven, Encyonema, Schizonema , Micromega den 
volfommenern Algen. Bei Closterium beftehen die rothen Punfte, 


176 Allgemeine Naturgeſchichte. VI Buch. 


welche Ehrenberg für Augen hielt, aus Keimförnern, welche fich an bet- 

den Enden in einem durchfichtigen oft fphärvidifchen Raum fammeln, 
Eine klare 300malige Vergr. fihon zeigte fie mie in mimmelnder 
Bewegung (Molefular- oder thierifcher Bewegung?) fich durcheins 

anderwälzend, fich nähernd und entfernend, wie auch Morren bes 
fohrieben hat, Nach Diefem ſollen immer 2 Individuen der Closterien 
zufammentreten, und fo die halbmond » oder fpindelförmigen Ge 
falten daritellen. (Annual: d. sc. natur. nouv. Serie, Botanigque, t. 5. 
pag. 321 sq- pl. 9, 10, 14.) { 

Wie oben erwähnt, findet bei gewiſſen Gonferven ein wahrer 
Kreislauf von einem Reiche zum andern fiatt. Nach Trentepohl 
und Unger (Noya Acta Acad. Nat. Curios. t. 13. pars 2. pag. 789) 
fhwimmen die Sporen von Conferva. dilatata ß Roth oder Ectosperma 
elavatum Vauch. und nach Treviranus (Biologie, Bd. A. p- 634, 
Erfchein. u. Gef. d. org. Leb. Bd, 4. p- 51. 4183.) jene von C. h- 
mosa Dillw. gleich Snfuforien herum, und wachſen fpäter wieder 
zu Algen aus, ganz denen ähnlich, aus deren Schläuchen fie her- 
vorfamen. Ganz gleiche Erfcheinungen beobachtete der jüngere Agardh 
‚ am Drapalnaldia tenuis, Bryopsis arbuscula und (wie Chauvin) an Con- 

ferva zonata. (l’Inst. 1835. p- 230.) Laurent fah öfters ganz unzweifel⸗ 
haft die grünen Körner aus den Sfamigen Conferven als Monaden 
entweichen, nachdem er die Nöhren mit der Nadel geſchlizt hatte. 
Manche diefer Monaden hatten kaum die Röhre verlaffen, als fie 
wieder in fie zurückkehrten, um aufs Neue aus ihr hervorzufommen. 
(V’Instit. 1836. p. 50.) Bory de St. Vincent flellt feine Arthrodides 
zwifchen Pflangen- und Thierwelt. Einen Theil hievon machen feine 
Zoocarpees aus, eben iene, infuforiale Sporen erzeugenden geglieder- 
ten Wafferfäden. — Längft befannt iſt zwar, aber ihrer Natur nach 
noch Feineswegs Flar die pendelartige Bewegung der Oszillatorien. — 
Die Unterfchiede, welche manche Gelchrte (fo Ehrenberg u. R. Wag- 
ner) zwifchen willführlicher und unmwillführlicher Bewegung machen, 
(fo fol die Bewegung der Zoophyteneier (2) durch Wimpern, und 
jene der Algenfporen eine unmwillführliche fein) fcheinen nicht gehörig 
bezeichnet und begründet. — Bis auf weitere Aufflärungen bleibt 
nichts Anderes übrig, als eine Berührung beider organifcher 
Reiche auf ihren tiefften Stufen anzunehmen, welche den Formen 
nach durch die Diatomeen, der Zeit nach durch jene Conferven dar- 
geftelt wird, welche Keimförner mit freier Bewegung erzeugen. 
(Bergl. auch Observations sur les limites, qui separeot le regne vegetal 
du regne animal, par Gaillon, feuilles in 8. Boulogne 1833.) _ 


Bon d. fefundär. Organismen u. ihrem Leben überd. 477 
VE hauptſtück. 


Individualität der Drganismenz; Gattungen (Species), 
Sippen (Genera), und höhere Klaffififationsfiufen 
derfelben. 


E Man verfteht unter naturhbiftorifhem Individuum 
ein Einzelwefen von gefchloffener Form, welches fich auch bei 
den größten Veränderungen, welche es durchlaufen mag, als 
dasfelbe Gefchöpf fund gibt, Dieſer einfach feheinende Begriff 
iſt jedod) in der Natur auf vielfache Weife verhält, und mit 
dem Begriff der Zufammenfegung verfchmoßen. Vom Menfchen, 
den Cephalozoen und Thorafozoen abwärts, bei welch' allen die 
Individualität Far und entfchieden ift, wird fie fchwanfend. 
Schon bei manchen Gattungen der Fopflofen Molusfen find 
viele gleichgeartete Wefen auf demfelben Stamm vereinigt; eine 
Beichaffenheit, welche bei den Phytozoen, einigen Vorticellen, 
manchen Diatomeen und den meiften Pflanzen gewöhnlich iſt. 
Bei den letztern ift der Begriff der Individualität: fo viel- 
deutig, daß (wie unten näher angegeben wird) die Botanifer 
ihn auf höchft verfchiedene Weife umfchreiben, und mande ihn 
durch Annahme. zufammengefester Individuen löſen 
wollen. — Würde man in den Begriff des Individuums auch 
die Bedingung aufnehmen, daß ed Alles in fich vereine, was 
zur Fortpflanzung der Gattung nöthig ift, fo fände eine Knospe 
oder. ein Reis, aus denen ganze Bäume erwachfen fünnen, oder 
eine Aufter, höher, als felbft der einzelne Menfch, welcher nur 
als halbes Individuum. gälte. Trennung der Gefchlechter kann 
daher der Individualität feinen Eintrag thun. — Was einfache 
und zufammengefette Individuen betrifft, fo fünnen Vergleichuns 
gen verfchiedener Stufen einiges Licht hierauf werfen. Vergleicht 
man. Pflanzen, Polypen- und Bienen- oder Termitenftöce mit 
einander, jo kann man nicht zweifeln, daß in den letztern Fällen 
die einzelnen Polypen, Bienen oder Termiten die Repräfentan 
ten der Spezied und mithin die wahren Individuen feien. Ein 
eigenthümlicher spiritus familiaris fehrt die Bienen u. Termiten 
ihre Stöcke in beftimmten, nach den Gattungen verfchiedenen 


iR 12 


478 Allgemeine Naturgefchichte. VI Buch. 


Formen zu bauen. Die verfchiedenen Formen des Korallenftoces, 
(welchen Ehrenberg höchft treffend al einen lebenden Stamm— 
baum bezeichnet) entftehen nad) meiner Meinung durch die vers 
fchiedene Sproßenftellung, fo daß hiedurch doch wieder ein 
Anklang an die Pflanze gegeben ift. Eine oberflächliche Er—⸗ 
mwägung könnte nun die DVergleichung des Polypen- mit dem 
Bienen- und Termitenſtock als unpaffend, und diefe Produftio- 
nen als infomparable Größen betrachten: während der ganze 
Unterfchied darauf beruht, daß das, was bei den Polypen durch 
einen bewußtlofen plaftifhen Trieb, ‚und wie bei der Pflanze 
nach beftimmten Stellungsverhältniffen' gefchieht, bei Bienen, 
Wespen, Ameifen, Termiten inftinftmaßig und durch Außere 
Organe vollbracht wird, hiedurch als Runfttrieb erfcheint, — 
Berhältniffe, die ficher Modiftfationen eines und desfelben tiefer 
liegenden find. Bei Bienen ꝛc. ſowohl, als bei Polypen find 
die Individuen früher vorhanden als der Stock felbit, denn eine 
Mutterwespe kann im Frühling eine neue Kolonie gründen, ein 
aus Keimförnern entftandener, fich irgendwo feftfeßender Polyp 
kann DVeranlaffung zur Entftehung eines neuen Stockes werden. 
Während nun bei Bienen zc. und Polypen die einzelnen Thiere, 
die wahren Individuen, immer vor dem Stode auftretend und 
wirfend gedacht werden müffen, deffen Idee aber mit ihnen 
entſtanden, mit ihrer Wefenheit verfchmolzen ift, erfcheint bei den 
Pflanzen die Form des Ganzen häufig vor den Individuen. Die 
fes Schaufpiel fehen wir an Bäumen oder Kräutern, welche 3. 3. 
viele Sahre hindurch nur grünen‘, ohne blühen zu Fünnen. Manche 
Baͤume oder Sträucher Fonnen daher fchon ihre .eigenthümliche Ges 
ftaft haben, che noch die Individuen, die aus ihr ‚herporbrechen, 
erfchienen find. So ift jener spiritus familiaris in der Pflanzenwelt 
übermächtig und zu einem Primären geworden, während er bei 
jenen Thieren ein Sefundäres ift. Eben aber, weil die Individualis 
tät in ihm involvirt und eingehüllt ift, hat mehr oder weniger 
deutlich jeder Theil des Pflanzenftoces die Fähigkeit, aus ſich 
fowohl die refpeftive Form des ganzen Stockes, als die früher 
oder fpäter, oder auch gar nicht erfcheinenden Individuen zu 
entwiceln, welche eben die Blüthen und nur diefe find. Dem 
Pilz, der Klechte ıc. wird daher nur eine Durch ben spiritus 


Bon d. fefundär. Organismen u. ihrem Leben überh. 4179 


familiaris ihrer Spezies erzeugte allgemeine Geftalt, aber Feine 
wahre Sndividualität zugefchrieben werden können. Will man 
einen Pilz, einen Baum, Strauch ꝛc. ein Individuum nennen, 
fo muß man auch einen Polypen- oder Bienenftod oder ein 
Volk ein Individuum nennen, — denn e8 ift.eben fo gewiß, 
daß fich in jedem Volfe ein spiritus familiaris entwickle, welcher 
eben die Erfcheinung der verfchiedenen Staatsformen und 
Sitten bedingt, wie dort die Stocformen. Da indeß die Menfch- 
heit in fteter Fortbildung begriffen ift, fo erfcheint jener spiritus 
familiaris in ihr als ein Proteus, in den Organismen hingegen 
mit den Speziebus firirt. 

‚Eine unbeftimmte Anzahl von Individuen, faft immer in 
berfelben Form, mit den nämlichen Außern und innern Charak— 
teren auftretend, und fich auf gleiche Weife fortpflanzend, bildet 
die Gattung, Species. (Viele überfeßen das Linneifche species 
mit Art, und Genus mit Gattung, was aber phyfiologifch ganz 
unrichtig ift.) So entftehen im Pflanzen » und Thierreiche un⸗ 
zählbare Vereine gleichartiger, in unveränderlichen Merfmalen 
übereinftimmender Weſen. Unfere befchreibende Naturgefchichte be 
ruht "größtentheild auf Kenntniß und Unterfcheidung diefer Cats 
tungen. — Individuen, welche vom Begriff der Gattung in 
minder wichtigen Eigenfchaften abweichen, aber durch die Fort 
- pflanzung, wenigftens im wilden Zuftande, in fie zurücktreten, 
nennt man Abarten, Abänderungen, varietates. Racen 
heißen befonders die durch Kultur fortgepflanzten Varietäten und 
Untervarietäten der Hausthiere, fo wie die Menfchenformen. 
Defterd fommen in der freien Natur eine oder mehrere Fonftante 
Formen neben einander vor, welche man ber beftimmteften, die 
man als die Gattung anfieht, als Beigattungen, Unter 
gattungen, subspecies, unterordnet. Auch feheint es, was 
man auch fagen mag, doc gewiß, daß die Natur nicht allent- 
halben die Gattungen feit einhält, obwohl fie ſich meiftens gut 
gefchieden finden. Erftered fcheint 3. B. bei manchen Sylvien, 
Staphyliniden, Schneumonen, bei Coccinella ꝛc., dann bei Aco- 
nitum, Rubus, Rosa ı. v. a. flatt zu finden. Der Einwurf, 
daß hier nur die Spezies fehr zahlreich, nahe verwandt und ihre 
Unterfchiebe ſehr fein feien, möchte fchwerlich überall Stich halten. 


4180 > Allgemeine Staturgefchichte. VI. Buch. 


Noch allgemeiner und zweifellofer offenbart fich folches Schwanfen 
hie und da auf tiefern Stufen » 3 B. bei manchen Infuſorien, En 
tozeen, Algen, Pilzen, Flechten. 

Die Zahl der Gattungen ift fo außerordentlich groß, daß 
man, um fie überfehen zu können, nach auffteigenden Kategos 
vien immer größere Vereine aus ihnen bildet. Alle einer höhern 
Stufe untergeordneten müffen den Charafter diefer tragen, 
der für fie ein gemeinfchaftlidher ift. Die Zahl der den 
Charakter ausmachenden Merkmale wird in umgefehrtem Ver: 
hältniffe Eleiner, wie die Vereine größer werden, wie die ‚Sippen 
fih in Familien, diefe fich in Drönungen, die Ordnungen fich 
in Klaffen ıc. ſammeln, wofür unten Beifpiele angegeben find, 
' deren Gharaftere in auffteigender Linie an Wichtigkeit zunehmen. 
Während der Haupteharakter irgend-eines höhern Vereins allen 
in ihm enthaltenen Wefen zufommt, gehen die. untergeordneten 
folche Reichen von DBeränderungen durch, welche eben zu den 
niedrigern Vereinen benüßgt werden. — Alle Klaffiftfationsjtufen 
find theild unfer Werf, theild in der Natur begründet; nur hat 
die fchaffende Kraft nicht in jenen flarren, immer gleichen Pros ” 
portionen gewirft, welche unfere Anfchauungsweife aufitellt, 
ja erfordert. Mit andern Worten: die Natur hält nicht die 

gleichen Werthe in den Charakteren der .Drdnungen, Fami— 
lien, Sippen in allen Drdnungen, allen Familien, allen 
Sippen ein (fo daß z. B. in mancher Familie die Genera mehr 
verfchieden find, ald fonft manche Familien), wodurd das Ges 
ſchäft des Syftematifirens fehr erfchwert wird. Auch mefjen wir 
diefe Werthe nothwendig nach fubjeftivem Maßftab, weßhalb 
Sharaftere, welche Einem zur Aufftelung einer Barietät kaum 
wichtig genug find, einem Andern zur Aufftellung einer Gattung 
hinveichen, und weßhalb die Begriffe von Classis, Ordo , Familia 
oft unter einander geworfen werden. Theil in der ungemeinen 
Bermehrung der Gattungen durch nen entdeckte, theild in ber 
vorherrfchenden Coft kleinlichen) Verftandesthätigkeit der neueften 
Zeit ift die gewaltige Vermehrung der Sippen, und die Unter: 
ſcheidung viel zahlreicherer Klaffififationsftufen begründet. 
Sehr verfihieden find die Begriffe der Botanifer über das 
Bflangenindividuum. Turpin fieht jede Zelle einer Pflanze als 


Bon d. fefundär. Organismen u. ihrem Reben überh. ABA 


ein Individuum am (manche Pilze, Algen, befichen nur aus einer 
oder einigen Zellen); Darwin jedes Auge oder jede Knospe. (Diefe 
kann auf einen Baum anderer Gattung gepflanzt, ihr eigenes Leben 
fortfeßen, fo daß man fich einen Baum mit 100 Weiten, jeder einer 
andern Gattung angehörend, denfen fann. Auch Varietäten pflanzen 
fich alfo fort. Nach D. bietet ein Gewächs die größte Nehnlichfeit mit 
einem Bolyp dar.) Andere nennen * jede durch ein Steckreis, 
Abſenker, Knollen erzeugte Pflanze ein J., welches alſo durch bloß 
mechaniſche Zerlegung eines ſchon entwickelten Pflanzentheils ent⸗ 
fanden iſt. Galleſio nennt 8, die ſelbſtſtändige Pflanze, welche ſich 
eines ihrer Gattung entſprechenden Lebens erfreut, und zugleich 
nennt er J. die Geſammtheit aller aus einem einzigen Keime 
entſtandenen Pflanzen, die folglich eine einzige Pflanze bilden, welche 
ſich vermehrt hat, ohne ſich zu ändern. (Demnach ſtellten' alle 
TDrauerweiden Europas, welche Ableger eines im 18ten Jahrhundert 
aus dem Drient nach England gebrachten Stammes find, nur 
ein J. dar.) Im gemeinen Leben nennt man jedes Gewächs ein $., 
deſſen Theile organifch zufammenhängen, und das ein von den übri— 
gen getvenntes Leben und Dafein befißt. Decandolle endlich nimmt 
nach den eben angegebenen Begriffen ein Zellen-, ein Knospen-, ein 
Steckreis⸗, ein Keim- und ein Pflanzenindividuum an. (Bflanzen: 
phyſiologie überſ. v. Röper, 2ter Bd. ©. 791.) 

Was die von vielen Naturforfihern durchgängig behauptete 
Feltigfeit der Spezies betrifft, fo verfuche man einmal, 5 big 
6000 in einer Gegend gefammelte Ichneumenides, einige hundert 
Amaroides 36. fritifch und unbefangen zu muflern, und werde fich 
deffen mohl bewußt, mas hiebei vorgeht. Man wird nicht nur wahre, 
fehr zahlreiche species finden, fondern zwifchen ihnen eine Menge 
Mittelglieder, unmerflich abweichende Formen, die man ohne Ge— 
waltſtreich weder zur einen, noch zur andern species als varietas ziehen 
fann, und die fehr häufig nur in einzelnen Individuen vor 
fommen. Solche Individuen flehen in verfchiedener Weife 
zwifchen wahren speciebus, 3, B. zwifchen a und b, oder a umd c, 
oder a und d, oder b und ce und Fünnten fonach als Baſtarde erfchei- 
nen. Wo aber Baflarderzeugung in folcher Ausdehnung vorkommt, 
fo zur Negel geworden ift, da Ffann man fchon defwegen kaum mehr 
fagen, daß die species eingehalten werden. Man wird aber — und 
dieß ift noch entfcheidender — Individuen finden, welche Merfmale 
von einer, zwei oder drei andern speciebus in Verbindung mit eigen- 
thümlichen an fich tragen, bald deutlich ausgefprochen, bald fehr 
unbeſtimmt — und doch aus manchen Gründen nicht wohl als eigene 
- species betrachtet werden können. — Sch glaube, daß folche Verhält- 
niffe theils durch Umſtände eingetreten find, welche fchon bei der 
Entſtehung der species wirften, theils durch fpäter begonnene und 


182% Allgemeine Naturgefchichte. VI. Buch. 


flets fortgefehte Baflarderzeugung. Man muß nämlich annehmen, 
daß allen Individuen einer species dag Urbild diefer bei ihrer eigenen 
Erzeugung vorfchwebe. Man weiß auch, daß Fein Individuum einer 
species dem andern ganz gleich ift, fondern zwifchen Grenzen 
ofeillire, die chen jene der species find. In den meiften Fällen ift 
nun das Individuum der species untergeordnet, und flellt 
deren Urbild in mehr oder minderer Reinheit dar. Wir fagen dann, 
diefe und jene species feien „gut“, Bm vielen Fällen jedoch (z. B. 
den eben angeführten) hat die Sndividunlität das Hebergemicht 
gewonnen, das Urbild der species ſchwankte, wandelte fih, und ward 
mehr oder minder dem Individuum untergeordnet. Zuletzt reducirt 
fih das Ganze auf eine unvollfommnere Beherrfchung des Stoffes 
durch die bildende Seele des Organismus. Die bildende Seele ver- 
mag in folchen Fällen nicht, das während der Entwicklung unbeſtimmt 
fhwanfende Urbild der species feftzuhalten, welchem möglichft gleich 
fie ihren Leib zu geftalten fucht, — und diefes erfcheint in mehr oder 
minder bedeutender Abweichung von demfelben. Gefchieht dieß nicht 
auch dem flerblichen Künftler, wenn ihn der Stoff übermannt, und 
fein Runftwerf nur unvollfommen feinem Sdeale gleicht? — Gerade 
dann, wenn’ einmal folche Verhbältniffe gegeben find, iſt die Baſtard⸗ 
zeugung am leichteften möglich. Diefe erfolgt am ebeften, wo fehr zahl— 
reiche nahe verwandte Gattungen und Varietäten vorhanden find, oder 
wo Umftände der angegebenen Art gewaltet haben. Denn je beſtimmter 
die Gattungen gefchieden find, defto fremder find fie ſich, deſto größer iſt 
der Widermwille, fich in Liebe zu nahen, — deſto abfioßender der Gegen. 
ſatz. Die in manchen Speziebus vorherfchende Baſtardzeugung möchte 
alfo meiftens eine fefundäre Erfcheinung primärer Verhältniffe fein. 
(Vergl. über Sippe und Gattung ze. Bernhardi, über den Begriff 
der Pflanzenart und feine Anwendung. Erfurt 1835. Besnard, 
Snauguralabhandlung über den Unterfchied zwifchen genus (Gefchlecht), 
species (Art) und varietas (Abart) und über die Urſachen, wodurch in 
der organifchen Natur das Entftehen der Ab- oder Epielarten be- 
gründet wird. München 1835.) 

Als Beifpiele für die Klaffififationsftufen im Thier— 
und Pflanzenreiche mögen uns die Haus gans und die weichhaa— 
tige wilde Minze dienen. In abfleigender Richtung ftelen fich 
diefe Stufen alfo dar: 


Nach Cuvier. | Nach Juſſieu. 
Regnum: Animalia. Plantae. 
Subregnum: Vertebrata. Dicotyledoneae. 
Classis: Aves. Hypocorollia. 
. Ordo: Palmipedes. 
‘ Familja: Lamelliroöstres. Labiatae. 


Genus: Anas Lion, -  Mentha. 


— 


Bon d. ſekundar. Organismen u. ihrem Leben überh. 183 


Sectio (Subgenus): Anser. Menthastrum.! 
‚ Species; A. cinereus M. et W. M. sylvestris Linn. 
Varietas: A. cin. domesticus. M. s. var. mollissima Brkh. 


Der allgemeinfte Charakter des ganzen Thierreichs iſt Senf. 
bilität; das Unterreich der Wirbelthiere hat außerdem rothes Blut 
und eine Wirbelfäule; die Klaffe der Vögel hat aufer diefen Cha- 

rakteren noch warmes Blut, doppelten Kreislauf, doppelte Athmung, 
Fortpflanzung duch Eier; die Ordnung der Waffervögel zu ap 
Diefem Füße mit Schwimmhaut, dichtes, eingeöltes Gefieder, und 
einen Hals, der länger ift als die Füße; die Familie der Lamelli- 
rostres einen dichten, weichhäutigen, am Nande mit Zähnen oder 
Blättchen befehten Schnabel; in der Sippe der Enten (im weitern 
Sinn) iſt der Schnabel groß und breit, am Nande mit Blättchen 
befeßt; die Sektion der Gänfe unterfcheidet fich von den Schwänen 
und Enten (im engern Sinn) durch einen mäßig langen, nach vorn 
fchmälern Schnabel, der an der Wurzel breiter als hoch iſt, durch 
ziemlich hohe, der Leibesmitte nahe flehende Füße, durch eine gerade, 
nicht aufgetriebene Luftröhre; die Gattung Graugans iſt grau, 
ihre Mantel braun, grau gewellt, ihr Schnabel ganz orangegelb; von 
ihr if zahme Varietät die Hausgans, welche wieder in verfchie- 
denen Nacen vorkommt. — Der allgemeinfte Charafter des Bflan- 
zenreichs iſt Plafizitätz; im Unterreich der Difptyledonen hat 
der Embryo 2 Samenlappen, der Stamm zeigt Fonzentrifche Schich- 
ten, die Blattnerven bilden ein Netz; in der Klaffe Hypocorollia iſt 
die einblättrige Blume unter dem Ovarium befeſtigt; die Familie 
der Labiatae begreift (meiſt Frautartige) Pflanzen mit Afantigem 
Stengel, entgegengefekten- Blättern und Blüthen, welche in den 
Blattwinfeln ſtehen, unregelmäßiger Blumenfrone, meift 4 Staub— 
fäden :c.; in der Sippe Mentha iſt die Blumenfrone Alappig, der 
breitere Lappen ausgerandet, die Staubfäden find gerade, abſtehend, 
die Unterfippe Menthastrum hat einen freiftehenden fünfzähnigen 
Kelch; die Gattung Waldminze bat weichhaarige fall ununters 
brochene Achren, gezähnt-gefägte, eiförmigseliptifche, oben grau be- 
haarte, unten weißfilzige Blätter, einen allenthalten behaarten Kelch; 
die Barietät M. s. wollissima hat kurz geſtielte Blätter mit faft 
gleichen Sägezähnen, und federhanrige Brafteen, — Man fieht aus 
der Stufenfolge in diefen Beifpielen, wie die Kennzeichen immer 
ſpecieller, immer niedriger an Rang, aber zugleich zahlreicher werden. 


ABA. Algemeine Naturgefchichte. VI. Buch. 


vn. Hauptftück, n 


——M 


Mannigfaltigfeit und Zahl der Drganisnen, 


Die Urfachen der Mannigfaltigkeit im Pflanzen und Thier- 
reich zerfallen in zwei Klaffen. Die der erften find in ſaͤmmt⸗ 
lichen äußern Verhältniſſen, die der zweiten in der Be- 
fhaffenheit der Typen zu fuchen, weld;e den Gruppen und 
Familien der Thiere und Pflanzen zu Grunde liegen. Was Die 
äußern Verhältniffe betrifft, fo gehören hieher nicht. bloß 
jene des Klima’, des Bodens, der Meereshöhe ꝛc., fondern 
auch die Verhältniffe der verfchiedenen Klaffen und Reiche der 
-fefundären Organismen gegeneinander. Die Beziehungen 3. B. 
des Pflanzenreiches zum Thierreich gehören natürlich zu den außern 
BerZältniffen für das Thierreih. Es foliten alle Räume in 
Erde, Waffer und Luft mit Lebendigen erfüllt werben; allen 
jenen verfchiedenen Verhältniffen follten befondere Formen ent 
fprechen. Se mannigfacher diefe Außern Verhäftniffe eines Welt 
förpers im Ganzen oder an beftimmten Punkten find, je mannig- 
facher werden feine fefundären Organismen fein können. — Der 
Reichthum einer, Formenreihe führt wieder den einer andern herz 
bei. Die Infeften z. B., fich den verfchiedenften Pflanzenformen 
anfchmiegend, ihre Entwiclung nach der der Pflanzen richtend, 
auf taufendfache Weife in Wechfelwirfung mit ihnen tretend, 
werden um jo mannigfaltiger fein fünnen, je mannigfaltiger die. 
Pflanzen find. Die fleifchfreffenden Infeften werden um fo man: 
nigfacher ‚fein können, je mannigfacher die pflanzenfreffenden 
Snfeften und Landmollusken find, — die infeftenfreffenden Vögel 
wieder um fo mannigfacher, je vielfältiger und zahlreicher die 
Inſekten überhaupt. Die parafitifchen Thiere und Pflanzen jtehen 
gleichfalls in Abhängigkeit von ihren Trägern, zu denen fie, wie 
die fleifchfreffenden Thiere, im  Gegenfaß entwicelt find. So 
greifen alle Ringe der Kette in einander. — Die zweite Urfachen- 
reihe der Mannigfaltigfeit der Pflanzen und Thiere liegt in ber 
verfchiedenen Befchaffenheit der den einzelnen Familien zu Grunde 
liegenden Typen. Ein Typus wird um fo zahlreicherer Varia- 
tionen fähig fein, je tiefer und reicher die ihm zu Grunde liegende 


Von d. fefundär, Drganismen u. ihrem Leben überh. 485 


Idee ſelbſt iſt. Fragte man z. B., worin der Grund der unge⸗ 
heuern Mannigfaltigkeit der Inſekten liege, ſo würde ich ant— 
worten, er liegt vor allem im Typus des Inſekts, und dann 
- in der Wechfelwirfung, in welche diefer mit der Pflanzenwelt tritt. 
Der Grundtypus des Snfefts ift „ein Thier mit zahlreichen Seg⸗ 
menten, mit Gegenfaß der Enden, Seiten und Flächen, und 
zahlreichen Gliedern verfciedener Art. Dieſer Typus läßt 
nun unzählige Abanderungen zu, welche theild durch die Tripliz 
zität der Gegenfäge von oben und unten, links und rechts, hinten 
und vorne, theils durch die Zahl und die Proportion der Se, 
gmente, die Zahl, Bertheilung, Beichaffenheit der Glieder u. |, w. 
vealifirt werden Fünnen. Andere Typen, wie z. B. jener der 
Echinodermaten, Acephalen, felbft der Vögel ꝛc. find weniger 
ideenreich, daher in geringerer Formenzahl ausgefprochen. — 
Man bedenfe, wie vieler Mopiftfationen ein einziges Organ 
fähig ift, und oft wirklich erleidet: 3. B. der Schnabel der Vögel, 
das Gebiß der Säugthiere, die Fühler der Inſekten, die Blätter, 
Staubfäden, Piftile der Pflanzen! Häufig fieht man, wenn man 
manche Reihen verwandter Organismen überblickt, ein Drgan aus 
dem Nichts, oder aus rudimentären Zuftande hervortreten, immer 
- vollfommener, herrfchender, überwiegender werden, bis es die 
Afme erreicht, und in entgegengefeßter Richtung allmählig ver: 
ſchwindet. So erhebt fich ein Geftirn über den Horizont, als 
mälig höher und höher, zur Kulmination, bis es auf der andern 
Seite immer finfend endlich verſchwindet. Das Hervortreten 
einzelner Organe, und das Uebergewicht, wodurd; fie beftimmend 
und geftaltgebend werden, ift eines der häuftgften Mittel der 
Natur, Männigfaltigfeit hervorzurufen. — Bei allem Dem treten 
auch noch andere Momente dazu, welche die durch den Typus 
gegebenen Verhältniffe modifiziren. So ſcheint die abfolute Größe 
der Säugethiere der Hauptgrund ihrer verhältnißmäßig geringern 
Formenzahl zu fein, Dann feheint aber auch die fchöpferifche 
Kraft mit befonderer. Vorliebe bei gewiffen Gruppen verweilt 
zu haben, in allen Richtungen ihrem Typus entwicelnd und ab- 
Andernd, und fo eine größere Formenzahl hervorrufend, als 
anderwärtd. — Um fich zu verfinnlichen, wie ed möglich‘ fei, 
einen reichen Typus zahlreicher abzuändern, betrachte man z. B. 


186 Allgemeine Maturgefchichte. VI. Much. 


Wörter aus mehr oder weniger Buchftaben beftehend. Se größer 
die Zahl der Buchftaben eines Wortes ift, deſto dfter werben 
fie verfeßt werden können. 

‚Die Natur vermag, gleich den großen Genien der Menſch⸗ 
heit, aber in noch viel höherm Grabe, hohe Ideen nicht bloß 
zu faffen, fondern fie auch auf das umfaffendfte auszuführen. 
So hat fie nun, in Einflang mit allen Außern Verhältniffen den 
Reichthum ihrer Typen entfaltend, eine unermeßliche Zahl von 
Organismen auf der Erde hervorgerufen, ein Gewimmel von 
Lebendigen in allen Elementen, Sahreszeiten, Gegenden. Der 
fleinfte Raum ift erfüllt von Leben, das fi ch im Waſſertropfen 
birgt, und nicht zufrieden, die Höhen des Luftkreiſes, die Tiefe 
der Meere, die Oberfläche der Erde bis in ihre Höhlen und 
Klüfte zu erfüllen, das Innere der Lebendigen ſelbſt wieder, 
Mark und Samenkorn, Blut und Fleiſch zu ſeiner Wohnſtätte 
wählt. Hunderttauſend Gattungen von Pflanzen, Hundert 
und Fünfzigtaufend von Thieren find der mütterlichen Erde ent 
fproffen; aller Berechnung, aller Schäßungen fpottet die Zahl 
der Sndividuen, in welchen fie vorhanden find. Die Erde 
aber, welche diefen unendlichen Reichtum aus ſich geboren hat, 
trägt und nährt, ift dem Univerfum gegenüber felbft nur einem 
der Blutbläschen, der Protofoffusfügelchen auf ihr. vergleichbar. 


(Meber den Grund der Mannigfaltigfeit vergl, auch Medel’s 
Spftem der vergl. Anatomie, Bd. J. ©. 324 ff.) 


VII Hauptftück. 


Bon der Konformation des Thier- und Pflanzens 
reiches. Ob ein Parallelismus swifcdhen beiden vors 
handen fei? 


Unter Konformation dee T Thierteiches oder Pflme he⸗ 
verſtehe ich den Inbegriff aller gegenſeitigen Verwandtfchaftövers 
häftniffe und die daraus hevvorgehende Stellung aller Spezies 


Bon d. fefundär. Organismen u. ihrem Leben aberh. 487 


und Gruppen eined Neiches zu einander; alfo, wenn man will, 
das natürliche Syſtem, jedoch nicht in dem veränderlichen Sinne, 
wie die fich fortbildende Wiffenfchaft es aufitellt, fondern wie 
ed der organischen Schöpfung unabänderlich eigen ift. — Diefe 
Konformation fommt nun dadurch zu-Stande, daß die orgas 
nischen Weſen nicht bloß für fich eriftirende Einzelne find, fondern 
beftimmte Gruppen und endlich größte Ganze darftellen, deren 
fammtliche Theile beftimmte Proportionen gegen einander behaupten. 
Die Möglichkeit, die Erfcheinung organischer Wefen, ift an und 
für fih, wie fchon Kant bemerfte, nicht genug zu bewundern; 
daß aber alle Einzelnen wieder zu einem großen Ganzen vers 
bunden find, offenbart und den ordnenden und denfenden Geift, 
welcher über Allen ſchwebt, deſſen Ausflüffe Alle find, — und 
zeigt ung das wundervolle und hohe Bild indſtender Einheit in 
der unermeßlichen Vielheit. 

Dem oberflächlichen Blick mußte zuerſt dad Thier- und 
Pflangenreich als eine unüberfehbare,, alle bewohnbaren Elemente 
erfüllende, vordnungslos durch einander wimmelnde Maffe von . 
Einzelweſen erfcheinen. War man einmal zur Unterfcheidung der 
beiden Reiche gelangt, fo fonnte man in jedem befonders der 
Stufenfolge allmäliger Bervollfommnung nachgehen , welche 
fcheinbar fo einfach und Far ji vom Steine zur Flechte und 
dem Schimmel, von diefem bis zur Palme, vom Wurm bie 
zum Menfchen erftreckte. Die auffteigende Linie, die Leiter, 
war zu Linne’s und Bonnets Zeit das beliebtefte Symbol, nad 
welchem man ſich die Natur angeoronet dachte, Linné jedoch 
erlangte fpäter eine ſchon viel vollfommnere Borftellung, und 
verglich die Gruppirung der Pflanzen und Thiere mit jener der 
Drte auf der Erdoberfläche oder einer Landfarte, — wonit 
auch Decandolle übereinftimmt. Man könnte an fie auch die 
Vergleihung mit der fcheinbaren DVertheilung der Firfterne im 
Raum anfchließen. Diefe VBorftellungen, wie jene des Nekes, 
deſſen Mafchen ineinander greifen, der Fongentrifhen Kreife, 
der je fünf in größere eingefchloffenen Kreife ıc., geftatteten 
allerdings ſchon mannigfachere Beziehungen der Naturwefen zu eins 
ander, und find daher vollkommner, als jene der Stufenleiter, 
fchließen aber zum Theil jede Gefegmäßigfeit aus. Alle bieten zwar 


188 - Allgemeine Naturgeſchichte. VE Bud. 


etwas Wahres dar, — indem vom Infuſorium bis zum Menſchen, 
vom Schimmel bis zur Eiche eine Skala allmäliger Vervoll⸗ 
kommnung auffteigt, oder indem im einzelnen Parthieen eine 
unregelmäßige gegenfeitige Lage der einzelnen Formen ftatt findet, 
oder indem ein Naturwefen immer mit mehrern zugleich verwandt 
ift, oder indem in größern Gruppen immer-fleinere und fleinfte 
enthalten find, — aber fie alle find nicht erfchopfend genug, und 
nur kleine Theile der Wahrheit. i 
Die Natur ift, wie ſchon früher bemerft, nur ſich ſelbſt 
gleich, kann alſo auch nur mit ſich ſelbſt verglichen werden. 
Doch giebt es eine Vorſtellung, welche dad Verftändniß der großen 
verwandtfchaftlichen Verhältniffe der organifchen Reiche und ihrer 
daraus folgenden Konformation und viel näher rückt, als 
jene: eben angeführten. Die organifche Schöpfung ift nämlich 
das Produft einer geiftig bildenden Kraft, welche jedes Neid, 
zu einem Ganzen geftaltete, und ſich dieſes Ganzen in jedem 
Einzelnen ſtets bewußt blieb, Diefe geiftig fchaffende Kraft hat 
die Ideen zu ihrem Werf aus fich felbft gefchöpft, hat fich im 
denfelben verförpert, und ift mit ihnen gleichham Eins geworden. 
In folcher Art zu fchaffen befteht aber, das Wefen der 
Kunf. Man verlangt von der Kunft, daß fie für ſich be- 
ftehende, daher zweckmäßige, zu freien Zwecken in allen Theilen 
übereinftimmende Werke hervorbringe. Jedes Kunftwerf foll von 


einer Idee belebt fein, und diefe in eigenthümlichen, charakte⸗ 


riftifchen Zügen ausdrüden; Idee und Form follen in innerer 
Durchdringung ein Einiges, Harmonifches geworden fein, welches 
in feinen einzelnen Theilen gegliedert, und organifch abgefchloffen 
if. Die Kunft will etwas Inneres zur Erfcheinung bringen, 
und ift daher ihrem Wefen nach Darftellung, und zwar Dar- 
ftelung für den innern Sinn (Poefie), oder für die Außern 
Sinne (Mufif, Skulptur, Malerei 20). — Wer kann nun ver- 
kennen, daß alle diefe Poftulate bei den organischen Wefen erfüllt 
find? Sie find für fich beftehende, daher zweckmäßige, zu freien 
Zwecken in allen Theilen übereinftimmende Werke. Jedes von 
ihnen ift von einer Idee belebt, und drückt dieſe in eigenthüms 
lichen, charafteriftifchen Zügen aus; Idee und Form find im 
ihnen zum harmonifchen Ganzen verſchmolzen; fie find raäumlich 


Bon d. fefundär. Drganismen u, ihrem Leben überb. 489 


und zeitlich gegliedert, und im höchften und eigentlichften Sinne 
organisch abgefchloffen. Die Gedanken des Weltgeiftes in feiner 
Spezialität ald Geift der Erde find in ihnen zur Erfcheinung 
und finnlichen Darftellung gekommen. — Die organifchen Reiche 
find demnach Kunftfhöpfungen der umfaffendften Art, 
plaftifch und pittoresf dur ihre Formen, mufifalifch 
durch Gliederung und Bewegung, dramatifch durd die Ent 
wicklung im Ganzen und Einzelnen. Das ganze Univerſum ift 
aber durch den Geift, der alle Erfcheinungen deffelben ald Sym⸗ 
bole gebraucht, in feiner eigenften Wefenheit fich aber nur dem 
innern Sinn offenbart, poetifh, und zwar die Poefie 
der Gottheit ſelbſt. — Man fagt gewöhnlich, um das Schaffen 
der Natur in einen Gegenfas zu jenem der Kunft zu ftellen, 
die Natur wirfe, obgleich fie, wie die Kunft, hervorbringe, 
nach nochweydigen Gefeßen, und bewußtlos,“ Aber find die 
Geſetze, nach welchen der menfchliche Künftler wirkt, nicht auch 
Naturgefeße? Auch diefer fchafft in feiner Begeifterung mit faft 
inftinftmäßiger Nothwendigfeit, obgleich er den Gang feiner Wirk; 
famfeit mit Bewußtfein und Befonnenheit verfolgt. In feinem 
Wirken find eine bewußte und bewußtlofe Thätigfeit in einander 
verfchlungen. Haben fich nun gleich die organifchen Schöpfungen 
der Erde, fich felbft unbewußt, gleichfam inftinftmäßig, in 
einer beftimmten nd gefeßmäßigen Folge entwidelt, fo fehen 
wir doch, und auf einen höhern Standpunft echebend, ein, ‚daß 
der ewige Geift der Welt, welcher der Erde einen Strahl 
fchöpferifcher Kraft verlieh, von Anbeginn her, und in dem voll- 
Fommenften Grade fich al jener Entwiclungsftufen bewußt 
fein mußte, — die Erde und alle ihre Lebendigen durchlaufen 
würden. — 

Alle — Lebendigen des Thier- und Pflanzenreiches 
ſind wieder zu zwei großen und harmoniſchen Ganzen verbunden. 
Jedes Reich für ſich ſtellt die Durchführung einer Grundidee 
wor, deren Erläuterung in einer Menge untergeordneter Gedan— 
fen, — als eben fo vielen Pflanzen: und Thierformen, gegeben 
iſt, welche alle, obwohl in unzählbar verfchiedener Umfchreibung, 
mehr oder ‚weniger vollftändig, jene Grundidee ausfprechen. 
Me haben wicht bloß ein Verhältniß zu diefer, fondern auch 


4190 Allgemeine Naturgefchichte. VI Buch. 


zahfreiche Verhäftniffe unter ſich. Diefe find dadurch gegeben, 
daß die Verwirklichung der Grundidee nicht in einer verwirr⸗ 
ten Folge von Geftalten, fondern in einer harmonifchen 
geſchehen iſt. — Man fönnte jedes Reich mit einer großen 
‚poetifchen oder mufifalifhen Kompofition vergleichen. 
Wenn aber ein Drama oder Tonftüc nur durch die Gefammts 
heit ihrer Perfonen und Scenen oder Töne exifliren, aber Fein 
einzelner Charafter, Fein einzelner Ton zugleich die Grundidee 
des Ganzen ausfpricht, fo unterfcheiden fi) jene großen Koms 
pofitionen, das Thier> und Pflanzenreich, eben dadurd), da 
jede ihrer Formen zugleich die Grundidee des Stüdes ausdrückt. 
Verfolgen wir in's Befondere das Gleichniß einer muſikaliſchen 
Kompofition noch etwas weiter. Jede unbefangene Beobachtung 
erkennt bald, daß im Pflanzen- oder Thierreiche nicht von einer 
gleihförmigen, gleihmäßig gegliederten, tetradifchen, 
quinarifchen, Eonzentrifchs Freisförmigen ꝛc. Anordnung die Rede 
fein könne. Wir haben es hier mit Schöpfungen zu thun, in 
welchen zwar Rythmus und Proportionen herrfchen, deren Gans 
zes aber Produft einer Kraft ift, welcher an Feinerfei Schemas 
tismus, an feine durchgehenden Zahlenverhäftniffe gebunden, eben 
nach Weife der menfchlichen Phantafie gewirft hat. Die Gruppen 
im Pflanzen: und Thierreiche ftellen daher verfchieden große, 
verfchieden gegliederte Abfchnitte ihrer ganzen Kompofition 
dar, von welchen ‚jeder gleichfam durch eigene Tonart, durch 
eigenes Tempo charakterifiet iſt. Wie die Uebergänge aus einer. 
Tonart in die andere, in einem Tonſtücke allmählig oder vafch, 
faft fprungweife gefchehen können, fo erfolgen auch die Webers 
gänge unter den großen Abtheilungen der organischen Weſen bald 
durch eine Reihe von Zwifchenformen, bald durch einen Sprung. 
Das Linne’fche «natura non facit saltus» ift daher nicht allents 
halben richtig. Viele Gruppen organifcher Weſen ftehen nämlich 
ganz ifolirt, ohne Webergänge, und ftellen für ſich beftehende 
Borftellungsreihen vor, zu welchen die Natur durch einen 
Sprung gelangte; andere weichen fo fehr vom allgemeinen Plan 
ab, daß fie gleichfam Epifoden ber großen Kompofition , Geis 
tenrichtungen darftellen, nad welchen, oder zugleich mit 
welchen die Hauptidee in ihrer Entfaltung fortfchreitet. — Man 


Von d. fefundär. Organismen u. ihrem Leben überh. 191 


bemerkt in den Verwandtichaften der organifchen Wefen ähnliche 
Berhältniffe, wie in der Affoziation unferer Ideen. Wir 
gelangen oft in allerfürzefter Zeit zu ganz andern Borftellungss 
reihen, — manchmal in der That ohne Verbindung mit. den vors 
hergehenden, öfter jedoch durch verbindende Glieder, die bisweilen 
fo rafch und flüchtig vworübergehen, daß wir und ihrer kaum 
oder gar nicht bewußt werden. Aehnliche Gefeße der Ideenver— 
- bindung haben bei der Entftehung der organischen Weſen ges 
waltet. Wo wir heut zu Tage Lücken bemerken, dürften die 
ausfüllenden Formen Cabgefehen von jenen, welche etwa aus 
geftorben oder noch nicht entdeckt find) niemals zur Erfcheinung 
gefommen'fein, weil die verbindenden Borftellungen des fchöpfes 
rifchen Geiftes, welchen fie hätten entſprechen follen, zu flüchtig, 
zu unflar, zu wenig energifch waren, um fich in bleibenden 
Geftalten auszuprägen. (Die Metamorphofe in der Schöpfung 
braucht alfo nicht immer Außerlich dofumentirt zu fein. Man 
kann mit Recht fagen, die Natur fei durch ein Ringen nad) 
Bollfommnerem von den niedern Thieren zu den höhern fortges“ 
Schritten, ohne daß es deßwegen nöthig erfcheint, daß alle Zwifchens 
ftufen, um diefes zu beweifen, wirklich real geworden, alfo vors 
handen feien. Die Metamorphofe fann ja eine innere, im Naturs 
geifte felbft vor fich gehende geblieben, - und nur eine nächft 
höhere, bedeutend verfchiedene Stufe kann wieder reel geworden 
fein. Diefelbe erfcheint uns num durch eine Kluft von den nächft 
verwandten getrennt, weil wir die ideell gebliebenen Zwiſchen⸗ 
glieder nicht kennen. Es ift ſogar wahrfcheinlich, daß eine gewiffe, 
in verfchiedenen Abtheilungen der organifchen Natur verfchieden 
große Zahl von ideellen Zwifchengliedern erfordert wurde, bis 
wieder ein reelled Glied erfchien. So find ja auch die Tone 
an verfchiedene Schwingungsfnoten gebunden, in deren Zwifchens 
räumen nur Mißtöne oder gar Feine möglich find.) 

Diejenigen, welche fich mit poetifcher oder mufifalifcher 
Kompofition befchäftigen, Fennen die wunderbare Wirffamfeit der 
hiebei thätigen Geiftesvermögen. Wenn diefe hierin öfters ges 
hemmt erfcheinen, fo bedarf ed bisweilen nur eines einzigen 
Gedankens, eines Affordes, oder weniger einzelner Töne, um 
eine ganze Reihe von Tönen und Bildern hervorzurufen. Solche 


192 Allgemeine Naturgefchichte. VI. Buch. 


einzelne Tebensfchwangere Ideen oder» Klänge find gleichſam 
Siegel, welche vom verfchloffenen Geheimniß abgenommen wer: 
den, Thore, welche eine Welt voll Geftalten eröffnen. Dann 
ftrömen aus urfräftigen Quellen, frei und leicht, Bilder und 
Töne, welche fonft hervorzubringen ‚weder Verftand noch guter 
Wille vermögen. Die tiefften Saiten werden oft abfichtslos ans 
geregt, wie die Adern edeln Erzed oft durch Zufall gefunden 
werden, — find fie jedoch einmal in Schwingung gefeßt, fo 
vermag der befonnene Wille fie eine Zeitlang hierin zu erhalten, 
und den fihöpferifchen Erguß, bevor der letzte Ton verflungen 
ift, zum Kunftwerf zu formen. — Die Kraft nun, welche in 
der Natur gewirft hat und wirft, ift von der des Menfchen 
nicht abfolut verfchieden. Sind und nicht Außere Sinne ge 
geben, ihre materiellen Produftionen wahrzunehmen? Glauben 
wir nicht mit Recht an die Wahrheit der durch fie erlangten 
Empfindungen? Wohlan denn, es ift. und neben den Außern 
auch ein innerer Sinn verliehen, durch welchen und das ver⸗ 
borgene Wefen der Schöpfung verftändlich wird, wenn wir ihn 
brauchen wollen. Scheuen wir ung nicht, die Natur fich in 
unferm Geifte fpiegeln zu Taffen, und mit der konzentrirten Kraft 
unferer beften Vermögen ihre Geheimniffe, ihre Abgründe zu 
beleuchten. Wenn wir mit unferm innerften Wefen ihr gegen: 
über treten, fo wird auch ihr Inneres zum Aeußern. Wohl 
hatte der Dichter recht, als er jene troftlofen Worte parodirend, 
„daß ins Innere der Natur Fein erfchaffener Geift dringe“, die 
freudige Ueberzeugung ausſprach, daß die Natur weder Kern 
noch Schale habe, gerne alled mit einemmale fei und gebe. 
Göthe, Gott und Welt; dem Phyfifer”) Die Gewißheit, daß 
wir in der Natur fein Fremdartiges, fondern ein Befreundetes, 
innig Verwandte vor und haben, dem wir feldft entiproffen 
find, giebt und das Recht, ihr Schaffen und Walten, ihre Ers 
fheinungen und Zuftande durch jene des Menfchengeiftes zu 
beleuchten. 

Man gewahrt, um in unſerer Vergleichung fortzufahren, in 
den organifchen Reichen ein ähnliches Fortſchreiten, ähnliche Formen 
der Uebergänge, wie in einer großen mufifalifchen Kompofition, — 
bald durch aufgelöste Diffonanzen, bald durch vermittelnde Afforbe. 


Bon d. fefundär, Organismen u. ihrem Reben überh. 495 


So jteht die große Symphonie vor dem flerblichen Sinn, als 
ein fertiges Kunftwerf, Wie in der Symphonie, in Epos, im 
Drama, gegen die Entwiclung zu die Hauptideen in einen 
Brennpunkt gefammelt werden, fo entftand am Schluß der or 
ganifchen Schöpfung der Menfch: zur Zeit, als die erzeugende 
Kraft auf dem höchſten Gipfel der Erregung und Begeifterung 
weilte, und gleichham mit dem lezten Afford ihr Werk befchloß. — 
Wenn aber im Thier- und Pflanzenreiche jedes Einzelne das 
Ganze, jedes Thier und jede Pflanze die Idee ihres Neiches auss 
fprechen foll, wie es wirklich der Fall ift, fo muß auch jedes 
Einzelne Mannigfaltigfeit und Gliederung zeigen. Sf 
nicht auch ein Afford eine Art von Organismus? Zwei Tone 
‚in Terz oder Quart gefeßt, find fehr einfache Akkorde; zu vol- 
fommenen gehören Mittelglieder: fo zum Grundton und der 
Dftave die Terz und Quint, die Quart und Sert ıc. So be 
ftehen die vollfommenern Thiere und Pflanzen aus mehrern 
organischen Fonfordirenden Syftemen, fo wie aus mehrern 
Körperabtheilungen. Manche wunderbare und abnorme Formen 
(Monotremata Cuv. Proteidea, Ichthyodea , Cecilie Goldf. 
Rhipiptera Latr. Cirrhipedia Lam. im Thierreiche, Cycadez, 
Najadee, Characex, Cytinee Link ıc, im Pflanzenreiche) find 
gleichfam Diffonanzen, Uebergangsafforde, welche fich bald wie: 
der in die Harmonie auflöfen, und darum verhältnigmäßig fo 
felten. Afforden ganz eigener, von uns nicht gebrauchter Art ent- 
fprechen jene Thiere, bei welchen viele — mit Ausnahme der 
eriten und legten — faft gleichwerthige Körperabtheilungen vor: 
‚handen find, wie bei Anneliden, Myriapoden, Snfektenlarven. 
Hier ift gleichfam der mittlere Ton öfter vorhanden, während der 
höchfte und tieffte nur einmal ertönt. Es ift Har, daß Gefchöpfe 
von folchem Bau organifch unvollfommner feien, als jene, wo 
mehrere verjchiedenartige Körperabtheilungen fih zu einem har- 
monifchen Ganzen vereinen. Die Mitteltöne find die Koeffizien⸗ 
ten des Akkordes, wie die phyſiologiſchen Syſteme jene des Or⸗ 
ganismus. Man weiß, daß in den vollfommneren Organismen 
deren mehr und beffer geichiedene vorhanden find, wie denn 3. B. 
die Potenzirung des Inſekts von der Larve zum imago dadurdy 
zu Bean fommt, daß die vorher "mehr homologen Körperab; 
13 


194 l Allgemeine Yraturgefchichte. VI. Bud. 


theilungen mehr heterolog werden. — Wie in den Abtheilungen 
einer großen Symphonie nach einander verfchiedene Tonarten 
eintreten, fo in den großen Abtheilungen der organischen Wefen 
verfchiedene Weiſen des Lebens und Seins. Organismen, welche 
hinfichtlich ihrer Stellung zweifelhaft fi find, und bald zu jener, 
bald zu diefer Abtheilung gerechnet werden, verhalten fich, wie 
gewiffe verfchiedene Afforde, welche für ſich gehört, denſelben 
Ton geben, aber im Konterte fehr verfchiedenen Sinn haben. 
So gehören 3.8. die Afforde Es, Ges, Be, Es, und Dis, Fis, 
Ais, Dis zu verfchiedenen Tonarten, obwohl fie ganz gleich tönen. 
Man muß in den Stellungen der Drganidmen zu einander 
zweierlei Arten wohl unterfcheiden. Die erfte begreift jene Aehn⸗ 
lichkeiten, welche auf eine mehr oder minder große Vebereinftims 
mung im Bau gegründet find; diefe geben die Berwandtfchaft. 
Bon ihr kann nur zwifchen Weſen, welche zur felben Reihe, zum 
gleichen Typus gehören, die Rede fein. Die Aehnlichfeit hinges 
gen, welche manchmal gewiffe Thiere oder Pflanzen mit andern. 
einem ganz verfchiedenen Typus angehörigen zeigen, (jo die La- 
mellicornia mit den Ruminantibus und Pachydermatibus, 
Bombylius, Anthrax mit Trochilus, oder überhaupt die Inſekten 
mit den Vögeln; die baumartigen Farren mit den Palmen, die 
Equifetaceen mit den Gräfern 2c.) nenne ich Anklang. Sole 
Anklänge entftehen entweder durch allgemeine Aehnlichkeit oder 
ähnlich gebildete einzelne Theile. Sie find Reminiszenzen 
des fchöpferifchen Geiftes, anderwärts ſchon Aehnliches gedacht 
oder geftaltet zu haben, und find höchft intereffant und lieblich, 
weil fie oft das Fernfte mit einander verfnüpfen, und im Bielen- 
den einen Geift beurfunden. DVermittelt find die Anflänge da> 
durch, daß es eine gewiffe Zahl von Befchaffenheiten und ſpeziell 
geftalteten Organen giebt, welche fich an fehr verfchiedenen Drten 
wiederholen. Man muß hiebei nur bewundern, daß die oft fo 
heterogene Wefenheit Anflänge gebender Organismen fich mit fo 
ähnlichen Formen, Eigenfchaften und Fähigkeiten vereinen Tieß. 
Die eben erwähnte Einheit des Geifted ift auch noch darin dos 
fumentirt, daß. die fogenannten Uebergange und Berbindungs- 
glieder fehr oft unabhängig von der geographifchen Vertheilung 
vorkommen. Zwiſchen zwei Sippen 3. B., wovon bie eine in 


Bon d. fefundär, Organismen u. ihrem Reben fberh. 495 


Patagonien, die andere in Canada oder Kamtfchatka fich findet, 
fann eine dritte vom VBorgebirg d. g. NH. oder China eine Zwi⸗ 
fchenftufe bilden. Die denfende und fchaffende Kraft war eine 
einige und auf fich ſelbſt vefleftirende, über die ganze Erde. 
- - Während die großen Abtheilungen der Thiers und Pflanzens 
welt den einzelnen Abtheilungen des Tonftückes entfprechen, tel 
len die kleinern Gruppen immer kleinere Taftreihen vor, die 
zuleßt aus den einzelnen. Tönen oder Afforden, den Gattungen 
beftehen, Wie fi die Töne hier langſam und einzeln, dort in 
rafchen Tempo und außerordentlicher Zahl folgen, fo die Gat- 
tungen der organifchen Reiche. Wie ifolirt ftehen die Säuges 
thiere mancher Sippen und ganzer Familien! Wie dicht gedrängt 
und zahlreich die Inſekten! — Wie in einer Kompofition ſich 
verfchiedene Stimmungen ausfprechen, fo erfcheinen dergleichen 
auch in den großen Abtheilungen der organifchen Schöpfung : 
befonders deutlich im Thierreiche, Hier ift ganzen Klaffen ein 
allgemeiner: Charakter des Düftern oder Heitern, des Wilden 
oder Sanften, ded Tragen oder Beweglichen ꝛc. eigen. Hie und 
da Spricht ſich auch der üppigfte Humor in höchſt abentheuers 
lichen Geftalten aus, wie fie 3. B. fo viele Fifche, Cicadarien 
Nopaleen. ꝛc. zeigen. Auch diefe Verhältniffe deuten auf die ins 
nere Berwandtfchaft des Menfchengeiftes mit dem der Natur. 

Man darf wohl glauben, daß an manchen Punkten bei Ents 
ftehung der Gattungen eine die andere in fortwährender Folge 
bedingt, gleichlam hervorgerufen habe, fo daß deren Vervielfälti- 
gung und Aneinanderreihung auf ähnliche Weife vor fich gieng, 
wie bei der Succeffion der Töne. — Sympathieen erregen 
aber nicht nur Sympathieen, fondern auch Antipathieen, und fo 
mögen viele ſehr verfchiedene Formen einander durch den Ge— 
genfaß' in's Dafein gerufen haben. Es durchbrangen, Freuzten 
und vermifchten fich die verfchiedenartigften Kombinationen, alle 
aber in gewiffen Grenzen eines vorgezeichneten- Planes, und ge 
horchend einem Syſtem von Gefegen. 

i * 


** 2 
Wir müffen noch eines beſondern zur Konformation der ors 
ganifchen Neiche gehörigen Verhältniffes gedenken. Es ift näm— 
lich unverkennbar, daß in den einzelnen Abtheilungen fich hie 


% 


196 - Allgemeine Naturgefchichte. VI. Buch. 


und da, dort mehr, dort weniger deutlich, das Allgemeine zu 
wiederholen, fich in ihnen zu fpiegeln fucht. Ein Theil des 
hier zu Ermwähnenden wird allerdings durch die oben anger 
führten Anflänge vermittelt; das Ganze zufammen erfcheint » 
jedoch von dem höhern Gefek der Wiederholung des Totalen im 
Einzelnen abhängig. Vorzüglich deutlich tritt dieſes Geſetz im 
Thierreiche hervor. Jede Abtheilung des Thierreiches will gleich- 
fam wieder eine eigene Fleine Welt bilden, weshalb die meiften 
Hauptzüge aller andern in einer jeden einzelnen vorfommen So 
firebt das Säugthier in Dasypus, Manis etc, ein Saurier, in 
den Chiropteren ein Vogel, in den Getaceen ein Fifch zu fein. 
Betrachtet man eine Ordnung der Säugthiere, 3. B. die Beutel- 
thiere oder Raubthiere Cuviers, fo zeigt fich wieder das Streben, 
neben dem Eigenthümlichen auch die verfchiedenen Richtungen der 
Säugthierflaffe in der Drdnung zu wiederholen. Dieß wird 3.8. 
im Galeopithecus durch; einen Anklang an die Quadrumanen, in 
den Snfeftivoren durch Anklänge an die Nagethiere, in Ursus 
labiatus Blainv. durd; einen Anklang an die Faulthiere, in 
Phoca‘, Trichecus durch Anflänge an die Getaceen vermittelt, 
So fann man aud in Wahrheit behaupten, daß in der Klafie 
der Inſekten fich faft alle Züge reproduzirt finden, die fonft in 
der ganzen Thierwelt vorkommen, und daß manche einzelne Fa⸗ 
milien wieder mit mehr oder minderm Erfolg die höhern Abthei- 
lungen zu wiederholen fuchen. Man kann diefe Wiederhos 
fung des Ganzen im Theile, diefe Einbildung des Ganzen 
in den Theil durch eine Analogie erläutern. Sie erfolgt etwa 
auf ähnliche Weife, wie ſich das Temperament eines Menfchen 
nicht bloß in feiner allgemeinen Erfcheinung,, fondern auch in 
jeder feiner Clonft fehr verfchiedenen) Anfchauungen, Handlungen 
und Bewegungen fpiegelt. — | 
* * * 

Einige Naturforſcher, ſo namentlich Dumortier und Decandolle 
sen., bemühen ſich, einen Parallelismus in der Konformation des 
Thiers und Pflanzenreiches nachzumweifen. Decandolle theilt nach eis 
nem in der phyſik. u. naturh. Gefellfch. zu Genf 1833 gelefenen Auf: 
fat das Pflanzenreich in vier große Abtheilungen, welche den vier 


Bon d. fefundär. Deganismen u. ihrem Leben überh. 497 


Abtheilungen des Thierreiches von Euvier entfprechen ſollen. Die 
Amphigamen Decandolle's (Agamen and. Autoren) feien den 
Zoophyten parallel, die Aetheogamen CEquifetaceen, Farren, Ly⸗ 
fopadiaceen, Moofe und Lebermoofe) den Artifulaten, die Mono: 
Fotyledonen den Mollusfen, die Dikotyledonen den Vertebraten. — 
Die BVerfchiedenheit beider Reiche ift aber fo groß, daß an ein 
Parallelifiren derfelben fchwerlich zu denken ift, befonders deß— 
wegen, weil die Zwecke der Natur in beiden Reichen ganz ver 
fchieden find. Im Pflangenreiche ftrebt nämlich die Natur vor 
zugsweife die Blüthe, den Inbegriff der Individualität, die hier 
wejentlic; als Gefchlechtsfompfer erfcheint, ‚hervor + und herauf 
zubilden. - Die mehr oder minder vollfommene Entwidlung ber 
Blüthe ift daher von jeher höchſt wichtig bei Eintheilung des 
Pflanzenreichd gehalten worden. Sm Thierreiche hingegen ent 
wicfelt die Natur nach einander verfchiedene Syſteme, indent fie 
bei den unterften Thieren die Ausbildung des Verdauungs- und 
Zeugungsiyftems, bei der nächft höhern Abtheilung jene der 
Refpiration und Bewegung, in der höchften die der Senfibilität 
fich) zur Aufgabe macht. — - Schon die Zahlenverhältniffe, hätten 
Decandolle von feiner Idee abbringen können. Derfelbe führt 
felöft an, daß nad) Steudel’d Nomenclator botanicus auf je 
1000 Pflanzen der Erde 636 Difotyledonen, 144 Monofotyles 
donen, 65 Aetheogamen und 155 Amphigamen Fommen. Nun 
find aber (nad) meinem Leberfchlag) unter 1000 befannten Thie— 
ren kaum 190 Vertebraten, 93 Mollusken, hingegen 668 Artifu- 
laten, 49 Zoophyten. Die Zahl der Gattungen in den verfcies 
denen Abtheilungen des Thierreiches hängt wenigftens zum Theil 
von ihrer abfoluten Größe ab, und fteht haufig mit ihr in um- 
gefehrtem Verhältniß, was bei den Pflanzen Feineswegs der Fall 
if. — Es fcheint, daß das Beftreben Decandolle’s, fein Pflanz 
zenfyftem an das Thierſyſtem Cuviers anzufchließen, ihn zu fol- 
chem Parallelifiren verlorfte, wobei er durch die zufällige Zahlen: 
übereinftimmung der Abtheilungen geleitet wurde. Der größte 
Fehler des Euvier’fchen Thierſyſtemes it übrigens die Entfernung 
der Mollusfen von den Zoophyten, und das Einfchieben der Ar- 
tifulaten zwifchen”-jene beiden. Wil man ja eine Parallele 
zwiſchen Thier- und Pflanzenveich aufftelen, fo möchte fie 


Ä 7198 Allgemeine Naturgeſchichte. VI. Bud. 


! 


Cabgefehen vom Zahlenverhältniß) viel fchicklicher ‚noch dadurch zu 
begründen fein, daß man die Mollusfen mit den Zoophyten in 
eine große Abtheilung vereinigte, und die fo entfiehenden drei 
Unterreiche mit dem Sußieu’fchen Syfteme des Pflanzenreiches 
vergliche. Die Zoophyten und Mollusfen entfprächen dann den 
Afotyledonen, die Artifulaten den Monofotyledonen, die Verte— 
braten den Difotyledonen. 


Die Verwandtfchaften des Thierreiches find öfter und umfaffen- 
der behandelt worden, als jene des Pflanzenreiches. Lamarf nahm 
im Thierreiche mehrere ſich verzmweigende Reihen an. (Philo- 
sophie zoologique, nd Hist. nat. d. animaux sans vertebres vol 1.) 
Leuckart verglich (Verſuch ein. naturgem. Einth. d. Helminthen) 
die Konformation des Thierreichs mit einem vieläftigen Baume. 
Eichwald bildet das Thierreich gleichfalls in Geftalt eines Baumes 
ab, welcher feine Wurzeln in’s Meer fenft, Stamm und Aeite nach 
oben richtet. (Zoologia specialis , tom. ı. Zitelfupf.) Dfen’s Thiers 
ſyſtem iſt tetradifch gegliedert. Von den vier Elementen ausge 
hend, und das Prinzip befolgend, daß die höhern Stufen immer die 
niedrigern wiederholen, entwickelt er aus jeder höhern Abtheilung 
immer vier niedrigere, bis zu den Gattungen hinab. Beim Pflanzen» 
reich hingegen wurde ein anderes Verfahren befolgt: (Xehrb. d. 
Naturphiloſ. 2te Aufl, 1831.) Dfen’s tetendifche Anficht wurde auch 
von Goldfuß im Thierreiche, von Frieß im Pflanzenreiche durchge⸗ 


führt. Goldfuß ſtellte außerdem noch das Thierreich in Geſtalt eines 


Eies dar. (Hand. d. Zoologie, Nürnbg. 1820.) Mac Leay glaubte, 
Daß die verfchiedenen Gruppen der Organismen Kretfe vorftellten, 
deren Linie einerfeits immer in fich felbft zurüclaufe, andererſeits 


in die eines 2tem Kreifes übergehe, und von hier aus dann zu einem 


sten, Aten und 5ten gelange. Se fünf Kreife im Zirfel geftelt bil- 
deten immer einen größern Kreis, der wieder mit vier andern einen 
noch größern darftellte, bis ein größter entilände, welcher das ganze 
Thiere oder Pflangenreich umfaßte. (Quinarſyſtem.) Zwifchen eitt- 
zelnen Kreifen nahm Mac Leay manchmal oszilirende Gruppen an, 
welche weder zum einen noch andern gehörend zwifchen beiden 
fchwanften. (Mac Leay, Horae entomologicae, und hieraus in Kirby 
u. Spence's Einleitg. in d. Entompl. 4. Bd. der Dfen’fchen Meberf.) 
Carus fledte das ganze Thierreich in der Geflalt acht Fonzentris 
ſcher Kreife vor. Der Eleinfte, innerite oder ste ift dem Menfchen 
angewiefen, der nächſt äußere 7te den Säugthieren, 6te den Vögeln, 
Ste den Amphibien, Ate den Fifchen, 3te den Gliederthieren, 2te den 
Weichthieren , der Afte und größte den Eithieren, (Zoophytes Cuv. 
Vergl. Urformen des Knochen- u. Schalengerüftes u, Lehrb. d. vergl. 
Zootomie, 2te Aufl, Bd. 1. ©. 20.) 


Bon d. fefundär, Organismen u. ihrem Reden überd. 499 


Wollte man die zwei Reiche in zwet Karten entwerfen, fo 
ließen fich hiebei fchon zahlreichere Berührungspunfte der einzel» 
nen Gruppen aufnehmen, als bei einer der chen angegebenen Vor—⸗ 
ſtellungsweiſen. Möge es erlaubt fein, bier noch zwei meiner eiges 
nen DVerfuche zur Darſtellung der gegenfeitigen Verhältniffe der ors 
ganifchen Wefen mitzutheilen. — Sn Erwägung, dag in der Kugel 
eine Unendlichkeit von Richtungen und Berührungspunften möglich 
fei, befchloß ich, das ganze Thier- und Pflangenreich durch zwei Kt» 
geln auszudrüden. Bu dem Ende Tieß ich zunächſt für das Thier- 
reich eine hölzerne 10 im Yequatorialdurchmeffer haltende, an den 
Polen abgeplattete Kugel in 23 Scheiben zerfchneiden, von welchen 
alfo die mittelite die größte war, die 22 übrigen nach den Polen hin 
abnahmen. Der durch das Zerfägen verurfachte Subſtanzverluſt 
wurde durch an beiden Seiten der Scheiben aufgeflebtes Papier er» 
feßt, fo daß diefe aufeinander gelegt, wieder eine Kugel darftellten. 
Ein durch die Polaxen der Kugel gebohrtes Loch geflattete, einen 
Stift durchzufteden, und alle Scheiben in ihrer bejtimmten Lage 
feftzuhalten. Die oberfte Scheibe war für den Menfchen beftimmt, 
die 2te für die Quadrumanen, die Ste und Ate für die übrigen 
Säugthiere, die 5te bis 7te für die Vögel, die Ste für die Neptilien, 
Hte, 10te für die Fifche, die 141te big 13te für die Inſekten, Ute für 
die Kruſtazeen, 45te für die Arachniden, 16te für die Anneliden, 17te 
für die Enthelminthen, 18te, 19te f- d- Mollusken, 20fte f. d. Radiarien, 
21fte f. d. Acalephen, 22fte f. d. Polypen, 23fte f. d. Infuforien. Jede 
Klafie follte aber auf die obere Seite ihrer Scheibe nach dem Prin— 
zip der anatomifchen Syſteme aufgetragen werden. Hiezu wurde 
jede in drei Kreife und die beiden äußern wieder in Quadrate abge 
theilt. Der innerfie weiße Kreis war dem Hirn- und Nervenſyſtem 
beſtimmt; der 2te Kreis den Sinn- und Bewegungsorganen, und 
zwar fein bellgelbes Feld dem Knochenfyitem, fein dunfelrothes dem 
Muskelſyſtem, fein dunfelblaues den höhern, fein prangefarbes den 
niedern Sinnesorganen ; der 3te Kreis gehörte den vegetativen 
Syſtemen, und zwar fein hellrothes Feld dem Gefäßſyſtem, fein 
blaßblaues der Athmung, fein grünes dem Gefchlechtsfyftent , fein 
braunes der Verdauung und Abfonderung. Es follte nun in jeder 
Thierflaffe ausgemittelt werden, welche anatomifche Syſteme in den 
einzelnen Familien und Gruppen befonders ausgebildet feien, um dann 
deren Namen auf die entfprechenden Felder ihrer Segmente eintragen 
zu fünnen. Hiedurch würden fich die Rapporte beftimmter Familien 
verfchiedener Klaffen darſtellen, wenn fie auch durch zwifchenliegende 
Klafien getrennt find, indem folche Familien, obwohl in fehr ver- 
fhiedenen Bunften der Kugel befindlich, doch um bildlich zu fprechen, 
nach der nämlichen Himmelsgegend hin zu Tiegen kämen. Man flieht 
leicht ein, daß für das Pflanzenveich eben fo gut eine folche Kugel 


“ 


23200 Allgemeine Naturgefchichte. VI. Bud. 


Fonfiruirt werden Fönne, daß die Zahl der Scheiben und Felder, die 
Folge der Klaffen ze. nach Umſtäuden verändert werden fönne, und 
daß die angegebene Vorrichtung ungemein mehr gegenfeitige Bezie- 
‚Hungen der prganifchen Wefen auszudrücken erlaubt, als alle jene 
früheren Vorſtellungen. — Bm 2ten Verſuch diefer Art follten die 
Verwandtfchaften durch arithbmetifche Proportionen ausge 
drüft werden. Es wurde eine Anzahl Bruchreihen aufgeftelt, wo - 
der Nenner immer einer Gruppe von Pflanzen oder Thieren gemein. 
fchaftlich war, der Zähler hingegen immer eine befondere Gattung 
(species) diefer Gruppe ausdrükte. Es mußten alfo zuerft die Haupt- 
reihen und deren gegenfeitiges Verhältniß ausgemittelt werden, um 
durch entfprechende Nenner — dann die Berwandfchaftsverhältniffe 
einzelner Spezies einer Gruppe — um durch entfprechende Zähler 
ausgedrüdt zu werden. So ſollte mit einem Bruch jede Pflanze 
und jedes Thier bezeichnet werden. Für das Thierreich war dag 
erite, für das Pflangenreich das zweite Taufend Keihen beſtimmt, um 
auf den erſten Blick unterfcheiden zu fünnen, zu welchem Reiche ein 
fraglicher Drganismus gehöre, Die Nenner des Menfchen wären 
vom 4 bis auf 10 gegangen, fo daß der Kaufafter durch Y, der Ne⸗ 
ger durch 40 bezeichnet worden wäre. Die Familien und Zünfte 
der Säugthiere hätten die-Nenner von 1 bis 100 erhalten, die Vö— 
gel von 104 — 200, die Amphibien von 201 — 250, und fo hinab big 
zu den Snfuforien, welchen ungefähr die Nenner von 951 — 1000 
zugefommen wären. Geben wir z. B. den Fall, die aus der Linnei- 
fchen Sippe Mus gebildete Gruppe hätte den Nenner si erhalten, fo 
würden deren einzelne Spezies Ya, Yır %ır %ır nach ihrer höhern 
oder niederen Drganifation befommen haben. Nicht alle Nenner von 
4 — 1000 mußten aber ausgefüllt fein, vielmehr follten bie und 
da 1, 2 oder mehrere leer bleiben, um den verhältnifmäßig größern 
Abſtand der fich doch zunächſt ſtehenden Reihen auszudrüden. Eben 
fo die Zähler. Beide Größen wären durch eigenthümliche Rechnung 
gefunden worden, indem man allen Syſtemen des Thier- (oder Pflan⸗ 
zen-⸗) Leibes imaginäre Werthe beilegte, welche nach der mindern 
Wichtigkeit derfelben fiufenweife geringer wurden, die verfchiedene 
"Ausbildung aller in jedem Organismus berüdfichtigte, die erhaltenen 
Größen addirte und durch eine allgemein gültige Formel auf die 
innerhalb der angegebenen Grenzen befindlichen Brüche reduzirte. 
Die prganifchen Syiteme wären zur. Auffindung der Nenner, die 
Außern Kennzeichen zu jenen der Zähler gebraucht worden. — Es 
leuchtet ein, daß es für die Naturforſchung ein um ſo größerer Ge⸗ 
winn ſein muß, je umfaſſender, zahlreicher und überſichtlicher die 
Beziehungen der Naturweſen zu einander dargeſtellt werden. Ob⸗ 
ſchon auch noch jetzt der Meinung, daß durch die beiden eben ange— 
gebenen Methoden fehr zahlreiche Rapporte in überrafchender Kürze 


Bon d. fefundär. Organismen u. ihrem Leben überh. 201 


bargefiellt und überfehen werden können, und fie daher nützlich und 
nicht zu verfchmähen fein möchten, bin. ich doch weit entfernt zu 
glauben , daß durch derlei bloße Verſtandesoperationen die Konfor- 
mation der organifchen ratur felbit nachgebildet werde. Diefe ift 
wie gefagt, weder an irgend einen Schematismus, noch an allent- 
balben gültige Zahlenverhältniffe gebunden; «es herefcht in ihr eine 
gewiffe Freiheit der Bewegung, und fie il im Ganzen genommen, 
wie oben gezeigt wurde, noch am meiften gewiſſen Schöpfungen der 
Kunft, vieleicht auch den menfchlichen Sprachen vergleichbar. — 


x x 
* 


Der oben angeführte Dumortier bat ſeine Paralleliſirung des 
Thier- und Pflangenreiches durchgeführt in feinen Recherches sur la 
structure comparde d. anim. et veget. 4. av. 2 planch. Bruxelles 1832. 
Auch er ſtellt s Abth. für beide Reiche auf, und glaubt, daß unter 
den Thieren die Asceletes (Zoophyta, Mollusca) den Axyles unter den 
Pflanzen, die Exosceletes (Articulata) den Exoxyles (Monocotyledoneis), 
die Endosceles ‚(Vertebrata), den Endoxyles (Dicotyledoneis) entfprechen. 
Die Pflanzen feien nach H. Serres charafterifirt durch centrifugale, 
die Thiere durch centripetale Entwicklung. Das Holz fei den Kno— 
chen analog. 3 


Hauptftück. 


Verhältniß unferer Syftematif zur Konformation 
der fefundären Naturreiche. 


Aus der im vorigen Hauptftück gegebenen Entwicklung folgt 
fehr Far, daß die zufammengefeßteften Vorrichtungen nur einen 
Theil der bald einfachen, bald vielfach verfchlungenen gegenfei- 
tigen Rapporte der organifchen Wefen darftellen, und daher kei— 
neswegs ein Bild der wahren Konformation der beiden Neiche 
geben fünnen. Um wie viel mehr muß diefes nun von einer 
einreihigen Anordnung, wie alle unfere Syfteme find, gelten ! 
Es muß derfelben nothwendig und ewig unmöglich fein, ſich zur 
Naturwahrheit zu erheben. Sogar die Form unferer Bücher 
macht eine folche abfolut unmöglich. Sene, welche die Natur 
in ein Syftem (dieſes Wort in feiner eigentlichen ſtrengen Be- 
deutung genommen) faßen zu können glauben, gleichen Denen, 


202. Allgemeine aturgefchichte. VI. Buch. 


welche den Stein der Weifen fuchen, und Fönnen Sahrtaufende 
fi) abmühen, ohne es zu finden. — Nothwendig erfcheint 
und jedes Syſtem vollfommen, che wir feine Mängel tennen. 

Da dieſes bei den neueften immer am wenigften der Fall ift, fo 
giebt ihnen die Menge den Borzug, wenn fie nur die Feh> 
fer der Altern vermeiden. Allerdings ift nicht zu läugnen, 
daß man in einer gewiffen Mechanif des Syftembaues Fort 
fohritte macht 5 auch haben die Syfteme den Nußen, die Beräns 
derungen jener Drgane, von welchen fie ihre Eintheilungsgründe 
hernehmen, durch, ganze Reihen von Organismen Fennen zu ler 
nen. Se vollfommner aber ein Syſtem ift, defto ausſchließlicher, 
und daher defto unnatürlicher muß es fein, (wie 3. B. das fonft 
fo bewundernswerthe und fo nüßliche Serualfgftem Linne’s,) je 
mehr es fich durch Geftattung von Ausnahmen der Natur anzupafs 
fen fucht, defto fehlechter wird es als Syftem fein. Diejenigen das 
her, welche irgend ein Prinzip am Fonfequenteften durchführen, find 

zwar die beften Syftematifer, aber am weiteften von der Naturs 
wahrheit entfernt. Natur und Syftem find volfommen infoms 
patibel, weil in ber erften eine unermeßliche Zahl von Prinzis 
pien des verfchiedenften Werthes abwechfelnd auftritt, während 
das Syſtem, — eine allmälig veraltende Anfchauungsform der 
Nätur, — ſich an eines oder einige feftflammert. 

Die meiften Naturforfcher neuerer Zeit haben fich, diefes 
einfehend, demnach zur natürlichen Methode gewendet. In 
ihr werden Pflanzen und Thiere nicht mehr nach einzelnen Merks 
malen, fondern nad; der gefammten übereinftimmenden Dr; 
ganifation in Fleinere und größere Gruppen vereinigt. Bei 
diefer Methode, fagt Richard, (Grundr. d. Bot. u. Pflanzenphyf.. 
überf. v. Kittel, ©. 429 indem er von jener Juſſieu's fpricht, 
„werden die Klaffen Feineswegs auf die Betrachtung eines ein- 
zigen Organs gegründet, fondern die Charaftere aller Theile der 
Gewächfe werden zu ihrer Bildung verwendet, Auch find Die 
Pflanzen, welche fich auf diefe Weife einander genähert finden, 
fo gereiht, daß fie mit jenen, weldye ihnen vorausgehen vder 
folgen, mehr übereinftimmen, ald mit andern.“ Sehr wahr! 
Aber wer fieht nicht ein, daß bei allem Dem doch immer noch 
die einreihige Folge herrfcht? Wem: ift unbefannt, daß eine 


Bon d. ſekundaͤr. Organismen u. ihrem Keben über. 2053 


natürliche Gruppe nicht bloß mit jener, welche ihr vor⸗ oder 
nachgeht, Verwandtſchaft zeige, fondern faft immer noch mit 
mehrern ? Ungeachtet diefer Mängel ift die fogenannte natürliche 
Methode doch immer ein fehr bedeutender Fortfchritt gegen die 
ftarren Formen des Syftemd, Man fann fie ald eine zweite 
Durcchgangsftufe betrachten, welche von der Wahrheit ungleich 
minder weit entfernt ift, ald das Syſtem. 

Das Gefchäft des -Spftematifers wird fehr erfchwert durch 
die mangelhaften und ſchwankenden Begriffe von mehrerer 
oder minderer Vollkommenheit, und ſonach höherer oder 
tieferer Stellung der einzelnen organiſchen Weſen. Beſonders 
im Pflanzenreiche ſcheint man ſich nicht vereinigen zu Fünnen, 
welche Gruppe für die höchfte zu halten fei. Diefes ift deßhalb 
unmöglich, weil wirflich verfchiedene fehr ausgebildete Grup» 
ven vorkommen, wovon die einen in diefer, andere in jener 
Beziehung allen übrigen vorgehen. Im Thierreiche hat man es 
in fo ferne leichter, ald hier der Menſch vorhanden ift, welcher 
den Naturforfchern, die ihn noch immer zu den Thieren rechnen, 
als ficherer Gipfelpunft fich darbietet, während die andern an 


diefe Stelle die menfchenähnlichften Thiere feen werden. Daß - 


ſich an diefe alle übrigen Wirbelthiere anfchließen, leidet feinen 
Zweifel; von hier an treten aber die Anfichten auseinander. — 
Bor Allem ift zu bedenfen, daß jedes Thier, jede Pflanze für fich 
betrachtet, trefflich und vollfommen ift, (weil ihre Befchaf- 
fenheit mit. ihrer Beftimmung harmonirt,) und nur mit andern 
verglichen vollfommener oder unvollfommener erfcheint. Die Uns 
terfuchungen der neueften Zeit, welche eine viel Fomplizirtere 
DOrganifation der niederften Thiere nachgewiefen haben, als früs 
her geahnt wurde, haben Mandje dahin gebracht, allenthalben 
verborgene Bollfommenheit zu ahnen, welche aber unfere Snftrus 
mente nicht zu erreichen vermöchten, und einen demofratifchen 
Sfeptizismus herbeigeführt, der fo weit geht, daß Einige beis 
nahe zweifeln, ob fie denn wirklich vollfommener feien, als die Einges 
‚weidewürmer in ihnen; eine Verirrung zu dem, dem frühern entge⸗ 
gengefeßten Extrem, in welches man verfallen muß, wenn man 
vergißt, daß das. ganze Univerfum nad) auffteigenden Rategorieen 
gegliedert if. — Dann ift zu bemerfen, daß man bei ungleich: 


202 Altggemeine Naturgefchichte. VE Buch. 


artigen Wefen nur fehr vorfichtig über den höhern oder tiefern 
Stand urtheilen darf. Immer muß man, wie v. Baer (Ent 
wicklungsgeſch. d. Th. Bd. 1.) bemerkt, einmal den Typus oder 
die Reihe, zu welcher ein Naturwefen gehört, und dann die 
Ausbildung betrachten, welche der Typus im ihm erlangt hat, 
und die Entfcheidung auf beide Momente gründen. Hiedurch 
wird natürlich ein unbedingtes Urtheil über das Höher» oder 
Niedererftehen von Thieren oder Pflanzen ganz verfchiedener 
Typen auögefchloffen. Petromyzon oder Myxine ftehen daher 
nicht unbedingt höher als Nautilus oder Cicindela. Sene beir 
den Fifche ſtehen als Wirbelthiere höher, ald jenes Weichthier 
und Inſekt, aber fie ftehen hinfichtlich der Ausbildung ihres Tyr 
pus ungemein niedriger, als der an der Spiße der Mollusfen 
ſtehende Nautilus, als die zu den volfommenften Inſekten zu 
rechnende Cicindela. Sene Fifche find niedrigere Potenzen einer 
größern Zahl; diefes Weichthier und Infekt höhere Potenzen einer 
Hleinern Zahl. — Nicht dad kann über den Standpunkt eines 
organifchen Weſens entfcheiden, was es in feiner Anlage ift, 
fondern das, was ed wird; der Endpunft der Entwidlung bes 
ftimmt, nicht der Ausgangspunkt. Wollte man gewiffe Snfeften- 
ordnungen unter andere ftellen, weil die Larven der erfiern 
unvollfommmer find als die der Ießtern, jo würden z. B. Die 
Hymenoptera unter den Floh zu ftehen Tommen, was ganz 
falfch wäre. — Schfüßlich ift nie zu vergeſſen, daß nur das 
Auffaffen des ganzen Baues eined Organismus, nie aber dad 
Hervorheben einzelner Theile bei der Entjcheidung über die hir 
here oder niedrigere Stellung leiten darf, und daß Anordnungen, 
welche auf einzelne Organe gegründet find, fi; von der Wahr⸗ 
heit mehr oder minder entfernen werden. Am wenigften wirb 
Der irren, welcher fein Naturwefen für fich allein, fondern immer 
im Zufammenhang mit allen andern feiner Reihe betrachtet. 


‘ 


Bon d. ſekundar. Organismen a. ihrem "eben uberh. 205 


 Hauptftüc. 


gräfte, Erfcheinungen und Lebenslauf. ber ſekunda— 
ren Organismen. 


Eine Reihe von Kräften und Erſcheinungen iſt allen ſe⸗ 
kundären Organismen gemein, ſo wie ſich das Leben aller 
in Zeit und Raum darſtellt. Die Richtung nach dem Raume 
ſpricht der Leib aus, der Zeit gehört die Seele an. Leib und 
Seele haben ſich aber auf das innigſte durchdrungen; allenthalben 
wo der Leib iſt, iſt auch die Seele; der erſtere iſt, der Form (nicht 
der Maſſe) nach gewiſſermaßen die räumliche Erſcheinung der Seele 
ſelbſt. — Leben iſt der Inbegriff der zeitlichen Thätigkeiten aller 
einzelnen Organe, in denen ſich die Seele räumlich verwirklicht hat, 
in die ſie auseinander getreten iſt. Alle fefundäaren Organismen 
vermögen fich innerhalb beftimmter Grenzen zu erhalten; wie 
im großen Naturorganismus, macrocosmus, gleichen fich auch 
im microcosmus Strörungen wieder aus, wenn fie nicht fo 
heftig find, daß fie das Maß der fpezifiichen und individuellen 
Kraft überfteigen. Die Mannigfaltigfeit ift in jedem microcos- 
mus räumlich durch vielerlei Organe, Stoffe ꝛc., zeitlid 
durch vielerlei Veränderungen‘ ausgefprochen. Letztere dauern 
ununterbrochen fort, fegen feinen Moment aus; erfolgen bafd 
raſch, auffallend, bald gleichformig, ſtill, langſam: in beiden 


Fällen ift ihr Refultat Metamorphofe, welche den Lebens—⸗ 


lauf der fpezififchen Seele darftellt, fich in jedem Wefen 
verfchieden geftaltet, wobei Organe, Kräfte, Fähigfeiten ver: 
fchwinden, andere an ihrer Stelle auftreten, und welche oft eine 


außerordentliche Veränderung des ganzen Weſens herbeiführt. 


Schon öfter wurde auf die präftabilirte Harmonie aufmerffam 
gemacht, welche zwifchen den Organismen und dem Boden‘,_den 
Elementen, außern Kräften beftehe : fie ift der Grund, warum 
die Außern Umſtände immer allen Bebürfniffen der ſich Ent: 
wicelnden entgegenfommen. Das Samenforn fallt je nach feis 
ner Art in Waffer, auf Feldgrund oder in fette Erde; das Ei 
des Waſſerthieres wird, oft von nährendem Schleim umhüllt, in 


206 . ; Allgemeine Naturgeſchichte. VL. Buch. 


das feichte warme Waffer abgefeßt; die aus dem Ei Friechende 
Ssnfeftenlarve findet ihr Futter bereitet in der Höhle, Zelle oder 
im Pflanzenftamm ; dem Embryo des Säugthiers bietet die Ges 
bärmutter alle Erforderniffe zu feiner Entwicklung dar. Wir 
fehen hierin eine allgemeine Verfettung mit dem Ganzen des 
Planeten, und durch diefen mit dem Weltganzgen felbit. — Die 
Entwidlung aller Organismen ftellt eine Linie dar, welche 
nicht mehr in fich felbft zurückkehrt, fondern fich immer weiter 
von ihrem Urſprung entfernt; alle fteigen eine gewiffe Zeit aufs 
wärts, nach erreichter Afme abwärts. Shre einzelnen Organe 
durchlaufen inner der gemeinfchaftlichen Bahn wieder ihre eigene; 
manche Kräfte fteigen anfangs, und finfen dann; wie jene der 
Athmung, Zeugung, die Muskelkraft, Sinnesfchärfe; andere ftes 
hen beim Urfprung des Gefchöpfes auf ihrem Gipfel, und finfen 
von da an fortwährend, wie die "bildende Kraft, die Kraft des 
Wachsthums; die Ießten endlich fleigern fich immer mehr; - fo 
die Sndividualität und Selbitftändigfeit. Im Anfang der Ent 
wicklung find die Perioden kürzer und werden dann immer fans 
‚ ger. — Damit die Organismen mit den Außern Kräften in Wech⸗ 
felwirfung treten fünnen, müffen fie für deren Einwirfung em 
pfänglich fein, fie müffen Reizbarfeit haben. Diefe entfteht 
durch einen Gegenfaß, welcher zwifchen dem Neizenden und 
Gereizten im Befondern ftattfindet, während fie im Allgemeinen 
miteinander übereinftimmen. Das ſich Neizende zieht fih an, 
ſucht fich zu finden, und ftößt fidy nad) der Sättigung als gleich- 
namig geworden wieder ab. So zieht die Luft dad Venenblut 
nach der Lunge, und Venenblut und Luft, nachdem das erftere 
durch die Luft arteriell geworden ift, ftoßen fich ab, Jedes Or⸗ 
gan hat, weil fein Leben wieder eigenthümlic; geartet ift, feine 
beftimmte Periodizität der Erregung und Sättigung ; welche 
3 3. verfchieden Tang im Herzen, den Lungen, dem Magen if. 
Aus demfelben Grund hat auch jedes Organ feine eigenen Reize, 
die auf andere Organe nicht, oder ganz anders wirfen. Das 
Leben: erlifcht aus Mangel an Reizen, und verzehrt fich fchnell 
bei Uebermaß derfelben. Weil der fefundäre Organismus als 
Nachbild eines primären aus einer Anzahl heterogener Beftand- 
theile zufammengefegt ift, die bei aller Abweichung im Speziftfchen 


Bon d. fefundär, Organismen u. ihrem Leben Aberh. 207. 


k ; . 2 
doch im Ganzen und zum Ganzen übereinftimmen, müffen noth- 
wendig die. einzelnen Theile ſich auch als Reize gegeneinander 
verhalten. Se nad) dem Verhältniß der einzelnen Drgane wird 
der Erregungszuftand des einen in dem andern entweder den 
gleichen oder einen entgegengefeßten Zuftand, Konfenfus oder 
Antagonismus hervorrufen. Magen und Lungen ftehen z. 3. im 
. Konfenfus , indem Ießtere während der Verdauung mehr Sauer 
ftoff aus der Luft aufnehmen; die Haut fteht im Antagonismus 
zu den Nieren, welche bei ftarfem Schweiß weniger Harn ab» 
fondern. Am auffallendften und zahlreichften find Erfcheinungen 
diefer Art bei den Thieren und beim Menfchen; bei den Pflans 
zen find fie noch weniger befannt, arten ſich auf andere Weiſe, 
und viele der bei den höhern Organismen beobachteten fehlen 
hier ganz. Gewiffe Reize wirken indefjen auf alle Organismen: 
fo Licht und Wärme, Waffer und. Luft, und manche Gifte, z. B. 
Blaufaure, zerftören alle „gleichmäßig. 

Obwohl das Leben in der Gefammtthätigfeit der einzelnen 
Drgane ſich ausfpricht, hat es hierin nicht feinen eigentlichen 
Grund, weil es als Manifeftation der bildenden Seele fchon 
vor ihnen beftand, und fowohl die Drgane erzeugt, als die bes 
fondern Stofffombinationen, aus welchen dieſe beftehen. So 
lange das Leben dauert, findet eine beftändige Umwandlung 
und Umbildung der Stoffe ſtatt; im Pflanzenorganismug 
mehr eine fortfchreitende Verwandlung, ohne Auflöfung des eins 
mal Firirten, im thierifchen und menfchlichen immerwährende 
Auflöfung des fchon Gebildeten, und Nefonftruftion aus dem _ 
bildfamen Stoff; in beiden Fällen wird alled von außen Auf⸗ 
‚genommene umgefchmolzen, verwandelt, in feiner Wefenheit ges 
tödtet, um in der des aufnehmenden —— wieder aufzu⸗ 
erſtehen. 

Das Leben der organiſchen Weſen zeigt ſich, wie es 
nicht anders ſein kann, ſeinem innerſten Grunde nach identiſch 
mit dem Leben des Geiſtes. Wie der Geiſt in die Zukunft 
ſinnt, während er noch in der Gegenwart weilt, ſo bereiten ſich 
im organiſchen Leibe lange vorher die Bedingungen, an welche 
die Erfüllung künftiger Zwecke geknüpft iſt; manche Organe, 
deren Funktion jetzt eintreten ſoll, wie z. B. die Zeugungsorgane, 


208 Allgemeine Naturgefchichte. VE Bud. 


wurden fchon in einer fernen Vergangenheit gebildet. Alle Thaͤ⸗ 
tigfeiten verfchlingen fich in einander, die erreichten Zwecke wers 
den Mittel für neue, und die fortwährend 'entftehenden Gegen, 
fäße, -die ficy bildenden Knoten löſen fich immer wieder aufz 
ſchädlichen Einwirfungen wird auf vielfache Weife durch die 
bildende und erhaltende Seele begegnet. Während dem ganzen 
Lebenslaufe fcheinen zwei damonifche Weſen ſich um den Befiß 
des Organismus zu flreiten, Yon denen das eine ihn zerftören, 
das andere ihn erhalten will; das zarte Gebilde ſchwankt ftets 
zwifchen Sein und Nichtfein, und Lebt nur, fo Tange es wird- 

- Da die fefundären Organismen Nachbilder der primären in 
einer höhern Steigerung, jedoch von ihnen abhängig find, fo 
werden ihre Organe nothwendig in einen Parallelismus 
und in eine Wechfelwirfung mit den Organen der primären tretem. 
Bei allen fefundaren müffen fich demnach Organe bilden, welche 
mit der Atmofphäre des Planeten in Beziehung Fommen, und ‚den 
nie verfiegenden Duell des Lebens aus ihr in fich fangen; Or⸗ 
gane, welche gleich dem Meere des Planeten die befebenden 
Säfte allenthalben verbreiten; Organe, welche die feſte Grund- 
Tage darftellen, die der Erdfefte felbft entfpricht. Bei den höhern 
Organismen, welche gleichfam Sonnenfraft in fich haben, erzeus 
gen ſich Organe, welche nicht yplaftifche, fondern dynamifche 
Zwede erfüllen follen, und daher: Feine Stoffveränderungen, 
fondern Bewegung, Sinneswahrnehmung, Bewußtfein und Ins 
telfigenz bewirfen. Die Schilderung all diefer Organe und Pros 
zeffe wird und in den nächften drei Büchern dieſes Werkes bes 
fchäftigen ; "für jeßt gedenken wir nur noch einer merkwürdigen, 
allen fefundären Organismen eigenen Fähigkeit, jener der Forts 
Yflanzung. 

Fortpflanzung nennt man den Aft, durch welchen bie 
fefundären Organismen ihnen fpezififch gleiche Formen und In⸗ 
dividuen, oder Keimförner, Samen und Eier, die zu folchen ers 
wachen, aus fich hervorbringen. Sie müffen hiezu bildfamen 
zur materiellen Grundlage des neuen Gefchöpfs dienenden Stoff, 
und begeiftenden oder befruchtenden Stoff erzeugen, 
welche beide in antipolarem Verhältniß zu einander ftehen. Hie⸗ 
durch ift die Tebhafte Neigung beider gegeben, ſich anzuziehen, 


Bon d. fefundär, Organismen u. ihrem Keben überh. 209 


zu durchdringen und auszugleichen. Jeder der beiden Stoffe (Eier 
u. Samen) ift nur die im Flüßigen dargeftellte Duinteffenz der gan- 
zen Wefenheit der fie erzeugenden Körper, und es fpiegelt fic in 
ihnen ein Doppelbild der Gattung, welcher jene angehören, und 
zugleich ihrer Individualität. Jedes diefer Doppelbilder bliebe 
aber förperlog, ohne das andere, denn jeded hat, was dem ans 
dern fehlt. Wie (wenigftens nach einer Altern Erflärungsmweife) 
der eleftriiche Funfe erfcheint, wenn ſich + und — Eleftrizität 
berühren, und deren Iebendes Produft darftellt, fo in dem, 
Geſchlecht genannten Gegenfat die Frucht, wenn er fich aus» 
gleicht. — Gegenfäße, welche man dem Gefchlecht verglichen 
hat, treten in der ganzen Schöpfung auf: fo Nords und Siüd- 
magnetismus, + und — E., Säure und Kali, Sonne und 
Planet, Pflanzen- und Thierleben. Es ift überflüßig zu bemer— 
fen, wie ſehr fich der Oefchlechtögegenfaß von allen angeführten 
unterfcheidet. In feiner Ausgleichung ift dem neu Entftehenden 
erftlich dag Urbild der Gattung, und zweitens die Individualität 
der Erzeuger. in wunderbarer und verfchiedenfter Durchdringung 
eingeprägt. Letztere beweist, daß die Anficht nicht richtig fein 
fann, welche nur dem Manne die begeiftende, dem Weibe nur 
die bildende Funktion überträgt. Es iſt vielmehr anzunehmen, 
daß jene Funktionen an beide Gefchlechter vertheilt find, mit 
einem Uebergewichte der ‚begeiftenden beim Manne, der plafti- 
fchen beim Weibe. — Wahrfcheinlich herrfchen faft durch die 
ganze fefundäre Organifation die beiden Gefchlechter, — und 
in den allermeiften Fallen ift ein offener oder geheimer Herma- 
phroditismug vorhanden. Man muß Hermaphrodit und 
Zwitter wohl unterfcheiden ; im erftern find beiderlei Gefchlechts- 
organe mehr oder minder ausgebildet vorhanden ; im zweiten 
hat fic) der Bildungstrieb für fein präponderirendes Gefchlecht 
- entfchieden, und fein fehwanfendes Produft trägt etwas von bei- 
den an fi.) Im Allgemeinen überwiegt auf den tiefern Stufen 
der zwei untern Reiche das weibliche Prinzip; wo man nur Weib: 
liches zu fehen glaubt, ift das Männliche verborgen oder ſchwach 
entwicelt; je weiter man aufwärts ſteigt, deſto entfchiebener, 
gefonderter tritt das Männliche dem Weiblichen entgegen; früher 
mit ihm im ſelben Einzelwejen vereinigt, reißt es fich ſpäter 
II. 14 


210 Allgemetne Maturgefchichte. v1. Bud). 


ganz los, und ſtellt fich ſelbſtſtändig, ja beherrfchend dem Weib⸗ 
Tichen gegenüber. Dieſes Gegenüberftellen bei den Thieren fo 
genannten getrennten Gefchlehtes (und im Menfchen) ges 


fehieht aber nicht jo, daß dad eine Individuum nur männlich, 


das andere nur weiblich wäre, fondern fo, daß in dem einen 
das Männliche, in dem andern das Weibliche präponderirt. Ob 
es wahrhaft eingefchlechtige Thiere gebe, ift daher zweifelhaft. 
Bei vielen Gafteropoden find beideslei Gefchlechtdorgane zur 
Funktion tüchtig 5; bei den Säugthieren und beim Menfchen fin; 
den ſich befanntlicy in jedem Gefchlecht nur die rudimentären 
Drgane des andern. — Der tiefern Bedeutung nach fteht das 
Weibliche in näherer Beziehung mit dem großen Ganzen der 
Schöpfung, ift hingegeben dem alles bewegenden Zuge; feine Stels 


fung ift die centrale; das Männliche ift das Peripherifche, fih 


Losreißende, dem All ald Individuelles fich Entgegenftellende. — 
Wie ſich das Gefchlechtöverhältniß in den einzelnen Gruppen 
des Pflanzen und Thierreiches geftaltet, fol in den nächſten Bü— 
chern angegeben werden. Wir bemerfen hier nur, daß in den 
diffinifchen Pflanzen eine vollfommene und wirkliche Trennung 
der Gefchlechter vorfommt, wie fie im ganzen Thierreiche nicht 
bekannt iſt; die meiften vollfommenern Pflanzen find übrigens 
Hermaphroditen, 

Befruchtung. iſt die Ausgleichung des Geſchlechtsgegen⸗ 


V 


faßes, wodurch die Uebertragung der bildenden Seele Des wers _ 


denden Gefchöpfs in den bildenden Stoff gefchieht. Diefelbe 
entfteht durch Vereinigung der in körperliche Subftrate eingehüll- 
ten Emanationen aus den Seelen der beiden Eltern. — Die 
. Befruchtung ift der höchfte Aft des vegetativen Lebens, an ber 
Grenze, wo diefes mit dem animalen zufammenfällt. In den 
Pflanzen. find die Zeugungsorgane die höchften, wozu fie es brinz 
gen, und wirfen, wie in. den Inſekten, (die nad) der Begattung 
fterben) nur einmal; in den übrigen Thieren funftioniren fie 
öfter, und bleiben das ganze Leben. Se weiter die Geſchlechts— 
gegenfäße auseinander treten, defto höher wird ihre Spannung, 
defto gewaltiger ihre Ausgleichung: gleich zweien Körpern, welche 
aus diametral verfchiedener Richtung gegen ein gemeinfchaftliches 
Gentrum ſtürzen. Wahrfcheinlich erfolgt der Begattungsaft bei 


Bon db. ſekundar. Organismen u. ihrem Leben uberh. 214 


den vollkommenſten Organismen am innigſten, und dauert hier 
auch am kürzeſten, während er bei Inſekten und Mollusken Tage— 
lang währt. Schon bei manchen Pflanzen bemerft man eine 
Borregung jener gewaltigen, aus Schmerz und Wohlluft gemifch- 
ten Erfchütterung bei der Gefchlechtövereinigung, welche momen- 
tan Willen und Bewußtfein überwältigend, auf die einjährige 
Pflanze, das Infekt, und bei den höhern Drganismen wenigftend 
auf einzelne Individuen vernichtend wirkt. Im Pflanzen: und 
Thierreiche drangt das allmächtige Gebot, für Erhaltung der Gat- 
tung zu wirfen, mit ftürmifcher Eile und unwiederftehlicher Macht 
zur Vollziehung jener Funktion; der Menfch allein mag es über 
fich gewinnen, ihm nicht zu gehorchen. — Bei Pflanzen fomohl ala 
bei Thieren vermifchen ſich die eigenthümlichen Gefchlechtsfäfte — 
oder männlicher Samen tritt an die Eier — fei eg nun, wenn 
diefe fich noch im mütterfichen Leibe, oder ſchon außer demfelben 
befinden, und gefchehe es durch direfte Immiſſion oder durch 
Neforption, wie diefes bei vielen Pflanzen, ja fogar bei den 
höhern Thieren wahrfcheinlich ift. — Durch die Fortpflanzung 
überhaupt ift den Gattungen der organischen Wefen ein Abglanz 
der Ewigfeit verliehen, und die Befruchtung insbefondere ift ein 
Nachbild jenes fchöpferifchen Einſtrömens, durch welches die Gat- 
tungen entftanden find, | 

Die Entwicklung des neuen Organismus ift das 
Refultat der Befruchtung. Im Momente der letztern wurde 
auch die Individualität und das Gefchlecht des neuen 
Weſens gegeben. Nur Affefte der ſtärkſten und ungewöhnlichften 
Art vermögen an jenem gefprodhenen Wort noch etwas zu 
andern. Würde 3. B. auch nach der Begattung noch eine 
regelmäßige beftimiende Einwirfung der Mutter auf die Frucht 
fattfinden, fo müßten nothwendig alle Früchte der Mutter gleis 
‚hen, weil die momentane Einwirkung des Vaters durch die fo 
viele Tauſendmal längere der Mutter gänzlich neutralifirt würde. 
Alles, was in der Pflanze und im Thier die Mutter nach der Begat- 
tung in der Regel thut, ift, der bildenden Seele des neuen Wefens 
bildfamen Stoff zu liefern. Die Frucht ihrerfeits übt Anziehungs- 
kraft gegen die Mutter hin aus, reißt in einigen Fällen (wie 
bei den einjährigen Pflanzen und Inſekten) alle Lebensquellen 


2123 Allgemeine Naturgeſchichte. VI. Buch. 


dieſer an ſich, und entwickelt ſich, waͤhrend die Mutter ſtirbt. 
Bei den meiſten Pflanzen und Thieren bedarf die Frucht indeß 
nur einen Theil des Lebens der Mutter, und macht ſich nach 
längerer oder kürzerer Zeit zu ſelbſtſtändigem Daſein von ihr 
108; Die Pflanzen bringen auf dem Wege der Befruchtung nur 
Samenförner, die Thiere nicht nur Eier, ſondern auch Tebende 
Sunge hervor, und die Entwiclung ift bei den einzelnen Orga— 
nismen nad) Dauer, Art und allen Umftänden außerordentlich 
verfchieden. | 

Diele organifche Wefen Fünnen fich ohne Gefchlechtsaus- 
gleichung vermehren. Im weiteſten Sinn find Fortpflanzung 
und Vermehrung eine Ablöfung. eines Neuen vom Alten. Bei 
der (auf Begattung folgenden) Fortpflanzung find die mas 
teriellen Maffen, welche beide Gefchlechter geben, fehr gering, 
werden aber von einer bildenden Seele erfüllt (die fich aus em⸗ 
bryonifchen Zuftand entfaltet) und es werden wahre Eier oder 
Samen erzeugt, in welchen jene haftet; bei der Vermehrung 
fließt ein Theil der ſchon entwicelten bildenden Seele des er- 
zeugenden Gefchöpfs, Cwelche das Urbild der Gattung in fich 
tragend, den Theil zum Ganzen zu geftalten vermag) in einen 
Theil über, Bei der Vermehrung theilt fich entweder das ganze 
Gefchöpf in zwei Hälften oder mehrere Theile; oder ed löſen 
fi Fleinere Maffen ab, fo die Sproßen; oder es erzeugen 
fih an beftimmten Punkten Organe, Site feelifcher Bildungss 
fraft; fo Sporen, Keimförner, Lenticellen, Zwiebel, Knollen, 
Knospen. 


* 


Siebente$ Bud. 


Bon den Drganismen der Blafizität, oder 
den PBflanzen. 


— — — 


Literatur. Wir führen hier nur einige Werke an, welche ſtch 
mehr oder weniger über die allgemeinen Verhältniſſe der 
Pflanzen, Theorie der Botanif, Syſtem ꝛc. ausfprechen. Lin- 
naei Philosophia botanica ete. ed. 4. stud. C. Sprengel. Hal. 1809. — 
Link, elementa philosophiae botanicae c. tab. aen. IV, 8. Berol. — 
Grunde. d. Kräuterfd. 20. v. 6.8. Willdenow; herausg. v. Link. 
te Aufl. Berl. 1831. — 4 Richard, neuer Grundriß d. 
Bot. u. d. Pflanzenphyfiol., überf. u. M. B. Kittel, 2te 
Aufl. Nürnbg. 1831. — Agardh, Xehrb. d, Bor., a. d. Schwed, 
von Ereplin. 1, 2. Abth. Kopenh. u. Greifswalde, 1831 — 33, — 
3. Lindley, Grundzüge d. Anfangsgr. d. Bot. a. d. Engl. 
Weimar 1831. 8, mit A Taf. — Zimmermann, Grundzüge d. 
Phytologie. Wien 4834. 8. — Alph. Decandolle, Introduction 
à la botanique, av. planch. 2 vol. 8. Par. 1835. (Vergl. auch Bd. 1. 
Seit. 59.) 


I. Hauptftück, 
Allgemeine Betrahtungen. 


Die Pflanzen bilden nach Hauptſtück IX. des erften Buches 
(8b. 1. ©, 12% das unterfte, erfte Reich der fefundären Or: 
ganismen unfered Planeten, und halten in gewiffem Sinne das 
Mittel zwifchen den Mineralien, den ſchweigenden, verfchloffenen 
Bildungen "des erftarrten Erdinnern, und den flüchtigen, unruhi- 


214 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch. 


gen, ſich und alles andere Leben verzehrenden Thieren. — Dfen 
gebührt die Ehre, die innerfte Bedeutung diefer auch philoſophiſch 
fo merkwürdigen Wefen mit genialifcher Schärfe erfannt und 
ausgefprochen zu haben, indem er die Pflanze für einen zwifchen 
Sonne und Erde gefpannten Organismus erflärte, welcher in 
der Finfterniß entftehe, aber ſich zugleich aus der Erde in die 
Luft, dem Lichte entgegen erhebe. (Xehrb. d. Naturphil. ©. 161 ff.) 
Diefe Bedeutung der Pflanze als eines zwiſchen Sonne und 
Erde gefpannten Organismus, wirft auch helles Licht auf ihre 
Organifation, die fich demgemäß gleich vom Urfnoten aus in 
zwei Hauptfofteme fcheidet, von welchen das eine als abfteis 
gender Stod ſich der Tiefe zu wendet, während das andere 
als auffteigender Stod dem Lichte entgegenftrebt. Während 
das eritere Hauptfoftem, die Wurzel, in Farbe und Bildung- 
büfter und einförmig erfcheint, wie die nächtliche, winterliche 
Tiefe, entfaltet fi das andere, der Stamm zu jener Bielheit 
von Bildungen, zu jenem übereinander gebauten Syfteme von 
‚Blättern und Blüthen, zu jenem Farbenfchmelz, welchen nur das 
Licht zu erzeugen vermag. Flüchtig aber und vergänglich, wie 
die Stellungen der Erde gegen die Sonne, ift jene Schönheit ; 
dauernder dad Wurzelfyftem, welches von der Feftigfeit der tief 
gegründeten Tellus etwas in ſich aufgenommen hat. Wie es 
der Pflanze, die es organifch mif der Erde verbindet, Halt 
verleiht, fo Liefert es auch den größten Theil der rohen 
Stoffe, die durch den Lebensprozeß des Gemwächfes in jene Fors 
menfülfe und Farbenpracht umgewandelt werden. Sp ift Die 
Pflanzenwelt feft mit der Erde verfnüpft, ihr treueres Kind, das 
fletd an ihrem Bufen ruht, — obwohl ber Lockung der Sonne 
folgfam, und freudig ihrem Lichte entgegenblühend — und dar- 
um ihre Fülle fo unerfchöpflich; gleich Antäus kann fie nicht 
überwunden werden, fo Tange fie an der Mutter haftet. Wie 
die Wurzel ald das Säfteanziehende und Ernährende die edlern 
Spfteme der einzelnen Pflanze möglich macht, fo die ganze 
Pflanzenwelt die beiden höhern Reiche der Thiere und des. 
Menfchen. Auch diefe beftehen nur durch jene: und wollte man 
alle drei Reiche fich wieder als einen gemeinfchaftlichen Orga⸗ 
nismus denken, fo würde die Pflanzenwelt in jelbem das Er _ 


Bon d. Organismen der Plaftizität, od. den Pflanzen. 215 


naͤhrungs⸗, Zeugungss und Athmungsfyften , die Thierwelt das 
Sinnen- und Bewegungsſyſtem, der Menfch das intelligente 
Syitem darftellen. 

Die Pflanze ift mit dem Thiere verglichen, ein Aufrichti— 
ge8, jenes ein Verfchloffenes; das ganze Streben der Pflanze, 
obwohl fie fich felbft verborgen ift, geht doch dahin, vor der Melt 
ihr Innerſtes aufzufchließen. Ihre Schönheit, ſich aus innerm 
Grunde fo reich entfaltend, erfennt fich felbjt nicht; ihre Triebe, 
‚welche fo mächtig ihr ganzes Wefen beherrfchen, und zum Blühen 
und Befruchten hindrängen, find fich felbft unbewußt; der Menfch 
allein in der ganzen Schöpfung vermag das Leben und Sein 
diefer ſtummen und zugleich fo beredten Wefen verftehen zu Lernen. 
(Und doch, welche Unterfchiede in der Dauer feines Lebens und 
jenes der Pflanzen, welche Abftufung in der Lebensdauer diefer 
feldft von den Stämmen der Adanfonie, die älter fein können, 
als die ftolzen Pyramiden, bis zur Schimmelvegetation, welche die 
Stunde hervorruft, und deren Früchte eine Nacht reift!) Sie 
fprechen vernehmlich zu ihm durch ihre Geftalt, durch ihre Vers 
Anderungen und die Handlungen, welche fie vor feinen Augen 
vollziehen. — Mit der Thiermelt verglichen, Tiegt die Pflanzen: 
welt ewig im Schlummer, und doch welches Leben in diefer 
reizenden Stille und Ruhe! in diefem magifchen Weben einer 
Melt fcehlummernder Dämonen! — Sic; felbft, der Unfchuld 
gleich, verborgen zu fein; die Liebe um ihrer felbft willen zu 
lieben, und in Liebe zu vergehen; Früchte zu bereiten, Nahrung 
zu fpenden, für die Nachkommen fich zu opfern, ift ihr Gefchäft. 
Ihre Natur ift mehr der pofitiven Weltfraft verwandt, die ftets 
das Walten verneinender Mächte fiegreich befämpft, und unübers 
fleigliche Damme gegen den anbrandenden Strom der Zerftörung 
aufthürmt. Als raftlos Bildende, immer nur Schaffende, repräs 
fentiren fie, den Thieren gegenüber, dag weibliche Prinzip. 

Sn der Pflanzenwelt fpricht unergründliche Fülle mit mäch— 
tigen Stimmen zum Geift des Menfchen. Zaufendförmige, taus 
fendfarbige Blumenkronen aus grünen Laub» und Wipfelmaffen 
wenden fich der Sonne zu: ald wollte die Erde, dad Heer der 
ewigen Sterne nachbildend, ein Ahnliches aus ihrem Schooße 
hervorgehen laſſen. Nicht Glanz und Farben allein, auch Wohl- 


216 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch. 


gerüche fenden diefe wunderbaren Weſen; ihre Harze, ihre 
Balfame und ätherifchen Dele durchduften die Lüfte, fie gleich- 
fam mit dem Geift der Pflanzen erfüllend, und dem Schiffer 
im indifchen Meere, weit in den Ocean hinaus. die Annäherung 
der wunberreichen Snfeln verfündend. Dem Hungrigen beut die 
Pflanzenwelt nährendes Mehl, erquicende Früchte, dem Kranken 
ftärfende, läuternde, reizende, mildernde Arznei; wie fchmelzend 
ift ihr Nektar, wie begeifternd der Saft der Traube! — Die 
Erde wäre ohne die Pflanzen arm und leer: ihr Erwachen feiern 
wir jeden Frühling mit erhöhtem Gefühle, und erwachen mit 
ihr zu neuem Leben. — Die Pflanzenwelt giebt. der Gegend 
ihren beftimmten Charakter; ohne fie, ift fie nacter Fels, öder 
Strand, furdtbare Wüfte, ftrauchlofe Heide, einförmiger Maid» 
grund, oder, wenn die phyſiſche Geftaltung der Erdoberfläche 
günftig mitwirft, ein irdifches Paradied. Da beffeidet ein 
fmaragdener buntverzierter Teppich aus Myriaden friedlich beis 
fammen lebender Gewächfe ‘die fonnigen Matten; gewaltigere 
Formen bilden dunfle ehrwürdige Haine, welche zur Anbetung 
der unfichtbaren Mächte auffodern, und majeftätifche Urwälder, 
in deren Raufchen die Macht‘ des großen Geiftes vernehmlicher 
fpricht; von Pol zu Pol reihen ſich Gefchlechter an Gefchlechter, 
deren reichjte alles überwuchernde Fülle fih um den Aequator 
zuſammendrängt, und von untermeerifchen Gründen über die 
Region ded ewigen Schnees emporſteigt, an deſſen Rande noch 
großblumige Alpenpflanzen den Forſcher —2 Welche Uns 
zahl verfchiedener Bildungen entdect Diefer! Im dunfeln Walde 
Schaaren von Pilzen, gleich den Schemen des Schattenreiches 
ein unerfreuliches Wolf, in dem die Frucht den Stamm über: 
wältigt, die Blätter erdrückt, die Blühte übereilt; im fließenden 
Kryſtall ſchwankende Smaragde, feidenhaarige, fehlüpfrige Con 
ferven, im Chaos ihrer Faden noch zahlreiche mikrosfopifche 
Bildungen bergend; im Weltmeer riefenhafte Fucaceen, deren 
Fluren, von Schildfröten beweidet, des Schiffers Lauf hemmen; 
an der Rinde und dem Stein vielgeftaltige Flechten, welche 
noch weit über der Schneeregion die nebelummallten Felshörner 
beffeiden, und auf Sibiriens öden Steppen Brod ſpenden; am 
fchattigen Fels und dem uralten Stamm zierlichfrüchtige Moofe; 


Bon d. Droanismen der Plafizität, od, den Pflanzen. 247 


in Wald und Berg Farrenfräuter, ein fchönblättriges Gefchlecht, 
dem nur das legte Wort, die Blüthe fehlt, um das Räthfel feines 
Innern auszufprechen. Die fchaffende Kraft ruft immer edlere 
Formen hervor; die allverbreitete Familie der Gräfer wurde ſelbſt 
von den Göttern. werth gehalten, welche den Menfchen den Bau 
mancher lehrten; die Liliaceen galten längft als das zarte Sinn- 
bild engelgleicher Milde; die Kultur der Mufaceen reicht bis 
- in die Älteften Zeiten des Menfchengefchlechts; die ſchlankſtammi— 
gen, fiedern- oder fächergefrönten Palmen, principes plantarum, 
lieben die Nähe des Gleichers, und die Völker, welche.noch fchlaf- 
trunfen an den Brüften der großen Mutter hängen. Bon den volls 
fommenften Gewächfen drängen ſich Schaaren an Schaaren; 
Lorbeergewächfe, deren Laub die Stirne des Helden und Dichters 
fchmüct, deren Rinde koſtbares Gewürz, deren Blätter feines 
Gift bergen; Pflanzen mit Lippenblumen, voll Arom's; Nacht 
fchatten, deren Narfotifon den Kummer der Seele umhüllt, die 
Gedanfen weckt, und deren Knollen Völker fpeifen; wunderbare 
Synanthereen, irdifche Sterne, wo zahlreiche Blümchen erft die 
Blume bilden ; Rubiaceen: der Kern einer ihrer Beeren hat ſich 
über die Erde verbreitet, Erdtheile und die fernften Nationen 
mit einander verbunden, und: einen Theil der Menfchheit in 
Sflavenfetten fchlagen helfen; Ranunkeln mit fcharfen giftigen 
Säften; Papaveraceen, deren Kapfelfaft feligen Rauſch, ver 
führerifche Träume bewirkt, welchen ermattendes Erwachen folgt; 
Yhantaftifch geftaltete Dpuntiaceen, deren Fühlende Beeren den 
Lechzenden erfrifchen; Drangengewächfe, Föftlich und edel durch 
immergrüned Laub, und jaftige Früchte mit duftender Schale; 
Nofaceen, mit reizenden Blüthen prangend, dem Menfchen be- 
freundet, fein Auge wie feinen Gaumen erquickend; Viniferen, 
felbjt den Göttern lieb, ſchwach an Stamm, unfcheinbar an 
Blüthe, aber reich an Kraft, die des Menfchen Herz erfreut; 
rankende Hülfengewächfe, mit wunderbaren, oft prachtvollen Blü— 
then und fein zertheilten Blättern, die geheimnißvoll, pendelartig 
fich zu bewegen beginnen ; Euphorbiaceen, mit edelhaftem Milch- 
faft und den feinften Giften; Nadelhölzer, deren Laub des Froftes 
jpottet, uralte Bewohner der Erde, jegt noch einen gewaltigen 
. bunfeln Gürtel um fie ziehend. 


18 . Migemeine Naturgefchichte. VII. Buch. 


Die Kultur ded Menfchengefchlechted wurde nur durch die 
Pflanzenwelt möglich. Das Thier ift fheu und wild; es flicht 
den Menfchen, oder weckt in ihm durch Widerftand den Dämon 
des Befiged, der Gewalt, des Blutdurſts; die Pflanze ift wehr⸗ 
und harmlos; auf und unter dem Fühlen Raſen beruhigt fich 
die ftürmifch bewegte Bruft. Sägervölfer, Fifchervölfer, Nomaden 
bleiben roh; erft die Pflege der Pflanzen führt Gefittung herbei. 
Unter den Pifanggewächfen an Indiens Strömen träumte. die 
Menfchheit ihre früheften Sugendträume, und unter den Feigen 
baumen dafelbft fann der Bramine über die höchiten Dinge nach; 
Perſiens Roſen führten Zwiegefpräche mit Perfiens Nachtigallenz 
die Poeſie nimmt ihre zarteften Bilder aus der Pflanzenwelt, 
und die Liebe fprach von jeher durch; Blumen, weil fie inftinft- 
mäßig ihre Verwandtichaft mit ihnen erfennt. Mit dem Unter- 
gang der Pflanzenwelt würde und ein ganzes Neich der ſchön⸗ 
ften Gedanken verloren gehen. So ift die Pflanzenwelt ein 
unerfchöpfliches Meer, aus dem alle Kinder der Erde trinfen; 
wie fie unfern Leib erhält, fo erfreut fie unfere Sinne, übt uns. 
fern Verftand, giebt unferm Geifte Räthfel auf, über die noch 
die ferne Nachwelt finnen wird, und theilt dem, fich ihr hingebenden 
Gemüth Etwas von ihrem: ewigen Grün, ihrer ae 


— mit. 


RB 


| Gauptftück. 
Chemiſche Verhäftniffe der Pflanzen. 


Ziteratur, Theod. de Saussure, recherches chimiques, sur la ve- 
getation. Par. 1804. — Wahlenberg, dissertatio de sedibus mate- 
riarum immediatarum in plantis, Upsal. 4806 — 7. — Runge, 
neuefte phytotechnifche Entdedungen ꝛc. Breslau 4820. — 
Humphry Davy, Elements of agricultural chemistry- Lond. 1813, — 
v. Chaptal, die Agrifultur » Chemie. Mit ein. Anhang v. 
Schübler, a. d. Franz. v. Eiſenbach. Stuttg. 1814, — Her mb⸗ 
ſt ädt, Grundfäße der Kameral- u. agronom. Chemie. Berl. 
1817. — Hohn, chemifche Tabelle der Pflanzenanalyfen. Nbg. 
1814. — Röper, tabellarifche Weberficht der Elementarzufam- 
menfesung der einfachen Pflanzenverbindungen, in de Ean- 


Bon d. Organismen der Plaftizität, od. den Pflanzen. 249 


dolle's Pflanzenphyſiol. ı Bd. — Ferners die Lehrbücher 
der Chemie, namentlich von Berzelius, Gmelin und die Zeit- 
fchriften. P 


Sn den Pflanzen fommt nur etwa ber britte Theil aller 
Grundftoffe vor, die mit Sauerftoff, feltener mit Waſſerſtoff 
binäre oder unorganifche und organifche Verbindungen bilden, 
welche letztern meiftens aus Kohlenftoff, Wafferftoff, Sauerftoff 
beftehen, zu welchen manchmal noch Stickſtoff und Schwefel tres 
ten. — Die fchleimigen, Stärfmehl: und Zuderartigen Stoffe, 
nebſt der Pflanzenfafer, der Effig- und Gallusfäure werden von 
manchen als binäre Chydratofarbonifche) Verbindungen von Wafs 
fer und Kohlenftoff angefehen, weil in ihnen, wie im Waffer 
Sauerſt. und Wafferft. wie 8 : 1 fich verhalten. In den meis- 
ften übrigen Pflanzenfauren waltet der Sauerftoff, in der Bens 
zoefäure, den fetten und flüchtigen Delen und den Harzen der 
Waflerftoff vor. — Nähere allgemeine Beftandtheile der Pflan- 
zen find unter den unorganifchen Verbindungen Waffer, Kohlenz, 
Phosphor⸗, Schwefel u. Salzfaure, Kali, Natron, (Ammoniak?) 
Kalf, Kiefelerde, Bittererde, Eifen, Mangan: u. Kupferorydul ; 
unter den organifchen Verbindungen Eifigz, Klee, Aepfel⸗, Sitronenz, 
Gallus-, Gerber, Benzoefäure, Pflanzenfafer, Schleim, Stärfmehl, 
- Zuder, Kleber, Emulfin, Chlorophyll, Pflanzenfett, flüchtige Dee 
und Harze. Eigenthümliche Beftandtheile find von unorganifchen 
Verbindungen Salpeter-, Hydrojod-, Hydrobronm, Blauſäure und 
Alaunerde ; von organifchen einige eigenthümliche Säuren, die 
Farbitoffe, organischen Salzbafen, bittern Ertraftivftoffe ꝛc. Sehr 
oft ftimmen die Spezies einer Sippe, oder die Sippen einer 
Familie in der chemifchen Konftitution überein. inzelne Theile 
fchließen oft befondere Stoffe ein, und viele erfcheinen nur in 
beftimmten Perioden oder ändern an Menge in verfchiedenen 
Zeiten; fo daß 3. B. die indifche Verea pinnata Morgens fauer, 
Mittags gar nicht, Abends bitter ſchmeckt, und ihr Saft dag 


Lakmuspapier Mittags nicht, aber wohl Morgens röthet. Mit 


dem Abfterben ändert ſich die chemifche Mifchung, und oft auch Ger 
ſchmack, Geruch und Farbe, worauf unter Anderem das Gelb: 
und Rothwerden der Blätter beruht. 

Klima und Witterung wirken ebenfalls auf die chemifchen Be- 


220 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch. 

ſtandtheile ein, und manche Erzeugniſſe gewiſſer Pflanzen in 
wärmern Gegenden verlieren ſich, wenn fie in Fältere verpflanzt 
werden. — Auch unter den Pflanzen fommen ifomere Ber: 
bindungen vor, fo der völlig waflerfreie Zucer und das Arabin, 
die Wein und Traubenſäure. — Aetherifche Dele finden fich in 
ven Drüfen ; Amylonförner und manche Farbftoffe in gevoiffen 
Zellen ; die meiften nähern Beftandtheile vermengt untereinander 
in Zellen, Saftgangen und Safthältern. Das Mifchungsverhält 
niß mancher Stoffe ift fo veränderlich, daß man 3.8, durch Schwefel- 
und Galpeterfäure Die Pflanzenfafer in Amylon, Gummi, Zuder 
xc,, das Gummi in Zucer und mehrere Säuren, das Stärfmehl in 
Zuder, Gummi und Säuren, den Zucker durch Salpeterfäure in 
Effige, Nepfel:, Klees und Schleimfäure, die meiften Säuren in 
einander verwandeln kann. Die verfchiedenen Arten der Gäh— 
rung finden nie in der Lebenden Pflanze, fondern nur in aus- 
gefchiedenen Flüßigkeiten ftatt, und gehen der vollfommenen Auf 
löfung durch die Faulniß vor. — Nie gelang ed noch, nähere 
Pflanzenbeftandtheile aus den Grunditoffen felbft herzuftellen, wie 
fie die lebendige Pflanze in fo großer an N aus dem 
einfachen Nahrungsfafte darſtellt. 

Bon entfernten Beltandtheilen, oder ee en Stoffen 
fommen in der Pflanzenwelt achtzehn vor: Sauerſtoff, Waſſerſtoff, 
Stickſtoff, Chlor, Brom, Kohlenſtoff, Schwefel, Phosphor, Jod— 
Kalium, Natrium, Calcium, Magnium, Alumium, Silicium, Mans 
gan, Eifen und Kupfer. 

Bon unorganifchen binären oder bibinären Verbindun— 
gen: Waſſer, Koblenfäure, Schwefelf., Phosphorſ., Ealpeterf., 
Salzſ., Hydriodf., Hydrobromf., Blaufäure, Ammoniak, Kali, Nas 
tron, Kalk⸗, Bitter», Alaun⸗, Kiefelerde, Kupferoryd, phosphorfaures 
Mangan, Eifen- und Kupferorydul. 

Bon oeganifchen Verbindungen. 1) Säuren: Befonders 
häufig Effigt., Kleef., Aepfelſ. Gitronenf., Weinf., Galusf., Gerbef. 
und Benzoef.; weniger allgemein verbreitet Chinaf., Tanninf,, 
Dpiumf., Sabadilf., Equifetf. ꝛc. Von thierifhen Säuren: Talgs 
und Margarinf., Delf., Delphinf. Mehrere Säuren fin) zweifel- 
baft ; fo die Laktufaf., Tanacetfs, Anemonf., Solanſ. ze., und an⸗ 
dere fcheinen vielmehr durch die chemifche Behandlung erzeugt, als 
in den Pflanzen enthalten, wie die Asparagf. , Indigf., Schleimf., 
Gallertf., Wachsf., Rampferf. ꝛc. — Säuren jet untergegangener 
Pflanzen find die Bernftein- und Honigfleinfäure. 


. 


Bon d, Organismen der Plaſtizität, od. den Pflanzen. 291 


2) Sndifferente organifche Stoffe a. Schleimige: 
Bummi, Bafforin, Pflangengallerte. b. Stärfmehlartige: Stärf- 
mehl (Amylon) mit feinen Unterarten: Kartoffel» odrr Getraide- 
ſtärkm. Mant- und Flechtenftärfm. c. Zuderartige Stoffe: Ge 
meiner Zuder, Krümelz, Schleimz., Mannız., Süßholzzucker, Sar- 
fofollin. d. Feſtes Pflanzengemwebe, oder Pflangenfafer, Holz 
fafer, an welche fich der Korkſtoff, Markſtoff, Schwammſtoff, das 
Bollenin anreihen. Gemenge von Bflanzgenfafer und Stärkmehl find 
das Hordein, die jtärfmehlartige Fafer aus den Kartoffeln zc. Der 
Moder, die Dammerde, der Humus, eine Fohlenftoffartige Subitanz, 
bildet fich, wenn Pflanzenrefte unter Zutritt von Luft und Feuchtig- 
feit verwefen. .e. Stidftoffhaltige, den thierifchen Stoffen ver- 
wandte Subſtanzen: Kleber oder Pflanzenleim, Emulfin, Pflanzen» 
eiweis oder vegetabiliſcher Käſeſtoff, Pilzosmazom, Phytokoll. f. 
Farbſtoffe, und zwar ſtickſtofffreie extraktive kommen vor: gelber, 
rother, blauer und brauner; ſtickſtofffreie harzige: grüner (Chloro— 
phyll, das färbende Prinzip der grünen Pflanzentheile) gelber und 
rother; von ſtickſtoffhaltigen Farbſtoffen iſt nur der Indigo bekannt. 
Der Stoff, welcher die ſchwarze Farbe bei den Pflanzen bedingt, 
iſt noch nicht beſtimmt. So kennt man auch jenen nicht, welcher 
die fchnellen Farbenänderungen mancher Pilze, wenn fie ſtark gedrückt 
werden, bedingt. g. Pflanzenfette. Hicher gehören die zahl- 
reichen fetten Dele, (Leinöl, Hanföl, Mohnöl, Olivenöl, Kepsöl ze.) 
die Butter- und Talgarten. (Musfatbutter, Kafaobutter, Palm— 
butter ꝛc.) Alle natürlich vorfommenden Fette beſtehen gewöhnlich 
aus dem flüßigen Delfett, Elain, und dem feiten Talgfett, Stearin, 
oder häufiger dem Margarinfett. Die Wachfe (Bienenwachs, Myri— 
Fawachs, ſtaubiger Meberzug des Gartenmohns , der Kohlblätter, der 
Pflaumen, Trauben; Wachs, im Safte des Kubbaums, der wachs- 
gebenden Schiempalme, der Miftelbeeren 20.) beſtehen aus den, zwei 
feſten Stoffen Eerin und Myricin. k. Flüchtige, mwefentliche 
oder aetherifche Dele; zu denen die fchwerer find als Waffer, ge 
hören das Zimmtöl, Nelfenöl, Safrandl, Bittermandelöl ze. ; zu den 
leichten, welche weniger wiegen als das Waffer : das Rofenöl, Ros— 
marinöl, Zavendelöl, Musfatnuß- und Musfatblüthöl, Anisöl, Fen- 
chelöl, Terpentinöl, Citronenöl 20. MWahrfcheinlich gehört zu den 
Pflanzenölen auch das Erd- und Steinöl, Petroleum, als vermuthlich 
durch Zerfehung von Eteinfohlenlagern in der Hiße gebildet. Flüchtige, 
nur im feiten Zuſtand befannte Dele, Stearoptene oder Kamphoroide 
find: der gewöhnliche Kampfer, Hafelmurz-, Anemonen-, Birkenf. ze. 
Durch Fünftlihe Ausfcheidung des Stearpptens entſtehen der Der— 
pentin⸗/ Roſenk. u. a. Der Scheererit oder Bergtalg (foffile Braun: 
fohlenfampfer), iſt ein verändertes flüchtiges Del der in den Braun- 
fohlenlagern verfchütteten Pflanzen. — Dft hängt der flarfe Geruch 


223 Allgemeine Naturgefchichte. VIL Buch. 


- und Gefchmad, fo wie die fcharfe Wirkung der Pflanzen von flüch⸗ 
tigen, darſtellbaren Oelen ab; in andern Fällen iſt man über deren 
Urſachen ungewiß, und nimmt einen flüchtigen Riechſtoff und eine 

- flüchtige Säure an, welche zur Zeit noch nicht dargeftellt find. 
1. Harze. Man unterfcheidet Hartharze, z. B. Fichtenharg, Kopal, 
Harz der Wachholderbeeren, der Nelfenwurzel, des Maſtix, der Kars 
toffeln, Wolfsmilchsarten, Seidelbaftrinde, Senegin, Bolygalin ze, 
MWeichharze, 3. B. das aus der Myrrhe, dem, gemeinen Gnadenfraut, 
der Iris florentina, dem Pfeffer, Opium, den Klatfchrofen, der Steh» 
palme, den Miftelbeeren ꝛe.; endlich Feder- oder elaftifche Harze, die im 
Milchfaft fehr vieler Pllangen vorfommen. Das foffile Federharz, 
(Elaterit) fcheint ebenfals vegetabilifchen Hrfprungs. So auch der 
Asphalt, Retinit und Bernftein. Die Harze fommen in der Natur 

‚nie rein, fondern bald mit andern Harzen und Wachs, bald mit 
flüchtigem Del, Säuren, Gummi ꝛc. gemifcht vor. Hiedurch entſte⸗ 
ben die Balfame und Gummiharge. Gemifche von Harzen un» 
tereinander, zum Theil mit Wachs find das Balmenwachs, Gummilaf, 
Stopfwachs (Propplis) ; Harzgemifche mit wenig flüchtigem Del der 
Maſtix, das Elemiharz, Ladanum; die Benzoe, der Storage und dag 
Gelbharz enthalten hiezu noch Benzoeſäure; Harzgemiſche mit viel 
flüchtigem Del oder Balfame find der Terpenthin, Meffabalfam, 
Kopaivabalfam, peruvianifche Balfam ꝛc. Die Schleimharze find 
Gemifche aus Harzen, wenig flüchtigem Del und Gummi; hieher 
gehören der Weihrauch, die Myrrhe, das Epheuharz, der Stinfafant 
(Teufelsdred‘), Sagapan, Ammoniafharz, Galbanum, Euphorbienharz, 
Sfammonium und Gummigutti. 

3) Drganifche Salzbafen und verwandte Stoffe; die ſtär⸗ 
fern von ihnen werden auch als Bflangenalfalien oder. Alfaldide uns 
terfchieden. Die meilten organifchen Salgbafen gehören meift nur 
„einzelnen Sippen oder Familien an, und geben diefen einen ausges 
zeichneten Charafter. Tropfbarflüßig find das Eoniin, Nikotin. 
Feſt, meift nicht flüchtig das Veratrin, Colchiein, Aconitin, Delphir 
nin, Emetin, Biolin ꝛe. Bitter, narfotifch giftig das Hyos—⸗ 
eyamin, Daturin, Atropin, Solanin, Morphin, Opian, Eodein, 
Strychnin, Brucin. Bitter, nicht giftig das Ehinin und Ein- 
chonin, Corydalin, Guaranin, Zantophifrin. Als verwandte Stoffe, 
jedoch in mehrern Eigenfchaften abweichend, reihen fich am die veger _ 
tabilifchen Salzbafen das Amygdalin, Asparagin, Althaein, Ey 
elamin, Daphnin, Gentianin, Koffein, Mefonin, Piperin, Bopulin, 
Saliein, Thein ve. Zweifelhafter Natur find das Ergotin, Eis 
vatorin, Ssländifchmoosbitter, Guajacin, Saponin ꝛc. Eine eigene 
Neihe organifcher Verbindungen bilden die bittern Ertraftiv». 
fioffe, unter welchen man rein bittere, wie das, Eichenrindenbitter, 
Fieberfleebitter (Menyantbin), Hopfenbitter (Supulin), Kalmusb., 


Bon d. Organismen der Plafizität, od. den Pflanzen. 223 


Kasfarilib. , Löwenzahnb., Quaffiabitter , Wermuthbitter 2c, unter- 
fcheidet ; ferner fcharfe und zum Theil draftifchbittere, zu denen das 
Alvebitter, Fingerhutbitter (Digitalin), Haſelwurzb. (Afarin), Kos 
Toquintenb., Sennab., Zaunrübenb. (Bryonin) gehören ; endlich nars 
Fotifchbittere Ertraftivfiofe; fo das Sattich- und Tanginbitter; 
Zweifelhaft, ob zu den bittern Ertraftivfioffen gehörig find das 
Antiarin, Eurarin, Eurcaffin, Evonymin, Lapathin, Erptonin ze. 


IM. Hauptftück: 


Don den anatomifhen Elementartheilen der 


Pflanzen. 
x Literatur. N. Grew, The anatomy of vegetables begun etc. 
; Lond. 1672. ı2. — E;j., the anatomy of plants. Lond. 1682. 
Fol. — M. Malpighi, Anatome plantarum. edit. 3. Lugd. Batav. 


1687. 4. — 8, C. Treviranus, v. inwend. Bau d. Gewächfe ze. 
Gött. 1806, 8.— K. A. Rudolphi, Anatomie d. Pflanz. Berl. 
1807. 8.— 9. F. Linf, Grundlehren d. Anat. u. Phyſ. d. 
Pl. Gött, 1807. 8. m. 2 Heft. Nachträgen 1807 — 9. — 

= P. Moldenhamwer, Beiträge z. Anat. d. Pf. Kiel, 1812. 
4. — Brisseau-Mirbel, Trait€ d’anat, et de physiol. veget. 
ame edit. Par. 1813. 8. — Ej. Exposition et defense de ma iheore 
de l’organisat. veget. La Haye 1808. — Ej. Exposit. de la theor. 
de l’organisat. veget. ete. ame edit. Par. 1809. 8.— D. G. Kie- 
ser, Memoire sur er des plantes etc. Harlem, 1813. 4. — 
Def. Phytotomie. Fena 1815. 8. (Auszug a. vor. Werk.) — 
3.8. F. Meyen, Phytotomie, m. 14 Kupf. Berl. 1830 8, — 
9. Mohls Werfe, als: Ueber die Spaltöffnungen auf d. 
Blättern d. Protenceen (Acta Acad. Caes. Leop. Car. Vol. 16. 
P. 2. ©. 781. f.), über den Bau der großen gedüpfelten Röh— 
ven von Ephedra (Linnaea VI. S. 597), über die Poren des 
Planzgenzellgemebes, de Palmarum structura , Beitr, j. Anat. 
u. Phyſ. d. Gewächfe, über d. Bau der poröfen Gefäße der 
Dikotyledonen ꝛc. 


Die Elementartheile der Pflanzen zerfallen in zwei Formen: 
Zellen und Gefäße. Die Zellen fehlen keiner Pflanze, und 
find urſprünglich ſphaäroidiſche, zarthäutige, mit Flüßigkeit ges 
füllte Bläschen. Manche ſehr einfache Pflanzen, namentlich 
niedrige Pilze, beftehen nur aus wenigen oft fchnurförmig an 
einander gereihten Zellen, ja nur aus einer einzigen, die bisweilen 


23A Allgemeine Naturgefchichte. VIL Buch. 


fleinere in fich fchließt. Durch Dehnung der Fugligen Zelle ent 
fteht die eliptifche und cylindrifche Form. In andern fehr nie 
drigen Pflanzen find zwei oder alle diefe einfachen Zelfenformen 
zu einem Ganzen verbunden. Durch feftere Verbindung und dar⸗ 
aus folgenden Drucd der runden Zellen aufeinander entfichen 
dann die fo gewöhnlichen, verfchieden polyedrifchen Zellen. Die 
Saftröhren des Baftes und Holzes, die Fäden des Flachſes und 
Hanfes find weiter nichts, als außerordentlich verlängerte, daher 
röhrenförmige Zellen, Jede Zelle hat ihre eigene Wand, obwohl 
“fie oft mit der der nächften verwachfen ifl. Die fogenannten 
Snterzellulargäange hingegen haben Feine eigene Wand und 
entftehen nur durch Verlängerung der Zwifchenräume der Zellen, 
Berfchieden von ihnen find die Saftgäange, Saftbehälter 
und Rufthöhlen. Ueber fie wie über die merfwürdigften Zel- 
fenformen folgen: unten Erläuterungen. — Die Zellen, wie 
alle andern eben genannten Höhlen enthalten mancherlei gefärbte 
und ungefärbte Flüßigfeiten, Säuren, Zuder, Harze, Alfalien, 
das fo merfwürdige Chlorophyll und Amylon ꝛc. - 

Unter Gefäßen verftcht man Kanäle mit eigenen aus 
Fafern gebildeten Wänden. Sie finden ſich nur in den volls 
fommenern Pflanzen, welche immer aus Zellen und Gefüßen be 
fiehen, und daher im Gegenfage zu den Zellenpflanzen, Gefäß— 
pflanzen heißen. Die Gefäße find aus feinen Fafern gebildet, 
durch deren verfchiedene Verbindung und Stellung die mandherlei 
GSefäßformen entftehen, welche als Ringgefäße, Spiralge- 
fäße, negförmige, Treppengefäße befaunt find, und deren 
von Einigen behauptete Entftehung aus einander und Umwand- 
fung in einander von Andern widerfprochen wird. Sehr wichtig 
wird die Stellung der Gefäße für die Charafteriftif der beiden 
großen Abtheilungen der, wahre Keime erzeugenden Pflanzen, 
indem fie bei den Einfamenlappigen zerftreut und einzeln im 
Zellgewebe, bei den Zweilamenlappigen, wozu alle wahren 
Holzgewächfe gehören, aber in Fongentrifchen Streifen ſtehen, bei 
frautartigen Gewächfen noch öfter durch Zellgewebe unterbrochen 
find, beim Holze aber zufammenhängende Ringe, Holzringe, 
bilden, von welchen fich alle Jahre neue fonzentrifche Schichten, 
Jahresringe genannt, anlegen. Bei holzigen Difotylebonen 


N 


Bon d. Organismen der Plastizität, od. den Pflanzen. 995 


unterfcheidet man deutlich von innen nach außen Marf, Holz, 
Baft, Rinde. — Jedes Gefäßbündel verläuft meift ununter- 
brochen und ungertheilt im Stamme, geht manchmal aud) ganz 
in Aefte über, oder fendet nur einen Heinen Theil feiner Gefäße 
in diefelben. Nie veräftet fi aber ein Gefäß. In den Blät- 
tern der Monofotyledoneen bilden die Gefäße erhöhte Streifen 
(fo bei Lilien, Gräfern 2c), in jenen der Difotyledoneen ein 
Adernek. Die Gefäße enthalten (wenigſtens ſpäter) nie Saft, 
fondern Luft, welche nach Einigen Armer, nad) Andern reicher 
an Sauerftoff, als die atmofphärifche iftz nach Focke nur fehr 
wenig Sauerftoffgas, aber viel Kohlenfäure enthält. 


Nach den Gefeken dis Druckes nahe an einander Fliegender wei— 
cher Kugeln aufeinander (wobei eine Kugel immer von 12 andern 
berührt wird) muß die Grundform der polyedrifchen Zellen das 
Rhombendodekgeder fein, welches meiltens etwas langgezogen 
erfcheint. Das Rhombendodekaeder zeigt ſowohl im Scheitel- als 
ebenen Schnitte Heragone, weßwegen man beim Durchfchneiden 
des Stengels ꝛc. höherer Pflanzen fo häufig die Mafchen des Zeil⸗ 
gewebes beckig ſieht. Weil aber- eine Zelle nicht immer rein geſetz— 
lich durch 42, ſondern auch durch mehr oder weniger Zellen einge— 
Schlafen wird, können anch die Mafchen auf dem Schnittenur A —5,. 
oder 7 — Sedig erfcheinen, Die Dodefaeder, fehr häufig in Längen- 
und Duerare gleich groß und fo das teffularifche Parenchym bil- 
dend, werden ferner öfter abgeftugt, manchmal fo fehr, daß ihre 
Duerage viel größer, als ihre Längenare wird, und fie platt gedrüdt 
erfcheinen, (mauerförmiges Zellgewebe, 3. B. in der Mitte deg 
Stengels der Balfamine, und in den Marffirahlen der Hölzer) das 
gerade Gegentheil. von der obenerwähnten Röhrenform der Baftröhren 
und Flachsfäden. — Die ſtrahlenförmigen Zellen (4. B. in den 
Zufthöhlen der Stengel und Blätter der Musa sapientum, Canna, 
Iris pseudacorus etc. fpllen durch ungleichmäßige Ausdehnung der ur- 
- fprünglichen Kugelzelle entſtehen. — Durch das Entſtehen der po— 
Iyedrifchen Zellen if die Verengerung der zwifchen den Kugelzellen 
vorhandenen dreifeitigen Näume gegeben. Jedoch verfchwinden fie 
nicht ganz, und bilden, durch Abſtumpfung der Zellenfanten, auch 
im polyedrifchen Zellgewebe noch enge mit Flüßigfeit erfüllte Gänge, 
die oben erwähnten Snterzellulargänge, melde aber Feine 
eigene Membran haben. (Befonders groß find fie z. B. in Tropzolum 
‚majus.) DBerfchieden von ihnen find die gleichfalls im Zellgewebe 
vorkommenden, mwahrfcheinlich auch Feine eigenen Wände habenden 
Saftgänge, Saftbehälter, Lufthöhlen. Die erften führen 

II. 15 


226  Mlgemeime Naturgeſchichte. VIL. Buch. 


meift gefärbte Flüßigfeiten (weiße in den Wolfsmilchgattungen, dem 
Löwenzahn, gelbe im Schöllfraut), namentlich den Milchfaft, und 
mögen durch Erweiterung der Snterzellulargänge entfliehen. Die 
Saftbehälter find rundliche Höhlen, im welchen fich fpezififche, ſtag— 
nirende, oft in flarre Form übergebende Säfte fammeln. (Sie fin- 
den fich fehr deutlich in den jüngern Zweigen und Blättern des 
Eitronen- und Pomeranzgenbaumes, der grünen Schale der Man- 
del 20.) Die Lufthöhlen erfcheinen als fäulenförmige Kanäle, mit 
glatten, durch die umgebenden Zellen gebildeten Wänden, und fall 
immer durch häufige Duerwände flellenweife abgetheilt. Sie find 
fhon in den jungen Pflanzen vorhanden. (Sehr groß find fie z. B 
in den Blattitielen des gemeinen PBifangs, der Nymphzae, im Stengel 
von Oenanthe Phellandrium etc.) Die hohlen mit Luft gefüllten Räume 
im Grashalm und Doldenftengel entitchen erſt in einem gemiffen 
Alter der Pflanzen durch Vertrodnen und Zerreißen des abiterbenden 
Zellgewebes, weßwegen ihre Wände unregelmäßig find. — Die 
fernförmigen Körper im. den Luftgängen der Seeroſen hält 
Meyen für flernförmige punktirte Bellen. Diefe punftirten 
Bellen, melche im Marfe und den Marffirahlen fehr vieler Hölzer, 
aber erft in einem gewiffen Alter vorfommen, (fehr deutlich im Wall 
nußbaum; "auf den Zellen im Eichen - und Tannenholz fliehen die 
Bunfte reihenweiſe) haben ihren Namen von mehr oder minder zahl» 
reichen, oft regelmäßig ſtehenden Pünktchen, welche vertiefte, 
von einem Hofe umgebene, dünnere (und defwegen fälfchlich für 
Poren gehaltene) Stellen der Zellenmembran find, die Dadurch ent- 
fieben, daß fich hier weniger Schichten des Zellitoffes angefeht haben. 
Sehr eigenthümlich find die Faferzellen, fo genannt, weil in ihrem 
Innern eine oder mehrere, meiftens fpiralförmig gewundene Fafern 
vorfommen. Sie finden fich in den Fruchthüllen der Schachtelhal- 
me, Blattzellen von Sphagaum, den Schleudern der Sungermannien, 
manchen Nadelhölzern, und den Staubbenteln fehr vieler Difotyle- - 
doneen. — Die Zellen enthalten theils ungefärbte, oder gefärbte 
Säfte, (durch welche letztern fie häufig, wie z. B. in den Blu— 
menblättern felbit gefärbt erfcheinen) theils Bflangenfäuren und 
Zucker, namentlich im Bellgewebe fehr vieler Früchte) Kauts» 
ſchouk (in Miftelbeeren), Harze, Alfalien ꝛc. Nebſtdem kom— 
men im Zellgewebe mehrere feſte Sekretionsprodukte vor. Hieher 
gehören das Chlorophyll, ein harziger Stoff, welcher aus ein- 
zelnen oder agglomerirten Körnern beiteht, und die grüne Farbe der 
Pflanzen hervorbringt, Ferner das Stärfmehl, (Amylon, Amidon) 
eine höchſt merkwürdige Subſtanz, aus durchſichtigen, Fugeligen, 
länglichen , einzeln farblofen , in Maffe weißen Körnern befichend. 
Es fommt in den meilten Pflanzen Cbefonders den teffularifchen 
Selen) oft in außerordentlicher Menge vor, fo daß manche Knollen, 


Bon d. Organismen der Plaftizität, od. den Pflanzen. 297 


wie z. B. die Kartoffel, manche Samen, wie die Bohnenferne, ganz 
aus ihm zu beftehen fiheinen. Die Stärkfmehlförner (oder Bläschen?) 
fcheinen für die Pflanzen ein Depot plaitifchen Stofs für Zwecke 
weiterer Umbildung und DVerwandlung in verfchiedene Säuren, 
Schleim und Zuder zu fein. Die Stärfmehlförner haben das ganz 
Eigenthümliche, durch weingeiftige Löſung von Jodine fich ſchön blan 
zu färben. Dann fommen im Zellgewebe Eleine, undurchfichtige, 
gleich große, zahlreiche Körnchen vor, welche den gefärbten Flüßig- 
feiten ihre Färbung ertheilen, und durch Ummandlung die verfchies 
denen Harze, Federharze, Balſame und aͤtheriſchen Oele darſtellen. 
Ferner kommen im Zellgewebe mancher Pflanzen- oder Pflanzentheile 
ſteinartige Konkremente (z. B. in Birnen) vor; jene aus den Knollen 
mancher tropifchen Gräfer find der in Dflindien offizielle Tabafheer. 
Endlich finden fich im Parenchym vieler Pflanzen (4. B. mehrerer 
Cactus, Aloe, Agave, Scilla, Hydrurus crystallophorus ete,)‘ auch noch 
Kryitalle von Fohlenfaurem, Eleefaurem, phosphorfaurem Kalf und 
verfchiedener Bildung. (Bei einer Chaetophora aus einem Wafler- . 
graben bei Bern [vermuthlich Ch. elegans Ag.] welche ich im April 
1836 gefammelt hatte, fanden fich in der glashellen Gallerte zugleich 
mit den grünen, am Ende büfchelförmigen, in Scheidewände getheil- 
ten, mit Molefülen erfüllten, mehr oder minder zarten und langen, 
etwas unregelmäßig laufendem Fäden — zahlreiche blaßgrünliche, un— 
regelmäßig vertheilte Kryiialle, deren größere fchon für’s freie Auge 
als Bünftchen fichtbar waren. Sie waren Rhomben- oder Bentagonals 
dodefaeder, auch Säulen von verfchiedener Endigung , häufig mit 
abgerundeten Kanten und Eden, oft in Maffen zufammengeballt. 
Die meilten Gefäße werden nach beiden blinden Eden all 
mälig dünner. Die Fafern, aus denen fie. gebildet find, haben 
ooo — Roo“ im Durchmeifer und find weißlich, folid, zäh. Durch 
verfchiedene Verbindung und Stellung bildet die Fafer die verfchie- 
denen Gefäßformen. Die einfachiten find die Ringgefäße. Sie 
beitehben aus einzelnen von einander in beitimmten Zwifchenräumen 
‚entfernten Ringen, welche, wie Einige glauben, durch das Abreißen 
der Fafer und Vermachfen ihrer Enden gebildet werden, und finden 
fich wohl in allen Gefäßpflangen, befonders deutlich bei Monpfotyledo- 
neen, aber auch in Equisetum. Verlauft die Fafer in zufammenhängen- 
den Spiralwindungen, fo entitehen die Spiralgefäße. Hhre Fafer iſt 
nicht immer einfach, ſondern befteht aus zwei und mehr nach gleicher 
Richtung gemundenen Fafern. Sie finden fich cbenfalls in allen hö— 
bern Pflanzen, (in den Blättern des Weinſtocks, der Eiche, amerif, 
Agave fchon dem freien Auge fichtbar ) jedoch wicht in den Holzthei- 
len, Die nebförmigen Gefäße follen entitchen , indem die Fafer 
der Gefäßwand fich in zahlreiche Aeſte theilt, welche unter fich auf 
vielfache Art verwachfen. Die Treppengefäße find nur jene 


298 Algemeine Naturgeſchichte. VII. Buch. 


Modiſikation derſelben, wo die horizontalen Fafern * vertikale 
verbunden werden. Stehen die vertikalen Faſern fehr enge oder 
fchief, fo entitehen die punftirten oder poröſen Gefäße, alles 
nur ſchwankende Modififationen der nehförmigen. Auch die die 
Gefäße umgebenden Zellen üben Einfluß auf die Geflaltung der Ge- 
fäßwände aus. Die nebförmigen Gefäße fommen vorzüglich in den 
ältern Pflangentheilen vor, ſetzen fich nicht in die jüngern Triebe 
fort, und find öfters ſchon für’s freie Auge als feine weiße Fäden 
fichtbar. Die Wurzeln haben nur diefe Gefäßform, — Kein Ge— 
fäß zeigt wahre Gliederung, wohl aber Erweiterungen und Veren— 
gungen. Alle weichen von der Are des Theils, durch welchen fie 
verlaufen, nur dann fehr ab, wenn fie duch Knoten gehen, wobei 
fie zugleich eingefchnürt und Furg gegliedert erfcheinen, und unter 
dem Namen vofenfrangfürmige Gefäße befannt find. — Einer 
angenommenen Umwandlung der verfchiedenen Gefäßformen in ein» 
ander, Entſtehen der zufammengefehtern aus dem Spiralgefäß, Bil- 
dung der ringförmigen Gefäße durch Zerreißung der GSpiralfafer 
und nachheriges VBerwachfen der Enden, der nebförmigen durch Ver— 
zweigung der urfprünglichen einfachen Fafer 2c,, ſtehen andere Be» 
obachtungen entgegen, mornach die nebförmigen Gefäße nicht aus 
Spiralgefäßen, fondern aus ganz gefchloffenen, eylindrifchen, zart 
häutigen Schläuchen entiiehen, auf deren innerer Wand fpäter ein 
zartes, aus durchfichtigen Fafern gebildetes Ne erfcheint. Man 
Fönnte demnach bei den Gefäßen Feine Folge gradativer Ausbildung, - 
fondern nur eine Stufenfolge firirter Vollfommenheit annehmen. 
ach der angeführten letztern Anficht (von Mohl) wäre alfo auch 
außer der Fafer noch eine eigene zarte Membran vorhanden, deren 
Dafein indeß fpäter fehr fchwer nachzumeifen iſt, und von andern 
geläugnet wird. — Dft finden ſich in einem Gefäßbündel alle 
Gefäßformen neben einander, wie 5. B. im Stengel der Balfamine - 
und des Kürbis. Die Gefäße fliehen von engern aber längern Zellen 
umgeben gewöhnlich in Bündeln beifammen, welche namentlich in 
krautartigen Pflanzen oft aus den verfchiedenften a bes 
ſtehen. — 


IV. Hauptftück. 
Organe und Metamorphofe der Pflanzen. 
Literatur. Außer den ©. 213 u. 8b. I., ©. 59 angeführten 


Schriften vergleiche man für Organographie befonders noch: 
v. Göthe, Verfuch, die Metamorphofe der Pflanzen zu er- 


’ 


Bon d. Drganismen der Plaſtizität, od. den Pflanzen. 299 


flären. Gotha 1790. Neue Ausg. Stuttg. 1831. — Turpin, 
Essai d’une iconographie &lementaire et philosophique des vegetaux. 
Par. 1820. — De Candolle, Organographie vegetale av. 60 pl. 
a vol. Par. 1827. Weber. v, Meisner. Gtuttg. 1828. — 
Biſchoff, Hande. d. botan. Terminologie u. Syitemfunde. 
ste u, 2te Hälfte. Rürnbg. 1830 —33, 4. — Miquel,-Commentatio 
premio orn. de organorum in vegetabilibus ortu et metamorphosi. 
c. 2. tab, 4. Lugd. Batav. 1833. — Sur la formation et le deve- 
loppement des organes floraux; par M. M. Guillard freres. 4. 
Par. 1835. — Hnterfuch. üb. d. Bedeutung d. Nektarien zc. v. 
Kurr. Stuttg. 1834. — Meyen, üb. d. Sefretionsorg. d. 
Bilanzen. Gekr. Brrisfchr. m. 9. Taf. gr. 4. Berl. 1837. 
Lange, nachdem Göthe gegen dad Ende des vorigen Sahrs 
hundert3 den erften Anftoß zur Morphologie der Pflanze geges 
ben hatte, fieng man erft an, auf die von ihm eingefchlagene 
Richtung zu achten. Erft feit den Ießten zwei Dezennien des 
gegenwärtigen Jahrhunderts hat fich die Forſchung ernftlicher 
auf diefem Wege bewegt, welcher allein zum Verftändniß des 
Pflanzenorganismus führen konnte. Diefes ift nun bereits zu folcher 
Klarheit und Einfachheit gelangt, daß die noch vorhandenen 
Schwierigfeiten fich fait mehr auf Detailverhältniffe, als auf 
die Erfenntniß der Pflanzengeftalt im Großen und Ganzen bes 
ziehen. Wenn aber etwas geeignet ift, mechanifche Erflärungs- 
weifen in ihrer Nichtigfeit hinzuftellen, und den Triumph des 
unfichtbaren Geifted zu bewirken, der im Verborgenen fchafft, 
und plöglich, fprungweife mit neuen, Bildungen auftritt, fo ift 
ed die Metamorphofe der Pflanze, in dem Sinne, wie fie Göthe 
verftanden hat. 

S. 214 wurde bereits bemerkt, daß der Pflanzgenleib feiner 
Bedeutung ald Sonnen» Erdorganismus gemäß fi ich in zwei 
Hauptigfteme fcheide: ein auffteigendes fulares, den Stamm 
mit allem ſich aus ihm Entwidelnden, — und ein abfteigendes 
tellurifches, die Wurzel. Beide, obſchon nad Richtung und 
Funktion vollfommen von einander getrennt, Ffünnen doc nur 
durch und mit einander beftehen. Die höhere Einheit der Pflans 
zenfeele vermag jene beiden Hauptgegenfäße, jene ſich fliehenden 
Richtungen ihres Weſens, zu beherrfchen und zufammen zu halten. 
“ Unter Wurzel verfieht man alle Theile, welche ohne Rücks 
fiht auf ihren Urfprung, nach. ber Tiefe und Finfterniß ſtreben, 


* 


230 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch. 


und nie wieder ihre Enden dem Licht zukehren. Die Wurzel 
trägt nie Blätter oder deren Andeutung, kann aber, wo ſie von 
Erde entblößt iſt, Knospen treiben, aus denen aufwärts gerich— 
tete Zriebe erwachfen, wie 3. B. häufig bei Pappeln und Weis 
den zu fehen if. Ein Weidenbaum, deffen Aefte in die Erbe 
verfenft werden, vermag nach laͤngſt befannten VBerfuchen, nach⸗ 
dem die Aefte Wurzelzafern getrieben haben, aus der ausgegra- 
benen, nach oben gerichteten Wurzel Knospen -und eine neue 
Krone zu treiben, welche ſich hernach auf der Wurzel entwickelt, 
ohne daß diefe in fie umgebildet würde. Die Möglichkeit der 
ganzen Pflanze Fiegt alfo doch in jedem ihrer Hauptiyfteme, und ed 
hängt die fpezielle Beftimmung eines jeden zu Dem, was es ift, das 
von ab, ob es in die Finfterniß oder das Licht gebracht wird. Man 
unterfcheidet Stammmwurzeln und Zaferwurzeln; erftere bes 
figen einen deutlichen Stamm, aus dem mehr oder minder zahl: 
reiche und feine Aefte oder Zafern kommen; letztere haben feinen 
deutlichen Stamm, und find nur aus einem Büfchel aus dem Wurs 
zelhalfe entfpringender Zafern gebildet. Immer beftehen die Spigen 
der Wurzelzafern aus lockererm und durchfcheinenderem Zell 
gewebe, das fie wie ein Wulft umgiebt, (Wurzelſchwamm⸗ 
wülftchen, wodurch die Wurzel zu dem ihr aufgetragenen Eins 
faugungsgefchäfte gefchickt wird,) und die Zafern felbft find mit 
feinen und zarten Haaren befett. Stamm und Zaferwurzel ents 
halten Gefäße, und kommen nur bei Gefäßpflanzen vor; bei 
Zellenpflanzen finden fih nur Haarwurzeln, welche aus zarten, 
durchfcheinenden, haarähnlichen Zellenröhrchen beftehen, und meis 
ftend Büfchel bilden. — Dem innern Bau nad) befteht bie 
Wurzel der Gefäßpflanzen aus Holz und Rinde; im Wurzelkern 
der Difotyledoneen ftehen die Gefäßbündel im Kreife, find durch 
Markſtrahlen vom Zellgewebe gefchieden, und bilden bei Bäumen 
und Sträuchern deutliche Jahresringe; in Monvfotyledoneen und 
Farren iftn ur ein Gefäßbündelkreis ohne Marfftrahlen, Baftfreis 
und Zahresringe vorhanden. — So verfchieden die Geftalt ber 


"Wurzel in den verfchiedenen Pflanzen fein mag, fo wächlt fie 


nur in Länge und Breite, zeigt aber felbft feine Metamorphofe, 
wie die Blattfreife des Stammes, und bifdet in ihrer Ruhe eis 
nen Gegenfas zum obern bewegten Luftipftem. Stamm und 


Bon d. Organismen der Plaftizität, 0d. den Pflanzen. 231 


Wurzel wirken auf einander, ſo daß vom Zuſtand der Krone 
auf den der Wurzel und umgekehrt geſchloſſen werden kann. 
Das aufſteigende Syſtem zerfällt in einen centralen 
Theil, den Stamm, und in einen peripheriſchen, die ſich aus ihm 
und den Aeſten (Nebenaxen der Hauptaxe) entwickelnden Blatt— 
kreiſe. Der Stamm wächſt alſo dem Lichte entgegen und dient 
- ald Stütze und Grund der übrigen oberirdifchen Pflanzentheile. 
Es giebt allerdings viele unterirdifche Stämme, Rhizomen, aber 
man umterfcheidet fie leicht von Wurzeln, indem ihr jüngfter 
Theil immer dem Fichte zugewendet ift, und fie Andeutungen von 
Dlattgebilden tragen. Es fehlt feiner Gefäßpflanze, wohl aber 
vielen Zellenpflanzen der Stamm, wenn auch bei erftern von 
ihm oberirdifch oft nur Bluͤthen- und Blattftiele erfcheinen. Die 
. meiften Stämme find fenfrecht, wenige niederliegend oder hinge- 
ſtreckt. Die Extreme in der Größe des Pflanzenftammes Liegen 
außerordentlich weit aus einander; wie denn die Fleinften Spezies 
von Phascum faum /,%, die ——— Calamus, hingegen bis 
500° erreichen, und die Dicke mancher Moosſtämme nur der eines 
Haares gleichfommt, während die Adanfonien bis 30° im Durdys 
meffer erlangen. Stamm und Aefte find bei den Gefüßpflanzen 
immer mit Blättern oder Blätter andeutenden Theilen verjehen. 
Man nimmt als Hauptformen des Stammes den Krautftamm, 
Holzftamm, Lagerſtamm, Pilzftamm und Fadenſtamm 
anz zwifchen ihnen finden jedoch manche Uebergänge ftatt. — 
Aefte find Nebenaren, welche aus der Hauptare, dem Stamm, 
oder auch aus andern Nebenaren entipringen. Seder Theil, welcher 
aus einem früher vorhandenen Stamme oder andern Afte ent- 
fprungen, und dieſem meiftens ähnlich ift oder wird, heißt Aft. 
Seder Aft ift eigentlich eine entfaltete Knospe; bei jedem Blatte 
fann ſich der Möglichfeit nach eine Knospe erzeugen, weßhalb 
die Aefte genau die Stellung der Blätter haben würden, wenn 
bei allen Blättern ſich Knospen erzeugten, oder alle Knospen ents 
wickelt würden. Gipfeltrieb, Blüthen- oder Fruchtitiel find gleich- 
falls nur Aeſte. Die Richtung der Aefte ift ziemlich verfchieden ; 
manchmal weicht auch ihre Bildung von der des Stammes ab, 
indem fie blattartig, ranfend, oder zu Dornen geworben find. 
Bisweilen erfcheinen am Stamm weder Aefte noch Blätter, fondern 


. 252 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch. 


alle drei find in eine Mal: verfchmoßzen, wie dieß bei vielen 
fryptogamifchen Pflanzen, manchen Nopaleen, Euphorbiaceen ic, 
der Fall if. — ©. 224 ſchon wurde auf die Verfchiedenheit im 
innern Bau des Stammes der drei großen Abtheilungen des 
Pflanzerreiched aufmerffam gemacht. Es giebt übrigens eine 
Anzahl Waffer- und Sumpfpflanzen aus allen dreien (Rhizo- 
carpex, Najadee, Haloragex, Ceratophyllum), weldje merf- 
‚ würdigerweife darin übereinfommen, daß ihren frautigen Stamm 
ein cHlindrifcher, in der Are Tiegender, von Zellgewebe. umgebener 
Gefäßbündel durchzieht. Wie überhaupt bei den Wafferpflanzen, 
ift auch bei ihnen das Zellgewebe von zahlreichen Luftgängen 
durchzogen... Die Fryptogamifchen Zellpflarzen haben gar Feine 
Gefäße; bei den Lyfopadiaceen ift ein einziged Gefäßbündel in 
der Are vorhanden; bei den Equifetaceen verläuft eine große 
Lufthöhle in der Are, umgeben von zwei Fonzentrifchen Kreifen 
kleinerer, zwifchen welchen ein Gefäßring liegt; bei den Farren 
bilden die Gefäßbündel gewöhnlich nur einen gegen den Umfang 
liegenden Ring. In den Stämmen der Monofotyledoneen ftehen 
die Gefäßbündel meiftens von einander getrennt, im Zellgewebe 
zerftreut, und jedes wird von teffularifchem Parenchym umgeben. 
Sn den holzigen Monofotyledoneenftämmen find die Gefäßbündel 
oft fo zahlreich, daß das Parenchym nur noch in fehmalen, jedoch 
unter fich zufammenhängenden Schichten die Zwifchenräume er» 
fült. Ganz, eigenthümlich ift den Monofotyledoneen, daß ihre _ 
Gefäße von unten nicht parallel mit der Are auffteigen, fondern 
ſich in leichtem Bogen gegen die Are, und wieder von ihr nach 
außen wenden, wodurch eine befondere Durchfreuzung der Gefäße 
entteht, indem die zu einem höher ftehenden Blatt gegen die 
Are fchief auffteigenden Bündel jedesmal die zu einem- tiefer 
ftehenden Blatte nad; Außen ſich umbiegenden Bündel in ver: 
fehiedenen Winkeln durchfchneiden müffen. Im Stamm der Difo- 
tyledoneen ftehen die Gefäßbündel regelmäßig nebeneinander, und 
bilden auf dem Duerdurchfchnitt einen mit dem Umfange des 
Stammes ungefähr gleichlaufenden Ring. . Der ganze Stamm 
wird hiedurch in deutlich begrenzte, einander umfchließende Maf- 
fen abgetheilt; außer dem Gefäßbündel liegt die Rinde, im 
Gefäßbündel ſelbſt kann man, wie bei den Monvfotyledoneen, 


Bon d. Organismen der Plaftisität, od. den Pflanzen. 253 


Baft- und Holzring unterfcheiden, inner dem Gefäßbündel liegt 
das Marf. Zwar find Rinde, Baft, Holz und Mark auch 
in den Monofotyledoneen fehon angedeutet, aber nie fo -beftimmt 
von einander gefchieden. Rinde und Marf find nur aus Zell 
gewebe gebildet ; erftere it von der Dberhaut bedeckt, welche bei 
krautartigen Pflanzen und jungen Trieben grün, mit Luftlöchern 
verfehen, fonft braun, röthlich ꝛc. gefärbt, an alten Stämmen 
durch die immer bedeutendere Bergrößerung der Holzs und Baft- 
lagen zerborften iſt. Die Lenticellen auf der Rinde find aus 
fleinen gehäuften Zellen gebildet. Die Zellen des Holzes, welche 
die Gefäße umgeben, find verlängert, eng. Die Verholzung 
fohreitet mit dem Alter fort, indem die vorhandenen Gefäße fich 
vergrößern, und fich neue Bündel zwifchen die alten fchieben. 
Bei den Goniferen und Cycadeen bejteht der Holzkörper außer 
wenigen Gefäßen faft ganz aus punftirten Zellen; in den leb- 
tern bildet fi, wie in den Farren, nie mehr ald ein Holzring. 
Der Baſt ift eine viel dünnere Lage als das Holz, und wird 
von Baftzellen, Saftzellen und Marfftrahlen gebildet, welche ihn, 
wie das Holz durchſetzen. Stamm- wie Wurzeläfte entitehen, 
indem fich einzelne Gefäßbündel vom ganzen Gefäßfompler ab- 
löfen, Baft und Rinde durchbrechen, und von Zellgewebe begleitet 
nach außen treten. Wie bei den Zellenpflanzen Feine deutliche 
Scheidung von Rinde, Ball, Mark vorfommt, fo ift auch ihr 
Stamm nie eigentlich gegliedert, Bei den Gefäßpflanzen hinge- 
gen ift der Stamm immer mehr oder minder deutlic, gegliedert; 
es erzeugen fich an ihm Knoten und Snternodien oder Merithalz 
len. Der Mittelpunkt der Internodien zeigt die tiefjte Indifferenz; 
gegen ihre Enden hin tritt eine Spannung ein, welche im Kno- 
ten ihren höchften Grad erreicht, und ſich durch Entwicklung von 
Blättern aus ihm löst. So wechſeln im Stamme beftändig 
Bindung und Löfung, Gleichgültigfeit und Reizung, Syftole und 
Diaftole. Dem noch ungleich veränderlicherem , beweglicherem 
Blatte gegenüber ift jedoch ber Stamm das Ruhende, Beharr- 
liche, Konfrete. 

Alles; was von höhern Organen aus dem Stamm fich ent 
wickelt, muß unter dem Begriffe ded Blattes zufammengefaßt 
werben, und ſtellt nur verfchiedene Stufen und Zuftände deffelben 


23541 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch. 


dar, fo daß alfo Kelch, Blumenkrone, Staubfäden, Staubwege, 
Früchte nur metamorphofirte Blätter finds, Was nun die 
Blätter im engern, gewöhnlichen Sinne betrifft, fo nennt man fo 
die im Umfange ded Stammes und der Aefte befindlichen Athmunges 
und Ernährungsorgane, welche tiefer ftehen, als die aus ihren Wins 
fein entwicelten Knospen und Aefte, und nach ihrer Entfaltung _ 
bis zu ihrem Tode Geftalt und Größe beibehalten. Blätter fin—⸗ 
den fich unter den Zellenpflanzen nur bei Moofen, fehlen aber 
feiner Sefäßpflanze. Bei den Gefäßpflanzen treten Gefäßbündel 
aus Stamm und Neften hervor, welche zuerft fehr häufig den 
Blattftiel, dann auseinander tretend, die Blatticheibe bilden, in 
welcher ihre Zwifchenräume durch Zellgewebe ausgefüllt find. 
An den Blättern der Gefäßpflanzen unterfcheidet man obere und 
untere Epidermis, zwifchen welchen als drittes Gebilde die von 
den Gefäßen durchzogene Mittelfchichte liegt. Der Blattftiel ſelbſt 
ift indeß nicht einmal der unterfte, erfte Theil des Blattes, fons 
dern diefer ift gewöhnlich mit dem Stamme verfchmolzen, Tatentz 
manchmal löst er fich jedoch mehr oder minder vom Stamme 
ab, oder umfaßt ihn als Blattfcheide, wie diefes bei Gräfern, 
Liltaceen 2c. der Fall if. Manche Blätter fiellen nur den uns 
terften Theil, die Blattfcheide dar, andere den Scheidentheil nebft 
dem Blattitiel ; in einigen ift die Blattfcheibe ausgebildet, Blatt⸗ 
ftiel und Blattfcheide latent; in manchen find alle drei Theile 
entwickelt, Diefelben nehmen fammtlich fehr verfchiedene Ges 
ftalten an, fo daß es manchmal nicht leicht zu entfcheiden 
ift, ob man in einem DBlatte den erweiterten Blattftiel vder 
bie Blattfcheide vor ſich habe; amdererfeitd giebt ed auch blatt 
förmig erweiterte Aefte, (welche auf ihrer Oberfläche Blätter, 
Blüthen, Früchte tragen Fönnen,) die leicht mir Blättern zu 
verwechfeln find. Die Geftalten der Blätter find befanntlich 
ganz außerordentlich verfchieden; hauptfächlich ift diefe ungemeine 
Beränderlichkeit ihrer Form durch die Art der Gefäßvertheilung in 
ihnen begründet. Am Grunde mancher Blätter entwickeln ſich beis 
derfeitd fogenannte Nebenblätter, welche nur als die freigewordes 
nen Ränder des latenten Theiled des in ihrer Mitte ftehenden 
Blattes zu betrachten find. Die Blätter der meiften Pflanzen 
ftehen — im Gegenfat zur vertifalen Richtung des Stammes — 


Bon d. Drganismen der Plafizität, od. den Pflanzen. 255 


horizontal, felten vertifal oder ſchief. Die Blätter halten in 
ihrer Stellung an Stamm und Xeften hohe Gefeßmäßigfeit: ein, 
welche erft in neuefter Zeit in Deutfchland, zum Theil auch in Franke 
reich erfannt und entwickelt wurde. Dieſe Gefeßmäßigfeit ift fo ent “ 
fchieden und bejtimmt, daß die jeder Pflanze eigenthümlichen Stel- 
Iungsgefege durch arithmetifche Proportionen (Divergenzen) aus⸗ 
„gedrückt werden können. Vielleicht laſſen fich die allerverfchiedenften 
Blattftellungen, — über deren Beftimmung unten das Nöthigfte mit- 
getheift wird, — auf die Spirale und den Wirtel zurückführen; 
zwei Grundformen, welche befanntlich fchon durch die Samen- 
lappen angedeutet find, die bei den Monofotyledoneen einzeln 
oder doch in verfchiedenen Höhen, bei den Difotyledoneen (und 
Polyfotyledoneen? zu zweien oder mehrern in gleicher Höhe rund 
um die Are des Keimes ftehen, und einen Wirtel darftellen. — 
Das Blatt ift ein unfymmetrifches Gebilde; feine linke und 
rechte Seite weichen in Größe, Gefäßvertheilung ꝛc., feine obere 
und untere in Farbe, Behaarung, Zellenbildung mehr oder minder 
augenfällig ab. Das einzelne Blatt für fich betrachtet, ift ein 
Firirtes, und Andert feine Geftalt, wie oben bemerft, nicht weiter; 
die merkwürdige Blattmetamorphofe, wie fie Göthe auffaßte, ift 
vielmehr fo zu verftiehen, daß das ganze Syftem der Blätter in. 

verfchiedenen Stufen erfcheint, tiefer ald Laub, weiter oben als 
‚Kelch, ald Blume, zu oberft ald Staubfaden und Staubweg. — 
Dem Stamme ald Beharrlichem gegenüber find die Blätter dag 
Bergängliche, Wandelnde. Das Blatt im engften Sinn, Laubs 
blatt, ift das Borzugsweife Grüne an der Pflanze; wegen 
feiner vorzüglichften Beftimmung, durch Ein- und Ausathmen 
gasförmiger Flüßigkeiten regen Polwechfel in der Pflanze zu er- 
halten, ihren Lebensgang zu regeln und zu erhöhen, was fich 
befonders auch in der immer weiter fortfchreitenden Potenzirung 
der auffteigenden Säfte ausfpricht, — ift e8 mit Spaltöffnungen 
und Lufthöhlen verfehen. — Man bemerkt deutlich, daß die 
Vollkommenheit der Blattbildung von unten auf gegen die Mitte 
des Stammes zunimmt, wo fie ihren höchften Gipfel erreicht, - 
daß hingegen von hier aus nad) oben wieder eine Abnahme und 

allerlei Abwandlungen eintreten. Die erften Blätter des Keims 

ber Gefüßpflanzen, die Samenlappen oder Kotyledonen find am 


2536 Allgemeine Naturgeſchichte. VI Buch. 


wenigſten entwickelt, etwas beſſer die nächftfolgenden, jene des 
Keimknöspchens; die unterften Blätter des Stammes find auch 
noch weniger vollfommen, öfter, befonderd an Rhizomen Flein, 
fchuppen = oder fcheidenförmig, ftatt grün braun oder gelb, flüc 
tig, auch in Subſtanz von den obern Blättern abweichend; in 
der Mitte des Stammes und der Aeſte treten erft die vollfoms ' 
menften Blätter auf. Gegen die Blüthen hin, und zwifchen den— 
felben werden die Blätter Fleiner, oft fchuppenförmig, manchmal 
bleich, andere male ‚hoch gefärbt, und heißen dann Dedblätter 
oder Bracteae. Die Schuppen der Kätchen bei Lyfopodiaceen, 
Weiden find gleichfalls nur Brafteen; eben fo ftellen die Blüthen⸗ 
feheiden der Nareiffeen, Lauch, Aarongattungen, die Hülle der 
Doldenpflanzen, Sfabiofen, Forbblüthigen Gewächfe, die Bechers 
hülfe der Eiche, Buche, Kaftanie, die Borftenhüllen oder Perichäs 
tien der Moofe nur umgewandelte Blattformen vor. 

Am weiteften ift aber diefe Umwandlung in der Blüthe 
fel6ft gediehen, in welcher nicht bloß Geftalt und Farbe, fondern 
auch die Funktion eine ganz andere geworden if. Man nennt 
- Bfüthe, Aos, den Inbegriff der unmittelbar die Fortpflanzung ber 
wirfenden, und der fie umhüllenden und befchügenden Organe. Die 
geſchloſſene Blüthe ift nichts als eine Knospe, welche aus meh— 
rern Blattcyklen, Kreifen übereinanderliegender Blätter befteht, 
und gewöhnlich aus oder nahe bei einem Blattwinfel entfteht, 
‚weßhalb die Blüthen auch häufig in ihrer- Stellung ganz mit 
denen der Blätter übereinfommen. Während die Blattfreife des 
Stammes mehr oder minder weit durch deffen Spnterfoliartheile 
von einander getrennt find, ſtehen die Blattfreife, in welcher Die 
Internodien faft auf nichts reduzirt werden, fo nahe beifammen, 
daß fie nicht mehr über einander, fondern faft in derfelben 
Ebene mit einander fich zu befinden fcheinen. Sehr häufig bes 
fieht die ganze Blüthe aus vier Blattcyflen, in welchen die Abs 
wandlung und Verfchiedenheit von den Stammblättern, oder 
Blättern im engften Sinne, ‚nach aufwärts immer größer wird, 
und wovon der unterfte, fcheinbar Aufferfte, der Kelch, der nächft 
obere, feheinbar innere, die Blume Ceorolla), der folgende der 
Staubfadenfreis, der höchfte, ſcheinbar innerfte der Stempelfreis 
if. Bei den Zellenpflanzen und Farren im Linne’fchen Sinn, 


Bon d. Organismen der Plaftizität, od. den Pflanzen. 257 


fehlen die Blüthentheile im Allgemeinen ganz, oder find zweifel- 
haft, weßwegen inne diefe Pflanzen Kryptogamen nannte; 
bei feinen Phanerogamen Clämmtlichen Gefäßpflanzen, mit 
Ausfchluß der Farren) find wenigftens die wefentlichften, näm⸗ 
lich die beiden oberften Blattkreiſe, die unmittelbaren Geſchlechts⸗ 
organe vorhanden, während manchmal die beiden andern, die 
Dede jener: bildenden, oder einer derfelben fehlen. — Der um 
terfte BlattcyFlus, der Kelch, calyx, ähnelt an Konfiftenz noch den 
‚Brafteen, ift meiftens, gleich den Blättern grün, manchmal doc 
auch ſchon blumenartig gefärbt, und öfter noch von einer Hülle ums - 
geben. Die einzelnen, manchmal ungleichen Blätter diefer und des 
Kelches find bisweilen verwachfen, woher man getrennt oder vers 
wachfenblättrige Hüllen und-Kelche unterfcheidet. Dann ift aber 
auch der Kelch, mehr oder weniger, bei manchen Pflanzen mit 
. Blumenfronen, Staubfäden und Staubwegen zugleich oder mit 
einem und dem andern diefer Organe verwachfen, wobei oft 
eigenthümliche Bildungen entitehen, wie denn 3. B. die Hages 
butte, grüne Wallnußfchaale, das Fleifch der Aepfel und Birnen 
nur die verfchiedenen Verwachſungen des fleifchig gewordenen 
Kelches mit den Fruchtfnoten, Blumenblättern ıc. darftellen, 
während die harte Schale der Trapa durch den Kelch allein, 
die Federfrone an der Frucht der Baldriangattungen durch den 
Kelhfaum gebildet wird. Meiftens ift der Kelch aus der Ers 
weiterung des Blattftieled gebildet, und nur felten ift noch eine 
Spur der Blattfcheibe in ihm zu erfennen. 

Die Blume Ccorolla) wird durch einen, oder wenn fich dies 
fer gleichfam wiederholt, durch mehrere Blattfreife gebildet, und 
vom Kelche umgeben. Manchmal tritt diefe Stufe der Blatt; 
metamorphofe plößlich auf, ohne bemerfbare Zwifchenftufen; ans 
deremale vermitteln Decblätter und Kelch einen allmäligen 
Uebergang von den Stammblättern her. Sn der Blume ift die 
frautartige Befchaffenheit verichwunden, die Konfiftenz zärter, 
durchfichtiger geworden ; ftatt der Außerft feltenen grünen Farbe 
‚treten alle andern mehr oder minder Tebhaft auf, Man muß fich 
urſprünglich auch die einblätterige Blumenfrone wieder aus ge- 
trennten Blättern gebildet denfen, durch deren Verwachfen vie: 
ferlei Formen entftehen. Die Blume zeigt überhaupt viel größere 


258 Algemeine Naturgeſchichte. VII. Buch. 


Mannigfaltigkeit, als der Kelch, ihre Theile ſind entweder gleich 
gebildet, oder vielfach gedreht, gekrümmt, gebogen; manchmal 
fehlen einige, wodurd, zwei Hauptflaffen von Blumenformen, 
regelmäßige und unregelmäßige entitehen. Bei Lepidium 
ruderale, bei manchen Ahornen fehlt die ganze Blume ; mand; 
mal find, wie bei den meiften Beilchengattungen, die erften Blüs 
then mit Korollen verfehen, bei den’ fpätern fehlen fie; in der 
gemeinen Eiche fehlt Kelch und Korolle. — Als ein feineres 
Gebilde hat die Blume meift Fürzere Dauer als der Kelch; fie 
fallt meiftens bald ab, oder vertrodnet, oder verwächſt in feltes 
nen Fällen mit Kelch und Frucht, — Bon der Korolle unter 
fcheidet fich das fogenannte Perigon, oder die Blüthenhülle, 
perigonium, welche ſich 3.3. bei Chenopodium, Atriplex, Daph- 
ne Mezereum, filien, Narciffen, Orchideen findet, welche Pflanzen 
alſo Feine Blume im ftrengften Sinn (corolla und calyx) haben. 
Sie ift au einem oder mehrern Blattfreifen gebildet ; im letztern 
Falle find aber diefe nicht fo verfchieden geartet, wie Kelch und 
Blume, fondern fommen in Bau und Färbung mehr überein. 
Die Blüthenhülle ift entweder mehr grün und kelchähnlich, oder 
blumenähnlich, weßhalb fie früher bald mit dem Kelch, bald mit 
der Korolle verwechfelt wurde. In Abänderung, manchmaligem 
Sehlen und Verwachfung ihrer Theile flimmt fie mit Kelch und 
Korolfe überein. Sehr von den anderwärtd vorfommenden Pes 
rigonien weicht deren Bau bei den Eyperaceen, Gräfern, Ried⸗ 
gräfern und Käschenbaumen ab. — Da Korolle und Perigon 
nur metamorphofirte Blätter darftellen, muß ſich in der Stellung 
ihrer Theile die Gefebmäßigfeit wiederholen, welche in der 
Stellung der Laubblätter hervortritt. Die Wirtelform herrfcht hier 
allerdings vor; doch find vielfache Spuren urfprünglicher Spiral- 
‚Stellung der einzelnen Theile vorhanden. Eigenthümlich iſt der 
ganzen Blüthendecfe oder der Korolle und dem Perigon, daß in 
ihren Theilen felten höhere Stellungsverhältniffe als nach *, 
Divergenz angetroffen werden. Manchmal bfeibt fi die Diver 
genz in der Stellung der Stamm⸗ und Blumenblätter ganz gleich; 
anderemale finft oder fteigt fie von den Stammblättern gegen 
die Blume hin. — Bei manchen aus mehrern Cyklen beſtehen⸗ 
den Blüthendeden findet fich zwiichen dem innern Cyklus und 


Bon d, Organismen der Blaftizität, od. den Pflanzen. 239 


den Staubfäden eine Nebenblume vder fogenannter Kranz, 
welche eine Uebergangsform zwifchen der Blume und den Staubs 
fäden darftellt, und ficdy daher bald der einen, bald den andern 
mehr nähert. Solche Nebenblumen finden fich 3. ®. bei Cy- 
nanchum vincetoxicum , Asclepias syriaca, den Narciffen, 
manchen Silene und Lychriis ete. und fünnen felbft wieder aug 
einem oder mehrern Cyklen beftehen, deren Theile unter einanz 
der gleich, oder von einander verfchieden find. — Bei den 
Kryptogamen fehlt mit der Blüthe auch die Blüthenhülle; eine 
Andeutung diefer ftelen vielleicht in den oben erwähnten Pe— 
richätien der Moofe ftehende gegliederte, haarähnliche Ba 
vor, die man Saftfäden oder Paraphyfen nennt. 

Die dritte cyFlifche Abtheilung der Blüthe bilden die Staub— 
gefäße, männlichen Befruchtungsorgane. Bei manchen dioeci— 
ſchen Bäumen bilden ſie allein die ganze Blüthe, indem eine 
Blüthendecke fehlt, auch keine Piſtille, oder doch nur Spuren 
derſelben vorhanden ſind. — Das Blatt iſt im Staubgefäße 
zum Staubblatt geworden, und feine Umwandlung noch weis 
ter forigefchritten als in der Blume, indem es durch die außer, 
ordentliche Zufammenziehung, welche es Cim Gegenfaß zur Kor 
rolle) im Staubgefäß erleidet, feinen frühern Geftalten möglichft 
unähnlich wird. Man unterfcheidet am Staubgefäße den Träger 
oder Staubfaden, Alamentum, und den mit dem Samenftaub ats 
gefüllten Staubbeutel oder anthera ; erfterer entfpricht dem 
Dlattftiel, leßterer der Blattfcheibe. In manchen Blüthen, 3. B. der 
Nymphaea alba, Atragene alpina, Paris 4 - folia ift ein offen- 
. barer Uebergang von den innern Blumenblättern in die Staub» 
gefäße wahrzunehmen, welche Teßtern in manchen Scitamineen 
bis auf die Anthere ganz einem Blumenblatte gleichen. Es ift 
klar, daß auch die Staubgefäße ftetd unter dem Piftill ftehen 
müffen, fo fehr auch der Anfchein, 3. B. in den von Juſſieu fo 
genannten peri⸗ und epigynifchen Blüthen dagegen fprechen mag. 
Die Staubfäden können mit allen übrigen Blüthentheilen und 
unter fich verwachfen fein; in den allermeiften Fällen gehen aber 
nur die Träger in die Verwachfung ein, während die Staub- 
beutel frei bleiben. — Ihrer Bedeutung gemäß müffen auch 
die Sfaubgefäße die Stellungsverhältniffe der übrigen Blattbils 


240 Allgemeine Naturgefchichte. VIL Bud). 


dungen einhalten. In vielen Blüthen ſtimmen fie in der Zahl 
mit den Cyklen der Blüthendecke überein; in den Monofotyledus 
neen, wo die Dreizahl in der Blüthendecke vorherrfcht, find auch 
der Staubgefäße drei, oder indem fich ihr Cyklus wiederholt und 
bald alternirende, bald gleichgeftellte Kreife erfcheinen, 2 x 3 
oder 3 X 35 in den Difotyledoneen, wo die Fünfzahl vorherrfcht, 
find auch die Staubgefäße zu 5, oder zu zwei und mehrmal 
fünf 2c. zugegen, anderer Stellungen, welche fich von der Blüs 
thendecke in die Staubgefäße fortfegen, G. B. der %, Yısr Yarr 
21/,, Divergenz) hier nicht zu erwähnen. Sn ziemlich wenigen 
Pflanzen ift Die Zahl der Staubgefäße geringer, ald jene der 
Blüthendecktheile: ein Verhältniß, welches durch Verfümmerung 
einzelner von ihnen entiteht. — Wie zwifchen der Blume und 
den Staubgefäßen. manchmal als Uebergangsbildung eine Neben- 
blume, fo findet fich G. 8. im Lein, bei Diosma, Buettnera cor- 
difolia, Sempervivum tectorum, Sedum, Staphylea pinnata 
etc.) zwifchen Staubfäden und Piftill bisweilen eine fogenannte 
Stempelhülle oder innerer Kranz; eine mannigfach ab- 
Andernde Bildung, wobei häufig die innerften Staubgefäße blu- 
menblattähnlich, manchmal auch drüfenartig werden. — Die 
Staubgefäße find noch vergänglicher ald die Blüthendecke, und 
fallen bald nach der Befruchtung ab, oder verichrumpfen, — — 
Der Träger oder Staubfaden ift manchmal fehr verkürzt, oder 
fehlt ganz, was hingegen mit. der Anthere, ald dem mefentlichen 
Theil bei phanerogamifchen Pflanzen nie der Fall fein kann. 
Man unterfcheidet an der Anthere meiftend zwei gefonderte 
Fächer, zwifchen welche fi der Träger ald Konneftiv fort 
feßt, fie von einander trennt und zugleich zufammenhält, von 
welchen ferner jedes von außen eine Rinne oder Grube, Naht 
zeigt, welche bei der Reife, zur Entlafjung des Fruchtftaubes, 
fich "öffnet. Man kennt übrigens auch einfächerige, 4, 8 und 
mehrfächerige Antheren: eine Mannigfaltigfeit, welche ſich auch 
in Geftalt, Größe, Belchaffenheit des Konnektivs ausfpricht. 
Meiftend find die Antheren gelb, doch kommen auch faſt alle 
andern Farben, mit Ausnahme der grünen vor. Das Auffprins 
gen gefchieht gewöhnlich nad einer Längsipalte, wobei die 
Klappen ſich nad) außen umrollen, oder zufammenfchnüren. — 


Bon d: Organismen der Plafizität, od. den Bilanzen. 241 


Bekanntlich entjtehen gefüllte Blumen dadurch, daß ein Theil der 
Staubgefäße durch eine umgefehrte Richtung der Metamorphofe 
wieder in Blumenblätter rücfgebildet wird. Man Fann öfter an 
folchen gefüllten Blumen, (außerdem auch an den einfachen der 
Nymphza alba, Atragene alpina) alfe Zwifchenräume von 
vollfommner Ausbildung des Staubfadens und der Anthere 
bis zu einem Heinen Streifen im daraus entftandenen Blumen- 
blatt, dem Testen Neft der Anthere verfolgen. Man überzeugt 
ſich hiedurch, daß die Anthere eine in der Blattfmbftanz erzeugte 
Bildung fei, und ihre Fächer Höhlungen in der Mittelfchichte des 
Blattes darftellen, in welchen ftatt des Parenchyms ſich Pollens 
ichläuche erzeugen, und über welchen die nächfte Zellenlage und 
Dberhaut auf eigenthümliche Weiſe umgewandelt werden. Mandh- 
mal, wo Antheren nicht zur Entwiclung gelangen, erfcheinen 
ftatt ihrer noch drüfenartige Gebilde auf den Trägern. 
Allmählig bildet fih im Staubbeutel der Fructftaub, 
Blumenſtaub, Pollen aus, der meiftens gelb, feltener ver: 
fchieden anders gefärbt if, Die Körnchen des Pollens find von 
fehr verfchiedener Größe, von / bis nur Yo Tang, fehr 
abweichender, oft zierlicher Geftalt, und öfter in mehrere abge 
fonderte Maſſen vereinigt. Sie beftehen aus einer durch zwei, 
feltener drei Häute gebildeten Hülfe mit flüßigem Inhalt, dem 
eigentlichen Befruchtungsftoff, Fovilla erfüllt, einer ſchleimigen 
Maffe, welche nur Del fein fol, in welcher wieder außerordent- 
lich fleine Amylonförnchen ſchwimmen, die Mofefularbewegung 
zeigen. Die Außere Haut des Pollenforns ift gefärbt, meiftens 
zellig, manchmal fogar durch einen Deckel gefchloffen; die innere 
farbfo8, gleichförmig, ringsum gefchloffen ; eben fo auch die in— 
nerfte, wo fie vorhanden ift. Häufig finden fich in der Außern 
Haut Falten Cin der Zahl von 1 bis 23) und fcheinbare Poren 
Con 1 bis über 50); werden Pollenförner in Waſſer gebracht, 
fo fchwellen fie an, ihre Falten gleichen fich aus, und an den 
Ausgleichungsftellen tritt dann die innere, fehr ausdehnungsfähige 
Haut ald Schlauch oder Warze hervor. An der lebenden Pflanze 
entwiceln fich aus diefen Stellen, fobald der Pollen auf tie 
Narbe gefommen ift, zarte, röhrenförmige, durch eine fehr feine 
m ‚gebildete Schläuche, welche an Länge dad Pollenforn bie 
16 


242 Allgemeine Naturgeſchichte. vn. Buch. 


auf 50 Mal übertreffen und mit der Fovila erfüllt find, — 
Unter den Kryptogamen haben nur Moofe und Lebermoofe deut- 
liche ftaubfadenartige Drogane, welche einfache, häntige, an 
der Spize offene Schläuche mit fehleimigfürnigem Inhalt dar 
ftellen, und bei den Moofen und manchen Sungermannien ge 
häuft in ven Winfeln dicht gedrängter Blätter, bei andern Le 
bermoofen in der ganzen Laubfubftanz zerftreut ftehen. Die ro 
then Kügelchen der Armleuchter, Chara , find wahrfcheinlich auch 
den Befruchtungsorganen beizuzählen. | 

Den oberften, fcheinbar innerften Kreis der Blüthe über 
welchen hinaus feine weitere Entwicklung mehr ftattfindet, bilden 
die Fruchtblätter, Stempel, Pistilla. Bei den diffinifchen 
Gewächfen machen fie auf der weiblichen Pflanze öfters allein die 
Blüthe aus, indem hier die Staubgefäße nicht zur Entwicklung kom⸗ 
men, imd bisweilen, auch die Blüthendecke fehlt. Das Piftill 
befteht aus einem 'untern bauchigen, gefchloffenen Theil, dem die 
Eichen einfchließenden Eierftod oder Fruchtfnoten, Germen, 
Ovarium, einer faulen» oder fadenförmigen Verlängerung, dem 
Griffel oder Staubmweg, Stylus, und der Narbe, Stigma, 
welche auf dem Griffel, oder wo diefer fehlt, unmittelbar.auf dem 
Eierſtock auffist, und die Pollenfchläuche aufnimmt. Sm Piftill tritt, 
im Gegenfaß zu den Staubfäden, wieder eine Erpanfion des Blattes 
ein; mit ihr wieder vorherrfchend grüne Farbe, und größere 
Konfiftenz. Das Piftill ftellt ein an feinen Rändern eingefchla- 
genes oder eingerollte® Blatt vor. Bei den einzelnen Piſtillen 
fieht man, -daß diefe Ränder verwachfen find, und eine Nath 
bilden; find mehrere Piftile zugegen, fo Tiegt die Nath immer 
gegen die Are der Blüthe gefehrt; am Bauche des Piftills, wäh 
rend der Mittelnerv des Fruchtblattes fehr oft am Rücken ebens 
fall8 eine Nath bildet; zwifchen beiden Näthen verlaufen dann 
die Seitennerven und Adern des Fruchtblatteds. Bei manchen 
Gruciferen und Hülfenpflanzen gehen die Piftille durch Rück— 
fehreiten leicht in blattähnliche Bildungen über. Sind mehrere 
Piftile in einer Blüthe, fo ftehen fie wieder entweder in (2 — 
12gliederigen) Wirteln oder in Epiralen. Die Piftille find 
gleich den frühern Blattcyklen der Blüthe, unter einander und 
mit den übrigen Blüthentheilen, auf vielfache Weife verwachten, e 


Bon d. Organismen der Plaſtizitaͤt, od. den Pflanzen. 243 


wobei in zahlreichen Fällen ihre eingefalteten Seiten Scyeidewände 
im Eierftod, und fo viele Fächer deffelben darftellen, als Piftilfe 
vorhanden find. Dft aber Taffen auch bei einem einfächerigen 
Eierfioc die freien Griffel oder Narben noch die Zahl der Pi- 
ftille erfennen, welche zu ihm verwachlen find, Manchmal find 
hingegen die Griffel und Narben verwachfen, wo damı die reife 
Frucht durdy die Zahl der Klappen ꝛc. die Zahl der zu ihr vers 
wachſenen Piftille Fund giebt. In diefen Zahlenverhältniffen der 
Piftille treten, mit denen der Blumenblätter und Staubfäden 
verglichen, bald die gleichen, bald finfende, feltener fteigende Dis 
vergenzen auf. — Sehr abweichend find die Piftille mancher 
Coniferen geftaltet, indem fie feine gefchloffenen Blätter, fondern 
Schüppchen darftellen, (welchen auf der innern Fläche zwei bloß- 
liegende Eichen aufgewachfen find,) fpäter fich vergrößern und 
zu den Schuppen des Zapfens auswachfen. — Der Eierftodf 
wird vorzüglich durch die Scheibe des Fruchtblatts gebildet, 
und trägt die Eichen auf den eingefchlagenen Rändern der 
Fruchtblätter oder auf den Scheidewänden felbft. Bei manchen 
Hülfenpflanzen, Weiden, Pafjifloren ift auch noch ein blattftiel- 
artiges Drgan entwickelt, welches den Eierftorf über den Blüthen- 
grund emporhebt. Manche Eierftöde, 3. B. der Eitrone und 
Drange ruhen auf einer Art Scheibe, welche nichts anderes ift, 
als ein dem Stiele des Eierſtocks feſt aufgewachfener innerer 
Staubgefäßring. Bei den fpiralig geftellten Piftillen erfcheint 
eine deutliche Blüthenare mit Snterfoliartheilen, welche felbft 
wieder, wie der Stamm aus den latenten, verwachlenen Blatts 
bafen, fo aus den latenten, unter fich verwachſenen Fruchtblatt- 
jtielen befteht. Diefe die Fruchtblätter tragende Are wird von 
manchen Botanifern Blüthen- und Fruchtboden, torus, 
u. f. w. genannt, und nimmt fehr verfchiedene Geftalten an, wie 
denn 3. B. die Erdbeere nichts anderes als die fleifchig gewor- 
dene, mit Früchtchen (Nüßchen) überdeckte Bfüthenare ift. — 
Die Blattnerven haben im Fruchtblatt oder Piftil einen andern 
Berlauf, ald im Laub⸗ oder Stammblatt, indem in jenem ſowohl 
bei Mono» ald Difotyledoneen neben einem, mand;mal fehlenden, 
die Rücdennath bildenden Mittelnerven zwei Nandnerven vor: 
handen find, welche die Bauchnath des gefchloffenen Fruchtblattes 


244 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch. 


bilden; von allen dreien gehen ſekundaͤre Nerven aus, und alle 
ſetzen ſich in die Verlängerung des Eierſtocks, die man Griffel 
nennt, fort, wo diefe zugegen ift. Kantige Griffel beftehen meift 
aus mehrern einzelnen, verwachfenen ; der Griffel felbft geht mit 
den übrigen Theilen felten Verwachfungen ein, oder doch nur 
fein. unterer Theil. — Die Narbe ift meift mit erhabenen 
Zellen oder faftigen Haaren befeßt; fie befindet fi) bald auf der 
Spitze des Griffeld, bald zieht fie ſich an den Seiten herab. 
Bei Sempervivum, Sedum, den meiften Lippenblumen ift Feine 
deutliche Narbe vorhanden, und man nimmt die Spiße des 
Griffeld als Narbe an; bei den Asflepiadeen ift fie groß, glatt, 
fchildföormig, mit einer den Pollen aufnehmenden Mittelfurche 
verfehen; bei manchen Glockenblumen, und Korbblüthigen ftehen 
unter der Narbe, am Griffel noch, den Pollen aufnehmende, 
fogenannte Sammelhaare, Die Narbe ift immer frei, mit Aus— 
nahme der Stylideen und einiger Orchideen, wo ſie e mit dem 
Staubbeutel oder Staubfaden verwächst. 

Die Eichen, ovula, die Anfänge der künftigen Sn 
find im Eierſtock —— entſpringen immer aus den in 
die Höhle des Piſtills eingeſchlagenen Rändern und Seiten ber 
Fruchtblätter, und variiren bedeutend an Zahl und Stellung. 
Sm Anfange ift jedes- Eichen nur eine Kleine, weiche, gleich 
fürmig zellige Warze. Später unterfcheidet man an ihm Cmit 
‘ Ausnahme der Eichen der Eoniferen und der Wallnuß, welche 
nur eine Hülle haben) zwei Hüllen,: die Außere und innere Ei— 
haut ,, und an jeder am Scheitel des Eies eine Deffnung, den 
äußern und innern Eimund. Aus: diefen Deffnungen tritt die 
fegliche Spitze des Eiferns hervor; nad, der Befruchtung fchließen 
fi) aber die Oeffnungen über ihm wieder; der Stiel, welcher 
das Eichen an feinen Urfprungsort befeftigt, verlängert fich und 
wird zum Nabelftrang, bildet auf der Berbindungsftelle mit der 
äußern Haut den Nabel, an der Baſis ded Eichen, mo feine 
Gefäße in die innere Eihaut eindringen, den Nabelfled. Bald 
nach der Befruchtung bildet fidy im Eifern eine Höhlung, feine 
Zellenmaſſe geftaltet fich zu einer ſackförmigen Haut, der Kern: 
haut, welche in manchen Pflanzen verfchwindet> in andern durch 
Ablagerung von Amylon zum Eimeiß ded Samens wird, Im 


Bon d. Organismen der Plaftizität, od. den Prlanzen. 245 


der Höhle des Eifernd erzeugt fich nach einiger Zeit ein faden- 
förmiger Theil, welcher vom Grund bis zum Scheitel der Höhle 
reicht, bald aber am Grunde abreißt und zu einer zelligen Maffe, 
dem Keimſack, anfchwillt, in dem dann, zuerft als ein grünlicher 
Punkt, der Keim felbft erfcheint, welcher fich immer mehr ver 
größert, während der Keimſack in einigen Fällen verfchwindet, 
in andern auch noch den reifenden Samen ald Sad umhüllt, 
oder zur Bildung des Eiweißes beiträgt. Das ganze Pflanzenei 
ift feiner Bedeutung nach eine aus dem Fruchtblatte entwickelte 
Knospe, — welche aber nur nad vorausgegangener Befruchtung 
fi) entwideln fan, — mit Blättern, welche fich vollfommen 
einfchließen, und der Nabelftrang ift die verlängerte Knospenaxe. 
Unſtreitig haben die Blätter in der Eifnospe den allerhöchften 
Grad der Umwandlung erlitten. Die in fo vielen Blüthen vor- 
fommenden Honiggefäße, nectaria , find Feine befondern Drgane, 
fondern theild verfümmerte oder zufammengezogene, drüfig ger 
wordene Blüthentheile, theil8 wahre accefjorifche Drüfen, — 
welche alle Honigfaft abfondern, und dadurch die das Befruch— 
tungsgefchäft fo fehr fördernden Snfeften herbeilocden. — Moofe, 
Lebermoofe und Characeen allein unter den Kıryptogamen befiken, 
wie oben bemerft wurde, den Staubgefäßen analoge Organe; bei 
ihnen fommen auch, obfchon feine wahren Piſtille, doch piftill- 
ähnliche, mit griffel- und narbenartigen Theilen verfehene Frucht: 
anfange vor, welche gleich den Scheinantheren von Paraphyfen 
umgeben find. Wahre Eier werden übrigens hier nicht erzeugt, 
indem, wenigftens bei Moofen und Lebermoofen, der Fruchtfern 
mehr einem innern Fruchtanſatz, ald einem Eichen entfpricht. 
Wir gedenfen hier am Schluß diefer kurzen Betrachtung 
der Blüthe noch der Blüthenftände Blüthenſtand, inflores- 
centia, nennt man das höchft verfchiedene Stellungsverhältniß 
der einzelnen Blüthen zu einander, welches durch verfchiedene 
Stellung und Berzweigung der blüthentragenden Aefte entiteht. 
Hiedurch werden die unter dem Namen Aehre, Traube, Doldens 
traube, Dolde, Blüthenfopf, Blüthenkorb, Blüthenboden, Büfchel, 
Rispe ꝛc. befannten Blüthenftände gebildet, welche nach der Ent 
faltung in centripetale und centrifugale zerfallen, je nach⸗ 
dem das Erfchließen der einzelnen Blüthen von dem Umfange 


246 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch. 


gegen die Are, oder von dieſer gegen den Umfang. fortfchreitet. 
Sn den Blüthenftänden kommen faft immer höhere Stellunges 
verhältniffe ald an den übrigen Theilen, und überhaupt die 
fomplizirteften Cbefonders bei Dipfaceen und Korbblüthigen) vor. 

Es find hier noch einige Betrachtungen über den innern 
Bau der Blätter und Blüthen anzufchließen. Der Blatt: 
ftiel einmal ift nur von einem einzigen Gefäßbündel durchzogen, 
fobald nur ein einziges aus dem Stamme in das Blatt abgeht; 
von mehrern (2—13), wenn mehrere abgehen. Im letztern Falle 
liegen diefelben bei Difotyledoneen in einer Reihe, einem Bogen, 
halbem oder ganzem Kreis, bei den Monofotyledoneen mehr zerz 
fireut, mandmal zwar in einer gewiffen Ordnung, doc nicht 
in einer einfachen Reihe. Die Blattfcheiden der Monofotyle- 
doneen nähern ſich im innern Bau bald mehr dem Blattftiel, 
bald mehr der Blattfcheibe. Die Blattftiele der Fryptogamifchen 
Gefäßpflanzen haben entweder nur ein. Gefäßbündel, wie die 
Rhizofarpen und Fleineren Farın, oder mehrere, wie die größeren 
Farın, welche dann höchft mannigfach, oft in verfchtedenen 
Höhen deffelben Blattftield anders geftellt find, und bisweilen 
durch Seitenbündel mit einander ‚verbunden ein Gefäßnek dar: 
ftelen. Mit Ausnahme der Palmen und Farrn, in deren Blatt 
ftiel auch neßförmige Gefäße vorfommen, findet man in. den 
Blattftielen der meiften Pflanzen. nur Ring- und Spiralgefäße. 
Die Zellen im Umfang des DBlattftield find gewöhnlich Fleiner, 
oft mit rothem Saft erfüllt; gegen die Are werden: fie größer 
und enthalten Chlorophyllkörner. In manchen Blattftielen bildet 
fi eine Marfröhre; bei den Sumpf- und: Wafferpflanzen, dem 
Pifang ꝛc. finden fich zahlreiche, zum Theil mit Kryftalldrufen 
erfüllte Luftgänge. Die feinem Blattftiel fehlende Oberhaut hat 
Spaltöffnungen, und trägt fehr oft Haare, Drüfen und Stacheln. — 
Die Blattfcheibe beftebt aus der Epidermis der Ober⸗ und Unters 
feite, und der Mittelſchicht. Bei ‚einigen Pflanzen beſteht die 
Oberhaut aus zwei Zellenlagen; die meiften Difotyledoneen und 
Farın haben nur auf der Epidermis. der, Unterfläche Spalt: 
Öffnungen (Luftlöcher); die Monokotyledoneen befigen auf beiden 
Flächen, die Pflanzen mit ſchwimmenden , Blättern nur auf 
der obern, die ganz untergetauchten ‚Blätter Feine Spalt: 


Bon d. Organismen der Plafizität, od. den Pflanzen. 947 


öffnungen. Einige Farın ausgenommen, wo in der ganzen Blatt» 
fcheibe nur eine einfache Zelfenfage vorhanden ift, wird die von 
Gefäßen durchzogene Mittelfchicht immer aus mehrern zufammens 
gefegten Zellenlagen gebildet, welche wieder in den Difotyledo; 
neen von verfchiedener Befchaffenheit find, während bei den 
Monofotyledoneen die Zellen der einzelnen Lagen an Geftalt und 
Lagerung meiftend nicht von einander abweichen. Die Blätter 
fehr vieler mit Keim verfehener Pflanzen enthalten in ihrem 
Parenchym Kryftallbildungen, zahlreiche Luftbehälter, und oft 
auch (befonders bei Monofotyledoneen, difotyledonifchen Sumpf 
pflanzen, und im Waſſer wachfenden kryptogamiſchen Gefäßs 
pflanzen) regelmäßige, in oder neben den Nerven Taufende Luft: 
gänge. Alle Lufthöhlen der Blätter hängen mit den Spalt— 
Öffnungen der Oberhaut zufammen; unter jeder derfelben Liegt ein 
Luftraum, der mit andern in Verbindung fteht, und wodurd) 
Verbreitung der Luft durch die ganze Pflanze möglich wird, Die 
Saftzellen der Gefäßbündel und Eaftgänge des Parenchyms feßen 
fih aus dem Stamme und Blattitiel in die Meittelfchicht der 
Blattfcheibe fort: Zug und verfchiedene Vertheilung der Gefäße 
in diefer find meift von außen fchon mit freiem Auge zu erfennen. 
Die über das Parenchym vorftehenden Blattnerven enthalten 
außer den Gefäßen auch noch Cfarbfofe oder rothe) Parenchym— 
lagen, welche fie umgeben. Bei den Monofotyledoneen ftehen 
die Gefäße der dicken Hauptnerven der Blattfcheibe, wie im 
Stamm und Blattftiel, mehr oder weniger: zerfireut; bei den 
Dikotyledoneen, wie im Blattftiel, meiſtens in einer Reihe, einem 
Kreis oder Halbfreis. Gewöhnlich enthalten die Gefäßbündel 
der Blattnerven nur Spiral: und Ringgefäße; bei den Palmen 
doch auch neßfürmige. — Nebenblätter, Brafteen 2c. fommen im 
innern Bau mit den Blättern überein, erfcheinen aber oft, ftatt 
grün, durch gefärbte Säfte gelb, roth oder braun. 

Auch der innere Bau der Blüthentheile zeigt große 
Aehnlichfeit mit dem der Blätter. Am meiſten gilt dieſes vom 
Kelche; haufig hat derfelbe, befonderd wo er grün ift, auf feiner 
unter, wie auf feiner obern Cinnern) Fläche Spaltöffnungen. 
Im Bau der Mittelfchicht nähern fich die grünen Kelche mehr 
den Blättern, die durch Säfte gefärbten mehr der Blumenfrone; 


® 


248 Allgemeine Naturgefchichte. VL Bud). 


die Gefäßbündel zeigen in ihrer Vertheifung bedeutende er: 
fehiedenheit. — Der innere Bau der Blume weicht mehr von 
dem der Blätter ab; die Spaltöffnungen werben feltener, fehlen 
manchmal ganz; hingegen erheben ſich die Oberhautzellen der 
innern Fläche meiftens in Warzen, welche den Farbſtoff ein- 
fhließen und den fo oft vorfommenden Sammtglanz bewirken. 
Die Zellen der Mittelfchicht enthalten (die Palmen ausgenommen, 
deren oft grüne Blumenblätter fich mehr dem Kelche ähnlich, 
verhalten) Feine Chlorophyllkörner, fondern gefärbte oder farb- 
loſe Säfte. Die zarten und dünnen Gefäßbündel der Blume 
‚find nicht nur bei Dir, fondern auch bei Monofotyledoneen viel- 
fach verzweigt. — Der innere Bau der Blüthenhülle nähert 
fit) bald mehr dem des Kelches, bald mehr dem der Blume ˖ 
Die Träger der Staubgefäße erfcheinen auch ihrem. innern 
Bau nad) ald zufammengezogene Blumenblätter; die gewöhnlichen 
fadenförmigen Träger haben mur noch ein Gefäßbündel; das 
Konnektiv ftimmt in der Struftur mit dem Träger überein. Die 
Antherenfächer oder Säde haben feine Gefäße, fondern beftehen 
nur aus Zellen; jedes der beiden Fächer wird in der unreifen 
Anthere durch eine Scheidewand wieder in zwei Fächer getheilt, 
und feine Oberhaut hat oft noch Spaltöffnungen. Die Außere 
Haut der VPollenförner erfcheint aus größern oder Fleinern Zell- 
chen gebildet; die Haare und Stacheln vieler Pollenkörner bes 
ftehen immer aus einer einzigen Zelle, — Nebenblumen, Stempel 
hülfen, Neftarien verhalten fich im innern Bau bald mehr den 
Blumenblättern und Staubfäden, bald mehr den Fruchtblättern 
ähnlich. — Im Piftill und Eierſtock ift die Oberhaut mit Spalt: 
Öffnungen verfehen, die Meittelfchicht meift dick, aus gleichfürmigem 
Zellgewebe gebildet, in den erften Stadien oft ohne Gefäße, die 
dann erft fpäter erfeheinen. In jeden Griffel tritt nur ein Ge: 
faßbündel ein; die Narbe ift mit Coft haarähnlichen) fchmierigen 
Saft abfondernden Papillen befetst, welche nur veränderte Zellen 
der Oberhaut find. Die verfchiedenen Zellenfchichten des Eichen 
verändern fich allmäfig bei deffen Ausbildung zum Samen. Bei 
den aus Verwachfung mehrerer Blüthencyklen entftehenden Früdh- 
ten Taffen ſich die Grenzen derſelben ir im innern Bau haufig * 
mehr erkennen. 


Organe und Metamorphofe der Pflanzen. 949 


Was num die Frucht betrifft, fo ift jene der Phanerogamen 
nur deren in Folge der Befruchtung ausgebildetes Piſtill, deffen 
Blätter zur Fruchthülfe, deffen Eichen zu Samen geworden find. 
Manchmal treten auch noch andere Theile, 3.8. der Kelch, mit 
in die Fruchtbildung ein, fogenannte Fruchtdecken darftellend, 
wie die Becher der Eiche, Hafel, Buche, die Blumenfpelzen 
mehrerer Getraidegräfer, und die die Frucht oft ganz verbergen: 
den, aus Perigonien entwicelten Decken vieler Pflanzen, 
Manchmal reicht die Verwachfung folcher Theile nicht bis an 
den Gipfel der Frucht, fondern diefer bleibt frei und zeigt eine 
Fruchtnarbe, wie fie an der Heidelbeere, der Frucht der Glocken— 
biumen, Dolden ꝛc. vorfümmt ALS eigentliche Fruchthülfe 
fieht man nur jenen Fruchttheil an, der fchon in der Blüthe als 
Fruchtblatt dem Eierftocke angehörte, und die Eichen einfchloß. 
Bei den phanerogamifchen Gefüßpflanzen zeigt die Fruchthülfe 
auf dem Querfchnitt ſtets die drei auch dem Stengelblatte eigen- 
thümlichen Schichten; nämlich eine äußere, innere und mittlere 
Fruchthaut , wovon Teßtere dem Parenchym entfpricht. Die 
außere Fruchthaut ift meift dünn membranös; die mittlere, welche 
die Hauptmaffe der Fruchthülle bildet, entweder häutig, wie bei 
Staphylea, Colutea, oder trocen und marfig, wie bei Tulipa, 
Fritillaria, lederig bei Fagus, fleifchig bei Pomaceen. Beim 
Steinobft bildet die innere Lage dieſer Außern Fruchthaut die 
Steinfchale um den Samen. Die innere Fruchthaut ftellt ges 
wöhnlich einen dünnen, glatten, bleichen Ueberzug der innern 
Fruchtwände dar. Der fogenannte Fruchtbrei der Cucurbitacee, 
Aurantiee, dann der Adansonia ift eine beſondere, fich noch 
innerhalb der innern Haut erzeugende Subſtanz. Die Näthe 
des Eierftodd, fo wie manche an ihm vorfommende Fortfäße, 
erfcheinen an ber Fruchthülle viel ausgebildeter und deutlicher; 
diefe enthält aber oft weniger Fächer als jener, weil die Eier 
mancher Fächer häufig abortiren und leßtere dann von den Eiern 
der andern Fächer verdrängt werden. — Viele einfamige, dann 
viele mit dicken, holzigen oder weichen, fleifchigen Hüllen ver- 
fehene Früchte fallen nad; der Reife ab, ohne fich vorher geöffnet 
zu haben, während trocene, weniger harte Fruchthüllen vor dem 
Abfallen ihre Samen ausſtreuen. Das Deffnen wird bei den 


250 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch. 


meiften Früchten durch die Näthe beftimmt, von welden bald 
jene, bald diefe, zum Theile halb, zum Theile ganz auffpringen. 
In manchen Früchten haben jedody die von Verwachſung der 
Fruchtblätter herrührenden Näthe feinen Einfluß auf die Art des 
Oeffnens, fondern es bildet fich eine Quernath, in der der obere 
Theil der Fruchthülle ſich decfelartig ablöst, wie dieſes bei 
Plantage , Amaranthus, Gomphrena , Anagallis beobadjtet 
wird. — Die verfchiedenen Formen der Frucht gehen durch 
unmerkfiche Zwifchenglieder in einander über. Die einfachften 
Früchte find die aus einem einzigen, bald offenen, bald gefchloffer 
nen Fruchtblatte gebildeten; fo die der Zapfenbänme, die Hülfe 
der Hülfenpflanzen, die Balgfrucht der Asklepiadeen und Apos 
cyneen, die hülfenförmigen Früchtchen vieler Ranunfulaceen. 
Aus mehrern verwachfenen Fruchtblättern find die fapfelartigen 
Früchte gebildet; aus zweien bei Gentiana, ‚Chelidonium , Glau- 
cium, den Gruciferen (wo fie Schoten und Schötchen heißen), 
- bei J— Plantago, Saxiſraga etc., wobei durch eine 
vorhandene Laͤngenſcheidewand die Kapſel urſprünglich zweifächerig 
iſt, durch deren Verſchwinden aber auch oft einfächerig erſcheint, 
und im letztern Falle bei Circæa, Galium, Dipſaceen, Korb⸗ 
blüthigen, Doldenpflanzen die Schließfrucht oder Achäne bildet, 
welche bei der Hafelnuß und Trapa durch Verholzung der Mittels 
fchicht zur Nuß, bei Rubia durch Saftigwerden jener zur Beere 
wird, Die aus mehr ald zwei Blättern gebildeten fehr zahl 
reichen Kapfeln erfcheinen bald fächerlos, bald mehrfächerig, 
bald reichfamig, bald arm oder einfamig. Wird die Kapfel 
arıns oder einfamig, und umgiebt die meift in einen Dedel fich 
öffnende Fruchthülle den Samen nur Ioder, fo entfteht Gwie bei 
den Amaranthaceen, Geraniaceen, Malvaceen) die Schlaud)s 
frucht ; bleibt bei einer einfamigen Frucht die meift feft anliegende 
oder fogar dem Samen aufgewachfene Fruchthülle, gefchloffen, 
dann ift fie (wie bei Gräfern, Nanunfulaceen, Kabiaten, Bors 
ragineen) die Schalfrucht oder Karyopſe; Nuß wird die Karyopfe 
wieder genannt, wenn fie (fo bei Rumex, Polygonum, Rheum, 
Cannabis, Lithospermum ofhicinale) lederig, holzig, beinhart 
wird; Flügelfrucht, wenn fie Cwie in Ulmus, Fraxinus, Acer) 
mit häutigen Einfaffungen und Anhangſeln verſehen ia ‚Wird 


Drgane und Metamorphofe der Pflanzen. 5 


bei all diefen Früchten die Fruchthille fleifchig und faftig, fo 
erhalten fie wieder befondere Namen; fo Beere, wenn die Mittels 
haut weich, fleifchig oder faftig, die Innenhaut dünn ift, oder 
mehrere getrennte Steinfächer einfchließt; Steinfrucht, wenn bie 
mittlere Fruchthaut nach außen fleifchig, nach innen holzig ift; 
Apfelfrucht, wenn die mit den Eierſtöcken verwachfene, di und 
fleifchig gewordene Blüthendecke fich fefter an die Chülfenfürmigen) 
Früchtchen anlegt oder mit ihnen zufamntenmwächst. Man Fann 
überhaupt alle Früchte, nach Bischoff, auf die Hülfe und Kapfel 
zurücdführen und von ihnen ableiten; Andere nehmen drei Haupt: 
formen an, Kapfel, Beere, Nuß. — Dad in der Frucht ein- 
gefchloffene, vollfommen ausgebildete Pflanzenei heißt Same, 
und ‚befteht ald folcher aus Samenhülle und Samenfern. 
Die Fruchthülle bedeckt ftetS den Samen (bei den Goniferen, wo 
fie ald Schuppe erfcheint, nur von einer Seite) und verwächst 
in manchen Familien mit der Samenhülle, wo dann Teßtere 
fcheinbar allein vorhanden ift, die Fruchthülle fehlt und die 
Samen fäljchlich nackte genannt wurden; fo bei Gräfern, Lippen⸗ 
blumen, Borragineen, Korbblüthigen, Doldenpflanzen. Am Sa 
men entwiceln ſich auch manche unwefentliche Anhängfel, wie 
denn fogar der (gewöhnlich fich erft fpäter ausbildende) Nabel: 
ſtrang in einigen Fällen fich über den Samen verbreitet, ja 
fogar fefundäre Samendeden darftellt, wie 3. B. die fogenannte 
Musfatblüthe eine folche ift. An der Hülle entwideln ſich oft 
Streifen, Gruben, Höder, Haare Chieher die Baumwolle); 
ber Nabel erfcheint an ihr nach der Trennung des Samens von 
der Fruchthülle viel deutlicher; der Eimund hingegen verfchwindet 
am reifen Samen öfter, während der Nabelftreifen meifteng 
deutlich bleibt. In der Samenhülle laffen ſich nicht mehr, wie 
in der Fruchthülle, die drei Schichten des Blattes unterfcheiden, 
denn die (meift zarte, durchfichtige) Samenoberhaut, die Cfeite, 
gefärbte) Samenfchale und die (zarte, gewöhnlich weißliche) 
Kernhaut zeigen fich öfter felbft wieder aus mehrern Lagen 
zufammengefegt. Der Samenfern füllt gewöhnlich die Samen: 
hülle ganz aus, und wird entweder, wie in den meiften Hülfens 
pflanzen, nur vom Keim gebildet, oder enthält, wie in den 
Gräfern, der Weintraube, den Sauerfleegattungen ꝛc., auch 


252 Allgemeine Naturgefchichte. VAL. Buch 


Eiweiß, manchmal neben dieſem, wie bei Nymphæa, Piper, 
den Scitamineen, auch noch eine vom Keimfad des Eichens 
fteammende, ſackförmige Hülle, Bisweilen abortirt in einer Samens 
hülle der Samenfern, oder in diefem der Keim, wodurch leere 
und taube Samen entfiehen. — Das Eiweiß ift meift weiß, 
von gleichförmiger Tertur, der Konjiftenz nach flüffig bis Fnorpel- 
hart. Es umfchließt entweder den ganzen Keim, oder liegt nur 
nach einer Seite deffelben, und entfteht aus der Kernhaut oder 
dem Keimfacd des Eichens, oder beiden zugleich. — Der wefents 
lichfte Theil des Samenkerns ift der (gewöhnlich weißliche) 
Keim, die neue Pflanze im Knospenzuftand. Faft immer unter 
foheidet man an ihm das fogenannte Würzelchen, den untern 
ftetö gegen den Umfreis des Samens gerichteten Theil, welcher 
vom Anfange an am Scheitel des Eikerns liegt, und aus wels 
chem beim Keim die Wurzel, oft aber auch zugleich der Stengel 
enitfteht; die Samenlappen vder Kotyledonen, das vom 
vorigen Theil unterftüßte erfte Blätterpaarz und das von ihnen 
eingefchloffene, aus den obern Blättern des: Keim's gebildete 
Keimknöspchen. Der ganze Keim hat ftetd eine dem Samen 
entgegengefetste Richtung, wie mit Nückficht auf den urfprüngs 
fichen Scheitel des lebtern erfannt wird, Bei der Keimung der 
meiften Samen verlängert fich nur das unterfte Ende des Würzel⸗ 
chend, der übrige Theil ſtreckt fich nady oben, und fommt oft 
über die Erde. Der Samenlappen find 1 (bei den Monofotyle- 
doneen), 2 oder mehrere (2 bis 12 bei den Dikotyledoneen) vor- 
handen. Wo mehr ald 2 vorhanden find, ftehen fie immer im 
Wirtel; 2 können im Wirtel oder in verfchiedenen Höhen ftehen. _ 
Der Bau der Samenlappen weicht fehr ab; man unterfcheibdet 
befonders dicke, fleifchige (3. 8. bei Leguminofen, der Wallnuß, 
Mandel) und dünne,. blattartige (bei Malvaceis, Mirabilis, 
Passiflora), wovon erftere befunders bei fehlendem , letztere bei 
vorhandenem Eiweißförper vorfommen. Die Blätter, welche 
das Keimfnöspchen bilden, find befonders bei den mit 2 dünnen, 
oder mehr als zwei Samenlappen. verfehenen Pflanzen wenig 
entwidelt. Die Zahl der Samenlappen wird übrigens in den 
großen, auf fie gegründeten Abtheilungen nicht immer eingehalten, 
indem ed Pflanzen mit nur einem Samenlappen giebt, welche 


Drgane und Metamorphofe der Pflanzen. .253 


(wie Cyclamen, Corydalis) doc; nach ihrem ganzen Bau zu 
den Difotyledoneen gehören. — Die Früchte der Kryptos 
gamen beftehen ftets nur aus Zellen; die Fruchthülle fehlt oft, 
ftatt der Samen find Feimlofe Sporen vorhanden. Am meiften 
den phanerogamifchen Früchten verwandt find noch jene der 
Moofe und Lebermooſe; ihre zum Theil in Klappen auffpringens 
den, zum Theil einen Deckel abwerfenden Kapfeln und Büchſen 
fchließen die Sporen ein, tragen auf ihrer Spite die bleibenden 
Griffel, und find oft noch von befondern, aus verwachfenen 
Blätterfreifen gebildeten Hüllen umgeben. Die fogenannte Haube 
der Moosfrucht entfteht, indem die hautige griffeltragende Stempel- 
hülle am Grumde abreißt, erhoben wird und fpäter vertrochet. 
Die Mündung der aus doppelter oder dreifacher Haut gebildeten 
Büchfe ftelt nur bei wenigen Moofen einen gleichfürmigen nackten 
Saum dar; bei den meiften trägt fie zahnförmige, haarartige oder 
häutige Fortfäge, Periftom genannt; im Innern der Büchfe fteht 
das fogenannte Säulchen. Auch die Moosfrucht entfteht durch 
Berwachfung mehrerer Blattfreife. — Die Frucht der Characeen 
ift ihrer Bedeutung nach ein verfürzter Aft, deſſen fchlauchförmig 
erweiterte Gentralgelle den Fruchtfern einfchließt, welcher bei der 
Reife fchwarzbraun, ziemlich feft ift, und durch die fpiraligen 
Röhrenzellen der Hülle durchfcheint. Bei den Ophiogloffeen 
fpringen die in Aehren beifammenftehenden Früchte in 2 unvollftän- 
digen Klappen auf; bei näherer Unterfuchung erweifen fie fich ale 
unmittelbar aus Blättern umgewandelt. Die meift einfächeri- 
gen, zweiflappigen Früchte der Lyfopodiaceen ftehen in den 
Winfeln der zur Aehre zufammengedrängten Blätter und ent 
fprechen Knospen. Die Früchte der Farrn entfpringen and den 
Nerven der gewöhnlich unveränderten Blattfcheibe, ftehen meiftens 
auf der untern Blattfläche, feltner am Rande, in Aehren, oder, 
wie bei Osmunda, in einem Aftigen Gebilde. Auf der Unter: 
feite ded Blatts (frons) ftehen fie entweder in Heinen Häufchen 
beifammen, oder in Dichtgedrängten Zeilen auf den Nerven. 
Das einzelne Früchtchen ift ſtets einfächerig, und rein zellig. 
Bei den Marattieen und Osmundeen öffnet fich die häntige 
Fruchthülle in einer Spalte oder rundem Roche, bei den Geiches 
nien in einer regulären Längsfpalte, bei den Polypodieen zieht 


254 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch. 


ſich der, die dünnhäutige Fruchthülle umgebende, aus derben 
Zellen gebildete Ring bei der Fruchtreife zuſammen, wobei die 
Hülle zerreißt. Alle Farrnfrüchte ſind nur aus einem einzelnen, 
mit ſeinen Raͤndern zuſammengezogenen und verwachſenen Blatte 
gebildet, — Zuſammengeſetzter find die Früchte der Rhizokar⸗ 
peen. Die Ffugelrunde, in den Blattwinfeln flehende Frucht- 
hülle der Pilularia öffnet fich in 4 zur Hälfte verbunden bleibende 
Klappen; die ovale, zufammengedrücte der Marsilea fpaltet ſich 
der Länge nad) in 2 unvollfommene Klappen; die Höhle beider 
- wird von einer Iocerzelligen Haut ausgefleidet, welche bei Pi- 
lularia 4, bei Marsilea 14—16 Fächer bildet, aus deren Wänden 
bie. eigentlichen, zweifacdy geftalteten Früchte entfpringen, welche - 
den aus den Blattnerven entfpringenden FSruchthäufchen der Farın 
analog find. Die Ffugeligen Fruchthälter der Salvinia ftehen 
gehäuft auf der Spike eined nach der Tiefe des Waſſers ges 
richteten Aſtes, beftehen aus zwei Zellenlagen, haben im Innern 
ein, die zweifach geftalteten Früchte tragendes Säulchen, und 
bleiben bei der Reife geſchloſſen. Bei Isoetes find die ovalen, 
zufammengedrückten Früchte nur aus einer Hauthülle gebildet, 
und verdichten nervenähnlichen Streifen des erweiterten Blatt- 
grundes aufgewachſen; in der Fruchthöhle find aus Zellgewebe 
gebildete Fäden gefpannt, zwifchen welchen die Sporen frei 
liegen. — Die Equifetaceen tragen ihre Früchte auf Stengel- 
und Aftgipfeln in Geftalt von Nadelholzzapfen zufammengedrängt. 
Der Zapfen befteht aus quirkftändigen, meift geftielten, ſechs— 
eckigen Schilöchen,, welche auf der Linterfeite meift 6 häufige, 
ſich der Länge nach öffnende Sädchen tragen. Dieſe Schildchen 
find verwachfene Vlattfreife, die Säckchen eine Art Antherenz 
der ganze Fruchtftand ift dem der Goniferen verwandt. — Bei 
den, wahrer Blätter ermangelnden Characeen ift die Frucht nur 
Anfchwellung eines Stengelglieded; die Seite 242 erwähnten 
rothen  Kügelchen zerfallen in dreiedige Klappenftüde. — In 
den blattlofen Zellenpflanzen läßt. ſich die Frucht natürlich nicht 
mehr auf das Blatt zurücdführen. Bei den Flechten befteht 
die ganze. Pflanze aus 2 verfchieden gebildeten und gefärbten 
Zellenfchichten, einer lockerern Marks und einer feftern Rinden- 
ſchicht; die Frucht entwickelt ſich nur aus erſterer ald gallert- 


Drgane und Metamorphofe der Pflanzen. 955 


artiger, feinzelliger, Fugel= oder fcheibenfürmiger Kern, welcher 
meift von befonderer Kernhülle umgeben ift. Die Flechtenfrüchte, 
Apothecien, erheben fich oft auf Stielen, und werden dabei von - 
der Marf- und Nindenfchicht überzogen. Eingefenfte oder auf 
Stielen ſich erhebende Kerne treten allmälig durch Deffnung der 
Zelfenfchicht ober ihnen an das Licht. In der Gallertmaffe des 
Kernd liegen Fleinere und größere Zellen; letztere find ſchlauch⸗ 
formig und fchließen. die Sporen ein. — Größere Verfchiedenheit, 
als bei den Flechten, zeigen die Früchte bei den Algen. Bei den 
meiften Fucaceen finden fich an Aftanfchwellungen zahlreiche, mit 
einer Fleinen Deffnung verfehene Höckerchen, innen mit Zellenfäden 
und glasheller Gallerte erfüllt; unter den Deffnungen liegen 
Heine Bälge, welche neben dünneren Fäden zahlreiche verfehrt- 
eiförmige braune Körperchen, Sporen, einfchließen, und diefe 
durch die Oeffnungen nad außen entleeren. Bei manchen Zangen 
liegen die Sporen in Aftgipfeln, oder in der Gubftanz des uns 
veränderten Lagerſtammes eingebettet; bei den Florideen fien 
die Sporenbehälter an der Außenfläche; die Ulvaceen, ons 
fervaceen, Noftochinen haben Feine eigentlichen Früchte, fondern 
nur noch nadte Sporen, oder auch diefe nicht mehr, wo dann 
die ganze Pflanze VBermehrungsorgan ift, und die unmittelbar 
die Sporen umfchließenden Schlauchzellen nur modifizirte Elemen⸗ 
tartheile find, was in noch höherm Grade auch für die Pilze 
gift. Unter diefen kommen bei Gafteromyceten und Pyrenomys 
ceten noch Früchten höherer Ordnungen vergleichbare Behälter vor, - 
während die Frucht der Hymenomyceten jener der Lichenen ähnelt; 
bei einem Theile der Hyphomyceten finden fich noch Spuren 
einer Fruchthülle, namlich Sporen einfchließende Zellen; andere 
Pilze diefer Familie und die Coniomyceten haben nur nackte 
Sporen ohne alle Fruchthülle, ald etwa die Oberhaut. Die 
Früchte mancher Bauchpilge G. B. Sphärien) erinnern bald an 
griffelfürmige Eierftöce, Höcker der Fucaceen, bald (von Hyste- 
rium) an Früchte von Kruftenflechten, oder (Craterium) an 
Mooskapſeln; bei den fonderbaren Schleuderpilzen ( Pilobulus, 
Thelebolus, Sphsrobolus) werden die Fugelförmigen Früchte 
ausgefchleudert. Bei Gafteromyceten und Pyrenompceten find. 
Sporen und Sporenfchläuche in Decken und Hilfen (Wulſt und 


256 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch. 


Schleier), verfchloffenz die Hymenomyceten hingegen tragen ihre 
Sporenfchläuche (ſelbſt nur Enden an die Oberfläche gelangender 
Zellen) nach außen, wo fie, der fcheibenförmigen Flechtenfrucht 
vergleichbar, gewöhnlich zu einer oberflächlichen Schicht zufammen- 
gedrängt find, bald auf der obern, bald auf der untern Geite 
dos oft fo zierlichen, fehr verfchieden gefärbten Huted. Wenige 
Hyphomyceten tragen ihre Sporen noch in einer Fopfförmigen 
Endzelle eingefchloffen; bei den meiften Tiegen fie frei, und die 
Fruchtbildung diefer Familie erfcheint als bloße Abänderung der 
Zellenbildung. Die Coniomyceten, welche jelbft nur aus zufam- 
mengehäuften freien Sporen beftehen, ahmen doch manchmal 
durch Aneinanderfchließen oder Kleben derfelben die Form ger 
fchloffener Früchte G. B. des Kerns von Flechtenfrüchten, oder 
die Geftalt von Gafterompceten) nach; mandje (jo Aecidium ) 
find auch von einer, aus der fie tragenden Pflanze gebildeten 
Haut, wie von einem Balge umhuͤllt. — Die Sporen (Spori- 
dien) der Kryptogamen gehen nicht, wie die Samen der Phanes 
- rogamen, aus einem Cie hervor, und enthalten Feinen Keim, 
fondern nur eine homogene fchleimige oder ölige Maffe mit 
fornerähnlichen Bläschen. Die größern, elliptifchen oder ovalen 
Sporen einiger Rhizofarpen find in eine doppelte Haut, anderer‘ 
noch dazu in Fryftallhelle Gallerte eingehüllt; die Fleinern unter: 
fcheiden fich manchmal durch Geftalt und eigenthümliche Ber: 
bindung nnter einander von den großen. Auch Isoetes und 
- manche Lykopodien befisen zweierlei Sporen *). Sene der Equifeten 
ftellen mifrosfopifche grünliche Kügelchen dar; an jedem find 
2 an beiden Enden fpatelförmig erweiterte, fich im Anheftungs- 
punkte durchfreugende Spiralfafern angeheftet. Diefelben find 
fowohl am Ende, ald am fadenfürmigen Theil mit Körnchen 
beſetzt (welche nach ‚meiner Beobachtung fehr feine, fphärvibifche, 


*) Die äußere Haut der Sporen des gebräuchlichen Bärlapps 
(Lycop. clavatum) {ft befanntlich zellig ; die Zellen find pentago—⸗ 
nal, ‘jede deutlich aus einer eigenen Membran gebildet, und 
durch obwohl fchrmale, doch deutliche Zwifchenräume von_ den 
andern getrennt. In diefen Zwifchenräumen an allen Eden 
fehe ich num noch runde Zellen von außerordentlicher Kleinheit, 
von welchen meines Wiffens nirgends Meldung gefchieht, und 
wegen deren befonderer Feinheit die Bärlappfporen als Probe 


u‘ u er 


gegenitand (Test object) dienen Fünnen- 


Drgane und Metamorphofe der Pflanzen. 957 


ungleich große, durchfichtige. Bläschen darftellen), außerordentlich 
hygrosfopifch, und wurden früher für Anthereit, in neuerer Zeit 
für Sporenfchleudern CEfateren) erffärt. Bei den übrigen Fryp- 
togamifchen Gefäßpflanzen, den Moofen und Lebermoofen Fommen 
nur einerlei Sporen, meiftend von Fugelig tetraedrifcher Caber 
auch ellipfoidifcher) Geftalt, und wenigftens in frühern Stadien 
zu vieren vereinigt vor. Sie find von doppelter Haut umgeben, 
und verfchiedener Farbe. In den Schläuchen der Flechten find 
die aus fürnigem Schleim. fich bildenden fehr Kleinen Sporen 
meiftend in mehrere (gewöhnlich 8) Reihen oder Häufchen ger 
ordnet, wovon jeded wieder aus mehrmal 4 Sporen befteht. — 
Bei den Aymeno- und Pyrenomyceten fommen die in Röhren- 
zellen enthaltenen Sporen in Bildung und Zahlenverhältniß fehr 
mit jenen der Flechten überein; bei den Gafteromyceten liegen 
fie ohne Schläuche, allein oder mit flocigen Fäden in den Bälgen; 
bei den Hyphomyceten hängen fie meiftens Außerlich in Klümp- 
chen, oder Reihen von Schnüren verbunden; bei vielen Coniomy- 
ceten find fie auch noch in beftimmter Zahl reihenweife dem Boden 
des Pilzes angeheftet. — Sehr‘ verfchieden find die Sporen der 
Algen gebildet. Die größern Sporen der Fucoideen werden 
innerhalb der fie einfchließenden Mutterzelle noch von einer zarten 
Haut umfleidet, und find von einer gleichförmigen Maffe zu: 
fammenflebender Bläschen erfüllt; die öfters auch noch vor: 
kommenden Fleinern Sporen liegen in den Außerften verdicten 
Gliedern der Fadenenden, frei in der Balghöhle. In den Flo— 
rideen find zum Theil die im Lager zerftreuten Sporen zu vieren 
vereinigt. In einigen Ulvaceen finden ſich, als letzte Andeus 
tung von. Sporen, noch Fleine Bläschen in den undeutlichen 
Zellen ded Lagerd, Nur in wenigen Gonfervaceen und No 
ſtochinen finden ſich noch Sporenfchläuche auf der Außenfeite 
des Fadenſtammes; andere haben die Sporen in diefem felbft 
eingefchloffen. Bei einigen, 3. B. den (gliederlofen) Vaucherien, 
drängen fich diefe Sporen aus engen Deffnungen hervor, be 
wegen ſich nach; Art der Sinfuforien, ruhen und keimen dann. 
In den (gegliederten) Konferven häuft fich bei einigen Gattungen 
noch die grüne Körnermaffe, wie bei den DBaucherien, an den 
ER den Gelenfen oder an Stellen in den Zellen feldft an, 
Pr 17 


258 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch, 


wodurd; diefe anfchwellen; in den meiften andern jedoch, fo wie 
in den Noftschinen, ſchließen die Zellen nur eine chlorophyll⸗ 
ähnliche Maffe ein, aus welcher nach der Trennung jener die 
jungen Pflänzchen fich entwickeln. Bei Oscillatoria, Calothrix, 
Lyngbya erfennt man Feine befondere Sporenbildung mehr, 
fondern ihre‘ geringelten Faden fcheinen nur aus aneinander ges 
lagerten Chlorophyllkörnern zu beftehen. Palmella, die einfachfte 
Alge, und der Flugbrand, der einfachfte Staubpilz, beftehen nur 
aus einzelnen, einer Gallertmaffe eingelagerten Bläschen, deren 
jedes zugleich Elementarorgan, Epore (Neproductiongorgan) und 
Individuum ift. — Die Panzer der von mehrern Naturforfchern zu 
den Algen gezählten Diatomeen fchließen meiftend Fleine Bläs- 
chen ein, weldye Cnach meiner Beobachtung) an gegenfeitiger 
Lage, Zahl, Größe in den verfchiedenen Individuen ganz außers 
ordentlich abweichen, und in fo fern viel eher für Sporen, als 
für Mägen angefehen werden können, welches Yeßtere der Fall 
fein müßte, wenn man fie mit Einigen ‘zu den Sufuforien rechnen 
wollte. Br 

Hinfichtlich des innern Baues der Frucht, ded Samens 
und der Spore bemerfen wir Folgendes. Die BVerfchiedenheit 
der ſämmtlich durch Uebergänge mit einander verbundenen Frucht 
hüllen entfteht nur durch die Veränderungen, welche das Zell- 
gewebe des Ovariums bis zur Fruchtreife erfährt, und wobei 


ſich Geftalt und Lage der Zellen häufig ändert, und das Chlor 


phyll oft verfchwindet. Nur die Oberhaut der Außern Flädje 
ift bei hülfen- und Fapfelartigen Früchten mit Spaltöffnungen 
verfehen. Die Mittelfchicht Fommt im Bau oft noch mit dem 
Dlatte überein, in andern Fällen, befonders bei lederigen und 
holzigen Früchten, entftehen in ihr neue und von den andern 
fehr abweichende Lagen des Zellgewebes. In der fleifchigen Frucht 
hülfe der Beere und Apfelfrucht find die Zellen der mittlern 
Fruchthaut meift von reichlichem, oft gefärbtem Saft erfüllt, der 
diefen Früchten Gefchmacd und Farbe giebt. Es giebt aber auch 
Beeren und Apfelfrüchte mit fefter, bisweilen faft holziger Ber 
fchaffenheit (Holzbirne und Holzapfel, Quitte, manche Kürbis: 
früchte, Beere der Sagopalme), welche fie durch dickwandige, 
punftirte Zellen meiftens der äußern Parenchymfchicht erhalten. 


= 


Organe und Metamorphofe der Pflanzen. 959 


Auch die Steinfchale wird aus Tauter diefwandigen, ypunftirten 
Zellen mit oft fehr harten Wänden gebildet; fie enthält meiſtens 
Gefäßbündel. Das Fleifch der Steinfrucht enthält öfters Saft 
gänge mit Gummi, fetten Delen, Kryftallen. In Fapfelartigen 
Früchten ift oft früher das Parenchym weich und faftig, und 
wird erft bei der Reife trocden oder marfig. Der Fruchtbrei ift 
meiftend aus einer Iockern, faftreichen Zellenmaffe gebildet; die 
Parenchymzellen der Fruchtdecfen gehen diefelben Veränderungen 
ein, wie jene der eigentlichen Fruchthüllen. — Während bei den 
Fruchthüllen aller Phanerogamen die Gefäßbündel auf mancherlei 


Weiſe durch die Mittelfchicht des Parenchyms verbreitet find, '- 


fehlen fie in den reinzelligen Früchten der Kryptogamen ganz, 
indem fie vor denfelben plößlich endigen. Bei den Ophiogloffeen, 
Equifetaceen, Lyfopodiaceen befteht die Fruchthülle aus einer 
doppelten, bei den Farın und NAhizofarpen nur aus einer ein. 
fachen Zelfenlage. — Der innere Bau der Anhängfel und Samen- 
decken ift gewöhnlich reinzellig. Die gelbe Farbe der fogenannten 
Musfatblüthe wird durch gelbes ätherifches. Del zahllofer, zwifchen 
den Zellen liegender Saftbehälter hervorgebracht. — Die Ober; 
haut des Samens hat höchftend noch Andeutungen von Spalt- 
Öffnungen, ihre Zellen find verfchieden geftaltet; einigen Samen 
(fo dem der Brechnuß) feheint fie ganz zu fehlen; bei Korbblü- 
thigen, Dolden, Gräfern, Palmen ift fie mit dem Samen innig 
verwachfen, und nicht mehr zu erfennen. Die Samenfchale be 
fteht meift aus zwei, oft ſchon durch Farbe unterfchiedenen Pa: 
renchymlagen, die aber manchmal zu einer verwachfen find. Ihre 
Die und Härte, wo fie vorhanden ift, kommt nur von der 
Die und Härte der dann meift punftirten Zellenwände. Stets 
gehen in die Samenfchale Gefäßbündel aus dem Samenträger 
und Nabelftrang. Bei den Palmen dringt fie mit breiten Fort: 
fagen in das vielfach gefpaltene Eiweiß ein. Die ſtets gefüß- 
Iofe Kernhaut des Samens befteht bei eimeißlofen Samen aus 
einer doppelten Zellenfchicht, bei eiweißhaltigen aus einer ein: 
fachen, :oder fehlt ganz. Das Eiweiß ift ebenfalls nur aus 
(dünnen oder dicken, aber immer durchfcheinenden) Zellen ge- 
bildet, welche in fehr vielen Samen nur Amylonförner, in vielen 
neben diefen auch fettes Del, fehleimige Stoffe enthalten, oder 


260 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch. 


auch, wie bei manchen Palmen, ganz leer find. Der Keim 
befteht aus zartem Parenchym ohne Gefäße, welche ſich (aus 
Bündeln Außerft feiner, enger und geſtreckter Zellen?) erft beim 
Keimen erzeugen.  Niückfichtlich des Inhalts verhält fich das 
Parenchym des Keimes, wie jenes des Eiweißförperd. Ob auf 
feiner Außerft zarten Oberhaut ſchon die Spaltöffnungen vorhanden 
find, welche auf den ergrünenden Kotyledonen ericheinen, ift 
zweifelhaft. — Die Sporen der Kryptogamen find meiftend 
von doppelter Haut umgeben. Bei den Characeen, NRhizofarpen, 
Lyfopodiaceen befteht nur die Außere Haut aus Zellen, die innere 
ift einfach. Der Inhalt der größern Sporen vieler der genanns 
- ten Pflanzen ift der Fovilla fehr ahnlich, und enthält wie. diefe, 
größere, durch Jod ſich bfaufärbende Calfo. Amylon-) Körner, 
und Feine Deltröpfchen. Auch die Feinern Sporen aller krypto⸗ 
gamifchen Gefäßpflanzen, der Moofe und Lebermooſe haben eine 
doppelte Sporenhaut, und fimmen hierin, wie in ihrer Ent 
wiclungsweife, »merfwürdig genug mit den Pollenförnern der 
Phanerogamen zuſammen; die, vielleicht nur einfache Sporenhaut 
der Flechten, Algen und Pilze fcheint nur eine gleichförmige, 
wafferhelle. Membran zu fein. 

Nach diefer Betrachtung der Frucht und des Samens gehen 
wir zu einer Neihe von Bildungen über, welche die Grundlage 
zu neuen Außern Organen darftellen, oder felbft ſchon diefe 
Drgane in zufammengedrängtem Zuftande find. Sie tragen ent: 
weder zur Vergrößerung der Pflanze, auf welcher fie fich ent: 
wiceln, bei, oder wenn fie fich von derfelben trennen, können 
fie fich zu einer neuen Pflanze ausbilden, und heißen deßhalb 
Bermehrungsorgane Ihre Funftion ift daher ein bloßer 
Entwiclungsaft, und beruht nicht auf einer Ausgleichung von 
Gegenfägen, wie jene der Blüthentheile, durd welche der Same 
entfteht. Zu den BVermehrungsorganen gehören die Knospen, 
Knollen, Zwiebeln und Lenticellen. Eine Knospe ift die bereits 
an die Oberfläche der Pflanze getretene Anlage zu einem neuen 
Aft. Entwicelt fich eine Knospe am Gipfel, fo dient fie zur 
Verlängerung ded Stammes oder eines fchon vorhandenen Aftes; 
entwickelt fie fich an der Seite, zur Vermehrung der Aefte. Ent 
wickeln fich in einem Blattwinfel mehrere Knospen, fo heißt die 


Drgane und Metamorphofe dev Pflanzen. 31 


am weiteften fortgefchrittene, Hauptknospe, die andern find die 
Beifnospen. Beide entipringen aus Blattwinfeln; die fogenann- 
ten zerftreuten Knospen aus unbeftimmten Stellen der Snterfoliar: 
theile Cverwachfenen Blattbafen). Die Stellung der Knospen, 
wenigftend der Hauptknospen, follte eigentlich mit der Stellung 
der Blätter übereinftimmen; durch ungleichzeitige Entwicklung 
aber, und den Zutritt der zerftreuten und Beifnospen wird diefe 
Negelmäßigfeit, und alfo auch die regelmäßige Stellung der 
Hefte fehr geftört. Die Knospe enthält fchon die fanmtlichen 
Theile des Fünftigen Aftes in zufammengedrängtem Zuftande. 
Wegen den außerordentlich verfürzten Snterfoliartheilen fcheinen 
die untern Blätter Außere zu feinz fie find zudem gewöhnlich 
troden, hautig, lederig, und umhüllen die obern (ſcheinbar innerm), 
zarten ald Knospendecke. Auch vor der Entfaltung laſſen ſchon 
alle Blätter der Knospe ihre Stellungsverhältniffe erfennen. 
Der Unterfchied von Blüthenfnospen CFruchtaugen), und Blatt 
fnospen (Holzaugen) beruht darauf, daß aus den erftern Aefte 
ſich entwiceln, welche fogleich, Blüthen tragen. Auch an unters 
irdiſchen Stämmen erzeugen ſich Knospen; die ſich aus ihnen 
entfaltenden Aefte treten entweder. als Blätter» und Blüthen- 
tragende, jeded Jahr abfterbende Stengel über die Erde hervor, 
oder laufen unter diefer fort, und es erhebt ſich nur ihr Gipfel 
über dieſelbe. Die fogenannten Ausläufer find nur niederliegende, 
aus. Knospen des Rhizoms entftandene Seitenftengel. Bei Verea 
und einigen Farren entwideln ſich Knospen aus den Blättern 
und treiben noch auf der Mutterpflanze Wurzeln. — Knospen 
auf fehr verfürztem, öfter von den Knospenblättern verdecdtem 
(Zwiebelfuchen oder Zwiebelftod genanntem) Stamme heißen 
Zwiebeln, bulbi. Sowohl aus unterirdifchen als oberirdifchen 
Stämmen entwideln fich Zwiebeln; alle jedoch bilden ſich nur 
unter der Erde aus. Alle Zwiebelblätter find urfprünglic dic 
und fleifchig, die untern, feheinbar Außern vertrocknen aber fpäter, 
und bededen die obern als Zwiebeldecke. Bei Pflanzen mit 
fcheidigen Blättern find aud; die Zwiebelblätter fcheidig, und 
beißen Schalen; bei andern decken fie fich oft fchuppenartig; 
noch andere Zwiebeln endlich find gleichförmig und dicht. Aus 
den Winkeln der Zwiebelblätter entftehen Brutzwiebeln, wie aus 


262 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch. 


den Winfeln der Stammblätter Knospen; Zwiebeln, welche ſich 
aus dem oberirdifchen Stamm entwideln, und fchon vor der 
Entfaltung fich von der Mutterpflanze trennen, heißen Knospen, 
jwiebeln, bulbilli. Der oben erwähnte Zwiebelftod dauert ein 
oder mehrere Sahre. Zwiebeln fommen vorzüglich bei Monofos 
tyledoneen, doch auch bei Oxalis, Saxifraga, Corydalis vor; 
Bulbillen auch bei Farrn und Lyfopodiaceen. — Berfchieden ges 
ftaltete, fleifchig verdickte Seitentriebe oder verdickte, knospen⸗ 
tragende Aftgipfel heißen Knollen, tubera, und finden: fich 
bei Orchideen, der Erdmandel, Kartoffelpflanze, manchen Schaft: 
halmen x. Wie in den Zwiebeln die Knospe den Stamm über- 
wiegt, fo hier der Stamm die Knospen; im Knollen ift aber 
der Stamm viel vergänglicher, als in der Zwiebel. Die meiften 
Knollen find unterirdifch, und tragen entweder nur eine, oder 
(wie 3. B. die Kartoffel mehrere Knospen. Bei den Dahlien 
dienen auch die verdickten Wurzelzafern zur Vermehrung, obſchon 
fie feine Knospen tragen, welche fich erft fpäter aus ihnen ent 
wiceln, wie diefes bei der Wurzel öfter beobachtet wird, und 
ihre innere Berwandtfchaft mit dem Stamme, bei aller Ber 
fchiedenheit der Richtung beurfundet: — NRindenhöderden, 
lenticule , find kleine, zerftreute Höderchen oder audy nur 
Flecken auf der Rinde der Pflanzen, befonders deutlich auf 
ber Rinde der Baum und Strauchzweige, Urſprünglich glatt, 
plagen fie fpäter in einer Ritze auf, und es brechen Wurzel- 
zaſern aus ihnen hervor, wie diefes bei in Waſſer geſetzten 
Pappeln- und Weidenzweigen Leicht zu beobachten ift, und beim 
Epheu und andern Iuftwurzelnden Pflanzensfchon an der Luft 
gefchieht. Auf den Laubhölzern ftehen die Lenticellen meift zer⸗ 
ftreut, bei vielen Frautartigen Gewächfen in einer gewiffen Ord⸗ 
nung. Wie bei den Knospen, kann man auch bei ihnen Haupt- 
und Beilenticellen unterfcheidenz; wie jene, fommen auch diefe nur 
zum Theil zur Entwicklung. Daß zwifchen Knospen und Lenticellen 
eine innere Beziehung, ein Bicariren beftehe, erhellt daraus, daß 
- Wurzel und Stamm unter der Erde Lenticellen (Wurzelknospen), 
über ihr Knospen treiben. — Unter den Zellenpflanzen haben 
nur noch Moofe und Lebermooſe Vermehrungsorgane, und 
zwar Knospen. Einigermaßen find diefen auch die Laublappen 


Organe und Metamorphofe der Pflanzen. 263 


* 


vergleichbar, durch welche ſich manche Lebermooſe vergrößern. 
Bei Moofen und Lebermoofen kommen aber auch noch, gleichfalls 
zur Vermehrung dienende, fogenannte Brutförner vor, wie 
ſich dergleichen bei Phanerogamen nicht finden. Sie find grün, 
aus einer oder mehrern Zellen gebildet, trennen ſich leicht von der 
Mutterpflanze, treiben Wurzelhaare, und wachfen Teicht zu neuen 
Pflanzen aus. — Auch bei den Flechten finden fich ſolche Brut- 
förner, welche in Maffen, an verfchiedenen Stellen aus dem 
Lager hervorbrechen, und Soredien heißen, wenn fie mehr 
reguläre rundliche Häufchen darftellen. — Bei Algen und Pils 
zen fommen Feine fo deutlichen Vermehrungsorgane vor; von 
letztern befißen die mit einem Fadenftamme oder Strunf vers 
fehenen nur Fortpflanzungstheile, und die ſtrunkloſen beftehen 
ferlöft nur aus folchen. — Was den innern Bau der Der 
mehrungsorgane betrifft, fo verhalten fich die Knospen wie 
die aus ihnen entwickelten Aefle, nur daß alles fi) noch im 
zarteften Zuftande befindet; die Zwiebeln enthalten in ihrem Zell 
gewebe viel Stärfmehl und Schleim, ihrer Oberhaut fehlen die 
Spaltöffnungen, der Zwiebelftocf fommt in der Tertur mit dem 
unterirdifchen Stocke überein; eben fo die Knollen, deren Zellen 
von Stärfmehl überfüllt find, und in denen der Lauf der Gefäße 
geftört iſt; in den Lenticellen reichen die Gefäße nicht bis im die 
Spiße, fondern diefe wird nur aus Zellgewebe gebildet. 

Wir gedenken ſchlüßlich noch einiger Nebentheile, welche 
auf der Oberfläche ſehr verſchiedener Pflanzenorgane, zum Theil 
. als Ueberzug und Bekleidung vorkommen. Sie zeigen ftetd einen 

‚rein zelligen Bau, und entfpringen entweder nur aus der Ober⸗ 
haut, oder auch aus der unter ihr Tiegenden Zellenfchicht. Man 
rechnet zu ihnen die Haare, die bald furz, bald lang, bald 
fparfam, bald dicht ftehen, oft einen Filz bilden, manchmal in 
Borften verwandelt werden, oder (jo bei Rubus, Rosa) zu 
Stadheln verhärten, die man wohl von den Dornen unter: 
fcheiden muß, welche Teßtern immer umgewandelte, verholzte, 
Gefäße enthaltende Organe find. Die fogenannten Schülfern, 
Feine, dicht flehende, der Oberfläche oft befondere Farbe und 
Metallglanz verfeihende Schüppchen gehören auch zur Haar⸗ 
bildung. Die Drüſen find kleine glänzende, bald von einem 


26A Allgemeine Haturgefchichte. VII. Buch. 


Haar oder einer Borfte' getragene, bald figende, verfchiedenfarbige 
Köpfchen, welche häufig flüchtige Dele, Elebrige, auch brennende 
Säfte einfchließen, und oft den Pflanzen ihren Geruch ertheilen. 
Bisweilen find fie unter die Oberhaut verfenft, und erfcheinen 
in manchen Fällen als durchfichtige Pünktchen (ſehr deutlich bei 
Hypericum perforatum); im Mesembryanthemum crystailinum 
überziehen fie wie Eiötropfen Stengel und Blätter. Endlich ge 
hören zu diefen Nebentheilen noch die Warzen, welche fefter, 
härter, oft auch größer, als die Drüfen find, und feine eigene 
Flüffigfeit enthalten. — Den Bemerkungen über den innern Bau 
der Nebentheile fchiefen wir einige über den innern Bau der 
Oberhaut, epidermis, voraus, Diefe ift eine meift farblofe, 
zarte, aus Zellgewebe gebildete Membran, bisweilen mit, anderer 
male ohne Snterzellulargäange. Die Zellen der Oberhaut fi ind fehr 
verfchieden geftaltet, enthalten nie Chlorophyllfürner, in der 
erften Sugend Saft, Caus dem fich oft Kryftalle abfegen,) fpäter 
faft durchgängig Luft. Die meiften mit einer Oberhaut ver: 
fehenen Pflanzen haben zwifchen deren Zellen Spaltöffnungen, 
stomata, pori, länglich elliptifche, von zwei halbmondfürmigen 
Parenchymzellen gebildete Spalten; unter ihnen liegen Lufthöhlen 
im Zellgewebe, über ihnen bilden die Oberhautzellen auch oft 
Heine Höhlen. Die durch die Zellen der Epidermis über den 
Poren gebildeten Deffnungen find Freisrund, oval, auch vieredig. 
Außer den Phanerogamen finden fich auch bei manchen Mooſen 
wahre Spaltöffnungen; bei den mit Oberhaut verfehenen Leber: 
mooſen erfcheinen fie uur noch ald warzenfürmige Erhöhungen, 
die aus Oberhautzellen gebildet, und oben mit einer Deffnung 
verfehen find, unter welcher aber feine Pore Tiegt. An nicht 
grünen Pflanzentheilen werden die Spaltöffnungen feltener, oder 
fehlen ganz; den grünen Theilen find fie hingegen weſentlich, 
und die grüne Farbe ift eine beftimmte Folge ihres Vorhanden- 
feind. Die Spaltöffnungen liegen ferner auf den Parenchym- 
fielen zwifchen den Gefäßen, und bilden daher bei Equifetaceen, 
den meiften Monofotyledoneen und auch den Nadelhölgern, wo 
jene einen regelmäßigen Verlauf. haben, geordnete Reihen, 
während fie auf den, ein unregelmäßiges Aderneß zeigenden Blättern 
der Farın und Difotyledoneen- ohne beftimmte Drdnung ftehen. — 


Drgane und Metamorphofe der Pflanzen. 265 


Die Haare beftehen entweder aus einzelnen verlängerten Zellen, 
oder einzelnen oder mehrern Zellenreihen. Sie find farblos oder 
durch Säfte gefärbt, meiftens verdünnt und pfriemenförmig; 
manchmal aber widerhadig, veräftelt, fternförmig, perlichnurs 
förmig, häutig, fehuppenartig, fprenähnlic (fo bei Farrn) ꝛc. 
Zwifchen Haaren, Blättern, Papillen finden manche Uebergänge 
ftatt, je nachdem die Oberhautzellen fid) verlängern, oder nur 
aufgetrieben werden, oder fich in Höcer und Spisen erheben. 
Auch die Drüfen find nicht immer aus einer einzelnen, fondern 
oft aus vielen Zellen gebildet.- Sehr von ihnen verfchieden find 
die Gefäßdrüfen, zu denen außer Neftarien und Stempels 
hüllen auch noch manche drüfige Bildungen auf Stengeln, an 
Sägezähnen mancher Blätter und auf Staubfäden gehören, und 
die ſaͤmmtlich umgewandelte blattartige Organe darftellen. 


Rückblick. 

Der im gegenwärtigen Hauptſtück gegebenen Darſtellung 
des Pflanzenbaues liegen drei große, erſt in neueſter Zeit klar 
erkannte Wahrheiten zu Grunde, Die erſte iſt, daß ſich Che- 
fonders deutlich in der ganzen höhern Pflanzenwelt) alle vege: 
tabilifchen Organe auf das Blatt zurücführen Iaffen, und deffen _ 

Ummandlungen darftellen,; durch fie wird die Lehre von der 
Metamorphofe begründet, wie fie Göthe zuerft erfaßt, Ernft 
Meyer noch vollftändiger und tiefer entwickelt hat. Während 
nämlich Göthe den Stengel mit feinen Knoten als einen befondern, 
von den Blättern verfchiedenen Theil anfah, erwies E. Meyer N), 
daß derfelbe nur von den latenten verwachfenen Blattbaſen ge: 
bildet werde, und ein eigenes, den Blättern gegenüberftehendes 
Stengelfgitem im Grunde nicht eriftire. Bei der Entfaltung 
einer Knospe ftrecfen ſich dieſe verwachfenen Blattbafen in die 
Länge und bilden die Interfoliartheile. Auch der ausgewachſene 
Stamm befteht aus einer Reihe latenter Blattbafen. Knoten 
find nur die unterften, meift verdickten Theile des latenten Blatts 
grundes; fie, Interfofiartheile und freie Blätter find nur Theile 


.*) Seine bei der Literatur dieſes Hauptſtücks aus Verſehen aus— 
gelaſſene wichtige Abhandlung: Die Metamorphofe der Pflanze 


und ihre Widerſacher“ ſteht im 1832 2 
— ſacher“ ſteht im Jahrgang 1832 von Schlechten 


266 ‚Allgemeine aturgefchichte. VII. Buch, 


des Blatted im weiteften Sinn. Der Keim befteht ebenfalls nur 
aus Blättern, und feine Snterfoliartheile aus deren verwachfenen 
Bafen. Nach Meyer wäre auch die Wurzel nur aus unent⸗ 
wicfelten Blättern Cim weiteften Sinn) gebildet, und ftellte fogar 
fein dem Stamm entgegengefeßtes Syſtem dar, fondern gehörte 
gleichfall3 dem auffteigenden Syftem an. Die zweite große 
Wahrheit, deren Entwicklung man vorzüglich Schimper und Braun 
verdankt, Iehrt, daß das ganze Blattiyftem nad) beftimmten fort 
fehreitenden Zahlenverhältniffenangeordnetfei, Turpin, Agardhu. A. 
erfannten drittens, daß die einfachften Pflanzen nur aus einen, 
. oder wenigen Elementartheilen, Zellen, beftehen, diefe fich dann 
zu Fäden, Reihen von Faden in Flächen aneinander legen, und 
alfo das Blatt darftellen, welches durch die Ummandfungen, 
welche es erleidet, endlich allmälig den ungeheuern Reichthum 
der vollfommenern vegetabilifchen Formen darftellt. Die niedrig- 
ften Staubpilze und Algen beftehen nur aus einer Zelle, die 
Staubfchorfe, Schnuralgen, Gonfervaceen aus einer Aneinander- 
reihung und Verbindung mehrerer, welche auf diefe Weife Fäden 
darftellen, in ihrer Höhlung zum Theil ſchon andere Zellengebilde 
ald Sporen ablagern, ſich manchmal verzweigen, und um bie 
ſich 3. 8. in den Noftochinen eine Gallerte herum legt. Fügen 
fi Zellen ohne fadenartige Anordnung übers und nebeneinander, 
fo entftehen die Flechtenlager, bei fadenartiger Anordnung bie 
zufammengefegten Stämme von Hutchinsia und Lager von Ulva. 
- Der Wulft, Strunf, Schlauchboden und Balg vieler Pilze, das 
Lager der Zange find. ebenfalld nur aus. vereinigten und zu— 
fammengedrängten Zellenmajfen gebildet. Auf diefen Stufen 
find manchmal einzelne Organe etwas höherer Formen faft ganz 
fo gebildet, wie ganze etwas niedriger ftehende Pflanzen; gleich 
als wären folche zu jenen zufammengetreten. Zugleich find ſo⸗ 
wohl Ernährungs» und Fortpflanzungsorgane, ald auch Stamm 
und Blätter miteinander verfchmolzen, und erft in Riccioideen 
und Marchantien beginnt eine Trennung diefer letztern, bis bei 
andern Lebermoofen und allen Moofen Stengel und Laub fich 
vollfommen fcheiden, was von nun an (einzelne Ausnahmen ab- 
gerechnet) immer ftatt findet, und wobei allerdings der Stengel 
als centrales, das Laub als peripherifches Syſtem auftritt. — 


Drgane und Metamorphofe dev Pflanzen. 367 


Die Keimung der Fryptogamifchen Gefäßpflanzen beginnt mit 
einer Bereinigung von Zellen, welche fich aus dem Inhalt der 
Spore erzeugen, und das junge Moos und Farrnfraut ift gleich. 
fam zuerft eine Konferve; bei den Phanerogamen hingegen ent- 
wicelt ſich nur die im Keim _vorgebildete Pflanze, indem ihre 
Blätter fic) entfalten, und aus deren Achſeln oder dem Gipfel 
ſtets neue, immer mehr umgewandelte Blattreihen hervorfommen, 
bis endlich Blattkreife entftehen, in welchen die vitale Spannung 
fo groß, der Gegenfas fo innig geworden ift, daß in feiner 
Ausgleichung Feine neuen Blattfreife, fondern der Same erzeugt 
wird, der die Anlage einer neuen Pflanze in fich tragend, eben 
deßhalb von der alten, als einem ihm fremd Werdenden ſich 
losreißt. Schon fehr früh treten neben der Zelle neue Elementars 
organe, die Gefäße auf; Spiralfafern finden fich ſchon in den 
Fruchtklappen und Schleuderfäden der höhern Xebermoofe, in den 
Blättern und im Stengel bei Sphagnum. Bon jest an fehlen 
diefelben nicht mehr, und vermehren durch ihre verfchiedene 
Stellung und PBertheilung auch ihrerfeitS die Derfchiedenheit, 
welche in fo vielen andern Beziehungen zwifchen Fryptogamifchen 
Gefäßpflanzgen, Mono» und Dikotyledoneen herricht. Schaft: 
halme, Farın, Ophiogloffeen nähern ſich im innern Bau bald 
mehr-den Mono⸗, bald mehr den Dikotyledoneen; in gewiſſen 
Waſſerpflanzen aller drei Abtheilungen der Gefäßpflanzen herrfcht 
eine Uebereinftimmung im Bau; manche der Gefäße entbehrende 
Farın, dann Lemna, Ceratophyllum verbinden Gefäß- und 
Zellenpflanzen. — Alfenthalben geht der innere Bau der Meta- 
morphofe parallel, und beftätigt feinerfeitd die Lehre von der 
Bildung ded Stammes aus den verfchmolzenen Blattbafen. 


Es folgen bier noch einige Erläuterungen über folche Bunfte, 
welche in vorſtehender Schilderung des Pflangenorganismus nur Furz 
berührt werden fonnten. 

Stammmwurzeln fommen vor bei Bäumen, Sträuchern, dem 
Sartenfalat, der Möhre; Zaferwurgeln bei Gräfern, Zwiebel— 
gewächfen,, und entfpringen oft auch aus verfchiedenen Stellen des 
über oder unter der Erde hinfriechenden Stammes, wie bei Equiſe— 
ten, Münzen ꝛc., oder aus dem aufgerichteten Stamme, wie beim 
Ephen, oder fogar aus den Blättern, wie bei manchen Farın (Luft- 
wurzeln). Bei einigen Bäumen (Clusia, Rhizophora) verlängern 


968 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch. 


fich die Luftwurgeln von den Heften der Krone 80 — 100 bis zur Erde 
herab. Haarwurzeln finden fich bei Moofen, einigen Flechten 
und Pilzen; die übrigen Zellenpflangen haben ftatt aller Wurzeln 
nur fcheiben» oder Enollenförmige Theile zur Anheftung, oder heften 
fich mit der ganzen Unterfläche an (Kruftenflechten, Pilze), oder 
liegen frei auf der Erde (Lichen esculentus) oder fehwimmen im Waffer 
(Conferse). Stamm» und Zaferwurzeln ändern fehr in Größe, Zahl 
der Nefte oder Zafern und Konfifteng. Bei Spirea filipendula, Ficaria ra- 
nunculoides verdicken fich die Zaferenden in rübenförmige Knollen; 
die Warzen der Cuscutz find vermuthlich nur verfürgte Luftwurzeln. 
Die Zellen und Interzellulargänge vieler Wurzeln enthalten Stärf- 
mehl, Schleim, Farbftoffe, Kryſtalle. Manche enthalten auch Luft- 
Hänge, und eine deutliche Marfröhre. * 
Ein Rhizoma iſt z. B. bei Iris, Gratiola, Dentaria bulbifera, La- 
thraa squamaria, allen mehrjährigen Gräfern, den ausdauernden Carex, 
inländifchen Farrn, Scabiosa succisa vorhanden. — Die Blätter fliehen 
nur bei Palmen, Farrn, Corydalis cava, Cyclamen europzum auf 
dem Gipfel des Stammes zufammengedrängt, meiftens aber an 
Stamm und Aeiten in gewiffen Entfernungen voneinander wodurch 
die Snterfoliartheile oder Snternpdien entfliehen. — Stammlofe Zellen- 
pflanzen find viele Bilge, mehrere Algen, Flechten, Lemna, — Die 
fünf Hauptarten des Stammes wurden ſchon Seite 231 angegeben, 
1) Krautſtamm nennt man die Frautartigen oder doch nur un— 
vollfommen verholgenden Stammformen, welche bei Gefäß- und 
Zellenpflanzen vorfommen. Hnterarten von ihm find der Stengel, 
Grashbalm, Binfenhbalm, und bei Kryptogamen der Moos- und 
Laubftengel. 2) Der Holzſtamm kommt ſtets nur mit einer 
deutlichen Stammwurzel vor, die Gefäßbündel in feinem Innern 
flehen dicht nebeneinander im Kreife, die auf dem Duerfchnitte als 
(Fonzentrifche) Sahresringe erfcheinen; der innerfle Ning fehließt 
die nur aus Zellgewebe beftehende Marfröhre ein; um den äußeriten 
liegt die Rinde, welche auch nur von Zellgewebe gebildet wird: 
ihre innerfte Schicht heißt Baſt. Der eigentliche Holzſtamm fommt 
bei allen difotyledonifchen Laubhölgern und bei den Nadelhölzern 
vor, und ift fait immer äſtig. Von ihm unterfcheidet fich der nur 
mit einer Zaſerwurzel verfehene, Feine Bahresringe und Feine Rinde 
jeigende Stod, der bei baumartigen Farın, Palmen, manchen 
Asparagineen (alſo Monofotyledoneen) vorfömmt. 3) Der Lager- 
famm if aus unvollfommenem Zellgewebe gebildet, hat Feine eigent- 
lichen Wurzelgafern, oft nur einen Anollen oder Scheibe, findet fich 
bei den Flechten und manchen Algen, un) geilaltet fich, höhere 
Stammformen nachäffend, fehr mannigfaltig. 4) Pilzſtamm oder 
Strunk. Auch er ift aus unvollfommenem Zellgewebe gebildet, aber 
flets vollig blätterlos, meiftens am Grund mit Wurzelhanren befebt, 


Organe und Metamorphofe der Pflanzen. 269 


manchmal jedoch nur durch eine fcheiben» oder warzenförmige Er- 
weiterung des Grundes im Boden angeheftet. Nur felten iſt er in 
Aefte getheilt. Der Fadenſtamm wird entweder nur aus einer 
einzigen röhrigen Belle, oder aus mehrern aneinander gereihten 
Zellen (oder Gliedern) gebildet. Er wird bei Chara, bei Pilzen und 
Algen gefunden, bat nie eine eigentliche Wurzel, iſt einfach oder 
geäftet, fchließt oft im Innern die Fortpflanzungstheile ein, und iſt 
bisweilen von Schleim oder Gallerte umgeben. 

—Waährend bei vielen Crassula, Sedum die Blätter fo fleifchig 
geworden find, daß fich die Gefäße ganz im Barenchym verlieren, 
‚bat Ouvirandra fenestralis Dupetit-Thouars (Hydrogeton fenestrale Pers.) 
Blätter ohne Parenchym, welche nur aus einem Gefäßnetz von voll 
fontmener Regelmäßigfeit beftehen, das täufchend einer ſchwarzen 
Kante gleicht. (Sie wächst im Waffer der Bai von Diego Soarez an 
Madagasfar, und die langgefielten Blätter flottiren auf der Ober— 
fläche. Die Pflanze gehört in die Familie der Najades, ift Aponoge- 
ton und Hydrostachys verwandt und ihre Wurzel giebt eine angenehme 
Nahrung). — Nach Seite 234 find die fo verfchiedenen Formen der 
Blätter Hauptfächlich durch die Art der Gefäßvertheilung bedingt. 
Die Räume zwifchen den Gefäßen find mit Zellgewebe erfüllt. Dft 
löst fih der als Hauptnerve durch die Blattfcheibe Taufende Blatt- 
fiel erft im diefer in Gefäßbündel auf, manchmal theilt er fich fchon 
früher in mehrere Zweige, und jeder breitet fich zur Blattfcheibe 
aus; fo entſteht das gefchnittene Blatt mit feinen fehr verfchiede- 
nen Unterarten, nämlich dem getheilten, gefpaltenen, gelappten, 
bandnervigen, fußnervigen, fchildnervigen Blatt ꝛc.; ſetzt fich der 
Blattitiel als Mittelnerv in die Blattfcheibe fort, in feiner ganzen 
Länge beiderfeits fich im feinere Nerven verzweigend, das fieder- 
nervige. Der Zufammenhang der Scheibe zwifchen den einzelnen 
Nerven wird aber häufig mehr oder minder weit von ihrem Hrfprung 
aufgehoben, woraus die gezähnten, gefägten,, geferbten, buchtigen, 
fledertheiligen, fiederfpaltigen Blätter hervorgehen. Gliedern fich die 
am Grunde nadten Seitennerven durch Gelenfe von dem Mittel- 
‚nerven ab, fo heißen die mannigfachen , hiedurch entſtehenden Blatt» 
formen gefiederse. — Der Richtung nach können die Blätter 
horizontale, vertikale, fchiefflächige, verfehrtflächige fein; fie Fönnen 
an Stamm und Neften angedrüdt, aufitehend, abftehend, zurüdge- 
Schlagen fein : fie können ferner büfchelförmig , raſenförmig, dachziegel- 
förmig, und dann in Teicht erfennbaren Reihen ſtehen, wonach fie 
zwei⸗, drei⸗, vier-, vielzeilige heißen. — Die gegenfeitige Stellung 
der Blätter unter fich, und ihre Anordnung um das Stamm- und 
Aſtſyſtem giebt die Blattfielung im firengern Sinn, deren Grund» 
fäße hier: folgen. — Bei vielen Difotyledoneen ſtehen, um mit der 
einfachften Stellung zu beginnen, fowohl die Kotyledonen als die 


270 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch. 


Blätter der erwachfenen Pflanze einander zu zweien gerade gegen- 
über, fo daß fie zwei Nadien eines Kreifes darftellen, der-durch fie 
in zwei Hälften von 180% getheilt wird. Dan bezeichnet diefe Stel« 
lung durch 1%. Bilden 3, 4, 5, 8 20. Blätter (bei ganz gleichen 
Abftänden) einen Wirtel, verticillus, ſo werden ihre Divergenzen 
durch 14, Yar Ya, % ꝛc. ausgedrüdt. (Es ift zu bemerfen, daß die 
Zahl der Wirtelblätter an einer und derfelben Pflanze nicht immer 
gleich bleibe, fondern gewöhnlich um die Mitte blätterreichere, nach 
‚oben und unten blätterärmere Wirtel fliehen.) Nur bei wenigen 
Pflanzen find alle Wirtel fo geſtellt, daß ihre Blätter genau über- 
einander liegen, und biedurch nach der Zahl der Wirtelblätter 2- 
‚(Najas minor, Potamogeten densum), 8- (Jungermannia coalita), 5= (nur 
in -Blüthen 3. 8. der Schlüffelblume, Aurifel, Sedum) zeilige Blatt- 
orönungen entfliehen. Gewöhnlicher, als diefe gleichgeftellten 
MWirtel, find die alternirendenz bei welchen die Blätter des 
obern Wirtels über den Zwifchenräumen des untern fliehen, wodurch 
dann 3. B. bei zweiblätterigen Wirteln 4 (über’s Kreuz ſtehende) 
Dlattzeilen gebildet werden; fo 5. B. bei Lamium album, Syringa vul- 
garis, Dipsacus fullonum etc, Stehen je drei 2blättrige Wirtel wech- 
felsweife übereinander, fo daß erfi der vierte gerade über dem eriten 
zu ſtehen kommt, fo entfichen 6 Blattzeilen, wie 4. B. in Mereurialis 
perennis, Fünf 2blätterige alternirende Wirtel werden 10 verfchiedene 
Richtungen und eben fo viel Blattzeilen, 8 werden 16, 13 werden 26, 
21 (wie an manchen Zapfen der Rothtanne) 42, 89 (wie manchmal 
im Blüthenfopf von Dipsacus sylvestris vorfommen,) werden 178 Blatt» 
geilen bedingen. Stehen 2 3blätterige alternirende Wirtel über- 
einander, von welchen der dritte wieder dem eriten gleichgeſtellt iſt, 
ſo giebt diefes 6 Blattzeilen; 3 3blätterige Wirtel bilden 9, 5 folche 
24 Blattzeilen; 2 Ablätterige Wirtel werden 8, 2 5blätterige 10, 
2 43blätterige 26 Zeilen bewirken. Bei den gleichgefiehten Wirteln 
bleibt die Divergenz der Blätter und Zahl der Blattreihen durch die 
ganze Are gleich, und ihre Gleichflelung läßt fich durch Wieder- 
holung des Bruches bezeichnen, welcher fehon für den Ausdrud ihrer 
Blätterzahl gebraucht wurde: fo daß (1%) %% gleichgeftellte 2blätterige, 
(43) % gleichgeftellte Sblätterige Wirtel bedeutet. Alternivende Wit- 
tel laſſen fich ebenfalls durch 2 Brüche ausdrüden, wovon der ein— 
geflammerte Zahl und Divergeng der Blätter im einzelnen Wirtel, 
der freie Divergenz und Zahl der Blattzeilen angiebt. Für 2blät- 
terige Wirtel entfichen fo die Brüche: (42) Ya, (9%) Yar (Ya) Yar 
(I Yor Wo) Yer (9%) Yarı (Vo) Yız ie, für Sblätterige: (1) %, 
(4) ur (vo) %ar (43) Us re; für Ablätterige: (Ya) Yar (YA) %r 
) Yar (Ya) Yo 10; für Sblätterige: (14) %, (%) Yor %) Apr 
(4) %5 te; für sblätterige: (14) Yar (4) Us / (%) ꝛc. Theilt 
man dem Irenner des zweiten Bruches durch den des erſten, fo erbält 


Organe und Metamorphofe der Pflanzen. 2714 


man die Zahl der in die Wechſelſtellung eingegangenen W. Die 
Stellungsverhältniſſe der alternirenden W. rücken in einer beſtimmten 
Reihe fort. Dieſe ift 0, 1, 4, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89 ıc. 
Dividirt man in obigen VBeifpielen den Nenner des freien Bruches 
durch jenem des eingefchlofenen, fo kommt diefe Zahlenreihe heran, 
in welcher jedes Glied der Summe beider vorhergehenden gleich iſt. 
Die einzelnen alternirenden W. find bei diefen Stellungen gleichfam 
übereinander gehoben, und um eine Are gedreht, wobei endlich ein 
oberer wieder genau über einen beffimmten untern zu-liegen kommt, 
und fonach ein Wirteleyklus vollendet it, deffen Drehungszahl aus 
der Divergenz der Wirtel refultirt. — Stehen nur je 2 Wirtel ab— 
wechfelnd übereinander, fo muß die Divergenz der alternirenden 
Blätter jener der Blattzeilen gleich fein; beiteht aber der Cyklus 
aus mehr als 2 Wirteln, fo -divergiren die Blätter von 2 zunächſt 
-übereinander ſtehenden Blättern meiſt um mehrere, jedoch immer in 
die vorher angegebene Progreffionsreihe fallende Zeilenabſtände. Die 
Zahl letzterer Hellt in jener Reihe immer das Glied dar, welches 
dem die Zahl der W. bezeichnenden Gliede vorausgeht. Auch die 
Divergenz alternirender W. kann daher durch einen Bruch bezeichnet 
werden, welcher die Zahl der Blattzeilen zum Nenner, und die zwi— 
fhen je 2 Anfangsblätter fallende Anzahl der Beilenabitände zum 
Zähler hat, Die Zeilenzahl dreier 3blättriger alternirender W. iſt 
9, die Abflandszahl der Anfangsblätter 2, die Divergenz alfo 34; 
die BZeilenzahl von 5 2blätterigen W. ift 10, die Abſtandszahl der 
Anfangsblätter 3, die Divergenz demnach %o 2. Es ift Har, daß 
fich die oben angegebene Progreffionsreihe der Blattdivergenzgen, fo 
wie die Reihe der Divergenzen der Wirtel felbft belichig weiter fort- 
führen laſſen, und daß fih, da die Arten der Progeflion befannt 
find, alle in der Natur vorfommenden und überhaupt möglichen 
Blattfiellungen auf die angegebene Weife finden und nusdrüden 
laſſen. — Außer den oben berührten Abweichungen in der Blätter— 
zahl der einzelnen Wirtel an derfelben Pflanze oder verfchiedenen 
Sndividuen derfelben Gattung, findet man auch öfters alternirende 
W. mit einzelnen, fpiralig geflellten Blättern abwechfeln; oder die 
Wirtelfielung am Stamm geht in der Blüthe in die Epiralitchung 
über. Diele alternirende W. bringen auch durch die abwechfelnde 
Stellung ihrer Blätter Spiralreihen hervor; oder getrennte alter» 
nirende W. gehen in zufammenhängende Spiralwindungen über ꝛc. 
E. Meyer betrachtet den Wirtel als Typus aller Blattftellung; 
die Epiralenuralsfefundär, weil im Keime aller Difotyledoncen 
die Wirtelſtellung urfprünglich fei, und man bei ausgebildeten Bflan- 
gen (3. B. der Myrthe, Efche, Purpurweide) oft noch deutlich fehe, 
wie die Blätter der W. auseinander geriffen, vereinzelt, und endlich 
fpiralig geftelt würden. Schimper und Braun fehen hingegen den 


27% Allgemeine Naturgefchichte. YIL. Buch. 


Wirtel als aus der Spirale hervorgegangen an; Bifchoff 
fcheint geneigt, bei Difotyledoneen den Wirtel, bei Monokotyle— 
doneen und Kryptogamen mit Blättern die Spirale.als primär gelten 
zu laſſen. — Was die einzeln um Stamm und Aeſte fichenden Blätter 
betrifft, fo if das einfachtte Verhältniß derfelben das, wo 2 Blätter 
nach entgegengefehten Seiten fiehen, und das dritte wieder über dem 
erfien, das vierte über dem zweiten ficht, wodurch die Blattſtellung 
zweizeilig wird. Bei diefer Stellung fallen alle Blätter nach zwei 
Nichtungen, als wenn gleichgeftellte 2blätterige Wirtel vorhanden 
wären, und die Divergenz zweier nächſten Blätter und der beiden 
-Blattzeilen ift — 1% Kreis. (Sp bei der Ulme, Linde, Erbfe, 
Wide, vielen Gräfern, Liliaceen ꝛc.) Sind 3 Blätter nach ver- 
fchiedenen Seiten gewendet, das vierte aber wieder über das erike, 
das fünfte über das zweite geſtellt, fo ift die Divergenz zweier näch- 
fien Blätter und der 3 Blattzeilen — 1% Kreis. (So bei Dolden- 
pflanzen, dem Lein, mehrern Cactus, den Scirpus, Cyperus, Carex, 
mehrern Moofen 20.) Sn beiden vorigen Stellungen bilden die Blät- _ 
ter nur einen Umlauf; 2 hingegen in den (fehr zahlreichen) Fällen, 
wo 5 Blätter um die Are ſtehen, und erit das fechste wieder über 
dem erfien liegt (wie bei der Kartoffel, Ribes, Bomaceen, Rosa, Or⸗ 
chideen, manchen Moofen). Hier erhält man zwar auch 5 Blatt- 
reihen, und für diefe eine Divergenz von %% Kreis, aber zwei zunächit 
aufeinander folgende Blätter fichen jedesmal um 2 Zeilenabflände 
von einander, und die Divergenz der Blätter .ift alſo = 4 Kreis, 
Diefe Bezeichnung der Divergenzen giebt alfo auch die Zahl der 
Umläufe oder Eyflen an. Bei Syliedrigen Cyklen (die 5. B. beim 
Kohl, Rettig, dem Lorbeer, der weißen Lilie vorfommen,) find 3 
Umläufe nöthig, deren Divergenz alfo — % ill; bei 13 (die man 
bei Bellis perennis, Chrysanthemum leucanthemum , Leontodon taraxacum, 
mehren Hypnis findet) 55 bei 24 (vorkommend bei Isatis tinctoria, 
den Zapfen der Rothtanne) 8, wodurch fich die Divergenzen As und 
%, ergeben. Diefe Beifpiele lehren, daß die Zahlenverhältniffe und 
zwar bei Nennern und Zählern ganz in derfelben Weiſe fortfchreiten, 
wie bei den alternirenden Wirteln, und daher tief in der Natur be 
gründet find. — Sind die Interfoliartheile an irgend einer Pflanze 
oder Bflanzentheil fo verkürzt, daß man die in einen Eyflus fallende 
Anzahl der Blätter (aus welcher ſich nach der angegebenen Pro— 
greflionsreihe fogleich die Divergenz finden läßt) nicht mehr beflimmen 
kann, fo berücdfichtigt man die andern Spiralreihen, welche bei zahl- 
reichen und dichtſtehenden Blättern außer der einzelnen, typiſchen 
Spiralreihe noch vorfommen. ‚Bei einem dichtbeblätterten Zweig 
des Sedum acre erfennt man bis 43 parallele Spiralreiben; durch) 
deren Zahl ift zugleich die Zahl der Blätter eines Cyklus gegeben; 

mittelft der Brogreflionsreihe kann man die Divergenz und hiemit 


Drgane und Metnmorphofe der Pflanzen. 273 


die richtige Bezeichnung der einzelnen und wahren Spiralreihe einer 
Blattftellung finden, da, bei einmal befanntem Nenner leicht der 
dazu gehörige Zähler zw ermitteln iſt. (Sehr fomplizirte Stellungen 
mit vielen Foordinirten Spiralen zeigen die Tannenzapfen, Blüthen 
föpfe von Dipsacus, Scabiosa, Carduus, Centaurea etc.) — Die ange- 
gebenen Zahlenverhältniffe werden im der Natur nicht immer ſtreng 
eingehalten. Außer dem oben angeführten Wechfel zwiſchen Wirtel: 
und fpiraliger Stellung ſchwankt entweder eine Blattftellung zwifchen 
2 in der Zahlenreihe nächtten Gliedern, oder es finder fich ein Fort- 
fehreiten von einfachen zu mehrgliederigen Eyflen; oder es werden 
fogar Eyflen überfprungen. Diefe Abweichungen entfliehen dadurch, 
daß die Blattzeilen, deren Zahl jedesmal den Nenner für die Di- 
vergenz giebt, ſtatt fenfrecht , ſelbſt noch fchief flehen, und als die 
ſteilſten Spiralen gedreht um die Aren gehen. Alle diefe Abweichun- 
gen Laffen fich übrigens wieder durch eigene fefundäre Progreflions- 
reihen ausdrüden. Merkwürdig if es übrigens, daß die von der 
Hauptfette oder Reihe abweichenden Annäherungsitelungen felten bei 
Dikotyledoneen, fondern faft nur bei Monofotyledoneen und Mooſen 
vorfommen. — Was die Blüthe betrifft, fo trifft man in ihr nicht 
überall die reine Wirtelftelung, fondern häufig noch Andeutungen 
einer urfprünglichen , fpiraligen Einzgelitelung der Blätter, wodurch 
eine noch größere Mannigfaltigfeit der Stellungsverhältnifie eintritt. 
Keine Wirtel fommen übrigens in der Blüthe von Circaea lutetiana, 
Syringa vulgaris, Trillium, Paris 4foliä, Fumaria, Corydalis, Papaver, 
Chelidonium ‚ auch bei Lilinceen vor. Auch bei Difotyledoneen (Ane- 
mone, Rumex, Rhbeum) kömmt die Wirtelftellung in der Blüthe vor. 
— In vielen Pflanzen, wo die Blüthenblätter übereinander greifen, 
läßt fich Folge und Stellung der einzelnen Wirtel deutlich nach“ 
weiſen. Bei verwitchfenblätterigen Blüthendeden fann man oft noch 
in den freien Zipfeln des Saumes die Aufeinanderfolge nach einer 
beftimmten Divergenz erfennen. Bei den Diforyledoneen herrfchen bet 
weitem die 5zähligen Eyflen vor, die vielleicht alle aus der 5 Stellung 
abzuleiten find. Außer den Blüthen, bei welchen in den verfchiedenen 
Eyflen der Blüthendede ein gleiches Bahlenverhältniß in Berbindung 
mit einer regelmäßigen Wechſelſtellung angetroffen wird, giebt es 
aber auch folche, in welchen Kelch und Blume verfchiedenzählig find, 
und ihre Theile dann auc nach verfchiedenen Divergenzen flehen, 
wobei alfo fein Alterniren mehr ſtatt findet, und die Zahl der 
Blumenblätter meift größer, als die der Kelchblätter ift (fo in mehrern 
Ranuneulaceis). In den meiften Blürhen erfennt man indeß ein fuc- 
ceffives Fortfchreiten vom Kelche zur Blume nach den befannten 
Zahlenverhältnifien, wenn diefe nicht diefelben in beiden Cyklen der 
Blüthendecke find; wo außer dem Kelche noch eine Hülle vorhanden 
ift, fchreiten die Zahlenverhältniffe von diefer zu jenem fort (fo bei 
II. . 18 


274 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch. 


Malvaceen). Schon ©. 238 wurde bemerkt, daß in der Blüthen⸗ 
decke felten höhere Stellungsverhältniffe, als nach 3% Divergenz 
(nicht 34, wie es dort irrig beißt) angetroffen werden. — In fehr 
vielen Blüthen zeigt die gegenfeitige Dedung der Blätter, daß man 
beim Zählen in Kelch und Blume nach gleicher Richtung herumgehen 
muß, deren Cyklen alfo gleichwendig find; im manchen Pflanzen 
(3. B. bei Ficaria ranunculordes, Helleborus foetidus) find hingegen die 
Cyklen des Kelches und der Blume zu einander gegenwendig. Bei 
mangelhaften Blüthen läßt fich oft die Ordnungszahl der fehlenden 
Theile fammt ihrer Stelle beftimmen. Demgemäß erfennt man 5. B., 
daß in der Blume von Delphinium ein Blatt, in jener von Aconitum 
drei Blätter fehlen. — Das Zahlenverhältniß der Staubgefäße 
ſtimmt in fehr vielen Blüthen mit jenem in den Eyflen der Blüthen⸗ 
decke überein. Sehr oft tritt aber bei ihnen ein gefleigertes Zahlen» 
verhältniß ein; entweder genau nach der befannten Brogreffionsreihe 
(fo bei Acer, Polygonum), oder mit Heberfpringung eines oder mehres 
rer Glieder derfelben (fo bei Adonis aestivalis, Helleborus foetidus und 
vielen andern Ranunfulaceen). Selten fommt in den Staubgefäß- 
cyklen ein geringeres Sahlenverhältniß als in der Blüthendede vor. 
(So bei Valeriana, Fedia; bei Sfrophularinen, Bignonien, Lippen- 
blumen ift das fünfte erforderliche Staubgefäß wohl nur verfümmert.) 
— Die Biltille ftehen in 2- big 12- und noch mehr gliederigen Wirteln 
bei manchen Paeonia, Aconitum napellus, Delphinium elatum, Labiaten, 
Borragineen, Malvaceen ꝛc.; in regelmäßigen Spiralen_bei Adonis, 
Ranunculus, Anemone, der Erdbeere, Brombeere, Myosurus ete. Bei 
manchen Pflanzen fchreiten die Progreflionsverhältniffe vom Kelche 
bis zum Piſtill ununterbrochen fort, bei andern tritt ein Steigen 
oder Fallen derfelben ein. — Aus vorftchender kurzer Darfiellung 
läßt fich fchon erfennen, welch’ hohe Gefekmäßigfeit der Stellung des 
ganzen Blattſyſtems von den Kotyledonen bis zu den Piſtillen zu 
Grunde liege, wie durdy fie die Entwicklung der ganzen Pflanze ge 
regelt werde und in bewunderungswürdigem NAythmus fortfchreite, 
— Vergl. hierüber: Schimper, über Blattitellung, in Geigers 
Magazin für Pharm. XXIX. 1830. — Al. Braun, vergleichende 
Unterfuchung über die Drdnung der Schuppen an den Tannen- 
zapfen 26. im Nov. Act. Acad. Caes. Leop. XV. — E. Meyer, de 
Houttuyna atque Saurureis. Regiom, eo dann die ©. 265 angeführte 
Abhandlung. 

Zu den ©. 241 gegebenen Bemerkungen über den Bau des Pol- 
lens vergl.: H. Mohl, Beitrag zur Anat. u. Phyſ. der Gemwächfe, 
4. Hft., im welcher Schrift auch alle frühern Beobachtungen über 
den Pollen bis 1834 angegeben find. 


Dom Leben der Pflanzen u, feinen Erfcheinungen ꝛe. 975 
V. Hauptftück. 


Vom Leben ber Pflanzen und feinen Erfcheinungen im 
normalen und abnormen Zuftande. 


Literatur für Pflanzenphyfiologie: Hales, Vegetable 
Statiks. Lond. 1727. 4. — Ch. Bonnet, recherches sur l’usage 
des feuilles dans les Plantes. Geneve, 1754: 4. — Du Hamel 
du Monceau, La Physique des arbres etc. Par. 1798. 4 — 
J. Senebier, experiences sur l’action de la lumiere solaire dans 
les vegetaux. Geneve, 1782. 8. — Ejusd. Physiologie vegetale etc. 
Geneve, ı800. 5 vol. 8. — C. F. Brisseau-Mirbel, El&mens 
de Physiol. veget. et de Botanique. Par. 1815. 3 vol. 8. — 
P. Keith, a system of physiol. botany. Lond. 1816. 2 vol. 8. — 
8. 9. Schul, die Natur der lebendigen Pflanze. 2 Thle. 
Berl. 1823, Stuttg. u. Tüb. 1828. 8. — 8. Ch. Hundes: 
bagen, die Anatomie, der Chemismus und die Phyfiol. der 
Pflanzen. Tüb. 1829. 8 — Bon Agardh’s Bd. I. ©, 59 
angeführtem Lehrbuch die 2. Abth. — A. B. de Candolle's 
Pflanzgenphyfiologie ze. a. d. Franz. v. J. Röper. GStuttg. 
u. TZüb, 1. 2. Bd. 1833—35., (Der 3te fehlt noch.) — &. Chr. 
Treviranus, Bhnfiologie der Gewächfe. 41. Bd. Bonn, 
1835. 8. — Bon G. W. Bifchoff’s Lehrbuch der Botanik 
der 2. Bd. 1. Thl. — 3. 3. F. Meyen, neues Syſtem der 
Pflanzenphyſ. iter Bd. m. 6 Taf. Berlin, 1837. 8. 

Literatur für Pflanzenpathologie außer den obigen 
Schriften Cbefonders de Candolle, Phys. veget. tom. 3): U. J. 
Seetzen, systematum de morbis plant, —— Gott. 1798. — 
J. J. Plenk, Physiol. et Pathologia plant. Vienn. 1794. 8, — 
F. Re, Saggio teorico-pratico sulle malattie delle piante. Milano, 
1817. 8 — 9 Burdad, RER Handbuch der Obitbaum- 
franfheiten, Berlin, 1818. 8. — G. F. Jäger, über die 
Misbildungen der Gewächfe. Stuttg. 1814. 8. — Th. Hop- 
kirk, Flora anomala etc. Glasgow, 1817. 8. — G. Engelmann, 
de Antholysi prodromus ete. Francof. ad M. 1832. 8. — Tessier, 
des maladies des grains. Par. 1783. 8. — F. Unger, die Eran- 
theme der Pflanzen. Wien, 1833. 8. — Th. Hartig, Abb. 
über die Verwandlung der polyfotyledonifchen Pflanzenzelle in 

.  Bilg- und Schwammgebilde ꝛc. Berlin, 1833. 8. — Heber 
Krankheiten durch Infekten find auch Neaumur’s und De Geer’s 
Memoiren zu vergl. 


Das Leben der Pflanzen, wie aller fefundären Organismen, 
befteht nur in einer beftändigen Wechfelwirfung der eigenthümlichen 


276 Allgemeine Naturgefchichte. VAL. Bud). 


organifchen Kräfte mit der Außenwelt. Luft und Waffer, Licht, 
Wärme und Eleftrizität find allen organischen Wefen zum Ber 
ftehen. mehr oder minder nothwendig; die Pflanzen ftehen außers 
dem noch in befonderer Abhängigfeit vom Boden. Die wichtigfte 
Potenz der Außenwelt für fie ift übrigens die Wärme, ohne 
welche weder Keimen, noch Wachſen möglich ift. Sie befördert 
Berdunftung und Einfaugung, wect und befchleunigt das Keimen, 
Blühen, Befruchten, die Fruchtreife, den Saftlauf und die ‚Bil 
dung der verfchiedenen Stoffe. Das Wärmebedürfniß der vers 
fchiedenen Pflanzengattungen ift übrigens höchft ungleich; denn 
manche gedeihen nur im heißen Sande der afrifanifchen Wüfte, 
andere über der Linie des ewigen Schnee’, oder wie Proto- 
coccus nivalis auf demmfelben. Man nimmt gewöhnlich an, daß 
die Pflanzen feine eigene ſpezifiſche Wärme befigen, und daß 
ihre Temperatur fich beftändig mit jener der Außern Luft in’ 
Gleichgewicht zu feßen fuche (wobei fie im Winter eine etwas 
höhere, im Sommer etwas niedrigere Temperatur zeigen als die 
Atmofphäre): doch fehlt e& nicht an einzelnen Erfahrungen über 
eine felbfiftändige, und zwar fehr beträchtliche Wärme. — Das 
Licht wirft (fobald das erfte Stadium der Keimung vorüber ift), 
mächtig auf Einfaugung und Aushauchung, Verdauung und Aths 
mung der Pflanzen, und fteigert ihre Lebenskraft. Die Pflanzen 
richten fich nach ihm, wachfen ihm entgegen und erhalten durch 
daffelbe ihre grüne Farbe; ihre Säfte konzentriren fich, die Fefts 
- gebilde werden härter, die Gerüche Fräftiger durch feinen Eins 
fluß. Pflanzen, welche ihrer Natur gemäß im Schatten wachfen, 
haben oft, doch nicht immer, ftatt der grünen braune oder gelbe 
Farben. Der periodifche Wechfel der Richtung der Blätter, das 
Deffnen und Schließen der Blüthen, wonach man Schlaf und 
Wachen unterfcheidet, die bei verfchiedenen Pflanzen zu fehr 
verfchiedenen Zeiten eintreten, richten fich vorzüglich nad) dem 
Lichte. Man hat auch felbftftändige Lichtentwictlungen bei leben⸗ 
den Pflanzen wahrgenommen, welche theils eleftrifcher, theils 
chemifcher Art zu fein fcheinen. — Die Elektrizität feheint bes 
deutenden Einfluß auf Keimung, Wachsthum und Abfonderung 
von Honigfaft zu haben; für ihre, Wirfung fcheinen auch Bes 
obachtungen zu zeugen, nach welchen bei ftarfem Wetterleuchten 


Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ı. 977 


das Getreide in Niederungen abbleichte, dev Buchweizen taub 
bfühte, die Champignons im Freien durd; Gewitter getödtet 
wurden, wie. umgefehrt wieder Gewitterregen auf den größten 
Theil der Pflanzenwelt den günftigften Einfluß äußern. Mits 
telft ihrer vielen Spigen und ihrer Belaubung find die Pflanzen 
fehr geeignet, die Elektrizität anzuziehen; man hat aud) aus 
Dornen und Stacheln Funfen gezogen; die ganze Struftur des 
Pflanzenförpers, der aus feften und flüffigen, einander berühren: 
den Theilen befteht, muß ſchon fortwährende galvanifche Spans 
nung in ihm unterhalten. — Was die atmofphärifche Luft 
betrifft, fo fann ohne den in ihr enthaltenen Sauerftoff das 
Keimen nicht eintreten oder doch nicht fortdauern; auch die er 
wachfenen Pflanzen bedürfen den Sauerftoff, und nehmen übers 
dieß auch Sticftoff in fi) auf. Die Bewegung, welche bie 
Pflanzen durch den Wind erhalten, befördert nach angeitellten 
Berfuchen ihr Wachsthum und Wohlfein; Ausdünftung und Säftes 
lauf werden hiebei befchleunigt, und die erhalirten Stoffe durch 
die Luft fortgeführt. Die Kohlenfaure der Luft wird von der 
Tebenden Pflanze ſtets abforbirt und zerfeßt, von der fterbenden 
der Atmofphäre zurüctgegeben. Die Feuchtigkeit der Luft, welche 
bald unfichtbar, bald fichtbar ald Dampf, Thau, Regen ıc. auf 
die Pflanzen fällt, befördert auffallend deren Wachsthum; ihrets 
wegen ift die Fruchtbarfeit in Niederungen, auf Infeln größer, 
als in Höhen oder in Mitte der Feftländer. Daß alle andern, 
in der Luft ſchwebenden Subftanzen- mehr oder minder, vortheils 
haft oder nachtheilig auf die Pflanzen wirfen,- beweist unter 
andern die Erfahrung, daß Strandpflanzen auf hohen Felfen ges 
deihen, und weit von der Küfte noch Soda liefern, weil ihnen 
die Seewinde die Salztheile des Seewaſſers zuführen, jo wie die 
verderblichen Beränderungen dafür fprechen, welche der Rauch, faure 
und fcharfe Dämpfe ıc. ſtets bei lebenden Gewächfen hervorbringen. 
— Dad Waffer fteht der Wichtigfeit für das Pflanzenleben nach, 
mit der Wärme auf gleicher Linie; Keimung und Wachsthum können 
ohne dafjelbe fchlechterdings nicht beftehen. Die Pflanzen nehmen 
das Waffer aus Erde und Luft auf; ſtets mit Luft, Kohlenfaure, 
mineralifchen und organifchen Stoffen gefchwängert, ernährt es 
fie, wie denn manche Phofiologen fogar annehmen, daß die 


278 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch. 


naͤhern und entferntern Beſtandtheile, welche in Pflanzen erzeugt 
wurden, die man nur mit deſtillirtem Waſſer ernährt hatte, aus 
den in diefen enthaltenen Stoffen herfiammten, (weil felbft 
beftillirtes Waffer nie ganz chemifch rein dargeftellt werden fönne,) 
und nicht etwa aus ben beiden Grundftoffen des Waſſers durch 
das organifche Leben erzeugt worden feien. Außerdem erhält 
dad Waſſer die Pflanzentheile weich und ausdehnfam, fomit zu 
den Lebendverrichtungen geſchickt. Ein Theil von ihm bleibt un« 
verändert in ben Pflanzen, ein anderer verdunftet, ein dritter 
wird zerfeßt, und in die nähern Beftandtheile aufgenommen. — 
Sm Boden wurzeln die Pflanzen, befeftigen fich an ihm, und 
ziehen aus .ihm Nährfioffe. Se nachdem er Feldgrund, Gerölle, 
Sand,.Dammerde ꝛc. ift, erweist er fich der Vegetation mehr 
oder weniger günftig, indem er den Pflanzenwurzeln beffer oder 
fchlechter das Eindringen erlaubt, das Waffer Leichter oder 
fchwerer aufnimmt und zurüdhält. Schwarzer Boden hält die 
Wärme mehr an fich, als heller; fehr geneigter laßt das Waſſer 
zu leicht abfließen, welches außerdem noch die Erdtheile mit fort 
ſchwemmt. E83 ift von felbft Har, welchen Unterfchied es mache, 
ob eine Landſtrecke nach Nord oder Süd geneigt fei. Die obere 
Erdlage, in welcher die Pflanzen wurzeln, unterfcheidet man als 
Begetationgfchicht, Ackerkrume, die untere ald Untergrund; letztere 
übt mittelbar mächtigen Einfluß auf die Vegetation ober ihr, 
indem fie dad Waffer mehr oder weniger leicht durchläßt oder 
aufftaut, die Wärme beſſer oder fohlechter leitet, Von größter 
Wichtigfeit ift ferner die chemifche Befchaffenheit des Bodens, 
welche theil8 aus den bleibenden geognoftifchen Subftraten 
defjelben, theild aus wechſelnden, die Ernährung vermittelnden 
Subftanzen refultirt. Bon den bleibenden Beftandtheilen find am 
weiteften verbreitet Kiefel-, Thon⸗, Kalk- und Zalferde, dann 
Oxyde einiger fchweren Metalle; von übrigen Erden etwa noch 
die Barpterde. An Kiefelerde zu reicher Boden ift der Vegeta- 
tion ungünftig; viel günftiger ift der Thonboden, wenn er nur 
auf einem das Waffer Teicht durchlaffenden Untergrund liegt; 
Kalfboden iſt im allgemeinen bei nicht zu großem Kalfgehalt für 
die DBegetation fehr geeignet, während ein an Zalferde und 
Scwererde nur. etwas reicher Boden fahl und nackt bleibt. 


Vom LKeben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ꝛe. 279 


Eifens, Mangans und Kupferoryde üben, wo fie dem Grund 
beigemengt find, feinen fonderlichen Einfluß auf die Vegetation. 
Wechſelnde Beftandtheile ded Bodens find die Kali- und 
Natronfalze, welche bei nicht zu großer Menge die Vegetation 
befördern, die Ammoniaffalze, welche in ihrer Verbindung mit 
Moder und Kohlenfäaure das hauptfächlichfte Nahrungsmittel der 
Pflanzen bilden, dann die Teichtlöslichen, aus Verbindung der 
Schwefel, Salpeter- und Salzfaure mit Kalf-, Thon- und 
Bittererde entftandenen Salze, von welchen befonders das Bitter: 
falz günftig auf das Pflanzenleben wirft, dann ganz befonders 
die Dammerde, mit ihrem Hauptbeftandtheile, dem Moder, und 
den Verbindungen deffelben mit Salzbafen. Allenthalben, wo 
organifche Stoffe an der freien Luft faulen, bleibt als Teßtes 
Produft der Bermoderung Dammerde, oder Humus zurück, welche 
die hauptfächlichte Nahrung für die Vegetation bildet, und viele 
noch von den verwesten Pflanzen herrührende unzerfeßte Beftand- 
theile enthält. Die reine Dammerde befteht indeß aus dem 
Humusertraft, dem Moder und der Humusfohle, welche übrigens 
in einander übergehen, und von welchen der Moder wieder der 
Hauptbeftandtheil ift. Feucht ift derfelbe fchlüpfrig, dunkelbraun, 
trocken ift er ſchwarz, glängend, fpröde, von mufchligem Bruch, 
in kaltem Waffer ſchwer löslich; die Löfung ſchmekt fäuerlic, 
und röthet den Lakmus; er befteht aus etwa 58 Prozent Kohlens 
ftoff, 2,1 Wafferftoff, 39, Sauerftoff, und verbindet fich leicht 
mit den im Boden enthaltenen unorganifchen Salzbafen zu Moders 
alfalien. Ausgetrocknet faugt der Moder die Feuchtigkeit begierig 
ein, und hält fie zurüd. Die Auflöfung des Humusertraftes 
und die Moderverbindungen werden von den Wurzeln unmittels 
bar aufgefogen, und die Fruchtbarkeit des Bodens hängt wefentlich 
von deffen Reichthum an Moder ab. Seiner Verzehrung durch 
die Vegetation wird durch das Düngen begegnet. Iſt der Moder 
an Kalferde und andere Bafen gebunden, fo giebt er fruchtbare, 
milde Dammerde; ift er an Säuren gebunden, fo entfteht der 
faure Humus, auf dem nur manche Moofe und Flechten, oder 
gar Feine Pflanzen gedeihen. 


* * 


280 Allgemeine Naturgefchichte. VII Buch. 


' Unter den Erfcheinungen und Berrichtungen des Lebens, 
welche aus der Organifation der Pflanzen ſelbſt refultiren, kann 
man folche unterfcheiden, welche in deren Elementartheilen, und 
folche, weiche in deren Organen beruhen. a ara: 

Was jene der Elementartheile betrifft, fo befteht die 
Berrichtung des Zellgewebes darin, die Flüfigfeiten aufzus 
fangen und fie zur Ernährung und Vergrößerung ſchon vorhandener 
und Bildung neuer Theile gefchicft zu machen. Die Flüffigfeit 
geht hiebei durch hygrosfopifche. und organifche Kraft aus einer 
Zelle in die andere über, und durch gegenfeitige Thätigfeit aller 
Zellen entfteht Bewegung der Säfte durch das ganze Parenchym. 
Außer diefer Cykloſe bewegt ſich noch der Zellfaft Freifend in jeder 
einzelnen Zelle, unabhängig von den andern, wie in Vallis- 
neria spiralis, Hydrocharis morsus ranae, Caulinia fragilis, 
und befonderd in den durchfichtigen Gattungen von Chara (mit- 
telft der im waſſerhellen Zellfaft fchwimmenden Körnchen oder 
Bläschen) beobachtet werden kann. Diefe Bewegung beruht auf 
einer organifchen Wechfelwirfung zwiſchen Zellenmembran und 
Zellenfaft. In den Charen find noch befonders die innern Wände 
der (ausgebildeten) Stengelzelle mit Streifen aneinandergereihter, 
chlorophyllähnlicher, grüner Körnchen beſetzt, deren Richtung der 
Zellſaft folgt, während er außer ihnen flagnirt, welche daher 
höchft wahrfcheinlid aus ihm abgefest find, und deren Lage in 
den Zellen eben durch die Strömungsrichtung beftimmt wurde. — 
Durch organifche Thätigfeit nimmt die urfprünglich wäfferige 
und farblofe Zellenflüffigkeit verfchiedene, oft intenfive Färbung 
an, umd geht in die mannigfahen, ©. 221 angeführten Farb- 
ftoffe über. Zugleich wird fie in Schleim Cbefonders in Wurzeln), 
fette ätherifche Dele Cnamentlic in Blüthen, Samenfernen), 
organifche Säuren umgewandelt; aus ihr werden Amylonförner 
Cbefonders in Knollen, Wurzeln) und Chlorophyllkörner cCbe⸗ 
ſonders in Stengel und Blättern), Kryſtalle und die Zellenwände 
ſelbſt abgefondert. Der Schleim namentlich- dient zur Bildung 
der neuen Glementarorgane, und wird (als fogenanntes Cams 
bium, Holzſchleim) durdy die Zellenwände dort ausgefchwißt, - 
wo fich jene bilden follen, was nad) der Meinung Mancher durch 
fleine Bläschen gefchieht, die im Schleime entfiehend, zu dem 


Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ꝛc. 281 


Zellmembranen zufammentreten, nad; andern durch zarte mit 
förniger Maſſe überzogene Faden, welche die Anfänge der Ger 
faͤße darftellen, während die Körner fich zu Zellen erweitern. 
Da junge Zellen dünnwandig, Ältere häufig dickwandig und punfs 
tirt find, fo muß in der Zelle felbft wieder Cambium abgefett 
werden, welches die Zellenwand verdicken, ihre Schichten vers _ 
mehren hilft. Die verdünnten Stellen, welche in den punftirten 
Zellen ald Poren erfcheinen, dienen hiebei zur Kommunifation 
des Zellenfaftes, welche ohne fie im feften Holz und der Steins 
fchafe aufgehoben würde. Urfprünglic immer Flüfigfeit ents 
haltend, werden in manchen Pflangentheilen, 3. B. dem Marke, 
in der Oberhaut ꝛc. die Zellen fpäter nur mit Luft erfüllt ge: 
funden. — In den Interzellulargängen fleigt vermuthlich 
der von den Wurzeln eingefogene Nahrungsftoff, fo wie über: 
flüffiger aus den Zellen tretender Saft auf, und wird, ohne in 
ihnen verdrbeitet zu werden, durchs ganze Parenchym verbreitet, 
Man fieht an abgefchnittenen Stämmen oder Aeften (ſehr deuts 
lich 3. B. beim Weinftod,) wäflerigen Saft reichlich und oft mit 
Gewalt ausfließen, welcher höchft wahrfcheinlich aus den Sinters 
zellulargangen, nicht aus Zellen fommt, aber durch organifche 
Thätigfeit, durch Ausdehnung und Zufammenziehung der die 
Snterzellulargänge umgebenden Zellen mit einer Kraft aufwärts 
getrieben wird, die nad) Verfuchen am Weinftoc fünfmal größer 
war, ald diejenige, welche das Blut in der Schenfelarterie 
eines Pferdes treibt. Das hier Tebendige Kräfte, nicht bloße 
Haarröhrchenthätigfeit ıc. wirfen, beweist aud) das ftoßweife Her- 
vorquellen des flüchtigen Deld aus den abgefchnittenen , “auf 
Waſſer gelegten Blättern von Schinus Molle. — Sn den viel 
weitern, einen vollfommenern Saft enthaltenden Saftgängen 
ift natürlich die Bewegung der Säfte viel leichter wahrzunehmen, 
und erfolgt nach jeder Richtung, ebenfalld wieder durch Kon— 
traftion und Expanſion der Zellenwände. Die mifrosfopifche 
Unterfuchung von Pflanzen mit gefärbten Säften (z. B. de 
Chelidonium majus) lehrt, daß die ganze Saftmaffe in einem 
Saftgang nach diefer, in einem andern nach jener Richtung, hier 
aufwärts, dort abwärts fich bewege. Die Bewegung wird durch 
Wärme befchleunigt, und erfolgt im Frühling und Sommer am 


282 Allgemeine Naturgefchichte, NXII. Buch, 


raſcheſten, während fie im Winter höchftens in der Wurzel wahr 

nehmbar ift. Pflanzen mit gefärbten Milchfäften fommen nicht 
bloß unter den Mono» und Difotyledoneen, fondern auch unter 
den Afotyledoneen vor; 3. B. mehrere Blätter: und Löcherpilze, 
aus welchen ebenfall® der Saft bei Berlegungen ſehr Tebhaft 
ausfließf. In den Saftbehältern und geftreckten Saftzellen fcheis 
nen die Flüffigfeiten fich nicht mehr zu bewegen. — Die mit 
den Lufthöhlen in Blattnerven und Blattparenchym, fo wie mit 
den Spaltöffnungen fommunizirenden Luftgäange dürften wohl 
nicht immer unveränderte atmofphärifche Luft enthalten, da fie 
auch in ganz untergetauchten Wafferpflanzgen vorfommen. Se 
fparfamer die Gefäße, defto zahlreicher find die Luftgange: beide 
fcheinen fi in Beziehung auf den die Stoffmetamorphofe unters 
ſtützenden Luftprozeß zu erfegen. Die mit Saft erfüllten quer: _ 
liegenden Snterzellulargäange mögen in die Luftgange ausmünden, 
und der Inhalt jener muß dadurch mit der Luft: in Berührung 
treten. Die durch das Zerreißen des Parenchyms entftehenden 
Lücken dürften, wenigftend in noch vollfommen Tebendigen Pflanzen; 
theilen,, ebenfalls mit Luft erfüllt fein. — Die fadigen Ger 
bilde, aus welchen die Gefäße entftehen, mögen: wohl an⸗ 
fänglich Säfte enthalten; im ausgewachfenen Gefäße, finden fich 
wohl nur gasfürmige Flüfigfeiten. Gerade die trodenften Pflanzen: 
theile, 3. B. die Blätter, verholzenden Etengel, die Hölzer felbft, 
enthalten. die meiften Gefäße, da hingegen in den fo faftreichen 
Rinde und Baft diefelben ganz fehlen. Jene VBerfuche, wo die 
Gefäße eined Baumes ganz durchfchnitten wurden, Ernährung 
und Wachsthum aber doc; fortdauerten, beweifen (anderer zu ge 
fchweigen) zur Genüge, daß die Gefäße feinen Saft führen können, 
abgefehen davon, daß noch niemand. im natürlichen Zuftande 
Saft in den Gefäßen gefunden hat. Welche Rolle im Pflanzen 
leben übrigens den Gefäßen zugetheilt if, ift zur Zeit noch um- 
befannt. Nach Einigen follen fie bei Tag eine fauerftoffreichere 
Luft, bei Nacht vorzüglich Kohlenfaure enthalten, womit dann 
die eigenthümliche. Refpiration der Gewächfe in Verbindung 
ftünde, welche (wenigftens die mit Gefäßen verfehenen,) bei Tag 
Sauerftoffgas, in der Nacht Kohlenſäure ausfcheiden. Daß die 
Gefäße indeß eine fehr wichtige Funktion im Leben der Vegetabilien 


Bom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ꝛc. 283 


haben müffen, geht daraus hervor, daß ihr Vorhandenfein eben 
die ganze höhere Pflanzenwelt und wieder deren befondere große 
Abtheilungen charafterifirt, daß die Natur mit befonderer Vor: 
liebe diefe Organe ausgebildet, abgeändert, vertheilt hat, fo 
daß, was man auch fagen mag, die naturphifofophifche Anficht, 
welche fie nicht für Nerven der Pflanzen, aber doch den thieris 
ſchen Nerven analog erklärt, nicht ohne tiefern Grund ift und ihre 
Beſtaͤttigung wohl von der Zufunft erwarten darf. — Die den 
Coniferen eigenen geftrecften punftirten Holzzellen, welche (mit 
Ausnahme des innerften, allein Gefäße enthaltenden Ringes) 
den ganzen Holzförper bilden, müßten ohne Zweifel, falld fie von 
Flüſſigkeit erfüllt wären, bei hier gänzlich fehlenden Luftgängen, 
und weil die Zelfmembran ſpezifiſch fchwerer ald das Waſſer ift, 
ein größeres Gewicht des Nadelholzes und ein Unterfinfen deffelben 
im Waffer bewirfen. Die Holzzellen der Nadelhölzer fcheinen 
alfo auch im Luftinhalt die Gefäße der Laubhölzer zu vertreten. 
Hiezu kommt noch, daß diefe punftirten Zellen der Nadelhölzer (bes 
ſonders deutlich in Ephedra, Taxus, aber auch in dem einer 
‚ganz andern Familie angehörenden Viscum) mannigfache Ueber- 
gänge zu Gefäßen zeigen, daher zwifchen Zellen und Gefäßen 
mitten inne ftehen, und theils Saft, theild Luft führen Fönnen. 
Auch die Faferzellen der Antheren und Fruchthüllen der Equifetas 
ceen, dann die Sporenfchleudern der Lebermoofe enthalten an- 
fanglich Saft, fpäter Luft. Auch die Dberhautzellen führen 
nur in der Jugend Saft, fpäter erfcheinen fie meift leer; ihnen 
liegt befonderd die Ausdünftung ob. — Die grüne Farbe der 
Pflanzen hängt von der Aushanchung des Sauerftoffs ab, und 
diefelbe erfolgt hauptfächlich durch die Spaltöffnungen, obwohl 
durch dieſe auch ein Theil der verdunftenden Stoffe entweicht. 
Da bei den meiften Pflanzen die Spaltöffnungen an der untern 
Dlattfläche fiehen, fo dürfte diefe die vorzugsweiſe Sauerftoff 
aushauchende, die obere, beleuchtete Cabgefehen von andern 
Stellen, an welchen Berdunftung ftatt findet) die vorzüglich Flüffige 
feit verdunftende fein. Angeftellte Berfuche weifen eine ungeheure 
Menge des verdunfteten Waſſers nad), wie denn ein 31'/, Gran 
ſchweres Blatt von Helianthus annuus in 4 Stunden über 
20 Gran, einige andere Pflanzen binnen 11 Wochen hundertmal 


284 Arlgemeine Naturgeſchichte. VIL Buch. 


fo viel Waffer verdunfteten , als ihr eigened Gewicht beim 
Anfang des Experiments betrug. — Die Oberhaut ſchluckt aber auch 
tropfbare und gasförmige Flüffigfeiten ein, weshalb auf oder in 
Waſſer gelegte Blätter fo lange frifch bleiben. Die auf dem 
dürreften Boden wachfenden Fettpflanzen (Plantae succulentae, 
3. B. Cactus, Stapelia, Crassula, Sedum, Sempervivum) 
ziehen fo ihre hauptfächlichfte Nahrung aus. der Atmofphäre. Es 
ift befonders die obere Fläche. der Blätter, welche tie Feuchtig- 
fert aufnimnıt, auf welche Thau und Regen niederfallen; das 
Eintreten jener durch die Spaltöffnungen der untern Blattflüche 
wird ſchon durch die and diefen hervortretenden Gafe gehindert. 
Durch die Spältöffnungen dürften dagegen mehr die gasformigen 
Flüffigfeiten aufgenommen werden. Demnach würden die Ober 
hautzellen befonders ausdünften und einfaugen, die Spaltöffnuns 
gen mehr aushauchen und einathmen : beide zufammen find aber 
nur die Leiter der im Innern der Pflanze vorgehenden Wechfels 
wirfung zwifchen. ihr und der Außenwelt, — Auch die Haare 
der Oberhaut feheiden Flüffigfeiten aus, und faugen foldye ein. 
Die von ihnen fecernirten Säfte find von fehr verfchiedener Art. 
Die untere Blattfeite ift gewöhnlich viel dichter mit Haaren be- 
ſetzt, als die vorzüglich der Ausdünſtung beftimmte obere; die 
Haare jener faugen ein, und man bemerft, daß Pflanzen oft 
ftärfer behaart werden, wenn fie auf magerm Boden ſtehen, um 
das hier fehlende Nahrungsquantum durch Einſaugung mittelft 
der Haare zu erfegen. Manche fehr bald verfchwindende Haare 
junger Pflanzentheile dürften indeß nur zum Schuß gegen 
Kälte 9), Berührung, Inſekten 1c. dienen. — Die Drüfen 
fondern bloß aus; ihre, die Oberfläche fchmierig und klebrig 
machenden Säfte find bald ölig, bald fchleimig oder fauer. 

Die. Erfcheinungen und Verrichtungen des Pflanzenlebens, 
welche im den Organen ftatt finden, zerfallen in 2 Klaffen, Die 
erite Klaffe umfaßt jene, welche die Erhaltung und Ent 
widlung der einzelnen Pflanze, die andere jene, welche die 
Bermehrung derfelben, und die ——— der ann 
zum. Zweck haben LEN — 


Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ıc. 285 


» Die Erhaltung und Entwidlung der einzelnen 
Pflanze wird nur möglich durch Aufnahme von Nährftoffen, 
Aflimilation derfelben, und Wachsſsthum. Die Nahrungsftoffe, 
welche den Pflanzen aus Erde und Luft zufommen, müffen immer 
in tropfbarem oder dampffürmigem Waſſer aufgelöst oder fus- 
pendirt fein. Kohlenfaure (ſo reichlich im Dünger enthalten, 
oder fid) aus ihm entwidelnd,) und Waffer find die vorzüglichften 
Nahrungsftoffe; durch fie ift Kohlenftoff, Sauerftoff und Waſſer⸗ 
ftoff gegeben, zu welchen fich Cder übrigen früher gedachten, ent 
ferntern Beftandtheile nicht zu gedenfen,) als vierter Haupt: 
beftandtheil auch Stickſtoff gefellt, welcher in der dem Waſſer 
beigemengten: Luft enthalten ift. Bei den Gefäßpflanzen gefchieht 
die Einfaugang der Nährftoffe durch die Wurzelſchwammwülſtchen, 
bei Moofen, Lebermoofen, Charen durd; die Wurzelhaare, bei 
den meiften Flechten und Algen durch die Oberfläche, Die 
Flechten ziehen faft alle Nahrung aus der Luft, die Algen aus 
dem Waſſer; aber auch manche Gefäßpflanzgen leben größtentheilg 
oder ganz aus der Luft, wie außer den oben angeführten Saft 
pflanzen auch; Aerides, Dendrobium, Tillandsia beweifen, 
welche, obſchon nur mit wenigen Wurzelzafern an Rinden ber 
feftigt, doch mit Schönen und duftenden Blüthen gefchmüct find. 
— Die Schmarogerpflanzen nehmen ihre Nahrung entweder faft 
ganz aus dem Trägergewächs, wie Cuscuta, Viscum, Loranthus, 
Rafflesia, oder wenn fie, wie Monotrapa , Orobanche freie 
Wurzelzafern haben, zum Theil noch aus der Erde. — Die 
Pflanzen nehmen nur aufgelöste Stoffe, und zwar mit einer 
gewiffen Auswahl auf, die aber vieleicht nur auf der Fähigkeit 
der Wurzelfpigen beruht, den dünnern Flüffigfeiten leichter 
Durchgang zu geftatten. Wäfferige Auflöfungen bereits gebifdeter 
Stoffe, z. B. des Zuder’d oder Gummi’ taugen wenig zur Er- 
nährungz noch weniger durch die Wurzeln ausgefchiedene Stoffe, 
obwohl ed nicht an Beifpielen des Gegentheils fehlt, wo manche 
Pflanzen in der Nähe gewiffer anderer, ‘oder im Boden, wo 
diefe früher fanden, befonders gut gedeihen. Im Ganzen ge— 
nommen muß jedoch der erfte rohe Saft für die meiften Pflanzen 
gleich, fein, weil die verſchiedenartigſten Gewächfe im ſelben 
Boden gebeihen, und der Dünger auf fie gleichmäßig wirkt. — 


288Allgemeine Naturgefchichte. VIL Bud: 3. 


Die Affimilation oder Umwandlung der aufgenommenen Be- 
ftandtheile in eigene wird um fo vielartiger fein, je zufammens 
gefeßter der Bau einer Pflanze if. In der gleichartigen Maffe 
der einfachern Flechten, Algen und Pilze muß die Nahrungsflüffigfeit 
im ganzen Zellgewebe gleichmäßig verarbeitet werden; in den höhern 
Algen und Pilzen tritt mit den verfchiedenen Zellen: und Frucht 
ſchichten auch eine Ablagerung verfchiedener Stoffe ein. Aus 
diefem Grunde muß die Affimilation bei den Gefäßpflanzen die 
zahlreichfien Modiftfationen zeigen. In den meiften Gefäßpflanzen 
wird der aus der Wurzel auffteigende wäflerige Saft fehr bald 
verändert; in manchen jedoch behält er noch in ziemlicher Stamm- 
höhe feine Befchaffenheit bei, und ift manchmal trinfbar, wie 
z. B. beim Weinftoct (Thränenwaſſer), bei Thoa urens, Om- 
phalea giandra, Tetracera potatoria, Phytocrene gigantea. 
Meiftens jedoch wird der rohe Saft bald nach feiner Aufnahme 
. verändert, und heißt dann Nahrungsfaft CHolzfaft, latex), 
Sm Zellgewebe auffteigend, daffelbe nad; allen Richtungen durch— 
dringend, wird er je höher, immer mehr verändert, dichter, 
fräftiger, wobei ſich theild in den Zellen mannigfache Stoffe 
abjeßen, theild von den Zellen fecernirte Stoffe wieder in den 
Nahrungsſaft übergehen. Durch die Blätter wird der wäfferige 
Ueberfchuß deffelben in: Dunftform in die Atmofphäre ausger 
ſchieden; Einfaugung durch die Wurzel, und Ausdünftung durch die 
Blätter bedingen fich wechfelsweife der Stärfe nach. Im Frühling 
und Sommer, dann wieder Morgens und Mittags ift die Aus—⸗ 
dünftung am ftärfften, im Winter und Nachts ift fie am gering« 
ſten, oder findet gar nicht mehr Statt. Pflanzen mit großen 
und vielen Blättern dünften natürlich mehr aus, ald folche mit 
fleinen und wenigen; Befchaffenheit der Blattfuhftanz und Ober⸗ 
fläche, . vorzüglich aber fpezififche Wefenheit der Pflanze modifi⸗ 
ziren „wieder die andern Gefeke. Die verdunftete Flüffigfeit iſt 
geringer an Menge, als die eingefogene, und weicht von ge⸗ 
wöhnlichem Waſſer höchftend durch geringe Beimiſchung organi⸗ 
fcher oder unorganifcher  Beftandtheile ab.  Meiftend hat die 
verdunftende Flüfigkeit Dampfform, und ift daher unfichtbar; 
bisweilen aber wird fie zu Tropfen verdichtet, wie ſich ſolche öfters 
auf Spigen der Blätter: von Gräfern und andern Pflanzen zeigen, 


Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erſcheinungen ꝛe. 287 


ja von den Zweigen der Caesalpinia pluviosa, zuweilen auch 
der Pappeln und Weiden ald Negen herabfallen. Auch in 
Blüthenftänden, Blüthen und Blattftielen mancher tropifchen 
Pflanzen wird tropfbare Flüffigfeit abgefchieden. Mit der Augs 
dünftung der Pflanzen, wie anderer Körper wird Wärme Tatent, 
die Temperatur in ihnen und um fie alfo geringer, wodurch die 
Frifche und Kühlung im Waldesfchatten entiteht, ganze mit 
großen Wäldern bedeckte Gegenden Fälter, als offene derfelben 
Breite» find, mehr Regen, größere und zahlreichere Gewäffer 
haben. — Dem Wafferprozeffe beim Auffteigen, und der Affimi- 
lation des Saftes geht ein Luftprozeß zur Seite, durch welchen 
mancherlei gasartige Stoffe ausgefchieden, gebildet, und in Luft 
gangen und Gefäßen angehäuft werden. — Vergleicht man die 
chemifche Zufammenfeßung des zur Ernährung der Pflanze vor 
züglich dienenden Humusertrafts, welches aus 25,5 Kohlenftoff, 
8,3, Wafler, 65,,- Sauerftoff befteht, mit jener der verſchiedenen 
organischen Verbindungen, fo fieht man bald, welche vielfache . 
Trennung und Wiedervereinigung dieſer Grundftoffe in ganz 
andern Berhältniffen in jenen ftatt findet. Sp enthalten die 
fetten und ätherifchen Dele von 76 bis 88 Kohlenftoff; die 
Zuder von 58 bis 63 Waſſer; fehr viele organifche Verbindungen 
enthalten hingegen feinen Sauerftoff, aber bi8 12 Proz. übers 
fhüfigen Wafferftoff , von welchem im Humusertraft nichts vors 
handen if. Es muß alfo zur Herftellung der verfchiedenen 
Verbindungen bald mehr, bald weniger Sauerftoff aus dem 
Nahrungsfafte abgefchieden, hingegen Wafferftoff aus zerſetztem 
Waſſer aufgenommen werden. Der gasfürmige Inhalt der Luft 
höhlen und Gefäße ftammt zum Theil von dem aus dem Nah—⸗ 
rungsfaft und Wafler, fo wie von dem, aus der eingefchluckten 
und zerfeßten Luft ausgefchiedenen Sauerftoffgas. Schon oben 
wurde bemerft, daß im Finftern auch grüne Pflanzentheile feinen 
Sauerftoff, fondern Kohlenfaure aushauchen; vielleicht, weil bei 
Nachts: gefunfener Lebensthätigfeit überhaupt nur wenig Kohlens 
faure‘ zerfegt, fondern größtentheild aus dem Nahrungsfaft abs 
gefchieden und ausgehaucht wird. Da in der Iebenden Pflanze 
auch fchon gebildete Verbindungen häufig wieder in andere um⸗ 
gewandelt werden, fo muß auch hiedurch ein Wechfel in auf » 


988 Allgemeine Naturgeſchichte. VI. Buch." 


genommenen und ausgefchiedenen Stoffen gegeben fein, wie ders 
felbe fchon durch die verfchiedenen Tageszeiten bedingt ift, und 
in manchen Pflanzen, 3. B. in der ©. 219 angeführten Verea 
pinnata auffallend hervortritt. Die Ausfcheidung des Sauers 
ftoffs geht am ftärfften im direften Sonnenlichte vor ſich; am 
meiften Sauerftoff verfchlucden im Dunkeln die blattwechfelnden 
Bäume und Sträucher, etwas weniger die immergrünen und die 
frautigen Zandpflanzen, noch weniger die Sumpf und Waſſer⸗ 
pflanzen, am wenigften die Fettpflanzen; junge Blätter abforbiren 
hievon wieder mehr als alte. Grime Pflanzen fönnen im Finftern 
ihre Kohlenfäure nicht zerlegen, daher ihre fefte Maffe durch 
Kohlenftoff nicht vermehren, meshalb fie wäflerig, und wegen 
Anhäufung von Sauerftoff bleich bleiben; nicht nur im natürs 
lichen, fondern auch im ftarfen Lampenlichte werden fie fefter 
und grün. Die Charen, Moofe, Kebermoofe und viele 
Algen haben feine Luftgange, find aber fo gebaut, daß ihre 
- Bellen ziemlich alle mit Luft oder Licht in Berührung Fommen, 
und die fecernirten Gasarten unmittelbar nach Außen entweichen 
fonnen. Die mit Luftgängen verfehen Marchantien und Riccien 
verhalten fich gegen die Atmofphäre, wie die Gefäßpflangen; 
Konferven und Ulven erheben ſich fogar durch vermehrte Luft 
ausfcheidung an die Oberfläche des Waſſers. Nicht grüne Zell, 
pflanzen verhalten fi ich anders; die Flechten hauchen im Sonnen; 
lichte Kohlenſäure und Stieftof, Pilze im Licht und im Dunkeln 
Waſſerſtoff und Stickſtoff aus. Aehnfich verhalten fich die nicht 
grünen, phanerogamifchen Gefäßpflanzen. Auch die nicht grün 
gefärbten Theile fonft grüner Pflanzen, fo wie die im Herbſte 
roth und gelb werdenden Blätter hauchen Tag und Nacht Kohlen- 
fäure, zum Theil mit Stiefftoff gemengt aus, und verſchlucken 
Sauerſtoff woraus die nachtheilige Wirkung größerer, in ver- 
ſchloſſenen Räumen befindlicher Mengen von Blumen und Früchten 
auf den thierifchen Arhmungsprozeß entfteht. Manche Waffer- 
pflanzen, fo Utricularia, Aldrovanda vesiculosa und die Zange 
haben eigene Blafen, welche ſowohl zur Anſammlung von Luft, 
als zur Suspenſion derfelben an der Oberfläche. des Waffers 
dienen. — Aushauchung ded Sauerftoffd und Ausdünftung der 
Pflanzen gehören mehr der Verdauung CAffimilation) als der 


Bom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ꝛe. 289 


Arhmung anz die Aushauchung der Kohlenfäure während ber 
Nacht ift noch eher der thierifchen Refpiration zu vergleichen, weil 
hiebei Sauerftoff aus der atmofphärifchen Luft abforbirt, und mit 
Kohlenftoff wieder ausgehaucht wird. — Der ziemlich allgemein 
angenommenen Meinung, daß durch die Sauerftoffausfcheidung 
der Pflanzen die Sauerftoffverzehrung durch die Thiere aus— 
geglichen, alfo die Atmofphäre, ſtets verbeffert werde, wider: 
Sprechen manche Phytophyſiologen, weil nach ihrer Angabe die 
Pflanzen nur fo viel Sauerftoff ausfcheiden, als fie felbft vers 
zehren. — Bon den Blättern, den hauptſächlichſten Umwandlungs⸗ 
und Augfcheidungsorganen, fchreitet der veränderte Saft wieder 
zur Wurzel zurück, um aud) fie zu ernähren. Unter den Zellens 
pflanzen findet diefes Nückfchreiten vielleicht nur bei Hutpilzen 
ftatt; bei ven Gefäßpflanzen muß e8 ohne Ausnahme vorhanden ſein. 
Sn den Holzgewächfen geſchieht (Cnach Beobachtungen) das Auf: 
fteigen des Saftes befonders im Holze, das Abfteigen im Baft 
(beiden Monofotyleboneen) und der Rinde Cbei den Difotyledoneen). 
Unterbindet man z. B. einen Aſt oder Stamm, oder fchneidet 
man ein ringförmiges Stück Rinde bis auf den Splint heraus, 
fo verdickt fich der Stamm oder Aft ober der Wunde, weil der 
Rückfluß des Saftes gehemmt iſt, vorausgefeßt, daß oberhalb 
der Wunde Blätter oder Knospen vorhanden find, welche Nährs 
faft bereiten fünnen. Bäume, an welchen man demnad; den 
fogenannten Ringelfchnitt angebracht hat, tragen reichlicher Blü- 
then und Früchte, belauben und entlauben fich früher, Auch der 
auffteigende Saft vermag indeß, weil er auf feinem Wege mit 
Bildungsftoffen aus dem abfteigenden gefchwängert wird, Die 
aufwärts wachfenden Theile zur Entfaltung und zum Wachsthum 
anzuregen. Auch wird bei allen ausdauernden Pflanzen gegen 
den Herbft ein Vorrat von Nahrungsftoffen in den bleibenden, 
befonders den unterirdifchen Theilen angehäuft, welcher im Früh⸗ 
ling durch den eingefogenen rohen Saft wieder aufgelöst, und 
zur Ernährung der fich entfaltenden Organe gebraucht wird. — 
Das Cambium, der höchſt affimilirte, aus dem rohen Nährfaft 
entftandene Bildungsfaft, ftellt gleichfam durch eine‘ Art von 
Koagulation die neuen Gefäße und Zellen dar. Bei den diko- 
kr aa Holsgewächen wird dad Cambium im Frühling 
19 


290 . Allgemeine Naturgefchichte: VII. Buch. 


nach Ausbruch der Blätter vorzüglich zwifchen Holz und Rinde 
abgefegt, und ſtammt, wie neuere Verſuche erwiefen, aus der 
Rinde, nicht aus dem Holze, obwohl: bei der allfeitigen- Ber 
wegung der Säftemaffe an den verfdjiedenften Stellen des Pflanzen 
förpers bildungsfähige Materie abgelagert werden kann. Daß aber 
neben der vorherrfchenden auf» und abfteigenden Saftbewegung 
auch eine allfeitige vorhanden fei, beweifen unter andern jene 
Erfahrungen, wo Bäume, die mit andern verwadjfen, von ihren 
eigenen Wurzeln aber getrennt waren und an jenen ſchwebten, 
durch dieſe leßtern Bäume ernährt wurden und freudig fort wuchjen, 
obwohl deren Säfte nur an der Verwachfungsftelle in fie über 
gehen Fonnten, wie folche Beifpiele von 2 Buchen, 2 Weiß 
tannen, und 2 Sumpffichten bekannt find. — Bei der Aſſimi⸗ 
lation werden die in die Pflanze geführten unorganifchen Stoffe, 
befonders der Kalf und die Kiefelerde, theils in Kryftallen oder 
Konfrementen ausgefchieden, theils ald wahre und innige Ber 
fandtheile in das Cambium und die Fefigebilde aufgenommen, — 
Der eigenthbümliche Saft der Saftgange Milchjaft genannt, 
wo er, wie in Euphorbia, Leontodon, Chelidonium ‚etc. ger 
färbt ift,) wird mit dem abfteigenden Bildungsfafte zugleich. in 
den Blättern erzeugt, fließt nach. unten, und kommt öfters 
ganz unverändert bis in die Wurzeln. Mam hat foldy eigens 
thümlicyen Saft bei Pflanzen aller großen Abtheilungen gefuns 
den; er artet fich aber in verfchiedenen Gewächſen fehr verfchieden, 
und weicht auch oft nad) den verjchiedenen Theilen der Pflanze 
ab, Man hat ihn (nach der Meinung Einiger zu weit: gehend,) 
dem Blute der Thiere verglichen, ob er gleich nur wenig zur 
Ernährung der Theile abzugeben: fcheint. — Unbekannt iſt die 
Beſtimmung mancher aus dem Nahrungs: und Bildungs- viels 
feicht auch dem Milchſafte abgefonderten Säfte und feften Sub 
fangen, 3. B. ber flüchtigen Dele und Balfame, der: mancherlei 
FSarbftoffe, der Säuren, bittern Stoffe, der Pflanzengallerte, der 
Gummi⸗ und Zucerarten, Kryftalle, — welche alle, obwohl fte 
ausgefchieden, und zum Leben der Pflanze nicht mehr tauglich find, 
doc; nicht als Auswurfsftoffe angefehen werden können, da -fie 
von der Pflanze nicht ausgeftoßen werden. Wahre Ausmwurfs: 
ftoffe find hingegen die von den grünen Pflanzentheilen aus⸗ 


Bom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ıc. 294 


gehauchten Dünfte und Gafe, das Fohlenfaure Ammoniaf, der 
Flüchtige, der ſcharfe Niechftoff, welchen manche Blüthen, das 
Chlor, welches die Strandpflanzen aushauchen. Das Leuchten 
mancher Pflanzen fcheint auf der Ausfcheidung gewiffer, bei etwas 
gefteigerter Temperatur mit Lichtentwicklung verbrennehder Stoffe 
zu beruhen, oder auf dem bei Annäherung eines Lichtes fich ent: 
zündenden, flüchtigen Dele; überhaupt find die in die Atmofphäre 
verdunftenden flüchtigen Dele den Auswurfsftoffen beizuzählen, 
eben fo die ſchmierigen, Flebrigen, Abenden, fauren Säfte, welche 
aus Drüfen, Haaren, Blättern 2c. ausſchwitzen, der ftaubähnliche 
abwifchbare, aus Wachs beftehende Ueberzug, welcher ald Reif 
oder Duft Blätter, Früchte ꝛc. bedeckt; die falzigen Erfretionen 
mancher Strandpflanzen, der Honigfaft, Fryftallinifche Zucker, 
die audgeleerten Harze und Gummiarten, die Narbenfeuchtigfeit, 
die von den Wurzeln ausgefchwisten Subftanzen. — Was die 
Ernährung der Schmarogerpflanzen, nämlich der wahren, 
Nahrung aus der "Trägerpflanze ziehenden, und insbefondere 
wieder der phanerogamifchen betrifft, fo dringen fie mit. ihren 
Wurzeln und Saugwarzen bis zum Baſte und Holzförper ein, 
und erhalten alfo fowohl Nahrungs als Bildungsfaft. Die 
grünen Schmaroßerpflanzen (z. B. die auf fehr verfchiedenen 
Bäumen vorfommende Miftel, Viscum album, dann Loranthus 
europaeus ete,) dürften hiebei ein eigenes größeres Affimilationd- 
vermögen befisen, als die bleichen @. B. Cytinus Hypocystis, 
Lathraea,, Cuscuta, Monotropa , Orobanche); mit der übers 
haupt geringen Affimilationsfraft der Parafiten ſtimmen aber 
ihre fehr wenig entwicfelten Gefäße überein, welche alfo auch aus 
diefem Grunde nicht zur Leitung, fondern zur Regulation der 
Berarbeitung der Säfte beftimmt fcheinen. — Bei dem im Vorigen 
dargeftellten Prozeß der Affimilation ergiebt fich eine fucceflive 
Reihe von Produftionen, welche‘ die Pflanzen aus dem rohen 
Safte darftellen, der aus Rohlenfaure und Waffer befteht. Man 
'bemerft hiebei, ‚daß in den höhern Produkten der Sauerftoff 
immer mehr ausgetrieben wird, und endlich ein Ueberſchuß von 
Wafferftoff hervortritt. Die niedrigften Produftionen, die Pflanzen: 
fauren, ‚enthalten neben Kohlenftoff und Waffer noch etwas Sauer: 
ſtoff; eine höhere Reihe, zu welcher Zucker, Gummi, Stärf- 


29% Algemeine Naturgeſchichte. VAL. Bucı > 


mehl, Pflanzenfafer gehören, befteht bloß aus Kohlenftoff und 
Waſſer; die höchfte Reihe, -Dele und Harze begreifend, enthält 
neben Kohlenftoff und Wafler noch Wafferftoff. Die lebende 
Pflanze hält aber diefe Reihenfolge nicht. immer (obwohl meiftens) 
ein, die höhern Verbindungen aus den nächft niedrigern erzeugend; 
fondern kann oft einige Glieder überfpringen, und 3 B. aus 
niedrigen fogleich die, höchften darftellen. — Das Wahsthum 
der Pflanzen iſt gleichſam das Produft der Ernährung und Affir 
milation. Die ‚einzelnen Elementartheile wachen durch Aus⸗ 
dehnungz; aus dem Cambium erzeugen fich ftetd neue, wodurch 
ſich die Organe und hiemit die. ganze Pflanze vergrößern. Nach 
dem innern Bau modifizirt fi das Wachsthum auf verfchiedene 
Weiſe. Unter. den Zellpflanzen wachen die einfachften Pilze 
und Algen, wie die einfache Zelle, durch bloße Ausdehnung ihrer 
Membran; Fadenpilze, Fadenalgen, Characeen ſetzen über den 
alten. Zellen neue an. Bei den Flechten findet centrifugales 
Wachsthum ftatt, indem ſich nach allen Seiten in gleicher Ebene 
neue Zellen anlegen, und das Lager ſich hiedurch vom Centrum— 
nach der. Peripherie vergrößert. Daffelbe geſchieht beim Hut 
vieler Pilze, während der Strunf deutlicdy; in die Lange wächst, 
was bei Keulen- und Kernpilzen: aber: auch für die-fruchttragens 
den Gipfel gilt. In die Länge wachfen auch die Algen, die mit 
ftiel- oder ftrauchartigen Lagerfiamm  verfehenen Flechten, Moofe 
und Lebermoofe Die Erygptogamifhen Gefäßpflanzen 
wachen anfangs durch Ausdehnung der Efementartheile in die 
Dicke, dann nur in die Länge, vom: Gipfel des Stammes und 
der Aefte aufwärts, indem fic alle neuen Efementartheile nur 
über den alten anfeßen, und der. wiederholt verjüngte Gipfel ſich 
abfagweife bis zu jenen Blättern verdickt, ‚welche Die normale 
Größe erreicht haben, worauf: dann der Stamm an Dice ſich 
gleich bleibt. Man kann diefes- Wachsthum: gegen den Gipfel 
und in die Länge als centripetales bezeichnen und es dem 
centrifugalen entgegenfegen. «Die Monokotyledoneen wachſen 
ebenfalls durch fortwährende Verlängerung des Stammes nach 
oben, nehmen: aber hiebei mit dem Alter an Dice zu, indem 
außerhalb der ‚alten. ftetd neue Gefäßbündel entftehen, alfo neben 
dem Gipfelwachsthum auch ein peripherifches eintritt, bei welchem 


Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen sc. 293 


eben die im Umfang des Stammes ftetd neu erzeugten Gefäß 
bündel es find, die die Verlängerung nad; oben herbeiführen, 
während bei den Farrn ꝛc. nur die einmal vorhandenen ſich ent 
wickeln. Die verhältnigmäßige Dünne mancher monofotyledonis 
ſchen Stämme, 3. B. der Rotangpalmen rührt von der außers 
ordentlichen Feinheit ihrer Gefäßbündel her. Alle Monofotyles 
doneen wachfen nur nach einer Richtung, nämlich; vom Grunde 
des Stammes gegen den Gipfel hin. Die Gefäßbündel ver 
Monofotyledoneen ftehen übrigens immer von einander getrennt, 
weshalb durd; fortwährendes Anfegen der neuen um die Altern 
feine fchichtenweife Anlagerung, Feine Holz: und Baftringe ent 
stehen. Der Stamm der Difotyledoneen zeigt wie jener der 
Monofotyledoneen neben dem Wachsthum in die Länge auch eines 
in die Dice, alfo ein peripherifches; erftere wachfen aber nicht 
wie leßtere, bloß nach einer Richtung, fondern nach zwei ganz ent- 
gegengefeßten, und wegen ihrer, in konzentrifchen Kreifen ftehenden 
Sefäßbündel, durch fortwährendes Anfegen neuer Ringe, Hiebei 
bilden fich zwifchen Baft und Holzkörper die neuen Gefäßbündel, 
zwifchen Baft und alter Rinde die neuen Rindenlagen: ein 
- Prozeß, der bei den Zjährigen Difotyledoneen fich nur einmal, bei 
den Holzgewächfen alle Jahre wiederhoft, und weßhalb deren 
im Winter feft mit dem Holze verwachfene Rinde, ſich im Früh— 
fing leicht ablöfen läßt. Das Holz der Difotyledoneen wächst 
‚von der Are nad) dem Umfang, ift daher zunächft um die Are 
am älteften, die Rinde wächst vom Umfang gegen die Are, ift 
daher zu Außerft am älteften, wo fie deshalb abftirbt und platzt. 
— Bei manchen unferer Bäume erfolgt zwiichen der weiten 
Hälfte des Zuli und der erften des Auguft ein neues Eindringen 
von Cambium CAuguftfaft), und daher neue Ablöslichfeit der 
Rinde. In der Rinde lafjen fich Feine Sahrringe, fondern ftets 
nur 2 Schichten, eine äußere, abgeftorbene, meift braune, und 
eine innere, faftreiche, oft grüne erkennen. Mehrere Jahre uach 
der Bildung der Sahrringe werden die Wände ihrer Zellen dicker, 
härter, dunfler, und damit geht der Splint in dauerhaftes, braud)- 
bares Kernholz über. Die Härte ded Holzes läßt fich nicht 
immer in Beziehung mit Schnelligfeit des Wachsthums, Blatt: 
wechfel ıc, feßen, Doch haben im Ganzen die langſam wachfenden, 


29A Arggemeine Naturgeſchichte. VEL Wuch · 


immergruͤnen Baͤume ein feſteres Wachsthum als wie ſchnell⸗ 

wachſenden und blattwechſelnden. Die Jahrringe der langſam 
wachſenden Bäume find viel dünner, als jene der ſchnellwachſen⸗ 
den; ihre Dice weicht aber felbft am felben Baum nad; Bes 
fchaffenheit der Sahrgange und nach dem Alter ab, auch ift der 
einzelne Ring an verfchiedenen Stellen verfchieben dick, und alle 
zufammen find felten genau Fonzentrifch. Mit dem Anfeten neuer 
Holzringe und Nindenlagen hängt dad Längenwachsthum der 
Jungen Aeſte und Triebe genau zuſammen, weicht überhaupt nur 
in der Richtung von jenem ab, da die neuen Holz⸗ und Rinden⸗ 
Tagen ſich nicht bloß zwiſchen die ältern einfchieben;, ſondern fich 
auch über fie hinaus fortfegen. 'Seder Holzring, vom Grunde 
des ' Stammes ‘bis in die Gipfeltriebe für fich gedacht, "bildet 
einen ſehr verlängerten Kegel, welcher von dem nächftfolgenden 
eingehüllt und überwachen ift, weshalb 3. B. Nägel, Infchriften ıc. 
in ven jungen Baum 'eingefchlagen oder eingefchnitten, noch im 
Innern des alten aufgefunden werden fönnen.' Die Martröhre 
verengert fich nicht, fondern behält den Durchmeffer, welchen ffe 
im. Triebe des erſten Sommers hat, ftets bei. Nach Entwicklung 
der Knospen aus jenem ſtirbt das Mark ab, mit Ausnahme der 
Stellen, wo Knospen und Blätter entſpringen. Die ſogenannte 
Martfcheide (vagina' medullaris) iſt eigentlich nur die innere 
Lage des erften Jahrrings. Unter den Monofotyledoneen ftimmen 
die, nur. mit einem centralen Gefäßbündel verſehenen Najadeen, 
im Wachsthum mit den Fryptogamifchen Gefäßpflangen überein; 
eben ſo verhalten ſich unter den Dikotyledoneen die Halorageae, 
Ceratophyilum-und die Cyeadeas, während die Pfefferarten ſich 
mehr den Monokotyledoneen nähern. Die dikotyledoniſchen Baum⸗ 
ftämme find im Verhältniß zu ihrer Ränge immer viel ‚dicker, 
als: die monofotyledonifchen; 'aber unter den difotyfedonifchen 
Schlingpflanzen giebt ed welche, die bei großer Dünne die außer 
ordentliche Länge von hundert oder mehrern hundert Fuß erreichen, 
wie «manche Passiflorae, Cobaea scandens etc. — Alle Ge⸗ 
faͤßpflanzen wachſen theils von ihrem Gipfel aus durch End 
knospen, theils durch Streckung ‚der Schon ‚gebildeten Interfoliars 
theife, weshalb man am jungemStamm in gleichen Zwifchenräumen 
‚angebrachte Zeichen ' bei beendigtem Wachsthum — * 


Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ꝛe. 995 


findet, zum Beweis, daß: der Stamm in allem Theilen gewachſen 
iſt. Theilt man die einzelnen Interfoliartheile in Grade, fo 
ergiebt fich ein ſtärkeres Wachsthum der untern Grade, welche 
noch fortfahren, fich zu flrecfen, nachdem die obern ſchon zu 
wachfen aufgehört haben. Dieſes erfolgt dadurch, daß die neuen 
Elementartheile fich nicht von unten nad) oben, fondern aus dem 
abwärts firömenden Cambium won oben nach unteit anfegen, 
in jedem Interfoliaxrtheil die obern Theile daher die ältern find, 
und deſſen Bildung daher vom Blattgrunde abwärts bis zum 
nächften untern Blatte fortichreitet. So bildet fich auch die Blatt: 
fcheibe immer: früher aus, als der Interfoliartheil des Blattes, 
und die ganze Pflanze wächst zwar nach oben, indem fich immer 
ein Interfoliarcheil auf dem andern bildet, aber jeder einzelne 
Suterfoltartheil verlängert ſich hiebei nach unten. Die Wurzel 
hingegen, welche feine Interfoliartheile zeigt, verlängert fich,. 
und zwar fowohl die, Stammmurzel, als die Wurzelzafer ſtets 
nur aus der Spitze, alfo durch Anlagerung neuer Theile am 
vordern Ende,  Ausdanernde Wurzeln wachfen durch neue Gefäßs 
bündelfreife gleich dem Stamme auch in die Dicke; viele Zafern 
verdicken fidy nur wenig,-und werden bald durch neue erfeßt. — — 
Das. Wachsthum richtet fich nach der Aufnahme und Affimilation 
der Nahrungsjtoffe,  ift daher vom Frühling bis zur Mitte des 
Sommers am ſtärkſten, nimmt von da bis in den Herbft ab, 
und fieht im Winter mehr: oder weniger fill. Viele Kraut 
gewächfe bedürfen aber nur einen oder weniger Monate zur 
Entwidlung , die immergrünen Bäume: wachfen vielleicht das 
ganze Jahr, viele Zellpflanzen im Spätherbft und Spätwinter. 
Am Tage erfolgt das Wachsthum viel ftärfer als bei Nacht. 
An diefe Darſtellung des Wachsthums Fnüpfen wir jene 
von der Entfaltung und dem tebensverlaufe der Blätter 
und Blüthen: Die Blätter find fchon in derigefchloffenen 
Knospe vorgebildetz die Blattfcheibe wird: in der gefchloffenen, 
fo wie in der ſich entfaltenden Knospe früher entwicelt, als der 
Blattſtiel. Das periodifche Ausfchlagen der Blätter hängt einmal 
von der fpeziftichen und individuellen Lebensthätigfeit, dann von 
ber früher oder fpäter eintretenden Frühlingewärme ab: Sobald 
im Frühling einmal: die Zeit da ift, entwideln fich die Knospen 


396 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch. 


auch bei ungünftiger Witterung und niedriger Temperatur bie 
zu einem gewiffen Grade. Die hiebei bemerfbare Periodizität 
liegt nicht allein im Verhältniß der Erde zur Sonne, fondern 
ift auch den Pflanzen felbft eingeprägt, und wird in den aus⸗ 
dauernden habituell; ohngefähr fo, wie ein Menfch nach genügen- 
dem Schlaf auch ohne Licht und Schall erwachen würde. Mögen 
im Februar auch noch fo warme und heitere Tage eintreten, fo 
wird die Pflanzenwelt in ihrer Entwidlung nie fo vorwärts 
fehreiten, wie im April bei rauher Witterung, wenn diefer auch 
noch Feine milde vorausgegangen ift. — In der Knospe find die 
Blätter weißfich oder gelb, am Lichte werden fie zuerft röthlich, 
gelb, dunfelviolblau, nach begonnener Aushauchung und Aus- 
dünftung röthlich oder violbläulich geldgrün, dann Tebhaft grün, 
gegen den Sommer dunfler grün. Die grüne Farbe entfteht 
durch das Chlorophyll, welches durch die Dberhaut durchicheint, 
wird daher bei undurchfichtiger oder mit Haaren, Drüfen beſetzter 
Oberhaut gedämpft. Wahrfcheinlich beruht die gelbliche Färbung 
der Blätter in der Knospe auf: einem Ueberſchuß von chemifch 
gebundenem Waſſer; je mehr diefes entweicht, deſto gefätligter 
grün erfcheint die Farbe. Die rothe Farbe vieler Blätter, und 
die rothen Flecken auf grünen Blättern beruhen wohl darauf, daß 
in Folge einer befondern (doch nicht Franfhaften) Richtung der Lebens: 
thätigfeit der grüne Farbftoff ftarf entwäffert wurde, und eine Säure 
zu ihm getreten ift, wie folche-eigenthümliche Thätigfeit auch die 
weißen oder gelben Flecken, die bleiche oder röthliche Farbe vieler 
Schmarogerpflanzen, mancher Mooſe ꝛc. bewirkt. Außer dem 
Eichte, der Haupturfache des Ergrünens, müſſen auch noch man: 
cherlei innere'Urfachen zutreten, um die Bildung ‚oft reichlichen 
Chlorophylls in manchen, dem Lichte unzugänglichen Pflangentheifen, 
3. B. im Keim und Samen möglic; zu machen. — Man beobachtet, 
daß die Blätter, dieſe fo lebendigen, für das Leben der ganzen 
Pflanze fo wichtigen Drgane bei Tag: ihre ‚obere, Fläche dem 
Lichte zuwenden, bei Nacht dieſe Fläche durch verfchiedene Bie- 
gungen anders legen. Die Blätter der Sauerfleegattungen und 
der Porliera hygrometrica nehmen die fchlafende Stellung auch 
am Tage bei trüber oder regnerifcher Witterung an; die Blätter 
der. Sinnpflanzen: thun dieſes anf mechanifche Reize. Es ift 


Dom Leben der Pflanzen 11. feinen Erfcheinungen ꝛe. 297 


überhaupt in der. Pflanze eine Anlage zu ſolchen periodiſchen 
Bewegungen vorhanden, welche fich nicht bloß beim Einfluß oder 
Mangel des Lichtes Außert. Die fchlafende Stellung. der Blätter, 
wobei ſich diefe bald zufammenlegen, bald herunterhängen, ‚bald 
ſich aufrichten, bald um den Stengel ‚oder Blattftiel rollen 2c. 
wird übrigens mit einer gewiffen Kraft und.Beharrlichfeit ein 
gehalten, die keineswegs auf Erfchlaffung der Lebensthätigfeit 
fchließen Taßt. — An den einjährigen Pflanzen fterben zuerft die 
untern Blätter; allmälig, wie die Pflanze blüht und Frucht 
treibt, auch die obern, ohne abzufallen; bei unfern Bäumen und 
Sträuchern aber Löfen fie ſich meiſtens an ihrem mit dem Afte eins 
gelenkten Blattftiel, und fallen ab; bei zufammengefegten Blättern 
löſen ſich öfters zuerft die einzelnen Blättchen von der erft fpäter 
abfallenden Blattipindel. Bei mehrern Meltaceen entwiceln 
fi) die obern Theilblättchen erft, nachdem. die untern bereits 
abgefallen find, und die Blattfpindel wächst hiebei zu einem Alte 
aus. Bei den Blättern unferer meiften Laubhölzer, auch der 
krautigen Pflanzen geht vor dem Abfallen im Herbfte die, grüne 
Farbe durch allmäliges Sinfen und Aendern der Lebenskraft, 
wobei Sauerftoff, Kohlenfaure und Wafler ftatt ausgefchieden, 
zurücgehalten werden und das Chlorophyll umbilden, nach der 
Farbenfolge im Spektrum in bunte über, (oft nad) derfelben, 
jedoch umgekehrten Drdnung, welche bei Entfaltung. der Knospe 
ftatt fand,) wobei das Licht wieder ald modifizirende Potenz aufs 
tritt, und Boden und Witterung gleichfalls ihren Einfluß geltend 
machen. Am’ Boden Tiegend und der Feuchtigfeit ausgefeßt, 
werden die Blätter dann braun oder fchwarz, und hiemit ift erft 
ihr Tod eingetreten. Immergrüne Blätter nenut man jene, 
welche einen oder mehrere Winter überftehen, bevor fie abs 
fallen. — Wie in der Form, fo treten auch in ‚der Farbe der 
"Blätter Aenderungen ein, wenn fie fi der Blume: nähern, fo 
daß Brafteen und Kelche gelblid; und roth, feltener blau und 
violett gefärbt erfcheinen, wobei die dem grünen Blatte eigenen 
Funftionen defto mehr zurücktreten, je weiter die Farbe folcher 
Theile im Spektrum vom Grün entfernt iſt. Was die: Ent 
- faltung und den Lebenslauf der Blüthen betrifft, ſo ſind 
bereits wieder in der Blüthenfnospe oder: dem Blüthenfnopfe die 


298 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch, 


verschiedenen Bfüthentheife Fenntlich vorgebildet. Die zufammens 
gerollten Blätter der Blüthendecke entfalten ſich meiſtens von den 
Spitzen aus; ſeltener beginnt die Entfaltung von der Baſis, 
und die Spitzen oder Ränder bleiben zuſammenhängend. Sin den 
Staubgefäßen ift wieder der der Blattfcheibe entſprechende 
Staubbeutel vor dem Staubfaden entwiceltz im Piftil Eierſtock 
und Narbe vor dem Griffel und Stempelträger. Die Eichen 
find ſchon in der gefchloffenen Blüthenfnospe vorhanden. Das 
Aufbrechen diefer Teßtern erfolgt bei jeder Pflanze zu beftimmter 
Sahreszeit, fo daß vom Winter und Frühling an, wo fidh die 
Nießwurz, das Schneeglöckchen, die Frühlingsfnotenblume ent- 
falten, bis zur Zeit, wo die Aftern, die Zeitlofe, der Safran 
erfcheinen, eine ununterbrochene Folge blühender Pflanzen fid) 
ablöst, welche die fogenannten Blüthenfalender angeben. 
Da die füdliche Halbfugel der nördlichen entgegengefeste Jahres⸗ 
zeiten hat, Cweßhalb in unfern Treibhäufern die Frühlings 
pflanzen jener im -Spätherbfte, deren Sommer: und Herbftpflanzen 
im Frühling und Winter blühen, was wieder für die ©, 296 
erwähnte, den Pflanzen eingeprägte Periodizität ſpricht,) fo vers 
geht Fein Monat, in welchem nicht auf der Erde Pflanzen 
blühten. Sehr milde oder fehr rauhe Witterung vermag die 
Blüthezeit übrigens un einen Monat oder nrehr zu befchleunigen 
oder aufzuhalten, und in fehr milden Herbften blühen manche 
Pflanzen zum zweitenmale. Die Kultur vermag ebenfalls Zeit 
des Blühens und Fruchttragens abzuandern; man hat früh und 
fpät blühende Obftforten und Nusfräuter, und unfere Obſtbäume 
auf die füdliche Halbfugel verfegt, follen nach einigen Sahren 
Aufenthalt im dortigen Frühling blühen. Cinige Pflanzen, wie 
Viola tricolor, Senecio vulgaris, Urtica urens, Lamium pur- 
pureum, Poa annua blühen faft das ganze Jahr. Manche 
Pflanzen entfalten noch vor- den Blättern ihre Blüthen, weil die 
biezu nöthige Nahrung in Knollen und: Zwiebeln bereit Tiegt, 
während diejenigen, bei welchen dieſes nicht der Fall ift, Zur 
führung des Nahrungsfaftes erft durch die Blätter erwarten 
müffen, und daher nur nad) diefen blühen Fünnen Die Dauer 
der Blüthezeit wird wieder durch fpegififche Anlage, Wärme und 
Licht beftimmt, und durch Erhöhung Tebterer abgefinzt. Die 


Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erſcheinungen ꝛc. 299 


Blüthenfnöpfe der meiften Pflanzen bleiben, wenn einmal ges 
öffnet, immer. bis zum Verblühen- offen; bei manchen jedoch 
öffnen fie fich zu gewiffen Tageszeiten, und fchließen fich zu 
andern wieder. Manche Blüthen dauern nur eine oder wenige 
Stunden; andere öffnen und fchließen fich nad den Witterungsvers 
hältniffen Cmeteorifche Blumen). Auch das Deffnen und Schließen 
Machen und Schlaf) der Blüthen beruht nicht bloß auf dem 
Lichte, fondern, indem es bei verfchiedenen Pflanzen zu ganz 
verfchiedenen Zeiten eintritt, auf der fpeziellen Wechlelwirfung, 
in welche, ihrer innern Anlage gemäß, eine Pflanze mit dem - 
Lichte tritt. Dieſes verfchiedene Eintreten macht übrigens Die 
Anordnung einer fogenannte Blüthenuhr möglich. — Die bei 
manchen Pflanzen erft nach Untergang der Sonne eintretende 
Ausscheidung von flüchtigem Riechftoff ſcheint mit der nächtlichen 
Erfretion überhaupt zufammen zu hängen. — 

Die bunten Farben der Krone und des Perigond ent 
‚ftehen während oder furz vor der Entfaltung aus der grünlichen 
Farbe, welche jene im Blüthenfnopfe hatten, indem hiebei eine 
beftimmte Farbenreihe durchichritten und diefer gemäß Cauf ähn- 
liche Weife, wie beim Gelb- und Rothwerden der Blätter im 
Herbte,) das Chlorophyll umgewandelt wird. Allen fo hödhft 
mannigfachen Blüthenfarben liegen außer dem Chlorophyll nur 
zwei Farbtoffe zu Grunde, ein blauer und ein gelber, Anthos 
fyan und Anthoranthim Die weiße Blüthenfarbe entfteht 
durch das in größern Maflen weiß erfcheinende Zellgewebe, 
welches hier. manchmal vollkommen farblofen, meiftens jedoch 
fchon fehr ſchwach blau, gelb oder grün gefärbten Ertraftivftoff 
enthält, weßhalb auch das ganz reine Weiß nur felten vorfümmt, 
Das Anthofyan, die Grundlage der blauen Blumen, wird durch 
weniger oder mehr Säure violett oder roth, und färbt fo die 
violblauen und rothen Blumen; es feldft ift wahrfcheinlich fehr 
entwäflertes, daher blaues Chlorophyll, welches durch Säure 
roth werden kann. Dad Anthoranthin ift gegen Säuren und 
Alkalien wenig empfindlich, und daher erhalten die gelben Bus 
men leichter ihre Farbe, als die blauen und rothen. Vermuthlich ift 
auch diefer Farbitoff aus dem Chlorophyll hervorgegangen, wel: 
ches durch chemifche Bindung von Waller gelb wird. Mit 


500° Allgemeine Naturgefchichte. VII. Bug: 


diefen Farbftoffen findet fich übrigens noch ein eigener harziger 
Stoff (Blumenharz) von weißlicher, gelblicher, gruͤnlicher Faͤr⸗ 
bung verbunden. Die außerordentliche Mannigfaltigkeit ver 
Nuangen iſt auch noch bedingt durch Menge und Sättigung der 
Farbftoffe, Anhäufung derfelben in der Oberhaut oder Mittelfchicht 
oder beiden, Aufeinanderliegen zweier Farbftoffe, Durchfichtigfeit 
der Zellwände u. a, dgl. Verhäftniffen , welche ſich großentheils 
phytotomifch nachweifen Taffen. So erfcheinen manche Blumen 
fenerig roth, indem unter dem rothen Farbftoff gelber liegt; braun, 
wenn unter dem bfauen Farbftoff Chlorophyll durchfchimmert; 
- Schwarz, wern das Anthofyan fehr rein und intenfiv auftritt ꝛc. 
Bei den buntgeflecten oder geftreiften Blumen find einzelne 
Zelfen oder Zellparthien mit verfchieden gefärbtem Safte erfüllt, 
was zugleich auf befondere Tebensthätigfeit derfelben hinweist. 
Der mannigfaltigften Abftufungen durch Intenfität, Säuerung, 
Unterfagerung ift das Anthofyan fähig ; das Anthoranthin bringt 
weniger Töne hervor, Hiemit "hängt auch die größere Veräns 
derlichfeit zufammen, welche die Blüthen der blauen Reihe in | 
ihrer Färbung zeigen, indem in der Natur. viel mehr Blumen 
zwifchen Blau, Roth, Violett, Weiß hin und her ſchwanken, ald 
zwifchen Gelb‘ und Weiß, oder zwiſchen Gelb und seiner Farbe 
der blauen Reihe. So fommt Viola odorata dunfelblau, violett 
und weiß, Myosotis palustris hellblau, rofenroth und: weiß, 
Anagallis: 'arvensis mennigroth, roth und weiß gefledt, "blau 
vor ꝛc. Doch ändert Anemone alpina aus weiß in gelb, Viola 
tricolor aus violblau in gelb. Die Veränderungen, welche die 
Kultur an Gartenblumen bewirft, fallen auch meift zwifchen 
Blau, Biofett, Roth, Weiß; feltener find die Uebergange aus 
Blau oder Roth in Gelb. Weiß ift überhaupt Feiner der beiden 
Farbenreihen beizuzählen, fondern fchlägt in beide über. — Im 
Blüthenfnopf find die Blüthen grünlich, werden darauf durch 
Entfärbung des Chlorophylls weißlich, und erhalten dann erft 
die ihnen zufommende Farbe, ° Obwohl die rothe Farbe aus der 
blauen durch Säuerung hervorgeht, fo ift fie doch oft früher vor; 
handen als 'diefez fo daß z. ©. bei Pulmonaria, Anchusa, 
Echium , Myosotis die fchon geöffneten Blumen noch roth find, 
und erſt fpäter wiolett. oder blau werden, Wenn Blüthen 


- 


Vom Leben der Pflanzen u, feinen Erfcheinungen sc, 301 


. während ihrem Leben Farben ändern, fo geſchieht diefes meiftens 
in der gleichen Reihe, feltener findet ein Springen: von einer 
in die andere ftatt, wie bei Myosotis versicolor , wp die Blumen 
beim Aufbrechen gelb find, dann blau werden, oder bei Cheiranthus 
mutabilis und scoparius , wo fie aus Gelb durch Drange in 
Roth und Violblau übergehen, was aud im Finftern gefchieht, 
alfo auf innerer Thätigfeit beruht. Manche Blüthen nehmen 
beim Abfterben noch andere Farben an; fo werden die rothen 
Blumen von Orobus tuberosus und vernus beim Berwelfen 
blau, gelb⸗ und weißblühende Nachtkerzen (Oenothera) roth; 
die in einem Tag verblühende Blume von Hibiscus mutabilis 
iſt am Morgen weiß, Mittags fleifchroth, Abends dunkelroth. 
* Die Farbenänderungen, welche manche Blüthen beim Trocknen 
im Herbarium erleiden, (fo werden blaue Campanulae weiß, 
gelbblühende Oenotherae roth, Primulae grün) beruhen großen: 
theild auf Bildung von Anthofyan, welche durch Ausfcheidung 
von Waffer aus dem Chlorophyll oder Anthoranthin erfolgt. 


* * 
* 


Nach S. 284 gehören in die zweite Klaſſe jene Lebens—⸗ 
verrichtungen der Pflanzen, welche deren Vermehrung und 
die Erhaltung der Gattung bezweden. 

Die Vermehrung iſt einigermaßen dem Wacsthum 
verwandt, inſoferne fie zur Vergrößerung der Pflanze beiträgt, 
wenn die durch Vermehrung entftandenen Bildungen feine eigenen 
felöftftändigen Pflanzen darftellen, fondern mit derjenigen vereint 
bleiben, aus welcher fie hervorgegangen find. Den ©. 260 aufs 
gezahlten viererlei Bermehrungsorganen entfprechen eben fo viele 
Vermehrungsarten. — Ge nachdem die Vermehrung durd 
Knospen nur mittelft Gipfel: oder auch durch Seitenfnospen 
erfolgt, entfteht ein einfacher oder verzweigter Stamm. Gipfel⸗ 
fnospende Pflanzen find die meiften Bryum, Gymnostomum, 
Splachnum , Polytrichum, die baumartigen Farrn, die meiften 
‚Palmen, viele Gattungen von Aloe, die Cycadeae, Carica, 
Theophrasta. Zahfreicher find. die winfelfnospenden Gewächfe, 
zu welchen Hypnum, Leskea, Hookeria, Sphagnum , die 
getrenntblätterigen Lebermoofe, die meiften Fryptogamifchen 


302 Allgemeine matutdeſchichte VII. Buch. 


Gefaͤßpflanzen, alle ausdauernden Gräfer und Cyperaceae, die 
meiften Smilaceae und Najadeae, faft alle Difotyledoneen ges 
hören. Nach Umftänden können -indeß auch gipfelfnospende 
Gewächſe Seitenfnospen erzeugen, Die anatomifchen Syſteme 
‚der Knospe ftehen ſtets mit denen der Mutterpflanze in Vers 
bindung; über der Stelle, wo ſich die Gefäßbündel des Stammes 
oder Aftes nad; außen biegen, um in die Blätter über zu gehen, 
feßen ſich meift fchon gleichzeitig mit der Entfaltung der Knospe 
die Gefäße zu den neuen Knospen an, und entwickeln ſich weiter. 
Deßhalb beginnt die Erzeugung der Knospen im Frühling mit 
bem erften Ausbrechen der Blätter; fie wachlen mit diefen fort, 
und entwideln fich entweder noch im näamlichen Sommer, wobei - 
fie von den Blättern ernährt werden, oder erft im nächften 
Frühling, wo ihre Ernährung durch die in Stamm und Wurzeln 
‚abgelagerten Nahrungsftoffe gefchieht. Die überwiegende Ent 
wicklung der Gipfelfnospen beruht auf dem Streben der ganzen 
Pflanze nad) oben, und auf der frühern Ankunft des Saftes in 
der Richtung der Hauptare. Manche Bäume, wie. Populus 
italica , treiben im RUN, Spmmer noch eine zweite Gipfel⸗ 


und hängt von der —— des Bodend,, von Licht und 
Wärme ꝛc. ab, Ein höherer Grad von Licht und Wärme und 
ein trocener Boden bewirken furze, fefte, holzige Triebe, Schat- 
ten und Feuchtigkeit Tängere und weichere. Die verfdjiedene 
Lange der Triebe bei verfchiedenen Pflanzengattungen hängt 
wieder von ihrer. fpezifiichen Organifation und Lebensthaͤtigkeit 
ab. Im Ganzen wachſen Bäume um fo weniger in die Länge, 
je. fefter ihr Holz ift, und je mehr es beim Verbrennen Kohlen, 
ftoff liefert, Die Art, wie die aus den, Knospen erzeugten 
Triebe in die Dicke wachſen, ſtimmt ganz mit der ihres Stam⸗ 
mes überein. Gipfel: und Seitentriebe zählen ſtets wenigftens 
einen Sahrring weniger, als, der Aft oder Stamm, aus welchem 
fie entfprungen find. Der junge Trieb bereitet fich ſelbſt feinen 
Nahrungs» und Bildungsfaft aus dem ihn. von der Mutter 
pflanze zugeführten rohen Stoffe ;.er offenbart hiebei eine eigene 
_ abgeichloffene Lebensthätigfeit, ſo daß. 3. B. ein Zweig mit 


Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen :c. 303 


weißem Holze auf einen Stamm mit rothem Holze gepflanzt, 
fortwährend nur weiße Holzringe anfeßt, wie auch die Rofens 
ftöcfe mit verfchiedenfarbigen Blüthen, die Obftbäume mit meh— 
rern Früchten beweifen, — was dadurch bewirft wurde, daß 
man auf fie Zweige mehrerer Gattungen pfropfte, von welchen 
jeder fortwährend die ihm eigene Blüthe oder Frucht erzeugt. 
Diefes Vermögen der Knospen, bei der Entwidlung auf einem 
fremden Stamm (oder auch einer fremden Wurzel) von diefem 
ernährt zu werden, und doch die Befchäffenheit ihrer Gattung 
beibehalten zu können, ift auch öfonomifch höchft wichtig und 
macht die verfchiedenen Fünftlichen Vermehrungsarten möglich, 
welche als Dfuliren, Propfen und Abfäugen bekannt find, 
und über welche unten das Nöthigfte beigebracht wird, Man 
bemerkt bei diefen Operationen zwar, daß zwifchen der zu. 
impfenden Pflanze, und jener, auf welche fie geimpft wird, eine 
organische und phyſiologiſche Berwandtfchaft ftattfinden müffe, wenn 
ſie von Erfolg fein follen: doch artet fich dieſe VBerwandtfchaft 
haufig anders, als es die fnftematifche Stellung erwarten Tieße, 
inden 3.3. der Birnbaum fich nicht auf den fo nah verwandten 
Aepfelbaum, aber wohl auf den Duittenbaum impfen laßt, die 
Reifer der Kirfchbäume nicht auf den fo nahe verwandten 
Pflaumen⸗, Aprikoſen⸗, Pfirfich- und Mandelbäumen gedeihen, 
hingegen wieder immergrünende Bäume auf  blattwechfelnde, 
3. B. der Delbaum auf die Efche und Ligustrum vulgare, 
Pyrus japonica auf Crataegus — — gepfropft werden 
fönnen, und dabei der Winterfälte viel beſſer widerſtehen, als 
wenn fie aud Samen gezogen worden wären. Die aus Smpflins 
gen hervorgegangenen Zweige liefern größere und fchmafhaftere 
Früchte, leben aber Fürzere Zeit, als andere, weil überall im 
Pflanzenreiche eine Hemmung des individuellen Lebensprozeſſes 
G. B. durch Abnehnten der Blätter, den Ringelfchnitt ıc.) zwar 
den Fortpflanzungsprozeß fteigert, aber Die Lebensdauer verfürzt. — 
Die Zwiebel, welche den Stamm fo fehr überwiegt, kann aus 
diefem bei ihrer Entwicklung nur wenig Nahrungsftoff erhalten, 
weßhalb in den diefen Schalen der Zwiebel ſelbſt Nahrungsftoff 
abgelagert wird, welcher durch die aus den Wurzelfafern auf 
fleigende Weuchtigkeit aufgelöst wird, und gur vorläufigen 


3504 | Allgemeine Naturgefchichte. VII. Bud. 


Ernährung der jungen Triebe, bis zu deren Entfaltung dient. 
Hiebei verlängert fich Cim Gegenfaß zur Knospe) die Are der 
Zwiebel nicht, fondern nur das fchon dem Blüthenftand anges 
hörende Snterfoliarfyftem; geht wirklich ein bebfätterter Stengel 
aus der Zwiebel hervor, fo erhebt fich derfelbe aus einer eigenen, 
‚mehr oder weniger deutlich von der Mutterzwiebel verfchiedenen 
Knospe. Gleich den Knospen treiben auch die meiften Zwie—⸗ 
bein jährlich im Frühling ihre Blätter, Blüthen oder Stengel. 
Bis zur Fruchtreife ife der in ihnen aufgehäufte Nahrungsſtoff 
aufgezehrt worden, und mit dem Abfterben. der oberirdifchen 
Theile hat der Trieb in diefer Richtung aufgehört ; zugleich aber 
haben fich, wie Knospen in den Blattwinfeln, fo Brutzwiebeln 
aus dem Zwiebelftock neben und über der alten Zwiebel oder in 
den Winkeln ihrer Schalen erzeugt, welche fich nach hinläng- 
licher Neife von der Mutterpflanze trennen, und ſich in der 
nächften Wachsthumsperiode zu felbftftändigen Pflanzen entwickeln 
Tonnen. Die Entwidlungsfähigfeit der Zwiebeln dauert übrigens 
mehrere, vielleicht felbft fehr viele Jahre, indem eine Zwiebel 
noch trieb, welche von gleichem After mit einer Mumie gewefen 
fein fol. — Die Entwidlung der ©, 262 erwähnten Knos- - 
penzwiebelchen (bulbilli) weicht von der ber Brutzwiebeln 
nicht ab; der Nahrungsftoff ift hier gewöhnlich in den Außerften 
diefen und fleifchigen Vlättchen enthalten; ihnen reihen fich in 
phyſiologiſcher Ruckſicht auch die Ausläuferfnospen der Erdbeere, 
und mancher Farren an, die fich zwar noch auf der Mutterpflange 
entfalten, aber fich doch ſpäter von diefer trennen und felbft- 
ftändig fortbeftehen. — Die Brutförner der Zellenpflans- 
zen find eigentlich wirfliche Brutfnospen, und fünnen, wie bie 
Bulbilen, nach der Trennung von der Mutterpflanze unmittel- 
bar zu einer neuen Pflanze erwachfen. Diefes Auswachſen ges 
fchieht bei den Marchantien von der Mittellinie dev Brutförner 
aus an beiden Enden in entgegengefeßten Richtungen; bei den 
Moofen, wo die Wurzelhaare nur aus einem Ende ded Kornd 
entfpringen, nur nach einer Richtung; die Brutförner der Flech⸗ 
ten wachfen unmittelbar und ganz in das junge Lager aus. — 
Bei den Knollen wächſt der Körper Cein verdickter Aſt oder 
nterfoliartheil) nach der Trennung von der Mutterpflanze nicht 


Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ꝛe. 305 


mehr, fondern nimmt während der Entwiclung feiner Knospen 
durch Ausſaugung beitändig ab, und ftirbt endlich. Mit Auss 
nahme der Orchideen, wo: der in den Knollen aufgeipeicherte, 
zur Ernährung der Zriebe dienende Stoff aus Schleim beſteht, 
iſt derfelde gewöhnlich Amylon. Man bemerkt nun während 
der Entwiclung. der Knospen eine bedeutende Umgeftaltung der 
Amylonkörner. Jedes Amylonkorn befteht. nämlich aus einer 
Menge konzentriſcher Lagen, und wächst durch allmälige Anla 
gerung der Außern Schichten. über, die innern, In alten Knollen - 
ber Kartoffel, welche im Sommer noch an der. Pflanze hängen, 
findet man gegen die Mitte das meifte Stärfmehl. verfchwunden; 


. die noch übrigen Körner find viel Fleiner, und ftatt wie in der 


’ 


frifchen Kartoffel oval, — ellipſoidiſch oder ſphäroidiſch, Fegel- 
förmig, Feulenförmig, an einem oder beiden Enden zugeſpitzt; 
ihre Schichten. find nicht mehr. gefchloffen, fondern alle Körner 
beftehen aus tellerförmigen, über einander gethürmten Stüden. 
Diefe Beichaffenheit entfteht dadurch, daß. fich, während der Trieb 
wuchs, die Schichten vonder, Oberfläche aus mehr, oder. minder 
ungleihmäßig, aufgelöst haben, Bei den meiſten Pflanzen löst 
fich der Knollen von: der: Mutterpflanze, [085 bei den Equifeten 
wächst er ſchon auf. der Mutterpflanze aus, und bleibt- derfelben 
als. Aft verbunden. — Aus den. Lentizellen. entwideln fich 
Luftwurzeln, welche in einigen Gewächfen, (wie in, Rhus radi- 
cans, und manden baumartigen Karren). wenn fie, feinen Boden 
ober fremden Körper zum Eindringen erreichen können, abfterben, 
und. eine filzartige Dede über Stamm ‚und Aeſte bilden. Bei 
‚den; meiften, mit deutlich. abgefeßten Interfoligrtheilen. verfehenen 
Pflanzen entſteht auf ber Grenze jener, Cin ‚Folge der. dafelbft 
verzögerten. Saftbemegung) ein Kranz.von Lenticelen ; bei den 
Pflanzen mit-fpiralig ftehenden. Blättern,» und. deßhalb weniger 
ſcharf abgeſetzten Snterfoliartheilen. entfpringen _ ‚Die Lenticellen 
mehr regellos. Die wahren Lenticellen, aus, denen Wurzelzaſern 
hervorkommen, und die daher als Wurzelknospen zu be⸗ 
trachten ſind, entſtehen als eine gallertartige Maſſe auf dem 
Holzkörper und durchbrechen von dieſem aus die Rinde. Sowohl 
bei Stamm⸗ als Zaſerwurzeln erwachſen alljährlich aus den 
— neue Wurzelzaſern, während ein. Theil der aͤltern 
20 


506 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Bud. 


abftirbt. Auch die aus ben Lenticellen entwickelten Wurzelzafern, 
befonders. die Fnollig verdickten, wie fie 3. 3. bei Dahlıa und . 
Paeonia vorkommen, vermögen gleich den Knollen zur Vermehs 
rung zu bienen, indem fie nad) ‚ihrer Trennung vom unterirdifchen 
Stocke Knospen und Stengel treiben. Nur indem die Brut 
zwiebel, Bulbillen, die Ausläufer und die aus den Knollen ent 
wicelten Triebe Zenticellen und aus diefen Wurzelzafern hervor⸗ 
bringen, vermögen fie fic zu erhalten. Bei Rihizophora werden 
die großen, aus den Lenticellen entwicelten Luftwurgeln den 
Stämmen ganz ähnlich ;.die 80 — 100° langen Luftwurzeln der 
parafitifch Iebenden Eluſien, welche gleich denen des Mangle- 
baumes über der Erde Knospen und blatttragende Zweige treiben, 
verwachfen nahe an. der Erde miteinander, und umfchließen fo 
den Stamm des fie. tragenden Baumes gleich einem Futterale. 
Die Vermehrung vieler Pflanzen durch Stedlinge oder Steck⸗ 
veifer, fo wie Abſenker oder Ableger und abgetrenute Knospen, 
ja fogar einzelner Blätter beruht darauf, daß. folche abgelögte, 
in die Erde geftecfte Zweige, Knospen und Blätter aus dem 
unterivdifchen Theil Lenticelen. und Wurzelzafern treiben, welche 
fie ernähren, fo daß fie zu feldftftändigen Pflanzen erwachſen 
fonnen. — Die Wurzelhaare der Mooſe und Lebermooſe kom⸗ 
men gleich den Lenticellen der Gefäßpflanzen überall hervor, 
wo der. Stengel den Boden berührt, oder doch von hinreichender 
Feuchtigfeit umgeben ift, und ernähren ihre Pflanzen oder deren 
Zweige gleich den Wurzelzafern. Durch fie vermag jeder Zweig 
als felbftftändige Pflanze fortzubeftehen, wenn der Stengel bis 
zum. Grunde, abgeftorben ift. Wenn Manche aus den ausge⸗ 
fäeten männlichen Blüthenftänden der Mooſe junge Pflanzen 
erhalten haben, ‚fo beruhte diefes darauf, daß deren knospen⸗ 
formige Hüllen Wurzelhaare und Knospen trieben, welche dann 
zu neuen Pflanzen erwuchfen. 

Während alle Vermehrung der Pflanzen auf bloßer Ent: 
wiclungsthätigfeit beruht, wird die Fortpflanzung, durch 
welche Frucht und Samen gebildet werden, nur möglich durch eine 
über die Individualität. hinaus wirkende Kraft, welche darum 
auch ein neues, von dem der Elternpflanze völlig unabhängiges 
Leben hervorzurufen. vermag. ; Hier. hört dann ſchon vor der 


Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ꝛc. 307 


Trennung von jener die Ernährung des Keims, der Grundlage 
der neuen Pflanze, und hiemit deren Abhängigkeit vom elterlichen 
Gewächs auf. Das Wefen der Fortpflanzung wurde im Allges 
meinen fchon im letzten Hauptſtück des vorigen Buches erörtert; 
bei den Pflanzen erfolgt fie in vier Akten: jenem der Befruche 
tung, Frucht und Samenreife, Ausfaat und Keimung. — Durch 
die Befruchtung wird ein felbftffändiges Leben der nur in der 
Anlage vorhandenen Samen oder Sporen erwect, und deren 
Entwiclung möglich gemacht. Der Pollen, an den das befrucz 
tende Prinzip gebumden ift, erzeugt fich im Zellengewebe der 
Antherenfächer aus einer körnigen Maffe, fo, daß in jeder Zelle 
meift vier, anfangs zufammenhängende Körner entftehen, welche 
fpäter frei in den Fächern liegen, nachdem die fie umfchließende 
Mutterzelle verfchwunden iſt. Sobald die Pollenförner reif find, 
öffnen‘ fich die Antherenfächer durch Zurücichlagen oder Um- 
rollen ihrer Klappen, damit der Pollen auf die Narbe gelangen 
könne. In den Zwitterblüchen wird diefes durch die gegenfeitige, 
hiezu geeignete Tage der Staubfäden und Piftille, oder durch 
automatifche Bewegungen derfelben gegen einander vermittelt, 
Was den erftern Umftand betrifft, fo ftehen die Staubfäden ent- 
weder in gleicher Höhe mit den Narben oder höher; ftehen fie. 
tiefer, fo ift die Blüthe oft nickend und überhängend, oder die 
Staubbeutel öffnen ſich ſchon in der noch gefchloffenen Blüthe, 
wo der Griffel noch fehr furz ift Cfo in Campanula, Canna, 
Phyteuma, Proteaceis); oder der allmälig ſich verlängernde 
Griffel ftreift beim Auffteigen den Pollen ab (Lobelia, Korbs 
bfüthige); oder eine trichterförmige Narbenhaut nimmt den Polz 
fen auf und fchließt fich dann (Goodenia). Die gegenfeitigen 
Bewegungen der Befruchtungsorgane erfolgen bald, indem fich 
die Staubgefäße nad; der Narbe bewegen, (manche Liliaceae, 
Saxifragae, Kalmiae, Gerania, Parnassia palustris, Dianthi, 
Ruta, Cacti, Bärbehis vülkarıe) oder ihren Fruchtftaub mit 
elaftifcher Kraft auf fie fchleudern (Parietaria); bald, indem ſich 
die Narben gegen die Staubgefäße neigen (Passiflora, Epilobium, 
Nigella), oder ihre Pättchen auseinander und nach Aufnahme 
bes Pollen wieder zufammenlegen (Gratiola, Bignonia, Mi- 
mulus). Bei den meiften mondcifchen Pflanzen (Arum, Carex, 


308 - Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch, | 


Typha, Castanea vesca) ftehen die männlichen Blüthen über 
den weiblichen, bei den divecifchen und manchen befonders ger 
bildeten Zwitterblüthen bewirken Snfeften und Wind dad Ge 
fangen des Fruchtſtaubs auf die Narbe. Wärme und Trodens 
heit begünſtigen, anhaltender Regen verhindert die Befruchtung, 
indem die Pollenfürner im Waffer plagen, ohne ihren Suhalt 
der Narbe mittheilen zu fünnen. Manche Pflanzen find: während 
der Befruchtung der nachtheiligen Wirfung der Näffe dadurch 
entzogen, daß: jene in der noch gefchloffenen Blüthe erfolgt, „der 
“daß die Gefchlechtöwerfzeuge durch befondere Blüthentheife ger 
fehlt werden, wie 3. B. bei den Lippenblumen durch die Dbers 
lippe. Viele Wafferpflanzen erheben ſich zur Befruchtungszeit 
über dad Waſſer. Ungeachtet Wind und Infekten den Samen 
ftaub der verfchiedenften Pflanzen überall hin verbreiten, ent 
ftehen in der freien Natur Cmit Ausnahme weniger Sippen, 
3. 8. Verbascum, Cnicus) doch nur ſelten Baftarde, weil bie 
Narbe nur für den Pollen der gleichen Spezies die gehörige 
Empfänglichfeit hat. Könnte aber noch ein Zweifel fein, daß 
eine wirkliche Beſtaubung der Narbe mit dem männlichen 
Samenftaub zur Fruchterzeugung nothwendig iſt, fo würden es 
viele divecifche Pflanzen beweifen, von welchen man, wie 4. B. 
yon weiblichen Hanfpflanzen, Dattelpalmen ꝛc. feine Samen erhält, 
wenn nicht: männliche Pflanzen in der Nähe ftehen. — Sobald 
das Pollenforn auf die Narbe gefommen tft, treten die ©. 241 
erwähnten Schläuche hervor , und fteigen durch das Zellgewebe 
des Griffeld zu den Eichen hinab, wobei fie fich zum: Theil for 
gar vollfommen vom Pollenforn ablöfen, und ſich ans ſich ſelbſt 
verlängern. Die Fovilla oder der befruchtende Inhalt hat in 
diefen Schläuchen ein anderes Anfehen als im Pollenforn, und 
laßt nur bei ſehr ſtarken Vergrößerungen noch Feine Körnchen 
erfennem Dieſe drehen fich, fchreiten vor und zurück, oder 
"wälzen ſich in den Schläuchen mancher Pflanzen: Bewegungen, 
welche ficher auf innerer lebendiger, nicht bloßer Molekular⸗ 
thätigfeit beruhen — Man hat bei manchen ‚Pflanzen eine 
ferbftftändige Wärmeentwichtung während der Befruchtungszeit 
beobachtet, welche vorzüglich von den Staubgefäßen auszugehen 
fcheint, in vermehrter Aufnahme von Sauerftoff beruht, namentlich 


Dom Leben der Bilanzen u. feinen Erfcheiniingen sc. 309 


bei Arum und Caladium vorfümmt, und 5 — 30° über bie 
Luftwärine feige. Auch Honigfaft wird in diefer Lebensperiode 
reichlicher abgefondert, und: derfelbe fcheint faft ausfchließlich zur 
Herbeilockung der.die Befruchtung fo oft vermittelnden Inſekten 
beftimme zu fein. — Mit Ausnahme der Moofe und Lebermoofe 
kann man bei fämmtlichen Kryptogamen Feine Befruchtung 
wahrnehmen. Bei jenen entwiceln ſich aber die ©. 242 er 
wähnten Schläuche, fobald die Fruchtanfänge fich zeigen, und 
fchrumpfen fpäter gleich Staubfäden "ein, indem fie wahrfchein- 
lich ihren Inhalt auf die piſtillähnlichen Fruchtanfänge- entleerem, 
Bei Marchantieen und Riccieen dringen aus diefen Schläuchen 
zu gewiffen Zeiten milchige Tröpfchen hervor ; die divecifchen 
weiblichen Moofe (und unter den Marchantieen auch Lunularia 
vulgaris) bringen nie Früchte, wenn nicht männliche in der 
Nähe find, Auch bei Chara erfcheinen die befannten rothen 
Kügelchen immer nur mit den erften Fruchtanfängen, und vers 
fchwinden Tange vor der Fruchtreife. Sm Schleime der Kügel- 
chen von Chara hispida hat Bifchoff, in den Befruchtungs- 
fehläuchen von Sphagnum haben Unger und Werne walzene 
oder Feufenförmige Körperchen von 3/9000 Länge, mit faden- 
fürmigem Anhang und lebhafter Bewegung wahrgenomnten, ia 
beide Letztere für Spermatozoa halten. 

‚Der zweite Aft der Fortpflanzung ift die Frucht: und 
Samenreife Nach der Befruchtung erwacht im Eierſtock 
neues Leben, der Saft ftrömt ausfchließlich oder doch vorzugs⸗ 
meife zu ihm, und er mit den Eichen vergrößert fich, während 
Staubgefäße und Blume, oder die ganze Blüthendecke, bei ein- 
und zweijährigen Gewächfen die ganze Pflanze, bei Stauden 
gewächfen die über dem Boden befindlichen Theile vertrocknen. 
Beim Reifen der Frucht entwickelt fich fehr oft nur ein Theil 
ber Eichen, während die andern regelmäßig von den zuerft ans 
wachfenden erftictt werden, Bei manchen Fultivirten Pflanzen 
G- B. der fernlofen Spielart des Weinftocks, welche die Korins 
then Fiefert, der portugiefifchen Quitte, manchen Birn= und 
Aeyfelforten, der Ananas, dem Brodfruchtbaum) abortiren: alle 
Eichen, während. die demnach famenlofe Fruchthülle fich wohl 
ausbildet; bei andern Pflanzen vertrodnet bei nicht gehöriger 


310 Allgemeine Maturgefchichte, VII. Buch. 


Befruchtung ber ganze Eierftocd oder fällt ab. Während der 
Bildung der Frucht kommen auch die merfwürdigen Umwand—⸗ 
Iungen der Stoffe, Textur, Struktur zu Stande, welche fchon 
bei der frühern Befchreibung der Frucht angegeben wurden, und 
die bei den holzigen und fleinigen Früchten viel bedeutender 
“find, als in den dünnen, blattartigen. Die grüne Farbe geht 
vor dem Abfterben der Hülfen und Schoten “oft in Gelb, Drange, 
Noth, Schwarzblau über. Die größte Farbenänderung tritt 
befanntlich beim Reifen der fleifchigen Fruchthüllen ein, und 
zwar fo, daß entweder nur die Oberhaut und Außerfte Zellges 
websfchicht, oder die ganze Subftanz von der Farbe durchdrun⸗ 
gen wird. Dft erhalten die Früchte zulegt diefelben Farben, 
mit welchen die Blätter der Pflanze abfallen, und durchlaufen 
überhaupt diefelben Farbenreihen, wie die Blätter. — Außer 
den Farbftoffen, und mehr oder weniger Waffer enthalten die 
fleifchigen Fruchthüllen und der Fruchtbrei befonders Zucer, 
Gummi, Pflanzengallerte, Emulfin, Aepfelfäure, oft auch noch 
flüchtiges Del, manchmal auch Gerbeftoff, Citronenfäure, apfels 
und weinfauren Ralf, Weinftein, aber fein Stärfmehl. Wähs 
rend dem Reifen nimmt im Allgemeinen die Menge des Waſſers 
ab, des Zuckers zu. Mehr trodener als feuchter Boden,. Licht 
und Wärme,-endlich auch Infektenftiche, der fogenannte Ringel 
fehnitt , Nähe von Körpern, welche wie Steine, Mauern, die 
Wärme gut ausftrahlen, befchleunigen die Neife, und begünftigen 
die Erzeugung des Zuckerſtoffs. — Die Zeit, welche während 
dem Fruchtreifen verfließt, iſt verſchieden groß, und richtet ſich 
nicht nach der Größe der Früchte. Die meiften Goniferen, 
manche Eichen, Metrosideros, reifen ihre Früchte erft im fol - 
genden, die Ceder im zweiten Sahre nad der Blüthe. Manche 
fleifchige Früchte Fünnen auch von der Mutterpflanze getrennt 
reifen; trodene nur,’ wenn fie, wie 3. B. die Früchte vieler 
Korbblüthigen auf einer dicken, Nahrungsftoff liefernden Spindel 
ftehen, und mit diefer von der Pflanze abgelöst werden. Webers 
haupt bilden ſich die Früchte auf Koften der ganzen Pflanze 
aus, was 3. B. bei den Getraidearten befonders auffallt, wo 
ber Halm am Grunde fchon vertrocnet ift, ehe die Körner in 
den Aehren reif find, — Nach der Neife verändern fich bie 


Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ꝛc. 311 


trockenen Fruchthüllen weiter nicht merklich, die fleifchigen vers 
trodnen oder faulen; manche, befonders Gerbeftoff enthaltende, 
(Birnen, Mispeln, Hagebutten, Schlehen, Kriechen) werden vor 
der Fäulniß noch teigig. — Was die Eichen betrifft, fo 
find die Umwandlungen ihrer Theile während ihrer Ausbildung 
zum Samen nod, vielfacher, als in der Fruchthülfe; meiftend 
werden in den Samenhüllen viele erdige Stoffe abgefest, und 
dadurch deren Trocdenheit und Feftigfeit bewirkt, Der Keim 
erfcheint immer erft nach der Befruchtung, ſaugt aus dem ums 
gebenden Zellgewebe die Flüßigfeit ein, und bildet fich fort. 
Der den Keim mit dem Keimface verbindende Faden verfchwins 
det bald, und jener ernährt ſich felbftftändig ohne: wahrnehms 
baren organifchen Zufammenhang mit der Eihöhle. Die zur 
Ernährung nicht verbrauchte Flüffigfeit wird zum Eiweiß, Der 
erft wäfferige Eifaft wird erft fpäter zucker- und fehleimhaltig, 
und geht hierauf nad) und nach in Amylon, Del und Emulfin 
über, wobei der ganze Samenfern zu einem Feftgebilde erftarrt, 
und eben hiedurch dem Froft und der Hitze zu wiederftehen vers 
mag. Am häufigften. fommen im Samen Amylon und Del vor, 
welche in der fleifchigen Sruchthülle fehlen, und eine ganz eigens 
thümliche Thätigfeit des Eichend beweifen. In manchen Fällen 
abortirt auch der Keim, wenn nämlich das Eichen nicht befruchtet 
wurde, fo daß die. mittelft vein vegetativer Thätigfeit zur Sa— 
menhülle auswachfenden Eihäute nur Eiweiß oder gar nichts 
enthalten, wodurd die unfruchtbaren und tauben Samen ent 
ftehen. Gleich manchen Fruchthüllen Fönnen auch manche Samen 
nad) der. Trennung von der Mutterpflanze noch reifen, wobei 
fie. aus dem Samenträger den nöthigen Nährfaft, erhalten — 
Höchſt verfchieden: ift die Menge der Samen im verfchiedenen 
Früchten: in jenen der Gräfer, Korbblüthigen, mancher Amen 
taceen veift nur ein einziger ,. in denen des Gartenmohns, des 
Tabaks, der Banille «reifen viele Taufende. von Samen, in 
manchen Fryptogamifchen Gewächſen Millionen von Sporen, 
Der dritte Abfchnitt der Fortpflanzung iſt die Ausfaat. 
Die reife Frucht nämlich öffnet ſich bald durch Vertrocknen 
und Auseinandergehen der Näthe entweder auf der Mutter 
pflanze, und Yäßt ihre Samen ausfallen, fehleudert fie wohl auch 


e 


312 ‚Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch. 


mit elaftifcher Kraft aus (fo die meiften Fapfelartigen Früchte), 
oder fie trennt ficd) von der Mutterpflanze, und fallt mittelft 
Zerreißen einer gliedartigen Einlenkung gleich dem Blatte ab 
(lo die Fleifchfrüchte und jene mit Holz und Steinfchalen), Die 
Winde bewirken hiebei die Verbreitung der Früchte und Samen 
in weiterem Umfreife um fo leichter, als viele mit Hautflügeln, 
Haarfchöpfen, Fruchtfronen ꝛc. verfehen, oder außerordentlich fein 
und Teicht find, wie namentlich die Sporen der Kryptogamen. 
Die meiften Fruchthüllen öffnen fich bei trocener Witterung, 
damit die Feuchtigkeit nicht zu fehnell auf die Samen wirfe, 
und diefe nicht zu früh keimen. Bei feuchter Witterung hin⸗ 
gegen öffnen fich die Früchte von Oenothera, Mesembry- 
anthemum , Anastatica hierochuntica , und der Pilzſippe 
Geastrum. SFleifchige und faftige Früchte fpringen felten nad) 
der Reife auf, (wie diefes unter andern bei Momordica 
Elaterium gefchieht) und find auch felten Cwie bei Physalis) 
‚mit anhängenden Theilen verfehen, mittelft welcher fie der Wind 
fortzutreiben vermag; viele bleiben auch nach der Reife auf 
der Mutterpflanze  figen. Zur Verbreitung der Samen folcher 
Früchte find daher wefentlich die Thiere verfihiedener Klaffen 
angewiefen, welche die faftige Frucht verzehren, und den wegen 
feiner harten’ Schale unverdaulichen, deßhalb feine Keimfraft 
erhaltenden Samen an entfernten Orten abfeßen, wie dieſes 
befonders bei den Kirfchbäumen, Mifteln ꝛc. augenfälig ifk 
Andere mit Häckchen verfehene Früchte hängen fid an die Kleir 
dung ded Menfchen, das Fell der Thiere an, und werden durch 
fie verfchleppt; fehr viele werden durch die Flüße verbreitet, 
welche Alpenpflanzen und deren Samen in die tiefern Gegenden 
führen, oder durch die Meeresftgöme nach fernen Küften geführt, 
wie denn weftindifche Kofusnüffe und die riefigen Hülfen von 
Entada Gigalobium mit dem Golfftrom bis nach Europa, die 
fehweren Früchte der Lodoicea Sechellarum von den Sechellen 
nach Oftindien gelangen. Außerdem verbreitet der Menfch die 
Kulturgewächfe über die ganze ihm zugängliche) Erde; einige 
andere Pflanzen werden abfichtlo8 durch den Menfchen den ver- 
fchiedenften Ländern mitgetheiltz manche folgen ihm auch freiwillig 
alienthalben hin, und finden fich ſtets nur um bie menfchlichen 


» 


Bom-Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ꝛc. 515 


Wohnungen. — Bon der unendlichen Menge der audgeftreuten 
Samen gelangt aber nur der Fleinere-Zheil in der Entwicklung 
günftige Verhältniffe; dem größern werden diefe nicht, er bleibt 
unentwicelt, und die fonft alles überwuchernde Fülle der vege- 
tabilifchen Schöpfung wird dadurch in beftimnte Schranfen zus 
rücfgewiefen. | 

Den Schlußaft der Fortpflanzung bildet endlich die Keis 
mung. ie tritt nad) einem Stadium der Ruhe ein, welches 
die Samen und Sporen nad) ihrer Ausfaat, durchleben, Diele 
Samen feimen noch im Jahre der Ausfaat, und die jungen Pflänzs 
chen überwintern; die meiflen Feimen erft im folgenden Frühling, 
manche erft nad) ein oder zwei Sahren. Waſſer, atmofphärifche 
Luft und Wärme find die drei Hauptbedingungen ded Keimens; 
Samen vor ihrer Einwirfung gefhüßt, Feimen nicht, behalten 
aber fehr lange Zeit ihre Keimfähigfeit, wie denn Maisfürner 
aus den Gräbern der Inca's, Waizenförner aus Behältern 
aͤgyptiſcher Mumien, mehrere in gallifchen Gräbern gefundene 
Pflanzenfamen noch feimten. Vielleicht laſſen fid) aus diefer 
lange fchlummernden Keimfraft auch einige jener, bereitö S. 150 
erwähnten Fülle erflären, wo beim tiefen Umwühlen Sahrhuns 
derte lang unberührter Gründe, vorher an folchen Stellen nie 
gefehene Pflanzen erfchienen. Manche Samen verlieren: aber 
ihre Keimfraft fehr frühe Cfo-jene der Eiche, Kaftanie, des 
Kaffeebaumg); andere Feimen fchon auf der Mutterpflanze (fo 
bei Cuscuta, Cactus flagelliformis, Avicennia tomentosa , 
Artocarpus incisa, Crinum asiaticum, Eugenia, Rhizophora, 
Bruguiera), — Was die Keimung der Samen phanerogamifcher 
Pflanzen insbefondere betrifft, fo dringt zuerft das Waffer durch 
Frucht und Samenhülle ein, erweicht fie, harte Schalen trennen 
fi), weiche Hüllen verfaulen und die durch den Eiweißkörper 
und die Kotyledonen ausgedehnte Samenhülle plagt in der Ges 
gend des Würzelchend. Die Feuchtigkeit bildet mit dem Samens 
inhalt eine ſchleimigzuckerige, das keimende Pflänzchen nährende 
Emulfion, wobei das Waffer und feine Beftandtheile fich vers 
mehren, der mit dem verſchluckten Sauerftoff ſich verbindende 
Kohlenftoff durch Aushauchung vermindert wird. Samen, welche 
mit der Luft nicht in Berührung Fommen, Feimen nicht, weil 


s 
314 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch. 


ihr Kohlenſtoff nicht ausgeſchieden wird, und deßhalb ihre Bes 
ftandtheile im Waffer unlöslich bleiben. Die unter Waffer 
feimenden Samen der Wafferpflanzen, welche diefem Geſetz nicht 
unterworfen find, müſſen auf eine andere, noch unbefannte 
Weife ihre Stoffe umzuwandeln vermögen — Die Wärme 
erregt die organifche Kraft im Keime, begünftigt die chemifchen 
Umbildungen, und befchleiinigt den Keimungsprozeß. Der Wärme- 
grad, bei dem Samen feimen, ift nach den Gattungen verfchies 
den, kann jedoch nie auf Null herabfinfen. Bei einer fo niedrigen 
Temperatur feimen Samen nicht, obfchon fie ihre Keimfähigfeit 
bei noch viel tieferer erhalten; die höchfte Wärme hingegen, 
bei welcher Samen nicht mehr feimen, zerftört auch ihre Keims 
fähigkeit. — Der Boden ift beim Keimungsprozeß ziemlich 
gleichgültig, muß jedoch die Feuchtigfeit halten fünnen. Man 
fieht Samen in befeuchtetem Löfchpapier, gepulvertem Spießglanz, 
Quarz, Badefchwamm und in reinem Waffer feimen. Die weiter 
entwickelten Pflanzen verlangen hingegen ihrer Natur angemefs 
fenen , demnach fehr verfchiedenen Boden. — Se trodener 
Samen find, defto längere Zeit verfließt zwifchen ihrer Ausfaat 
und Keimung. Um zu keimen, brauchen Samen nicht vollfom- 
men reif zu fein; nicht ganz reife Samen keimen fogar fchneller, 
als vollfommen reife, in welchen das Parenchym fchon erſtarrt, 
daher fohwerer auflösfic ift. Wäfleriges Chlor, Jod und Brom 
befchleunigen die Keimung auffallend, und bringen fogar alte, 
fcheinbar abgeftorbene Samen noch zum Keimen, inden fie aus 
dem Waffer den Sauerftoff freimachen, der dann vom Samen 
verfchluckt wird, — Die oben erwähnte, fchfeimig zuckerige 
Emulfion wird in den eiweißlofen Samen unmittelbar von den 
Samenlappen dem MWürzelchen und Knöspchen zugeführt, wäh— 
rend in den eimweißhaltigen Samen fie durch den Eiweißförper 
dem Keime und den Samenlappen zufommt, die in diefem Falle 
die Leiter bilden, _ Die dicken Kotyledonen bleiben beim Keimen 
unter der Erde zurüc, und tragen fo zur Ernährung der jungen 
Pflanze bei; die (viel häufigern) dünnen, blattartigen treten über 
die Erde hervor, ergrünen, erweitern fih und übernehmen alſo⸗— 
bald die DBlattfunftion. Meiftend verlängert fich zuerft das 
Mürzelchen, durchbricht die Samenhülle und- ftrebt mit größter 


Bom Keben der Pflanzen u. feinen Erfiheinungen sc. 315 


Beharrlichfeit abwärts nach der Tiefe, Kann ed nicht alle Hins 
berniffe überwinden, welche es von dieſer Richtung abhalten, 
fo geht das ganze Pflänzchen zu Grunde, Diefed wird erft 
fpäter auf dem fich verlängernden Stengelchen Cd. h. dem’ 
erften Snterfoliartheile) mit oder ohne die Samenlappen über 
die Erde emporgehoben, und entfaltet num feine ergrünenden 
Blätter, Bei den Difotyledoneen verlängert ſich gewöhnlich 
dad Ende des Keimmwürzelchens unmittelbar zur Wurzel, hat 
feine befondere Scheide, und fpäter entwickeln fich auf ihm die 
Lenticellen. Bei den Difotyledoneen und Pinus, wo die Kotyles 
donen über die Erde hervorfommen, bildet fich ald Grenze des 
obern und untern Wachsthums zwifchen den Samenlappen und 
der Wurzelfpige der fogenannte Wurzelhals; bei andern, 
deren Kotyledonen unter dem Boden bleiben, wird das Stielchen 
des Knöspchens, oder der erfte Interfoliartheil durch Streckung 
nach oben zum Stengel, und das ganze Keimmwürzelchen zur 
Wurzel, fo daß dann die Grenzlinie des Wachsſthums an der 
Anheftungsftelle der Kotyledonen liegt. Diefes find die gewöhn— 
lichen Verhältniffe, von welchen indeß mancherlei Abweichungen 
vorfommen. Bei Pflanzen, deren Stengelchen über der Wurzel 
fpäter knotig auffchwillt, dringt auch das Stengelchen oft ziemlich 
tief in die Erde, das MWürzelchen vor fich noch tiefer hinabs 
treibend, wobei dann manchmal im erften Jahre ſich Fein Stengel 
über den Kotyledonen ausbildet, fondern diefe nebſt dem Sten— 
gelchen abfterben, und erft im folgenden Jahre aus den 
am verdicten Stoc gebildeten Knospen der Stengel erwädhlt. 
Sind die Kotyledonen fehr dünn, oder fehlen fie ganz (wie bei 
den nach ihrem ganzen übrigen Baue zu den Difotyledoneen 
gerechneten Utricularia ; Lecythis, Bertholletia, Cuscuta), 
fo übernimmt bald das dicke Knöspchen, bald das fehr große 
Keimmürzelchen, bald der ganze Keimförper oder der Eiweißförper 
die Ernährung. Die über die Erde hervortretenden KRotyledonen 
werden gewöhnlich geftielt, und bilden manchmal eine Scheide 
- für das Keimfnöspchen. Diefed entwickelt fich ſtets nur über 
der Anheftungsftelle der Samenlapyen, mag es num erft nad) 
der Keimung erfcheinen, oder ſchon im Samen vorgebildet fein. — 
Auch bei den meiften Monofotyledoneen verlängert ſich das 


316 Allgemeine Iraturgefchichte. VII. Buch. 


zuerft hervortretende Würzelchen zur Wurzel; in vielen andern 
jedoch gefchieht dieſes nicht, fondern jenes bleibt ald Fleine Scheide 
um die erfte Wurzelzafer ftehen, von welcher es durchbohrt wird. 
Das Knöspchen erhebt fich hier nicht, wie bei den Dikotyledoneen 
auf dem erften Snterfoliartheil, fondern erft nad) der Keimung, 
im fpätern Wachsthum bilden ſich Snterfoliartheile_ aus. . Man 
unterfcheidet übrigens drei Hauptfeimungsarten bei den Monos 
fotyledoneen. Bei Liliaceen, Amaryllideen, Najadeen ꝛc. wird 
das untere Ende des MWürzelchens zur Wurzel und dringt in 
den Boden; der über den Boden hervortretende Samenlappens 
förper wird zu einem fadenformigen Cerften) Blättchen, welches 
das Knöspchen einfchließt, das fpäter aus deſſen Seite oder 
Spite hervorbricht. Bei den Palmen, Scitamineen, Asparas 
gineen, Gommelineen ꝛc. fommt die zweite monofotyledonifche 
Hauptfeimungsart vor. Bei den Palmen verlängert ſich das 
aus der Seite des Samens hervorbrechende, untere Ende des 
Keimes zu einem fielartigen Körper, hierauf ſtreckt fich das 
MWürzelchen, und dringt in den Boden; das Knöspchen ift in 
einer Scheide eingefchloffen, weld;e der Stiel des im Samen 
zurückbleibenden Samenlappens bildet. Die Scheibe des letztern 
vergrößert fich während der Keimung außerordentlich; das 
Knöspchen tritt aus der Scheide des Stiels hervor, feine -erften 
Blätter find feheidenförmig, und ſtecken ineinander. Die erfte 
Wurzel verfchwindet, und wird durch neue Wurzelzafern erfeßt. 
Auf Ähnliche Weife feimen die übrigen vorher genannten Fami⸗ 
fien, nur daß bei den Scitamineen und Asparagineen der Kor 
tyledonarftiel fehr Kurz bleibt. Cine dritte monofotyledonifche 
Keimungsart kommt bei den Gräfern, manchen Najadeen und 
Hydrocharis vor, Bei den erftern kommt zuerft das Keims 
würzelchen aus der Frucht- und Samenhülle hervor, dann die 
Kotyledonarfcheide, aus deren Spitze zuerft das erfte feheidige 
Blättchen des Knöspchens herportritt, dann die folgenden. Das 
Keimwürzelchen ftellt hier eigentlich nur ein Wurzelfnötchen vor, 
aus dem fich mehrere Wurzelzafern ald Anlage der den Gräſern 
eigenen Zaferwurzel entwickeln. Manche Gräfer nähern ſich in 
ihrer Keimung mehr den Palmen, die Cyperaceen mehr den 
Scitamineen und Asparagineen; bei Zostera und Hydrocharis 


Vom Leben der Pflanzen uw. feinen Erfcheinungen ıc. 317 


entwickelt ſich fein Wuͤrzelchen, ſondern die Wurzelzaſern ent 
ſpringen erſt ſpäter aus dem Stengelchen; Lemna, bei welcher 
das laubartige Knöspchen aus dem ſich ſpaltenden Samenlappen 
hervorbricht, macht ſchon den Uebergang zur Keimung mancher 
Sporenpflanzen. Sowohl bei der zweiten als dritten Haupt—⸗ 
modiftfation findet Fein entfchiedener Gegenfat des obern und 
untern Wachsthums ftatt. — Die Sporen der fryptogamifchen 
Gewächfe erhalten ihre Keimfähigfeit ebenfalls viele Jahre, und 
fonnen noch größere Xemperaturdifferenzen ertragen, als bie 
Samen der Phanerogamen, wie denn viele Sporenpflangen theild 
noch über die Grenzen des ewigen Schnees, theils in heißen 
Quellen vorkommen. Während aus den Samen ſich der ſchon vors 
gebildete Keim unmittelbar zur jungen Pflanze entwicelt, muß 
er fi in den Sporen erft während der Keimung erzeugen. 
Zuerft bildet fich aus deren gleichfürmigem Inhalt gleichfam als 
Borfeim (der aber weder bem Keim, noch dem Samenlappenförper, 
eher noch dem Keimſack im Eichen der Phanerogamen analog 
ift) ein zelliges Gebilde; bei Characeen, Gonfervaceen und Fas 
denpilzen gleicht deffen Bau jenem der Mutterpflanze, und es 
wächst unmittelbar zu einer folchen aus; bei den Fryptogamifchen 
Gefäßpflanzen, Moofen, Lebermoofen, Flechten und höhern Pilzen 
weicht der Bau des zelligen Gebildes fehr von dem der Altern 
Pflanze ab, und es erzeugt erft aus fich eine dem Keimpflänzs 
chen der Phanerogamen entfprechende Pflanze. Bei den Equis 
fetaceen entwickelt fich diefe aus einem Fraufen, aus zerfchligten 
Läppchen gebildeten Polfter; bei den Farren aus einem zarten, 
dem Laube eines Lebermoofes ähnlichen Blättchen; bei Rhizo— 
Farpeen bilden fich zwei Vorkeime nacheinander; bei Junger—⸗ 
mannien und Marchantieen geht nur ein zärteres Blättchen 
voraus; aus den Moosſporen entfiehen zellige, gegliederte, die 
Erde Fonfervenartig überziehende Fäden, über welche fich die 
jungen Pflanzen als Knöspchen erheben; aus den Flechtenfporen 
fommen anaftomofirende, ſich zu Flecken vereinigende, oder zu 
Staub zerfallende Fäden, aus denen ſich dann das®Lager ers 
zeugt 5 die höhern Pilze entwickeln ſich ebenfalls aus einem 
Fadengewebe. Die Vorfeime dauern Wochen, Monate, bei 
Flechten und vielen Pilzen das fogenannte Unterlager bildend, 


518 “Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch. 


das ganze Leben lang, oder fogar mehrere Generationen. Bei 
den Algen bildet der Vorkeim meift nur noch eine fcheibenförmige 
oder Fnollige Ausbreitung; die Mehrzahl der Fadenalgen entfteht 
ohne Vorfeim unmittelbar aus den ſich verlängernden Sporen, 
Cbei Gonfervaceen, Hydrodictyon ſchon in der Mutterpflanze) 
welche namentlich bei Vaucheria infuforiele Bewegung zeigen. 
Die Diatomeen vermehren ſich durch Zerfallen in einzelne Glie— 
ber, und Theilung derfelben, wobei die Theile wieder zur nors 
malen Größe erwachſen. Wie aber durch viele Fadenalgen 
- zeitliche Uebergänge aus dem Pflanzen ind Thierreich dargeftellt 
werden, und die Diatomeen der Organifation nad Mittelglieder 
zwifchen beiden bilden, wurde berits im 5ten Hauptſtück des 
VI. Buches befprochen. — Bei vielen niedrigen Pflanzenformen 
dürfte endlich eine Erzeugung aus Sporen in zahlreichen Fällen 
nicht erweisbar, fondern eine mutterlofe Bildung aus organifchen 
Stoffen anzunehmen fein, wofür wir auf das Zte Hauptftück des 
VI. Buches verweifen. 


* 
* + 


Schlußbetrachtungen über die normalen aid 
erfcheinungen der Pflanzen. 

Bei der Bildung vieler niedriger Gewächſe ſieht man 
Bläschen in einer ſchleimigen oder gallertartigen Materie (dem Urs 
ſchleim Agardh's) entftehen, die bei den Galfertalgen die Haupt⸗ 
maffe der Pflanze ausmacht. Bei vielen Fadenalgen bilden fich 
innere Hüllen, die als Fäden die Bläschen einfchließen, und 
wieder von der Schleimhülle umgeben werden. Diefe umhüllende 
Schleimmaffe fommt auch bei Tangalgen, dem Lager und der 
Frucht der Flechten, den Blättern der Moofe und Lebermoofe 
vor, füllt bei den Gefäßpflanzen die Zwifchenräume der Zellen 
aus, überzieht die" Oberhautzellen (Interzellularſubſtanz Mohl’8), 
wird bei den Holzgewächfen auch Cambium genannt, und ift 
wohl der allgemeine vegetabilifche Bildungsftoff, der eritarrt 
Zellen und Gefäße darftell. — Bei der Keimung der 
Phanerogamen tritt eine Rüdbildung der Stoffe des Samens 
ein: fo daß, während beim Reifen Zuder und Gummi zuerft 
erfcheinen, und fich fpäter in Amylon, Del, Zellenmembran und 


Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erſcheinungen ꝛc. 319 


Gefaͤßfaſer verwandeln, beim Keimen letztere Stoffe wieder zu flüßis 
gem Schleim und Zucker umgewandelt werden, Wie die Anlage des 
Samens und der Sporen an Luft und Kicht hervortritt, beginnt wies 
der die Umwandlung der Stoffe in auffteigender Drdnung.. Die 
erfte Ernährung wird durch die Samenlappen, oder durch das 
Stengelchen ded Keimes übernommen, weil ſchon auf diefer 
Stufe des Pflanzenlebend, wie auf allen andern Cund wie auf 
allen Stufen des organifchen Lebens überhaupt) die Organe 
vifariren fünnen, d. h. eines die Funktion eines andern übers 
nehmen fan: weshalb die phyflologifce Bedeutung eines Organd 
wohl von feiner morphologifchen unterfchieden werden muß, bie 
durch veränderte phyſiologiſche Funktion nicht aufgehoben werden 
kann. — Wärme und Licht erhöhen im Allgemeinen die Kebend- 
fraft der Pflanzen; da aber Blühen und Befruchten vieler von 
ihnen in die Nacht, den Morgen oder Abend füllt, manche im 
Winter, Frühling oder Herbfte blühen und ihre Früchte reifen, 
fo findet offenbar ein verfchiedenes Bedürfniß des Lichtes und 
der Wärme ftatt, welches nothwendig auf einer innern Anlage 
des Pflanzenorganismus beruht, die eigentlich das Primäre ift, 
gegen welches fich jene Außern Potenzen nur als Verhältniffe, 
ald etwas Sefundäres darftellen. — Eben fo beruht auch die 
Lebensdauer der Gewächſe auf einer innern Anlage (vergl. 
BD. 1. S. 112. 116) und urfprünglichen fpeziftfchen Beftimmung, 
Im Allgemeinen dauern zärtere Gewächfe fürzere Zeit, ald zähe, 
verholzende. Einjährige nennt man jene, welche im nämlichen 
Sahre feimen, blühen, Früchte tragen und fterben; zweijährige, 
welche im erften Jahre feimen, im nächften ihre vollftändige 
Entwicklung durchmachen, und dann zu Grunde gehen. Wenige 
Gewächfe Teben zwifchen der Keimung und nur einmaligen 
Fruchtreife mehrere Jahre, und fterben dann, wie 3. B. Agave 
americana, bie in. ihrem VBaterlande 4 — 5 Sahre grünt, dann 
blüht, Frucht reift und ftirbt; in den Treibhäufern Europas aber 
100 Sahre grünen kann, bis fie endlich blüht und ſtirbt. Ur 
fprünglich einjährige Pflanzen wurden durch die Kultur zweis 
jährig, wie die im Herbfte gefäeten, dann überwinternden Ger 
traidearten ; zweijährige hingegen einjährig, wie Brassica rapa 
und napus, welche im natürlichen Zuftand im Herbſte noch 


520 Augemeine Naturgeſchichte. VIL Buch— 


keimen, im folgenden Sommer blühen und Frucht reifen, im 
Frühling gefäet diefes aber noch im Sommer deffelben Sahres 
thun. Manche Pflanzen werden durch die Kultur auch mehr⸗ 
jährig; einige wenige find ursprünglich bald ein- bald zweijährig. 
Ueberhaupt fterben alle eins und zweijährigen Pflanzen nad) der 
Fruchtbildung; Verzögerung diefer vermag ihr Leben zu vers 
längern. Perennirende Pflanzen find jene, deren Frautartige 
Stengel nad) jeder Fruchtreife ausgehen, während die unters 
iwdifchen Theile am Leben bleiben; bei den ausdauernden 
(Bäumen, Sträuchern, Halbfträuchern) dauert auch der meift 
fchnell verhofgende oberirdifche Stamm aus. — Da die perennirens 
den Pflanzen fich alljährlich durd) neue Triebe verjüngen, fo muß 
ihre Dauer ſcheinbar völlig unbegrenzt fein; doch dauert nur dann 
die urfprüngliche, aus dem Keime erwachfene Pflanze aus, wo 
die Stammwurzel am Leben bleibt, wie 5. ®. bet Chelidonium 
majus, Trifolium alpinum, Viola odorata, Bei den Farren, 
Monokotyledoneen und vielen Dikotyledoneen hingegen, wo die 
Hauptwurzel verſchwindet oder vom Anfang an Feine wahre 
Grundwurzel vorhanden war, lebt die Pflanze nur durch die 
fpäter entftandenen Triebe fort, während die frühern immer abs 
fterben, und erfcheint demnach eigentlich al3 eine zufammenhäns 
gende Reihe von Individuen, deren einzelne Theile zugleich die 
Idee der ganzen Pflanze in fich tragen. Ein Aft einer folchen 
perennirenden Pflanze läßt fich wohl mit einer Brutfnospe, auch 
einem Samen oder einer Spore vergleichen, nur daß diefe fchon vor 
ihrer Entfaltung von der Mutterpflanze getrennt werden. Das 
Leben des Pflanzenindividuums möchte demnach in folchen Fällen 
unbefchränft fcheinen, weil, wie die perennirenden Pflanzen durch 
neue Triebe, fo die ein und zweijährigen und die Kryptogamen 
durch Erzeugung von Samen und Sporen fich verjüngen. Es 
ift aber offenbar, daß diefer Schein von ewiger Dauer nur einer 
zufammenhängenden Reihe von Bildungen des Pflanzen; 
ſtocks und nicht dem Individuum zukömmt, welches eben nicht 
der Pflanzenftoc, fondern nur die Blüthe ift. Manche Bor 
tanifer laſſen fich aber durch ihn verlocen, weil fie andere, nicht 
ftihhaltige Begriffe von Individualität annehmen, als den nad) 
reiflicher eat (vergl. ©, 178) von und aufgeſtellten. Mit 


Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ꝛc. 394 


eben demjelben Rechte Fünnte man die ganze Menfchheit als 
zwei fich ſtets verjüngende Individuen betrachten. — Die Dauer 
perennirender Pflanzen kann durch Außere Einflüffe fehr be: 
fchränft werden. Die in Amerifa perennirenden Mirabilis wurden 
bei ung einjährig, weil unfere Winterfälte alljährlich ihre Knol- 
Ten tödtet. Manche perennirende Pflanzen (jo einige Corydalis, 
Farren) treiben in den erften Lebensjahren nur Blätter und 
Stengel, erft im sten oder 6ten Blüthen. Die fogenannten 
Halbfträucher verlieren alljährlich einen Theil ihren jüngften, 
noch nicht genug verhofzten Triebe. Einige verholzende baum- 
artige Gewächſe werden in Fältern Klimaten Frautartig und 
einjährig; fo 3. ®. Ricinus communis. Die meiften Holz 
gewächfe behalten auch die urfprüngliche Stammmurzel das 
ganze Leben hindurch; nur die monofotyledonifchen Bäume und 
baumartigen Karren koͤnnen auch von unten herauf abfterben. — 
Die meiften Beobachtungen, welche man über das Alter hat, 
welches Pflanzen erreichen, - beziehen ſich auf difotyledonifche 
Bäume, deren Alter fich leicht aus der Zahl der Sahrringe er: 
kennen läßt. Bergleichung unvollfommener Stämme mit jüngern 
vollfommenen, und fomit Erforfchung der Vergrößerung nad 
Decennien, dann hiftorifche Urfunden ließen das Alter vieler 
DBaumgattungen ermitteln, welches (nach unten angeführten 
Beifpielen). bei vielen auf mehrere hundert, bei manchen auf 
mehrere taufend Sahre ſteigt. Das Alter der monofotgledonis 
fchen Bäume läßt fich nur fehr unficher beftimmen; nach tradis 
tionellen Nachrichten follen indeß die Palmen über 100 Sahre 
alt werden. Biel älter wird die fehr langſam wachfende Dra- 
caena draco, und fommt vielleicht den die längſte Dauer be- 
fißenden difotgledonifchen Stämmen nahe, wie denn der berühmte 
Drachenblutbaum von Drotava auf Teneriffa fchon 1492 für 
fehr alt galt. — Wie fhon ©. 174 bemerft wurde, fterben 
die Pflanzen nicht plößlich, fondern nur allmälig, meift von den 
Alteften Theilen aus, die wieder durd, die Art des Wachsthums 
beftimmt find. Wird auch der hohl gewordene Stamm durch 
Stürme zerbrochen oder durch den Froft getödtet, fo kann doch 
die Wurzel wieder neue Triebe bringen, die zu Stämmen er: 
“eAlEN, fo daß demnach nicht dad ganze Gewächs geftorben ift. 
. R 21 


54% Allgemeine Naturgefchichte. VIL. Buch. 


Erkrankt die Wurzel, fo geht das Abſterben des Stammes von 
den jüngften Trieben aus 
+ = * 

Ueberblicken wir alle normalen Funktionen des Pflanzen⸗ 
organismus, ſo erkennen wir deutlich ſowohl hier, als in der 
Metamorphoſe das Walten einer geiſtigen Kraft, welche im 
Verborgenen wirft, und nur aus ihren ſinnlichen Produkten er⸗ 
fannt wird. Bon der Entwiclung des Keimes bis zum Tode 
des ganzen Stodes, aus dem vielleicht eine Unzahl in ihm vers 
hüllter Sndividuen als Blüthen hervorgebrochen ift, die höchften 
Funftionen des Pflanzenlebens, Begattung und Fruchtbildung 
vollzielend, und dann fterbend Calle Pflanzenindividuen in unferm 
Sinne find demnach einjährig) — fehen wir diefe verborgene 
Kraft wirken, welche fi als ein Syftem von Ideen fund 
giebt, verfchmolzen zu einer organifhen Einheit, zu einer 
Seele, weldye für jede Pflanzengattung eine andere if. Wir 
fehen diefe Pflanzenfeele diefelben Funktionen vollziehen, 
welche der vegetative Theil der unfrigen in unferm eigenen 
Leibe vollzieht; bewußtlos, inftinftartig fchafft und bildet fie 
nad) ihr eingeprägten, ihr felbft jedoch unbewußten Gefegen, und 
findet in der Erreichung derfelben ihr Gedeihen und ihre Bes 
friedigung. Auch fie erfchöpft fi oft in Bemühungen, an das 
ihr vorfehwebende Ziel des Blühens und Fruchtbildend zu gelangen, 
das manchmal nur nach wiederholten Verfuchen, manchmal gar 
nicht erreicht werden kann; auch fie hat, obwohl in nur geringen 
Grade die Kraft, diefe Verfuche nady den Umftänden abzuandern 
Wurzeln vermeiden die Hinderniffe, welche ihnen zur Erreichung 
feuchten Grundes entgegen ftehen, Stengel ändern ihre Richtung, 
um nad) dem Kichte zu gelangen); auch fie fann irren, das Ziel 
verfehlen, fid} in monftröfen Bildungen ergehen, oder unter ber 
höhern iveellen Beftimmung, von Ueppigfeit erftict, auf niederer 
Stufe zurückbleiben. (Rückbildung der Staubgefäße in. Blumens 
blätter in zu fettem Boden.) Wir werden fpäter darauf zurück 
fommen, daß das Wirken der Pflanzenfeelen dem thierifchen 
Inſtinkte analog ift: Pflanzen und Thiere, foweit leßtere nur 
inftinftmäßig handeln, find demnach Geifterflaffen, welche im 


Bom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen sc. 3953 


Reiche der Gaufalität befangen, im Dienfte eines über ihnen 
ftehenden Syftems fchaffen, das fie in ehernen Schranfen, nur 

geringen - Spielraum vergönnend, gefangen hält. 

* * „ 
. 

Erläuterungen zu gegenmwärtigem Hauptſtück. Will 
man das Leben der vollfommenern Pflanzen nach Epochen betrach- 
ten, fo fann man deren (mit Perleb) acht annehmen: 4) Keimen 
nebft dem analogen Knospenöffnen, 2) Stengel- und Blätterbilden, 
3) Aufblühen, A) Befruchten, 5) Abblühen und Fruchtanfeken, 6) 
Fruchtreifen, 7) Fruchtabwerfen, 8) Abfterben nebft dem Entblättern. 
— 3u €. 276. Sm Schatten wachfende Pflanzen find oft braun oder 
gelb (Monotropa, Lathraea, Epipactis nidus avis und andere Orchideen); 
jedoch einige auch grün (Asperula odorata, Paris, Asarum, viele Farren, 
Moofe, Lebermopfe). Gewiffen parafitifchen Bilanzen fehlt, obwohl 
fie im Lichte wachfen , die grüne Farbe (Orobanche), — Beim 
Wachen fehren die Blätter ihre obere Fläche dem Eonnenlichte zu, 
im Schlafen biegen fie fich entweder herab , oder richten fich auf, 
und legen fich an den Stamm oder Blatritiel an, Die meiften 
Blumen breiten fich Morgens aus und fchließen fich Abends; manche 
Öffnen fih nur bei ganz Flarem Himmel (Oxalides vom Kap, Calen- 
dula pluvialis, hybrida, viele Mesembryan ıhemum); andere nur Nach— 
mittags (mehrere Mesembryanthemum, Mirabilis Jalappa) ; wieder 
andere nur Abends (viele Oenothera, Silene, manche Cactus). Der 
Schlaf der Blätter ift um fo bemerfbarer, je zarter ihr Bau iſt, 
und je zufammengefehter fie find, wie z. B. bei Mimosa, Acacia, von 
welchen manche auf bloße Berührung ihre Fiederblättchen wie zum 
Schlafe zufammenlegen ; die Blättchen von Hedysarum gyrans bewe— 
gen fih langſam, aber andauernd. Home (Lectures on comparat. 
anat. 1814 p. 26 — 29) verglich diefe Bewegungen mit der Athmungs- 
bewegung der Rippen. Das Licht ift vermuthlich auf fie nicht ohne 
Einfluß. — Lichterfcheinungen bei lebenden Pflanzen. Auf den 
Blüthen von Tropaeolum majus wurde ein blikähnlicher Echein bes 
obachtet ; eben fo auf mehrern andern gelben und rothen Blumen ; 
fo auf Helianthus annuus, Calendula officinalis, Tagetes patula und 
erecta, Lilium chaleedonicum, bulbiferum, Polyanthes Taböroka) Papaver 
orientale. Soll diefes Leuchten eleftrifcher Art fein, oder auf In— 
folation beruhen? Der Milchfaft der brafilifchen Euphorbia phos- 
phorea leuchtet mit anhaltendem bläulichem Lichte; die Blätter von 
Phytolacca decandra fah man einmal 3 Stunden lang mit blaugrünem 
und gelbgrünem Lichte leuchten. Bon Kryptogamen leuchten manche 
'Confervae , Rhizophora subterranea, Thelephora carulea, Agaricus olearius. 


(Meber letztern vergl. lInsitut 1833 p. 243). — Aus galvarifchen 


324 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch. 


Verſuchen, welche Becquerel mit Hyaeinthenzwiebeln anſtellte, ſchließt 
er, daß die negative Elektricität die Vegetation befördere. (Vlnstitut 
1834, p. 54.) — 34 ©. 279. Allgemeine Eigenfchaften der 
Pflanzenſubſtanz find theils unorganifche, theils organifche, 
Zu erftern gehören A) die Elaftigität, welche bei zu weichen und 
zu harten Pflangentheilen geringer iſt, als in folchen von einer mitts 
lern Härte, und ‚bei gewiffen Organen nur in einer beflimmten 
Lebensperiode flattfindet. (Zurüdfchnellen der Staubgefäße bei Pa- 
rietaria, Yuffpringen der Früchte.) 2) Die Hygrosfopizität, 
oder Fähigfeit, Flüßigkeit einzufaugen und durchzulaffen; fie iſt be> 
fonders der Zellmembran der zarteften und weichſten Theile eigen, 
vermehrt die Elaftizität vieler Theile, indem das Waſſer in ihnen 
verfchwindet, (Auffpringen der Früchte, Zurüdrollen der Antheren- 
klappen) und bewirkt oft auffallende, zum Theil nach dem Tode noch 
fortdauernde Geitaltveränderungen (Sporen der Equifeten ; Anastatiea 
hierochuntica, ‚getrodnete Moofe leben in Waffer gelegt, fcheinbar 
wieder auf). Manche Pflangentheile drehen fich beim Trodnen 
fchraubenförmig ( Fruchtfliele mancher Moofe, Staubbeutel von 
Erythraeca, Blüthenhüllen von Moraea, Iris, Grannen vieler Gräfer, 
Anhängfel auf Früchtchen von Erodium, Pelargonium), Manche fehr 
hydroskopiſche Pllangentheile werden zu Hygrometern benüßt; fo 
zarte Streifen aus dem Lager größerer Tangalgen und Grannen von 
Andropogon. 3) Die Ausdehnbarfeit bewirkt Erweiterung der 
Membranen und Faſern, auch ohne Aufnahme neuer Maffe. Sie 
tritt auffallend z.B. beim Keimungsprogeß von Farrem, Lebermogs 
fen hervor; die Fruchtitiefe mancher Sungermannien wachfen. in 
wenigen Stunden um mehrere Zolle, nur durch ſtarke Dehnung aller 
vertifalen Wände der früher teffularifchen Zellen in die Länge. Die 
Ausdehnbarfeit ift nur in der lebenden Pflanze vorhanden , in der 
erften Jugend am flärkitien, und hört fpäter ganz auf, wo dann das 
früher zum Theil auf ihr berubende Wachsthum nur durch Bildung 
immer neuer Elementartheile erfolgt: Bon srganifchen Eigen- 
fchaften geflehbt man den Pflanzen mit Ausfchluß der Srritabilität 
und GSenfibilität gewöhnlich nur Erregbarfeit der Membranen 
und Fafern zu. Durch fie wird die Lebendige Pflanze von Waffer, 
Luft, Wärme und Licht angeregt, und wiederfieht zugleich deren 

auflöfenden Kraft. Einfaugung der Wurzeln, Bewegung des Saftes, 
Abfonderungen ꝛc. werden nur durch fie möglich. Sie ift in jüngern 
Pflanzen flärfer, als in alten, und tritt in manchen Organen befonders 
fchnell und überrafchend hervor, (Bewegungen der Fiederblättchen von 
Hedysarum gyrans, der Staubgefäße gegen die Narbe; Zufammenfchla- 
gen der zweilappigen, fachlichen Blattfcheiben der — — muscipula 
über einem fie reigenden Infekt; Niederlegen der Blättchen von Drosera 
auf die Blattfcheibe ‚bei Berührung ; Herabbeugen und Zufammen- 


/ 


Vom Keben der Pflanzen u, feinen Erfcheinungen . 595 


legen der SFiederblättchen mehrerer Robinien beim Schütteln des 
Bweiges; Empfindlichfeit und Zufammenlegen der Blätter von Oxalis 
casta, sensitiva, Smithia sensitiva, befonders aber von Mimosa pudica, 
bei Berührungen, Stößen, Einwirfung von Säuren). Sohnfon 
unterfchied noch eine befondere Thätigfeit, welche er Divergenz 
nennt, und mit der_thierifchen Srritabilität vergleicht. Bis auf 
eine gewiffe Tiefe gefpaltene Frautige Pflanzenftengel oder junge 
Triebe follen fich noch weiter trennen und klaffen bleiben. Holzige 
Theile zeigen nie Divergenz; todte auch nicht; Gifte zerfiören, Reize 
mittel fleigern fie. Auch die Bewegungen der Pflanzen follen auf 
denfelben Urfachen, wie die thierifche Srritabilität beruhen. (The 
philosoph. Magaz. mars 1835 p. 164. PInst. 1835. p. 160.) — 6, 280. 
Mach Dutrocyet beruht die Bewegung des Pflanzenfafts überhaupt 
auf beitändiger Einwirfung der Elektrizität, wodurch von verfchie- 
‚den dichten Flüßigfeiten die eine, gewöhnlich die dünnere, durch 
die fie trennende Membran dringt. (Auch Amiei nahm galvanifche 
Kräfte bei der Saftbewegung in den Charen an.) Diefes Ein- und 
Austreten von Flüßigfeiten nennt D. Endosmofe und Eros- 
mofe. Neuerlich definirt er fie alfo: Wenn zwei mifchbare und 
heterogene Flüßigfeiten durch eine Wand mit Kapillarporen von ein- 
ander getrennt find, bewegen fich diefelben mit ungleicher Stärfe 
durch die Boren der Scheidewand gegen einander. Hieraus folgt, 
‚daß eine der Flüßigfeiten mehr empfängt, als fie her giebr, fo daß 
ihr Volumen fich auf Koften der andern unaufhörlich vermehrt. Es 
giebt alfo einen färfern und einen fchwächern Strom. Der ſtarke 
heißt Endosmofe , der fchwache Exosmoſe. Inst. 1835. p. 339. — 
Poulet's Erfahrungen über die Rotation des Saftes in den 
Zellen fehe in N'Instit. 1835. p. 47 sg. Er hält die ſich bewegen— 
den Molekule für Thiere, und ihre Bewegungen für freiwillige. — 
Schulz fchreibt der Bewegung des latex pder eigenen Saftes in den 
Saftröhren, welche er im Gegenfaß zur Saftbewegung in den Zellen 
(Rotation) Eyflofe nennt, fünf Urfachen zu: Wärme, Endosmofe, 
Licht, Kontraftion der Gefäße und Dszillation der Kügelchen. — 
©. 284, Oeligen und fehmierigen Saft fondern die Haare mehrerer 
Nicotiana, Hyoscyamus, Antirrhinum, Madia, Hieracium ab; Kampher 
jene von Hibiscus Abelmoschus ; rothen Saft die vom Salvia splendens; 
ätzende brennende Flüßigfeit die Haare von Urtica. — 6, 285. 
Vermuthlich rührt es von Ausfcheidungen der Wurzeln ber, daß z. ©. 
Serratula arvensis dem Haber , Erigeron acre dem Weizen, Spergula 
arvensis dem Buchweizen, Euphorbiae und Scabiosae den Flachs vers 
derblich werden, und daß im Gegentheile Lythrum salicaria die Nähe 
der Weiden, die Trüffel jene der Eiche oder Hainbuche fucht. Die 
Wechſelwirthſchaft, vermöge welcher man Felder nach einander nur 
mit befimmten Pflanzen in einer gewiſſen Folge vortheihaft befäet, 


336 Allgemeine Naturgefchichte. ‘VIE Buch. 


gründet fich gleichfalls zum Theil hierauf. Weizen und Noggen-ge- 
deihen z. B. fchlecht nach Flachs, gut nach Kartoffeln und Klee- — 
Nach Payens Verfuchen führt eine Löfung, in welcher fich nur, Yooo 

Gerbeitoff findet , den Tod der Pflanzen herbei, deren Wurzeln fie 
beneßt, indem die Wurzelſchwammwülſtchen fich zufammenziehen und 
veritopfen. l’Inst. 1835. p. 8 — S. 287. Arum Colocasia ſchied (nach 
sginer Beobachtung) Waffer aus zwei Fleinen Deffnungen an der 
Blattfpibe aus; bei Zingiber Zerumbet fammelt fich fait chemifch reines 
Waſſer zwifchen den Brafteen der Blüthenähre; bei Maranta gibba 
im dreiblätteigen vöhrigen Kelche; bei Sarracenia, Nepeuthes, Cepha- 
lotus follicularis, Dischidia Rafflesiana wird theils gefchmadlofe, theils 
füße oder fünerliche, trinfbare Flüßigfeit in eigenen Schläuchen ab- 
gefondert. — ©. 2385. Nach Marceet's Verſuchen verderben Pilze 
die atmofphärifche Luft fehr fehnell, fei es, indem fie deren Sauer- 
off abforbiren, um mit ihrem eigenen Kohlenitoff Fohlenfaures Gas 
zu bilden, oder indem fie felbit Fohlenfaures Gas entwideln. Die 
Wirkungen der Pilze auf die atmofphärifche Luft fcheinen Tag und 
acht gleich. Bringt man frifche Bilge in reines Sauerfloffgas, fo 
verfchwindet nach einigen Stunden ein großer Theil diefes letztern; 
ein Theil verbindet fich. mit dem Kohlenitoff des Vegetabiles zu koh— 
lenfaurem Gas, der andere fir irt ſich im Pilz ſtatt des entwichenen 
Stickgaſes. Friſche Pilze, einige Stunden in Stickgas bleibend, 
verändern dieſes wenig. Nur wird etwas weniges Kohlenſäure ent- 

bunden, und in einigen Fällen etwas weniges Stickgas abforbirt. 

(Bibl. univ, de Geneve. Dec. 34. Plust. 35: p. 200.) — ©. 290. Der 
eigene Saft fommt von den Früchten bis in die Wurzelenden, 
bald in zeritreuten, bald in mehr regelmäßig geitellten Behältern 
vor, und iſt fehr verfchieden in verfchiedenen Pflanzen; gummiartig, 
dem Tragantfchleim ähnlich, ein Hüßiges Harz ꝛc. Der Milchfaft if 
wieder ohne Geruch und von mildem Gefchmad, oder Hark, gewürz⸗ 
baft, balfamifch, bitter, fiharf bis Abend, manchmal giftig; weiß, 
gelb, roth, blau; manchmal an verfchiedenen Stellen verfchieden. 
Pflanzen mit Milchfaft wachfen mei gern an freien, fonnigen Orten, 
Die Milchfäfte find eine Art natürlicher Emulfionen ; in ihrem Waffer 
finden fich harzige und ölige Stoffe mit Schleim, Ertraftivftoff, - 
Emulfin. und verfchiedenen Salzen, theils aufgelöst, theils nur 
fein zertheilt. Manche enthalten Federharz, Wachs, füchtige Dele, 
Zuder, Bisein ꝛe. — ©. 291, Um die Blüthentraube von Dietamnus 
albus erzeugt fich am heißen Tagen eine brennbare, bei Annäherung 
eines Lichtes zu einer Flamme auflodernde Atmofphäre, aus flüchtis 
gem verdunftendem Del beſtehend. Flüchtige Dele um) Balfame 
finden fich überhaupt in den Drüfen in und unter der Dberhaut vie 
ler fiarkriechenden Pflanzen; fehmierige und Flebrige Stoffe werden 
oft fo Häufig, ſowohl durch Drüfen und Hanre, als durch die Oberhaut 


Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen sc, 397 


ſelbſt abgefondert, daß fie die ganze Oberfläche der Pflanze überziehen. 
Der wachsartige Reif oder Thau ift meiftens bläulich, (KRohlblätter, 
Pflaumen, Schlehen, Trauben) weiß, (PBrimelblätter) gelb oder 
rofenroth, (Gymnogramme) und bei manchen Pflanzen fo häufig, dag man 
ihn zum Gebrauch fammelt (fo bei Ceroxylon andicola, Myrica cerifera, 
Stillingia sebifera, Tomex sebifera, Rhus succedaneum.) Honigſaft wird 
gewöhnlich durch die Nektarien ausgefchieden ; bei Lippia dulcis aber 
durch Drüschen der jüngſten Zweige, Blätter, Brafteen und Kelche. 
Die Blumen von Rhododendron ponticum und Strelitzia Reginae fondern 
auf der Innenſeite Eryitallinifche Körner von reinem Zuder aus. — 
Die aus manchen Pflanzen auf Inſektenſtiche oder Einfchnitte aus- 
- fließende Manna, der Honigthau und Franfhafte Abfonderungen 
fönnen nicht wohl den natürlichen Auswurfitoffen beigezählt werden. 
In den Wurzeln werden befond. die fogen. eigenen Säfte der Pflanze 
ausgefondert. — ©, 297. Ueber den Farbenwechfel der Blätter vergl.: 
Das wechfelnde Farbenverhältniß in den verfchied. Lebensperioden 
d. BI. nach feinen Erfcheinungen u. Urſachen, v. D. Bieper, m. 4 
T. Berl. 1834, -- ©. 299. Ueber die Farben der Blüthen, deren 
Aenderung und Hebergänge vergl.: Elamor - Marguart, die 
Farben d. Blüthen. Bonn. 1835. — ©. 303. Durch die künſtliche 
Vermehrung will man in Fürgerer Zeit, als es aus Samen möglich 
wäre, eine Bflangengattung oder Varietät vervielfältigen, oder einen 
Baum verjüngen, oder einen jungen Baum zum Fruchttragen bringen, 
oder die Güte und Größe der Früchte vermehren. Die diefes be- 
mwirfende Dperation heißt Impfung, von welcher man drei Modi- 
fifationen unterfcheidet. 1) Beim Dfuliren oder Neugeln bringt 
man ein mit dem Baſte verfehenes Rindenſtück mit 4 oder mehrern 
Knospen auf eine entrindete Stelle des Impflings (Subiefts) und 
befeiligt es darauf mittelft eines Bandes, wonach es bald mit der 
Rinde des Subiefts verwächſt, und aus deffen Saft ernährt wird. 
2) Beim Bfropfen werden zu impfende Zweige (Pfropfreifer) auf 
dem Subjefte fo an- oder eingefeht, daß fie mit demfelben verwachfen 
fönnen, indem der Ball oder Splint des PBfropfreifes mit dem des 
Smpflings in genaueſte Berührung gebracht wird. 3) Beim Ab- 
fäugen oder Ablaftiren bringt man zwei Smweige der nämlichen 
oder zweier verfchiedener Pflanzen, welche noch auf ihren Wurzeln 
fiehen, zur Berwachfung, indem der entblößte Baſt beider Zweige in 
Berührung gebracht, und diefe aneinander befefligt werden. Die 
©. 290 erwähnte Berwachfung mancher Waldbäume iſt eine natürliche 
Ablgktation. Nach der Verwachfung fann man einen Zweig unter der 
Berbindungsitelle durchfchneiden, worauf er von dem andern gleich einem 
Pfropfreis ernährt wird. — ©. 304. Nach Dutour’s und Morren’g 
Beobachtung erzeugt fich die neue Zwiebel bei Colchicum nicht unten, 
fondern oben und an der Seite der alten, immer rechts vom 


328 Allgemeine Naturgeſchichte. VIL Buch. 


Beobachter, der die Eonverität diefes Organs betrachtet, fo daß in 
.4— 5 Generationen die Pflanze um fich felbit eine Rotation gemacht 
bat. Ueber die Wurzeln der Drchideen hat M. ähnliche Beobach- 
tungen gemacht. IInst. 1834, p- 199, — S. 305, Ueber den Bau 
der Amylonkörner vergl. Fribfches Beob. in Boggend. Annal. 
XXX. ©. 129, und Annal. d. Pharm. XII. ©. 203. — ©. 307. 
Aus dem getrennten oder gemeinfchaftlichen Vorkommen der Anthe- 
ren und Befruchtungsfchläuche (Antheridien) als männlicher, der 
Piltille oder Fruchtanfänge als weiblicher Drgane folgt das verfchie- 
dene Gefchlecht einer Blüthe, eines Blüthenflandes, oder ganzen 
Pflanze. Männliche Blüthen enthalten bloß männliche, weibliche 
nur weibliche, Zwitterblüthen beiderlei Organe,  Zwitter- oder 
monoflinifche Pflanzen find z. B. die Nelfe, Schwertlilic, Tulpe. 
Bei diflinifchen Pflanzen find die Befchlechtswerfzeuge in. ver. 
ſchiedenen Blüthen enthalten: bei den monoeciſchen (Kaſtanie, Eiche, 
Buche, Hafelflaude 2c.) auf derfelben Pflanze, bei den divecifchen 
(Weide, Pappel,  Hopfenpflanze) auf zwei verfchiedenen Pflanzen ; 
bei den polygamifchen (Roßkaſtanie, Ahorn, viele Gräfer) Fommen 
auf demfelben oder auf verfchiedenen Stämmen Zwitterblüthen und 
eingefchlechtige vor. — ©. 308. cher die durch Inſekten bewirkte 
Befruchtung der Pflanzen vergl.: Das entdedte Geheimniß der 
Natur im Bau u. in d. Befr. d. Blumen, v. Chr. C. Sprengel, 
m. 25 %. Berl. 1793, — Ueber Baflarderzeugung : Chr. J. 6. 
"Schiede, de plantis hybridis sponte natis. Casseliis Catt. 1825, — Das 
Herabſteigen der Pollenſchläuche gegen die Eichen hatte zuerft Amici 
entdeckt. Weber W. Brongniart’s und Rob. Brown’s Beobach- 
tungen diefes Gegenitandes vergl.: Annales des sc. nat „1827 — 31 und 
die Weberfeßung von R. Brown's verm. Schr. Bd. 4, 5. — Gegen 
die Sergualität der Planen haben fich erklärt: Spallanzani, im f. 
Opuscoli di fisica animale e vegetabile 3 vol. Modena 1776, dann F. 8. 
Schelver, in feiner Kritik der Lehre vom Gefchlecht d- Pflanzen, 
Heidelb. 1812. ite Fortf. 1814. 2te Fortf. 1823, und A, Henſchel, 
in f. Werfe: Bon d. Serualität d. Pfl. Berl. 1820. Vergl. bierüb, 
auch C. Linnaei Sponsalia plantarum in f. Amoen. acad. vol, 4, Dann J. 
©. Kölreuter vorl. Nachricht v. einigen, d. Gefchl. d. Pfl. betr, 
Berfuchen u. Beobachtungen, Lpzg. 1761, 63, 66; ferner Ehr. C. 
Sprengel vorher angef. Werf, endlich 2. Chr. Treviramus, die 
Lehre v. Gefchl. d. BR. in Bezug auf d. neueſten Angriffe erwogen: 
Brem. 1822. Endlich vergl. über diefen Gegenft. auch d. neuen Beobach- 
tungen u. Verfuche von Girou de Bugareingues (UInst. 1833. p 154). 
Er behauptet, daß bei den divecifchen Pflanzen das männliche Organ 
in der weiblichen Blüthe verborgen, gleichfam ideal vorhanden fei, und 
daß folche Pflanzen deshalb Frucht bringen könnten, ohne daß 
männliche in der Nähe fein müßten. — Gärtner von Kalw las in der 


Bom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ıc. 529 


Verf. d. Naturf, zu Stuttg. 1834 eine Notiz über Baſtardpflanzen. 
Verſchiedene Spezies zeigen verfchiedene Verhältniſſe der Befruch— 
‚tung, die nicht mit dem Habitus in Verbindung ſtehen. Hiefür 
werden Verſuche mit Dianthus barbatus angeführt, Seht man die 
Fruchtbarkeit diefer Pflanze mit fich felbit auf 1000, nämlich fo, 
daß in einer gewiffen Zahl von Befruchtungen durch fich felbit fie 
1000 Eamenförner hervorbringe, fo wird fie mit Dianth. superbus nur 
714, D. japonicus 666, D. Armeria 533, D, chilensis 260 (?) geben. Bei 
D. collinus, Armeria, deltoides, chilensis latiſolius, Carthusianorum 
war das Verhältnig zu Flein, um wahrgenommen werden zu fünnen. 
Mit D. prolifer gaben 6 Befruchtungen nur 2 Samen, Die bes 
fruschtende Kraft der Baſtardpflanzen nimmt ſchnell ab, fo daß ©. 
fie nicht über 6 Generationen dauern ſah. — ©. 310, Manchmal 
erfcheinen auf derfelben Pflanze verfchiedenfarbige Früchte; z. B. 
weiße und blaue Trauben am nämlichen Weinitod, oder fogar weiße 
" und blaue Beeren an der nämlichen Traube, — Die Caprifikation— 
der Feigen iſt nicht mit der Befruchtung der weiblichen Dattelpal- 
men durch bei ihnen aufgehängte Zweige der männlichen Balme zu 
vergleichen. Der wilde Feigenbaum wird nämlich von der Feigen: 
gallwespe, Diplolepis Fieus Caricae Latr. befucht, der zahme nicht, 
Da Inſektenſtiche das Neifen der Früchte befchleunigen , fo bringt 
man in Griechenland und Kleinafien Zmeige mit den angeſtochenen 
reifen Früchten eines wilden Feigenbaumes in die Nähe eines zah— 
men, damit die ausfchlüpfenden Snfeften die unreifen Früchte des 
leßtern anſtechen, und ihre Eier in fie legen, wodurch felbe früher 
reif, und. auch größer und wohlfchmedender werden ſollen. — 
©. 312. Duch den Wind werden leicht fortgetrieben die 
Flügelfrüchte der Ulmen und Ahorne, die fruchtfronigen Achänen der 
Korbblüthigen und Scabiofen, die geflügelten Samen der Fichten 
und Birken, die baarfchppfigen der Asklepiadeen, Weiden, Bappeln 22. 
Mit Schnellfraft fpringen auf die Früchte von Impatiens 
Balsamina, Noli tangere, Cardamine impatiens, Euphorbia Lathyris, Mer- 
eurialis, Hura crepitans (hier erfolgt das Auffpringen mit einem 
Knall wie ein Piſtolenſchuß, und die fpikigen Fruchthüllenſtücke 
werden nebit den Samen weit umher gefchleudert) , Dictamnus albus 
und andern Rutaeceen; bei Geranieen löſen ſich die Frischtblätter 
fchnellfräftig vom Mittelfäulchen, vollen fich zurück, oder dreben fich 
fpiralförmig, wobei die Samen ausgeworfen oder die ganzen Früchte 
fortgetrieben werden. Bei Oxalis fpringt: der Samenmantel elaſtiſch 
auf. Dei Protenceen und Korbblüthigen wird das Ausſtreuen der 
Samen durch Auseinanderfpreigen der Fruchthüllen mittelſt ſteifer 
Haare befördert, — S. 317. Ueber die Keimung zweier Pilze auf 
Pfirfich- und Drangenblättern, Fumago persicae und aurantiae, welche 
fich aus einem sonfervenähnlichen Gewebe entwideln, vergl. Turpin's 


350 Allgemeine Aaturgefchichte. VII. Buch. 


Beob. in l’Inst. 1833 p. 2035 über Entwicklung der Laubmoofe Er- 
fahrungen, welche in d. Si. d. naturhift. Gefelfch. v. Straßburg 
v. 3. Dez. 1833 (von Schimper ?) mitgetheilt wurden. Es wird 
dort behauptet, dag aus den Moosfporen fich Conferven erzeugten, 
daß jede Moosgattung ihre eigene Conferve (als Vorkeim) babe, und daß 
die meiften Conferven der Süßwäſſer erſte Zuftände der Moofe feien, 
wie die erfiaunliche Menge von Moofen beweife, welche fich aus der 
Gonfervenmaffe eines abgelaffenen Teiches entwideln, und zwar noch 
ehe die Winde die hiezu nöthigen zahlreichen Samen herbeibringen 
fünnten. — ©. 312. Mit den Kulturpflanzen verbreiteten ſich auch 
manche Unfräuter ; fo Famen 5. B. aus Amerifa nach Europa Erigeron 
canadense, Oxalıs stricta, Oenothera biennis, muricata; mit dem eis 
aus Dftindien nach Europa Cyperus glomeratus, Fimbristylis diehotoma. ° 
— Stets um die Wohnungen des Menfchen Fommen vor Gattungen 
von Chenopodium , Atriplex, Rumex, Parietaria, Amaranthus, Urtica, 
Polygonum, Cichorium. — ©. 313. Erft ein Jahr nach der Ausfant 
feimen die Samen von Prunus persica, Castanca vesca, Melampyrum 
arvense, Paeonia; nach 41% — 2 Sahren jene von Rosa, Crataegus 
oxyacanıha, Cornus mascula; nach mehrern Fahren die von Veronica 
hederaefolia. > ©, 321. Alter der Bäume, Nach Decandolle wird 
Ulmus campestris alt 335 Jahre, Hedera helix 450, Acer Pseudoplatanus 
500, Pinus Larix 576, Citrus Aurantium 630, Castanea vesca 626, Pla- 
tanus orientalis über 720, Pinus Cedrus 800, Tilia grandifolia und 
parvifolia 1076°— 4447, Quercus robur und pedunculata 4500, Taxus 
baccata faft 2900, Adansonia digitata wenigftens 6000, indem Adanſon 
das Alter eines nicht zu. den dicfiten gehörenden Baumes von 30/ 
Durchm. auf einer der Inſeln des Cap verde auf 5150 Jahre be- 
rechnete ; Taxodium distichum über 6000, auf welches Alter ein bei 
Darafa in Mexiko flehendes Exemplar von 407 Durchm. gefchäkt 
wird ; Dracaena draco mehrere 1000 Sahre. — ©. 321. Dian weiß, 
daf die Wurzeln und der Stod eines abgehauenen Baumes fterben, 
wenn fie Feine, neuen Zweige treiben. Geſchieht diefes, fo kann die 
Wurzel ihr Leben ins Unendliche verlängern. Die Loniferen treiben 
niemals Zweige, darum flirbt der Stock und die Wurzel. Eine 
merfwürdige Ausnahme findet aber bei Pinus picea Lin. (Abies pecti- 
nata D. C.) ſtatt. Bei ihr eben die Stöfe und Wurzeln namlich 
fort, und wachfen fogar nach ganz unzweifelhaften Beobachtungen 
noch etwag in die Die. Obwohl der meiſte Nahrungsfaft von den 
Blättern bereitet wird, . fo haben doch hier die Wurzeln die Fähig- 
feit, eine geringe Duantität Nahrungsſaft zu bereiten, wovon ſich 
chen das fo geringe Wachsthum erklärt, daß bei 45 Jahr alten 
Stöcken nur etwa 8 Linien im Durchmeffer betrug. Solche Stöde, 
obwohl zu innert faul, hatten noch ganz frifches Holz, und waren 
voll Sambium. Sene Fähigkeit der Wurzeln fehlt Pinus abies und 


Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ꝛc. 551 


sylvestris, daher fie und die Stöcke alfobald ſterben. Beobachtungen 
Dutrochet's, gelef. in d. franz. Afndemie 12. Aug. 1833. l'Inst. 1833. 
p- 4126. — Bergl. ferner Durcau de la Malle, über eine Art fehr 
langen Zorpors bei den Wurzeln von Morus nigra, (fig 1834, 
©. 908.) 


Pathologifhe Erfcheinungen des Pflanzenlebens. 

Sie Außern fi theild als wahre Krankheiten, theils 

als Mißbildungen. Lebtere Fünnen entweder von freiem ein- 
treten, oder durch Fünftliche Behandlung veranlaßt werden. 
Mißbildungen fommen an den verfchiedenften Pflanzentheilen 
vor. Sonft dünne und fefte Wurzeln werden z. B. namentlich 
durch die Kultur dick und fleifchig (Möhre, Nettig, Rübe, Runs 
Felrübe 20); der Stamm fann ebenfalls Fnollenformig verdict 
und fleifchig werden, (fo entfteht aus dem Gemüſekohl die Kohl 
rübe, aus dem Nepsfohl die Stecfrübe) oder runde und Fantige 
Stengel und Aefte werden breit und bandfürmig (Celosia cristata); 
manchmal drehen ſich Stämme und Aefte fpiralfürmig. Wieder: 
holtes Befchneiden bewirft eine wiedernatürlich vermehrte Ver: 
zweigung, wodurch die Zwergbäume unferer Gärten und Zwerg- 
fträucher der lebendigen Hecken entftehben. Bon manchen Gartens 
pflanzen hat man Zwergformen, welche fo beftändig geworden 
find, daß fie fich durch Ausfaat und Impfung vermehren Taffen. 
Vielfacher find die Mißbildungen der Blätter. Bald erfcheinen 
fie an ungewöhnlichen Stellen, 3. B. an fonft blattlofen Schäf- 
ten, bald find ganzrandige oder feichtgefpaltene Blätter tiefges 
fpalten (fo öfter bei Erlen, Birken, Eichen, dem Weinftod). 
Bermehrt fich Cmeift durch Nahrungsüberfluß) die Blattſubſtanz 
gegen den Rand hin, fo erfcheint derfelbe gekräuſelt (Salatkohl, 
Gemüfefohl, Peterſilie); vermehrt fie fich gegen die Mitte zu, 
fo wird dieſe blafig (Wirſing); find die Blattſcheiben oben ftarf 
vertieft, die Interfolien ſehr verfürzt, fo. bleiben die Blätter 
fnospenförmig gefchloffen CKopffalat, Kopfkohl); treiben die 
wuchernden Blattnerven beblätterte Stiele, fo entftehen blüthen— 
fnopfartige Gebilde (Blumenkohl, Carviol). Defters find Blät— 
ter mit einander verwachfen oder (durch Anticipiren der Metas 
morphofe) biumenblattähnlich, gefärbt, während Brafteen (durch 
Rüdfchreiten) wieder Blättern ähnlich werden. Am manitig- 


352 Allgemeine Naturgeſchichte. VIL Buch. 


faltigften find die Mißbildungen der Blüthe. Manchmal find 
mehrere Cyklen miteinander verwachlen, Anderemale find normal 
verbundene Eyflen oder Theile von einander getrennt, die Zahl 
der Theile ift vergrößert oder verfleinert CHyacinthen, Tulpen 
mit 7 — 8 ftatt 6, Glockenblumen mit 6 ftatt 5, Helleborus 
foetidus mit 7 bis 6 ftatt 8 Blumenblättern oder Zipfeln), Defters 
find gewiffe Cyklen, bald Kelch, bald Krone, feltener Staubfäden 
wiederholt vorhanden, fowohl bei verwachfenblättrigen Blüthen⸗ 
deefen, als auch und zwar noch häufiger bei getrenntblättrigen, 
worauf die Füllung der Blumen beruht.‘ Sie wird meiftend 
durch die Kultur hervorgerufen, und fommt unter andern Fami- 
lien vorzüglich häufig bei den mit regelmäßigen Blüthen ver: 
fehenen Rofaceen (Roſe, Kirſche), Papaveraceen Mohn), Ras 
nunfulaceen (Ranunkeln, Anemonen, Ritterfporne, Acfelei, Gicht: 
rofe), Kreuzblüthigen (Goldlad, Levkoje), Caryophylleen (Nelfen) 
vor. Unregelmäßige Blumen nähern ſich hingegen. durch Miß— 
bildung den regelmäßigen Formen, (wobei öfters eine Vermeh— 
rung oder Verminderung der Normalzahl der Theile eintritt,) 
und heißen dann Pelorien; dergleichen wurden in der Familie 
der Labiaten, Berbenaceen, Skrophularinen, Sefameen u. a. bes 
obachtet. Bei andern Mißbildungen verfümmern alle Blüthen 
eines Blüthenftandes oder der ganzen Pflanze, während Spindeln 
und Blüthenftiele ſich wiedernatürlich zahlreich entwickeln Cfo 
beim Blumenfohl, Muscari monstrosum), ‚oder alfe Blüthen- 
eyklen find durch Verharren auf, einer tiefern Stufe grüne blatt- 
artige Gebilde geblieben, welche manchmal ausgebreitet find und 
wie Blätter verwelken, mandmalzwiebel- oder fnospenförmig 
gefchloffen, find, fich von der Mutterpflanze trennen, und gleich 
Bulbillen zu neuen. Pflanzen erwachfen können, ſo daß hier. 
wirklich die Blüthe zum Vermehrungsorgan umgewandelt ers 
feheint. (Poa bulbosa, alpina var. vivipara, Polygonum vi- 
viparum, mehrere Allium.), Manchmal find aus dem gleichen 
Grunde alle Blüthencyklen Kelchblätter, oder Blumen- und 
Blüthenhüllblätter geblieben, und erweifen ſich demnach gleich 
den vorigen ald Hemmungsbildungen. Von ihnen muß man 
die Antholyfen unterfcheiden, bei welchen Die Blüthentheile 
abnorm umgewandelt, auf niedrigere Bildungen zurückgeſunken 


Bom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ı. 333 


oder auf höhere erhoben find, bei denen überhaupt die Ordnung 
unter den Blüthentheilen aufgelöst ift. Zu diefen gehören alle ger 
fülften Blüthen, bei welchen man die Befruchtungsorgane zum 
Theil noch unverändert, oder doch noch Spuren derfelben findet, 
die zur grünen Blattbildung hinneigenden Blüthen und die Per 
lorien. Defters finden ſich auch Hemmungsbildungen und Anz 
tholyfen vereinigt. Bisweilen find die Interfoliartheile einer 
Blüthe fehr verlängert, und fomit deven einzelne Cyklen oder 
ihre Theile auseinander gerüctz zuweilen fproßen dann aus 
diefen Suterfoliartheilen unnatürliche Blüthenzweige oder ganze 
Blüthenftände hervor, oder aus dem Piftill Fommt noch ein 
Gipfeltrieb, der manchmal Blätter oder einen neuen Blüthen— 
ftand trägt. — Was die Mißbildungen der einzelnen Cyklen 
der Blüthe betrifft, fo find die Kelchblätter am häufigſten in 
Brafteen oder gewöhnliche Blätter verwandelt, und trennen fich 
- dabei meift aus ihrer normalen Verwachlung, fo daß fie z. 3. 

bei der Effigrofe gleich den Stengelblättern geftedert find. Bei 
Scorzonera laciniata und Senecio vulgaris haben ſich bisweilen 
die Haare der Fruchtfrone in grüne Blättchen verwandelt, und 
erweiſen fich demnach als ein vielfach zerfpaltener Kelchfaum. 
Bei Fultivirten Primeln_nähert fih manchmal, durch Anticipiren 
einer höhern Stufe, der Kelch der Blumenbildung. Bei Nigella 
damascena u. a. Pflanzen findet man die Blumenblätter 
manchmal in Kelchblätter zurückgegangen, bei Capsella bursa 
pastoris, Phaseolus vulgaris zu Staubgefäßen potenzirt; bei 
Caltha palustris und Anemonen ift das Perigon dfters in 
Brafteen und gewöhnliche Blätter umgeftaltet; bei manchen 
"Narziffen und dem Dleander nähert fich die Nebenblume bis— 
weilen den Blumenblättern. Bei gefüllten Blumen finden ſich 
die Staubgefäße befanntlih in Blumenblätter rücgebildet ; 
in Tropaeolum majus fand man fie fogar grün und blattähne 
lich, während fie bei Sempervivum tectorum (auch bei Papaver 
orientale und somniferum) nicht felten zu Piftillen gefteigert 
find, und in Althaea rosea theilweife in Blumenblätter, theil— 
weife in Fruchtblätter verwandelt werden, wobei fich oft noch 
an ihren Seiten Fleinere vollftändige' Blüthen ausbilden. Das 
Piſtill, als höchſte Metamorphofenftufe kann natürlich nur in 


354 = Allgemeine Naturgeſchichte. VIL Buch. 


tiefere Stufen umgewandelt werden; findet ſich jedoch ſeltener 
in Staubgefäße (ſo bei Weiden 2c.), häufiger in Blumenbfätter 
(ſo in gefüllten Blumen, wo am frei gewordenen Rande folcher 
Blumenblätter bisweilen noch die Eichen ftehen), manchmal fogar in 
grüne Blätter (fo in manchen gefüllten Kirfchblüthen) verwandelt. 
Die Eichen erfcheinen manchmal mehr oder minder unvollftändig 
geichloffen, manchmal fogar in Bfättchen ausgebreitet. Es 
giebt auch Mißbildungen, wo ganze Blüthen und felbft ganze 
Cyklen von Blüthen eines Blüthenſtandes verfchiedene Geftalt 
und Größe angenommen haben. Su Hydrangea arborestens 
vergrößert fich bisweilen der Kelch an den peripherifchen Blüthen 
außerordentlich und wird forollenartig; bei Viburnum opulus, 
wo fonft nur die Blumenfrone der Randblüthen fehr vergrößert 
iſt, können die Kronen aller Blüthen fich fo vergrößern, wodurch 
dann der fogenannte Schneeball entitehtz ähnliche Umänderungen 
der Blüthenform finden bei Hydrangea quereifolia und hor- 
tensis, fo wie bei manchen Korbblüthigen: ſtatt. Die meiften‘ 
monftröfen Früchte find nur eine, weitere Entwiclung einer 
ſchon in Piftil. ‚oder Blüthe vorhandenen, Mißbildung. Bers 
doppeln ſich Piftille oder verwachlen zwei Blüthen, fo entſtehen 
Zwillingsfrüchte. Manche Eitronen, und Pomeranzen find mehr 
oder weniger. tief. gefurcht: und gefpalten, ‚weil. ‚bei ihnen eine 
theilweife Trennung ‚der, (ſonſt ganz verwachfenen) Fruchtblätter 
eingetreten. ift, Erſcheint über dem Piftill ein Gipfeltrieb, fo 
trägt die, aus jenem: erwachfene, Frucht auf ihrem Scheitel einen 
beblätterten Trieb, oder eine zweite Frucht; dieſe wird bei fehr 
verfürztem Gipfeltrieb entweder von der erſten Frucht an ihrem 
Untertheile umgeben, oder ganz von ihr eingefchloffen, wie man 
denn Kleinere Aepfel, Drangen ze. in größern gefunden hat. In 
manchen Früchten find die einzelnen Fruchtblätter bisweilen vers 
fchieden gefärbt (roth und weißlic; geftreifte Weinbeeren, Drangen 
mit roth und gelbgefärbten Fächern; oder fonft fteinige Schalen 
find weich und dünn geblieben (Krachmandeln). Samen fommen 
ſehr felten ‚verwachfen ‚vor; ‚häufig aber findet man fie Ieer, 
oder einen Theil von ihnen abortirt. Dft umfchließen fie ftatt 
einen 2, 3, ja fogar bis 40 Keime, (Citrus aurantia und 
decumana) md mehrere Samenlappen, ald normal ift, — Als 


Bom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen #. 5353 


Urſachen der Mipbiltungen find fehr nahrhafeer Boden, über: 
mäßig feuchte und warme, oft dunkle Standorte, die Kultur, bes 
fondere Sahresfonftitution und klimatiſche Verhäftniffe anzugeben. 
Die höhern, zufammengefettern Pflanzen, alfo befonders die Difoty: 
ledoneen, find mehr zu Mißbildungen geneigt, als die einfachern, 
die höhern Drgane mehr ald die niedern ; gewiffe Familien oder 
gewiffe Sippen einer Familie (ſo Brassica) mehr als andere, 
Bei mandyen Pflanzen werden Mißbildungen erblich; bei Holz— 
gewächfen Fehren gewiffe Monftrofitäten jedes Sahr wieder. — 
Wie wichtig die bis jeßt angeführten Mißbildungen übrigens 
für Morphologie und Organographie werden, erhellt fchon aus 
dem wenigen, hier über fie Mitgetheiften. — Eine große Reihe, 
nicht aus geftörter Metamorphofe, fondern aus krankhaftem Zus 
fand oder äußerer Befchädigung hervorgehender Mißbildungen 
fallt mit den Krankheiten felbft zufammen, als deren Produfte 
fie angefehen werden können. 

Die Krankheiten der Pflanzen wie aller andern Orga⸗ 
nismen entſtehen theils durch geſtörtes Gleichgewicht des innern 
Syſtems der organiſchen Kräfte, theils durch unverhältnißmäßige 
Stärke oder Schwäche der äußern den Pflanzenleben nöthigen 
Potenzen. Daß der veränderte Einfluß der äußern Lebensbedin— 

‚gungen nur dann Krankheit verurfachen fünne, wenn die ein: 
zelne Pflanze eine relativ hinfängliche Empfindlichkeit dafür Hat, 
ift aus der Analogie mit Thieren und Menfchen Far. Sn der 
Pathologie fteht der Grundfaß feft, daß es Feine abfolute Schad- 
lichfeit gebe; darum erfranfen manche organifche Wefen bei den 
feichteften Einwirfungen von außen, während andere derfelben 
Spezies den ftärfftew wiederftchen. Ferner kann es nicht dem 
mindeften Zweifel unterworfen fein, daß unzählige Krankheiten 
fidh ohne Zuthun Außerer Verhältniffe aus innern Störungen 
entwideln, indem fon im Keime eines Gefchöpfs das normale 
Gleichgewicht der verfchiedenen Syſteme und Kräfte geftört, die 
Lebenskraft mancher Drgane übergroß, oder zu ſchwach iſt, 
manche Syfteme die andern demnach „beeinträchtigen, oder im 
zweiten Falle früher fterben, und den Tod des Ganzen nad ſich 
ziehen. — Unter den äußern Einflüffen bewirft Lichtmangel 
leicht Bergeilung, welche fi) durch Schlaffheit, Wäfferigfeit, 


336  Mlgemeine Naturgeſchichte. VIL Buch. 


Bleiche und Verlaͤngerung der Theile. Außert. Auch zu viele 
Feuchtigkeit und Wärme und Mangel an frifcher Luft kann 
Vergeilung veranlaffen. Bleichſucht befüllt ganze Zweige 
oder einzelne Blätter und Blattſtellen (geſprenkelte Blätter), und 
beruht auf mangelhafter Chlorophyllbifdung. Bleichfüchtige Bäume 
oder Gefträuche bringen in den nächften Sahren wieder gefpren: 
felte Blätter ; diefe Fonnen auf fremde Stämme geimpft. werden 
und fegtere, förmlich angefteckt, bringen dann auch an ihren eigenen 
Zweigen gefprenfelte Blätter hervor, Zu hohe Wärme und 
Trocdenheit bewirken VBerwelfen, Berdorren und bei Holzs 
gemwächfen vorhergehende Entblätterun g. Letztere erfolgt auch 
auf zu frühe Herbſtfröſte, ſchädliche Dämpfe und Inſektenfraß, 
und zieht Entfräftung nad ſich. Zu viel Hitze und Dürre 
macht die Rinde berften, hart und ſchuppig werden, wie diefeg 
namentlich bei den Delbäumen (wo die Kranfheit Raude oder 
Schorf heißt) zum Verderben derfelben erfolgt. Mit Thanz oder 
Regentropfen bedeckte, den brennenden Sonnenftrahlen ausgefeßte 
Blätter follen Brandflecken befommen ; zu viel Hiße und Feuch— 
tigfeit erzeugt die, das Blühen und Fruchttragen hindernde 
Blätterfucht, wobei die Pflanze zu viel Blätter und Frautige 
Triebe hervorbringt ; zu wenig Wärme Unfruchtbarfeit, weil 
die Pflanze Fümmerlich wächst, Faum blühen und fich, befruchten 
kann. Letztere Krankheit wird auch durch Spätfröfte im Früh— 
ling veranlaßt; zu frühe Herbſtfröſte bewirken hingegen das 
Erfrieren der jüngſten Splintlagen, in ihrem Gefolge die 
Splintſchwäche, Froſtklüfte und Froſtſpalten, die jedoch 
den Baum nur tödten, wenn ſie in Froſtbeulen ausarten, 
welche dann in Geſchwüre und den feuchten Brand über— 
gehen. Erfrieren auch der Baſt und die innere Rinde, ſo ſtirbt 
der Aſt oder Stamm gewöhnlich ganz. Nadelhölzer wiederſtehen 
durch ihr Harz der Kaͤlte viel beſſer als Laubhölzer; die Birke aber 
wiederſteht ihr noch beſſer durch ihre Außere, aus vielen trockenen 
Blättern beftehende Rindenfchichte, und kommt daher noch über 
dem Polarfreife, und faſt am der Grenze des ewigen Schnees 
fort. — Saftreiche, ſchwach verhofzte Triebe erfrieren viel leichter 
als zähere, trockenere; dickere Bäume zerfpringen wegen der viel 
größern Ausdehnung ihrer gefrierenden Saftmaſſe feichter, als dünne, 


Bom Leben der Pflanzen u, feinen Erfcheinungen sc. 337 


Kälte mit Reif tödtet Teichter, als trockene Kälte; ſchneller Sonnen- 
ſchein auf Kälte wirft ſehr nachtheilig auf die jungen Triebe. 
Zu wenig Waffer führt Verwelfen, zu viel die Blätterfucht 
herbei; lange dauernde Nebel und Regen verhindern die Bes 
fruchtung und verurfachen hiedurd; Fehlſchlagen und Mißfall. 
Uebermäßige Feuchtigkeit mit Lichtmangel verbunden führt die 
ſchon oben angeführten Uebel herbei, welche in Wafferfucht _ 
übergehen, und endlich durch eintretende Fäaulniß und feuchten 
Brand tödten können. Lesterer entfteht auch beſonders leicht aus 
Gefhmwüren, die fi dann bilden, wenn die Pflanze zu viel 
Feuchtigfeit hat, und in einem zu flarf gedüngten Boden ficht. 
Bolfaftigfeit der Pflanzen zieht manchmal einen Saftfluß nad 
außen nach fich. Die ausgetretenen Säfte. koͤnnen entweder, wie 
dad Harz der Goniferen, oder das Gummi der Kirfchen, Man- 
del- und Pflaumenbäume, die Manna von Fraxinus ornus und 
Tamarix gallica var. mannifera etc. auf der Oberfläche nur 
eintrocknen, oder in Gährung übergehen, und Gefchwüre und den 
Baumfrebs erzeugen, einen fchwammigen Auswuchs, aus dem 
beftandig Abende Sauche fließt, und der ſtets weiter um fich 
"greift. Der Baumfrebs entfteht auch Teicht, wenn 3. 3. bei 
Ueberfchwemmungen Waffer Tange über dem Wurzelhals ftehen 
bleibt. Der Saftfluß für ſich allein kann Entfräftung und Ab- 
zehrung herbeiführen, und von Berdorren und Wurmfraß be: 
gleitet fein. Der fogenannte Honigthau, ein durchfichtiger, 
füßer, flebriger Ueberzug wird nicht von Blattläufen, ſondern 
wirflich von der Oberfeite der Blätter fehr verfchiedener Pflanzen 
bei heißer Witterung, nad) feinem Regen abgefondert. 

Unter den mehanifchen Kranfheitsurfachen vermögen 
Duetfchung, Reibung, Drud, Knoten, Wülfte und Mutter- 
mähler an der Rinde und auch auf Früchten zu veranlaffen. 
Anhaltender Druck kann das Wachsthum hindern und die Ge— 
flalt der Theile verändern. Die ftarfen verholgenden Schlinge 
pflanzen, Lianen, wiceln ſich fo feft um.-Stamm und Aeſte, daß 
fie deren weitered Wachsthum unmöglich machen und ihren Tod 
herbeiführen. Wunden und Brüche heben den Zufammenhang 
der feften Pflanzentheile auf, Tegen immer einen Theil der innern 
kan te der Atmofphäre bloß, und werden befonders 

. 22 


358 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch. 


gefährlich, wenn die verwundete Stelle ſich nicht wieder zu berin⸗ 
den vermag, oder ſich Schnees und Regenwaffer in ihr anfammeln 
kann. Nach diefen Umftänden vertrocnet entweder das Holz, 
oder es findet zehrender Safterguß ftatt, oder die Wunde geht 
in ein tödtliched Gefchwür über. Vielfache Verletzungen erleis 
den die Pflanzen durch den Biß und Stich der pflanzenfreffenden 
Thiere verfchiedener Klaffen, befonders der Inſekten. Alle Theile 
des Pflanzenförpers, nicht einen ausgenommen, werden durch fie 
in ihrem Larven» fowohl als vollfommenen Zuftande angefallen, 
und außer gänzlicher Zerftörung durch Zerbeißen und Ausfaugen 
vielfache Arten des Snfeftenfraßes, der Abzehrung, der Wurm⸗ 
krankheit 2c. herbeigeführt, Die Inſekten der Familie, Cynipariae , 
Gallwespen, ftechen die Blätter und die Rinde Frautiger Theile 
an, führen mittelft ihres Legeſtachels ihre Eier in das Zellger 
webe ein, und bewirfen durch Reizung defjelben und hiedurch 
verftärften Säftezufluß die Franfhaften, unter dem Namen Galls 
‚ apfel -befannten Answüchfe, welche nur aus Zellgewebe beftehen. 
Sede Gallmespengattung verzeugt eigene, beſtimmte Auswüchſe, 
welche an Geftalt und Färbung auf der nämlidyen Pflanze und 
dem nämlichen Pflanzentheile felbft dann oft fehr abweichen, 
wenn. fie von nahe verwandten Snfeftengattungen veranlaßt find. 
Man fieht daher, daß es hiebei nicht bloß auf die ohnehin ganz 
unbedeutende mechanifche Reizung ankommen könne, ſondern daß 
wahrfcheinlich jede Inſektengattung ein beſtimmtes Ferment in 
die Munde ergieße, welches entſprechende beſtimmte Gallen: 
formen erzeugt. Dieſes Ferment muß demnach eine belebende 
und organiſirende Kraft beſitzen; es muß ein geiſtiges Prinzip 
ſein, das ſich ſinnlich unter einer beſtimmten Form offenbaren 
kann. Nach meiner Anſicht fallen daher die Galläpfel, in welchen 
ſich die Cynipslarven entwickeln, mit den Oeſtrusbeulen, und 
beide zuſammen in weiterm Sinne wieder mit Korallenſtöcken, 
den Phryganeenhülſen, den Schmetterlingkokons, den Bienenzellen 
zuſammen: nur daß, was bei jenen durch bloße Wirkung eines 
bewußtloſen, plaſtiſchen Triebes geſchieht, bei allen dieſen durch 
Inſtinkt und Kunſttrieb erfolgt, welche aber, wie ſpäter erwieſen 
werden ſoll, ganz unmerklich in den bewußtloſen plaftifchen Trieb 
übergehen ; wie diefer ſich meift durch Sefretionsprodufte Außert, 


Bom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ıc. 339 


fo fprechen fich jene mehr durch Thätigfeit äußerer Organe, Glieder 
ꝛc. aus. Die Blattläufe und Afterblattläufe (Chermes), welche die 
Blätter anftechen, bringen auf ihnen blafige Erhebungen und 
Geſchwülſte hervor, welche aber, wie auch die fogenannten 
Zapfenrofen, nie die regelmäßigen Formen der Galläpfel zeigen, 
und nicht mit diefen zu verwechfeln find. 

Mancherlei Krankheiten entftehen durch Schmaroßers 
pflanzen, oder führen deren Erzeugung nad) fih. Es ift 
hier die Nede von den wahren Schmarogern, welche fich aus 
der fie tragenden Pflanze nähren, nicht von den falfchen, 
welche fie bloß umfchlingen, oder fich auf ihr befeftigen (mie 
3. B. Flechten). Alle mit Gefäßen verfehenen Schmarogerpflanzen 
find Phanerogamen, alle nur aus Zellen beftehenden Kryptogamen. 
Erftere, welche bereitd ©. 291 angeführt wurden, fiedeln ſich nur 
auf gefunden Pflanzen an, entfräften diefe manchmal bis zum 
Tode, leiden aber auch durch deren allgemeine Krankheiten ; 
Ießtere Fommen am dfteften auf bereits erfranften Pflanzen oder 
Pflangentheilen vor. Die kryptogamiſchen Schmarogergewäcdhfe 
find unglaublich zahlreich, Fommen unter den mannigfachften 
Formen und Verhältniffen, an den verfchiedenften Orten vor, 
und bewirfen die vielfachften Erfcheinungen. Man kann bei 
ihnen oberflächliche unterfcheiden, die wirffih außer den 
Pflanzen entftehen, und auf deren‘ Oberfläche befeftigt find; 
Ausfchlagsfhmaroger, welche unter der Oberhaut der 
Pflanzen ſich erzeugend, endlich am die Oberfläche hervortreten ; 
innerlihe Schmaroßer, welche im Innern der Pflanze ent 
ftehen, und entweder gar nicht an die Oberfläche kommen, oder 
im Falle diefes gefchieht, die Subftanz des von ihnen ergriffenen 
Theiled gänzlich auflöſen. Unmerflich find die Uebergänge von 
felöftftändigen Schmarogerpflangen zu bloßen Kranfheitsproduften 
und Eranthemen, wo der austretende Pflanzenfaft oder die 
Pflanzenſubſtanz fic) zerfeßend und entartend, von nenem fremdars 
tigem Bildungstriebe durchdrungen wird, und ſich zu niedrigen Pilz» 
formen geftaltet, die häufig noch einen Neft der urfprünglichen 
Zertur der Theile zeigen, aus welchen fie hervorgegangen find. Daß 
in den meiften diefer Fälle von feiner Erzeugung aus Sporen ıc. 
die Rede fein kann, muß jedem unbefangenen Beurtheiler 


340 ° Allgemeine Maturgefchichte. VII Bud, 


einfeuchten. — Auch durch Vergiftungen Fünnen Pflanzen ers 
franfen. Sn der freien Natur Fann nämlich der Boden ſchäd—⸗ 
Yiche Beftandtheile enthalten oder mit folchen geſchwängert wer: 
den, oder fchädliche Dämpfe und Gafe, aus Rauchfängen, 
Fabrifen, Solfataren und Vulkanen hervortretend, Fünnen nach— 
theilig auf die Pflanzen der Umgebung wirken. Die meiften 
fünftlichen Vergiftungdverfuche wurden mit Pflanzen angeftellt, 
die ihren natürlichen Berhältniffen entriffen waren, und erlauben 
daher nur unfichere Schlüße auf das Verhalten unverlebter 
Pflanzen. Im natürlichen Zuftande nehmen 3. B. die Wurzeln 
dad Waffer in größerm BVerhältniffe auf, als die darin auf- 
gelösten Stoffe, und erft, wenn die Wurzelſchwammwülſtchen 
durch die fehädlichen Stoffe fehon Forrodirt werden, fangen fie 
an jene aufzunehmen. Im Waffer unauflögliche, wenn auch 
noch fo giftige Stoffe, Fonnen von den Wurzeln nicht aufgenomz - 
men werden, und den Pflanzen daher nicht fchaden. Eiſen⸗, 
Mangan» und Kupferfalze wirfen in mäßiger Menge nicht 
fchädkich; arfenige Säure und Queckſilberdämpfe find fchon 
in geringer Menge verderblich (die von ihnen getroffenen Pflanzen 
werden trocen und ſtarr); reine Alfalien und fcharfe Säuren 
Cauch Chlor, Jod, Brom bei längerer Einwirkung) tödten durch 
Zerftörung des Gewebes (das durch fie gleichlam verfohlt wird), 
fhwache Säuren, narfotifche Subftanzen ꝛc. durch Erfchlaffung 
des Gewebes, Die Pflanzen bedürfen zu ihrem Wachsthum des 
rohen Saftes, aus welchem erft fie ihre nähern Behandtheile 
bilden; in Auflöfungen von lektern (Gummi, Zuder, Opium, 
flüchtigen Delen, Weingeift ıc.) gefeßt, gehen fie zu Grunde, 
Stickſtoff, Kohlenfaure und Wafferftoff, obſchon den Pflanzen 
unentbehrlich, werden ihnen doch verderblich, wenn fie nur fie 
alfein zu athmen befommen. Schädliche Stoffe durch die Wurzel 
aufgenommen, wirfen bei Tage und im Sonnenfchein energifcher ; 
Dämpfe und Safe, durch die Blätter aufgenommen, bei Nadıt, 
fo daß Pflanzen in mit Chlor geſchwaͤngerter Luft bei Nacht 
ſterben, bei Tage nur wenig leiden. Die in den Gefäßen auf— 
fteigenden flüßigen Gifte greifen befonders auch das den Blatt- 
nerven zunächſt liegende Zellgewebe an, und tödten überhaupt 
nicht, wie im thierifchen Körper durch Gonfenfus, fondern indem 


Dom Leben der Bilanzen u. feinen Erfcheinungen ꝛc. 341 


fie durch Vernichtung der Lebenskraft in den einzelnen Zellen 
den Untergang der ganzen Pflanze herbeiführen, wobei fie unzer⸗ 
fett bleiben, während fie im thierifchen Körper meiftens zerfeßt 
werben. Viele für die Thiere giftige Subftanzen find den Pflan⸗ 
zen unfchädlich, und umgekehrt find viele den Pflanzen verderb- 
liche für die Thiere ziemlich gleichgültig. 

Aus einem bis jest unbekannten Grunde (denn die vorhans- 
denen Erklärungen genügen nicht) find die Mißbildungen bei 
den Pflanzen viel häufiger als bei den Thieren; bei den letztern 
aber fommen viel mannigfachere Krankheiten vor, was 
allerdings auf der viel größern Komplifation ihres Baued bes 
ruht. Daß viele Krankheiten der Pflanzen, in fo ferne fie auf 
äußern Urfachen beruhen, durch Entfernung diefer zu verhindern 
find, ift Har. Entftehen fie durch Lichtmangel, fo muß dem 
Lichte Zugang eröffnet werden ; gegen Hitze und Trodenheit 
ſchützt Begießen und Bewäſſern, fo wie Umftelung mit Körpern, 
welche die Sonnenftrahlen abhalten; gegen Kälte Bededung, 
Umwicklung von Stamm und Aeften, Ueberwinterung in ger 
heizten Räumen; Wunden müffen mit Baumfalbe oder Baumz 
wachs überftrichen und verbunden werden. Die fchädlichen In⸗ 
fetten müffen aufgefucht und vertilgt; phanerogamifche Schma- 
roßerpflanzen müffen von Grund aus und wiederholt ausge⸗ 
fchnitten werden; die Entftehung der Fryptogamifchen hängt 
gewöhnlich von tellurifchen und Elimatifchen Verhältniffen ab, 
und kann daher Faum verhindert werden. 


Zu ©. 331. Eine merfwürdige Mißbildung von Brässica oleracea 
bothrytis oder Broccolikohl machte Farines befannt. Sie war breit 
gedrückt, wie ein Fächer; aller Nahrungsfaft Hatte fich flatt in die 
Stengel, in die Blattfliele gezogen, und diefe erweitert. U’Inst. 1834, 
p 128. — ©, 338. Bon Inſekten geritören befonders Melolontha 
vulgaris und hippocastani als Larve das Gras durch Abfreffen der 
Wurzeln, als imago die Baumblätter ; Elater segetis als Larve 
die Getraidewurzeln, Zabrus gibbus als Larve und imago den 
Weizen; Lethrus cephalotes als volfommenes Infekt die Rebenſchöß— 
linge; Gryllotalpa vulgaris die Getraidewurzeln; die Raupe von He- 
pialus humuli die Hopfenwurzeln; Tipula oleracea als Larve die Wur- 
zeln des Kohle; Coccus polonieus die Wurzeln von Seleranthus perennis 
und Herniaria glabra; Rynchites bacchus die Rebenblätter und jungen 
Triebe; Haltica oleracea viele Gartenpflanzen ; mehrere Acrydium 

[7 


542% Allgemeine Aaturgefchichte. VIL Bud, - 


(A. migratorium 4. a.) alle Begetabilien ; die Raupen von mehreren 
Pieris (Brassicae, Napi, rapae, Sinapis) und Crambus Brassicae die Kohl. 
arten und andere Kreugblüthige; die Raupen vieler Bombyx (Neustria, 
dispar, processionea die Obſtbäume; jene von B. Monacha und Pha- 
laena brumata die Eichen ; die von Bombyx pini und Geometra piniaria 
die Fichten ; die Raupen von Tortrix und Pyralis die verfchiedenften 
Blätter; jene von Oecophora miniren die Blätter und freffen die 
Mittelfchichte des Bellgewebes; die von Yponomeuta evonymella ent» 
blättern die Spill- und Bflaumenbäume ; von Yponomeuta padella die 
Obſtbäume. Die Afterraupe von Lophyrus pini zernagt die jungen 
Triebe der Kiefern; die unzähligen Blattläufe (Aphis) tödten die 
Pflanzen oft durch Ausfaugen der Blätter und Frautigen Triebe; 
manche bewirfen auf ihnen auch blafige Erhebungen und Gefchwülfte, 
in welchen ganze Generationen leben. Die Schildläufe (Coccus) be- 
wirfen durch ihren Stich häufigen Säfteausfluß, (C. hesperidum ver— 
dirbt fo die. Drangenbäume, C. Adonidum verfchiedene Treibhaus— 
Pflanzen, C. cacti, die Kochenille, faugt den Nopal Cactus coceinellifer aug; 
C. ilieis, da3 Kermesinfeft Quercus coceifera; C. Lacca die Ficus in- 
dica, religiosa 1. a. Feigenbäume Sndiens und Polyneſiens; der durch 
ihren Stich ausfließende, dann erhärtende Saft ift der Gummilaf); 
Cercopis spumaria, bifasciata 4, n- leben auf Weiden, Gräfern, Neſſeln 
und geben den eingefogenen Pflanzgenfaft wieder von fich, der fie 
dann als Schaum bedeckt; Gamasus telarius, die Webermilbe, verdirbt 
befonders Glashauspflangen mit ihrem Gefpinfte; eine Spezies von 
Erythraeus Latr. verderbt 5. B. im München befonders die Cactus und 
andere Fettpflangen des botan, Gartens, Mehrere Anthonomi zer— 
frefen die Knospen der Obſtbäume ; Forfcula ‚auricularia greift alle 
Planzentheile an. Sm Stengel des Schilfrohrs leben die Larven von 
Donacia; in andern Wafferpflangen jene von Lixus. Holz, Baft und 
Ninde werden befonders von den Xylophagis (Hylurgus, Hylesinus, 
Bostrichus [die fogenannte Wurmtrodniß der Nadelholzwälder 
wird befonders durch Bostrichus  octodentatus,, Jarıcis, . typographus, 
dann Hylesinus ligniperda und piniperda'herbeigefüihrt] ‚Scolytus, Apate, 
Lyctus, Rhizophagus), mehreren Anobiun® Clerus, Ptinus, Buprestis, 
Elater, vielen Scarabaeinis 1, Cerambyeinis, (befonders Lamia, Saperda, 
Callidium, Clytus, Rhagium, Prionus, Callichroma ete:) Pyrochroa, Helops, 
ferner von den Raupen der Sesiae und Cossus ligniperda angegriffen. 
Die Blüthentheile der Pflanzen werden von einer Unzahl Snfeften 
der verfchiedenften Drdnungen angegriffen, welche theils den Neftar- 
faft fchlürfen, oder die Subitanz der Theile, oder den Pollen ver- 
zehren. Von Käfern leben, um nur die allerbefannteften zu nennen, 
in und von Blüthen Anthophagus, Omalium, Cercus, Nitidula, Strongy- 
lus, Byturus, Throscus, Buprestis, Trachys, Elater, Telephorus, Mal- 
thinus, Dasytes, Malachius, ſehr viele Lamellicornia aus den Gruppen 


Vom Leben der Pflanzen u. feinen Erfcheinungen ı. 345 


Phylophagi , Anthobii; auch Cetonia, Trichius, Rutela, Macraspis, Inca, 
Gymnetis ; Mordella, Rhipiphorus, Anaspis, Mylabris, Cantharis, Oedemera, 
fehr viele Apion, Polydrusus, Rynchaenus, Dorytomus, Anthonomus, 
Falciger ; viele Cerambyeini, befonders Leptura, Clytus, Obrium , Saperda, 
Callidium; dann zahlreiche Chrysomelioi, namentlich Haltica, Phalaerus , 
Agathidium ; vom Hymenopteris unzählige Apiariae, welche Honig und 
Polen fammeln, und dabei oft die Blüthen zerfiören; bon Hemipteris 
außer den obengenannten auch Thrips, viele Cicadariae und Cimicides; 
von Dipteris zahlreiche Gattungen, von welchen 5. B. Atherix macu- 
lata die Blüthen von Arnica' montana zerſtört. Viele Inſekten zer: 
Hören die Früchte und machen dadurch die Fortpflanzung unmöglich. 
Bruchus und Bruchela greifen befonders die Samen der Leguminofen 
am (Bruchus pisi zerftört oft ganze Erbfenernten); Pyralis pomana die 
Yepfel; die Larven von lehneumon nigritornis yerjehren den Keim 
der Nepfelferne; viele Tephrätis legen ihre Eier in die Eierſtöcke der 
Pflanzen; Oseinis und Mosillus zerſtören das Innere der Getreide- 
halme, und verhindern dadurch die Befruchtung ; Oscinis Frit zerſtört 
befonders die Gerſte; Tipula tritici den Weizen; die Larven von Sphex 
arenaria follen das Innere der Halme vom Winterweizen, Roggen 
und Hafer zernagen (?). Die Larven von Apion frumentarium, Ca- 
landra granaria , Trogosita maurilanica und Tinea granella zeritören fo- 
wohl das reife auf dem Felde ausgefallene Getreide, als das auf den 

Speichern aufbewahrte, wo dann die von ihnen angerichtete Ver: 
heerung viel auffallender if. — ©. 338, Die Fäuflichen Galäpfel 
werden auf Quercus infectoria in Kleinafien durch den Stich von 
Cynips Gallae tinctoriae erzeugt; die Knoppern auf Quercus Acgylops 
durch C. quercus pedunculiz die fogen. franzöfifchen Galäpfel auf 
Quercus  Cerris durch C: quercus Cerris; die auf den einheimifchen 
. Q. robur und pedunculata durch C. quercus folii, C. quercus baccarum 
und C. numismatalis; der. fogenannte Nofenapfel, ein mit moos- 
ähnlichen Fäden überdedter Auswuchs der wilden Rofen durch C. 
rosae; Die zapfenähnlichen Auswüchfe auf Blättern der Buchen, 
Weiden, Bappeln, Linden durch andere Spezies. Mehrere Aphis 
und Chermes erzeugen falfche Gallauswüchfe. Die fogen. Zapfen- 
rofen entftehen, wenn eine Blattfnospe angeſtochen wird und Eier in fie 
gelegt werden, wobei die Interfoliartheile fehr verkürzt und in 
Roſen- oder Zapfenform zufammengedrängt bleiben, wie man dergl. 
an Weiden (durch Cynips salicis bewirkt) Juncus, Thymus serpyllum, 
mehrern Galium, Pinus abies (von Chermes abietis herrührend) und 
Pipicea trifft. — ©. 339. Zu den oberflächlichen fryptogamifchen 
Schmarokern gehören Rhizoctonia, eine die Wurzelm und damit die 
ganze Pflanze tödtende Pilzfippe (KR. Crocorum wird dem Safran, 
R. medicaginis der Luzerne höchſt verderblich ; BR: muscorum befällt 
Zaubmoofe): dann Erysiphe, bei anhaltender Feuchtigkeit und zu 


344 Allgemeine Naturgeſchichte. VIL. Bud). 


engem Stande, Blätter, Erautige Stengel, junge Triche oft gar 
mit einem flodig mehligen Ueberzuge bederfend, der eben der befannte 
Mehlthau iſt; entiichend aus einem krankhaft ausgefchiedenen, 
wäfferigfchleimigen Stoff, der bald zu Floden und einem zarten 
Netze gerinnt, endlich Flecken und Ueberzug bildet, und in günftigen 
Umſtänden Sporidien hervortreibt; (E- communis iſt die gewöhnlichfte 
Spezies ;) die E. erfcheinen meilt im Spätfommer und Herbfie, und 
richten oft ganze Pflanzungen zu Grunde. Der fogenannte Huf: 
thau iſt zuerſt ein leichter, ſchwärzlicher Anflug, dann eine derbe, 
ſchwarze Krufte ; entficht auf Ähnliche Weife, wie voriger und auch 
durch einen Fadenpilz, Cladosporium Fumago. Die fogenannten Blatt- 
fafern, Pbylleriaceae, (Taphrina, Erioeum,. Pbyllerium) haarähnliche, 
einfache, ungegliederte, in Fleden sufammengedrängte , verwirrte 
Bellenfäden auf lebenden Blättern, find gleichfalls ein in Form von 
Schmarokern auftretendes Kranfheitsproduft. Sie entfichen auf der 
vertieften Fläche blafiger Auftreibungen der Blattſubſtanz, "befonders 
"auf Kätschentragenden, Ahornen und DObfibäumen. — Auch die 
Ausfchlagsfchmaroser entfichen aus einer Subftanz, die fich aus 
den Franfhaft veränderten Pflangenfäften bildet, Man nennt fie 
auch Entophyten (fie vergleichend mit den Entozoen) und fie ge 
hören den tiefitehendften Pilzen an. Einige, die entophytifchen 
Fadenpilze, erzeugen fich aus einer dünnflüßigen, öfters fogar dunfk 
förmigen Subflanz in den Athemhöhlen,, treten dann durch die 
Spalten der Luftlöcher hervor, und fireuen ihre Sporen über die 
Dberfläche der Trägerpflanzge aus. So Cylindrospora, Ramularia, 
Bothrytis, Fusisporium, von welchen allen verfchiedene Spezies auf 
fehr verfchiedenen , theils fchon abgeitorbenen , theils noch lebenden 
Pflanzengattungen vorfommen. Andere Entophyten entftehen gleich» 
falls in den Athemhöhlen der Pflanzen, aber aus einer feflern Sub- 
ſtanz, die Anfangs weich, breiartig, farblos, bald konſiſtent und 
gefärbt wird, die Dberhaut in Form einer Puſtel emportreibt, end» 
lich zerfprengt, und über fie die Sporen entleert. Bei einigen geht 
die Bildungsmaffe in nadte Sporen tiber, bei andern bildet fich eine 
Hülle um diefe. Zu erflern gehören, um auch bier wieder von den 
einfachiten zu beginnen, Uredo, (U. Rubigo, der gewöhnliche Roth» 
brand, U. occulta und U. linearis befallen dns Getreide, andere höchſt 
zahlreiche Gattungen die verfchiedenften Pflanzen) Uromyces (befons 
ders auf Hülfenpflangen), Puccinia, (P. Graminum fommt anch auf 
dem Getreide vor) Phragmidium. Ein Balg um die ausmwuchernden 
Sporen bildet fich bei Peridermium (nur auf Nadelhölgern beobachtet ; 
P. elatinum macht die Aeſte der Tanne eigenthlimlich anfchwellen, 
und im eine Menge von Zweigen austreiben [ Herenbefen in den 
Vogeſen genannt] , welche jeden Herbit ihre Blätter abwerfen); 
Aeccidium, Aecidiolum/; Roestelia (R. cancellata erſcheint oft fehr 


Rom Keben der Pflanzen u. feinen Erfheinungen ıc. 345 


zahlreich auf den Blättern der Birn- und Apfelbäume und macht 
fe krank) und Cronartium. An diefe vollfommenern Balgbrande fchließen 
fich entophytifche Kernpilze (Pyrenomycetes) an; die höher entwickel- 
ten unter ihnen entfichen nach Mer der Ausfchlagsfchmaroßer 
(Cystispora, Sphaeria, Hysterium), die tiefer flehenden (Xylomacei) bils 
den fich nicht bloß aus den ſtockenden Säften in den Athemhöhlen, 
fondern erfcheinen als Franfhaft entartetes, in feinen Zellen umge- 
bildetes Parenchym, große ſchwarze Flecken auf den abfallenden 
Blättern bildend Chieher Rhytisma, Ectostroma, Depazea, Leptostroma 
etc.), — Hat der von Schmarokerpilzgen befallene Pflanzenorganismus 
oder Pflangentheil nach Entleerung der Sporen jener noch genug 
Lebenskraft, fo vernarbt die zerflörte Stelle; im Gegenfalle tritt 
partieler oder allgemeiner Tod ein. Zarte, weiche, Frautartige 
Pflanzen und junge Triebe find vorzüglich den Schmarokerpilzen 
ausgeſetzt; diefe erzeugen fich nur an den mit Epaltöffnungen verfehe- 
nen Theilen , und ihr erſter Entſtehungsgrund dürfte wohl in einer 
Hemmung des Ausathmens und Aushauchens und daherigen An— 
fammlung von ſtockenden Gafen und Säften liegen. Die Störung 
obiger Funftionen kann durch anhaltende Feuchtigfeit, Lichtmangel, 
ſchnellen Temperaturwechfel, Reife, anhaltende Trockenheit, mangeln- 
den Luftzug, Verunreinigung, allgufetten Boden herbeigeführt werden. 
Die Ausfchlagsfchmaroker, 5. B. der Roſt des Getreides, erfcheinen in 
manchen Fahren als wahre Epiphytien oder Pflangenfeuchen. Nach 
angeftellten Verſuchen Feimten die Sporen folcher Schmaroker auf 
gefunden Pflanzen nicht, ein deutlicher Beweis, daß eine Franfhafte 
Dispofition der Pflanze hiezu vorhanden fein muß. — Aucd) viele 
höhere Schlauchfchichtpilge C Hymenomycetes ) find gewiſſermaßen 
Kranfheitsprodufte vollfommenerer Gewächfe. Oft auilt, aus dem 
Innern diefer, an verlebten Etellen eine Art Schleim heraus, welcher 
fich allmälig vermehrt, und zu einem vollfommenen Pilze erwächst, 
der am Grunde oft tief in die Holzſubſtanz eingewachfen oder mit 
ihr verfchmolgen if. Mehrere Polyporus, Daedalea, Exidia auricula 
Judae u, a. entiiehen nicht aus einem Fadengeflechte, wie die aus 
Sporen auffeimenden Pilze, fondern aus hervortretender Säfte— 
maſſe, die ſtatt Holzzellen zu bilden, (welche man indeß noch öfters 
im Innern des Bilzes trifft) zu einem oft ungeheuer großen Pilze 
gerinnt: — Zu den innern Fryptogamifchen Schmarokern 
gehören Protomyces, wieder die einfachfte Bildung diefer Abtheilung 
darjtellend ; im krankhaft veränderten Saft der Interzellulargänge, 
aus welchem deren Sporen entfichen, findet man noch eine zahllofe 
Menge Fleinerer,, fehr Tebhaft fich bewegender Bläschen; dann 
Ustilago (U. segetum iff der fo häufig vorfommende Saatflugbrand 
oder Getreidebrand, der alle Getreidenrten, den Roggen ausgenommen, 
und viele andere Pflanzen befälft; U. Maydis entwickelt fich auf dem 


346 Allgemeine Aaturgefchichte. VIE Buch. 


Mais); Meberfüllung mit rohen, unverarbeiteten Säften begründet 
die Entſtehung der Flugbrande, welche am Teichteften fchwächliche 
oder fehr volfaftige Gewächfe befallen, und deren Anlage fchon oft 
im fränflichen Samen gegeben if. Der Getreideflugbrand vermindert 
vorzüglich in naßfalten Sahren, in feuchtem, fettem und tiefliegenden 
Boden die Ernte. Weder Getreideflugbrand noch Nofibrand wer— 
den durch Anſteckung mitgetheilt, (indem fie die Aehren fchon in der 
noch gefchlofienen Blattfcheide befallen) greifen aber eine mehr oder 
minder große, oft ungeheure Anzahl von Pflanzen an, für welche die 
Entiicehungsurfachen gleich find. Der Schmierbrand , Uredo Caries 
befällt gleichfalls das Getreide, umd wird der Gefundheit fchädlich, 
weil er mit den Körnern eingebracht wird, während der Flugbrand 
bei deren Reife fchon verſtäubt ift. Das Mutterforn, Secalecornutum, 
Spermadia Clavus, befteht in einer krankhaften Ausbildung des Samens 
(mit außerordentlicher Vergrößerung des Keimes) der Getreidearten, 
befonders des Roggens; der Same verhärtet zu einem trodenen, 
vogelflauenähnlichen, außen fchwärzlichen Körper ; das Innere zerfällt 
nicht in Sporen, fondern bleibt-zu einem feſten, weißen Körper ver» 
bunden, in welchen man als Sporenanfänge fleine Bläschen unter» 
fcheidet. Das Mutterforn ertheilt dem Mehl giftige Eigenfchaften, 
nnd fol die fogenannte Kriebelfranfheit verurfachen. Nyctomyces, 
ebenfalls zu den innern Schmarokern gehörend, ein flodiges Faden» 
gebilde im Innern difotyledonifcher Bäume und Sträucher, bewirft 
deren Vermorſchung CStammfäule), indem die Membranen der 
Holzzellen und Gefäßwände fich gleichfam in jene Fäden auflöfen. 
Shre Entſtehung beruht im Veralten und Abſterben der innern 
älteften Theile, Fann aber auch auf Verlekungen folgen, und bildet 
dann im Reſt abgehauener Aeſte durch Anhäufung den fogenannten 
Grabzunder. — Weber den Pflanzen fchädliche Thiere vergl. : Zenker, 
Naturgeſch. ſchädl. Thiere zc, m. K. Lpzg. 1836. Ueber den Mehlthau: 
Hedwig's Abhandlung und Benbachtung über Fortpflanzung ber 
Mooſe und Zeitlofen, und Urſache d. Mehlthau's im Getraide, m. 5 8. 
Lpzg. 1793, 


VI Hauptjtück. 


Bon den drtlichen und flimatifchen Berhältniffen des 
Yflanzenreiches auf der Erde, 


Sitteratur. C. Linnaei, Stationes plantarum in Amoenit. 
academ. Vol. IV. p. 64. — v. Humboldt und Bonpland, 
Ideen zu einer Geographie der Pflanzen, nebſt einem Natur⸗ 
gemälde der Tropenländer. Tüb. 1807, — v. Hum boldt, 


Bon d. drtl. m. klimat. Verbältniffen d. Pflanzen. 347 
Anfichten der Natur. Neue Ausg. 2 Bdch. Tübing. 1826. — 


Ejusd. de distributione geographica plantarum secundum coeli 
temperiem et altitudinem montium prolegomena. Lutet. Paris. 


1817. — Wahlenberg, Flora lapponica, Berol, ı8ı2. — 
Ejusd. de vegetatione et climate Helvetiae septentrionalis, Turici. 
1813. — Ejusd. Flora Carpatorum principalium. Gett. 1814, — 


Rob, Brown, General Remarks on the botany of Terra australis. 
Lond. 1814. Ueberſ. in Rob. Brown’s verm. Schrift. Bd. 1.— 
8. F. Schovuw, Grund. ein. alle. Pflangengeographie. Aus 
d. Dänifchen überf. v. Verfaſſer. Berl, 1823. — Deſſelb. 
Momente zu ein. Vorlefung üb. d. pflanzengeogr. Reiche in 
der Linnaea, 1833, — C. D. Beilfchmied, Pflanzgengeographie 
nach v. Sumboldt’s Werfe ꝛe. Bresl. 1831. — F. Unger, 
üb. d. Einfluß d. Bodens auf d. Vertheilung d. Gew., nadıe 
gewief. in d. Vegetation d. nordöftl, Tyrols. Wien. 1836. — 
D. Heer, die —— des ſüdöſtl. Theils des 
Kant. Glarus ꝛc. in J. Fröbel's und O. Heer's Alisshchungen 
a. d. Gebiet d. theoret. Erdfunde, 1836.— F. J. F. Denen, 
Grundriß d. Pflanzengeographie ic, Berl, 1836, 


Die zahlreichen Unterfuchungen, welche gegenwärtig über 
die Bertheilung der Pflanzen nad) Verhältniffen des Bodens und 
Klimas, nach geographifcher Breite und Länge, fenfrechter Erz 
hebung über das Meer und numerifcher Gruppirung vorliegen, 
gehören ſämmtlich dem 19. Sahrhundert an, und bilden eines 
der intereffanteften Kapitel in der gefammten Phytologie. Was 
ung das 18, Jahrhundert an hieher gehörigen Forfchungen übers 
liefert kat, bezieht fich faft nur auf die Standörter, ein höchft 
nahe Tiegendes, fchon dem gewöhnlichen Sammler ſich aufdräns 
gendes Berhältniß, 

Der Standort einer Pflanzenfpezies ift durch Boden, 
umgebendes Medium und Kichteinfluß beftimmt. Manche Pflan—⸗ 
zen fommen im verfchiedenften Boden fort, andere ausfchließlich 
oder doch vorzüglich im einer beftimmten Bodenart. Gewiffe 
Pflanzen wachen nur auf Felsmaffen oder in verwittertem 
Kiefelfchutt, im Kiefelfand oder auf Kalkboden; andere nur am 
Meeresftrand oder im falzhaltigen Boden bei Salzquellen. Es 
ift auch durch die neueften Forfchungen noch nicht entfchieden 
worden, ob die Vegetation der Gebirge in einer feiten Beziehung 
zur — Beſchaffenheit derſelben ſtehe oder nicht, und 


3AB Allgemeine Haturgefchichte. VIL Buch. 


ob nicht vielmehr die chemifche Beichaffenheit des Bodens jene 
Begetationswechjel begründe, welche man in größern, geognoftifch 
öfters Andernden Gebirgszigen antrifft. Hiebei möchte übrigens 
nicht zu laͤugnen fein, daß in vielen Fällen eine ſtrenge Scheide: 
linie zwifchen chemifcher und geognoftifcher Befchaffenheit um fo 
weniger zu ziehen fei, als beide oft zufammenfallen müffen. — 
Gewiſſe Pflanzen wachfen nur in trocdenem oder feuchtem, alfo 
Sumpfboden; wenige unter der Erde, viele im Waffer, eine 
Anzahl an der Grenze zwifchen Land und Waffer, oder an 
temporär überſchwemmten Drten, zahlreiche Gattungen ald wahre 
oder falfche Schmaroger auf andern Pflanzen, oder auf Thieren 
und thierifchen Erfrementen. Manche wachfen als fogenannte 
Unfräuter nur zwifchen andern, namentlich Fultivirten Pflanzen. 
Man bemerft, daß Pflanzen der verfchiedenften Familien am 
gleichen Standort wachfen, und auch, daß nur felten alle oder 
die meiften Pflanzen einer Familie denſelben Standort haben. 
Sehr oft wachfen zu einer Sippe gehörige Gattungen, ja felbft 
die Individuen derfelben Gattung an fehr verfchiedenen Stand- 
orten, wobei fie dann freilich öfters bedeutend variiren. 

Das Klima einer Gegend ift, wie Bd. 1 ©. 367 bemerft 
wurde, das Produft ihrer geographifchen Breite und vertifalen 
Erhebung, fo wie örtlicher Umftände, befonders des Feuchtigfeitd- 
zuftandes, der Bodenbefchaffenheit, der herrfchenden Winde und 
der Umgebung. In Rückſicht auf die Pflanzen ift auch noch 
der Lichteinfluß von Wichtigkeit. Bon allen jenen Momenten, 
welche das Klima bilden, in einer genauen Verbindung mit 
einander ftehen, und ſich deßhalb wechfelfeitig modiftciren, ift 
aber die Temperatur das wichtigfte für die- örtlichen Verhäftniffe 
der Pflanzen. Gegenden, deren mittlere Temperatur nur um 
wenige Grade verfchieden ift, haben eine fehr abweichende DBeges 
tation. Nicht bloß die mittlere Temperatur eined Orts regulirt 
aber das Vorkommen dieſer oder jener Pflanzengattungen an 
felbem, fondern auch die höchfte und niedrigfte Jahrestemperatur 
und überhaupt die VBertheilung der Wärme auf die verfcjie- 
denen Sahrestheile. In den Polarländern trogen mehrere Baum: 
gattungen einer Kälte von mehr als 40° R,, weil fie in dem 
dortigen kurzen, aber anhaltenden Sommer, und dem flarfen 


Bon d, drtl. u. klimat. Verhältniffen d. Pflanzen. 349 


Lichte, weldjes die faft nicht unter den Horizont finfende Sonne 
fpendet, ſchnell blühen und Frucht reifen, fo wie rafch verholzen. 
Auf den Alpen Mitteleuropas hört hingegen aller Baumwuchs 
fohon in einer Höhe auf, in welcher die Temperatur nie jo weit 
herabfinft, weil jene Umftände nicht vorhanden find. Diele 
Pflanzen bedürfen fehr wenig Wärme; manche Kräuter, felbft 
Sträucher gedeihen in der wenigen Erde der Gletfcher und 
Eisbergfpalten, und auf der oberften, nur wenige Fuß tief auf- 
gethauten Erdfchichte der Polarländer wird hie und da noch Ger 
treide gebaut: Manche Samen und Sporen wiberftehen fehr 
firenger Kälte, einige Pflanzen vegetiren hingegen noch Fräftig 
in einer Wärme von 40—60°, wie die in einer heißen Quelle 
lands gefundenen Charen, vder die Gonferven, Kräuter, 
Sträucher und Baume, welche in Quellen von + 24 bis 500 R. 
in Louifiana freudig wuchfen, oder die Gefträuche, welche man 
in einer Quelle von 60° Wärme auf Lucon blühend fand, Für 
die meiften Pflanzen find übrigens die Temperaturgrenzen ziemlic) 
enge gezogen. — Die mittlere Temperatur eines Drtes beftimmt 
die verfchiedenen Epochen der jährlichen Begetationsperiode. Da 
fie im Ganzen genommen gegen den Aequator wächst, fo tritt 
das Knospenöffnen und Blühen, von örtlichen Ausnahmen ab» 
gejehen, um fo früher ein, je mehr man fich ihm nähert. Die 
Verfpatung der Blüthezeit gegen die kalte Zone hin findet indeß 
nicht gleichmäßig flatt, fondern in höheren Breiten find die 
Unterfchiede für einen Grad geringer, als in den dem Aequator 
nähern Gegenden, weil in jenen die Tageslänge und Frühlings- 
wärme fchneller fteigen, fo daß in diefen nördlichen Gegenden 
die Blüthezeit verhältnißmäßig fohneller eintritt, als in den ſüd— 
lichern. Daß die Erhebung über das Meer die Blüthezeit vers 
zögern müffe, folgt nothwendig aus der nach oben abnehmenden 
Luftwärme. Sn den Gebirgen der Schweiz und Deutfchlands 
verfpäten jede taufend Fuß Höhe die Blüthezeit um 10—14 Tage, 
fo daß man chöchft auffallend 3. B. im Wallis) in wenigen 
Stunden aus der füdlichen DVBegetation eines glühend heißen 
Sommers’ in jene des faum aus Eis und Schnee erwachenden 
Frühlings gelangen kann. — Die Linie oder Grenze bes 
ewigen Schnees (vgl, B.1. ©, 319. 366) ift im Allgemeinen 


350 Allgemeine Hraturgefchichte. VII. Buch. 


auch bie Grenze des Pflanzenwachsthumd, über welcher etwa 
nur an einzelnen, im Sommer jchneefreien Stellen noch einige 
Pflanzen gedeihen. Die Höhe der Schneelinie richtet ſich nicht 
firenge nach der geographifchen Breite und Meereshöhe, fondern _ 
wird durch Lofalumftände modiftzirt; geht an ſteilen Abhängen 
tfolirter Berge weiter herab, als auf Plateaus und zufammens 
hängenden Gebirgsmaffen, liegt auf der Süpdfeite der Berge der 
nördlichen Halbfugel höher als auf der Nordfeite ic. Im Ganzen 
jedoch kommen in ihrer Nähe diefelben oder verwandte Pflanzen _ 
in den verfchiedenften Gegenden der Erde vor; fo daß z. B. 
Pflanzen unferer Hocalpen in Seland, Grönland, Lappland 
in der Tiefe, hingegen in den Gebirgen der heißen Zone wieder 
an der dort viel höhern Schneegrenze wachſen. — Das Klima 
und die Temperatur der einzelnen Sahreszeiten und Monate in 
einer beftimmten Gegend laſſen leicht beurtheilen, ob die oder 
jene Pflanzengattung, deren Wärmebedürfniß man kennt, dafeldft 
im Freien feimen, blühen und Früchte tragen Fann. Das Klima 
der Polarzone und der füdlichern Alpengegenden zeigt den Unters 
fehied, daß in der erftern die Temperaturunterfchiede vom Winter 
und Sommer viel größer find, wenn auch die mittlere Tempe—⸗ 
ratur. diefelbe der Alpen if. Daher wachfen nur folche Alpen» 
pflanzen in der Polarzone, welche fehr große Temperaturwechfel 
ertragen Fünnen. Se größer die mittlere Sommerwärme, deſto 
rafcher das Wachsthum; fo daß aus diefem Grunde die Getreider 
ernte in Schweden faft noch früher eintritt, als in dem fonft 
mildern füdöftlichen England. In letzterem Lande bleibt hingegen 
der Rafen ftetS grün, und der Lorbeer überwintert, welcher im 
füdfichen Deutfchland erfrieren würde; - wegen der geringern 
Sommerwärme wächft aber in England fein Wein, welcher in 
Süddeutfchland und der Schweiz fo freudig gedeiht. — Bereits 
Bd. 1. ©. 366 wurde angeführt, daß Linien, durch die Orte 
von gleicher mittlerer Temperatur gezogen, ifothermifche 
heißen, und eigenthümliche Curven bilden. Dieſe Linien gehen 
im weftfichen Theile fowohl der weftlichen als öftlichen Halbfugel 
höher nach Norden hinauf, als im öftlichen, bezeichnend die 
größere Wärme der weftlichen Länder beider Kontinente, in 
welchem demnach bdiefelben Pflanzen viel weiter nach Norden 


Bon d, oͤrtl. u, klimat. Verhältniffen d. Pflanzen, 551 


hinauf fortfommen, ald im den öftlichen Ländern und im Innern 
der Kontinente, In der füdlichen Halbkugel der Erde find hins 
gegen die üftlichen Linder wärmer als die weftlichen, welche 
Erfcheinungen in den auf beiden Halbfugeln herrfchenden Sees 
winden beruhen, die in der nördlichen von Weſt, in der füdlichen 
von Oft her Wärme zuführen Es ift ferner eine befannte 
Sache, daß die füdliche Halbfugel der Erde Fälter fei, als die 
nördliche, obwohl die Unterfchiede in der Vegetation des ame 
rifanifchen Kontinents und der naheliegenden Cnicht aber der 
entferntern) Inſeln nicht fo außerordentlich ſtark hervortreten, 
indem noch bis zu 56° |. Br. viele Bäume und Sträucher 
wachen. I) — Nur wo Feuchtigfeit fich mit der Wärme vereint, 
erfcheint eine üppige Vegetation; daher befisen die Küftengegenden 
in der Regel einen reichern Pflanzenwuchs, als die Binnenländer; 
den reichiten wohl das füdliche Amerifa und die Sufeln des 
indifchen Oceans. Nicht bloß die Feuchtigkeit, die ein Land 
durch Gewäffer erhält, fondern faft noch mehr diejenige, die 
ihm als Wolfen und Regen durch die Winde zugeführt wird, 
übt mächtigen Einfluß auf die Vegetation. Abgefehen hievon 
“wird diefe auch durch Trockenheit, Kälte 2c. modiftzirt, welche 
die herrfchenden Winde veranlaffen. 

Su Bezug auf horizontale (geographifche) und vertis 
fale DBerbreitung hat jede Pflanzgengattung einen Berbreis 
tungsbezirf nad) der geographifchen Breite (Breitenzone) mit 
einer Polar⸗ und Aequatorialgrenze, nad) der Länge (Längenzone) 
mit einer Oft: und Weftgrenze, und eine vertifale Zone mit 
einer obern und untern Grenze. Alle diefe Grenzen variiren 
übrigens unter verfcjiedenen Meridianen vorzüglich nach den 
Ssfothermenlinien. Sehr oft it der horizontale, höchft felten der 
verticale Verbreitungsbezirf einer Pflanzengattung durch Zwifchens 
firecken, oft durch große Länder, in welchen fie nicht vorkommt, 
unterbrochen. Manche Gattungen finden fich nur auf einer Fleis 
nen Breiten und Längenzone, ja fogar nur auf einzelnen Bergen 

*) Man vergleiche über die Wärmeverthälung auf der Erde u. a. 

Berghaus’ allgemeine Erdfunde und deſſen phyfifali- 

fhen Atlas. Hm der erfien 1838 erfchienenen Lieferung des 


leßtern find Karten zur Meberficht der Wärmeverbreitung in 
Europa, dem atlantifchen und großen Ocean gegeben. 


553 Allgemeine Maturgefchichte. VIE Buch. 


und Gegenden; andere haben wieder einen fehr großen Verbreis 
tungsbezirf, und einige fommen faft auf der ganzen Erde vor. 
Der. urfprüngliche Verbreitungsbezirt mancher Pflanzen ift jedoch 
durch die Kultur außerordentlich erweitert worden, wie dieſes 
im höchften Grade für die Getreidegattungen, Obftbaume und 
den Weinſtock gif, — Was die Verbreitung des Pflanzen? 
reiches als Ganzes betrifft, fo wachſen auch in den Außerften 
Polarländern, wo nicht ewig Schnee und Eis Tiegt, noch Pflanzen; 
Protococcus nivalis fommt fogar auf dem Schnee felbft fort, 
fo daß gegen die Pole zu Feine abfolute Grenze des Pflanzenwachs⸗ 
thums befteht. In den europäifchen Gebirgen finden ſich einige 
Phanerogamen noch an den von ewigem Schnee umgebenen Felſen; 
viele Flechten wachfen noch; 2—3000° über der Schneelinie an 
fteifen, deßhalb fchneefreien Wänden. Spyecielle Berhältniffe 
befchränfen die horizontale fowohl als verticale Verbreitung, 
wie denn die Ajchenfelder der Vulfane, die Fumarolen, der 
bewegliche Wüftenfand faft ganz yflanzenleer find. Sn den 
tiefften Höhlen und Schachten der Berge fommen noch Pflanzen, 
jedoch nur Fryptogamifche, vor; der tiefe Meeresgrund fcheint 
nur von Thieren bevölfert, aber pflanzenleer zu fein; einige 
Zange fommen aber noch in 200° Fuß Tiefe vor. 

Was die Vertheilung der Pflanzen nad) Zahlen 
betrifft, fo leben die Sndividiten einiger Gattungen immer nur ver 
einzelt, andere hingegen in großen Maffen beifammen, und helfen 
dann die Phyfiognomie einer Gegend bilden, welche in allen Zonen 
wefentlich auf ben herrfchenden Pflanzenformen beruht, und in 
eben fo eindringlicher, ala mannigfacher Weife zum menfchlichen 
Semüthe ſpricht. Da in den heißen Ländern im Allgemeinen 
die Zahl der Pflanzengattungen zunimmt, in den Fältern geringer 
ift, und doch ein heißes und ein Faltes Land gleichmäßig mit 
dichtem Pflanzenwuchs beffeidet fein Fünnen, muß nothwendig 
in Fältern Ländern die geringere Zahl von Gattungen durch die 
größere der Individuen erfeßt werden, wie es auch wirflidy der 
Fall if. So befteht 4. B. ein Wald Deutfchlande vder der 
- Schweiz aus einer oder wenigen Baumgattungen, während ein 
gleich großer tropifcher Wald aus Hunderten gebildet wird. 
Es ift unnöthig, zu bemerken, wie fehr die Kuftur auch die 


Bon d. ortl. u. klimat. Verhältnifien d. Pflanzen, 353 


Phyfiognomie der Gegenden zu Ändern vermögen, und welch 
ganz anderes Anfehen durch fie z. B. das zu den Zeiten ded 
Tacitus fo rauhe, mit Urwäldern bedeckte Deutfchland erhal- - 
ten hat. — Betrachtet man die Vertheilung der Pflanzen 
mit Rückſicht auf die großen Abtheilungen. (Unterreiche) ders 
felben, fo ift ficher, daß die Kryptogamen im Verhältniß 
zu den Phanerogamen vom Aequator nach der Falten Zone ſtets 
zunehmen, und daß zahlreichere Gattungen von ihnen in den 
Gebirgen, als in den Ebenen vorfommen; daß ferner die 
Phanerogamen vom Aequator gegen die Pole ſowohl in der 
abfoluten Zahl ihrer Gattungen, als in deren Verhältniß zu _ 
den Kryptogamen fortwährend abnehmen. Was wieder die _ 
Monofotyledoneen betrifft, fo nehmen fie gleich den Kryptos 
gamen, im Berhältniß zu den Difotyledoneen an Gattungen zu, 
wie man fich den Polen nähert. Bifchoff CLehrb. d. Bot., Zte 
Abth., ©. 166).berechnet, daß, wenn man im geringften Ans 
fchlage 100,000 Pflanzengattungen annehme, auf die Kryptos 
gamen 12000, die Monofotyledoneen 16000, die Difotyledoneen 
72000 fämen. Die einzelnen Familien bieten in ihren numeris 
ſchen Berhäftniffen wieder mandherlei intereffante Verhältniffe 
dar. Manche verhalten fich in der einen Zone ganz anders, 
als in der andern; einige find in ihren meiften Gattungen auf 
gewiffe Zonen oder nur auf beftimmte Landftriche befchränft, und 
begründen dann deren Phyfiognomie. Die großartigfte, an 
Formen, Farben und Gattungen reichfte Vegetation erjcheint 
zwifchen den Wendefreifen, und ift charafterifirt durch zahl 
reiche immergrüne Bäume, Gum Theil von riefenhaftem Wuchs, 
undurdydringliche Urwälder bildend,) die allermeiften Palmen, die 
Mufaceen, baumartigen Gräfer und Farren, Sceitamineen, Mis 
mofen, unzählige buntblühende Lianen, welche ſich um die 
Baumftamme fchlingen, und herrliche aus deren Riten hervor- 
wachfende, duftende Drchideen und Pothosgewächſe. Selbſt in 
der heißen, fonft alles verfengenden Jahreszeit, ift der Boden 
mancher Zropenländer mit den wunderlichen Formen der Safts 
pflanzen bedeckt. Manche Pflanzenfamilien, welche in den ges 
mäßigten Zonen nur in Kräutern erfcheinen (fo außer Gräfern. 


Nubiaceen, Malvaceen, Spynanthereen), zeigen fich hier in 
II, "2 


354 Ufgemeine Naturgefchichte, VIL Buch. 


* 


Baumform. Die brennendſten Blumen, die zuſammengeſetzteſten, 
zum Theil reizbaren Blätter, die edelſten Früchte, kräftigſten 
Gewürze und Arzneien, die durchdringendſten Gifte gehören den 
Pflanzen der tropiſchen Vegetation an. — Die Vegetation 
der gemäßigten Zonen iſt zwar reich und kräftig, aber ihre 
Formen ſind weniger ſeltſam und groß. Der Baumgattungen 
ſind ungleich weniger, baumartige Monokotyledoneen fehlen faſt 
ganz. Jeder Winter tödtet die meiſten Pflanzen, entlaubt die 
Mehrzahl der Baumgattungen, und erſt im Frühling lebt die 
Vegetation wieder auf. In der nördlichen gemäßigten Zone 
herrſchen geſellige Pflanzen vor; niedrige Gräfer bilden vors 
zugsweife die fchönen Matten, Kässchendäume und Zapfenbäume 
ftellen die heitern Laub⸗- und dunfeln Nadelholzwälder dar, die 
hier aus viel weniger Baumarten beftehen; NHeidefräuter bes 
deefen die Heiden Europas, mattgrüne Gräfer, Chenopodiaceen 
und Artemifien die weiten Steppen Aftend. Außer den genanns 
ten Familien find noch Liliaceen, Synanthereen, Kreuzblüthige, 
Hülſengewächſe, Doldenpflanzen, Nanunfulaceen und Rofaceen 
als charafteriftifch zu nennen. Im füdfichen Theile der ges 
mäßigten Zone treten an die Stelle der frifchgrünen Matten: 
und blartwechfelnden Waldbäume immergrüne Eichen und Piftas 
zien, der Lorbeer und Dfeander, der Granatbaum, Drangen, 
Citronen⸗, Myrthen⸗, Del: und Feigenbäume, wohlriechende Lippen» 
bfumen, Saftpflanzen, im wärmften Theile auch Dattel- und 
Zwergpalmen. Für die gemäßigte Zone der füdlichen Halbfugel 
find Proteaceen, Epafrideen und manche Myrtaceen charafs 
teriftifch. In Neuholland Fommen überdieß noch zahlreiche 
Stylidieen, NReftiaceen, Gafuarinen, in Südafrika fehr viele 
Ericeen, Saftgewächle, Srideen, Oxalideen tc., — in Südamerıfa . 
viele Goodenovieen, und baum- und ftrauchartige Eynanthereen. 
vor. Diefe Vegetation erinnert, ungeachtet der Verfchiedenheit 
der Form, durch eine allgemeine Gharafterähnlichfeit doch) 
einigermaßen an jene der nördlichen gemäßigten Zone, bildet 
zum Theil ungeheure Grasfluren CPampas), und geht an ihrem 
dem Aequator zugefehrten Rande in jene des heißen Erdgürteld 
über. Schon im nördlichften Theile der gemäßigten nördlichen 
Zone bleiben von Bäumen nur noch Birken, Zitterpappeln, 


ET . 
"ARE 
Bon d. drtl. u. Flimat. Verhältniffen d. Pflanzen. 355 


Eberefchen, NRothtannen, Kiefern und Lärchen über,” und auch 
diefe Bäume, welche zugleich über dem Polarkreis, in der Falten 
Zone vorfommen, werden allmälig zwerghafter. Wachholder, 
Rubus chamaemorus, Cornus suecica und Weiden find fammts 
liche Holzrflanzgen, welche außer jenen Bäumen noch in der 
nördlichen Falten Zone vorkommen; ihnen gefellen fich noch 
einige Halbfträucher (mehrere Vaccinium, Diapensia, Azalea 
procumbens) zu. Die Matten werden feltener; große Streden 
find mit Flechten bedeckt; viele Alpenpflanzen der füdlichen 
"Ränder wachien hier auf der Erde; die abfolute Zahl der Pflans 
zengattungen wird immer Fleiner, und die Kryptogamen beginnen 
die Phanerogamen zu überwiegen. Die füdliche Pol arzone ift 
faft nur mit Meer oder ewigem Eife bedeckt. Die heiße und die 
‚gemäßigten Zonen find indeß fo ausgedehnt, und die Phyfiognomie 
ihrer Vegetation ift in deren verfchiedenen Gegenden fo abs 
weicdyend, daß jede wieder. in eine Anzahl mehr oder minder 
deutlich umfchriebener und charafterifirter Floren (oder Yflanzens 
geographifcher Reiche) abgetheilt wird. Decandolfe ftellte deren 
überhaupt 20, Schouw zuerft 22 dann 25, Perleb 21 auf. — Nach 
der vertifalen Verbreitung nimmt man mehrere Regionen an, 
‚welche fehr deutlich den Breitenzonen entſprechen. So unters 
fcheidet v. Humboldt an den tropifchen Gebirgen eine heiße, 
gemäßigte und Falte Region. Meyen, welcher in Bezug auf die 
horizontale Verbreitung jede Halbfugel der Erde in 8 Zonen 
‚abtheilt, unterfcheidet auch nach der vertifalen 8 Cunten anges 
führte) Regionen. — Die Veränderungen, welche durch die 
Kultur in den natürlichen Grenzen der Regionen hervorgebracht 
werden, und wodurch die urfprüngfiche Vegetation an manchen 
Orten ganz verdrängt und eine Fünftliche an ihre Stelle gefeßt 
wurde, machen in fehr vielen Gebirgsländern die Annahme 
einer bebauten Region nothwendig, die felbft wieder in 
mehrere Gürtel zerfällt: wie man denn 3. B. am Netna eine 
Region der Palmen, des Delbaumd, des Weinſtocks und des 
Öetreides, im heißen Eüdamerifa eine R: der Bananen, bed 
Mais und der europ. Getreidearten, unterfcheiden fann. Sn 
manchen Gegenden fehlen hingegen von Natur aus, die einer 
beftimmten Region nad) der geographifchen Breite zufommenden 


356 Yılgemeine Naturgeſchichte. VIL Bud. 


Pflanzen, und an deren Stelle find die einer andern Region 
getreten. In manchen Gegenden treten fogar Formen von zwei 
‚oder mehreren Regionen vermifcht auf; Verhältniffe, welche man | 
auf dem Pif von Teneriffa, dem Aetnas und den Kordilleren 

von Mexiko beobachtet hat. — -Somohl in der horizontalen 
als vertifalen Verbreitung vermögen gewiffe Pflanzen einander 
zu erfeßen, welche gewöhnlich, doc, nicht immer, verwandte 
Gattungen find, oder zu verwandten Sippen und Familien ges 
hören. Man.hat fie vifarirende oder Erſatzpflanzen 
genannt, und darf fie nicht mit den ftellbertretenden ‚ode 
Repräfentantenpflanzen verwechfeln, welches jene find, 
die in einer Gegend eine Familie oder Sippe vertreten, deren 
Hauptmaffe einer andern Gegend angehört, 


©. 347. Berleb (Lehrb. d. Naturgefch. Bd. I. ©. 578 #) nimmt 
nach den Standorten an: Meerpflanzen, Süßwafferpflanzen, am⸗ 
phibifhe Pflanzen, Meeritrandpfl., Sumpfpfl., Wiefenpfl., Acker⸗ 
unfräuter, Gartenunkräuter, Schutt» und Wegepfl., Gebüſchpfl./ 
Waldpfl., Felfenpfl., Sandrfl., unterirdifche Bl., Schmarsgerpfl. Man 
könnte außer ihnen noch waldbildende Pfl. und auf gerfehten Stoffen 
wachfende Pfl. unterfcheiden. — Auf Felfen wachfen viele Flechten, 
Moofe und manche Farren, Sedum rupestre, Saxifraga autumnalis» 
Thlaspi saxatile ete.; auf Kies: Saxilragae , Ranunculus alpestris, 
glacialis, Primula glutinosa; auf Sand: Carex arenaria, Elymus are- 
narius; auf Ralfboden; Teucrium montanum, Adonis vernalis, Or- 
chideae; auf Torf: Carices, Eriophora, Vaccinia, Droserae etc.; am 
Meeresitrand und bei Ealzquellen: Salsolae, Salicorniae, Glaux 
maritima etc. ; auf trodenem Boden fommen vor: Scabiosa suaveolens, 
columbaria, Eryngium campestre; auf Schlamm- u. Sumpfboden: 
Caliha palustris, Carices, Sphagna, Viola palustris, Droserae; unter* 
der Erde: Tuber (Trüffel), Elaphomyces , Rhizoctonia. Völlig 
untergetaucht im Waffer find: Najades, Ceratophylla, Isoetes, 
Fontinalis, Algae; über den Wafferfpiegel erheben Blätter u. 
Blüthen: Hippuris, Sagittaria, Nymphaeae, Lemnae, viele Algen. Nur im 
Meerwaffer leben: Zostera marina, Ruppia maritima , die Fucoideae 
u. Florideae; im Meer- und Süßmwaffer zugleich einige Charae , 
Algae ete. Amphibiſche Pflanzen find: Polygouum amphibium , 
Nasinrtium amphibium , Limosella aquatica, Pilularia globulifera etc. 
Nur im vollen Lichte wachfen 3. B. Asperula eynanchica, galioides , 
Alyssum montanum ; in Höhlen und Schachten mande Pilze, 
Flechten , Algen. Manche Meeralgen kommen auf Seetbieren, 
manche Bilze nur auf todten Snfeften und thierifchen 


Bon d. örtl. u. klimat. Verhältniffen d. Pflanzen. 557 


Erfrementen vor; Voitia nivalis wächst nur auf Kuhbdünger. 
Aderunfräuter find Agrostemma Githago, Sinapis arvensis, Spergula 
arvensis, Centaurea cyanus, Campanula speculum, mehrere Fediae etc. 
Gartenunfräuter:; Urtica urens, Oxalis stricta, corniculata, Atriplex 
“ patula ete, Nur auf Wiefen oder Nafen wachfen: Ranunculus 
acris, Tragopogon pratensis, Rumex acetosa, mehrere Orchideae; auf 
Heiden: Spartium scoparium, Exacum filiforme, manche Flechten und 
Pilze; unter Gebüfchen: Origanum vulgare, Polygonum Dumetorum; 
in Wäldern: Allium ursinum, Asperula odorata, Convallaria majalis. 
An gleichen Standorten leben die Algen, Nhizofarpeen und 
Najadeen; Gattungen derfelben Sippe (fo bei Ranunculus, Teucrium) 
hingegen oft am fehr verfchiedenen, welches letztere auch von 
manchen einzelnen Pflanzen (Melampyrum pratense, Valeriana ofhcinalis, 
‚Thymus serpyllum, Equisetum arvense) ‚gilt. — ©. 348. Sn-Enons 
tefis in Lappland giebt es noch Fichten- und Birfenwälder, obwohl 
die mittlere Sahreswärme nur — 2% R. iſt, während das St. 
Gotthardhospiz, wo die mittl. Temp. doch 09,72 ift, ſchon weit über 
dem. Baummwuchs Liegt, und auf den füdamerif, Andes bei + 1% 
ewiger Schnee liegt. Sn Enontekis u. a. Drten unter gleichen 
Verhältniſſen, wo die Kälte ungleich ſtärker wird als auf den 
-Schweizeralpen, ‚gedeihen Bäume, weil’ dafelbit auch die Sonnen⸗ 
wärme viel höher fHeigt, und dadurch Blühen, Befruchten und Ber» 
bolzen möglich macht. — ©. 349. In Deutfchland verzögert jeder 
Grad mehr nordwärts die Blüthezeit um 4 Tage, zwifchen dem füdl. 
Deutfchland und Smyrna um 5 — 6 Tage, zwifchen Hamburg und 
Ehritiania aber nur um 2,9 Tage, fo daß im höhern Norden die 
Blüthen fich verhältnigmäßig fehneller entfalten. -— ©. 350. Unfere 
Alpen bemohnenden Saxifraga oppositifolia, Silene acaulis, Dryas octo- 
petala, Erigeron alpious wachfen in Zappfand ‚auf Snfeln und an der 
Küfte. Pflanzen aus den Familien der Gräfer, Cyperaceen, Erucis 
‚feren, Gentianeen fommen hinwiederum in der beißen Zone auf den 
höchſten Gebirgen, am Nande des ewigen Schnees vor, während 
ähnliche Gattungen bei uns in viel minder bedeutenden Höben 
leben. — Da die Gerite zu ihrem Wachsthbum 3 Monate lang 
eine Mitteltemperatur von 6% R. nöthig hat, fo iſt ihr Ge— 
deihen in Enontefis, wegen des kurzen Sommers fehr unficher,, ob» 
wohl in felbem die mittl. Mittagswärme über 120 fleigt; fie kann 
‚aber in den Alpen noch in bedeutender Höhe gebaut werden, weil 
‚der weniger warme Sommer dafelbit länger anhält. Sn den Iebtern 
‚Begenden fommt hingegen die Birfe nicht mehr fort, weil fie eine 
höhere, obwohl kurze Sommermwärme bedarf: Bedingungen, welche 
in Enontefis vorhanden find. — In den Polargegenden vermögen 
nur jene Alpenpflanzgen zu leben, welche fehr ſtarke Temperaturs 
wechſel ertragen fünnen, tie Gentianae, Stellaria, Arenaria, während 


358 Allgemeine Naturgefchichte. VIL Buch. 


andere, 3. B. Primula, Aretia, Soldanella in den Polargegenden nicht 
ausdanuern, weil fie zwar heftige Kälte, aber Feine fo ſtarken Wechfel 
ertragen. — ©. 351, Die Verbreitungsbezirfe find unter 
brochen, 3. B. bei vielen Kryptogamen, die in Europa, auf dem 
Gap und in Neuholland vorfommend in der ganzen heißen Zone 
fehlen ; der Hafelitaude, welche in Oſteuropa felten it, in Weſtaſten 
ganz fehlt, in Oſtaſien wieder erfcheint. Manche Strandpflanzen 
fommen tief im Binnenlande auf Galzboden in engen Bezirken 
wieder vor. — Manche Pflangengattungen find auf fehr Feine Bes 
zirfe befchränft; viele Erica u. Diosma fommen nur am Cap, Cytisus 
nubigenus tur auf dem Pif von Teneriffa, VWVulfenia carınthiaca nur 
auf einer Alpe Kärnthens vor. Hingegen ift Nasturtium oflicinale 
(Brunnenfreffe) außer Europa in Aften, Afrifa und Amerifa vor 
handen; Samolus Valerandi in allen Erdtheilen; Alsine media, Equi- 
selum arvense, Dicranum scoparium, Polytrichum juniperinum, Usnea 
barbata, Ceramium diaphanum etc. faft auf der ganzen Erde.” Sm 
Allgemeinen find Pflanzen der niedern Stufen weiter verbreitet, als 
folche der höhern. — Die in Afien zwifchen 30 — 400 n. B. ur 
fprünglich heimiſchen Getreidegattungen find künſtlich fowohl 
‘horizontal, als vertifal fehr. weit verbreitet worden. Der Weizen 
wird in der nördl. Hemifphäre bis 50%, in der füdl. big A400 gebaut; 
die Gerfte in Europa bis zu 700 n. B., in Aufiralien bis 450 ſ. B.; 
der aus Amerifa ſtammende Mais wird in einem großen Theile der 
alten Welt gebaut. In den Anden Südamerifa’s geht der Getreide 
bau bis 92005. in Tübet am Himalaiah die Gerite bis 16000. Der 
Weinſtock, deffen Heimath in Weſtaſien zwifchen 35 und 420 n. 8. 
iſt, wird jekt in der nördl. Halbf. von 25 bis 510 n. B., und von 
Nordamerifa bis Oſtindien gebaut; auf der füdl. Halbf. von 30 
bis 35%. — ©. 352. Hugi fand an der böchiten Epike des Finſter⸗ 
aarhorns, in mehr als 13000’ Höbe, an Granit und Blimmerfchiefer 
(an Granit erit abwärts in 11000/ Höhe) Lecanora miniata (Naturb. 
Apenreife. ©. 214). — Einfam lebende Pflanzen find 3. B. 
vicle Drchideen, Monotropa Hypopitys, Gentiana ciliata; gefellig 
lebende Erica vulgaris, Sphagnum, Cladonia rangiferina, viele Nadel— 
hölzer ꝛec. — ©. 353. Nah R. Brown follen die fämmtlichen 
Kryptogamen in den Ebenen der heißen Zone 14; , in den Gebirge 
14, der Poanerogamen betragen. In der gemäßigten Zone follen 
jene die Hälfte diefer, in der Falten noch etwas mehr ausmachen. 
(Die Karren, für fich allein betrachtet, machen von dieſem allges 
‚meinen Verhältniß eine Ausnahme , indem fie nahe an den Wende 
kreiſen am zahlreichiten find, und von bier aus fowohl füd- als nords 
wärts abnehmen.) Sn den oben von Bifchoff angegebenen Berbältnißs 
zahlen find vieleicht die Kryptogamen etwas zu gering bedacht; 
wenigftens zählte fchon Steudel im Nomenclator bot. unter 50,634 


Bon d, örtl. u Eltmat. Verhältnifen d, Pflanzen. 5359 


Pflanzgengattungen 39,684 Phanerogamen und 10,950 Kryptogamen 
auf, während Bifchoff von letztern nur 12,000 auf 100,000 Spezies 
annimmt. — ©. 355. Perleb (Lehrb. d. Naturgefch. Bd, 1. ©. 582) 
nimmt an: I. eine Vegetation des beißen Klimas, und unter» 
ſcheidet in ihr 4) die ofindifche, 2) oftafrifanifche, 3) arabifche und 
perſiſche, 4) weſtafrikaniſche, 5) tropifch - amerifanifche, 6) Südſee— 
inſel-Flora. 1: V. der gemäßigten Klimate. Hiezu gehören 
folgende Floren: 1) jene von Nordchina und Japan, 2) von Eibirien, 
Kaufafus und Mitteleuropa, 3) die levantifch- mittelländifche, 4) ka⸗ 
nadifch-nordamerifanifche, 5) jene von Florida, Neuorleans und 
Nordfarolina, 6) der mittlern Negionen der Andes, 7) der böchiten 
Nenionen der Andes, 8) von Chili, 9) von Buenos - Ayres, 10) von 
Eüdafrifa, 41) von Neubolland, 12) von Neufeeland. 11. V. der 
falten Klimate. 14) arftifche, 2) Alpen- 3) antarftifche Flora. — 
Die ©. 355 erwähnten 5 vertifalen Negionen Meyens find: 
41) die R. der Balmen und Bananen, 2) der Farrenbäume und 
Feigen; beide hat nur die Vegetation der heißen Zone, und fie 
reichen an den tropifchen Gebirgen bis 3800, 3) R. der Myrten und 
Laurineen, fleigt unter den Tropen bis 5700/, im füdl. Europa kaum 
über Meereshöhe. 4) NR. der immergrünen LÄubbölzer, unter den 
Tropen bis 7600/ reichend, am füdl. Fuß der Alpen bis zur Meeres— 
höhe berabgebend. Alle diefe R. fehlen in den den Polen nähern 
Gegenden. 5) N. der Eichen und blattwechfelnden Laubhöljer, am 
Nequator bis 9500/ anjteigend, in der Schweiz bis 4000, 6) N. der 
Nadelhölzer, unter den Tropen bis 11500° liegend, im füdl, Theil 
der falten Zone die unterfie N. bis 24004 Meereshöhe bildend. 
7) R. der Alvenrofen od. untere Alvenr., bat nur noch Eträucher, 
geht unter den Tropen bis 13,300/, in den Alpen bis 5500, in 
Lappland bis zur Meeresebene herab. 8) NR. der Alpenfräuter od. 
obere Alpenr., gebt bis zum ewigen Schnee, am Aequator bis über 
44 — 16,000, im höchſten Norden, wo fie die einzige Region iſt, zur 
Meecresebene herab. Dber ihr nehmen Manche noch eine Flechten» 
region an. — ©. 356. VBicarirende Pflanzen find 3. B. in Eüds 
europa Pinus pinea, Pinaster und halepensis, welche dort an die Etelle 
von P. sylvestris Nordeuropas treten, die Epacrideae, welche in Neu— 
holland die am Vorgeb. d. g. 9. herrfchenden Ericeae erfeßen ıc. 
Kepräfentanten« Pflanzen find z. B. Chamaerops humilis, welche 
in Europa die Familie der Balmen, Cynanchum vincetoxicum, fuscatum 
und acutum, welche bei uns die mei den Tropen angehörigen 
Asclepiadeae vertreten 2C. 


Ueber BGefchichte und Veränderungen des BPflangenreichs 
f. ©. 160 — 163. — Zur Geſch. d. Pl. vergl. J. F. Schvum, 


5360 Allgemeine Naturgefchichte. VIL. Buch- 


Dissertatio de sedibus originar. plant, Hafn. 1816. 8. — 9. F. Linf, 
Urwelt und Alterthbum ꝛc. 4 Bd. 2te Ausg, Berl. 1834. 8. f 
Die Hauptwerfe für foffile Pf. find: Ad.Brongniart, 
histoire des veget. foss. etc. Par. feit 1828, 4. — Graf &. v. Stern» 
berg, Berf. ein. geognoft. bot. Darſt. d. Flora d. Vorwelt. Lpzg. 
1820 — 33. 6 Hft. Fol. Außerd. find zu vergl. Scheuchzer’s Herbar. 
diluvian. , Schlotheim’s Petrefaftenfunde, Parkinson, organic remains 
of a former world, Rhode's Beiträge zur Pflanzeukunde d. Vorw-, 
Martius, de plant. nonnull. antedil., Tyrell-Artis, antidiluv. Phytology, 
Bronn’s Lethaea geoguostica, Göppert’s foſſ. Farrenfräuter, Cotta's 
inner. Bau d. Dendrolitben ꝛe. — Sehr merfwürdig iſt noch der in 
manchen Lofalitäten beobachtete Vegetationswechſel. So b« 
richtet Berthelot, daß auf den Fanarifchen Inſeln nach der Abholzung 
von Walditellen vorzugsweife Erica arborea und Myrica faga häufig 
erfcheinen. Die Heiden bemächtigen fich fogar ausfchließlich des 
Bodens. Neißt man fie aus, fo erfeht fie bald eine Varietät von 
Pteris aquilina, welche man wegen ihrer Verwüllungen und freiwilli— 
gen Erfcheinung (apparition spontande) mit Pteris caudata vergleichen 
fann, die nach Auguf St. Hilaire im füdnlichen Amerifa fogleich mitten 
aus der Afche nach Waldbränden hervorfproßt. Außerdem erzeugen 
fich an den abgeholzten Stellen, vorzüglich aber an Abhängen und 
Hochebenen, welche Fichtenwälder einnahmen , mehrere Cisticeae und 
einige andere Pflanzen. B. glaubt, feine Beobachtungen beweifen, 
daß wenn ein abgeholjter Waldraum fich felbit überlaffen und vor 
jedem Anbau gefchügt wird, er immer, nach einer gewiſſen Zeit, 
zurücfchreitend mit denfelben Bäumen fich bewalden könne, in. ums» 
gefehrter Nichtung die Phaſen durchlaufend , welche ihn endlich bis 
- zur Hervorbringung der Pteris, der Cistus und anderer Pflanzenarten 
herabgebracht haben, welche auf folchem Boden fich freiwillig ent» 
wickeln. Der Zeitraum diefer Wiedergeburt fol nach den Klimaten 
abwechfeln, für die Alpen und europ Wälder ein halbes Sahrhuns 

dert, für wärmere Gegenden 30, für die Kanarien 20, für die der 
beißen Zone nur 10 Jahre betragen, (Soc. des sc. nat. de France, 
26. Jun. 1835. I’Inst. 1835. p- 364.) . - z e 


VI Gauptftückh | 
Bon den Beziehungen der Pflanzen zum Thiers und 
—X Menſchenreich, und ihren Heilkräften. 


Literatur. Ueber Kulturpflanzen: Vhiſtling, ökon. 
Pflanzenkunde. 4 Bde. 8. Lpzg. 1805 — 7. — Dumont de 
Courset, le Botaniste cultivateur. 2 edit. 6 vol. et Suppl. 8. 
Par. 1811. — Bechſtein, Forfibotanif, 8, Erfurt. 1815, — 


Bon d. Bezieh. d. Pflanzen 5. Thier- u, Menſchenreich. 361 


Pflanzen, welche z. Nahrg. u. Erhöhg. d. Lebensgenüſſe d. M. 
dienen. U. d. Engl. v. Wieſe. te Abth. Lpzg. 1837. — 

Viele Unterf. über Urfprg. u. Abſtamm. der Kulturpfl. in Link's 
Urwelt u. Altertb., ferner von Dureau de la Malle in Annal. d. 
sc. nat. IX. 61. — Vergl. auch Canſtein, Eharte v. d. Verbrtg. 
d. nubb. Pl. üb. d. Erdförp. Berl. 1834, — 

Ueber Arzneipflangen: de Candolle, Essai s. J propriet. 
medic. d. plant. 2° edit. Par. 1816. Deutfch bearb. dv. Berleb, 
ara. 1518. 8. — A. Richard, Bot. med. 2 vol. 8. Par. 
1823. — Barbier, Trait@ elem. d. mat. medic. 6 vol. 8. Par. 


1829-34: — Koſteletzky's mediz. pharmaz. Flora, die Flore medi- 
cale, fo wie d. Werfe über mediz. Bot. v. Graumüller, Dierbach, 
Bifchoff, die Samml. offiz. Gew. v. Nees u. Hayne ꝛc. 

Wir haben ſchon ©. 173 die merfwürdige Wechfelwirfung 
angeführt, in welcher der Refpiration nach das Pflanzenreich 
zum Thierreich fieht, Sm J. Hauptſtück diefes Buches wurde 
vorübergehend auch ſchon der außerordentlichen Wichtigfeit ges 
dadıt, welche das Pflanzenreich fonft für die Thiermelt und 
namentlich für den Menfchen hat: beide wurzeln auf jenem, 
Der größte Theil der Thiere, befonders der Landthiere, ift auf 
"Pflangennahrung angewiefen, Während die größern von ihnen 
häufig den ganzen Pflanzenkörper verzehren, find die Fleinern 
mehr auf befondere Theile der Pflanzen befchränft, was befons 
ders bei den Snfeften und Vögeln oft fehr charafteriftifch hers 
vortritt. Gleich manchen Thiergattungen find auch mehrere Völker 
faft nur auf eine oder wenige Pflanzengattungen angewiefen, 
wie denn manche Inſulaner des ſtillen Oceans ihre meiften 
Bedürfniffe durch die Kofogpalme, einige Mongolenhorden durch 
die Birfe, afrifanifhe Stämme durch die Dattelpalme befriedigen. 
Nicht nur die verfchiedenften Gattungen von Früchten, fondern 
auch von Wurzeln, Knollen, Hülfen, Samen, Gemüfen werden 
roh oder zubereitet genoffen. Sogar das Marf oder Gummi 
mancher Gemwächfe dient zur Nahrung; viele Pflanzenfäfte geben 
Zucer, andere dienen zum Getränf, oder als Zufäße zu Speifen. 
Einige Pflanzenfamilien liefern vorzugsweife Gewürze, andere 
Dele, Harze, vegetabilifhen Talg und Butter, oder narfotifche 
Subſtanzen. - Schon die Alteften Völfer gebrauchten Pflanzen: 
fafern oder Samenwolle zur Verfertigung von Zeuchen, Pflanzens 
foffe zum Färben, Pflanzenblätter als Schreibmaterial. Gehr 


36% Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch. 


viele Familien liefern Baus und Nutzholz für die mannigfachfte 
Anwendung, vom Feuer an, dad den Leib erwärmt, bis zur 
bergenden Hütte, fchügenden Waffe, und dem über die Moge 
tragenden Schiffe. Wie verfchwindet gegen diefe unermeßlichen 
Bortheile der geringe, eigentlich nur relative Schaden durch 
Unfräuter, Giftgewächfe ıc.! Der Raum verbietet ung, in eine 
weitere Ausführung diefer intereffanten Beziehungen einzugehen; 
in der unten folgenden ſyſtematiſchen Ueberficht finden fich aber 
wenigſtens die technifch, üfonomifch und medizinifch wichtigften 
Gewächfe namhaft gemacht. 

Die Heilfräfte der Pflanzenwelt follen jebod; hier 
etwas näher betrachtet werden. — Es darf nicht überrafchen, 
daß zwifchen den Außern Formen und innern Kräften der Pflan⸗ 
zen eine Beziehung herrſcht, weil dieſes a priori nothwendig 
iſt. Schon Camerarius erkannte ſie zum Theil; klar konnte ſie 
aber erſt mit der Aufſtellung wahrer natürlicher Familien herz 
vortreten. Der Satz, „daß ähnlich gebaute Pflanzen auch in 
ihren Eigenfchaften verwandt find,“ bildet die Grundlage des 
oben angeführten wichtigen Werfed von Decandolle, und wurde 
von ihm zuerft durchgeführt und bewiefen. Solche Erfenntniß 
ift aber philoſophiſch und praktiſch gleich wichtig. Durdy fie 
wird der Forfcher in fremden Ländern geleitet, und vermag 
ſchon aus dem Aeußern neuer Pflanzenfpezies oder Sippen, auf 
ihre Kräfte zu fchließen, wenn er die Formen und Kräfte der 
verwandten heimathlichen Fennt. Auf diefem Wege wurde eine 
Anzahl der wichtigften Arzneien gefunden ,ı fonnte Rabillardiere 
im fiilfen Dcean feinen erfchöpften Schiffögefährten eine Art 
Körbel unbedenklich als gefunde Nahrung bieten, und Forfter 
mit einer neuen Freuzblüthigen (Lepidium oleraceum) dem 
Scorbut begegnen. — Manche Erfcheinungen in der Pflanzen: 
und Thiermelt hätten fchon früher auf obigen Saß leiten können. 
Mehrere Schmarogerpilze leben auf allen Gattungen einer Sippe 
oder allen Sippen einer Familie, (Sphaeria graminum auf allen 
Gräfern, Uredo rosae auf allen Rosa) und die Thiere unters 
ſcheiden fehr gut viele natürliche Familien. Alle Pflanzenfreffer 
genießen die Hiülfengewächfe, Gramineen 2c., aber dad Rindvieh 
frißt feine Lippenblümler, Pferde, Ziegen und Schafe Feine 


Bon d. Bezieh. d. Pflanzen 3. Thier u. Menfchenreih sc. 563 


Solaneen. Manche Schmetterlingdraupen woiffen die Blätter 
aller Hülfengewäcfe aus einem Bündel der verfchiedenften 
Kräuter herauszufinden, manche Gallwespen ftechen alle Weiden, 
alle Rofen an. Der Erfahrung gemäß find die Lippenblümler 
magenftärfend und aromatifch, die meiften Rubiaceen fteberwidrig, 
die Euphorbiaceen draftifch, die Malvaceen erweichend ıc. Ver⸗ 
wandte Familien haben oft gleiche Eigenfchaften; verfchiedene 
Gattungen derfelben Sippe werden oft in den entlegenften 
Ländern zu gleichem Gebrauche angewendet. — Die gleihen 
Eigenfihaften einer Pflanzengruppe eriftiren aber nur im gleichen 
Organ vder gleichen Organenkreis; verfchiedene Organe haben 
häufig verfchiedene Kräfte. So find die Beeren aller Solaneen 
fchädlich, die Knollen der Kartoffel hingegen gefund. Analoge 
Eigenfchaften zeigen verwandte Pflanzen öfter in analogen oder 
verwandten Organen. Man fteht, daß hier die Organographie 
Aufichluß geben muß, und daß ihre Fortfchritte die divinatorifche 
Erfenntniß der innern Kräfte mit bedingen. — Der Standort 
der Gemwächfe ändert öfters ihre Eigenfchaften, Man weiß, daß 
aromatifche, reizende Pflanzen vorzüglich hohe, trocene, fennige 
Standörter lieben, und fchädliche Eigenfchaften annehmen, wenn 
fie einmal in feuchtem fehattigen Grunde vorfommen. Enthält 
daffelbe Drgan in verfchiedenen Pflanzen zweierlei Beftandtheile, 
fo fommt es auf das Uebergewicht des einen oder andern an, 
ob die Eigenfchaften überhaupt gleich oder verfchieden fcheinen 
follen. — Einigemale fonnte man umgefehrt von der Befchaffen- 
heit eines Stoffes auf die noch unbefannte, ihn liefernde Pflanze 
fehließen, wie denn Decandolle das Ammoniafgummi richtig einer 
Doldenpflanze (Heracleum gummiferum) zufchrieb, und der 
Butter von Galam wahrfcheinlich einem Lorbeergewächs angehört. 
Manchmal Schienen Pflanzen derfelben Familie verfchiedene 
Kräfte zu haben; eine genauere Unterfuchung lehrte aber, daß 
fie verfchiedenen Familien angehörten. So zeigt ſich auch auf 
diefem Gebiet die Natur als eine ewig wahrhaftige. 


— — — 


364 


Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch, 
VII. Hauptftück. 


Soſtematiſche Ueberſicht des Pflanzenreiches. 


Literatur. Außer den bereits Bd. l. €. 58 —59 und Bd. IT 


©. 212 angef. Werfen nennen wir bier noch für Syftem- 
funde und Syfiematif: C. Linnaei, Classes plant. seu 
Systemata plant. omnia a fructificatione desumta etc. Hal. Magdeb. 
1747: — J. Gärtner, de fruct. et semin:b. plant. etc. c. tab. aen. 
2 vol. Stuttg. Tub. 1788, 1791. C. Fr. Gärtner, 'Supplem. Car- 
pologiae. Finn: 1805, 1807. 4. — A.L. de Jussieu, Principes 
de la meth. natur. d. veget. 8. Par. 1824. — Reichenbach, 
Conspecius regni" veget. ete. 8. Lips. 1828. — Def. Handb. d. 
natürl. Pflangenfyitems ꝛc. gr. 8. Dresd. u. Lpzg. 1837. — 
C. 9. Schulk, natürl. Syſtem d. Pflangenreichs ꝛc. 8. Berk. 
4832, — Hohn Lindley, Einl. in d. nat. Syſt. d. Bot. 
A. d. Engl. Weim. 1833. — Def. Stämme d. Gewächs— 
reichs. A. d. Engl. v. Beilfihmid. Nbg. 1834. — Wilbrand, 
d. natürl. Pflanzenfamilien zc. 8. Gieß. 1834, — Martius, 
Conspectus regni veget. etc. 8. Nbg. 1835. — Perleb, diagnoſt. 
Ueberſichtstafeln d. nat. Pflanzenſyſt. 4. Freibg. 1838. — 
Meissner, plant. vascul. genera. etc. Fol. Lips. 1838. — Höchſt 
wichtig find die Monograpbieen, von welchen die vorzüg— 
lichten in der unten folg. Meberf. kurz angegeben find.- 

Es läuft dem Zwecke diefes Werfes zumwider, eine volltäns 
dige Aufzählung der einzelnen Floren zu geben. Wir cm 
innern daher nur an Roth’s, Sturm’s, Schfuhr’s. Schrader’s, 
Reichenbach’, Merten’s u. Koch's Fl. Deutfchlands; Nees ab 
Esenbeck, Genera plant. f. Germ.; Wallroth’s Flora eryptog. 
Germ. , Weber’s u. Mohr’s krypt. Gew. Deutſchlands; fo wie 
an eine Menge Spezialfloren deutfcher Länder; ferner an 
Wahlenberg’s Flora Carpatorum, Endlicher’s Flora Posoniensis, 
Beher’s Fl. Galiciae, Linne’s, Wahlenberg’s, Fries Fl. Sueciae, 
und des letztern Svensk Botanik, Hartmann’s Skandinaviens Fl, 
Linne's und MWahlenberg’s Fl. Lapponica, Deder’s Fl. er 
Seppen Zoon Fl. Batava, Smith’s Engl. Fl., Hooker’s, Lindley’s 
British Fl., Smith’s and Sowerby’s Engl. botany, Hooker's Fl. 
Scotica, Greville’s Scotish eryptog. Fl., Villar’s Fl. de Dauphine, 
Gmelin’s Fl. Sibirica, Desfontaines Fl. atlantique, Lamarck Fl. 
frangaise, d’Urville Fl. d. Iles Malouines, Meyer de plant. 
Labradoricis, Endlicher's Prodrom. Fl. Norfolkicae, A. de St. 
Hilaire, Martius u. Nees v. Efenbed’s Fl. Brasiliae, Hooker’s Fl. 
Americ. arct. u. d. a. Dann vielerlei KRupferwerfe, wie z. B. 
Reichenbach's Iconographia botan. Fl. Europ. und Iconogr, - 


Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. 565 


exotica etc. Von Steudel’s Nomenclator botanicus wurde 1837 

eine neue Ausg. angefündigt, 

Die Beftrebungen, das Pflangenreich in einer foitematifchen 
Anordnung aufzufaffen, find gleich fehr in deſſen eigener Bes 
fhaffenheit, wie im Bedürfniß des menfchlichen Geiftes 
gegründet. Sobald der letztere daher nur einmal eine geringe 
Menge roher Materialien gefammelt, d. h. fobald eine gewilfe 
Anzahl von Pflanzen beobachtet und unterfchieden waren, wurde 
auch das Bedürfniß fühlbar, fie unter gewiffe Kategorieen zu 
bringen. Die Gefchichte der Botanif hat die Aufgabe, jene fo 
zahlreichen Bemühungen darzuftellen: von den erften rohen Ders 
fuchen an, einige Hundert Spezies einzutheilen, bis zu der voll 
endeten Ausbildung Fünftlicher und natürlicher Syfteme, wo es 
galt, eine in erfiaunlichem Verhäftniffe fortwährend wachlende 
Formenmenge zu beherrfchen, und zugleich den ftetS Flarer und 
lauter hervortretenden Forderungen des fubjeftiven Geiftes zu 
genügen. Die hiftorifche Skizze, welche im erften Bd. dieſes 
Werkes ©, 61 ff. geliefert wurde, Fann eine Idee von dem 
allgemeinen Gang jener Beftrebungen geben. So verfchieden 
diefe find, fo laſſen fie fih doch auf den oberften Gegenfag 
fünftlicher und natürlicher Cyfteme (Methoden) zurück— 
führen. Das Wefen diefer beiden wurde bereits ©. 201 ff. 
angedeutet. Sn der Altern Zeit waren beide Begriffe noch in 
einander verwicelt, und im Bewußtfein nicht gefchiedenz erft 
mit Linne und feiner Zeit begannen fie einander gegenüber zu 
treten, nbwohl Lauremberg ſchon 1626 durch allgemeine Vers 
Hleichung der Pflanzen eine Eintheilung des ganzen Reiches in 
natürliche Familien verfuchte. Man ift allgemein einverfianden, 
daß unter den Fünftlichen Syftemen aller Zeiten das Linne’fche 
das vollendetite, Fonfequenteite und in der Anwendung Teichtefte 
fei. Das Fünftliche Syftem beruht auf einzelnen, willführlich 
gewählten Merfmalen. Es wird um fo befjer fein, je allgemeiner 
jene Merfmale vorfommen, je leichter erfennbar und je mannig— 
facher fie find, weil fich im letztern Falle hinreichend viele Ab: 
theilungen auf fie gründen laffen, und die Sippen demnach in 
möglichft Fleine Gruppen zufammengeftellt werden können. Seit 
Caeſalpin wendete man die allerverfchiedenften Pflanzenorgane 


366 Allgemeine Naturgefchichte.  VIL Buch 


zur Bildung von Syftemen anz das Linne’fche Syſtem Aft bes 
kanntlich auf die Gefchlechtöwerfzeuge, die höchften Organe der 
individuellen Pflanze gegründet, und heißt daher Seruals 
fyfiem. Je nachdem die Pflanzen leicht erfennbare oder un—⸗ 
deutliche Befruchtungsorgane zu haben ſchienen, theilte fie Linne 
in die zwei großen Abtheilungen der Phanerogamen und Krypto⸗ 
gamen. Die Phanerogamen zerftelen ihm wieder in monoFlinifche 
(mit Zwitterblüthen) und diffinifche (getrennten Geſchlechts). Nach 
der Zahl, dem Stande, dem Größenverhältniffe und der Berr 
wachſung der Gtaubfäden bildete L. aus den monoflinifchen 
Gewäcfen 20 Klaffen; aus den diffinifchen, je nachdem fie 
einhäuſige, zweihäufige oder vielehige Blüthen haben, 3 Klafjen; 
alle Kryptogamen bilden nur eine und zwar bie 24fte Kaffe. 
Sede Klaffe zerfällt in Ordnungen, weldje theils durch die Zahl 
der Piftille und die Befchaffenheit der Frucht, theils wieder 
durch Verhältniſſe der Staubgefäße, in der Cryptogamia aber 
durch den Habitus beftimmt werden. Den Drönungen find dann 
die Sippen unmittelbar untergeordnet, ohne in Familien ver- 
einigt zu fein. — Linné's fonft fo bewundernöwerthes, als 
Durchgangspunkt nothwendiges, als Negifter vielleicht ſtets 
unentbehrliches Syſtem, kann, wie jedes künſtliche, nur prafr 
tiſchen, feinen philoſophiſchen Werth haben, und iſt daher 
für unfere Zwece ohne Bedeutung. Wir können daher in feinen 
Gebrauch , in feine Mängel, die von Andern angebrachten Coft 
zweifelhaften) Verbefferungen ꝛc. um fo weniger eingehen, als 
alle diefe Dinge in jedem gewöhnlichen Lehrbuch zu finden find. 

Die dee der natürlihen Methode war Linne ber 
Fanntlich nicht fremd; er felbft betrachtete fie ald das wahre, 
höhere Ziel der Wiffenfchaft, er felbft ftellte eine Anzahl natür⸗ 
licher Familien auf, ein Verſuch, der freilich Adanfon ſchon 
vollfommener gelang. ES handelt ſich aber nicht bloß um 
Auffindung natürlicher Gruppen (ſogar im Sexualſyſtem fommen 
deren viele vor), fondern um An- und Unterordnung berfelben 
nach höhern Prinzipien. Die Linne’fche Zeit war einer natürs 
lichen Methode noch nicht gemachfen ; eine folche Fann nur auf 
dem Wege einer philofophifchen Theorie der Drganogenefid ger 
wonnen werden. Bernh. v. Juſſieu war es aufbehalten, ſolch 


Syftematifche Meberficht des Bflanzenreichs. 567 


neue Bahn zuerft zu betreten, welche fein Neffe Antoine Laurence 
db. 5. fchon weiter verfolgte, und die erreichten Ergebs 
niffe dann der Welt vorlegte. Das oberfte Prinzip diefer 
Methode ift der Bau ded Keimed umd die damit zufammens 
hängende Entwicfungsart der feimenden Pflanze. Hienach ents 
ftehen J. die ſchon früher oft angeführten drei großen Abtheis 
lungen des ganzen Pflanzenreiched, nämlich Acotyledoneae oder 
Pflanzen ohne Samenlappen, Monocotyledoneae, folche mit 
einem und Dicotyledoneae, ſolche mit 2 Samenlappen. Diefe 
3 großen Abtheilungen find in 15 Klaſſen gefchieden, von 
welchen 1 auf die Acotyledoneae, 3 auf die Monocotyledoneae 
und 11 auf die Dicotyledoneae fommen. Die 3 Klaffen der 
Monocotyledoneae beruhen auf dem Stande der Etaubfäden 
unter, um oder auf dem Eierſtock; die Dicotyledoneae zerfallen 
juerft in monoclinae und diclinae, Während die diclinae nur 
eine einzige Klaſſe bilden, fommen 10 verjelben auf die mono- 
clinae, Letztere zerfallen aber zuerft nod) in apetalae, mono- 
petalae und polypetalae, welche dann erft nach der Stellung 
der Staubfäden gegen Stempel und Dvarium, der Etellung der 
Blumenfrone gegen das Ovarium, und die verwachfenen oder 
getrennten Staubgefäße in jene 10 Klaffen getheilt werden. 
Das ganze Syitem fchreitet von den unvollfommenern zu den 
vollfommenern Formen fort, beginnt mit den Pilzen, fchließt 
aber mit den Zapfenbäumen, und zählt 100 natürliche Familien 
auf. Auch diefes merfwürdige Lehrgebäude hat zahlreiche Vers 
befferungen und Erweiterungen erhalten. — Während Zuffien als 
oberfte Prinzipien den Bau des Embryo und die Entwiclung nahm, 
wählte 4. P. de Candolle die anatomifche Textur, und erhielt 
nad) ihr die beiden großen Abtheilungen der Gefäßpflanzen 
und Zellenpflanzen, von welchen die letztern (den Acoty- 
ledoneis Juſſieus entfprechenden,) nur aus Zelfen, die erftern 
(den: Mono- und Dicotyledoneis entfprechenden,) aus Zellen 
und Gefüßen beftehben. Die Zellenpflanzen bilden nur eine 
Klaffe; die Gefäßpflanzgen werden in zwei vertheilt: Erogenen 
Cden Dicotyledoneis analog), weldye die Gefäßbündel in einem 
oder mehrern Fonzentrifchen Kreifen, die jüngften nad außen 
haben, und Endogenen (den Monocotyledoneis entfprechend), 


568 Allgemeine Naturgefchichte, VIE Buch.” 


deren Gefäßbündel im Parenchym zerftreut Tiegen, und wo bie 
jüngften nach Decandolles Cirriger) Meinung gegen die Are des 
Stammes liegen. Die Erogenen zerfallen nad) der Bildung der 
Blüthendecke und dem Stande der Blume in die 4 Unterflaffen 
der Thalamiflorae, Calyciflorae, Corolliflorae und Mono- 
chlamydeae; die Endogenen, nachdem. fie deutliche oder undeut— 
fiche Befruchtungsorgane haben, in die beiden Unterflaflen der 
Phanerogamae ımd Cryptogamae; die Zellenpflanzen, je nachs 
dem fie. blattartige Gebilde und deutliche Befruchtungsorgane 
haben oder nicht haben, in Foliosse und Aphyllae, Diefen 8 
Unterflaffen feined Eyftems hat Decandolle in feiner Theorie 
el&mentaire fhon 163 Familien untergeordnet. — Den Haupt 
fehler, des Juſſieu'ſchen Syſtems, nämlich die Unbeftimmtheit der 
‚ epiggnifchen und perigynifchen Einfügung der Staubgefäße ver; 
meidet dad von Decandollez unrichtig hingegen ift die auf 
falfchen Begriffen vom Wachsthum beruhende Unterfcheidung von 
Erogenen und Endogenen, und die Bereinigung der Frgptogamis 
ſchen Gefäßpflanzen mit den Endogenen, von welchen fie fo fehr 
durch ihr bloßes Gipfelmachsthun, und den Mangel ded Keimes 
im Samen abweichen. Minder fehlerhaft, obwohl in der Ans 
wendung viele Schwierigfeiten darbietend, find die von den 
häufig wechfelnden Verwachſungen der Blüthencyklen entnommes 
nen Eintheilungsgründe der 3 erften Unterflaffen der Erogenen. 
Manche hieraus nothwendig folgende Zerreißungen natürl, Vers 
wandfchaften hat Decandolle freilich dadurd) vermieden,. daß er 
den natürlichen Berwandtfchaften zu Liebe, manchmal ſelbſt feine 
Nrinzipien nicht beobachtet hat. — Ein neuer Fortfchritt in der 
Eyftematif wurde durch Einführung von Ordnungen gewon— 
nen, größern Gruppen, unter welchen wieder (meiſt) mehrere 
Familien vereinigt wurden, Nob. Brown, Agardh, Perleb, 
Bartling, Wilbrand, v. Martius, Reichenbach u. Bifchoff haben 
diefe neue Stufe in die foftematifche Skala eingeführt. — 
Bartling verfucht in feinen Ordin, natur, plant, eine Ber 
einigung und Verbefferung der Syfteme Zuffien’d u. Decandolle’s, 
ftellt 60 Ordnungen auf, und reift unter diefe 216 Familien 
ein, außer welchen noch 9 -ihrer ungewiffen Stellung wegen 
anhangsweife aufgeführt werden. Wilbrand Cd. natirl, 


% 


Syſt ematlſche Ueberſicht des Pflanzenreichs. 369 


Pflanzenfam. Gieß. 1834) behält die 3 großen, auf den Bau 
des Keims gegründeten Abtheilungen Juſſieus bei. Die Afotys 
ledoneen zerfallen ihm in 3 Klaffen, je nachdem Teine Spur 
einer Blume Pilze, Algen), od. Blüthenrudimente EFlechten, 
Moofe, Farren), oder zweifelhafte Samen mit zweifelhaften Ges 
fohjfedytötheifen vorhanden find (Equifetaceen, Charareen, Eycas 
deen 2c.). Die Monofotyledoneen werden, nach dem Borhans 
denfein eines Perigons oder bloßer Scheiden- und Balgblüthen, 
dann nach der Stellung des Fruchtfnotend ebenfalls in 3 Klaffen 
getheilt; die Difotyledoneen nach der Stellung des Fruchtfnoteng, 
nach dem Bau der Blumenfrone ıc. in 7, fo daß in Wilbrands 
Syſtem 13 Cnamenlofe) Klaflen find, unter welche die Ordnuns 
gen und Familien gebracht werden. W. wirft dem Decandolle% . 
fehen Syftem vor, „daß es die Pflanzen nicht in ihrem Leben 
betrachte, jondern wie fie fich verhalten, wenn fie nad) ihrem 
Tode anatomirt werden.“ Uns fiheint dieſe Anficht auf einem 
Paralogiemus zu beruhen, denn die Pflanzen verhalten ſich in 
anatomifcher Rückſicht auch im Leben fo, wie fiernach dem Tode _ 
gefunden werden. - Die Unterfuchung nach Grunbfäßen der vers 
fehiedenften andern Syſteme erfordert ja auch. eine Zerftörung 
der Pflanzen oder der wichtigften Drgane derfelben. — v. Mars 
tius in feinem Conspectus regni vegetabilis theilt das ganze 
Pflanzenreich (nach Need v. Eſenbeck's Vorgang) in eine urs 
fprüngliche Vegetation, V. prirmaria , alle Pflanzen mit Auss 
nahme der Pilze umfaffend, und in eine fefundäre Vegetation, 
V. secundaria, zu welcher nur die Pilze gehören, :v. Martius 
glaubt, die Frucht mit den- Samen oder Sporen, weil fie Ziel 
und Ende des ganzen pflanzlichen Lebens feien, als hauptfäch- 
fichftes Eintheilungsmoment aufftellen zu müſſen. Sehr richtig 
werden die Begriffe der Gleichheit, Aehnlichfeit und Abwand- 
fung unterfchieden. Die V. primaria theilt v. M. in 4 Klaffen: 
1) Plantae ananthae, bfüthenlofe Gewächfe, fammtliche Kryptos 
gamen Linné's mit Ausnahme der Pilze; 2) Loxines s, Mono- 
cotyledoneae, fehrägfaferige %) oder Einfeimblattige (Einblatts 
feimige); 3) Tympanochetae, Porenzeller: Cycadeen und 


*) Bergl, hierüber ©, 232, 


II. 24 


5370 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch. 


Goniferen; 4) Orthoines s, Dicotyledoneae, Geradfaſerige ob. 
Zweiblattfeimige. Die Klaffen find in Unterflaffen, diefe mandys 
mal in Reihen (Series) dann in Gohorten (Ordines Bartl.) 
getheilt, Ießtern dann die Familien, Chier ordines genannt) an 
der Zahl 321 untergeordnet. Es ift und nicht vergönnt, in 
eine nähere Darftellung diefes in vieler Beziehung eigenthüms 
fihen, fcharf gegliederten, und in einer großentheils neuen, 
wohllautenden Nomenklatur ausgefprochenen Syſtems einzugehen; 
nur fo viel bemerfen wir, daß die Frucht, welde in den vors 
ausgeſchickten »Canones« als oberſtes Eintheilungsprinzip aufs 
geftellt. wurde, doch im Spiteme ſelbſt nur zur Charafteriftif 
eined Theild der Seried und Gohorten gebraucht wird, ber 
Blüthenbau hingegen vorzugeweife zur Beflimmung der Unter 
flaffen und mehrerer Series und Cohorten, Vorhandenſein und 
Fehlen der Blüthe und anatomifcher Bau aber zur Aufftellung 
der oben genannten Klaffen dienen. Die V. secundaria wird in die 
fünf Klaffen Protomycetes , Elementarpilze, Hyphomycetes, 
Fadenpifze, Gasteromycetes, Bauchpilje, Flymenomyceles, 
Scwämme und Myelomyceies, Kernſchwämme getheilt 9. — 
Leider müffen wir und auch einer noch fo Furzen Darftellung 
der nat. Eyiteme von Dfen, Lindley, 8. 9 Schulg, 
Agardh, Wenderoth u. A. enthalten, und hiefür auf die 
Schriften diefer Gelehrten verweifen. Nur dag — in mehreren 
Merken, am beften und umfafjendften im Handb. d. nat. Pflan- 
zenfyftemsd 1837 dargeftellte — Syſtem v. Reichenbach möge 
hier in feinen allerwefentlichften Zügen kurz betrachtet werden. 
Bon den oberften Geſetzen alles Schaffens in der Natur aus⸗ 
gehend, und dieſelben mit den oberften Geſetzen des Denfend 
und der wiffenfchaftlichen Anſchauung (Thesis, Antithesis, 
Synthesis) identifizirend, gelangt R. auf fynthetifchem Wege 
dahin, 3 Abfchnitte des Pflanzenlebens anzunehmen: Keimleben 
(als Same, Knospe), Vegetation Wurzel, Stamm» u, Blatt 
bifdung), Fruftififation (Blüthen- u. Fruchtbildung). Die 
Pflanze ruhe hienach in Samen u. Knospe (Thesis), wachſe in 

*) Es wäre münfchenswerth, den Namen Schwämme fünftig nur 


für die Spongiae, für die Funginae hingegen das Wort Pilze 
und feine Zufammenfekungen zu gebrauchen. 


Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. 571 


Wurzel, Stamm u. Blättern (Antithesis),_ vollende fich in 
Blüche m. Frucht (Synthesis), Nach diefen Axiomen entwideln 
fih 3 Stufen u. 8 Klaffen, ald unmittelbarer Nefleg oder 
typifcher Abdruck der einzelnen Pflanze im Bilde des vegetabilis 
fehen Univerfums, Die erfte Stufe nennt R. Inophyta, Fafers 
- pflanzen; zu ihnen gehören 1) Fungi, 2) Lichenes; zur zweis 
ten Stufe, Stelechophyta, Etodpflanzen, gehören 3) Chloro- 
phyta, Grünpflangen, 4 Coleophyta, Scheidenrflanzen, 5) 
Synchlamydeae, Zweifelblumige; zur dritten Stufe, Antho- 
carpophyta, Blüthen- u. Fruchtpflanzen geh. 6) Synpetalae, 
Ganzblumige, 7) Calycanthae, Keichftändige, 8) Tihalamanthae, 
Stielbfüthige. Die beiden erften Klaffen werden audy als 
Gymnoblastae, Nacftfeimer, die Ste als Cerioblastae, Zells 
feimer, die Ate ald Acroblastae, Spitfeimer, die 4 übrigen als 
Phylloblastae, ®fattfeimer bezeichnet. (Diefe S Klaffen ſtimmen 
übrigens ziemlich mit den Klaffen u. Unterflaffen des Decandolle’ 
ſchen Syſtems überein.) Die Faferpflanzen werden auch als 
Hemiprotophyta, Halbpflanzen, den beiden höhern Stufen, als 
den Idiophytis, Ganzpflanzen, gegenüber geftellt. Das Prinzip 
von Thesis, Antithesis u, Synthesis, wie es ſich nach R's. 
“ Meinung in der Organenbildung ausfpricht, wird nun auch 
wieder bei der Charafteriftif der Ordnungen geltend gemacht; 
es können alfo in jeder Klaffe nur 3 D. fein. Die Ordnungen 
zerfallen wieder in Reihen; diefe werden durch das Vorwalten 
des männlichen od. weiblichen Prinzips beftimmt; es find deren 
in jeder Drdnung daher nur 2. Gede Reihe zerfällt dann wieder 
in dei Familien. Leßterer find in allem 1325 viele werden 
wieder in Fleinere Gruppen getheift. Das ganze Syſtem ift 
bis zu den Sippen herab mit großer Konfequenz, und zugleich 
mit Wi und hellem Geifte durchgeführt, fo daß eigenthümliche 
Lichter auf viele bis jeßt dunkele Stellen fallen. Wir maßen 
und nicht an, diefes Verfahren des auch durdy Yofitive Kenntniffe 
fo berühmten Berfaffers im Einzelnen beurtheilen zu wollen, 
müffen aber befennen, daß nach unferer innigen Ueberzeugung 
a priori cine Gliederung des Syſtems der Pflanzen u. Thiere 
nad) regelmäßigen Zahlenverhäftniffen durchaus nicht angehe. 
Der fchaffende Naturgeift befolgt Cwenigitend nach unferer 


373 Allgemeine Naturgeſchichte. VIL Buch.” 


Anfiht) in der Konformation der organiſchen Reiche eine viel 


_ freiere Dialeftif, worüber man dad Ste (und auch dag 9te) 


Hptfif. des VI. Buches, ©, 186, vergleichen möge, — 

Man bemerkt bei aller grundfäßlichen DVerfchiedenheit in den _ 
angeführten botan. Syftemen ziemliche Lebereinftimmung in den 
ausgemittelten Familien u. auch in den Drdnungen und höhern 
Abtheilungen, — ein deutlicher Beweis, daß man von vers. 
fohiedenen Ausgangspunften fi der Wahrheit‘ genähert habe, 
Anders ift es freilich in der Aufeinanderfolge der natürl. 
Familien in den verfchiedenen Syſtemen. Bei den Zellenpflanzen, 
kryptogamiſchen Gefäßpflanzen und Meonofotyledoneen herricht 


‚noch ziemliche Uebereinftimmung; bei den Difotyledoneen aber, 


wo die Natur die reichte und glänzendfte Maſſe von Formen 
u. Begriffen entwicelt hat, werden die Divergengen alfobald fo 
groß, daß wir die allerverfchiedenften Familien für die voll- 
fommenften erffärt, eine u. diefelbe Familie bald oben, bald in 
der Mitte, bald faft unten ftehend finden. So die Rofaceen, 
Leguminofen, Soniferen, Eynanthereen u. a. Wenn irgendwo in 
den Naturreichen, fo ift ed bei den Difotyfedoneen Har auss 
gefprochen, daß fehr verfchiedene, im Weſen gleichwerthige Prins 
zipien neben und durcheinander auftreten, und daß demnach 
eine einreihige Anordnung unmöglich die Wahrheit auszudrücken 
vermöge, | 
* *ᷣ 

Bei nachſtehender gedrängter Ueberſicht wurde eine Vers 
bindung der Prinzipien von Juſſieu u. Decandolle mit den Vers 
befferungen angewendet, welche Bartling u. Bifchoff eingeführt 
haben. Zur Gharafteriftif der einzelnen Familien wurde vorz, 
des jüngern Decandolle Revue des fam, nat. in d, Introd. a 
la Bot, vol, 1I benützt. Eine oberflächliche Vergleichung kann 
aber zeigen, wie viele Aenderungen und Zufäse in Bezug auf 
Genera , auf öfonomifche, technifche, medezinifche Benügung ꝛc. 
gegeben wurden. 


Eyitematifche Meberficht des Pflanzenreichs. 373 


REGNUM PLANTARUM. 


Subregnum 1. Plantae cellulares Dec. (Acotyle- 
doneae Juss.) SZellenpflanzen, nur aus Zellgewebe 
beſtehend, kaum mit einer Spur v. Gefäßen. 


Classis I. (et unica) Cellulares. Zellenpflanzen. 


Pflanzen ohne Gefäße und Luftlöcher, immer nur aus Zellge- 
webe bejichend. Sie haben ſtets nur Haarwurzeln, oder nur Haft— 
organe, In einigen find noch grüne Blattbildungen vorhanden, 
andern fehlen diefe und auch die Stengel. Oft iſt die ganze Pflanze 
nur eine gleichartige Zellenmaffe, Sn den mit Blattgebilden fommen 
noch finubfadenartige Drgane vor; den andern fehlen fie. Sporen 
bei den blatttragenden in auffpringenden Kapſeln, in einer oder 
mehrern Hüllen; bei den blattlofen in 4 oder 2 Hautſäcken, welche 
gewöhnliche Zellen zu fein fcheinen, gerreißen od. nicht egen u. 
an der Oberfläche oder im Innern der Pflanze liegen. Sn manchen 
Sippen der blattlofen find die Sporen auch nackt, oder in eine 
dünne, anhängende, unfcheinbare Haut gehüllt. 


Subclassis I. Aphyllae Dec. Blattloſe. 


Ordo I. Funginae, Pilzartige. 


Familia4, Fungi Lwm. Pilze. Literat.: Bulliard, 
Champ. d.- France. Schaeffer. Icon. Fung. Batsch, Elench. Fung. 
Persoon, Icon, rar. fung. et Synops. meth. fung. Nees d. Efenbed, 
Syſt. d. Pilze u- Edi. Fries, Syst. — Ehrenberg in nov. 
Act. N.C.X. Gordier, Beſchr. u. Abb. d. eßb. u. gift: Schw. 
%. d. Franz. 1838, Corda, icon. fungor. 18357. Krombholz, 
naturgetr, Abb. u. DBefchr. d. Echw. Hoffmann, Vegetabilia in 
Herzyniae subterran. coll. Mees v. Efenbed u. Henry, Syſt. d— 
Bilze ze. — Geſtalt fehr veränderlich, wachlen auf der Erde, befonderg 
auf Thier- u. Pflanzenſtoffen, abgeitorb. Holze, oder als Schmaroger 
auf lebenden Gefäßpfl., nie unter Waffer, zuweilen jedoch, wie die 
Schimmel, an d. Oberfläche von Flüffigfeiten, bedürfen Feuchtigkeit, 
Wärme, geeigneten Boden, wenig. Licht. — Ein fehr mannigfach 
gebildeter,, gewölbter, flacher od. hohler Sporenhälter (recepta- 
eulum) enthält außen, innen od. an einer Stelle die Sporen; er il 
gallertartig, fleifchig , oder lederig, im jeder Gattung und jedem 
Alter beſtimmt gefärbt, felten grün, fonft von allen Farben, und 
entficht in den nicht ſchmarotzenden aus einem unterirdifchen, dem 


574 Angemeine Naturgefchichte. VIL Buch. 


Flechtenlaub (thallus) analogen Fadennek. Die fleinen Schmaroker- 
pilge lebender Pflanzen entwiceln fich gewöhnlich unter deren Ober— 
baut, u. durchbrechen diefe. Andere pflanzen fich der Oberfläche der 
Organe ein, verfchlingen fie durch Fäden und faugen fie aus. Diele 
Schmarogerpilge wachfen nur auf den der Luft nusgefehten Drga«- 
nen, andere im Innern oder auf den Wurzeln. Sporen liegen in 
irgend einer Zahl in häutigen Schläuchen (asci), manchmal nadt. 
Manchmal unterfcheidet man noch eine dem Sporenhälter mehr oder 
weniger innig anflebende Haut (hymenium, peridium), auf welcher 
die Sporen entfichen. «Sn einigen Tuberaceis beftehen die Schläuche 
aus 2 durchfichtigen, in einander gefchachtelten Häuten. — Eporen 
fäen fich felbit aus, durch Zerreißen der Hülle oder Verfaulen deg 
Pilzes. Beim Keimen fommen nur Fäden aus der Spore u.. bilden 
Netze. Aus diefen entitcht dann der Pilz, der eigentlich nur ein 
Fruchthälter ift. Die Entwidla. hängt fehr von äußern Umſtänden, 
Feuchtigfeit, Licht, Wärme, Eleftrizirät zc, ab. Darnach variiren 
die Formen ſehr; Mifbildungen find häufig, u. fo fonderbar, daß 
man bei ihnen Gattungen, felbit Sippen verwechfeln kann. Die 
eigentl. Fungi gleichen zuwerft den Muccdineen; manche Blätter» u, 
Löcherfchwämme den Tremella, Clavaria ete. Manche Pilze erreichen nach 
Nmitänden gar nicht die letzte Entwidlung. — Nur wenige Pilzs 
fporen fnn man zur Reimung bringen. Nur Agaricus campestris 
wird kultivirt; er entiteht im Freien auf Pferdemiſt; fünftlich pflanzt 
man ihn fort, indem man auf wechfelnde Lagen von Erde und Milk 
Stücke von ihm wirft. Stürme u. Gewitter tödten diefen Echwamm; 
in tiefen Kellern fchaden fie ihm nicht, weßhalb er in den Katakom— 
ben von Baris fo aut gedeibt. — Kaltes u, feuchtes Klima erzeugt 
die meiſten Bılze. Die 2—3000 bis jet befannten, nicht fehmaroßen» 
den Gatt. gehören meiſt Nord» u. Mitteleuropa an. Die fchmar 
roß-nden find in Europa fo häufig, daß fait. jede phanerogamifche 
Pflanze 1 bat. DVielleicht giebt es fo viele Schmarogergattungen, 
als Tebende Epezies v. Phanerogamen. Manchmal Lebt derfelbe 
Schmarokerpilg auf mehreren Gattungen oder Sippen; umgefehrt 
tragen manchmal diefelben Gattungen mehrere Echmaroker. In 
den ſüdl. trodenern Ländern fcheint deren Zabl abzunchmen; bei 
ung entwickeln fie fich befonders in nafen Sahren. — Boletus 
(Polyporus) igniarius u. a. dienen zur DBereitg. des Feuerfchwamms. 
Sm Allgemeinen find die Pilze, felbit Morchella esculenta 1. Agaricus 
campestris fchwer verdaulich. Es giebt feinen allgemeinen Eharafter, 
um die cfbaren von den fchädlichen zu unterfcheiden. Gefährlich find 
4) die, welche beim Zerfchneiden fchnell die Farbe ändern, 5. B. blau 
werden, 2) die milchigen, 3) die im Alter in ſchwarze Flüffigfeit 
zerfließenden. Mehrere: find roh giftig, nicht aber gefalgen oder 
gekocht. Die Nuffen menden häufig das Salzen, die Norditaliener 


Syſtematiſche Heberficht des Pflanzenreichs. 575 


u. Südfranzoſen das Kochen an, und machen dadurch viele Pilze ge 
nießbar. Bei Vergiftung if ein Brechmittel das erfle u. nötbigite. 
In Frankreich entiichen die meiſten Pilzvergiftungen durch die 
außerordentl. Achnlichfeit, des gefunden Agaricus aurantiacus mit dem 
fchädlichen Ag. muscarius. Die wohlfchmedenditen Gattungen find 
die Trüffeln, Tuber cibarium, Agar. campestris, Boletus edulis, Me- 
rulius cantharellus, Clavaria coralloides, Morchella esculenta. — Die P. 
enthalten Fungine (Faſerſtoff), Osmazom (Thierertraftivit.), wals 
rathart. Fett, Pilzzucker, Bilzfäure, Hüchtige Echärfe. — Einthei— 
lung. Fries theilte die Pilge nach Grundſätzen des Quater— 
närſyſtems in 4 große Klaſſen; jede Klaffe in 4 Familien, jede F. 
in A Gruppen ꝛc. Seine Klaffen find 1) Hymenomycetes, mo die 
fporentragende Haut außen am Pilz ausgebreitet if. 2) Pyreno- 
mycetes, wo die Sporangien in einer allgemeinen zerreißenden Hülle 
enthalten find, wie der Keimkern der Flechten in den Apothecien. 3) 
Gasteromycetes, wo die fvorentragende Haut in einem Behälter oder 
allgemeiner Hülle (peridium) enthalten, und wo die Eporen frei, 
d. b. nicht in Eporangien eingefihbloffen find. 4) Coniomyeetes, 19 
die Eporen an, oder in bald einfachen „ bald äſtigen Fäden liegen, 
welche von Feiner allgemeinen Hülle umgeben find. — Decandoile “ 
theilt fie in folgende Sünfte: 1) Mucedinei Brongn. (Hyphomycetes 
et Coniomycetes Link u. Fries), Schimmelartige Entwideln 
fich auf allen faulenden Etoffen, bei gewiffer Wärme, Dunfelbeit zc. 
Eylindrifche od. geföpfte, einfache od. äſtige, durch Echeidewände 
getheilte od. nicht gerheilte Faden; meiſt weiß; bald außerliche ver» 
eingelte, bald innerliche, in Zellchen gehäufte Sporen erzeugend. 
Hieher Pyssus, fchön weiße Floden, gemein an. den Planken feuch— 
tee Keller; Mucor (M. Alucedo, gewöhnt. Schimmel), Stilbum, 
Botrytis, Dematium, Cladosporium (Cl. Fumago, Nußthau), Erysibe 
(x Alphitomorpha, Mehlthau). 2) Uredinei Brongn. (Gyımnomycetes 
inf), Brande. Klein, fommen aus lebenden Blättern hervor, 
deren Dberhaut durchbrechend. Sind gleihfam Eporangien, welche 
viele Sporen enthalten, die von Feiner allgem. Hülle umgeben find. 
Erfcheinen häufig als gelbe, braune, fihwarze Fleden auf Blatt» 
gebilden. Viele find den Kulturpflanzen höchſt fibädlich, wie Uredo 
carbo, U.rubigo-vera etc. Der Maisbrand bildet fehr große Tafchen 
mit ſchwarzem Staube. Bon den ebenfalls ſchmarotzenden Hypoxylis 
weichen fie darin fehr ab, daß ihnen das gemeinfchaftliche receptacu- 
lum mangelt, fo daß hier jedes Individuum einem Gporangium ent« 
fpricht, mie fie im receptaculum eines Hypoxylus enthalten find. — 
Sippen: Puccinia, Uredo, Aeccidium, Caeoma (C. segetum, Etaubruß- 
brand , €. sitophilum, Schmierbrand) ꝛc. Vergl. bier. ©. 343 ff. 
3) Lycoperdacei Brongn. (Fungi angiocarpi Pers. Gasteromyei 
Link, Gasteromycetes Fries), Staubpilge. Recept. (peridium) faferig, 


376 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Bud. 

innen mit Sporen erfüllt, mehr oder weniger rund, aus 2 Fonzente, 
mehr 0d. weniger deutlichen Lagen gebildet; die erfie ledrig, oft 
befonders älter, rauh; aus der 2ten fafrigen od. fleifchigen entitchen 
die fait immer in Echläuchen eingefchloffenen Sporen. Zuerſt find 
diefe Pilze feſt/ Tederig, rings gefchloffen; dann öffnen fie fich gegen 
den Gipfel, uud firenen oft die Sporen in Gtaubform aus, mit 
Meilen des innern fadigen Gewebes. Lycoperdon (I.. Bovista od. Boviſt, 
Crepitus lupi s. fungus Chirargorum), Elaphomyces offieinalis (Boletus 
cervinus ofl.), Spermoedia Clavus (Secale cornutum, Mutterforn) , Rhi- 
zoctonia crocorum. Tuber, Trüffel (T. cibarium, eßb. D.)R leb. unt. d. Erde, 
am Fuß der Bäume. In einer gewiſſen Zeit ſtreben fie nach oben, 
und ſpalten das Erdreich , wodurch man fie findet. V. Virtadini’s 
Monogr. Entwidlg. bereits v. Geoffroy, Micheli, Zurpin befchr, 
— 4) Fangi Dec. (Hymenomycetes, Fries). Eigentliche Pilze. 
Gallertartig, fleifchig, lederartig, nie auf lebenden Pflanzen. ‚Begiits 
nen ihre Entwidlung unter dem Boden als fich durchfreugende 
Fäden, aus welchen dann bei günſtigen Umfländen der Pilz ſelbſt 
hervorwächst. Diefer hat Epdren oder Äußere Eporangien, die auf 
einer mehr od. weniger vom algem. Neceptafulum getrennten Haut 
fichen. Haut u. Necept. bald gleichartig gallertig, «(Tremella ete.) 
bald eine Echeibe, (Peziza) bald einen walzigen od. älligen Körper 
(Clavaria) bildend ; fehr oft auch einen oben verdicdten oder verdünns 
ten, manchmal bufchigen Körper, vol Höhlen und Auftreibungen 
(Morchella); gewöhnlich in Form eines Huts, pileus, (Agaricus, Boletus 
etc,). Hymenium verbreitet fich auf der innern Hutrläche in Form 
von ſtrahligen Blättern, lamellis (Agaricas); od. vertifalen, den Haaren 
einer Bürſte ähnlichen Fäden (Hydnum), 0d, eines ſchwammigen, 
poröfen Gewebes (Boletus). Sporen oder Eporangien ſehr zahlreich 
in den Falten der Blätter, den Epiken od. Poren. Hut fommt 
manchmal aus dem Necept. hervor, eine Hauthülle (volva) durd)- 
brechend, deren Reſte man am Grunde des Pilzes findet, Andere 
wachfen ohne Durchbruch, aber ihre Hutränder find mit dem Gipfel 
des Stiels (stipes) durch eine Membran (velum) verbunden, welche 
zerreißt, und deren Nele den Etiel oben als Kragen umgeben. 
Tremella, Helvella (H. esculenta, Infula efb.), Peziza, Clavaria (Cl. bo- 
trytis, flava, coralloides e£b.), Daedalea (D. quereina, zu Zunder, z. Blut 
ftillen), Cantharellus (cibarius, efb.), Polyporus (fomentarius, igniarius, zu 
Zunder; Tuberaster, Pietra fungaja), Thelephora, Boletus (edulis, granu- 
latus, subtomentosus, efb., luridus, gift.), Agaricus. Eßb. find A- procerus, 
mutabilis, campestris (Champignon), alutaceus, deliciosus (Reisker), sub- 
duleis, volemus, Russula, pratensis, esculentus ; gift. od. verdächt. 
melleus, emeticus, necator, flexuosus, pyrogalus, piperatus, controversus, 
plumbeus. Amanita (eßb. A. caesarea, Herrenſchwamm, vaginata ; gift. 
od. verd. muscaria, Fliegenfchwamm; pantherina, robescens, verna). 


Syftematifche Heberficht des Pflanzenreichs. 577 


Rhizomorpha, feuchten; f. S. 323. Morchella (Morchel, M. esculenta, 
costata, eßb.). “Die Sippe Agarieus umfaßt allein über 1000 Spezies. — 
5) Hypoxyli Dec. —— — — Fries.) Sehr klein, faſt immer ſchwarz, 
gewöhnlich ſchmarotzend, u. dann a, d. Gewebe leb. Phanerog. hervor» 
kommend, d. Oberhaut durchbr. Manche leben auf abgeflorbenem 
Holz, felbit auf d. Erde. Fruftififationen, denen der Flechten ähn— 
lich, bilden die ganze Bflanze. Receptakeln vereinzelt , gehäuft, oder 
felbft unter fich am Grunde verfchmolzen (stroma); fuglig, lederig 
od. bolzig, zuerit gefchlofen , dann fich oben durch ein Loch od. 
Spalte öffnend ; enthalten eine Art. gefonderten, weichen, zerfließen- 
den Kern’s ; dieſer beiteht aus Sporen, die von Schleim umhüllt, 
oder in fangen walzigen od. Feulenförmigen Schläuchen enthalten 
find. Verbinden die Pilze mit den Flechten. Sphaeria. 

—— Ordo II. Alginae. Algenartige. 

. Fam. 2. Algae Rora. Algen. Literat. Agardh, Syst. 
Alg.; Spec. Alg. ; Icon. Alg. Eur. Bory, rt. in Diet. class. Nees, 
Nov. Acta 1823. Lyogbye, Hydrophytol. Danica. Greville, Alg, 
britt. Vaucher Conf. Lamouroux, Ahn. d. Mus. XX. Duby Mem. 
d. Geneve VII. Kützing, Consp. Diatom. ; Algae aque dulc. Germ. 
Jürgens Alg. aquat. — Formen böchit mannigfach , bevölfern die 
Süßwaſſer und den Ocean in außerordentlicher , unbekannter Zahl. 
Menige auf feuchten , fumpfigem Boden. — Die am meiſten 
entwickelten gleichen Flechten oder untergetauchten Pilzen. Bes 
fiehben aus rundlichen oder länglichen Zellen, die in Blätter, 
Fäden oder Aeſte von fehr verfchiedener Geftalt und Farbe geord- 
net find; manchmal find fie am Grunde in eine Art Stamm 
vereinigt , und vegetiren polypenähnlich unter dem Waſſer. Manch» 
mal dienen ihnen fchlauchige Auftreibungen, welche mit unter dem 
Waſſer abgefonderter Luft oder Gafen erfüllt find, als Schwimm- 
blafen. Gallertartig od. lederig. Lebtere befonders im Meere, heißen 
öfters Thalassiophyta. Andere im Süßwaffer, Confervae, find geglie— 
derte Fäden, aus einfachen, an d. Enden verbundenen Zellen be- 
ſtehend, meih grün. Von ihnen fommt man unmerflich theils zu 
gegliederten, in Fragmente zerfallenden Gebilden (Diatomeae), theils 
zu einfachen Röhren mit fihwingender Bewegung (Oscillatorieae), 
theils zw einfachen rundlichen Zellen, unregelmäßig zu flebrigen, 
gallertartigen Maffen gehäuft (Bichatia, Nostoc ete.), Bei vielen 
diefer Wefen wird oft das Reich zweifelhaft, zu dem fie gehören, 
Bergl. hier. ©. 171, 174. — Fortpflangg. erfolgt durch Sporen, die 
in Central» oder Geitenzellen enthalten find. Sie find verfchieden 
zufammengehäuft, und gehen in manchen (Confervae conjugatae) mäh- 
rend einer Art Anfuppelung von einer Höhle in eine andere über, 
wo fie fich dann entwickeln, und die umhüllenden Häute durchbrechen. 


378 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch. 


Beim Keimen Flaffen die Sporen oder nicht; früher fenden fie 1—2 
Fäden aus, die fich vermehren u. durchfreugen. Die vollfommenften 
Gattungen entſtehen aus folchen Fadenplexus. — Ueb. geogr: Verth. 
f. Lamouroug in Ann, d. sc. nat. t. VII 4. Greville Alg. britt. Man 
finder A. in allen Meeren; jede verlangt aber befondere Umſtände. 
Sie bilden an den Küften beträchtl. Maffen, davon entfernt fehr 
große fchwimmende Inſeln oder unterirdifche Wälder. (Sargaffo ; 
üb. große Fueusbanf im atl. Ocean f. Berghaus phyſ. Atl. Hft. 1.) 
Chorda filum, fehr gemein im nördl. atl- Ocean, iſt big 40/ Fuß lang, u. 
verftopft auf d. Drfaden oft die Baien. Macrocystis pyrifera , den See⸗ 
fahrern wohl befannt, 500- 1500/ lang, bat lange fchmale Blätter, u. am 
Grund eines jeden eine Blafe, wodurch fie auf der DOberfl. Hottiren kann. 
Die Confervae tapeziren die füßen, ftehenden Wäffer grün. Thalassio- 
phytae u. Confervae find viel häufiger in gemäßigten u. Falten Ländern ; 
Diatomeae, Oscillatoriae u. a. fehwanfende Gruppen, häufiger in warmen 
Gegenden u. warmen Quellen. Oscillatoria rubescens Dec. (Mem. de 
Geneve, t. III, part. 2 p. 29) färbte 1825 große Streden im Murtens 
fee zum Schreden d. Anwohner roth. Sc) verdanfe d. Güte meines 
geſchätzt. Hrn- Kollegen Prof: Dr. Brunner, ein Stüdchen der da» 
mals gefammelten, vertrodneten Dszillatorien. Es gleicht in Con— 
fiitenz fehr einem Stückchen Schminfe, ift lilafarbig ; Splitter davon in 
Waffertropfen gebracht, geben fich unter dem Mifrosfop fehr ſchnell 
in die einzelnen Fäden auseinander. Diefe find Yıso’’’ did, u. zeigen 
Cohne Zweifel bygrosfopifche) rucdweife Bewegungen. Decandolle un- 
terfuchte fie mit einem Mikr. v. Amici, das ihm aber nach d. gegeb. 
Abbild. d. innern Bau fehr unvollf. zeigtes Das große Plößl'ſche 
M. läßt mich mit 300, 630 u, 1400 mahl, Durchmeffervergrößerung, 
außer den naheftehenden, allen Dszillatorien gemeinfamen Scheide- 
wänden, noch undeutlichere dazwifchen , und an jeder derfelben 
2 — 3 Sporen erfennen. — Eine merfw. Conferve, die oft ganze 
Teiche in Belgien weißgrün färbt, befchr. Morren unt. d. Namen 
Apbanizomene. (P’Instit. 1835 p. 244.) Sie bewegt fich nach Art. d. 
Dszillatorien, Die Nostoc erfcheinen nach Negen als Gallertmaſſen 
in den Gartenwegen. Bichatia u. andere rein fuglige bilden fchleimige 
Flecken an Mauern, Fenftern feuchter Gewächshäufer; Protococcus 
nivalis, der rothe Schnee, befteht aus mifrosf. rothen Kügelchen, die 
im Schnee der Polargegenden u. Alpen leben ; (vergl. auch Hugi's Als 
venreife ©. 372); P. viridis ift dag gewöhnt. grüne Urkorn. — Die 
Thalassiophytae enthalten unter andern viel Stidftoff, eine fchleimige 
nährende Subftang, und häufig Sod. Die Tange, Fuci, dienen faſt 
überall als Dünger; man fammelt fie bei der Ebbe. Aus manchen 
wird, wie aus den Spongien, das Sod, ein Kropfmittel ausgezogen. 
Sphaerococcus Helminthochortos Ag., Helminthochorton, befanntes Wurme 
mittel. Seetange dienen häufig als Nahrg-; fo Rhodomenia palmata 


Spftematifche Meberficht des Pflangenreichs. 579 


in Nordeuropa u. Griechenland; Porphyra zu Weineflig; Alaria es- 
eulenta, Armenfpeife in Srland u. Schottland; in fremden Ländern 
Durvillea utilis; Fucus vesiculosus, MWinternahrg. des Viehes in 
Schottland, — Link theilt die U. v. den vollfommenern zu den 
unvolfommenern fortfchreitend in Fucoideae (Sargassum, Cysto- 
seira, Halydris, Furus, Alaria, Laminaria, Seytosiphon , Delesseria , 
Rhodomenia, Chondria, Helminthochortos, Gigartina, Halymenia, Ulva, 
Vaucheriaetc.). Zonarieae (Zonaria). — — (Codium). Spon- 
giaceae (Spongilla lacustris, in europ. Süßw., vielleicht z. Thierr. geh.) 
Halimedeae (Halimeda). Acetabularieae (Acetabularia integra, ein 
zweifelh. Gefchöpf). Characeae (Chara, Nitela). Ectocarpeae (Ecto- 
carpus, Ceramium ‚,. Trentepohlia). Confervaceae (Corallina, Conferva, 
Hydrodietyon). Conjugatae (Stellulina, Spirogyra etc.). Annulinae 
(Bangia, Lyngbya). Oscillantes (Oscillatoria), Dimorphae (Ba- 
trachospermum etc.). Nostochinae (Rivularia, Hydrurus, Nostoc). 
Diatomeae (Desmidium, Diatoma etc.). Copulatae (Bacillaria , 
Cymbella etc. j 

Fam. 3, Lichenes Horrm. Flechten. Lit. Hoffmann, 
Enum. Lich. Acharius Prodr., Method., Lichenogr. univ. Fries 
Act. Holm. 18215 Lich. Europ. Eschweiler Syst. Lich. Wallrotb 
Naturgefch. d. Fl. Meyer, Entw. d. Fl. Fee Meth, Lich. Dietion. 
elass. Schärer, Lichen. helvet. exsicc. et Lichen. helvet. Spicileg. — Aus— 
dauernde Pflanzen; leben an Licht u. Luft, Oberfl. d. Erde, Baum— 
flämmen od. Felfen, werden von einem unregelmäßigen Körper, d. 
Laube (thallus) gebildet, welcher Fäden, Blatthäute, verhärtete od. 
fiaubige Kruiten vorſtellt. Er beiteht aus einer äußern verfihieden 
gefärbten, nie grünen Zellenlage (stratum corticale) u, aus einer innern 
(str. medullare), die an der Berührungsitelle mit der äußern grünen 
Stoff enthält. Man unterfcheidet im Laube feuchte, lebende Theile- 
welche die Flechte leicht fortpflangen, u. todte, vertrodnete, welche 
vorigen zur Grundlage dienen. — Fortpflanzung gefchieht durch 
Theilung der Markfchichte, 0d. durch Entw. d. dem freien Auge fichtb. 
Sporenhälter (apöthecia, auch scutella). Diefe entitehen aus d. Mark— 
fchicht, und find am Rande v. d. Nindenfchicht umgeben; fie ent- 
wideln- fich gerne am Lichte, find oft fchön gefärbt; Sporen fehr 
flein, fchwärzlich, frei od. in eine Art Kern eingeſchloſſen. — Man 
fennt über 2000 Spez. a. allen Theilen d. Erde. Erſte Vegetation 
fahler Felfen. Befonders zahlreich im Norden. Diefelben Spez. in 
fehe entfernten Ländern. — Mehrere dienen zum Färben; fo die 
europ. Lecanora parella, und die Fanarifche Roccella tinctoria W, fuci- 
formis. (Lafmus, Drfeille, Berfio, Barella; Erythrin.) Andere ent: 
halten mährendes, tonifches, bitteres Amylon; fo Lichen esculentus, 
Cetraria islandica, isländifches Moos 80%, Proz., Cenomyce rangilerina, 
Renntbierflechte , Nahrung der Nenntbiere. Bei Hungersnöthen 


380 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch. 


bereitete man fehon Brod aus Fl. Link 1. c. theilt d. FI. v. d. vollfom. 
zu den unvollfommenern fortfchreitend in Usnceaceae (Usnea, Alec- 
toria, Cornicularia, Roccella ete.) Cladoniaceae '(Stereocaulon, Clado- 
nia, Cenomyce, Baeomyces.) Parmeliaccae, (Peltidea, Nephroma, 
Stieta, Lobaria, Cetraria, Parmelia, Umbilicarıa, Lecanora, Lecidea, 
Opegrapha etc.) Gollemaceae, (Collema.) Coenogoniaceae, (Coeno- 
gonium.) Endocarpeae, (Endocarpon, Pertusaria,; Verrucaria etc.) 
Sclerophoreae (Calycium). 


Subclassis II. Foliosae Dec. Beblätterte. 


Ordo IIl. Siphonocaulae, Röhrenftängliche. 

* Fam.4, Characeae A. Rıcn. Armleuchter. Lit. Martins 
üb. d. Bau d. Ch. Vaucher, Mem. de Geneve. 1821. Brongniart, 
Diet. class. Bifchoff, d. Frypt. Gew. Deutfchl. Aler. Braun im 
Ber. üb. Verf. d. Naturf. 1834. — Untergetauchte, geglied., grüne 
od. grünl. Wafferpfl., oft mit einer Kalkkruſte bevedt. Wurzeln 
zart, in Wirteln aus den untern Gliedern fomm.; eben ſo aus den 
obern u. mittl. Gliedern. Aeſte in Wirteln, manchmal gablig, 
andere gewirtelte blattähn!. fadenförm. Zweige tragend. Jedes 
Stengel- u. Aftglied befteht’a. einer cylindrifchen allenth. geſchloſſe— 
nen Röhre, mit häutiger Wand ; diefe einfach wie in einer einzelnen 

- Belle, oft der Länge nach geflreift; Streifen in Spiralen, durch 

Bänder unterbrochen. Diefe Streifen beftehen aus verhärteten, 
grünl., aneinander gereiheten Kügelchen, u. find nur bei fehr ſtarken 
Vergr. fichtb. Das Innere enthält eine unendl. Menge Fleiner, in 
freif. Flüßigfeit fchweb. Kügelchen, welche manchmal Fleinere ein- 
fchließen, Man bemerft einen auf- u. einen abfleig. Strom, welche 
fich gegen d. Mitte des Eylinders kreuzen. (Vergl. auch ©. 280.) 
Keine Luftlöcher u. Luftröhren. Früchte in Aftwinfeln; befleben a) 
aus linfenförm. durch 3edige Klappen auffpring. Scheiben ; roth in 
d. Mitte, weiß am Rande, auf kurzen Stielen an d. Seite d. jungen 
Helle; jede Scheibe enthält 5—6 an einem Ende offene, ſtrahlig 
von einer zelligen Baſis ausgehende Röhren; aus lebterer kommen 
zahlr. durch Scheidewände getheilte Fäden, die länger als jene Röhren 
find. Das Ganze fällt zeitig ab, weßhalb es Decandolle für Staubs 
fäden hält; aber Wallroth will diefe Scheiben keimen gefehen haben. 
b) Aus Sporangien im Annern der Atwinfel; find ei- od. fugelf., 
äufferlich. von 5 fpiraligen , verwachfenen ,„ am Ende deutl, 5zähnigen 
Möhren gebildet; jedes Sporangium enthält eine Spore von eben 
der Form, wie es felbft, eben fo fpiral geflreift, am Grund der 
Höhlung befeftigt, fie ausfüllend, und felbit wieder eine Anzahl un- 
gleicher, von feldit nicht austretender Kügelchen enthaltend, Beim 
Keimen plakt d. Spore oben in 5 Eleine Klappen ; der Mittelp. einer 
jeden entfpricht einem Strahl d. Spore. Aus diefer Deffnung treten 


Spitematifche Meberficht des Pflanzenreichs. 581 


eine Röhre u. Wurzeln heraus; am Ende d. Nöhre tik eine Belle, 
die bei ihrer Vergrößerung das zweite Glied u. andere Seitenzellen 
bildet, welche Wurzeln oder gewirtelte Weite werden. — In fügen, 
fiehendem Waffer aller Länder. — Die falfige Ausfcheidung mehre— 
ver macht fie zerreiblich und fehr rauh; dienen daher befond. in d. 
Schweiz zum Scheuern. Chara. — Gtellg. noch immer zweifelhaft. 
In Wahsthum u. Fruchtbildg. d. Equisetaceis ähnl., aber ohne 
Zuftlöcher, Spiralgefäße, und mit einfacher Stengelröhre, wie Con- 
ferven. Steigen - zur Befruchtg. nie an Oberfl. d. Waffers, wie 
Phanerogamen. Stengel immer linfs gewunden, Pollenforn immer 
rechts. Einige näher fich d. Ceratophylleis, andere d- Najadeis. 


Ordo IV, Muscinae. Moosartige. 


Fam. 5. Hepaticae Juss. Zebermoofe Kit. Hedwig's 
XWerfe, Hooker brit. Jungerm. Lehmann Pugill. Mirbel Rech. 
sur les March. in Nouv. Ann. d. Mus. I. Eckart Syn. Jung. Germ. 
Schwägrichen Consp. M. h. Weber, hist. M. h. prodr. Hübener, 
Hepatologia .germanica. — Grün, auf der Oberfl. feuchter Körper, 
bef. d. Baumſtämme fich ausbreitend,, bald Moofen , bald Flechten 
ähnlich. Zweierlei Wurzeln: die einen primär, Fortfeßg. des 
Stengels; die andern hinzutretend , feitlich , oft aus einfachen 
Nöhrenzellen geb. Blättriger Theil (frons) oft getheilt , fcheinbar 
manchmal in Stengel, Blätter, felbit stipulae, ohne daß diefe Theile 
den gleichbenannten der Bhanerogamen analog wären. Blätter ohne 
Nerven, gerundet od. fpikig, filend od. fcheidig. Stipuln fcheidig; 
aus ihrem Grunde kommen Wurzelbündel. An der Gruppe der 
Frondosae fieht man nur blattartige Häute, mehr oder weniger. fich 
den genannten Formen nähernd, in Marchantia ganz unregelmäßig 
werdend. KXebtere Sippe hat Luftlöcher auf d. Dberfeite d- Häute; 
fie find aus mehrern übereinander lieg. Zellen geb., welche eine. 
Deffg. zwifchen d. Außern Luft u. d. innern Lufthöhlen laffen. 
Keine Tracheen u. Gefäße. — Fortpfljg. verfchieden. Die ein— 
fachite durch Gemmae, die am verfchied, Stellen d. Blattgebilde, 
manchmal in Höhlen entſtehen, deren Oberfläche fich regulär korb— 
förmig öffnet; fo Marchantia. Manchmal ifolirte Bläschen an d. 
Dberfl., die das Gewächs fortpfl. fönnen. Im Winkel gewiffer Blätter 
der Jungermannien, und auf d. geflielten Hut v. Marchantia auch 
ſphäriſche, fuglige, mit Flüßigfeit und Körnchen erfüllte Körper, die 
durch eine unregelm. Deffng. nach oben entweichen. Man hält fie 
nach Hedwig für Antheren, denen der Moofe analog. Endlich giebt 
es Sporangien, welche Hedwig u. die Meiften Piſtille nennen ; Tiegen 
zu 3 — 10 in einer Art Hülle (calyx, perichaetium), Nur eines diefer 
Drgane vergrößert fich, wie bei den Moofen, es liegt nadt od. durch- 
bohrt eine Membran (calyptra), welche als’ Scheide um den Etiel 


382 Allgemeine Naturgefchichte. VIL. Buch. 
bleibt. Xebterer trägt eine Kapfel (theca) , welche fich bald im 4 
Klappen, bald durch ein Loch, bald nie öffnet. Enthält mifrosf, 
Sporen, oft vermifcht mit Schleudern od. fpiraligen, fehr elaftifchen; 
zu 122 in eigener, fehr dünner Röhre enthaltenen Fäden. Keimung 
beginnt mit einer fleinen Wurzel. — Sn allen Ländern an feuchten 
Drten. — Jnngermannia, Marchantia, (M. polymorpha; off. Hb. He- 
paticae fontanae) Targionia, Riccia, Anthoceros. 

Fam. VI. Musci ‚Juss.. Musci frondosi. Mooſe, Laubmoofe. 
-Zit. Hedwig, Deser. et adumbr. M. f. Bridel Muscol. rec. et Suppl. 
Weber Tab. M.f. NeesabE. de M. propag. Hookeret Taylor M. britt. 
Hooker M. exot. Greville et Arnold in"WVern. Soc. trans. IV. 
Nees, Hornschuch et Sturm Bryol, germ. Schimper et Bruch 


Bryol. Europ. Hübener Muscol. germ. — Stengel frautig, meiſt ſehr 
kurz, einfach od. äſtig, wachſend durch Gipfelſproſſen, ohne ſpiralige 
Einrollung; aus d. Untertheil u. d. Seiten mehrere kleine braune 


Wurzeln; in ihrer ganzen Länge bedeckt mit ſchuppenförmigen, ge— 
näherten, grünen, ausdauernden, immer ſehr eng mit dem Stengel 
zuſammenhängenden Blättern. Keine Tracheen u. Gefäße. Vielleicht 
Luftlöcher. Zellgewebe d. Blätter liegt in Lagen übereinander. 
Vermehrungsorgane in End- od. Seitenknospen, v. einer Art Hülle 
(involuerum, perichaetium) umgeben, aus dreicrlei Organen befichend: 
a) aus GSaftfäden, paraphyses, walzige oder keulige, mit Scheide» 
wänden verfehene, nicht äſtige, ausdauernde Fäden v. unbek. Bes 
fimmung. Den Nektarien d. Bhanerog., genauer den Spreublättern 
der Compositae 11. d. Fäden zwifchen d. Staubgefäßen d. Euphorbien 
vergleichbar, b) Geftielte Schläuche, nach Hedwig und fonft den 
Meiſten Staubfäden, spermatocystidia Hedw. Einige halten fie auch 
für Sporangien od. Knospen. An deren Spike ein drüfiger Bunft, 
aus dem zu gewiffer Zeit intermittirende Strahlen einer Flebrigen, 
grünen Flüßigfeit fommen. ec) Urnen od. Kapfeln, tbecae; find jung 
eiförmige fikende Körper, umgeben von einer zugeſpitzten, and. 
Spibe vielleicht Flaffenden Haut; es find ihrer 3—10;5 adductores Hedw. 
Später abortiren alle, mit Ausnahme eines, deffen Grund fich in 
einen Stiel verlängert. Diefe Ausdehnung zerreißt die umhüllende 
Haut an ihrem Grunde ; fie bleibt auf dem Gipfel d. Urne als Mütze 
(calyptra) fißen. Urne öffnet fihb am Gipfel durch einen Dedel 
(operculum). Gobald er abgefallen ift, ſieht man die Are d. Urne, 
das Säulchen, columella. Der innere Rand d. Urne befteht aus 
einer Haut, peristöma, od. a. 2 konzentriſch. Häuten, perist. exter. 
u. interius. Das einzige, oder mo 2, das Äußere p- ift oft von Zäh— 
uen od. Wimpern befrängt, deren nad) d. Sippen 4, 8, 16, 32 od. 
64 find. Das innere p- hat auch 8, 16, 32 3., aber weniger geſetz⸗ 
mäßig. Manchmal find d. Spiken d. Zähne in eine Duerhaut, 
epiphragma verfchmolgen. Sporen fehr zahlreich, rundlich, braun od. 


Spyitematifche Weberficht des Pflanzenreichs. 585 


roth, jung nach Hedwig an d. Urnenwand befeftigt. Bisweilen ent- 
halten die nämlichen Sproßen nicht zugleich Urnen (Piſtille) u. ge- 
fielte Schläuche (Staubfäden). Sporen treiben beim Keimen ein 
Würzelchen u. einen walgigen, durch Scheidewände getheilten Körper 
aus. Dann fommen die cylindrifchen, veräftelten Brimordialblätter. — 
Mann Fennt etwa 1000 Spez. auf d. ganzen Erde; bilden einen 
bedeut. Theil der Polarfloren. Diefelben Spez. in fehr großen 
Entfernungen. — Dienen manchmal zum Ausfüllen von Matrazen. 
Sphagnum ( Torfmoos) , Hypnum,. Leskea, Bryum, Gymnostomum, 
Bruchia, Tetraphis, Bartramia, Weissia, Phascum, Tetraphis, Encalypta, 
Grimmia, Splachnum, Dieranum, Polytriehum (Wiederthon, P. com- 
mune, formosum, longisetum: off. Hb, Adianti aurei), Mnium, Funaria, 
Fontinalis etc. 


Subregnum II. Plantae vasculares Dec. Gefäß: 
pflanzen. 


Beftehen in ihrem vollfommenen Zuftand ſtets aus Zellen 
u. Gefäßen; haben Luftlöcher auf der ae ihrer grünen 
Luftorgane. 


Regio I. Cryptogamae. Kryptogamen; ohne — 
Blüthentheile. 


Classis I. (II.) Vasculares Cryptogamae. Kryptogamifche 
Gefäßpflanzen. 


Haben in ihren eriten Zuftänden feine Gefäße und Luftlöcher, 
erhalten deren aber fpäter. Nur 2 deutliche Klaffen von Organen, 
abfteigende (radix) und aufiteigende (Wedel, frons); letztere mehr 
oder weniger den Stengeln und Blättern der Phanerogamen ähnlich, 
meift grün. Fortpflanzung durch Sporen, die in einer oder mehrern 
gewöhnlich auffpringenden Hüllen, immer an der äußern Oberfläche 
der auffleigenden Theile Liegen. 


Ordo V. Filicinae. $Farrenartige. 


Fam. 7. Filices Dec. Farren, Farrenfräuter. Lit. Swartz, 
Synops. fill. R. Brown, Prodr. Fl. Nov. Holl. Kaulfuss Enum. il. 
Macvicar, Germin. of. fil. in Trans. Edinb. 1824. -Hooker et Gre- 
ville, Ic. fil. — Abwechſelnde Blätter od. vielmehr Blattgebilde, 
Wedel, frons; oft gelappt od. vieltheilig, mit einer Mittel» und 
Seitenrippen ; mit Blattflielen, deren Annäherung u. Verfchmelzung 
am Grunde eine Art horizontalen Stengels, caudex, rhizoma, od. 
einen vertif, Stamm von oft 20— 25/ Höhe bilden. Knospenlage der 


584 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch. 


Blätter eingerollt; Durchfchnitt d. Blattſtiele zeigt braune Wellen: 
linien. Unzählige Wurzeln aus d. Unterfeite des Rhizoms, od. d. 
ganzen DOberfl. des Stamm’s. Luftlöcher auf den Wedeln, Luftröhren 
u. Gefäße in d. Blattſtielen. — Fruchtbildg. an d. untern Fläche 
der Wedel, gegen den Nand, am Ende der Nerven. Beſteht in 
Häufchen, (sori) von Sporangien, die zuerii unter d. Oberhaut vers 
borgen, dann mehr od. minder um u. auf fich deren Reſt, als Schleier» 
chen ‚ .indusium zeigen. Jedes Sporangium geftielt, mit d. Loupe 
fichtbar, gelb od. braun, fcheibenförmig vertifal auf dem Fruchtſtiel; 
oft von einer Verlängerung deſſelben, einer ringförmigen Auftrei- 
bung, gyrus,'gyroma, annulus umgeben. Sporang. öffnet fich in einer 
Spalte; Sporen feiner Staub, unter d. Mifrosfop braun, rundlich. 
(Manche find nach meinen Beob. rings mit Hödern befeßt, wie 
mehrere Bollenformen.) Beim Keimen kommt aus ihnen zuerſt ein 
walziger, grüner Körper hervor; diefer treibt an feinem Grunde zu⸗ 
erit ein, dann mehrere Würzelchen; verdünnt fich fpäter in eine 
Blattfcheibe ohne Nerven, Luftlöcher u. Gefäße. Diefes Organ 
theilt fi fpäter in 2 Lappen, u. die folgenden Blätter fcheinen aus 
feinem Mittelpunft zu kommen. Dft fieht man auf der Mittelrippe 
der Wedel, vor der Deffnung der sori, Fleine, zerfireute Körper, nach 
Hedwig Staubfäden. Sie verfhwinden fchnell. Gärtner vermuthet, 
daß die Sporangien eine fovilla enthalten; Bernhardi, daß die auf 
den Schuppen an d. Dberfeite d. Wedel fihenden Drüfen, die Rolle 
der Staubgefäße durch innere Verbindung mit den Fruchthäufchen 
fvielen. — In allen Ländern, bef. aber in den warmen, feuchten, 
bewaldeten , wie im indifchen Archipel, den Antillen zc. Sn den 
Hequatorialändern häufig in Baumform. — Die Wedel enthalten 
oft einen aromatifchen, bruſtſtärkenden, milden Schleim. Syr- capill. 
fommt von Adianthum Capillus Veneris. Von Botrychium Lunaria 1, 
Scolopendr. officinarum it Herba offic. ; v. Polypodium vulgare, Engelfüß, 
Nephrod. filix mas, u. Osmundaregalıs iſt Rad. office. Die Calaguala, fchweißtr. 
antifyphilit. v. Polypod. Calaguala in Peru, Nhizom der Farren ad- 
firingirend; daher Polyp. fılix mas 1. Pteris aquilina Wurmm. Manch- 
mal enthält. das Rhiz. nährende Abfaklloffe; fo bei Pteris esculenta, 
‚ Diplazium esculentum ; dag nehai d. Sandwichinf. Fommt v. Angiopteris 
erecta. — Die Fam. d. Filices, wie fie bier nach Dec. angenommen 
ift, zerfällt nach Zinf J. c. in Ophioglosseae (Ophioglossum, Bo- 
trychium). Anemiaceae (Anemia). Marattiaceae (Marattia, An- 
giopteris). Osmundaceae (Osmunda ete.). Gleicheneae (Gleichenia). 
Polypodiaceae (Onoclea, Struthiopteris, Allosurus, Pteris, Blechnum, 
Grämmitis, Hemionitis, Ceterach, Acrostichum, Scolopendrium, Diplazium , 
Asplenium, Aspidium, Polypodium, Adianıhum, Cyathea ete.). Hyme- 
nophylleae (Trichomanes , Hymenophyllum.) 
Fam. 8. Lycopodiaceae Benz. Bärlappartige, Literat. 


Syſtematiſche Weberficht des Pflanzenreichs. 585 


Decandolle, Flore franc. Brother, Trans. of the Linn. Soc. V. Brown, 
Prodr. fl. N.H. Salisbury, Trans. ofthe Linn. Soc. XU. Ad. Brong- 
niart Diet. el. Biſchoff, Krypt. Gew. Deutfchl. — Kräuter oder 
Sträbcher; Stengel mit Blättern bedeckt, oft kriechend, ungeglie- 
dert, äſtig: Nele gablig. Keine Hauptwurzel (ausgen, in d. erſten 
Sugend), aber viel Würzelchen aus Stengel u. Aeſten. Wachsthum 
aus den Aitenden; Feine eingerollte Knospenlage. Blätter klein, 
fpißig, wie Mooshlätter, mit Luftlöchern. Sm Centrum des Gten- 
gels u. jedes Aſts eine Fafer von Ninggefäßen u. verlängerten 
Bellen, umgeben v. Ioderem Zellgewebe; im Umfreis des Stengels 
findet man eine Lage feiten Zellgewebes u. eine Oberhaut. — Frucht» 
‚ bildg. in Blattw. fikend, zerſtreut; oder in Aehren an d. Aſtenden; 
bald nur einerlei Früchte, Kapfeln mit Sporen; bald 2erler auf derf. 
Pflanze, näml. a) 2flappige nierenf. Kapfeln mit gelbem Staub, den 
Einige für Bollen, Andere f. Sporen halten, b) fphärifche, Flaffende, 
rauhe Sporangien, 2, 3 od. 4 dreirippige Sporen enthaltend. Beim 
Keimen kommt aus ihrer Geite ein Stengel u, eine Wurzel, u. d- 
junge Bflängchen trägt lange die Spore an feiner Seite. — Die 
meiften in warmen u. feuchten Ländern; doch auch in gemäßigten, 
nördlichen u, den Hochalpen. — Staub d. Kapfeln entzündlich. — 
Lycopodium, (clavatum, annotinum, complanatum : off. Sem. Lycop. 
[Bollenin] L. Selago: gff. Muscus erectus s, catharticus‘) Psilotum. 
Fam. 9. Marsileaceae Dec. it. B.deJussieu hist. de LAc. 
roy. 1739 et 40. Decandolle Fl, franc. R. Brown Prodr. Vaucher 
Ann. d. Mus. XVIII. Ad. Brongniart Dict. cl. Hooker et Greville 
Ic. fil. Bifchoff, Krypt. Gew. Deutfchl. — Wafer- od. Sumpf- 
pflanzen, ausdauernd od. jährig, Frautig; bald mit wagrechtem Ahi- 
som, aus deſſen Unterſeite Wurzeln, Dberfeite Blätter (Wedel) 
fommen, bald mit einer knolligen, rundlichen Baſis, die Wurzeln 
u. Blättern den Hrfprung giebt, u. aus mehrern Scheiben befteht, 
die durd) Trennung von einander neue Sndividuen hervorbringen. 
Wedel fehr verfchieden, in Salvinia gewöhnl. ganzen, ovalen Blättern 
ähn!., in Marsilea Afolia Kleeblättern gleichend, in Pilularia 1. Isoetes 
auf Blattitiele reduzirt. Knospenlage gerade od. eingerollt, wie bei 
den Farren. Zuftlöcher auf den Blattgebilden, Gefäße u. Luftröhren 
an verfch. innern Stellen, große Lufthöhlen in den untergetauchten 
ZTheilen. — Früchte nahe am Nhizom, unter den Blättern, geftielt 
od. fizend, vereinzelt od. genähert, eiförmig, auffpringend od. nicht, 
ein- od. mehrfäch., mit einfacher od. doppelter Hauthülle, im näml. 
Sporangium od. in verfchiedenen Früchten 2erlei zufammengehäufte 
Drgane enth., näml. a) Sporen von einer eigenen Haut umgeben, 
b) durchfcheinende, nicht zerreißende, Feulenförmige Säde, etwa fo 
groß wie die Sporen, gelbe Kügelchen enthalt. Gewöhnlich werden 
diefe Säde für Analoga von Staubgefäßen gehalten, aber nichts 
II. 


25 


386 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch, 


beweist big jetzt, daß beiderlei Organe mit einander fommuniziren, 
Cbefonders da fie nicht in d. näml. Hülle enthalten find,) und daß die 
Sporen nicht eben fo gut keimen, wenn fie von den vermeinten 
Staubfäden getrennt werden. Letzteres widerfprechen indeß Savi 
u. Duvernoy, Beim Keimen der Sporen tritt aus ihrer Fleinen 
Endfpike ein von Zellchen umgebener Gentralförper hervor, od. nur 
Bellchen, die den Dbertheil d. Spore befleiden, fich felbft über ihre 
Seiten: ausdehnen, und bei Salvinia fich mit einer obern zelligen, hut- 
förmigen Scheibe bededen. Aus dem Mittelpunkt diefer fonders 
baren eriten Zellenmaſſe kommt dann erſt die gefäßhabende Pflanze 
hervor. — Man fennt 27 Spez. aus d. Süßwäffern d. ganzen Erde, 
befonders d. gemäß. Zonen. — A. Brongniart theilt fie in 4) Sal- 
vinieae, Wedel zu einer Scheibe verdünnt, nicht wie ein Bifchofs- 
ſtab eingerollt, 2erlei Organe, Sporen und Körner in befondern ein« 
fächer. Hüllen, Salvinia, Azolla. 2) Marsileae, mit eingerollten 
Wedeln, mehrfächerigen, beiderlei Drgane enthalt. Sporangien, 


Marsilea, Pilularia. 


Ordo VI. Gonyocaulae. Gliederftengelige. 


Fam. 10, Equisetaceae Dec. Schachtelhalme Literat. 
Mirbel, Bullet. phil. an Il flor. Agardh, Mem. du Mus. IX. Vaucher, 
Monogr. d. preles; Mem. d. Mus. X. Bifchoff in Nov. Ac. N. C. 
‚IV. u. Krypt. Gew. D. — Gegliederte Pflanzen, jedes Glied am 
Grunde von einer gezahnten Scheide umgeben. Gemirtelte Wurzeln 
od. aufgetricbene Wurzelfproffen aus den untern Gliedern, unter d. 
Scheide, wie die Aeſte am obern Theil. Ein Theil d. Pfl., rhizoma, 
caudex friecht unter der Erde; fein Centrum befteht aus feſtem Zell» 
gewebe ; um diefes regelmäßig vertheilte Lufthöhlen; zu äußerſt 
eine Oberhaut ohne Kuftlöcher, oft geftreift u. behaart, Zufttheil 
der Pflanze grün, nicht deutlich vom Erdtheil getrennt, doc hat er 
eine Mittelhöhle in jedem Glied, um diefe eine feite Holzröhre, aus 
Tracheen, NRinggefäßen u. verlängerten Zellen gebildet; außerhalb 
diefer regelmäßig gruppirte Zufthöhlen u. eigene Gefäße, endlich 
eine Oberhaut mit Luftlöchern, oft geſtreift u. Kieſelſtoff abfond. 
Stengel entweder Aftig, ohne Fruchtbild., od. ein einfacher Schaft. — 
Fruchtbildung in eine kegelf. Achre am Gipfel der Schäfte gehäuft; 
beſteht aus mehrern Heinen geflielten nagelf. Scheiben, welche an 
der gegen den Schaft gerichteten Seite 6 —7 einfächerige, Eaffende, 
vielfporige Sporangien tragen. Sporen frei, linfenförmig, jeder 
auf der Kreuzungsſtelle 2er eylindrifcher Fäden (Schleudern, elateres) 
liegend; diefe an der Oberfläche befiäubt, am Ende fpatelförmig 
erweitert; wickeln befeuchtet die Spore ein, dehnen fich trocken wie 
4 Yrme aus. Der Staub der Schleudern galt lange für Pollen; 
nac Ad. Brongniart wäre die Spore ein nadtes Samenkorn, wie 


s Enftematifche Ueberſicht des Pflanzenreichs. 387 


bei den den Equifetaceen verwandten Nadelhölzgern u, Eafuarina, u, die 
Schleudern & an ihrem Grunde vereinigte hüllenloſe Bollenförner. 
Sporen enthalten Kügelchen, aber Elaffen nicht. Beim Keimen fpiht 
fich die den Schleudern entgegengefehte Seite der Spore, und ver— 
längert fich zu einem Würzelchen. Die andere Seite fchwillt an, 
und theilt fich in 2 Lappen; dann kommen Zellhen zu den Lappen 
und andere Wurzeln zur erfien. Das Pflänzchen veräftelt fih fo 
einige Seit an d. Erdoberfläche; es iſt grüm und ganz zellig; fpäter 
bildet fich im Mittelpunft d. oben befchr. gerade, gegliederte, mit 
Scheiden befehte Stengel, der im diefer Zeit eine Hauptwurzel bat. 
Sn allen Ländern, ausgen. Neuholand. — Dienen wegen ihres 
Kiefelgehalts zum Boliren v. Holz u. Metall. Von Equisetum hyemale, 
'arvense, palustre iſt Hb. offiz. 


Regio H. Phanerogamae.. Phanerogamen. Mit deuts 
lihen Blüthentheilen. 


Classis I. (III.) Monocotyledoneae. Einfamenlappige. 


Ein einziger od. mehrere wechfelfiändige Samenlappen. Heber 
dv. innern Bau d. Stammes vergl. ©. 232. In den holzigen 
Gattungen iſt der Äußere Theil des Stammes härter als das Gen 
teum; in andern iſt der ganze Stengel fleifchig, unter der Erde ver- 
borgen; in noch andern iſt er Inotig, und enthält in der Mitte, von 
einem Knoten zum andern, lange Höhlen. Meift nur Zafer- 
wurzeln, nicht aus Lenticelen fommend. Blätter gewöhnlich 
mwechfelitändig, feheidig, ausdauernd, ohne Nebenblätter, auf d. Blatts 
fiel reduziert, oder von einem Nand umgeben, deffen Nerven am 
Grunde mehr oder weniger gefrummt find. Blumen gewöhnl. 
nad) 3zähligem Typus gebaut, aus Wirteln gebildet, die oft in Zahl 
u. Geflalt ihrer Theile reduzirt find. 

Subclassis I. Eleutherogynae. Mit freiem Eierſtock. 

Ordo I. (VII.) Glumaceae. Spelzenblüthige. 

Fam. 41. Gramineae Jus. Gräfer. Lit. Palisot de 
Beauvois Agrostogr. Kunth in Humb. u. Bonpl. Nov. gen. et 
spee. plant. am. Def. Agrostogr. syn. Gaudin Agrost. helv. Turpin 
Mem. da Mus. V. Trinius Fundam. Agrostol. R. Brown in Flin- 
der’s Reiſe. Raspail Ann. d. sc. nat. IV— VII. Link Hort. berol. I. 
Host Gram. Nees Agrost. bras. — Blüthen mit Bälgen, hermas. 
phroditifch od. diflinifch. Neußerer Balg aus 2 Flappenförmigen, 
rauhen Stüden beſtehend, eine oder mehrere Blumen in Aehrchen 
enthalt. Bälgchen jeder Blüthe, wie der Balg aus 2 ungleichen 
Klappen gebildet ; untere od. Äußere einfach, andere aus 2 verwach- 
ſenen Stüden beft. , deutlich 2 Hauptnerven u. 2 Spitzen zeigend. 


388 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch. . 


Zwifchen den Bälgchen und dem Grunde der Staubfäden noch 2—3 
Heinere Bälgchen; find frei Hd. verwachfen, wenn ihrer 2 vorhans 
den find, die dann mit d. Klappen des Bälgchens mwechfeln. Staub- 
gefäße 1-6, gewöhnlich 3 Staubfäden, fehr dünn u. lang. Staub» 
beutel beweglich. Dvarium frei. 2 Griffel; Narben behaart. Frucht 
eine Caryopſe, in der hiemit eine trodene Fruchthülle mehr od. we 
niger feit dem Kern anhängt. Eiweiß mehlig. Embryo klein, feit- 
lich am Grunde des. Eimweißes, linſenförmig; Samenlappen breit, 
Federchen entwidelt. -— Kräuter, jährig od. mit einem Ahizom, 
aus dem. jedes Jahr Halme (hohle Inotige Stengel) fommen , von 
Scheidenblättern umgeben. (Die des Bambus bis 50° lang.) Scheide 
gefpalten, an der Spike, gegenüber d. Spalte, ein Blatthäutchen 
(ligula) tragend, das eine Verdopplung des Blattes ſcheint. Blatt» 
fcheibe außer dem Blatthäutchen, Tinien- od. Inncettförmig mit 
parallelen Nerven. Blumen in Rispen od. Aehren. — In allen 
Ländern. Bilden bauptfächlich die Matten... Sn der heißen Zone 
machen fie Yo — Yız aller Phanerogamen aus, in d. gemäßigten 
Ya — Us/ in d. Falten 40 — Y. — Die nützlichſte Familie, wegen 
ihrer mehligen Körner, u. weil das Kraut allen Hausthieren zur 
Nahrung dient. Faft alle Gräfer find mehr oder minder gute Futs 
terfräuter. Die umfaffendften Verfuche hierüber wurden auf Befehl 

d. Herzogs v. Bedford zu Wobuen-Abbey angeft, Bei uns als Wie» 
— —— beſonders Anthoxanthum odoratum, Avena flavescens, Ar- 
ıhenatherum elatius, Poa trivialis, pratensis, Phleum pratense, Dactylis 
glomerata, Holcus lanatus ete, Zu den Gerenlien (aus denen man 
überh. Stärfmehl, Kleifter, Zymoma, Glyadine, Zriticin, Hordein 
erh.) gehören: Der eis, Oryza sativa, feit nralter Zeit im wärmern 
Afien gebaut, nährt unter allen die größte Menfchenzahl; dann d. 
Weizen, Tritie. vulgare Vill.; hievon Mehl, Stärkm., Kleien, Weizen- 
bier; T. Spelta iff d. Befen, Dinfel; amyleum Ser. Ehmer; turgidum 
engl, W.; durum Bartw.; polonicum Gommer; monococcum, Einforn ; 
Korn, Roggen, Secale Cercale; hievon Mehl, Kleien, Hefe; Gerfte, 
Hord. vulgare, distichum, hexastichum, Zeocriton; hievon rohe, 9% 
vänderte G., Gerftenmehl, Malz; Haber, Hafer, Avena sativa, orien- 
talis, nuda; hievon Mehl, Grüße, Alle diefe nach dem Neis bilden 
die Hauptkultur Mittelaftens, ihres vermuthl, Vaterl,, Europa’s u. 
mehr. Kolonien. Zu d. wichtigften Gerealien geh. ferner d. Mais, 
Zea Mays, dv. Südam. aus üb. alle wärm. Länd. d. Erde verbr. 
Dann: Hirfe, Panicum miliaceum; Durra, Sorghum vulgare; Manta. 
grüße, Glyceria fluitans; Eleusine Tocussa; Phalaris canariensis. Giftig 
itt d. Lolch, Lolium ——— Non Triticum repens Rad. offis-; biev. 
Mellago graminis. ı Yn Wurz. v. Poa- pungens der armen. Kermes, ein 
Halbflügler, ‚Porphyrophora Hamelii Brandt. Das Bambusrohr iſt 
Bambusa arundinacea; hierin Kieſelkonkremente (Tabaſchir); Spulen— 


Spyitematifche Heberficht des Pflanzenreichs. 389 


rohr ift Arundo Donax, gem, Schilfrohr A. phragmites. Das Zucker⸗ 
rohr, Saccharum officinale iſt eine der Pflanzen, deren Saft am meiſten 
Zucker hält. Viele andere Gräfer enthalt. ebenfalls Zuder, u. Holcus 
saccharatus. wird deshalb in Ital. gepfl. Blätter v. Andropogon Schoe- 
nanthus in Ind. geben dag Del ivarancusa; Anthoxanthum odoratum dient 
dafelbit die Zimmer wohlriechend zu machen, Der flarfe Kiefel- 
gehalt der Grashalme läßt fie d. Feuchtigkeit wiederfteben, u. zur 
Dachdeckung dienen. — Außer den genannten Sippen bicher noch: 
Cenchrus, Stipa, Chloris, Bromus, Lygeum, Andropogon, Nardus, Briza, 
Aira, Agrostis etc. 3 

Fam. 12, Cyperaceae Dec. Lit. Lestiboudois, 
Essaı s. 1. Cyp. — Balgblumen in Aehren, bermaphroditifch od. 
diflinifch. Ein einflappiger Balg. Kein wahres Perigon. Drei 
Staubgefäße mit haarförmigen Staubfäden, zugefpikten, am Grunde 
berzförmigen Staubbeuteln. Eierſtock frei, oft von Borſten, Rudi» 
menten eines Berigons umgeben. 4 Griffel, 2—3 Narben. Ein 
3ediges od. zufammen gedrüdtes Achaentum. Der fehr Eleine Em» 
bryo am Grunde eines mehligen Eiweißes. — Kräuter, mei ohne 
Knoten. Blattfcheiden ganz, Scheiben linienförmig. — Sn Moräjten, 
auf öden Gründen u. Bergen aller Länder, Sm Norden bilden ſie 
einen bedeutenden Theil d. Flora. Es giebt 3. B. etwa 90 Carex in 
Deutfchland. — Geben das fogenannte Moosheu, welches wegen 
feiner Härte u. Säure meiſt als Streu dient. Don Cyperus officinalis 
Rad. offiz.; v. C. esculentus fomm. die Erdmandeln, Bulbuli Thrasi, 
Dulcinia; Bapier d. Alten v. Papyrus Antiguorum; Yon Carex arenaria, 
hirta , intermedia fommt Rad. Salsaparillae german. Gonft noch hieher: 
Scirpus, Eriophorum (Wollgras), Schoenus, Kyllingia etc. 


Ordo II. (VIIL.) Juncinae. Graßlilien. 

Fam. 13, Restiaceae R. Brown. &it. Martiug Eriocauleae 
in Abh. d- k. bayer. Ak. — Berigon 2—6theilig. Staubgef. 2-6; 
wenn das Perigon 2 — 3 u. A od. 6 Lappen hat, find fie den innern 
Lappen entgegengefeht. Staubb. 1 fäch. Eierft. 4 od. mehrfäc. 
Sn jedem Fach 4 hängendes Eichen. Ein Eimeif. Embryo auf der 
vom Nabel am weiteften entfernten Seite. — Kräuter, den Sunceen 
verwandt. — In Sümpfen Südamerifas, Südafrifas, Neuhollands. 


Ein Eriocaulon in Europa, — Centrolepis, Restio, Eriocaulon. 
Fam. 44, Junceae Juss. &it, De la Harpe in Mem. de 
la soc. d’hist. nat. de Par. II. — Berigon regelmäßig, balgartig, in 


2 3theil. Wirteln. Staubgef. 6 0d. 3, den Äußern Lappen des Pe— 
vigons gegenüber geftelt. Ein-freier Eierfl.; 1 Griffel, 3 fadenförm. 
Narben, oder eine einzige Slappige, Kapfel Sfächerig , vielfamig ; 
Klappen Scheidewände tragend; oder Afächerig, mit nur 1 Samen 
am Grunde. Eiweiß fleifchig. — Kräuter, gemein in Morväften u. 


590 Allgemeine Naturgefchichte. VIL Buch. 


Bräben. Blätter oft linienförmig, dünn, von. Lufthöhlen erfüht. 
Blumen gewöhnl. gehäuft, grün od. braun, — In allen Ländern, 
vorz. den nordifchen, — Juncus, v. effusus, conglomeratus Rad. pffiz.; 
kuzula pilosa Rad. off.; Acorus, Kalmuswurg., Rad. Calami aromatici. 

Fam. 15, Commelineae R. Brown. Berigon 6theilig ; die 3 
äußern Theile blattartig (Kelch), die 3 innern biumenblattartig, frei 
od. am Grunde zufammenh. Wenigftens 6 Staubgef. Eierft. 3fäch. 
Ein Griffel u. 4 Narbe. Kapfel 2—3fäch., mit 2— 3 die Scheide. 
wände trag. Klappen. Samen oft zu zweien. Embryo verkehrt, in 
einer vom Nabel entfernten Höhle. Eiweiß fleifchig. — Kräuter, 
In verfchied. Ländern; feine im Norden Europa’s u. Afiens. — 
Commelina, Tradescantia, Zierpfl. :2c. 


Ordo III. (IX.) Helobiae. Sumpffilien. 


Fam. 16, Najadeae Rıcn. (Potameae.) &it. Richard 
Mem. du Mus. I. Jussieu Dict. d. sc. nat. XLIH. — Blüthen her» 
maphrod. od. diflin. Eine Blumenfcheide od. ein mehr od. weniger 
getheiltes Perigon. Staubgef. u. Eierſt. in beſtimmter Zahl; eritere 
dem Samenhälter od. Blüthenfolben eingefügt. Narbe einfach. 


Früchte troden, nicht auffpringend. Ein hängender verf. Samen 


Kein Eiweiß. Embryo gerade od. gefrümmt, verkehrt. — Krautart. 
Wafferpflanzen, oft untergetaucht, bisweilen mit entgegengef. Blät⸗ 
tern; Blumen achfel- od. endſtändig, vereinzelt od. in Achren. Ohne 
Zuftlöcher, nacı Einigen auch ohne Spiralgefäße, mas fie den Kryp⸗ 
togamen nähert. Der Blüthenbau gleicht jedoch den Juncagineen 
(Alismaceen). — Sn allen Ländern. — Zostera marina dient zum 
Verpacken u. Füllen von Matragen. Sonſt hieher: Najas , Caullinia, 
Potamogeton , Zannichellia etc. 

Fam. 47. Podostemoneae Ricu. Blüthen hermaphrod., 
aus einer Blumenfcheide. Kein Ber. Staubgef. 2 — viele, hypogyn, 
abwechfelnd frucht⸗ u. unfruchtbar, Eierſt. 2fäch. Viele Eichen auf 
einer centralen Placenta. Kapfel 2Elappig. Samen zahlreich, Flein, 
von wenig befanntem Bau, vicheicht ſelbſt Sporen vergleichh, — 
Kräuter, fehwimmend , mit linienförmigen, dachziegelig get. Blät- 
tern. — Sn Amerifa u. Afrifa. — Bmeifelbhaft, ob Bhanerogamen. 
Nach Martins den Aroideen, Lemnaceen, Naiadeen u. Lebermooſen 
verwandt. (Nov. gen. et sp. bras. 1.) Lacis, Podostemon, Marathrum, 
Mniopsis. 

Fam. 18. Alismaceae Rıcn. Blüthen hermaphrod. od. ein⸗ 
geſchl. Perigon Gtheilig ; die 3 äußern Stüde oft grün, die innern 
blumenblattartig. Staubgef. 6— 9, Eierfl, 3 — 6 — viele. Griffel 
u. Narben gefchieden. Früchte trocken, nicht auffpr. u. Afamig, 
od. auffpr. u. vielf. Kein Eiweiß. Embryo gerade od. gekrümmt. 
Würzelchen Feulenf. — Wafferpflanzen, Blätter mit parallelen 


Syfematifche Meberficht des Pflanzenreichs. 391 
Nerven. Blumen in Aehren 0d. Dolden, den Ranunfeln vergleichb. — 
In allen Ländern, vorz. Europa u. Nordam. — Rhizom cefbar. 
Kraut feharf. — Einige unterfcheiden als Familien 1) die Alismaceae; 
A. Plantago, Xurz. offiz.; Sagittaria, S. chinensis giebt Stärfm. od. 
Arrow-Root. in Oſtind.; u. 2) Juncagineae; Triglochin, Scheuchzeria etc. 


Fam. 19. Butomeae Rıcn. SBerigon regelm. btheilig; die 
3 Außern Thl. geün, die innern bIumenblattart. Staubgef. in befl. 
od. unbeit. Zahl. Eierſt. 3, 6 od. mehr, frei od. verw. Balgfapfel 
mit mehrern getr. od. verw. Samen. Diefe fehr Elein, ohne Eim. — 
Waſſerpflanzen. Blätter mit parall. Nerven, Bl. in Dolden, pur» 


purn od. gelb. — In Sümpfen Europ. u. Eüdam. — Butomus, 
Limnocharis. 


Ordo IV. (X.) Aroideae. Aronartige. 


Fam. 20. Aroideae Juss. BI. eingefchl., auf einem gewöhnlich 
v. ein. Blüthenfcheide umgeb. Blüthenfolben. Perigon fehlend, od. 
aus 4—5 GStüden zufammengef. Staubgef. fehr kurz. Staubb. mit 
4, 2 od. mehreren Außerl. Fächern. Eierft. oberhalb, 1 — 3fäd. 
Eichen zahlreich, hängend od. an d. Wänden bef. Fr. troden od. 
fleifchig, nicht auffpr. Samen 1 0d. mehrere. Embryo im Mittel- 
punft eines fleifchigen od. mehl. Eiw. Würzelch. abgeſtumpft, ge 
wöhnl. nahe am Nabel. — Kräuter od. Sträucher, mit unterird. 
od, aufſt. Stengeln, u. mittelft Luftwurgeln lebend. Blätter fchei- 
dig, geilicht, einfach od. zufammengef., mit parall. od. diverg. Ner- 
ven. — Vorz. zwifchen den Tropen, felten im Norden. Doch geht 
Calla palustris bis 640 n. B. Oft ſcharf, ſelbſt gefährlich. Caladium 
feguinum heißt in Südam. eanne muelte, weil die es Kauenden in 
Folge einer ſchmerzh. Entzündung die Sprache verlieren. Offtz. 
Wurz. v. A. maculatum, Dracunceulus; A. Colocasia, Sierpfl. Alg 
Gemüfe Focht man die Blätter einiger Arum; die Wurz. v. A. escu- 
— violaceum, antiquorum u. a. dienen in den heißen Ländern 
3: Naher. Ihr Stärfmehl gleicht dem Sago. — Sonſt bieber: 
Caladıum, Dracontium, Pothos, Tacca; v. T. pinnatifida, palmata Fommt 
Stärfmehl od. Arrow-Boot d. Molluffen. 


Fam. 21. Pandaneae R. Brown. BI. diverifch od. poly— 
gamifch, ohne Perigon. Männl. BI, beitehben nur aus einem, 2fäch. 
Staubgef.; weibl, aus genäherten, doch getr. Eierfi. Narben fibend, 
auf jed. Dvar. Eichen vereinzelt, gerade. Faferige, einfamige 
Steinfrüchte od. Beeren mit zahlr. vielf. Zellen. Eiw. fleifchig. — 
Stengel baumartig, gewöhnl. Luftwurzeln treib. Blätter in Spiras 
len, linienf., Iancettf., umfaffend, meift an den Rändern dornig, 
m. parall. Nerv. Kolben ohne Hülle. — Gm ind, Archipel, den 
Inſeln d. ſüdl. Afrifa’s, wenige in Amer. — Pandanus odoratissimus 


392 Allgemeine Naturgefchichte. VIL. Buch. 


weg. wohlriech. Blüthe im Orient geb.; v. P. utilis werd. Blätt. m. 
dr. gebr.;. „Freycinetia, ' 

Fam. 22. Typhaceae Dec. BI, eingefchl., auf einem — 
Kolben. Perigon mit 3 od. mehr balgart. Theilen. Männl. BT. 
3 — 6 Staubgef. Weibl. ein freier, Afäch. Eierſt.; Eichen einzeln, 
bängend. Griffel kurz. Narben 1—2, linienf. Fr. teoden, nicht 
auffpr., Ifam. Embryp.im Mittelp. d. Eiweißes. — Sumpffräuter. 
Blätter farr, degenf., mit parall. Nerven. — In nördl. u. gemäß. 
Ges. Sehr wenige nahe am Aequator. Typha, Sparganium. 

Fam. 23. Lemneae Dec. (Pistiaceae Bıcn.) Bl. monvecifch, 
anfangs in eine häutige Scheide eingefchl. 1 — 2 männl. BI. Kein’ 
Perigon. Staubgef. 4, mit wal;. Staubf., der 2 fugl. 1 fäch. Staubb. 
trägt. Nur 4 weibl. BI. aus einem Piſtill beitehend. Gierſt. zu- 
fammengedr. , 1fäch. Griff. walzig, kurz. Ein Samenlappe, fein 
Eimeif. — Sehr Eleine, auf d. Süßwäffern fhwimm. grüne Pflänz— 
chen; aus Scheiben (Stämmen) beſteh., aus denen feitlich Würzel- 
chen u. Blüthen fommen. Keine Spiralgefäße im Gewebe, Stel⸗ 
lung noch fehr zweifelh.; Hooker ftellt fie an die Aroideen, Schlech⸗ 
tendal fchlägt fogar eine eigene Klaſſe für fie vor: Vegetabilia florifera, 
seminifera, cellularia. — Lemna, Wafferlinfen (gemein in unfern 
Gräben) ; Pistia (in Sndien). 


Ordo V. (XI.) Palmae. Yalmen. ei 


? Fam, 24. Palmae Lınn. Balmen. Lit. Martius, Palm. faın. 
genera etc. Palm. brasil. — BI. hermaphrodit. od. polygamifch. Perigon 
ausdanernd, mit zwei Stheil, Wirt. An feinem Grunde 6 Staubgef., 
feltener 3 Eierft.; diefe 3fäch. od. tief 3lappig. 1 aufgerichtetes Eich. 
in jed. Fach od. Lappen. Fr. eine Beere od. Steinfr. mit fadigem 
Gew. Eiw. knorpelig m. Mittel⸗ od. Seitenhöhlen. Embryo in 
einer dieſer Höhlen, gewöhnl. v. Nabel entfernt. Samenlappen ver- 
größert ſich beim Keimen. — Bäume, ſelten getheilt. Blätter mit 
ausdauernden, ſchuppigen Baſen, mit fiedernerviger, häufig getheilter 
Scheibe; Lappen in der Jugend genähert u. an einander hängend. 
Blüthenkolben äſtig, in eine 4 0d. mehrklappige Blüthenſcheide ein— 
geſchl. — Zwiſchen u. nahe an den Tropen, befond. in Amer. Man 
fennt kaum 200 Spez., während nach Martius wahrfch. 1000 exiſtiren. 
Berbreitg. jed. Spez. fehr befchränft. Am weitelten gegen Norden 
(43 — 440 1. 8.) gebt Chamaerops humilis, die Zwergpalme. — Defon. 
u. techn. höchit wichtig. Das Holz der Kofospalme, Cocos nucifera, 
dient wegen feiner Härte zu vielerlei Geräthen. Gipfeltrieb ein 
vortr. Gericht. Gegohrener Saft giebt zuckeriges geiffiges Getränf. 
Blätter zum Dachdeden, zu Körben ꝛc. Frucht iſt eine d. ange- 
nehmften in d. heißen Ländern. Saft, der fich an den Wänden des 
Kerns abfebt, u. d, Eim. bildet, trinfb, Faſerhülle d. Frucht zu Striden. 


Spitematifche Meberficht des Pflanzenreichs. 5395 


Kern giebt gefchäßtes Del, Solches auch aus dem Kern von Elais 
guineensis, deren Saft auch vortreffl. Wein giebt. Zuderfaft, Num 
auch v. Arenga saccharifera, Mauritia vinifera. Fr. d. Dattelp., Phenix 
dactylifera fehr nährend. Sago aus d. Stamm v. Phenix farinilera, 
Sagus Ruffia, Metroxylon Sagus, Zalaeca cdulis. Stöcke v. Calamus 
Rotang u. a. Die narfot, u. erheiternde Betelnuß kommt v. Areca 
Catechu; giebt auch fchlechten Bifam. -Ceroxylon andicola fchwißt 
Wachs aus den Blattwinfeln. Wachs auch v. Livistona cerifera. Von 


Calamus draco d. befte Drachenblut. — Sonſt noch hieher: Rhapıs, 
Borassus, Hyphaene, Bactris, Attalea, Acrocomia, Lodoicea (1. Sechel- 
larum, maldiv, Nuß) etc. u 


Ordo VI. (XII.) Liliaceae. Lilienartige. 


Fam. 25. Liliaceae Juss, &it, Decandolle et Redoute 
Liliac. (inter den hieh. gerechn. Bromeliaceen giebt es auch Sippen 
mit angewachf. Eierft.) — Ber. blumenfronartig, regelm. 2wirtelig: 
jeder Wirtel aus 3 mehr od. wen. verw, Theilen beit. Staubgef. 6, 
meift am Grunde mit d. Lappen des Ber. verw. Eierft. frei, Zeckig, 
3fäch. Eichen zahlreich, in 2 Reihen am Winfel jedes Faches. Nar— 
ben 3, 0d. nur eine dreieckige. Kapfel 3fäch., mit 3, die Scheidewände 
tragenden Klappen. Viele Sam. Eimw. fleifch. od. fnorpl. — Zwichel- 
pflanzen, mit Wurzelblättern, od. baumartig, mit wechfelfänd. BI. 
Blätter lancett- od. herzf. mit parall. Nerven. — DBorz. in gemäß. 
Länd. in Eur., Af., Afr. — Lilium pomponicum in Ramtfchatfa wegen 
fein. mehl. Knollen geb., wie bei uns die Kartoff. L. album, meiße, 
L. bulbiferum, Feuerlilie. In Genf verfauft man die jungen , wie 
Spargel ſchmeck. Triebe dv. Ornithogalum pyrenaicum. Die meiften 
Liliaceen werden übrig. als Zierpfl. geb. Man fennt die Schönheit d. 
Lilien, Tulpen, Tagblumen; den Wohlger. v. Polyanthes tuberosa. 
Tulipa Gessneriana iſt d. Gartentulpe; Asphodelus; Scilla; v. Se.'maritima 
off. die Zwiebeln, R. Scillae (Scillitin); Allium; A. sativum, Knoblauch, 
Porrum Winterl., Cepa, Zwiebel, Ampeloprasum Sommerl., Schoeno- 
prasum Schnittl., ascalonicum, Schalotten, Scorodoprasum Rockenbolle; 
v. A. victorialis Wurz. off. — Hemerocallis, Jucca, Eucomis, Aloe; A. 
socotrina, mitraeformis, arborescens, lingua, spicata, Commelyni, vulgaris 
find off. V. Xanthorhoea Hastile fommt Resina lutea novi Belgii, Phormium 
tenax {ft d. neufeel. Flachs. Bromelia Ananas iſt die Ananas; v. B. 
Caratas Faſern gebr. Einige bilden aus Bromelia eine Fam. Brome- 
liaceae. . uf i 

Fam. 26. Colchicaceae Dec. BI. wie bei d. Liliaceis. Staubb, 
auswärts gem. 3 freie Eierft. od. in einen 3fäch. verw- Griff. a. 8 freien, 
fich an d. Mitteln. öffn. od. aus 3 bei der Neife fich trenn. Carpellen 
zufammeng. Viele Samen. Eiw. fleifch. — Kräuter. Rhizom bisw. 
fleifch. od. zwiebelig. BI. fcheidig, mit Paralleln. Sn allen Lind. — 


394 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch. 


Stengel u. Rhizome od. Zwiebeln enthalt. gewöhnt. alkal., reinig., 
harntr. und Brechen erreg. Stoffe. Zwiebeln u. Blüthenftiele d. 
Zeitlofe, Colchieum autumnale yeranlaffen oft Vergift. bei Thieren u. 
Kindern. Auch Samen u. Blüth. find gift. Eolchiein in fchwachen 
Dofen gegen die Gicht. Wurzel v. Veratrum enth. Veratrin, (Sa- 
badillin, Eolchin) einen Nießen erreg, reiz., Brechen machend., gift. 
Stoff. V. album, Lobelianum, weiße Nießwurz; V. Sabbadilla, ofhiei- 
nale hat gift. Samen. (Sabadillfäure.) Sonſt noch hich.: Melan- 
thium, Uvularia, Tofielda, Erythronium ete. 

Fam. 27. Asparageae Dec. (Smilaceae R. Brown.) Bl. her— 
maphr., dioee. 0d. monvee.- Per. regelm,., 6:, manchmal As oder 
stheilig. Staubgef. in gleicher Zahl, dem Grunde d. Lappen des 
Ber. angewachf. Eierft. 3fäch., frei od. anhäng. (bei Tamus). Griffel 
1 —4—5, Narben 3—4, Kapfel od. Beere rundl., 3 — Afäch. od. 
durch Fehlfchlagen Afäh. Samen 1—3 in jed. Fach. Eim. horn. 
od. fleifch. — Kräuter od. Sträucher, BT. nicht fcheidig, mandım. 
gewirtelt. Einige Ruseus haben Schlingen, — In allen Lind. — 
Kurz. u. Steng. harntr. Die Saffaparille ift Wurz. dv. Smilax 
Salsaparilla, ofhicinalis, “syphilitiea, medica. (Barillin.) Won Ruseus 
aculeatus, Hypophyllum, Hypoglossum Rad. off. Asparagus; Sproſſen v. 
A. officinalis find d. Spargel ; Trillium ; Paris; P. quadrifolia Giftpfl., 
von ihr offiz. Rad. Hb. Solani 4ſolii. V. Tamus communis offiz. Rad. 
Bryoniae nigrae. Convallaria ; 9. C. majalis (Maiblümchen) u. Polygonatum 
Blüth. offig.; Dracaena draco, Drachenblutbaum; Streptopus. 

Fam. 28. Dioscoreae R. Brown. (Haben zwar den Eierft. mit 
d. Blüthenhülle verw., fehließen fich aber fonft ganz an die Aspa- 
rageen u. durch diefe an d. Ordn. Liliaceae an.) BI. divecifch. 
Ber. stheil. In männl. Bl. 6 am Grunde der Lappen des Ber. 
befeft. Staubgef. Eierft. verw., 3fäch., mit 3fpalt. Griffel, Frucht 
blattähnlich, zulammengedr., gewöhnl. 1fäch. Samen platt. Embryo 
flein, neben dem Nabel in einer Höhle. Eiw. fnorpelig. — Kletternde 
Sträucher, mit böder, Wurzeln, BI. wech. 0d. entgegengef. mit 
nebf, Nerven. Blumen flein in Achren. — Beinahe ausfchl. in 
warmen Länd. — Die ZIgnamen, Yams find die fehr großen fleifch., 
füßl., nähr. Knollen v. Dioscorea alata, sativa, bulbifera , triphylla. 
Eonft hieh. Rajania. 

Fam. 29. Pontederiaceae Kuna. Ber, röhr, gef., stheif., mehr 
od. wen, unregelm., in d. Knospe eingerollt. Staubgef. 3 — 6, un— 
gleich. Eierft. frei od. halb angemw., 3fäch. Narbe einfach. Kapſel 
oͤffnet ſich durch Zerreißen der Fächer in d. Mitte. Viele Sam. 
Eiw. mehl. — Waſſer⸗ od. Sumpfpfl* BI. am Grunde ſcheidig, mit 
yarall. Nerv. Blüth. meiſt blau, v. Blüthenſcheiden umgeb. — Zwi⸗ 
ſchen den Wendekr. in Amer., Ind., Afr. — Pontederia, Heteranthera. 
Stell. diefer Fam. noch zweifelb, 


Spyitematifche Meberficht des Pflanzenreichs. 395 


Subelassis I. Symphysogynae Mit angewahfenem 
Eieritod. 


Ordo VII, (XIII.) Ensatae. Schwertblätterige. 


Fam. 30. Hypoxideae R. Brown. Ber. regelm., 6theil. 6 
Staubgef. am Grunde d. Lappen. Eierft. 8fäch. Narbe 3lappig. Fr. 
nicht auffpr,, bisw. fleifch. Samen zahle. Embryo im Mittel eines 
fleifch. Eiw., ohne genau beſt. Nichtg. — Kräuter m. fleifen BL, 
gelben 08. weißen Blumen. — Am Gap, in Neuholl., Imd. u. 
Nordam. — Hypoxis, Curculigo; Burmannia ? 

Fam. 31. Haemadoraceae R. Brown. Ber. eine regelm. 6th. 
blumenfronenart. Röhre. 3. den innern Lappen entgegengef. Staub- 
gef. 0d. 6 u. mehr vielbrüderige. Staubb. einwärtsgef. Narbe einf. 
Fr. fayfelart. od. nicht auffpr. Samen im verfchied. Zahl. Eiw. 
mehlig. — Str. od. Kräuter, mit fcheid., linien- od. Tancettf. BI. — 
Boyz. am Cap u. in Brafil. — Sn den Wurzeln häufig rothe Farbe, 
bef. in Dilatris tinctoria 9, Nordam, — Haemodorum, Conostylis, He- 
riliera etc. —— 

Fam. 32. Irideae R. Brown. Ber, 6 lappig, oft unregelm. 
3 den Auf. Lapp. entgegeng. Staubgef. Eierft. 3fäch. 3 einfache od. 
gelappte, häutige od. bIumenblattähnl. Narben. Kapf. 3fäch., 3Elapp. 
in d. Mitte d. Fächer fih öffn. Viele Saın. Eiw. fleifch. od. hornig. — 
Kräuter, mit fleifch. Rhizom. Blätt. (od. Blattiliele?) gewöhnt. 
fcheidig, degenf., geffredt, gegen d. Grund zufammengedr., mit parall. 
Nerv. — Blüthenfcheiden oft troden, — Vorz. am Gap, u. auch in 
. Eur. u. Nordam.; felten anderwärts. — Rhizomen oft reizend (Iris 
florentina) od. reinig. (I. versicolor), Bon Iris (Schwertlilie) Pseudacorus, 
germanica, florentina, pallida fommt Rad. Ireos. Bon I. foetidissima 
Rad. Spathulae foet. s. Xyridis; v. I. tuberosa Rad. Hermodactyli. Nar— 
ben v. Crocus sativus, autumnalis geb, d. Safran. (Bolychroit.) Sonſt 
hieh. Tigridia, Ixia, Gladiolus ele. V. G. communis Rad. Vietorialis 
rolundae. ? 

Fam. 33. Amaryllideae R. Br. &it. Decandolle et Re- 
doute Liliac, Herbert Append. to botan. Magaz. — Ber, ın. 6 blumen» 
blattähnl. Lappen in 2 Wirt. 6 Staubgef. auf d. Ber. befeit. Oft 
Spuren anderer, nicht entwid., am Ber. anhäng. Blüthenwirtel. 
Staubb. nach einwärtsgef, Narbe 3theil. Eine 3fäch., in Mitte ». 
Fächer auffpr. Kapfel od. eine Beere. Viele Sam. Eim. fleifch. — 
Zwiecbelpfl: BT. linien- od. lancettf., mit parall. Nerven. Blüthen- 
ſchäfte tragen Brafteen nahe an d. Blüthen. — Borz. in Südam. 
u. am ap. Einige- in &ur. — Zwiebel v. Haemanthus toxicarıus 
z. Bergiften d. Bfeile d. Hottentotten. Bene v. Narcissus poeticus . 
u.a. Narziffen Brechen erreg. — Biele f. Zierpfl. Amaryllis, Nerine, 
Crinum , Pancratium, Galanthus (G. nivalis, Schneeglödchen), Leucojun, 


596 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch. 


Alstroemeria, Agave; $, A. americana Fafern u Pulque gebr. Eine 
Wurzel, die man auf den Märkten von Mexiko als Amola verfauft, 
(vermuthlich Ag. polyanthoides Schiede) gebr. man fiatt der Geife 
zum Wafchen des Linnens, weil fie reich iſt an Extraktiv- und 
Seifenſtoff. 

«Fam. 34. — Linot. Lit. Lindiey Bot. reg. 992. 
Hooker Bot. Magaz. 2716. — Brafteen zahlr.; die äußern blumen» 
blattähn!. u. frautig, die innern dünn, gefärbt. Per. Flein, nur mit 
t Loppen in Form einer Lippe od. eines bzähn. Kelchs. Staubgef. 6, 
alle fruchtb. od. 3 unfruchtb. Eierſt. frei, 3fäch. Eine Narbe. Kapfel 
3fäch., in Mitte d. Fächer auffpr. Viele Sam. an die Mutterfuchen 
durch eine Art Hals bef. Embryo gefrümmt in Mitte eines fleifch. 
Eiw. — Kleine Zwiebelpfl. mit —— — In Chili. — ee 


Miersia. 


Ordo VIII. (XIV.) Orchideae. Ordibeen. 


Fam. 35. Orchideae Juss. Anabenfräuter. Lit. R. Brown, 
Prodr. Fl. Nov. Holl. 309. Richard Mem. d. Mus. IV. Lindley 
Orchid. select. Ejusd. Gen. et Spec. Orch. — er. 6theil. Die 3 
äuß. Th. gleich, die 3 innern ungleich. 2 von diefen find obere in 
Folge einer Drehung d. Blüthe; das 3te untere, labellum genannte 
ift oft lappig und bizarr entwidelt, mit od. ohne Sporn am Grunde. 
3 in eine Säule verw. Staubgef.; die 2 feitl. gewöhnl. unfruchtb., 
u. das mittlere fruchtb. 0d,- umgefehrt. Staubb. 2 — 4 — slappig. 
Pollen in Staub 09. Maffen. Eierft. tfäch., mit 3 Mutterf. an d. 
Wänden, Griffel mit d. Staubgefäßfäule verw. Kapfel verwachfen, 
3flappig, felten fleifchig. Viele Samen. Kein Eiweiß. Embryo feit, 
fleifchig, ungetheilt. — Kräuter; oft pfeudoparafitifch; viele m. herrl. 
wohlriech. Blumen. BI. fcheidig. Stengel fehr furz, unterivd., od. 
mehr entwidelt u. fich üb. d. Boden erheb. Zwiebel knollig, neben 
wahren Wurzeln, Nährſtoff für d. Pflanze enth. — In allen Länd., 
bef, feuchten u. warmen. Sippen u. Gatto in fehr beflimmten Ver— 
breitungsbezirfen, Letzterer fait 1500. — Salep, ein nährender Stoff 
aus Knollen v, Orchis mascula, Morio, ustulata, militaris, latifolia, ma- 
eulata etc. Vanille ift Frucht v. Vanilla aromatica. — Epipactis, Ophrys, 
Oncidium, Bletia, Epidendrum, Malaxis, Dendrobium, Cypripedium ,- 
(C. Calceolus, Liebfrauenſchuh) Neottia, Satyrıum etc. 


Ordo IX. (XV.) Seitamineae. Bananen. 


Fam. 36. Scitamineae Juss. (Drymyrhizeae, Amomeae alior). Lit. 
R. Brown Prodr. Fl. Nov. Holl. Roscoe Monogr. Scit. — Aeußerer 
Wirtel (Kelch) des Ber. 3lappig; innerer (Blumenkr.) aus 3 fait 
gleichen Stücken befl., od. mit einem unregelm. Lappen; ster Wirtel 
(metamprpb. Staubgef.) in 3 Theilen: 2 feitl., manchm. EDEN 


Spyitematifche Meberficht des Pflanzenreichs. 397 


u. einem mittlern, dem labellum d, Orchideae analogen, oft 3lappigen, 
duch Form u. Größe merfwürdigem, 3 Staubgef,; 2 feitl. unfruchts 
bare, u. ein fruchtbares, dem labellum gegenüber. Staubf. nicht 
blumenblattart., oft als ganzer od. getheilter Lappen üb. d. Staubb. 
verlängert. Staubb. 2fäch. Eierft. 3fäch. Griff. fadenf. "Narbe zer 
fchliffen. Frucht troden od. fleiſchig, zwifchen den Näthen auffpr., 
3fäch. Viele Samen. Eiw. mehl. Embryo in eine Haut eingefchl. — 
Kräuter, mit Rhizomen. BI. am Grunde umfaffend, dann bis zur 
Scheibe verengert; diefe mit einem Mittel- u. zahlr. Seitennerven; 
leitere unter fich parallel, auf den Mittelnerven fenfr. Blum. in 
Hehren, von fcheidenf,. Brafteen umgeben. — Zwiſchen d. Tropen, — 
Rhiz. aromat., reiz,, fcharf. Samen manchm. eben fo, 3. B. bei 
Amomum; v. A. Grana paradisi kommen Grana (Samen) parad. seu 
Malaguetta, Cardam. pipceratum; v. A. Cardamomum fommt Cardam. 
rotuodum; v. A. angustifolium Cardam. longum; v. Elettaria Cardamomum 
Cardam. minus; v. Kaempferia pandurata kommt Rad. Curcumae rotundae; 
v. Curcuma longa Rad. Cure, longae; 9, C. Zedoaria u. Zerumbet Rad. 
Zedoariae Zittwerwurz; v. Zingiber officinalis Rad. Zingiberis, Ingwer— 
wur;; dv. Z. Zerumbet Zerumbetingwerw. ; v. Z. Cassumunär Rad. 
Cassum. od. Zedoariae luteae, Bloc - Gelber -Zittwer; v. Alpinia Ga- 
langa fommt Rad. Galangae, Galgantw. 

Fam. 37. Cannaceae R. Brown. it. d. vor. Fam. — Weichen 
v. d. Sceitamineen, mit denen fie oft verb. werden, dadurch ab, daf 
das fruchtb. Staubgef., welches Afäch. iſt, vom labellum feitlich ſteht, 
u. der. Embryo hüllenlos ift. — Zwifchen den Wendefr., wenige 
außerhalb. — Rhizom reich an Stärfmehl mit fcharfem Stoff. Das 
Arrow - root in Weftind. von Maranta arundinacea, indica, Allouya. 
Sonſt hieh. Canna, Thalia etc. : 

Fam. 38. Musaceae Dec. Ber. 6theil., Theile blumenblatt- 
ähnl., in 2 deutl., mehr od. minder unregelm. Wirteln. 6 Staubgef., 
auf d. Mitte der Berigonallappen ; von Zeit zu Zeit abortiren einige. 
Eierfi. mit d. Ber. verm., 3fäch. Gr. einfach. Narbe 3lapp. Frucht 
3fäch., zwifchen d. Näthen auffpr., od. fleifchig, nicht auffpr. 3 big 
viele, manchm, am Nabel haarige Samen. Embryo in d. Mitte eines 
mehl. Eiw. Blätter mechfelfeitig fich umhüllend, eine Art falfchen 
Stengels bildend ; Seitennerven d. Blattfcheibe parallel u. genähert. 
Blum. in Scheiden u, Aehren. — Zwifchen u. nahe an d. Wendefr. — 
Sehr bef. find die nähr. Früchte d. Bananen, Piſang, Baradies- 
feigen, Musa paradisiaca, sapientum. Deren Blätter in Indien 5. 
Dachdecken. Blattitiele v. M. textilis geben Fäden, aus denen Mouffe- 
line ber. wird. Sonſt noch bieh. Heliconia, Strelitzia, Urania. 


Ordo X. (XVI.) Hydröcharideae. Frofchbißartige. 
Fam. 39. Hydrocharideae R. Brown. Blum. Zmwitter od. 
1 geſchl. Perig. 6theil.; die 3 äuß. Th, grün, 3 innern blumen- 


398 aAllgemeine Naturgefchichte, VII. Buch. 


blattart. Staubgef. in beſt. od. unbeſt. Zahl. Eierft. verw., 4 od. 
vielfäch.; 3—6 Narben, viele Eichen. Frucht trod. od. fleifch., nicht 
auffpr., m. 1 od. mehr. Zellen. Samen ohne Eiw. Embr. einfach, 
verk. — Wafferpfl. Blätt. m. parall., bisw. dornigen Nerven. BI. in 
Scheiden. — In Eur., Nordam. Ind., Neuholl., Egypt. — Hydro- 
charis, Stratiotes, Vallisneria. Letztere merfw. wegen Emporfleigen der 
männl. BT. üb. d. Waſſer bei Befr. 


Classis 1I. (IV.) Dicotyledoneae. Zweifamenlappige. 


Zwei entgegengefebte, od. mehrere wirtelftändige Samenlappen. 
Weber d. innern Bau des Stammes f. ©. 232. Wurzeln häufig aus- 
dauernd; Nebenwurzeln aus Lentizellen. Blätter oft entgegengefeht, 
gewöhnlich am Grunde eingelenft; einfach od. zufammengefekt, oft 
v. Afterblätt, begleitet, u. gewöhnt. in eine Blattfcheibe endigend, 
deren Nerven unter fpibigen Winfeln v. Mittelnerven abgeben. 
Blüthen fat immer nach 5 glieder. Typus, aus deutlich getrennten 
Kelchſtücken, Blumenblättern, Staubgefäßen u. Stempeln gebildet. 


Subelassiis I Monochlamydeae. Berigonblüthige Mit 
einer einfachen Blüthendede. 


Ordo I. (XVIl.) Ceratophyllinae, Hörnerblattartige, 


Fam. 40. Ceratophylleae Gray. (Stellung noch zweifelh.) — 
Blüthen einhäufig. Kelch od. Per. frei, vieltheilig. Keine Blumen- 
blätt. Männl. Bl. : 12 — 20 Staubgef., fikend im Mittelp. d. Kelches, 
in 2—3 Spitzen geend. Weibl. BL: Eierſt. frei, einfäch. Griffel 
fadenf., fchief. Narbe einfach. Nuß ıfäch. Ein häng. Same. Kein 
Eiw. Embr. aufrecht; A in Wirt. ſteh. Samenlappen ; 2 entgegen» 
gef. u. breiter. — Unterget. Wafferpfl. m. gemwirt., ſteifen, in fcharf 
gezähnte Spitzen getheilt. Bl. Tracht v. Hippuris. — Ceratophyllum. 
Nur 2 Spez. bef.; in Süßwäſſ. Eur. 


Ordo II. (XVIII.) Aristolochieae. Dfterluzeiartige. 


Fam. 41. Cytineae A. Broncn. Lit. R. Brown, üb. Baffle- 
sia. A. Brongniart Ann. d. sc, nat. I. Blume Flora Jav. — Bl. 
eine od. zweihäufig, od. Zwitter. Ber. mit A—5 Lappen, die fich in 
d. Knospenlage in d. Duincung decken. Staubgef. 8, 16 od. mehr, u. 
in eine centrale Maffe verfchmolgen , aus deren Mitte fpikige An— 
bänge hervorkommen; Staubb. auswärts gef., ſich d, Länge nad) 
od. durch Endlöcher öffnend. Eierſt. frei od. verw., 4 od. mehrfäd., 
mit breiten an den Wänden häng. Mutterfuchen; diefe mit einer 
unbeft. Zahl kleiner Eichen bededt. Sp viel Narben als Mutter- 
kuchen. Sam. mit fleifch. Eiw., aufr. In Cytinus hypoecistis ein 2famen- 
lapp. Embr.; in d. ind. Gatt. befteh. die Sam. aus einer fleisch. körn. 


Spitematifche Weberficht des Pflanzenreichs. 599 


Maffe, ohne erfennb. Embr. — Schmaroger auf Wurzeln; ſtatt 
wahrer Blätt. mit Schuppen, fait wie Orobanche. Blumen (bei 
Rafflesia Arnoldi riefenhaft, bis 3/ im Durchm.), fleifch., Bilgen ähnl. — 
In Indien u. den Snfeln um Sava, einige auch in Südeur. Cytin. 
hypocistis in Frankr. auf Cistus. — Gerbeftoffhaltig. — Cytinus, hievon 
Suec. hypoc. Rafflesia, Balanophora, Cynomorium ; C. coceineum {ff Fungus 
melitensis Lion. ; Hydnora. — Das Fehlen eines fichtb. Embryo in 
manchen, u. ihr fonderb. Ausfehen machen fie Höchit intereffant; nach 
Einigen verbinden fie Phanerogamen mit Kryptogamen. Zu den 
Ariftolochieen haben fie einige Beziehungen. 

Fam. 42. Aristolochieae Juss. Ber. röhrig, mit 3 gleichen 
od. ungleich."Lappen, in d. Knospenlage Flappig. -Staubgef. 6— 10, 
frei od. mit Gr. u. Narb. verw. Gierft. angem., 3 — 6fäch. Diele 
Eichen an d. Are. Narbe firahlig, fo viel als Fächer des Eierft. 
Frucht trock. od. fleiſch, 3—6fäh. Viele Sam. Eim. fleifch. — 
Kräuter od. Holzgemw., letztere Fletternd. Blätter abwechſ., einfach, 
oft mit Nebenbl, Blüthen winfelftändig, einzeln, düfler braun. — 
Veberall felten, ausgenom. in Braf. u. Aequatorialam. — Zonifch, 
reizend; Wurz. Menſtruat. beförd., woher d. Name Aristolochia. A. 
Clematitis, DOfterlugei, merfw. weg. Befr. durch Tipula pennicornis. — 
Don ihr offiz. Rad. et Hb. Arist. vulg. v. tenuis. Von A. rotunda, . 
longa, pallida pffig. Rad. A. rot. et longae. Won A. Serpentaria, ofli- 
einalis fommt Rad. Serpentariae virginianae.. Won A. pistolochia off. 
Rad. A. polyrrhizae. Bon mehr. andern ausländ. Spez. find Wurz. 
u. Stod off. — Asarum, Haſelwurz; von A. europaeum find off. 
Rad. et Hb. Asarı. Bon ihr Hafelmurgfampher, Afarin., 


Ordo III. (XIX.) Piperinae. Pfefferartige. 


Fam. 43. Piperaceae Dec. Zwitterbl. außen mit einer Braftee. 
Staubgef. um d. Eierfi. geftellt, etwas mit ihm verw. Eierſt. 1fäch. 
Eichen aufrecht. Narbe fikend, etwas fchief. Fr. nicht auffpr., 
etwas fleifch. Embryo in einem Sad, außer d. Eimeiß, weit v. 
Kabel. — Sträucher od. Kräuter mit entgegengef., wirtel- od. 
mwechfelitänd. BI. Blumen ſitz. od. geftielt in einer Aehre. — Zwifchen 
d. Wendefr. u. in deren Nähe, vorz. im ind. Arch. —.Piper, Pfeffer, 
Sam. beißend. Der weiße u. ſchwarze Pf. P. nigram et album find 
die Früchte v. P. nigrum. P. Cubeba giebt die Cubeben; P. betle den 
Betel. Houttuyna, Aponogeton, Saururus. Diefe Fam, bildet einen 
Uebergang v. Urticeen, Chlorantheen ze. zu den Arvideen, alfo von 
Di- zu Monofotyledoneen. Einige flellten fie zu letztern; feit Meyer's 
Diss. de Houttuynia et Saurureis werd. fie aber zu den Difotyled. ger. 

Fam. 44. Chlorantheae R. Brown. Lit. R. Brown, bot. 
Magaz. 2190. Lindley, Coll. botan. XVII. Blume Fl. Javan. — Bl. 


in Aehren; Zwitter od. eingefchl.; nach Mehrern ohne Perigon od. 


400 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch. 


irgend eine Hülle, nad Blume mit Spuren eines Ber. Ein od. 
mehrere in beſt. Zahl verwachl. Staubgef. ; Staubf. etwas mit d. 
Eierft. verw. Eierſt. 1fäch. Eichen hängend. Narbe einfach, fik. 
Steinfr. mit: häng. Sam. Eiw. u. Embr. verf. — Kräuter od. 
Halbfir., mit entgegengef. einf. BI. Nebenblätter zwifchenitändig. 
Blattfiele fcheidig. Blüthen Fein, in Endähren. — Sm wärmften 
Afien, Bolynefien u. Südam. — Aromatifch, reigend. — Chloran- 
thus etc. . b en 


⸗ 
Ordo IV. (XX.) Coniferae. Zapfenbäume. 


Fam. 45. Cycadeae Rıcn. Lit. R. Brown, Anh. 5. Reiſe 
v. King. Richard Mem. s. J. Cycad. et les Conif. A. Brongniart 
Veg. foss. — Blüth. 2häuſ. enditänd. Männl. BL. in Kegel geordnet, 
nur aus einer Schuppe gebildet, die an d. Unterfeite in 2flappigen, 
zu 2,3 0d. A zufamm. gehäuft. Fächern den Samenftaub trägt. Weibl. 
BI. in Kegeln od. den Mitteltrieb in Form v. Blättern umgebend, 
welche am Nande die Eichen tragen. Eichen vereinzelt, nadt, nur 
von dem etwas zurücgebogenen Fruchtblatt- bedecft. Eiw. fleifch. od. 
hornig. Würzelchen v- Gipfel an einer langem Nabelfchnur herabh. 
2 Samenlappen. — Bäume, mit walz. einf. Stamm, der durch einen 
Endtrieb wächst, u- von den bleibenden Blattblafen bedeckt wird. — 
Konzentr. Holzlagen, wenig deutlich, nicht jährlich, fond. in größ. 
Zeiträumen fich bild. ; zwifchen ihnen fehr viel Ioderes Zellgewebe, 
im Centrum u. in Zonen. SHolzzellen lang, porös, wie bei den 
Nadelhölzern; mit großen rund. Boren. Blätter nicht eingel., in d. 
Knospenlage eingerollt, gefiedert eingefchnitten od. fiedertheilig; 
Theile gewöhnlich fchief auf den Blattſtiel, Iederartig. — Zwifchen 
d. Wendefr. in Aften u. -Amer.; am Cap und auf Madagascar. — 
Stamm fehr reich an Stärkmehl. Sago vorz. v. Cycas circinalis. — 
Zamia. Wurden fonft zu d- einfamenlapp. Palmen geitellt; find auch 
d. Lycopodiaceen durch einger. Knospenlage u. Blüthenfland verw. 
Mit den Coniferis pereinigt man fie wegen ihrer nadt. Eichen, langen 
punft- Zellen ꝛe. "- 

Fam. 46. Coniferae Juss. &it. R. Brown, in King’s Reiſe, 
Anhang. Richard Monogr. d. conif. et eycad, — BI. diflinifch, eins 
od. 2häuſ. Männl. Bl. in Käbchen; beitehben aus 1 Staubgef- oder 
mehr: verw., bisweilen in einen verbärteten Anhang geendigten- Sa— 
menſtaub gewöhnl. zufammengef. Aus d. Winfeln häutiger Brafteen 
entfpringen die holz: od. fleifch. Schuppen , die beim erſten Blick d. 
ganzen Zapfen zu bilden fcheinen. Sie find nach R. Brown flache, 
griffellofe Perifarpien. 2 Eichen am Grunde jedes fchupp. Perik. 
werden, weil fie nackt find, unmittelb. befr-, find umgefehrt od. (in 
d. vereingelten BI.) aufrecht: Sam. hart, dv. vergröß. Schuppen u- 
Brafteen umgeb-, welche manchmal die Schuppen überragen- (Diefe 


Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. 401 


Schuppen wurden früher für Brakteen, u- d- Same für eine mit b- 
Eichen verw. Frucht gehalten.) Embr. im Mittelpunft eines fleifch. 
öhl: Eiw., mit 2 od. mehr. wirtelftänd. Samenlappen. Würzelchen 
nahe am Gipfel d- Sam. — Bäume od. Str., im Stamm, bef. in 
d. Rinde Harz abfond. Hefte gewirtelt, vorz. durch Endtriche wacht: 
Blätter wechfel- od. wirtelft., felten entgegengef., Linien, pfriemens 
od. Tancettf., mit parall. Nerven; oft häutig, umfaſſend, fehr Fury 
u. dann ſtehen in ihren Winfeln die fog. Nadeln der Fichten und 
Tannen, linienf., fchmale, grüne, in Büfchelm fiehende Organe, die 
man gewöhnlich für Blätter anfieht, und die auch die phyfiol. Nole - 
v. folchen fpielen. Sie find nach den meiften Schriftitell. aber Aeſte, 
nach Einigen Achfelblätter. — In all. Länd., vorz. d- gemäß. d- 
nördl. Halbk. — Fichten, Tannen, Cedern, Melezen lief. viel Baus u 
Brennholz. Zirbelnußbaum iſt Pinus Cembra; die Fichte, Föhre, P. syl- 
vestris; Nothtanne, Abies excelsa; Weißtanne, A- pectinata; Ceder, Cedrus 
libanotica; Cypreſſe, Cypressus sempervirens. Bon dief. Fam. mancherlet 
Harze. Bon Taxus baccata, Eibenbaum, find Rinde, Beeren, Sproffen 
gebr. Die eßb. Piniennüffe v. Pinus pinea. Won d. Lärche, Larix 
europaea fommt Terpenthin, Terebinthina, Resina alba, burgundiaca. 
Pech, Resina pini empireumatica, Colophonium, Cedria; Ferner Manna 
laricina; U. and. Pinus Pech, Manna brigantina, ee Bon Agathis 
Dammara fommt Res. Dammarae. Bom gemein- Wachholder, Dei 
communis gebr. Holz, Beeren, Oleum Junip.; vom GSebenbaum 7: 
Sabina gebr. Holz, Ol. Sabinae. Won J. thurifera, Iycia fommt Oliban. 
arabic.e Vom abendl. Lebensbaum, Thuja occidentalis offiz- Ramuli, 
Lign. arboris. vitae.e. Don Callitris 4- valvis fommt Resina Sandarae, 
Sandaraein. Bon Gnetum Sam. eßb., Fafern gebt. — Pinus lamber- 
tiana aus Galiforn- folr230/ hoch werden; faft eben fo hoch wird die 
Ceder- — Cunninghamia, Araucaria, Eohaden etc. 
Ordo V. (XXI.) Amentaceae. Katzchenbaͤume. 

- Fam. 47. Casuarineae Mırz. Lit. Richard Analyse du fruit. 
Mirbel Ann. du Mus. XVI. R. Brown Anh. zu Flinder’s Keife. — 
BI. diflinifch. Männl. BI. in Kätzchen; jede beit. a. 4 Staubgef, 
u. einer Hülle v. 4 Klappen: die 2 äußern ausdauernd, die 2 innern 
find oben verw. u. werden daher durch d. Staubb. aus d. Blume 
geflogen, wenn d. GStaubf. heranwächst. Weibl. BI. beſt. a. ein. 
Samen mit äuß. Hüllbl. Eine feine Haut hüllt d- Samen ein, u. 
verlängert fich in einen Endflügel. Unter diefer Haut bedeutend viel 
Spiralgefäße- — Sträucher m. geglied. Aeſten; diefe haben an d. 
Sliederungen häut. gezähnte Scheiden, aus deren Winkeln andere 
Aeſte fommen. Gleichen in der Tracht d. Equiſetaceen, im Blüthen- 
bau d. Eoniferen u. Amentaceen. — Neuholand. — Casuarina; yon 
C. equisetifolia, dem Keulenbaum auf Neuſeeland, gebr. Frucht, 
Rinde, Holz zu Keulen sc. 

I, 26 


4023 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch. 


Fam. 48. Amentaceae Juss. Lit. Holfaend hist. Salicum; 
Richard Anal. de fmit. Kuuth Nov. Gen. Pl. Amer. II. Mirbel Elem. 
4. Bot. II. Jussieu Dict. d. sc. nat. vol. I. Decandolle et Duby 
Bot. gall. I. Seringe Coll. d. saules dessech. — BL, eins, zmweihäufig 
od. Zwitter. Männl. BI, in Käbch. od. einem Kopf, ohne Ber, Staubs 
gef. auf einer fchupp. Scheibe. Weibl. BI. vereinzelt, gehäuft od. in 
Käbchen, mit Perigon. Eierſt. frei, ein- od. vielfach. Mehrere Nars 
ben. Sruchthüllen knöch. od. häutig. Kein od. ein fehr dünnes Eiw. 
Embr. gerade od. gekrümmt. Würzelchen meift oberhalb, Bäume 
od. Str., mit wechſelſt. Bl.; Nebenbl. 'erfcheinen gewöhnl. vor d. 
Blättern, find hinfällig. — DBorz. in d. gemäß. u. nördl. Gegenden 
unferer Halbk. — Ninde oft (fo bei Birken, Weiden) gerbeftoffhaltig, 
fieberwidrig. Lief. in unf. Klima d. befte Brenn u. Bauholz, u. bilden 
wefentl. d. Wälder. Samen des Gagels, Myrica Gale, fond. Wachs 
ab; of. Fr. Myrti brabanticae, Auch v. A. cerifera, auercifolia etc; 
Wachs, Serin, Myricin. U. M. sapida Früchte eßb. — Bau⸗ u. Brenn- 
holz fommt vorz. v. d. Eiche Quereus robur, pedunculata, 9. welchen 
auch Rinde z. Gerberlohe u. Fr. gebr. werden; Birfe, Betula alba 
(von ihr auch Rinde, Oleum, Balsam. lithuan., Betulin, Birken⸗ 
fampher); Erle, Alnus incana, Buche, Fagus sylvatica (von. ihr auch 
Buchekern, Fr. gebr., Fagin); Hainbuche, Carpinus betulus; Platane, 
Platanus orientalis, occidentalis, acersfolia; den PBappeln, Populus alba, 
nigra, tremula, fastigiata (von ihnen auc Rinde u. Knosp. gebr.; 
v. P. balsamifera gff. Res. Tacamahaca commun. ; Bopulin) Weiden, Salız 
(von S. alba offiz. Cort. Salıc. albae; Saliein, von S. pentandra, fragilis 
etc. fommt Cort. Salic. laureae); Ulmen, Ulmus campestris, effusa 4. a. 
(gebr. auch Cort. inter.). Von Quercus Infectoria Die durch dey Stich 
v. Diplolepis Gallae tinctoriae erzeugten Galäpfel (Gerbeitoff, Gallus- 
fäure); v. Q. Cerris, Aegylops die durch mehr. Cynips erz. Knoppern; 
v. Q. coccifera komm. Grana Chermes (Chermes tinetorum Latr.) und 
Manna; die Rinde v, Q. suber 1, pseudosuber iſt der Kork (Korkſtoff); 
v. Q. tinctoria fommt das Duercitronholz (Duereitrin). Der Kaſta— 
nienbaum heißt Castanea vesca; die Hafelnußftaude Corylus ‚Avellana. ° 
— Folgende Zünfte Decandolles werden von Manchen als eigene 
Sam. betrachtet. 4) Celtideae. Ber. frei, glodenf., 5 —6theil. 
Staubgef. 5— 6, den Perigonnallappen entgegengef., dem Grunde 
d. Berig. eingef. Nur 1 Eierf. Narbe doppelt. Eine Fugl. Steinfr. 
mit fnöch. Kern. Sam. häng. Embryo gefrümmt; Samenlappen 
blätterig, doppeltgewunden; Würzelchen geg. d. Nabel gekehrt. 
Celtis; C. australis if (mit Zizyphus lotus) der Lotus der Alten. — 
2) Betulineae. Ber. frei, glodenf., A— 5lapp. Staubgef. 4 — 12, 
am. Grunde d. Ber, eingef., in gleicher od. mehrfacher Zahl der 
Berigonlappen ; im erſten Fall ihnen entgegengef. Nur 1 Eierit., mit 
2 Narben. Fruchthülle 2fäch., nicht auffpr., bäutig, oft geflügelt: 


Syſtematiſche Heberficht des Pflanzenreichs. 403 


Samen in jed. Fach vereinzelt, bäng., ohne Eiw. Würzelchen gegen 
d. Nabel get. Samenlappen flach. Ulmus, Betula, Alnus. — 3) Salı- 
eineae Bl. 2häufig, jede im MWinfel einer Schuppe. Käbchen 
walzig. Perig. drüfig , fehr Flein. Staubgef. 2— 30, etwas mit d. 
Drüfe (d. Perigon) verw,; oft frei, manchm. brüd. Weibl. BT. in 
eif. od. walzig. Aehren (Zapfen) gehäuft. Ber. frei, einfach, ause 
dauernd od. fehr klein. Eierit. Afäch. 2 Narben. Kapfel 2flappig, 
Biele, fehr Eleine, hängende, banrige od. fiederfronige Samen ohne 
Eiw. Embr. gerade. Samenl, flach. Salix, Populus. 4) Quercineae, 
BI. ıhäuf. Kätzch. walz. Per. Hein od fchuppig. Staubgef. 5—20, 
am Grunde mit d, Per. verw. MWeibl, BI. in einer Hülle. Ber, mit 
d. Eierit- verw., gezähnt. Ein vielfäch. Eierſt. Viele Eichen. Griffel 
geth. Hülle vergrößert fich nach dentBlühen, u. umgiebt 1 0d. mehr. 
Berifarp. Einfamige Eicheln od. Nüffe. Sam. hängdend, ohne Eiw. 
mit dickem Embr. Würzelchen geg. d. Nabel gef., Samenl, fleifch., 
flach gewölbt. Quercus, Corylus, Ostrya, Carpinus. 5) Plataneae, 
BI. ıhäuf. Kätschen rund. Hülle 1 — Ablättr. Männl. BT, befichen 
"aus Staubgef. mit zahle. Schuppen dazwifchen. Weibl, Bl. bef. 
aus-Eierft., von welchen jeder 1—2 häng. Eichen enth. Nüſſe in 
Geſtalt dicht aneinander gedr. Nägel, 1— 2 verlängerte, häng. Sam, 
Eimeiß fleifch. Embryo rechtlinig, v. Nabel entfernt. Platanus. — 
6) Myriceae. Eingefchl. Kästchen od. ehren, aus Blüthen geb., 
wovon immer eine in den Winfeln eiförm. Schuppen ſteht. Männl. 
BI. haben 2, einem Ber. vergleichb. Schuppenftüde, 4 freie Staubgef. 
Schuppen d. weibl. BI. wachfen nach d. Blühen heran. Schüppchen 
od. Ber. 3—6theil., fehr Klein. Eierft. frei, einfach. 2 Narben. Eine 
fugl. Steinfr., mit fnöch. Kern. Same aufr. mit od. ohne Eiw. 
Würzelchen oberhalb. Samenl. fleifchig, flach-gewölbt. Myrica. 

Bartling bildet aus den Fam. Salieinae Rich. u. Balsamifluae 
Kosteletzky eine eigene Ordnung lteoideae. 

Fam. 49. Juglandeae Dec. it. Kunth itt Ann. d. sc. nat. H. — 
BI. ahäuf. Männl, BI. in Kätzch. Ber. fchuppig, fchief, 1 — 6lapp. 
Staubgef. in unbef. Zahl; Staubf, fehr kurz, frei. Weib, BL. 
enditändig, zu 2—3 gehäuft 9). einzeln. Ber. dopp. od. einfach, mit 
d. Eierſt. verw.; das äußere mit 4 Einfchnitten, das innere, wenn 
vorhanden, aus 4 Th. gebild. Eierft. Afäch., mit aufr, Eichen. Gr. 
41 — 2 mit 2 zerfchlikten Narben, od. feine Gr, u. dann eine fcheis 
benf. Alapp. Narbe. Steinfr. Ifäch., unvollf, Atheilig. Sam. Alappig. 
Kein Eiw. Embr. d. Samen conform, fehr did; Samenl. fleifch., 
gefurcht, 2lappig; Würzelchen oberhalb, — Bäume; BI. wechfelftänd., 
gefied, mit einem unpaarigem. — In d. gemäß. Länd. d. nördl 
Halbk., bef. Nordam. — Die grünen Theile, vorz. d. Fruchthülle 
find gerbefioffhalt. Holz techn. brauch, Die Fr, d. gem. Nußbaums, 
Juglans regia, ift velig. Eßb. Nüffe auch v. J. nigra, einerea, olivae- 


A0A Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch. 


formis (Carya). Lebt. wird nun in Südfrankreich gepfl. Der (ebenfalls) 
nordam. Hikory iſt I. (Carya) alba. — Inder Fam. Juglandeae fennt 
man Bflz., deren weibl. Blth. Kelch u. getrenntblätt. Blume haben. 


Ordo VI. (XXII.) Urticinae. Neffelartige. 


Fam. 50. Monimieae Juss. BJ. eingefchl. Ber. (od. Hülle) tft 
eine. gezäbnte od. lappige Röhre, mit flapp. Knospenlage. Staubgef. 
in unbeit. Zahl, das Innere d. Perig. beded. Mehrere getrennte 
Eierft., umgeb. v. Ber. od, d. Hülle, aber frei; jeder mit 1 .Or., 
4 Narbe u. 1 häng. Eichen. Nüffe zahle. mit häufigem Eiw. Bäume 
od. Str. m. entgegengef. BI, Sternförm, Haare, Trauben winfel 
ftänd. — Südam, — Rinde u. Blätt. arom. riechend, wie Lorbeer. — 
Monimia, Ruizia etc. 

F am. 51. Arbäresper ai R. Brown. Öl. sgefchlechtig,. oder 
Switter. Per. od. Hülle röhrig, in 2 Zappenreihen getheilt: innere 

blumenartig, in weibl. u. Zmwitterbl, mit Schuppen. Viele Staub» 
gef. im Grund d. Per. od, d. Hüle, mit Schuppen dazwifchen. 
Staubb. 2fäch., fich durch 2 Klappen v. unten n. oben öffn. Eierſt. 
in unbeſt. Zahl, mit 1 eing. aufr. Eichen. Gr. einfach, feitlich;z 
Karben einfach. Nüffe tragen oben die bartig geword., vom vergröß. 
Ber. od. Hülle umgeb. Griffel. Eiwe fleifch. — Bäume, m. entge 
gengef. BI, Blüthen einzeln, winfelt. — Neuholl. u. Südam. — 
Aromatifch. — Laurelia, Atherosperma. (Holz u. Frucht aromat.): 

Fam. 52. Urticeae Dec. BI. 1: 98. 2häufig, zerſtreut od. ge— 
häuft in Kätsch. od. auf einem fleifch. Fruchtboden ; Flein, grünl. Ber. 
gelappt, ausdauernd. Staubgef. in beit. Zahl; getrennt, am Grunde 
des Ber. eingef. u. feinen Lappen entgegengef. Eierit. frei, einfach. 
2: od. 4, dann gabliger Gr. Ein aufr. od. häng. Eichen. Achnenen od. 
Steinfr. v. ausdauernd, Per. bedeckt; einzeln, od. einem konkaven 
fleifch. Fruchtb, eingef. Samen mit od. ohne Eiw. Embryo gerade, 
gefr. od. fpiralig, gewöhnt. verk. Bäume, Str. od. Kr. Blätter 
wechfelft. m. Nebenbl. — In all. Länd., aber. vorz. in d. heißeften. — 
Unter ihnen viele Nutzpfle, aber auch fchädl. u. giftige. Hanf, Can- 
nabis sativa (Nepenthe d, Alten); Fafern zu Leinw., Striden; Sam. 
zu Del; Blätter enth. erheit. u. betäub. Stoff, den die Drientalen 
wie Opium anmwend. Bitter d. Hopfens, Humulus lupulus, zum Bier 
(Lupulin). Brodfruchtbaum, Artocarpus incisa; Frucht auf manchen 

Südſeeinſ. Hauptnahrungsm.. Manlbeerbäume, Morus alba, nigra ; 
Fr. efbar, Blätter 5. Futter der Seidenwürmer. M. tinctoria giebt 
gelbe. Farbe (Gelbholz). Aus d. Baſt von Broussoretia papy- 
rifera Bapier, Feigenbäume, Ficus; ihre angenehm ſchmeck. Fr- find 

- gehäuft, od. v. einem gemeinfch. fleifchig. Fruchtboden umhüllt. Bon 

« F. indica (Banianenbaum) u. andern ind. Feigenb. fommt Gummi» 

laf, (Coceus Ficus Fabr.) Von F. infectoria Farbiiof. Kuhbaum, 


Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. 405 


Brosimum Galactodendron ; fein Milchſaft it ein in Südam. ſehr ge— 
wöhnl. Tranf. Neffel, Urtica; einige ind. Spez. fo fcharf u. gefähr- 
lich, daß fie die Glieder mehrere Tage lähmen, einen Menfchen felbit 
tödten können. Fafern v. U. japonica, cannabina u. a. gebr. Von 
Parietaria officinalis offiz Hb. Helxines. Won Cecropia peltata, palmata 
Saft u. Baft benübt- Won Dorstenia contrayerva 4. a. Offiz. Rad. 
Contrayervae.-. Der Upasbaum dv. Savd, Antiaris toxicaria iſt durch 
feinen Strychningehalt fehr gift. Auch manche Ficus hab. gift. Saft. — 
Folgende 3 Hauptgruppen Decand. betrachten Manche als eig. Fam. 
4) Eigentl. Urticeae; Frucht nicht fleifch-, Eichen aufr, Embryo 
verk. Urtica, Parietaria, Cannabis. 2) Artocarpeae; fr. fleifch- od. 
auf ein. Fonfaven fleifch. Fruchtb: gehäuft; Eichen häng., Embryo 
bezüglich auf d- Sam. aufr-, auf d. Horizont verf. Dorstenia, Ficus, 
Antiaris, Cecropia, Artocarpus, Broussonetia,_Morus, Brosimum etc. 
8) Datisceae. Eierit. angew-, Embryo walzig, aufe-, im Mittelp. 
eines fleiſch Eim. Werden von Manchen nach ihrer Stell. noch als 
zweifelh. betr. Datisca. Gaudichaud nimmt noch viel mehr Zünfte an- 


Ordo VII. (XXIII.) Fagopyrinae. Buchweizenartige. 


Fam. 53. Polygoneae Juss. &it. Campdera Monogr. d. 
Rumex. Meissner Monogr. d. Polygonum. — Ber. a. 2 wechſelſtänd. 
Wirt. gebildet: jeder aus 3 verw. Stüden. Staubgef- in beit. Zahl, 
dem Grund des Per. eingef. Ein Eier. Mehr. Gr-, od. nur 1 mit 
mehr. Narben. Eine mehr 0d. wen. vom ausdauer-. Per. bededte, 
gewöhnt. 3edige Caryopfe- Nur 1 Sam. mit groß. mehl. Eiw. u. 
verk., meiſt feitlich. Embr. — Kräuter, felten Str. Blätter verwachſ— 
Nebenbl. unter fih u. um d. Stengel verw., eine Tute bildend. — In 
allen Lind. — Wurzeln reinigend, vorz. b. Rhabarber, Rheum. Junge 
Triebe u. Blätt- fcharf, fo b- Sauerampfer, Rumex, u. b. Rhabarber, 
defien Blattitiele u- junge BI. man in Engl. it. Von Rumex Acetoza, 
Acetosella, scutatus fleefaures Kali- Bon mehr. and. R. fommt Rad. 
Lapathi acutı (Rumicin); v- R. Hydrolapathum,, aquaticus fommt Rad. 
Brittanicae; v. R. Patientia fommt Rad. Lapathi sativi seu Patientiae; v. 
R. alpinus fommt lad. Rhabarbarum Monachorum. Die Rhabarber, Rad. 
Rhei s. Rhabarber foımmt v. Rheum palmatum, undulatum , compactum, 
leucorhizum;, die beite aber v. Rh. australe Don. (Nhabarbarin) Bon Rh. 
rhaponticum pff. Rad. Rhapontici. Von Coccoloba uvifera faft. Beere- 
(Kino amerie.) Polygonum fagopyrum, Buchmweizen, u. tataricum wegen 
mehl. Eim. geb. Bon mehr. and. Polygonum Hb. offiz, Von P. 
Bistoratae off. Rad. Bist. 

Fam. 54. Nyctagineae Juss. Hülle kelchförmig, eins od. viel 
blüthig- Ber. verwachfenblättrig, gefärbt, ausdau.; am Grunde erweit., 
- in d. Mitte verengt, dann trichterf. erweit., nicht mit d. Eierif. 
verw. Staubgef. in beit: Zahl, einer drüfigen Scheibe eingef., welche 


406 Allgemeine Naturgeſchichte. VIL Buch. 


d. Eierſt. umgiebt. Staubf. mit d. verengten Theil d. Ber. verw. 
Ein freier Eier: Ein Gr. u: 4 geföpfte Narbe. Schlauchfrucht 
ifam. Eiw. mehl-, v. Embr. umhüllt. — Kräut- od. Str., mit oft 
fnotigen u. fleifch. Stengeln, wechſelſt. Blätt. — Wurz reinig: Die 
Nyctago, bef. N. Jalapae Zierpfl. — Zwifchen u. nahe an d. Wendefr-, 
bef. in Amer. — Mirabilis, Allionia, Tricicla, Oxybaphus.ete. — In dief. 
Fam: fommt manchm. ein Kelch nebft einer verwachfenblättr. BI. vor. 


Ordo VIII. (XXIV.) Proteinae.. Proteinen. 


Fam. 55. Laurineae VenT. Ber. 6lapp., in d. Knospenlage 
dachziegelf. Staubgef. d. Grunde d. Berigonlappen eingef.; 6 oder 
12 in 2 Reihen. Staubb. d. Etaubf. anhäng-, ſich durch Klappen v— 
unten n. oben öffnen; die innern auswftrts, die äußern einw. gew- 
Ein Eierſt. m. ihäng. Eichen u. 1 Sr. Eine Afäch. Ifam. Steinfr. 
0d. Beere. Kein Eiw. Samenl. am Grunde gefchildet: — Bäume 
od. Str. mit wechfglit- BT. u. Zwitter⸗ od. 2häuf. Blüth- — Borz- 
zwifchen d. Wendefr., wenige ausgen-, wie der gem. Lorbeer, Laurus 
nobilis, der bis Eüdenr. geht“ Auf d. afrif. Feſtland kommt nur d. 
Schmarokerfippe Cassyta vor. — Nromat., ton-, magenſt. durch ein 
flücht. Oel u. Kampher: Ninde v- Cinnamomum zeilanicum Bl. (Laurus 
Cassia Linn.) iſt d. Ächte Zimmt. (Zimmtfäure.) C. aromaticum Nees. 
lief. Zimmt- Caffia, chinef., ind. Zimmt, Zimmtblüthen.: Bon C. 
Kiamjis Nees fommt Cort. Massoy ; v. C. Tamala, albiflorum fommt Cort. 
Malabathrum , Cassia lignea, Muttergimmt, Caſſienrinde; 9: C. Culit- 
lawan Cort. Culitlawan; 9. C. Syndoc Cort. Syndoc; v. C. obtusifolium, 
encalyptoides Nees fommen Folia inda seu Malabathra. Den Kampher 
liefert Camphora oftıcinarum Nees. (Laurus Camphora Linn.) Die Bichu- 
rimbohne fommt vd. Ocotea Puchury major, minor. Von Sassafras offi⸗ 
cinarum Nees (L. Sassafras Linn.) ift gebr. Rad. Cort. Lign. Die Beeren. 
d. gewöhnt. Lorbeers, Laurus nobilis gebe fett. Äther. Del- (Xaurin.) 
Bon Dieypellium caryophyllatum fommt d. Nelfenzimmt. Fr. von 
- Persea gratissima (Avogate) fehr gefchäßßt- — Tetrantheca ete. : 

Fam. 56. Santalaceae R. Brown. Ber. 4— 5fpaltig, in d. 
Knospenl. Flapp--Staubgef. am Grunde jedes Lapp- Eierit. angem- 
dfäch. Eichen 2 — 4, von ein. Sentralmutterfuchen herabhäng- 4 ge— 
lappte Narbe. Fr. Ifam-, hart od- fleifch-, nicht auffpr- Eiw. fleiſch. — 
Bäume, Str. od. Kr. — Die frautartigen in Eur. u. Nordam:, die 
and. in Snd- u. Auſtralaſ. — Sandelholz der Sandwichinf., aus dem 
. man wohlriecch. Fächer u. Käftchen macht, v. Santalum Freycinetianum 
Gaud. Das Eoromandel’fche Sandelholg v. S. myrtifolium. — Nyssa, 
Thesium etc. 

Fam. 57. Elaeagneag R. Brown. &it. A. Richard Monogr. 
d. E. — Oft 2häuf. Ber. Atheil. Männl. BI. mit 3-4 od. Ss Staubgef. 
Weibl. ein röhr. Ber: ungetheilt od. 2 — Azähn. Eierſt. frei, Afäch- 


Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. 407 


Eichen aufſteig., geftielt. Narbe pfriemenf. Frucht knöch., bisw. v, 
fleifch. geword. Per. umgeb. Same aufr. Eiw. fleifh.— Bäume od. 
Geftr. mit Schuppen (ſternf. verw. Haaren) bed. — Nur in d. 
nördl. Halbf, — Elaeagnus ; 9. E. angustifolia Blüth. offiz.; die 
Berren manch, afiat. Gattungen eßb. Hippophae; offiz. Summit, „— 
Shepherdia. 

Fam. 58. Thymelaeae Juss. Perigon 4» od. 5fpaltig, in d. 
Knospe in Duincung geft. Doppelt fo viel Staubgef. als Berigonlapp. 
Ein freier Eierft. u. 1 häng. Eich, Ein oft feitl, Sr. u. 1 Narbe, 
Kein od. ein fehr Flein. Eim. Embryo gerade. — Str. mit einf., 
ganzen, wechfelft. od: entgegengef. Bl., manchmal 2häuf. BL. — 
Häufig am Cap u. in Auftralaf., felten in d. fbr. Lind. — Rinde 
enth. einen äb. Stoff. Daher wirft d. Seidelbalt, Daphne Mezercum , 
ind. Mund od. d. Hände genommen wie Zugpflaſt. Von ihm off. 
Cort.. u. Sem. Coccognidii. Beeren dv. D. laureola gift. Vom ihr of. 
"Rinde u. Fr. V. D. Gnidium off. Cort. Gnidii s. Thymeleae. Baſt v. 
D. Lagetto beit. aus verfl. Fafern, wie eine Kante; dient auf Dtahiti 
als Zeug. (Daphnin.) Gnidia, Passerina, Struthiola etc. 

Fam. 59. Aquilarineae R. Brown. Kelch (od. Ber.) lederig, 
blapp. In deſſen Grunde eine 5theil. Kuppel, mit gefpalt. Lappen. 
10 Staubgef., zwifchen d. Lappen d. Kuppel eingef. Eierſt. frei, ge 
fielt. Narbe Furg, einf. Kapſel bienf., 2klapp., 2fäch.; Klappen 
Scheidewände trag. Sam. einz., häng., mit Samenanhg. — Bäume 
mit wechfelit., ganz. Bl. — Oſtind. — Das Lignum Aloes d, Bharmaz, 
von Aquilaria malaccensis 4, Agallocha; iſt harzig, dient in Afien ale 
Eprdial. 

Fam. 60. Proteaceae R. Brown. if. R. Brown, in Traos. 
of the Linn. Soc. X. Prodr. Fl. Nov. Holl. et Supp). I. Fl. N. H. — 
Per, Atheil., in d. Knospenl. Flapp. 4 den Berigonth. entgegeng. 
Staubgef. Eier. frei. Grund u, Narbe einf. Frucht auffpr. od. 
nicht auffpr. Eam, ohne Eiw. Embryo mit 2 09. mehr Samenl. — 
Str. od. Fl. Bäume, mit ausdaner. einf. eiform. Blätt. — Bef. am 
Eap, Auftralaf. u. Südam. Vermind. fich mit d. Annäherung an d. 
Aequ. u. finden fich faum in d. nördl. Halbf, Keine in Europa u. 
benachb, Länd. — Zu Brennholz. — In unf. Gärten wegen Schönh. 
u. wunderfam. Blüth. gepfl. — Protea, Banksia, Dryandra, Grevillea, 
Embotrium, Hackea, Leucadendron, Persoonia, Serruria etc. 

Fam. 61. Penaeaceae Kunte. -£it. Guillemin Dict. class. 
XII. Martius Hort. Monac. — ‚Kelch mit 4 Lappen u. 2 od, mehr. 
Braft. am Grunde. Keine Blumenkr. Staubgef. 4, abwechf. mit d. 
Kelchlappen; Staubb. auswärts, mit Klapp. Eierf, frei mit 1 Gr. 
v.4 Narb. Eich. auffteig., feitl. od. aufgeh. Fr. trocken. — Bäume. — 
Cap. — 3. Penaca mucronata, Sarcocolla,'squamosa fommt das Gummi» 
barz Sarfofoll, (Sarfofollin) 


408 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch. 


Subelassis II. Gamopetalae Mit BER ER 
rigen Blüthen. 
Ordo IX. (XXV.) Aggregatae. Häufelblüthige. 
Fam. 62. Plantagineae VENTENAT. BI, bisw. Ihäuf. Ber. 
ausdauernd, doppelt; Auf. (Kelch?) Atheil., inneres (Krone ?) vers 


wachfenblättr., röhr., troden, Atheil. Staubgef. 4, d. Röhre d. Ber. 
eingef., abwechf. m. deffen Lappen; in d. Ahäuf. d. Fruchtboden 


eingef. Die Staubf. hervorragend. Eierft. frei, mit 1 einf. od. gab» 


ligen Gr. u. Rarbe. Kapfel öffnet fich quer, hat 2—4 Fächer, mehrere 


‚gefchildete, mit Schleim bed. Samen; in d. 4häuf. nur 1 Sam. 


Ein aufr. Embr. im Mittelp. eines fleifch, Eiw. — Kräuter mit furz. 
Stengel. Wurzelbl. verdift, mit Parallelnerv. BI. in Aehr. — 
Kraut bitter, zufammenzich. Von Plantago Psyllium, arenaria, Cynops 
offig. Sem. Psylli. Von Pl. major, media, lanceolata (Spibwegerich) 
Kurz. u. Kr. offiz. V. Pl. maritima, squarrosa fommt die Barille 
(fohlenfaures Natron), — Auf d. gangen Erde. — Littorella. 

Fam. 63. Plumbagineae. VENnT. Ber. doppelt, ausdauer. ; Auf. 
(Hülle 08. Kelch ?) verwachfenbl., ganz od. gezähnt; inner. (Krone) 
bliumenähnl., mit freien od. verw. Gtüden. 5 Staubgef., bei d. 
verwachfenbl. dem Fruchtboden, bei d. vielblättr. dem Grund d, 
Blumenbl. eingef. Eierſt. Afäch., frei. Nur 1 Eich., oben v. einer 
Nabelſchnur herabh., die ſich v. Grunde des Eierfi. erhebt. 5 od. A 
Gr. od. nur 4 mit mehr. Narb. Samen verf,, Eiw. mehl., einen 
zufammengedr. Embryo umgeb. — Kr. od. Halbfir., mit einf., 
ganzen, wechfel - od. wurzelftänd. Bl.; Blüthen in Köpfen oder 
Aehren. — Zufammenz. od. kauſtiſch. Wurz. v. Statice Caroliniana 
fräft. Adftringens. V. St. Limonium war fonft gebr. Rad. Behen rubri. 
Merkw. it deren Befruchtg. Plumbago europaca wirft als Zugpflaft. 
Bon ihr Rad. Dentellariae seu St. Antonii. ®. Pl. scandens, zeilanica 
Wurz. offiz. (Plumbagin). — Faft immer am Seeſtrand u. d. Salz— 
fieppen aller Länder, bef. um’s Mittelmeer, am Kaufafus u. in 
Sibirien. — Armeria. — In diefer Fam. giebt es auch Pfl. mit 
getrenntblätt. Blumen. 

Fam. 64. Globularieae Dec. Lift, Cambessede in Ann. d. sc. 
nat. IX. — Bl. in Köpfen in einer vielbl. Hülle, u. auf ein. Frucht» 
boden mit Spreubl, Kelch 5lapp. Blumenfr. d. Fruchtb. eingef., 
röhrig, mit 5 ungl. Lappen. Staubgef. A— 5, oben in d. Blumen» 
röhre eingef. Staubb. ıfäch. Eierft, frei, Ifäh. Ein einz. häng. 
Eich. Gr. zweifpaltig. Fr. eifürm., dv. Kelch umgeb. Eiw. fleiſch. — 
fr. od. Halbfir. mit abwechſ. BI. — Eiid« u. Mitteleur. — Bitter, 
tonifch , reinig. — Don Globularia Alypum, vulgaris, cordifolia 
Blätt. offiz. 

Fam. 65. Dipsaceae Dec. Lit. Coulter in Mem. de la soc. 


Soſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. 409 


‘de Genere. Decandolle Prodr, IV. — Der verwachfenbl. Kelch mit 

db. Eierft. in d. ganzen Länge od. bloß oberhalb verw. Nand kurz, 
nicht gezähnt, od, in eine Federfrone fich verwandelnd. Blumenfr. 
verwachfenbl., oft ungleich, 4—5lapp. Staubgef. in gleicher Zahl, 
am Grunde der Staubf. mit d. Blumenröhre verw. Narbe eif., 
länglich od. geföpft. Frucht nicht auffpr., Tederartig, v. Kelchrand 
gekrönt, fäch., Afam. Same häng., mit fleifch. Eiw. u. gerad. Embr. — 
Kr. 09. Halbiir. Blätt. entgegengef. , felten wirtelig, am felben 
Stod fehr abänd. — Blüthen in Köpfen od. Wirt., von einer Hülle, 
jedes Blümchen v. einem Hüllchen umgeb. ; leisteres oft durch einen 
Anhang gekr. — Dorz. um’s Mittelmeer, d. übr, Europa, gemäß. 
Afien u. Cap. — Von Scabiosa arvensis Kraut u. Blum. of. Bon 
Sc. succisa Ar. 1. Wurg.; Rad. Morsus Diaboli. Blüthenfopf der 
Weberkarden, Dipsacus Fullonum zum Kartätfchen. — Cephalaria, 
Knautia. 

Fam. 66. Valerianeae Dec. Sit. Dufresne, Monogr. d. V. 
Decandolle Mem. VII. Prodrom. IV. — Kelchröhre verw., Nand 
gezähnt oder gelappt, manchm. in eine Federfr. geend., die früher 
einwärts gerollt, fpäter ausgebreitet ift. Blumenkr. verwachfenblättrig, 
5, feltener 3 —Alappigz; Nöhre gleich did oder am Gr. in einen 
Sporn aufgebl. Staubf. am Gr. mit d. Blumenfe, verw.; 5 oder 
weniger bis 4. Narben verw. od. 2—3 getrennte. Fr. nicht auffpr., 
ft verhärt., durch d. anhäng. Kelch gefr., 3fäch. mit 2 leeren Fäch. 
oder Afäch. Same häng., einzeln, im fruchtb. Fach, ohne Eiw. mit 
gerad. Embr. — Kr., felten am Grunde holzig. Wurzeln, wenn fie 
ausdauernd find, did. Blätt. entgegengef., ohne Nebenbl., auf dems 
felben Indiv. abänd. BI. gegipfelt, felten 2häuf. — Befond. in den 
gemäß. Geg. Europa’s u. Aſtens, vorz. im Gebirge, — Wurzeln, bef. 
v. Valeriana oflicinalis, phu u. celtica tonifch, bitter, arom., frampfs 
widrig, wurmtr.; Geruch uns zuwider, den Drientalen fehr angen. 
Fedia olitoria, carinata alg Gemüfe geb. (Aderfalat). Won Valer. 
offcinalis fommt Rad. Val. sylvestris, Baldriandl, Baldrianfäure; v. 
V. celtica, dem Speick, Wurz. off. Nardostachys Jatamansı 9, Himalaiah 
iſt Nardus syriacus d. Alten. — Patrinia, Centranthus etc. 


Ordo X. (XXVI.) Compositae. Zufammengefette. 


Fam. 67.. Calycereae R. Brown. Lit. R. Brown, Trans. of 
the Lin. Soc. XII. Richard, Mem. du Mus.. VI. — Kelch mit 5 ungl. 
Theil. Blumenkr. regelmäßig, verwachfenbl. 5 einbrüd. Staubgef.; 
Staubb, am Grunde verw. Eierfl. angew., Ifäch.; mit häng. Sam. 
Narbe geköpft. Eiw. fleiſch. — Kr. m. abwechſ. BI. ohne Nebenbl.; 
Blüth. in Köpfen. — Südam. — Acicarpha, Boopis, Calycera. 

Fam. 68. Compositae Tourner. (Synanthereae Ricu.) it. 
Cassini opusc. phytol. Div. art. du dietion. d. se, nat. Decandolls 


4140 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch. 


in Ann. du Mus. XVI, XIX. R. Brown in Trans. of the Lin. Soe. „Kl. 
Lessing Synops. gen. Comp. etc. Nees ab Esenbeck genera et spec. 
Asterearum. — Kelch verwachfenbl.. mit d, Eierſt. in d. ganz. Länge 
d. Röhre od. nur d. größt. Theil verw.; Nand (Federfr.) bald gar 
nicht, bald nur als Verdickg. vorh.; bald trocken, gezähnt od. ges 
lappt; bald u. dieß häufiger, in einf. od. äſt.,, gezähnte od. gefiederte 
Borſten umgewand,, die in einer od. mehr. Reiben ſtehen. Blumenfr. 
d. Bipfel d. Kelchröhre eingef., verwachſenbl., jedes Blumenbl. mit 
2 fait am Rande verlauf. Nerven, u. 5, feltener A, 3 oder 2 Lapp. 
Diefe in d. Knospenl. klappig; gleich od. ungl., cine röhr. oder 
. 2lappige, od. zungenf. gefpaltene Korolle bild. 5, feltener A Staubgef., 
die in den weibl. BI. mehr od. weniger abort.; Staubf. wechfelft. 
mit den Korollenlappen, gewöhnt, mit ihnen am Gr. verw.; unter 
fich frei, am Gipfel geglied., oberes Glied das Connektiv vertret.; 
Staubb. aufr., in eine Röhre verw., einwärts gef., oft an beiden 
Enden in merfw. Spiben verläng. Eierft. angew,, mit nur 1 Eich. Gr. 
in d. männl. BI. einfach, in den Zwitter- u. weibl. BI. in 2 mehr 
od. minder deutl. Lappen (oft Narben gen.) getb.; Narbendrüfen 
(wahre Narben) in zwei Reihen auf d. DOberfeite der Griffelappen; 
verfchieden gelegene Sammelhaare gegen d. Dbertheil d. Griff. der 
Switterbl. Fr. (Achene) aus d. Verwachſ. des Sam. mit d. Samen» 
hülle u. Kelchröhre geb., im die Federfr. endig. Same aufr., mit 
aufgetrieb. innerer Haut, ohne Eim. Embr. gerade, mit flachen 
Samenl.— Kr. od. Str, mit. wechfelft. Ber entgegengef. Bl. Blüth. 
entwed. wahre Köpfe od. Knäuel (Anhäuf. 1 98. wen. blüth. Köpfchen) 
darft. Sn den wahren Köpfchen ift d. Blüthenſtand centripetal für 
jeden Blüthenkopf, centrifugal für alle zufammen; in den Knäueln 
centrifugal od. unregelm. Fruchtb. oft fleifch., flach od. Fegelf.; bald 

bat er Spreublätt. (Fleine Brafteen), bald um iede BI. eine hohle 
Auftreibungs”die mit Haaren (Gmbrillae) befeßt, oder gezähnt oder 
ohne Anhänge, manchmal fogar auf ein einfaches Feldchen zurüd- 
gebracht iſt; letzteres ſtellt vielleicht das Hüllchen jedes Köpfcheng 

dar, welche zufammen die Knäuel bilden. — Sn den wahren Köpfchen 
unterfcheidet man folche, wo alle BI. Zwitter find (capituli homogami); 
folhe, wo die Außern BT. Neutra od. weiblich, und die innern 
Switter od. männl. find (ec. heterogami) ; folche wo alle Knäuel einer 
Pflanze männl. od. weibl” find (c. monoici); folche endlich, wo die 
männl. u. weibl. Knäuel auf verfchied. Indiv. verth. find (c. dioeci),. — 
Krach der Blumenfronenbildung unterfcheidet man Blüthenföpfe mit 
lauter röhrigen Blüthen (discoides s. flosculosi); mit lauter zungenf. 
Kronen (ligulati od. fonft semifloseulosi); mit zungenf. Nand» und 
röhrenf. Scheidenbl. (radiaui); mit Jauter gelippten BL; mit ein« 
lippigen Rand» u. 2lipp. Scheibenbl. — Zahlreichſte Fam., mehr 
als 6000 Spez. auf d. ganz. Erde, überall in Fark. Verhältn. Machen 


Syſtematiſche Heberficht des Pflanzenreichs. All 


in Deutfchl. etwa 15 aller Phanerog. aus. Zhre Zahl in d. näml. 
Br. it größer im d. neuen als in d. alten Welt: — Wenig zahlr. 
Eigenfchaften, wie fchon ihr fehr übereinftimm. Bau erwarten läßt. 
Mehrere find bitter, fieberwidrig, magenft. (Eupatorium, Achillea, 
Artemisia etc.) Die rom. Kamille, Anthemis nobilis, vorz. gebr. (Fl. 
Chamaemeli rom.) Die Compositae haben auch ein Harz, welches, 
wenn im größerer Menge vorh., fie fehr wurmtr, (Artemisia, Santo- 
lina, Vernonia anthelmintiea) od. die Menftruation beförd, macht. 
Die Samen vieler geben Del. Die Liatris find harntr. Eupatorium 
ayd-pana berühmt wider. d. Schlangenbiß. Fruchtboden d. Artiſchoke, 
Cyoara scolymus, Blattſt. d. C. Cardunculus (cardons) eßb. Die Cicho- 
raceae haben bittern, Harze und Salze enth. Milchfaft. Bon Car- 
thamus tinetorius gebr. Sam. u. Blume, Iehtere geb, den zum Färb. 
dien. Saflor. (Cartbamin). Bon Carduus marianus gebr. Wurz., Kr. 
Sam, DB, Arctium Bardana fommt Rad. Hb. Sem. Cardopatia. V. Cen- 
taurea ‚caleitrapa Bad. Hb. Sem. Cardui stellati. Won Centaurea Cyanus 
(Cyane) gebr. Blüth. Centaurea benedictus iff dag Kardobenediften- 
fraut; von ihm Sam. u, Kr. gebr. Won Onopordon Acanthium Hb. 
‚fi; von Carlina acaulis Rad.; v. Carl. vulgaris Rad. Hb. V. Anthe- 
mis pyreihrum die gegen Zahnfchmerz gebr. Bertrammurzel. Bon 
Anacyclus offieinarum Hayne Rad. Pyrethri spurii. ®, Pyrethrum Parthe- 
nium pff. Hb. Flor. V. Matricaria Chamomilla Flor. Bon den Schaf 
garben, Achillea Millefolium, Ptarmica, Ageratum gebr, Rad. Fl. Herb. 
Vom Wermuth, Artemisia Absinthium Hb. V. Artem. glomerata, Contra, 
judaica, palmata, Santonica ete. fommen [die wurmtr. Sem. Cinnae, Contra, 
Santonici. V. Artem. Abrotanum, vulgaris, pontica, campestris find gebr. 
Hb. Summit. _Artem. chinensis, indica, lanata geben die als Brennmit- 
tel gebr. Mora. Von Tanacetum vulgare, (Nainfarren) Balsamita find 
gebr. Hb. Fl. V. Arnica montana (Wohlverlei) offiz. Rad. Fl. Arn. 
vel Doronici germ. Von Inula Helenium pff, Rad. Enulac campanae. 
(Snulin.) V. Tussilago (Huflattich) Farfara, Petasites gebr. Rad. Fol. 
Die Wurz. v. Helianthus tuberosus (Tupinambu) efb, Das Ramtillaöl, 
auch Werinnun gen., in Ind. fehr verbr., kommt v. der Helianthus nahe 
verw. Sippe Ramtilla Dec. Gem. Sonnenbl. ift Helianthus annuus. 
Gänſeblümch. Bellis perennis. V. Calendula officinalis, Ringelbl. Flor. 
gebr. (Calendulin.) Von Madia sativa Oel. Vom Giftlattich, Lactusa 
virosa fommt Hb. Intybi angusti. Gartenſalat iſt L. scariola, sativa. 
(Zaftufafäure. Lactucarium.). DB. Löwenzahn Leontodon Taraxacum offiz. 
Rad. Hb. dent. Leonis. Von Scorzonera hispanica, Tragopogon pratensis 
dienen Wurz. als Gemüfe. Won Cichorium Intybus Wurz. als Zufak 
z. Kaffee. Endivienfalat ift Cich. Endivia. Auch v. Sonchus oleraceus 
Kraut zu Gemüfe. U. Hieracium‘ (Habichtsfraut) Pilosella, murorum 
gebr. Hb. Flor. — Leffing theilt diefe Fam. in 1) Cynareae. Griff. nur 
am Ende 2app., fchon fehr weit unter d. Lappen mit Sammelhanren 


412 aAllgemeine Naturgeſchichte. VIEL. Buch. 


bed.; untere Sammelh. länger als d. übr., eine Krone bild.; Nar— 
bendrüfen auf d. innern Umkreis d. Griffeläſte. Cynara, Centaurea, 
Carduus, Carlina, Xeranthemum, Arctotis, Calendula etc. 2) Mutisiaceae. 
Gr. walzig, 2lappig, am Ende aufgetr.; Aeſte gerade, auf d. Innen» 
feite conver, auf ihrem Rüden gegen das Ende einige Sammelh. 
trag.; Blumenkr. 2lipp. Faſt alle Amer. eigen, Mutisia etc. 3) 
Cichoraceae. Gr, walzig, oben mit Haaren bed., mit flumpfen 
Aeſten, Drüfen am innern Grunde jeder Seite d. Aeſte; Krone 
zungenf.; Pollen winflig; Milchfaft. Cichorium, Hypochaeris,. Tra- 
gopogon, Leontodon, Hieracium etc. 4) Vernoniaceae. Gr, walgig, 
in feiner obern Hälfte mit dichten Haaren bed.; ober dem haarigen 
Theil 2lappig; Welle divergirend; Drüfen am innern Grunde jeder 
Seite d. Aeſte. In AYequinoftialländ. Vernonia etc. 5) Eupatoriaceae. 
Griffeläfte mehr od. minder lang, Feulenf.; Sammelhaare warzig, 
auf d. Rücken der Lappen; Narbendrüfen beiderfeits in Streifen, an 
d. untern Hälfte jedes Lappens. Coelestina, Eupatorium, Tussilago etc. 
6) Asteroideae. Gr. walzig, Lappen fpikig, nur auf dem Rüden u. 
gegen das Ende mit Sammelh.; Narbendrüfen am Grunde, in 
Streifen auf jeder Innenfeite jedes Lappens. Aster, Erigeron, Inula, 
Buphthalmum etc. 7) Senecionideae. Gr. am Ende anfgetr.; Aeſte 
verlängert, linear od. ſpitzig; Sammelhaare als Federbufch gegen 
das Ende jedes Aſt's; Narbendr. beiderfeits gegen d. innern Grund 
d. Aeſte. Xanthium, Zinnia, Heliopsis, Rudbeckia, Coreopsis, Helian- 
thus, Tagetes, Anthemis, Achillea, Matricaria, Artemisia, Helichrysum, 
Gnaphalium, Cineraria, Senecio etc, 8) Nassuvieae Gr. nur am 
Ende aufgetr.; Aeite lang, linienf.; Sammelh. als Federbufch gegen 
jedes Aftende; Krone 2lipp. Sn Südam. u. Ind, Nassuvia etc. 


Ordo XI. (XXVII.) Campanulinae. Glocenblüthige. 


Fam. 69. Goodenovieae R. Brown. £it, R. Brown Prodr. 
Fl. Nov. Holl. — Narbe von einer Haut in Form einer gewimperten 
Urne umgeb., welche fich fchließt, nachdem fie einige Pollenkörner 
aufgenommen hat. Narbe ſtumpf od. 2lappig, fehr kurz, in jener 
Haut (indusium) verborgen. — Den Campanulaceis fonft fehr verm. — 
Kr. od. Halbfir. — In Neuboll. u. benachb. Snfeln. — Goodenia, 
Leschenaultia, Scaevola.. V. Se. Koenigii Wurz. Blätt. Fr. gebr. 

Fam. 70. Stylidieae R. Brown. £it. R. Brown Prodr. Fl. 
N. H. — Ohne Haut um die Narbe; Staubf. unter fich u. mit d. 
Gr. innig verw. Die durch diefe Verwachfung geb. Säule fällt 
plößlich ab, wenn man'fie ſticht. — Sonſt d. Goodenovieis 4, Campanu- 
laceis nahe verw. — In Neuholl. u. Südfeeinf. — Stylidium, Forstera. 

Fam. 74. Campanulaceae Dec. (et Lobeliaceae alior.) Lit. A- 
Decandolle Monogr. d. GC. — 3— 8, gewöhnl. 5 Kelchlapp. Blu⸗ 
menkr. verwachſenbl., ausdauernd; mit fo viel Lappen als d. Kelch 


Syſtematiſche Heberficht des Pflanzenreichs. 4153 


bat; in d. Knospenl. Flappig. Staubgef. frei od. verw.; in Zahl 
den Lappen d. Blumenfr. gleich; Staubf. am Grunde gewöhnl. er. 
meitert. Eierfi. unterh., mit 2 — 8 Fäch. gemwöhnl. mit 2, 3 od. 5, for 
bald ihre Zahl jener d. andern Theile d. Blume gleicht; bald legtern 
entgegengef., bald mit ihnen abwechf. Ein mehr od. weniger mit 
binfäl. Sammelh. befester Gr. Narben linear od. geföpft, an Zahl 
d. Fäch. d. Eierft. gleich. Kapfelfe., immer zwifchen den Näthen, 
bald oberhalb in d. vom Kelch freien Theile, bald feitl. durch die 
Kelchröhre auffpr. Viele Samen, mit Eiw. Embr, gerade. — Kraut» 
art. od. etwas holzig, mit weiß. Milchfaft. Blätt. abwechf., einf.r 
ohne Nebenbl. — Die eigentl. Camp. gemein in Eur. u. allen gemäß. 
Lände; die Lobelieen ind. heißern Geg. — Man ißt die fleifch. Wurz. 
einiger Gatt. 3. B. der Kapunzeln, Campanula rapunculus; auch d, 
C. Trachelium, rapuneuloides. on Lobelia inflata iſt Hb. pffiz.; v. L. 
syphilitica Rad. — Man unterfcheidet 4) Lobelieae; Krone unregelm. 
Samenit. eiförm. Lobelia. 2) Campanuleae; Krone regelm. Pollen 
fphärifch. Campanula, (Glockenblume) Wahlenbergia, Phyteuma. 


Ordo XII. (XXVIII.) Ericinae. Haidenartige. 


Fam. 72. Vaccinieae Dec. 4 bis 6 Kelch» u. Kronenlapyen. 
Staubgef. frei, doppelt fo viel als Kronenl. Staubb. oben in Spitzen 
ausl. Eierit. unterhalb, mit A—5 Fäch. u. mehr. Samen. 1 Gr. 
u. 4 einf. Narbe., Beere mit d. Kelch verw. Sam. klein, mit Eiw. 
Embr. gerade. — Str. mit abwechſ., leder. BI. — Vorz. in Nordam. ; 
einige in Eur. u. d. hohen Bergen d. Sandwichinf. — Man ift d. 
fleifh. Fr. der Heidelbeere, Vaccinium myrtillus, Naufchbeere, V. 
uliginosum, Preißelb., V. vitis idaea, dann die v. V. macrocarpon, 
. praestans; d. Torfb,, Oxyeoccos palustris, 

Fam. 73. Monotropeae NuTTAL. Kelch 5theilig, od. fehlend, 
2 durch unregelm. Brafteen erfeht. Blumenfr. ausdauernd, von 

425 freien od. verw. Blumenbl. geb. Staubgef. doppelt fo viel 
als Blumenbl. od. Kronenl,, anderem Grunde eingef.; Staubb. ges 
fchildet , erzentrifch, meiſt 1fäch. Fadenf. Anhänge zwifchen den 
Staubgef. Eierft. frei. 4 Gr. u. 4 fcheibenf. Narbe- Kapfel 5fäc)., 
mit 5 Scheidewände trag. Klapp. Sam. zahlr. , fehr fein. Embryo 
ungeth. — Kr. Orobanche ähnl., fleifch., gefärbt, an Baummurz. 
fchmaroß., ſtatt d. Blätt. mit Schupp. — Sn Eur., Aſ., Nordam. — 
Monotropa, Schweinitzia. 

Fam. 74. Ericeae R. Brown: (Rhodoraceae alior.) it, Wend- 
land Monogr. of the Eric. et botanic. Cabinet. — Kelch mit 3, 4 od. 5 
Zapp. Krone eben fo ; verwachfenbl., oft ausdauernd. Staubgef. in 
gleich. vd. dopp. Zahl, wie die Kronenl., am Grunde d. Kelchs oder 
d. Krone eingef; Staubb. am Grunde mit 2 Anhängen. Eierit. frei, 
am Grunde v. einer Scheibe od. Meftarien tragenden Schuppen umg.- 


AlA Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch. 


in mehr. Fäch. geth. Ein Gr. u. 4 Narbe. Fr. kapſelf., verfchieden 
auffpr. od. fleifch. Viele Fleine Sam, mit Eim. — Str. od. Halbftr., 
‚mit entgegengef. od. gewirtelt., farren, ganzen, einzeln abfall. BI. — 
Sufammenziehend, fo Azalea procumbens, Rihododendron ferrugineum, 
(gem. Alpenrofe) RB. chrysanthum ; yon let, Hb. offiz.; 0d. harntreib., 
ſo Arctostaphylos offhicinalis VVimm. (Arbutus Uva Ursi Linn.), Arbutus 
Unedo, Erdbeerbaum. Honig v. Kalmia gift. Bon Ledum palustre 
offip Hb. roris marini sylvest. — Gehr häufig am Cap, woher die 
meiſten als 3Zierpfi. geb, Heidefräuter Fommen. Andere Er. in allen 
Ländern, Auftralaf. ausgenommen. Die Alpenrofen, Rhododendron, 
fchmüden d. Berge in Eur. u. Snd,.— Außerd. hieh. Andromeda, Pyrola. 

Fam. 75. Epacrideae R. Brown. Sit. R. Brown Prodr. Fl. 
Nov. Holl. — Sie weichen v. den Ericeis nur durch die Ifäch. Staubb. 
ab. — Sn Neuholl. u. d. Südfeeinf. fo gemein wie die =. ‚am 
Gap, — Epacris, Styphelia, Leucopogon, Sprengelia.. 


Ordo XIII. (XXIX.) Styracinae, Styracinen. 


Fam. 76. Ebenaceae Juss, Krone regelm., mit fo viel Lapp. 
als d. Kelch hat. Staubgef. in Zahl beflimmt od. unbeft., oft 1brüd. 
Eierft. frei, vielfäch., mit 4 0d. 2 Eich. in jed. Fach. Gr. u. Narbe 
einf. od. getheilt. Kapfel od. Beere 1 bis vielfäch., mit 1ſam. Fäch. 
Embr. gerade, in einem fleifch. Eiw. — Bäume od. Str. mit abwechf., 
einf. BI: Blüth. winfelftändig, oft eingefchlecht. — Rinde fiebermidr., 
Holz fehr Hartz v. "Ebenholzbaum, Diospyros Ebenus, Mclanoxylon 
fehr fchwarg, mit weiß. Splint. Beeren einiger Diospyros eßbar. — 
Borz. in Ind. u. ähnl. Länd.; einige in Südeur. — Maba, Ferreola. 
Einige trennen von den Ebenaceis, bei welchen die Blumenfr. hypo⸗ 
oynifch ift, die Styraceae, bei denen fie perigynifch ill. Von Styrax 
officinalis, dem Storarbaum fommt Storax alba seu in granis, amygda- 
loides seu in massis; St. Calamita; Scobs styracina. Bon Styrax Benzoin 
L. fommt Res. Benzo&s seu Asa dulcis. Benzo@ amygdal. 

Fam. 77. Sapoteae R. Brown. Krone regelm., hinfällig, mit 
fo viel Lappen als d. Kelch, od. 2» od. 3mal fp viel. So viel 
Staubgef., od. doppelt fo viele als Kronenl.; im erſten Fal mit 
ihnen abwechf.; manchm. ein unfruchtb. Staubgefäßfreis. Ein ifäch., 
freier Eierft. 1 Gr. u. 4 Narbe. Ein aufr. Eichen in jedem Fach. 
Beere mit einem od. mehr. Samen, Embr. gerade, fehr di, mit od. 
ohne Eiw. — Bäume od. Str, mit Milchfaft, u. abwechf., leder. 
BI. — Zwifch. d. Wendefr. u. in deren Nähe. — Rinde einiger 
Achras fieberiwidr. Fr. der Ach. Sapota (Sapotillier) in den Kolonien 
fehr geſchätzt. — Bassia butyracea, Butterbaum. Mimusops. 


Ordo XIV. (XXX.) Myrsineae, Myrſineen. 


Fam. 78. Ardisiaceae Juss. (Myrsineae Ba.) Sit. A. De- 
eandolle, Revuc d. M. in Trans. of the Lin. Soc. 1834. — Gleichen 


Syſtematiſche Ueberſicht des Pflanzenreichs. ALS 


den Brimulaceen, find aber alle holzig, felbit baumartig. Moesa hat 
d. Eierfl. angem., wie Samolus. Die Fr. iſt oft eine Beere, od. alle 
Eichen mit Ausnahme eines einzigen hab. abort. Ein harziger Stoff 
überal im Zellgewebe. — Sn mwaldigen Berggegenden im der Nähe 
der Wendefr., vorz. in Snd. Man fennt noch Feine v. afrif. Felle 
land. — Myrsine, Ardisia, Theophrasta, etc. 

Fam. 79. Primulaceae Vent. it. Duby Botan. gallic. I. 
Lehmann Monogr. Prim. — 4—5 regelm. Kelch- u. Kronenlappen. 
Staubgef. in gleicher Zahl, wie die Kronenl. u. ihnen entgegengef. ; 
Eierfi. frei od. verw. (bei Samolus.) 4 Gr. u. 1 einf. Narbe, Kapiel 
tfäch., Mutterf. central. Samen zahlr. Eiw. fleifch. Embr. rechtlinig, 
im Sam. chief. — Kr. gewöhnl. mit entgegengef. BI. — Sn allen 
Länd., vorz. im Norden u. d. höchit. Gebirg. — Als Zierpfl. geb. 
So PBrimeln, Aurifeln ze. Von Primula offcinalis offiz. Fol. Prim. 
veris S. paralyseos. V. Anagallis arvensis off. Hb. Cyelamen europaeum, 
Schweinsbrod, gift. (Eyflamin.) Androsace, Lysimachia, Soldanella, 
Trientalis, Cortusa ete. Sippen dief. Fam. zum Theil blumenlos oder 
perigonblüthig. Die Sippe Samolus, welche 1 0d. 2 Spez. zählt, 
wird gewöhnt. hieh. geft. Weicht jedoch v. d. Primulaceis durch faden- 
förm. Nudimente v. Staubgef. zwifchen den Kronenlappen ab. 


Ordo XV. (XXXI.) Labiatiflorae. gippenblüthige. 


Fam. 80. Lentibulariae Rıcn. Krone unregelm., gelippt, mit 
Sporen. 2 Staubgef. Eierft. Afäh., mit 1 Gr. u. 4 zweilapp. 
Narbe. Kapfel 1fäch., Mutterf. central, fleifch. Sam. zahlr., ohne 
Eiw. Embr. mit 2 Samenl. od. ungetheilt, — Waffer: od. Sumpfpfl. 
all. Lind. — Pinguicula, Utricularia; feßtere hat fchlauchförm: Blätt. 

Fam. 81. Personatae TOouRnNEr. (e parte) &it. Elmiger Diss. 
de Digital. Du vau sur les Veroniques in Ann. d. sc. nat. VIII. Vaucher 
Monogr. d.. Orobanche. Fr. Schulz die deutfch. Orobanche. Wydler 
Monogr. d. Scrophularıa. Chavannes Monogr. des Antirrhines, — Kelch 
5lapp. Krone regelm. röhren- od. radförm., oft in 2 Xipp. geth. 
Staubgef. 2 09. 4, manchm. 2 länger; der Ste auf d. Seite d. DOber- 
lippe fehlt. Staubb. oft an d. Unterfeite haarig. 4 freier, 2fäch. 
Eierfi., gebildet von 2 verw. Karpellen: einem ſeitl. v. d. Are der 
Pflanze u. d. Dberlippe, dem andern gegenüber. 1 Gr., welcher in 
eine einf. od. 2lapp. Narbe endigt. Kapfel an d. Scheidew. od. in 
Mitte d. Fächer auffpr. Samen zahle. mit Eim.; Embr. bald aufr., 
bald verf. — Kr. feltener Halbſtr., fait immer mit gegenft. BI. — 
Sn all. Länd., bef. d. gemäß., wie.Eur. — Scharf, bitter, manchm. 
reinig., aber wenig gebr. — Don Scrophularia nodosa, aquatica off. 
Rad. Hb. Die Digitalis, Fingerhut find gift. V. D. purpurea off. 
Rd. Hb. Flor. Sem. (Digitalin.) V. Gratiola offieinalis, Gnadenfraut 
off. Rad. Hb. Veronica, Ehrenpreis; v. V. officinalis, Beccabunga etc. 


- 


416 augemeine Naturgeſchichte. VIL. Bud. 


off. Hb. Won Euphrasia officinalis u. odontites, Augentroſt, off. Hb. 
V. Pedicularis sylvatica 1. verticillata off, Hb. V. Orobanche Galii 
Duby off. Rad. Fl. V. Lathraca squamaria Wurz. off. — Heber folg. 
günfte find die Meinungen noch getheilt, 4) Antirrhinum; 4 
Staubgef., 2 größer ; Eierſt. 2fäch., Kapſ. an d. Echeidew. auffpr., 
Embr. aufr. Antirrhinum, Digitalis, Linaria, Chelone, Scrophularia, 
Gratiola. 2) Orobancheae; Echmaroger auf Wurz., mit wechſelſt. 
fchuppenförm. BI.,; ausdauer. Krone, Afäch. Eierſt., der fich durch 
2 Klappen öffnet, welche d. Sam. im Mittelp. tragen; Embryonen 
fehr fein, verf. Orobanche, Lathraea. 3) Melampyraceae Rich. 
(Pedieulaires Juss. , Pedicularinees Dec. et Duby, Rhinanthacdes Dec.) mit 
gegen» od. wechfellt. Bl.z 4 Staubgef., wovon 2.länger; Frucht 2fäch. 
gwifchen d. Scheidew. auffpr.; Sam. im Mittelp.; Embr. verk. 
Melampyrum , Pedicularis, Rhinanthus, Euphrasia, Bartsia, Toz2ia. 
4) Veroniceae Dec. et Duby Bot. gall.; nur mit 2 Gtaubgef.; Krone 
fient ein ungl. Nad darz Eierſt. 2 fäch.; Fr. zwifchen d. Scheidew 
auffpr.; Embr. gerad. Veronica, Manulea, Erinus. 

Fam. 82. Gessnerieae Rıca. Kelch 5lappig, in d. Anospenl. 
Happig. Krone 5lappig, in d. Knospenl. dachziegelf.; röhrig, mehr 
oder weniger unregelm. 4 Etaubgef., 2 länger, u. ein Nudiment 
eines 5ten; Staubb. verw. Eierſt. zur Hälfte verw., Afäch., mit 2 
fleifch. an d. Wänden ſitz. Mutter. 1 Gr. 1 fopfförm. od. Fonfave 
Narbe. Kapfel- od. Fleifchfr.; zwifch. d. Scheidew. auffpr., 2klapp. 
Sam. zahlr., fein, mit fleifch. Eiw. u. gerad, Embr. — Kräuter oder 
Halbitr., mit entgegengef. BI. ohne Nebenbl. — 8wiſch. d. Wendekr. 
in Afien u. bef. in Amer, — Mehrere in den Gewächshänfern ale 
gierpfl. Von Sarmienta repens Hb. offiz. — Gessneria, Gloxinia. 

Fam. 83. Pedalineae Dec. (Sesameae alior.) Kelch mit 5 fall 
gleichen Lappen. Krone unregelm., an d. Röhre aufgetr., 2lipp. 
Staubgef. A; 2 länger, u. Nudim. eines 5ten. Eierſt. mehrfäch., 
frei, Fächer mit 1 bis 2 Eam. Ein Gr. Eine getheilte Narbe. 
Mehrfäch. faftlofe Steinfr. Kein Eiw. — Kr. mit entgegengef: 
BI. — Neuholland, Ind. — Von Sesamum orientale gebr. Sem. Ol. 
— Josephinia, Pedalium. 

Fam. 84. Myoporineae R. Brown. it. RB. Brown, Anh. 
zu Flinder’s Neife u. Prodr. FI. N.H. — Kelch slavp. Krone regelm. 
oder 2lipp. Staubgef. 4; 2 länger, manchm. ein Rudim. eines sten. 
Eierſt. mit 2 oder A Fäch. Steinfr. Ein Eiw. — Stra mit einf. 
BL. — Dorz. in Auſtralaſien, den Sandwichinfeln u. Yequinoftial- 
amerifa. — Myoporum, Stenochilus, Avicennia; Ninde v. A. tomentosa 
in Brafilien zum Gerben. 

Fam. 85. Selagineae Juss. Lit. Choisy, Mem. sur les $, — 
Kelch röhrig, aus einer beſt. Zahl Lappen, feltener aus 2 Stüden 
geb. Krone röhrenf., unregelm., 5lapp. Staubgef. 4; 2 Tänger, oben 


Syſtematiſche Ueberſicht des Pflanzenreichs. 417 


in d. Röhre d. Kr. eingef.; felten nur 2. Ein freier, ſehr kleiner 
Eier. Ein Gr. Fruchthülle häutig. Samen einſam, aufr. Eim. 
fleifch. — Kr. od. Str. mit abwechf. Bl. w. ſitz. Blüth. — Am 
Cap. — Selago, Hebenstreitia. 

Fam. 86. Verbenaceae Juss. (Pyrenaceae VEnT.) Kelch röhrig. Kr. 
vöhrenf., meilt unregelm. Staubgef. A, 2 länger; felten 2 oder 6. 
Eierft. frei mit 2 oder 4 Fäch. Eichen aufr., einfam od. zu zweien. 
Ein Gr. Eine einf. od. 2lapp. Narbe. Fruchthülle Heinfruchtartig, 
4 — 4 einfam. Kerne enth. Kein od. wenig Eiw. — Kr., Str. oder 
Bäume, mit entgegengef. BI. — Selten in d. nördl, Ländern, und 
dafelbft Frautartig; häufiger zwifch. d. Wendekr. u. im der ſüdl. 
Halbkugel. — Oft aromat. Beſtes Schiffsbauholz vom Ted, Tectona 
grandis, einem rief, Baume Indiens. Von Verbena oflicinalis off. Hb. 
Vitex agnus castus, Keuſchlamm. — Clerodendron, Callicarpa, Lantana, 
Stachytarpheta etc. 

“Fam. 87. Labiatae Juss. &it. Mirbel in Ann. du Mus. XV. 
Bentham, Bot. reg. et Labiat. gen. et spec. — Kelch mit 5 bald 
gleichen, bald 2 Lippen bild. Zähnen; obere ganz od. 2fpaltig, untere 
3fpaltig. Staubgef. manchm. 2, gewöhnlich A; 2 länger. Eierſt. frei, 
auf einer drüf. Scheibe; diefe in A fiumpfe Lappen geth., welche 
auf A Fächer zu deuten fcheinen, aber wahrfcheinl. durch 2 verw. 
Karpellen entftehen, deren jedes 2 Sam. enth. Ein Gr. aus dem 
Mittel. d. Lappen, in eine 2theil. Narbe endig. A verw. Caryopſen, 
die im Boden der Röhre des ausdauer, Kelches verborgen find. — 
Kr. od. Halbiir. Stengel Aedig; Blätt. u. Blüth. gegenft. oder 
gewirt. — Vorz. an trof, fonn. Orten d. gemäß. Geg. zwifchen 35 
u. 450 0. B.; bilden 14, der Flora der Balearen, Va d. Flora v. 
Deutfhl., Yio dv. Lappland; 200 giebt es in Ind., u. andere in 
Amer. u. Afr. — Ihre tonifchen, herz- u. magenſtärk., aromat. 
Eigenfch, fommen v. ein, wefentl. Del un. ein bitt. Stoff. Es giebt 
unter ihnen fieberwidrige, 3. B. Ocymum febrifugum v. Sierra Leona. 
Von Rosmarinus offieinalis, dem Nosmarin gebr. Hb. Fl. Anıhos. Oleum. 
DB. den Salbeigattungen, Salvia vfkcinalis, eretica, pratensis, Sclarea 
Hb. Flor. Oleum, Camphora. Yon Lycopus europaeus off. Hb. Marrubii 
aquatici. V. Ajuga reptans off. Hb. Bugulae s. Consolidae mediae. Won 
Teucrium Chamaepitys, Marum, Chamaedrys, Scordium, Scorodonia, Po- 
lium offiz. Hb. V. Mentha piperita, Pfeffermünge off. Hb. Ol. Bon 
M. sylvestris, crispa, arvensis, Pulegiam off. Hb. Summit. Vom Yffop, 
Hyssopus officinalis, d. Katzenminze, Nepeta Cataria, Doften, Origanum 
vulgare off. Hb. Saturei, Satureja hortensis 4, Majoran, Majorana crassa 
(Origan. Maj. Linn.) dienen als gewürzh. Zuthat zu Speifen. Von 
Zavendel, Lavandula vera, Spica, off. Fl. Fol. Ol. ®. Glechoma hederacea 
fommt Hb. Hederae terrest. 3, Thymian, Thymus vulgaris u. Feld» 


I | 97 


418 Allgemeine Naturgeſchichte. VL Buch, 


quendel, Th. serpyllum offiz. Hb. Summit. — Lamium, Stachys, Mo- 
narda, Sideritis, Melittis, Ballota, Betonica, Phlomis, Galeopsis ete. 

Fam. 88. Acanthaceae R. Brown. feld) A od. 5lappig, bisw. 
vielfpaltig, häufig von gefärbten Brafteen umgeb, Fr. unregelm. 
2 Staubgef. 98. 4 zweimächtige. Eierft. frei, auf einer drüf. 2fäch.- 
Scheibe; Fächer mit mehr. od. durch Verkümmer. nur mit 1 Eich. 
Kapfel 2flappig, zwifchen den Scheidew. auffpr. Kein Eiw. — Ar. 
»d. Str. mit.gegenft. Bl.; Blüthen oft in Aehren od. verlängerten 
Trauben, deren Brafteen merfwürdig find. — Zwifchen d. Wendefr. 
u. in deren Nähe. 2 Spez. in Südeur. — In einig, Theil. Mejiko's 
gebr. man nach Schiede d. Saft v. Justicia tinctoria ſtatt Dinte. — 
Ruellia, Acanthus, Eranthemum, Cyrtandra etc. | 

Fam, 89. Bignoniaceae R. Br. Kelch getheilt od. ganz. Ar. 
gewöhnt. unregelm., 4—5lapy. Staubgef. 5, ungl., 1 od. 3 uns» 
fruchtb, Eierft. einer 2fäch. Scheibe eingef. Ein Gr. Eine in 2 geth. 
Narbe. Kapfel 2Elapp., verlängert; jedes Fach in 2 geth. Sam. d. 
Rand d. Klapp. eingef., zufammengedr., zablr., oft geflügelt. Kein 
Eim. — Bäume od. Str., oft Eletternd, mit gegens, felten wechfelt. 
Bl. — Mehrere als Zierpfl. gezog. — Zwiſchen d. Wendekr. u. in 
deren Nähe. Viele in Amer., feine-in Eur. — Bignonia Chica dient 
in Brafilien z. Färben. Jacaranda procera etc. zu techn. Gebr. — 
Eccremocarpus etc. 

Fam. 90. Cobaeaceae Don. &it. Don Edinb. phil. Journ. X. — 
Kelch u. Krone regelm. 5lapp. Krone in d. Knospenl. dachziegelf. 
5 Staubgef. Eierft. frei, 3fäch., am Grunde v. einer fleifch. Scheibe 
umgeb. Gr. einf, Narbe 3ſpalt. Kapfelfr. mit 3 Fäch. u. 3 Klappen; 
an d. Scheidew. auffpr. Mutterf. dic, central, mit feinen 3 Winfeln 
an die Stellen floßend, wo die Fruchthülle auffpr. Sam. platt, ge 
flügelt, mit Schleim bed. Eiw. fleifch. — Kletternde Bäume. Blätt. 
wechfelft. Blum. groß. — Süd- u. Aequinoftialamer. — Cobaea. — 
Werden v. Einigen mit den Polemoniaceis; v. Andern mit d. Bignonia- 
ceis vereinigt. 


- Ordo XV I. (XXXIL) Tubiflorae. Köhrenblüthige. 


Fam. 91. Polemoniaceae Vent. Kelch 5lappig, bisweilen 
unregelm. Kr. regelm. slapp. 5 Staubgef. Eierſt. frei, 3fäch., mit 
wenig od. mehr. Eich. ‚Gr. einfach. Narbe sfpalt. Kapf. Ifäch., 
zwifchen d. Scheidew. auffpr. Sam. eif. od. winflig, gewöhnl. dv. 
Schleim umhüllt, der oft Spiralgefäße enth. Eiw. hornig. — Kt. 
mit entgegengef., zufammengef. od. einf. BI. Mehrere als Zierpfl. 
geb. — Viele in beiden Amer., außer d. Wendekr., im NR. bis 540 
Br. Wenige in Eur. u. Aften. — Polemonium, Phlox, -Gilia, Callo- 
miıa etc. 4 


Fam. 92. Hydroleaceae Kunt#. &it. Choisy Monogr. d. H. 


Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. 419 


in Mem. de Geneve VI. — Knospenl. des Kelchs dachziegelf. Kr. 
regelm., 5lapp. Staubgef. 5. Gr. 2, bisw. in 1 verw. Eierfl. frei, 
2fäch. Kapfel zwifchen d. Scheidew. auffpr., 2klapp. 2 fleifch. oder 
häut. Mutterf. in Mitte jeder Klappe. Sam, fehr zahle, Eim. 
fleifch. — Kr. mit behaart. Stengel, wechſelſt. Bl.; Blüth. in Dol- 
dentrauben, Aehren, od. in, einem eingerollten Sforpionfchweife ver- 
gleichb. Stande. — In Amer., d. wärmern Af. u. Madagaskar. — 
Hydrolea, Wigandia etc. 

Fam. 93. Convolvulaceae Vent. &it, Choisy, Convolv. 
orient. in Mem. d. Geneve VI. — Kelch u, Kr. regelm., 5lapp. Staubgef. 
4, unten in d. Kr. eingef. Eierſt. frei, am Grunde v. einer drüf. 
Scheibe umgeb.; mit 2, 3 od. 4 Fäch. In jed. Fach 1 0d. 2 winfl, 
Sam. Gr. getheilt. Kapf. 1—Afäch.; an d. Scheidew, auffpr., mit 
1—4 Klapp. Embr. gewund.; Samenlapp. zerfnittert, oft 2lapp. — 
Kr., Str. od. Bäume, meift windend, milchig, mit wechfelft. BT. — 
Die meiften zwifch. d. Wendefr., einige aber auch in d. gemäßigten 
Ländern, wie in Eur. — Der fcehnrfe Milchfaft d. Wurz. purgirt 
heftig , was von einem eigenth. Harz Fommt. Rad. Jalapae fommt 
v, Ipomaea Jalapa, macrorrhiza, pandurata, orizabensis, operculata etc., 
v. welchen man auch Harz erh. Gummi resina Scammonium v. Conv. 
Scammonium; die Wurzeln vieler andern Winden geben ähnl. Stoffe. 
Bon Conv. scoparius, floridus fommt Liga. Rhodium. ®, Ipomaea tur- 
pethum Rad. Turpethi. Won Ip. Purga Rad. Jalapae mechoac. Die 
Bataten find Wurg. dv. Conv. batatas; werden im heißen Länd. zur 
Nahrung geb. — Evolvulus, Ipomaea, Cuscuta etc. Aus letzterer 
(fchmarogenden) Sippe bilden Einige die Fam. Cuscuteae. 

Fam. 94. Solanaceae Barrı. Lit. Dunal Monogr. d. Solan. — 
Kelch mit 4 08.5 gleichen Lapp. Kr. regelm.; felten unregelm. ; 
4— älapp.; Knospenl, gewöhnt. gefaltet. 5 Staubgef. am Grund 
d. Krone, Eierft. frei, mit 1 Gr. u. t einf. od. 2lapp. Narbe. Eine 
2fäch., an d. Scheidew. auffpr. Kapfel, 99. eine 2fäch. Beere und 
centrale Mutterf. Sam. zahle., Eiw. fleifch. Embr. gefrümmt od. 
fpiral. — Bäume od. Str. mit abwechf. einf. BI. — In allen Länd., 
die am Bol ausgen: Die meiſten zwifchen d. Wendefr. — Die Kat 
toffel find d. unterird. Knollen v. Solanum tuberosum. Diefe Pflanze 
iſt nach Schiede ohne Zweifel in Mejiko zu Haufe. Schiede fam- 
melte mehrere Varietäten, die vielleicht bei genauerer Betrachtung 
Spezies werden dürften. Das neue S. oxycarpam Sch., welches 
gleichfalls Knollen erzeugt, ift dem S. tuberosum fehr nahe verwandt, 
"weicht aber durch feine fpikigen Früchte ab, Es hat feinen aztefifchen 
Namen, u. iſt dem Volke nur unter d. Namen Papa bef, Hernandez 
fpricht v. Papa als’ peruvianiſch, wußte alſo nicht, daß es mejifanifch 
wäre, (Aus ein. Briefe Schiede's an Hamilton.) — Alle and. Theile 
d. BR, d. Fam. (die Knollen ausgen.) find wegen ihrer beranfch., 


420 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch. 


Edel u. Brechen erreg., bittern Eigenfch. mehr od. mind. verdächt. 
Das Bilfenfraut, Hyosceyamus albus u. niger, die Wolfsfirfche, Atropa 
belladonna, find ungemein betäubend u. Brechen erreg., befond. die 
Früchte. Eben fo der Stechapfel, Datura; D. stramonium iſt d. gemeine 
St. Tabaf iſt Nicotiana Tabacum. Solanum pseudo-quina iſt die brafil. 
quinquina. Das Kochen zerfiört einen Theil d. ſchädl. Eigenfch. d. 
Solaneen, wie die Früchte des Goldapfels, Tomate, Sol. esculentum 
beweifen. — on A. Belladonna off. Rad. Hb. Bellad. (Atropin). V. 
Mandragora officinalis Mill. gff. Rad. Hb. V. Solanum Dulcamara of. 
Stipites. (Solanin, Pikroglyeion.) V. Physalis Alkekengi, Sudenfirfche 
off. Baccae Halicacabae. V. Capsicum annuum, fruteseens, ind., ſpan. 
Pfeffer gebr. man d. Beeren. (Capſtein, Weichharg.): Bon Hyoscyamus 
niger 4. albus off. Sem. (Hyosciamin.) Von Nicotiana Tabacum, rustica 
off. Hb. (Tabaffampher, Nifotin.) 9. Datura stramonium off. Hb. 
Sem. (Daturin.) — Lycium, Verbascum etc. Letzt. Sippe ſtellt man 
auch zu den Personatis. 

Fam.95. Hydrophylleae R. Brown. Reh mit 5 gleichen Lapp. 
u. manchm. mit Anhängen in den Blüthen. Kr. ganz od, beinahe 
vegelm., mit 5 Lapp. Staubgef. 5. Eierit. 4fäch., frei, von einer 
Art Scheibe umgeb. Narbe 2fpalt. Eichen befeit. an 2 an d. Wand 
bäng., fleifch. Muttert, Kapfel mit wenig od. mehr Sam. Eim. 
knorplig. Behaarte Kr., mit gegen» od. wechfellt. BI. — Sn Amer. — 
Hydrophyllum, Nemophila , Eutoca etc. 

Fam. 96. Borragineae Juss. (Asperifolieae Linn.) Lit. Lehmann 
Monogr. Asperif. — Kelch 4— 5lapp. Kr. ganz od. beinahe vegelm., 
mit HR Zapp., in d. Knospenl. dachziegelf. Staubgef. in gleicher 
Zahl. Eierft. frei, in 2 od. A fiumpfe Lappen geth., auf einer drüf. 
Scheibe. 1 Gr. 1 ganze od. 2lapp. Narbe. 2 — 4 einfäch., einfam,, 
durch den Gr. verw. Nüſſe od. Karyopfen. Kein Eim. — Ar. od. 
Str., mit abwech!. Bl.; gewöhnt, rauh zum Anfühlen; Blüthen- 
fand oft wie ein Sforpionfchweif einger. — Befond. in d, gemäß, 
Lind. Eur. u. Aſiens; vorzügl. in d. heiß. Geg. giebt es folche, 
(Cordia, Heliotropium, Tournefortia etc.) aus welchen Manche eigene 
Fam., wie Cordiaceae, Heliotropieae , Ehretiaceae bilden, — Mild, 
fchleimig, erweichend; Borrago ofhcinalis als Salat; Wurz. v. Anchusa 
tinctoria U. a. A. geben rothe Farbe. (Pfendoalfanin, Drecanette). 
DB, Cynoglossum offieinale off. Bad. Fr. (Harziges Roth.) V. Symphytum 
officinale, Beinwell off. Rad. Hb. Consolidae majoris. V. Anchusa ofhci- 
nalis Bad. Hb. Buglossi. V. A. italica pff. Rad. Hb. V. Pulmonaria offici- 
nalis, Lungenblume off. Bad. Hb. V. Cordia myxa, Sebestena fommen’ 
die- Bruftbeeren, Fr. Sebestenae vel Myxae. — Echium, Cerinthe, 
Myosotis (M. palustris, Bergigmeinnicht), Lithospermum, Lycopsis etc. 

Ordo XVII. (XXXII.) Contortae. Drehblüthige. 

Fam. 97. Gentianeae Juss. it. Fröhlich Monogr. Gent. 


Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. 424 


Martius Nova Gen. Brasil. Il. Grisebach Gen. et Spec. Gentianear. — 
Kr. regelm., gewöhnt. 5lapp., wie d. Kelch, in d. Knospen. dach— 
ziegelf. 5 Staubgef. Eierſt. frei. Gr. einzig oder fich in 2 fpaltend. 
Narbe einf. od. 2lapp. Kapfel 2flappig, 1 — 2fäch.; Klappen öffnen 
fich von oben nach unten. Samen am vorfpringenden Klappenrande 
angeheft. Embr. aufr., im Mittelp. eines fleifch. Eiw. — Glatte 
Kr. mit entgegengef. BL. — Sn allen Länd,, viele in Eur. — Durch 
intenf. u. allgem. Bitterfeit fieberwidrig , tonifch 20. Wurzel von 
Gentiana lutea, obwohl bitter, enthält doch Zuder, weßwegen man 
aus ihr den Enzianbranntwein bereiten fan. — Von Menyanthes - 
trifoliata, Fieberflee off. Hb. Trifolii fibrini. Won Gentiana lutea Rad. 
Gent. lat. s. majoris. (Gentianin.) Von G. purpurea, pannonica, pun- 
etata, cruciata etc. off. Rad. V. Erythraea Centaurinm, Taufendgulden- 
fraut off. Hb. Centaur. minoris. — Villarsia, Contoubea etc. 

Fam. 98. Asclepiadeae R. Brown. it. Jacquin et Masson 
planch. des Stapelia. 9, Brown hat die eigenth. Befruchtung Fennen 
gelehrt in VWVerner. Trans. I. u. Prodr. Fl. Nov. Holl. — Kelch u. Kr. 
mit 5 Lappen; die der Kr. dachziegelf., felten Flappig. Staubgef. 5. 
Staubf. gewöhnl. verw. Pollen in Maffen, die fich einzeln, paar» 
weife od. zu mehrern auf den Anhängen d. Narbe anlegen. 2 obere 
Eier, 2 Gr., u. nur 1 erweiterte, mit 5 Winfeln u. Anhängen ver 
fehene Narbe. 2 Schläuche, v. welchen oft einer verfümmert. Sam. 
dachzieglig, hängend, mit Wollhaaren u. einem Eiw. — Die Fam. 
wurde früher mit den Apocyneen verein. — Str. od. Kräuter, mit - 
Milchfaft. Stengel oft Fletternd. BI. ganz, entgegengef., gewirt. od. 
wechſelſt.; zwifchen deu Blattſtielen fatt der Nebenbl. Haare. Dft 
fleifchig. (Stapelia.) — Vorz. zwifch. d. Wendefr. Cynanchum doch 
bis 599 n. B. Viele in Afrifa, bef. am Kap. — Wurz, bitter, reizend, 
manchm. Brechen erreg. u. Schweiß treib. Ninden häufig reinig. 
Milchfaft fcharf, bitter, bisw. jedoch als Getränf dienend, wie vom 
Eeylon’fchen Milchbaum, Cymnema lactiferum u. a. ind. Spezies. 
Bon Cynanchum (Asclepias) yincetoxicum off. Rad. Hirundinariae. Von 
C. Argel Fr. gebr. V. C. monspeliacum fommt Scammonium monspe- 
liense. Von C. Ipecacuanha Rad. gebr. U, Calotropis gigantea fommt 
Rad. Mudar. Asclepias syriaca wird wegen ihrer Samenwolle geb. — 
Caralluma, Periploca etc. 

Fam. 99. Apocyneae. R. Brown. Kelch 5lapp. Ar. auch 5lapp., 
regelm., hinfällig, ind. Enospenl. zufammen gewunden. 5 Etaubgef. 
mit den Kronenſtücken abwechf.; Pollen Förnig, rund od. dreieckig. 
1—2 Eierf. u. Gr. Nur 1 Narbe. Eine Balgfapfel, Kapfel, 
Steinfr. oder Beere, einfach od. doppelt, mit mehr. Sam. Eiw. 
fleifch. od. Enorpl, — Bäume od. Str., meiſt mit Milchſ. BI. gegen- 
manchm, wechfellt,, felten zerfireut; ganz, ohne Nebenbl. — Sehr 
wirffam, Wurz. oft giftig, Rinde reinig. (Cerbera manghas), oder 


422 Allgemeine Naturgeſchichte. VIL Buch. 


zufammenzieh. und fieberwidr. (Echites antidysenterica); Beeren oft 
Brechen erreg.; doc, werden die von Carissa edulis in Nubien ges 
geflen, u. die Fr. v. Gardneria gebr. Milch. enthält Federharz; man 
trinft den v. Tabernacmontana utilis (hya-hya) in Demerary. — Bon 
Alyxia aromatica Rinde gebr. 3. d. gift. Tanghinia madagascariensis 
Tanghinkampher. — Bef. in d. heißeft. Geg. — Nerium; v. N. Oleander, 
Dleander, off. Fol. Rosaginis. Vinca; V. minor, Sinngrün. Von Vahea 
gummifera Rautfchouf, V. Wrightia antidysenterica fommt Cort. Conessi 
seu perfluvii; VV. tinctoria dient z. Färben. — Cerbera, Apocynum etc. 

Fam. 100, Strychneae. Dec. Gie unterfcheiden- fih v. den 
Apocyneen nur durch die fchildförm. Sam. u. d. einfache faftige Fr. 
Werden desh. v. R. Brown, Lindley u. U. mit jenen verein. — 
Zwiſchen d. Wendefr. — Aeußerſt bitter; in geringen Gaben fieber- 
widr., in größern ein heft. Gift. Rinde v. Strychnos pseudochina ach 
A. St. Hilaire ein fehr gewöhnl. Fiebermittel in Braſil. Holz v. 
Str. colubrina (lignum colubrinum der Dffiz.) d. Moluffen u. Frucht 
v. St. Ignatii (Sgnatiusbohne) d. Philippinen werden als bitteres, 
fieberwidr., beraufch. Mittel gebr. Saft v. St. tieute auf Java, dient 
nach Zefchenauft als Zufaß zum beft. Upas-Gift, das felbit von einer 
andern Strychnee kommt. Die gift. Krähenaugen find Sam. von 
Strychnos nux vomiea. (Strychnin, Brucin, Syafurfäure.) Saft von 
Collophora utilis Mart. gebr, — Bauwolfia, Ophioxylon etc. 

Fam. 101. Loganieae R. Brown. Narbe einf., Eiw. hornig. — 
Zwiſch. d. Wendefr, u. in Neuholl. — Sind mit d. Asflepiadeen, 
Gentianeen, u.-Rubiaceen verwandt, aber noch nicht hinr. beilimmt. 


Loganja, Gaertnera, Andersonia etc. 


Ordo XVI. (XXXIV.) MRubiacinae. NRubiacinen. 


Fam. 402. Rubiaceae. Juss. &it. Decandolle Ann. du Mus, 
IX. Ejusd.- Prodr. IV. Jussieu Mem. du Mus. VI. A. Richard Mem, 
de la soc. d’hist. nat. de Paris V. — Kelchröhre verw., mit feinen 
od. zahlr, (3— 8) Lappen, bisw, mit Nebenzähnen. Kr. verwachfenbl., 
gewöhnt. A— 5lapp., manchm. auch mit 3— 8 Lappen, in d. Knospe 
zufammengew. od. flappig. So viel Staubgef. als Kronenläppen, 
mit diefen abwechf., mehr od. weniger mit d. Röhre verw. Eierſt. 
gewöhnl. 2 od. mehrfäch., unterhalb, oben mit einer fleifch. Scheibe. 
1 Gr. 2 0d. mehr manchm. verw. Narben. Beere, Kapſ. od. Steinft,; 
mit einzelnen od. zahlr. Samen ; diefe im erflern Fall hängend od. 
aufr., im 2ten auf einem central. Mutterf. Eiw. hornig od. fleifch. 
Embr. aufr, od. gefrümmt. — Bäume, Str. od. Kr. BI. entgegen: 
gef. oder gewirt., einfach, ganz, mit Randnerv. Nebenbl. oft merkw. 
durch Größe und mancherlei Verwachſg. mit d. Blattflielen u. unter 
fih, fo daß fie fogar oft innerhalb diefen find. Man findet auch in 
female, gewirtelte Lappen getheilte, welche Blätter zu fein fcheinen. 


Syitematifche Weberficht des Pflanzenreichs. 423 


Die meiſten, mit Ausnahme der in Eur- vorkom. Stellatae, zwiſchen 


d. MWendefr. u. in deren Nähe. — Wurz. oft Brechen erreg., z. B. 
die FJpecacuanha a. Braf., dann Psychotria emetica u. a., Od. fcharf, rei— 
nigend, harntr. Wurzel aller Rubia, u, mehr. Asperula u. Galium färben 
mehr od. minder gut roth. Der Krapp, die Färberröthe, heißt R- 
tinctorum. (Krapproth.) Von R. peregrina, lucida fommt Rad. Alezari. 
DB. Galium verum, Mollugo, Aparine, cruciata off. Hb. V. Asperula 
odorata {ff Hb. Matris sylvae. W. Asp. eynanchica off. Rad. V. Borreria 
ferruginea, Poaya Wurz. gebr. V. Richardsonia scabra, emetica fommt 
Rad. Ipecacuanha alba, amylacea v. undulata. — Rinde fait bei allen 
bitter, zufammeng-, fräftigfi fieberwidr., wie namentl. die China, 
welche von vielen Cinchona fommt, und mancherlei and. Ninden, 
welche in Amer: als China angew. werden. Selbſt frautartige R. 
zeigen noch ähnl. Kräfte. Rondelctia febrifuga v. Sierra Leona ift eben 
fo fieberwidr. als die China. Won Cinchona Condaminea, scrobiculata 
fommt Cort. peruvianus verus; China loxa vera, fusca. V. C. purpurea 
China s. Quina fusca. U. C. lancifolia China lutea, regia, Calisaya. V. 
C. pubescens Ch. flava dura et fibrosa; China de Chartagena, Ten, de 
Jaen. V. C. glandulifera Ch. Huanaco, negrilla. Won C. magnifolia , 
oblongifolia f, China rubra , Quina flor de Azahar. V. C. Humboldtiana 
China peluda. 3. C. macrocarpa Ch. alba. ®. C. ferruginea, Vellozii, 
Hilarıı f, Ch. brasil. de Minas. V. C. Lambertiana Ch. brasil. Japurensis. 
(Die Ehinarinden enth. Ehinin, Ginchonin, Aricin, Chinafäure-) 
Exostemma carıbaeum lief. die Ch. carıbaea. E. florıbundum die Quinquina 
Piton. E. cuspidatum die Quina de mato brasil. E. Souzanum die Quina 
de Piauhy. V. Danais fragrans gebr, Cort. Belahe u. Rad. V. Buena hexan- 
dra die Quina de Rio de Janeiro. V. Portlandia grandifiora die Quina 
Surinam. V. Ophiorrhiza Mungos Wurzel wider d. . Schlangenbiß- 
DB. Pinkneya pubens Ninde u. Wurz gebr. Von Manettia cordifolia 
Wurz., v. Coutarea speciosa Rinde gebt. V. Uncaria (Nauclea) Gambir 
Extracet. Gutta Gambir. Terra japon. ®. Chiococca anguifuga, racemosa 
off. Rad. Caincae. (Saincafäure)-. V. Cephaelis Ipecacuanha fommt 
Rad. Ipec. vera s. annulata. (&metin.) Von Psychotria emetica fommt 
Rad. Ipecac. nigra vel striata. ®. Palicurea officinalis, diuretica, strepens 
Fr- gebr- Fr. dv. Genipa america, Caruto $. Farb. Fleifchige Früchte 
v. Gardenia, Genipa. Vangeria efb., gefchäßt: Das Eiw. d. Kaffees, 
Coffea. arabica enth. das Coffein, Kaffeebitter. Ale horn. Eim. in 
diefer Fam. haben geröftet ähnl- Geruch, wie d. Kaffee- — Von d. 13 
Zünften dief. wicht. u. fehr natürl. Fam. find d. vorzüglichlien : 
4) Cinchonaceae, Kapf. 2fäch., Sam- geflüg-; Cinchona, Exostemma, 
Danais, Uncaria ete. 2) Gardeniaceae, Fr. fleifch., nicht auffpr., 
2 od. ifäch. Gardenia, Genipa etc. 3) Hedyotideae, Kapf. 2fäch-, 
Sam. nicht geflüg. Hedyotis ete. 4) Guettardaceae, mit einer 
vielfäch. Steinfrucht und 2 — 10 Samen. Gueltarda, Morinda cte. 


424 Allgemeine Naturgeſchichte. VIL Buch. 


5) Coffeaceae, mit einer 2fäch., 2ſam. Beere u. horn. Eiw. Coffea, 
Chiococca, Cephaelis, Psychotria etc. 6) Stellatae, mit trod. oder 
fleifch., auffpr- Frucht. Sherardia, Asperula, Galium, Rubia, Vaillantia etc, 
7) Spermacocceae, mit 2⸗ felten 3fchaliger Fr. , deren Schalen 
nach innen auffpringen. Spermacocce etc. J 

Fam. 103. Caprifoliaceae Rich. (et Viburneae alior.) Kelchröhre 
verw ‚, 5lapp. Krone verwachfenbl., mit 5, manchm. ungleichen Lapp. 
Gleichviel Staubgef. od. durch Fehlfchlagen eines weniger; fie find 
unten mit d-. Kr. verw. Eierfl- unterhalb, 3fäch- 3 getr. od. in einen 
Kopf verw- Harb- Beere durch d. Kelchlappen gefr-, mehr- od. ifäch- 
Sam. zahlr. od. durch Fchlfchlagen vereinzelt; hängend, Samenhaut 
fruflig, Eiw. fleifch. Embr. in Bezichg. auf d. Samen aufr. — Str. 
od. fleinere Bäume, mit gegenft- Bl., mit od. ohne Nebenbl. — 
Bef. in d. gemäß. Geg. dv. Nordamer., Eur. u. Afien. — Rinde 
gewöhnl. zufammenzieh. Blätter d. Hollunders, Sambucus nigra, fin» 
fend, Brechen u. Durchfall erreg., Blüth- wohlr., ſchweißtr. Vom 
Hollunder auch Fr. u. innere Winde gebr. Von Samb. ebulus (Attich), 
racemosa Wurz., innere Rinde, Blätt- Blüth. Beer. gebr. V. Viburnum 
Lantana Beer. eßb. Vib. opulus gefüllt ift Schneebal. Von Lonicera 
caprifolium (Geißblatt), periclymenum Blüth. gebr. V. L. xylosteum 
Beer. V. Triosteum perfoliatum Rad. — Linnaea etc, 


Ordo XIX. (XXXV.) Ligustrinae. Liguſtern. 

Fam. 104. Jasmineae BR. Brown. Lit. R. Brown Prodr. Fl. 
Nov. Holl.- A. Richard Mem. de la soc. d’hist. nat. II. — Weichen 
von den Dleinen, mit welchen fie Mehrere verein. , nur durch die 
dachziegelf. Knospenlage der Kr-, durch deren 5 Lappen, u- durch die 
in d. Fäch. aufger. Samen ab. Kein vd. wenig Eiw. — - Die Krone 
enth- ein wohlriech. Del. — In heiß. u. gemäß. Geg.; 2 in Südeur- — 
Jasminum; J. Sambac MalatibInme; J. officinale, pubescens etc, werden 
gezog ˖ — Nyetanthes. 

Fam. 105. Oleinae Link. BI. bisw. 2häufig. Kr. unter dem 
Eierſt., mit 4 unter fich verw. Blumenbl. od. mit 2 unter fich mit- 
telft der Staubgef- verwachf., od. mit feinen Blumenbl. Knospenl. 
d. Kr. Elappig. 2 Staubgef. Eierft- frei, 2 fäch. 2 hing. Eichen in 
jedem Fach. Fleifch» od. Kapſelfr, oft nur mit 1-Sam., weil die 
andern fehlfchlagen. Eiw. fleifch- — Bäume od. Str. mit entge 
gengef., einf., bisw. getheilten BI. — Fruchthülle u. Sam. des 
Delbaums, Olea europaea, geben das Olivenöl. Blüthe v. O. fragrans 
mwohlr. Rinde d. Efchen it zufammenzich., fieberwidr.; mehrere 
Efchen, bef. Fraxinus rotundifolia fehwisen das Manna aug; Manna 
in lacrymis, canellata, pinguis seu crassa, electa seu in granis. (Manna— 
zuder, Mannit.) Frax. Ornus iſt d. unechte Mannaefche; Fr. excelsior 
die gemeine E. Von ihr auch Manna ; dann Rinde, Frucht, Holz 


| Syſtematiſche Heberficht des Pflanzenreichs. 425 


brauchb. Die Efchen find den Ahornen fehr verwandt. — Borz. in 
gemäß. Länd., faum über 650 n. B. — Phillyrea, Ligustrum, Chio- 
nanthus, Syringa; S. vulgaris, gemeiner Flieder. 


Subelassis III. Choristopetalae. Mit getrenntblättrigen 
Blumen. 


Ordo XX. (XXXVI.) Loranthaceae. 


Fam. 106. Loranthaceae Don. (Viscineae alior.) Lit, Decan- 
dolle Prödr. IV. Mem, s. 1. L. in Coll. d. Mem. VI. — Kelchröhre 
am Grunde von einem eriten Wirtel umgeben, mit d. Eierſt. verw., 
mit kurz. od. kein. Lapp. Blumenbl. 4— 8, frei od. verw.; ind, 
Knospe klapp. Eben fo viel Staubgef. als Blumenbl.; letztern ent- 
gegengef.; Staubf. etwas mit d. Kr. verw., od. fait ganz fehlend, 
fo daß die Staubb. auf d. Blumenfr. fiben. Gr. fadenf, od. fehl. 
Narbe kopfförm. Beere durch Kelchlapp. gefrönt, 1fäch., mit 1 häng. 
Sam. Eiw. fleifch. Würzelchen ſtumpf, aufgetr. od, abgeſtutzt. — 
Str., faſt alle auf difotyledon: Bäumen ſchmarotzend, ohne Milchfaft. 
BI. gegen, felten wechfelit. od. fehl.; fleifch. u. ganz, wenn fie vor- 
banden find. — Die meiſten zwifch. d. Wendefr., bef. in Amer. u. 
Aften. — Rinde zuſammenzieh. Frucht der Miftel, Viscum album, giebt 
Vogelleim, welcher Viscin enth. Von Loranthus, Kiemenblume, Fennt 
man über 250 Spez. — Korolle fehlt bisweilen in dieſ. Fam. 


Ordo XXI, (XXXVII.) Umbelliflorae. Schirmblüthige. 
Fam. 107. Umbelliferae Joss. Doldenpflanzen. Lit. 


Delaroche Monogr. Eryng. Sprengel Umbellif. prodrom. Hoffmann 
Gen. Umbellif. Lagasca Am. nat. esp. I. Koch in Nov. Act. N. C. 
XI. Decandolle in Coll. d. Mem. V. u. Prodr. IV. — Kelch aus 
5 verw. Stücken geb.; Nöhre mit d. Eierſt. verw-, Lappen geöffnet, 
zahnförm. od. fehl. 5 Blumenbl., d. Gipfel d. Kelchröhre eingef. 5, 
in d. Knospe gefaltete Staubgef. Eierft. 2 fäch. 2 diverg. Gr., einer 
zur Eeite d. Blüthenage, der andere ihm entgegengef. Fr. (Diafene 
9d. Kremofarpium)-aus 2 Karpellen (Merifarpien) "zufammengef., 
welche von ein. Fruchtträger od. Gentralare herabhängen, Außerlich 
auf das innigfle mit d. Kelchröhre verw. find, fich bei d. Neife 
trennen, u. fo die Kelchröhre in 2 Theile fcheiden. Die Kelchröhre 
hat od. kann haben 1) 10 Primärnerven, von denen 5 (carinales) den 
Kelchlappen, 5 (suturales) den Buchten entfprechen; 2) Sefundärnerv., 
den primär. entfpr., u. die Seitennerv. der Kelchitüde darfiell.; 3) 
Streifen; find, Kanäle voll eigener Säfte, verlaufen von oben nach 
unten in der mit d. Kelch verw. Fruchtbülle, u. find zwifch. od. 
unter d, Nerven. Einziger Same mit d. Fruchthülle verw. Eim, 
fleifch. 0d, hornig, äußerlich Fonver, innerlich flach bei den Umbellatis 


426 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch. 


orthospermis, auf die Rippen um die Are zurückgekrümmt bei den 
U. campylospermis, od. dv. Grunde gegen d. Gipfel gefr. bei d. 
coelospermis. Embr. Flein, im Sam. aufr., in Bezug auf d. Frucht» 
hülle häng. — Kr. od. Halbitr., mit abwechf., febr felten entgegen- 
gef., einf., aber oft vielfach zerfchnittenen BI. Blattſtiele fcheidig. 
Blüth. in Dolden. — Vorz. in gemäß. u. nördl. Geg., wie in Eur. 
Man kennt etwa 700 Spez. aus d. nördl., 300 a. d. füdl. Halbf. — 
Die Wurzeln, wenn fnollig, find nabrh., z. B- von der Möhre od. 
gelb. Rübe, v. d. in Kolumbien gebaut. Arracacha esculenta ete. 
Stengel, Kraut u. BI. haben entweder ungefunde, felbit gift. Säfte 
od. fehr entfchied. Gefchmad, wie 3. B. Sellerie, Körbel, Beterfilie. 
Das aus d. Stengeln fließ. Gummiharz iſt reigend, aromatifch, wie 
-d. Dpoponat, die Asa foetida, dag Ammoninfgummi, Galbanum ze. 
Fr. reizend, aromatifch, angenehm, wie d. Anis, Kümmel, Koriander. 
Bon Hydrocotyle vulgaris, bonariensis Hb. gebr. V. Sanicula europaea | 
fommt Hb. Diapensiae. ®. Astrantia major Rad. Imperatoriae nigrae. 
V. Eryngium campestre Wurz. gebr. B. gift. Wafferfchierling, Cicuta 
virosa fommt Hb. Cic. aquatie. V. C. maculata Hb. off. Wurz. v. Selleri, 
Apium graveolens eßb. 39. Beterfilie, Petroselinum sativum Burg, 
Bl., Sam. gebr. Kraut v. Waffermerf, Helosciadium nodiflorum gift: 
Sem. Ammios kommen v. Helosc. Ammi. Won Piychotis Ajowaen Fr. 
gebr. B, Sison Amomum fommen Sem. Amomi, V. Aegopodium Po- 
dagraria Hb. gebr. Bon Kümmel, Carum Carvı gebr. Sem. Carvı und 
Del. B. d. Erdmandel, Carum (Bunium) Bulbocastanum Wurz. eb. 
V. Bibernel, Pimpinella Saxifraga, magna Wurz. gebr. Anis ift Fr. v. 
Pimp. Anisum, hiev. Sem. u. Ol. Anısıi. Zuckerwurzel k. v. Sium Sisarum. 
Kraut v. Merk, Berle, Sium latifolium, angustifolium gift, V. Bu- 
pleurum angustifolium fommt Hb. Perfoliatae. V. Wanfferfenchel, Phel- 
landrium aquaticum gebt, Sem. u, Ol. Phell. aquat. Kraut d. Nebdolde, 
Oenanthe crocata, fistulosa, u. d. Hundspeterfilie, Aethusa cynapium 
gift. Lebtere wird manchm. mit d. Peterfilie verwechf. u. veranlaßt 
Vergift. Der Fenchel iſt die füße Varietät v. Anethum foenieulum 
Linn. Bon ihm gebr. Sem. 4. Ol. Foenic. V. Athamantha cretensis 
fomm. Sem. Dauei cretiei. V. Meerfenchel, Crithmum maritimum Hb. 
gebr. V. Ligusticum Levisticum, Liebſtöckel Wurz. Eben fo v, Bären» 
fenchel, Meum athamanticum; v. wilden Angelif, Angelica sylvestrisz 
u. v. Archangelica ofhieinalis. V. Pastinaca Opoponax kommt Gummi 
res. Opoponax. V. Ferula asa foetida Gummi res, Asae foet, V. F. per- 
sica dag Sagapeni? Bon Dorema armeniacum Don. fommt Gummi res 
Atnmiiilbennni V. Galbanum offieinale Don. das Mutterharg. 3. Din, 
Anethum graveolens Sam. gebr. V. Pastinaca sativa uU. P. Sekakul 
Wurz. als Gemüfe. 23. Heracleum sphondylium gff. Rad. u, Hb. 
Brancae ursinae germ. Der Kreuz: Mutter- Kümmel iſt Cuminum Cy- 
minum. V. Roffümmel, Laserpitium Siler gebr. Hb. Fr. Giftig if 


Syitematifche Meberficht des Pflanzenreichs. 497 


Thapsia villosa.. Die Möhre iſt die verdickte Wurz. v. Daucus Carota; 
of. Suce. (Sarotin.) 9. Myrrhis odorata off. Hb. Cicutae odoratae. 
Giftig ift d. Kälberfropf, Chaerophyllum temulum. V. Klettenfümmel, 
Anthriscus sylvestris Hb. off. Der Sartenferbel ift Scandıx cerefolium ; 
v. ihm Hb. Chaerophylli seu Cerefolii. V. Prangos pabularia Lindl. 
Kr. u. Wurz. eßb. V. (gift.) Schierling, Conium maculatum fommt 
Hb. Cicutae. (Coniin.) V. Koriander, Coriandrum sativum Sam, gebr. 
B. Haaritrang, Peucedanum oflieinale Wurz. of. V. Athamantha Orco- 
selinum off, Hb, Rad. Fr. 3. Selinum palustre fommt Rad. Thysselioi 
seu Olsnitii. Meiftermurg v. Imperatoria Ostruthium. ($mperatorin.) — 
Laserpitium, Tordylium, Bubon, Meum, Caucalis, Smyrnium, Torilis, 
Cachrys ete. 

Fam. 108. Araliaceae A. Rıcn. Kelch verwachfenbl., verw., 
mit 5 od. ohne Lapp. 5 — 10 Blumenbl., felten feine. Eben fo viel, 
felten doppelt fo viel Staubgef. als Blumenbl. Eierſt. unterhalb, 
mit 2 od. mehr. Fäch., und in ied. Fach mit 1 häng. Eich. Gr. 
getrennt. Fr. fleifch., mit 2— 15 Fäch. Eiw. fleifch. Embr. gegen 
d. Sam. aufr.; Würgelchen verläng. — Bäume, Str., feltener .Kr., 
mit abwechf., einf. od. zufammengef. Bl.; Blattftiele am Grunde 
aufgetrieb, Blüth. mei in Dolden od. Köpfen. — Vorz. in d. Näbe 
v. Wendekr. — V. Aralia nudicaulis, spinosa gebr, Rad. Stipit. Fol. 
Lebt. follen antifyphil. fein. Wurz. v. Panax gilt als Aphrodif. ©. 
P. quinquefolium fommt Ginseng american. V. P. Schinseng f. Ginseng 
japon. V. Epheu, Hedera Helix gebr. Fol. Lign. Gummi res. Hederae. 
Phytocrene gigantea in Oſtind. ergießt verlett veichl. trimfb. Saft. — 
Adoxa. j 

Fam. 109. Corneae Dec. 4 unter fich uw. mit d. Eierft. verw. 
Kelchſtücke. 4 Blumenbl., in d. Knospen. flappig. 4 Staubgef. A 
Gr. u. 4 einf. Narbe. Steinfr. mit d. Kelch verw., mit 2fäch. 
Kern. In jedem Fach vereinzelte, hing. Sam. Eimw. fleifch. Wür- 
zelchen fürger als die Samenlapp. — Bäume od. Str., feltener Ar. 
Blätt. fait immer gegenjt. Blüth. in Köpfen od. Dolden, felten 
2häuf. — Nordam., Eur. u. Affen. — Fr. v. Cornus mascula, Rornel- ° 
firfche, u. C. suecica efb. Rinde v. C. florida, eircinata u. sericea als 
zufammenz , fieberwidr. Mittel in d. verein. Staaten häufig gebr. 
(Eornin?) — Aucuba ete. (Manche bilden aus Hedera u. Cornus eine 
Fam. Hederaceae.) 

Fam. 1f0. Hamamelideae R. Brown. it. RB. Rrown Deser. 
pl. chin. Du Petit Thowars Veget. Afr. austr — Kelch verwachfenbl., 
Alappig, mehr od. wenig verw. 4 Blumenbl., feltener (durch Um— 
. wandlg. in Staubgef.) feine. 8 Staubgef.; 4 von ihnen den uns: 
fruchtb. Blumenbl. entgegengef. Eierft. 2füch., Fäch. Ifamig, mit 
bäng. Eich. 2 getrennte Gr. Kapfel nur am Grunde verw., 2flapp., 
Klappen 2fpaltig, Eiw. horn. Embr. aufr., in d. Are, mit blattähnt. 


A283 Allgemeine Naturgefehichte. VII. Buch. 


Samenlapp. — Str. mit abwechf. BT. u. Nebenbl. Blüth. winfelft,, 
oft in Büfcheln. — Bon 6 befannt. Spez. in d. verein: Staat. 2, 


in Berf., China, Madagaskar, u. d. Cap überall eine. — Hamamelis, 
Fothergilla, Dicoryphe. 


Ordo XXII. (XXXVIII.) Cocculinae. Kockeln. 


Fam. 44f. Berberideae Vest. %&it. Decandolle Monogr. 
Berb. in Syst. nat, Pl. II. — 3 big A, öfter 6 binfäll. Kelchſtücke, 
bisw. in 2 MWirteln, mit äußern Schupp. Blumenbl. in gleicher 
Zahl m. d. Kelchft. entgegengef. od: doppelt fo viel; oft am Grunde 
mit Drüfen od. innern Anhängen. Staubgef. jedem Blumenbl. ent- 
gegengef., Staubb. d. Staubf. anliegend; Fächer öffnen fich durch 
eine Klappe v. unten nach oben. Ein Afäch. Eierft. Gr. etwas fchief. 
Narbe Freisförm. Beere od. Kapfelfe. mit 1 —3 Sam. Eim. fleifch. 
od. fat horn. Embr. aufr., Samenlapp. flach. — Immergrüne Kr. 
od. Str. mit abwechf. zufammengef. BI. — Die meilten in d. gemäß. 
nördl. Zone u. in Ehili.— Wurzel des Sauerdorns, Berberis vulgaris 
giebt gelbe Farbe; Ninde zufammenz., Beeren. fauer. (Berberin.) 
Bon Leontice Leontopodium Kurz. gebr. — Epimedium etc. 

Fam. 412. Menispermeae Juss. Sit. Decandolle Monogr. 
Menisp. in Syst. 1. — Blüth. igefchlecht., oft 2häuf., mit 3 od. 
Azähl, Wirt. Kelchſtücke hinfäll. Blumenbl. fehl. bisw. Staubgef. 
Abrüderig, felten frei; bald mit d. Blumenbl. in gleicher Zahl und 
dann ihnen entgegeifgef., bald doppelt, 3mal, Amal ſo viel; Staubb. 
an Staubf. anliegend, auswärts gewend., bisw. am Grunde der 
Staubf. Eierfi. bald zahlr., jeder mit 1 eing. Gr., diefe am Grunde 
vereinigtz bald ganz verw., feltener auf einen zurüdgebr. Einiam., 
fchiefe od. halbkreisförm. Steinfrüchte;s Same auf gleiche Weife 
verdreht. Embr. gefrümmt od. peripherifch; Fein od. nur ein fehr 
Fein. fleifch. Eim. Samenlapp. flach, aneinandergelegt, od. entfernt 
in verfchied. Abtheil. des Sam.; Würzelchen oberhalb. — Kletternde 
Str., mit wechfellt., einf. od. zufammengef., flechenden BI. ; fehr 
Hein. Blüth. in Trauben. — Vorz. zwifch. d. Wendekr. — Wurzeln 
gewöhnl. bitter, tonifch, zufammenz.; fo die Colombow. v. Menisper- 
mum palmatum. (Colombin.) Sam. oft narfot. Die v. M. coceulus 
u. lacunosum, Fifchförner, dienen auf Java zu Vergift. d. Fifche 
u. Vögel. (Pikrotorin, Menifpermin.) M. Amazonum Mart. 4. Ber: 
giften d. Pfeile. Von M. cinerascens, platyphyllum kommt Cort. Rad. 
Pareirae bravae. Wurz. u. Rinde v. Cissampelos Pareira, glaberrima , 
ebracteata Gegengift. — Lardizabala, Cocculus etc. 


Ordo XXIII. (XXXIX.) Trisepalae. Reichbreibfätterige. 


Fam. 113. Myristiceae R. Brown. 2häufig, ohne Spuren des 
fehl. Gefchlechts. Ein sfpalt., Flappiges Perigoen. Männl. BL. : 


Spitematifche Meberficht des Pflanzenreichs. 429 


Staubf. verw., Staubb. frei od. verw., im beflimmter Zahl v. 3—12, 
2fäch. nach ausw. gewendet, fich nach d. Länge öffn. Weibl, Bl.: 
Perig. hinfällig; Eierft. frei, mit 1 einz. Eichen. Fr. fleifch., auffpr., 
2flapp. Sam. hart, v. einer Samendecke umhült. Eiw. gefurcht. — 
Bäume mit abwechf. ganzen Blätt. — Zwifch. d. Wendefr. in Aſien 
u. Amer. — Rinde fauer, rothfärb. Musfatnuß v. Myristica moschata, 
Hammt v. d. Moluffen, wird nun im verfch. Kolonien geb. Musfat- 
blüthe, Macis, Fl. Macis ift d. Samendecke; Del heißt Ol. Nucistac. — 
Koema etc. 

Fam. 414. Anonaceae Rica. &it. Dunal Monogr. Pyr. De- 
candolle in Syst. I. Alph.. Decandolle it Mem. de Geneve 1832, — 
Blüthentbeile in 3zähl. od. mehrmal 3zähl. Wirt. 3 ausdauer., mehr 
0d. wen. verw. Kelchitüde. 3 Blumenbl., od. öfter 6 in 2 freien od. 
verw, Wirt.; Snospenlage Elappig für jed. Wirt. Staubgef. ge- 
wöhnl. fehr zahle., manchm. doch nur 6, 9 od. 12, auf einem ges 
wölbten, flachen- od. vertieft. Blumenboden; Staubf. platt; Staubb. 
anliegend, auswärts gewendet. 3 bis viele Eierfi,, frei 0d. verw. 
4 bis viele Eich. Jed. Eierit. mit 1 einf. Gr. Fr. einf. od. zufam» 
mengef. , troden od. fleifch.; Schaale häutig ; innere Samenhaut 
dringt in Form dv. Querblättern in d. Eiweiß ein, Embr. fehr klein, 
aufr,. u. am Grunde des Sam, — Bäume od. Str., mit wechfelit., 
einf., ganzen, oft punftirt. BL. — Vorz. zwifchen d. Wendefr. Keine 
über 330 Br. — Mehrere pflanzt man wegen Wohlger, ihrer Blüth. 
Früchte von Anona muricata, squamosa, Cherimolia fehr gefchäßt. 
Fruchtblätter, Samendeden, wenn vorhanden, felbit Rinde oft aro— 
matifch u. fiptifch. Von Unona Narum wird benutzt Wurz., Holz, 
Blüth., die aromat. Fr. u. Del. U. U. aromatica, aethiopica, Äthiop. 
Pfeffer, die Fr. Fr. v. Xylopia grandiflora, sericea aromat. — Uvaria, 
Guatteria etc. 


Ordo XXIV. (XL.) Polycarpicae. Bielfrüchtige. 

Fam. 415. Magnoliaceae Dec. &it. Decandolle Monogr. 
in Syst. I. — Blüthenth. im 8zähl. Wirt. 3 — 6 hinfäll. Kelchſt. 
3 — 27 Blumenbl. Viele freie Staubgef.; Staubb. am Faden anlieg. 
Diele Eierſt., oft in einer Aehre auf einem kegelf. Blumenboden; 
in einf. Gr. geend. ; auf der innern Seite die aufr. od. häng. Eid). 
tragend. Fr. einf. od. gehäuft, auffpr. od. nicht, trod. od. fleifch., 
1 bis vielfamig; Eiw. fleifch. Embr. klein, aufr., unterhalb. — 
Bäume od. Str. Blätter abwechf:, oft lederig, manchm. durchfichtig 
punktirt. Nebenbl. hinfällig, die Knospen umbül. Blüth. fchön, 
ſtark riechend. — Sn d. Nähe d. Wendekr., vorzügl. in Amer.; Feine 
in Afr. — Tonifche Bitterfeit, vorz. in Rinde u. Wurz. — Don 
Liriodendron Tulipifer wird Rinde gebr. (Liriodendrin.) 2. Magnolia 
grandiflora, glauca, tripetala Rinde, Blüthen, Holz techn. brauchb, 


A350 Allgemeine Naturgeſchichte. VIL Buch. 


Sternanig, Sem. Anisi stellati seu Badiani jff die Fr. v. Ilicium anı- 
satum. (Siehe hier. Wiegmann's Arch. f. Naturgefch. Sahrg. 1835 1. 
1836.) Winterrinde, Cort. Magellanieus seu Winteranus fommt dv. Drimys 
Winteri. Auch v. Dr. granatensis wird Rinde gebr. Michelia etc. 

Fam. 116. Dilleniaceae Dec. &it. Decandolle Monogr. in 
Syst. J. — Kelchſtücke ausdaner., außen 2, innen 3; in d. Knospenl. 
dachziegelf. 5 Blumenbl. Viele Staubgef., frei od. vielbrüd., ger 
wirtelt, od. auf einer Seite d. Blume flehend; Fäden flach; Etaubb. 
d, Fäden anlieg., nach auswärts od. einwärts gek., fich durch eine 
Längsfpalte öffn. Karpellen in beſtimmt. Zahl, gewöhnt, 2—5, frei od. 
verw. Gr. einf., zugefpikt. Eichen in 2 Reihen am innern Winfel 
d. Karpellen. Fr. eine Beere od. 2flapp. Sam. durch Fehlfchlagen 
oft einfam; nadt od. mit einer fleifch. Samenhülle; Samenhaut 
hart, Eiw. fleifch. Embr. aufr., unterhalb u. Fein. — Holzgew. 
Blätt. abwechſ. od. fehr felten entgegengef., oft lederig, einf., aber 
oft ober dem ausdauer., ftengelumfaff. Grunde geglied. Blüth. ver- 
einz., endfländig, fchön gelb. — Um d. Nequator u. nahe an den 
Wendefr., vorz. in Auftralaf., Ind. u. Amer. — Zufammenz. — 
Don Dillenia speciosa, serrata wird Rinde benüßt. V. Davila elliptica 
rugosa $r. ben. V. Curatella Sambaiba Rinde ben. — Delima, Tetra- 
cera, Pleurandra, Candollea. Hibbertia etc. 

Fam. 4117. Ranunculaceae Juss. Zit. Decandolle in Syst. 
J. — Kelchſt. 3 — 6. Gleichviel, doppelt od. 3mal fo viel freie 
Blumenbl.; fie fehlen manchmal; find, wenn vorhanden, bald fach, 
wenn fie aus erweit. Staubf. entitchen, bald tutenförmig, wenn aus 
umgebild. Staubb. hervorgeg. Knospenl. d. Blume dachziegelf. 
Staubf. frei, Staubb. anlieg. Viele Biltille, felten durch Fehlſchla— 
gen nur einzeln; frei od. verw., jedes in einen furz. u. einf. Sr. 
geend. Fr. auffpr. 0d. nicht, troden od. fleifch. Samen 1 bis viele; 
aufger., bäng. od. horizontal; Eiw. born. Embr. fehr klein. Kr. 
od. klett. Str. Wurz. faferig od. in Büfch- BL. wechfel- od. gegenft., 
einf., gang, öfter jedoch zerfchnitten. — Blattftiele am Grunde in 
eine mehr od. minder umfaß. Scheide erweit. — Die meilten in - 
Eur., Nordam. u. Aſien außer d. Wendefr. u, bis an die Polar: 1. 
ewige Schneeregion. Zwiſch. d. Wendefr. nur auf d. höchſten Ber- 
gen. — Enth. befond. in d. Wurz. einen fcharf. u. ätz. im Waſſer 
löst. Stoff. Nach Grad u. Modifikation deffelden findet man in 
dief. Fam. heft. Gifte, wie die Sturmhutwurz., gewalt. Burgirs 
mittel, fo die Wurz. d. Nießwurz; blafenziehende Stoffe, wie in 
Ranunculus flammula, sceleratus, Clematis flammula, Knowltonia vesi- 
catoria. "Mehrere find einfach tonifch bitter. Das Delphinin wird 
aus den wurmtreib. Fauft. Samen v. Delphinium Staphysagria gezog. 
Die Sam. v. D. Consolida u. Ajacis, Gartenritterfpoen, find gift. 
Don Clematis Vitalba fommt Hb. Flammulae Jovis. (Glematisfampher.) 


Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. 431 


V. Thalictrum flavum Rad. off. V. Ancmone pratensis Hb. Pulsatillae nigri- 
cantis. V. A. patens, Pulsatilla off. Hb. (PBulfatillfampher, Anemonin.) 
3ierpfl. find A. coronaria, hortensis, Gartenanemone, Adonis spec. 
Frühlingsboten bei ung A. nmemorosa, Hepatica triloba. Giftig jind 
Ranunculus bulbosus, acris, Schmalzblume, sceleratus, arvensis, Flam- 
mula. 8, Feigwargenfraut, Ficaria ranunculoides Hb. of. Von d. 
fchwargen Niefwurg, Helleborus niger, foetidus, viridis Rad. off. (Helle 
borin, Weichharz.) V. Schwargfümmel, Nigella sativa, damascena, 
arvensis Off, Sem. Nigell. s. Melanthii. Eifenhut, Sturmhut iſt Aconi- 
tum Napellus, Stoerkeanum, Camarum, Anthora etc. Hievon gift. Rad. 
Hb. Sem. (Aconitin.) Giftig ift auch Bisma. V. Actaea spicata fommt 
Rad. Christophorianae seu Aconiti racemosi. V. Xanthorrhiza apiifolia u. 
Hydrastis canadensis Wurz. fehr bitter u. fcharf. Gichtrofe, Pfingitrofe 
iſt Paeonia offieinalis; hiev. off. Bad. Fl. — Zerfallen nach Decandolle 
in I. Ranunculaceae genuinae mit auswärts gewend. Staubb. 4) 
Clematideae; Kelch in d. Knospenl. Elappig, doppelt eingefaltet. 
Blumenbl. fehl. od. flach. Früchtchen nicht aufſpr., einſamig, in 
einen langen bartig. Griff endig. Same häng. — Ausdauer. Kr. od. 
flett. Str., mit entgegenf. Bl. Clematis, Atragene, Naravelia etc. 
2) Anemoneae. Kelch in d. Knospenl. dachziegelf. Blumenbl. fehl. 
od, flach. Früchtch. nicht auffpr., Afam., manchm. im einen lang. 
batt. Gr. geend. Same häng. Kr. mit abwechſ. Bl. Thalictrum, 
Anemone, Pulsatilla, Adonis. 3) Ranunculaceae (sensu strietiss.). 
Kelch in d. Knospen!. dachziegelf. Blumenbl. mit 2 Lippen od. 
mit einer Schuppe innen am Grunde. Gtengel frautig, mit 
abwechf. Bl. Ranunculus, Ficaria, Myosurus. 4) Helleboreae. 
Kelch in d. Knospenl, dachziegelf. Blumenbl. fehl. od. unregelm. 
mit 2 Lippen u. Neftarien trag. Früchtch. vielfamig, auffpr. Kr. 
mit abwechf. Bl. Calıha ; C. palustris, Dotterbl. ; Trollius, Helleborus, 
Isopyrum, Garidella, Nigella, Aquilegia, Delphinium etc. II. Ran. 
spuriae. 5) Paeoniaceae. Früchtch. vielfam., troden u. nicht 
auffpr., 0d. eine Beere. Fr. od. Str. mit abwechf. Bl. Actaea, 
Xanthorrhiza, Paeonia.. Werden von Vielen als eigene Fam. aufgef., 
zu welcher vielleicht auch Podophylium, Jeffersonia 4, Sarracenia gehö⸗ 
ven, aus welchen mit Hydropeltis Decandolle eine Fam. Podophyl- 
laceae bildet. i 


Ordo XXV. (XIL.) Hydropeltideae. 


Fam. 4118. Cabombeae A. Rıcn. Lit. Decandolle Syst. II. — 
3— 4 auf der Innenſeite gefärbte Kelchſtücke. Eben fo viel mit 
jenen abwechſ. Blumenbl. Gr. freifteh. Mehrere getrennte einfache 
Früchtch. — Wafferpfl. in-Nord- u. Südam. — Nur 2 Spez. bei. — 
Cabomba , Hydropeltis. 

Fam. 449. Nymphaeaceae Sarısp. it, Decandolle Syst. II. — 


439 ‚Allgemeine Naturgefchichte. VIL Buch. 


4— 6 Kelchft., oft ausdauer. u. gefärbt. Blumenbl. in zahlr. Wirt., 
die unter fih u. mit d. Kelchit. abwechſ. Viele Etaubgef. m. platten 
Staubf. Staubb, anliegend, nach einwärts gef. Karpellen 8 — 24, 
- mehr od. weniger von einer Verlängerung des Blüthenbod. umgeb., 
frei od. unter fih u. mit d. Blüthenb. verw, Gr. einfach, frei od. 
(wenn d. Karp. verm. find) unter fich vereint u. durch die firahlig 
feheibenf. Narben geend. Samen 1 bis viele, an die Seitenwände 
d. Karp. geheftetz verf., rund, punftirt, v. einer gallertart. Samenfr. 
u. einer Pulpe umgeb., die bei der Neife die Fächer erfüllt; Eiw. 
fehl. oder mehl. Embr. kurz, did, ſtumpf, außer d. Eiw. am Grunde 
des Sam. lieg., in einen häut. Sad eingefchl. 2 blattart. Samenl. — 
Yusdanernde Wafferpfl. Stod im Grunde des Waſſ. wagerecht, wie 
Blatt u. Blumenitiele mit vegelm. Lufthöhlen. Blattfcheiben fchildf. 
od. rund, auf der DOberfl. fchwimm. Blum. ausgez. ſchön; weiß, 
roth, blau oder gelb. — In geringer Zahl in Wäff. aller Länder, 
ausgen. Südam. — Gtellg. diefer Fam. noch flreitig. — Die zur 
Speife gebr. Ägyptifche Bohne d. Alten it Sam. v. Nelumbium 
speciosum. Nymphaea lutea u. alba, gelbe u. weiße Seeroſe; N. Lotus 
iſt Lotus aegyptia der Alten. — Nuphar, Euryale. 


Ordo XXVI. (XILIL.) Rhocadeae. Rhoeadeen. 


Fam. 120. Tremandreae R. Brown. Kelchft- 4— 5, ungleich, in 
d. Knospe Flappig, etwas verw. Eben fo viel Blumenbl. 2 Staubgef: 
vor jedem Blumenbl:.; Staubb. 2 — Afäch., fich am Gipfel öffn. 
Eierſt. zufammengedr., 2fäch. mit 1 —3 häng. Eich. Fruchtfl. die 
Scheidew. trag. Eiw. fleifch. Embr. groß, aufr., gegen d- Nabel 
lieg. — Halbftr-, d. Haiden ähnl. — Neuholl. — en Tre- 
mandra. 

Fam. 121. Polygaleae Juss. 5 Relchit., 3 Auf. u. 3 innere; 
leßtere größer, blumenblattart. 3— 4 Blumenbl., mittel d. Staub- 
gefäßröhre verw. od. frei; manchm. fehl. Staubf. in eine am Gipfel 
gefpaltene Röhre verw.; Staubb. 8, einfäch., aufr. fich durch End» 
poren öffn- 1 gefrümmter Gr. Narbe trichterf. od. 2lapp- Kapfel vd. 
Steinfr., 1 — 2fäch-; Klappen die Scheidew. trag. Ein hing. Same 
in jed. Fach, oft behaart und mit einer Samenfr., mit oder ohne 
Eim. — Kr. oder Halbftr-; Blätter gewöhnt. abwechf-, ganz; Wur— 
zel mit Milchf. — Borg. zwifchen 10 u. 350 d. B., in beiden Halbk. 
Wenige in Eur. — Blätter bitter. Bon Polygala amara, Kreuzblume, 
Rad. Hb. off: V. P. Senega Rad. Senegae vel Polyg. virginianae. ( Se⸗ 
negin, Harz .) V. Soulamea amara kommt Rex amaroris. (Polygalſäure). 
V. Krameria triandra, Ixina fommt Rad. Ratanhiae. (Rramerfänre-) 
— Monnina, Muraltia etc. 

Fam. .122. Resedaceae Dec. Kelch vieltheilig. Blumenbl-. ? 
zerfchlit, mit den Staubgef. auf einer fchiefen, drüfigen, von den 


Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. A353 


benachb. Theilen ganz freien Scheibe eingef. Eierft- frei, seckig, 
sfäch., mit 3 feitl. Mutterf.; 3 ſitz. Narb. Fr. troden od. fleifch., 
am Gipfel offen. Mehr. nierenf. Samen, ohne Eiw. Würzelchen 
oberh. — Kr. mit abwechf. BI. u. Drüfen ähnl. Nebenbl. — Sn 
Eur., an den Küſten um d. Mittelm., u. in einem Theile Aſtens. — 
Stellung noch fireitig. Einige ftellen fie in die Nähe d. Capparideae, 
Andere in die der Datisceae (ÜUrticeae). Bon Reseda luteola, Wau, 
Kraut 3. Färb. (Luteolin, Waugelb). Die in Gärten gez. Reſeda iſt 
R. odorata. — Ochradenus. t 
. Fam. 123. Fumariaceae Dec. &it, Decandolle Syst. II. — 
2 hinfäl. Kelchit. (Brafteen?) Blumenbl. 4, (od, 2 Kelchſt. u. 2 
Blumenbl.) frei od. verw.; 2 äußerlich, mit d. Kelchſt. abwechſ. u. 
oft in Sporen verläng., 2 innerlich, flach, an d. Spitze verw.; im 
Sporn eine Drüfe. 6 Staubgef., zu 3 in Büfchel verw., die mit 
d. inn. Blumenbl. abwechf. 4 Antherenfächer, für jed. Büfchel nach 
ausw. gew., als wenn in jed. 4 Staubgef. vorhanden wären, von 
denen 2 in ihrer ganzen Länge getheilt find, wobei jeder Theil mit 
d. and. Staubgef, zufammenh. Eierit. frei. Narbe in Form v. 2 Platt. 
Fr. fchotenähnt., vielfamig, 2klappig; feltener nicht auffpr. u. 1ſam. 
Sam. mit Samenanh., auf feitl. Mutterfuchen Kiegend, rundl,, mit 
fleifch. Eiw. Embr. in d. Are ſehr Furg, unterhalb, aufr., ein wenig 
gefrümmt. Samenl. flach. Kr. mit oft aufgetr. Wurz., abwechſ., 
vielfpalt. Bl., oft mit Ranken; Blum. weiß, roth od. gelb. — Sn 
gemäß. Geg., befond. d. nördl. Halbk. — Bon Corydalis cava f, Rad. 
Aristolochiae cavae. (Eprydalin.) U. Fumaria oflieinalis, Erdraud) off. 
Ab. (Fumarſäure.) 

Fam. 124. Papaveraceae Dec. it. Decandolle Syst. II. — 
2 hinfäll. Kelchſt. Blumenbl. gewöhnl, 4, zwei innere m. 2 äußere, 
manchm. Feine od. 8 — 12. Gtaubgef. 4, den Blumenbl. entgegenggf. 
od. im zahlreich. Wirteln 8 — 12, 16 ꝛc.; Staubgef. dünn, Staubb. 
am Grunde befeft. Ein freier Eierft. von vielen bis nur 2 verw. 
Karpellen gebildet, am Grunde oft vom Blüthenboden umgeb. Gr. 
fur; od. fehl, Narb, ſitz, in Strahlen auf d. Eierft. vertheilt, fels 
tener frei. Kapfel eiförmig, od. zur Schote verlängert, fich vom 
Grunde gegen den Gipfel öffn. Cam. rundlich, viele, fehr felten 
nur einzelne; den Mutterk. eingef.; Eiw. fleifch., öhlig. Embr. fehr 
flein, am Grunde d. Eim.; Samenl. flach -gewölbt. — Kr. od. 
Halbiir. voll weiß., gelben od. roth. Safts. Bl. abwechf., einf., 
gezahnt oder gelappt. Blüth. Ianggeficht oder in Trauben; nie 
blau, — In gemäß. Länd., vorz. Eur. — Der eigene, in allen 
Drganen (d. Sam. ausgenommen) verbr. Saft, iſt betäub,, u. enth. 
viel Morpbium; auch Narkotin u. Mefoniumfäure, P. somniferum 
iſt d. Gartenmohn. Var. &. nigrum, 8. album (officinale Gmel.). Dpium 
it im Saft der Kapfeln enthalt. (Morphium, Opian [Narfotin), 


IE 28 


A5A Allgemeine Naturgefchichte, VIL Buch. 


Marcein, Eodein, Meconin, Mohnfäure.) Die gewöhnl. große Klat 
fchrofe if P. Rhoeas. Von ihr, dann v. P. dubium, Argemone Flor. 
gebr. Mohnöl fommt aus d. Samen, die nie narfotifch find. Sene - 
d. Argemone mexicana erregen Brechen. Saft des Schölffrauts, Ch. 
majus, iſt Fauftifch. V. ihm Hb. Bad. off. B. Glaucium luteum f, 
Hb. Rad. Chelid. cornieulati. V. Sanguinaria canadensis Wurz. bitter, 
fcharf. (Sanguinarin.) — Bocconia, Eschscholizia etc. ; 
Fam. 125. Cruciferae Juss. Lit. Decandolle Mem. sur I. 
C. u. Syst. II. — 4 Kelchſt., 2 äußere u. 2 innere, 4 Blumenbl. mit 
d. Kelchſt. abwechſ.; 2 innerlich, 2 Auf. 6 GStaubgef.; A größer, 
2 Fleinere, feitliche, d. feitl. Kelchit. entgegengef., gewöhnt. fret. 
Grünl. Drüfen zwifch. d. Blumenbl. u. Staubgef. 2 in einen freien 
Eierft. verw. Karpellen. Ein Gr.; kurz bei langem, lang bei furz. 
Eierſt. 2 Narben. 1 Schote od, ein Schötchen, auffpr. od. nicht, 
mit breit. od. fehmal. Scheidewand.. Sam. 1 bis viele, auf dem 
MBand-Mutterf., der beid. Fächer trennt. Kein Eiw. Embr. öhlig, 
gefrümmt; Würzelchen gegen d. Nabel gerichtet; Samenl. entges 
gengef., verfchiedentl. gegen d. Würzelch. geneigt, flach od. gemund, 
— Kr., jährig, 2iähr. od. ausdaner., manchm. Fleine Halbitr. BT. 
abwechf. Blüth. Flein; weiß, roth, gelb, felten bläulich. — Bei 1000 
Spez.; allenth. verbr., befond. häufig in Eur., u. überhaupt in d. 
gemäß. u. Falt, Geg. d. nördl. Halbk. — Antifforbutifch , gewöhnt, 
durch einen fcharfen Stoff reizend; Samen ölig (Reps) od. ſtechend 
(Senf). Isatis tinetoria giebt d. Waid, einen blauen Farbſtoff. Manche 
find Sierpfl., mehrere Gemüfe. Hesperis tristis, matronalis, Nachtviole. 
Cheiranthus incanus, annuus, Winter- u. Sommerlevfojc; Ch. Cheiri, 
Goldlaf. Nasturtium officinale, Brunnfreffe, Cochlearia Armoracia, Meer» 
rettig. C. offeinalis, Löffelfraut. B. eriterem wird Wurz., v. lebt. Kraut 
gebr. V. Hederich, Erysimum (Sisymbrium) offieinale. Ar. gebr. V. Sis. 
Sophia fommt Hb. Sophiae Chirurgorum. Erysimum Alliaria, Snoblauchs 
fraut. Myagrum sativum, Zeindotter. Lepidium sativum, Gartenfreffe. 
L. latifolium, Pfefferfraut. Brassica oleracea, Gartenfohl. Bon ihm 
ungemein viele Variet. Var. &. acephala: viridis, Grünkohl; purpuras- 
cens, Braunf.; sabellica, selenisia Krausk.; Var. P- bullata: sabauda, 
Wirſing, Savoierkohl; gemmifera, Brüßlerk.; Var. Y. capitata, Kopfs 
fohl; alba, Weißfraut, Kabis in Bern; rubra, Blaukr., rother Kabis 
in Bern; Var. Ö. caulorapa: Dberfohlrabi, gongylodes; Var. &. botritis: 
cauliflora, Blumenfohl; asparagoides, Broffoli. Brassica rapa iſt Rü⸗ 
benfobl. Var. &, radice crassa, weiße Rübe, Steckrübe, bayerfche R. 
Var. ß. rad. fibrosa, it der Nübenreps, gebaut wie folgender wegen 
feiner öhl. Sam. Brassica napus iſt d. Neps, Kohlreps. Var. &. rad. 
fibrosa, oleifera, Winter-, Sommerreps; Var. 4. rad. crassa, Napobrassica, 
Bodenfohlrabi, Dotfche, Erddotfche. Anastatica hierochuntica iſt die 


Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. 4535 


fehr bygrosfop. Serichorofe, Eruca sativa, Senffohl. Sınapis nigra, 
alba, Genf; Samen zu Würze, Senfpflafter. (Sulfofinapifin.) Raphanus 
Rhaphanistrum, sativus, Rettij. Crambe maritima, Meerfohl, Gemüfe. — 
Berfall. nach Decand. (nach d. Geſtalt des Embr.) in 5 Unterfam, 
u. (nach d. Schotenbau) in 21 Sünfte. 4) Pseudorhizeae. Samenl. 
flach, zufammenliegend (aceumbentes); Würzelch. feitl. pon d. Koms 
mifjur der Samenl., was im Duerfchnitt fo O— ausfieht, wobei d. 
Samenl. d. Striche, das Würz. die O bedeuten. Mathiola, Cheiranthus, 
Arabis, Turritis, Nasturtium,- Cardamine, Lunaria, Alyssum, Draba, 
Cochlearia, Thlaspi, Iberis, Biscutella, Anastatica, Cackile etc. 2) No- 
torhizeae. Samenl. flach, auflieg., Würz. auf d. Rüden eines d. 
- Kotyledonen zurüdgefrümmt : O||. Malcomia, Hesperis, Sisymbrium, 
Erysimum, Commelina, Lepidium, Isatis, Myayrum etc. 3) Ortho- 
phloceae. Samenl. auflieg., auf ihren Längsnerv, gefaltet 20 >>, _ 
Brassica, Sinapis, Eruca, Crambe, Raphanus etc. 4) Spirolobeae. 
Samenl. auflieg., linienf., zur Seite des Würz. fpiral gew. o || ||..- 
Bunias, Erucaria. 5) Diplecolobeae Gamenl. auflieg., Iinienf,, 
2mal quer zur Geite des Würzelch. gefaltet: o || || ||. Heliophila, 
Subularia, Brachycarpaea. 

Fam. 126. Capparideae VEnt. it, Decandolle Prodr. I. — 
(Sind d. vor. Fam. in Bau und Kräften fehr nahe verwandt, und 
bilden nach Sprengels Anficht einen Meberg. v. d. Hülfenpfl. zu den 
Kreuzblüthigen.) 4 freie od. verw., gleiche od. ungl. Kelchit. Keine 
od. 4 Blumenbl. Staubgef. in quaternären od. unbeit. Zahlen. 
Blumenboden oft drüfig, in einen Fruchtſtiel (thecaphorus) verläng. 
Eierſt, aus 2 verw. Karpell. geb. Fr. verfchieden, fchotig od. fleifch., 
fäch. Sam. 1 bis viele, nierenf., ohne Eiw,, an Wandmutterf. bef. 
Embr. gefrümmt; Eamenl. blattart., faſt aufliegend. — Kr., Str. 
od. Bäume. Keine od, dorn. Nebenbl. Blätter abwechf., einf. od. 
zufammengef. — Bef. zwifchen d,. Wendekr. — Sam. d. Kappern⸗ 
firauchs, Capparis spinosa, jtech. reiz. Blüthenfnospen find die Kaps 
pern. V. C. Yco Mart. Blätt. u. Sr. gift- V. Gynandropsis pentaphylla 
Kr- eßb. Mehrere Cleome haben mwurmtr- Wurzeln u. d. Stengel 
wirft wie Senfpflafier. — Crataeva ete. 


Ordo XXVII. (XLIII.) Peponiferae. Kürbisfrüchtige. 

Fam. 127. Samydeae GAERTN. Kelch ausdauer., aus 3—7 mehr 
od. wen. verw. Stüd. geb. Keine Blumenbl. Dopp., 3: od. Amal fo 
viel Staubgef. als Kelchii-; Staubf. flah, am Grunde einbrüd., am 
Gipfel frei; Staubb. aufr., manchmal in ein. ganz. Staubgefäß- 
wirtel abortirt. Ein freier, tfäch. Eierſt. 1 fadenf. Gr. 1 Fopff. oder 
gelappte Narbe. Kapfel lederig,.3 — 5flappig, oft innen mit Mus. 
Biele Sam. mit fleifch. Eiw. Embr. verf., dünn, Samenl. blattart., 
gefalt. — Str. mit abwechſ., einf-, ausdauernd. Bl.; fie haben meift 


436 Ufgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch. 


durchſicht, runde od. längl. Punkte u. Nebenbl. Zwiſch d- Wendekr. 
in Amer. u. Aſ. Von Casearia ovata Rinde u. Fr. bitter, gerbeitoff- 
halt. — Samyda, Chaetocrater etc. j 

Fam. 128. Homalineae R. Brown. Kelchröhre mit d. Eierft- 
verw-, fehr kurz; Lappen zu 10 bis 30 Baaren; die äußern Felch-, 
die innern blumenblattart. Auf d. innern Kelchlappen Drüfen. Keine 
Blumenbl. Staubgef. oben in d. Kelchröhre; fo viel als Kelchlappen, 
oder 3= od. Amal fo viel. Staubb. zu zweien. Eierft- Ifäch-, oben 
frei. 3—5 Gr. Eine Kapfel od. Beere. Mutter: an d. Wänd— 
Sam. Fein, mit fleifch- Embr. Str. mit abwechf. BI. — Zwifchen 
d. Wendekr., bef. in Afr- u. Affen. — Homalium, Blackwellia. 


Fam. 129. Chailletiaceae Dec. Kelch (Berigon?) ausdaner., 
Sfpalt., innen gefärbt, mit Dachziegelf. Lappen. Blumenbl. (umgem. 
Staubgef.?) aus d. Kelchgrunde entfpring., manchm. am Grunde 
mit den Staubgef. verw. Diefe mit den Blumenbl. abwechf. Eierft. 
frei, 2— 3 freie od. verw. Gr. Steinfr. mit leder. Rinde u. 2—3fäch. 
Rern. Sam. einzeln in jed. Fach, häng., ohne Eiw. Embr, dicht; 
Würzelch. oberh. Samenl. fleifch. — Bäume od, Gtr. mit abwechf., 
ganzen, mit Nebenbl. verfeh. ST. Blüthenfiele oft mit d. Blattſt. 
verw. — 2 Spez: in Gierra-Leona, 2 in Madagasf., 1 in Timor, 
2 in Aequatorialamer. — Chailletia. Won Ch. toxicaria Fr. 5. Bere 
giften d. Fifche. 

Fam. 430. Passifloreae Juss. 5 oder 10 Kelchit., in 2 Reihen, 
unter ſich verw., die innern mehr biumenblattart. Oben auf der 
Kelchröhre häutige od. fadenförm., gefärbte Anhänge. Kein oder 5 
Blumenbl. 5 0d. viele Staubgef. ; Staubf. um d. Fruchtträger 
verw.; Staubb. nach ausw. gew., fchwebend, 2fäch. Eierit. frei, ge» 
ftielt, eiförm. Gr. kurz od. fehl. 3 dicke, 2lapp. Narb. Fr. Ifädh., 
Mutterk. central; fleifchig u. nicht auffpr. od. durch 3 Klappen 
auffpr. Sam, zahle., mit einem, oft musartig. Samenandh. Embr. 
aufr., im Mittelp. ein. fleifch. Eiw.; Samenl. flach. — Fr. oder 
klett. Str. mit abwechf., Nebenbl. trag. Bl.; Blüth. roth, violett, 
blau oder weiß. — Hm d. Aequator u. nahe an d. Wendefr.; Feine 
in Eur. — Frucht von Paropsis edulis fäuerlich, angenehm. Die 
meiften Passiflora haben ausgez. fhöne Blum. (Paſſtonsbl.) Von P- 
maliformis, pallida, incarnata, coerulca Fr. erfrifch. V. P. capsularis, 
laurifolia Kurz. u. Blätt. gebr. — Tacsonia, Modecca etc. Den Passi«- 
floreis nahe verwandt find die Begoniaceae Bonpl. Mehrere Spes. 
v. Begonia enth. Gauerfleefäure. 

Fam. 431. Turneraceae Dec. 5 unter fich verw. Kelchſt. 5 
Blumenbl. u. Staubgef. Eierſt. frei. 3 zerfchließ. od. 2theil, Or. 
Kapf. 3Elappig, 1 fäch., d. Scheidem. gegenüber auffpr. Sam. netz⸗ 
fürmig mit Samenanh. Embr. fpatelförm. Eiw. fleifch. — Kr. oder 


> 


Syftematiſche Meberficht des Pflangenreihs. 437 


Halbſtr. mit abwechſ. BI. — Im warm. u. gemäß. Amer, — Kraut 
v. Turnera opifera erweichend, — Piriqueta. x 

Fam. 132. Fouquwieraceae Dec. 5 verw. Kelchſt. 5 in eine 
lange Korolle verw. Blumenbl. Staubf. 10— 12, frei, hervorrag. 
Eierft. frei. Gr. sfpalt. Kapf. 3Elappig, zwifchen den Fäch. auffpr., 
sfäh. Sam. zahle. Eiw- fleifch. Embr. aufr. — Bäume od. Str.; 
Blätt. in Büfcheln im Winkel v. Dornen, — Mejiko. — Fouquiera, 
Bronnia. 2 

Fam. 133. Loaseae Juss. Lit. Jussieu in Ann. du Mus. V. 
Kunth Nova Gen. pl. Amer. VI. — Kelch 5- bis Atheil. Blumenbl. 
in gleich. od. dopp. Zahl, oben in der Kelchröhre eingef. Diele 
Staubgef. mit freien oder verw. Fäden; die Äußeren oft unfruchtb. 
Eierft. verw. od. v. Kelch umgeb, Ein aus 3— 7 Narben zufammen- 
He. Sr. Kapſ. 1fäch., mit 3, 5 od. 7 Klappen. Mutterf. an d. 
Wänd. Viele Sam. Embr. linienf., aufr. Eiw. fleifch. — Kr., oft 
mit brennend. Saft ausfcheid. Haaren, wie Neffeln. — BI. gegen» 
od. wechfelit. — Sn Amer., bef. am Aequator. — Loasa, Mentzelia etc, 

Fam. 434. Cucurbitaceae Juss. Lit. A. St. Hilaire in Mem. 
du Mus. IX. Seringe in Decand. Prodr. III. y. in Me&m. de Geneve. — 
Blüth. oft 1- u. 2häufig. 5 Kelchſt. mehr od. weniger unter fich u. 
mit den Rarpellen verw. 5 Blumenbl., frei 0d. verw., am Nande 
des mit dem Kelch verw. Blumenbodens eingef. 5 Staubgef., frei 
od. verw. 3— 5 zweilapp. Narb. Karpellen 3.00. 5, fleifch., v. einem 
Blumenb. u. ein. fleifch. Kelch umhüllt, in eine fcheinbar 1fäch., in 
Wahrh. aber vielfäch. Fr. verw.; Mutterfuch. 2fpalt. Sam. zahle., 
den Enden d. 2fpalt, Fächerwände eingef., die oft nach d. Mitte zu 
verfihwinden, weßhalb d. Sam. im Umkreis einer einfäch. Fr. ein— 
gef. fchein. Samenanh. wäſſerig. Embr. gerade, mit blattart., hand—⸗ 
nerv. Samenlapy. Würzelch, am Grunde. Kein Eiw. — Gteng. 
flett., frautig. Blätt. handf. Haare oft mit Echeidewänd. Ranken 
aus umgebild. Blätt. (Mebenbl, nach A. St. Hilaire) cehtftanden. 
Blumen gelb, weiß oder rofenf. — Borz. in warmen Länd., bef. 
Oſtind. — Gemeiner Kürbis iſt Cucurbita Pepo; Türfenbund, C. 
Melopepo; $lafchenfürbis, C."lagenaria. Bon ihnen Fr. zur Speife u. 
Cam. gebr. Cucumis sativus, Gurke; C. Melo, Melone; C. Citrullus, 
Waſſermelone; vom allen Fr. efb. Momordica Elaterium, Spritzgurke; 
Fr. u. Ar. ben. (Elaterin.) In mehrern ein fcharf. purgir. Stoff; 
fo die Coloquinthe, ein faſt gift. Draftiftum, aus dem Mus von 
Cucumis colocynthis. (Koloeynthin). Wurz. d. Gichtrübe, Bryonia alba, 
dioica abführ. (Bryonin). Bon Feuillea eordifolia Sam. ben. Früchte 
v. Benin casa cerifera fondern eine Art Wachs ab. Jolifha africana wird 
im heißen Afr. wegen des Dels ihr. Sam. geb. — Luffa, Elaterium, 
Trichosanthes. Einige fondern Carica als eigene Fam, Papayaccae ab, 
B. Papaya, Melonenbaum, microcarpa, monoica $r, efb. 


438 Allgemeine Naturgefchichte. Vil. Buch. 


Fam, 185. Grossularieae Dec. Lit. Berlandier in Mem, 
de Geneve III. partie 2, u. in Decand. Prodr. III. Th ory hist. de 
Grosseill. — 4 — 5 am Örunde verw. Kelchit. Kein od. 4 — 5 Blu«- 
menbl., der Kelchröhre eingef. Staubgef, 4 — 6. Eierit. oberhalb, 
tfäch., mit 2 Wandmutterf. u, vielen Eich. Gr. 2 — Afpalt. Beere 
mit mehr. Sam. 1 Samenanh. u. Eim. Embr, fehr Flein. — Halbfr., 
oft dornig, mit abwechf., lapp. Blätt. Blumen roth, grün od, gelb. 
— Sn gemäß. eg. Eur, Af. u. Amer. , befond, des nördlich. — 
Wegen eßb. Fr. gepfl. Ribes rubrum, Hohannisbeere, Meerträublein ; 
R, grossularia, Stachelb.; R. nigrum, ſchwarze Sohannisb, 

Fam. 136. Cacteae Dec. (Nopaleae Vent.) it. Haworth 
Succul. plant. Decandolle Pl. grasses. Ejusd. Prodr, III. Ejusd. 
Revue d. C. ir Mem. du Mus. Ejusd. Sec. Mem. sur les C. Lint u, 
Dtto üb. d. Gatt. Melocactus in den Abhandl. d, Preuß. Garten» 
gefellfchaft. Bfeiffer u. Dtto, Abb. u. Befchrbg. blüh. Cakt. — 
Kelch gebildet aus mehr. unter fich u. mit d. Eierft. verw. Stüden; 
diefe manchm. in zahlr.. Lappen getheilt, die der Länge der Röhre 
nach in verfchied. Höhen entfpringen. Blumenbl. in 2 0d. mehrern 
Reihen; die äuß. Wenig abweich. von d. innern Kelchlappen ; bald. 
fait frei, ein Rad darit.; bald in eine Röhre verw. Viele Staubgef, 
Eierft. 1fäch.; Mutterf, an d. Wänden, Eid). zahle. Ein Gr. und 
mehr. freie od. zufammengehäufte Narb. Fr. muſig u. fleifch. Kein 
Eim. Embr. gerade od. gefrümmt, mit flachen od. fleifch., fehr Fleis 
nen Samenl, — Ausdauernde Fettpfl.; Stämme oft fopfförm. ges 
rundet, od. zufammengedr., od. prismatifch u. geglied., von fonderb. 
Anſehen. Bl. fleifch., bald ausgebr., bald fehr klein od. hinfällig, 
felbit fehl. ; Stach. in Büfcheln, in den Blattwinfeln od. an deren 
Stelle. Blum. gelb od. roth, mit blauem Metallgl. (in Cactus 
speciosissimus); die einen fehr Flein, andere groß u. munderfchön, — 
Ale ſtammen a. d. neuen Welt; vorzügl. häufig in dürren Gegend. 
v. Mejifo, Braf. u. d. Anden. — Fr. oft fäuerl., erfrifch. Jene v. 
Opuntia vulgaris, in Südeur. heimifch gew., kennt man als indian, 
Feige. Die Eochenille (Coceus cacti) lebt auf Opuntia coccinellifera, 
Hernandezii, Tuna. V. Cereus grandillorus, — Saft gebr. — 


Echinocactus, ———— Opuntia etc. 


Ordo XXVII. (XLIV.) Cistiflorae. Giftblüthige. 


Fam. 437. Flaceurtianeane RıcHn. &it. Decandolle Prodr. I. — 
4— 7 leicht verw. Kelchit. Eben fo viel Blumenbl., felten Feine. 
Staubgef. in gleich. od. vielfach. Zahl d. Blumenbl.; oft von Schupp. 
umgeb. Eierft. fil. 0d, geſtiett. Mehr. Narb. Fr. Afäch., fleifch. od. 
fapfelartig, 4— 5flapp., mit dünn. Mus erfüllt. Sam. did, äfligen 
Mutterk, eingef., Klappen trag.; Eiw. fleifch. Embryo gerade; 
Samenl. ach, blattart. — Str. mit abwechſ./ einf., Teder. DI. — 


Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. 439 


Sn d. heißeſt. Ländern. — Won Flacourtia Ramontchi, sapida Fr. 
eßb. ®. Maina brasiliensis Sam. gegen Läuſeſucht. V. Hydnocarpus 
venenatus Fr) gift. — Kigellaria. 

Fam. 4138. Marcgravieae Juss. Sit. Choisy in Decand, 
Prodr. I. — 2— 7 eiförm. , oft leder., dachziegelig geſt. Kelchſt. 
Blumenbl. 5; frei od. befond. an d. Spike verw., manchm. fehl. 
Staubgef: in beit. od. unbeit. Zahl; Staubf. am Gr. erweitert, 
Staubb. aufr. 1 Gr. u. 4 Narbe. Kapf. Iederig, Faum auffpr., 
Klappen Scheidew- tragend; lebtere unvollitänd. Sam. fehr zahlr, 
fehr Flein, in ein Mus eingehüllt. — Sträucher mit abwechſ. BT.; 
manchm. klett. — Alle in Wequatorialam., die neufaledon. Sippe 
Antholoma ausgenommen. — Maregravia, Norantea, Ruyschia. Letztere 
find paraſit. Bäume mit fcheidenförm. Brafteen. Antholoma hat eine 
müßenform. Blumenfr. 

Fam. 139. Bixineae Kunta. Lit. Kunth Nova Pl. Gen. Amer. 
V. Decandolle Prodr. I. — 4—7 Selchit- 5 od. Feine Blumenblätt. 
Viele Staubgef. Eierit- frei, Ifäch- Gr. einfach od. 2 — Afpalt. Fr. 
Fapfelart. od. fleifch.-. Sam. zahle., auf an den Wänd. fi. Mutterf. 
Eim. fleifch. od fehr Flein. Samen!. blattart-. — Bäume od. Etr. 
mit abwechf. einf., oft durchfichtig punft. BI. u. hinfäll. Nebenbl. — 
Sn heiß. Greg. Amer. u. Afr. — Mus der Fr. dv. Bixa Orellana giebt 
den rothen Farbſtoff Nocou, Arnotto, Orleangelb. V. Ludia heiero- 
phylia Rinde Brech. erreg. — Prockia, Azara etc. : 

Fam. 440. Cistineae Dec. &it. Dunal in Decand. Prodr. 1. 
Sweet Cistin. — 5 Kelchſt.; 2 Äußere Fleiner, 3 innere größer, in 
d. Snospenl. zufammengerolt. 5 gleiche Blumenbl., in der Knospe in 
einer d. Kelchſt. entgegengef. Nichtg- zufammenger. Viele Staubgef. 
Eierſt. frei- Gr. fadenf. Narbe einfach. Kapfel mit 3 — 5 oder 10 
Klappen; 4 od. vielfäch.; Mutterf. an den Seiten oder einwärtg 
tret. Sam. zahle, Eiw. mehl. Embryo fpiral od. gekr. — Halbitr. 
od. Kr. mit oder ohne Nebenbl. Blumenbl. furz, dauernd, gelb, weiß 
oder roth. — Vorz. um d. Mittelmeer. — Der Ladanumbalfam, Res. 
Ladanum in tortis fommt v. Cistus crelicus, ladaniferus, eyprius, Ledon, 
laurifolius. Daher auch Manna eistin.. Won Helianthemum vulgare 
Kr- gebraucht. 

Fam. 441. Violaceae Dec. Lit. De Gingins in Mem. de 
Geneve II. Decandolle Prodr. I. — Kelchſt. 5, ausdauer., frei oder 
verw., in d. Knospenl. in Quincunx gef: Blumenbl. 5, oft 
ausdauer., in d. Anospe zufammengerollt; gleich. od. das untere mit 
einem Sporn; manchm. Spuren dv. Staubgef. zwifchen d. Blumenbl. 
u. Staubgef. 5 Staubgef., abwechſ. od. den Blumenbl. entgegengef.z 
Staubf. oft am Grunde erweitert, frei od, verw., üb. die einwärts 
gef. Staubb. verläng. Eierſt. 1fäch.; drei Mutterf, an d. Wänden, 
den äuß. Kelchſt. entgegengef., mehrere Eich, trag. Kapfel 3Flappig. 


440 Ungemeine Naturgeſchichte. vu. Buch. 


Eiw. fleifch. Embr. gerade, Würzelcher nach d. ſcheinb. Baſts des 
Sam, (nicht nach d. Nabel) fehend. — Ar., Str.; BI. abwechſ. od. 
gegenft., einfach; mit Nebenbl. — Sn all. Länd,, bef. in d. gemäß. 
u. nördl. Geg. unſ. Halbf. — Wurz. Brechen erreg. — Viola; V. 
odorata, Märzveilchen; Jonidium, Alsodeia, Sauvagesia etc. Bartling 
bildet aus leßterer Sippe ıt. Luxemburgia die Fam. Sauvagesieae.‘ ' 

Fam. 442. Droseraceae Dec. Sit. Decandolle Prodr. I; — 
5 Kelchit. 5 freie od. verw., gleiche, oft ausdauernde Blumenblätter- 
Eben fo viel, od. doppelt od. vielmal fo viel freie Staubgef. 1 
Eierſt. Gr. 3— 5, frei 09. verw. Kapf. 1 — 3fädh., mit 3 — 5 mehr 
od. wen. gegen die Mitte fich fortfeh. Klappen. Sam. in 2 Reihen 
längs d. Mittelnerv. jed. Klappe, od. am Grund d. Kapfel ; eiförm., 
mit Eiw. Embr. gerade. Würzelch. gegen d. Nabel. — Kr.; BT. 
vor d. Aufbrechen von d. Spike nach dem Grunde zufammengerolit; 
am Rande mit geftieht. u. drüf. Wimpern. — In Sümpf. Eur. u 
anderwärts. Sauer. Blätt. v. Dionaea muscipula, d. virgin. Fliegen» 
Happe, fchließen fih, wenn man die Haare berührt, die gegen die. 
Mitte d. Dberfeite der Blattfcheibe fichen. V. Drosera longifolia, 
rotundifolia, anglica fommt Hb. Rorellae. — Parnassıa ete. 

Fam. 443. Tamariscineae Desv. — 4 — 5 am Grunde verw. 
Kelchſt. Blumenbl. in gleicher Zahl dem Kelchgrunde eingef., frei 
od. auch verw. Eben fo viel od. dopp. fo viel Staubgef., mit freien 
od. verw. Fäden. Eierft. frei, Gr. fehr kurz. 3 Narb. Kapf. 3 Flapp., 
4fäch., vielfam. 3 Mutterf. am Grunde od. an d. Wänd. Sam- in 
einen Bart geend., ohne Eiw. Samenl. flach-fonver. Etr. mit 
flein., abwechf., ausdauer., ganzen, oft graugrün. Blätt, — Zwiſch. 
8 u. 250 n. B. in d. alten Welt. — Rinde zufammenz. Aſche von 
Tamarix gallica u. africana enth. viel fchwefelfaure Soda. Die Manna 
v. Sinai, ein zuder. Saft, wird nach Ehrenberg (Ann. d. sc. nat. X.) 
dv. einer Bar. d. Tamarix gallica qusgeſch. Reaumuria vermiculata gegen 
d. Ausfchlag. — Myricaria etc. 


Ordo XXIX. — ——— Guttigewaͤchſe. 


Fam. 144. Frankeniaceae Sr. Hır. — A—5 ausdauer. verw. 
Kelchſt. Blumenbl. 4— 5, genagelt, innen nach oben zu mit Fleinen 
Schuppen befeht. Staubgef. mit d. Blumenbl. abwechf., u. manıhm. 

außerdem 1 — 2 entgegengefehte; Staubf. dünn; Staubb. rumdl, 

Ein freier Eierſt. Gr. fadenf., 2 — 3fpalt. Kapfel mit 3 — 4 Klappen, 
tfäch. z Klappen tragen Mutterf. an d. Seiten u. mehrere Sam. 
Embr. im Mittelp. des Eiw. — Ar. od. Halbſtr., fehr äſtig; Blätt. 
gegen- od. wirtelt., oft ganz u. länglich; Blüth. ſitz., gewöhnlich 
rofenfarb. — Borz. um d. Mittelmeer; auch in Neuholl., am Cap, 
in Brafil. — Frankenia, Beatsonia, Luxemburgia. 

Fam. 145. Hypericineae Dec. Rit, Choisy Prodr. Hyper. 


Syſtematiſche Weberficht des. Pflanzenreichs. 444 


u. im Decand. Prodr, . — 4—5 verw. ausdauer. Kelchſt.; gewöhnt. 
2 äuß. u. 3 innere..Blumenbl. 4 — 5, in d. Knospe in eine Tute 
gewund. Staubgef. zahlr., frei, 4 od. vielbrüd.; Staubb, fchwingend. 
Ein vielf. Eierfi. mit freien od. verwachſ. Gr. Kapf. vielflappig ; 
ein central. od. mehr. feitl, Mutterk. Viele Sam. Embr. gerade. 
Kein Eiw. — Kr., Halbiir. u. Bäume mit harz. Stoff u. verfchted. 
Drüfen auf Blätt., Steng. u. Blum. Blätt. gewöhnl. entgegengef., 
ganz. Blum. gelb. — Sn allen Lind. — Saft leicht abführ. und 
fiebermwiedr.; doch wenig gebr. — Von Vismia laccifera, micrantha, 
gujanensis fommt Gummi Res. Gutta brasil. V. Hypericum perforatum 
gebr. Fl. Summit. (Hyperifumroth). Scheinbar durchitoch. Bunfte auf 
Blättern v. Fleinen, mit nether. Dele gefüllten Drüschen, — Andro- 
saemum officinale etc. . 

Fam. 446. Garcinieae Bartı. (Guttiferae Dec. et alior.) Lit. 
Choisy in Decand. Prodr. I. u. in Mem. de la soc. d’hist. nat. de Par. 
y- I. part. 2. Cambe&ssedes Mém. s. J. Gutuf. — Relchit. 2—6, rundl., 
in Duincung geft., entgegengef. Blumenbl. 4—10. Blüth. Zwitter, 
einhäufig , 2bäufig od. vielehig. Viele Staubgef.; Staubb. anlieg. 
Ein Eierſt. mit 4, manchm. fehr kurz. Gr., der in eine gefchildete 
od. vielfpalt. Narbe endigt. Beere mit fleifch., nicht auffpr. oder 
durch mehr. Klapp- auffpr., 1 od. vielfäch. Fruchthülle, deren Wände 
mehr 0d. wenig. vortret. Sam. einzeln in jed. Fach, oft v. Mus 
umgeb. Kein Eiw. Embr. gerade. Samenl. fleifch., oft verwachf. — 
Halbfir. oder Bäume, mit harz. Säften; BI. ganz, gegen- oder 
wechfelit.; Blum. gelb. — In den Aequatorialgeg., vorz. in Af. ı. 
Amer. — Ninde oft zufammenzieh. u. wurmtr. — Ein fcharfer, 
gelber u. abführ. Saft ift häufig in allen Gatt. u. macht das Gum- 
migutt. Das beite fommt v. Stalagmitis cambogioides; man erhält 
auch v. Garcinia Cambogia (Cambogia gutta) 1. G- celebica. Beere v. 
Garcinia Mangostana, welche zwifch. d. Wendefr. Eultiv. wird, gilt 
für die befte Frucht d. Erde. Pentadesma butyracea, d. Butter-"oder 
Talgbaum v. Sierra Leona, enth. in d. Frucht fett. Saft. Don 
Moronobea coccinea fommt Gummi res. Manı v. Oananı. V. Mammea 
americana Fr. chb. Bon (.alophylium Inophyllum f£, Res. Tacamahaca 
indica. V. C. Calaba, brasiliense Balfam. Xanthochymus tinctorius zum 
Färb. Die Clusia find paraf. Bäume; ihr Embr. iſt pſeudomonoko— 


tyledonifch. — Grias etc. * unterſcheiden noch eine Familie 
Calophylleae. 


Ordo XXX. (XLVI.) RR eh Nelfenblüthige. 


Fam. 447. Chenopodeae Dec. Ein verwachfenbl. Stheil. Perig. 
Staubgef. dem Grunde des Perig. eingef, u. feinen Lappen entges 
gengef. Ein Eierfi. 1 einfach. od. vielfach. Gr. Fr. nicht nuffpr, 
trock. oder fleifch., ein od. vielfäch. Ein od. mehr. Sam. auf einem 


442 Allgemeine Naturgefchichte. VIT Buch, 


central. Mutterf. Embr. walzig, fihmal, entweder über ein mehl. 
Eiw. zurüdgebog. od. ſchneckenförm. gewund. Eiw. fehlt bisweil. — 
Kr. mit abwechf. einfach. BI. Blumen oft grünlich. — Spinat, 
Spinacia oleracea, Gartenmelde, Atriplex hortensis u. Biitum spec. als 
Gemüfe; eben fo Mangold, Beta vulgaris (cicla) u. Nunfelrübe, Beta 
rabra. Aus lebterer in neueft. Zeit fehr viel Zuder. Aus d. Wurz. 
v. Beta Cicla, dann von Salsola Soda, Kali, Tragus, Cochlospermum 
maritimum, fruticosum, setigerum, salsum, allissimum 1, mehr. Salı- 
cornia wird Soda, Barilla (fohlenf. Natron) gewonn. U. Chenopo- 
dıum (Sänfefuß) ambrosioides fommt Hb. Botryos mexicanae; V. Ch. 
Botrys, olidum. Hb. Botr. nostratis, Ch. Vulvaria haucht Stickſtoff aus. 
Sonft noch bemerfensw. C. Quinoa, bonus Henricus, anthelminticum. 
— Gehr gemein befonders in d. gemäß. Geg.; zum Theil Un: 
fräuter. — Basella etc. 

Fam. 448. Amaranthaceae R. Brown. Lit. Mart. Monogr. 
Amaranth. — Berig. (Kelch?) verwachfenblättr., ausdauer., mit 
4 — 5 Lappen, oft gefärbt. Staubgef. 3 — 5, hypogyniſch, frei od. 
1brüd. Ein einf., felten 2fäch. Eierjt., mit 1 08. viel feltener mehr. 
Eich. Kapf. Ifäch., fich quer öffn.; od. eine Kleine nicht auffpr. Nuß. 
Sam. einzeln vd. zu mehr. auf ein. central. Mutterf. Eiw. mehlig, 
v. einen gefrünmten Embr. umbüllt. Kr. mit abwechf., ganz. Blätt. 
Blum. oft von Schuppen umgeb.; gefärbt; in Achren, Nispen od. 
Köpfen. — Häufiger zwifchen d. Wendefr., als außerhalb; 136 in 
Amer., 5 in Eur. — Amaranthus viridis, Blitum, oleraceus als Ge— 
müfe. ®. Gomphrena officinalis Wurz. tonifch. Mehr. Amar., Gomphr. 
globosa, Celosia cristata etc. find ‚Zierpfl. Bei Amar. spinosus Anamor— 
phofe d. Blätt. in Dorn. — Achyranthes etc. 

Fam. 449. Phytolacceae R. Brown. — Meichen v. d. Cheno- 
podeis hauptfächl, nur dadurch ab, daß d. Staubgef. in Zahl unbeft.; 
od. hierin d. Perigonlappen gleich find, u. mit ihnen abwechf. — 
Halbfir. od. Kr. — Tinktur d. Beeren v. Phytolacca decandra dient 
gegen Nheumatismen, u. in Frankreich gegen Syphilis; auch zum 
Färben des roth. Weins. — In Amer., Afr. u: Snd. Ph. decandra 
bie u. da in Südeur. (häufig fand ich fie z. B. bei Chiavenna,) ein⸗ 
beim. geword. B. Rivina Fr, gift. V. Petiveria tetrandra Wurz. ben. 

Fam. 450. Paronychieae St. Hır. &it. Decandolle Mem. 
s. 1. Paroo. y. Prodr. Ill. R. Brown Prodr, Fl. N.H: A. St. Hilaire 
Mem. s. J. placent. centr. — 5 mehr od. wen. verwachſ. Kelchk., 
felten 3 0d. 4 Blumenbl. in Schuppenform, gewöhnlich eben fo viel 
als Kelchft. , vd. feine. Staubgef. in gleicher Zahl, u. d. Kelchſt. 
entgegengef., od. in doppelt. Zahl; GStaubf. frei. Eierfl. frei. Fr. 
troden, fehr flein, nicht auffpr. od. 8klapp. Sam. zahlr. auf einem 
central. Mutterk., od. von oben an ein. Nabelfchnur herabhäng-, die 
ans dem Grunde des Faches entfpr. Eiw. mehl. Embr- ' walzig, 


- 


Syſtematiſche Meberficht. des Pflanzenreichs. . A453 
gekrümmt od. peripherifch, feitl. — Kr., manchm. etwas bolzig,. mit 
entgegengef. od. abmechf. Bl., mit rauhen od. ohne Nebenbl. — 
Borz. in d. gemäß. Gegend., wie um’s Mittelm., am Cap 2 — 
Bon Herniaria Hb. amarie. An Wurz. v. Seleranthus die 3. Farb, 
gebr. polnifche Cochenille, Coccus polonicus Fabr., Porphyrophora 
Frischii Brandt. — Paronychia, Polycarpaea, Spergula, Illecebrum, _ 
Corrigiola, Telephium etc. Mehrere trennen noch eine eigene Fam. 
Scelerantheae. ; - 

Fam. 451. Portulaceae Barıı. Lit. Ueb. VBerwandtfchaft 
dief. Fam.; A. St. Hilaire s. 1. placent. centr. Decandolle in Mem. 
de la soc. d’hist. nat. de Par. u, Prodr. III. Lindley Introd. to nat. 
syst. — Kelchit. gewöhnl. 2, entgegengef., manchm. 3 od. 5, mehr 
od. wen. unter ſich und mit d. Eierfl. verw. Staubgef. mit den 
Blumenbl. im Kelchgrund od, auf einem Blumenbod. eingef., in 
verfchied. Zahl in jed. Spezies; Staubf. mit d. Gr. d. Blumenbl. 
verm., wenn dieſe unter fich verw. find, oft d. Blumenbl, entge⸗ 
gengef. Eierſt. 1fäch. Kapſ. 83klappig, od. fich quer öffn., od. endlich 
nicht auffpr. u. Ifam. Sam. gewöhnl, zahle. auf ein. centr, Mut 
terf. Eiw. mehl. Embr. peripherifch., mit lang. Würzelch. — Kr. 
od. Str. mit wechfel- od. gegenft., oft fleifch. Bl. — Vorz. in gemäß. 
Geg. — Beruhigend od, fade. Portulaca oleracea 1, Claytonia perfoliata 
als Gemüfe. — Talinum, Calandrinia ete. Diefe Fam. ift auch mit 
d. Brimulaceen, Mefembryanthemeen ꝛc. verwandt. 

Fam. 152. Caryopbylleae Juss. Kelchſt. A — 5, frei: od, in 
eine Nöhre verw., ausdauer. Blumenbl. 4 — 5, genagelt, innen nach 
oben zu mit Flein. Häutchen befeht ; manchm. fehl. Doppelt fo viel 
Staubgef. als Blumenbl.; die den, mit ihnen am Grunde verwachf. 
Blumenbl. entgegengefehtem, entwideln fich fpäter, als die übrigen. 
Eierft. auf d. Gipfel d. Blumenbodens, mit 2—5. Klapp., durch eben 
fo viel Gr. geend. 1fäch. Kapf. od. 2—5fäch. Beere; d. Klapp. tragen 
manchm. im Mittelp. die mehr od. minder vollitäind. Scheidew.; 
Mutterf, central. Viele Sim. Embr. peripherifch od. gekrümmt, 
felten gerade. Eim. mehl. — Kr. od. Halbitr., mit fnot. Steng.; 
BI. entgegengef.; Blüthen endſtänd. — Vorz. außer d. Wendefr. — 
Sehr fade. — Biele find Zierpfl. Dianthus Caryophyllus, Gartennelfe. 
Lychnis chaleedoniea, „brennende Liebe.“ Alsine media, Bogelmiere. 
DB. Saponaria oflicinalis, Seifenfraut, Wurz. gebe. (Saponin.) Die 
Zevant. Seifenwurz F. v. Gypsophila Struthium. 8, Lychnis (Agrostem- 
ma) Githago, Ackerraden off. Bad. Hb. Sem, Nigellastri s. Lolii offhic. — 
Silene, Cucubalus, Stellaria, Arenaria, Cherleria, Cerastium cte. Einige 
unterfcheiden noch eine Fam, Alsineae. 


Ordo XXXI. (XLVIl.) Succulentae. Gaftgewädhie. 
Fam. 153. Mesembryanthemeae Rıch. (Ficoideae Juss. Dee.) 
Lit, Haworth's Schrift. üb, Fettpfl. Decandolle et Reddute 


AA Allgemeine Naturgeſchichte. VIL Buch. 


Plant. grass. Decand. Prodr. IH. — Kelchit. 5, manchm. 4—8, unter 
fich verw , mit d. Eierſt verw. od. frei Blumenbl. fehlen od- find. 
in gleicher Zahl vorh., wie d- Kelchft , oder fehr zahle, gewöhnl. am 

Grunde verw. Etaubgef. zahle., frei. Eierſt. mehrfäch., mit mehr: 
Narb. Kapfel v. einem fleifch. od. freien Kelch umgeb., ſich am der 
Spike öffn. Viele Sam. am innern Wink: d. Fäch-; felten nur ein» 
zelne. Embr. gefrümmt, fpiral od. gerade. Eiw. mehl. — Gitr- od. 
Kr. dv. verfchied. Tracht, mit fleifch. Blätt. — Die meiften am Cap, 
einige um das Mittelmeer, in Südamer. , und d. Infeln d. flilen 
Deeand. — Man ift d. Blätter v. Tetragonia expansa, Sesuvium por- 
tulacastrum 4. Mesembryanthemum edule ; 9. letzterm auch die Fr- 
Manche geben Soda; fo Mesembr. nodillorum, copticum, erystallinum, 
Letzteres, Eisfraut, durch feine Drüfen merkw. Viele werden in 
Gewächshädf. wegen ihr. zierl. Blum. gez — Aizoon, Glinus, Ni- 
traria etc. Einige trennen noch eine Fam. Nitrarieae. 

Fam. 154. Crassulaceae Dec. (Sedeae alior.) Sit. Decandolle 
et Redoute pl, grass. Decand. Prodr. IH. Ejusd. Mem. s. 1. Cras- 
sul. — 3 — 20 am Grunde verw. Kelchfi. Eben fo viel freie oder 
verw. Blumenbl. Eben fo viel 00. doppelt fo viel Staubgef.; im 
letztern Fall die. mit d. Blumenbl. abwechfelnden länger u. früh⸗ 
zeitiger als die übr. Nektartragende Schuppen am Grunde der 
Karpell. Dieſe an Zahl den Blumenbl. gleich; wirtelſtändig um eine 
ideale Are, frei od. etwas verw., am Rücken od. an d. Bauchnath 
auffpr. Sam. in 2 Neihen am innern Rand. Eiw. fleifch. Embr. 
gerade, — Kr. od. Str. mit fleifch. BI. Blüthen endftändig, oft in 
Zrugdolden. — Auf Felfen u. dürren Gründen all, Länd., beſ. am 
Cap. Bon 272 durch Defand. im Prodr. befchr. Spez. 133 am Cap, 
52 in Eur. ꝛc. Von Sedum acre, Mauerpfeffer, sexangulare, reflexum, 
Telephium Hb. gebr. V. Sempervivum tectorum, Sauslaub, Hb. gebr. — 
Rhodiola, Verea, Tillaea, Crassula , Cotyledon. 

.. Fam. 155. Saxifrageae Dec. Lit. Sternberg Enum. Saxifr. — 
5, felten 3 — 7 Kelch. ; mehr. od. mind. unter fich und mit den 
Eierfi. verw., gezähnt od. gelappt. Gewöhnl. eben fo viel Blumenbl. 
Manche Sipven find biumenlos od. verigonblüthig. Staubgef, eben 
fo viel als Blumenbl. Karpellen verwachf.; gewöhnt. 2, bisw. 3—5. 
‚Gr. frei 0d. verw.; Ränder drr Karpell. mehr od. wen. vorfpring., 
wodurc eine mehr- od. einfäch. Kapfel entiteht ; das Auffpr, an d. 
Scheidew. fängt häufig v. unten an, währ. d. Gr. nach oben ver» 
wach. bleiben. Viele fehr fl. Sam. Eiw. fleifch. — Bäume, Str. 
od. Er. von verfchied. Tracht, aber nach d. Blüthenbau eine natürl. 
Gruppe bild. — Sn al. Länd-, befonders auf d. höchiten Berg. — 
Mehrere find zufammenzieh. Die Hortenfie, Hydrangea hortensia Dec. 
ift Zierpfl. — Aus folgenden Zünften Defandolle's machen Manche 
eig. Fam. 4) Escallonieae. Holzgewächfe; Blätt. abwechf., ohne 


*8 


Syſtematiſche Ueberſicht des Pflanzenreichs. 445 


Nebenbl., einfach; Blumenbl. u. Staubgef. 5 od. 6; Eierſt. verw.; 
2 verw. Gr. Escallonia, Itea’ etc. 2) Cunonieae. Holzgew.; Bl. 
entgegengeſ.; Nebenbl. zwiſchen d. Blattſtielen; 4—5 Blumendf.; 
s — 10 Staubgef.; Gr. frei od. verw, WVeinmannia, Cunonia etc. 
3) Baucreae. Holggew.; BI. entgegengef., zufammengef. , obne 
Hebenbl.; Blumenbl. 7 —9; Staubgef. 105 2 getrennte Gr.; Kapf. 
öffnet fich zwifch d. Griff. Bauera. 4) Hydrangeae. Holzgew.; Br 
entgegengef.. einfach, ohne Nebenbl.; Blumenbl. 5; Staubgef. 10; 
Gr. 2 — 5, getrennt. Hydrangea etc. 5) Saxifrageae sensu striet. 
Kräuter; BI. abwechf. od. entgegengef., ohne Nebenbl.; Blumenbl. 
5 — 10; Staubgef. 5—8 od. 10; in Drummondia den Blumenbl. ent 
gegengeſ. Saxifraga, Chrysosplenium, Heuchera etc.- 


Ordo XXXII. (XLVIII.) Calyciflorae. Kelchblůthige. 


Fam. 156. Halorageae RB. Brown. Relchröhre verw., mit ge« 
theiltem od. fait fehl. Rand. Blumenb!. oben in d. Röhre, in gfeich., 
dopp. od. geringerer Zahl, bisw. fehl. Eierft. mehrfäch. ®r. fehlt. 
Narben ib. Fr. nicht auffpr., mit 1ſam. Fäch. Sam. hängend, mit 
fleifch. Eiw. Embr. in d. Mitte, gerade; Würzelchen verläng., 
Samenl. furz. — Halbiir. od. Wafferfr. mit abwechf., gegen- od. 
wirtelft. Bl.; Blüthen manchm. 1 0d. 2häuf. — In ftehend. Waff. 
‚aller Länd. z Myriophyllum, Callitriche, Hippuris, Haloragis ete. 

Fam. 157, Lythrarieae Juss. Zit. Decandolle in Me&m. de 
‚Geneve III. u. Prodr. III, — Kelch verwachfenblättr. Blumenbl. der 
Spitze d. Kelchröhre eingef., an Zahl veränd., bisw. fehl, Staubgef. 
in d. Kelchröhre unter d. Blumenbl:; an Zahl d. Blumenbl. gleich, 
‚geringer od. mehrmal fo viel, Eierft. frei. Gr. fadenf. Narbe. meift 
kopff. Kapfel häutig, vom Kelch umhüllt, früher 2 — Afäch., dann 
meiſt 1fäch. Sam. zahlr: auf ein. central. Mutterf., ohne Eiweis. 
Embr. gerade. Samenl. flach, blattart. — Kr. od. Str. — Befond. 
zwifch. d. Wendefr., aber auch in d. gemäß. Länd. — B. Weiderich, 
Lythrum Salicaria off. Hb. Flor. Salicar. purpur. V. Lawsonia alba die 
zum Färben dien. Alfanna- oder Hennawurz. Ammannia, Cuphes, 
Diplusodon , Lagerstroemia, Peplis etc. 

Fam. 158: Onagrarieae Juss. Kelch verwachfenbl., mit A, 
‚manchm. 3 0d. 5 Lappen; in d. Knospe Flappig. Blumenbl. gewöhn. 
in gleih. Zahl, oben in d. Kelchröhre eingef.; felten feine. Staub- 
gef. nur halb, gleich, od. doppelt fo viel, als Blumenbl. Eierft. 
mehrfäch., ganz od. nur am Grunde verw., von einem Drüfenring 
gekrönt. Gr, fadenf. Narbe geföpft od. gelappt. Eine 2 — Afäch. 
Kapfel» od. Fleifchfr. San. zahle., in jed. Fach. Embr. gerade; 
Würzelch. lang, Samenl. flach. — Kr. 0d. Str. mit einfach., wech- 
fels od. gegenſt. BI. — Vorz. in gemäß. Geg. — Bon Oenothera 


AAb Allgemeine Naturgefchichte: VAL Buch. > 


biennis , Nachtkerze, Wurz. eßb. Fuchsia, Epilobium, Jussiaea, Circaca 
Trapa_etc. j > * 

Fam. 159. Philadelpheae Dec. — Lelchröhre A — 1otheilig, 
angemwachf. Blumenbl. gleich viel; in d. Knospe zufammengerollt, 
in Duincune geſt. Staubgef. 20 — 40, der Spitze d. Kelchröhre 
eingef. Gr. frei u. getrennt. Mehr. Narb. Kapfel zur Hälfte verw.,, 
4 — 10fäch. Diele fpik. Sam. mit häut. Samenanh. u. fleifch. 
Eiw. Embr. verk., fait fo lang als das Eiw., mit eiförm. fiumpf., 
flach. Samenl. — Bäume od. Str. mit entgegengef. BI. u. weiß. 
Blum. — In gemäß. Länd. d. nördl. Halbf. — Philadelphus coronarius, 
gemein. Pfeifenſtrauch, deutfcher Sasmin. - i 

Fam. 160. Rhizophoreae R. Brown. — Kelch verwachfen- 
blättrig, mit 4 — 13 Lappen, in d. Anospe klapp. So viel d. Keld) 
eingef. Blumenbl. als Kelch. Doppelt od. 3mal fo viel Staubgef. 
Eierft. (Cassipourea ausgen.) verw., 2fäch.; jedes Fach mit 2 oder 
mehr. häng. Eich. Fr. nicht auffpr., Afäch., Afamig. Sam. häng., 
ohne Eiw. Ein langes Würzelch. u. 2 flache Samenl. — Bäume 
0d. Str. mit entgegengef., einfachen BI. u. Nebenbl. zwifchen dem 
Blattitiel. — Der Manglebaum, Rhizophora Mangle bedeckt den 
Seefirand in d. hei. Zone. An manchen Küftenflrichen Borneos 
bilden nach Bromme weiße und rothe Danglebäume zur Fluthzeit 
meilenweite unterfeeifhe Wälder, von. denen man bei der Ebbe 
Auſtern wie Früchte pflüdt. Carallia. — Beide Sippen merfwürdig 
durch ihre Luftwurz. Rinde 5. Gerben. (Tannin.) 

Fam. 161. Vochysiaceae Marr. — 4—5 am Grunde verwachf. 
ungleiche Kelchit.; das obere gefpornt. Blumenbl. 1, 2, 3 od. 5, dem 
Kelchgrunde eingef. u. ungleich. Staubgef. 4 — 5, meiſt den Kelchſt. 
entgegengef., dem Kelchgrunde eingef.; mehrere unfruchtbar, eines 
gewöhnt. fruchtb., Afäch. Eierft. frei od. verw., 3fäch., mit wenig 
Eich. 1 Gr. u. 1 Narbe. Kapfel 3fäch., 3flappig. Kein Eiw. Embr. 
gerade, verf.; Samenl. groß, blattartig , gefaltet u. gerollt. — 
Bäume. BI. mit Nebenbl., ganz, abwechf., gegen- od. wirtelſtänd. 
Berwandtfch. noch nicht hinveich. befannt, — Im füdl. Aequatorial⸗ 
amerifa. — Vochysia, Qualea etc. 

Fam. 162. Combretaceae R. Brown. — 4 — 5 hinfäl. Kelchl. 
Blumenbl. 4 — 5, oben in d. Kelchröhre, od. Feine. Staubgef. dop- 
pelt fo viel, manchm. nur fo viel od. 3mal fo viel als Blumenbl. 
Eierſt. Afäch., mit 2 — Abäng. Eich. 1 Gr. u. 4 einfache Narbe. 
Fr. fleifch. mit Kern. Ein einz. häng. Same ohne Eiw. Embr. 
geradläufig. Samenl. gewöhnt. fpiral gerollt, in Combretum zurück⸗ 
gefaltet. — Bäume od. Str. mit gegen» od. wechſelſtänd. Blätt. — 
Zwifchen d. Wendefr. — Rinde u. Fr. v. Terminalia Catappa , lati- 
folia find zufammenz. u. dienen 5. Gerben; eben fo v. den den See⸗ 
ſtrand bekleidenden Bucida, Laguncalaria, Conocarpus. Von Termin. 


Syſtematiſche Weberficht des. Pflanzenreiche. 447 


bellerica fommen Fr. Myrobalani bellerici; v. T. Chebula, eitrina, Fr. 
Myrob. Chebulae, citrini; v. T- argentea, fagifolia Gummihar;z- 

Fam. 163. Alangieae Dec. — Kelchröhre an der Spibe ver- 
engt, mit glockenf., in’5 od. 10 Zähne geend. Nand. 5 od. 10 linienf. 
Blumenbl. Staubgef. lang, vorragend , dopp. od. Amal fo viel als 
Blumenbl:; Staubf. frei, dünn, am Grunde behaart ; Staubb. an- 
lieg., einwärts gef. Eine fleifich. Scheibe am Grunde des Kelchrandes. 
Eteinfr. mit ifäch-, knöch. Kern. Ein verfehrter Same, mit fleifch- 
Eiw., langem Würzelch-, flachen, blattart., herzförm. Samenl. — 
Bäume mit abwechf. ganzen Blätt. — Ind. — Alanzium. — Die 
Stelle dief. Fam. ift noch unficher- 


Ordo XXXII, (XLIX.) Calycanthinae. Kelcyblumige. 


Fam. 164. Granateae Don. — Kelch lederig, 5 — Tfpaltig ; 
Kelchröhre eiförmig, an d. Spike verengt; Kelchlappen in d. Knospe 
klappig. Blumenbl. 5— 7. Viele Staubgef. mit freien Staubf. Gr. 
fadenf- Narbe geföpft:. 2 Wirtel mit d. Kelch verwachfener Karpellen: 
ein unterer, aus 2 0d. 3 Karp., u. ein oberer, aus 5 — 10 (nad) 
Lindley) beſtehend, bei der Neife die vielfäch., mufige, balausta ge» 
nannte Fr- bildend. Sam. ohne Eiw, Samen!. blattartig, fpiral 
gerollt: — Etr. mit gegen- od. wechfelftänd., hinfäll. BT. u. rothen 
Blum. — Nur 2 Spez. Punica Granatum, d. gemeine Granatbaum, 
ſtammt aus d. Berberei, P. nana, v. d. Antillen. Bon erſterm Flor. 
Balaustior., Cort. Granator. *seu Malicörii. Cort. radie. (Granatin.) — 
Sufien u. Lindley verein. diefe Fam- mit d. Myrtaceen- 

Fam. 165. Calycantheae Linor. — Kelch gefärbt, mit fall 
fleifch., Fonfav. Röhre mit vieltheil. Rand. Keine Blumenbl. Staubgef. 
zahlr., in mehr. Wirteln auf ein. fleifch. Scheibe, oben in d. Kelch— 
röhre. Viele Karpellen an den Wänden der Kelchröhre, wie in den 
Kofen jedes mit 2 Eich. Gr. frei: Eine Ifam. Achaene mit aufiteig. 
Sam. ohne Eim. Embr. gerade. Samen!- gerollt. — Str. mit ent- 
gegengef., einf- BI. ohne Nebenbl. — Nur 2 Eippen: Calycanthus in 
ordamer. u. Chimonanthus in Japan. 


Ordo XXAIV. (L.) Myrtinae. Myrtenblüthige. » 


Fam. 166. Memecyleae Dec. — Selchröhre aufgetr., mit 4—5 
Lappen od. Zähnen. 4— 5 Blumenbl: Staubgef. 8— 10. Gr. fadenf. 
Sr. fleifch., 2—4 fäch. Sam: in kleiner Zahl, ohne Eiw. Eamenl. 
blattart-, fpiral gerollt. — Str. mit entgegengef-, ganzen, einfachen 
Bl: — Zwifch- d. Wendefr. — Memecylon, Scutula, Mouriria, Petaloma. 

Fam. 167. Melastomaceae Don. &it. Decandolle Mem. s. 
1. M. Ejusd. Prodr. III. Bonpland, genre Rhexia. Don in Transae. 
of the Wern. Soc. 1823. — Kelchit- 5, bisw. 4 0d. 6, in eine halb» 
kugl. od. Tängl. Röhre verw. , die mit d. Eierfi- nur durch S— 17 


448 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch. 


Nerven zuſammenh. und daher leere Stellen läßt, in welche die 
Staubb. v. dem Blühen zurückgelegt find. So viel Blumenbl. als 
Kelchl.; ſie entſtehen vom Obertheil d. Röhre, u. ſind in d. Knospe 
zufammengewund. Doppelt fo viel Staubgef. als Blumenbl. Staubb. 
öffnen fich durch Endlöcher od. Längsfpalten, u. haben oft fonderbar 
geftalt. Anhänge. Eieritod'sfächer bald in gleicher Zahl mit d. Kelch— 
lappen, u. mit ihnen abwechf., bald in geringerer Zahl. Fr. u. 
Sam. an Konfiftenz u. Form verfchied. — Bäume, Str. od. Ar. 
mit gegen= od. wirtelſtänd. Bl.; vom Grunde geben flarfe Nerven 
- aus, nach deren Sahl die Blätt. 3nervig, Snervig u. f. w. heißen. — 
Faſt alle zwifch. d. Wendefr.; feine in Eur. — Mancher Beeren 
e6b.; fo v. Clidemia. — Microlicia, Tococa, Lasiandra, Chaetogastra, 
Arthrostemma, Osbeckia, Melastoma, Rhexia, Miconia etc. ” 
Fam. 168. Myrtaceae R. Brown. Lit. Decandolle Prodr. 
Ill. Cambessedes M&m. s |. groupe d. M. — £elchröhre mit 5, bisw. 
4 0d. 6 Lapp. Blumenbl. eben fo viel, in d. Knospe im Duincung 
geſt.; fehr felten fehlend. Staubgef. dopp. od. vielmal fo viel als 
Blumenbl., d. Spike der Kelchröhre eingef., mit freien od. vielbrüd. 
Fäden, die vor d. Aufblühen gegen d. Mittelp. zurüdgebogen find. 
Karpellen 5, feltener 6 od. 4, od. noch weniger; unter fich u. mit 
d. Kelch verwachſ. Gr. u. Narben verw. Fr. verfchieden, vielfäch., 
vielfam. Kein Eiw. Embr. verſchied. — Bäume od. Str. mit meift 
punft. od. drüf. Blätt. Blum. nie blau. — Sn d. Nähe d. Wendefr. 
Am weiteiten nach N. geht d. europ. gemeine Myrte, Myrtus com- 
munis. Die Wälder Neuhollands beit. großenth. aus Bäumen diefer 
Fam. — Die durchficht. Punkte der Blätter kündigen ein flücht. 
Del an. Das Cajeputöl fommt v. d. BI. der Melaleuca leucadendron 
u. Cajeputi, es iſt Fräftig fchweißtr., auch Frampfwidrig. Blätt. v. 
M. genistacfolia als Thee. Gerbeitoff findet fich in d. Wurz. einiger 
Eugenia u. d. Rinde mancher Eucalyptus, welche fo reich daran find, 
daß man fie defhalb aus Neuholl. ausführt. Von Eucal. resinifera f, 
Gummi kino australasiat. ®. Leptospermum scoparium, flavescens Yufguß 
auf Blätt. gebr. Die ungeöffn. Blüth. v. Caryophylius aromatieus find 
die Gewürznelfen, Caryophylli; v. ihnen äth. Del. V. d. gemeinen 
Myrte, Myrtus communis Blätt. u. Fr. ben. Bon Eugenia Jambos 
Sr. (Sambufen) eßb., Rinde gerbeftoffh. V. Eug. Pimenta fomm: Fr. 
Amomi, Nelkenpfeffer, englifches Gewürz. Eßb. Fr. haben: Eug 
Michelii, cauliflora, brasiliensis, Psidium Gojava. V. Myrcia pimentoides, 
acris, coriacea $r. ben. Von Calyptranthes aromatica Rinde aromat. 
V. Barringtoria speciosa, Gustavia augusta, fastuosa Ninde U. Fr. $ 
Bergift. d. Fifche. V. Lecythis Ollaria Sr, u. Bait ben., Samen eßb. 
V. Bertholletia excelsa Sam. (Maranhamnüffe) u. Del ben., dv. Cou- 
ratari Baſt. — Metrosideros ete. Nichard unterfch. eine eig. Fam. 
Lecythideae. 


\ 


Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs 449 


Ordo XXXV. (LI.) Lamprophyllae. &fanzblätterige. 


Fam. 169. Camellieae Dec. — 5 — 7 ungleiche, hinfäll. Kelchit. 
Blumenbl. 5— 9. Viele am Grunde verwachf. Staubgef. mit be- 
weglichen Staubb. Gr. 3 — 6, mehr od. wen. verw. Kapfel 3fäch. 
Sam. durch Febhlfchlagen in jed. Fach einzeln; di, ohne Eiw. mit 
fleifch., öl. Samenl. — Immergrüne, glatte Bäume od. Str. — 
Südaſien. — Befannt find d. Schönheit d. Blüthen v, Camellia 1. d. 
Eigenfchaft. d. Blätt. d. Thees, Thea chinensis Sims. Bar. hievon find: 
viridis, Bohea, strieta. Zum fchwargen Th. gehören: Bohe, Congou, 
Campay, Souchong, Batri Souchong, Pecco; zum grünen: Singloe, 
Tonkay, Hayfan, Tchi, Aliufar, Soulang. Der Baditeinthee kommt 
aus d. Mongolei. (Thein.) Camellia japonica, Sasanqua, Kissi, oleifera 
find Sierpfl.; v. ihnen auch Del. V. Wittelsbachia insignis Mart. 
Wurz. ben. — Mehrere verein. diefe Fam. mit d. Ternſtroemieen. — 

Fam. 470, Olacineae Mıre. &Xit. Mirbel Bullet. philom. 
813. Decandolle Prodr. I. — Kelch napffürmig, gezähnt, nach dem 
Blühen anwachf. u. fleifch. werdend. Blumenbl. 4 — 6, in d. Knospe 
flappig, frei od. zu 2 und 2 verw., mit fadenförm. Anhängen. 
Staubgef. 3 — 10, manchm. am Grunde mit d. Blumenbl. vermw. 
Eierſt. 1 — Afäch. ; jedes Fach mit ein. Eich. Beere 1fäch., Afam. 
Same bäng.; Eim. fleifch. Embr. Flein, eiförmig, bafilar; Samenl. 
verwachf. — Bäume od. Str.; mit abwechf., einf., ganzen BI. ohne 
Nebenbl. — Sn d. Nähe d. Wendefr,, bef. in d. alten Welt, Don 
Heisteria coccinea Holz techn. brauchb. — Olax, Ximenia. — Stellung 
dief. Fam. noch ungewiß. 

Fam. 474. Ternstroemiaceae Dec- Lit. Mirbel Bullet. 
philom. Decand olle Mem. de Geneve I. Ejusd. Prodr. I. Lindley 
Introduct. to the natur. Syst. Camb&ssedes Mem. s. 1. T. — Kelchſt. 
5, ungleich, lederig , in Quincunx geft., ſtumpf, ausdau., oft v. 2 
Brafteen begleit. Blumenbl. 5, frei od. verw. Viele etwas mit dem 
Grunde d. Blumenbl. verw. Staubgef.; Staubf. pfriemenförmig, 
Staubb. aufr. Gr. 2 — 5, frei od. verw. Fr. troden od. Fapfelartig, 
mebrfäch. Viele Sam, auf einem centralen Mutterf., mit od. ohne 
Eiw. Embr. bogenförm. — Bäume od, Str. mit abwechf., leder., 
ganzen Bl. — Zwifchen d. Wendefr., vorzüglich in Südamer. — 
Ternstroemia, Saurauja, Caraipa, Gordonia. — Werden v. Mehrern mit 
den Camelliaceis verein. 

Fam. 472. Chlenaccae Du Per. Tu. Sit: Du Petit- Thouars, 
Hist. des veget. de l’Afr. austr. — Eine Hülfe mit 1—2 Blüth. 3 
Kelch. Blumenbl. 5— 6, manchm. am Grunde verw. Staubgef. 
10 bis viele; Fäden in eine Feine Röhre verw, u. manchm, auch noch 
mit dem Grunde d. Blumenbl.; Staubb. rundlich, Eierft. 3fäch. 
Ein Gr. 3 Narb, Kapfel 3 —4fäc), Sam. verf,, einzeln od. zahlr. 


IT 29 


A50 Allgemeine Naturgefchichte, VIE Buch. 


in jed. Fach; mit Eim., einem grün. central. Embr., u. blattart, 
gewellten Sameni. — Bäume od. Str. mit abwechſ. ganzen BI. u. 
binfäll, Nebenbl. Blum, in Trauben, oft roth. — Die 8 befannten 
Spez. find.v. Madagasfar, — Sarcochlaena, Leptochlaena, Schizo- 


chlaena, Rhodochlaena etc. 


Ordo XXXVI. (LII.) Columniferae. Säufenfrüdtige. 


Fam. 473. Tiliaceae Kuxru. — Kelchſt. A—5, in d. Knospe 
klappig. Eben fo viel ganze Blumenbl.; manchn. feine. Staubgef. 
frei, der Zahl nach gewöhnt. unbeſtimmt; Staubb. eiförm, oder 
rundl., 2fäch. Drüfen, den Blumenbl. entgegengef., zwifchen diefen 
u. d. Fuße des Eierft., welcher aus A — 10 verw. Karpellen zufan- 
mengef. ift. Gr. in einen verw. Narben meiſt frei. Sn jed. Fach 
mehr. Sam. Eiw. fleifch.; Samenl, flach, blattart. — Kr., Str. od. 
Bäume mit einfach. mit Nebenbl, verfeh. BI. — Meiſt zwifchen d. 
MWendefr. Nur die Spez. der Falten Länder find Bäume (Tilia); dr 
frautart. (Grewia, Corchorus) gehören den warmen an, was eine 
Ausnahme in d. geogr. Vertheilg. it. — Die Rinde hat etwas Ger- 
beftoff. Blätt. v. Corchorus olitorius find ein in trop. Lind. gewöhnl. 
Gemüfe. — Brafteen u. Blätt. der Linde, Tilia europaea, geben 
einen fchweißtr., erweich. u. aromat. Thee. Bon ihr Holz, Holzkohle 
techn, gebr. 9. Triumfetta Lappula Rinde techn. brauchb.; v. Tr. 
triloba Blüth. ben. — Apeiba, Sloanea etc. 

Fam. 474.7 Elaeocarpeae Jass. — Weichen v. d. Tilinceen 
durch gefranzgte Blumenbl., ftets zahlr. Staubgef., u. längl. Staubb. 
ab, welche fich durch 2 Boren an der Spitze öffn. Bäume od. Gtr. 
mit hinfäll. Nebenbl.; Blüthen in Trauben. — Sn warm. Länd.; 
feine in Eur.; mwenigftens 54 in Oftind. — Von Elaeocarpus Perim- 
kara Fr. eßb.; Rinde v. E. lanceolatus giebt Harz. — Dicera, Trieu- 
spidaria etc, 

Fam. 475. Buttneriaceae R. Brown. — Üharaftere der Mal- 
vaceae, nur fehlen bisw. die Blumenbl., die Staubgef. find vers 
fchiedentl. in Büfchel verw., die Staubb. 2fäch., die Karpellen we— 
niger zahlr., es ift ein Eiw. vorhanden, u. d. Samenl. find manchm. 
Fach. — Krautig od. holzig. — Am Gleicher u. in der Nähe der 
Wendekr.; Feine in Eur. — Die Kafaobohnen find die öligen Sam. 
v. Theobroma Cacao V. ihnen Oleum seu Butyrum Cacao. V. Guazuma 
ulmifolia Blüthe ben. V. Waltheria Douradinha Kraut erweich. Bon 
Sterculia foetida Sam. harntreib-; v- St. Chicha, Balanghas Sam. eßb., 
ölgeb. Die Zünfte dief. Fam. werden öfters zu eigen. Fam. erhob. 
4) Die eigentl. Buttneriaceae haben meift szähl. Blüthenbau, u. 
fonderb, geſtalt. Befruchtungsth. u. Neftarien. Sich, Theobroma, 
Abroma, Buttneria, Lasiopetalum etc. (Manche unterfch. auch noch eine 
Gruppe Lasiopetaleae.) 2) Die Sterculieae haben ein. hinfäll. Kelch, 


“  Spftematifche Weberficht des Pflanzenreichs. 451 


feine Blumenfrone us große, ölige, ſchmackh. Sam. Sterculia, Tri- 
phaea, Heritiera, 3) Die Hermannieae hab. einen bleib. Kelch, u. 5 
Blumenbl. Hermannia, Waltheria etc. 4) Die Dombeyaceae haben 
slapp. Kelch, 5 große Blumenbl., einbrüd. Staubgef., fleifch. Eiw. 
Ruizia, Dombeya, Melhania, Goethea, Wallichia ete. (Es wird von 
ihnen bisw. auch noch eine Gruppe Wallichieae getr.) 

Fam, 176. Malvaceae Kuna. Kelchſt. 3 — 5, mehr od. wen. 
verwacht., in d. Knospe Flappig, auß. oft mit einer Hülle, die einem 
dopp. Kelch gleicht. So viel Blumenbl. als Kelchit.; in der Knospe 
gewunden ; frei od. am Grunde unter fich u. mit d. Staubgef. verm. 
Staubgef. gewöhnt. d. Sahl nach unbeft., einbrüd.; Staubb, Ifäch., 
fich quer öffn. Viele freie 0d. verw. Karpellen, im Wirtel um eine 
Are lieh. Gr. u. Narben an Zahl d. Karpellen gleich, od. in einen 
einzigen verw. 1 — 2 Sam. in jed. Fach od. Karpell; find eiförmig 
od. winflig, oft behaart, ohne Eiw. Embr. gerade; Samenl. dopp. 
in einander gewund. — Ar. od. Bäume; Bl. wechfelit., gezähnt od. 
gelappt, mit Nebenbl.; Haare oft ſternförm. — In warm. u. gemäß. 
Länd.; gegen Norden feltener. — Blüth. u. Blätt. in allen unge 
mein beruhigend u, erweichend; Wurz. manchm. bitter. Bon Althaea 
offieinalis, taurinensis, Eibifch; Wurz. gebr. (Althein, Schleim.) 3. 
Alth. (Alcea) rosea, Stodrofe fomm. Flor. Malvae hortens. V. Malva 
rotundifolia, borealis, sylvestris Fol. Flor. gebr, Die Baummolle iſt die 
Samenhülle v. Grossypium herbaceum, barbadense , religiosum, arboreum ; 
deren Sam, geb. Del. Die Sam. einiger Hibiscus find reis. Die v. 
H. Abelmoschus find die Grana moschata der Offiz. Die unreif. Blüth. 
v. H. esculentus, Sabdariffa genießt man auf d. Antillen u. in Egyp- 
ten; von H. tiliaceus, mutabilis, venustus Blätt. u. Blüth. erweich.; 
H. surattensis, populneus 5, Färb. V. Sida carpinifolia, hirta, populi- 
folia u. a. Blätt. erweich. Von Dipterocarpus fommt Camphora suma- 
trana. V. Shorea robusta Balſamharz. V. Vateria indica Piney, Pflan⸗ 
zenfett. — Malope, Kitaibelia, Lavatera, Urena, Pavonia ete. 

Fam. 177. Bombaceae Kunt#, — Gleichen d. Malvaceen, nur 
iſt d. Kelch in d. Knospe nicht gang Elappig, die Staubgefäßröhre 
trennt fich nach oben in 5 Theile, u. d, flets holzige Stamm bildet 
die größten befannten Bäume, fo befond. Adansonia digitata, Affen- 
brodbaum, — Zwifchen d. Wendefr. — In. Eigenfchaften d. Malva— 
ceen ähnl. Samenwolle mehrerer Eriodendron u. Bombax dient zu Pol- 
fern, Fann aber wegen mangelnden Häckchen nicht gefponnen werden, 
wie d. Baummolle, Doch nennt man im gemeinen Leben mehrere 
Bombax Baummollenbäume, Sam, v, Bombax geb. Schleim ; ihre 
Stämme find bauchig. Fr. v. Helicteres fpiralgewunden. 


Ordo XXXVII. (LIII.) Gruinales. Storchſchnabelige. 
Fam. 178. Balsamineae A.Rıcn. Lit. A. Richard, in Diet. 


45% Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch. 


class. II. Decandolle Prodr. I. Kunth Mem. de la soc. d’hist. nat. 
de Par. II. Lindley Introduct. to the nat. Syst. Roeper de flor. et 
affın. Balsam. — Kelch beſteht aus 2 entgegengef., binfäl. Stüd. 
4 hypogynifche Blumenbl., über’s Kreuz: die 2 äußern mit d. Kelchſt. 
abwechf.; das obere konkav, ausgerundet; das untere ganz, am 
Grunde in einen Sporn verläng.; die 2 andern gleich, mehr blumen» 
blattartig: 5 auf dem Blumenboden eingef. Staubgef., den Eierft. 
umgebend, mit kurzen Staubf. u. beinahe verwachf. Staubb.; die 
3 untern den Blumenbl. entgegengef., mit 2fäch. Staubb.; die 2 
obern vor d. obern Blumenbl. eingef., mit 2> od. Afäch. Staubb. 
Ein Eierft. Kein Gr. 5 getrennte od. verw., fib. Narben. Kapfel mit 
5 elaft, Klappen, centralem, aber in feiner Jugend 5fäch. Mutterf. 
Mehrere Sam. in jedem Fach, von d. Mutterf. herabhäng., ohne 
Eiw. Embr. gerade. Samenl. innen flach, außen gewölbt. — Zarte 
Kr. mit-wechfel- 0d. gegenft., einfachen, fiedernerv. BT. ohne Ne: 
benbf. — Borg. im beißen Aften, wenig. am Gay, in Amerifa u. 
Eur. — Impatiens noli tangere, Gpringfraut. Neizbarfeit d. Kapf. 
u. Schlaf der Blätt. merfw. Balsamina hortensis, Gartenbalfamine. 
Der fonderbare Blüthenbau dief. Fam, hat viele Forfchungen und 
abweich. Anfichten veranlagt. 

Fam. 179. Tropaeoleae Juss. — Kelch 5theilig, gefärbt, mit 
verfchieden verwachf. Lappen, deren oberer in einen Sporn verläng. 
ift. 5 dem Kelche eingef, ungleiche, unregelm. Blumenbl.; 2 obere 
fißend, entfernt, der Höhe des Sporns eingef.; 3 untere genagelt, 
fleiner, manchm. abortirt, 8 Staubgef.; Staubf, frei, den Eierft. 
umgeb,, auf einer Scheibe eingef.; Staubb. aufr. 3 Karpellen u. 3 
verwachf. Gr. 3 ſpitze Narb. Karpellen mit einer Verlängerung des 
Blumenbod.. verwachf., Afäch., Afam. Sam. did, ‚ohne Eiw. Embr. 
dich, mit 2 geraden, dichten Samenl.; fie find zuerſt getrennt, eier 
verſchmolzen, felbft mit der Samenhaut verwachſ. Würzelch. 
Verlänger. d. Samenl. verborg. — Scharf ſchmeck., glatte, * 
windende Kr. Bl. wechſelſt., ſchildnervig, ohne Nebenbl. — Süd— 
amerika. — Von Tropaeolum majus, pentaphyllum, Kapuzinerfreffe, 
Kraut u. Frucht eßb. 

Fam. 180. Geraniaceae Dec. Lit. lHeritier Geraniologia. 
Sweet u. Trattinif Abbild. v. Geranien, Pelargonien 20. — 
Kelchft. 5, mehr od. wen. ungleich, in d. Knospe in Duincung gefl. ; 
eines oft in einen, mit dem Blumenſtiel verwachf. Eporn verlängert. 
Yfumenbl. 6, (felten 4 od. feine) genagelt, gleich u. frei od. un» 
gleich u. d, Kelch eingef. Doppelt od. 3mal fo viel Staubgef. als 
Blumenbl.; Staubf. gleich od. ungleich ; mehr od. wen. verw. 
: Str euhode im Mittelp. d: Blume in eine dünne, 5edige Are 
verläng., welche die 5 in ihrer ganzen —— die ſpitzen freien Narb. 
ausgenommen, anlieg. Karpellen trägt. 2 Eich. in jed. Eierſt./ von 


Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. A553 


welchen nur eines anwächft. Karp. nicht auffpr., häutig; löſen ſich 
am Grunde vom Blumenboden ab, u. werden dv. verwachfenbleibend. 
Gr. unterfüßt. Sam häng., ohne Eiw. Embr. gefrümmt. Samenl. 
gerollt od. gefaltet, manchm. gelappt. — Kr. 0d. Halbſtr. mit ges 
glied. Aeſten; mit Nebenbl.; BT. gegen- od. wechfelit., bandnervig; 
Blumen einzeln, zierlich, oft von dültern Farb, — Vorz. in gemäß. 
Länd. Erodium, Geranium in Eur., Mordamer, ze. Die Mm Gärten 
gepfl. Pelargonium vom Gap u. Neuholl. — Kraut riechend u. zufams 
menzich. ; gebr. v. Erodium cicutarium, moschatum, gruinnm, Gerauium 
Robertianum, sanguineum. — Monsonia, Ryachotheca. 

Fam. 181. Lineae Dec. — 3, 4 bis 5 ausdauer. Kelchit. Eben 
fo viel genagelte, in d. Knospe gewundene Blumenbl. Staubgef. an 
Sahl den Blumenbl. gleich, am Grunde in 1 Ring verw.; zwifchen 
ihnen Zähne. Eierſt. mit 3, 4, 5 Fäch. u. eben fo viel in einen 
Kopf geendigten Gr. Kapfel aus Karpellen gebildet, deren innere 
Ränder zurüdgefchlagen find; iedes Karp. mit 2 Sam. Kat fein 
Eiw. Embr, gerade, flach, fleifch., ölig; Samenl. eliptifch. — Kr. 
od. Halbitr. mit ganz. Bl.; Blumenbl, fehr hinfäll. — Sn allen 
Länd., bef. Eur, u. Nordafr. — Faſern wegen ihrer Zähigfeit 
brauchb, Linum usitatissimum, gem. Lein, Flache, wird defhalb geb. 
Sam. dv. Linum ölig u. erweich. Zeinöl. — Radiola. 

Fam. 4182. Oxalideae Dec. £it. Decandolle Prodr. I. 
Zuccarini Monogr. d. amerif. Ox. u. Suppl. hiezu. — 5 freie 
od. leicht verw., gleiche Kelchſt. Blumenbl. 5, gleich, in d. Knospe 
fpiral gerollt, am Grunde etwas verw.; Nägel gerade, Scheibe aus— 
gebreitet. Staubgef. 10, in 2 Reihen; äußere fürzer, den Kelchit. 
entgegengef.; Staubf. gewöhnlich am Grunde verw. Eierit. frei, 
5fäch. Gr. 5, mit Beziehung auf die 2 Staubgefäßreihen von vers 
fchied. Länge. Narben pinfel- od. Fopfförm. od. 2fpalt. Kapfel 5fäch. 
mit 5 — 10 Klapp. Sam. in geringer Zahl, oval, geftreift, im eine 
fleifch. Dede eingefchl., welche fich öffnet u. fie ausfchleud. Eiw. 
fnorplig-fleifch. Embr. verk. — Halbfir. od. Kr. BI. wechfel-, felten 
gegenſt., einfach od. zufammengef.; die Blättchen ändern nach Tag 
u. Nacht ihre Stellung. — In warmen u. gemäß. Länd., befond. 
Südamer. u. d. Cap. — Die Blätt. enth. oft Dralfäure, daher ihr 
Sauerampfergefchmad, — Oxalis acetosella, Sauerflee. V. O. crenata 
Knollen eßb. Mehrere Spez. v. Oxalis werden nach Schiede in Meiiko, 
wie der Sauerampfer bei uns gegefien. Von Biophytum Schlaf der 
Blätter merfwürdig Don Averıhoa Carambola, Bilimbi Fr. eßb. — 
Ledocarpum. — 


Ordo XXXFIII. (LIV.) Ampelideae. Ampelideen. 


Fam. 183. Ampelideae Rıch. (Sarmentaceae et Leeaceae alior.) — 
Kelch Fein, ganz od. kaum gezähnt. Blumenbl, A— 5, an d, innern 


454 Allgemeine Naturgeſchichte. VIL. Buch. 


Seite einer Scheibe eingef., welche d. Eierſt. umgiebt; zurückge— 
krümmt u. oft an d. Spitze verw. Jedem Blumenbl. ein Staubgef. 
entgegengef.; Staubf. frei od. verw., Staubb ſchwingend. Eierſt. 
frei. Gr. ſehr kurz. Eine runde, anfangs 2fäch. Beere, mit 2 Sam. 
in jedem Fach; fie wird durch Verfchwinden d. Wände fpäter Ifäch., 
wäfferig od. fleifch. Sam. knöchern, 4 — 5 od. durch Fehlfchlagen 
noch weniger, auf einer Mittelare. Eiw. hart. Embr. gerade. — 
Kletternde Str. BI. mit Nebenbl.; obere gegen», untere mwechfellt; 
einfach 0d. zufammengef. Blüthenftiele den Blätt. entgegengef., oft 
in Ranfen verwand. Blüth. Fein, grünlich ; manchm. 2häuf. oder 
vielehig. — Sn warm. u. gemäß. Geg. beider Halbf.-— Der gemeine 
Weinſtock, Vitis vinifera, ffammt aus Nordind. Der Saft (Thränen) 
des Weinft. wird bei Augenentzünd. angew. Man Fennt v. d. Frucht 
über 1500 Variet. Nofinen, Zibeben find. getrodn. Fr. gewiß, Bar. 
DB. Beeren f. unreifer Traubenfaft, Moft, Wein, Weineffig, Weinftein, 
Traubenweinfäure, Weinfteinrahm, Weinfteinöl, Traubenzuder, AT: 
fobol; die Samen geben Del, geröftet Chofolade; die Stämme 
Stöcke; Blätter offiz. Von Cissus salutaris Wurg. gebr. — Ampelopsis, 
Leea, Lasianthera. 

Fam, 184. Meliaceae Juss. (c. Cedreleis Br.) Lit. Decandolle 
Prodr. I. Adr. Jussieu Mem. s.1. M. — 4-—5 mehr od. weniger 
verw. Kelchit. Eben fo viel, oft verw. Blumenbl. Staubgef. meift 
doppelt fo viel, od. eben fo viel, od. 3mal, Amal fo viel als Blu— 
menbl.; Staubf. in eine gezähnte Röhre verw.; Staubb. inzen der 
Röhre anlieg. 1 Eier. u. 1 Gr. Fr. vielfäch. mit häuf. Fehlfchlagen 
der Fächer; auffpr. od. nicht, trocken od. fleifch., bisw. mit Scheide 
wände trag. Klappen. Sam. mit od. ohne Eiw. Embr. verfchied. — 
Bäume od. Str. mit abwechf., einf. od. zufammengef. BI. — Vorz. 
zwifchen d. Wendefr, Melia Azedarach, welche die Spaziergänge in 
Südeur. ziert, wächſt wild bis nach Syrien hinein. Von ihr m. M. 
Azadirachta Rinde fieberwidr. (Azadirin.) V. Trichilia cathartica und 
emetica Rinde gebr. Von Guarea trichilioides Rinde u. Wurz. gebr. 
Die Rinde v. Canella alba ift der weiße Zimmt, Costus dulcis seu 
corticosus. (Canellin.) Von Platonia insignis Fr. eßb, Die Fr. von 
Lansium u. Milnea edulis find in Ind. gefucht. Die Blätt. find tonifch 
od. Brechen u. Durchfall erreg. Cedrela u. Swietenia geben gefchäßt. 
Bauholz ; das Acajou od. Mahagony kommt v. Swietenia Mahagony ; 
deren Ninde iſt gerbeitoffhalt. Bon Sw. febrifuga 1. Cedrela febrifuga 
Ninde gebr. VB. Cedr. brasiliensis fommt das Zuderfiftenholg. Die 
Cam. v. Carapa gujanensis geben das Del Andiroba, Von Humirium 
balsamiferum, floribundum Balfam. — Turraea etc. — R. Brown 
unterfch. von ihnen eine eigene Fam. Cedreleae. 

Ordo XXXIX. (LV.) Malpighinae. Malpighinen. 

"Fam. 185. Malpighiaceae Juss. Kelch 5theilig, Blumenbl. 


% 


Syitematifche Meberficht des Pflangenreiche. A455 


5, genagelt, manchm. ungleich od, fehl. Staubgef. 10; Fäden frei 
u. öfter am Grunde verw.; Staubb. gerundet. 3 mehr od. minder 
verwachf. Rarpellen u. Gr. Fr. trocken od. fleifch. Ein bäng. Same 
in jed. Fach. Kein Eiw. Embr. gefrümmt od. gerade. — Etr., oft 
Fletternd, mit entgegengef., einf. Bl.; meiſt mit Nebenbl. — Zwifch. 
d. Wendefr., vorg. in Amer. — Die Haare einiger Malpigbia, fo M. 
urens, brennen wie jene der Neſſeln; mehrere haben efb. Fr., na— 
mentlich M. glabra. — Bon Byrsonima crassifolia Rinde gebr, — 
Hiraea, Banisteria etc. 

Fam. 186, Acerineae Dec. Kelch 4 — 9- meiſt 5theilig. Eben 
fo viel, manchm. feine Blumenbl. Staubgef. gewöhnl. 8, od, 5—12. 
Ein paariger Eierfi. 1 Gr. u. 2 Narb. 2, felten 3 nicht auffpr., am 
Gr. verwachf. Karpellen, nach oben in Hautflügel verläng. Ein 
Same in jed. Fah, mit dicker innerer Samenhaut, ohne Eim. 
Embr. gefrümmt oder gerollt, Würzelchen gegen d. Grund des Fachs 
gekehrt. — Bäume mit entgegengef., einf. od. zufammengef. Bl.; 
oft durch Fehlfchlagen 2häuſig od. vielehig ; Blumenfrone grünl. — 
In den gemäf. u. nördl. Geg. unferer Halbf. — Saft mehr. Ahorne 
zucerhaltig; man gewinnt in d. verein. Staaten viel Zuder von 
Acer saccharinum. Von A. Pseudoplatanus, platanoides, campestre Holz 
techn. brauchb. — Negundo, Dobinea. 

Fam. 187, Coriarieae Dec. Blüthen oft ir od. 2häuf. Kelch 
mit 10 Lappen; die 5 Auf. größer, die übrigen callos. Keine Blus 
menbl. 40 Staubgef. Blumenbod, dicht. Eierfi. mit 5 Fäch. Kein 
Gr. 5 lange, ſpitze Narb. 5 nicht auffpr. einfam. Karpellen. Sam. 
bäng., ohne Eiw. Embr. gerade; Würgelch. oberhalb. Samenl. 
fleifch. — Str. mit gegenft. , einfachen , 3nervigen, ganzen Bl. — 
Bon d. einz. hieh. gehör. Sippe Coriaria wachſen 4 Spez. in Peru, 
sin Mejifo, 1 in Neufeel. und 1, C. myrtifolia, ums Mittelmeer. 
Diefe dient 5. Gerben u. Schmwarzfärben; ihre BI. u. Fr. find gift. 

Fam. 188. Erythroxyleae Kuntn. Lit. Kunth Nova Gen, 
americ. V. Decandolle Prodr. I. — 5 verw., ausdauer. Kelchſt. 5 
Blumenbl., innen mit einer Schuppe. 10 Staubgef.; Staubf. am 
Grunde in einen Ring verw.; Staubb. 2fäch. Eierft. Ifäch., mit 
4 bäng. Eich; od. Sfäch., mit 2 leeren Fäch. 3 Gr. Eine Ifam. 
Steinfr. Eim. hornig. Embr. linienförmig, gerade. — Bäume oder 
Str, mit ſpitz., binfäl., winfelit. Nebenbl.; Blätt. fat immer ab» 
wech. u. glatt; Blüth. Flein, weißl. — Zwifchen d. Wendefr., bef. 
in Amer. — Bon Erythroxylum Coca die Fr. Hypadu. Holz v. C. 
hypericifolium techn, brauchb. — Sethia. 

Fam. 189. 'Sapindaceae Juss. — A— 5 freie od. verw, Kelchſt. 
Blumenbl. manchm. eben fo viel, manchm. weniger od. feine. Ein 
drüf. King zwifchen d. Blumenbl. u. Staubgef.; letzterer doppelt 
fo viel als Blumenbl. 1 9d. 3 Gr, Eine 3fäch. od, durch Fehlfchlagen 


456 Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch. 


1 —2fäch. Stein» od. Kapfelfe. Sam. einfam. in jed. Fach, ohne 
Eiw. Samenl. mehr od. weniger auf d. Würgelch. zurücgefchlag. — 
Bäume, Str. od. Elett. Kr. mit abwechf., gewöhnt. zufammengef. - 
Bl. — Zwifchen u. nahe an d. Wendefr. — Blätt. u. Zweige oft 
giftig, während die Beeren mehrerer gefchäßte Fr. find. — Bon 
Sapindus Saponaria, Rarak, laurifolius Fr. feifenhalt-: Eßb. Fr. von 
Euphoria Longan, Litchi, Nephelium (Nambutan.) U. Paullinia sorbilis 
die Fr. Gunarana (Guaranin). Paull. australis, Cururu, pinnata u. a. 
find gift- Won Blighia sapida Samenanh. efb. —  Cardiospermum, 
Serjania, Cupania, Ornithrope, Dodonaea etc. 

Fam. 190. Hippocastaneae Dec. — Kelch glockenförmig, 5lapp- 
5 oder durch Fehlfchlagen A ungleiche Blumenbl. 7 — 8 ungleiche 
Staubgef- Ein ſpitz. Gr. Eierſt. mit 3 Fäch-, 3 Scheidewände trag- 
Klappen und 2 Eich- in jed-. Fach; fpäter wird er 2 — 3fädh., 2 — 4 
famig. Sam. groß, rund od. etwas winflig, mit glänz. Schale; 
Nabel matt, fehr groß, fein Eim. Embr. gefrümmt, verfehrt, mit 
fehr fleifch., gleichfam. zufammengelötheten Samenl: — Bäume od— 
Etr. mit zufammengef-, handnervigen BI. — Nordind. u. Nordam. — 
Rinde u. Sam. der Roßkaſtanie, Aesculus hippocastanum, bitter, 
gerbefloffhaltig, fieberwidr. (Aesculin.) Wurz v- Pavia rubra feifenhalt. 

Fam. 191. Rhizoboleae -Dec. — Kelch 5lapy. Blumenbl. 5, 
ungleich, mit dem Grunde d. Staubgef- verw. Staubgef. zahlr., die 
innern oft unfruchtb.; Fäden am Grunde verw. Eierſt. Afäch., mit 
4 Samen, einfachen Gr. u. Narb. Fr. beiteht aus 1 — A verwach- 
Hüffen, mit einem fchwammigen Fleifchauswuchs. Sam. nierenf., 
ohne Eiw. Würzelch. außerordentl. groß, auffteig. Federchen mit 2 
Winfeln, in einer Furche des Würzelch- eingefügt- Samenl. flach, 
ſehr Kein. — Bäume mit gegenf-, zufammengef- , bandnerv. 
Bl. — Die 8 Spez: d. einz hieher geh. Sippe Caryocar wachfen in 
dv. Wäld. des trop. Südamer. — Der Same d. Nuß Souari, fogen. 
braf. Nuß, ſchmeckt angenehm, u. enth- reichl. Del. Würzelchen von 
Caryocar auferord. groß: 


Ordo XL..(LVI.) Tricoccae. Schneller. 


Fam. 192. Euphorbiaceae Apr. Juss. Lit. Adr.:de Jussiecu 
de Euph. gener. Roeper Enum. Euph. — Blüth- 1» od. 2häuf. Ein 
doppeltes Ber: äuß. Wirtel (Kelch Huf.) mit A—5 od. 6 Lappen, 
feltener mit 2 0d. mehr. getrennten Kelchit-; manchm. fehl.; innen 
fehr oft mit verfchied. fchupp. od. drüf. Anhängen‘ befekt ; inner- 
Wirt. (Rorolle Zuf.) aus einer gleich. Anzahl Theile beft-, wie der 
äußere; fie wechfeln mit den Theilen deffelben ab; feltener find ihrer 
mehrere vorhand.; manchm- find fie am Grunde verw.; häufig fehlen 
fie ganz. Staubgef. in Zahl beſtimmt od. unbeſt.; Fäden frei oder 
verw.; Staubb. ausw. gewendet. Bei Euphorbia betrachtet man jedes 


Spitematifche Heberficht des Pflanzenreichs. 457 


Staubgef. als eine männliche, hierauf zurücdgebr. Blume, und das 
Perigon als eine Hülle. Eierfi. oberhalb, 2 — 3fäch. Eich. vereinzelt 
od. zu zweien häng., im jed. Fach am Snnenwinfel, nahe an der 
Spibe. So viel Gr. als Fächer, od. alle in einen verw. Narben frei 
od. verw. Fr. bisw. nicht auffpr., gewöhnt. Fapfelförmig; jedes 
Theilfrüchtchen trennt fich rafch in 2 Schaalen, wobei es fowohl an 
den Scheidew., als zwifchen denfelben zerreißt. Sam. mit einem 
And. Eiw. fleifch. Samenl. flach. — Bäume, Str. od. Ar. mit 
Milchfaft. Blätter fait immer mit Nebenbl., wechfel- felten gegenit., 
einfach od. manchm. zufammengef. Blüthen winfel- od. endft., 
gewöhnl. v. merfw. Braftcen umgeb. — Manche haben feine Blätt,, 
andere blattförm, Aeſte. — Mehr als 1500 Spez., befond. zwifchen 
d. Wendefr., nantentl.. in Amer. Nur 14. in Eur. Sene v. Cap find 
meiſt Fettpfl. — Schr fräftig. Der Milchf. it fcharf, Abend. Die 
Wurzel der Wolfsmilchgattungen, Euphorbia, err, Brech. u. Abführen; 
fo namentl. v. E. Ipecacuanha, sylvatica, Esula, Gerardiana, palustris, 
Cyparissias. V. E. officinarum, canariensis fommt das Euphorbium- 
Gummiharz. (Euphorbiin). Der ausflief. Saft v. E. phosphorea 
vhosporeszirt. U. E. Lathyris fomm, Sem. Fol. Cataputiae minoris. V. 
Bingelfraut, Mercurialis annua Hb. offiz.; v. M. perennis fommt Hb. 
Cynocrambes. Eamen dv. Auda brasiliensis find draftifch. Won Emblica 
oficinalis fomm. Fr. Myrobalanı Emblicae. V. Crozophora tinctoria kommt 
Bezelta coerulea, Tornae solis, Tourneſol, Maurelle, Rinde v. Mabea 
fistuligera iſt gerbeſtoffhalt. Sam. v. Elaeococcus Vernicia, verrucosus 
geben Del. Von Alchornea latiſolia kommt vermuthl. Cort. Alcornoque 
0d. Chabarıo. V. Stillingia sebifera Bflanzenfett. Gift. Milchfaft haben 
Sapium aucuparium, Hippomane Manciaella, Hura crepitans ; letztere 
merkw. durch lautes Zerſpringen ihrer Kapſ. Won Hevea gujanensis 
kommt das Gummi elast., Kautſchouk. Die Hölzer v. Buchs, Buxus 
sempervirens, 4. Croton Tiglium, PBavana, find fchweißtreib. Die Sam. 
v. letzterm find die Grana Molucca. Von ihnen Ol. Croton seu Tiglii. 
(Erotonfäure.) V. Cr. Eluteria, Cascarilla f, Cort. Cascarillae. (Cascarill⸗ 
bitter.) V. Cr. Pseudochina fommt Cort. Copalke, Quina blanca in 
Mejiko. (Topalchebitter.) V. Cr. Draco Drachenblut, U. Cr. lacciferus 
fommt res. Laccae, Coccus Laccae, Lacca in ramulis, Stocklack; L. in granis, 
Körnerlad; L. in massis, Klumpenlack; Lacca in tabulis, Schellad, 
(Lackſtoff, ein Harz.) V. Cr. antisyphiliticus, fulvus Ab. gebr. Wenn 
die Eigenfchaften der Euphorbiaccen fehr energ. auftreten, werden fie 
gefährl. Das Kochen zeritört fie manchmal, denn die Caſſave, eßb. 
Wurz. v. Manihot utilissima iſt vor-d. Kochen ein Gift, nach demfelb. 
ein ungem, fchäbb. Nahrungsm. in Amer. -Das Mehl bievon heißt 
Saffave, Mandiveea, Ducaz das Stärfmehl Tapioca; der eingedidte 
Saft Tucubi. (Batrophafäure.) V. Adenoropium opiferum Wurz. 
reinig, ®. Jatropha urens fomm. Sem. Rieini majoris seu ficus inferoal, 


A538 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch. 


seu Nucis cathartiei u. Del. (Curcaſſin, Eurcasbitter,) Br J. multifida 
Sam. ben. Das Eiw. des Sam. d. Euphorb. führt fanft ab; der 
fcharfe Stoff des Embr. iſt draftifch ; fo beim Wunderbaum, Ricinus 
communis. Von ihm Sem. Ric. seu Cataputiae majoris, Ol. Rie. seu 
Castoris. — Phyllanthus, Acalypha ete. — Eine verwandte Fam. find 
die Stackhousieae R. Br., gebildet aus d. neuholl. Sippe Stack- 


housia. 


Fam. 193, Bruniaceae R. Brown. £it. R. Brown in Trans. 
of ıhe Linn. Soc. 1818. Decandolle Prodr, IH. — Kelch mit d. Eierft. 
verw,, 5zähn. Blumenbl. mit d, Kelchzähnen abwechſ., dem Rande 
der Röhre eingef. Staubgef. d. Blumenbl. entgegengef. Eierft. 2fäch. 
2 Gr., manchm. in verw. Fr. troden, 2fäch. od. durch Fchlfchlagen 
tfäch; auffpr. od. nicht. Wenig Samen in jed. Fach; Eim. dünn; 
Samen. kurz; Würzelch. lang. — Str. mit Flein., Tinienförm., fteifen, 
zeckigen, wechfel- od. gegenft, BT. Blüthen in Köpf. — Am Gay. — 
Brunia etc. 

Fam. 194. Rhamneac R. Brown. &it. R. Brown, Gen. 
rem. Decandolle Prodr. II. A. Brongniart 'Mem. s. 1. fam. d. Rh. — 
Kelch mit 4 08. 5 Lapp., ind. Knospe Flappig. Gfeichviel Blumenbl., 
dem Rand der Kelchröhre eingef,, oft konkav, manchm. fehl. Staub- 
gef. den Blumenbl. entgegengef. Eierft. bald frei, bald mehr oder 
wen. verw,, mit 2, 3 00. 4 einfam. Fäch. Ein Gr. 2 —4 Narb. 
Fruchthülle fleifch., nicht auffpr., od. troden, 2flappig. Sam. aufr. 
Eiw. fehlt od. it fleifch. Samenl. blattart. — Str. od. Bäume mit 
einf., wechfel- felten gegenft. Blättern, oft mit Nebenbl. Blüthen 
grünl., unſcheinbar. — In allen Nequatorials und gemäß. Länd. — 
Beeren v. Rh. catharticus, infectorius führen ab. Gene v. Rh. infec- 
torius 1, saxatilis, Graines d’Aviguon geben gelbe Farbe, cben fo die 
Graines jaunes genannt. Beer. d. Rh. amygdalinus. Die Beeren von 
Rh. catharticus, Baccae spinae cervinae geb. dag Saftgrün, Blafengrün. 
(Eathartin.) Wurz. v. Rh. lineatus purg. V. Rh. frangula wird Ninde 
u. Fr. gebr. Fruchthülle v. Zizypbus mild, fchleimig, wohlriech., wird 
vielen brustitärk. Mitteln zugefeht. Die päte de jupubes fommt von 
den Früchfen v. Zizyphus vulgaris; jene v. Z. lotus, dem wahr. Lotus 
d, Alten, waren Hauptnahrung der Lybier. (Lotophagi.) Die Brujls 
beeren, Baccae Jujubae komm. v. Z. Jujuba. Fr. v. Z. Loazeiro efb. 
Der fleifch. Blüthenſtiel v. Hovenia gleicht einer Birne, wird in 
China gefpeist. — Paliurus, Ceanothus, Phylica. 


Fam. 495. Pittosporeae R. Brown. — Kelchſt. 5, in der 
Knospe in Duineung gef. 5 Blumenbl. mit gegeneinander geneigten 
Nägeln, oft verw. 5 Staubgef. Eierſt. frei, vielfam. 2—5 Mutterf. 
0d. Fäch. Eine Kapfel od. Beere. Embr- Elein, mit verlängerten 
Würzelch., in einem fleifch, Ein. — Str. mit abwechf., einf. Bl. — 


Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. 459 


Befond. in Aufiralaf.; feine in Amer. od. Eur. — Billardiera, -Pit- 
tosporum etc. . 

Fam. 196. Celastrineae R. Brown. — Kelchſt. A—5, am 
Grunde verw., in der Knospe in Duincune geft. Gleichviel mit den 
Kelchit. abwechf. Blumenbl.; felten Feine, Staubgef. mit den Blu— 
menbl. abwechf. Eierft. frei, von einer fleifch. Scheibe umgeben, 
2 — Afäch. Ein od. mehr., aufr. od. häng. Eichen in jedem Fach. 
Ein od. fein Gr. Narbe 2 — Afpalt. Fruchthülle troden od. fleifchig, 
oft durch Fehlfchlagen d. Sam. mißbild. Kein od. ein fleifch. Eiw, 
Embr. gerade. — Str. od. Bäume, mit einf. od. zufammengef. Blätt. 
Blüth. ziemlich unfcheind. — In allen Länd., vorz. zwifchen den 
Wendefr. — Der Paraguaythee, male, ift ein Aufguß auf d. Blätt. 
v. Ilex paraguariensis. J. aquifolium, Stechpalme. Sam. v. Staphylaea 
pinnata, Pimpernuß, enth. draii. Del. Don Evonymus europaeus, 
gebr. Fr., Samenanh., Del, welches Brech. u. Abführ. err. (Evony- 
min, Spindelbaumbitter.) Won Celastrus scandens Rinde Brech. 
erreg. V. Maytenus chilensis Fr. ben. Beer. v. Aristotelia Macqui geb. 
Wein. Celastrus, Prinos etc. — Mehrere Schriftiteller trennen diefe 
Fam, in mehrere, noch Aquifoliaceae (unter welchen auch Bl. mit 
verwachfenblättr. Blum.) u. Staphylaeaceae unterfcheidend. 

Fam. 197. Hippocrateaceae Kuntn. — 4—5—6 fleine, vers 
wacht. u. ausdauer. Kelchſt. Gleichviel Blumenbl. Staubgef. 3, felten 
4—5; die erweitert. u. am Grunde verw. Fäden bilden einen Ring 
od. eine Röhre um d. Eierſt;; Staubb. 2—Afäch., fich quer öffn. 
Gr. in 1—3 Narben geend, Fr. hat 3 flügelförm. vorfpring. Fächer, 
od. iſt eine 1 — 3fäch. Beere. A Sam. in jed. Fach, ohne Eiw. — 
Str., oft Elett. u. glatt, mit entgegengef- einfach. Blätt. u. klein. 
Blumen. —. Zwifch. d. Wendefr. — V. Hippocratea u. Salacia Fr. 
eßb. — Anthodon etc. 


‘Ordo XLI, (LVII.) Terebinthinae. Balfamgewächfe. 


Fam. 198. Ochnaceae Dec. — Kelchſt. 5, faum, verwacht. 
Blumenbl. 5 od. 10. Staubgef. 5 0d. 10; Fäden oft ausdauernd. 
Karpellen in Zahl d. Blumenbl. gleich; geglied. u. wirtelförmig um 
eine aufgetried. Mittelare ſteh.; nicht auffpr., einfam. Gr. verwachf. 
Sam, ohne Eim., mit geradem Embr, u, dicken Samenl. — Sehr 
glatte Bäume od. Str. mit wäſſer. Saft. BT. wechfelt. , einf., 
fiedernervig mit Nebenbl. — Zwifchen d. Wendefr. — Gerbeitoffhalt,, 
bitter, tonifch. Von Gomphia Jabotapita Fr. u. Del ben. Rinde von 
G. hexasperma bei Wunden gebr. — Ochna etc. 

Fam. 499, Simarubeae Dec. — Kelch A—5theil. Blumenbl. 
4—5. Staubgef. frei, fo viel od. doppelt fo viel als Blumenbl. 
Karpellen an Zahl d. Blumenbl. gleich; geglied., auf einer Mittel; 
are, Fapfelartig, 2klappig, fich nach innen öffn., Afam, Gr, verw- 


A60O Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch. 


Sam. ohne Eiw., hang. Samen. did; Würzelch. kurz, oberhalb. — 
Bäume od. Str. mit Milhf. BI. wechfellt., ohne Nebenbl,, gelappt, — 
Swifchen d. Wendefr, , befonders in Amer.; eine außerhalb, in 
Nepaul. — Sntenfiv bitter, vorz. im Holz d. Quassia. Von Q. amara 
wird Rinde u. Holz gebr. B. ihr k. Quassia Surinam. (Duaffinbitter, 
Duaffinfampher.) V. Simaruba excelsa, officinalis Wurz., Ainde, Holz 
ben. (Simarubabitter.) B. S. versicolor fommt Cort. Paraiba. V. 
‘ Sımaba ferruginea, trichilioides wird Ninde be. 3 

Fam. 200. Rutaceae Apr. Juss. Zit. Decandolle Prodr. }. 
Adr. Jussieu, Mem. s. 1. RB. Schott, Rutac., Fragm. botaniea, — ° 
Blüth. Zwitter od, Agefchl. Kelch mit 3, 4 08, 5 Lapp. Blumenbl. 
in gleicher Zahl, frei od. etwas verw., fehr felten fehl. Staubgef. 
ſo viel od. doppelt fo viel als Blumenbl., dem Blumenbpd. eingef., 
der manchm, mit d. Kelch verw. iſt; frei Od. verw. Karpellen frei 
od. verw., weniger als Blumenbl. od. eben fo viel, und ihnen dann 
entgegengef. Gr. frei od. verw. Fr. einf. od. zufammengef., fleifchig 
u. nicht auffpr., öfter jedoch Fapfelart. Wenig Sam. mit od. ohne 
Eiw. Embr. gerade. — Bäume, Str. od. Kr. mit gegen- oder 
wechfelit., einf. od. zufammengef. Bl. , mit od. ohne Nebenbl. — 
Zwiſchen d. Wendefr. u. in ihrer Nähe. — Durch ein fFlücht. Del 
riechend u. fehr bitter. Die Gartenraute, Ruta graveolens it fihtweiß- 
treib. Bon ihr gebr. Hb. Ol. aeıher. Mehrere Diosma haben’ fieberwidr. 
Rinden u. gelten felbft für China. Bon Barosma (Diosma) crenata, 
serratifolia fom. Fol. Buceu. V. Esenbeckia febrifuga, Ticorea febrifuga, 
Hortia brasiliana wird Rinde, v. Moniera trifolia Wurz. gebt. Die 
Angufturarinde F. v. Galipea offieinalis. (Angufturabitter.) Der Dips 
tamı, Dictamnus fraxinella enth. reichl. Hücht. Del, das fich zur Zeit 
d. Befruchtg. entzüund, Wurz. u. Rinde v. Xanthoxylum hermaphro- 
ditum, Culandrillo, piperitum find fcharfaromat. (Zanthopifrit). Bon 
X. byemale, fraxineum wird Ninde ben. — Boronia, Peganum, Ailan- 
thus, Fagara, etc. Mehrere bild. eine Fam. Diosmeae, weil bei 
Diosma das Endofarpium fich v. Sarfofarpium ablöst; Andere fons 
dern noch eine Fam. Xanthoxyleae ab. 

Fam. 201. Zygophylleae R. Brown. — Kelchſt. 5, frei od, 
kaum verw. Blumenbl. 5. Staubgef. 10, frei. Eierſt. mit 5 Fäch. 
5 verw. Gr. 5 mehr od. minder unter ſich u. mit d. Centralaxe 
verw. Karpellen; die Fäch. öffn. fih am obern Winkel, und enth. 
einen od. mehr. Sam. Embr. gerade, Würzelch. oberhalb. — Kr., 
Str. od. Bäume von verfchied. Ausfehen. Blätt. mit Nebenbl.; 
gewöhnt. zufammengef. u. gegenft. — Sn allen heiß. u. gemäß. 
Ges. — Holz (Bodenholg, Lign. Sanctum) 4. Ninde dv. Guajacum 
sanctum 1. officinale iſt fehweißtr. u. alterirend, Bes. Guajaci. (Gua— 
jacin). Bei Porliera hygrometrica Schlaf d. Blätt. merkw. — Tribulus, 
Zygophyllum, Fagonia etc. 


Spitematifche Meberficht des Pflanzenreichs. 461 


Fam. 202. Aurantiaceae CorREA. Xit, Correa in Ann. 
du Mus. VI. Mirbel Bull. philom. 1813. Decandolle Prodr. I. — 
Kelch kuppelförm., ausdauer., 3 —5zähn. Blumenbl. 3— 5, frei oder 
verw., erweitert, in d. Knospe etwas dachziegelf, Eben fo viel pder 
mebrmal fo viel Staubgef. ; Staubf. platt, frei od. verfchiedentlich 
verw., in eine Spike geend.; Staubb. aufr., am Ende. Eierit. viel⸗ 
fäh. 1 Gr. u. 1 Narbe; beide did, ungetheilt. Mehrere in eine 
Beere verw. Karpell., 0d. durch Fehlfchlagen nur eines. Fruchthülle 
fleifchig, vol eigenth., gefärbt. Säfte; Mefofarp mit dem Perifarp 
verw.; Endofarp trennt fich leicht v. Mefofarp, und trägt im Innern 
eine Menge dichter, ſtumpfer, ſackförm. Haare, die fih mit Saft 
füllen, u. die durch Verwachfung gegen die Reife mehr od. minder 
eine Art Mus bilden. Sam. 1 — viele, am innern Winfel jedes 
Fachs, oft häng., mit Eiw., oft mehrere Embr. enthalt. Sament. 
die od, blattart., oft fehr breit, herzförmig, u. auf die Nänder od. 
Flügel zurüdgefaltet. — Bäume od. Str., gewöhnt, glatt, mit blafi« 
gen, v. flücht. Del erfüllt. Drüf. Blätt. abwechf., ausdauer:, zu— 
fammengef. mit einem unpaarigen od. auf das unpaarige Blättchen 
u. häufig felbit auf den erweiterten Blattſtiel reduzirt; manche mit 
Dornen, die aus Nebenbl. entitand. fcheinen, — Sn Oſtind., Auſtral—⸗ 
. alien, den Inf. Bourbon, St. Mauritius u. Madagasf, — Mehrere 
werden gepfl. wegen ihrer Früchte u. wohlriech. Blüth. Citrus Auran- 
tium, Pomeranzen-, Drangen-, Apfelfinenbaum. Hiev. ben. Blätr., 
Blüth., reife u. unreife Fr., Rinde, Del aus Fr. Var. «&. Aurantium 
amarum, Bigarade. ß. A. dulce. Hier. deftill. Del aus Blätt. Chuile 
de petit grain), aus Bl. (h. neroli), aus frifcher Ninde (Essentia de 
Portugal, Bomeranzenöl), aus trod'ner Rinde (Pomeranzenſchalenöl); 
gezuderte Rinde (Citrdnat), Z. wmacrocarpa, Pompelmuſe; bievon _ 
candirte Fr., candirtes Fleifch,. Citrus medica, itronen-, Limonien— 
baunı, Gebr. Blätt., Blüth., Fr. Var. &. acidissima; 6. subacida;; 
biev. ben. Del aus der Schale d. friſch. Fr. (Ol. de Cedro, Citro— 
nenöl), candirte Fr. (Eitronat); 7. dulcis, bergamia; hiev. Del d. 
frifch. Fr. (Bergamottöl.) (Hesperidin, Bomeranzenbitter, Aurantiin, 
Gitronenfäure.) Won Feronia Elephantum Gummi. — Limonia, Mur- 
raya etc. 2 

Fam. 203. Terebinthaceae Juss. Blüth. Zwitter, vieleh. 
od. 2häuf, Kelchſt. 3 — 5, mehr od. wen. verw., in QDuincung gefl. 
Eben fo viel mit d. Kelchſt. abwechf. Blumenbl.; manchm. verm., 
felten Feine. Eben fo viel od. dopp. fo viel Staubgef. als Blumenbl., 
unten im Kelch od. um den Eierit. eingef. Karpellen frei od. verw. 
Gr. getrennt, Steinfr. od. Kapfel. Wenig, meiſt einfame Sam. 
ohne Eim. Embr. gerade od. gefrümmt. — Bäume od. Str. mit 
abmwechf., gewöhnl. zufammengef. Blätt.; mit harziger, balfam. od. 
gummihalt, Rinde, — Zwifch. d. Wendefr. u. in gemäß, Länd. bis 


168 Allgemeine Maturgefchichte. VIL Buch. 


40 — 500 d. B. — Die aus d. Rinde fließ. gift. Harze u. Gummi's 
mehr. Gatt. gebraucht man als Firniffe od. Beige; die Fr. find bisw. 
eßb.; fo v. Mangifera indica.. Von Anacardinm occidentale u. Semecar- 
pus Anacardium werden Fr. ben.; Iehterer durch verdicdte Blüthen- 
ftiele merfw. V. Amyris Plumieri, toxifera fommt das Harz Elemin. 
(Anime?) Melanorrhoea usitatissima giebt d. Firniß v. Martabanz fie, 
wie mehrere Rhus, befond. Rh. toxicodendron machen die fie berührt. 
Hände fchwellen. Fr. des Iehtern gift. Rhus coriaria, der Schmack, 
wird v. den Gerbern angem. Nüffe v. Pistacia vera efb. Von P. Len- 
tiscas kommt d. Maſtix (Harz). V. P. Terebinthus fommt d. eyprifche 
od. chiotifche Terpenthin. V. Hedwigia (Bursera) balsamifera kommt 
Baume de Cochon , (Balfam) vielleicht auch das Animeharz. V. Bur- 
sera gummifera f. das Harz Chibou; B. leptophloeos giebt Balfam. V. 
Elaphrium tomentosum, -Jacquinianum, excelsum fommt d. Harz Ta— 
camahacn, V. Ieica Icicariba, heptaphyllag Aracouchint dns Harz Elemi 
(Elemin). V. J. Tacamahaca das Harz Tacamahaca. V. J. Caranna 
das Harz Carano od. Mararo. V. Boswellia serrata d. Weihrauch. 
(Harz.) Von Holz u. Fr. des Balsamodendron (Amyris) gileadense f, 
der Balfam v. Mecca; dv. B. Myrrhba das Myrrhen⸗-Gummiharz; v. 
B. zeilanicum d. orient. Elemiharz. Canarium edule hat Harz u. eßb. 
Fr. Spondias tuberosa hält in ihrer knoll. Wurz. Waller; v. Sp- 
Monbin $r. eßb. — Schinus, Omphalobium, Pielea, Connarus etc. Diefe 
Fam. zerfällt nach Bartling u. A. in die 3 Fam. der Amyrideae, 


Connaraceae if, Cassuvieae. 


Ordo XLII. (LVIII.) Rosiflorae. Nofenblüthige. 


Fam. 204. Rosaceae Juss. — 5 verw. Kelchft. Eben fo viel 
meift gleiche, in der Knospe in Quincunx gef. Blumenbl. Viele 
Staubgef. Karpellen zahle. od. durch Fehlfchlagen einzeln; frei oder 
unter fich u mit d. Kelchröhre verw. Gr, frei od. unter fich verw., 
faft immer feitlich vom Karpell, fall an d. Spike entfpr. Sam. in 
jed. Karp. 1—2, manchm. mehrere; aufr. od. häng., ohne Eim. Embr. 
gerade. Samenl. blattart, od. fleifch. — Kr., Str. od. Bäume mit 
abwechf., einf. od. zufammengef., mit Nebenbl. verfeh. BT. — Vor— 
güglich in d. gemäß. Lind. d. alten Welt, die Erdbeere bis in den 
höchften Norden. — Wurz., Rinde u. Blätt. halten oft Gerbeftoff 
u. find biedurch fieberwidr. u. wurmtreib. Wurz. v. Potentilla reptans 
wurde als Fiebermittel gebr.;- Blätt. v. Prunus spinosa und Cerasus 
avium merden wegen ihres Gerbefloffgehalts oft betrügerifch unter 
d. Thee gemengt. Mehrere Spierflauden, Spiraca; find Zierſträucher. 
Faft alle Früchte unferer Tafeln Fomm. von dief. Fam, Das Fleifch 
hält manchm. Zucker genug, um Alkohol zu bilden ; fo im Kirfchen- 
waffer. Blätt. u. Kerne enthalten Blauſäure, die jedoch wegen ihrer 
Verdünnung felten gefährlich wird, Doch find die Blätt. einiger 


Syſtematiſche Meberficht des Pflanzenreichs. A653 


Kirfchbäume, fo des C. caprieida v. Nepaul u. C. virginiana gift. 
Die efb. Icaco-Pflaume fommt v. Chrysobalanus Icaco. B. Pflaumen: 
9d. Zwetſchkenbaum, Prunus domestica werden Fr., Gummi, Holz 
‚ben. Var. cerasifera, Kirſchpflaume, claudiana, Peineclaude, armenioides, 
Mirabelle, damascena, Damaszenerpfl- Pr. spinosa, Schlehe; hievon 
Fl. Fr. Acaciae nostratis, Von dem Kriechenbaum, Pr. insititia, werd. 
Fr. u. Holz ben. Pr. Avium, füße Kirfche: Var. microcarpa, Wald- 
firfche; Var. macrocarpae find Juliana, weiche Belzfirfche, duracina, 
Knorpelfirfche; v. ihnen Holz, Fr., Gummi ben. (Gerafin). Pr. Cerasus, 
faure K. Var. find: acıda, helle Sauerf., austera, Morelle, Weichfel- 
V. Pr. Padus, Traubenf., werd. Rinde u. Blüth. ben. (Kerne d. Sippe 
Prunus enth. Blaufäure-) Von Pr. Mahaleb, Steinweichfel wird Holz 
techn. gebr. V. Pr. Laurocerasus, Kirfchlorbeer, Blätt. u. Del gebr- 
(Blaufäure im Blätteraufg-) Pr. Armeniaca, Aprifofenbaum. Amygda- 
lus communis, Mandelbaum; v. d. Sam. eine füße u. bitt. Var-; 
leßtere enth. Blaufäure; Mandelöl. (Umygdalin, Emulfin.) A- Per- 
sica, Bfirfich; Sam- u. Fr- ben.; eine Var. heißt Neftarine. Cephalotus 
follieularis ift merfw. durch feine gedeckelten Schläuche. DB. Spiraea 
filipendula Wurz. gebr- V. Sp. Ulmaria fommt Rad. Barbae caprinae. 
(Ulmarfäure) Wurz. v. Gillenia trifoliata, stipulacea - Brech. erreg.. 
Bon Quillaja Smegmadermos fommt Cortex Saponarius. V. Geum ur- 
- banum fommt Rad. Caryophyllatae. 3. Tormentilla erecta Wurz⸗ offiz; 
v. Potentilla anserina Kraut; v. P. reptans f. Hb. Pentaphylli. Gemeine 
Erdbeere iſt Fragaria vesca; ſonſt gepfl. Fr. elatior, chilensis. Himbeere 
ift Fr. dv. Rubus idaeus; Bromb- v. R. fruticosus. Noſe d. Dichter ift 
Rosa centifolia mit der War. muscosa, Pomponia etc. Von ihnen u. d. 
Blüth. v. R. damascena Roſenöl. V. R. gallica, canina gebr. Fl. Cal. 
Fr, (Hagebutten) Sem. Cynosbati. V. Sanguisorba officinalis, Wieſen⸗ 
knopf, offiz. Rad. Pimpinellae italicae. Wurz. v. S. canadensis erregt 
Brech. V. Poterium Sanguisorba, Bibernelle offiz. Rad. Hb. Pimp. 
hortensis. Pyrus Malus, Apfelbaum; hiev. Fr., Saft, Apfelwein od, 
Eider. (Apfelfäure,) P. communis, Birnbaum; hievon Fr., Cider. 
P. (Crataegus) torminalis, Elfebeerbaum. P. Sorbus, Speierling. P. 
Aria, Mehlbeerbaum. P. Cydonia, Quittenbaum; gebr. Fr. Sam., 
Schleim. Crataegus oxyacantha, Weifdorn; v. ihm Fol. Flor. Fr. 
Spinae albae. Mespilus germanica, Mispelbaum; Fr. eßb. — Aus den 
8 folg. Zünften Decandolle's macht Lindley A Fam, , obfchon die 
Fam. d. Rofaceen im Blüthenbau, felbft im Fruchtbau, wenn man 
die Hebergänge bedenkt, eine d. natürlichfien ift. 4) Chrysobalaneae. 
Blüth. unregelmäß. Ein Eierft., deſſen Stütze etwas mit d. Kelch 
verw. ill; eine Steinfr. Chrysobalanus, Hirtella etc. 2) Amygdaleae. 
DBlüth. faum regelmäß. Kelch hinfällig, 5fpalt. Blumenbl. 5. Staub: 
gef. 20 — 30, Verfchieden viel Karpellen. Eine einzige Steinfr, mit 
bäng. Sam. Cerasus, Prunus, Amygdalus, Armeniaca etc. 3) Spi- 
raeaceae. Karpellen zahlr., frei vom Kelch, mandım. unter fich 


AbA Allgemeine Naturgefchichte. VII. Buch. 


verw., nicht fleifchig, auffpr. Spiraea, Gillenia, Quillaja,. Kerria ete. 
4) Neuradeae. Kelch Sfpaltig, mit furger, verwachf. Röhre. Blu 
menbl. 5. Staubgef. 10. Karpellen 40, unter fih u. ein wenig mit 
d. Kelch verw., jedes mit einem häng. Sam. — Neurada, Grielum etc. 
5) Dryadeae. Kelch sſpalt. Blumenbl, 5. Staubgef. 5 od. viele, oben 
in der Kelchröhre eingef. Achaenen. Geum, Rubus, Fragaria, Poten- 
tilla, Cephalotus, Agrimonia ete. 6) Sanguisorbeae. Blüth. viel» 
ehig od. 3häuſ. Kelch 3—5fpaltig, mit nach oben verengter Röhre, die 

Karpellen enthalt. u. oft mit ihnen verwachf. Kein od. 4 Blumenbl.; 
ſind am Grunde in eine radförmige Krone verw. Sp viel-Staubgef. 
als Kelchlapp. Uchnenen, Alchemilla, Acaena, Sanguisorba, Poterium etc. 
7) Roseae. Kelch mit nach oben verengter Röhre, bei der Reife 
fleifch. 5 Blumenbl. Viele Staubgef. Viele Karpellen in der fleifch. 
Kelchröhre; nicht auffpr., kruſtig. Gr. frei 0d, verw. Same ind. 
Achaenen verf. Rosa etc. 8) Pomaceaec. Kelch mit fleifch. Kelchröb., 
die Karpellen enth. u. verw. 5 Blumenbl, Viele Staubgef. 5 Gierft., 
unter fih u. mit d. Kelch verw.; mit fnorpl. od. knöch. 2flappiger 
od. nicht auffpr. Fruchth. Sam. aufr., 1—2 in jed. Karp. Crataegus, 
Mespilus, Pyrus, Cydonia etc. 


Ordo XLIII. (LIX.) Leguminosae. 


Fam. 205. Leguminosae. Juss. &it. Decandolle Prodr. Il. 
Ejusd. Mém. s. |. Legum. — Kelchſt. 5 (fehr felten A), mehr od. wen: u. 
auf ungleiche Art, oft in 2 Lippen verw., wovon die obere 2, die 
untere 3 Lappen bat, Blumenbl. 5, durch Feblfchlagen aber felbft 
feines, gewöhnlich ungleich, einem freien od. mit d. Kelch verw. 
Blüthenboden eingef. Staubgef. doppelt, feltener dreimal, viermal 
fo viel, od. weniger als Kelchſt. Staubf. frei, 3brüderig, 2brüderig, 
(nämlich 15_.u. 5, od. 1 u. 9 miteinand. verw.). od, endlich Abrüd. 
Durch Feblfchlagen nur ein Karpell, manchm. aber 2—5. Eierft. 
verläng., frei, oder fehr felten am Grunde v. Blüthenb. umgeb. Gr. 
fadenförm. Narbe am Ende od. an d. Seite. Hülfe häutig, lederig 
od. fleifch., auffpe. od. nicht, Afäch. od. durch Einfaltung d. Naht 
2fäch., manchm. geglied. Sam. an d. Rändern d. Bauchnaht anges 
heftet, feitlich v. Mittelp. d. Blume; Same glatt, innere Samen» 
baut aufgeblafen ; Fein Eim. Würzeld). gegen d. Nabel gefehrt, Reſt 
des Embr. gerade od. zurüd gefrümmt, Samenl. mit d. Flächen 
aneinander gelegt, blattart. od. fleifch. — Bäume, Str. od. Kr. mit 
Nebenbl. Blätt. gewöhnl. abwechf., einfach oder zufammengef. — 
Sn allen Lind, Decandolle zählte 1825 in der heiß. Zone 1602, außer 
d. Wendefr. in d. nördl. Su'hfugel 1312, in d. füdl. 424; in allen 
alfo 3338. Sprz. Seht Fennt man über 4000. — Diefe wichtige Fam. 
bat ungem. Nutzen u. fehr zahlreiche Eigenfchaften u. Kräfte, Don 
Myrospermum (Myroxylon) peruiferum fommt d. peruv⸗ od⸗ ſchwarze 
ind. Balſam, u. d. weiße od. Opobalsamum siecum. V. M. toluiferum 


s 


Syſtematiſche Ueberſicht des Pflanzenreichs. 468 


kommt d. Tolu⸗Balſ. V. Färbeginſter, Genista tinetoria wird Kraut 
ben. V. Ononis spinosa, repens, hircina off. Rad. Restae bovis u. Hb. 
Anthyllis vulneraria ift heidnifch Wundfrt. Onobrychis sativa, Esparfette, 
Medicago sativa, Luzerne, Trifolium pratense, Wiefenflee, find wichtige 
Futterpfl- Schleim der Sam- v.. Trigonella foenum graecum, gladiata 
u.a. gebr. ®. Melilotus officinalis, arvensis, dentata, leucantha, eaerules 
find gebr. Hb. Fl. Summit. Der blaue Farbiioff Indigo kommt aus 
den Blättern v. Indigo fera, Anil, tinctoria, argentea, disperma, Bap- 
tisia tincloria etc. Psoralea esculenta hat nähr- Knoll. Süßholz ift Wurz. 
v. Glyeyrrhiza glabra, echinata; off. Rad. Liquiritiae (Glycyrrhizin). 
Bon Galega ofheinalis, Geisraute, Kr- offig- Robinia Pseudoacacia, 
Afazienbaum, techn. brauchb. V. Colutea arborescens fomm. Fol. Sennae 
germanicae.. Mehr. Robinia, Colutea, Cytisus find auch Zierſtr. und 
Bäume (Cathartin od. Eytifin.) V. Astragalus exscapus Wurz. offiz, 
v. A. baeticus Sam. Das Gummi Tragant fommt v. A. verus, erc- 
ticus, aristatus, gummifer, Arnacantba. Gam. v. Arachis hypogaea dien. 
3. Speife- V. Coronilla Emerus fr. u. Sam. gift.; erſteres enth. In» 
digo. Desmodium (Hedysarum) gyrans U. Smithia sensitiva wegen Reiz⸗ 
barkeit u. Beweglichkeit d-. Blätt. merfw. Manna ift Saft v. Alhagi 
Maurorum. V. Cicer arietinum, Richererbfe, Sam. beit; enth. Sauer- 
Fleefäure. Vicia sativa, Wide: Faba vulgaris, Saubohne; Fr. u. Sam. 
z. Speife. (Zegumin.) Ervum Lens, Linſe. Pisum sativum, Erbfe. 3. 
Lathyrus sativus, Cicera Sam. ben. Erdeichel iſt die Enoll. Wurz. v. 
Lath. tuberosus. ®. Abrus precatorius Sam. beit. Bohnen fomm. von 
Phascolus vulgaris, nanus, tumidus, compressus. Ph. coccineus iff Feiter- 
bohne. Zur Speife dienen auch die Sam. v. Dolichos, Soja, Lablab, 
Cajanus, Lupinus (Feigbohne) albus, luteus. Die Fr. v. Mucuna 
(Dolichos) urens, pruriens find die offig. Siliquae hirsutae. Butea fron- 
dosa giebt Lad, Kino indic. 3. Pierocarpus Santalinus, indicus fommt 
das rothe Sandelhoͤlz, KRalliaturholz, viel. auch Kino. V. Drepano- 
carpus senegalensis fommt Gummi Kino Gambia. DB. Baphia nitida 
fommt das zum Färb. dien. Holz Cam-Wood. Sam. v. Swartzia find 
gift. V. Geoffroya surinamensis $. Cort. Geoffr. surin.; v. G. inermis 
Cort. G. jamäicens. (Eurinamin, Samaicin.) B- G. vermifuga, spinulosa 
f. Sem. Angelim. vermif, Die Sam. dv. Dipterix odorata find die Ton» 
cobohnen. (Toncofampher.) B. Cacsalpinia echinata dag z. Färb. dien. 
Fernambufholz. (Fernambufroth.) V. C. brasiliensis f. das Braſiletto— 
holz. V. C. Sapan, Crista 1. a. das z. Färb. dien. Sappanholz. 8. 
C. coriaria f. die Siliqua Libidibi. V. Poinciana pulcherrima Fr. ben. 
Das z. Färb. gebr.. Campecheholz f. v- Haematoxylon campechianum. 
(Haematin, Haematorylin.) Bohann, srod ift die Fr: v. Ceratonia 
* Siliqua. Die offiz- Pulpa Tamarindorum fommt aus d- Fr. v. Tamarindus 
indica. Die Nöhrencaffia if Fr. v. Cathartocarpus Fistula, brasiliana. 
Blätt. v. Cassia Janceolata find die Folliculi Sennae alexandrinae s. de 


II. 30 


A466 Allgemeine Naturgeſchichte. VII. Buch. 


Palte. Auch v. C. obtusata, obovata Blätt. gebr. V. C. acutifolia Fol. 
Sennae de Mocca. V. C. Absus Sam gebr. V. C. occidentalis, ‚marylan- 
diea Sam. Kr. gebr. (Cathartin.) Der Copaivabalſam kommt von 
Copaifera officinalis 1. vielen and. Copaifera. Der amer, Copal ( Harz) 
f. v. Hymenaea Courbaril u. viel. and, Gatt. derfelben Sippe. Der 
brafil- Copal v. Vouapa phaselocarpa 4. Trachylobium Martianum. Der 
ind. Copal v. Trachyl. Hornemannianum, Gaertnerianum. Sebipira major 
u. Bowdichia virgilioides geb d. Cort. Alcornoque. Das arab. oder 
GSenegalgummi F. v. Acacia vera, arabica, gummifera , Senegal, Ehren- 
bergii u. a. A. Bambolah giebt d. Bablahhülſ. (Enth. Tannin.) Die Terra 
japonica 9d. Catechu fommt v. Ac. Catechu. Die brafil. Gerberrinde 
v. A. adstringens, Jurema. Merfwürdig durch Neizbarf, u. Blätter» 
fchlaf find Inga, Prosopis, Mimosa pudica, sensitiva. — Decandolle 
theilt die ganze Fam. auf folgende Weife ein. Divis. I Mit 
gefrümmten Embryo. Würzelch. auf die Kommiffur der Samenl, 
zurücgefchlagen. Subfam. I. Papilionaceae. Kelchlappen getrennt. 
Staubgef. perigynifch. Blumenkr. fehmetterlingsblüthig. A. Phyl- 
lolobeae. Samen. blattartig. Zunft 4) Sophoreae. Hülfe nicht 
geglied. Staubgef. frei. Sophora, Virgilia, Anagyris, Podaliria, Gom- 
phalobium, Pultenaea etc. 2) Loteae. Hülfe ungeglied. Staubgef. 
verw. Hovea, Crotalaria, Spartium, Genista, Ononis, Anthyllis, Cytisus, 
Medicago, Trigonella, Dorycnium, Lotus, Trifolium, Astragalus, Indigofera, 
Glycine, Galega, Robinia, Colutea, Phaca etc. 3) Hedysareae. Hülfe gegld. 
Scorpiurus, Ornithopus, Hippocrepis, Hedysaram , Coronilla, Desmodium, 
Onobrychis etc. B. Sarcolobeae. Samenl. fleifch. 4) Viereae. Hülfe 
vielfam., auffpr. Blätt. in Rank. geend. Primordialbl. wechfelft.- Vicia, 
Cicer, Ervum, Pisum, Lathyrus, Orobus etc. 5) Phaseoleae. Hülfe viel- 
fam., auffpr- Blätt. nicht in Hanf. geend. Brimordialbl- entgegengef, 
Phaseolus, Dolichos, Lupinus etc. 6) Dalbergieae. Hülfe mit 1—2 
Samen, nicht auffpr. Keine Ranfen. Pongamia, Dalbergia ete. 
Subfam. II. Swartzieae. £elchlappen nicht getrennt. Staubgef. 
hypogyniſch. Blumenkr. fehlt oder bat nur 4 —2 Blumenbl. 7) 
Swartzieae. Swartzia, Baphia. Divis. I. Mit geradem Embryo. 
Subfam. II. Mimoseae. Kelchſt. u. Blumenbl. in d. Knospe Flapp. 
Staubgef. hypogyniſch. 8) Mimoseae. Mimosa, Inga, Acacia etc. 
Subfam. IV. Caesalpinieae. Blumenbl. (wenn vorhanden) in d. 
Knospe in Duincung gef. Staubgef. perigynifch. 9) Geoffroyeae. 
Mit Blumenbl. Staubf. verfchiedentlich verwachf. Geoffroya ,. Brownea 
eie. 40) Cassieae. Mit Blumenbl. Staubgef. frei. Gleditschia, Caes- 
alpinia, Ceratonia, Tamarindus, Cassia, Bauhinia, Hymenaea etc. 41) De- 
tarieae. Keine Blumenbl. Kelch aufgetr., Sappen in d. Knospe 
nicht getrennt. Detarium, Cordyla. . 





Sachverzeichniß 


NB. Namen von Sippen, welche ſchon in Familiennamen enthalten find, 


Seite 

Abarten 179 
Rn 179 
bies 401 
Ablaktiren 327 
Abroma 450 
"Abrus 465 
Abfäugen 303, 327 
Metonderung der Seltaesen 418 
Acacia 323, 466 
Acaena 464 
Acalypha 458 
Acanthaceae 448 
Acanthoderma 167 
Acanthodes 164 
Acanthus 418 
Acanus 467 
Acer 250, 274, 330, A55 
Acerineae 455 
Acetabularieae 11379 
Achat 43 
Achillea 441, 42 
Achilleum 164, 166 
Achnanthes 4175 
Achras 414 
Achyranthes 442 
Aeicarpha 409 
Aconitin 434 
Aconitum 274, Ast 
Acorus 390 
Acotyledonia 367, 373 
Acrocomia 393 
Acrodus 165 
Acrogaster 167 
Acrolepis 164 
Acrostichum 384 
Acrydium 344 
Actaea 431 


find in der Regel nicht befonders angegeben. 


Seite 
Adansonia 249, 330, 454 
Adenoropium 457 
Adianthum 384 
Adonis 274, 356, 431 
Adoxa 437 
Adular 45 
Aecidiolum 344 
Aecidium 256, 344, 375 
Aesculus 456 
Aeschna 166 
Aeolodon 166 
Aerides 285 
Vefchynit 67 
Aeſte 231 
Aethophyllum 161 . 
Aethusa 426 
Afterfryitalle 37 
Agaricus 323, 374, 375, 376 
Agathidium 343 
Agathis 401 
Agave 227, 396 
Nagregatform der Mineralien 44 
Agrimonia A64 
Agrion 166 
Agrostis 389 
Ailanthus 460 
Aira 389 
Aizoon - 444 
Ajuga 447 
Yrerunfräuter 357 
Afmit 57 
Aktinit 57 
Alabaſter 73 
Alaria 379 
Alangieae 447 
Alangium 447 
Alaun 75 


1 


Alaunfels 128 
Alaunſtein 50 
Albit 45 
Alchemilla 464 
Alchornea 457 
Aldrovandia 288 
Alectoria 380 
Algae 377 
Alhagi 465 
Alisma 391 
Alismaceae 390 
Allanit 67 
Allionia 406 
Allium 332, 357, 393 
Allophan 64 
Allosurus 384 
Allouya 397 
Almandin 62 
Alnus 402, 403 
Aloe 227, 301, 393 
Alpinia 397 
Alsine 358, 443 
Alsineae A43 
Alsodeia 440 
Alstroemeria 396 
Alter der Pflanzen 324 
Althaea 333, Aöt 
Aluminit | 50 
Alumocaleit 409 
Alyssum 36, 435 
Alyxia ur 422 
Amalgam, natürliches 97 
Amanita 376 
Amaranthus 250, 330, 442 
Amaranthaceae 442 
Amaryllis 395 
Amaryllideae 395 
Amblygonit 50 
Amblypterus 464 
Amentaceae 401, 402 
Amethyſt 42 
Amianth 57 
Ammonia 445 
Ammonites 166, 167 
Amomum 1897 
Ampelideae 453 
Ampelopsis 454 
Amphibifche Pflanzen 356 
Amphidetus 167 
Amphodelit 47 
Amygdaleae 468 
Amygdalus 463 
Amyrideae 462 
Amyris 462 
Anacardium 462 
Anacyclus 411 


Anagallis 
Anagyris 

Analcım 

Anamefit 

Anatas 
Anantheae 
Anaspis 
Anastatica 312, 323, 
Anchusa 
Andalufit 
Andersonia 
Andromeda 
Andropogon 
Androsaemum 
Androsace 
Anemia 
Anemiaceae 
Anemone 
Anemoneae 
Anenchelum 
Anethum 
Angelica 
Angiopterus 
Anhydrit 
Ankerit 


273, 


324, 434, 435 
300, 420 
59 


422 

444 

324, 389 

444 

415 

384 

384 

274, 300, 434 
431 


167 
426 
‚426 
384 

74 


80 
Anlaufen der Mineralien 
16 


Annularia 
Annulineae 
Annulus 
Anobium 
Anomopteris 
Anona 
Anonaceae 
Anorthit 
Anthemis 
Antheridia 
Anthobii 
Anthoceros 
Anthocyan 
Anthodon 
Antholoma 
Antholyses 
Anthonomus 
Anthophagus 
Anthopbylit 
Anthoranthin 
Anthoxanthum 
Anthrafolith 
Antrazith 
Anthyllis 
Antiaris 
Antimon, gediegenes 
Ansimonbleierz 
Antimonblende 
Antimonfupfererz 
Antimonnifel 


379 
384 
342 

164 

429 

429 

46 

444, 42 
328 

343 

332 

299 

459 

439 

| 332 
342, 343 
342 

56 

299 
‚388, 389 
66 


4443 
465, 466 
‚405 

97 

106 

104 

106 

104 


Antimonofer 
Antimonfilber 
Antirrhinum 
Apate 
Apatit 
Apeiba 
Aphanit 
Aphanizomene 
Aphis 
Aphyllae 
Apiariae 
Apiocrinites 
Apion 
Apocyneae 
Apocynum 
Aponogeton 
Apophyllit 
Apothe cia 
Apsendesia 
Aptychus 
Aquifoliaceae 
Aquilaria 
Aquilarineae 
Aquilegia 
Aralia 
Araliaceae 
Arabis 
Arachis 
Araucaria 
Arbacia 
Arbutus 
Arca 
Arcania 
Archaeus 
Arctium 
Arctostaphylos 
Arctotis 
Ardisia 
Ardisiaceae 
Arenaria 
Arenga 
Aretia 
Argemone 
Aricia 
Aristella 
Aristolochia 
Aristolochieae 
Aristotelia 
Armeria 
Arnica 
Aroideae 
Arracacha 
Arragonit 
rrow-Root 
Arſenik, gediegener 
Arſenikalkies 


Seite 
94 

97 

325, 416 
342 

71 

450 

122 

378 
342, 343 
368, 373 
843 

166 

167 

421 

422 

399 

52 

379 

465 
166, 167 
459 

407 

407 

431 

427 

427 

435 

465 

401 

167 

MA 

164, 167 
167 

167 

444 

444 

412 

415 
414 
357, 443 
393 

358 

434 

423 
475 
399 

399 

459 

408 
414, 443 
391 

426 

70 
391,397 
98 

100 


118 


Seite 

Arſenikkies 100 

Arſenikmangan 109 

Arſenikſilber 97 

Arſenikſpiesglanz 109 

Arragonit 70 
Arrhenatherum 388 
Artemisia 411, 412 
Arthrodiees 176- 
Arthrostemma 448 
Artocarpeae 405 

Artocarpus 313, 404, 405 
Arum 307, 326, 391 

Arundo 389 
Asarum 323, 399 
Asbeſt 57, 58 
Asbeſt, ſchillernder 100 
Aſche, vul kaniſche 126 
Asci 374 
Asclepiadeae 359, 424 
Asclepias 239, 421 
Asparageae 394 
Asparagus 394 
Asperifoliae 420 
Asperula 323, 356, 357, 423, 424 
Asphalt 414 
Asphodelus 393 
Aspidium 384 
Asplenium 384 
Astacus 166, 167 
Aster 412 
Asterias 165, 167 
Asteroideae 412 
Asterophyllites 161 
Astraea 165, 167 
Astragalus 465, 466 
Astrantia 426 
Atamaniha 426 
Atherix 343 
Atherosperma 404 
Atherospermeae 404 
Atragene 239, 241, 431 
Atriplex 238, 230 
Atropa 420 
Atropin 420 
Attalea 393 
Aucuba 427 

Auda 457 

Augit 57 

Augitfels 120 
Augitporphyr 123 

Aurantiaceae 461 

Aurantieae 249 

Ausdauernde Pflanzen 320 

Ausdehnbarfeit 324 

Ausfaat 341 

Ausfchlagfchmaroger 339, 344 


ıV 


Seite 

Auswurfitoffe der Pflanzen 290 
Avanturin 48 
Averrhoa 453 
Avicena 313 
Avicennia 313, 416 
Avicula 164, 167 
Avogate 406 
Axinit 59 
Azalea 414 
Azara 439 
Azolla 386 
Babingtonit 58 
acillaria 8, 9, 475, 379 
Bactris 393 
Baculites 167 
Baeomyces 380 
Balanophora 399 
Baliostichus 161 
Ballota 418 
Balsamina 452 
Balsamineae 451 
Balsamodendron 462 
Bambusa 388 
Banisteria 457 
Banksia 407 
Baphia 465, 466 
Barille 408 
Barosma 460 
Barringtonia 448 
Bartramia 383 
Bartsia 446 
Barptmanganerz 93 
Barytocalcit 73 
Basella 442 
Bafalt 123 
Bafaltfonglomerat 125 
Bassia 414 
Baſt 265 
Batrachospermum 379 
Bau der Pflanzen 473 
Bau der Thiere 473 
Bauera 445 
Bauhinia 466 
Baumfrebs 336 
Beatsonia 440 
Befruchtung der Pflanzen 307 
Begonia 436 
— — 179 
Beilſtein 4909 
Belemnites 166, 167 
Bellerophon 164 
Bellis 272 
Benincasa 437 
Benzoe AA 
Berberls 428 


Seite 
Berckeleya 175 
Berenicea 165 
Beryx 167 
Bergbutter 75 
Bergfalf 121 
Bergfort 58 
Bergkryſtall 42 
Bergmehl 69 
Bergmilch 69 
Bergſeife 61 
Bergtheer (444 
Bernitein 10, 444 
Bertholletia 448 
Beryll 65 
Beta 442 
Betonica 418 
Betula 402, 403 
Betulineae 402 
Beudantit Ag 
Bichatia 377 
Biddulphia 175 
Bignoniaceae 448 
Bilditein ‚62 
Bimsitein 1947, 423 
Bimsſteintrümmergeſtein 125 
Binarfies ‘99 
Binfenhalm 265, 268 
Biophytum 453 
Birfe ‚402 
Biscutella A35 
Bisma 431 
Bitterſalz 79 
Bitterfpath 70 
Bixa A39 
Bixineae 439 ' 
Blackwellia 436 
Blatt, Entmwidelung 295 
Blätter 34, 269 
Blätterfucht 336 
Blechnum 384 
Blei, gediegen 98 
Bleiantimonerz 104 
Bleichfucht der Pflanzen 336 
Bleiglanz . 101 
Bleigummi 86 
Bleioeyd 86 
Bleifchwanz ‚402 
Bleivitriol 1.185 
Blende 4107 
Bletia "2.896 
Blume 236, 237, 248 
Blüthe 236 
Blüthe, Entwidelung 297 
Blüthenboden 243 
Blüthenhülle 238, 248 
Blüthenkalender 298 


Seite 
Blüthenitand 245 
Blüthenuhr 299 
Bocconia 434 
Bol 61 
Boletus 375, 376 
Bologneferfpath 72 
Bombax 451 
Bombyx 342 
Boopis 409 
Borassus 393 
Borat. 78 
Borazit 72 
Boronia 460 
Borragineae 420 
Boswellia 462 
Borfäure 78 
Bostrichus 342 
Botrychium 384 
Bothryogen 76 
Bothryolith 72 
Bothrytis ' 344, 375 
Bournonit 106 
Bowdichia 466 
Brachycarpaea 435 
Brachyphyllum 161 
Bracteae 263 
Brand 336 
Brandflecken 336 
Brassica ‚331, 344,'335, 435 
Brauneiſenſtein 89 
Braunkohle 143 
Braunmanganerz 93 
Braunſpath —A 
Brennbarkeit der Mineralien 17 
Brewſterit 52 
Briza 389 
Brochantit 83 
Bromelia 393 
Bromeliaceae 393 
Bromus 389 
Bronzit 57 
Bronnia 437 
Bropfit 68 
Brosimum 405 
Broussonetia 404, 405 
Brownea * 466 
Bruch der Mineralien 19, 24 
Bruchela 343 
Bruchia 383 
Bruchus 343 
Brunia 458 
Brüche der Pflanzen 337 
Brutförner 263; 304 
Brutfnofpen 304 
Bryonia 437 
Bryopsis 176 


Seite 

Bryum 301 
Bubon 427 
Bucida _ 446 
Buklandit LER) 
Buettnera 240 
Buettneria 450 
Bulbi 261 
Bulbilli 304 
Bunium 426 
Buntbleierz 86 
Buntfupfererz 101 
Buphthalmum 412 
Bupleurum 426 
Buprestis 342 
Bursera 462 
Butea 465 
Butterbaum 414 
Buxus 457 
Byrsonima 455 
Byssus 149, 375 
Byturus 342 
Cabomba 431 
Cachrys 427 
Cackile 435 
Cactus 227, 272, 284, 313, 315, 323, 
438 

Caeoma 275 
Caesalpinia ‚287, 465, 466 
Chaetocrater 436 
Chaetogastra 448 
Chaetophora 227 
Chailletia 436 
Cajanus 465 
Caladium 309, 391 
Calamitea 160 
Calamites 160 
Calamus 231, 393 
Calandra 343 
Calandrinia 443 
Caledonit 85 
Calendula 414, 442 
Calla 39 
Callicarpa 447 
Callichroma 342 
Callidium 342, 348 
Callitriche 445 
Callitris 4091 
Callomia 448 
Calophylium Ad 
Calothrix 258 
Calotropis 424 
Caltha 333, 434 
Calycanthus 447 
Calycera 409 
Calyciflorae 368, 445 


VI 


Calycium 
Calyptra 
Calyptraea 
Calyptranthes 
Calyx 
Camellia 
Campanula 
Camphora 
Canarium 
Candollea 
Canella 
Canna 
Cannabis 
Cannophyllites 
Cantharellus 
Cantharis 
Capparis 
Gaprification 
Caprifoliaceae 
Caprina 
Gapsella 
Capsicum 
Capulus 
Caraipa 
Carallia 
Caralluma 
Carapa 
Cardamine 
Cardiospermum 
Cardium 
Garduus 
Carex 
Garica 
Carissa 
Carlina 
Carpinus 
Carum 
Caryocar 
Caryophyllia 
Caryophyllus 
Caryophyllinae 
Casearia 
Cassia 
Cassidulus 
Cassipourea 
Cassyta 
Castanea 
Casuarina 
Cathartocarpus 
Catopygus 
Gaucalis 
Caudex 
Caullinia 
Gaulerpites 
Cavolinit 
Ceanothus 


Seite 

3830 

381, 382 

465 

448 

237, 381 

449 

301, 307, 413 
406 

462 

430 

454 

225, 397 
250, 404, 405 
160 

379 


343. 


435 
329 
424 
167 
333 
420 
165 
AAg 
446 
421 
454 
329, 435 
456 


194, 167 
23, 412 
272, 307 
301, 437 
422 
411, 412 
402, 403 
426 

456 

465 

48 

44 

436 
465, 466 
166 

+446 

406 

330 

401 

465 
‚466 
427 

383 
280, 390 
464 


48 
458 


Seite 

Cecropia 405 
Cedrela A54 
Celastrus 459 
Cellepora 164, 166 
Gellulares 373 
Celosia 331 
Celtis 402 
Genchrus 389 
Cenomyce 379, 380 
Centaurea 273, 444, 412 
Centranthus 409 
Centrolepis 389 
Cephaelis 423, A2A 
Cephalaria 409 
Cephalotus 326, 464 
Cerambyeini 342, 343 
Cerambyx 166 
Cerastium A43 
Cerasus, 463 
Ceratites 165 
Ceratonia A66 
Ceratophylium 232, 207, Fi 398 
Cerbera 422 
Cercopis ’ 343 
Cercus 342 
Gerealien 388 
Gererit 67 
Cerin 67 
Cerinthe 420 
Ceriopora 165, 167 
Ceroxylon 393 
Ceterach 334 
Cetonia 343 
Cetraria 379, 380 
Chabafit 53 
Chaerophyllum 427 
Ehalcedon 43 
Chalkolith 84 
Chamaerops 892 
CE 376 
Chara 242, 280, 309, 2m, 380, 384 
Cheiranthus 4, Ash, 435 
Chelidonium 250, 273 281, 0 
2 

Bene 446 
Chel 166, 4167 


Chemifch Berhältwiffe der Dir $ 


neralien 


— der Organifmen 
— der Pflanzen 


Chenopodium 
Cherleria 
Chermes 
Chiaftolith 
Ehilderit 
Chiococca 


we 
219 
238, 330, 442 
Ad3 


423, 424 


Chionanthus 
Chiropteris 
Chirotherium 
Chlenaceae 
Chloranthus 
Chorblei 
Ehlorit_ 
Ehlpritfchiefer 
Choanites 
Chondria 
Chondrotit 
Ehonicrit 
Chorda, 
Ehromeifenftein 
Ehromoder 
Chrysanthemum 
Chrysaora 
Chrysobalanus 
Ehryfoberill 
Ehryfolith 
Chrysomelini 
Ehryfopras 
Chrysosplenium 
Cicadariae 
Eicer 
Cichorium 
Cicuta 
Gidaris 
Cimicides 
Cinchona 
Cineraria 
Cinnamomum 
Circaea 
Cissampelus 
Cissus 
Gistiflorae 
Cistus 

Citrus 
Cladonia 
Cladosporiuın 
Clathraria 
Clathropteris 
Clavaria 
Claytonia 
Clematis 
Cleone 
Clerodendron 
Clerus 
Clidemia 
Closterium 
Clusia 
Clymenia 
Clypeus 
Clytus 
Cnemidium 
Cnicus 


Seite 


158, 164, 


483 


465, 
330, At4, 


250, 273, 


330, 333, 


374, 375, 
430, 


267, 


342, 


425 
164 
165 
449 
400 
85 
59 
120 
166 
379 
66 
109 
378 
88 
94 
272 
165 
463 
64 
66 
343 
43 


343 
466 
42 
426 
467 
343 
423 
42 
406 
446 
428 
454 
438 
439 
461 
380 
375 
162 
461 
376 
443 
431 
435 
417 
342 
448 
475 
441 
164 
166 
343 
465 
411 


Cobaea 
Coccoloba 
Cocculus 
Coccus 
Cochlearia 
Cocos 
Codites 
Codium 
Cöleſtin 
Coeles tina 
Coeloptychium 
Coenogonium 
Coffea 
Colchicum 
Gollema 
Collophora 
Eolumbit 
CGolumella 
Columniferae 
Colutea 
Comatula 
Combretum 
Commelina 
Compositae 
Conchiosaurus 
Gonchoiden 
Conch orhynchus 
Conferva 
CGonfervites 
Coniferae 
Conium 
Coniomyce}es 
Conjugatae 
Conocarpus 
Conodyctium 
Conostylis 
Connarus 
Contarea 
CGonteubea 
Contortae 
CGonvallarites 
Convolvulus 
Copaifera 
Copulatae 
Corallina 
Coralrag 
Corbula 
Corchorus 
Cordia 
Cordyla - 
Coreopsis 
Coriandrum 
Coriaria 
Cornicularia 
Cornus 
Corolla 


yı 


Seite 

294, 418 

405 

428 

341 

434, 435 

392 

461 

379 

73 

442 

‘166 

380 

423, 424 
327, 394 

380 

422 

91 

382 

450 

249, 465, A66 
465 

446 

390, 435 

409 

4165 

133 

165 

323, 377, 378 
161 

400, 161 

427 
375 
379 
A46 
166 
395 
462 
123 
421 
420 
461 
419 
466 
379 
379 
121 
464 
450 
420 
A66 
42 
427 
455 
380 
330, 427 
236, 237 


vın 


Seite 
Corolliflorae 868; 
Coronilla 466 
Corrigiola 443 
Corydalis 253, 262, 273, 324, 433 
Corylus 402, 403 
Corystes 167 

‚ Goscinophora 166 
Cossus 342 
Cotyledon 443 
Crambe 435 
Crambus : 342 
Crania 167 
Crassula 284, 444 
Crataegus 303, 330, 464 
Crataeva 435 
Craterium 255 
Credneria 162 
Erichtonit 90 
Crinum 313, 395 
Crioceratites 167 
Crocodilus 166, 167 
Crocus 395 
Cronartium 345 
Cronſtedit ‚55 
Crotalaria 466 
Croton 457 
Crozophora 457 
Cruciferae A34 
Cryptogamae 383 
Cucubalus 448 
Cucurbitaceae 437, 249 
Cucullaea 467 
Cucumis 437 
Cucurbita 437 
Cumaiden 433 
Cuminum 426 
Cunninghamia 404 
Cunonia 445 
Cupania 456 
Cuphea 445 
Cupressites 161 
Cupressus 401 
Curatella 430 
Curculigo 395 
Cuscuta 285, 291, 313, 315, 449 
Cyanit 59 
Cyathea 384 
Cyathocrinites 164 
Gyathophyllum 163, 165 
Eyendeen 161, 294, 301 
Cycas 400 
Cyclamen 253, 445 
Cyelas 167 
CGyclopteris 160, 461 
Eyclofe 325 
Cyclurus 467 


Cydarites 
Gydonia 
Cylindrospora 
Cymbella . 
Cymnema 
Cynanchum 
Cynara 
Cynipariae 
Cynips . 
Cynomorium 
Cyperaceae 
Cyperus 
Cypripedium 
Cypris 
Cyrtandra 
Cystispora 
Cysioseira 
Cythere 
Cytinus 
Cytisus 


Dacıyıis 
Daedalea 
Dahlia 
Dalbergia 
Danais 
Daphne 
Dasytes 
Datisca 
Datolith 
Datura 
Daucus 
Davila 


Davyn 
Dedblätter 
Defrancia 
Delima 
Delphinium 
Dematium 
Dendrobium 
Dentalium 
Depacea 
Dercetis | 
Desmidium 
Desmodium 
Detarium 
Diallage 
Diamant 
Dianthus 
Dinfpor 
Diastopora 
Diatomeae 
Diceras 
Dichroismus 
Dichroit 


Diclineae 


Seite 
465 
464 
‚344 
379 
424 
239, 121 
42 
338) 
343) 
399 


302 
272, 329, 389 
396 

164, 467 

448 

345, 

379 

464, 467 

291, 398, 399 
465, 466 


388 
345, 376 
306 
466 
423 
238,.407 
342 


405 

72 

420 

427 

430 

48; 

236 

165 

430 

274, 430, 436 
375 

285, 396 
165, 467 
345 

467 

175 
466, A66 
A66 


57 

42, 4410 

307, 329 

79 1ec69 

165 

175, 377, 379 
166, 167, 45 
65 
328 


Seire 

Dicoryphe 428 
Dicotyledoneae 315, 367, 398 
Dicranum 383 
Dietamnus 326, 460 
Dyctiophyllia 165, 166 
Dicypellium 406 
Didelphis 158, 164, 166 
Digitalis 415, 416 
Dillenia 430 
Dimorphae 379 
Dimorphismus 22 
Dimorphe Subitangen 34 
Dionaea 324, 440 
Diopfid 57 
Dioptas 68 
Diorit_ 119 
Dioritfchtefer 120 
Dioscorea 394 
Diosma 460 
Diospyros 414 
Diplazium 384 
Diploctonium 166 
Diploit | 49 
Diplolepis 329 
Diplusodon A45 
Dipsacus 270, 273, 414 
Dipterocarpus 454 
Dipteryx 465 
Dipyr 47 
Disaster 166 
Dischidia 326 
Discoidea 166 
Diitel Al 
Dobinea 455 
Dodonaea 456 
plerit 4119 
Dolichos 465, 466 
Dolomit 69, 70, 420 
Dombeya 451 
Donacia 342 
Dornen 263 
Dorema 426 
Dorstenia 405 
Dorycenium 466 
Draba 435 
Dracaena 324, 330, 394 
Dracosaurus 165 
 Draparnaldia 476 
Drepanocarpus 465 
Drimys 430 
Drosera 324, 440 
Drüfen 263 
Drummondia 445 
Dryadeae 464 
Dryandra 407 
Drymyrhizeae 396 


1X 


Seite 
Durchlichtigfeit der Mineralien 16 
Durvillea 379 
Dysklaſit 109 
Ebenaceae 444 
Ebenholzbaum 414 
Eccremocarpus 418 
Echinella 172 
Echinocactus i 458° 
Echinostachys 4641 
Eehinus 167 
Echites 422 
Echium 420 
Ectocarpeae 379 
Edingtonit 54 
Eibifch 451 
Eichen 244 
Eidotea 464 
Eierſtock der Pflanzen 252 


Eigener Saft d. Pflanzen 290, 326 
Erngeweidewürmer, Erzeug. 153 
Einfam lebende Bflangen 358 


Eimeiß der Pflanzen 252 
Eifen, gediegenes 98 
Eifenantimonerz 104 
Eifenblüthe 70 
Eifenepidot 59 
Eifenglanz 89 
Eifenglimmerfchiefer 120 
Eifentiefel 43 
Eifenfandftein 124. 
Eifenvitriol 76 
Eflogit 419 
Elaeagneae 406 
Elaeagnus 407 
Elaeocarpeae 450 
Elaeocarpus 450 
Elaeococcus 457 
Eläolith 48 
Elais 393 
Elaphomyces 376 
Elaphrium 462 
Elafticität der Pflanzen 324 
Elaterit 44 
Elaterium 437 


Eleftricitätder Mineralien, 48 
Elementartheile d. Mineralien 19 


Elettaria 397 
Eleusine 388 
Emblica 457 
Embothryum 407 
Emys 167 
Encalypta 383 
Encaelites 4161 
Encrinites 165 


Seite 

Encyonema 165, 175 
Endocarpeae 380 
Endogenen .'6369 
Endogenites 162 
Endofmofe 325 
Engyomasaurus 166 
Ensatae 395 
Entalophora 4165 
Entſtehung der Mineralien 6 
Entwidelung der Organismen 211 
Epacrideae 414 
Ephedra 401 
Epidendrum 396 
Epidot 59 
Epigenien 37 
Epilobium 446 
Epimedium 428 
Epipactis 396 
Epiitilbit 52 
Epochen des Pflanzenlebens 323 
Equisetaceae 386 
Equisetites 161 
Equisetum "387 
Eranihemum 418 
Erbfe 465 
Erbfenftein 69, 70 
ranarie 2 s 11 
| 414 

Er fhlade 124 
Ericeae 413 
Ericinae 413 
Erigeron 412 
Erinit 82 
Erinus 416 
Eriocaulon 389 
Eriodendron 451 
Eriophorum 389 
Erodium | 453 
Erregbarfeit der Pflanzen 324 
Eruca 1: 435 
Erucaria 435 
Ervum 465 
Eryngium 426 
Erysibe 375 
Erysimum 434, 435 
Erythraea 421 
Erythronium 394 
Erythroxyleae 455 
Erythroxylum 455 
Escalonieae 444 
Escalonia 445 
Esenbeckia 460 
Eschara 165, 166 
Eschscholtzia 434 
Etyaea 167 
Eucalyptus 448 


Seite 
Euchroit 82 
Eucomis 393 
Eudialyt 51 
Eugenia 448 
Euglena 152 
Eufairit 103 
Euflas ’ "65 
Eunomia 4165 
Eupatoriaceae 412 
Eupatorium 411, 412 
Euphoria 456 
Euphorbia 457 
Euphorbiaceae 456 
Euphrasia 416 
Euryale . 432 
Eurypterus’ 164 
Eurysternum 166 
Eutoca 420 
Evolvulus 419 
Evonymus 459 
Erantheme 339 
Exilaria 175 
Erogenen 367 
Exogyra 166, 167 
Exoſmoſe 325 
Exostemma 423 
Extraktivſtoffe, bittere 222 
Fıba 465 
Fadenſtamm 231, 265 
Fagara 460 
Fagonia 460 
Fagus 402 
Fahlerz 105 
Farbe der Mineralien 14 


Farbenfpiel der Mineralien _ 16 
noapDlüng der Minera- 


46 
Faröfiofe, vegetabilifche _ 221 
Farrnfräuter 383 
— 160 
Faſerzelle 226 
Faſerkohle 115 
Federerz 104 
Federſalz 75 
Fedia 409 
Feldfpath 45 
Felditein U 
Feldfteinporphyr 120 
Felsarten 115 
Fergufonit 91 
Feronia 464 
Ferreola 446 
Feueropal 44 
Feuerſtein 43 


; Seite 

Feuillea : 437 
Fibularia 4167 
Ficaria 431 
Ficus 404, 405 
Filices 383 
Fiorit 43 
Fistularia 167 
Flabellaria 160, 461 
Flacourtia 439 
Flacourtianeae 438 
lechten 379 
luellit 49, 74 
luocerit 71 
luß 71 
lußſpath 70 
Flustra 166 
Fontinalis 383 
Fouquieraceae 437 
Forstera 412 
Beten £ 63 
ortpflanzung überhaupt 208 
Fortpflanzung der Pflanzen 306 
Fovilla 244 
Fragaria 463, 454 
Fragilaria 175 
Frankenia 440 
Frankeniaceae 440 
Franflinit 89 
Fraxinus 424 
Freycinetia 392 
gend! 249 
Fruchtblätter 242 
Fruchtdeden 249 
Fruchtformen 250 
Fruchthülle 249 
ruchtknoten 242 
ruchtſtaub 241 
Frustulia 175 
Fuchsia 446 
Fucoideae 379 
Fucus 379 
Füllung der Blumen 332 
Fulguritguarz 43 
Fumariaceae 433 
Funaria 383 
Funginae 373 
Fungi 373 
Gabbro 119 
Gabbronit 47 
Gadoltnit 66 
Gaertnera 422 
Gagat 443 
Gahnit - 64 
Gaillonella 8,9 
Galanthus 395 


Galathea 
Galbanum 
Galega 
Galeopsis 
Galerites 
Galeus 
Galipea 
Galium 
Galläpfel 
Gardenia 
Garcinia 
Garcinieae 
Gardneria 
Garidella 
Gattung 
Gault 
Gavialis 
Gayluſſit 
Gebia 
Gehlenit 
Gelbbleierz 
Gelberde 
Geminella 
Genipa 
Genista 
Gentianeae 
Geoffroya 
Geosaurus 
Geraniaceae 
Geranium 
Germen 
Gerſte 


Gervillia 


Gefäßdrüſen der Pflanzen 


Gefäße der Pflanzen 
Gerölle 

Geruch der Metalle 
Geſchiebe 
Geſchlecht 
Gessnerieae 
Gessneria 

Geum 

Gigartinites 
Giefefit 

Gilia 

Gillenia 

Gilliesia 
Gilliesieae 

Ginſter 
Glanz der Mineralien 
Glanzerz 
Glanzkobalt 
Glanzkohle 
Glaskopf 

Glauberit 
Glauberſalz 


Seite 
165 

426 

465, 466 
418 

167 

167 

460 
423, 424 
338 
423 
444 
444 
422. 
A434 
179 
123 
167 
77 
165 
48 
86 
61 
775 
423 
465, 466 
420 
465, 466 
166 
452 
453 
242 
385 
167. 
265 
224, 227 
125 
18 
125 
209 
446 
4416 
A64 
461 
48 
418 
463, 464 
396 

396 

465 

14, 46 
102 

400 

413 

90 

7A 

75 


166, 


166, 


463, 


X1 » 


Glaucium 
Glaufolith 
Glechoma 
Gleditschia 
Gleichenieae 
Glenotremites 
Glimmer, 
Glimmerfchiefer 
Glinus 

- Globularia 
Globularieae 
Gloeodyctyon 
Gloeonema 
Glossopteris 
Gloxinia 
Glumaceae 
Glyceria 
Glycine 
Glycyrrhiza 
Glyphea 
Gmelinit 
Gnaphalium 
Gnathosaurus 
Gneiß 

Gnidia, 
Gökumit 
Goethea 
Gold, gediegen 
Goldſilber 
Gomphalobium 
Gomphia 
Gomphonema 
Gomphrena 
Goniatites 
Goodenia 
Goodenovieae 
Gordoniä 
Gorgonia 
Gossypium 
Gramineae 
Grammatit 
Grammitis 
Granat 
Granateae 
Granit, 
Granulit 
Graphit 
Grashalm 
Gratiola, 
Grauantimonerz 
Sraumanganerz 
Grauwade 
Grauwackeſchiefer 
Grewia 
Grevillea 
Grias 


415, 


459 
175 


451 
387 


62 
447 
119 
120 
112 
365 
446 
404 


124 
124 
450 


. 407 


444 


Grielum 
Griffel 
Grimmia 
Grobfalf 
Großular 


Grossularieae 


Grüneifenftein 


Brünerde 
Gruinales 
Grus 
Gryphaea 
Guajacum 
Guarea 
Guazuma 
Guettarda 
Guettardaceae 
Gummiharze 
Gustavia 
Guttiferae 
Gymnostomum 
Gynandropsis 
Gyps 


Gypsophila 
Gyps, körniger 
Gyrodus 
Gyrolepis 


aare 
aarkies 
Haarwurzel 
Hackea 


Haemanthus 


Haematoxylon 
Haemodoraceae 


Haemodorum 


Härte der Mineralien 
Hatchetin 

Halbopal 

Halec 

Halhymenia 
Halimeda 
Halimedeae 
Halorageae » 
Halloyſit 

Halydris 
Halymenites 
Hamamelideae 
Hamamelis 
Hamites 
Hartmanganerz 
Harze i 


Hauyn 


Haytorit 
Hebenstreitia 
Hedera 


Seite 


242, 


244 
383 
121 


438 


83, 90 


166, 


263, 
230, 


125 
167 


435 


Hedwigia 
Hedyotis 
Hedysareae 
Hedysarum 


Heilkräfte der Pflanzen 


Heisteria 
Helianthemum 
Helianthus 
Hcliconia 
Helicteres 
Heliochrysum 
Heliophila 
Heliopora 
Heliopsis 
Heliotrop 
Heliotropium 
Helleboreae 
Helobiae 
Helosciadium 
Helvella 
Helwin 
Helminthochortos 
Hemerocallis 
Hemionitis 
Hemipneustes 
Hepatica 
Hepatit 
Heracleum 
Herderit 
Heritiera 
Hermannia 
Hermannieae 
Hermaphrodit 
Herniaria 
Herfchelit 
Hesperis 
Heteranthera 
Heterocarpella 
Heteropora 
Heterozit 
Heuchera 
Heulandit 
Hevea 
Hibbertia 





ippocrepis 
Hippomane 
Hippophae 
Hippopodium 
Hippuris 
Hippurites 
Hiraea 


Seite 
462 
423 
466 
466 
362 
449 
439 

441, 412 
397 

451 

412 

435 

164 

412 

43 

420 

434 

390 

426 

376 

62 

379 

393 

384 

166, 167 
431 


395, 451 


XxIII 


Seite 
Hirtella 463 
Hiſingerit 66 
Holaster 167 
Holcus 388, 389 
Hol 233 
Holzſaft 286 
Holzſtamm 231, 265 
Holstein 43 
Homaeocladia 175 
Homalineae 436 
Homalium 436 
Honiggefäße 245 
Honigitein 145 
Honigthau 337 
Hopeit 71 
Hordeum 388 
Hornbleierz 85 
Hornblende 56 
Hornblendegeftein 120 
Hornblendefchiefer 120 
Hornfilber 87 
Hornſtein 43 
Hortia 460 
Hottouynia 399 
Hovea 466 
Hovenia 458 
Hüraulith 80 
Humbokdtilith 4109 
Humboldtit 115 
Humirium 454 
Humulus ‘ 404 
Hunit 63 
Hura 457 
Hpyalith A4 
Hybodus 165, 167 
Hydnora 399 
Hydnum 376 
Hvdrastis 431 
Hydrangea 444, 445 
Hydrocarpus 439 
Hydrocotyle 426 
Hydroborazit 72 
Hydrocharideae 397 
Hydrocharis 398 
Hydrodictyon 379 
Hydrolea 419 
Hydroleaceae 418 
Hydropeltis 434 
Hydrophan 44 
Hydrophilus 166 
Hydrophylleae, Hydrophyl- 
lum 420 
Hydrurus _ 227, 379 
Spgroffopicität 324 
Hylaeosaurus 167 


xiv 


Seite 
Hymenaea 466 
Hymenophylleae 384 
Hymenophylium 384 
Hyoscyamus 420 
Hypericineae 440 
Hypericum 441 
Hyperſthen 57 
Hyperſthenfels 119 
Hyphaene - 393 
Hypnum 383 
Hypochaeris 442 
Hypoglossum 394 
Hypophyllum 394 
Hypoxideae 395 
Hypoxis 395 
Hypoxyli 375, 377 
Hyssopus 447 
Überis 435 
Ichneumon 166 
Ichthyophthalm 52 
Ichthyosarcolithes 167 
Ichthyosaurus 166, 167 
Icica 462 
Idokras 63 
Iguanodon 167 
Ilex 459 
Ilecebrum 443 
Ilmenit 90 
Impatiens 452 
Imperatoria 427 
Indianit 109 
Indigofera 465, 466 
Individualität - 477 
Individuen der Mineralien 22 
Inflammabilien 10, 111 
Infuſorien, Erzeugung 150 
Inga 466 
Inoceramus 164, 166, 4167 
Spntergellulargänge 224, 225 
Intricaria 165 
Intusſuſception 136 
Inula 441, 412 
lpomaea 419 
Irideae \ 395 
gen 14, 16 
Iriſtiren / 
Isatis | 434, 435 
Sfomorphe Subſtanzen 34 
lomorpbifmus 22 
Sfopyr 58 
Isopyrum 431 
Isthmia 457 
Itakolumit 120 


ltea 445 


lteoideae 
Ixia 


Jacaranda 
Sahresringe 


- Jasmineae 


Jasminum 
Safpis 
Safpopal 
Jatropha 
Jeffersonia 
Sodfilber 
Joliffia 
Jonidium 
Josephinia 
Juglandeae 
Juglans 
Juncagineae 
Junceae 
Juncinae 
Juncus 
Jungermannia 
Juniperus 
Sunferit 
Jussieua 
Justicia 
Surafalf 


Kaempferia 
Kännelfohle 
Kakoren 

Kali, ſalzſaures 
Kali, ſchwefelſgures 
Kalk, bituminöſer 
Kalk, körniger 
Kalkſalpeter 
Kalkſinter 
Kalkſpath 
Kalkſtein 
Kalktuff 
Kammkies 
Kaneelſtein 
Kapſel 
Karniol 
Karpholith 
Kaſcholong 
Kerolith 
Kieſelguhr 
Kiefelfalf 
Kiefelfupfer 
Kiefelmangan 
Kiefelfchierer 
Kiefelfinter 
Kiefeltuff 
Kieſelzinkerz 


69, 121 


250, 251 


Seite 
Kigellaria 439 
Kitaibelia ‚451 
Klebfchiefer 22 
—— Einfluß auf die Ban 
Katie 409 
Knema j 429 
Knochenbreccie 125 
Knollen 262 
Knoſpe 260 
Knowltonia 430 
Kobaltblüthe 84 
Kobaltglanz 100 
ehnltminnaAnerz 93 
Kobaltofer 94 
Kobaltvitriol 77 
Kohle 447 
Kohlenblende 113 
Kohlenletten 123 
Kohlenſandſtein 124 
Kohlenſchiefer 122 
Koblenfchiefer, verglaster _ 123 
SR 85 
Kokkolith 57 
Kollyrit 61 
Komptonit 54 
Konformation der organifchen 
Reiche 186 
Konnektiv 240 
Konſenſus 207 
Korund 64 
Kotyledonen 252 
Krameria 432 
Krankheiten der Pflanzen 335 
Kranz 239 
Kreide 69, 1241 
Keim “245 
Keimfnöfpchen 252 
eamung 313, 318, 329 
Ang 90 
Kryoli 71 
Kryſtall 


24 
ins / mifroff. Se 
obachtu 34 


Sevtalbildung unregel- 
mäßige 36 
Senfantfation 20, 24 
Kryſtallogenie 32 
Kryſtallſyſtene 25 
Kupfer, gediegen 98 
Kupferbleivitriol 85 
Kupferglimmer . 81 
Kupferglanz 102 
Kupferkies 101 
Kupferlaſur 81 


XV 


Seite 
Kupfermanganerz 93 
Kupfernidel 101 
Kupferpecherz . 9A 
Kupferfanditein 124 
Kupferfchaum 81 
Kupferſchiefer 122 
Kupferfi Keen, bituminöfer 69 
Kup ferſchwärze 94 
Kupfervitriol 76 
Kupferwismutherz 107 
Kyllingia 389 
Laviatae 47 
Labiatiflorae 415 
Labrador 49 
Lacerta 166 
“ Lactuca 41 
Lagerstroemia 445 
Laguncularia 446 
Laminaria 379 
Lamium 417 
Lamna 167 
Lamprophyllae 449 
Lanarkit 85 
Lansium —454 
Lantana 447 
' Lapilli 426 
Lardizabala "428 
Larix 404 
Laserpitium 426, 427 
Lasiandra 448 
Lasianthera 454 
Lasiopetalum 450 
Zafurbleivitriol 85 
Laſurſtein 51 
Lathraea 416 
Lathyrus 465, 466 
Latröbit 49 
Laumonit 53 
Laurelia 404 
Laurineae 406 
Lava 122 
Lava, verfchladte 123 
Lavandula 417 
Lavatera 451 
Lazulith 2 
Leadhillit 
BR Grund und Begriff Dee 
Leberfies = 
Lebermoofe 331 
Lecanora 379, 380 
Lecidea 350 
Lecythis 448 
Ledocarpum 453 


XVI 


Ledum 
Leea 
Leelit 

emneae 
Lentibulariae 
Leonlice 
Leontodon 
Lepidioides 
Lepidium 
Lepidodendron 
Lepidpfrofit 
Lepidophyllum 
Lepidotus 
Leptochlaena 
Leptospermum 
Leschenaultia 
Leucojum 
Leucopogon 
Leuzit 


Leuzittrümmergeſtein 


Lewyn 
Liaskalk 
Liasſandſtein 
Liasſchiefer 
Libellula 
Liberhfupfererz 
Lichen 
Lichenes 
Lichenopora 
Lievrit 
Ligurit 
Ligusticum 
Ligustrinae 
Ligustrum 
Liliaceae 
Lima | 
Limnocharis 
Limonia 
Limulus 
Linaria 
Lineae 
Linnaea 
Lingula 
Liriodendron 
Linfenerz 
Lithospermum 
Littorella. 
Lituites 
Loaseae 
Lobaria 
Lobelieae 
Lodoicca 
Löß 
Loganieae 
Lolium 


Londonthon 


Seite 
44 


410 
392 
45 
AR 
411, 412 
164 


434, „435 


160 
90 
160 
166, 467 
450 
448 
412 
395 
414 
50 
125 


121. 


124 
122 
- 466 
82 
379 
379 
166 
66 
410 
426 
424 
425 
393 
166, 467 
391 
sr ABl 
166 
416 
453 
424 
165 
429 


420 
408 
164 
437 
380 
443 
393 
126 
422 
388 
123 


Leonicera 
Loranthaceae 
Loteae 
guchsfaphir 
Lucina 


Ludia 


Seite 
4424 
425 
466 

65 

164 

439 


Luffa, 437 
Lufthöhlen der Pflanzen 124, 225, 
232 


Lunaria 
Lunulites 
Lupinus 
Luxemburgia 
Luzula 
Lychnis 
Lycium 


Lycoperdacei 


Lycoperdon 
Lycopodiaceae 
Lycopodites 
Lycopsis 
Lycopus 
Lygeum 
Lyngbya 
Lysimachia 
Lythrarieae 


Mava 

Mabea 
Macrocystis 
Macropoma 
Macrospondylus 
Mactra 

Madia 
Maeandrina 
Magnefiabydrat 
Magneteifenfand 
Magneteifenitein 
Magnetfies 
Magnetismus 
Magnoliaceae 
Maina 
Majorana 
Malachit 
Malakolith 
Malaxis 
Malcomia 
Malope 
Malpighiaceae 
Malpighinae 
Malvaceae 
Mamillaria 
Mamillipora 
Mammea 
Mandelftein 


Mandragora 


A35 
466 
465, 466 
440 
390 
443 
420 
375 
376 
389 
161 
420 
417 
389 

- 379 
‘415 
445. 


414 
457 
378 
167 


420 


. Stite 
Manganepidot 59 
Manganglanz 107 
Mangangranat 62 
Manganfpath er) 
Mangifera - 462 
Manettia "423 
Manihot 457 
Manna : 424 
Mannigfaltigfeit dev Organis— 

men 184 
Manon 166 
Mantellia 161 
Manulea 446 
Maranta 397 
Marathr um 390 
Maratliaceae 384 
Marchantia 381, 382 
Marefanit 47 
Margarit 56 
Mark 233, 268 
Markgravieae 439 
Marifcheide 294 
Marmolith 110 
Marmor 69 
Marsileaceae 385 
Marsileae 386 
Marsupites 167 
Maron 164 
Maſkagnin 79° 
Mathiola 435 
Matricaria 444, 412 
Mauritia 393 
Maytenus „459 
Mecochirus 166 
Medicago 465 
Medullosa 160 
Meerfchaum 62 
Megalodon 164, 167 
Megalosaurus 166, 167 
Mehlthau 344 
Meionit 47 
Melampyraceae 446 
Melanit 62 
Melaleuca 448 
Melanochroit 87 
Melanorrhoea 462 
Melanthium 394 
Melastomaceae 447 
Melhania 457 
Meliaceae 454 
Melilotus 465 
Mellilith 63 
Melittis 417 
Melocactus 438 
Melosira 175 
Memecyleae 447 


Menilith 44 
Menispermeae 428 
Mennig 94 
Mentha 4417 
Mentzelia 437 
Menyanthes 421 
Mercurialis 457 
Meeresfanditein 125 
Mergel 124 
Mergelerde 125 
Meridion 175 
Mesembryanthemeae 443 
Mesenteripora 165 
Mefitinfpath 70 
Mefotyp 51 
Metalle 3 
Meteoreifen 99 
Metriorhynchus 165, 166 
Metrosideros Aug 
Metroxylon 393 
Meum 426, 427 
Minrgyrit 108 
Michelia . 430 
Miconia Aug 
Micraster 167 
Micrasterias 175 
Microlicia 448 
Micromega 175 
Miemit 70 
Miersia 396 
Milchfaft der Bilanzen 246, 290 

326 
Mildglanzerz 106 
Millepora 166 
Milnea 454 
Mimosa 466 
Mimusops 414 
Mirabilis — 406 
Miſchungsverhältniſſe 18 
Mißbildungen der Pflanzen 331 
Mniopsis 390 
Mnium 383 
Modecca 436 
Modiola 164, 165, 467 
Mobfit 70 
Molasie, 124 
Molybdänofer 94 
Momordica 437 
Monarda 417 
Moniera 460 
Monimieae 404 
Monnina 432 
Monocotyledoneae 387 
Monochlamydeae 398 
Monochroismus 16 
Monotis 166 


3 


XVIII 


Seite 

Monotropeae 443 
Monsonia 453 
Moronobea 441 
Morchella 377 
Morinda 423 
Morus 404, 405 
Mosasaurus 167 
Mouriria 447 
Mucedinei 375 
Mucor 375 
Mucuna 465 
Muensteria 161 
Muraltia 432 
Murraya 460 
Musaceae 397 
Musocarpum 161 
Mufchelfalf 124, 124 
Mutisiaceae 412 
Myagrum 434, 435 
Myoconcha 166 
Myophoria 165 
Myoporineae 446 
Myosotis 420 
Myosurus 434 
Myrecia 448 
Myrica 402, 403 
Myricaria 440 
Myriceae 403 
Myriophyllum A45 
„ Myristiceae 428 
‘° Myrmecium 165 
Myrmeleon 166 
Myrospermum 464 
Myroxylon A64 
Myrsineae 444 
Myrtaceae 448 
Myrtinae 447 
Mystriosaurus 166 
Mytilus 164, 165, 167 
Nadelerz 105 
Nagelfluh 125 
7 der Pflanzen BE 
Najas 390 
Naphtha 444 
Naravelia 431 
Narbe 242, 244 
Narcissus 395 
Nardostachys 409 
Nardus 389 
Nardus syriacus 409 
Nasturtium 434, 435 
Natica 165 
Nautilus 165, 167 


rebenblätter 
Nebenblume 
Nebentheile der Pflanzen 
Negundo 
Nelumbium 
Nemalith 
Neottia 
Nepeta 
Nephelin 
Nephrit 
Nephrodium 
Nephroma 
Nerine 
Nerinea 
Nerium 
Neuradeae 
Nicotiana 
Nigella 

Ni felblüthe 
Stifelglanz 
Nilssonia 
Nitella 
Nitraria 
Noeggerathia 
ontronit 
Norantea 
Nostoc 
Nothosaurus 
Notorhizeae 
Notidana 
Nucleolithes j 
Nucula 
Nullipora 
Nummulina 
Nuphar 

Muß 
Nuttalit 
Nyctagineae 
Nyctanthes 
Nymphaeaceae 
Nyssa 


Dofidian 
Ochnaceae 
Ochradenus 
Ocymum 
OdoOntaspis 

Dele der Pflanzen 
Oenanthe 
Oenothera 


Olacineae 
Oleinae 
Olivenerz 


166, 


164, 


164, 


47, 


406 


123 
459 
433 
447 
167 
221 


445 
54 
327 
449 
424 
82 


Seite 

Dlivin 66 
Onagrarieae AA5 
Oncidium 396 
Oncylogonatum 161 
Onfofin 110 
Onobrychis 465, 466 
Ononis 465, 466 
Onopordon 44 
nu 43 
Dolithenfalt 121 
Opal 44 
Dpalifiren 16 
Opegrapha 380 
Ophioglosseae 384 
Ophiorhiza 423 
Ophioxylon 422 
Ophiura 165 
Ophrys 396 
Opuntia 438 
Orchideae 396 
Drgane der Bflanzen 228 
Origanum 47 
Orobanche 416 
Orobus 466 
Ornithogalum 393 
Ornithopus 466 
Ornithrope 456 
Orthit 67 
Orthoceratites 164 
Oryktognoſie 116 
Sryktologie 116 
Oryza 388 
Oscillatoria 377, 378 
Osbeckia 448 
Dfmelith 58 
Osmeroides _ 167 
Dsmium - Hridium 95 
Osmundaceae 384 
Osteolepis 164 
Ostrea 165, 167 
Ostrya 403 
Oxalideae 453 
Dralit 115 
Oxybaphus 406 
Oxycoccos 413 
Oryhdiſche Erze 88 
Dzoferit 415 
Pachymya 167 
Paeonia 434 
Pagrus 166 
Pagurus 166, 167 
Palaemon 166 
Palaeoniscus 164 
Palaeoxyris 101 


XIX 


Seite 
Palacorchynchus 167 
Palicurea 423 
Paliurus A58 
Palladium, gediegenes 9 
Palmae 392 
Paludina 167 
Palymphyes 167 
Panax 427 
Päancratium 395 
Pandaneae 391 
Panicum 388 
Papaveraceae 433 
Bapierfohle ‚143 
Papilionaceae 466 
Papyrus 389 
Paraphyses 382 
Parietaria A05 
Paris 394" 
Paraſiten 144 
Parmeliaceae 380 
Parnassia 440 
Paropsis 436 
Passerina 407 
Passifloreae 436 
Pastinaca 426 
Patella 164 
Patrinia 409 
Paullinia 456 
Pauſtlipptuff 125 
Pavia 456 
Pavonia 451 
Pechſtein 47, 123 
Pecopteris 161 
Pecten 164, 165, 167 
Pectunculus 164 
Pedalineae A446 
Pedicularis 446 
Pedipes 167 
PBeganit 49 
Peganum 460 
Pektolith 54 
Pelargonium 453 
Belorien 332 
Peltidea 380 
Pemphix 165 
Penaeaceae 407 
Pentacrinus 164, 166 
Pentadesma 444 
Pentamerus 164 
Pentatremites 164 
Peperin 125 
Beplis 445 
Peponiferae 435 
Perichaetium 351, 382 
Peridinium 9 
Peridium 374 


XX 


Seite 
Perigon 238 
Periklin 46 
Periodizität 206 
Peristoma 382 
Berlglimmer 56 
Berlitein 47, 123 
Persea 406 
Personatae 445 
Persoonia 407 
Pertusaria 380 
Betalith 46 
Petaloma 447 
Petiveria 442 
Betrologie 116 
Petroselinum 426 
Peuce 161 
Peucedanum, 427 

„Peziza _ 376 
Pflanzenindividuum 178, 180 
Pflanzenfette 221 
Pflanzenſäuren 121 
Pflanzenſeele 322 
Pfropfen 327 
Phaca 466 
Phalaris N 388 
Phanerogamen 237 
Pharmakolith 74 
Phascum 383 
Phaseolus 465 
Phellandrium 426 
Phenakit 65 
Philadelpheae 446 
Phleum 388 
Phlomis 417 
Phlox 418 
Phoenix 393 
Pholidophorus 167 
Phonolith 124 
Phonolithtuff 226 
Bhosphatfupfererz 82 
Bhosphorefciren 14, 47 
Bhosphorit 71 
Phylica 458 
Phyllanthus 458 
Phyllotheca 164 
Physalis 420 
Phyteuma 413 
Phytocrene 427 
Phytolacceae 442 
Phytosaurus 165, 167 
Pikropharmakolith 74 
Bifrofmin 58 
Pileolus 166 
Pileopsis 164 
Pimpinella 426 
Pinit 55 


Pinites 
Pinguicula 
PBinguit 
Pinkneya 
Pinna 

Pinus- 
Piperaceae 
Piperinae 
Piriqueta 
Pistacia 
Piſtazit 
Pistia 
Pistillum 
Pisum 
Pittizit 
Pittosporeae 
Placodus 
Plagionit 
Plagiostoma 
Plantagineae 
Plaſma 
Platanus 
Platin, gediegenes 
Platysomus 
Pleiocnemus 
Plesiosaurus 
Pleuracanthus 
Pleurandra 
Pleurosaurus 
Plumbagineae 
Poa 

Poacites 
Podalyria 
Podoeis 
Podophyllum 


' Podostemon 


Poinciana 
Bolarifirung 
Polemoniaccae 
Bolirfchiefer 
Polien 
Pollicipes 
Polyanthes 
Polvcarpaea 
Policarpicae 
Polygaleae 
Polygoneae 
— 
olymigni 
Polypenkalk 
Polypodiaceae 
Polyporus 
Polypothecia 
Polytrichum 
Pomaceae 
Pomeranzenbaum 


Seite 


465, 


165, 166, 


60, 


164 
445 
110 
423 


„ 167 


401 
399 
399 
436 
462 


34 
167 
393 
448 
429 
432 
405 

74 

69 
121 
384 
376 
166 
383 
464 
464 


Pongamia 
Pontederiaceae 
Porliera 
Porosus 
Porphyr 
Porphyrophora 
Portlandia 
Bortlandfalf 
Portulaceae 
Borzellanerde 
Posidonia 
Posidonomya 
Potamogeton 
Potentilla 
Poterium 
Pothos 

Prangos 
Praſem 


Prehnit 
Brieftley’fche Materie 
Primulaceae 
Prockia 
Producta 
Prosopis 
Prosopon 
Proteaceae 
Proteinae 
Protococcus 
Protogyn 
Protorosaurus 
Prunus 
Puccinia 
Psammodus 
Psaronius 
Pfeudomorphofen 
Pseudorhizeae 
Psilotum 
Psoralea 
Psychotis 
Psychotria 
Ptelea 
Pterinaea 
Pteris 
Pierocarpus 
Pterodactylus 
Pierophyllum 
Ptychodus 
Pulmonaria 
Pulsatilla 
Pultenaea 
Pulvinites 
"Punica 
Burbedfalt 
Pustulopora 
Pycenodus 
Pygaster 


Seire 
466 


17, 120, 


165, 


463, 


148 
45 
439 
464 
466 
166 
407 
406 
378 
119 
164 
462, 463, 464 
375 


165, 166 
160 

23, 37 
435 

385 
465 
426 
424 
462 
164 
384 
465 
467 
161 
167 
420 
431 
466 
167 
447 
124 
166 
167 
166 


423, 


166, 


166, 


Pygopterus 
Pyknit 
Pyrallolith 
Pyrargilith 
Pyrenaceae 
Pyrethrum 
Pyrochlor 
Pyrola 
Pyromerid 
Fyro 
Pyrophyſalit 
Pyrorthit 
Pyroſklerit 
Pyroſmalit 
Pyrus 
Pyxidicola 


Quadrumanen,- foſſile 
Qualea 

Quarz 
Quarzgeſtein 
Quassia 
Duedfilber, gediegen 
Queckſilberhornerz 
Querantimonerz 
Quercineae 
Quercus 

Quillaja 
Quinarſyſtem 


Racen 


Racheosaurus 
Radiola 
Rafflesia 
Rajania 
Ranunculaceae 
Raphanus 
Raſeneiſenſtein 
Rauſchgelb 
Rauſchroth 
Rautenſpath 
Rauwolffia 
Realgar 
Reaumuria 
Neisblei 
Reizbarkeit 
Rennthierflechte 
Resedaceae 
Restiaceae 
Retepora 
Retinit 
Rhamneae 
Rhapis 

Rheum 


XXI 


Seite 
164 


168 
446 

42 
120 
460 

97 

87 
102 
403 
403 
A64 
198 


402, 
A63, 


179 
166 
453 
399 
394 
430 
435 

90 
109 
108 


422 
108 
440 
112 
206 
379 
432 
389 
166 
115 
458 
393 
405 


164, 


XXH 


Rhexia 
Rhinanthus 
Rhizoboleae 
Rhizoctonia 
Rhizoma 
Rhizophoreae 
Rhodiola 
Rhodochlaena 
Rhodocrinites 
Rhododendron 
Rhodomenia 
Rhoeadeae 
Rhus 
Rhynchotheca 
Ribes 

Riccia 
Richardsonia 
Bicinus 

Rinde 
Rindenhöckerchen 
Rivina 
Rivularia 
Robinia 
Roccella 
Rosaceae 
Rosiflorae 
Rosmarinus 
Rondeletia 
Kothantimonerz 
Rothbleierz 
Rothbraunſteinerz 
Rotheiſenocker 
Rotheiſenrahm 
Rotheiſenſtein 
Rothgüldigerz, dunkles 
Rothgüldigerz, lichtes 
Rothkupfererz 
Rothofit 
Nothzinkerz 
Rostellaria 
Aubellan 
Rubiaceae 
Rubin 
KRubinglimmer 
Rubus 
Rudbeckia 
Rüden 
Ruellia 
Ruizia 

Rumex 
Ruscus 
Rußthau 
Rutaceae 
Rutil 
Ruyschia 


Seite: 


448 
446 
456 
343, 376 
231, 268 


444 

450 

164 

414 
378, 379 
432 

462 

453 

438 

382 

423 

458 
233, 268 
262 

442 

379 
465, 466 
379, 380 
462 

462 

447 

423 

102 

87 

57 

89 

89 

89 

107 

108 

94 

62 

94 

155, 167 
56 

422 

63, 64 


89 
463, A6A 
42 
118 


418- 


404, A54 
405 
394 
344 
A60 
92 
439 


Nyakolith 
Ryncholithus 


Saulchen 
Säuren der Pflanzen 


Saftbehälter 
Saftfäden 
Saftgänge 
Sagus 

Salacia 
Salamandroides 
Salenia 
Salicineae 
Salicornia 


Salinifche Erze 


Salinifche Steine 


Salix 
Salmiaf 
Salpeter 
Salsola 
Salvia 
Salvinia 
Salzfupfererz 
Saljfeen ° . 
Salzſoolen 
Sambucus 
Same 
Samenhülle 
Samenfern 
Samenreife 
Samolus 
Samydeae 
Sand 
Sanguinaria 
Sanguisorba 
Santalaceae 
Santolina 
Saphir, 
Saphirin 
Sapindaceae 
Sapium 
Saponaria 
Sapoteae 
Sarcochlaena 
Sarder 
Sargassites 
Sargassum 
Sarfolith 
Sarracenia 
Satureja 
Satyrium 
Saurauja 
Saurichthys 
Saurocephalus 
Saurodon 
Sauroides 


Seite 


/ 


224, 225, 


385, 


125, 
463, 


45 
165 


353 
220 


4, 225 


239 
281 
393 
459 
165 
167 
403 
A42 

79 

68 
402 

78 

78 
442 
447 
386 

82 

75 

75 
424 
251 
251 
251 
309 
445 
435 
126 
434 
464 
406 
4441 

6A 

59 
455 
457 
443 
414 
450 

43 
461 
379 


431 
47 
396 
449 
165 
167 
167 
164 


Saururus 
Sauvagesia 
Saxifrageae 
Scabiosa 
Scaevola 
Scandix 
Scaphites 
Scenedesmus 
Scleranthus 
— — 
Scharfmanganerz 
Schaumgyps 
ee 
Scheelit 
Scheererit 
Scheuchzeria 
Schichtung 
Schieferſpath 
Schillernder Asbeſt 
Schillerſpath 


Seite 
399 
440 
444 
409 
412 
427 
167 
175 
443 


123 


93 
73 
86 
87 
115 
391 
118 
69 
110 


58 
Schimmelarten, Bildung der- : 
149 


elben 
Schimmelartige Bilze 
Schinus 
Schizochlaena 
Schizonema 
Schlaf der Pflanzen 
Schmarotzerpflanzen 
Schmelzbarkeit 
Schneelinie 
Schnellkraft der Früchte 
Schoenus 
Schoörl 
Schrifterz 
SA rn 
Schülfern 
Schwarzerz 
Schwarzkohle 
Schwarzmanganerz 
Schwarzfpiesglaserz 
Schwefel _ 
Schwefelantimon 
Schwefelfies 
Schwefelfaures Kali 
Schweinitzia 
Schwere der Mineralien 
Schmwerfpath 

werſtein 

Schwimmſtein 
Scirpus 
Scitamineae 2 
Scolopendrium 
Scorpiurus 
Scorzonera 
Scrophularia 


375 
462 
450 
175 
276 


291, 339 


15 
350 
329 
389 

65 
105 
105 
263 
105 
112 

93 
116 

11, 411 
104 

99 

79 
413 

13, 15 

72 

87 

43 
389 
396 
384 
466 
44 


415, 416 


Scutula 
Scyllarus 
Scyphia 
Scytosiphon 
Sebipira 
Sccale 


Scecale cornutum 


Sedum 
Selagineae 
Selaginites 
Selenblei 
Selenfobaltblei 
Selenfupfer 


Selenfupferglanz 


GSelenfilberblei 


Selenqueckſilberblei 
Selenguedfilberzinf 


Selinum 
Semecarpus 
Sempervivum 
Senecionidae 
Serjania 
Serpentin 
Serpentinfels 
Serpula 
Serruria 
Sesamum 
Sesuvium 
Sethia 
Serualfyitem 
Seybertit 
Sheperdia 
Sherardia 
Sida 
Siderites 
Siderolithes 
Siderofchifolith 
Sigillaria 
Silberfahlerz 
Silberglanz 
Silene 
Sillimanit 
Simaba 
Simarubeae 
Sinapis 
Siphonia 
Siphonocaulae 
Sippen 

Sirex 

Sison 
Sisymbrium 
Sium 
Skapolith 
Skolezit 
Skorodit 


Sloanea 


XXIII. 


Seite 
447 
166 


164, 165, 166 


379 
466 
388 
376 
444 
46 
160 
102 
102 
103 
102 
102 
102 
107. 
427 
462 
444 
42 
457 
58 
122 
164, 465, 467 
407 
416 
444 
455 
366 
58, 440 
407 
424 
A51 
448 
167 


160 
105 

102 

443 

59 

460 

459 

435, A36 
165, 166 
380 

177 

166 

426 

134, 435 
426 


51 
83 
450 


XXIV 


Seite 


Smaragd, 
Smaragdit 
Smithia 
Smyrnium 
Smilax 

Soda, 
Sodalith 
Soharit 
Solanaceae 
Solanocrinites 
Soldanella 
Solen 
Solpuga 
Sonchus 
Sophoreae 
Soredien 
Sorghum 
Soulamia 
Spaltbarfeit 
Spaltöffnungen 
Sparganium 
Spartium 
Spatangus 
Spatheifenitein 
Species, 
Speckſtein 
Speerkies 
Speiskobalt 
Spergula 
Spermacocceae 
Spermoedia 
Sphaeria 
Sphaerococeites 
Sphaerococcus 
Sphaerodus 
Sphärofiderit 
Sphärulit 
Sphaerulites 
Sphagnum 
Sphen 
Sphenopteris 
Sphinx 

Spinacia 
Spinacorhynchus 
Spinell 
Spiraea 
Spirifer 
Spirogyra 
Spirolına 
Spirula 
Spodumen 
Spondias 
Spondylus 
Spongiaceae 
Sporen 
Sprengelia 


166, 


462, 


65 


457 


465 
427 
394 

77 

50 

72 
449 
165 
445 
164 
166 
Al 
466 
263 
388 
432 

19 
264 
392 
466 
167 

79 
177 

61 

99 
100 
443 
424 
376 
377 
161 
378 
167 

80 

47 
167 
383 

68 
461 
166 
442 
166 

63 
464 
164 
379 
167 
164 

58 
462 
167 
379 


253, 256, 260, 347 
I ea 


Seite 


Sprödglanzerz » 106 
Sprödigfeit der Mineralien 44 
Sprünge 118 
Stacheln 263 
Stachys 448 
Stachytarpheta 447 
Stackhousieae 485 
Stängelfalf 69 
Stärkmehl 226 
Stalagmites 444 
Stamm 244, 268 
Standort der Pflanzen 347 
Staphylea 459 
Statice 408 
Staubbeutel 239 
Staubblatt 239 
Staubpilze 376 
Staubweg 242 
Staurolith 63 
Steinfohle 112 
Steinmarf 64 
Steinfalz 74, 420 
Stellaria 443 
Stellatae 424 
Stellulina 379 
Stempel 242 
Stempelhülle 240 
Steneosaurus 166 
Steinöl 4 
Stenochilus 446 
Sterben der Pflanzen 324 
Sterculia 450, 451 
Stereocaulon 380 
Sternbergia 161 
Sternbergit 106 
Sticta 380 
Stigma 242 
Stigmaria 160 
Stilbit 52 
Stilbum 375 
Stillingia 457 
Stipa 389 
Stomatopora 165 
Strahlenbrechung 44 
Strahlkies 99 
Strahlſtein 56 
Stratiotes 398 
Stentit 61 
Strelitzia 397 
Strepidopus 394 
Streptospondylus 166 
Strich 47 
Stromatopora 164, 465, 166 
Strombus 166 
Strontian 73 
Strontian, ſchwefelſaurer 73 


Strophomena 
Struthiola 
Struthiopteris 
Strychneae 
Stylidieae 
Stylobat 
Styphelia 
Styracinae 
Subspecies 
Subularia 
Succulentae 
Süßwaſſerkalk 
Superpofition 
Swartzia 
Swietenia 
Syenit 
Symphytum 
Syringa 
Syringodendron 


Tabaſheer 
Tabernaemontana 
Tacca 

Tacsonia 
Tafelfpath 
Tagetes 

Talinum 

Talk 

Talkhydrat 
Talkſchiefer 
Talkfſpath 
Taeniopteris 
Tamarindus 
Tamaris cineae 
Tamus 
Tanacetum 
Tanghinia 
Zantalit 
Tapanboncanga 
Targionia - 
Taxites 

Taxus 
Teleosaurus 
Telephium 
Tellina 
Tellurblei 
Tellur, gediegen 
Tellurglanz 
Tellurfilber 
Tellurwismuth 
Tellurwismuthſilber 
Tennantit 
Terebella 
Terebratula 
Terebinthaceae 
Terebinthinae 


Geite 


164 


407 


465, 


384 
424 
412 

48 
444 
414 
179 
435 
448 
121 
135 
466 
454 
419 
420 
424 
161 


227 
422 
391 
436 

58 
412 
443 

55 

56 
120 

70 
161 
466 
440 
394 
Ai 
422 

91 
125 
382 
161 
401 
166 
443 
164 
103 

97 
103 
103 
103 
103 
106 
166 


164, 465, 166, 167 
464 


459 


Terminalia 
Ternstroemiaceae 
Ternärbleierz 
Tetartin 
Tetracera 
Tetragonia 
Tetragonolepis 
Tetranthera 
Tetraphis 
Tetratheca 
Teucrium 
Thalassides 
Thalassiophyta 
Thalia 
Thalictrum 
Thapsia 

Thea 

Thecidea 
Theilbarfeit 
Theilungsgeitalten 
Thelephora 
Thenardit 
Theobromä 
Theophrasta 
Thesium 
Thetis 


"Thlaspi 


Thompfonit 
on 


Thoneifenftein 
Thonfchiefer 
Thonjtein 
Thorit 
Thuya 
Thuytes 
Thulit 
Thymeleae 
Thymus 
Tigridia 
Tiliaceae 
Tillaea 
Zinfal 
Titaneifen 
Titaneifenfand 
Titanit 
Tococca 
Todtliegendes 
Toffielda 
Topas 
Topasfels 
Topfſtein 
Tordylium 
Torf 


Tormentilla 
Torrelit 


XXV 


Seite 


377, 


60, 


161, 


446 
449 
85 
45 
430 
444 
167 
406 
383 
432 
47 
166 
378 
379 
431 
427 
449 
167 
19 
19 
376 
79 
450 
45 
406 
167 
435 
52 
123 
89 
122 
60 
67 
404 
162 
59 
407 
417 
395 
450 
444 
78 
90 
88 
68 
448 
124 
394 
64 
120 
55 
427 
11 
427 
463 
110 


XXVI 


Tournefortia 
Tozzia 
Trachylobium 
Zrachyt 
Trachyttrümmergeſtein 
Tradescantia 
Träger 

Trapa 

DTraß 
Tremandreae 
Tremolith 
Tremella 
Trentepohlia 
Tribulus 
Trientalis 
Trifolium 
Trigonella 
Trichilia 
Trichomanes 
Trichosanthes 
Trichroismus 
Trichites 
Tricicla 
Triglochin 
Trigonia 
Trigonocarpum 
Trigonotreta 
Trilobiten 
Trionyx 
Triosteum 
Tripel 
Triphyllin 
Triplit 
Trisepalae 
Triticum 
Triumfetta 
Tricuspidaria 
Trochiscia 
Trochus 
Trollius 
Trona 
Tropaeoleae 
Drümmergeſtein 
Tuber 
Tuberaster 
Tubiflora 
Türfis 
uff, vulfanifcher 
Tulipa 
Tungſtein 
Turbinolopsis 
Turmalin 
Turneraceae 
Turraea 
Turrilites 
Turritella 


* 


Seite 


239, 


465, 
465, 


420 
416 
466 
122 
124 
390 
248 
446 
124 
423 


376 
379 
460 
445 
466 
466 
454 
354 
437 


14, 16 


166 
406 
163 
791 
161 
165 
164 
167 


A3, 60 


165, 


410 


428 
388 
450 
450 
175 
467 
A31 

77 
452 
416 
375 
376 
448 


424 
393 

87 
165 


436 
A54 


167 


165 


Seite 
Turritis A35 
Tussilagö Ai, 412 
Typhaceae 392 
Uebergangskalt 124 
Ulmus 402 
Umbelliferae 425 
Umbelliflorae 425 
Umbilicaria 380 
Umwandlung der Stoffe 207 
Uncaria 423 
Unfruchtbarfeit 336 
Unio  _ 167 
Unobinärgüldenerz 108 
Unona A29 
Unterfchiede der Organismen 170 
Nranblüthe 9A 
Wranglimmer 83 
Urania 397 
Uranit 84 
Uranocker 94 
— 92 
Uranvitrio 77 
Urena AR; 451 
Urſache der Kryſtalliſation 20 
Urſchleim 139 
Urticeae 404 
Urticinae 404 
Usneaceae 380 
Utricularia A415 
Uvyaria 429 
Uvularia 394 
Vaceinieae 413 
Vahea 422 
Vaierianeae A09 
Vaillantia 424 
Vallisneria 398- 
Banndinbleierz , 86 
Vangeria 423 
Vanilla 396 
Varietas 179 
Vasculares Cryptogamae 383 
Vateria Ast 
Vaucheria 379 
Vegetation der Zonen 353 
Begetationswechfel 360 
Ventriculites 166 
Venus 165 
Veratrum 394 
Verbascum | 420 
Berbreitungsbezirf 351 
Verea 444 
Vergeilung 335 


Vergiftungen der Pflanzen 340 


Vermehrung der Pflanzen 


301 


Seite 
DBermehrungsorgane 260 
Vernonia 411 
Veronica 445, 416 
Verrucaria 380 
Bertbeilung der Wärme 348 
Bertheilung der Pflanzen 
nach Zahlen 352 
Verticillites 166 


Berwandlung der Mineralien 6 
DBerwandtfchaften der Orga— 


nismen 170 
Berwandtfchaften der Thiere 198 
Verwelken 336 
Veſuvian 63 
Viburnum 424 
Vicia 465 
Villarsia 424 
Vinca 422 
Violaceae 439 
Virgilia 466 
Viscum 425 
Vismia 441 
Vitis 5A 
Vivianit 
Vochysiaceae 446 
Volkmannia _ 164 
Bolfommenheit der Kryftalle 32 
Voltzia 164 
Bolkit 410 
Vouapa 466 
Made 123 
Wachen der Pflanzen 276 
Wachsthum der Pflanzen 292 
Wagnerit 49 
Wahlenbergia 413 
Walfererde 61, 125 
Wallichia A5i 
Waltheria 450, 451 
Waſſerblei 103 
Waſſerſucht 337 
Wapvellit 49 
Mechfel 418 
Weinmannia 445 
MWeißantimonerz 9A 
Weißgrſenikerz 95 
MWeifbleierz 84 
Weissia 383 
Weißtellur 105 
Mernerit 47 
Wigandia 419 
Milhelmit 68 
Wirteleyflus 271 
Wismuthbleierz 407 
Wismuthblende 110 


Seite 
Wismuth, gediegen .97 
Wismuthglanz 405 
Withamit 59 
Witherit 72 
Wittelsbachia 440 
Wörthit 59 
Wolfram . 9 
Wolframocker 94 
Woluyn 72 
Wülſte der Pflanzen 337 
Wrightia A22 
Würfelerz 83 
Würzelchen 252 
Wunden der Pflanzen 337 
Wurzel 214, 229, 267, 295 
Wurzelhals 315 
Wurzelinpfpen 305 
Xanthidium 9 
Xanthium 412 
Xanihoxylum 460 
Xanthochymus 441 
Xanthorhiza 431 
Xanthorhoea 393 
Xeranthemum 412 
Ximenia 449 
Xylopia 429 
Metererde 71 
Atterſpath 71 
Dttrocerit 71 
Htrotantalit 6 
Yucca 393 
Zalacca 393 
Zamia 161, 162, 400 
Zamites 464 
Zannichellia 390 
Zea 388 
Zeagonit 63 
Zellen der Pflanzen 223, 225 
Zellenpflangen 373 
Zellgewebe, Verrichtung 230 
Zerflüftung 119 
Zerfeßung der Mineralien 6 
Zerfprengbarfeit der Minera- 
lien 15 
Zeugophyllites 160 
Zeugung, mutterlofe 443 
Zinkblüthe 80 
Zingiber 397 
Zinfenit - 404 
Zinforyd 94 


xxviu 


Zueen 
inkvitriol 
Zinnia 
innfies 
innober 
Zinnſtein 
irkon 
izyphus 


Zo iſit 
Zonarieae 
Zos tera 


Zosterites 


Zwiebeln 


Zwillingskryſtalle 


Zwitter 


Zygophylleae 


- 


— 


Seite 
59. 
379 
390 

162 
261, 303 
22, 31 


160 


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